ea We ah RN I an, \ \ ie res elan 3 2% ” ” . ne 5 ylkc, . TON ? ne) x ee . ... . ” u. . RER N u x £ Nu £ ie une &ngen RER ana: xK RorDuE REN Fairy Ren ent .. D re . \ hr Vi x es x hen & , ‘ 3 y: air BE 5 ’ DX i OR h 4 R er . s un 7 ” ASS are ee vl win me one AR Kr Pe er ea Hr ir es vs FR Fe) 173 Wr au: \ In N FATR?, "RUF Ya DEZWSER \ i j ü k ; N Ir MAR £ f N ky un £ Me ar er I i Kt i N N % ) n% { Fr kN R ! t 1 # ’ \ ” ak } \ 1 ! MR Ay ER IRRE: u ? ur fi ei u hr a 2 KH f NRATIN 3 RL. (N aan AR LH 2 at ORTE ii I MN pP “r SITZUNGSBERICHTE DER # KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. JAHRGANG 1886. ZWEITER HALBBAND. JUNI BIS DECEMBER. STÜCK XXX—LII MIT ZWÖLF TAFELN, DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. BERLIN, 1856. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Bi r IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. - ” 4 a u i \ Be 1 ı L. a H x 4 f R Ba CE “ RE AA, « IT u ; SUSE TE Te e in S ur 8 “ ı he) he ‘ | I a “ « “,‘ J > fon & a D ‘ A Pig Pr % Re MW. nr ı ” E . D f « 7 aa D RE ETRTRaeT A BR Bars f : ig ® i@n2 De u u = ES A AN A er RERIREER I EDEN REN ART: ee ei 4 a E i N FF ES RE INDAIT: Kırssuing: Die Bewegung des Krakatau-Rauches im Septeniber 1883 NUR: Sreiser: Über das Centralnervensystem der grünen Eidechse, nebst weiteren Untorsächuigen über das des Haifisches { $ £ P. Ausrecnt: Über eine in zwei Zipfel aiclaufende. rec htsseitige Norleriosss hei einem Teomelıron von Protopterus annectens Ow. (hierzu Taf. VI) von BezorLp: Antrittsrede k Auwers: Antwort an Hın. vox BezoLo . Preisertheilung aus der Sreiser’schen Stiftung . Preisaufgabe der Steiser’schen Stiftung für 1888 . Akademische Preisaufgabe für 1891. 2 SCHWENDENER:! Untersuehungen über das Saftsteiken. ER RammeLsperG: Über einen neuen Fall von Isomorphie schen an an horn. A. B. Meyer: Die Giftdrüsen bei der Gattung Adeniophis Per. Parrscn: Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Race auf den ns des Toniächen ee Zeiter: Über die zeitgeschichtlichen Beziehungen des platonischen Theaetet Prıisssueim: Über die vermeintliche Zersetzung der Kohlensäure durch den Chlorophylifarbstoft Schwenpener: Zur Wortnmann’schen Theorie des Windens Frank CArvert: Meteorsteinfälle am Hellespont e W. Krause: Über die Folgen der Reseetion der ekriechen Ne u Filterronen. Cuux: Über Bau und Entw ickelung der Siphonophoren (Dritte Mittheilung) A Gowpstein: Über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform an der Kathode indueirter Endadangen Kroxecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen (Fortsetzung). i ; Roupe: Histologische Untersuchungen über das Nervensystem der Chasfapuden von Sterman: Die Erdstrom - Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen - Leitungen en Tal. IX bis XI). ; © C Fuchs: Über diejenigen alsebraischen Gebilde, ee eine alakon Eulasseh ; Könıs und Dierericı: Die Grundempfindungen und ihre Intensitäts-Vertheilung im See Gorrre: Verzeichniss der Medusen, welche von Dr. Sanper, Stabsarzt auf S.M.S. »Prinz Kara: gesammelt wurden . . . . D. H. Mürver: Sabäische Ailerihanr in en Königlichen Museen zu Berlin (hieszn. Taf. xD. Gorrscne: Geologische Skizze von Korea (hierzu Taf. VII) . Rorn: Beiträge zur Petrographie von Korea R. Scnseiwer: Amphibisches Leben in den Rhizomor het Bei Burgk (fierzu Tat. m. Hormass: Zur Geschichte der Cyanursäureäther ä ae Horması: Nachträgliches über das chlorirte ne Sa die Constitution Br ana Rorn: Über einen vuleanischen Ausbruch in Nord-Neuseeland und über Erdstösse in Malta Adresse an Hrn. MicneL-Evsene Cnevreun zur Feier seines hundertjährigen Geburtstages am 31. August 1886 . s ö Lieereicn: Über den todten Raum bei Khamahen Besehionen Be: ; 5 Giszen: Über einige historische, besonders in altspanischen Geröhtehtenuellen be Sonnen- finsternisse (hierzu Taf. XIV und XV) Inhalt. Adresse an Hrn. Zerter zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums am 25. August 1886 Vircnow: Über südmarokkanische Schädel . Lanoorr: Über die Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure Rn ee Säure (Dritte Mittheilung) Schorrmürter: Bericht über die archivalischen Forschungen zur Geschichte und den Process des Tempelherren- Ordens . he ae Wepskv: Über Caracolit und Pereylit . . . . 5 Auwers: Neue Untersuchungen über den ine de Souns (hie Tat. xvI und xvID. Burmeister: Nochmalige Berichtigung zu Coelodon . Steiner: Über das Grosshirn der Knochenfische. 2 Frırscn: Übersicht der Ergebnisse einer anatomischen Unersuchung über den Zitter Nr (Malone electricus) -. = . » 5 d R Arnına: Bericht über eine mit Mitteln Ba aa DT- "Stiftung unternommene ee nach en Sn wich-Inseln zur Erforschung der dort herrschenden Lepra . Hırscnrern: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom Pernicr: Zum römischen Saeralrechte. I... Voser: Über neue Fortschritte in dem farbene PRndehen horn n we Verfahren(hierat Taf. xvu Arzrunı: Mineralogisches aus dem Sanarka-Gebiet im Süd - Ural Scnorr: Etwas über die Poesie der Turk-Tataren Russlands . Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften Namen -Register . BIRCHEIRBSISTER: .. 0. wo lhe Berta dle mer eh Mer Ar Me are ARE EN ee Seite 985 991 1007 1019 1045 1055 1127 1133 1137 1141 1149 1169 1205 1211 1219 () (35) (al) 1886. XXX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 10. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Hormann las: zur Geschichte der Öyanursäure-Aether. Die Mittheilung wird in einem der nächsten Berichte erscheinen. 2. Hr. von Hrrmmorrz legte eine von Hrn. Prof. Kırssume in Hamburg eingesandte Mittheilung über die Bewegung des Kra- katau-Rauchs im September 1883 vor, welche umstehend abge- druckt ist. Sitzungsberichte 1886. 53 529 Die Bewegung des Krakatau-Rauches im September 1883. Von Prof. J. Kırssuine in Hamburg. (Vorgelest von Hrn. von HermHortz.) Er. WERNER Sırnens hat in seiner Untersuchung »Über die Erhaltung der Kraft im Luftmeere der Erde« das Gesetz der Erhaltung einer der mittleren lebendigen Kraft des gesammten Luftmeeres entsprechen- den Rotationsgeschwindigkeit abgeleitet, und daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass bei der allgemeinen Cireulation der Luft zwischen dem 35. nördlichen und südlichen Breitengrad sowohl der obere, polwärts gerichtete, wie auch der untere, dem Aequator zugewendete Luftstrom hinter der Erdrotation zurückbleiben, also nach Westen gerichtet sein muss, und dass bei gänzlich fehlender Reibung unter dem Aequator diese Geschwindigkeit 84” in der Secunde in der Richtung von Ost nach West betragen müsste. Die auf den Ausbruch des Krakatau folgenden optischen Erscheinungen gestatten es, die a. a. O. vorge- tragenen theoretischen Erörterungen an der Hand der Erfahrung zu prüfen, indem sich die Bahnen der in sehr hohe Atmosphaeren- schichten geschleuderten Rauchmassen unmittelbar nach dem Ausbruch mehrere Wochen lang deutlich verfolgen lassen. Aus den Ergebnissen, zu welchen die geographische Discussion der bis jetzt bekannt gewordenen Beobachtungen geführt hat, möchte ich Folgendes hervorheben. Der Ausbruch fand zu einer Jahreszeit statt, wo die Maximal- wirkung der Sonnenwärme sich längs des nördlichen Wendekreises geltend macht. Ist also die von Hrn. W. Sırnens entwickelte An- sechauung richtig, so müssen zu dieser Jahreszeit nicht allein die Mittellinie des nach den Polen abströmenden aequatorialen Luftringes, sondern auch die Wendepunkte der an der südlichen Seite dieses Luftringes spiralförmig aufsteigenden Passatströme in der Nähe des nördlichen Wendekreises liegen. Die beim ersten Ausbruch auf Kra- katau am 20. Mai ı883 in die Höhe geschleuderte Rauchsäule hat 53° ” 530 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 10. Juni. die an Bord S. M. Corvette »Elisabeth« direet gemessene Höhe von ı1000"” erreicht. Man darf daher annehmen, dass bei der unver- gleichlich heftigeren Explosion am 27. August die empor geschleuderten Rauch- und Staubmassen durch die untere Passatströmung hindurch bis in die obere Passatströmung vorgedrungen sind. Dann müssen aber von beiden Strömungen gleichzeitig vom 27. August an Rauch- wolken in spiralförmig die Erde umkreisenden Bahnen in ost-westlicher Richtung fortgetrieben worden sein. Die Beobachtungen scheinen die Richtigkeit dieser Schlussfolgerung zu bestätigen. Aus Schiffsjournalen, welche mir theils von der Direetion der Seewarte, theils von Hamburger Rhedern gütigst zur Verfügung gestellt worden sind, habe ich die in der fraglichen Periode durch- laufenen Curse derjenigen Schiffe, deren Capitäne überhaupt den be- treffenden Erscheinungen Aufmerksamkeit geschenkt haben, in Karten eingetragen. Dadurch ist es möglich, einen vollständigen Überblick über diejenigen Gebiete der aequatorialen Zone zu erhalten, in welchen auf See die vulkanischen Rauchwolken sichtbar gewesen sind. Dabei ist die Voraussetzung gemächt worden, dass die Beobachtungen der- jenigen Capitäne, welche überhaupt optische Bemerkungen in die Journale aufgenommen haben, vollständig seien, so dass man aus dem Fehlen einer Bemerkung auch auf das Ausbleiben auffälliger optischer Erscheinungen schliessen darf. Aus diesen Karten ergiebt sich Folgendes. ı. Der bei weitem grösste Theil der gesammten Rauchmasse hat in WzN Bewegung den Aequator überschritten. 2. Diese Rauchmasse bildet nicht, wie Mr. Ringwood, Sereno Bishop und Verbeek bei ihren Berechnungen annehmen, eine einzige zusammenhängende Wolke; sie besteht vielmehr aus einer ganzen Reihe von Wolken verschiedener Grösse, von denen einzelne in meri- dionaler Richtung so schmal sind, dass sie von Schiffen mit südlichem oder nördlichem Curs in wenigen Tagen durchsegelt werden. Es ist daher unzulässig, aus der Zeitdifferenz an den verschiedenen Beob- achtungsorten die Geschwindigkeit auf den einzelnen Bahnstrecken zu bestimmen. Es lässt sich vielmehr nur eine mittlere Geschwindigkeit der gesammten Bewegung ermitteln. Da bereits am 26. August westlich von Krakatau Erscheinungen beobachtet werden, welche offenbar von Rauchwolken herrühren, während die Hauptexplosion am 27. August Morgens stattgefunden hat, so lässt sich auch für die im atlantischen Ocean bereits vom 30. August an auftretenden Erscheinungen nicht mit Bestimmtheit ermitteln, in welchem Zeitpunkt die Bewegung der betreffenden Rauchmassen von der Sunda-Strasse aus begonnen hat. Trotz dieser Unsicherheit in der Zeitbestimmung KırssunG: Die Bewegung des Krakatau-Rauches im September 1883. 531 ergiebt sich doch für die mittlere Geschwindigkeit sowohl derjenigen Rauchmassen, welche den Aequator in nördlicher Richtung über- schreiten, als auch derjenigen, welche längs des Aequators sich fort- bewegen, derselbe Betrag von 36 bis 40” in der Seeunde. 3. Kleinere, von der Hauptmasse des den Aequator überschrei- m tenden Rauches theils in nördlicher, theils in südlicher Richtung ab- getrennte Rauchwolken bleiben im Allgemeinen gegen die Haupt- bewegung zurück. 4. Wird ein Schiff mit westlichem Curs von einer solehen Wolke erreicht, so ist zuerst eine blaue oder grüne Färbung der Sonne, und erst später eine ungewöhnliche Steigerung der Dämmerungsfarben bemerkbar. Nun lässt sich experimentell nachweisen, dass die ge- nannten Sonnenfärbungen durch jeden hinreichend feinen und dichten Rauch, völlig unabhängig von der chemischen Zusammensetzung seiner Bestandtheile hervorgerufen werden, während intensive Diffractions- farben nur durch »homogenen« d. h. aus gleich grossen Stofftheilchen bestehenden Nebel erzeugt werden können. Die Reihenfolge, in welcher die genannten Erscheinungen auftreten, ist also ein indireeter Beweis für die Richtigkeit der Annahme, dass dieselben durch Rauchwolken erzeugt werden, welche innerhalb der Atmosphaere in ost- westlicher Bewegung begriffen sind. 5. Auch in SSW Richtung lässt sich die Bewegung einzelner Rauchwolken verfolgen, welche anfänglich ebenfalls eine westliche Geschwindigkeit von 30” bis 40” in der Secunde zeigen, aber bereits von Mitte September ab bis 40° südlicher Breite vorgedrungen sind, und in Australien, Africa und America ihren optischen Einfluss geltend machen. 6. Neben diesen beiden, die Erdoberfläche in westlicher Richtung umkreisenden Bewegungen, ist auch eine in NNO Richtung fortgetrie- bene Rauchwolke längs der chinesischen Küste bis Japan deutlich zu verfolgen. Dieselbe ist nach Beobachtungen, welche mir durch gütige Vermittelung der deutschen Gesandtschaft in Peking zugegangen sind, auf den Leuchtthürmen »Fisher Island«, »Middle Dog«, »Chefoo« und am 30. August auch in Tokio beobachtet worden, was einer Maximal- Geschwindigkeit von 20” in der Secunde entspricht. 7. Im NO von Krakatau sind unmittelbar nach dem Ausbruch auf- fallenden Erscheinungen nicht wahrgenommen worden; daher dürfen die erst ı4 Tage später auf Borneo (Laböean Island und Elopura) beobachteten Sonnenfärbungen der Wirkung der nach einmaligem Umlauf um die Erde von Osten kommenden Rauchmassen zugeschrieben werden. Hingegen wurde in östlicher Riehtung in Boeleleng auf Bali zwei bis drei Tage nach dem Ausbruch eine erhebliche Trübung der 532 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 10. ‚Juni. Sonne und auf Neu Irland (5°S, ı52°0) eine ungewöhnliche Färbung des Himmels beobachtet. Es scheint also auch eine unbedeutende östliche Luftströmung vorhanden gewesen zu sein. Es sind von competenter Seite Bedenken dagegen erhoben wor- den, die vom Winter 1883/84 an bis zum Herbst ı885 innerhalb des ganzen Gebietes der gemässigten Zonen beobachteten optischen Erscheinungen in ursächlichen Zusammenhang mit dem Krakatau- Ausbruch zu bringen. Die Menge der in die Atmosphaere geschleu- derten Stofftheilechen sei zu gering, um bei einer Ausbreitung über einen so grossen Theil der gesammten Erdoberfläche noch bemerkbare Wirkungen auszuüben; ferner sei der Einfluss der Schwere auf schwe- bende Stofftheilchen viel zu bedeutend, als dass Staub sich zwei Jahre lang schwebend in der Atmosphaere erhalten könne. Beide Einwände erweisen sich einer experimentellen Prüfung gegenüber als nicht stichhaltig. Es lässt sich leicht zeigen, dass Luft, welche mit äusserst feinem Cementstaub oder künstlich zu feinem Mehl zerriebenem Krakatau-Staub geschwängert ist, auf. die Entwickelung homogenen. d. h. aus gleich grossen Wasserkügelchen bestehenden Nebels nur geringen Einfluss hat, im Vergleich mit der mächtigen nebelbildenden Wirkung, welche von solchen Verbrennungsgasen aus- geübt wird, welche direet optisch kaum bemerkbar sind. Für die Erkenntniss der Ursachen, welche den oben erwähnten optischen Er- scheinungen zu Grunde liegen, ist daher die Bestimmung der Quantität der festen Bestandtheile des Krakatau-Auswurfs ohne jeden Belang. Dies wird auch durch die im Sommer 1831 unmittelbar nach dem submarinen Ausbruch der Insel Ferdinandea beobachteten Erschei- nungen bestätigt. Die Entwickelung schwefelhaltiger Verbrennungs- produete war damals so gross, dass die deutschen Naturforscher Prof. Horrmann, Dr. Pippi und Scuurrz Ende Juli in Sciacca ver- schiedene silberne Geräthschaften fanden, welche deutlich durch die vom Vulean herübergewehten Gasarten angegriffen waren. Die Höhe, bis zu welcher die durch Prof. Horrmann vom Berg S. Galogero aus gemessenen und von Dr. Scnuurtz noch am 31. Juli auf der Höhe von Palermo, also in ı4 geographischen Meilen Entfernung deutlich beob- achteten Rauchmassen emporgeschleudert waren, muss mindestens 20" betragen haben. Bemerkenswerth ist es, dass diese im Süden von Sieilien (37° N. ı2° 0) in die Atmosphaere geschleuderten Gase ihre optischen Wirkungen in den Tagen vom 2. bis 4. August fast gleich- zeitig in Madrid, Genua, Rom, Berlin, Odessa, Irkutsk und Werch- neudinsk geltend machten. Die ausführlichen aus diesen Orten vor- liegenden von mir gesammelten Beriehte beweisen, dass überall dieselbe Kırssuine: Die Bewegung des Krakatau-Rauches im September 1883. 533 optische Wirkung einer sehr hoch liegenden Nebelschicht beobachtet worden ist. Die Frage der Suspensionsdauer der Rauchmassen und der durch dieselben erzeugten Condensationsproduete in hohen Atmosphaeren- schiehten findet ebenfalls auf experimentellem Wege eine durchaus befriedigende Lösung. Aus einer grösseren Reihe von Versuchen mit äusserst feinem Rauch, dessen Bestandtheile eine mikroskopische Messung nicht mehr zuzulassen scheinen, ergiebt sich bei gewöhn- lichem Luftdruck eine Fallgeschwindigkeit von 0”o03 in der Minute. In einer Höhe von 20°" würde (bei Anwendung der Ferrer'schen Formel) diese Geschwindigkeit etwa o"oı betragen; es würde also innerhalb eines Jahres bei völlig ruhiger Luft höchstens ein Weg von 5300" zurückgelegt werden können. Ansgegeben am 24, ‚Juni. m ERGETRER Zn ——: Pre Kar Ar? Lu ken. 2 . FAN l Fr hehe il { IM yiH la len Ban: j ER ne Ei ä I v ” ä DM % vn v Pi ie H Ä x I 7 M e“ Ft BE N ea it un it [ui | " le DAZE N vie i Es d i ıH “ 7 Ka nr Kg Ki ra | r . Al By ‚ dh 4 hie r « 2 A d | | | l 1886. XXX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 10. Juni. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Gurrıus. Hr. Conxze las über d#e Kaisertempel in Pergamon. Ausgegeben am 24. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1886. 54 By: 48 Br, Ban ne ah ak auenug male Re PRATER N ner nt iz: ers ki ana in | man) Au are Anh | 7) unakeadtad PIE ITLIET B ELITE N e R ri Li “ „u u jr ; kr r% u 6 DD ii x a x‘ j bi # 1886. XXX SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 24. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. 1. Hr. Zerzer las über die zeitgeschichtlichen Beziehungen der platonischen Theaetet. Die Mittheilung wird in einem der nächsten Hefte der Sitzungs- berichte erfolgen. 2. Hr. pu Bors-Revmoxp legte eine Mittheilung von Hrn. Prof. Dr. Stemer in Heidelberg vor über das CGentralnervensystem der grünen Eidechse, nebst weiteren Untersuchungen über das des Haifisches. Die Mittheilung erfolgt umstehend. 3. Durch Ministerialreseript vom 4. Juni sind auf Antrag der Akademie 2500 Mark für die Fortsetzung der Jacosr’schen Werke angewiesen worden. Sitzungsberichte 1886. 55 Kr | ah, ni N Kram ERRN Au NR ee N De Ben ai BE al rau ee AbAielia m | ERLETETE EL A U E TTRLET ERLITTEN MITA Pi Nat eh f nich Aa PR ig: Bu arm“ ar kath; Juntladtiik rn DER. U IE er Tool ne Bar ya öl ta ji . EN LEI LEITERN BE OT Er earrherheerer E= Int an fra rl Le ad Sa er taste rk Glan Aa auisrllschanilk le Haan An Ai ee FIT LIT GE a eh u a PE - lau 539 Über das Gentralnervensystem der grünen Eidechse, nebst weiteren Untersuchungen über das des Haifisches. Von Prof. Is. STEINER in Heidelberg. (Vorgelegt von Hrn. E. vu Boıs-Reyuonp.) I: Inden ich mich beehre, der Akademie die Ergebnisse der in den Monaten April und Mai in Catania an dem Centralnervensystem der grünen Eidechse (Lacerta viridis) ausgeführten Versuche in Kürze mit- zutheilen, verbinde ich damit den ergebensten Dank für die mir zum Zweck dieser Forschungsreise gewährten Mittel. Wenn man von den Amphibien zu den Reptilien aufsteigt, so stösst man hier bei der Technik der Versuche auf eine neue, sehr erhebliche Schwierigkeit, welche darin gegeben ist, dass die einzelnen Hirnabtheilungen nieht mehr, wie dort, in einer Ebene liegen, sondern dass sie terrassenförmig über einander geschoben sind. Durch be- sondere Kunstgriffe mussten und konnten diese Schwierigkeiten über- wunden werden. Um die so sehr lebhaften Thiere für die Operation gefügig zu haben, ist es am besten, sie zu aetherisiren, ein Verfahren, welches bei einiger Aufmerksamkeit völlig gefahrlos und auf der anderen Seite unentbehrlich ist. ı. Abtragung des Grosshirns. Nach einem und mehreren Tagen findet man das Thier unbeweg- lich auf einem Platze, gleichsam wie schlafend, die Augenlider ge- schlossen oder sie von Zeit zu Zeit öffnend und wieder schliessend. Berührt man es, so öffnet es die Augen und erhebt sich lebhaft (wie aus dem Schlafe erwachend), um auf neue Berührung zu entfliehen, wobei man beobachten kann, dass die Bewegungen völlig normale sind. Nach Zurücklegung eines kürzeren oder längeren Weges ver- fällt es wieder -in vollkommene Ruhe. Regt man es zu neuen Be- DaE 540 Gesammtsitzung vom 24. Juni. wegungen an, so kann man bemerken, dass es furchtlos auf den Beobachter zuläuft (was ein normales Thier niemals thut) und dass es vor drohenden Geberden, welche man nahe vor seinen Augen mit den Händen ausführt, niemals zurückweicht oder mit den Lidern zuckt. Stellt man aber Hindernisse in den Weg, so umgeht es dieselben aus- nahmslos. Das Thier ist also nicht blind, sieht aber nicht, bezw. erkennt nicht mehr, wie unter normalen Verhältnissen, die ihm drohenden Gefahren und versäumt daher, ihnen aus dem Wege zu gehen. Der Wille ist vollkommen erloschen und eine spontane Nahrungs- aufnahme ausgeschlossen. Trägt man nur eine Seite des Grosshirns ab, etwa die rechte, so macht das Thier willkürliche Bewegungen, aber es reagirt nur auf Bedrohung des rechten Auges, niemals links. Die rechtsseitige Abtragung des Grosshirns schafft also im Gesichts- felde des linken Auges denselben Defeet, wie die doppelseitige Ab- tragung für das beiden Augen gemeinsame Gesichtsfeld. Dies Ergebniss fügt sich überraschend günstig in die Entwickelungs- reihe ein, welehe ich früher für das Grosshirn der Wirbelthiere auf- gestellt habe', und lehrt die völlige Stetigkeit dieser Entwickelung. Der zweite Versuch ceontrolirt zugleich sehr wirksam den ersten, indem er nachweist, dass der im Gesichtsfelde vorhandene Defeet nicht Folge der mechanischen Laesion, sondern eine wirkliche Ausfalls- erscheinung darstellt. 2. Abtragung des Zwischenhirns. Da die Abtragung des Zwischenhirns auch die des Grosshirns mit sich bringt, so findet man die so operirten Thiere unbeweglich. Wenn man sie anstösst, so fangen sie an zu laufen, aber unerwarteter Weise so, dass sie nach je zwei bis drei Schritten mit erhobenem Schwanze und etwas zurückgebeugtem Kopfe einen grossen Sprung machen, gerade so, wie die unversehrten Thiere es zu thun pflegen, wenn sie von einer senkrechten Mauer herunterspringen oder wenn sie energisch verfolgt werden. 3. Abtragung des Mittelhirns. Wir unterscheiden auch hier die Decke und die Basis des Mittel- hirns und werden die Decke gesondert abtragen und darauf folgen lassen die gemeinsame Abtragung beider Theile. ! Über das Grosshirn der Knochenfische. Diese Berichte 1886. S. 8. Sreiser: Centralnervensystem der grünen Eidechse und des Haifisches. 541 A. Abtragung der Decke des Mittelhirns. Die Willkür und die Bewegungen als solche sind erhalten; letztere scheinen vollkommen normal zu sein. Setzt man dem Thiere Hinder- nisse in den Weg, so weicht es aus, aber es flieht nieht auf Drohungen; es scheint amblyopisch zu sein. Daraus folgt, dass die Mittelhirndecke nieht alle eentralen Elemente des Sehens enthalten kann, sondern, dass noch anderweitig solehe Elemente vorhanden sein müssen, wofür das Zwischenhirm heranzuziehen wäre. Einseitige Abtragung z. B. der rechten Mittelhirndecke schafft denselben Zustand für das linke Auge. B. Abtragung des ganzen Mittelhirns. Nach dieser Operation bleibt die Locomotion des Thieres er- halten, aber, wie beim Frosche, tritt auch hier deutlich die Neigung auf, rückwärts zu gehen. Trägt man nicht das ganze Mittelhirn ab, sondern lässt etwa die hintere Hälfte stehen, so erscheint der Rück- wärtsgang in so auffallender Weise, dass im Vergleich dazu dieselbe Bewegung beim Frosche nur andeutungsweise vorhanden ist. Bei der Eidechse wäre die Auffindung dieser Locomotionsform viel leichter gewesen, als es beim Frosche geschehen konnte. 4. Abtragung des Kleinhirns. Diese Operation scheint ohne Folgen zu verlaufen. 5. Abtragung des vordersten Theiles des Nackenmarkes. Man legt den Schnitt durch das Nackenmark, wie beim Frosche, gerade hinter das Kleinhirn, worauf die Locomotion endgültig ver- schwindet. Wie beim Frosch und Fisch liegt also das allgemeine Bewegungscentrum im Nackenmark. 6. Beobachtungen am Rückenmark. Das unter 5. beschriebene Praeparat macht keine Locomotionen mehr, sondern giebt auf Reiz nur die bekannten Reflexbewegungen. Wenn man den Kopf völlig abschneidet und mit der Scheere von vorn nach hinten Stücke des Rumpfes von 1—ı'/,“" abträgt, so stösst man etwa im Beginn der hinteren Hälfte des Rumpfes auf die merk- würdige Erscheinung, dass der übrige Theil, also etwa Becken, hintere Extremitäten und Schwanz, anscheinend spontan regelmässige Bewe- gungen ausführen. Was an diesen Bewegungen aber am meisten überrascht, das ist der völlige Charakter von Locomotionen. Ich habe diese auffallenden Bewegungen schliesslich als Locomotionen an- 542 Gesammtsitzung vom 24. Juni. erkennen müssen, obgleich sie vor der Hand meiner nunmehr an drei Thierelassen entwickelten Theorie eines allgemeinen Bewegungs- centrums zu widersprechen scheinen. Aber das Eine schien klar, dass ein Verständniss dafür nur in weiteren Beobachtungen am Haifisch zu gewinnen war, die später angestellt wurden und von denen so- gleich die Rede sein wird. Die Untersuchungen. über die Reflex- bewegungen des Rückenmarkes werden in der ausführlichen Dar- stellung mitgetheilt werden. 