„ EHER ER DROHEN KR DREI Dec PR A x RX . AR x ELLE en EEE ITEN ALERT UNTEN) BL f ne DER ‘ A el “ * Bar AS Beni BRre Re ‘ REN Ee 0 . ”. x 2 AA ’ Kar f g u. £% 4 ae Kat Techn r EN SEE BEI Pe ERETRE er . DIDEIE FIR N .. ». y ra ne EX, e} r er) UT ER een PA ee v var nee men ke arm Fe * ine 75% ee RE OAR ' .r “ana r anna rer r DOREE rn EINWOHNER Vertaenss Maren LAU Er} “ . } DICK . “ j rar neh N draus ne ar antrg 3 TERN VENTO } Br . weh Bi rer AN .‘ the raie h ee ' OA A RK UN, N y a ’ DER REN ı . ee iAR j: Y s. DE As, y ur ‘ “ reinen er ed VERRR IRRE IE RR‘ . ’ EN ER RER EN rs \ : “ \ ’ N ‘ e" ara .. en. a 4 1 LER N2 h 1 : n 03 . . Sa ar x [ fi IKE EN 77 “ Tg, RO ö & er R . (7) a2 . uud Dan 4E A ” SEE IE Tr y 2 nee N RER PER TE Er . vera N N RE) un . .. . MRLLLEAR Eee) L:Y3 1 r Kur . TE, RE 3 RRRERLE Rn a 3 ” ‘ EHE RIRETERLTE Y N AR \ Be Kl R ER Ku f 2 er Puuh, x ee, . sonne RE NET (4 a RE ei 8 \ RT a 3 . ei? KL PREISE REERE 2 z DA BE Diez $ Re FIR DAL DEREK Beh PETER EIHNEE Kiraas er RL SR BEBBSEE g% X Ä RE & DE RT f j Be . ELEKTRIK ET EL Dan 3 Kt TARA, N REEL LE z x Be x & er isn LET, . ß m... ....... ainee Kinn N . \ f 8 AR a! 1 Rue " \ } DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. JAHRGANG 1885. ZWEITER HALBBAND. JUNI BIS DECEMBER. STÜCK XXVI—LII MIT ZWÖLF TAFELN, DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. | f ’ f BERLIN, 1885. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION IN FERD. DÜMMLER'’S VERLAGS - BUCHHANDLUNG HARRWITZ UND GOSSMANN 23. Sepf. 5” 1 INHALT. Seite BER DestRenikles"Kahıt in den. Pontus, - =. u une ee. ae Horrory: Über zwei Strophen der Voluspa. . . e u Be eoni Coxze: Jahresbericht über die Thätigkeit des Kanseriieh desischen Srcheeniopischen Instituts 55 Rors: Über die von Hrn. Dr. Paur Güssrenor in Chile gesammelteunGesteimene Boresrister: Berichugung zu Coelodon (hierzu Taf. V). -. - - 2 2 u 2 2 2 nn em en e 567 SCHERER: Altdeutsche Segen . . . . Fe a N RE a il RANmELSBERG: Über die Gruppe des Skapoliths Ai er ch No Are ee ee ee‘) RE OS TREE Be ei 63 Eos zen, ANGURWORELE Fon Kon Res SHE Eu Be RER FE SE Pe ne RT RE 1:1 Bot Bois- Rewmonn: Antwort an Hrn. Scuunze . » . 2 2. 0 mon a en ann en 620 RRRIRERDEEATTTTIDLSTEH EIER ut te euer el ee De ha age ne Pa ren te en 023 Currıus: Antwort an Hrn. HırscareLn . . i ; 2626 Zetrer: Bericht über die zur a der hen Doeisfrage von 1882 eingegangenen Arbeiten. . . 628 WeIerstrass: Über die eg Darsiellharkbit nr willkürlicher Wünelioken einer sahllen ; Veränderlichen . . . Fa a en N ee Mer 03 Kronecker: Über das Be Bis ea RE: EL RA eo Evriss: Epigraphische Miscellen (hierzu Taf. VI bis x. N ERR ST N er 0 E. pu Boıs-Reymonnp: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung . I ar ol Hınstepr: Eine Bestimmung des Ohms . . . ET ee sed A a 133 Kroxecker: Zur Theorie der elliptischen Barenone N ee et Moe OL Kronecker: Über den Caucnv’schen Satz . . . e & ke Wererstrass: Über die analytische Darstellbarkeit arte willkürlicher Kundinnen einer reellen Veränderlichen. Zweite Mittheilung . . . A rel) Noeruins: Vorläufiger Bericht über die Benendersche Beschaffenheit ee Ost- erde 807, ' Weser, H.F.: Das Wärmeleitungsvermögen der tropfbaren Flüssigkeiten . . » » 2 2.2.2.....809 Wien: Über den Einfluss der ponderabeln Theile auf das Bebeurtenlsichte ve PER ea - Hormann: Über die Sulfoeyanursäure . . BE EA RER 2 WE Hormans: Über das Amin des Book mekhyihengels ROLE ae Krosecker: Über eine bei Anwendung der partiellen rn nützlie % ea a Berenpr: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg (hierzu Taf. XD). . . » 2.2.2... 863 Dirmans: Über Pithom, Hero, Klysma nach Navıure. . . . . en a er et) _ FoERSTER: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. . . a OO _ SCHWENDENER: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen (cn Taf. xıv) N ODT Toster: Ein Lied Bernarts von Ventadour . . . Yy4l | Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks and Be Hlhssd auf den Euoeyuaiesankeneihniaiher und das Cyanurchlorid. Normale alkylirte Melamine . . . Be 4 ‘958 Horsans: Über die den Alkyleyanamiden entstammenden alkylirten Tsetoelartns en über die Consk- tution des Melamins und der Cyanursäure . . . .. 981 G. Kırcnnorr: Zur Theorie der Gleichgewichtsvertheilung Aa Elektricität auf zwei häieenden Kugeln. 1007 v. Lexpenrern: Beitrag zur Kenntniss des Nerven- und Muskelsystems der Hornschwämme . . . 1015 Inhalt. Seite Wiese: Über den Einfluss der Sad des Glases auf die Nachwirkungs- Erscheinungen bei Thermometern . e . 1021 Lorrıme: Archaische Inse ‚hriften in Hosoken . 1031 Kroxecker: Die absolut kleinsten Reste reeller N u . 1045 v. Juerıng: Über die Fortpflanzung der Gürtelthiere . 1051 Kuxpr: Über die elektromagnetische Drehung der Polkäskonschin des Tichtes im "Eis . 1055 || Wererstrass: Zu Hrn. Liypemann’s Abhandlung: »Über die Luporpn’sche Zahl« 1067 Scuseiver: Der unterirdische Gammarus von Clausthal (@. pulex, var. subterraneus) (hierzu Taf. m. 1087 - Weser, Leoxn.: Mittheilung über einen Differential- Erd - Induetor 1105 | Westersaier: Zur physiologischen Bedeutung des Gerbstoffes in den Pflänzen ee Tat. xvD. 1115 31 Vircnow: Über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner 1129 | j| Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1143 Brusser: Über die Landschenkungen der Merowinger Ari den Agılolloper 1173 | Berichtigungen . 2 . 1202 | Verzeichniss der eingegangenen DEE hriften : -(1) 7 Namen - Register = N Sach - Register —— an ng un 1885. AXVI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 4. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Duncker las: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 2. Hr. Scherer legte eine Erklärung zweier Strophen der Voluspa vor, von dem Privatdocenten an der hiesigen Universität Hrn. Dr. J. Horrorr. Beide Mittheilungen folgen umstehend. 3. In Übereinstimmung mit der vorberathenden Commission der Borr-Stiftung hat die Akademie den statutenmässig am 16. Mai zu vergebenden Jahresertrag des Stiftungscapitals mit 1350 Mark dem Privatdocenten der Wiener Universität, Hrn. Dr. E. Hurrzscn aus Dresden, zuerkannt, um denselben zu einer weiteren Ausdehnung der litterarischen Studien und Sammlungen in Stand zu setzen, mit welchen er zur Zeit in Indien beschäftigt ist. 4. Die Akademie hat zu einer Publication der Resultate ihrer ver- mittelst einer Bewilligung aus dem Dispositionsfonds Sr. Majestät des Kaisers und Königs im Jahre 1883 ausgeführten Expedition nach dem Nimruddagh, welcher zugleich die nicht bereits anderweitig veröffent- lichten Ergebnisse der Aneyra-Expedition von 1882 angeschlossen werden sollen, 4500 Mark, und zur Drucklegung eines von dem Missionar Hrn. H. Brıinker bearbeiteten Wörterbuches der Herero-Sprache einen Zu- schuss von 2000 Mark bewilligt. Ferner hat die physikalisch - mathe- matische Classe aus den ihr überwiesenen Fonds bewilligt: 2000 Mark an Hrn. Prof. Doury in Neapel zur Fortsetzung der Jahresberichte der Sitzungsberichte 1885. 45 532 Gesammtsitzung vom 4. Juni. Zoologischen Station, und 600 Mark an Hrn. Dr. OÖ. ZacnArıs in Hirschberg i. Schl. zu einer faunistischen Untersuchung der Seefelder in der Grafschaft Glatz. 5. Die Aufnahme einer von Hrn. Prof. G. Hırscnrern in Königs- berg eingereichten Abhandlung über paphlagonische Felsengräber, welche Resultate einer im Jahre 1882 mit Unterstützung der Akademie ausgeführten Reise enthält, in den Band der Abhandlungen für 1885 wurde genehmigt. 6. Das eorrespondirende Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe, Hr. Heste, ist zu Göttingen am ı3. v. M. verstorben. 933 Des Perikles Fahrt in den Pontus. Von Max Duncker. 1% der Biographie des Perikles giebt Plutarch Cap. ı8 bis 22 einen Überblick über dessen Kriegsthaten. Nach Erwähnung der Expedition des Perikles in den thrakischen Chersones, seines Zuges und seiner Thaten im korinthischen Meerbusen fährt Plutarch fort: »In den Pontus schiffte er mit einer grossen und prächtig ausgestat- teten Flotte und vollbrachte den hellenischen Städten, worum sie gebeten hatten und erwies sich ihnen wohlthätig. Den umwohnenden Barbarenvölkern aber und deren Dynasten bewies er die Grösse und Furehtlosigkeit und Kühnheit der Macht der Athener, zu schiffen, wohin sie wollten, und das gesammte Meer sich unterthan zu machen; den Sinopern aber liess er den Lamachos mit dreizehn Schiffen und Kriegsleuten zurück gegen den Tyrannen Timesilaos. Und als dieser und seine Partei vertrieben waren, brachte er den Beschluss zur An- nahme, dass sechshundert Athener aus freiem Willen nach Sinope schiffen und mit den Sinopern zusammensiedeln sollten, und Häuser und Landbesitz, die die Tyrannen zuvor inne gehabt, unter sich zu vertheilen hätten. Im Übrigen aber wich er dem Drängen der Bürger nicht, noch liess er sich mit ihnen durch solche Stärke und solches Glück zu dem Verlangen verleiten, wiederum Aegyptens sich anzu- nehmen und die Herrschaft des Königs an den Meeresküsten zu er- schüttern. Denn viele hatte schon jenes unselige und verderbliche Begehren nach Sieilien ergriffen, das späterhin die Redner im Gefolge des Alkibiades zur Flamme entzündeten; einige träumten sogar, dass in Folge der gegenwärtigen Vormacht und des günstigen Ganges der Dinge Tyrrhenien und Karchedon nicht ausser dem Bereiche der Hoffnung lägen. Aber Perikles hielt solchen Ausgriff in Zaum und beschnitt die Unternehmungslust und wendete das Schwergewicht der Macht auf die Bewahrung und Befestigung des vorhandenen Besitzes, denn er hielt es für eine grosse Sache, den Lakedaemoniern Wider- stand zu leisten, und arbeitete diesen stets entgegen. Das bewies er vielfach und zumeist durch sein Verhalten bei dem heiligen Kriege. 45° 534 Gesammtsitzung vom 4. Juni. Denn nachdem die Lakedaemonier nach Delphi gezogen waren, das die Phokier inne hatten, und es den Delphern zurückgegeben hatten, zog er selbst, sobald jene sich entfernt, aus und setzte die Phokier wieder ein.e — »Und dass Perikles mit Recht die Macht der Athener zusammengehalten, bezeugte ilım, was geschah. Denn zuerst fielen die Euboeer ab, gegen die er mit Streitmacht hinüberging, und gleich darauf wurde gemeldet, dass die Megarer Feinde geworden, und dass ein feindliches Heer unter Führung des Pleistoanax, des Königs der Lakedaemonier, an Attika’s Grenzen stehe.« Ausser dieser Erzählung Plutarch’s geschieht eines Zuges des Perikles in den Pontus weder im Summarium des Thukydides, noch bei Diodor, noch sonst irgendwo in der uns erhaltenen Überlieferung ‘rwähnung. Aus dem Schweigen des Summarium kann nicht mehr geschlossen werden, als dass Thukydides diesem Zuge kein besonderes Gewicht beilegte, die gleiche Erwägung kann Diodor’s Grund gewesen sein, denselben in seinem Auszuge aus dem Ephoros wegzulassen, vorausgesetzt, dass er bei diesem erwähnt war. War Theopomp, wie sich vermuthen liesse (Strabon p. 247), Plutarch’s Gewährsmann für die Erzählung der Fahrt in den Pontus, so würde die Athen accentuirt günstige Färbung derselben gewiss nicht auf diesen zurückgeführt werden dürfen. Dass Plutarch jeden Falls auch hier des Krateros Sammlung, die er bei den attischen Biographieen überhaupt zu Rath zieht, benutzt hat, beweist die Erwähnung des Sinope betreffenden Psephisma. Ich untersuche zunächst: ob die Zeit dieser Fahrt in den Pontus, die Plutarch nicht angiebt, bestimmt werden kann. Aus der Reihefolge der Feldzüge in den angezogenen Capiteln Plutarch’s kann keine Fol- gerung gezogen werden, da er mit des Perikles angeblicher Warnung vor der Schlacht bei Koroneia anhebt (demnach mit dem Jahre 447), darauf von des Perikles Thaten im thrakischen Chersones erzählt, die im Jahre 452 liegen, dann seine Thaten im korinthischen Busen erwähnt, welche 455 vollbracht wurden (Diodor ıı, 85), und nun auf die Fahrt in den Pontus übergeht. Das nächstliegende scheint, diese Fahrt des Perikles Thätigkeit auf dem Chersones anzureihen, ihn von hier in den Pontus segeln zu lassen. Aber Plutarch sondert beide Züge sehr bestimmt, und lässt ihn die Fahrt in den Pontus an der Spitze »einer grossen prächtig gerüsteten Flotte« ausführen. Zudem lagen die Dinge im Jahre 452 für Athen nicht so, dass an weitausgreifende Unternehmungen, an Fahrten in den Pontus gedacht werden konnte. Unter dem Druck der schweren Niederlage von Pro- sopitis, die über zweihundert Trieren und deren Bemannungen gekostet, hatte der Bundesschatz von Delos nach Athen geflüchtet werden müssen, Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 535 um Euboea und Naxos in Gehorsam zu halten, mussten die Gegner Athens ausgetrieben und hier wie dort Kleruchen eingesetzt werden; die Treue Milet’s, Erythrae’s und Kolophon’s wankte,' und die Expedi- tion des Perikles nach dem Hellespont konnte damals keinen anderen Zweck haben, als so entscheidende Punkte wie die Meerengen für Athen zu sichern. Ist jene Combination demnach unzulässig, so steht zur Frage, ob sich der Erzählung Plutarch’s Andeutungen über die Zeit des Zuges in den Pontus entnelımen lassen. Wenn es in dieser heist: in den Pontus zog Perikles, aber dem Drängen der Bürger, sich Aegyptens wieder anzunehmen und die Herrschaft des Königs an den Meeres- küsten zu erschüttern, widerstand er, woran sich dann schliesst, dass er das Ausgreifen nach Sieilien in Zaum gehalten und die Unter- nehmungslust der Athener beschränkt, so steht hiernach das Unter- nehmen im Pontus in bestimmtem Gegensatz zur Aufnahme des Krieges in Aegypten und zu Absichten auf Sieilien. Dass Perikles sich Unter- nehmungen nach Westen, nach Sieilien hin schlechthin widersetzt, diese absolut hingestellte Behauptung Plutarch’s ist den Thatsachen gegenüber hinfällig. Der Staatsmann, unter dessen Leitung Thurii gegründet wurde (443), gegen Tarent ein Bündniss zu Gunsten des von den Tarentern bedrängten Thurii mit dem Fürsten der Messapier geschlossen wurde (Thukyd. 7, 33), eine attische Flotte unter dem Befehl des Diotimos vor Neapolis ankerte,’ den Ambrakioten d.h. mittelbar den Korinthern das amphilochische Argos entrissen und Bündniss mit den Akarnanen geschlossen ward (Thukyd. 2, 9. 68), der den Widerstand der Volksversammlung überwand, um die Defensiv- alllanz mit Kerkyra durchzutreiben, der bald darauf nicht nur mit Rhegion Bündniss schloss, d. h. Athen gegen Lokri verpflichtete, son- dern auch mit Leontini, d. h. Athen zur Hülfe gegen Syrakus ver- pflichtete® — von dem kann doch auch nicht mit einem Schein der Begründung behauptet werden, dass er die Unternehmungslust der Athener nach Westen hin beschnitten habe. Aus dem angeblichen Gegensatze des Perikles gegen das Drängen der Athener nach Westen hin lässt sich somit keinerlei Anhalt für die Expedition in das Schwarze Meer gewinnen. Vielleicht eher aus dem vorangestellten Gegensatz des Perikles »gegen das Drängen, sich Aegyptens wieder anzunehmen und des Königs Herrschaft an den Meeresküsten zu erschüttern«. Wann konnte in Athen ein Drängen stattfinden, sich Aegyptens wieder anzunehmen ı C.I.A. 1, 9. 10. 11. 13. 231. 4, 22°. Respubl. Athen. 3, 10. 11. ? Timaei fragm. 99 M. Strabon p. 146. BEOSTTAR 13,74. IV 23% 536 Gesammtsitzung vom 4. Juni. (rar dvrıraußavesde)? Kimon hatte, die Vergeltung für Prosopitis herbeizuführen, sofort, nachdem er den Frieden mit Lakedaemon zu Stande gebracht, Persien an zwei sehr empfindlichen Punkten ange- griffen, am Nil und in Kypros; die attische Flotte vor Kypros hatte Prosopitis glänzend bei Salamis gerächt. Niehts natürlicher und nichts gewisser, als dass Kimon’s Partei, die nach seinem Tode sein Ver- wandter Thukydides, des Melesias Sohn, mit Gewicht und Nachdruck zu führen verstand, sich der Rückrufung der Flotte aus Aegypten widersetzte, auf Fortsetzung des so glücklich wieder begonnenen Krieges gegen Persien drang, während Perikles »den Hass gegen die Meder fallen liess«, wie die Mytilenaeer bei Thukydides (3, 10) sagen. d.h. den Krieg gegen Persien überhaupt nicht gemeint war fortzuführen, vielmehr nach einem Abkommen mit Persien trachtete. Damit hätten wir denn einen Moment des Drängens, wenn nicht auf ein Wieder- eintreten für Aegypten, so doch auf Fortsetzung des Krieges gegen Persien am Nil gefunden, der chronologisch zu fixiren ist. Es konnte nur in dem Herbste, der der Schlacht von Salamis folgte, d.h. in dem des Jahres 449, und im Frühjahr 448 stattfinden. Wir wissen zudem, dass dieses Drängen nicht zum Ziele gelangte, dass Perikles vielmehr erreichte, die Unterhandlung mit Persien an Stelle der Fort- setzung des Krieges gegen den König zu setzen, welche jedoch, wie ich in einer früheren Untersuchung ausgeführt habe, nicht zum Ziele führte. Zu diesem chronologischen Ansatz des Drängens stimmt voll- kommen der Fortgang der Erzählung bei Plutarch: wie Recht Perikles gehabt, die Kraft Athens in Hellas zusammenzuhalten, das bewiesen die folgenden Ereignisse: der Zug der Spartaner nach Phokis, der Abfall Euboea’s und Megara’s, die Invasion der Peloponnesier, d. h. die Ereignisse der Jahre 448, 446 und 445. Nicht ganz jedoch stimmt dazu der von Plutarch gewählte Ausdruck, das Drängen sei darauf gegangen Alyyrrov re marıv dvrıraußaveodeu, den er zudem seiner Quelle entlehnt haben wird, da er bis dahin Aegyptens auch nicht andeutend gedacht hat. "Avrıraudaveodei allein hätte vollkommen genügt, wenn das Drängen der Athener einfach auf Fortsetzung des im Zuge befind- lichen Krieges gegangen wäre. Die Wendung rarw dvnmamßarso>eu deutet doch auf eine stattgehabte Unterbrechung der Hülfe für Aegypten; auf einen Zwischenraum, der zwischen vordem gewährter und nun wieder zu gewährender Hülfe lag; d. h. auf ein Drängen (der Athener auf Erneuerung der Hülfe für Aegypten, die früherhin gewährt, (danach aber nicht gewährt worden war. Ist ein in dieser Weise zu qualifieirender Moment solchen An- dringens zu ermitteln? Wenn Plutarch uns sagt, der Zug der Spartaner Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 537 nach Phokis, der Aufstand Euhoea’s und was dem folgte haben be- wiesen, wie wohl Perikles daran gethan, die Kräfte Athens in Hellas zusammenzuhalten, so ist die Thatsache des Zurückhaltens richtig, der Zweck jedoch, den Plutarch diesem Zusammenhalten unterlegt, wurde in keiner Weise erreicht. Athen hat bis dahin niemals so schwere Schläge empfangen, eine so einschneidende Herabdrückung seiner Macht und seines Ansehens in Hellas erfahren, als gerade in diesen Jahren. Auf den kecken Angriff der Spartaner während der Geltung des fünfjährigen Friedens auf den Verbündeten Athens, auf die Phokier, folgt eine etwas schüchterne Erwiederung. Nach der Niederlage von Koroneia opfert Athen ohne Weiteres seine Anhänger in den boeo- tischen Städten, sanktionirt es vertragsmässig die Wiederaufrichtung der Macht Thebens, die die medische Politik seiner Regierung vernichtet hatte, d. h. Athen giebt seine Zustimmung, dass ein waffenstarker Gegner an seine Grenze, neben ihn tritt und legt damit selbst den Grund zu seinem Verderben; im dreissigjährigen Frieden verzichtet es auf Megara, d. h. auf die Vormauer, die ihm während des ersten peloponnesischen Krieges die Invasionen der Peloponnesier abgewehrt, und dazu auf Troezen und Achaia. Nach solehen Verlusten Athens, nach dem Abschluss so schmählicher Verträge, die Athens Machtstellung auf dem Festland beseitigten, lag den Gegnern des Perikles sicherlich nahe, darauf zu dringen, dass nun wenigstens, nachdem Alles, was Atlıen im ersten Kriege gegen Theben, Korinth, Sparta, die Peloponnesier trotz des gleichzeitigen Kampfes gegen Persien errungen, was Kimon's Friede Athen erhalten, geopfert sei, nachdem der Friede mit Lake- daemon und Theben durch solche Opfern erkauft sei, die Kräfte Athens dem Kriege gegen Persien zurückgegeben würden, die nationale Auf- gabe weitergeführt, damit dem Könige die gebührende Antwort auf die schnöde Abweisung der billigen Vorschläge, die Athen ihm ge- macht, ertheilt, die Gunst des Umstandes, dass es dem Amyrtaeos auch nach Entziehung der Hülfe Athens gelungen sei sich zu behaupten, verwerthet, und den Persern die aegyptische Wunde offen gehalten werde. Dies war doch wohl der Moment, in dem es zur Frage und dringend zur Frage stand, sich Aegyptens wiederum anzunehmen, da zudem der Aufstand in Aegypten gerade in diesem Augenblick, in Folge eines in Persien erfolgten Umschwunges, sich mit eigener Kraft zu behaupten ersichtlich ausser Stande war. Die angedeuteten Umstände treffen in dem Herbste, der dem Abschluss des dreissigjährigen Friedens folgte, in dem Herbst des Jahres 445 und dem Frühjahr 444 zu- sammen. Dass das Drängen: Athen muss sich Aegyptens wiederum an- nehmen, in der That zu dieser Zeit stattgefunden, erhellt aus einer 538 Gesammtsitzung vom 4. Juni. aus des Philochoros Atthis erhaltenen Notiz: unter dem Archontat des Lysimachides, d. h. im Jahre 445/44, sei dem attischen Volke ein Geschenk von 30000 Scheffeln Weizen aus Aegypten gekommen«; auch Plutarch gedenkt am Schlusse der Biographie des Perikles des Korngeschenkes, das der König Aegyptens gesendet.‘ Ich habe in einer früheren Untersuchung nachgewiesen,” dass der Geschenkgeber kein anderer war als Amyrtaeos (in den Inschriften Amen -ar-t-rut?), und das Geschenk keinen anderen Zweck haben konnte, als die Unter- stützung seines Hülfsgesuches. Es war eine gewiss nicht schlecht be- rechnete Unterstützung dieses Gesuchs, die Stimmen aller der attischen Bürger, denen an einem oder zwei Scheffel Weizen gelegen sein konnte — nach Philochoros waren deren gegen 15000 d.h. die Hälfte der Bürgerschaft vorhanden —, dafür zu gewinnen, dass Athen ihm wiederum Hülfe gewähre. Hatte ihn, nachdem die sechszig Trieren, die ihm Kimon geschickt, zurückgerufen worden waren, der Bruch des Königs mit seinem Schwager Megabyzos (Bagabuksha), der innere Krieg in Persien, der nach des Ktesias Angabe fünf Jahre nach der Gefangen- nahme des Inaros, d. h. fünf Jahre nach dem Herbste des Jahres 454, somit im Herbste 449, nach der Schlacht beim kyprischen Salamis, zum Ausbruch kam, bis jetzt gedeckt, nach der nunmehr eingetretenen Ver- söhung des Artaxerxes und Megabyzos war er verloren, wenn er nicht Hülfe fand, und er konnte diese nirgend anders als in Athen finden. Demnach wird, meine ich, ausser Zweifel stehen, dass das Drängen, sich Aegyptens wiederum anzunehmen, von seiten der kimonischen Partei im Herbste 445 mit neuer Stärke wieder aufgenommen und von der durch des Amyrtaeos Geschenk gewonnenen Menge sehr lebhaft unterstützt worden ist. Einfache Ablehnung war offenbar unmöglich. So nachtheilige Ver- träge, wie die eben mit Theben und den Peloponnesiern geschlossenen, konnten des Perikles Stellung nicht ohne Erschütterung gelassen haben, und wenn die Verurtheilung des Kallias, wie ich früherhin auszuführen versucht,’ wegen Unterhandlung des dreissigjährigen Friedens erfolgt ist, so wäre damit die ohnehin anzunehmende Stärke der Opposition thatsächlich belegt. Perikles selbst musste fühlen, dass nach solchen Schlägen wiederum Kraft und Action zu zeigen, unerlässlich sei. Sein rasches, weitgehendes Nachgeben nach kurzen Zusammenstössen, die Athen unmöglich gebrochen haben konnten, sowohl gegen Theben als gegen Sparta, ist nur durch seine Überzeugung zu erklären, von der ' Philoch. fragm. 90. Plut. Periel. 37. * Sitzungsberichte 1883 S. 935 ff. ° WIEDEMANN, Gesch. Aegypt. S. 272. * Sitzungsberichte 1884 S. 811. Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 539 auch sonst ausreichende Beweise vorliegen, dass Atlıen seine ganze Kraft auf die Seeherrschaft zu concentriren, und sich demgemäss in Hellas auf Attika und Euboea zu beschränken habe. Die Seeherrschaft wollte er, aber er wollte sie in möglichst geringem Gegensatze gegen Persien, unter möglichster Aufrechthaltung des Status quo gegen Persien, jeden- falls unter Verzicht auf Offensive gegen Persien. Eben hierin lagen für ihn die Anstösse der Hülfsgewährung für Amyrtaeos, der Wieder- aufnahme des Krieges am Nil: man kam dann wieder in offenen Krieg mit dem Könige, man ging dort unabsehbaren Verwickelungen ent- gegen und man konnte schliesslich dort wieder bei einem Prosopitis ankommen. War es unmöglich, dem Drängen nach dem Nil direet zu wider- stehen, so musste versucht werden, ihm die Spitze abzubrechen, indem ein anderes Unternehmen an die Stelle des aegyptischen gesetzt wurde, ein Unternehmen an sich der Seeherrschaft Athens nützlich, das zu- gleich für eine Diversion zu Gunsten des Amyrtaeos ausgegeben werden konnte. Perikles wusste die Bedeutung der Meerengen zu würdigen, wie seine Expedition nach dem Chersones im Jahre 452 und die An- stalten, die er bei dieser zur Behauptung desselben, die Einrichtung der Kleruchieen auf Lemnos zu Hephaestia und Myrina, die, wie Kırcnnorr nachgewiesen, im Jahre 448 erfolgte,' und Athens Stellung in der Nähe des Hellespont verstärkten, beweisen. Die Hellenenstädte an den Ufern des Pontus in seinen Bund zu ziehen, hatte Athen noch niemals versucht, wenigstens nicht ernsthafter versucht; nur von einer angeblichen Fahrt des Aristeides in den Pontus liegt eine recht un- bestimmte Notiz vor.” Die Städte an der Westküste wie an der Nord- küste des Pontus standen nicht unter persischer Hoheit, und wenn man selbst die der Südküste mit Athen zu verbinden unternahm, — die Herrschaft Persiens an dieser Küste stand nicht sehr fest und traf Persien nicht tiefer. Jedenfalls war man sicher, einer Perserflotte auf dem schwarzen Meere nicht zu begegnen, und immer war es bei solehen Versuchen möglich, auf den Schiffen oder wenigstens in deren Nähe zu bleiben und weiterer Verstrickung aus dem Wege zu gehen. Gesuche aus dem Pontus sind dem Perikles zu Hülfe gekommen, um eine Expedition in dieser Richtung an die Stelle einer neuen Landung in Aegypten zu setzen. Plutarch sagte uns oben: Perikles habe »den hellenischen Städten im Pontus erfüllt, worum sie gebeten«. Welcher Art waren diese Bitten, welche vermochte Athen zu erfüllen? Eine derselben wenigstens ergiebt Plutarch’s Erzählung selbst. Sinoper, vor ! Abhandl. d. B. Akademie 1873 S. 30. % Plut. Aristid. c. 26. 540 Gesammtsitzung vom 4. Juni. dem Tyrannen der Stadt, d. h. wohl vor dem Haupte der medischen Partei, vor dem von den Persern eingesetzten Stadtvogt Sinope’s flüchtig, haben in Athen um Zurückführung, um Austreibung des Tyrannen gebeten. Für Athens Handel waren nähere Beziehungen zu Sinope, Begünsti- gungen desselben gewiss nicht unerwünscht. Aber Perikles hat, wie Plutarch sagt, mehr als einer der hellenischen Städte die gestellten Bitten erfüllt, ihnen Dienste geleistet und den umwohnenden bar- barischen Völkern und deren Königen und Dynasten die Grösse der Macht Athens und dass diese bis zu ihnen reiche, gezeigt. Mit den Königen und Dynasten der umwohnenden barbarischen Völker kann Plutarch hier den Perserkönig um so weniger meinen, als er diese Fahrt in den Pontus nicht nur in Gegensatz zu dem Drängen der Bürger nach Aegypten, sondern auch in Gegensatz zu deren Drängen, »die Herrschaft des Königs an den Meeresküsten zu er- schüttern«, stellt, wobei er freilich vergessen hat, dass die Nordküste Kleinasiens zu den Satrapieen Phrygien und Kappadokien gehörte, dass die Kriegsthat in Sinope, die er selbst erzählt, Erschütterung der Herr- schaft des Königs an der Meeresküste bezweckte und vorerst erreichte. Welche hellenischen Städte ausser Sinope können es gewesen sein, denen Bitten erfüllt wurden, welche Könige und Dynasten der Bar- baren waren es, denen Athens Macht vor Augen geführt wurde? Die Zurückwerfung des persischen Angriffs auf Hellas, der persi- schen Herrschaft bis über die Meerengen, war nicht nur den Hellenen, die diese Thaten vollbracht, sie war auch denen, die diesseit der Meerengen Unterthanen Persiens gewesen waren, den Makedonen und den Thrakern zu Gute gekommen. Makedonien hatte wie von der persischen Herrschaft durch die Verschwägerung seines Fürsten mit dem Hause des Megabyzos, durch die Gunst des Hofes, so von deren Zurückwerfung die erheblichsten Vortheile gezogen. Unter den dureh die Zurückwerfung der Perser befreiten thrakischen Stämme erhoben sich die Odrysen, die im Thale des Artiskos sassen, gute Streiter und Reiter. Ihr Stammhaupt Teres unterwarf die benachbarten Thraker, drang nordwärts bis zum Haemos und über den Haemos bis an die Donau vor.' Jenseit der Donau gebot den Skythen König Ariapeithes; mit diesem trat Teres in Freundschaft und gab ihm seine Tochter zur Ehe (um 465). Danach dehnte Teres seine Herrschaft ost- wärts bis zur Küste des Pontus aus; nicht ohne schweren Kampf und Wechselfälle wurde er hier seiner Landsleute, der Thyner, Herr.” Die ! Thukyd. 2, 29. 96. Herod. 4, 78. ® Thukyd. 2, 97. Xenoph. Anabas 7, 2. 21. Die Ausdehnung des Odrysen- reiches bis zur Donau, die damit zusammenhängende Verbindung des Teres und Ariapeithes muss um 465 liegen, da der Sohn des Ariapeithes und der Tochter des Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 541 wachsende Macht der beiden befreundeten Fürsten konnte nicht ohne Wirkung aufdie Hellenenstädte der tırakischen und der skythischen Küste, auf Apollonia, Odessos, Istros, Tyras, Nikonion, Olbia, Panticapaeon, Phanagoria geblieben sein. Des Teres Herrschaft reichte nach Unter- werfung der Thyner bis an die Thore von Byzanz." Diesen wie jenen Städten im Pontus musste erwünscht erscheinen, sich gegen den Odrysen- könig, gegen den Skythenkönig auf eine andere Macht stützen zu können, die ihnen von der See her Schutz zu gewähren in der Lage war. Es gab keine andere ausser Athen. Hierauf gerichtete Bitten mögen von einer oder der anderen hellenischen Stadt der thrakischen und der skythischen Küste nach Athen gelangt sein. Auf das Ansuchen der Sinoper, auf Gesuche hellenischer Städte der West- oder Nordküste des Pontus gestützt, mochte es dem Perikles um so leichter gelingen, die Fahrt in den Pontus an die Stelle des Krieges am Nil zu setzen, als Gesuche von Hellenen doch dem Gesuche des Amyrtaeos vorgehen mussten, als nicht in Abrede zu stellen war, dass das Erscheinen einer starken attischen Flotte an der Nordküste Kleinasiens, die Streitkräfte Persiens von Aegypten ablenken und hierher ziehen könnte. Die nachtheiligen Verträge, die Athen eben geschlossen, und deren Nachwirkung auf die Stimmung in Athen, die Veränderung der Lage des Aufstandes in Aegypten, das Eintreffen des Geschenkes des Amyrtaeos im Jahre des Lysimachides, jedenfalls nach der Ernte am Nil, d.h. im Spätsommer oder Herbst 445, stellen ausser Zweifel, dass das Drängen »sich Aegyptens wiederum anzunehmen«, im Herbst und Winter 445/44 stattgefunden hat, und dürfen wir dem- gemäss mit voller Sicherheit des Perikles Fahrt in den Pontus mit jener grossen und prächtig ausgerüsteten Flotte in das Frühjahr und den Sommer des Jahres 444 v. Chr. setzen. Diesem Ansatze wider- spricht die Notiz in Plutarch’s Erzählung von dieser Fahrt nicht, dass Perikles den Lamachos mit dreizehn Schiffen vor Sinope zurückgelassen habe, auch wenn es sich um Lamachos, des Xenophanes Sohn,” handelt, woran ich deswegen nicht zweifele, weil gerade dem Lamachos, des Xenophanes Sohn, im Jahre 424 eine Expedition in den Pontus auf- getragen wird,’ und vorauszusetzen ist, dass Lamachos Mitstrateg des Perikles auf dessen Zuge war, da dreizehn Trieren und ein selbständiges Teres schon um 438 König der Skythen wird. Bei Herodots Anwesenheit im Skythen- lande, die wir doch vor, wenn auch nicht lange vor seine Übersiedelung nach Thurii setzen müssen, war Ariapeithes noch am Leben, denn Herodot konnte sich bei einem Beamten des Ariapeithes — Herodot giebt ihm den Titel &rirgoros — nach dem Stamm- baum des Anacharsis erkundigen. ! Thukyd. a. a. O. 2 Thukyd. 6, 8. ® Thukyd. 4, 75. Diodor ı2, 72. 542 Gesammtsitzung vom 4. Juni. Commando doch wohl nur einem auf der Flotte befehligenden Strategen anvertraut werden konnten. Um 444 Strateg sein zu können, musste Lamachos 475 geboren sein. Diesem Ansatz steht Plutarch’s Bemerkung im Leben des Alkibiades nicht entgegen (ce. ı8): bei der Strategenwahl im Jahre 416/15 sei Lamachos dem Nikias und Alkibiades als »über- ragend im Alter« zugesellt worden. Wenn 475 geboren, war Lamachos 416 neun und fünfzig Jahre alt, Alkibiades, 420 zuerst Strateg, min- destens drei und dreissig Jahr. Auch den Worten gegenüber, die Aristophanes in den Acharnern, die 425 aufgeführt wurden, dem Dikaeopolis dem Lamachos gegenüber in den Mund legt: op@v rorıoüs ev avdpas Ev Tals Tageow, veavias Ö’olos CU dimdedpaxoras — MoSohopolvras Tpels dpayuas hält dieser Ansatz für Lamachos Stand. Der Accent der Apostrophe liegt auf dem Strategensold -— Lamachos war notorisch sehr unbemittelt, — als Jünglinge konnten attische Strategen über- haupt nur uneigentlich bezeichnet werden, das bekannte ungestüme Wesen des Lamachos konnte als Jugendlichkeit charakterisirt werden; das eios oü geht aber offenbar auf diadedswxores: »Jünglinge, Ausreisser wie du«, ziehen den Strategensold.' Ist die Zeit der Expedition des Perikles in den Pontus demnach auf das Jahr 444 zu bestimmen, so bleibt die weitere Frage zu erledigen, welche Früchte sie Athen eingetragen hat. Die bedeutendsten Städte am Nordufer Kleinasiens waren Herakleia und Sinope. Die Fahrt in den Pontus traf zunächst Herakleia. Ob Perikles versucht hat, hier Verbindungen anzuknüpfen, steht dahin. Aus Trogus hat uns Justin folgende Notiz erhalten: »Als die Athener zur Herrschaft kamen und nach Besiegung der Perser Tribut zum Schutz in Hellas und Asien ausschrieben und alle eifrig zu dieser Schutzwehr ihres Heiles bei- trugen, weigerte Herakleia allein aus Anhänglichkeit an den König der Perser zur attischen Flotte zu steuern.« Diese Weigerung kann dem Perikles gegenüber erfolgt sein, sie könnte aber auclı schon früher erfolgt sein, wenn es mit der Fahrt des Aristeides in den Pontus Richtigkeit hätte. Unternommen hätte Aristeides dieselbe nach der betreffenden Angabe bei Plutarch gegen Ende seiner Tage; diese Fahrt könnte demnach, wenn sie geschehen, nur in den Jahren zwischen 470 und 465 stattgefunden haben, d. h. erst nachdem Kimon Byzanz zum zweiten Male genommen, und selbstverständlich vor dem 465 erfolgten Tode des Aristeides. Aber auch später kann diese Weigerung liegen, als Athen 424 jenes Geschwader unter Lamachos in den Pontus sendete, Geld von den pontischen Städten einzutreiben. Mit diesem Zuge des Lamachos steht die Weigerung Herakleia’s bei Justin in ' Aristoph. Acharn. 599—602. 615. Plut. Nieias 15; Aleib. 21. Praee. ger. reip. 31. Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 543 Verbindung: »Lamachos wurde entsendet, den verweigerten Beitrag zu erzwingen«. Fest steht, dass pontische Städte erst bei der Ver- anlagung des Jahres 425 zur Steuer veranlagt worden sind, und nicht minder sicher ist, dass Lamachos diese neuausgeschriebenen Tribute einzutreiben in den Pontus geschickt wurde." Damit ist nicht ausge- schlossen, dass Athen bereits früherhin, bereits auf der Fahrt des Perikles versucht hätte, mit Herakleia in Beziehung zu treten, dass die Stadt sich jedoch wie später den Zehntausend gegenüber geschlossen hielt. Bestätigend spricht für Trogus, dass wir im vierten Jahrhundert die Ty- rannen Herakleia’s in naher Beziehung zum Hofe der Perser finden. Sicher ist nur, dass Perikles vor Sinope ankerte, dass er hier den Lamachos zurückliess, dem es dann gelang, den Timesilaos und seine Partei aus Sinope zu vertreiben. Und über Sinope hinaus ist Perikles an dieser Küste gekommen. Wenn Theopomp meldet, dass Amisos un- fern der Mündung des Lykastos, eine Gründung Milets, von attischen Colonisten unter Führung des Athenokles neu besiedelt worden sei und den Namen Peiraea oder Peiraeeus empfangen habe, und erhaltene Münzen von Amisos, auf deren Rückseite die Eule mit der Beischrift Ile und Ilepaöv sich finden, diese Notiz bestätigen,’ so kann doch kaum einem Zweifel unterliegen, dass die Einleitung zu dieser Siede- lung auf die Fahrt des Perikles in den Pontus zurückgeht. An einer anderen Stelle sagt auch Plutarch, dass Amisos eine Pflanzstadt der Athener sei, zu der Zeit erbaut, da deren Macht blühte und sie das Meer inne hatten (Lucull. 19), und bei Appian erfährt Lucullus vor Amisos: die Stadt sei vr’ "Adyvaiuv Saraccaoxparoüvrwv erbaut (Bell. Mithrid. 83). Sinope finden wir vierzig Jahre nach der Zusiedelung der Athener selbständig und über Kotyora, Kerasus und Trapezus gebietend, in gespanntem Verhältniss zu dem Dynasten der Paphla- gonen (Xenoph. Anab. 5, 5, 5. 6); wiederum dreissig Jahre später be- lagert der Satrap Datames Sinope und schlägt hier seine Münzen.’ Amisos hat weder den Namen Peiraeeus noch seine Freiheit gegen die Perser behauptet. Wie zu Sinope hat Datames zu Amisos Münzen geschlagen. Nachdem die Stadt lange unter Persien gewesen, befahl Alexander die Herstellung der Demokratie in Amisos, auf Grund der attischen Abkunft der Amisener erklärte er diese für ihr »väterliches Erbtheil«e; noch im ersten Jahrhundert v. Chr. sind Athener nach Amisos übergesiedelt und hier des vollen Bürgerrechts theilhaft ge- worden (Appian. Bell. Mithrid. 8. Plut. Lucull. 19). ! Justin 16, 3. Thukyd. 4, 75. Diodor 12, 72. ? Theopomp. fragm. 202 M. Lraxe Numism. Hellen. Asia 9. Branpıs Münz- wesen S. 432. 550. ® Polyaen. 7, 21, 2. 5. Branpıs Münzwesen S. 136. 238. 427. 544 Gesammtsitzung vom 4. Juni. Der wichtigste Handelsplatz an der Nordküste des Pontus, vor- nehmlich für die Ausfuhr des Korns, das das Fruchtland der Krim und des Nordwestufers der Maeotis reichlichst erzeugten, war Panti- kapaeon, an der Strasse vom Pontus in die Maeotis. Hier in Panti- kapaeon war zu der Zeit, da Xerxes gegen die Hellenen auszog, ein Geschlecht zur Herrschaft gekommen, das seinen Ursprung von den alten Fürsten Mytilene’s herleitete; vom König Archaeanax, der Sigeion erbaut haben sollte, wollten sie durch den Skamandros abstammen, der, den Teiern, die vor dem Kyros flüchtend Phanagoria um die Mitte des sechsten Jahrhunderts erbaut, folgend, Mytilenaeer zu Hermo- nassa, südwärts von Phanagoria angesiedelt haben sollte." Bei der Nähe des Weidebezirks der königlichen Skythen, an den Stromschnellen des Dniepr, der wachsenden Macht des Ariapeithes gegenüber, konnte es den Archaeanaktiden wohl von Werth sein, in Verbindung mit Athen zu treten; sie bedurften des Schutzes, während seinerseits Athen daran gelegen sein musste, seinen Handel in Pantikapaeon geschützt und begünstigt, seinen Kornankauf hier gesichert, von Ausfuhr- verboten und Ausfuhrzöllen möglichst unbeschwert zu stellen. Wenn wir nun erfahren, dass Nymphaeon, ein guter Hafenplatz an tiefer Ein- buchtung eine Stunde südwärts von Pantikapaeon an der Meerenge,” den Athenern gehört, ihnen jährlich Steuer im Betrage eines Talents gezahlt habe,” so werden wir annehmen können, dass es der Zug des Perikles in den Pontus gewesen ist, der die Verbindung zwischen Athen und Pantikapaeon eingeleitet oder befestigt, der Athen dazu ver- holfen hat, auch an dieser Meerenge eine Station zu errichten, hier zu Nymphaeon Fuss zu fassen. Erhielt Athen eine Besitzung bei Pantikapaeon, so war es zur Behauptung derselben zugleich zum Schutze Pantikapaeons gegen den Ariapeithes verpflichtet. Wie kam Diodor’s Quelle dazu, unter dem Jahre 438/37 zu vermerken, dass in diesem Jahre der letzte Archaeanaktide endete; — eine Notiz, welche Diodor aufgenommen hat,‘ obwohl er weder dieses Geschlechtes noch des Reiches am Bosporus zuvor gedacht, — wenn eben dieser letzte Archaeanaktide nicht in Verbindung mit Athen gewesen, wenn der Übergang der Herrschaft in Pantikapaeon an ein neues Fürstenhaus, das der Spartokiden, nicht eine gewisse Bedeutung für Hellas und Athen gehabt. Und wenn Plutarch die Hegemonie Athens unter des Perikles Leitung »eine durch unterthänige Völker, durch Freundschaften Eustathius ad Dionys. Perig. 549. Böck» (.1.G. 2 p. 90 sqq. Scylax 29. Peripl. Pont. Eux. 45. Aesch. in Ctesiph. 171. Krateros bei Harpocration u. Photios Nyabator. 12, 31. Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 545 der Könige und Bündnisse mit Dynasten gepanzerte« nennt,' so werden wir nicht nur an das Bündniss mit dem Fürsten der Messapier, an die wechselnden Bundesgenossenschaften mit dem Perdikkas von Make- donien, mit dessen Bruder Philippos und dem Fürsten der Eleimioten, mit dem Fürsten der Molosser, dessen Sohn Tharypas in Athen er- zogen wurde,” zu denken, sondern auch ein Bündniss mit dem letzten Archaeanaktiden von Pantikapaeon hinzuzufügen haben. Mit um so grösserer Sicherheit als die Verbindung zwischen Athen und Panti- kapaeon, die Freundschaft seiner Fürsten für Athen über den Verlust Nymphaeons hinaus fortdauerte. Von dem Spartokiden Satyros, der am Ausgange des fünften Jahrhunderts regierte, rühmt Isokrates, dass er und sein Vater auch in Jahren ungenügender Ernte den Athenern die Ausfuhr erlaubten, den anderen Kaufleuten nicht gewährten.” »Leukon«, des Satyros Nachfolger. der in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts regierte, »und seine Vorfahren«, so sagt Demosthenes den Athenern, »haben Euch grosse Dienste geleistet; Leukon lässt unsere Kaufleute das für uns bestimmte Korn zollfrei ausführen, während die anderen ihm den Dreissigsten zahlen müssen und gestattet den nach Athen bestimmten Schiffen vor den andern zu laden.«* Den von Isokrates und De- mosthenes angeführten ähnliche Privilegien werden schon damals für ‘ die Faktorei und Station zu Nymphaeon zugestanden worden sein. Ob Perikles auch mit den Hellenenstädten der Westküste des Pontus, mit Apollonia, Mesambria, Istros in. Verbindung getreten, erfahren wir nicht; nur dass diese Städte danach den Odrysen, dem Sitalkes und Seuthes Tribut gezahlt, sagt uns Thukydides.’ Gehen die Beziehungen Athens zu Pantikapaeon und den Fürsten des Bosporus unzweifelhaft auf die Fahrt des Perikles in den Pontus zurück, so kann auch die gute Kunde Herodots vom Pontus und den Skythen an dessen Ufern wie von deren Nachbarn im Norden mit diesem Zuge zusammenhängen, so mag der Ankauf der ersten drei- hundert Skythen Seitens des attischen Gemeinwesens, die Verwendung von Skythen als Polizeimannschaft in Athen von den durch diesen Zug angeknüpften näheren und lebhafteren Beziehungen Athens zur Küste der Skythen ausgegangen sein, wenn auch Andokides in den verwirrten Angaben, die er in der Rede vom Frieden über die Folgen des fünf- jährigen und des dreissigjährigen Friedens macht, den Ankauf der ersten dreihundert Skythen dem Frieden des Kimon, deren Vermehrung dem Periel. 15. Thukyd. 2, 80. Justin. 17, 3. Plut. Pyrrh. ı. Trapezit. 57. Demosthen. in Leptin p. 460. Dinarch. e. Demosthen. 43. 24 97: 1 2 3 4 5 546 Gesammtsitzung vom 4. Juni. dreissigjährigen Frieden folgen lässt.‘ Die bedeutsamen Erfolge dieses Zuges für Athen liegen darin, dass nachdem Lamachos den Timesilaos und seine Partei aus Sinope vertrieben, auf des Perikles Antrag sechs- hundert Athener in Sinope angesiedelt, und weiter Amisos in eine attische Pflanzstadt umgewandelt, die Station zu Nymphaeon erworben wird. Sowohl die Siedelung zu Sinope als den Auszug der attischen Auswanderer unter Athenokles nach Amisos werden wir in das dem Zuge in den Pontus folgende Jahr, in das Jahr 443, setzen dürfen. In demselben Jahre erfolgte die Errichtung der attischen Kleruchie auf Imbros, eine Verstärkung der Stellung Athens am Eingange des Hellespont, an der Strasse in den Pontus, die demnach wohl auch zur Sicherung des dort im Pontus Gewonnenen bestimmt war.” Schutz für Pantikapaeon zu gewähren kam Athen kaum in die Lage, da Ariapeithes nicht lange nach des Perikles Fahrt dem Könige der Aga- thyrsen erlag, Zwiespalt unter den Skythen und Spannungen zwischen den Skythen und dem Nachfolger des Teres auf dem Throne der Odrysen folgten.’ Pontische Städte der attischen Bundesgemeinschaft anzuschliessen hat Perikles, soweit wir sehen können, nicht beabsichtigt. Handels- verbindungen zu knüpfen, Pflanzstädte zu gründen, Schutz auf Grund besonderer Bündnisse zuzusagen, wird im Pontus ebenso wie in den westlichen Gewässern des Perikles Tendenz gewesen sein. Dem engeren Bunde sollte sich ein weiterer Kreis, ein weiterer Bund in Ost und West anschliessen, für den Athens Flotten hier wie dort, der natio- nalen Mission getreu, den hellenischen Städten an den Küsten eine bereite Stütze wären. In den Quotenlisten der Bundessteuer sind pontische Städte nicht aufgeführt; zur Bundessteuer pontische Städte heranzuziehen scheint erst mittels der neuen durchgreifend erhöhten Veranlagung des Jahres 425/24 für die Bundesorte versucht worden zu sein. Wenigstens lässt sich aus jener Angabe des Krateros, dass Nymphaeon jährlich ein Talent gezahlt, aus der Argyrologie des La- machos im Pontus im Jahre 424, aus einigen Namensspuren von etwa ı8 Orten in jener Veranlagung (C. J. A. ı, 37 Fragm. Z.*), deren fünf " Andocid. de pace 5. 7 und ebenso Aeschines, der diese Stelle abgeschrieben hat (Falsa Leg. 173). In keinem Falle darf der erste Ankauf, wie neuerdings ge- schehen, unmittelbar hinter die Schlacht von Salamis gelegt werden. ® C.1.A. 1,236. Im Jahre 444/43 zahlt Imbros nach dieser Liste zwei Talente Bundessteuer, nach der Liste des Jahres 442/41 ©. I. A. ı, 238 und den folgenden nur noch ein Talent. Die für die Ausstattung der Kleruchen erforderlichen Landstrecken müssen demnach im Jahre 443/42 abgetreten worden sein, Kırcauorr Abh. B. Akad. 1873 5. 34. ® Herod. 4, 78— 80. * Dass nur acht r«zraı für die bestehenden vier Quartiere des Bundes für die neue Veranlagung gewählt sind, die Liste selbst kein pontisches Quartier anzeigt, Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 547 KönLer zu Nymphaeon, zu Kimmerion, Patrasys, Kerasus, Nikonia ergänzt hat, schliessen, dass damals ein Versuch zur Besteuerung pontischer Städte gemacht worden ist, der indess keinenfalls zu erheb- licheren Resultaten geführt hat. Ob eine andere die Strasse aus dem Pontus durch die Meerengen angehende Einrichtung mit dem Zuge des Perikles in Zusammenhang steht, ist nicht sicher zu entscheiden. Ein Beschluss der attischen Gemeinde aus der ersten Prytanie des Jahres 426/25, d. h. aus dem August, September 426 ‚ bestimmt, dass den Methonaeern gestattet sein soll, jährlich so und so viele Scheffel Korn (die Zahl ist nicht erkenn- bar) aus Byzanz auszuführen; die Hellespontophylakes sollen dies weder hindern noch durch andere hindern lassen, anderen Falls soll jeder von ihnen um 10000 Drachmen gebüsst werden; die Methonaeer sollen ihnen declariren, wie viel Korn sie bis zur festgesetzten Höhe aus- führen; die ausführenden Schiffer sollen straflos sein. Demnach be- stand zur Zeit dieses Beschlusses eine attische Behörde im Hellespont, welehe die Durchfuhr, insbesondere die Durehfuhr von Korn durch den Sund zu hindern befugt war. Die Annahme, dass Athen, auch nur für Kriegszeiten nicht nur seinen Gegnern, sondern auch seinen Bundesorten, zu denen Methone gehörte, die Zufuhr pontischen Kornes gesperrt, d. h. die Aushungerung der eigenen Bundesgenossen betrieben hätte, ist unmöglich. Und doch handelt es sich bei dem Volksbeschluss in Rede ersichtlichst um ein Privilegium für Methone; ein zweiter Be- schluss aus derselben Zeit lässt den Methonaeern nach, von der Bundes- steuer nur den Antheil der Göttin zu entrichten, d. h. das Sechzigstel der Steuer. Demnach wird kaum ein anderer Ausweg bleiben, als die Annahme, dass es sich nicht um die Gestattung der Ausführung von Getreide aus Byzanz überhaupt, sondern um das Zugeständniss zollfreier Ausführung eines bestimmten Quantums an Getreide handele, wofür doch auch der Umstand spricht. dass die für die Methonaeer Getreide führenden Schiffe stratlos bleiben sollen; hätte eine absolute Sperre des Hellespont für Getreideschiffe bestanden, so mussten die Schiffe, die sie zu brechen suchten, einfach zu Prisen gemacht werden; die Bestrafung, die in diesem Fall nicht eintreten soll, deutet auf mildere Ahndung für versuchte Defraudation durch die Wachtbehörde als Regel. Danach hätte im peloponnesischen Kriege eine Zollerhebung von Korn in der Meerenge auch für die Bundesorte Athens statt- gefunden, und wenn sich dies so verhielt, so folgt aus der nur auf Nichtverhinderung des Durchgangs lautenden Verfügung des Volks- spricht nicht gegen Könner’s Ergänzungen; die pontischen Städte konnten sehr wohl den hellespontischen angeschlossen werden. ! Böck# Mondceyclen S. ı9. Unger attischer Kalender S. 19. Sitzungsberichte 1885. 46 548 Gesammtsitzung vom 4. Juni. beschlusses, dass sich die Zollstätte bereits oberhalb der Station der Hellespontophylakes befunden haben muss, also etwa an der Einfahrt aus der Propontis in den Sund, vielleicht schon jenseit der Propontis, vielleicht an der Ausfahrt aus dem Bosporus in die Propontis, jeden- falls unterhalb Byzanz, da die Ausfuhr eben aus Byzanz gestattet wird. Die Wache im Hellespont hatte somit nur die Aufgabe, unverzolltes Getreide nicht durchzulassen. Erhob Athen während des archidamischen Krieges Zoll vom Ge- treide und dann wohl auch von Anderem, was aus dem Pontus kam, bei der Ausfahrt aus dem Bosporus oder bei der Einfahrt in den Hellespont, wurde die Entrichtung desselben im Hellespont controllirt, so ist nicht wahrscheinlich, dass dieser Sundzoll erst mit dem Beginn dieses Krieges eingeführt worden ist. Die Einführung einer für die Hafenplätze und dichter bevölkerten Handelsstädte des Bundes so lästigen Maassregel in dem Augenblicke, in welchem die chalkidischen Bundesorte in vollem Aufstande waren, in dem Athen starke Leistungen der Bündner für den Krieg in Anspruch nehmen musste und nahm, ist kaum anzunehmen. War dieser Sundzoll aber bereits vor dem Kriege eingeführt, so kann er doch wohl nur auf die Initiative des Perikles zurückgeführt werden, dessen Sorge für die Einkünfte Athens, dessen Werthlegung auf den Besitz eines möglichst ansehnlichen Kriegsschatzes uns ja ausreichend bekannt sind. Ist die Einführung des Sundzolles von Perikles ausgegangen, so dürfte diese doch wohl mit dem Zuge in den Pontus zusammenhängen. Das Bestehen des Sundzolls vor dem peloponnesischen Kriege haben neuerdings GILBErRT (Griechische Staatsalterthümer S. 393) und nach ihm Beroca (Rhein. Museum 1883 S. 37 ff.) angenommen. Beide identifieiren die in dem das attische Finanzwesen neu regulirenden Volksbeschluss, dessen Fassung im Jahre 436/35 Kırcunorr nach- gewiesen hat, erwähnte dex&rn, deren Ertrag die Hellenotamien der Göttin abliefern sollen, »sobald die Verpachtung stattgefunden«, mit diesem Sundzoll, und beide nehmen an, dass die Errichtung der Zoll- stätte zu Chrysopolis im Gebiete von Kalchedon, d. h. unterhalb Byzanz, durch Alkibiades und seine Mitfeldherren im Jahre 411/10 zur Er- hebung der dexarn rüv &x rov Ilevreu rAciwv, von welcher Xenophon und Diodor berichten,' nur die Erneuerung des zuvor bestandenen, durch das Missgeschick Athens und den Abfall der Bündner beseitigten Sund- zolles gewesen. Die Zollstätte bei Kalchedon entspricht einer Lage, wie sie aus dem Beschlusse für Methone erschlossen werden musste. Obwohl die dexzrn hiernach, wie nach Ausweis jenes Beschlusses, " Xenoph. Hellen. ı, ı, 22; Diodor ı3, 64. Duncker: Des Perikles Fahrt in den Pontus. 549 jedenfalls unterhalb Byzanz erhoben wurde, somit Alles was aus dem Pontus kam, frei in Byzanz eingeführt wurde, so mochte diese Belastung und damit die Beschränkung ihrer Ausfuhr nach dem aegaeischen Meere, und weiterhin, den Byzantiern doch recht lästig fallen. Diese sehr selbstverständliche Missempfindung in Byzanz wird uns durch eine ausdrückliche Angabe Xenophons bestätigt. Als Thrasybulos nach der Wiederaufrichtung Athens den hergestellten Sundzoll, die dexarn zu Chrysopolis, im Jahre 390 den Byzantiern »für vieles Geld« verkaufte, wurden diese dadurch vollständig für Athen gewonnen.' Wenn sich nun fünfzig Jahre zuvor, Byzanz dem Aufstande der Samier gegen Athen im Jahre 440 angeschlossen hat, darf hieraus geschlossen werden, dass die erste Errichtung des Sundzolles zu Chry- sopolis vor dem Jahre 440 liegt, dass es diese Beeinträchtigung seines Handels war, die Byzanz damals zur Erhebung gegen Athen getrieben hat? Ist dieser Schluss berechtigt, dann würde die Einführung des Sundzolls allerdings mit dem Zuge des Perikles in den Pontus in Verbindung zu setzen und demgemäss etwa 443/42, der Kleruchie auf Imbros gleichzeitig. anzusetzen sein. Wie sich dies verhalte, jedenfalls ist die Fahrt in den Pontus, die Perikles an die Stelle des Krieges am Nil setzte, die erste selbstständige Action zur Realisirung des weitausgreifenden, nur zu kühn gedachten Programmes, das Perikles für die auswärtige Politik Attika’s entworfen und ausgeführt hat. Die nicht sehr glückliche Einleitung hatte die Verhandlung mit Persien, das Nachgeben Theben und Sparta gegen- über gebildet: Athens Kraft sollte unter möglichster Vermeidung des Contlietes mit Persien auf das Meer concentrirt werden. Dem Amyrtaeos hat Perikles freilich durch den Zug in den Pontus keine Hülfe gebracht, Persiens Herrschaft über Aegypten ist bald danach hergestellt worden, aber er hat mit demselben den Bereich attischen Einflusses und attischer Sehutzmacht nach Osten hin erweitert: er hat Athen Stütz- punkte und Handelsstationen im Becken des schwarzen Meeres er- worben, und während nun hier Sinope und Amisos colonisirt wurden, begann er im nächsten Jahre mit der gleichen Ausdehnung attischen Ein- flusses und attischen Schutzes nach Westen hin. Um dieselbe Zeit, da Odrysen und Skythen unter Teres und Ariapeithes gegen die Hellenen- städte am Pontus emporwuchsen, drangen samnitische Auswanderer gegen Kyme, Dikaearchia, Neapolis und die Tyrrhenerstädte dieser Küste vor. Die Gründung von Thurii sollte Athens Einfluss am Busen von Tarent sichern, das Bündniss mit den Messapiern, die Einleitung der Verbindung mit Neapolis, das nicht nur eine attische Flotte in seinem Xenoph. Hellen. 4. 8, 27. 28. 31. Demosth. in Leptinem p. 475 R. 46* 550 Gesammtsitzung vom 4. Juni. Hafen sah, sondern nach Strabon’s Angabe auch attische Colonisten er- hielt, folgten. Indess Athen hier im Westen weiter mit den Akarnanen, mit Kerkyra, mit Rhegion und Leontini abschloss, wurde im Norden noch während der Dauer des Kampfes gegen Persien, um die im samischen Kriege abgefallenen karischen Städte, als des Megabyzos Sohn Zopyros im attischen Heere gegen Kaunos kämpfte, am stry- monischen Busen die Ortschaft der Bisalten, Brea, in eine attische Kleruchie verwandelt, erfolgte hier die Gründung von Amphipolis, an der Propontis die Gründung einer attischen Pflanzstadt, die Diodor Letanon nennt (435/34). die Verstärkung der Kleruchie auf Naxos.’ Im sicheren Besitze Fuboea’s. fest gestützt auf die Kleruchieen in der Mitte der Kykladen, auf den Inseln vor der thrakischen Küste und auf dieser selbst: Skyros, Lemnos, Imbros, auf dem Chersonnes und zu Brea wie auf die Pflanzung zu Amphipolis, über die Kräfte der zur Abhängigkeit und zum Gehorsam verurtheilten Bundesorte nach seinem Ermessen verfügend, weithin mit seinen Verbindungen und seinem Handel nach Osten und Westen, von Neapolis und Rhegion bis nach Pantikapaeon und Amisos reichend, hielt Perikles Athen auch seinen Gegnern in Hellas gewachsen. ! Plut. Perikl. ıı. Diodor ı2, 34. 551 Über zwei Strophen der Voluspä. Von Dr. JuLıus HorrorY. (Vorgelegt von Hrn. SCHERER.) Ar Eingange der Voluspa berichtet die Seherin in weihevollen Worten von dem Urbeginn aller Dinge: es war nicht Sand noch See noch kühle Wogen; Erde gab es nicht, noch Himmel droben: ein Schlund war der Klüfte aber Rasen nirgends. Von der Weltschöpfung selbst ent- wirft sie in Strophe 4 ein erhabenes Bild: Apr Bors syner peir es mipgarp sol skein sunnan pa vas grund gröen bjopom of yppo, meran sköpo. a salar steina grönom lauke. (d. h.: In frühen Zeiten hoben Bors Söhne die Lande empor, die, die den herrlichen Mittelgart schufen. Von Süden schien die Sonne auf steinbedeckten Boden: da spross wohl aus dem Grunde das grüne Kraut hervor.) Hierauf folgen in den beiden Haupthandschriften der Voluspa zwei fünfzeilige Strophen merkwürdigen Inhalts: Sol varp sunnan hende högre sol ne visse, stjornor ne visso, mäne ne visse, Gengo regen oll ginnheilog gop noött ok nipjom ınorgen heto undorn ok aptan sinne mäna umb himenjopor.! hvar sale ätte, hvar stape atto, hvat megens ätte. a rokstola, ok of pat gettosk. nofn of gofo, ok mipjan dag. orom at telja. (d. h.: Von Süden schlang die Sonne, die Gefährtin des Mondes, ihre rechte Hand um den Himmelsrand. Nicht wusste die Sonne, wo Säle sie hatte, nicht wussten die Sterne, wo Stätten sie hatten, nieht wusste der Mond, wie viel Macht er hatte. — Da gingen die Rathmächtigen alle auf die Rathstühle, die hochheiligen Götter und beriethen Dies, ! In B fehlt durch ein Versehen himen vor jopor. 552 Gesammtsitzung vom 4. Juni. Der Nacht und den Mondzeiten gaben sie Namen, Morgen und Mittag setzten sie ein, Nachmittag und Abend zur Jahresberechnung.) Hieran schliesst sich weiter der Bericht von der arbeitsfrohen Frühzeit der Götter: Hittosk eser a Ipavelle, peirs horg ok hof hatimbropo. afla logpo. aup smipopo. tanger sköpo ok tol gorpo. (d.h.: Es trafen sich die Asen auf dem Idafelde, die Altar und Heilig- thum hoch aufbauten. Sie gründeten Essen, sie schmiedeten Gold; sie schufen Zangen und machten sich Werkzeug.) Dass die beiden fünfzeiligen Strophen den Gedankengang des Dichters unterbrechen und dem Gedichte füglich nicht ursprünglich angehört haben können, hat Mürrennorr (Deutsche Alterthumskunde V 91 £.) überzeugend nachgewiesen. In der ersten der beiden Strophen irrt die Sonne, wie MürLLesHorr hervorhebt, unstät umher, während sie in Strophe 4 ganz normal functionirte. Und in Strophe 4, könnte man hinzufügen, wird die Sonne concret als Himmelskörper aufgefasst: sie scheint auf den Boden und ihre Strahlen locken das junge Grün hervor; in der folgenden Strophe dagegen wird sie als personifieirt gedacht: sie ist die »Gefährtin« des Mondes, schlingt ihre »Hand« um den Himmelsrand und »weiss« nieht, wo sie ihre Säle hat. Die Strophe steht also mit der vorhergehenden im Widerspruch und kann unmöglich mit dieser von einem und demselben Verfasser gedichtet sein. Noch weniger aber verträgt sich die zweite fünfzeilige Strophe mit dem Vorhergehenden, denn in ihr treten die Götter urplötzlich berathend und handelnd auf, obgleich von ihrer Existenz in dem Gedicht noch gar nicht die Rede gewesen ist. Die beiden Strophen sind also von einem Interpolator nachträglich in die Voluspa einge- schoben; ursprünglich folgte auf den kurzen Bericht von der Erschaffung der Welt unmittelbar die Strophen von dem ersten Auftreten der Götter auf dem Idafelde. Was nun die beiden eingeschobenen Strophen selbst betrifft, so hat Mürrennorr ohne Zweifel Recht, wenn er sie als ein Fragment eines alten Liedes von der ersten Welteinrichtung ansieht. Die zweite von ihnen enthält eine formelhafte überschüssige zweite Zeile, die MüÜrLLEenHorr mit Fug gestrichen hat; dieselbe ist aus Strophe 9 und ı 1, wo sie am Platze steht, herübergenommen, an unserer Stelle aber durchaus entbehrlich. Sonst ist die Visa insoweit klar, als es keinen Zweifel leidet, dass sie die Einsetzung der Tageszeiten durch die Götter behandelt. Die vorhergehende Strophe, die ebenfalls eine über- schüssige Zeile enthält, ist dagegen als eine der dunkelsten in der Horrory: Über zwei Strophen der Voluspa. 553 ganzen Edda bekannt, und auch MürtEenHorr ist es nicht gelungen, ihren verborgenen Sinn zu ergründen. »Was die beiden ersten Zeilen derselben eigentlich besagen«, äussert er a. a. O. S. 91, »hat noch kein Sterblicher herausgebracht«. Die Ungereimtheit der älteren Deutungs- versuche liegt freilich klar zu Tage. Man las früher himinjödyr oder himinjödyr und übersetzte demgemäss im ersten Falle: sie fuhr oder tastete von Süden her mit der rechten Hand herum nach der Himmelrossthür, »so dass sie sich«, wie MÜLLEnHorFr bemerkt, »im Dunkel befunden zu haben scheint oder blind war«, — während nach der zweiten Lesart die Zeile bedeuten würde: sie schlang die Rechte um die Himmelrossthiere, »entweder«, fügt Mürtennorr sarkastisch hinzu, »aus purer, zweckloser Zärtlichkeit, oder aus Trauer oder aus sonst einem unbekannten Grunde«. Aber auch der Bussr'schen zweifellos richtigen Lesung himinjopur vermochte MüLLennorr keinen befriedigenden Sinn abzugewinnen. »Neuerdings«, sagt er, »hat man nun herausgefunden, dass die Sonne mit der rechten Hand am Rande, an der Umzäunung oder den Schranken des Himmels umherlangte; ob innerhalb oder ausserhalb derselben, um den Ausgang oder den Eingang zu finden, oder warum sie überhaupt so hantieren muss, hat man bisher uns noch nicht gesagt oder auch nicht bedacht«. Nach MürrenHorr sind und bleiben die beiden Zeilen unverständlich: »wenn irgend wo«, meint er, »so scheint es mir, kommt hier eine der von Hrn. Busse treffend so benannten ‘Dummheiten’ eines Inter- polators, der nicht zu sagen wusste, was er wollte und sollte, an den Tag«. Nicht viel günstiger urtheilte er über die letzten Zeilen der Strophe; unleidlich war ihm namentlich die Discrepanz zwischen der dritten und vierten Zeile einerseits, worin von der Sonne und den Sternen erzählt wird, dass sie nicht wussten, wo sie ihre Säle oder Stätten hatten, und der fünften Zeile andererseits, die uns berichtet, dass der Mond nicht wusste, wie viel Macht er hatte. MÜLLENHOorFF betrachtete deshalb die Zeile von dem Mond als einen späteren Zu- satz, dessen Entfernung wenigstens einen äusseren Parallelismus zwischen den beiden letzten Zeilen zu Wege bringt (a. a. O. S. 92). Dass aber auch durch diese Weglassung der eigentliche Sinn der Strophe nicht im Mindesten verständlicher wurde, sah MürtLennorr sehr wohl ein und wiederholt hat er sich, im Colleg und im Gespräch, über das quälende Räthsel beklagt. »Ist es denkbar, dass ein Dichter, der bei Verstande war, die Sonne schlechthin als die Gefährtin des Mondes bezeichnen konnte? Hat doch die Sonne die Aufgabe am Tage zu leuchten, der Mond den Beruf die Nacht zu erhellen, und nur aus- nahmsweise erscheinen beide gleichzeitig am Himmel. Ganz besonders unpassend ist aber der Ausdruck »Gefährtin« an dieser Stelle; denn 554 Gesämmtsitzung vom 4. Juni. wenn die Sonne unstät durch den Himmelsraum irrt, kann sie nicht wohl die Begleiterin des Mondes sein. Weshalb weiss die Sonne nicht ihre Säle zu finden und warum wissen die Sterne nicht wo ihre Stätten sind?« Je länger man über die Strophe nachdenkt, desto unentwirr- barer verschlingen sich die Fäden, desto üppiger schiessen die Wider- sprüche empor. Sie wird auch ewig räthselhaft bleiben, so lange man bei der Erklärung derselben von unseren althergebrachten Begriffen von Himmel und Erde ausgeht. Vergegenwärtigt man sich aber, welche Naturanschauung dem alten Dichter vorschwebte, so verschwin- den im Nu alle Widersprüche und die scheinbar unverträglichen Züge vereinigen sich wie von selbst zu einem Totalbilde, wie es hoheitsvoller und phantasiemächtiger keine der echten Strophen der Voluspa ent- hält. — Wenn man den Polarkreis überschritten hat, geht bekannt- lich die Sonne in einem Theile des Winters nicht auf, in einem Theile des Sommers nicht unter. Die Dauer dieses Zeitraums ist je nach der Lage des Ortes eine verschiedene; am Polarkreise selbst beträgt sie nur einen Tag; weiter nördlich dagegen mehrere Wochen, am Nordeap sogar über zwei Monate.‘ Während im Winter die wochen- lange Abwesenheit der Sonne das Leben in jenen nördlichen Gegen- den mit Nothwendigkeit freudlos und finster gestaltet, verbreitet anderer- seits im Sommer die mitternächtige Sonne über die ganze Natur einen fast überirdischen Schimmer, von dem der südlicher Wohnende nur schwerlich sich eine Vorstellung zu bilden vermag. »Man hat behauptet«, sagt in seinen Kleinen Erzählungen (»Eine neue Ferienreise«) S. 58 BJörnsTJERNE Bsörnson, der Dichter des jungen Norwegens, » welche Vorstellungen man auch mitgebracht hätte, so würden sie sich doch unter dem überwältigenden Eindrucke des Anblicks selbst völlig ver- lieren. Und das ist die Wahrheit. Sobald die schwimmende Feuer- kugel in voller Grösse den Horizont entlang gleitet, wozu die Vor- zeichen nur einen Augenblick vorher wahrnehmbar sind, so verwan- delt sich Himmel, Gebirg und Meer. Sie selbst kann stundenweise mit blossen Augen betrachtet werden; es steht da kein hindernder Strahlenglanz um sie, alles Feurige befindet sich innerhalb ihrer Peri- pherie, aber diese ist auch weit grösser, als man sie sich am Tage vorzustellen gewohnt ist, ja, so gross, dass man am Anfange ganz davon ergriffen ist, und noch lange von nichts Anderem in gleicher Weise. Endlich tritt die Farbe hervor; die Sonne ist jetzt ein rothglühendes Meteor, von dem man glauben könnte, es wollte in Millionen Stückchen zerschmelzen, wenn nicht die ruhige Hoheit ' Genaue Angaben über die Länge der Winternacht und des Sommertages an verschiedenen Stellen im nördlichen Norwegen finden sich z. B. bei vu Cuaıru: The land of the Midnight sun 1. 107. ne Horrory: Über zwei Strophen der Voluspa. 555 des Schauspiels, die harmonische Farbenpracht am Himmel, an dem es majestätisch vorwärts schreitet, Frieden gäbe, vollen und verklärten Frieden. Wenn ein Wolkenstreifen über die Kugel hinfort gleitet, wird er sofort durchglüht und immer dunkler roth, so dass sich auf der Sonne gleichsam Gebirge und Landschaften abzeichnen. Aber wenn ein Wolkenstreifen an dem farbenfeinen Himmel dahinschwebt, werden blos die Ränder erhellt, sie erscheinen weiss- oder rothglühend, während das Innere Farbe hält und das Ringsumliegende um so mehr hervorhebt. Denn der Himmel zeigt alle Farbenübergänge vom stärksten Blutroth über den Bergen bis zu dem weisslichgrauen Einerlei in der Höhe, und zwar in der Weise, dass Du auf keinen einzigen Punkt auch nur so viel wie eine Nadelspitze setzen und sagen kannst: hier geht die eine Farbe in die andere über. Wäre der Anblick nun immer derselbe, so könnte man seiner schliesslich vielleicht doch überdrüssig werden. Allein er wechselt unaufhörlich; jetzt ist die Sonne mehr violett und jetzt wieder mehr rothgelb, nun wie mit einem grünen Schleier verhüllt und nun wieder glänzend in hellem Weiss; aber hinter ihren wechselnden Schleiern immer warm, immer roth.... Und gleichzeitig wechselt der umgebende Himmel in allen Farbenübergängen, als durchtlöge ihn ein unaufhörliches Beben, und je nachdem die Wolken an demselben sich verdünnen oder ver- diehten, je nachdem sie in die bläulichen, weissen Schichten oder in die rothen, violetten kommen, erglühen ihre Ränder stärker, während ihr Inneres weiss oder dunkel wird. Das Schauspiel ist fortwährend so abwechselnd, so neu, dass ich alte Leute dasselbe mit der gleichen unablässigen Aufmerksamkeit habe verfolgen sehen, wie wir es thaten.« Während somit die Sonne im hohen Norden in unvergleichlicher Pracht und Schöne einherschreitet, bietet dagegen der Mond einen traurigen und kläglichen Anblick dar. »Einmal«, erzählt Bsörnson, »als gerade die Mitternachtssonne am herrlichsten war, ging der Mond auf; er wusste vermuthlich nicht, was los war, denn ein traurigeres und zornigeres Gesicht, albernere und unlustigere Grimassen kann kein dem Opiumrauchen ergebener Chinese machen. Mit diesem haar- losen Exemplar der Säuferelasse hatte er überhaupt eine treffende Ähn- lichkeit. Dass ein Diehter je Oden an ihn geschrieben, eine Geliebte je schmachtende Blicke zu ihm emporgerichtet habe, war nicht leicht zu verstehen. Wir pfiffen ihn aus, so dass er jimmerlich seine Strasse zog, und folgten ihm mit lautem Gelächter. Er war auch merkwürdig zusammengeschrumpft und auffallend klein geworden; er musste es gewiss selbst fühlen, denn er hielt sich in bedeutender Entfernung. « Von der Farbenpracht und dem Strahlenglanz der Mitternachts- sonne giebt die mitgetheilte Schilderung Bsörnson’s ein wunderbar Sitzungsberichte 1885. 47 556 Gesammtsitzung vom 4. Juni. stimmungsvolles Bild. Es verdient aber noch betont zu werden, dass auch die Bahn der Sonne sich im hohen Norden dem Auge ganz anders darstellt als südlich vom Polarkreis. Im nördlichen Norwegen steht die Sonne zwar wie anderswo Mittags im Süden, und geht von da nach Westen und weiter nach Norden beständig sinkend bis an den Horizont. Am Horizont entlang rollt sie aber, wie mich mein College Dr. Lenunann-Fırnes belehrt, eine Strecke von links nach rechts, hebt sich dann wieder, geht nach Osten und von da weiter nach Süden. Da die Sonne überhaupt nicht untergeht, so befinden sich Nachts Sonne und Mond gleichzeitig am Himmel. Halten wir nun diesen Thatbestand fest und erwägen wir weiter, welehe Wirkung derselbe ausüben müsste auf das empfängliche Ge- müth eines Dichters im alten Norwegen, der von Astronomie in un- serem Sinne Nichts wusste, dem aber Sonne und Mond als lebendige, vernünftige Wesen galten, die bei Tag und bei Nacht zum Wohle des menschlichen Geschlechts ihre ewigen Bahnen wandelten, so können wir über den Sinn der räthselhaften Strophe keinen Augen- bliek mehr im Zweifel sein. Unser Dichter sah die Sonne Nachmittags von Süden her kommen, allmählich sinken und schliesslich den Horizont entlang nach rechts gleiten, und unwillkürlich formte sich der wunder- same Vorgang in seinem Geiste zu einem packenden Bild: die Sonne schlang von Süden her ihre rechte Hand um den Himmelsrand. Er sieht ferner mit Staunen, dass die Sonne nicht nach gewohnter Weise untergeht, sondern dass sie sich bald wieder erhebt und ihren Lauf von Neuem beginnt. Da wird ihm mit einem Male der Zusammen- hang klar: die Sonne wollte sich wie sonst zu ihren Wohnungen unter dem Horizonte begeben, um dort der Ruhe zu pflegen, aber sie findet diesmal nicht den Weg, sie weiss nicht, wo ihre Säle sind und deshalb klammert sie sich mit der rechten Hand an den Himmelsrand fest. Die Sonne geht also gar nicht zur Ruhe; auch bei Nacht muss sie, mit dem Monde zugleich, den Himmelsraum durch- messen; auch sie ist jetzt zum Nachtgestirn und damit in Wahrheit zur »Gefährtin des Mondes« geworden. Aber dem Mond wird bei dieser Gefolgschaft unheimlich und bange: er fühlt wie neben der mächtigen Gefährtin sein Glanz erbleicht und seine Gestalt sich verkleinert; und mit Schrecken fragt er sich, wo nun seine Macht geblieben? Die Sterne spielen dagegen bei dem gewaltigen Wettstreit zwischen Sonnenschein und Mondeslicht nur eine ganz unwesentliche Rolle und es ist nicht anzunehmen, dass unser Dichter, dessen Blick auf Grösseres gerichtet war, sich viel um sie bekümmert haben sollte. Die überschüssige vierte Zeile ist augenscheinlich von einem unersättlichen Interpolator angehängt, der an Sonne und Mond nicht genug hatte, durch seine — Horrorv: Über zwei Strophen der Voluspa. 557 Zuthat aber verrieth, dass er nicht wusste, worauf es bei der Schil- derung ankam, und dass er die Vorgänge, von denen uns die Strophe berichtet, nicht mit eigenen Augen geschaut hatte. Es ist also klar, dass die ganze Strophe sich auf die Mitternachts- sonne und ilır Verhältniss zum Monde bezieht; in den Versen, worin sogar noch MÜLLENHoFF nur Dummbheiten eines Interpolators erblickte, der nicht zu sagen wusste, was er wollte und sollte, haben wir die Stimme eines tiefempfindenden Sängers erkannt, der mit sicherer Hand die einzelnen Züge der erhabensten Naturerscheinung im hohen Norden zu einem Gesammtbild von knapper Form aber mächtiger Wirkung zu vereinigen verstand. Die Strophe zeigt uns aber nicht nur einen wie gewaltigen Eindruck der Anblick des mitternächtigen Sonnenauf- gangs auf unsern Dichter machte, sie lässt uns zugleich erkennen, wie er bestrebt war, sich das wunderbare Phänomen nach seinem Sinne zu erklären. Sein erstes Empfinden ist Schreck und Staunen: die Welt ist aus den Fugen; die Sonne wandelt unbekannte Wege, der Mond hat seine Macht verloren. Und unwiderstehlich drängt sich ihm weiter der Gedanke auf: zurückgekehrt ist der Zustand, der ehedem herrschte, als die Weltordnung noch nicht befestigt war und die Himmels- körper noch nicht ihre geregelten Bahnen hatten. Aber unser Dichter empfand zugleich, dass ein solcher Zustand nicht lange andauern könne; er sah voraus, dass Gesetz und Ordnung sich bald einstellen würden und liess deshalb auf die Schilderung des ruhelosen Treibens von Sonne und Mond den Bericht von der Einsetzung der Tageszeiten unmittelbar folgen. Auch hier liegt also der mythologischen Auffassung ein regelmässig wiederkehrender Naturvorgang zu Grunde: wie jeden Frühling Freyr den Beli erschlägt, jeden Herbst Pjazi die Ibunn ent- führt, so gehen im höchsten Norden jeden Sommer die Götter auf die Rathstühle und regeln der Sonne Bahn und des Mondes Lauf, den Menschen zur Jahresberechnung. Für die Beurtheilung der echten Bestandtheile der Voluspa ist unsere Strophe ohne Belang; für die richtige Auffassung des alten Gedichtes von der Weltordnung, wozu sie ursprünglich gehörte, ist sie dagegen von der grössten Bedeutung. Über Plan und Aufgabe dieses Gedichtes werde ich mich in einem anderen Zusammenhang zu äussern haben; hier hebe ich nur hervor, dass die oben behandelte Strophe wichtige Kriterien für die Bestimmung sowohl des Alters als der Heimath des gedachten Liedes enthält. Wie die Eddalieder überhaupt manch alterthümliche und sonst unbelegte Form aufweisen, so bietet uns auch die vorliegende Visa ein &ra£ Asyousvov von hohem Alter dar. Während »Rand« im Alt- nordischen sonst jabarr heisst, hat sich hier die antike sonst nur 558 Gesammtsitzung vom 4. Juni. als Nomen proprium vorkommende Form jopurr erhalten, die nicht nur von neueren Auslegern lange unrichtig aufgefasst wurde, sondern sogar schon dem Schreiber des Codex Regius im dreizehnten Jahr- hundert unverständlich gewesen zu sein scheint. Dieser Umstand hat auch nichts Auflallendes, wenn wir bedenken, dass das alte joburr, wie ich im Archiv for nordisk Philologie 146 gezeigt habe, schon zur Zeit des Hallfrebr vandr&paskald, d.h. um das Jahr 1000 herum durch japarr verdrängt worden war. Wir dürfen hieraus mit hoher Wahrscheinlichkeit schliessen, dass unsere Strophe und damit auch das Gedicht überhaupt, wovon sie einen Theil bildete, schon dem zehnten Jahrhundert angehört, d. h. dass es mindestens eben so alt war, als die echte Voluspa, die, wie ich in den Göttinger gelehr- ten Anzeigen ı885 S. 27 ff. nachwies, in den letzten Jahrzehnten vor dem Eindringen des Christenthums gedichtet sein muss. Lässt sich so das Alter des Liedes mit Hülfe der sprachlichen Form der Strophe annähernd bestimmen, so giebt uns andererseits ihr Inhalt Aufschluss über den Ort, wo das Gedicht entstanden ist. Da nämlich die Mitternachtssonne nur nördlich vom Polarkreis siehtbar ist, und zwar um so länger, je weiter man sich von diesem entfernt, da aber andererseits der Polarkreis die Nordküste von Island nur eben streift, und die Mitternachtssonne für diese Insel mithin so gut wie nicht existirt, so folgt hieraus fast mit Nothwendigkeit, dass unsere Strophen und mit ihnen das ganze alte Weltordnungslied in Norwegen eüt- standen sind — ein Resultat, das für die Beantwortung der Frage nach der Heimath und dem Ursprung der Eddadichtung überhaupt nicht ohne Bedeutung ist. Um diese grössten Probleme der skandinavischen Alterthums- kunde ihrer endgültigen Erledigung nahe zu bringen, wird freilich viel Arbeit und Mühe erforderlich sein. Weite Strecken liegen ‘auf diesem Gebiete noch im Dunkel und an manchen Stellen trägt der Boden’ keine Frucht. Trügen jedoch nicht alle Anzeichen, so gehen wir Jetzt einer schönen und hoffnungsreichen Arbeits-Epoche entgegen. Mit Mürrtennorr’s letztem Werke begann für die Eddaforschung eine neue und bessere Zeit. Und mit Hülfe seiner Methode wird es der Zu- kunft gelingen, auch diejenigen Räthsel zu lösen, über die hinweg- zukommen dem Verblichenen selbst nieht mehr beschieden war. Zi Di Ne) Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich deutschen archaeologischen Instituts. (In der öffentlichen Sitzung am 19. März 1885 erstattet von Hrn. Coxze is. oben S. 245].) Di. regelmässige Plenarversammlung der Centraldireetion fand am 7. bis 10. April 1884 statt: in ihr fanden unter Anderem die Mit- gliederernennungen statt. Es wurden zu ordentlichen Mitgliedern er- nannt in Deutschland Hr. Pucusrteisn; in Frankreich die HH. Homorue und HERoN pE Virrerosse; in Holland Hr. J. P. Sıx; in Italien Hr. Gumarpist; in Österreich-Ungarn Hr. Krein; in der Türkei die HH. Maspero in Cairo, Jon. Morprmann in Constantinopel und Ramsav in Smyrna. Zu eorrespondirenden Mitgliedern wurden ernannt in Deutsch- land die HH. OntenscntAger in München, Arsorp in Kempten, Han- MERAN in Frankfurt a. M., Kerver in Mainz; in Amerika (V. St.) Hr. Jos. Tuacner CLarke in Boston, Hr. J. R. Sterkerr aus Lexington und Frau Lucy Mircnerr in New-York; in Frankreich die HH. Brapz in Agen, DE LA Branchere in Algier, Caenar in Douay, Ducuesse in Paris, Pourze in Gonstantine und SacazE in St. Gaudant; in England die HH. Jege in Glasgow, Hopekın in Newcastle und Nicnors in Law- ford Hall; in Italien die HH. PicecorLomisı in Pisa, Promıss in Turin, Marrıinertı in Anagni, Cicerensa in Palestrina, Ferrr in Florenz, Tamronı in Terranuova-Pausania, sowie die HH. Dümmter, Hürsen, Kroker, Meier und Rıcuter, zur Zeit in Rom; in Österreich die HH. Scuseipder in Wien und Gereıcn in Ragusa; in den ottoma- nischen Staaten die HH. DerATTRE in St. Louis de Carthage, NıkEPpnoros, Erzbischof von Methymna, in Kalloni, Fontrıer in Smyrna und StamarıaDıs in Samos; in Portugal Hr. Corcno in Lissabon; in Russ- land Hr. Korrorkow in Orel; in Spanien Hr. Mrrına in Madrid. Für die Reisestipendien wurden erwählt und erhielten die Bestäti- gung des auswärtigen Amts die HH. Dünnter, Körr, Marx, RosssacH und für das Stipendium der christlichen Archaeologie Hr. Morırz. Die archaeologische Zeitung, die Ephemeris epigraphica, die römischen Monumenti, Annali und Bullettini, die Mittheilungen des athenischen Zweiginstituts haben ihren Fortgang genommen, wenn auch das Erscheinen der Monumenti und Annali sich etwas verzögerte. Sitzungsberichte 1885. 48 560 Gesammtsitzung vom 4. Juni. — Mittheilung vom 19. März. Bei dem römischen Zweiginstitute wurde namentlich die ständige Beobachtung der pompejanischen Entdeckungen und der etruskischen Funde fortgesetzt, in Orvieto auch eine kleine Ausgrabung unternommen. Die römische Bibliothek des Instituts wurde ausser den regel- mässigen Anschaffungen durch Schenkung einer Photographiensammlung durch Hrn. pres Graners und von Seiten des Hrn. von PLArser durch die werthvolle Schenkung bereichert, durch welche die bereits früher dem Institute zugewendete Prarner’sche Sammlung italischer Städte- geschichten eine äusserst erwünschte Vervollständigung erhalten hat. Von dem athenischen Zweiginstitute gingen im Laufe des Rech- nungsjahres namentlich zwei grössere Unternehmungen aus, eine Aus- grabung an der Stelle des Tempels von Sunion und eine Bereisung der Insel Creta. Die Ausgrabung leitete Hr. Dörrrern, die Bereisung unternahm Hr. Fagrıcrus; das am meisten in die Augen fallende Er- gebniss der eretischen Reise war der Fund der grossen Inschrift von Gortys, an welchem der italienische Reisende Hr. HaLsuerk wesent- lichen Antheil nahm. Von den Unternehmungen der Centraldireetion führte Hr. Micnaeuıs das Repertorium in diesem Jahre noch fort, Hr. Kekur£ mit Hrn. OrTro die Sammlung der antiken Terracotten, Hr. Rogert mit Hrn. Eıcanter die der römischen Sarkophage, Hr. Körre die der etruskischen Urnen und Spiegel; für die Fortsetzung der Wiener Sammlung der griechi- schen Grabreliefs waren namentlich Hr. Kırserırzey in St. Petersburg und Hr. PostorarkAas in Athen thätig; die kartographische Aufnahme von Attika nahm unter Leitung der HH. Currivs und KAurert durch die HH. EscnenBuRG, VON TWARDOWSKI, von ZIETEn und Worrr ihren Fortgang. Es erschienen der zweite Band der antiken Terraeotten, Sieilien umfassend, das zweite und dritte Heft der Fortsetzung der etruski- schen Spiegel, das dritte Heft der attischen Karten. Die testamen- tarisch verordnete Herausgabe der Iwasorr schen Darstellungen aus der heiligen Geschichte schritt bis zur Ausgabe des zehnten Heftes, mit welchem das neue Testament abgeschlossen ist, vor; es wird nunmehr das alte Testament folgen. Ein Erlass Sr. Durchlaucht des Hrn. Reichskanzlers vom 9. März d.J. hat die Centraldireetion aufgefordert, eine in Zukunft weiter als bisher gehende Anwendung der deutschen Sprache in den Publieationen und bei den öffentlichen Sitzungen des römischen Zweiginstituts herbeizuführen. Ausgegeben am 11. Juni. Berlin, gedruckt in der Reiclisdruckerei. ’. 1885. AXVIN. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN, 11. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ülasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. vu Boıs-Reymonv. 1. Hr. Roru las: Über die von Hrn. Dr. Pavı GüssreLor in Chile gesammelten Gesteine. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Derselbe berichtete über eine von ihm im Jahre 1881 ausge- geführte geologische Reise in Schweden. Die Mittheilung wird später veröffentlicht werden. Sitzungsberichte 1885. 4.) or N LDE 2 563 Über die von Hrn. Dr. Paus Güssrerpr in Chile gesammelten Gesteine. Von J. Rorn. Braune schlackige Lava von der höchsten Spitze des Vulcans Maipo (5400”), ein Augitandesit, zeigt höchst ausgezeichnete Schmelzwirkungen durch Blitze: mit grünem Glas bekleidete röhrenartige Hohlräume «durch- ziehen das Gestein. Es enthält nur wenige Einsprenglinge von Augit. Ein Augitandesit aus der Gegend des Vulcans Maipo (aus 3306” Meereshöhe, 69° 53’ W.L. von Gr., 34° ı3’ S. Br.) zeigt in dichter, schwarzer, compacter, halbglasig aussehender Grundmasse zahlreiche, weisse, leistenförmige Plagioklase und einzelne grüne Augite. U. d.M. erkennt man noch Magneteisen. Die zum Theil ausgezeichnet zonalen Plagioklaseinsprenglinge schliessen Glas, die hellfarbigen Augite Glas und Magneteisen ein. Ein Theil der Augite ist in der Art umge- wandelt, dass neben dem breiten Saum von Erzkörnern nur ein schmaler Augitkern übrig bleibt. Die Glasbasis umschliesst zahlreiche Kryställchen von Plagioklas und Augit neben Magneteisenkörnern. Aus dem Maipothal, oberhalb der künstlichen und unterhalb der natürlichen Brücke, liegt ein gangförmig auftretender Uralitsyenit vor. Das compacte, hellfarbige, mittelkörnige Gestein enthält neben vor- wiegendem weissem Orthoklas weissen Plagioklas, reichlich hellgrünen Uralit, kleine farblose Quarzkörner, gelblich grünen Epidot in unbe- stimmt begrenzten Partieen, und lässt auf der Oberfläche einige zu Brauneisen verwitterte Körner von Schwefelkies erkennen. U. d. M. bemerkt man in dem Uralit zum Theil noch die gelbbraunen Augit- kerne. Ausserdem kommt spärlich primäre Hornblende vor. Endlich finden sieh noch reichlich kleine Titanite, einige Apatitnadeln und Körner von Magneteisen. Der Uralit zeigt sich hier und da zu Chlorit und Magneteisen umgesetzt. Aus der Moräne des Gletschers in der Agua de la vida (s. Mathem. u. naturw. Mitth. 1884. S. 462) liegen folgende Gesteine vor. ı. Granit mit überwiegendem weissem Orthoklas, untergeordnetem weissem Plagioklas, farblosen Quarzkörnern, unregelmässig begrenzten, dunkelgrünen Biotitblättehen und spärlichem Zirkon. 49* 564 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 11. Juni. 2. Diabasporphyr mit diehter blaugrüner Grundmasse, dessen reichliche, weisse, grosse Plagioklase zum Theil zu Epidot umgesetzt sind. Auch die u. d. M. hellfarbigen Augite sind zum Theil in Epidot und Viridit umgewandelt und schliessen Magneteisen ein, das sich auch in der Grundmasse findet. 3. Krystallinische Schiefer mit reichlichem grauweissem Orthoklas, grossen hellgrünen Glimmertafeln und etwas Eisenglanz. Am Kamme des Cajon de los Cipreses steht feinkörniger Diabas an, während das Hauptgestein des Thales von einem dichten, compacten, dunkelgrauen Gestein gebildet wird, das der schwedischen Haelleflinta am nächsten steht und wie diese an den Kanten durchscheinend ist. Auf’ Klufttlächen sieht man Bedeckung mit kleinen grünlichen Glimmer- blättchen. Augitandesit vom Rio Diamante, SO vom Maipo, NO vom Vulcan Overo. Aus 1968” Seehöhe. Die compacte, dichte, schwarze, halb- glasig aussehende Grundmasse zeigt reichlich grosse weisse Plagio- klase, einzelne grüne Augite und etwas Olivin. U.d.M. erkennt man noch spärlich Magneteisen und Hypersthen, der meist schärfer begrenzt ist als der neben ihm vorkommende Augit. Die Plagioklaseinspreng- linge enthalten zahlreiche, meistens rundliche Einschlüsse von dunkel- farbigem Glas, welche in den hellfarbigen Augiten nur einzeln auftreten. Die überwiegende, in dünnsten Schliffen braungraue, durchsichtige Glasbasis füllt den Raum zwischen den Plagioklasen und Augiten aus. Cerro Overogebiet, Thalsohle des Rio Negro. Der Augitandesit führt in diehter, compacter, braungrauer Grundmasse zahlreiche grosse Plagioklase, einzelne dunkelfarbige Hornblenden und grüne Augite. U. d. M. erkennt man noch Magneteisen. Die zum Theil zonalen Pla- gioklaseinsprenglinge enthalten spärlich Glimmeranschlüsse; die hell- gelblichgrünen Augite reichlich Einschlüsse von Glas und Magneteisen. Der Augit ist hier und da mit einem schmalen Erzrand umgeben. Die stark dichroitische braungelbe Hornblende zeigt stets dunklen Erz- rand. Die Grundmasse ist ein glasgetränkter Mikrolithenfilz mit feinen bräunlichen Körnern. Eine blauschwarze, augitarme, halbglasig aus- sehende Abänderung verhält sich u. d. M. ebenso. Neben Augit und Hornblende ist noch Hypersthen vorhanden. Eine dritte hellere, mehr blaugraue Abänderung führt neben kleinen Augiten grössere Hornblenden und enthält spärliche glasige, u. d. M. braune, feingekörnte Grundmasse, welche ausgezeichnet fluidale Struetur zeigt. Plagioklas und Augit schliessen Glas und Magneteisen ein. Vom Atravieso Cruz de Piedre, Argentinien, 34° 8° S. Br., liegt zweiglimmeriger Gneiss mit sehr wenig Muscovit vor. Rorn: Über die von Hrn. Dr. P. Güssreror in Chile gesammelten Gesteine. 565 An der Nordwestflanke des Aconcagua sammelte Hr. Dr. GüssreLpr in 5500 bis 6100” Seehöhe: Ein hellröthliches, splittrig brechendes, eompactes, zähes Gestein, das in dichter Grundmasse einige Quarzkörner und etwas Feldspath erkennen lässt. U. d. M. sieht man noch etwas verwitterte Hornblende. Wahrscheinlich liegt in dem stark verwitterten Gestein ein Felsit- porphyr vor. Ein schwarzer, ebenfalls verwitterter Tuff lässt u. d. M. neben Plaglioklas-Chlorit, Magneteisen, Kalkspath erkennen. Ein spär- liches augitisches oder amphibolisches Mineral ist vollständig in Chlorit mit breitem Erzrand umgesetzt. Nach dem einzigen Handstück lässt sich das Alter des Tuffes nicht mit Sicherheit bestimmen. Ein weisses durch Schwefelwasserstofffumarolen zersetztes Gestein zeigt reichlich Gyps neben Schwefel. Es erinnert an zersetzte Trachyte, begreiflicher Weise ist eine Altersbestimmung des Gesteins nicht thunlich. Lässt sich auch nach diesem Vorkommen der Aconcagua nicht als Vulkan bezeichnen, da Laven und jüngere Eruptivgesteine nieht vorliegen, so lässt sich doch Fumarolenwirkung mit Sicherheit an den Gesteinen erkennen. f Klsis j D un. +® N Dr % Pr ara Sun Kuh a tl, ai "in Ana a Be "u 6 An: Kills m won vn Bu ser Ina! ‘ 57 AL M, un r ’ TAT & yi Str { 15% A In Ku zahl A Hd iR X ar f Kir, > r ! A, ‘7 ’ aim) 1 t Zn“ ’ Da, a ki un AHA s 567 Berichtigung zu Coelodon. Von H. BurmEISTER. (Vorgelegt am 21. Mai |s. oben S. 485.) Hierzu Taf. V. 13h Gattung Coelodon gehört zur Gruppe der fossilen Faulthiere, welche Owen unter dem Namen der Gravigraden den lebenden Tardigraden entgegengestellt hat, und wurde von Dr. Lusp mit obigem Namen im Jahre 1839 in den Abh. d. Kön. Akad. z. Copenhagen, math.-phys. Classe, Tom. VII, S. 72 zuerst erwähnt, nachdem er einige Knochen derselben schon früher, 1837 ebenda, Tom. VI, S. 240. pl. II, Fig. ı bis 5. besprochen hatte, ohne einen besonderen Gattungsnamen hinzu- zufügen." Wiederholte glückliche Funde erweiterten seine Kenntniss dieses merkwürdigen Thiers und setzten endlich Prof. J. Reınnarnr in den Stand, die ausführliche Beschreibung des fast vollständigen Skelets eines jungen Individuums zu geben, welche vierzig Jahre nach Dr. Lunp's erster Nachricht, in den Abhandlungen derselben Akademie, V. Reihe, Tom. XII, Nr. 3., 1878 erschienen ist. Bisher war von diesem Thier kein Knochen unter den zahlreichen Resten fossiler Säugethiere der Pampas-Formation aufgefunden, so dass ich in meiner Description physique de la Republique Argentine tom. III p. 337 die Gattung Coelodon nur erwähnen, aber nicht weiter hesprechen konnte. Seitdem sind, im Laufe des vorigen Jahres, drei halbe Unterkiefer hier gesammelt worden, wovon zwei in den Besitz des Museo Nacional” übergingen, und diese setzen mich in den Stand, das Thier nicht bloss aus eigener Anschauung zu kennen, sondern sie gewähren mir auch Gelegenheit zu einer wichtigen Correetur der Gattungsbeschreibung, welche ich mir erlaube der Königlichen Aka- demie hiermit zu übersenden. ' Den später gewählten Gattungsnamen Cbpelodon hatte übrigens schon LATREILLE in Anwendung gebracht. für eine Gattung der Longicornes, die SERVILLE 1832 in den Annales de la Soeiete Entomologique de France I. 164. beschrieh. ® Das Museo Publico, bisher Eigenthum der Provinz von Buenos Aires, ist seit September vorigen Jahres (1884) in den Besitz der National - Regierung übergegangen und führt jetzt den Titel: Museo Nacional. 568 Sitzung der phys.-math. Classe v. 11. Juni. — Mittheilung v. 21. Mai. Der Schädel des a. a. O. beschriebenen Individuums zeigt in der Abbildung Taf. I, Fig. ı und 2. neben den deutlichsten Merkmalen seines jugendlichen Alters, welches die noch überall sehr sichtbaren Nähte anzeigen, zwei merkwürdige Eigenschaften, beide ohne weiteres Beispiel in der Gruppe der Gravigraden: einmal die blasenförmige Auftreibung der Flügelbeine, und daneben die verringerte Zahl der Zähne, d. h. nur vier an jeder Seite im Oberkiefer und je drei im Unterkiefer. Die Richtigkeit der zuerst genannten Eigenschaft ist nicht zu bezweifeln; sowohl die Beschreibung, als auch die klare Abbildung heben sie mit Nachdruck und Deutlichkeit hervor. Sie fehlt den sämmtlichen bisher aufgefundenen anderen Gravigraden, findet sich aber bei zweien Arten der lebenden Tardigraden, nämlich bei Choloepus didactylus und Bradypus torguatus. Ich habe diese Beschaffenheit der Flügelbeine beider Speeies in meiner: Systematischen Übersicht der Thiere Brasiliens, I. Th. S. 260 und 266 nur kurz angegeben und werde Abbildungen davon nebst weiterer Besprechung im dritten Heft des Atlas de la Description physique de la Republique Argentine II" Seet. pl. XII. welches nächstens erscheint, veröffentlichen, daher ich dieser merkwürdigen Eigenschaft hier nicht weiter gedenke, bloss erwähnend, dass dieselbe in frühester Jugend nur sehr schwach auf- tritt und erst mit zunehmendem Alter zu wahrer Blasenform sich entwickelt, wie BrarmvirLe’s schöne Abbildung in der Osteographie, genre Bradypus, pl. II, zeigt, am Schädel des Unau. Aber auch dieser hier abgebildete Schädel ist noch ziemlich jung, wie die sichtbaren Nähte beweisen; ganz alte Thiere haben beträchtlich grössere Blasen. Die zweite der erwähnten Eigenschaften, vier Zähne an jeder Seite im Oberkiefer, aber nur drei im Unterkiefer, worauf Prof. Reıwuarpr grosses Gewicht legt in seiner Beschreibung, als wichtigen Gattungs- charakter, ist ein Irrthum, denn sie findet sich nur in der ersten Jugend, nicht im reifen Lebensalter, : wie die drei kürzlich aufge- fundenen halben Unterkiefer gezeigt haben. Von dem am besten erhaltenen derselben, einer ganz unversehrten Hälfte der rechten Seite, lege ich der Akademie in Fig. ı die Ab- bildung vor, in natürlicher Grösse, von der Innenfläche, gegen die Mundhöhle zu betrachtet, und erläutere dieselbe durch nachfolgende Beschreibung. Beim Vergleiche mit den beiden Figuren auf Taf. I in Reısnarpr's Abhandlung zeigt sich alsbald die vollständigste Übereinstimmung der allgemeinen Form, neben beträchtlicher Verschiedenheit in der Grösse und einer starken Verletzung am vorderen Ende. Dem Unter- kiefer des Reinnarpr'schen Schädels fehlt die Spitze des Kinns, welche . Burneisrer: Berichtigung zu Coelodon. 569 in meiner Fig. ı als lang ausgezogene Verlängerung, wie bei Choloepus, hervorragt und wahrscheinlich den Zwischenkiefer noch etwas an Länge übertraf. Die Ansicht des Schädels von unten in Fig. 2 lehrt, dass diese Spitze da abgebrochen ist, wo die Symphysis mentalis beginnt, welche nach Angabe meiner Fig. ı jene beträchtliche Länge hat, d.h. fast ein Drittel der ganzen Länge des Unterkiefers einnimmt. Von der hinteren Ecke dieser Symphysis, welche in der eitirten Fig. 2 deutlich erkannt wird, bis zum hinteren Ende des horizontalen Kieferastes, misst der Reınnarpr'’sche Unterkiefer nur 8.3°”; der von mir abgebildete hat dagegen eben diese Strecke ı1.2°” lang; wobei noch zu beachten bleibt, dass auch in meiner Fig. ı der äusserste Rand dieser Strecke etwas schadhaft, also wohl ein wenig zu kurz gezeichnet ist. Misst man den Unterkiefer in Reınuarpr'’s Fig. 2, von der Ecke der Symphysis mentalis bis zum hinteren Rande des Condylus, welcher den Unterkiefer mit dem Schädel verbindet, so erhält man 9.5 dagegen und am Original ist dieser Abstand 16.8°°. — Da nun an eben diesem Unterkiefer die Symphysis mentalis, welche durch ihren lang mandelförmigen Umriss und ihre beträchtliche Erhebung sehr in die Augen fällt, 9.5°” lang ist, und der untere Rand des horizontalen Astes, von der Ecke der Symphysis bis zur hinteren Endecke desselben ı 1.2" beträgt, eben diese Strecke aber in Reınnarnr's Figur nur 8.3”, em ; in meiner Figur em so darf man die fehlende Spitze der letzteren auf eirca 5°” ansetzen em und die Länge des ganzen Unterkiefers auf 12.6 bis 13°” anschlagen, cm während mein Exemplar eben diese Strecke zu 20.0°” bis zum am weitesten vortretenden Punkte des hinteren Randes angiebt, mithin um mehr als ein Drittel grösser ist als jenes. Weitere gemessene Dimensionen bestätigen das angegebene Grössen- verhältniss, daher ich noch folgende Maasse hersetze in ‘Centimetern. REINHARDT'S Mein Exemplar Exemplar Höhe des Condylus, über der Hinterecke 4-5 | 9:4 Höhe des Kronenfortsatzes, von ebenda 6.0 12.6 Höhe der Alveolarportion ...........- 2.6 5.6 Reısuarpr beschreibt die drei Zähne des Unterkiefers als denen von Megatherium ganz ähnlich, d. h. jeden mit zwei erhabenen Quer- kanten von dachförmiger Gestalt auf der Kaufläche, und ebenso sind die vier Zähne beschaffen, welche im Alveolartheil des mir vorliegen- den Unterkiefers stecken. Der erste Zahn ist etwas niedriger, weil stärker abgekaut, die drei folgenden haben ziemlich gleiche Höhe, aber die Abkauung ist an jedem folgenden etwas geringer. Am 570 Sitzung der phys.-math. Classe v. 11. Juni. — Mittheilung v. 21. Mai. hintersten steht die hintere Querkante gegen die vordere an Höhe zurück, umgekehrt am ersten Zahn die vordere gegen die hintere; an den beiden mittleren Zähnen haben beide Querkanten fast gleiche Höhe, doch übertrifft die hintere etwas die vordere an Erhebung. Die entsprechenden Verhältnisse lassen sich an den drei Zähnen in Remmarpr's Fig. ı nur zum Theil erkennen, denn nicht mehr als zwei Zähne sind sichtbar. Am ersten ist die hintere Querkante etwas höher als die vordere, am zweiten scheinen beide gleich hoch zu sein. Die Beschreibung des dänischen Textes kann ich leider nicht zu Rathe ziehen, aus Unkenntniss der Sprache: der französische Auszug am Schluss der Abhandlung beschreibt die Zähne nur im Allgemeinen und widerspricht der schon früher ausgesprochenen Vermuthung von =. Zähnen im höheren Alter, als unstatthaft. — Und doch hat sie sich, als völlig der Wahrheit gemäss, wenigstens für den Unterkiefer bestätigt, wie das noch deutlicher ein zweites Exemplar desselben lehrt, dessen Zahnreihe vollständig erhalten ist, obgleich übrigens mehr beschädigt als das abgebildete. Dieser zweite halbe Unterkiefer ist von der linken Körperseite und hat etwas kleinere Dimensionen: seine vier Zähne sind in Fig. 2 von der äusseren, gegen die Backe gewendeten Seite abgebildet; man sieht, dass sie einzeln eine wenig geringere Grösse haben, denn sie messen zusammen nur 6.4” in die Länge, während die des grösseren Kiefers von Fig. ı 7°” lang sind. Von den vier Zähnen dieses zweiten Exemplars entsprechen die drei vorderen ganz denen in Fig. ı ab- gebildeten, wobei indess zu beachten, dass die Kaufläche jedes Zahnes schief gegen die Axe des Zahnprisma’s steht, also die äussere Seite desselben niedriger erscheint, als die innere. Der vierte Zahn aber ist etwas kleiner, als die drei anderen, ragt weniger aus dem Kiefer hervor und hat einen geringeren Umfang der Kaufläche, offenbar weil er ein jüngerer später zum Durchbruch gekommener Zahn ist, dessen Benutzung von kürzerer Dauer war, als die der drei anderen. Hiermit stimmt es sehr gut. wenn auch der ganze Unterkiefer etwas kleinere Dimensionen besitzt, weil er einem etwas jüngeren Individuum angehört hat, als der in Fig. r abgebildete, zugleich aber auch einem beträchtlich älteren, als der des von Reısnarpr abgebildeten Schädels. Nimmt man die Länge der Zahnreihen meiner beiden Unterkiefer von 6.4°” und 7°” als Maassstab der Vergleichung an, so war der ganze Unterkiefer jenes Individuums etwa 16.5°" lang, wenn der dieses 20°” misst. Remmaror's abgebildeter Schädel mit kaum 13°” Länge des Unterkiefers passt als jüngstes Glied sehr gut in diese Scala. Der neulich bereits verstorbene PauL GERvAIS sagt in einer kurzen Notiz über Coelodon, Memoires de la Soeiete Geologique de France, Burmeister: Berichtigung zu Coelodon. 571 II. Ser. t. IX. no. V. p. 23, dass er bei Besichtigung des von REınHArpT ihm in Copenhagen gezeigten Exemplars einen Zahnkern unter dem ersten Zahn des Unterkiefers wahrgenommen habe, den er als zu einem Ersatzzahn gehörend deutet. Mit Recht widerspricht Reıymarpr dieser Annahme, denn die phyllophagen Edentaten, wohin die Gravi- graden und Tardigraden gehören, wechseln nie ihre Zähne; sie behalten dieselben Zähne lebenslänglich, aber die Grösse jedes einzelnen Zahnes nimmt bis zu einem gewissen Alter etwas zu, indem der Zahn in frühester Jugend mit konischer Spitze das Zahnfleisch durehbricht und erst, wenn der oberste konische Theil des Zahnkörpers abgenutzt ist, die prismatische oder cylindrische Form annimmt und mit gleicher Grösse fortan beibehält. Sollte nicht Gervaıs den Kern des später kommenden vierten Zahns im Unterkiefer gesehen und nur bei der Erinnerung seiner Beobachtung über die Stellung des Kerns im Unter- kiefer sich geirrt haben? — Fast möchte ich das glauben, denn dieser Gedächtnissfehler wäre leichter zu entschuldigen als die Annahme eines Zahnwechsels, welcher gerade bei den phyllophagen Edentaten als niemals eintretend schon lange sicher bekannt war. Hat doch Lunn auf die konische Form ihrer Zähne im ersten Jugendalter anfangs seine Gattung Sphenodon gegründet, sie aber später selbst mit Recht wieder eingezogen, nachdem er das wahre Verhältniss erkannt hatte. Owen und Bramvirre haben beide den mangelnden Zahnwechsel der lebenden Tardigraden bestimmt nachgewiesen. Nachdem ich auf diese Art die Anwesenheit von vier Zähnen im Unterkiefer der Gattung Coelodon dargethan habe, bleibt für mich kein Zweifel übrig, dass im Oberkiefer nicht bloss vier, sondern wie bei allen anderen phyllophagen Edentaten, fünf Zähne bei dem- selben Thier vorhanden waren. ReımAarpr glaubte seine Annahme von =, Zähnen bei Coelodon dadurch unterstützen zu können, dass er behauptete, die Zähne der phyllophagen Edentaten träten stets gleichzeitig auf, nicht, wie sonst wohl, die hinteren später, wobei er sich auf Scelidotherium und Mylodon beruft. Für beide Gattungen kann ich seine Angabe als richtig bestätigen; es befinden sich von ihnen in der hiesigen Sammlung alle Altersstufen, selbst noch nicht in Wirksamkeit getretene, ganz frische Zähne, die dem Typus von Sphenodon genau entsprechen; aber dennoch beweist diese Berufung nichts für Remmarpr’s Annahme, denn Scelidotherium und Mylodon bilden eine besondere Unterabtheilung der Gravigraden, zu welcher Coelodon nieht gebracht werden kann: Coelodon gehört vielmehr mit Megatherium in dieselbe Unterabtheilung, und von letzterer Gattung wissen wir bis jetzt nichts Sicheres über die frühere Form ihrer Zähne, indem noch niemals jugendliche Individuen mit beginnender Abkauung 572 Sitzung der phys.-math. Classe v. 11. Juni. — Mittheilung v. 21. Mai. der Zahnkronen aufgefunden sind. Da nun auch, was Remmarpr nicht gewusst oder nicht beachtet zu haben scheint, bei den lebenden Tardi- graden der hinterste Zahn etwas später durchbricht. also erst nach den vorhergehenden in Funetion tritt, was mehrere Schädel eben geborener oder ganz junger Individuen von Bradypus tridactylus (brasiliensis) der hiesigen Sammlung mir zeigen, so ist es durchaus nieht unglaublich, dass bei Megatherium ein ähnliches Verhältniss stattfand, wenn man weiss, dass es sich bei dem nah verwandten Coelodon ebenso verhält. Für die nahe Verwandtschaft beider Thiere spricht aber nicht bloss der gleiche Zahntypus, d. h. die Gleichförmig- keit der Zähne wie unter sich, so auch zwischen beiden Gattungen, während Seelidotherium und Mylodon ungleichartige Zähne, mit wesent- licher Verschiedenheit des letzten unteren an den Tag legen, sondern ganz bestimmt die Lage der Öffnung des Seitenastes vom Canalis alveolaris, welcher den Unterkiefer nach aussen, am Grunde des Kronenfortsatzes durchbricht. Die vordere Öffnung 'dieses Seitenastes liegt bei Serli- dotherium, Mylodon und Megalonyx unter dem Grunde des Kronen- fortsatzes, auf der Aussenfläche des horizontalen Kieferastes, bei Megatherium und Coelodon dagegen auf der Innenseite, an der Basis des Kronenfortsatzes, im Winkel, wo sich derselbe vom horizontalen Stamm des Unterkiefers absondert. Um diese Lage recht deutlich zu machen, habe ich in meiner Fig. ı die sehr versteckte Öffnung durch den beigeschriebenen Buchstaben a angezeigt. Von den lebenden Faul- thieren besitzt nur Choloepus den Seitenast des Canalis alveolaris, bei Bradypus fehlt er. Die früher von mir der Akademie vorgelegte fossile Gattung Nothropus hat ihn und folgt mit seiner Mündung nach aussen, wie auch Choloepus, dem Typus von Scelidotherium, Mylodon und Megalonyyw. Schliesslich habe ich noch des dritten grössten Exemplars eines halben Unterkiefers von Coelodon zu gedenken, welches, obgleich hier gefunden, nicht in den Besitz unseres Museums gelangte, mir also auch nicht zur Untersuchung zugänglich ward. Dasselbe hat ein hie- siger, allezeit schreibfertiger Schriftsteller, Hr. FLorentıno AMEGHINO, unter dem neuen Namen Oracanthus Burmeisteri im Boletin d. 1. Acad. Nac. d. eiene. exact. tome VII, p. 499—501 mit beigegebener Abbil- dung beschrieben, ohne mich vorher von seiner Absicht zu unter- richten, oder mich um meine Zustimmung zu befragen. Seine ziemlich gut ausgeführte Figur lehrt, dass ihm die Alveolarportion mit einem Theile der Basis des Kronenfortsatzes eines wahrscheinlich ganz aus- gewachsenen Individuums von Coelodon vorlag, dessen vier anwesende, aber der Kronenleisten grösstentheils beraubte Zähne eine Gesammt- länge von 8.6°" besitzen. Der Alveolartheil ist, neben den beiden SafV E'Ohmenn, lt =] >} =) = = © o = N jr} E I’ a= o Sg u © ra 5 jeb = N ” = E = 2) m ei u] ‚gsber. d. Berl. Akad.d. Wiss. 1835. H. Burmeister del ER SL YERBLETET Burmeister: Berichtigung zu Coelodon. 573 mittleren Zähnen, 7.2°” hoch, und der ganze vorhandene Rest des Unterkiefers gegen 21°” lang. Hiernach muss der unversehrte Unter- kiefer mit der weit nach vorn reichenden, am Rest grösstentheils fehlenden Kinnspitze und der gleichfalls zertrümmerten Hinterecke, eine Länge von mindestens 25°" besessen haben; und da der Unter- kiefer stets beträchtlich kürzer ist als der ganze Schädel, so dürfte der letztere wohl ohne Übertreibung auf 30°” Länge geschätzt werden. Das erwachsene Thier mag also eine beträchtliche Grösse erreicht haben, denn seine früher angenommene Kleinheit gilt nur für die Jugend des kaum den Pubertätsjahren nahen, zuerst beschriebenen Individuums. Wahrscheinlich bezeichnen die beiden als verschiedene Arten von Dr. Lunp und Prof. Reınsmarpr aufgestellten Exemplare nur verschiedene Altersstufen einer und derselben Art. Buenos Aires, ı2. April 1885. Ausgegeben am 18. Juni. am ‚it valrr? all " w L u, a Ad Anl Aria N Wz ala ht ai es Ban: N ih Hal Dur am af 67 Er EN EZTEET je u 27) LEE GR: Sum“ Port An ua DIE 7 STE IE ET; . x = a Bat K Al er ee lee art Wi rae na en ar ran he In EN . alt he L vehs AEITeTmE 2 u 3) 37 "77T Br. “a 24 TE INT Ri ETLERTETTE Bi 3 ! er un TOR ilibirgeiiine ass arme Tr Nil el IM gi x j = ae Rare ee ob u . R u Aa y oO 1885. XXIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 11. Juni. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Currivs. l. Hr. Vanzen las über die Elektra des Euripides. 2. Hr. Scherer machte eine Mittheilung über altdeutsche Segen. Dieselbe erfolgt umstehend. 3. Hr. Dirımasw legte vor Epigraphische Mittheilungen von Hrn. Prof. Evrıse. Der Abdruck erfolgt in diesen Berichten. | u 4 Altdeutsche Segen. Von W. SCHERER. Wasch die Freundlichkeit des Hın. Dr. S. Löwenrenn, Privatdocenten der Geschichte an der Universität Berlin, lernte ich einige altdeutsche Segensformeln kennen, welche zum Theil zwar in der Zeitschrift für deutsches Alterthum 23, 436 durch Hrn. MoreL-Farıo veröffentlicht, aber, abgesehen von einigen Erläuterungen Hrn. STEIMEYER’s, die ich im Folgenden dankbar benutze, noch nicht so gewürdigt worden sind, wie sie verdienen. Ich beginne mit einem Spruch, den wir schon länger kennen, der von Hrn. Keınz in München entdeckt, von Hrn. Konran Hormann in den Münchener Sitzungsberichten 1871. I. S. 661 ff., von MüLtennorr in den Denkmälern, zweite Ausgabe, S. 483, behandelt wurde, und dessen Dunkelheiten ich mittels der neuen Fassung nicht aufzuheben, aber doch zu vermindern im Stande bin. Die neue Fassung lautet: Contra ecaducum morbum. Accede ad infirmum iacentem et a sinistro usque ad dextrum latus spacians sieque super eum stans die ter: Donerdutigo, diete- wigo, do quam des tiufeles sun, uf adames bruggon unde setteta einen stein cewite, do quam der adames sun unde sluog des tiufeles sun zuo zeinero studon, petrus gesanta paulum sinen bruoder da zer aderuna aderon ferbunde pontum patum, ferstiez er den satanan, also tuon ih dih unreiner athmo fon disemo christenen lichamen, also sceiere werde buoz disemo christenen lichamen, so seiero so ih mit den handon die erdon beruere, et tange terram utraque manu et die pater noster. Post hee transilias ad dextram et dextro pede dextrum latus eius tange et die: Stant uf wazwas dir, got der gebot dir ez. Hoe ter fac et mox videbis infirmum surgere sanum. Die Abschrift des Hrn. Löwenrern habe ich genau wiedergegeben; auch seine Interpunetion. Die Schlussformel fehlt in der älteren, schon früher bekannten Fassung. Sie ist etwa so zu schreiben und zu ver- stehen: ‘Stant üf! waz was dir? got der geböt dir ez.' Den gemeinschaftlichen Theil der beiden Fassungen (M und L) stelle ich neben einander, um den Gewinn, den wir aus der neuen (L) ziehen, möglichst bequem anschaulich zu machen. Sitzungsberichte 1885. 50 578 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 11. Juni. M L Doner dutiger Doner dutigo : dietmahtiger dietewigo do quam des tiufeles sun stuont uf der adamez prucche uf adames bruggon schitote den stein zemo wite 5 unde setteta einen stein ce wite stuont des adamez zun do quam der adames sun unt sloc den tieveles zun unde sluog des tiufeles sun zu der studein. zuo zeinero studon. Sant peter sante petrus gesanta sinen pruder paulen 10 paulum sinen bruoder daz er arome da zer aderuna adren ferbunte aderon ferbunde frepunte den paten pontum patum frigezeden samath ferstiez er den satanan. friwize dih 15 also tuon ih dih unreiner atem unreiner athmo fon disemo meneschen fon disemo christenen lichamen. also sciere werde buoz disemo christenen lichamen zo sciero zo diu hant 20 so sciero so ih mit den handon wentet zer erden die erdon beruere. Der Schluss, in welchem die Anwendung gemacht wird, Z. ı5 bis 21, erfordert keine weitere Bemerkung. Wenn ich ihn in abge- setzten Zeilen drucken liess, so will ich damit kein Metrum behaupten, während in den ersten vierzehn Zeilen allerdings der Rhythmus des viermal gehobenen Verses zu herrschen scheint und im Anfang Al- litteration (Z. 1. 2; vielleicht auch 9. 10 unregelmässig Petrus: Paulum: pruoder?), später zuweilen Reim durchbricht. Suche ich nun einen reineren Text für diese vierzehn Zeilen herzu- stellen, indem ich mich bei unwesentlichen Abweichungen an L halte, bei wesentlichen, zwischen denen sich nicht entscheiden lässt, beide Fassungen wiederhole und im übrigen die kritische Erwägung des Zusammenhanges walten lasse, so würde etwa folgende Gestalt heraus- kommen: Doner dütigo dietewigo (dietmahtiger?), des tiufeles sun, stuont üf Adämes bruggon 5 unde seitöta einen stein ce wite. dö quam der Adämes sun unde sluog des tiufeles sun zuo zeinero stüdon. Petrus gesanta ı0o Paulum sinen bruoder, daz er Aderuna (Arome?) äderon ferbunde ferbunde Pontum Patum, ferstieze den Satanan. ScHERER: Altdeutsche Segen. 579 Sehr viel weiter, als MÜLLEnHorr war, sind wir nun in der Erklärung des Spruches hiermit allerdings nicht gekommen; aber der Zusammenhang, den MürtLennorr nur vermuthungsweise herstellen konnte, wird durch die Überlieferung bestätigt. Die beiden mythisch- legendarisehen Vorgänge, die neben einander gestellt werden, sind jeder der Hauptsache nach klar, wenn auch im Einzelnen noch manches unklar bleibt. Und wer Mürtennorr's Erläuterungen liest, wird so viel davon verstehen, als sich bis jetzt verstehen lässt. Die fallende Sucht wird auf einen bösen Dämon zurückgeführt, und wie dieser Dämon in zwei bestimmten legendarischen Fällen ver- trieben wurde, so soll es auch hier geschehen. In dem einen Falle wurde des Teufels Sohn, Donar, der alte Gewittergott, der (mit seinem Blitze) einen Stein zu Brennholz spaltete, von Adam’s Sohn in einen Busch verjagt. In dem anderen Falle wurde der Satan selbst durch den von Petrus abgesandten Paulus, wir wissen nicht bei wem, mittelst Ver- bindung der Adern vertrieben. Die Möglichkeit einer Anknüpfung des zweiten Falles an die Legende von Pontius Pilatus findet sich nicht. In dem ersten Falle liegt wenigstens der Gegensatz zwischen Heidenthum und Christen- thum, unverkennbar und merkwürdig genug, vor. Auch eine zweite und dritte der von Hrn. LöwEsrerp abgeschrie- benen Beschwörungsformeln versetzen uns auf bekannten Boden. Ad fluxum sanguinis narium. Christ unde iohan giengon zuo der iordan, do sprach Christ: Stant iordan, biz ih unde iohan uber dih gegan. also iordan do stuont, so stant du N. illius bluot. Hoc dicatur ter et singulis vieibus fiat nodus in erine hominis. Item alio modo. Tange nares hominis duobus digitis et die in dextram aurem: Strangula, vena, murmur, luna cessa. Pater noster. Hoc ter. Zu beiden Formeln vergl. Denkm. Nr. 47, ı und Mürtennorr's Erläuterung. In der ersten, offenbar gereimten, fehlt hier die sonst übliche Beziehung auf Christi Taufe im Jordan; zur zweiten stellt sich die S. 462 angeführte Formel: ‘strangula venam limis. murmur accessus. 50® 580 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 11. Juni. Dass eine Formel in’s rechte Ohr gesagt wird, begegnet mehrmals, z. B. in den folgenden, ebenfalls von Dr. LöwenrerLp mitgetheilten Zaubersprüchen, deren erster, neben allerlei unsinnigem Zeug, in dem Worte ‘Wamapis’ eine Entstellung von ‘wambizig’ zu enthalten scheint, das wir aus einer Heilformel ad equum infusum bei Mürennorr Denkm. 485 kennen. Ad voraecitatem equorum. Cum equus alieuius infirmatur prae nimia voracitate, sie emen- dabis ei. Seias nomen eius, euius est, et accepto ligno corili susur- rabis ei in dextram aurem hee verba semel cum oratione dominica: Wamapis, union, geneprol, genetul, katulon, gortrie, uniferuna, nocti- feruna, maris samna neque samna nec te damnet. Et cum ligno terges erura et pedes equi et secundo ac tercio eadem facies et eir- eumduces ad solissequium ter. Contra Agaleiam. Quandocumque videris homini vel iumento contigisse morbum quem dieunt agaleia, hoc modo emendabis. Susurra ei in dextram aurem hec verba: Quando Christus est natus, ante fuit unctus quam baptizatus; salvator mundi oceidat istud malum et auferat hune dolorem, semel adiungens pater noster et cum hireino ealeiamento dextri pedis tui simul eum pede tuo firmiter fricabis ter et in girum duces ter ad solissequium. Cum hee ter sie feceris, animal deo adiuvante sanandum esse noveris. Beziehungen auf das Leben Jesu wie hier und in dem ersten Spruche zur Stillung des Nasenblutens begegnen wir noch in folgen- den, durch Hrn. LöwenreLp mitgetheilten Formeln. Contra Überbein. Lignum de sepe vel aliunde sumptum pone super uberbein faeiens erucem et ter dieens pater noster, additis his teutonieis verbis: Ihbe sueren dich (l. Ih besueren dih) uberbein bi demo holze da der almahtigo got aner sterban (l. an ersterban) wolda durich meneschon sunda, daz du suinest unde inal (l. in al) suaechost (l. suachost). Si hoe tribus diebus dilueulo feceris, uberbein evanescere eitius videbis. Contra vermem edentem. Ih gebiude dir wurm du in demo fleiske ligest, si din einer, sin din zuene, siue (l. suie) filo din si, in nomine patris et fili et SchERER: Altdeutsche Segen. 581 spiritus saneti, bi Jhesu nazareno, der ze bethleem geboren wart, in tlumine iordan getoufet ward, ze iherusalem gemarteret wart, ze monte oliveti ze himele fuor, daz du des fleiskes niewet mer essest unde des bluotes niewet mer trinkest des mannes N. vel des wibes in gotes namen amen. + Quieumque homini hac medieina vermem emendare velit, caveat ne alicui iumento per eam emendet, quia postea homini non proderit. In dem nun folgenden Spruch, der ebenfalls Christi Erdenwallen freilich zu einer fingirten Erzählung benutzt und der wieder das Motiv enthält, dass einem kranken Thiere in's Ohr geraunt wird, erlaube ich mir den Text mit den üblichen Längezeichen zu versehen, ihn theilweis in Verse zu ordnen, sowie selbständig zu interpungiren und die Varianten der Abschrift erst nachträglich anzugeben. Ad equum errehet. Man gieng after wege, zöh sin ros in handon. do begagenda imo min trohtin mit sinero arngrihte. 5 ‘wes, man, gestü? zü ne ridestü?” ‘waz mag ih riten? min ros ist errahet.' ‘nü ziuh ez dä bi fiere, ı0o tü rüne imo in daz öra, drit ez an den cesewen fuoz: sö wirt imo des err®heten buoz.’ Pater noster. et terge cerura eius et pedes, dicens ‘also seiero werde disemo (euiuscumque coloris sit: röt, suarz, blanc, valo, grisel, feh) rosse des errzheten buoz, samo demo got dä selbo buozta.’ Die Abschrift bietet Z. 8 errehet, Z.9 nu ziu hez da bifiere, Z. ı2 und in der Prosa erretheten (statt errsheten). Die Sprache in ihrer äusseren Gestalt weist hier wie sonst auf die erste Hälfte des zwölften, frühestens das Ende des elften Jahr- hunderts. Wie in dem ersten behandelten Spruche der Umlaut des uo in beruere vorkommt, so hier der Umlaut des ä in errshet. Wie aber dort der heidnische Donnergott fortlebt, so werden wir auch hier eher ins neunte, als ins elfte Jahrhundert zurückgewiesen. Schon das Fehlen des unbestimmten Artikels beim ersten Wort ist höchst alterthümlich (J. Grm, Gramm. 4, 396). Und was kann 582 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 11. Juni. arngrihte in Z. 4 anders sein, als eine Entstellung von @rgrehti, &re- grehti, das nur bei Otfried und im Ludwigsliede vorkommt? Selbst der Reim truhtin: ergrehtin steht im Ludwigslied sowie bei Otfried 4, 31, ıg9 und ist daher gewiss altvolksthümlich. Vielleicht war die Entstellung des Wortes mit einer Anlehnung an das mittelhoch- deutsche Compositum arnebote (der heil. Petrus wird gebeten, des Beters arnebote bei Gott zu sein: WACKERNAGEL altdeutsche Predigten 218, ı9) und mit einem Gedanken an die Boten, die Apostel des Herrn verbunden. Aber freilich, die gewöhnliche Bedeutung ‘Barm- herzigkeit, Gnade’ kann £rgrehti hier nicht haben. Selbst wenn man verstehen dürfte ‘der Herr in seiner Gnade (erbarmte sich seiner und) ging ihm entgegen’; so wäre dies gegen den Stil des Gedichtes, das offenbar absichtlich von vornherein nicht sagt, weshalb der Mann sein Ross am Zügel führt: wir sollen ebenso gespannt sein, was es mit der Sache auf sich habe, wie Christus neugierig fragt, warum der Mann nicht reite. Und Christus soll ihm nicht aus Barmherzigkeit entgegenkommen, sondern ihm zufällig be- gegnen. Wäre mit ergrehti ein moralischer Begriff verbunden, so würde die consequente Darstellung gestört, von Mitleid geredet, wo wir einen mitleidswürdigen Zustand noch gar nicht erkannt haben, und so die Hauptwirkung verdorben. Aber auch abgesehen von solchen stilistischen Erwägungen, rein sprachlich genommen, kann von ‘mit’ in diesem Zusammenhange wohl nichts abhängen als die Begleitung Christi. Indessen wie verträgt sich dies mit der Bedeutung von ergrehti? Das Wort wird von SchmeLLer im Bayr. Wb. 2°, 3ı nicht richtig aufgefasst, wenn er erklärt: “id quod honori regis, dei’ oder gar ‘quod ei prae omnibus eonvenit, debetur, praerogativa.’ Richtig aber ist die Beziehung auf den irdischen oder himmlischen König; nur bei Otfried 2, 20, ı wird es von Menschen gesagt, wie ERrDMANN zu Otfried 1, 4, 17 bemerkt. Ich glaube, dass etwa die Übersetzung ‘Gnadenfülle' den Sinn des Wortes trifft: denn ra ist hier gewiss die Gnade, das Geschenk, das vertheilt, gespendet wird (vergl. Vırmar, deutsche Alterthümer im Heljand S. 70); und grehti mag, entsprechend den Bedeutungen des Adjectivs gereht, die SCHMELLER a. a. O. gut entwickelt, so viel als ‘Bereitschaft, das was zubereitet ist, bereit liegt’ sagen wollen. Aus ‘Gnadenfülle” ergiebt sich einerseits die ‘Bereitwilligkeit, Gnaden zu spenden’, die an den meisten Ötfriedischen Stellen gemeint ist, anderseits die ‘Gnadenfülle des Herrscherthums, die Königswürde, die Majestät‘, die im Ludwigslied und gelegentlich bei Otfried dem Zusammenhang am meisten entspricht. Dass nun Abstraeta, die eine Eigenschaft bedeuten, auf Personen übergehen ScHERER: Altdeutsche Segen. 583 können, an denen eine solche Eigenschaft irgendwie haftet, ist bekannt. Und so mag eregrehti den Sinn eines Colleetivums angenommen haben, einer Gruppe von Personen, an denen die Gnadenfülle des Königthums irgendwie haftet, sei es, dass diese Personen activ an der Spendung der Gnaden Antheil nehmen dürfen, sei es, dass sie passiv mit den königlichen Gnaden vorzugsweise bedacht werden, sei es, dass sie nur als lebendiger Ausdruck der Majestät um den Herrscher versammelt sind. Wie dem nun auch sei, der Etymolog wird zugeben müssen, dass das Wort den Sinn haben könne, den die unbefangene Inter- pretation dafür verlangt und den selbst die späte Entstellung des Wortes, wenn ich sie richtig erklärt habe, noch festhält. Ich über- setze: ‘mit seinem Gefolge’. Mehr dem althochdeutschen als dem mittelhochdeutschen Sprach- gebrauche gemäss ist dann ferner in Z. 5 die Form zü, d.h. ziu, für zi hiu (GRAFF 4, 1184). In Z. 9 macht die Wendung ‘bi fiere” Schwierigkeit. Auf dem Boden des Mittelhochdeutschen weiss ich gar nichts damit anzufangen. Heisst es aber so viel, wie bei Otfried “in fiara’ (s. Kerır’s Glossar S. 119), so kann man übersetzen: ‘Nun zieh es bei Seite’. Endlich sei noch angemerkt, dass selbst die im prosaischen Anhang stehende Farbenbezeichnung grisel zwar bei NoTker, aber nicht mehr im Mittelhochdeutschen nachgewiesen ist. Die mässige und müssige Kunst, das ganze Gedichtehen in die Sprache des neunten Jahrhunderts umzuschreiben, mag ich nicht üben. Auch die Verse, für das elfte Jahrhundert nicht schlecht, müssten dabei einige leichte Verbesserungen erfahren. Wir haben drei Strophen vor uns, Strophen zu vier Kurzzeilen oder zwei Langversen, wie sie Otfried gebraucht. Der Reim ist im ersten und im vierten Reim- paare gestört. Im ersten könnte man die Wendung after wege durch after lande (NoTkeEr : PırEer 2, 622, ı) ersetzen; auch after wegon, wenn es sonst vorkäme, würde dem Reime genügen (vergl. Otfried ı, 5, 3 gote : himile : MüLLennorr zu Denkm. 26, ı). Aber wer sich an die reimlosen Verse bei Otfried (Erpmann S. ıxvur f.) erinnert, wird es vorziehen, überhaupt nicht zu ändern und ebenso das vierte Verspaar unangetastet lassen, in welchem statt des Reimes Allitteration herrscht, freilich eine unregelmässige wie im Muspilli 3: enti si den lihhamun likkan läzzit. Die Möglichkeit einer solchen Allitteration verbietet auch die Vermuthung, es sei durch die Schreibung hros eine richtige alt- hochdeutsche Bindung herzustellen. Das kurze epische Lied, das wir so gewinnen, scheint mir lehr- reich und hübsch. Durch eine gemüthlich-willkürliche Erfindung suchten die Geistlichen der karolingischen Zeit dem deutschen Volke 584 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 11. Juni. den Herrn Christus nahezubringen. Er tritt gleich einem König auf, wie im Heljand. Aber selbst die kleinen Leiden des Menschen mag er stillen, und ein unbrauchbar gewordenes Pferd ist dem Helfer nicht zu gering. Der Dichter weiss seinen Stoff geschickt zu fassen; mit einer wunderlichen, halb komischen Situation beginnt er, enthüllt ihre Gründe durch ein Gespräch, bei welchem die Sprecher so wenig episch benannt werden, wie in dem Gedichte von Christus und der Samariterin, und benutzt das Gespräch weiterhin, um durch Christi guten Rath Abhilfe zu schaffen: denn dass der Rath sich. bewährte, wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Der rasche, entschiedene, etwas humoristisch gefärbte Ton ist ein werthvoller Beleg dafür, dass wir uns aus den unbedeutenden Resten und Spuren eine richtige Vorstellung von dem volksthüm- lichen Stile jener Zeit gebildet haben (Gesch. der deutschen Litt. S. 6 1 ff.), der im Georgsliede fortlebt, in der älteren Judith zu erkennen ist und auf die Spielleute des zwölften Jahrhunderts übergeht. Bemerkenswerth, dass der Dichter verschweigt, was man für die Hauptsache halten sollte, die Worte, welche dem Pferd in's Ohr geraunt werden (vergl. Denkm. Nr. 6) und die z. B. in einem anderen Spruche ‘contra rehin’ (Denkm. S. 484) seltsam genug lauten. Hier mag ein bestimmtes Geschmacksurtheil zu Grunde liegen: die heilende Formel, die z. B. im zweiten Merseburger Zauberspruch die Pointe ausmacht, erschien diesem Autor vielleicht als hässlich, unverständlich oder prosaisch; oder sie widerstrebte seinem Stilgefühl, das unge- duldig nach schnellem Fortschritt und Abschluss verlangte: Worte innerhalb einer Rede angeführt, gleichsam eine Anführung in der Anführung, machen stets den Eindruck des bedächtigen Verweilens. Auch kann der Dichter, absichtlich oder unwillkürlich schelmisch, das, was in’s Ohr geraunt wird, obgleich es Christus dem Manne nothwendig mittheilen musste, als unhörbar, als ein Geheimniss für sein Publiecum, behandelt haben. Der Verfasser der lateinischen Gebrauchsanweisung hat sich, wie jedermann sieht, an die Vorschriften Christi nicht gehalten: er lässt das gliedersteife Pferd durch ein anderes Verfahren curiren, als es ‘got selbo’ jenem Manne rieth. ScHERER: Altdeutsche Segen. 9385 Eine kurze poetische Formel endlich machte den Schluss: Contra vermes pecus edentes. Ih besuere dih sunno, bisecon Germano, daz tu hiuto ne sein e demo + die colorem + siehe die wurme uzsin. Ich weiss den Spruch nicht anders zu verstehen und herzustellen, als etwa so: Ih besuere dih, sunno, ih bisueron dih, mäno, daz tü hiuto ne sein, € demo .... fiehe die wurme iz sin. In der vierten, reimlosen, Zeile ist ein zweisilbiges, eine Farbe bezeichnendes Adjeetiv vor “fiehe’ oder ‘“fihe’ zu denken. Der Imperativ sein, abhängig von daz, ein willkommenes neues Beispiel für eine schon sonst beobachtete, aber nicht häufige Construction (zu Denkm. 78,7) ist durch den Reim gesichert. Über die Pariser Handschrift Nouv. aeg. lat. 229, welche diese und die anderen vorstehenden Segensformeln enthält, werde ich Näheres berichten, so bald ich sie selbst gesehen habe. Einstweilen vgl. Deuiste, Melanges de paleographie p. 455- Ausgegeben am 18. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1885. 51 Er Yu I em An En ei Ka ORT KEN MN nu 2 Pe ee Fr Sa] Kite Te, ii) .. ) von at nad A i E A un amt dur BR u Mae ie An Cap a: ARE ar? N x ah re u ee Saar ie Auch Az 2 ‘ Da} F our 9 R een E et An Kurx - Oo HEN, meulkırn Aria ’ 4 ‚ f ; B & sale T PERL Er Ten | F Bulii u I unit. 40% IuwH la BA, wiiraag I r ‘ a Sn | . Bi sis 6 tchal: Au rnniee al Jin winıkllın u .E = f » N fi, \ f 115 f 5 sıhlı Er Palo win. .n 194 ur ie " rs 0 . Y YMyımzo mar mr dd A A { Sa mn 1885. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 18. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 1. Hr. Ramuersgere las die umstehend folgende Abhandlung über die Gruppe des Skapoliths. 2. Hr. Duncker überreichte den zweiten Band der im Auftrage der Akademie herausgegebenen preussischen Staatsschriften aus der Regierungszeit König FrırperıcnH’s N. Sitzungsberichte 1885. 52 IN \ a 3 : PROHLUIERR AL 2 R EN DR u FRrRZEBEN TERRA; N r ı. Fr 4° were, f £ x Hi =, ri ’ı It : & T { R { A DHLSUTER MIN D 989 Über die Gruppe des Skapoliths. Von (. RAMMELSBERG. Dx fortschreitende Kenntniss der morphologischen und der chemischen Eigenschaften der Mineralien hat genöthigt, in vielen Fällen den Namen eines einzelnen Minerals auf eine Gruppe gleichkrystallisirter, d. h. isomorpher Mineralien zu übertragen. Feldspath, Glimmer, Augit, Granat, Turmalin sind Bezeichnungen für solche Gruppen geworden, welche nirgends häufiger als in dem grossen Gebiet der Silicate vor- kommen. Die Glieder einer isomorphen Gruppe haben oft eine analoge Zusammensetzung und lassen sich dann durch eine allgemeine Formel bezeichnen. Olivin, Granat, Turmalin, Epidot ete. sind von dieser Art. Die isomorphen Mischungen innerhalb dieser Gruppen sind den Grundverbindungen gleich constituirt. Allein in anderen ebenso gut durch die Isomorphie ihrer Glieder charakterisirten Gruppen sind diese Glieder nicht analog zusammen- gesetzt, und ihre isomorphen Mischungen weichen von den Grund- verbindungen ab. Als Hauptbeispiele dürfen Feldspath und Glimmer genannt werden. Sie zeigen, dass die Ursache der Isömorphie nicht in der Analogie der Verbindungen zu suchen ist. Das Trisilicat des Albits und das Halbsilicat des Anorthits treten zu manchfachen isomorphen Mischungen zusammen, den Kalknatron- feldspäthen oder Plagioklasen, welche für die Kenntniss der kry- stallinischen Gesteine von der grössten Bedeutung sind. Alle diese Zwischenglieder folgen einem Mischungsgesetz, welches sich in jedem einzelnen Fall durch die Abhängigkeit des Atomenverhältnisses Al:Si von dem Na:Ca thatsächlich controliren lässt Finden wir nun auch in anderen Silicatgruppen stöchiometrische Differenzen, so liegt die Vermuthung nahe, dass es auch hier zwei Grundverbindungen gebe, durch deren Mischung die Zwischenglieder entstanden sind. Hier ist aber die Speculation der Erfahrung voran- geeilt; man hat zwei hypothetische Grundverbindungen construirt, und mit Hülfe derselben die Natur der einzelnen Glieder zu deuten 52# 590 Gesammtsitzung vom 18. Juni. versucht. Man übersah, dass es sich beim Feldspath um ein Gesetz handelt, dessen Richtigkeit an jeder einzelnen Analyse geprüft werden kann, während im vorliegenden Fall eine willkürliche Interpretation der Thatsachen stattfindet." Von den Silicatgruppen, welche in neuerer Zeit nach dieser Richtung Gegenstand der Speeulation geworden sind, hat die Gruppe des Skapoliths mein Interesse ganz besonders erregt, und habe ich mich bemüht, durch eine Reihe von Versuchen die Kenntniss der chemischen Natur ihrer Glieder zu erweitern. In krystallographischer Hinsicht ist die Skapolithgruppe sehr aus- gezeichnet. Alle ihre Glieder sind vollkommen isomorph, viergliedrig, und beträgt der Endkantenwinkel ihres Hauptoktaeders nahe 136°. Die Glieder tragen sehr manchfache Namen: Sarkolith, Humbold- tilith (Melilith) Mejonit, Wernerit, Nuttalith, Stroganowit, Paralogit, Porzellanspath, Mizzonit, Dipyr, Cuseranit, Marialith u. s. w. In qualitativer Hinsicht stimmen sie überein; es sind Silieate von Thonerde, Kalk und Natron. Nur im Humboldtilith treten noch Eisen (als Oxydul oder Oxyd) und Magnesia in wesentlicher, in allen übrigen aber nur in geringer Menge oder gar nicht auf. Es ist weder ein natronfreier Skapolith, der dem Anorthit ent- spräche, noch ein kalkfreier, dem Albit entsprechender Skapolith bekannt, die als Grundverbindungen gelten könnten. Wie grosse Verschiedenheiten aber die Zusammensetzung der einzelnen Glieder darbietet, das lehrt schon ein Blick auf ihren Säure- gehalt, welcher von 40 Procent bis zu 60 Procent steigt. Mit Zunahme der Säure sinkt der Gehalt an Kalk (von 24 auf 4 Procent), während die Menge des Natrons (von etwa 2 auf fast ı0 Procent) steigt. Die hier in Betracht kommenden Mineralien sind vielfach Gegen- stand chemischer Untersuchung gewesen, insbesonders hat aber G. vom Rarn durch eine in meinem Laboratorio vor 32 Jahren durch- geführte Reihe von Analysen’ zur Kenntniss der Skapolithe beigetragen. Schon vor längerer Zeit hatte ScuarnäurL in dem Porzellanspath von Passau einen Gehalt an Chlor angegeben. Neuere Analysen haben dieses Element, welches in der nahestehenden Nephelin- und Sodalithgruppe eine wichtige Rolle spielt, auch im Mejonit und in den Werneriten nachgewiesen, und somit unsere Ansichten ‘über deren ! Vergl. Tscuermax, die Skapolithreihe. Wien. Akad. Berichte 88 (1883). 2 Posen. Ann. 90, 82. 288. (1853). 119, 254 (1863) Ztschr. d. geol. Ges. 18, 635 (1866). Possenv. Ann. 144, 384 (1872). Ramnetspers: Über die Gruppe des Skapoliths. 591 Constitution modifieirt, ein Punkt, welcher vornämlich mir Anlass gegeben hat, eigene Versuche in diesem Gebiete anzustellen. Wenn eine Anzahl gleichkrystallisirter Verbindungen, wie die Glieder der Skapolithgruppe, bei qualitativer Übereinstimmung so grosse Verschiedenheiten in der Zusammensetzung zeigt, so sind die- selben entweder ursprünglich vorhanden, wie dies auch in anderen Mineralgruppen der Fall ist, oder sie sind eine Folge von Umwand- lungsprocessen, durch welche gewisse Bestandtheile fortgeführt, andere hinzugetreten sind. Wir müssen annehmen, dass in der Skapolith- gruppe beide Fälle zutreffen, und hierin liegt die grosse Schwierigkeit, die Thatsachen richtig zu deuten. In keinem Fall darf die Ansicht gelten, dass die Zunahme der Kieselsäure, die Abnahme des Kalks und der steigende Natrongehalt nothwendig eine Umwandlung der ursprünglichen Substanz anzeigen. Alle äusseren Merkmale geben zu erkennen, dass der Wernerit von Gouverneur mit 52 Kieselsäure und ıo Kalk und der Marialith mit 62 Kieselsäure und 4 Kalk ebenso unzersetzte Verbindungen sind wie der Mejonit mit 44 Kieselsäure und 22 Kalk oder der Sarkolith mit 40 Kieselsäure und 33 Kalk. Andererseits aber wissen wir, dass die Skapolithe gewisser Fund- orte in Glimmer, Epidot, Albit, Speckstein und Thon verwandelt vorkommen, und dass der Umwandlungsprocess, wenn er bis zu einem gewissen Grade vorgeschritten ist, sich sowohl äusserlich als auch durch die Analyse (Eintreten von Wasser, Kali, Magnesia, Eisen) zu erkennen giebt. Sehr schwer aber ist es, die ersten Stadien solcher Veränderungen zu erkennen, welche selbst in gut ausgebildeten Krystallen meist von aussen nach innen fortschreiten. Manche Skapolithe findet man mit einer dünnen Schicht Kalk- spath bedeckt. Andere sind in letzteren eingewachsen, und ihre Krystalle schliessen ihn in feiner Vertheilung ein. Bei der wohl- bekannten Art, wie das Wasser auf kalkreiche Silicate wirkt, liegt die Vermuthung nahe, der Kalk entstamme dem Skapolith. Bei keinem anderen Mineral differiren die Analysen, welche sich auf den nämlichen Fundort beziehen, in dem Maasse, wie beim Wernerit ge- wisser Localitäten. So wurde gefunden: Kieselsäure Kalk Barease. 2: 4ı bis 53 Procent 20 bis 10 Procent Bolton... Ha 2 vAgRı ;% 26 » 15 » Arendal; „2. AS 52 » a7 zn T2 » Malsjos...: 47 » 52 » De EZ » Hieraus lässt sich schliessen, dass der W. an diesen Orten eine Umwandlung erlitten hat, und dass es sehr fraglich ist, ob die dortigen 592 Gesammtsitzung vom 18. Juni. säureärmsten und kalkreichsten Abänderungen die ursprüngliche Sub- stanz darstellen. Bei dem grossen Reichthum an thatsächlichem Material, welches durch die zahlreichen Analysen gegeben ist, ist es immerhin eine lohnende Aufgabe, zu untersuchen, ob innerhalb der Gruppe bestimmte und einfache Verbindungen auftreten, ohne Rücksicht darauf, ob die- selben ursprüngliche oder aus einer Umwandlung von solchen ent- standen sind. Es wäre zwecklos, sich an einzelne Analysen zu halten; man hat vielmehr den Blick auf die Gesammtheit zu richten, und dabei gelangt man in der That zu gewissen Reihen, die oft Vorkommen sehr entlegener Fundstätten einschliessen, und deren chemische Ähnlichkeit, selbst Gleichheit den Beweis liefert, dass ihre Zusammensetzung, sei sie eine ursprüngliche oder später erst entstandene, jedenfalls eine be- stimmte ist. Nur wo ansehnliche Verluste oder Wassergehalte angegeben sind, muss von einer Berechnung Abstand genommen werden. Bei den vielfachen Schwankungen in den Atomverhältnissen von Na: Ca:Al:Si gelangt man am leichtesten zu einem allgemeinen Resul- tat, wenn man Ca —= >R. A — 6R setzt, und das Verhältniss R : Si berechnet. Man findet dann, dass die Skapolithgruppe einschliesst: A. Halbsilieate (Sarkolith). Verbindungen von normalen und Halbsilieaten. 6. Normale Silicate (Mizzonit). D. Verbindungen von normalen und zweifach sauren Silicaten (Marialith). Die grosse Mehrzahl gehört der Reihe B an. Speeielle Berechnungen einzelner Vorkommen sind nur dann statt- haft, wenn die Analysen vollständig sind, d. h. auch die Chlor- bestimmung nieht unterlassen ist, obwohl ein geringer Chlorgehalt, der stets in der Form von NaCl vorausgesetzt ist, auf die Atom- verhältnisse des Silieats keinen merklichen Einfluss hat. A. Halbsilicate. Hierher gehört der Sarkolith, der nach meiner Analyse ' 3NatSiO! Na’ Ca? Al'Si°0'° — | 27Ca’SiO* | 101830") ist. Er enthält von allen die geringste Menge SiO? (40 Procent) und die grösste Menge CaO (33 Procent). ' Hdb. der Mineralchemie 2, 463. Rammeısgers: Über die Gruppe des Skapoliths. 593 B. Verbindungen von normalen und Halbsilicaten. I. ı Mol. normale Silicate und 6 Mol. Halbsilicate. Re 377 2401J. Mejonit vom Vesuv. Den älteren Analysen fehlt die Chlorbestimmung; Damour giebt 3 Procent Wasser an. Zur Berechnung dienen nur die von Rarn und NEMINAR. 2Na — R gesetzt, ist R:Al:Si R:Si nach RarnH 2.4: 102 2.3 20 2 9,2,0.0,707 » U NEMINAR 1:32:12 2.3 FAT = 20.2: 7 Nimmt man R:Si= 26:7 = 3.71...:ı an, so ist der M. R?*S/70?”7 — R’SiO3 + 6R+SiO*. Die Grösse des Chlorgehalts ist vielleicht schwankend, denn Nemnar fand 0.14 Procent, Sıpöcz dagegen 0.74, neben 0.22 SO?. Indem wir das Atomverhältnis R:Al:Si= 1.33:1:2.33 an- nehmen, erhalten wir die Formel NaCl + 4R'ABSi70”, welche, da im Silicat Na: Ca = ı:1ı2 ist, speciell lautet | Nasi707 20NaCl + { . (40a? Si70”7 zAl3sı?" O°: oder endlich, in aufgelöster Form: Na’SiO3 | Na#SıO* 20NaCl + g)40aSi0? Ne6 6 er | | 3418:500\ | "13APSO" Berechnet Gefunden ns Raru WOoLrF So? 0417. 0.22 Cl 0.74 0.74 SiO? 43.75 43.36 42.55 AlO® 31.88 32.09 31.15 Bui7a CaO 21.70 20.75 22.61 22.43 N=>07 2) 1.76 1.85 1.86 ! Wenn !/, des NaCl = Na?SOt ist. 594 Gesammtsitzung vom 18. Juni. I. Verbindungen von ı Mol. normaler Silicate und 3 Mol. Halbsilicate. B:Si= 3.5: 1: Wir müssen diese Zusammensetzung dem sogenannten Mejonit vom Laacher See' und denjenigen Werneriten von Pargas zuschreiben, welche das Minimum an Säure, das Maximum an Kalk enthalten. Dies ist zunächst der von Rarn” untersuchte Ersbyit (N. NORDENSKIÖLD'S wasserfreier Skoleeit), der zwar derb, aber vollkommen frisch und spaltbar ist (Hdb. Nr. 3). Kürzlich hatte ich Gelegenheit, das Material nochmals zu analy- siren und das Resultat durch die Bestimmung des Chlors zu vervoll- ständigen. Unzweifelhaft gehört auch der krystallisirte W., den Worrr unter- sucht hat (Hdb. Nr. 5), sowie, obschon im Kalk etwas geringhaltiger, der von Raru analysirte (Nr. 6) hieher. R:Al:Si R:Si ı. Laach Rarnu 1.388 1722.50 N 2. Ersbyit R. 1.2 Se 2.AiE, 320, CE 2% » Rg. TA 32246 8.080 4. Pargas WoLer, 1.11,052,2.34 Are 5. » Rarn Re BT 3.3324 Mit Ausnahme des letzten sind diese Skapolithe Verbindungen, entsprechend R“Sjt0'5 — R?SiO3 + 3R'SiO". Das Atomverhältniss Na: Ca ist in ve 1:"208 Am 2 DE 10:22 Se 518) 30 475 Die beiden letzten bleiben, der ansehnlichen Verluste halber, von der weiteren Berechnung ausgeschlossen. Wir nehmen für 1—3 die Proportion 1.375 :1:2.5, d. h. die Formel R"AISSi?O” an. Lässt man die Chlorbestimmung in 3. auch für ı. gelten, so ist der Mejonit vom Laacher See x Na” Al°Si?°075 allen 6a ASITOF N ! Pose. Ann. 119, 268 (1863). ® Poss. Ann. 144, 384 (1872). Rannersgers: Über die Gruppe des Skapoliths. 595 Berechnet Gefunden cl 0.19 SiO®? 45.29 A5.13 AlO® 30.80 29.97 CaO 19.92 19.30 Na’O 3.85 3.65 100.05 Der Ersbyit unterscheidet sich lediglich durch das Verhältniss Na: Ca im Silieat (1:5) und die Menge des Chlorids. Er ist { Na” Al’Si?O75) oc hsagnl: Berechnet Gefunden Re. Rara Gl 0.24 0.20 SsıO? 45-32 44-47 44.26 AlO? 30.82 30.69 30.40 W307 F>r.L5 20.76" 20.38” H Na’O 2.55 2.49 TAT 100.08 Glührverl. 1.07 0.58 99.68 99.05 II. Verbindungen von je ı Mol. normaler und Halbsilicate. Baus /3,°7; R°S]?07 — R’SiO3 + R+SiO*. Eine sehr zahlreiche Abtheilung, welche an sehr verschiedenen Orten sich findet. Die einzelnen unterscheiden sich durch das Ver- hältniss R: Al, welches theils 1.5 :ı, theils ı: 1 ist. IE — 1,5974 RAP SISO®" — ROSR07. Wernerit von Malsjö. Ä Ich habe den röthlichen derben W. dieses Fundorts untersucht, nachdem er durch Behandlung mit Essigsäure von einer kleinen Menge Kalkspaths befreit war. Er enthält im Silieat 2Na: 3Ca, und ist 3Na’S707 NaCl + 3Na°CarAl’Si#0% — NaCl + | 9Ca3Si?07 | SAP Si? 0°" oder endlich ! Worin das Aeg. von 0.16 MgO. 2 Desgl. 0.15 MgO. ° Worin das Aeg. von 1.15 K?O. 596 Gesammtsitzung vom 18. Juni. | A ( 3Na*SiO*t | NaCl + | 9CaSiO3 } + | 9Ca?SiO* SALSI?O \ SA? so") Berechnet Gefunden 01 0.40 0.41' 0.41 SiO®? 48.90 48.84 48.06 AO? EI 27.78 27.34 Cao 17.11 16.20 15.94 Na’O 6.66 6.58 6.33 100.78 99.81 K?Oo.22 Glühverl. 1.61 99.91 Hiermit stimmt eine Analyse Rar#'s des blauen W. von Malsjö, obwohl sie 3 Procent Verlust aufweist. Gefunden: SiO? 47.24, AlO? 25.19, CaO 17.24, MgO 2.27, Na’O 3.55, K?O 0.85, H?0 1.75. Der Verlust dürfte Al und Na treffen. An demselben Fundort kommt aber auch W. mit nur ı2 Procent Kalk und einem höheren Säuregehalt vor, welcher in der IV. Reihe anzuführen ist. Zu den W., welche gleich dem beschriebenen von Malsjö aus je ı Mol. beider Silicate bestehen, und in denen R:Al= 1.5:rist, ge- hören folgende, bei denen die Chlorbestimmung noch fehlt. „ R:Al:Si Na:Ca Bolton Rarn?” 1,7 282.330 1:5 Ostgothland Bere IH60222,2:07 122 Laurinkari WoLFrr TEL L:® Arendal (derb) Rarn | _ Arendal (kryst.) Rarn | Ko 8 Arendal WoLFrF AS FE: 123.2 TER [97 Hesselkulla WoLrr Kal 1:01 B. R:Al=ı.2:ı RSALSIHO® — RÖSI?OT. Vollständige Analysen liegen vor ı. vom Wernerit von Rossie, Sıröcz;? RAR. » » Boxborough, Becke.' Nach Abzug von NaCl ist hier im Silieat: ' Nach Abzug des Glühverlustes und Verwandlung des K in Na. ® SiO? 44.4 Procent. Nach Abrechnung des Eisens. (Pose. Ann. 90, 95.) Auch die Analysen von Worrr und von Prrersen dürfen auf denselben W. bezogen werden. ® TscherM., Mitth. 1877, 266. * Ebendas. Rammerssers: Über die Gruppe des Skapoliths. 597 U R:Al:Si Na: Ca 1 ie: MER) 172.5 DM LEON ER 2.G ER Beiden W. entspricht die Formel: Na°Si?07 NaCl + gNa’Ca5APSi0® — NaCl + 3 | 5Ca}Si?07 ;ABSieO?" \ oder \ a Na!Si 0! | NaCl + g|! 5CaSiO3 ) + !s5Ca’Ssı0* 5A1Si?0° ) 5APSPO"” \ Berechnet Gefunden Rossie Boxborough Cl 0:23 0.22 0.21 SiO® 49.45 49.40 50.53 AlO®? 30.03 30.02 29.31 GaO 16.49 15.87 14.50 Na’O 3.85 2.08 3.82 100.05 Glühverl. 0.64 0.54 In dem ersten sind o.1ı SO? in Cl, in beiden FeO und MgO in CaO, K?’O in Na’O verwandelt. Offenbar ist hieher auch der Porzellanspath von Passau zu rechnen, in welchem nach ScharsÄutL 0.92 Procent Chlor ent- halten sind. Nach Abzug desselben als NaCl bleibt für das Silicat R:A:Si= ia: 0.9:2.8, so dass es gleichfalls RSAISINHO® ist. Na:Ca ist in demselben = ı:2 und das Na des NaCl verhält sich zum Rest = 1:6. Eine spätere Analyse Wırrstein’s deutet einen weiter veränderten Zustand der Substanz an, welche schliesslich zu Kaolin wird. SCHAFHÄUTL WirrsTein Cl 0.92 1.34; SiO? 49.20 54-87 AU 27.30 25.23 CaO 15.48 11.62 Na?0 453 4-95 K’O 1.23 1.50 H’O 1.20 99.51 99.86 598 Gesammtsitzung vom 18. Juni. In der letzten Analyse ist im Silieat R:Al:Si— 1.14,:.1.373 75 Na:Ca=1:1.3 und Na:Na= 1:4; diese Abänderung steht dem W. von Pargas in der Abtheilung IV nahe. Unstreitig sind noch andere W. hieher zu zählen, deren Analysen jedoch der Chlorbestimmung ermangeln. Wenn wir den Humboldtilith (Melilith) dieser Abtheilung ein- reihen, so geschieht dies auf Grund einer neueren Analyse von Scuumwr', welche das Vorkommen im Basalt des Hochbohl in der schwäbischen Alp betrifft. Es ist nämlich en Gefunden Angenommen R:#:Si SE GE 026 Fe: Al ne! 10272 Na:R Re) 1: 1555 Be :Me.3Ca WERn.7 224 1:10: 25.66 Na°Si?07 Na?R"Resir0® — 1ıR3Si207 2B3Si0”" Berechnet Gefunden Si0O? 45.20 44.76 ALO3 8.86 7.90 FeO3 , 6.18 5.16 Fe oO 1.39 1.39 Ca0O 27.06 27.47 MgO 772 8.60 Na’?O 3.59 2.87 100. 1.42 Glühverlust 99-57 Erneute Untersuchungen des H. vom Vesuv und von Capo di bove wären sehr zu wünschen. IV. Verbindungen von 4 Mol. normaler Silicate uud ı Mol. Halbsilicate. Bei ZA R"Si50'% — 4R?SiO3 + R'SiO!. ! N. Jahrb. Min. 1882. 2, 369. RANMNELSBERG: Über die Gruppe des Skapoliths. 599 Hieher gehören Wernerite von Gouverneur, Malsjö, Arendal und Pargas, von denen neuere vollständige Analysen vorliegen. Der W. von Gouverneur, New York, wurde von G. vom Rırn, später von Sıröcz und zuletzt von mir untersucht. Er bildet durch- sichtige, in Kalkspath eingewachsene Krystalle und hat ein V.G. — 2.66. Der W. von Malsjö unterscheidet sich von dem in der vorigen Abtheilung beschriebenen durch einen Mehrgehalt an Säure von 3 Pro- cent, und einen Mindergehalt an Kalk von 4 Procent. Er hat ein V.G. = 2.675, und wurde von Sıröcz analysirt. Auch der W. von Arendal dieser Abtheilung, im Säure- und Kalkgehalt dem vorigen gleich, steht in ähnlicher Beziehung zu den von HArrwarz, Worrr und Rarn beschriebenen. Er hat ein V.G. — 2.676 und wurde ebenfalls von Sıröcz untersucht. Der hieher gehörige W. von Pargas bildete eine trübe krystal- linische Masse, und scheint mit einem früher von Harrwarn unter- suchten (von Petteby bei Pargas) übereinzustimmen. Er ist kürzlich von mir analysirt worden. Alle diese W. enthalten 532 — 54 Procent SiO’ und nur 10—ı2 Pro- cent (a0, ı. Gouverneur. " Nach Abzug von NaCl bleiben im Silicat, 2Na=R gesetzt, R: Al: Si 1.2:0.98:3.5 nach mir 1217: 2.0 8,3005 2» SIPOCZ. Unter Annahme von ı1.2:1:3.5 erhält man Re Alosisot: zude rda Na 092 0 Srılgek 1.2237) ist, -und NaCl: Na = 153, 8NaCl + 3NaCa?A1Si350'? — 2Na”Sı50" 8NaCl + !4CadSı50" 5AlPSi'50# oder in aufgelöster Form 2Na’SiO?) A 8NaCl + 4 !4CaSi03 ) + (4Ca?SiO* 5AlSi?0° \Arspo" 600 Gesammtsitzung vom 18. Juni. Berechnet Gefunden Reg. Sır. Raru Cl 2.38 2.33 2.14 SiO? 52.87 52.90 52.05 52.25 AlO? 25.68 24.95 »6:32 23.97 CaO 11.28 10.54 11.62 10.95 NEO 8,32 9.10" 7:68 9.84 100.53 Sıröcz giebt auch 0.14 SO? an, die bei mir nicht vorhanden war. Er fand 11.30 CaO, 0.23 MgO, o.ıı FeO, so wie 6.64 Na’O und 1.58 K’O neben 0.42 Glühverlust. 2. Malsjö und Arendal. Beide sind unter sich und dem vorigen gleich, nur etwas ärmer an NaCl 2NaCl + Na?Ca’Al'Si3 0"? — 2Na”Si50"° 6NaCl + !40a°Si50" 5A] Si50# Berechnet Gefunden Malsjö Arendal Cl 1.80 1.70 1.63 Si0O? 53.39 52.48 BR Al0? 25.93 25.26 24.24 CaO 11.39 12.44 11.57 Na’O 7.88 7.00 7.47 100.39 In Malsjö wurden 0.39 FeO, 0.79 K’O und 0.75 H’O gefunden. — Arendal gab 0.9 SO?, aeg. 0.8 Cl, so dass dessen Menge somit 2.43, und dieser W. dem von Gouverneur gleich sein würde. Ausserdem waren 0.26 FeO, 0.42 K’O und 1.08 H’O vorhanden. Auch ein von Damour” früher beschriebenen W. von Arendal ist wohl gleicher Natur, nur werden 3.25 Procent Wasser und nach Ab- zug desselben 14.5 CaO angegeben. 3. Pargas. Er weicht nur insofern von den vorigen ab, als Na: Ca im Silicat nieht = ı: ı, sondern = 4:3 ist. Er wird durch \ 2 ;NaCl + Na” Ca" AlSi50?” — 5NaCl + | 3CaPSi50" | Arsiso® \ ausgedrückt. ! Gef. 8.10 Na20, 1.53 K2O. ?2 Des Croızeaux Manuel ı, 225. RauneLsgers: Über die Gruppe des Skapoliths. 601 Berechnet Gefunden Cl 1.85 1275 SiO? 53.16 59.32 AlO3 25.51 24.67 (a0 10.50 9.84 N3:0: ‚9.38 9.12 100.40 0.71 Glühverlust. Im Na’O ist das Aeq. von 3.93 K?’O enthalten. Auch ein faseriger und stänglicher W. von Le Selle, Monzoni, scheint gleicher Natur zu sein. Nach Kırrennever' enthält er 52.19 SiO?, 23.54 AlO?, 9.61 Ca0, 12.65 Na?O, 2.1ııK?O. Auf Cl wurde nicht Rücksicht genommen. Die Berechnung der hier zusammengestellten Analysen spricht theilweise zu Gunsten einer Verbindung von ı Mol. Halbsilicat mit bald 3, bald 5—6 Mol. normalen Silicats. Das für alle vorausgesetzte Verhältniss 1:4 ist gleichsam ein mittleres. Wäre es möglich, solche Substanzen in den einzelnen Theilen eines Krystalls zu untersuchen, so dürften sich wohl Verschiedenheiten ergeben. C. Normale Silieate. Bi Den: RSiO3. Wir müssen als solche den W. von Ripon, Canada, so wie den Mizzonit vom Vesuv betrachten. Der erstere, von Apams” untersucht, enthält 54.8 SiO? und 9.0 CaO, der letztere, von Raru® analysirt fast genau die gleichen Mengen, es fehlt jedoch die Chlorbestimmung. Im W. von Ripon sind 2.41 Cl = 1.56 Na, und 0.8 SO? — 0.46 Na enthalten. Es bleibt dann für das Silicat, Na — R gerechnet, R:Al:Si=1.18:1:4.1= 1.22 :1.04:4.25, wofür wir 1.25 :1:4.25 =5:4:17 setzen, d. h. das Silicat RSALSiYTOS" schreiben. Da nun in ihm Na: Ca = ı.3: 1 ist, so erhält man Na*tCa? Al+Si'705' > oder vollständig ! Rarn: Verh. V. Pr. Rheinl. 1879. 2 Am. J. Sc. (3) 17.315. ® Pose. An. 119, 254- 602 Gesammtsitzung vom 18. Juni. ee 2Na’SiO? son, casio). ? \A1Soo Berechnet Gefunden so? 0.73 0.80 cl 2.60 SAAL SiO? 56.08 54.86 AlO3 22.43 22.04 Ca0 9.24 9.09 Na’0 09.66 9:01” 100.74 Glühverl. 0.86 Die Rechnung verlangt also ı.2 Procent mehr Säure als gefunden wurde. Nur unter der Annahme, dieser W. enthalte etwas Halb- silicate (etwa I15R? SiO? gegen RiSi Ot), würde diese Differenz ver- schwinden. Leider ist es mir aus Mangel an Material bisher nicht gelungen, am Mizzonit die fehlende Chlorbestimmung nachzuholen. Rarn’s Analyse ergiebt Na :CasAl:Sı = 1.52.007:10:2,0; oder R: Al: Si nahe —ATTEN.N. Mit Rücksicht auf einen sicherlich vorhandenen Gehalt an NaCl dürfte man vermuthen, der M. sei Na’SiO3 4NaCl + Na C3Al’Si'0* — 4NaCl +! 3CaSiO3 \. 4AlSP O0 \: Zu dieser Abtheilung gehören auch ihrer Zusammensetzung nach die an verschiedenen Punkten in den Pyrenäen vorkommenden Skapo- lithe, welche man früher theils Couseranit, theils Dipyr genannt hat. Dass sie in die Skapolithgruppe gehören, ist besonders von ZırkEL” nachgewiesen worden. Ihre äussere Beschaffenheit lässt schliessen, dass nicht alle sich in unverändertem Zustande befinden, und dies wird durch einen bis 5 Procent steigenden Wassergehalt einiger be- stätigt. Abgesehen von diesem, enthalten sie 533 —58 Procent Säure gegen 8—ı2 Procent Kalk. Berechnet man die Atomverhältnisse, so ' " findet man, 2R = R, genommen, Worin 0.49 Fe 03. Worin 1.13 K2O. Ztschr. d. Geol. Ges. 19, 68 (1867). RANMELSBERG: Über die Gruppe des Skapoliths. 603 R:Al:Si R:Si ı. (Couseranit) DurREnoY 1.57:1:3.7 2v.A 3 2. (desgl.) GoLDscHniDT VNA AEN BT 3. Pouzac Pısanı a: Ike) ee 4. Libarens Deuesse 2 203.8 EN 5. Pouzae Damour a LEAST ZT 6. Libarens Pısanı na Bee 2.01 Nr. ı und 2 sollen je ı At. Na und K enthalten. Der säureärmste (52.3 Procent) und der kalkreichste (11.95 Pro- cent) Nr. ı steht den Werneriten von Gouverneur, Malsjö und Arendal (Abtheilung IV) sehr nahe, während die säurereichsten (58 Procent) und kalkärmsten (7— 9.7 Procent) Nr. 5 und 6 gleich dem W. von Ripon und dem Mizzonit als normale Silicate erscheinen. Ferner ist Al:Ca Ca-Na, RK 13 1,1. 1.7.0 DE 10:G 10:2003 Sc. Wenon 1:0.6 A21,70:06 10:79.0 Bi 102 Wr. 08217.0.0 239 D. Verbindungen von normalen und zweifach sauren Silicaten. Von Skapolithen dieser Art kennen wir nur einen einzigen, den von G. vom Rarn' beschriebenen Marialith aus dem Piperno von Neapel. Die von ihm mitgetheilte Analyse entbehrt einer Chlor- bestimmung. Da jedoch Asıcn in dem Gestein dieses Element ge- funden hatte, Raru selbst die Gegenwart von Sodalith nicht nachzu- weisen vermochte, so machte dies einen Chlorgehalt des M. wahr- scheinlich. Die Gefälligkeit Scaccar's hat mich in den Stand gesetzt, diese Bestimmung ausführen, die Analyse überhaupt, die Alkalien aus- genommen, wiederholen zu können. Dadurch ist die Zusammensetzung dieses säurereichsten und kalkärmsten Gliedes der Gruppe klargestellt. Nach Abzug des NaCl ist im Silicat R:Al:Si— 0.9:1:5.3, wofür wir ı:1:5 annehmen. Ferner ist Na:Ca=3:1, und NaCl:Na=ı:2, so dass die Formel | 3; Na’s; 0" 3NaCl + Na’ Ca? AB Si50”— 12 NaCl + | 2 Cat Sı on! 5; AltSi50? folgt. ! Ztschr. d. Geol. Ges. 18, 634. Sitzungsberichte 1885. 53 604 Gesammtsitzung vom: 18. Juni. Die Silicate entsprechen mithin RSSi504 — 3R?SiO3 + R’Si?OS, d.h. der M. besteht aus 3 Mol. normaler und ı Mol. zweifach saurer Silicate. In aufgelöster Form ist seine Formel Na \ ze) ı2NaCl+3 | 2CaSiO3 ! + 2 CaSi?O> | „assoo\ 15A18760:5 It K:Na=1:12, so ergiebt die Rechnung: Gefunden Re.! Raru Cl A207 4.00 SiO? 60.12 61.40 62.72 AlO3 20.44 19.63 21.82 CaO 4:49 4.10 0.63” _Na’O 10.32 9.37 K’O 1292 1.15 100.96 Umgewandelte Skapolithe. Während kein Grund vorliegt, einen Skapolith, welcher so reich an Säure und so arm an Kalk ist wie der Marialith, für ein Um- wandlungsproduct zu halten, kennen wir evidente Fälle, in denen sowohl die morphologische wie die chemische Beschaffenheit der Sub- stanz den veränderten Zustand der ursprünglichen Masse ersehen lassen. Besondere Verdienste hat sich G. vom Rarn durch die Untersuchung derartiger Vorkommen von Arendal erworben, die durch Eintreten von Kali und Wasser und Reduetion des Kalks auf ein Minimum eine beginnende Glimmerbildung andeuten. theils durch das Verschwinden der Alkalien und Aufnahme von Magnesia, Eisenoxyd und Wasser auf complieirtere Processe schliessen lassen. Überhaupt ist die Verwand- lung des Skapoliths in Epidot, Albit, Glimmer, Speckstein und Kaolin wohl bekannt. Diesen Thatsachen möchte ich einige neue hinzufügen. Als Wernerit von St. Lawrence Co., New York,” erhielt ich zwei isolirte Krystalle und ein derbes Stück, beide von bläulicher, aussen ! Nach Abzug von 2.85 Procent Magneteisen. ®2 Und 0.3ı MgO. ® Als Fundorte von Skapolith in St. Lawrence Co. führt Daxa blos Edwards und Gouverneur an. RAumeisgers: Über die Gruppe des Skapoliths. 605 mehr grünlicher Farbe, frei von Kalkcarbonat. Die Krystalle liessen sich mit Hülfe aufgelegter Glimmerblättchen annähernd messen, und ergaben die Winkel des Skapoliths. Das V.G. der Krystalle ist 2.621. Krystalle Derbe Masse Ci 0.09 0.20 SiO’ 50.73 59.2C A1lOS 25.49 34.78 CaOd 10.24 0.11 MgO — 0-07 Na?’O 11.09 DSH Glühverlust 1.96 Beat 99.60 100.07 Während die Substanz der Krystalle noch so ziemlich an den W. von Gouverneur erinnert, sehen wir in der derben Masse den Kalk und die Alkalien fast verschwinden, und das Ganze in ein wasser- haltiges normales Thonerdesilicat verwandelt. Die vorliegende Arbeit versucht nicht, die Zusammensetzungs- differenz der Skapolithe auf hypothetischem Wege zu erklären. Sie vergleicht die Thatsachen, wie sie vorliegen, und untersucht die Ver- bindungsverhältnisse, ohne entscheiden zu wollen, ob dieselben durch- gängig ursprüngliche sind. Ausgehend von dem für alle Salze, also auch für die Silicate geltenden Gesetz, dass jede Sättigungsstufe durch ein einfaches Ver- hältniss der beiden Radicale charakterisirt ist, existiren für uns nur solehe Siliecate als selbständige, in welchen die Proportion R:Si= 2:1 (normale), oder —=n- 2:1 (basische) oder 2:n-ı (saure) sind. Zwischen- verhältnisse führen wir hier wie in allen ähnlichen Fällen (z. B. bei Vana- daten, Molybdaten, Wolframiaten) auf intermediäre Verl indungen zurück. Wir denken uns ferner in Silicaten mehrerer Metalle jedes ein- zelne Siliecat als für sich bestehend, die Mol. der einzelnen in be- stimmter Weise gruppirt, gleichwie wir ein Doppelsalz, z. B. Alaun, uns nicht als ein Gesammtmol. K?’A1LS'O', sondern als K’SO! + AISSO” vorstellen, und in der Bildung und Zersetzung (durch Diffusion der Lösung) Gründe für unsere Ansicht finden. Diesen Anschauungen gemäss haben wir darzuthun gesucht, dass in der Skapolithgruppe nur die einfachsten, unendlich oft wieder- kehrenden Silieate auftreten, nämlich: normale — N2’Si0O3 = CaSi0O3 — AlSi30? Halbsilieate — NatSi0O* = (a?’Si0* = Al’SPO"” zweifach saure = Na?’Si?05 — CaSi?05 — AlSi?O"5 und Verbindungen je zweier von ihnen. 606 Gesammtsitzung vom 18. Juni. Folgende Übersicht ergiebt die einzelnen Abtheilungen. Procent Ssi0? CaO A. Halbsilieate. BERROLEHE: 2. er ee 40 33 B. Verbindungen von normalen und Halbsilicaten. I. Zu ı und 6 Mol. Meyjanıt wom- Vie. 4 1 en 44 22 I. Zu ı und 3 Mol. MWemerit (Ersbyt) mon: Parzas 2a Dre eu... 0: 45 20 (Mejonit vom Laacher See). UI. Zu je ı Mol. Wernerit von Malsjö (Re.) » » Rossie erh re Ra Ines SEELE ET 49 16 » » Boxborough (Bolton, Arendal, Hesselkulla, Laurinkari, Ostgothland.) Porzellanspath. Humboldtilith vom Hochbohl. IV. Zu 4 und ı Mol. Wernerit von Gouverneur » » Malsjö (Sır.) j ... Arendal Se, lee 53 » » Pargas (Re.) \ (Le Selle, Couseranit und Dipyr zum Theil.) GC. Normale Silicate. Wernerit von. Riponrri:sel. IS ME 56 9 (Mizzonit, Couseranit und Dipyr zum Theil.) D. Verbindungen von normalen und zweifach sauren Silicaten zu 3 und ı Mol. Meamalitb... rl er TE EEE 60 45 Die Skapolithgruppe gleicht am meisten der des Nephelins und Sodaliths, insofern die Silicate meist, vielleicht immer, mit gewissen Mengen Chlornatrium (anscheinend zuweilen auch mit Natronsulfat) verbunden sind, dessen Menge im Allgemeinen mit derjenigen des Natronsilicats zunimmt. So ist das Verhältniss NaCl: Na des Silicats in Ersby ne Malsjö (Re.) = ı: 6 Gouverneur = 1: 3 Ripon — Re or Marialith ——) (02 Doch finden auch Ausnahmen statt, weil vielleicht wie beim Sodalith. das Verhältniss des Chlorids zum Silicat kein eonstantes ist. RANMELSBERG: Über die Gruppe des Skapoliths. 