7. Die Zwangsbewegungen. Die Zwangsbewegungen verlaufen hier wesentlich nach denselben Gesetzen, wie beim Frosche, bedürfen also zunächst keiner. weiteren Beschreibung. I. In meinem ersten Berichte über das Centralnervensystem des Hai- fisches war angegeben worden, dass nach Abtragung des Mittelhirns die Locomotion erhalten bleibt, dass sie aber verschwindet, wenn man einen Schnitt durch das Nackenmark, etwa unterhalb des Abganges der Athemnerven macht.‘ Daraus folgte die Lage des allgemeinen Bewegungscentrums wie beim Frosch (und auch wie bei den Knochen- fischen). Mich in dieser Richtung noch weiter mit dem Rückenmark des Haifisches zu beschäftigen, lag zunächst zu jener Zeit keine Ver- anlassung vor. Als ich aber das oben geschilderte Verhalten des hinteren Theiles der Eidechse kennen gelernt und durch allmähliches Experimentiren begriffen hatte, dass nur der Haifisch jene seltsame Erscheinung verständlich machen könne, musste ich an eine erneute und erweiterte Untersuchung des Rückenmarkes des Haies gehen, die den Gesichtspunkt zu verfolgen hatte, ob nicht hier dem Eidechsen- schwanz ähnliche Bewegungen am Rückenmark aufzufinden wären. Man nehme einen kräftigen Haifisch (Seyllium canicula oder Mustehis laevis) von der oben angegebenen Länge, schneide ihm ausserhalb des Wassers in der Höhe der Kiemen einfach den Kopf ab, warte einen Augenblick und setze nunmehr den kopflosen Rumpf zurück in das Becken, so beobachtet man mit nieht geringer Verwunderung, wie dieser Torso sich anscheinend vollkommen normal und mit vollstän- digem Gleiehgewichte durch die Fluthen bewegt. Wenn man den- selben Schnitt etwas weiter nach hinten nur bis durch das Rücken- mark führt, die klaffende Wunde durch eine Naht schliesst und diesen Fisch, welcher regelmässig athmet, in das Wasser setzt, so bewegt UÜber das Centralnervensystem des Haifisches u. s. w. Diese Berichte 1886. S. 496. StEINER: Centralnervensystem der grünen Eidechse und des Haifisches. 543 sich derselbe scheinbar wie ein unversehrtes Thier, obgleich der Kopf gewissermaassen nur als todte Masse an dem Rumpfe hängt. Noch 24 Stunden nachher konnte dieser Fisch den Umstehenden als normal vorgestellt werden: Niemand ahnte-die tiefe Laesion. Dieselbe Loco- motion vollführt der abgeschnittene Schwanz. Nunmehr stiegen Zweifel in mir auf, ob die frühere Angabe noch richtig ist, dass nach querer Durchtrennung im Nackenmarke die Loco- motion aufhöre, ob ich nicht das Opfer eines Irrthums geworden war. Eine erneute Prüfung durch bestimmt localisirte Schnitte im Nacken- mark lehrte die Richtigkeit meiner früheren Beobachtung: es giebt im Nackenmarke eine Zone, innerhalb deren Querschnitte ausnahms- los die Locomotion vernichten, und in dieser Zone hatte ich mich früher bewegt; tiefer in das Rückenmark hinabzusteigen, lag, wie schon oben bemerkt, zur Zeit keine Veranlassung vor. Also Schnitte durch das Nackenmark, in der Nähe des Überganges zum Rückenmark angelegt, machen letzteres gleichsam frei und es vollführt seinerseits nun ganz normale Locomotionen. Das will heissen, dass, wenn Rücken- mark und Gehirn mit einander verbunden werden, eine neue Maschine entsteht, welche nach gewissen allgemeinen Gesetzen thätig ist, unter denen uns hier das eine interessirt, dass das Rückenmark der Führung des allgemeinen Bewegungscentrums im Nackenmarke unterliegt und seine Selbständigkeit aufgeben muss. Löst man aber diese Verbindung, so erlangt das Rückenmark seine Freiheit wieder und vollführt die Locomotionen, ganz wie ich es vom Amphioxus beschrieb. Mit demselben Lichte ist endlich die locomotorische Thätigkeit des abgelösten Hintertheiles der Eidechse zu beleuchten. Bis hierher reiht sich Versuch an Versuch in logischer und be- greiflicher Folge. Vollkommen unerwartet aber ist folgende Thatsache: Wenn man einen Haifisch durch einseitige Abtragung des Mittelhirns in die Kreisbewegung gezwungen hat und man nach 24 Stunden in der oben angegebenen Weise demselben den Kopf abschneidet, so verbleibt das übrig bleibende Rückenmark gegen alle Er- wartung in demselben Kreisgange, da man doch am unversehrten Thiere durch einseitige Verletzung des Rückenmarkes niemals Zwangs- bewegungen zu erzeugen vermag. Wenn mich nicht Alles trügt, so birgt dieser Versuch ein wichtiges biologisches Prineip, über welches ich aber erst nach mehr eingehender Untersuchung eine Äusserung wagen möchte. TE Sa er ala var u seh r 1 = Bi e ES a er TUARNDEL Flach no Re Bd a ah ge 2 f m Due I a Ir’ Heap Hi 3 res Ba ah RN Hr 2% BR a, Br DEE 57 x / ee z Hr An za vd. ii ah ie | d F- Ken Are rue NRE7A u Br Er allen Al i un Ip: + DO ande” 9 bir N Tale Ditnli I) REM a rt ‘ il i j er Pr, Ah ehe u Mae Hann, vr Pe dh Fa BpeN I .. ih DE 1a ' BETT IST che An! A AlLEN : i fa / PET er: s I i N MN Kt IR iufieri, el I Wr, ı ih Ban. s “ u E12) / s . zur PER N > I RT RENE f 27; Su PN RER. A, a 1 117 } aa mi My 545 Über eine in zwei Zipfel auslaufende, rechtsseitige Vorderflosse bei einem Exemplare von Protopterus annectens Ow. Von Prof. Dr. PauL ALBRECHT in Hamburg. (Vorgelegt von Hrn. Warpever am 27. Mai [s. oben S. 525).) Hierzu Taf. VI. E: sei mir gestattet, an dieser Stelle einen für die Lehre von dem morphologischen Werthe der freien Gliedmaassen, wie ich glaube, wichtigen Befund zu veröffentlichen, den ich im Jahre 1877 in der Sammlung des Königlichen anatomischen Institutes zu Königsberg machte. In der genannten Sammlung befanden sich nämlich zu jener Zeit zwei Exemplare in Alkohol conservirter, ganzer Thiere von Pro- topterus anneetens Ow. Eines derselben, das auf Taf. VI abgebildete Exemplar, zeigte die linke Schulterflosse wie die beiden Beckenflossen in der so häufig beschriebenen Weise als einfachen, bis zur Spitze ungetheilt verlaufenden Faden (s. Fig. 2), die rechte Schulterflosse jedoch gegen ihr distales Ende hin in zwei Zipfel, einen dorsalen und einen ventralen, getheilt (s. Fig. ı). Durch die grosse Güte des Hrn. Prof. Dr. Srtıepa habe ich das in Rede stehende Thier leihweise jetzt hier- her nach Hamburg erhalten, wo ich dasselbe auf das Genaueste habe zeichnen lassen. Wenn man das Thier aus dem Alkohol nimmt und einige Mi- nuten trocknen lässt, so sieht man deutlich durch die Haut die ein- zelnen Gliedstücke der knorpeligen Skeletgrundlage der freien Glied- maassen hervortreten. Diese Gliederung des Knorpelstrahles ist sowohl an dem dorsalen wie an dem ventralen Zipfel der rechten Schulter- flosse zu constatiren. Es theilt sich also auch die knorpelige Axe dieser Gliedmaasse distalwärts in zwei peitschenschnurartige, wiederum gegliederte Endstücke. Ich bemerke noch, dass sich dorsal über der linken Schulter- flosse zwei äussere Kiemen, über der rechten hingegen nur eine Sitzungsberichte 1386. 56 546 Gesammtsitzung vom 24. Juni. — Mittheilung vom 27. Mai. befindet, deren Dimensionen ebenfalls genau in der Tafel wieder- gegeben sind. Für die Theorie von dem morphologischen Werthe der freien Gliedmaasse ist dieses Praeparat, wie mir scheint, schon deshalb von grosser Bedeutung, weil die GOETTE- WIEDERSHEIM schen Ansichten vom Ulnar- und Radialstrahl' durch dasselbe eine auf den ersten Blick hin geradezu schematische Bestätigung erhalten. Der dorsale Zipfel der rechten Vorderflosse (Fig. ı) wird eben der Ulnar-, der ventrale der Radialstrahl. Ich selbst nehme zwar ursprünglich nur Einen Strahl an, der bei Protopterus für gewöhnlich eben durch den ganzen gegliederten Axenstrahl der Extremität gebildet wird, bei Ceratodus uns als Axen- strahl imponirt und den ich bei den Amphibien und Amnioten durch den dritten Finger bez. die dritte Zehe lege, so dass also Radius (Tibia) und Ulna (Fibula) selbst als Theile von Nebenstrahlen anzu- sehen sind.” Doch zeigt dieses Praeparat eben, dass auch der Axenstrahl selbst einer Theilung in einen Epi- und einen Hypodaktylus, wie eine solche in solch regelmässiger und schöner Weise bei den Selachiern auftritt, fähig ist.” : ! S. WIEDERSHEIM: Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbelthiere auf Grundlage der Entwickelungsgeschichte. Jena 1882, Fig. 133 und 134. ® P. Arsrec#r: Sur les homodynamies qui existent entre la main et le pied des mammiferes. Bruxelles 1884. pag. 8. ° S. hierüber das demnächst im Centralblatt für Chirurgie erscheinende Original- referat eines von mir auf dem letzten Chirurgencongresse über die morphologische Bedeutung überzähliger Finger und Zehen gehaltenen Vortrages. Ausgegeben am 1. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei Sztzeungsber d.Berl. Akad d Wiss 1880 Taf 7 Fig. 1 P Albrecht: Zweizipfelige Vorderflosse von Protopterus anneetens Ow 1886. AXNIH. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. l. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leisnız’schen Gedächtnisstages. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. Der vorsitzende Seeretar eröffnete die Sitzung, welcher der vor- geordnete Minister Hr. Dr. von Gosster Excellenz beiwohnte, mit einer auf die Bedeutung des bevorstehenden 5. (16.) Juli als zweihundertsten Jahrestages der Herausgabe von Newrox’s »Prineipia philosophiae naturalis mathematica« hinweisenden Festrede. Darauf hielt Hr. vox Bezorn als neu in die Akademie eingetretenes Mitglied die folgende Antrittsrede: Indem ich der Pflicht eines in die Akademie neu eintretenden Mitgliedes genüge und an diesem festlichen Tage das Wort ergreife, drängt es mich vor Allem, dem Danke Ausdruck zu geben für die grosse Ehre, welehe mir diese hohe Körperschaft dureh die von Seiner Majestät dem Kaiser und Könige bestätigte Wahl in ihre Mitte er- wiesen hat. Man muss wissen, welch’ wahrhaft bezaubernden Klang die Namen von Hernnorrz, Kırennorr, pu Bois-Reymonp und SıEmens seit dem ersten Betreten meiner wissenschaftlichen Laufbahn für mich hatten, man muss wissen, mit welcher Verehrung und Bewunderung ich schon Sitzungsberichte 1886. 57 548 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. aus der Ferne zu jenen Männern emporbliekte, um zu ermessen, wie hoch es mich beglückt, an ihrer Seite schaffen und wirken zu dürfen. Freilich wächst mit jenen Gefühlen in noch erhöhtem Maasse die Besorgniss, ob es mir gelingen werde, auch meinerseits den Er- wartungen gerecht zu werden, welche sich an diese Auszeichnung knüpfen. Denn darüber gebe ich mich keiner Täuschung hin, dass es sich bei meiner Wahl in die Akademie nicht sowohl um eine Anerkennung erworbener Verdienste handeln konnte, als vielmehr um einen Ausdruck für das Vertrauen, mit welchem man die Durchführung einer grossen Aufgabe, die Reorganisation des meteorologischen Dienstes auf dem weiten Gebiete der preussischen Monarchie in meine Hände gelegt sieht, sowie um eine Betonung der Bedeutung, welche man eben jener Aufgabe beimisst. Ich fühle mich deshalb gewissermaassen in der Lage eines Mannes, dem man eine grosse Vorschusszahlung geleistet hat in der Erwartung, dass er sie seiner Zeit durch sein Werk mit Zinsen zurückerstatten werde. Die Grösse dieser Verpflichtung könnte mir doppelt drückend erscheinen angesichts der Thatsache, dass es sich hierbei um einen Zweig der Wissenschaft handelt, mit dem ich mich erst seit wenigen Jahren eingehender beschäftige und von dem ich niemals dachte, dass seine Pilege einst meine Lebensaufgabe bilden sollte. War es doch nur der Umstand, dass sich gewisse meteorologische Untersuchungen ohne jegliche instrumentelle Hülfsmittel oder sonstige Unterstützung einfach am Schreibtische ausführen liessen, der mich zuerst veranlasste, derartige Fragen aufzugreifen, während Schule und Neigung mich nach einer ganz anderen Seite, nach der eigentlichen Experi- mentalphysik hinwiesen und nur äussere Verhältnisse mich hindern konnten, diese Richtung auch wirklich mit aller Kraft und Hingebung zu verfolgen. Trotzdem bereitet mir die Erkenntniss, dass ich mich in erster Linie stets als Physiker fühlte, und noch fühle, verhältnissmässig geringere Sorge. Denn wenn auch die Meteorologie im Laufe der letzten Jahrzehnte eine so selbständige Stellung errungen hat, dass man sie nicht mehr als einen blossen Zweig der Physik betrachtet, — eine Anschauung, die durch Errichtung eigener Professuren für dieses Fach den klarsten Ausdruck erhalten hat, — so kann man doch andererseits nicht ver- kennen, dass der ganze Zug der Forschung dahin geht, das Band zwischen Meteorologie und ihrer Mutterwissenschaft, der Physik, wieder enger zu schlingen. von Bezotp: Antrittsrede. 549 So lange es sich nur darum handelte, im Grossen und Ganzen ein Bild zu gewinnen von den Bewegungen der Atmosphaere, sowie von der zeitlichen und räumlichen Vertheilung der meteorologischen Erscheinungen im Allgemeinen, war man auf Methoden hingewiesen, welche mit den in der Physik gebräuchlichen nur wenig Verwandtschaft besitzen. Das Feststellen des Thatsächlichen, das von den Beobachtern in der Form fast unabsehbarer Zahlenreihen geliefert wird, forderte die Anwendung statistischer Behandlungsweise oder kartographischer Darstellung. Nachdem aber durch die unsterblichen Arbeiten ALEXANDER von Hunmsorpr’s und Dove’s die ersten Grundlagen in diesem Sinne geschaffen und zu einem gewissen Abschlusse gebracht waren, so dass sie gegenwärtig nur mehr weiteren Ausbaues bedürfen, musste die Fragestellung nothwendigerweise eine andere werden. Das Forschen nach dem eigentlich ursächlichen Zusammenhange musste in den Vordergrund treten, und so darf man die moderne Meteorologie, wie sie heute im Aufbau begriffen ist, mit Recht als die Physik des Luft- meeres bezeichnen. Die Lehre von den Bewegungen der Atmosphaere im engen Anschluss an die Grundlagen der allgemeinen Mechanik und 'Thermo- dynamik, die Untersuchungen über den grossen atmosphaerischen Kreisprocess, wie man ihn vom Standpunkte der mechanischen Wärme- theorie aus zu betrachten hat, die Fragen nach dem Wärmeaustausch zwischen Sonne, Erde und Weltraum unter Vermittelung der Atmo- sphaere, sowie innerhalb der letzteren, wie sie heute auf der Tages- ordnung stehen, sind nichts anderes als physikalische Probleme. Es sind Probleme, an deren Bearbeitung gerade wir Deutsche mit aller Kraft herantreten müssen, wenn uns nicht andere Nationen weit überflügeln sollen, und wenn wir auf diesem Gebiete den Vor- sprung wieder gewinnen wollen, den uns in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts Niemand streitig machen konnte. Dass es sich bei vielen dieser Untersuchungen nicht nur darum handelt, bekannte Sätze der Physik auf bestimmte neue Aufgaben anzuwenden, sondern dass sie umgekehrt auch auf gar manche Fragen führen, die ihre Beantwortung am Experimentirtisch und im Labora- torium finden müssen, diess mag nur nebenher bemerkt werden. Dagegen darf nieht unbetont bleiben, dass noch nach einer anderen Seite hin die Beziehungen zwischen meteorologischer und) physikalischer Forschung sich immer inniger gestalten. Man hat erkannt, dass zwischen den geheimnissvollen Erschei- nungen des Erdmagnetismus und den Vorgängen in der Sonnen?! atmosphaere ein enger Zusammenhang besteht. ol 578 550 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. Die verschiedensten Thatsachen weisen darauf hin, dass die näm- lichen Vorgänge auch auf unsere Atmosphaere ihren Einfluss äussern, und dass Einwirkungen des Centralkörpers auf unser Luftmeer statt- finden von einer Unmittelbarkeit und Eigenartigkeit, von der man sich früher kaum träumen liess. Nur dem engsten Hand in Hand Gehen von meteorologischer und magnetischer Forschung im Anschlusse an die Astrophysik dürfte es gelingen, den Schlüssel zu finden zu dem grossen Räthsel, zu dem Räthsel, dessen Lösung wohl die schönste Aufgabe ist, welche auf diesen Gebieten für die nächste Zukunft überhaupt gestellt ist. Bei dieser Sachlage wird man es begreiflich finden, wenn ich äusserte, dass mich der Umstand, dass meine früheren Studien und Bestrebungen wesentlich der Physik gegolten haben, verhältnissmässig weniger mit Besorgniss erfüllt. Weit mehr beunruhigt mich die Be- fürchtung, dass die vielfachen geschäftlichen Arbeiten, wie sie die Leitung und vor Allem die Reorganisation eines grossen Instituts und ausgedehnten Beobachtungsnetzes im Gefolge haben, besonders in den ersten Jahren nur wenig Zeit übrig lassen werden, um ernster Forschung zu leben, der Forschung, wie sie doch der Akademiker als erste und schönste Pflicht zu betrachten hat. Freilich mag es Manchem befremdlich erscheinen, dass es so viel Mühe und Arbeit kosten soll, ein Institut zu reorganisiren, das auf Anregung eines ALEXANDER Von HungoLpr in seinen ersten Grund- lagen von dem viel zu frühe dahingegangenen Manrmann geschaffen, unter der genialen Führung eines Dover die herrlichsten Früchte ge- zeitigt hat. Und doch liegt die Antwort nahe: erkannte Wahrheiten behalten ihren Werth für alle Zeiten, menschliche Einrichtungen, mögen sie auch einstmals noch so vorzüglich gewesen sein, veralten und ver- fallen, wenn sie sich nicht durch Anpassen an neue Verhältnisse fort- während verjüngen. Ebenso wie man anders verfahren muss bei dem ersten Entwurfe der Karte einer früher niemals betretenen Gegend als bei der topo- graphischen Aufnahme eines hoch eultivirten Landes, so waren auch die Aufgaben bei der Errichtung der ersten Netze meteorologischer Stationen ganz andere als heut zu Tage. Einrichtungen, trefilich geeignet, um das Bild der räumlichen und zeitlichen Vertheilung der meteorologischen Elemente in grossen Zügen festzustellen, vollkommen hinreichend, um brauchbare Mittel- werthe zu erhalten, genügen nicht mehr seitdem es sich darum handelt, die Erscheinungen des Augenblicks in’s Einzelne zu ver- folgen. Ein von Bezorp: Antrittsrede. — Auwers: Antwort an Hrn. von Bezorn. 551 Während früher ein paar Dutzend Stationen für ein Gebiet wie das preussische hinreichend Material liefern konnten, um die zunächst vorliegenden Fragen einer glücklichen Lösung entgegenzuführen, müssen sie heute nach Hunderten, für ganz bestimmte Arten von Beobach- tungen sogar nach Tausenden zählen, und sind z. B. dementsprechend in dem neuen Organisationsplane nicht weniger als 2000 Regenmess- stationen in Aussicht genommen. Dass mit diesen Zahlen die Reibungswiderstände wachsen, dass mit den gesteigerten Bedürfnissen an Geld und Personal die rein geschäftliche Seite mehr und mehr in den Vordergrund tritt und die wissenschaftliche manehesmal fast zu überwuchern droht, wer wollte diess verkennen? Gerade deshalb aber bin ich der Akademie für die Aufnahme in ihre Mitte doppelt dankbar, da ich in dem innigen Anschluss an sie und in der steten Betheiligung an ihren Arbeiten den wirksamsten Schutz erblicke gegen diese Gefahr und da mir das empfangene Zeichen des Vertrauens den Muth verleiht, unentwegt weiter zu schreiten auf der Bahn, wie sie die Entwickelung der Wissenschaft vorschreibt, in pietätsvoller Erinnerung an den grossen Forscher, dessen Erbe ich überkommen habe, um es zu pflegen und weiter zu bilden und frisch und kräftig zu gestalten und zu erhalten für künftige Zeiten. Diese Rede erwiderte der vorsitzende Secretar mit folgenden Worten: Eine ganz äusserliche Thatsache, welche mit Ihrem Eintritt in unsern Kreis, verehrter Herr College, zusammenhängt, kennzeichnet in praegnanter Weise die völlig veränderte Stellung, zu welcher die Meteorologie innerhalb des von uns hier Anwesenden wissenschaftlich durchlebten Zeitraums, wie Sie es soeben hervorgehoben haben, ge- langt ist. Bis gestern bildete das Königliche Meteorologische Institut, zu dessen Leitung Sie hierher berufen wurden, eine Abtheilung des Preussischen Statistischen Bureaus; heute ist es in das Ressort der Unterriehtsverwaltung übertragen, und damit dem Anerkenntniss Aus- druck gegeben, dass die Meteorologie nicht mehr ein vorzugsweise unter dem Gesichtspunkt des öffentlichen Nutzens zu behandelnder Dienstzweig der praktischen Verwaltung, sondern eine als Wissen- schaft zu selbständiger Pflege berechtigte Diseiplin ist. Die Feststellung einer gewissen Summe von Thatsachen musste den Untergrund dieser Wissenschaft bilden, und ihre Sammlung und 552 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. Ordnung hat der Aufgaben genug dargeboten, denen ein innerliches wissenschaftliches Interesse höhern Ranges innewohnt. Ist doch die befriedigende Erfüllung des ersten Erfordernisses der klimatischen Landesaufnahme, die scheinbar so einfache richtige Bestimmung des augenblicklichen Zustandes der Atmosphaere über einem gegebenen Punkt der Erdoberfläche, erst in unseren Tagen Hrn. Wırn's experi- mentellem Geschick gelungen, und haben wir doch ganz kürzlich die hoffnungslos verwickelt aussehende Aufgabe der Ableitung des mittlern Zustandes für ein Gebiet von wechselreichster Bodengestaltung aus unvollständigen Netzbeobachtungen durch Hrn. Hans für die Tempe- raturverhältnisse der österreichischen Alpenländer mit überraschender Leichtigkeit und Sicherheit vermittelst sinnreicher Anwendung von. Reduetionsmethoden gelöst gesehen, deren Übertragung von der Astro- nomie auf die Meteorologie selbst als ein ungleich grösserer — weil der mannigfachsten Vervielfältigung sicherer — Gewinn zu erachten ist, als die schönen durch die genannte Anwendung unmittelbar er- haltenen Resultate. Aber reizvoller für den Forscher und jetzt zunächst werthvoller für die Wissenschaft ist die nunmehr im Vordergrunde stehende Auf- gabe, die in der Meteorologie erkannten Thatsachen auf die Lehren der allgemeinen Mechanik und Thermodynamik zurückzuführen, der Ausbau der physikalischen Meteorologie, den wir nach einem viel- verheissenden Anfange durch Dove’s ältere meteorologische Unter- suchungen ein Menschenalter hindurch fast ganz den ausländischen Fachgenossen überlassen haben. Bei dieser Sachlage können wir es nur freudig begrüssen, dass Sie, verehrter Herr College, von der Physik her zur Meteorologie gelangt sind und Selbst nunmehr Ihren Beruf vorzugsweise in der Förderung dieser in engerm Sinne physi- kalischen Aufgaben Ihres Faches erblicken. Aber nicht einmal hierbei können Sie des neuen Experiments entrathen. Das Mittel zu demselben sollen Ihnen vollendete und voll- ständige Einrichtungen des Observatoriums und Laboratoriums für tellurische Physik darbieten, welches demnächst als würdiges Seiten- stück neben der Astrophysikalischen Anstalt erstehen soll, wenn es der feinsten Ausführung, soll Ihnen das verbesserte und vervollstän- digte Landesnetz — allein oder als nothwendiges Theilstück eines noch breitern Untergrundes — bieten, wenn es der ausgedehntesten Basis bedarf. Und wie in keiner Naturwissenschaft die Feststellung des Thatsächlichen und ihre Nothwendigkeit jemals ein Ende finden wird, so hat Ihr Fach mit dem meinigen insbesondere die Noth- wendigkeit der ununterbrochenen und langen Fortsetzung der Beob- achtung gemein, um zur Lösung der Aufgaben zu gelangen, die Er . ” 6 AÄuwers: Antwort an Hrn. von BezoLp. — Sreiner'scher Preis. 