607 Bei der Formulirung ist jede hypothetische Annahme vermieden. Eine solche würde darin bestehen, wenn man in den Skapolithen Ver- bindungen eines Natronskapoliths und eines Kalkskapoliths erblicken wollte. Um jedoch dieser auch in anderen Fällen gebrauchten Schreib- weise der Formeln gerecht zu werden, a sie hier einen Platz finden. NaPA1S O0" Ig a Na”’RSi°0”" ı 1a RSi°0”" Na?’ABSi?0?7 Mejonit 240241 Si707 | + 6Nall : A Na” Al’Si” 07 an | 1 0Ca'' AISSi2075 | 6 A126 721 Malsjö (R«.) | ee a = \ + Nacıl Rossie | Na”APSitO®) Boxborough | 5CaABSiHO® \ f 12 5Qr1 g Porzellanspath IE a >. | Gouverneur a I 2Ca’Al°Si350"? \ Malsjö | Arendal | Pargas (Re ) desgl. + 9Natl 2NaAl*Si'705' 2 Ripon 30954181705 | + 8NaCl 3Na’AlSi’0"* ) Marialith |2CaA1Ssi504 | Sarkolith ) Humboldtilith + 2NaCl + 2Na0l + 2NaCl + 8NaCl (Sıe.) desgl. + 6NaÜl + 3Nadıl. Ausgegeben am 25. Juni. Berlin. gedruckt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1885. 54 Bl r Fi Kin we j Pr P} I A) rg Urdeil die Alkuam ; r EN san tlg Ir, rare Kinn aM ol a . Find. £ BIN]. da," Val e Ken | MN . be . LE I BEE Life AP " er Be 127 N fahren" iM ur 1.8 nr gr | wi Es H eh har Na Ri, I: Aue: di, RLUE DU De ae E; a N T ut We KR up “ u f En) } } 2 Fahr TUT En) % in { ir’ pr f FR DE I RM P: SAN { kauf: " nl IT AUeTT \ Mai DL LAN on u : : j Tu «halle bi er Ü AA 7 an | (ne MAN Dil sh - 4 7 Mal ” Wi mi u Y # NuTan, | LE Der ertkaek ET: Wu arrE > | 2a A a oh ji ’ r au ® ‚ i | ” ww \ | (,® Alr kei u 2 = > | A u u 7 1885. XXX SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN "ZU BERLIN. 25. Juni. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Currivs. l. Hr. Warrz las über den sogenannten catalogus Felicianus der Päpste. 2. Hr. Hırschrero legt das jüngst erschienene Werk von GAETANo Marıst: iscrizioni antiche doliari pubblicate dal Comm. G. B. pe Rossı (Rom 1884) im Auftrage des Herausgebers vor und hebt die Bedeutung der durch 8o Jahre unpublieirt gebliebenen Sammlung für chronolo- gische und topographische Untersuchungen hervor. Derselbe liest sodann einen von pe Rossı an Hrn. Monmsen gerichteten Brief vor, in dem Hr. pe Rossr der Akademie seinen Dank ausspricht für die Hrn. Deesser, dessen Verdienste um das Werk von dem Herausgeber auf das Wärmste anerkannt worden sind, gegebene Erlaubniss, die für das Corpus inseriptionum Latinarum gesammelten Scheden zur Emendation und Ergänzung der Marınt'schen Lesungen benutzen zu dürfen. S ) . Ausgegeben am 2. Juli. an En Sitzungsberichte 1885. * ern NEL Pi 1 u 73 u ’- ? 3 ya # Bi" ’ a erg BIT DESK DI Il REF! ! rs ß) 1 \ [3 » = ge x r N D + zn A f u ' * “ BEL KARrF: Inte! BEN 1885. XXX SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 25. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revmonov. l. Hr. Auwers las eine Abhandlung, in welcher Beobachtungen der Sonnenfinsterniss vom 16. Mai 1882 in Berlin, Potsdam und Strass- burg und deren Ergebnisse mitgetheilt wurden. Die Veröffentlichung derselben wird am geeigneten Orte stattfinden. 2. Hr. Beyrıcn legte eineMittheilung des Hrn. Prof. Berexpr hierselbst über das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg vor. Dieselbe wird nach Herstellung der dazu gehörigen Karte in diesen Berichten erscheinen. 3. Hr. Burmeister in Buenos Aires sendet zu seiner im Stück NXVII, vom 1 1.Junid.J., abgedruckten Mittheilung: Berichtigung zu Coelodon,, eine Ergänzung, welche dem Abdruck in den Mathematischen und naturwissen- schaftl. Mittheilungen hinzugefügt werden wird, für die Leser aber, seren nur die Sitzungsberichte zu Gebote stehen, hier in einer Anmerkung folgt. ' Zu dem Satze oben S. 571. 572: »Coelodon gehört vielmehr mit Megatherium in die- selbe Unterabtheilung, und von letzterer Gattung wissen wir bis jetzt nichts Sicheres über die frühere Form der Zähne, indem noch niemals jugendliche Individuen mit beginnender Abkauung der Zahnkronen aufgefunden sind« — bemerkt Hr. Burueisver jetzt: »Es ist möglich und mir sehr wahrscheinlich, dass Megatherium Gervaisü (Les Mammiferes fossiles de l’Amerique du Sud, ete. par H. Gervaıs et Fr. Amecnmo; Paris 1880. 8°. p. 137; no. 194) diesen Jugendzustand der gewöhnlichen Art vorstellt; alles was die Verfasser in der kurzen Beschreibene von specifischen Unterschieden angeben: — vier Zähne im Öberkiefer, drei im Unterkiefer an jeder Seite; kürzere Gesichtsportion des Schädels; geringere Grösse des absteigenden Astes am Jochbogen — spricht dafür, dass der Schädel einem jugendlichen Individuum angehört hat; zumal wenn man weiss, dass die im Gebiss der Gattung Megatherium so ähnliche Cnelodon - Gattung dieselben Verhältnisse zeigt. « Ausgegeben am 2. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, | | } | 1 wi “A H . Ann = zur hi be Nm In? ns Fr ee"; E DA Ei 1885. XXX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 2. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Lrissız’schen Gedächtnisstages. Vorsitzender Seeretar: Hr. Currius. Hr. Currıus eröffnete die Sitzung mit folgender Ansprache: Von unsern öffentlichen Sitzungen sind zwei nationalen Festtagen gewidmet zum Zeugniss, dass sich die Akademie mit dem geschicht- lichen Leben des Vaterlandes in unauflöslichem Zusammenhange fühlt. Die dritte ist eine häusliche Feier. Es ist der Ehrentag des ersten Vorstandes unserer Gesellschaft; es ist der Tag, an welchem die neuen Mitglieder an den Herd des Hauses geführt werden und an dem das Andenken derer gefeiert wird, welche unserer Gemeinschaft entrissen sind. Der Leısnız-Tag ist aber nicht blos ein Tag dank- barer Rückschau. wie man eines Wohlthäters gedenkt, aus dessen Schenkung ein Haus gegründet ist, unter dessen Dach man zu- sammen wohnt: es ist keine äusserliche Thatsache, die wir uns in das Gedächtniss rufen, sondern ein innerer, stetiger Zusammenhang, der zum Ausdruck drängt, eine Lebensgemeinschaft wie zwischen Wurzel und Stamm. Denn bis heute sind wir beschäftigt, durchzu- führen und auszugestalten, was Leısnız vorschauend entworfen hat; wir sind Glieder einer Kette, die ein Lebensstrom erwärmt. Was auch in glücklichen Stunden dem Einzelnen gelingt, das Grösste, Meiste und Beste haben wir empfangen; wir wandeln auf Bahnen, die unsre Vorgänger geebnet, wir ärndten unaufhörlich, was sie Sitzungsberichte 1885. 56 614 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. gesäet haben. Wir halten auch, je mehr die Arbeit sich theilt, um so entschlossener an der Gemeinsamkeit fest, wie sie uns in der Person unsers Gründers vorbildlich vor Augen steht, und gedenken derer, welche ihr in hervorragender Weise gedient haben, mit besonderer Dankbarkeit. Darum tritt mir auch an diesem Tage das Bild des Mannes vor die Seele, der vor 70 Jahren in diesen Kreis eintrat, der als Träger unserer gemeinsamen Interessen wirksamer gewesen ist als irgend ein Akademiker, der an Leısnız’ Werk fort- gebaut hat, und der mit Leienız die Verwandtschaft hatte, dass er die wichtigsten Riehtungen akademischer Forschung in seinem Geiste vereinigte. Seit Aueust Böckn eintrat, haben sich auch in dem stillen Kreise unserer Akademie mancherlei Wandlungen vollzogen. Damals stand sie der Öffentlichkeit ferner; damals wurden noch keine Monats- berichte oder Wochenberichte, wie sie die bewegtere Gegenwart her- vorgerufen hat, veröffentlicht; nur in Jahresbänden wurden die Denk- schriften niedergelegt. Aber es waren Werke, welche die Akademie zum Centrum des geistigen Lebens machten; es waren Thaten des Geistes, an denen das deutsche Volk sich aufrichtete, und wir sehen zu den Männern, die damals zusammenstanden, wie LEoroLD von Buch, den Gebrüdern HumsoLpt, NIEBUHR, SCHLEIERMACHER, SAVIGNY, BÖckH, noch heute wie zu Heroen empor. Die Bewegung, die mit der Erhebung Deutschlands zusammen- hing, hat auch zu einer inneren Umgestaltung geführt. Die willkür- lichen Schranken des alten. Classensystems waren nicht zu halten, indem Naturkunde und Mathematik sich immer enger verschwisterten, und andererseits die Einheit philosophischer und historischer Forschung durch die Arbeiten von Böcku und SCHLEIERMACHER deutlicher hervor- leuchtete. Durch eine wohlthätige Reform erhielt jede der Doppel- classen nun die nöthige Stärke, um sich als einen selbständigen Or- ganismus mannigfaltiger Lebensthätigkeit zu fühlen, und die gegen- seitige Wechselwirkung, die zur Gesundheit einer akademischen Körper- schaft unentbehrlich ist, wurde frischer und lebendiger, als es im Vier- classensystem der Fall gewesen war. Die Verschiedenheit der zwei Hauptbahnen menschlicher Erkenntniss ist klarer in's Bewusstsein ge- treten, aber zugleich das Bedürfniss gegenseitiger Ergänzung und die Gewissheit der die Mannigfaltigkeit umspannenden Einheit. Verschiedene Wege sind eingeschlagen, um jede Gebietstrennung aufzuheben. Man hat die 'Thatsachen des geistigen Lebens in Form von Gesetzen zu bringen gesucht, welche wie ausnahmlose Ordnungen der Natur den Entwickelungsgang der Völker beherrschen sollen. Man hatte andererseits die der sichtbaren Welt zu Grunde liegenden Normen Currıus: Festrede. 615 als etwas dem menschlichen Denken so Entsprechendes aufgefasst, dass auf dem Wege des sich selbst überlassenen Gedankens die Natur- gesetze erkennbar seien. Alle gewaltsamen Einigungsversuche haben aber immer das Gegen- theil bewirkt und die Kluft grösser gemacht als zuvor. Denn alle wahre Verständigung kann nur darauf beruhen, dass mit voller Unbefangenheit bei jeder Richtung wissenschaftlieher Forschung der besondere Beruf, die besonderen Aufgaben und Methoden klar in’s Auge gefasst werden. So gewiss der Menschengeist ein in sich einiger ist und nach einer Wahrheit dürstet, so gewiss gehen auch unsere Wege nicht bloss äusserlich neben einander; es fehlt nie an solchen, die mit Belehrung und Erhebung von einem Arbeitsfeld auf das andere blieken, und unser Böckn hat der historisch -philologischen Forschung die grössten Dienste geleistet, indem er, von Hause aus mit mathe- matischem Sinne ausgestattet, messend, rechnend und wägend an die Probleme der Alterthumswissenschaft hinangetreten ist. Hat man schon in alter Zeit das rastlose Streben der Menschen- seele mit dem Feuer edler Rosse verglichen, die unaufhaltsam zum Ziele eilen, ist es wohl auch mir gestattet, die Akademie nach der Reform unter dem Bilde eines Zwiegespanns zu betrachten und darin den Ausdruck des wetteifernden Strebens nach einem Ziele wie der gegenseitigen Förderung in Erreichung desselben zu erkennen. Die Gangart der beiden Rosse ist aber eine sehr verschiedene, und es darf nicht befremden, wenn der methodisch sichere, schulgerechte und tadellose Gang, der auf der einen Seite anerkannt werden muss, auf der anderen vermisst wird, indem hier mehr Unruhe und Un- sicherheit herrseht und die Gefahr eines Fehltritts näher liegt. Es wäre ungerecht, wenn man diese Beobachtung ohne Weiteres in Lob und Tadel umsetzen wollte. Der Unterschied liegt in der Verschiedenheit unserer wissenschaftlichen Berufsthätigkeit begründet. Freilich fehlt es auch auf dem Felde philosophisch - historischer Forschung nicht an solehen Arbeiten, wo bei Sammlung, Ordnung und Deutung des neu gewonnenen Materials die Technik des sach- kundigen Forschers nicht leicht fehl gehen kann, aber die köstlichsten Belehrungen, die uns unverhofft aus Stein und Erz entgegenleuchten oder aus zerfetzten Streifen von Papyrusrollen, die sich ein warmer Freund klassischer Litteratur ins Grab legen liess — sie fliessen nur tropfenweise; jede einzelne Thatsache aber ist Theil eines Ganzen und kann nur im Zusammenhang gewürdigt werden, dessen Her- stellung einer divinatorischen Geistesthätigkeit bedarf. Ein gewisser poetischer Zug, so darf ich wohl unter Zustimmung meiner Freunde sagen, ist bei jeder wahrhaft wissenschaftlichen Leistung 56* 616 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. unentbehrlich. Bei der mathematisch-physikalischen Forschung liegt der schöpferische Act im Aufstellen des Problems. Ist eine bedeutende Aufgabe richtig gestellt, so giebt die Operation des auf einen Punkt gerichteten Gedankens, von allen Nebendingen unberührt, von allen individuellen Neigungen und Stimmungen unbeirrt, in Maass und Zahl die endgültige Antwort. Als philosophisch - historischer Forscher hat uns zwar schon Aristo- teles ein unvergleichliches Beispiel gegeben, dass man der voran- gehenden Methode, wie er sie nennt, gleichsam selbstlos, folgend, auch die Einrichtungen der Menschenwelt so unbefangen betrachten und erörtern kann, wie der Physiologe einen Pflanzen- oder Thier- körper untersucht. Das Resultat kann aber nie als ein gegebenes hingenommen werden, und während der Naturforscher nur Eins im Auge hat, drängen sich hier bei jeder Betrachtung so mannigfaltige Gesichtspunkte auf, welche beachtet sein wollen, wenn der todte Stoff lebendig und die innere Wahrheit gefunden werden soll. Das geschichtliche Bild lässt sich nicht wie ein Mosaik aus Steinen und Stiften zusammensetzen. Die Bruchstücke sollen zu einem Ganzen ver- bunden werden und es wird eine so energische Selbstthätigkeit ver- langt, dass WırHeLm von HunsoLpr in einem seiner vorzüglichsten akademischen Vorträge auf die innere Verwandtschaft des Dichter- berufs mit der Aufgabe des Gechichtschreibers hinweisen konnte. Darin liegt ja der unvergleichliche Reiz historischer Probleme, dass jedes einzelne uns in das volle, reiche Menschenleben hineinführt und alle Saiten unseres Gemüths anklingen lässt — aber wir steuern auch bei jedem, das Nächstliegende überschreitenden Versuche in ein klippenreiches Fahrwasser hinaus, wo wir mit dem, was doch jeder wissenschaftlichen Forschung Endziel ist, ein allgemein gültiges Schluss- ergebniss zu finden, Schiffbruch zu leiden fürchten müssen. Beim Messen und Wägen können auch die etwa unterlaufenden Täuschungen in Rechnung gebracht werden. Aber wie wäre es mög- lich, die subjeetiven Beeinflussungen, denen die Geschichtsbetrachtung ausgesetzt ist, zu überblicken und zu controliren? Sie liegen zum Theil schon im Temperament. Die Einen sind von Natur geneigt, jeder ansprechenden Überlieferung zuzustimmen, die Andern lehnen sich dagegen, wie eine ungebührliche Zumuthung auf. Auch besteht zwischen dem Gegenstande und dem Betrachtenden eine Art von persönlichem Verhältniss, insofern die Völkergeschichte den Lebensbeschreibungen vergleichbar ist. Niemand wird leicht auf den Gedanken kommen, Biograph eines Bildhauers zu werden, wenn er nieht ein angeborenes Interesse für die Kunst des Meisters hat. So fühlen wir uns zu den Völkern hingezogen, für deren geschicht- Currius: Festrede. 617 liches Wesen wir eine volle Auffassung zu haben glauben, und diesem Zuge der Wahlverwandtschaft wird man die Berechtigung nicht ab- sprechen wollen. Ein tief empfundener Antheil an dem Gegenstand der Darstellung steht ja mit kritischer Quellenforschung nicht im Wider- spruch. Wer hat mit seinem persönlichen Urtheil weniger zurück- gehalten als Nıesunr und wie sehr das Gemüth von Böckn bei Be- urtheilung der athenischen Staatsmänner betheiligt war, dafür zeugt, dass er sich gedrungen fühlte, Abbitte zu thun, als er an dem lautern Charakter des Perikles einen Zweifel ausgesprochen hatte. Auch wird man dem Geschichtsschreiber das Recht einräumen, Jas man dem Bildhauer giebt, der die charakteristischen Züge zum vollen Ausdrucke bringt und über die zufälligen Entstellungen des Gesichts hinwegsieht; denn nicht in den Schwächen, die ein grosser Mann mit Allen seines Geschlechts theilt, liegt seine Bedeutung, sondern in dem, was er vor den Andern voraus hat. Ein gewisser Idealismus ist Recht und Pilicht des Historikers, aber er ruft begründeten Widerspruch hervor. Man vermisst die richtige Vertheilung von Lieht und Schatten, von Haupt- und Neben- gruppen. Wie kräftig hat O. Mürzer die hellenische Geschichte ge- fördert, indem er die Städte und Stämme als die eigentlichen Träger derselben aus dem Dunkel hervorzog! Aber er war so eingenommen für die neu entdeckten Minyer und so begeistert für seine Dorier, dass er sie, wie wir jetzt urtheilen müssen, auf Kosten der Wahrheit aus- gestattet hat. Der Mensch kann in Betreff des Menschlichen von sich selbst nicht frei werden. Der Eine schwärmt für die Idee des mittelalter- liehen Kaiserthums, der Andere legt den Maassstab nüchterner Politik an, der Eine sieht in dem religiös-sittlichen Verhalten eines Volkes die Ursachen seines Vor- und Rückganges, die Anderen fesselt mehr als alles Andere der Gegensatz der Parteien, in denen sie der Gegen- wart entsprechende Richtungen wiederfinden. Darum schrieb MiLrorv die Geschichte der Griechen als Tory, GEORGE GroTE als Whig. GRroTE glaubte aus seinem parlamentarischen Leben die Erfahrungen mitzu- bringen, um die antiperikleische Partei zum ersten Mal in das rechte Licht zu stellen und er ruhte nicht seinen Kleon so zurechtzu- machen, dass der alte Gerbermeister, nothdürftig gesäubert, berechtigt schien neben ihm auf den Vorderbänken einer lieberalen Opposition Platz zu nehmen. Wenn es sich um die Beurtheilung von Personen handelt, mit denen unser Leben so eng verknüpft ist, dass wir es ohne dieselben gar nicht denken können, werden wir uns mit einem grösseren Kreise am wenigsten verständigen können. Wir sind hier am empfindlichsten 618 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. und am wenigsten zu Compromissen geneigt. So ist es auch mit den Völkern der Geschichte. An den Hellenen haben wir Alle zuerst die Schwungkraft des Geistes erprobt, uns in fremde Länder und Zeiten lebendig zu versetzen; es sind die ersten Eindrücke, die uns aus der Welt des Alltäglichen herausheben. Als Knaben nehmen wir Partei für Achill oder Hektor und als Männer finden wir in der Griechenwelt am meisten wahre, volle Menschengeschichte, die unsere ganze Persönlichkeit in Anspruch nimmt. So kommt es, dass, während die urkundliche Kenntniss des klassischen Alterthums seit Nıesguar und Böck so riesenhafte Fort- schritte gemacht hat, der Gegensatz der Ansichten in Hauptfragen der Wissenschaft nirgends grösser ist, und nirgends vermissen wir mehr eine ruhige Objectivität, die allein zu allgemein gültigen An- schauungen führen kann. Auf der einen Seite glaubt man noch die Brandspuren vom Untergange llions nachweisen zu können und die Gebeine der Atriden zu besitzen, auf der anderen wird Alles, was die Sage meldet, als willkürliche Erfindung eines Poeten angesehen. Die Einen erkennen es als eine der wichtigsten Aufgaben, das von den älteren Völkern in Glauben und Sitte den Hellenen Überlieferte so zu erörtern, dass sie den Übergang derselben in hellenisches Eigenthum nachweisen, die Anderen verfolgen Jeden, der in dem Wesen der Athena einen Keim des Ausländischen nachweisen will, wie den Schänder eines Heiligthums. Wir bewegen uns auf Gebieten, wo es unmöglich ist, die Unrichtig- keit der einen, die Gültigkeit der entgegengesetzten Anschauung mit Gründen, die keinen Zweifel lassen, zu erweisen. Daher verharren so Viele bei den Anschauungen, in welche sie sich einmal eingelebt haben, während Andere wiederum den Spielraum, welcher der histo- rischen Combination gewährt ist, als einen Tummelplatz benutzen, auf dem ein glänzender Scharfsinn seine Triumphe zu feiern sucht, indem er eine Überlieferung des Alterthums nach der andern aus dem Wege räumt, ohne auch nur den ernsten Versuch eines Beweises anzutreten. Das sind Zustände, welche den Eindruck von Anarchie machen, weil für die Lösung unserer Probleme keine Methoden vorliegen. deren correete Befolgung den Erfolg verbürgt, weil die unbereehenbare Auto- nomie des geistigen Lebens aller gesetzlichen Normen spottet, unter denen die Natur sich begreifen lässt. weil keine Schranke vorhanden ist, welche von Abwegen zurückhält, kein Beobachtungsinstrument, welches den Punkt angiebt, wo der 'Thatbestand aufhört, den An- schauungen zu entsprechen. Das ist also die sittliche Forderung, die unausgesetzt an den Geschichtsforscher herantritt, dass er in sich das Currıus: Festrede. — Schutze: Antrittsrede. 619 Maass finde und, je mehr Freiheit ihm gegeben ist, um so mehr Selbstbeschränkung und Selbstverläugnung übe. Unsere Alterthumsforschung hat sich der physikalisch -mathema- tischen Methode genähert, indem sie mehr als früher eine empirische geworden ist und durch Erzielung thatsächlicher Aufschlüsse das Ge- biet subjeetiver Vorstellungen einzuschränken gelernt hat. Sie hat die Gefahren eines einseitigen Idealismus auch dadurch bekämpft, dass sie die Welt der Alten in allen Beziehungen des praktischen Lebens zu erforschen begonnen hat, und Niemand hat mehr als Böckn uns darin ein Vorbild gegeben. Niemand hat kühner neue Aufgaben gestellt, Niemand hat sich vorsichtiger der Wahrheit genähert, Niemand ge- wissenhafter den vollen Beweis für seine Anschauungen zu geben sich bemüht. Darum sind während der massenhaften Erweiterung unseres Urkundenvorraths seine Darstellungen des antiken Lebens in allen Hauptpunkten unerschüttert geblieben und wir ehren in ihm den Meister der Tugend, welche für die philosophisch-historische Forschung das höchste Lob ist und zugleich die Bedingung jedes dauernden Erfolgs, weil sie die subjeetiven Neigungen zügelt und regelt, der Tugend besonnener Maasshaltung, der attischen Sophrosyne. Darauf hielt Hr. Scuuzze folgende Antrittsrede: In der grossen Auszeichnung, mit welcher mich die Akademie dureh die Wahl zum ordentlichen Mitgliede geehrt hat, erblicke ich vorwiegend eine Anerkennung meiner wissenschaftlichen Arbeitsriehtung. Gerade für den Zoologen, dessen Aufgaben von entgegengesetzten Seiten so verschieden beurtheilt werden, muss es von besonderem Werthe sein, die Richtung seines Strebens von den berufensten Beurtheilern gebilligt zu sehen. 3 Meinen Bildungsgange entsprechend, welcher mich von dem Studium der Mediein aus. von der berufsmässigen Beschäftigung mit der Anatomie des Menschen durch die vergleichende Anatomie zur Zoologie geführt hat, ist die Grundriehtung meiner Arbeiten stets die vergleichend anatomische gewesen. Durch den Einfluss meines Lehrers Max Scuurtze war früh eine besondere Neigung zu histiologischen Untersuchungen, sowie zur Er- forschung der mikroskopischen Thierwelt in mir geweckt worden, und durch die selbstgewonnene Überzeugung von der grossen Bedeutung der Entwiekelungsgeschichte für die thierische Morphologie ward ich zu embryologischen Studien veranlasst. 620 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. So kam es, dass auf meine deseriptiven und vergleichend ana- tomischen Arbeiten zunächst rein histiologische, darauf Studien über mikroskopische Organismen und schliesslich eine fortlaufende Reihe von Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung der bisher so auffallend vernachlässigten Spongien folgte. Diese merkwürdige Thiergruppe, mit deren Studium ich noch jetzt beschäftigt bin, ver- spricht trotz oder vielmehr gerade wegen der Einfachheit ihrer Organi- sation für die Lösung mancher allgemeinen Fragen von hervorragender Bedeutung zu werden. Wenn ich bisher zu diesen Untersuchungen absichtlich nur die mir lebend zu Gebote stehenden Arten verwandt habe, so glaubte ich doch die von der grossen englischen Tiefsee- Erforschungs- Expedition erbeuteten und mir zur wissenschaftlichen Verwerthung angebotenen reichen Schätze von Glasschwämmen nicht zurückweisen zu dürfen, da ein eingehendes Studium der feineren Organisationsverhältnisse dieser bisher noch fast unbekannten Bewohner der grössten Meeres- tiefen besonders wichtige Ergebnisse zu liefern versprach. Die bis jetzt gewonnenen Resultate erscheinen geeignet, eine feste Stütze für jene Theorie zu liefern, welche uns zu einer ungezwungenen und einheitlichen Auffassung der gesammten Lebewelt und ihrer Ge- schichte führt — für die Abstammungslehre, nach welcher sich die ganze ausgestorbene und lebende Thierwelt wie ein gewaltiger Baum darstellt, dessen zarte Wurzeln als allereinfachste Lebewesen schon lange vor der Silurperiode entstanden, in dessen stattlicher Krone wir jetzt an einem der jüngsten grünen Zweige das Geschlecht der Menschen blühen sehen. Durch die Aufnahme in diesen Kreis hervorragender Gelehrter habe ich neue Anregung zu freudigem wissenschaftlichen Schaffen gewonnen, und ich hoffe, dass es mir auch gelingen wird, meinen Pflichten als Mitglied der Akademie gerecht zu werden. Hr. pu Boıs-Revnonp, als Secretar der physikalisch-mathematischen Classe, antwortete: Ihr Erscheinen in unserem Kreise, Hr. Scuurze, ist ein neues Glied in der Reihe von Wandlungen, welche die Wissenschaft von den Lebewesen, und deren Vertretung in der Akademie und an der ihr eng verbundenen Hochschule, während des letzten Vierteljahr- hunderts erfuhren. Es wäre hier nicht an der Zeit zu verfolgen, wie einst LicHTEnstem aus einem Arzt in holländischen Diensten am Cap E. ou Boıs-Reymonp: Antwort an Hrn: Schurze. 621 der erste Professor der Zoologie an der jungen Berliner Universität, der Begründer der zoologischen Sammlung und des zoologischen Gartens, und jahrzehndelang der Zoologe der Akademie ward. Ausser dem Erforscher des kleinsten Lebens, wie EHRENBERG selber das Feld seiner Thätigkeit nannte, und dem feinen Kenner der Insectenwelt, Kruse, gab es aber damals unter uns neben Lic#Tensteım noch einen Zoologen, und zwar ersten Ranges, Niemand anders als Jonannes MüLrer, dessen ragendes Haupt im Gedenken des heutigen Geschlechtes schon mythischer Nebelglanz umfängt. Ausgegangen von der vergleichenden Physiologie, durcharbeitete er mit der ihm eigenen Energie, zum Theil unterstützt durch Gehülfen wie Henze, 'TRoSCHEL, Hın. Caganıs, mehrere der wichtigsten Abthei- lungen des lebenden und des ausgestorbenen Thierreiches, indem er bei tiefster Kenntniss der Gesammtorganisation aller Thiere im Sinne der alten Cuvıer'schen Systematik classificirend verfuhr, und besonders absoluten Merkmalen nachging, in welchen er den Stein der Weisen für die Systematik erblickte. Der Mikrographie sich zuwendend, schuf er dann bei uns, wie Epwarp Forges in England, jene wissenschaft- liche Seefischerei, aus der, im Verein mit Liesıe’s Welt im Glase, allmählich die heutigen Aquarien und zoologischen Stationen sich ent- wickelten, und schliesslich auch die Challenger-Expedition hervorging, deren Ergebnisse zu verwerthen das sonst so eifersüchtige Ausland Ihrer Sachkenntniss, Hr. Scnuurze, zum Theil überlässt. Aber wie bewundernswerth auch Mürter's zoologische Arbeiten erscheinen, der ihn dabei leitende Gedanke kennzeichnet einen heute völlig überwundenen Standpunkt: der Gedanke, den allgemeinen Plan zu enträthseln, dessen Verwirklichung die periodisch schaffende Macht von Anbeginn der Lebewesen bis zum Auftreten des Menschen auf Erden sich vorsetzte. MüLLer’s schmerzliche Sehnsucht nach besserer Einsicht, wie sie gelegentlich seines Fundes der Entstehung von Schnecken in Holothurien sich Luft machte, zu einer Zeit, wo ÜUHarLes Darwın längst im Besitz des Geheimnisses war, erinnert fast an die Klage, welche Geier dem greisen König auf Sans-Souei in den Mund legt, einem Volk als Held gesandt zu sein, dem nie die Dichtung auf goldener Wolke erschien, zu einer Zeit, wo Götz und Werther schon den Sonnenaufgang der deutschen Poäsie verkündet hatten. Mit der Gewalt des Genius zog JoHannes MÜLLER stets Talente aller Art in die gerade von ihm bevorzugten Forschungskreise. Einer seiner Schüler aus früheren Jahren war Ihr unmittelbarer Vorgänger, Hr. Wıruerm Perers. Nachdem er sich in Nizza als Sammler bewährt hatte, entsandte ihn Mürrrr nach dem südöstlichen Afrika, von wo er, 622 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. nach unendlicher Mühsal, 1848 mit wissenschaftlichen Schätzen bela- den heimkehrte, um drei Jahre später Mitglied der Akademie, und nach LicHtenstein’s Tode, 1857, dessen Nachfolger an der Universität und der zoologischen Sammlung zu werden. Was er, bei den damals noch sehr beschränkten Staatsmitteln, für diese Sammlung geleistet, weiss die Welt. Über die Art seiner wissenschaftlichen Thätigkeit. sein unermüdliches Beschreiben und Einordnen vorzüglich neuer Wirbel- thierarten dünken sich die jungen Zoologen und Morphologen moderner Schule nur zu leicht erhaben. Möchten sie nicht vergessen, dass nur so der sichere Grund für den von ihnen geplanten Bau gewonnen werden kann, dass auch diese Arbeit gethan sein will, und noch lange nieht fertig ist.. Prrers’ kühle, zähe, vorsichtige, ganz dem besonderen Thatsächlichen zugekehrte Natur, die Natur seiner nordischen Heimath, war freilich dafür mehr geschaffen, als für keck verallgemeinernde vorzeitige Phantasien. Aber man thäte ihm Unrecht, glaubte man, dass er die Bedeutung des von Darwın eröfineten unermesslichen Ausblickes verkannte. Gern betheiligte er sich bei den dem Britischen Forscher von der Akademie erwiesenen Ehren, und als Vorsteher der zoologischen Sammlung richtete er in neuerer Zeit seine Bemühungen auf Herstellung möglichst vollständiger Varietäten-Reihen, als des un- entbehrlichen Apparates zur Kritik des Begriffes der Art. Einen anderen Schüler Mürrer's, aus späterer Periode, haben Sie selber, Hr. Scuurze, uns in’s Gedächtniss gerufen, den früh ver- storbenen Meister histiologischer und mikrographischer Forschung, Ihren lehrer Max Schurtze. Waren Sie schon so mit unserer Körperschaft gleichsam durch geistige Kindschaft verbunden, so gestatten Sie mir, an welchem diese Verschlingungen deutschen wissenschaftlichen Lebens als Zeitgenossen vorüberzogen, auch noch daran zu erinnern, was nur noch Wenigen bekannt ist, dass der Stolz unserer Chirurgie, der Lister’ sche Verband, dass die Krönung unseres pathologischen Ge- bäudes, die neue Diseiplin der Bakteriologie, ihren Ausgang nahmen von einem Versuche, den vor gerade fünfzig Jahren Ihr Vater bei Eınarp Mirscnerticnh, nach welchem Sie heissen, im chemischen La- boratorium der Akademie anstellte. Soleher Schule und soleher Herkunft haben Sie sich, Hr. Scnuze, von früh an würdig gezeigt. Seitdem Sie an der Seitenlinie der Fische das neue Sinnesorgan beschrieben, welches lehrt, dass mikroskopische Härchen, wie Geschmack, Geruch und Gehör, auch hydrodynamische Druckempfindung vermitteln, — so dass von den adaequaten Reizen der Sinnesorgane das Licht allein nicht durch Härchen wahrgenommen wird, — haben Sie nieht aufgehört, durch mannigfaltige Arbeiten die theilnehmende Aufmerksamkeit der Fachgenossen zu fesseln. Jetzt E. ou Boıs-Reymonp: Antwort an Hrn. Schurze. — Hırscarero: Antrittsrede. 623 fällt Ihrer noch jugendlichen Kraft in diesem Kreise die glänzendste Erbschaft zu. Ihres Berufes wird es sein, die neue Gestalt der Zoologie, die in grossartigem, aber unbestimmten Umriss unserem geistigen Auge vorschwebt, zu fester Bildung wenigstens theilweise auszu- prägen; den leitenden Gedanken, von dem LicHTEstein nichts ahnte, dessen Aufgang JoHannes MÜLLER nicht erlebte, mit welchem sich zu befassen PETErs sich scheute, hie und da im Einzelnen auszu- führen; und so die Abstammungslehre, zu der Sie soeben emphatisch sich bekannten, mehr und mehr zum Rang einer wohlbegründeten Theorie zu erheben. So wird Ihr Eintritt in die Akademie einen Abschnitt im wissen- schaftlichen Leben einer ihrer wichtigsten Abzweigungen bezeichnen, indem ihr zugleich durch Sie der Ruhm erhalten wird, der ihr seit Parzas’ und Iruiser’s Tagen nie ausging, eine Heimstätte strenger zoologischer Forschung zu sein. Hr. Hırsc#rrern hielt folgende Antrittsrede: Der heutige Tag, an dem ich zum ersten Mal in Ihrem Kreise diese akademische Feier begehen darf, ruft mir die Zeit in das Ge- dächtniss zurück, in der mir vergönnt ward, in ein dauerndes Ver- hältniss zu dieser Akademie zu treten. Als ich vor fast dreizehn Jahren mein erstes ordentliches Lehramt an der Prager Universität anzutreten mich anschickte, wurde mir die Aufforderung zu Theil, an der Heraus- gabe der lateinischen Inschriften mitzuwirken. Dass die Annahme dieses Antrages für mein ferneres Leben nach mancher Richtung entscheidend sein würde, konnte ich mir nicht verhehlen und nicht ohne ernste Bedenken habe ich mich entschlossen, auf lange Zeit hin dem Reize einer freigewählten wissenschaftlichen Thätigkeit zu entsagen, um mich an der Urbarmachung des epigraphischen Bodens zu betheiligen. Seit jener Zeit bin ich bestrebt gewesen, nach Maassgabe meiner Kräfte an diesem Werke mitzuthun und hoffe auch fernerhin in der Stellung, in die mich Ihr Wohlwollen berufen hat, als gewissenhafter Arbeiter Ihnen, hochverehrte Herren, meine Dankbarkeit einigermaassen bethä- tigen zu können. ‘Es ist die Grundlegung der historischen Wissenschaft, dass die Archive der Vergangenheit geordnet werden‘, so sagte vor bald dreissig Jahren bei seiner Aufnahme in diese Akademie der Mann, dem ich meine wissenschaftliche Richtung und mehr als das ver- danke. Heute ist diese Aufgabe, soweit sie die lateinischen Inschriften 624 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. betrifft, nahezu gelöst und nur wenige Bände, zu denen leider auch die von mir übernommenen gehören, sind noch nicht zu vollständigem Abschluss gebracht. Die weitreichende Bedeutung dieses Werkes ganz zu ermessen, darf füglich einer späteren Zeit vorbehalten bleiben; dass dasselbe aber der Alterthums- und Sprachforschung, und zwar nicht allein auf dem sogenannten classischen Gebiet, ein reiches Material zu wissenschaftlicher Benutzung erschlossen hat, dass auch die Rechtswissenschaft manche fruchtbare Anregung demselben ver- dankt, darüber kann bereits heute kein Zweifel bestehen. Wohl haben die glänzenden Entdeckungen, die in den letzten Decennien auf dem Boden von Griechenland und Kleinasien gemacht worden sind, für den Augenblick «das Interesse an den unscheinbaren und vielleicht gerade durch ihre Massenhaftigkeit weniger wirkenden römi- schen Insehriftfunden. insbesondere in Deutschland abgeschwächt, und die hier mehr als auf anderen Gebieten nothwendige Kleinarbeit wird, selbst in benachbarten wissenschaftlichen Kreisen, nieht selten mit einer gewissen Geringschätzung angesehen. Gewiss ist Niemand mehr von einer Überschätzung seiner Arbeit entfernt, als diejenigen, die an diesem Werke theilgenommen haben; sie sind sich wohl bewusst, dass sie als bescheidene Werkleute nur die Bausteine sammeln und behauen, dass sie sich mit dem Lobe eines verständigen, wohl angewandten Fleisses bescheiden und vielleicht darauf verzichten müssen, da zu ernten, wo sie gesäet haben. Aber sie sind sich auch bewusst, den kommenden Geschlechtern den Boden bereitet, das Unkraut aus demselben aus- gerottet und Quellen erschlossen zu haben, die bisher nur Wenigen und auch diesen nur in unvollkommenem und getrübtem Zustande bekannt und zugänglich waren. Durch die systematische Ausnutzung der Bibliotheken und Museen ist ein seit mehr als vier Jahrhunderten angehäuftes Material, von dessen Umfang selbst die Eingeweihten nur eine sehr unzureichende Vorstellung besassen, gesammelt, kritisch bearbeitet und, insoweit dies mit der Anlage des Werkes vereinbar war, wissenschaftlich verwerthet worden. Mit der Unzulänglichkeit und Unzuverlässigkeit der epigraphischen Hilfsmittel hat noch in un- seren Tagen ein Boreuesı vergeblich gerungen und hat darauf Verzicht leisten müssen. seine Lebensarbeit zu Ende zu führen. Nach Abschluss des Corpus inseriptionum Latinarum wird jeder einigermaassen philo- logisch Geschulte im Stande sein, das vordem unübersehbare Material mit leichter Mühe für seinen speciellen Zweck zusammenzubringen und ohne Besorgniss, eine ahnungslose Beute epigraphischer Fälscher zu wer- den, zu verwerthen. Die Epigraphik hört damit auf, eine eigene wissen- schaftliche Diseiplin zu bilden und stellt ihr Inventar wohlgeordnet und registrirt der philologisch-historischen Forschung zur Verfügung. Hırsc#FELp: Antrittsrede. 625 Als die Aufgabe der classischen Philologie hat der ausgezeichnete Gelehrte, dessen hundertjährigen Geburtstag wir in diesem Jahre be- gehen werden, Ausust Borck#, bekanntlich die Erkenntniss des Alter- thums in seiner gesammten historischen Erscheinung bezeichnet und in diesem Sinne hat er selbst im Auftrage dieser Akademie die grund- legende Sammlung der griechischen Inschriften zu Stande gebracht. Als einen bedeutsamen Beitrag zu der Lösung dieser Aufgabe wird man das Corpus inseriptionum Latinarum ansehen dürfen, denn nirgend wohl tritt uns lebendiger und unmittelbarer das Bild antiken Lebens entgegen, als in den gleichzeitigen monumentalen Zeugen der Ver- gangenheit. Aber bereits jetzt, da das einst gesteckte Ziel noch kaum erreicht ist, tritt eine neue Ehrenpflicht an die Akademie heran. Dureh systematische Ausgrabungen und zufällige Funde, durch epi- graphische Forschungsreisen und localen Sammeleifer mehrt sich von Jahr zu Jahr der Denkmälerbestand in ungeahnter Weise und die Fruchtbarkeit der wissenschaftlichen Redaetionsarbeit zeigt sich nicht zum mindesten in den Impulsen, die das Werk auf die Forscher- thätigkeit in allen Culturländern, die einst unter römischem Scepter gestanden haben, ausübt. Hier dauernd eine Concentration zu schaffen, das Neugewonnene an seine richtige Stelle zu setzen und der wissen- schaftlichen Verwerthung zuzuführen, den Faden stets weiterzuspinnen, das ist eine unendliche Aufgabe, für welche weder die Kraft, noch das Leben des Einzelnen ausreicht, eine Aufgabe, die nur durch eine nach menschlichem Ermessen ewige Institution und durch ausreichende öffentliche Mittel geleistet und gewährleistet werden kann. Die Berliner Akademie hat es als ihre Pflicht erkannt, dieser Aufgabe sich zu unterziehen, und wenn Sie, hochverehrte Herren, mir die Ehre er- wiesen haben, mich in Ihre Mitte zu berufen, so kann ich das nur als eine Aufforderung betrachten, mich an diesem Werke zu bethei- ligen an der Seite des Mannes, der uns die Bahn gewiesen und den Weg bereitet hat. Über meine eigenen Arbeiten, insoweit sie nicht dem Corpus inseriptionum gewidmet sind, habe ich nur wenig zu sagen. Von dem Studium der elassischen Philologie bin ich ausgegangen und habe mich bestrebt, diesen Boden auch in meinen historischen Untersuchungen nieht zu verlassen. Die Geschichte des Alterthums, die erst während meiner Lern- und Lehrzeit als eigene wissenschaftliche Disciplin sich abgezweigt und eine selbständige Vertretung auf den Universitäten Deutschlands und Österreichs gefunden hat, ist naturgemäss ein Grenz- gebiet, das von Historikern, wie von Philologen gemeinsam bebaut wird. Wer als Philolog sich diesem Studienkreise zuwendet, läuft oder lief doch bis vor Kurzem noch leicht Gefahr, von den Einen 626 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. als Eindringling, von den Anderen als Abtrünniger angesehen zu wer- den. Gewiss bin ich weit entfernt, der universalhistorischen Forschung ihr Recht an diesem Gebiete streitig zu machen, aber wie einerseits der Philolog ohne Weite des historischen Blickes nothwendig an dem Ein- zelnen haften bleibt. so wird der Historiker, wenn er nicht auf sicherer philologischer Basis steht, nimmermehr im Stande sein, sich das volle Heimatsrecht auf elassischem Boden zu erwerben. In meinen haupt- sächlich der römischen Kaiserzeit und insbesondere der römischen Ver- waltungsgeschichte gewidmeten Studien habe ich versucht. eingehende Detailforschung historisch fruchtbar zu machen und mit Hilfe der epi- graphischen und literarischen Quellen ein bisher von Philologen und Historikern kaum berührtes, von Juristen nur gelegentlich gestreiftes Gebiet einigermaassen zu erhellen. Das für eine Darstellung der Steuer- und Provinzialverwaltung vor langen Jahren gesammelte Material habe ich vorläufig bei Seite legen müssen, da die für die Akademie über- nommene Arbeit neben meinen Berufspflichten in Österreich, zu denen sich in diesem, an römischen Monumenten so reichen Lande die prak- tische Pflege der Epigraphik gesellte, mir nur zur Publication kleinerer Untersuchungen die nothwendige Musse gelassen hat. Wenn ich jetzt bei der Übernahme eines Lehramtes in meinem Vaterlande in Ihren Kreis einzutreten gewürdigt worden bin, so wird mir die ehrenvolle Gemeinschaft mit den vornehmsten Vertretern deutscher Wissenschaft eine stete Anregung und Mahnung sein, die unvollendeten Arbeiten zu Ende zu führen und von dem Einzelnen zum Allgemeinen, von der Epigraphik zur Geschichte wiederum den Weg zu finden. Hr. Curtiıvs erwiderte die Antrittsrede des Hrn. Hırscareın, als Seeretar der philosophisch- historischen Classe, mit folgenden Worten: An Stelle des Mannes, in dessen Arbeitsfeld Sie zunächst einzu- treten berufen sind, wird mir heute die Freude zu Theil, Ihre Worte zu erwidern und Sie in unserer Mitte willkommen zu heissen. Sie sind uns kein Fremder. In demselben Jahre, als Sie einem Rufe in's Ausland folgten, erhielten Sie von der Akademie die Aufforderung, Sich an einem vaterländischen Werke zu betheiligen. So blieben Sie geistig der Unserige und die damals geschlossene Verbindung ist das Band geworden, das Sie in's Vaterland zurückgeführt und Sie persön- lich mit uns vereinigt hat. Es ist, wie mir scheint, immer ein besonderer Vorzug, wenn bei mannigfaltigem Wechsel äusserer Lebensverhältnisse, welche die = Currıus: Antwort an Hrn. Hırsc#reuo. 627 Kräfte des Geistes entwickeln, und dem Historiker einen freiern Um- bliek über Länder und Volkszustände öffnen, ein innerer Zusammen- hang unverkennbar hindurchgeht und dem wissenschaftlichen Streben eine harmonische Einheit giebt. So werden auch Sie, davon zeugen Ihre Worte, am heutigen Tage mit dankbarer Befriedigung auf Ihre Lebensführung zurückblicken. Sie sprechen von der Kleinarbeit, die Sie geleistet; aber durch die hohen Ziele, welche sie verfolgt, durch den Umfang, in dem sie angelegt ist, durch den sichern Fortschritt, mit dem sie ein massen- haftes Urkundenmaterial überwältigt, durch die grundlegende Bedeu- tung für die Kenntniss menschlicher Schrift und Sprache sowie des ganzen socialen und politischen Lebens des Alterthums ist es eine Arbeit in grossem Stil, der Sie Ihre Kräfte gewidmet, und der selbst- verläugnende Fleiss, den sie fordert, trägt nur dazu bei, ihren sitt- lichen Werth zu erhöhen. Mit gerechtem Stolz blicken wir auf den gesegneten Fortgang des gewaltigen Werks, das seiner Vollendung entgegenreift, auf die ganze Reihe älterer und jüngerer Mitarbeiter, die aus Schülern zu Kennern, aus Kennern zu Meistern geworden sind. Es ist neben dem griechischen Urkundenwerk ein Monument deutscher Geisteskraft zu Ehren des Vaterlandes, und wir erkennen es mit tief empfundenem Danke, dass unsere Staatsregierung in voller Würdigung der Bedeutung des Werks, über den ersten Ausbau des- selben hinaus Fürsorge getragen hat, es auch für die Zukunft lebens- fähig zu erhalten. Die beiden akademischen Zwillingswerke sind zwei Bäumen ver- gleichbar, von deren Früchten die ganze Alterthumswissenschaft neue Lebenskraft gewonnen hat und deren Kronen sich schon be- rühren. Die lateinischen Urkunden lehren uns den Fortbestand helle- nischer Cultur kennen und aus der Insel des Minos tauchen die Urkunden auf, aus denen sich eine neue Wissenschaft griechisch- römischer Rechtsgeschichte entwickelt. Auch Ihre Studien haben Sie nach geschichtlichen Gesichtspunkten über die Masse der Einzelheiten glücklich zu erheben gewusst. Sie haben die Verschiedenartigkeit des Provinzialregiments in ein helleres Licht gestellt, die lohnende Aufgabe Roms in den Landschaften des Westens, wo durch Verschmelzung mit dem Einheimischen eine reiche Cultur friedlich aufsprosste und die undankbarere Arbeit in den Donau- ländern, wo der Staat zum Zweck der Selbsterhaltung erobern musste ' und entvölkerte Länder mit schweren Opfern mühsam zusammenhielt. Sie haben drei Jahrhunderte hindurch, in denen die weltbeherrschende Stadt zwischen Prineipat und Senat, zwischen Despotismus und Repu- blik haltlos schwankte, das gesammte Verwaltungssystem in allen 628 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli, Formen verfölgt und eine Fülle von Wandlungen nachgewiesen, wo man eine gleichförmigere Tradition vorausgesetzt hatte. Sie werden uns mit Ihrer frischen Kraft helfen, der Vorgänger würdig zu bleiben, an die wir heute Beide ohne Verabredung zu erinnern uns gedrungen fühlten, die diesen unscheinbaren Räumen eine unsterbliche Weihe gegeben haben. Damals ruhte des Vater- landes Grösse auf seiner Kunst und Wissenschaft. Wir wollen das Unsrige thun, dass im neu gegründeten Reiche die alte Kraft wissen- schaftlicher Forschung unvermindert fortwirke. Darauf verlas Hr. Zeızer folgenden Bericht über die zur Beant- wortung der philosophischen Preisfrage von 1882 eingegangenen Arbeiten: In ihrer öffentlichen Sitzung vom 29. Juni 1882 hatte die Aka- demie zu Preisarbeiten eingeladen, deren Thema in den Worten aus- gedrückt war: »Die Akademie wünscht eine Darstellung und Prüfung der Theorieen über den Ursprung, den Sinn und die Geltung des Causalitätsgesetzes, welche auf die wissenschaftliche Entwickelung der letzten drei Jahrhunderte Einfluss ge- wonnen haben. « Diese Aufgabe hat drei Bearbeitungen gefunden. Die erste von diesen, mit dem Motto: »Suum ceuique«, welche in französischer Sprache abgefasst ist, und schon vor dem Ende des Jahres 1883 eingieng, macht den Eindruck einer Schrift, die in ihrem Hauptkörper nach einem andern Plan ausgeführt, der von der Aka- demie gestellten Aufgabe erst nachträglich und unvollständig angepasst wurde. Nur ein Drittheil derselben ist nämlich der Geschichte der Theorieen über das Causalgesetz gewidmet, während der doppelt so starke Rest in einer selbständigen philosophischen Erörterung besteht, welehe über das Gesetz der Causalität weit hinausgeht. In seinen historischen Ausführungen beschränkt sich der Verfasser auf das all- gemein bekannte, und er behandelt auch dieses oberflächlich und ungenügend, mit starken Verstössen im einzeinen, und bemüht sich weder um eine klare Hervorhebung der Momente, auf die es für die Lösung der vorliegenden Aufgabe ankam, noch um eine tiefere Er- kenntniss des geschichtlichen Zusammenhangs. Seine Schrift würde daher den von der Akademie zu stellenden Anforderungen auch dann nicht entsprechen, wenn die systematische Ausführung ihres zweiten Theils tiefer in den Gegenstand eindränge und ihn mit grösserer ZEttER: Beantwortung der philosophischen Preisfrage von 1882. 629 Schärfe behandelte, als diess — trotz einzelner treffenden Bemerkungen und guten Auseinandersetzungen — geschehen ist. Noch weniger genügt eine zweite Arbeit mit dem Motto: »Ratio sufficiens«, da dieselbe statt der von der Akademie verlangten Geschichte und Beurtheilung der neueren 'Theorieen über das Causalgesetz lediglich die eigenen, nicht sehr tief gehenden, Reflexionen des Verfassers ent- hält, und dabei nur ein paarmal auf einige von den bekanntesten früheren Philosophen einen flüchtigen Blick wirft. Viel gründlicher verfährt die dritte Arbeit, welche, 711 Folio- seiten stark, das Motto trägt: »Vere seire est per causas seire«. Auch sie deckt sich zwar, ihrem Umfang und ihrer Abzweckung nach, nicht genau mit der Aufgabe, deren Lösung die Akademie gewünscht hatte; denn nur ihr erster Theil, drei Fünftel des Ganzen umfassend, be- schäftigt sich mit den neueren Theorieen über die Causalität, der zweite dagegen bringt speculative Untersuchungen über diesen Gegen- stand, welche die Grenzen der von der Akademie gestellten Aufgabe zu weit überschreiten, um bei der Frage nach der Beantwortung der letzteren in Betracht kommen zu können, welche aber auch an sich selbst in ihrer dogmatistischen Haltung zur wissenschaftlichen Er- kenntniss der Frage wenig beitragen. Dagegen werden in dem ersten Theil die Ansichten von mehr als vierzig Philosophen, theils ausführ- licher, theils kürzer, dargestellt und beurtheilt. So anerkennenswerth aber auch der Fleiss und die Sorgfalt ist, welche der Verfasser diesem Theil seiner Schrift gewidmet hat. so leidet er doch, auch abgesehen von minder wichtigen Einzelheiten, an sehr erheblichen Mängeln. Für's erste geht nämlich aus der ganzen Darstellung hervor, dass sich ihr Urheber die ihm gestellte Aufgabe nicht klar gemacht hat. Während die Akademie eine Darstellung und Prüfung .der Theorieen über das Causalitätsgesetz verlangt hatte, beschäftigt sich der grössere Theil seiner Ausführungen nicht speciell mit den hierauf bezüglichen Untersuchungen der von ihm besprochenen Philosophen, sondern mit dem ganzen Inhalt ihrer Systeme; was sich ilınen dagegen in Beziehung auf den Ursprung, den Sinn und die Geltung des Causalitätsgesetzes entnehmen lässt, tritt bei den meisten durchaus nicht scharf und klar hervor. Wenn ferner der Werth einer monographischen Untersuchung, wie die von der Akademie verlangte, neben anderem wesentlich auch darauf beruht, dass ihre Angaben durch einen in’s einzelne gehenden Nachweis ihrer Urkundlichkeit sichergestellt werden, so hat es der Verfasser hieran viel zu sehr fehlen lassen, und einzelne der von ihm besprochenen Theorieen scheint er überhaupt nur aus secundären Quellen zu kennen. Auch hinsichtlich der Vollständigkeit und Gleich- mässigkeit in der Benutzung des geschichtlichen Materials ist nament- Sitzungsberichte 1885. 57 630 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. lich in den Abschnitten seiner Arbeit, welche sich mit den letzten Jahrzehenden beschäftigen, manches zu vermissen. Ein wesentlicher Mangel dieser Arbeit besteht endlich darin, dass sie sich fast durch- weg begnügt, die Philosophen einzeln an einander zu reihen, statt zu zeigen, um welche Fragen es sich bei der Untersuchung über das Causalitätsgesetz handelt, wie weit man in der Beantwortung derselben bis zum 16. Jahrhundert gekommen war, was jeder von den Späteren zur Berichtigung und Ergänzung seiner Vorgänger that, welche An- regungen und Einflüsse er von ihnen erfuhr und wie er seinerseits auf seine Nachfolger einwirkte. Auch diese Lösung der von der Akademie gestellten Aufgabe kann daher als eine befriedigende nicht anerkannt werden. Der vorsitzende Secretar theilte mit, dass die Akademie beschlossen habe, die philosophische Preisfrage nieht zu erneuern. Zum Schluss hielt Hr. Dirımasy die Gedächtnissrede auf Rıcnarn Lersws. Sie wird in den Abhandlungen veröffentlicht werden. Ausgegeben am 9. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, en pe EEE 1885. AXXIV. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 9. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. 1. Hr. Weıerstrass las über die analytische Darstellbarkeit sogenannter willkürlicher Functionen einer reellen Veränder- lichen. 2. Hr. Kronecker las über das Dirıcaıer’sche Integral. Beide Vorträge erscheinen in diesem Sitzungsberichte. 3. Das correspondirende Mitglied der Akademie, Hr. CHarLes ArpuonsE LEoN RENIER, ist in Paris am ı2. Juni gestorben. Sitzungsberichte 1885. 98 > “- PR u Kruikikrı A % HL * > = Al ERIR 1. KROAUS hich wi j ’Ei zZ Er j MET II j Sn ) el MIKA B: 633 Über die analytische Darstellbarkeit sogenannter willkür- lieher Funetionen einer reellen Veränderlichen. Von K. WEIERSTRASsS. Erste Mittheilung. I: f(x) eine für jeden reellen Werth der Veränderlichen x eindeutig definirte, reelle und stetige Function, deren absoluter Betrag eine end- liche obere Grenze hat, so gilt bekanntlich die nachstehende Gleichung, in der « eine zweite reelle Veränderliche bedeutet und unter k eine von x und « unabhängige positive Grösse zu verstehen ist: (1.) Lim» WE Ir me EN = fa). Der in dieser Gleichung ausgesprochene Satz lässt sich leicht ver- allgemeinern. Es werde irgend eine Funetion U (x) von derselben Beschaffen- heit wie f(x) angenommen, welche ihr Zeichen nicht ändert, der Gleichung V (— a) = Y (a) genügt und überdies der Bedingung ent- spricht, dass das Integral a+ Y (a) de o einen endlichen Werth haben muss, der mit » bezeichnet werden möge. Setzt man dann + } (2.) F(a,h) = —— il u) (" T ") du, so ist (3.) Lim - F(x,k) = f («). k=o In Betreff des Beweises der Gleichungen (1, 3) möge Folgendes be- merkt werden. Es seien a, ,a,, b,, b, positive Grössen, b, >a,, b,>a,, so hat man 58° Gesammtsitzung vom 9. Juli. bı+z b—r BAR ehe U (u) du." Ze Tec In Verbindung mit den in Betreff der Funetionen f(x), W (x) ge- machten Annahmen lehrt diese Gleichung, dass das Integral rl) wenn man den Grössen x, % bestimmte Werthe giebt und dann a,,a, unabhängig von einander unendlich gross werden lässt, sich einer bestimmten endlichen Grenze nähert und somit das Integral net) eine wohldefinirte Grösse ist. Dies festgestellt, sei nun d eine beliebig klein anzunehmende positive Grösse, so ist är ne Pia, er af 7 E n ) du + Se n =) au +; + —— „os(z :) du + 00 + oo = lee) Yu) du + Bu LU (u) du >| RK 72 + fee — ku) + fie + ku)) Yu) du. ! Ich bezeichne mit /(&1...2) einen Mittelwerth zwischen dem kleinsten und grössten derjenigen Werthe, welche /(x) in dem Intervall von = x, bis 2— x, an- nimmt. WeıersrRAss: Über Functionen einer reellen Veränderlichen. 635 Daraus folgt: (2, k) =f(a) un en) as. (u) du [3] 0) ke I Re Y Ay | | # lt (a — ku) + fa + ku) — 2f(a))L (u) du _ FeR... +0) f@) a 2] +34: (f@-)+f@ +) — 2fl@)), wo e,e, positive, zwischen o und ı enthaltene Grössen bedeuten. Nun seien x, , x, irgend zwei bestimmte Werthe von x, @ die obere Grenze für den absoluten Betrag von f(x), und g,,9, zwei positive Grössen, die beliebig klein angenommen werden können. Dann kann man zunächst der Grösse d einen so kleinen Werth geben, dass der absolute Betrag von "(fe -W+f@+W- fa) stets kleiner als g, ist, wenn x in dem Intervall (x, ...x,), und zu- gleich v in dem Intervall (0...) angenommen wird. Hat man einen solchen Werth von 6 fixirt, so kann man ferner eine positive Grösse k’ so bestimmen, dass für jeden Werth von k, der G +1 (x) 9 und für jeden bestimmten Werth von x Pi A) — Pie); n=oo woraus sich ergiebt. Nun seien &,,%, irgend zwei bestimmte, endliche Werthe von «, so ergiebt sich aus den Ungleichheiten |\f(@) rg @,(x) | =,\> ME ag,,) |\/(@) = GH (@) | < gg, = A,+ı = U = 4,41) dass für jeden dem Intervalle (x, ...x,) angehörigen Werth von x Ka|lv', die Werthe x,,x, beide enthalten muss. Man hat also En |< > (9,4.9,,,), wenn 0, Ss; v=v'-+I vv I = = und es convergirt demzufolge die Reihe ® „\w a! ) und somit auch die Reihe en > 7a) v=o unbedingt und gleichmässig für die dem Intervalle (x,...,) an- gehörigen Werthe von x. Es ist aber die Wahl der Grössen w,,@, keiner andern Beschränkung unterworfen, als dass sie endliche reelle Werthe haben müssen, und die Functionen f,(«) sind unabhängig von 638 Gesammtsitzung vom 9. Juli. denselben; die vorstehende Reihe convergirt also unbedingt für jeden Werth von x und gleichmässig in jedem Intervall Ders dessen Grenzen endliche Werthe haben. Es gilt also das Theorem: C. »Jede Function f(x) von der angegebenen Beschaffenheit lässt sich auf mannigfaltige Weise darstellen in der Form einer unendlichen Reihe, deren Glieder ganze rationale Funetionen von x sind; diese Reihe convergirt unbedingt für jeden endlichen Werth von x, und gleichmässig in jedem Intervalle (&,...x,), dessen Grenzen endliche Grössen sind. « In Betreff des Satzes (B.) ist zu bemerken, dass man zur Be- gründung desselben nur anzunehmen braucht, es sei W (x) eine trans- cendente ganze Function, welche für reelle Werthe von « die im Vor- stehenden angegebenen Eigenschaften besitzt, nicht aber, dass auch F(x,k) eine ganze Function von x sei, was keine nothwendige Folge der ersteren Annahme ist. Setzt man nämlich, unter a,b zwei beliebig anzunehmende reelle Grössen verstehend, u— x du, so hat man für reelle Werthe von x + x no F(ia,k)=F(x,k)+ ne Fa — ku) (u) du + ff + ku) (u) du , 2w T—a b—ı k a und kann also, wenn a,b,x,,, der Bedingung N gemäss angenommen worden, und eine beliebig kleine positive Grösse g, gegeben ist, den Werth von & so fixiren, dass für jeden dem Inter- ‚alle (&,...x,) angehörigen Werth von x der absolute Betrag der Differenz f(x) — F,(x,%) kleiner als g, ist. Dies vorausgesetzt, kann man ferner, da F,(x,%) unbedingt eine (transcendente) ganze Function von x ist, nach Annahme irgend einer zweiten positiven Grösse g,, eine ganze rationale Function @ (x) so bestimmen, dass in dem Intervall (, ZSE2I%,) |e$-A,h]| Ihr > 5. zn a FT As v x or a u ia D - SA d j ıh wenrni arg wi Arge. az. ‚BAER \ . Harn rer le erh % Vz 3 me . EL ; DER y Ru u j ir „ I ee in er, = Eu ABER IR ie, 4 ee 5 AR CRUEET ' UT Ir Sr Le Fer 6, IE ren ’\ Kar " 9 Auflän.i starr Mn hilfe TIL Kir Dur inıy ) lit, wi Fa fein 7Y NINE r EEE ENT ii Ar een ea A: dr Re Dil rs . ui eu ı Sud akıafı AT, aufs „u ie vu 7 nah ” 4 er # ui e» 641 Über das Dirichzer'sche Integral. Von L. KronEckEr. I. Bedeutet x eine reelle positive, auf das Intervall von Null bis X beschränkte, Veränderliche und f(x) eine eindeutige, reelle, integrir- bare, ihrem absoluten Werthe nach stets unter einer bestimmten Grösse M bleibende Funetion von x, welche sich für bis zu Null abnehmende Werthe von x einem bestimmten Grenzwerthe f(o) nähert, so kann die allgemeine Frage nach den weiteren Bedingungen, unter welchen das Dirıchzer’sche Integral: f(x) sin wer dlog«, für alle in dem Intervall von Null bis X liegenden Werthe von «', sich mit wachsendem ı dem Werthe $f(o) nähert, unmittelbar auf die speciellere zurückgeführt werden, bei welcher der Grenzwerth der Funetion, für x = o, en gleich Null ist. Setzt man nämlich f(x) — f(o) = f(x), so ist: e [x sin wer d log x — Fe ) sin wer dlog x + f(o) | sin wer d log, o und dass hier der Factor von f(o) sich mit wachsendem w in der That dem Werthe „r nähert, geht am Einfachsten daraus hervor, dass ar +e'w k=+n prk+ı lim [sin wer dloge—=-lm [sinzrdlogz — lim >= sinzrdlogz, w=o, w—o@, n=o@OXk=—n k-+1 1 LE \ je sin27 sin 27 ee Dal T een und Ihm > : = — N 2 s z-+k Eee oa sin 2r A ° ist. II. Es sind hiernach nur für Funetionen /,(), die sich für 2 — o der Null nähern, die Bedingungen zu untersuchen, unter denen der Grenzwerth des Integrals: 642 Gesammtsitzung vom 9. Juli. % A) F(x) sin wer dlog x, ö für wachsende Werthe von w, oder also der Grenzwerth des Integrals: NEN se ROT (AP) Ir sin — dlog x m - für bis zu Null abnehmende Werthe von c, gleich Null wird. Das Integral (A°) geht, wenn man darin ox an Stelle der Inte- grationsvariabeln x setzt, in das Integral: x’ (A’) F,(cx) sin ard log x o über. Da nun, auf Grund der Voraussetzung: lim /,(&) = 0, für ı=o irgend eine gegebene, beliebig kleine, positive Grösse r und für irgend eine gegebene positive Grösse & der Werth «x, so klein ange- nommen werden kann, dass für alle Werthe von x, die kleiner als x, sind, = |/.(&) | DE wird, und da für alle positiven Werthe von «: | sin «= | < ar ist, so wird für alle positiven Werthe von x, die kleiner als £ sind, und für alle positiven Werthe von co, die kleiner als £ sind, 5 sin 27 F 2: Sole) ml E und also der absolute Werth des Integrals: (B) f(x) sin ar dlog x kleiner als r. Der Grenzwerth des Integrals (B) für abneh- mende Werthe von s ist daher gleich Null, und die Gleichung: x sr’ o a NDR an RUE (B”) im (fen) sin ar d log x — lim [f, («) sin - dloeex =p, EG, c—=o Er in welcher man für & irgend einen bestimmten positiven Werth, z. B. den Werth &= ı nehmen kann, stellt also eine nothwendige Kronecker: Über das Diricater'sche Integral. 643 und hinreichende Bedingung dafür dar, dass der Grenzwerth des Integrals (A) mit abnehmendem Werthe von © verschwinde. II. Ebenso wie das Integral (B) nähert sich auch, für irgend welche positiven Werthe von x’ und 2’, das Integral: E+e (ex) sin ar dlog x (€'>o) mit abnehmendem s dem Werthe Null. Denn es verwandelt sich, ‚ x i wenn man = — +2 setzt, in o EARNS PUIRETNGR TE3 dz ol%(ez+x)sinf2+ = ee o und das mit s multiplieirte Integral ist seinem absoluten Werthe nach ! 7 M. kleiner als 2 °, da der absolute Werth von /, (&) (für alle Werthe z von x in dem betrachteten Intervalle, d.h. für o cd(ex) sin ar de h darstellen, welche, wenn in jedem einzelnen Integrale + Ah an Stelle der Integrationsvariabeln x gesetzt wird, in: 644 Gesammtsitzung vom 9. Juli. (©) [re ı)" p(ow + ch) sin ar de o übergeht. Die Summation in Beziehung auf A ist hier durch die Bedingungen: 3: bestimmt, wenn nach Gauss’scher Weise mit [a] die der Grösse a nächste, kleinere ganze Zahl bezeichnet wird. am +ısh b(200 + 20%) ((2]<*=]2]) R für jeden beliebigen zwischen Null und Eins liegenden Werth von d, mit abnehmendem 6 einem und demselben festen durch das Inte- val (4 2) dz bezeichneten Grenzwerth. Das Aggregat der positiven 8 P ssteg \ u El Glieder in der obigen Summe: z(- 1)" op(ox + ch) erreicht also bei abnehmendem o denselben Werth wie das der nega- tiven, d.h. es ist: lim ez(— 1)" d(o@ -+ ch) und also auch: im [r $t- ı" (0x + ch) dcosor e=oOo o 646 Gesammtsitzung vom 9. Juli. o i x : i n . X gleich Null, wenn die Summation auf alle in dem Intervalle von — ; o ’ < bis — enthaltenen ganzen Zahlen Ah erstreckt wird. Es besteht dem- c nach für je zwei beliebige (in dem betrachteten Intervalle von o bis X liegende) Grössen «°, x’ die Gleichung: x' (E) tim [apten) Sin rd. — im (f (x) sin = dlege = o, Er) v=o 2 und die Gleichung (B°) muss daher für jede beliebige positive Grösse «’ gelten, sobald sie nur für irgend eine bestimmte Grösse .x° besteht. Das Resultat der bisherigen Entwickelungen lässt sich dem- gemäss in folgender Weise formuliren: Um erschliessen zu können, dass der Grenzwerth des über jeden beliebigen Theil des Intervalles (0, X) aus- gedehnten Integrals: [x (x) sin a dlogx für # — o verschwinde, genügt der Nachweis, dass dies für irgend ein bestimmtes Theilintervall (0, .x°) der Fall ist, d. h. dass 0 (F) im [4 (x) sin = dlogx — 0 cs=o & wird, wenn für £ und a° irgend zwei bestimmte positive Grössen genommen werden. Es genügt also z. B. der Nachweis, dass die Gleichung (F) für E=.x2°=ı besteht, d.h. also, dass I (F’) lim | /, («) sin — dlogx —= 0 ist. Die Gleichung (F) kann durch die oben mit (D°) bezeichnete Gleichung ersetzt werden. Es genügt also der Nachweis, dass für irgend eine ganze Zahl m und für irgend eine Grösse «°: (FIN re [r31- 1)" p (va + ch)deosme = 0 ("= 1(h—ı)< 2) wird. Kronecker: Über das Dirtcrver’sche Integral. 647 VI. Die Gleichung (F’) kann durch die Gleichung: Fa (G) lim im (f (x) sin — dlogz=09 ersetzt werden. Denn einerseits folgt offenbar die Gleichung (G) aus der Gleichung (F’)), da für jeden Werth von a°, das Integrations- gebiet (0, x°) ein Theil des Intervalles (o , X) ist; andererseits lässt sich aber auch die Gleichung (F’) aus der Gleichung (G) erschliessen. Wenn nämlich für jede gegebene, positive, beliebig kleine Grösse 7 eine (wenn auch noch so kleine) Grösse x° und eine (wenn auch noch so grosse) Zahl £ bezeichnet werden kann, für die sich nachweisen lässt, dass der absolute Werth von: End im (f (x) sin — dlog x kleiner als r ist, so folgt mit Hülfe der Gleichungen: im (fo) sin Tata a — 9. „lim f,(@) sin ” dlog a = ©), Er Fl) 2 — dass auch der absolute Werth von: 1 lim |, (x) sin = dlog x kleiner als jene gegebene, beliebig kleine Grösse r sein muss. Es kann nun ebenso die Gleichung (F°) durch die Gleichung: (G°) lim lim im [e3(- ı)" d(ox + ch)d cosır = 0 (ns:#-0=|2]) 20 M=om=x c=o o ersetzt werden; denn für « — o verschwindet, wie schon oben gezeigt worden ist, der Werth von: o >=M| (— ı)" p(ox + ch), sobald die Summation auf die Zahlen von ı bis m und auf alle in irgend einem Intervalle von — bis — enthaltenen ganzen Zahlen c c ausgedehnt wird. Um das Bestehen der Gleichung (G°) erschliessen zu können, bedarf es nur des Nachweises, dass für jede gegebene positive Grösse r eine (wenn auch noch so kleine) Grösse «° und eine (wenn auch noch so Sitzungsberichte 1885. 59 648 Gesammtsitzung vom 9. Juli. grosse) Zahl m bezeichnet werden kann, für die der absolute Werth des Integrals: IE 1)" (0x + oh) d eos wor (":4-n<) bei hinreichend kleinen Werthen von co, kleiner als r bleibt. VI. Die Gleichung (6) ist offenbar erfüllt, wenn das Integral: IL )dlog x absolut convergent ist, da alsdann: lim Fit dlogx = o D—o {0} und demnach auch für jeden Werth von c: ” Ra lim | f(&)sin—dlogx= o A=o © wird.' Da ferner die Gleichung (G), wenn man darin E=o setzt, mittels partieller Integration in folgende übergeht: ! Vergl. Hrn. P pu Boıs-Reymonp's Note: »Sur les formules de representations de fonetions« in den Comptes Rendus von 1881. Bd. 92. S. 915 und 962. Hier ist ferner folgende Ausserung Dirıcarer’s zu ceitiren, welche sich in einem von ihm an Gauss gerichteten Briefe vom 20. Februar 1853 findet: »Ist /(2) so beschaffen, dass die Differenz (8) —/(o) sich als ein Produet darstellen lässt, dessen erster Factor &(£) für ein unendlich kleines & endlich bleibt, während der zweite, den ich positiv voraussetze und \(£) nennen will, die Eigenschaft : e besitzt, dass das Integral IE (6) a wie es z. B. für jede positive Potenz 2? der [e) o Fall ist, für ein unendlich kleines ö selbst unendlich klein wird, so darf man foi un d@ nur in die beiden Bestandtheile 6 2 6 28 k : / fo cn aß + fra sin k@ A da o o zerlegen, von denen der erste für ein unveränderliches ö durch Wachsen von % in = f() übergeht, während der zweite für ein gehörig klein gewähltes ö immer kleiner bleibt als eine beliebig kleine Grösse. « Unser Correspondent Hr, E. Schering hat die Freundlichkeit gehabt, mir die von Dirıcnter an Gauss gerichteten Briefe zu übersenden, um davon Abschrift zu nehmen und sie für die Herausgabe der Dirıcnrer’schen Werke zu benutzen. KroneckeEr: Über das Dirıcazer’sche Integral. 649 Fl lim lim m" - fr“ ale) dl(x)=o, a=0 o—=o ) wo Ya=— Irode ist, so resultirt hier auch die Bedingung: lim [vr de —o, welche sich ebenfalls schon in "der angeführten Note des Hrn. P. pu Boıs- Reynonn findet. VII. Um die Bedeutung der mit (6°) bezeichneten Bedingungs- gleichung darzulegen, bemerke ich zuvörderst, dass die Summe: >(- ı)" d(ox -- ch) (h=2m-+ 1, 2m+2,....2r+ 1) in der Form: - > (—1 Y(p(sa+eh)— plox+ch + )) (k=2m-+1,2m+2,...2r) dargestellt werden kann. Setzt man nun voraus, dass die Gleichung y= #(x) in recht- winkligen Coordinaten &,y eine Curve & repräsentirt, so kann man sich dazu für jeden bestimmten Werth von c eine zweite Curve 6, eonstruiren, welche durch die Gleichung: y=b (©) + (9) de +6 s)) sin für die Werthe von = (2m-+ ı)o bis «= x° dargestellt wird. Jede solehe Curve 6, , deren Ordinaten für einen zwischen ch und o(h-+ ı) gelegenen Abseissenwerth x + ch auch durch: plc +ch)+(— 1)" (Box + ch) — p(ox+ch+0)) sin or (0 op(ow + ch) (m<+0-ns|£]) KRonEckER: Über das Diricater’sche Integral. 651 übergeht. Für solche Functionen $, für die sich diese Summe mit abnehmendem co einem bestimmten Grenzwerthe, also dem Werthe des Integrals: 2 | o(e)dz nähert, ist daher 63(— 1)" p(ow + oh) der Zuwachs, welchen der durch die Summe (J,.) dargestellte »angenäherte« Integralwerth erhält, wenn man in der Mitte zwischen je zwei Ordinaten noch eine neue einschaltet. Die Bedingung (H) kann aber, wie das Beispiel: I z log z zeigt, auch erfüllt sein, wenn f$(2)dz, vo endlichen Werth hat. Behufs Orientirung über das Maass der Anforderung, welche durch die Bedingung (H) an die Natur der Function & gestellt wird, kann man den Fall in's Auge fassen, in welchem die Function & Differential- quotienten d , ®’ hat, und in welchem: 30(— -H(00 + 20k — 0) + d(ox + 20h) — ee 20k+ c)) n Null an genommen, keinen mit hinreichender Annäherung durch: = zR39 (ox + 2ck) oder auch dureh: 10° (9 (0) — 9/(«) dargestellt wird. In diesem Falle wird — bei endlichen Werthen der Ableitungen $’(&) — die linke Seite der Gleichung (H) mit ab- nehmenden o unendlich klein wie 0”. X. Die Gleichung (H) geht, wenn man darin die Function Js) an Stelle von $ (x) einführt, in folgende über: h * (H°) lim lim lim > EL en ) —o (s:0-02[ 2] os.) Falls nun nachgewiesen werden kann, dass der absolute Werth jeder von h= 2m+ ı bis zu irgend einem der folgenden Werthe von 4 erstreckten Summe: I(— ı)" f,(ox + ch) (0<<ı), 7 für hinreichend kleine Werthe von co, kleiner als eine bestimmte Zahl N, ist, so lässt sich daraus nach jener bekannten Aser'schen Methode' erschliessen, dass der absolute Werth der Summe: ! Crerre’s Journal, Bd. 1,S. 314 und Ager, Oeuvres completes, Nouvelle edition 1881, Tome I, p. 222. 652 Gesammtsitzung vom 9. Juli. > AVELIE ES ch) („:0-n=[2] 0e<1), n sH+h 2 für hinreichend kleine Werthe von c, kleiner als Prens und also: 2m -+ ı 3 Fe „Jo (OX + ch) > ea EI a im Im Se ah (ia nf] sein muss. Da ferner: FOL HE flan + ah) = E(- flow + oh) ist, und also die Voraussetzung, dass die Summe rechts, für hin- reichend kleine Werthe von c, ihrem absoluten Werthe nach kleiner als eine bestimmte Zahl N, bleibt, mit der oben bezüglich der Summe Sy (— 1)" (cz + ch) gemachten Voraussetzung zusammenfällt, sobald N, > N, + |f(o)| angenommen wird, so ergiebt sich das Resultat: Um erschliessen zu können, dass für beliebige Werthe von x’, die kleiner als X sind, lim [rw sinwardlogt = —rf(o) ist, reicht es hin, eine positive Zahl N und irgend welche (beliebig kleine) Grössen 0°, © so bestimmen zu können, dass der absolute Werth der Reihe: (K) z(-1)' flex + ch) (k=1,2,...2r #ı1,30o te”) ist, als auch dann, wenn durchweg die Ungleichheit: Fa) < fe”) stattfindet, liegt der Werth der Reihe: 2in 1)" f(ox + ch) A112...) zwischen dem Werthe des ersten und dem des letzten Gliedes. Die obige Bedingung (K), und daher auch die Bedingung (H), aus der sie abgeleitet ist, umfasst also jene, welche DirichLer in seiner ersten (im IV. Bande des Crerre’schen Journals) über diesen Gegenstand ver- öffentlichten Abhandlung als bestehend vorausgesetzt hat. XI. Wenn die Differenz: 20 20 (L) [rw de — o3f(0d + ch) 5) : ö o (kk=m-+1,m+2,...r) k und wird also bei wachsendem m beliebig klein. Endlich werden offenbar die beiden Theile im Ausdruck (d) mit abnehmendem cs, bei irgend welchen Werthen von m, beliebig klein, da einerseits: elseat zen hie) Seile s+2r+2 ng und andererseits für jeden endlichen Werth von m: lim (ex + a0m+ co) = 0 ce=o ü ist. { Es lässt sich hiernach die mit (H°) bezeichnete Bedingungs- gleichung in die ihr aequivalente: 3(—ı)' f(ose + ch+0) (Mm ser 2.2 Me ) am ur u 2 (© + 2n) (@ + 2n + 2) ei 4 59 o — 120 transformiren, aus welcher das oben bei (K) angegebene Resultat ganz Kronecker: Über das Dirierrer’sche Integral. 657 unmittelbar gefolgert werden kann. Die Gleichung (H) geht wiederum, wenn zur Abkürzung: z(- ı" f(oa+ch+0)=A"flor+20k) (msh (e-+2n)(e +2n +2) x? (es+<:;m +: ‚anf fex + 2ek)| (nt na. [2]). Wenn diese Summe für o=o, m=x, a@°=o verschwindet, so ist offenbar die Gleichung (H) erfüllt, und es ergiebt sich daher das Resultat: Um erschliessen zu können, dass für beliebige Werthe von «, die kleiner als X sind, ® lim | f(&) sin werd loge — -zf(o) w= co o ist, reicht es hin, für irgend eine gegebene, noch so kleine (K) Grösse r eine Zahl m und eine Grösse &°, und alsdann eine beliebig kleine Grösse o° so bestimmen zu können, dass der Werth der Reihe: Da x + 2ck)| (m —, multiplieirt mit dem grössten Werthe von |A} r 3 : ; I mendem co beliebig klein wird. Da nun der Werth von > — an- n ‚© näherungsweise durch log ausgedrückt wird, so genügt es, dass jeder der mittleren Werthe der aufeinander folgenden zweiten Differenzen: (L) — flow + 2ck — 0) + flex + 20k) — loc + 20k + 0), multiplieirt mit log —s bei abnehmendem o sich der Null nähere, und es zeigt sich also. dass die Bedingung (H) auch diejenige um- fasst, welche Hr. Lirscutz in seiner im 63. Bande des Journals für Mathematik (S. 296 ff.) veröffentlichten Abhandlung entwickelt hat. Man kann aber noch weitere Bedingungen aus der Gleichung (K) ableiten, indem man wiederum von den absoluten Beträgen jener mittleren Werthe zu den mittleren Werthen eben dieser absoluten Beträge übergeht, d. h. also indem man die Summenausdrücke: 1 2 3|A, f(x + 2cA)| (m= E m k ia ms 9 A —(m+k)(m+k+ ı) Zus 7 | 2 o (k=1,2,...r—m-+1ı), yı x wenn, wie oben r = |- gesetzt wird. Der Grenzwerth, welchem ||. > sich dieser Ausdruck für « = o nähert, verschwindet offenbar, sobald k=r—m g . EN k a lim >, —#+ —ound lim,,,=o At MA % Fo ist, und man schliesst daher in derselben Weise, wie oben, dass es schon genügt, I Kronecker: Über das Diricrter’sche Integral. 659 wenn jeder der mit # bezeichneten »mittleren absoluten Be- träge« der mittleren Werthe jener zweiten Differenzen, mit log multiplieirt, bei abnehmendem s sich der Null nähert. (2 XIV. Substituirt man in der oben mit (H°) bezeichneten Gleichung: / h „0 lim lim lim I ( 1)" Jelena je o (n=30-n= [=]: 0=.=ı) zo m=x c=o Fr X == h für f,(ox + ch) seinen Werth: fs + ch) — f(o), so wird der Factor von f(o), nämlich der Grenzwerth der Summe: SH feel) für wachsende m, offenbar gleich Null. Man kann also in der Gleichung (H°) die Function f, durch die ursprüngliche Function f ersetzen. Man kann ferner darin den Strich über dem Summen- zeichen und zugleich das letzte Glied der Summe weglassen, d. h. nämlich die Glieder: fie +20m+o) fl(se+ 20r + o) fa 2(© +2m-+ ı) 2(© +2r + ı) (-[2]) hinzufügen, da ja deren Grenzwerth für wachsende Zahlen »n» und r sich der Null nähert. An die Stelle der Reihe in der Gleichung (H?°) tritt alsdann die Reihe: OE% sı) 5 und es ergiebt sich das Resultat: Um erschliessen zu können, dass für beliebige Werthe von x, die kleiner als X sind, ea h > u x) sin wer dlog = ; zf(o) (K) ist, genügt es nachzuweisen, dass der Grenzwerth: „Fler + ch) 0 Im DER, („u<=:|% sich mit wachsendem m und mit abnehmendem «x° der Null nähere. Die hierin enthaltene Forderung lässt sich auch so formuliren: 660 Gesammtsitzung vom 9. Juli. Für eine gegebene positive, beliebig kleine Grösse r soll zuerst eine Zahl m,, und eine Grösse x, und alsdann für jede Zahl m, die grösser als n, ist, und für jede Grösse a°, die kleiner als «° ist, eine Grösse 0° so bestimmt werden (K,) können, dass der absolute Werth der Reihe: Se) „For + ch) (»»<+22[2];0<==:) Gr En stets kleiner als r bleibt, sobald « < 0o° ist. Dieses, wie mir scheint, bemerkenswerthe Resultat, welches sich aus den obigen Entwickelungen ergeben hat, soll nunmehr noch direet verifieirt werden. Zu diesem Zwecke ist das Dirıchzer'sche Integral: x |re») sin or dlog x als Aggregat von sieben Integralen: LI +h+IS, +, +5,+% darzustellen, welche folgendermaassen definirt sind: 00 2m +1 J = 410) finer dlogx, J, = 510) [sn oreiog ar+1 ® n=ar \ oc + ch J, = |f(ex) sin cr dlogx = > en A Be sin ar div . r eo eh 1% T h 2m+ ı o 2m ı J, = (ix) — (0) sin ard log x Ze fen () Im ” a u fen sinardlogx, = ‚neo x) sinardlogx, dr+ı En z und es ist nun zu zeigen, dass — wenn die bei (K,) formulirte Forderung erfüllt ist — die Zahlen m,r und die Grössen o, a” stets so gewählt werden können, dass der absolute Werth des Aggregats: +ht+h+4ht+J)r+% kleiner als irgend eine gegebene, beliebig kleine Grösse r wird, d.h. Kronecker: Über das Dirichver’sche Integral. 661 also, dass sich alsdann der Werth jenes Dirıcnzer'schen Integrals von dem Werthe von J, um weniger als r unterscheidet. 12 Man nehme nun zuerst eine Zahl m’ so an, dass am’ + ı > — Tr wird. Dann ist für jede Zahl m, die grösser als m° ist: 2 ee r(2m-+ ı) 1 el Man wähle ferner, gemäss der als erfüllbar vorausgesetzten Forderung (K,), eine Zahl m, die grösser als m, ist, sowie eine Grösse x°, die kleiner als x° ist, und bestimme darnach eine Grösse 0° so, dass der absolute Werth der Summe: 0: r } PR N > n. X in J, erstreckt, ist höchstens gleich Eins, da r = | — | angenommen 20 worden ist. Der absolute Werth von J. ist also kleiner als: o l jest, ’ oe (3 7° M 662 Gesammtsitzung vom 9. Juli. wenn M, wie oben, eine Grösse bedeutet, welche von keinem Funetions- werthe /(x) übertroffen wird. Man kann hiernach c” hinreichend klein wählen, damit für jeden Werth von co, der kleiner als o” ist: | J, Er wird. Dass endlich eine hinreichend kleine Grösse «” so bestimmt werden kann, dass für alle Werthe von co, die kleiner als «” sind, der absolute Werth von J; beliebig klein gemacht, also die Ungleich- heitsbedingung: |) < 57 erfüllt werden kann, ist bereits oben in art. V ausführlich dargelegt worden. Man braucht also nur o kleiner als die kleinste der vorstehend definirten Grössen 0°, 0’, c’,s” anzunehmen, um sicher zu sein, dass der absolute Werth jedes der sechs Integrale J,,J,;,...J; kleiner als #r, dass also: IA+R+StH At htS| kleiner als r, d. h. kleiner als eine gegebene, beliebig kleine Grösse wird. XV. Die hiermit verifieirte Bedingung für dıe Gültigkeit der Gleichung: D 2 lim [ f(x) sin werd log.» = —# f(o) wo ö ist eine »weitere«, d. h. sie enthält weniger Beschränkungen für die Function f(x) und lässt also deren Bereich weiter, als die bisher bekannten Bedingungen‘: sie umfasst namentlich, wie oben gezeigt worden ist, sowohl die Diricater’schen als auch diejenigen Bedingungen, welche oben aus den Arbeiten der HH. Lirscnrrz, P. pu Boıs-Revmonp, C©. Jorpan und HöLper eitirt sind; und sie steht dabei in Bezug auf die Einfachheit und Durechsichtigkeit ihrer Bedeu- tung hinter den früher angegebenen Bedingungen kaum zurück. Die Möglichkeit ihrer Aufstellung beruht wesentlich auf jener gleich Anfangs (art. II [B]) entwickelten Gleichung: z lim | %(ox) sinardlogxe = 0, welche meines Wissens bisher nicht hervorgehoben oder wenigstens nicht vollständig für die Bedingungen der Gültigkeit der Dirıcnzer'schen Integralgleichung benutzt worden ist. ! Die verschiedenen Bedingungen, welche in dem 1880 erschienenen Werke des Hrn. Urısse Dinı vorkommen, habe ieh noch nicht sämmtlich, in Bezug auf ihren Umfang, mit der obigen Bedingung verglichen. Kronecker: Über das Dirıcnzer’sche Integral. 663 Aber man kann noch eine weitere Anwendung von dem Prineipe machen, welches der erwähnten Gleichung und also auch der obigen Zerlegung des Dirıcnzer'schen Integrals in sieben Integrale zu Grunde liegt, indem man irgend eine Beziehung zwischen der Zahl 2m -+ ı und der Grösse o sucht, für welche die Grenzwerthe der beiden Integrale J, und J, bei abnehmendem o verschwinden. Setzt man nämlich, um eine solche Beziehung anzudeuten: R 9(c) 2; 2 (S) am m so ist die mit #(c) bezeichnete Function von o so zu bestimmen, dass zu gleicher Zeit: so lim = © +8) ee (S) ba (f(x) — f(o)) sin —dlga=o, en | n (7) lim lim Ri 1)" et nn ı sin erde — 0. 2=,0 c=0O, E ° wird, und man kann demnach den oben mit (G°), (H°), (H), (H) be- zeichneten Bedingungsgleichungen eine allgemeinere Bedeutung bei- legen, indem man, statt, wie es dort geschehen ist, die Zahl m unabhängig von © wachsen zu lassen, zwischen m und c irgend eine durch die Glejehung (S) angedeutete Beziehung zulässt, für welche die beiden Gleichungen (S°) und (S’) befriedigt werden. Die hier mit (G%) bezeichnete Gleichung unterscheidet sich von der Gleichung (G°) des Art. VI eben nur dadurch, dass in den Summationsbedingungen die Zahl m durch ihren aus der Gleichung (S) entnommenen Werth ersetzt und mit Rücksicht auf die Gleichung (S°) die dadurch unnöthig gewordene Bestimmung: lünes m = 00 weggelassen worden ist. Nimmt man für die bei (K,) formulirte Bedingung: lim lim lim ER Auch gie) —) (»= (k—1) x Sitzungsberichte 1885. 60 664 Gesammtsitzung vom 9. Juli. mit abnehmendem o, für jeden Werth von x, der kleiner als «° ist, verschwindet. Da hier die Summe der reciproken Zahlen von m + ı o bis r durch log — ,‚ oder also auch durch log en ersetzt werden kann, so folgt, dass man an Stelle jener Gleichung (6?) die Gleichung: lim lim (ia +0) — f(«)) log en — 0 (<<), D=0 c—=0o 9 (©) =; oder auch, da wegen der Stetigkeit der Function f(x) der Grenzwerth von ( faüa+n)—f («)) log’ für « = o verschwindet, die Gleichung: (S}) lim (fe fla@-+ ©) — /(«)) log o (<<) als eine (freilich nur) hinreichende Bi für das Bestehen der Dieıcazer'schen Integralgleichung nehmen kann, wenn dabei die Function #(s) so gewählt wird, dass sie die beiden Gleiehungen (S°) und (S’) befriedigt. Der Werth des Integrals in der Gleichung (S’) kann durch den Ausdruck: € (/(o+ 99 (e)) — fo) log ( 2 a dargestellt werden, in welchem — ıSe<+ıund o< P) SA By und an die Stelle der Gleichung (S’) selbst kann daher die Gleichung: 1 de (S;) lim ((e+3%0)) —6)) log -. = c—o0 treten. Bezeichnet man mit Ar den grössten Werth der Differenzen fi +) — f(x) für die verschiedenen Werthe von x, die kleiner als x? sind, so ist Ar um so kleiner, je stetiger die Function f(x) in dem Intervalle von o bis x° ist, und man. kann sich nunmehr die Func- tion #(s) gemäss der aus (S}) TEE Gleichung: (T) Te BER EG definirt denken, so dass also nur ee eine mit o selbst ver- schwindende Funetion Y(s) anzunehmen und alsdann: ze) d(o)=e & zu setzen ist. Die Gleichung (S;) liefert hiernach, da sich die Differenz: fe Eu 89(e)) — f(o) aus den Differenzen fr + 8%(0)) — f(e) , f(e) — f(0) zusammensetzen lässt, die Relation: Kronecker: Über das Dirıcazer’sche Integral. 665 9 lim Ac log ie) —R ‚s=o ° und aus dieser geht endlich in Verbindung mit jener Gleichung (T) die Relation: (T°) lim Ac log - 70 hervor. Es ergiebt sich also hierbei nur jenes Resultat, welches schon in dem oben mit (L) bezeichneten enthalten ist, nämlich: wenn die Function f(x) in hinreichender Nähe von 2=o einen solchen Grad von Stetigkeit hat, dass jede Differenz Fa+ 0) — fie), multiplieirt mit log — ‚ für abnehmende Werthe von sc verschwindet, so ist der Grenzwerth des Integrals: fe sin — dlogx, für abnehmende Werthe von o, gleich nf (0). Diese Bedingung selbst schliesst sich unmittelbar an jene Liescurtz- sche an, welche schon oben eitirt worden ist, aber die bei der Herleitung angewendete Methode steht in naher Beziehung zu jener, deren sich Hr. P. pu Boıs-Revnosp im I. Capitel seiner » Untersuchungen über die Convergenz und Divergenz der Fourırr’schen Darstellungs- formeln« bedient hat, um Bedingungen der Gültigkeit der DiricahLEer- schen Integralformel für dort besonders charakterisirte Functionen f(x) herzuleiten.' Ob auch diese speciellen, auf besondere Functionen f(x) bezüglichen, pu Bors-Reymoxp'schen Bedingungen in jener Bedingungs- gleichung (H) — wenn sie in der oben bei (G°) charakterisirten allgemeineren Bedeutung genommen wird — enthalten ist, habe ich noch nicht ergründet. Dass alle solehe Bedingungen, — also auch diejenigen, welche in dem vorliegenden Aufsatze hergeleitet worden sind, — in Be- dingungen für die Entwickelbarkeit von Funetionen in Fourıer’sche Reihen umgesetzt werden können, ist an sich klar. ! Abhandlungen der K. Bayer. Akademie der Wissenschaften. II. Cl. XII. Bd. II. Abth. München 1876. Ausgegeben am 16. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1885. AXXV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. Juli. Sitzung der philosophisch -historischen (lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıvs. Hr. Scnraver las über die Keilinschriften im Eingang der Quellgrotte des Sebeneh-Su. Die Mittheilung erfolgt in den Abhandlungen. Sitzungsberichte 1885. 61 arm j ) 4 wer , BT “FRHOHTIHADZHR ME: & DI EHGTAEE N EP Bi Fl AAN All HI CLEHREE .“ ] 7 Dal I il 6 a > E - u & % s Epigraphische Miscellen. Von JuLius Eurine. (Vorgelegt von Hrn. Dırumans am 11. Juni |s. oben S. 575].) Hierzu Taf. VI bis XII. an gebe hier eine Anzahl von Inschriften und kleinen Fragmenten, welche ich grösstentheils bei Gelegenheit meiner Reise in Syrien und Arabien 1883/84 gesammelt habe. Es sind darunter: 2 phönikische (No. ı. 98); 2 aegyptisch-aramäische Papyrusse (No. 2. 3); ı alt-aramäische (No. 45); 40 pal- myrenische (No. 4—43); ı alt-hebräische (No. 46); 22 hebräische und griechisch-hebräische (No. 47—69): 28 griechische (meist: jüdisch-griechische) No. 70 — 97. No. 1. (phönikisch. Atheniensis 8a). Diese Stele wurde im April 1884 gefunden in der kleinen Bucht Kosunvdapod, einem westlichen Anhängsel des Pirseus, also in derselben Gegend wie Athen. 7a (=C.1.S.ı1ı8), und befindet sich im Besitz des Hrn. Arrx. MererorunLos im Pirxweus, welcher sie, jedoch ohne Erklärung, in der "Eonuepis dpyanoheyızy ı884, p. 68 f. veröffentlicht hat. Rerxan hat in den Comptes rendus de l’Acad. des Inser. 1884 p- 192 f. von dem Funde Mittheilung gemacht, unter Beifügung einer Notiz von Foucarrt, dem Director des französischen Instituts zu Athen, wonach die Kaufleute aus Kition durch ein athenisches Decret vom Jahre 333 vor Chr. die Erlaubniss erhielten, einen Tempel der Astarte im Pirxeus zu errichten. Die Inschrift lautet: > WR noaoıe ja Dar IR Novunvios : Kırısds »Ich Mahdas Sohn des Pene- Simlat, ein Mann aus Kition.« va] Mahdäs oder Mehaddes wird in der griechischen Gegen- schrift dureh Novuyvios wiedergegeben. In Athen. 2a (= Ü.1S. ıı7) wird durch denselben griechischen Namen das phönikische N. pr. vm:2 Benhodes ersetzt. 61* 670 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. Juni. psnoe] Über die Lesung kann kein Zweifel sein. Was ist aber der seltsame Name? Er scheint eine Zusammensetzung, wie v2» Pene-Baal; also eigentlich » Angesicht der Simlat« r>no müsste eine Göttin sein. No. 2 und 3 sind zwei aegyptisch-aramäische Papyrus, deren Existenz man zwar schon länger kennt, die aber bis jetzt unpublieirt geblieben sind.' Der erste «derselben befindet sich im Museum zu Büläg (unter der Nummer 4736). Durch die Güte des Hrn. Enır Brusscn-Bey erhielt ich eine Photographie davon, und habe auch von dem Original selbst noch eine Handzeichnung genommen. Hr. Abbe J. J. L. Barees in seinem Papyrus egypto-arameen appartenant au musee eg. du Louvre (Paris 1862. 4.) sagt auf S. 2: [Les papyrus] du musece du Caire se composent, l’un, de quatre lignes tronquees au commencement et ä la fin, avec des lacunes au milieu et des caracteres obliteres; l’autre, qui n’est qu’un bout d’epigraphe, offre & peine une quinzaine de lettres. — Quant A ceux que l’on garde aA Rome,” si l’on juge par ce que nous dit l’abbe Lancı [La sacra serittura illustrata. Roma 1827. 4.|, ils ne paraissent pas avoir ete moins maltraites par le temps et se trouver, par consequent dans un meilleur etat de conservation.«e Wiewohl das Ergebniss ein winziges ist, will ich doch wenigstens vorlegen, was ich sehe und ‚zu erkennen glaube.* No. 2. (Mus. Büläq, Pap. No. 4736, Fragment A und B) scheinen mir Bruchstücke eines Briefes zu sein. Ar, ERIK. > WOHHVoN. By... Tea SEE 729 2 T anE mm... .. Se mal 3 FEIERN Era man. um A Dy Sonn... NHonon SyEn.... 5 Sicher ist nur Z. 4: »in ihrer Hand .... um die Zeit« Z. 5: »du sollst ausführen die Bitte.... mitsammt«. Ob in Zeile 2 das hineingeflickte Wort 727 »gemacht« oder 7729 »dein Diener« heissen soll, wage ich nicht zu entscheiden. Das Suffix = in 872 ist, weil hebräisch, auffallend. B: Ay. san Beer »vielen Gruss« BOTaDI aa? Me cr R _ unleserlich. ! Verel. Gesenıus, Monumenta phön. p. 245; pe Vosür, Inser. semit. p. 132. 2 Nämlich: einer im Vatican, seither von pe VosüE, Inser. sem. p. 125— 131 veröffentlicht; der andere ehemals im Museum Borgianum, jetzt in der Propaganda, hier als No. 3 nach einer Photolithographie, die ich Hrn. Prof. I. Guiı in Rom ver- danke, gezeichnet. 3 Zweifelhafte Buchstaben sind mit darüber gesetztem Punkte versehen. Euriss: Epigraphische Miscellen. 671 No. 3. (Papyrus in der Propaganda) ist eine Liste von unsemitischen (aegyptischen?) Eigennamen, die alle durch das aramäische Wort = »Sohn« von einander getrennt sind. Vielleicht gelingt es einem Aegyptologen, sie richtig zu stellen. Die Lesung der Buchstaben selbst bietet Schwierigkeiten: NMNIN Som) na SR. 1 3333... Wenn 2 ee) 3 ..any "a Anno 4 Ne TarNar 5 INGDmD . e. 6 No. 4. (palmyr. ı) wurde von Hrn. Lürticke, kais. deutschem Vice- Consul zu Damascus, im März 1883 entdeckt. Sie steckt in einem Loch, etwa 150 Schritte nördlich von dem grossen, die Säulenstrasse eröffnenden Portieus, unweit des wohlerhaltenen Tempels, der den Fremden als Diocletianstempel gezeigt wird. Z. 1: »Diese fünf Säulen und ihre Balken und ihre Bedachung hat dargebracht Zabdai Sohm des Zabdneböo Qahzan, welcher zur Familie Ma‘ zijän (?) gehört, dem Ba’al des Himmels, dem guten und belohnenden 2.2: Gotte, wegen seines Lebens und des Lebens seiner Söhne und seines Bruders (oder: seiner Brüder) im Monate Ehil im Jahre 3789« d. i. im September 67 n. Chr. ar] Zabdai, im N. T. Zeßedaics, Pesh. „y=] Matth. 4, 21 ete. und 12:737] Zabdnebo, sind bis jetzt noch nicht auf Inschriften nach- gewiesen, so viel Formen von 737 auch schon vorkommen. jmp]| Qahzan N. pr.; NöLvere: »kommt gewiss von ;=ö oder dessen . — er erweiterter Form Ber »stossen«. Etwas kühn wäre es, darnach Wann. 2184 Kocavov zu verbessern, denn Wann. hat da ein deut- liches C. Werzstei ı42 ein unklares &, (das wenigstens nicht eben grosse Ähnlichkeit mit Z zeigt.« > ya] NöLDErRE: »etwa er oder use?“ x>0] Nörn.: »muss Adjectivum sein, wie sonst Nam N20, und gehört zu hebr. ">w arah. pP; »belohnend«. Im Aramäischen sonst nicht nachweisbar, abgesehen von ein paar sehr unsicheren Spuren bei Castellus. « No. 5. (palın. 2.) In Qarjatein befindet sich rechts am Eingange zum Hause des Husain Ibrähim, als Thürpfosten eingemauert eine ls ac nr—EEEeran KELLER NEL DEAN Lau wuaccou die dc cu screer duo. ol ca ae SEE mul NEUN DEN \ SC AMELR 45 Hull Leu TEL INSEL Tu Gar, ron 7 I 672 Sitzung der phil. -hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. ‚Juni. Säule, die ich behufs näherer Untersuchung vorübergehend aus ihrem Standort habe herausnehmen lassen. Sie trägt eine elfzeilige ‚Inschrift in palmyrenischer, bezw. frühsyrischer Sehrift, die aber wegen der durchweg rohbehauenen Oberfläche nicht gut zu lesen ist. N>—33-2 line, * Tas io ma 2 yo7 Samom NT 3 u. van A as ba) mans. 5 wanna ab Sasıım 6 Nam Siamaına 7 NER. Ber ut 8 MEsp ... Mat dern 9 Sa im Ta Pan 10 lose sheet »Im Jahre 457 [der Seleue. = 157 n. Chr.] im Monate Siwän. Diese Säule und die Bedachung, welche oberhalb von ihr haben gemacht S-R-S-L und ...B-T-N-V-R und Malku und’ A-M-R und Jedi’abel ‚für die Söhne des Bar-semes des Sohnes des Zabdiböl aus Palmyra......... sein (?2) Leben und das Leben seiner (2) Tochter . .. .« Z. 2 ist der Name des Monats unklar; ich denke, es soll 710 gemeint sein. 7. 3. Die Schreibung 87 für 77 ist auffallend. In Z. 3 ist das palmyren. Relativum ‘7 durch das syrische 7 ersetzt. An den zwei anderen Stellen pe Vos. ı8, 5 und 22,5 (nach A. D. Morvprmann, Neue Beitr. S. 24) ist es mir noch zweifel- haft. Vergl. 595 ja 7 unter No. 22. Die Eigennamen und die letzten vier Zeilen bleiben unklar. No. 6. (palm. 3) ist zwar schon einmal veröffentlicht; ich hätte sie aber kaum wieder erkannt. Das Original ist in meinen Besitz. A. D. Mornrmann! las: noby> man mad » Benedicto nomini in aeternum nnoy Nam 830 »Optimo et Misercordi, Aschthe, et >a ma »filia Bul ..... „filü oe leiche rang pro sahute nsaa [nm]3 ma »filiae suae, mense Tebeth 533 rw »anni DAXXXIU (Januar 222.) ' Neue Beiträge zur Kunde Palmyra’s (in: Sitzungsb. der ph.-ph. u. hist. Cl. der Akad. zu München 1875 Band II (Supplement-) Heft III) S. 38, No, 6. Evrine: Epigraphische Miscellen. 673 Sie lautet: naby> ma a3 »Dem, dessen Name gepriesen sei in Ewigkeit, Nnay Norm N30 dem Guten und Barmherzigen, hat diesen na on nı3I m Altar gemacht Makkai, die Tochter Ja x5n DAN N des 'Oggä, die Frau des Male, des Sohnes ward) mm Yon des Malku, für ihr Leben und für das Leben nad ma ma ihrer Tochter, im Monate Tebet Ns —3—>> rw im Jahre 538« (= 227 n. Chr.) Es sind lauter bekannte Namen, nur >n ist neu (vergl. No. 42): für die Bildung als Femininum vergleiche pn N. pr. fem.' und mase.” (= Mexxeaios). No. 7. (palm. 4) ebenfalls ein Altar; Original in meinem Besitz; unvollständig bei pe Voc. No. 109 (nur die zwei ersten Linien); un- genau bei, A. D. MorpruAnn S. 33. Noma NND » Als Dankopfer dargebracht von bürefä N... dem Sohm des H—d te .... im Jahre 13323 991 STR 793 im Monate Adar.« soy2] wohl für s27>12 »Böl heilt«; ebenso unten No. 38 Morprm. No. 71. 73, vergl. DE Voe. 75, 6 u. Harzvy, Melanges d’epigr. p. 106; ähnlich s200 für sorwao ZDMG 38, 587. Auf der Schmalseite des Altars der Weihende; darüber drei verstümmelte Köpfe, wovon die beiden äusseren mit Strahlenkrone. No. 8. (palm. 5) Fragment in meinem Besitz. ale alle one »Sohn des 8... [Mesa 2 Sohnes des Belsüri mm Sohnes des Herän mmzba [Sohnes des] Belsüri. San Achla w52] »Bel ist meine Mauer« (?) ebenso in A. D. Morpru. Beitr. No. ı3, wozu ZDMG. 38, 587; vergl. 2>2 Cmworson in den Mel. asiat. SV A. No. 9. (palm. 6) Fragment in meinem Besitz. = RR b 70773 . . Saddai san Ach !« ' D. H. Mürrer, Vier palmyr. Grabinschriften (Sitzungsber. der Wiener Akad. Ph. Cl. Bd. 108, S. 977, No. 4. . ® Rom. 2 (Levy, ZDMG XV, 621) u. pe Voc. 116, 5. 674 Sitzung der phil. -hist. Classe v. 16. ‚Juli. — Mittheilung v. 11. ‚Juni. Ich vermuthe, der Punkt über 7 ist nur zufällige Beschädigung, vergl. unten No. ı3 (palm. 10) und No. ı4 (palm. ı ı). mw — Zaddalos Wann». 2197, vergl. Zaddea Wann. 2562'. No. 10. (palm. 7) Fragment in meinem Besitz. ieh) Du... US >a[m] Ach !« No. ı1. (palm. 8) Fragment in meinem Besitz. San »Ach!« No. 12. (palm. 9) Fragment in meinem Besitz. san » Ach! DAS Topan Del. No. 13. (palm. 10) St. O.: Palmyra S. W. in einem Grabthurm. ORYzD Dar »Ach! Pesi’el, Se) Sulz] nel Sohn des Saddai, Sohnes UNIR 57300 des Refäböl Ar’as.« ange] »der Befreite Gottes« von SID, ige, os »befreien«. Sao] = Faro »Biül heilt« ve Voc. 66 bis, und unten No. 19. vsOs]| Der Name kommt auch in No. ı5 und 19 vor. NÖLDEKE meint” 1} »G@rosskopfe. No. 14. (palm. 11) Ebendaselbst. na nobo » Selämd, Tochter SapR des Agmi (?) san "wo Saddai. Ach! see San Ach! Seldmd! Spele) o ad en: dran wps] Das Jod am Schlusse ist unsicher. Bis jetzt ist nur ein Femininum s@p8 "Axun bekannt (Morprm. ı2 und Sacnau 2. 3 in ZDMG. 1881. 35,,735£.). No. 15. (palm. ı2) Ebendaselbst, mit Mennig auf den Gips gemalt. Fass »... Tochter ONIN 7% des Saddai Ar’as.« "o] s. No. 9. OSSN] s. No. 13. Euriss: Epigraphische Miscellen. 675 No. 16. (palm. ı3) Ebendaselbst, ebenso. Unleserlich; vielleicht >a7>8 » Hlähbel«? No. 17. (palm. 14) Ebendaselbst, in den Gips eingeritzt; vergl. No. 14. nos San »Ach! Seldmd!« No. 18. (palm. ı5) Ebendaselbst, mit Mennig auf den Gips gemalt. ma Dar »Ach! Amah, r ap ma die Tochter des "Ate ägab aha) e allalleılaıı , ı elaik ne No.19. (palm. 16) Ebendaselbst, ebenso. apyry na Suapı san Ach! Refäböl, der Sohn des Ate‘dägab ORAN ms TI Sohnes des Zebed Zabd’ätE Ar'as. san Ach!« ayspn] Ss. No. 13. r 21] Zebed, wie pe Voc. ıı2 — biblischem 27. No. 20. 21. (palm. 17. 18) Ebendaselbst, ebenso. No. 20. 2ı sind schon von DE VocüE No. 68. 69, und A. D. Morpr- MANN S.28 mitgetheilt. Die letztere Abbildung ist unbrauchbar. xob55 aus 55a no a mm 97 52 darunter No. 21: aus sa Im 937 No. 20: ».. Es werde gedacht des Jarhi Nesi Makkai (?) in Gutem, in Ewigkeit. « No. 21: ».. Es werde gedacht des Jarhi Makkai (?) in Gutem.« Über das vorgesetzte »2, worin ich eine Abkürzung vermuthe, die sich des öfteren auf sinaitischen und hegräischen Inschriften findet, verweise ich auf meine »Nabatäischen Inschriften« Einl. S. 18, Anm. — Die Meinung Har£vv’s (Mel. d’epigr. p.105), dass hier au 2°on = 292 5m stehe, ist hinfällig, weil graphisch nicht begründet. No. 22. (palm. 19) ausserhalb eines Grabthurmes in Palmyra S. W. liegend. nän San »Ach! Herd (2) mp» ma die Tochter des Mogimu Ne des Sohnes des Sa di... DEORBENEITEN nes 2 Ta. welches oberhalb.« 676 Sitzung der phil. -hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. ‚Juni. No. 23. (palm. 20) St. O.: Damaseus, Haus des Photographen Slimän, No. ı. nnax » Bildniss ma m2[0] »der Sukkai, der Tochter N27 ».dles Wahbä, Sniy »/Sohnmes des] "Astör. san » Ach !« Zu 83m » Wahbd« und 27m » Wahbi« in No. 25- vergleiche 12m in den nabatäischen Inschriften von el-Ilegr. No. 24. (palm. 21) Ebendaselbst No. 2. Kyeo 2... »... Sohn des Sim ön [er] = n.. »../ı, Sohnes des Ar as (?)« Die jüdischen' Namen sind in Palmyra nieht häufig: doch findet sich gerade jyaw »Simeon« mehrmals, z. B. pe Voc. No. 13. 114. 129, und in einer bilinguis zu Lambesa C. I. L. VII, 3917 und Auctar. p. 955. No. 25. (palm. 22) Ebendaselbst No. 3. mna » Batwahbi jıyna »/ Tochter der] Bat adn.« Diese zwei Eigennamen sind neu. No. 26. (palm. 23) St.O: Damascus, im englischen Consulate. san »Ach! mn Marion, Sa der Sohn SaroR des Elähbel.« men] schon in der palm. Inschr. Oxford No.2 = Mapiwv, ist eine griechische Weiterbildung aus > (efr. Mod gaton fol. ııb: m, Codiees (Rabbinowiez auch: 72); ebenso nab. (el-Hegr 5,ı) pr>>n vergl. Maryıwv, "Alıkıwv Wadd. 1910. 25574, 2413e, und die jüdischen Namen bei J. DERENBOURG, Hist. de la Palest. p. 253. No. 27. (palm. 24) St.O: Damaseus, Haus des Hrn. Portalis. 3 m » Jarhi, der Sohn elizeN des Elähzabben. San Ach !« jarmos] N.: jarmıs. Das N. pr. » Gott hat verkauft« ist neu. NöLpErE vergleicht das syr. N. pr. Hasl »Gekauft« und das hebr. m2%. No. 28— 36. (palm. 25— 33) sind im Besitze des Käimmakäms zu Baalbek. und wohl identisch mit den von Hrn. Pocnon in den Comptes rendus de l’Ac. des Inser. 1883, p. 393 signalisirten. Die Abklatsche. dureh die Post etwas misshandelt. verdanke ich Hrn. ! Vergl. pe Voc. No. 65. 677 Evrriısa: Epigraphische Miscellen. Jüsuf Effendi Maträn aus Baalbek (Ehren-Dragoman des französischen General-Consulates zu Beirüt). No. 28. (palm. 25) St. O: Baalbek, Käimmakäm. Alarme >an »Ach! Taimresü, Saar na der Sohn des Zabdiböl«. No. 29. (palm. 26) Ebend. Saar 5an »Ach! Zabdiböl, = en! der Sohn des Malku(?), Sohnes? .. Der Name >>2 ist unsicher; vielleicht sogar >s>>n wie in No. 30. No. 30. (palm. 27) Ebend. "3 Snabn San »Ach! Malak-El, der Sohn Ara Sehen Zabdibol. Sein Sohn.« Ss>>n] gebildet wie das häufige 52>>2 Maray,BnAes. mn2]| »sein Sohn«. Das Suffixum bezieht sich wohl auf die ab- geschlagene Hälfte einer Doppelbüste (wie in nme D. H. Mürzer No. 4) vergl. unten No. 34. No. 31. (palm. 28) Ebend. mıpa = »Sohn des Mogimu. an Ach !« No. 32. (palm. 29) Ebend. 1 C ae Nap »... Sohn a non apyny “des Ateagab Taimd, Sohnes . . .« san] oder s22? sehr unsicher. No. 33. (palm. 30) Ebend. n]2 92 » Malku, der Sohn Son des Malku ap de) Sa’di.« yo] Sa’ di; sonst nur 79% (Gen. Noddov) bekannt. No. 34. (palm. 31) Ebend. [e>a>)>) » Philinus , STIIR sein Bruder. san Ach!« one] Birivos, Bireivos. ms] also auch wieder von einer der vielen zerschlagenen Doppel- büsten! (vergl. No. 30). 678 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 16. ‚Juli. — Mittheilung v. 11. ‚Juni. No. 35. (palm. 32) Ebend. na » Taimd, sem) Sei »der Sohm des Wahballät, nam a »Sohnes des Taimd. san »Ach!« No. 36. (palm. 33) Ebend. San 54 »....d, der Sohn AmammaT des Deme - rabbiüthi San Ach!« mama] seltsamer Name! » Werth meiner Herrschaft“? vergl. Wadd. 2258. No. 37—39. 3 palmyrenische Thonsigel; sind von Hrn. Prof. Heısr. LensveL aus Gross-Kanizsa unweit Riblah (bei Höms) gefunden worden, und befinden sich in seinem Besitz. No. 37. (palm. 34) St.O.: (Gross-Kanizsa. HEINR. LENGYEL. Av. ea » Börefä« Rev. unleserlich. Der Name schon oben No. 7. No. 38. (palm. 35) Ebend. TR » Beschütze, Se oh Bel!« vergl. pr Vo. No.132— 134(143), A.D. Morpru. N0.49.51.53.54.56.57- No. 39. (palm. 36) Ebend. Saar » Zabdiböl«. No. 40—42 sind in meinem Besitz, ich habe sie in Palmyra erworben. nachdem ein rasender Sandsturm, während der Nacht, mir etliche 20 andere sammt der Schachtel, in der sie versteckt waren, auf Nimmerwiedersehen entführt hatte. No. 40. (palm. 37) aaa » Taimresü aan Habibi«. No. 41. (palm. 38) Av. 8 »Beschütze!« unter einem Ruhe- (Todten?-)bett rechts und links zwei Figuren, darüber eine geflügelte Sonnenscheibe, oder Ormuzd(?) in dem geflügelten Ring. Rev. eine sechsblättrige Blume. No. 42. (palm. 39) Av. wa Non man » Tamar(?), Male(?), Makkai.« Rev. xmx yoıpn mon »Malku, Mogimü, Agathe.« smar] = "Ay&dn, vergl. No. 61. EEE öwrıng: Epigraphische Miscellen. 679 Nr. 43. (palm. 40) NaTnay mıpn »Mogimu ...... « Die zweite Hälfte ist mir unverständlich. No. 44. St. O.: Gross-Kanizsa, Heınr. Lenever. x:57 » Helena«. Dieser kleine Stempel mit archaistischen Buchstaben, ist ein- gedrückt auf dem Bruchstück eines Henkels von einem groben 'T’hon- gefässe, welches Hr. Lexnevyen unter dem Schutt der Aufräumungs- arbeiten in den sogenannten Königsgräbern (d.h. Grab der Königin Helena von Adiabene) bei Jerusalem im vorigen Jahre gefunden hat. Ich kann nicht sagen, dass ich beim Anblick des Gegenstandes irgend einen Verdacht über seine Ächtheit gehabt hätte; auch Baron von Usrısow zu Jaffa. der ein ziemlich scharfes Auge hat, stimmte mir in dieser Hinsicht bei. Und doch wird man stutzig beim Anblick dieser alterthümlichen Buchstaben, welche rein phönikisches Gepräge haben. (No. 46 würde man zwar der Schrift nach auch um ein paar hundert Jahre früher taxiren!) Wie kommt aber das seltsame Zusammen- treffen mit dem Namen der Königin Helena von Adiabene (I. Jahrh. n. Chr.)? Ist’s am Ende doch auch gefälscht? Nr. 45. ist ein altaramäischer Siegelstein mit der Aufschrift 19717> »dem Hadad’ezer«. Maspero, Guide du visiteur au musee de Boulagq (1883) p. 396 (Salle greco-romaine, armoire BG): »Le scarabeoide en quartz (No. 5797, H. 0",03) est de travail syrien, & l’imitation du style egyptien, et porte en caracteres pheniciens la legende »äa Hadadezer«. Il provient de Saggarah.«e NB. 7 und ” deutlich unter- schieden. No. 46. althebräische Inschrift auf einem Capitell von "Amwäs;' heliographisch mitgetheilt von Crermont-Ganseau,” Mission Pl. I, C. D. und p. 105, No. 50. 51, vergl. C. R. de l’Acad. 1881, p. 186. av a » (GGepriesen sei sein 2595 1 Name in Ewigkeit. « Die Schrift ist künstlich alterthümlich; das Ganze stammt frühestens aus dem 4. Jahrh. n. Chr. Auf der andern Seite: EIC BEOC (vergl. unten No. 80). ! Soein-Bädeker, Palästina S. 14. ® Mission en Palestine et en Phenicie entreprise en 188ı par M. Ch. ÜLernmonr- Ganneav. Cinquieme Rapport. Extrait des Archives des Missions seientifiques et litteraires, Ill. Serie T. XI. Paris, Impr. nat. 1884. pp. 106. Pl. XII. Sie ist be- sprochen auch von Warrer Besanı im Athenäum v. 10. Dec. 1881, S. 780, von A. NEUBAUER im Athenäum v. 17. Dec. 1881 S. 814, und in einem (wo erschienenen?) Artikel von J. J. L. Barszs laut Revue crit. 1881, Il, p. 140. 680 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. Juni. No. 47. (hebr. ı) Fundort: Jaffa, Neeropole.' Standort: Jafla, Ca- binet des Hrn. Baron Praro von Ustinow.” ma jImT ammap RT DIT 22 m9 am aD a7 ui} mana> »Das ist das Grab des Judan, Sohnes des Rabbi Tarphon Birrebbi. Ruhe der Seele! Sein Andenken sei zum Segen! Friede !« Die Inschrift ist zuerst bekannt gemacht worden von ÜLERMONT- Ganneau in den Proceedings of the Society of biblical archaeology, March 1884, 123 ff. (vergl. auch dessen Mission p. 100), und ausführ- lich behandelt von H. Zmmmer im Jewish World (London) vom 25. Apr. 2. 16. 30. Mai 1884.° Ich bemerke hier nur noch, dass 777 eine spätere Bildung ist aus dem Accusativus von Iedzs; ara ist natürlich Trupuv, und am2, zusammengezogen aus "2% 72, ist Ehrentitel eines Gelehrten » Gelehrter « s. J. Levy Neuhebr. Wb. I. 260, vergl. unten No. 54. 322 mi unklare Construetion; ebenso in Venosa (Ascouı No. 19. 21. 23. p. 61. 63). NÖLDEKE? »72 muss adjectivisch sein. Die Syrer sagen fası u. « mo plene. — Die Schrift scheint mir aus dem zweiten bis dritten Jahrhundert n. Chr. zu stammen; die griechischen Steine aus dieser Necropole mögen bis zu einer weit späteren Zeit heruntersteigen. No. 48. (hebr. 2) Ebend. NND RT »... Richter [und] Vorleser eh one »... seine Tochter , welche in mb NO DIE DOT EG No. 49. (hebr. 3) Ebend. “N DO. Er N) »Sohn .. ya 2 »Sohnes »... InmapT »seines Grabes« wrm?]| »aus Moda’im«? Diesen Beinamen führt z. B. R. Elie zer, Zeitgenosse des R. 'Akibä. ! Dieselbe, im Osten der heutigen Stadt gelegen, scheint noch nicht erschöpft. 2 Die Alterthümer, welche dieser eifrige und kunstsinnige Sammler in seinem Hause mit grösster Liberalität zugänglich macht, verdienen in mehr als einer Hinsicht besucht zu werden. ® Die späteren Fortsetzungen habe ich nicht mehr zu Gesicht bekommen. Evriss: Epigraphische Miscellen. 681 No. 50. (hebr. 4) Geritzt auf einem Knochensarg;' F.O.: Jerusalem; St.O.: Jaffa, von Ustımow. 2 MIR » El dzar, Sohn des Nittai«. Schon bei ÜLERMONT-GANNEAU, Epigr. hebrep.';, No.,0. m] » Nittai«. Der Name kommt ziemlich früh vor; in Abot ı, 6: Mas Im. No. 51. (hebr. 5) Ebend., ebenso. N — ? oder x »mir x« auch bei ÜLERMONT-GANNEAU, Epigr. p. ı 1, No. 30. Schrift altertlümlich. No. 52. (hebr. 6) F.O.: Jaffa, Necropole; St. O.: Jaffa, von Usrixow. eh 2] » Friede ! EYMYPOY »/Grab] des Eumyros.« Eunupev wohl für Euneipev. No. 53. (hebr. 7) F.O): Jaffa, Necropole. St.O.: Jaffa, russisches Kloster. Mvzu& » Denkmal Kupiadcu des Kyrillos xl "ANekovdoov und Alexandros "AreZavdbewv aus Alewandria. eo Friede !« No. 54. (hebr.) Ebend. Ianou- » Samnel rn Tar- Sohn des Gallus Acu Byp Berrebbi eBı DW Friede !« Über Berrebbi s. oben zu No. 47. No. 55. (hebr. 9) Ebend. Bruchstück. nung Tpos . Ta Eu, "> ER Dıbw Friede !« , Epigraphes hebraiques et greeques sur des ossuaires juifs inedits. Extr. de la Revue archeol. Mai-Juin 1883. Paris, Baer 1883. pp. 20 & ı Pl. (Pl. IX). vergl. seine früheren Artikel in der Revue arch. 1873 ‚Juin p. 398 fl. Nov. 302 fl. 1878 Nov., 305 fl. dazu Cnworson, Corp. Inser. hebr. No. 11— 15, p. 76 ff. u. 225 f., auch Vıcror ScnuLtzE in: Zeitschr. d. D. Paläst. Vereins 1881 IV, g ff.. H. Grärz in: Monatssch. f. Gesch. u. Wiss. des Judenthums 1881. XXX, S. 529— 539. 682 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. Juni. No. 56. (hebr. 10) Ebend. Orr lucı » Behälter des Jose ze Aavı- und Dani- HAcv el. fehl -) Friede !« ®42n und Zwuare$rzn auf christlichen Grabinschriften äusserst häufig, s. C.1.G. IV. 9164 ff. 9201 ff., vergl. unten Nr. 77. 79. lucä]| No. 87 loor, C.I.G. IV. 8948 Iuois = on (für oh). No. 57. (hebr. ı 1) F.O.: Jafla; St.O.: Jerusalem, Axtonınos. russ. Archimandrit. Oavoou vis » Tanhüm , der Sohn Sıuövos &v- des Simon, En- yovıv Beviz- kelchen des Benyamin wv red Kev- des Cen- Tyvapıov TAG tenarius ca- mapevuBoAds strorum (2) BoD Friede« Bavoüu] = eiman. evyovw] No. So: eyyorıy —= Eyyoviov, Diminutivum von Eyyovos » Enkelehens. INTONIN (aus Venosa) Rev. Et. juives 1883, VI, 201. No. 58. (hiebr. ı2) Geritzt auf einer steinernen Knochenkiste; F.O: Wadi Jasül, St. O.: Strassburg, Eurine. (Geschenk des Hrn. Dr. EınssLer in Jerusalem.) Horm ja rm »Jehöhändn Sohn des Jehöseph.« Auch bei ULERMONT-GANNEAU, Epigr. DINO. 365; No. 59. (kebr. 13) Geritzt auf einer Knochenkiste; F.O.: Wädi Jasül, St. O.: Strassburg, Eutin. (Geschenk des Hrn. Baurath Scnick in Jerusalem.) prmm Auch bei ÜLERMONT- GANNEAU Epigr. p. ı5 No. 39. Revue archeol. 1878 Nov. p. 307; danach Cuwoıson, C.I.H. No. ı5, S. 77 f. und 226. No. 60. (hebr. ı4) Geritzt auf einer Knochenkiste; F.O.: Wädi Jasül, St. O.: Strassburg, Euriss. (Geschenk des Hrn. ScnöncckEN in Jerusalem.) nor" Jehöseph jejgpre) Menahem Mavanıı Manaem los Jos[eph]. Auch bei ÜULERMONT-(KANNEAU Epigr. p- ı7 No. 41: es ist jedoch nicht zu lesen Mavznucs, vielmehr hängt das Jota von dem abgekürzten "Iwon® als Verlängerung an dem rechten Schenkel des Alpha. 1 nen Evriss: Epigraphische Miscellen. 683 No. 61. (hebr. ı5) Geritzt auf einer Knochenkiste; F.O. und St. O.: Jerusalem, syrisches Waisenhaus. : MOIN » Agathe« Vergl. palmyr. snı8 oben No. 42. No. 62. (hebr. 16) Geritzt auf einer Knochenkiste; F.O.: Mäliha bei Jerusalem, St. O.: Jerus., Kreuzkloster. m a on ».Jesus, der Sohn des Nittai (oder Nathan?)«. Vergl. CLERMoNT- GAannEAU, Mission p. 99 No. 26, welcher nn liest. Über m siehe zu No. 50. No. 63. (hebr. 17) Geritzt auf der Rückseite von No. 17. b’Al'oh) » Jesus «, No. 64. (hebr. ı8) Auf einer Grabplatte; F.O.: Ölberg, St. O.: Jerusalem, Kreuzkloster. np mar An » Mariah (?), die feurige (2) Proselytin« oder » Mariah, die Proselytin, die Anzünderin«? Siehe CLermont-GAnsEAU, Miss. p. 113 N0.76 und Epigr. p. ı9 No. 52. Der Eigenname ist nieht sicher, müsste als lautliche Umschrift von Maria gefasst werden, sieht übrigens eher aus wie 2 od. dergl. No. 65. (hebr. 19) Geritzt auf einer Knochenkiste; F. OÖ. und St. O.: Jerusalem, Sanatorium. Meran) Tau DSTNEONE Men. « Die Schrift ist in der zweiten Hälfte so schwach, dass kaum ein Buchstabe sicher festgestellt werden kann. No. 66. Ein Block, F.O. unbekannt, St. O.: Jerusalem. Sana- torium. Zeichen mir unbekannt; Fälschung? Soll vom Palestine Ex- ploration Fund hier zurückgelassen worden sein. No. 67. (hebr. 20) Auf einer kleinen Rundsäule, die mir durch einen Maurer zu Jerusalem für 2 Napoleons(!) zum Kauf angeboten wurde. Da ich auf den Kauf nicht einging, durfte ich bloss eine Zeiehnung der schlechten Inschrift nehmen, von welcher nur 2 = 79 7% zu erkennen ist. No. 68. (hebr. 21) die bekannte Inschrift auf einer mächtigen Säule in den Gewölben unter der Moschee el-Aksä schon bei pE Saurcy, Voyage II, 326 und Cuwoısox Ü. I. H. p. 96 No. 49. Sitzungsberichte 1885. 62 684 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. Juni. No. 69. (hebr. 22) St.O.: Geheil, Hospiz der Maroniten. Binn FON) » Versammelt wurde Tamim , on Ta Son der Levit, der Sohn des R. Menascheh, 7 Anpn OR“ das Oberhaupt der Gemeinde, Nm MID > möge seine Ruhe in "Eden sein! im Jahre 1411 non der Contracte.« (d. i. Seleue. = ı 100 n. Chr.) Vergl. CLErRMoONT-GAnNEAU in der Revue crit. 1883, ı9 Fevr. und 2ı. Mai und Mission, p. 136 No. 128. No. 70. (gr. ı) Geritzt auf einer Knochenkiste; F.O.: Jerusalem, syrisches Waisenhaus. St. O.: Strassburg, Eurinc. Murepe » Mutter «. No. 71. (gr. 2) Geritzt auf einer Knochenkiste; F.O. und St. O.: Jerusalem, syrisches Waisenhaus. "AderAods » Bruder «. No. 72. (gr. 3) F.O.: Jaffa, Necropole; St.O.: Jaffa, von Ustınow. "AB Bouapi vol "Aw »Des Abbomari, des Sohnes des Ahd Asusites der Levit, Baßerns dproxo[mos] Babli, der Bäcker.« "Aößeuagi] Nönnere: »Die Aussprache AßBomapı (mit ce) ist auf- fallend. Der Name kommt vor als "a xa8 und "mar (J. Levy, Neuhebr. Wb. I, 4b), "m Märi auch allein.« (Vergl. ’A&Bonapis und "ABBwves unten No. 90, und ’APBwe&s [aus Apamea]| C. 1. G.IV, 9871.) Aa —= NS als jüdischer Name bekannt, »auch bei den Syrern kommen mehrere Wi vor« (Nörn.), vergl. den modernen jüdischen Familien- namen Ah (z. B. in Hagenau). Baßerns ">22 oder ">22, »der Babylonier«? No. 73. (gr. 4) F.O., St.O.: Ebend. Toüro 70 uvi- » Dieses Denkmal ud Olubep d- rührt her von \ . mo Narpixns. der Patrike.« Herpizn] sonderbare Form, wohl für Ilerpızıa? No. 74. (gr. 5) F.O., St.O.: Ebend. I 4 .. . . Minopwv ZU- » (redächtnissstätte dem uovos Eicaxı- Simon Isaki ou diaubepov gehörend.« Muuvcrov] » Memorium« = Mvyugz, uynuelov; vergl. MuMWoLgLoV EL IV 9441. neucsiev und wewsw in den Wörterbüchern von du Cange und Sophokles. (Die Belegstellen aus dem Coneil. von Chaleedon konnte ich nicht finden.) Vergl. Rev. Et. juiv. 1885, X, p. 78: lumopıov. Ewring: Epigraphische Miscellen. 685 Eicaxıss] pmxN. Über die diphthongische Schreibung vergl. No. 75. 92. 97. und Eiaxw® U. I. G. IV, 9897, Eisudex 9916. No. 75. (gr. 6) F.O. St.O.: Ebend. TovAivou » Des Julinos x TAnyo- und der «le- goria und des Ile . Jacob.« pas xal 'E- 1IGUX Mi- pa Taxw® Treyopia] statt Donyopiz vergl. C. I. G. IV, 9570. Der Schluss soll wohl heissen: »/gesetzt] von Jakob«. N0.760. (er..7) F.O.: St.O.: Jaffa, von Ustınow. Ilpeoßlevrns) za) A. .5 xlai) mpeo ... No, 77. let 8) E. St. O.: Jaffa, + Oyxy Ipoxor : »r Dehälter der Ouyarsp IIpoxo- eine Tochter des Proko- pios und der Kyriake Kumma (2), des Ober- grenzbereiters 7 « Gaza; : Cäsarea; von Ustıxow. Prokopia, TIoU xE Kupnaxns (?) Kovuua "Apyır- epımoAou T No. 78. (gr. 9) Ebend. Teros »Ort der Kare Kale- wvic one (?)« No. 79. (gr. 10) Ebend. Om . 8 ieoe|ws] ®.. No. 80. (gr. ı yurov Nic. » Ein einiger ist Gott, der Lebendige. Es hat gemacht das Denk- Enkelehen des Kosmas. ny 2.02 Arsuf; St 0.: Eis @ceos 6 Lüv eyyovnv Kocuz MapxerAwaiv ® » Behälter des des Priesters VIER € Jaffa, von UstTınow. Baßäs MaEınov Emomcev To v- Babas der Sohn des Maximus, mal .... der Sohn des Marcellinaeus.« Baßäs], = 822; 8012 72 822 hiess ein Schüler Schammais Nörn. eyyovyw| s. zu No. 57. Das Denkmal trägt oberhalb des Bogenrandes kleine keilförmige ; doch nicht Sehrift- Löcher, die noch Spuren von rother Farbe tragen zeichen ? 686 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. ‚Juni. No. 81. (gr. 12) Segment! einer Marmorsäule: F. O.: Askalon,? St. O.: Jaffa,_von Ustmow. [ Elrovs IB Avrox Im Jahre 12 des Imper. [K]eioapos Koum Cäsar Commodus [Alyrwvewe . v Antoninus as ToUroV x [e]Exurvov er . Kodorrov To . Tiadou Eyepo . Tposdpov 74 No. 82. (gr. ı3) F.O.: Tyrus; St. O.: Jaffa, von Usrinow. ÜLERMONT-GANNEAU, Miss. p. 93 No. 2 beschreibt sie: »Plaque brisee en quatre morceaux A, B, 0, D. Epaisseur, 0"07, Insceription greeque de quatre ou eing lignes. U et D se joignent certainement; A et B probablement. La jonction entre les groupes AB et CD est douteuse. « No. 83. (gr. 14) F.O.: unbekannt; St. O.: Jaffa, von Usrımow. > r . ApıOToTourE » Aristotutos AAUME Yglpe kummerfreier ! lebewohl !« ich bemerke ausdrücklich, dass die Buchstaben des seltsamen Namens ganz deutlich sind, und keinem Zweifel unterliegen. No. 84. (gr. 15) F.O.: Bassa (Gegend von Tyrus); St. O.: Jaffa, von Usrtınow. + Wrreo owrepias Klaioapos] » Fir das Wohl... .« No. 85. (gr. 16) Ziegelstempel. F.O.: Burg bei Ajjalon: St. O.: Jafla, von Ustmow. CAIKMP No. 86. (gr. 17) Ziegelstempel. F.O.: Rhodos. St.O.: Jafla, von Ustınow. Mevwvos Aarıou »Des Menon Dalios.« No. 87. (gr. 18) F.O.: Jaffa, Neeropole: St.O.: Jafla, russisches Kloster. [ES] »[ Zlier] de xi- biegt re "Iov- Judas das Ur der Sohn 6: IocH des Jose Tapoevs. aus Tarsos.« ! Der Rest soll in einen Kalkofen gewandert sein. 2 Vergl. jedoch CLermont-GAnNEAU, Miss. p. 93, No. 1. n Se 3 : m Evrisns: Epigraphische Miscellen. 687 No. 88. (gr. 19) Ebend. BidLov »Des Bizzos. "Peßxa yurn Rebekka, die Frau "Poupivou des Rufinus mpeoBevrod des Presbeuten.« BiX. No. 89. (gr. 20) Ebend. Mv7u& "Io- » Denkmal des ud Zary,al Juda Zakkaj Yınıwv (oder Yınswv) Bsimeon«. Twana "7 877: Yınewv muss contrahiert sein für a2 72, wie auch im vulgären Arabisch Berrasid (für Us, )) Berrifädeh (für sob, RE No. 90. (gr. 21) Ebend. a Kung >»... MOesS "AßBouapns » Abbomares "Hoo%s » lsses vior Aßwves »die Söhne des Abbones ci TaoeAnas »von der Taselea.« "AßBouapns] vergl. oben No. 72. "Hooas] wohl = biblischem “98% ı. Chr. 2, 31. 4, 20. 5, 24 oder NÜ1 Jesse, LXX Ieooaı. | No. 91. (gr. 22) Ebend. "Arlay Eu- » Alzan , der Sohn Kwvos des Symon.« "ArCav] barbarischer Name. No. 92. (gr. 23) Ebend. Eicidorn "Apiorw- » Isidote, Tochter des Ariston. \ ! vos. YpyoTn Gute! Yape. Lebwohl !« Eioidorn]| auch C. I. G. IV, 1598, sonst "Isıdorn »Gabe der Isis«. No. 93. (gr. 24) Ebend. [4 . Ipwrapyus » Protarchis , Tırıov Tochter des Titios. Xoyorn Aaipe Gute! Lebwohl.« 688 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 16. Juli. — Mittheilung v. 11. Juni. No. 94. (gr. 25) ’ "Toudas Judas, Tlapeyo- Sohn des piou Paregorios. IIzpeyopios]| auch C. I. G. IV, 8656; Nörpere: ‚Im Talmud jerus. (J. Levy, Neuhebr. Wh. IV, 100) kommt ein we vor (7 ‚oder voll- kommener Abfall für -IOS ganz gewöhnlich im Syr. und Jüd.)‘ No. 95. (gr. 26) Ebend. Mexn dpro- »Des Meke Komwav des Bäckers.« No. 96. (gr. 27) Ebend. MvMua ... » Denkmal des... Wo x... ....emos und... No. 97. (gr. 28) Ebend. ZesıRos » Zoilos , Ö1os Acul der Sohn des Levi, N xaı KATrE während seine Mutter Neovva, Nonna [hiess]. « Der in späterer Zeit so häufige Name Nonnus, fem. Nonna, findet sich sonst auf jüdischen Inschriften nicht. No. 98. (phön. 2). F.O.: Kition, St. O.: Larnaka, Pırripes. Basen »... Jätan, Sohn des "Abd... .« Hr. Pırrınes hat seiner bekannten Alterthümersammlung neuer- dings ein kleines Bruchstück einer phönik. Inschrift aus Kition hinzu- gefügt, von der ich durch gütige Vermittelung des Hrn. Max Onneratsen- Kıcnter am 16. Juni 1885 einige Papierabdrücke erhalten habe. Eine Zugehörigkeit zu einem der bisher von dort bekannten Fragmente (etwa im Metropolitan Museum zu New-York) bin ich nicht im Stande nachzuweisen. Ausgegeben am 23. Juli. Taf. VI. >. 188. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. Een Ö gelhs sh ahdeg Ba snuc pursecdosg au :snuhdeg weue-rcdhän bang: snahde | wrur-doe “ EN EN 7% —. ea a a ea en (eat Bra SE I AR En Kyssı a8 ir ER N elö Vor an ara x, 5 2 ,-— e en f = En x ze . hu hnk aa rer | Er ww aund en Aarau ur int een 0,17 28 sısumuayyy) SNIYAII WaP me apuayppsup aypsıynıayd SASIL| YYzoinHinlÄoN FsN BTATAOTER AN Ah fäkls Eure: Epigraphische Miscellen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1885. Taf. VII. VS TING AS 2 SEN BAT = u u ARE BSEN | KI>L S nn oIY ra 4 je ZEN B ER yazdaysdaı ren. a END IA AS Sn) SB NAMAIDITANME END RIIEST: MANS DEZENEWENTG HAI IIHEWA I IN: N ; ir Na Z >, 0. — rg WIRD \ x ver‘ Sean seen NACH ‚D tocletians-tem pellim Boden steckend N® (palm 2.) StO. Qorjatein ‚Haus des Husein Ibrähtın xnWshAnr zush xUMI RAIN RS6 “YIM IX UMsv A“ mem +urxrbma UHhex is EN KIN MAHnNhAzuN h sb nS>5SahM De N —, N? 6 (palm3) Moratmann 6 (Ei) FEREERORN SEHE Ay RW FUTTZZZZ a Max a>s N°7 (palm. 4 Jas Vog109 Maratm pss0E.2) Jess AN sesgnbbumamse : x : 2 3 “ulman vunb palm ) StO Palmyra, neben dem _ h} o MIETEN INES aachen hyulannse ce N Euring: Epigraphische Miscellen. DAS 4 af / TE E ee ul 5 £ z j . . ‘ ) u“ ni a “r Pe u De Zaun AN 2 Da 2 - un nV ou — Pu u = Pi Sitzungsber. d. Berl, Akad. d. Wiss. 1885. Taf. VI1l. »4 je «? Sn (| N °10 pam. NE palm &hE.6) Vi. (J ES) Ha MIR 27 KR, a 5% ru Sr NE palm 9 (.E 7) bu SE PTER v5, az ar Ir | En N® 13 palm 10.St0 PaLmYRa,sw im einem Grabthurm Naız palm 1 Ebendas| N 2 ae Nhxsı \aro (ee BENKAKX“ Tulln N®15 palmir. Eva mathe farke N°i6 pamise|l N°17 palm 14 Eba || InGipsgerizt RE ia| nımaissın ee vric ANZ YaINS 2 un ya 24r N° 18 palm 15 Eva R m rother F gemalt N°®.19 palm 16 Ebendas m rolhar Farbe gemalt N220 pn nal YO MATTEL IS Ainunadls = de Vogue N® » (Mordtm p28) Ebdas m rother F. gem ayabyn bh Sn ıHamnyra |N®22 HERAN N? 21 palm.18 = de Vogue Ne6g Ebendaselbst SANT Amar Ay 3 Unterhalb von N220 mit gelb-rother Farbe gemalt one me AUT RZ Yyyuınow JS. Apr 88 Evurine: Epigraphische Miscellen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1885. Taf. IX. N Ss 24 palm.2ı StO-DAM., Slıman 2 se N°25 palm 22 StO: Dam Stimans Lyy nes | ner 02 0 QUo 4 / L alm.23 Jalm.2 palm20 el mW i 5 i ? = Sro: sto Js1 AUR “; y : DAMascus, Ay DAMAScuS,| DAMAScuS, 4 | f Slimant Ya engl.Consulat Falenn Mr Portalıis g’ Y palm 25 INE 29 pahn 26 palmyren 27 ‚StO. BAaLBEKX, Käimmakiın Ekds Ebd susuy | ba NAHER „uUye hun INIE33 p.30 N°34 palm 31 —— DEN IRRE ENGEN 23473 | N°® 323 palm 29 Ebds N = palm.33 BESETZT. a | ‚x 5 S N wem Saum ne Dia yAun) 3 v JE Eure: Epigraphische Miscellen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1885. Taf. X. N°26 alt-hebr. Inschr. van Amwäs vgl. Ch-Ganneau,Miß.en Pal.Pl.i,c.D. pio5 N245. altaram Siegel f Bulag Mus,eg Sale gr-r. arm.Ba Ne 5707. o N?® 47 hebr.i.F0: Jarra, Neeriyn StO: JAFFA, Baron Plvon Ustinow.i U.Ganneaw. TUNHLr>X 32 GH = N°50 hebr.4.F0: SerusaLem. StO-JAFFA, vonistinow IN:51 hebr5 Ebena. CL.&amneru Ep n26 Cl.G.Ep.N® 30 N?’48 hebr2. FO: JAFFA,, Necrop Re Aeeen Ps Ku1rVf ft MANHMA NR: IKYTIANOY PEESSEINI N?52 hebr6 IHRER NAREWN - Ai FO:JArFa ‚Necrop StO.JAFFA ‚w.Ust mi) Wr h CAMDY HAFAA N°® 53 hebr 7. FO: JAFFA ‚Necrop AD P [Y P tO: JAFFA suss Kloster- N°49 hebr3 An Yan! MINHC Regen DIRT Eriaıiy MIN SHkMIEmT StD: JAFFA, vUSE3 N:54 En . Poc K € N AN N INN HAOWY TAN al A et EN I A r yıbw =) h Ü N°58 hesrız.Fo:serusauem | N255 hebr 9 N° 56 hebrio Eba Ebd. SEO: STRASBURG ‚JE ee ı| eanepryıe » Y DEN IM WUNSEEN- FNTNBENLA KILa Epın23s > MINTeÄrkeN Ze SHRIAPIOYTTIE 2 NM Er Ro nm! SNAN am N°59 hebr.t3 N? 60 ker (N N°57 hebr.t1 FO: Sara Necrop. FO: JERUS. StO: STa.sE FO:JERUS. StO: STRASSBURG JE StU:JERUSALEM ‚wufs- Archimandrit Antoninos LG, of. a Ep-Nt>3y Cl.&. Ep. Neaı Chwelsen CR IS, Re I Mer si = "SS I Euring: Epigraphische Miscellen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1885. Taf. XI. en Lara N: 61 hebr1s x N:?63 hebr.i7 o } => N°62.hebe.i6 FO: JERUSALEM FO: JERUS. StO: JERLS. ‚Kreuz - Kloster, StO: JERUS. Kreuz -Kl. StO: JER. ‚sür Waisenhaus erg. mi p gg N226 MENT YA N°:65 hebr. 1g 2m Y FOuStO : JERUSALEM, Sanatorıum, IA SIWD9YT PN un nm I2>ru ZZIS ee 950 N? 66 N: 67 hebr 20 FO unkenannt StO-JER.,Sanatı Fo TERUS T an NIAN TITI DIE IVLDIAFDTE IND , Apr er IE, ara Bean nn n472 U U en / N° 6% hevr ı8 \PTN N» Ts vn Be an Zoo see SITE) MHTE A DE ag + N IB a un N2’70 arı sto sransnie FO: JERUS ‚syr. Waisenhaus, ") Anna yore + RENANIW, v NIAUIWNY INS 69 hebr 2% N FOWSEO:GEBEIL , Antiüsch el-Mawärneh (Mar Hei) 5 m FO: JAFFA ‚Necrop- ei Ganneau, Mi[s p36,NnrıaB, ) mon ATPIRHE r PIRH StO:JAFFA, v.Ustinow ENaFEIER) Er |:o PacBsRkn HOnKnirporch PANIESE MONGLTEIGHKI| CK TrPEC ae] AN Eens oYAMDEPpO 1 = 2) |MoRE KYRIARd | WATe — |RTMMAMKIN ar N°®7A 95 FO: JAFFA ‚Netrop. STO:JAFFA, u. stin - fe R gr.ib. 5 76 3 EPIWOASH Nr Pr repea N? Ne 76 97 EIS N77 sıeRen \16YAIsnaY xXAANAHTO Fo'GAzA StO.Jarra w-Ust FO.CASAREA StO:JAFFA ‚u Ustim PIMNZRALE \ DANCTA PAAR Er "N: 75 3°8 eva. Ne7i 92 ABLOHAPIYIOYAA - A&YELTME =, re ABABEAR er Proko| en, [veyro ToOMN N: 73 37% StO:JAFFA» UN A Een EN URBRCMIEI °oYy EITONMNKOCMWXETIOIHC Tr NS HMIONNKRBZEMAR 2 En — Ban Ta Pr Be _ N?80 Til fo. ARsür St0: JarrA vor. Usthnow Eurwe: Epigraphische Miscellen. Sitzungsber. d. Berl. Ne giv® FO: ASKALON. SHO:JAFFA v.Ust . Akad. d. Wiss. 1885. Taf. XI. KAIEINEWO CTOYAYTOY NINTITAÄN OReIR et En ZEIAIOKAIHLEI ENOITÄHNET KULETE “EL. Mifs pgB, NER +VTercuTerac KL [Tr N® 84 7 Ir BASSA.SEOJAFFA v.ust “APIeToToYTe N AAZTTEXAIPE CAIKTTPc N®85, gri FO: Burg hai KAJALOM StO:JAFFA v.use AE TEIOY AACYI OLIOCH TAPLE N Bı 2ZoY LEIBN RAY N revy& INOY Tr ECBREYT: 8 Mu is 3m 109 AFFAa nufs.Klo. RNIMEL FAADARAU VEMFORM gr 20 N289 Ebd een gr 18 FO: JAFFA,Necrop SYO:JaFFA wfi kl N290 "2 eva NOE X PH ZTII XAIPE N292 3723 eva. — ne | MAZANLY UWMNO®S | MESSER TEL XxPHETHROUPE N°93 37% EbA aureiner Säule N°g1° 22 Eh lOyaA MTARHIFO PrOY. Ne94”%5 ; @ ME KHAPTONSG| ZOEINOC ar2b KoTovy Eva MNHMA nea6 HNOYB VIOCAE YI HKAIHHTHP NONNA N2970% Se -Ipr 85 2 N?! 98 (prön 2) FO: Kition. StO: Larnaka. Pierides Eure: Epigraphische Miscellen. 2 4%; ar Kr "s EL LATIOFME _ 1 er a — E ’ fE - i ng oe eig ie f NETTE ar ir YarAasalatı ’y0813 iin ! TS . er Mi i Maraman 1885. AXXV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. E. vu Boıs-Revymonnv. l. Hr. pu Boıs-Reymosp machte eine neue Mittheilung über lebende Zitterrochen in Berlin. Dieselbe folgt umstehend. 2. Hr. Kroxecker las über eine bei Anwendung der partiellen Integration nützliche Formel. Die Mittheilung wird in einem der nächsten Berichte erscheinen. u % HA .- er; En a N 7 2 RR nun wm N e “ FR °py 2 Ze $: r . - = N EAISZN FA EU (ARE JE Y-,. 691 Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung.' Von E. pu Boıs-Revmonv. $.1. Einleitung. Ich habe im verflossenen Sommer (1884) und in diesem Winter und Frühling (1884— 85) durch gütige Vermittelung des Direetors des Berliner Aquariums, Hrn. Dr. Orro Herwes. wieder über mehrere lebende Zitterrochen (T. marmorata) aus Triest verfügt. Im Sommer waren es vier Weibchen, I, II, II, IV, von beziehlich 29.5, 35; 31.5, 31.5°” Länge. Torpedo I kam am 9. Juni sehr krank an. Als ich sie Tages darauf verarbeitete, athmete sie noch regelmässig, sie schloss aber die Spritzlöcher nur zum Theil, und merkwürdigerweise befand sie sich in einer Art von Opisthotonus, so dass ihr Rücken in sagittaler Riehtung stark concav war. I. II, IV kamen am 23. Juni an, und wurden beziehlich am 9. und 16. Juli und am 13. August, nach rund 2, 3. 7 Wochen Aufenthalt in den Becken des Berliner Aquariums (I. S. ı83) getödtet. Der Wintervorrath, am 22. October eingebracht, bestand aus drei Weibchen, V, VI, VII, von beziehlich 28.5, 26.5, 28°" Länge; sie wurden am 2ı. und 30. December 1884 und am 6. Mai ı885, nach rund 8, 9, 28 Wochen geopfert. Eine erste Frühlingssendung in diesem Jahre verunglückte, doch kam noch am 8. Mai ein 34°” langes Weibchen (VII) wohlbehalten an und wurde am 3. Juni verarbeitet. Auch im Sommer 1883 hatte ich von der Ankunft der Fische bis zur Tödtung 3 und 5, im Winter 1883—84 8, ro und ı5 Wochen verstreichen lassen. Der Grund dieser Zögerungen liegt darin, dass man, um eine Torpedo auszunutzen, mindestens zwei volle Tage nacheinander ununterbrochen muss dabei bleiben können, was meine ! Die Erste Mittheilung findet sich im ersten Bande des Jahrganges 1884 dieser Berichte, S.181— 242 (s. auch Mathematische und naturwissenschaftliche Mittheilungen, 1884. S.87— 148; — Archiv für Physiologie, 1885. S.86—145). Sie wird hier stets einfach mit »I.« bezeichnet und ihre Seitenzahlen werden nach der ersten (Quelle angeführt. Die dort S. 181 Anm. 2 und S. 182 Anm. ı eingeführten Abkürzungen von Selbsteitaten gelten auch für diese Mittheilung. Sitzungsberichte 1885. 63 692 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. Geschäfte mir nur in weiten Zwischenräumen gestatten. Ich erwähne dies, weil natürlich die Leistungsfähigkeit der Thiere, namentlich im Sommer, sehr unter Verlängerung ihrer Haft leidet. Im Sommer 1883, wo sie früher hier eintrafen, hatten sie sich verhältnissmässig gut gehalten. Die Fische der Frühlingssendung 1884 blieben zwar ruhig im Kies eingewühlt — eine Stellung, welche sie verlassen, sobald sie ernstlich erkranken (Il. S. 183) — sie sahen ganz gut aus, atlımeten regelmässig und sträubten sich lebhaft, wenn man sie am Schwanz aufhob. Sie schlugen aber erst nach wiederholten heftigen Reizen, und ihre elektrische Kraft war so gesunken, dass es mir am 29. Juli nicht gelang, in der (I. S. 192) geschilderten Art den Schlag der vierten Torpedo meinen Zuhörern fühlbar zu machen. Dieser geringen Leistungs- fähigkeit des Organs entsprach sichtlich dessen Beschaffenheit, ganz wie man schlecht reagirenden Froschpraeparaten sogleich ihre üble Verfassung ansieht;' es war weich, zerfliesslich, die Sehnittflächen troffen von Flüssigkeit, und bei dem fehlenden Turgor fielen die Organ- praeparate nicht so gut aus wie früher (I. S. 206. 207). Auch ihr Örganstrom erschien minder stark und in eigener Art unregelmässig (s. unten $. II). Unstreitig kam dies daher, dass die Fische bei ver- gleichsweise hoher Temperatur fasteten; bisher hat sich aber keine Art gefunden, sie zu füttern (I. S. 184). Von der siebenten Torpedo, welche den ganzen vorigen Winter, über ein halbes Jahr, im Aqua- rium gelebt hatte, glaubten die Wärter, dass sie Nahrung zu sich genommen habe; sie schlossen dies aber nur aus ihrem scheimbar kräftigen Zustand. Ich fand Magen und Darm ganz leer. Die im Winter bei nur 10.5— ı2°C. gehaltenen Fische leiden zwar weniger als die Sommerfische unter der Gefangenschaft. Doch auch sie sind, nach ihrer elektrischen Leistungsfähigkeit zu urtheilen, weit entfernt vom normalen Zustande.” Selbst vierundzwanzig Stunden vor den Versuchen in gewärmtes Seewasser gebracht, schlagen sie nur schwach, und nur auf stärkere Reize. Unsere Versuche an elektrischen Fischen bewegen sich noch viel- fach diesseit der Grenze, wo das höchste Maass von Leistungsfähig- keit unentbehrlich wird, und trotz des schlechten Zustandes mancher Praeparate glückten mir doch wieder einige, wie ich glaube, nicht unwichtige Ermittelungen. Diese beabsichtige ich jetzt mitzutheilen, ohne auf neue Sendungen zu warten, deren glückliches Eintreffen mehr oder weniger vom Zufall abhängt. Andererseits hatte jener Mangel an Leistungsfähigkeit allerdings zur Folge, dass gewisse andere Fragen ! Untersuchungen über thierische Elektrieität, Bd. Il. Abth. I. S. 168. ® Vergl. 1. S.1915 — Untersuchungen u. s. w. S. 266. E. ou Boıs-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 693 noch nicht völlig erledigt werden konnten. Doch werde ich auch über diese dem augenblicklichen Stande der Dinge gemäss berichten, wie denn überhaupt die Beschränktheit des Materials und die Un- sicherheit seiner Beschaffung mich zwingen, hier von der Regel abzu- weichen, die ich an den Muskeln und Nerven stets zu befolgen strebte, nur nach bestem Wissen und Können abgeschlossene Untersuchungen zu veröffentlichen. Die Vorbereitungen zu den Versuchen waren dieselben, wie bei denen der Ersten Mittheilung (Il. S.ı84). Die Tödtung der Thiere geschah in allen Fällen auf die dort S. 205 beschriebene Art durch Ausstanzen der elektrischen Lappen des Gehirnes mittels eines einzigen Hammerschlages. Mit Savı's Abbildung’ vor Augen hat diese Ope- 'ation keine Schwierigkeit auch für Jemand, dem die Zitterrochen- Anatomie nicht so vertraut ist, wie Prof. Frırsen. Es empfiehlt sich, zuerst die Haut in der Sagittalebene zu spalten, da sie leicht unter dem Locheisen seitlich ausgleitet und das Eisen mitnimmt, so dass die Sagittalebene nicht das Loch hälftet. Nie schlägt das Thier nach Entfernung der Lappen, auch wenn diese nicht tadellos gelang, doch kann es noch lange sowohl von selber zappeln wie auch reflee- torisch sich sträuben. Das von den Organen nicht am Schlachttage Verbrauchte wurde bei wärmerer Witterung auf Eis bewahrt. Vielleicht ist es nicht unnütz zu bemerken, dass die von mir seit vielen Jahren und auch im Folgenden wieder angewendete Polari- sationswippe mit ihren die Dauer eines polarisirenden Stromes regeln- den Zeitscheiben® sich in der unlängst erschienenen Schlusslieferung meiner “Untersuchungen über thierische Elektrieität’ jetzt beschrieben und abgebildet findet.” Hier sind auch meine Untersuchungen über Polarisation an der Grenze ungleichartiger Elektrolyte und im Inneren feuchter poröser Halbleiter vollständig mitgetheilt, welche für alle Ermittelungen an den elektromotorischen Geweben eine der wichtig- sten Grundlagen bilden und bisher erst auszugsweise im ersten Bande der ‘Gesammelten Abhandlungen’ vorlagen. I Marreuccı, 'Traite des Phenomenes electro - physiologiques des Animaux. Paris 1844. Planche I. ® Gesammelte Abhandlungen u. s. w. Bd. 1. S. 3. 13. 34; — Bd. II. S. 718; — diese Berichte 1883. Bd. I. S. 351. 352; — 1884. Bd.1. S. 211 ff. ® A.a.O. Bd. II. Abth. II. Berlin bei G. Reimer 1884. S. 389— 395. Tat. VI. Fig. ı51. 152. A.B. — Die Mittel, welche mir zu Gebote stehen, um einen polari- sirenden oder tetanisirenden Strömungsvorgang fein abgestufte Bruchtheile der Secunde dauern zu lassen, sind hier noch nicht dargelegt; dies soll bei nächster Gelegenheit geschehen. 63° 694 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 16. ‚Juli. $. II. Vom elektromotorischen Verhalten der Haut der Zitterfische. An den Organpraeparaten vom Zitterwelse hatte ich umsonst nach einer elektromotorischen Wirkung in der Ruhe, einem Organ- strome, gesucht. Dieser Misserfolg muss jetzt befremden, wo am Zitteraal und Zitterrochen, angeblich sogar am unvollkommenen elek- trischen Organ des gemeinen Rochen, solche Wirkungen nachge- wiesen sind.‘ Er erklärt sich weder durch gesunkene Leistungs- fähigkeit der Praeparate, denn sie waren in viel besserem Zustand als viele Praeparate vom Zitterrochen, welche mir jetzt den Organstrom gaben, noch durch die Unvollkommenheit der Versuchsweise, denn ich bediente mich des Nervenmultiplicators, und der Widerstand der alten Zuleitungsgefässe und der mit Eiweisshäutchen bekleideten Koch- salzbäusche war sicher kleiner als der der jetzigen, unpolarisirbaren Vorrichtung. Die Polarisation des Platins in den alten Zuleitungs- gefässen bliebe übrig, um zu erklären, dass eine beständige schwache Wirkung mir entgehen konnte; sie hinderte aber doch nicht die Wahr- nehmung einer geringen Positivität der äusseren Hauttläche gegen alle übrigen natürlichen wie künstlichen Begrenzungen des Organpraeparates, einer Wirkung, mit welcher, wie sich jetzt zeigen wird, der Organ- strom, wenn vorhanden, von gleicher Ordnung gewesen wäre. Am Zitteraal fand Sacus Punkte der Haut schwach positiv (0.0050 Daniell = 0.0053 Raoult; — s. I. S. 208) gegen in derselben Querebene gelegenen Punkte natürlicher, nicht mit Haut bekleideter Längsschnitte,. sowie gegen solche Punkte künstlicher Längs- und Querschnitte. Gegen die Kopflläche eines Organstückes verhält sich die Haut schwächer positiv, gleichartig, oder sehr schwach negativ, gegen die Schwanzfläche stärker positiv: da man die algebraische Summe des Organstromes der zwischen den Ableitungspunkten ge- legenen Streeke und des Hautstromes erhält. Bei der ersten Anordnung betrug beispielsweise die Kraft im Mittel 0.0040, bei der zweiten 0.0195, woraus die Hautstromkraft sich zu 0.0155/2 = 0.00775 berechnet, was mit der unmittelbaren obigen Messung (0.005) hinläng- lich stimmt.” Natürlich drängte sich mir die Frage auf, wie sich am Zitterrochen die Haut elektromotorisch zum Inneren des Organes verhalte. Die Dinge liegen hier nicht so einfach, wie beim Zitterwelse, wo kein merklicher Organstrom sich einmischte, und beim Zitteraale, wo das Organ seitlich von Haut begrenzt ist, folglich der Organstrom ausge- schaltet werden kann, indem man die Ableitung von Haut und Organ auf ! Untersuchungen u. s. w. S. 169 fl. ® Untersuchungen u. Ss. w. S. 172. E. nu Bors-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 695 einer und derselben, rücksichtlich des Schlages und des Organstromes iso@lektrischen Curve vornimmt. Beim Zitterrochen sind die Poltlächen der Organpraeparate mit Haut bekleidet, und wenn die Ableitung einerseits von der einen dieser Flächen, andererseits von der Seiten- fläche oder einem Querschnitt des Praeparates geschieht, hat man stets den Organstrom der zwischen beiden Ableitungspunkten begriffenen Säulenstreeke im Kreise, und kann etwaige elektromotorische Wirkungen der Haut erst durch Elimination bestimmen, was aber folgendermaassen ausführbar ist. In Fig. ı erkennt man ein Organprae- parat, bei V von der Bauch-, bei D von der Rückenhaut begrenzt. Die Bögen ı—6 stellen verschiedene Lagen des Bussolkreises vor, dessen Enden die Thon- spitzen der unpolarisirbaren Leitungs- röhren bilden, und in welchem mittels des runden Compensators das Gleich- gewicht zur Messung elektromotorischer Kräfte hergestellt wird. Der Punkt m hälftet möglichst genau die Länge des Praeparates; die Punkte d’, d, und v’, vo, liegen beziehlieh der Rücken- und der Bauchhaut möglichst nahe. In allen Fällen hat man Organstromkraft im Kreise, in den Fällen 2, 4, 6 überdies die etwaige elektromotorische Wirkung der Haut. Rückt man aber mit der dorsalen Spitze von d’, d nach D, oder mit der ventralen Spitze von v', v, nach V, so nimmt man nieht nur die Haut in den Kreis auf, man verlängert auch ein wenig die Säulen- strecke zwischen den Spitzen. Ist die Haut elektromotorisch unwirk- sam, so muss also der Übergang von d’, d zu D, sowie der von v’, vo, zu V, eine geringe Verstärkung der positiven ÖOrganstromkraft zur Folge haben, welche bei regelmässiger säulenartiger Anordnung im Praeparat, und bei gleicher Länge der hinzugetretenen Säulenstrecken, in beiden Fällen dieselbe sein wird. Eine Abweichung von diesem Verhalten dagegen wird unter Umständen auf elektromotorische Wirk- samkeit der Haut zu deuten sein. Solche Abweichung zeigt sich nun wirklich mit grosser Regel- mässigkeit in dem Sinne, dass man am Rücken beim Übergange von ı zu 2 (von md’ zu mD) ansehnliche Verstärkung, am Bauche beim Über- ! Die Anordnungen mV, mD wurden schon von Hrn. EckHArD untersucht, der aber dabei so wenig wie zwischen V und D am ruhenden Organ elektromotorische Wirkung erhielt (Beiträge zur Anatomie und Physiologie. Bd. I. Giessen 1858. 4. S. 161. 162). 696 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. gange von 3 zu 4 (von mo’ zu mV) etwas geringere Schwächung der positiven Kraft beobachtet. Letzterer Erfolg kann nicht von Ver- längerung der Säulenstrecke herrühren. Dagegen erklären sich beide Erfolge vollkommen bei der Annahme schwacher Positivität der Haut gegen das Innere. Dass die Schwächung am Bauche weniger beträgt, als die Verstärkung am Rücken, könnte man beim ersten Anblick von verschiedener elektromotorischer Beschaffenheit der pigmentirten Rücken- und pigmentlosen Bauehhaut ableiten wollen, welche übrigens beim Frosch nieht sicher nachweisbar ist.‘ Doch liegt ein anderer Grund näher, der keine neue Voraussetzung nöthig macht, nämlich dass die in beiden Fällen aus der Verlängerung der Säulenstrecke zwischen den Spitzen entspringende Verstärkung des Organstromes am Rücken sich zur Hautwirkung hinzufügt, am Bauche davon abzieht. Die Versuche wurden zuerst am letzten Sommerfisch (IV) ange- stellt. In einem gut gelungenen Versuch erhielt ich im Bogen ı (mas a + 0.0057 Raoult » SP SO) TREREE » 0.0103 » Mittel » 0.0049 0.0063 0.0056 0.0034 0.0029 0.0032 Die Verstärkung am Rücken beim Übergang von md’ zu mD betrug also 0.0046, die Schwächung am Bauche beim Übergange von mv’ zu mV, gemäss dem oben Gesagten, nur etwa die Hälfte, 0.0024. Sei x der Potentialunterschied zwischen Haut und Innerem des Organs, d die Kraft der Säulenstrecken zwischen der Haut und den ihr zu- nächst anliegenden Spitzen, so haben wir am Rücken 0.0057 + e+ı= 0.0103, am Bauche 0.0056 +8 — x = 0.00315, woraus sich ergeben 0. — 0.0011, 2 0.0036; Als ich die Versuche im verflossenen Winter an dem am 21. De- cember geopferten Fische (V) wiederholen wollte, stiess ich zunächst auf eine neue Erscheinungsweise des ÖOrganstromes. Ich fand ihn nämlich an mehreren Organpraeparaten regelmässig positiv in der dorsalen, dagegen regelwidrig negativ in der ventralen Hälfte der ! Untersuchungen über thierische Elektrieität. Bd. II. Abth. II. S. 14. E. nv Bors-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilune. 697 Säulen. Da der Fisch aus den kalten Becken des Aquariums rasch in wärmeres Wasser versetzt worden war, glaubte ich anfangs an eine Störung durch Hydrothermoströme. Ich musste aber diese Meinung aufgeben, als Fisch VI, den ich am 30. December tödtete, nachdem er über vierundzwanzig Stunden bei mir in Wasser von 17°5 gehalten worden war, dieselbe Erscheinung zeigte, nur mit dem Unterschiede, dass (diesmal die dorsale Hälfte der Säulen negativ wirkte. Ich schritt nun wieder zu Messungen und erhielt im Bogen ı (md’) ..... — 0.0021 Raoult » BANSAHED)N: „12ER. — 0.0012 » » mon. : + 0.0067 » » BE ARTS) ee + 0.0057 » » EINEHENEREN) PENIER. + 0.0029 » » a + 0.0029 » Zunächst ist zu bemerken, dass, wie in der ersten Reihe und in dieser mV < me’, diesmal auch m D< md’ ausfiel, weil nämlich jetzt auch am Rücken die Hautstromkraft von der Organstromkraft sich abzog; ferner dass die Kraft in den Bögen 5 und 6 wegen der ent- gegengesetzten Wirkung beider Säulenhälften kleiner war als die der stärkeren Hälfte, wenn auch v»,d, etwas <, VD etwas > 0.0045 hätte sein müssen, statt dass beide nur, und ununterschiedlich, 0.0029 betrugen. Um aus unseren Zahlen x zu bestimmen, darf man nieht so ver- fahren, wie oben, wo wir d, den Zuwachs der Organstromkraft durch die Verlängerung der Säulenstrecken beim Übergange von md’ zu mD, mv’ zu mV, wegen der merklich gleichen Wirksamkeit beider Hälften der Säulen, an Bauch und Rücken gleich setzen konnten. Nimmt man aber an, dass die ganze eine Hälfte der Säulen positiv, die ganze andere negativ wirkte, so kann man folgendermaassen verfahren. Heisse d, der Zuwachs am Rücken, d, der am Bauche, so hat L man zur Bestimmung von x, d,, d, die drei Gleiehungen: oa Re 2,0078 + 0.0067 +8, — 2 = + 0.0057 67 ö, Zr d, - - ’ 21 woraus sich ergeben 04= 0.000924 ,0, =.0.00131, und, je nachdem man x aus der ersten oder zweiten der es ent- haltenden, wegen der Beobachtungsfehler nicht völlig mit einander stimmenden Gleichungen berechnet: x = 0.000924 oder = 0.000869, im Mittel = 0.000896. 698 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. Das Längenverhältniss der positiv und der negativ wirksamen Säulenabschnitte genauer anzugeben, wäre kaum ausführbar gewesen; die Gewinnung besserer Zahlen muss überhaupt, sofern sie der Mühe werth ist, der Zukunft vorbehalten bleiben. Vorläufig scheint es, als sei die elektromotorische Kraft der Haut an «en Winterfischen bedeutend (etwa viermal) kleiner als an den Sommerfischen, was leicht möglich ist. Sowohl der Richtung wie der Grössenordnung der Wirkung nach verhält sich also beim Zitterrochen die Haut elektromotorisch wie beim Zitteraal; der Riehtung nach sicher auch so beim Zitterwelse, und wahrscheinlich ist auch die Grösse der Kraft hier von derselben Ordnung wie bei den beiden anderen Fischen (s. oben S. 694). Diese Wirkung kann auf dreierlei Art aufgefasst werden. j Erstens liegt es nahe zu fragen, ob man nicht darin auf einen Potentialunterschied zwischen Längs- und Querschnitt der Säulen ge- stossen sei, da vielleicht die Haut einen unwirksamen leitenden Über- zug über den natürlichen Querschnitt der Säulen vorstellt, ähnlich wie die sehnigen Ausbreitungen über dem natürlichen Muskelquerschnitt. Diese Meinung wird dadurch widerlegt, dass man zwischen der Seiten- fläche der Säulen und einem künstlichen Querschnitt keine in Betracht kommende Wirkung erkennt, keine merkliche Veränderung des Organ- stromes beim Rücken der einem solchen Querschnitt nahen Thonspitze auf den Querschnitt selber. Die zweite Vermuthung ist, dass die Haut mit dem zur Ableitung dienenden Material und dem Organ eine Flüssigkeitskette bildet. beim Zitteraal nach dem Schema:' Physiologischer | _ { | Haut + Haut mit Fluss- 2 y DE | Organ + Organ | i Thon; Thon 5 wasser benetzt zn — beim Zitterrochen nach dem Schema: Physiologischer | - Haut + Haut mit See- en are | Organ + Organ 5 ; Thon. Thon i wasser benetzt — > und beim Zitterwelse nach dem Schema: Haut + Haut mit Fluss- | Hühner- Hühnereiweiss | Organ + Organ ; > > . : wasser benetzt elWelss. _— — > Es kann auffallen, dass die Dazwischenkunft des Seewassers, vollends des alkalisch reagirenden Hühnereiweisses statt des mit phy- ! Gesammelte Abhandlungen u. s. w. Bd. II. S. 265. E. ou Bors-Reymosn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 699 siologischer Chlornatriumlösung angekneteten Thones nicht ansehn- lichere Unterschiede der Wirkung bedingt. Doch müsste man, um hier sicher zu urtheilen, erst die chemische Reaction der Zitterrochen- haut studiren, und auch Versuche mit zuleitenden Flüssigkeiten von mehr ausgesprochenem elektrochemischen Charakter anstellen. Die dritte Vermuthung ist, dass die Haut selbständig elektro- motorisch wirkt, wie, nach meiner Entdeckung,' die Haut der nackten Amphibien. Auch diese Annahme hat mancherlei gegen sich. Erstens wäre die Richtung der Kraft die umgekehrte, da bei den Amphibien die Haut von aussen nach innen wirkt. Zweitens wäre sie über elfmal kleiner als dort, wo die Hautstromkraft vielmehr von der Ordnung der Muskel- und Nervenstromkraft gefunden wird.” Drittens wurden bisher bei keinem der untersuchten Fische, unter denen auch schuppenlose waren, wie der Aal, Hautströme beobachtet.” Viertens schien mir beim Zitterrochen die elektromotorische Wirksamkeit der Haut die des Organs zu überdauern, was mehr zu einer Flüssigkeitskette passen würde. Fünftens gelang es mir nicht, an abgelösten Stücken Haut eine elektro- motorische Wirkung von bestimmter Riehtung und Grösse zwischen äusserer und innerer Fläche zu beobachten. Ich verfuhr dabei wie einst Hr. Rosextuan mit der Froschhaut:' in zwei aufeinanderpassende Glimmerblätter schlug ich Fenster mit dem Locheisen, legte die Haut dazwischen, und presste die Glimmerblätter zwischen die Thonschilde der Zuleitungsbäusche so ein, dass einerseits nur Bauch-, andererseits nur Rückenfläche der Haut den Thon berührte. Es ist zu sagen, dass bei diesem Versuche die Haut nicht mehr frisch war, und durch Troekniss wie durch häufiges Anfassen des Fisches gelitten haben mochte. Inzwischen scheint der Erfolg im Verein mit den übrigen Gründen doch sehr gegen selbständige elektromotorische Wirkung der Haut zu sprechen. Um zwischen den beiden letzteren Auffassungen zu entscheiden, wären Versuche nöthig wie die, durch welche ich die elektromotorische Wirkung der Froschhaut feststellte.” Leider stossen sie hier auf grosse Schwierigkeiten. Das Ablösen hinreichend grosser Stücke unversehrter Haut, welches beim Frosch durch die unter der Haut liegenden Lymph- räume begünstigt wird, ist am Zitterrochen nicht wohl ausführbar. Ich versuchte daher an den beiden ersten Winterfischen (V und VD) ! Monatsberichte der Akademie. 1851. S. 380; — Untersuchungen über thierische Elektrieität. Bd. II. Abth. II. S.o ff. ® Gesammelte Abhandlungen u. s. w. Bd. II. S. 261. ® Untersuchungen über thierische Elektrieität. A. a. O. S. 16. 17. * Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. 1865. S. 309. ° Untersuchungen über thierische Elektrieität. a. a. O. 700 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. Ströme durch ungleichzeitiges Anlegen von Bäuschen zu beobachten, welche mit gesättigter Chlornatriumlösung getränkt waren. Beim Frosch und anderen nackten Amphibien erhält man dabei stets einen starken Strom von der jüngeren zur älteren Berührungsstelle in der Haut, weil durch deren Anätzung ihre in der Haut von aussen nach innen gerichtete elektromotorische Kraft vermindert, ja vernichtet wird. Ich stellte die Versuche am Schwanz der Rochen an, den ich mit einem Stück Rückenwirbelsäule und Körperscheibe hoch oben amputirt hatte. Natürlich fehlte es nicht an Strömen, doch hatten sie bald die eine, bald die andere Richtung, verschwanden auch öfter nieht bei fortgesetztem Anliegen beider Bäusche, so dass nichts darauf zu geben war, um so weniger, als theils aus dem Inneren der Körper- theile, theils von den benachbarten W undtlächen her Täuschungen drohten. Die Stärke der Ströme mit der beim Frosch zu vergleichen, hätte keinen Siun gehabt: Kraftmessungen sind durch die Vergänglichkeit der Wirkungen ausgeschlossen. Die ganze Angelegenheit ist nicht sehr wichtig, und hat schwerlich Bezug auf das elektromotorische Vermögen des Zitterrochen- und des Zitteraal-Organs; vielmehr ist zu vermuthen, dass auch bei anderen Fischen die Haut sich schwach positiv gegen elektromotorisch unwirk- same innere Theile verhält. nur dass es dort an solehen Theilen fehlt, welche, wie die Organpraeparate, nur aus Haut und einem elektro- motorisch unwirksamen oder nach bekanntem Gesetze schwach wirk- samen Gewebe bestehen. Ob die beim Zitterwels beobachtete Positivität der Haut etwas zur Begründung der von Hrn. Frırscn aufgestellten Hypothese beitragen könne, nach welcher das Organ dieses Fisches aus Schleimzellen der Haut entstanden wäre,' muss dahingestellt bleiben. Immerhin bildet die Erforschung der Hautungleichartigkeiten ein noth- wendiges Glied in der Untersuchung des Organstromes, und die Möglichkeit, diese beiden Wirkungen von einander zu trennen, wo bis vor Kurzem noch jede Wirkung zweifelhaft, ja in Abrede gestellt war, zeugt wenigstens von der Überlegenheit unserer Versuchsweisen. $. IM. Über Polarisation des Organs durch Wechselströme. Die wichtigsten Fragen über das elektrische Organ knüpfen sich augenblicklich an dessen Verhalten beim Hindurchsenden fremder homodromer oder heterodromer Ströme, in Betreff erstens der hinter- " Möonatsberichte u. s. w. 1881. 8.1154; — Archiv für Physiologie u. s. w. 1882. S. 66. EEE E. pu Bors-Reymosn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 701 bleibenden Polarisationen, zweitens der scheinbar irreciproken Leitung des Organs. Giebt es relativ positive Polarisation des Organs, oder ist sie nichts als die allmählich in den Organstrom auslaufende Nach- wirkung eines Schlages? Leitet das Organ irreciprok, oder entsteht nur der Anschein soleher Leitung durch absolut positive, zum homo- dromen Strom sich addirende Polarisation, was auch der letzteren Ursache und Bedeutung sei? Zur Entscheidung der ersten Frage hatte ich schon früher Organ- praeparate mit Wechselströmen tetanisirt, in der Meinung, dass, wenn die absolut positive Polarisation Nachwirkung des Schlages wäre, sie nach kurzem Tetanus mit grösster Stärke auftreten müsste. Ich bediente mich des Schlitteninduetoriums mit gewöhnlicher Einrichtung, auf dessen ganz mit Stäben gefüllter primärer Rolle die secundäre Rolle ganz aufgeschoben war. Die Enden dieser Rolle wurden mit den beiden Klemmen der Polarisationswippe verbunden, welche sonst die Enden des Säulenkreises aufnehmen.' Die Feder des Induetoriums spielte, und sobald die Wippe nach doppelter Öffnung des Bussol- kreises den secundären Kreis doppelt schloss, trafen die in letzterem indueirten Ströme das Praeparat. Beim Zurückfallen der Wippe erwartete ich unter allen Umständen- stärkste absolut positive Polari- sation, erhielt aber nach 5” langem Tetanisiren nur schwache Polari- sation in dem Sinne, als seien die Öffnungsschläge allein vorhanden, nämlich absolut und relativ positive Polarisation bei homodromen, absolut positive und relativ negative Polarisation bei heterodromen Öffnungsschlägen.” Das Ergebniss konnte nicht für entscheidend gelten, sofern die Versuche im Winter 1883 —84 am letzten Fisch und am zweiten Tage angestellt wurden, wo das Organ nieht mehr gehörig leistungsfähig war; eben deshalb konnten sie damals nicht wiederholt werden. | Als im Sommer darauf neue Zitterrochen eintrafen, nahm ich bei erster Gelegenheit den Faden dieser Untersuchung wieder auf. Auch die zu den nächstfolgenden Versuchen verwendeten Praeparate liessen zu wünschen übrig, denn sie stammten von dem zuerst angelangten, im ÖOpisthotonus befindlichen Fische her (s. oben S. 691), und aber- 27 Stunden verflossen, doch gaben mals waren seit dem Tode 24 ! In Fig. ı51 auf Taf. VI der 2. Abth. 2. Bds. der Untersuchungen über thierische Elektrieität sind es die, zu welchen die mit s, und s, bezeichneten Drähte hingehen. ® Vergl. 1. S.228. Hier steht Z. 19 v. o. durch einen Schreibfehler, dass die Wippe statt des Säulenkreises den primären Kreis des Inductoriums schloss. Diese bei einer früheren Gelegenheit (diese Berichte 1883, S. 366) geübte Art, einen Tetanus von bestimmter Dauer mittels der Wippe zu erzeugen, war selbstverständlich hier ausgeschlossen, da die seeundäre Rolle eine Nebenschliessung zur Bussole abge- geben hätte. 702 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. sie noch kräftigen Organstrom, als untrügliches Zeichen erhaltener Leistungsfähigkeit. Um unter einfacheren Verhältnissen zu arbeiten als das vorige Mal, begann ich damit, am Schlitteninduetorium die gewöhnliche Einriehtung mit der Hermnorrz’schen zu vertauschen, jedoch ohne die gewünschte Congruenz des zeitlichen Verlaufes des Schliessungs- und Öffnungsschlages zu erreichen, was in der Praxis bei etwas strengeren Anforderungen nieht so leicht ist, wie in der Theorie. Aus Gründen, welche sich meinen Formeln’ entnehmen lassen, war jetzt der Schliessungsschlag der kürzere stärkere, der Öffnungsschlag der längere schwächere. Demgemäss spielte der Schliessungsschlag jetzt die Rolle, wie früher der Öffnungsschlag: war er homodrom, so folgte 5 langem Tetanus starke absolut und relativ positive, war er hetero- drom, schwache absolut positive, relativ negative Polarisation. Erstere Wirkung nahm bei öfterem Wechsel der Richtungen sehr schnell ab. Nun ersetzte ich aber das Inducetorium durch die schon öfter, zuletzt in der Abhandlung “Über secundär-elektromotorische Erschei- nungen u. s. w.. von mir erwähnte Sıxrov’sche Maschine, welche einst OERTLING für DovrE baute, aus dessen Nachlass ich sie für das physiologische Institut erwarb.” Die Drehscheibe wurde von der Maschine entfernt, und deren Achse durch einen Schnurlauf mit dem Wirtel eines Wassermotors verbunden, der den Anker siebenmal in der Secunde drehte. Der Pachytrop stand auf »Physiologisch«. Mit den Federn ı und 2 auf Walze I, 9 auf Walze II lieferte jede Um- drehung zwischen den Ständern € und D°® zwei gleiche und entgegen- gesetzte Extraströme von unerträglicher Stärke bei subjeetiver Prüfung mit Handhaben. Die Enden der Rollen der Maschine wurden anstatt der Enden des inducirten Kreises des Inductoriums mit der Wippe verbunden. Indem diese während des Ganges der Maschine ihren Hin- und Hergang vollzog, liess sich die polarisirende Wirkung einer Reihe wahrhaft eongruenter Wechselströme auf das Organ studiren. Die etwaige Fernwirkung der Maschine auf die Bussole konnte bei der stetigen Rotation des Ankers durch das Spiel der Wippe nicht verändert werden, doch wurde noch besonders darauf geachtet, dass wirklich keine Änderung stattfand. Ich wendete folgweise die ı’- und die 5”-Scheibe der Polari- sationswippe an, auch tetanisirte ich nach der Uhr 30, 45, 120” lang. Der Erfolg war sehr einförmig. Gleichviel wie die Enden ! Gesammelte Abhandlungen u. s. w. Bd. 1. S. 233 fl. ® Diese Berichte, 1883. Bd. 1. S. 360. ® Vergl. die Abbildung in Pogsenporrr's Annalen u. s. w. 1842. Bd. LVI. Taf. I. Fig. ı. m — E. vu Boıs-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 703 der rotirenden Rollen mit Rücken- und Bauchfläche der Praeparate verbunden wurden, und gleichviel wie lange der Tetanus dauerte, ich bekam nichts zu sehen als absolut positive Polarisation, an frischen Praeparaten von solcher Stärke, dass bei 5000 Windungen in 30"" Ab- stand vom Magnetspiegel und bei e=n die Scale aus dem Gesichts- felde verschwand, dann schwächer und schwächer, wie denn an manchen Praeparaten die Wirkung auch von vornherein sehr schwach war. Absolut negativ ward sie nie. Der einzige Unterschied, den längere Dauer des Tetanus mit sich zu bringen schien, betraf die Nachhaltigkeit der homodromen Polarisation. Je länger tetanisirt worden war, um so schneller verschwand sie. Staunenswerth war es, wie die Organpraeparate die gewaltigen Schläge ertrugen, zu deren Abstufung denn auch keine Veranstaltung getroffen wurde; man merkte ihnen gleichsam an, dass sie vom Hand- werk seien, gewohnt, selber solche Schläge zu ertheilen. Es hält nicht schwer, die Ergebnisse beim Tetanisiren mit eongruenten Wechselströmen zu verstehen. Zunächst ist klar, dass, sobald eongruente Schläge sich in abwechselnder Richtung und in gleichen Zeitabständen folgen, das Umkehren der Verbindungen der Maschine mit dem Praeparat illusorisch ist, und in Wahrheit keinerlei Änderung hervorbringt. Bei beiden Anordnungen hat man es mit einer gleichbeschaffenen Reihe abwechselnd homodromer und heterodromer Ströme zu thun. Für das Praeparat ist es gleichgültig, ob die homo- dromen Ströme bei der Stellung des Ankers im Azimuth 90°, die hetero- dromen bei der im Azimuth 270° entstehen, oder umgekehrt. Nach unseren Voraussetzungen erzeugen die homodromen und die hetero- dromen Ströme gleich starke negative Polarisation, und diese Polari- sationen, welche übrigens wegen der Kürze der Schläge wohl keine grosse Höhe erreichen, heben einander auf. Ausser der relativ negativen Polarisation erzeugen aber die homodromen Ströme absolut und relativ positive Polarisation, die heterodromen, wiederum nach unseren Vor- aussetzungen, keine oder nur spurweise relativ positive, absolut negative Polarisation, so dass die absolut positive Polarisation durch die homo- dromen Ströme fast oder ganz rein, unter günstigen Umständen mit grosser Kraft zum Vorschein kommt. Nur worauf das schnellere Sinken der homodromen Polarisation nach längerem Tetanisiren mit congruenten Wechselströmen beruht, bleibt im Dunkeln. 