553 wir jenseits derjenigen des Augenblicks schon zu erkennen vermögen, und zur Ermittelung der Ziele, auf die sich fernere Forschung wird richten müssen — so muss der Meteorologe mit dem Astronomen vielfach sich bescheiden selbst nur auszusäen und einer, vielleicht sehr fernen, Zukunft die Ernte zu überlassen. Es ist begreiflich, wenn Sie die beträchtliche Erweiterung dieses Theiles Ihrer Thätigkeit, die Ihr Eintritt in den vielmals ausgedehntern Wirkungskreis von Ihnen verlangt, anfänglich als einen Ihr wissenschaftliches Leben belastenden Druck empfinden. Wollen Sie aber aus unserer Aufforderung, in unsern engern Kreis einzutreten, unsere sichere, auf Ihre Bewährung in der zuvor von Ihnen bekleideten Stellung gegründete Überzeugung entnehmen, dass nicht nur der Druck einer umfangreichen Verwaltungs- aufgabe Ihre freudige und erspriessliche gelehrte Forschung nicht hemmen, sondern dass die grosse Ausdehnung der von Ihnen zu ver- waltenden Organisation in Ihrer Hand umgekehrt ein wirksames Hülfs- mittel sein wird Ihre eigene und vielfache sonstige Forschung Ihres Faches auf's nachdrücklichste zu fördern. Hierauf erfolgte die Berichterstattung über die Bewerbung um den Preis der Sreiser’schen Stiftung und die Ausschreibung neuer Preise. Preisertheilung aus der STEINER'schen Stiftung. Die Akademie hatte vor vier Jahren aus der Srtemer'schen Stiftung einen Preis für die Bearbeitung der folgenden Aufgabe aus- gesetzt: »Die bis jetzt zur Begründung einer rein geometrischen Theorie der Curven und Flächen höherer Ordnung gemachten Versuche sind hauptsächlich deswegen wenig befriedigend, weil man sich dabei — ausdrücklich oder stillschweigend — auf Sätze gestützt hat, welche der analytischen Geometrie entlehnt sind und grösstentheils allgemeine Gültigkeit nur bei Annahme imaginärer Elemente geometrischer Ge- bilde besitzen. Diesem Übelstande abzuhelfen, gibt es, wie es scheint, nur ein Mittel: es muss der Begriff der einem geometrischen Gebilde angehörigen Elemente dergestalt erweitert werden, dass an die Stelle der im Sinne der analytischen Geometrie einem Gebilde associirten imaginären Punkte, Geraden, Ebenen wirklich existirende Elemente treten, und dass dann die gedachten Sätze, insbesondere die auf die Anzahl der 554 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. gemeinschaftliehen Elemente mehrerer Gebilde sich beziehen- den, unbedingte Geltung gewinnen und geometrisch be- wiesen werden können. Für die Curven und Flächen zweiter Ordnung hat.diess von STAUDT in seinen »Beiträgen zur Geometrie der Lage« mit vollständigem Er- folge ausgeführt. Die Akademie wünscht, dass in ähnlicher Weise auch das im Vorstehenden ausgesprochene allgemeine Problem in An- griff genommen werde, und fordert die Geometer auf, Arbeiten, welche dieses Problem zum Gegenstande haben und zur Erledigung desselben Beiträge von wesentlicher Bedeutung bringen, zur Bewerbung um den im Jahre 1884 zu ertheilenden Stemwer’schen Preis einzureichen. Selbstverständlich muss in diesen Arbeiten die Untersuchung rein geo- metrisch durchgeführt werden; es ist jedoch nicht nur zulässig, son- dern wird auch ausdrücklich gewünscht, dass die erhaltenen Resultate auf analytisch-geometrischem Wege erläutert und bestätigt werden. « In der Lrwnız-Sitzung vom Jahre ı884 ist berichtet worden, dass diese Aufgabe einen Bearbeiter gefunden habe, dessen Schrift den gestellten Anforderungen zwar nicht genügend entspreche, die Akademie aber doch bestimme, die in Rede ‚stehende Aufgabe nicht fallen zu lassen, sondern als Stemer’sche Preisfrage für das Jahr 1886 zu erneuern, mit der Maassgabe jedoch, dass es den Bewerbern zur Pflieht gemacht werde, den rein geometrischen Untersuchungen ana- lytisch-geometrische Erläuterungen beizugeben. Hierauf ist nun eine ziemlich umfangreiche Bewerbungsschrift rechtzeitig eingegangen, die den Gortne'schen Ausspruch: »Das Beson- dere unterliegt ewig dem Allgemeinen, das Allgemeine hat ewig dem Besondern sich zu fügen«- als Motto trägt. Der Verfasser dieser Schrift hat sich, einem in dem eben erwähnten Berichte gegebenen Winke folgend, darauf beschränkt, eine den An- forderungen der Akademie entsprechende, rein geometrische Theorie der ebenen algebraischen Curven zu begründen, und dieses ist ihm, wie vorweg ausgesprochen werden möge, in sehr befriedigender Weise gelungen. Die Grundlage seiner Arbeit bilden die in der Preisfrage erwähnten Untersuchungen vox Staupr's, welche er im ersten Capitel ihrem wesentlichen Inhalte nach, doch nicht ohne Eigenes hinzuzu- fügen, reprodueirt, dann aber in dem zweiten und dritten Capitel selbständig weiter führt. Es ist nicht möglich, in der an diesem Orte gebotenen Kürze den Inhalt dieser umfangreichen Capitel auch nur in Umrissen anzugeben. Es möge nur bemerkt werden, dass der Verfasser in richtiger Erkenntniss des zu erreichenden Zieles dahin gestrebt hat, für das arithmetische Gebilde, das durch eine algebraische Gleichung zwischen zwei veränderlichen (reellen oder eomplexen) Grössen BE Pa ee a te a Preisertheilung aus der Sreıner'schen Stiftung. 555 definirt wird, ein geometrisches Aequivalent zu construiren. Diess gelingt ihm durch Einführung eigenthümlicher geometrischer Gebilde, die er, bekannte Begriffe erweiternd, Involutionen und Involutions- netze nennt. Jede (reelle oder complexe) Zahlgrösse kann nach der Staupr'schen Theorie geometrisch durch ein Element eines einförmigen Gebildes (einer Geraden oder eines ebenen Strahlbüschels) repräsentirt werden. Eine algebraische Gleichung nten Grades, deren Üoefficienten ganze, nicht homogene lineare Funetionen von v unbeschränkt veränderlichen Grössen sind, liefert für jedes System bestimmter Werthe der letzteren ein System von n Werthen der Unbekannten, das also durch ein bestimmtes System von n Elementen eines beliebig angenommenen einförmigen Gebildes repräsentirt werden kann: die Gesammtheit der so definirten Systeme von je n Elementen des betrachteten einförmi- gen Gebildes bildet dann eine Involution zter Ordnung, wenn v=1ı ist, oder ein Involutionsnetz „ter Ordnung, wenn y>ı. Daraus erhellt sofort, dass und wie zwei Involutionen oder zwei Involutions- netze derselben Stufe projectivisch auf einander bezogen werden können; ferner, dass zwei projeetivisch auf einander bezogene Involutionen eine bestimmte Anzahl gemeinschaftlicher Elemente besitzen, und zwei projeetivisch auf einander bezogene Involutionsnetze ein bestimmtes Involutionsnetz niedrigerer Stufe mit einander gemein haben. Diese Definitionen und Sätze, welche sich in der analytischen Geometrie so einfach und sofort in voller Allgemeinheit ergeben, werden von dem Verfasser rein geometrisch zuerst für n— 2, sodann für n = 3 u. s. w. entwickelt, in der Art, dass, wenn z. B. die Involution nter Ordnung für einen bestimmten Werth von » definirt und untersucht werden soll. diess zuvor für jeden kleinern Werth von n ausgeführt sein muss. Darin besteht aber die der reinen Geometrie eigenthüm- liche synthetische Methode. Gestützt auf die in den ersten drei Capiteln gewonnenen Resultate entwirft sodann der Verfasser in dem vierten Capitel die Grundzüge einer allgemeinen Theorie der ebenen algebraischen Curven unter voller Berücksichtigung der imaginären Elemente derselben. Auch hierbei ist das Verfahren ein synthetisches. Unter der Voraussetzung, dass die Theorie derjenigen Curven, deren Ordnung eine bestimmte Grenze » nicht überschreitet, entwickelt sei — für n=ı und n=2 hat diess von Staupr ausgeführt — wird gezeigt. wie man aus Üur- ven einer bestimmten Ordnung Büschel und Netze bilden und eine projeetivische Beziehung zwischen zwei solchen Gebilden herstellen kann, wodurch dann der Weg gebahnt ist. um zur Definition der Curven, deren Ordnung die Zahl 2 nicht übersteigt, und zum Nach- Sitzungsberichte 1886. 58 556 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. weise der charakteristischen Eigenschaften derselben zu gelangen. Dabei wird den Sätzen, welche sich auf die gemeinschaftlichen Ele- mente zweier Curven beziehen, sowie der Aufgabe, eine Öurve nter Ordnung zu construiren, wenn die zu ihrer Bestimmung erforderliche Anzahl von (reellen oder imaginären) Punkten gegeben ist, eine besonders sorgfältige Behandlung zu Theil. Die Schlusscapitel der Schrift enthalten literarische Nachweise . und die von der Akademie verlangten algebraischen Erläuterungen der vorangegangenen geometrischen Untersuchungen. Die Akademie hat in ihrem Preisausschreiben erklärt, dass sie zur Üoncurrenz um den in diesem Jahre zu ertheilenden StEmer’schen Preis jede Arbeit zulassen werde, welche zur Erledigung derjenigen Fragen, auf welche die Akademie durch die gestellte Aufgabe die Auf- merksamkeit der Geometer hat hinlenken wollen, einen Beitrag von wesentlicher Bedeutung liefere. Dieser Anforderung entspricht die be- urtheilte Schrift. welehe unverkennbar das nach einem wohldurchdachten Plane ausgeführte Werk eines auf dem Gebiete der reinen wie der ana- lytischen Geometrie vollkommen heimischen Mathematikers ist, in aus- gezeichneter Weise: die Akademie trägt daher kein Bedenken, der- selben den ausgesetzten Preis zuzuerkennen. — Die Eröffnung des zu der Arbeit gehörigen versiegelten Zettels ergab als Verfasser Hrn. Dr. phil. Ersst Körter aus Berlin. Preisaufgabe der STEINER'schen Stiftung für 1888. In der Absicht, das Studium der Schriften Steiser’s zu erleichtern und zum Fortschreiten auf den von ihm eröffneten Bahnen anzuregen, hat die Akademie die Herausgabe der gesammelten Werke desselben veranlasst, welche in den Jahren 1881 und ı882 in zwei Bänden erschienen sind. Es bleibt jetzt noch, wie aus der Schlussbemerkung zum zweiten Bande hervorgeht, die Aufgabe, die Resultate der ein- zelnen Sehriften einer Sichtung und Prüfung zu unterwerfen. Die Akademie wünscht, dass dieses zunächst für diejenigen Unter- suchungen STEMER's geschehe, welche sich auf die allgemeine Theorie der algebraischen Gurven und Flächen beziehen. Es wird verlangt, dass die hauptsächlichsten Resultate derselben auf analytischem Wege verifieirt und alsdann durch synthetische Methoden im Sinne Stemer’s hergeleitet werden. Preisaufgaben für 1888 und 1891. 557 Die ausschliessende Frist für die Einlieferung der Bewerbungs- schriften, welche in deutscher, lateinischer oder französischer Sprache verfasst sein können, ist der ı. März ı888. Die Bewerbungssehrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem Äussern des versiegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. Die Ertheilung des Preises von 1800 Mark erfolgt in der öffent- lichen Sitzung am Leissız-Tage des Jahres 1888. Akadenusche Preisaufgabe für 1891. Die Frage nach der Vererbbarkeit erworbener Eigenschaften der Lebewesen, mögen diese Eigenschaften von äusseren oder inneren Ursachen herrühren, ist für die Abstammungslehre eine der wichtigsten. Obwohl schon von HıppokrATEs erwogen, ist sie noch so unentschieden, dass Einige mit Darwın solche Vererbbarkeit in gewissen Fällen für unzweifelhaft erwiesen ansehen, Andere sie bis auf Weiteres überhaupt läugnen. In neuerer Zeit ist sie zum Gegenstand bestimmt darauf gerichteter Versuche gemacht worden, welche im Allgemeinen für die Vererbbarkeit sprechen, in ihrer Vereinzelung und zum Theil wenig nachhaltigen Durchführung jedoch noch keine volle Überzeugung zu erwecken vermochten. Durchdrungen von der Bedeutung dieser Angelegenheit wünscht die Akademie, dass einem für die Wissenschaft so unerfreulichen Zustande wo möglich ein Ende gemacht werde. Sie verlangt daher eine folgerichtige, nach Verfahrungsarten und Versuchsgegenständen hinlänglich vermannigfachte, nach Lage der Dinge erschöpfende Ex- perimentaluntersuchung über die Vererbbarkeit erworbener Eigen- schaften bei Thieren und Pflanzen. Der Beschreibung der neuen Versuche und ihrer Ergebnisse ist eine möglichst vollständige und quellenmässige, geschichtlich-kritische Darlegung des Standes der Frage voraufzuschicken. Die Bewerbungsschriften sind bis zum 31. December 1890 ein- zuliefern. Dieselben können in deutscher, lateinischer, französischer, englischer oder italiänischer Sprache abgefasst sein. Jede Schrift ist mit einem Motto zu versehen und dieses auf dem Äussern des ver- siegelten Zettels, welcher den Namen des Verfassers enthält, zu wiederholen. : 558 4 Öffentliche Sitzung vom 1. Juli. Die Verkündigung des Urtheils und eventuelle Ertheilung des Preises von 5000 Mark erfolgt in der öffentlichen Sitzung am Lrisnız- Tage des Jahres 1891. Hr. vox SygeL trug eine Gedächtnissrede auf LeoroLn von RANkE, und Hr. Warrensacn eine Gedächtnissrede auf GEoRG Waıtz vor. Beide Reden werden in den Abhandlungen veröffentlicht werden. Ausgegeben am 8. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1886. AXXIV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 8. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Schuwenpener las die umstehend folgende Abhandlung: Untersuchungen über das Saftsteigen. 2. Hr. Rammeisgere machte die gleichfalls folgende Mittheilung über einen neuen Fall von Isomorphie zwischen Uran und Thorium. 3. Hr. pu Boıs-Reymoxp legte eine Mittheilung von Hrn. Prof. W. Krause in Göttingen vor über die Folgen der Resection der elektrischen Nerven des Zitterrochen. 4. Hr. Scnurze legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. R. SchxEipEr hierselbst vor: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk, und ferner 5. eine dritte Mittheilung des Hrn. Prof. ©. Cuus in Königsberg über Bau und Entwickelung der Siphonophoren. Die drei letzten Mittheilungen erscheinen später in diesen Be- richten. 6. Die Classe beschloss, die mit dem Srteimer’schen Preise gekrönte Preisschrift des Hrn. Dr. Ersst Körter (s. Bericht über die Leissız-Sitzung) in die Abhandlungen des Jahres ı886 aufzunehmen. Sitzungsberichte 1886. 59 | Re 3 RR N u 2 ’ eh Nana BRin: 10 Rx BUN TEEN TE TEN NANNTE RT DERHETER * vo LE ET On 1 19 Bl TR TERN Ze 5) if Kur s Is ua Hruankine Bei di { via NER rail; > A BIT, T Ru) BR ir in R Marl eng h v Eu Pr w nz EEE er) = Ange ee ET En 561 Untersuchungen über das Saftsteigen. Von S. SCHWENDENER. Dirch die neueren Arbeiten über die Wasserbewegung in der Pflanze haben unsere Vorstellungen in Bezug auf den Saftreichthum des frischen Holzes und auf die Wege, welche der aufsteigende Strom einschlägt, manche wichtige Berichtigung, theilweise sogar eine vollständige Um- gestaltung erfahren. Man ist in weiten Kreisen zu der Einsicht ge- langt, dass die sogenannte Imbibitionstheorie sich gegenwärtig nicht mehr halten lässt, weil sie mit offenkundigen Thatsachen im Wider- spruch steht. Es brieht sich daher mehr und mehr die Ansicht Bahn, dass es thatsächlich die Hohlräume der Tracheiden und Gefässe, nicht die Wandungen sind, welche bei der Wasserbewegung die eigentliche Strömungsbahn darstellen. Die Vertreter dieser neueren Auffassung haben es auch nicht an Versuchen fehlen lassen, welche darauf abzielen, das Zustandekommen der Bewegung in den genannten Hohlräumen nach physikalischen Prineipien zu erklären. Wir besitzen bereits eine ziemliche Anzahl hierauf bezüglicher »Theorien«, die freilich meist nur als subjective Vorstellungen ihrer Urheber gelten können und zum Theil sogar gegen anerkannte physikalische Gesetze verstossen. Aber immerhin beweisen diese Versuche, dass die Frage augenblicklich im Fluss ist und dass das Bedürfniss, der endlichen Lösung wenigstens näher zu kommen, allgemein empfunden wird. Das Beste, was bisher in dieser Richtung geschehen, liegt meines Erachtens in den Beobachtungen und Experimenten, welche mit ver- ständiger Fragestellung ausgeführt wurden, nicht in den Zuthaten der Phantasie. Unser Wissen über die Vorgänge, welche im Holzkörper der Bäume sich abspielen, ist noch immer so lückenhaft, dass jede wirkliche Bereicherung ‚nach dieser Seite hin werthvoll erscheint. Erst wenn die experimentelle Forschung die nöthigen Grundlagen geschaffen, kann der Aufbau einer wissenschaftlichen Theorie des Saftsteigens um einen Schritt weiter geführt werden. Demgemäss habe ich mir auch für die folgenden Mittheilungen bloss die bescheidene Aufgabe gestellt, durch eine Reihe von Ver- 59° 562 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. suchen, welche theils im Laboratorium, theils im Walde ausgeführt wurden, verschiedene Vorfragen zu beantworten, von deren Erledigung mir jedes weitergehende Eindringen in die Sache abhängig schien. Daran schliesst sich eine kritische Beleuchtung der vorhin erwähnten neueren Theorien, speciell in Bezug auf die möglichen Leistungen der Capillar- und Imbibitionskräfte, sowie der Druckdifferenzen in der Holzluft. Die Untersuchungen im Freien wurden — da Berlin hierzu keine günstige Gelegenheit bot — von Hrn. Dr. Kragge im Revier der Forst- akademie zu Eberswalde ausgeführt, wo mir die erforderlichen Ver- suchsbäume Seitens der Verwaltung in liberalster Weise zur Ver- fügung gestellt waren. I. Inhalt der Gefässe und Tracheiden des Holzkörpers. Nach den übereinstimmenden Angaben der neueren Autoren, die sich mit den Saftwegen der Pflanze beschäftigt haben, schien es mir eine wohl constatirte Thatsache zu sein, dass Gefässe und Tracheiden, deren Lumen im lebensfrischen Zustande bekanntlich stellenweise mit Wasser erfüllt ist, im übrigen Theil ihrer Höhlung ein Gasgemenge von variabler Spannung enthalten. Man wusste durch die Unter- suchungen von Hönner's, dass diese Spannung zuweilen einen sehr niedrigen Grad erreicht und durfte demgemäss erwarten, dass sie bei sehr rascher Verdunstung vorübergehend sogar auf Null sinken werde. Einigermaassen wahrscheinlich war indessen die Bildung vollständig luftleerer Räume doch nur an Orten, welche von den transpirirenden Flächen nicht zu weit entfernt liegen. Niemand dachte wohl ernstlich - daran, einen solehen Zustand absoluten Luftmangels für die diekeren Äste unserer Bäume oder gar für vieljährige Stämme als dauernd, geschweige denn als normal zu betrachten. Vielmehr waren es nach der herrschenden und wie mir scheint vollberechtigten Ansicht gerade die in Gefässen und Tracheiden enthaltenen Luftblasen, welche in Folge vorkommender Spannungsdifferenzen gewisse Bewegungen des wässerigen Inhaltes hervorriefen, die man sich als wesentlich für das ! Für die Bereitwilligkeit, mit der sowohl der Director der Forstakademie, Hr. Ober -Forstmeister Dr. DanckELmann, wie meine dortigen Facheollegen, die HH. Prof. Luerssen und Forstassessor von Arren meine Bestrebungen unterstützten, spreche ich hier öffentlich meinen verbindlichsten Dank aus. SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 563 Zustandekommen des Saftsteigens vorstellte. Diese Ansicht gedachte ich ‚denn auch als Ausgangspunkt für die folgende Mittheilung zu wählen. Nachdem jedoch in neuester Zeit Max Scherr' wiederholt für die von ihm aufgestellte Behauptung eingetreten, »dass die wasser- leitenden Organe entweder Wasser oder Wasserdampf, nicht aber Luft führen«, mag es am Platze sein, die hiermit wieder aufgefrischte Vorfrage nach dem Inhalt der Gefässe und Tracheiden zuerst zu behandeln. Auf eine Kritik der von Scneır mitgetheilten Thatsachen und Schlussfolgerungen glaube ich indess verzichten zu sollen: ich bemerke nur, dass seine sämmtlichen Beob- achtungen sich auf Blattstiele oder auf Zweige beziehen, welche mit der Doppelscheere durehscehnitten werden konnten, dass sie folglich für diekere Organe nicht beweisend sind. Im Übrigen beschränke ich mich auf die Darlegung der Thatsachen, welche durch zahlreiche Bohrversuche an Laub- und Nadelhölzern gewonnen wurden. Diese Versuche wurden sämmtlich bei vollständigem Luftabschluss ausgeführt, in der Weise also, dass die Oberfläche des herausgebohrten eylindrischen Zapfens nie mit Luft, sondern stets nur mit Flüssigkeit (Wasser, Glycerin ete.) in Berührung kam. Luftleere, bloss mit Wasserdampf erfüllte Räume mussten unter solchen Umständen nothwendig ver- schwinden, wenn als abschliessende Flüssigkeit Wasser oder eine verdünnte wässerige Lösung gewählt wurde. Lufterfüllte Räume da- gegen konnten höchstens Dimensionsänderungen zeigen, durch welche die etwaigen Spannungsdifferenzen ausgeglichen wurden; sie contra- hirten sich vielleicht, aber sie verschwanden nicht. Der herausgebohrte Zapfen musste also nach wie vor einen erheblichen Luftgehalt auf- weisen. Das Letztere war nun bei den angestellten Versuchen ausnahmslos der Fall; es ergab sich als unmittelbares Resultat der Beobachtung, dass die Gefässe und Tracheiden der Baumstämme neben Wasser auch Luft enthalten. Bezüglich der Einzelheiten in der Ausführung habe ich nur wenig beizufügen. Für das Anbohren der Bäume hatte ich ursprüng- lich hohleylindrische Bohrer bestimmt, deren kreisförmiges Ende mit Sägezähnen versehen war. Diese Instrumente sollten durch einen an der Oberfläche des Stammes festgeschnallten, mit Flüssigkeit gefüllten Cylinder bis zur Bohrstelle eingeführt und dann in Bewegung gesetzt ' Die Wasserbewegung im Holze. Vorläufige Mittheilung in Bot. Zeit. 1884, S. ı82. Ferner: Beantwortung der Frage nach dem Luftgehalt des wasserleitenden Holzes. Jenaische Zeitschr. f. Naturwiss. Bd. XVIII. N. F. XI. Die Wasserbewegung im Holze. Ebenda Bd. XIX. N. F. Xll. 564 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. werden. Es zeigte sich indessen bald, dass ein in forst- männischen Kreisen bereits bekanntes Instrument, der sogenannte Zuwachsbohrer, den zu stellenden Anfor- derungen in viel einfacherer Weise genügt. Es ist dies ebenfalls ein Hohleylinder oder richtiger ein nach dem vorderen, mit scharfer Schneide versehenen Ende etwas verjüngter Hohlkegel (Fig. ı, der obere Theil im Längs- schnitt), dessen Aussenfläche mit vorstehenden Schrauben- BEER WEITERER windungen ausgestattet ist. Mittels dieser Windungen kann das Instrument nach Art einer Schraube in den Baumstamm hineingetrieben werden. Der eylindrische Zapfen, welcher hierbei herausgeschnitten wird, füllt natürlich die kegelförmige Höhlung nur zunächst der Schneide vollständig aus; weiter nach rückwärts umgiebt ihn ein mantelförmiger leerer Raum, von welchem aus bei gewöhnlichem Gebrauch Luft in die angeschnittenen Kr Zellen eindringt. Man hat indessen nur nöthig, die Höhlung des Bohrers, nachdem derselbe angesetzt worden, mit einer Flüssigkeit zu füllen, um die Möglichkeit des Luftzutrittes vollständig auszuschliessen. Die Bohrung kann alsdann ohne weitere Vorriehtungen in durchaus zweckentsprechender Weise ausgeführt werden. Näheres über einzelne Versuche geben die folgenden, Fig. 1. an Ort und Stelle gemachten Aufzeichnungen. Pinus silwestris. Versuch vom 7. Mai ı885. Aus einem etwa zwei Fuss dicken Stamm wurde in Brusthöhe unter ausgekochtem Wasser ein etwa 2°” langer Zapfen herausgebohrt und in eben solchem Wasser aufbewahrt. Nach sechsstündigem Liegen enthielten die Tracheiden noch reichlich Luft, welehe durchschnittlich etwa zwei Drittel des Lumens ausfüllte. Die mikroskopische Untersuchung geschah ebenfalls in luftfreiem Wasser, so dass ein nachträgliches Eindringen von Luft in die Tracheiden unmöglich war. Dass die in letzteren ursprünglich vor- handenen Blasen Luft- und nicht Wasserdampfblasen waren, ging auch daraus hervor, dass sie beim Erhitzen des Praeparates theilweise aus den Zellen hervortraten und sich im Wasser zu grösseren Blasen vereinigten, welche nach zwölfstündigem Liegen noch nicht ver! schwunden waren. Ein aus demselben Stamm unter Luftzutritt herausgebohrter Zapfen verhielt sich ganz übereinstimmend. Ein Unterschied im Ver- SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 565 gleich mit dem unter Wasser herausgebohrten konnte bezüglich des Luftgehaltes nicht eonstatirt werden. Ebenso verhielten sich auch Holzzapfen, welche aus anderen Kieferstiämmen unter ausgekochtem Glycerin herausgebohrt, in Glycerin aufbewahrt und mikroskopisch untersucht wurden. Beim Erwärmen des Objeetträgers traten auch hier einzelne Luftblasen aus den Tracheiden in die umgebende Flüssigkeit hervor, wo sie selbst nach mehreren Stunden noch nicht verschwunden waren. Vom Glycerin konnten diese Blasen nicht herrühren, da dasselbe vorher durch starkes Erhitzen luftfrei gemacht worden war. Der Vergleich mit anderen, unter Luftzutritt herausgebohrten Zapfen ergab in keinem Falle einen merklichen Unterschied. Fagus silvalica. ı. Versuch vom 9. Mai ı885. Die unter Glycerin heraus- gebohrten Zapfen zeigten in den Gefässen reichlich Luftblasen, während die Libriformzellen noch ganz mit wässerigem Zellsaft erfüllt waren. Der Baum war eben im Begriff, die Blätter zu entfalten. Die zur Vergleichung unter Luftzutritt herausgebohrten Zapfen verhielten sich ebenso. Auch bei Wiederholung der Versuche am 16. Mai war das Lumen der Libriformzellen noch frei von Luftblasen. 2. Versuch vom 2o. Mai. Unter Glycerin herausgebohrte Zapfen zeigten stellenweise auch in den hofgetüpfelten Libriformzellen kleine Luftblasen, welche stets im mittleren Theile des Lumens, nie an den Enden auftraten. — Entfaltung der Blätter schon ziemlich vorgeschritten. Bohrversuche, welehe unter Anwendung luftgesättigten Wassers ausgeführt wurden, ergaben dasselbe Resultat. (uereus Robur. Versuch vom 2o. Mai ı885. Es wurden verschiedene Stämme unter Glycerin angebohrt. Die so gewonnenen Holzeylinder zeigten sowohl in den Gefässen wie in den Libriformzellen reichlich Luft. Hierbei konnte mit aller Bestimmtheit das Vorkommen einer Luft- blase im zugespitzten Ende einer Libriformzelle constatirt werden. Doch ist dies ein seltener Fall; in der Regel liegen die Luftblasen stets im mittleren Theil des Lumens. 566 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. Alnus glutinosa. Versuche vom ı5. Mai ı885. Dieselben ergeben, dass in Gefässen und Libriformzellen reichlich Luft enthalten ist. In den letzteren führen öfter nur die beiden Enden noch Wasser, der ganze mittlere Theil wird von einer langen Luftblase ausgefüllt. Betula alba und Salix spec. lieferten nach Beobachtungen vom 15. und ı6. Mai genau dieselben Ergebnisse. Nach fünf- bis sechsstün- digem Liegen der bei Luftabschluss herausgebohrten Zapfen in gewöhn- lichem Wasser, waren die Luftblasen merklich kleiner geworden, aber nicht verschwunden. Es kann also nach den vorstehenden Versuchen keinem Zweifel unterliegen, dass die todten Elemente des Holzkörpers — wenn wir von der Periode grösster Saftfülle absehen — neben Wasser auch Luft enthalten. Übrigens führt schon das bald sehr energische, bald auch sehr schwache Saugen frischer Schnittflächen zu dem nämlichen Schluss; denn diese Ungleichheiten beweisen, dass keineswegs immer derselbe Grad von Luftverdünnung im Holze vorhanden ist. Es kann also schon deshalb nicht bloss Wasserdampf in den leeren Räumen enthalten sein; wäre dies der Fall, so müsste die Saugwirkung stets dem Zuge einer vollen Atmosphäre entsprechen und folglich immer gleich lebhaft, wenn auch nicht gleich ausgiebig sein. Das Vor- handensein von Luft in den Zellen ergiebt sich also schon aus dieser einfachen Betrachtung mit aller Sicherheit. Von dieser Thatsache ausgehend, wollen wir jetzt zu ermitteln suchen, wie sich Luftblasen und Wassersäulen im Holzkörper ver- theilen und welches Volumverhältniss etwa zwischen diesen Inhalts- bestandtheilen bestehen möchte. Für die Tracheiden der Coniferen liegen hierüber bereits genügende Daten, vor allem die werthvollen Bestimmungen R. Harrıe’s vor, wonach der Luftgehalt in den Lumina für gewöhnlich etwa zwischen ı5 und 40 Procent variirt.' Dagegen fehlen meines Wissens einschlägige Messungen über die Länge der Luftblasen und Wassersäulen in den Gefässen der Laubhölzer. Um diese Lücke soweit möglich auszufüllen, wurden zunächst an den aus Buchenstämmen herausgebohrten Zapfen verschiedene Maassbestim- mungen vorgenommen, welche für die untersuchten Objeete folgende Mittelwerthe ergaben. Verel. R. Harrıs, Untersuch. aus dem forstbot. Institut zu München, II, SD. 2 f -/ . SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. Gefässe von Fagus silvatica. Am 30. und 31. Mai 1885. I. Mittlere Länge einer Buftblase en. Wassersäule. . Stamm. "364 ON 182 » » » Zusammen... 