704 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. Juli. S. IV. Es wird versucht, die negative Polarisation durch die ausgesonderten Schliessungsschläge eines Induetoriums mit der durch die ausgesonderten Offmeumgsschläge zu vergleichen. Um über die secundär-elektromotorischen Erscheinungen am elektrischen Organ bei ungleichem Verlauf der Wechselströme etwas sicherer urtheilen zu können, wäre es zweckmässig, zuerst noch die Frage zu beantworten, welche Ströme bei gleicher darin sich ab- gleichender Elektrieitätsmenge stärker negativ polarisiren, die längeren schwächeren Schliessungs- oder die kürzeren stärkeren Öffnungsschläge. Dies müsste sich dadurch entscheiden lassen, dass man ein Organ- praeparat in heterodromer Richtung abwechselnd der ausgesonderten Reihe der Schliessungs- und der der Öffnungsschläge des Induetoriums aussetzte. Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich, dass ich, bei meinen Versuchen über innere Polarisation feuchter poröser Leiter überhaupt, diesen scheinbar so, einfachen und doch so lehrreichen Versuch anzu- stellen versäumt hatte, daher ich beschloss, jetzt zugleich diese Lücke auszufüllen. Mit Hülfe von Dovr’s Disjunetor schien dies leicht ausführbar. Dieser Apparat, der nach seinem Tode gleichfalls in den Besitz des physiologischen Institutes überging,' besteht aus drei Paaren kupferner Räder auf gemeinschaftlicher gläserner Achse, um welche sie durch Drehung gegeneinander verstellbar sind. Die beiden Räder jeden Paares sind mit einander leitend verbunden; die drei Paare, welche A, B, C heissen mögen, durch die Achse von einander isolirt. Das eine Rad jeden Paares taucht mit verquicktem Rande stetig in eine Quecksilberrinne. Der Rand des anderen hat acht kupferne und acht gläserne Sectoren von gleicher Länge, und an seinem Umfange schleift eine kupferne Feder. Man lässt das eine Paar, A, den primären Kreis schliessen und unterbrechen. Indem man eines der anderen Paare, etwa DB, in den seeundären Kreis schaltet und es um eine halbe Seetorbreite so gegen A verstellt, dass seine Feder auf Glas steht, wenn die von A auf Glas geräth, wird nur die Reihe der Schliessungsschläge durchgelassen. Verstellt man auch (' gegen A um eine halbe Seetorbreite, jedoch so, dass seine Feder auf Glas steht, wenn die von A auf Metall geräth, so wird nur die Reihe der Öffnungsschläge durchgelassen. Man kann aber dasselbe noch einfacher erreichen, indem man ausser dem Paare A ! Ich hatte schon früher einmal durch Dove’s Güte zu ähnlichem Zweck mit demselben Apparat gearbeitet. Untersuchungen über thierische Elektrieität. Bd. I. Abth.ı. 1849. S. 405. EEE EEE E. pu Boıs-Reymono: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 705 nur ein zweites Paar, B oder (C, anwendet, und das eine Mal die Räder in dem einen, das andere Mal in dem anderen Sinne sich drehen lässt. In meinen Versuchen wurde die Drehung zunächst wieder durch den Wassermotor bewirkt, dessen Wirtel mit einer Schnurscheibe an der Disjunetor-Achse verbunden war. Der Wechsel im Sinne der Drehung wurde dadurch hervorgebracht, dass der Schnurlauf das eine Mal ungekreuzt, das andere gekreuzt verlief. Die Entfernung des Disjunetors vom Wassermotor war so gross gewählt, dass durch die Kreuzung der Pese kein merklicher Unterschied ihrer Spannung ent- stand. Die Zahl der Schläge betrug 44 in der Secunde. Die Aussonderung der einen und der anderen Reihe von Schlägen geschieht freilich nur mit der Sicherheit, mit welcher auf stetige Be- rührung schleifender Federn zu rechnen ist. Doch schien diese Stetig- keit in genügendem Maasse vorhanden zu sein. Denn als ich bei ausgeschlossenen Öffnungsschlägen mich mit Handhaben in den Kreis der seceundären Rolle schaltete, welche der primären bis auf ein oder zwei Centimeter genähert war, hatte ich eine ganz gleichmässige Em- pfindung, da doch, wenn die den primären Kreis schliessende Feder gehüpft hätte, mir jede Öffnung als heftiger Schlag bemerklich ge- worden wäre. Mit diesen Mitteln hoffte ich nun, wie gesagt, leicht zu erfahren, wie die innere Polarisation feuchter poröser Körper, und die zunächst mit ihr vergleichbare negative Polarisation des elektrischen Organs, weiterhin vielleicht der Muskeln und Nerven, bei beständiger Elek- trieitätsmenge von der Abgleichungszeit abhängt. Die Polarisations- wippe wurde in den secundären Kreis geschaltet, und die Reihe der Schläge 5” lang dem Polarisationsobjeet durch die mit Thonschilden versehenen gewöhnlichen Zuleitungsgefässe zugeführt. Als Polarisations- objeete sollten dienen balkenförmige Fliesspapierbäusche, Weissbuchen- holz, Bimsstein, Dachziegel von den üblicheır Dimensionen, d. h. 50"" lang und von einem Quadrateentimeter Querschnitt; das Fliesspapier war mit destillirtem Wasser getränkt, Holz. Bimsstein und Ziegel bis zum Untersinken darin gesotten.‘ In demselben, bezüglich der In- duction secundären, der Polarisation primären Kreise befand sich wie Abstand vom mm gewöhnlich die Bussole (P), mit 53 Windungen in 20 Spiegel. Ein zweites Paar Zuleitungsgefässe mit Keilbäuschen, deren mit physiologischem Thon verwahrte Schneiden dem Polarisationsobjeet anlagen, stellte, gleichfalls in gewohnter Weise, die Enden der Bus- sole (5) vor. ! Vergl. Untersuchungen über thierische Elektrieität. Bd. Il. Abth. II. S. 430 ff. 706 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. Juli. Im ersten Anlauf schienen die Schliessungsschläge an negativ polarisirender Wirkung «die Öffnungsschläge zu übertreffen. Doch stellte sich alsbald heraus, dass darauf nichts zu geben war. Bei richtigem Gange der Versuche hätte nämlich an der Bussole (P) die Ablenkung dureh die Schliessungsschläge der durch die Öffnungsschläge merklich gleich sein müssen. Es zeigte sich aber, dass stets die Schliessungs- schläge bei weitem stärkere Ablenkungen erzeugten. Da ich mich zuerst gewöhnlicher Sehlitteninduetorien bediente, an deren secundären Rollen keine besonderen Maassregeln zur Isolirung der Windungen von ein- ander getroffen sind, fasste ich den Verdacht, dass sich im Inneren der Rollen ein Funkencanal gebildet habe, in welchem bei der Öffnungsinduetion die hochgespannte Elektrieität überspränge, anstatt den Weg dureh das Polarisationsobjeet und die Bussole (P) einzu- schlagen. Um unter einfacheren Verhältnissen zu arbeiten, liess ich das Polarisationsobjeet und die damit in Verbindung stehenden Zu- leitungsgefässe fort, und ersetzte sie durch eine oder zwei Widerstands- rollen aus einem Stöpselrheostat, welche einen Widerstand von beziehlich 60 und ı20 S. E. darboten. An Stelle der gewöhnlichen Inductorien nahm ich ein Runnkorrr’'sches Induetorium von Sıemens und Harske, und da dessen Schläge, auch mit nur zwei Bunsen’schen Chromsäure- Elementen im primären Kreise, den Bussolen Gefahr zu drohen schienen, zog ich die primäre Rolle aus der secundären zum Theil heraus, so dass ich die Wirkung abstufte, wie am Sehlitteninduetorium. Im Inneren der seeundären Rolle sprangen an diesem Apparat sicher keine Funken mehr über; bei der Länge der Leitung, welche noth- wendig war, damit die Fernwirkungen des Induetoriums auf die Bus- solen verschwänden, war es dagegen sehr schwer, allen Funken und Seitenentladungen ein Ende zu machen. Nachdem alle Leitungen aus diek mit Guttapereha überzogenem Draht hergestellt waren, schien dies in befriedigendem Maass erreicht zu sein. Es zeigte sich aber auch hier, dass die Öffnungsschläge an Bussole (P) viel schwächer ausfielen als die Schliessungsschläge, und zwar war der Unterschied um so grösser, je tiefer die primäre Rolle in die seeundäre geschoben wurde; ja bei einer gewissen Stärke der Induetion wurde sie Null, und darüber hinaus kehrte sie sich um, so dass die Öffnungsschläge den Spiegel in derselben Richtung ablenkten, wie die Schliessungs- schläge, nur viel schwächer und sehr unregelmässig. Nun argwöhnte ich, dass in der Bussolrolle selber Funken über- sprangen, obsehon ich nicht verstand, wie dabei verkehrte Ablenkungen stattfinden konnten. Um indess ganz sicher zu gehen, ersetzte ich die gewöhnliche Thermorolle der Bussole durch eine solche, welche aus mit Guttapercha bekleidetem Drahte gewickelt war, aber der Er- — E. pu Bors-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 707 folg blieb der nämliche: nach wie vor erzeugten die ausgesonderten Öffnungsschläge eine verschwindend kleine Ablenkung im Vergleich zu der durch die Schliessungsschläge, und bei grösserer Stärke der Induetion kehrte sich erstere Ablenkung um, d. h. die Öffnungs- schläge wirkten scheinbar im selben Sinne wie die Schliessungsschläge. Dass die Öffnungsinduetion dabei in voller Stärke vor sich ging, bewiesen die Funken in jeder irgendwo angebrachten Unterbrechung, und die Seitenentladungen, wenn einem entblössten Theile der Leitung Gelegenheit dazu geboten wurde. Einzelne Schliessungs- und Öffnungsschläge, bei stillstehendem Disjunetor mittels eines Schlüssels im primären Kreise erzeugt, be- wirkten ganz regelmässige Ausschläge von gleicher Grösse zu beiden Seiten des Nullpunktes, und was das Merkwürdigste war, als statt des Disjunetors der Waener’sche Hammer oder der Fovcaurr'sche Quecksilber-Unterbrecher in den primären Kreis gebracht wurden, hielten sich die Schliessungs- und Öffnungsschläge das Gleichgewicht so vollkommen, wie nur zu erwarten war. Da man dabei den Spiegel im Takte der Unterbrechungen zittern sah, entstand die Vermuthung, dass das Verschwinden der durch die Öffnungsschläge auf den Spiegel erzeugten Wirkung an die grössere Zahl der Unterbrechungen geknüpft sei, welche am Disjunetor bei seiner Drehung dureh den Wassermotor geschahen. Ich liess deshalb einen Gehülfen den Disjunetor erst langsam, dann schneller und schneller mittels der daran befindlichen Sehnurscheibe drehen, wobei sich heraus- stellte, dass in der That bei langsamem Drehen die Öffnungsschläge noch regelmässig wirkten, bei schnellerem Drehen aber schwächer und schwächer, bis ihre Wirkung sich umkehrte. Wurde solche Einrichtung getroffen, dass beide Schläge durchgingen, so überwogen stets die Sehliessungsschläge, um so stärker, je schneller gedreht wurde. Jetzt war nur noch die Frage, ob die am Disjunctor bei grosser Umdrehungsgeschwindigkeit hervortretende Unregelmässigkeit dieser Vor- richtung eigen sei, oder bei rascherer Aufeinanderfolge von Schliessung und Öffnung, als der Wasser’sche Hammer oder der Fovcaurr’sche Unterbrecher sie gestatten, auch sonst sich zeigen würde. Ich brachte in den primären Kreis des Runmkorrr’schen Induetoriums die Unter- brechungsfeder eines gewöhnlichen Schlittenapparates, welche nach 300 mal in einer älteren Bestimmung von Hrn. vox HeLmnoLtz 150 der Secunde den Kreis öffnet, und ferner eine auf Ut, abgestimmte Unterbrechungs-Stimmgabel von Köxıe in Paris, welche also 256 ein- fache Schwingungen in der Secunde vollzieht, oder 128 mal den Kreis öffnet. Allein auch mit diesen Hülfsmitteln erhielt ich, so gut wie mit dem Wasner’schen Hammer und mit dem Foucaurr'schen Unter- Sitzungsberichte 1885. 64 708 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. brecher, regelmässige Wirkungen, obschon die Aufeinanderfolge der Schliessungs- und Öffnungsschläge eine viel schnellere war, als am Disjunetor, der höchstens 45 Öffnungsschläge in der Secunde lieferte (s. oben S. 705). Damit war ausgemacht, dass in Folge eines unerklärlichen Um- standes der Disjunetor über eine gewisse, schwer zu bestimmende und innezuhaltende Geschwindigkeit hinaus nicht vermag Reihen ausge- sonderter Schliessungs- und Öffnungsschläge zu liefern, in denen dieselbe Elektrieitätsmenge sich abgleicht. Die nächste Aufgabe wäre, jenem Umstande weiter nachzuspüren und herauszubringen, was aus den grossen, in den Öffnungsschlägen des Induetoriums unter hoher Spannung fortgetriebenen Elektrieitätsmengen werde, welche hier spur- los zu verschwinden scheinen. Diese Ermittelung ist unentbehrlich, um für Theorie und Ausführung eines so wichtigen Apparates wie der Disjunctor die Grundlage zu gewinnen, weshalb ich auch glaubte, diese Versuchsreihe, trotz ihres unerfreulichen Ergebnisses, nicht vor- enthalten zu sollen. Man frägt vielleicht, warum ich, nach unverrichteter Sache am Disjunetor, nicht versuchte, die negative Polarisation durch einen einzigen Schliessungs- und Öffnungsschlag zu vergleichen, wie sie nach Obigem und nach sonstigen Erfahrungen ja gut zu erhalten sind. Natürlich liegt dies nahe, und ich behalte mir vor auf diesen Plan zurückzukommen. Es wird aber gar nicht leicht zu bewerkstelligen sein, dass in beiden Fällen der Bussolkreis dieselbe Zeit nach dem polarisirenden Schlage geschlossen wird. Auch mit langsam gedrehtem Disjunetor müsste zuletzt das Ziel zu erreichen sein, freilich nicht ohne weitere Vorkehrungen, um die Zahl der das Polarisationsobjeet treffenden Schläge zu regeln, und ausserdem, wie im Fall der einzelnen Schläge, gleichmässige Schliessung des Bussolkreises nach dem letzten Schlage zu bewirken. Dies Alles erfordert eine besondere Untersuchung, zu der mir augenblicklich die Musse fehlt. Was die Frage betrifft, wie die negative Polarisation im elektrischen Organe sich bei Schliessungs- und Öffnungschlägen gestalte, so müssen wir uns vorläufig mit der einfachsten Annahme begnügen, dass sie der Elektrieitätsmenge pro- portional, also bei beiden Schlägen die nämliche sei. E. vu Boıs-Reysiono: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 709 $. V. Fortgesetzte Erörterung der Ergebnisse über Polarisation des Organes durch Wechselströme. Unter der zuletzt ausgesprochenen Voraussetzung im Verein mit der unzweifelhaften Thatsache, dass bei homodromer Richtung kurze starke Stromstösse stärkere absolut und relativ positive Polarisation erzeugen, als längere schwächere Ströme, lässt sich auch der Erfolg beim Polarisiren des Organs durch Wechselströme von Induetorien leicht erklären. Dann heben sich nämlich auch hier, wie bei den eongruenten Wechselströmen der Saxrov'schen Maschine, die relativ negativen Polarisationen in beiden Riehtungen auf; da die heterodromen Schläge keine oder nur verschwindende relativ positive Polarisation erzeugen, bleiben nur die homodromen absolut positiven Polarisationen übrig, und diese fallen stärker aus bei homodromen starken kurzen als bei ebenso gerichteten schwachen langen Schlägen. Kine andere Frage ist es, wie viel diese Versuche zur Entscheidung beigetragen haben, ob die homodrome absolut positive Polarisation nur Nachwirkung eines Schlages, oder eine selbständige Erscheinung sei. So wie ich es mir gedacht hatte, ist diese Entscheidung nicht herbeigeführt. Ich hatte übersehen, dass zwar die relativ negativen Polarisationen durch beide Ströme einander aufheben können, nicht aber, nach meiner eigenen Annahme, die relativ positiven, da, wenn es überhaupt dergleichen im Organ giebt, der heterodrome Strom sie nicht oder nur spurweise erzeugt. Es war also ein Fehlschluss, wenn ich darauf rechnete, dass das Tetanisiren an sich keine Polarisation hinterlassen würde, so dass eine dadurch erzeugte absolut positive Wirkung nunmehr ohne Weiteres als Nachwirkung von Schlägen auf- zufassen sein würde. Wenn die beobachteten Erfolge für unsere Frage etwas bedeuten, sprechen sie eher im entgegengesetzten Sinne. Nach der Polarisationstheorie, um mich kurz so auszudrücken, lassen sich die Erscheinungen, wie man sah, unschwer deuten; bei der Nach- wirkungstheorie weiss man nicht recht, woher bei heterodromer Richtung der stärkeren kürzeren Schläge die schwache absolut positive Polari- sation rühre. Denn es ist schwer sich vorzustellen, dass, wenn ein- mal ein Schlag ausgelöst wird, er nicht unabhängig von der Stärke der Reizung sollte die Höhe erreichen, welche der Leistungsfähigkeit des Organes entspricht; und eben so wenig wahrscheinlich scheint es, dass die negative Polarisation durch kurze schnelle Schläge die durch lange schwache übertreffen solle. Nach Analogie der Polarisation metallischer Elektroden wäre eher das Gegentheil zu erwarten. Dies ist der Punkt, in welchem uns der im vorigen Paragraphen vergeb- lich erstrebte erfahrungsmässige Anhalt fehlt. 64 * 710 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. $. VI. Vergebliche Versuche, durch heterodrome Ströme relativ positive Polarisation zu erzeugen. Bei dem Erwägen dieser Verhältnisse fiel mir auf, dass ich einen Versuchsweg, wenn auch nicht unbetreten gelassen, doch noch nicht bis zur letzten Grenze verfolgt hatte, welcher möglicherweise hier zum Ziele führen könnte. Wir haben nämlich wohl als Erfahrungs- satz hingestellt, dass in den Versuchen mit Säulenströmen am Zitter- wels, Zitteraal und Zitterrochen noch nie relativ positive Polarisation durch den heterodromen Strom gesehen wurde, aber ausdrücklich auf deren Wahrnehmung gerichtete Versuche bisher nicht unternommen. Diese müssten sich vorsetzen, die Organpraeparate mit möglichst starken und zugleich flüchtigen heterodromen Schlägen zu treffen. Gelänge es, in dieser Art relativ positive, absolut negative Polarisation zu beobachten, so wäre an deren Dasein wohl nieht mehr zu zweifeln, da man nicht füglich Umkehr der Schlagrichtung des Organs an- nehmen wird. Zunächst blieb ich noch bei kurz geschlossenen galvanischen Strömen. Ich hatte zwar schon früher (I. S. 240, Reihe ı9 und 20) vergeblich den Strom von fünfzig Grove kurze Zeit durch Organ- praeparate gesandt: vielmehr hatte sich bei homodromer Richtung öfter ein negativer Vorschlag blicken lassen, bei welchem es schwer war sich etwas zu denken. Die Schliessungszeit betrug 00629; ich wählte jetzt eine zwanzigmal kürzere. 4. Torp. — Frisch. — OS + 0.0078 SZ 0”o03135 Pa re nen P TBan RE 2 | 213205 y 15 Der Misserfolg konnte nicht deutlicher sein. Jetzt setzte ich meine Hoffnung auf Induetionsschläge. Die oben angewendete Saxron sche Maschine bot gute Gelegenheit zu solchen Versuchen. Sie besitzt ein Paar an den angeführten Stellen beschriebener Ypsilonförmiger Federn, welche die Wechselströme der Maschine in gleichgerichtete verwandeln, so dass mit diesen Federn bei sieben Umdrehungen in der Seeunde vierzehn Extraströme sich in derselben Richtung folgten. Während die Maschine im Gange war, wurde deren Kreis kürzere oder längere Zeit — 0/o31, 0'008, 17024 durch das Organpraeparat geschlossen. Bei nur o’o3ı Schliessungs- zeit hing es vom Zufall ab, ob gerade ein Extrastrom in diesen Zeit- 'aum fiel, bei 0”098 musste dies schon sicher der Fall sein, und es konnten zwei Ströme zur Wirkung gelangen. Die Versuche wurden E. vu Bors-Revmonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilune. 711 in diesem Winter an dem fünften und sechsten Fisch angestellt, an jenem am zweiten Tage, an diesem in vergleichsweise frischem Zustande. Die Organpraeparate zeigten zwischen Bauch- und Rückenhaut meist verkehrten Organstrom; sie stammten von denselben Organen wie die Praeparate, deren eine Hälfte negativ, die andere positiv wirkte (s. oben S. 696. 697). Der Erfolg der Versuche war wenig befriedigend. Bei der ganz kurzen Schliessung blieb, wie zu erwarten, öfter jede Wirkung aus. Bei homodromer Richtung der Ströme zeigte sich schwache absolut und relativ positive, bei heterodromer meist sehr viel stärkere absolut positive, relativ negative Polarisation. Beispiel: 6. Torp. — Frisch. — OS — 0.0027. — 2’Per. SZ o’’o3ı SZ 17024 \—220 4 +18 ) — 210 4 +60 || "430 AP; +10 |) — 205. Der primäre Strom wurde nicht beobachtet. Der Saxron’schen Maschine liess ich ein Schlitteninduetorium grösserer Art folgen, in dessen primärem Kreise sich eine Säule aus zwei grossen Buxsen’schen Chromsäure-Elementen befand. Die Feder des Wacner’schen Hammers war entfernt; an seine Stelle trat der oben beschriebene Disjunetor, der so eingerichtet war, dass er nur die Öffnungsschläge hindurchliess, deren aber 37 in der Secunde lieferte, von welchen also die Wippe in 0o’o3ı einen oder zwei auffing. So- viel sich nach der Spannung im secundären Kreis urtheilen liess, über- trafen die einzelnen Schläge bei weitem die der Saxrox’schen Maschine. Der Erfolg war im Wesentlichen derselbe, es erschien keine relativ positive heterodrome Polarisation. 6. Torp. — Frisch. — OS + 0.0065. SZ 0/’003 1 y —5oo+x; — 370 4 + 155; + 355. Im letzten Falle sind vermuthlich zwei Schläge durchgegangen. Von den oben in $. IV beschriebenen Störungen beim Gebrauch des nur auf Öffnungschläge eingerichteten Disjunctors bemerkte ich bei diesen Ver- suchen, welche vor jenen angestellt wurden, noch nichts. Auf alle Fälle würden sie den hier erhaltenen verneinenden Erfolg nicht er- klären. Auch mit dieser Abweisung wollte ich mich nicht zufrieden geben, sondern ich beschloss, jetzt noch die Wirkung eines einzigen Öffnungs- schlages des ungeschwächten Runnkorrr’schen Inductoriums zu prüfen. Die Polarisationswippe konnte dazu nicht dienen, vielmehr musste eine eigene Wippe gebaut werden, welche gestattete, unmittelbar nach Öffnung des primären Kreises und des Hindurchganges des Schlages durch das Organpraeparat auch den secundären Kreis zu öffnen, welcher 712 Sitzung der physikalisch-mathemarischen Classe vom 16. Juli. eine Nebenschliessung zum Bussolkreise dargestellt hätte, und letzteren zu schliessen. Wegen der Seitenentladungen. welche bei der gewöhn- liehen Anordnung sich von den dem Praeparat anliegenden Keilbäuschen über die Zuleitungsgefässe und weiterhin verbreitet und möglicherweise störende Polarisationen hinterlassen hätten, wagte ich auch nicht, die Sehliessung «des Bussolkreises an zwei zwischen den Zuleitungsgefässen und der Bussole gelegenen Stellen des Bussolkreises vorzunehmen, sondern traf solche Anordnung, dass durch dieselbe Bewegung, welche erst den primären, dann den secundären Kreis öffnete, die Thonspitzen zweier mit der Bussole verbundenen unpolarisirbaren Leitungsröhren dem Praeparat zur Aufnahme des Polarisationsstromes angelegt wurden. Auf eine in Holzlagern wagerecht drehbare gläserne Achse sind aufgesteckt vier Korke. Kork J trägt einen kupfernen Bügel, der bei der Ausgangsstellung der Wippe durch Eintauchen in zwei Queck- silbernäpfe den primären Kreis des Induetoriums schliesst, in welchem (drei grosse Buxsen’sche Elemente thätig sind. Die Korke II und III tragen jeder eine unpolarisirbare Leitungsröhre, deren Thonspitze zu- nächst noch über dem Organpraeparate in der Luft schwebt. Kork IV trägt wieder einen kupfernen Haken, dessen eines Ende in einen Queck- silbernapf als eines Ende der secundären Rolle taucht, während sein anderes Ende mit dem anderen Ende der Rolle dauernd, aber beweg- lich verknüpft ist. Bei Drehung der gläsernen Achse aus der Aus- gangsstellung öffnet sich der primäre Kreis, während der secundäre noch geschlossen ist. Der Schlag durchfährt das Praeparat, welchem er dureh verquiekte Zinkplatten in Zinksulphatlösung, und dureh mit Thon- schilden verwahrte Zinkbäusche zugeführt wird. Unmittelbar darauf öffnet sich auch dieser Kreis, und wieder unmittelbar darauf treffen die Thonspitzen das Praeparat. An der ränderirten Ilolzscheibe, die zum Drehen der Achse dient, sind zwei Anschläge angebracht, deren einer die Ausgangsstellung, der andere die Stellung der Wippe be- stimmt, bei welcher die Thonspitzen gerade das Praeparat berühren. Natürlich überzeugte ich mich vorher an einem 'Thonphantom an Stelle des Praeparates, dass der Durchgang des Schlages keine merkliche Wirkung auf die Bussole übte; nur eine Spur negativer Polarisation im Thone gab sich zu erkennen. Sodann compensirte ich den beim Anlegen der Spitzen an das wirkliche Praeparat etwa hervortretenden Organstrom, so «dass beim Wiederanlegen der Spitzen, nachdem sie abgehoben gewesen waren, keine in Betracht kommende Ablenkung erfolgte. Die Funken im primären Kreise wurden durch den Fızeau’schen Condensator vermindert. Die Leitung von der secundären Rolle aus war wieder durchweg mit Guttapercha-Drähten hergestellt. An der Bussole (S) befanden sich 5000 Windungen auf Null. E. nu Boıs-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilune. 713 Trotz den Gefahren, welche so gewaltige Elektrieitätsbewegungen in der Nähe einer empfindlichen Bussole mit sich brachten, ging der Versuch ohne jede Störung vor sich. Er wurde zuerst an der seit dem Oetober im Aquarium gehaltenen Torpedo angestellt. Sie schlug nur auf heftige Reizung. Die Praeparate zeigten aber noch ange- messenen Organstrom. Der Erfolge des Versuches war abermals verneinend. Es gelang nicht, durch den heterodromen Öffnungsschlag des Induetoriums relativ positive Polarisation zu erhalten, sondern die beobachtete Polarisation war relativ negativ, absolut positiv. Da aber auch der homodrome Schlag meist relativ negative, nur schwächere Polarisation gab, so war es klar, dass die Leistungsfähigkeit des Organs für den Zweck nicht genügte, und dass der Versuch an einem frischen Fisch wiederholt werden musste. Dies geschah denn auch vor Kurzem an der erst in diesem Früh- Jahr angelangten achten Torpedo, welche sieh in verhältnissmässig gutem Zustande befand. Allein der Erfolg blieb im Wesentlichen derselbe. Der homodrome Schlag erzeugte jetzt absolut und relativ positive Polarisation weit über die Grenzen der Scale hinaus, und der heterodrome gleichfalls über deren Grenzen hinausreichende absolut positive, relativ negative Polarisation: auch hinterblieben sehr allmäh- lich schwindende Wirkungen in demselben Sinne. In dem Maasse, wie bei öfterer Wiederholung des Versuches die Leistungsfähigkeit sank, verminderte sich die Heftigkeit der Erscheinungen, und es kam zum gewohnten Bilde absolut und relativ positiver Ausschläge durch die homodromen , relativ negativer, absolut positiver Ausschläge durch die heterodromen Induetionsströme. Beispielsweise erhielt ich mit 5000 Windungen in 20”"” Abstand: 54 +36, 571 +13. Aber nie erzeugten die heterodromen Schläge relativ positive Polari- sation. Es war immer noch die Möglichkeit da, dass letztere, obschon vorhanden, dureh relativ negative Polarisation verdeckt werde. Ob- sehon die Öffnungsschläge des Induetoriums, bei Anwendung des Condensators, nur von sehr kurzer Dauer sind, wollte ich doch, um Nichts unversucht gelassen zu haben, auch noch Entladungsschläge der Leidener Flasche anwenden. Dazu diente dieselbe Wippe, wie für die Rummxorrr’schen Öffnungsschläge. In einer ersten Versuchs- reihe, an derselben siebenten Torpedo, die so lange aufbewahrt worden war, entlud Prof. Cueistranı die an «ler Horz’schen Maschine geladene Flasche durch das Praeparat, und ich brachte die Thon- spitzen in Berührung damit sobald ich den Funken gehört hatte. Die 714 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. Praeparate waren vielleicht zufällig besser als die den Induetionsschlägen ausgesetzt gewesenen; beispielsweise erhielten wir: 845 7A +, Doch war es klar, dass die Versuche an einem leistungsfähigeren Thiere wiederholt werden mussten. Natürlich geschah dies an der jüngst geopferten achten Torpedo zusammen mit dem erneuten Versuche am Inductorium. Diesmal war folgende Vorkehrung getroffen. Ein fünfter Kork am freien Ende der gläsernen Achse der Wippe trug einen rechtwinklig gebogenen starken Messingdraht, dessen einer Schenkel eine Verlängerung der Achse dar- stellte, und mit der einen verquickten Zinkplatte leitend und beweglich verbunden war, welche dem ÖOrganpraeparat den Schlag zuführen sollte. Der andere zur Achse senkrechte Schenkel endete in einen geschlossenen Ring. Die geladene Flasche wurde so gelagert, dass ihre äussere Belegung mit der anderen Zinkplatte leitend ver- bunden war. Durch Drehung der Achse zwischen den Anschlägen an der ränderirten Scheibe kam der Ring dem Knopfe der inneren Belegung so nahe, dass der Funke übersprang, und der Schlag das Praeparat durchfuhr, kurze Zeit ehe die Thonspitzen es erreichten. In dieser Reihe wurde die Leidener Flasche (von 565 Qudratcenti- metern Belegung) am Conductor einer gewöhnlichen Elektrisirmaschine geladen, was durch Regeln der Zahl der Umdrehungen der Scheibe eine grössere Gleichmässigkeit, und eine mehr sichere Abstufung der Ladung gewährte, als das Laden mit der Intluenzmaschine. Die Versuche gelangen ganz vorzüglich, ohne jedoch das gesuchte Ergebniss zu liefern. Zuerst lud ich die Flasche so stark wie möglich, mit fünfzig Umdrehungen der Scheibe, und die durch die Entladung erzeugten Polarisationen — absolut und relativ positiv durch den homodromen, absolut positiv und relativ negativ durch den hetero- dromen Schlag — erreichten eine unbeschreibliche Heftigkeit: es dauerte viele Minuten, bis das Ende der Scale wieder im Gesichtsfeld erschien. Ich ging dann aber allmählich bis auf fünf, ja zwei Umdrehungen, oder auch nur eine herunter, und immer noch erfolgten, durch die Jetzt vergleichsweise nur schwachen Schläge. die Polarisationen mit grosser Stärke und vollkommener Regelmässigkeit. Beispielsweise er- hielt ich mit fünf Umdrehungen: A +270 4) —47o A +ı125 |) —250. Von heterodromer positiver Polarisation war nichts zu sehen. Ich brauche nicht zu sagen, dass alle Vorkehrungen getroflen waren, um unmittelbare Wirkungen der Flaschenschläge auf die Bussole E. nu Bors-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 715 auszuschliessen, und dass ein Thonphantom an Stelle des Praeparates höchstens eine verschwindende Spur negativer Polarisation zeigte. Weiter bin ich hier nicht gegangen, und glaube auch nicht, dass auf diesem Wege noch ein anderes Ergebniss zu erreichen sei. Wir werden aber unten ($. XV) einen, leider bisher nur einmal geglückten Versuch kennen lernen, in welchem der heterodrome Strom doch wirklich relativ positive, absolut negative Polarisation geliefert hat. $. VII. Die scheinbare Irreprocität der Leitung im elektrischen Organ wächst mit der Stromdichte. In der Ersten Mittheilung schloss ich die Erörterung über die Natur der homodromen, absolut und relativ positiven Polarisation mit den Worten: »Noch eine Versuchsweise liegt sehr nahe, welche unter gewissen Bedingungen hier zum Ziele führen könnte: man braucht nur zu beobachten, ob auch bei längerer Schliessungszeit der homodrome Strom seine Überlegenheit bewahrt. Ist dies der Fall, so kann die positive Polarisation nicht einerlei mit dem Schlage sein, denn dieser kann bei längerem Hindurchgang eines beständigen Stromes durch das Organ doch nur im Augenblick der Schliessung« — vielleicht auch der Öffnung — »sich zum Säulenstrom hinzufügen. Ich habe nun in der That auch bei ı”, 5”, ja 20” Schliessungszeit jene Überlegenheit noch gesehen (Reihe 8, 15, 16, 25); allein die Ver- suche dieser Art werden erst dann beweiskräftig. wenn die Hypothese von einem irreciproken Widerstande des Organes völlig beseitigt ist« 1. 'S. 228. 229): Dass man auch bei noch viel längerer Schliessung den homo- dromen Strom überwiegen sieht, ist ausser Frage. Der Erfolg wird dadurch getrübt, dass einerseits das Praeparat durch Erwärmung besser leitend wird, andererseits die negative Polarisation den Strom schwächt; doch erhält man auch bei minutenlangem Schliessen der Ströme mit der Hand Reihen, in welchen die Überlegenheit des homodromen Stromes durch alle Hindernisse hindurch, wenn gleich nur schwach, immer noch deutlich sich ausspricht. Solche Reihen werden später mitgetheilt werden (s. unten $. XI). In diesem Sinne sprechen auch Dr. Sacns’ Beobachtungen am Zitteraal-Organ.' So lagert sich uns die Frage, ob das Organ wirklich oder nur scheinbar irreciprok leite, hier quer in den Weg, und wir müssen vor allen Dingen suchen, über diesen Punkt in’s Klare zu kommen. ! Untersuchungen u. s. w. 8. 218; — 1. S. 224. 716 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. Juli. Das Erste, was sich darbietet, ist die sehr auffällige Abhängig- keit der Erschemung von der Stromdichte, wie sie beispielsweise in folgendem Versuche sich zeigt. Ich sandte die Öffnungsschläge des Schlitteninduetoriums, dessen primäre Rolle mit Stäben gefüllt war, von Hautfläche zu Hautfläche durch das Praeparat, welches in gewohnter Art auf der dreieckigen Platte zwischen den Thonschilden der Zuleitungsgefässe ruhte. In demselben Kreise befand sich die Bussole. Die Schläge, durch Öffnen des Quecksilberschlüssels erzeugt, trafen, durch eine Ponz’sche Wippe umgekehrt, das Praeparat abwechselnd in homodromer und hetero- dromer Richtung. RA in folgender Tabelle ist der Abstand der seeundären von der primären Rolle; die Zahlen sind die Ausschläge an der Bussole, deren Gewinde bei der sehr verschiedenen Stärke der Schläge in verschiedene Entfernung vom Spiegel gebracht werden musste, redueirt auf 5000 Windungen in 20”" Abstand. 5. Torp. — Frisch. — OS + 0.0031. RA= o r 501 y 215 N 501 \ 215 1 453 ) 215 1477 \ 191 RA=ıom \ 25 1} 28 + 27 N 28 Y 27 \ 27 RA= ı5 m N Zack ae ae RA= 0 Mass y 27 Im Mittel der gleichbedeutenden Zahlen verhalten sich die hetero- dromen zu den homodromen. Ablenkungen Für HRAT— NONE 970. ATOM ZART m 21105:7702/0:32, 2327780,02-2:31(0. 0, OBER DE 7 5 7 21700% 100.0. Es kann danach kein Zweifel sein, dass erstens die Erscheinung für die angewendeten Mittel erst bemerkbar wird, wenn die Stromstärke eine gewisse Schwelle überschreitet, und dass zweitens die Irreproeität mit der Stromstärke wächst. Indem man den Versuch mit Praeparaten von verschiedenem Querschnitt anstellt, überzeugt man sich, dass es sich dabei nicht um die Stromstärke, sondern, wie zu erwarten war, um die Stromdichte handelt. Drittens geht aus den obigen Zahlen auch schon hervor, dass innerhalb des davon umfassten Bereiches die Irreproeität langsamer wächst als die Stromdichte. Nimmt man, was später gerechtfertigt werden wird (s. unten $. XIII), als Maass der Irre- proeität den Unterschied der homodromen und der heterodromen Strom- stärke bei gleichem Querschnitt, dividirt durch die homodrome Strom- stärke, so findet man die Irreprocität E. pu Bors-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilune. 717 ber Too RA, — on 0.0481, 27.06 cm 264.7 4 » o Dr — — 0.5 9, 477.0 i statt = 0.8293, wie es sein müsste, wenn die Irreciprocität der Strom- diehte proportional wäre. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass die Irreeiprocität bezogen auf die Stromdichte sich asymptotisch einer festen Grenze nähern werde. $. VIH. Die schembare Irreprocität der Leitung im_ elektrischen Organ hat ihren Sitz in jeder Querscheibe des Praeparates und wächst nut der Länge der durchströmten Sänlenstrecke. Demnächst überzeugte ich mich, dass der Unterschied in der Stärke der Ströme nicht bloss sichtbar wird, wenn man sie von der einen mit Haut überzogenen Polfläche der Praeparate zur anderen führt, sondern auch zwischen beliebigen Punkten der Seitenflächen der Prae- parate, und zwar um so stärker, je weiter von einander entfernt die Punkte liegen. Wieder leitete ich die durch Öffnen des Queeksilberschlüssels erzeugten Öffnungsschläge des Sehlitteninduetoriums durch Praeparat und Bussole, doch wurde, dem Zweck des Versuches gemäss, das Praeparat diesmal nicht von Hautfläche zu Hauttläche durehströmt, sondern an der Seitenfläche mit den Thonspitzen der unpolarisirbaren Röhren zuleitend berührt, welche statt der Zuleitungsgefässe sich mit der Bussole im Kreise der secundären Rolle des Inductoriums befanden. Diese war ganz über die mit Stäben gefüllte primäre Rolle geschoben; an der Bussole befanden sich 5000 Windungen in 100"”” Abstand vom Spiegel. In Fig. 2 bedeuten die Bögen den durch seeundäre und Bussol-Rolle gebildeten Kreis. Fig. 2. Das Praeparat stammte von dem Tages zuvor getödteten fünften Fisch; die Organstromkraft betrug anfangs + 0.0072. Bei der Lage (1) der 'Thonspitzen erhielt ich | A N 42 yızı aa y 15% bei der (2) endlich bei der (3) 718 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli, Danach kann kein Zweifel sein, dass die irreciproke Leitung, was auch ihre Ursache sei, nichts mit der Haut zu thun habe, wie übrigens schon daraus folgte, dass ich sie zuerst an den Zitterwels-Praeparaten beobachtet hatte, wo die Haut nur Nebenschliessung bildete. Man könnte aber noch meinen, dass ihr Sitz oberflächlich sei, ‚lass sie auf einem nach Art des äusseren secundären Widerstandes nur an den Berührungsstellen der Thonspitzen mit den Seitenflächen des Praeparates sich entwickelnden Widerstande beruhe. Von vorn herein ist dies sehr unwahrscheinlich, da sie sichtlich mit der Strom- diehte, nieht der Stromstärke, wächst; da sie schon bei so flüchtigen Schlägen bemerkt wird, wie die Öffnungsschläge der Induetorien; da die Dazwischenkunft der Haut an ihrer Erscheinungsweise nichts ändert: endlich da, wenn eine der Spitzen, die positive oder die negative, Sitz eines besonderen Widerstandes wäre, dies ebenso gut bei homo- dromem, wie bei heterodromem Strome der Fall sein müsste. Jene Vorstellung wäre aber vollends unmöglich, wenn es sich zeigte, dass die Irreprocität mit der Länge der durehströmten Säulen- streeke wächst. Dies ist nun in der That der Fall. Die lange Organstrecke (4) gab nämlich die kurze (5) Nimmt man dazu die Zahlen der mittellangen Strecken (1, 2, 3), so findet man im Mittel aller zusammengehörigen Zahlen das Ver- hältniss des homodromen zum heterodromen Strom in der langen Strecke wie 100%.39.T, in der mittellangen wie 100:45.8, in der kurzen wie 100 : 78.4, also um so grösser, je länger die durchflossene Strecke. Die folgen- den Zahlen, welche eines der auffallendsten Beispiele von Irreeiproeität bieten, wurden am zweiten Tage an der siebenten Torpedo, bei kleinerem (nicht verzeichnetem) Abstand der Bussolrolle erhalten: Lange Strecke. 28 A 160 | | 217 1 | y 30 Kurze Strecke. A 176 | 155 it 176 \ 155 Lange Strecke. A | A 35 SE nluah j 105 1014 | 105 y 22. E. pu Boıs-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 719 Das Verhältniss der Stromstärken mit der langen Strecke ist wie 100:13.3, mit der kurzen wie 100 :88.1. Man könnte einwenden, dass die grössere Irreeiproeität bei grösserer Länge nur dadurch vorgetäuscht werde, dass alsdann das Praeparat einen grösseren Theil des Gesammtwiderstandes des Kreises ausmache. Der geringe Unterschied zwischen der homodromen Stromstärke bei langer und bei kurzer Strecke zeigt zwar schon, dass der Widerstand der Praeparate, unstreitig wegen desjenigen der T'honspitzen, keines- weges einen grossen Theil des Gesammtwiderstandes bildete. Doch wäre es zweckmässig, einen so wichtigen Punkt, wie das Wachsthum der Irreeiprocität mit der Länge der durchilossenen Strecke gegen jeden Zweifel zu sichern. Die Vorstellung, dass die Irreeiproeität der Leitung durch den (sesammtwiderstand des Kreises beeinflusst werde, setzt voraus, dass sie ausgedrückt werden könne durch einen additiven Term im Nenner der die heterodrome Stromstärke vorstellenden Oum’schen Formel. Dieser Term heisse der Irreciprocitäts-Term. Nach unseren Zahlen scheint er mit der Länge der durchtlossenen Strecke zu wachsen. Ist der hiergegen erhobene Einwand begründet, so müssen die Erschei- nungen mathematisch darstellbar sein, auch wenn der Term von der Länge der durchtlossenen Strecke unabhängig gesetzt wird. Zunächst entsteht hier die Frage wie die Abhängigkeit der Irre- eiprocität von der Stromdichte aufzufassen sei. Sicher lässt sich diese Frage nicht beantworten. Doch scheint das Richtigste, die Irreeiproeität mit der homodromen Stromdichte wachsen zu lassen, und zwar erlaubt uns der schon hervorgehobene geringe Unterschied der homodromen Stromstärken bei langer und bei kurzer Strecke den Irreciproeitäts- Term dieser Stromstärke ohne grossen Fehler einfach proportional zu setzen, anstatt ihn, dem Ergebniss des vorigen Para- graphen gemäss, langsamer als sie wachsen zu lassen. Alsdann können wir folgendermaassen weiter verfahren. An Stelle des In- duetionsschlages denken wir uns ein ihm gleichwerthiges Stück von der kleinen Dauer / aus einem beständigen Strom ausgeschnitten, dem die elektromotorische Kraft E zu Grunde liegt. Es seien sodann: R der Widerstand des die secundäre Rolle des Inductoriums und die Bussole enthaltenden Kreises von Thonspitze zu Thonspitze; co der specifische Wiederstand des der Länge nach durch- strömten Organs, abgesehen vom irreceiproken Widerstande, oder bei homodromem Strom; 720 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. Juli, / die Länge der langen, k die der kurzen Organstrecke; q der Querschnitt des Praeparates;' J,, I, die homodrome, I,. I, die heterodrome Stromstärke, beziehlich bei langer und bei kurzer Strecke; ol//q,ck/y die Widerstände beziehlich der langen und der kurzen Strecke bei homodromem Strome; endlich I,e/q, Jc/q, wo ce eine Constante, (die Irreeiprocitäts- Terme bezieh- lich für die lange und die kurze Strecke. Dann haben wir 1, — . ’ I, == un. ’ ine = I. — N 1 Et Et y= EN rl) ur re | q q Hier ist der irreeiproke Widerstand von den Dimensionen der durchtlossenen Strecke nur insofern abhängig gemacht, als die homo- drome Stromdichte, welcher der Irreeiproeitäts-Term proportional gesetzt ist, von jenen Dimensionen abhängt. Nach unseren Beobachtungen muss nun, abgesehen vom verschiedenen Zeichen von I und I, LE, Ta d. h. es muss / RI, WR REINER er 42 I en BER Ru u q q oder ((R + ko) L> (gR + lo) I..... (b) sein. Dies ist unmöglich, da für R — o oder mittlere Werthe von R die linke Seite Faetor für Factor die kleinere ist, und da, wenn man alle Widerstände gegen R verschwinden lässt, höchstens Gleichheit ' In der Ersten Mittheilung (S. 221— 223) setzten wir bei ähnlichen Betrachtungen den (Querschnitt = ı. Es würde die Ausdrücke vereinfachen und am Ergebniss nichts ändern, wenn wir auch hier so verführen, doch bleiben die Formeln durch- siehtiger, wenn der Querschnitt an gehöriger Stelle erscheint. Ubrigens vernachlässigen wir den Umstand, dass in unseren Versuchen der Strom nicht von Querschnitt zu Querschnitt, sondern von einer seitlich angelegten Tihonspitze zur anderen das Prae- parat durchdrang. u En “ E. vu Boıs-Revmoso: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 721 beider Seiten erreicht wird. Manu kommt folglich nicht aus mit einem von der Länge der durchtlossenen Streeke unabhängigen Irrecipro- eitäts- Term. Setzt man dagegen in (a) statt (/a + he)/g, (ko + I,c)/q be- : Ik ziehlich ee lg, \c+ - k/y, d. h. behandelt man den irre- DI: q ; eiproken Widerstand wie einen der Stromdichte proportionalen Zuwachs des speeifischen Widerstandes bei homodromem Strome, so erhält man statt (5) die Ungleichheit (gR+ko)Ih>(R+le)kl,..... (ce). Diese ist für R = o freilich auch noch unmöglich, da sie dann auf L> 1, sich redueirt. Für ein grosses R aber, wie das, mit welchem wir es zu thun haben, nähert sie sich der wirklich bestehenden Un- gleichheit /> %; und damit kann für bewiesen gelten, dass die Irre- proeität, alles Übrige gleichgesetzt, mit der Länge der durchflossenen Organstrecke wächst. S. IN. Durch Einführung eines additionellen Widerstandes lässt sich die Frage, ob der Anschein irreciproker Leitung im Organ anf Polarisation oder Leitung beruhe, micht entscheiden. Wir gingen im Vorigen von der Voraussetzung aus, dass die irreeiproke Leitung im Organ ausdrückbar sei durch einen additiven Term im Nenner der Onm’schen Formel für die heterodrome Strom- stärke. Dies Verfahren wird sich künftig rechtfertigen lassen, wie es sich auch soeben als für unseren Zweck tauglich erwies; für jetzt dürfen wir nicht vergessen, dass wir noch immer vor der Frage stehen, ob die. irreeiproke Leitung auf ungleichem Widerstand in beiden Riehtungen, oder auf Polarisation beruhe. Als der sicherste Weg, diese Frage zu beantworten, erscheint beim ersten Blick der schon in der früheren Mittheilung (S. 220) erwähnte Versuchsplan, im pri- mären Kreise einen so grossen Widerstand neben dem des Organ- praeparates einzuführen, dass letzterer dagegen verschwände. Wenn dann auch der Unterschied der beiden Ströme verschwände, während der der Polarisationen bestehen bliebe, wäre der Ursprung des Unter- schiedes aus verschiedenem Widerstande erwiesen. In einem Versuche der Art, den ich mit einem langen und engen Rohre voll physio- logischer Steinsalzlösung als additionellem Widerstand anstellte, ver- schwand in der 'That der Unterschied der Stromstärken in beiden Richtungen; da aber wegen gesunkener Leistungsfähigkeit auch der 722 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. Juli. der Polarisationsströme fehlte, konnte daraus kein sicherer Schluss gezogen werden. In den Versuchen des vorigen Paragraphen blieb die scheinbare Irreeiproeität der Leitung bestehen, obschon der Wider- stand des Praeparates gegen den des übrigen Kreises nur klein war. Indessen verschwand er doch nieht, und die Polarisation wurde nicht beobachtet, so dass man aus jenen Beobachtungen nicht etwa schliessen darf, dass die Irreciproeität auf Polarisation beruhe. Ich habe jetzt mehrere Versuche nach dem in Rede stehenden Plane mit scheinbar gutem Erfolge durchgeführt. Da Hydrowiderstände sieh schlecht abstufen und schätzen lassen, ersetzte ich das Rohr mit Steinsalzlösung durch zwei Stöpselrheostaten von Siemens und HaLskE, deren jeder einen Widerstand von 10000 S. E. besitzt, und deren Rollen induetionsfrei gewickelt sind, was möglicherweise hier nicht ohne Bedeutung war. Durch Schliessen und Öffnen eines zu den Rheostaten als Nebenschliessung angebrachten Vorreiberschlüssels wurde deren Widerstand nach Belieben ausgeschlossen oder eingeschaltet. Ich leitete die Versuche so, dass ich durch das Praeparat abwechselnd den Strom von wenigen Grove ohne den grossen additionellen Widerstand, und den von vielen Grove mit diesem Widerstand sandte, jedesmal wiederum abwechselnd in homodromer und heterodromer Richtung, wobei die Zahl der Grove und der additionelle Widerstand so gewählt wurden, dass der Strom ohne Widerstand den mit Widerstand nicht zu sehr übertraf. So entstanden Reihen wie folgende, in welchen die Notation jetzt keiner Erläuterung mehr bedarf. An der Bussole (P) befanden sich 50, an der (S) 5000 Windungen auf Null. L 2. Torp. — Frisch. — L 19" — 08 0.0128. — ı“Per. SZ 0''076.4 x: el us — 2104 120 xxx | +9 — 32 a ERDE Na Lu a ae ER In | 7 7 78 x 775 Ohne additionellen Widerstand. Mit Widerstand. gr ae y 118 | 146 | 118 | 149. Ohne Widerstand. N. Neues Praeparat. — OS 0.0224. — ı“Per. Dieselbe Schliessungszeit. wirt an xxx! +9| st +» A| we 187 y 146 | 184 148 Sen | 82 , 80 82 y 815 Ohne Widerstand. Mit Widerstand. it | —574 — | — 34 184 „ 156 188 ) 157.5. Ohne Widerstand. u u E. vu Boıs-Reymonp: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 123 Il. 7. Torp. — Zweiter Tag. — OS verkehrt, -- 0.0031. — ıPer. Dieselbe Schliessungszeit. Sta 1159| 6% xL 1 +3] a 77 B | 134 y 189 119 94 ’ 92 x 88 90.5 y 89-5 Ohne Widerstand. Mit Widerstand. 2 A (— Spur : = Sal 1 — 38 X zt 4 +7 J 105 1955 1045 Y 945: Ohne Widerstand. Diese Reihen erfüllen hinlänglich nahe die gestellte Bedingung. Trotz der reichlich fortbestehenden Polarisation, welche dem homo- dromen Strom zu gute kommt, dem heterodromen entgegentritt, ver- wischt der additionelle Widerstand fast vollständig den Unterschied der beiden Ströme. Danach scheint es bewiesen, dass die irreciproke Leitung auf Widerstand beruht. Leider zeigt nähere Betrachtung, dass auch diesmal die Anschauung nicht ausreichte, und dass aber- mals der Versuchsplan nicht vermag zwischen Polarisation und Wider- stand zu entscheiden. Wir nennen, wie zum Theil schon früher, / die Stärke des homodromen, ] des heterodromen Stromes; P die Constante, welche mit der Stromdichte multiplieirt, für die Einheit der Länge der durchflossenen Strecke, die elektro- motorische Kraft der homodromen absolut und relativ posi- tiven Polarisation misst; II die entsprechende Constante für die durch beide Ströme bewirkte relativ negative Polarisation; R den Widerstand des die Säule und die Bussole enthaltenden Kreises, ausschliesslich des Widerstandes der Säule selber; n die kleine, N die grosse Zahl von Grove’schen Elementen; r die elektromotorische Kraft, r den Widerstand des einzelnen Elementes; W den additionellen Widerstand; co den speeifischen Widerstand des Organs beim Durchströmen der Länge nach in beiden Richtungen; / die Länge der durchflossenen Strecke, d. h. hier, wenn wir den Widerstand der Haut mit zu AR rechnen, des Praepa- rates selber; endlich q dessen Querschnitt. Dann haben wir, bei kleiner Zahl der Grove und ohne additio- nellen Widerstand Sitzungsberichte 1885. 65 724 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 16. Juli. nG 1. u) = (a) Io nr + R-+ — nG — pa ee le ' Ic nr + R+ — 9 Wie schon in der Ersten Mittheilung, S. 221— 223, sind hier beide Polarisationen der Stromdichte proportional gesetzt. Selbstverständlich sind sie auch der Länge des Praeparates proportional. Mit der Aufstellung obiger Formeln ist nun die Frage, ob auf diesem Wege zwischen den beiden Möglichkeiten entschieden werden könne, schon verneint. Denn G. S. Onm selber hat vor mehr als fünfzig Jahren, als es sich um die ähnliche Frage nach dem Dasein eines Übergangswiderstandes neben der Polarisation der Elektroden handelte, darauf aufmerksam gemacht, dass in Ausdrücken wie (d) und (e) die Polarisation nur scheinbar anders eingehe als die Widerstände, dass sie also auch zu einem additionellen Widerstand in dieselbe Beziehung trete wie die constanten Widerstände, und von diesen durch Einführung eines additionellen Widerstandes nicht unter- schieden werden könne. In der That man findet nG n@ l I ee a und wenn man kürzehalber setzt: l nr+R+ (+M=A, 7 nr nr = IP’ = FT; A, a q nGIP a ey ) 1 A, (JA, = /P) W Dieser Ausdruck ist endlich und positiv, so lange gA,„>/P; gA,„=I!P würde / unendlich machen, und 9A,

. Stromeurven brechen aus der positiven Rückenfläche der Säule und auch aus Punkten der Seitenflächen oberhalb der mittleren Quer- ebene hervor. Alle Curven schneiden senkrecht die quere Mittelebene 00, welche in der That die iso@lektrische Fläche von der Spannung Null ist. Die aus der Seitenfläche kommenden Curven kehren unterhalb der queren Mittelebene auch wieder zur Seitenfläche ein, die von Punkten der Rückenfläche ausgehenden zu entsprechenden Punkten der Bauchfläche. Die Verlängerung der Axe selber ist eine Strom- eurve, die sich in der Unendlichkeit verliert. Im Inneren der Säule findet dergestalt eine Strömung vom Bauche zum Rücken statt, näher der Axe dieser fast parallel, näher den Seitenflächen nach oben und nach unten zu auseinanderweichend, so dass die Curven die Seiten- fläche schneiden. Man sieht in Fig. 5 linker Hand, durch einen gleich zu erwähnenden Umstand verzerrt, den Durchschnitt des äusseren Curvensystems mit der Transversalebene des Fisches um eine allein wirksam gedachte Säule entworfen. Zu E. pu Bors-Reymoxn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 741 Denkt man sieh in der unendlichen leitenden Masse neben der ersten Säule eine zweite ganz gleiche Säule, ihre Axe der Axe jener parallel, ihre Rücken- und Bauchfläche in derselben Ebene, also auch die zu beiden Säulen gehörigen queren Mittelebenen zusammenfäallend, so erfüllt die zweite Säule den Raum mit einem dem ersten ganz gleichen Systeme von Gurven. Die den beiden Systemen angehörigen Stromfäden setzen sich in einem beliebigen Flächenelement des Raumes. gemäss dem Prineip der Superposition der Ströme,' nach dem Parallel- epiped der Kräfte zusammen. Ebenso verhält es sich mit einer dritten, vierten, nten Säule. Verschwinden die Entfernungen der Säulen von einander und ihre Maasse gegen die Entfernung des betrachteten Flächenelementes, so wird die Dichte des Stromes im Element durch Hinzufügung der zweiten Säule verdoppelt, der dritten verdreifacht, der nten ver-n-facht. Bei grösserer Nähe des Flächenelementes wird die Diehte des Stromes darin langsamer und in sehr verwickelter Art mit dem Anbringen neuer Säulen wachsen, stets aber mit deren Zahl ansteigen. Da übrigens jede Säule für alle anderen einen Theil des äusseren Raumes darstellt, wird jede von einem Theil der Stromfäden der anderen, meist heterodrom getroffen, und die Componenten der fremden Ströme ziehen sieh innerhalb der Säule von denen des eigenen Stromes der Säule ab. Dies ist, was ich das Prineip der unvollkom- menen Säulenbildung nenne, und so wird verständlich, wie auch ohne isolirende Hüllen eine Vervielfältigung der Elementarwirkung in elek- trischen Organen möglich sei. Die weitere Betrachtung wird vereinfacht durch die Bemerkung, dass, da der Zitterrochen zwei symmetrisch gelegene Organe besitzt, es genügt, gleichzeitig in jedem Organ eine symmetrisch gelegene Säule in’s Auge zu fassen. Für den von diesen beiden Säulen erregten Strömungsvorgang wird die in's Unendliche ausgedehnte Sagittalebene VJ) des Fisches eine Strömungsfläche. Wir können sie uns folglich, olıne etwas am Vorgang zu ändern, isolirend denken, oder auch den un- endlichen leitenden Raum in dieser Ebene spalten, und wir brauchen nur zu untersuchen, was in dessen einer Hälfte geschieht. Nach Obigem ist es klar, dass die sämmtlichen übrigen Säulen eines Organes von den Stromfäden der einen darim betrachteten Säule heterodrom durchsetzt werden, wie dies in Fig. 5 links von der Sagittalebene dargestellt ist. Fasst man einen Theil des äusseren Raumes in's Auge, etwa das in der Figur sichtbare Fischehen, so bilden für die das Fischehen treffenden Stromfäden die übrigen Strom- ! Vergl. Hermnorrz in PoGGENDoRFF's Annalen u. s. w. 1853. Bd. LXXXIX. S. 212 ff. 66* 742 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. fäden eine Nebenschliessung. Je schlechter diese leitet, um so stärker wird das Fischehen getroffen. Es wird folglich stärker getroffen, wenn man sich das Organ mit Ausnahme der einen gerade betrach- teten Säule isolirend denkt. wie es in der Figur rechts von der Sagittalebene dargestellt ist, indem die Schraffirung isolirende Be- schaffenheit bedeuten soll. Alsdann können die von den Randpartien der Rückenfläche und der oberen Hälfte der Seitenfläche der Säule ausgehenden Stromfäden sich nieht mehr durch die nächstbenachbarten Säulen zu den entsprechenden Punkten unterhalb der mittleren Quer- ebene begeben, welche beiläufig hier zu einer mittleren Querfläche verbogen sein wird, sondern sie sind zu dem Umweg um die Ränder des Organes gezwungen. So haben sie einen ungleich grösseren Widerstand zu überwinden, und in demselben Maasse bilden sie für die das Fischehen treffenden Stromfäden schlechtere, d. h. weniger schwächende Nebenschliessung. Isolirende Beschaffenheit des Organes wird also die Wirkung der einen leitend und elektromotorisch wirk- sam gedachten Säule auf einen Theil des äusseren Raumes verstärken. Zu demselben Ergebniss führt die Bemerkung, dass durch isolirende Beschaffenheit des Organes die Dichte der von jener Säule erregten Strömung rings um das Organ vermehrt werde, wie dies in der Figur erhellt. wenn man die Einsehränkung der mittleren Quertläche beachtet, welche rechts als Folge der Isolation erscheint. Bedingung für die Zulässigkeit dieser Schlüsse ist allein, dass der Widerstand der Säule nicht gegen den des äusseren Raumes ver- schwinde. Diese Bedingung ist beim Zitterrochen um so sicherer er- füllt, als, wie wir sahen, das Organ, wenn am besten. immer noch erheblich schlechter leitet, als Seewasser. Das Organ isolirt nun zwar nicht, allein die von uns erkannte irreciproke Leitung leistet, wie bemerkt, hier Ähnliches wie völlige Isolation. Die Stromfäden, auf deren Ablenkung in schlechter leitende Bahnen es ankommt, sind sämmtlich, wo sie das Organ treffen, vor- wiegend heterodrom. Sie stossen also im Organ auf einen Widerstand, der praktisch dasselbe bewirkt wie wenn das Organ isolirte. Vermöge der irreeiproken Leitung findet das merkwürdige Verhalten statt, dass jede Säule ihren eigenen, homodromen Strom vergleichsweise gut leitet, den heterodromen Stromfäden aller übrigen Säulen aber den Weg ver- sperrt, und da dies für alle Säulen gilt, so werden jene Stromfäden im Wesentlichen ebenso zu dem Umwege um die Ränder des Organs gezwungen, als wenn das Organ aus nicht leitendem Stoff bestände. Der Strom aller Säulen, mithin der Gesammtstrom des Organs, nimmt in Folge davon im äusseren Raum an Dichte oder an physiologischer Wirkung zu. E. vu Boıs-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 743 Die so herbeigeführte Verstärkung des Schlages ist jedenfalls be- deutender, als die, welche sich aus der von den älteren Forschern vermissten isolirenden Beschaffenheit der seitlich das Organ bekleidenden Fascien ergeben würde, denn diese hätte nur die Ströme zwischen Punkten der Seitenflächen der Randsäulen abgeschnitten, nicht aber die heterodromen Stromfäden in ihrem Verlauf durch das Organ selber gestört. Sogar der isolirenden Beschaffenheit der Hülle der einzelnen Säulen ist die bestehende Einrichtung überlegen, denn solche Beschaffen- heit würde zwar die Ströme zwischen Punkten der Seitentlächen aller Säulen nöthigen, ihren Weg der Säule entlang zu nehmen, sie würde aber der Rückkehr der Ströme von der Rücken- zur Bauchfläche auf kürzestem Wege durch die benachbarten Säulen nichts in den Weg stellen. Bei der Dünne der Bindegewebescheiden der Säulen fällt übrigens der durch sie, statt durch die äussere leitende Masse, sich abgleichende Theil der Strömung nicht in’s Gewicht, so wenig wie der, welcher Nerven und Blutgefässen folgt. Ganz besonderen Nutzen muss die Irreeiprocität der Leitung den niedrigen Randsäulen des Or- gans bringen, in welchen die vereinten heterodromen Stromfäden der um zwei Drittel höheren medialen Säulen den eigenen homodromen, um ebenso viel schwächeren Strom sonst vielleicht grossentheils auf- heben würden. Bemerkt zu werden verdient, dass bei der Annahme zum Schlage sich ordnender dipolar elektromotorischer Molekeln in der elektrischen Platte, alles hier Gesagte ebenso gut auf die einzelne Molekel, wie auf die ganze Säule sich anwenden lässt. Bei dem verschwindenden Quer- schnitt der homodromen Strombahn in der Molekel fehlt es ihr, trotz der Kürze dieser Bahn, nicht an dem nothwendigen Widerstande, um die obigen Sehlüsse auch für sie gerechtfertigt erscheinen zu lassen. Durch die Irreeiproeität der Leitung muss das die beiden Organe umgebende System von Stromeurven, von dessen Gestaltung in einer die Organe ungefähr hälftenden transversalen Ebene ich auf S. 199 der Ersten Mittheilung eine Vorstellung zu geben versuchte, noth- wendig abgeändert werden; ich getraue mich aber noch nicht, Be- stimmteres darüber zu äussern. Nur Eins ist sicher: der zwischen den medialen Rändern beider Organe liegende Theil des Thieres, namentlich sein Centralnervensystem, wird nicht bloss nach wie vor auf der Bahn der stärksten Strömung sich befinden, sondern sogar von noch dichteren Stromeurven getroffen werden. Bei der nun doch feststehenden Im- munität des Zitterrochen gegen elektrische Schläge (Il. S. 198. 199) kann es auf den Unterschied nicht ankommen. Das hier vom Zitterrochen Gesagte passt im Wesentlichen auch auf Zitteraal und Zitterwels. Beim Zitterwels zuerst erkannte ich die 744 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 16. Juli. irreciproke Leitung des Organs, und in Dr. Sacns’ Versuchen am Zitteraal fehlt es nieht an Spuren davon. Auch bei diesen Thieren wird die Undurchgängigkeit des Organes für heterodrome Ströme Ver- stärkung der Wirkung auf äussere Punkte zur Folge haben. Doch wird sie am meisten dem Zitterrochen zu statten kommen, da dieser Fisch wegen der guten Leitung (des Seewassers gegen die elektrischen Siisswasserfische sehr im Nachtheil sich befindet. Schon früher gelang es mir, bei den elektrischen Fischen über- vaschende Beispiele jener organischen Zweckmässigkeit aufzudecken, welche auch den strengen Anhänger mechanischer Causalität immer aufs Neue in Erstaunen setzen. Ich zeigte, wie die Gestalt der elektrischen Organe des Zitterrochen einerseits, des Zitteraales und Zitterwelses andererseits dem verschiedenen Leitvermögen von See- und Süsswasser angepasst sei:' wie beim Wachsthum des Zitteraales und des Zitterrochen die Organe ihre Gestalt gerade in dem Sinne ändern, wie Süss- und Seewasser es erheischen;” wie auch die elek- tromotorischen Kräfte beider Fische allem Ermessen nach ungefähr so sieh verhalten. wie die Widerstände von Süss- und von Seewasser:? wie die positive Polarisirbarkeit des Organes durch schnell vorüber- gehende Stromstösse geeignet sei den Schlag zu verstärken, die nega- tive durch Tetanisiren den Zweck erfülle, dass eine neue Entladung nahezu wieder von Null anhebe." Ich bewies die den elektrischen Fischen und ihrer Brut unentbehrliche Immunität gegen elektrische Schläge. Endlich die merkwürdigen Wasser'schen Nervenbüschel im Organ des Zitterrochen schienen die Wirkung haben zu können, dass alle von der nämlichen Primitiv-Nervenfaser innervirten elek- trischen Platten möglichst gleichzeitig in Thätigkeit treten.” Nur in Einem Punkte verstanden wir die Anordnung der Zitterrochen-Organe nieht: die an die Sagittalebene grenzende Gegend des äusseren Raumes über dem Rücken des Thieres schien uns, obwohl gerade am meisten des Schutzes bedürftig, fortifieatorisch gesprochen, ein todter Winkel sein zu müssen (I. 200. 201). Diesem Übelstand ist nun unstreitig dureh die irreeiproke Leitung bis zu einem gewissen Grade abgeholfen. Wie dem auch sei, das Beispiel innerer Zweekmässigkeit, auf welches wir jetzt geführt wurden, übertrifft an Sinnigkeit, so zu sagen, alle jene früheren weitaus. Es hätte gewiss des tiefsten Nach- denkens eines guten Kopfes bedurft, um auf den Einfall zu kommen, ' Gesammelte Abhandlungen u. s. w. Bd. II. S. 696. 2 Untersuchungen u. s. w. S. 14 fl.; — Archiv für Physiologie. 1883. S. 252. ® Untersuchungen u. s. w. S. 41 18l. * Untersuchungen u. s. w. S. 220. ° Untersuchungen u. s. w. S. 293. * E. vuBois-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 745 jede Säule für ihren eigenen Schlag zu einem so guten Leiter zu machen, wie die sonstigen Eigenschaften thierischer Gewebe es gestatten, für den Strom aller anderen Säulen aber vergleichsweise zu einem Nichtleiter. Nicht am wenigsten witzig erscheint dabei, dass, da der Schlag der Zitterfische schnell vorübergeht, das Organ auch nur kurze Stromstösse irreciprok leitet. Was hätte es ihm genützt, wäre es auch für beständige heterodrome Ströme zu einem vollkommenen Nicht- leiter geworden?' $. XV. Die positive Polarisation in ihrer Abhängigkeit von der Dichte des polarisirenden Stromes. Eim Fall von relativ positwer Polarisation durch den heterodromen Strom. Durch Feststellung der irreciproken Leitung ist für die Unter- suchung der Polarisationserscheinungen im elektrischen Organ wenigstens nach Einer Richtung hin eine bisher vermisste Grundlage gewonnen. Wir brauchen nicht mehr der relativ positiven Polarisation durch den homodromen Strom eine offenbar ganz sinnlose Stärke und eine mit ihrer späteren Nachhaltigkeit im Widerspruch stehende ebenso maass- lose Flüchtigkeit in den ersten Augenblicken nach Öffnung der pola- risirenden Kette zuzuschreiben. Daraus, dass auch bei längerem Schluss der homodrome Strom den heterodromen übertrifft, dürfen wir nun aber freilich nicht den Schluss ziehen, den wir in der Ersten Mit- theilung, S. 228. 229, für den Fall in Aussicht nahmen, dass es keine irreciproke Leitung gebe. Es giebt solche Leitung, folglich kann von ihr jene Überlegenheit herrühren, folglich beweist letztere noch nicht, dass die positive Polarisation und der Schlag verschiedene Vorgänge sind. Vor Allem schien es geboten, die Abhängigkeit der absolut positiven Polarisation von der Stromdichte genauer festzustellen, über ! In geschichtlicher Beziehung sei daran erinnert, dass merkwürdigerweise schon einmal die irreeiproke Leitung mit dem Schlag der Zitterfische in Verbindung gebracht worden ist. Den ältesten bekannten Fall irreciproker Leitung boten P. Erman’s uni- polare Leiter, die Flamme, Seife, Eiweiss, andere thierische Stoffe in einem gewissen Grade der Trockniss dar. »Noch frage man mich nicht,« sagt er in seiner etwas wunderlichen Sprache, »ob ich wohl am Ende zu glauben vermag, dass die erwähnte »isolirende Eigenschaft der unipolaren Leiter... mit dem Mechanismus der Spontaneität »der , vorzugsweise sogenannten elektrischen Thiere einen denkbaren Zusammenhang »habe. Ich kann diese Frage zur Zeit nicht beantworten, aber gestehen will ich, dass »ihre Lösung mein Augenmerk bei dieser Untersuchung war.« (Gitserr's Annalen der Physik. 1806. Bd. XXII. S. 44. 45.) 746 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. welche es mir am Schluss der Ersten Mittheilung noch an planmässigen Versuchen fehlte. Ich habe jetzt dergleichen in der Art angestellt, dass ich durch ein und dasselbe Praeparat einen Stromstoss von stets derselben Dauer, aber ausgehend von einer Grove’schen Säule schickte, deren Gliederzahl von I bis L wuchs und wieder abnahm. Die fol- genden Zahlen geben ein Bild von dem Erfolge. l. 4. Torp. — Frisch. — OS 0.0102. — ı°P. SZ 0.0764 1 V X RX XXX L XXX NK X V I XX XXX St +50+x 500 + x [250 || 250|| — |[ 315 || 125 |[ 41 || 10 | — 3 || © || + 60|| + 43 || + 173 P: 3.5 20 38 || 87 [| 148 ]| 322 |] 152 || 781 35 || 18 |[2-5|| 78 173 || 319. Das, wie der starke Organstrom bekundet, sehr leistungsfähige Prae- parat schlägt sichtlich die beiden ersten Male, durch den Strom von nur Einem Grove erregt, und zeigt von da ab mit der Stromdichte regelmässig steigend und wieder sinkend, absolut und relativ positive Polarisation. Bei dreissig Gliedern findet eine Störung statt, welche aber die Brauchbarkeit der ganzen Reihe sonst nicht beeinträchtigt. N. Alles sonst wie in Reihe I. — OS 0.0341. I V; X NX XXX L X N No — —— nn Fe - S ee elle] sl war +19; +10 || + 22 || — | +g||!+ 15 +239 3 P 35 25 15816 32 64 97 178 267 Y 34 Die zweite Reihe habe ich vorzüglich deshalb hergesetzt, weil sie das oben S. 715 erwähnte, bisher freilich alleinstehende, aber doch scheinbar unanfechtbare Beispiel absolut negativer, relativ posi- tiver Polarisation durch den heterodromen Strom bietet. Das Auftreten dieser Polarisation ist um so bedeutungsvoller, als dem relativ positiven Hauptausschlag ein relativ negativer Vorschlag voraufgeht. Dies lässt schliessen, dass die relativ positive heterodrome Polarisation stets vorhanden ist, nur verdeckt durch die homodrome, relativ negative Polarisation. Die erste Reihe zeigt in voller Ausprägung die Erscheinungen, wie sie in der Ersten Mittheilung, S. 227. 228, in allgemeinen Aus- drücken geschildert wurden. Sie scheint der Annahme einer vom Schlage verschiedenen absolut und relativ positiven Polarisation durch den homodromen Strom das Wort zu reden. Doch fehlt es noch an einem ganz zuverlässigen Beweise für die Richtigkeit der einen oder zi rs: . . r . . . 7 lad E. puBors-Reymonn: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilune. 747 Q der anderen Auffassung, wie als Ersatz für den im $. VI vergeblich angestrebten Erfolg öftere Wiederkehr des in der zweiten Reihe sich kundgebenden Verhaltens ihn liefern würde. s. XVIl Von der doppelsinnigen Leitung in den elektrischen Nerven des Zitterrochen. In den Versuchen der Ersten Mittheilung war über anderen Er- mittelungen eine Frage unbeantwortet geblieben, welche zwar längst entschieden doch nieht zu oft zum Gegenstand erneuter Prüfung ge- macht werden kann: die Frage nach der doppelsinnigen Leitung in den elektrischen Nerven, deren rein eentrifugale Beschaffenheit sie zu einem unschätzbaren Versuchsgegenstande für diesen Zweck macht. Der erste Versuch, den ich an dem ersten Fisch (dem im Opisthotonus befindlichen) im vorigen Sommer anstellte, galt «dieser Frage. Mit 10000 Windungen auf Null liess sich der schwache Strom der elektrischen Nerven sehr schön beobachten: stets gab sich die in der Ersten Mittheilung hervorgehobene stärkere Negativität des peri- pherischen Querschnittes zu erkennen. So erhielt ich an der ersten, kranken Torpedo von den Nerven I (links) II I (rechts) mit peripherischem} Q I \+ 0.00718 + 0.00822 + 0.00568 ' Quersehnitt \ Dr » centralem \ = 0.00508 — 0.005689 — 0.00409 Unterschied + 0.002090 + 0.00254 + 0.00159 in Raoult: Zahlen, welche sich den in der Ersten Mittheilung ange- führten vollkommen anreihen. Bei späterer Gelegenheit versuchte ich auch nachzuweisen, dass die elektromotorische Kraft des zwischen zwei Querschnitten der elektrischen Nerven aufsteigenden Stromes — er mag der Axialstrom heissen — proportional der Länge des Nerven- stückes wächst, doch gelang mir dies noch nicht mit der wünschens- werthen Regelmässigkeit. Bei der Beobachtung des Axialstromes zwischen Längsschnittspunkten des unversehrten Nerven, die ich gleichfalls ver- suchte (vergl. I. S. 231), stiess ich auf die Schwierigkeit, dass, da die elektrischen Lappen ausgestanzt worden waren, die Negativität des oberen Quersehnittes sich vorwiegend geltend machte. Man wird den Versuch an der nicht ihrer elektrischen Lappen beraubten Tor- pedo anstellen müssen, nur dass es dabei schwer sein wird, Störungen durch freiwillige oder retleetorisch ausgelöste Schläge zu vermeiden.' ' Nächstens erscheint im Archiv für Physiologie eine in der physikalischen Ab- theihing des physiologischen Instituts ausgearbeitete Abhandlung von Hrn. Dr. M. MENDELS- SOHN, welche den Axialstrom an verschiedenen rein centrifugal oder centripetal wirkenden Nerven verfolgt. Sitzungsberichte 1885. 67 748 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. ‚Juli. Ich tetanisirte nun die Nerven der ersten Torpedo, an welchen bei dieser Gelegenheit die obigen Zahlen gewonnen wurden, mit dem Sehlitteninduetorium in Herrmmortz’scher Anordnung. Die primäre Rolle war mit Stäben gefüllt; die Schläge wurden dem Nerven durch die Thonspitzen der unpolarisirbaren Röhren zugeführt. Die seeundäre Rolle musste bis auf 30”" genähert werden, um gute Schwankung im Betrage von 7— 10” zu bekommen. Wiederholt wurde die Schwankung an demselben Nerven sowohl bei ab- wie bei aufsteigender Richtung der Reizung beobachtet, und so diese wichtige Lücke ausgefüllt. Die Störungen, welche sich in den entsprechenden Versuchen der Ersten Mittheilung dargeboten hatten, traten dabei nur einmal hervor, Ähnliche Beobachtungen machte neuerlich auch Hr. EwarL» Herne an Ischiadnerven vom Frosche,' so dass die Sache mit der Function der elektrischen Nerven wohl nichts zu thun hat, sondern darauf hinaus- läuft. dass durch die neuen Methoden an den früher nur in grossen Umrissen skizzirten Erscheinungen jetzt mancher feinere Zug erkennbar wird. Mit einem Thonphantom statt des Nerven blieb jede Wirkung beim Tetanisiren aus. Darauf wurde an den elektrischen Nerven desselben Fisches auch noch der Elektrotonus beobachtet. Die Versuche wurden ganz wie bei der ersten Gelegenheit geleitet (I. S. 234). Wie schon Prof. Cnristianı. sah auch ich nunmehr anelektrotonische und katelektro- tonische Zuwachse nach beiden Richtungen sich ausbreiten, eine Beob- achtung, die ich das erste Mal versäumt hatte, weil meine Aufmerk- samkeit durch unerklärt gebliebene Störungen in Anspruch genommen war, welehe sich mir, wie schon vorher Prof. Unkıstıanı darboten. Auch jetzt machten sie sich wieder bemerkbar. Es erfolgten Elektro- tonuszuwachse in falscher Richtung: nach Durchschneiden des Nerven blieben Wirkungen in richtigem Sinne und von ansehnlicher Stärke zurück. Weitere Versuche müssen über die Bedeutung dieser Unregel- mässigekeiten entscheiden. $.XVI. Von den secundär-elektromotorischen Erschemungen an den elektrischen Nerven des Zitterrochen. An den elektrischen Nerven des zweiten Fisches suchte ich die Frage nach ihrem secundär-elektromotorischen Verhalten zu beant- ! Beiträge zur allgemeinen Nerven- und Muskelphysiologie. 15. Mittheilung. en > =) a » > Über positive Nachschwankung des Nervenstromes nach elektrischer Reizung. In den Wiener Sitzungsberichten, 1884, BI-ERRRIR ES: 137 ft. a a E. vu Boıs-Reymonv: Lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mittheilung. 749 worten. Man erinnert sich aus der Abhandlung über die seeundär- elektromotorischen Erscheinungen der Muskeln und Nerven, dass an den hinteren Wurzeln der Rückenmarksnerven vom Frosch die positive Polarisation durch den aufsteigenden Strom sehr regelmässig die durch den absteigenden übertrifft. Bezeichnet man die physiologische Wirkungs- richtung der Wurzeln auch hier als homodrom, die entgegengesetzte als heterodrom, so erfolgt also «die positive Polarisation in homo- dromer Richtung stärker als in heterodromer. Dagegen ist an den vorderen Wurzeln der entsprechende Unterschied nicht so deutlich, und wenn er anfangs sich zeigt, verwischt er sich bald, d. h. die positive Polarisation im homodromen, hier absteigenden Sinne über- trifft nicht merklich oder nicht dauernd die im heterodromen, hier aufsteigenden Sinne." Bei der grossen Schwierigkeit, welche für diese Versuche an den Wurzeln aus der letzteren Kürze und Zartheit erwächst, erschien es in hohem Grade wünschenswerth, diese Versuche an den elektrischen Nerven zu wiederholen, welche allem Ermessen nach rein, oder fast rein centrifugal, von einer Länge und Dicke erhalten werden, wie sie in der dem physiologischen Versuche bisher zugänglich ge- wordenen Thierwelt sonst nicht vorkommen. Ich gab in der Ersten 4 lang, cm Mittheilung, S. 230, an, dass sie leicht in einer Länge von 3 unverzweigt darstellbar seien, habe sie aber jetzt bis zu 55"" bei 2.5"" Dicke, vor mir gehabt. Die Nerven kamen in eine Rinne zu liegen, welche mit dem Dreikanter in ein nachmals gefirnisstes Stück Kork gefeilt war. An die beiden Quersehnitte stiessen die Thonschilde der Zuleitungs- bäusche des Säulenkreises. Die Thonspitzen der unpolarisirbaren Leitungsröhren lagen als Enden des Bussolkreises symmetrischen, den beiden Quersehnitten nahen Längsschnittspunkten an. Dabei gab sich der Axialstrom mit einer Kraft von 0.00125 bis 0.00212, den oben S. 747 verzeichneten Unterschieden möglichst genau entsprechend, regelmässig zu erkennen. An der Bussole (5) befanden sich 10000 Windungen auf Null, an der Bussole (P) 50 Windungen in 20"" Ab- stand. Ich erhielt folgende Zahlen: 2. Torp. — Frisch. — ı-P. SZ o’o154 S0’0764 Dem = 2 xx |tHst+ta| +50 +7 | + 1251 +10 wg BaleS | XXX | | Se 105 Y 18 18.5, 18 sy 2 | 3,83 | 82-5 Nur noch halbe Länge des Nerven. SZ 17024 A +14 | + 10:6 +10; 9:5 | —2041 —ı7 | —90.2 —20 162 % 164; 162.5 162; 163.5 || y„ 1171 1079 \ 1171 | 1063. ! Diese Berichte, 1883, Bd.1. S. 382 — 387. 750 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 16. Juli. Da mit der halben Nervenlänge die Stärke des primären Stromes sehr nahe verdoppelt erschien (162.8 statt 165.2), war nicht etwa (ein Verdacht, den man hätte fassen können) die Stromdichte wegen des grossen Querschnittes des Nerven kleiner als in «den Versuchen an sensiblen Wurzeln vom Frosch. Eine mehr entschiedene Vernei- nung der gestellten Frage konnte der Versuch nieht ertheilen. Doch liess ich mich dadurch von erneuten Bemühungen nicht abhalten, die jedoch keinen anderen Erfolg hatten. Diesmal wurden an der Bussole (S) 20000 Windungen im Abstand Null gebraucht. 4. Torp. — Frisch. — ı-P. SZ 00031 Erster Nerv SZ o’oı23 A A | A A A(_9 - Sx u na! | 12 A232, & r Br) 205 Hit una: 3.0 De ZEN > 1-7 (E32 645 I ae R 2y2| 2y 2 357 3 | 10.7 10: 10 10: 10 SZ 0o310 BR I a a u Den 1—05 X (+14 |t+ 10 IE I+ 12 y 22 | 22 y 21.5; 215 IRLE SZ 0’'o310 Zweiter Nerv A Seel San 2: +75 % +17 ‚ AXX = | 2 ; I y 25-5 | 4 y 2 Nach Beendigung dieser Versuchsreihe stellte sich heraus, dass an einer Stelle des Säulenkreises die Leitung schadhaft war; es war derselbe Fehler, welcher die oben S. 746 verzeichnete Störung ver- ursacht hatte. Doch scheint es nicht, als ob dies im Geringsten dazu beitragen könne, das abermals vollständig verneinende Ergebniss abzuschwächen, und bei der Mannigfaltigkeit der versuchten Com- binationen von Stromdiehten und Schliessungszeiten ist kaum. zu er- warten, dass spätere Erfolge Etwas an dem jetzigen Ergebniss ändern werden. Doch wird es Schuldigkeit sein, sich noch nicht dabei zu beruhigen. und besonders auch die Prüfungen auf andere Nerven von möglichst vollkommener physiologischer Gleichartigkeit ihrer Fasern auszudehnen. Ausgegeben am 23. ‚li. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1885. xXXXVo. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 23. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Hormans las über das pentamethylirte Amidobenzol. 2. Derselbe theilte ferner Untersuchungen über das poly- mere Sulfoceyanmethyl mit: l. Über die Sulfoeyanursäure. II. Über alkylirte Melamine nebst Betrachtungen über die Gonstitution des Melamins und der Cyanursäure. III. Polymerisationen des Phenyleyanamids. Diese Mittheilungen werden in einem der nächsten Berichte er- scheinen. 3. Hr. vos Hernnorrz überreichte die umstehend folgende Mit- theilung des Hrn. Prof. F. Hınsteor in Freiburg i. B. über eine Be- stimmung des Ohms. Sitzungsberichte 1885, 69 rt dans he eig: A SE ee re ur R es za Wu g ER if aus Zn ”' I 54 % ’. F\ ıf wei n | | a Eine Bestimmung des Ohms. Von Prof. F. Hınstevr in Freiburg i. B. (Vorgelegt von Hrn. von HeLnHortz.) Direh die von der Grossherzoglich Badischen Regierung für eine absolute Widerstandsmessung bewilligten Mittel bin ich in den Stand gesetzt worden, eine Ohmbestimmung nach der von mir kürzlich ver- öffentlichten Methode! auszuführen, und bitte ich um die Erlaubniss, der Königlichen Akademie im Folgenden die Resultate meiner Messungen in Kürze mittheilen zu dürfen. Bei der erwähnten Methode werden an demselben Galvanometer die constanten Ablenkungen des Magneten beobachtet, welche hervor- gebracht werden das eine Mal durch n» in der Secunde das Galvano- meter passirende Induetionsströme gleicher Richtung, das andere Mal durch einen constanten Strom, dessen Stärke ein bekannter Bruchtheil des indueirenden Stromes ist. Bezeiehnen wir die beobachteten Ab- lenkungswinkel mit &, und ,, so findet sich, wie a. a. O. näher aus- geführt ist, der gesuchte Widerstand ” aus der Gleichung I et tg %, in welcher V das Potential der benutzten Induetionsrollen auf einander bezeichnet. Nimmt man für die indueirende Rolle ein Solenoid mit nur einer Drahtlage, gegen dessen Länge der Radius desselben, sowie die Dimensionen der indueirten Rolle nur klein sind, so wird V=4r®”RK.b-.(1+2a), folglich a tg &, Il: r—=4m®RK.b.n(1+ 2a) ——. ig ®, Hierin bezeichnet R den Radius des Solenoids, Ä die Zahl der Windungen auf der Längeneinheit, 5 die Gesammtzahl der Windungen, I Wien. Ann. Bd. 22 S. 281. 1884. 68* 754 Gesammtsitzung vom 23. Juli. aus welchen die Induetionsrolle besteht, und 2a ein Correctionsglied, das die Einwirkung der Endtlächen des Solenoids zum Ausdruck bringt. Bei den nachfolgend beschriebenen Versuchen war der Werth von 2a stets kleiner als 0.03, so dass für die Bestimmung von r nur die genaue Messung der Grössen R, b, n, K und tg «,/tg z, in Frage kommt. Die Vortheile dieser Versuchsanordnung bestehen darin, dass die Zahl der zu messenden Grössen eine verhältnissmässig sehr kleine ist, und dass alle die Grössen in Wegfall kommen, bei deren Bestimmung die erforderliche Genauigkeit anerkannter Maassen nur schwer zu er- reichen ist. Ich rechne hierher: die Constanten resp. Variationen des Erdmagnetismus und des Stabmagnetismus, den Induetionseoeffieienten resp. die Windungsflächen von Drahtspulen mit vielen Lagen über- einander, den Reduetionsfactor eines Galvanometers, Trägheitsmoment und logarithmisches Deerement schwingender Magnete und besonders auch die genaue Bestimmung des Widerstandes von Kupferdrähten, welehe oft nicht einmal alle in demselben Zimmer sich befinden und deren Temperatur immer nur angenähert aus der Temperatur der umgebenden Luft gefunden werden kann.' Alle Längenmessungen der folgenden Arbeit sind bezogen auf einen Maassstab, den Hr. Geh. Regierungsratli FoErsTEr die Güte hatte in der Normal-Aichungs-Commission in Berlin mit dem Normalmeter vergleichen zu lassen. Die Zeitmessungen sind ausgeführt mit einem Schifts-Chronometer von Bröckıng, dessen Gang durch Zeitbestimmungen controlirt wurde. Das Solenoid ist auf eine vielfach verleimte Walze aus Holz gewickelt, wie solche in den ÖOrchestrions verwendet werden. Die- selbe ist im Jahre 1868 angefertigt und im Mai vorigen Jahres noch- mals abgeschliffen und auf der Drehbank, polirt. Der Durchmesser derselben wurde auf drei verschiedene Arten bestimmt, die so ge- wählt waren, dass sie zugleich ein Urtheil darüber ermöglichten, ob der Querschnitt der Walze mit genügender Annäherung ein Kreis und ob ebenso die ganze Walze ein Cylinder war. Es wurden ı. mittels einer Mikrometerschraube an dreizehn über die Länge der Walze gleichmässig vertheilten Punkten je sechs Durchmesser desselben Quersehnitts verglichen mit der Länge” eines Glasstabes von 23.3264°”. Für den Durchmesser wurde gefunden: der kleinste Werth der grösste Werth im Mittel 23.3193" 23.3286°" 23.3248°, ' Vergl. hierüber Rorrı, Nuov. eim. Ser. 3. Vol. XV, Determinazione della resistenza elettrica di un filo in misura assoluta. ® Die Länge dieses Glasstabes wurde in der Normal-Aichungs-Commission in Berlin bestimmt. . . Li Hınsrepr: Eine Bestimmung des Ohms. 755 2. wurden an dreizehn aequidistanten Punkten die Umfänge durch umgelegte Papierstreifen gemessen. Hieraus ergab sich für den Durchmesser der kleinste Werth der grösste Werth im Mittel 3.315867 DEBDE 2, 3. wurde der Durehmesser berechnet aus der Länge des aufge- wickelten Drahtes. Bei der Wiekelung wurde gleichzeitig die Draht- dieke mittels Mikroskop mit Oeularmikrometer an 332 Punkten gemessen em und gleich 0.0472°” gefunden. Für den Durchmesser der Walze ergab sich: 1 —23.320.25% Die Messungen Nr. 2 wurden nach der Wickelung wiederholt, D=— 23.3190”, und am Schlusse aller Beobachtungen nochmals aus- t D= 23.3194°” und 23.3204°”. Als Mittel aus allen Messungen ergiebt sich für A (Radius) der Formel I: Bes1r6846". Die Isolation der Drahtwindungen gegen einander wurde mittels der Husnes’schen Induetionswaage geprüft. Die Zahl der Windungen betrug 2864; sie bedeekten die Walze auf einer Länge von 135.125°”. Diese Länge wurde mit einem Com- parator gemessen. Es ergiebt sich: Die Induetionsrolle ist gleichfalls auf Holz gewickelt und bestand aus 3848 Windungen in ı5 Abtheilungen, die beliebig com- binirt werden konnten. Die Breite der Spule betrug 4.01°”. Der mittlere Radius jeder Abtheilung wurde berechnet aus den mit Papier- streifen gemessenen Umfängen der einzelnen Drahtlagen. Um die Isolation der Windungen zu prüfen und um eine Controle für die genannten Messungen mit Papier zu haben, wurde der mittlere Radius jeder Abtheilung des weiteren nach der Methode von Bosscna” be- stimmt. Übrigens gehen die Dimensionen der Spule nur in das Glied 2a der Gleichung II ein, so dass ein Fehler von ı Procent in den- selben den Werth von r um höchstens 0.0003 falsch machen würde. Der Widerstand r, welcher in absolutem Maasse gemessen werden sollte, betrug entweder ı S.E. oder '/,S.E. oder 2S.E. und ! Vergl. Rayreıce Phil. Trans. 1884. Vol. 175. pag. 419. On the electro- chemical equivalent of silver. 2 WIEDEMANN, Electrieität Ill. S. 213. 756 Gesammtsitzung vom 23. Juli. wurde gebildet aus 2 S.E. von Sıemens und Harske Nr. 3618 und Nr. 3619, die entweder einzeln oder parallel oder hinter einander geschaltet zur Verwendung kamen. Dieselben waren in Metallbüchsen befestigt, welche mit Kaiseröl angefüllt waren und in einem grossen Bade derselben Flüssigkeit standen. Sowohl vor als nach den Ver- suchen wurden die beiden Etalons mit einer dritten Doseneinheit und unter einander verglichen. Die Thermometer waren in Zehntelgrade getheilt und drei Mal sorgfältig mit dem Normalthermometer des physikalischen Instituts verglichen. Der Disjunetor wurde durch ein phonisches Rad getrieben.' Zur Ermittelung von x, der Zahl der Unterbrechungen, war an der Rotationsaxe ein Zählwerk befestigt, das direet "/, Umdrehung abzu- lesen gestattete. Bei jedem Versuche wurden mindestens 700 Um- drehungen gezählt, so dass die erforderliche Genauigkeit von 0.01 Pro- cent leicht zu erreichen war. Der Apparat arbeitete sehr gleich- mässig, so dass die Ablenkungen am Galvanometer durchaus constant waren. Es scheint mir dies ein wesentlicher Vortheil dieses Disjune- tors gegenüber dem von Hrn. Rorrı” benutzten zu sein, und ich glaube, dass die Abweichungen, welche die einzelnen Beobachtungen des Hrn. Rorrı von einander gezeigt haben, gewiss zum grössten Theile, wenn nicht ganz, ihre Erklärung in dem unregelmässigen Gange des von ihm benutzten Scnmipr’schen Wassermotors finden. Das Galvanometer war ohne künstliche Dämpfung, die Ruhe- lage des Magneten wurde aus Umkehrpunkten bestimmt. Die zu beobachtenden Ablenkungen «, und &, betrugen bei 4” Scalenabstand mm mindestens 800”" und waren stets bis auf wenige Scalentheile ein- ander gleich, so dass zur Reduction auf Bogen eine angenäherte Kenntniss des Scalenabstandes genügte. "Alle Zuleitungsdrähte waren mit Kautschuk überzogen und leicht zusammengedreht, alle Stromwender ete. waren aus Paraffin und Siegellack angefertigt. Im Ganzen wurden 67 Versuche angestellt. Allen diesen ge- meinsam ist nur das Solenoid. Hier konnte nur die Abänderung getroffen werden, dass die Induetionsspule, statt um die Mitte des- cm selben, 10°” mehr nach dem einen oder anderen Ende gelegt wurde. Alle anderen Bestandtheile der Versuchsanordnung wurden von Ver- such zu Versuch in weit bedeutenderem Maasse abgeändert. Die Abtheilungen der Induetionsrolle wurden einzeln oder in Combinationen U F. Hınsrepr, Zwei verschiedene Formen eines selbstthätigen Disjunctors. Wıep. Ann. Bd. XXII. S. 276. 1884. ACHTE zu i Fr Hımsrevr: Eine Bestimmung des Ohms. 157 von 2—5 benutzt. Dem entsprechend betrug die Zahl der Strom- unterbrechungen in der Secunde 5—ı13. Die Versuche wurden ab- wechselnd mit Schliessungs- oder mit Öffnungs-Inductionsströmen angestellt. Die Stromstärke des indueirenden Stromes betrug 0.0005 bis 0.01 Ampere. Die Empfindlichkeit des Galvanometers wurde in weiten Grenzen geändert. Die Schwingungsdauer des Magneten in demselben war 15— 34 Sec. Um zu untersuchen, ob die durch das Galvanometer geschickten Induetionsströme eine andere Quermagneti- sirung der Magnete hervorriefen als constante Ströme von sonst gleicher galvanometrischer Wirkung, wodurch das Verhältniss tg«,/tg«, fehlerhaft werden würde, wurde eine Reihe von Versuchen ausgeführt cm mit Magneten, deren Durchmesser je 0.6°” waren, während die bei den übrigen Versuchen benutzten Magnete kaum o.1°” dick waren. Es wurde kein Unterschied gefunden. Nachdem eine Anzahl von Versuchen, 43, ausgeführt waren, wurde der Disjunetor neu angefertigt und alle Zu- leitungsdrähte sowie alle Stromwender durch neue ersetzt. Aus der Übereinstimmung der folgenden Beobachtungen mit den vorhergehenden darf man schliessen, dass ein Isolationsfehler nicht vorhanden war. Die ganze Versuchsanordnung beruht auf der CGonstanz der Elek- trieitätsquelle, mag diese periodisch, wie bei den Beobachtungen mit Induetionsströmen, oder dauernd, wie bei der Messung des constanten Stromes, im Anspruch genommen sein. Es musste deshalb dem Ein- wande begegnet werden, dass die Polarisation in der Kette zu Fehlern Veranlassung gäbe. Zu dem Zwecke wurden als Stromquelle benutzt: ı. ein bis vier Danıerr’sche Elemente, 2. zwei Punkte eines Draht- widerstandes, durch welchen eine Anzahl Danıerv’scher oder Bunsen- scher Elemente geschlossen war, 3. ein Thermoelement. Alle Strom- quellen lieferten dasselbe Resultat. Das Mittel aus allen angestellten Versuchen hat ergeben ı S. E. = 0.94356 Ohm, oder ein Ohm entspricht dem Widerstande einer Quecksilbersäule von gmm I (Querschnitt und 105.98 Länge hei 0°C. Von den einzelnen erhaltenen Werthen war der kleinste 1'S. E. = 0.94323 Ohm Re ie! der grösste ı S. E. = 0.94380 Ohm. Ausgegeben am 30. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei > we j < aa a u U Ark f a ze SULLEN Fa hr Een rer 3° 000 ke er & 3 Te mr AU # Ger a H ir a ao DIR make f ri a u En ri ax a: L sw er en (rc h ’ 6) wahre Ben ür FERTIRe IE ETC 4ER Ren, de k yore alba a # f u . ’ j . ron } IT j x " , { . R ’ N 4 y R N 1885. XXXVM. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 30. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revymonv. l. Hr. Fucus las über eine Classe linearer Differential- gleichungen zweiter Ordnung. Die Mittheilung wird in einem der folgenden Berichte erscheinen. 2. Hr. Kroxecker machte zwei Mittheilungen: ı. Zur Theorie der elliptischen Functionen, 2. Über den Cavcnr’sche Satz. 3. Hr. Weıerstrass machte eine (zweite) Mittheilung über die analytische Darstellbarkeit sogenannter willkürlicher Fune- tionen einer reellen Veränderlichen. 4. Hr. Rorn legte einen vorläufigen Bericht über die von Hrn. Prof. F. Norrrise mit Unterstützung der Akademie unternommene geognostische Forschungsreise im Ost-Jordan- lande, eingesandt aus Haifa in Syrien am 29. Mai d. J., vor. 5. Hr. vox Herunortrz legte eine Mittheilung des Hın. Prof. H. F. Weser in Zürich über das Wärmeleitungsvermögen der tropfbaren Flüssigkeiten vor. 6. Derselbe legte eine Mittheilung über Versuche, welche der Stud. phil. W. Wırn im physikalischen Institute der hiesigen Uni- versität über den Einfluss der ponderablen Theile auf das gebeugte Licht ausgeführt hat, vor. Die Mittheilungen 2—6 folgen im gegenwärtigen Stück. Sitzungsberichte 1885. 60 760 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. 7. Hr. Prisesneim übergiebt im Auftrage des Hrn. Dr. A. F. Scumper in Bonn ein Exemplar seiner umfangreichen Untersuchungen über die Farbstoffkörper der Pilanzen und spricht in dessen Namen der Aka- demie den Dank des Verfassers für die ihm zur Ausführung dieser Untersuchungen gewährte Reise- Unterstützung nach Antibes aus. a.” 761 Zur Theorie der elliptischen Functionen. Von L. KronEcker. (Fortsetzung der Mittheilungen vom 19. und 26. April 18853. XX, XXL) YI: ekehnet man mit ©,» zwei zu einander reeiproke eomplexe Grössen, deren reelle Theile positiv sind, ferner mit p,«@,,c, (wie im art. V) irgend welche reelle positive Grössen, und mit Ö, irgend einen der beiden (als reell vorausgesetzten) Werthe von Y4a,c,—ı, so kann man die identische Relation: (F) Yu > er (am? + bomn+-con?) __ Vo Zoe” (a, m? — bymn + cyn?) mn m,n aufstellen, in welcher die Summationen auf alle ganzen Zahlen m, n von — co bis + co auszudehnen und die Werthe der Quadratwurzeln Yu,yYv durch die Bedingung Yu Yp—= ı zu bestimmen sind. Die Relation (5°) lässt sich durch die Substitution: u — 102,0 logy auf die Form bringen. (F) log u = ac (Com? + bomn + con°) en 3 a D € ’ x m,n mn mit der Bedingung: logxlogy=ı, und ihre Richtigkeit erhellt unmittelbar, wenn man die im art. II erwähnte Transformationsgleichung: I Se, Zr i(V — wi) ee" IlCw, w) w erst auf die einfache $-Reihe: So u (a, m? + b,mn) > m anwendet und dann, nach Multiplication des Resultats mit NG auf diejenige $-Reihe, welche durch die Summation in Beziehung auf n charakterisirt ist. 609° 762 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. Wenn man nun, wie im art. III, zur Abkürzung: a,m?” + b,mn + c,n? = f(m, n) - setzt und nach Dirıcnzer’scher Weise die über alle Werthe von m,n, mit Ausnahme von m—=n=o, erstreckte Summe: >3 (2rfim i Oo durch das Integral: I e I I \ - E!; l ee > & arf(mın) ]] ©, Ye o darstellt, so erhält man, mit Benutzung der Relation: I pi IB A) — (10x .) da p x die Gleichung: ER er fe p e a PER TS en S „2rf(mn) ax de (6) 5 + 3 (2mfim, n)) Sr log x) Er a Fe $ | log 2) Dass das Integral rechts, wenn es nur bis zu einem beliebig nahe der Eins liegenden Werthe d erstreckt wird, eine bis zum Werthe p= 0 stetige Function von p darstellt, ist an sich klar. Für den übrigen Theil des Integrations-Intervalles, von d bis ı, erhellt es aus jener Relation (), die eben zu diesem Zwecke oben aufgestellt worden ist. Wird nämlich zuvörderst in der Gleichung (6) die Summe unter dem Integralzeichen rechts durch: — ann >3 mn) mn ersetzt, wo nunmehr — genau wie in der Relation (%) — die Summation auf alle ganzzahligen Werthe von m,» ohne Ausnahme zu erstrecken ist, so kann vermöge eben dieser Relation der Ausdruck unter dem Integralzeichen auf folgende Form gebracht werden: ’ 1 (10x 5 ee ee) m -ı log x Bin m,n und er lässt sich daher nach Absonderung des einen Gliedes der Reihe für m—=n=o, als Aggregat von drei Ausdrücken darstellen: ? e—1 ? I 5 r I I log L: log >3 a a boymn + con?) SL log (1 ’ x) er log ri Ä FH Y m,n FH 4 Re Re Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 763 In dem ersten dieser drei Ausdrücke ist die Summation auf alle ganz- zahligen Werthe von m, n, jedoch mit Ausnahme des Werthsystems m—n— 0, zu erstrecken, und es ist ferner darin y durch die Gleichung: log x legy = ı zu bestimmen. Dieser Ausdruck verschwindet demnach, ebenso wie die beiden folgenden, für e=ı oder, was dasselbe ist, für y= o, und es bleiben daher alle drei Ausdrücke in dem Intervalle von 2—=& bis @=ı1 endlich, auch wenn 5 bis zu Null abnimmt. Man kann also um den Grenzwerth: lim P=0 ? w er di = (2mf(m N y zu erhalten, auf der rechten Seite der Gleichung (6) = o setzen; und dieser Grenzwerth wird alsdann durch das Integral: I \x 20m im,n I x Des | dlog x dargestellt, wenn hierbei stets die Summation auf alle ganzzahligen Werthe von m,n, mit Ausnahme des Wertlhsystems m—=n= 0, er- streckt wird. Dass dieses Integral, für alle reellen positiven Grössen @, , Co einen endlichen Werth hat, und dass also, wenn: ro Mn lim - e +3 (2r(a,m’ + b,mn + a — (0.63) p gesetzt wird, durch L(a,,c,) eine bestimmte, endliche Function der beiden reellen positiven Variabeln «,,c, dargestellt wird, ist als das Resultat und auch als das Ziel der bisherigen Entwickelungen zu bezeichnen. Dass sich die Werthe dieser Function L(a,, c,) für alle diejenigen Argumente @a,,€,, für welche die Verhältnisse der drei Grössen a,:b,:c, oder: ev n un Qa,2V Ace, 1:6 in ganzen Zahlen ausdrückbar sind, mit Hülfe der elliptischen Fune- tionen darstellen lassen, soll im Folgenden gezeigt werden. vi. Ist a,:b,:c, =a:b:c und bedeuten a,b,c drei ganze Zahlen, von denen die erste und dritte positiv ist, so kann man, wie im art. IV: 764 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. a=a,VA, b=b,YA, c=«,YVA 4yaa—b’—=A .b-+iYA b--iVA 10, — en ; 2C 2C setzen, und es ist alsdann sowohl A als auch YA positiv. Ferner ist gemäss der Gleichung (D) des art. IV: er YA pe (me + nr) wi (DD) logAlc,r,w,, w=——- lim z Be are (am? + bmn + en?)'+?’ eo m,n wo die Summation, wie stets im Folgenden, auf alle ganzen Zahlen m,n, mit Ausschluss des Systems m=n=o, zu erstrecken ist. Nimmt man nun rechts an Stelle der quadratischen Form: am? + bmn + en? den Ausdruck: Bi (Am? + (bm + zcn)’) 46 und setzt dann zur Abkürzung: : DEEP INT n„—=bm+ten,co=0 —-— —, T——, 2C 2C so kommt: Br YA log A(o,r,w,,w) = —— lim 27 eo mın ar (deze Tee (Am’ + n})'* Die Summation bezieht sich hier auf alle ganzzahligen Werthe von m, während für n, nur diejenigen ganzen Zahlen zu nehmen sind, wofür: n, = bm (mod. 2c) wird, jedoch mit Ausschluss des Werthsystems m=o,n,=o. Das Resultat dieser Summationsbeschränkung in Beziehung auf n, erlangt man aber auch, wenn man die auf alle Werthe von m und n, mit Ausschluss von m = n = o, ausgedehnte Summe: & (me’+ nr) mi ei (Am L m2\ite am (Am’ + nm‘) n— hm - hi c mit e multiplieirt und dann in Beziehung auf A=0,1,2,...20—1 26 - summirt. Hiernach wird: n— bm BR: VA et > a a ern + nr‘) mi j A 3 Er logA(c, r, w,, w) = ——— lim (20)! > > WEerrBETTT; 27 ep=0 h=o m,n (- Am’ + 2 n’) (Gemäss den Entwickelungen im art. IV nähert sich jede der 2c ver- schiedenen Reihen, welche den Werthen A = 0,1,2,...20°—1ı ent- Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 765 sprechen, für g—= o einem bestimmten endlichen Grenzwerth; jedoch für A=o nur unter der Voraussetzung, dass nicht « und 7 zugleich Null sind. Wenn nunmehr diese Voraussetzung gemacht wird, so kann der Factor (2c)' auf der rechten Seite weggelassen werden. Führt man dann noch o,r an Stelle von e’,r’ wieder ein, so geht die Gleichung in folgende über: 2( m Be nel Auer. ri Br. ZN =2e—ı | EN ( 2 2c )+ 2e ) (5) logAl(c,r,w,, w,) = —— > lim > — a 27 neo 0 ge @ Am? En —n’) ’ Werden endlich gemäss der Formel (D): YA eg: ma +mrı) mi log A(o,, r,,w, w) = — —-lım >; Se 27 904m (,Am’ + nn?) * (w =i} A) die Summen auf der rechten Seite der Gleichung (9) durch die bezüg- lichen Ausdrücke: log A ersetzt, so resultiren die Gleichungen: ER h=2.—1 T h T h (Blog Ale, F,10,., u, — 3 log Also — b mE \ rs s =; 2C 2C AN Far h=o 26 NG ww, W EG NED ic welche als »Transformations-Formeln« für die Funetion A bezeichnet werden können. Die Formel (9') ergiebt sich direct, wenn man für die Functionen A auf beiden Seiten ihre im art. I angegebenen Produet- Ausdrücke nimmt. Man erhält nämlich dann auf der linken Seite den Ausdruck: 7 = zi 2 2 eure j (A,) e 6/e I (i a7 SEN I, Rd a) zo) @,E,N und auf der reehten Seite: rn A (N (A,) a al 20 ) 2c +4)" % 1 (1 be 2 ((zen + eh) Dash ir. Era) ’ h= oO @,E h,n wo die Multiplication auf die Werte =ı,2unde=+t1,-—1, Und Kurse — + a aut die Werthe %—0,1,2,3,..., re=--1, aber nur auf die Werthe n=1ı,2,3,... zu erstrecken ist; das obere oder untere Zeichen bei +eo gilt, je nachdem «= ı oder = 2 ist. Der Werth des ersteren der beiden Produete in (A,) ist gleich dem Exponentialfactor in (A,); es stimmt ferner das zweite Produet in (A,) mit dem unendlichen Produet in (A,) überein, da einerseits die Zahlen: sen + h (A019: 22 DAN Ion 23) in (A,) die sämmtlichen Werthe 0,1,2,3,... annehmen, welche 766 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. n in (A,) für e=-+ ı anzunehmen hat; und da andererseits auch die Zahlen: sen — h (h=051 9-20, 1, n=ı2, 309) in (A,) genau die sämmtlichen Werthe ı,2,3,... erhalten, welche n in (A,) für e=— ı zu erhalten hat. Bezeichnet man, wie oben im art. III, mit P(o,r,w,,w,) das Product: euer + Tw,,w,)I(e — rw,,W,), so ist: A(o,7,w,, W,) <( ‚w) S'(o, %) 3 Pie, T,w, , %,) ao’, r',w,w) %(o,w)S(o,w,)) Plce’,r’,w,w)' und gemäss den a. a. OÖ. entwickelten Werthen von: op RB ou dode ’ dodr’ drdr wird: P(o,r,w,, w,) lim Ir Aa —— — 2%'(0,w,) $’(o, w,) -==0(0 +4 Tw,) (0 — rw,) und ebenso: BE P(c’,r’,w,w) le + FW) (e’— rw) —»29.(0,%0) 8 (0,2). Da nun: e+rv=c+mw, ec —-rw=c—ruw, ist, so ergiebt sich die Relation: ' A(0,7,w,W,) (o,w,) $ (0, w,) 3 en (c,r7,w,w) \%d(o,w) F(o,w) mit deren Benutzung die Gleichungen (9) und (9°) für 6=r=o in folgende übergehen: © n—bm, ; Ki eh ‚w)I (0,W) _ — VAR e „ 10g era ae lim a) 5% (0,w) $ (o, w) BI ze Am’+.n® @)'t R low)Sko,w) . a —bh h 8 = I lo Er Un E DM a0 $ (o,w) $ (o, w) 2 og A 20. fa0R A Führt man in der Formel (|) die Summation in Beziehung auf / aus, so verwandelt sich der Ausdruck auf der rechten Seite in folgenden: - 5. 2m ser le Am +ın2)'r: (am? + bmn + en? ra Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 767 Es ist aber gemäss den re im art. VI: Br pz(2r( am? a I’ mn-+ en? a „ also > px (2rtam® + bmn + en? Ai F = TR > und folglich: 1— (20)? 27T ey — 7 jo 20. 0 (am’ + bmn +en’) +? ya” mn Die Gleichung (_\) lässt sich daher auf folgende Gestalt bringen: 27 Y(0,w,)$ (0,%,)\ 5 Va sam) s Y ee) I I im >); Am Hy (amt bmn hey und wenn man mit dieser Gleichung eine zweite verbindet, in welcher die Grössen: W,;W,,Q,b, durch andere analoge Grössen: RE Auen (4a — WA) ersetzt sind, so resultirt endlich die merkwürdige Relation: ) li I I a7 ; ım > >= = = = 210 =0 — Kam’+ bmn-+ cn?) (am? + b'mn + c'w)'* VA 8 c(F(o, w)Y(o,w 3)" e’((o ‚w,)I(0 IE in welcher: ya yA b+iVA i —b’+iyA NER W, ee W, = = ——— 3 w, == — „ W, — 2C 2C 2c 2C ist, und welche ich -— nur in etwas anderer Form — schon in meinem mehrfach eitirten Aufsatze vom Januar 1863 mitgetheilt habe. Um die Übereinstimmung mit der hier gewählten Forın herzustellen, müsste für die dortigen Grössen: 6,02 05 0,04%, der Reihe nach: 70,200 20 ATEM genommen werden. Der Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (8) kann noch, da 1 - —wr j $(o » w) = 2r7e* II (1— Gr ist, auf folgende Form gebracht werden: BANGE = nn h ; ? 4r n=&® A ur rrwı =) (1 L.. er Wa u) 3 \e ec ar Va 0ge—loge)— YA >, log log Ar: ro, 2) (i _. emo; =), n=1 Dass dieser Ausdruck eine Invariante der durch die quadratischen Formen (a,b,c), (a,b, c') repräsentirten Classen sein muss, tritt durch 768 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. den Ausdruck auf der linken Seite der Gleichung (8) in Evidenz. Es geht aber auch daraus hervor, dass: w|w — (Fo Bro) (0, ”w,)) eine Invariante der durch die Form (a,b, ec) repräsentirten Classe ist. Dies erhellt unmittelbar bei Anwendung der Relationen: ı s —_rm S(o,w+ı)=e* Y(o,uw), — Y-wi)’$I(o,w), welche schon im art. II für die Invarianten-Eigenschaft der Funetion A benutzt worden sind. vm. Um nun die Anwendungen auseinandersetzen zu können, welche von der Formel (8) zu machen sind, muss ich hier einige Entwicke- lungen aus der arithmetischen Theorie der quadratischen Formen vor- anschicken, wie ich sie seit mehr als zwanzig Jahren in meinen Universitäts-Vorlesungen gegeben habe. Ich sah mich dabei zu ge- wissen Modificationen der Gauss’schen Terminologie veranlasst, nicht nur weil die Resultate dadurch ganz wesentlich an Einfachheit ge- winnen, sondern auch deshalb weil diese Modificationen sich durch die Theorie der höheren Formen als naturgemäss erweisen. Sind a,b, ce ganze Zahlen ohne irgend einen allen dreien gemein- samen Theiler, so soll: ax” + bay + cy, oder mit Weglassung der »Unbestimmten« (Indeterminatae) », y: (ae2birc) eine »primitive (binäre) quadratische Form der Diseriminante d’— gac« heissen. Zwei Formen, die durch ganzzahlige lineare "Transformation mit der Determinante Eins in einander übergeführt werden können, sind einander »(eigentlich) aequivalent« und gehören zu derselben »Olasse«. Die Diseriminante kann nur =o oder =ı (mod. 4) sein, und diese Zahlformen sollen deshalb als »Diseriminantenformen der Zahlen« bezeichnet werden. Ist: a a; Se D 9 b5 — 44,0, — D, » D a Da ’ | und 2) nicht ein positives Quadrat, so soll D, die der Diseriminante | D entsprechende »Fundamental-Diseriminante« genannt werden, wenn Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 769 D, keinen quadratischen Factor oder wenigstens keinen solchen enthält, nach dessen Abtrennung noch eine Zahl von einer »Discriminanten- form« übrig bleibt. So sind also z. B.e —4 und —ı2 Fundamental- Diseriminanten. Die möglichen Zahlformen der Fundamental-Diseri- minanten sind nur folgende: DD, — Pr wenn P==1 (mod. 4) ist, D, = 4P, wenn P=-— ı (mod. 4) ist, D,=8P, wenn P=+ ı (mod. 4) ist, wo P irgend ein Produet von lauter verschiedenen Primfactoren ist. Bedeutet Y(D,. 4A) die Anzahl der (mod. 4A) verschiedenen Lösungen der Üongruenz: B’= D (mod 44), so ist: 1 N Y(D, 4A) er > I 9 av > Arte 22 > lan +bay+ ey) a Hierbei ist links die Summation auf alle verschiedenen positiven Zahlen A zu erstrecken,' rechts aber erstens auf je zwei Zahlen &,y (ohne gemeinsamen Theiler), für welche — falls D>o ist — die Ungleichheit: & 2 2 2a— +b)\> Y T2 / besteht, und zweitens auf irgend welche Systeme: (ERDE ac), . mit positiven ersten Coefficienten a’, a”,..., durch welche die sämmt- lichen verschiedenen Classen quadratischer Formen der Discriminante D, und zwar jede nur einmal repräsentirt werden. Ferner bedeuten T, U die Zahlen, für welche: 1° DU 7 oder = 4 eine Fundamentallösung der Perr’schen Gleichung darstellt, und es ist: =nfür Do =—6 für D—_ — 35, 7-4: D=—4, 32 für D<—4. Eine Discussion der Eigenschaften der mit % bezeichneten zahlen- theoretischen Funetion, auf welche ich an einer anderen Stelle näher eingehen werde, führt nun, wie bei DirıcuLet, von der Gleichung (%) zu der Gleichung: Ve ee HN Bart (am? + bmn + en?) *? a.b,e m,n ! Dabei kommen doch nur solche Zahlen vor, welche den ersten Coeffieienten einer quadratischen Form der Diseriminante D bilden können, weil für alle anderen Zahlen Y (D,44A) = o wird. 770 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. aus welcher, wegen der Beliebigkeit von p, die Gültigkeit der allge- meineren Gleichung: (MM) > (1) F(hk) — B >. =, Fan’ + bmn + en?) unmittelbar zu erschliessen ist." Die Summation links ist auf alle positiven Zahlen A,k zu erstrecken, die zu Q relativ prim sind, rechts auf alle Zahlen m,n, für welche am?’ + bmn + en’ prim zu Q ist. Die Zahl Q hat hier, wie oben, die durch die Gleichung: DENKE definirte Bedeutung. Ferner ist: sobald D und A einen gemeinsamen Theiler haben. Wenn aber A zu D relativ prim und gleich: 2° A ist, so ist: GBolg 29 D zu setzen, wo 4 eine ungerade Zahl und (7) sowie (7) das JacoBI- h LEsEndrE'sche Zeichen ist. Die Gleichung (M’) kann in folgender eleganteren Weise dar- gestellt werden: (M) 2 (z) (1) F(hk) = > D (2) F(am? + bmn + cn?) s h,k a,b,ce m,n wo nunmehr die Summe links auf alle positiven Zahlen A,A und rechts auf alle Zahlen m,n mit Ausschluss des Systems m=n=o zu erstrecken ist. Die Systeme (a,b,c) sind hierbei so zu wählen, dass: a relativ prim zu Q, jede der Zahlen 5 und c aber durch alle Primfactoren von @ theilbar wird. Dies ist immer möglich und für viele Anwendungen vortheilhaft, und es sollen von jetzt ab die Systeme (a,b,c) stets als so beschaffen vor- ausgesetzt werden. Setzt man zur Abkürzung: DYL.LUN... en und bezeichnet die Anzahl der Systeme (a,b,c), d.h. also die Anzahl ' Vergl. meine Mittheilung vom ı2. Mai 1864 im betreffenden Monatsbericht (S. 289 Formel IV). Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. ul der verschiedenen Classen quadratischer Formen der Diseriminante D, mit: K(D), so folgt aus der Gleichung (M°), dass: 27 Wen K(D) 2-=UyVD »|vD| SZ UuyD ist. Diese beiden Resultate lassen sich in das eine: HM) K(D) für Do (MM) = kn | T T zusammenfassen, wenn man die Zahlen T, U als diejenigen Lösungen der Gleichung T?— DU?’= ı oder 4 definirt, für welche das Integral möglichst klein, also die untere Grenze möglichst gross wird. An Stelle der Gleichung (WR) kann auch die folgende treten: (N) ” - AD, = —— logä(D), wo die eingeklammerte Quadratwurzel die im art. II auseinandergesetzte Bedeutung hat, und wo mit E(D) für alle Fälle die Fundamental- Einheit: Tr UVD r NR 2) d. h. diejenige Einheit bezeichnet ist, durch deren ganze Potenzen sich sämmtliche Einheiten ausdrücken lassen. Es ist danach: L+,P- 1 — zı e3 Ea)=e", E-N=e", ED=-e w<-n Setzt man wieder D — D,Q’, wo D, die Fundamental -Diserimi- nante bedeutet, so ist: H(D) = H(D,) II ( — (=) =) (q alle Primfactoren von Q), 1 FIT und also: K(D) D,\ ı \log Z(D,) ©) eg — = = m) KD)) au: en Hiermit wird die Klassenanzalhl jeder Diserimmante auf die der Fundamental-Diseriminanten zurückgeführt, und für diese selbst er- geben sich mit Hülfe der Gleichung (R°) die einfachen Ausdrücke: 772 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. 7 k=— D—ı D; M) K(D,) = 2D, >> (7) k (D,<0), k=D,—ı D 2kmi (BD, K(D,) log E(D,) gr > (7) ale tr Ds (D,> 0). KK ) Dass hier nur die beiden Fälle positiver und negativer Diserimi- nanten zu unterscheiden sind, während Dirıcnter am Schlusse seiner grundlegenden Abhandlung im XXI. Bande des Urerre’schen Journals (S.ı5 1) acht verschiedene Fälle aufführen musste, ist eben durch die obige Modifieation der Gauss’schen Theorie ermöglicht worden. Geht man von den Logarithmen zu den Zahlen über, so kommt an Stelle der Gleichung (W,): T+UYD, I 3=Du— a ee al i— eo” ’E El B) Einym — ( wo der Ausdruck auf der rechten Seite die sogenannte Kreistheilungs- Einheit der Diseriminante D, ist, d. h. also ein Ausdruck: T+UYD, r ’ dessen Elemente 7, U einerseits sich aus den D,ten Wurzeln der Ein- heit und andererseits auch aus den Elementen der Fundamental- 7 nn. TaUVD, Lösung T, U zusammensetzen lassen, indem man ————— zur Potenz K(D,) erhebt. RX. Es soll nun zuvörderst gezeigt werden, wie man mit Hülfe der Formel (8) zu einer Darstellung der im art. VI mit L(a, ,«,) bezeich- neten Function gelangt, falls a, a,c, und «& rationale Werthe haben. Unter der angegebenen Voraussetzung können nämlich ganze Zahlen a,b,c gefunden werden, für welche: a— 0 VAys myAr YA,4aca—-W=A ist. Setzt man dann: d' —b+iyA .b+iyVA A ri, > 26 i 2C so bestimmen sich daraus unmittelbar die Grössen a,,c, mittels der Gleichungen: — iW, W, D nn = — Tu tw "wtw’ Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 113 und es sind auch a,b,c als die drei ganzzahligen Coeffieienten der quadratischen Gleichung: ao tbw- cw=o, weleher w, und — ww, genügen, bis auf einen allen dreien gemeinsamen Theiler bestimmt. Der Ausdruck: v|w log c (3’ (0,w,)S'(o, 2) kann bei Festhaltung des Werthes von A als eine Function von ww, und w, allein betrachtet und zur Abkürzung mit: 8 (w, , w,) bezeichnet werden. Die Gleichung (8) erhält hiernach die Form: ” 2 2\—1l— 2 2\—1— 27 K) lim | 3 (am’+bmn+ en’) — 3 (d'm’+bmn+cn?)* Nor (Sw,,,) — &w/,20;)), g=o \m,n mn YA F wo (a, b, ec), (a’, b’, ec’) irgend welche Formen derselben Diseriminante — A bedeuten, die auch verschiedenen Ordnungen angehören könmen. Setzt man hierin für (d,b,c') jedes der übrigen Systeme: DIE HT. md u K 1 K (00 510,07.) welche mit (ad, b',c’) die sämmtlichen einer und derselben Ordnung angehörigen Classen der Diseriminante —A repräsentiren, so resultirt bei Summation der auf diese Weise entstehenden Gleichungen die Formel: Ro (DO) lim ! X 3 (am’+bmn+ en?) — 3 3 (a m’+b®" mn +!) = g=0 m,n t=ı m,n —— > N R (w, , %,) an, U (w, ww) | . Da die Funetion L(a,, c,) gemäss den Entwickelungen im art. VI als der Grenzwerth von: ee (2) - 4% (am? + bmn + my: | — > (am + bmn + en“ 27T ) VA p mn \ definirt ist, so kann die Gleichung (*’) auf folgende Form gebracht werden: R 8 (, rt) Um, = e(= Bat 3 nz ) las es); ’ 2 26, 26, 2m 2C, in welcher a,, ds, Co; &%, b,, € dureh die Gleichungen: ‘= YA = YA, c= «VA; a — a,yA, b’ — bL.YA, ce —=c/VA bestimmt sind. 774 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. ’ Geht man andrerseits von irgend welchen Grössen @,, Cu, @,, & aus, so gilt die Relation (NR), wenn beide Verhältnisse: [2 1 ’ NS RE rational sind, und wenn sie beide mit Hülfe eines und desselben Pro- portionalitäts-Factors durch die Verhältnisse ganzer Zahlen ausgedrückt werden können. Alsdann bestehen nämlich Gleichungen: , I 4 ’ F 14 ’ a 2 N EN in denen a,b,c,a’,b’,c’ ganze Zahlen sind, und es folgt also aus den Relationen: 4ae BP Acer dass auch P? eine ganze Zahl sein muss. Aus der Gleichung (R) folgt, dass die Differenz: oder: = ey EVA be yA Lı Ba Ai 7 2C j 2C yA’ ya für alle quadratischen Formen (a, b,c) der Diseriminante — A einen festen Werth hat. Dieser Werth gehört daher auch denjenigen Formen (a,b,c) an, die von den primitiven Formen der Fundamental -Diseri- minante abgeleitet sind. Wird, wie oben: A= A,Q gesetzt, wo unter — A, die der Diseriminante — A entsprechende Fun- damental-Discriminante zu verstehen ist, so kann also der Werth jener Differenz mit: M(&,) bezeichnet und mit Hülfe der Gleichung (©), indem darin A— A, genom- men wird, bestimmt werden. Alsdann ist nämlich gemäss der Gleichung (M°), in welcher nun Q= ı und D =-- A, gesetzt werden muss: t=ı m,n (Sr h,k A, t= K(-A,) e a (Are =,3 3 (dm) mn een Wird nun, wie oben, im art. VIII: k=o ; >() -—=H(—A,), s—ıI und ferner: u -] a Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 7 gesetzt, so wird der Ausdruck auf der linken Seite der Gleichung (©) gleich: I ze) pH N +2); wo Z(p) eine Function von p ist, welche für = o verschwindet, und wo ( die Evurer’sche Constante, d. h. also den Grenzwerth: D 1 1 I im: +-+-4+...+— -1ogn) Se > n bedeutet. Es ist daher: t=K(— S0) t=ı m,n D es ist ferner gemäss der Definition von L(a,, 6): Er (am? + bmn + en’) rn (: +lo e72)+ il )+Z0. wo Z’(p), Z’(p) Funetionen von 5 bedeuten, die zugleich mit p ver- schwinden; und man kann nun mit Hülfe dieser beiden Gleichungen, sowie unter Hinzuziehung der oben mit (N) bezeichneten Relation: rVA, 27 ni A.) ”- el A.) ’ die Gleichung (©) in die folgende transformiren: 27 H(— A,) (%) M(&) =M(A,) — C+log a A ° EN A,) Id iVA, b-HiyA, Hier bedeutet M(A,) den mittleren Werth von & ( Au 2 Zu: N ) > 2C 2C d. h. die Summe aller Werthe: = K(-Aa)/f _: A YA! () SVEN t Sl b9 LiyA, 5b ar) nn t=1 29 i 2" dividirt durch ihre Anzahl, die Gleichung (T) stellt also den zu be- stimmenden Werth von M(A,) durch diesen mittleren Werth der Funetion @ und durch jene mit H, H bezeichneten Reihen dar, und der ge- gesuchte Werth von L (a,,,) wird alsdann durch die Gleichung: —b+ti bti (Se, Sri 2 2C 2Co ae) EN ausgedrückt. Sitzungsberichte 1885. 70 3 3 (a m? + b9mn + On?) = = I ANLFCH A) Hl A) Z(d; | SI er) Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. X. Nimmt man in der Gleichung (M) des art. VUI für die will- kürliche Funetion: Fam? + bmn + en’) die folgende: D Far ———— } (am? + bmn + en?) *, am? + bmn + en? und für D, irgend einen Divisor der Diseriminante D, welcher selbst eine Diseriminantenform hat, so kann der Factor: 2), am? + bmn + en? D durch ( .) oder also auch durch: am’ go, ersetzt werden. Dies ist leicht zu sehen, wenn man für die Form (a,b,c) eine solche wählt, deren mittlerer Coefficient 5 die Diseri- minante 2 als Divisor enthält, und wenn man berücksichtigt, dass für jede Zahl D, die von der Disceriminantenform, d.h. also die = o oder ı (mod. 4) ist, und für jede positive Zahl s die aus dem Reeci- proeitäts-Gesetz zu erschliessende Relation: > 2 ( . besteht, vorausgesetzt nur, dass auch s+ D, positiv ist. Die Gleichung (M) geht hiernach bei jener Bestimmung der Funetion F in folgende über: SEAN 23 (2\S(DE — KENA)N\RINAR) ah Na) \ m ) (am’ + bmn + cn®)'* in welcher Q?, wie oben, als Quotient der Diseriminante D und der entsprechenden Fundamental -Diseriminante D, bestimmt ist, und welche sich, wenn D, = gesetzt wird, auch so darstellen lässt: D, Ss /D EU IIND ı a/D\a/D@ I DE ee) ee ee aH , Be >. , »2 | k re 2ER ( k ) ar, ( a ) 3 m ) (am? + bmn + en®)'*? m,n Aus dieser Gleichung folgt unmittelbar, wie bei Dirıcuter, dass D, die Anzahl der Classen (a,Öb,c) mit dem Charakter [| —])—=+ ı genau a nel D, so gross ist, wie die Anzahl der Olassen mit dem Charakter | — J=-— ı, a sobald nur D, kein positives Quadrat ist. Denn unter dieser Voraus- Krosecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. TUN setzung ist auch D, kein positives Quadrat, und die beiden Reihen auf der linken Seite nähern sich also für = o endlichen Werthen. Die Gleichung (U) kann noch in wesentlicher Beziehung verein- facht werden. Bezeichnet man nämlich mit p/,p/.p/,... diejenigen verschiedenen Primfactoren von D,, welche nicht zugleich in Q ent- halten und welche also ausschliesslich Primfaetoren der Fundamental- Diseriminante D, sind, so ist: D: == 10H nder TI, m je nachdem die Zahl m eine von den Primzahlen p\,Pp\;pı ,... als Factor enthält oder zu 9,P,.P/,... relativ prim ist. Wenn man nun Zahlen @,, @,,@,,... durch die Gleichung: ’ 7 77 2 ea ERNLZEN eo a Aaltar Zah definirt, so kann jener Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (ll) in folgender Weise dargestellt werden: Su u D EN OR > >, »3 url ? — (am? + bmna,+ en)", v a,b,e m,n a m W, (On 22=.) und es kann hier auch, da w, zu Q prim ist, der Faetor wegbleiben. Der obigen Festsetzung nach ist a prim zu D und C > .. c= o (mod. D), also — eine ganze Zahl; es besteht ferner vermöge a 2 der Gleichungen: D D=DD,, D=b—4ac also | —)= ı a die Relation: D, a D, 2) a a az, W, da keiner der in D, enthaltenen Primfaetoren p/,p/,p/ ,... zugleich in D, enthalten sein kann. Der Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (ll) wird hiernach gleich: 2 \—1-3 EN IBR aD) ( x er > (- ı) | —)o, >’ 182 F au,m: + bmn + —n? s v W, a,b,e m,n am, m W, ” ” nr. * A G - * Nimmt man nun hier für die Form [aw,,b, — | irgend eine 2 — to} ZW, aequivalente Form (a’,b’, ec’), in welcher a’ wieder prim zu D ist, so wird: DIS Y DIS \/D, am, FEN U 70* U) D,Q D,Q aD 2(' k \erZ( k #7 2(2)+(2) 778 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. und die auf a,b,c,m,n bezügliche Summe wird also von =, un- abhängig. Der ganze Ausdruck geht alsdann in folgenden über: Hl Om DER@)Eermeone: m wo sich die Multiplieation auf alle jene Primzahlen p/,P1:Pı »-- erstreckt. In der zweiten Summe auf der linken Seite der Gleichung (U) kann der Factor (r ) auch durch (7) (>) ersetzt werden, da Q° alas! ist, wenn k und @ keinen gemeinschaftlichen Theiler haben, während andernfalls schon: =) 2-9 ist. Es folgt nun, wie oben, dass jene zweite Reihe auf der linken Seite der Gleichung (l) nämlich: TEN TB 12% . D,Q? I 1 2 . \ 7 > >> v 2 2 r 2 1 : |ER in die Reihe - > ( 1) km, \ (kat: umgeformt werden kann, welche sich unmittelbar als Produet von zwei Reihen: a TERGEN 1 D: Ar 1 =( o( =, )=#2(° l; er darstellen lässt. Da nun: ()° (2) u (>) e- TI (: Br (") 2») @), v v W, > Ppı Pı ist, so wird der ganze Ausdruck auf der linken Seite der Gleichung (U) gleich: DNA RE NG IDSCHA nl —r e \ae)2(© k \er2( j7 )er und die Gleiehung (U) selbst geht in folgende über: > (“) (am’+bmn +) 8, m,n m in welcher D,, D, irgend zwei eomplementäre Divisoren der Diseri- minante D bedeuten, die selbst Diseriminantenform haben, und in welcher auf der rechten Seite nur, um auch äusserlich die Symmetrie in Beziehung auf die beiden Divisoren zu wahren: 1 2 Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 119 D an Stelle von (%) gesetzt ist. Hieraus ergiebt sich unmittelbar die a allgemeinere bemerkenswerthe Gleichung: m) Scale 2 run 3 )+-(2) welche für D,—ı mit der Gleichung (M) im art. VII identisch ist, und welche auch in folgender Form dargestellt werden kann: wer Elt)-() wenn man die Summation links nur auf alle diejenigen positiven F (2 F(am? + bmn + cn’), Mn > (am? + bmn + en?), m,T DD; Zahlen r,,r, erstreckt, die zu Q oder also zum Quotienten —— D o relativ prim sind, rechts aber auf alle diejenigen positiven und ID) 2D) negativen Zahlen m,n, für welche die Zahl am? + bmn + en’ zu —ı — D, relativ prim wird. Aus der Gleichung (U) resultirt, wenn man zum Grenzwerth p=o0 übergeht und von den im art. VII eingeführten Bezeichnungen Ge- brauch macht, die Formel: MI. FED. ED, A)= lim, (=) S (5) (am? + bmn + en?) ""*, 5 — g—=0,,b,c mn und der Ausdruck auf der linken Seite kann hier gemäss der Gleichung (N°) im art. VIII mittels der Classenanzahlen und Fundamentaleinheiten für die Diseriminanten D,Q* und D,Q?’ dargestellt werden. In dem Falle, wo D negativ und Q=1 ist, lässt sich nun aber der Ausdruck auf der rechten Seite von (U°) mit Hülfe der Gleichung (R) durch $-Funetionen darstellen. Man erhält alsdann die Gleichung: VA R Di EN EINE b-+iVA X ® 7 mD)HD)-)3 (=) Iose(S (0. —e)s (o. ) 26 26 /r a,b,c in welcher: DD =D=- und also einer der beiden Divisoren D, oder D, negativ ist. Nimmt man nun D, als den negativen, also D, als den positiven Divisor an, so ist gemäss den Gleichungen (N) im art. VII: VA 2 T+UY D, D,) = K(D,) K(D,) log — ” er { .. ey. Bor; und daher: 780 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. a - = ea ( b+iyA\\ ? SER ET 20 2C TıLU ), D (B°) K(D,) Kt 108) log L +UyD, = > I 2 r NL — | log e (0 a,b,e Wegen der Voraussetzung @Q= ı sind beide Divisoren D, und D, Fundamental-Diseriminanten; man kann daher von den Formeln (%) und (W,) des art. VIII Gebrauch machen und erhält alsdann die Gleichung: k=—D, —ı k=D—ı 2kri ei a D; — (WB) — ) En ni E12 ee | va ı Ne 8 ; 2C re ? oder wenn man den Faetor A(D,) auf der linken Seite von (B°) bei- behält und von den Logarithmen zu den Grössen selbst übergeht: Ds\ „-(—& 5 | N 1-n- Peer lien) —b+iyA\® PR. N o;. | rl = .n|3r(0, ef, 2). K—ı a,b,e\C? 20 26 Diese Gleichung liefert eben jene höchst interessanten Beziehungen, die ich in meiner schon oben eitirten Mittheilung vom 22. Januar 1863 angegeben habe, nämlich Beziehungen zwischen Zahlenausdrücken, die aus der Theorie der Kreisfunetionen und solehen, die aus der Theorie der elliptischen Funetionen stammen. Sie liefert auch einen zweiten ganz einfachen Beweis jener Zerlegbarkeit der Gleichungen für die singulären Moduln, welche ich in meiner Mittheilung vom 26. Juni 1862 entwickelt habe. Anknüpfend an jene werthvollen Andeutungen, welehe Dirienter am Schlusse des $. 7 seiner mehrerwähnten elassischen Abhandlung gegeben hat,' kann man auf die Gleichung (M*) die Theorie der elliptischen Funetionen noch in ganz anderer Weise, als oben, an- wenden. Um dies darzulegen, sollen zuerst die Jacogı- LEGEnDRE'schen Zeichen in der Gleichung (M) durch die Gauss’schen Reihen ausge- drückt werden. Für den Fall, dass PD), irgend eine Fundamental- Diseriminante ist, lässt sich nämlich in besonders eleganter - r 8 Weise, wie folgt, darstellen: D.\ _ Brio D, arkmi r) WDW\k elPl (k=1,3,5,...2]D,|— 1). ! Einige weitere Ausführungen finden sich in einem von Dirıcater an mich gerichteten Briefe, welcher von Hrn. E. Scnerine in den Göttinger Nachrichten ver- s öffentlicht wird. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 781 Hier bedeutet r irgend eine positive Zahl, mit |D,| ist in WEIERSTRASS- scher Weise der absolute Wertli von D, bezeichnet, und (YD,) hat die im art. II angegebene und oben durchweg beibehaltene Bedeutung, wonach: VD.) =|VD,| für D,> o VD.) =i|VD,| für D> F(am? + bmn = en?) ; a,b,c a da mn in welcher füra.b,e,m,n,r,.r, dieselben Summationsbedingungen gelten wie in der obigen Gleichung (M), während die Summation in Beziehung auf %k,, k, über: Be MER 2 | Dil 15 RT ERA ES I zu erstrecken ist. Die beiden Zahlen D, und D, sind nur der Be- dingung unterworfen, dass sie beide Fundamental-Diseriminanten- Form haben müssen, und dass ihr Produet der Diseriminante b° —- gac gleich sein muss. Es kann dabei auch. wie ausdrücklich hervor- zuheben ist, D), = ı genommen werden. Nimmt man jetzt wieder an, dass: De: DD D4uz.0,D, Sohmd. (= D el o sei, so ist die Summation in (M) auf alle positiven Zahlen r,,r, sowie auf alle (positiven und negativen) Zahlen m,n mit alleinigem Aus- schluss des Systems m = n — o auszudehnen. Wenn man nun in der Gleichung (M) die Summationsbuchstaben %, , k, beziehungsweise durch: —2D,— k,2D,— k, ersetzt und von den Relationen: ıD: D, D, D, TE SSDeEHN NE), \>D=%k Gebrauch macht. so wird ersichtlich, dass die Gleichung (M) bestehen bleibt, sobald man auf der linken Seite im Exponentialfactor @in — & verwandelt, aber zugleich auch den ganzen Ausdruck links mit — ı multiplieirt. Addirt man nun die ursprüngliche zu der so veränderten 782 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. Gleichung hinzu und berücksichtigt, dass bei den gemachten Annahmen: (VD)WD)=i|VD| ist, so erhält man die Gleichung: R BEN Hr, (M,) HZZE ale; Jr (9) Ber) -3(€ ')+ (= a )) 2. Mon + bmn + en?), wegen deren Wichtigkeit die Bedeutung aller darin vorkommenden Bezeichnungen hier noch einmal wiederholt werden soll: ı. D, und D, sind beide irgend welche Fundamental-Diserimi- nanten, also irgend welche Zahlen, die entweder ungrade oder das Vierfache einer ungraden Zahl oder das Achtfache einer solchen sind, deren ungrade Primfactoren ferner sämmtlich von einander verschieden, und die endlich noch der Beschränkung unterworfen sind, dass sie =ı (mod. 4) sein müssen, wenn sie ungrade sind, und aber = — 4 (mod. ı6), wenn sie nur durch 4 und nicht durch 8 theilbar sind. 2. D, ist negativ und D, positiv, und es ist D= D,D,. Für Dis 0, Tür D), — 4 it 0, Dr Des Sg 3. Für %, sind die Zahlen ı,3,5,...— 2D, —ı zu setzen, für k, die Zahlen 1, 3,5,...2D,— 1. 4. Für r,,r, sind alle positiven Zahlen zu nehmen. 5. Für (a, d,c) sind solche Repräsentanten aller verschiedenen Olassen von Formen der Diseriminante D oder D,D, zu nehmen, in denen a relativ prim zu D ist. 6. Für m,n sind alle Zahlen von — © bis + oo zu setzen, mit alleinigem Ausschluss des Werthsystems m—=n= 0. Bedeutet nun, wie bei Jacosı, q eine reelle oder complexe Grösse, wofür |yg|< ı ist, so kann man in der allgemeinen Gleichung (M): 7 ’ fe] 1 Fy=(- N) setzen, da alsdann die Reihen auf beiden Seiten convergiren. Man erhält somit die speciellere Gleichung: 2% N \ 6 ) (7) - v5 6 v, k, ") Ex (= ) 5 (am? + bmn + en?) 0° > Sin Zar —y de i | yD | 5 = k, k, 1DR D, E73; \ a I/mın Kroxecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 783 in welcher die Summation links nur auf alle positiven ungraden Zahlen v,,v, und rechts nur auf alle diejenigen Systeme von Zahlen m,n auszudehnen ist, für welche der Werth von: am: + bmn + en? ungrade wird. Die auf v, und v, bezügliche Summation lässt sich mit Hülfe jener Formel: Sl)HEtN _ _. ze. $ Fre en gq’ sinw&Etwm)r (w=13,5...), m,v welche ich in meiner Mittheilung vom 22. December 1881 entwickelt habe,' vollständig ausführen. Man gelangt auf diese Weise ganz unmittelbar zu der Gleichung: eh (W) r$.(o) > (7) (7) { 3 D, D,) He ve 5 de T, De VEN) N fe Nele So D, > D), in welcher die Summation links auf: Be nr Da Ina rechts aber auf alle diejenigen positiven und negativen Zahlen m, n zu erstrecken ist, wofür am?” + bmn + en’ ungrade wird. Die Func- tion $, ist mit der hier überall mit $ bezeichneten Function identisch, wenn in dieser wri = log g gesetzt wird, $, ist durch die Relation: ar I Q! Een Sm Erik %8) iq* e 6 ae leg) definirt, und die $-Funetionen in der Formel (W) sind daher durch die Gleichungen: n=+o h In=+o £ 3) = 2 C geos2ndr, S,@)=g9* 2 (1) "sin(an + 1)&r bestimmt. Die zweifache Summe auf der linken Seite der Gleichung (W) stellt eine in wesentlicher Hinsicht verallgemeinerte Gauss’sche Reihe dar, und die Wichtigkeit jener in der eitirten Mittheilung eingeführten Function zweier Variabeln: SeEtn SAGEAUM tritt hier, wo sie die Stelle des sinus in den Gavss’schen Reihen ein- nimmt, besonders deutlich hervor. Für D,= ı redueirt sich die zweifache Summe auf eine einfache Gauss’sche Summe, in welcher die elliptische Function sin am die 784 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30, Juli. Stelle des sinus einnimmt. Die Formel (W) geht alsdann in eine speciellere über, deren Herleitung Dirıenter schon a. a. OÖ. im $. 7 seiner Abhandlung skizzirt, und welche er mir in fertiger Gestalt für den Fall, wo — ne D, eine Primzahl von der Form 4n +3 ist, im Juli ı858 brietlich mitgetheilt hat.” Dividirt man die Gleichung (W) durch q9 und integrirt dann in Beziehung auf g von Null an, so resultirt rechts eine Reihe, deren Grenzwerth für g=ı oben sowohl durch Kreisfunetionen, als auch durch elliptische Funetionen mit singulären Moduln ausgedrückt worden FE ist. Mit multiplieirt, wird dieser Grenzwerth gleich dem Tr Logarithmus einer Einheit von der Form: 1-+uYD,. und dureh einen solehen Werth findet sich also schliesslich das von o bis ı erstreekte Integral jener allgemeineren zweifachen Gauss’schen Reihe ausgedrückt. Nicht bloss diese Ergebnisse der Gleichung (W), sondern auch die übrigen in diesem Paragraphen entwickelten Resultate gehören wohl zu den merkwürdigsten von allen, die bisher aus der "Theorie der elliptischen Funetionen abgeleitet worden sind. ! Monatsbericht vom December 1881 S. 1168. (1’). * Vergl. die obige Anmerkung S. 780. (Fortsetzung folst.) Über den Cauchv'schen Satz. Von L. KronEcKeEr. In meiner Mittheilung vom 29. Juli 1880 habe ich den Caucenv'schen Satz, wonach das über eine geschlossene Curve erstreckte Integral Sdf(x,y) unter gewissen in Beziehung auf die Function f(x, y) zu machenden Voraussetzungen gleich Null ist, mittels einer Transformation der Variabeln x. y bewiesen, bei welcher die Umgrenzungs-Curve durch die Constanz der einen von den beiden neuen Variabeln charakterisirt ist. Wie einfach und naturgemäss auch diese Beweismethode ist, so scheint mir doch — wenigstens in pädagogischer Hinsicht — die folgende vorzuziehen, welche ich neulich in meinen Universitäts- Vorlesungen entwickelt habe. Ich formulire zunächst den zu beweisenden Satz folgendermaassen: »Wenn von einer Funetion f(x, y) vorausgesetzt wird, dass ihre ersten und zweiten Ableitungen in einem von einer geschlossenen Curve umgrenzten Gebiete durchweg endlich und eindeutig sind, so lässt sich erschliessen, dass das über diese Curve erstreckte Integral /df(«,y) gleich Null, und dass also die Funetion f(®,y) in dem bezeichneten Gebiete eindeutig ist.« Ich bemerke dabei, dass diese Eindeutigkeit von f(x, y) selbst in meiner erwähnten Mittheilung vom Juli 1880 durch ein Versehen an Stelle der Eindeutigkeit der Ableitungen unter die Voraussetzungen aufgenommen ist. Doch ist natürlich beim Beweise kein Gebrauch davon gemacht worden. Da die zweiten Ableitungen von f(w,y) in dem betrachteten Gebiete als endlich vorausgesetzt sind, so nähern sich die Werthe der beiden nach x und y genommenen ersten Ableitungen von f(x,) in gleichmässiger Weise vom Innern her denjenigen Werthen, die sie auf der Begrenzung erhalten. An Stelle der Begrenzungscurve kann daher ein derselben“ eingeschriebenes gradliniges Polygon genommen werden, welches sich der Curve hinreichend nahe anschliesst, und da sich ein Polygon in lauter rechtwinklige Dreiecke zerlegen lässt, deren Katheten den beiden Coordinatenaxen parallel sind, so genügt 786 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. es, den zu beweisenden Satz für die Umgrenzung eines solehen Dreiecks zu entwickeln. Zu diesem Behufe braucht man aber nur den Werth des über die Fläche des Dreiecks zu erstreckenden Integrals: "fr, y) [ a in den beiden möglichen Integrations-Folgen wirklich darzustellen und die beiden Resultate zu identifieiren. Setzt man: en _ (@ u =f@ ha und bezeichnet mit a a RS )) Pr drei Eckpunkte des recht- winkligen Dreiecks, so kann die Hypotenuse durch die Gleichung: z=Et+U5 -&),y=n tin) (o > 1 i nirf nf 1; Hi 1 Iathla fur a Abt ern ae 4 t | sine U Di 4 k * B i einimie wir alallfuna ve % ‘ ur 78) | Über die analytische Darstellbarkeit sogenannter willkür- licher Functionen einer reellen Veränderlichen. Von K. WEIERSTRASS. Zweite Mittheilung. Br bedeute f(x), wie in der am 9. Juli d. J. in der Akademie gelesenen Mittheilung, eine für jeden reellen Werth der Veränderlichen « ein- deutig definirte, reelle und stetige Function, deren absoluter Betrag eine endliche obere Grenze (G) hat. Dagegen sei Y(x) eine transcen- dente ganze Function, von der zunächst nur angenommen Er dass sie reell sei für reelle Werthe von x, und der Bedingung /(—a)=Y(«) genüge. Ferner seien «,»v reelle, von einander a Ver- änderliche, und es werde Vılu+vi) (uw vi) = Ylu,v) gesetzt, wo der Quadratwurzel ihr positiver Werth beizulegen ist. Y(u-+ vi) Dann ist der absolute Betrag von —, Yu, o) gleich ı, und man hat daher, wenn a,b reelle Grössen sind, (ru (u + vi)du = IX a L(u,v)du—=e@G fi ‚e)du, a wo e eine complexe Grösse, deren absoluter Betrag kleiner als ı ist, bezeichnet. Angenommen nun, es sei Y(x) so beschaffen, dass das Integral „+© | Yu ,v)du für jeden Werth von » einen endlichen Werth hat, so erhalten, wenn Q,,Q,,b,,b, positive Grössen sind, 5b, >a,,b, > a,, die Integrale „ba | Ylu,v)du, fi, v)du , ag —bı 790 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. von denen das zweite (weil Y-u,v)='l, o)) gleich [ A (u ‚v) du ist, beide unendlich kleine Werthe, wenn a,, b, unendlich gross werden. Dasselbe gilt also, der vorstehenden Gleichung zufolge, für die Integrale (an +vi), om + vi)du; 5, a und es hat demnach das Integral i oo | Flu) lu + vi) du oo einen bestimmten endlichen Werth für jeden Werth von ». Ich will ferner annehmen, es convergire das Integral +® [v (u,v)dv, wenn a, unendlich gross wird, für alle Werthe von v, deren absoluter Betrag einen beliebig festgesetzten Grenzwerth nicht übersteigt, gleich- mässig gegen die Grenze Null, so gilt der Gleichung (1) zufolge dasselbe von dem Integral + oo j fWu)Y (u + vi) du, % und ebenso, wenn a, unendlich gross wird, von —a, (rw) Yu + vi) du. oo Es lassen sich also, wenn V,g gegebene positive Grössen sind, von denen V beliebig gross und y beliebig klein sein kann, immer zwei positive Grössen a,,a, so bestimmen, dass der absolute Betrag der Differenz da (7 Yu + vi)do — ft Yu + vi) du für jeden der Bedingung — Vsv f.@). Nach einem Satze aber, den ich früher (Monatsberichte der Akademie aus dem Jahre 1880, S. 723) in elementarer Weise be- wiesen habe, kann man die Reihe auf der Rechten dieser Gleichung, weil sie in jedem endlichen Bereiche gleichmässig convergirt, in eine für jeden endlichen Werth von x convergirende Potenzreihe P(x) ver- wandeln. Nimmt man va=e*, ulm,.0) er und diese Funetion Y(vw,v) hat die im Vorstehenden angenommene Beschaffenheit. Dasselbe ist der Fall, wenn man so ist la) Exun (12? + 02 +... + 02%) setzt und der Constante c, einen positiven Werth giebt, während Gare. beliebige reelle Werthe haben können. Es existiren also in der That, wie in der ersten Mittheilung bei Begründung des Satzes (A.) angegeben worden ist, unzählige Func- tionen ı/(x) von der Beschaffenheit, dass die zugehörigen Functionen F(x,k) transcendente ganze Functionen sind. Jetzt bedeute F(x,%k) irgend eine bestimmte von diesen Functionen, so lässt sich die Potenzreihe V(x), durch welche dieselbe dargestellt werden kann, in eine nach Kugelfunetionen fortschreitende, eben- falls für jeden endlichen Werth von x convergirende Reihe verwandeln. Aus dem bekannten Satze des Hrn. GC. Neumann, betreffend die Ent- wiekelung eindeutiger analytischer Functionen einer complexen Ver- änderlichen x nach den Kugelfunctionen erster Art, ergiebt sich nämlich unmittelbar, dass jede (transcendente oder rationale) ganze Funetion @(x) dargestellt werden kann durch eine für jeden endlichen Werth von x convergirende Reihe von der Form Ga) 3, C,P9% (a). ! Dies lässt sich übrigens auch folgendermaassen beweisen. Aus der Definition der Kugelfunetionen ergiebt sich: IPO(&)|<|x + Ve? — ı I, wenn man Ya? — ı so bestimmt, dass |e + Y® — ı|>ı ist. Ferner ist Bar CnoPr)x 7 PP —2)(z) ST vorlen nr # WeEıersTRAss: Über Functionen einer reellen Veränderlichen. 193 Die Coefficienten dieser Reihe sind so beschaffen, dass > KA vo für jeden positiven Werth r einen endlichen Werth hat. Ferner ist die Reihe für alle einem endlichen Bereiche angehörigen Werthe von & gleichmässig convergent. (Vergl. die Abhandlung des Hın. Tuonme: Über die Reihen, welche nach Kugelfunetionen fortschreiten, BorcnArnr's Journal, B. 66, S. 337). Auf der letzteren Eigenschaft der Reihe beruht es, dass man +1 co +1 je) Pelao/)de'= 2 [Po PO@') die’ —ı v=o hat, wo x’ eine reelle Veränderliche bezeichnet; woraus sich +1 — Ei [&t@) Po‘) dev’ w=011,...00) C [73 ergiebht. Für die Funetion F(x,%k) hat man also +1 +9 ee G= EN Ze en. [po (x) dx’ [fi U (" 2 ya 2 2kw. k av+tıy.H 5 y 7 ’ — [P )(a’) (fix + ku) (u) du, 4w \ —ıI — co woraus man, wenn „+ 2v+1I 4 If‘ + u) PY (x’) da’ = f, (u) 2 Er und somit, wenn 1, 3 A,ı n=O eine beständig convergirende Potenzreihe von .« ist, [>23 > An nz > > An Ne) . no n v Es sind aber die c„,, sämmtlich positive Grössen und % «,= 1; also ist v 3|n,Pe-»)(a)| En An —— >2 Cu + 20,U Au+ 2u n,v v=o (n — v=u) gesetzt wird, die Gleichung besteht. ZA I 794 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. gesetzt wird, (= — 77 U 7 } Ge. le erhält. Die Funetion f,(w) ist ebenso wie f{w) eine durchweg stetige Funetion, deren absoluter Betrag höchstens gleich (2v + ı) @ werden kann, da der absolute Betrag von P(x’) für die dem Intervalle (--1...+1ı) angehörigen Werthe von x’ nicht grösser als ı wird. Es ist aber, wenn a eine positive Grösse ist G= u [AO u +, + — az (ku) (u)du an Sal (ku) b (u)du = — fr (ku) L (u) du +9 + Ra ar oo) [Yla)au +. 7) frau; — co wenn man daher k unendlich klein werden lässt, so bekommt man I ynne Lim -C,=f,(0)- (mau + ; k=o u) JE wo die weggelassenen Glieder auf der Rechten unendlich kleine Werthe erhalten, wenn a unendlich gross wird. Da man nun a beliebig gross annehmen darf, so ergiebt sich 2v+1ı Lim « €, = f,(0) = (7 fa) P%a)dr. —ı Setzt man + =, [ F.(ku) Y(u)du = $,(k), und versteht unter d eine kleine reelle Grösse, so ist ta 9,(k+9)— 9,(k) = — [CH (ku + du) — S,(ku)) (u) du +... wo wieder die fortgelassenen Glieder auf der Rechten beliebig kleine Werthe erhalten, wenn a gross genug angenommen wird. Ist daher 6, eine gegebene, beliebig kleine Grösse, so kann man dem a einen bestimmten Werth beilegen, für welchen ta Pk +9) — 9 —,, [Sk + 3) — (ku) (u)du dem absoluten Betrage nach kleiner als d, ist, und zwar bei beliebigen Wertlien von k,d. Dann lässt sich ferner, wenn 6, eine zweite, beliebig WEIERSTRASS: Über Functionen einer reellen Veränderlichen. 795 anzunehmende kleine Grösse ist, für den absoluten Betrag von d eine obere Grenze d’ so festsetzen, dass a (ku + du) — f,(ku)) (u) du dem A Betrage nach kleiner als d, und somit | 9.(k +8) — 9,(k)| < 8, + 8, ist, wenn |ö|<0. Es ist also @,(k) eine stetige Function von Ak. Hiermit ist also bewiesen: »Ist ıb(x) eine Funetion von der oben angegebenen Beschaffen- heit, und Fix, k) = ler: ; "an, so hat man für jeden endlichen complexen Werth von & (6) F(&<,k) = 39 $,(k) P% (x), wenn = ’ 2% \ Au Auch [Jia + u) PO (x’) dx (7) Ar | P.(k) = = | F, (ku) I (u) du —® gesetzt wird; und es sind dann die $,(k) stetige Funetionen von Ä.« Jetzt werde unter x wieder eine reelle Veränderliche verstanden, so dass fa) = Lim- F(x, k) k=o ist. Wird dann x auf das Intervall —a1T, und es ist daher, wie schon bemerkt, PrW|R I, wenn @==T, 196 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 30. Juli. Da nun die Reihe B 7 > |9.(k)|R einen endlichen Werth hat, so ist es, nach Annahme einer zweiten positiven Grösse g”, immer möglich, eine ganze positive Zahl n zu ermitteln, für welche der absolute Betrag von > 9,(%) PO) vn-tı kleiner als g” ist. Setzt man also Ms ®,(k) P”(«), © (8) GC (x, k) = so ist |! fo) — @ a, A)|z, so ist f‚(&) so beschaffen, wie bisher von der Funetion f(x) ange- nommen worden ist, und man kann demnach eine Function @(x) so bestimmen, dass für jeden in dem Intervalle (z,...x,) enthaltenen Werth von & If) - 6@)| 272), n=— oo 1% so ist I ’ A, ae A, u. 7 und daher I nkr — ne (0) (>) ; daraus folgt, dass auch die Reihe (> 30): für jeden endlichen Werth von 2 convergirt. Setzt man also n—+ © (14) Ken 3 pm)“, so ist %(@;v) eine für jeden endlichen complexen Werth von x und für jeden reellen Werth von » definirte eindeutige analytische Func- tion, für welche sich auch, da $(—v) = #(v) ist, der Ausdruck n——+x co (15) yla;v)= 3 Hlm)cosne—=ı-+ 2 > H(mv) cos nr n=—oo n 1 e— ergiebt; und es lässt sich dann die Function F(x,k) folgendermaassen ausdrücken: I ' h a len n (16) ren [ner ; m )ar‘ Jetzt seien wieder g’, 9” gegebene positive Grössen von beliebiger Kleinheit, und A’ ein bestimmter Werth von k, der so anzunehmen ist, dass für jeden reellen Werth von x kleiner als g’ ist. Bestimmt man dann eine ganze positive Zahl » so, dass der absolute Betrag von 2 uk’ vr nz zo A,cos— x + Asin—x v—=n-ti C (4 [4 für jeden reellen Werth von x kleiner als 9” ist, und setzt n uhr uvm NE,,, (1) fe=4+2:% (la cos —x + A, in”) +R,, en r ® so ist der absolute Betrag von R, stets kleiner als g’+g”. WEIERSTRASS: Über Functionen einer reellen Veränderlichen. 801 So ergiebt sich der Satz D. »Ist f(x) eine für jeden reellen Werth von x eindeutig de- finirte, durchweg stetige und reell-periodische Function, so lässt sich nach Annahme einer beliebig kleinen positiven Grösse g, auf mannig- faltige Weise eine endliche Fourıer’sche Reihe herstellen, welche sich der Function f(x) so genau anschliesst, dass der Unterschied zwischen beiden Functionen für keinen Werth von x mehr als g beträgt.« Aus diesem Satze lässt sich dann durch das beim Beweise des Satzes (C.) angewandte Verfahren, wenn man unter den dortigen Funetionen @, (x), @,(&), @;,(&),... jetzt endliche Fourıer’sche Reihen versteht, welche dieselbe primitive Periode wie f(x) haben, der fol- gende ableiten: E. »Jede Function f(x) von der unter (D.) angegebenen Beschaffen- heit lässt sich, wenn 2c die primitive Periode derselben ist, darstellen in der Form einer Summe, deren Glieder sämmtlich endliche Fovrıer'sche Reihen mit der Periode 2c sind. Diese Reihe convergirt unbedingt für jeden Werth von x und gleichmässig in jedem endlichen Intervalle. « Um das Vorstehende durch ein einfaches Beispiel zu erläutern, nehme ich Dann ist 2w = Yr und +& — +0 ; | Pe) = je — Vom eure ee er) —oo Daraus ergiebt sich v=t+o _"T (18) Kla;w)en An ticoswz, v=—oo also, wenn man v2 (19) g=e * setzt, (20) en =3f2.0). wo S,(@,g) die Jacosr'sche Funetion 1+ 29 cos 2% + 29? cos4x + 29° cos6° +... ist. Hiernach hat man Kent ’ T, ı) de, wog=e ©. %—%L Bren „Ir s,( Die Formel auf der rechten Seite dieser Gleichung kommt schon 2C bei Fourıer vor (Theorie analytique de la chaleur, Chapitre X... Um 802 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. den Temperaturzustand eines unendlich dünnen homogenen Ringes von der Länge 2c, der keine Wärme ausstrahlt, für einen beliebigen Zeit- punkt anzugeben, wenn derselbe in irgend einem Momente bekannt ist, hat man eine Funetion $ von zwei reellen Veränderlichen x,t so zu bestimmen, dass dieselbe der Differentialgleichung 09 a dar genügt, wo u eine positive Constante bedeutet, als Funetion von x betrachtet, die Periode 2c besitzt und für {= o in dem Intervalle — e<ı (22) o—= — 2 (Fe) ea cos|y —- r|\dr 2Cr=—») [0 a Br 2 — x =. — IF) 3 e ,° cosiv r\de, 2C =—« C also (23) = Fa, h), wenn man die Function f(x) so bestimmt, dass sie in dem Intervalle (-—eSxc) gleich F(x) sei, in den einzelnen Gliedern seines Ausdrucks {= o, wodurch derselbe in die Reihe Deren ce ’ en 3 [Fe') a ) dx’ 2er) C übergeht, von der er annahm, dass sie stets in dem angegebenen Intervall die Funetion F(x) darstelle. Es verdient aber bemerkt zu werden, dass ungeachtet der Einwendungen, die gegen Fourıer's Ver- fahren gemacht werden können, der aufgestellte Ausdruck der Function ® ausnahmslos richtig ist. Denn da derselbe, wie gezeigt worden ist, sich in F(x, 2Vut umformen lässt, so ergiebt sich zunächst, ohne dass das Fovrıer’sche Theorem zu Hülfe genommen wird, dass Lim-$ = F(«) 1=0 ist. Ferner genügen die einzelnen Glieder der Differentialgleichung a) di 0’& De ry ” . r .. ” € WEIERSTRASS: Über Functionen einer reellen Veränderlichen. 803 woraus folgt, dass auch ® selbst ihr genügt, da die in Rede stehende Reihe eine eindeutige analytische Funetion von x und £ ist, wenn man die Grösse f der Bedingung unterwirft, dass ihr reeller Bestand- theil positiv sein soll, und weil überdies die Reihe in jedem endlichen Bereiche der Grössen x, t gleichmässig convergirt. Endlich ändert die Reihe ihren Werth nicht, wenn & + 2c für x gesetzt wird: es entspricht also die durch sie ausgedrückte Funetion vollständig den gestellten Bedingungen. Es ist äusserst merkwürdig, dass bei einem Problem der mathe- matischen Physik für eine gesuchte, von zwei veränderlichen Grössen, die nach ihrer physikalischen Bedeutung nur reelle Werthe haben können, abhängige Function, welche für einen bestimmten Werth eines ihrer Argumente einer gegebenen willkürlichen Function des anderen gleich sein soll, ein Ausdruck sich ergiebt, der eine analy- tische Function der Veränderlichen ist und somit auch für complexe Werthe der letzteren eine Bedeutung hat. Es bedeute jetzt n eine ganze positive Zahl, und es werde gesetzt au B—=tn lo 32 ERS vz—n so ist nach Gleichung (18) veoo vv? K(az;v)=x(a;0), + 2 En e *cosve. v=n-+I Für reelle Werthe von x ist aber der absolute Betrag des zweiten Gliedes auf der Rechten dieser Gleichung, der mit R, bezeichnet werde, niemals grösser als & _ Yu ee m? +2nv+ 2 Dee 32 je 4 { vn-+i v=I also n?+2n vv Tr: Sen More .23e 5 v=I Setzt man nun in der bekannten Gleichung ee . er Ir2z3e’"=-—lı#23e "|, v=I Vr v1 me re v } wo unter r eine positive Grösse zu verstehen ist, r—= —, so ergiebt AT sich, wenn » positiv ist, vv FR = u? m o 2Yr 4Yı x gr FR ı+ NEE v—I ® ® v=I es ist also P) ars 2 2V _ at? v2 \ ? 0 I v Rn < —e * +.t-—+t2%e e* v ! 2Yr +2 804 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. Setzt man nun, unter m eine positive Grösse verstehend, _ 2V mlog (n-+ ı) (25) ae so ist R, < -—————— «(14 r]), wo [rn] eine Grösse bedeutet, die für einen unendlich grossen Werth von » unendlich klein wird. Nimmt man also mZz21, so wird lamıR,= 0: En Es ist aber dann v2 __mlog (r-H1) Be ee er EN also, wenn man m (26) (n +1) "+9" mit In} bezeichnet, und (27) (2; n).= 3 nle coöw=ı+22 In” eosvx v=1 setzt: (2; 0. = a; N). Aus der Gleichung ‚Vo e— a alla) „re x %; =) dx _c ergiebt sich dann #(2,2)-,fre1ul ri o)ae 3,1) + wo auch R, eine Grösse bedeutet, die für einen unendlich grossen Werth m T ‚n)ar +R,, von n unendlich klein wird. Da nun Lim-v» = o und Lim- re. ) — fie) n—= 00 v=o I c x ip [re Ai .) Das Fovurıer’sche Theorem, präcise ausgedrückt, besagt, dass } Ei N ; (29) f(x) — Lim» = Ye )% ES r,n)dx sei, wenn ist, so ergiebt sich (28) fo) = Lim. —-+n (30) Xla,m) = -— x cosve n WeEIERSTRASS: Über Functionen einer reellen Veränderlichen. 805 gesetzt wird. An die Stelle dieser Gleichung, die nicht unter allen Um- ständen richtig ist, tritt also die vorhergehende, ausnahmslos geltende, in der die Funetion %(x,n) ersetzt ist durch eine andere, (x, n), welche gleich %(&,r) die Form ı+ 2(n,ı)cos® + 2(n, 2) cos20 +... + 2(n, n) cosnx hat, wo (n,v) eine von » und v abhangende positive Grösse bedeutet, die in %(x) sich auf die Einheit redueirt. Für jede bestimmte Zahl v ist Lim -(n,v)=1ı; n=® man kann also n so gross nehmen, dass die (+1) ersten Glieder von %(x,n) mit den entsprechenden Gliedern von %(&,r) so nahe über- einstimmen, wie man will. Functionen %(z,n) von derselben Form und Beschaffenheit, wie die hier betrachtete, für welche die Gleichung (28) ebenfalls unbedingte Gültigkeit hat, lassen sich auch aus der obigen Function %(x; v), die aus einer beliebigen Function /(x) entspringt, ableiten. Man kann immer eine von n abhängende positive Grösse ©, so bestimmen, dass die Differenz v=+n %(a;0,)— 3 Hlw,) cos vr zn gegen Null convergirt, wenn n ohne Ende wächst, und dann ist v=+tn n (31) la,n)= 3 Hlw,) cosve—=ı+ 223 9(w,) cos vx v—I veIn eine Function von der angegebenen Beschaffenheit. Selbstverständlich soll damit nicht gesagt sein, dass man auf diese Weise alle Funetionen der in Rede stehenden Art erhalte. Schliesslich möge noch bemerkt werden, dass die Gleichung (28) für die zwischen — c und ce liegenden Werthe von x, wie leicht zu beweisen ist, auch dann noch besteht, wenn unter f(x) eine Funetion verstanden wird, welche in dem Intervalle von = —c bis 2 =«c eindeutig definirt und stetig ist, ohne dass f(c) = f(—e) zu sein braucht. Für = + c ist dann auf der Linken der Gleichung :/(-9+f0) statt f(+ ec) zu setzen. Bi, j ih ® sch Are AN br ‚unse: Wi br Zrlaneiinh jt f EN. ‚mini ei, R 27 i I a a ah erg v2 jr ru AR DEE RA RE ie} WULIE we HER [r u : h; ‚Anteilen ring Ale ji Bl se ed Fu Fra KlaN,A aITLFı 2 ea. lu mahlm, Warte »lladuy da Aa he - j sv zahl nalen ii) ih Has iu lb rn Bl seln ach fe a wi an a ln RL TER nke alendsgue kim: ere: Im kun nl ‘a8 Be er tn ee ? ie bang re ea ee ö u nl al tan] aaa anti au arena ae „A Aa . “ ka) oh in aa ling (mix unfall unsgitai ri a rue ae ln Aha kA a \ DE: k Iuaee EZ 5 2 3a E a ine Tatiı lastw- nie: le na AN Hulk: 2 : z us “ ee reine Ikırlaı iin ind saılsi af IBıYV ie a7 Er dann cd He PR I al Isa VDE x u a, ein: 132, nahe vu tm al aa Pr Ri i E77 ee ee, amd load, ae a j ur ee wre he Hai ru zZ Er van wa (AN TI ale dm TER) Arte ‚Iei u . r 4 { Bi tal“ fi arR, "y 4 I vv Au in F ie) ie len ’ ln 10) 7 ; B- = re jeiäı )kewirkleneni. under ah Lam Sılakıılı a = Bi nie) i Ye | + sin sl ni nee . . R wre ‚art. u EN ’ D | N 807 Vorläufiger Bericht über die geognostische Beschaffenheit des Ost-Jordanlandes. Von Hrm. F. Norrtuine. Haifa (in Syrien), 29. Mai 1885. Ds Öst-Jordanland, speciell das Gebiet des Djolän und nördlichen Adjlüns ist ein weites Tafelland, von tiefen und steilen Thälern zer- schnitten, aber von sehr einförmiger geologischer Beschaffenheit, da die dort anstehenden Schichten, so weit sie sedimentären Ursprunges sind, ausschliesslich dem Senon angehören. Die Lagerungsverhältnisse sind einfacher Natur; abgesehen von localen Störungen und Rutschungen am westlichen Steilabfall gegen das Jordanthal hin, liegen die Schichten vollkommen horizontal. Die älteste im Wadi Aral aufgeschlossene Sehieht ist ein tiefschwarzer, stark bituminöser Schiefer mit zahl- reichen, aber schlecht erhaltenen Fischresten; eingelagert finden sich Hornsteinbänke und eine Schicht mit Gryphaea vesieularis ; darüber folgen Hornsteinbänke, erfüllt mit den zerdrückten Schalen von Baeulites sp., die namentlich auf den Schichtflächen häufig sind. Über diesen lagert ein weicher, weisser oder hellgelblicher Kalk, welcher das Hauptglied der dortigen Kreideformation bildet und zahlreiche Feuersteinschnüre eingelagert hält. Den Schluss bildet eine Conglomeratbank, deren Gerölle aus Feuersteinen und Kreidebruchstücken bestehen, während basaltische Gerölle vollkommen fehlen. Im nördlichen Theile des von mir untersuchten Gebietes, d. h. im eigentlichen Djolän, vom Hermon südwärts bis zum Yarmuk, wird die Kreide von mächtigen Lavaströmen überlagert, welche, den Krateren des nördlichen Djolän entstammend, zum Theil in die Thäler hinab- geflossen sind. Das Yarmukthal lässt deutlich zwei Lavaströme erkennen. Der ältere, höher am Gehänge liegende Lavastrom, welcher im mittleren Laufe des Flusses beim Wadi Ezzeyyatin in’s Thal fällt, wurde späterhin vom Flusse durchschnitten und somit Raum für den jüngeren Lava- strom geschaffen, welcher, das Wadi Rukkäd herabkommend, bei Sezun vom Plateau herabstürzt und eine leicht kenntliche, auffallende Sitzungsberichte 1885. 72 808 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. Terrasse am Gehänge bildet. Dieser letztere Lavastrom überlagert die Geröllablagerungen des alten Yarmuk, welche genau dieselbe Fauna führen wie sie heute im Flusse lebt, nämlich zahlreiche Individuen eines Melanopsis sp. Durch diesen letzteren Lavastrom hat der Fluss das heutige Thal eingeschnitten, so dass die recente Bachsohle bereits tief in die unterlagernde Kreide eingegraben ist. Daraus ergiebt sich, dass die Laven des Djolän frühestens post- senones Alter besitzen, die Eruptionen aber bis in jungtertiäre, wenn nicht gar bis in die diluviale Zeit hinein fortgedauert haben. Da aber das Vulkangebiet des Djolän in ununterbrochenem Zusammenhange mit dem des Haurän steht, und weder räumlich noch zeitlich von demselben zu trennen ist, so fallen die Eruptionen des gesammten batanäischen Vulkangebietes in das Tertiär, ja einzelnen Lavaergüssen muss diluviales, wenn nicht gar altalluviales Alter zugeschrieben werden. In engem Zusammenhange mit den Eruptivgesteinen finden sich heisse Quellen, welehe mächtige Absätze hinterliessen, zur Zeit aber nur noch im unteren Yarmukthale bei Hammi entspringen. Früher waren (dieselben weiter verbreitet, wie die bedeutenden Quellabsätze im Wadi Arab und Wadi Zahar beweisen, wo jetzt nur kalte Quellen entspringen. Im Jordanthal lagert ein feinblättrig geschichteter, stark salz- haltiger Mergel, der einzelne Geröllbänke führt, denen bemerkens- werther Weise Basaltgerölle fehlen. In diesen Geröllbänken fand sich eine Fauna, die in bemerkenswerther Weise mit derjenigen des Sees Tiberias übereinstimmt, doch aber auch davon abweicht. Es fanden sich Melanopsis zwei Arten, Limnaea sp. zwei Arten, Neritina sp., Ancylıs sp., selten sind Helix sp. sp. Dagegen fehlen die im heutigen See häufigen Zweischaler, wie Unio sp. und Corbula sp. 809 Das Wärmeleitungsvermögen der tropfbaren Flüssigkeiten. Von Prof. H. F. WEBER in Zürich. ir Jahre 1879 beschrieb ich eine neue Methode zur absoluten Be- stimmung der Wärmeleitungsfähigkeit der tropfbaren Flüssigkeiten und benutzte dieselbe zur Ermittelung dieser Grösse für vierzehn verschiedene flüssige Substanzen. In dieser Methode ist die Wärmefortführung, jene bedeutende Fehlerquelle der bis dahin benutzten Methoden, prineipiell beseitigt und ist die Messung der Wärmeleitungsfähigkeit der Haupt- sache nach auf die genaue Beobachtung einer rasch fallenden Tempe- ratur zurückgeführt. Die zu untersuchende Flüssigkeit wird im der Form einer sehr dünnen planparallelen Lamelle zwischen zwei horizontal stehende, gleichgrosse, aber ungleich dicke, flach ceylindrische Scheiben von Kupfer höchster Wärmeleitungsfähigkeit gebracht und auf eine be- stimmte, auch den Kupferplatten zukommende anfängliche Temperatur erwärmt. Von einem bestimmten Zeitpunkte an wird sodann die untere Kupferplatte auf eine gewisse niedere Temperatur abgekühlt und auf dieser Temperatur erhalten, während gleichzeitig das Platten- system nach der Seite und nach oben hin von einer Hülle gleicher Temperatur eingeschlossen wird. Aus dem Gange, welchen die Tempe- 'atur in irgend einer Stelle der oberen Kupferplatte während der Ab- kühlung zeigt, lässt sich das absolute Wärmeleitungsvermögen der Flüssigkeitsschicht bestimmen, sobald die Dimensionen, die Massen und die speeifischen Wärmen der einzelnen Theile des Plattensystems bekannt sind und ausserdem die Constante der äusseren Wärmeableitung für die obere Platte ermittelt worden ist. Die letztere Grösse braucht indessen nur angenähert bekannt zu sein, da dieselbe in dem Ab- kühlungsprocesse der oberen Platte nur eine ganz secundäre Rolle spielt, falls die Flüssigkeitslamelle sehr dünn genommen wird. Aus den angestellten Messungen ergab sich das allgemeine Resultat, dass der Werth des Wärmeleitungsvermögens A der tropfbaren Flüssig- keiten durch die Form ausdrückbar ist: k=n.p*c, | [5 810 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. _ wo p die Dichte, c die specifische Wärme der Masseneinheit, p-c also die speeifische Wärme der Einheit des Volumens bezeichnet und wo der Coeffieient 7 eine von Flüssigkeit zu Flüssigkeit nur wenig variirende Grösse bedeutet. In Betreff der Natur dieser Grösse konnte aus jenen Beobachtungen nur das eine Resultat mit Bestimmtheit abgeleitet werden, dass diese Grösse von der Stärke des Coefficienten der inneren Reibung nur ausserordentlich wenig abhängig ist, denn Gly- cerin und Äther z. B. zeigten sehr wenig differirende Werthe dieser Grösse; welches aber diejenigen Eigenschaften der Flüssigkeiten sind, welche die Schwankungen des Werthes von „ von Flüssigkeit zu Flüssigkeit bedingen, das konnte aus jenen Beobachtungen noch nicht abgeleitet werden. Indessen hatte ich mir gleich von vorn herein das Ziel gesetzt, durch weitere Untersuchungen alle die Momente festzustellen, welche auf die Grösse des Coeffieienten n von Einfluss sind. Diese Untersuchungen habe ich innerhalb der letzten sechs Jahre in weitestem Umfange durchgeführt. Nach und nach habe ich fünfzig verschiedene, chemisch vollkommen definirte und möglichst reine Flüssigkeiten auf die Grösse ihrer Wärmeleitungsfähigkeit mittels der beschriebenen Methode untersucht. Gleichzeitig habe ich während dieser ganzen Zeit die benutzte Methode auf die Zuverlässigkeit ihrer Resultate in mannichfacher Weise geprüft, indem jedes abänderungs- fähige Element der Versuchsmethode abgeändert wurde: es kamen drei, an Grösse sehr verschiedene, Apparate neben- und nach einander zur Anwendung, für alle untersuchten Flüssigkeiten wurden zwei bis drei verschiedene Lamellendieken (zwischen -"" gelegen) benutzt und endlich wurde für jede Flüssigkeit der experimentelle Nachweis geführt, dass der gefundene Werth der Wärmeleitungs- ımm 2 und ı fähigkeit nicht durch Wärmefortführung gefälscht ist. Bei dieser eingehenden Prüfung auf die Leistungsfähigkeit der Methode stellte sich heraus, dass die ersten Resultate der Methode vom Jahre 1879 noch ein wenig von Wärmefortführung beeinflusst waren, weil die eine der beiden dort zur Verwendung gekommenen Methoden der Abkühlung der unteren Platte, das Aufsetzen des Platten- systems auf eine Eisplatte, dem Plattensystem leicht eine schwach geneigte Stellung gab, welche Strömungen der Flüssigkeit entstehen liess, und weil auch die zweite Abkühlungsweise, die Abkühlung durch den Wasserstrahl der Wasserleitung, in diekeren Lamellen schwache Zitterungen hervorruft, welche Wärme von der oberen Platte zur unteren Platte führen. In den neuen Messungen wurde diese Wärme- fortführung beseitigt, indem ausschliesslich Wasserkühlung zur An- wendung kam, die Lamellendicke viel kleiner als früher gewählt Weser: Das Wärmeleitungsvermögen der tropfbaren Flüssigkeiten. sıl wurde und die Stosswirkungen der kühlenden Wassermassen durch das Einkitten des Apparates in einen sehr massiven Steinpfeiler des Laboratoriums verschwindend klein gemacht wurden. Die Kupferplatten der drei benutzten Apparate waren stark ver- goldet. 