0””546. II. Mittlere Länge einer Luftblase..... o""29 fe} » » » - Wassersäule.. 0”7182 Zusammen... o"”476. Dasselbe Datum. Zweijähriger Ast. II. Mittlere Länge einer Luftblase.... 0""220 » » » Wassersäule.. 0””160 Zusammen... 0""380 Am 2. Juni. Zehnjähriger Ast. IV. Mittlere Länge einer Luftblase.... 0""322 » » » Wassersäule.. o"”ogı Zusammen... o®">41 Am 18. Juni. Stamm. V. Mittlere Länge einer Luftblase.... 0""392 » » » Wassersäule... o""o060 Zusammen... 0""452 Am 23. Juni. Zweig von etwa 2” Durchmesser. VI. Mittlere Länge einer Luftblase.... 0""378 » » » Wassersäule.. om 168 Zusammen... o””546. Für je eine Luftblase und eine Wassersäule zusammen ergiebt fe} sich aus Bes Zahlenwerthen eine mittlere Länge von o Die Einzelbestimmungen, aus welchen die sionen berechnet wurden, beziehen sich bis sechs Luftblasen und zwischenliegenden Wassertropfen, sämmtlich einzeln gemessen wurden. auf Gefässstücke mm "469. men Dimen- mit zwei welche Die Spannung der Gefässluft hatte sich mit derjenigen der Atmosphaere ausgeglichen. Ausser den vorstehend mitgetheilten , den Ziffern liegen noch cm auf einen etwa einige wenige Bestimmungen dieken Ast der Buche beziehen. ziemlich übereinstimmen- vor, die sich Sie wurden am 19. Juni ausgeführt und ergaben ausnahmsweise eine mittlere Luft- mım blasenlänge indess die Vezn von I 100% ”238 erreichten; scheinlich war dieser Ast stärker exponirt, Wassersäulen zusammen also eine Länge von 2 doch betreffenden Notizen nicht ausdrücklich bemerkt. Durehschnitt ”198. Wahr- ist dies in den im mm 568 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. Ist die Luft in den Gefässen verdünnt, so nimmt sie natürlich einen entsprechend grösseren Raum ein. Setzen wir z. B. die Luft- tension zu einem Drittel der normalen an, so erreicht die mittlere Länge mm einer Luftblase für die unter I bis VI aufgeführten Fälle nahezu ı"”. Je eine Luftblase und eine Wassersäule beanspruchen alsdann zusammen mm eine Röhrenlänge von ı""33. Bei noch weiter gehender Verdünnung kann dieser Werth leieht auf gmam und darüber gesteigert werden. II. Verhalten der Jammw’schen Kette. Nach dem Vorstehenden befindet sich in jedem Gefäss unserer Laubhölzer eine Jamıw’sche Kette, deren Luftblasen im Durchschnitt etwa eine Länge von o””33 besitzen, während die damit alternirenden Wasser- mm säulen nur ungefähr 0"”ı4 erreichen. Je eine Luftblase und eine Wasser- säule beanspruchen also zusammengenommen eine Röhrenlänge von mm o"”47 oder in abgerundeter Zahl = 0""5. Diese durch directe Messung gewonnenen Angaben beziehen sich zunächst auf Baumstämme und dickere Äste und auf eine Luftdichtigkeit, welehe derjenigen der Atmo- sphaere gleichkommt. Um nun die Bewegungsvorgänge, welche in Folge von Druck- differenzen in der Jamm’schen Kette stattfinden, einigermaassen be- urtheilen zu können, ist vor Allem eine annähernde Bestimmung der Widerstände nöthig, welche einer Verschiebung der Wassersäulen ent- gegenwirken. Zu diesem Behufe wurde auf experimentellem Wege ermittelt, welche Druckhöhe eben ausreicht, um in Holzstücken von etwa 4 bis 12°” Länge die Jammy’schen Ketten in Bewegung zu setzen und folglich einen mehr oder weniger lebhaften Luftaustritt am ab- gekehrten Ende hervorzurufen. Ist diese Druckhöhe gegeben und überdies die mittlere Länge der Luftblasen und Wassersäulen bekannt, so lässt sich hieraus der Widerstand für die einzelne Wassersäule mit ihren zwei Menisken berechnen. Es sei z. B. die gefundene Druckhöhe = 1200”” Wasser, die Länge des benutzten Holzstückes —= 100””, diejenige eines Gliederpaares in der Jamm’schen Kette, d. h. einer Wassersäule und einer Luftblase — o”";, Dann ist die Gesammtzahl der Gliederpaare und folglich auch der Wassersäulen in jedem Gefäss — 200 und der Widerstand für das einzelne Gliederpaar berechnet sich auf 6””, d. h. der- selbe hält einer Wassersäule von 6”” das Gleichgewicht. 4 SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 569 Über die approximative Grösse dieses Widerstandes mögen nun einige Beispiele Auskunft geben. nm ı. An 120"”” langen, frisch ausgegrabenen Wurzelstücken von mm Fagus silvatica vuft eine Wassersäule von 1200”” eine lebhafte Luft- mın strömung hervor, während bei 600"" Druck nur ein äusserst spär- licher Austritt von Luftblasen erfolgt. Betrachten wir also die erst- genannte Ziffer als maassgebend und setzen wir wiederum die Länge mm eines Gliederpaares — 0"" 5. so ergiebt die Rechnung 240 Gliederpaare mm und pro Paar einen Widerstand von 5"" Wasser. mm Versuche mit anderen, nur 80”” langen Wurzelstücken ergaben den etwas geringeren Widerstand von nicht ganz 4"". 2. Frische Wurzeln von Alnus glutinosa erforderten bei Anwendung von 100"”" langen Stücken einen Wasserdruck von 1200"", um die bezeichnete Luftströmung zu zeigen. Hieraus berechnet sich der frag- liche Widerstand pro Gliederpaar unter denselben Voraussetzungen, wie oben, auf 6”" Wasser. Bei Wurzelstücken von ı 30"" Länge und darüber war eine Wasser- mm säule von 1200"”" ohne Wirkung. 3 Äste von Populıs alba wurden in vier Quadranten gespalten und die letzteren nach Entfernung des Markes untersucht. Stücke von 80”” Länge zeigten lebhaftes Austreten von Luftblasen bei einem Druck von 1200”" Wasser. Der Widerstand in der Jamm’schen Kette beträgt hiernach = 7""5 Wasser pro Gliederpaar, immer unter der Voraussetzung, dass die Länge eines solchen Paares = o""5 zu setzen sei. 4. Ebenso behandelte Äste von Betula alba lieferten genau dasselbe Resultat, also ebenfalls einen Widerstand von 7""5 pro Gliederpaar. 5. Zahlreiche, in derselben Weise angestellte Versuche mit un- gefähr zolldicken Ästen von Quereus Robur ergaben bei Anwendung von etwa 50 bis 60”" langen Stücken einen mittleren Widerstand von 10"" Wasser pro Gliederpaar. 6. Ebenso behandelte, etwa daumendicke Äste von Fagus silvatica zeigten an 60”" langen Stücken lebhaften Luftaustritt bei Anwendung eines Druckes von 600”" Wasser, woraus sich für die angenommene pro Paar ergiebt. mm Länge eines Gliederpaares ein Widerstand von 5 7. Mehrjährige Zweige von Salix fragilis lieferten für den frag- lichen Widerstand im Frühlingsholz etwas schwankende Werthe, im Mittel etwa 6 bis 8"” pro Gliederpaar. 570 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. Vergleichen wir nun diese Zahlen mit den von A. Zimmermann! gefundenen Werthen, wonach der Widerstand der beiden Menisken eines Wassertropfens in der Jamm’schen Kette ein Viertel bis ein Sechstel der Capillarkraft beträgt, so muss der Unterschied in den Ergebnissen überraschen. Nach Zimmermann, dessen Untersuchungen sich allerdings nur auf Glasröhren beziehen, würde nämlich der Wider- stand der einzelnen Luftblase (also nach obiger Bezeichnung der Wider- stand pro Gliederpaar) bei einer Röhrenweite von 50 Mik. etwa 100"" Wasser betragen, nach den vorstehend mitgetheilten Versuchen dagegen, bei welchen zum Theil Gefässröhren von ungefähr gleicher Weite den Ausschlag gaben, nur etwa 5 bis 10”" pro Gliederpaar. Man könnte nun versucht sein, diesen Unterschied mit der Imbibitionsfähigkeit der Gefässwand in irgend welchen Zusammenhang zu bringen. Da jedoch erfahrungsgemäss für die Capillaritätserschei- nungen nur die Benetzbarkeit der Substanz, nicht ihre chemische und moleculare Zusammensetzung maassgebend ist, so muss jede Ver- muthung dieser Art von vornherein zurückgewiesen werden. Über- dies ergaben direete Versuche mit etwa 3”" langen Pfropfen aus dem Holze von Aristolochia Sipho und Clematis Vitalba, dass die Wasser- säulen in den Gefässen sich keineswegs durch leichte Verschiebbarkeit auszeichnen. ! Da ferner die Druckhöhen, bei welchen der Austritt von Luft- blasen aus den Gefässen der Holzstücke beobachtet wurde, eher zu hoch als zu niedrig angegeben sind, so bleibt nur übrig, nach Fehler- quellen in der Längenbestimmung der Gliederpaare zu suchen. Solche Fehlerquellen sind in der That vorhanden. Erstlich ist zu berück- sichtigen, dass die längeren Wassersäulen bei der Herstellung von Längsschnitten leichter getroffen werden als die kürzeren, weshalb für die Ausführung der Messungen sich vorwiegend Objecte darbieten, deren durehschnittliche Länge unter dem wahren Mittelwerth zurück- bleibt. Dazu kommt sodann der Umstand, dass die untersuchten Ast- stücke wahrscheinlich mehr oder weniger verdünnte Luft enthielten, was zur Folge haben musste, dass die Wassersäulen durch den atmosphaerischen Druck von den Schnittflächen aus nach der Mitte zusammengeschoben wurden. Der beobachtete Widerstand gegen Ver- schiebung rührte also voraussichtlich von einer Kette her, deren Länge mit derjenigen des Aststückes nicht übereinstimmte; die Berechnung pro Gliederpaar ergab daher eine zu kleine Ziffer. Zuweilen lässt sich auch ganz direet beobachten, dass einzelne Gefässe weithin nur Luft, andere auf einer eben so langen Strecke ! A. Zumermann, Berichte der Deutschen Bot. Ges. Bd. I, S. 384. Peesz SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 571 nur Wasser führen. Beim Experimentiren geben alsdann die geringsten Widerstände den Ausschlag, während die mikrometrische Messung der Gliederpaare sich vielleicht auf ganz andere Ketten bezog. Die Correeturen, welche mit Rücksicht auf diese Fehlerquellen anzubringen wären, sind leider einer genaueren Bestimmung auf direetem Wege nicht fähig. Soviel ist jedoch sicher, dass die ge- fundenen Zahlenwerthe, sowohl für die Länge der Gliederpaare als für die hieraus berechneten Verschiebungswiderstände, kleiner sind als die wirklichen und zwar so erheblich, dass statt ihrer wahr- scheinlich richtiger deren Multipla gesetzt werden können. Trotz der bezeichneten Fehlerquellen mag es gestattet sein, uns vorläufig an die empirisch gefundenen oder willkürlich abgerundeten Werthe zu halten, nur um die folgende Betrachtung für bestimmte Zahlenverhältnisse durchzuführen. Es handelt sich jetzt nämlich darum, unter gegebenen Bedingungen die Vorgänge zu ermitteln, welche in der Jaum’schen Kette in Folge von Saugwirkungen am einen Ende derselben sich abspielen. Denken wir uns vorerst eine solche Kette einfachster Art in aufrechter Stellung. Luftblasen und Wassersäulen mm ] mm seien unter sich gleich, jede ı"" lang. Die Röhrenweite betrage o"""o5; der Widerstand eines Gliederpaares (d. h. zweier Menisken) sei = g"" Wasserdruck, zu welcher Grösse für die Richtung von unten nach oben noch das Eigengewicht einer Wassersäule zu addiren ist, so dass der Gesammtwiderstand sich auf 10””" Wasser beziffert. Stellen wir uns jetzt vor, die so beschaffene Kette sei längere Zeit einer starken Saugwirkung ausgesetzt, welche indess nur auf die oberen Gliederpaare einwirke. Zahlreiche Wassersäulen seien in Folge dessen bereits verschwunden und die Spannung der Luftblasen habe auch schon einen sehr niedrigen Grad erreicht. Wir könnten diese Spannung, um den extremsten Fall zu wählen, auf Null sinken lassen; der einfacheren Rechnung wegen mag es indess gestattet sein, sie dem oben bezeichneten Gesammtwiderstand von 10””" Wasser gleich zu setzen. In diesem Falle beträgt also die Spannung der obersten Luftblase, deren räumliche Ausdehnung wir vorläufig unbestimmt lassen, in Wasser ausgedrückt — ı0””, d. h. ungefähr '/,. einer Atmosphaere. Die nächstfolgende Luftblase besitzt alsdann eine um den Widerstand der zwischenliegenden Wassersäule, also um 10” höhere Spannung. Dasselbe gilt auch von der zweit- und dritt- folgenden u. s. w. Wir erhalten somit für die successiven Luftblasen \ 572 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. die folgende Spannungsreihe, in welcher die Ziffern den Wasserdruck in Millimetern bezeichnen. 110, 0232.0,33 05, 4056 50800 en N.» 10. Im letzten Gliede rechts, also im n'” der Reihe, sei die Span- nung der Luft wieder derjenigen der Atmosphaere gleich, also rund mm — 10" oder 10000 Man hat also nz . 10 = 10000, woraus N = 1000, d. h. die 1000. Luftblase, von oben gerechnet, zeigt wieder die normale Spannung. Um nun noch die Längenausdehnung der Luftblasen zu bestimmen, gehen wir von der Erwägung aus, dass das arithmetische Mittel aus mm den successiven Spannungen unserer Reihe — 5005””, also rund eine halbe Atmosphaere beträgt. Die Luftblasen haben also durehschnitt- lich halbe Normalspannung und folglich doppelte Länge. Diese Durch- schnittswerthe entsprechen zugleich dem mittleren Glied der Kette, also der 500. Luftblase. Wenn aber diese Luftblase bei halber Span- nung doppelte Länge besitzt, so steigert sich diese Länge von da bis zum oberen Ende auf das Vierfache. Die oberste Luftblase ist somit 4" »"_ die 1000. (wie alle übrigen) ı"" Wollte man die sämmtlichen Luftblasen bis zur n ‚ die 500. 2 lang. 'n wieder auf ihre ursprüngliche Grösse comprimiren, so müsste ihre durehsehnitt- liche Länge auf die Hälfte redueirt werden. Dies könnte z. B. dadurch mm geschehen, dass 500 Wassersäulen von je ı"" Länge einzeln in die Luftblasen eingeführt würden. Wenn dem aber so ist, so muss um- gekehrt die angenommene Verdünnung der Luft durch das Verschwin- den von 500 Wassersäulen zu Stande gekommen sein. Hieraus ergeben sich für den Zustand nach und vor der Saugwirkung folgende Ver- hältnisse. Nach der Saugwirkung bestand die Kette bis zu «demjenigen Punkte, wo keine Veränderungen mehr eintreten, aus 1000 Wasser- mm säulen von je ı"”” Länge und aus 1000 Luftblasen von durechschnitt- lich doppelter Länge. Die Gesammtlänge der Kette beträgt also 3000. Vor der Saugwirkung waren es dagegen 1500 Wassersäulen und 1500 Luftblasen von je ı"” Länge, zusammen also ebenfalls 3000"" Kettenlänge. k Auf diese ausführliche Darlegung mögen nun noch einige Zahlen- beispiele folgen, welche sich unmittelbar an die oben mitgetheilten Versuchsergebnisse anlehnen. mm, r. Mittlere Länge der Luftblasen = 0""3, der Wassersäulen — 0 mm 6) . £, zusammen — 0”"5. Widerstand eines Gliederpaares gegen Verschie- bung = 8"”" Wasser. Für die Spannungen der Luftblasen nach statt- SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 173 gefundener Saugwirkung ergiebt sich alsdann die Reihe 8, 16,24....n+8, und da 2-8 = 10000, so wird n = 1250. Nach der Saugwirkung besteht also das in Betracht kommende Stück der Jamm’schen Kette aus 1250 Luftblasen von durchschnittlich doppelter Länge und aus ebenso vielen Wassersäulen von ursprünglicher Länge. Die Gesammt- mm länge der Kette beziffert sich also auf 1250 - 0.6 + 1250 - 0.2 = 1000 mm, Vor der Saugwirkung waren es dagegen 2000 Tukkklasen!: allor 2 IR mm 2000 Wassersäulen A 0""”2, zusammen 600"" Luft und 400” Tasse, also wieder — Loo0mm, 2. Mittlere Länge einer Luftblase = 0"”22, einer Wassersäule — o"?16. Widerstand eines Gliederpaares gegen Verschiebung — 5"". Spannungsreihe also 5, 10, 15.....n-5. Hieraus n» = 2000. Nach stattgefundener Saugwirkung enthält somit die Kette innerhalb der mm Verschiebungszone 2000 Luftblasen a 0”"44, welche einen Raum von mm 880”" beanspruchen, und 2000 Wassersäulen a o""”ı6 mit einer Ge- mm sammtlänge von 320””. Länge der Kette 8So Fer 2320, =. 1.200) mm 3. Mittlere Länge einer Luftblase = 0""39, einer Wassersäule — "06. Widerstand eines Gliederpaares — 4"”” Wasserdruck. Span- "m nungsreihe demnach 14,8, 12... .n= 4. iersus n = 2500. Inner- halb der Verschiebungszone enthält somit die Kette 2500 Luftblasen \ a 0""78 und 2500 Wassersäulen A o mm "06, was zusammen einer Ketten- länge von 1900""” entspricht. 4. Länge- der Luftblasen = 2””, der Wassersäulen —= 0"”24. Widerstand eines Gliederpaares — 10"” Wasserdruck. Spannungs- Fate a1os 20, 30... N 870. "Hieraus mI=N000.4) Diet Ketten- länge innerhalb der Verschiebungszone berechnet sich daher auf 1000 »4 +4 1000 - 0.24 = 4240 Ich bemerke hierzu, dass die angenommene Luftblasenlänge von mm a nur einmal beobachtet wurde (vergl. S. 567). Lassen wir jetzt nachträglich die oben erwähnte Correetion ein- treten, indem wir den Widerstand der Wassersäulen erheblich höher ansetzen, so redueiren sich die berechneten Kettenlängen auf ent- eine kleinere Werthe, welche voraussichtlich nieht über 2 bis 3" hinausgehen. Diese Berechnungen der Kettenlänge bis zu dem Punkte, wo die Verschiebung gleich Null wird, sind im Übrigen auf die Annahme basirt, dass die Wassersäule, welche nach stattgefundener Saug- wirkung die oberste in der Kette ist, nicht mehr im Bereiche der osmotischen Saugung liege. Denn nur unter dieser Bedingung ist 574 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. für den Augenblick ein stabiler Gleichgewichtszustand denkbar; in jedem anderen Falle würde die Entleerung der Gefässröhren noch fortdauern. Die bezeichnete Annahme erscheint indess unter allen Umständen gerechtfertigt. Zwar ist die Grenze, bis zu welcher eine lebhafte Transpiration durch Vermittelung des Parenchyms wasserentziehend wirkt, nicht genau bestimmbar; wir wissen jedoch, dass die eigent- lichen Verdunstungstlächen eines Baumes auf die Blätter und die Jüngeren Zweige beschränkt sind und dass die osmotische Bewegung von Zelle zu Zelle, welche durch den Wasserverlust herbeigeführt wird, nur eine ganz kurze Strecke weiter nach rückwärts reicht.' Die obersten Wassersäulen der Jamm’schen Ketten liegen also im Allgemeinen stets in den jüngeren Theilen der Baumkrone. Ist diese Folgerung richtig, dann ergiebt sich aus dem Vor- stehenden, dass die durch Transpiration bedingte Saugwirkung in der Janm’schen Kette — diese für sich allein betrachtet — in der Regel ebenfalls nur auf die dünneren Äste beschränkt bleibt und vor- aussichtlich nur selten über die Basis der Krone herabreicht. Im ast- freien Schaft ist folglich der Wassergehalt der Gefässe für die unmittel- bare Saugwirkung der transpirirenden Krone gewöhnlich gar nicht erreichbar. Von einer bis in die Wurzelspitzen sich fortpflanzenden Saugwelle, wie Bönm sie voraussetzte, kann also innerhalb der Gefässe, zumal bei höheren Bäumen, nicht wohl die Rede sein. Übrigens ist die Unhalt- barkeit dieser Vorstellung bereits von GopLewskı” in überzeugender Weise dargelegt worden. Andererseits ist bekannt, dass ein nennenswerther Auftrieb von unten, d.h. von der Wurzel her, in den Gefässen nur während der Zeit des Blutens vorhanden ist. Mit der Entfaltung der Blätter ist diese Periode der Saftfülle abgeschlossen. Von jetzt ab besorgen die Wurzeln zwar immer noch den nöthigen Nachschub; allein dies ge- schieht mit so geringer Kraft, dass die Hiebfläche eines Baumstumpfes schon bei ı bis 2” Abstand von der Erdoberfläche nicht mehr schwitzt, selbst dann nicht, wenn die Verdunstung vollständig beseitigt wird. Überdies bluten auch die tiefer gelegenen Schnittflächen oder Bohr- löcher eines Stumpfes offenbar nicht aus den Gefässen, sondern aus den saftreichen Tracheiden und Libriformzellen; dies ergiebt sich schon aus der 'Thatsache, dass die in den Holzkörper eingeführten Röhren nur Wasser, niemals Luftblasen aufnehmen. ! Vergl. WEsrErmAtER, Über die Wanderung des Wassers im lebenden Parenchym. Sitzungsber. d. Berliner Akad. d. Wiss. 1884, S. II1O. ® Zur Theorie der Wasserbewegung in den Pflanzen. Prınsssem’s Jahrbücher Bd. XV. S. 569 (1884). EEE EC EEE... N - x u . .— SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 575 Über diesen Punkt, auf den ich weiterhin zurückkommen werde, liegen mir verschiedene Versuchsergebnisse vor, von denen ich hier nur das folgende anführe. Am 17. Juni 1885 wurden gegen Abend zwei Buchen in ver- schiedenen Höhen abgesägt, die eine kurz über dem Boden, die andere in Mannshöhe. Die stehen gebliebenen Stumpfe wurden dicht mit Wachsleinwand verbunden, so dass jede Verdunstung in die Luft vermieden war. Am anderen Morgen waren die Schnittflächen der beiden Stumpfe zwar feucht, jedoch ohne zu bluten. Am 2o. Juni Morgens zeigte dagegen der kürzere Stumpf deutliches Bluten, indem die Schnittfläche unter dem Tuche ganz mit Wasser bedeckt war; der längere war unverändert geblieben, die Schnittfläche fühlte sich nur feucht an, wie bei frisch durchsehnittenem Holze. Zwei unten am längeren Stumpf angebrachte Manometer mit offener Röhre zeigten deutlichen Saftaustritt. Es trat aber nur Saft aus dem Holze aus, nicht etwa abwechselnd Wasser und Luftblasen. Ein drittes, etwa in halber Brusthöhe befindliches Manometer deutete auf Saugung von Seite des Stumpfes, was jedoch möglicher Weise eine bloss locale Erscheinung war.' Die mikroskopische Untersuchung des Stumpfholzes ergab, dass die Gefässe reichlich Luft führten, während das Libriform ganz mit wässerigem Saft erfüllt war. Das Letztere scheint übrigens bei Laub- hölzern nur selten vorzukommen; wenigstens erwies sich bei Betula und Carpinus zu derselben Zeit auch das Libriform im Stumpfholze stets lufthaltig, obschon beim Bluten ebenfalls nur Wasser austrat. Wenn aber, wie aus dem Mitgetheilten hervorgeht, die Saugung von oben nur etwa bis zur Basis der Krone herab und die Druck- wirkung von unten höchstens bis auf Mannshöhe hinauf reicht (in den Gefässen nicht einmal so weit), so kann die Bewegung der Janıy'schen Kette in demjenigen Theil des Stammes, welcher zwischen den bezeichneten Grenzen liegt, nur durch Kräfte bewirkt werden, die im Stamme selbst ihren Sitz haben. Diese von Saugung und Pressung in axiler Richtung unbeeinflusste Stammlänge kann bei hoch- schäftigen Bäumen leicht ı5 bis 20” und darüber betragen. Hierzu ist allerdings noch die Bemerkung zu wiederholen, dass die ganze vorstehende Betrachtung sich nur auf die isolirt gedachte Jamıy'sche Kette bezieht. Im Baume selbst werden die erhaltenen Resultate durch die Luftspannungen im Libriform, welche anderen ! In gleicher Höhe angebrachte Manometer verhalten sich nämlich keineswegs immer gleich; es kann vorkommen, dass das eine Saugen, das andere Bluten anzeigt. Die Schnittfläche eines dicht am Stamme abgeschnittenen Astes kann bluten, während der Stamm selbst unmittelbar darüber Wasser einsaugt. Sitzungsberichte 1886. 60 576 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. Gesetzen folgen, vielfach modifieirt, und zwar je nach dem Saft- reichthum des Holzes in verschiedener Weise. Die hierbei vorkom- menden Wasserverschiebungen finden jedoch im Grossen und Ganzen nur in der Querrichtung statt und können daher vernachlässigt werden. III. Das Wassernetz im Tracheidensystem des Holzkörpers. Nicht zu verwechseln mit den Gefässröhren, in denen Wasser- tropfen und Luftblasen sich zur eontinuirlichen Kette aneinander reihen, sind die ringsum geschlossenen Tracheiden (und Libriformzellen), ob- schon sie ebenfalls ein bewegliches System von Wasser und Luft ent- halten. Mit Rücksicht auf die Saftbeweerung im Holze liegt übrigens der Unterschied weniger in der Geschlossenheit der einzelnen Ele- mente, als vielmehr in der ungleichen Permeabilität der Zellmembran für Wasser und Luft. Während das Wasser schon bei geringem Druck von Zelle zu Zelle strömt, zumal in der Richtung der behöften Poren, erscheint die Beweglichkeit der Luft auf ein äusserst geringes Maass eingeschränkt. Die Luftblasen in den einzelnen Tracheiden befinden sich also in relativer Ruhe, indess der wässerige Inhalt an der allgemeinen Bewegung des Saftsteigens Antheil nimmt; jene Blasen verhalten sich gleichsam wie Inseln eines Flusses in der netzartig getheilten Strömung. Aus diesem Verhalten erklärt sich die schon oben erwähnte Erscheinung, dass beim Bluten der Baumstumpfe im Sommer ge- wöhnlieh nur Saft, ohne alle Beimengung von Luftblasen, aus dem Holze hervorquillt, selbst wenn Gefässe und Libriform reichlich Luft führen. Damit in Übereinstimmung steht auch die mikroskopische Thatsache, dass die Luftblasen fast immer den mittleren Theil des Lumens (meist in Mehrzahl) und nur ausnahmsweise das spitze Ende desselben einnehmen. Würde die Luft der Strömung des Saftes folgen, wenn auch in langsamerer Bewegung, so müsste sie doch erst an die zugeschärften Enden der Tracheiden sich anlegen, bevor sie die- selben durchsetzt, um in die Nachbarzelle zu gelangen; man müsste also öfter, als dies thatsächlich der Fall, endständigen Lufträumen begegnen. Übrigens ist es nicht allein der Widerstand der Membranen, welcher die Luftblasen zurückhält; auch die Zuspitzung der Tracheiden spielt dabei eine bedeutsame Rolle; sie hat die nothwendige Folge, En SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 577 dass schon das einseitige Vorrücken einer Luftblase in das sich ver- engende Lumen der Spitze durch Capillarkräfte verhindert wird. So- bald nämlich das Wasser einer bestimmten Zelle sich am einen oder anderen Ende weiter in die Spitze zurückzieht oder in dieselbe zurück- gedrängt wird, entwickelt die concave Grenzfläche des verschobenen Wassertropfens einen um so stärkeren capillaren Zug, je enger an der betreffenden Stelle das Lumen der Spitze. Das capillare Gleich- gewicht ist folglich gestört; der kleiner gewordene Meniskus muss nothwendig dem mittleren Theil der Zelle sich wieder nähern, indem er Wasser aus den Nachbarzellen herüberzieht. Luft und Wasser werden sich überhaupt im Tracheidensystem stets so vertheilen, dass die nach unten ceoncaven Menisken in ihrer Gesammtheit dieselbe Kraftsumme repräsentiren, wie die nach oben concaven, und dass überdies die entgegengesetzten Kräfte in jeder Querschnittsscheibe einander gleich sind. Die Luftblasen spielen also im 'Tracheidensystem eine ganz andere Rolle als in der Jamiw’schen Kette. Sie dehnen sich zwar in gleicher Weise aus, wenn der Saftabfluss an irgend einer Stelle grösser ist als der Zufluss; sie wirken auch hier wie dort activ auf die Wasser- bewegung ein, wenn sie in Folge von Temperaturänderungen sich vergrössern oder verkleinern, — aber sie bewegen sich im einen wie im anderen Falle nicht von der Stelle. Die Strömungsbahnen des wässerigen Zellsaftes bilden hiernach bei ausreichender Saftfülle ein ununterbrochenes Netzwerk, in welchem die Bewegung von unten nach oben die Reibungswiderstände der ein- geschalteten Membranen und überdies den hydrostatischen Gegendruck des Saftes zu überwinden hat. Der letztere allein würde für die grössten zwischen Gipfel und Basis beobachteten Spannungsunterschiede der Luft- blasen, die rund auf eine Atmosphaere zu veranschlagen sind, eine Steighöhe von 10" ergeben. Von dieser Höhe muss jedoch wegen der offenbar sehr erheblichen Widerstände ein gewisser Bruchtheil ab- gezogen werden, dessen approximative Bestimmung nur auf experi- mentellem Wege möglich ist.' Nun wissen wir bereits, dass diese Widerstände im Allgemeinen erheblich kleiner sind als in der Jaum’schen Kette, da ja der nämliche Wurzeldruck, welcher im Libriform der Baumstumpfe deutliches Bluten bewirkte, den Inhalt der Gefässe nicht zu bewegen vermochte. In diesem Punkte lieferten die Versuche an Fagus, Betula und Carpinus ! Vergl, hierüber A. Zimmermann, zur Kritik der Bönm-Harrıg’schen Theorie der Wasserbewegung. Ber. d. Deutschen Bot. Ges. I, S. 183 (1883). Ferner von dem- selben Autor: zur Goprewskr'schen Theorie der Wasserbewegung. Ebenda Bd. III, S. 290 (1885). 60* 578 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 8. ‚Juli. (am 22. bis 27. Juni angestellt) stets dasselbe Resultat. Wenn folglich die Bewegung, welche eine Spannungsdifferenz von einer Atmosphaere in der Jamm’schen Kette hervorruft, gewöhnlich etwa ı bis 2”, seltener mehrere Meter weit reicht, so ist für das Libriform die Annahme einer etwas höheren Ziffer, vielleicht 5 bis 8”, von vornherein gerechtfertigt. Es ist ferner in hohem Grade wahrscheinlich, dass der nämliche Druck in einem Libriform mit zahlreichen behöften Poren, also in eigent- lichen Tracheiden, ceteris paribus eine ausgiebigere Bewegung bedingt, als in spärlich getüpfelten Holzzellen gewöhnlicher Art. Bezüglich des Nachschubes von der Wurzel aus hat es übrigens kein praktisches Interesse, die Höhe, bis zu welcher ein Druck von einer Atmosphaere Bewegung im Libriform bewirkt, genauer zu be- stimmen. ‚Denn die Erfahrung lehrt ja, dass so grosse Druckkräfte während des Sommers gar nicht wirksam sind und dass die that- sächlieh vorhandenen nur etwa bis Mannshöhe reichen. In dieser Höhe bluten die Hiebflächen der Baumstumpfe, auch wenn sie gegen Verdunstung geschützt sind, in der Regel nicht mehr, weder aus den Gefässen, noch aus dem Libriform. Dagegen wäre es allerdings erwünscht, die Tragweite der von der Krone ausgehenden Saugung auch für die Extreme der Luft- verdünnung, die hier vorkommen können, wenigstens annähernd zu kennen. Die zu lösende Aufgabe bleibt also immer dieselbe: es soll ermittelt werden, bis auf welche Entfernung der Überdruck einer Atmosphaere Bewegung im Libriform und zwar in der Richtung von unten nach oben zu bewirken vermag. Die bisherigen Beobachtungen geben uns hierüber keinen Auf- schluss. Filtrationsversuche mit Coniferenholz können ihn nicht geben, so lange die Vorfrage, ob das Wasser theilweise durch gefässartige Tracheidenreihen strömt, Zweifel gestattet. Und was das oft erwähnte Experiment von Tr. Harrıe betrifft, wonach ein auf die obere Schnitt- fläche eines saftreichen Holzstückes gebrachter Wassertropfen das so- fortige Hervortreten eines Tropfens an der unteren Schnittfläche be- dingt, so beweist dasselbe nur, dass der Druck einer Wassersäule, welche von Sehnittfläche zu Schnittfläche reicht, alle der Bewegung entgegen stehenden Hindernisse zu überwinden vermag. Das heisst mit anderen Worten und mit specieller Berücksichtigung der gestellten Aufgabe: In einem Holzstück von 10” Länge, dessen Wassernetz, eontinuirlich gedacht, bei lothrechter Stellung eine volle Atmosphaere repraesentirt, sind die vorhandenen Filtrationswiderstände kleiner als eine Atmosphaere. Soviel wusste man aber schon zum Voraus. Denn wären die beiden Grössen einander gleich, so könnte die Luftverdünnung in zusammenhängenden Wasserfäden von mehr als 10” Länge gar keine SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 579 Bewegung veranlassen, nicht einmal in horizontaler Richtung, — was doch offenbar nicht zutrifft. Der Tr. Harrıe’sche Versuch lässt uns also vorläufig ebenfalls im Stich. Aber vielleicht gelingt es, durch Wiederholung dieses Versuches unter verschiedenen Bedingungen weitere Anhaltspunkte zu gewinnen. Es ist zunächst leicht zu eonstatiren, dass saftreiche Aststücke be- liebiger Laub- und Nadelhölzer stets dasselbe Resultat ergeben, auch wenn die Länge bis auf 2” und darüber gesteigert wird, vorausge- setzt natürlich, dass die Lufttension im Libriform eine annähernd normale sei. Ist die Holzluft stark verdünnt, so wird begreiflicher Weise der oben aufgesetzte Tropfen sofort eingesogen, ohne ein Her- vortreten von Wasser am unteren Ende zu veranlassen. Bringt man jedoch eine grössere Anzahl von Tropfen auf die obere Sehnittfläche, so tritt an kürzeren Stücken, beispielsweise von 10 bis 20°" Länge, die erwartete Wirkung zuletzt doch ein. Bei längeren Ästen genügt dagegen dieses Verfahren nicht, weil die vorhandenen Spannungs- differenzen offenbar zu gering sind, um das Wasser im Libriform auf grössere Entfernungen hin in Bewegung zu setzen. Die Luftverdünnung kann alsdann nur durch längeres Liegenlassen im Wasser oder dureh Anwendung von Druck beseitigt werden. Prüfen wir zweitens die Grösse der Filtrationswiderstände etwas näher. Der Versuch ergiebt, dass ein saftreicher Spross von ı" Länge schon bei einer Neigung von etwa 7° gegen die Horizontale an der tiefer stehenden Querschnittsfläche deutlich zu schwitzen beginnt, wo- nach also schon eine Wassersäule von etwa 12°” das ganze ı" lange Wassernetz zu verschieben im Stande ist. Ein 10” langes Wasser- netz würde demgemäss eine Druckhöhe von 1"2 erfordern. Das ist also annähernd die Kraftgrösse, welche auf 10” Länge durch die Rei- bung verloren geht. Ein voller Atmosphaerendruck vermöchte dem- nach das Wasser im Libriform, sofern dasselbe zusammenhängende Fäden bildet, 8”8 hoch zu heben.' Ganz anders stellen sich die Bedingungen der Hebung, wenn das Holzstück keine zusammenhängenden Wasserfäden enthält, wie es bei grösserer Ausdehnung der Lufträume wohl immer der Fall ist. Dann ist selbstverständlich die Bewegung des Wassers nur unter Ver- ! Andere Sprosse erheischten pro Meter einen erheblich stärkeren Druck, bis die in Rede stehende Verschiebung eintrat, ein frischer Ast von Ginko .biloba z. B. etwa 28m Wasser. Die Hebungshöhe für einen vollen Atmosphaerendruck würde in solchen Fällen entsprechend geringer, für Ginko z. B. auf 7”2 zu veranschlagen sein. Derselbe Ginkospross ergab jedoch nach zweitägigem Liegen im Wasser pro Meter wiederum die im Texte mitgetheilte Ziffer von ıo bis 12°® Wasserdruck als Bedingung für das Schwitzen der unteren Schnittiläche. 580 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. drängung der überall im Wege stehenden Luft möglich, welche be- kanntlich dureh feuchte Membranen äusserst langsam entweicht. Der Widerstand ist daher unter solchen Umständen sehr viel grösser, und darin liegt, wie ich glaube, eine vollständig ausreichende Erklärung jener auffallenden, schon von Tu. Harrıs beobachteten Ungleichheit des Manometerstandes an nahe liegenden Punkten, — eine Erscheinung, die man bei allen derartigen Versuchen immer wieder beobachtet. Jede locale Saugung oder Pressung pflanzt sich eben nur in denjenigen Partien des Holzes weiter fort, in welchen die CGontinuität der Wasser- fäden nicht unterbrochen ist. Wie wenig in der Regel das im frischen Holze enthaltene Wasser auf einen einseitigen Druck reagirt, lehrt unter Anderem auch der folgende, Ende Mai ausgeführte Versuch. Eine mit Wasser gefüllte Röhre, welche mittels der unten beschriebenen Metallspitze luftdicht in einen Kiefernstamm eingesetzt war, wurde einem Drucke von 600"" Quecksilber unterworfen. Trotz dieses ansehnlichen Druckes nalım das Holz innerhalb einer Stunde nur etwa 4 bis 6°" Wasser auf, und die in der Nähe angebrachten Manometer zeigten keine Veränderung. — Ähnliche Ergebnisse lieferten auch Versuche an einem Eichen- stamm, sowie einige andere, bei einem Druck von ı" Wasser ange- stellte, an Buchen und Hagebuchen. Es ist, wie mir scheint, ohne Weiteres klar, dass solche Er- scheinungen an lebenden Bäumen nieht etwa durch Vertrocknen der Membranen oder speciell der Schliesshäute in den Hoftüpfeln erklärt werden können. Noch ein anderes, wiederholt beobachtetes Vorkommniss erklärt sich durch das Vorhandensein von Luftunterbreehungen im Wasser- netz. Offene Manometerröhren, welche in gleicher Weise luftdicht in den Holzkörper eingesetzt waren, zeigten zuerst weder Saugen noch Bluten an; das Wasser in der Röhre blieb vollständig unbeweg- lich. Wurde nun aber mittels Quecksilberdruck etwas Flüssigkeit in den Baum hineingepresst, so fing das Holz plötzlich zu saugen an, und dieses Saugen dauerte nach dem Aufhören des Druckes noch längere Zeit fort. Offenbar war in diesem Falle ein kleines Stück des Wassernetzes ursprünglich nach allen Seiten durch Luft isolirt. An irgend einer Stelle wurde sodann durch Druck die Verbindung mit der Nachbarschaft wieder hergestellt und da hier eine schwache Luftverdünnung herrschte, so trat nun eine langsame Ausgleichung, also Saugen ein. Dass der steigende Luftgehalt die Beweglichkeit des Wassers im Libriform beeinträchtigt, lässt sich übrigens auch im Laboratorium leicht nachweisen, vielleicht am besten an quer aus dem Holze ge- EB es nn tn En. nn Menu on EEE nn En mn on a _ SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 581 bohrten Zapfen. Ist nämlich das Libriform sehr saftreich oder sogar ganz mit wässerigem Inhalt erfüllt, so kann auch in der Längsrichtung des Zapfens, also quer zur Faserrichtung, leicht Wasser durchgepresst werden. Bei einem Weidenholzzapfen von 5”" Länge genügt z. B. der Druck einer Wassersäule von etwa 10° auf die eine Endfläche, um die andere sofort zum Schwitzen zu bringen. Lässt man dagegen die Endflächen durch Liegenlassen des Zapfens langsam austrocknen, wobei Luft in die Libriformzellen eindringt, so hat selbst ein viel stärkerer Druck kein Schwitzen zur Folge. Ebensowenig lässt sich bei mässigem Druck Wasser durch einen der Länge nach herausgeschnittenen Zapfen von Fichtenholz pressen, wenn derselbe vorher lufttrocken gemacht und dann wieder in einer mit Wasserdampf gesättigten Atmosphaere liegen gelassen wird. Die Luft kann alsdann durch die feuchten Membranen nicht entweichen (d.h. nur sehr langsam), das Wasser also auch nicht nachrücken. Nur wenn im Zapfen gefässähnliche Tracheidenstränge vorhanden sind, die sich von einer Endfläche zur anderen erstrecken, steht natürlich dem Austritt der Luft durch diese Stränge kein Hinderniss entgegen. Bei den zur Untersuchung benutzten, etwa 10°" langen Holzstücken traf jedoch diese Bedingung nicht zu; es ging weder Luft noch Wasser durch. Die fraglichen Stränge scheinen überhaupt im Fichtenholz stets nur eine beschränkte Längenausdehnung zu besitzen. Wird dagegen ein lufttrockener Zapfen unter Anwendung starken Druckes wieder mit Wasser gefüllt, so erweist sich die aufgenommene Wassermasse nach wie vor beweglich. Ein Tropfen, den man auf die obere Endfläche aufsetzt, bewirkt sofort deutliches Hervorquellen von Wasser auf der unteren Fläche; auch genügt jetzt schon ein geringer Druck, um in kurzer Zeit erhebliche Wassermengen durch den Pfropf hindurchzupressen. Sobald wir es also mit zusammenhängenden, wenn auch von Zellwänden durchsetzten Wasserfäden zu thun haben, sind dieselben nach jeder beliebigen Richtung des Raumes beweglich; nur ist der zu überwindende Widerstand selbstredend in der Querrichtung viel grösser als in der Längsrichtung, weil in jener auch sehr viel mehr Wände auf die Längeneinheit kommen. Die Durchlässigkeit der Membran für Wasser steht aber auch für die Querrichtung ausser allem Zweifel. Nach den bisherigen Erfahrungen enthalten jedoch die Stämme der meisten höheren Bäume während der Sommer- monate keine zusammenhängenden Wasserfäden. So z. B. bei Pinus, Picea, Quereus, Betula, Alnus. Hier lässt sich daher der Tr. Harrıg’sche Versuch an längeren Stücken aus frischem Stammholz oeo (ohne vorher gegangene künstliche Vermehrung des Wasservorrathes) 582 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. nicht ausführen. Dagegen gelingt dies zuweilen bei Fagus' und Sorbus, die sich beide durch grössere Saftfülle aus- zeichnen. Die erstgenannten Beispiele genügen indess vollständig um zu beweisen, dass die Continuität der Wasserfäden nicht zu den Bedingungen des Saftsteigens gehört. In diesem Punkte kann ich also der Ansicht R. Harrıe’s, welcher stets »eine zusammenhängende Was- serschieht, die nur durch Schliesshäute von einander getrennt wird«, als zweifellos vorhanden annimmt”, nicht beipflichten. Aus dem Wassergehalt der Hohlräume lässt sich ein solcher Zusammenhang auch nicht mit Sicherheit folgern; denn ein Blick auf die schematische Fig. 2, in welcher die schattirten Partieen Wasser, die weiss gelassenen Luft darstellen, lehrt ohne Weiteres, dass hier trotz eines Wassergehaltes von 65.3 Procent eontinuirliche Wasser- fäden nur in der Ausdehnung der eingezeichneten Linien vorhanden sind. (Die Berührung der schattirten Recht- ecke in den Eekpunkten darf nicht als Zusammenhang gedeutet werden.) Im Anschlusse an diese Erörterungen will ich übrigens nicht unerwähnt lassen, dass der Tu. Harrıs'sche Versuch, von dem wir ausgegangen, schon verschiedene Deutungen erfahren hat. "Tu. Harrıs” selbst sieht in dem Vorgange eine Umkehrung des Saftstromes und meint, es sei »wohl nicht entfernt daran zu denken, dass es wirklich Schwer- kraft ist, die obige Erscheinung veranlasst.« Weiterhin ng. 2. sagt er darüber: »Für die merkwürdige Veränderung des Saftstromes durch Veränderung in der Stellung des Triebes finde ich keine, selbst keine hypothetische Erklärung.« Nach Sacns’ zeigt der Versuch deutlich, »dass auch die kleinsten Druckdifferenzen ausgeglichen werden.« Ebenso sieht R. Harrıc® darin einen schlagenden Beweis, »dass schon ein äusserst geringer einseitiger Druck im Stande ist, die Filtration des Wassers auf weite Strecken hin zu veranlassen. « ! Nach Beobachtungen von Dr. KrAaBsE zeigte eine hochschäftige junge Buche von etwa 40’ Höhe um Mitte Juni (nach etwas regnerischer Witterung) einen so grossen Saftreichthum, dass das Tu. Harrıe’sche Experiment an frischem Stammholz (1m lang und darüber) bis zu einer Höhe von 20—30' sofort gelang. > Untersuchungen aus dem forstbotanischen Institut zu München, III S. 76. ® Bot. Zeit. 1853, S. 311. * Arb. d. bot. Inst. in Würzburg, ll, S. 296 (1879). ° Die Gasdrucktheorie, S. ıı (1883). nn ur u EDEN a u SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 583 Mit dieser Deutung erklärt sich auch Scnerr' einverstanden, ebenso Errvise® in seiner Schrift über den Transpirationsstrom. Dagegen vertritt GopLewskı” eine mit der meinigen übereinstimmende Ansicht, indem er sagt: »Meiner Meinung nach beweist dieses Experiment nur, dass die Summe der Filtrationswiderstände sämmtlicher zu passirender Tüpfelwände geringer ist, als der Druck einer der Länge des zum Experiment benutzten Sprossstückes gleich hohen Wassersäule.« Diesem Satze stimmt auch J. Vesgur? bei. Über die faetische Tragweite der durch Verdunstung bewirkten Saugung gewähren die am lebenden Baum in verschiedenen Höhen vorgenommenen Manometerversuche’ einige beachtenswerthe Finger- zeige, obschon dieselben zunächst bloss den Zweck hatten, Bluten oder Saugen zu constatiren. So ergab z. B. eine am 22. Juni dicht über dem Boden abgesägte und aufrecht gestellte Birke, deren Stamm etwa 10°" Durchmesser hatte, für die oberen Theile desselben schon am 24. Juni deutliches Saugen, das mit zunehmender Höhe etwas intensiver wurde, während die untersten, etwa 2o bis 40°” von der Schnittfläche angebrachten Manometer fast keine Veränderung zeigten. Leider wurde die Schafthöhe bis zur Krone nicht notirt; es geht aber schon aus der Dieke des Stammes hervor, dass der Wasserverbrauch und die dadurch bewirkte Luftverdünnung nicht über 3 bis 4” nach unten fortgeschritten war. ! Jenaische Zeitschr. f. Naturw. Bd. XIX, S. 6 des Sonderabdr. Act. Soc. Fenn. T. XIV, S. ı2 des Sonderabdr. (1884). 3 Prisssueim's Jahrb. Sun S. 589 (1884). * Ann. agronom. t. XI, p- 489 (1885). 5 Für die hierbei er Manometer hatte ich ursprünglich dolehartige Metall- fassungen anfertigen lassen, welche der Länge nach bis in die Nähe der Spitze durch- bohrt und nach den beiden Seiten mit drei bis fünf quer durchgehenden Öffnungen ver- sehen waren. Diese Metallspitzen konnten ohne Vorbohrung in den HOReEer hin- eingedrückt werden, womit der Vortheil verknüpft war, den Zutritt der Luft zu den Tracheiden gänzlich auszuschliessen. Nachdem sich jedoch herausgestellt, dass ein so vollständiger Luftabschluss während der Einführung des Instrumentes zwecklos war, wandte ich später vorzugsweise pfriemenförmige Metallspitzen an, die sich zum Ein- zwängen in ein frisch gemachtes Bohrloch eigneten. Dieselben waren übrigens in gleicher Weise längs durchbohrt und an der Aussenfläche mit zwei bis drei Reihen von Öffnungen versehen, durch welche der Saft vom Baum aus eintreten oder Wasser in den Holzkörper übergehen konnte. Beide Formen der Metallspitzen waren mit etwa 15° langen und 2 bis zum weiten Glasröhren in Verbindung, deren freies Ende man nach Gutfinden offen lassen oder aber luftdicht verschliessen konnte. Das Instru- ment mit sammt der Metallspitze wurde immer zuerst mit Wasser gefüllt, dann in den Baum hineingetrieben und eventuell mittels Lack und Glasstöpsel verschlossen. Eine solche Manometerspitze ist in Fig. 3 S. 584 in natürlicher Grösse dargestellt. 584 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. Ebenso war am 7. Juni bei einer jungen Eiche von etwa 16°” Stammdurchmesser innerhalb der Krone lebhaftes Saugen zu beobachten (eine mit Wasser gefüllte offene Mano- meterröhre wurde in fünfzehn Minuten leer gesogen), während ein in mittlerer Höhe (noch über dem untersten Ast) ange- brachtes Manometer zwar gleichsinnig, aber sehr schwach reagirte und ein zunächst der Basis befindliches gar keine Veränderung zeigte. Die Saugwirkung, welche bei der warmen Witterung jenes Tages (und der vorhergehenden) sich rasch gesteigert haben muss, war also kaum über die Mitte des noch jungen Stammes fortgeschritten. Sie dauerte aber am anderen Tage noch fort, obschon es die ganze Nacht hin- durch geregnet hatte. Erst nach zwei bis drei weiteren, kalten und regnerischen Tagen, nämlich am ı 0. und ı ı. Juni, trat in das mittlere Manometer Luft aus dem Baume ein, das Wasser vor sich her drängend, während unten am Stamme und oben in der Krone weder Saugen noch Bluten zu be- merken war. Jetzt hatte also Wasserzufuhr von unten her stattgefunden; dadurch wurde aber nicht bloss das Saugen sistirt, sondern auch eine locale Compression der Luft herbei- Fig. 3. geführt, was auf osmotische Vorgänge schliessen lässt. Aus diesen langsamen Änderungen im Verhalten der Manometer, sowie aus anderen übereinstimmenden Beobachtungen muss überdies gefolgert werden, dass die Wasserbewegung in den Stämmen unserer Bäume (mit und ohne Gefässe) nur sehr langsam von statten geht. Geschwindigkeiten, wie sie Sacus'! für verschiedene Topfpflanzen fand (bis zu ı" pro Stunde), kommen offenbar nieht vor. Soweit der normale Wassergehalt des frischen Holzes und die freilich nur an- nähernd bekannten Verdunstungsmengen pro Sommertag eine Schätzung gestatten, kann sogar die mittlere Geschwindigkeit nur auf etwa 3 bis 5” pro Tag veranschlagt werden. Ich stütze mich hierbei auf Berechnungen wie die folgende. Eine ı 15 jährige Buche von 16” Schaftlänge und einem mittleren Durch- messer von 40°” verdunstet nach von Hönser?” vom ı. Juni bis zum 30. November etwa 9000* Wasser, also durchschnittlich 50" pro Tag. Das Volumen dieses Buchenschaftes berechnet sich auf 20°7 -1600 oder rund zwei Millionen Cubikeentimeter. Nimmt nun das flüssige Wasser im Holze etwa ein Fünftel dieses Volumens ein, so sind das 400% Wasser. Die tägliche Verdunstungsgrösse beträgt alsdann ein Achtel des Gesammtvorrathes, setzt also im Schaft einen Nachschub ! Arbeiten d. bot. Inst. in Würzburg. Bd. I. 2 Worusv’s Forsch. auf d. Gebiete d. Agrieulturphysik. Bd. II. S. 416. a a u a a re "von 2 r SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 585 m voraus. Es ist indess wahrscheinlich, dass dieser Werth unter Umständen, zumal im peripherischen Theil des Schaftes, auf das Doppelte und Dreifache steigt. Welche Factoren die Geschwindigkeit des Saftsteigens in erster Linie beeinflussen, kann nach dem Gesagten kaum noch zweifelhaft sein. Es versteht sich ganz von selbst, dass die Grösse der Druck- differenzen im Holze hierbei eine hervorragende Rolle spielt. Die be- sondere Vorstellung jedoch, welche R. Harrıs und Russow bezüglich der Wirkung eines einseitigen Druckes auf die Schliesshaut der Tüpfel vertreten, erscheint mir wenig plausibel. Jedenfalls ist die Annahme, dass der Margo jener Haut erst bei einem erheblichen Überdruck für Wasser durchlässig werde, in klarem Widerspruch mit dem "Tu. Harrıe- schen Versuch, der uns gezeigt hat, dass schon eine Wassersäule von ıo bis 12°” die sämmtlichen Filtrationswiderstände eines meterlangen Holzstückes zu überwinden vermag. Für eine Längsreihe von wasser- führenden Tracheiden ergiebt sich demnach pro Filterwand ein so geringer Überdruck (etwa 0.00001 einer Atmosphaere),' dass an eine nennenswerthe Dehnung des Margo als Folge desselben nicht gedacht werden kann. Andererseits ist sicher, dass Wasser auch bei hohem Druck (drei bis vier Atmosphaeren) leicht durch Holzpfropfen gepresst werden kann und zwar in Quantitäten, welche der Druckhöhe pro- portional bleiben. Wenn folglich der Torus sich hierbei an den Poren- kanal anlegt, was ich dahingestellt lasse, so wird dadurch ein Ver- schluss für Wasser jedenfalls nieht zu Stande gebracht. Zum Schlusse sei hier noch auf die mannigfachen anatomischen Verschiedenheiten hingewiesen, welche die Beweglichkeit des Wassers im Tracheidensystem (und Libriform) beeinflussen. Vor Allem ist es ausser der Wanddicke im Allgemeinen die Zahl und Grösse der Poren oder, genauer ausgedrückt, der Flächeninhalt der zarten Schliesshäute, welcher bei der Filtration von Zelle zu Zelle vorzugsweise in Betracht kommt. Und zwar stehen sich in dieser Hinsicht zwei bekannte Extreme gegenüber: auf der einen Seite die typischen Tracheiden der Coniferen, Wintereen, Dracaenen u. s. w., welche für die Wasser- leitung offenbar vortrefflich angepasst sind; auf der anderen Seite die UR. Harvıc berechnet die mittlere Druckdifferenz zwischen benachbarten Trachei- den, welche aber nach ihm genügen soll, um Filtration zu bewirken, zu 0.000003 Atmo- sphaeren (Unters. aus d. forstbot. Inst. zu München. 11. S.78). In der »Gasdruck- theorie« wird dagegen diese Differenz (auf Grund anderer Voraussetzungen) zu 0.00004 Atmosphaeren angegeben (S. 12). 