4 Während der Ausführung dieser neuen Messungen hat meine Methode und die von mir beschriebene Handhabung dieser Methode einige Ausstellungen erfahren, zuerst von Seite des Hrn. LorBErs, sodann in neuerer Zeit von Seite des Hrn. Grätz. Ich werde diese Ausstellungen in den Abhandlungen, welche mein gesammtes Ver- suchsmaterial und die Verarbeitung dieses Materials zur Ableitung der Endresultate nächstens bringen werden, ausführlich besprechen und darlegen, dass die Mängel, welche diese Herren meiner Methode zu- schreiben, theils nieht bestehen, theils ausserordentlich kleine Grössen betreffen, welche vorläufig so lange ausser Betracht gelassen werden können, als nicht die Grösse der Wärmeleitungsfähigkeit bis auf kleine Bruchtheile eines Procentes genau ermittelt werden soll. Eine so hoch gesteckte Genauigkeit dürfte aber schwerlich jemals in sicherer Weise erreicht werden. Mich dünkt, es ist sehon ein erheblicher Fortschritt auf diesem schwierigen Experimentalgebiete erreicht, wenn die Grösse der Wärmeleitungsfähigkeit der Flüssigkeiten bis auf ı Procent ermittelt ist. Diese Genauigkeit glaube ich nach jahrelanger Handhabung und Vervollkommnnng meiner Methode erreicht zu haben. An derselben Stelle behalte ich mir vor, die Einwürfe vorzutragen, welche ich gegen die neue Methode von Hrn. GrÄTz zu machen habe. Zur Ermittelung der Natur des oben genannten Coefficienten 7 ging ich in den neuen Messungen von der Untersuchung des Wärıme- leitungsvermögens analog constituirter Flüssigkeiten aus. Ich unter- suchte zunächst während der Jahre ı880 bis 1883 die Gruppe der Alkohole, die Gruppe der isomeren Ester und einige Glieder der Gruppe der fetten Säuren. Diese Untersuchung lieferte mir im Früh- jahr 1883 das einfache Resultat, dass für diese Flüssigkeiten die Grösse des Coefficienten n in reciprokem Verhältniss zu der mittleren Distanz benachbarter Flüssigkeitsmolecüle steht. Als ich dieses Resultat der physi- kalischen Seetion der in Zürich tagenden schweizerischen naturforschen- den Gesellschaft im August 1883 mittheilte, konnte ich beifügen, dass auch alle bis dahin untersuchten Chloride diese Eigenschaft besitzen. Die allgemeine Gültigkeit dieses Resultates war durch weitere Messungen zu prüfen. Nach und nach habe ich bis heute fünfzig verschiedene Flüssigkeiten einer eingehenden, vielfach wiederholten und ich darf sagen rigorosen Prüfung unterworfen; bisher habe ich überall Bestätigung dieses Resultates gefunden. 812 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. Mit der Erlangung dieses Resultates darf ich meine Untersuchungen über die Wärmeleitungsfähigkeit der Flüssigkeiten als einigermaassen abgeschlossen ansehen, obschon gerade durch die Gewinnung dieses einfachen Resultates weitere Fragen angeregt werden. Bevor ich alle die Einzelheiten über die Handhabung der Methode und über die Prüfung der Zuverlässigkeit der erhaltenen Resultate in einer Reihe von Abhandlungen darlege, erlaube ich mir. der Königl. Akademie die Gesammtheit der Resultate in gedrängter Kürze und tabellarisch geordnet vorzulegen. In Betreff der Auslegung dieser Resultate habe ich hervorzuheben, dass sämmtliche gemessene Grössen auf Temperaturen Bezug haben, welche zwischen 9° und 15° liegen. Da ich zur Kühlung des Platten- systems das Wasser der Wasserleitung benutzte und die Messungen zu sehr verschiedenen Jahreszeiten anstellen musste, vermochte ich nieht alle die verschiedenen Flüssigkeiten bei einer und derselben Temperatur zu untersuchen; indessen beziehen sich alle Daten jeder einzelnen Flüssigkeit auf dieselbe Temperatur. In den Columnen ı bis 8 der folgenden Tabellen finden sich verzeichnet: ı. die untersuchte Flüssigkeit, 2. die chemische Constitution der Flüssigkeit, 3. die Dichte p, 4. ein relativer Werth für den mittleren Abstand zwischen 3 benachbarten Flüssigkeitsmoleeülen, welcher mit A :Yu be- zeichnet ist und welcher sofort näher definirt werden soll. die speeifische Wärme der Masseneinheit c, 6. die specifische Wärme der Einheit des Volumens p+c. -, der absolute Wertli der Wärmeleitungsfähigkeit %, und endlich 8. die Grösse des Ausdrucks —. er PF Ya Die Grösse des relativen Werthes des mittleren Abstandes be- nachbarter Flüssigkeitsmoleeüle, welcher in der Columne 4 verzeichnet ist, wurde in der folgenden Weise gewonnen. Es wurde angenommen, dass je ein Molecül der Flüssigkeit aus u Molecülen des dampfförmigen Zustandes der flüssigen Substanz zu- sammengesetzt ist. Ist 2 die Masse je eines Moleeüls der letzteren Kategorie, und bedeutet N die Anzahl der Molecüle des flüssigen Aggregatzustandes, welche im Volumen ı enthalten sind, so gilt die Gleichung: o= N.u.m. \ WeErer: Das Wärmeleitungsvermögen der tropfbaren Flüssigkeiten. 813 Nehmen wir ausserdem an, es sei die Grösse des Raumes, in welchem im Durchschnitt je ein Molecül des flüssigen Aggregatzustandes anzutreffen ist durch «den Ausdruck %° gegeben, so gilt die weitere Gleichung: nor Daraus folgt dann: Dies ist der Werth, welcher als relativer Ausdruck des mittleren Abstandes benachbarter Flüssigkeitsmoleeüle in der Columne 4 aufge- führt ist. Zur Ableitung der absoluten Werthe von k# wurden die Einheiten: Gramm, Centimeter, Minute und ı°C gebraucht. ı. Substanzen verschiedener Natur. NVassenen re: | 3,0, | 1.000 2.62 1.000 1.000 0.0816 | 0.214 NND RS ag Bee | C;H.N | 1.020 4.50 0.492 0.502 | 0.0245 | 0.213 Glyeerin BER | 0,30, 1.251 4.19 0.610 | 0.763 | 0.0402 0.221 Niher nee ee C,H,0 | 0.725 4.68 0.525 0.381 | 0.0182 | 0.223 2. Alkohole. Methylalkohol .... | CH,O | 0.804 3.41 0.605 0.486 | 0.0297 0.209 Äthylalkohol ..... C,H,O 0.798 3.86 0.584 0.4660 | 0.0254 | 0.210 Propylalkohol..... | C, H,O 0.803 4.21 0.558 | 0.448 | 0.022 0.211 Butylalkohol (iso-). | C,H,,0 | 0.806 451 | 0.561 | 0.452 0.0204 0.204 Amylalkohol (Gäh- | | | ri TUDESS) | C.H,,0 | 0.824 4-74 0.546 0.450 | 0.0197 0.208 3. Fette Säuren. j Isobuttersäure .... Ameisensäure .... | CH,O, 1.220 385 0.511 0.623 | 0.0389 0.209 Essigsäure ....... C,H,0, 1.061 3.84 0.496 0.526 0.0283 | 0.207 Propionsäure ..... C,H,0, 1.001 4.20 0.473 0.473 0.0234 | 0.208 Buttersäure, nor-) = | | REICHT nee | C,HgO, er! 4 SH EZ Gas Ir = 0.958 4-51 0.460 | 0.441 0.0204 | 0.200 Valeriansäure, nor-)| z N ? | Er IC H.0 0.948 4.76 0.470 0.445 0.0195 0.209 lee | C,H,00, 3 . a = Isovaleriansäure... [ 477 Dun D7|1 2927 0:209 Isocapronsäure. .. . | CH 5,0, 0.935 4.98 0.455 | 0.425 | 0.0179 0.210 4. Isomere Ester. Methylacetat ..... | C,H5O, 0.942 4.28 | 0.498 0.469 | 0.0231 0.211 Äthylformiat ..... | C;H;0, 0.934 429 | 0.497 0.404 | 0.0227 0.210 Äthylacetat ...... en H,O, 0.914 4-55 0.479 0.438 | 0.0209 0.218 Propylformiat .... , C,HLO, 0.887 4.63 0.526 0.466 0.0214 0.212 814 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. 7 Fee Ta TE ar | | k al k Amen p : ( pre 332 Kuvn | 27 4. Isomere Ester. (Fortsetzung). Propylacetat ..... | C,H, ,0, | 0.899 4.84 0.475 | 0.427 0.0196 0.222 Methylbutyrat .... |C,H,,O, 0.914 4.81 0.480 0.439 0.0201 0.220 Äthylbutyrat ..... C;H 0, | 0.894 5.06 0.477 0.426 0.0191 0.226 Methylvalerat..... C;H,0, | 0.897 5.06 | 0.482 0.432 0.0189 0.221 Äthylvalerat...... c, H,, 0, | 0.880 5.29 0.500 0.440 0.0184 0.221 Amylaeetat....... |C,H,,O, | 0.877 5.29 0.496 0.435 0.0181 0.220 5. ‚Chloride. Chlorbenzol ...... C;H,C 1.117 4.65 0.339 0.379 0.0181 0.222 Chloroform....... (® HÜ, 1.511 4.28 0.227 0.343 0.0173 0.216 Chlorkohlenstof!... | CCl, 1.612 4-57 0.202 0.325 0.0151 0.212 Propylcehlorid ..... C,H,cı 0.902 4-43 0.395 0.356 0.017 0.212 Isobutylehlorid.... | € H,Cl 0.884 4.71 0.431 0.381 0.0167 0.206 Amylehlorid ...... C.H, ‚Cl | 0.876 4-95 0.445 0.390 0.0170 0.216 6. Bromide. Brombenzol ...... C,H, Br 1.504 4.70 0.239 0.359 0.0159 0.207 Äthylbromid...... C,H,Br | 1.453 4.22 0.210 0.3065 | 0.0148 | 0.205 Propylbromid..... C, Br Br 1.336 4-49 0.258 0.344 0.0154 0.201 Isobutylbromid.... | €, H, Br 1.221 4.82 0.323 0.39% 0.0167 0.204 Amylbromid...... C,H, ‚Br 1.218 4-99 0.286 0.348 0.0142 0.204 7. Jodide. Äthyljodid ....... C,H, J 1.931 4.32 0.158 0.305 | 0.0133 | 0.188 Propyljodid ...... C, H_J 1.760 4-59 0.182 0.320 0.0132 0.190 Isobutyljodid ..... c, HJ 1.622 4-84 0.201 0.326 0.0125 0.186 Amyljodid ....... C.H,,J 1.489 5.06 0.222 0.330 0.0122 0.187 8. Kohlenwasserstoffe. Benzol rer Kiez C,H; 0.887 4-44 0.418 0.371 0.0200 0.239 Lotolerren. ee C,H; 0.871 4.72 0.419 0.365 0.0184 0.238 Cyan ee N 0.871 5.36 0.437 0.381 0.0163 0.229 Terpentinöl ...... C.Hıs 0.870 5.39 0.430 0.374 0.0156 0.225 9. Sulfide. Schwefelsäure .... | H,SO, 1.831 3:77. 0.348 0.637 0.0459 0.271 Schwefelkohlenstoff Cs, 1.276 3.90 0.239 0.305 0.0206 0.263 Senföl.......2... CH I, NS 1.017 4.60 0.392 0.399 0.0229 0.264 Athylsulfid ....... C,H,oS 0.826 4:78 0.433 0.357 0.0197 0.2064 kr Aus diesen Resultaten geht hervor, das die Grösse — + — für alle | ce do Vu Flüssigkeiten ähnlichen Charakters den gleichen Werth hat. Derselbe beträgt für die Gruppe der Alkohole im Mittel 0.208, für die Gruppe Weser: Das Wärmeleitungsvermögen der tropfbaren Flüssigkeiten. 815 der fetten Säuren im Mittel o 209. für die Gruppe der isomeren Ester im Mittel 0.218, für die untersuchten Chloride im Mittel 0.214, für die Gruppe der untersuchten Bromide 0.204, für die Gruppe der Jodide 0.188, für die vier untersuchten Kohlenwasserstoffe im Mittel 0.233 und endlich für die Gruppe der vier schwefelhaltigen Flüssig- keiten 0.265 im Mittel. Der Mittelwerth, welchen die Gruppen (2) bis (7) für diese Grösse liefern, ist 0.210. Dieser Mittelwerth liegt in nächster Nähe derjenigen Werthe, welche die vier unter sich so verschiedenartigen Flüssigkeiten: Wasser, Anilin, Glycerin und Äther, die in der Gruppe (1) vereinigt stehen, für diese Grösse liefern: 0.214, 0.213, 0.221 und 0.213. Mir scheint, es darf daraus mit grosser Wahrscheinlichkeit ge- schlossen werden, dass in allen diesen sechsundvierzig Flüssigkeiten der Gruppen (1) bis (8) gleichviel Molecüle des dampflförmigen Aggregat- zustandes zu einem Flüssigkeitsmolecül vereinigt sind und dass mithin für alle diese Flüssigkeiten die Grösse der Wärmeleitungsfähigkeit als direet proportional der specifischen Wärme der Einheit des Volumens und als umgekehrt proportional der mittleren Distanz benachbarter : .c Molecüle angesehen werden darf: k = to.21oVn). Auffallend anders ist das Verhalten der vier untersuchten Schwefel- verbindungen; doch zeigt sich auch bier, analog dem Verhalten der Chloride, Bromide und Jodide, dass die Anwesenheit eines Schwefel- k — +. — in allen vier Flüssigkeiten, Kioten ee \ Vu trotz ihrer sonst so ausserordentlich verschiedenen physikalischen atoms genügt, um den Werth von Eigenschaften, fast genau gleich gross zu machen. — Würde man annehmen, dass in diesen untersuchten tlüssigen Schwefelverbindungen ein Molecül nur die Hälfte der Anzahl x Moleeüle des dampfförmigen Zustandes enthält, welche in den übrigen sechsundvierzig Flüssigkeiten zu einem Molecül vereinigt sind, so würde auch für diese Sulfide die Relation gelten: = N I) darga Sn nahezu 0.210 ist; N "5 es würde dann der Proportionalitätsfactor in dem Ausdrucke für A für alle Flüssigkeiten denselben Werth haben. Die vorliegenden Resultate scheinen mir einen sicheren Ausgangs- punkt zu liefern für die noch zu entwickelnde kinetische Theorie des tropfbarflüssigen Aggregatzustandes. r ii " u IE ri 4 . ar Imer; ’} R If Au ii Nr > JA, Ar . i n Arm: Fu? 4 De ru A DE EN EL u a a u u u u nn N EEE 817 Über den Einfluss der ponderabeln Theile auf das gebeugte Licht. Von W. Wien, stud. phil. Versuche im physikalischen Laboratorium der Berliner Universität ausgeführt. (Vorgelegst von Hrn. von HerL.umorTtz.) * Sinn durch die Untersuchungen von Srorzs' die Polarisations- verhältnisse des gebeugten Lichtes theoretisch behandelt waren, sind vielfache Experimente zur Prüfung seiner Resultate angestellt worden. Diese ausschliesslich an Gittern ausgeführten Beobachtungen ergaben viel- fach widersprechende Resultate, da durch die Gitter die Erscheinungen sehr complieirt werden. Auch haben bereits viele Beobachter” auf die Einflüsse der ponderabeln Theile der beugenden Öffnung hin- gewiesen, zumal die ausgedehnten Arbeiten von QumckE eine Ab- hängigkeit vom Material ergeben hatten. Es schien daher zweckmässig, diese Einwirkungen durch Zurück- führung auf die einfachsten Elemente zu untersuchen und es wurde deshalb der von Fressen bei seinen ersten Untersuchungen angewandte einfache Beugungsschirm, um dessen scharfe Kante das Licht sich ausbreitet, ohne dass ihr eine zweite gegenübersteht, in Anwendung gebracht. Das gebeugte Licht zeigt sich dann als helle Lichtlinie von gleichmässig abnehmender Intensität. Um die Erscheinung möglichst weit in den Schatten des Schirms verfolgen zu können, musste sehr starke Intensität angewendet werden, und der Rand wurde deshalb in den Brennpunkt einer achromatischen Sammellinse von kurzer Brenn- weite gebracht und zugleich als Verlängerung der Drehungsaxe eines (roniometers befestigt. Um von dem störenden Einfluss weiterer Linsen bewahrt zu sein, wurden für gewöhnlich die sämmtlichen Linsen des Beobachtungs- fernrohrs herausgenommen und die Beobachtung mit blossem Auge an einem Nicol mit Positionskreis durch ein Diaphragma gemacht. ! Srores, Cambridge Transact. 9. p. 1. ® QuinckE, Pose. Ann. 149. S.2 — Frörtıch Wirp. Ann. XV. S. 592 ff. -2 ieh s18 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. Das zunächst angewandte Material war Stahl, das in Form eines möglichst sorgfältig geschliffenen Messers in Anwendung gebracht wurde. Die Polarisationsverhältnisse wurden nach zwei Methoden untersucht. Erstens, indem natürliches Licht einfiel und das gebeugte mittels eines Kalkspaths in zwei parallel und senkrecht zur Schneide polari- sirte Componenten zerlegt wurde, deren relative Intensität sich aus der Azimuthalstellung des auf gleiche Helligkeit beider Bilder ein- gestellten Nicols bestimmte. Zweitens fiel unter 45° polarisirtes Licht ein und es wurde dann einfach die Drehung der Polarisationsebene des gebeugten Lichtes gemessen. Beide Bestimmungen sind auf ein- ander redueirbar und ergeben eine genügende Übereinstimmung. Das gebeugte Licht war fast vollständig linear polarisirt und zeigte eine völlig stetige Zunahme der Componente parallel der Schneide, wie die Theorie es verlangt. Bei der Anwendung anderer Metalle zeigte sich nicht mehr diese einfache Erscheinung, sondern es tritt durch Einwirkung der mate- riellen Theile auf die unmittelbar an dem Rande vorübergehende Wellenbewegung starke Färbung des Lichtes ein, so dass das gebeugte Licht aus weissem und farbigem zusammengesetzt erscheint. Das Maximum der Färbung tritt ein, wenn das einfallende Licht parallel der Schneide polarisirt ist. Ist es senkrecht zu ihr polarisirt, so ver- schwindet die Färbung. Doch genügt dann eine Drehung des Polari- sators um wenige Grade, um sie wieder hervorzurufen. Die Farben selbst zeigten sehr verschiedene Nüancen. Bei Silber erschien tiefrothes Licht, das durch Abhaltung des weissen Lichts (durch entsprechende Stellung des Analysators) fast homogen erschien. Gold und Kupfer zeigten Orange, Platin schwach gelbes, Stanniol gelblich grünes, Nickel und Kobalt weisses Licht. Da die Er- scheinungen jedenfalls mit der Absorption in naher Beziehung standen, so wurden sie mit dem von den betreffenden Metallen in dünnen Schichten durchgelassenen Lichte verglichen. Gold wurde als Blatt- gold angewandt, die übrigen nach chemischen Verfahren oder gal- ranisch niedergeschlagen. Die Färbung zeigte sich complementär der bei der Beugung auftretenden Farbe. Betrachtet man das gebeugte Licht durch eine solehe Metallschieht, so sieht man nur die dem durehgelassenen Licht entsprechende Farbe, welche von dem weissen Licht herrührt. Dass die Farbe complementär der des durchgelassenen Lichtes sei, wurde noch an einigen anderen Stoffen bestätigt: so zeigte Jod gelbe Farbe bei blauem Licht in dünnen Schichten, Eisenglimmer Fe,O, grünliches Lieht während er schwach rothes durchlässt. Kobalt- oxydul, das durch Glühen von galvanisch niedergeschlagenem Kobalt oder auch durch Caleiniren einer aus metallischem Kobalt hergestellten ZN u er Ze Wien: Über den Einfluss der ponderabeln Theile auf das gebeugte Licht. 819 Schneide erhalten war, gab gelbes Licht, Kupferoxydul, das galvanisch aus Kupferoxyd auf einer Platinplatte redueirt war,' grünes Licht. Dann wurden die Metalle, welche die Färbung des gebeugten Lichtes in besonders hohem Maasse zeigten: Silber, Gold, Kupfer galvanisch als dünne Überzüge anderer Metalle niedergeschlagen. Selbst ganz dünne Schichten riefen die Färbung hervor, sobald sie das untere Metall nicht mehr durchscheinen liessen. Die sonst untersuchten Stoffe, namentlich die amorphen Metall- oxyde und die Farbstoffe zeigten keine solche Erscheinungen. da sich kein guter, von Staubtheilen zu befreiender Rand aus ihnen darstellen lässt und auch bei den Farbstoffen die Durchsichtigkeit zu gross ist. Das gefärbte Licht war stets parallel der Schneide polarisirt und die Färbung konnte also auch durch den Analysator ausgelöscht werden. Trennte man durch ein farbiges Glas das weisse Licht von dem gefärbten, so konnte man die Polarisationsverhältnisse des ersteren allein verfolgen. Dasselbe zeigte sich dann linear polarisirt und hatte dasselbe Verhalten bei allen Metallen, wie es beim Stahl beobachtet war. Bei den letzten Beobachtungen war das einfallende Licht im Azimuth 45° polarisirt. Elliptische Polarisation liess sich bei diesen einzelnen Lichtarten nicht erkennen. Bei denjenigen Metallen, bei denen das gefärbte Licht nieht zu homogen ist, kann man eine Phasendifferenz zwischen der parallel und senkrecht zum Rande polarisirten Componente mit Hülfe des Compensators nachweisen, wenn man das Licht mit Hülfe eines rothen Glases homogen färbt. Dies lässt sich auch durch eine Bravaıs’sche Doppelplatte er- kennen, welehe bei Platin und Stanniol zeigt, dass die parallel dem Rande polarisirte Componente (welche die schwach gefärbte ist) gegen die andere verzögert ist. Zugleich zeigt sich mit wachsendem Beugungs- winkel ein Zunehmen der Phasendifferenz. Bei Silber, Gold und Kupfer lässt sich die Platte nieht verwenden, weil neben dem starken gefärbten Licht der einen Componente, zu wenig gleichfarbiges in der anderen vorhanden ist. Aus diesen Beobachtungen folgt, dass ein bedeutender Einfluss der materiellen Theile auf den Beugungsvorgang stattfindet, und dass alle Theorien, welche auf die Grenzbedingungen keine Rücksicht nehmen, mit der Erfahrung nieht in Übereinstimmung gelangen können. ! Vergl. WERNIcKE PocsG. Ann. 139. p. 132. 1 A Bo A ak | | | | Über die Sulfocyanursäure. Von A. W. Hormann. (Vorgetragen am 23. Juli [s. oben 8. 751].) De leichte Übergang der normalen Cyansänreäther in Cyanursäure- äther, welcher sich, wie OÖ. Orsnausen' und ich gezeigt haben, schon bei gewöhnlicher Temperatur vollzieht, hat mich schon vor einigen Jahren veranlasst zu versuchen, ob sich nicht auch die Sulfocyan- säureäther in ähnlicher Weise umzubilden vermöchten, nnd es ist mir in der That gelungen, den Sulfocyansäuremethyläther durch mehr- stündiges Erhitzen auf 180—ı85° in einen Sulfoeyanursäuretrimethyl- äther überzuführen.? Das gleichzeitige Auftreten von erheblichen Mengen von Methyl- senföl in dieser Reaction liess es zunächst zweifelhaft erscheinen. ob der entstandene Äther die dem Würrz’schen Isoeyanursäuremethyl- äther oder aber dem von Orsmausen und mir” beschriebenen nor- malen Cyanursäuremethyläther entsprechende Schwefelverbindung sei. Der Versuch ergab aber alsbald unzweideutig, dass hier der geschwe- felte normale, nicht der Isocyanursäureäther vorlag, denn die Ein- wirkung von Wasser (Salzsäure) bei erhöhter Temperatur lieferte keine Spur von Methylamin und Sulfokohlenoxyd (oder dessen Zersetzungs- produete Schwefelwasserstoff und Kohlensäure), sondern unter stür- mischer Entwickelung von Methylmercaptan die gewöhnliche Cyanur- säure. Mit dieser Auffassung des neuen Äthers war begreiflich auch der Gedanke gegeben, die bisher unbekannt gebliebene geschwefelte Cyanursäure zu gewinnen. Was nun zunächst die Darstellung des Sulfocyansäuretrimethyl- äthers anbelangt, so kann ich im Allgemeinen auf das bereits früher Mitgetheilte verweisen, darf jedoch eine eigenthümliche, bei dieser Gelegenheit gemachte Beobachtung nicht unerwähnt lassen. Um dureh Mangel an Material nicht im Laufe der Arbeit gestört zu werden, hatte ich Hrn. Dr. Bansow gebeten, mir eine grössere Menge Methyl- sulfoeyanat darstellen zu lassen. Das mir schon nach kurzer Frist ! Orsuausen und Horsans, Monatsberichte 1870. 198. ® Hormann, Monatsberichte 1880. 615. A. 2: 0): 822 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. übersendete Präparat siedete constant bei 132° und erwies sich von der vorzüglichen Reinheit, welche die aus den Kanızaum’schen Werk- stätten hervorgehenden Substanzen auszuzeichnen pflegt. Aber dieses reine Schwefeleyanmethyl liess sich zu meinem grossen Erstaunen nicht in die polymere Sulfocyanursäureverbindung überführen. Indem man genau das früher beobachtete Verfahren und zumal die angegebenen Temperaturgrenzen einhielt, ja selbst als man stärker erhitzte, konnten höchstens Spuren der früher so leicht darstellbaren Materie gewonnen werden. Das Schwefeleyanmethyl hatte sich allerdings verändert; es war zum grossen Theil in Methylsenföl übergegangen, welches sich in der That nach ein- oder zweimaliger Rectification in Krystallen aus der Flüssigkeit ausschied, so dass dieser Process vielleieht für die Gewinnung von Methylsenföl verwerthbar ist. Das reine Schwefel- eyanmethyl polymerisirt sich also nicht; es erlangt aber diese Fähigkeit augenblicklich, wenn man beim Beschicken der Digestionsröhren dem Äther einige Tropfen Salzsäure (auch Schwefelsäure) zufügt. Offenbar hatte man bei den früheren Versuchen einen nicht ganz reinen Äther verwendet. Zur Reinigung wurde das rohe Digestionsproduet zunächst wie früher nach dem Auswaschen mit Alkohol aus Eisessig umkrystallisirt. Später fand man es zweckmässiger, das ausgewaschene und getrocknete Rohproduet alsbald im luftverdünnten Raume zu destilliren. Das Destillat, mit Alkohol gewaschen, ist für die meisten Zwecke rein genug. Auf diese Weise wurden bis zu 50 Procent der theoretischen Ausbeute erhalten. In ganz besonders reinen und schönen Krystallen vom Schmelzpunkte 189° gewinnt man die Verbindung, wenn man sie mit Alkohol im Einschlussrohr auf 120° erhitzt und das Rohr langsam erkalten lässt. Die Eigenschaften des sulfocyanursauren Methyläthers anlangend will ich noch bemerken, dass er sich ohne Veränderung mit Wasser unter Druck auf 180° erhitzen lässt; bei 220° tritt ein schwacher Mercaptangeruch auf. Mit eoncentrirter Salzsäure spaltet er sich schon bei 100° vollständig in Metlıylmercaptan und Cyanursäure. Coneentrirte Salpetersäure zerlegt den Äther vollständig; unter Ab- scheidung von Cyanursäure bildet sich dieselbe Methylsulfonsäure, welche J. S. Muserarr' durch Behandlung von Sulfocyanmethyl mit Oxydations- mitteln erhalten hat. Das aus so gewonnener Säure dargestellte Barium- salz gab bei der Analyse 41.58 Procent Barium; der Formel (CH,SO,),Ba entsprechen 41.89 Procent. ! Musrrarr, Lies. Ann. LXV. 259. r ” * f . ‘ Hormann: Über die Sulfocyanursäure. 823 Nach den im Vorstehenden verzeichneten neuen Erfahrungen über die Polymerisation des Methylsulfoeyanats hat man begreiflich auch versucht, die entsprechende Aethyl- und Amylverbindung in ähnlicher Weise umzubilden. Beide liefern in der That in Gegenwart minimaler Mengen von Säure bei einer Temperatur von 190° die polymeren Äther. Dieselben sind hochsiedende Flüssigkeiten, welche überdies nur in geringer Quantität entstehen. Die Versuche wurden nicht in hinreichen- dem Maassstabe angestellt, um die gebildeten Producte im reinen Zustande zu gewinnen. Dass hier aber in der That sulfoeyanursaure Äther vorlagen, ergab sich unzweideutig, als diese Flüssigkeiten, mit Salzsäure eingeschlossen, auf 180° erhitzt wurden: unter Abspaltung von Gyanursäure wurden Aethyl- und Amylmercaptan in Freiheit ge- setzt. Der Sulfocyansäuremethyläther wird unter diesen Umständen in Methylmercaptan, Ammoniak, Kohlensäure und Schwefelwasserstoff gespalten." Darstellung der Sulfoeyanursäure. Um die Sulfoeyanursäure aus dem Methyläther abzuscheiden, wurde derselbe mit Natriumsulfid gemischt und in geschlossenen Röhren drei bis vier Stunden lang einer Temperatur von etwa 250° ausgesetzt. Das zu diesem Versuche verwendete Natriumsulfid war zum Theil durch Eindampfen einer Mischung von ı Volum Natronlauge mit ı Volum derselben Lauge, welche mit Schwefelwasserstoff gesättigt war, zum Theil durch Erhitzen von Natriumhydroxyd in einem Strom von Schwefelwasserstoff dargestellt worden. Da sich das nach beiden Verfahren erzeugte Produet gleich brauchbar erwiesen hat, so ist in späteren Darstellungen stets das nach dem ersten Verfahren erhaltene Praeparat zur Anwendung gekommen. Das auf die eine oder die andere Weise gewonnene Sulfid muss, da es äusserst hygroskopisch ist, schnell gepulvert und in geschlossenen Flaschen aufbewahrt werden. Nach der Gleichung SCH, / SNa| a EEE LE + 3NaSCH, Mi: 3 N b sollte man auf 10 Gew.-Thle. Äther etwa ıı Gew.-Thle. Natriumsulfid in Anwendung bringen; da letzteres aber stets durch die Einwirkung der Luft beim Eindampfen schon theilweise oxydirt ist, so hat man bei Ausführung des Versuches auf 10° Äther gewöhnlich ı5° Natrium- sulfid einwirken lassen. Der Inhalt der Röhren ist scheinbar unver- ' Vergl. auch Horssann, Monatsberichte 1868. 480. Sitzungsberichte 1885. 73 824 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. ändert, beim Öffnen derselben wird aber alsbald der Geruch nach Methylmercaptan bemerklich; auch giebt sich die Umbildung durch das Verhalten des Produetes zum Wasser zu erkennen, in welchem es bei gut geleiteter Operation nahezu vollständig löslich ist. Hat man nicht lange genug oder nieht hoch genug erhitzt, so können bei der Behandlung mit Wasser erhebliche Mengen unangegriffenen Äthers zurückbleiben. Versetzt man die filtrirte Lösung, welche gewöhnlich eine grünliche Färbung hat, mit einem Überschusse. von Salzsäure, so entwickeln sich Ströme von Methylmereaptan und Schwefelwasser- stoff (letzterer von dem überschüssigen Natriumsulfid herrührend), während sich die Sulfocyanursäure als gelb gefärbtes, kaum krystalli- nisches Pulver niederschlägt. Fügt man aber zu der nicht allzuverdünnten Lösung die Salz- säure in kleinen Mengen hinzu, bis die ursprünglich stark alkalische Reaction nahezu verschwunden ist, so entweicht auch jetzt Methyl- mercaptan, aber die Flüssigkeit erfüllt sich mit einer Masse schwach gelbgefärbter Krystallnadeln, welche durch Abpressen und mehrfaches Umkrystallisiren aus siedendem Wasser oder aus Alkohol, in dem sie etwas weniger löslich sind, rein erhalten werden können. Primäres Natriumsalz der Sulfocyanursäure. Es wird auf dem angegebenen Wege in grossen, oft wohlausgebildeten, starkglänzenden Krystallen erhalten. Der Formel SNa i [Ü==NJ; (SH), = (,H,NaN,S, entsprechen folgende Werthe: "Theorie Versuch G, 36 18.09 1846 — Tas er Ial, 2 1.01 NET — a N Na.,23 11.56 — 11.29 11.20 IL.21 — ' — N, 42 DARUO — —_—— —{— Br 906 48.24 — {0 — — 48.40 199 100.00 Das sulfoeyanursaure Natrium ist selbst in kaltem Wasser leicht löslich; die Lösung hat eine schwach alkalische Reaction und einen intensiv bitteren Geschmack; in Alkohol ist es etwas weniger, aber doch noch immer löslich genug; Äther löst es nicht auf. Es ist begreiflich versucht worden, ob die Sulfoeyanursäure im Stande sei, ähnlich wie die Cyanursäure', ein schwerlösliches tertiäres Natriumsalz zu bilden. Ein solches Salz ist indessen nicht erhalten worden. ' Hormann, Monatsberichte 1870. 601. Emm u Hormann: Über die Sulfocyanursäure. 825 Das trockne sulfocyanursaure Natrium ist in hohem Grade hygro- skopisch, eine Eigenschaft, welche die Analyse sehr erschwert, Für letztere ist es bei 140° getrocknet worden. Die Bestimmung des Schwefels anlangend verdient bemerkt zu werden, dass sie sich nur sehr schwierig durch Schmelzen mit einem Gemisch von Natrium- ‘arbonat und Salpeter, selbst bei Anwendung des von H. Scuirr vor- geschlagenen, im Übrigen so zweckmässigen umgestülpten Tiegels ausführen lässt. Bei einer Reihe von Versuchen wurden erhebliche Verluste erlitten, welche sich erst bei der Analyse nach dem Carrus’schen Verfahren vollständig vermeiden liessen. Bei Anwendung dieses Ver- fahrens werden stets erhebliche Mengen von Cyanursäure gebildet, ein Beweis, wie ausserordentlich stabil diese Säure ist. Man kann das Natriumsalz natürlich auch aus der freien Säure darstellen, welche man durch vollständiges Ausfällen der Lösung des Rohproduetes mit Salzsäure gewonnen hat. Man muss in diesem Falle Sorge tragen, etwas weniger Natronlauge zu nehmen als zur voll- ständigen Lösung der Säure bei der Siedetemperatur erforderlich ist. Nachdem durch Analyse des charakteristischen Natriumsalzes die Natur der Sulfocyanursäure festgestellt worden war, hat es begreiflich nicht an Versuchen gefehlt, die Darstellung dieser Verbindung zu vereinfachen. Zunächst ist versucht worden, die Umsetzung des polymeren Äthers, statt auf trockenem Wege bei hoher Temperatur, in siedender alkoholischer Lösung zu bewerkstelligen. Der Geruch nach Mer ‚aptan liess in. diesem Falle unzweifelhaft eine Reaction erkennen, aber sie erfolgte nur äusserst langsam, und man überzeugte sich bald, dass auf diesem Wege ein Vortheil nicht erzielt wird. Aussichtsvoller erschien der Gedanke, die Anwendung des Tri- methyläthers gänzlich zu umgehen. Wenn man sich erinnert, dass das Öyanurchlorid mit den Elementen des Wassers Salzsäure und Cyanur- säure bildet, so liess sich erwarten, dass die Sulfoeyanursäure auch durch Einwirkung von Schwefelwasserstoff oder Natriumsulfid auf dieses Chlorid zu gewinnen sein werde. ‚U ,SNa x + 3Na,8=!(0{ +3NaCl. San |3 San 1; Diese Erwartung hat sich in der That bestätigt. Verreibt man beide Substanzen mit einander, so erfolgt schon bei gewöhnlicher Temperatur eine Wechselwirkung. Gelindes Erwärmen über einem Brenner vollendet die Reaction. Löst man das Product in Wasser, so krystallisirt auf vorsichtigen Zusatz von Salzsäure das oben be- 73” 826 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. schriebene Natriumsalz aus. Durch einen Überschuss von Säure fällt Sulfoeyanursäure, welche sich durch Auflösen in Natronlauge wieder in das Salz zurück verwandelt. Obwohl die vollständige Überein- stimmung der Eigenschaften der auf beiden Wegen gewonnenen Sub- stanzen keinen Zweifel darüber aufkommen lassen konnte, dass man die Sulfoeyanursäure auch aus Cyanurchlorid gewinnen könne, so ist doch auch das mit Hülfe des letzteren dargestellte Natriumsalz analysirt worden. Zwei Versuche gaben 11.49 und 11.58 Procent Natrium. Das primäre sulfoceyanursaure Natrium enthält, wie bereits oben be- merkt wurde, 11.56 Procent. Die Reaction zwischen Cyanurchlorid und Natriumsulfid geht sehr leicht von Statten, auch ist die Ausbeute eine recht erhebliche. Bedenkt man aber, dass die Darstellung des Cyanur- chlorids keineswegs eine leichte, jedenfalls aber eine zeitraubende ist, so muss es dahingestellt bleiben, ob sich die Sulfoeyanursäure aus dem- selben ebenso vortheilhaft wie aus dem Trimethyläther gewinnen lässt. Es sind begreiflich noch andere Wege eingeschlagen worden, um zur Sulfoeyanursäure zu gelangen; sie haben aber nicht zum Ziele ge- führt. Um späteren Bearbeitern dieser Säure Zeit und Mühe zu er- sparen, mag dieser vergeblichen Anläufe hier kurz gedacht werden. Versuche, Kaliumsulfoeyanat für sich oder unter Zusatz einiger Tropfen Salzsäure bei wechselnden, bis über 200° steigenden Tempe- raturen zu polymerisiren, sind ohne Erfolg geblieben. Ebenso ist auch die Hoffnung, durch starkes Erhitzen einer Mischung von Kaliumsulfocyanat mit primärem Kaliumsulfat nach der Gleichung SK 3(0==NSK) + 2KHSO, =(O==N), sp + 2K,SO, Sulfoeyanursäure zu erhalten, nicht in Erfüllung gegangen. Bekannt- lich entsteht primäres Kaliumeyanurat, wenn Kaliumeyanat mit nas- center Cyansäure zusammentrifft. Durch Zusammenschmelzen von Persulfocyansäure mit Cyankalium nach der Gleichung: 2 CNH,S,+KON=(C=EN), | ee: (SH), hat man vergeblich versucht, Sulfoeyanursäure zu gewinnen. Auch Cyanursäure mit Kaliumsulfid auf 200° erhitzt liefert keine Sulfoeyanursäure. Der Gedanke, die Sulfoeyanursäure durch die Einwirkung von Salzsäure auf den Sulfoharnstoff zu gewinnen, liegt, Angesichts der leichten Darstellung der Cyanursäure aus dem Harnstoff par ewcellence, so nahe, dass dieser Versuch gewiss schon von Vielen angestellt worden ist. Ich habe mich gleichwohl nicht abhalten lassen, diese Reaction . de . Hormans: Über die Sulfoeyanursänre. 827 nochmals zu studiren. Beim Erhitzen von Sulfoharnstoff in einem Strom trockener Chlorwasserstoffsäure wird keine Sulfoeyanursäure ge- bildet. Es entsteht Salmiak und Sulfoeyansäure, welche sich unter Schwefelwasserstoffentwickelung weiter zersetzt. Schliesslich mag noch eines vergeblichen Versuches gedacht werden, die Sulfocyanursäure aus dem Xanthogenamid zu gewinnen. Dureh Einwirkung von Salzsäure auf eine Lösung von Aethylsulfo- eyanat in Alkohol hat Pınser' vor einiger Zeit eine auch früher schon von Saromon” beobachtete Substanz erhalten, welche er mit dem Namen Isothiurethan bezeichnete. Beim Erhitzen auf 150° zerfällt das Iso- thiurethan geradezu in Mercaptan und Cyanursäure. Es schien von Interesse, das Xanthogenamid, NEE “>OC,H, welches sich von der eben genannten Verbindung nur dadurch unter- CS scheidet, dass Schwefel und Sauerstoff die Plätze gewechselt haben, in ähnlieher Richtung zu untersuchen. Das Xanthogenamid hätte sich in Alkohol und Sulfocyanursäure spalten können. Allerdings liegen bereits sehr eingehende Untersuchungen von Desus’ über die Um- wandlungen des Xanthogenamids vor, nach denen sich auch dieser Körper in Cyanursäure und Mercaptan spaltet. Ich habe diese Versuche gleichwohl noch einmal wiederholt, und namentlich die Einwirkung der Wärme in geschlossenen Apparaten, sowie der Salzsäure auf. das Xanthogenamid studirt. Es sind aber genau dieselben Ergebnisse beobachtet worden, welche Dersus beschrieben hat. Sulfocyanursäure konnte auf diesem Wege nicht erhalten werden. Sulfocyanursäure. Sie wird, wie ich bereits oben bemerkt habe, auf Zusatz eines Überschusses von Salzsäure zu der Lösung des Roh- produetes der Einwirkung von Natriumsulfid auf den Trimethyläther niedergeschlagen. So gewonnen ist sie nicht rein; die kaum krystal- linische Säure enthält stets freien Schwefel, wahrscheinlich aus dem dem Natriumsulfid beigemengten unterschwefligsauren Natrium stammend. Seine Gegenwart giebt sich alsbald dadurch zu erkennen, dass sich die Säure nieht vollständig in Ammoniak löst. Rein wird sie ge- wonnen, wenn man eine siedende verdünnte Lösung des umkrystalli- ! Pınner, Ber. chem. Ges. XIV. 1082. ® Sıromon, J. p. Chem. [2] VII. 252. 3 Derus, Lies. Ann. LXX1. 18. 828 Sitzung der phys. -math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. sirten Natriumsalzes mit siedender verdünnter Salzsäure zerlegt. Es entsteht ein gelber Niederschlag, der aus nadelförmigen Krystallen besteht. Die reine Säure lässt sich auch durch Auflösen der Rohsäure in Ammoniak, Trennung des ungelöst bleibenden Schwefels und Fällung mit Chlorwasserstoflsäure erhalten. Die Operation muss aber mehrfach wiederholt werden, ehe man eine in Ammoniak ohne Trübung lösliche Säure erhält. Die Sulfocyanursäure ist kaum löslich selbst in siedendem Wasser, aber doch noch ausreichend, um demselben eine deutliche saure Reaction zu ertheilen. In Alkohol, Äther, Benzol und selbst Nitrobenzol ist sie ebenfalls so gut wie unlöslich. Versuche, sie unter Druck bei 100° in Alkohol zu lösen, um bei langsamem Erkalten etwas ausgebildetere Krystalle zu erhalten, haben keinen Erfolg er- zielt. Die Sulfoeyanursäure kann einer Temperatur von 200° ausge- setzt werden, ohne sich zu verändern. Beim stärkeren Erhitzen entwickelt sie, den Traditionen der Cyanursäure entsprechend, den Dampf der Sulfocyansäure, wie man leicht durch die Röthung eines mit Eisenchlorid getränkten Papierstreifens erkennt; die grössere Menge der Säure wird aber dabei unter reichlieher Entwickelung von Schwefelwasserstoff verkohlt. Die Sulfocyanursäure wird weder für sich noch in der wässerigen Lösung von Eisenchlorid geröthet. Mit Wasser und selbst mit verdünnter Salzsäure unter Druck auf 100° erhitzt, wird die Sulfoeyanursäure nur wenig angegriffen; bei 200° wird sie von Salzsäure vollständig in Cyanursäure und Schwefelwasser- stoff zerlegt. Die Sulfoeyanursäure entspricht in ihrer Zusammensetzung dem Natriumsalze. Die Formel „SH Ken = CHEN, Neil erheischt: N Theorie Versuch C, 36 20.34 21.61 20.81 — — IE 3 1.70 1.83 2.00 — _ N, 42 23.73 - — 23.83 = S, 96 54.23 Im Fr = 53:99 077 100.00 . Bei der ersten Kohlenstoffbestimmung wurde mit einer Mischung von Kupferoxyd und Bleichromat, bei der zweiten ausschliesslich mit Bleichromat verbrannt; trotzdem ist der Kohlenstoff, wie dies bei einer so schwefelhaltigen Substanz nicht auffallen kann, immer noch zu hoch gefunden worden. Hormasın: Über die Sulfoeyanursänre. 829 Die Sulfoeyanursäure ist eine kräftige Säure, welehe schon in der Kälte die Kohlensäure aus dem Natriumearbonat austreibt. Sie bildet eine Reihe wohlcharakterisirter Salze, von denen jedoch nur noch das Barium- und das Silbersalz genauer untersucht worden sind. Primäres sulfocyanursaures Barium. Dieses schöne Salz wird leicht erhalten, wenn man die Säure mit siedender Barytlösung behandelt und einen Strom Kohlensäure durch die Flüssigkeit leitet. Beim Erkalten der filtrirten Lösung, welche schwach alkalisch geblieben ist, scheiden sich grosse, sehr wohl ausgebildete Prismen aus, welche in auffallender Weise das Licht brechen. Das Salz ist nur mässig löslich in Wasser, unlöslich in Alkohol. Das sulfoeyanursaure Barium krystallisirtt mit 2 Mol. Wasser, welche dem Salze in vacuo über Schwefelsäure verbleiben. Da das Wasser auch bei höherer Tempe- ratur, weit über 200°, in der That selbst bei Temperaturen, bei welchen schon eine leichte Zersetzung eintritt, nicht vollständig ent- weicht, so ist das vacuumtrockene Salz analysirt worden. Der Formel [c--N]: a F 2H,0 =; H,BaN;S;0, gehören folgende Werthe an: Theorie. Versuche. C, 72 Dani 13.88 H; 8 1.52 1.66 — — — Ba ro] 26.10 — 25.82 25.92 — N, 84 16.06 — S; 192 36.57 -— = — ‚86.28 Ö, 32 6.10 — — — = 525 100.00 Das Salz entspricht in seiner Zusammensetzung genau dem von Wönter'! analysirten primären Bariumeyanurat mit 2 Mol. Wasser, welche erst bei 280° entweichen. Bisweilen setzten sich aus der Lösung, aus weleher der Überschuss von Baryt noch nicht durch Kohlensäure entfernt ist, grosse, dicke, gelbe Krystalle ab, welche aber nicht willkürlich erzeugt werden konnten. Vielleicht entsprechen sie dem seceundären Bariumeyanurat mit 3 Mol. Wasser, welches ebenfalls von Wönuter” untersucht worden ist. Versuche, das Bariumsalz direet aus dem Methyläther durch Ein- wirkung von (käuflichem) Bariumsulfid bei 250° zu erhalten, haben keinen Erfolg gehabt. ! WÖHLER, Lies. Ann. LXIl. 252. SHARTELO)! 830 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. Sulfocyanursaures Silber. Versetzt man die Lösung des Natron- salzes, welche ausgesprochen alkalisch reagirt, mit neutralem Silber- nitrat, so entsteht ein canariengelber, amorpher Niederschlag, indem die Flüssigkeit gleichzeitig eine entschiedensaure Reaction annimmt. Der Niederschlag muss daher entweder ein secundäres oder ein tertiäres Salz sein. Zuerst an der Luft, dann bei 100° getrocknet, war der Niederschlag offenbar in Folge beginnender Zersetzung missfarbig ge- worden, daher denn auch bei der Analyse keine übereinstimmenden Zahlen erhalten wurden. Wahrscheinlich liegt hier ein secundäres Salz (SAB), SH vor, welches 55.24 Procent Silber verlangt; gefunden wurden 56.65, 57.6 und 58.41 Procent. Das tertiäre Salz enthält 63.86 Procent Silber. Fällt man die Lösung des Natriumsalzes mit ammoniakalischer Silberlösung, so entsteht gleichfalls ein gelber Niederschlag, welcher aber schon bei gewöhnlicher Temperatur bald dunkelt und sich beim (U=EN); Kochen schnell schwärzt. Sulfocyanursaures Blei. Es gleicht dem Silbersalze. Beim Ver- mischen einer Lösung des alkalischen Natriumsalzes mit neutralem Bleiacetat wird die Flüssigkeit ebenfalls entschieden sauer. Wahr- scheinlich hat man es daher auch hier entweder mit einem secundären oder tertiären Salze zu thun. Sulfocyanursaures Kupfer fällt als grünlich brauner amorpher Niederschlag beim Vermischen des Natronsalzes mit Kupfersulfat. Der Niederschlag ist unlöslich in Ammoniak; es wurde vergeblich ver- sucht, ein dem von Wönter' beschriebenen, für die Cyanursäure so charakteristischen violetten Kupferammoniaksalz analoge Verbindung darzustellen. Von den übrigen Salzen der Sulfocyanursäure sei bemerkt, dass das Kalium- und Lithiumsalz, erhalten dureh Auflösen über- schüssiger Säure in Kalilauge und Lithiumcarbonat, leicht lösliche, schwierig krystallisirbare Salze sind. Das Calcium-, das Strontium - und das Magnesiumsalz, durch Behandlung der Säure mit den Hydraten der genannten Metalle dargestellt, sind lösliche, krystallisirende Ver- bindungen. Das Caleiumsalz ist von den dreien am wenigsten löslich, aber immer noch viel löslicher als das Bariumsalz; es löst sich auch in Alkohol. Beim langsamen Erkalten einer concentrirten Lösung schiessen wohl ausgebildete rhombische Tafeln an, die sich zu eigenthümlichen, 1A. 2.00, Hormans:; Über die Sulfocyanursäure. 831 höchst mannichfaltigen, an maurische Ornamente erinnernden Gruppen vereinigen, wie ich sie bei keinem anderen Salze beobachtet habe. Das Strontiumsalz bildet kleine rhombische Prismen, sehr löslich in Wasser. auch in Alkohol löslich. Das Magnesiumsalz, ausserordent- lich löslich in Wasser, aber unlöslich in Alkohol. wird in nadel- förmigen Kıystallen erhalten. Schön krystallisirte Salze entstehen aus dem Natriumsalz durch Zinnchlorid, Eisenchlorid, Manganchlorür, Zinksulfat und Cobaltnitrat. Das Zinnsalz stellt feine weisse Nadeln. das Zisensalz feine, zu Gruppen aggregirte gelbe Nadeln, das Mangansalz dünne, nahezu farblose Krystallblätter, das Zinksalz weisse, das Cobaltsalz endlich schwach röthlich gefärbte, gruppenförmig vereinigte Tafeln dar. Das Wismuthsalz ist ein gelber, das Nickelsalz ein grünlicher amorpher Niederschlag; Platin- und Goldsalz stellen rothbraune amorphe Niederschläge dar. Hier ist endlich der Ort auch der Äther der Sulfoeyanursäure nochmals zu gedenken. Im Vorhergehenden (S. 823) wurde bereits erwähnt, dass, ebenso wie der Methyläther, welcher Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit gewesen ist, auch der Aethyl- und Amyl- äther aus «en entsprechenden Sulfocyansäureäthern erhalten werden können. Dieselben lassen sich auch aus dem Natriumsulfocyanurat gewinnen. Versetzt man eine Lösung dieses Salzes in Alkohol mit etwas Natronlauge und dann mit Jodmethyl, so scheidet sich nach längerem Stehen schon in der Kälte, fast augenblicklich beim Erwärmen der vielbesprochene Methyläther in kleinen Nadeln von dem oft bestimmten Schmelzpunkte 189° aus. Werden bei diesem Versuche statt des Jod- methyls die Jodverbindungen des Aethyls und Amyls in Anwendung gebracht, so entstehen, obwohl viel schwieriger, die bereits früher erwähnten Aethyl- und Amylverbindungen. Noch bequemer erhält man die Sulfoeyanursäureäther, wenn man Cyanurchlorid auf die Natriummercaptide der verschiedenen Alkohole und Phenole einwirken lässt. Der Versuch wurde mit den Natrium- salzen der Methyl-, Aethyl- und Amylmercaptane, sowie mit dem Phenylmercaptan in alkoholischer Lösung angestellt. In allen diesen Fällen entstehen die zugehörigen Sulfoceyanurate, welche indessen nicht weiter untersucht worden sind. Auf das vor einiger Zeit von mir beschriebene Amidophenylmercaptan' wirkt das Cyanurchlorid direct, ein, hier werden jedoch die Verhältnisse durch die Gegenwart der Amidogruppe complieirt, so dass die schön krystallisirte Verbindung, ! Hormann, Monatsberichte 1880. 562. 832 Sitzung der phys. -math. Classe v. 30. ‚Juli. — Mittheilung v. 23. ‚Juli. welche in dieser Reaction entsteht, besser einer anderen demnächst zu veröffentlichenden Arbeit eingefügt wird. Am Schlusse dieser Arbeit ist es mir ebenso Bedürfniss wie Pilicht. Hrn. Dr. Orro Borsmann für die thatkräftige und verständ- nissvolle Hülfe zu danken, welche er mir bei Anstellung der im Vor- stehenden beschriebenen Versuche geleistet hat. 833 Über das Amin des Pentamethylbenzols. Von A. W. Hormann. e (Vorgetragen am 23. Juli [s. oben S. 751].) e k einer schon vor mehr als zehn Jahren der Akademie mitgetheilten Abhandlung' habe ich eine Methode kennen gelehrt. aromatische Monamine im Benzolkern zu alkyliren, welche seitdem mit geringen Modificationen vielfach angewendet worden ist. Ausgangspunkt für diese Methode war die Beobachtung, dass die Einwirkung der Wärme auf die Salze ein- oder mehrfach ausserhalb des Benzolkerns alkylirter Monamine eine Wanderung der Alkylgruppe in den Kern bedingt, so dass aus secundären, tertiären und selbst quartären Verbindungen wieder primäre Monamine gebildet werden. Salzsaures Methylanilin z. B.: auf 300° erhitzt, verwandelte sich in salzsaures Toluidin. Ein gleiches Ergebniss wurde erzielt, als salzsaures Anilin und Methyl- alkohol einer hohen Temperatur unterworfen wurde. Dass sich mit Hülfe dieses Verfahrens zahlreiche höher gegliederte Amine würden erhalten lassen, konnte nicht zweifelhaft sein, in der That hatte ich auch damals schon unter den Produeten der Einwirkung der Wärme auf ein Salz des trimethylirten Phenylammoniums eine hochsiedende, krystallisirte, primäre Base beobachtet, welche ich der Analyse nach als ein pentamethylirtes Amidobenzol ansprechen musste. Leider war die Menge der bei diesen Versuchen gewonnenen Substanz zu gering, um eine eingehendere Untersuchung derselben vorzunehmen, so dass ich später nur noch ganz vorübergehend auf dieselbe zurückkommen konnte.” Die damals im Kleinen studirte Kernalkylirung der aromatischen Monamine ist seitdem Grundlage eines nicht unwichtigen fabrikato- rischen Verfahrens geworden, welches Dr. Marrıvs in die Anilin- farbenindustrie eingeführt hat. Man geht bei diesem Processe, bei dessen Verwerthung es sich zumal um die Darstellung von Öumidinen handelt, nieht von dem Anilin selber, sondern von den Xylidinen ! Hormann, Monatsberichte 1872. 606. 2 Hormann, Ber. chem. Ges. VII, 61. 834 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. aus. Der Gedanke lag nahe, dass man bei der Untersuchung der Nebenproducte dieser Fabrikation gleichfalls auf das pentamethylirte Amidobenzol stossen werde. Im Sinne dieser Auffassung hab’ ich denn auch diese Nebenproducte, welche mir Freund Marrıvs in reich- licher Menge zur Verfügung gestellt hat, wiederholt zum Gegenstande eingehender Versuche gemacht. Früchte dieser Versuche sind das krystallisirte Cumidin' und noch neuerdings ein tetramethylirtes Amido- benzol” gewesen. Es ist mir jedoch nicht gelungen, den gesuchten Körper in diesen Produeten aufzufinden. Indessen wurde bei diesen Versuchen beobachtet, dass sich die pentamethylirte Verbindung ganz regelmässig, obwohl nicht in grosser Menge, bei der Einwirkung der Wärme auf das Dimethylderivat des starren Cumidins erzeugt: C,H,(CH,),N(CH,), - HI = (,(CH,),NH, - HI. Das pentamethylirte Amidobenzol beansprucht in Folge seiner besonderen Zusammensetzung ein specielles Interesse. Wie das Anilin, das Amidobenzol, existirt die pentamethylirte Verbindung nur in einer einzigen Modification. Ich habe mich daher die Mühe nicht ver- driessen lassen, den schwer zu beschaffenden Körper in hinreichender Menge darzustellen, um wenigstens einige der wichtigeren Abkömm- linge desselben studiren zu können. Zur Darstellung der penta- methylirten Base wird das Cumidin (1 Gew.-'Thl.) am Rücktlusskühler allmählich mit Jodmethyl (2 Gew.-Thle.) versetzt und die Mischung bis zur Vollendung der Reaction auf dem Wasserbade erwärmt. Auf Zusatz von Wasser lösen sich Methyl- und Dimethyleumidin sowie unverwandeltes Cumidin in der Form von Jodhydraten und werden mit Alkali ausgeschieden. Das Gemenge der zwischen 220° und 230° siedenden Basen wird alsdann nochmals mit Jodmethyl (etwa zu gleichen Theilen) gemischt und in geschlossenen Röhren 8 Stunden lang auf 240 — 250° erhitzt. Das Digestionsproduct, eine dunkel gefärbte, krystallinische Masse, welche sich bei guten Operationen aus den Röhren herausziehen lässt, enthält neben harzigen Substanzen sowie erheblichen Mengen von Kohlenwasserstoffen (vorzugsweise Hexa- methylbenzol), das pentamethylirte Amidobenzol mit anderen Basen in der Form von Jodhydraten. Dasselbe wird zunächst mit Wasser- dampf behandelt, welcher die Kohlenwasserstoffe übertreibt, alsdann filtrirt und mit Natronlauge übersättigt, um die Basen in Freiheit zu setzen. Es scheidet sich eine Krystallmasse aus, die noch viel Öl enthält. Durch Waschen mit etwas Alkohol enthaltendem Wasser kann die grössere Menge des Öles entfernt werden, die letzten An- ! Hormann, Ber. chem. Ges. XV, 2805. ® Hormann, ebendaselbst XVII. 1912. Hormann: Über das Amin des Pentamethylbenzols. 35 theile lässt man von Papier einsaugen. Löst man die noch immer gefärbten Krystalle nunmehr in Salzsäure und fällt mit Natronlauge, so erhält man eine starre Base, welche, aus verdünntem Alkohol umkrystallisirt. das reine pentamethylirte Amidobenzol darstellt. Das als Nebenproduet auftretende Öl besteht zum grossen Theil aus Di- methyleumidin, enthält aber auch noch primäre Basen (tetra- und pentamethylirtes Amidobenzol): es wird mit Jodmethyl weiter auf die pentamethylirte Base verarbeitet. Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass man bei der Darstellung des pentamethylirten Amidobenzols aus ökonomischen Gründen das Dimethyleumidin auch durch Digestion von salzsaurem Cumidin mit Methylalkohol bereiten kann. Die dimethylirte Base wird dann weiter mit Jodmethyl behandelt. Versuche, die pentamethylirte Base vom Tetramethylamidobenzol ausgehend zu gewinnen, haben keine besonders günstigen Ergebnisse geliefert. Man erhält gleichfalls die pentamethylirte Base, aber schon in Folge der ungleich schwierigeren Zugänglichkeit des Tetramethylamidobenzols bietet dieses Verfahren natürlich keinen Vortheil. Das reine pentamethylirte Amidobenzol krystallisirt in grossen, oft wohl ausgebildeten, farblosen Nadeln, welche auf Wasser schwimmen und den Schmelzpunkt 15 1— 152° besitzen. Die Base siedet ohne jede Spur von Zersetzung bei 277— 278°. Das neue Amin ist unlöslich in Wasser, selbst in siedendem, leicht löslich in Alkohol und Äther. Der Formel C;(CH,), NH, =(C,H,N entsprechen folgende Werthe: Theorie Versuch Mr 132 80.98 80.94 EH,, 17 10.43 10.88 N 14 8.59 — 163 100.00 Zur Feststellung der Zusammensetzung ist überdies das salzsaure Salz und das Platinsalz analysirt worden. Chlorwasserstoffsaures Salz. Es ist ziemlich leicht löslich in heissem, schwer löslich in kaltem Wasser und, wie die Chlorhydrate der meisten aromatischen Amine, sehr schwer löslich in coneentrirter Salzsäure. Zweigartig gruppirte, lange, dünne Nadeln. Die Formel G;(CH,), HN, -HCl verlangt 17.79 Procent Chlor; in dem bei 100° getrockneten Salze wurden 17.95 Procent gefunden. 8536 Sitzung der phys.-math. Olasse v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. Platinsalz. Langsam auskrystallisirt, schwer lösliche, rhombische Täfelehen; schnell ausgeschieden, büschelförmig gruppirte Blättchen. Das bei 100° getrocknete Salz enthält: [C;(CH,),NH,-HCl], PtCl, = C,„H,N,PiC],. ' 36 Theorie Versuch k II. II. C....264 35.89 35-99 a7 Te H; 36 4-89 5.05 — — N, 28 3.81 — — -— Pt 194.6 26.45 — 26.56 26.46 Ck 273 28.96 — = u 735.6 100.00 . Das salpetersaure Salz ist schwer löslich und krystallisirt in Nadeln; noch schwerer löslich sind das Sulfat und Oxalat, welche beide kleine Schuppen bilden. Das Acetat ist sehr löslich, die Lösung desselben wird durch Oxalsäure gefällt. Die pentamethylirte Base liefert beim Erhitzen mit Quecksilber- ehlorid keine Farbenreaction:; hat man derselben aber zuvor etwas Anilin beigefügt, so entsteht, wie ich bereits früher angegeben habe,' ein dem Rosanilin analoger rother Farbstoff. Acetylverbindung des pentamethylirten Amidobenzols. Sie wird leicht durch Behandlung der Base mit Essigsäureanhydrid gewonnen. Aus Alkohol schiesst sie in schönen bei 213° schmelzenden Nadeln an. In der Amidgruppe methylirte pentamethylirte Amidobenzole. Durch Behandlung der Base mit Jodmethyl im Einschlussrohr bei 100° wurde als Jodhyd:at leicht ein monomethylirtes Derivat erhalten. Mit Alkali in Freiheit gesetzt und aus Alkohol umkrystallisirt, stellt es Krystall- schuppen dar, welche den constant bleibenden Schmelzpunkt 60 — 61° zeigen. Es bildet ein in schönen Nadeln krystallisirendes Platinsalz. Die Formel 2[C;(CH,, NHCH, HG] PtQ], verlangt 25.48 Procent Platin, gefunden wurden 25.48 Procent. Wird das pentamethylirte Amidobenzol in Gegenwart von Al- kali mit Jodmethyl am Rückflusskühler digerirt, so erhält man die (dimethylirte Base, welche der monomethylirten in jeder Beziehung gleicht; nur der Schmelzpunkt wurde etwas niedriger, nämlich bei 53—54°, gefunden. Sie bildet auch ein ganz ähnliches Platinsalz, in welchem 24.64 Procent Platin gefunden wurden. Die Formel 2[C,(CH,),N(CH,),- HCl] PtCl, verlangt 24.58 Procent. ! Hormann, Ber. chem. Ges. VIII, 6 Hormann: Über das Amin des Pentamethylbenzols. 837 Alle Versuche, die dimethylirte Pentamethylbase mit einem weiteren Moleeül Jodmethyl zu vereinigen, sind fehlgeschlagen. Selbst bei längerem Erhitzen im geschlossenen Rohr auf 150--170° findet keine Einwirkung statt. Es sei bei dieser Gelegenheit noch nach- träglich bemerkt, dass auch die dimethylirte Tetrametliylbase eine ähnliche Abneigung zeigt, sich mit Jodmethyl zu einer Ammonium- base zu vereinigen. Isonitril des pentamethylirten Amidobenzols. Die Base wurde in alko- holischem Natronhydrat gelöst und nach dem Zusatz von Chloroform eine halbe Stunde am Rückflusskühler erwärmt. Der penetrante Ge- ruch des Isonitrils liess die pentamethylirte Verbindung alsbald als primäre Base erkennen. Nach Zusatz von Wasser wurde mit Äther ausgeschüttelt und die ätherische Lösung von unverändert gebliebener Base mit verdünnter Schwefelsäure befreit. Nach dem Abdunsten des Äthers blieb das Isonitril als schwach gelb gefärbtes Öl zurück, welches bald krystallinisch erstarrte. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol, in dem die Substanz leicht löslich ist, werden farblose Krystalle erhalten, welche bei 127— 28° schmelzen. Der Geruch der Verbindung, ob- schon noch immer unerquicklich genug, ist der geringeren Flüchtigkeit der Substanz wegen gleichwohl lange nicht so bewältigend, wie der der Isonitrile in den niederen Reihen. Der Körper, durch Abstammung und Umbildung hinreichend als C;(CH,),NC charakterisirt, ist nicht analysirt worden. Nitril des pentamethylirten Amidobenzols. Wird das Isonitril nur wenig über seinen Schmelzpunkt erhitzt, so erfolgt unter lebhafter Wärmeentwickelung eine Umsetzung. Bei einigermaassen erheblichen Mengen kann die Temperatur um mehr als 100° steigen. In wenigen Augenblieken ist das Isonitril seiner ganzen Masse nach in das isomere Nitril verwandelt, welches nunmehr bei gesteigerter Temperatur über- destillirt und in der Vorlage alsbald erstarrt. Das Nitril ist unlöslich in Wasser, löslich in Alkohol, obwohl minder leicht als das Isonitril, und in Äther. Aus Alkohol wird es in grossen, schönen, weissen Nadeln erhalten, welche bei 168° schmelzen. Der Siedepunkt liegt bei 290— 92°. Die Analyse führte zu der Formel: C;(CH,),CN = (,H,,N. 1 Die Theorie verlangt 8.09 Procent Stickstoff; gefunden wurden 7.88 Procent. Bemerkenswerth ist die ausserordentliche Beständigkeit dieses Nitrils. Es ist mir nieht gelungen, dasselbe in das Amid oder die Säure überzuführen. Die Umbildung zu Amid, welche sich in den 838 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. Juli. niederen Reihen so leieht durch Auflösen des Nitrils in Schwefelsäure bewerkstelligen lässt, ist bei diesem Körper ohne Erfolg versucht worden. Eine Lösung desselben in Schwefelsäure kann Tage lang bei gewöhnlicher Temperatur stehen und selbst längere Zeit auf 100° erhitzt werden, ohne dass man eine Einwirkung beobachtet. Beim Erhitzen unter Druck auf ı80° mit concentrirter Salzsäure oder einer Lösung von Salzsäuregas in Alkohol erleidet das Nitril keine Ver- änderung. Geht man bei Anwendung von concentrirter Salzsäure bis zu einer Temperatur von 230— 250°, so wird schon ein erheblicher Theil verkohlt. Erhitzt man mit concentrirter Jodwasserstoflsäure einige Stunden auf 220— 230°, so entsteht neben Ammoniak ein in heissem Alkohol löslicher und beim Erkalten krystallisirender Kohlen- wasserstoff, welcher bei 52 — 53° schmilzt. Derselbe ist nicht analysirt worden. Man kann aber wohl nicht bezweifeln, dass hier das Penta- methylbenzol vorliegt, dessen Schmelzpunkt von Frırpeı und Ürarts! [e) . zu 53° angegeben worden ist. C,(CH,),CN + 2H,0 = C,(CH,),H + CO, + NH,, Überdies hab’ ich bei dem Nitril des Tetramethylamidobenzols gänz ähnliche Erscheinungen beobachtet.” Dieses Nitril liess sich auch nicht in Amid und Säure verwandeln, lieferte aber bei der Einwirkung von Salzsäure bei hoher Temperatur unter Ammoniakabspaltung und Kohlensäureentwickelung ein tetramethylirtes Benzol, welches durch die Analyse identifieirt wurde. Da die gewöhnlichen Hülfsmittel für Überführung der Nitrile in Amide und Säuren nieht den erwünschten Erfolg hatten, so habe ich einige erst in letzter Zeit aufgefundene Umbildungsmethoden zu ver- werthen gesucht. Von Rapzıszewskı’ ist jüngst die interessante Be- obachtung gemacht worden, dass sich die Nitrile unter dem Einflusse des Wasserstoffsuperoxyds bei Gegenwart von Alkali in Amide ver- wandeln. Auch dieses Verfahren versagte bei dem hier vorliegenden Nitrile, während der Versuch mit Benzonitril unter denselben Bedin- gungen vortrefflich gelang. Versuche, nach der von Tiemann’ auf- gefundenen Methode, das Nitril durch Einwirkung von Hydroxylamin in ein Amidoxim überzuführen, sind ebenfalls fehlgeschlagen. Pentamethylirtes Phenol. Zur Darstellung dieses Körpers wurde das schwefelsaure Salz der Base (3 Gew.-Thle.) mit einer Lösung von Kaliumnitrit (1 Gew.-Thl.) übergossen und alsdann in einer Kälte- ! Friever und CUrarrs, Ann. Chim. phys. [VI] I, 472. ® Hormann, Ber. chem. Ges. XVII, 1915. Rapzıszewskı, ebendaselbst XVIII, 355. * Tiemann, ebendaselbst XVII, 126. nr ra nn Hormann: Über das Amin des Pentamethylbenzols. 839 mischung bis zur Lösung mit verdünnter Schwefelsäure versetzt. Bald schied sich unter Gasentwickelung ein weisses Pulver aus, welches man abfiltrirte und nach der Destillation im Wasserdampfstrome aus Alkohol umkrystallisirte. So wurden feine, weisse Nadeln von cha- rakteristischem Phenolgeruch erhalten, welche bei 125° schmelzen und bei 267° sieden. Die Ausbeute beträgt etwa 70 Procent der theore- tischen. Mit Eisenchlorid zeigt dieses Phenol keinerlei Färbung. Be- merkenswerth ist die geringe Löslichkeit dieses Körpers in Alkalien. Kalte Natronlauge scheint fast ohne Wirkung. Beim Erwärmen erfolgt aber dann die Lösung. Einmal gelöst, scheidet sich das Phenol erst auf Zusatz einer Säure wieder aus. Das Phenol verbrennt nur schwierig, die Analyse musste im Sauerstoffstrome ausgeführt werden. Der Formel C,(CH,),OH = (H,O entsprechen folgende Werthe: Theorie Versuch OR 37 80.48 80.84 Hys „..6 9.76 9.83 10) 16 9.76 _- 164 100.00. Methyläther des pentamethylirten Phenols. Derselbe wird leicht gewonnen, wenn man Methyljodid in methylalkoholischer Lösung auf das Phenol (ı Mol.) in Gegenwart von Kalihydrat (1 Mol.) im Rohr bei 120° einwirken lässt. Aus dem Reactionsproducte wird der Über- schuss von Alkohol und Methyljodid verdampft; auf Wasserzusatz fällt alsdann der Äther als Öl aus, welches schnell erstarrt. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol, in welchem derselbe leicht löslich ist, werden schöne lange Nadeln vom Schmelzpunkte 63—64° erhalten. Die Formel C,(CH,),OCH, = (H,O verlangt: Theorie Versuch &, nA 80.90 80.77 Hs 18 10.11 10.35 (0) 16 8.99 — 178 100.00. Senföl des pentamethylirten Amidobenzols. Es ist schon früher dar- auf aufmerksam gemacht worden, dass die Monamine mit mehrfach methylirtem Benzolkern bei der Einwirkung des Schwefelkohlenstofts vorwiegend Senföl liefern, während die Bildung von Dialkylsulfoharn- stoff mehr und mehr zurücktritt. Dies ist auch bei dem pentamethy- lirten Monamin der Fall. Erhitzt man die Base (ohne Zusatz von Sitzungsberichte 1885. 74 840 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 23. ‚Juli. Alkali) mit Schwefelkohlenstoff, bis sich nur noch sehr wenig Schwefel- wasserstoff entwiekelt — was immerhin mehrere Tage erfordert —, so hinterbleibt schliesslich eine krystallinische Masse, welche eine Mischung von Senföl und Sulfoharnstoff ist. Durch Destillation mit Wasserdampf geht ersteres als farbloses, nur noch sehr schwach senf- ölartig riechendes Öl über, welches schnell erstarrt. Aus siedendem Alkohol werden Nadeln erhalten, welche bei 86° schmelzen. Die Formel C;(CH,),NCS wurde durch eine Schwefelbestimmung bestätigt. Obiger Formel ent- sprechen 15.60 Procent Schwefel; gefunden wurden 15.87 Procent. Mit alkoholischem Ammoniak digerirt, verwandelt sich das Senföl in den aus Alkohol in Nadeln krystallisirenden Monoalkylsulfoharnstoff, s..NIG,CH,)IH. "NH, ; C welcher bei 224° schmilzt. Er ist nicht analysirt worden. Der Dialkylsulfoharnstoff, welcher bei der vorher beschriebenen Opera- tion als Rückstand bleibt, ist in Alkohol sehr schwer löslich. In Eisessig löst er sich leichter; er krystallisirt aus demselben in weissen Nadeln, welche bei 225° schmelzen. Die Formel ‚g. -NIG(CH,),|H N[C,(CH,),]H erheischt 8.7 Procent Schwefel: gefunden wurden 9.29 Procent. Bei Ausführung der im Vorstehenden beschriebenen Versuche ist mir von den HH. Dr. J. FrentzeL und Dr. S. Runemann sehr dankens- werthe Hülfe geleistet worden. - 841 Über eine bei Anwendung der partiellen Integration nützliche Formel. Von L. KronEcKeEr. (Vorgetragen am 16. Juli [s. oben S. 689.) Wenn fia) und g(x) eindeutige Funetionen der reellen Variabeln & und f(x), g”(x) ihre Ahten Ableitungen bedeuten, so ist: RL (z aa = <)) (h) (n—A) (kh— I (g gr h-+1) g POS (2) = 2 Nimmt man hierin A=1ı,2,...n und summirt, so resultirt die Differentialformel: Fast) - fa)" a) =3 Lee) da und also auch die Integralformel: D Pros Dar - (fg ade = x (WE), durch welche die verschiedenen Anwendungen der partiellen Integration schematisirt werden. I. Die Formel ({j) geht unmittelbar in die Tayror’sche über, wenn man die Integrationsvariable z an Stelle von « nimmt und dann: > (+2) 1a) = |fie)az ».g(e) = —— To n! setzt. Denn das erste Integral auf der linken Seite von (J) wird als- dann das »Restintegral« der Tavror'schen Formel: I f — a — 2)" FRtV) (2) da n\y jan das zweite, nämlich: = (/(«) g"(—x)de wird gleich — F(x)+ F(x.) , 74° 842 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 16. Juli. und endlich wird, wenn f*="(z) in dem Intervalle (x,,x) stetig ist: h F U— Lo far Yard 2))= — Fir ( er so dass in der That die Tavror’sche Formel: (1) Füa) +3 El pn) +, fie ar Fern) de resultirt. II. Unter Festhaltung der Voraussetzung der Stetigkeit von Sa), f(@),... f""(z) und bei Annahme von: g(&) = e” resultirt ferner aus der Formel (\) die Gleichung: h=n 2) [ae "deu [far "de 2 ae aaa © aba al Le; R —ı II. Nimmt man in der Formel (\): ga) = la+ a) + m) und erstreckt die Integration von x, bis &,, so verschwinden, unter Voraussetzung der Stetigkeit von f(x), f’(&),... f""(z), die sämmt- liehen Integrale auf der rechten Seite. Man erhält demnach die Formel: x EN d" er x n 9 Foale-n)e- adj men Er) To dx , welche die charakteristische Eigenschaft dieser Funetion g"(— x), dass der Werth des Integrals (Ye) g"(—a)de, für irgend welche ganze Funetionen (n — ı)ten Grades f(x), verschwindet, in Evidenz setzt. Dies ist aber jene Eigenschaft, auf welcher Jacogr in seiner Abhandlung: »Uber Gauss’ neue Methode, die Werthe der Integrale näherungsweise zu finden« die Bestimmung der hier mit 9"’(— x) bezeichneten Funetion: d" [(@ u) (w = 2) dc" basirt, und er gebraucht dazu a. a. OÖ. im $. 4 auch eine Formel für die Darstellung von fuvdxe, welche von der Gleichung (\) nur formal verschieden ist und aus ihr hervorgeht, wenn u —f(a) und vg" (— x gesetzt wird. IV. Nicht bloss in dem hier behandelten speciellen Falle, sondern überhaupt, wenn die Functionen: PT (a) ga"? (— x) In, Kronecker: Eine bei Anwendung der partiellen Integration nützl. Formel. 843 stetig sind und an beiden Integrationsgrenzen einerlei Werth haben, verschwindet der Ausdruck auf der rechten Seite der Formel ({) und es kommt: en x (4) "ag a) da = | fa)" (— a) de. E72) Ei) Die angegebenen Voraussetzungen sind erfüllt, wenn die Inte- gration in der Formel ({) von o bis ı erstreckt, ferner: g(&) = cos2kla + y)r gesetzt und für & irgend eine ganze Zahl, für f(x) aber irgend eine Function genommen wird, die ebenso wie jede ihrer »—ı Ableitungen: BEST Tele) von 2 =o bis 2=1 stetig ist und an den beiden Grenzen des Intervalls = o und @=ı denselben Werth hat. Die Gleichung (4) geht alsdann, da: ga) = (2km)" cos(2ka+ 2ky+ Zn)r wird, in folgende über: (5) If") cos 2k(y—a)rde— (2km)" (fie) eos (ekhy— 2ka+ In)rde, in welcher y eine Variable bedeutet. Bestimmt man nun c;,,c/),v,,v% gemäss den Bedingungen: (fe) cos2k(y — z)rdx = c,cos (2ky — v,) Fr o I fe) cos 2k(y— x) rdx = ch) eos (2ky— eh) T, o so gelten — unter der einzigen Voraussetzung, dass die Function f(x) überhaupt durch eine Fourrer’sche Reihe darstellbar ist — die Reihenentwickelungen: k=-+tv k=-+tv fix) = lim E& cos(2ke —v,)r, fa)=lim 3 cf cos(2kr —o”)r. vo. ——V vo k=—v (EZ) Aus der Gleichung (5) folgt aber, dass: d"c, cos(2ky — v,)F ed) eos (2ky — vi”) r = =” n ’ also MD —(ek,, Men—ın ist, und die Entwiekelung von f(x) wird daher folgende: k=ty f"(a)=lim 3 (2Kkm)" c, cos(eke —y +57 n)# (o (2 km)" c, cos (2kw — u. + ZA)® ( ’ A=1,2,..n—1; Er h=n; 0<2 und diese wird daher gemäss der Integralformel (J) durch den Aus- druck: 2 ALr h=n Fra gt adr (Fa) ara NE dargestellt, wenn die Function 9" (x) innerhalb jedes einzelnen Inter- valles (x; , & 4), in welchem sie stetig ist, zugleich Ableitungen g(— x) mit endlichen Werthen besitzt. Man kann also irgend welche 7 stetige, differentiirbare Funetionen: 9,2), P,(@), - - - $,(&) annehmen und alsdann die Funetion 9"""(x) durch die Bedingung: Em —a)= Hl) für nl, fe lt; A) x.) auf der rechten Seite der Formel (&) fällt alsdann weg. VI. Setzt man: Pla) = 8 — a (ke 2,0) und wählt dabei die Grössen x’ so, dass: u, Saul (kZ1,2,...r) wird, so ist #'(x) = ı, und die Formel (©) ergiebt alsdann (bei Fest- haltung be über die Grössen x getroffenen Bestimmung: u =u, =... — u ) den Ausdruck: A u fie x)de — S > Se, Jerez) + oa) g9(— a) da als den Werth der Summe: (2, af) + a - Ne) + NND) +... + EN). Diese Summe, in welcher je ein Functionswerth f(x,) mit dem abso- luten Werthe eines das Argument enthaltenden Intervalls (@/_,, 4) multiplieirt ist, stellt in aligemeinster Weise einen Näherungswerth jenes Integrals: j Te fa) da nn ne re Kronecker: Eine bei Anwendung der partiellen Integration nützl. Formel. 847 dar, welches den ersten Theil des Ausdrucks (A) bildet. Der Unter- schied zwischen dem Näherungswerthe und dem Integralwerthe selbst wird daher durch den übrigen Theil des Ausdrucks, nämlich durch: h=n—1ı — = 3.9 a) a4 ) ( (x)9 (— x) da dargestellt. Dabei ist a) = |" Na)de, also, wenn « zwischen x;_, und x, liegt: h=k— h E g* (a) = — zZ, je+ ,_,) de - | +2,_,)de er %—ı oder: —.2) Bann / 4 12 ’ ’ ge ME ZEH HN —- > it =, Hu —- u); und die Functionen g"”(&) , g""®(&),... sind durch weitere Inte- grationen zu bilden. VII. Bedeutet (x) irgend eine, für alle Werthe von = o bis @=ı endliche, stetige und differentiirbare Function, deren Werthe für die beiden Intervallgrenzen von einander verschieden sind. und setzt man: Y(a) —fHavde = —n), so kann y""")(— x) durch eine Fourıer’sche Reihe: k=o 2 za Oslehe ++) (0 Be cos (2kx + [273 + —h)# (k=1,2,-..N) gelten. Hierbei sind also: DD beliebige Grössen, welche nur die Bedingung erfüllen müssen, dass die Reihe: (A,) 008 (ehe ++} SL; für alle Werthe von x convergire und eine innerhalb des Intervalles von 2=o bis x =ı durchweg endliche, stetige, differentiirbare, aber bei 2=o und @=ı unstetige Function darstelle, welche, wenn man einerseits x bis zu Null abnehmen, andererseits bis zu Eins zunehmen lässt, sich zwei verschiedenen Grenzwerthen nähert. Die übrigen n —ı, durch die Reihen: k—=o& A k tz (A,) En En Tale z +9 ++h)r für h=2,3,...n dargestellten Funetionen sind dann durchweg endliche, stetige, differentiirbare, periodische Functionen, von denen eine jede die Ableitung der folgenden, negativ genommen, ist, und für welche also, wenn sie beziehungsweise mit: gı— a), "°—8),...9'(-2),9(-%2) bezeichnet werden: dg’ (a) (x) — (h=1,2,...n—2 g_@ da ! ist. Diese Relation gilt ferner auch für A=n—ı, wenn man g")(— x) als den Werth der Reihe (A,) für 4 = ı definirtt. Wenn man endlich den — der Voraussetzung nach existirenden — Differentialquotienten von g"—»(&) mit g"’(&) bezeichnet, so sind die a+ı den Werthen h= 0,1,...n entsprechenden Funetionen g”(— x) durch die Gleichungen: k=o a (hr ee er gHN—z) Gh) zecos(2ka + +Zn—Zh)r (h=o,1,...n-ı) k=ı lg") Le g— x) ee dl x) t 9") (x) — ga +1) da für alle reellen Werthe von x definirt. Kronecker: Eine bei Anwendung der partiellen Integration nützl. Formel. 849 Setzt man nun diese Functionen g”(— x) in die Integralformel (J) ein, nimmt man ferner für f(x) eine nebst ihren ersten n —ı Ab- leitungen stetige Funetion und integrirt von Null bis zu einer ganzen Zahl r, so resultirt die Gleichung: (6) Imwst- dr 2) de = Ef +2 HEIL), in weder Yo, Yı folgendermaassen heslimmat sind: eye Te cos(2ke +0, +-)r, Ve —U— +) 7. E=0 k— 1 te Bezeichnet man die Dikterons YYı ee ö, so dass: ne _ sin 2ke’ 7 COS %, 7 rl Fe2H =ı wird, und setzt man der ee halber: Yy=g"7N(o), so kann die obige Gleichung (6) in folgender Weise als eine »allgemeine Summenformel« dargestellt werden: Ense r h=n—ı 2: &) °F dr+ >, Hl) 0) - [Fra)a(—a)de, in welcher: 3) Te : d"g(x) u Terz s (ka +, +4n)#, ga) = Era > ko lim I ges (eher Ar (Ka 2), k—= oo A; do — 2] —_ sin 2ke’r cos Y% 2 uns „sin 2 ET COS Y.T ISb. VII. Nimmt man in der Formel (&): 12m 0 = DE 0, so wird: k=oo 2 ir m--1 R 9-2) = (—ı) Dame cos 2kar , ’ I sin 2kxr g"(—a) I nr =ı—1, also g"(— 2) | , k=ı k=o 2 es h+ı 2 — ((—ii N x (h=—ı,2,...m) Ya ( ) om h 2 m), yarzııy=y=ir. .—_ Ym-V 0; d=1; ! Vergl. die Ausdrücke (S$°) und (9°) im art. V. 8350 Sitzung der phys. -math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 16. Juli. und die obige allgemeine Summenformel (&’) geht alsdann in die folgende specielle über: flo te A +1f(r) = NZ I dx +> = 2 (fo) — fer) N 25 ke Are yes em)(z ar 13 (2 (Or welche zuerst von Poısson in seiner, am ıı1. December ı826 in der Pariser Akademie gelesenen, Abhandlung: »Sur le caleul numerique des Integrales definies« entwickelt worden ist.' Eben dieselbe Formel hat Jacogı auf einem von dem Poıssox- schen verschiedenen Wege in der vom 2. Juni 1834 datirten, im XII. Bande des Crerre’schen Journals abgedruckten Abhandlung: » De usu legitimo formulae summatoriae Maclaurinianae« hergeleitet. Sie findet sich a. a. O. auf S. 265 unter Nr. 10 und wird dort als »for- mula memorabilis« bezeichnet. Nur äusserlich unterscheidet sich diese Jacogr'sche Formel von der Poıssox’schen dadurch, dass die oben in der Gleichung (&”) auf der rechten Seite unter dem Rest- integrale (ebenso wie bei Poıssos) vorkommende Reihe: k >. 2008 2kar . (ok) : bei Jacosı durch eine sogenannte Bernourtr'sche Funetion, d. h. durch diejenige ganze Function von x ersetzt ist, welche den Werth der Reihe für alle zwischen Null und Eins liegenden Werthe von x dar- stellt. Da die Übereinstimmung dieser Reihe mit der von Jacosı benutzten ganzen Funetion von x (im Intervalle o 2c08 2kar —, (0 2 gekrri a = N )" ag +) ! und auf der linken Seite eine ganze Function von x, deren Coefficienten die Entwickelungscoefficienten von: I 0 eur und also die Brrnourui'schen Zahlen enthalten. Wenn man in der Formel (&”) an Stelle der Reihe: k=x > 2 608 2kxr Fr! (2kr)’” — wie es bei Jacosı und seitdem in fast allen Arbeiten über diesen Gegenstand geschehen ist — ihre Summe als ganze Function von x einführt, so verliert die Formel wesentlich an Eleganz. Denn dieser Summenausdruck ist für die verschiedenen Intervalle o EB RR, zen _ 2 = I ot, 2 w+ Ari , und, indem e"— u gesetzt wird, auch so: (9) (u— 1) lim ST —— U (0&,); ; ; - zerlegt wird, innerhalb deren &’ (x) sein Vorzeichen bewahrt. Ersetzt man das Integral auf der linken Seite der Gleichung (J) durch: c av EIER) — HEIL) — | Ha)ı (a) de und ordnet alsdann die Glieder auf der a Seite nach den einzelnen Funetionen $, so ergiebt sich die Formel: Ey k=v N) Spovade = 3 (Er) Er) Pen) So in welcher: Be —— BE ’ Eu Zz Es zu nehmen ist, und in welcher die Argumente der Functionen $ auf der rechten Seite deren Minimal- oder Maximalstellen bezeichnen. Man kann daher die beiden Formeln (J), (J) auch in folgender Weise dar- stellen: c (0) frtartm)ar = je (Ile) da (I) (+ (2) d’(a) de = ( (a) V’(a) dx, wo erstens p(x) durch die Bedingung: &(&) = H(&,) im Intervalle &,_, <2< Eası für k= 0,1,2,...v bestimmt ist, also eine Function be- deutet, welche in gewissen, je eine der Minimal- oder Maxi- malstellen einschliessenden Intervallen den festen Minimal- oder Maximalwerth beibehält, und wo zweitens Y(x) durch die Bedingung: Ya) = WlE,_,) im Intervalle &,_, (&,; 3) - . - zerlegt wird, innerhalb deren nur ein Maximum oder Minimum von &(&) liegt. Denn wenn das Integral: 54 (ot) - EV (a) de Eo als Grenzwerth der Summe: = (Kar — N) (® (01) MIT (2) Vila.) k=1,...mım+1,...n) bei wachsendem m und n und bei Festhaltung der Werthe: Io — En ’ Vom = E > Vyn > £ aufgefasst und die auf die Werthe k=ı,2,...m bezügliche Theil- summe mittels der abkürzenden Bezeichnungen: (X _) = $(&,) — (dl; (& =; Tr (mu) — bx (k=1,2),...m) in der Form: S,Q;,b; (k=1,2,...m) k dargestellt wird, so ist für den Fall, dass die Function p(x) bei — = ein Minimum hat: QE>0, > SO: Nun liegt der Werth von: wie bei jener Ager’schen Schlussweise erhellt, zwischen dem grössten und dem kleinsten der verschiedenen Werthe, welchen die Summe: KV > ku " für v=ı,2,...m annimmt. Für zwei von diesen m Summen: hr h=zu > b, ’ >> bi 9 —ı en die der Grösse ihres Werthes nach unmittelbar auf einander folgen, ınuss demnach eine Ungleichheit: h=xX h=m hu wa u< > Wr zn dh = 2)=(- PH > a g ) ( et (2%kr)”"” "> sinakar FIT sin akar (2m— ı) en DIE 2 1 5 Q" N G (— r) = > — x — >= —— 4 rt Ile 3 = kr > 1 sin (2s— 1)2r — ee sin £7 k=o set ir (Rz an m) 862 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 16. Juli. und es resultirt die speciellere Summenformel: (So) :fl0) +) Hft2)+ u, mh “f) ; 22 cos2kar f in(2: )ar a E- =: lan Ir ee I de + I (fer o flat N MS Surf ) E55 Er | Hier wird nicht nur das m sondern auch jedes der übrigen Glieder auf der rechten Seite, mit Ausnahme des ersten, um so kleiner, je mehr man s wachsen lässt: und die Formel liefert daher auch eine immer bessere Reihe für den Werth der Summe: flo) +) +2) +... + fr )+ tn, je grösser man die Zahl s annimmt. Vor Allem aber erscheint die Formel (&/) wohl dadurch bemerkenswerth, dass sie eine Verbindung zwischen der Poıssow’schen (oder Eurer-MacrAurin’schen) Summen- formel und zwischen derjenigen herstellt, welche Diric#Ler in seiner Abhandlung: »Sur Pusage des integrales definies dans Ic sommation des series finies ou infinies« im XVII. Bande des Crerze’schen Journals (S. 60) angegeben. und von welcher er dort so interessante Anwendungen gemacht hat. Während nämlich die Formel (&/) einerseits für s=ı mit der im art. VII (&”) angeführten Poıssox’schen Formel identisehı wird, geht sie andererseits für den Grenzwerth s—= ©, für welchen sich der Ausdruck auf der rechten Seite auf r . . », , SIN(2S—1)&7 me 1 ®) = — an 2 con o redueirt, in die erwähnte Diricnzer’sche Summenformel über. ee 863 Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. Von Hrn. @. BERENDT. (Vorgelegt von Hrn. Bryrıcn am 25. Juni |s. oben S. 611].) Hierzu Tafel XIII und 1 in den Text gedruckter Holzschnitt. = Tertiär der Mark Brandenburg, soweit es seither zu Tage an- stehend oder durch Bergbau bekannt geworden ist, bestelit einerseits aus marinem Septarienthon, andrerseits aus Braunkohlen führenden Sanden und Letten. Bei weitem an den meisten Punkten sind es letztere Bildungen, welche an die Obertläche treten, oder durch Berg- bau zunächst unter den, im übrigen die Oberfläche ausmachenden Quartärbildungen aufgeschlossen sind. Während sich das Vorkommen des Septarienthones auf die Punkte Joachimsthal, Hermsdorf, Freienwalde, Buckow und Frankfurt a. O. beschränkt, zählt die »vow Deenen’sche Geologische Karte von Deutsch- land« innerhalb der Grenzen der Mark Brandenburg 55 Tertiärpunkte, oder, da nur Joachimsthal und Hermsdorf in Abzug zu bringen sind, allein 53 Punkte des Auftretens der märkischen Braunkohlenbildung, von denen viele für sich allein den zwanzig- und mehrfachen Flächen- raum einnehmen, als die genannten Vorkommen des Septarienthones. Während aber, zuerst in Hrn. Bevrıcn’s bezüglicher Monographie vom Jahre ı847', für den Septarienthon die ihm auf Grund seiner Fauna zukommende, später als Mittel-Oligocän bezeichnete Altersstellung fest- gestellt wurde, konnte, trotz der weit grösseren Oberflächenverbreitung und trotz der zahlreichen in die Tiefe gehenden bergbaulichen Auf- schlüsse, das geognostische Alter der märkischen Braunkohlenbildung seither nur durch Vergleichung mit Lagerungsverhältnissen ganz ausser- halb der Grenzen der Mark Brandenburg liegender Punkte gefolgert werden. Als Hr. Bryrıcn im Jahre 1847 obengenannte Monographie über den Septarienthon von Hermsdorf schrieb und nicht minder im ! „Zur Kenntniss des tertiären Bodens der Mark Brandenburg« enth. in Kasren’s Archiv, Jahrgang 1848. 864 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Jahre 1856, in welchem die Abhandlung desselben Autors »Über den Zusammenhang der norddeutschen Tertiärbildungen« erschien, war über die Lagerungsverhältnisse mariner und Braunkohlen führender Tertiärbildungen in Norddeutschland nichts weiter bekannt, als dass letztere in der Gegend von Cöthen (bei Görzig) vom Septarienthone mit Zwischenlagerung. mariner glauconitischer Sande gleichen Alters, (dem sogenannten Magdeburger Sande) und nordwestlich von dort in der Gegend von Aschersleben und Biere von einer petrographisch durchaus gleichen, aber noch älteren, ebenfalls zum Theil unmittelbar vom Septarienthon überlagerten marinen Sandbildung, dem unter- oligoeänen Lager von Egeln bedeckt werden. Hieraus, wie aus der Thatsache, dass man damals durchaus keinen Grund hatte, im nördlichen Deutschland Braunkohlenbildungen verschiedenen Alters anzunehmen, folgte naturgemäss die Ansicht, dass »die Schichten der Magdeburger Fauna, ebenso wie der Septarienthon, eine gleichförmige Decke des Braunkohlengebirges« seien und (dass letzteres, sich in gleichmässigem Zusammenhange von der Elbe bis Königsberg und Warschau erstreckend, älter sei als jenes unter- oligocäne Lager von Egeln. Prerrser und Girarn vertraten dieselbe Ansicht. Erst GieBEL- HAUSEN, welcher zuletzt (im Jahre 1871) ein zusammenfassendes Bild der märkischen Braunkohlenbildung gegeben hat’, neigte der von Zapvacn” kurz vorher zuerst ausgesprochenen Meinung zu, dass die sächsische als eine ältere Braunkohlenbildung von der übrigen nordost- deutschen abzutrennen und letztere entweder den Mittel-Oligocän zuzu- rechnen, oder als eine besondere Stufe in die Zeit zwischen dem Septarien- thon und dem Lager von Egeln zu stellen sei; er wollte aber schliesslich die endgültige Entscheidung über das Altersverhältniss der märkischen Braunkohlenablagerung weiteren Aufschlüssen. vorbehalten wissen. In erfreulicher Weise und jeden Zweifel ausschliessend, sind nun diese Aufschlüsse durch die neueren Tiefbohrungen in der Mark Brandenburg gewonnen, deren Ergebnisse im Folgenden, auf Grund aktenmässiger Feststellung, eigener Beobachtung und der von jedem Bohrloche in der Sammlung der hiesigen geologischen Landesanstalt aufbewahrten Bohrproben zunächst gegeben werden sollen. Die Lage der Bohrpunkte wird aus dem beigegebenen Übersichtskärtehen ersicht- lich und sind die Namen der entscheidenden Bohrlöcher insbesondere I Beyrıcn 1848 a. a. 0. S.6 u. 76. 1856, 8. ı2 u. 18. ?2 „Die Braunkohlenbildungen der Mark Brandenburg und des nördl. Schlesiens« enth. in Zeitsch. f. Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. XIX. ® Beobachtungen über das Vorkommen des Bernsteins und die Ausdehnung des Tertiärgebirges in Westpreussen und Pommern, S. 78. DE um U Zu I Ze a2 Berenor: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 365 durch etwas kräftigere Schrift hervorgehoben. Die Grundlage des Kärtehens bildet die von Deenev’sche Karte von Deutschland in Ver- bindung mit der Eve. Geisirz’schen Übersichtskarte der Flötzformationen Meeklenburgs vom Jahre 1883 und der Ewarp’schen Karte der Gegend zwischen Magdeburg und dem Harz. A. Bohrungen in der Nieder-Lausitz und im Vläming. l. Bohrloch am Priorfliess bei Cottbus. Die Bohrung wurde im April 1878 begonnen und im Januar 1879 beendet. Schon bei 31.58” traf dieselbe das Tertiärgebirge und zwar zunächst unter dem Diluvium die, zwei mächtige Kohlenflötze ein- schliessende Braunkohlenbildung, unterlagert von marinem Ober-Oligoeän. Die Bohrproben geben für die Braunkohlenbildung ein Profil, welches mit dem von Muskau und Gr. Kölzig' gut übereinstimmt. Im Übrigen ergiebt sich folgende Bohrtabelle: Tiefe | Mächtigkeit | * ern a | run ler a eisen, Gesteinsart. an Formation. 0 — 31.6 | Sande und Grande ....2........ | 31.6 Diluvium (Girarp’s südliche Bil- dungen). i 31.6— 65.7 | Sande, Letten und Kohlen ...... 34.1 Su Ze NE 65.7 — 129.3 | Letten, bezw. Thone von dunkler | (aan. Flip), HEIBERE 5 - .- | Horizont des Flaschen- | kohlen- nnushellersRarbei. „rt u 63.6 | Fi \ E Bi | thons.? } bildung. 129:3 — 1779 | Feine Quarz - bis Glimmersande mit | marinen Schaalresten ........- 48.6 | 177.9 — 183.0 Braune und an der Basis glauconi- ) Marines Ober-Oligoeän. tische Letten mit Kalksteinknollen | | und marinen Schaalresten ..... 5.1 183.0 — 276.0 | Kalkstein, Sandstein und Letten, | letztere zum Theil mit Gyps... 93.0 Keurer. Das oberoligocäne Alter der Schichten von 129.3 bis 183.0 ergiebt sich aus der darin gefundenen reichen Molluskenfauna. ı Cfr. GiEBELHAUSEN, Braunkohlenbildungen der Mark Brandenburg, S. 6. 2 Der bläulichweisse, diesem Niveau eigenthümliche Thon verdankt seinen Namen der in der Lausitz schon von Alters her in grossartigem Maassstabe stattfindenden Verwendung zur Flaschen- oder Kruken -Fabrikation. 866 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Es fanden sich nach den Bestimmungen Sprver’s und von Könen’s a) im Glimmersande der Tiefe von 151.6 — 177.6" Murex Deshayesü Nvst. Eulima Naumanni v. Kon. Tiphys cunieulosus Nyst. Bulla acuminata Brue. Cancellaria subangulosa W oon. | Actaeon Philippü Kocn. Cancellaria evulsa SoL. Spindel-Bruchstück von Cassis. Nassa pygmaea SCHLOTH. ' Dentalium Kickxii Nyst. Pleurotoma turbida SoL. ' Corbula gibba Orvı. Pleurotoma Duchastelü Nyst. Corbulomya spec. » » var. juv. Tellina Nystı Desu. Fusus? Waelü Nvst. Nucula peregrina Desn. Natica Nysti (juv.) D’ORe. Nucula Chastelüi Nyst. Terebra Beyrichü Sen». Leda sp. nova (? pygmaea Münst.). Eulima subula D’ORB. Peetunculus Philippi Desn. und verschiedene unbestimmbare Bruchstücke von Zweischaalern: b) in den glauconitischen Schichten von ı80.1 -- 181.6” Gehörknochen von Fischen. ‚ Robulina polyphragma Reuss. Pyrula concinna BExR. Dentalina soluta Reuss. Pleurotoma latielavia BEvR. » capitata Bor. Pleurotoma Duchastelüi NysT. | Marginulina tumida Reuss. Natica Nysti D’Ore. ı Globulina? guttula Reuss. Actaeon punclatosulcatus Pnur. ı Triloeulina orbieularis Russ. Dentalium Kickxi Nvst. ec) in den glauconitischen Schichten von #81.6 — 183.0” Gehörknochen von Fischen. Triloculina gibta D’ORB. Natica Nysti D’ORrB. » acutangula Reuss. Eulima Naumanni v. Koxn. | Lunulites hippocrepis F. A. Rorn. Pecten? pietus (GoLDF. | Guttulina sp. Ein sehr ähnliches Profil hatte schon zwei Jahre früher das folgende etwa halbwegs zwischen Dahme und Dobriluek in der Gegend > fo) > ! von Schlieben niedergebrachte Bohrloch ergeben. 2. Bohrloch Hilmersdorf bei Schlieben, Die Bohrung wurde am 4. October 1876 begonnen. Nach Durch- sinken von 4.48” Torf folgten bis 17.48” Diluvialbildungen und zwar Sande, Grande und Gerölle. Bei 17.48” begann jedoch, soweit eine genaue Grenzbestimmung bei den zum Theil vom Wasserstrom der Bohrung aufbereiteten und mit Bestandtheilen der oberen Schichten Berenpr: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 867 verunreinigten Proben möglich ist, das Tertiär-Gebirge, welches aus einer steten Wechsellagerung von Kohlensanden und Kohlenletten der Braunkohlenbildung besteht, mit einem dem Bohrbericht nach 2.43” mächtigen Braunkohlenflötz bei eirca 70” Tiefe. Ein zweites, vom Bohrbericht bei 134.33 — 138.05” Teufe verzeichnetes Braunkohlen- tlötz ergab sich nach den eingesandten Proben als vorwiegend nur durch Braunkohlen stark gefärbter Kohlenletten. Im Übrigen zeigen die Bohrproben das folgende Profil: Bohrtabelle. Tiefe Mächtigkeit { Gesteinsart. | in Formation. in Metern. I ee n DE 125 KRONE ee De | 45 Alluvium. 4-5 — 16.5 |Sande und Grande .............| 12.0 Diluvium. 16.5 — 54.5 | Quarzsande und Kiese (diluvial um- | A eelagent en gemengt) ARE | 380 | Ob. Abth. IR 54.5 — 87.8 | Vorwiegend Sande mit Letten und | Märkische Braun- Kohlen. - se Serena erstens | 33-3 kohlenbildung. 87.8 — 156 | Vorwiegend Letten mit Sanden und | Kkonleniien si ee | 682 Unt. Abth. 156 — 189.2 | Sehr feinkörnige Quarzsande ..... aa |N 189.2 — 189.7 | Thon bez. Letten mit zerstossenen ee Schaalresten (verunreinigt durch ES le ae x Ober - Oligoeän. Diluvialgeröll in FolgederWasser- = SPÜLUNES AT Erd ers reteferetets gehe 0.5 189.7 — 342.2 | Sandsteine sowie Sandstein- und Porphyr-Conglomerate ........ 152.5 Rothliegendes. | Die 33” mächtige Folge sehr feinkörniger Quarzsande wird zwar nicht wie im Bohrloche Priorfliess durch einliegende marine Schaal- reste charakterisirt, bei ihrer ausgesprochenen Feinkörnigkeit, Mächtig- keit und vollkommenen Übereinstimmung der Lagerung nehme ich aber umsoweniger Anstand, sie den oberoligocänen Sanden vom Prior- fliess und Gr. Ströbitz (s. unten) gleichzustellen, als auch in weiterer Übereinstimmung an ihrer Basis eine thonige muschelführende Bank nicht zu fehlen scheint, aus welcher leider bestimmbare Reste nicht erhalten sind, während das folgende Bohrloch Rakow desto mehr aus dieser Schicht lieferte. In dem ersten und entscheidenden dieser beiden Bohrlöcher hat man es augenscheinlich noch mit den von GIEBELHAUSEN' unterschiedenen, durch vorherrschend sandige Bildungen gekennzeichneten nördlichen Braunkohlen-Bildungen zu thun, solches durch den, aus den Bohrproben sich ergebenden petrogra- wie S68 Sitzung der phys. - matlı. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. phischen Charakter und die ihr Liegendes bildende mächtige Folge, wenn auch nur zum Theil hellfarbiger Thone bewiesen wird. Ob im Bohrloche Hilmersdorf bei 87.8” aber bereits auch die, durch vorherrschend thonige Bildungen gekennzeiehnete südliche Ab- theilung GiegeLnAUsEn’s getroffen sei, könnte vor der Hand noch zweifelhaft sein (s. unten S. 870). Als ein besonderes Glück ist es daher anzusehen, dass schon ein, wenige Kilometer von Priorfliess entferntes Bohrloch, das Bohrloch Gr. Ströbitz, eine auf die Giebel- hausen’sche Scheidung hindeutende Trennung der Braunkohlenbildung durch beinahe 24” hellgraue fette Thone (Flaschenthone)' deutlich zeigt und endlich ein ziemlich auf der Grenze der nördlichen und südliehen Braunkohlenbildungen, bei Rakow unweit Drebkau, eines Bahnhofes der Cottbus-Grossenhainer Eisenbahn, angesetztes Bohrloch alle Zweifel löst. 3. Bohrloch Rakow. Das am 25. Mai 1881 begonnene Bohrloch hat, wie die unten folgende Bohrtabelle nachweist, nach Durchsinkung von 81.5" der nördlichen Braunkohlenbildungen, noch 58” der durch ihre grau- weissen Thone (Flaschenthone) charakterisirten südlichen Abtheilung durchörtert, ehe es die auch hier schliesslich darunter folgenden Ober-Oligocänbildungen traf. Diese letzteren bestehen wieder, wie in den vorgenannten Bohrlöchern aus 21.7” feinen Quarzsanden ohne Schaalreste und 5.17” Letten, aus welchen ich an Ort und Stelle die folgenden durch Professor von Kornen bestimmten Schaalreste sammelte: Tritonium cf. flandrieum Drxon. | Bueeinum Bolli Bexk. Fusus elongatus NvstT. | *Nassa cf. Schlotheimi Beyr. Pleurotoma latielavia BEYR. Natica Nysti d’Ore. Dentalium Kickxü. Pleurotoma subdenticulata Münsr. » Selysi DExon. | "Nueula praemissa SEmr. » Duchastelüi Nyst. a‘ complta (GOLDF. Pleurotoma regularis Drxon. Mh. peregrina Desn. Cassis Rondeletii Bast. Arca cf. rudis Link. ' Astarte cf. gracilis Münst. Tellina Nysti Desn. Die mit einem * bezeichneten Arten sind nur aus Ober-Oligocän bekannt. Cassidaria nodosa ScH. ! S. d. Anmerk. auf S. 865. — Se BERENDT: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. Bohrtabelle Bohrloch des Rakow bei Drebkau. Te I | Mächtigkeit | Tiefe r ı | N i in M Gesteinsart. in | Formation. in Metern. Metern. | | | o— 9.5 | Sand und Thonmergel .......... 9.5 Diluvium. 9.5— 91.0 Kiese, Sande, Letten und Kohlen 81.5 / Obere Abtheilung > 63 R , m. (nördliche Bildung). 91.0 — 125.0 | Vorwiegend blaugraue und weisse Märkische Thone mit eingelagerten Sand- Braunkohlen- 3 seag‘ x Horizont des Flaschen- Dan kan PR en ersten, 34.0 bildung. thones. 125.0 — 149.0 | Sand, Kies und Kohlen......... 24.0 Untere Abtheilung I E x (südliche Bildung). 149.0 — 175.9 | Feiner Quarzsand mit grobsandiger ; Muschelbank an der Basis..... 26.9 , Marines Ober-Oligoeän. 175.9 — 268.5 | Feste Kalksteine ............... 92.6 Muschelkalk. 4. Das Bohrloch Gr. Ströbitz bei Cottbus. Begonnen wurde dasselbe am 26. August 1878, beendet Anfang März 1879. Die Bohrproben ergeben folgende Bohrtabelle. Miefe Mächtigkeit 1 Meier Gesteinsart. in Formation. in Metern. ren | | 0— 2.0|Sandiger Dhon.........u....... 2.0 | Alluvium., 2.0— 82.6 Sand, Grand und Thonmergel ... 80.6 , Diluvium. ra 3 Q, 7 r Obere Abtheilung 82.6— 95-5 Sande, Kohlen und Letten ...... 12.9 |) Märkische \ orakcheuRzlänge): N= Kt A n h E Horizont des Flaschen- 95.5 — 120.1 | Weissgraue fette Thone......... 24.6 \ Brannkohlen a up |ex, 7 | = | bildung. Untere Abtheilung 120.1 — 138.0 | Sand, Letten und Kohlen ....... 17:9 | TER ie) 138.0 — 177.0 | Feine Quarz- bis Glimmersande | an der Basis glauconitisch und | | emtschaalrestein: „us eseense er | 39.0 | Marines Ober - Oligoeän. 177.0 — 334.0 | Kalksteine, Mergel und Sandstein | Aug7o | Kreideformation. 334.0 — 360.0 | Letten und Dolomit ............ 26.0 , Keuperformation. Die oberoligocänen glaueonitischen Schichten in der Tiefe von 170.3— 174.4" enthielten Folgende Mollusken: Voluta fusus Pr. | Fusus elegantulus juv. Pn. Cassis Rondeletü Basr. Pleurotoma Duchastelüi Nxst. Dentalium Kickxü Nvst. | Ausserdem fanden sich unbestimmbare Spindelstücke, Serpula spee., Gehörknöchelehen von Fischen, sowie endlich Lunulites hippoerepis und Leda gracilis Desn. Nucula Chastelii Nvst. Venericardia tuberculata v. Ms. \ Cardium eingulahım Goupr. Pectuneulus Philippi Desn. Dentalina spec. 870 Sitzung der phys.- math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Die letzten beiden Bohrlöcher sind somit von doppeltem Werthe, dla sie nieht nur die GieBEeLnAausen sche Annahme, nach welcher die südliche Abtheilung die untere bez. ältere ist, bestätigen, sondern auch beide Abtheilungen für mindestens oberoligoeän, wo nicht jünger als oberoligocän, erkennen lassen. Nunmehr ist man auch im Stande, in dem oben bereits beschriebenen Bohrloch Hilmersdorf, wo die Braunkohlenbildung die, für eine der Abtheilungen ungewöhnliche Mächtigkeit von 101.5. oder vielmehr richtiger, das diluvial umge- lagerte Braunkohlengebirge mitgerechnet, von 139.5" erlangt, eine diese Mächtigkeit sofort erklärende direete Aufeinanderlagerung beider Abtheilungen der Braunkohlenbildung zu erkennen. Es beginnt hier deutlich bei einer Tiefe von 87.84” das für die südliche Abtheilung charakteristische Vorherrschen thoniger Bildungen als Nebengestein, wenn auch die in den übrigen Bohrlöchern eine schärfere Trennung beider Abtheilungen abgebende Zwischenlagerung der hellen sogenannten Flaschenthone der Lausitz hier schon fehlt. Dieses Auskeilen der Flasehenthone nach Norden zu scheint somit eher stattzufinden, als das der südlichen Bildungen überhaupt, wenngleich auch deren Vor- kommen sich bis jetzt nur auf den Rand des grossen Oligocänmeeres beschränkt. Am wenigsten ergiebig für die Altersfeststellung der märkischen Braunkohlenbildung im Tertiär, aber keineswegs im Widerspruch mit den bisherigen Erfahrungen, waren die Bohrlöcher Dobrilugk und Bahnsdorf. 5. Das Bohrloch Dobrilugk. Die Bohrung wurde schon in den Jahren 1872 bis 75 ausgeführt. Wie das im dritten Abschnitte folgende Profil ergiebt. steht das Bohr- loch dem Südrande des Tertiärbeckens am nächsten und wurde dem- gemäss das ältere Gebirge hier schon bei 168.5" erreicht. Darin ist denn auch wohl der Grund zu suchen, dass nichts von den marinen Oligoeänschiehten der vorbeschriebenen Bohrlöcher unter der märkischen Braunkohlenbildung erhalten worden, bez. Aım Absatz gelangt ist. Die Braunkohlenbildung selbst aber kennzeichnet sich auf’s Deutlichste als zu den nördlichen Bildungen GIEBELHAUSEN’s gehörig, d. h. als obere Abtheilung in Folge ihrer Unterlagerung durch die sogenannten Flaschen- thone der Lausitz. Berenor: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 871 Bohrtabelle. Miete Mächtigkeit Er Mstarn, Gesteinsart. in Formation. Metern. 0 — 09.4 | Geschiebemergel ............... 9-4 | Diluvium. 9.4— 37.7 | Quarzsande und Letten mit Braun- koblenperallieerren nt. een 28.3 | Umgelagertes Braunkohlengebirge. 37:7 — 127.0 | Letten, Sande und Riese mit Braun- kohlentlotzenee nn ee 89.3 | Märk. Braunkohlenbildung. (Obere Abtheilung). 127.0 — 168.5 | Weissgraue Thone ............. 41.5 | Flaschenthone der Braunkohlen- bildung. 168.5 — 299.7 | Thonstein, Kieselschiefer und Sand- steine mit Quarz-, Kalkspath-und anderen Einschlüssen ......... 131.2 | Älter als Rothliegendes. 6. Das Bohrloch Bahnsdorf. Die Bohrung fand während des Winters ı880 auf 8ı statt. Auch sie steht bereits ganz nahe dem Südrande des Tertiärbeckens, nur etwas östlicher als das vorgenannte Bohrloch. Von den Tertiär- bildungen zeigte sich nur noch die der Lausitz eigenthümliche untere Abtheilung der märkischen Braunkohlenbildungen, die sogenannten südlichen Bildungen GIEBELHAUSEN’s, mit den sie bedeckenden Flaschen- thonen ausgebildet, obgleich möglicher Weise die Schichten von 118 bis 174” sich in der Folge als ein besonderes Niveau nachweisen liessen. Darunter wurde bei 174”, wie die folgende Tabelle zeigt, unmittelbar älteres Gebirge getroffen. Bohrtabelle. Mächtigkeit Tiefe : | R Gesteinsart. in Formation. in Metern. Metern. | | o — . 1.3 | Feinsandiger Lehm ............. 1.3 | Alluvium des Thales. 1.3— 29 |Sande und Grande mit Gesehieben 27.7 | Diluvium. 29 — 45.3 | Blauweisser Thon .............. 16.3 | Flaschenthon der märk.\ Braunkohlenbildung. 45.3 — ıı8 |Sande, Kiese, Letten und Braun- | Tertiär. kohlen in Wechsellagerung .... 72:7 | Märk.Braunkohlenbildung. (Untere Abtheilung.) 118 —ı7 Weissgraue Thone, Kiese und Sande » in Wechsellagerung........... 56 Fraglicher Stellung. 174 — 213.1 | Thonschiefer und Quarzeonglomerat 38.9 | Paläozoisch. Sitzungsberichte 1885. 76 [0 ©) | [89 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Bohrlöcher auf dem Vläming. Im Vläming wurden bereits in den Jahren 1865 —ı868 drei Bohrlöcher bei Blönsdorf, Ottmannsdorf und Kropstedt niedergebracht, erreichten jedoch bei ihrer geringen, 100" wenig überschreitenden Tiefe nicht die Unterlage des Tertiärgebirges. Dasselbe Resultat hatte schon früher ein, auf Privatkosten in Grüna, unweit Zinna bei Jüterbogk bis 800 Fuss tief niedergebrachtes Bohrloch ergeben. Das Bohrloch Blönsdorf mit seiner, 100” nicht einmal voll erreichenden Tiefe (287'/, Fuss) durchsank sogar nicht einmal die Diluvialschichten. Das zweite bei Ottmannsdorf wurde 501'/, Fuss oder 157.32” tief und stand allerdings von 261 Fuss oder 82” bis zu Ende im Tertiär, hat aber ebensowenig wie das Dritte, bei Kropstedt niedergebrachte, 416 Fuss oder 130.5” tiefe Bohrloch überhaupt andere als die aus wechselnden Sanden, Letten und Kohlen bestehenden Schichten der Braunkohlenbildung durchsunken. 7. Bohrloch Dahme. Die im Jahre 1875 im östlichen oder sogenannten Niederen-Vläming in der Nähe von Dahme unter Anwendung des damals noch neuen Wasserspülverfahrens bis 318” niedergebrachte Bohrung gab dagegen die gewünschten Aufschlüsse. Wie die unten folgende Bohrtabelle ergiebt, wurde bei 64” das Tertiär erreicht und erwies sich bis zur Tiefe von 144” als regelrecht ausgebildete Braunkohlenbildung, in welcher von 139-—144” Braunkohle erbohrt wurde, die bei der Ana- lyse 8.8 und 8.6 Procent Asche, sowie nach der Berrrer'schen Probe 3944.6 und 4742.9 Wärmeeinheiten ergab, also als gute Kohle zu bezeichnen ist. Dieselbe wurde denn auch Gegenstand staatlicher Muthung. Die Glimmersande, welche von 144— 191" folgen, müssen nach ihrer Lagerung und petrographischen Beschaffenheit den ober- oligocänen Sanden aus ı51—177 bez. 138— 166” der Bohrlöcher Priorfliess und Gr. Ströbitz parallel gestellt werden. Der Schiehten- complex von 191 bis 231” kann als aus glauconitischen Mergeln und Sanden mit einliegenden rundlichen Kalksteinconeretionen bestehend, bezeichnet werden, ohne dass den Abgrenzungen derselben unter einander bei dem Mangel an Proben ein besonderes Gewicht beizu- legen wäre. Die Proben erschienen sogar zum Theil nur als verschiedenes Aufbereitungs-Material ein und derselben Schicht. Durch die nach- träglich aus Nachfall dieser Schichten gewonnenen Schaalreste: Cardium, Cardita spec. , Oyprina oder Isocardia spee., Pleurotoma (regularis) Natica, Buceinum spee., Dentalium Kickxii und einem Fischzahnfragmente lässt sich der geognostische Horizont als Mittel- oder Unter-Oligocän be- a an Te Tr een er — ET, u Er a ee Berenor: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 873 stimmen, wenigstens befindet sich nichts auf ein jüngeres Niveau hinweisendes darunter. Der durchgehends erhebliche Kalkgehalt, das Vorwiegen der thonigen gegenüber den sandigen Bildungen und die röthliche Färbung der sodann von 231" an durchbohrten Schichten sprechen für deren Altersbestimmung als Unterer Buntsandstein. Bohrtabelle des Bohrloch Dahme. Tiefe Mächtigkeit | ! h Gesteinsart. in Formation. in Metern. Metern. | Or 38 || Voorerden een ee ee een 3 | Alluvium. 3— 64 | Unterer Geschiebemergel. wechsel- | lagernd mit Spathsand und Grand 61 Diluvium. 64— ı44 \Sande, Letten und Kohlen ..... 80 Märk. Braunkohlenbildung. 144 — ı91 |Glimmersande .........r..02... 47 Marines Ober-Oligocän. 191 — 231 |Glauconitsande und Mergel mit | Marines Mittel- und Unter- Kalksteinkugeln und Schaalresten 40 Oligoeän. 231 — 318 | Sandstein und Schieferthon ...... 87 Buntsandstein. B. Bohrungen in der Berliner Gegend. 1. Das Wigankow’sche Bohrloch, Berlin N. Chausseestr. 70.! Zum Zwecke der Aufsuchung reichlichen Wassers für den Maschinen- betrieb des Wigankow’schen Geschäfts wurde die Bohrung im Jahre 1879 angesetzt. Leider hielt man die den Diluvialschichten angehörenden Proben der oberen Teufe von o0—40” nicht der Mühe des Aufhebens werth und konnten dieselben auch, als ich Kunde von dem Bohrloche er- hielt, nicht mehr sicher ausfindig gemacht werden. Die erste als fremdartig, ihres Glimmergehaltes wegen aus 40” aufbewahrte Probe eines tertiären Glimmersandes beweist aber deutlich den Beginn des Tertiärs in mindestens 40, wahrscheinlich schon bei 35” unter Ober- fläche, welche hier auf 4.5” über Null des Berliner Dammmühlen- ! Vergl. Zeitschrift der Deutschen Gevlog. Gesellsch. 1880, S. 821. 76* 874 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Pegels gerechnet wird. In den von 50 bis etwa 100” folgenden Kohlensanden, welche nach ihrem Ansehen keinen Zweifel über ihre Zugehörigkeit zur Märkischen Braunkohlenbildung lassen konnten, führten die in der Tiefe von 85” besonders grobkörnigen Schichten so reichliches und unter Druck stehendes Wasser, dass dasselbe zum Bohrloche aussprudelte, auch in dem aufgesetzten Rohre noch bei etwa 1.5” über dem Pankespiegel ausfloss und noch gegenwärtig fliesst. Der erste artesische Brunnen Berlins war somit gestossen und hätte als solcher schon der Wigankow’schen Bohrung eine allgemeine Be- deutung ertheilt. Aber, obgleich der eigentliche Zweck der Bohrung, da die Wasser auch reichlich genug flossen, vollständig erreicht war, hatte der Besitzer doch Interesse genug, sich des Weiteren durch Fortsetzung der Bohrung über den tieferen Untergrund seines Besitz- thums zu unterrichten. Bei etwa 100” begann eine Folge feiner weisser Glimmersande, welche bis 135” fortsetzte. Hier traf man einen hellgrauen zähen Thon bez. Thonmergel, welcher mich in seinem Aussehen sofort an den, in kaum ı0“” geradliniger Entfernung an- stehenden Septarienthon von Hermsdorf erinnerte. Anfangs ganz versteinerungsleer, zeigten die, bei Fortsetzung der Bohrung bis zu 143” gewonnenen letzten Bohrproben zwar zahlreiche Schaalreste, jedoch waren dieselben durch den Bohrer so zertrümmert, dass eine sichere Altersbestimmung des Thones trotzdem nicht möglich war. Erst die Ergebnisse einer fast gleichzeitigen Tiefbohrung in der Cita- delle Spandau lösten durch paläontologische Beweise alle Zweifel und stellten das mitteloligocäne Alter des Thones klar. 2. Bohrung im Admiralsgartenbade Berlin NW. Friedrichstrasse 102. Im Juli 1879 begonnen, wurde die Bohrung zur Erschrotung geeigneter Wasser für die Badeanstalt während des Jahres 1880 von der Verwaltung fortgesetzt. Da die Ansatzstelle ein früherer Brunnen ist, so fehlen dem- gemäss die Proben aus oberen Teufen (0o—46"”), werden aber durch das, nur durch die Strasse getrennte, in der Literatur bereits durch von Benniesen-FÖRDER bekannt gewördene alte Orro’sche Bohrloch im Hofe des gegenüberliegenden Königlichen medicinisch -chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Institutes ergänzt, und sind hiernach als diluvial zu bestimmen. Die durch von Benniesen-Förner' seiner Zeit ge- machten, auch von Lossex” wieder gegebenen Mittheilungen über dieses ! Erläuterung zur geog. Karte der Umgegend von Berlin 1843 S. 868 und S. 878. ® Reinigung und Entwässerung Berlins, S. 971 (Tabelle) und S. 1092. Berenor: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 875 Örro’sche Bohrloch, lassen sich durch die noch in der Sammlung der Königlichen Geologischen Landesanstalt aufgefundenen Original- proben genauer feststellen oder berichtigen. Darnach bestätigt sich die lange angezweifelte von Besniesen’sche Bestimmung der tieferen Proben als echte Braunkohlenletten vollständig. Im Orro’schen Bohrloch beginnt bei 52.8, im Admiralsgarten- bade schon bei 46” unter Oberfläche eine aus sandigen Letten und Sanden bestehende charakteristische Folge der Braunkohlenbildung, welche in dem neueren Bohrloche zum wenigsten bis 92” Tiefe ver- folgt worden ist. Tiefer folgten von 92 bis 130" die gleichen Glimmer- sande, wie in dem Wıeankow’schen Bohrloche, und wurde bei 130” wieder der charakteristische fette, hellblaugraue Septarienthon erreicht, auch in demselben bis 149” niedergegangen. Bei der inzwischen durch die Tiefbohrung in der Citadelle Spandau bekannt gewordenen Mächtigkeit des Septarienthones von ı60” konnte eine baldige Durchbohrung dieses Thones und dem ent- sprechende Erschrotung von Wassern nicht in Aussicht gestellt werden, und erfolgte demgemäss die Einstellung der Bohrung. 3. Bohrung im Hofe des Königlichen &eneralstabsgebäudes Berlin NW. Moltkestrasse. Auf dem Hofe des Erweiterungsbaues (des Königlichen General- stabs-Dienstgebäudes (Bureau der Landesvermessung) war im Jahre 1879 zur Gewinnung von Trinkwasser ein Abessynier-Brunnen bis auf 31" Tiefe gesenkt worden. Da die Wasser aus dieser Tiefe sich als zu Genusszwecken unbrauchbar erwiesen, wurde die Bohrung fort- gesetzt, blieb jedoch bis 76.9” in Sanden und Granden der Diluvial- formation, welche neben Braunkohlengeröllen mehrfach Schaalen von Paludina dihwiana Kustu führten. Aber auch in dem, bei genannter Tiefe erreichten Braunkohlengebirge wurden nur Kohlensande ohne irgend eine wasserabschliessende Schicht getroffen. Eine solche folgte erst innerhalb der bei 88.5" beginnenden Glimmersande in einem sandigen Letten von 124.5— 126.8”. Leider waren jedoch die hier- unter getroffenen Glimmersande mit eingelagerten sandigen Letten von 126.8—-129.4 so fein, dass sie nur wenige und schwach auf- steigende Wasser gaben. Das Wasser erwies sich nach den ange- stellten Analysen theils als ein völlig brauchbares (2. Analyse), theils als ein salzhaltiges, geradezu ungeniessbares (1. und 3. Analyse) und scheinen selbst die kleinen dem Glimmersande eingelagerten Letten- bänkcehen eine völlige Trennung der Wassereireulation bewirkt zu haben. In Rechnung auf grobkörnige, das Wasser leichter abgebende 876 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Schiehten zu kommen, war man indessen mit der Bohrung tiefer gegangen und bei 129.4" in den fetten und festen Septarienthon gerathen. in welchem man, ohne Verrohrung, noch mehrere Meter tiefer hinabging, worauf die Bohrung eingestellt wurde. 4. Städtische Bohrung. Berlin N. vor dem Grundstück Ackerstrasse 94. Die Bohrung wurde im Jahre 1880 und 1881 von der städtischen Verwaltung ganz in der Nachbarschaft des früher in der Fabrik von Krart und Knust, Ackerstrasse 92/96, niedergebrachten von Lossex' beschriebenen Bohrloches, des ersten Tertiärbrunnens Berlins, ausge- führt und erlaubt daher eine sichere Feststellung der Grenze zwischen Diluvium und Tertiär auch in letzgenanntem Bohrloche. Nach der in der Sammlung der geologischen Landes- Anstalt aufbewahrten voll- ständigen Bohrprobenfolge der neuen und tieferen Bohrung ist schon der bituminöse Sand des Krarr und Knust’schen Bohrloches von — 53.04 bis — 64.97 unter Null echter Kohlensand und das fraglich gewesene Gebilde von — 67.79 bis — 68.73 echter Kohlenletten, so dass also die Grenze zwischen Diluvium und Tertiär um fast genau 20”, bis 53.04” unter Null des Berliner Dammmühlen-Pegels (23.1 unter NN) hinaufrückt. In Übereinstimmung damit reicht, wie die städtische Bohrtabelle (s. a. S. 880) zeigt, dort die Diluvialformation bis 57.75 unter Oberfläche (20.15 unter NN) und wird die hier begin- nende, ein 3.8” mächtiges Braunkohlenflötz führende märkische Braun- kohlenbildung abermals durch eine mächtige Folge feiner Glimmersande von dem mitteloligocänen Septarienthon getrennt. 5. Bohrung auf dem Hamburger Bahnhofe. Berlin N. Invalidenstrasse. Die jüngste der Tiefbohrungen Berlins, welche nach Durchsinkung der märkischen Braunkohlenbildung den mitteloligocänen Septarienthon erreicht hat, wurde Seitens der Direction der Berlin-Hamburger Eisen- bahn- Gesellschaft zu dem Zwecke der Beschaffung eines guten Kessel- speisewassers in den Jahren 1880 bis 1882 ausgeführt. Sie erreichte das regelrechte Tertiärgebirge und zwar wieder die überall unter Berlin verbreitete Braunkohlenbildung erst bei 62 oder sogar erst bei 64.9”, in welcher Tiefe sich noch eingeschobene deutliche Diluvial- bildungen fanden, während darüber umgelagerte und zum Theil mit Diluvium gemengte Tertiärschichten schon bei 35” unter Oberfläche beginnen. Auch hier tritt wiederum die schon mehr erwähnte Glimmer- ' Reinigung und Entwässerung Berlins. S. ı 116. Berenor: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 877 sandfolge in fast genau derselben Mächtigkeit, wie im vorhergehenden Bohrloche und mit derselben schwachen Letten- oder Thoneinlagerung an der Basis, zwischen Braunkohlenbildung und Septarienthon auf. Der deutliche Glauconitgehalt der tiefsten etwa 2” dieser Folge zeigt hier bereits — in voller Übereinstimmung mit der am meisten nach Westen d. h. in der Richtung nach Spandau gerückten Lage des Bohr- punktes — den Beginn der in Spandau zu grösserer Mächtigkeit entwickelten mitteloligocänen Stettiner Sande unmittelbar auf dem Septarienthon. Bei Erreichung des Septarienthones selbst wurde die Bohrung eingestellt. Andere Tiefbohrungen Berlins haben gegenüber den im Vor- stehenden beschriebenen ein geringeres Interesse, da sie nichts Neues bieten und nur die regelmässige Forterstreckung der märkischen Braun- kohlenbildung unter ganz Berlin beweisen. Bis jetzt giebt es im eigentlichen Berlin, wenigstens in der ganzen Breite des Berliner Hauptthales, keine Bohrung, welche bei 100" Tiefe nicht im Braunkohlengebirge steht, und nur zwei [die beschriebene Bohrung im Generalstabsgebäude und eine 100” überhaupt nicht er- reichende in der Kürassier-Kaserne (Alexandrinenstrasse)] welche die- selben nicht in spätestens 58” Tiefe erreicht haben. Eine jener tlacheren Bohrungen, die Bohrung in der Leipzigerstrasse 58 bei den Öolonna- den, hat die Braunkohlenbildung sogar auch durchsunken und bei 97.4" noch die den Septarienthon unmittelbar bedeekenden Glimmer- sande erreicht. 6. Tiefbohrung in der Citadelle Spandow. Zum Zwecke der Erlangung brauchbaren Trinkwassers war im Hofe der Citadelle zu Spandow im Jahre 1879 ein Bohrloch auf 107” Tiefe niedergebracht. Da dasselbe aber kein gutes Wasser lieferte, so wurde dicht daneben ein auf grössere Tiefe berechnetes neues Bohrloch mittelst Wasserspülverfahrens abgeteuft. Das Abteufen be- gann am ı5. Februar 1880 und durchsank das Bohrloch zunächst bis zu 119.6” Tiefe Diluvialschichten. Darunter folgten bis auf 3389” Schichten der Tertiärformation und zwar bis 137.6” Glimmersande, wie sie schon aus sämmtlichen Tiefbohrungen Berlins als eine Zwischenstufe zwischen der märkischen Braunkohlenbildung und dem mitteloligocänen Septarien- thon beschrieben worden sind, dann zunächst bis 141.7” glauconitische Letten, und sodann bis 154.1" glauconitische muschelreiche Sande, die durch ihre, hauptsächlich aus Peleeypoden (Peetunculus Philippi Desn., Cardium cingulatum Gouor., Cyprina rotundata A. Braun) bestehenden Schaalreste, sowie durch den Umstand, dass unter ihnen Septarien- 878 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. thon folgt, sich als Äquivalent des Stettiner Sandes (oberen Meeres- sandes Sachsens) erwiesen haben und das Mittel-Oligocän beginnen. Unter dem Stettiner Sande endlich folgt bis zu einer Tiefe von 313.6” echter Septarienthon, der sich durch nichts von dem im Wisankow’schen Bohrloche in Berlin angetroffenen unterscheidet, aber durch die in ihm aufgefundene Fauna auch mit Sicherheit als solcher fest- gestellt werden konnte. Ich sammelte aus den Bohrproben, namentlich der Tiefe von 250 — 313": Nucula Chastelüi Nysr., Leda Deshayesiana Nyst. Cardium comatulım Braun, Peeten permistus Beyr., Natica glancinoides Nyst., Cancellaria evulsa Sar., Fusus rotatus Beyr., Pleurotoma Moreni? pE Kon., Fusus elongatus Nyst., Dentalium seminudum Desn., Dentalium Kickxii Nyst. In Proben des Thones aus gleicher Tiefe,' welche ich Herrn Dr. Borvemann jun. übersandte, fand derselbe des Weiteren an Foraminiferen: Textularia lacera Rss., Textularia attenuata Rss., Rotalia Akneriana d’OrB., Globigerina spirata Bors. sen., Guttulina rotundala Born. sen., Guttulina (Polymorphina) lanceolata Rss., von denen die ersten fünf von Hermsdorf, die letzten von Öftenbach be- kannt sind, sodass auch dadurch das mitteloligocäne Alter des Thones bestätigt wird. Es folgte in einer Mächtigkeit von 72.2” von 314 bis 385.75” Tiefe eine Ablagerung von glaukonitischem Sande und darunter als tiefste dem Tertiär angehörende Schicht bis 389” Mächtigkeit ein glaukonitischer Letten. In dem grünen, Schwefelkies-Coneretionen enthaltenden Sande wurden zwei Bänkchen festen Gesteines von 0.1 resp. 0.15” Mächtigkeit getroffen. Dieselben stellen nur eine in den Sanden liegende, zu festem Kalksandstein erhärtete Austernbank dar, welche andere Reste nicht zu enthalten scheint. Die Auster erwies sich als der Osirea Ventilabrum Goupr. angehörig, welche als bezeich- nende Versteinerung ebenso in den unteroligocänen Sanden von Egeln, wie in Belgien und im Osten bei Gross- und Klein-Kuhren, in dem sogenannten Krant der bernsteinführenden Tertiärbildung des Sam- landes verbreitet ist. Die Annahme ist hiernach wohl begründet, dass dem erbohrten Schichtensysteme unter dem Septarienthone in Spandow das gleiche unteroligocäne Alter zukommt Unter dem Tertiär folgen nun von 385 bis 411" lichte, hellgraue bis ins weissliche gehende, zum Theil dolomitische Kalksteine und Mergel. Nach unten werden die Mergel dunkler grau, thoniger, und gehen in eine Folge von kalkarmen Thonen und Letten mit grauen, grüngrauen und rothen Färbungen über, in welchen sich überall Gyps ! Verschiedentliche Proben des Thones aus oberen Teufen, wo derselbe von grösseren Schaalresten leer war, hatten auch keine mikroskopische Fauna ergeben. BErenpr: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 879 eingelagert findet. Diese Schichtenfolge reicht bis zu der überhaupt erbohrten Tiefe von 487.77” und konnte mit Sicherheit in ihrer geognostischen Stellung nicht erkannt werden, da mit Ausnahme einiger winziger Ganoiden-Schuppen aus der Tiefe von 462” keinerlei organische Reste gefunden wurden, nach dem petrographischen Cha- rakter aber die gesammte Schichtenfolge ebenso gut dem mittleren Keuper (event. dem oberschlesischen vergleichbar), als dem mittleren Muschelkalke zugerechnet werden kann. C. Gesammtergebniss. In der, auf nächstem Blatte folgenden Tabelle gebe ich zunächst eine Zusammenstellung sämmtlicher im Vorhergehenden besprochener Bohrergebnisse. Aus denselben ergiebt sich zunächst, dass die aus den früheren Beobachtungen in der Provinz Sachsen und am Harz- rande genügend bekannte unteroligocäne Braunkohlenbildung in keinem der Bohrlöcher getroffen wurde. Auch von dem südlich Burg, in Pietzpuhl, seiner Zeit gestossenen Bohrloche, dem einzigen, welches ausserdem östlich der Elbe das marine Oligocän bisher durchsunken hatte, sagt Bevrıc# ausdrücklich,' dass unter dem Septarienthon »von 405— 591’ sandige und thonige Schichten jedoch keine Braun- kohle« folgen. Es scheint somit, dass die unteroligocäne Braun- kohlenbildung sich auf den Harzrand bis in die Gegend von Halle und Leipzig beschränkt, und somit vielleicht passend jetzt als ältere, subherzyne Braunkoblenbildung zu bezeichnen sein wird. Demgegen- über erweist sich die, in den sämmtlichen Bohrlöchern gefundene Braun- kohlenbildung der Mark durchweg auf marinem Oligocän ruhend und stimmen hiermit auch die bei Leipzig gemachten Beobachtungen” über- ein, denen zu Folge auch dort eine jüngere Braunkohlenbildung über marinem Oligocän lagert, während unter demselben auch die ältere noch nachgewiesen ist. Der Altersfolge entsprechend gehe ich erst später auf diese, somit jüngeren Braunkohlenbildungen ein. Von besonderer Wichtigkeit für das Verständniss des märkischen wie des nordostdeutschen Tertiärs überhaupt, erscheint nunmehr in erster ! Zeitsch. d. D. G. G. I. S. 85. ® CREDNER, das Oligoeän des Leipziger Kreises in Zeitsch. d. D. G. G. 1878 S. 641. Mittheilung v. 25. Juni. > Mg Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Jul 880 Zusammenstellung: der Bohrergebnisse aus der Nieder-Lausitz, dem Vläming und der Berliner Gegend. Nieder-Lausitz Vläming Berliner Gegend (Senftenberg-Cottbus) Durehbohrtes Linie (Dobrilugk - Dahme) ER General- | Admiralsg. | Städtischer Hamburger — igankow | | } un, | z x stab Bad Brunnen Bahnhof 1 Par Fe = rote | Dior] ip, = een | Acker- | Invaliden- | Brain Senften- HELEN: R Bu 1: Ba brilugk. bei er] strasse. |strasse 102.) strasse Q4. | Strasse. | berg. Cottbus. | Cottbus. Schlieben; | 3 r En von | o || | © 20 m | u | 2 won Ei Ser. or gu N em 9 | Eu Alluvium und Diluvium. bis ah 29 ve 10 83 83 32\ 32 28 38 18, 18 64 64 aut 35 a) 77 ao 46 s8 15 a 2 Ale Sande,Letten und Kohlen( von 2 83 32) 38 = | 64 35 77) a) se) | 2] | | der Braunkohlenbil- fehlt $ı 13 34 89 70 | 65 12 46 | ( 31 | |35 fehlt (märkische) .........Übis on 96) 66 127 sl 100 89 92) | 89 97) Meist grauweisse Thone; von | 29) gı 96 66)| _ 127 | 88 | (Flaschenthone) .....! bis | 45) 19 5 34 EN a a 03 168 * a | Sande, Lettenund Kohlen ( von #5] 125) 120 68 fehlt fehlt fehlt fehlt fehlt fehlt der Braunkohlenbil- ‚129 24 ı8 fehlt fehlt | | | dung (subsudetische) . { bis 174) 149) 138 | 156 144 | | | . FeineQuarz-bisGlimmer-/ von 149 138) 129 156 144 100 89 92\| 89) 97\| 120 saude mit etwas Letten fehlt 5 fehlt 3 4 { 8 | | A ee: an der Basis (Marines 7 39 54 y 34 #7 35 # \\ 3 ke \ = Ober-Oligoeän)......\ bis 176 177 183 190 191 135 129 130 | 132 139 Stettiner Sand- und Sep-( von | | | 191, 135 129 I130,| 132] 1397| tarienthon (Marines / |28* 4* | 19* | ı2*| ( Mi 2 . Ben B | s | I genen bt | Kehle. | Fehlen). Tee |© falle PR SE 133 went Glaueonitische Sande mit( von | | | etwas Letten a.d. Basis \ | *Bohrung im Septarienthon eingestellt (Marines Unter-Oligoeän) bis 231 | 3891| 4 RE von [174 176 177}| 0. 1183)! 1168 1904| _|231 | | | : Alteres Gebirge....... ZEN] DU 92 |'7 Als sr 84| 32 za || 7 hie bis Ja13$) 3912688 | 9° 13604 183 367 184 |.o0\ 13% 134551" IB 7 a9 | | BEerenpr: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 881 Linie die durch die Tiefbohrungen möglich gewordene Erkenntniss der oberoligocänen Meeressande, welche sich durch grosse Feinheit des Korns und grösstentheils Glimmergehalt auszeichnen. Sie wurden in den Lausitzer Bohrlöchern direet durch marine Schaalreste gekennzeichnet (S. 866, 868 und 869) und liessen sich in der Mittelmark (Spandau und Berlin) wie auf dem niederen Vläming (Dahme) in sämmtlichen Bohrlöchern wiedererkennen (s. die Tabelle auf S. 18) und ist die Übereinstimmung nicht nur in Beschaffenheit und Lagerung, sondern selbst in der ungefähren Mächtigkeit eine vollständige. Aber sie be- decken auch, wie an anderer Stelle nachgewiessen werden soll, das marine Mittel-Oligoeän von Buckow, lassen sich in den schon von Benm seiner Zeit unterschiedenen,' aber später unbeachtet gelassenen Glimmersanden von Züllchow, Cavelwisch und Neuendorf bei Stettin wiedererkennen, sind unter den zahlreichen mecklenburgischen Glimmer- sanden, namentlich der, durch ihre, die gleiche Fauna aufweisenden, Sternberger Kuchen gekennzeichneten Gegend zu vermuthen und ver- stecken sich jedenfalls auch noch unter den von ÜrEDxer’ bereits für oberoligocän erkannten, aber noch zu der sie bedeckenden Braun- kohlenbildung der Leipziger Gegend gerechneten mächtigen Glimmer- sanden. Was nun die marinen Oligocänbildungen im Ganzen anbetrifft, so fällt es auf, dass sowohl da, wo sämmtliche drei Abtheilungen des Oli- gocän ausgebildet getroffen wurden (Bohrloch Dabme und Spandau), als auch da, wo nur Ober- und Mittel-Oligoeän aufgeschlossen wurde (sämmt- liche fünf Bohrungen in Berlin) dieselben durch keine Braunkohlen- oder sonstige Süsswasserbildung getrennt gefunden wurden, und somit auf einen ununterbrochenen Absatz aus dem Oligocänmeere schliessen lassen. Das marine Unter-Oligocän des Spandauer Bohrloches ist in einer Mächtigkeit von 75” dem älteren festen Gebirge unmittelbar aufgelagert und durch eine, aus Osirea Ventilabrum GoLpr. zusammen- gesetzte Austernbank, s. S. 878, charakterisirt. In regelrechter Auf- lagerung folgt das marine Mittel-Oligocän als Thon- und Sandfacies (Septarienthon und Stettiner Sand) vertreten und zu seiner bisher grössten Mächtigkeit von zusammen 172” entwickelt. Unmittelbar dar- über lagert das marine Ober-Oligocän der ehen besprochenen Folge von Glimmersanden in einer Mächtigkeit von 22”, welche sich schon unter dem benachbarten Berlin bis zu 43” aufnimmt und in Spandau offenbar nur durch eine ungewöhnlich tiefe diluviale Auswaschung beeinträchtigt ist. ! Zeitsch. d. D. G. G. 1857, S. 342. SER ES (Eier 882 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Das nebenstehende, auf ein- facher Wiedergabe der Bohr- ergebnisse und Verbindung derselben mit den nördlicher Tagesaufschlüssen beruhende Profil, dessen ge- nauerer Verlauf auf dem Über- sichtskärtehen zu ersehen ist, Aurehschneidet die grosse nord- Oligoeän - Mulde ziemlich in ihrer ganzen Breite. Der südliche Rand dieser Mulde, oder besser des tiefsten Theiles derselben wird — abgesehen gelegenen ostdeutsche von der grossen Halle-Leip- ziger-Bucht — durch eine Linie von Hohenwarte und Magdeburg über Pietzpuhl und Königsborn, Möckern-Lohburg, Dalıme-Hilmersdorf und Cott- bus-Rakow ziemlich gut ange- deutet, während der ent- sprechende nördliche Rand noch klarer durch zu Tage tretende Schichten von Malchin über Neu-Brandenburg und Stettin zu verfolgen ist. In der Tiefenlinie dieser grossen nordostdeutschen Ter- tiär-Mulde gelegen, zeigt das Spandauer Bohrloch somit die gesammte Folge des marinen Oligoeäns, ohne jegliche Unter- brechung durch Braunkohlen- bez. Süsswasserbildungen, ge- 'ade so wie an den Stellen, wo man überhaupt marines Ober-Oligocän bisher durch- sunken hat, d. h. in der Fort- setzung dieser Muldenlinie bei Wiebke und noch weiter west- lich am Doberg bei Bünde in apurg "nuooneo) 9 UOU L, -uoLeIdag 9 "PHIAL purg A9umaIg p Opuestowun) Stq -zıen() SuloT 9 “Igqy odtuoyg eaayun) f uoy -uoyoserg Ö pqy odıpues ERCHTOW] FB) IV D -107u/} UR9051[O SOurae 140 Sunpjig-uojyoyuneag wnrangpv Ss ooo’ose4:ı aSur7 "p 3 geisggeeu 00002 :1 ey2H 'p'3 guissjery 2 WA ya ZA, RG sasıso an] -ragoql png Jaop -sIawırH aueq Ki -uor) ou dus (nepurdg) um Fgpıg para [og -oppan -nay -INI5 -2S umaag puoyr ‘ae1do], OYOSTyagm Sep Yoamp Tgoag Berenpr: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 883 Westphalen. Während am erstgenannten Punkte, soweit mir bekannt, bisher aus Mangel an Aufschlüssen unter dem Ober-Oligocän nur Mittel- Oligocän aufgedeckt worden ist, bestimmt vow Kornen schon in seiner diesbezüglichen Mittheilung vom Jahre 1866' die Schichten von der Schwarzhorst beim Doberg für zweifellos unteroligocän und schliesst mit den Worten (S. 290) »Falls der blaue Thon sich nun als mittel- oligocän erweisen sollte, so hätten wir hier die sämmtlichen Oligocän- schichten in directer Überlagerung zusammen. « Die nächste nach Süden zu befindliche Tiefbohrung (s. die Karte) ist, da das tiefe Bohrloch in Sperenberg, als auf einer Insel älteren Gebirges angesetzt und niedergebracht, nicht in Betracht kommt, daher auch gar nicht erwähnt wurde, das etwa 8o®® entfernte Bohr- loch bei Dahme. Als dem Rande des grossen Oligocänbeckens bereits erheblich nahe gerückt, ist marines Unter- und Mittel-Oligoeän, das der schlecht erhaltenen Bohrproben halber nicht von einander getrennt werden konnte, hier schon auf eine Gesammtmächtigkeit von 40” zusammen geschmolzen, lagert aber auch hier direet dem älteren festen Gebirge auf, während das marine Ober-Oligocän noch in der gleichen Mächtigkeit wie in der Mittelmark und der Lausitz durch eine 47" mächtige Glimmersandfolge ausgebildet erscheint. Die Reihe der noch südlicher gelegenen, schon dem Rande des Oligocänbeckens selbst angehörenden Bohrlöcher der Nieder-Lausitz, deren nur zwei in das auf Seite 882 gegebene Profil hineinfallen, zeigt nichts mehr von marinem Unter- oder Mittel-Oligocän. Statt dessen lagert aber das noch immer zu voller Mächtigkeit entwickelte marine Ober-Oligocän überall unmittelbar dem älteren festen Gebirge auf. Über dieser — wo also nicht direct älteres Gebirge nachgewiesen ist (Bahnsdorf, Dobrilugk und Sperenberg) in allen Tiefbohrungen der Mark Brandenburg nachgewiesenen marinen Oligocändecke des älteren Gebirges und zwar über der oberoligocänen Glimmersandfolge, zeigen, wie bereits Eingangs dieses Abschnittes erwähnt, sämmtliche Bohrlöcher, mit einziger Ausnahme des Spandauer Bohrloches, in welchem die diluviale Auswaschung bis in ungewöhnliche Tiefe hinab- reicht, die durch den Bergbau hinlänglich bekannten Sande, Letten und Kohlen der märkischen Braunkohlenbildung. Betrachtet man nun aber die Bohrergebnisse genauer, so zeigt sich, dass auch diese jüngere oder märkische Braunkohlenbildung noch in zwei Abtheilungen zu sondern. ist, wie solches schon seiner Zeit von GIEBELHAUSEN erkannt, erst jetzt durch die Tiefbohrungen aber ausser Zweifel gestellt worden ist. Während die jüngere Abtheilung, ! Zeitsch. d. D. G. G. 1866, S. [9] 87. 384 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. die sogenannten nördlichen Bildungen GIEBELHAUSEN’s, welche bis nach Mecklenburg und Pommern hinein in auffälliger Übereinstimmung der Oberfläche nahe liegt, sich bis weit in die Lausitz hinauf zieht [s. die vorstehende Tabelle und das darauf gegründete Profil (S. 882), und eigentlich nur in Bohrloch Bahnsdorf nicht getroffen wurde] scheint sich die ältere, GiEBELHAUSEn’s südliche Bildungen, nur auf die Lausitz zu beschränken (s. S. 870) und zwar hier einerseits nach Sachsen bis in die Gegend von Leipzig,' andererseits nach Schlesien hinein eine gewisse Randbildung, um den nördlichen Fuss der Sudeten zu bilden, so dass ich sie mit dem Namen der subsudetischen von den mär- kischen unterscheiden möchte. Wie aus den Bohrlöchern Bahnsdorf, Rakow und Gross-Ströbitz am deutlichsten hervorgeht, trennt beide Abtheilungen eine 20 bis einige 30" mächtige Zwischenlagerung von weissen Thonen, dem sogenannten Flaschenthone der Lausitz.” Aber auch, wo solches nicht direet der Fall (Hilmersdorf, Dahme), kenn- zeichnet diese in der Lausitz vielfach zu Tage tretende subsudetische Braunkohlenbildung, gegenüber dem vorherrschend sandigen Charakter der märkisch - pommerschen Braunkohlenbildung, eine häufige Ein- lagerung thoniger Schichten, ja zuweilen geradezu ein Vorwiegen des Thones, welcher eine enge Zusammengehörigkeit, stellenweise sogar eine stattgefundene Verschmelzung mit dem Flaschenthone um so mehr nahe legt, als letzterer auch hinsichts seiner Verbreitung sich eng an die genannte Braunkohlenbildung, oder, was dasselbe sagen will, an den südlichen Rand des grossen Oligocänbeckens anschliesst. Es erübrigt noch zu prüfen, welche Anhaltspunkte zur Bestimmung des speciellen Alters der märkischen wie der subsudetischen Braun- kohlenbildung gegeben sind. Dass beide mindestens oberoligocän sind, folgt aus der regelmässigen Unterlagerung beider durch marine Ober-Oligocänbildungen (s. Seite 880). Wenn aber schon einmal ein Altersunterschied zwischen beiden Abtheilungen besteht, von denen sich schon GIEBELHAUSEN schwer vorstellen konnte, wie beide »aus derselben Wasserbedeckung neben- einander gleichzeitig sich absetzen konnten«, so liegt wohl die Ver- muthung nahe, dass die subsudetischen Braunkohlen eine schmale, südliche Umrandung des Oligocänmeeres zum Schluss der Oligocänzeit bildeten, gerade sowie die subherzynischen eine solche zum Beginn der Oligocänzeit ausmachten, während die überall, bis hinab zur Ostsee, die Oberfläche bedeekenden märkischen Braunkohlen schon ! Die von ÜRrEDNER a. a. O. S. 640 beschriebenen »weissen oder lichtgrauen plastischen Thone« sind hier entscheidend. 2 S. Anmerk. S. 865. a ln an A Fee ki, 4 he Re re h Pi TE Er u -% ”% % & * R a Pr Marines Oligocan. 27 Frorinzialgrenze won 6. Berendt. LithrLeopKranta Berlin 00 Städte x Berenpr: Das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 885 den Beginn der Miocänzeit bezeichnen. Es stimmt damit nicht nur der nach den Untersuchungen Heer’s, GörpErRT's, EnsELHARDT's u. A. stets auffallend jugendlich gefundene Charakter unserer ganzen nord- ostdeutschen Braunkohlenflora, sondern vor Allem auch die von Koch schon seiner Zeit behauptete,' von Eve. Gemırz unlängst nachgewiesene,” Zugehörigkeit der Braunkohlen Mecklenburgs und der Priegnitz zum Mioeän. ı Zeitschr. d. D. G. G. VIII S. 266. 2 Die Flötzformationen Mecklenburgs S. 116 ff. Ausgegeben am 27. August. R3 " 7 a STE / ’ 4 vH N ii) ist Aw D) ’ - = z we; A Ra, . van nf fr 2j4* at v5 AL LER DT BIEnLZ TERN: ı AED f Km EBERLE LE 7 Ta W > 2 NONE NT ABU. ET p4 ‚sa \ Be. ' a er Ich % 3 i „ ic > e } ; “ f BR, gr A 1885. AÄXXIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 30. Juli. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. l. Hr. Divımann las über Pithom, Hero, Klysma nach NAVILLE. Die Mittheilung erfolgt umstehend. 2. Hr. A. Kırcnnorr legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. FoERSTER in Kiel über Handschriften des Libanios vor. Die Aufnahme in den Sitzungsbericht wird beschlossen. _ 3. Hr. Monnsen überreichte im Auftrage des Hrn. Imnoor - BLuner, Correspondenten der Akademie, das Werk desselben: Porträtköpfe auf antiken Münzen hellenischer und hellenisirter Völker. Sitzungsberichte 1885. I] | 889 Über Pithom, Hero, Klysma nach Navırzr. Von A. DiLımann. Mr den im Frühjahr 1883 für den Egypt Exploration Fund durch Hrn. E. Navıuze in Tell el-Maskhuta gemachten Ausgrabungen, deren Hauptergebnisse sofort in verschiedenen Zeitschriften bekannt gemacht und besprochen wurden, liegt jetzt der ausführliche Bericht NavırrE's unter dem Titel The Store-City of Pithom and the Route of the Exodus, with thirteen Plates and two Maps. London 1885. 4° vor. Derselbe ist auch für das Verständniss der Alttestamentlichen Be- schreibung des Aufenthalts der Israeliten in Aegypten und ihres Aus- zugs von dort von einigem Belang; inwiefern? gedenke ich hier kurz zu besprechen, und benutze zugleich diese Gelegenheit, einige in meinem Commentar zum Exodus (vom Jahre 1880) S. 7 f. u. 145 gemachte Angaben zu berichtigen. Der erste Punkt betrifft die Lage von Pithom. Lrrsms in der Chronologie S. 348 f. hatte in Abu Keischib, jetzt Tell el-Maskhuta genannt, die Ex. ı, 1ı erwähnte Magazinstadt Ramses, dagegen das ebendort genannte Pithom bei Tell el-Kebir, etwa 33"” weiter west- lich angesetzt, beide an dem alten Pharaonenkanal, der von Bubastis dureh W. Tumilat gegen den jetzigen Timsah-See hin lief, und dieser Ansatz wurde seither so allgemein angenommen, dass man auf vielen neueren Karten geradezu Ramses statt Tell el-Maskhuta findet, auf einigen auch Pithom zwar nicht in Tell el-Kebir, aber 7” süd- westlich davon, in Tell Abu Suleiman angesetzt liest. Die Gründe für diese Ansicht waren sehr verlockend. Einerseits passte zu diesem Ansatz von Ramses die Lage an dem alten Kanal, und zwar am Aus- gang desselben, an der Ostgrenze des Landes, wo man eine befestigte Magazinstadt zur Verproviantirung der nach Asien ziehenden Heere und Reisenden zum Voraus erwartet, ferner die Masse des Schuttes von Nilziegeln und das schon von der französischen Expedition ge- fundene grosse Denkmal, eine Gruppe von drei Figuren aus einem Granitblock gehauen, welche die Götter Ra und Tum und zwischen ihnen den König Ramses II darstellen. Andererseits machte man für die westlichere Lage Pithoms theils Her. II. 158 geltend, wo Herodot 77% 890 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 30. Juli. über den von Necho gegrabenen und von Darius I wieder aufgenom- menen und vollendeten Kanal zur Verbindung des Nil mit dem ery- thräischen Meere spricht, und sagt: Arraı dt dms reD Neirov To Udwp eis aürn (diupuxa), Aarau de xarlmepde örıyov Bevßaorios Mor: mapd Ild- Toumov Tu "Apabıav morw. Eveyeı dE Es ryv "EpuSonv Iaraccav, theils eine Angabe des Itinerarium Antonini (Wesseuine p. 162 f.), wo von Nordost nach Südwest verzeichnet ist: von Daphno nach Tacasarta m. p. m. ı8, nach Thou 24 (14), nach Scenas Veteranorum 26, nach Heliu 14 (24), und wieder von West nach Ost (p. ı69 f.): von Heliu nach Scenas Veteranorum m. p. m. ı8 (22), nach Vico Judaeorum ı2, nach Thou ı2, nach Hero 24, nach Serapiu ı8, nach Clysmo 50, wo Lrrsmws u. A. Thou = Thoum = Pithom verstanden. Mir selbst, indem ich mich dieser Ansicht über die Lage von Ramses anschloss, war auch von einiger Bedeutung die Angabe Ex. ı2, 37 (Num. 33, 5), wonach die Israeliten beim Auszug von Ramses ausgiengen und als erste Station Sukkoth hatten; ich glaubte daraus folgern zu müssen, dass Ramses an der Grenze lag, da sie nicht eine mehr landeinwärts gelegene Stadt zum Sammel- und Ausgangspunkt gemacht haben werden. Durch die Ausgrabungen Navırze’s scheint nun allerdings diese Ansicht hinfällig geworden zu sein. Nämlich daraus, dass NavırLe in den monumentalen Resten keine älteren Königsnamen als Ramses II, wohl aber jüngere, namentlich Sesong I und Osorkon IT von den Bubastiden, und eine sehr wichtige Stele von Ptolemaeus Philadelphus gefunden hat, geht hervor, dass diese Stadt eine Gründung Ramses II war. Aus der Be- schaffenheit des von Navizrır aufgedeckten Speichergebäudes und der um die ganze Anlage laufenden, 7” breiten Umfassungsmauer ergibt sich, dass hier wirklich eine befestigte Magazinstadt war, wie man das aus dem Ex. ı, ıı für Ramses und Pithom gebrauchten Ausdruck mio 9 längst geschlossen hat. Daraus, dass alle die zum Tempel der Stadt gehörigen (zum Theil schon von Paronor ausgehobenen) Monumente dem Gott Tum (oder Horemkhu) geweiht sind, kann man meines Erachtens nicht mehr als die Möglichkeit, dass der Name der Stadt Patum war, folgern, sofern Tum der Gott dieses ganzen achten Nomos war, also damit, dass ein Heiligthum des Tum hier stand, noch nieht bewiesen ist, dass die Stadt selbst nach ihm benannt war. Aber mit grosser Wahrscheinlichkeit ergibö sich cas letztere doch durch die von Navısre ausgegrabene Statue (in rothem Granit) des Orts- gouverneurs des Königs Osorkon Il, genannt Ankh renp nefer, welchem ausser dem Titel lieutenant of the King und lieutenant of the terri- tory of Thuku auch die Benennung the good recorder of the abode of Tum (d. h. Pithom) beigelegt wird; und fast mit Sicherheit ergibt es sich durch die Sandsteinstatue des Priesters des Ortes Auhau, the ‘ Dirımans: Über Pithom, Hero, Klysma nach Navırıe. 891 head of the storehouse, the offieial of the temple of Tum of Thuku, in deren Inschrift gesagt wird, dass Hathor grants, that his (des Priesters) name may remain with his statue in the abode of Tum, the great living God of Thuku. Lersws, wenn er in der Aegyptischen Zeitschrift 1883 S. 41—47 bestritt, dass der Name des von Navızze aufgegrabenen Ortes Pithom war, hatte wohl Recht, wenn er den Beweis dafür aus dem ihm damals vorliegenden Material nicht genügend erbracht fand; aber die beiden genannten Statueninschriften, welche NavirzeE jetzt publieirt, sind doch von erheblichem Gewicht. Navırte glaubt den Namen Pithom auch zweimal auf der grossen, freilich bis jetzt nur unvollständig übersetzten Tafel des Ptolemaeus gefunden zu haben. Andererseits hat NavıLE gewiss Recht, wenn er den von Lersts beigebrachten Gründen, durch welche er zu be- weisen suchte, dass der Ort nicht Pithom gewesen sein könne, die Beweiskraft abspricht. Denn die Herodotstelle besagt doch nicht nothwendig, dass Izrouuos in der Nähe von Bubastis, dem Ausgangs- ort des Kanals, lag, sondern nur, dass der Kanal an N&rouuos vorhei- führte; umgekehrt freilich ist es auch nicht angänglich, wenn NavirLE die Stelle zu rap& Ilareumev dE rnv Apadıav mer Eveyeı &s ruv "Epudpav Saraccav zu emendiren sucht, um daraus einen Beweis entnehmen zu können, «dass der Kanal nahe vor seiner Mündung in das rothe Meer an Patumos vorbeiführe. Der andere Grund aber, den Lrrsıus aus dem Itinerar entnahm, kann seine Ansicht noch weniger stützen, da die Identität von Thou (wofür nur zwei Handschriften Thoum haben, und was auch in der Notitia dignitatum ed. Seeek p. 60 Thohu lautet) ganz unsicher, ja sogar aus anderen, von NavisLE p. 30 entwickelten Gründen recht unwahrscheinlich ist. Nimmt man dann zu dem bis jetzt Gesagten noch hinzu (NavizLE p. 6 f.), dass für x “Howwv worw eis av 'Paneooy, was die LXX in Gen. 46, 28 f. für mı©3 setzen, die Memphitische Übersetzung gAareowar ThARı Sen TIRAQT IIPARLACCH, d. h. »bei Pithom der Stadt im Lande des Ramses« gibt, man also damals noch gewusst zu haben scheint, dass das spätere Hero bei oder an der Stelle des älteren Pithom gelegen hat, so wird man nicht umhin können, die Navırır’sche Ansicht von der Ortslage von Pithom für die besser begründete, beziehungsweise für gesichert zu halten. Ein weiterer für die Bibelerklärung nicht unwichtiger Punkt be- trifft die Lage von 27 ya) 5a pa nvnm "e (Ex. 14, 2. Num. 33, 7). Über die verschiedenen Deutungen desselben habe ich mich in meinem Commentar S. 141 ff. zur Genüge ausgesprochen, namentlich die seit pu Boıs-Aym£ viel beliebte Identification von nn “® mit "Agrüd, das ich zuerst von Mugaddasi (pE GoEJE p. 215. 249), dann von Idrisi u. s. w. erwähnt finde, als völlig unannehmbar bezeichnet. Nun 892 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli. wird auf der grossen Stele des Ptolemaeus wiederholt als ein wich- tiger Ort Pikerehet oder Pikeheret mit einem Heiligthum des Osiris erwähnt, nahe bei Pithom-Hero, und NaviszE p. 20, 26 meint, es könnte das Serapiu des Itinerars sein. Obwohl nun dieser Name Pikerehet nicht auf einem Ramses- Monument gefunden und das Osiris- heiligthum daselbst wohl erst von Ptolemaeus II gebaut ist, so hält Naviırze doch in Anbetracht dessen, dass die Ptolemäer in der Regel nicht neue Cultusstätten gründeten, sondern nur die alten erneuerten und erweiterten, es für möglich, dass ein Osirisheiligthum in Pikerehet auf sehr alte Zeiten zurückgehe, und versucht auf indireetem Wege aus dem Papyrus Anastasi zu beweisen, das Pikerehet mit dem nm »e der Bibel einerlei sein könne. Diese Möglichkeit kann man zugeben, aber weiter auch nichts; nicht einmal von Wahrscheinlich- keit kann die Rede sein, und am allerwenigsten lässt sich schon jetzt eine Theorie über die Örtlichkeit des Durchgangs der Israeliten durch das rothe Meer darauf bauen. Weitaus das wichtigste Ergebniss der Navirre’schen Funde in geographischer Beziehung ist «die Feststellung der Lage von Heroopolis. Dureh den in einer Mauer der römischen Niederlassung hart bei den Ruinen von Pithom gefundenen Stein mit der Inschrift EPO CASTRA ist dieselbe wohl sicher gestellt. Ob auch durch den gefundenen Meilenstein mit der Inschrift »Dominis nostris vietoribus Maximiano et Severo Imperatoribus, et Maximino et Constantino nobilissimis Caesari- bus, ab Ero in Klysma M. VIII. — ©®.«, ist fraglich, da dieser ver- schleppt sein kann. Ich hatte Unrecht, wenn ich in meinem Com- mentar S. 7f. in Anbetracht der den Alten geläufigen Benennung des westlichen Arms des rothen Meeres als & HoworeAirns x%ros, sowie der Angabe bei Strabo 17, 1, 21, mit Rozıere und Lerronse, Hero in der Gegend des heutigen Sues ansetzte; dagegen waren schon p’ÄANVILLE (Memoires sur ’Egypte ancienne et moderne Par. 1766 p. ı2ıf[.), dann QUATREMERE, Du Boıs-Avym£, Linant Bey, Kıerrert (Lehrbuch der alten Geographie S. 199) u. A. auf dem rechten Weg, wenn sie (zumeist nach LXX und dem Itinerar) Hero in Abu Keischib fanden, während Lersıus (Chronologie S. 345) es drei englische Meilen weiter östlich bei Mukfär vermuthete. Auch über die Lage der von Ptolemaeus II gegründeten und nach seiner Schwester benannten (Plin. VI $. 167) Stadt Arsino@ (Diod. "Sie. ı, 33; Strab. 17, ı, 25£f.), etwas östlich von Hero (am Kemuerma d. h. dem Ufer des Kemuer, was Navitze p. 2ıf. für den Timsah-See hält) würde nach Navizre’s Ansicht damit entschieden sein; doch ist er dafür den Beweis schuldig geblieben. Wann Hero oder Heroon- polis emporgekommen, ist zur Zeit nicht bekannt. Da es (nach dem Navisze’schen Funde) hart neben Pithom lag, so dürfte die auf Grund Diremann: Über Pithom, Hero, Klysma nach Navırır. 893 der von Ammian. Mare. ı7, 4, 20 überlieferten Deutung des Her- mapion "AroAAuwv vis "Hpwvos gebildete Vermuthung UnAmrorLion’s (gramm. p- 361) und Wiırkıyson’s (mann. and eust. V. 23), welche vios "Hpwvos als die Übersetzung des hieroglyphischen si-Tum d.h. Sohn des Tum auffassten, doch (trotz des Widerspruchs von Lersws Chronol. S. 346) ernstlich in Betracht kommen (NavitLE pP. 7. 30), und wäre also möglich, dass Hero der jüngere Name für Pithom war. Wie nun es sich damit auch verhalte, die elassischen Schriftsteller von Theophrast bis Claud. Ptolemaeus und Arrian benennen den westlichen Arm des rothen Meeres nach Hero, oder lassen ihn bei Hero be- ginnen,' oder von dort die Schiffahrt auf dem roten Meer angehen,’ genauer bei Arsino& (für welches” oder neben welchem auch Oleopatris vorkommt), bis wohin Ptolemaeus Phil. oder (nach Strabo) die Ptole- mäer den durch die wızpai Amvaı (jedenfalls etwas verschieden von den heute sogenannten Bitterseen) hindurchgehenden und in den ara- bischen Meerbusen einmündenden Nilkanal geführt haben, indem sie bei dessen Einmündung in das Meer (gegen das Eindringen des Meer- wassers) ein Schleussenwerk anbrachten,’ wore, ore Bovrcwro, ExmAsiv dxwAurws eis rav EEw Sararrav xal eismAeiv war. Damit scheint dann auch die schon von pu Boıs-AyumE gezogene Folgerung unausweich- lich, dass damals der westliche Arm des rothen Meeres sich viel weiter nach Norden, jedenfalls bis zum Timsah-See erstreckt und erst später durch Versandung sich in seine jetzigen Ufer zurück- gezogen habe. Auch Navırır (S. 21) zieht diese Folgerung. Wäre dieselbe ganz sicher, so könnte ich darin nur eine willkommene Be- stätigung dessen sehen, was ich in meinem Commentar S. 139 ff. für die Exoduszeit aus anderen Gründen als wahrscheinlich angenom- men habe. Freilich ist es befremdlich genug, dass, wenn der Rückgang des Meeres in seine jetzigen Grenzen erst in oder nach der römischen Kaiserzeit erfolgte. keinerlei Nachricht darüber auf uns gekommen ist. Deshalb glaubte Lersmws (Chronologie S. 347) jene Folgerung nicht ziehen zu dürfen, und nahm vielmehr an, dass schon damals ZERSB. Theophr. hist. plant. 4, 7 (ev ka zohruw To zaoyuzun "Hu, &p ov zare- * Peivourw ci 2E Alyurrou) nn 9, 4 (zura rov magamAoun, öv EG “Hass eroıoUvro zormav); Eratosth. bei Strab. 16, 4 2 (emo “Hawaw whEne, Yrıs esrı maos zu) Neia uugos ou 2} In Aowlıov zoAmov); A Kealhermäros (bei Mö LLER geogr. gr. min. ]I 475: 0 "Agußıos #0Aros agyercu emo Has rorsws), Strab. 16, 2, 30-07, 017 285 Plin. VI S$. 165. V 8. 65; Biolea nn O0 Sr, N: ® Artemidor bei Strab. 16, 4 5 (dmo de “Hawam MorEWE mAgoUsı zare FW To yAodurızm). ®Strab, 17, 1, 25 ıStrabenz; 0, 26: 5 Diod. ı, 33: Strab. 17, ı, 25; vergl. Plin. VI $. 167. 894 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli. die Verbindung zwischen dem Golf von Sues und den jetzigen Bitter- seen und dem Timsahsee nieht mehr eine natürliche, sondern ver- mittelst eines vom Golf aus geführten schiffbaren Kanals künstlich bewirkte war. Er berief sich dafür auf die von den Gelehrten der französischen Expedition nachgewiesenen Reste eines solchen Durch- stiches von über vier Lieues Länge, der von Sues nach Norden läuft; aber dieser Durchstich kann auch aus viel späterer Zeit sein, als man der Fahrt auf der schon versandenden Strecke wieder nachhelfen wollte. Er meinte sodann (S. 353 f.) eine monumentale Bestätigung da- für in dem vom Oberingenieur der französischen Expedition (pe RozıErE) gefundenen Ruinenhügel, wahrscheinlich südlich von den jetzigen Bitterseen, sehen zu dürfen, in welchem Blöcke von einer persischen Königsstatue und Fragmente von Keilinschriften, wie es scheint mit dem Namen des Darius, zum Vorschein kamen; persische Ruinen in dieser Gegend müssen aber nothwendig (meint er) mit dem von den Alten mehrfach berichteten! Versuch des Darius, die Durehfahrt nach dem rothen Meer herzustellen, zusammenhängen. Die Möglichkeit davon wird man zugeben müssen; aber möglich ist auch, dass dort ein persisches Castell zum Schutz der Schiffahrt oder zur Aufsicht über dieselbe war, wie ja später selbst am Golf von Su@s solche waren. Endlich führt Lersıus (S. 354) dafür auch Plinius (VI $. 165) an: Daneon portus, ex quo navigabilem alveum perducere in Nilum, qua parte ad Delta dietum decurrit, LXII D intervallo, quod inter flumen et Rubrum mare interest, primus omnium Sesostris Aegypti rex cogitavit, mox Darius Persarum, deinde Ptolemaeus sequens, qui et duxit fossam latitudine pedum C, altitudine XXX, in longitu- dinem XXXIII D p. (var. XXXVII D oder XXXVI) usque ad fontes amaros; er premirt hier das et, und versteht diese fossa als einen von dem Nilkanal verschiedenen Durchstich zwischen dem Golf von Sues und den jetzigen Bitterseen. In Anbetracht der angegebenen Länge von 34'/, Mill., verschieden von der auf 62'/, Mill. richtig an- gegebenen Länge des Nilkanales, und ungefähr auf die jetzigen Ent- fernungen zwischen Meer und Bitterseen zutreffend, muss ich hier der Auffassung von Lersrus beitreten, und wir hätten also hier doch ein Zeugniss für die ungefähre Gleichheit der damaligen Ausdehnung des rothen Meeres mit der jetzigen, ein Zeugniss freilich, welches nicht für ganz unzweideutig gelten kann, weil es den Ausgang der fossa verschweigt und nur den Endpunkt angibt. Die Beschreibung des Diodor und Strabo’ von den durch Ptolemaeus Phil. hergestellten ' Herod. 2, 158; Aristot. Meteorol. ı, 14 (p. 352 Beck.); Diod. ı, 33; Strab. 17, ı, 25; Plin. VI $. 165. *® Diod. ı, 33; Strab. 17, 1, 25 f. DiruLmann: Über Pithom, Hero, Klysma nach Navirte. 895 Arbeiten, die namentlich auch bezüglich der Örtlichkeit des Schleussen- werks zu unbestimmt ist, wäre dann darnach zu interpretiren. Einen Punkt glaube ich meinerseits für diese Auffassung noch beibringen zu können. Plinius V $. 65 sagt: Agrippa a Pelusio Arsinoen Rubri maris oppidum per deserta CXXV p. tradit; und Strabo ı7, ı, 2ı behauptet 6 d& nera£ü in$uos IlnAouoiov xal Tod muyoV Tod x "Howwv FoAw Yırıwv Eorı oradıwv. Beide geben 25 deutsche Meilen. Die An- gabe ist, wenn sie für die Entfernung von Pelusium und Hero (dessen Lage man jetzt kennt) gelten soll, falsch, um die Hälfte zu hoch, da nach den heutigen Messungen der Isthmus von Sues ua beträgt (und der heutige Sues-Kanal 160*" lang ist). Es ist möglich, dass die 1000 Stadien aus Herodot genommen sind, welcher II 158 dro rov Kacıov oupeos &s Tov "ApaBıov xcArcov und IV 41 vom mittelländischen bis zum erythräischen Meer die Entfernung so angibt; Strabo hätte dann seinen Ausdruck für "ApaBıos x6Aros gesetzt, weil nach seinem Wissen man bei Hero sich auf das arabische Meer einschiffte. Berechnet war die Angabe ursprünglich für den Anfang des eigentlichen rothen Meeres, und hätte man also wenigstens von Herodot an ein Zeugniss über die ungefähre Gleichheit des Nordendes des rothen Meeres mit dem heutigen. Die auffallendste Thatsache, welche sich aus dem Meilensteine von Hero ergäbe, wäre, dass Klysma nur 9 Meilen von Hero entfernt war, während nach dem Itinerar von Hero nach Serapiu ı8, von da nach Klysma 50, also zusammen 68 Meilen angesetzt sind. Man könnte einfach sagen (mit Navizte S. 19 f.), dass hier ein Irrthum des Itinerars vorliege, welcher nach der Inschrift zu berichtigen sei. Aber die Sache ist nicht so einfach; sie wird vielmehr dadurch sehr schwierig, dass wirklich ein Klysma, beziehungsweise Qulzum, etwas nördlich vom heutigen Sues constatirt ist. Man müsste daher, wenn wirklich dem Stein die Zeugnisskraft zukäme, die ihm NaviLe zuschreibt, zwei Klysma annehmen, welche entweder gleichzeitig mit einander, oder doch nach einander bestanden haben, und die Frage wäre dann nur, bis wann das eine und von wann das andere da war. Indem ich die bekannte Abhandlung von QUATREMERE' über Klysma, welcher übrigens, wie wohl alle neueren Gelehrten, seine Lage bei Sues nicht bezweifelte, hier voraussetze, bemerke ich nur Folgendes. Strabo und Plinius wissen nichts von Klysma, sondern nennen nur Arsino&; erst Ptolemaeus 4, 5, 14 nennt KAvous &poupiov mit 28° 50° und unmittel- bar davor (indem die Aufzählung von Nord nach Süd fortschreitet) ! QUATREMERE, Memoires geographiques et historiques sur l’Egypte. 1811. t.]. p- 151— 180. 8396 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli. "Apcwen mit 29° 30’ (während er Hero mit 30° ansetzt). Von da an wird Kivbsue oft erwähnt, von Lucian,” im Itinerarium Antonini Augusti (s. oben); Athanasius in der Epistola ad solitariam vitam agentes sagt, dass Dracontius eis 7% Epnud Trepi re Krucua exilirt wurde; um das Jahr 350 wird Nıoens 6 @nßaios Abt von Kivcuz auf dem Wege nach Pharan zu genannt,’ in der Nähe des Berges oder Gebirges des heiligen Antonius,' worunter man bisher das Gebirge auf der Westseite des Golfs von Su@s verstand. Epiphanius’ adv. haer. nennt als den Hafen- ort des westlichen Busens rov opiaov em To Klo Tpov Tou Kiuouaros; Philostorg® sagt, dass der eine der beiden Busen des rothen Meeres bei KAvcux endige und ihm seinen Namen gebe; auf dem fünften ökumenischen Coneil von Constantinopel a. 553 unterschreibt’ sich Bischof Stephanos von KAvouz, wie schon auf der Constantinopeler Synode von 81 Bischöfen um die Mitte des fünften Jahrhunderts“ Poimen, Bischof von Klysma; Kosmas Indieopl. Lib. V.,” von dem Durchgang Israels durch das rothe Meer sprechend, bemerkt dorı Öl uüros 6 Tomas iv TO Asyouevw KAvonarı, dmrspyousvuv def Emi To ges; Hierocles im Syneedemos'” setzt Kiloua xdorgev in Augustamnica Il; das Martyrium St. Arethae'' nennt Schiffe von "IA (d. i. Aira) und KaAvcuz; bei Jo- hannes Moschus im Pratum spirituale'” heisst es: dimynoaro Zapaxyvös rıs "ERAMV eis To KAıous (sie) Feis morTEVOWEVOLS za Aulv Aeywv, orı dmMAIov eis To Oc0s od ARB& Avrwviou, iva Inpeuow; Peutinger’s Tafel setzt Klysma auf dem Weg nach Pharan. Man sieht, aus allen diesen Anführungen folgt wohl das Vorhandensein von Klysma, aber nichts Sicheres über dessen Lage, näher darüber, ob, wie im Itinerar, ein Klysma bei Sues vorausgesetzt ist, das dem Meerbusen den Namen gab, oder ob, ge- mäss der Navırur’schen Folgerung aus dem Meilenstein vom Jahre 306, ein Klysma neun römische Meilen von Hero gemeint ist, welches nun (statt des älteren Hero und Arsino&@) als Anfangspunkt des Meeresarms gegolten hätte. Das Gebirge des heiligen Antonius müsste freilich in diesem Fall noch nordwärts über den G. "Atäga bis zum G. "Auebid und G. Ahmed Taher ausgedehnt werden, gegen die bisherige, doch ! Lucian, Pseudomantis S H (Bee. ): avamAsusus 6 vermazos 25 Alyumrov aygı roU Krusueros, mRoLoU av JolLE evov ee) zur ars sis Tvdar mAsUreı. 2 ('oreLier, Eeclesiae Graecae Monum. 1. 641. 670 f. 678 u. ö. (QJUATREMERE 11. 152 fl. Ed. Petav. t. 1. 618. ® Historia ecel. III, 6 (p. 478 ed. Valesius). % Harduin coneil. coll. III. 52. ° Harduin II. 786, vergl. 696. ® P. 194 in Montfaucon nov. coll. Patrum, Vol. 11. ® Ed. WessELinG p. 728. 1! Boissonade anecdota V. p. 45. tt Bei Fronto Ducaeus, auetarium bibliothecae Patrum t. Il p. 1114. >» = Dirımans: Über Pithom, Hero, Klysma nach Navırer. 897 nicht grundlose Ansicht. Da die Schiffsverbindung mit Aegypten, von Trajan ab (Ptol. 4, 5, 54) auf’s neue gesichert, durch die römische Kaiserzeit hindurch fortbestanden zu haben scheint,' so kann man kaum annehmen, dass in dieser Zeit etwa wegen veränderter Schiffahrts- verhältnisse ein Klysma bei Sues angelegt worden wäre. Nach den Nachrichten der Araber hätte Amru ibn el-Äsi unter dem Chalifen “Omar und auf dessen Befehl, zum Zweck der Ausfuhr des aegyptischen Getreides nach Arabien, die damals unterbrochene Wasserverbindung Aegyptens mit dem rothen Meer durch Wiederaufgrabung des ver- schüttet gewesenen Kanals (wahrscheinlich im Jahre 642) wiederher- stellen lassen;” unter dem Chalifen el-Mansur sei er dann noch ein- mal verschüttet worden; von vergeblichen Versuchen des Chalifen er-Raschid, den Wasserweg wiederherzustellen, berichtet Masüdi IV. 98 f. (Par). Aber aus alle dem geht weder über die Lage, noch über eine etwa damals erfolgte Anlegung von Qulzum etwas hervor. Sicher ist, dass die arabischen Geographen aus dem Ende des zehnten Jahrhunderts in ihrer Beschreibung der Stadt Qulzum die Stadt an der Biegung des Meeres von Qulzum, am äussersten Ende der Zunge” bei Sues meinen: nach Istachri (ed. Morprm. S. 3) sind von Qulzum bis Farama vier Stationen (ebenso bei Jäqüt IV. 159); nach Mugaddasi (ed. DE GOEJE p. 16) drei Tagereisen, und liegt (p. 196) ein Ort Namens Sues dabei; Qulzum selbst heisst dort (p. 195) eine alte Stadt. Zur Zeit Jägqüt’s (IV. 160) lag es schon öde und verlassen, und war der Hafenort vielmehr ein Ort nahe dabei, genannt Sues (ap: Die Ruinen von Qulzum, heute Tell Qulzum, liegen 500 — 600 Schritt nördlich von Snes.* Über die Frage, von wann an dieses Qulzum (Klysma) bestanden hat, sucht man bei diesen Geographen vergeblich Auskunft. Aus Vorstehendem ist aber sicher, dass es ein Klysma bei Sues gab. Ein Klysma neun Meilen von Hero müsste ein anderes sein. Ehe man ein solches für gesichert halten könnte, müsste zuvor bewiesen sein, dass ı. der Meilenstein ursprünglich in Hero stand, und nicht erst nachträglich dorthin verschleppt wurde und 2. dass ! Wie wenigstens Magrizi behauptet, dass auf dem von Hadrian (sic) wieder- hergestellten Kanal zwischen dem Nil und dem Meer von Qulzum die Schiffe noch zur Zeit der Erscheinung des Isläm fuhren, s. Notices et Extr. des Mss. t. VI. p. 337- 366; vergl. Lersius Chronol. S. 355, und Momusen röm. Gesch. V. 615. 2 S. Weır Gesch. der Chalifen I. 120 ff., und die übrige Literatur darüber bei Lersıus S. 3506. ® Ibn Haugal (ve GoE1.) p. 38 f.; Istachri (pe GoEr.) p. 33. * Z. B. Nırzunr Beschreibung von Arabien 1772, tab. XXIV; Rosınson Palä- stina I. 76 Über die Verödung Qulzums s. auch Idrisi bei GıLpemeisrer in ZDPV. VIII S. 119. Nach Idrisi hätte el-Qulzum eigentlich aus zwei Städten bestanden. 