586 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. - diekwandigen Libriformzellen (Stereiden) mit spärlichen unbehöften Poren, -— eine Grenzform, die augenscheinlich vorwiegend mecha- nischen Zwecken dient, deren etwaige Betheiligung an der Wasser- leitung wir demgemäss sehr niedrig zu veranschlagen haben. Zwischen diesen beiden Extremen liegen die zahlreichen Übergänge, die ich hier wohl als bekannt voraussetzen darf. Wenn es aber richtig ist, dass von den Prosenchymzellen des Holzes nur die eigentlichen Tracheiden, d. h. die hofgetüpfelten Zellen als wasserleitende Organe bester Qualität zu bezeichnen sind, so ge- währt es für die anatomisch-physiologische Betrachtung einiges Inter- esse, das Fehlen oder Vorkommen solcher Zellformen für eine grössere Zahl von Dicotylenfamilien nachzuweisen. Eine gedrängte Zusammen- stellung diesbezüglicher Untersuchungen, welche in meinem Institut von E. L. Gresory ausgeführt wurden, mag daher an dieser Stelle gestattet sein." Dabei bemerke ich, dass die dünnwandigen, gefäss- ähnlichen Tracheiden, welche also nicht zugleich speeifisch mechanische Elemente sind, in den folgenden Gruppen keine Berücksichtigung finden. ı. Bei einer ziemlichen Anzahl von Familien zeigen die unter- suchten Repraesentanten keine anderen mechanischen Elemente, als mehr oder weniger diekwandige Libriformzellen mit behöften Poren. Diese Familien (oder Unterfamilien) sind: Apoeyneen, Asclepiadeen, Corneen, Dipsaceen, Dryadeen, Empetreen, Epaerideen, Ericaceen, Globularieen, Hypopi- tyaceen, Magnoliaceen, Plataneen, Pomaceen, Proteaceen, Rhodoraceen, Roseen, Salpiglossideen, Staphyleaceen, Sty- raceen. 2. Eine kleine Gruppe von Familien und Subfamilien besitzt ausser den Libriformzellen (Stereiden) mit behöften Poren auch solche mit spärlichen unbehöften. Dahin gehören die Amygdaleen, Campanulaceen, Celastrineen, Fagaceen (Kufagus), Myrtaceen, Sapotaceen, sowie die Gattung Spiraea. 3. Eine grosse Zahl von Familien ist durch homogenes Libri- form (Stereom) mit spärlichen unbehöften Tüpfeln ausgezeichnet. Dahin gehören die Acanthaceen, Acerineen, Anonaceen, Araliaceen, Asperifolien, Berberideen, Betulaceen, Bignoniaceen, Compositen, Cory- laceen, Ebenaceen, Euphorbiaceen, Juglandeen, Labiaten, Laurineen, Lobeliaceen, Meliaceen, Moreen, Myrsineen, Papi- ! Die ausführliche Darlegung dieser Untersuchungen (in englischer Sprache) steht bevor. — Inzwisehen ist die umfassende Arbeit von SoLErEDER (Über den systema- tischen Werth der Holzstruetur bei den Dicotyledonen, München 1885) erschienen, in welcher auf das Verhalten der Tüpfel ebenfalls Rücksicht genommen ist. u nn ni N oh SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 587 lionaceen, Plumbagineen, Polemoniaceen, Primulaceen, Rham- neen, Rutaceen, Salicineen, Serophulariaceen, Solaneen, There- binthaceen, Ulmaceen, Umbelliferen, Valerianeen, Verbena- ceen, Vitaceen. 4. Bei einigen Familien verhalten sich die verschiedenen Gat- tungen ungleich, indem die einen nur Libriform mit behöften, die anderen nur solches mit unbehöften Poren aufweisen. Diese Fami- lien sind: Caprifoliaceen, Oleaceen, Ranunculaceen, Saxifrageen, 'Tilia- ceen, Zygophylleen. Behöfte Poren finden sich z. B. in der Familie der Caprifoliaceen bei Viburnum und Symphoricarpus, unbehöfte bei Sambueus; ebenso zeigt unter den Gattungen der Oleaceen Syringa behöfte, Ligustrum und Frawimıs dagegen unbehöfte Poren. Wie in zweifelhaften Fällen der Begriff » Tüpfelhof« abzugrenzen sei, mag hier unerörtert bleiben; ich bemerke bloss, dass kleine rund- liche oder triehterförmige Erweiterungen, wie sie gelegentlich auch bei Stein- und Bastzellen vorkommen, in vorstehender Zusammen- stellung nicht als hierher gehörige Bildungen aufgefasst sind. Diese Verschiedenheiten in der Zahl und Ausbildung der 'Tüpfel dürfen indess keineswegs so gedeutet werden, als ob das physiologische Verhalten der Zellwand stets in augenfälliger Weise davon abhängig sei. Eine solche Abhängigkeit ist im Gegentheil nur unter übrigens gleichen Umständen und selbst dann nur bei Versuchsstücken mit ausgeprägt verschiedener Tüpfelung nachweisbar. Die Poren sind überhaupt nicht die einzige Bedingung für die Wegsamkeit der Mem- branen; Wanddicke,, Beschaffenheit der Mittellamelle u. s. w. spielen dabei eine vielleicht ebenso wichtige Rolle. So ist z. B. das Weiden- holz trotz der spärlichen unbehöften Poren auch in der Querrichtung (oder nach Verstopfung der Gefässe mit Cacaobutter) in hohem Grade durehlässig, weil das Libriform hier dünnwandig ist. Andererseits steht ausser Zweifel, dass im Coniferenholz die grössere Beweglichkeit des Wassers sich nach der Lage der behöften Poren richtet, obschon die Wanddicke der Tracheiden eine allseitig gleichmässige ist. Aber viel weiter als bis zu diesen leicht constatirbaren Unterschieden reichen die bisherigen experimentellen Erfahrungen nicht. Nach dieser Seite ist demnach die anatomisch-physiologische Kenntniss des Holzes noch keineswegs abgeschlossen. 588 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. IV. Kritische Bemerkungen. Das in vorstehenden Mittheilungen enthaltene Resultat, wonach die Saugung der Krone im Verein mit dem Wurzeldruck und den in Ge- fässen und Tracheiden wirksamen physikalischen Kräften nicht ausreicht, um das Saftsteigen in höheren Bäumen zu erklären, stimmt im Wesent- lichen mit der schon 1867 im »Mikroskop« aufgestellten Ansicht überein‘. Die daselbst beschriebenen Versuche und die daran ge- knüpften Erwägungen führten ebenfalls zu der unabweislichen Folge- rung, dass ausser den eben genannten »noch andere Kräfte wirksam sein müssen, welche den Rest der zu verriehtenden Arbeit über- nehmen.« Es blieb auch »nichts anderes übrig, als dieselben auf zahlreiche, nahe liegende Punkte zu vertheilen«, da eine Concentration dieser Kräfte in grösseren Abständen von einander Spannungen her- beiführen müsste, welche thatsächlich nicht vorhanden sind. (regen diese Darstellung sind in neuerer Zeit mancherlei Ein- wände erhoben worden, welche zum Theil die physikalischen Grund- lagen betreffen, auf die auch meine heutige Ansicht sieh stützt. Ich benutze daher diesen Anlass, um die wiehtigeren Fragen, welche Gegenstand der Kritik gewesen sind, hier nochmals zu besprechen. Dabei mag es gestattet sein, die Differenzpunkte nach den Kräften zu gruppiren, welche beim Saftsteigen wirksam sind oder angeblich wirksam sein sollen. ı. Capillarität und Imbibition. Die Erscheinungen der Capillarität und der Imbibition haben offenbar einen gemeinsamen Zug, der im Einsaugen von Flüssigkeit in die feinen Kanäle oder Kanalsysteme einer festen Substanz zum Ausdruck kommt’. Sind diese Kanäle von blossem Auge oder doch mit Hülfe des Mikroskops zu erkennen, so hat man es mit Capillaren im gewöhnlichen Sinne zu thun. Man darf jedoch nicht vergessen, dass die Capillaritäts- gesetze, wonach die Steighöhe des eingesogenen Wassers im umge- kehrten Verhältniss zum Durchmesser steht, zunächst nur für die grösseren, einer genauen Messung zugänglichen Räume Geltung haben; für die kleineren, beispielsweise unter ı Mik. Durchmesser, ist eine Prüfung nach dieser Richtung ausgeschlossen. Man weiss in solchen Fällen nur noch, dass die Capillarkraft eine sehr beträchtliche Höhe erreicht (5 bis 6 Atmosphaeren), aber das arithmetische Verhältniss derselben zur Grösse der Zwischenräume ist unbestimmbar. Dasselbe gilt natürlich auch von solehen Capillaren, welche nicht bloss un- ! Nägerı und ScHWENDENER, das Mikroskop, 1. Aufl. S. 382 fl. 2. Aufl. S. 378 ff. ® Selbstverständlich ist hier bloss von Flüssigkeiten, welche die Substanz be- netzen, die Rede. ne SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 589 messbar, sondern unsichtbar klein sind; es gilt daher auch für die Micellarinterstitien der Zellmembran. Ob das Eindringen von Wasser zwischen die festen Theile der Substanz mit einer Volumveränderung des ganzen Gerüstes, sei es nun Expansion oder Contraction, verbunden sei oder nicht, ist für die Auffassung der Erscheinungen irrelevant. Wesentlich ist nur, dass die Substanz des Gerüstes sich im festen Aggregatzustand befinde, weil ohne diese Bedingung die Bezeichnung Capillare oder Capillar- system ihre Berechtigung verliert. Der feste Aggregatzustand schliesst aber keineswegs aus, dass die einzelnen Theile des Gerüstes dehnbar und darum auch mehr oder weniger verschiebbar gedacht werden können. Zwei parallele, frei herabhängende Glasplatten, welche bei- »®z genähert und hierauf mit dem unteren Rande in Wasser getaucht werden, stellen unzweifelhaft spielsweise bis zu einem Abstand von o einen Apparat zur Beobachtung von Üapillaritätserscheinungen dar; aber in dem Augenblick, in welchem dieselben die Oberfläche des Wassers berühren und das letztere im Zwischenraum empor zu steigen beginnt, nähern sich die beiden Platten um eine messbare Grösse. Aus demselben Grunde müsste sich eine Capillarröhre, sofern nur die Wandsubstanz die nöthige Nachgiebigkeit besitzt, unter dem Einfluss der darin aufsteigenden Wassersäule verengern. Theoretisch betrachtet thut dies auch eine beliebige Glasröhre; nur ist hier die Verengerung viel zu klein, um gesehen zu werden. Die Starrheit und Unverschiebbarkeit der Wände gehört also keines- wegs zu den wesentlichen Eigenschaften eines Capillarsystems. Im Gegentheil müsste eigentlich jedes derartige System, dessen Gebälke die Wirkung der mit den eoncaven Menisken zusammenhängenden Druck- verminderung zu tragen hat, eine entsprechende Verengerung seiner Kanäle und folglich eine Verkleinerung des Gesammtvolumens zeigen. Fraglich ist nur, ob diese Verkleinerung die Grenzen der Wahrnehm- barkeit erreicht. Wählt man zur Prüfung dieser Frage beispielsweise einen Satz von etwa fünfzig Deckgläschen, zwischen die man von den Rand- flächen aus, durch Befeuchten der letzteren mit einem nassen Pinsel, Wasser eintreten lässt, so kann die Verkürzung des ganzen Satzes in Folge der Wasseraufnahme direet beobachtet werden. Sie betrug z. B. ”»4, was für den einzelnen Zwischenraum 8 Mik. ausmacht. Hierbei kommt jedoch die Unebenheit bei einem Versuche mit Deckgläschen = o der Flächen und wohl auch die Biegungsfähigkeit der Plättchen mit in Betracht. Gewöhnliche Objeetträger, in ähnlicher Weise behandelt, ergaben eine erheblich geringere, aber doch deutliche Verkürzung, nämlich etwa ı Mik. für den einzelnen Zwischenraum. 590 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. v Das Eindringen der Flüssigkeit bedingt also unter den angedeu- teten Verhältnissen, trotz des scheinbaren Contactes zwischen den übereinanderliegenden Platten, eine weitere Annäherung derselben um eine bestimmbare, zuweilen sogar recht erhebliche Grösse. Lassen wir nun aber die capillaren Zwischenräume in Gedanken immer kleiner werden, bis endlich die Tragweite der bemerkbaren Anziehung zwischen fester Wandfläche und Wasser durchgehends grösser wird als der halbe Abstand der opponirten Wände, dann muss die Anziehung zwischen Substanz und Wasser, für sich allein betrachtet, ein Auseinanderdrängen dieser Wände und somit eine Volumvergrösserung herbeiführen, während die concaven Menisken nach wie vor auf eine Volumverminderung hinwirken. Es ist folglich im Verlaufe des Kleinerwerdens der Capillaren ein bestimmtes Grössen- verhältniss denkbar, bei welchem die entgegengesetzten Einflüsse sich das Gleichgewicht halten, das Volumen also constant bleibt. Darüber hinaus erhält aber nothwendig die Anziehung zwischen Substanz und Wasser das Übergewicht, d.h. das Einsaugen von Wasser in die kleinen Zwischenräume ist von jetzt an mit Quellung verbunden. Setzen wir mit Quiscke' den Abstand, bis zu welchem die An- ziehung der Wand in merklichem Grade auf die Wassermoleküle ein- wirkt, gleich 0.05 Mik., so ergiebt sich allerdings für die grössten capillaren Zwischenräume, welche noch einen Überschuss im Sinne der Quellung ergeben können, eine Dimension, welche die Grenzen mikroskopischer Wahrnehmbarkeit nicht mehr erreicht. Aber dessen- ungeachtet müssen diese Zwischenräume immer noch als »praeformirte« betrachtet werden, und erst wenn sie bis zum Verschwinden enger geworden sind, ist der Zustand gegeben, den man für die Micellar- eonstitution der trockenen Membran anzunehmen pflegt. Ich lege auf diese, wie mir scheint unabweisbaren Folgerungen bloss deshalb Gewicht, weil sie den von anderen Autoren betonten Gegensatz zwischen Capillarität und Imbibition auf seine wahre Natur zurückführen. Man braucht sich über den inneren Bau der Membranen nicht einmal eine bestimmte Vorstellung zu machen, um die Wasser- aufnahme in gröbliche Capillarräume ganz allmählich, durch alle nur denkbaren Abstufungen hindurch, zur Imbibition werden zu lassen. Wo soll unter solchen Umständen die Capillarität aufhören und die Imbibition beginnen? Soll etwa die Grenzlinie nach der Zu- oder Abnahme des Volumens, oder vielleicht nach dem Fehlen oder Vor- handensein praeformirter Kanälchen gezogen werden? Oder soll hier- für die mikroskopische Wahrnehmbarkeit der Kanälchen maassgebend ! PossEnnp. Ann. Bd. 137, S. 402. SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 591 sein? Das sind doch offenbar rein willkürliche Abgrenzungen, die auf keinen tieferen Gegensatz hinweisen. Vergleicht man dagegen nach dem Vorgange von Sacns die Imbibitionserscheinungen mit der Auflösung von Salz in Wasser, so fehlt bei diesem letzteren Process das feste Gerüste, welches für die sämmtliehen hier in Frage kommenden Capillaritätserscheinungen mit Einschluss der Imbibition charakteristisch ist; gemeinsam bleibt also nur noch die Anziehung zwischen Substanz und Wasser, alles Übrige ist grundverschieden. Aus dem Gesagten geht nun aber weiter hervor, dass auch die Beweglichkeit des Wassers in Capillarsystemen (und imbibirten Membranen) einem gemeinsamen Gesetze unterliegt. Wir müssen uns bekanntlich vorstellen, dass die Wassermoleeüle, welche den Wänden eines Capillarraumes zunächst liegen, sich in einem unbeweglichen Zustande befinden. Bei der Strömung des Wassers durch solche Räume findet also nicht etwa Reibung zwischen ihm und der Wand- substanz, sondern nur zwischen benachbarten Lagen von Wasser- molekeln statt. Man weiss übrigens, dass das Eindringen von Flüssig- keit in feine Capillarsysteme, wie z. B. in Kreide und dergleichen, nur äusserst langsam von statten geht, sobald die Länge der Wassersäulen auf einige Centimeter gestiegen ist. Die Reibungswiderstände sind eben zu gross, um eine raschere Bewegung zu ermöglichen, und da sie mit der Capillarkraft steigen und fallen, so erreicht bei unmess- barer Kleinheit der Kanäle sowohl die bewegende Kraft, wie der zu überwindende Widerstand einen sehr hohen, wenn auch unbekannten Werth. Es ist unter solchen Umständen schwer zu sagen, auf welche Weise jene ganz besondere Beweglichkeit, wie Sachs sie voraussetzt, in den imbibirten Membranen zu Stande kommen soll. Wenn sich Wasser an Wasser reibt, so kann doch der dadurch bedingte Wider- stand bei abnehmender Grösse der Zwischenräume nicht mit einem Male wieder geringer werden; das ist nach meinem Dafürhalten geradezu unmöglich. Übrigens ist schon oft genug betont worden, dass diese angebliche Beweglichkeit weder direet beobachtet, noch aus irgend welchen feststehenden Thatsachen gefolgert werden kann. Ähnlich verhält es sich mit jener Bewegung ganz anderer Art, welche J. Vesque' durch Capillarkräfte zu Stande kommen lässt. Diesem Autor zufolge befindet sich zwischen der Wand einer Tracheide und den darin enthaltenen Luftblasen stets eine dünne Wasserschicht, ' Sur le pretendu röle des tissus vivants dans l’ascension de la seve. Ann. agronomiques, t. XI, p. 481. Sitzungsberichte 1886. 6l 592 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. welche die damit alternirenden, scheinbar isolirten Wassertropfen unter einander verbindet. Wird nun einem dieser Tropfen von aussen her Wasser zugeführt, so fliesst ein Theil desselben durch die er- wähnte dünne Schicht den benachbarten Tropfen zu. Dieser Vor- gang wird namentlich für den Fall, dass nur die zugespitzten Enden der Tracheiden Wasser enthalten, während der ganze mittlere Theil mit Luft erfüllt ist, eingehend besprochen und durch Figuren ver- anschaulicht. Es heisst auf S. 484 der eitirten Abhandlung wörtlich: »Non seulement le petit index d’eau maintenu dans la pointe superieure d’une cellule ne pese pas sur lindex de la pointe inferieure par Uintermediaire de la mince eouche d’eau qui revet interieurement les parois, mais si on faisait parvenir de l’eau dans la pointe inferieure, une partie de ce liquide glisserait en vertu de la capillarite le long des parois jusqu’a la pointe superieure.«e Durch die vorhandenen Unterschiede in der Spannung der Luftblasen soll nun wirklich Wasser in die unteren Enden beliebiger Tracheiden hineingepresst und die bezeichnete Gleitbewegung überall im Holzkörper veranlasst werden. Darin eben liegt nach Vesqur die Erklärung des Saftsteigens. Prüft man nun aber die Belege, welche die gleitende Bewegung des Wassers zwischen Tracheidenwand und Luftblase beweisen sollen, so erscheinen sie wenig befriedigend. Zunächst wird ein kleines Experi- ment beschrieben, das sich leicht wiederholen lässt (l. e. pag. 487): »Sur une lame de verre bien degraissee ä l’aleool, je trace a l’aide d’une plume ä ecrire, chargee d’eau legerement teintee d’enere, si on veut, un trait de 2 & 3 millimetres de long; je leve ensuite la lame de maniere A donner au trait une position verticale. L’evapo- ration ne tardera pas A diminuer la petite masse d’eau; si, en ce moment, je touche l’extremite inferieure du trait avec la plume tou- Jours chargee du meme liquide, je vois subitement une partie de ce liquide monter jusqu’a l’extremite superieure du trait.« In derselben Weise soll sich nun auch das Wasser zwischen Tracheidenwand und Luftblase bewegen, weil ja die erforderliche dünne Flüssigkeitsschicht hier ebenfalls vorhanden sei. Woher weiss nun aber der Experimentator, dass in dem Augen- blicke, wo er die Feder zum zweiten Mal ansetzt, der gezogene Strich sich in einem Zustande befindet, welcher eine Vergleichung mit der unmessbar dünnen Wasserschicht zwischen Tracheidenwand und Luft- blase überhaupt gestattet? Es ist doch von vornherein wahrscheinlich, dass der beschriebene Versuch bloss die bekannte, durch Tropfen- spannung bedingte Erscheinung veranschaulicht, die man eben so gut an erheblich grösseren Flüssigkeitsmengen, etwa von der Gestalt eines. Cylindersegmentes, beobachten kann. Jedenfalls findet in wirklichen SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 593 Capillarröhren, welche in der Mitte Luft und in den ausgezogenen Enden Wasser enthalten, ein solches Überfliessen von Meniskus zu Meniskus niemals statt, auch wenn die Wasserzufuhr in das eine oder andere Ende ohne Einschränkung gesichert ist. Man kann sich hiervon leicht überzeugen, indem man tracheidenähnliche Röhren aus Glas zunächst mittels Durchsaugen von Wasser benetzt und dann in der angegebenen Weise füllt (so dass die Enden Wasser, die Mitte Luft führt). Schliesst man jetzt das eine Ende mit einem Wachs- kügelchen ab und taucht hierauf das andere offene Ende mehr oder weniger tief in Wasser, wobei das letztere einen gewissen hydrosta- tischen Überdruck auf die Capillarröhre ausübt, so bleibt die Lage des oberen Meniskus auch bei längerer Dauer des Versuchs vollkommen unverändert; es findet also kein Zufliessen von unten her statt. Ja nicht einmal eine Diffusionsbewegung kommt in der fraglichen Flüssig- keitsschicht zwischen Luft und Glaswand zu Stande; denn färbt man z. B. die untere Wassersäule mit Eosin, so diffundirt keine Spur davon in die obere hinauf. Eine Bewegung, wie sie VESQuUE voraussetzt, ist auch meines Wissens in den Schriften der Physiker, die sich mit Capillaritäts- erscheinungen beschäftigt haben, niemals constatirt oder auch nur hypothetisch gelehrt worden. Und was die einschlägige . (wohl nur auf ungenügender Orientirung beruhende) mündliche Mittheilung Quincke’s betrifft, von welcher Sacns in der vierten Auflage seines Lehrbuches (S. 653) spricht, so wird die hierauf basirte Vermuthung, sowie die Capillartheorie überhaupt, von Sacns selbst in den »Vor- lesungen über Pflanzenphysiologie« (S. 284) definitiv aufgegeben. Die weiteren Versuche, welche VEsquE zu Gunsten seiner Auf- fassung ins Feld führt (a. a. OÖ. S. 487), beweisen bloss, dass das Wasser in Tracheiden, welche durch Austrocknen luftleer geworden, mit grosser Geschwindigkeit eindringt. Die Capillarität ist bei dieser Erscheinung unbetheiligt. Unter diesen Umständen bedarf die Vertheidigung, welche Vesque der R. Harrıe’schen Vorstellung widmet, wonach die Hebung der Wassertheilchen innerhalb der Tracheiden ebenfalls durch Capillar- kraft geschieht, keiner besonderen Beleuchtung. Denn da beide Vor- stellungen gleich unhaltbar, so ist es ein vergebliches Beginnen, die eine durch die andere stützen zu wollen.' 2. Gleichgewicht zwischen Verdunstung und capillarem Wassernachschub. Über diesen Punkt finden sich im »Mikroskop« ! Vergl. betreffend die R. Harrıs’sche Darstellung Goprewskr’s Kritik in Prinesheim’s Jahrb. XV, S. 583. 61* 594 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. eingehende Frörterungen, welche mit folgendem Satze abschliessen :' »Die Capillarität ist also nicht im Stande, ein System von capillaren Räumen, welche nach oben in eine verdunstende Fläche ausmünden, auch nur bis auf einige Fuss über das Niveau des umgebenden Wassers hinauf im gefüllten Zustande zu erhalten«. Gegen die Richtigkeit dieses Satzes sind nun ausser den Einwänden, welche implieite schon in den Ansichten von R. Harrıs und VesouE enthalten sind, noch Bedenken anderer Art erhoben worden, welche die Beweiskraft der von uns angestellten Versuche betreffen. So sagt z. B. Prerrer:” »Wenn NäÄseLı und ScHWENDENER Imbibition und osmotische Wirkung für unzureichend halten, um die genügende Menge Wasser in eine Pflanze zu schaffen, so kann man ihre Argumentation schon deshalb nicht gelten lassen, weil sie auf Capillarsysteme basirt ist, wie sie in der Pflanze nicht gegeben sind«. In gleichem Sinne äussert sich Errviss,’ indem er betont, dass es »bei der Hebung des Wassers in einem solehen Apparate vorwiegend auf die Beschaffenheit der Ober- fläche« ankomme. Wie soll nun aber ein Capillarsystem beschaffen sein, um allen Anforderungen zu genügen? Nach meinem Dafürhalten ist jedes der- artige Experiment um so schlagender, je einfacher die Verhältnisse liegen, vorausgesetzt natürlich, dass die wesentlichen Bedingungen erfüllt seien. Das Letztere traf jedoch bei dem in Rede stehenden Capillarsystem unzweifelhaft zu, da ja die Imbibition der Membran nur ein besonderer Fall der Capillarität ist. Übrigens lässt sieh die von uns benutzte Einrichtung beliebig modifieiren, indem man z. B. die Verdunstungstläche mit Pergamentpapier überzieht oder dieselbe durch einen beblätterten Spross ersetzt u. dergl. Das Endresultat wird dadurch in keiner Weise oder doch nur insofern beeinflusst, als das der Gleichgewichtslage entsprechende Wasserniveau vielleicht um eine kleine Grösse höher oder tiefer rückt. Will man aber durchaus Capillarsysteme, wie sie in der Pflanze gegeben sind, so bleibt eben nichts anderes übrig, als die Versuche mit pflanzlichen Objeeten vorzunehmen, indem man z. B. abge- schnittene Bäume oder Äste in aufrechter Stellung und mit verklebter Sehnittfläche sich selbst überlässt. Was sich hierbei ergiebt, ist freilich längst bekannt: die Äste vertroeknen, zunächst an der Spitze und dann langsam weiter nach rückwärts, obschon die Membranen noch längere Zeit vollauf Gelegenheit hätten, die erlittenen Verluste ! NägeLı und SchwEnDENER, das Mikroskop, 1. Aufl. S. 372; 2. Aufl. S. 369. = Pilanzenphysiologie I, S. 127 (1881). ® Über den Transpirationsstrom in den Pflanzen. Acta Soc. Scient. Fenn. T.XIV (1884), Sonderabdruck S. 20. SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 595 aus dem unten vorhandenen Wasservorrath der Zellhöhlungen zu decken. Diese Deckung unterbleibt, weil die Imbibitionskräfte den vorhandenen Widerstand nur auf kleine Entfernungen zu überwinden vermögen. Es sei hier noch speciell auf die neueren diesbezüglichen Beob- achtungen R. Harrıc’s an eingeschnittenen, etwa hundertjährigen Fiehten hingewiesen!. Das Vertrocknen der Rinde und Nadeln war hier von oben herab bereits bis zur Mitte eines 33 Meter hohen Baumes fortgeschritten, und doch enthielt das Lumen der Tracheiden im Splinte des Stammes noch 70 Procent Wasser und die Wandungen waren völlig gesättigt. Damit in Übereinstimmung steht auch das Verhalten der Ast- stutzen und Sehnittwunden beliebiger Bäume, indem der Verdunstungs- verlust des bloss gelegten Holzes bekanntlich auf einen sehr kleinen Zeitraum beschränkt ist. Während dieser Zeit entleeren sich zunächst die Lumina der oberflächlichen, dann auch der etwas tiefer liegenden Tracheiden und Libriformzellen, weil ihr flüssiger Inhalt den ver- dunstenden Membranen zufliesst, und zuletzt gehen zunächst der Wundtläche auch «diese in den lufttrockenen Zustand über. Ebenso entleeren sich die Gefässe und füllen sich dann mit 'Thyllen oder Gummi. Der Abstand vom lufttrockenen bis zum vollgesättigten Zustand der Membranen scheint nach allen einschlägigen Beobachtungen selbst in der Richtung der Fasern nur wenige CGentimeter zu betragen; in der Querrichtung ist er jedenfalls sehr gering. Wie also nach Früherem die Durchlässigkeit des Holzkörpers für Wasser nicht auf einer wunderbaren Eigenschaft der Membran, sondern auf dem Vorhandensein eontinuirlicher Wasserfäden im den Hohlräumen beruht, so kommt auch die Undurchlässigkeit der vertrockneten Wund- flächen hauptsächlich durch den Luftgehalt der oberflächlichen Zellen zu Stande; Gummibildung oder Verharzung u. dergl. können den Effeet höchstens vervollständigen. 3. Abnahme der Lufttension von unten nach oben. Man sollte meinen, die Beurtheilung der Folgen, welche Druckdifferenzen in der Holzluft haben können, biete keinen Anlass zu prineipiellen Meinungsverschiedenheiten, am allerwenigsten in Bezug auf das Maxi- mum der möglichen Leistung. Denn Jedermann kennt doch das Barometer und weiss, dass ein voller Atmosphaerendruck nur einer Wassersäule von etwa 10” das Gleichgewicht hält. Auch ist leicht ! Unters. aus d. forstbot. Inst. zu München, III S. 49 (1883). Die Gasdruck- theorie, S. 17 (1883). 596 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. einzusehen, dass hieran nichts geändert wird, wenn man die Wasser- säule dureh quer oder schief ausgespannte permeable Membranen in zahlreiche kleinere Stücke theilt; nur findet alsdann das Steigen und Fallen des Wasserniveaus erheblich langsamer statt, weil die Filtrations- widerstände der Bewegung hinderlich sind. Es ist ferner gleichgültig, ob die in der bezeichneten Weise septirte Wassersäule geradlinig oder schlangenförmig verläuft; denn der loth- rechte Abstand zwischen den beiden Niveaus, auf den es ja ausschliess- lich ankommt, wird dadurch weder grösser noch kleiner. Aus diesem Grunde ist es mir unverständlich, wie Bönn, R. Harrıe und Errvine' zu der Ansicht gelangen konnten, ein die Tracheiden durchsetzender, in Gestalt einer Schlangenlinie continuirlich verlaufender Wasserfaden sei durch die rechts und links liegenden Luftblasen oder auch durch die Filtrationswiderstände der Membranen gleichsam der Schwere be- raubt und deshalb verhindert zu sinken. Meines Erachtens liegt hierin ein unzweifelhafter physikalischer Irrthum, der noch dazu mit dem bekannten Tu. Harrıs’schen Experiment in direetem Widerspruch steht. Ich verweise betreffs der näheren Begründung dieses Urtheils auf die Mittheilung von A. Zmuermann°’: »Zur Kritik der Bönnm-Harrıe’schen Theorie der Wasserbewegung«. Die Gleichgewichtsbedingungen eines Wasserbarometers scheinen mir hiernach vollkommen klar zu liegen. Ob wir es mit einer ein- fachen Röhre oder mit einem dureh Membranen septirten System, oder auch mit einem safterfüllten (todten) Holzkörper zu thun haben, immer wird sich das Wasserniveau bei einem Überdruck von einer Atmo- sphaere und bei genügendem Abschluss nach aussen auf etwa 10" einstellen (wozu allerdings noch die capillare Steighöhe zu addiren wäre). Über diesem Niveau bildet sich nothwendig in allen Kammern unseres Systems, in allen Hohlräumen der Holzzellen eine Torrıceıır' sche Leere. Für den Holzkörper muss freilich an der Bedingung festge- halten werden, dass der flüssige Inhalt stets continuirliche Fäden bilde; denn wird ein solcher Faden irgendwo unterbrochen, so dass einzelne kleine Flüssigkeitssäulen ringsum an luftführende Räume grenzen, so bleiben diese abgetrennten Tropfen in beliebiger Höhe capillar suspendirt. Aber innerhalb eines zusammenhängenden Fadens ist das Sinken der Wassertheilchen bis zum bezeichneten Barometer- stande unvermeidlich. Trotz dieser Sachlage wird immer wieder der Versuch gemacht, mit der gegebenen Druckdifferenz im Holzkörper, die anerkannter- ı Über den Transpirationsstrom in den Pflanzen, a. a. O. S. 14 des Sonderabdruckes. 2 Ber. d. Deutschen Bot. Ges. I. S. 183. 1 SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 597 maassen nur ungefähr eine Atmosphaere beträgt, das Wasser bis in die Gipfel der höchsten Bäume emporzuheben und so das Unmögliche möglich zu machen. Nach Böm's ursprünglicher Auffassung! sollte freilich der Luftdruck zunächst nur die durch Verdunstung wasserarm gewordenen Zellen etwas zusammenpressen, worauf dann diese letzteren vermöge der Elastieität ihrer Wände die frühere Form wieder anzu- nehmen streben und folglich auf die darunter liegenden Zellen wie Saugpumpen wirken. ‘Dieser Vorgang setzt sich nach der Darstellung des Autors von Zelle zu Zelle fort und die dadurch verursachte Saug- welle geht bis in die äussersten Wurzelspitzen. Nun ist aber klar, dass die Spannung der Membran dem von aussen wirkenden Luftdruck genau das Gleichgewicht hält und somit dieselbe Kraftsumme repraesentirt. Und da selbst eine volle Atmo- sphaere nur 10” weit reicht, so kann auch die damit aequivalente Elastieität diese Grenze nicht überschreiten. Die angebliche Saug- welle müsste also in einem Abstande von höchstens 10” vollständig aufhören. Wie sollte auch durch die blosse Einschaltung einer zweiten Kraft, welche von der ersten, dem Luftdruck, abhängig ist, eine Verstärkung des Effectes zu Stande kommen? Errvine scheint sich allerdings die Sache ganz anders vorzustellen. Er sagt auf S.9 der eitirten Abhandlung: »Der Luftdruck hat mit einer solchen theoretisch construirten Wasserbewegung gar nichts zu thun. Eine durch Luftdruck verursachte Bewegung setzt mit Noth- wendigkeit eine Druckdifferenz, wie sie hier gar nicht vorkommt, voraus. Wenn man um das eine Ende einer nicht zu langen Röhre eine thierische Blase bindet, die Röhre mit Wasser füllt und dann das andere Ende in Wasser stellt. so wird in Folge der oben an der Membran stattfindenden Verdunstung neues Wasser allmählig in die Röhre hinaufsteigen, da nämlich die Luft von aussen her nicht durch die Blase eindringen kann. Bei dieser Bewegung spielt der Luftdruck keine Rolle, denn er ist oben an der verdunstenden Fläche und unten am Wasserspiegel derselbe. « In diesen Worten ist aber offenbar wiederum ein Verstoss gegen die Physik enthalten. Es handelt sich ja bei dem besprochenen Ver- suche nieht um den barometrischen Druck auf die Aussenfläche der Blase am oberen und auf den Wasserspiegel am unteren Ende der Röhre, sondern um die Spannungen innerhalb derselben, und diese nehmen zweifellos von unten nach oben ab. Ist z. B. die Röhre = ı" hoch und wird der volle Atmosphaerendruck = 10 gesetzt, so beträgt die Spannung am oberen Ende = 9; ein hier eingesetztes Manometer ! Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1864, Bd. 50. 598 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. würde diesen Werth direet angeben. Der Überdruck, den die atmo- sphaerische Luft auf die Blase ausübt, ist demnach = ı. Nur mit dieser relativ geringen Kraft wird die Blase gespannt und nach innen gewölbt, während auf dem Wasserspiegel die volle Atmosphaere lastet. Denken wir uns jetzt die Röhre ı0” lang, statt nur ı”, so sinkt oben die Spannung auf Null, indess der Überdruck von aussen das Zehnfache erreicht, und gehen wir noch einen Schritt weiter, so entsteht unter der Blase ein luftleerer Raum. Jede dieser Versuchsröhren müsste, wenn man sich die Wandungen elastisch vorstellt, in Folge der bezeichneten Druckdifferenzen nach oben zu enger werden; sie befände sich hier in Druckspannung und hätte folglich das Bestreben, wieder zur ursprünglichen Form zurück- zukehren, ganz so wie die Bönnm’schen Zellen. Ohne Luftdruck geht es also nicht. Im leeren Raum wäre der Versuch überhaupt un- möglich. In neuerer Zeit hat übrigens Bönn' auf die Herbeiziehung der elastischen Zellwände verzichtet und die Wasserbewegung direct durch Spannungsdifferenzen in der Holzluft zu erklären versucht. Was diese zu leisten im Stande sind, wurde indess bereits besprochen. Unter den allerneuesten Veröffentlichungen, welche sich auf die Wasserbewegung in der Pflanze beziehen und behufs Erklärung der- selben zu Druckdifferenzen ihre Zuflucht nehmen, erwähne ich noch die bekannte Arbeit Gopuewskr's.” Zwar verlegt dieser Autor die wichtigste Triebkraft in die Markstrahlzellen, welche zugleich als Druck- und Saugpumpen wirken sollen; die Vorstellung aber, dass eine solche Zelle das Wasser stets aus tiefer liegenden Tracheiden schöpfe und dann durch Vermittelung eines Übergangsgliedes in eine höher gelegene Tracheide hineinpresse, wird ausdrücklich mit der nach oben hin abnehmenden Lufttension in Beziehung gebracht. Das Spiel dieser Saug- und Druckpumpen wird nun aber in einer Weise geschildert, dass man annehmen muss, es befinden sich im Holze eontinuirliche Wasserfäden. Die einzelne Markstrahlzelle schöpft nämlich nach Goprrwskı immer aus allen Tracheiden, mit denen sie in unmittelbarem Contact steht, was doch voraussetzt, dass sie stets an wassererfüllte Räume, nieht etwa an Luftblasen grenze. Ein soleher Wasserreiehthum ist aber ohne die (von GopLEewsk1ı aller- dings nicht ausdrücklich gemachte) Annahme continuirlicher Wasser- fäden kaum denkbar, und da diese letzteren in 40” hohen Bäumen zunächst der Basis einen Druck von vier Atmosphaeren verursachen ! Bot. Zeit. 1879 und 1881. 2 Zur Theorie der Wasserbewegung in den Pflanzen. Prıxeskeim’s Jahrb. XV (1884). SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 599 müssten (der bekanntlich niemals vorkommt), so steht die ganze Dar- stellung mit der Erfahrung im Widerspruch. Wollte man aber annehmen, die Wasserfäden seien nieht eonti- nuirlich, sondern höchstens einige Uentimeter lang, so wäre zwar damit der hohe Druck in den Tracheiden vermieden, da in diesem Falle Jede Wassersäule dureh Capillarität getragen würde; allein die Saug- und Druckwirkung könnte dann nicht mehr in so einfacher Weise eonstruirt werden. Denn setzen wir, wie oben, die Baumhöhe — 40”, so beträgt der durchschnittliche Unterschied in der Lufttension pro Centimeter höchstens den viertausendsten Theil einer Atmosphaere, folglich für die Tracheiden, welche an die nämliche Markstrahlzelle grenzen, noch viel weniger. Wenn wir also in Übereinstimmung mit der Darstellung Goprewskıs annehmen, die periodischen Turgor- schwankungen in den Markstrahlen seien erheblich, so könnte nach Maassgabe der Lufttension der Mehrbetrag von Wasser, welcher der oberen Tracheide im Vergleich mit einer unteren zugeführt würde, nur ein verschwindend geringer sein. Sinkt z. B. der hydrostatische Druck in den Zellen von fünf Atmosphaeren auf 4'/,, so wird das entsprechende Wasserquantum mit einer so grossen Kraft ausge- stossen, dass die bezeichnete Differenz in der Lufttension kaum noch in Betracht kommt. Die Thätigkeit der Markstrahlzellen würde sich unter solchen Verhältnissen zu einer wahren Danaidenarbeit gestalten. GODLEWSKI nimmt nun freilich, um seinen Zweck zu erreichen, nicht bloss Druckdifferenzen in der Holzluft, sondern auch Verände- rungen im Protoplasma zu Hülfe, und diese letzteren sollen der Art sein, dass das Wasser nur an einer bestimmten Stelle aus der Mark- strahlzelle ausgestossen und an anderen Stellen aus den Tracheiden eingesogen wird. Damit kommen wir aber auf ein Gebiet, auf dem jede Controle ausgeschlossen ist. Es kann uns also auch nichts daran hindern, der Phantasie noch etwas mehr Spielraum zu gewähren und jede Markstrahlzelle zu einer untadelhaften Saug- und Druck- pumpe zu gestalten, die mit der Geschwindigkeit eines pulsirenden Herzens immer nur von unten her Wasser einsaugt und nach oben wieder abgiebt. Kein Zweifel, dass derartige Pumpwerke auch ohne Berücksichtigung der Lufttension das Wasser auf die höchsten Berg- spitzen zu heben gestatten. Man braucht sich ja bloss vorzustellen, am Abhange eines Berges befinden sich in verschiedenen Höhen offene Wasserbehälter und zwischen je zweien eine solche Saug- und Druck- pumpe, welche jedesmal aus dem unteren Behälter schöpft und das aufgenommene Wasser in den nächstoberen ergiesst, — dann sind alle Schwierigkeiten überwunden. 600 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. So lange wir jedoch auf empirischem Boden stehen bleiben, ist es wahrscheinlicher, dass die Plasmahaut in den Tüpfeln die für einen so regelmässigen Gang der Pumpe nöthige Steuerung nicht zu bewerkstelligen vermag. Jedenfalls fehlt es durchaus an thatsächlichen Hinweisen auf einen rhytmischen Wechsel in der Durchlässigkeit, wie GODLEWSKI ihn voraussetzt. Übrigens will ich keineswegs verhehlen, dass ich mir die Leistung der Markstrahlen und Holzparenchymstränge in Bezug auf den schliess- lichen Erfolg ebenfalls ungefähr so vorstelle, wie ich sie vorhin geschildert habe, d. h. als ein Schöpfen aus tiefer liegenden und ein Abgeben an höher gelegene Hohlräume. Nur halte ich es für natür- licher, innerhalb der Parenchymzellreihen mit WeEsTErnAıer' die osmotische Saugung wirken zu lassen und derselben sogar den grösseren Theil der Hebungsarbeit zuzuschieben. Die kurzen Wasserfäden würden hierbei bald an gewissen Stellen unterbrochen, bald an den Enden mit anderen verschmolzen. Ob es gelingen wird, die Richtigkeit dieser Vorstellung definitiv zu begründen und die Bedingungen der Hebung bestimmt zu formuliren, mögen weitere Untersuchungen lehren. _ 4. Osmotische Kräfte. Durch die Untersuchungen PrE£rrEr's und durch verschiedene spätere Mittheilungen anderer Autoren wurde definitiv festgestellt, dass der osmotische Druck in den lebenden Zellen eine viel bedeutendere Höhe erreicht, als man nach dem früheren Stande unserer Kenntnisse annehmen durfte. Man könnte nun versucht sein, aus dieser Thatsache den Schluss zu ziehen, dass nun auch die Hebung des Saftes durch den osmotischen Druck auf eine entsprechend grössere Höhe möglich sei. Das ist nun in Wirklichkeit nicht der Fall. Denn was zunächst die Erscheinungen des Blutens anbelangt, so bleibt natürlich die schon von Harzs beobachtete Steighöhe des Saftes als em- pirische Thatsache bestehen, die factische Tragweite des Blutungsdruckes somit unverändert. Auch ist erwiesen, dass dieser Druck während der eigentlichen Vegetationsperiode auf eine sehr geringe Grösse herabsinkt. Was sodann zweitens die osmotische Saugung im Parenchym betrifft, so ergiebt sich aus den Untersuchungen WESTERNAIER’S,” dass die dadurch bewirkte Wasserbewegung sich nur auf wenige Centimeter erstreckt. Ob es bloss 3 bis 4 oder unter besonders günstigen Umständen viel- leicht 30 bis 40°” sind, ist für unsere Betrachtung gleichgültig. Die Einwände, welche Scneır” diesen Versuchen WESTERMAIER’'S entgegen hält, sind mir unverständlich geblieben. Er vermuthet nämlich (a. a. OÖ. S. 10 des Sonderabdruckes), »dass an der Oberfläche ! Ber. d. Deutschen Bot. Ges. 1883. ® Sitzungsberichte der Berliner Akademie der Wissenschaften 1884, S. 1105. 3 Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaft 1886, Bd. XIX, N. F. X1l. SCHWENDENER: Untersuchungen über das Saftsteigen. 601 der verwendeten epidermalen Streifen durch Capillarwirkung Wasser empor geleitet worden und dann erst nachträglich die Quellung der verwendeten Objeete eingetreten sei.« Wäre diese Vermuthung be- gründet, so müsste die Tragweite der osmotischen Saugung noch niedriger taxirt werden, als es bereits geschehen. Die Versuche, welche von demselben Autor angestellt wurden, um das Vorhandensein des Wurzeldruckes zu constatiren, betrachte ich als völlig verfehlt. Scnerr brachte nämlich Zweigstumpfe ver- schiedener Holzgewächse mit der Luftpumpe in Verbindung und be- obachtete dann, dass in der Regel schon nach einigen, Kolbenzügen, und um so mehr bei stärkerer Evacuation, Wasser aus dem Holze hervortrat. Und das soll eine Wirkung des Wurzeldruckes sein! Bezüglich der osmotischen Vorgänge, welche WESTERMAIER zur Erklärung der Wasserbewegung voraussetzt, halte ich vorläufig mit meinem Urtheil zurück. Einzelne Punkte scheinen mir jedenfalls einer näheren Prüfung zu bedürfen. Wenn aber GopLewskı und Schr auch den Grundgedanken bekämpfen, dass die osmotische Saugung überhaupt an der Hebung des Saftes betheiligt sei, und zugleich den Einwand erheben, das WESTERMALER sche Schema sei auf die Abietineen gar nicht anwendbar, so gehen sie meines Erachtens zu weit. Der letztere Einwand ist jedenfalls vollkommen unbegründet, da ja die Markstrahlen der Abietineen durch das Rindenparenchym auch in der Längsrichtung verbunden sind. Warum sollte das nicht genügen? Dass die Parenchymzellen des Holzes bei der Hebung des Saftes direet betheiligt sind, scheint mir übrigens aus verschiedenen That- sachen mit ziemlicher Bestimmtheit hervorzugehen. Wären die Druck- differenzen in der Holzluft die einzige Kraftquelle für die zu leistende Arbeit, so könnten erhebliche Ungleichheiten im Saugen oder Bluten an benachbarten Stellen des Holzkörpers nicht wohl vorkommen, da ja der Theorie zufolge die geringsten Unterschiede sich sofort ausgleichen müssten. Es wäre namentlich undenkbar, dass ein Baumstamm, der nach zwei bis drei Regentagen durch Nachschub von unten etwas wasser- reicher geworden, in mittlerer Höhe (wo vorher Saugen stattfand) Luft in das hier angebrachte Manometer hineinpresst, während oben in der Krone und insbesondere unten am Stamm weder Saugung noch Pressung stattfindet. Ein soleher Fall wurde indess oben (S. 585) mitgetheilt; er deutet, wie mir scheint, unverkennbar auf eine vis a tergo, die im Stamme selbst, und zwar im mittleren Theil desselben, ihren Sitz hat. Andererseits berichtet Tr. Harrıs,' »dass während der Zeit leb- hafter Verdunstung durch die wiederhergestellte Belaubung der Bäume, ! Anat. u. Physiol. d. Holzpflanzen, S. 358. 602 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 8. Juli. also lebhaftesten Saftsteigens, die mit Manometern armirten Bohrlöcher, wenn sie frisch gefertigt sind, weder Druck noch Saugen anzeigen, durchaus indifferent sich verhalten«. Er folgert hieraus, dass in solehen Fällen von einer Hebung des Holzsaftes durch Luftdruck nicht die Rede sein kann. Ich muss nun allerdings beifügen, dass die Beobachtungen Tun. Harrıe’s (wie ich seinen anderweitigen Mano- meterversuchen entnehme) sich nur auf den unteren Theil des Stammes beziehen, bemerke aber, dass das erwähnte indifferente Verhalten nach eigenen Versuchen wenigstens bis auf mittlere Höhen etwas Gewöhnliches ist. Für grössere Stammhöhen fehlen mir zur Zeit ein- schlägige Beobachtungen. Es mag ferner daran erinnert werden, dass der Wassergehalt des Holzkörpers gerade während der Wintermonate, also bei Laub- hölzern nach dem Blattfall, häufig eine beträchtliche Zunahme erfährt. Da nun der Wurzeldruck um diese Zeit sehr gering ist, so muss die entsprechende Wassereinfuhr theils auf Ausgleichung von Differenzen in der Lufttension, theils auf osmotische Vorgänge in den parenchy- matischen Zellen zurückgeführt werden. Die Druckdifferenzen allein könnten wohl eine Änderung in der Vertheilung des vorhandenen Wassers, also eine Zufuhr für gewisse Punkte, nicht aber eine Ver- mehrung des Gesammtvorrathes bedingen. Denn angenommen, die Holzluft sei im oberen "Theil eines hohen Stammes auf '/, der Normal- spannung verdünnt (was nicht häufig vorkommen dürfte), so erstreckt sich die Saugwirkung dieser Region höchstens 7" weit nach unten; der ganze übrige Theil bleibt davon unberührt. Nimmt er dennoch Wasser auf, so müssen es eben andere Kräfte sein, welche diese Aufnahme ermöglichen. Und da wir keinen Grund haben, etwa an elektrische Kräfte zu denken, so bleibt nur übrig, zur Osmose und der damit zusammenhängenden Filtration unsere Zuflucht zu nehmen. Aber freilich ist hier noch manche Frage zu lösen, bis endlich eine befriedigende Einsicht in das Spiel der Parenchymzellen erlangt ist. si RE ne ne ei 603 Über einen neuen Fall von Isomorphie zwischen Uran und Thorium. Von (. RAMMELSBERG. Di;; krystallisirte Thoriumsulfat ist von BerzeLıus, ÜHYDENIUS, ULEVE und Nırsov untersucht worden, wonach es enthält: ThO? so? H2O BERZELIUS 44.2 26.26 29.47 CHYDENIUS 45.3 46.18 28.51 ÜLEVE 45.17 27.30 27 45.30 26.59 — Nırson' 45.09 27-34 27:57: Keiner von diesen Chemikern hat die Form der Krystalle be- schrieben, auf welche sich seine Analysen beziehen. Da nun ver- schiedene Hydrate des 'Thoriumsulfats existiren, so war es für die vorliegende Frage nöthig, die Zusammensetzung des krystallographisch in Betracht kommenden Salzes zu ermitteln. I. 4.059 der gepulverten Krystalle verloren bei 300 — 24.63 Procent; beim Erhitzen, ohne zu glühen, 1.096 — 27.00 Pro- cent. Durch starke Glühhitze über der Lampe wurden 1.853 — 45.66 Pro- cent und über dem Gebläse 1.850 — 45.58 Procent Thorerde erhalten. II. 3.316 lieferten, durch Ammoniak gefällt, 1.529 = 46.11 Pro- cent Thorerde. III. 4.916 gaben auf gleiche Art 2.242 = 45.61 Procent Thorerde. Es ergiebt sich hieraus, dass die Früheren dasselbe Hydrat unter- sucht haben, welches 9 Mol. Wasser enthält. Nimmt man mit Nırson für Thorium das Atg. 232.5 an, so besteht ST .0060 ThS’0° + ogaq aus ! Mittel von sechs Versuchen. 604 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. ThO? 45.10 so? 27.28 H’O 27.62 100. Ein Hydrat mit 8aq, wie CreveE ein solches in warzenförmigen Krystallaggregaten erhalten hat, muss 46.53 ThO? und 25.53 H?O enthalten. Schwefelsaures Urandioxyd. Dieses Salz, früher als schwefelsaures Uranoxydul bezeichnet, stellte P£risor' durch Behandeln einer Lösung des Tetrachlorids mit Schwefelsäure krystallisirt dar, analysirte es und deutete auch die Bildung eines basischen Salzes durch die Einwirkung des Wassers an. Fast. gleichzeitig erhielt ich” das Salz auf dem nämlichen Wege, beschrieb seine Eigenschaften und sein Verhalten gegen Wasser. Es handelt sich hier nur um den Vergleich der Analysen, in Be- treff des Wassergehalts, welcher bisher —= 8 Mol. angenommen wurde. P£uisor führt eine Analyse an; ich habe deren fünf mitgetheilt, PEuisor Re. (Mittel) Urandioxyd 46.3 45.81 Schwefelsäure 29.7 27-.Q1x Hierbei ist zu bemerken, dass die Menge der Säure immer zu hoch ausfällt, da die Krystalle von der anhängenden nicht ganz be- freit werden können. Nun erfordern die Formeln US’0°+38aq US?0° + o9aq Urandioxyd 47.22 45.80 Schwefelsäure 27.78 26.94 Wasser 25.00 27.20 100 100. Offenbar enthält das Uransulfat gleich dem Thoriumsulfat 9 Mol. Wasser. Die Krystallform des Thoriumsulfats, die sehr schön ausgebildet ist, wurde von A. NorDENSKIÖLD, MArIıGNnAC, Torsör und von mir unter- ! Ann. Chem. Pharm. 43, 276 (1842). ® Pose. Ann. 56, 129 (1842) und 59, 14 (1843). .—..—-——_—— Ranneısser: Über Isomorphie zwischen Uran und Thorium. 605 sucht." Sie ist eine zwei- und eingliedrige, und die gewöhnlichen Combinationen sind —3 2.6006 aa ca D : oe geehrt !coa bh=lb5@aE Se TI 14,650 € 0269,32: 00b rar 00h Berechnet Beobachtet Nor». Mar. Töps. Re. pP: pi=r18° 50’ 119° 0° vigobd 1aodı6 p:a=149 25 149° 33° 149 30 149 37 P:ib’= 120 356 12030 Brit 0 BG 97:36 96 22 g:9==T13 54 Ta AA Tara TI 2 Tal ı723. 3% > Be 2146,57 4:2 = 97 24 ee — *98 10 98 20 98 24 98 30 Ber = KSAN2G Ba —=1AL,27 ; r:Ce=137 28 r:a=134 4 rue — 127.46 Hieraus folgt: abe OIg8 ir: 0,658 oe 50% Es finden sich Zwillinge nach a und die Spaltbarkeit ist nach e vollkommen. Das Uransulfat ist von Dr za ProvostavE” und von mir” ge- messen worden. Danach wäre es zweigliedrig. Bei einem Vergleich der Winkel dieses und des Thoriumsulfats fiel mir die nahe Übereinstimmung der Winkel in der Horizontalzone beider Salze, gleichwie derjenigen der Diagonalzone von e des Thorium- salzes und der Zone oqo des Uransalzes’ auf, und es entstand die Vermuthung, auch das Uransalz möge zwei- und eingliedrig sein. Es wurde daher aus dem Tetrachlorid von neuem dargestellt, und Hr. Dr. A. Fock hat auf meinen Wunsch die Krystalle näher unter- sucht. 'S. mein Hab. d. kryst. phys. Chemie. Leipzig 1881. Bd. ı, S. 445. 2 Ann. Chim. Phys. N. S. 5, 48. ® Mein Hdb. ı, 444. * Durch einen Druckfehler steht a. a. O. o:p statt o0:q = 146° 31’. 606 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 8. Juli. Diese Untersuchung hat meine Vermuthung bestätigt. Die Krystalle sind sämmtlich Zwillinge nach a, und deshalb geometrisch zweigliedrig. Es sind Combinationen von p, q, a, b und e. Berechnet "Beobachtet Fock DE LA Prov. Re. Pap— *1180 48’ 118° 38 | p:3 = 1424 149° 30’ 150 2 | Pb ='128038 f 120 30 120 40 p:c= 96 44 96 29 Sa DEAN qce=147 0 146 25 gab M23778 123 48 a:c= *97 49 98 5 D3dre 43 112 24 Hieraus folgt: ws arbie =/05975, 040,655 OBER. Die Krystalle sind, wie schon gesagt, stets Zwillinge nach a. Sie sind spaltbar vollkommen nach a, deutlich nach q. Die optische Axenebene liegt senkrecht zur Symmetrieebene; die erste Mittellinie bildet mit e einen Winkel von etwa 17° (im spitzen Winkel 0). An einer nahe senkrecht zu ihr geschnittenen Platte treten die optischen Axen am Rande des Gesichtsfeldes aus. Mithin sind beide Salze isomorph. Ihr Wassergehalt ist ' der gleiche (9 Mol.), und es reiht sich somit eine neue Isomorphie bei den beiden Elementen vom höchsten Atomgewicht (Th — 233, U = 240) den bekannten an. Ausgegeben am 15. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1886. AXXV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıvs. Hr. Dirımann las über die Quellen des Deuteronomiums. Sitzungsberichte Ausgegeben am 15. Juli. 1886. 