898 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli. die Inschrift desselben wirklich das besagt, was Navırrr darin findet, dass Klysma von Hero neun Meilen entfernt war.' Schliesslich bemerke ich nur noch bezüglich der von NavızLe S. 23 ff. versuchten Erklärung der Auszugsgeschichte, dass nach der Analogie aller anderen Stationsnamen Sukkoth, die erste Station nach dem Auszug, nicht wohl als Name eines Distriets oder Nomos, sondern nur als Name eines Orts, verstanden werden kann, wie auch Ramses selbst als Ortsname gefasst werden muss, nicht als Bezirksname, wo- für D00ny2 TR (Gen. 47, ı1) gesagt wäre. Überhaupt ist die jetzt fast allgemein beliebte Gleichung des hieroglyphischen Thuku, Thekut mit dem hebr. Sukkoth nichts weniger als erwiesen, und vollends wenn Thuku der Profanname einer Hauptstadt des Nomos, z B. Pithoms war, würde diese Gleichung mit Sukkoth zur Auszugsgeschichte erst recht nicht passen. Vorerst haben wir keinen Grund, das Sukkoth der Bibel anders denn als rein semitischen Namen zu verstehen. Die wenigen ganz sicheren Ortsbestimmungen, welche die Ausgrabung zu Tell el-Maskhuta erbracht hat, genügen noch lange nicht zu einer Reconstruetion des in der Stationenliste verzeichneten Weges, und ist vielmehr von ferneren Ausgrabungen erst noch weiteres Material zu erwarten. 2 Hr. T’n. Mommsen macht mich darauf aufmerksam, dass die Inschrift auch be- sagen kann, dass dies der nennte Meilenstein auf dem Wege von Hero nach Klysma war. nn 899 Mittheilungen über Handschriften des Libanios. Von Prof. RıcHArp FOERSTER in Kiel. In Material zu den folgenden Mittheilungen habe ich zum grösseren Theile auf einer im Jahre 1880 mit Unterstützung «der Königl. Preussi- schen Akademie der Wissenschaften nach England, Frankreich und Spanien unternommenen Reise gesammelt. I. Verschollene und wiedergefundene Handschriften. ı. Der Codex, welcher einst der Bibliothek von S. Pietro in Perugia gehört hatte, ı810 in die dortige biblioteca comunale über- gegangen, später aber aus derselben verschwunden und daher im Jahre 1869 vergeblich von mir gesucht worden war, wird von Vermiglioi im Handschriftlichen Katalog der biblioteca comunale p- 996 folgendermaassen beschrieben: Cod. n. XXVII della Classe IV Ardavıov vodıoreu emiorordı. Comincia Krespxu eweAAov ypaduv. Sono lutte in numero di COXLVIH. In ultimo al Mss. si legge rw xaum Sew Xpo .. Codice di otlima mano, assai ben comservato in foglio del secolo XV. Meine erste Vermuthung' war, dass der Codex in den Besitz von Libri gelangt, mithin mit dem Codex Libri 274 der Sammlung des Lord Asnsursnam identisch sei. Diese Vermuthung schien mir an Wahrscheinliehkeit zu gewinnen, als ich in ZangEneisters Bericht über die englischen Bibliotheken” die Angabe fand, dass sich unter den Libri-Ashburnhamschen Handschriften wirklich mehrere mit der Auf- schrift: “Est Sanct Petri de Perusio’ befänden.” Indessen ist sie doch fehl gegangen. Ich fand vielmehr die Handschrift wieder im God. Burn. 88 des British Museum, einem codex chart. in klein Folio aus dem Ende des ı5. Jahrhunderts mit der Aufschrift (fol. ı) Außavıov ! Vergl. F. Z. (— Francesco Zamgeccarı und die Briefe des Libanios, Stutt- gart 1878) S. 140. ® Berichte der Wiener Akademie 84. 559. 3 Über die wahre Beschaffenheit dieser Aufschrift siehe jetzt Deister, Notices et Extr. des manuser. XXXI, ı (1884) p- 168 und 354 fl. 900 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli. Sopıoreo Erioroiai und der eigenthümlichen Unterschrift (fol. 124”) Teros TO xard Veh az. Letztere ist von Vermiglioli etwas verlesen worden. Der erste Brief ist KAszpyw" EwerAov ypabwv. Auch Vermigliolis Zählung der Briefe ist nicht ganz genau; es sind ihrer nicht 248, sondern 259. Der Codex gehört zur Classe der Lekapenos-Hand- schriften, über welche ich in dem Programm de Libanii libris ma- nuseriptis Upsaliensibus et Lincopiensibus, Rostochii 1877 p. 8 sq. gehandelt habe. Wie die Sammlung von Onmartes Burner (f 1817) überhaupt durch viele Handschriften aus Italien bereichert worden ist, so stammen speciell aus der Bibliothek von S. Pietro in Perugia ein Codex der attischen Redner (Nr. 96 mit der Aufschrift auf fol. 203: Est monasterii sancti Petri de Perusio') und ein Codex der Rhetorik ad Herennium (Nr. 164). Und die bald darauf erfolgte Untersuchung des Codex Ashburn- ham beseitigte die frühere Vermuthung endgültig. Diese Unter- suchung hat, da der Lord während meines Aufenthaltes in England abwesend war, E. Mouspe Tnonpson mit grosser Liberalität im British Museum, wohin die Handschrift nachträglich vom Lord geschickt worden war, vorgenommen.” Es ist dies zwar auch ein codex chartaceus saec. XV, aber in Quart, enthält nur ı50 Briefe” auf 74 Blättern und entbehrt der Subseription. Der Pappeinband, welcher der Ori- ginalband zu sein scheint, trägt auf der Aussenseite die Aufschrift: EPISTOLE LIVANLN. 150, im Innern: [e]hartaceus sec. XIV [Li]banii Epistolae graecae und eine ältere Signatur G. n°. 2. Auf eine andere Provenienz dieses Codex Aslhıb. wurde ich ge- führt, als mir das Verzeichniss der Handschriften, welche Pier Filippo Pandolfini (im Jahre 1483 decemvir zu Florenz) besessen hatte, in dem Catalogo della libreria Pandolfini, Firenze 1884 zu Gesicht kam ziemlich zugleich mit der Notiz, dass diese Sammlung Pandolfini durch Kauf zu Anfang dieses Jahrhunderts in den Besitz des Marchese Pucei in Florenz übergegangen sei.‘ Denn in jenem von Francesco, dem Sohne des Pier Filippo Pandolfini, verfassten Verzeichniss findet sich unter Nr. 306 (p. 50) ein Codex folgendermaassen beschrieben: Oratio Phutarei de euriositate (Oratio eiusdem quomodo quis amicum ab adulatore cognoscat) Epistolae Libanü. in pen. (d. i. penna), cov. pec. (d. i. coverto ! Vergl. Omonr, Bibl. de l’ecole des chartes XLV (1884), 330. 2 Jetzt befindet sich die Handschrift mit den übrigen von der italienischen Re- gierung gekauften Handschriften der Sammlung Ashburnham in der Laurenziana. ® Er ist aus Cod. Mare. gr. 441, wohl als derselbe noch in Bessarions Besitz war, abgeschrieben. * Fr. Roepiser im Centralblatt für Bibliothekswesen I, 162. Hoffentlich zögert dieser nicht die betr. Urkunde zu veröffentlichen. u nen FoeErsver: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 901 di pecora), und aus Libris Bericht über seine Handschriftensammlung' wusste ich, dass die Sammlung Pucei im Jahre 1843 in seinen Be- sitz übergegangen sei. Indessen erwies sich auch diese Vermuthung bald als trügerisch. Der Codex Ashb. hat keinen Leder-, sondern einen Papp-Band, welcher, wie gesagt, der Original-Band zu sein scheint, und enthält nichts von Plutarch, ohne dass irgend etwas auf eine Beraubung des Inhalts hinweist. Jeder Gedanke an die Iden- tität beider Codices aber musste schwinden angesichts der mir von meinem Freunde Pio Rajna mitgetheilten Thatsache, dass das Ver- zeichniss der bibliotheea Puceiana? weder Plutarch noch Libanios auf- weist. Jener Codex Pandolfini ist mithin überhaupt nicht in die Sammlung Pueei übergegangen. Vielmehr — das ist das Resultat meiner jüngsten Nachforschung — in die bibliotheca Riecardiana zu Florenz. Denn es kann keinem Zweifel unterliegen, dass er mit dem cod. Riccard. 86 identisch ist, einem cod. chart. in 8° saeec. XV der auf dem Einband die Aufschrift trägt: Plutarchus opuscula duo, in Wahrheit enthält fol. 1—59 ep rod Tüs av Tıs diwmpiveie Tau xoraxa ro dire, fol. 60— 78 epi moAUmpayUoOUvNS, fol. 8ı bis 119 (Schluss) Außavıov sodıorov Emiororai. fol. 79 und 80 sind leer. Der Codex ist zwischen 1756 und ı810 in die Bibliothek gekommen. Denn im Catalogus codieum Mss. bibl. Riecard. von Lami, Liburni 1756, welcher den Stamm der Bibliothek, die Sammlung des Ric- cardo Romolo Riccardi, des Schülers des Pietro Vettori, enthält, fehlt er; in dem Inventario e Stima della Libreria Riccardi, Firenze 1810 aber ist er bereits verzeichnet. Auf welchem Wege, ob mit der Samm- lung des Gabriele Riecardi oder mit der des Marchese Vincenzo Caponi,° er in die Bibliothek gelangt ist, vermag ich nicht zu sagen. In Bezug auf Libanios gehört er zu der Classe derer, welche eine Auswahl aus der Lekapenos-Sammlung bieten. Vergl. de Liban. libr. manuser. Upsal. p. 13. Zu guter Letzt ist es mir aber doch geglückt, den verschollenen Codex, mit welchem der von Libri-Ashburnham identisch ist, nach- zuweisen. Libri bezeugt nämlich an der angeführten Stelle der Re- ponse, dass er auch die Sammlung des Marchese Gianfilippi in Verona, in welche mehrere Handschriften von Saibanti übergegangen seien, erworben habe. Nun weist zwar das bekannte Verzeichniss der griechi- schen Handschriften des Giovanni Saibanti von Verona, welches Maffei in seiner Verona illustrata, parte terza col. 242 — 244, Verona 1732 ! Reponse de M. Libri au rapport de M. Bovcry, Paris 1848 p. 57. 2 Bisher nur handschriftlich erhalten. S. Narducei in den Atti della Reale Acca- demia dei Lincei ser. IV Rendiconti 1884 p. 35. ® S. Lamis Dedicationsvorrede zu Meursii Opp. I p. 9. 902 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli. veröffentlicht hat, keinen Libanios auf, aber dasselbe hat sich mir als unvollständig ergeben, nachdem ich durch Soranjo’s Güte eine Ab- schrift der ‘Libri Graeei’ aus dem meines Wissens in Deutschland über- haupt nicht, wohl aber auf der Marciana zu Venedig befindlichen Indice delli libri, che si ritrovano nella Raccolta del Nob. Sigr. Giulio Saibanti, Patrizio Veronese, Verona 1734 in 8 p. 217— 219 erhalten habe. Jenes enthält 30, dieses 99 Nummern. Saibanti hatte offenbar, nachdem Maffei sein erst viele Jahre nachher in der Verona illustrata mitgetheiltes Verzeichniss verfertigt hatte,' noch eine Anzahl Hand- schriften erworben. Und zu diesen wird der auf p. 218 des Indice verzeichnete Codex Libani Sophistae Epistolae, 4 (d. h. in Quart) gehört haben. Zwar macht die leider durchweg sehr kurze Beschreibung nur über das Format eine Aussage; aber auch durch das, was sie ver- schweigt, lässt sie wenigstens in Einem Punkte einen Schluss zu. Der Codex war ein chartaceus. Andernfalls wäre nach dem stehenden Brauche dieses Indice »membran.« resp. »membr.« hinzugefügt. Von den 99 Codiees des Indice lassen sich noch ı5 in der Sammlung Libri- Ashburnham nachweisen; nämlich: Argumenta et quaestiones in Aristotelis de generat. et corrupt. Nicolai Cursola. 4 = 1. 184. Constantini Taetica navonachia. 4. resp. Tactica et Naumachia Constantini Imperatoris. 4 = L. 1644.” Euclidis Elementa. 4 =L. 236. Lexicon et interpretatio nominum. f. =L. 1439 (). Orphaei Argonautica. 4 = L. 1443. Phornutus de natura Deorum. 4 =L. 187. Synesius de Somniis. 4 = L. 1639. Plutarchi de animae generatione. 4 =L. 1441. Vita Alexandrini Magni de Graeco vulgari. 4 =L. 1444. Calimachi Himni. 4 =L. 1440. Zenobii Epitome Proverbiorum. 4 =L. 1442. Epistolae Theodori tum Heschinis Rhetoris contra Ctesiphontem oratio cum Exiodo Theognonia. Item Somnium Seipionis per Maximum Planudem. Item Theodorus Gaza de mensibus. 4=1.1640+1641+ 1642. ! Er selbst sagt darüber: daro il catalogo de Greci, che ci si trovano in numero di 80, riferendogli secondo i numeri, con cui gli feci contrasegnare gran tempo fa, bench£e nati in parte dal tempo e dalla suecession de gli acquisti (Verona illustrata 1. 1. col. 242). Übrigens war der Begründer der Sammlung Giovanni S. bereits todt, als Maffei dies schrieb. Giulio ist jedenfalls sein Sohn. ® Der eine von beiden Codices ist = Bodl. Mise. 253. In die Bodleiana sind 45 eodd. Saibantiani, nämlich Mise. 218—262 (Auct. T. 3. 1—4. 24), gelangt. Die Notiz von ScHEnkt (Auson. praef. p. XXIV), dass saibantische Handschriften auch in's British Museum gekommen seien, muss, wie mir Hr. Epwarp Scorr nach Einsicht der Register mittheilt, auf einem Irrthum beruhen. Bi FoErsrer: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 903 o Was die alte Signatur des Codex Ashburnham G. n? 2 bedeutet, ob etwa Gianfilippi oder Graeei n? 2, muss ich unentschieden lassen. 2. Dass der Codex der Briefe des Libanios, welchen einst der Erzbischof von Montpellier Guillaume Pelliecier besass (Montfaueon bibl. Mst. II p. ı200 B), in dem Codex Phillipsianus zu Cheltenham Nr. 3087 zu suchen sei, dafür verweise ich auf meine Ausführungen im Rhein. Museum 40, 453 ff. 3. Ebenso ist aus der Zahl der verschollenen Handschriften (F. Z. S. 139 ff.) zu streichen der codex Georgii Wheleri, eanoniei Dunel- mensis, Libanü epistolae et declamationes graece in 4, welchen der Cata- logus codieum Angliae et Hiberniae T. II Nr. 9114. 43 aufführt.' Er ist identisch mit dem Codex 25 des Lincoln College zu Oxford, welchem Wheler seine Handschriften vermachte. Vergl. Coxe, Catalogus eodieum qui in collegiis et aulis adservantur I. 4. Erhalten ist ferner eine Handschrift von Briefen und MEAETEUL des Libanios, welche wenigstens zeitweise in England gewesen ist. Ich meine die Handschrift, welche von Prof. CarrLyLe im Jahre 1800 aus dem Kloster S. Saba bei Jerusalem mit nach England genommen,’ nach seinem Tode von Manners Sutton, Erzbischof von Canterbury, für die Bibliothek im Lambeth Palace zu London gekauft,” 1816 jedoeh vom Patriarchen von Jerusalem reclamirt und im folgenden Jahre ihm zurückgesandt worden war.‘ Der ausführliche Berieht Burney’s über diese Handschrift, welcher von Todd in den Transaetions of the Royal Society of Literature of the United Kingdom vol. I part. 1, London ı827 mitgetheilt worden war (noch etwas ausführlicher im Cod. Burn. 513 und in einer Handschrift des Lambeth Palace’ er- halten), veranlasste mich bereits im Fr. Z. S. 139 die Vermuthung zu äussern, dass diese Handschrift mit derjenigen identisch sei, welche CoxE auf seiner Orientreise im Jahre 1857 in der Bibliothek des h. Grabes zu Jerusalem gesehen und in dem Report to Her Majesty’s Government on the greek Mss. yet remaining in Libraries of the Le- ! Er gehörte vielleicht zu den Handschriften, welche Wheler 1675 in Athen kaufte (W., voyage de Dalmatie, de Grece et du Levant, Amsterdam 1689 p. 46). 2 ‘Vergl. EP. Z. S. 190. 3 (Henry John Todd) Catalogue of the archiepiscopal manuseripts in the library of Lambeth Palace, London 1812, p. 262 Nr. 1206. * Eine Notiz. welche Madden in das dem British Museum gehörige Exemplar des in der vorigen Anmerkung eitirten Catalogue zu Nr. 1206 eingetragen hat: » This Ms. was also returned to the Patriarch of Jerusalem in 1817. It came from the Convent of. Mar Saba near Jerusalem« beruht auf dem von Todd verfassten, von mir im Lambeth Palace excerpirten Account of Greek Manuseripts chiefly biblical which had been in the possession of the Late Prof. Carryre the greater part of which are now deposited in the archiepiscopal library at Lambeth Palace, London p. 57 und 68 ff. 5 Vergl. den in der vorigen Anmerkung eitirten Account p. 57 note b. Sitzungsberichte 1885. 78 904 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli. vant, London 1858 p. 5ı unter Nr. 80 folgendermaassen beschrieben hat: Collecta ew Libanio, Demosthene, Herodoto et alis; chart. in 4" sec. XV carefully written and not unwortiy of notice, und die sehr sorg- fältige Beschreibung der letzteren Handschrift, welche ich der Güte des Archidiakonos und Scholarchen Photios Alexandrides in Jerusalem, jetzt in Lesbos, verdanke, hat jeden Zweifel beseitigt. Nach einer Mittheilung desselben Gelehrten. mit welcher eine mir früher von dem Archimandriten Myriantheus gewordene überein- stimmt, besitzt die Bibliothek des h. Grabes zu Jerusalem nur noch eine Handschrift des Libanios.' Es ist dies eine Papierhandschrift in folio, deren erste ı50 Blätter 40 wereraı des L. enthalten. während auf den beiden letzten Fragmente einer logischen Schrift und öveuzeizı Tav ERTOS MepWv ToD cwuares stehen. Danach wird, wenn Coxe a. a. O. unter Nr. 73 eine zweite Libanioshandschrift dieser Bibliothek mit den Worten beschreibt: Libanü epistolae ete. chart. in fol. see. XIV, in dem epistolae ein Versehen stecken.” 5. Auch der Codex S. Marci Florentinus, aus welchem Wolf nach Rostgaard's Apparat Lesarten zu mehreren Briefen des L. ange- führt hat,” ist, nachdem ich im Jahre 1869 vergeblich nach ihm gesucht hatte, wieder zu Tage gekommen. Es ist dies Nr. 308 unter den Handschriften von S. Marco in der Laurenziana, ein chart. saec. XV aus 144 Quartblättern bestehend, welcher auf fol. 1— 39 die Erotemata des Manuel Chrysoloras, auf fol. 4,0— 104 eine Auswahl von 108 Briefen des L. und zwar dieselbe Auswahl aus der Lekapenos-Sammlung, welche Matrit. N. 130 und Mon. gr. 5ı bieten,‘ auf fol. 104’— 133 die drei Deelamationen des L. duoxeros wAoIev, Öucxoros yyuzs und mapacıros mi deimvev (R. IV, 612. 134. 150), auf fol. 134—136 noch sieben Briefe des L., welche ebenfalls im genannten Matritensis stehen, auf fol. 136— 144 endlich vierzehn Briefe des Krates und sechs Briefe des Platon enthält” Wolf hat sich durch flüchtige Benützung von Rostgaard’s Apparat ihm gegenüber eines doppelten Versehens schuldig gemacht. Einmal hat er ihn in der Praefatio ad leetorem p: 7 (codex Venetüs in Bibl. S. Marei lit. F. 7 signatus quarti ordinis chartaceus et mamu recente scriptus epistolarum CXIV) nach Venedig versetzt, obwohl bei Rostgaard, wie ich nach erneuter Einsicht des Apparates versichern % ! Dass in der Bibliothek von Saba kein L. mehr sei, hat mir Hr. Pof. Gurne in Leipzig mitgetheilt. ® Irrthümlich habe ich Fr. Z. S. 137, 4 diesen Codex in die Bibliothek des h. Grabes zu Constantinopel verlegt. © Verel. BP. 2.8.1142. ' Vergl. de Lib. libr. manuser. Upsal. p. 14. ’ Freundliche Mittheilung der Hrn. Anzıanı und Prınz, Foersrer: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 4 905 kann, steht: Cod. Marei Florentin. F. 7 in 2 in charta manu recenli qui continet epistolas 114. Sodann hat er ihn (in der Note zu ep. 383) zum Codex Marcianus 25 gestempelt, indem er ihn mit dem Codex der Marciana in Venedig, welcher einst die Nummer 25 (heut 442) trug, verwechselte: obwohl auch hier bei Rostgaard dieser Codex als Cod. D. Marei 25 deutlich von jenem geschieden ist. 6. Andreas Schott besass unter anderen auch zwei Hand- schriften mit Briefen des Libanios. Von diesen schickte er diejenige, auf welche er zuerst aufmerksam wurde, an den Herausgeber der Deelamationen und Reden des L., Fed. Morel in Paris, damit er aus ihr auch die Briefe edire.. Da dieser aber nieht dazu kam — nur Einen Brief, Oi Asyovr&s we mAsiorov — ep. 123 W., hat er aus dieser Handschrift in der Praefatio ad lectorem der Gesammtausgabe der Declamationes, Paris 1606 bekannt gemacht —, forderte er sie zurück und schickte sie zu gleichem Zwecke im Januar ı617 an Joannes Meursius.“ Erst mehrere Jahre später, 1623, stiess er auf die zweite Handschrift, welche sich schon geraume Zeit in seinem Besitze befand, da er sie mit noch fünfundvierzig Handschriften von seinem ehemaligen, am 4. März 1612 verstorbenen Zöglinge Pierre Pantin geerbt hatte.’ Und im Juni des folgenden Jahres 1624 sandte er auch diese an Meursius (Meurs. ep. 540 p. 392 und 564 p. 418). Aber auch Meursius ist nicht zur Herausgabe gekommen. Was aber ist aus den beiden Handschriften geworden? Die erstere von beiden (= A) glaube ich mit Bestimmtheit in einer Handschrift der Gräflich Braheschen Bibliothek des Schlosses Skokloster am Mälar-See, die zweite (= B) zum Theil in einer Hand- schrift des Gymnasiums zu Linköping, zum Theil im eod. Par. Suppl. gr. 205 wiedergefunden zu haben. Die Kennzeichen von A ergeben sich aus folgenden Äusserungen Schott’s in seinen Briefen an Meursius: ep. 365 p. 266 Amabo habes vidistine in Palatina“ Epistolas prope CCC Libani Sophistae praeter eas quas in uno corpore Aldus olim coniunzit ° Vergl. die Briefe Schott’s an Meursius in Meursii opp. vol. XI ep. 391 p. 286 und ep. 386 p. 274- ” Vergl. die Aufschrift im Cod. Bruxell. gr. 90 bei Omont, catalogue des manuser. grecs de Bruxelles, Band 1885, p. 28 des- Separatabdrucks aus der Revue de -l’Instr. Publ. en Belg. t. NXVIII. Ein Verzeichniss seiner Handschriften legte Pantin seinem Briefe an Meursius vom 27. Febr. 1611 bei (Metrs. opp. X1. 656 sq. Fabrieius bibl. er. XI. 311Ssq.). Das Exemplar, welches Schott später an Meursius schickte (ep. 312 p- 223 a. d. VI. Kal. Jun. 1613 vergl. ep. 314 p. 225) ist verschollen. ° Schott hatte vielleicht durch Sylburg’s Index von den Libanii epistolae 289 vesp. 291 der codd. Pal. gr. 82 resp. 149 gehört. 78% 906 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli. Epistolas Libanü? Habeo, sed deseribi oporteret , adeo vetustate dissiliunt et interpretem_ efflagitant.' ep. 387 p. 274 Misi et nuper ad te Libanü Epistolas gr. ineditas mamuseriplas antiquiss. und ep. 544 P- 395 Vide quaeso an sinl principia earum Epistolarum quas olim ad te misi in 4. forma. Die Betrachtung dieser und einiger weiteren gleich anzuführenden Äusserungen Sehott’s wird, denke ich, ohne weiteres mir die Zu- stimmung zu der Behauptung verschaffen, dass die Aufschrift, welche sich auf dem ersten Blatte des Codex von Skokloster findet, von keinem anderen als Schott herrührt. Ich gebe dieselbe so wie sie Hr. Prof. Lorstevor bei der im Jahre 1878 für mich mit preis- würdigster Liberalität vorgenommenen Untersuchung des Codex abge- schrieben hat, von einigen Vermuthungen und Erläuterungen begleitet, Sie lautet: Libaniü Epistolar. prope CCC dvexderun. Non editarum: quae ut exeudantur denuo describendo” Ex parte con- vertit quidam Polonus,’ cuius nomen me fugit, sed vidi in Hisp* in 4° e° barbarie atque ad verbum reddit, ineptae. Usus hoc codice ante annos aliquot Fed. Morellus Lutetiae est sed non edit, ut alia edidit in dies, orationes et declamatt. Libanium qui praeceptor putatur Chrysostomi et Basilü M. per- familiaris’ [ut ex epist. Graecis ves folgt ein unleserliches Wort«® ab Aldo olim editis cum Variorum epistolis in 4° ex” Lugd. in fol. interprete (ut teste Casaubono mentiuntur) Ja. Owiacio] de sua vita seripsisse prolixe vidi in ! ep. 375 p- 273 besagt dasselbe mit ähnlichen Worten. ? describendae? ® Gemeint ist jedenfalls Johannes Sommerfeldt (Aesticampianus), d. i. Johannes Rack (Rhagius) aus Sommerfeldt, welcher allerdings ein guter Deutscher war, aber in Krakau Libanii graeci declamatoris epistolae (d. h. die lateinischen Libaniosbriefe des Zambeccari) 1504 in 4. herausgegeben hatte. Vergl. F.Z. S. 49. * D.i. Hispania. Schott war von 1580 an in Toledo, von 1584 an in Saragossa. 5 at barbarice atque ad verbum reddit inepte? % Vergl. Schott’s Briefe an Meursius ep. 365 p. 266 (Antverpiae Nonis Sept. 1616): Fed. Morellus quidem cum Declamationibus promisit, sed nunc opulentus nimts, et quod militibus usu venit, lente ac timide nimis agit; ep. 516 p. 366. Non est quod a Fed. Morello iam caduco illas exvspectemus, adeo lentum li seni hoc negotium; ep. 540 P-. 392 Morellus qui et ipse Epistolas eius promisit et parturit perpetuo, lente paritz; ep. 550. ” Vergl. Schott an Meursius ep. 365 p. 266: Sunt enim "Arrızwrarcı (vielmehr: "Arrızwrarovu). ut nosti, hominis Basilio nostro et Chrysostomo familiaris ac praeceptoris ; ep. 506 p. 366. ° Der Sinn verlangt ein Wort wie sequitur. Gemeint sind die aldinische Episto- larım Graecarum collectio Venedig 1499 in 4. und die Epistolae graecae mutuae anti- quorum Rhetorum ete, a J, Cuiacio magnam partem latinitate donatae, Aurel, Allobr. 1606 in fol, I et. Foerster: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 907 Eerrarensi Editione declamationum eius in 1 ante annos prope centum edita:' habet a me Morellus. Eam vitam his subiungi vel promitti?” optem, sive Epistola est, sive uerern. Ei” has Epistolas istu (2) late (2) aspicere opto vel tatu Graece. Interpres mox minime deerit, qui* disertus zaı Arrızwraros est scriptor. Utinam et aliud suppetat aliunde exemplar , unde duae pagellae hie desideratae suppleantur ; forte Morellus habet hiatum ewpletum; sin secus, si haberi nequeat, haec prodeat bono publico. »Darauf folgen noch 6 Zeilen, aber dieselben sind so stark durchstrichen, dass kein Buchstabe mehr zu lesen ist.« Zugleich ergibt sich aus den angeführten Stellen der Briefe Schott’s in Übereinstimmung mit der Bemerkung über die editio Ferrariensis vom Jahre ı 517, dass die vorstehende Niederschrift Sehott's spätestens im Jahre 1616 gemacht ist. Was die Handschrift von Skokloster selbst betrifft, so trägt sie alle erforderlichen Kennzeieben: sie ist in Quart, ist saec. XIV (also verhältnissmässig alt) und enthält auf ı17 Blättern ungefähr CCC, genau gerechnet 278° Briefe; die Blätter haben am inneren Rande vielfach gelitten und sich vom Einbande gelöst. Die ersten drei Blätter, enthaltend die sechs ersten Briefe nebst dem Anfange des siebenten (= 407 W.), waren schon in alter Zeit verloren; denn auf dem jetzigen ersten, ehemals vierten Blatte haben erst »Monasterium An- gelorum« und später »Piteus® Candidus« ihre Namen als Besitzer eingeschrieben. Um diese Lücke einigermaassen auszufüllen, hat eine jüngere Hand vier Blätter hinzugefügt, die mit dem Codex zusammen- gebunden worden sind. Das erste enthält die obige Niederschrift, das zweite ist rein, das dritte und vierte enthält die Briefe 379, 3798; 285 und einen Theil von 377 W. Wie die Handschrift in die Brahe’sche Bibliothek gekommen ist, vermag ich nicht zu sagen. Doch ist sie höchst wahrscheinlich mit ! Ferrara 1517. Durch einen glücklichen Zufall bin ich in den Besitz dieses einst Schott. nachmals Reiske gehörigen Exemplars der editio princeps des L. gelangt. ® praemitti. Vergl. Schott’s ep. 506: Optarem cum Heriberto nostro accederet de Vita a Libanio ipso fuseque conscripta. Juvaret nos ad Basilü M. loca illustranda etc. und ep. 540. 3 Et has Epistolas nune (2) lucem aspicere opto vel tantum graece? Vergl. Schott's ep. 375 P- 273: Libani Epistolas prope CCC avszdorous wellem vel graece ewirent istic nec deerit interpres Latinus, adeo sunt eruditae, und ep. 386 p. 274 (IV Kal. Febr. 1617): si lucem, ut rogo, per te adspieient, interpres nom deerit ob elegantiam styli sermonisque Attiei etc. * quwia? 5 Es ist im Wesentlichen derselbe Bestand, wie im Codex Benzel. A, über welchen ich de Lib. libr. Upsal. p. 17 gehandelt habe. s Wohl Petrus. Hinter Candidus ist nachmals der Zusatz »quwi vertit Appianum« gemacht. 908 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli. derjenigen identisch, welche Joh. Heinr. Boeeler in der Bibliothek der Königin von Schweden fand, als er von 1649— 52 in deren Diensten stand. Denn er bezeugt in seinen 1659 an der Universität zu Strassburg gehaltenen Vorlesungen: Inveni in Bibliotheca Reginae Sueciae CCC epistolas eiusdem (Libanii) ineditas, Dass Handschriften des Meursius in die Bibliothek der Königin von Schweden gekommen sind. ist ebenso sicher, wie dass die Handschrift nieht mit der biblio- theea Reginensis nach Rom übergeführt worden ist. Dagegen bleibt unsicher, ob sie zu denjenigen gehörte, welche bereits bei Lebzeiten des Meursius (F 20. September 1639) in den Besitz des dänischen Senators Georg Seefeld’® und aus diesem nach Stockholm gelangten. Die zweite Handschrift (= B), welche nach einer Vermuthung Schott's,” wie die übrigen Handschriften Pantin’s, aus der in Italien zusammengebrachten Sammlung des Cardinal Granvella stammte, hatte nach dem von Pantin an Meursius gesandten ‘Catalogus’ folgen- den Gesammtinhalt: Codex 5. Epistolae Libani Rhetoris Sophistae. Epistolarum halieuticarum Aleiphronis Rhetoris libri duo, pag. 213 ei 232. Epistolae Theanus, pag. 243. Epistolae Chionis, 245. Epistolae Anacharsidis, 262. Epistolae Apollonüi, 265. Epistolae Michaelis Apostolü, 269. Epistolae Oroni et Demosthenis, 301. Sunt Laueiani. Epistolae pars Demosthenis ad Athenienses, qua conqueritur se ab altari, ad quod confugerat, ab ipsis abstractum et Philippo traditum fuisse fol. Als Schott aber 1624 die Briefe des Lib. an Meursius sandte, trennte er dieselben vom übrigen Codex ab, wie sich aus den Worten seines Begleitbriefes (ep. 564 p. 418 Nemesium MS. quoque fasciculo adieci scriptis Epistolis Libanü, quas typothetes seguatur) entnehmen lässt. 'J. I. Boecleri Secula IV a Christo nato priora, quibus chronologia, res Ro- manae, Externae, Ecelesiasticae et Literariae istorum temporum, prout in leetionibus privatis tam ex libello B. Authoris memoriali quam discursu ab Auditoribus A. MDCLIX exceptae fuere exhibentur, Sedini 1699 p. 381. Vergl. F.Z. S. 144 ® Vergl. den Brief von Rave an Meursius III Non. April. 1639 (Meursii opp. XI p. 637 ep. 780) und die Note Gramms ebenda p. 629 ep. 772. ® Meurs. opp. XI ep. 312 (VI Kal. Jun. 1613) p. 223: Suspicor fuisse quondam ab Ant. Card. Granvellano in Italia collectos hibros, sed turbante Belgio belloque, ut fit, civili dispersos , veluti Sibyllae folia vento dissipata, et quia Graeca legunt perpauci , diven- ditos parvo opinor. * Fabric. bibl. gr. XII, 311. Foerster: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 909 Und so sind die beiden Bestandtheile des Codex seitdem getrennt ge- blieben. Zwar könnte jemand das Gegentheil schliessen aus dem Ver- zeiehniss der codices graeei Manuscripti apud Andream Schottum S. J. Antverp., welches Sweert im Anhange seiner Athenae Belgieae, auf Blatt Nnn 2, Antwerpen 1628, also nach 1624 veröffentlichte. Denn hier findet sich Libanü Sophistae noch unmittelbar vor Aleiphronis Rhe- toris Halieuticae libri duo. Theanus. Glyconis. Apollonü Tyanei. Anachar- sidis. Demosthenis et Cronisolonis. Demosthenis pars epistolae ad Athenienses qua refert ab altari se ad Philippum raptum fwisse. Buripidis. Cratetis. Diogenis. Aeschinis Rhetoris. Heracliti Ephesü et Michaelis Apostolü. Epistolae Bruti et Phalaridis. Aber dies Verzeichniss ist nicht sowohl eine Beschreibung der einzelnen Handschriften, als eine systematisch ge- ordnete Aufzählung der handschriftlich bei Schott vorhandenen Autoren und konnte, selbst wenn es, was durchaus nicht erwiesen, erst nach 1624 angefertigt sein sollte, den Libanios, da er nur verschickt war, mit aufnehmen. Der bei Schott zurückgebliebene Torso kam nach dessen Tode (+ 23. Januar 1629) mit seinen übrigen Handschriften in die Biblio- thek der Jesuiten zu Antwerpen und aus dieser 1796 in die National- Bibliothek zu Paris, in weleher er auch nach dem Jahre 1815 als Suppl. gr. 205 verblieben ist. tinen Ersatz aber für den am Anfange erlittenen Verlust gewann dieser Torso. vermuthlich in der Jesuiten-Bibliothek, durch theilweise infügung einer ebenfalls Pantin’schen Epistolographen -Handschrift. Es ist dies die Handschrift Nr. ı5 in dem ‘Catalogus’ Pantin’s bei Fabrieius a.a. 0. p.313: Aeliani varia Historia, 1. Georgius Gemistus ad defen- siones pro Aristotele a Georg. Scholario allatas f. 35. Epistolae Euripidis, 65. Epistolae Hippocratis f. 68. Epistolae Heracliti Ephesü, 80. Epistolae Diogenis Cymiei, 85. Epistolae Oratetis, 92. Epistolae Aeschinis Rhe- toris, 94. Plethon de Deorum generatione, 103. Diversorum de Nilo ineremento, 130. Aus diesem Codex nämlich wurden die Blätter 65 bis 95, enthaltend die Epistolographen von Euripides bis Aeschines, hinter pag. 268 jenes Torso eingeschoben. Dieser Sachverhalt ergiebt sich aus der folgenden Beschreibung des Codex Par. Suppl. gr. 205, eines chart. in folio saee. XV. Auf fol. ı steht jetzt folgender Index: Epistolae Graecorum editae ab Aldo Manutio, et Lugduni. 1. Aleiphronis Rhetoris, epist. piscatoriae (pag. 213). 2. Theanus Epistolae tres pag. 243. 3. Chionis epistolae pag. 247. 4. Apolloni Tyanei Epistolae pag. 265. 5. Euripidis Epistolae pag. 65. 910 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli. 6. Hippoeratis Epist. pag. 68. 7. Heracliti Epist. pag. 80b. S. Diogenis Cyniei Epist. pag. 86. 9. Oratetis Epistolae pag. 92. 10. Aeschinis Rhetoris pag. 94. Laciani Epistolae Saturnales pag. 301. Eiusdem Eleetrum sive Cygnus pag. 308. Michaelis Apostoliüi Byzantii Epistolae nondum typis editae pag. 269. Zu der folgenden Beschreibung bemerke ich, dass die Zahlen der “fol. die Blätter des jetzigen Codex, die in Klammern beigefügten Zahlen der paginae resp. Blätter, welche älter sind, den ehemaligen Bestand des Codex anzeigen. fol. 2 ist leer; fol. 3 (pag. 213) dAxippovos prropos EmioroAai Aısurixdi fol. 17 (pag. 241) werıooa xAeapere Yaupeı fol. 17” (pag. 242) mvis dURAdı Yaıpeı fol. 18 (pag. 243) Emiororai Ieavoüs fol. 20 (pag. 247) Emıororai Tod Yıwvos fol. 27” (pag. 262) Emiororai dvaydpsıdas fol. 29 (pag. 265) Emiororai amoAAwviov. Diese endigen fol. 30” (pag. 268) mit xararırwoı un de deermw doracausvw [= Schluss von ep. 25 Hercher]: reros rwv dreAuviov Emiororun. Mit fol. 3ı fängt eine neue Lage an, von der Hand des Michael Apostolios geschrieben, enthaltend: fol. 31 (65)! EmioroAal eupmidou fol. 34 (68) immoxparous EmioroAal fol. 35 (69) dpragepens fol. 46” (80°) emiororai YpuxAeirov Tod Edemiou fol. 51? (85) EmioroAai Tod xuvixod dioyevous fol. 58 (92) Emıorormi xparnros fol. 60 (94) Emiororai aioyuveu Tod inropes. Diese endigen fol. 61 (95) mit rod omos maSelv Exeivois yeyovevar: co [= Schluss von ep. 3 Hercher] dahinter steht wyafros dronrerns Bulavrıos EEeypenbe: co Nachträglich ist eine Stelle aus dem Epitaphios des Lib. hinzugefügt; fol. 61” und 62 sind erst später beschrieben worden: fol. 62 (96) und 63 (97) sind leer geblieben. Darauf folgt, wenn auch dem Anschein nach von anderer Hand geschrieben, eine Fortsetzung der ersten Lage, also ein Bestandtheil des »Torso«, beginnend mit ! Die in Klammern beigefügten Zahlen dieser Lage, welche von einer anderen Hand geschrieben sind, als die Pagina-Zahlen der ersten und dritten Lage, bezeichnen nicht Paginae, sondern Folia. Forrsrer: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 911 fol. 64 (301) Eyw Kpovw %aapeı |— Lucian ep. ı] mit der rubrirten Überschrift &rıoroAdv zpovix@v, hinter welcher der Zahl-Buchstabe nicht mehr zu erkennen ist, fol. 67 (307) Asuxıavos veypivw eÖ eerrew |— Einführungsepistel zum Nigrinos] fol. 67” (308) mepi ro YAexrpov 4 rav xuxvwv [= II, 132— 134 Jae.] fol. 68” r& mpes #povov [= II, 301 307 Jac.] fol. 70” (314) &fnrnoev 6 dirımmos rev Önmoodevmw‘ 6 de dnuoctewme xarebuyev Emi Tev TOD EAcou Bauov‘ amoomaodeis de EEedoIn xl dbedeis Umo ToU dırimmev Ypaheı mpos dInvarous dvereiv rev Bwuov: Inc. Kaworara. Des. fol. 71” (316) rev ep roü Bwmov vouov [= Liban. IV, 253—257, 6 R.] fol. 72 und 73 sind leer. fol. 74 (p. 269) bis 89 (299) enthalten ne Briefe wiyanrov droororn, der erste yeuora ro mAnSwv, der letzte schliessend oux dv meuvfco: Teros. Der Rest von fol. 89 ist leer. Mit fol. 90 (119) fängt wieder eine neue Lage an, beginnend mit den Worten oürw xdue As marpıdas Ppayurepas ouons 9 Were dekaodau dirorıniav [= Philon ep Too Tavra omovdalov eivaı EXevSepov $.ı8 vol. V p: 296, ı8 ed. Lips.]; schliessend mit fol. 92” (12 1”) war 9 muSo- Apnerov abıkovraı To dxoAoudwus rn bias Av [= ib. 302, 4]." Fol. 93 (pag. 302) enhält wieder Briefe des Michael Apostolios, deren letzter ist: MryanAos "Arooterng Buldvruos TO zarwrayado born "’Euuovoumv Two drpauurrwa‘ "Ev w more wdarı, schliessend: &unavounAov more Seiıo Aadoruy: co und der Subseription: dpıorodouAos dmooraAau, eEeyparba. Daraus ergibt sich, dass, abgesehen von der letzten Lage (fol. 90 bis 92) der jetzige Codex sich zusammensetzt in Blatt 3—30 und 64—89 nebst 93 aus dem codex Pantini 5 fol. 107— 158 und in Blatt 31—61ı aus dem codex Pantini ı5 fol. 65— 95; desgleichen dass vermuthlich gleichzeitig mit der Vereinigung der beiden Torsen die Briefe des Michael Apostolios hinter die Lucianea und die Declamation des Lib. gekommen sind.’ Der Hauptbestandtheil des codex Pantini 5 aber, eben die Briefe des Lib., blieb auch nach Schott’s Tode bei Meursius. Im Jahre 1637 bot er denselben dem Ger. Joh. Vossius zum Kauf um 300 Gulden für die Leidener Bibliothek an. Denn wenn er in einer Nachschrift ' Die Fortsetzung zu fol. gıb & 1180 yag maos erıSumien 2Iavveren y = 301, 24] findet sich auf fol. g2® Up ndauns dereafereı. Die Vorderseite von fol. 92 enthält spätere Exerpte ex Artemidoro ovsgozgırıza. ® Dass nicht auch die epistolae Bruti et Phalaridis (= eodex Pantini 27 p. 1—65) in diesem Codex gesucht werden müssen, folgt aus dem, was ich oben über das Sweert’sche Verzeichniss bemerkt habe. Sie nehmen fol. ı—65 des heutigen Codex Bruxell. gr. 39 (Omont) ein. 912 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli. zum Briefe XII Oct. 1637 (ep. 758 p. 614) an diesen bemerkt: Est hie Vir quidam doctus, penes quem sunt libri aliguot Manuseripti Graeei, quos ut Amplissimo Magistratui urbis vestrae ad ornamentum Bibliothecae illie publicae, cur praefectus filius tus, venales obferrem a me petüt: neque ego id negare homini amieissimo polwi, so ist mir kein Zweifel, dass dieser Vir quidam kein anderer als er selbst ist. Denn die von ihm zum Kauf angebotenen Handschriften lassen sich fast alle als in seinem Besitz resp. Gewahrsam befindlich nachweisen.” Aber aus dem Kaufe ist nichts geworden. Auch diese Handschrift ist nach Schweden und zwar in den Besitz des Erik Benzel, Bischof von Linköping, und aus diesem in die @ymnasial-Bibliothek daselbst gelangt. Folgendes spricht für die Identifieirung des eodex Pantini mit dem Benzelianus A. Der von Meursius zum Kauf angebotene Codex enthielt ungefähr 300 Briefe;' er war ferner ein chartaceus in Folio. Denn er findet sich in der Reihe der Codices, an deren Schluss Meursius den Vermerk: #t haee quidem exemplaria sunt in folio perseripta, ut loqwuntur , beziehungs- weise: Et hi quidem sunt in carta omnes script macht. Alles dreies. Zahl der Briefe (298), Papier, Format trifft auf den eodex Benzelianus A resp. »Meursianus”«, über welchen ich de Lib. libr. Upsal. p. 17 sq. gehandelt habe. Es stimmt ferner die Breite eines beschriebenen Blattes im Linköpinger und im Pariser Codex völlig überein; des- gleichen die Höhe. Ersterer hat (nach Lefstedt) 29— 30, letzterer (nach Jacob) 30 Zeilen auf der Seite. Auch die Schriftproben der beiden Codices ergeben eine grosse Ähnlichkeit, und mehr ist nicht zu verlangen, da in beiden Codices mehr als Eine Hand thätig ge- wesen ist, Aber der Linköpinger Codex enthält nur 197, nicht wie man nach der Paginazahl 213 auf dem ersten Blatte des Pariser Codex erwarten sollte, 212 Seiten! Nun wenn die Annahme, dass der Codex vielleicht bei der Abtrennung einen gewissen Verlust an Blättern erfahren habe, an sich olıne Bedenken wäre, so lässt sich dieser Verlust auch noch positiv nachweisen. Zunächst lässt sich zeigen, dass der Codex von Linköping und der von Skokloster zu einer ge- wissen Zeit, im 17. Jahrhundert, sich in Einer Hand beisammen fanden. Im Codex von Skokloster liegen 20 lose Seiten, welche von einer jungen Hand mit Briefen des Lib. und zwar in einer Auswahl aus den ersten 28 Briefen des Linköpinger Codex beschrieben worden sind. Ferner steht am Schlusse des Codex von Skokloster, soweit er alten 3 Dies hier im einzelnen darzulegen würde zu weit führen. ' Vergl. ep. 1. 1.: Libanii Epistolae plus minus trecentae, trecentis Florenis. ?2 Der Name des Meursius findet sich allerdings jetzt nicht im Codex. Nun ist zwar der obere Rand des Codex abgeschnitten, aber Meursius scheint seinen Namen nicht eingeschrieben zu haben. FoERster: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 913 Bestandes ist, genauer am Schlusse des Briefes uodeorw' ol eyropes euvorav [= 221 W.] von dieser jungen Hand: In altero exemplari hie seguitur epistola una ad Anatolium, euius initium Aovzıaves 6 ol Mara euruyne. kece autem tibi illam. Darauf folgt auf einem losen Blatte dieser Brief [= 259 W.]. Wirklich seht im Linköpinger Codex dieser Brief als Nr. 293 hinter jenem. In gleicher Weise ist zu den Worten vöv edv Ereıdy we, mit welchen im Codex von Skokloster Brief 372 p 185, 1 Wolf und Blatt 43 endigt, von dieser jungen Hand bemerkt: Aune defectum supplet alter codex p. ı9, 20. Thatsächlich steht dieser Brief im Linköpinger Codex auf p. 19 und 20 vollständig. Andererseits aber ist im Linköpinger Codex zu den Worten oudev diapIeius oux ereomacaro des Briefes Nr. 296 [= 377 p. 189. ıı W.] von junger Hand am Rande bemerkt: Aue usque alterum exemplar: in quo desunt quae hie deinceps sequuntur. 'Thatsächlich endet dieser Brief und Blatt 3 3 im Codex von Skokloster mit jenen Worten oudev diapIeias cux Eord- caro, und mit Blatt 4 fängt ein neuer Brief und eine andere (die alte) Hand an; zu jenen Worten aber ist von der obigen jungen Hand bemerkt: Desunt quae suppleri possunt ex altero exemplari p. 200. Nun ist die Seite des Linköpinger Codex, welche diesen Brief voll- ständig enthält, jetzt 193. Folglich ist hierdurch schon ein Verlust von sieben Seiten eonstatirt. Zugleich ergibt sich, dass die junge Hand im Linköpinger Codex dieselbe ist wie die junge Hand des Codex von Skokloster, und wenn Lefstedt von der letzteren schreibt: »Ich bin fast sicher dieselbe sehon vorher in einem Libanius- Codex gesehen zu haben, aber ob in Upsala öder Linköping, weiss ich nicht«, so kann es jetzt keinem Zweifel unterliegen, dass es der von ihm früher für mich untersuchte Codex von Linköping war, der ihm vorschwebte. Wahrscheinlich ist Meursius selbst der Schreiber, und stammen die Bemerkungen und Ergänzungen aus der Zeit, als er beide Codices von Schott bei sich hatte und an eine Ausgabe der Briefe des Lib. dachte. Hieran schliesse ich einige Bemerkungen über einen verschollenen Codex des Lib., an dessen Wiederauffindung besonders für Hypereides bis in die neuste Zeit grosse Hoffnungen geknüpft worden sind, indem es mir zwar nicht gelungen ist den Codex wieder aufzufinden, ich jedoch in der Lage zu sein glaube, seinen Werth richtiger, d.h. geringer zu veranschlagen. Der Herausgeber der attischen Redner nämlich, John Taylor, berichtet in der Praefatio zu seinem Demosthenes (vol. III b. 2, Cantabrigiae 1748 — Dem. ed. Dobson I p. XCI und Apparatus erit. ad Dem. vol. Il, Lipsiae 1774 p: 1198), dass ein Codex des Demosthenes von seinem derzeitigen Besitzer, Lord Harris Salis- bury, ihm nach Cambridge geschickt worden, unterwegs aber ver- 914 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli. loren gegangen und seitdem vergeblich von ihm gesucht worden sei. Der Codex habe einst dem bekannten spanischen Gelehrten Emanuel Martinus (geb. 1663, 1698 Dekan in Alicante, 7 1737) gehört und habe nach einem Briefe desselben (Em. Martini epistolae VI, ı2 tom. ı p- 249 ed. Wesseling, Amstelodami 1738) enthalten: antiquorum Rhe- torum selectas orationes, ut Demosthenis, Aristidis, Hemerü, Hyperidis, Libanü: cui adiectae sunt Philostrati Vitae Sophistarum el Platonis Gorgias. Aus dem betreffenden Briefe des Martinus (Hispali XIV Kal. April. A. MDCCXIV) ergibt sich zugleich, dass der Codex an mehreren Stellen des Einbandes den Namen seines Besitzers, des Nikephoros Gregoras trug! (Videtur autem hie codex fuisse olim Nicephori Gregorae, ut ostendit eius chirographum in interiore tabula hine inde seriplum. (Quo etiam nomine permagno a me aestimatur) und von Martinus kurz vorher in Sevilla aufgestöbert worden war (Quod superest, nummis veteribus codieibusgue exquirendis impendo. Nee irrito labore ....), und Taylor bemerkt noch — offenbar nach den ihm vor der Sendung gemachten Mittheilungen —, dass es ein Pergament-Codex war und die soge- nannten Staatsreden des Demosthenes enthielt. Es mag manchem auffallend scheinen, aber der Codex scheint damals in der That zu Grunde gegangen zu sein. Mit ihm aber auch vollständige Reden des Hyperides? Ich bezweifle es, dass der Codex solche enthielt, auf Grund einer zweiten, bisher fast immer übersehenen Stelle der Briefe Mortis, nämlich in dem Briefe XVI. Kal. Septembr. An. 1715 Mantuae novae in Carpetanis (lib. III ep. XXI tom. I p. 168 Wess.): Ommibus angulis lustratis, omnibus pluteis excussis vetustos aliquot nactus sum codices. Nam (comparavi....) codicem qui instar esse potest penus ora- toriae. Continet enim illustriores Demosthenis orationes, uti et Aristidis, Philostrati Vitas Sophistarum. Ewxcerpta ew Philostrati de Vita Tyanet. Ex Himerü Sophistae Declamationibus. Item ex Libanio, Hyperide et Plutarchi Parallelis, Platonis item Gorgiam, sive de Rhetorica, et alia. Videtur autem hie codex fuisse olim Nicephori Gregorae, ut ostendit eius chirographum.° Diese Beschreibung ist nicht nur ausführlicher, sondern auch genauer. Besonders ist zu beachten, dass zwar Demosthenis et Aristidis orationes, Philostrati vitae Sophistarum, danach aber in dem uns vorzugsweise interessirenden Abschnitte Excerpta ex Philostrati ete. ! Dasselbe bemerkt Boivin, Niceph. Greg. Praef., Paris 1702 — ed. Bonn. I p. XXXVI (Gregoras libros habuit bene multos. Quosdam in Bibliotheca Regia agnovi ac in üs codicem 2259, qui et chirographum eius praefert. Est autem is codex Fl. Josephi Historia ‚Judaica de excidio Hierosolymitano) von mehreren Codd. der Pariser Nationalbibliothek. ®2 Wörtlich wiederholt diese Beschreibung Majansi, Vita Martini p. 42 der an- geführten Ausgaben. Morti verkaufte seine Bibliothek und mit derselben jedenfalls auch diesen Codex im Jahre 1728 an einen bibliopola Londinensis (epp. II, 209; Ma- jansi, Vita p. 71. wo 1726 als Jahr des Verkaufs angegeben ist). FoErster: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 915 steht. Dieser Abschnitt enthielt also nur Excerpte. Übersieht man nun das Verzeichniss der excerpirten Autoren und erinnert sich, dass die ‘Bibliothek’ des Photios enthält im Codex 241 &x rod eis rov "AroAAu- viov dmo dwvis DiAooTparou, im Codex 243 ex rüv "Iuepiov, und zwar zuerst &x Tou Umep AyuooIevous "Yrepidov, im Codex 245 &x rüv IAovracyou mapaAAmAuv, im Codex 246 "Apıoreidou ravaSyvaıxos und im Codex 247 Too aurod mpog Irdrwva Umep Pnropxns, so wird man nicht umhin können, dies Zusammentreffen auffällig zu finden. Gleichwohl möchte ich die lockende Vermuthung, welche sich für Wernsdorf, Himer. Praef. p- VIII ohne weiteres in Gewissheit umgesetzt zu haben scheint, dass der betreffende Abschnitt der Handschrift des Martinus nur Auszüge aus der ‘Bibliothek’ des Photios enthalten habe, meinerseits abweisen. Gegen dieselbe spricht von anderm abgesehen, dass Auszüge ex Libanio bei Photios fehlen. Und andererseits möchte ich darauf hinweisen, dass derartige Excerptensammlungen auch sonst vielfach vorkommen. Am meisten Ähnlichkeit hat mit der in Rede stehenden die des Codex Neapol. gr. I C 32 (91), welche unter anderen » 795 Excerpta e vilis Plutarchi, 201 Demosthene, 205 Platone, 215 Demosthene, 233 Thucy- dide, 253 Herodoto, 257 Isocrate, 271 Philostrato, 271 ex Libanio, 314 Plutarchi vitis, 315 Herodoto, 315 Xenophonte, 318 Josepho, 319 Aristide Juliano Himerio Luciano«' enthält. Über die Vermuthung, dass das ex Hyperide bei Morti auf einer Verwechselung mit dem Hyperides des Himerios oder des Libanios beruht, soll damit keines- wegs abgesprochen werden. Selbst aber: wenn sie fehl ginge, wäre der Verlust des Codex, wenn auch immerhin bedauerlich, so doch nicht in dem Maasse beklagenswerth, als er bei alleiniger Bezugnahme auf die erste Briefstelle Morti’s erscheinen musste. II. Auseinandergerissene Handschriften. ı. Im Trinity College zu Cambridge befindet sich in der Gale Golleetion unter O. 2. ı2 (alte Signatur 391. K. 21) eine aus vier verschiedenen Bestandtheilen zusammengesetzte Miscellanhand- schrift in Quart. Uns interessirt hier nur der erste Theil. Derselbe, im Catalogus codd. Angl. et Hibern. t. II p. 190 unter den codices von Thomas Gale als 6033, 199 Libanii orationes aliquot graece ver- zeichnet, enthält auf sechs Bombyein-Blättern von einer Hand des 13. Jahrhunderts die Reden des L. ürsp "Auısrobaveus von oüde auverdpufe ! Cyrillus, eodd. gr. Mss. reg. bibl, Burb, t. II p. 5- 916 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 30. Juli. s yanundıou Seouov [= I, 466, ı3 R.] an bis zum Sehluss (fol. 1— ı"), 6”) letztere mit Ölarcouonevos Suvarov Myero FrEvwWv [I, 661, SR.] schliessend. Die unmittelbare Fortsetzung davon ist in den Miscellan-Codex Burn. 276 gerathen, dessen 27. Blatt mit rwovrww &2 av dypav beginnt und dessen 28. Blatt mit % apa ravde ruv yuavav ovvreicıa |I, 676, 11] schliesst. Es ist dieselbe, tlüchtige, abbreviaturenreiche Schrift, dieselbe dunkelbraune Tinte, dieselbe Höhe und Breite der beschriebenen Blätter (0.21 und 0.14). Burn. fol. 27 enthält 33. fol. 28. wie Gale fol. ı, 5” und 6, 31 Zeilen. 2. Dass der Codex Phillippsiensis zu Cheltenham 1598 die Fortsetzung des Bodlejanus Auct. T. I. 8 — Misc. 208 Coxe bilde, habe ich Rhein. Mus. 40, 458 gezeigt. 3. Meine in den Jahrbüchern für elassische Philologie ı 876, 635 fl. geäusserte Vermuthung, dass die zwei aus Tischendorf’s Nachlass von der Universitäts-Bibliothek in Cambridge gekauften Blätter, welche Briefe des L. enthalten, einst zum codex Sinaitieus 1 198 und zwar zwischen die jetzigen fol. ırı und ı 12 gehörten, hat sich ange- sichts der beiden Blätter, welche jetzt die Signatur Ms. Add. ı880, 7 tragen, einfach bestätigt. Es ist dieselbe Schrift und dieselbe Breite der beschriebenen Blätter (0.11) wie im Sinaiticus. Von letzterem habe ich inzwischen durch die Güte von BERNARDARKIS eine vollständige Abschrift erhalten. III. Bestand der Libaniana. Die von mir oder von anderen für mich untersuchten Hand- schriften des Libanios übersteigen zur Zeit erheblich die Zahl von 400. Damit glaube ich nunmehr alles was von Handschriften im Laufe der Jahre zu meiner Kenntniss gekommen war, erlangt zu haben, und auch die Zahl der verschollenen Handschriften hat sich mir auf ein ganz geringes Minimum redueirt. Nun macht allerdings die Beschaffen- heit der Kataloge mancher Bibliotheken ein abschliessendes Urtheil noch nicht möglich. Auch ich verdanke die Kenntniss von mehr als Kiner Handschrift nicht den Katalogen, sondern dem glücklichen Zu- fall. Aber die Erfahrung, welche ich mit einer nach der anderen der neu auftauchenden Handschriften habe machen müssen, hat mir die Hoffnung Neues zu gewinnen beinahe völlig genommen. So hat, um mit den Briefen zu beginnen, keine der Handschriften, deren Inhalt FoErRSTER: Mittheilungen über Handschriften des Libanios. 917 mir, als ich mich zuletzt über den Stand der Frage äusserte (F. Z. S. 133 ff), unbekannt war, auch nur Einen neuen Brief geliefert. Es sind dies ausser den bereits in diesem Aufsatz unter I behandelten Handschriften im Abendlande die Codices Han 5735, "Bar. gril.963 (fol. 51”), 2980 (fol. 31) und Suppl. gr. 249,' Mazarin. 1232 (fol. 235), Vat. gr. 941, 1353 nd 1835, Vindob. 93 (fol. 311) und im Morgen- lande die Handschriften des Athos, über welche ich durch Manuel Gedeon und Spyridon P. Lambros unterrichtet worden bin, nämlich Athanasiu 4, Iberon ı86 und Dionysiu 342,’ und die Handschriften Chalke, Agia Triada 145 und im ehemaligen Kloster der @eoroxos, jetzigen Handelsschule 157, 158 und 159, deren Kenntniss ich der (Güte von Papadopoulos Kerameus verdanke.' Aber auch von Reden, Declamationen und Progymnasmata habe ich in der grossen Zahl von neu untersuchten Handschriften in England, Frankreich, Spanien, dem Athos, Constantinopel, Chalke, Smyrna nichts neues gefunden’ bis auf ein kleines dimynus. Letzteres findet sich im eodex Escurial. X. ’ zwischen den sonst nur Y Ihrw |[IV, 1108, ıı R. Westerm. mythogr. 381, 60, ı] und xar& rev Auvao [IV, 1106 R. Westerm. 366, ı8]. Es lautet mit den kleinen nothwendigen Cor- reeturen: IV. ı2, einem chartaceus s. XVI, auf fol. 7 . 14 \\ im Vat. gr. 305 erhaltnen dınynuara zara 7 dnynud To xara Tov Ayausuvovd.? Tuv’ Ayaıdv Ev Aldıdı Guveı- Asyuevuv Ayaysavuv &v Iype TUX, wv ERapev“ Ka Fils "Apremudss ebn Tav Tex Umepaipev TU spuw' Aumei To Arne ev Seo, : Kal Euayero N avayary To ZuEue xl 6 Karyas Bnyieı Tmv alrıav, ws "Apreuıs TAUTE modrrai dic Tov Koumov "Ayaleuvovos xl o0 Ange? Tore um Sa AKUrNs Tüv Buuöv ro ris Ipıyeveias ala, mais dt "Ayamsmvovos aury. meDerar 6 marnp Kal dyeı FrV xopnv Kal mooworyeı u Ruus xaı xaratVgew eueAde, emeıra dvri Ts Suyarpos Ev Yepoiv EAcbov EINE TAs "Apremidos, oluaı, TAv MeV abeAonevns, Tav O8 dvridouens. ! Dagegen ist der F. Z. S. 134 aus Heyler Juliani epp. p. XXIII herüber- genommene Codex Par. Suppl. 1353 zu streichen. Es ist dies Vat. gr. 1353. * Nur versehentlich ist Fr. Z. S. 133 der: Cod. Vat. gr. 64 ausgelassen. ® Dagegen enthält die F.Z. S. 139 erwähnte Handschrift von Vatopaedi keine Briefe. * Über die drei letzteren Handschriften hat derselbe inzwischen in seinem r«A«ıo- Yyawıbızov ÖeAriov (EAAnvızos drAoroyızos TUAAOYoS ron. 15), Constantinopel 1885 S. 10, 20 und 36 ff. gehandelt. ° Dafür hat der codex Matritensis N. 101 7 neue Reden und 16 duwrz£sıs des Chorieius geliefert. % Sämmtliche Anfangsbuchstaben der Überschrift sind erst später eingefügt. ° Für das T ist nur Platz gelassen. ° Cod. EAabovs. ° Fol. 8 ine, 918 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Berichte der Chrestomathie des Proklos ist besonders im Anfang der Erzählung augenfällig. Die #Sorouia‘ Tivas dv eiman Aoyous eivoly,os Epwv (IV, 1096 R.), welehe bisher in keiner Handschrift nachgewiesen war, fand ich end- lich im Cod. Par. gr. 3016 fol. 226. Dies ist die einzige Handschrift. Aus ihr hat sie auch MorEL entnommen. Ausgegeben am 27. August. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1885. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 22. Oetober. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Schwenpener las die umstehend folgende Abhandlung über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 2. Hr. Weierstrass trug seine bereits im Sitzungsbericht vom 26. October 1882 erwähnten Bemerkungen zu Hrn. Linprmanw’s Ab- handlung über die Ludolph’sche Zahl in einer neuen Bearbeitung vor, in welcher dieselben nunmehr, in einem der nächsten Stücke dieser Berichte, zum Abdruck gelangen werden. 3. Hr. Scnurze legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. R. Scuxeiper in Berlin vor: der unterirdische Gammarus von (lausthal, welche in einem der nächsten Stücke erscheinen wird. 4. Hr. Duncker überreichte den ı3. Band der Politischen Correspondenz Frırprıca’s Il., Hr. Warız T. I P. II der Serip- tores rerum Merovingiearum, die zweite Hälfte der Schriften Gregor's von Tours enthaltend, und Hr. Weser den 17. Band seiner Indischen Studien, ferner der Vorsitzende im Auftrage des Hrn. A. Kırcnnorr eine von Hrn. Schulrath EgernAarn in Braunschweig besorgte und in einem Exemplar eingesandte neue Bearbeitung der Ausgabe der kleinen Schriften Arrian’s von dem verstorbenen Mitgliede der Akademie Hrn. HercHer. 5. Hr. Prof. M. Hertz in Breslau übersendet mit Schreiben vom 4. September seine kritische Ausgabe der Noctes Atticae des (Gellius. Sitzungsberichte 1885. 79 920 Gesammtsitzung vom 22. October. 6. Es wurde Anzeige gemacht von den Verlusten, welche die Akademie im Laufe der Ferien erlitten hat: am 29. Juli starb Hr. Henrı Mırne Epwarps in Paris, correspondirendes Mitglied der physi- kalisch-mathematischen Classe; am ı2. August Hr. GEoR6G Üurrıus in Leipzig und am 30. August Hr. Enıze Esser in Paris. Beide corre- spondirende Mitglieder der philosophisch-historischen Classe; am ı0. September Hr. Jonans Jacog BaArvER hierselbst, Ehrenmitglied der Akademie. 7. Der vorgeordnete Hr. Minister hat zu den folgenden von der physikalisch-mathematischen Classe beschlossenen Bewilligungen aka- demischer Gelder seine Genehmigung ertheilt: von 800 Mark (als Credit) zur Anschaffung eines Chronometers für die akademische Instrumentensammlung; von 3000 Mark für Hın. Prof. Krause in Göttingen zu Untersuchungen über Nervenendigungen bei Seefischen; von 4000 Mark als zweiter Bewilligung für HH. Dr. Kösıse und Dr. Rıcnarz hierselbst zur Fortsetzung ihrer Arbeit zur Bestimmung der mittleren Dichtigkeit der Erde; von 1500 Mark zur Fertigstellung eines Hrn. Prof. Srexzer in Breslau zur Überarbeitung übergebenen, von dem verstorbenen correspondirenden Mitgliede Hrn. Görrerr hinter- lassenen Werkes über fossile Coniferen. 8. Die von der philosophisch -historischen Classe beschlossenen Geldverwendungen: von M. 563.52 Restkosten der von Hrn. Prof. Hüsser herausgegebenen Exempla scripturae epigraphicae; von ı800 Mark für Hın. Director Dr. Humans und von 900 Mark für Hrn. Dr. Pucnsrtein hierselbst als Honorar für die Bearbeitung der Reisen nach Angora und dem Nimruddagh; von ı500 Mark für Hrn. Prof. Parrscn in Breslau zu geographischen Studien auf den jonischen Inseln; von 300 Mark für Hın. Dr. Wınkter in Breslau als Unterstützung zu sprachlichen Forschungen bei Gelegenheit einer Bereisung der euro- päischen Orientländer — sind gleichfalls von dem vorgeordneten Hrn. Minister genehmigt worden. ). Auf Antrag des Hrn. Weıerstrass wurde beschlossen, eine vollständige Ausgabe der Werke des verstorbenen Mitgliedes der Akademie Hın. ©. W. Borcnarpr zu veranstalten, welche sich den nahezu vollendeten neuen Ausgaben der Werke der Mathematiker JAcoBI, STEINER und DirıcuLer anschliessen soll. 921 Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. Von 8. SCHWENDENER. Hierzu Taf. XIV. Über die Zelltheilungen,. welche das Scheitelwachsthum der Gefäss- pflanzen charakterisiren, sind in neuerer Zeit verschiedene Abhandlungen erschienen. welche zum Theil mit meinen früheren Angaben »über Scheitelwachsthum mit mehreren Scheitelzellen«' im Widerspruch stehen und direet oder indireet auch die Schlussfolgerungen berühren, die ich in meiner Theorie der Blattstellungen in Bezug auf die Anlegung der seitlichen Organe gezogen habe.” Von diesen Veröffentlichungen seien hier bloss die Arbeiten von H. Dinerer® und P. Korscnenr’ er- wähnt, welche beide für die Ansicht eintreten, der Phanerogamen- scheitel wachse mit einer einzigen Scheitelzelle. Der erstgenannte Autor bringt zugleich, dem Ideengang Näerır's folgend, die obersten Blattanlagen mit den von der Scheitelzelle abgeschnittenen Segmenten in einen bestimmten Zusammenhang, dessen Vorhandensein ich be- streite. Sodann. hat G. BerrnorLp bezüglich meiner Auffassung der Spiralstellungen bei Florideen sich in der Erwiderung auf meine Kritik® der einschlägigen Darlegung in seinen Beiträgen zur Morpho- logie und Physiologie der Meeresalgen® abermals dahin ausgesprochen ‚’ dass bei den Florideen unzweifelhaft Spiralstellungen vorkommen, welehe nieht durch Contaetwirkungen bedingt sein können. Alle diese Controversen habe ich in letzter Zeit nochmals sorgfältig geprüft, und die folgenden Mittheilungen sollen darthun, dass ieh keine Veranlassung habe, meine früher ausgesprochene Ansicht zurück zu nehmen. ! Sitzungsber. der Gesellschaft naturf. Freunde zu. Berlin, 1879. ® Theorie der Blattstellungen, S. 897—93 (1878). 3 HERMANN DinGLer, Über das Scheitelwachsthum des Gymnospermen - Stammes, 1882. ' Paur Kosscnevr, Zur Frage über das Scheitelwachsthum bei den Phanerogamen. Prinssneim's Jahrb. Bd. XV. 5 Sitzungsber. d. Berliner Akad. d. Wiss. 1883, S. 769. 6% Prınssuem’s Jahrb. Bd. XIII (1882). ?” Bot. Zeitung, 1883, S. 729. 922 Gesammtsitzung vom 22. October. ı. Das Scheitelwachsthum. Das Vorkommen von vier Scheitelzellen in den von mir unter- suchten Wurzeln der Marattiaceen betrachte ich als eine wohl con- statirte Thatsache, die keinen Zweifel gestattet. Die Präparate, auf die ich mich stütze, waren so klar, das Gewebe überdies so gross- zellig, dass mir ein Irrthum in der Deutung ausgeschlossen erscheint. Auch bemerke ich ausdrücklich, dass ich neuerdings wieder einige Medianschnitte (durch die Wurzel von Marattia Verschaffelti) beobachtet habe, welche mit den in meiner früheren Veröffentlichung' abgebildeten durchaus übereinstimmten. Ob ausnahmsweise auch andere Theilungen stattfinden, mag dahingestellt bleiben; ich betone aber, dass ich im Ganzen eine ziemliche Anzahl von mehr oder weniger gelungenen Schnitten gemustert habe, ohne auch nur einen zu finden, der ent- schieden auf ein abweichendes Scheitelwachsthum hingewiesen hätte. Nach meiner Überzeugung liegt also hier eine unabweisbare Thatsache vor, neben welcher die von DinsLer geäusserten »theoretischen« Be- denken nicht aufkommen können. Aus einer in neuester Zeit erschienenen Abhandlung von F. O. Bower’ geht ferner hervor, dass ganz Ähnliche Wachsthumsvorgänge, cha- racterisirt durch zwei nebeneinander liegende Scheitelzellen im Median- schnitt, auch bei den Osmundaceen vorkommen. Ich wüsste wenigstens nicht, welche andere Deutung man den vom Autor beigegebenen Ab- bildungen (deren Richtigkeit vorausgesetzt) noch geben könnte. Was sodann die Gymnospermen betrifft, so hat der Beobachter hier allerdings grössere Schwierigkeiten zu überwinden. Die Zellen der Scheitelkuppe sind nämlich erheblich kleiner als bei Marattia oder Angiopteris und ihre Gruppirung lässt die erwarteten gemeinsamen Züge häufig genug gar nicht erkennen. Man ist also immer auf die- jenigen Präparate angewiesen, die irgend ein Zellnetz und einige Hauptwände desselben sicher zu zeichnen gestatten. Wenn nun DinsLEeR und Korscherr vorzugsweise nach dreiseitigen Scheitelzellen gesucht und solche auch gefunden und abgebildet haben, so bin ich natürlich nicht in der Lage, die Richtigkeit ihrer Angaben für die concreten Fälle, auf die sie zunächst Bezug haben, zu bestreiten; denn die Dinge, um die es sich handelt, lassen sich nur am Präparat, nicht an der Zeichnung eontroliren. Ich glaube aber dieselbe Rücksichtnahme auch für meine eigenen Angaben, soweit sie sich auf bestimmte Beob- achtungen beziehen, beanspruchen zu dürfen. ! Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1882, S. 183. 2 On the Apex of the Root in Osmunda and Todea. (uarterly Journal of inieroscopical science, vol. XXV. New Ser. p. 75 (1885). SchwENDENER: Über Scheitelwachsthum ind Blattstellungen. 923 Bleiben wir also einen Augenblick bei der Annahme stehen, die verschiedenen Beobachtungen über die Art des Scheitelwachsthums seien alle gleich zuverlässig und die entsprechenden Zellgruppirungen kommen sämmtlich mehr oder weniger häufig vor. Dann würde sich als allgemeine Schlussfolgerung doch nur ergeben, dass das Scheitel- wachsthum der Gymnospermen — und der Phanerogamen überhaupt — nicht immer in derselben Weise stattfindet und wohl auch am näm- lichen Spross nach Zeit und Umständen varürt. Die dreiseitige Scheitel- zelle würde also in unregelmässigem Wechsel bald durch eme vier- seitige,. bald durch eine Mehrzahl von Scheitelzellen ersetzt. Wenn Dieter! gegen die Annahme von Tetraden, ganz abgesehen von den abweichenden Beobachtungen, in Übereinstimmung mit Näskrı noch den theoretischen Einwand erhebt, dass die Kante zwischen den sich berührenden opponirten Zellen nicht wachsen dürfe, da ja sonst die beiden anderen ihren Charakter als Scheitelzellen verlieren müssten, so kann ich die Berechtigung einer solchen Betrachtungsweise nicht anerkennen. Ich denke mir die vier Scheitelzellen vollkommen gleich- werthig, und wenn sich zeitweise zwei derselben in einer Kante, statt in einem Punkte berühren, so ist das nach meiner Auffassung bloss eine Folge der kleinen Unregelmässigkeiten, die bei keinem Wachs- thumsprocess ganz ausbleiben. Fine solehe Kante entsteht zufällig und verlängert sich eine Zeit lang oder nimmt abwechselnd ab und zu, um endlich wieder zu verschwinden und durch eine andere ersetzt zu werden, welehe dann ähnliche Wandlungen durchläuft. Hin und wieder mag es auch vorkommen, dass die entstandene Kante wirklich zu lang wird und die beiden etwas zurückgebliebenen Scheitelzellen für immer auf die Seite drängt; dann ändert sich eben die Physiognomie der Scheitelkuppe und mit ihr die Art des Scheitelwachsthums. Ich gestehe, dass ich heute mehr als früher geneigt bin, solche Verschie- bungen als möglich zu betrachten. Um mich indessen nicht bloss auf allgemeine Erwägungen, wie die vorstehenden, beschränken zu müssen, habe ich die in Rede stehende Frage einer abermaligen Prüfung unterzogen und dabei mein Augen- merk vorzugsweise auf die Laubsprosse der Gymnospermen gerichtet, weil ich bei diesen am ehesten einen stationären Zustand zu finden hoffte. Blosse Erstarkungsstadien, wie sie vielleicht bei Keimpflanzen und ganz jungen Trieben vorkommen, wollte ich diesmal bei der Wahl der Objeete möglichst ausschliessen. Bei diesen Untersuchungen sind mir nun ebenfalls einige wenige Scheitelkuppen mit dreiseitiger Scheitelzelle zu Gesicht gekommen und 924 Gesammtsitzung vom 22. October. auch die zwei bis drei jüngsten Segmente waren noch deutlich zu erkennen. Allein solche Vorkommnisse waren bei diesen Laubtrieben doch äusserst selten und bildeten nur einen kleinen Bruchtheil der beobachteten Wachsthumsmodalitäten. Die Mehrzahl der Stammspitzen zeigte in der Scheitelansicht ein durchaus abweichendes Zellnetz, mit dessen Hauptwänden die Annahme einer dreiseitigen Scheitelzelle ab- solut unvereinbar war. Nach dieser negativen Seite ist für mich die Frage entschieden: die dreiseitige Scheitelzelle ist für die Laub- sprosse der Gymnospermen eine Ausnahme, nicht die Regel. Fragt man nun aber, welches denn das positive Ergebniss, die herrschende Regel für die fraglichen Wachsthumsvorgänge sei. so wage ich kaum noch, hierauf eine bestimmte Antwort zu geben. Die vier kreuzweis gestellten Zellen der Scheitelregion und die zugehörigen, dureh stärkere Wände begrenzten Quadranten habe ich auch bei diesen Untersuchungen wiederholt und auch relativ ziemlich häufig gesehen; ich halte es deshalb heute noch für mehr als wahrscheinlich, dass dieselben, so lange sie ihre Stellung beibehalten, als gleichwerthige Scheitelzellen fungiren. Dagegen ist es mir zweifelhaft geworden, ob irgend ein Wachsthumsmodus für eine bestimmte Pflanze oder auch nur für einen bestimmten Spross als constant zu betrachten sei. Die Erfahrung lehrt nämlich, dass Zweigspitzen, die von demselben Exem- plar stammen, sich in Bezug auf die Gruppirung der Zellen in der Scheitelregion zum Theil auffallend verschieden verhalten. Liegt da nicht die Vermuthung nahe, dass solehe Verschiedenheiten vielleicht auch im Entwickelungsgange des nämlichen Sprosses successive zur (Geltung kommen? Einzelne Scheitelansichten schienen mir ziemlich deutlich zu Gunsten dieser Annahme zu sprechen. Das Vorkommen von vier Scheitelzellen betrachte ich also nach wie vor auch für die Gymnospermen als erwiesen; aber für die un- begrenzte Dauer einer solehen Gruppirung möchte ich ebenso wenig ein- stehen, als für irgend eine andere Wachsthumsnorm. In diesem Punkte sehe ich mich dureh die Thatsachen noch weiter als früher von der Näceur schen Einheitsidee abgedrängt. Zur Begründung dieser Ansicht sei auf einige der beobachteten Zellgruppirungen in der Scheitelansicht der Laubtriebe noch speeieller hingewiesen. Fig. ı stellt eine solehe Ansicht von Araucaria ewcelsa dar. Das Centrum der Seheitelkuppe liegt annähernd da, wo der kleine punktirte Kreis gezogen wurde. In seiner Umgebung liegen zu- nächst die vier Zellgruppen, welche in unserer Figur dureh Schattirung der beiden opponirten besonders hervorgehoben sind. Die trennenden Hauptwände gehen jedoch nicht bis zum Rande, so dass die Annahme von vier kreuzweis gestellten Scheitelzellen nur für das letzte Stadium, m SchwENDENER: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 925 in welchem die erwähnten Gruppen entstanden, berechtigt erscheint. Wie das Zellnetz vor diesem Stadium beschaffen war, ist unbekannt. Eine ähnliche Scheitelansicht von Araucaria excelsa, und zwar von einem Spross der nämlichen Pflanze, ist in Fig. 2 veranschaulicht. Wie vorhin wurde die Lage des Centrums so genau als möglich durch einen kleinen punktirten Kreis angedeutet und die Abgrenzung der (Quadranten durch Schattirung verdeutlicht. Als Scheitelzellen sind selbstverständlich diejenigen .zu betrachten, welche in der Spitze der Quadranten liegen: die beiden nieht schattirten bilden auch hier eine Kante. Die wirkliche Zusammengehöriekeit der Zellen, die in der Figur als Theile eines Quadranten dargestellt sind, ergiebt sich zum Theil (z. B. für den Quadranten rechts) ohne Weiteres aus der Lage der Scheidewände. Überdies steht fest, und dies wurde mit besonderer Sorgfalt. eonstatirt, dass die vier Zellen, die ich als Scheitelzellen be- zeichnet habe, nur mit den benachbarten Zellen ihrer Qua- dranten, aber nicht unter sieh, zu genetischen Paaren oder Gruppen vereinigt werden können. Zu diesen beiden Ansichten mag noch eine dritte (Fig. 3) hinzu- gefügt werden, welche ausnahmsweise auf eine dreiseitige Scheitelzelle schliessen lässt. Die wahrscheinliche Reihenfolge der Wände wurde dureh Sehattirung des voraussichtlich ältesten Segmentes angedeutet. Auch diese Ansicht bezieht sich auf einen jungen Trieb des nämlichen Exemplars von Araucaria excelsa, welchem auch die beiden vorher- gehenden Scheitel entnommen wurden. öndlich ist in Fig. 4 noch eine Scheitelansicht abgebildet, die mit keiner der vorhergehenden übereinstimmt. Das Centrum der Scheitel- kuppe ist in gewohnter Weise bezeichnet, und es mag noch ausdrück- lich bemerkt werden, dass die Zelle d, die wie eine dreiseitige Scheitel- zelle aussieht, entschieden seitlich lag. Zwei opponirte Zellgruppen, die ich als genetische betrachte, sind schattirt. Alles Übrige mag sich der Leser nach Gutfinden zurechtlegen. Für mich ist nur so viel klar, dass hier eine dreiseitige Scheitelzelle nicht vorliegt. In Fig. 5 ist die Scheitelansicht einer Stammspitze von Ephedra monostachya wiedergegeben. Ein Blick auf die Umgebung des kleinen punktirten Kreises, welcher dem Centrum entspricht, genügt voll- ständig, um sofort die Überzeugung zu gewinnen, dass hier eine Scheitel- zelle mit regelmässiger Segmentirung nicht vorhanden ist. Ebenso wenig lässt sich aus der Lage der Wände die Annahme einer Tetrade von Seheitelzellen begründen. Fig.6 A. B und © endlich stellt die Flächen- und Seitenansicht eines Stammscheitels von Retinospora ericoides dar. Die Flächenansicht A zeigt in der Mitte eine fünfeckige Zelle s, welche thatsächlich das 926 Gesammtsitzung vom 22. October. Centrum der Scheitelwölbung bildet. In ihrer Umgebung liegen die Zellen a, b, e, d, e, welehe in den Seitenansichten B und (© mit den nämlichen Buchstaben bezeichnet sind. Ich ziehe nun aus dieser Zellgruppirung zunächst bloss den Schluss, dass hier eine dreiseitige Scheitelzelle sicher nicht vorliegt, ebenso wenig eine vierseitige. Auch für die Annahme, dass die vorausgegangene Segmentirung der Zelle s ihren fünf Seiten parallel stattgefunden habe, war kein Anhaltspunkt vorhanden. Eine feste Regel lässt sich also auch hier für die Art des Scheitelwachsthums nicht aufstellen. Andere Laubtriebe derselben Pflanze, ebenso solche von Cupressus glauca, lieferten Ähnliche, wenn auch in den Einzelheiten abweichende Bilder; eine dreiseitige Scheitelzelle habe ich hier niemals gesehen. Was nun noch die Stammspitzen der Angiospermen betrifft, welche nach KorscHeLrt eine dreiseitige Scheitelzelle besitzen sollen, so kann ich mich hierüber auf wenige Worte beschränken, da ich eine bestimmte abweichende Ansicht über diesen Gegenstand nicht ausgesprochen und somit auch nicht zu vertheidigen habe. Ich will indessen nicht verhehlen, dass ich die Richtigkeit der Korscnerr’schen Angaben für manche der aufgeführten Beispiele, vor allem mit Bezug auf Zlodea, Myriophyllum und Ceratophyllum, bezweifle. Bezüglich dieser Gattungen hat sich auch bereits Jonn DE KLercker,' ein Schüler Warnme’s, auf Grund eingehender Untersuchungen in demselben Sinne ausgesprochen. Er sagt in der Anmerkung auf S. 6 seiner Schrift: »Quant aux figures et aux descriptions de M. KorscHELT, je crois que si ses coupes longitudinales, montrant les cellules terminales, sont en realite correetement concues, elles eonstituent l’exception et non la regle en ce qui concerne Ceratophyllum, Myriophyllum et Elodea.« Mit dieser Ansicht stimmt auch die meine überein. Nach alledem erscheint mir das Bestreben, die Gleichheit des Scheitelwachsthums für die sämmtlichen höheren Gewächse zur An- erkennung zu bringen, zwar begreiflich, aber völlig aussichtslos. Selbst wenn wir von den vorstehend besprochenen Objeeten gänzlich absehen, lehrt doch schon das Verhalten der Phanerogamenwurzeln, dass in Bezug auf die Vorgänge in der Scheitelregion tiefgreifende Verschieden- heiten vorkommen, darunter auch solche, welche die Zahl der Initialen betreffen. Wie diese verschiedenen Wachsthumsnormen phylogenetisch zu Stande gekommen, mag hier ausser Betracht bleiben, es genügt mir zu constatiren, dass sie vorhanden sind. Eben so entschieden, wie für das Vorkommen mehrerer Scheitel- zellen. muss ich aber andererseits auch für den Satz eintreten, dass ' Sur l’anatomie et le developpement de Ceratophyllum. Memoire presente a l’acad. des sciences de Suede le 14 Mai 1884. Stockholm 1885. Es EEE EEE EEE EEE EEE ScuweNDENneR: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 927 unter den Bedingungen, welche bei den höheren Pflanzen verwirklicht sind, auf medianen Längsschnitten stets nur die beiden rechts und links an die Mittellinie stossenden Zellen als Scheitelzellen zu betrachten sind. Wenn Graf Sorns,' gestützt auf die Wachsthumsverhältnisse bei Chylocladia, die Möglichkeit betont, dass auch mehr als zwei Scheitelzellen im Medianschnitt vorkommen können, so ist dagegen zu erwidern, dass diese Stütze nicht Stich hält. Das Wachsthum der Florideen, zu denen die genannte Pflanze gehört, weicht so voll- ständig von dem der höheren Gewächse ab, dass es viel naturgemässer erscheint, diese Algen in entwickelungsgeschichtlicher Hinsicht den aus Hyphen aufgebauten Pilzen und Flechten (Usnea u. dergl.) an die Seite zu stellen. Wir haben es offenbar auch bei Chylocladia mit verwachsenen Zellfäden zu thun, welche am Thallusscheitel zusammen- neigen und sich unterhalb desselben verästeln, wobei natürlich jeder Ast wieder seine eigene Scheitelzelle besitzt; intercalare Theilungen finden voraussichtlich nicht statt.” Dass ein so eigenthümlicher Wachs- thumsmodus auch zu ganz anderen Scheitelansichten führen muss, als der bei Aufstellung memes Satzes vorausgesetzte, ist selbstverständlich und ich habe dies in der Anmerkung ausdrücklich hervorgehoben. 2. Scheitelwachsthum und Blattstellung. Als ich durch meine Untersuchungen über die Blattstellungen zu der Ansicht geführt wurde, dass bei den Gefässpflanzen der Entstehungs- ort neuer Blattanlagen oberhalb der schon vorhandenen im Allgemeinen bloss von der Lage dieser letzteren, nicht aber von den Theilungs- vorgängen in der Scheitelregion abhängig sei, war ich mir wohl be- wusst, dass diese ausschliessliche Betonung der Anschlussverhältnisse nicht bloss mit der Scumper -Braun’schen Spiraltheorie, sondern auch mit den Anschauungen Näceırs in schroffem Gegensatze steht. Denn die ortbestimmenden Einflüsse, die nach NäezeLı von dem Alles be- herrschenden Scheitel ausgehen, wirkten nun mit einem Male von der anderen Seite jener Gürtelzone aus, in welcher die jungen Anlagen zum Vorschein kommen; die oberhalb liegende Scheitelregion war in Bezug auf Stellungsverhältnisse zu vollständiger Neutralität degradirt. Diese Auffassung war in theoretischer Hinsicht eine unvermeid- liche Consequenz. Wenn die Systeme seitlicher Organe sich auf der ! H. Graf zu Sorms-Lausaca, der Aufbau des Stockes von Psilotum triquetrum. Ann. du jardin bot. de Buitenzorg. Vol. IV. p. 153. ® Vergl. Näserı, Theorie der Abstammungslehre, S. 370. Speecielle aber unvoll- ständige Daten über den Bau von Chylocladia giebt BerrmorLp in Prıngsu#. Jahrb, Bd. XIII (1882), S. 686. 928 Gesammtsitzung vom 22. October. gegebenen Basis mit Nothwendigkeit nach bestimmten Regeln des Anschlusses, also von unten her aufbauen, wie ich dies in meiner Arbeit gezeigt zu haben glaube, so war es offenbar überflüssig, noch eine zweite ordnende Kraft anzunehmen, die von oben, d. h. vom Scheitel aus auf die Stellungen eingewirkt hätte. Es war ja alles vollständig geregelt, ich bedurfte keiner weiteren Beihülfe. Der Scheitel hatte bloss dafür zu sorgen, dass immer neue Organe und zwar unter möglichster Ausnutzung des Raumes hervorsprossten, und hierzu waren alle Punkte seiner Oberfläche in gleichem Maasse befähigt. Aber nichtsdestoweniger war es immer noch denkbar, dass meine Mechanik, die ich zwar der Pflanze abgelauscht. dann aber doch selbständig durchgeführt hatte, in einzelnen Punkten nicht ganz den Bedingungen entsprach, welche am vegetativen Stammorgan gegeben sind. Darum war es nothwendig, die abgeleiteten Schlussfolgerungen durch Beobachtung zu prüfen; waren sie unrichtig, so musste sich irgendwo eine Thatsache ergeben, welche damit in klarem Wider- spruche stand. Da nun die Vorgänge in der Stammspitze bei den Gefässkryptogamen mit Scheitelzelle am genauesten bekannt sind, so lag es nahe, diese Prüfung zunächst bei diesen vorzunehmen. Hier musste es sich zeigen, ob die Anlegung der Blätter mit den Theilungen der Scheitelzelle und ihrer Segmente in irgend einer Beziehung steht, welche im Sinne Näeeır's gedeutet werden könnte. Das Ergebniss war, dass weder bei Salvinia, Azolla und Marsilia, noch bei Selaginella oder den Farnkräutern eine solche Beziehung nachweisbar ist. Namentlich deutete keine einzige unzweifelhafte Thatsache auf‘ eine gesetzmässige Abhängigkeit der Blattbildung von der Fächerung der Segmente.' Diese Beurtheilung der Sachlage stützte sich auf die bekannten Arbeiten von Prınesmemm, HANSTEIN, STRASBURGER und PFEFFER über die Entwiekelung von Salvinia, Marsilia, Azolla und Selaginella. Über das Scheitelwachsthum dieser letzteren hatte ich überdies einige selbst- ständige Beobachtungen angestellt. Aus der Abhandlung von DixsLer ersehe ich nun mit einiger Überraschung. dass derselbe aus den nämlichen Quellen so ziemlich das Gegentheil von dem, was ich darin zu finden vermochte, herausgelesen hat. Er sagt auf S. 4 wörtlich: »Wenn nun auch gerade bei Zywisetum bis heute noch nicht der ganz genaue Nachweis des Verhältnisses der Mutterzelle des einzelnen Blattes zu den Scheitelzellsegmenten des Stammes geführt werden konnte, so ist dies doch, wenigstens bis zu gewissem Grade. von Reess geschehen, der bestimmt erkannte, dass je drei Abschnitte einen Blattwirtel liefern. Ebenso ist es durch Prisesnem, Hansteın, NÄGELI ! Vergl. hierüber meine Theorie der Blattstellungen. S. 87 — 93. SCHWENDENER: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 929 und LEITGEB, PFEFFER und STRASBURGER für Salvinia, Marsilia, Psilohm, Selaginella und Azolla bis zu gewissem Grade geschehen. Prixesnenm’'s und STRASBURGER S Resultate an Salvinia und Azolla scheinen zwar nieht ganz für die Näerur'sche Auffassung zu sprechen, jedoch steht die endgültige Entscheidung in dieser sehr schwierigen Frage offenbar noch aus.« Mir scheint nun gerade bei Salvinia und Azolla jeder Zweifel ausgeschlossen. Es ist sicher, dass hier die Segmente alterniren und dass die Blätter an ungleichwerthigen Punkten derselben angelegt werden, die einen im unteren, die anderen im oberen Theil des ent- sprechenden Segmentes. Bei Salvinia bleibt überdies je das dritte Segment steril, d. h. es bildet mit den beiden gegenüberliegenden, aber nicht zusammengehörigen Segmenthälften ein Internodium. Hier beschränkt sich also die vermuthete gesetzmässige Beziehung, wie ich mich zum Überfluss noch durch eigene Untersuchungen überzeugt habe. ausschliesslich darauf, dass die oberen und unteren Segment- grenzen noch eine gewisse morphologische Bedeutung haben, indem die blattbildenden Knotenscheiben nach Lage und Zahl von diesen Grenzlinien abhängig sind: auf je drei Segmente kommt eine Knoten- scheibe. Weiter reicht diese Abhängigkeit nicht; eben so wenig bei Azolla. Die wurzelähnlichen Triebe von Psilotum betreffend, verweise ich auf die oben eitirte Schrift des Grafen Sorus,' welcher die Richtigkeit der Näeruı-Leiteeg'schen Deutung hinsichtlich der rudimentären Blatt- anlagen in den Segmenten bezweifelt. Jedenfalls kann hier von einer feststehenden Thatsache nicht wohl die Rede sein. Mit aller Bestimmtheit muss ich ferner der Ansicht entgegentreten, Rerss habe die fraglichen Beziehungen im Scheitel von Zquisetum, wenigstens bis zu gewissem Grade, bestimmt erkannt und nachgewiesen. Der Autor selbst glaubt allerdings diesen Nachweis geliefert zu haben; allein verschiedene seiner Angaben, wie z. B. die, dass die drei Wirtel- glieder bei £. seirpoides ursprünglich superponirt seien, kamen mir seit Jahren so unwahrscheinlich vor, dass ich an der Zuverlässigkeit der ganzen Darstellung zu zweifeln begann. Da ich jedoch keine Ge- legenheit hatte, das genannte Object selbst zu untersuchen, so ging ich in meinen »Blattstellungen« mit wenigen Worten über diese Frage hinweg. Heute jedoch bin ich im Stande den vollgültigen Beweis zu führen, dass die Darstellung von Rerss in allen Punkten, auf die es hier ankommt. unrichtig ist. Die angeblich sicher beobachtete Vereinigung von je drei Segmenten zu einem Gürtel findet ' Der Anfban des Stockes von Psilotum triquetrum, S. 161. 930 Gesammtsitzung vom 22. October. nicht statt. und eine gesetzmässige Beziehung zwischen diesen Segmenten und den Blattanlagen ist nieht vorhanden. Betrachten wir zunächst die in Fig. 7 dargestellte Längsansicht (der Stammspitze von Equisetum seirpoides. Der untere Theil der Figur entspricht der Zone, in welcher nach Rerss die Vereinigung von drei Segmenten zu einem Gürtel stattfinden müsste. Die deutlich hervor- tretenden Segmentwände zeigen jedoch, dass eine solehe Verschiebung in keiner Weise angedeutet ist, geschweige denn sich vollzogen hat. Dazu kommt, dass der nämliche Scheitel in der Querschnittsansicht (Fig. 8) bereits abgerundet dreikantig erscheint, was auf Grund einer sorgfältigen Vergleichung nicht anders gedeutet werden kann, als dass die drei abgerundeten Kanten den jungen Blattanlagen entsprechen, welche den obersten Wirtel bilden. Zur Bekräftigung dessen sei noch speeciell auf die Querschnittsansicht Fig. 9 hingewiesen, wo wiederum der nämliche Scheitel, aber noch umgeben von den älteren Scheiden, dlargestellt ist. Man sieht, dass die Glieder der mit I, I, III be- zeichneten Wirtel alterniren und dass die abgerundeten Kanten unseres Scheitels mit denjenigen des zweitunteren Wirtels (I) im gleichen Radius liegen. Kehren wir jetzt zu der Längsansicht Fig. 7 zurück. Die schwachen Ausbauchungen der Umrisslinie (in der Figur rechts und links mit Parenthesen bezeichnet) stellen ganz sicher zwei von den drei obersten Blattanlagen dar. Man sieht auch deutlich, dass die auf der linken Seite befindliche Anlage sich über die Segmentwand hinauf bis ungefähr zur Mitte des nächstoberen Segments erstreckt, also ganz und gar nieht von den Segmentgrenzen abhängig ist. Eine übereinstimmende Längsansicht giebt übrigens schon Hor- MEISTER in seiner Allgemeinen Morphologie, Fig. 148b. auf S. 512, wo offenbar die Ausbauehung der Umrisslinie ebenfalls dem obersten Blattwirtel entspricht. Dass Horneıster dessenungeachtet die Rezss’sche Angabe bezüglich der Gürtelbildung im Texte anerkennt, ändert an der Sache nichts; es ist das nicht der einzige Widerspruch dieser Art. Die schon oben eitirte Querschnittsansicht Fig. 8 zeigt uns ferner, dass die drei jüngsten Blattanlagen keineswegs genau mit den Seetoren zusammenfallen, welche von den Haupt- und Sextantenwänden ge- bildet werden. Auf der linken Seite der Figur ist die Abweichung sogar recht augenfällig; ebenso in Fig. 10, welche einen anderen Scheitel darstellt. Die Hauptwände sind in beiden Figuren mit H, die Sextantenwände mit S bezeichnet. Dass die Glieder der successiven dreizähligen Wirtel schon in der Anlage mit den vorhergehenden alterniren, brauche ich kaum noch besonders hervorzuheben; Fig. 9 giebt hierüber genügenden Aufschluss. . SchWENDENER: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 931 Bei Eguisetum seirpoides fehlt demnach jede bestimmte Beziehung zwischen der Wirtelbildung und den Segmenten der Scheitelzelle. Damit fallen natürlich auch alle Analogieschlüsse, die sich auf die übrigen Arten der Gattung beziehen, dahin. Im Anschdusse an Zguisetum mögen auch die Farne, die ich in meinen »Blattstellungen« nur beiläufig erwähnt habe, noch eine kurze Besprechung finden. Es fehlt auch hier nicht an Angaben, welche die fragliche Beziehung zwischen Scheitelwachsthum und Blattstellung als ein unmittelbares Beobachtungsergebniss hinstellen. So sagt z. B. Hormeister' auf Grund eigener Untersuchungen mit Rücksicht auf die Theilungen der Scheitelzelle: »Die Aufeinanderfolge dieser Theilungs- wände ist (soweit die sehr zahlreichen Beobachtungen reichen) rechts, seltener links umläufig, stets übereinstimmend mit der Spirale der Wedelstellung. « Diese Angaben finde ich nun allerdings in der elf Jahre später erschienenen »Allgemeinen Morphologie« des nämlichen Autors nicht wiederholt. Sie sind aber auch nicht widerrufen. Es mag daher, um jeden Zweifel zu beseitigen, immerhin zweckmässig sein, auch hier die Belege dafür zu liefern, dass Horneıster sich in diesem Punkte geirrt hat. Untersucht man eine grössere Anzahl von Farnstämmen mit spiraliger Blattstellung und dreiseitiger Scheitelzelle, so überzeugt man sich, dass die Spirale, in welcher die Segmente auf einander folgen, keineswegs immer homodrom zur Blattspirale, sondern öfter antidrom verläuft; die Blattspirale kann z. B. rechtswendig, die Segmentspirale linkswendig sein, oder umgekehrt. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass die Gegenläufigkeit ungefähr ebenso häufig vorkommt als die Gleichläufigkeit. Untersuchungen dieser Art sind allerdings mit Schwierigkeiten verknüpft und man darf sich nicht abschrecken lassen, wenn manche Scheitelansicht ungenügend oder doch unsicher ausfällt. Wie oft ist zwar die Scheitelzelle selbst deutlich zu sehen, der Anschluss der Segment- wände aber nur in einer Eeke, statt in zweien, eonstruirbar. In solchen Fällen bleibt natürlich die Richtung der Segmentspirale unbe- kannt. Aber trotz dieser Schwierigkeiten ist es doch gelungen, die nachstehend verzeichneten Fälle zu constatiren. Lomaria Gibba. Von drei sicher beobachteten Fällen ergaben zwei Gegenläufigkeit und einer Gleichläufigkeit der Blatt- und der Segmentspirale. Ein nicht ganz sicherer Fall schien ebenfalls für Gleichläufigkeit zu sprechen. ! Beiträge zur Kenntniss der Gefässkryptogamen. Abhandl. d. Königl. Sächs. Ges. d. Wiss. 1857, Il, S. 636. 932 Gesammtsitzung vom 22. October. Cyrtomium falcahım. Von neun sicheren Beobachtungen ergaben vier Gegenläufigkeit und fünf Gleichläufigkeit der Spiralen Aspidium Filic mas und Blechnum oceidentale lieferten ‘je einen wahrscheinlichen Fall von Gegenläufiekeit. Hieran schliessen sich zwei sichere Beobachtungen, die sieh auf die Stammspitze von Siruthiopteris germanica beziehen. Die Scheitel- zelle war hier zweischneidig (Fig. ı 1), die Blattstellung aber spiralig mit Divergenzen aus der Hauptreihe. Solehen Thatsachen gegenüber müssen die Angaben HornmeEister’s als unhaltbar bezeichnet werden, zumal sie offenbar vorwiegend gar nicht auf direeter Beobachtung der ungebrochenen Segmentwände, sondern auf Schlüssen beruhen, bei welchen die angeblich sehr ungleieh- seitige Form der Scheitelzelle und die daraus abgeleitete Waechsthums- weise derselben mit in Erwägung kam. Dass übrigens an eine gesetzmässige Beziehung zwischen Scheitel- wachsthum und Blattbildung nicht zu denken ist, geht für die unter- suchten Farne schon aus der Lage der jüngsten Anlagen hervor, welche bald mit den Ecken der Scheitelzelle. bald mit der Mitte ihrer Seiten oder auch mit irgend einem zwischenliegenden Punkte im gleichen Radius liegen. In diesem Punkte scheinen sich auch die dorsiventralen Farn- stämme, die ja sonst durch mancherlei Eigenthümlichkeiten sich aus- zeichnen, übereinstimmend zu verhalten. Wenigstens giebt L. Kreın! für Pohypodium und Pteris ausdrücklich an, dass die Initiale eines jungen Blattes nicht an einen bestimmten Ort im Segmente gebunden sei. Ob seine weitere Angabe, dass »höchst wahrscheinlich« jedes Segment der beiden Dorsalzeilen einer Blattinitiale die Entstehung gebe, richtig sei oder nicht, lasse ich dahingestellt, da die zweizeiligen Blattstellungen der dorsiventralen Farne für die Beurtheilung der Spiralsysteme doch keine direeten Anhaltspunkte gewähren können. Für die Spiralstellungen muss ich dagegen eine solche Übereinstimmung zwischen der Zahl der Segmente und derjenigen der Blätter als geometrisch unmöglich be- zeichnen; denn wenn die Blattanlagen eine bestimmte örtliche Beziehung zu den Ecken der Scheitelzelle und folglich auch zu den Segmenten entschieden nicht zeigen, so können sie auch in der Zahl nicht wohl übereinstimmen. Es müssen entweder mehr Segmente als Blätter oder aber mehr Blätter als Segmente vorhanden sein. Für Struthiopteris mit zweischneidiger Scheitelzelle ist dies selbstverständlich. So lassen denn gerade die Gefässkryptogamen kaum noch einen Zweifel übrig, dass es schleehterdings nicht angeht. die Beziehungen ' Bot. Zeitung 1884, S. 587 u. 594 (S. 8 u. 9 des Separatabdruckes). SchwENnDENER: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 933 zwischen Scheitelwachsthum und Organbildung, wie sie bei den Algen und Moosen in mancher Hinsicht bestehen, ohne Weiteres auf die höheren Gewächse, zumal auf Stellungsverhältnisse, zu übertragen. Mit Rücksicht auf die schraubenlinigen Stellungen der seitlichen Organe bestreite ich übrigens auch bei jenen jede gesetzmässige Beziehung der angedeuteten Art. Selbst die Moose bilden für mich keine Ausnahme, denn offenbar zeigen sie nur deshalb Übereinstimmung zwischen Blatt- und Segmentspirale, weil hier jedes Segment einem Blatt die Ent- stehung giebt, welches seine ganze freie Oberfläche einnimmt. Eine Abweichung ist unter solchen Umständen ja gar nicht denkbar. 3. Stellungsverhältnisse bei Crouwania annulata. In einer früheren Mittheilung.' welche sich auf verschiedene Fragen der Blattstellungslehre bezog, habe ich unter Anderem auch die Ein- wände beleuchtet, welche Berruorn” in Bezug auf meine ı880 auf- gestellte Ansicht über die Spiralstellungen bei Florideen® geltend ge- macht hatte. Hierauf ist in der Bot. Zeitung‘ die Eingangs erwähnte Erwiderung erschienen, in welcher BerrnoLp zwar die Berechtigung meiner Kritik in wichtigen Punkten anerkennt, dann aber doch bei der Behauptung stehen bleibt, dass bei einigen Florideen Spiralstellungen auch ohne die von mir geforderten Contactverhältnisse zu Stande kommen. Als eines der instructivsten Beispiele wird in dieser Hin- sicht (neben Polysiphonia) die Gattung Crouania bezeichnet, deren Axillartriebe spiralig gestellte Organe besitzen sollen, ohne dass bei der Anlegung derselben eine Beeinflussung durch den Gon- tact möglich sei. Wäre diese Angabe richtig, so würden sich zwar hieraus keinerlei Schlüsse bezüglich der Gefässpflanzen ableiten lassen; es müsste aber doch anerkannt werden, dass dieselben Stellungen, die bei den höheren (Gewächsen durch den Contact herbeigeführt werden, bei den Florideen in Folge unbekannter Vorgänge im Plasma zu Stande kommen. Völlig verschiedene Ursachen hätten also ganz die nämlichen Wirkungen. Das ist nun freilich keineswegs undenkbar; es fragt sich bloss: Ist es auch wirklich? Zur Beantwortung dieser Frage untersuchte ich ein Weingeist- exemplar von Crouwania annulata, das mir Hr. BerruoLv freundlichst ! Diese Sitzungsber. Jahrg. 1883, S. 741. ® Prıinssueim’s Jahrb. Bd. XIII (1882), S. 569. > Monatsber. d. Berliner Akad. d. Wiss. 1880, S. 327- Jahrg. 1883, S. 729: - 934 Gesammtsitzung vom 22. October. zur Verfügung gestellt hatte. Es wurde über ein Dutzend Scheitel von jungen Axillartrieben mehr oder weniger vollständig aufgenommen, um vor Allem die thatsächlichen Stellungsverhältnisse so genau als möglich festzustellen. Das erhaltene Resultat lässt sich im Wesent- lichen in folgende Sätze zusammenfassen. ı. Es ist richtig, dass die Anlegung der in Rede stehenden seitlichen Organe durch Üontaetverhältnisse nicht beeinflusst wird. Demgemäss ist auch die Entwickelungsfolge keine streng akropetale, sondern häufig nahezu simultan. 2. Eine regelmässige Spiralstellung kommt niemals zu Stande. Auf mehrere Glieder in schraubenliniger Folge und mit ungefähr gleichen Divergenzen folgen gewöhnlich einige andere, die bald eine zur ersten antidrome Spirale bilden, bald aber auch ziemlich regellos inserirt sind. 3. Orouania anmulata ist überdies ein für die Entscheidung der vor- liegenden Frage ungünstiges Objeet,. weil die seitlichen Organe, deren Stellung untersucht werden soll, nur die ersten Glieder vierzähliger Wirtel (Cyelarchen nach Scumrer) darstellen und nicht selten zwei opponirte Wirtelglieder ungefähr gleichzeitig entstehen. Zur Begründung dieser Sätze verweise ich zunächst auf die Längs- ansicht Fig. ı2, welche den unteren Theil eines jungen Axillarsprosses veranschaulicht. Die abgekehrten seitlichen Organe sind punktirt. Von den paarweise vorhandenen Anlagen sind die mit 7 und 8 be- zeichneten gleich gross; es bleibt also unentschieden, welches von den beiden opponirten Gliedern als erstes zu deuten sei. Die Stellungs- verhältnisse, welehe sich aus diesen Ansichten ergeben, sind in der Querschnittsansicht Fig. ı3 durch Bezifferung angedeutet. Wie man sieht, geht die Spirale von ı bis 5 nach links, dann von 5 bis 6 nach rechts, von 6 bis 7 und von 7 bis 8 entweder ebenfalls rechts oder aber links mit viel kleineren Divergenzen. Ähnliche Unregelmässiekeiten lässt auch der in Fig. 14 abgebildete Scheitel erkennen, welcher zugleich zeigt, dass die seitlichen Organe hier nahezu simultan angelegt wurden. Aus der Vergleichung der verschiedenen Längsansichten ergab sich unter Anderem, dass die Spirale von 9 bis 7 nach links, von 7 bis 4 dagegen nach rechts geht. Die Nummern 10 und 2 deuten ebenfalls auf‘ Abweichungen; (10) würde sich dagegen regelrecht an 9 anschliessen, ist aber etwas kleiner als 10. Von weiteren Unregelmässigkeiten seien noch die folgenden er- wähnt, die ebenso, wie die vorhergehenden, auf der Combination von Längsansichten beruhen: ı. Spirale von ı2 bis 8 rechtsläufig, von 8 bis 5 links; von 5 bis 3 wieder rechts. 2. Von den Organen ı bis ScHWENDENER: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 935 5 liegt je das zweitfolgende annähernd über dem ersten, also 3 über ı und 5 über 3; die Nummern 6 bis 9 schliessen sich in rechtsläufiger Spirale, aber offenbar mit ungleiehen Divergenzen an. 3. Spirale von ı bis 4 rechts-, von 5 bis 7 linksläufig. ; In all’ diesen Fällen sind die Divergenzen als normal angenommen, wenn nicht erhebliche Abweichungen sicher constatirt werden konnten. Wären die vierzähligen Quirle genau alternirend, so würde sich als Maass für diese Normaldivergenz, d. h. für den zwischen den ersten Quirlelementen am häufigsten vorkommenden Winkelabstand — 135° oder 3/,; des Umfanges ergeben. Thatsächlich bilden nun aber die correspondirenden Glieder aller zweitfolgenden Quirle keine Longitudinal- reihe, sondern eine steile, mit der Erundspirale gleichsinnige Schrauben- linie, wodurch der Divergenzwinkel etwas grösser wird als 3/;. Übrigens ist klar, dass die Regelmässigkeit der Spiralstellung sofort gestört werden muss, sobald von den vier Wirtelgliedern ein anderes als das, welches obiger Divergenz entsprechen würde, zuerst hervorsprosst. — Ob hierbei die Stellung der vier Glieder unter sich und die Alternanz mit den benachbarten, sowohl bei normalen wie bei abnormalen Di- vergenzen, ausschliesslich durch innere Ursachen bedingt sei, mag hier unerörtert bleiben. Die mitgetheilten Beobachtungen sollen bloss darthun, dass eine regelmässige und durchgehende Spiralstellung bei Crouwania annulata gar nicht vorkommt, sondern höchstens zonenweise und stets nur für eine beschränkte Anzahl von Gliedern verwirklicht ist. Daraus geht aber klar hervor, dass die unbekannten Vorgänge im Plasma, welche bestimmend auf die Stellungsverhältnisse einwirken, bei Weitem nicht jene Gleichmässigekeit des sichtbaren Effeetes zur Folge haben, wie sie bei dem unmittelbaren Anschluss der Organe an vorhergehende erreicht wird. Es darf auch nicht übersehen werden, dass selbst die weniggliedrigen Spiralfragmente, in welche die primären Wirtelglieder der Crovania-Sprosse sich ordnen, bis jetzt vollständig isolirt dastehen ; namentlich ist für wirkliche Spiralstellungen bis dahin nichts Ähnliches beobachtet worden. Bis auf Weiteres bleibt somit die Ansicht berechtigt, dass viel- gliedrige Spiralsysteme mit regelmässigen Stellungen, deren Zustandekommen olıne Contaetwirkung sicher gestellt wäre, im Pflanzenreich nicht bekannt sind. Wenn es aber richtig ist, dass solche Spiralsysteme auch bei den Florideen nur da vorkommen, wo die erforderlichen Contact- verhältnisse bestehen, dann ist selbstverständlich jede Beihülfe des Plasmas durch Aufriehtung der Querwände u. dergl. hier ebenso ent- behrlich, wie bei den Gefässpflanzen die vorbereitende Segmentirung Sitzungsberichte 1885. 80 936 Gesammtsitzung vom 22. October. des Scheitels. Es ist auch keine einzige 'Thatsache bekannt, durch welche das Vorkommen einer selbständigen Aufrichtung der Wände in Übereinstimmung mit der später erfolgenden Anlegung schrauben- liniger Organe bewiesen würde. Was man hierüber im zutreffenden Sinne beobachtet haben will, kann auch anders gedeutet werden. Über diesen Punkt glaube ich indess schon in meiner früheren Mit- theilung' das Nöthige gesagt zu haben. ! Diese Sitzungsberichte, Jahrg. 1883, S. 771. Erklärung der Abbildungen. (Die Vergrösserung ist der Figurennummer in Parenthesen beigesetzt.) Fig. ı (700). Scheitelansicht eines Zweiges von Araucaria excelsa. Das Centrum der Scheitelkuppe ist durch den kleinen punktirten Kreis angedeutet. Es sind vier Scheitelzellen vorhanden, von denen zwei eine Kante bilden. Die beiden sich nicht berührenden Scheitelzellen sind nebst den benachbarten Descendenten schattirt. Fig. 2 (700). Scheitelansicht eines andern Zweiges von der nämlichen Pflanze, ebenfalls mit vier Scheitelzellen, deren Gruppirung in gleicher Weise verdeutlicht ist wie in Fig. ı. Fig. 3 (700). Scheitelansicht eines Zweiges, welche ausnahmsweise eine dreiseitige Scheitelzelle zeigt. Auch dieser Zweig stammt von demselben Exemplar, wie die beiden vorhergehenden. Das älteste Segment wurde der Deutlichkeit wegen schattirt. Fig. 4 (700). Eine weitere Scheitelansicht von demselben Exemplar. Im Centrum der Scheitelkuppe stossen vier Zellen an einander; allein die trennenden Scheidewände gehen nicht bis zum Rande, so dass von einem bestimmten Wachsthumstypus hier nicht die Rede sein kann. Soviel ist indess sicher, dass eine dreiseitige Scheitelzelle hier nicht vorhanden ist. Fig. 5 (700). Scheitelansicht von Ephedra monostachya. In der Gegend des Centrums, welches wie bisher durch einen kleinen punktirten Kreis be- zeichnet ist, liegen drei zusammengehörige Zellen, deren Entstehungsweise leicht zu übersehen ist. Dagegen lässt die Umgebung eine gesetzmässige Theilungsfolge nicht erkennen. Zu Sem u LE AL EEE BL LEE ZELL EEE ET We S3, 1 Far} / Berl. Akad.d. Wiss. 1885. Schwendener : Scheitelwachsthum und Blattstellung . r Rn Bu: Bi. ScHwENDENER: Über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 937 Fig. 6 (700). Scheitel von Retinospora ericoides. A Ansicht von oben, s die Scheitelzelle.e B und € Seitenansichten; die in der Umgebung der Scheitelzelle s befindlichen Zellen sind mit den nämlichen Buchstaben bezeichnet wie in der Scheitelansicht 4. Fig. 7 (550). Seitenansicht einer Stammspitze von Equisetum seirpoides. Die Segmentwände sind durch stärkere Linien hervorgehoben. Im unteren, dureh Parenthesen bezeichneten Theil der Figur zeigt die Umrisslinie eine schwache Ausbauchung, welche dem obersten Blattwirtel entspricht. Man sieht, dass dieser Blattwirtel auf der rechten Seite bis zur Segmentwand, auf der linken aber nur bis zur Mitte eines Segmentes reicht. Fig. 8 (550). Querschnittsansicht der in Fig. 7 dargestellten Stamm- spitze. Die höchste Einstellung zeigte die in der Figur punktirte Scheitelzelle, die tiefste den ausgezogenen Umriss des jüngsten Blattwirtels, dessen drei Zähne die schwach dreilappige Form bedingen. Man vergleiche zur Orien- tirung Fig. 9, wo derselbe Scheitel ebenfalls im Quersehnitt, aber noch von den älteren Scheiden umgeben, dargestellt ist. — Die Hauptwände sind mit H, die Sextantenwände mit S bezeichnet; die Lage der Blattzähne ist hiervon unabhängig. Fig. 9 (140). Querschnitt durch die Stammspitze von Eqwsetum scir- poides. Mit drei Blattscheiden (I, II und III) und der Anlage zu einem vierten Wirtel (IV), welcher letztere in Fig. 7 und, 8 bei stärkerer Vergrösserung abgebildet ist. Fig. 10 (340). Querschnitt durch eine andere Stammspitze von Equisetum scirpoides. Der jüngste Blattwirtel ist durch die abgerundet dreieckige Form der Umrisslinie angedeutet. Die inneren Linien entsprechen einer andern Einstellung: 7 die Hauptwände, S die Sextantenwände. Fig. ıı (340). Scheitelansicht der Stammspitze von Struthiopteris ger- manica. Die Scheitelzelle ist zweischneidig. Das jüngste Segment wurde der Deutlichkeit wegen schattirt. Fig. ı2 (600). Stück eines Axillartriebes von Crouania annulata. Ver- anschaulicht die Stellungsverhältnisse der seitlichen Organe. Fig. ı3. Die in Fig. ı2 abgebildeten seitlichen Organe in der Horizontal- projeetion, mit gleicher Beziflerung. Fig. 14 (600). Oberer Theil eines anderen Axillartriebes mit simultan entstandenen Anlagen seitlicher Organe, deren Stellung nur theilweise einem regelmässigen Spiralsystem entspricht. Ausgegeben am 29. October. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. ren ‚ eu ur “ RE * N we Fa gen NHL. fi “ı he N. aan u Due Ne „fe ae I a IE > „= SSR f 2 u al Br: - u ZN. Kar Ser me And Zul Arien RER hear “ur . ur kin au Mr a sr Zul ker, eh we e ar Sk . m; W re rei dyar) FR Bi BRSERTERIITTTR. dk ar Ba ul Us Ak BEL (uk ER: nl ante ae AIR AR ar], we Peer +7 DIEZerTE D a . Eee w.iz ze „ur En Z1 27, Bukree er su Daryz 6 hy ee yliaz at ee ee 7 n a f Fan [har Pur nu ja Ay 5 Hldkeyz I ai £ ua? DT ET zei $ „ Br ı.,a " MUerETı RN ee nz ade Far Piab a il TRIER Ar EERRHA ET E IPA, nal Dan dl ’ lsiachkana wi PEN ep l ih \ je en Me ZI T w) Hl we zul ln Ayıy ai IA EN BD ‚ ie F N hi naweaun! SULPIERTT Er e j . 4 Äh >.g an y u ir B Bir kudıkn PR: ‘ ar u an i ß gun Ei ‚aA R = s HöhHuEnd 1885. XL. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 29. October. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. Hr. Togrer las über ein Lied Bernarts von Ventadour. Die Mittheilung erfolgt umstehend. Sitzungsberichte 1885. sl - PR - Br z h 6 ib Ya f D ö j u, Ye . r BP TI PE du % r_ ä | PETER | SEBS N: € u In 2 BIPRINT. NORKIMON i AT BAHT SELCE SIMILAR rıımm IX er 941 Ein Lied BERNARTS VoN VENTADOUR. Von A. TosLEr. N iolgende: Lied ist in den Handschriften C und E als Werk BERNARTS von VENTADOUR überliefert und nach denselben in Manns Gedichten der Troubadours unter den Nummern 706 und 1348 roh wiedergegeben. Aufserdem findet sich noch in W der Singweise unter- gesetzt die erste Strophe; für weitere vier Strophen (mehr nicht, wie mir Dr. E. Braunnorzz freundlich mitteilt, dem ich auch für die Ab- schrift jener einen zu Dank verpflichtet bin) ist hier blofs freier Raum gelassen, auch fehlt die Angabe eines Verfassers. Dafs Bernarr als solcher anzusehen sei, ist darum, dafs keine entgegenstehende Aus- sage vorliegt, noch nieht sicher. Die beiden für ihn zeugenden Hand- schriften gehen hier wie in vielen anderen Fällen auf die nämliche Quelle zurück; die gemeinsamen Fehler in 1, 3. 4,7: 4: 4,6 5. 5 zeigen es hinlänglich. Schwerlich würde, wenn nicht eine ausdrückliche und nicht gering anzuschlagende Bezeugung aus alter Zeit ihn zum Ver- fasser machte, jemand darauf gekommen sein, das Lied BERNART zuzu- sprechen: so wenig findet sich darin von der Frische der Empfindung, von der kräftigen Belebung der Natur, von dem Reichtum an eigentüm- licher Anschauung, von dem raschen Wechsel der Gedanken, die bei jenem erfreuen. Hier hat man es, wenn man von der ersten Strophe, zumal ihrem nicht alltäglichen Schlufs absieht, nur mit Gemeinplätzen zu thun. Gleichwohl mag das alte Zeugnis die Wahrheit sagen; unser Lied ist von den unter Bernarrs Namen gehenden nicht das einzige, das neben manchen sicher von ihm herrührenden den Ein- druck überraschender Mattigkeit hinterläfst. le, Languan fuelhon boje e garrie, Elh flors pareis elh verdura Pels vergiers totz e pels pratz, E Ih’auzel, qu'an ejtat enic, Son gai dejotz los folhatz, Atrefim chant e m’efbaudei E reflorije e reverdei E fuelh Jegon ma natura. s1* 942 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 29. October. 2. Ges d’un’amor nom tuelh nim gie, Don foi en bon’aventura Segon mon ejper intratz, Quar Joi tengutz per fin amie Lai on es ma volontatz; Que re mais Jotz cel non envei Ni ves autra part no joplei Ni d’autra no joi en cura. 3- Ben a malvais cor e mendie, Qui ama e nos melhura; Qu’ieu joi d’aitan melhuratz Qu’ome de mi no vei plus ric, Quar fai qu’am e foi amatz Per la genjor que anc dieus fei, Ni que fia el mon, Jo erei, Tan quan te terra ni dura. 4. Anc no fetz Jemblan vair ni pic La bela ni forfaitura, Ni fwi per leis galiatz, Ni nom crei qu’om tan la caftıc, Tant es fina [’amiftaz, Qu’ela jas biais nis vairei Ni per autre gurpifca mei, Segon que mos cors j"augura. 5. Midons prec, nom lais per cajtie Ni per gelos folatura Que nom jenta entre Jos bratz; Quar ieu foi fieus plus qu’ieu no die, E Jerai totztems filh platz; Que per lieis m’es bel tot quan vet, E port el cor, on que m’ejtei, Sa beutat e Ja faitura. 6. Anc no vitz home tan antic, Si a bon’amor ni pura E per fidons fiamatz, No fia gais, neis fers e bric, S’es de joi pres e lialz; (Que de fol cove que folei, E de avi que cabalei; N Que pretz lin creis elh melhura. Togrer: Ein Lied BEerNnARTSs von VENTADOUR. 943 Varianten. ı ı Lan que fueille et boje jaurrift W 2 Que flor Jejpan et verdure W e ver- dura C E flor par els env. E 3 Per vergiers et per praz W Pels verdiers e p. p. C Pels v. e pels platz E 4 Et lauzel qui Jejtai tewe W Els auzels CE eftar E: 5 Sunt gai. per me lou fueillas W guays C 6 Altrefi chant et me/baude W 7 Kt vif de ioi et rauerde W E reverdei CE 8 Et fueill Jegont ma nature W 22 /ui en gran bon C 32 sel qui C 4 Que home E 5 quieu am Ü que am E 6 dieu E 4 1—3 Anc no fui per I. g. ÜC 4non cre E quelam caftie CE 6 brais E vire CE 7 gequifca C 8 Jargura E 52 pel gelos follentura C 3 fehlt C 4 non CE 5 Et o fer C Et ho cerai E 7 meftai E 6ı ws CE amic E 3 fehlt E jidons es ben a. C 4 neis feis ebie C 5; Sites CE Jafatz E 6 Que fols cve CE 8 cerefa CE meillur E Die Folge der Gedanken ist angemessen. Hat der Dichter zuerst dem Wiedererwachen der Natur das Grünen und Blühen im eigenen Gemüte an die Seite gestellt, so erklärt er in der zweiten Strophe das- selbe aus einer glückverheifsenden, freundlich aufgenommenen Liebe, die jedes Sehnen und Flehen nach anderer Seite ausschliefse. Er sieht darauf an sich bestätigt, dafs Liebe jeden über sich selbst emporhebe, der nicht armseligen Herzens sei; seit er weils, dafs er von der Schönsten auf dem Erdenrund geliebt ist, sieht er keinen, dem er höheren Rang einräumen möchte. Er hat nie Wandel und Schwanken im Verhalten der Geliebten wahrgenommen, keine Unbill noch Trug von ihr erfahren, und vertraut, es werde auch kein Verweisen soviel über ihre Freundschaft vermögen, dafs sie sich von ihm abwende, ihn zu Gunsten eines anderen preisgebe. Er bittet, sie möge durch kein Zureden noch durch den thörichten Eifersüchtigen sich hindern lassen, ihn in ihre Arme zu schliefsen; ihr eigen sei und bleibe er ja, um ihretwillen freue ihn, was er nur sehe, ihr Bild trage er überall im Herzen. Damit mufs das Lied schliefsen, und ganz unmöglich ist, dafs irgend ein Dichter der an die besungene Frau gerichteten Bitte, die hier die fünfte Strophe bildet, noch eine Betrachtung über die Wirkung folgen lasse, die eine rechte Liebe selbst auf einen Alten, ja auf einen Kneeht und einen Thoren übe, wie es in der Strophe geschieht, die unsere zwei Handschriften als die sechste hinzufügen, unmöglich zu- mal, wenn der Dichter an früherer Stelle, wie hier zu Anfang der dritten Strophe, einen ähnlichen Gedanken bereits ausgesprochen hat. ! So ist in Quan lerba frefeeil foilla par die Strophenordnung, die man in Raynovarps Text findet, zweifellos aufzugeben: dafs in der zweiten und der siebenten Strophe der Sänger sich in direkter Anrede an die Frau wende, dazwischen in dritter Person von ihr rede, scheint mir unmöglich; richtig stellt die Handschrift V die an- 944 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 29. October. Es mülste, wollte man die jedenfalls am unrichtigen Orte untergebrachte Strophe durchaus beibehalten, dieselbe mindestens neben die dritte gerückt werden und zwar, da wiederum die vierte als Fortsetzung des der Dame gespendeten Lobes sich von der dritten nicht füglich trennen läfst, zwischen die zweite und die dritte. Müfsig und störend ist sie auch hier; denn sie bringt etwas zur Sprache, was sich in die Folge der Gedanken recht übel fügt, nicht die veredelnde Wirkung rechter Minne, sondern dafs sie froh mache den Greis, ja den Knecht oder den Narren; der Thor müsse Thorheit treiben, der Weise sich hervorthun. sein Preis wachse und hebe sich davon (man erkemt nicht deutlich, ob auch der des Thoren, dem die Minne Anlafs wird, sich besser »auszuleben«). Mir ist wahrscheinlich, dafs die Strophe überhaupt nicht zu unserem Liede gehört; kommt doch zu den an- gegebenen Gründen, die ihre Verwerfung rechtfertigen, hinzu, dafs sie in melhura und amatz zwei Reimwörter aufweist, die der Dichter in 3,2 und 3,5 bereits verwendet hat, und zwar ohne die Verschieden- heit der Bedeutung, welehe die Wiederholung von caftie (4. 4: 5; ı) rechtfertigt. Hat der Schreiber von W, wie es scheint, nur fünf Strophen in seiner Vorlage gefunden, so hat in derselben vermut- lich nur das nicht gestanden, was nicht hinein gehörte. Die an sich selbst schon mifsratenen acht Verse mag ein Unberufener, dem etwa redenden Strophen gepaart ans Ende. In Quan par la flors joftal vert foill sind wiederum die Strophen, die sich anredend an die Geliebte richten, bei RaynouArn durch eine getrennt, in der sie dritte Person ist; B hat eine annehmbare Ordnung der Teile. Pel dous chan quel roffignols fai giebt in der einzigen bis jetzt gedruckt vorliegenden Form aus gleichem Grunde schweren Anstols; vermutlich wird auch für dieses Lied die unumgängliche Umstellung sich auf handschriftliche Gewähr stützen können. In Quan la dou/f’aura venta ist die überlieferte Strophenordnung nicht anfecht- bar, es mülste denn das Geleite unecht sein, was anzunehmen kein Grund vorliegt; der auch hier entgegentretende Übelstand, dals der Diehter nach der Anrede an die Dame sich wieder an die Zuhörer wendet und von ihr spricht, schwindet, wenn man in der vierten Strophe statt Domna Domnas mit der Handschrift M und hernach Jranchas schreibt, so dals die Bitte an sämtliche Frauen ergeht, wie unmittelbar zuvor über sämtliche geklagt worden ist. Auch in Tant ai mon cor ple de joia ist die Strophenordnung davor geschützt gewesen, verkehrt zu werden; wenn auch hier, in der fünften Strophe, die Anrede zwischen Teilen sich findet, in denen das Pro- nomen der dritten Person die Besungene bezeichnet, so rührt dies daher, dafs die Anrede hier nieht vom Dichter selbst, sondern von der Stimme aus ergeht, die nächt- lich an die Geliebte mit ihrer Fürbitte sich wenden soll und die den Dichter selbst mit dem Pronomen der dritten Person bezeichnet, wie in den Handschriften C und M es geschieht. Von solcher Art der Anrede aus kann meines Erachtens unbedenklich der Dichter zu der in Strophe 4 gebrauchten Redeweise zurückkehren. Das Lied Non es meraveilla [’ieu chan zeigt in den Versionen, die bis jetzt davon gedruckt sind, die verschiedensten Anordnungen seiner Glieder, nur in einer derselben die richtige, sofern die mit Domna beginnende Strophe die letzte ist, nämlich bei Rocnzsupe, der aber wie gewöhnlich nicht erkennen läfst, wieviel und welche Handschriften ihm das ge- boten haben, was er geglaubt hat vorziehen zu sollen. u ur TosLer: Ein Lied BERNnARTSs von VENTADOUR. 945 eine der echten Strophen fehlte, zum Ersatze verfafst und seinem Buche einverleibt haben; die bekanntermafsen aus vielen Handschriften zusammentragenden Urheber von G und E aber haben wohl neben dem besseren Text auch den durch die schlimme Zuthat verderbten vorgefunden und das diesem eigene Gesätzlein nieht wollen umkommen lassen. Zu emzelnen Stellen bemerke ich noch folgendes: In 1.6 dem atrefi das retlexive Pronomen angehängt zu lassen, ist nicht unbedenklich: W. das bei aller Entstellung des Textes gute Überlieferung vertreten mag, kennt den sicher entbehrlichen Zusatz nieht. Da wir aber einmal auf GC und E für fast alles angewiesen sind, der reflexive Gebrauch von cantar wohl denkbar, wenngleich vielleicht nieht erweislich ist (Diez Gr. II? ı91), auch die besondere Färbung, die der Zutritt des Pronomens dem Ausdruck giebt, hier nicht eben übel zu passen scheint, so mag man bei der Lesart von G und E bleiben. Die vier in der folgenden Zeile diesen beiden Hand- schriften fehlenden Silben sind, wiederum ohne Rücksicht auf W, vermutungsweise zugefügt, weil das von W Gebotene ohne starke Änderung (mindestens doch E vi en joi) nicht aufgenommen werden konnte. So wird wenigstens eine, freilich nicht unerläfßsliche Voll- ständigkeit in der Gegenüberstellung gewonnen: der gaieza der Vögel, dem folhar, der flor und der verdura, die der Dichter um sich wahr- nimmt, läfst er sein eigenes e/baudeiar, folhar, reflorir und reverdeiar entsprechen. melhura in 3, 2 giebt an sich zu Bemerkungen keinen Anlafs; es ist bekannt, dafs die von melhor und pejor abgeleiteten Verba, wenigstens wenn der letzte Vokal ihres Stammes betont ist, denselben kaum anders als x lauten lassen, dafs Hvc Faımır (um vorläufig bei diesem Namen zu bleiben) die 3. Sing. des Präsens Ind. derselben unter die Reime auf ura stellt, und dafs Ramon VınarL 86°, 10 sich damit übereinstimmend äufsern zu wollen scheint. Dagegen verlohnt es zu bemerken, dafs die jüngst von Horneister, Sprachl. Unters. der Reime BERNARTS von V., Marburg 1844 S. 30 versuchte Erklärung der Thatsache doch nicht ohne weiteres befriedigt. Läge der Grund des Übertrittes von o zu u in dem Vorangehen der palatalen Laute /h und 7. so würde der nämliche Lautwandel doch auch in den Adjektiven melhor, pejor, nualhor, fordejor, wohl auch in feignor, loignor, warum nicht auch in nualhos, vergonhos u. dergl. zu erwarten sein, bei denen man bisher Spuren desselben nie gefunden hat. Hormeıster freilich weist einen Accusativ Pl. pejurs bei RamBAaur von VAQUEIRAS und, was noch merkwürdiger sein würde, einen Nominativ Sing. pejurs bei GumAaut von Borsein nach. Aber wenn er an der ersten Stelle aufser 946 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 29. October. dem Reimwort nur ein kleines Stück des Zusammenhangs mit ins Auge falst, so wird er erkennen, dafs an derselben (Mans, Ged. 217, 5) perjurs »Meineide« für pgjurs zu schreiben ist; und dafs an der zweiten (Arch. 34, 400a und 36, 421) perjurs im Texte steht, nicht pgurs (oder doch letzteres in einer anderen Strophe, wo es zweifellos Verbum ist), kostet noch weniger Mühe festzustellen. Indessen gerade je weniger es gelingt, bei den angeführten Komparativen eine Spur von x für o zu finden, um so mehr befremdet das regelmäfsige Auftreten des u in den von jenen abgeleiteten Verben. Vielleicht darf man es daraus erklären, dafs das Bestehen von pinturar (von pintura, aber) neben pintor, von pafturar (von paftura, aber) neben paftor dazu verleitete, neben melhor ein melhurar zu stellen; auch neben rancor (wie neben ardor, freidor, frefeor, verdor) bestand eine gleichbedeutende Bildung auf -ura und dazu ein Verbum rancurar. Wenn diese Umstände bei labora, odora, onora (neben onra?), fabora, affabora, defadolora, enamora, alugora, alegora, defacolora und bei affenhora gleiche Wirkung nicht herbeigeführt haben, so liegt dies vielleicht daran, dafs diese Bildungen aller Wahrscheinlichkeit nach minder volksüblich gewesen sind, was einer Störung des lautgesetzlichen Verhaltens durch Angleichung im Wege gestanden haben mag. Oder soll man in Formen wie melhuirazo, meluyrar, pigoirazo, die Rocnzsupe und Raynovarn anführen, Spuren einer Ableitung auf -iare erkennen, deren palatal gewordenes 2 statt des zu erwartenden o ein u hätte erstehen lassen, wie W. FoERSTER es für die Ausflüsse von augurium annimmt (Zts. f. r. Ph. III 498)? In doloiros, doloirar, doloiramen ist (freilich vor der Tonsilbe) derartiges nicht geschehen. tener im Sinne von »reichen« findet man wie hier 3, 8 bei BERTRAN von BoRN 10, ı3 und an einer von Sriumine dazu beigebrachten Stelle; altfranzösisch sagte man ebenso: /e mellour Ki foit, tant con li mondes tient, Chev. II esp. 1485; Elz quatre parties dou monde, Si com iü tient a la roonde, Rures. I' 253; le mont, Tant com il tient tout a reont, Amadas 6930, daher denn auch die bekannte Formel im Epos Tant com tient Vanfte... Gleichbedeutend ist durar; vergl. en tan col mons re/fenh e clau e dura, Maus, Ged. 348, 4. Die 4, ı begegnende tautologische Verbindung von pie mit vair ist von Raynovarn zur Genüge nachgewiesen; man darf auch an das von MarcAgrun gebrauchte Compositum picvairat erinnern, dessen Dasein in Versuchung bringt, in frz. pivert eine Entstellung von *pivair zu sehen (Mans, Ged. 506, 507, 7). Das von vair aus gewonnene Verbum vaireiar fehlt Ravnovarp, während es RochrsupE nicht entgangen ist. fenta 5,3 halte ich für die dritte Person und nehme das Wort in dem Sinne, den es Flamenea ı086 hat, wo der eifersüchtige Gatte Totrer: Ein Lied Bernarts von VENTADoUR, 947 mit Bezug auf den König und die eigene Gattin sagt: Avan que de Nemur iffis, Mi cuh eu be que la fentis, und an zahlreichen altfranzö- sischen Stellen, von denen ich nur ein paar anführe, um zu zeigen, dafs /enlir in der gemeinten Bedeutung auch vom Weibe gesagt wird: Enide sagt Je vos voudroie ja fentir En un lit certes nu a nu, Exec 3382; Ja mais char d’omme mes cors ne quiert fentir Se celui non cui je aim et defir, Jourd. de Bl. 2349; ne t’afentes (Que baron aies ne ne fentes, GComsy 263, 54. Ist diese Auffassung richtig, und die andere, wo- nach /enta erste Person wäre, würde dem Dichter einen recht unge- schiekten Ausdruck zuschreiben, so ist das Pronomen der ersten Person in der ersten Strophenzeile überflüssig, und es könnte sein Vorliegen einer der Fehler sein, die beide Handschriften mit einander gemein haben, ein Fehler, den Schreiber leicht verschulden konnten, wenn sie zunächst nur die beiden ersten Zeilen ins Auge fafsten. Es liegt aber auch die pleonastische Vorausnahme des Objekts eines Objekts- satzes zum regierenden Verbum nicht aufserhalb des älteren Sprach- gebrauches: Ne vout le moniage, que nel prefift, laiffier, STuon. 63 1. Was von folatura 5,2 zu halten sei, ist ziemlich schwer festzu- stellen. Dafs es mit fol »Narr« irgendwie zusammenhängt und von Raynovarn nicht ganz ohne Grund mit folie übersetzt ist, dafür spricht die von ihm angeführte Stelle aus Marcagruss Pastorela: fegon dreitura Cerca fols fa folatura, Cortes cortez’ aventura, BartscH, Chrest.* 53, 35 (oder nach I und A [Archiv 51, 131]: Encalz fols fa f.); aber schon die zweite von ihm beigebrachte Stelle: Dones, quar tan l’am, molt fui plus follatura (Que fols paftre qu’al bel pueg caramella, Prire VınaL (bei Bartsch 43, 29) hat ihn zu der Übersetzung chofe folle »thörichtes Wesen« (Bartsch »Thor«) genötigt, die nämliche scheint erforder- lich, wo es in Sünders Reue 490 (Suchier, Denkm. prov. Lit. I 229) von Christus heifst: S’en intret en fern... E trais nels fieus amies qu’eron de fa natura E refo[r]s al ters jorn, fi com dis la feriptura. Adones perdet poder la cruzel folatura, Lo princeps ifernals, und eine andere ist auch hier bei BERNART nicht möglich, wo das Wort unverkennbar als Masculinum auftritt, noch auch bei Gur von Uıisser: E Robils] com Follatura, Qui (1. Que) que f’agues dit enan, Vais umilian, Parn. oce. 261. Ja man kann wohl sagen, dafs ein konkreter, persönlicher Sinn des Wortes auch an der zuerst angeführten Stelle, wo es eine Thörin bezeichnen könnte, nicht ausgeschlossen, jedenfalls dieser Sinn der sicherer erwiesene sei. Dies mülste nun bei einem mittels -atura von einem Adjektiv abgeleiteten Worte höchlich befremden. Aber der- gleichen Derivate giebt es überhaupt nicht: Bildungen, die den la- teinischen auf -atura entsprechen, weist das Provenzalische in grofser Zahl auf, jedoch gehen sie, soweit es nicht wie a/fatura, ereatura, 948 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 29. October. dominicatura, eftatura, natura Lehnwörter sind, durchaus auf -adura aus und schliefsen sich immer an Verba auf -ar an; so aufser den bei Dırz, Gr.? II 348 angeführten: aplanadura, Flam. 7825, barradura, bleffadura (wie man statt bleffedura unbedenklich schreiben darf), borfa- dura (?), botonadura, carnadura, caffadura, cavalgadura, cavilladura, corna- dura, coronadura, erebadura, eremadura, dauradura, deflogadura, dobladura, domdadura , domenjadura (neben dominicatura), effafadura Flam., empe- nhadura, endomengadura, engenradura, envezadura ‚efeaudadura, efmeradura 3 frefadura, folradura, gardadura, laizadura (Ep. Ephes. V 27, zu catal. lefiar, pg. lefar, sp. lifiar), lavadura, levadura, liadura, limadura, molha- dura, montadura, pageladura (?), parladura, portadura, quairadura, rato- nadura, faerificadura, faladura, ferradura, talhadura, tancadura, teladura, iempradura, trencadura, tronadura, vefadura (Flam. 937, afz. envoiföure), violadura (archadura, franhadura bei Rayxovarp erscheinen als sehr zweifelhaft, auch parelhadura in Marcagruns Pastorela ist nicht völlig sicher). Ein Verbum *folar, das zu fol gehörte, von dem aus aber immer nur zu *foladura zu gelangen wäre, welches letztere bezeichnen mülste »das (konkrete) Ergebnis, Erzeugnis des folar«, giebt es nicht. Das von Raysovarp aufgeführte Verbum folatir (Gir. Ross. 327 P, fol atir 906 O) ist wiederum höchst zweifelhafter Existenz, beinahe gleich undenkbar wie follenfa, wofür sicher fallenfa zu setzen ist.‘ und auch von ihm aus wäre kein folatıra zu erreichen. ! Es würde recht verdienstlich sein, wenn jemand, bis einmal ein gutes Wörter- buch des Altprovenzalischen kommt, eine Zusammenstellung dessen gäbe, was an Wort- aufstellungen und an Wortdeutungen bei RaysouArp unzweifelhaft falsch, als falsch aus den bisher gedruckten Quellenschriften zu erweisen ist. Manches davon ist ja bereits richtig gestellt, aber bei weitem mehr steht noch unangefochten da, führt Herausgeber und Etymologen irre und verschuldet das Unterlassen weiterer Forschung. Ich glaube nicht, dafs z. B. nachfolgende Wörter bereits aus der Welt geschafft sind, in die sie Raynovaros Übereifer gesetzt hat: dieutat (1. deintat, afz. daintie), egatier (l. 0 gantier, von yanta?), endefonrar (l. en Defonratz), efc (l. a defe), efcar (l. g’om mefca), efeart (]. es c’art), nofegar (l. quis n’ofega), ofela (l. nofela), paguet (Pf. von pagar), ‚plevit, preveira, prodeingnar (l. pro teingna), raufan (l. ranfan), reclavar, rimader (l. rima d’er »Reim auf er«), fuagra (]. firagra), vorma; und wie viele verschwinden von selbst, sobald man die, roh oder bearbeitet, jetzt gedruckten Texte nachschlägt, die Raynouarv nur aus Handschriften gekannt hat. Dazu kommen die unzähligen Milsdeutungen, wie die von e/cajfelier, das zu efcarfela gehört, falveta, das mit afz. fauvel, fauvain gleichbedeutend scheint, ga/tal, das mit afz. gaftel nicht eins sein kann, limo, das nur in der Bedeutung »Lehm« nachgewiesen ist, malha, das an keiner beigebrachten Stelle ma/fue heilst, maltraire, das unter keinen Umständen maltraiter heilst, wie auch Bartsch leider immer noch wiederholt, mealha, das nie Dotter bedeutet, obschon auch Srımming das geglaubt hat, mesprezo, das mit mepris aulser dem Präfix nichts gemein hat (Barısen sagt meprife, übersetzt aber dieses mit »Geringschätzung«), bar- buftel, das man eher noch wie RocuesupeE mit barbon, als wie Raynovarn, BArTscH und P. Mever mit imberbe übersetzen wird (für HosnorAr heilst es beides, obgleich es nur einmal gefunden ist) und sehr viel andere. Man darf von diesen Dingen reden, ohne sich damit Undanks gegen Diez’ verdienten Vorläufer schuldig zu machen. TesLer: Ein Lied BERNARTıS von VENTADOUR. 949 Ist es nun unmöglich, folatura als Derivatum von fol gelten zu lassen, so könnte es dagegen wohl ein Compositum sein, dessen erstes Glied fol wäre. Als zweites bietet sich alsdann atur »Streben«, » Vor- satz«, »conamen«, wie das alte Reimwörterbuch 59' 5 zutreffend über- setzt; ein gleichbedeutendes, ebenfalls aus aturar » conari« gewonnenes Femininum *atura, das sich neben jenes stellte wie cuida, comanda, pessa, torna neben die entsprechenden Masculina, scheint nicht vorzu- kommen. Vielleicht hat eine irrige Zerlegung des Verbandes folatur, vermöge welcher fola als Femininum des Adjektivs erschien, dazu ge- führt, dem Zur ein a anzuhängen (vergl. ital. la verfiera aus l’avverfiere). Endlich kann das, was zunächst »thörichter Vorsatz« bedeutete, zur Bezeichnung der Person geworden sein, bei der ein thörichter Vor- satz vorgefunden wird; handelte es sich dabei um eine männliche Person, so konnte der Ausdruck als Masculinum behandelt werden, wie etwa altfranzösisch foimentie »gebrochene Treue« auch ohne Ände- rung der Form als männliche oder geschlechtlich indifferente Bezeich- nung des Treubrüchigen erscheint: Se je ne voufiffe eftre faus Et foi- mentie et defloiaus, Erec 6066; Li foimentie, li parjure Cil i muerent, Percev. 8922; Sovent l’appele faus parjure Et foimentie et renoie, BarB. und Me£on I 426, 153; Sire, encor fui je foimentie, eb.IV 108, 73; Li träiftres, li foimentie, Li parjures et li trichierres, Ren. 18816; Car on en eft tenut, et ch’eft drois, fois mentie, GMuvis. 1 162; Ki ivre, li fei- mendie, li parjure, Serm. poit. 99; oder wie das von Diez Gr. 3III ı22 nicht richtig aufgefalste chiere hardie, membree (und eben dahin gehören pr. nas de corba, Mans, Ged. 161, 5; cara de quiner, nas de gat, Hrrrıes Arch. 50, 282; brache fiere, Gaufr. 96; Bast. de Bouill.; courte efpee, Gaufr. 313; tendre face, Guil. Pal. 4060; bele faiture, RAlix. 341; male goule, Rencnus M. 123, 8; longue alaine, FCandie 143; cofte fieree, Mousk. 12955; lonc col, eb. 13341; gens cors, biauls brais, vis cleir, Bern. LHds. 246, 3; vergl. 266, 5; 471, 3) zu Personennamen als Apposition sich gesellen kann; vergl. dazu DArnestETER, Form. des mots composes S. 32 ff., Neurv, Über den Gebrauch des absoluten Casus obliquus, Ber- liner Dissert. 1882, S. 52. — Je nachdem man nun die Bitte lieber lauten läfst, die Besungene möge sich nicht um den oder um einen thörichten Eifersüchtigen kümmern, wird man vor gelos mit Ü pel oder mit E per schreiben; die Geringschätzung des Dichters für den Gatten kommt in E zu noch etwas lebhafterem Ausdruck. Ausgegeben am 5. November. e7 Meer a | Den R AR 5 y (u ern Wh ac I eh, ee Hilden > tl ner. weise I ; | . [2 ra! lan Iron lTz ln drink AA na i N er ae ine een rat ande re aan Tee DWN ara u Wniger wen Ya: eier “A Jade ; er r EATE TE TO 1:72, fee h ee ee PIOREREN ee ern 02. u or ee ee 7. Me Fe ran ui. Heer na f zielriuig: Hehrrlart AL IE AK ua Anette Alstlnaadr ne er are an deren are En y BR ae Tui den ee lila DENT vr E% Te al Y ö 7 we ten sag > ii er PraL Ne SET WEN Er ee DT I ir um d j ze" ‚ “A B wird Dh Ar A272 5 erd8s Er L Ar Tree MT ER ‘ Ju jo a i er i ı> vag ag‘ . j rn a 3 - 2 / / r 4 ir \w#rrT- niweii 2 R k Ir vl „Mu Pe ei ı ) . , I ” zw, 5 N = a ’ ; T Kr i Pd 4 ’ 4 > s m h vi - F 1 E Mr rad 0 \ N} . >» HM A . H \ a u 1 ' z u u. tier ar . N f A MMiI AG . nf Yyayıynzi a ‚Sei. eDErZ Er si A | he nal) tr var dan | P [ j “ ı ; x 1885. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 29. Oetober. Sitzung der physikalisch-mathematischen lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. Von Hrn. Hormann ist die umstehend folgende am 23. Juli in der Gesammtsitzung vorgetragene Mittheilung zum Druck eingereicht. u e Re nn, U EM u PAASTEIINT. AIR SUCH IN 4 Are we I ml u dwile Alavalıg inh wait ton i Re f 8 FIR TERE 3 = 22 umwuk all Term land u > & .“ ud 5 wer i . Pur u Im! y uiid Jimauih Immlakarın U nl wm! nt MIT Z interna Aut ne yaulimbiiil seat or N Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine auf den Sulfo- cyanursäuremethyläther und das Gyanurchlorid. Normale alkylirte Melamine. Von A. W. Hormann. BD. in einem früheren Aufsatze mitgetheilte Arbeit' über die Dar- stellung der Sulfocyanursäure aus dem zugehörigen Methyläther hat mich an einige andere mit diesem Äther angestellte Versuche erinnert, welche bisher unvollendet geblieben waren. Schon am Schlusse meiner ersten Mittheilung über den Sulfo- cyanursäuremethyläther ist kurz angedeutet worden, dass sich derselbe sehr leicht mit Ammoniak umsetzt und eine Reihe wohl charakterisirter Basen liefert. Einige dieser Basen sind auch damals bereits etwas eingehender studirt worden. Bei den zu diesem Ende angestellten Versuchen habe ich mich noch der höchst werthvollen Unterstützung des Hrn. Dr. C. Schotten zu erfreuen gehabt, für die ich ihm hier, wenn auch verspätet, meinen besten Dank ausspreche. Die Arbeit im weiteren Umfange ist aber erst neuerdings wieder aufgenommen worden. Bei Fortsetzung derselben hat mir Hr. Dr. Orro Boremann mit einer Umsicht und einer experimentalen Geschicklichkeit zur Seite gestanden, welche ich nicht dankbar genug anerkennen kann. Einwirkung des Ammoniaks auf den Sulfoeyanursäure- methyläther. Nachdem frühere Versuche” gezeigt hatten, dass sich der Ather dureh Behandlung mit Wasser (Salzsäure) bei hoher Temperatur unter Abspaltung von Methylmercaptan in Cyanursäure verwandelt, durfte ! Hormann, Sitzungsberichte 1885. S. 821. ?2 Hormann, Monatsberichte 1880. S. 616. 954 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. man mit Zuversicht erwarten, dass er unter dem Einflusse des Am- moniaks als Endproduet Melamin liefern werde. Allein es war nicht wahrscheinlich, dass sich die Wirkung des Ammoniaks alsbald bis zur Bildung dieses Endproduetes erstrecken werde, und es standen somit zwei noch schwefelhaltige Zwischenglieder in Aussicht: SCH, SCH, SCH, NH, (C==N),SCH, " (6==N),SCH, '" (C==N), NE, TEEN), SEE SCH, NH, NH, NH, Se Zwischenglieder a methyläther Dureh Einhalten gewisser Zeit- und Temperaturbedingungen ge- lingt es in der That, die ganze Reihe der von der Theorie vorge- zeichneten Amidoverbindungen aus dem Sulfocyanursäureäther zu ge- winnen. Primäre Amidobase. Digerirt man den Sulfoceyanursäureäther mit einem mässigen Überschusse einer starken alkoholischen Ammoniak- lösung etwa fünf Stunden lang bei 100°, so zeigt sich die Röhre nach dem Erkalten von einer schönen Krystallisation erfüllt; das beim Öffnen derselben entweichende Mercaptan giebt sich alsbald durch den Geruch und die schwefelgelbe Färbung, welche mit Ammoniak befeuchtetes Bleipapier in dem Gase annimmt, zu erkennen. Die Krystalle, fast ausschliesslich aus primärer Base bestehend, werden gepulvert und mit Wasser ausgekocht, um kleine Mengen der gleichzeitig gebildeten secundären Base zu entfernen. Der Rückstand wird in Salzsäure ge- löst, wobei bisweilen etwas unangegriffener Methyläther zurückbleibt. Man fällt nunmehr mit Ammoniak und löst den Niederschlag nach nochmaligem Auskochen mit Wasser in siedendem Alkohol, aus welchem beim Erkalten schöne rhombische, bei 200° schmelzende Tafeln an- schiessen. Für die Analyse sind sie bei 100° getrocknet worden. Der Formel (C==N), (SCH,), NH, = C,H;N,S, entsprechen folgende Werthe: Theorie Versuch 0,4088 31.91 31,87 — H; 8 4.26 4.65 _ N... 56 29.79 — 30.42 S, 34-04 — — 188 100.00 Wie aus der Darstellung erhellt, ist die Base leicht löslich in heissem, schwerer löslich in kaltem Alkohol; sie ist nieht ganz un- löslich in Wasser. Die Lösungen sind ohne Reaction auf Pilanzen- Hornans: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 955 farben; in Gegenwart von Ammoniak oder Natronlauge mit einem Blei- salze gekocht zeigen sie keine Reaction auf Schwefel. In Salzsäure ist die Base ziemlich schwer löslich; durch Zusatz von Wasser fällt sie wieder aus, so dass sie auch auf diese Weise leicht im reinen Zu- stande zu erhalten ist. Nur in Gegenwart eines grossen Überschusses starker Salzsäure lässt sich die Lösung ohne Trübung mit Wasser mischen. Die Lösung in eoncentrirter Salzsäure setzt nach längerem Stehen eine bereits veränderte Substanz ab. Durch längeres Kochen mit eoncentrirter Salzsäure erleidet die primäre Amidobase eine Reihe von Umwandlungen, aus welchen schliesslich Mercaptan, Ammoniak und Cyanursäure hervorgehen. Auf Zusatz von Platinchlorid scheiden sich aus der concentrirten Lösung des salzsauren Salzes erst nach längerem Stehen vierseitige Prismen eines Platinsalzes ab. Goldcehlorid bewirkt in der concentrirten salzsauren Lösung eine gelbe Wolke, welche bald unter Bildung schöner gelber Nadeln verschwindet. Dieses Goldsalz ist sehr veränderlich; es muss mit Salzsäure ausgewaschen werden, da Wasser es zersetzt. Für die Analyse wurde es in vacuo getrocknet. Die Formel C,H;N,S,;.HC1.AuCl, verlangt 37.31 Procent Gold: gefunden wurden 37.37 Procent. Mit Salpetersäure bildet die primäre Base ein in heissem Wasser leicht, in kaltem Wasser schwer lösliches Salz. Nicht unerwähnt soll beiben, dass eine der primären geschwefelten Amidobase entsprechende sauerstoffhaltige Verbindung (C==N),(OCH,),NH, bereits bekannt ist. Wir haben sie, Orsnausex' und ich, gelegentlich unserer Arbeit über die normalen Cyanursäureäther erhalten. Secundäre Amidobase. Sie entsteht, wenn man den Sulfocyanur- säureäther etwa fünf Stunden lang mit alkoholischem Ammoniak statt bei 100° bei 160° digerirt. Die beim Erkalten sich ausscheidenden Krystalle enthalten neben der secundären Base die primäre und tertiäre. Sie werden abfiltrirt, fein gepulvert und mehrmals mit Wasser aus- gekocht, welches die primäre ungelöst lässt. Beim Erkalten krystalli- siren aus der wässerigen Flüssigkeit rhombische Tafeln der secundären Base aus, welche aber noch Melamin enthalten. Dieses lässt sich durch eine Krystallisation aus Alkohol, in welchem das Melamin nahezu unlöslich ist, leicht entfernen. Kin eharakteristischer Unterschied zwischen der primären und secundären Base ist die Schwerlöslichkeit der ersteren in Wasser und ihre Leichtlöslichkeit in Alkohol, während ! Örsnausen und Horsann, Monatsberichte 1870. S. 198. Sitzungsberichte 1885, 82 956 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. sich die seeundäre leicht in Wasser, aber schwieriger in Alkohol löst. Die reine Diamidobase schmilzt bei 268°. Die Analyse der bei 100° getrockneten Base gab Zahlen, welche zu der Formel (C==N), SCH, (NH,), = C,H,N,S führen: Theorie Versuch G, 48 30.57 30.11 — — En 4.46 4-74 = — N, 70 44-59 Zr S 32 20.38 — — 19.85 157 100.00. Die seeundäre Base löst sich leicht in Salzsäure; aus der mässig verdünnten Lösung fällt auf Zusatz von Platinchlorid alsbald ein schönes, in sternförmig gruppirten Nadeln anschiessendes Platinsalz 2[C,H,N,S.HCl]PtCL. Die Theorie verlangt 26.89 Procent Platin; gefunden wurden 26.95 Procent. Aus der salpetersauren Lösung der Base fällt auf Zusatz von Silbernitrat eine schwerlösliche, in feinen Nadeln krystallisirende Silberverbindung. Bei längerem Kochen mit Salzsäure erleidet die Diamidobase dieselben Veränderungen, wie die Monamidoverbindung; als End- producte werden Mercaptan, Ammoniak und Öyanursäure ge- bildet. Tertiäre Amidobase, Melamin. Erhitzt man den Sulfoeyanursäure- äther oder eine der beiden noch schwefelhaltigen Amidobasen mehrere Stunden lang mit einem Überschusse von starkem wässerigem Ammo- niak auf 180°, so findet man nach dem Erkalten der Röhre die klare Flüssigkeit von grossen sechsseitigen Blättern durchsetzt; auf der wässerigen Lösung schwimmt eine Schicht von reinem Methylmereaptan. Wenn die Bedingungen richtig eingehalten werden, so verläuft die Reaction nahezu quantitativ." Man ist jedoch bei diesem Processe auf ein verhältnissmässig kleines 'Temperaturintervall beschränkt, denn geht man zu hoch, z. B. nur bis auf 200°, so erleidet das Melamin ! Die treffliche Ausbeute an Melamin, welche man durch Einwirkung von Am- moniak auf den Sulfoeyanursäuremethyläther erhält, ist Veranlassung gewesen, auch das Verhalten des Sulfoeyanmethyls gegen Ammoniak nochmals zu untersuchen. Es war nicht unmöglich, dass sich unter günstigen Bedingungen die Polymerisation des Äthers und die Umbildung des polymerisirten zu Melamin gleichzeitig vollziehen würde. Diese Hoffnung ist indessen nicht in Erfüllung gegangen. Es wurden wenig erfreuliche braune amorphe Producte erhalten, wie sie bereits von Krexer (J. f. prakt. Ch. LXXII, 365) in der Äthylreihe beobachtet worden sind. Melamin entsteht auf diese Weise nicht. Wa = Be 5 R R me Hornans: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 957 bereits eine Umsetzung mit den Elementen des Wassers, indem hydro- xylirte Verbindungen entstehen, ja selbst Ammoniak und Kohlensäure auftreten, welch’ letztere sich alsdann in der Flüssigkeit direet nach- weisen lässt. Hat man andererseits nicht hoch genug erhitzt, so enthält das Product leicht eine kleine Menge der secundären Amido- base. Es empfiehlt sich daher, die vollständige Umsetzung in jedem Falle durch einen besonderen Versuch festzustellen, indem man eine Probe auf Schwefel untersucht. Ist noch Schwefel vorhanden, so muss das Reactionsproduet nochmals eingeschlossen werden. Durch Krystallisation aus siedendem Wasser wird das aus dem Sulfocyanursäureäther gewonnene Melamin in gut ausgebildeten rhom- bischen Oetaödern erhalten, welche alle von Liesıe' in seiner be- rühmten Abhandlung angegebenen Eigenschaften zeigen, zumal auch das charakteristische, in Wasser schwerlösliche Nitrat, Sulfat und Oxalat liefern. Die Analyse der bei 100° getrockneten krıystallisirten Substanz ergab 66.68 Procent Stickstoff; der Formel (C==N), (NH,,=C,H;N; entsprechen 66.66 Procent. Das Melamin wurde überdies dureh die Analyse des Silbersalzes identifieirt. Versetzt man die heisse wässerige Lösung mit Silbernitrat, so fällt ein gelatinöser Niederschlag, welcher durch Umkrystallisiren aus siedendem Wasser in feinen Nadeln an- schiesst. Es ist dies die schon von Liesıe analysirte Verbindung C,H;N;.AgNO,, welche 36.49 Procent Silber enthält. Die Analyse ergab 36.64 Procent. Das Melamin verbindet sich, wie bei dieser Gelegenheit gefunden wurde, auch mit Platinchlorid. Platinverbindungen des Melamins scheinen bisher nicht dargestellt worden zu sein.” Weder Liesıe® ! Liesıg, Lies. Ann. X, 21. 2 Wenn man sich erinnert, dass Lıesıg der erste war, welcher die Platinver- bindungen für die Moleeulargewichtsbestimmung der organischen Basen in Anwendung gebracht hat, so könnte es auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, dass er das Verhalten des Melamins zum Platinchlorid unbeachtet gelassen hat. Allein die Ab- handlung, in welcher das Melamin beschrieben wird, ist im Jahre 1834 veröffentlicht, während die Arbeit, in welcher Lıesıc das Platinchlorid bei der Untersuchung der Basen verwerthet hat, erst vier Jahre später erschienen ist. Zwar war Liesıc die Fähigkeit dieser Körper, mit Platinchlorid Verbindungen einzugehen, schon 1833 bekannt, denn er erwähnt sie in seiner Abhandlung über den Stickstoffgehalt der organischen Basen (Lies. Ann. VI, 73), und empfiehlt sogar drei Jahre später (1836) in der Abhandlung über das Nicotin (Lies. Ann. XVIlI, 66) die Analyse des Nieotin- Platinsalzes zur Feststellung der Zusammensetzung dieser Base. Allein erst im Jahre 1838, in der Arbeit über die organischen Basen (Lies. Ann. XXVI, 10) werden die ersten Analysen von Platinsalzen, nämlich der Salze des Morphins, Narcotins, Codeins, Chinins, Cinchonins, Brucins und Strychnins mitgetheilt. ® LıEesiG a.a. 0. [o } [8 3 958 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. noch einer der späteren Forscher, welehe sich, wie ZIMMERMANN, Drecnser,? Nesext,’ Jäcer' und Byk’ mit den Salzen des Melamins beschäftigt haben, gedenkt der Platinsalze. Möglich, dass diese Ver- bindungen, weil sie nur in concentrirten Lösungen entstehen, über- sehen worden sind, möglich auch, dass die Schwierigkeit, reine Salze zu erhalten — es bilden sich ihrer stets zwei — von dem Studium derselben abgeschreckt hat. Versetzt man eine heisse, gesättigte Lösung von salzsaurem Melamin mit eoneentrirtem Platinchlorid, so schiessen beim Erkalten zwei Salze an. das eine in dieken, sechsseitigen Prismen mit schief abgestumpften Endkanten, das andere in dünnen, feinen Nadeln; hat man nicht genug Platinchlorid zugefügt, so ist das Gemenge beider Salze überdies von weissen Krystallen des Chlorhydrats durchsetzt. Man gewinnt ein einheitliches Salz, wenn man Melamin mit concen- trirter Salzsäure zu einem Brei anreibt und diesen in sehr starker Platinchloridlösung auflöst. Die entstandenen Krystalle werden ein- oder zweimal aus heisser, concentrirter Platinlösung umkrystallisirt. Man beobachtet alsdann keine Nadeln mehr, sondern nur die sechs- seitigen, abgestumpften Prismen. Diese Krystalle stellen das normale Platinsalz des Melamins mit 2 Mol. Wasser dar. Die Verbindung 2[C, H;N;. HCl] PtC1,. 2H,O enthält 5.10 Procent Wasser. Der Versuch ergab 5.07 Procent. Das Wasser entweicht schon über Schwefelsäure vollständig, schneller bei 100°. Die Krystalle verlieren dabei ihren Glanz. Das wasserfreie Salz enthält 29.41 Procent Platin; gefunden wurden 29.51, 29.55 und 29.66 Procent. Es sind viele Versuche gemacht worden, auch das in feinen Nadeln krystallisirende Salz im reinen Zustande zu erhalten, allein ohne den erwünschten Erfolg. Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass es nach der Formel C,H;N;. 2HC1.PtC], zusammengesetzt ist, welehe 36.33 Procent Platin verlangt. In ver- schiedenen Präparaten, welche scheinbar aus reinen Nadeln bestanden, wurden 34.04, 34.62, 35.08 und 35.10 Procent Platin gefunden. Offenbar enthielten die Krystalle noch von dem ersteren Salz; auch ! Zimmermann, Ber. chem. Ges. VII, 280. ? Drecuse, J. f. prakt. Chem. [2] XI, 304. ® Nexckı, J. f. prakt. Chem. [2] XVII, 235. * Jäcer, Ber. chem. Ges. IX, 1555. 5 Byk, J. f. prakt. Chem. [2] XX, 346. — Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 959 fand man, dass die Nadeln beim Umkrystallisiren leicht in das andere Salz übergehen. Auffallend bleibt es immer, dass sich auch bei einem grossen Überschusse von Platinchlorid das platinärmere Salz mit Vor- liebe bildet. Obwohl die oben mitgetheilten Beobachtungen kaum einen Zweifel darüber lassen konnten, dass hier das altbekannte Melamin vorlag, so ist letzteres bei dieser Gelegenheit doch noch einmal sowohl aus dem Schwefeleyanammonium nach der Methode von Liesıe, als auch aus dem Öyanamid nach dem Verfahren von Cro&z und ÜCAnNIzZaRO dargestellt worden. Eine sorgfältige Vergleichung ergab, dass man auf den drei so verschiedenen Wegen zu genau demselben Körper gelangt. : Man konnte mit Bestimmtheit annehmen, dass sich die Amine dem sulfocyanursauren Methyläther gegenüber verhalten würden, wie das Ammoniak. Der Versuch hat den gehegten Erwartungen in vollem Maasse entsprochen. Einwirkung des Methylamins auf den Sulfocyanursäure- methyläther. In dieser Reaction werden sämmtliche Erscheinungen beobachtet, welehe man nach den Erfahrungen über das Verhalten des Äthers zum Ammoniak erwarten durfte. Unter Austritt nach einander von 1, 2. 3 Mol. Methylmercaptan werden ı, 2, 3 Mol. Methylamin fixirt; es entsteht die Reihe der methylamidirten Basen: SCH, SCH, SCH, |NHCH, (C==N),‘SCH, (C==N), (SCH, (C==N),(NHCH, (C==N),2[(C==N),(NCH,H),.HCI]PtC1,. welche 22.53 Procent Stickstoff und 26.10 Procent Platin verlangt. In dem bei ı10° getrockneten Salze wurden 22.14 Procent Stickstoff und 26.06 Procent Platin gefunden. Einwirkung von Methylamin auf Cyanurchlorid. Die Schwierigkeit der Gewinnung des trimethylirten Melamins aus dem Sulfocyanursäureäther ist Veranlassung zu dem Versuche gewesen, diesen Körper auf anderem Wege zu erlangen. Nach den erst jüngst noch bezüglich der Darstellung der Sulfocyanursäure ge- machten Erfahrungen,' nach welchen sich diese Säure sowohl aus dem Methyläther als auch aus dem Cyanurchlorid gewinnen lässt, konnte man mit Sicherheit annehmen, dass sich das Trimethylmelamin auch durch Behandlung des genannten Chlorids mit Methylamin werde erzeugen lassen. Allerdings liegen bereits Versuche einerseits von Liesis* über die Einwirkung des Cyanurchlorids auf Ammoniak. andererseits von Laurent’ über die auf Anilin vor, deren Ergebnisse auf den ersten Blick wenigstens nicht ermuthigend erschienen. inso- fern diese beiden Forscher Verbindungen erhielten, welche sie be- ziehungsweise als Chloreyanamid und Chloreyananilid, als C,H,N,Cl und (C,H,(C;H,),N,Cl, auffassten. Diese Verbindungen erscheinen uns aber heute ungezwungen als Übergangsglieder zwischen dem Cyanurchlorid einerseits und dem gewöhnlichen oder einem triphenylirten Melamin andererseits. ! Horsann, Sitzungsber. 1885, 825. ® Liesıs, Lies. Ann. X, 45. ° Laurent, Anh. de Chim. et de Phys. [3] XXII, 97: Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks nnd der Amine n.s.w. 963 (C==N),(NH,),Cl (GS=EN), (NER) Zwischenglied Melamin (UN ),UCE ÜUyanurchlorid (C==N),(NHC,H,),Cl (C==N),(NHC;H,), Zwischenglied Triphenylmelamin Eine nähere Beziehung zwischen dem Chloreyanamid und dem Melamin ist in der That bereits schon vor längerer Zeit von Nexckt! angedeutet worden, obwohl er ihr unter der Annahme einer von der oben verzeichneten verschiedenen Constitution des Melamins einen anderen Ausdruck leihen musste. Die Richtigkeit der oben ausgesprochenen Vermuthung voraus- gesetzt, liess sich kaum bezweifeln, dass die weitere Einwirkung des Ammoniaks, beziehungsweise Anilins auf die genannten Zwischenglieder zum Melamin selbst und zu einem triphenylirten Melamin führen werde. Dies ist in der That der Fall. Das nach Liesie’s Angabe durch einfaches Übergiessen von Cyanur- chlorid mit Ammoniakflüssigkeit dargestellte Chloreyanamid braucht nur einige Stunden lang mit starkem, wässerigem Ammoniak im Ein- schlussrohr bei 100° digerirt zu werden, um alsbald vollkommen reines Melamin zu liefern. Hiermit ist zugleich die einfachste Methode der Melamindarstellung gegeben. Man braucht in diesem Falle natür- lich nieht zunächst das Chloreyanamid darzustellen. Es genügt, das Üyanurchlorid, welches für diesen Zweck nicht einmal völlig rein zu sein braucht, mit starkem Ammoniak bei 100° zu digeriren, um eine fast theoretische Ausbeute an Melamin zu erhalten, welches nach dem Abwaschen des Salmiaks und einmaligem Umkrystallisiren vollkommen rein ist. Die Vermuthung, dass sich bei der Einwirkung von Am- moniak auf Cyanurchlorid Melamin bilden werde, ist übrigens schon vor dreissig Jahren von Croiz und Cannızzaro” gelegentlich ihrer Arbeit über das Cyanamid ausgesprochen worden. Die in Aussicht gestellte experimentale Prüfung dieser Vermuthung scheint indessen nicht zur Ausführung gelangt zu sein, wenigstens finde ich in der Literatur keine Angabe. Nach den mitgetheilten Ergebnissen durfte man wohl erwarten, dass das Cyanurchlorid unter dem Einflusse des Methylamins in ein dem Chloreyanamid ähnliches Zwischenproduet und dieses durch geeig- nete Behandlung mit Methylamin schliesslich in das gesuchte trime- thylirte Melamin übergehen werde. Der Versuch hat nieht ermangelt, diese Erwartungen zu erfüllen. ! Nenckı, Ber. chem. Ges. IX, 247. ? Crosz und Cannızaro, Compt. Rend. XXXIlI, 62. 964 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. ni. Zweifach methylamidirtes Cyanurchlorid. Übergiesst man gepul- vertes Uyanurchlorid mit einer Lösung von Methylamin in absolutem Methylalkohol, so tritt starke Erwärmung ein. Man hört mit dem Zusatze auf, sobald die anfangs stark saure Reaction der Flüssigkeit in eine permanent alkalische umgeschlagen ist. Die Reaction zwischen beiden Körpern nimmt einige Zeit in Anspruch, und oft genug kommt es vor, dass die bereits stark alkalisch gewordene Flüssigkeit nach einigen Augenblicken wieder sauer reagirt. Die sich schnell absetzende, weisse, nur schwach krystallinische Substanz stellt in der That die chlorhaltige Verbindung dar, welche man nach den Erfahrungen von Liesıe und Laurent mit dem Ammoniak und Anilin erwarten durfte: die Mutterlauge enthält neben reichlichen Mengen von salzsaurem Methylamin einen krystallinischen Körper, auf den ich weiter unten zurückkommen werde. In Wasser, Alkohol und Äther, selbst bei der Siedetemperatur, ist der ausgeschiedene Körper nahezu unlöslich: in sieddendem Eisessig löst er sich, allerdings nicht ganz ohne Zersetzung. auf und wird aus dieser Lösung durch heisses Wasser in hübschen Nadeln ausgefällt, die bei 241° unter Zersetzung schmelzen. Zur Fest- stellung der Zusammensetzung wurde der Stickstoff und das Chlor in der bei 100° getrockneten Substanz bestimmt. Die Formel (C==N),(NHCH,),Cl = C,H,N,Cl verlangt 40.35 Procent Stickstoff und 20.46 Procent Chlor; gefunden wurden 40.61 Procent Stickstoff und 20.24. 20.51 und 20.70 Procent Chlor. Von diesen Chlorbestimmungen wurde die erste nach dem Carıus’schen Verfahren ausgeführt; bei den beiden letztangeführten hatte man andere Zwecke im Auge, indem man den Körper bei der zweiten mit Wasser, bei der dritten mit einer Lösung von Ammoniak in absolutem Alkohol auf eine Temperatur von 200° erhitzte und die gebildete Salzsäure in der Form von Chlorsilber wog. Die chlorhaltige Verbindung ist eine schwache Base, welche aus der Lösung in concentrirten Säuren durch Wasser krystallinisch gefällt wird. Die Lösung in Salzsäure liefert mit Platinchlorid ein in schönen Nadeln krystallisirendes, ziemlich schwerlösliches Platinsalz, welches, zwei Mal dargestellt, bei der Analyse einen Gehalt von 26.14 und 26.24 Procent Platin ergab, während das Platinsalz der chlorhaltigen Base 25.75 enthält. Der constant bleibende Überschuss an Platin (vergl. S. 968) gab Veranlassung, das Verhalten der Base zu Säuren einer genaueren Prüfung zu unterwerfen, wobei sich herausstellte, dass dieselbe in saurer Lösung schon nach kurzer Frist das Chlor gegen eine Hydroxylgruppe austauscht. In Folge dieser Umwandlung der Chlorbase besteht das aus saurer Lösung gefällte Platinsalz bereits zum Hormans: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 965 grossen Theile aus der Platinverbindung der hydroxylirten Base, wo- durch sich der höhere Platingehalt, welcher beobachtet wurde, einfach erklärt. Die frisch bereitete Lösung der chlorhaltigen Base in ver- dünnter Schwefelsäure oder Salpetersäure giebt in der That kaum eine Trübung mit Silbernitrat, aber schon nach gelindem Erwärmen entsteht eine starke Fällung. So lange die in der Kälte oder durch gelindes Erwärmen gewonnene Lösung der Base in Säure mit Wasser gefällt wird, entsteht auf Zusatz von Natronlauge ein Niederschlag von Chlorbase, welcher von einem Überschuss nicht gelöst wird, so- bald jedoch Wasser keine Veränderung mehr hervorbringt, hat sich der Übergang in die Hydroxylbase bereits vollzogen, und es wird nunmehr durch Natronlauge ein Niederschlag erzeugt, welcher sich mit Leichtigkeit in einem Überschusse des Fällungsmittels auflöst. Aus der ceoncentrirten salzsauren Lösung der Chlorbase schiessen nach einiger Zeit schöne Krystallblätter, aus der salpetersauren feine Nadeln an; beide Krystallisationen gehören der Chlorbase nicht mehr an, sondern sind bereits Verbindungen der hydroxylirten Base. Einwirkung von Methylamin auf das zweifach methylamidirte Cyanurchlorid. Trimethylmelamin. Da das letztgenannte Chlorid, wie bereits oben bemerkt wurde (vergl. S. 964) sein Chlor mit Leichtigkeit gegen die Hydroxylgruppe austauscht, so schien es angezeigt, die Anwesenheit von Wasser in dieser Reaction auszuschliessen. Aus diesem Grunde liess man das Methylamin in methylalkoholischer Lösung auf das Chlorid einwirken. Die Reaction erfolgt im Einschlussrohr schon in wenigen Stunden bei 100°. In dem Reactionsproduet ist eine kleine Menge unlöslicher Substanz suspendirt, wenn das Gyanurehlorid nicht rein war. Wird die filtrirte Flüssigkeit auf dem Wasserbade verdampft, um Alkohol und überschüssiges Methylamin zu verjagen, so bleibt ein von Krystallen durchsetzer Syrup zurück. Auf Zusatz von wenig Wasser lösen sich die Krystalle von salzsaurem Methylamin, während das Trimethylmelamin als Öl zurückbleibt und erst auf Zusatz von mehr Wasser gleichfalls in Lösung geht. Versetzt man die Lösung mit concentrirter Natronlauge, so entweicht das Methylamin beim Erwärmen und das Trimethylmelamin, welches in alkalischen Flüssigkeiten weniger löslich ist als in Wasser, wird wieder ausgeschieden. Es zeigt alle Eigenschaften, welche an dem aus dem Sulfoeyanursäureäther darge- stellten beobachtet werden (vergl S. 961). Dass sich wirklich Trimethyl- melamin gebildet hatte, ist übrigens auch noch durch die Analyse 966 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. des Platinsalzes festgestellt worden. Es entstanden auch hier wieder die beiden, schon oben erwähnten Salze. Das schwerlösliche wurde ohne Schwierigkeit beim Auskochen des Gemenges der gleichzeitig ge- fällten Salze mit Wasser im reinen Zustande erhalten. Die Analyse ergab 26.13 Procent Platin. Das Platinsalz 2[(C==N),(NHCH,),.HC1]PtCl, verlangt 26.01 Procent Platin. Es gelang aber in diesem Falle auch das leicht lösliche, platinreichere Salz rein zu gewinnen (vergl. S. 962). In einem Versuche hatten sich schöne lange Nadeln gebildet, die keine Spur von dem schwerlöslichen Salz enthielten. Die Analyse ergab 14.57 Procent Stickstoff und 33.69 Procent Platin. Der Formel (C==N),(NHCH,),.2HC.PtC], entsprechen 14.54 Procent Stickstoff und 33.69 Procent Platin, Noch verdient bemerkt zu werden, dass das Trimethylmelamin eine sehr stabile Materie ist. Man kann es für sich längere Zeit auf 200° erhitzen, ohne dass es verändert wird. Mit Salzsäure lässt sich die Base mehrfach ohne Zersetzung eindampfen, ja selbst bei 100° längere Zeit digeriren; mit Salzsäure auf 150° erhitzt zerfällt die Base in Methylamin und Cyanursäure. Der Übergang des Trimethylmelamins in Cyanursäure scheint sich. nicht in einem Zuge zu vollziehen. Wahrscheinlich entstehen hier Zwischenglieder (C==N),(NHCH,),OH und (C==N),NHCH,(OH),, welche neben Hydroxylgruppen noch Methylaminreste enthalten, Dem ersten dieser Zwischenglieder, der zweifach methylamidirten Cyanursäure bin ich," wie weiter unten gezeigt werden soll, in einer anderen Reaction begegnet (vergl. S. 968). Einwirkung von Ammoniak auf das zweifach methyl- > « amidirte Cyanurchlorid. Aus dem letztgenannten Körper kann man dureh Behandlung mit verschiedenen Aminen Melaminsubstitute der mannichfaltigsten Zusammensetzung gewinnen. Ihre Anzahl ist Legion. Ich habe nur noch eine hierher gehörige Verbindung dargestellt, deren Beschreibung sich naturgemäss an die des Trimethylmelamins anreiht. Dimethylmelamin. Lässt man auf das zweifach methylamidirte Cyanurchlorid statt Methylamin Ammoniak in wässeriger Lösung ein- wirken, so bildet sich das von der Theorie angezeigte Dimethyl- melamin (C==N),(NHCH,),NH, = C,H,,N;. Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u. s. w. 967 Die Reaction vollzieht sich mit Leichtigkeit bei 150%, Wendet man alkoholisches Ammoniak an, so bedarf es einer höheren Tem- peratur. Dass der ganze Chlorgehalt der behandelten Base eliminirt wird, ergab sich durch die Bestimmung des Chlors, welches bei der Zerlegung einer gewogenen Menge in der Form von Salzsäure aus- getreten war. Die dritte der bei der Analyse des zweifach methyl- amidirten Oyanurchlorids angeführten Chlorbestimmungen (vergl. S. 964) ist auf diese Weise bewerkstelligt worden. Verdampft man die klare Lösung, welehe sich in dem Digestions- rohr gebildet hat, zur Trockne, so bleibt die dureh Eintritt der Amidogruppe an die Stelle von Chlor entstandene Base mit Salmiak gemischt zurück. Um das Ammoniak zu entfernen, wurde die Mischung mit wenig Natronhydrat versetzt und mehrmals eingedampft. Man erhält so die freie Base mit etwas Kochsalz verunreinigt, welches durch Ausziehen mit kaltem Wasser zum grossen Theile, aber nicht vollständig, entfernt werden kann, da die Base selber in Wasser löslieh ist. Sie ist eine krystallinische Substanz, welche sich in Al- kohol und Äther kaum löst. Mit den Säuren bildet sie lösliche Salze, welehe durch Wasser nicht gefällt werden. Von den Salzen sind das schwefelsaure und das oxalsaure etwas schwerer löslich und gut kry- stallisirt:; ersteres erscheint in sechsseitigen Tafeln, letzteres in rhom- bischen Krystallen. Die Lösungen der Salze werden, da die Base in Wasser löslich ist, nicht durch Ammoniak, wohl aber durch eoncen- trirte Natronlauge gefällt. Ein Überschuss derselben löst den Nieder- schlag nicht auf, der aber alsbald auf Zusatz von Wasser verschwindet. Aus der Bildungsweise der Base kann man nicht bezweifeln, dass hier ein Dimethylmelamin vorliegt. Ich bin aber nieht im Stande, analytische Belege dafür zu liefern. Diese Base bildet, gerade so wie das Melamin und das ihr noch näher stehende Trimethylmelamin, zwei verschiedene Platinsalze, nämlich C,H.Ns, 2HC1.PtCl, und 2(C,H,N,.HCIPtÜ],, deren Eigenschaften nieht wesentlich von einander abweichen — beide krystallisiren in büschelförmigen Nadeln — und deren gesonderte Darstellung mir nicht gelungen ist. Daher stimmten denn auch die analytischen Ergebnisse nur annähernd mit den von der Theorie geforderten überein. Nebenproducte, welche bei der Einwirkung des Methyl- amins auf Cyanurchlorid beobachtet wurden. Das Ziel, welches man bei dem Studium der Wechselwirkung zwischen Methylamin und Cyanurchlorid im Auge hatte, war die ein- 968 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. fachere Darstellung des Trimethylmelamins, welche in einem der vor- hergehenden Paragraphen erörtert worden ist. Es konnte indessen nicht fehlen — wie dies auch bereits angedeutet worden ist — dass bei diesem Studium einige Beobachtungen gemacht wurden, welche mit der gestellten Aufgabe nur noch in entfernterem Zusammenhange stehen. Da es nicht wahrschemlich ist, dass sieh Gelegenheit bieten wird, auf diesen Gegenstand zurückzukommen, so möge es mir ge- stattet sein, die Ergebnisse dieser Beobachtungen an dieser Stelle parenthetisch einzuschalten. Zweifach methylamidirte Oyanursäure. Im Vorhergehenden (vergl. S. 965) ist bereits der eigenthümlichen Zerlegung gedacht worden, welche das zweifach methylamidirte Cyanurchlorid in saurer Lösung erleidet. Schon nach kurzem Erwärmen ist das Chlor in der Form von Salzsäure ausgetreten, indem sich demselben eine Hydroxylgruppe substituirt hat. Dieselbe Umwandlung kann durch Wasser bei einer Temperatur von etwa 200° bewirkt werden. Gelegentlich der Dar- stellung der Base nach diesem Verfahren ist die oben erwähnte (S. 964) zweite Chlorbestimmung ausgeführt worden. Auf die eine wie auf die andere Weise wird die Base in Form eines salzsauren Salzes gewonnen und muss aus der Lösung desselben mit Ammoniak aus- gefällt werden. So erhält man einen weissen, undeutlich krystalli- nischen Niederschlag, der sich selbst in siedendem Wasser nur spuren- weise auflöst. Die Base ist in Alkohol und Äther unlöslich, sie ver- trägt eine Temperatur von 250° ohne Veränderung; stärker erhitzt verkohlt sie, ohne vorher zu schmelzen. Die Zusammensetzung der Verbindung ergiebt sich schon durch ihre Bildung aus dem Chlor- körper. Die Formel: (C==N),(NHCH,,OH=C,H,N,O ist aber auch noch durch die Analyse eines schwerlöslichen, in schönen langen Nadeln krystallisirenden Platinsalzes festgestellt worden. Die Formel 2[(C,H,N,O.HC1]PtC], verlangt 19.45 Procent Stickstoff und 27.04 Procent Platin. Das bei 100° getrocknete Platinsalz gab bei der Analyse 19.24 Procent Stick- stoff, 27.08 und 27.11 Procent Platin. Die erste Platinbestimmung bezieht sich auf eine durch die Einwirkung des Wassers bei hoher Temperatur, die zweite auf eine durch Abdampfen mit Salzsäure gewonnene Hydroxylverbindung. Die zweifach methylamidirte Cyanursäure ist das schon oben (vergl. S. 966) angeführte erste Zwischenglied zwischen dem Trimethyl- melamin und der Cyanursäure. Sie bildet, ihrer Zusammensetzung Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 969 nach, Salze sowohl mit den Säuren als auch mit den Basen. Von den Verbindungen mit Säuren, welehe löslich sind und von Wasser nicht zersetzt werden, sind Chlorhydrat und Nitrat, beide wohl kıystalli- sirbar, bei der Beschreibung der Chlorbase (vergl. S. 965) bereits er- wähnt worden. Die Fähigkeit der zweifach methylamidirten Säure, sich mit Basen zu vereinigen, erkennt man, wenn dieselbe mit Natron- lauge aus der sauren Lösung gefällt wird; zunächst entsteht ein weisser Niederschlag, der sich aber im Überschusse des Fällungsmittels wieder vollständig auflöst. Beim gelinden Verdampfen der Lösung krystallisirt das Natriumsalz in wohlausgebildeten Prismen. Die Lösung dieses Natriumsalzes kann man auch direet aus der Chlorbase gewinnen, wenn man dieselbe mit verdünnter Natronlauge kocht. Sobald die Lösung klar geworden ist, wozu indessen längere Zeit erfordert wird, enthält sie neben Kochsalz das Natriumsalz der zweifach methylami- dirten Cyanursäure. Aus der Lösung dieses Salzes wird die Säure dureh Neutralisation mit verdünnter Essigsäure wieder gefällt. Kocht man die Chlorbase statt mit Natronhydrat mit einer Lösung von Natriummethylat in Methylalkohol, so wird das Chlor eliminirt. Die Lösung bleibt in Folge des ausgeschiedenen Kochsalzes trübe, klärt sich aber sofort auf Zusatz von Wasser. Dampft man ein, so scheiden sich schöne regelmässige Prismen aus, denen sieh bald Kochsalzwürfel hinzugesellen:; von letzteren kann man sie durch Umkrystallisiren aus heissem Wasser trennen. Der neue Körper löst sich in Salzsäure und liefert ein schönes, ziemlich lösliches Platinsalz. Die salzsaure Lösung wird durch Ammoniak und durch Natronlauge gefällt; der Niederschlag ist auch in Natronlauge unlöslich. Die Base ist nicht analysirt worden; allein man wird nieht fehlgehen, wenn man sie als den Methyläther der zweifach methylamidirten Cyanursäure, als die Verbindung (C==N),(NHCH,),OCH, anspricht. Methylamidirtes - methosylirtes Cyanurchlorid. Wie oben (S. 964) bereits erwähnt worden ist, bleibt bei der Darstellung des zweifach methylamidirten Cyanurchlorids in der Mutterlauge neben salzsaurem Methylamin ein krystallinischer Körper. Man erhält ihn rein, wenn man die Flüssigkeit eindampft, die ausgeschiedenen Krystalle durch Waschen mit kaltem Wasser von dem Methylaminsalze trennt und mehrfach aus siedendem Wasser umkrystallisirt. So gewonnen, stellt die Substanz nadelförmige, in Alkohol und Äther lösliehe Krystalle dar, welche bei 155° schmelzen. Die Substanz ist in Salzsäure und Salpetersäure löslich; die Lösungen werden durch Wasser nicht ge- fällt. Beim Verdampfen der Flüssigkeiten werden kıystallisirbare, 970 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29, October. — Mittheilung v. 23. Juli. leichtlösliche Salze erhalten, aus denen die Base durch Ammoniak oder Natronhydrat unverändert wieder ausgefällt wird; der Nieder- schlag wird von einem Übersehusse der Fällungsmittel nieht wieder aufgelöst. In der salzsauren Lösung der Base wird weder durch Platin-, noch durch Goldehlorid ein Niederschlag hervorgebracht. Die Analyse der bei 100° getrockneten Base gab Zahlen, welche auf eine Verbindung (C==N), (NHCH,) (OCH,)C1—C,H,N,OCl schliessen lassen. Theorie Versuch (, 60 34.39 a4..GeN a On H, 7 4.01 4-31 — — N ..50 32.09 — 31656 — (0) 16 O7 Cl Se AR — — 20.32 174-5 100.00 Die Bildung eines solchen Körpers wird verständlich, wenn man sich erinnert, dass das Methylamin in methylalkoholiseher Lösung auf das Cyanurchlorid zur Wirkung gelangte: (C==N),C,+CH, NH, + CH,0OH = (C==N), (NH CH,) (OCH,) C1+2HCl. Die oben angeführte Chlorbestimmung wurde in der Art ausge- führt, dass man die Base im Einschlussrohre mit Wasser auf 200° erhitzte, wobei sie sich in Methylamin, Methylalkohol (?), »Salzsäure und Cyanursäure spaltete. Der experimentale Nachweis des Methyl- alkohols ist indessen nicht geführt worden. Bemerkenswerth ist es, dass, während die zweifach methylamidirte Chlorbase das Chlor schon beim Eindampfen der salzsauren Lösung entlässt, der vorliegende Körper mit Säuren zum Sieden erhitzt werden kann, ohne sich seines Chlors zu begeben. Einwirkung des Dimethylamins auf den Sulfoeyanursäure- methyläther und auf das Cyanurchlorid. Es schien von Interesse, zumal im Hinblick auf die weiter unten zu erörteınde Frage nach der Constitution des Melamins, das Ver- halten auch eines secundären Amins zu dem Methyläther in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. Zunächst sind einige Versuche mit dem Dimethylamin angestellt worden. Die Theorie stellt hier die Ver- bindungen (C==N),(SCH,),N(CH,),, (C==N),SCH, [N(CH,),); (C==N),[N(CH,)]; Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 971 in Aussicht, allein es hätte kaum ein Interesse geboten, die beiden ersten Verbindungen darzustellen. Die Versuchsbedingungen wurden daher alsbald so gewählt, dass man die Bildung der tertiären Base, des hexamethylirten Melamins erwarten durfte, d. h. man digerirte die Mischung bei einer Temperatur von 200 bis 220°. Beim Öffnen der Röhren entwickelte sich reichlich Methylmercaptan, allein die im Rück- stande verbleibenden Basen enthielten gleichwohl noch Schwefel, der ihnen auch nicht völlig entzogen werden konnte, als das Reactions- produet zum zweiten und selbst zum dritten Male mit Dimethylamin eingeschlossen wurde. Angesichts dieser Schwierigkeiten schien es angezeigt, dem gesuchten Körper auf einem anderen Wege nachzugehen. Derselbe musste auch, und wahrscheinlich viel leichter, durch die Wechselwirkung zwischen Cyanurchlorid und Dimethylamin erhalten werden. Der Versuch hat diese Erwartung in erwünschter Weise bestätigt. Tertiäre Dimethylamidobase, Hexamethylmelamin. Zur Vermeidung eines Zwischenkörpers (C==N),[N(CH,),]),C1, auf welchen man nach den Erfahrungen mit dem Methylamin bei der Behandlung von Cyanurchlorid mit wässerigem Dimethylamin gefasst sein musste, liess man das Amin in Form seines salzsauren Salzes auf das Chlorid einwirken. Gleiche Gewichtsmengen salzsauren Dimethylamins und Cyanurchlorids wurden mit einander verrieben, und die Mischung schnell, um die Anziehung von Feuchtigkeit möglichst auszuschliessen, in einer Probirröhre über freiem Feuer zum Schmelzen erhitzt. Es empfiehlt sich, in kleinem Maassstabe zu arbeiten; bei meinen Ver- suchen wurden in der Regel 4—5° der Mischung angewendet. Man erhitzt, so lange sich Salzsäure entwickelt, wobei in den oberen Theil der Röhre etwas Cyanurchlorid sublimirt, welches man wiedergewinnen kann. Der beim Erkalten erstarrende Rückstand in der Probirröhre enthält das gebildete hexamethylirte Melamin in der Form seines salz- sauren Salzes. Dieses wird in siedendem Wasser gelöst, die Flüssig- keit zur Entfernung unlöslicher Nebenproduete filtrirt und mit Natron- lauge gefällt. Der nur schwach krystallinische Niederschlag, welcher sich in einem Überschusse des Fällungsmittels nicht wieder auflöst, liefert beim Umkrystallisiren aus siedendem Alkohol schöne Nadeln, welche bei 171— 172° schmelzen. Das Hexamethylmelamin ist eine wohlcharakterisirte Base, welche sich in den Säuren auflöst; auf Wasserzusatz fällt sie nieht wieder aus. Die salzsaure Lösung giebt mit Platinchlorid einen in langen, dünnen Nadeln krystallisirenden, in Wasser schwer, in Alkohol etwas leichter löslichen Niederschlag. Sitzungsberichte 1885. 83 972 Sitzung der phys.-nath. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. Das Goldsalz hat ähnliche Eigenschaften; in Wasser ist es noch schwerer, in Alkohol etwas leichter löslich. Da über die Zusammensetzung der Verbindung kein Zweifel ob- walten konnte, so durfte man sich mit einer Stiekstoffbestimmung begnügen. Für diese Bestimmung wurde die Substanz bei 100° ge- trocknet, bei welcher Temperatur sie indessen bereits zu sublimiren be- ginnt. Es wurden 40.25 Procent Stickstoff gefunden. Die Verbindung (C==N), [N (CH,),]; = GHsN; enthält 40.00 Procent. Das oben erwähnte Platinsalz gab 23.04 Procent Platin. Der Formel 2(C,H,sN;.HCI)PtC], entsprechen 23.46 Procent. Das Hexamethylmelamin kann man auch erhalten, wenn man Cyanurchlorid statt mit salzsaurem Dimethylamin, mit salzsaurem Tri- methylamin behandelt. Es entwickelt sich alsdann statt Salzsäure Chlormethyl: (C==N),Cl, + 3[(CH,),N] = (C==N),[N(CH,),], + 3CH,Cl. Der Versuch wurde im Übrigen genau so ausgeführt, wie bei der Darstellung der Verbindung aus Dimethylamin. Das so gewonnene Hexamethylmelamin wurde durch die Schmelzpunktbestimmung mit dem aus Dimethylamin erzeugten identificirt. Beim Erhitzen mit Salzsäure im Einschlussrohr auf 200° zerfällt das Hexamethylmelamin in Cyanursäure und Dimethylamin. Da es, wie weiter unten erhellen wird, von Interesse war, die Rück- bildung des Dimethylamins durch eine Zahl festzustellen, so wurde das zurückgewonnene Dimethylamin in das charakteristisch krystallisirende Platinsalz verwandelt, welches bei der Analyse 38.85 Procent Platin hinterliess. Das Dimethylaminplatinchlorid enthält 38.95 Procent. Einwirkung des Äthylamins auf den Sulfocyanursäure- methyläther. Sie verläuft im Wesentlichen gerade so wie die analogen Reac- tionen mit Ammoniak und Methylamin. Die Äthylabkömmlinge sind früher studirt worden, als die entsprechenden Verbindungen in der Methylreihe: daher die etwas eingehendere analytische Behandlung der Äthylkörper. Primäre Äthylamidobase. Sie entsteht unter Abspaltung von Me- thylmercaptan, wenn man den Sulfoeyanursäuremethyläther mit einer alkoholischen Äthylaminlösung sechs Stunden lang auf 100° erhitzt. Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine usw. 973 Das Reactionsproduet bildet eine krystallinische Masse, vorzugsweise aus der primären Base bestehend, der aber schon etwas von der se- eundären beigemischt sein kann. Um erstere rein zu erhalten, löst man die Krystalle in wenig concentrirter Salzsäure auf; Zusatz von Wasser zu dieser Lösung fällt die primäre Base in Krystallen, welche in siedendem Wasser schwer, in kaltem Alkohol leicht löslich sind; aus siedendem, verdünntem Alkohol werden beim Erkalten glän- zende Nadeln erhalten, welche bei 114° schmelzen. Die Analyse der bei 100° getrockneten Substanz lieferte Zahlen, welche der Formel (C==N),(SCH,), NHC,H, = C,H.N,S, entsprechen: Theorie Versuch U 2477 38:39 38.78 HH... „.u2 5.56 5.96 Na. 595 25.92 — 844.11,0:45.,,29:63 — 216 100.00 Das salzsaure Salz liefert mit Platinchlorid ein in Prismen kry- stallisirendes Salz von der Formel 2(C,H,N,S,.HCI)PtC],, welches 23.12 Procent Platin enthält; gefunden wurden 23.28 Procent. Secundäre Aethylamidobase. Wird der Sulfocyanursäuremethyl- äther mit einer alkoholischen Aethylaminlösung mehrere Stunden lang auf 140° erhitzt, so entsteht vorwaltend die secundäre Base; es bilden sich aber gleichzeitig auch die beiden anderen, und die Trennung ist nicht leicht; sie gelingt noch am besten, indem man das Reactions- produet nach dem Verjagen des Mercaptans mit viel Wasser auskocht, welches die Triamidobase etwas leichter löst. Der so erhaltene Rück- stand wird mit einer grösseren Menge höchst verdünnter Salzsäure ('/, procentiger) ausgezogen, in welcher sich die secundäre Base löst, während die primäre zurückbleibt. Die Lösung wird mit Ammoniak übersättigt und eingedampft, und der Rückstand, nachdem der Salmiak durch kaltes Wasser entfernt ist, mit Alkohol aufgenommen, dem man siedendes Wasser bis zur Trübung zusetzt. Nach längerem Stehen bilden sich Krystallnadeln vom Schmelzpunkt 83 — 84°. Des Öfteren muss diese Operation, um eine reine Substanz zu erhalten, wiederholt werden. Die Zusammensetzung der Diäthylamidobase ist durch die Stick- stoffbestimmung ermittelt worden. Die Formel (C==N),SCH, (NHC,H,), = CH, ,N,S erheischt 32.86 Procent Stickstoff; gefunden wurden 32.51 Procent. obs 974 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. Oetober. — Mittheilung v. 23. Juli. Das salzsaure Salz der Base ist krystallinisch, ausserordentlich löslich in Wasser, etwas schwerer in Alkohol, unlöslich in Äther; die alkoholische Lösung wird von Äther gefällt. Das Nitrat ist schwerer löslich und gut kıystallisirbar. Das Oxalat bildet feine, sehr lösliche Nadeln. Das Sulfat konnte nicht krystallinisch erhalten werden. Das Platinsalz ist sehr schwer löslich und fällt aus heissen, verdünnten Lösungen in feinen Nadeln; das Goldsalz scheidet sich als Öl aus, welches allmählich zu einer strahligen Krystallmasse erstarrt. Auch ein krystallinisches Doppelsalz mit Zinnchlorid ist beobachtet worden. Tertiäre Aethylamidobase, Triäthylmelamin. Sie kann sowohl aus dem Sulfocyanursäuremethyläther, als auch aus dem Cyanurchlorid gewonnen werden. Um sie auf erstere Weise zu erhalten, muss der Äther längere Zeit mit einer starken, wässerigen Lösung von Aethyl- amin auf 1ı8o—200° erhitzt werden. Man erkennt, dass die Um- setzung vollendet ist, wenn das Reactionsproduct nach dem Verjagen des Mercaptans keinen Schwefel mehr enthält. Bequemer ist die Darstellung aus Cyanurchlorid. Was diese an- langt, so darf ich auf das, was bezüglich der analogen Reaction in der Methylreihe gesagt worden ist, verweisen (vergl. S. 965). Ich will indessen noch besonders bemerken, dass auch den Zwischen- körpern die nöthige Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Die weisse, in erster Linie durch die Einwirkung von Äthylamin auf Cyanurchlorid entstehende Verbindung (C==N),(NHC,H,),Cl ist zwar selbst nicht analysirt worden, allein man hat sie durch Auf- lösen in Salzsäure in das schön krystallisirte Salz der entsprechenden Hydroxylverbindung (C==N),(NHC,H,)OH.HCI umgewandelt, und dessen Zusammensetzung durch die Analyse des Platinsalzes 2[(C==N),(NHC,H,),OH.HCIPtC], festgestellt (Theorie 25.09, Versuch 25.16). Hat man das Zwischenproduct dargestellt — was nicht eigentlich nothwendig ist —, so kann man dasselbe durch einen Uberschuss stark alkoholischer Äthylaminlösung in wenigen Stunden schon bei 100° in Triäthylmelamin überführen. Man verjagt das überschüssige Äthylamin und dampft zur Syrupeonsistenz ein. Durch Behandlung mit kaltem Wasser wird das salzsaure Äthylamin ausgezogen; das zurückbleibende diektlüssige Triäthylmelamin erstarrt allmählich zu EEE Hormanx: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 975 einer schwach krystallinischen Masse. Man löst in Alkohol und ver- setzt die Lösung mit siedendem Wasser bis zur milchigen Trübung. Beim langsamen Erkalten scheiden sich schöne Nadeln vom Schmelz- punkte 73— 74° aus. Bei mehreren Operationen blieben in der ge- schmolzenen Base einige ungeschmolzene Filamente zurück. Man fand, dass sie einer schwerlöslichen Substanz angehörten, welche man durch Entfernung der ersten Krystallanschüsse beseitigen konnte (vergl. S. 965). Dieser schwerer lösliche Körper erschien nur, wenn man nicht vollkommen reines Cyanurchlorid mit Äthylamin digerirt hatte. Das Triäthylmelamin ist in Alkohol, Äther und Benzol löslich. Aus diesen Lösungen krystallisirt es aber nur mit Schwierigkeit; selbst bei freiwilliger Verdunstung bilden sich gewöhnlich nur undeutliche Krystall- massen. Die einfachen Salze des Triäthylmelamins sind ausserordentlich löslich und mit Ausnahme des Chlorhydrats schwer krystallisirbar. Das Platinsalz dagegen bildet schwerlösliche, lange, feine Nadeln. Das Goldsalz fällt als Öl, welches allmählich krystallinisch erstarrt. Mit Silbernitrat entsteht in der verdünnten alkoholischen Lösung der Base ein weisser, krystallinischer Niederschlag, der sich beim Umkrystalli- siren aus heissem Wasserin feinen Nadeln abscheidet. Von den folgenden Analysen beziehen sich die Stickstoffbestim- mung im Triäthylmelamin und die erste Platinbestimmung auf (die aus Cyanurchlorid, die zweite Platinbestimmung und die Silberbestim- mungen auf die aus dem Sulfocyanursäuremethyläther dargestellte Base. Der Formel (C==N),(NHC,H,), = @&H,sN; entsprechen 40.00 Procent Stickstoff; gefunden wurden 40.44 Procent. Das Platinsalz 2(C,H,,N;. HCHPtCL, enthält 31.41 Procent Platin; die Analyse gab 31.60 und 31.35 Procent. Das Silbersalz hat die Formel 2(C,H,sN;) AgNO, — C,H, N ,O,Ag Theorie Versuch 64. 210 36.61 36.83 — — Hrsunng36 6.10 6.47 — — N 30.17.2882 30.85 OÖ, 48 8.14 Ag 208 18.30 — 18.48 18.00 590 100.00. Das für die beiden Silberbestimmungen verwendete Salz stammte aus zwei Darstellungen. 976 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. Das Triäthylmelamin ist eine sehr stabile Base; die salzsaure Lösung kann lange gekocht werden, ohne dass Zersetzung eintritt; auch durch mehrstündige Digestion im Einschlussrohre bei 100° er- leidet sie keine Veränderung. Mit concentrirter Salzsäure einige Stunden auf 150° erhitzt, liefert das Triäthylmelamin, ebenso wie die primäre und secundäre Base, Cyanursäure und Äthylamin, denen sich bei der Umbildung der zuletzt genannten beiden Basen Methyl- mercaptan hinzugesellt. Einwirkung von Diäthylamin auf den Sulfocyanursäure- methyläther und das Öyanurchlorid. Bei der Einwirkung von Diäthylamin auf den Sulfocyanursäure- äther konnte trotz längerer Digestion bei hochgesteigerter Temperatur die schwefelfreie Base nicht erhalten werden. Man war also auf das Cyanurchlorid angewiesen. Da das Diäthylamin im wasserfreien Zu- stande zur Verfügung stand, so lag kein Grund vor, wie dies bei dem Dimethylamin der Fall war, die Base in Form ihres Chlorhydrats in Anwendung zu bringen. Die Reaction ist indessen eine äusserst heftige, und es war daher angezeigt, die Base tropfenweise auf stark abgekühltes, gepulvertes Cyanurchlorid fliessen zu lassen, so lange sich noch Wärmeentwickelung wahrnehmen liess. Die Masse wurde alsdann über freier Flamme erhitzt, bis alle Salzsäure entfernt war. Hexäthylmelamin. Lässt man, wenn keine Salzsäure mehr ent- weicht, das Reactionsproduet erkalten, so bleibt ein brauner, von zer- fliesslichen Blättern salzsauren Diäthylamins durchsetzter Teig zurück. Bei Behandlung des Productes mit Wasser scheidet sich alsbald ein braunes Öl aus, indem das salzsaure Diäthylamin in Lösung geht. Auf Zusatz von Salzsäure löst sich das Öl wieder auf, welches also das freie Hexäthylmelamin darstellt. Die Base ist auch in Alkohol löslich, aber alle Versuche, sie aus Alkohol oder Äther zum Kıy- stallisiren zu bringen, sind fehlgeschlagen, so dass schliesslich nichts übrig blieb, als die Zusammensetzung: (C==N),[N (C,H,),], =0,H,.N; durch die Analyse des Platin- und des Goldsalzes festzustellen, welche man gut krystallisirt erhält, wenn man der heissen Lösung des Chlor- hydrats vor der Fällung mit Platin-, beziehungsweise Goldchlorid etwas Alkohol zufügt. Das in derben Krystallen ausfallende, in Wasser schwer, in Alkohol leichtlösliche Platinsalz hat die Zusammensetzung: 2(C,,H,.N; . HCI)PtCL,, nn . * . ‘ » rar Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 977 welcher 19.51 Procent Platin entsprechen; in dem bei 100° getrock- neten Platinsalze wurden 19.59 Procent gefunden Das Goldsalz bildet in Wasser und Alkohol schwer lösliche Nadeln. Die Formel C,H,Ng . HCl. Aull, verlangt 31.07 Procent Gold, während der Versuch mit dem bei 100° getrockneten Salze 31.10 Procent ergeben hat. Mit concentrirter Salzsäure im Einschlussrohr auf 150° erhitzt, spaltet sich das Hexäthylmelamin in Diäthylamin und Cyanur- säure. Einwirkung des Amylamins auf den Sulfoceyanursäure- methyläther. Man hat sich nur überzeugen wollen, dass auch die Amine der höheren Reihen noch mit dem Äther in Wechselwirkung treten. Primäre Amylamidobase. Sie entsteht leicht durch Digeriren des Äthers mit alkoholischem Amylamin bei 100°. Das Reaetionsproduet wird nach dem Verjagen des Mercaptans in siedendem Alkohol gelöst, aus welchem sich die Base beim Erkalten in seideglänzenden, büschel- weise gruppirten Nadeln vom Schmelzpunkte 96° ausscheidet. Sie löst sich leicht in Salzsäure auf; die Lösung wird durch Wasser ge- fällt. Die Formel der Base (C==N),(SCH,), NHC,H,, = C.H,sN,S, ist durch eine Elementaranalyse festgestellt worden. Die Theorie ver- langt 46.5 ı Procent Kohlenstoff und 6.99 Procent Wasserstoff; gefunden wurden 46.86 Procent Kohlenstoff und 7.35 Procent Wasserstoff. Die Base wird von concentrirter Salzsäure schon bei gewöhnlicher Temperatur langsam zersetzt; jedenfalls entwickelten sich reichliche Mengen von Methylmercaptan, als bei dem Versuche, ein Platinsalz zu gewinnen, die salzsaure Lösung der Base eine Zeit lang stehen geblieben war. Diese Zersetzung ist wohl der Grund, weshalb ein Platinsalz der Amylbase nicht erhalten werden konnte. ‘inwirkunge des Piperidins auf den Sulfoey: ‚säure- E kung des Piy 1 f den Sulfoeyanursäure methyläther. Das Verhalten des Sulfoeyanursäuremethyläthers gegen secundäre Amine ist eigentlich bereits hinreichend durch die Versuche mit Di- methylamin und Diäthylamin gekennzeichnet. Es schien gleichwohl 978 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. Oetober. — Mittheilung v. 23. Juli. von Interesse, die Einwirkung auch eines secundären Monamins mit einem zweiwerthigen Atomeomplex auf den Äther zu studiren. Für diesen Zweck bot Piperidin das geeignetste Material. Ich habe mich nicht dabei aufgehalten, die primäre piperidyl- amidirte Base darzustellen, sondern bin zufrieden gewesen, die Existenz der secundären und tertiären durch ein Paar Versuche darzulegen. Secundäre Base. Durch Erhitzen des Methyläthers mit Piperidin während fünf Stunden auf 200° wird ein diekes Öl erhalten, welches nach dem Abdunsten des anhaftenden Methylmercaptans allmählich krystallinisch erstarrt. Diese Krystallmasse wird mit Wasser ausge- kocht, um noch etwaige Spuren von Piperidin hinwegzunehmen, und sodann aus wenig Alkohol umkrystallisirt. Man erhält auf diese Weise farblose Krystalle, welche bei 106— 107° schmelzen. Die Base löst sich leicht in Salzsäure und liefert mit Platinchlorid ein schwerlösliches Doppelsalz. Mit Goldehlorid entsteht eine harzige Fällung. Die Zusammensetzung der secundären Base wurde durch Bestim- mung des Stickstoffs und des-Schwefels in der bei 100° getrockneten Substanz festgestellt; gefunden wurden 24.49 Procent Stiekstoff und 10.45 Procent Schwefel. Die Formel (C==N),SCH,(NC,H,.), = C,H,N,S verlangt 23.89 Procent Stickstoff und 10.92 Procent Schwefel. Das bereits erwähnte Platinsalz hat die Zusammensetzung: 2[C,H,N,S.HCl] PtC], und enthält 19.74 Procent Platin; gefunden wurden 19.74 Procent. Tertiäre Base, Tripiperidylmelamin. Erhitzt man die Mischung von Sulfoeyanursäuremethyläther mit Piperidin statt auf 200°, wie für die Darstellung der secundären Base, auf eine Temperatur von 250°, so wird der ganze Schwefelgehalt des ersteren in der Form von Methylmereaptan eliminirt, und man erhält nach dem Aufkochen des Röhreninhalts mit Wasser zur Entfernung flüchtiger Produete eine zähe, harzige Masse, welche beim Erkalten erstarrt. Durch Auf- lösen in siedendem Alkohol wird die Base in kleinen Nadeln ge- wonnen, welche bei 213° schmelzen. Von Säuren wird sie leicht gelöst; die salzsaure Lösung giebt mit Platinchlorid einen schwerlös- lichen, gelben, krystallinischen Niederschlag, mit Goldehlorid eine harzige Fällung. Behufs Feststellung der Zusammensetzung der tertiären Base wurde der Stickstoff in derselben bestimmt. Der Versuch ergab 25.88 Procent. Der Formel (C==N), (NC,H,.),;, = CsH,Ns entsprechen 25.45 Procent Stickstoff. Das Platinsalz 2[C,;H,.N;. HC1]PtC], enthält 18.18 Procent Platin; gefunden wurden 18.23 Procent. EEE FE Hormann: Über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine u.s.w. 979 Mit Salzsäure im Einschlussrohr auf 150° erhitzt, zerfällt sowohl die secundäre wie die tertiäre Piperidylbase in Piperidin und Cyanursäure. Einwirkung des Anilins auf den Sulfocyanursäuremethyl- äther und das Öyanurchlorid. Hier will ich nur bemerken, dass in beiden Reaectionen das von der Theorie in Aussicht gestellte Triphenylmelamin (C==N),(NHC;H,), erhalten worden ist. Versuche über aromatische Melamine, welche ich der Akademie demnächst mitzutheilen hoffe, haben Ergebnisse geliefert, bei deren Darlegung ich nothwendig auf diesen Körper zu- rückzukommen haben werde. Es scheint daher angezeigt, für den Augenblick auf eine nähere Erörterung des in den angeführten Re- actionen gebildeten Triphenylmelamins zu verzichten. Einwirkung des Diphenylamins auf das Gyanurchlorid. Aus den eben angeführten Gründen soll an dieser Stelle auch nicht mehr mitgetheilt werden, als dass aus der Wechselwirkung zwischen den in der Überschrift genannten Verbindungen in der That das von der Theorie versprochene Hexaphenylmelamin (C==N),[N (C;H,).]; mit Leichtigkeit erhalten wird. Nachschrift. Die vorliegende Abhandlung war bereits vollendet, als mir im letzten am 26. October ausgegebenen Hefte der »Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft«' ein Referat aus den Verhandlungen der schwedischen Akademie der Wissenschaften (Bihang till K. Svenska Vet. Akad. Handlingar Bd. 10. Nr. 6. 7) über eine Reihe schöner Unter- suchungen von Hrn. Prrer Craisson zu Gesichte kam, welches mir zeigt, dass ich mit einem Theil meiner Versuche — denen, welche ! Ber. der chem. Ges. XVII [R.] 197. 980 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. das Oyanurchlorid angehen — mit dem ausgezeichneten schwedischen Forscher auf demselben Arbeitsgebiete zusammengetroffen bin. | Angesichts der etwas früheren Veröffentlichung des Hrn. PETER Crassson will ich nur noch bemerken, dass sich meine schon im letzten 3 Sommer angestellten Versuche naturgemäss an die im Sitzungsberichte vom 30. Juli (XXXVIH, 821) veröffentlichte Arbeit über die Sulfo- | eyanursäure anschliessen und gleichzeitig mit der letztgenannten Unter- suchung der Akademie in ihrer Sitzung am 23. Juli dieses Jahres (Sitzungsbericht XXXVIH, 751) vorgetragen worden sind. 31. October 1885. A. W.H. 981 Über die den Alkyleyanamiden entstammenden alkylirten Isomelamine und über die Constitution des Melamins und der Gyanursäure. Von A. W. Hormann. (Vorgetragen am 23. Juli [s. oben 8. 751].) Dir die in der vorhergehenden Abhandlung ausführlich beschrie- benen Versuche habe ich eine umfassende Gruppe alkylirter Basen kennen gelehrt, welche sich ungezwungen dem Melamin unterordnen, obwohl sie bislang aus demselben noch nicht dargestellt worden sind. Alle diese Basen, ebenso wie das Melamin selber, entstammen dem Sulfocyanursäuremethyläther, über dessen Constitution kein Zweifel obwaltet. Sie entstehen einfach, indem eine oder mehrere Amid- gruppen, oder Substitute derselben, für einen oder mehrere Mergaptan- reste in den Äther eintreten; auch habe ich kein Bedenken getragen, diese ganze Reihe von Körpern als Amidverbindungen anzusprechen. Mit dieser Auffassung stimmt auch die Wahrnehmung überein, dass sich viele derselben ebenso leicht, wenn nicht leichter, aus dem Cyanurchlorid bilden, indem man die Chloratome dureh Amidgruppen ersetzt. Bezüglich der Constitution des Melamins selber sind indessen die Ansichten der Chemiker getheilt geblieben. Liesıe' in der be- rühmten Abhandlung über einige Stickstoffverbindungen, welcher wir die erste Kenntniss des Melamins verdanken, betrachtet diese Base als eine Amidverbindung, und dieser Ansicht huldigen wohl die meisten Chemiker. Neuerdings sind aber mehrfach Stimmen laut geworden, welche sich für eine imidartige Structur dieser Base ausgesprochen haben. Die einander gegenüberstehenden Auffassungen spiegeln sich in folgenden graphischen Formeln: ! Lriesıg, Lies. Ann. X, 21. 982 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. Amidformel Imidformel des Melamins des Melamins NH, NH 6 Ö AN N z N A NS N "N HN NH il - | | ELN--0 C-NH, HN--0 C=NH NAE77. NUR NY RZ NH Diese Formeln mögen im Folgenden durch die knapperen, kaum minder durchsichtigen Ausdrücke A] ‚NH x und X N I; NH]; wiedergegeben werden, welche überdies den Vorzug haben, dass sie sich den in der vorhergehenden Abhandlung bereits gebrauchten an- schmiegen. Betrachtet man die Bildung der in vorliegender Arbeit beschrie- benen Melamine nochmals unter Berücksichtigung dieser beiden An- sichten über die Structur des Melamins, so ist nicht zu verkennen, dass sich der Übergang eines Äthers oder eines Chlorids von der Zusammensetzung beziehungsweise ‚SCH, er ‚a X. und |&, N N |, unter dem Einflusse des Ammoniaks oder der Amine einerseits in Mercaptan oder Salzsäure, andererseits in Melamine weit einfacher erklärt, wenn man dem Melamin die erstere, als wenn man ihm die letztere Structur zuschreibt. Ohne bedenkliche Atomumlagerungen können Melamine der letzten Gattung aus dem Sulfocyanursäureäther oder dem Öyanurchlorid gar nicht zu Stande kommen. Welche Ver- schiebungen hier eintreten müssen, giebt sich am besten zu erkennen, wenn man die Melaminbildung durch secundäre Amine näher ins Auge fasst. Da in so gebildeten Basen, wenn man sie von einem imidartig construirt gedachten Melamin ableitet, die sechs Alkyle, welche den Wasserstoff in den sechs Imidgruppen ersetzen, von nicht mehr als drei Moleculen secundären Amins geliefert werden, so kann sich die Reaction nur vollziehen, indem sich eine Alkylgruppe des Amins von dem Stickstoffatome desselben loslöst, um sich mit einem anderen Stiekstoffatome zu vereinigen. Bei der Zerlegung eines Se ME EEE (ne A en EEE Rn VOR Hormann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 953 solchen sechsfach alkylirten Melamins unter Mitwirkung des Wassers würde sich — sollte man annehmen auf der einen Seite Alkyl- ceyanurat, auf der anderen ein primäres Alkylamin erzeugen. Der Versuch hat aber gezeigt, dass unter gleichzeitiger Ausscheidung von Gyanursäure das secundäre Alkylamin, welches als Ausgangs- punkt gedient hat, zurückgebildet wird. Das dem Dimethylamin entstammende sechsfach methylirte Me- lamin würde die Zusammensetzung besitzen und sollte unter dem Einflusse des Wassers in Methyl- cyanurat und in Methylamin zerfallen. In Wirklichkeit entsteht aber neben Cyanursäure wieder Dimethylamin (vergl. S. 972), und es bleibt nichts anderes übrig, als anzunehmen, dass die Methyl- gruppe, welche sich bei der Bildung des sechsfach methylirten Me- lamins von ihrem Stickstoffatome getrennt hatte, bei der Zerlegung wieder zu diesem Stickstoffatome zurückkehrt. Lässt man die Melaminbildung durch secundäre Amine erfolgen, in denen, wie in dem Piperidin und Coniin zweiwerthige Atomgruppen funetioniren, so stösst man auf ähnliche Schwierigkeiten. Bei der Bildung eines Piperidinabkömmlings von der Formel (< Sy 0, Ho)" 3 muss sich die zweiwerthige Atomgruppe C,H,, welche noch eben mit ihrer ganzen Atombindekraft an einem Atom Stickstoff haftete, bei ihrer Einfügung in das Melaminmolecul, alsbald dazu verstehen, zwei Stickstoffatome zu verketten, um sich im nächsten Augenblick bei der Spaltung des Körpers in Piperidin und Cyanursäure wieder mit einem Atom Stickstoff zu begnügen. Man sieht, dass, wer dem Melamin die Imidformel vindieirt, nieht ohne die Annahme mehrfacher, ziemlich umständlicher Verschiebungen fertig wird. Wie einfach und ungezwungen erklären sich dagegen alle diese Bildungen, alle diese Zersetzungen, wenn man den genannten Körpern den Charakter von Amidverbindungen beilegt! Melamin Hexamethylmelamin Tripiperidylmelamin [| N He] N(CH,), N(C,H,)" CR RS ce SQ SQ SN | N 3 N 3 984 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. In der 'That, hätte man «das Melamin und die Alkylmelamine nur auf dem vorstehend verzeichneten Wege erhalten, so wäre es wohl Keinem eingefallen, diese Körper anders aufzufassen, als wie dies oben geschehen ist. Dafür nun aber, dass zum wenigsten die aus dem Sulfoeyanur- säuremethyläther entstehenden alkylirten Melamine einem Amid- melamin zugehören, lässt sich ein Grund geltend machen, dessen Triftigkeit man nicht beanstanden wird. Alkylmelamine, welche einem Imidmelamin entsprechen, können auf anderem Wege gewonnen werden; mehrere derselben sind in der That bereits bekannt. Diese Körper liefern, wie der Versuch gelehrt hat, keine Cyanursäure, sondern verwandeln sich unter Abspaltung von Ammoniak in die betreffenden Alkyleyanurate. Alkylirte Isomelamine. Schon vor Jahren habe ich gezeigt.' dass sich derartige Ver- bindungen mit Leichtigkeit aus den monoalkylirten Sulfoharnstoffen erzeugen lassen. Aus diesen Verbindungen entstehen zunächst mono- alkylirte Cyanamide, welche sich schnell zu trialkylirten Melaminen polymerisiren. Die Versuche sind in der Methyl-, Aethyl- und Phe- nylreihe mit gleichem Erfolge ausgeführt worden. Ich habe dieselben im Hinblick auf die in der vorhergehenden Arbeit erzielten Ergebnisse wiederholt und die aus den Sulfoharnstoffen erhaltenen Verbindungen etwas eingehender studirt, als dies früher geschehen war. Trimethylirtes Isomelamin. Diese Verbindung ist bereits in einer früheren Mittheilung”? flüchtig erwähnt worden. Der Monomethyl- sulfoharnstoff, weleher neuerdings zu ihrer Darstellung diente, war durch Einwirkung des Ammoniaks auf das bei der Polymerisirung des Sulfoeyanmethyls als Nebenproduct auftretende Methylsenföl bereitet worden. Das so gewonnene Senföl enthält noch etwas unverändertes Sulfoeyanmethyl,. sowie kleine Mengen anderer Produete. Um den Methylsulfoharnstoff daraus zu erhalten, muss man die Mischung mit eoneentrirtem Ammoniak schütteln, wobei sie sich stark erwärmt. Wenn die Flüssigkeit nach dem Erkalten nieht mehr nach Senföl riecht, so wird, nachdem die nicht gelösten Öle dureh ein nasses Filter schnell entfernt sind, die ammoniakalische Flüssigkeit sofort eingedampft. Der Harnstoff bleibt in diesem Falle alsbald vollkommen weiss und bei 120° schmelzend zurück. Lässt man die ammoniakalische Flüssig- ! Hormans, Monatsberichte 1869. 791. ?2 Hormann, Monatsberichte 1870. 191. ——— Horuann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 985 keit längere Zeit stehen, so färbt sie sich tief braunroth, und der Harnstoff. ist dann nur schwer zu reinigen. { Die Entschwefelung des Sulfoharnstoffs kann mittelst Bleioxyds oder Quecksilberoxyds in wässeriger oder alkoholischer Lösung bewerkstelligt werden: bei den in letzter Zeit angestellten Versuchen hatte ich zu- nächst mit Quecksilberoxyd und gewöhnlichem Alkohol gearbeitet. Wird die so gewonnene Lösung nach vollständiger Entschwefelung einge- dampft,. so krystallisirt bald, aus dem zuerst gebildeten Methyleyanamid durch Polymerisation entstanden, etwas trimethylirtes Isomelamin aus. Man gewinnt indessen auf diese Weise keineswegs eine der Theorie entsprechende Ausbeute, insofern sich gleichzeitig verschiedene harz- artige Producte bilden, welche in der alkoholischen Mutterlauge ver- bleiben und einen nicht unerheblichen Theil der Base zurückhalten. Die Bildung dieser harzigen Produete kann jedoch beschränkt, ja fast vermieden werden, wenn man die Gegenwart von Wasser bei der Entschwefelung sorgfältig ausschliesst, d. h. mit trocknem Quecksilber- oxyd in absolutem Alkohol arbeitet. Jedenfalls wird bei Abwesenheit von Wasser eine ungleich befriedigendere Ausbeute gewonnen. Das trimethylirte Isomelamin ist in Wasser und Alkohol sehr leicht löslich, die Lösungen haben eine entschieden alkalische Reaetion. ‘In Äther löst sieh die Base nicht auf; die alkoholische Lösung wird von Äther krystallinisch gefällt. Aus concentrirter wässeriger oder alkoholischer Lösung scheiden sich wohl ausgebildete Nadeln aus, welche bei 179° schmelzen und gleichzeitig sublimiren. Diese Subli- mation beginnt schon wenige Grade über 100°. Seitdem ich die Base zuerst durch Entschwefelung des Monomethyl- sulfoharnstoffs erhielt, ist dieselbe von Baumann! auch durch Polymeri- sirung von auf anderem Wege gebildetem Methyleyanamid gewonnen worden. Baumann fand bei dieser Gelegenheit, dass sie mit 3 Mol. Wasser krystallisirt, eine Beobachtung, welche ieh bestätigen kann. Die 3 Mol. Wasser entweichen schon bei gewöhnlicher Temperatur über Schwefelsäure. Der beobachtete Wasserverlust betrug 24.04 Procent. Der Theorie nach hätten 24.32 Procent gefunden werden sollen. Bei 100° getrocknet hat das Trimethylmelamin die Zusammensetzung: (Ü ==NG H,), (N H) == GH.N;. 5 Theorie Versuch G, 72 42.80 43.10 — Hi 12 714: 7.28 — N, 84 50.06 — 49-44 168 100.00 ! Baumann, Ber. Chem. Ges. VI, 1372. 986 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. Löst man die trimethylirte Base in eoncentrirter Salzsäure unter gelindem Erwärmen, so scheiden sich schon nach kurzer Frist schöne prismatische Krystalle eines Chlorhydrates aus. Die Lösung dieses Salzes liefert mit Platin- und Goldchlorid schöne, in Nadeln krystalli- sirende Verbindungen. Für das Platinsalz (C=-NCH,),(NH),.2HC1.PtC],, wurden 33.62 und 33.50 Procent Platin gefunden, während die Theorie 33.69 Procent verlangt. Das Goldsalz hat die Zusammensetzung: (C==NCH,),(NH),.2HCl.2AuCl,, welcher 46.46 Procent Gold entsprechen; der Versuch ergab 46.46 Procent. Wird das Isotrimethylmelamin einige Stunden lang mit Salzsäure im Einschlussrohr auf 100° erhitzt, so zerlegt es sich vollständig in Ammoniak und Isocyanursäuremethyläther, welcher durch sorg- fältige Vergleichung der Eigenschaften, zumal aber durch den bei 176° beobachteten Schmelzpunkt mit der Wurrz’schen Verbindung identifieirt wurde. Schon längeres Kochen mit Salzsäure unter gewöhnlichem Druck oder mehrmaliges Abdampfen der Lösung genügt, die Umbil- dung zu bewerkstelligen. Man erkennt hierbei, dass sich die Wandlung‘ nicht in einem Zuge vollzieht. Zwischen Amin und Äther liegen noch die beiden Verbindungen (C==-NCH,),(NH),O und (C==NCH,),(NH)O.. Ich habe versucht, diese Zwischenglieder zu isoliren, und es ist mir dies auch wenigstens mit dem zweiten derselben gelungen. Ver- setzt man eine frisch in der Kälte bereitete Lösung von Isotrimethyl- melamin in Salzsäure mit Platinchlorid, so entsteht das schöne, nadel- förmig krystallisirende Platinsalz der Base, welches oben erwähnt worden ist. Lässt man die salzsaure Lösung dagegen einige Stunden lang stehen oder hält man sie einige Augenblicke im Sieden, so fallen alsbald auf Zusatz von Platinchlorid die wohlbekannten Octaäder von Platinsalmiak. In der Flüssigkeit ist nunmehr neben 2 Mol. Salmiak das salzsaure Salz des zweiten Zwischengliedes vorhanden, welches man ohne Schwierigkeit in Form eines in schönen, schwerlöslichen Nadeln krystallisirenden Goldsalzes zu fassen vermag, während das Ammoniumgoldehlorid in der Mutterlauge bleibt. Die Natur der Ver- bindung wurde zumal durch die Stiekstoffbestimmung festgestellt, da die Goldprocente in den Salzen der verschiedenen hier in Betracht kommenden Basen begreiflich kaum von einander abweichen. Das Goldsalz (C == NCH,),(NH)O, . HCl. Au], 1 Hornann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 987 verlangt 10.98 Procent Stickstoff und 38.63 Procent Gold; gefunden wurden 10.79, 11.03 und 11.04 Procent Stickstoff und 38.46, 38.50 und 38.66 Procent Gold. Die analytischen Zahlen beziehen sich auf Präparate von ver- schiedener Darstellung, welche mehrfach wiederholt worden ist, weil man immer gehofft hatte, durch Einhaltung besonderer Bedingungen, Arbeiten in der Kälte und mit verdünntester Säure, auf den sauerstoff- ärmeren Körper zu stossen. Für die Zusammensetzung der Zwischen- base kann ich übrigens auch noch die Analyse eines chlorwasserstoff- sauren Salzes anführen, welches durch Behandlung des Goldsalzes mit Schwefelwasserstoff gewonnen wurde. Beim Verdampfen der Lösung blieb ein Rückstand, der in absolutem Alkohol aufgenommen wurde; aus dieser Lösung liess sieh das Chlorhydrat durch wasserfreien Äther in Nadeln ausfällen. Die Formel (C--NCH,),(NH)O, . HCl erheischt 27.11 Procent Stickstoff und 17.19 Procent Chlor; der Ver- such ergab 26.56 Procent Stickstoff und 16.95 Procent Chlor. Ver- setzt man die Lösung des salzsauren Salzes mit Alkali, so wird die Base als Öl in Freiheit gesetzt, welches auf Zusatz von Wasser ver- schwindet. Das Öl ist selbst nach längerem Stehen nicht fest geworden. Wenn sich das trimethylirte Isomelamin von dem normalen Tri- methylmelamin schon durch seine Bildungsweise und seine physi- kalischen Eigenschaften unterscheidet, so spiegelt sich die fundamentale Verschiedenheit beider Substanzen doch zumal in den beiden Reihen von Umbildungen, welche sie unter dem Einflusse des Wassers bei Gegenwart von Salzsäure erleiden. Das normale Trimethylmelamin liefert unter diesen Umständen die Reihe: NHCH, NHCH, NHCH, OH (e=eN), NHCH,, NC=EN,NHCH,;. (C==N), ‘OH, V(C==N),0H;, NHCH, OH OH OH a a ar nn nn Trimethylmelamin Zwischenglieder Cyanursäure während das trimethylirte Isomelamin in die Reihe: NH NH NH 16) (C=-NCH,),NH, (C==NCH,),NH, (C=:NCH,), O , (C==NCH,),O NH Ö 16) 16) a te ee isocyanurat übergeht. Triäthylirtes Isomelamin. Der für die Darstellung dieses Körpers erforderliche Monoäthylsulfoharnstoff war nach dem ursprünglich von Sitzungsberichte 1885. 84 988 Sitzung der phys. -math. Classe v. 29. Oetober. — Mittheilung v. 23. Juli. mir angegebenen Verfahren,' nämlich durch Einwirkung von Ammo- niak auf Aethylsenföl gewonnen, nachdem Versuche, ihn durch Um- setzung von Schwefeleyankalium mit Aminsulfat zu erhalten — eine Methode, welche in der Phenylreihe trefflliche Dienste leistet, — wenig befriedigende Ergebnisse geliefert hatten. Der Aethylsulfo- harnstoff ist seiner ausserordentlichen Löslichkeit in Wasser und Al- kohol halber nur schwer in völlig reinem Zustande zu erhalten. Daher kommt es auch, dass ich den Schmelzpunkt des in zwei ver- schiedenen Darstellungen gewonnenen Körpers früher einmal bei 80°, das andere Mal bei 106° beobachtet habe.” Bei erneuter Bereitung grösserer Quantitäten dieser Verbindung wurde Gelegenheit genommen, den Schmelzpunkt nochmals zu bestimmen. Für diesen Zweck wurde eine erhebliche Menge der aus reinem Aethylsenföl bereiteten Sub- stanz mehrmals aus Benzol umkrystallisirt, in dem sie in der Wärme etwas löslicher ist, als in der Kälte. So gewonnener Monoäthylsulfo- harnstoff schmolz eonstant bei 113°. Die Entschwefelung lässt sich wie bei der Methylverbindung so- wohl mit Bleioxyd als auch mit Quecksilberoxyd in Wasser wie in Alkohol bewerkstelligen. Nach dem Eindampfen der entschwefelten Lösung bleibt ein alkalisch reagirender Syrup zurück, der, wenn man mit gewöhnlichem Alkohol gearbeitet hat, in der Regel nur äusserst schwierig krystallisirt. Der Syrup kann dann oft wochenlang stehen, oder wiederholt eingedampft und mit den verschiedensten Lösungs- mitteln behandelt werden, ohne dass sich Krystalle absetzen. Die Krystallisation des Körpers wird geradeso, nur in viel höherem Maasse, als bei der entsprechenden Methylverbindung, durch die Gegenwart harziger Substanzen behindert, welche sich bei der Entschwefelung von Sulfoharnstoffen allgemein bilden. Auch in diesem Falle empfiehlt es sich, mit trocknem Quecksilberoxyd und absolutem Alkohol zu - arbeiten. Man erhält alsdann gewöhnlich schon bei dem ersten Eindampfen eine schöne Krystallisation der Verbindung. Wenn der Körper einmal krystallinisch geworden ist, so lässt er sich sowohl aus Wasser als aus Alkohol und Äther leicht umkrystalli- siren. Er bildet feine, sternförmig gruppirte Nadeln, welche bei 92° schmelzen. Das triäthylirte Isomelamin krystallisirt aus der wässerigen Lösung mit 4 Mol. Wasser, welche einem Wassergehalt von 25.53 Procent entsprechen. Das lufttrockene Salz verlor unter der Luftpumpe über Schwefelsäure 25.48 Procent Wasser. Ich habe mich begnügt, die ! Hormann, Monatsberichte 1868, 26. ® Hormann, Monatsberichte a. a. O. u. 1869, 794- Hornann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 989 Zusammensetzung der Base durch eine Stickstoffbestimmung festzu- stellen. Die Formel (C = NC,H,), (NH), verlangt 40.00 Procent Stickstoff; gefunden wurden 39.81 Procent. Ausserdem ist noch das Platin- und das Goldsalz analysirt worden. Das Platinsalz des triäthylirten Isomelamins krystallisirt in garben- förmig vereinigten Nadeln, ziemlich leicht in Wasser, weniger leicht in Alkohol löslich, welche bei 100° getrocknet werden können. Der Formel (© == NC,H,), (NH), . 2HC1.PtCl, = C,H„.NsPtCk, entsprechen folgende Werthe: Theorie Versuch C, 108 17.43 17.56 H, 20 3.23 3.33 N, 84 13.56 Pt 294.6 31.41 — 3.48 337.53, 317.55 37.01 Cl 213 34-37 619.6 100.00. Das Goldsalz bildet schöne rhombische Krystalle, welche bei langsamer Bildung beträchtliche Grösse annehmen können. In dem bei 100° getrockneten Salze wurden 44.18 Procent Gold gefunden; der Formel (C == NC,H,), (NH),.2HCl.2AuCl, entsprechen 44.27 Procent. Unter dem Einflusse der Säuren erleidet das triäthylirte Iso- melamin Veränderungen, welche denen der homologen Methylver- bindung vollständig gleichen. Durch mehrfaches Eindampfen mit Salzsäure, schneller durch Digestion mit Salzsäure bei 150° verwandelt sich die Base in das Wurrz’sche Triäthylisoeyanurat, welches durch Beobachtung seiner Eigenschaften, namentlich des Schmelzpunktes (95°) als solches erkannt wurde. Aber auch hier durchläuft das triäthylirte Isomelamin ähn- liche Zwischenstufen, wie sie bei dem Studium der entsprechenden Methylverbindung beobachtet wurden, es entstehen in erster Linie Körper (C==NC,H,),(NH),O und (C == NC,H,,(NH)O,, von denen letzterer sich mit Vorliebe bildet und leicht isolirt werden kann. Durch einmaliges Aufkochen mit Salzsäure verliert das triäthy- lirte Isomelamin zwei Imidgruppen, welche durch zwei Atome Sauer- stoff ersetzt werden. Kocht man die Lösung mit Natronlauge ein, um das Ammohiak zu entfernen, so erhält man nach dem Übersättigen 84 990 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. Oetober. — Mittheilung v. 23. Juli. mit Salzsäure und Eindampfen ein trockenes Gemenge von Salmiak und dem Chlorhydrat des Sauerstoff’körpers, welches durch Alkohol von ersterem befreit wird. Das Chlorhydrat des Sauerstoff’körpers liefert mit Platinchlorid ein Salz, welches zunächst ölig ausfällt, aber schon nach wenigen Augenblicken zu Krystallnadeln erstarrt. Es hat die Zusammensetzung: 2[(C = NC,H,),(NH),O.. HCl] PtCl, — C,xH,;N,0,PtC]; Theorie. Versuch. Cs 216 25.91 25.92 — I, +936 4:08 4-43 — N, 140 13.43 — 13.30 0; 2 7.68 E= — Pi 194.0, 237365 — — 23.43 C& 213 25.55 SE or 831.6 Aus den durch die vorliegenden Untersuchungen festgestellten Thatsachen erhellt unzweifelhaft, dass es zwei Reihen alkylirter Mel- amine giebt, die eine einem amidirten, die andere einem imidirten Melamin sich unterordnend. Beide Reihen sind durch Bildung und Zersetzung scharf von einander unterschieden. Die eine, die Reihe der alkylirten Amidmelamine, bildet sich durch Behandlung des Sulfoceyanursäureäthers und des Cyanurchlorids mit Alkylaminen und zerfällt mit den Elementen des Wassers in ÖCyanursäure und Alkyl- amin, die andere, die Reihe der alkylirten Imidmelamine, entsteht durch Polymerisation aus den alkylirten Cyanamiden und wird durch die Einwirkung des Wassers in Isoeyanursäurealkyläther und Ammoniak gespalten. Gewähren uns nun diese Erfahrungen Anhaltspunkte zur Beant- wortung der oben aufgeworfenen Frage nach der Constitution des Melamins selber? Ist das Melamin eine Amido- oder eine Imido- verbindung? Mir scheint die Thatsache, dass sich das Melamin leicht und glatt aus Ammoniak in Reaetionen bildet, in denen die Alkylamine in unzweifel- hafte alkylirte Amidmelamine übergehen, unzweideutig für die Amid- natur auch des Melamins zu sprechen. Allerdings werden die Anhänger der Imidformel nieht ermangeln, darauf hinzuweisen, dass sich das Melamin auch aus dem Cyanamid bildet, also auf analoge Weise, wie die alkylirten Isomelamine aus den alkylirten Cyanamiden ent- stehen. Dies lässt sich nieht läugnen; wer aber jemals Melamin aus Cyanamid dargestellt hat, dem wird es nicht in den Sinn kommen, diese Bildungsweise mit dem molecularen Übergang des Sulfoeyanur- Hormans: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 991 säureäthers und des Cyanurchlorids in Melamin auf dieselbe Linie zu stellen. Dreenser' hat bereits darauf hingewiesen, dass sich beim Erhitzen des Cyanamids unter lebhafter Ammoniakentwickelung reich- liche Mengen von Dieyandiamid und mellonartigen Körpern bilden, und dass das Melamin hierbei nur in höchst minimaler Menge auftritt. Ich kann die Angaben Dreensers in ihrem vollem Umfange bestätigen und glaube daher nicht, dass sieh die Entstehung kleiner Mengen von Melamin beim Erhitzen des Cyanamids als ein schwerwiegender Ein- wand gegen die Annahme der Amidnatur desselben wird geltend machen lassen. Jedenfalls lässt sich nicht verkennen, dass, wie man sich auch den Übergang des Cyanamids in Melamin denke, die Umwandlung der Alkyleyanamide in alkylirte Isomelamine durch eine völlig verschie- dene Reaction erfolgt. Wenn nun aber die Bildung des Melamins den letzten Zweifel bezüglich seiner Constitution nicht beseitigt, so liegt der Gedanke nahe, eine endgültige Entscheidung der Frage durch einen Rückschluss aus seinen Umsetzungsprodueten herbeizuführen. Unter dem Einflusse des Wassers zerlegt sich das Melamin, wie schon Liegıs gezeigt hat, in Ammoniak und Gyanursäure. Wer sich daher mit Untersuchungen über die Natur des Melamins beschäftigt, wird nicht umhin können, die Frage nach der Constitution auch der Cyanursäure in den Kreis der Betrachtung zu ziehen. Für solehe Betrachtung sind in der Auffindung der Sulfoeyanursäure, sowie der normalen Alkylmelamine einige neue Anlehnungspunkte gegeben. Gerade so wie man sich das Melamin in zweierlei Weise zu Stande gekommen denken kann, hat man sich bekanntlich auch von der Con- stitution der Cyanursäure zwei verschiedene Vorstellungen gemacht, welche in den Diagrammen (de=(0)lal (dei), Fa = a NN HN NH High ker I | I I 1:02>=[0, (&=a=0)lal (DEE=(B) C=:0 De 04 x SZ NY \V N NH oder in den einfacheren Formeln ‚OH D ES und | & EN, NH); zum Ausdrucke gelangen. ! DrEcHSsEL J. f. prakt. Chem. [2] XI. 301. 992 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. Man erkennt unschwer, dass hier die Frage über die Constitution des Melamins in anderer Form von Neuem vorliegt, und dass es sich schon deshalb empfiehlt, einen Augenblick in diese Frage einzutreten, weil einerseits die zwiefache Auffassung des Melamins zumal den schwankenden Ansiehten über die Cyanursäure entsprungen ist, anderer- seits, weil der Einblick im die Natur dieses Körpers, welchen die Erkenntniss der normalen Alkylmelamine geliefert hat, nicht ver- fehlen kann, einen Rückschlag auf die Betrachtung auch der Cyanur- säure zu üben. Die beiden Auffassungen bezüglich der Constitution der Cyanur- säure, welche durch die vorstehend gegebenen Formeln veranschaulicht werden, sind wesentlich aus dem Studium zweier Reihen isomerer Äther hervorgegangen, von denen man die einen, die sogenannten normalen Äther von einer hydroxylirten, die anderen, die so- genannten Isoäther, von einer imidirten Öyanursäure ableiten zu müssen glaubt; gerade so, wie wir die im Vorstehenden beschriebenen normalen Alkylmelamine einem amidirten Melamin, die alkylir- ten Isomelamine dagegen einem Imidmelamin untergeordnet haben. Die Cyanursäureäther dieser beiden Reihen sind mit grosser Sorgfalt untersuchte, scharf charakterisirte Verbindungen. Sie unterscheiden sich zumal dureh ihre Umbildungen: während sich die normalen Äther mit den Elementen des Wassers in Alkohol und Cyanursäure umsetzen, liefern die Isoäther unter denselben Bedingungen Alkylamine und Kohlensäure. Wäre man nun auch im Stande, die normalen Äther nach dem für die Erzeugung von Säureäthern üblichen Verfahren aus Alkohol und Cyanursäure zu gewinnen, so würde man über die Natur der Cyanursäure kaum im Zweifel sein; man würde nicht anstehen, ihr dieselbe Constitution zuzuerkennen, welche man für die normalen Äther gelten lässt. Dem ist aber nicht so. Bis jetzt ist es nicht gelungen, nach den gebräuchlichen Methoden aus der Cyanursäure normale Äther zu erzeugen. Lässt man unter den gewöhnlichen Be- dingungen der Ätherbildung Cyanursäure und Alkohol auf einander wirken, so entstehen keine normalen Äther, sondern jedesmal Isoäther. Daher der Zwiespalt in der Beurtheilung der Cyanursäure. Wer die Bildung der Äther, nicht ihre Zerlegung, als für die Beantwortung der Frage entscheidend ansieht, muss die Cyanursäure als die Säure der Isoäther betrachten; wer andererseits der Zerlegung der Äther grössere Beweiskraft als ihrer Bildung beilegt, wird sich für die Zu- gehörigkeit der Cyanursäure zu den normalen Äthern aussprechen müssen. Die Frage nach der Constitution der Cyanursäure bleibt also, wenn man nur die beiden Ätherreihen ins Auge fasst, eine offene. Horstann: Alkylirte Isomelamine. Constitnt. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 993 Man hat daher auf anderem Wege eine Entscheidung derselben her- beizuführen gesucht. Diejenigen, welche der Isonatur der Cyanursäure das Wort reden, führen zunächst ihre Bildung aus Harnstoff und harnstoffartigen Körpern, aus den Diharnstoffen, dem Biuret u. s. w. ins Feld. In allen diesen Substanzen, machen sie geltend, sei der Atomeomplex „4 BT INN 2 \ recht eigentlich für die Bildung der Cyanursäure zur Verfügung; wollte man diese Säure als eine Hydroxylverbindung auffassen, so müsste bei ihrer Entstehung aus allen diesen Körpern eine Atom- verschiebung angenommen werden. Hierzu bemerken die Vertreter der entgegengesetzten Ansicht — allerdings ohne besonderes Ver- trauen in das Argument, welches sie anrufen, — dass die Constitution des Harnstoffs und seiner Abkömmlinge noch keineswegs endeiltig festgestellt sei. dass einige Uhemiker' im scharfen Gegensatz zu der gewöhnlichen Auffassung den Atomeomplex ‚(OH EIN yo in der Gruppe der Harnstoffe annehmen, welche naturgemäss in eine hydroxylirte Oyanursäure übergehen würde. Es ist aber zumal die Bildung der Cyanursäure aus den eyan- sauren Salzen und die Zerlegung ersterer bei der Destillation in Cyanursäure, welche als Argumente für die Isoformel geltend gemacht werden. Dieser Beweisführung liegt die Annahme zu Grunde, dass die Cyansäure und ihre Salze selber Isoverbindungen seien. Gelänge es, der Cyansäure und den Cyanaten eine normale Constitution zu vindieiren, so wäre begreiflich für die entgegengesetzte Ansieht eine ebenso kräftige Stütze gewonnen. Welche Gründe hat man nun aber für die ziemlich allgemeine Annahme der Isonatur dieser Verbindungen? Vergleichen wir Bildung und Umbildung derselben mit den entspre- chenden Processen bei der Sulfoeyansäure. deren normale Constitution nicht bezweifelt wird. Die Salze der Cyansäure entstehen unter ganz ähnlichen Bedingungen aus dem Cyankalium, wie die der Sulfoeyan- säure. Wie sich das Ammoniumeyanat in den Harnstoff par excellence verwandelt, geht das Ammoniumsalz der Sulfoceyansäure allerdings nieht ganz so leicht — in den Sulfoharnstoff über. Wenn sich die freigewordene Cyansäure mit den Elementen des Wassers in Ammoniak ı Vergl. Wankıyn und GauGer, Chem. Soc. J. [2] IV, 161. 994 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Inli. und Kohlensäure umsetzt, so beobachtet man bei der Sulfocyansäure die etwas langsamer eintretende, aber völlig parallele Spaltung in Ammoniak und Kohlenoxysulfid. Somit zeigt das Verhalten beider Reihen von Verbindungen eine Analogie, die nicht grösser gedacht werden kann. Mit besonderer Vorliebe wird daher auch für die Imidnatur der Cyansäure der scharf ausgesprochene Charakter der aus ihr entstehenden Äther betont, welche sich durch ihren leichten Übergang in Kohlensäure und Alkylamin unzweifelhaft als Isoverbin- dungen bekunden. Wie ganz anders, macht man geltend, ist in dieser Beziehung das Gebahren der normalen Sulfocyansäure, insofern dieselbe mit den Alkoholen Äther bildet, welche sich, den Über- lieferungen der Säureäther getreu, mit den Elementen des Wassers wieder in Alkohol und Säure spalten. Ja selbst der stechende Geruch der Cyansäure und der eigenthümliche Reiz, den sie auf die Schleim- häute der Nase und des Auges übt, sind als Beweise für die Zu- gehörigkeit der Cyansäure zu den Isoäthern angerufen worden! Man hat nur dabei vergessen, dass das Cyanchlorid, über dessen Consti- tution man nicht zweifelhaft ist, diese Eigenschaften in noch höherem Grade als die Cyansäure besitzt. Es braucht kaum bemerkt zu werden, dass, wer die Cyanursäure als eine Hydroxylverbindung ansieht, diese Ansicht auch auf die Cyan- säure ausdehnen und bei der Ätherbildung in dem einen, wie in dem anderen Falle eine Atomverschiebung gelten lassen muss. Man sieht, um die Annahme einer solchen Verschiebung kommt man bei den Cyansäure- und Cyanursäureäthern nicht herum: die Vertheidiger der einen Ansicht müssen sie sich bei der Bildung der Isoäther, die der anderen bei der Zerlegung der normalen Äther gefallen lassen, und es fragt sich also nur, ob Gründe vorliegen, welche mehr für die Umlagerung in dem ersten als in dem zweiten Falle sprechen. Solche Gründe scheinen sich nun aber in der That zu Gunsten des ersten Falles geltend machen zu lassen. Hier darf zunächst an den thatsächlichen Übergang der normalen in die Isoäther erinnert werden, welchen wir, O. Orssavsen und ich', zuerst bei dem normalen Cyanursäuremethyläther beobachtet haben. Kurze Zeit bei der Siedetemperatur (250°) erhalten, verwandelt sich die normale Verbindung von dem Schmelzpunkte 136° — durch die Einwirkung von Cyanurchlorid auf Natriummethylat gewonnen — in die Isoverbindung von dem Schmelzpunkt 176°, durch Destillation von Cyanursäure mit methylschwefelsaurem Salz darstellbar. Die Um- wandlung wird überdies unzweideutig durch die charakteristische Ver- ' Orssausen und Hormann, Monatsberichte 1870, S. 198. Horuann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 995 schiedenheit in dem Verhalten der Verbindung bezeugt, welche wir, nachdem sie sich eben noch mit den Elementen des Wassers in Methylalkohol und Cyanursäure gespalten hatte, nach kurzem Erhitzen bei geeigneter Einwirkung des Wassers in Methylamin und Kohlen- säure übergehen sehen. Eine analoge Umsetzung erleidet nach späteren Versuchen von Mutper' der Üyanursäureäthyläther. Ganz ähnliche Erscheinungen beobachtet man bei einer Reihe unzweifelhaft normal eonstituirter Cyanursäureäther, bei der normalen Dimethyl-, Diäthyl- und Diamyleyanursäure, welche ich kürzlich aufgefunden habe und demnächst beschreiben werde. Alle diese Verbindungen lassen sich wieder in Cyanursäure und die betreffenden Alkohole zurückführen; werden sie aber kurze Zeit erhitzt, so gehen sie in Isoverbindungen über und zerfallen alsdann mit den Elementen des Wassers in Kohlen- säure und Alkylamin, denen sich in diesem Falle begreiflich Ammoniak hinzugesellt. Hier verdienen auch noch einige Beobachtungen angeführt zu werden, welche im Laufe dieser Untersuchung gemacht worden sind, aber bei einer anderen Gelegenheit ausführlicher erörtert werden sollen. Nachdem festgestellt worden war, dass sich der Sulfocyanursäure- methyläther bei hoher Temperatur unter dem Einflusse des Wassers in Methylmercaptan und Cyanursäure spaltet, schien es von Interesse, zu untersuchen, in welcher Weise Alkohol auf den Äther einwirkt. Die Reaction konnte so verlaufen, dass sich auch jetzt wieder Cyanur- säure bildete, aber unter Austritt von geschwefeltem Methyläther, oder aber es konnten unter Abspaltung von Methylmercaptan die normalen sauerstoffhaltigen Cyanursäureäther entstehen. Keines von beiden! Man erhielt stets nur Isoceyanursäureäther, und zwar liefert die Einwirkung von Methylalkohol den Cyanursäuremethyläther (Schmelz- punkt 176°), die von Äthylalkohol den Äthyläther (Schmelzpunkt 95°). Offenbar waren, da sich die Reaction nur bei sehr hoher Temperatur, über 250°, vollzieht, die in erster Linie gebildeten normalen Äther in die Isoäther übergegangen. Die normalen Cyansäureäther sind im reinen Zustande fast un- bekannt. Ich habe sie niemals in Händen gehabt, und nach Murver’ wäre das Cyanätholin von Cro&z nur ein Gemenge verschiedener Sub- stanzen, unter denen das normale Äthyleyanurat vorherrscht. Ange- sichts dieser Verhältnisse kann von der Beobachtung des Übergangs eines normalen Cyanats in ein Isocyanat nicht die Rede sein. Dagegen hat gerade die Untersuchung des Sulfocyanursäuremethyläthers den ! Murver, Ber. chem. Ges. XVI, [R] 360. ®2 Murver, Rec. Trav. Chim. Pays-Bas. 1833. 133. 996 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. Beweis geliefert, wie leicht sich die normalen Sulfocyansäureäther in die entsprechenden Isoäther, in die sogenannten Senföle verwandeln. Wenn man das reine Sulfoeyanmethyl für sich erhitzt, so wird es, wie bereits in einer früheren Abhandlung' bemerkt worden ist, zum ‘grossen Theile in Methylsenföl übergeführt. Hier verdient aber auch noch ganz besonders an die Thatsache erinnert zu werden, dass sich, wie einerseits Zn, andererseits BERTHELOT und DE Luca gezeigt haben,” schon beim gelinden Erwärmen einer alkoholischen Lösung von Sulfoeyankalium mit Jodallyl direet Allylsenföl bildet. Will man das normale Sulfoeyanallyl gewinnen, so kann dies, wie von BirLerrer® dargethan worden ist, durch die Einwirkung von Chloreyan auf ein Allylmercaptid geschehen, aber auch so gewonnen, geht das normale Sulfoeyanallyl schon bei der einfachen Destillation vollständig in Allyl- senföl über. Wären die normalen Sulfocyansäureäther der gesättigten Alkohole unbekannt, so würden wir die Sulfocyansäure, im Hinblick auf die Senfölbildung aus dem Sulfocyankalium, mit demselben Rechte für eine Isoverbindung erklären, mit dem heute, auf den Übergang in Isoäther hin, die Imidnatur der Cyansäure behauptet wird. Angesichts der bemerkenswerthen Wandelbarkeit der normalen Cyansäure- wie Sulfocyansäureäther, schien es angezeigt, zu versuchen, ob nicht etwa die aus der Öyanursäure thatsächlich entstehenden Iso- äther schliesslich nichts anderes als Umwandlungsproduete in erster Linie gebildeter normaler Äther seien. Besondere in dieser Richtung angestellte Versuche haben indessen eine solehe Vermuthung nieht be- stätigt. Aus den Untersuchungen von Hasıcn und Limpricht' weiss man, dass Silbereyanurat und Jodäthyl auf 120° erhitzt, sich zu Isocyanurat umsetzen. Ich habe den Versuch mit Jodmethyl wiederholt und ge- funden, dass die Umsetzung, obwohl langsam und unvollkommen schon bei 100°, im Laufe der Zeit selbst bei gewöhnlicher Temperatur stattfindet. Immer aber war es nur der Isoäther, der sich gebildet hatte. Auch aus einer Mischung von Natriumcyanurat und methyl- schwefelsaurem Kalium, welches man längere Zeit auf 100° erhitzt hatte, war nur Isoäther entstanden. Bei dieser Gelegenheit mag hier nochmals bemerkt werden. dass einmal gebildeter normaler Äther bis zu seinem Siedepunkt erhitzt werden muss, um in den Isoäther über- zugehen. Normaler Cyanursäuremethyläther, welcher vierzehn Tage lang bei einer Temperatur von 100° erhalten worden war, zeigte nach ! Hormann, Sitzungsberichte 1885, 822. 2 Zının, Lıer. Ann. XCV, 128; Berrueror und pe Luca, Ann, chim, phys. [3], XLIV, 495: ® Bırrerer, Ber. chem. Ges. VIII, 461. * Hasıcn und Limpricrr, Lies. Ann. CV, 395. Hörmann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 997 dieser Zeit noch genau denselben Schmelzpunkt (136°), welchen er ursprünglich besessen hatte. Hiernach bleibt demjenigen, welcher in der Cyanursäure eine normale Säure erblickt, nur übrig, die Atom- verschiebung als bei dem Übergang der Säure in den Äther eintretend anzunehmen. Kommen wir nach dieser Abschweifung auf die Frage zurück, welche Ausgangspunkt dieser Betrachtungen gewesen ist, auf die Frage nämlich, ob Gründe vorliegen, welche dem Übergang einer normalen Cyanursäure in Isoäther grössere Wahrscheinlichkeit leihen, als der Umwandlung von normalen Äthern in eine Isosäure, so wird man dieselbe Angesichts der mitgetheilten Beobachtungen bejahend beantworten müssen. Jedenfalls steht thatsächlich fest, dass für die Umbildung einer erheblichen Anzahl unbezweifelter normaler Verbin- dungen dieser Gruppe in anerkannte Isoverbindungen der experimen- tale Beweis geliefert ist, während man den umgekehrten Fall, nämlich den Übergang einer verbürgten Isoverbindung in eine unbeanstandete normale Verbindung, bisher nicht ein einziges Mal beobachtet hat. Wer die Hydroxylnatur der Cyanursäure befürwortet, wird schliesslich nieht unterlassen, mit besonderem Nachdruck auch noch die Beziehung zwischen Säure und Öyanurchlorid zu Gunsten seiner Auffassung anzurufen. Die Cyanursäure verwandelt sich, wie Beinstein' gezeigt hat, unter dem Einflusse des Phosphorpentachlorids mit Leichtigkeit in Cyanurchlorid, aus welchem sie bei der Einwirkung des Wassers zurückgebildet wird. Wenn man die Cyanursäure als eine Hydroxylverbindung gelten lässt, so sind diese Übergänge selbst- verständlich, indem einfach ein Austausch zwischen der einwerthigen Hydroxylgruppe und dem einwerthigen Chloratom stattfindet: Fer ri ‚a &K ( ' FSK yh AN /, 3 3 UN Bei der Einwirkung des Phosphorpentachlorids auf eine imidirte Cyanursäure dagegen kann die Substitution des einwerthigen Chlor- atoms für das zweiwerthige Sauerstoffatom nur so zu Stande kommen, dass der benachbarten Imidgruppe gleichzeitig ein Wasserstoffatom in der Form von Salzsäure entführt wird, so dass das Stickstoffatom nunmehr mit seiner ganzen Bindekraft an dem Kohlenstoffatome haftet. In einer solchen Reaction müsste eigentlich ein Zwischenglied auf- treten: ID zoL aD (4 (BZ 62 SR IS SR 2 NH); SNH/; N); ! Beıtstein, Lies. Ann. CXVI, 357. 998 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. October. — Mittheilung v. 23. Juli. wie ein solehes bei der Bildung der Imidehloride aus den Amiden in den Amidcehloriden thatsächlich vorliegt. In ähnlicher Weise verschieden gestaltet sich die Interpretation der Rückbildung der Cyanursäure aus dem Chlorid unter dem Ein- tlusse des Wassers (Natriumhydrats), je nachdem man die eine oder die andere Auffassung der Säure gelten lässt. Nun wird aber, wie man weiss, das Cyanurchlorid von dem Schwefelwasserstoff, von dem Methylalkohol und dem Methylmercaptan nicht minder kräftig umge- bildet, als von dem Wasser. Wenn das Wasser Öyanursäure erzeugt, so veranlassen Schwefelwasserstoff, Methylalkohol und Methylmercaptan, als Natriumverbindungen auf das Gyanurchlorid einwirkend, die Bil- dung der Sulfocyanursäure und «der Methyläther der Cyanursäure und Sulfoeyanursäure. Die letztgenannten drei Substanzen sind aber — Niemand zweifelt daran — normal zusammengesetzte Verbindungen, Betrachtet man die Cyanursäure als eine Isoverbindung, so ist der Mechanismus der Wechselwirkung zwischen Cyanurchlorid und Wasser ein wesentlich verschiedener von demjenigen, welcher der Umbildung dieses Chlorids durch Schwefelwasserstoff, Methylalkohol und Methyl- mercaptan zu Grunde liegt. Man wird sich aber nur schwer ent- schliessen, die in umfassender Erfahrung begründete Ansicht, dass Wasser, Schwefelwasserstoff, Alkohol und Mercaptan in solchen Fällen analoge Wirkung üben, fallen zu lassen. Ich habe im Vorstehenden die Gründe, welche die Auffassung des Melamins als Amid- und der Cyanursäure als Hydroxylverbindung befürworten, mit denjenigen in Parallele gestellt, welche sich für die Imidnatur dieser beiden Körper geltend machen lassen. Wenn ich ersterer Auffassung entschieden den Vorzug gebe, so bin ich bei dieser Entscheidung nicht wenig durch das Studium der bemerkenswerthen Reihenfolge einfacher Umbildungsprocesse beeinflusst worden, welche mir im Laufe meiner Untersuchungen über den Methyläther der Sulfo- cyanursäure durch die Hände gegangen sind. Mit dem Methyläther beginnend, habe ich diese Verbindung, Stufe um Stufe, durch schwefelhaltige Zwischenbasen hindurch, in Melamin und dieses, über Liesie’s gemischte Hydroxylamide hinweg, in Cyanur- säure übergehen sehen, aus welcher durch Umwandlung in Chlorid schliesslich wieder der Sulfocyanursäuremethyläther erhalten wurde, der als Ausgangspunkt der Untersuchung gedient hatte: Methyläther (C== N), (SCH,), Melamin (C= N), NE; Monamidobase (Ü N),(SCH,),N Hr Ammelin (C==N), (NH,), (OH) Diamidobase (U==N),(SCH,)(NH,), Ammelid (C==N),(NH,) (OH), Melamin (C==N), (NH,), Cyanursäure (C==N), (OH), Horuann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 999 Cyanursäure (C==N),(OH), Cyanurehlorid (C==N),Cl, Sulfoeyanursäure (C==N),(SH), Methyläther (C==N),(SCH,), In dieser Reihe erfolgt der Übergang von einem Gliede zum anderen durch wohlbekannte Reactionen, welche wir in den ver- schiedensten Gebieten der Chemie sich vollziehen sehen, ohne dass sie eine Atomverschiebung bedingen, wie wir sie auf dem Wege von Methyläther zu Methyläther zwei Mal annehmen müssen, wenn wir die Cyanursäure als eine Isoverbindung gelten lassen. Schliesslich sei hier noch ein Versuch erwähnt, welchen ich, über die Constitution der Cyanursäure nachdenkend, in letzter Zeit noch angestellt habe, und dessen Ergebniss mir als weitere Bestätigung der im Vorstehenden ausgesprochenen Ansicht von Interesse erscheint. Was immer die Constitution der Cyanursäure sei, man durfte er- warten, dass sie unter dem Einflusse kräftiger Agentien ein analoges Verhalten mit den ihr zugehörigen Äthern zeigen werde. Bei der Ein- wirkung des Phosphorpentachlorids liefert die Cyanursäure Cyanur- ehlorid und Phosphoroxychlorids unter gleichzeitiger Abscheidung von Chlorwasserstoffsäure. Ist die Cyanursäure die den normalen Äthern zugehörige Säure, so durfte man erwarten, dass diese Äther unter denselben Bedingungen gleichfalls in Cyanurchlorid und Phosphor- oxycehlorid, allein unter gleichzeitiger Entwickelung von Chloralkyl übergehen würden: [08] I, (04 +3PCL=IC£ |+3PCLO+ 3HC.. ee el nor [| si c£ +3PC,=|C£ | + 3PC1,0 + 3CH,Cı. Dem ist nun wirklich so. Als man den normalen Cyanursäure- methyläther mit Phosphorpentachlorid (1 Mol. des ersteren und 3 Mol. des letzteren) im Einschlussrohr 8 Stunden lang auf 200° erhitzte, verwandelte sich die Mischung der beiden starren Substanzen in eine Flüssigkeit, und beim Öffnen des Rohres entwichen Ströme von Chlormethyl, welche über warmem Wasser aufgesammelt werden konnten. Aus der zurückbleibenden Flüssigkeit konnte durch Destillation Phosphoroxychlorid (Siedepunkt 108°) und Cyanurehlorid (Schmelz- punkt 145°) abgeschieden werden. Es war aber offenbar in Folge einer weitergehenden Reaction, wahrscheinlich durch Einwirkung von 1000 Sitzung der phys.-math. Classe v. 29. Oetober. — Mittheilung v. 23. Juli. Phosphorpentachlorid auf das entstandene Chlormethyl auch etwas Salzsäure und Phosphortrichlorid entstanden. Sehr begierig war ich nun, das Verhalten des isoeyanursauren Methyläthers gegen Phosphorpentachlorid kennen zu lernen. Mög- licherweise konnten in dieser Reaction dieselben Producte entstehen, wie in der letztbetrachteten: [., ‚el 0 4 y ‘ x j zZ +3Pc,=!& |+PCLO+3CH;C. | SNCB; |; MOTNIS Wenn eines der beiden activen Chloratome im Phosphorpentachlorid die Methylgruppe von dem Stickstoff löst, so beansprucht letzterer dreiviertel der Atombindekraft des Kohlenstoffatoms, und es konnte nunmehr ein univalentes Chloratom für das bivalente Sauerstoffatom eintreten. Vollzog sich die Reaction. in diesem Sinne, so würde der Versuch die Frage unentschieden gelassen haben. Allein das Phosphor- pentachlorid übt eine ganz andere Wirkung auf die Isoeyanursäure- äther. Über das Verhalten des Äthyläthers zu diesem Reagens liegt bereits eine Angabe von Hasıcn und Linericnr' vor, nach welcher man das Phosphorpentachlorid von dem Isocyanurat abdestilliren kann, ohne dass letzteres angegriffen wird. Der Methyläther zeigt genau dasselbe Verhalten. Erhitzt man denselben aber mit Phosphorpenta- ehlorid etwa acht Stunden lang im Einschlussrohr auf 200°, so findet man die starre Beschickung des Rohres in eine dunkle Flüssigkeit verwandelt. Beim Öffnen des Rohrs entweicht Salzsäuregas in grosser Menge, welches von Wasser nahezu vollständig absorbirt wird. Es liess sich keine Spur von Chlormethyl nachweisen und, als die dem Digestionsrohr entnommene Flüssigkeit der Destillation unterworfen wurde, ging zunächst reines Phosphortrichlorid vom Siedepunkte 78° über; der Siedepunkt stieg alsdann schnell bis über 300°, bei welcher Temperatur eine zähe Flüssigkeit destillirte, welche zu einem durch- siehtigen, glasartigen, an Metastyrol erinnernden Körper erstarrte. Derselbe ist unlöslich in Wasser, sehr löslich in Alkohol, etwas schwieriger in Chloroform, noch weniger in Äther. Aus diesen Flüssig- keiten scheidet er sich beim Erkalten krystallinisch aus. Am besten krystallisirt er aber aus Benzol, aus welchem grosse, wohl ausgebildete, farblose Prismen vom Sehmelzpunkte 164° erhalten wurden. Eine Analyse, welche jedoch noch der Bestätigung bedarf, lässt dieses merkwürdige Product als dreifach chlorirtes Methylisocyanurat ! Hasıcn und Limpric#t, Lıes. Ann. OIX., 102. Hormann: Alkylirte Isomelamine. Constitut. d. Melamins u. d. Cyanursäure. 1001 10) ce | SNCH, ci : erkennen. Die Reaction war also nach der Gleichung: „D | „d | { +3PQd,=|& +3PC, + 3HCl "SN CH, 3 SNCH, cı] 3 verlaufen, ganz anders, als man unter der Voraussetzung, dass Öyanur- säure und Isocyanursäuremethyläther analog construirte Körper seien, hätte erwarten sollen. Das Ergebniss dieser Versuche erklärt sich IN, am einfachsten durch die Annahme, dass die Cyanursäure die den normalen Äthern entsprechende Hydroxylverbindung ist. Das auf dem angedeuteten Wege erhaltene Chlorderivat des Methylisoeyanurats verdient übrigens eine nähere Untersuchung, und ich beabsichtige daher, diese Arbeit in der Kürze weiter fortzusetzen. Ausgegeben am 5. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. une) et rn ET? u Kur a a 2 6); ne Bu iR y IERaN! I Hy) aeg Lursta Eh By ul) Ah ir Ahoi „ur BF Pr: Ai At uw Ir? mh aa HATT rs) dulg ‚ Be ann an N Be ee at ee ed Re BR lo vahın LE Ze ol hl “ F" 67) in > h 7 li dih DIT HEN EG j wir Ku ‚Ai HI ld bil ve u? j J no { =. ö e Virihı ra iX ij I Aufl l NL u: pad 2 “e Ina ir Su) j JM } nr urzaor iu vr Marine Mal. If Ir te 4 ’4, = r Lin 4 : rt rulBiR Alla Ki j ' N TE «ee ve ea Y j ri alt, wogliw. Mafaak Mala ai ont Melle Ant: al 2 n AD “ fe > ix ' “ 1% ‚ “ 2 X ‘ a % ’ x - r . ‘ — ’ 7 4 % - 1885. ALIN. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 5. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Diers las den ersten Theil einer Abhandlung über Se- neca und Lucan. 2. Hr. Sırmens legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. L. Weser in Breslau vor: über einen Differential-Erd-Inducetor, welche in einem der nächsten Stücke erscheinen wird. 3. Mit besonderen Begleitschreiben sind eingesandt: von Hrn. Prof. H. A. Scuwarz in Göttingen zwei Exemplare seiner Abhandlung »über ein die Flächen kleinsten Flächeninhalts betreffendes Problem der Variationsreehnung«, von Hrn. Prof. Fr. Hurrzsca in Dresden seine Editio princeps der Schriften des Autolycus, und von Hrn. Rauvas Sen in Berhampore, Bengalen, der erste Theil seines Werkes: Bharat Rahasya. 4. Das correspondirende Mitglied der philosophisch -historischen Ulasse Hr. W. JonckBLoErT ist in Wiesbaden am 19. October verstorben. Ausgegeben am 19. November. Sitzungsberichte 1885. 85 Wil En Ken. iA (ae Be + oa sit via \!8 “ ” > n gi en I l an 1 5% .* A = A F » . 7 > ‘ ® 22 If y 4 ‘ I ı i4 f + x) i n ‘ f N i \ i ) 5 > Ba ö r I P ‘ N re R f ‚# + \ % j T f ker n t 0 { h ; ß sr 7 . 1 P * Ku { . Io, s Aa j Ku wer: ra ar h ; i a 9) N ET X or .r Dn '“ ’ Y N ” r ey Dr: inf‘ (Fi f Pr , j 7 f I" [ I, alla mn VPE 4 - a. 3) Kl an ale "Aalen rt KrhAEET rat Kine Du I «| NR p ih: ni F T nlte) N 5 a Ba Ne. ar A ae aa SE I. PR ARE He u a “ - ’ = ’ FR R)- “, Be: “ der ie x ig: e 2 * 1885. XLIV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 12. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. G. Kırcunorr las: Zur Theorie der Gleichgewichts- vertheilung der Elektricität auf zwei leitenden Kugeln. 2. Hr. v. Hermmorrz überreichte eine zweite Mittheilung des eorrespondirenden Mitgliedes der Classe Hrn. Prof. Kuspr in Strass- burg über die elektromagnetische Drehung der Polarisations- ebene des Lichtes im Eisen. 3. Hr. Scuuze legte eine Arbeit des Hrn. Dr. R. v. LEnDENFELD in Sydney vor, welche eine vorläufige Mittheilung von Beobachtungen desselben über das Nerven- und Muskelsystem der Horn- schwämme bildet. 4. Der Vorsitzende legte eine von Hrn. H. F. Wirsr hierselbst eingereichte Abhandlung vor, welche weitere Mittheilungen über den Einfluss der Zusammensetzung des Glases auf die Nach- wirkungs-Erscheinungen bei Thermometern enthält. Sämmtliche Mittheilungen werden, Nr. ı, 3, 4 in dem heutigen, Nr. 2 in einem der nächsten Berichte, veröffentlicht. 85* > MR Ka r m 4 Va A an: “us Dry | amd urrask: Wal KROEN Bm LANE : A nr onen sad ER Dr carte \ har r . | An Yan’ r | 5 4 . ID . a Ta22:7 Br u \ ’ Tıres, en ar Ina Bu : bi ö En di „r m ‚ Y ‘ su. , E u RETTET i d ö T rg f f; i Ar B Sr 2, t , ‘ h Kit u ' a ‘ no „Ir“ L 1 ih ruf i 179 EEE EFTE IG ‚ Ton “ EN Dal y TH or DEN a | a r un i r A u 2 u L ber re $ y s Pe E LEE EIZ| ed a: # 1 & Sen 3 na w 172 | 2 wi i kay \ ia m ih ‚A 7 IR THU AN 3 RUE RE RENEN. rt rn? ; 9} “ri “ih b MENETTIRENTT PP”. (pi, £ . en TUE: 21 ur Day 2 ' HUT RSTT rl u ri ‘ iı j is ö . i N h wie 7 Hans tier‘ a , TAT 7 Be ı ea. AO a re Aa 1007 Zur Theorie der Gleichgewichtsvertheilung der Elektrieität auf zwei leitenden Kugeln. Von G. KırcHHorr. Di. Gleichgewichtsvertheilung der Elektrieität auf zwei leitenden Kugeln ist ein Problem, dessen Lösung schon von Poıssox' gegeben und später von anderen auf verschiedenen Wegen abgeleitet ist. Von hervor- ragendem Interesse bei demselben ist die Ermittelung der Elektrieitäts- mengen, welche die Kugeln enthalten, und der Kraft, mit der sie anziehend oder abstossend auf einander wirken, wenn die Potential- werthe in ihnen gegeben sind. Es seien a und b die Radien der beiden Kugeln, e der Abstand ihrer Mittelpunkte, g, } die Potentialwerthe in ihnen, E,. E, die Elek- trieitätsmengen, die sie enthalten, und F die Abstossungskraft, die sie auf einander ausüben: dann ist E, — 4,9+ a, E, — 4,9+ Q,,h da da da,, a ge en eye rue i wo Az] = Ars und @,;@s,@,, Funetionen von a,b,c sind, um deren Bestimmung es sich handelt. Aus den Gleichungen, welche ich in meiner Abhandlung »Über die Vertheilung der Elektrieität auf zwei leitenden Kugeln«” abgeleitet habe, ergeben sich für @,,, 4, @,, die folgenden Ausdrücke. Es sei q die positive Wurzel, welche kleiner als ı ist, der Gleiehung I e— ad —b ar P = ab oder, was dasselbe ist, der Gleichung ı Memoires de l’Institut de France 1811. ® Orerue's Journal. Bd. 59. 1861. 1008 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. 2 ze: (a — b)? ie q wi ab und £ a + bg’ 7 b+ag Fr 18% ’ r, ER 7, ’ wobei AH=q, dann ist £ 0) I £ a alı a) za N = —. | ab iR g’ q' — 4 Bi ( q') - ET 1 gq 1 ge | I F gq' | 1 : (ly di ") en 1— gg! iq Sir Wırzıan Tmuomsox' hat für a,.q,.,qa, Formeln aufgestellt, welche zur numerischen Rechnung vorzüglich geeignet sind, wenn der Abstand der Kugeln nicht zu klein gegen ihre Radien ist, und mit Hülfe derselben zum Gebrauch bei einem von ihm construirten Elektrometer eine Tafel berechnet, aus der die Werthe von a,» @2» da du, du, dal), a e und Fre & ern 5 SE für den Falla=b=1ı zu entnehmen sind. wenn f C C c einen der Werthe 2.1. 2,2, 2,3...,4 hat. Diese Formeln sind: I I I N a I I Be aD Sen ze Ge — = aaa Ber m Im Dei, Go br Ss = —— Ss Ss n+tı ab n n—i und f sure 1 ed — fi 1 = — P. == E + an a i ab b I @- 00 1 — — A) = Q, + — 0 b % ab + N S Ce NER Go br N BR; an ab i- ! Phil. Mag. for April 1853. G. Krreimmore: Zur Theorie d. Gleichgewichtsvertheilung d. Elektrieität. 1009 Statt der drei letzten Gleichungen können auch die einfacheren geschrieben werden, wenn man festsezt, dass die für P,4.: &ı+:: S,;, angegebenen Relationen auch für n = ı gelten sollen. Hiernach kann man mit Leichtigkeit nach einander die Glieder der für @,,. 4; Q, nach Sir W. Tuonson angesetzten Entwickelungen berechnen. Es stimmen diese Glieder einzeln mit denen der vorher ange- gebenen Reihen überein. Um diese Behauptung in Bezug auf die für a, aufgestellten Reihen einzusehen. bemerke man, dass die für P, geltende Differenzengleichung durch Einführung der Grösse g wird REN, — (v SF =) 1a, Er N ( 2 und dass hiernach ist > I P= Ag" + BZ, q wo A und B constante, d. h. von n unabhängige Grössen sind. Die- selben bestimmen sieh. indem man einmal n = o. dann n =ı setzt. Das giebt a b 2 Bas ı\ A’ +B Be also I I I AUlNGF = = — 1 q’ a bg? ne ee & Fans an Aus den Relationen b ae A ei ? a ( folgt aber nn, Verka, Bi ı—& daher wird ee A 1010 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. und P ER 2 4 e 2(n— 1) eat oder 1 „ia x an ran pe Das ist aber das nte Glied der zuerst für a, angegebenen Reihen- entwickelung. Ganz ähnliche Rechnungen lassen sich in Bezug auf a, und a,, durchführen. Diese Reihen convergiren um so schneller, je kleiner qg, d. h. je grösser der Abstand der Kugeln im Verhältniss zu ihren Radien ist. Um ein Urtheil über diese Convergenz in einigen Fällen hervorzurufen, lasse ich die ersten Glieder der Entwickelung von a,, für gleiche Kugeln und einige Werthe der Entfernung folgen, die in der Tafel von Sir W. Tuonson vorkommen. 0.2932 0.1904 0.0667 0.1386 0.0469 0.0048 0.0715 1 00117 0.0004 a a a ES 0.0377 0.0020. 5 Man sieht hieraus, dass bei den kleineren der von Sir W. Tnomson in seine Tafel aufgenommenen Entfernungen schon die Berücksichti- gung einer bedeutenden Zahl von Gliedern nöthig ist, um eine mässige Genauigkeit zu erreichen. Es lassen sich die in Rede stehenden Reihen in andere verwandeln, deren Convergenz eine ungleich schnellere ist. Diese Reihen sind, abgesehn von gewissen Factoren, alle von der Form 1 ß PR B + I—d 1I1-day I—-ay’ 1ı—ay wo &,ß,y echte Brüche bedeuten. Bezeichnet man diese Reihe mit R. so hat man auch R= — +B+B+R +... ady u a - Ar Fon 5 I—ay ı1—ay 1-—ay u en G. Kırcnworr: Zur Theorie d. Gleichgewichtsvertheilung d. Elektrieität. 1011 oder, wenn man die Glieder der oberen Horizontallinie in eines zu- sammenfasst,, wo we ary 1 — 0” 1 — ay Wie man sieht, entsteht R, aus R dadurch, dass man darin ay für & und ®y für 8 setzt. Nennt man R, die Reihe, in welche durch die- selben Substitutionen AR, übergeht, u. s. f., so hat man daher 1 — ady? SR, (1 —ay) (1 — &y) ba. ı — a9yt Be en ° (1-ay)(1--Py) + aßy’R, Multiplieirt man die Gleichungen, welche R,R,,R,... durch R,, R,, R,... ausdrücken, mit 1ı.28y. #R’y, Sßy,... und addirt sie, so erhält man! 1 aß ı — aßy ı — aßy! I er + aß?n4 = ML (=9)ı 9) "G-eytı—) ” Gay) Das n+ıte Glied dieser unendlichen Reihe ist ne aßy” Mzay)e By) sind, durch R ausgedrückt, ar ar y” Die Coefficienten a,,, @,, @ 4,= alı -P)Ra=FP,R=gP,y=g) =" -Re=g,B=g,1=9) 9 be y)Re=n,B=Pyy=P): Haben die Radien der beiden Kugeln, a und db, gleiche Grösse, so ist s=1=9, Ban und, setzt man noch @=ı, so wird " Ein besonders einfacher Fall der Gleichung, die man durch Gleichsetzung der für R ursprünglich angenommenen und der nun dafür gefundenen Reihe erhält, ist der, dss «e=ß—=y=—x ist. Fügt man noch den Factor x hinzu, so wird sie 2 3 m 2 n x T En w ıELz ı+?z BT Ir age erce- +. =% + ka I I uni I—x en 1 — an er Diese Gleichung ist schon von CrAusen in ÜRELLE's Journal Bd. 3 S.95 angegeben. 1012 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. 2g9=c—-Ve—4 n ö r ı-+ 6 N A ı+ 10 UN te mit dem »ten Gliede 1 nn—ı a I 28 Ba Be asian) 1-)(1 9°) lo du, (1 —g’’)(1 —g") und —a,„= — +p+gq" mit dem nten Gliede, a (1 = a En are ir Für denselben Fall. dass a=b=1ı, findet man hieraus weiter, indem man benutzt, dass BIETE C De G. ist, ‚da, .0Q I ı-@ ae 6 ( = 1—g RR el! ; n 1. Ta ne] I q re DE IEz qT 1 +gq" gP 14g"" 9 au or zu» er da, 1 a: 1 12 3 de ae le Sa | an ae. j = ai av lt) ( Pe Be ‚ls 7 5 Um die Convergenz dieser Reihen zu zeigen, habe ich ihre ersten Glieder für die oben gewählten Werthe von e berechnet. = 2.l = 2.5 c=4 1.532672 1.250000 1.071797 0.051021 0.003024 0.000025 0.000266 a, = 1.58396 1.25302° 1,07182 G. Kırennorr: Zur Theorie d. Gleichgewichtsvertheilung d. Elektrieität. — Us == 1 da, DISZEN 2206 Man grossen e= 2.1 0.864958 0.018512 0.000054 0.88352° 0.831894 0.301853 0.004685 o .000005 1.13844 1.024108 ‚149131 „001153 .000001 [ei (eo) (eo) _ ‚17439 ersieht hieraus öntfernungen der Kugeln die fraglichen Coefficienten mit unter 0.52537 0.166667 0.007577 0.17424° 0.205000 0.001302 0.20630 Anderem, 101% G—4 0.269239 0.26924 0.039598. dass bei einigermaassen grosser Genauigkeit durch die Ausdrücke dargestellt sind Ayı — 4a IE HI er = q RR a ET, nn “ zuge gq' C 20 ’ı1—q ! Von den hier berechneten Werthen der Reihen stimmen die mit einem Sternchen bezeichneten nicht ganz überein mit den entsprechenden der von Sir W. Tuonson ver- Statt derselben finden sich dort die Zahlen öffentlichten Tafel. 1.25324 , 0.88175 , 0.17432 - Mn enfart h' ulinde Wr ’ | | Buße Arien es R ri a oh & “ a] ' j ö j f Pi I A i Li Ich j \ ee . I ' f b u ® Pi . j : 5 \ r w ne “4 € ö I R- » 2 ö ‚SG [7 ® 0 a } LAN ill s- Da N \ E 4 . . Y k , N al ’ r r% Ar In N er er ATELIER k PR: ride , wi ash x I A \ ur FA a, an 3% “ II IY j @ 3 . ı in IE ' ner m i j j r y td i t Krim fa | nl Kir } ' ö l } . } Alias la ww f f ir A \ L; j uf u [3 A 1 . ö \ N ı A j 2 7 f 1 - fi ’ A 4 . . 4 ’ \ % Di >.” ya erh ip 5 Krle 2 IZ ve & ( ey r ” wi hi ar PR 1 2 a \ er 7 D n- W Rt er er vr ’ l, ZN 1015 Beitrag zur Kenntniss des Nerven- und Muskel- systems der Hornschwämme. Von Dr. R. v. LENDENFELD in Sydney. (Vorgelest von Hrn. F. E. Scuurze.) Eine der australischen Euspongia-Arten, welche mit Zuspongia anfractuosa CARTER ident ist, von mir aber Euspongia canaliculata genannt wird, zeigt in mancher Hinsicht bemerkenswerthe Ab- weichungen von dem bekannten Bau” des gewöhnlichen Bade- schwammes, Euspongia officinalis. Der Schwamm ist massig und besitzt kurze, abgerundete, fingerförmige Fortsätze. Diese enthalten je einen weiten kreiscylinderförmigen, longitudinal verlaufenden Hohlraum, welcher äusserlich einem weiten Oscularrohre sehr ähnlich sieht. Diese weiten Röhren münden nach unten hin in ein System anastomosirender Lacunen ein. Die ganze Oberhaut ist reich an Poren. Zwischen den regelmässig vertheilten Porensieben ist ein sehr zierliches Sand- netz ausgebreitet. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass die Röhren in den fingerförmigen Fortsätzen mit einer ganz ebenso gestalteten Haut ausgekleidet sind. Das Gleiche gilt von der Aus- kleidung der lacunösen Hohlräume in der Tiefe des Schwammes. Die Röhren und Lacunen sind nieht Oseularröhren und gehören nicht zum eigentlichen Schwammkörper, sondern bilden einen Vorhofs- raum, der mit dem einführenden Canalsystem allein im Zusammen- hange steht. Auf der Innenseite der Röhren und in den Lacunen- wänden findet man nämlich keine Oscula. Diese Vorhofsbildung weicht somit von jener ziemlich bedeutend ab, welche ich von den Auleniden?. beschrieben habe. Sie ist den Nardorusformen reciprok. ı H. J. Carver. Description of Sponges from Port Phillip Heads, South Australia, continued. Annals and Magazine of Natural History, Series 5, Volume 15, p- 316. ®2 F.E. Scuurze. Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung der Spongien. VII. Mittheilung. Die Familie der Spongidae. Zeitschrift für wissenschaft- liche Zoologie. Band 32, S. 591 fl. ®> R. v. LEnDenreLpd. Über den Bau der Hornschwämme. Zoologischer Anzeiger für 1885. 1016 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. Die Oscula sind klein. Sie liegen stets in Reihen. Diese Reihen laufen in longitudinaler Richtung den fingerförmigen Fortsätzen entlang. Die fingerförmigen Fortsätze sind 10 — 20”" dick und ebenso lang, die Oscula ı — 2”” breit, kreisrund und in ziemlich regelmässigen Abständen, 10 — 1ı5"" von einander entfernt. An Skeletten sieht man keine Spur von Oseulis. An Stelle der Oseula-Reihen finden sich hier tiefe Rinnen, die zuweilen bis in das centrale Pseudo-Oscularrohr herabreichen. Am lebenden Schwamm ist von diesen Rinnen nichts zu sehen. Sie sind von dem Schwamm- gewebe ganz ausgefüllt. Freilich entbehrt dieses Gewebe jeglicher Skelettstütze und es erscheint dieser Theil an trockenen Exemplaren stark vertieft und eingefallen. An Quersehnitten erkennt man, dass das Gewebe, welches diesen Theil bildet, sehr locker und lacunös ist. Die Geisselkammergruppen zwischen den weiten und unregelmässigen, zumeist longitudinal ver- laufenden Canälen sind wenig zahlreich und klein, bei weitem nicht so zahlreich, wie jene des viel diehteren, nur mit kleinen Canälen versorgten, skeletthaltigen Theiles. Diese grossen Canäle und Lacunen fliessen zur Bildung des kurzen Oseularrohres zusammen: sie gehören alle dem ausführendem Systeme an. Wenn nun schon in dieser Rinnenbildung uns eine bemerkens- werthe Eigenthümlichkeit entgegentritt, so finden wir doch bei der genaueren mikroskopischen Untersuchung noch viel interessantere Verhältnisse vor. Das Skelett ist ein sehr feinmaschiges Euspongiaskelett. Die radialen Hauptfasern sind wenig verzweigt und sandführend. Die Verbindungs- fasern hingegen frei von Fremdkörpern und vielfach verzweigt. Sie bilden zahlreiche Anastomosen. Ihre durchschnittliche Dicke ist bei den verschiedenen Varietäten verschieden und schwankt zwischen mm 0.01 und 0.02 Am Rinnenrande nun enden alle diese Verbindungs- fasern mit sehr scharfen, schwertförmigen Spitzen. Diese Spitzen stehen so nahe bei einander, dass die Rinnenwand dieht stachlig aussieht. Es kann keinem Zweifel unterliegen. dass diese Stachligkeit eine Vertheidigungseinriehtung gegen solche fremde Eindringlinge ist, die von den weiten Oseularröhren und Lacunen des ausführenden Systems aus in den Schwammkörper gelangen wollen. Vor den spitzen Enden der Hornfasern zieht eine Membran herab, welehe das Lacunengewebe der Rinne durchaus von dem übrigen Schwammkörper trennt. Nach unten hin ist diese Membran mehr- fach unterbrochen. Hier treten die ausführenden Canäle hindurch. Wir begegnen einer solehen Haut auf beiden Seiten der Lacunenrinne, v. LEnDeNFELD: Nerven- und Muskelsystem der Hornschwämme. 1017 Diese Häute bekleiden die Seitenwände der Rinne in ihrer ganzen Länge. Bei genauerer Untersuchung feiner Querschnitte erkennt man, dass diese Haut aus parallelen Spindelzellen besteht, welehe senkreeht auf der äusseren Oberfläche des Schwammes stehen, indem sie alle von der Oberfläche radial in die Tiefe herabziehen. Sie bilden mehrere Lagen in der erwähnten Membran — durchschnittlich drei. Die Mem- bran selbst ist durchaus von gleichförmiger Dieke. Diese Zellen laufen nach beiden Seiten hin in ausserordentlich feine Spitzen aus. Sie mm sind o.1”” lang und in der Mitte 0.003” breit. Der ovale Kern findet sich in der Längenmitte. Er liegt jedoch nieht axial, söndern mehr oder weniger seitlich. In der Umgebung des Kernes findet sich eine sehr geringe Menge gewöhnlichen Protoplasmas, während der ganze übrige Theil der Zelle aus einer Substanz besteht, die wesentlich von dem Inhalt gewöhnlicher Spindelzellen abweicht. Es finden sich nämlich deutliche, kleine, aber das Licht sehr stark und doppelt brechende rundliche Körnchen in einer homogenen, durch- siehtigen Substanz eingebettet, welche das Licht wenig und nur ein- fach bricht. Die Körnchen sind theilweise sehr regelmässig angeordnet, so dass eine Art Querstreifung der Fasern zu Stande kommt. Die Körnehen treten nicht zur Bildung doppeltlichtbrechender Scheiben zusammen und der Grad der Regelmässigkeit in ihrer Anordnung ist auch nicht immer der gleiche. Bei der Untersuchung von Spiritus- material erkennt man leicht. dass diese Rinnenwandmembranen stark zusammenziehbar sind, und zwar so, dass sie sich immer in radialer Richtung contrahiren. Hierdurch wird die äussere Oberfläche des Rinnenfüllgewebes mehr oder weniger gesenkt. In der sehr beträcht- lichen Schwankung der Tiefe. bis zu welcher die Oberfläche des Rinnenfüllgewebes in verschiedenen Exemplaren eingesunken ist, drückt sich die Wirkung der radialen Contraetion dieser Membranen aus. Ich glaube aus den angeführten Beobachtungen schliessen zu sollen, dass diese Membranen Muskeln sind und die sie zusammen- setzenden Zellen Muskelzellen. Und weiter, dass diese Muskelzellen in Folge ihrer eigenthümlichen Structur den Übergang von der glatten zu der quergestreiften Faser vermitteln. An Querscehnitten durch die Rinnenränder erkennt man, dass ein eigenthümliches Organ am oberen, äusseren Rande dieser Muskel- membran sitzt. Man findet dort nämlich die Membran plötzlich bis zum doppelten oder dreifachen Durchmesser verdickt. Diese Ver- diekungslinie kann an feinen Schnitten genau studirt werden. Man findet, dass sie nicht aus Spindelzellen besteht. Grosse kugelige Kerne sind hier sehr deutlich, diese erscheinen einer granulösen Substanz 1018 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 12. November. eingebettet. Zweifellos gehört diese Substanz Zellen an, deren Grenzen nicht deutlich sind. Von dieser Randverdickung gehen seitlich körnige Fasern ab, welche tangential in der äusseren Oberhaut des Schwammes dahinziehen und zuweilen auf ziemlich lange Strecken hin verfolgt werden können. Oben stehen auf dieser distalen Verdiekung der Muskel- lamella spindelförmige Sinneszellen auf. Die basalen Enden aller dieser auf eine ziemlich breite Zone verstreuten Zellen krümmen sich gegen die obenerwähnte Verdickung hin, und sie stehen mit derselben in direetem Zusammenhange. Eine Verzweigung der Basalausläufer wurde nicht beobachtet. Der Zellkörper selbst hat die gewöhnliche Form. Die Zellen sind etwa 0.03"” lang und 0.002”"” in der Mitte, an der Kernanschwellung breit. In dem Zellkörper finden sich nach Osmium- behandlung jene charakteristischen, dunklen Körnchen, welche von Jickezı! in den Sinneszellen der Hydroiden entdeckt worden sind und welche auch bei den Spongien-Sinneszellen vorkommen, und hier ein besonders deutliches und werthvolles Kriterium abgeben. Ich glaube die oben beschriebenen Gebilde am distalen Rande der Muskelmembran folgendermaassen deuten zu sollen. Die ganze Verdiekung, welche nur stellenweise unterbrochen ist, besteht aus Ganglienzellen, deren Kerne an Praeparaten deutlich sind, deren Conturen jedoch nicht klar hervortreten. Die körnigen Fäden, welche in tangentialer Richtung von diesen Ganglien abgehen, sind Nerven, welche die Verbindung der Ganglien mit entfernter gelegenen, vorläufig noch unbekannten Gebilden, herstellen. Aus der obigen Darstellung geht hervor, dass die Sinneszellen- zone dem oberen Rande der Muskelmembran entlang zieht und somit zwei Streifen von Sinneszellen gebildet werden, welche das Rinnen- füllgewebe an der Oberfläche einrahmen. Ich glaube, dass dieses Gebilde unseres Schwammes einen direeten Vergleich mit dem Ringnerven der eykloneuren Medusen (Eimer), den Hydromedusen zulässt und darauf hinweist, dass die Spongien, weil einer ähnlichen Entwickelung fähig wie diese Cnidarier, von ihnen wahrscheinlich ursprünglich nicht so sehr verschieden waren, wie wir gewöhnlich anzunehmen pflegen. Freilich muss zugegeben werden, dass durch convergirende Entwickelung hier eine Ähnlich- keit entstanden sein mag, die gar keinen phylogenetischen Schluss gestattet, um so mehr als diese Gebilde der Spongien mesodermal sind und nicht subepithelial wie bei den Hydromedusen. Auf diesen Gegen- stand näher einzugehen, würde uns jedoch weiter führen, als es in einer vorläufigen Mittheilung geboten scheint. a ' C. Jıeeri. Über den Bau der Hydroidpolypen. Morphologisches Jahrb. Bd. VIH. v. Lenopenrero: Nerven- und Muskelsystem der Hornschwämme. 1019 Wenn ich nun noch einen kurzen Rückblick auf unsere Kenntniss des Nerven- und Muskelgewebes der Spongien werfe, so dürfte dies meinen Mitarbeitern auf diesem Gebiete einerseits von Werth sein, und andererseits wird eine solche Zusammenstellung auch allgemeinen morphologischen Untersuchungen zur Grundlage dienen können. Zuerst wies F. E. Scnuzze, der Begründer der neueren Spongio- logie nach, dass bei vielen Schwämmen einzelne Faserzellen, und auch Faserzelleneomplexe, eontraetil seien. Diese Entdeckung, dass die längst bekannten Bewegungen der ausgewachsenen Schwämme (Larven, junge Spongillen u. s. w. bewegen sich ohne Faserzellencontraction) nicht durch eine Zusammenziehung der Grundsubstanz oder der Epithelien, sondern durch Zusammenziehung bestimmter, diesem Zwecke ange- passter Elemente, verursacht werden, ist vielfach von mir und An- deren bestätigt worden. Im Jahre 1830 demonstrirte Ü. Stewart »Palpocils« an Granltia compressa vor einer Versammlung der Königlich Englischen mikro- skopischen Gesellschaft. Ich bin nicht in der Lage über diese Angabe, die mir erst vor emigen Monaten bekannt geworden ist, ein Urtheil abzugeben. Ich selber halte die Existenz von Sinneshaaren an den von mir entdeckten Sinneszelien aus apriorischen Gründen zwar für wahrscheinlich, habe jedoch Palpoeils nie gesehen. Ich habe eine Anzahl von australischen Kalkschwämmen, Schleim- schwämmen und Hornschwämmen genauer untersucht und an einigen, jedoch verhältnissmässig nur wenigen Zellen gefunden, die ich als nervös betrachte. Von Hornschwämmen habe ich bis nun bloss die Auleninae und die Gattung Euspongia (die australischen Arten) hierauf geprüft. Die thatsächlichen Befunde in diesen Gruppen sind folgende: Sycandra arborea HaeckeL. Die Sinneszellen bilden einen Ring am Eingange der einführenden Canäle. Grantessa sacca R. v. L. Die Sinneszellen stehen in Gruppen am Eingange der einführenden Canäle. Vosmaeria gracilis R.v.L. und Sycandra pilaR.v.L. Die Sinneszellen stehen in Gruppen weiter ab im Umkreise der Einströmungsöffnungen. Leucandra saccharata Harcker und Leucandra meandrina R. v. L. Die Sinneszellen stehen in Gruppen, welche unregelmässig über die Oberfläche zerstreut sind. Leucetta microrhaphis und Leucaltis Helena R. v. L. Die Sinnes- zellen stehen einzeln an der Oberfläche zerstreut, scheinen jedoch zahlreicher in der Nähe der Einströmungsöffnungen zu sein. Aulena villosa R. v. L. Die Sinneszellen stehen in kleinen Gruppen an den Vereinigungslinien der Membranen, welche im Vorhofsraume ausgespannt sind. Sitzungsberichte 1885. 86 1020 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. Halme globosa R. v. L. Die Sinneszellen stehen in Gruppen an den Rändern der Membranen, welche in den lacunösen Räumen des einführenden Canalsystems ausgespannt sind. Euspongia canalieulata R. v. L. Die Sinneszellen bilden ‘Zonen, welche an der Oberfläche die lacunöse Ausbreitung des ausführenden Systems umziehen. Diese vereinzelten Beobachtungen lassen gar keinen allgemeinen Schluss: zu, da die Beobachtungen an verschiedenen Arten so sehr verschieden sind. Ich habe schon früher! darauf hingewiesen, dass die Scuuzze’sche Bezeichnung der. zusammenziehbaren Elemente als »contractile Faser- zellen« nun, da nervöse Elemente neben ihnen aufgefunden worden sind, nicht mehr nothwendig ist und durch die Bezeichnung Muskel- zellen ersetzt werden kann. Sowohl Muskel- wie Nervenzellen sind mesodermal. Die Epi- thelien der Spongien scheinen nirgends in der Weise weiter entwickelt, wie bei höheren Coelenteraten. Sowohl Entoderm wie Ektoderm bleiben stets einfach.” ! R. v. LespenreLpd. Das Nervensystem der Spongien. Zoologischer Anzeiger Nr. 186. ?2 Haecker hat einige Kalkschwämme mit stellenweise mehrschichtigem Entoderm beschrieben. Bis jetzt ist diese Angabe nicht bestätigt worden. Vergleiche auch Vosmaer in Broxn’s Classen und Ordnungen des Thierreiches, Porifera. Über den Einfluss der Zusammensetzung des Glases auf die Nachwirkungs-Erscheinungen bei Thermometern. Von H. F. Wiege, technischen Hülfsarbeiter der Kaiserlichen Normal- Aichungs - Conimission. (Vorgelegt von Hrn. Auwers.) re Anschluss an die Mittheilungen, welche ich mir im vorigen Jahre erlaubt habe, im Auftrage des Hrn. Prof. Dr. Foerrster der König- lichen Akademie der Wissenschaften zu überreichen (s. Sitzungsberichte 1884 S. 843 ff.), gestatte ich mir heute, mit Genehmigung des Hrn. Direetors der Kaiserlichen Normal-Aichungs-Commission, über einen vorläufigen Abschluss der von dieser Behörde in Gemeinschaft mit den HH. Prof. Dr. Asse und Dr. Scnorr in Jena ausgeführten thermo- metrischen Untersuchungen zu berichten, welcher die damals ausge- sprochenen Hoffnungen im Wesentlichen erfüllt. Es ist nämlich im Verlaufe dieser Arbeiten gelungen, eine Glas- sorte herzustellen, welche sich leicht vor der Lampe verarbeiten lässt und den im vorigen Berichte näher dargelegten thermischen Nach- wirkungen in viel geringerem Grade unterworfen ist, als das Glas der in den letzten Jahrzehnten in Deutschland hergestellten Thermo- meter, und auch in merklich geringerem Grade als die in anderen Ländern zur 'Thermometer-Fabrication zur Zeit benutzten Glassorten. Diese in der Reihe der bezüglichen Fabricationsexperimente und Analysen mit der Nr. XVI" bezeichnete Glassorte hat folgende Zu- sammensetzung: Kieselsäure 67.5 Natron 14 Zinkoxyd 7 Kalk 7 Thonerde 2.5 Borsäure 2 Zwei andere Typen, welche sich etwas weniger leicht vor der Lampe verarbeiten lassen, dagegen in Betreff der thermischen Nach- 86° 1022 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. wirkung sich ebenso günstig wie das vorerwähnte Glas verhalten, sind die beiden mit Nr. XIV" und Nr. XVII" bezeichneten, deren Zusammensetzungen die folgenden sind: RIVER XV Kieselsäure 69 Kieselsäure 52 Natron 14 Kali 9 Zinkoxyd 7 Zinkoxyd 30 Kalk 7 Borsäure 9 Thonerde I Borsäure 2 Das wesentlich Charakteristische aller drei Glassorten, welche ich im Folgenden Kurzhin Jenenser Glas nennen will. besteht darin, dass die Depressionsconstanten der aus ihnen verfertigten Thermometer, d. h. die Nachwirkungen andauernder Erwärmungen auf 100°, nur 0:05 betragen, und dass dem entsprechend auch das langsame Ansteigen des Eispunktes in Folge des allmählichen Verschwindens der von der Anfertigungstemperatur herrührenden Nachwirkungen weit unter den- jenigen Beträgen bleibt, die bei Thermometern aus anderem (auch englischem und französischem) Glase bei ähnlicher Behandlung in ent- sprechenden Zeiträumen beobachtet werden. Zu der nachfolgenden Tafel, aus welcher die Beläge für diese Behauptungen zu entnehmen sind, ist zu bemerken, dass die in den ersten fünf und in den letzten drei Reihen aufgeführten Thermometer kurze Zeit vor Beginn der Beobachtungsreihen neu angefertigt waren, und dass die auf Hundertel Centigrad abgerundeten Zahlenwerthe Mittel aus den Beobachtungsergebnissen an je zwei oder mehreren gleichzeitig untersuchten Thermometern darstellen. Ausser den erwähnten Gläsern enthält die Tafel drei. mit XXI, XVII" und XXXI bezeichnete, auf Grund theoretischer Erwägungen in Jena hergestellte, welche eine besonders grosse Nachwirkung zeigen, und deren in der Schlusstabelle (S. 1028) angegebene Zusammensetzung mit derjenigen der schlechtesten neuerdings in den Handel gebrachten Thüringer 'Thermometergläser im Wesentlichen übereinstimmt. Der Vollständigkeit wegen sind alsdann auch noch einige Daten für Ther- mometer aus demjenigen gangbaren Thüringer Glas, wie es im letzten Jahrzehnt vielfach zur Verwendung gekommen ist, hinzugefügt worden. Letztere Zahlen sind allerdings mit den für die anderen Thermometer gegebenen nicht unmittelbar vergleichbar, da die "Thermometer aus »Thüringer Glas« bei Beginn der Beobachtungen bereits sechs bis sieben Monate alt waren. Wiese: Über d. Einfluss d. Zusammensetzung d. Glases b. Thermometern. 1023 Depression Anstieg des Eispunktes in Tagen: Glas für 100°. 4 | 2ı | 42 | 49 | 66 | 88 | 135 | 160 | 175 | 200 | 242 | 285 | 317 | 447 | 570 I1450| 1600 RIVE Menden —|I-|— | |002| — | 0.03 0.04 BRD 2 ea ler era 0.04 0.04 BEUTE een D_ \ 0.04 0.05 _ | Französisches Glas (Verre dur)....... _ — | — | 0.02] 0.04 0.07 Englisches Glas.... — — [| — [o.r0[0o.122[' — — | — | — | — |0815| 0.161, —| — | Thüringer Glas .... - 0.25 _ 0.38 0.43, 0:44 SER TIEFER ernten 0.05) — | 0.09] 0.12) — |0.16| — | 0.25] 0.25 _ _ _ BEAT. oc aan — 0.22 0.33 | 0.43 8 ee Be 0.24| 0:42 0.53 zu Aus diesen Zahlen erhellt, dass sich Thermometer aus »Jenenser Glas« nicht nur hinsichtlich der vorübergehenden (periodischen) De- pression, sondern auch bezüglich des langsamen (säcularen) Ansteigens des Eispunktes bedeutend günstiger verhalten, als die hier untersuchten Thüringer und besten englischen und französischen Thermometer. Um aber in Anbetracht des verhältnissmässig geringen Alters der Thermo- meter jeden Zweifel möglichst auszuschliessen, wurde noch nach einem anderen Kriterium zur Entscheidung dieses Punktes gesucht. Ein solches ist in dem schon im vorigen Berichte erwähnten Process des künstlichen Altmachens der Thermometer zu suchen. Dieses, wie es scheint, zuerst von Werss in Kew angewendete Verfahren (annealing process) besteht darin, dass die Thermometer längere Zeit anhaltend auf einer höheren Temperatur (z. B. 100°) gehalten und alsdann mög- lichst langsam abgekühlt werden. Hierdurch wird das Verschwinden der ‚von der hohen Anfertigungstemperatur herrührenden Depression beschleunitg und in kürzerer Zeit der gleiche Anstieg des Eispunktes bewirkt, der unter dem Einflusse mittlerer (Zimmer-) Temperatur erst im Laufe längerer Zeit eintritt. Aus dem folgenden Täfelchen, in welchem die durch das genannte Verfahren erzielten Resultate zusammengestellt worden sind, erhellt besonders deutlich das ungünstigere Verhalten des ausländischen Glases gegenüber dem »Jenenser Glase«. Von der hinzugefügten Glassorte XX" ist weiter unten die Rede. Wirkung andauernder Erwärmung der Thermometer auf 100°. nach Erwärmung | betrug der Anstieg Glas = während des Eispunktes 7 Stunden 7 ” 0.01 7 B 0.01 bo) 0.05 0.16 a Ss „ 0,15 1024 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. Bei einer Reihe junger Thermometer aus Thüringer Glas hatte eine 26 stündige Erwärmung auf 100° einen Anstieg des zeitigen Eispunktes von 0°26 und eine solche von dreitägiger Dauer einen Anstieg von o°40 bewirkt. Bei den Thermometern aus Glas XVII", XXI und XXXI wurde das Verschwinden der von der Anfertigungstemperatur her- rührenden Depression durch den Siedeprocess derartig beschleunigt, dass sogar sehon eine halbstündige Erwärmung auf 100° ausreichte, um ein mehrere Hundertel Grad betragendes Ansteigen des maximal depri- mirten Eispunktes hervorzubringen. Weitere Versuche wurden wegen der geringen Resistenzfähigkeit dieser Gläser bisher nicht angestellt. Ferner hat sich herausgestellt, dass die Eigenschaften des » Jenenser Glases« für thermometrische Anwendungen auch insofern sehr günstig sind, als die an sich schon sehr kleinen Depressionen, welche die Eispunkte der aus ihnen angefertigten Thermometer durch längere, schneller Abkühlung voraufgehende Erwärmungen auf 100° erfahren, sich ungemein schnell wieder ausgleichen, so dass schon nach Verlauf von zwei bis drei Tagen der Eispunkt wieder seine alte Höhe erreicht hat. Nahezu ebenso günstig haben sich in dieser Beziehung die hier untersuchten französischen Thermometer verhalten, während bei den englischen Thermometern nach etwa einem Monate erst die Hälfte der dureh das Sieden hervorgerufenen Depression wieder ausgeglichen ist, und es bei den aus Thüringer Glas in den siebziger Jahren ver- fertigten Thermometern durehschnittlich eine Zeit von vier bis sechs Monaten bedarf, bis der durch Siedepunktsbestimmungen deprimirte Eispunkt seinen vorherigen Stand wieder erreicht hat. Eine ausführ- lichere Darlegung über den zeitlichen Verlauf der thermischen Nach- wirkung und seine Beziehungen zu der chemischen Zusammensetzung des Glases soll in Bälde an einer anderen Stelle gegeben werden. Endlieh lässt sich auch, obwohl die Vergleichungen mit dem Luftthermometer bisher nur mittelbare und vorläufige gewesen sind, bereits erkennen, dass die Reductionen der Angaben von Thermo- metern aus »Jenenser Glas« auf das Luftthermometer kleiner und regelmässiger sind, als die entsprechenden Reductionen der Angaben der Thermometer aus gebräuchlichem Thüringer Glas. Die ent- sprechenden Reductionswerthe für die hier untersuchten französischen Thermometer (von Toxseror) sind allerdings durchschnittlich noch etwas geringer, wogegen eine Reihe hier untersuchter englischer Thermometer sehr stark von dem bezüglichen Verhalten der Thermo- meter aus französischem und aus Jenenser Glas abweichen und auch einen weniger einfachen Verlauf der Reduetionswerthe erkennen lassen. Die nachfolgende Zusammenstellung enthält die vorläufigen Reduetionen, wie sie sich durch die Vergleichung der Thermometer Wiese: Über d. Einfluss d. Zusammensetzung d. Glases b. Thermometern. 1025 mit dem an das Luftthermometer angeschlossenen Normalthermometer der Normal-Aichungs-Commission ergeben haben. Reductionen auf die Angaben des l.uftthermometers für Thermometer aus Bei Temperaturen in Rentieraden Jenenser Glas Thüringer französi- englischem S Nr. XIvm| N... xvm INr. xy Glas schem Glas Glas 0°00 0°00 0°00 0°00 0°00 — 0.01 + 0.01 — 0.03 — 0:02 + 0.03 — 0.05 — 0.02 — 0.11 —.0.06 | 0.00 — 0.07 — 0.02 — 0.12 = 0:05‘ 11 +0.02 — 0.05 + 0.01 — 0.08 9.02% + 0.09 — 0.05 + 0.14 Die Zahlen unter Thüringer Glas stellen Mittelwerthe für die ge- bräuchlichsten Thüringer Glassorten dar; ein anderes Thüringer Glas hatte folgende Reduetionen auf die Angaben des Luftthermometers ergeben: bei o° o°00 + 10 — 0400 + 20 —: 0.20 22/0 u, + 40 7] Bezüglich der Thermometer aus englischem Glase ist zu bemerken, dass die angegebenen Werthe Mittel aus Beobachtungen an vier ' Thermometern sind. Zwei derselben waren aus Krystallglas verfertigt. dessen Zusammensetzung in dem vorigen Berichte S. 847 angegeben ist, die beiden anderen waren Kew-Standards. Letztere zeigten in ihren Angaben und thermischen Eigenschaften eine so vollkommene Übereinstimmung mit denen der ersteren Art, dass man berechtigt ist, die Zusammensetzung des (Kew-) Glases als im Wesentlichen identisch mit jener des sogenannten Krystallglases, dessen Analyse in dem vorangehenden Aufsatze (Sitzungsberichte für 1884 Seite 843 ff.) gegeben ist, anzunehmen. Die Analyse des Glases französischer von Tonseror in Paris verfertigter Thermometer hat Folgendes ergeben: Kieselsäure 70.96 Natron 12.02 Kali 0.56 Magnesia 0.40 Kalk 14.40 Thonerde und Eisenoxyd 1.44 Summe 99.78 Demnach zeigt das Glas vollständig die Zusammensetzung des gewöhnlichen Fensterglases. Die geringe Beimengung von Kali rührt offenbar von der für den Glassatz verwendeten Soda her. 1026 Sitzung. der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November, Wenn, wie bei dieser Gelegenheit schliesslich noch bemerkt werden möge, die Unterschiede der Reduetionen auf das Luftthermo- meter, welehe an die Angaben von verschiedenen Thermometern aus den gebräuchlichen Glassorten anzubringen sind, wie wir oben gesehen haben, in der Nähe von + 30° bis + 40° bis zu al Centigrad an- steigen können, so geht daraus hervor, dass eme grössere Gleich- förmigkeit der Zusammensetzung des bei Thermometern anzuwendenden Glasmaterials auch in dieser Beziehung von grosser : wissenschaftlicher und weittragender praktischer Bedeutung ist. Zur Ergänzung unserer ersten Mittheilung über den erheblichen Einfluss, welchen das gleichzeitige Vorhandensein nahezu gleicher Mengen von Natron und Kali auf die thermischen Naehwirkungs- Erschei- nungen; ausübt, habe ich zu bemerken, dass auf. Wunsch der Normal- Aichungs-Commission von Hrn. Dr. Scnott in Jena noch eine Glassorte hergestellt worden ist, welche den gleichen Kalkgehalt, wie die a. a. O. S.848 aufgeführten Glassorten Nr. IV und VIII aufweist, jedoch 7.5 Pro- cent Kali und 7.5 Procent Natron enthält, während das Glas Nr. IV 13.5 Procent Kali und das Glas Nr. VII ı5 Procent Natron enthalten. Es konnte nämlich der Schlussfolgerung jener ersten Mittheilung, wonach das nahezu in gleichem Betrage vorhandene Nebeneinander beider Alkalien einen entscheidend ungünstigen Einfluss auf die ther- mischen Nachwirkungs-Erscheinungen übt, entgegen gehalten werden, dass in der damals synthetisch hergestellten Glassorte Nr. XXI nicht bloss das Nebeneinander von Kali und Natron, sondern auch der grössere Gesammtantheil dieser beiden Bestandtheile und der entsprechend ver- minderte Antheil von Kalk ungünstig gewirkt haben könne. Diese Folgerung wurde jedoch durch die damals gegebene Zu- sammenstellung «der Analysen deutscher 'Thermometergläser nicht .be- stätigt, da in diesen die Verschiedenheiten des Kalkgehalts einen be- sonders erheblichen Einfluss auf die Nachwirkungs- Erscheinungen nicht erkennen lassen. Die Grösse der Nachwirkungen schien vielmehr von dem Gesammtgehalte an Kali und Natron nahezu unabhängig zu sein und allem Anschein nach lediglich in einer einfachen Beziehung zu dem Verhältnisse zwischen dem Natron- und dem Kaligehalte zu stehen. Immerhin überstiegen die bei der Anfertigung der in Rede stehenden Glassorte (XXI) zugelassenen Unterschiede in dem Kalk- gehalt und in dem Gesammtgehalt an Alkalien ‚die bei den übrigen Glassorten vorgefundenen Unterschiede. Das auf Grund vorstehender Erwägungen hergestellte, mit Nr. XX" bezeichnete Glas hat nunmehr im. Allgemeinen die Folgerungen hin- sichtlich des ungünstigen Einflusses nahezu gleichwerthigen Vorkommens von Kali und Natron bestätigt. -Indessen lässt sich erkennen, «ass Wiese: Über d. Einfluss d. Zusammensetzung d. Glases b. Thermometern. 1027 bei dem Glase Nr. XXI die sehr starke Verminderung des Kalkgehaltes doch nicht ohne Einfluss auf die ungünstige Steigerung der Nach- wirkungen gewesen war. Bei Glas Nr. XX"' hat sich nämlich die Depressionsconstante erheblich kleiner als bei Nr. XXIII, indessen immer noch mehr als doppelt so gross herausgestellt als bei den Glassorten IV und VII. Hieraus geht nunmehr völlig unzweifelhaft hervor, dass Kali und Natron bei der Zusammensetzung von Thermometerglas einander nur vollständig ersetzen dürfen, dass dagegen die theilweise Er- setzung von Natron durch Kali und umgekehrt, unter Festhaltung der übrigen Bestandtheile, in Betreff der thermometrischen Eigen- schaften nur ungünstig wirkt, indem sie die Nachwirkungs-Erschei- nungen steigert. Und zwar ist diese Steigerung nach den Darlegungen im vorigen Berichte um so grösser, je mehr sich das Verhältniss der Alkalien zu einander der Gleichheit nähert. Zu dem obigen Ergebnisse, wonach das Glas Nr. XX" mindestens die doppelte Grösse der Nachwirkung erkennen lässt wie die beiden Glassorten Nr. IV und VII, ist übrigens noch zu bemerken, dass die Herstellung von Thermometern aus dem Glase Nr. XX" erst ganz vor Kurzem ermöglicht worden ist, so dass die bei dieser Glassorte bis jetzt beobachtete Depressionseonstante noch nicht als der definitive Betrag angesehen werden kann. Vielmehr ist der Werth derselben offenbar noch im Steigen begriffen, obgleich das Altern auch dieser Thermo- meter durch die erwähnte Art der Behandlung thunlichst beschleunigt worden ist. Es haben sich nämlich im Mittel aus den Ablesungen bei zwei Thermometern aus dieser Glassorte der Zeitfolge nach für die Depressionsconstante nachstehende Grössen ergeben: Datum Depression für 100° 4 Juni I885 2 ncneenueanen 02910 8. Juni 1885 24.2202 @0220 00: 0.14 22. Juni I885 „neuen eneeren 0.15 24. JulitI885 .uncnenue..n: 0.16 16. October 1885 ...u. +» ++ 0.17 Auch bezüglich des Ansteigens der Eispunkte hat diese Glas- sorte im Vergleich mit den beiden Nummern IV und VII eine erheblich ungünstigere Beschaffenheit gezeigt. Innerhalb 3'/, Monaten betrug bei den Thermometern aus Glas XX" der Anstieg des Eispunktes 0713, wohingegen bei den Thermometern aus Glas IV, bezüglich VIIL inner- halb eines Jahres der Eispunkt nur um die Hälfte dieses Betrages angestiegen war. Ausser den bisher erwähnten Glassorten sind nun in Jena theils in kleinerem, theils in grösserem Maassstabe im Ganzen noch zwanzig 1028 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. November. andere Thermometergläser angefertigt und die aus denselben her- gestellten Thermometer bei der Normal-Aichungs-Commission auf ihre Nachwirkung untersucht worden. Von den Ergebnissen dieser Unter- suchungen sollen hier in der nachfolgenden Tabelle, welche sich an die in der ersten Abhandlung auf Seite 847 und 848 gegebenen Tabellen anschliesst, nur einige von allgemeinerem Interesse kurz aufgeführt werden, während eine ausführliche Mittheilung über die sämmtlichen Versuchsergebnisse an einem anderen Orte erfolgen wird. rs . © > f Bezeichnung = = % © „ |] Depression = = > Ss 2 - des m “. “ E 2 E für Bi g ° = & en Glases a = = = = 2 100° 2 = 5 = = ° 52) a N - Ä [ee] 0?°02 x aan 40), OO. 3 Die zuletzt genannte Glassorte XXI, deren Zusammensetzung bereits im vorigen Berichte S. 848 angegeben wurde, ist des Ver- gleichs wegen hier nochmals aufgeführt worden. Ihre Depressions- eonstante ist, wie auch aus der im Eingange gegebenen Tabelle ersichtlich, inzwischen von 0.84 auf 1.05 angewachsen. Zum Schlusse sei mir noch gestattet, als das Ergebniss der oben dargelegten Untersuchungen hervorzuheben, dass wir in dem »Jenenser Glas« ein Material gewonnen haben, welches uns in den Stand setzt, Thermometer herzustellen, die auch den strengsten und weitest gehen- den Anforderungen der Wissenschaft und Technik entsprechen. Es steht somit zu hoffen, dass es in Zukunft gelingen werde, der deutschen Thermo- meterfabrication wieder den sonst so wohlverdienten alten Ruf zu sichern. Dieser Erfolg, welchem sich ein ähnlicher auf dem Gebiete der praktischen Optik schon anzuschliessen beginnt, wird wesentlich den HH. Prof. Arge und Dr. Scnorr, sowie der Königl. Preussischen Staatsregierung, welche das ganze Unternehmen hochsinnigst unter- stützt hat, zu verdanken sein. Ausgegeben am 19, November. 1885. XLV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 12. November. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. l. Hr. Wartengach las über die Inquisition, welche von dem Coelestiner Petrus gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg in den Jahren 1393 und 1394 ge- führt wurde. 2. Hr. Kırennorr legte eine Anzahl von Hrn. Loruıne in Berlin abgeschriebener archaischer Inschriften vor. welche umstehend abgedruckt sind. { RR E R Di = “ {v, j I u 2 % vier ah NS er zn In ®, 7 a N San aRebr Bir Am ee or, ze Be “, , g* Air Br | di PN a e; Br R: er te yorsas Ba niit ara ya Ra: 2 en en ir VEARBRDE SAG am uk BAR: Herr 1031 Archaische Inschriften in Boeotien. Von H. Lorııne. (Vorgelegt von Hrn. A. Kırcanorr.) / .. - * ” - r ” \ Akräphia. Im Hof der Demarchie in Karditza. Graue, oben zu- gespitzte Platte: T. ARTVLLS //// "ApruAdols Graue, dieke Platte, ebend.: 2. DA///ANIA//// AFewıas? Graue, oben spitze Platte, ebend.: 3 LVMARIFA ElöluJea{%]& Auf zwei grossen unbehauenen schwarzen Blöcken, ebend.: 4. MecHKn 2. &IKR . g > = » o m Ka ,S. Alızpareis Wenn beide Inschriften, wie es fast den Anschein hat, zusammen- gehören, ist hier die gleiche Nachlässigkeit geübt worden, wie in einer späteren thisbischen Grabinschrift: em NixoxAns. Würfelförmiger Block aus schwarzem Stein, ebend.: 5. MEN INN Mevır|7os Schwarze, oben zugespitzte Platte, ebend.:' 6. ENMTIFOIKONI ’Erı Folzwvı Im Hause des Demetrios Xenakis in Karditza. Grosse, graue Platte: 7 DOIN//// boiwlı£ ! Ebend. auf einer schwarzen, oben gebrochenen Platte in grosser Schrift NOGANV. In der Mitth. IX. S.5 n. ı publieirten Grabschrift ist am Ende wahr- scheinlich ein S weggebrochen, ebend. S. 6. n. 2 lautet der Schluss YA, also Mveswuey,e, so dass die vermeintliche Entdeckung »einer bisher unbekannten Form für o« nur auf der Ungenauigkeit des Copisten beruht. 1032 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 12. November. Chäroneia. An der Westseite des Hauses des A. Dardavesis in Kapräna umgekehrt eingemauert. Grauer Kalksteinblock; der An- fang der Inschrift zerstört, das Ende steckt in der Mauer: 8. ANINNTRODO 22... rpo@ols Im Museum. Fragment eines basisförmigen grauen Grabsteins: 9. EV+HI®IO EvEiSuc[s Ebend. Grosser Block aus grauem Stein: 10. LARRITINOS Adppırivos Koroneia. An der Thür des Hauses des Chr. Galis in Mamura bei Koroneia eingemauerter grauer Stein: 11: ARISSTIAS "Apıoorias Kreusis. Im Heiligsten der Capelle des Hag. Nikolaos in Liva- dostro. Block aus grauem Stein: 12. MEAANOIOS MeAdvSuos Lebadeia. Unter der Gruppe von Olbäumen am Nordrand des sogenannten Livadaki, ungefähr 20 Minuten von Livadia, auf dem Grundstück des Tolias. Postamentähnlicher Block ‚aus grauem Stein: 19: + B@OKLID "AyalSoxrolas Vor dem Hause des Bitzaksis, nicht weit von den Herkynaquellen. Grauer Stein, der Anfang der Inschrift steckt tief in der Erde: 14. MORYDIDAZ Aulucxudidas 15. Leuktra: Die I. @. A. 201, sowie die ebend. 249 publi- eirten Inschriften sind, wie sie dort mitgetheilt werden, am Anfang vollständig und die Lesungen stehen, wie eine neue Vergleichung ge- zeigt hat, sicher, so dass die von Fick bei Meister in der Collitz- schen Sammlung zu Nr. 85ı und 852 vorgeschlagenen Lesungen, wenigstens bei 852 sicher, nicht das Richtige treffen. Die Inschrift I. G. A. 248 ist nicht von DEcHArnE, sondern von RansagE richtig wiedergegeben: DIOON. Orehomenos. An der Kapelle des Hag. Demetrios im gleich- namigen Dorf: 16. ETMAESIDI ’Er "Ayelı)oıdı Vergl. Mitth. VII S. 360, 13. Ebend., grauer Block: Lorrıng: Archaische Inschriften in Boeotien. 1033 17. EMPMAETORINOI "Er "Ayelı)ropivar Die I. @. A. 293 publieirte Inschrift, die auf einem erhöhten Streifen eines an der Südseite der Klosterkirche vermauerten grauen Blockes steht, lautet 18. EANAXIDOTOZ Fuva&idoros und von einem Versehen des Steinmetzen kann nicht die Rede sein, das E am Anfang steht so sicher wie in der Inschrift von Turnavo, Mitth. VII S. 224. Bei der Kapelle der Panagia im Dorfe Degle, circa ı'/, Stunde von Orchomenos. Block aus grauem Stein (Inschrift vollständig): 19. HERMON "Epucv $ESMIEV @corıed In der Umfassungsmauer der Kapelle des Hag. Demetrios im gleichnamigen Dorf. Grauer Steinblock: 20. KADI< Kadılsizs oder Kadırodwpes oder ähnlich. An der Südseite der Klosterkirche‘ eingemauerter grauer Block: 21. MOLVMEZTOR IoAuunsrup Platää. In der byzantinischen Capellenruine Hag. Athanasios, '/, Stunde von Kokla, am Wege nach Kaparelli. Block aus grauem Stein, Theil eines Pilasters: 22. ce. DAMAEN "Er Auugeveroe u TT — ®) m Tanagra. Vorläufig im Haus des Antikenwächters Alekos Basiliu. Kleine Porossäule: 23. DAMONM IKO/// Aauovıxols Auf Porossteinen ebend.: 24. HIMTMOKLIA Irroxi(e)ıa 25. /II=TAK|LEIA Melyaxasız 26. zZOVI®EOMA/N/ Mer ]lavSıyos? 27. MELANTIVOZ MeAdvriy,os 28. NN SDVLOS Mevlebvros oder ’Eysd. 29. PIsIDIKA Ihowdira 30. EPIOMENIAIEMIBE "Er baslı)vidı el) he..... ! In I.G.A. 294 hat meine Copie für « die Form A, in 217 hat das « die alterthümliche Gestalt M. 1034 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 12. November. SL DA//LIIYA dalölrlr le 32. IH DWUIBON bıswv Theben. Im Museum, Nr. 1930. Bläuliche Marmorplatte: 33. A///ANTIDAS Alilavrıdas Bei der Post. Auf einer bläulichen oben zugespitzten Marmor- platte: ENI "Er TTIPOCAOKA Ilpoodoxä. ANTI®ANHZ ’Avrıbavns. 34- ARISTITOrI TON "Apıoroyle)irwv. Vor der Kirche des Hag. Athanasios in der Vorstadt Pyri. Grosser bläulicher Marmorblock: 35. DEYPON Asuguv Im Museum. Dicke weisse Marmorplatte: 36, OEOKTIDAS Osoxridas Ebend., Nr. 248. Unbehauener Felsblock: 37: RFN YO "Puvywv Thespiä. A. Museum in Erimokastro. Roh behauener Block aus grauem Stein; auf einem geglätteten Streifen: 38. AAAOARYOZ "Ayaapy;os Ebend. Block aus grauem Stein: 39. APELL "Arernleis Ebend. Desgl.' 40. ARISTOKRATES "Anıoroxparelis Z0IN EiroxAe- OWIVQO ns Auxe- 34VV33 dezıno- 41. 3vx0J13 vios Ebend. Grauer Steinblock: 42. ARKADIA "Apzadıa ! [Die ältere böotische Insehrift stammt anscheinend aus dem Anfange des 5. Jahrhunderts, die jüngere, nach Ausweis ihres Inhaltes wie ihres Alphabetes lako- nische, gehört vermuthlich einem der Jahre an, in welchen in Thespiä eine lakedä- monische Mora unter Befehl eines Polemarchen stationirt war, d. h. dem Zeitraum von 378 bis kurz vor der Schlacht bei Leuktra. Übrigens sollte das erste Zeichen der ersten (untersten) Zeile ohne Zweifel ein B sein. A. K.] Lorrıng: Archaische Inschriften in Boeotien. 1035 Ebend. Weisser Marmorblock: 43- BROVWVLLC BpexvArlos Ebend. Weisse Marmorplatte: 44. AOOALEIA AuuloFarcız Ebend. Block aus grauem Stein: 45. DIONVZIOZ Auovücuos Ebend. Bläulicher Marmorblock: 46. FEIARINOS Feiapivos Verel. GA. 2%0. Ebend. Block aus grauem Stein: 47- EVOVMIDAZ EöSuundas Ebend. Grauer Steinblock: 48. EYktEID>AZ EüxAeidas Ebend. Desgl.: 49. EXED/////// "Eyeölauos Ebend. Desgl.: 50. OEBA..®DILOS Ole)ıBa . [e]&ıÄos Ebend. Desgl.: EV. IOYDIK. "ISvoix[& Ebend. Rundlicher roher Feldstein: 5% FIZARVOZ Ficapy,os Ebend. Dünne graue Steinplatte: 5a IDOTC "Io]der[es Ebend. Postamentähnlicher Block aus weissem Stein. Über der Inschrift ein rother Streifen: 54. KALLIZ Karrıs oder Karrıs Ebend. Kleiner Block aus grauem Stein: BE KERESODOTOS Kepeoodoros Ebend. Block aus grauem Stein: 56. LER ZZOENEIA K]asesoSeves Ebend. Kleiner Block aus grauem Stein. Die Inschrift in feinen Zügen eingeritzt: 57- ////AKRARIDAS Alaxpapıdas statt Alaxparıdas? ” Sitzungsberichte 1885. 87 1036 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 12. November. Ebend. Block aus grauem Stein: 58. MENARYA Mevopyat Ebend. Desgl., auf geglättetem Streifen: 59. MNAZARETA Mvaapera Ebend. Desgl.: 60. /IIRANTAINO//// Ilfavrawvo]s Ebend. Grauer Steinblock: 61. -FENODAN ı ©. Zevodaulros Ebend. Weisser Marmorblock: 62. MROMAOIAAZ ‚HpouaIıdas Ebend. Block aus weissem Kalkstein: 63. MVRRINAS Tlyppivas Ebend. Postament aus weissem Stein, mit Farbespuren und Resten früherer Benutzung: 64. DELISTA BeAicra, statt Birısra? Vergl. I.G. A. 279, R. Meıster in Collitz, Sammlung der griech. Dialektinschr. Heft II 781. Ebend. Grauer Steinblock: 65. ®O+$ beflos Ebend. Desgl. R.u.1. Stossfläche, grosse Buchstaben: 66. ENYTITRI B. Im Gebiet von Thespiä zerstreut. An der Südwestecke der Kirche Kalunsis As @corcxov in Paläopanagia. Grauer Block: 67. AM®IKLEA "Aubixreli)e Bei der Kapelle der Hag. Trias in Tatesa. Block aus grauem Stein: 68. AZOMOKR "Acwroxpl[ereis In einem Pfeiler innerhalb der Kapelle der Metamorphosis im Dorfe Mavromati ist ein grauer Block vermauert, mit der Inschrift 69. /I/SOTIMOS Tsorwes Die bis jetzt nur aus Copien von Ross und ScharrLsach bekannte archaische Inschrift I. G. A. 146, welche an der Südostecke der Kirche des Hag. Blasios bei Paläopanagia ziemlich hoch eingemauert ist, lautet nach meiner von unten genommenen der Ross’schen zunächst stehenden Gopie Lorriıng: Archaische Inschriften in Boeotien. 1037 70. MNAMRIIDLIAF MER öl] "Ornel)- DAIIMOMATERI de, u 6 marle)ıp E- M£EBLK£LBAND; medelılxe Yavolv- TIOsSZILDSOS rı "Oo[S]ıros. “Ds M£NBOSBAKFN mevdos Yeli)xev ANDO®BIMENDS amobSiuevos! Das 5. Zeichen in Z. 4 ist quadratisch, die Annahme eines & (ös $iros) also ausgeschlossen; da c keinen Sinn giebt, bleibt nur ® übrig, dessen Kreuz zerstört ist. An der Ostseite der Kapelle des Hag. Athanasios, südöstlich unter der Höhe von Erimokastro. Grauer Porosblock; die erhaltenen Buch- staben sind vielleicht nur ein Fragment aus der Mitte einer Grab- schrift, da die Ränder rechts und links neu behauen zu sein scheinen: yu% FETA,\ An der Nordwestecke der Capelle des Hag. Elias in Kaskaveli' eingemauerter Block aus hartem, weissem Kalkstein: 712: REHIAZ "Pe£ias Vergl. 1.G. A. 280. In den höchst unscheinbaren Ruinen der Capelle des Joh. Pro- dromos vor dem Dorfe Paläopanagia, links vom Wege zum Musenthal. Würfelförmiger grauer Steinblock: 13: DANODILOZ Bavohıras An der Brücke bei Xeronomi eingemauerter grauer Block: 74- ANEIAASSAMIXOS. 2... x]rsıdas Zauryos Über Leuktra s. o. VI. Thisbe. Am Haus des Konstantinos Papajoannu in Dombrena eingemauerter kleiner Block aus grauem Stein: ZilaE -FSENOTIMOZ Severınos Eine nochmalige genaue Untersuchung des Steins I. @. A. 167 lieferte folgende neue Copie: 76. \SSTON//KAIYSENOISIDANESDILO. ISDN ARISSTEVONENTROMAYOIS Der Stein ist an der Südseite der Capellenruine Hag. Lukas kopf- über eingemauert. ! Vor der Südseite derselben Capelle liegt die Inschrift I.G.A. 277. Meine Copie des jetzt etwas beschädigten Namens I'RGKLHEZ schliesst jeden Zweifel an der Richtigkeit der Ross’schen und RanGaApe’schen aus. — In einer Treppe im Innern der Capelle-Fragment eines grauen Steins mit DILLO; der erste Buchstabe wahrscheinlich ein halbes ®. Ausgegeben am 19. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. r J NER a Ra sauna 67 Er ariereich ei „ee A Ns, in ‘a Pr i ER rn ale ndaie, an hl a Pe A 1b I Inga urn a ee Aoreee nl oh ER ib ieh ur nk er Sr) 71 Ya “r et er) or ur ECT? dirogpeyam\) (dan Pia fikin R Hu) Mia serie ale, ie ph mo, Sue has etilayr Dansk ilnahl® Aaear ‚# SG Hfpteslun dt It weit el smile Vhnk Rn lei wo Saar aan Hal tree L: BET at 3 ar IE. Kurs. lee . ‚al‘, a A ‚ls aafı Slam.) dh ganııma ran RULUFTT 4 L kein Er is ar Urs] HMIYV ml Kruatchefeine “found pl TOR AOGE w Wachiale. WwılTa BER E 12 jr ZO.HDOWÄU Br , k De "Ash N =; MH ı Ha I4 mann ip t 10719 f, ‚as Mr iA nl Ik 5 Ü Te WENN N 6 SR "OKIMAR a EN \ bh N 7 UA ERATE Ya © h f urdmall uno ri nl ara er del, Br e Trage kn A sul ana rn zn RE OG ZOMITOVG Fe er RO 4.1 em Bab aninlanendan ln “aa Walls Dr ‘ j Nine FAN al all DEN AD EI OVIRAIENOTRY ö HAOVAMOAMSRN VITA funk lat Aal Dada Kieiaalraı far wine ak u «TNHRIISDREN HLR WER nn Kr Im Irall ch re ne ee PEN = san it init äuyend, kawnsa Ial H, nal j 3b. Mille ini Kr um nme Arash kt er ihre unten Ins I > u 5 ee a lan dä rab NE u Ber wi, ul 1885. ALVL SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 19. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Dies las den zweiten Theil seiner Abhandlung über Seneca und Lucan (s. Sitz. Ber. S. 1003), welche in den »Abhand- lungen« der Akademie zum Druck gelangen wird. 2. Hr. Scnwenpener legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. M.Wester- MAIER hierselbst vor: zur physiologischen Bedeutung des Gerb- stoffes in den Pflanzen. Dieselbe wird in einem der nächsten Berichte erscheinen. Ausgegeben am 3. December. Sitzungsberichte 1885. 88 Br ARTE er ar | ara rs a OK TER an h 1a Mudil AL ATI rend v ‚nk rl EAN a “ ) n Er Der > suHN A eh “ j ol er she 1 Aa 7 u 1885. XLVI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. November. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnmsen. Hr. Mownsen las über die römische Legende von König Tatius. Ausgegeben am 3. December. 88* Aritanı APR nA au! Ki en WPHUIKH MN var Ar re Bu WiEE vs 1885. ALVIN. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen (lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. vos Heınnorrz las: die Elektrodynamik nach Fara- pAY-MAxweır’s Hypothese zurückgeführt auf Hamıtron’s Prineip. 2. Hr. Kroxecker las über die absolut kleinsten Reste reeller Grössen. 3. Hr. Dr. H. v. Juerıne, Naturalista des brasilianischen Reichs- museums, hat aus Rio Grande, Provinz Rio Grande do Sul, unter dem 25. September d. J. Beobachtungen über die Fortpflanzung der Gürtelthiere eingesendet. 4. Hr. Scuurze legte eine Arbeit des Assistenten am Zoologischen Institute Hrn. Dr. K. Hewer vor: über die Anlage der Keim- blätter von Hydrophilus piceus L. Die Mittheilung Nr. ı wird in einem der nächsten Berichte er- scheinen, Nr. 2 und 3 folgen umstehend. 2 d RR Al. ® ee RK hi m U art leo) are N TEN a r W = . Ra En BIRE 7 as" - 2 1 ı K Pr ur A PIRBDLMe Ha AA . I Fu 7 2 ö = 5 u Lin D I _ er j I =) ri j 14 j 7 \ kuadim all rt u) e ‚ ; --@ . u | af j pi v i 14 L nA un i Id j auch u I ; te BEE i rnuTE 2 " Pe J rl re ee ve A ho 2A f 1045 Die absolut kleinsten Reste reeller Grössen. Von L. KroneEcker. (Fortsetzung der am 30. April gelesenen Mittheilung.) vi. An Schlusse des art. VI habe ich die Logarithmen der Vorzeichen- werthe von: km r("" (k=1,2,....2(n-1)) für die Darstellung des Logarithmus des Leernnee’schen Zeichens ver- wendet. Diese Benutzung der Logarithmen beruht auf der Congruenz: I I MR — (loga—log|a|)=— log sgn.a=; (1 -— sgn.a) (mod. 2), ri wi ; : welche offenbar für jede reelle Grösse a und für jeden der verschiedenen Werthe der Logarithmen Geltung hat. sowie auf der allgemeineren Congruenz: RM) Ze logsgn.Ma,=-3 (1 —sgn.a,) (mod.2) (r=1,2,3,.... > u) r er welche aus jener unmittelbar folgt. Die zweite der beiden Formeln, durch welche sieh im art. IV die zwischen zwei Zahlen m.rn bestehende Reeiproeitäts-Beziehung ausgedrückt findet, nämlich die Formel: (®') > ser (+ >3r ur" )) on 1) (n-- ı)(mod. 2), h deren Herleitung — wie im art. V erwähnt worden — den wesent- lichen Inhalt des fünften Gauss’schen Beweises bildet, erweist sich hiernach als völlig übereinstimmend mit der Congruenz: R) I Jogsgn. IR (in IR m = (m — ı) (n— ı) (mod. 2), h k + Ti N m KM en { — (m — 1): kau3,.... —(n — 1) 1046 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. November. welche nur eine logarithmische Umgestaltung der ersten jener beiden Formeln des art. IV, nämlich der dort mit (8) bezeichneten Gleichung, ist. Da nun in der Herleitung eben dieser Gleichung (8) — wie im art. V erwähnt worden — das Charakteristische des dritten Gauss’schen Beweises besteht, so enthüllt sich hiermit in überraschender Weise die eigentliche innere Beziehung jener beiden, von demselben Lemma ausgehenden Gauss’schen Beweismethoden und auch der wahre Grund dafür, dass die letztere der beiden Methoden sich bei der obigen Analyse (vergl. art: V) als die sachlich einfachste erwiesen hat. Indem nämlich beim Übergang zu den Logarithmen die Produetformel (8) sich auf eine Additionsformel (8) redueirt, können sich auch die zur Verification dienenden Mittel entsprechend vereinfachen. Will man, auf eine solche Vereinfachung verzichtend, sich genau derselben Mittel für die Verifieation der Formel (®’) bedienen, welche zum Beweise der Formel (8) angewendet werden, so hat man nur in jeder einzelnen Gleichung, die im art. IV bei der Herleitung der Produet- formel (8) vorkommt, den Übergang zu den Logarithmen zu machen. Auf diese Weise resultirt aus der Gleichung (€) des art. II, mit Hülfe der Congruenz (W), die Formel: (D) —log sgn.R(a) = 2, (1— sen. ( 29-4) mod.2), Gm in welcher die Summation a wenigstens bis zu der Zahl g= [2a] zu erstrecken ist. Gemäss dieser Formel, welche sich auch leicht direct verifieiren lässt, ist: I hn g h — logsgn. R| — =. I sen.(? ) g=1,2,...n—1). Tl m z g 2n m Werden nun, wie im art. IV, die graden und die ungraden Werthe von g gesondert, die einen mit 2%, die anderen mit n — 2% bezeichnet, und die Glieder mit graden Werthen von g negativ genommen, so kommt: hm ia \ DIR PD) — _Jog sgn.R en sgn.(— + "D,sgn.(|—— —) (mod.2). mi m r men 2 der mn Ebenso wird: I km Re kA (0) — log sgn.R| — — ED sun. +—- a —— — | (mod.2), mi n 7 m, INYıR 2 7 n m (h= 1 23... (m—1)) und dureh Addition der Formeln n und (D) entsteht die Congruenz: Mh k k — Iogsen.ur("" Jin | di =Isen. al .)=im —1)(n-—ı) (mod.2), 7 % m he ö n m 2 PO ER = GE NT. KroneEcker: Die absolut kleinsten Reste reeller Grössen. 1047 durch welche offenbar das Reeiprocitätsgesetz für die quadratischen Reste ausgedrückt wird. Dieses ergiebt sich also hier durch eine »logarithmische Umgestaltung« des dritten Gauss’schen Be- weises. Denn ebenso wie es bei diesem dritten Beweise unmittelbar aus der Formel: Im eg 0 U ar : sgen.R| — | =sgn. I + (k=1,2,...—(n — ı)) ; m E\n An)A\m m 2 z resultirt (vergl. art. IV), so folgt es hier aus der Congruenz: N Im { ae EN ; —logsgn.R| — en, + Dsgn. —— —| (mod. 2), 0 7 weh : k ri m TED k mn (k=1,2,...-(n-—1)) welehe oben mit (W) bezeichnet ist. Der Ausdruck auf der rechten Seite dieser Congruenz stellt den Überschuss der Anzahl der positiven Werthe von: über die Anzahl der positiven Werthe von: Terale 2 —_—— (k=1,2,...—(n—1ı)) mn 2 \ h e Im dar. Die erstere Anzahl wird offenbar durch die dem Bruche m ne 5 5 \ Ihn zunächst liegende ganze Zahl, die letztere aber durch die Zahl | — = 2 m gegeben; jener Überschuss ist also gleich: Ihn I [1 — sgn.R (7) m und also, gemäss der Relation (N), in der That dem Werthe von: 1 R — log sgn. R| — le nach dem Modul 2 eongruent. Die Congruenz (W) ist hiermit direet arithmetisch erwiesen. vM. Ein Beweis des Reciprocitätsgesetzes, welcher von Hrn. A. GrwoccHI schon im November 1852 der Brüsseler Akademie überreicht, bald darauf in deren Abhandlungen publicirt und neulich wieder in Erinnerung 1048 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. November. gebracht worden ist,' geht davon aus, dass der Überschuss der An- zahl der positiven Werthe von: EEE: I I Eee Nr (k=1,2,....(R-1)) m n 2 2mmn über die Anzahl der positiven Werthe von: h %k i ee (k=1,2,...—(n—ı)) mn 5 Ihn gleich —| 1 — sgn.R (=) ist. Es wird dies a. a. OÖ. nachgewiesen und m die obige Congruenz (%’) daraus erschlossen. Um diesen Gesoccnurschen Beweis zu analysiren, bemerke ich N Se I zuvörderst, dass für positive Werthe von ——+ + offenbar auch a hk ı PM | - — + — — — positiv ist. Jene Grundlage des Genoccnrschen Beweises u 2 kann also durch die Formel: ) ER; (RR, 1 — sen.R(") — 12) son. > NG "I sen. = - m roh mn 2 (k=1,2,...-(n—1)), ausgedrückt werden, welche am Schlusse des art. VII auf kürzestem Wege hergeleitet worden ist, und aus welcher sich die oben mit (8) bezeichnete Congruenz: > 1 sen.R(") ee sen.R("") = (m—ı)(n—ı) (mod. 2) ee n (h=1,2,...Im-ı); ki). Mn) unmittelbar ergiebt. Für den Modul 2 sind aber die Werthe von: Im 1 hn live sson®R: =) ‚ —logsgn. R| — 5 8 gs: wi m einander congruent; die Gexoccnrsche Beweismethode kommt daher mit jener, welche im art. VII entwickelt worden ist, völlig überein, und sie ist daher selbst als eine »logarithmische Umgestaltung« des dritten Gauss’schen Beweises zu charakterisiren. Da für den Beweis des Reciprocitätsgesetzes nur der nach dem In Modul 2 genommene Congruenzwerth von (' = sen.R(,) in Betracht : m ! Comptes Rendus des Seances de l’Acad&mie des Sciences, Tome 90 p. 300, Seance du 16 füvrier 1880; Tome 101, p. 425, Seance du 10 aoiıt 1885. Kronecker: Die absolut kleinsten Reste reeller Grössen. 1049 kommt, so kann die Grundlage des Genoccur schen Beweises — ebenso wie durch die Ds (RN) — auch durch die Congruenz: 2er ı KR: (BD) — log sen. R| — l=r2 sen} "I sen. —— — | (mod. 2), EM 2 FE mn Be dargestellt werden. Diese Congruenz resultirt aber unmittelbar aus den Eısenstein’schen Entwickelungen, wenn man in der daraus hervor- gehenden Gleichung: ' Im amt . 2k" ek sgn. R| — | =sgn.sin — sgn II | sin —— — sin — m z m SL n m (k=1,2,...—-(n—1)) jeden Factor: 2kr lg 1 7 m durch das Product: N He Me Ne ur sin sin] — + — — — m n m n 2 ersetzt und alsdann zu den Logarithmen übergeht. Doch hat, wie ich hinzufügen muss, Hr. Gexoccnut die Grundlage seines Beweises keineswegs den Eısensteı’schen Entwickelungen entnommen, sondern unabhängig von diesen — die ihm zur Zeit der Redaction seiner Abhandlung noch unbekannt waren? — auf rein arithmetischem Wege selbständig gefunden. Ich bemerke noch, dass mich Hr. Srery auf eine Formel auf- merksam gemacht hat, welche er im 59. Bande des Journals für Mathematik (S. 154, letzte Zeile) hergeleitet hat, und welche in dem speciellen Falle, wo n Primzahl ist, mit der am Schlusse des art. VI hervorgehobenen Formel genau übereinstimmt. 2 “ Journal für Mathematik Bd. 29, S. 178 und 179. ® Vergl. den Schluss der Genocchr re Mittheilung in den Comptes Rendus vom 10. August 1885. za a Bu ba E ee A yutrie ut f AB er ja ar . I 5 SER Hl Hrn FR: Ken. unbe N u j (an Bild li al Ai ALIK sl # uapım men m j ETRIWe “ e u gr oh „him h \ Ki Eu al E Br { j in Fi \ R j al E Ba ne ie / un e | en kehl E u j rn } u ru PR: k E BT 4 Al. x ’ ae TRITT, “ f u iu fit \ 7 ‘ Cl j ‚ u 5 j = | | a m 9 varhe, urn ‘ « is 3 h in m v ' tl Mare. U n and unrEh % Wil sind pit sich kai wy f a u E £ J i y zu Aal { A./rel ‘ Fear 5 } J \ Ina ml i . % f } un Ai LIT," Li Fi ee 1051 Über die Fortpflanzung der Gürtelthiere. Von HERMANN v. JHERING, Naturalista des brasilianischen Reichsmuseums. (Vorgelegt von Hrn. WALDEYER.) Schon im vorigen Jahrhundert theilte Azarı mit, dass von dem in Paraguay und Argentinien lebenden Gürtelthiere Praopus hybridus Desn. die einheimische Bevölkerung behaupte, dasselbe bringe bei jedem Wurfe stets nur Junge eines Geschlechtes zur Welt. Auch BurnEIsTER (Deseription physique de la Republique Argentine. Vol. II. 1879 p. 433) erwähnt dieser Sage, aber weder er noch andere Zoologen haben sich selbständig mit der Frage befasst. Da auch mir die gleiche Behauptung hier begegnete und die Mulita, eben der Praopus hybridus, hier nicht selten ist, so nahm ich mir vor, die Angelegenheit zu studiren, und es war mir möglich zweimal trächtige Weibchen zu erhalten. In beiden Fällen traf ich acht Foetus im Uterus, welche jedesmal nicht nur alle auf absolut gleicher Entwickelungsstufe standen, sondern auch alle das gleiche Geschlecht hatten. Es waren in beiden Fällen männliche Embryonen, deren Penis noch in dem ersten, ein erheblich jüngeres Entwickelungsstadium repraesentirenden Falle schon die typische, am Ende etwas dreilappige Form, welche für diese Art charakteristisch ist, aufwies. Bei dem zweiten Thiere war der Penis der Foetus schon fertig entwickelt, das orifichum wrethrae offen, ein Irrthum in der Bestimmung des Geschlechtes daher unmöglich. Was aber mehr als der positive Befund der Übereinstimmung des Geschlechtes aller Jungen mein Interesse in Anspruch nahm, war das Verhalten der Eihäute, welches zugleich die Erklärung für die Verhältnisse lieferte. Es zeigte sich nämlich, dass zwar jede Frucht ihr eigenes Amnios besass, alle zusammen aber nur ein einziges gemeinsames Chorion.' Das letztere ist glatt und liegt lose der Uteruswand an, nur im oberen Theil des Uterus, nahe dessen Fundus, besteht ring- ! Es liegen hier also dieselben Verhältnisse vor, wie sie Körzıker bezüglich der Eihäute von Dasypus (Praopus) novemeinetus beschrieben hat. (Entwickelungs- geschichte II. Aufl. S. 362.) Über das Geschlecht der Foeten findet sich daselbst keine Angabe. WALDEYER. 1052 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. November. förmig eine Verwachsung der Uterusschleimhaut mit der hier in’s Chorion eingeschalteten Placenta. Es besteht hier eine ringförmige Placenta, die aber mit der gleichnamigen der Raubthiere nichts gemein hat, indem sie eine Placenta annularis composila ist. Jede der acht seheibenförmigen Placenten stösst mit den Rändern der zwei nächsten zusammen, alle gemeinsam bilden dann den zur Längsaxe des Uterus senkrecht stehenden Ring. Im jüngeren Stadium (Chorionblase 70 Mm. Durchmesser) war die Verwachsung eine sehr innige, im späteren eine lockere und glaube ich nach dem Befunde annehmen zu müssen, dass die Deeidua schon lange vor der Geburt sich von der übrigen Uterus- schleimhaut absondert und in fester Verbindung mit der Placenta foetalis bleibt, wie das nach meinen allerdings erst wenig umfassenden Er- fahrungen (Felis, Mephitis — mit nieht ringförmiger Placenta, da ein etwa '/; des Ringes einnehmender Theil nur braun pigmentirte freie Zotten trägt, aber nicht zur Placenta entwickelt ist) auch bei den Raubthieren der Fall zu sein scheint. Die südamerikanischen Edentaten dürften daher wohl alle zur Gruppe der Deeiduaten gehören. Noch bemerkt sei, dass ausser den mit Amnios versehenen acht Foeten im ersten Falle noch vier linsen- bis bohnengrosse Keimblasen im Chorionsacke eingeschlossen waren, von denen die grösste einen ver- kümmerten Embryo enthielt. Drei derselben waren kettenförmig an einander gereiht. Näher auf Einzelheiten einzugehen liegt mir in dieser ersten vor- läufigen Mittheilung fern, nur noch auf eine mir auffällige Beobachtung aus der Embryologie der Edentaten möchte ich hinweisen. Die langen, zum Theil enormen Krallen, welche die Gürtelthiere und Ameisen- bären auszeichnen, entstehen nämlich nicht wie diejenigen der Raub- thiere als äusserlich freie über die Spitze der Endphalange hervor- ragende Theile, sondern werden im Innern einer völlig anders gebauten, breiten foetalen Endphalange angelegt, wie ich das an Foeten von Myrmecophaga tetradactyla wie von Praopus hybridus beobachten konnte. Bei weit entwickelten Foeten der letzteren Art mit bereits geöffneten Augen, aber durch eine zarte Membran verschlossenen Nasenlöchern, ist das Ende der Finger und Zehen breit, etwas dreilappig und plump, so dass man eher meinen möchte, es mit dem Foetus eines Huf- thieres zu thun zu haben, als mit dem eines Tatu. Durch die End- phalange sieht man die im Innern bereits angelegte Kralle durch- schimmern, deren morphologische Bedeutung erst eingehendere Studien erweisen können. Jedenfalls aber liegt hier ein interessanter Fall von Atavismus vor, für dessen Erklärung darauf hingewiesen sei, dass die Endphalangen der fossilen Vorläufer unserer Tatus, der Glypto- donten, nicht sichelförmig, sondern breit, kurz und plump, und, wie v. Juerıng: Über die Fortpflanzung der Gürtelthiere. 1055 ich vermuthen möchte, von einer klauen - oder hufförmigen Hornscheide im Leben überzogen waren. Gleichviel ob diese Annahme zutreffe oder jene BurMmEIsSTErR's von einem »callo terminal«, sicher lag die Endphalange im Innern eines breiten Zehengliedes, wie schon ihre zahlreichen Gefässöffnungen beweisen. Zu dem völlig abweichenden Verhalten der mit mächtiger Sichelkralle versehenen lebenden Gürtel- thiere schlägt aber die foetale Ausbildung des Praopusfusses die Brücke. So viel mir bekannt, liegen über diese sonderbare Metamorphose des Armadillfusses bisher keine Angaben vor. 1055 Über die elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene des Lichtes im Eisen. Von A. Kvunpr in Strassburg i. E. Zweite Mittheilung. (Vorgelegt am 12. November [s. oben S. 1003].) Abhängigkeit der Drehung von der Intensität des Magnetfeldes. % meiner ersten Mittheilung über die elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene des Lichtes im Eisen, Cobalt und Nickel habe ich gezeigt, dass diese Metalle ein positives Drehvermögen besitzen. Die Drehung ist im Vergleich zu derjenigen, welche andere mag- netische oder diamagnetische Substanzen zeigen, ausserordentlich gross. Am Schluss habe ich bereits auf einige weitere Fragen, die sich an die bisherigen Versuche anschliessen, hingewiesen. Die wichtigste derselben schien mir die nach der Abhängigkeit der Drehung von der Stärke der magnetisirenden Kräfte zu sein. Man nimmt an, dass bei einer diamagnetischen und einer schwach magnetischen Substanz die elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene für eine be- stimmte Wellenlänge und bestimmte Länge der durchstrahlten Schicht in einem homogenen magnetischen Feld proportional ist der Compo- nente der magnetischen Kraft nach der Richtung der Strahlen, oder wenn diese mit der Richtung der magnetischen Kraftlinien zusammen- fallen, proportional der Intensität des Magnetfeldes. Die Drehung, welche die Längeneinheit einer Substanz in einem Feld von der abso- luten Intensität Eins hervorbringt, wenn die Lichtstrahlen und Kraft- linien dieselbe Richtung haben, hat man die Gonstante der Drehung dieser Substanz oder die Verper’sche Oonstante derselben genannt. Ebenso wie die Drehung ist auch, soweit bisher die Versuche reichen, der in einem diamagnetischen oder schwach magnetischen Medium in- dueirte Magnetismus den magnetisirendenKräften proportional, mithin kann man auch kurz sagen, es ist für diese Körper die Drehung auf Sitzungsberichte 1885. 89 1056 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Novbr. — Mittheilung v. 12. Novbr. jedem Wegelement proportional der nach demselben geschätzten Com- ponente des magnetischen Moments an dem betreffenden Ort. Für Eisen, Cobalt und Nickel ist aber der inducirte Magnetismus nicht proportional der magnetisirenden Kraft, sondern wächst, wenigstens beim Eisen, zuerst schneller als diese, dann langsamer, um endlich bei einer bestimmten magnetisirenden Kraft einen Maximalwerth zu er- reichen, der bei weiterem Anwachsen der ersteren eonstant bleibt. Es fragt sich, ist die Drehung im Eisen der jeweiligen Magnetisirung desselben oder der magnetisirenden Kraft proportional? Wie von vorn- herein zu erwarten war, zeigten die Versuche bald, dass die Drehung nicht der magnetisirenden Kraft proportional blieb, sondern mit An- wachsen dieser einen Grenzwerth erreichte, der nicht überschritten wurde. Damit verliert die Verper'sche Constante für Eisen ihre Bedeutung. Man kann auch nicht mehr, wie ich es in meiner ersten Mittheilung gethan habe, von einer speeifischen Drehung des Eisens sprechen, wenn man unter dieser Bezeichnung ein für alle magnetisi- renden Kräfte constantes Verhältniss der Drehung im Eisen zu der- jenigen in einer anderen Substanz, etwa Wasser oder Schwefelkohlen- stoff versteht. Das Vorhandensein eines Maximalwerthes der Drehung in einer Eisenschicht giebt aber Veranlassung eine andere Constante einzuführen. Sollte sich durch die Versuche ergeben, dass bei verschieden dicken ßisenschichten der Maximalwerth der Drehung proportional ist der durehstrahlten Schicht, so ist der Quotient aus der Maximaldrehung und der Dicke der drehenden Schicht, d. h. die Maximaldrehung, welche auf die Längeneinheit erfolgt, jedenfalls als ein das magneto- optische Verhalten des Eisens charakterisirender Werth zu betrachten. Es wird unten angegeben, in wie weit die Versuche bisher berech- tigen, eine Proportionalität zwischen Schichtendicke und Drehung anzunehmen. — Ausserdem schien es mir wichtig zu untersuchen, wie mit wachsender Intensität des Feldes die Drehung im Eisen bis zum Maximum zunimmt und bei welcher Intensität des Feldes das Maximum erreicht wird. Ausgedehntere Versuche habe ich bisher nur mit Eisen anstellen können; Nickel und Cobalt verhalten sich im Allge- meinen wie Eisen; um die Unterschiede im Verhalten der drei Metalle genau festzustellen, bedürfte es weiterer Versuchsreihen, da die Ver- suche sich indess bequem nur mit Sonnenlicht anstellen lassen, müssen dieselben auf den Sommer verschoben werden. Ich erlaube mir daher im Anschluss an meine erste Mittheilung ‚ die bisher erhaltenen Resultate der Akademie nachfolgend vorzulegen. An diese Mittheilung knüpfe ich sodann noch einige Bemerkungen über das negative Drehvermögen der Lösungen magnetischer Salze, Kunpr: Elektromagn. Drehungd. Polarisationsebene d.Lichtes imEisen. 1057 Anordnung der Versuche. Die Eisenschichten wurden, wie früher angegeben, galvano- plastisch auf platinirtem durchsichtigem Glas hergestellt. Das zu be- nutzende Glas erhielt ich von Hrn. Lonmann in Berlin, der mir grössere Platten ganz dünnen Glases, wie es für Mikroskopdeckgläser benützt wird, platinirte. Das Glas mit Platin drehte ohne Eisenschiecht in den stärksten von mir benutzten Feldern nur zwischen 20 und 30 Mi- nuten. Der benutzte Elektromagnet war, wie früher, ein Runmkorrr'scher gewöhnlicher Construction. Den Strom für denselben lieferte eine Grannme’sche Maschine. Die Stromintensität wurde durch eingeschaltete Widerstände geändert. Das Feld zwischen den conischen Polen des Elektromagneten ist in grösserer Ausdehnung durchaus nicht als homogen zu betrachten; in dem kleinen Raum zwischen den beiden Durchboh- rungen der Pole ist die Intensität des Feldes aber hinreichend gleich- mässig, und dieser kleine Raum kommt lediglich zur Verwendung. Um die Stärke des Feldes zu erhalten, wurde jedesmal die Drehung der Polarisationsebene in einem bestimmten Stück Glas gemessen. Ist einmal das Drehvermögen dieses Glasstückes mit der Drehung in Wasser oder C'S, verglichen, so ist mit Hülfe der Verper'schen Gonstante für diese Medien die Stärke des Magnetfeldes in jedem Fall in absolutem Maass zu berechnen. Das betreffende Glasstück und der zu untersuchende Eisenspiegel befanden sich vertieal über einander auf einem unter den Polen fest angebrachten Stativ, welches allseitige leichte Justirung der Platten erlaubte. Mit Hülfe eines kleinen Triebs mit Zahnstange konnte ohne Verrückungen schnell und leicht hintereinander bald das Glas, bald der Eisenspiegel zwischen die Pole gebracht werden. Dabei war dafür gesorgt, dass in einer Versuchsreihe immer genau wieder dieselbe Stelle der Eisenschieht zwischen die Pole kam. Diese Vorsicht ist nöthig, da die benutzten Spiegel an verschiedenen Stellen oft ziemlich erheblich verschiedene Dieke besassen. Selbstverständlich wurde ausser- dem noch die Drehung in einem Theil des platinirten Glases bestimmt, welcher nieht mit Eisen belegt war, und wurde diese Grösse dann von der Drehung abgezogen, welche das mit Eisen bedeckte Glas gab, um die Drehung im Eisen allein zu erhalten. Als Lichtquelle diente die Sonne, deren Strahlen vor dem Eintritt in den polarisirenden Nieol durch ein rothes Glas gingen. Die Mitte der durch das Glas in erheblicher Intensität gehenden Strahlen ent- sprach ziemlich genau der Frausnorer’schen Linie €. Für die Bestimmung der Intensität des Feldes in absolutem Maass dienten die folgenden Daten. Die Glasplatte, in welcher die Drehung 89# 1058 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Novbr. — Mittheilung v. 12. Novbr. beobachtet wurde, hatte eine Dicke von 0°"365ı. Das Verhältniss der Drehung in diesem Glas zu derjenigen in einer gleich dicken Wasser- schicht ergab sich gleich 1.240. Wird die Verper'sche Constante für Wasser und Natronlicht in Winkelwerth nach Hrn. Aross gleich 0.01295 Minuten genommen, und nimmt man das Verhältniss der Drehung des Wassers für die Linie C zu derjenigen für D nach VErDET gleich 0.8, so ergiebt sich als VernET'sche Constante für das bemutzte Glas und rothes Licht in Winkelmaass 0/01285. Bei den Versuchen wurde in dem Glas immer die doppelte Drehung bei Stromumkehr bestimmt, es entspricht mithin für das 03651 dicke Glas ein Grad Drehung bei Stromwechsel einem Feld von 6391 oder 1 I abgerundet von 6400 cm gr? sec”'. Mit dieser Zahl sind aus den in Glas beobachteten Drehungen im Folgenden die absoluten Intensitäten des magnetischen Feldes zwischen den Polen berechnet worden. Die Beobachtungen. Die folgende Tabelle enthält die mit drei Spiegeln verschiedener Dieke angestellten Beobachtungen. Ich bemerke dazu, dass die Maximaldrehung des Spiegels Nr. IH noch nieht die grösste ist, die ich überhaupt beobachten konnte. War das Sonnenlicht recht intensiv, so liessen noch Eisenschichten hin- reichend Licht für die Beobachtung durch, welche so dick waren, dass ich eine Maximaldrehung von etwa 12° erhielt. Tabelle 1. Abhängigkeit der Drehung im Eisen von der Intensität des magnetischen Feldes. Intensität desmagnetischen Feldes. . . —; ı e=\ Dimension: em ?gr*see Drehung in Glas Drehung in Eisen in Graden ı in Graden Spiegel Nr. I. 0269 4420 1972 1.26 So6o 3.47 2.20 14100 4-41 2.89 19500 4:45 4 30100 Kunpr: Elektromagn. Drehungd.Polarisationsebened.Lichtes imEisen. 1059 Intensität des magnetischen Drehung in Glas Feldes. Drehung in Eisen m Bragen Dimension :em * grisec ! Sr Spiegel Nr. I. 0964 4100 2940 1.06 6780 4:15 2.99 19100 7-38 3.22 20600 7.54 4.46 28500 7.48 Spiegel Nr. II. 0°72 4610 3958 1.47 9410 6.34 2.18 14000 8.82 2.85 18200 9.67 4-56 29200 9.71 “ Die Maximaldrehung der Längeneinheit. Für sechs Spiegel wurde die Dicke der galvanoplastischen Eisen- schieht durch Wägung bestimmt, um die Maximaldrehung für die Längeneinheit der durchstralilten Schicht zu erhalten. Man kann nicht darauf rechnen, diesen Werth sehr genau zu bekommen, denn ob- gleich die Wägungen möglichst sorgfältig mit zwei verschiedenen Waagen ausgeführt wurden, bleibt die genaue Ermittelung der sehr kleinen Gewichtsdifferenzen doch immer etwas unsicher. Das Gewicht der zwischen 6 und 10%" grossen Eisenschichten betrug nur zwischen 0.275 und 1.35 Mgr. Sodann haben die galvanoplastischen Überzüge sehr selten an allen Stellen gleiche Dieke. Man erhält durch die Wägung also nur die mittlere Dieke der Schichten, nicht diejenige der Stellen, an denen die optische Beobachtung vorgenommen wird. Um den hier- aus entspringenden Fehler, der sehr bedeutend sein kann, wenigstens etwas zu mindern, wurde bei den meisten gewogenen Spiegeln die Maximaldrehung an verschiedenen Stellen derselben bestimmt und aus den erhaltenen Werthen das Mittel genommen. Die zweite Columne der folgenden Tabelle 2 enthält diese Mittelwerthe, die erste die durch Wägung bestimmte Dieke der Eisenschicht, und die dritte die Werthe, welche die Division der Zahlen der zweiten Columne durch die der ersten ergiebt. 1060 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Novbr. — Mittheilung v. 12. Novbr. Tabelle 2. Maximaldrehung beim Durchgang des Lichtes durch Eisen. Beobachtete Maximaldrehung Dicke der Eisenschicht in Maximaldrehung in | für ein Centimeter in Centimetern Graden Graden 0.00000419 0.00000592 0.000007 59 0.00001025 0.00001148 0.00002123 Mittel: 418000° Die Werthe für die Drehungen der Längeneinheit weichen aus den oben angegebenen Gründen stark von einander ab, es ist indessen eine Abhängigkeit derselben von der Dicke der Schieht nieht zu er- kennen und ist jedenfalls in erster Annäherung die Maximaldrehung der durehstrahlten Schicht proportional zu setzen. Das Mittel der Werthe der dritten Columne ist 418000°. Es ist also die einfache Drehung in einem Üentimeter Eisen, welches bis zum Maximum magnetisirt ist, abge- rundet gleich 200000° oder die Maximaldrehung beträgt in Bogenmaass in 0.01 Mm. etwas mehr als 7. Dieses Maximum der Drehung wird erreicht, wie die Zahlen der Tabelle ı und die Curven zeigen, in einem Felde von ungefähr I 1 20000 cm ?gr?see='. Bei Vergrösserung der Intensität des Feldes steigt die Drehung nur noch unmerklich. Von Wichtigkeit wäre es gewesen, ebenso wie die Drehung, das magnetische Moment der Eisenschichten als Funetion des Feldes zu bestimmen, um zu sehen, ob und wie weit wirklich die Drehung der Magnetisirung proportional ist. Ich habe bisher keine einfache Methode finden können, den Magnetismus der Eisenschiehten in der Lage, in welcher sie sich für Beobachtung der Drehung zwischen den Polen befinden, zu bestimmen. Hängt man die Spiegelchen so zwischen den Polen auf, dass ihre Längsriehtung mit den magnetischen Kraftlinien zusammenfällt und mithin die Normale auf die spiegelnde Fläche zu den Kraftlinien senkreeht ist, so ist die Bestimmung des magnetischen Moments nicht schwierig. Versuche, die in meinem Laboratorium ausgeführt werden, ergeben, dass in diesem Fall schon in einem Feld von etwa 2000 das Maximum des magnetischen Moments Kunpr: Elektromagn. Drehungd. Polarisationsebened.LichtesimEisen. 1 061 auftritt. Aus der Magnetisirung der Spiegel in axialer Lage, bei der die Spiegel longitudinal magnetisirt werden, lässt sich aber Nichts schliessen über diejenige, welche eintritt, wenn die Spiegel, wie bei Beobachtung der Drehung, sich in aequatorialer Lage befinden, also transversal magnetisirt werden. Der Magnetismus des Eisens wächst ferner bekanntlich anfangs schneller als die magnetisirenden Kräfte. Ob das gleiche für die Drehungen gilt, lässt sich aus den vorliegenden Beobachtungen nicht mit Bestimmtheit entscheiden. Der Verlauf der Curven, welche die Beobachtungen mit den Spiegeln I und II ergeben, scheint auf das Vorhandensein eines Wendepunktes in dem aufsteigenden Ast hinzu- deuten, doch bedürfte es, um das Vorhandensein eines solchen sicher nachzuweisen, weiterer Versuche. Reflexion des Lichtes. Auch bei senkrechter Reflexion des Lichtes von einem magnetisirten Eisenspiegel ist die Drehung der Intensität der magnetisirenden Kräfte nicht proportional, sondern erreicht beim Wachsen letzterer einen Maximalwerth. Ich gebe nachstehend eine Beobachtungsreihe mit dem oben mit Nr. III bezeichneten Spiegel. Die Beobachtungen geschahen in der in meiner ersten Mittheilung angegebenen Weise, nur wurde statt der unter 45° geneigten Glasplatte ein durcehbohrter Metallspiegel benutzt, wie es dort auch schon angegeben ist. Die Intensisät des Feldes wurde wie oben durch Beobachtung der Drehung in der Glasplatte gemessen. Tabelle 3. Abhängigkeit der Drehung von der Intensität des magneti- schen Feldes bei Reflexion des Liehtes von Eisen. Intensität des magneti- Drehung am Eisen schen Feldes = Drehung in Glas Spiegel Nr. II. 0°78 4990 — 0°2 1.68 10800 — 0.55 2.59 16600 — 0.62 3.10 19800 — 0.66 4-73 30300 — 0.67 Man sieht, dass ebenfalls bei einem Feld von etwa 20000 die Drehung ihren Maximalwerth erreicht. 1062 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Novbr. — Mittheilung v. 12. Novbr. Ich habe noch zahlreiche andere Versuche über die Drehung bei Reflexion angestellt, auf die ich hier aber nicht eingehen will. Her- vorheben will ich nur, dass der Maximalwerth der Drehung bei senk- rechter Reflexion einmal von der Dicke der benutzten Spiegel, dann aber in hohem Maasse von der Oberflächenbeschaffenheit derselben abhängt. Die Spiegel sind häufig mit einer sehr dünnen Oxydschicht über- zogen. Diese Schicht, die für den Durchgang des Lichtes ohne Be- deutung ist, kann die Drehung bei der Reflexion erheblich modifieiren. Ich habe mich hiervon direct überzeugt, indem ich Eisen-, Cobalt- und Nickelspiegel »anlaufen« liess, das heisst durch Erwärmen eine Oxydschicht auf denselben erzeugte. Man erhält leicht jede gewünschte »Anlassfarbe«. Solche angelassene Spiegel zeigen bei senkrechter Reflexion des Lichtes, wenn sie magnetisirt werden, die mannig- fachsten Erscheinungen. Zuweilen tritt eine sehr starke Drehung der Polarisationsebene ein, zuweilen ist das reflectirte Licht stark elliptisch, so dass beim Drehen des analysirenden Nicols nur unbedeutende Hellig- keitsdifferenzen auftreten. Wird durch Erwärmen die Eisenschicht in ihrer ganzen Dicke in Oxyd verwandelt, so wird überhaupt keine Drehung mehr beobachtet. Dies eomplieirte Verhalten der oberflächlich oxydirten Spiegel erklärt sich folgendermaassen. Die das Metall bedeckende Oxydsechicht ist durchsichtig und dreht die Polarisationsebene des durchgehenden Lichtes nicht merklich. Ein Theil des normal auffallenden gerad- linigen Lichtes wird an der Vorderfläche der Oxydschicht refleetirt, ein zweiter Theil wird an der Grenzfläche von Oxyd und Metall reflectirt. Bei dieser Reflexion tritt die magnetische Drehung der Polarisationsebene ein. Beide reflectirten Strahlenpartien interferiren nach der Reflexion mit einander. Der Schwingungszustand, welcher aus der Interferenz resultirt, hängt ab einmal von dem Gangunter- schied, den die beiden Strahlen durch die Oxydschicht erhalten haben, zweitens von der Drehung, die die Polarisationsebene des einen inter- ferirenden Bündels an der Grenzschicht von Oxyd und Metall erfahren hat. Es ist leicht ersichtlich, dass selbst bei kleiner elektromagne- tischer Drehung der Polarisationsebene und beliebig gewähltem Gang- unterschied, sehr verschiedene Schwingungszustände des reflectirten interferirenden Lichtes resultiren können. Will man aus Versuchen über Drehung bei Reflexion des Lichtes von elektrolytisch hergestellten Spiegeln allgemeine Schlüsse ziehen, so bedarf es mithin der grössten Vorsicht, da sehr dünne Oxydschichten die Resultate schon erheblich beeinflussen können. Kuspr: Elektromagn. Drehungd. Polarisationsebened.LichtesimEisen. 1063 Bemerkung über die negative Drehung der Lösungen magnetischer Salze. Als VerpeTr nachgewiesen hatte, dass concentrirte Eisenchlorid- lösungen eine negative Drehung zeigen, d.h. eine Drehung, deren Richtung entgegengesetzt derjenigen ist, welche eine diamagnetische Substanz in dem betreffenden magnetischen Feld zeigen würde, und (lass eine Anzahl Salze magnetischer Metalle wenigstens die positive Drehung des Lösungsmittels vermindern, schien bezüglich der elektro- magnetischen Drehung ein Gegensatz zwischen magnetischen und dia- magnetischen Substanzen aufgefunden, der für unsere Anschauungen über das Wesen des Magnetismus und Diamagnetismus nicht ohne Bedeutung sein konnte. Darauf bezüglich sagt MaxwerrrL, nachdem er das negative Drehvermögen des Eisenchlorids besprochen hat: This shews that the difference between ferromagnetie and dia- magnetie substances does not arise merely from the magnetic per- meability being in the first case greater and in the second less than that of air, but that the properties of the two classes of bodies are really opposite.! Er fügt freilich gleich hinzu, dass nicht alle magnetischen Sub- stanzen negativ, und alle diamagnetischen positiv drehen; das neu- trale chromsaure Kali, welches diamagnetisch ist, zeigt z. B. negative Drehung. Die obige Schlussfolgerung Maxweır's und alle Bestrebungen das negative Drehvermögen einer Anzahl von Salzen magnetischer Metalle durch die negative Drehung der in ihnen enthaltenen magne- tischen Atome zu erklären, sind durch den Nachweis, dass Eisen, Cobalt und Nickel selbst positiv drehen, hinfällig geworden. Um so auffallender bleibt der Gegensatz im Verhalten der Eisensalze zu dem des Eisens. Ich möchte nun hier auf eine Thatsache hinweisen, die vielleicht später zum Ausgangspunkt einer Erklärung der elektromagnetischen Drehung in den Salzen dienen kann. Alle bisher untersuchten chemisch einfachen Körper, seien sie stark magnetisch oder stark diamagnetisch, zeigen positive elektromagnetische Rotation; negative Drehung geben nur chemisch zusammengesetze Körper. Von Elementen, für die positive Drehung constatirt ist, führe ich die folgenden ıı an: Fe, Co, Ni, Br, Se, S, P, © (Diamant), O0, N, H. Die Reihe enthält die am stärksten magnetischen Elemente und stark ! Maxwerr: Electrieity and Magnetism. Second Edition. Vol. UI. p. 412. Sitzungsberichte 1885. 90 1064 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Novbr. — Mittheilung v. 12. Novbr. diamagnetische, wie Schwefel und Selen. Für die anderen Elemente ist der Sinn der Drehung nicht ermittelt, und wird für den grössten Theil derselben. da sie sehr undurchsichtige sind und voraussichtlich nur geringes Drehungsvermögen besitzen, auch kaum experimentell festzustellen sein. Negative Drehung zeigen ferner nur solche chemische Verbindungen, in denen Atome stark magnetischer Elemente enthalten sind, wie Eisensalze u. s. w. .Es ist daher allerdings zu vermuthen, dass diese Atome das Bedingende für die negative Drehung sind. So lange wir aber durchaus keine Kenntniss davon haben, wie eine magnetisirende Kraft auf die einzelnen Atome eines Molecules wirke, wie die Atome im Molecul sich gegenseitig magnetisch beeinflussen, wird auch nichts Bestimmtes über die Abhängigkeit der Drehung der Polarisationsebene von der Zusammensetzung der Körper ausgesagt werden können. Schliesslich will ich noch bemerken, dass nach Ver- suchen, welehe Hr. StscHE6LAJEFF in meinem Laboratorium angestellt hat, auch bei Eisenehloridlösungen die Drehung der Intensität des Feldes nicht proportional ist, und Versuche mit Lösungen anderer magnetischer Salze, welche ich zur Zeit ausführen lasse, scheinen zu dem gleichen Resultat zu führen. Ausgegeben am 3. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, 1885. XLIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 3. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Mommsen las über die ökonomischen Verhältnisse und insbesondere die Bodenwirthschaft der römischen Kaiserzeit. 2. Hrn. Premierlieutenant a. D. M. QuepEnFrerpr hierselbst sind zu einer naturwissenschaftlichen Reise nach dem westlichen Theil des Atlas-Gebirges und den südlich desselben gelegenen Landschaften 2000 Mark aus Mitteln der physikalisch- mathematischen Classe be- willigt. Sitzungsberichte 1885. 91 / rr mM ar Di" Lin IE K ‚ N er $ [1 f er a A 2 ME 1 Ü): ns ö at aa D ray E j re A Bi EL RR A re Er A | ru u k be ae u VRERT a or Tr SR r BARTH I VOTS AN AR Alu. VIISKUR, IN P ee | j | | . zn wien ik ‚hapsası N A D | ' | wi Im) oh Kr „ j \ w' | BR | I rn Te | | | Knie » | 7% Din, E I ed [F i a, N Lat N B | BEN. j 1 i ‘ er } er | Die 4 u vn . ’ ‚Dany eAnllbrsfwgall a 1 ®G IRG 0% \ - 3 mn u E 1 1067 Zu Linpemann’s Abhandlung: „Über die Luvorp#'sche Zahl”. Von K. WeEIERSTRASS. (Vorgetragen am 22. October [s. oben S. 919].) Für die Ergebnisse der in der genannten Abhandlung' mitgetheilten Untersuchungen des Hrn. Lisprmass, namentlich für den darin ent- haltenen, bis dahin vergebens erstrebten Beweis, dass die Zahl = keine algebraische Zahl und somit die Quadratur des Kreises auf construc- tivem Wege unausführbar ist, hat sich in den weitesten Kreisen ein so lebhaftes Interesse kundgegeben, dass ich glaube, es werde eine mög- lichst elementar gehaltene, nur auf allbekannte Sätze sich stützende Be- gründung der Lixpemann’schen Theoreme, wie ich sie im Nachstehenden zu geben versuche, zahlreichen Mathematikern willkommen sein.” ! Diese Abhandlung, deren Inhalt durch die Überschrift nur unvollständig an- gegeben wird, ist von mir am 22. Juni 1882 der Akademie vorgelegt worden und bald darauf etwas weiter ausgeführt auch in den »Mathematischen Annalen« (Bd. XX) erschienen. 2 Ich bemerke ausdrücklich, dass die Veröffentlichung dieses im Sommer 1882 entstandenen und seinem wesentlichen Inhalte nach am 26. October desselben Jahres in der Akademie vorgetragenen Aufsatzes im Einverständnisse mit Hrn. LinpDEmann er- folgt, und dass ich damit nur bezwecke. die von demselben gegebenen oder ange- deuteten Beweise seiner Sätze ohne wesentliche Modification der leitenden Grund- gedanken zu vereinfachen und zu vervollständigen. Das erstere erreiche ich hauptsächlich dadurch, dass ich nicht, wie Hr. Lipemann es thut, bei dem Leser die vollständige Kenntniss des Inhalts der berühmten Hermire’schen Abhandlung »Sur la fonetion exponentielle« (Compt. rend. 1873) voraussetze, sondern aus derselben nur die Me- thode zur Herleitung des in $. ı unter Nr. VI aufgestellten Hülfssatzes entnehme. Der Aufsatz ist übrigens im Manuseript mehreren befreundeten Mathematikern mitgetheilt und dann unter Benutzung der Bemerkungen, die mir einige von ihnen haben zukommen lassen, umgearbeitet worden. Namentlich hat mir Hr. H. A. Schwarz verschiedene redactionelle Änderungen vorgeschlagen, auf die ich gern eingegangen bin. Besonderen Dank schulde ich ferner Hrn. Devexıno für eine auf den Beweis des im Anfange des $. 3 aufgestellten Hülfssatzes sich beziehende Mittheilung, durch welche es mir möglich geworden ist, diesen Beweis wesentlich zu vereinfachen. 91° 1068 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 22. October. S. 1. Ds Hülfssätze aus der Theorie der Exponentialfunetion. l. Es bedeute |[z, A] für jeden ganzzahligen, nicht negativen Werth von A die durch die Gleichung u) N a »—0o definirte ganze Funetion Aten Grades des Arguments 2, ferner sei ı (2) yea)=:br .=0 eine beliebige ganze Function von 2, und es werde gesetzt: 1 (3) @ (2) => b, 2215 dann besteht die io (4) gl)ede = d(- Ge’), und es ist @(z) eine ganze Funetion der Veränderlichen z von dem- selben Grade wie die Function (2). Dabei ist zu bemerken, dass durch die vorstehende Gleiehung die Funetion @(z) eindeutig definirt wird. Il. Es seien n-+1 fe) = er > a,2 „nH+I— v 2 (5) - Aa) 240,24 zwei ganze Functionen von 2, beziehlich vom (r +ı)ten und vom nten Grade; die Coeffieienten der zweiten sollen willkürlich anzunehmende Grössen und die Coeffieienten der ersten nur der Beschränkung unter- worten sein, dass «a, nicht gleich Null sein und die Funetion f(z) mit ihrer ersten Ableitung f’(z2) keinen gemeinschaftlichen Theiler besitzen darf. Man bestimme, unter m eine beliebig anzunehmende positive ganze Zahl verstehend, auf die in (l.) angegebene Weise eine Reihe von ganzen Functionen (6) H,(z), H,() H,„(2), welche den Gleichungen h(z) &e "de == d — VEN (7) ( ) If) ah ale) Ah d(— H,(@)e”*) (RS1,25,..M) genügen; dann hat man, wenn Wesersrrass: Zu Livoemann’s Abhandl.: Über die Luvorpr’sche Zahl. 1069 (8) h,(2) — h(z) eh „(2) = fe) Benz 2) iR, A. an) gesetzt wird, für a — 0, 1,...m-—1, H (2) m—u Di mMm—ı Ih (2) ns d en EN 2 < — ee _ AMyı 2 ( (m — u)! ee ) (m Dow: er me hd, und (für u —= m) (10) d(— H„()e’) = hnle)e” Aus diesen (m + ı) Be ergiebt sich, wenn man sie durch Addition mit einander vereinigt: Es m = \ H,(z ) IM — 14 {fi u IE 2)e” Ru a 8 (m — u)! Die Coeffiecienten der Funetionen [z, A] sind, wie aus der Formel (1) (11) unmittelbar erhellt, ganze Zahlen: die Coeffiecienten der durch die Gleichung (3) definirten Funetion @(z) also ganze lineare Functionen der Grössen b,.b,....d, mit ganzzahligen Coefficienten. Demgemäss lehren die Formeln (7), dass jede der Functionen A,(z). H,(z).... H,(z) eine ganze Function der Grössen EN EL RE RN RL ER mit ganzzahligen Üoeffieienten ist. II. Die im Vorstehenden definirte Function H,(z) ist niemals durch die Function f(z2) theilbar, ausgenommen in dem Falle, wo die Grössen @.€,....c, sämmtlich den Werth n Null haben und somit jede der Functionen H,(2). H,(2).... H,(2) sich für jeden Werth von z auf Null redueirt. Es werde gesetzt —_ EN H,(z m—u (12) H,„(z) = ne \ so ist [nach Gleichung (11)] een. dz m! Wenn daher die Coeffieienten der Function Ah(z) nicht sämmtlich den Werth Null haben, so ist H,(z) eine ganze Funetion von z, die nieht für jeden Werth dieser Grösse verschwindet und deren Grad (nach I.) nieht grösser ist als m(n +1) +n = (m+ı)(n+1) —ı. Be- zeichnet man also mit g+ 1 die kleinste positive ganze Zahl, für welche 21 H,(z) nicht durch fi) theilbar ist. und setzt H,„(z = == H, fie ) 1070 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 22. October. so ist H}(z) eine ganze Function von 2, die nicht für jeden Werth dieser Grösse verschwindet, und o= m. Man hat dann 1H/;(z) h m—;-+1 (m0-% nn - MOV PEN TEN ale, und es ist daher oH, durch fie) theilbar. Dies aber ist, da die m! m Funetionen f(z). f(z) keinen gemeinschaftlichen Theiler besitzen und die Function H,;(z) nicht durch /(z) theilbar ist, nur der Fall für? = o; es ist also f(z) kein Theiler von H,(z) und somit, der Gleichung (12) zufolge, auch kein Theiler der Function H,(2). IV. Bezeichnet man (unter der Annahme, dass n > ı sei) mit 2’,z” irgend zwei derjenigen Werthe von 2, für welche (2) = o wird, so ergiebt sich aus der Gleichung (11): | (1 3) Haar > H (jagt ei )fle)e 6 dz 8 Aus den Gleichungen (7 und 1—4) erhellt, dass die Function H,„(2), bei unbestimmten Werthen der Grössen (,, €, > -..(,, vom (mn + n)ten Grade ist und dass in derselben die Coefficienten von „mntn „mn n—ı „mn-tn—(m— ı) 27 E 7 LER DENE, beziehlich durch OH ale [2 theilbar sind. Daraus folgt, dass die Function a"""H,(z) sich auf die Form (14) ar) (2) = @lz , m)f(e) + g(z , m) _ bringen lässt, in der Art. dass @(z, m), g(z. m) beide ganze Func- tionen der Grössen 2, @,4,...Ayxı> > Cs... mit ganzzahligen Coeffieienten werden und g(2. n) in Beziehung auf z von nicht höherem als dem nten Grade ist. Die Gleichung (13) kann also in die folgende verwandelt werden: ; h(z) (a? f(z))" (55): gileN, m)e"" — g(e’, me’ = [ ( ) e "ds zit m! Die Coeffieienten der Functionen H,(2), @(z, m), g(z, m) sind, wie für die erste aus ihrer oben angegebenen Bildungsweise, für die beiden anderen aber aus der vorstehenden Definition derselben hervor- geht, homogene ganze lineare Funtionen der willkürlich anzunehmen- den Grössen (,. Wenn man daher, unter v irgend eine der Zahlen o.ı....n verstehend, mit g,(z. m) die Function be- Ga se I n* zeichnet, in welche g(z ,n) dadurch übergeht, dass man «, = ı Weıerstrass: Zu Linpemann’s Abhandl.: Über die Luvoren’sche Zahl. 1071 und die übrigen der Grössen &,€,,--. €, sämmtlich gleich Null an- nimmt, so hat man n (16) g(z ’ m) = = Korne 9 m) 9 und es gehen aus der Gleichung (i ,) die folgenden (n + ı) Gleichungen hervor: NZ (17) 9,” , m)" — gie’, me” = f ( DE e"”de. W=o,1,..n) m! Die Funetionen g,(2, m) sind ganze Funetionen der Grössen 2,4; ly2...dyy, mit ganzzahligen Üveffiecienten. Bezeichnet man ferner mit @,(z, m) die Function, in welche @(z, m) durch die Annahme al 2 übergeht. so ist n \ Gl; m) = 2 0,G,(2,m), (18) ce 5 lan H(«) — OBSRUnE m), + 2,0% ‚ m), und es ergiebt sich aus der letzten Gleichung, da H,(z) (nach II.) nur dann durch f(z) theilbar ist, wenn die Grössen ce, sämmtlich ver- sehwinden. dass der Ausdruck n > 2m) v—o nur «dann für jeden Werth von z gleich Null ist, wenn jede der € 2...6, den Werth Null hat — mit anderen Worten, dass unter den in den Gleichungen (17) vorkommenden (r-+ ı) ganzen Functionen von 2 (2, m), ge: m),...9,(2, m) für keinen Werth von m eine lineare Abhängigkeit statt- findet. (Grössen € o: Aus dieser Eigenschaft der Functionen g,(2 , m) ergiebt sich ferner: Giebt man der Grösse z irgend (r + ı) bestimmte Werthe N ale, unter denen keine zwei gleiche sich finden, so hat die De- terminante |9,(2 m) | (m ee) stets einen von Null verschiedenen Werth. Wäre nämlich diese Determinante gleich Null, so würden sich (n + ı) Grössen @,. € »:..€, so bestimmen lassen, dass die (r + ı) Gleichungen > ,I& un) — 0 AO, Ten) =o 1072 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 22. October. beständen, ohne dass sämmtliche Grössen €,.€,,...€, den Wertl Null hätten. Dann würde aber der Ausdruck n 2 ,9,\2 2 n) ” v der eine ganze Function der Veränderlichen z von nicht höherem als dem nten Grade ist, für jeden Werth von z verschwinden, was nach dem Vorhergehenden nicht stattfinden kann. a DE A m! F eine (transeendente) ganze Function von z ist, so hat das Integral auf der Rechten der Gleichung (17) bei gegebenen Werthen von m,v,2z’, 2” einen von dem Integrationswege unabhängigen, eindeutig bestimmten Werth, den man, unter r eine auf das Intervall (o...ı) beschränkte reelle Veränderliche verstehend, in der Form s “(@"— 2’)(2’ + (@"- 2’) fe + = 2) zn Er AÄENSEG m! o darstellen kann. Es lässt sich aber, nach Annahme einer beliebig kleinen positiven Grösse d, eine ganze Zahl M so bestimmen, dass für jeden Werth von m, der grösser als M ist, und für jeden der be- trachteten Werthe von r (2"— 2’) (2’+ (2’— 2’) (a fl’ 2e 2 r))" ar E m NAT ı sei, weil fürrr=ı e'=r ausser x, noch (r — ı) andere Wurzeln: werden diese mit x,,... x, be- zeichnet, so ist es, damit der aufgestellte Satz bestehe, nothwendig und hinreichend, dass die Grösse r IIe* Te A=I einen von Null verschiedenen Wertli habe. Dies aber lässt sich folgendermaassen zeigen: Es seien &,.&,,...&, von einander unabhängige Veränderliche, so hat man r £ A EINER I Je +9 = SITE x (es „Eure ; £ AI © €, oder, wenn man 2”—p setzt und die p Funetionen tet: +55: 0) in irgend einer Ordnung genommen, mit &.&.:-..&,_, bezeichnet, r E DIR Ike’ + = ze”. ri=1 n=O Sind also - » - au VE IL.2d 07 LE EZ BEUTE dadureh annehmen, dass man die Werthe, welche Euren, EN Eee EI NE an setzt, so ist Die Anzahl der von einander verschiedenen Werthe, welche in der Reihe 2,.2,....2,_, vorhanden sind, sei n+ 1, und es mögen die Ausdrücke &,&,,--.%-—ı so geordnet sein, dass unter den (n + ı) Grössen &,,2,.-. - 2, keine zwei gleiche sich finden, und = 0 ist: wobei zu bemerken. dass x-+ ı > ı ist, weil in der Reihe Zos 2.» 2%, Auch die Grössen z i>...%, enthalten sind... Dann Wererstrass: Zu Linpemann’s Abhandl.: Über die Luvoren’sche Zahl. 1075 kann man, unter z eine unbestimmte Grösse verstehend, eine ganze Function /(z) vom Grade n-+ ı herstellen, welehe nur ganzzahlige Coefficienten hat und für z=2,,2,,.--2, verschwindet. Es kann nämlich das Product — le - „0 dargestellt werden als ganze Function der Grössen 2,&.&.:..& mit ganzzahligen Coefficienten, welche sich nieht ändert, wenn die Grössen &,&....&, in beliebiger Weise permutirt werden, und sich somit, wenn man für &.&....&, die Wurzeln einer Gleichung rten Grades mit lauter rationalen Zahleoeffieienten einsetzt, in eine ganze Funetion pten Grades von z mit eben solehen Coefficienten verwandelt. de Es lässt sich also Ile — z,) als ganze Function von 2 mit lauter »—0O rationalen Zahleoeffieienten darstellen; dividirt man diese Function dann durch den grössten Theiler, den sie mit ihrer ersten Ableitung gemein hat, so ist der Quotient eine ganze Function (n+ ı)ten Grades von 2, aus der man, indem man sie mit einer passenden ganzen Zahl multiplieirt, eine Function a en erhält, welche lauter ganzzahlige Coefficienten hat und für 2=2,,2,....2, verschwindet. Nachdem diese Function f(z) hergestellt worden, kann man aus ihr, nach Annahme einer beliebig kleinen positiven Grösse d, ein System von n + ı ganzen Funetionen 92) 2 9ı (2) er « In(2) von der im Schlusssatz (VI.) des vorigen Paragraphen angegebenen Beschaffenheit ableiten, so dass, wenn man 2 : OR Dee r A. „I, 9,(o)e — 9,2) — be =‘ setzt, jede der Grössen &,, ihrem absoluten Betrage nach kleiner als ı ist. Die Grössen g,(2,) sind sämmtlich algebraische Zahlen; multiplieirt man jede derselben mit a), so verwandeln sie sich alle in ganze algebraische Zahlen.' ! Nach der von Hın. Kroxecker eingeführten Terminologie heisst eine Grösse x eine algebraische Zahl, wenn sie einer algebraischen Gleichung von der Form + Aw ir... +4=0, in der die Coeffieienten Aı,... 4, sämmtlich rationale Zahlen sind, genügt. Sind insbesondere diese Coefficienten sämmtlich ganze Zahlen, so wird x eine ganze 1076 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 22. October. Nimmt man nun & so klein an. dass Ip — )al<ı ist, so ergiebt sich aus der vorstehenden Gleichung 2—T p—ı @9,(0) ze* =23%9,%@)+8> (=0,1r...n) M—= “—=O wo jede der Grössen e, dem absoluten Betrage nach kleiner als ı ist. Es ist aber P—I 2,098) für jeden Werth von v eine symmetrische ganze Function der Grössen &.&.-..Z, mit ganzzahligen Coeffieienten; also ist die ganze algebraische Zahl p—1 n n > 09,(2,) M=O zugleich eine rationale Zahl, d. h. sie ist eine ganze Zahl im gewöhn- lichen Sinne. Ferner lässt sich zeigen, dass die n + ı Zahlen DL > %9,(2,) WE.) © nicht sämmtlich den Werth Null haben. Man hat nämlich p—ı n 200,8) = 2 Ne): 2=o Se wo N,.N,.... N, sämmtlich positive ganze Zahlen sind: es müsste also. wenn die in Rede stehenden Zahlen alle den Werth Null haben sollten. die Determinante Ka A) gleich Null sein, was nicht der Fall ist. Es giebt also mindestens einen bestimmten Werth von v. für welchen p—ı y n „ 19,2) - n—=O eine von Null verschiedene ganze rationale Zahl. und somit p—ı pP—1 z 09,(@) +5, = 09,(0) 2. = ago) ]E” + v) R= > i—=I [73 nicht gleich Null ist. algebraische Zahl genannt, und es ist in diesem Falle auch jede ganze rationale Func- tion von « mit lauter ganzzahligen Coefficienten eine ganze algebraische Zahl. Hiernach sind, da a, f(2) = (@o2)"t! + ar(ao2)" +... + ana, '(@o2) + au+ıq, ISt, Ao&o + Aolys+..Ao Sämmtlich ganze algebraische Zahlen, und dasselbe gilt also auch, da der Grad der Function g,(2) nicht grösser als n ist, von jeder der Grössen ag: (2). Weierserass: Zu Linpemann’s Abhandl.: Über die Luvorpr’sche Zahl. 1077 Daraus folgt unmittelbar, dass das Product r II +0 A=I und somit auch jeder einzelne Factor desselben einen von Null ver- schiedenen Werth hat: w. z. b. w. Damit ist, dem oben Bemerkten gemäss, dargethan, dass die Zahl ri und daher auch z selbst eine transcendente Zahl ist. Als ein Corollar zu diesem Satze ergiebt sich, dass die »Qua- dratur des Kreises« eine unlösbare Aufgabe ist, wenn ver- langt wird, dass sie durch eine geometrische Gonstruction, bei der nur algebraische Curven und Flächen zur Anwendung kommen, bewerkstelligt werde. (Vergl. den Schlusssatz des $. 3) UN [> Allgemeinere, auf die Exponentialfunetion sich beziehende Sätze. I. Zunächt ist der folgende Hülfssatz zu beweisen. Es seien gegeben A + ı Reihen von je r Grössen: (1) A ER (2) A ern. Al () Aw i Aw, & ; i ; am (k+1) ER ER Age wobei angenommen werde, dass in jeder der A ersten Reihen wenigstens eine Grösse vorkomme, die einen von Null verschiedenen Werth hat, und in der letzten Reihe keine zwei gleiche Grössen sich finden. Man bilde das Product r r r 3 Ale 2 Auen! 2 Am et a=ı —ı =—ı und bringe dasselbe, welches mit P bezeichnet werde, auf die Form' > ANAK I: AN, (Re) b f ! Es ist nothwendig, dass bei dieser Umformung von P das Argument der Ex- ponentialgrösse, durch welche das Product aus den Factoren Ca e li . a he dargestellt wird, gleich u + &+ ... + x genommen werde, und nicht etwa, was an sich gestattet wäre, gleich dieser Summe plus einem Vielfachen von 2=i. Ohne diese Festsetzung würden die im Folgenden einzuführenden Grössen ©, nicht gehörig be- stimmt sein. 1078 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 22. October. Aus der Gesammtheit der Werthe, welche die aus k Gliedern be- stehende Summe a r% t+t-:-+% annimmt, wenn man für a,b,...f alle möglichen Systeme von %k der Reihe ı,2,...r entnommenen Zahlen setzt, hebe man die von ein- ander verschiedenen, deren Anzahl »n-+1ı sein möge, heraus; be- zeichnet man dieselben mit 2,,2,....2„, so ergiebt sich n n - P=23Ge’, 7 I1=o wo für jeden bestimmten Werth von A wer DEAL AL k Gr Ah A Ardıe. ist, unter der Bedingung, dass die Summation sich über diejenigen Werthsysteme a,b,...f£, für welche +5 +...+%=2, ist, er- strecke. Es ist nun zu beweisen, dass unter den so definirten Grössen (©, mindestens eine sich findet, die nicht gleich Null ist. } Die Grössen &%....%, können sowohl complexe als reelle Werthe haben. Man betrachte eine complexe Grösse t+fi (wo t,f reelle Grössen bezeichnen) als positiv, wenn £>o oder auch t=o, 1/10, dagegen als negativ, wenn { ee ae en) woraus sich, wenn man die von einander verschiedenen Werthe der Grössen 2 + % +» 0) (ba Ten) wie in (l.), mit 2,,2,,...2, bezeichnet, n P (2) PAS UNE: A=O ergiebt,. wo jetzt die Grössen €, sämmtlich ganze Zahlen sind, von denen, dem in (I.) Bewiesenen gemäss, wenigstens eine nicht gleich Null ist. Mittels der gegebenen Gleichung, deren Wurzeln &,,%,,...%, sind, kann man nun eine Gleichung (r + ı)ten Grades mit lauter ganz- zahligen Coeffieienten herstellen, deren Wurzeln die Grössen 25, 2,,..-2, sind. Bildet man nämlich, unter z,&,.&....&, von einander unab- hängige Veränderliche verstehend, aus den durch die Formel 2 —- (++ ...+ &) (a,b... „teen repräsentirten Grössen ein Product. so ist dasselbe eine ganze Funetion von 2, &....&, mit lauter ganzzahligen Coeffieienten, und zugleich eine symmetrische Funetion von es & ‚...&,, verwandelt sich also, wenn mn &, =2,&,:=%,...&=ı, setzt, in eine ganze Function von 2 mit lauter rationalen Zahleoeffieienten, welche für 2= 2,,2,...-2,, und zwar nur für diese Werthe von z, verschwindet. Dividirt man dann diese Funetion durch den grössten Theiler, den sie mit ihrer ersten Ableitung gemein hat, so ist der Quotient eine ganze Funetion (n + ı)ten Grades, aus der man, indem man sie mit einer passenden ganzen Zahl multiplieirt,. eine ganze Function a eh 2 (3) [= ta" tr tn erhält, welche lauter ganzzahlige Coefficienten hat und für 2 = 2,2, ,:::2, verschwindet. Aus dieser Function /(2) kann man nun, nach Annahme einer beliebig kleinen positiven Grösse d, ein System von (n + ı) ganzen Functionen IR) > 2) >» - 9n(2) von der im Schlusssatze (VI.) des $. ı angegebenen Beschaffenheit ableiten, so dass, wenn (4) 9,%) er = g,t3)e° = &,,0 (er Weıerstrass: Zu Lispemann’s Abhandl.: Über die Luporpn’sche Zahl. 1081 gesetzt wird, jede der Grössen &,, ihrem absoluten Betrage nach kleiner als ı ist. Dann ergiebt sich aus dem obigen Ausdrucke der Grösse P n (5) RI) “P=2 = (,a1g,(2) +age "od 3 &uG- =0,1,..n) 1=Oo Hier ist nun jede der Grössen a,g,(2,) eine ganze algebraische Zahl: es lässt sich aber zeigen, dass jede der (n+ ı) Summen n =, 0,%9,(2,) eine ganze rationale Zahl, d. h. also eine ganze Zahl im gewöhn- lichen Sinne ist. Versteht man wieder unter 2, &,&,...&, von einander unab- hängige re so ist das Product r 3 Ne 5 > = Ne 2. 2 NW =; a 2 und somit auch die Summe we ‚Ns .. .NP&t&t--+% (mbar en) eine en Function von &,&,::--&. Entwickelt man dieselbe in eine Potenzreihe von &,,&,,...&,, so ist die Summe der Glieder mter Dimension dieser Reihe, nämlich a > Fur N... NP&E+&+-:- +5), Wbents.n) und daher auch, wenn g(z) eine beliebige ganze Funetion von 2 ist, 2 NMN..Ndgetdt. +) @...t=n.n eine symmetrische ganze rationale Function der Grössen Z,,&, ,...&- Die letztere erhält also, wenn man (für v=0,1,...n) 9(2)=g,(z) annimmt md %.,5- D,0..£, 2, Setzt, einen Werth, der sich durch Multiplication mit a; in eine ganze Zahl verwandelt. Es ist aber nach dem Obigen, für jeden bestimmten Werth von A (6) = 3 NN... NM”, wenn die Summation über diejenigen Zahlensysteme, für welche u t%+...+0%=2, ist, erstreckt wird, und daher (7) 2,009) = > ‚NN; .. .‚NPag a t+%+-::+2); Dre. n also auch 3 (,ag,(z,) eine ganze rationale Zahl. Aa Es lässt sich aber auch zeigen, dass diese Zahl wenigstens für einen Werth von v einen von Null verschiedenen Werth hat. Da Sitzungsberichte 1885. 92 1082 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 22. October. nämlich die Grössen ©, (nach I.) nieht sämmtlich gleich Null sind, so müsste, wenn alle (rn + ı) Zahlen n > 0,092) =0,1,...n) \—=0 den Werth Null hätten, die Determinante ia, (ed 4a; vos sa.) gleich Null sein, was nicht der Fall ist. Nimmt man also die Grösse d so klein an, dass jede der Grössen n aye 3 5,0 WEOST,2EN) dem absoluten Betrage nach kleiner als ı ist, so findet sich unter den Grössen auf der Rechten der Gleichungen (5) wenigstens eine, die nieht gleich Null ist; woraus sich unmittelbar ergiebt, dass das Pro- duet P, und somit auch die Grösse r 5 N, e=1 welche ein Factor dieses Producetes ist, einen von Null ver- sehiedenen Werth hat; was zu beweisen war. Selbstverständlich gilt dieser Satz auch, wenn unter N,, N,,... N, rationale Zahlen verstanden werden. Nimmt man für ©,,%,,...x, irgend r von einander verschiedene ganze Zahlen an, so ergiebt sich als ein besonderer Fall des vor- stehenden Theorems der von Heruıte bewiesene Satz, dass die Zahl e keine algebraische Zahl ist. Eine naheliegende Verallgemeinerung des Theorems ergiebt sich folgendermaassen : Sind &,.%,,...x, irgend r gegebene, von einander verschiedene algebraische Zahlen, so lässt sich stets eine algebraische Gleichung — im Allgemeinen von höherem als dem rten Grade — mit lauter rationalen Zahleoefficienten und nicht verschwindender Determinante herstellen, unter deren Wurzeln die gegebenen Grössen x, , &,,...@, sich finden. Ist der Grad dieser Gleichung gleich r, so sind @,,2%,,...%, solche r Grössen, für welche das bewiesene Theorem unmittelbar gilt. Hat die Gleichung aber ausser &,,%,,...a, noch / andere Wurzeln: ER Se De und werden unter N,,N,,...N,,, rationale Zahlen verstanden, so ist r+! - ST a8 >2 N;e ze nur in dem Falle gleich Null, wo N,,XN,,.’..N,,, sämmtlich den 8 1> 2? +! Weierstrass: Zu LinpenAnn’s Abhandl.: Über die Luporpr’sche Zahl. 1083 Werth Null haben. Nimmt man also für jeden Werth von p, der grösser als r ist, N, = 0 än, so ergiebt sich: Werden unter &,;%,,.:.%, irgend r von einander ver- schiedene algebraische Zahlen, unter N,,N,,:..N, aber beliebige rationale Zahlen verstanden, so kann die Gleichung S Net = o 91 2 nur dadurch befriedigt werden, dass man jeder der Zahlen N, den Werth Null giebt. III. Jetzt seien Kylaser. Re; zwei Systeme von je r gegebenen algebraischen Zahlen, wobei ange- nommen werde, dass die Grössen X,,&X,,...X, nicht sämmtlich gleich Null seien, und unter den &,,%,;...%, keine zwei gleiche sich finden. Die Grössen X,,&,,...X, lassen sich durch eine Grösse £, welche eine der Wurzeln einer bestimmten irreduetibelen algebraischen Gleichung mit lauter rationalen Zahleoeffieienten ist, in der Form X=G(), X=G() age X, 6,(8) ausdrücken, wo @,(&), @,(&),... @,(£) ganze Funtionen von £, deren Coeffieienten sämmtlich rationale Zahlen sind, bedeuten. Bezeichnet man mit £ irgend eine andere Wurzel der genannten Gleichung, so sind die Grössen EN, le) nicht alle gleich Null, weil der bekannten Eigenschaft einer irreduc- tibelen Gleichung gemäss @,(£’) nieht gleich Null sein kann, wenn nicht (für denselben Werth von p) auch @, ()= 0 ist. Nun seien £,E,...2*”V sämmtliche Wurzeln der in Rede stehenden Gleichung, so bringe man das Produet 22 ee ee a=1 =1I =1I auf die in (I.) beschriebene Weise, indem man für die dort mit AA. A (PEZRIRI AS) bezeiehneten unbestimmten Grössen beziehlich Bere Qle ©) substituirt, auf die Form 92* 1084 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 22. October. wo die Grössen 2,,2,,...2, also von einander verschiedene algebraische Zahlen sind, die ©,, C,,...C, aber zunächst als symmetrische ganze Funetionen von £,&,... 2" mit lauter rationalen Zahleoeffieienten und sodann sämmtlich als rationale Zahlen dargestellt werden können. Da nun (,, €,,...C, nicht sämmtlich gleich Null sind, so hat nach dem Schlusssatze von (1.) die Grösse de =” DON (AS A=Oo unter den in Betreff der Grössen X,,X,,...1,%,%,...2, ge- machten Voraussetzungen einen von Null verschiedenen Werth. Das- selbe gilt also auch von dem Produete P und somit auch von dem Ausdrucke zXR= 208, g=i get der ein Factor des Productes ist. Damit ist bewiesen: »Werden unter &,,%,,...% irgend r von einander ver- schiedene, unter X,,X,,...X, aber beliebige algebraische Zahlen verstanden, so kann die Gleichung r EKeu—o ar! nur in dem Falle, wo X,,X,,...X, sämmtlich den Werth Null haben, bestehen.« In diesem von Linpemann ohne ausgeführten Beweis aufgestellten allgemeinen Satze finden die von Hernıte begonnenen Untersuchungen über die Exponentialfunetion ihren Abschluss. IV. Schliesslich mögen noch einige, aus dem vorstehenden Theorem unmittelbar sich ergebende specielle Sätze angeführt werden. Nimmt ma r=2,% =-ı1,2,= 0 an und setzt x für z,, X für X,, so ergiebt sich, dass die Gleichung e* = X nicht bestehen kann, wenn x, X beide algebraische Zahlen sind und zugleich x einen von Null verschiedenen Werth hat. Daraus folgt: »Die Exponentialgrösse e” ist stets eine transcendente Zahl, wenn x eine von Null verschiedene algebraische Zahl ist.« »Der natürliche Logarithmus einer algebraischen Zahl X ist immer eine transcendente Zahl, wenn X nicht den Werth ı hat.« Diese beiden, von Liwpemann besonders hervorgehobenen Sätze scheinen mir zu den schönsten Sätzen der Arithmetik zu gehören. Nimmt man ferner r=3,4, =1,%=-5,3,=-2,3=0 WeıerRstrAass: Zu Linpemann’s Abhandl.: Über die Luvorrr’sche Zahl. 1085 an und setzt — für x, , X für AÄ,, so ergiebt sich, dass die Gleichung 2 L = 2sm ——=X 2 nicht bestehen kann, wenn x, X beide algebraische Zahlen sind und x einen von Null verschiedenen Werth hat. Daraus folgt: Ein Kreisbogen, dessen Sehne, durch den Halbmesser des Kreises gemessen, eine algebraisch ausdrückbare Länge hat, kann nicht durch eine geometrische Construction, bei der nur algebraische Curven und Flächen zur Anwendung kommen, reetifieirt werden; eben so wenig ist der zu einem solehen Bogen gehörige Kreissector durch eine derartige Construction quadrirbar. Hat nämlich in einem Kreise, dessen Halbmesser als Längen- einheit angenommen wird, ein Bogen die Länge «, seine Sehne also die Länge 2 sin — und der zugehörige Kreissector den Inhalt —, 5 - so würde, wenn durch eine Construction der angegebenen Art der Bogen rectifieirbar oder der Sector quadrirbar wäre, daraus eine alge- braische Gleichung zwischen x und 2 sin — sich ergeben. Eine solche 2 L R Fi Gleichung existirt aber nicht, wenn 2 sin —, wie angenommen, eine 2 algebraische Zahl ist. > at. 1700 A nannten een ah ladet en! m POTT TSa Tee DEE ar und Neanite Kipa ie ET ir» lea Ben ei rt re 8 ja 4 Hi n}) INanaTe Aal wilwe er, en La RT Are, u “ . Kain Sie ! ‚dan , TEL I EITOLLTEETT ı TE 1 } j DIE EL SEITEN 1 a ale vr Vmuuns 2 H Irte i [ 4 J ’ site “ ı ö x 3 En Kan Bee, u rs * ann & ul u ln ia Techn a BR" ind m ara, hass eg Ri. gr NT re AREA, PR neo 44h I IT 4 HlnR, ii hr RITTER) DET 1 Sr 07" Ki KERN Pen mise, bes P wi ur H Here EHE Ki HE RER Mi MTay 9), rn “r lueı a: ann pr Hp en u lan m Intl % neck sh Au W ' F tt rien TE AIen IR if 5 i * 4 arm 1 ur Be TERR/ Frag | fi "zu ghrsfanaklh Dr 7 vi u Der 2 ind R tree hal aldi Sul ro 0 RE rung. al Al TE r fi - lu N ; BnEnen, B Y r I via & ı 0012. BEN, AU PIEETE q X gi 1 ‘ 7 Sy Ar F Gau url ne A JR En 2 u Lu 1115 Zur physiologischen Bedeutung des Gerbstoffes in den Pflanzen. Von Dr. Max WESTERMAIER. (Vorgelegt von Hrn. SchwEnnener am 19. November [s. oben S. 1039].) Hierzu Taf. XV]. D:. vorliegende Mittheilung bezieht sich im Allgemeinen auf den Chemismus in den Assimilationszellen, insbesondere auf eine während und am Schluss der Vegetationsperiode in diesen Zellen reichlich ver- tretene chemische Verbindung. Es soll nämlich gezeigt werden, dass der Gerbstoff, dessen Auftreten im Parenchym des Blattes, der Rinde u. s. w. längst bekannt ist, in den eigentlichen Stätten der Assimilation und in deren Umgebung in einer Weise vorkommt, dass der Schluss auf eine Rolle beim Assimilationsprocess selbst gerecht- fertigt erscheint. i Prisesuem' fand an der Chlorophyliplatte von Mesocarpus scalaris »Gerbstoffbläschen« in grosser Zahl. ScunEtzLer” wies durch Eisen- salz nach, dass in Süsswasseralgen (Vaucheria, Spirogyra, Conferva u. s. w.) eine bedeutende Quantität Tannin enthalten sei. Es gelingt auch leicht, zu zeigen, dass ein reichliches Vorkommen von Gerbstoff in vielen Palissadenzellen von Dikotylen eine verbreitete Erscheinung ist. Übrigens hat bekanntlich Prisesuem nicht nur obige Thatsache festgestellt, sondern auch direct seine Ansicht dahin ausgesprochen (S. 354, 355). jene Gerbstoffbläschen seien Bildungsproducte der Chlorophylikörper. Da ferner auch die Frage noch nicht entschieden ist, »ob im photochemischen Zerlegungsacte der Kohlensäure bei verschiedenen Pflanzen nicht etwa verschiedene primäre Assimilationsproducte ent- stehen«,’ so verdient das häufige und reichliche Vorkommen des ge- nannten Körpers (Gerbstoff) im Inhalt «der assimilirenden Zellen sicher- lich genaue Beachtung. ' Prisgsreim’s Jahrbücher XII S. 354: »Über Lichtwirkung und Chlorophyll- function in der Pflanzes«. ® Archives des Se. phys. et nat. 1879; eitirt im Bot. Centralblatt Bd. 16. S. 157. 3 Dies der Wortlaut einer Stelle aus der von der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1884 gestellten Preisanfgabe. 94 1116 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 19. November. UM - , Nach ein- bis mehrtägiger Einwirkung («des sauren chromsauren Kalis (vielfach auch sofort) lässt sich in dem Assimilationsgewebe der Blätter von Rosa, Mespilus germanica, Salix fragilis, Sal. pentandra, Drymis Winteri, (Quercus pedunculata, Corylus Avellana, Ligusirum vulgare, Ribes- Arten theils in allen, theils in vielen Palissadenzellen ein körniger‘ oder tropfiger rothbrauner Körper beobachten. Diese Reaction wurde bei Rosa, Corylus Avellana, Drymis Winteri, Ligustrum vulgare, Ribes aureum zu Beginn der warmen Jalıreszeit, nämlich ungefähr Anfang Juni gemacht; andere Pflanzen wurden erst später in dieser Art unter- sucht. Dass wir hier die von Sanıo vorgeschlagene Gerbstoffreaetion vor uns haben, bestätigt uns die Controlreaetion mit Leimlösung. Gelatine- lösung zu Flächenschnitten aus der oberen Blattseite von Mespilus germanica gebracht, verursachte alsbald die Entstehung eines deut- lichen membranartigen Niederschlags von gerbsaurem Leim am Rand der Schnitte (August). Ferner erhielt ich im September bei Unter- suchung der Blätter von Drymis Winteri einen erheblichen schmutzig gelb- lichen Niederschlag mit Gelatinelösung an den dieken Schnitträndern, welche zahlreiche verletzte Zellen darboten. An Blatttlächenschnitten von Salix fragilis war ebenfalls (30. September) in Gelatinelösung deut- lich ein membranartiger Niederschlag zu sehen. Besonders gut ist die Reaction mit Leimlösung an grünen Laubblättern der Rose zu beob- achten. Bei der diesbezüglichen Untersuchung am 30. September traten an einem Schnittrand mit grosser Schnelligkeit zahlreiche so- genannte anorganische Zellen, d. h. Blasen aus gerbsaurem Leim auf. Abgesehen von Blättern wurde auch noch das Markgewebe von Ktosa und die secundäre Rinde des Stammes von Drymis mit Leimlösung untersucht und ergaben Niederschläge; die Beobachtung am Stamm von Drymis dativt vom 4. Juli. Gelegentlich wurde endlich auch Eisenchlorid mit Erfolg zur Reaction benutzt. Zur eigentlichen Untersuchung aber wendete ich regelmässig das saure chromsaure Kali in concentrirter Lösung an; es befanden sich in dem Reactionsgefäss, das die zu untersuchenden Pflanzenstücke sammt der Lösung enthielt, gewöhnlich noch ungelöste Krystalle des Salzes. Nach ein- bis mehrtägigem Einwirken des Reagens wurden die Schnitte angefertigt. Eine deutliche Stärkereaction (Blaufärbung mit Jod) trat in den Palissadenzellen von Rosa, Mespilus germanica, Saliv pentandra nicht ein; bei Saliv fragilis beobachtete ich wenig oder keine Stärke in den Palissaden; bei Drymis Winteri trat etwas Stärkereaction ein. Wesrermaer: Zur physiolog. Bedeutung d. Gerbstoffes in d. Pflanzen. 1117 Wir gehen von den Gerbstoff führenden typischen Assimilations- zellen zur Betrachtung der sich anschliessenden Elemente des Blatt- gewebes über. Ich verweise zugleich auf die Figuren ı, 3 und 4. Die Tanninreaetion tritt in hervorragender Weise in den Gefäss- bündelscheiden auf.‘ Unsere Bilder zeigen uns, dass von einer lücken- losen mikrochemischen Verfolgung des Gerbstoffs in jener Region gesprochen werden muss, die uns durch Hagerranor's® bekannte Ar- beit zu genauerer Kenntniss kam. Man sieht auf dem Querschnitt der Biehromatpraeparate nicht bloss jedes Leitbündel umgeben von einem braunen Zellkranz, sondern auch die »zuleitenden« Zellen sind mit Tannin versehen. Ferner führen in grösseren Gefässbündeln zahlreiche Elemente des Leptoms und Hadroms Gerbstoff. Dieser letztere Um- stand lässt, nebenbei bemerkt, die betreffenden Zellformen des Leptoms und Hadroms unter sich physiologisch gleichwerthig erscheinen. In- struetive Bilder ähnlicher Art, wie das in Fig. ı gegebene, welches von Mespihıs germanica stammt, erhält man auch von Quercus peduncu- lata, Rosa, Corylus Avellana. Trotz der Wahrscheinlichkeit einer wirklichen Wanderung des Gerbstoffs, welehe sich aus diesem mikrochemischen und anatomischen Befund ergiebt, ist immer noch der Einwurf gerechtfertigt, dass der Gerbstoff eben überall da, wo er gefunden wurde, an Ort und Stelle entstanden sei, nieht aber von Zelle zu Zelle wandere. Zur Begrün- dung der Behauptung nun, dass das Tannin wirklich wandere, stütze ich mich auf die im folgenden Paragraphen näher zu besprechenden Beobachtungen. Es geht nämlich dem herbstlichen Abfall der Blätter eine mehr oder weniger ausgiebige Verminderung des Gerbstoffgehalts der Pa- lissadenzellen voraus. Dass diese Abnahme aber eine Auswanderung in den Stamm bedeute, schliesse ich daraus, dass durch Unterbrechung oder Einschränkung der Bahn vermittels vollständiger Ringelung in der That eine Anhäufung von Gerbstoff im Blattgewebe herbeigeführt werden kann. R 2. Betrachten wir also zuerst das Verhalten von Blättern, die sich zum Abfall anschieken, und zwar zunächst an Quercus pedunculata. Die Palissadenzellen des grünen Blattes zeigten etwa am 18. September auf dem Blattflächenschnitt nach längerer Behandlung mit saurem ! Vergl. hierüber auch Warnung, Bot. Centralbl. Bd. 16 S. 350. ?2 Hasertanpr, » Vergleichende Anatomie des assimilat. Gewebesystems«, Prıngs- neın's Jahrb. Bd. XIM. 1118 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilnng vom 19. November. chromsauren Kali allgemein eine braunkörnige Masse in der Mitte jeder Zelle; ein Kranz von Chlorophylikörnern umgab diese Substanz, und zwar so, dass das Chlorophyll sich nach innen ziemlich dicht an den braunen Körper anlegte. Deutlich zeigten auch die Blattquer- schnitte diese bräunlichen Massen. Ein gleichzeitig untersuchtes. schon gelbes Blatt liess die Palissadenzellen fast entleert erscheinen; auch das Chlorophyll war ganz oder grossentheils verschwunden. In Bezug auf den gegen den Winter hin abnehmenden Gerbstoff- gehalt der Eichenblätter liegen übrigens bereits ältere Untersuchungen! vor. Nach Hanprke (1863), so entnehme ich dem Citat, enthielten die Blätter des Frühlingstriebes der Stieleiche in 100 Theilen Trocken- substanz am ı. Juni 12.87 Theile Gerbsäure, am 9. Juli 9.40 Theile, am 5. August 7.43 Theile. Die Blätter der Zerreiche enthielten nach Öser (1875) im Mai 7.91, im November 5.14 Procent durchschnitt- liehen Gerbstoffgehalt im lufttrockenen Zustand. Ein anderes Untersuchungsobjeet boten mir die Blätter von Ribes aureum. Im Sommer findet man in einer grösseren Anzahl von Palissaden- zellen Gerbstoff. Am 24. September waren die meisten Blätter noch grün; es wurden jetzt ein grünes und mehrere gelbe Blätter vom Strauch abgenommen und die Reaetion mit Kaliumbichromat gemacht. Im grünen Blatt waren auf dem Flächenschnitt in zahlreichen Palissaden tiefrothbraune Massen zu sehen, umgeben vom Kranz der Chlorophyll- körner. Hingegen zeigte ein gelbes Blatt in zerstreuten Palissaden- zellen heller braun gefärbte Massen, also geringere Gerbstoffreaetion.” Bei einem andern gelben Blatt blieb in den Palissadenzellen des untersuchten Flächenschnittes eine erhebliche Gerbstoffreaetion so zu sagen ganz aus. Ferner erwiesen sich Grundgewebe und Leitbündel des Stiels am grünen Blatt als gerbstoffreich, während wenigstens in Grundgewebezellen des Stiels eines gelben Blattes Gerbstoffquanti- täten beobachtet wurden, die man als zurückgebliebene Reste deuten konnte. Nach Beobachtungen an Mespilus germanica und (Quereus peduneulata, insbesondere an erstgenannter Pflanze, zeigen übrigens die herbstlich gefärbten Blätter verschiedene Abstufungen von starker bis zu schwacher Reaction, so dass es entschieden unrichtig wäre zu sagen, sobald ein Blatt am Baume gelb geworden, sei es gerbstoffarm. Im Allgemeinen folgere ich indess aus den obigen und ähnlichen Beobachtungen, dass der Gerbstoffgehalt der Palissadenzellen und des Blattgewebes über- haupt vor dem Abfall der Blätter durch Auswanderung in den Stamm Verwendung der Gerbsäure im Stoflwechsel der Pilanze«. Wesrernater: Zur physiolog. Bedeutung d. Gerbstoffes in d. Pflanzen. 1119 eine Verminderung erfährt, die einer vollständigen Entleerung selten nahe kommt. Vorsicht verlangt bei dieser Untersuchung der Umstand, dass in ausgetrockneten herbstlich gefärbten Blättern, wie sie z. B. bei der Eiche gewöhnlich angetroffen werden, der Gerbstoffgehalt schon deshalb ein geringer zu sein scheint, weil der Zellinhalt an die Wände zurückgezogen erscheint. Ich komme in der Darlegung des anatomischen und mikrochemischen Befundes zu einem Fall. dessen bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit in meinen Figuren 3 und 4 hervortritt. Ein Blatt von Salix fragilis zeigt auf dem Querschnitt nach vorausgegangener Behandlung mit doppelt chromsaurem Kali einen ziemlich schroffen Gegensatz zwischen dem oberen und dem unteren der beiden hier vorhandenen Palissaden- stockwerke; ähnlich verhält sich eine als Salix pentandra bestimmte Species und höchst wahrscheinlich auch beliebige andere einheimische Arten dieser Gattung. Der erwähnte Gegensatz spricht sich im Zell- inhalt aus. Das obere Stockwerk ist gerbstoffreich, das zweite gerb- stofffrei; so die allgemeine Regel bei den grünen Blättern. Für diese Localisirung fehlt mir zwar zur Zeit eine physiologische Deutung, doch dient dieses Objeet dazu, ein anderes Verhältniss, das in den Kreis unserer Betrachtung gehört, zu beleuchten. Dies soll in den folgenden Zeilen geschehen. Von Saliw pentandra war ein Zweig Ende Juni geringelt worden. Von diesem Zweig wurde am 8. August ein schon etwas gelblich grün aussehendes Blatt untersucht; die gelblich grüne Farbe deutete wohl auf baldigen Abfall. Hier war nun auch stellenweise das zweite Stockwerk der Palissaden in eigenthümlicher Weise durch Gerbstoff- gehalt ausgezeichnet. Wo nämlich grössere Leitbündel das Blattgewebe durchzogen, da schlossen sich tanninführende assimilirende Zellen des ersten Stockwerks und Gefässbündelscheiden, die mit Gerbstoff ver- sehen waren, unmittelbar an einander an (Fig. 3): denn das Leitbündel ist ja zwischen die Palissadenzellen gewissermaassen eingeschoben. Wo hingegen solche kleine Bündel im Blattgewebe verliefen, die das obere Stockwerk nicht erreichten, vielmehr dureh die zweite Pa- lissadenschicht von ihm getrennt waren, da fanden sich manchmal förmliche »Gerbstoffbrücken« (Fig. 4). Diese Brücken sind also durch gerbstoffführende Zellen, die im Niveau der zweiten Palissadenschiecht liegen, hergestellt. Im November untersuchte ich auch noch Blätter von normalen (ungeringelten) Zweigen von Saliw fragilis. Dieselben waren noch grün und nieht abgefallen. Auch in diesen fanden sich ähnliche Brücken. Ich glaube in diesem Vorkommniss einen auffälligen anatomischen Hinweis auf die Überführung des Gerbstoffs aus den 1120 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 19. November. grünen Zellen in die Leitbündelelemente resp. ihre Parenchymscheiden erblicken zu sollen. Die besprochenen Brücken treten nach meiner Auffassung zur Zeit der lebhaftesten Wanderung in Function. An diesen Fall müssen noch einige weitere Bemerkungen ange- knüpft werden. Localisirungen des Gerbstoffgehalts innerhalb des typischen Assi- milationsgewebes finden sich auch bei anderen Pflanzen da und dort, jedoch in anderer Art, als beim Weidenblatt beschrieben wurde. Es sind nämlich bei manchen Pilanzen zerstreute Palissadenzellen durch Tanningehalt ausgezeichnet, während die nebenliegenden die Reaction nicht zeigen; dies beobachtete ich bei Evonymus europaeus, Cinnamomum, Hedera Helix. Aus diesem verschiedenen mikrochemischen Verhalten von Palissadenzellen, die man als physiologisch gleichwerthige Elemente zu betrachten pflegt, scheint zu folgen, dass es sich beim Assimilations- process oder, genauer gesprochen, bei den chemischen Vorgängen in den typischen Assimilationszellen um eine Arbeitstheilung handelt, der gemäss in den Elementen derselben Palissadenscehieht — bei Salix in den respectiven Zellen der verschiedenen Stockwerke desselben Blattes — ungleichartige Stoffe entstehen." Eine nähere Verfolgung dieses Gegen- standes habe ich bis jetzt nicht vorgenommen. Für's Zweite möchte ich die Art der Gerbstoffvertheilung, die uns im Weidenblatt begegnete, als einen Hinweis darauf betrachten, dass es sich beim Vorkommen dieses Körpers im Assimilationssystem nicht um ein unbrauchbares Ausscheidungsproduct handelt. Es wider- strebt der physiologischen Auffassung, unnütze Exerete gerade in der- jenigen Zelllage sich aufspeichern zu lassen, deren Elemente eine so günstige Lagerung für die Assimilationsthätigkeit besitzen. Es wird sich vielmehr die Ansicht Wıscanp’s bestätigen, welcher Forscher bekanntlich schon vor längerer Zeit dem Gerbstoff eine wichtigere Rolle im Stoffweehsel zuschrieb, und Prerrer’s in diesem Sinne ge- haltene Äusserung? enthält auch bereits eine Anerkennung der hier im Allgemeinen vertretenen Ansicht. Als fernere vorzügliche Objeecte, geeignet zur Bekämpfung der Lehre, der Gerbstoff sei überall da, wo er auftrete, ein unnützes Material, möchte ich an dieser Stelle ins- besondere bezeichnen: Blatt und Stamm von Drymis Winteri, Blätter von Quercus pedunculata und von Mespihıs germanica, Oben habe ich angegeben, man könne durch Entfernung eines Rindenringes eine Ansammlung von Gerbstoff in Blättern herbeiführen. ! Hierher gehören auch die von Heisric#er beobachteten Idioblasten, »Über Eiweissstoffe führende Idioblasten bei einigen Crueiferen.« (Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. U. S. 463. ? Physiologie, 8. 306 Bd. 1. WESTERMAIER: Zur physiolog. Bedeutung d. Gerbstoffes in d. Pflanzen. 1121 Diesbezügliche Versuche machte ich an Ligustrum vulgare, sowie an Mespilus germanica. Die Ringelung geschah etwa am 8. August; die Untersuchung der betreffenden Blätter, die über der Ringelung sich befanden, erfolgte gegen Ende September. Besprechen wir zuerst den Fall von Ligustrum. Das Blatt von Ligustrum vulgare ist zwar über- haupt nicht sehr reich an Gerbstoff, doch zeigte sich, dass in den Palissadenzellen eines Blattes über der Ringelungsstelle eine intensivere Reaction eintrat, als in denjenigen des normalen Blattes. In Folge der Ringelung wurden die Blätter zu frühzeitigerem Abfall gebracht. Diese Blätter zeigen vielfach schon makroskopisch eine rothbraune Färbung an grösseren Partien ihrer Oberseite. Man beobachtet Erythrophyli in den Zellen. Ähnliche Färbungen nehmen beim gewöhnlichen Laubfall auch viele normale Blätter von Ligustrum an. Doch ist hierbei Folgendes bemerkenswerth. In den Ringelungsblättern trat das Erythrophyll vorzugsweise in den Palissadenzellen auf; bei jenen ähnlich gebräunten normalen Blättern dieser Pflanze aber, welche später beim gewöhnlichen Laubfall sich zeigten, war der rothe Farbstoff besonders in den oberen Epidermis- zellen vertreten. Gehen wir zu Mespilus germanica über. Auch hier zeichneten sich die Blätter des im August geringelten Zweiges Ende September schon äusserlich durch ihre eigenthümlich grünrothe Oberseite aus. Die grünen Blätter waren noch zahlreich, die herbstlich gelben Blätter noch nicht sehr häufig. Unsere Gerbstoffreaction ergab nun bei Blättern des geringelten Zweiges sehr massenhaft den braunen Körper. In den Palissadenzellen und Schwammgewebezellen dieses Blattes erfüllten die braunen Massen grösstentheils die Lumina. Die Chlorophylikörner er- schienen öfter wie zu einem zusammenhängenden Wandbeleg zusammen- gedrückt, oder zeigten sich in einzelnen Klumpen vertheilt. In dem normal grünen Blatt sieht man neben der auch hier beträchtlichen braunen Masse doch auch noch die Chlorophylikörner einen geräumigen Theil des Zelllumens ausfüllen. Die Deutung der bei Zigustrum und Mespilus beobachteten und soeben besprochenen Erscheinung möchte ich in folgender Weise geben. Das Vorhandensein grösserer Gerbstoffmengen im Assimilationsgewebe der Blätter von Zweigen, die sieben Wochen lang im Laufe der Vegetationsperiode geringelt waren, verglichen mit den Ende Septem- ber noch grünen Blättern ungeringelter Zweige, legt den Schluss nahe, dass erstens durch die Rinde des Stammes eine Auswanderung des Gerbstofls erfolgt: Unterbrechung (oder Einengung) der Bahn hemmt diese Wanderung oder staut sie. Für’s Zweite ergiebt sich die Fol- gerung, dass in den Assimilationszellen auch die Bildungsstätte des [71 Sitzungsberichte 1885. 9 1122 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 19. November. Gerbstoffs zu suchen ist. Denn nach einer Beobachtung an Mespilus germanica ist die Gerbstoffreaction, die man Ende September im Pa- lissadengewebe des geringelten Zweiges beobachtet. so stark, wie sie Anfangs August in normalen Blättern nicht gesehen wird. Es hat sich also in den normalen Blättern bei gleichzeitiger Auswanderung (rerbstoff gebildet, in den Ringelungsblättern dagegen bei gehemmter Auswanderung, daher die Anhäufung (Stauung) in letzteren. Bevor ich zur Erörterung einiger einschlägiger Verhältnisse im Speicherungsgewebe übergehe, sei mir gestattet, über die Arbeit von H. Pıck'! eine Bemerkung hier einzufügen. Mit Recht hebt der Verfasser hervor (S. 284), dass das Vorhandensein von Gerbstoff in Jungen Blättern keineswegs das Rothwerden unbedingt nothwendig macht. Diese Äusserung gilt aber auch von älteren Blättern und allen jenen zahlreichen Elementen der Leitbündel und des Speichergewebes, welche farblos sind und Tannin führen. Während für den genannten Autor der Gerbstoff vorzüglich als Erzeuger jenes rothen Farbstofts Interesse hatte, welcher die Stärkewanderung befördert, ziehe ich hier den Gerbstoff als solchen in Betracht; nach meiner Auffassung wandert er so zu sagen um seiner selbst willen. Interessant musste mir auch die Angabe Pıcx’s sein (S. 283 u. f.), dass man in Blättern von Populus- Arten, die nicht insolirt sind, das Verschwinden des Gerbstoffs bei der allmählichen Entwickelung der Blätter auf’s Beste verfolgen könne. Diese Bemerkung streift natürlich den Gedanken, der mir bei vor- liegender Untersuchung besonders vorschwebte, dass das Tannin näm- lich am Assimilationsprocess betheiligt, bez. ein Product desselben sei. Un 3: Wenn ich im Folgenden einen Blick auf die Art des Vorkommens von Gerbstoff in der Ruheperiode werfe, betrete ich ein ziemlich bekanntes Gebiet. Holzparenchym und Markstrahlen der Dikotylen fungiren bekanntlich in der Periode der Vegetationsruhe als Speicherungsgewebe:; nebst der Markkrone, manchen anderen Markzellen und insbesondere zahlreichen Elementen der Rinde findet man die in Rede stehenden Gewebe mit Reservestoffen reichliehst erfüllt, und zwar ist nach den Untersuchungen mehrerer Autoren — ich nenne Wısann und Sanıo — der Gerbstoff hierbei bald mehr bald weniger vertreten. An diese Thatsache er- ! Pıck, »Über die Bedeutung des rothen Farbstofles bei den Phanerogamen und die Beziehungen desselben zur Stärkewanderung«. Bot. Centralbl. Bd. ı6, 1883. WESTERMAIER: Zur physiolog. Bedeutung d. Gerbstoffes in d. Pflanzen. 1123 innernd möchte ich zunächst nur noch einige analoge Fälle aus der Gruppe der Gefässkryptogamen anführen. Die Untersuchung eines Blattstiels von Cyrtomium falcatum Ende December ergab nachstehendes Resultat. Die Kaliumbichromatreaction trat erstens in den zwischen und an den trachealen Elementen liegen- den Zellen ein, zweitens in dem Zellkranz innerhalb der Sehutzscheide und endlich in einzelnen Elementen mitten im Leptom.' Auch in der Wurzel von Struthiopteris germanica fand ich reichlich Gerbstoff in den Gefässbündeln. Nachträglich sei hier noch hinzugefügt, dass im Juli auch in den Assimilationszellen und der Epidermis des Blattes von Struthiopteris germanica eine deutliche Reaction mit saurem chrom- saurem Kali eintrat, sowie in dem Gefässbündel des Fiederblattstiels, In einem Marsilia-Blattstiel endlich waren es bestimmte Rindenzell- reihen, die sich durch die genannte Reaction hervorthaten; letztere Beobachtung wurde Ende Februar gemacht. Zwei Fälle aus der Abtheilung der Monokotylen seien gleichfalls noch mitgetheilt. Im Blatt von Seirpus natalensis fand sich einerseits in manchen Zellen mitten aus dem grünen Gewebe Gerbstoffreaetion, andererseits im Holzparenchym der Gefässbündel, ferner im Holz- parenchym des Stengels von Cyperus alternifolius. (Beide Beobachtungen datiren aus der Winterzeit.) Dass also Gerbstoff auch in den als Speichergewebe fungirenden Zellformen der Gefässbündel stark vertreten ist, unterliegt wohl keinem Zweifel. 4- mn Wenn wir im Obigen gesehen haben, dass zu den chemischen Ver- bindungen, die in den Stätten der Assimilation in charakteristischer Weise vorkommen, bei einer Anzahl von Pilanzen auch der Gerbstoff hinzuzufügen ist, so folgt daraus, dass der Eingangs dieser Mittheilung eitirten Beobachtung Priseshem’s an Mesocarpus eine grössere Tragweite zukommt. Die Klarstellung dieses Auftretens von Tannin im Assi- milations-, Leitungs- und Speicherungsgewebe giebt mir zu folgender Schlusserwägung Veranlassung. Der Gedanke Wieanp’s, dass eine gewisse physiologische Wechsel- beziehung zwischen Stärke und Gerbstoff bestehe, gestattet eventuell eine noch viel weiter gehende Durchführung, als dieser Autor ur- ! Das letztere Gewebe sammt dem Zellkranz innerhalb der Schutzscheide hat sein Analogon in den tannimführenden Elementen der secundären Rinde des Dikotylen- Stammes. 1124 Gesammtsitzung vom 3. December, — Mittheilung vom 19. November. sprünglich im Auge hatte. Denn es ist jetzt thatsächlich die Frage nahe gerückt, ob sieh die Analogie zwischen beiden Körpern in ihrer Eigenschaft als Reservestoffe nicht auch auf andere wichtige Funetionen erstreckt. Dafür, dass Gerbstoff im Assimilationsprocess bei manchen Gewächsen als hauptsächliches näheres oder entfernteres Produet ent- steht, sprechen im Wesentlichen die in dieser Mittheilung enthaltenen Thatsachen. Kurscmer’s oben eitirte Arbeit aber lieferte Beispiele für eine Verwendung des Gerbstoffes in wachsenden Geweben. Bezüglich der Annahme, der Gerbstoff sei bei manchen Pflanzen als Assimilationsproduet zu betrachten, habe ich noch Folgendes zu bemerken. Nach meinen bisherigen Beobachtungen ist nicht anzu- nehmen, dass das Tannin, wie das mehrfach von der Stärke gilt, ebenfalls bei Dunkelheit auswandere; denn es ist mir nur in einigen wenigen Fällen gelungen, darauf hinweisende Versuchsergebnisse zu erhalten; bei Verdunkelung lebender Blätter wurde nur in einem Fall Fehlen des Gerbstoffes, ein anderes Mal geringere Reaction beob- achtet; wieder andere Versuche schienen zu widersprechen. Die Aus- wanderungsbedingung eines Assimilationsproductes ist eine Sache für sich. Für den Beweis, dass der Gerbstoff in den Palissaden nur am Lieht entstehe. mangelt mir zur Zeit noch eine sichere experimentelle Erfahrung. Wenn nun nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge die oben angedeutete dreifache Analogie zwischen Amylum und Gerbstoff wahr- seheinlich ist, so ist ausser diesem für den Gerbstoff noch ein Weiteres rücksiehtlieh seiner physiologischen Rolle hinzuzufügen. Aus anatomischen Gründen ist nämlich zn schliessen, dass dem Tannin eine Bedeutung für die Entstehung der Eiweissstoffe zukommt. Denn trotz jener Gleichwerthigkeit der im Leptom und im Hadrom vorkommenden Elemente, welehe uns eben durch ihren Gerbstoffgehalt in die Augen springt, zeigt sich doch noch das im Eiweiss führenden Mestomtheil gelegene Gewebe der Dikotylen besonders reich an Tannin; man möchte dieses Gewebe manchmal als ein permanent Gerbstoff führendes System bezeichnen. Zur Illustration der anatomischen Ver- hältnisse, die hier in Rede stehen, mag auch meine Fig. 2 dienen, welche eine Partie aus der seceundären Rinde von Vitis vinifera darstellt. Die Bedeutung dieser Erscheinung liegt, wie bemerkt, meiner Ansicht nach darin, dass der Gerbstoff zur Bildung der Eiweissstoffe in naher Beziehung steht. Beim Studium dieser Beziehungen wird vermuthlich dann auch der oxalsaure Kalk ein Glied in der Kette des betreffenden chemischen Vorgangs darstellen. Andererseits drängte sich im Laufe der vorliegenden Untersuchung mir auch der Gedanke auf, dass bei der Zersetzung von Eiweisskörpern (das Plasma der WESTERMATER: Zur physiolog. Bedeutung d. Gerbstoffes ind. Pflanzen. 1125 Chlorophylikörner habe ich hier besonders im Auge) abermals Gerb- stoff entstehe. Endlich erweist sich der Gerbstoff in einer Reihe von Fällen als nutzloses, aus dem Stoffwechsel austretendes Produet. Hierher sind natürlich die Gerbstoffpartien zu rechnen, die sich in den bereits ab- gefallenen Blättern befinden. In diese Kategorie gehört nach Kurscher’s Untersuchungen ferner das Vorkommen der Gerbsäure bei Ricinus, Phaseolus u. s. w.' Mit Beziehung auf‘ das häufige Auftreten des Gerbstoffes in der Blattepidermis hat bereits Warnme” die Hypothese aufgestellt, dass dasselbe in Folge der Hygroskopieität der Säuren als Schutzmittel gegen Austrocknung, im Winter gegen die für die Vegetation besonders gefährlichen kalten, trockenen Winde diene, und endlich als Mittel zur schnellen Wiederherstellung des verlorenen Turgors. Auch meine eigenen Beobachtungen veranlassen mich, dieser physiologischen Deutung des im Hautgewebe vorkommenden Gerbstoffs mich anzuschliessen. So fand ich z. B. im März bei Vinca minor in der oberen Blattepidermis reichlich Gerbstoff; in den unterliegenden Palissadenzellen war nur schwache Reaction wahrzunehmen. Ferner ist mir nicht unwahr- scheinlich, dass der Tanningehalt der oberen Palissadenschicht in den Blättern von Salix fragilis sowie in der Epidermis und den Palissaden von Ligustrum den Blättern dieser Pflanzen es ermöglicht, verhältniss- mässig lang mit grüner Farbe am Stamm auszudauern. Ob man nun aber berechtigt ist, eine ähnliche Bedeutung als Hauptfunction dem in den verschiedenen inneren Gewebesystemen vorkommenden Gerbstoff zuzuschreiben, diese Frage kann angesichts der Gesammtsumme der einschlägigen Erscheinungen zur Zeit nicht bejaht werden. Näheres über Verwendung des Tannins in wachsenden Geweben, bei der Athmung, bei der Eiweissbildung u. s. w. ist uns eben unbekannt. Hier lag mir vor Allem daran, sein Auftreten in der eigentlichsten Stätte der Assimilation zu beleuchten. Es folgt gerade aus vorliegen- der Mittheilung, wie ungenügend unsere Kenntnisse über die in den Assimilationszellen sich vollziehenden chemischen Vorgänge sind. ! Flora 1883. ?2 „Beobachtungen über Pflanzen mit überwinternden Laubblättern«. Botan. Centralbl. Bd. 16 S. 350. Sitzungsberichte 1885. 9% 1126 Gesammtsitzung vom 3. December. — Mittheilung vom 19. November. Figurenerklärung. In sämmtliehen Figuren ist die Reaction auf Gerbstoff mit saurem chrom- sauren Kali durch die braun gefärbten Massen zu erkennen. Hier und da treten hellere Töne hervor, die auf schwächere Reaction deuten. Fig. 1. Mespilus germanica (eivrea 350 Mal). Theil aus einem Blattquer- sehnitt. Gerbstoflreaetion allenthalben. in den Gefässbündelscheiden besonders stark. Die Epidermis hat verschleimte, jetzt gequollene Innenwände (7. August). Fig. 2. Vitis vinifera (335 Mal). Querschnittspartie aus der secundären Rinde des Stammes. Das Cambiforın (nach Wıruerm) ist zum Theil mit Gerb- stoff. zum Theil mit Stärke versehen. Zwei von den tangentialen Lagen ınechanischer Elemente sind in der Figur sichtbar (März). Fig. 3. Salia pentandra (eirca 350 Mal). Theil aus dem Blattquerschnitt. Das obere der beiden Palissadenstockwerke führt normal (serbstofl', das untere ist im Allgemeinen davon frei; die schattirten Inhaltsgebilde links am Hadrom- beleg sind vermuthlich beides Krystallmassen, sicher der in der grösseren Zelle enthaltene Körper: unsicher ist die Natur des Inhalts der langen Zelle mehr nach links (8. August). Fig. 4. Salia pentandra (eirca 350 Mal). Eine »&erbstoffbrücke« zwischen einem kleinen, mit Gerbstofl’ führender Scheide versehene Bündel und dem oberen Palissadenstockwerk (5. August). Fig. 5. Taxus baccata (570 Mal). Aus der seeundären Rinde eines mehr- jährigen Zweiges. Im oberen Theil der Figur sieht man, dass die Gerbstofl en Elemente zwischen je zwei Siebröhren liegen. Die von Sorns be- re Zellen mit Krystall führenden Metabrätten sind gleichfalls sicht- r (14. März). Fig. 6. Cyrtomium faleatum (730 Mal). (efässbündelpartie aus dem Blatt- stiel im Quersehnitt, rechts die Tannin führenden Zellen innerhalb der Schutz- scheide, links ein Theil des trachealen Systems. Ausgegeben am 10. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. [u Taf. AV. 5 N SNEDIE ED) = re => OST IN ee Ss e OL Tl Westermaier: Bedeutung des Gerbstoffes. 0 nm 71 a Siksungsber.d Berl Akad.d Wiss. IS85. Westermater del. 1885. L. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN | ZU BERLIN. 10. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Vırcnow las die umstehend folgende Abhandlung über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 2. Hr. Cu. Hermıe in Paris, auswärtiges Mitglied der Akademie, übersendet das erste Heft seines Werkes: Sur quelques applications des fonetions elliptiques. Sitzungsberichte 1885. 97 ae u a an: iu j art BGE ei 42 A AL 1129 Über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. Von Rup. VırcHow. ı. Multiple Exostosen. BL. Fr. Eusen ZscHnoxke hat vor 40 Jahren in einer Würzburger Inaugural-Dissertation »Über eine merkwürdige, bisher unbekannte, krankhafte Veränderung an Menschenknochen aus Peru«, Aarau 1845, verschiedene Skeletknochen von Menschen beschrieben und abgebildet, welche er von Dr. J. J. v. Tscrupı erhalten hatte. Über die Fund- verhältnisse sagt er (S. XII) Folgendes: »Er (v. Tscuupr) fand diese Knochen im September 1841, als er bei Lurin, fünf Leguas südlich von Lima, mehrere Grabstätten der Indianer öffnete. Sie lagen in der Nähe der Ruinen des zur Zeit der Inkas so sehr berühmten Tempels der Pachacamae, jener Gottheit, welche die Peruaner als Erschafferin der Welt nächst der Sonne am meisten verehrten. Dr. v. Tscrupı glaubt versichern zu können, dass die Gräber einer der frühesten Epochen der Regierung der Inkas angehören. Sowohl ihre Anordnung, als auch die sehr rohen Kunstproduete, die er in denselben fand, die durchaus in keinem Verhältniss zu denjenigen der letzten Zeit des Inkareiches stehen, lassen ihn mit Bestimmtheit annehmen, dass sie aus dem ı3. Jahrhundert der christlichen Zeitrech- nung stammen. — Merkwürdigerweise lagen diese krankhaft veränderten Knochen alle in einem kleinen Grabe abgesondert und gehörten drei verschiedenen Individuen an, die ungefähr zwei Fuss eines vom anderen entfernt gelegt worden waren. Die Skelete bestanden aus unzusammen- hängenden Knochen, die Schädel waren zerschlagen.« Es heisst dann weiter, dass Dr. v. Tscuupı aus Erzählungen der Indianer gehört habe, es kämen südlich von Lurin noch grosse Gräber vor, in welchen ähn- lich veränderte Knochen angehäuft lägen. Hr. v. Tscmupı habe daraus geschlossen, dass die alten Peruaner die Leichen derjenigen Individuen, welche an der, diese Knochenveränderungen bedingenden Krankheit zu Grunde gingen, alle in den nämlichen Gräbern, abgesondert von ‘anderen Verstorbenen, beigesetzt hätten, etwa wie es neuerlich bei Cholera geschehen sei. 97. 1130 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. December. Hr. Zscnoxke fand, dass die Knochen Kindern von 6 — ıo Jahren angehört haben müssten, obwohl sie für ihre Grösse (Länge) einen unverhältnissmässig grossen Umfang besässen. Tiepemann habe deshalb die Ansicht ausgesprochen, sie möchten älteren, fast ausgewachsenen Personen angehört haben, die in einem zwergartigen Zustande geblieben seien. Ein Femur und eine Tibia, vielleicht auch ein Humerus und eine Fibula, dürften demselben Individuum anzureehnen sein. Die Mittel- stücke der Röhrenknochen waren gesund, dagegen zeigten die Gelenk- enden und deren nächste Umgebungen Wucherungen der diploetischen Substanz, schwammige Exostosen und schwammige keulenförmige Auswüchse. Am Os ilium befanden sich nur schwammige Exostosen. Nach der Angabe des Dr. v. Tscnunı sei an den Schädelknochen nichts Abnormes zu bemerken gewesen: nur der rechte Gelenkfortsatz des einen Unterkiefers sei ganz in der Weise destruirt gewesen, wie die Gelenkköpfe der Röhrenknochen. Es ist noch zu erwähnen, dass Hr. v. Bıgra die chemische Analyse der einen Tibia vornahm und dabei weniger organische Substanz, dagegen etwas mehr phosphorsauren Kalk, als normal, fand. Mit dem freilich spärlichen Fett wurde eine kleine Menge Kalkseife aus- gezogen. Hr. Zscuokke verglich nun die vorgefundenen Veränderungen mit anderen, aus Dyskrasien hervorgegangenen Abweichungen der Knochen, namentlich mit scrofulösen, arthritischen und syphilitischen. fand aber überall genügende Unterschiede und schloss daraus, dass hier eine bisher ganz unbekannte Knochenkrankheit vorliege. Hr. v. Tscrupı selbst ist neuerlich in der Einleitung zu seinem »Organismus der Khetsua-Sprache« Leipzig 1884, S. 58, auf diese An- gelegenheit zurückgekommen; nach seiner Angabe hat er die Knochen ı839 gefunden und zwar in einem »vorinkaischen« Grabe der Pro- vinz Lurin. Vor Kurzem hatte er die grosse Freundlichkeit, mir die noch in seinem Besitze befindlichen Knochen zu erneuter Prüfung zuzusenden. Nachdem sehon früher ein Oberschenkelknochen in die Göttinger Sammlung von Run. WAsnER übergegangen war (ZscHorkE S. XIV), sind mir jetzt fünf von diesen höchst werthvollen Objeeten zur freien Verfügung zugekommen: ein Os humeri, ein Os femoris, eine Tibia, eine Fibula und ein Os ilium. Letzteres. sowie die Tibia gehören der linken, die übrigen Knochen der rechten Seite an. Die von Hrn. Zscnoxke (S. 4. Fig. II) beschriebene, rechte Ulna befindet sieh nieht unter den mir zugesendeten Knochen. Letztere werden in die Knochensammlung des Pathologischen Instituts aufgenommen - werden. Vırcnow: Über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 251 Sämmtliche Knochen haben das weisse gebleichte Ansehen, welches die Gebeine der Peruaner in den trockenen Sandschichten der Gräber so gewöhnlich zeigen. Allen fehlen die Epiphysen, woraus schon hervorgeht, dass die Ansicht Tiepemann’s, die Knochen möchten fast ausgewachsenen Individuen angehört haben, nicht wohl annehmbar ist. Trotz ihrer beträchtlichen Diekenentwickelung stammen sie offen- bar von sehr jugendlichen Personen. Was nun die Art ihrer Veränderung betrifft, so kann nicht der mindeste Zweifel darüber bestehen, dass dieselbe in das Gebiet der sogenannten multiplen Exostosen zu setzen ist. Wenn dies sowohl Hrn. Zscnokk£, als den ausgezeichneten Anatomen und Pathologen, welche er zu Rathe zog, entgangen ist, so erklärt sich ‘das aus dem Umstande, dass zu jener Zeit die Aufmerksamkeit auf diese höchst eigenthümliche Affeetion noch wenig fixirt war. Angaben darüber existirten genug, wie aus der von mir (Onkologie II S. 80) zusammen- gestellten Literatur hervorgeht. Aber erst sehr langsam ist es ge- lungen, die genetische Stellung dieser Art von Exostosen zu erkennen. In einer Arbeit »über die Entstehung des Enchondroma und seine Beziehungen zu der Eechondrosis und Exostosis eartilaginea«, welche ich in der Sitzung vom 6. December 1873 las, habe ich den Nachweis geführt, dass zwischen der Exostosis multiplex und der Exostosis car- tilaginea und wiederum zwischen diesen und dem Enehondroma alle möglichen Übergänge bestehen (Monatsberichte 1873 S. 765). Innerhalb des hier in Betracht kommenden Erfahrungskreises stellt sich für alle drei die gemeinsame Entstehungsweise heraus. dass während der Ent- wickelung der Knochen, am häufigsten in der Nähe der Epiphysen, einzelne Knorpelstücke aus der gemeinsamen Entwickelung ausscheiden, eine Zeit lang in ruhendem Zustande verharren und später eine selbst- ständige Weiterbildung, sei es zur Knorpelwucherung, sei es zu Knochen eingehen. Die multiplen Exostosen treten dabei in den mannichfaltigsten Formen auf, bald als grosse, zuweilen kuglige Auswüchse von spon- giösem Knochenbau, bald als festere, zuweilen elfenbeinerne Knöpfe, bald als längere, gestielte, der Form nach sehnigen Apophysen gleichende Vorsprünge. Bei der Ausführlichkeit, mit der Zscnorke die peruanischen Kochen geschildert hat, ist es überflüssig, noch einmal dieselben durchzugehen. Einzelne Ungenauigkeiten, auch in den Abbildungen, sind allerdings vorhanden, aber sie haben keine so grosse Bedeutung, dass es nöthig wäre, sie zu eorrigiren. Im Übrigen sind die charakteristischen Merk- male so augenfällig, dass die Diagnose sich sofort ergiebt. Nur das will ich besonders erwähnen, dass sowohl der Zahl, als der Grösse nach diese Exostosen so ungewöhnlich ausgebildet sind, dass nur wenige 1132 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. December. der sonst bekannten Fälle damit verglichen werden können. TIndess genügt ein Bliek auf die von mir abgebildeten Röhrenknochen einer Unterextremität (Onkologie II S. 84 Fig. ı20), um die Ähnlichkeit zu zeigen. Es handelt sich hier also nicht um eine besondere Dyskrasie, wie ZScHokKE vermuthete, sondern um eine weit verbreitete Entwickelungs- störung im Skelet. Dass eine solehe sich an den Gerippen von drei, neben einander bestatteten Kindern oder jungen Leuten gefunden hat, was man nach der bestimmten und ausführlich dargelegten Angabe des Hrn. v. Tscrupı nicht bezweifeln kann, ist gegenüber der grossen Seltenheit dieser Affeetion in Europa sehr bemerkenswerth. Nachdem wir aber von der E. multiplex wissen, dass sie sowohl erblich, als bei Geschwistern vorkommt (Onkologie IH. S. 37), so dürfte der Gedanke wohl näher liegen, dass in dem Grabe von Lurin mehrere, in gleicher Weise affieirte Glieder einer Familie bestattet worden sind. 2. Exostosen des knöchernen Gehörganges. Zuerst scheint Serısmans' an Schädeln vom Titicaca-See die be- sondere Häufigkeit von Exostosen im äusseren Gehörgange beschrieben zu haben. Er soll sie unter sechs Fällen fünf Mal gefunden haben. Da er betonte, dass diese Schädel der langgestreckten Gruppe deformirter Cranien angehörten, sich dagegen bei anderen nicht fänden, so haben manche geglaubt, er habe die Entstehung der Exostosen in eine ursächliche Beziehung zu dem Deformationsvorgange bringen wollen. Auch andere Beobachter haben die Häufigkeit der auriculären Exostosen bei den alten Peruanern bemerkt. Hr. Frower erwähnt in seinem Kataloge des Hunter’schen Museums” sechs Fälle, in denen der äussere Gehörgang bis zu einem mehr oder weniger hohen Grade mit Exostosen gefüllt war. Er spricht bald von Knochenauswüchsen (bony oder osseous growths), bald geradezu von Exostosen. Unter den sechs Schädeln ist gleichfalls einer (Nr. 1005) von Titicaca und zwar ein langgestreckter: sein Breitenindex beträgt 70.3. Derselbe ist der ! Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften in Wien. 1864. Nr. 8. S. 55. (Dieses Citat wird von verschiedenen, ganz zuverlässigen Autoren, wie H. WELckER, Barnaro Davis, angegeben. In Wirklichkeit steht auf der eitirten Seite nur eine ganz magere Angabe, dass Hr. Serısmann einen Vortrag über eine Sendung aus Peru ge- halten habe.) ® Catalogue of the speeimens illustrating the osteology and dentition of vertebrated animals, recent and extinet, contained in the Museum of the Royal College of Surgeons of England by W. H. Frower. London 1879. Part I. p. 155— 175. Vırc#ow: Über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 1133 Angabe nach durch kreisförmige Einschnürung deformirt, so dass er einem Mikrocephalen von Tiflis gleicht; dabei ist zu erwähnen, dass das Stirnbein »Zeichen von Ulceration und Entzündung« zeigt. Die anderen fünf Schädel, darunter drei (Nr. 893, 895, 911) von Pasa- mayo nördlich von Callao und zwei (Nr. 999 und 1000) von Pisagua, sind jedoch sämmtlich brachycephal: ihr Index variirt von 81.8—90.8. Dabei werden die von Pisagua als abgeplattet (flattened) bezeichnet, die von Pasamayo scheinen oecipitale Compression erlitten zu haben. Unter den Peruanerschädeln seiner Sammlung erwähnt BAarnArD Davıs!' drei und zwar sämmtlich von Quichuas mit Exostosen: Nr. 31. Mann von etwa 60 Jahren, Index 85, a small nodular ; exostosis in the left meatus auditorius externus. Nr. 35. Mann von 35 Jahren, Index 90, both external auditory pores are closed as nearly as possible with exostotie nodules. Nr. 36. Mann von etwa 35 Jahren, Index 96, greatly distorted by pressure behind. The left auditory foramen is almost closed by an exostosis. Da diese Schädel durch den Consul T. J. Hurcatsson besorgt waren, so dürften sie, wie die oben erwähnten, gleichfalls durch diesen Herrn eingesandten, wohl auch von Pasamayo stammen. Meine eigenen Beobachtungen, welche die oben mitgetheilten Erfahrungen bestätigen, werde ich nachher mittheilen. Zunächst dürfte es nützlicher sein, die weitere Entwickelung der Streitfragen historisch zu verfolgen. Der erste, welcher die Angelegenheit aufnahm, war Hr. H. WELckEr.” Er berichtete, dass auch ein »nicht geformter« Schädel eines Fuchs- indianers vom Mississipi (Nr. 229 der Heidelberger Sammlung) Exos- tosen in den Gehörgängen besitze und dass unter neun, ihm von BARNARD Davis zugesendeten Schädeln von Marquesas-Insulanern, welche keine Spur von künstlicher Formung zeigten, zwei Öhrexostosen hätten (Nr. 784 und 593), der eine in sehr erheblicher Entwickelung. Er berief sich ferner auf die Berichte europäischer Ohrenärzte über ähn- liehe Vorkommnisse und lehnte den Gedanken des Hrn. SELIGMANN ab. als seien diese Exostosen etwas anderes, als die der Peruaner. Hr. Serismann® bemerkte darauf, dass er keineswegs behauptet habe, die Exostosen fänden sich nur an Peruanerschädeln; seine Meinung sei vielmehr die, dass es unter diesen nur die langgewickelten seien, an denen sie vorkommen. Auf der Innsbrucker Naturforscher- ı Joseru Barnarn Davıs Supplement to Thesaurus eraniorum. London 1875. P- 55— 56. : Bi: 2 Archiv für Ohrenheilkunde. Würzburg 1864. Bd. I. S. ı7ı1. Taf. 2. Fig. 7—8. 3 Geographisches Jahrbuch, herausgegeben von E.Benm. Gotha 1866. Bd.l. S.478. 1134 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. December. Versammlung" führte er das genauer aus, liess jedoch die Beziehung der Exostosen zu der »Umformung« des Schädels ganz fallen, weil einerseits die der Titicaca-Form ganz ähnlichen, sogenannten Avaren- Schädel in Europa, andererseits die so häufigen peruanischen Platt- schädel sie nicht zeigten, obgleich bei den letzteren die Umstaltung weit gewaltsamer gewesen und der Porus externus dadurch oft schief gestellt oder schmäler gedrückt worden sei. Dagegen zog er die bei den Inka-Söhnen gebräuchliche Sitte an, ihnen im 17. Lebensjahre die Ohrläppchen zu durchstechen und das Loch durch Einlegen von Metallstiften so zu erweitern, dass darin eine Scheibe aus Gold oder Silber von der Grösse einer durehschnittenen Orange Platz hatte. Solehe Personen habe man Orejones genannt. »Die Aufregung jener Prüfungszeit, die vergleichsweise späte Epoche der Operation und die Raschheit der Erweiterung führten einen pathologischen Process her- bei. der die Knorpel und zuletzt den Knochen selbst in Mitleidenschaft zog.« Er schliesst daher, dass »alle Peruaner-Schädel der Titicaca- Form. welehe diese Exostosen haben, Schädel männlicher, über 16 Jahre alter Individuen der vornehmen Kaste sein müssten. « Diese Argumentation ist in keiner Richtung stiebhaltig. Es giebt so viele Völker, bei welehen es Sitte ist, sich Löcher in die Ohr- läppehen zu stechen und diese unendlich auszuweiten”, dass die Ex- ostosen der Gehörgänge eine viel weitere Verbreitung haben müssten, wenn die Proceduren bei und nach der Durchstechung einen so rei- zenden Einfluss auf die Nachbarschaft ausüben sollten, dass selbst die Knochen zur Bildung von Exostosen veranlasst würden. Hr. WELcKER hat zwei Marquesas-Schädel aus der Sammlung von Barnarp Davis angeführt: wie sich aus dem Katalog des Besitzers’ selbst ergiebt, waren diese 2 oder genauer 3 (p. 321 Nr. 1132) aus einer Zahl von 30 ausgesucht. Der Ohrschmuck der Marquesaner aber ist sehr genau bekannt': es sind meist Nägel von gar nicht besonders starker Art, die am Ende mit einer Zierscheibe besetzt sind und die durch das Loch hindurehgesteckt werden. Von irgend einer stärkeren Reizung, als durch manche indische oder europäische Ohrgehänge, kann hier wohl kaum. die Rede sein. ' Tageblatt der 43. Versammlung dentscher Naturforscher und Ärzte in Inns- bruck. 1869. S. 175. ? Tueopor Warrz Anthropologie der Naturvölker. Leipzig. 1872. VI. S. 27. 3 Barsarn Davıs Thesaurus eraniorum. pP. 319 — 324. * 1.G.Woop The natural history of man. (Australia, New Zealand, Polynesia, etc.) London 1870. p. 386. J. D. E. Sonmerrz und R. Krause Die ethnographisch-anthro- pologische Abtheilung des Museum Godeflroy. Hamburg 1881. S. 244: Taf. XXVI. Fig. 5. 6, 10. VırcHow: Über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 1135 Es mag hier übrigens beiläufig erwähnt sein, dass unter 140 Ka- naken-Schädeln von den Sandwich-Inseln in derselben Sammlung’ bei fünf gleichfalls Exostosen, jedoch meist nur einseitig, ebenso ein Loyalitäts-Insulaner” und endlich ein auf der Via Latina ausgegrabener Römerschädel® dieser Sammlung mit doppelseitigen Exostosen ver- zeichnet sind. Noch viel mehr entscheidend ist die Thatsache, dass die heutigen Ohrenärzte in Europa nicht wenige Fälle, auch der doppelseitigen Exostosen, finden. Obwohl Toysger' noch im Jahre 1850 annahm, dass dieselben gar nicht beschrieben seien, so gab es doch schon seit AUTENRIETH einzelne Angaben. Neuerlich sind derartige Fälle oft genug beschrieben worden’ und es dürfte wohl keine Art von Ür- sachen geben, sei es mechanische, sei es dyskrasische, auf welche nieht mit bald mehr, bald weniger Bestimmtheit die Entstehung dieser Knochenauswüchse bezogen worden wäre. Aber soweit meine Kennt- niss reicht, ist nirgends eine mechanische Verletzung des Ohrläppehens als Ursache nachgewiesen worden. Die von Hrn. Serismann aufgestellte Hypothese beruhte aber noch auf der anderen Voraussetzung, dass die Exostosen nur bei peruanischen Schädeln mit künstlicher Verlängerung vorkämen. Wie aus der obigen Zusammenstellung hervorgeht, ist seitdem nur ein weiterer Titieaca-Schädel ähnlicher Art bekannt geworden, der aus dem Hunrer’schen Museum, und dieser ist einer unter fünf. Fast alle anderen exostotischen Peruaner-Schädel sind künstlich verkürzt, mit abgeplattetem Hinterkopf, also gerade von der Art, welche Hr. SEuıc- mann als plebejische perhorreseirte. Dahin gehören 5 aus dem Hunter’schen Museum, 3 aus der Sammlung Barnarp Davis und 18 aus der, im Augenblick meiner Obhut unterstellten Sammlung der HH. Reıss und Stüsen, — also im ganzen 26 Schädel. Die Schädel der Sammlung Reıss-Stüser stammen sämmtlich aus Gräbern von Ancon. Die besondere, sei es einfach, sei es schief brachycephale Form der dort gefundenen Schädel habe ich vor Kurzem 1 B. Davis 1. c. p. 327 (Nr. 8), 337 (Nr. 97, 98), 339 (Nr. 107), 341 (Nr. 126). 2 1.c. p. 309 (Nr. 1). 27, e-3p9L (Nr..13): * Transactions of the Pathol. Society. London. Vol. II, p. 270. 5 J).M.G. Irarn Traite des maladies de l’oreille et de l’audition. Paris 1842. I. p. 282. Wırr. R. Wıroe Praetische Bemerkungen über Ohren-Heilkunde aus dem Engl. von E. v. HaseLsere. Göttingen 1855, S.241. v. Trörrscn Die Krankheiten des Ohres. Würzb. 1862. S. 73. Joser Gruger Lehrbuch der Ohrenheilkunde. Wien 1870. S. 412. Derstanche fils Contribution A l’etude des tumeurs osseuses du con- duit auditif externe. Memoires eonronnes, publ. par l’Acad. Roy. de Med. de Belgique. Bruxelles 1878. 1136 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. December. geschildert'; die stattgehabten Verdrückungen haben hauptsächlich Abflachungen von oben und Abplattungen oder Schiefheiten von hinten her, selten Niederdrückungen der Stirn bewirkt. Daher ist der äussere Gehörgang häufig sehr erheblich in Mitleidenschaft gezogen: statt eines gerundeten Canals zeigt er eine verdrückte Lichtung, die zu- weilen geradezu säbelscheidenartig aussieht. Dabei ist sie verengt und gewöhnlich schief von oben und vorn nach unten und hinten gerichtet. Wie weit der Druck des Gelenkfortsatzes vom Unterkiefer dazu mitgewirkt hat, ist schwer auszumachen; jedenfalls hat es den Anschein, als ob gerade an dieser Stelle dem von hinten her wirken- den Druck Widerstand geleistet worden wäre. Unter 134, einigermaassen von den mumifieirten Weichtheilen befreiten Schädeln von Ancon zähle ich, wie gesagt, achtzehn mit Gehörgangs-Exostosen.” Soweit sich erkennen lässt, sind darunter auch weibliche (z. B. Nr. 120, A8 und A 9). Die meisten der Schädel sind etwas, wenige stark deformirt; manche jedoch sehen ganz nor- mal aus. Gerade die am stärksten verdrückten Schädel der Sammlung haben freie Gehörgänge. Eine unmittelbare Verbindung zwischen Exostose und Deformation muss also jedenfalls abgewiesen werden; eine mittelbare lässt sich, wie ich nachher ausführen werde, allenfalls als möglich zugestehen. Ein Paar Mal zeigt die Umgebung des äusseren Ohrloches Veränderungen, welche auf Störungen von aussen her bezogen werden können. So sieht man bei einem Schädel (A 6) mit vollem Hinterhaupt und sehr starker Knochenwucherung in dem Gehörgange, am oberen und hinteren Umfange des Ohrloches eine breite diffuse Zone im Zustande einer gewissen Sklerose; bei einem anderen (A. 3), der sehr wenig verdrückt ist, aber auch nur schwache Exostosen hat, zeigt die Oberfläche des Warzenfortsatzes und der obere Umfang des Ohrloches eine ausgedehnte Hyperostose mit emzelnen, fast cariös aussehenden Vertiefungen. Ich möchte jedoch auf diese Erscheinung weniger Gewicht legen, weil gerade sehr ausgezeichnete Fälle von Exostosen nicht die mindeste Veränderung dieser Art dar- bieten und weil ausserdem diffuse Hyperostosen und Sklerosen der äusseren Schädelfläche bei den Schädeln von Ancon sehr gewöhnlich sind. So zeigt gerade der letztgenannte Schädel eine so starke Hyper- ostose der vorderen Fontanellgegend, dass die Stelle in Form einer ‚autenförmigen Anschwellung über die Oberfläche hervorspringt. ı W. Reıss und A. Srüsen Das Todtenfeld von Ancon in Peru. Ein Beitrag zur Kenntniss der Kultur und ‚Industrie des Inca-Reiches. Berlin. Lief. 13. Taf. 107 — 16. ? Es sind dies Nr. 120 (vergl. Atlas Taf. 30, Fig. 9), 1548, 1553, 1555, 1581, 1622, 1642, 1647, sowie die von mir mit A ı — ı0 bezeichneten Exemplare. Vırcaow: Über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 17 Es liegt um so weniger Veranlassung vor, diese Betrachtungen weiter zu verfolgen, als es mir gelungen ist, die localen Beziehungen der Exostosen an den Schädeln von Ancon in so bestimmter Weise zu fixiren, dass über den Hergang der Bildung kein Zweifel mehr be- stehen kann. Schon unsere Ohrenärzte haben die auffällige Thatsache von der doppelseitigen, symmetrischen Entwickelung vieler dieser Exo- stosen wohl erkannt. Hr. Moos' schloss aus dem Umstande, dass die Gesehwülste in drei von ihm betrachteten Fällen jedesmal auf beiden Seiten den gleichen Sitz hatten, nämlich an der oberen Wand des _ Gehörganges, ganz nahe am Trommelfell, dass ihrer Bildung die gleiche Ursache zu Grunde liegen müsse, und er nahm als solehe irri- tative Vorgänge an, welche zu der Zeit einträten, wo der Trommelfell- ring mit der Schläfenschuppe verwächst. So konnte er sie mit dem von mir erörterten Stachelbeceken in Parallele stellen. Hr. Dersrtanche” geht noch einen Schritt weiter; er schliesst aus der Heredität mancher symmetrischer Exostosen auch auf die Heredität der Ohrexostosen, ohne jedoch ein einziges Beispiel dafür beizubringen. Die Angaben der Autoren über den gewöhnlichen Sitz der Ex- ostosen sind widerspreehende. Während einige sie in der Nähe des Trommelfells, andere mehr nach aussen entstehen lassen, setzt sie ein so sicherer Beobachter, wie Tovsger, gerade in die Mitte zwischen 'Trommelfell und äussere Mündung. Nach meinen Beobachtungen ist es bei den Peruanern Regel, dass sie die äussere Hälfte des knöchernen Gehörganges einnehmen. Die meisten sitzen noch ganz im Kanal des Gehörganges, so dass sie bei stärkerer Entwickelung die Lichtung bis fast zu vollständiger Verschliessung erfüllen. Zuweilen sitzen sie jedoch auch ganz vorn im Anfange des Kanals, so dass sie aus dem- selben nach aussen hervorwachsen. An einem der Schädel von Ancon (Nr. 1642) steht jederseits eine gestielte Exostose mit einem kugel- förmigen Ende aus dem OÖhrloche hervor. Im hintersten Absehnitte des Kanals habe ich auch nicht ein einziges Mal eine Exostose ge- funden. In dem einzigen Fall (A ı), wo ich eine Zersägung des Schädels vornahm, weil die Gehörgänge nach aussen hin ganz und gar mit wulstigen Auswüchsen erfült sind, zeigten sich hinter der fast ganz verschlossenen Stelle der Kanal wieder offen, die Trommel- höhle frei und die Gehörknöchelehen ganz zart. Viel wichtiger, als die oberflächliche oder tiefe Lage. ist die Fest- stellung des eigentlichen Ausgangspunktes der Geschwulstbildung. Dieses ist ausnahmslos einer der Ränder der Pars tympanic: ! Archiv für Augen- und Ohrenheilkunde von Knarr und Moos. 1871. 1. ı. S. 113. ® DELSTAnNcHE |. c. p. 14. 1138 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. December. des Sehläfenbeins. Dieser Theil, welcher als ein unabhängiges Gebilde aus dem Annulus tympanicus des Neugeborenen hervorwächst, bildet in der Regel bei dem Erwachsenen einen nach oben offenen Halb- kanal, welcher die untere Wand des Gehörganges darstellt. Er hat somit einen vorderen und einen hinteren Rand, welche beide nach oben gerichtet sind und sich bald.mehr, bald weniger innig an die benachbarten Knochentheile der Pars squamosa und Pars petrosa anlegen und im günstigsten Falle mit denselben verschmelzen. Aber auch in diesem Falle bleibt sehr oft der alte Rand noch als ein schwacher Absatz oder Vorsprung bestehen. Anderemal dagegen ist die Ver- schmelzung eine unvollständige: nicht nur treten die Ränder stärker hervor, sondern es bleiben auch feine Spalten zwischen ihnen und den Nachbarknochen. Gerade bei den Peruanern ist diese unvoll- ständige Vereinigung ungemein häufig und die Pars tympanica sieht aus wie eine dütenförmig eingefaltete Platte, welche scheinbar lose in den Gehörgang eingeschoben ist. Ja, nicht selten sind die Ränder derselben geradezu nach innen vorgebogen. Diese Ränder sind es, von welchen die Bildung der Exostosen ausgeht. Am häufigsten ist es der hintere, nicht selten der vordere Rand, aber auch doppelte Exostosen werden oft genug gesehen. Wie ToysgEE ganz richtig angab, sitzt eine hinten, die andere vorn, der ersteren gerade gegenüber, und die hintere pflegt dann die grössere zu sein. Im Ganzen befinden sie sich daher näher an der oberen Wand, aber genau genommen sitzen sie weder an der oberen, noch an der unteren, sondern vielmehr an der Seitenwand, hier jedoch häufiger nach oben, seltener nach unten, je nachdem die Ränder der Pars tympanica höher oder tiefer endigen. Der Hergang ist der, dass der Rand sich anfangs verdickt. dann mehr und mehr anschwillt und sich allmählich geschwulstartig auftreibt. Die Oberfläche der Auf- treibung ist sehr verschieden, zuweilen ganz glatt, manchmal höckerig, wulstig, ja durch tiefe Einschnitte abgetheilt. Auch kommen neben einander an demselben Rande mehrere Exostosen vor, welche zu- sammen ein knolliges Aussehen darbieten. Die Struetur erscheint äusserlich stets sehr dicht, sklerotisch oder elfenbeinern, jedoch ent- spricht der innere Bau diesem Aussehen nicht vollkommen. Wenn man erwägt, dass die bezeichneten Randstellen den Punkten entsprechen, wo der knorpelige Gehörgang sich an den knöchernen anschliesst, so liegt der Gedanke sehr nahe, dass diese aurieulären Exostosen der Exostosis cartilaginea und der Exostosis multiplex der Extremitäten- und der platten Knochen verwandt seien. Es sind eben excessive Wucherungen an Stellen, welche zur Ossification schreiten. Ob sie gleichfalls aus Knorpelwucherung hervorgehen, VircHow: Über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 1139 wird erst durch Untersuchungen frischer Fälle zu ergründen sein. Aber die Thatsache, dass sie auf irritativen Störungen der normalen Knochenentwickelung beruhen, darf wohl nunmehr als feststehend angesehen werden. Bis jetzt liegen keine Beobachtungen vor, durch welche die Coexistenz von auriculären Exostosen mit multiplen Exostosen des Skelets dargethan ist. Auch die Peruaner lassen uns darüber im Zweifel. Leider besitzen wir kein Skelet, welches zu einem der mit Gehörgangs-Exostosen behafteten Schädel gehört hat; ebenso fehlen die Schädel zu den mit multiplen Exostosen versehenen Knochen von Lurin. Die Angaben des Hrn. v. Tscuupı,' dass der rechte Gelenk- fortsatz des einen Unterkiefers ganz in der Weise destruirt war, wie die Gelenkköpfe der Röhrenknochen, könnte als eine Art von Beweis betrachtet werden, dass der krankhafte Process bis auf den Schädel übergegriffen hat. Nur einmal ist eine Combination eines solchen Zustandes des Unterkiefers mit Öhrexostosen constatirt worden: an dem Schädel eines Mannes von Ohivao, einer der Marquesas- Inseln, fanden sich knotige Exostosen der Gehörgänge und zugleich eine Exostose an der vorderen Seite des linken Gelenkfortsatzes des Unter- kiefers.” Hoffentlich werden künftige Beobachter in Peru den Skelet- knochen grössere Aufmerksamkeit schenken, als es bisher der Fall war; bei einiger Sorgfalt dürfte es sehr leicht sein, das Dunkel zu zerstreuen, welches über dieser interessanten Affeetion ruht. Nicht ganz ohne Bedeutung ist es vielleicht, dass in dem soge- nannten Os .Incae, welches ich früher einmal in der Akademie besprochen habe,” eine andere Störung der Ossification bei Peruanern hervortritt, welche einen benachbarten Knochen betrifft. Unter den mit Ohrexostosen versehenen Schädeln von Ancon ist nur ein einziger (A 10), welcher ein Os Incae und zugleich eine Rima zygomatica posterior besitzt. } Wenn ich endlich zum Schlusse noch einmal auf die Frage zu- rückkomme, ob die künstliche Deformation einen Einfluss auf die Entstehung der Exostosen haben könne, so geschieht es, weil ich trotz Allem die Möglichkeit anerkennen muss, dass durch die Ver- drückung und Verschiebung der Schädelknochen die Verwachsung der Pars tympanica erschwert oder geradezu verhindert, und so eine Prädisposition zu der Veränderung der Ränder dieses Knochentheils ! ZscHokKE a. a. 0. S. 16. ®2 Barnarp Davıs Thesaurus eraniorum p. 321 (Nr. 1). 3 Vırcnow Über einige Merkmale niederer Menschenrassen am Schädel. Gelesen am 7. Januar 1875. (Abhandl. der K. Akademie der Wissenschaften 1875.) S. 60 ff. 1140 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 10. December. gegeben werden könne. Ich glaube jedoch Thatsachen genug beigebracht zu haben, aus welchen hervorgeht, dass die Wirklichkeit der eben bezeichneten Möglichkeit wenig entspricht, und es scheint mir also, dass man vorläufig die künstliche Deformation eben so sehr aus der Reihe der Ursachen der Gehörgangs-Exostosen streichen muss, wie ich dureh meine frühere Arbeit ihre Bedeutung für die Entstehung des Os Incae widerlegt habe. Ausgegeben am 17. December. 1885. 11. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 10. December. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. Hr. Pernıce las: Zum römischen Sacralrechte. 1. Die Mittheilung folgt umstehend. 1143 Zum römischen Sacralrechte. 1. Von ALFRED PERNICE. x D:. römischen Juristen rechnen das geistliche Recht zum ius publi- cum‘. Das hat seinen guten Grund: der Cultus der römischen Staats- götter ist eine öffentliche Angelegenheit; daher muss der Staat die Kosten dafür tragen, namentlich fällt ihm die T empelbaulast zu: daher steht aber auch die Entscheidung der hierher gehörigen Fragen bei den Gonsuln und dem Senate. Indess innerhalb des öffentlichen Rechtes bildet das ius sacrum ein streng abgegrenztes Gebiet. Denn es wird den grossen geistlichen Sachverständigencollegien ihr Einfluss voll gewahrt: sie haben rechtlich allerdings nur eine berathende, that- sächlich aber eine ausschlaggebende Stimme bei der Ordnung der Sacralverhältnisse. Zu diesen gehören alle diejenigen Verhältnisse, bei welchen eine Gottheit als Rechtssubjeet in Betracht kommt: sie kann dabei als Befugter, als Verpflichteter oder als Bürge der Erfüllung (Garant) betheiligt sein; es handelt sich also um den Rechtsverkehr mit den Göttern und den Rechtsverkehr unter dem Schutze der Götter”. Der Rechtsverkehr mit den Göttern bewegt sich ausschliesslich in den Formen des Sacralrechts; des Privatrechtes ist die Gottheit schlechthin untheilhaft: es kann ihr nieht stipulationsweise versprochen (promittirt) und sonst keine Privatobligation ihr gegenüber eingegangen werden; es wird ihr nicht in iure cedirt, maneipirt, tradirt; sie kann nieht zum Erben eingesetzt und es kann ihr kein Vermächtniss hinter- lassen werden. Zur Ausfüllung dieser Lücke giebt es Sacralrechts- geschäfte, durch welche ähnliche Wirkungen wie durch die privat- rechtlichen erreicht werden können. Und so ist es begreitlich, dass der ungenaue Sprachgebrauch auch die Kunstausdrücke für die welt- lichen Geschäfte auf die geistlichen überträgt‘. Dadurch indess darf ZUlpzanDaraese2: ? Die Sacraldeliete lasse ich beiseite. ® So debere von der Gelübdeschuld: Horaz carm. 1, 36. 2 (2, 17.7); Properz 3, 28c. 60; proimittere für vovere: CIL. ı, 542; votum promissum: CIL. 8, 9020; votum et promissum: Cicero ad Att. 12, 18. ı; Feroniae manelipio] do: CIL 1, 1308; prae- Sitzungsberichte 1885. 98 1144 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 10. December. man sich nicht irreführen lassen: die Formen des privaten Rechts- verkehres bleiben den Göttern nach wie vor verschlossen. Das tritt deutlich hervor bei der eigenthümlichen Ausnahme, die seit Beginn der Kaiserzeit im Rechtsverkehre von Todeswegen gemacht wird. Das Sacralrecht kennt nur Rechtsgeschäfte unter Lebenden. So ist es erklärlich, dass Senatsschlüsse und Kaisererlasse einer Anzahl be- vorzugter Gottheiten das Recht ausdrücklich verliehen, testamentarische Erbschaften und Vermächtnisse zu erwerben‘. Das geschah in der Form, dass man sie mit dem Dreikinderrechte ausstattete”. Streng juristisch erhalten sie damit nicht Erbeinsetzungsfähigkeit, sondern nur die Fähigkeit Hinterlassenschaften zu erwerben, mit denen sie be- dacht sind (mortis causa capere). Indess ist das anscheinend nur eine Form’; und die Gründe für die Wahl dieser seltsamen Vermittelung mögen namentlich zwei gewesen sein: man wagte nicht, die Götter mit den Menschen ganz auf die nämliche Stufe zu stellen, wie man etwa den Corporationen Vermächtnissfähigkeit gewährte, und im Zusammenhange damit wollte man nicht, dass die Ernennung einer Gottheit zu Erben wie bei gewöhnlichen Erben als Ehre erscheine; sie sollte eben nur die Zuwendung eines Vermögensvortheiles an den Tempel sein‘. Ausser diesem Falle wissen wir nicht, dass Privatrechtsgeschäfte mit ihren Formen und Wirkungen auf die Götter übertragen worden sentib[us] et tradentibfus] celarissimis viris ex..coll. XV virum; tradente simul C. €. consacerdote sua: CIL. 9, 1540; tradentib[us] Septimio Primitivo et sac. Servilia: CIL. 9, 1538; 6, 749 sqg.; hune loeum monimentumque diis Manibus do legoque: CIL. 5, 2915. ! Ulpian 22, 6 Kr.: deos heredes instituere non possumus praeter eos, quos Senatus consulto constitutionibus ve prineipum instituere concessum est, sicuti Iovem Tarpeium, Apollinem Didymaeum Mileti, Martem in Gallia, Minervam Tliensem, Her- culem Gaditanum, Dianam Ephesiam, Matrem deorum Sipylenen, Nemesim quae Smyrnae colitur et Caelestem Salinensem Carthagini. Der luppiter Tarpeius ist doch wohl der Tempel des Feretrius, den Augustus Fable (Momusen, Staatsrecht 2, 60 A. 3; a. M. Labeo ı, 262 A.). Die übrigen Gottheiten haben das Recht nach Willkür der Kaiser erhalten, wie diese eine besondere Verehrung für sie hatten: Labeo ı, 261 f. (die Da im Übrigen ist nicht zutreflend). * Dio Cassius 55, 2. extr.: #8 ieörc (iura trium liberorum) 00x ‚aSgumon 140v0r, MrE zu Seor EÜBITzOVFEL, va dv ris rı auroIs TeAsyrav zaraAın AauBavusı. ®D. 28, 5. 73; Ulpian 15; 16, ıa spncht er erst von solidum capere, dann von libera testamenti factio. * Noch erklärlicher würde diese Formulirung, wenn der ‘nationale’ Gedanke der ‘Repräsentation’ des Erblassers durch den Erben wirklich im älteren römischen Rechte so lebhaft und massgebend für das Erbrecht gewesen wäre, wie das neuer- dings wieder Hormann Krit. Studien S. 109 ff., S. 127 ff. entwickelt, freilich mehr behauptend als beweisend. Der Gott kann den Menschen nicht allein oder zugleich mit anderen Menschen ‘repräsentiren. Aber ich halte diesen Gedanken nicht für römisch, Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1145 sind. Allerdings aber kommt es öfter vor, dass die Obrigkeit eingreift, um sacralrechtliche Beziehungen der Menschen unter sich und zu den Göttern zu ordnen. Allein das ist nieht der ursprüngliche Zu- stand. Vielmehr sind menschliche Verhältnisse, welehe unter Götter- schutze stehen, damit von selbst ausserhalb des Rechts- und Staats- schutzes gestellt; für sie gilt das fas nicht das ius. Die weltliche Behörde befasst sich mit ihnen grundsätzlich nicht. Es wird sich ergeben, dass der staatliche Schutz durch den Prätor oder Consul durchgängig erst später aufgekommen ist. Hiernach kann es nieht auffallen, wenn die sacralen Rechts- verhältnisse in der Form ihrer Begründung und Aufhebung und in ihren Wirkungen nicht den Regeln folgen, welche für die Verhältnisse des öffentlichen und des Privatrechts massgebend sind; wir haben auch hier ein eigenes Rechtssystem, das selbständig neben den bei- den anderen steht. Das ist durch allgemeine Aussprüche besser be- | zeugt und beglaubigt, als die Selbständigkeit des öffentlichen Rechtes neben dem Civilrechte'. Es bedarf aber doch noch einer näheren Ausführung im einzelnen. Denn die unglückliche Neigung der Juristen, die Privatrechtsnormen als die logisch allein zulässigen und vernunft- gemässen anzusehen und abweichende Sätze als ‘Ausnahmsrecht’ zu behandeln, dauert trotz allem weiter. In anderer Beziehung dagegen stehen diese Rechtstheile trotz der Verschiedenheit der Spruchbehörden unter der nämlichen Regel: ur- sprünglich werden alle drei Arten von Rechtsverhältnissen nach {us strictum beurtheilt. Der Richter hält sich bei der Entscheidung über Gültigkeit und Tragweite der Rechtsgeschäfte an dem Wortlaut der Willensäusserung und verlangt dessen genaue Übereinstimmung mit dem Buchstaben der objeetiven Rechtsnorm’. Für die Sacralrechts- geschäfte kann das nicht zweifelhaft sein; die peinliche Sorgfalt bei der Abfassung von Geschäftsformularen zeigt es deutlich. Anscheinend ging der Formalismus hier sogar noch weiter als im Civilrechte: ein Stottern beim Aussprechen der concepta verba konnte wohl den heili- gen Act ungültig (vitios) machen®. Nicht im römischen, sondern nur ! Cicero de legg. 2, 47- ® Danz, saeraler Schutz S. 3 f.; vergl. Hruster, Institutionen des deutschen Privat- rechts ı, 60. ° Man muss das aus Plinius N. H. 28, 2. ıı sqq. schliessen: et ne quod uerborum praetereatur aut praeposterum dicatur, de scripto praeire aliquem ..., tibicinem canere, nequid aliud exaudiatur ..., quotiesve precatio erraverit, sie repente extis adimi eapita vel corda aut geminari vietima stante; Plinius ı1, 174; Cicero de domo 55, 140: delatum tum est ad vos, pontifices, ... quem ad modum iste praeposteris verbis, ominibus obscaenis, idemtidem se ipse revocando, dubitans, timens, haesitans omnia aliter ae vos in monumentis habetis et pronuntiarit et fecerit; ı41: di immortales 98* 1146 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 10. December. im deutschen Gerichtsverfahren finden wir etwas entsprechendes! Bona fides und richterliches Ermessen sind auf diesem Gebiete immer in engeren Schranken geblieben, als im Civilprocesse und im Verwaltungs- streitverfahren. Die geistlichen Rechtsgeschäfte zerfallen in zwei verschiedene Gruppen: Rechtsgeschäfte mit den Göttern, die nothwendig sacrale Form haben, und Rechtsgeschäfte unter Privaten, die in saeraler Form abgeschlossen werden können. Die erste Gruppe bilden: Votum und Dedication, Devotion, Evocation, Auspieation, in gewissem Sinne auch das Begräbniss; in der zweiten stehen: Sponsion, eidliche Zu- sage und Confarreation. Während jene einen gemeinsamen Typus haben: es sind durchgängig einseitige Acte, an welche sich die Rechts- wirkungen unmittelbar anknüpfen, zeigen diese eine verschiedenartige Gestaltung. L; Gelübde und Weihe (votum und dedicatio) gehören so genau zu- sammen wie im Privatreehte obligatorische Verbindlichkeit und Über- eignung; die Dedication .erscheint als Vollzugsaet der gegen die Gott- heit übernommenen Verpflichtung, und das Votum umgekehrt als causa der Dedication. Daher voto obligari, votum solwere, reddere, ex voto dedicare. | ı._ Äusserlieh stellt sich das Votum dar als ein Versprechen des Gelobenden an die Gottheit, eine sponsio qua obligamur deo’. Es ist durehgängig bedingt oder wird doch unter einer Voraussetzung ge- geben: vom Gotte wird eine Gegenleistung erwartet und meist geradezu ausbedungen. Deshalb enthält die Weihe-Inschrift regelmässig zum vohım solvens den Zusatz merito: der Gott hat gethan, was ihm oblag*. Dagegen erfolgt nicht eine Annahme des Versprechens durch den Gott oder seinen diesseitigen Vertreter. Denn das Gelübde wird ‘nuncupirt”. suorum templorum eustodem ac praesidem sceleratissime pulsum cum viderent, ex suis templis in eius aedis immigrare nolebant; itaque istius vaecordissimi mentem cura metuque terrebant; de har. resp. 23: si aedilis verbo ... aberravit ludi sun non rite facti. 2 Ssp. Ldr. 1,.60; 1, 63, 2. ® Cicero de leg. 2,41; Juvenal 13, 233; Tibull 3, 5. 33; Petron 88: .alius donum promittit (= votum faeit), si propinguum divitem ex tulerit. ® Vergl. ausser den Inschriften Livius 45, 39. ı1: ad eosdem deos quibus vota nuneupavit, merita dona portans redit; Ovid /ast. 4, 898: redduntur merito debita (v. 839 sq.) vina Jovi; 5, 596; frist. 4, 2. 11 sq.; 56. * Varro del. L. 6. 60; Festus p. 173; Livius 7, 40. 5; 10, 7. 6; 21, 63. 7; 22, 10.8; 36, 2. 3. A. M. Danz S. 25, der ‘nach römischer Auffassung’ eine Acceptation oder etwas ihr ähnliches verlangt und deshalb danach sucht. Diese römische Auffassung ist eben nur für das Privatrecht zutreffend. Varro und Festus setzen nominare und nuncupare Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1147 Nuneupatio aber ist technisch eine einseitige Erklärung, wie das beim Testamente bezeugt ist'. Und als solche tritt auch das Gelübde auf; wo die Formelworte bestimmt oder andeutungsweise überliefert sind, bilden sie eine Anrede an den Gott’. Die Erfüllung der gesetzten Bedingung ist natürlich nicht als Annahmeerklärung (coneludente Accep- tation) anzusehen, zumal man sie nicht ohne weiteres als potestative, in der Willkür des Gottes stehende wird auffassen dürfen. Endlich hat auch die Mitwirkung des Pontifex bei staatlichen Gelübden® nicht die Bedeutung einer stellvertretenden Zustimmung. Das ergiebt sich einmal daraus, dass bei privaten Vota der Pontifex sich nicht betheiligt und auch kein anderer Vertreter des Gottes an seiner Statt handelt. Dann aber spricht der Pontifex dem Beamten eben nur die feierlichen Worte des Gelübdes vor: dies verba praeire ist indess hier wie sonst nicht als eine Entgegennahme des Gelübdes zu betrachten‘. Von einem Vertrage kann nicht die Rede sein: er kommt durch Angebot und Annahme, aber nicht durch zwei gleichlautende Erklärungen zu Stande. Vielmehr handelt es sich um das Vorsagen und genaue Nachsprechen der richtigen Worte und der angemessenen Formel, dictare’; es kam zugleich darauf an, diese ohne Stocken und Anstoss auszusprechen". Daher sichert die Anwesenheit und Betheiligung des Sachverständigen, die für die Gültigkeit des Geschäftes nicht erforderlich ist, die for- melle und materielle Ordnungsmässigkeit des Actes; es sollten Schwierig- keiten und Bedenken bei der Vollziehung vermieden werden, wie sie dennoch häufig genug vorgekommen sind‘. Die Einseitigkeit der Gelübde-Erklärung mag man immerhin nicht empfunden haben. Man war eben überzeugt, dass der Gott das Gelübde höre, dessen Bedin- gung er erfüllen sollte®. Aber rechtlich ist der Gelobende durch sein ohne weiteres gleich. Santra dagegen (bei Festus) deutet gerade beim Votum nuncupata als promissa et quasi testificata, circumscripta, recepta, quod etiam in votis nuncupandis est convenientius. Das ist bezeichnend: er will die für den Nuncupanten bewirkte Ver- bindlichkeit herausbringen, die bei Testament, Maneipium und Nexum sich nicht findet. Reeipere heisst wie suscipere ‘auf’s Gewissen nehmen’. ! Gaius 2, 104: nuncupare est enim palam nominare. ? Acta fr. Arv. b. Wırmanns exempla inser. lat. 28764; Livius, 36, 2. 3; Virgil Aen. 5, 285; 9. 622; Catal. 6; Pomponius bei Gellius 16, 6. 7. ® Ob sie nothwendig, oder auch nur üblich war, lässt sich nicht sicher entscheiden. * Danz 8.28 f.; S. 145: der Gott ist durch die pontifices Contrahent beim Votum; dagegen freilich S. 146 A. ga. E. ° Valerius Fl. Arg. 1, 685; Juvenal 6, 391; Schol. z.'d. St.: dietataque verba] id est a sacerdote sive aruspice; eEnyeirTaı übersetzen die Griechen. © Val. Max. 8, 13.2. i ? Livius 31, 9. 75 22, 9. 8 sqq.; 27, 25..7 (Val. Max. ı, ı. 8); 37, 44 (vergl. 33, 44 und WeıssengorN dazu); 39, 5. 7 SQQ- ° In diesem Sinne heisst es: accepere deae (votum) celerique per aethera lapsu diversas petiere vias (Valer. Flacc. Ary. ı, 91): sie hören die Bitte und erfüllen sie. 1148 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. December. ausgesprochenes Wort gebunden, voti obligatus, voti reus est; hat er seinen Wunsch erreicht, ist er vofi compos, so ist er das Gelobte zu leisten schuldig, voti damnatus': die beiden letzten Ausdrücke werden daher auch gleichbedeutend gebraucht’. Überall erscheint der Ge- lobende, niemals der Gott als am Rechtsgeschäfte betheiligt. Es ist klar, dass diese Art ein verpflichtendes Rechtsgeschäft abzuschliessen von den Normen des privaten wie des öffentlichen Rechtsverkehrs durchaus abweicht. Auf beiden Gebieten wird die Verbindlichkeit nur durch übereinstimmende Willenserklärung der Parteien begründet, regelmässig durch Frage und Antwort. Es ist überflüssig, diesen Satz für Stipulation, praedum obligatio® und die Vertragsschlüsse der Beamten mit Bürgern näher auszuführen. Beim Formalacte des Nexum aber, bei welchem unseres Wissens nicht beide Theile ihren Willen erklären, da spricht der Gläubiger, und der Schuldner lässt dessen Bannspruch über sich ergehen’. Die Wirkung des Votums ist eine obligatio, eine sacralrechtliche Verbindlichkeit, eine religiöse und Gewissenspflicht. Es ist unzweifel- haft, dass ursprünglich kein weltlicher Zwang zur Erfüllung des Ge- lübdes bestand. Nirgends ist eime Spur zu entdecken, dass spätere Rechtsmittel zur Nöthigung des Gelobenden vorhanden waren. Man behauptet gewöhnlich eine eivile Obligation® auf Grund einer Äusserung Ulpian’s (D. 50, ı2. 2 pr.): siquis rem aligquam voverit, voto obligatur ; quae res |quod?] personam voventis, nom rem quae vovetur obligat. res enim quae vovetur soluta quidem liberat vota |l. voto, vota] ipsa vero sacra non effieitur. Ulpian also bedient sich des Kunstausdruckes für die sacrale Verbindlichkeit und weist die Anschauung zurück, als ob die gelobte Sache schon ohne Dedieation Göttereigen werde; was für eine Verbindlichkeit entstehe oder, im Sinne des römischen Privatrechts gesprochen, welche Klage gegen den @elobenden, sagt er nicht". Dass die Behörde, etwa der Consul, amtsrechtlich einschritt, um die ! Voti compos: CIL. 6, 47; Servius Bel. 4, 80: damnabis tu quoque votis]id est cum deus praestare aliqua hominibus coeperis. obnoxios tibi eos facies: ad vota solvenda, quae ante, quam solvantur, obligatos et ‘quasi damnatos homines tenent; Aen. 4, 699: ideo et cum vote suseipimus rei voti dieimur, donee eonsequamur bene- fieium et donee condemnemur, id est promissa solvamus; Macrobins Sat. 3,.2. 6: haec vox propria sacrorum est, ut reus vocetur, qui suscepto voto se numinibus obligat, damnatus autem qui promissa vota iam (?) solvit. 2 Nepos Timol. 4, 3: dixit nune demum se: voti damnatum, d. h. sein Wunsch sei jetzt erst in Erfüllung gegangen; Livius 10, 37. 16: bis eiusdem voti damnata res publica und dazu WeissENnBoRN. ® Festi Ep. p- 223; 9. * Huschke, Nexum S. 50. ° Z. B. Danz S. 231. ® Brınz, Pandekten S. 1092. Perntor: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1149 Dedieation zu erzwingen, wie bei der Pollieitation', ist nirgends bezeugt und an sich unwahrscheinlich: denn der Staat hat an Weihegeschenken wenig oder gar kein Interesse. Für die ältere Zeit wird man sogar nach der Analogie gleichartiger Fälle bezweifeln dürfen, dass die voti obligatio als wirkliche, vertragsähnliche Obligation aufgefasst wurde: die Nichterfüllung erschien vielmehr als ein Vergehen gegen die Gott- heit und diese selbst ahndet den Verstoss. Cicero’s Gesetz de leg. 2, 22: caute vota reddunto,; poena violati iuris esto und in der Erläute- rung dazu (2, 47): diligenliam votorum satis in lege dietum est... ac volis sponsio qua obligamur deo,; poena vero violati vuris dustam re- cusationem non habet handeln nieht blos von Erfüllung, sondern auch von Eingehung der Gelübdeverpflichtung. Es scheint eitel Künstelei, die Worte auf religiöse und sonstige Fehler bei der Dedieation aus- schliesslieh zu beziehen. Gehen sie aber auf das Gelübde, so steht es damit ähnlich wie beim Depositum des älteren Rechtes: die Ver- letzung der Übereinkunft wird als ein Deliet behandelt. Damit wäre ohne weiteres die Unvererblichkeit der Gelübdepflieht für die ältere Zeit gegeben. Freilich nach Ulpian (D. 50, ı2. 2, 2) voti obligationem ad heredem transire constat, d. h. der Übergang auf die Erben ist allmählich sicher festgestellt. Allein dieser Satz dient nur zur Be- gründung der Regel, dass der gelobte Zehnte vom Erben entrichtet werden müsse, selbst wenn er vom Erblasser noch nicht aus seinem Vermögen ausgesondert worden wäre. Damit könnte es seine eigene Bewandtniss haben. Die sacrale Verpflichtung haftet sonst überall an der Person; darum ist es höchst auffällig, dass gerade das Votum, das den Character der Sacralobligation sonst am meisten bewahrt hat, vererblich sein sollte. Man darf vielleicht zur Erklärung die Polli- eitation heranziehen. Diese ist dem Votum künstlich nachgebildet: ein einseitiges bindendes Versprechen an die Gemeinde ‘wegen erwiesener oder zu erweisender Ehren’”. Hier ist nun sicher die Vererblichkeit für wahre Pollieitationen -(ob honorem faetae) durch Traian positiv fest- gesetzt°. Die Juristen legten sich das so zurecht, dass das Versprechen ob honorem ein aes alienum hereditatis sei‘. Das ist aber die nämliche An- schauung, durch welche man sich auch den Übergang saeraler Verbindlich- keiten auf den Erben vermittelte. Es liesse sich denken, dass man diese Denkform für den gelobten Zehnten gleichfalls verwendete; aber nur für ihn, nieht für unproduetive Weihegeschenke: denn hier war thatsäch- lich der Gottheit oder ihrem Tempel ein materieller Vortheil zugesagt. / ! D. 50, 12. 8; Festgabe f. Beseter S. 58. 2D. 150,22. 9, Lsnlabeo 1,2798. ® D. 50, 12. 14. DB ORgN2.00pT: 1150 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. December. 2. Die Weihe des gelobten Gegenstandes ist ganz entsprechend ein einseitiger Act mit dinglicher Wirkung. Genauer unterrichtet sind wir nur über Formen und Folgen der staatlichen Weihe: sie findet unter Theilnahme des Pontifex durch den Beamten statt. Die Über- eignung an die Gottheit wird bald als conseeratio, bald als dedicatio bezeichnet: der Sprachgebrauch macht keinen Unterschied zwischen beiden Ausdrücken!. Indess mag es zutreffen, dass beim Weiheacte selbst die Thätigkeit des Beamten vorzugsweise dedicare, die des Ponti- fex consecrare heisst”. Aber diese beiden Worte heben nur die beiden Seiten des nämlichen Verhältnisses hervor: die negative, das extra eommercium Setzen, die Entäusserung des geweihten Gegenstandes, und die positive, dass er divini iuris wird. Der Vorgang aber ist nicht so zu denken, als nähme der Pontifex im Namen der Gottheit den vom Beamten dargebotenen Gegenstand in Empfang”. Für eine solehe Gegenseitigkeit, also die Vertragsnatur des Weiheactes, liegt im Thatbestande des Geschäftes nicht der geringste Anhalt. Die beiden betheiligten Personen handeln gemeinschaftlich; der Pontifex spricht wie beim Gelübde die Formelworte vor, der Beamte wiederholt sie‘. Und diese Formel ist eine Anrede an den Gott, in der ausgesprochen wird, dass man ihm den Gegenstand weihe, nieht blos weihen wolle°. Der Weihende also giebt einseitig eine Entäusserungserklärung ab, er lässt das Eigenthum der Gemeinde zu Gunsten der Gottheit auf. Eine Analogie dazu gewährt im öffentlichen Rechte die Publication, d.h. die Überlassung des Staatseigenthums an Wegen, Plätzen und dergl. zum Gemeingebrauche®. Daher ist es erklärlich, wenn auch von dieser ‘Übergabe an’s Publieum’ die Ausdrücke consecrare und dedicare gebraucht werden’. Gerade entgegengesetzt ist die Gestaltung des Vorganges bei der Maneipation. Hier ergreift der Erwerber die ! Darüber besteht eine alte Streitirage; schon Ersestı in der clavis Cicer. u. d. W. W. leugnet den sprachlichen Unterschied. 2 So Marquarpr, Staatsverw. 3. 273. So ist, denke ich, auch die eigenthüm- lich gefasste Äusserung bei Servius Georg. 3, 16 zu verstehen: et verbo usus est ponti- ficali (nämlich templumque tenebit): nam qui templum dieabat (also der Beamte) postem tenens dare se dieebat numini, quod ab illo necesse fuerat (?) iam teneri (was oder weil er von ihr, der Gottheit nunmehr in Besitz genommen sein musste) et ab humano inre discedere. Jedesfalls ist die Stelle bei Meurer S. 195 wunderlich missverstanden. 3 MarquaArpT S. 269; vergl. A. 12. * Varro de I. L. 5, 7: sie enim aedes sacra a magistratu pontifice praeeunte dedieatur; Cicero de domo 133. 5 Livius 1, 10. 65 10, 23.7; vor allem CIL. 3, 1933; Or. 2489. ° Labeo 1, 269 f.; man kann den iactus missilium hiermit zusammenstellen: Zschr. £. RG., N. F., 5, 108 £. ?° Darauf hat man schon oft hingewiesen: bibliothecam dedicare: UIL. 3. 607 (unter Traian); Plinius ep. 1. 8. 2; opus publieum dedicare: ad Tras, ı 16; Sueton Aug. 31 (42) u. 100; pontem dedicare: CL. 3. 3202 — Or. 5272. Pernice: Zum römischen Sacralrechte. I. 1151 Sache und erklärt sie an sich zu nehmen (empta esto), indem er dies durch Zahlung des Preises rechtfertigt (hoc aere): der Veräusserer ver- hält sich leidend'. h Die Betheiligung des Pontifex beim Weiheaete scheint ursprünglich facultativ gedacht zu sein. Dafür spricht, dass er immer erst auf Aufforderung des Beamten eintritt. Die Formel, die Cicero halb paro- dirend anführt: ades, Lueulle, Servili, dum dedico domum, ut mihi prae- eatis postemque teneatis entspricht genau der anderen, mit welcher der Beamte den Augur bei der Vogelschau heranzog: @. Fabi, te mihi in auspieio esse velim’; wahrscheinlich erfolgte wie hier eine zustim- mende Antwort des Priesters. Und so wird bei der Weihe des Altars der Pudieitia die Mitwirkung des Pontifex von ‘der Überlieferung aus- drücklich ausgeschlossen’. ! Sehr bestimmt, aber, wie mir scheint, nicht glücklich, hat neuerdings Meurer, d. Begriff und Eigenthümer der heiligen Sachen ı, 191 fl. die Gegenseitigkeit des Weiheactes vertheidigt. Er bezeichnet das Rechtsgeschäft als negotium bilaterale in- aequale (S. 195. 198); das soll heissen: der Beamte giebt hin, der Pontifex nimmt an, aber ersterer ist die Hauptperson und seine Thätigkeit die Hauptsache; der Act wird mit der in iure cessio verglichen, er sei eine traditio und apprehensio symboliea (S. 193). Bei der Vindication legen beide Theile dem streitigen Gegenstande die vin- dieta auf; hier fassen beide die Tempelthürpfosten an; bei der Vindication behaupten allerdings beide Eigenthum, also das nämliche; das passt für die vertheidigte Auffassung der Consecration nicht. Aber beim Freiheitsprocesse behauptet der eine Eigenthum, der andere Freiheit, also jeder etwas anderes. ‘Somit steht nichts im Wege’, das Anfassen des Pfostens auch hier in verschiedenem Sinne zu nehmen: der Beamte “ent- lässt die Sache aus dem profanen Eigenthumsverbande’, der Pontifex nimmt sie in Besitz. Das Wesen des Freiheitsprocesses ist hier verkannt: die Gegner behaupten thatsächlich nichts verschiedenes, jeder nimmt die potestas in Anspruch. Beide Theile halten die Pfosten fest bis zuletzt: von einem manu emittere, wie bei der Freilassung vor dem Prätor hören wir nichts. Dennoch wäre diese Auffassung denkbar, wenn die Handanlegung durch entsprechende Worte in diesem Sinne erläutert würde. Das behauptet M. nicht einmal. Vielmehr ist ihm die ‘praeitio' des Pontifex der ‘Rest einer Stipulationsform’ (S. 196); er habe gefragt: dabis, dedicabis? der Beamte habe bejaht (Cicero de domo ı23 wird in Folge eines unbegreiflichen Missverständnisses hierher gezogen). Dass hiermit nur obligatorische Wirkung erzielt werden würde, übersieht M. Selbstverständlich müssen wir von dem ausgehen, was wir wissen. Und da zeigen ı. die beiden typischen Tempelweihen für den Iuppiter Feretrius und die Pudieitia plebeia (Livius 1, 10; 10, 23) durchaus einseitige Acte ohne Pontifex; ferner aber wissen wir 2., dass Magistrat und Pontifex dieselben Worte sprechen, eine An- rede an die Gottheit. M. folgert aus den Redensarten über die arcana pontificum bei Cicero de domo ı21, dass die Formel der Weihung ‘selbst Cicero verschlossen war’ (S. 196), und darum ‘stehe nichts im Wege’, sie als Stipulation zu denken. Der Zusammen- hang dieser Äusserungen ist dabei nicht beachtet: der Redner will darauf hinaus, zu zeigen, dass der jugendliche Schwager des Clodius, der bei der Consecration zugegen war, seine Sache nothwendig falsch gemacht haben müsse, da er von der schwierigen Weihekunst unmöglich etwas habe verstehen können. 2 Cicero de domo 132; de div. 2, SE AD vergl. Rugıno, Untersuchungen S. 55. ® Livius 10, 23. 1152 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. December. Jedesfalls ist bei nichtstaatlichen Consecrationen die Mitwirkung des Priesters kein nothwendiges Erforderniss. Bei munieipalen Weiheacten wird durchgängig ein städtischer Geistlicher gegenwärtig gewesen sein; auch bei privaten wird vielfach die Betheiligung eines Priesters er- wähnt': regelmässig aber ist davon erklärlicherweise nicht die Rede. Am rechtlichen Wesen des Dedicationsactes ändert indess der Wegfall des geistlichen Beistandes nichts: das Rechtsgeschäft heisst öfters consecratio’; es besteht auch hier in einer Anrede an die Gottheit. Man darf das aus inschriftliehen Zeugnissen’ und aus Anspielungen der Schriftsteller® mit voller Sicherheit schliessen. Die Wirkung ist zunächst und vor allem, dass die geweihete Sache unter den Schutz des fas, der Götter kommt’. Aber res sacra im eigentlichen Sinne wird sie nach der lex Papiria nur, wenn die Consecration auf Grund eines Volksschlusses oder was dem gleichsteht erfolgt‘. “Einmal wird durch die.Sacertät der Sache die Pflieht des Staates begründet, sie in Stand zu halten: und in diesem äusseren Momente liegt der wesentliche Grund für jene gesetzliche Vorschrift‘. Auf der anderen Seite ist die res sacra privatrechtlich extra commer- eium, sie steht in niemandes Privateigenthume; es können keinerlei Verträge darüber abgeschlossen werden‘, sie kann auch nicht einmal that- sächlich der Gewalt eines Privaten unterworfen sein, von ihm besessen werden”. Dieser Schutz der res sacrae geht vom Prätor aus: er ver- sagt den Interessenten die Rechtsmittel, um sich in Besitz der geweiheten Sachen zu setzen oder darin zu erhalten; darum erwägt er auch, ob nieht in besonderen Fällen in dieser Versagung eine Unbilligkeit liegen könne, z. B. wenn der Käufer einer res sacra sie nicht als solche kannte’. Hiernach wird es sich bestimmen lassen, welche Rechtsfolgen die lediglich private Weihe nach sich zieht. Jedesfalls wird der Gegen- ! z. B. Taurobolium fererunt.... praeeunte Aelio Castrensi sacerdote, tibieine Fl. Restituto: Wırmanns 121 sq.; ara posita asstante saeerdote: CIL. 6, 746. 2 Aram cum base consecr[avit]: CIL. 6, 360; eum pro salute optimi prineipis domini i(infra) s(eripti) fundi consecrati sunt: CIL. 10, 444; Or. 5087. ® Gratias agentes numini tuo d. d.: CIL. 6, 6; susceptum merito votum tibi, Merecuri, solvi: Or. 1418; Aleides, sacri generis decus, hoc tibi praetor et Jovis antistes dedico Perpetuus: Or. 1533. * Catull 18, 1: hune lucum tibi conseero dedieoque, Priape; Tibull ı, 9. 83; Statius Theb. 2, 715 sqq.; Priap. 82 (Tibull): haee tibi Perspectus templa, Priape, dico. ° Macrobius 3, 7. 5: cum cetera saera violare nefas sit. 6 Cicero de domo 127; Festus p. 321; Gaius 2, 5. ? Monmusen, Staatsrecht 2a, 61 A. ı, 602. ® D. 1, 8. 6, 2 sq.; 45, I. 83, 5; 18, ı. 6 pr. — Auf das Verhältniss der Gott- heit und des Staates zur geweiheten Sache gehe ich hier absichtlich nicht ein. Im wesentlichen halte ich an meiner früheren Auflassung (Labeo 1, 254) auch jetzt fest. ® D. 43, 8. 2, 195 41, 2. 30, 1. D.ı8, ı. 62, 1; Labeo 2, 174A. 81. Pernıce: Zum römischen Sacralreehte. 1. 1155 stand nicht sacer, sondern bleibt profan': das private Heiligthum wird als saerarium oder sacellum vom öffentlichen unterschieden. Selbst- verständlich hat deshalb der Staat keine Unterhaltungspflicht. Der Prätor schützt die Sacrarien nicht gegen rechtswidrige Benutzung, z. B. gegen Bewohnen’; die Sache ist auch nieht in dem Sinne dem Verkehre entzogen, dass Veräusserungsgeschäfte schlechthin ungültig wären. Aber das sacrarium ist religione obligatum; es steht unter dem Schutze des fas; deshalb ist es nach geistlichem, nicht nach bürger- lichem Rechte extra commereium®. Es verstösst gegen die göttliche Ordnung, die geweihte Sache zu menschlichen Zwecken zu miss- brauchen, nicht blos für den Weihenden selbst, sondern auch für seine Rechtsnachfolger‘. So darf das sacrarium nach menschlichem wie nach göttlichem Rechte mit dem Grund und Boden veräussert werden, wenn nur sein religiöser Charakter auch in der Hand des Erwerbers und weiterhin gewahrt bleibt. Man pflegte daher beim Verkaufe eines Grundstückes besonders darauf hinzuweisen, es solle am Sacrarium das Eigenthum nieht mit übertragen werden. Nothwendig aber war der Vorbehalt nieht, wenn der Gegenstand äusserlich als sacellum kenntlich war°. Das erreichte man wohl durch eine bestimmte Feierlichkeit bei der Weihe und eine entsprechende Inschrift. An solehe Vorsichtsmass- regeln denkt Cicero bei der Errichtung einer Kapelle für seine verstorbene Tochter“. Mit dieser Behandlung der sacella stimmt es vollkommen, dass sie erst dann rechtmässig dem Verkehre zurückgegeben erseheinen, wenn sie durch eine sacrale Handlung von der religio gelöst worden waren’. ! Aelius Gallus bei Festus p. 321: quod autem privati suae religionis causa aliquid earum rerum deo dedicent, id pontifices R. non existimare sacrum; D. ı, 8. 6, 3. ® D. 43, 6. 1, ı: hoc interdietum de sacro loco, non de sacrario competit. ® Sabin bei Gellius 4, 9: religiosum est, quod propter sanctitatem aliquam remotum ac repositum a nobis est. * Aelius Gallus bei Festus p. 278: idem religiosum quoque esse, quoniam sit aliquid quod ibi homini facere non liceat; quod si faciat adversus deorum voluntatem videatur facere; Cicero de leg. 2, ı9 (lucos in agris habento et Larum sedes) und 27: neque ea.. cum dominis tum famulis posita in fundi villaeque [in] conspectu religio Larum repudianda est. ° D. 18, ı. 22 und 24: hanc legem venditionis ‘si quid sacri vel religiosi est, eius venit nihil’ supervacuam non esse, sed ad modica loca pertinere; 19, 1.53, 1: si eum fundum vendidisti, in quo sepulerum habuisti, nec nominatim tibi sepulerum excepisti, parum habes eo nomine cautum (Labeo). Paulus: minime, si modo in se- pulerum iter publieum transit. Daher Veräusserungen von Grabstätten als solchen durch Maneipation: CIL 1, 1059; Or. 4567; Wırmanns 285. % Cicero ad Att. ı2, 18. ı: profecto illam (die Kapelle für Tullia) consecrabo omni genere monimentorum; 19, 1: sed ineunda nobis ratio est, quem ad modum in omni mutatione dominorum .. illud quasi conseeratum remanere possit. ” D. 1, 8..9, 2: (sacrarium) quod etiam in aedificio privato poni potest; et solent qui liberare eum locum religione volunt, sacra inde evocare; Trebatius bei Gellius 7, 12. 2. 1154 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. December. In diesen Zusammenhang gehört auch das Verbot die im Streite befangene Sache ‘in sacrum’ zu dedieiren; wenigstens werden da- dureh die Betrachtungen klarer, welche Gaius an dies Verbot knüpft'. Offenbar ist es ganz unabhängig von dem Ediete des Augustus über die Veräusserung litigiöser Sachen”; denn dieses untersagt den Erwerb, jenes die Vergabung. Es ist auch aller Wahrscheinlichkeit nach älter, obwohl seine Herkunft aus den XI Tafeln unsicher sein mag. Denn als Dedieirender ist der besitzende Beklagte gedacht, der nicht Eigen- thümer ist”. Jedesfalls entäussert sich dieser des Besitzes der Sache, indem er sie weiht. Nach dem Rechte der ersten Kaiserzeit würde er als dolo desinens possidere weiter haften. Es ist klar, dass das Verbot mit dieser Möglichkeit noch nicht rechnet: damit rückt es mindestens in spätrepublicanische Zeit zurück‘. Natürlich kommt hier nur eine Privatdedication in Frage: dadurch konnte der Besitzer — ganz abgesehen davon, dass er nicht Eigenthümer ist? Idie Sache nieht im wahren Sinne zur sacra machen: sicher aber ist sie sacralrecehtlich ‘bestrickt’ (religione obligata). Die Lösung dieses Bannes zu bewirken ist der Vindikant genöthigt, nachdem er als Eigen-, thümer anerkannt worden ist. Einer erneuerten Vindication bedarf er dazu nieht: das ne bis in idem kann also nicht in Betracht kommen°; der Streit wird auf Grund eines Gutachtens des Pontifiealeollegiums vom Üensor erledigt’. Der Beklagte macht in der That die Lage seines Gegners zu einer ‘härteren’ und das soll durch die Strafan- drohung vermieden werden. Bei einer einzelnen Art der res religiosae ging man weiter: bei den Grabmälern. Sie werden durch Privatwillkür (nostra woluntate), nicht durch staatliche Einwilligung zu Gegenständen des göttlichen ! Gaius D. 44, 6. 3 (l. VI ad l. XII tab.): Rem de qua controversia est, pro- hibemur in sacrum dedicare: alioquin dupli poenam patimur nee immerito: ne liceat eo modo duriorem adversarii condieionem facere. Sed duplum utrum fiseo an adver- sario praestandum sit, nihil exprimitur; fortassis autem magis adversario, ut id veluti solacium habeat pro eo, quod potentiori adversario traditus est. ® Fr. de i. fisei $. 8; Gaius 4, 117a. ® Das ist freilich betritten: die einen betrachten den Kläger als gemeint, die anderen lassen das Verbot an beide Theile gerichtet sein (VaxGerow, Pand. ı, 256). Man stellt sich aber vor, die Vertreter der Gottheit könnten als ‘mächtige Gegner’ den Process aufnehmen. Aber ohne Besitz der Sache kann man nicht dedieiren; die Götter klagen nicht mit 1. a. saeramento. * Statt aller Labeo 2, 225 f., aber dazu Lener, Ediet S. 173 £. ° D. 11, 7. 1,7 q.; es ist immerhin zweifelhaft, ob diese “objectiven’ Beschrän- kungen schon zur Zeit des Verbotserlasses bestanden. ° Daran nehmen die juristischen Ausleger Anstoss, s. FRANCKE, her. pet. ı, 32 f. (der den Kläger nochmals vor den Pontifices vindieiren lässt) und die dort Angeführten, ' Vergl. Monusen, Staatsrecht 2, 46; 454 f. Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1155 Rechts'. Deshalb stehen sie auf dem Gebiete des öffentlichen Rechtes den res sacrae nicht gleich, die Unterhaltungspflicht liegt also nicht dem Staate ob; und es werden häufig Vorkehrungen getroffen, um die Grabmäler im Stande zu erhalten’. Privatrechtlich dagegen werden sie ganz so behandelt wie die geweihten Sachen: sie gehören den dii Manes, sind also Göttergut. Damit sind sie dem privaten Rechtsverkehre gänzlich entzogen, nicht bloss die Benutzung durch Private ist unter- sagt”, sondern auch obligatorische Veräusserungsgeschäfte, die darüber abgeschlossen werden, sind ungültig‘. Diese andere Stellung der Gräber hat ihren Grund wohl in der religiösen und rechtlichen Auf- fassung der Bestattung überhaupt. Das Begräbniss ist nicht in dem- selben Sinne ein Rechtsgeschäft wie Gelübde und Weihe; es ist nicht freiwillig, sondern die Erfüllung einer religiösen Verbindlichkeit; das offieium sepeliendi erscheint als eine bestimmten Personen anhaftende Sacralschuld. Auf der andern Seite ist das Grab der einzige Wohn- ort der dii Manes’, es ist dis Manibus sacrum‘. Danach gestaltet sich denn auch das Begräbniss als ‘Rechtsgeschäft’ anders. Es ist ein ein- seitiger Act, das mortwum inferre. Ursprünglich scheint ohne weiteres jeder Platz, an welchem ein Leichnam beigesetzt worden war, als religiös mit allen daran klebenden Folgen angesehen zu sein. Später stellte man einmal objective Beschränkungen auf: die Stelle musste dem Inferenten gehören’; ferner aber musste die Absicht dauernder Bestattung vorhanden sein®, um den Ort wirklich religiös zu machen. Wieder ist deutlich zu sehen, dass die sacrale Handlung erst all- mählich eine Bedeutung für das Privatrecht erhält, und dass ihre Voraussetzungen und ihre Tragweite nur langsam und unter mannig- fachen Streitigkeiten festgestellt wurden. Ze Gamıs22,,65, D21.28. 6:54: ” Inlatis arcae sevirfum] ob tuitionem statuae H. S.: Wırmanns 295; Or. 2258; CIL. 5, 4294. EB 472312:53,Pr28.16: EDEL 2 07:56 Pr E72: 07.07.08. ,1:02401.15,, 9:50. ° Domus ut ita dixerim defunetorum heisst es ©. 9, 19. 4 (Constantinus). Aber dass die Vorstellung schon weit älter ist, zeigt die Streitfrage, ob auch das Kenota- phion (inane sepulerum) religiös sei. Die Antwort konnte folgerichtig nur verneinend sein, sie wird aber endgültig erst unter den Kaisern gegeben: D. ı, 8. 6. 5 (Virgil Aen. 3, 303); 11, 7. 6, ı (divi fratres) und fr. 42; 24, ı. 5, 10. ° CIL. 1, 639: dis manib[us] saerum L. Caecili Rufi (praetor 697/57) hält man für das älteste Beispiel dieser Wendung auf einem Grabsteine. ” Labeo 2, 146. ° Aeterna sedes: D. ı 1, 7. 40, Paulus drückt sich sehr vorsichtig aus ATS TEN ZER: 1156 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 10. December. I. Anders zu beurtheilen sind drei andere sacralrechtliche Acte: Devotion, Evocation, Auspication, obgleich wenigstens die ersten beiden im allernächsten Zusammenhange mit dem Votum stehen. Alle drei sind durchaus einseitig, sie lassen sich am besten als Rechts- geschäfte mit der Gottheit bezeichnen; aber sie sind zusammengesetzter Art. Sie sind darauf angelegt, die Götter zu einer Handlung oder Äusserung zu nöthigen; sie werden von der Überzeugung getragen, dass ein soleher Zwang möglich sei, dass es dazu nur einer geeig- neten Form oder eines besonders klugen Vorgehens bedürfe. Hier gerade ist daher die Stelle für die geistlichen Sachverständigen, welche die richtige Weise anzugeben wissen, wie man die Götter gefügig macht. ı. Die Devotion tritt in zweifacher Gestalt auf; sie hat entweder eine feindliche Stadt oder einen Bürger zum Gegenstande. Die letztere ist rechtlich nichts anderes als eine Erscheinungsform des Votums, wie der Ausdruck von selbst ergiebt, als ein Gelübde'. Sie unter- scheidet sich aber vom gewöhnlichen Votum wesentlich dadurch, dass hier das Gelübde sofort vollzogen wird, ohne die Gegenleistung des angerufenen Gottes abzuwarten, dass vielmehr die zugesagte eigene Leistung des Gelobenden augenblicklich erfolgt, um die erbetene gött- liche Handlung sicher herbeizuführen, also geradezu zu erzwingen. Es handelt sich dabei um die Abwendung einer drohenden Gefahr, einer Seuche, einer Niederlage. Dass diese Heimsuchung ihren Grund in einem unbekannten Vergehen gegen die Götter habe, ist möglich, aber nieht nothwendig: die Devotion erscheint nirgends als Darbringung eines Sühne-Opfers für eine solche menschliche Sünde’. Die Götter ! Devovere und vovere werden gleichbedeutend gebraucht: numini eorum aram quam devovit sua pecunia posuit: CIL. 8, 2620; devota et constituta hostia: Cicero de har. resp. 6; de off. 3, 25; Horaz, carm. 3, 23. 6 (aris destinata, sagt der Scholiast); 4, 4. 10; Properz 5, 9.67: maxima quae gregibus devota est ara repertis. An sich wäre möglich, das Wort auch für consecrare zu verwenden (MARQUARDT 3, 279 s); denn Gelübde und Weihe fallen hier zusammen. Aber Caesar de b. @. 6. ı7 ergiebt das nicht: Auie (Marti), cum praelio dimicare constituerunt, ea quae bello ceperint, plerum- que devovent. Hier ist von der zukünftigen Beute, also natürlich nur vom Gelübde die Rede. 2 So fasst MAarquaror S. 279 (vergl. Danz S. 85) die Sache. Dafür spricht lediglich die Phrase des Livius (8, 9. 10): sicut caelo missus piaculum omnis deorum irae, während unmittelbar vorher vom Götterzorne nichts veriautet hat; man sollte im Gegen- theile meinen, die Götter zürnten den Lateinern (e.6). Der Traum, den die Consuln vor der Schlacht hatten (Val. Max. ı, 7. 3), deutet auch keinen Götterzorn an: ex altera acie imperatorem, ex altera exereitum diis Manibus matrique terrae deberi. Diese Bedeutung der Sühne müsste doch irgendwie im Rituale sich zeigen; allein das Gebet geht. vielmehr dahin, Juppiter, Mars und Bellona möchten die Feinde ‘mit Furcht, Pernıce: Zum römischen Saeralrechte. 1. 1157 werden in eine Zwangslage versetzt: der Feldherr weiht sich ihnen, aber zugleich auch die Feinde; nehmen sie das Weihgeschenk an, so müssen sie sein Gebet erhören'. Auch hier ist der Act ein einseitiger, eine Anrede an die Gottheit, die der Pontifex vorspricht, und eine so- fortige einseitige Hingabe. Die Consecration behält auch dann ihre sacral- rechtliche Kraft, wenn die Götter das Opfer nieht annehmen — sie können ja den Sieg freiwillig verleihen. Lassen sie den sich Devovirenden am Leben, so muss er dennoch erst noch von der religio befreit werden” 2. Anders steht es bei der Devotion einer feindlichen Stadt, die man gewöhnlich mit jener zusammenwirft. Sie ist nur möglich im Anschlusse an die Evocation der Stadtgötter: urbes vero exercitusque devoventur iam muminibus evocatis”. Die Evocation ist eine Aufforderung an die Schutzgötter der feindlichen Stadt, ihre Sitze dort aufzugeben und nach Rom überzusiedeln, ihr bisheriges Volk und Heer also als Gegner zu behandeln. Diese Aufforderung läuft gleichfalls in ein Ge- lübde aus: den fremden Göttern werden Tempel in Rom zugesagt‘. Rechtlich liegt sonach auch hier eine Form des Votums vor. Allein die Aussieht auf neue wenn auch prächtigere Wohnungen in Rom kann es nicht sein, was die feindlichen Götter zu einer so völligen Sinnes- änderung bestimmte. Vielmehr muss der Grund dafür in der Art und Weise der Einladung zu suchen sein. Und da bestand die Kunst anscheinend in zweierlei: in der Form der Anrede und in der genauen Bezeichnung des Gottes mit seinem richtigen Namen. Daher. die bekannte Geheimhaltung der Namen der eigentlichen römischen Sehutz- gottheiten’. Man nahm an, dass die Götter einer solchen kunst- gerechten Bitte nicht widerstehen könnten“. Damit tritt dann das Tempelgelübde in die zweite Reihe zurück. So ist klar, dass auch hier ein einseitiger Act, die Anrede an den Gott als solche, eine rechtliche Wirkung hervorbringt. Schreck und Tod schlagen’: das klingt nicht wie Sühne. Auch der Bürger, der sich in Massilia jezuweilen nach guter Pflege für das Wohl der Stadt zu opfern pflegt, ist keine hostia piacularis, es heisst es geschehe, ut in ipsum reciderent mala totwus eivitatis: Petron bei Servius Aen. 3, 57. ! Livius 8, 9. 6sq.; 10, 28. 13. 2 Livius 8, ı1.ı2: si is homo, qui devotus est, moritur, probe factum videri; ni moritur, tum signum.. in terram defodi et piaculum hostia caedi... sin autem sese devovere volet...., ni moritur neque suum neque publicum divinum pure faciet, qui sese devoverit. ® Macrobius Sat. 3, 9. 9. * Livius 5, 21. 5: (deos) alios votis ex urbe sua evocatos; Verrius Flaccus bei Plinius HN. 28, 18: in oppugnationibus ante omnia solitum a Romanis sacerdotibus evocari deum .. in tutela id oppidum esset promittique illi eundem aut ampliorem . . cultum. 5 Servius den. 3, 351; Macrobius 3, 9.2 544-5 MARQUARDT 3> 6 Plutarch _quaest. Rom. 61: morsgoV. a Be yaaıs eirı za yonreim Euivz aus voni- Dı° Cov TES PR aurc Deoug Twag ErHE ErArT Ten maga Fav mors BFH za JAEFWANZE Evo moos alrous. 1158 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 10. December. t l 3. Denn nunmehr ist die feindliche Stadt ohne Götterschutz und kann den eigenen Göttern mit Erfolg zum Untergange geweiht werden. Das geschieht wieder in Form des Votums: si haee ita faxitis. . bune quisquis hoc votum faxit ubi faxit recte fachım esto ovibus atris tribus'. Aber auch hier ist die Gelübdeschlussformel gegenüber den eigent- lichen Devotionsworten von geringer Bedeutung: das Versprechen an die Götter kann nicht als Gegenleistung, sondern nur als Dankerweisung für ihre Hülfe angesehen werden. Die Hauptsache ist daher: ut vos eas urbes agrosque .. devotas consecratasque habeatis ollis legibus quibus quandoque hostes sunt masime devoli. Es ist nieht recht zu erkennen, was diese Hingabe für eine rechtliche und praktische Bedeutung hat; es seheint nicht, dass den angerufenen Göttern ein besonderer An- theil am eroberten Lande oder an der Beute eingeräumt wurde. Die Formel geht vielmehr dahin, dass die Feinde als Ersatzleute (vicarü) für das eigene Heer überliefert sein sollen, aber doch nieht als Sühn- opfer für eine Schuld, die die Römer zu büssen hätten, sondern zur Abwendung einer möglichen drohenden Gefahr: ut salvos (nos) siritis esse. Von einer Versöhnung des Götterzornes ist keine Rede: ihr würde auch das Schlussgelübde geradezu widersprechen. 4. Die Einholung der sogenannten auspicia impetrita geschieht dureh Zegum dietio. Das ist wieder eine Ansprache an die Gottheit, also eine einseitige Rechtshandlung des Beamten’. Die Formel kennen wir nieht genau und vollständig: jedesfalls aber werden darin ‘die Maassgaben des Auguriums mit bestimmter Wendung’ ausgedrückt, d.h. es wird angegeben, an welehem Orte und in welcher Weise die Signa erscheinen sollen, durch die der Vater Iovis die präeis gestellte Frage über die vorzunehmende Handlung beantworten wird’. Denn dass er eine Antwort ertheilt, gilt als durchaus selbstverständlich, wenn nur das templum gehörig abgegrenzt und die Frage kunstgemäss an ihn gerichtet worden ist. Die Antwort des Gottes ist nieht An- nahme und Abschluss des angebotenen Vertrages, sondern Erfüllung: denn an die Möglichkeit einer Ablehnung jeder Äusserung wird gar nicht gedacht. Die Verpflichtung des Iuppiter zu einer Antwort muss ! Macrobius 3, 9. I1. 2 Livins 1, 18.9: .. Juppiter pater... uti tu signa nobis certa adelarassis inter eos fines quos feci; Virgil Aen. 3.69: da pater augurium. 3 Servius Aen. 3, 89: et est species ista augurii, quae legum dietio appellatur, legum dietio autem est, eum condicio ipsius augurii certa nuncupatione verborum di- eitur [, quali eondicione augurium peracturus sit]. So liest TnıLo: der letzte Satz sieht aus wie eine Glosse zu condicio (so hdslich) augurii. Bestätigt wird diese Beschrei- bung durch Livius 1, 18. 9: tum peregit verbis auspicia quae mitti vellet, und erläutert durch Statius Theb. 3, 491: si datur..., signa feras laeuusque tones; ... si prohibes, hie necte moras dextrisque profundum alitibus praetexe diem. Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1159 sonach ausserhalb der legum dietio liegen. Sie ist wohl in seiner Stellung als Schutzgottheit, als ‘König von Rom’ zu suchen: der Ge- walt entspricht hier wie im Staats- und Privatrechte eine Pflicht', und der Augur ist der Mann, den Gott in zwingender Weise an seine Pflicht zu mahnen, nämlich zu rathen und zu leiten, wo er herrscht und geniesst. An diese Überzeugung, dass der Gott antworten werde, knüpft die spätere ‚seltsame Gestaltung der Auspieien an: es gilt als gesehen, was einer als von ihm gesehen verkündigt; denn die Signa müssen eintreten. IH. Die sacralen Rechtsgeschäfte unter Privaten sind im weitesten Sinne obligatorischer Art: es wird dadurch ein Verpflichtungsverhält- niss eingegangen und dessen Erfüllung unter die Gewähr der Götter gestellt. Rechtsgeschäfte dinglicher Art, solche, welche eine sachen- rechtliche Gewalt übertrügen, begründeten oder lösten, giebt es auf diesem Gebiete nicht”. Hierher gehört die Sponsio in ihren verschie- denen Erscheinungsformen, die confarreatio und der Versprechenseid. ı. Den ursprünglich sacralen Charakter der Stipulation (Sponsion) gesteht die herrschende Meinung in Übereinstimmung mit der Gram- matikertradition jetzt zu?; es fragt sich nur, wie man sich den Ver- trag abgeschlossen zu denken habe. Die sponsio kam “interpositis rebus divinis’ zu Stande. Dieser unklare Ausdruck ist verschiedenartiger Deutung fähig; denn sicher sagt er nur, dass in dem Sponsionsacte ein religiöses Element stecke. Das kann ein (Trank-) Opfer sein; darauf weist die Ableitung des Wortes aus dem Griechischen hin und der sonstige Sprachgebrauch legt es nahe‘. Es kann aber auch in einem Handschlage bestanden haben, der als eine Anrufung der Fides galt?. ! Labeo ı, 108 f. ® Dass die noxae deditio ursprünglich eine sacrale Handlung war, ist eine ganz unhaltbare Vermuthung: Labeo ı, 171; dagegen mit Recht Scaum’r, d. Hauskind in maneipio S.7 A. 25. Man könnte aber hierher ziehen die captio der Vestalinnen durch den Pontifex: denn diese löst die väterliche Gewalt durch einen einseitigen sacralen Act. Dass die captio eine Mancipation sei (so auch jetzt noch MargQuArDr 3, 314 nach Böckıng), halte ich nach wie vor für unrichtig: eine Maneipation ohne Erz, Wage und Zeugen und mit einer Anrede an das ‘gekaufte’ Object (te, Amata, capio) ist meines Erachtens ein Unding. Ich wüsste dem Labeo ı, 180 ff. Gesagten nichts hinzuzufügen. ® Festus p. 329 (Verrius Flaceus): deinde oblitus inferiore capite sponsum et sponsam ex Graeco ‘dietam ait, quod ii rrovö«s interpositis rebus divinis faciant; Varro 6, 70. Danz, sacr. Schutz S. 105 fl.; Monmsen, Staatsrecht 1, 239 A. 2. * Res divina und res divinae bedeutet bekanntlich — man darf sagen — re- gelmässig das Opfer. ° Insoweit scheint Danz S. 127 ff. Recht zu haben (vergl. PrerLer, Röm. Mythol, S. 225 f.). Sitzungsberichte 1885. 99 1160 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. December. Dagegen die Annahme, dass damit auf einen Eid hingedeutet werde, scheint mir sowohl der gleich zu entwickelnden Natur des Versprechens- eides, als auch dem Wesen der Stipulation zuwider'. Wie die Sponsion ursprünglich aussah, lässt sich nur durch Rückschluss aus der ver- weltlichten Sponsion, also der Stipulation, erkennen. Dem Inhalte nach ist dieses Versprechen gegenüber dem altsacralen offenbar ein- geschränkt worden: es kann nur auf eine feste Geldsumme oder eine bestimmte Sache gerichtet werden. Das Anwendungsgebiet der Sponsion dagegen reichte weiter: das beweisen die latinischen Verlöbnissspon- sionen: “filiam meam in matrimonium te ducturum esse spondes’?. Der Grund der Einengung ist wohl lediglich im gerichtlichen Ver- fahren zu suchen; es liess sich mit Legisaction eben nur ein certum einklagen. Die Form des Vertrages aber ist überall die gleiche: der Austausch einer Frage des Gläubigers und einer entsprechenden Ant- wort des Verpflichteten. Das zeigen wieder die Verlöbnisse, deren Formular uns überliefert ist, und die völkerrechtlichen Sponsionen: sie werden ihrer Form nach mit den Stipulationen ausdrücklich zu- sammengestellt’, und so sind denn auch die Beispiele von Feldherrn- sponsionen gestaltet, die wir kennen: der Feldherr sagt auf Anfrage der feindlichen Beamten zu: ‘pacem futuram esse’, ‘foedus ietum iri’‘. Danach müssen, wie mir scheint, die Beweise stark sein, wenn man glauben sollte, dass neben einem Austausche von Frage und Antwort noch eine Beeidigung der Zusage erforderlich gewesen wäre. Aber die Beweise sind ziemlich dürftig”. 1 So Danz S. 102 ff.; ähnlich aber auch Monnsen 1, 239 f. 2 S. Sulpieius bei Gellius 4, 4. 2; Varro de I. L. 6, 70. ® Gaius 3, 94: veluti si imperator noster prineipem alieuius peregrini populi de pace ita interroget ‘pacem futuram spondes?” * Livius 9, 10. 9: quandoque hisce homines imiussu populi R. Q. foedus ietum iri spoponderunt (9, 20. 7). 5 Die Beweisführung von Danz ist bei ihrer Künstlichkeit schwer zu fassen. ı. Die vielbesprochenen Verträge am grossen Altare des Hercules werden ohne weiteres als eidliche Zusagen und als Vorgänger der späteren Stipulation behandelt. Und darin sind ihm viele ohne weiteres gefolgt: Lange, Röm. Alterth. 1, 168; Reis, röm. P. R. S. 660 f. Dionys ı, 40 p. 104 sagt das nicht: ogxo: TE yap Em aura za unS rec reis Bourouzvors Beßarws ri Öuergarrer Tun za dezareures Ygntaceru ylvoyras Fuyvar zur euy,es. Vor Allem liegt in den Worten nicht, dass Verträge um haltbar zu sein, am Altare geschlossen werden müssen (S. ı14). Sagt einer mit der Wendung: wer etwas “haltbar für sich durchsetzen’ wollte, liess sich's am Altare versprechen, dass jedes andere Versprechen unhaltbar sei? 2. Sacramentum est pignus sponsionis bei Isınor (orig. 5, 24 pP. 930) heisst nicht: ‘der Schwur ist die Bekräftigung der Sponsion’ (S. 115 £.), sondern das Sacrament ist ein Wetteinsatz (Servius Ecl. 3, 31); die fol- genden Worte wären sonst ganz unverständlich: vocatur autem sacramentum, quia violare quod quisque promittit perfidiae est. 3. Festus ep. p. 59 erklärt consponsor — con- iurator. Diese Gleichung ist hier ohne Bedeutung; consponsor wird als ‘Verschwörer’ auf- gefasst, Das SC. de Bacch, 14 sagt: neve post hac inter sed conioura[se nev]e comvovise Prrnıcr: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1161 2. Ein Rechtsgeschäft, das wahrhaft interpositis rebus divinis zu Stande kam, ist die confarreatio. Das Mittelstück des ganzen Formal- actes ist das dem Iuppiter dargebrachte Speltopfer. Man muss an- nehmen, dass hierdurch gerade der Abschluss der Ehe erfolgte!. In- dessen werden dabei auch “feierliche Wortformeln’ (certa et sollemnia verba) gesprochen, und diese stehen mit dem Opfer an Bedeutung für die Gültigkeit des Rechtsgeschäftes gleich?”. Mit Recht ist man neuerdings allgemein der Ansicht, dass diese Worte von den Braut- leuten während der Opferhandlung gesprochen wurden’, und höchst wahrscheinlieh ist die Vermuthung, dass sie den Ausdruck des Gon- senses, vor allem die Zustimmung der Braut zum Eheabschlusse ent- hielten‘. Denn sowohl die spätere formlose, als die weltliche Ehe- sehliessung durch Erz und Wage fordert diese Erklärung. Die so- genannte freie Ehe ist ein Treuverhältniss’; sie schliesst also ein sacrales Element in sieh: es ist höchst unwahrscheinlich, dass dies erst nach der Abstreifung der eheherrlichen Gewalt hineingekommen, und nicht vielmehr von der ursprünglichen Form übrig geblieben sein sollte, Bei der Coemption ist neben dem Formalaete der Austausch von Frage und Antwort erforderlich, wodurch die Einwilligung der Braut neve conspondise neve compromesise velet (0. Mürrzer z. d. St, hat schon darauf hin- gewiesen). An Mitbürgen, die schon zu Cicero’s Zeit (ep. 6, 183; ad Att. 12, 17) sich dırch Stipulation verbindlich machten, konnte auch Verrius Flaceus nicht denken. (vergl. p. 41: consposos antiqui dieebant fide mutua colligatos.) 4. Dass die völker- rechtliche sponsio eine precatio wie der Eid enthalten habe, folgt aus Livius 9, 5. 3 nicht, sondern gerade das Gegentheil (s. WEISSENBoRN z. d. St.): quid enim aut spon- soribus in foedere opus esset aut obsidibus, ubi preeatione res transigitur, per quem populum fiat quominus legibus dietis stetur, ut eum ita Juppiter feriat et q. s. Daraus schliesst Danz (S. ı21), bei der sponsio sei die precatio eine andere gewesen als beim foedus. Livius meint vielmehr: was bedarf es beim foedus der Geiseln, wo die preeatio an die Stelle tritt. 5. Die Äusserung des Verrius Flaceus über res divinae interpositae auf den Eid zu beziehen, ist meines Erachtens nieht zulässig: res divina oder res divinae bedeutet im gewöhnlichen Sprachgebrauch das Opfer; der Ausdruck wäre also merkwürdig ungeschickt gewählt, umsomehr als iusiurandum interponere eine gut lateinische Wendung gewesen wäre (Livius 34, 25. 7), die Festus selbst ge- braucht p. 34a (sacramento dieitur quod [iuris iurandi sacratijone interposita actum (est); vergl. ep. p. 345). Vergl. gegen Danz auch GiRTANNER, die Stipulation S. 14 fl. ! Gaius ı, 112: Farreo in manum eonveniunt per quoddam genus sacrifieii quod lovi Farreo fit; Servius Georg. 1, 31: farre (nuptiae fiebant), cum per pontificem et dialem flaminem per fruges et molam salsam coniungebantur; Aen. 4, 374 Tuıro: mos apud veteres fuit flamini et flaminicane, dum per confarreationem in nuptias convenirent, rell. 2 Gaius: conplura praeterea huius iuris ordinandi gratia cum certis et sollemnibus verbis praesentibus x testibus aguntur et fiunt; Ulpian 9, ı: farreo eonvenitur in ma- num certis verbis et testibus x praesentibus et sollemni sacrifieio facto; er stellt also die Wortformel sogar voran. ® Burcrarpı, Lehrb. 2, 247; Rosssac#, röm. Ehe S. ıı1 (es sollen Gebete sein). * Kartowa, d. Formen d. röm. Ehe S.25f.; Danz, RG. ı, 153 f.; HöLper, Instit. S. 271, I. 5 Zeitschr. f. RG., N. F. 3, 93. 99% 1162 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. December. festgestellt wird'. Es lässt sich schwer vorstellen, dass eine gleich- artige Äusserung bei der geistlichen Ehe gefehlt haben könnte. Frei- lich worauf sie gegangen sei und wie sie gelautet habe, ist auch nicht mit annähernder Wahrscheinlichkeit zu sagen. Der sacrale Charakter des Rechtsgeschäftes indess lässt vermuthen, dass die Erklärung in demselben Sinne gehalten war. Als romulisches Gesetz ist eine Be- stimmung überliefert, die Frau solle durch Confarreation ‘dem Manne Genossin werden des Vermögens und der Sacra’’”. Denkbar ist es danach, dass die Frau gerade erklärte, sie wolle in die Sacra ihres Bräutigams eintreten: das wäre der umgekehrte Act wie die detestatio sacrorum ; es wäre zugleich eine sacralrechtliche Erklärung und man könnte deshalb keinen Anstoss daran nehmen, dass sie in den meisten Fällen von einer Haustochter abgegeben sein wird. Allerdings zieht die Confarreation sehr weltliche Rechtsfolgen nach sich: die Begründung der Manus. Indess dies geschieht nur mittelbar. Es wird eine echte römische Ehe begründet: zu dieser gehört aber ursprünglich die ehe- herrliche Gewalt selbstverständlich; das bringt die Gestaltung des Patricierhauses einmal so mit sich. 3. Der Eid zur Bekräftigung einer übernommenen Verbindlichkeit tritt im römischen Staatsleben als politischer und militärischer, im Privatverkehre als Versprechensform auf. Er zeigt in allen drei An- wendungen dieselbe äussere Gestalt und bringt die nämlichen Wir- kungen hervor; er ist ein sacralrechtliches Geschäft mit lediglich sacral- rechtlicher Bedeutung; er ist die Bestärkung einer Treupflicht (fides) und der Eidbruch ein Verstoss gegen die als Göttin gedachte Fides‘. a. Der Amtseid der Magistrate wird vor der Verkündigung in die Hände des Consuls abgelegt’: dieser spricht sitzend die Formelworte vor (praeit verba). Der Eid enthält allemal eine Anrufung des Juppiter und der Penaten und eine Verfluchung für den Fall wissentlicher Nicht- erfüllung der beschworenen Pflicht“. Der Inhalt kann aber nur ein Boethius z. Topik 3, 13 P. 299 — Zusatz zu Servius, Aen. 4, 214 Tr. a Dionys 2 2, 25° zu de Forocde vonog* "yuralza ee am Fyv zar& yanovs iegoös ı ruveh- Solsav «udg Komwewvon dr avruv eiven Yenacerun TE PR iepuv” u N j - : hr pi % .’ Kol Y LER Hy vr iz ini Ft u. j ‚ch aunt "i u, u \ f . i m , u, f et si GAR: ’ Suilı, & inner 17 [#7 Top TERN rad Pe . ’ “ ; fi ö - 48 LE». er ARHBS ZH LIES HR SAT 7 ish ii HWRRRTE I Peer } u ER rl) SE a Rz LLLu IE hl Eis \ a j aul.dr N = ö r . u vr 5 a a E j N A TE FIRE Ns N W A, daR B2 B . Fis Kir: 1 94 Fr De pr Fi ad RR Sur ’ D X € ® in, al a: Tal TE Bo | | 5” @n ; ze on ur, & yo ‘ “| ß # . vs . “ r Ar [r Be. f AT “ KEN > : x > X er. a PP A indirekt se Al HA ag petinnal 1885. LI SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 17. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 1. Hr. Brunser las die umstehend folgende Abhandlung: die Landschenkungen der Merowinger und der Agilolfinger. 2. Die von der Akademie vollzogene Wahl des bisherigen cor- respondirenden Mitgliedes der philosophisch-historischen Classe Hrn. BoEHTLINeK zum auswärtigen Mitgliede hat unter dem 30. November die Allerhöchste Bestätigung erhalten. Sitzungsberichte 1885. 101 ee 5 2 £r 217 URL Kr: ) er; Ir: a 1173 Die Landschenkungen der Merowinger und der Asilolfinger. Von HeınkıcHh BRUNNER. Di. Streitfrage über die Anfänge des Lehnwesens, eine der bedeut- samsten, welche die Literatur unserer Rechtsgeschichte aufweist, hat ihren Ausgangspunkt in den Vergabungen, welche die merowingischen Könige aus dem fränkischen Krongute vorzunehmen pflegten. Die rechtliche Tragweite dieser Vergabungen ist seit mehr als einem Jahr- hundert streitig. Zur eingehendsten Erörterung gelangten die maass- gebenden Streitpunkte in der lebhaften Polemik, die sich vor nahezu vierzig Jahren zwischen Warrz und Roru über die Entstehung des fränkischen Lehnwesens entspann. Rork' führt sie auf eine von den Söhnen Karl Martell’s vorgenommene Verfassungsänderung zurück und behauptet, dass es unter den Merowingern nur eine Art der Ver- leihung von Krongut gegeben habe, nämlich die Verleihung zu frei vererblichem und veräusserlichem Eigenthum. ‚WAarzz,” der für die Ent- wickelung des Lehnwesens den geschichtlichen Zusammenhang zwischen den Erscheinungen der merowingischen und der karolingischen Zeit festhält, betont die Verwandtschaft zwischen den Landschenkungen der Merowinger und den karolingischen Beneficien. Jene hätten zwar manchmal völlig freies Eigenthum des Beschenkten, manchmal nur einen Niessbrauch begründet. In der Regel aber sollte mehr wie ein Niess- brauch, nämlich für die Dauer des Besitzes ein volles Recht, ein Eigen- thum, aber ein Eigenthum auf Zeit oder Lebenszeit, oder geknüpft an bestimmte Voraussetzungen gegeben sein.” Man kann in dieser Zeit, äussert sich Warz, gar nicht im Allgemeinen sagen, ob die Ver- leihungen erblich, lebenslänglich oder frei widerruflich waren; sie waren in gewissem Sinne bald das Eine, bald das Andere, aber vielleicht keins unbedingt.‘ Eine mehr factische als rechtliche Beschränkung, ! Die Krongutsverleihungen unter den Merovingern, 1848; Geschichte des Bene- fieialwesens, 1850; Feudalität und Unterthanverband, 1863. ® Deutsche Verfassungsgeschichte II®, ı, S. 309 fl. SUN. 0.. 310. - 4 A. a. O. 319, Note 3. 101* 1174 Gesammtsitzung vom 17. December. heisst es an einer anderen Stelle, sei bei den Verleihungen zu Eigen- thum zu statuiren.' Wenn die Juristen sich gegen die von Warzz aufgestellten Sätze im Allgemeinen zu spröde verhielten und den meines Erachtens durchaus zutreffenden Kern derselben nicht oder doch nur vereinzelt anerkannten, so lag der Grund wohl kaum in der von Wartz gerügten Erbsünde der juristischen Forscher,” dass sie nämlich »nicht anerkennen wollen, was nicht rechtlich formulirt nachgewiesen werden kann«. Der Rechts- historiker ist ja einerseits bei zahlreichen Rechtsinstituten genöthigt, die in den Quellen vermisste rechtliche Formulirung aus denselben erst herauszuarbeiten. Andererseits darf er auf eine solche Formulirung nirgends verziehten: denn für die Rechtsgeschichte bleibt, was sie dogmatisch nicht erfassen kann, todtliegender Stoff.” "Die Sünde der germanistischen Jurisprudenz scheint mir in der Frage der mero- wingischen Landverleihungen vielmehr auf einem anderen Gebiete zu liegen, nämlich in der dogmengeschichtlichen Vernachlässigung des deutschrechtlichen Instituts der Schenkung, bei der sie ausser Stande war, die von Waıtz bemerkten Thatsachen klaren und ausgeprägten Grundgedanken der germanischen Rechtsgeschichte einzuordnen. Früher wie irgend ein anderes Rechtsinstitut ist die Schenkung romanisirt worden. Seit Langem operiren wir mit römischen Rechtssätzen der Schenkung wie mit naturrechtlichen. Und in der kaum übersehbaren Masse der germanischen Rechtsquellen sind nur versprengte Trümmer einer Überlieferung vorhanden, die darauf zurückweist, dass das ger- manische Recht in der Lehre von der Schenkung den Entäusserungs- willen des Schenkers ursprünglich nach anderen Gesichtspunkten be- urtheilte, wie das römische und das heutige Recht. Im römischen Rechte charakterisirt sich die Schenkung bekanntlich ® durch die Absicht des Schenkers das Vermögen des Empfängers zu ver- mehren. ihn zu bereichern. Ausser dieser Vermögensvermehrung hat sie keinen juristischen Zweck. weshalb das Geben ob causam in scharfem (regensatze steht gegen das Geben als Schenkung. Der sonstige concrete Zweck der Schenkung kann Bestandtheil des Rechtsgeschäftes nur in der Form einer Nebenbestimmung, nämlich einer besonderen dem Be- schenkten gemachten Auflage, eines modus werden. Von den Arten der römischen Schenkung können hier diejenigen, welche obligando oder !A.a.0. 311, Note ı. ? A.a.O. 322, Note 3. ’ Treffende Bemerkungen macht über den dogmatischen Beruf der Rechtsgeschichte Bınpıns, Handb. d. Strafrechts I, 1885, S. 4 Note ı. * Sıvıony, System 4, ı f. Puc#rta, Institutionen $. 205. Winpscheip, Pan- dekten $. 365. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger n..der Agilolfinger. 1175 liberando geschehen, ausser Betracht bleiben. Für das Verhältniss der germanischen Landschenkung zur römischen fallen vielmehr als Grössen der Gleichung einerseits nur die römische Schenkung, welche dando erfolgt. die donatio rerum, andererseits die Schenkung des deutschen Rechtes, welche Gabe ist, in das Gewicht. Da es nieht angeht, hier etwa nebenbei den Umfang des germanischen Schenkungsbegriffes zu untersuchen, so mag es dahingestellt bleiben, ob man nach germa- nischen Rechten von einer Schenkung sprechen kann. welche nicht durch Gabe geschieht. Jedenfalls bildet die Gabe, und zwar die materiell unentgeltliche Gabe, den Haupt- und Normalfall der deutsch- rechtlichen Schenkung. Die Wirkung derselben kann sich verschieden gestalten mit Rücksicht auf den Gegenstand, welcher geschenkt wird und treten in dieser Beziehung die Landschenkungen als eine besondere Art der Schenkungen hervor, während nach römischem Rechte das Öbjeet der Schenkung für deren rechtliche Tragweite gleichgültig ist. Wenn jemand eine Sache mit dem animus donandi übereignet. d. h. schenkt, mdem er dem Beschenkten das Eigenthumsrecht an einer Sache überträgt. so liegt nach römischen Reehtsgrundsätzen — sofern nicht besondere Verabredungen getroffen wurden — nicht der geringste Zweifel vor, dass der Beschenkte die Sache beliebig veräussern und vererben kann wie irgend ein anderes Stück seines freien Vermögens. In eine völlig andere Rechtslogik führen uns zunächst die Grundsätze ein, welche das englische Recht für die Tragweite des Entäusserungswillens bei der Landgabe aufstellt. Die donatio des englischen Immobiliarrechts bezeichnet nicht bloss die Schenkung, sondern die Landgabe schlechtweg. Sie ist, der traditio (sala) des fränkischen Urkundenstils, der nordischen Schötung' vergleichbar. ein Rechtsact der Übereignung von Grundstücken ohne Rücksicht auf die causa der Veräusserung. Da die Rechtssätze der donatio auch dann gelten. wenn eine wahre Landschenkung in Frage steht. so können sie hier ohne Bedenken verwerthet werden. In der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts schrieb Thomas Lirttrerox einen Tractat über die Besitzrechte an Grund und Boden, der das Evangelium des englischen Immobiliarreehtes wurde. Epw. Coke, der berühmteste altenglische Jurist, nennt ihn das vollkommenste Werk. das je in irgend einer menschlichen Wissenschaft geschrieben worden ist. Nach Lirtrron erfordert der Erwerb eines erblichen Besitzrechtes” die Erklärung des Veräusserers, dass er dem Erwerber das Land ! K. Leumann, Die altnord. Auflassung. Z. d. S. St. f. RG. V, 92 fl. v. Anıra, Altschwed. Obligationenrecht 512 fl. 2 Eines feodum simplex. Feodum idem est quod haereditas et simplex idem est quod legitimmm vel purmm. 1176 Gesammtsitzung vom 17. December. übertrage: ä& aver et tener ä luy et ä ses heires (ad habendum et tenendum sibi et haeredibus suis). Die Worte ä ses heires (haere- dibus suis) sind wesentlich. Mit jener Interpretationskunst, die es begreiflich macht, dass man nach englischer Ansicht mindestens sieben Jahre braucht, um das common law zu erlernen, zieht Epw. Coke' folgende Consequenzen. Wenn der Veräusserer sagt: Petro et haeredi suo oder wenn es statt et haeredibus heisst aut haeredibus, so hat der Erwerber nur ein Besitzrecht auf Lebenszeit und fällt nach seinem Tode das Gut an den Veräusserer heim. Lautet die Clausel Petro et Martino et haeredibus, so erhalten der Petrus und Martinus nur ein estate for life. Selbst die Wendung Petro et haeredibus ist nach CorE nieht genügend sicher. Sie begründe wohl ein erbliches Besitz- recht des Petrus, aber dennoch sei es weiser, LiTTLeron zu folgen und zu sagen Petro et haeredibus suis. Der Grundsatz, dass die donatio ein erbliches Recht nur schaffe, wenn die Erben ausdrücklich genannt sind, findet 'sich schon bei Glanvilla® und in den grossen Rechtsbüchern des dreizehnten Jahr- hunderts. Bracrox sagt: si autem ita facta esset donatio ut si dieam: do tibi tantam terram, nulla faeta mentione de haeredibus, ista do- natio se non extendit ad haeredes, nisi tantum ad vitam donatorii.” Nach Brrrrox I, 252 müssen die Erben in der Habendum-Olausel ge- nannt sein. Um ein erbliches Besitzrecht zu übertragen, würde die Fassung: jeo Johan ay done a Pieres et a ses heirs taunt de terre nicht genügen, sondern es müsste heissen: jeo J. ay done a Pieres taunt de terre... & aver et tener a mesme celi Pieres et a ses heirs. Man wende nicht ein, dass diese Behandlung der englischen Landgabe durch lehnrechtliche Grundsätze bestimmt werde. Denn das feudum simplex ist nach anglonormannischem Rechte begrifflich Erb- gut, haereditas und seit dem Statut quia emptores, ı8 Ed. I frei veräusserliches Erbgut. Ausgangspunkt des englischen Rechts ist in dieser Lehre vielmehr der Satz, dass die Qualität des erworbenen Besitzrechtes durch den Willen des Donators bestimmt werde.‘ Die Rechtsregel, dass nur ein Besitzrecht auf Lebensdauer übertragen wird, wenn nicht der Donator etwas anderes ausdrücklich erklärt, beruht sonach in letzter Linie auf einer Interpretation des pure ausgesprochenen tn, 8, b. ® L.7,c. 1, $. 2: perpetuo remanebit illi, cui donata fuerit terra illa et here- dibus suis, si iure hereditario eis fuerit concessa. ® L. 11. 39, $.6, f. 92 b. Donatorius (donataire) ist der Empfänger der Landgabe. * Modus et conventio vincunt legem sagt Bracron, indem er unter modus nicht nach römischer Weise eine der donatio hinzugefügte Nebenbestimmung, sondern die vom Donator gewollte lex donationis versteht. Gunpermann, Englisches Privatrecht 202. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1177 Veräusserungswillens, die sich zu einer dispositiven Rechtsnorm ver- dichtet hat. Der nackte Veräusserungswille wird als dahin gerichtet angesehen, dass der Erwerber die Gabe besitze und nieht ein Dritter. Stirbt der Erwerber, so soll sie an den Donator zurückfallen. Denn nur damit der donatarius das Grundstück habe, hat sich der Donator desselben entäussert. Das Recht des Rückfalls braucht gar vorbehalten zu sein. Der Vorbehalt ist nach Bracton, wenn das Rückfallsrecht nicht ausgeschlossen wurde, als eonditio tacita in der donatio enthalten.' So fremdartig uns auf den ersten Blick hin diese Grundsätze des englischen Rechtes erscheinen mögen, so bietet doch noch unsere heutige Volksanschauung über die durch Gabe vollzogene Schenkung vereinzelte Anklänge dar. Wenn ich schenke, so folgt daraus nur, dass ich die geschenkte Sache lieber in den Händen des Beschenkten als in meinen Händen, aber durchaus nicht, dass ich sie lieber in den Händen eines Dritten als in meinen sehe, eine Folgerung, der unsere Denkart Rechnung trägt, indem sie es unter Umständen trotz der rechtlichen Zulässigkeit für unzart, ja für unanständig hält, ein Ge- schenk weiter zu veräussern. Man denke an Geburtstags- oder Jubi- läumsgeschenke oder an ein literarisches Werk. das der Verfasser etwa mit handschriftlicher Widmung verschenkte und nach einiger Zeit in einem Antiquariatsladen entdeckt. Skenkjan, schenken heisst ursprünglich propinare, ministrare pocula, zu trinken geben.” Das Amt des Schenken bestand in dem Füllen des Trinkhorns, des Bechers. Der Trunk, den der Gast erhält. der über die Schwelle des Hauses tritt, ist nur ihm zugedacht und will nicht eine abstracte Vermögens- vermehrung, etwa ein in Naturalien geleistetes Trinkgeld sein. Das Recht. welches der Beschenkte an der Gabe erwirbt, kann trotz der Unveräusserlichkeit und Unvererblichkeit Eigenthum sein. Auch das Eigenthum, welches nach römischem Rechte der Mann an der dos hatte, war auf die Dauer der Ehe beschränkt. Nach Auf- lösung der Ehe musste die dos vom Manne oder von seinen Erben her- ausgegeben werden. Den fundus dotalis konnte der Mann weder ver- erben noch veräussern. Unveräusserlich ist nach heutigem Recht das Eigenthum des Fideieommissbesitzers. Unveräusserlich und unver- erblich z. B. das von den Privatrechtsjuristen bisher wenig beachtete Eigenthum, welches durch die Ordensverleihung begründet wird. Wer einen Orden erhält. erwirbt an dem Ordenszeichen, das ihm tradirt wird. das Eigenthum. aber ein Eigenthum von äusserster Magerkeit. ! Bracron 17b: revertetur terra illa ad donatorem per eonditionem tacitam etiamı nulla fit mentio in donatione, quod revertatur. ? Grarr. Sprachschatz VI. 318. 1178 “ Gesammtsitzung vom 17. December. Er darf den Orden nicht verschenken, verkaufen oder vermiethen oder in dotem geben. Stirbt der Eigenthümer des Ordenszeichens, so wandert es an den Geber zurück. Werden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt. so wird er seines Eigenthums am Orden ver- lustig, obwohl sein sonstiges Vermögen völlig unangetastet bleibt. Für die Grundsätze. die das anglonormannische Recht über die donatio von Immobilien aufstellte, finden sich zahlreiche Analogien in anderen germanischen Rechten, insofern entweder bei Schenkungen oder wohl auch bei Übereignungen durch Schenkung und Kauf im Zweifel angenommen wird, dass die Absicht des Veräusserers nicht auf eine unbeschränkte und unbedingte Entäusserung gerichtet sei. In Schweden ging nach west- und ostgötischem Rechte geschenktes Land nach dem Tode des Empfängers nur auf dessen Kinder über, während es in Ermangelung von Kindern an den Geber oder dessen Erben zurückfiel.' Geschenktes Land soll nicht ohne Zustimmung des Gebers veräussert werden. Will der Empfänger es verkaufen, so hat der Geber ein Einstandsrecht. Nach westgötischem Recht hat nicht nur der Schenker, sondern auch der Verkäufer ein Einstandsrecht an dem veräusserten Grundstück.” Ebenso greift ein Einstandsrecht des Veräusserers nach der norwegischen Frostubingslög an dem durch Schenkung oder Kauf veräusserten Odalslande Platz.” Der König hat dieses Einstandsrecht an jedem von ihm veräusserten Grundstück. während er seinerseits, wenn er ein Gut durch Schötung veräussert, es keinem Vormanne zur Rückeinlösung anzubieten braucht. Aus dem Kreise der friesischen Rechte vermag ich hier nur ein vereinzeltes Rechtsinstitut des ostfriesischen Rechtes als Analogon anzu- führen, die sogenannte Hornungsgabe. d. h. die Gabe, welche jemand seinem Friedelkinde oder seinen unehelichen Halbgeschwistern schenkt. Die Hornungsgabe vererbt nach den Emsiger und Hunsingoer Gesetzen und ebenso nach dem ostfriesischen Landrecht nicht über den Urenkel des ersten Erwerbers hinaus.” Sind Descendenten desselben bis zum ! Nach von Anmıra, Nordgermanisches Öbligationenrecht I, 5ıo f. Dazu die auf S. 286 iibersetzte Stelle aus estestalgen, ll, Aruxe Bolk. 26: »Gibt ein Mann seinem Friedelkind Eigen oder seinem Freund oder Diener, bekommt der ein Kind nach sich, dann habe er dies Land. Bekommt er kein Kind, dann gehe es dahin zurück. von wo aus es gegeben war...« Sollen auch die Kinder ausgeschlossen sein, so muss dies ausdrücklich bestimmt werden. ® Von AmMIRA 550. ® Frostupingsl. XII, 4. Karı Leumann, die altnordische Auflassung. 2. d.S. St. V,1ı00. Über die Frage des Wiedereinlösungsrechtes nach der Gulapingslög a.O. gı, Note. *,.madr scal biöda konungi iörd, oc eigi konungr ödrum manni. ° Rıc#rnoren, Fries. Rqu. 236, 31: Huersa ma ene horninge ieuua iefth, sa stondath tha ienua lichte anda thene tredda sia. Jefth thi thredda sia theth nauuet ne bitiucht. sa ach thet god to huueruuane inna tha honda. ther hia uthe eumenen Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 117% dritten Knie nieht vorhanden, so fällt die Gabe an die Heerdstätte'. von der sie gekommen, und nicht an die nächst gesippte Hand des letzten Besitzers. Ergiebigere Ausbeute liefern die Quellen der fränkischen Zeit für die Auffassung, dass durch die Schenkung im Zweifel nicht eine unbeschränkte Entäusserung erfolge, sondern nur ein beschränktes oder ein beschränktes und bedingtes Recht übertragen werde. Unter diesem Gesichtspunkte sollen im Folgenden zunächst ausserfränkische Reehte, nämlich das bayrische, das burgundische, das angelsächsische und langobardische sowie das westgothische Recht, ins Auge gefasst werden. Für Bayern kommen die Landschenkungen an Laien und Gleriker und zwar insbesondere die herzoglichen Landschenkungen aus der Zeit der Agilolfinger in Betracht. welche als eine den merowingischen Krongutverleihungen gleichartige, den karolingischen Benefieien gleich- zeitige Erscheinung eine möglichst eingehende quellenmässige Erörte- rung verdienen.” In Urkunden und Güterverzeichnissen bayrischer Kirchen wird häufig betont, dass eine Schenkung an die Kirche mit Erlaubniss des Herzogs erfolgt sei. Die Güterverzeichnisse von Salz- burg und Niederaltaich stellen derartige Schenkungen in eigenthüm- lichen Gegensatz zu den consenslosen Traditionen. Über den ältesten Besitzstand Salzburgs haben wir zwei gesonderte, ungefähr gleichzeitige Aufzeichnungen, den Indiculus Arnonis und die Breves Notitiae.” Der Indieulus verzeichnet nur jenen Erwerb der Kirche, der aus herzog- lichem Gute herstammt. nämlich die Schenkungen der Herzoge selbst und ausserdem solche, die mit deren Erlaubniss von Anderen gemacht wurden.” Zu den letzteren gehört erstens das, was liberi Baioarii schenkten aus dem Gute, quod fuit eis ex causa dominica benefieiatum und gehören zweitens die Schenkungen von homines potestatem non habentes de se, d. h. von Personen, welche ihr Vermögen ohne Rücksicht auf dessen Herkunft wegen ihrer persönlichen Abhängigkeit von einem Herrn nicht ohne dessen Consens veräussern können.’ Die hebbath and nauuet inna tha sibbista honda. Cf. Rh. Rqu. 337. 27. Wıcwr. Ost- friesisches Landrecht S. 329. 412 f. ı Cf. Wicar S. 343. ® Rorn Beneficialwesen 243. 244. Waıtz VG. 1I, ı, 328. Epcar Lönıng. Ge- schichte des deutschen Kirchenrechts II. 666. ® Im Folgenden eitirt nach der Ausgabe von Fr. Keınz 1869. Der Indieulus ist bald nach 788, die breves Notitiae sind wahrscheinlich Ende des achten Jahrhunderts entstanden. * Eingeführt in JA. 6. ı mit den Worten: item de hoc, quod tradiderunt liberi Baioarii per licentiam Tassilonis ad supradietum episeopatum, quod fuit eis ex causa dominica beneficiatum, similiter et de illis potestatem non habentes de se. ° Zu ihnen gehören die in 6. 4 genannten Mazzo et Appo et Arbertus non potestatem habentes, aber ebenso der 6, 13 genannte ‚Johannis servus. 1180 Gesammtsitzung vom 17. December. | entsprechenden Abschnitte der Breves Notitiae ergänzen die im Indi- eulus verzeichneten Schenkungen durch die Traditionen, welche von homines potestativi' aus freiem Eigengut. de proprietate selbständig gemacht worden sind.” Dieselbe Unterscheidung liegt dem von Abt Urolf (799 --806) angelegten Verzeichniss der ältesten Erwerbungen Klosters Niederaltaich zu Grunde.” Dasselbe zerfällt in zwei Theile. des Der erste zählt unter der Überschrift: de res quod Otilo dux.. cum soeiis suis condonavit die herzoglichen Schenkungen auf und ausser ihnen nur solche, welche mit herzoglicher Erlaubniss vollzogen wurden', «dar- unter Schenkungen von servi oder homines dominiei. homines tributales, die wir im Sinne des Indieulus Arnonis als homines potestatem non habentes bezeichnen müssten. Der zweite Theil: haee vero est traditio nobilium quae subter inserta nectitur, führt nur eonsenslose Traditionen auf, darunter 19, in welchen eine »hereditas« Gegenstand der Schen- kung ist und eine, im welcher der Donator eine villa cum omni ad- quesitu suo schenkt. Auch die bayrischen Traditionsurkunden lassen sich aus dem Gesichtspunkte der Veräusserungslicenz in zwei Gruppen theilen. Eine U BN. 14, 4: nobiles et potestativi homines und 14, 2 nobiles viri ac potestativi. In 14, 40; 42, 48, 50 erscheinen homines potestativi, welche nicht nobiles sind. Häufig fehlt der Zusatz potestativus bei den nobiles; ihre potestas tradendi wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Alexandra et Jacob, die im JA. 6, 7 sechs Mansen zu Aterhof ex causa dominica schenken, geben in BN. 14, 42 als homines potestativi ihr freies Eigen zu Aterhof. Der homo potestativus ist also gleichfalls auf die Lieenz angewiesen, wenn er das vom Herzog geschenkte Gut veräussern will. ® Vergleicht man die Schenkungen der gleichnamigen Donatoren in JA 6 und BN. 14, so zeigt sich, dass die Schenkungen ex proprietate den BN. eigenthimlich sind, dass sie aber daneben auch Schenkungen, die in JA. als donationes ex causa dominica stehen, anhangsweise anführen ohne ihre fiscalische Herkunft zu erwähnen. Z.B. J. 6, 3: Onno et filius eius Sigiuuolf et | BN. 14, 3: Sigiboldus iudex et Anno frater Sigibaldus index tradiderunt per licentiam eius, filiusque eiusdem Sigiwolf trad. in Vico Romanisco mansos apsos II. omnes res proprietatis suae, quas ha- buerunt in Vico Romanisco et mansus 11. J. 6, 10: Dignolus tr. p. 1. in Liueringa | BN. 14,9: Dignolus tr. res suas in Liueringe mansos III apsos. et colonia(s) tres. Vergl. noch JA. 6, 2; 7; ı5 mit BN. 14, 1; 42; 24 und ı4. Fast scheint es, als wären die BN. nach den Traditionsurkunden gearbeitet, von welchen manche zugleich freies Eigen und sogenanntes Beneficium des Donators betrafen, während bei der Zusammenstellung des JA, bei der es auf genauen Nachweis der herzoglichen Licenz ankam, die noch unten zu erwähnenden herzoglichen Consensbriefe benutzt worden sein mögen. ® Monumenta Boica ı1, 14 fl. Rorn B. W. a. O. * Bei allen Donatoren, die neben Otilo und Tassilo genannt sind, wird des comeatus oder der lieentia Otilonis oder Tassilonis Erwähnung gethan. Z. B. In villa Elirespach dedit Otilo illam capellam eum mansos VII et de ipsa villa Elirespach dedit Paldo per comeatum Otilonis tertiam partem et postea per licentiam Tassilonis tradi- derunt Einhardus et Sigipaldus illas duas partes et loeum qui vocatur Pholinchofa. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1181 nicht unerhebliche Zahl hebt den Consens des Herzogs hervor, während dies bei etwa zwei Dritteln des erhaltenen Urkundenbestandes nicht der Fall ist. Einige Urkunden, die den Consens constatiren, betonen ausdrücklich, dass der Donator das Gut, welches er der Kirche tradirt, durch herzogliche Schenkung erworben habe. Mon. Boica 28, 2, p. 14, H.' ıı. a 754: permittente Tassilone duei dono... villa Sulzzipah quem mihi Otilo dux presentibus bonis Baiouuaris perdonavit... Si quis.. hanc donationem, quam ego bona voluntate et cum commeatu Tassilone duei fieri et firmare rogavi.. UOE.? I, 8, nr.ı3, H.nr. 42, a. 771: 'statui apud me ipsum cum eonsensu et liceneia summi prineipis Tassiloni de sub- staneja, qua mihi princeps prefatus concessit ad Marchluppa, omnia que ibidem habeo ..trado.. UOE. I, 70, nr. 117, undatirt: Ego Alpkis.. statui apud me ipsum et liceeneiam summi prineipis Tassiloni de substancia, quam mihi princeps prefatus eoncessit ad Pahmannon, omnia que ibidem habeo.... M. nr.’ 27, H. 53, a. 772: ut dominum meum et inlustrissi- mum ducem domnum Tassilonem deprecare debuissem, ut ex beneficiis illius aliquid ad eeclesiam tradendi concederetur licentiam, qui suae largae bonitatis tradendi consensit locum ... quam donationem ducali consensu ... perfecimus. M. nr. 40, H. 70, a. 773: per consensu Tassiloni atque lieen- ciam villam propriam....tradedi..... dono enim praenotatum beneficium tam pro domno Tassilonem, qui mihi inspiratione divina hoc largitus est donare.... Testes:.... Dux Tassilo, qui haee fieri iussu consensit.... Et ego Tassilo dux manu propria confirmavi. UOE. 2ı, nr. 33, H. 87. a. 776: cum consensu et licencia summi prineipis Tassilonis ego Reginolf pecuniam, que fuit Regin- hari hominis mei et eam mihi concessit dominus meus Tas- silo..... trado atque confirmo omnia, que ibidem habeo, ceurtem ... terram, pratas... Diesen Beispielen ist hier noch eine Urkunde anzureihen, in welcher nicht der Herzog, sondern ein Unterthan desselben die Er- laubniss zur Veräusserung des von ihm geschenkten Gutes ertheilt. ! Die Abkürzung H. bezeichnet im folgenden des Grafen Hunpr Regesten der datirten Urkunden aus der Zeit der Agilolfinger, 1873, Abh. der bayr. Akad. II. Cl. ı2. Bd. ı. Abth. S. 194 (S. 50 des Sep. Abdr.). ® Urkundenbuch des Landes ob der Enns, 1852. 3 MEICHELBECK, Hist. Frising. I. pars instrum, 1182 Gesammtsitzung vom 17. December. 8 UOE. I, 36, nr. 60, H. 55, a. 772: trado et transfundo pro- pria mea in loco P. quod ego adquesivi a senioribus meis, cum eonsensu seniori meo nuneupante Egino. Dass in diesen Fällen der Consens des‘ Herzogs beziehungsweise des Seniors deshalb eingeholt wird, weil der Donator das Gut, welches er der Kirche tradirt, durch Landgabe von ihm erworben hat, ist sicher und unbestritten. Zweifelhaft und streitig ist dagegen die Bedeutung der Ver- Äusserungslicenz in den zahlreicheren Urkunden, welche zwar die herzogliche Erlaubniss oder Mitwirkung hervorheben, aber nicht er- wähnen, dass der Schenker sein Besitzrecht vom Herzog herleite.' Der Inhalt der Urkunden lässt nur ersehen, dass der Donator per licentiam oder per consensum oder unter Mitwirkung des Herzogs an die Kirche tradirte ea quae habuit, maneipia sua, oder colonias oder rem propriam, hereditatem suam, propriam hereditatem, partes hereditatis, possessionem propriae hereditatis, aliquid de hereditate, quam mihi meus genitor dereliquit, de propria alode seu de adquisitione sua.” Während Pavr Rotn den herzoglichen Consens schlechtweg aus der herzoglichen Landschenkung erklärte, sprach E. Lönme die Vermuthung aus, dass in Bayern zu jeder Vergabung von Grundstücken an die Kirche die herzogliche Erlaubniss erforderlich gewesen sei. Allein diesem angeb- lichen Rechtssatze steht die Bestimmung der Lex Baiuwariorum (I, ı) im Wege, dass nimand, selbst nicht der König oder der dux den freien Mann hindern dürfe, sein Gut der Kirche zu schenken, ebenso die Vorschrift der Dingolfinger Synode von 772. e. 6: ut si quis de nobili genere de hereditate sua voluisset dare ad sancetuarium Dei, in ! MB. 28, 2, p. 1: cum consensu Bub non dueis. — MEIcHELBEcK 1, 48, H. 3, 2.747: — M. 1, 52, H. 10, a. 754. — M. nr. 7, H. 16, a. 759. — M. nr. 4, H. 18, a. 759. — M. nr.6, H. ı9, a. 760. — M. nr. ı2, H. 23, a. 763: per consensum .. We. et satrabum eius atque confinitimorum nostrorum consentientium. M.], 68, H. 38, a. — M. 1, 75, 76, H. 47 a. 772. — M. or. 31, H. 52, a. 772. — UOE. I, 69, H. Es 2.772. — M. nr.45, H.69, a. 773. — Rızn { Jod. diplorı, Ratisb. I, p. 3, nr.4, H.8o, a.776. — M. nr. 66, H. 84, a. 776. — M. nr. 67,H. 85, a. 776. — Hunpr, Anh. nr. 6, p- 217, H. 86, a.776: flagitavimus Attonem Ahatein et Isanhardum domnum nostrum, ut per consensum atque licentiam...Tassiloni...hane traditionem facere liceat. — MB. 8, 3 n = a. 776. — Rıeop I, p. 3 nr. 5, H. 101, a. 778. — MB. 8, 366, H. 107, a. “779: — ge H. 110, a. ne — M. 1, 80, H. ı13, a.782. — UOE. I, 26, "44, H. a. — MB. 5, ‚ H.116, a 785. — MB. 28b, 41, ER Beier .785. — M. nr. 08, 2 Yen a. 288. — mM. ir. a. 754— 757. — UOE. 1, Bohr a. 737 81. — UOE. I], 58, ı 56, a. Zi iR. — MB. 28b, 8, a. 770—7 8 — M. . 80, a. a7 -— M. nr. 03. 780— 784. — Hunpr, Anh. nr. 8, p. 218, a. REN: 788. — UOE. I, 54, nr. 90. — nz Ind. Arnonis, Anhang p. 64 = Notizen- blatt z. Arch. für Kunde öst. Gun. VI, 43, nr. 93. — Rıep p. 4, or. 6. — M. nr. 15, 116, 324. ® Dep. a.s.d. a. s. in M.nr.7, nr. 66, 67, Hunpr Anhang nr. 6. Neben der alodis ist stets die adquisitio genannt. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger- 1183 sua potestate esset. nemo prohibuisset. Es würde ferner unerklärt bleiben, dass etwa zwei Drittel der vorhandenen Traditionsurkunden den Veräusserungsconsens verschweigen, dass die Salzburger breves Notitiae ihn bei Schenkungen ex proprietate, das Breviar Urolfs bei Schenkungen von hereditas nirgends hervorheben und dass eine und dieselbe Person bald mit CGonsens bald ohne Consens veräussert.' Da zudem das bayrische Recht mit der Consensbedürftigkeit frommer Schenkungen in der fränkischen Zeit völlig allein stehen würde, so dürfte Lönme’s Vermuthung abzulehnen sein. Andererseits wird man aber zugeben müssen, dass der CGonsens nicht überall aus herzoglicher Verleihung des der Kirche zu tradirenden Gutes erklärt werden darf, sondern andere Ursachen haben kann. So beruht das Erforderniss der Veräusserungslicenz nicht auf dem Charakter des Gutes, sondern auf der persönlichen Abhängigkeit des Donators bei den homines po- testatem non habentes, welche des CGonsenses zur Tradition ihres Be- sitzthums auch dann bedurften, wenn sie es nicht von ihrem Herrn erworben hatten.” Consensbedürftig waren wohl auch Schenkungen über Grundstücke, welche durch Rodung in fiscalischen Wäldern oder Wüstungen gewonnen worden waren.” Auch darf der Veräusserungs- eonsens nicht verwechselt werden mit der herzoglichen Zustimmung zur Errichtung neuer Kirchen’ und mit der Erlaubniss zur Selbst- tradition freier Leute oder zur Tradition freier Kinder an eine be- stehende Kirche.” In einzelnen Fällen mag der Consens nicht sowohl als Veräusserungslicenz denn zur Bekräftigung einer an sieh nicht eonsensbedürftigen Schenkung erwirkt worden sein, um den kirchlichen Besitzstand gegen Anfechtungen sicher zu stellen. Kann sonach die Einholung des Consenses auf verschiedenen Ursachen beruhen, so liegt es doch am nächsten sie im Zweifel aus der Weiterveräusserung einer durch Landgabe erworbenen res dominica zu erklären, auch wenn die Urkunde dieses Moment mit Stillschweigen übergeht. Wenigstens lässt sich für einen einzelnen Fall der bestimmte Nachweis führen, dass das mit Consens veräusserte Objeet aus herzog- ! In MB. IX, ı6 schenkt Sigirihhus episcopus an Niederaltaich per licentiam Tassilonis, in MB. IX, ı7 an dieselbe Kirche ohne Consens. Alpkis, welcher in UOE. I, 70 mit Consens tradirt, ist nach Hunpr a. OÖ. S. 225 identisch mit dem Albkis, der in M. nr. 220 gekauftes Gut ohne Veräusserungslicenz an Freising schenkt. ® Auf persönlicher Abhängigkeit beruht es vielleicht, wenn in M. nr. 98, H. 119 Heimrat mit Erlaubniss des Herzogs tradirt, quiequid propria pecunia adquisivit. Siehe noch oben S. 1180. 27 MB28,2b.27. 65:728,0b: 106: * MB. 8, 363. M. I], 52, H. ı0. M. nr. 97. SIUOES 17,000 27:55M.onr.193: 6 Siehe oben S. 1182 Note 2. 1184 Gesammtsitzung vom 17. December. licher Schenkung herrührte, obwohl die Traditionsurkunde nichts da- von erwähnt. In Folge eines glücklichen Zufalles ist uns nämlich zu dieser Veräusserung der herzogliche Consensbrief erhalten. Man hat ihn bisher übersehen, weil die Tradition und der Consensbrief miss- verständlich in eine einzige Urkunde zusammengeschrieben worden waren. Letztere lautet nach dem Abdruck UOE. I, ı7, nr. 27: Gloriosissimo atque precellentissimo Tassilo dux Bauuariorum uir inluster digimus uobis salutacionem ut preeimus uobis Oportunus ... ut suseipias illum in: honore meo cum gaudio, ut ueraciter seias, quod liceneiam habet de nobis se ipsum commendare deo nuncupante ipse Uuolfperht cum suis... ad cenubium istum, ut scias cum consensu donum meum in loco nuneupante Uualtkisinga liceneiam habet de nobis donare pro anima sua ad locum sanetum istum quiequid illie habeo ... terciam partem dabo uxorem meam nuncu- pantem' Alpsuuind cum consensu Tassiloni unum eolonem et II homines domesticos ... sunt multi testes. Mit den Worten quiequid illie habeo beginnt die von WOLFPERHT ausgestellte Traditionsurkunde. Was ihr vorausgeht ist der herzog- liehe Consensbrief.” Aus seinem Inhalt ist zu ersehen. dass der Donator die Veräusserungslicenz vor der Tradition bei dem Herzoge einholt, der darüber ein an den Prälaten der bedachten Kirche adressirtes Schreiben ausfertigen lässt, worin das Objeet der bevor- stehenden Schenkung bezeichnet wird. Der Donator präsentirte hier- auf den erwirkten Consensbrief dem Abte der bedachten Kirche und dieser liess das Niederschreiben der Traditionsurkunde besorgen, durch deren Begebung der Donator die Schenkung vor dem Altar der Kirche vollzog. Im vorliegenden Falle benutzte der Schreiber des Klosters Mondsee den auf dem Consensbriefe leergebliebenen Raum um sofort unter dem Text desselben die epistola traditionis als Zusatzurkunde anzubringen. Während in die Copialbücher sonst nur die Traditions- urkunden, nicht die Gonsensbriefe eingetragen wurden, hat die Hand, welche den ältesten Codex traditionum des Klosters Mondsee schrieb, den Consensbrief TassıLo’s und Worrperar's Traditio in einem Zuge, als ob sie eine einzige Urkunde wären, abgeschrieben, ein Versehen, dem wir die Überlieferung des einzigen aus agilolfingischer Zeit erhaltenen Consensbriefes verdanken. 'l. et uxor mea nuncupante. ? Seine eigenthümliche Fassung erklärt sich aus tlüchtiger Ausfüllung des dafür benutzten Formulars. Genannt wird nur der Name des Abtes von Mondsee, dagegen nicht der Name des Klosters. Aus der Formel ist das illum nach suscipias, ist das eenobium istum, ad loeum sancetum istum herübergenommen worden, obwohl die Kirche vorher gar nicht erwähnt worden ist. Brunser: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1185 Nicht immer wird ein Consensbrief eingeholt. Manchmal erfolgt die Tradition in Gegenwart des Herzogs." Dann konnte der Consens- brief entbehrt werden. Der Herzog signirte dafür die Traditions- urkunde, gab wohl auch dem Schreiber den Urkundungsbefehl. Nicht leicht ist es, den Charakter des Rechtes, welches die herzog- liche Landschenkung begründete, mit einiger Sicherheit festzustellen und zu entscheiden, ob der Besehenkte nur ein Leihereeht oder ein beschränktes Eigenthum an dem Gegenstande der Schenkung erwarb. Nach dem Indieulus und nach den breves Notitiae sollte man meinen, dass ihm das Gut nicht in proprietatem, sondern in benefieium ge- geben wurde. Das Breviar Urolf’s unterscheidet von «den consentirten Schenkungen die geschenkten hereditates. In der oben S. ı 181 ange- führten Urkunde von 773. MEICHELBEcK nr. 40 wird das geschenkte Gut benefieium genannt, in M. nr. 27 von 772 die Erlaubniss des Herzogs betont, ex benefieiis illius aliquid tradendi. Trotzdem glaube ich, dass die agilolfingischen Landschenkungen nicht ein Leiheverhältniss im Sinne des fränkischen Beneficialwesens, sondern ein beschränktes und bedingtes Eigenthum geben und der Ausdruck beneficium, wo er dafür auftritt, nicht in technischer Anwendung gebraucht wird. In UOE. I, 36, a. 772 werden mit Gonsens des Seniors tradirt propria mea, quod ego adquesivi a senioribus meis. In M. nr. 40 nennt der Donator das geschenkte Objeet zugleich villa propria und benefieium. Das Wort benefieium kann hier füglich nur in der schon den römischen Rechts- quellen geläufigen Bedeutung von donum, largitas gemeint sein und in diesem Sinne brauchen es auch die Breves Notitiae, wenn sie in der Überschrift zu e. 5 von benefieia ab ipso duce ad eandem sedem (Juvavensem) contradita sprechen.” Gegen ein blosses Leiherecht fällt IE MEAT, 48, H. 3, a. 747: trado rem propriam meam... in presentia Oatiloni ducis. Et post haee ego Tassilo... hane epistulam confirmavi propria manu mea. M.nr. 4, H. ı8, a.759: Post hoc signum manns Tassilonis ducis eonsentienti ... Ego A. jussus de duce inelito seripsi. M. nr. 6, H. 19, a. 760: Ego Tassilo.... confirmavi hane epistulam. M. nr. 31. H. 52, a. 772: A. conseripsi vidente Tassilone et manu propria confirmante. M.1,8o,H. ı13, a. 782: hoc autem decrevit fieri... Tassilo... seu filius ipsius nobilissimus Theoto hane traditionem probavit. M.nr. 10, a. 754 bis 757: actum coram Tassiloni duce ipso confirmante. MB.28, 2, p. 8, a. 770 bis 788: seribsi ego P. iussus a summo prineipe Tass. M.nr. 324: tradidit... Tassilone .., ibidem manente ipsam traditionem sciens et consentiens. M. I, 68, H. 38, a. 770: eonsentiente.... Tassilone, qui manu propria traditionem firmavit.... Inprimis dux Tassilo testis. ® Noch in der Urkunde Arnulf’s für Salzburg von 890, KrEınmayrn, Juvavia p- 113 findet sich die dem Indiculus entsprechende Wendung: ...cum omnibus que ab antecessoribus nostris antea benefieiata fuissent, firmamus in proprium. Auch ist es wohl kein Zufall, dass die von Warrz VG. 6, 89 zusammengestellten Bezeichnungen der lebenslänglichen proprietas als beneficium propriale, proprietas et beneficium, proprietas seu beneficium gerade aus Bayern stammen. 1186 Gesammtsitzung vom 17. December. insbesondere der Umstand in’s Gewicht, dass die Tradition des Gutes an die Kirche durch die Hand des Besitzers erfolgt. Da bei dem technischen Benefieium das Eigenthum des verliehenen Grundstücks dem Verleiher verbleibt, kann die Ubereignung an einen Dritten von Rechts wegen! nur durch die Hand des Leiheherrn oder im Namen (desselben durch einen Bevollmächtigten geschehen. Gesetzt, aber nicht zugegeben, dass in fränkischer Zeit Ausnahmen von diesem eigentlich selbstverständlichen Rechtssatze vorgekommen seien,” so bliebe es doch in hohem Grade auffallend, dass in Bayern durchaus der Inhaber der herzoglichen Landschenkung und nicht der Eigenthümer, der Herzog, die UÜbereignung vollzieht, letzterer auch dann nicht, wenn er bei (ler Tradition an die Kirche zugegen ist.’ Die Quellen gestatten den Nachweis, dass die agilolfingische Land- schenkung vererbt wurde. Doch blieb die Erblichkeit eine beschränkte, denn nur die Nachkommen des ersten Erwerbers haben ein Erbrecht erlangt. In den Dingolfinger Decreten gewährt Tassilo die Vererbung der Landsehenkungen seiner Vorfahren auf die Deseendenten der Er- werber, und zwar unter der Bedingung treuer Dienste, von der noch weiter unten die Rede sein wird. LL. II. 460, e. 8: De eo quod parentes prineipis quodeumque praestatum fuisset nobilibus intra Baiuvarios hoc constituit, ut, permaneret et esset sub potestate uniuseuiusque relin- quendum posteris, quamdiu stabiles foedere servassent apud prineipem ad serviendum sibi, et haec firma permaneret; ita constituit. Bei den technischen Benefieien der Karolinger hatte der Sohn noch im ‘neunten Jahrhundert keinen Rechtsanspruch auf die Nach- ! Rorn, BW. 416, Warız, VG. 4, 210. 2 Warsz führt a. ©. Note ı nur einen einzigen Fall an (die übrigen Beispiele sind agilolfingisch). In MB. 28, a. nr. 3. p. 5. a. 807 bestätigt Karl einen Tausch, welchen Bischof Agilward von Würzburg und Graf Audulf über Güter in Franken abgeschlossen hatten. Dedit episcopus... ad partem nostram ecelesia(ın) una(m)... in compensatione huius meriti dedit.. Audulphus comis per nostrum comiatum de eius beneficio.. ecelesia una.. et in alia villa.. quantumeunque .. Agilulfus presbiter ad- huc habere uisus est. Es handelt sich da um einen mit vorausgegangener Erlaubniss des Königs vorgenommenen Tausch, bei welchem das eingetauschte Gut königliches Üigenthum wird. Der Graf fungirte als amtlicher Vertreter des Fiscus. ‘Im Interesse der Kirche wird das Rechtsgeschäft nachträglich durch königliches Diplom eonfirmirt. Es ist schon eine Ausnahme von den Grundsätzen des strengen Lehnrechts, wenn der Vasall sein Recht am Lehen mit Zustimmung des Lehnsherrn veräussert, da der Über- vang des Lehens auf einen Dritten eigentlich die Rückgabe des Lehens in die Hand des Lehnsherrn und die Belehnung des Erwerbers durch den Lehnsherrn erfordert. Dagegen widerstreitet eine Übereignung des Lehnsobjeetes durch die Hand des Vasallen den Grundsätzen des Lehnwesens und der Natur des Leiheverhältnisses. 3 M. nr. 40, H.70 oben S. ıı8ı. Brusser: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1187 folge in den Beneficialbesitz des Vaters,' und soweit eine thatsäch- liche Erblichkeit sich anbahnt, wird sie dadurch vermittelt, dass nach dem Tode des Besitzers der Sohn desselben auf’s Neue beliehen wird.” Allein das Dingolfinger Deeret spricht nicht nur die allgemeine Vererblichkeit auf die Descendenten aus, sondern es gewährt mehr als die blosse Versicherung einer Wiederverleihung an die Nach- kommen des verstorbenen Besitzers. Die Worte: esset sub potestate uniuscuiusque relinquendum posteris schliessen den Mannfall und das Erforderniss einer erneuten Verleihung aus. Waıtz bemerkt daher “ mit gutem Grunde, dass in den Dingolfinger Decreten nicht, wie man früher meist annahm, von eigentlichen Benefieien die Rede sei.’ Auf eine mindestens thatsächliche Erblichkeit der agilolfingischen Landschenkung weisen auch vereinzelte Angaben des Indieulus und des Breviarius Urolfi hin. Verschiedene Besitzungen, welche der Indieulus unter den Traditiones ex causa dominica anführt, werden nämlich durch gemeinschaftliche Vergabung von Brüdern oder sonstigen Seiten- verwandten oder von Vater und Sohn oder von Mutter und Sohn tradirt.‘ Die gemeinschaftlichen Vergabungen durch Seitenverwandte können wohl nur aus ungetheilter Erbschaft erfolgt sein. Denn höchst unwahrscheinlich wäre für diese Zeit die Erklärung, dass der Herzog das Gut nicht ihrem gemeinschaftlichen Ascendenten, sondern ihnen selbst zu gesammter Hand verliehen habe. Die Mitwirkung des Sohnes bei Veräusserungen der Eltern lässt darauf schliessen, dass er ein Erb- recht an dem Gute oder ein Recht auf Abschichtung hatte. Aus dem Übergange des Gutes auf die Descendenten des Erwerbers erklären sich ferner am einfachsten die nicht seltenen Fälle, in welchen Frauen Grundstücke ex causa dominica mit Consens des Herzogs veräussern.’ Lehrreich ist auch die Tradition der Villa Elirespach an Niederaltaich.® Mit Erlaubniss Otilos schenkt Paldo den dritten Theil dieser Villa. Später tradiren mit Erlaubniss Tassilos Einhard und Sigipald die zwei übrigen Theile. Das Gut hatte also drei Besitzer, vermuthlich Brüder, die es vom Vater ererbt hatten und von welchen Paldo schon in der Zeit Otilos seinen Antheil sich hatte ausschichten lassen. Die gemein- schaftliche Nachfolge mehrerer Söhne, wie sie in Bayern vorausgesetzt I Warrz, VG.4, 225. 2 Waırz, VG.4, 204, 225 f. ® VG, 4,204, Note 3. * JA. 6,3: Onno et filins eius Sigiuuolf et Sigipaldus index (frater Onnonis nach BN. 14, 3); 6, 5: Hrodkaer et Gotescalk et Eparachar tradiderunt; 6,7: Alexandra et Jacob filius eins; 6, ı5: Berteuoz et Gaermunt et Patto vendiderunt res eorum per licentiam Tassilonis ex causa dominica. 5 Tisa, JA. 6, ı2; Ermlint, 6, ı4; Alexandra 6.7. $ Siehe oben Seite 1180, Note 4. Sitzungsberichte 1885. 102 1188 Gesammtsitzung vom 17. December. werden muss,' stimmt gleichfalls nicht zu den Grundsätzen des Bene- fieialwesens, nach welchen die Zersplitterung des Benefieiums dadurch vermieden wird, dass es, wenn überhaupt in der Familie des Er- werbers verbleibend, in der Regel nur einem seiner Descendenten auf”s neue verliehen wird. Nach alle dem kann die agilolfingische Landschenkung nicht ein blosses Leiherecht, sondern muss sie ein beschränktes Eigenthum be- gründet haben. Wenn die Güterverzeichnisse von Salzburg und Nieder- altaich ihr die proprietas und die hereditas gegenüberstellen, so ver- stehen sie darunter freies Eigenthum und angestammtes Allod und steht deren Terminologie vermuthlich unter dem Banne fränkischer Anschauungen, wie sie Arno nach Salzburg brachte und wie sie sich unter der Regierung Karl’s des Grossen in Bayern geltend machen konnten. Dagegen liegt meines Erachtens kein Grund vor, in den zu agilolfingischer Zeit abgefassten Urkunden (von Freising. Mondsee und Passau), welche die mit Consens des Herzogs vollzogene Tradition einer res propria,” hereditas,’ propria hereditas* constatiren, die Mög- lichkeit schlechtweg abzulehnen, dass das Gut etwa von Vorfahren des Veräusserers durch herzogliche Landschenkung erworben wordeu sei. Wie bei den Bayern die Erblichkeit der herzogliehen, ist bei den Burgundern die Erblichkeit der königlichen Landschenkung auf die Descendenz des Erwerbers beschränkt. Doch sind hier nicht alle. sondern nur die männlichen Descendenten erbberechtigt. Eine Üon- stitution des Königs Gundobad (Gundobada I. 3) sichert den Burgun- dern den Fortbestand der Schenkungen seiner Vorgänger in der Weise zu, dass sie auf die Söhne der Beschenkten übergehen sollen.” Ein Veräusserungsrecht hatte der Besitzer nicht. Schon die Bestimmung. dass die Schenkung auf die Söhne vererben soll und das zu unter- stellende Heimfallsrecht des Königs schliessen das Veräusserungsrecht des Besitzers aus. Übrigens lässt sich der Mangel desselben aus dem Verhältniss von Gundobada I, 3 zu den vorausgehenden Capiteln er- schliessen. Diese regeln den Fall, dass ein Burgunder. welcher Söhne hat, Bestandtheile seines Vermögens veräussern will oder aus zweiter Sie entspricht auch dem Wortlaute des Dingolfinger Decrets. = MI, 48, Hr 3, MEETS 59,0: 10: M. nr. 45, Ho: M.1,68, H.38. UOE.I, 69, H.59. M. nr. 53, H. 110. M. nr. 80. UOE.I, 54. % My nr24, H. 18;0nr. 6, Hoi; nr. 12, H. 23; Manr su H.52 Men: H. 113. MB. 28,b,8. Krınz, Ind. Anhang S. 64. In der complaeitatio. Juvavia 125 wird lebenslängliches Eigenthum proprietas hereditaria genannt. in M. nr. 683. a. 853 quasi hereditario iure übertragen. ° Ut si quis de populo nostro a parentibus nostris munificentiae causa aliquid percepisse dinoseitur, id quod ei conlatum est, etiam ex nostra largitate, ut filiis suis velinquat, praesenti constitutione praestamus. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1189 Ehe Söhne gewinnt. Heisst es dann in I, 3 von den königlichen Land- schenkungen: ut filiis suis relinguat, so kann damit nur gemeint sein, dass der Besitzer das in I, ı statuirte Veräusserungsrecht entbehre.' Besonderen Beschränkungen unterlagen Schenkungen, die aus An- lass eines Dienst- oder Abhängigkeitsverhältnisses gemacht worden sind. Sofern nichts anderes bestimmt worden ist, hängt ihr Fortbestand von der Fortdauer jenes Verhältnisses ab, so dass mit dessen Auflösung die Gabe an den Geber zurückfällt.” Nach angelsächsischem Rechte kann der Gesitheundman, der von seinem Herrn mit Land ausgestattet worden ist, freiwillig abziehen und darf er diesfalls seinen Gutsverwalter, seinen Schmied und seine Kindamme mitnehmen. Dieses Abziehen kann füglich nur aus einem Aufgeben des Dienstverhältnisses erklärt werden.” Einige Verwandtschaft zeigt eine Bestimmung des lango- bardischen Ediets. Wenn ein Freier auswandern (migrare) will, so verliert er, was ihm der Herzog oder ein freier Mann geschenkt hat, weil er nicht bei ihm oder seinen Erben bleiben will. Die Gabe fällt dann an den Geber oder dessen Erben zurück.” Das angelsächsische Recht kennt ein sogenanntes Heergeräthe (heregeatu), welches aus dem Nachlasse des verstorbenen Mannes an dessen Herrn zu ent- richten ist. In Pferden, Waffen und Geld bestehend, wird es mit Recht daraus erklärt, dass Pferd und Waffen, wie sie der Mann bei Eingehung des Dienstverhältnisses vom Herrn zu erhalten pflegte, mit dem Tode des Mannes dem Herrn heimfallen.”° Nach lango- bardischem Rechte kehrt die Gabe, die man als Gasinde des Her- ' Den Titel I der Gundobada betrachte-ich gegen Gaupr, der darin eine jüngere Einschaltung sieht, als ursprünglichen Bestandtheil der Lex und zwar mit Rücksicht auf den Paralleltitel des Papian, nehme aber an, dass I, ı von Sigismund eine noch jetzt aus der Textirung deutlich ersichtbare Abänderung erfuhr. Vor derselben scheint Titel I, ı die Vorschrift enthalten zu haben, dass der Vater nach erfolgter Abtheilung über einen Kopftheil seines Vermögens verfügen dürfe. Die nähere Begründung dieser Sätze denke ich anderwärts zu geben. ® Ich kann mir nicht versagen, hier auf eine Stelle der fragmenta Vaticana ce. 272 hinzuweisen, die auch durch ihren Sprachgebrauch für die Terminologie der fränkischen Zeit bedeutsam ist. Etsi...libertus... ea yuae sibi donata sunt, pleno iure ut dominus possederit, tamen omnis donatio mutata patronorum voluntate revo- canda sit. Quod observabitur etiam eirca ea, quae libertorum nomine pecunia tamen patronorum et beneticio comparata sunt. Nam qui obsequiis suis liberalitatem patronorum provocaverunt, sunt digni quin eam retineant, cum coeperint obsequia neglegere. ° Ine 63, vergl. Scan 59 f. * Rothari 177: et si aliquas res ei dux aut quicumque liber homo donavit et cum eo noluerit permanere vel cuın heredes ipsius, res ad donatorem vel heredes eius revertantur. Vergl. die Motivirung von Aistulf ı 1: quia instum nobis apparuit, ut homo benefactorem suum vivente eum dimittere non debeat... Vergl. unten S. ı 190, Note 3. 5 K. Maurer, Krit. Überschau Il, 393. Fällt der Mann auf der Heerfahrt des Herrn, so ist kein Heergeräthe fällig. Knut 11, 78. 102* 1190 Gesammtsitzung vom 17. December. zogs oder im Dienste von Privatpersonen erhalten hat, nach dem Tode oder doch wenigstens nach dem kinderlosen Tode des Be- schenkten an den Geber zurück." Bedeutsamer, weil präeiser, sind die Rechtssätze der westgothischen Quellen über die buccellarii, Per- sonen, welche sich gegen Gewährung des Lebensunterhaltes einem Herrn ecommendirt haben und ihm dienen. Waffen und sonstige Ge- schenke, die der buccellarius von seinem Herrn empfing, behält er nur so lange, als er im Dienste ausharrt. Commendirt er sich einem anderen Patron. so muss er sie dem Herrn, den er verlässt. zurück- geben. Stirbt er in obsequio, so fallen sie an seine Söhne nur dann, wenn diese in den Dienst des Gebers eintreten. Andernfalls sind sie ihm zurückzuerstatten und ausserdem noch die Hälfte des Vermögens, das der buccellarius sonst noch während des Dienstverhältnisses er- worben hat.” Diesen Vorschriften, welche sich schon in den Leges antiquae finden, fügt die Lex Wisigothorum ausdrücklich hinzu, dass derjenige, der seinen Patron verlässt, das Land verliert, das dieser ihm gegeben und ausserdem die Hälfte der Errungenschaft. die er während der Dienstzeit erworben hat.’ Qualifieirte Schenkungen sind auch die Vergabungen. welche unter dem Vorbehalte treuer Dienste oder besonderer Treue erfolgen. Juristisch betrachtet sind solche Vergabungen Schenkungen mit der Resolutivbedingung, dass das übertragene Recht erloschen sein soll, wenn der Beschenkte die Treue nicht bewährt oder die Dienste nicht leistet. In angelsächsischen Königsurkunden wird jener Vorbehalt mitunter als ausdrückliche Bedingung gesetzt. So schenkt König Coenwulf* Grundstücke an S. eo videlicet iure, si ipse nobis et " Rothari 225: Et si alequid in gasindio dueis aut privatorum hominum obsequium donum munus conquisivit, res ad donatore revertantur. Die Stelle handelt allerdings von dem libertus, der fulefree geworden ist. Sein Vermögen erwirbt, wenn er kinderlos verstirbt, der Freilasser; nur über Handgewerk und Heergewerk (Erwerb durch Hand- arbeit und Kriegsdienst) kann er frei verfügen. Was aber in gasindio dueis oder in obsequio verdient worden ist, kommt nicht an den Freilasser, sondern an den Geber. Letztere Bestimmung ist unabhängig von der Stellung des Freigelassenen zu seinem Ilerrn und vielleicht auch von der Voraussetzung der Kinderlosigkeit und darf als allgemeiner Rechtsgrundsatz über Schenkungen an gasindii und homines in obsequio aufgefasst werden. So erklärt die Stelle auch Viorrer, Precis de l’'histoire du droit frangais 534, Note ı. ? Leges antiquae 310. Lex Wisig. V, 3, ı. Dans, Westgothische Studien 78. ® L. Wisig. V, 3, 3: si quis cum aliquo patroeinii causa consistat et aliquid, dum eum eo habitat, adquisierit; si ei inveniatur infidelis vel eum derelinquere voluerit, medietas adquisitae rei patrono tradatur. Aliam vero ınedietatem qui adquisivit obtineat et quidquid ei ipse donavit, reeipiat. L. ce. V, 3, 4: quicungue patronum suum- reliquerit et ad alium tendens forte se eöntulerit, ille eui se commendaverit, det ei terram. Nam patronus, quem reliquerit. et terram et quae dedit, obtineat. * Krmere, (od. dipl. 179. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1191 optimatibus nostris fidelis manserit minister et inconvulsus amicus. Aus solcher bedingten Schenkung ist auch der angelsächsische Rechts- satz zu erklären, dass der landhabende Gesitheundman, der die Heer- fahrt versitzt, nicht nur eine Busse von ı20 Schillingen zahlt, sondern ausserdem sein Land verliert, während sonst in solchem Falle nur eine Heerfahrtswette von 30 oder 60 Schillingen verwirkt ist.‘ In Bayern setzt das oben S. 1186 erwähnte Dingolfinger Deeret den In- habern herzoglicher Landschenkungen die Bedingung, quamdiu stabiles foedere servassent apud prineipem ad serviendum sibi. Die Verwir- kung solcher Schenkungen hebt sich gerade im bayrischen Rechte sehr deutlich ab von der durch das Volksrecht sanctionirten Confis- cation des Grundeigenthums. Die Lex Baiuvariorum bestimmt (II, ı), dass kein freier Bayer sein Alod verwirken könne, ausser wenn er wegen Mordanschlags gegen den Herzog oder wegen Landesverraths über- führt worden ist. Das Dingolfinger Decret fügt noch einen weiteren Fall, die Tödtung eines homo prineipis sibi dileetus hinzu. Wo das Confiseationsrecht in diesem Maasse beschränkt ist, muss natürlich der Vorbehalt: quamdiu stabiles foedere servassent, mehr bedeuten wie die negative Voraussetzung eines der drei genannten erimina capitalia nicht zu begehen. Ebenso darf der Vorbehalt der Gundobada I, 4: superest, ut posteritas eorum ea devotione et fide deserviat, ut augeri sibi et servari circa se parentum nostrorum munera recognoscat, nicht als die inhaltlose Ermahnung aufgefasst werden, sich vor jener Infi- delität zu hüten, welche nach Volksrecht mit der Einziehung jeglichen Vermögens bestraft werden kann. Überblickt man die Anhaltspunkte, welche die nicht fränkischen Quellen für den beschränkten oder bedingten Charakter der Schenkung darbieten, so müsste es vonvornherein befremden, wenn uns jede Spur einer verwandten Auffassung bei den merowingischen Land- schenkungen fehlen würde, auf deren nähere Betrachtung im Anschluss an Waıtz nunmehr eingegangen werden soll. Es besteht kein Zweifel, dass die merowingischen Könige und ebenso ihre Unterthanen fränkischen Rechtes in Anlehnung an die römische Sitte Landschenkungen vollzogen, welche dem Beschenkten ein unbeschränktes und unbedingtes Eigenthum gewährten, wobei in Betracht kommt, dass die allgemeine Widerruflichkeit der Schenkung wegen gesetzlich bestimmter Äusserungen groben Undanks dem vor- justinianischen Rechte fremd ist.” Da die Übereignung gemäss römi- Inirezsr 2 Puchra, Institut. Il, $: 206. Fragmenta Vaticana 275, a. 286: perfectam dona- tionem mutata voluntate donatoris. etsi parum gratus existet, cui dono res data est, minime rescindi posse. saepe reseriptum est. 1192 Gesammtsitzung vom 17. December. schem Vulgarrechte durch Übergabe einer Carta geschah, verdient es Beachtung, dass in dem Schenkungsformular, wie es die Formel- sammlungen und die Urkunden darbieten, die unbeschränkte Ver- fügungsfreiheit durch die typische Clausel: quiequid exinde facere (agere) volueris, liberam in omnibus habeas potestatem, ausdrücklich hervorgehoben wurde.' Nicht selten nehmen auch königliche Schenkungsurkunden und Bestätigungen des Besitzstandes jene Clausel auf. Doch ist es bezeich- nend und wohl durch Einwirkung germanischer Rechtsanschauungen zu erklären, dass sie oft einen Zusatz erhält, der die Verfügungs- freiheit nicht als Consequenz der Übereignung, sondern als Folge einer besonderen im voraus ertheilten Erlaubniss des Königs erscheinen lässt. In der Formel MarculfI, 14, eine Landschenkung an einen Laien betreffend, erhält der Beschenkte die Befugniss, ut suis posteris ex nostra largitate aut cui voluerit ad possedendum relinguat vel quie- quid exinde facire voluerit, ex nostro permisso liberam in omni- bus habeat potestatem. Ebenso sagt die correspondirende Formel für Schenkungen an Kirchen, Mareulf I, 15: quiequid exinde ad profeetuni ecelesiae ... facire voluerint, ex permisso nostro liberam in omnibus habeant potestatem. In ähnlichen Wendungen sichern die Confir- mationsformeln Mareulf I, 16, ı7 dem Besitzer die volle Dispositions- freiheit ex permisso regis zu. Merowingische Diplome” bieten die Olausel dar: quidquid elegerint faciendi, liberam ... per nostram aucto- ritatem habeant potestatem. In einer Tauschformel Mareulf I, 30 giebt der König das Tauschobjeet mit der Bestimmung, dass der Be- sitzer auf Grund der königlichen Tauschurkunde (ex nostra commutatione) volle Veräusserungsfreiheit haben solle. Bei Schenkungen an Kirchen wird — unabhängig von den Be- stimmungen des kirchlichen Rechts über Veräusserungen von Kirchen- gut — die freie Veräusserungsbefugniss manchmal ausdrücklich ver- sagt,’ manchmal ausdrücklich gewährt.‘ Im letzteren Falle nimmt ' Sie findet sich auch bei Kauf- und Tauschurkunden. Die Formeln bieten Beispiele in Fülle. Altrömisch ist die Clausel nicht. Sie scheint als eine Erweiterung der Evietionselausel zunächst in die Kaufbriefe eingedrungen zu sein und sich ur- sprünglich nicht auf den Umfang der Rechtsübertragung, sondern auf die Gewähr- leistung bezogen zu haben. ® Dipl. M. 3, 25. Cf. MüstsaAchEr nr. 123, a. 770. In dem verstümmelten Placitum M. 35 wird ein Diplom Chlodwigs II allegiert, worin einem Ermelinus und Goddo das Recht gewährt wird: ubieumque... eorum facultatem dare aut derelinquire vellibant, liberum ex permisso praedieto princepe habirent arbitrium. ® Dipl. M. 19,95. Cf. Mare. Il, ı. Veräusserungsverbote kennen schon das Instrum. Theodovii a. 471, SPANGENBERG, Tabulae neg. 163 und die form. Wisigoth. 8; 9 In M. ı9 ist die Veräusserung an königliche Erlaubniss gebunden. “M225, 39, 47, 56. Of. Marc. II, 3,,4,.0. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1193 die königliche Schenkungsurkunde Wendungen auf wie: ut habeant, teneant atque possideant ... vel quiequid exinde facere deereverint. liberam in omnibus habeant potestatem oder habiat concessum adque indultum vel in sua dominatione hoc dibiat reeipere ad possedendum et quiequid exinde facere voluerit, liberam in omnibus cum Dei et nostra gracia habeat potestatem. Daneben finden wir eine Anzahl von Urkunden, in welchen zwar ein ausdrückliches Veräusserungs- verbot nicht enthalten ist, aber die Clausel: quiequid facere voluerit ... habeat potestatem, durch die Wendung ersetzt wird, dass die Kirche (las Gut für alle Zeiten besitzen, geniessen solle. Es heisst etwa: ut habeat, teneat atque possideat et ipse G. successoresque sui per- hennis temporibus hoc valeant possidere vel dominari' oder ut habeant. possideant suisque posteris spiritualibus derelinquant” oder possideant et ad ipsum locum nostris et futuris temporibus... proficiat in aug- mentum.” Ich sehe in diesen Ulauseln nichts anderes als die Absicht les Schenkers. dass das Gut dauernd bei der Kirche verbleiben, von ihr nieht veräussert werden solle. Ihr Sinn ist derselbe. wie die Be- stimmung in M. 87: specialius decernimus urdenandum, quod in per- petuum eirca ipso saneto loco mansurum esse volemus.' Auch urkundliche Schenkungen und Confirmationen des Königs. welche zu Gunsten von Laien erfolgten, schliessen mitunter die Ver- äusserungsbefugniss indireet aus. indem die Absicht kundgegeben wird, (lass der Beschenkte das Gut auf seine Nachkommen vererbe. In der Formel Mareulf I, 31 bestätigt der König einem Laien den durch könig- liche Schenkungen erworbenen und den sonstigen Besitzstand. ut hoc valeat possidere et suis posteris ... deraelinquere. Im Jahre 770 pro- dueirt ein Pfalzgraf Hrodoin Königsurkunden über Besitzungen, welche ad genealogia sua vel subsequente ipsius progenie verliehen worden waren.’ ıM. 45. M. 21, cf. M. 44. M. 85. M.7ı: eoncessum adque indultum ita ut ad ipso sancto loco perenniter profieiat in augmentum. M.75: eoncessum atque indultum ac praesentibus et futuris tem- porebus profieiat in augm. M. 27: habeant, teneant. possideant et idem R. eiusque... suceessores omnibus temporibus ultra dominentur. M. 63: valeant habere. tenere, [0 possidere et ibidem ad ipsum loeum perenniter prof. ad angmentum. * Vergl. M. 46: cum omni usu fructuario ex nostrae largitatis munere perpetualiter veeipiat possidendas. Ob die Veräusserungsbefugniss im Zweifel überall ausgeschlossen ist. wo das quiequid facere voluerit oder eine verwandte Clausel fehlt und auch der Inhalt der Urkunde die Übertragung des vollen eigenen Rechtes nicht zum Ausdruck bringt, müsste aus dem in den einzelnen Gegenden üblichen Urkundentypus im Wege loealer. Forschung festgestellt werden. Vergl. über die Veräusserungsbefugniss in den Weissenburger Traditionen Worrr, Erwerb und Verwaltung des Klostervermögens in den Traditiones Wizenburgenses 1883. p. 16. der sie im Zweifel als gegeben vor- aussetzt. 5 Beyer. Mittelrhein. UB.1. 26: MünLsacher 123. 1194 Gesammtsitzung vom 17. December. Bei königlichen Landverleihungen, die nicht an Kirchen erfolgten, scheint die Übertragung eines beschränkten Rechtes die Regel gewesen zu sein." Denn vereinzelte Nachrichten, gewisse Wendungen in Formeln und Urkunden finden nur unter dieser Voraussetzung eine entsprechende Erklärung.” Die Quellen erwähnen einzelne Fälle, in welchen vergabtes Kron- gut nach dem Tode des Beschenkten vom Fiscus eingezogen wird, ohne dass ein anderer Rechtsgrund, als der Heimfall an den König einzusehen wäre.” In Formeln und Urkunden verfügt der König über Güter, von welchen es heisst, dass sie vorher dieser oder jener be- sessen habe, ille tenuit, sieut ab illo aut a fisco nostro fuit possessa, quodeunque ille aut fiscus noster ... tenuisse noseitur. Ein Erwerbs- geschäft, durch welches der Fiseus in die Rechte. des Vorbesitzers succedirte, wird nicht genannt. Hätte ein solches vorgelegen, so durfte es mit Rücksicht auf die etwa erforderliche Gewährschaft des Vormannes füglich nicht ignorirt werden. Es müssen daher Verhält- nisse obgewaltet haben, in welchen .eine Gewährschaftspflicht des Vor- mannes nicht bestand, dieser vielmehr nur deshalb genannt zu werden brauchte, um das vom König vergabte Besitzthum näher zu bezeichnen. Eine derartige Sachlage, sowie der Umstand, dass ein Verfügungsreeht des Königs als selbstverständlich vorausgesetzt wird, erklären sich am einfachsten aus dem Heimfallsrechte.' ! Es darf vorausgesetzt werden, dass dabei die der Übereignung des vollen eigenen Rechtes eigenthümliche Form des se in omnibus exitum dicere jedenfalls fehlte. Vergl. Sonn, Zur Gesch. der Auflassung S. 36, Note 50. Bei den Burgundern erfolgt die Landverleihung (Gundobada 107, 13) durch Anweisung an den iudex, in dessen Gebiet das Land liegt [consiliarii aut maiores domus ... suas literas ex nostra ordinatione ad illius iudieis faciant, cuius territorio res illa tenetur; et hoc eis con- cedant ...]. 2 Das Quellenmaterial hat bereits Warrz a. a. O. in fast erschöpfender Weise zusammengestellt. Ich habe nur Weniges hinzuzufügen, hebe aber auch die schon von Warrz betonten Beweismomente hervor, sofern sie in diesem Zusammenhang eine andere oder eine etwas schärfere Beleuchtung erhalten. ® Greg. Tur. Hist. 8,22: (W.) obiüit; quaecumque de fisco meruit, fisei iuribus sunt relata. Dipl. M. 67: postia de fisco inlustri viro Pannichio fuit concessum et post discessnn predicto Pannichio ad parti fisci nostri fuit revocatum. Dipl. M. 57: villa l.atiniaco, qui fuit inlustribus viris Aebroino, Warattune et Ghisleınaro quondam maiores- domos nostros et post discessum ipsius Warattune in fisco nostro fuerat revocata. In den Fällen des Dux Bodigiselus, Gr. 8.22 und des Majordomus Waddo 9,35 handelt es sich um qualificirte Schenkungen, die dem Beamten als solchem zugewendet von Rechtswegen nicht vererblich waren, aber durch königliche Gnade den Söhnen be- lassen werden. * Marculf I, 14, 15, 30. Warrz VG. 11, ı, 316 Note. Marculf I, 17, villa quam antea ad fisco suo aspexerat et illi tenuerat.... verstehe ich so, dass ein Fiscalgut durch Schenkung zu beschränktem Eigenthnm an den ille gelangt, nach dessen Tod heimgefallen und dann zu veräusserlichem Eigenthum an den illustris vir geschenkt worden war, dessen Güter in 1, 17 bestätigt werden. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1195 Bei Gregor von: Tours und in anderen Quellen wird über Con- fiseationen vergabten Kronguts berichtet, welche nicht auf Grund einer Acht oder im Gefolge der Todesstrafe oder als Vollstreckung eines die Confiscation aussprechenden Urtheils, sondern als einfacher Ver- waltungsact des Königs erfolgen, während das sonstige Vermögen des Betroffenen intaet bleibt. Die Ansicht, dass zwar wegen Infidelität das ganze Vermögen verwirkt war, aber der König aus Gnade nur das vergabte Krongut eingezogen habe, ist an der Hand der Quellen als unhaltbar nachgewiesen worden." Es ‘erübrigt vielmehr nur die Erklärung, dass die Confiscation erfolgt sei, weil das Verhalten des Beschenkten den Bedingungen der königlichen Landschenkung nicht entsprach. Mitunter wird die Confirmation des Königs für Veräusserungen nachgesucht mit der Motivirung, dass das zu veräussernde Gut durch königliche Schenkung erworben worden sei.” Anderwärts wird auf den vor der Veräusserung des geschenkten Kronguts ertheilter Ver- äusserungsconsens Gewicht gelegt. So berichtet Gregor von Tours in seinen knapp gefassten Angaben über die Bischöfe von Tours, dass ein Bischof Dinifius den grössten Theil seines Vermögens seiner Kirche zugewendet habe, cui aliquid de fisei ditionibus est largita (regina), deditque ei potestatem faciendi de his rebus, quae voluisset”, eine Bemerkung. die zumal in diesem Zusammenhange höchst überflüssig war, wenn die Verfügungsfreiheit des Beschenkten etwas Selbstver- ständliches gewesen wäre. In einer Urkunde Theuderich’s II. (M. 48) ist von einem Bischof die Rede, der sich als infidelis erwiesen hatte und deshalb abgesetzt und verbannt worden war. Auch sein Gut hat er verwirkt, aus Gmade (pro mercedis causa) wird es ihm aber belassen und ihm zugleich gestattet, sein Leben im Kloster von S. Denis zu beschliessen. Aus diesem Anlass erhält er ein königliches Praeceptum, worin die Frohnung seines Gutes untersagt und ausgesprochen wird, ut liceat ei per nostro permisso res suas ubi et ubi voluerit donare aut delegare vel quiequid exinde facere voluerit liberam et firmissimam habiat potestatem. Für das juristische Verständniss ist dieser Vorgang so zurechtzulegen, dass der Bischof sein Gut durch Infidelität verwirkt hat, die königliche Gnade, welche auf die Frohnung verzichtet, als königliche Schenkung des verwirkten Gutes aufgefasst und deshalb ein besonderes Praeceptum des Königs nöthig wurde, welches dem Begnadigten die Veräusserung seines wiedergewonnenen Vermögens rechtlich möglich machte. ! vor Danıeıs D. R. u. StRG. 1, 503. Warız, VG ll, ı, 317. 2 S. die Stellen bei Warrz a. a. OÖ. 318, Note 2. ® Hist. X, 31. 1196 Gesammtsitzung vom 17. December. Dass das aus königlicher Schenkung herrührende Gut von dem sonstigen Vermögen des Besitzers unterschieden. dass es noch in den Händen der Beschenkten gelegentlich als fiseus bezeichnet wird. sind Beweismomente, die zwar an sich nicht durchschlagen, aber doch die Auffassung der Landschenkung als einer nicht unbeschränkten Ent- äusserung unterstützen. Nach alledem wird man einen durchaus gleichartigen Charakter der merowingischen Krongutschenkungen nicht behaupten können. Sicher bezeugt sind Landschenkungen, welche nach Art der normalen römi- schen Eigenthumsschenkung ein unbeschränkt vererbliches und ver- äusserliches Eigenthum gewähren, aber dabei die volle Verfügungs- freiheit des Beschenkten ausdrücklich statuiren. Ferner Schenkungen. an Kirchen, welche nach der Absicht des Schenkers für immerdar bei der Kirche verbleiben sollen. Schenkungen an Laien, welche nur auf die Nachkommenschaft des Beschenkten vererben.' Endlich Schenkungen an Laien, welche nicht vererblich waren, sondern nach dem Tode des Beschenkten oder nach Beendigung des Dienstverhältnisses, in dem er zum König stand, an den Fiscus von Rechtswegen heim- fielen. Dass. die Krongutschenkung im Zweifel. das heisst Mangels besonderer Bestimmung nur ein unveräusserliches und höchstens ein beschränkt vererbliches Recht gewährte, ist im Hinblick auf die ver- wandten Grundsätze ausserfränkischer Rechte und im Hinblick auf (lie Clauseln, durch welche das sonst so knappe Formular der Schenkungs- urkunden die volle Verfügungsfreiheit ausdrücklich gewährt. als durch- aus wahrscheinlich zu betrachten. Dabei fällt auch in’s Gewieht. dass das salische Recht für die grosse Masse des Grundeigenthums vor dem Ediete Chilperich’s ein über die Descendenz des Besitzers hinaus- reichendes Erbreeht der Blutsverwandten überhaupt nicht. gekannt hat und daher das Vorhandensein eines dispositiven Rechtssatzes; dass die Landschenkung ein viel weiteres als das normale Grunderh- recht gewähre, mit nichten vorausgesetzt werden kann. Ob die schlichte Landschenkung wie nach bayrischem Rechte auf die Des- cendenten schlechtweg oder wie nach burgundischem Rechte nur auf die männlichen Nachkommen vererbte, lässt sich aus den spärlichen Nachrichten zwar nieht mit Sicherheit feststellen, doch spricht die bekannte Bestimmung der Lex Salica 59. 5. welche die Weiber von der Nachfolge in den Grundbesitz ausschliesst.” für die Vermuthung. ' Mare. I, 31. MÜnLpacner 123. Gregor. Tur. Hist. 6, 22: Nunnichius comes. : interiit, resque eius, quia absque liberis erat, diversis a rege eoncessae sunt. Das Verfügungsrecht des Königs erklärt sich am einfachsten daraus, dass das Vermögen des Nunnichius aus königlicher Schenkung herrührte und nach dem kinderlosen Tode des Beschenkten heimgefallen war. ® GierKE, Erbrecht und Vieinenrecht im Ediet Chilperich’s. Z. f. RG. 12.'441. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1197 dass im Zweifel nur der Mannesstamm erbte.' Landsehenkungen, welche aus Anlass eines Dienstverhältnisses an königliche Gefolgsgenossen oder an Beamte gemacht wurden, dürften im Zweifel für nicht erbliche Schenkungen gegolten haben, welche auf die Lebenszeit des Beschenkten besehränkt und in ihrem Fortbestande an die Bedingung geknüpft waren, dass der Beschenkte nicht gegen den Willen des Gebers aus dem Dienstverhältnisse austrat. Für die Streitfrage über den Ursprung des fränkischen Lehenwesens kommt es bei alledem weniger darauf an. welche von den dargestellten Wirkungen der Landschenkung unter den Merowingern die Regel bildete, als vielmehr darauf, (dass über- haupt Schenkungen mit beschränktem Entäusserungseffeet vorkamen und ‚somit die Ausbildung der karolingischen Beneficien an ein in merowingischer Zeit vorhandenes Rechtsinstitut anknüpfen konnte. Das Recht des Beschenkten ist — von besonderer Vereinbarung abgesehen — nicht als blosses Leiherecht oder als ein Niesbrauch, sondern als Eigenthum aufzufassen. Als Eigenthümer hat der Besitzer die rechtliche Vertretung des Gutes und nimmt bei Veräusserungen — wenn auch mit königlicher Zustimmung — die Übereignung vor. Dieser Auffassung steht nicht im Wege, dass Gregor von Tours in einer Stelle, welche mit Waırz auf die Einziehung geschenkten Krongutes bezogen werden muss, für die Schenkung den Ausdruck conmendare gebraucht.” Denn das Wort eommendare bezeichnet nicht selten die Übertragung eines befristeten oder bedingten Eigenthums. So in bayrischen Urkunden die Übergabe des Gutes an einen Salmann,’ der bekanntlich Eigenthümer des Grundstücks wird,’ das er weiter tradiren soll. Von einer Verpfändung mittelst bedingter Übereignung kann lex Salica. HrroLp 72, Hessers, Extrav. A, col. 420 verstanden werden.” Noch viel später fasst commendare einerseits das eigenthum- begründende Darlehen, andererseits die Leihe in sich. Übrigens ent- spricht es ganz und gar dem allgemeinen Entwickelungsgange des deutschen Rechtes und dem in jeder Rechtsgeschichte waltenden Ge- setze der allmählichen Differenzirung der Rechtsinstitute, dass das ' Ebenso Schröper, Z.d. S. St. II, 79. ® In Hist. Fr. 7, 22 heisst es von Eberulf: quod vero conmendatum habuit, publicatum est. Warız VG. II, 1, 315, Note ı. lnSME 75,5 76 a. 722 übertragen (commendaverunt) A. und O. dem Abte Atto ein Gut auf Lebenszeit. damit er es auf den Todesfall dem Kloster Schlehdort' zuwende. Abt Atto ist lebenslänglicher Salmann. Österr. Notizenblatt 6, 47, nr. 113: W. proprietatem commendasse in manım Riholfi tradendam domui saneti Petri. Emme- ramer Tradition in den Quellen und Erörterungen zur bayr. Gesch. I, S. 19, nr. 25: commendavit proprietatem suam in manus cognati sui.. quatenus eam S. Emmeramo traderet. Cf. Vaissete II, nr. 57. a. 821: commendavit.. ipso J. ut dediret sua vinea. * Bewer, Sala, Traditio, Vestitura p. 71. ° Si quis alteri avicam terram suam commendaverit et ei noluerit reddere.. 1198 Gesammtsitzung vom 17. December. ältere Recht mit dem Eigenthum auszulangen suchte bei Thatbeständen, für welche das jüngere Recht eigenartige iura in re aliena schuf. wie sie das technische benefieium und das Satzungspfandrecht sind. Neben den eigentlichen Beneficien finden sich seit der Mitte des neunten Jahrhunderts in den ostfränkischen Reichstheilen Verleihungen lebenslänglicher Proprietät,' welche bereits Warz mit den Land- schenkungen der merowingischen Könige in Zusammenhang bringt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Landschenkung zu beschränktem Eigenthum in Austrasien noch nach der Ausbildung des Begriffs der Beneficien eine Zeit lang in Übung blieb und soweit sie auf‘ Lebens- zeit erfolgte, unter den Söhnen Ludwigs des Frommen ihre urkund- liche Form erhalten hat. Jedenfalls bleibt es auffallend, dass sich die Landverleihungen zu lebenslänglichem Eigenthum im neunten und zehnten Jahrhundert besonders zahlreich in Bayern finden, wo wir die Landschenkung älteren Stils bis zum Ende der Regierung Tassilo’s Il. verfolgen können. Wie dem auch sei, für die Beurtheilung der merowingischen Landschenkungen sind die Verleihungen zu lebens- länglicher Proprietät auf alle Fälle lehrreich, insofern sie uns den Beweis liefern, dass noch im neunten und im zehnten Jahrhundert ein durch Landschenkung übertragenes Recht trotz Unvererblichkeit und Unveräusserlichkeit als Eigenthum aufgefasst wurde. Derlei Schenkungen sind seit dem fünften Jahrzehnt des neunten Jahrhun- derts von Seite ler Könige und von Seite der Kirchen” nachzuweisen. Nach dem Wortlaut der Schenkungsurkunden erhält der Beschenkte das Gut zu Eigenihum. Vitae diebus suae in proprium habeat.” In proprietatem, in ius et proprietatem, in proprium concessimus . x Res iuris nostri... proprietario iure possidendas donamus.. proprie- tatis jure habeat. teneat, atque possideat.”° Der Schenker überträgt sein eigenes Recht am Gute auf den Beschenkten für dessen Lebens- zeit. De iure nostro in ius ac dominationem ipsius cunetis vitae suae diebus transfundimus.° Der Übertragungsaet wird in königlichen Schenkungsurkunden als concedere in proprietatem, in kirchlichen als tradere in proprietatem‘ bezeichnet. Aus einer bayrischen Urkunde von 843 ist zu ersehen, dass das Gut in die Hände der lebensläng- ' Warez IV, 205, V1,88 ff. Roru, Beneficialwesen 419, Feudalität 49. 176. 199. * Rorn, Feudalität 183, 199, Warrz VG. VI, 88 ft. ® WARTMANN, nr. 615. * Mon. Boica 28, ı. 69, 76. 91. Wirtemberg. UB. I. 187, nr. ı62. (od. Lauresham. I, nr. 47. ° Cod. Lauresham. I, nr. 55. ° BEvER, Mrh. Ub. nr. 77, Münısacker 1090. MBoica 28, a. p. 63. " Rıep, Cod. dipl. Rat. nr. 62, nr. 63. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1199 lichen Eigenthümer tradirt wurde und dass sie die Vestitur empfingen.' Nach dem Tode des Beschenkten soll das Gut an den Geber, an den Fiseus, beziehungsweise an die Kirche zurückfallen. Post suum vero obitum ad regiam revertatur potestatem” Post obitum suum res in omnibus salvae ad s. Emmeramum revertantur.” Die Unterscheidung der lebenslänglichen proprietas vom Beneficium wird durch die That- sache markirt, dass gelegentlich Beneficien in lebenslängliche Proprietät umgewandelt werden.” Das zu lebenslänglichem Eigenthum übertragene Gut ist in den Händen des Besitzers unveräusserlich. Doch gewährt ihm mitunter der König das Recht, es inter vivos oder auf den Todes- fall an eine Kirche zu tradiren. So schenkt Arnulf 889 seinem Erz- kanzler Aspert eine Capelle im Donaugau auf Lebenszeit mit dem Zu- satz: liberamque teneat potestatem eam... aut ad Sancti Petri in Radaspona urbe monasterium.... vel sanceti Hemmerami martyris Christi tradendi.”° Von Ludwig dem Deutschen erhält Liutbrand 875 das Klösterlein Faurndau: 888 giebt ihm Arnulf das Recht, ut ab ho- dierna die... ipse potestatem habeat... ea omnia ad monasterium saneti Galli... vel ad monasterium Augia, prout sibi placuerit, tradere possit.‘ Arnulf schenkt 888 dem Adalold zwei Capellen, die er bis dahin als Benefieium besessen, in proprietatem mit der Befugniss, sie auf den Todesfall an eine beliebige Kirche zu schenken.’ ! Meıcn. nr. 629. Baldrich tradirt sein in Bayern gelegenes Grundeigenthum an das Bisthum Freising in der Weise, dass Bischof Erchanbert und sein Neffe Reginbert eandem proprietatem usque ad exitum vitae ipsorum ad proprium haberent. Genau nach Cap. legibus add. 818/9 c. 6, I, 282 findet die Tradition zu Dugny bei Verdun am ı0. August 843 statt, indem Baldrich seine Güter »in capsas sanctae Mariae ac in manus Erchanberti episcopi et nepotis sui Reginberti atque advocati illorum Epar- harii tradir. Von den Werbürgen (fideiussores) empfangen dann am 22. August Erchanbert, Eparhar und Reginbert in Bayern die Vestitur. Die Bemerkung BEsELEr’s D. Pr. R.? I. 360 Note 5, meine Erörterung des citirten Capitnlars in Rechtsgesch. d. Urk. 277 wäre nur zutreffend, wenn schon in karolingischer Zeit die Auflassung noth- wendig eine gerichtliche gewesen wäre, scheint vorauszusetzen, dass ich a. a. O. unter Grafschaft das Grafengericht verstehe. Ich habe unter Grafschaft (comitatus des Ca- pitulars) den Grafschaftsbezirk, nicht ein Grafschaftsgericht verstanden, wie denn meine Ausführung a. a. O. gerade die auf jenes Capitular gestützte Ansicht Sonu’s entkräften will, dass die nicht reale Investitur bis in das neunte Jahrhundert nur als eine pro- cessualische, also nur vor Gericht zulässig gewesen sei. 2 WARTMANN nr. 590, nr. 615. ® Rıep, Cod. dipl. Rat. nr. 62, nr. 63. * MBoica 28, a, p. 57, a. 874; p. 69, a. 883. Warrmann nr. 615, a.881. Kreın- MAYRN, Juvavia p. 105, nr. 47, a. 888. ® MBoica 28, a. 9o—Rıep nr. 70. % WARLINANN nr. 590, 664. Wirt. UB. I, 175, 186. ” Juvavia a. a. O. 105, nr. 47: ea videlicet racione, ut,ab hodierna die... licen- ciam ex autoritate donacionis nostre habeat facere quiequid sibimet placuerit omnibus diebus vite sue (die Übereignungsbefugniss ist hierin nicht inbegriffen) et post illius 1200 Gesammtsitzung vom 17. December. Nach Pavr Rorn' handelt sich es bei der lebenslängliehen proprietas um ein ganz anderes Rechtsverhältniss als bei den Eigenthumsüber- tragungen. nämlich um die Einräumung eines lebenslänglichen Usus- fructus. Das ergebe sich u. a. daraus, dass der König über solche lebenslängliche proprietates in BEvEr nr. 104 und in Scuannat, Worms, Dipl. nr. ı3 zu Gunsten Dritter verfügt. Bever 104 muss im Zu- sammenhang mit BEvEr nr. 94 (a. 859) verstanden werden. Daselbst schenkt Lothar II die Capelle der heiligen Justina dem Otbert in der Weise, dass sie nach: seinem Tode seiner Frau vel uni ex suis heredibus quem ipse ad hoc elegerit zustehen soll. In BrvEr 104 wird diese Capelle nebst anderen Besitzungen, darunter solehen, die Otbert zu beneficeium innehatte, von Ludwig II dem Kloster Prüm zugewendet. Allein dies geschieht auf Veranlassung jenes Otbert und seiner Frau. Ihnen wird das Königliche Diplom ausgestellt.” Als Fürbitter erscheinen allerdings Ludwig’s Frau und Sohn. Allein zum Schluss heisst es ausdrücklich: quod nos... Hemma... et Karlomannus depreeati fuerunt de prefatis rebus quas concessimus ad monasterium, hoc pro petieione Otberti fecerunt. Die Frau des Otbert soll die gesammten Besitzungen für ihre Lebenszeit innehaben. unter dem Schutze der Kirche stehen und einen jährlichen Zins bezahlen. Das Diplom Lud- wig’s setzt endlich eine dureh Otbert vollzogene Tradition seiner Güter an die Kirche als vorhergegangen voraus’ und stellt sich sonach sachlich nur als feierliche Confirmation einer offenbar mit Zustimmung des Königs erfolgten Veräusserung dar. In Scuannar schenkt Arnulf allerdings dem heiligen Oyriacus gewisse Güter, welche drei genannte Personen per praeceptum nostrum diebus vitae suae videntur habere in proprium. Allein die Schenkung geschieht ausdrücklich unter Vorbehalt ihrer lebenslänglichen Rechte, wie sie ihnen in praeceptis eorum gewährleistet worden! und mit dem Zusatz. dass nach ihrem Tode ihre Söhne das Land gegen einen Jahreszins besitzen sollen. Auch das Argument Rorn's, dass der König lebenslängliche pro- prietates (Wirtemb. UB. nr. 161, 162) in Eigenthum verwandele, ist obitum praedictas res tradere... ad quameumque ecelesiam sibi placuerit ex nostra auetoritate liceneiam habeat. ' Feudalität 49. ® jussimus prefato Otberto et uxori suae Hildigarde fieri hoc nostrae anctoritatis praeceptum. ° iubemus ut prefate res... simul eum aliis rebus quas illi ibi tradiderunt.... ad praefatum monasterium... permaneant... Et nullus umgqnam ... ullam molestiam vel inquietudinem de illis rebus, quas Otbertus tradidit ad praefata loca facere praesumat. ’ ea tamen ratione ut praeseripti fideles nostri (servitores vegis).. suas res tempore vitae suae, sicut in praeceptis eorum eontinetur, habeant; post obitum illorum filii sui ipsas res cum censa annuali deserviendas obtineant. Scuannar, Hist. epis- copatus Wormatiensis, (od. prob. nr. 13. Brunner: Die Landschenkungen der Merowinger u. der Agilolfinger. 1201 dahin zu corrigiren, «dass der König ein beschränktes Eigenthum in unbesehränktes verwandelt, indem er sein Heimfallsreeht aufgiebt und die Veräusserungsfreiheit gewährt. In dem Diplom W. UB. 162, I. 187 giebt Arnurr dem Ortolf das unbeschränkte Eigenthum an einem Grundstücke. das ihm Karl II. auf‘ Lebenszeit gewährt hatte, indem er erklärt: eoncessimus ei sine. ulla interdietione in pro- prietatem, quiequid antea a Karolo imperatore sibi usque in finem vitae suae habendum adquisierat.' In der Urkunde Warrmann nr. 664 — Wirt. UB. nr. 161 erhält der Besitzer nur ein beschränktes Veräusse- rungsrecht an dem Gute, welches ihm ex integro in proprium ge- schenkt wird. nämlich die Befugniss, es an S. Gallen oder an Reichenau zu tradiren. Selbst die gelegentlich vorkommende Wendung. dass das Gut sub usu fructuario in proprietatem gegeben werde.” dass der Be- schenkte es sub usu fructuario besitzen solle, zwingt nieht zur An- nahme eines lebenslängliehen Niesbrauchs. Sie will nur den praktisch wichtigsten Inhalt der lebenslänglichen proprietas hervorheben. nicht aber den Eigenthumsbegriff ausschliessen, ist also gleichbedeutend mit der Formel more proprietatis quieto ordine fruendum.” Mit einem blossen Niesbrauchsrechte darf nach alledem die lebens- längliche proprietas eben so wenig verwechselt werden, wie die donatio post obitum, bei der das lebenslängliche Eigenthum dem Geber ver- bleibt, mit der Übereignung unter Vorbehalt des lebenslänglichen Niesbrauchs.' Man hat es versucht die Eigenthümlichkeiten der merowingischen Krongutschenkungen aus einem Obereigenthum des Königs an sämmt- lichem Grund und Boden’ oder aus spätrömischen Verhältnissen zu erklären. Allein die Theorie vom Obereigenthum vermag es am wenigsten zu enträthseln, weshalb die königliche Landschenkung von anderem Gute des Empfängers unterschieden wird, weshalb sie in einem Falle ein unbeschränktes. im anderen nur ein beschränktes Eigenthum ge- ı Wenn es Eingangs heisst: Aspertus cancellarius noster adiit nostram clementiam deprecans euidam cappellano nomine Ortolfo quandam particulam nostrae heredi- tatis ei a nobis praestari, so erklärt sich diese Ausdrucksweise aus dem Heimfalls- rechte des Königs und wird man nicht mit Rorw a. O. sagen können, dass der König die lebenslängliche proprietas des Ortolf ausdrücklich sein (des Königs) Eigenthum nennt. Übrigens wird in karolingischer Zeit auch Kirchengut, welches aus könig- licher Schenkung stammt, mitunter fiscus genannt. Warrz, VG. 4, 160. ® Mon. Boica 28, ı, 69. Lacomsrer I, 85, BAvEr nr. 94 (nsuque fruetuario or- dine dominetur pacifico). ®> Cod. Lanresham. I], nr. 55, a. 900. ' Lönıng, Kirchenrecht II, 658. Wourr, Erwerb und Verwaltung des Kloster- vermögens in den Traditiones Wizenburgenses 1883, 8. 17. 5 ScnrüpeEr, Z.d. S. St. f. RG. Il, 78 £. 1202 Gesammtsitzung vom 17. December. währt. Auch die Anknüpfung an die Landschenkungen des römischen princeps versagt, da die unbeschränkte Vererblichkeit und Veräusser- lichkeit der kaiserlichen Beneficien in Constitutionen des fünften Jahr- hunderts ausdrücklich anerkannt und vorausgesetzt wird." Dagegen erledigen sich die vorhandenen Schwierigkeiten in ungezwungener Weise durch die Annahme, dass die Landschenkung nur als beschränkte Ent- äusserung wirksam war, wenn nicht etwas anderes ausdrücklich be- stimmt wurde. Die Ausbildung des eigentlichen Beneficialwesens steht in ge- schichtlichem Zusammenhang mit den Vergabungen, welche die Ar- nulfinger im Drange politischer Nothwendigkeit aus den Kirchengütern vornahmen. Sie gaben den Anstoss, dass dem beschränkten Eigen- thum, wie es merowingische Landschenkungen gewährten, nach dem Vorbilde der kirchlichen Precarien ein ius in re aliena substituirt wurde. Damit wurde in die Landgabe ein Gedanke hingetragen, der ihr ursprünglich fremd war und den die, spätere lehnrechtliche Juris- prudenz sich bekanntlich erst dadurch zurecht zu legen wusste, dass sie für das Recht des Lehnsmannes den Begriff des Untereigen- thums schuf. ! Cod. Theod. XI, 20, 4; 5. Berichtigungen. S. 45. Z. 1. v. u. st. rechten ]. linken S. 46. Z. 16. v. o. st. linken 1. rechten Ausgegeben am 14. Januar 1886. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei (A) VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. ERSTES VIERTELJAHR. (Die Schriften, bei denen kein Format angegeben ist, sind in Oetav.) Leopoldina. Amtliches Organ des K. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Heft XX. N. 23—24. Heft XXI. N.1. 2. 3. 4 Halle a. S. 1884. 1885. 4. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der K. bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. XVII. Abth. 1. München 1884. 4. 2Ex. von BEzorp, Fr., Rudolf Agricola, ein deutscher Vertreter der italienischen Renaissance. München 1884. 4. 2 Ex. Berichte über die Verhandlungen der K. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. — Math.-phys. Classe. 1883. Bd. 35. — Philol.-hist. Classe 1883. I. II. Bd. 35. Leipzig 1884. Abhandlungen der K. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipziy. Math.-phys. Olasse. Bd. XII. N.1. PAil.-hist. Classe. Bd. IX. N. II—VI. Leipzig 1884. Verhandlungen der physikalisch - medicinischen Gesellschaft zu Würzburg. N. F. Bd. XVII. Würzburg 1884. Sitzungsberichte der phys.-med. Gesellschaft zu Würzburg. Jahrg. 1884. Würzburg 1884, Sitzungsberichte der phys.- med. Societät in Erlangen. Heft 16. Erlangen 1884. Sitzungs- Berichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. Jahrg. 1884. Berlin 1884. Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft. 1884. N. 18—19. 1885. N.1. 2. 4. Berlin 1884. 1835. Elektrotechnische Zeitschrift. Jahrg. VI. 1885. N.1. 2. 3. Berlin 1885. Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg. Bd. 33. Stadt- amhof 1884. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. X. Heft 2. Han- nover 1885. Bremisches Jahrbuch. Herausgegeben von der Historischen Gesellschaft des Künstler- vereins. Serie I. Bd.I. Bremen 1885. Urkundenbuch der Stadt Lübeck. Theil 7. Lief. 9—12. Lübeck 1884. 1885. 4. Mittheilungen des Deutschen Archäologischen Institutes in Athen. Bd. IX. Heft 3. 4. Athen 1884. Bulletin mensuel de la Societe des Sciences, Agriculture et Arts de la Basse- Alsace. T. XVIN. 1884. Fasc. Nov. Dee. T. XIX. 1885. Jan. Febr. Strassburg 1885. Preussische Statistik. LXXIX. Die Bewegung der Bevölkerung , mit Einschluss der Wan- derungen, im preussischen Staate während des Jahres 1883. Berlin 1884. 4. — LXXVI. (Th. 3.) Die Ergebnisse der Berufszählung vom 5. Juni 1882 im preuss. Staate. Berlin 1885. 4. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. XIV. (1885.) Heft 1. Berlin 1885. A (2) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten über die physikalischen Eigen- schaften der Ostsee und Nordsee und die Fischerei. Jahrg. 1854. Heft I—IIl. Berlin 1885. 4. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preussischen Staate. Bd. XXXI. 2. Statist. Lief. und Heft 4. 5 (Suppl.). Nebst Tafel XNV—XXU. Bd. XXXII. Heft 1 nebst Tafel I—X1. Berlin 1584. 1885. 4. u. Fol. Jahrbuch des K. botanischen Gartens und des botanischen Museums zu Berlin. Heraus- gegeben von Dr. A. W. Eıcater. Bd. Il. Berlin 1384. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. Jahrg. XXV. 1883. Berlin 1884. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1878. Jahrg. XXXIV. Abth. 1. 2. 3. Berlin 1883. Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik. Bd. XIV. Jahrg. 1352. Heft 2. Berlin 1885. Zoologischer Jahresbericht für 1883. Herausgegeben von der Zoologischen Station zu Neapel. Abth. I. I. III. IV. Leipzig 1884. 1885. Internationale Zeitschrift für allgemeine Sprachwissenschaft. Herausgegeben von F. TECHMER. Bd. I. Heft 2. Leipzig 1884. Bericht über die im Jahre 1884 den Herzogl. Sammlungen zugegangenen Geschenke. Gotha 1885. 4. Das christliche Museum der Universität zu Berlin. 1549 —1884. Berlin 1585. 4. Monumenta Germaniae historica. — Seriptorum T. XXVII. Hannoverae 1885. Fol. 1. Ausg. von SyBEL, H. und SıckeL, Trm. Urkunden in Abbildungen. Lief. 7. Berlin 1884. gr. Fol. Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. — Neuere Zeit. — Bd. 18. Abth. 2. Ge- schichte der deutschen Rechtswissenschaft von R. Srınızıns. 2. Abth. München und Leipzig 1884. Anzeiger des germanischen Nationalmuseums. Bd. 1. Heft 1. Jahrg. 1554. Nürnberg 1884. Katalog der im germanischen Museum befindlichen Glasgemälde aus älterer Zeit. Nürn- berg 1884. Mittheilungen aus dem germanischen Museum. Bd. I. Heft 1. Jahrg. 15854. Nürn- berg 1884. # Supplementum Aristotelieum. Vol. 1. — Excerptorum Constantini de natura animalium libri duo. — Aristophanis historiae animalium epitome subiunetis Aeliani Timothei aliorumque eclogis. Ed. Spyrıpıon P. Lamsros. Berolini 1885. 34 Inaugural-Dissertationen der Kaiser - Wilhelms - Universität Strassburg aus dem Jahre 1881. Die Einweihung der Neubauten der Kaiser- Wilhelms - Universität Strassburg 26.— 28. October 1884. Strassburg 1884. Festschrift zur Einweihung der Neubauten der Kaiser - Wilhelms - Universität Strassburg. 1554. 4. Currıus, G. Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig 1885. vom Rarn, G. Mineralogische Notizen. Bonn 1885. »>ep. Abdr. — — Vorträge und Mittheilungen. (6.) Bonn 1885. Sep. Abdr. von Reumont, A. Kaiser Karl’s V. Krönung in Aachen. Aachen 1885. Sep. Ahdr. — — Friedrich von der Trenck in Aachen 1765— 1780. Aachen 1854. Sep. Abdr. — — I! 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Livr. 1. 2. — Melanges bio- logiques. T. XII. Livr. 1. — Melanges mathematiques et astronomiques. T. VI. Livr. 2. St. Petersbourg 1884. Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Annee 1854 N.1. Moscou 1884. Universitäts- Nachrichten. Jahrg. XXIV. N. 9. 10. 11. Kiew 1884. (russ.) Nachrichten von der K. Gesellschaft von Freunden der Naturkunde, Anthropologie und Ethno- graphie an der K. Universität Moskau. Bd. 45. Heft 1. 2. 3. Moskau 1884. 4. (russ.) Annales de ÜObservatoire de Moscow. Publ. par Tw. Brevicrm. Vol. X. Livr. 2. Moscou 1884. 4. Nachrichten des Geologischen Comites. Jahrg. 1854. Bd. Ill. N. 8.9.10. Jahrg. 1385. Bd. IV. N. 1. St. Petersburg 1884. 1885. (russ.) ®=KRUEGER, A. Zonenbeobachtungen der Sterne zwischen 55 und 65 Grad nördlicher Deeli- nation. Bd. Il. Helsingfors. 1885. 4. Brevıcniın, Tu. Quelques formules de la theorie des Cometes. Moscou 1884. Sep. Abdr. — —. Sur la grande Comete de 1811. Moscou 1885. — —. Sur les tetes des Cometes. 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Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. (7) MrrraG-LerrLeR, G. Acta mathematica. 5: 2.3. 4. Stockholm 1884. 1885. 4. Farkman. L.B. Om Mätt och Vigt i Sverige. D. 1. 1.2. II. Stockholm 1884. 1885. Loven, Svan. On Pourtalesia. Stockholm 1383. 4. Sep. Abdr. TER Gonmo, J. Geschiedenis von Amsterdam. Deel 3. 4. Amsterdam 1881. 1884. Annales de T Ecole Polytechnique de Delft. Livr. 1. Leide 1884. 4. Nederlandsch Kruidkundig Archief. Ser. ll. Deel4. St.2. Nijmegen 1884. Annales du Jardin botanique de Buwitenzorg. Publ. par Mr. le Dr. M. Treue. Vol. IV. P.2. Leide 1884. Bijdragen tot de Taal- Land- en Volkenkunde van Nederlandsch- Indie. Volg. IV. Deel IX. Deel X. St.1. s’Gravenhage 1885. Jan Kors & F. W. van Eepen. Flora Batava. Atl. 267. 268. Leiden. 4. Bulletin de Ü Academie Royale des Sciences des lettres et des beaux arts de Belgique. Ser. 11. T.9. N.1. Bruxelles 1885. Bulletin du Musee Royal d’ Histoire naturelle de Belgique. T. 111. 1384. N. 2. 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Europäische Gradmessung. — Das Schweizerische Dreiecknetz, herausgegeben von der Schweize- rischen geodätischen Commission. Bd. 2. Zürich 1585. 4. (Quellen- zur Schweizer Geschichte. Herausgeg. von der Allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz. Bd.7. Basel 1584. Worr, R. Astronomische Mittheilungen. LXIU. Zürich 1854. 8. Bulletin de la Societe des Sciences naturelles de Neuchätel. T. XIV. Neuchätel 1884. Boletin de la Real Academia de la Historia. T. V. Cuad. VI. Die. 1884. T. VI. Cnad. 1.2. Madrid 1554. 1385. Anales del Instituto y Observatorio de San Fernando. Secce. 2. Öbservaciones meteoro- lögicas. Ano 1883. San Fernando 1384. Almanaque Nautico para 1886. Barcelona 1884. \ ara > = ve ’ Yan s Sa = Iloazrıza 775 &v Ayers pyaoroyızya erwmgpias. Eros 1583. ASnızsw 1884. > \ n ‚ \ D r 2 rn} ‚ Bet n Asrng Fvov Ilovrov. Ilegrodızov FUYYELEIMACE ezdwdonzvov zT E@donade vUro ©. Voauuerızo- FR re f 5 BERSE are R ? y movAou za I. A. Iegyegidov. Eros A. Teuyos 1—9. Ev Toarefovvr: 1834. 1885. von Hurmuzarı, L. Fragmente zur Geschichte der Rumänen. Bd. 3. Bucuresei 1884. (8) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. Proceedings of the Boston Society of Natural History. Vol. XXU. P.I. 111. Boston 1883. Memoirs of the Boston Society of Natural History. Vol. Il. N. VIII. IX. X. Boston 1854. 4. Memoirs of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Vol. Xl. P.1. Cam- bridge 1884. 4. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Vol. VII. N. II bis VIM. XI. Cambridge 1884. Journal of the New York Microscopical Society. Vol.]. N.2. New York 1885. Report of the Proceedings of the Numismatic and Antiquarian Society of Philadelphia for the year 1884. Philadelphia 1885. United States of America. — War Department. — Professional Papers of the Signal Service. N. XIV. Washington 1884. 4. Astronomical Papers prepared for the use of the American Ephemeris and Nautical Almanac. Vol. 11. P.1I. III. Washington 1854. 4. Report of the Superintendent of the U. S. Naval Observatory for the year ending Oct. 1884. Washington 1884. Astronomical and Meteorological Observations made during the year 1880 at the U. S. Naval Observatory. Washington 1884. 4. The Journal of the Cincinnati Society of Natural History. Vol. VII. N.4. Cineinnati 1885. The American Journal of Philology. Vol. V, 3. Baltimore 1884. American Journal of Mathematics. Vol. VII. N.2. Baltimore 1885. 4. The American Journal of Science. Ser. II. Vol. XXIX. N. 169. 170. 171. New Haven 1885. American Chemical Journal. Vol. 6. N. 5. Baltimore 1884. Johns Hopkins University Circulars. Vol. IV. N. 36. Baltimore 1885. 4. Johns Hopkins University Baltimore. Vol. III. N. 2. — Studies from the Biological Labo- ratory. Editor H. NewEerL-Marrın. Baltimore 1884. Johns Hopkins University studies in historical and political Seience. Ser. II. N.1. Anans, H. B. Maryland’s influence upon Land Cessions to the United States. — N. 11. III. 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Deutschen Akademie der Naturforscher. Heft XXI. N.9.10. Halle a. S. 1885 4. Sitzungsberichte der math.-phys. Olasse der K. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1885. Heft 1. München. 1885. Sitzungsberichte der philos.-philol. und hist. Classe der K. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1885. Heft 1. München 1885. Abhandlungen der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. XXXI. vom Jahre 1384. Göttingen 1584. 4. Jahrbücher der K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. N. F. — Heft XII. Erfurt 1885. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande und Westfalens. Jahrg. 41. 5. Folge. 1. Jahrgang. 2. Hälfte. Bonn 1884. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jahrg. XVII. N. 6.7.8.9. Berlin 1885. Elektrotechnische Zeitschrift. Jahrg. VI. 1385. — Heft IV. V. VI. Berlin 1885. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen- Wesen im Preussischen Staate. Bd. XXXII. Heft 2. Berlin 1854. 4. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 39. Heft 1. Leipzig 1885. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Bd. LVII. Folge IV. Bd. 3. Heft 6. Halle a. S. 1884, Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Bd. XXXV]. Heft 4. Bd. XXXVI. Heft 1. Berlin 1884. 1885. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. Xl1l. (1884) Suppl. II. Bd. XIV. (1385.) Heft 2. Berlin 1884. 1885. Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik. Bd. XIV. Heft 3. Berlin 1885. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1881. Jahrg. XXXVI. Abth. 1. Berlin 1385. Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. Jahrg. XIX. Heft 4. Leipzig 1884. Verhandlungen des Botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. Jahrg. 26. 1884. Berlin 1885. VI.— VII. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Metz für 1883—1884. Metz 1885. Bulletin de la Societe des Sciences, Agriculture et Arts de la Basse- Alsace. T.XIX. Mars. Avril. Mai 1885. Strassburg 1835. Württembergische Wierteljahreshefte für Landesgeschichte. Jahrg. VII. Heft I—IV. 1884. Stuttgart 1884. 1885. 4. Verhandlungen des Vereins für naturwissenschaftliche Unterhaltung. 1878—1882. Bd.V. Hamburg 1883. Abhandlungen herausgegeben vom naturwissenschaftlichen Vereine zu Bremen. Bd. IX. Heft 2. Bremen 1885. Mittheilungen des Deutschen Archäologischen Institutes in Athen. Bd.X. Heft1l. Athen 1885. Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1887 mit Ephemeriden der Planeten @— @) für 1885. Berlin 1885. Nachweisung der Resultate der Geschäftsthätigkeit der Aichämter im Deutschen Reiche (excl. Bayern) während des Jahres 1883. Berlin 1885. 4. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. Bd. VI. Heft 1. Berlin 1885. ® Zoologischer Jahresbericht für 1883. Herausgegeben von der Zoologischen Station zu Neapel. Abth. I. II. III. IV. 2. Ex. Leipzig 1884 — 1885. Körriker, A. Die Bedeutung der Zellenkerne für die Vorgänge der Vererbung. Würz- burg 1585. Sep. Abdr. Sitzungsberichte 1885. b (10) Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften. Zweites Vierteljahr. Körriker, A. Bemerkungen zu E. Häicker's Aufsatz über Ursprung und Entwicklung der thierischen Gewebe. Würzburg 1885. Sep. Abdr. Städtisches Progymnasium zu Berlin. — Dritter Jahresbericht. Ostern 1885. Berlin 1885. 4. 3 Ex. Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Städtischen Progymnasiums. Ostern 1885. Berlin 1885. 4. 3 Ex. Königstädtisches Gymnasium in Berlin. VIII. Ostern 1885. Bericht über das Schuljahr 1884 bis Ostern 1885. Berlin. 4. 2 Ex. Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Königstädtischen Gymnasiums. Ostern 1885. Berlin 1885. 4. 2 Ex. Sophien- Realgymnasium. — Bericht über das Schuljahr 1884— 1885. Berlin 1855. 4. 3 Ex. Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Sophien- Realgymnasiums. Ostern 1885. Berlin 1885. 4. 3 Ex. 20. Jahresbericht über das Lauisenstädtische Gymnasium in Berlin. Berlin 1385. 4. Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Luisenstädtischen Gymnasiums. Ostern 1885. Berlin 1885. 4. Andreas- Realgymnasium. — Jahresbericht über das Schuljahr 1884/85. Berlin 1885. 4. 3 Ex. Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Andreas- Realgymnasiums. Ostern 1885. 4. BIEX Kayser, E. Analyse der Beugungserscheinungen, welche durch einen Spalt entstehen. Danzig 1385. Sep. Abdr. Lissaver, Dr. Untersuchungen über die sagittale Krümmung des Schädels bei den Anthro- poiden und den verschiedenen Menschenrassen. Braunschweig 1885. 4. Sep. Abdr. Hauck, G. Die Grenzen zwischen Malerei und Plastik und die Gesetze des Reliefs. Berlin 1885. Ausreenr, P. 6 Sep. Abdr. Berlin, Breslau, Brüssel 1884. 1885. Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der K. Akademie der Wissen- schaften in Wien. Jahrg. 1885. N. VI. VII. VIII. IX. Wien. Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft in Wien 1884. Bd. XXVIl. Wien 1884. Abhandlungen der K. K. Geologischen Reichsanstalt. Bd. XI. Abtlı. 1. Wien 1885. 4. Nlittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. X1V. Heft IV. Wien 1884. Verhandlungen der K. K. zoologisch- botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1884. Bd. XXXIV. Wien 1885. Personen-, Ort- und Sach- Register der 5. zehnjährigen Reihe (1871—1880) der Sitzungs- berichte und Abhandlungen der k. k. zoologisch - botanischen @esellschaft in Wien. Zu- sammengestellt von A. Wınmer. Wien 1884. Mittheilungen der K. K. Central- Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. Bd. XI. Heft 2. Wien 1855. 4. Bericht der meteorologischen Commission des naturforschenden Vereines in Brünn über die Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1882, Brünn 1884. Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn. Bd. XXll Heft 1. 2. 1883. Brünn 1884. Öffentliche Vorlesungen an der K. K. Universität zu Wien im Sommer-Semester 1885. Wien 1885. Pamietnik Akademii Umiejetnosei w Krakowie. Wydzial matematyczno-przyrodniezy. VomIX. (z 2 litograf. tablie.).. W Krakowie 1554. 4. Monumenta Poloniae historica. Pomniki dziejowe Polski. Tom IV. Lwöw 1854. 4. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Zweites Vierteljahr. (ıı) Zabytki Przedhistoryczne ziem Polskich wydawone stararium komisyi archeologieznej) Akademüi Umiejetnosci w Krakowie. Goprryv Ossowskı, Prusy Krölewskie. Seryjal. Zeszyt 3. Kraköw 1885. 4. Starodawne prawa polskiego pomniki. Tomu VII. Zescyt III. Borssraus ULANOWSKT, Inscriptiones Clenodiales ex libris judieialibus Palatinatus Cracoviensis. Cracoviae. A. 1885. 4. Rozprawy i sprawozdania z posiedzen wydzialu filologieznego. Akad. Umiejetnosci. "Tom X. W Krakowie 1884. Rozprawy i sprawozdania z posiedzen wydziatu matematyesno-przyrodniezego Akad. Umiejetnosei. Tom XII (z 10 tablie. litograf.). W Krakowie 1834. Jan Ner. Franke, ‚Jan Brosek (J. Broscius), Akademik Krakowski. 1585 — 1652. Kraköw 1884. Sprawozdania komisyi jesykowej) Akademi Umiejetnosei. Tom Ill. Kraköow 1884. Biskup Apam Sranısvaw Krasınskı. Siownik synonimdw polskich. Wydanie Akad. Umiejetn w Krakowie. 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P. 11. April— July 1885. Philadelphia 1885. Smithsonian Contributions to knowledge. Vol. XXIV. XXV. Washington 1885. 4. The American Journal of Seiencee. N. 178. 179. 180. Vol. XXX. New Haven 1885. The Journal of the Cincinnati Society of Natural History. Vol. VII. N. 3. Cinein- nati 1885. Nemoirs of the Museum of Comparative Zoölogy at Harvard College. Vol. X. N.4. XIV. N.I. P.T. Cambridge 1885. 4. Bulletin of the Museum of Comparative Zoölogy at Harvard College. Vol. XII. N. 3. Cambridge 1885. Twenty-fifth Annual Report of the Curator of the Museum of Comparative Zoölogy at Harvard College for 1884— 1885. Cambridge 1885. Johns Hopkins University studies in historical and political Science. Ser. III. N. XI. XI. Baltimore 1885. Johns Hopkins University Circulars. Vol.1V. N.42. 43. Baltimore 1885. 4. Johns Hopkins University, Baltimore. Vol.11l. N.4. Baltimore 1885. The American Journal of Philology. Vol. VI. 3. Baltimore 1885. American Chemical Journal. Vol. VI. N.3. 4. Baltimore 1885. American Journal of Mathematics. Vol. VIII. N.1. Baltimore 1885. 4. Department of the Interior. — Monographs of the U. S. Geological Survey. Vol. Vl:. VI. VII. Washington 1883. 1884. 4. Second Geological Survey of Pennsylvania. — Report and progress. 35 Volls. und 5 Voll. Atlas. Harrisburg 1875 — 1885. Report of the Commissioner of Agriculture for the year 1884. Washington 1884. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. (33) Memoirs of the American Academy of Arts and Sciences. Centennial Volume. Vol. XI. P.II. N.1. (Asassız, A. The Tortugas and Florida reefs.) Cambridge, Mass. 1885. 4. Proceedings of the American Academy of Arts and Sciences. N. Ser. Vol. XII. Boston 1885. Bulletin of the Minnesota Academy of Natural Sciences. 1880—1882. Minneapolis, Minn. 1885. : University of Cincinnati. — Publications of the Cincinnati Observatory. Observations of the Comets of 1883. Cineinnati 1885. SCHRAFFRANER. The Flora of Palatka and Vieinity. Palatka 1885. Fol. Acassız, A. Embryology of the Ctenophorae. Sep. Abdr. Cambridge, Mass. 1874. 4. Puirrıes, H. Volk-Songs. Philadelphia 1885. Adresses at the complimentary dinner to Dr. BENsAmın Artuorr GovrD. Lynn, Mass. 1885. Pıckerıng, W.H. Colored media for the Photographie Dark Room. 1885. Extr. — — Contributions from the physical Department of the Massachusetts Institute of Techno- logy. Cambridge 1884. Extr. — — Methods of determining the speed of Photographie Exposers. Cambridge 1885. Extr. Lewis, C. A great trap dyke across Southeastern Pennsylvania. 1885. Sep. Abdr. AnGUIANoO, A. Anuario del Observatorio astronomico Nacional de Tacubaya para el ano de 1886. Ano VI. Mexico 1885. La Naturalea. T. VII. Entr. 5—8. Mexico 1885. 4. Anales del Museo Nacional de Mexico. T.11I. Entr. 7. Mexico 1885. 4. ir ' Ä vr > D a2 E Pe ee er, { 28T: Safe, B x £ . 5 3 3 1 53 wu aba) ei f ae I eh Bm) a EN A N ı a ’ \ AR 8 REN Mine ji Pr 4 ı . DE EP ur ee, ie" } . “ a b } , f er & . f n ” M # Er Irak Lie Yu ni BT, P2 es j . 14 B un .% via En 2 00 57 le u En ru) Zn Hart Br: 2 ei - i er Kai Ahead ie f BR a eier in: ee? Ss 2er R r : E ER b ' we = Ü v >» . * a. \ ö N . 4 ü 3 - « \ \ y N » s - - u & ’ - - ’ 2 ‘ Namenregister. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (35) NAMENREGISTER. ALBRECHT, Prof. Dr., Paur, in Brüssel, über die im Laufe der phylogenetischen Entwickelung entstandene, angeborene Spalte des Brustbeinhandgriffes der Brüll- affen. 321. 337—353. #Auwers, Festrede über die persönlichen Beziehungen Frıeprıcn’s des Grossen zu der von ihm erneuerten Akademie. 25. , Beobachtungen der Sonnenfinsterniss vom 16. Mai 1383 in Berlin, Potsdam und Strassburg. 611. BAEYER, Jon. Jac., gestorben. 920. BErREnDtr, G., Prof. in Berlin, über das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 611. 863 — 885. BoETHLINnGK zum auswärtigen Mitglied gewählt. 1171. pu Boıs-Reymonp, E., legt missbildete Pferdehufe von den Falkland-Inseln vor. 3—4. , Bericht über die HumsoLpr-Stiftung. 241— 243. ‚ Erwiderung auf Schurze’s Antrittsrede. 620 — 623. , lebende Zitterrochen in Berlin. Zweite Mitth. 689. 691—750. Braun, F., Prof. in Karlsruhe, über die Thermoelektrieität geschmolzener Metalle. 203. 289 — 298. BRınkeEr, H., Missionar, z. Zt. in Africa, erhält 2000 Mark zur Drucklegung seines Wörterbuches der Herero-Sprache. 531. BRUNNER, über das Alter der lex Alamannorum. 17. 149 —172. ,„ über die Landschenkungen der Merowinger und Agilolfinger. 1171. 1173 — 1202. BurmEISTER, H., Berichtigung zu Coelodon. 485. 567—573. 611. Caun, Carr, Prof. in Königsberg i. Pr., über die cyklische Entwickelung der Siphonophoren. , Zweite Mitth. 93. 511—529. #=Conze, über Lage der Bibliothek und des Palastes zu Pergamon. 37. ,„ Bericht über die Thätigkeit des Kaiserlich deutschen archaeologischen Instituts. 245. 559 — 560. *Currıus, Ernst, Beiträge zur ältesten Stadtgeschichte von Athen. 379. , das Neleion oder Heiligthum der Basile in Athen. 435. 437—441. , Festrede zur Feier des Leısnız’schen Gedächtnisstages. 615 — 619. ‚ Erwiderung auf Hırsc#rerv’s Antrittsrede. 626 —628. Currıus, GEORG, gestorben. 920. Deussen, Dr. in Berlin, erhält 1000 Mark zur Herausgabe seiner deutschen Über- setzung der indischen Philosophen. 204. *Dıers, über die Berliner Fragmente der "ASyvamv rorırsı« des Aristoteles. 435. (Abh.) ‚ über Seneca und Lucan. 1003. 1039. (Abh.) *=Dırrmann, Gedächtnissrede auf Rıca. Lersıus. 630. (Abh.) ‚ über Pithom, Hero, Klysma nach Navırıe. 8837. 889 3 898. (36) Namenregister. Donurn, Prof. in Neapel, erhält 2000 Mark zur Fortsetzung der Jahresberichte der Zoologischen Station. 531. Duncker, über die Fortführung der Herausgabe der politischen Correspondenz FrieorıcnH's des Grossen. 226 — 240. ‚ des Perikles Fahrt in den Pontus. 531. 533 — 550. EGGER, Eng, gestorben. 920. ®=EıcHLER, zur Entwickelungsgeschichte der Palmenblätter. 199. (Abh.) Evurıns, Jur., Prof. in Strassburg, erhält 1200 Mark zur Publieation nabataeischer Inschriften. 418. ————, epigraphische Miscellen. 575. 669 — 688. Fıscuer, Kuno, Prof. in Heidelberg, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch- historischen Classe gewählt. 37. FoERSTER, Rıcn., Prof. in Kiel, über Handschriften des Libanios. 887. 899 — 918. Frıiwsch, Gusrav, Prof. in Berlin, über die Organisation des Gymnarchus niloticus. 3. 119 —129. Fucns, über den Charakter der Integrale von Differentialgleichungen zwischen com- plexen Variabeln. 3. 5—12. = ———, über eine Classe linearer Differentialgleichungen zweiter Ordnung. 759. Fünrsrück, Morrrz, Dr. in Berlin, erhält 1500 Mark zu wissenschaftlichen Reisen in Deutschland und Tirol behufs Erforschung der Flechten. 1. GÄDER"TZz, Dr., erhält 900 Mark zu Studien für seine Geschiche des niedersächsischen Theaters. 204. GERHARDT, über neu gefundene Manuscripte von Leıznız. 17. 19—23. 133—143. Gısss, Worcorr, in Cambridge Mass., zum correspondirenden Mitgliede der physi- kalisch-mathematischen Classe gewählt. 37. HAUSMANINGER, V. in Graz, über die Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Körper. 1. 49 —62. . ®=HEIDER, K., Dr in Berlin, über die Anlage der Keimblätter von Hydrophilus piceus L. 1043. (Abh.) Herınann, G., Dr. in Berlin, über gewisse Gesetzmässigkeiten im Wechsel der Witterung aufeinanderfolgender Jahreszeiten. 203. 205— 214. von Hermmorrz, die Elektrodynamik nach Faranpay-Maxwerr’s Hypothese zurück- geführt auf Hanıwrow’s Prineip. 1043. HENLE, Jac., gestorben. 532. Hınsteor, F., Frof. in Preiburg i. B., eine Bestimmung des Ohms. 751. 753— 757. ®HırsScHFELD, G., Prof. in Königsberg, über paphlagonische Felsengräber. 5 (Abh.) Hırsc#reLp, Orro, die Wahl desselben zum ordentlichen Mitgliede bestätigt. 287. , Antrittsrede. 623 — 626. Hörver, O., Dr., über eine neue hinreichende Bedingung für die Darstellbarkeit einer Function durch die Fourıer’sche Reihe. 379. 419— 434. Horrorv, J., Dr. in Berlin, über zwei Strophen der Voluspa. 531. 551— 558. Hormanns, Untersuchungen über das polymere Sulfocyanmethyl. 751. —, über die Sulfoeyanursäure. 751. 821— 832. -, über das Amin des Pentamethylbenzols. 751. 833 —840. ‚ über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine auf den Sulfocyanur- säuremethyläther und das Cyanurchlorid. Normale alkylirte Melamine. 751. 951. 953 — 980. , über die den Alkyleyanamiden entstammenden alkylirten Isomelamine und über die Constitution des Melamins und der Cyanursäure. 751. 981—1001. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (3 7) Hüsner, Prof., erhält 563,52 Mark Restkosten für die Exempla seripturae epi- graphicae. 920. Humann, Dir. Dr. in Smyrna, erhält 1800 Mark für die Bearbeitung der Reisen nach Angora und dem Nimruddagsh. 920. » Hurrzscn, E., Dr. in Wien, erhält 1350 Mark aus der Bopp -Stiftung. 531. von Inerıng, Herm., Dr. in Rio-Janeiro, über die Fortpflanzung der Gürtelthiere. 1043. 1051—1053. JoNckBLoET, W., gestorben. 1003. Kaurertr, Skizze des Neleions. 435. Kexue, Aucust, zum auswärtigen Mitgliede gewählt. 287. RKıererr, über den Gewinn für antike Geographie Kleinasiens aus türkischen Quellen. 285. Kırcanuorr, A., über ein Selbsteitat Herodot’s. 299. 301— 320. Kırcunorr, G., zur Theorie der Gleichgewichtsvertheilung der Elektricität auf zwei leitenden Kugeln. 1005. 1007—1013. Königs, A., Dr., und Rıcuarz, F., Dr. in Berlin, erhalten 6000 Mark zu einer Bestimmung der mittleren Dichtigkeit der Erde. 193; — ebenso 4000 Mark zur Fortsetzung ihrer Arbeit. 920. Kosanei, J., Dr. in Berlin, über den Bau der Iris. 93. 105 —106. Krause, W., Prof. in Göttingen, erhält 3000 Mark zu Untersuchungen über Nerven- endigungen bei Seefischen. 920. ®KRONECKER, einige Anwendungen der näherungsweisen ganzzahligen Auflösung linearer Gleichungen. 3. ——, Bemerkung zu Hrn. Ernsr Scherine’s Mittheilung über den dritten Gauss’schen Beweis des Reeiprocitätsgesetzes für die quadratischen Reste. 117—118. ‚ die absolut kleinsten Reste reeller Grössen. 381. 333 — 396. 1043. 1045 — 1049. —, über das Diricater’sche Integral. 631. 641— 665. ,‚ über eine bei Anwendung der partiellen Integration nützliche Formel. 689. 841— 862. ‚ zur Theorie der elliptischen Functionen. 759. 761—784. ——————,, über den Caucny’schen Satz. 759. 785— 787. Kuspr, über die elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene des Lichts im Eisen. 1005. 1055 —1064. LAnporr, über die Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure und schwetliger Säure. 247. 249 — 284. LEnDENFELD, R. von, Dr. in Sydney, über das Nerven- und Muskelsystem der Hornschwämme. 1005. 1015— 1020. LoHunmever, Ep., Dr., Bibliothekar in Cassel, erhält 500 Mark zur Ausnutzung von Handschriften des Willehalm von Ulrich von Türheim. 418. Lorrzıng, H., Dr. in Athen, archaische Inschriften in Boeotien. 1029. 1031—1037. #=MENADIER, Dr. in Berlin, über die Funde römischer Münzen in den Dorfschaften Venne und Engter. 17. MENnDELSssoun, Mor., Dr., z. Zt. in Paris, Untersuchungen über Reflexe. 93. 107—111. Mırne Epwarps, Henrı, gestorben. 920. Monuusen, über die Örtlichkeit der Varusschlacht. 17. 63—92. #® ————, über Arsinoe und Klysma. 201. ‚ Festrede zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs. 215 — 223. (38) Nainenregister. #®MoNnMsen, über die römische Legende von König Tatius. 1041. #® fiber die oekonomischen Verhältnisse und insbesondere die Bodenwirthschaft der römischen Kaiserzeit. 1067. Morrrz, Dr. in Damaseus, erhält 1500 Mark zur Unterstützung seiner Bereisung von Nordsyrien. 285. MÜLLER-Erzsachn, W., Dr. in Bremen, über die Dissoeiation wasserhaltiger Salze und daraus abgeleitete Folgerungen über die Constitution der Salzbestandtheile. 247. 371—378. #=Munk, über totale Exstirpation der Sehsphaere beim Hunde. 193. Noerrrıng, Frırz, Prof. in Königsberg i. Pr., erhält 5000 Mark zur geologischen Erforschung des Hermongebirges. 379. , über Crustaceen aus dem Tertiär Aegyptens. 485. 487 — 500. , vorläufiger Bericht über die geognostische Beschaffenheit des Ost-Jordan- Landes. 759. 807—808. Par'rsch, Prof. in Breslau, erhält 1500 Mark zu geographischen Studien auf den ionischen Inseln. 920. Pernıcz, über Ulpian als Schriftsteller. 131. 443 — 484. ,„ zum römischen Sacralrechte. I. 1141. 1143—1169. Pucasteın, Dr. in Berlin, erhält 900 Mark für die Bearbeitung der Reisen nach Angora und dem Nimruddagh. 920. QuEDENFELDT, M., Premierlieut. a. D., erhält 2000 Mark zu einer naturwissen- schaftlichen Reise nach dem westlichen Theil des Atlas-Gebirges. 1065. RANMELSBERG, über die Oxyde des Mangans und Urans. 93. 97—104. ‚ über die Gruppe des Skapoliths. 587. 589 —607. von RECKLINGHAUSEN, Fkrieprich, Prof. in Strassburg, zum correspondirenden Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 193. REGNIER, Ap., gestorben. 1. RENIER, On. Auen. Leon, gestorben. 631. Rıcu#arz, F., Dr., siehe Könıc. Rönrsen, W.C., Prof. in Giessen, über die elektromagnetische Wirkung der di- elektrischen Polarisation. 193. 195—198. Roupe, Dr. in Breslau, erhält 1200 Mark zur Ausführung von Untersuchungen über Chaetopoden. 203. *=Rorn, über seine geologische Reise in Schweden. 561. , über die von Hrn. Dr. Paur Güssreor in Chile gesammelten Gesteine. 561. 563— 565. ad RüporrFF, Fr., Prof. Dr. zu Charlottenburg, über die Löslichkeit von Salzgemischen. 247. 355 — 370. #SCHERER, Betrachtungen über Gorrne’s Faust. 1. , Altdeutsche Segen. 575. 577—585. Schering, Ernst, zum dritten Gauss’schen Beweis des Reciprocitätssatzes für die quadratischen Reste. 3. 113—117. #®Sonmıpr, Jon., über die Bildung des Nominativus pluralis der Neutra. 145. Schneider, R., Dr. in Berlin, der unterirdische Gammarus von Clausthal. (@. pulex, var. subterraneus.) 919. 1087 —1104. Scnor'r, über eine illustrirte Bekanntmachung der strafenden Gerechtigkeit in China. 173. 175—176. #SCHRADER, über die Keilinschriften im Eingang der Quellgrotte des Sebeneh-Su. 667. (Abh.) SCHULZE, Antrittsrede. 619-—620. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (39) Sc#huuze, über das Verhältniss der Spongien zu den Choanoflagellaten. 177. 179—191. ScHwEınrurtH, G., Prof. in Cairo, Bericht über seine Erforschung der aegyptisch - arabischen Wüste. 242 — 243. #_ ———— —— , G., alte Baureste und hieroglyphische Inschriften im Uadi Gasus. 485. (Abh.) SCHWENDENER, einige Beobachtungen an Milchsaftgefässen. 321. 323 — 336. -, über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 919. 921—937. SıGwarr, Cnrıstoru, Prof. in Tübingen, zum eorrespondirenden Mitglied der philo- sophisch -historischen Classe gewählt. 37. Z Sırmess, über die von Hrn, Frrvrs in New York endeckte elektromotorische Wirkung des beleuchteten Selens. 145. 147 —148. ‚ über Karıscner’s Anspruch auf die Priorität der Entdeekung über die elektromotorische Wirkung belichteten Selens. 417. Sreıner, Is., Dr. in Heidelberg, die Lehre von den Zwangsbewegungen des Frosches. 485. 501— 509. Srenzer, Prof. in Breslau, erhält 1500 Mark aur Fertigstellung von Görrerr's Werk über fossile Coniferen. 920. voN SYBEL, zur Erinnerung an Jacos Grimm. 25. 27 —36. #__—— —, Preussen und die Union von 1850. 417. TosteEr, ein Lied Bernarts von Ventadour. 939. 941—949. #=VAuHLEn, über die Elektra des Euripides. 575. Vırcnow, über die Verbreitung des blonden und des brünetten Typus in Mittel- europa. 37. 39—47. , über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 1127. 1129 —1140. Waırrz, Jahresbericht der Central-Direction der Monumenta germaniae historica. 243 — 245. , über den sogenannten Catalogus Feliecianus der Päpste. 609. #=WALDEYER, über den Bau des Rückenmarks von Gorilla Gina. 287. Warner, Jon, Dr. in München, erhält 500 Mark zur Bearbeitung einer Sediment- karte des Golfs von Neapel. 204. #=WarrEengacH, über die Inquisition, welche von dem Coelestiner Petrus gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg in den Jahren 1393 und 1394 geführt wurde. 1029. #=WEBER, Ausr., über die beiden Anukramani der Naigeya-Schule der Saämasamhitä. 203. Weser, H. F., Prof. in Zürich. über das Wärmeleitungsvermögen der tropfbaren Flüssigkeiten. 759. 309 — 815. WEBER, Leonn., Prof. in Breslau, über einen Differential-Erd-Induetor. 1003. 1105— 1113. Wesskv, über die Vanadinsäure enthaltenden Bleierze aus der Provinz Cordoba (R. A.) 93. 95 — 9%. WEIERSTRAss, Bericht über die Herausgabe der Werke Jacosı's. 240. ———— ———, ber die analytische Darstellbarkeit sogenannter willkürlicher Functionen einer rellen Veränderlichen. 631. 633 —639. 759. 739 — 805. — ——, zu Linopemann’s Abhandlung: »Über die Luvorrwsche Zahl«. 919. 1067 — 1085. WESTERMAIER, M., Dr., zur physiologischen Bedeutung des Gerbstoffes in den Pflanzen. 1039. 1115 —1126. Wiese, H. F., in Berlin, iiber den Einfluss der Zusammensetzung des Glases auf die Nachwirkungs-Erscheinungen bei Thermometern. 1005. 1021—1028. (40) Namenregister. Wıen, W., Dr. in Berlin, über den Einfluss der ponderablen Theile auf das gebeugte Licht. 759. 817—819. WırsınG, J., Dr. in Potsdam, über die Anwendung des Pendels zur Bestimmung der- mittleren Dichtigkeit der Erde. 4. 13—15. WINKLER, Dr. in Breslau, erhält 300 Mark als Unterstützung zu sprachlichen For- schungen bei Bereisung der europäischen Orientländer. 920. Zacnarıas, O., Dr. in Hirschberg i. Schl., erhält 600 Mark zu einer faunistishen Unter- suchung der Seefelder in der Grafschaft Glatz. 532. ZetLer, über den Ursprung der Schrift von der Welt. 397. 399—415. , Berieht über die zur Beantwortung der philosophischen Preisfrage von 1882 eingegangenen Arbeiten. 623— 630. Sachregister. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (41) SACHREGISTER. Anukramani, über die beiden A. der Naigeya-Schule der Sämasamhitä, von WEBER. 203. Archaeologie. — Conze, über Lage der Bibliothek und des Palastes zu Pergamon. 37. — Curtis, das Neleion oder Heiligthum der Basile in Athen. 435. 437—441, —: G. Hırscahrerp, über paphlagonische Felsengräber. 532. Aristoteles, über die Berliner Fragmente der ’ASyvawv morırsi« desselben, von Dieıs. 435. Aristoteles-Commentatoren, Bericht über die Arbeiten für die Herausgabe der- selben. 225--226. Arsinoe und Klysma, von Momusen. 201. Astronomie. — Auwers, Beobachtungen der Sonnenfinsterniss vom 16. Mai 1882 in Berlin, Potsdam und Strassburg. 611. — Wiırsiıng, über die Anwendung des Pendels zur Bestimmung der mittleren Dichtigkeit der Erde. 4. 13—15. Athen. Beiträge zur ältesten Stadtgeschichte, von Currıus. 379. Berichte über akademische und mit der Akademie verbundene Unternehmungen: Monumenta Germaniae. 223—245. 919. — Jacosr's Werke. 1. 240. 418. — Griechische Inschriften. 224. 417. — Lateinische Inschriften. 224—225. — Aristoteles- Commission. 225—226. 418. — Fortführung der Herausgabe der politischen Correspondenz Frırprıca’s des Grossen. 226— 240. 418. 919. — Vorarbeiten für die römische Prosopographie. 225. 418. — Borr-Stiftung. 240. 531. — Humsorpr-Stiftung, 241 —243. — Archaeologisches Institut. 245. 559— 560. — Preussische Staatsschriften aus der Regierungszeit FrıEorıch’s II. 587. — BorcHArpr’s Werke. 920. Bernart von Ventadour, über ein Lied desselben, von Tosrer. 939. 941—.949, Blonder und brünetter Typus in Mitteleuropa, über denselben, von Vırcrow. 37. 39—47. Bopp-Stiftung. 240. 531. Borchardt’s Werke. 920. Botanik: Eicuter, zur Entwickelungsgeschichte der Palmenblätter. 199. — — SCHWENDENER, einige Beobachtungen an Milchsaftgefässen. 321. 323— 336. — Derselbe, über Scheitelwachsthum und Blattstellungen. 919. 921 —937. — M. WESTERNAIER, zur physiologischen Bedeutung des Gerbstoffes in den Pflanzen. 1039. 1115 — 1126. Brüllaffen, über die im Laufe der phylogenetischen Entwickelung entstandene, an- geborene Spalte des Brustbeinhandgriffes derselben, von Arpreenr. 321. 337—353. Catalogus Felieianus der Päpste, über denselben, von Warrz. 609. Cauchy’scher Satz, über denselben, von KroneEcker. 759. 785 — 787. Chemie: Horması, über das Amin des Pentamethylbenzols. 751. 833— 840. — Der- selbe, über das polymere Sulfoeyanmethyl. 751. — Derselbe, über die Sulfo- eyanursäure. 751. 821—832. — Derselbe, über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine auf den Sulfocyanursäuremethylaether und das Cyanurchlorid. Normale alkylirte Melamine. 751. 953— 980. — Derselbe, über die den Alkyl- Sitzungsberiehte 1885. E (42) Sachregister. cyanamiden entstammenden alkylirten Isomelamine und über die Constitution des Melamins und der Cyanursäure. 751. 981 —1001. — Lasporr, über die Zeit- dauer der Reaction zwischen Jodsäure und schwetliger Säure. 247. 249 — 284. — W. Mürzer-Erzsach, die Dissociation wasserhaltiger Salze und daraus abge- leitete Folgerungen über die Constitution der Salzbestandtheile. 247. 371—378. — RANNELsBERG, über die Oxyde des Mangans und Urans. 93. 97—104. — Fr. Rünorrr, über die Löslichkeit von Salzgemischen. 247. 355 — 370. — Wessky, über die Vanadinsäure enthaltenden Bleierze aus der Provinz Cordoba (R. A.) 93. 95 — 96. Chile, über die von Dr. Paur Güssrerv'r daselbst gesammelten Gesteine, von Rora. 561. 563 — 565. China, über eine illustrirte Bekanntmachung der strafenden Gerechtigkeit daselbst, von Scnorr. 173. 175— 176. Coelodon, Berichtigung dazu von H. Burmeister. 485. 567 —573. 611. Crustaceen, über solche aus dem Tertiär Aegyptens, von F. Norrrıns. 485. 487 — 500. Diehtigkeit, mittlere der Erde, s. Pendel. Differential-Erd-Inductor, über einen solehen, von Leon#. Weser. 1003. 1105 — 1113. Differentialgleichungen, zwischen complexen Variabeln, über den Charakter der Integrale derselben, von Fucns. 3, 5—12. — Lineare — zweiter Ordnung, von Fucas. 759. Dirichlet’sches Integral, über dasselbe von Kronecker. 631. 641 — 669. Elektrieität, zur Theorie der Gleichgewichtsvertheilung derselben auf zwei leitenden Kugeln, von G. Kırcanorr. 1005. 1007— 1013. Elektrodynamik nach Faranay-Maxwerr's Hypothese, zurückgeführt auf Hamırron’s Prineip, von v. Hermmorız. 1043. Elliptische Funetionen, zur Theorie derselben, von Kronecker. 759. 761—784. Epigraphik: Evrms, epigraphische Mittheilungen. 575. 669 —688. Ethnographie: Virchow, über die Verbreitung des blonden und des brünetten Typus in Mitteleuropa. 37. 39—47. Euripides, über die Elektra desselben, von Vanren. 575. Faust, Betrachtungen über Gorrue’s F., von SCHERER. 1. Felsengräber, paphlagonische, über dieselben, von G. HırscareLv. 532. Festreden: zur Feier des Geburtstages Frıeprıc#’s Il. (Auwers). 25. — zur Vor- feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs (Mounsen). 215—223. — zur Feier des Lersnız’schen Gedächtnisstages (Currivs). 613—619. Flüssigkeiten, tropfbare, über das Wärmeleitungsvermögen derselben, von H. F. Weser. 759. 809 — 815. Fourier’sche Reihe, über eine neue hinreichende Bedingung für die Darstellbarkeit einer Function durch dieselbe, von Hörper. 379. 419 — 434. Funetion, willkürliche einer reellen Veränderlichen, über die analytische Darstell- barkeit solcher, von Weıersırass. 631. 633— 639. 759. 789 — 805. Gammarus, der unterirdische von Clausthal (@. puler, var. subterraneus), von R. ScunEipDer. 919. 1087 — 1104. Gedächtnissreden: auf Jac. Griun (von v. Syzer). 25. 27—36. — auf Rıca. Lersius (von Dirımann). 630. Geographie: Dırımann, über Pithom, Hero, Klysma nach Navırte. 887. 889—898. — Kırrert, über den Gewinn für antike Geographie Kleinasiens aus türkischen Quellen. 235. — Monusen, über Arsinoe und Klysma. 201. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (43) Geologie: Berenopr, über das Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg. 611. 863— 885. — F. Nortring, über die geognostische Beschaffenheit des Ost-Jordan- Landes. 759. 807— 808. — Rors, Reise in Schweden. 561. Gerbstoff, zur physiologischen Bedeutung desselben in den Pflanzen, von M. Wester- MAIER. 1039. 1115 — 1126. Geschichte: Brunner, über das Alter der lex Alamannorum. 17. 149—172. — Derselbe, über die Landschenkungen der Merowinger und Asilolfinger. 1171. 1173— 1202. — Currıus, Beiträge zur ältesten Stadtgeschichte von Athen. 379. — Duncker, des Perikles Fahrt in den Pontus. 531. 533—550. — Monnsen, die Örtlichkeit der Varusschlacht. 17. 63—92. — Derselbe, über die römische Legende vom König Tatius. 1041. — Derselbe, über die oekonomischen Ver- hältnisse und insbesondere die Bodenwirthschaft der römischen Kaiserzeit. 1067. — von Syser, Preussen und die Union von 1850. 417. — Warız, über den sogenannten Catalogus Felicianus der Päpste. 609. — WarrengacH, über die Inquisition, welche von dem Coelestiner Petrus gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg in den Jahren 1393 und 1394 geführt wurde. 1029. Gleichungen, lineare, einige Anwendungen der näherungsweisen ganzzahligen Auf- lösung derselben, von KronEckEr. 3. Gorilla Gina, über den Bau des Rückenmarks desselben, von WALDEYER. 287. Grimm, Jac., zur Erinnerung an denselben, von H. von Syser. 25. 27— 36. Gürtelthiere, über die Fortpflanzung derselben, von H. von Imerına. 1043. 1051 — 1053. Gymnarchus nilotieus, über die Organisation desselben, von G. Frrrsen. 3. 119—129. Herodot, über ein Selbsteitat desselben, von A. Kırcnnorr. 299. 301— 320. Hornschwämme, über das Nerven- und Muskelsystem derselben, von R. von LENDEN- rer. 1005. 1015 — 1020. Humboldt-Stiftung. 241—243. Hydrophilus piceusL., über die Anlage der Keimblätter desselben, von K. Heiner, 1043. Jacobi’s Werke. 1. 240. 418. Insehriften, archaische in Boeotien, von H. Lorrıne. 1029. 1031 — 1037. Integration, partielle, über eine bei Anwendung derselben nützliche Formel, von Kronecker. 689. 841 —862. Jodsäure, über die Zeitdauer der Reaction zwischen derselben und schwefliger Säure, von Lanporr. 247. 249 — 234. Iris, über den Bau derselben, von Kocanei. 93. 105— 106. Isomelamine, alkylirte, über die.den Alkyleyanamiden entstammenden und über die Constitution des Melamins und der Cyanursäure, von Hormann. 751. 981—1001. Kleinasien, über den Gewinn für antike Geographie desselben aus türkischen Quellen, von Kırperr. 285. Kodros, über das Heiligthum desselben, des Neleus und der Basile in Athen, von Currivus. 435. 437 — 441. Leibniz, über neugefundene Manuscripte desselben, von Gersarpr. 17. 19—23. 133— 143. Lepsius, Rich., Gedächtnissrede auf —, von Dırrmann. 630. Lex Alamannorum, über das Alter derselben, von Brunner. 17. 149 — 172. Libanios, über Handschriften desselben, von Rıc#. Foerster. 887. 899 — 918. Licht, gebeugtes, über den Einfluss der ponderablen Theile auf dasselbe, von W, Wıen. 759. 817 —819. E* (44) Sachregister. Lucan, über Seneca und —, von Diers. 1003. Ludolph’sche Zahl, zu Liwpemann’s Abhandlung über dieselbe, von WeEIERSTRAss. 919. 1067 — 1085. Mangan, über die Oxyde desselben und des Urans, von Ramneısgerg. 93. 97 — 104. Mathematik: Fucns, über den Charakter der Integrale von Differentialgleichungen zwischen complexen Variabeln. 3. 5—12. — Derselbe, über eine Ülasse linearer Differentialgleichungen zweiter Ordnung. 759. — OÖ. HöLper, über eine neue hinreichende Bedingung für die Darstellbarkeit einer Funetion durch die Fovrıer’sche Reihe. 379. 419—434. — KRronEckEr, einige Anwendungen der näherungsweisen ganzzahligen Auflösung linearer Gleichungen. 3. — Derselbe, die absolut kleinsten Reste reeller Grössen. 381. 333 — 396. 1043. 1045 — 1049. — Derselbe, über das Dirıcazer'sche Integral. 631. 641—665. — Derselbe, über eine bei Anwendung der partiellen Integration nützliche Formel. 689. 8341—862. — Derselbe, zur Theorie der elliptischen Funetionen. 759. 761 —784. — Der- selbe, über den Caucnrv'schen Satz. 759. 785 — 787. — SCHERING, zum dritten Gavss’schen Beweise des Reeciproeitätssatzes für die quadratischen Reste. 3. 113—117. — Bemerkungen hierzu von Kroxecker. 117—118. — WEIERSTRASS, über die analytische Darstellbarkeit sogenannter willkürlicher Funetionen einer reellen Veränderlichen. 631. 633—639. 759. 759— 805. — Derselbe, zu Lixoesans’s Abhandlung: »Über die Luporrn’sche Zahl.« 919. 1067 — 1085. Merowinger, über die Landschenkungen derselben und der Agilolfinger, von BRUNNER. 1171. 1173— 1202. Meteorologie: Herrmann, über gewisse Gesetzmässigkeiten im Wechsel der Witterung aufeinanderfolgender Jahreszeiten. 203. 205— 214. Milchsaftgefässe, einige Beobachtungen an solchen, von SCHWENDENER. 321. 323— 336. Mineralogie: RAammeLsgErG, über die Gruppe des Skapoliths. 587. 589 —607. — Rorn, über die von Dr. Paur Güssrerpr in Chile gesammelten Gesteine. 561. 563—565. — Wessky, über die Vanadinsäure enthaltenden Bleierze aus der Provinz Cordoba (Argentina), 93. 95 — 9%. Monumenta Germaniae historica. 1. 243 —245. 919. Münzen, römische, über die Funde solcher in den Dorfschaften Venne und Engter, von MENADIER. 17. Neleion oder Heiligthum der Basile in Athen, von Currıus. 435. 437 —441. Neutra, über die Bildung des Nominativ pluralis derselben, von Scauipr. 145. Nimruddash, Publication der Resultate der Expedition nach demselben. 531. Numismatik, s. Münzen. Ohm, über eine Bestimmung desselben, von F. Hınsreor. 751. 753— 7: Ost-Jordan-Land, über die geognostische Beschaffenheit desselben, von F. NorrLıng. 759. 807 — 808. Palaeontologie: H. Burmeister, Berichtigung zu Coelodon. 485. 567 —573. 611. — F. Norruing, über Crustaceen aus dem Tertiär Aegyptens. 485. 487 —500. Palmenblätter, zur Entwickelungsgeschichte derselben, von Eıcater. 199. Pendel, über die Anwendung desselben zur Bestimmung der mittleren Dichtigkeit der Erde, von J. Wırsıns. 4. 13—15. Pentamethylbenzol, über das Amin desselben, von Hormann. 751. 883 —840. Pergamon, über Lage der Bibliothek und des Palastes daselbst, von Conze. 37. Perikles, dessen Fahrt in den Pontus, von Duncker, 531. 533—550. Personal- Veränderungen. 25. Peruaner, alte, über krankhaft veränderte Knochen derselben, von Vırcnow. 1127. 1129 —1140. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (45) Petrus, der Coelestiner, über die Inquisition, welche von demselben gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg in den Jahren 1393 und 1394 geführt wurde, von WarrengacH. 1029. Pferdehufe, missbildete von den Falklandinseln, vorgelegt von pu Boıs-Reymonn. 3—4. Philologie: Scuumpr, über die Bildung des Nominativ pluralis der Neutra. 145. ‚ lateinische: Dies, über Seneca und Lucan. 1003. 1039. — PeRrnIckE, über Ulpian als Schriftsteller. 131. 443 — 484. , griechische: Diers, über die Berliner Fragmente der ’ASyveumv morırsic des Aristoteles. 435. — Rıcn. FoErStER, über Handschriften des Libanios. 887. 899 — 918. — A. Kırcauorr, tiber ein Selbsteitat Herodot’s.. 299. 301—320. — VAurEn, über die Elektra des Euripides. 575. — ZELLER, über den Ursprung der Schrift von der Welt. 397. 399—415. ‚ germanische: Jur. Horrorv, über zwei Strophen der Voluspa. 531. 551— 558. — SCHERER, Altdeutsche Segen. 575. 557 — 585. ,„ romanische: TogLer, ein Lied Bernarts von Ventadour. 939. 941— 949. , orientalische: Scuorr, über eine illustrirte Bekanntmachung der strafenden Gerechtigkeit in China. 173. 175—176. — ScHrADER, über die Keilinschriften im Eingang der Quellgrotte des Sebeneh-Su. 667. — G. SCHWEINFURTR, über alte Baureste und hieroglyphische Inschriften im Uadi Gasus. 485. — Weser, über die«beiden Anukramani der Naigeya-Schule der Sämasamhitä. 203. Philosophie: GErHARDT, über neu gefundene Manuseripte von Lrisnız. 17. 19—23. 133 —143. Physik: F. Braun, über die Thermoelektrieität geschmolzener Metalle. 203. 289 —298. — HausmanınGER, zur Theorie des longitudinalen Stosses eylindrischer Körper. 1. 49—62. — von Hermnorrz, die Elektrodynamik nach FarapAy-Maxwerr's Hypo- these zurückgeführt auf Hanmırron’s Prineip. 1043. — F. Hınsreor, eine Be- stimmung des Ohms. 751. 753— 757. — G. Kırcauorr, zur Theorie der Gleiech- gewichtsvertheilung der Elektrieität auf zwei leitenden Kugeln. 1005. 1007 —1013. — Kunpr, über die elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene des Lichtes im Eisen. 1005. 1055— 1064. — W.C. Röntsen, Versuche über die elektro- magnetische Wirkung der dielektrischen Polarisation. 193. 195—198. — SIEMENS, über die von Hrn. Frrrrs in New York entdeekte elektromotorische Wirkung des beleuchtenden Selens. 145. 147 —148. — Derselbe, über Karıscner’s Anspruch auf die Priorität. der Entdeckung von der elektromotorischen Wirkung des be- leuchteten Selens. 417. — H. F. Weser, das Wärmeleitungsvermögen der tropf- baren Flüssigkeiten. 759. 809—815. — L. Weser, Mittheilung über einen Differential- Erd - Induetor. 1003. 1105—1113. — H. F. Wiese, über den Einfluss der Zusammensetzung des Glases auf die Nachwirkungs-Erscheinungen bei Thermo- metern. 1005. 1021—1028. — W. Wırn, über den Einfluss der ponderablen Theile auf das gebeugte Licht. 759. 817—819. — Wırsıns, über die Anwendung des Pendels zur Bestimmung der mittleren Dichtigkeit der Erde. 4. 13—15. Physiologie und Anatomie: J. Kocanei, Untersuchungen über den Bau der Iris. 93, 105—106. — Mor. MEnDELsoHN, Untersuchungen über Reflexe. 93. 107—111. — Mus, über totale Exstirpation der Sehsphaere beim Hunde. 193. — Is. SrEInEr, die Lehre von den Zwangsbewegungen des Frosches. 485. 501—509. — VırcHow, über krankhaft veränderte Knochen alter Peruaner. 1127. 1129—1140. Vergl. Zoologie. Pithom, Hero, Klysma, über dieselben nach Navırıe, von Dırımann. 887. 889—898. Polarisation, diölektrische, über die elektromagnetische Wirkung derselben, von W.C. Rönssen. 193. 195 —198. (46) Sachregister. Polarisationsebene des Lichts, über die elektromagnetische Drehung desselben im Eisen, von Kunpr, 1005. 1055 — 1064. Preisfrage, philosophische von 1882. Bericht über die eingegangenen Bewerbungs- schriften. 628 — 630. Preussen und die Union von 1850, von v. Syser. 417. Reeiprocitätsgesetz, zum dritten Gauss’schen Beweis desselben für die quadratischen Reste, von Scuering. 3. 113—117. Reflexe, Untersuchungen über solche, von Mor. Menperssonn. 93. 117—111. Reste, die absolut kleinsten reeller Grössen, von KronEcker. 381. 333—396. 1043. 1045 — 1049. Sacralrecht, römisches, von Aurr. Pernice. 1141. 1143—1169. Salze, wasserhaltige, über die Dissociation derselben und daraus abgeleitete Folge- rungen über die Constitution der Salzbestandtheile, von Mürter-ErzsacnH. 247. 371— 378. Salzgemische, über die Löslichkeit von solchen, von Fr. Rünorrr. 247. 355 — 370. Scheitelwachsthum und Blattstellungen, von SCHWENDENER. 919. 921—937. Schweden, über eine geologische Reise daselbst, von Rorn. 561. Sebeneh-Su, über die Keilinschriften im Eingang der (Quellgrotte desselben, von SCHRADER. 667. Sehsphaere, über totale Exstirpation derselben, von Munk. 193. - Segen, altdeutsche, von ScHERER. 575. 577 — 585. Selen, beleuchtetes, über die von Hrn. Frrrrs in New York entdeckte elektromotorische Wirkung desselben, von Sırmens. 145. 147 —148. — Über Karıscrer’s Anspruch auf die Priorität dieser Entdeekung, von demselben. 417. Seneca, über — und Lucan, von Dirrs. 1003. Siphonophoren, über die cyklische Entwickelung derselben, von Cnvun. 93. 511—529. Skapolith, über die Gruppe desselben, von RAuMELSBERG. 587. 589 —607. Sonnenfinsterniss vom 16. Mai 1882, Beobachtungen derselben in Berlin, Potsdam und Strassburg, von Auwers. 611. Spongien, über das Verhältniss derselben zu den Choanoflagellaten, von ScHuLze. 177. 179—191. Stoss eylindrischer Körper, longitudinaler, über die Theorie desselben, von Havs- MANINGER. 1. 49 —62. Sulfoeyanmethyl, polymeres, Untersuchungen über dasselbe, von Hormann. 751. Sulfocyanursäure, über dieselbe, von Hormann. 751. 821—832. Sulfoeyanursäuremethyläther, über die Einwirkung des Ammoniaks und der Amine auf denselben und das Cyanurchlorid. Normale alkylirte Melamine, von Hormann, 351. 951. 953 — 980. Supplementum Aristotelicum. 203. Tatius, König, über die römische Legende von demselben, von Monusen. 1041. Tertiär im Bereiche der Mark Brandenburg, über dasselbe, von BErEnpr. 611. 863—885. Thermoelektrieität geschmolzener Metalle, über dieselbe von F. Braun. 203. 259 — 298. Thermometer, über den Einfluss der Zusammensetzung des Glases auf die Nach- wirkungs-Erscheinungen bei denselben, von H. F. Wire. 1005. 1021—1028. Todesanzeigen: J. J. Bırver. 920. — Geo. Currius: 920. — Henrı MıLne Eopwarps, 920. — Em. Esser. 920. — J. Henze. 532. — W. JoncksLorr. 1003. — An. REGNIER. 1. — Cn. Arpn. Leon Renıer, 631. Uadi Gasus, über alte Baureste und hieroglyphische Inschriften. daselbst, von G. ScHwEInFURıH. 485. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (47) Ulpian, über denselben als Schriftsteller, von Pernıcr. 131. Vanadinsäure, über die solche enthaltenden Bleierze aus der Prov. Cordoba (Argen- tina) von Wessky. 93. 95 —96. Varusschlacht, über die Örtlichkeit derselben von Monusen. 17. 63— 92. Voluspa, über zwei Strophen derselben, von Horrory. 531. 851—558. Wahl von ordentlichen Mitgliedern: HırschreLn. 297. von correspondirenden Mitgliedern: Kuno FiscHer. 37. — Worcorr Gises. 37. — - von RECKLINGHAUSEN. 193. — SıGwarr. 37. von auswärtigen Mitgliedern: Borrnuıneex. 1171. — Aus. Kerure. 297. Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg, über die Inquisition, welche von dem Cölestiner Petrus gegen dieselben in den Jahren 1393 und 1394 geführt wurden, von Warrenzace. 1029. Welt, über den Ursprung der Schrift von derselben, von Zerrer. 397. 399 —415. Witterung aufeinanderfolgender Jahreszeiten, über gewisse Gesetzmässigkeiten im Wechsel derselben, von Herrmann. 203. 205 — 214. Zitterrochen, lebende in Berlin, zweite Mittheilung über solche, von nu Boıs- Reymonnp. 689. 691— 750. Zoologie: P. ALsreenr, über die im Laufe der phylogenetischen Entwickelung ent- standene, angeborene Spalte des Brustbeinhandsriffes der Brüllaffen. 321. 337 — 335. — ou Boıs-Reyuonp lest missbildete Pferdehufe von den ‚Falkland: inseln vor. 3—4. — Derselbe, lebende Zitterrochen in Berlin. 689. 691—750. — 529. — G. Frrrsch, zur Organisation des Gymnarchus nilotieus, 3. 119 — 129. — K. Heiver, über die Anlage der Keimblätter von Hydrophilus piceus L. 1043. — H. v. JnerınG, über die Fortpflanzung der Gürtelthiere. 1043. 1051 — 1053. Caun, über die eyklische Entwickelung der Siphonophoren. 93. 511 — R. v. Lenpenrern, Beitrag zur Kenntniss des Nerven- und Muskelsystems der Hornschwämme. 1005. 1015 —1020. — R. Scaneiper, der unterirdische Gammarus von Clausthal. 919. 10857—1104. — Scautze, über das Verhältniss der Spongien zu den Choanotlagellaten. 177. 179—191. — WALveyEr, über den Bau des Rückenmarks von Gorilla Gina. 237. Zwangsbewegungen, die Lehre von den — des Frosches, von Is. Steiner. 485. 501— 509. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, 2 a 2 u; u. un BE SRRTT u 7 > a an ee yir« { Be ur in 1 A Er I En ee A ee nt EEE Be FREE N B w NN 3 9088 01298 9257