62 a en Dt a 1886. XXXV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 15. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. l. Hr. Rorn legte vor eine geologische Skizze von Korea von Hrn. Dr. ©. Gortscne aus Kiel und Beiträge zur Petrographie von Korea. Beide Abhandlungen erscheinen in einem der nächsten Sitzungs- berichte. 2. Hr. Scuuze legte vor eine Mittheilung des Hrn. Hofr. Dr. A. B. Meyer in Dresden über die Giftdrüsen bei der Gattung Adeniophis Per. 3. Hr. Kırrert legte einen Bericht des Hrn. Prof. Dr. Parrsch in Breslau vor über die wissenschaftliehen Ergebnisse seiner Reisen auf den Inseln des lonischen Meeres. Beide Mittheilungen erfolgen umstehend. 4. Bewilligt sind auf Antrag der Akademie durch Ministerial- rescript vom ı. Juli 4000 Mark an Hrn. Prof. Lersivs in Darmstadt zur Fortsetzung der geologischen Aufnahme von Attica, durch Ver- fügung vom 2. Juli 2500 Mark an Hrn. Dr. Smrort# in Leipzig zu einer zoologischen Reise nach Portugal und den Azoren. Das correspondirende Mitglied der Akademie Hr. Herrmann ABıcH ist am ı. Juli gestorben. Die HH. Ferice Casorarı, Prof. in Pavia und Luis ÜREMoNA, Senator und Direetor der Ingenieurschule in Rom, sind zu correspon- direnden Mitgliedern der physikalisch-mathematischen Classe erwählt. Sitzungsberichte 1886. 63 EEE 611 Die Giftdrüsen bei der Gattung Adeniophis PET. Von Dr. A. B. Meyer in Dresden, (Vorgelegt von Hrn. Fr. E. Schurze.) 2 Jahrgang ı869 der »Monatsherichte« der Akademie! gab ich eine Darstellung der in der Visceralhöhle gelegenen Giftdrüsen bei zwei Arten der Schlangengattung Callophis Gray, C. intestinalis (Laur.) und ©. bivirgatus (Scuuee. Bor), deren generische Abtrennung von der Gat- tung Callophis ich dann, eben dieser von der Norm so abweichenden Giftdrüsen wegen, im Archiv für Naturgeschichte” befürwortete. Zuerst bestätigte und ergänzte J. Reınuarpr” diese meine Angaben und zeigte, dass Callophis Macclellandiü (Reısm.) und ©. gracilis GRAY die Drüse nicht besässen, was ich selbst schon für C. maeuliceps (Grur.)' eonstatirt hatte. In den Proceedings of the Zoological Society of London’ konnte ich ferner mittheilen, dass C©. irimaculatus (Daun.), C. annularis Grur. und C. nigrescens GTHR. diese Drüsen auch nicht besässen, welche letzteren sich jedoch bei den sogenannten Varietäten von (©. intestinalis und bivirgatus (malayana , plilippina, melanotaenia,, tetrataenia) wie bei den Stammarten nachweisen liessen. Im Jahre 1871° trennte WiLneLm Prrers die mit dieser Visceral-Giftdrüse begabten Schlangen in die Gattung Adeniophis ab, so dass demnach nur die Arten der bisherigen Gattung Callophis, welche dieselbe nicht besitzen, diesen Gattungs- namen beibehalten. Zu den letzteren hatte ich’ €. calligaster (W ren.) gestellt, welche Schlange jedoch von dem ebengenannten Forscher bereits im Jahre 1862 subgenerisch als Hemibungarus abgetrennt worden war,‘ weil sie ı5 Schuppenreihen hat, während Callophis nur 13 be- sitzt, und weil ausserdem wesentliche eraniologische Differenzen vor- handen sind. IS. 204 fe. ® 35. Jahrg. S. 244 fe. ° I Anledning af det af Dr. A. B. Meyer opdagete soeregne Forhold af Giftkjertlen hos visse Arter af Sloegten Callophis: Vidensk. Medd. fra den naturhist. Forening i Kbhvn. 1869. p. 117 fg. * Monatsber. d. Akad. 1869. S. 214 (Nachschrift). 5 1870. p. 368 fg. ° Monatsber. d. Akad. S. 578. ° Proc. Zool. Soe. 1870. p. 368. ° Monatsber. der Akad. 1862. S. 637. 612 Gesammtsitzung vom 15. Juli. Neuerdings erhielt das Dresdener Museum eine Sammlung von Reptilien von Süd-Mindanao,' unter welchen sich zwei einander ganz ausserordentlich ähnliche Schlangen (Nr. 1273 und ı274 Mus. Dr.) befanden; dieselben erwiesen sich bei näherem Studium als Adeniophis philippinus (Grur.) und Hemibungarus calligaster (Wieen.), ihre Ähnlich- keit ist aber eine so grosse, dass sie selbst geübteren Untersuchern auf den ersten Blick als identisch imponiren können; erstere besitzt die Visceral-Giftdrüse, letztere nicht. Es liegt hier ein analoger Fall vor wie bei Adeniophis bivirgatus (Scuu. BoıE) zusammen mit Megaerophis flaviceps (Reısn.) von Hinterindien, Sumatra, Java und Borneo, zwei sich auch ausserordentlich gleichende Schlangen, von denen erstere die Viseeral-Giftdrüse besitzt, letztere nicht. Bereits 1870 sprach ich die Vermuthung aus,” dass hier ein Fall von mimiery vorliegen könne, und das analoge Verhalten von Adeniophis philippinus und Hemibungarus calligaster bestärkt mich in dieser Auffassung. Letzthin konnte ich ferner das Vorhandensein der grossen Gift- drüse nachweisen bei Adeniophis nigrotaeniatus Per. von der Insel Nias (Nr. 1356 Mus. Dr.); Wıruern Prrers hatte diese Schlange zuerst als Varietät von intestinalis von Sumatra beschrieben” und bereits bei einem Exemplar von Borneo der Giftdrüse Erwähnung gethan'; das Vorkommen auch auf Nias ist durch dieses Dresdener Exemplar constatirt.’ Endlich kann ich von dem Vorhandensein der Drüse, was bis jetzt überhaupt noch nicht geschehen war, bei Adeniophis flaviceps (Cast.), berichten, und zwar an ebenfalls von der Insel Nias stam- menden Exemplaren, von wo diese bereits von Hinterindien und der Insel Pinang bekannte Art durch die Dresdener Exemplare Nr. 1367 bis 1369 nachgewiesen ist." Es würde nicht überraschend sein, wenn auch für die letzt- genannten zwei Schlangen sich »nachäffende« (mimicking) Arten noch anfänden. Man könnte sich vielleicht vorstellen, dass die Adeniophis- Arten z. B. von Vögeln, ihrer Giftdrüsen wegen, verschmäht werden, und dass nun die ähnlichen, generisch verschiedenen Arten, in Folge dessen ebenfalls verschont würden. F. Srorıczka’ sagt von intestinalis: »I was told that this little snake is more dreaded by the natives of Burma and of Java on account of its bite, than the comparatively gigantic Ophiophagus elaps Scuuee.« Bezüglich Java’s habe ich der- ! Siehe .J. G. Fıscher, Jahrb. d. wiss. Anst. zu Hamburg. II. S. 80. 1885. 2 Proc. Zool. Soc. 1870. S. 368. ® Monatsbr. der Akad. 1863. S. 404. * Ebendaselbst. 1871. S. 579. 5 Siehe J. G. Fıscher, Abhandl. Naturw. Ver. Hamburg. IX. Heft S.ı. 1885. ® Siehe J. G. Fischer a. a. O. Journ. As. Soc. Bengal Vol. XXXIX, pt. II, p. 213. 1870. — A. B. Meyer: Die Giftdrüsen bei der Gattung Adeniophis Per. 613 artiges nicht erfahren und kann ausserdem ein häufiges Vorkommen der Art dort nicht annehmen. Als ich im Jahre 1870 in Buitenzorg war, beauftragte der dortige Assistent-Resident, der seitdem ver- storbene, um die Kunde des Östindischen Archipels verdiente S. C. J. W. van MusscHengrork seine zahlreichen Untergebenen, die Schlange, von welcher ich Abbildungen vertheilte, zu suchen, und dasselbe that der damalige, auch seitdem verstorbene Director des berühmten botanischen Gartens, Dr. ScHaeErrer, welcher täglich hun- derte von Arbeitern beschäftigte; ich setzte zudem eine Belohnung für eine lebende Callophis aus, in der Absicht, mit einer solchen zu experimentiren; es wurde aber ganz erfolglos mehrere Wochen lang gesucht. Dieses seltene Vorkommen der Giftschlangen — denn der Satz lässt sich nach meiner Erfahrung sehr wohl verallgemeinern, wenigstens für Celebes, die Philippinen und Neu-Guinea — steht in grellem Widerspruche mit dem häufigen Vorkommen der Kreuzottern, z. B. in der Umgebung Berlins, wo ich im Jahre 1869, mit einer chemischen Untersuchung des Giftes derselben beschäftigt, in einem Monate an 100 lebende Exemplare erhielt, welche alle von einem einzigen Manne gefangen worden waren. Tu. Cantor' sagt von intestinalis var. und bivirgatus var. (— flavi- ceps CAnTorR), dass sie, wenn auch nicht zahlreich, so doch nicht selten vorkämen. Er secirte eine Anzahl Exemplare, ohne die Visceral- Giftdrüse zu bemerken (wie Andere vor und nach ihm’) und behauptet, dass kaum mehr als ein Tropfen Gift jederseits aus dem Zahn aus- trete, was ich bezüglich der genannten zwei Arten bezweifeln möchte, da die Giftdrüse jedenfalls viel Gift enthält; der Tod erfolgte nach dem Biss dieser Schlangen bei Hühnern innerhalb eines Zeitraumes von einer Stunde zwanzig Minuten bis drei Stunden, also nicht schnell. ÜANTorR experimentirte auch mit nigromaculatus (= gracilis Gray), welche Art die Visceral-Giftdrüse nicht besitzt, deren Gift aber ein Huhn bereits in einer Stunde tödtete. Callophis japonieus Grur. von Nagasaki’ gelangte noch nicht in meine Hände, trotz wiederholter Anstrengungen, die Schlange von Japan zu erhalten; man sandte mir mehre Male die der Abbildung nach äusserlich etwas ähnliche, nicht giftige Ophites orientalis Hınc. Hr. BouLenger vom British Museum hatte jedoch die Güte, auf meine Bitte das einzig bis jetzt bekannte, typische Exemplar dieser Art im ! Catalogue of Rept. inhab. the Mal. Peninsula and Islands. Caleutta 1847. p- 110. Sep. Abdr. a. d. Journ. of the As. Soc. Vol. XVI. ® Siehe A. B. Meyer, Monatsberichte der Akademie 1869. S. 221. % CantroR, a. a. 0. S. ır1. * Ann. Mag. Nat. Hist. 1868. 4 ser. vol. I. p. 428. Pl. XVI. fig. c. 614 Gesammtsitzung vom 15. Juli. British Museum zu untersuchen und theilte mir unter dem 25. Juni d. J. mit, dass diese Schlange die grosse Giftdrüse nicht aufweise. Nach unserer jetzigen Kenntniss besitzen folgende Arten die grossen in der Visceralhöhle gelegenen Giftdrüsen: Adeniophis intestinalis (Laur.) von Java. » malayanıs (Grur.) von Üentral-Indien (Malwah), Hinter-Indien, Pinang, Singapore. » philippinus (Grar.) von den Philippinen. » nigrotaeniatus (Per.) von Sumatra, Banka, Nias, Borneo. » bivirgatus (Scnu. BorE) von Java. » tetrataenia (Bueer.) von Borneo. Adeniophis flaviceps (Caxtor) von Nias, Sumatra, Hinter-Indien. Es besitzen sie nicht: Callophis japonicus Grur. von Japan, » maceuliceps (Grur.) von Hinter-Indien. » Maeclellandiü (Rersn.) von Gentral-Indien. » irimaculatus (Daun.) von Vorder- und Hinter-Indien. » annularis Grur. von »Indien« (ohne genauen Fundort). » nigrescens Grur. von Vorder-Indien. » gracilis Gray von Pinang, Singapore und Sumatra,' welche Adeniophis nigrotaeniatus Prr. und malayanus (Grur.) ähnelt. Hemibungarus calligaster (Wisem.) von Luzon und Mindanao, welche Adeniophis philippinus (Grur.) ähnelt. Megaerophis flaviceps (Reısm.) von Borneo, Java, Sumatra, Pinang, welche Adeniophis bivirgatus (Schu. Bor), tetra- taenia (Bueer.) und flaviceps (Cantor) ähnelt. Callophis cerasinus (Bepponxe) von Malabar” ist noch nicht daraufhin untersucht worden. Die genaue Kenntniss der geographischen Verbreitung aller dieser Arten lässt noch sehr viel zu wünschen übrig, und damit ist auch die Beurtheilung der Frage erschwert, ob sich noch mehr Parallelfälle des Vorkommens von Arten der Gattungen Adeniophis und Callophis darbieten; es liegt hier jedenfalls ein gewisses Problem verborgen, welches erst bei einer viel genaueren Artkenntniss, als wir sie bis jetzt besitzen, zu lösen sein wird. ! Ich erhielt kürzlich durch die Güte des Hrn. BorrrGeEr in Frankfurt am Main ein Exemplar dieser Art zur Untersuchung mit dem bis dahin noch unbekannten Fundorte Sumatra. ® Siehe: Proe. Zool. Soc. of London 1864 p. 179: ng a ner ne u 615 Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen auf den Inseln des Ionischen Meeres. Von Prof. J. ParrscH in Breslau. (Vorgelegt von Hrn. Kırperr.) Die bisherige wissenschaftliche Kenntniss der Ionischen Inseln steht tiefer, als man bei der Erinnerung an die lange Dauer der Schutz- herrschaft einer hocheivilisirten Nation erwarten sollte. Der Öffent- lichkeit liegt nicht einmal die unentbehrlichste Grundlage für das Studium dieser Inseln vor: eine durchaus befriedigende Übersichts- karte. Allerdings haben die Engländer schon in «den ersten Jahr- zehnten ihrer Oberhoheit topographische Aufnahmen auf allen Inseln durchgeführt; aber das Ergebniss dieser mühevollen Arbeiten ist nie veröffentlicht worden, nur in den Seekarten der englischen Admiralität zu unvollkommener Verwerthung «elangt. Diese Karten wollen nur den Bedürfnissen des Seemanns dienen; für das Innere der Inseln genügt ihnen eine annähernd richtige Skizzirung des Reliefs; auf die Richtigkeit der Lage der Ortschaften, der Vertheilung und Schreibart ihrer Namen wird keine Sorgfalt verwendet; trotz der Vorzüglichkeit der Quelle strotzt die Darstellung dieser Seekarten von Fehlern, wenn man nur wenige Kilometer von dem treffend gezeichneten Ufersaume sich entfernt. So blieb die Verbesserung der topographischen Kenntniss der inneren Theile aller einzelnen Inseln dem Privatfleiss überlassen. Ihm danken wir die achtungswerthe Carta Topografica dell’ isola Corfü sull’ originale dell’ ingegnere S’ P. A. Giroxcı disegnata da Franc. Gıov. Rıverzı Parigi 1850. Der Maassstab ist in englischen Meilen gegeben und zeigt eine-englische Meile = ı2"”"5 (Moussos mass 12.6). Darnach scheint beabsichtigt gewesen zu sem, der Karte den Maass- stab einer englischen Meile = '/, englischem Zoll = ı2 mm 7 zu geben, also 1:126720. Thatsächlich aber ist der Maassstab der Karte weit grösser; er schwankt um 1:100000. Das Gradnetz fehlt ganz, die Terrainzeiehnung entfernt sich bei aller Zierlichkeit völlig von der Naturwahrheit, das Flussnetz enthält starke Fehler; dennoch ist die Karte wegen der Richtigkeit der meisten Ortslagen und wegen der 616 Gesammtsitzung vom 15. Juli. Sorgfalt mit der das Wegenetz und die Nomenclatur behandelt ward, bisher unentbehrlich gewesen und hat als Hauptgrundlage aller neueren Karten der Insel gedient. Bei dieser Sachlage war jeder Versuch zur Förderung der wissen- schaftlichen Kenntniss von Korfu zunächst vor die Aufgabe gestellt, eine bessere Übersichtskarte zu schaffen, welche namentlich das in den Seekarten nur den Grundzügen nach angedeutete und durch sehr wenige Höhenziffern bestimmte Relief mit weit höherer Genauigkeit darstellen sollte. Als Grundlage für eine neue topographische Aufnahme boten sich die Arbeiten des österreichischen militairgeographischen Institutes dar, welches bei der Verknüpfung des albanesischen Dreiecksnetzes mit dem apulischen die gegenseitige Lage des Hauptgipfels von Fano und von vier Punkten der Insel Korfu (Salvatore, Irakli, S. Giorgio, östlicher Citadellenfels der Stadt Korfu) ermittelt, die geographische Breite der Citadellenstation und das Azimut der Richtung Citadelle- S. Giorgio genau festellt hatte. Der Gedanke lag nahe, die bekannten Seiten der. österreichischen Dreiecke als Basen für eine Triangulirung der Insel zu benutzen, welche «die Grundlage einer neuen Karte und eines trigonometrischen Höhennetzes bilden sollte. Für den Raum, der zwischen den vier österreichischen Dreiecekspunkten lag, wurde diese Arbeit mit einem Theodoliten, dessen Horizontal- und Vertical- kreis mit Nonius einzelne Minuten gaben, im August 1885 wirklich ausgeführt, und dadurch das günstige Urtheil über die topographische Zuverlässigkeit der Giroxcr schen Karte begründet. Die weitere Ausdehnung der zeitraubenden Triangulationsarbeit ward überflüssig, als es im März 1886 gelang, Einsicht zu gewinnen in die noch im Manuseript vorhandenen englischen Originalaufnahmen. Während im Sommer 1885 trotz wiederholter Nachfrage an maass- gebender Stelle nicht einmal das Vorhandensein dieser Blätter in den Händen der Militairbehörden hatte festgestellt werden können, erchloss mir die Vermittelung meines unermüdlichen Freundes Prof. Romanos und seines ÜCollegen Marıno nun die Gelegenheit zu mehrtägigem Studium dieser Karte. Sie besteht aus dreizehn unregelmässig begrenzten Secetionen und einer Übersicht des Dreiecksnetzes mit Bezeichnung der im Val di Roppa gemessenen Basis (1547.11 Yards) und der Angabe der Länge vieler Dreiecksseiten. Nur für einen Punkt im Fort Alexander auf Vido ist ‘die volle astronomische Ortsbestimmung angegeben. Die Zeit der Herstellung der Karte ist nur aus der magnetischen Deelination 14° 33° 45° annähernd bestimmbar; etwas genauer vielleicht aus den Namen und Chargen der aufnehmenden Officiere, unter denen Lieutn. HuntrieLm die schwierigsten Gebirgs- landschaften des Nordens (Blatt 3 bis 6) und Südens (Blatt ı 1), Lieutn. u .- Parvsen: Ergebnisse seiner Reise auf den Inseln des Ionischen Meeres. 617 Worsrey das Hügelland der Inselmitte (Blatt 7 bis 10), Lieutn. Wnrrman den Westflügel des nordkorfiotischen Gebirges mit dem Irakli (Blatt 2), Lieutn. Rus. Coorer das Hügelland der Nordwestspitze (Blatt ı) und des Südens (Blatt ı2 und 13) bearbeitet hat. Diese Blätter leisten nicht Alles, was man heute von einer Karte in dem grossen Maassstabe »six inches to a mile« (1:10560) erwarten würde; sie sind verschieden in der Technik der Terrainzeichnung, ungleich in der sachlichen Zu- verlässigkeit und formalen Richtigkeit topographischer Namen, nur mit Vorsicht benutzbar für die Darstellung des mehrfach rein hypo- thetisch eingetragenen Strassennetzes, endlich durchweg ganz arm an Höhenziffern und orographischer Nomencelatur, aber sie bilden sämmtlich eine unvergleichlich bessere Grundlage für die Herstellung einer guten Übersichtskarte als die bisherigen Nothbehelfe. Huxrrırıv's Blätter gehören zu dem Schönsten, was man in energischer, treffender Cha- rakteristik mannigfaltiger Bodenformen sehen kann. Worstrv zeichnet sich durch Sorgfalt in topographischen Einzelheiten aus, auch durch ein seinen Mitarbeitern oft abgehendes Verständniss der Landessprache. Die für das Studium der Karte gegönnte Zeit reichte aus, eine Copie aller Blätter in neunfacher Verkleinerung herzustellen. Sie soll die Grundlage einer Übersichtskarte der Insel im Maassstab ı : 100000 bilden, welche vor dem Original wesentlich drei Vorzüge voraus haben wird: eine auf zahlreiche neue trigonometrische und barometrische Höhenmessungen gestützte genauere Darstellung des Reliefs, eine cor- reetere und namentlich für die Terrainverhältnisse bereicherte Nomen- clatur, eine den thatsächlichen Verhältnissen der Gegenwart ent- sprechende Übersicht der Strassenzüge. Wie für die Kartographie gelang es auch für die Landeskunde von Korfu wichtige, bisher unbeachtete Quellen zu erschliessen. Prof. Romanos ist im Besitz von zwei Handschriften, in welchen Männer, denen eine ungewöhnlich genaue Kenntniss der Insel eigen war, in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts ihr Wissen von der Natur und dem Culturzustande von Korfu niedergelegt haben. Das eine Manuscript (4° 85 Blätter) ist ein ı81 1 abgefasster Saggio di Statistiea dell’ Isola di Corfu von Dr. Sterio VrassoruLo. Ausser manchen merkwürdigen Einzelheiten enthält es die älteste specielle Bevölkerungsstatistik der Insel aus dem Jahre 1803 und bietet eine willkommene Grundlage lehrreicher Vergleiche der damaligen und der heutigen Vertheilung der Bewohnerschaft über die Insel. Weit bedeutender ist die andere in englischer Sprache geschriebene Handschrift (4° ı ı8 Blätter), welche wohl die Jahreszahl 1824, aber weder Namen noch Titel trägt. Sie umschliesst eine vollständige Naturbeschreibung der Insel Korfu mit besonderer Betonung geologischer und hygienischer Studien. Aus dem 618 Gesammtsitzung vom 15. Juli. Inhalt konnte man entnehmen, dass der Verfasser ein sieilianischer Arzt in englischen Diensten war. Wiewohl auch das Krankenhaus, dem er vorstand, sich ermitteln liess, blieben die Nachforschungen nach seinem Namen in London und in Korfu erfolglos. Erst auf einem Umwege mit Hülfe von Hexsex's Sketches of the medical topography of the Mediterranean glückte der sichere Nachweis, dass der Autor ein Dr. Bexza war, welcher von 1814—ı831 in Korfu wirkte, dann mit Sir Frep. Anam nach Indien ging, dort geisteskrank wurde und nach der Rückkehr in emem Wahnsirnsanfall auf Malta sich das Leben nahm. Bexza war von der Inselregierung mit einer geologischen Auf- nahme von Korfu betraut und hat auf mehrjährigen Wanderungen bis in die entlegensten Theile der Insel einen Schatz von Beobachtungen gesammelt, der für jeden Nachfolger auf diesem Arbeitsfelde eine Fülle werthvoller Winke und zuverlässigen Materiales enthält. Der Schwer- punkt seiner geologischen Arbeit liegt in tüchtigen petrographischen Be- schreibungen, die Stratigraphie ist minder eonsequent und minder glück- lich behandelt, für palaeontologische Untersuchungen fehlte weniger die Neigung als die Gelegenheit. Bis vor Kurzem scheint. getrennt von der Handschrift Bexza’s, noch die ihr ursprünglich beigefügte geologische Übersichtskarte der Insel in Korfu vorhanden gewesen zu sein; die Be- mühungen, welche der Gonsul des Deutschen Reiches, Hr. Marrın FErs, auf meine Bitte unternahm, um auch diese Karte an’s Tageslicht zu ziehen, blieben leider erfolglos: «das Blatt scheint in den letzten Jahren verloren gegangen zu sein. Aus «dieser Hinterlassenschaft eines emsigen Beobachters ent- sprangen mannigfache Anregungen für die eigene Bewanderung der Insel, bei der naturgemäss nächst der Hauptarbeit, die Bodenformen messend und zeiechnend sicherer zu erfassen, Beobachtungen über den Sehiehtenbau und die Verbreitung der auftretenden Gesteine in erster Linie standen. In einem Ländehen mit so scharf ausgeprägten kli- matischen Eigenthümlichkeiten, überschwänglicher Fülle des Regens im Winterhalbjahr und strenger Dürre im heissen Sommer, hängt die Vertheilung der menschlichen Ansiedelungen und ihr Gedeihen haupt- sächlich ab von dem Verhalten der einzelnen geologischen Gebilde gegen das von der Atmosphaere bald reichlich gespendete, bald voll- kommen versagte Wasser. Der Geograph wird hier zur Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse unweigerlich gezwungen; vielleicht wird es ihm unter diesen Umständen nicht als Überhebung ausgelegt, wenn er in einem Gebiete, das die Geologen noch grossentheils ausser dem Bereich ihrer Studien liessen, ihnen einiges Material für die Beur- theilung des Aufbaues und der Altersstellung der hier auftretenden Ablagerungen zuzuführen sucht. - Parrscn: Ergebnisse seiner Reise auf den Inseln des Ionischen Meeres. 619 Das Gebirge, welches den Norden der Insel Korfu erfüllt, wird durch drei bemerkenswerthe Sättel in vier Abschnitte von wesentlich verschiedenem Charakter zerlegt. In dem Ostilügel, welcher von dem schmalen Kanal zwischen Insel und Festland westwärts allmählich immer höher anschwillt bis zu seiner bedeutendsten Erhebung, dem Berge Vigla (783”), herrschen wohlgeschichtete, von Hornsteinlagen durehschossene Kalksteine mit vorwiegend östlichem Fallen. Es sind dieselben Gesteine, welche vor der Rhede von Korfu die Klippe Seoglio bruciato und einen Theil der Insel Vido, in Korfu selbst die Unterlage der Fortezza Vecehia und der Nordostecke der Stadt bilden. Dass sie dem Jura und vielleicht theilweise schon der unteren Kreide- formation angehören, hatte man schon aus den Funden von Ammoniten- resten, die Porrrock und M. Nrumayr auf Vido gelangen, geschlossen. Am Nord- und Südfuss des Vigla-Berges bei den Dörfern Perithia und Sinies ruhen nun diese Schichten gleichsinnig auf einer nur etwa 40" mächtigen Folge dunkelbauer Schiefer und grauer Mergelkalke, die an mehreren Punkten organische Einschlüsse führen, für deren genaue Untersuchung und Bestimmung ich Hrn. Prof. von ZırteL in München zu Dank verpflichtet bin. Von den oberen Lagen dieser dem Lias zuzuweisenden Schichten sind einzelne (bei den Brunnen der verlassenen Örtlichkeiten Karya und Palaeospita, sowie bei den Brunnen des Dorfes Sinies) fast ganz erfüllt von dieht gehäuften Exemplaren der Posidonomya Bronni. In den tieferen Lagen treten bei Sinies und Perithia Ammoniten auf, die auf der Grenze des mittleren gegen den oberen Lias zu stehen scheinen. Unter diesen Liasschiefern und -Mergeln, um deren Quellen und Brunnen sich ursprünglich die An- siedelungen schaarten, folgen wiederum plattige Kalke mit Hornstein- lagen, darunter aber bald — nur in tiefen Wasserrissen mangelhaft aufgeschlossen — krystallinisch körnige Kalke ohne deutliche Schich- tung, wohl schon der Trias angehörig. Überschreitet man, westwärts wandernd, die Thäler von Sinies und Perithia oder das zwischen ihnen liegende Joch am Westfuss des Viela-Berges, so sieht man die Bildungen der Juraformation ver- schwinden unter einer diseordant darauf ruhenden Schichtenfolge von Kalksteinen, welche den zweiten Abschnitt des korfiotischen Gebirges zusammensetzen, das stattliche Massiv, über dessen Karst- Hochfläche die höchsten Gipfel der Insel aufragen: am Ostrand über Sinies der Pantokrator (italienisch Salvatore 914"), am Nordrand über Perithia der Lasis (Afons, gewöhnliche Bezeichnungsweise: ‘s re0 Adan 827”), an der Südwestecke über Spartilla der Stravoskiari (die oberste Zinne heisst Kutules 852"). Das Alter dieser petrographisch recht mannig- faltig entwickelten Kalksteine ist durch keine Fossilführung bezeichnet, 620 Gesammtsitzung vom 15. Juli. nur durch die Lagerungsverhältnisse. Im Norden, Westen und Süd- westen nämlich sieht man die ältesten Glieder dieser mächtigen Kalk- steinreihe, die meist von südöstlichem Fallen beherrscht wird, gleich- sinnig auflagern auf den Mergelschiefern und Sandsteinen des Maeigno, der auf Korfu — ganz wie es M. Neumayr auf dem griechischen Festlande fand, — die Bildungen der Kreideformation in eine obere und eine untere Etage theilt. Der tiefe Sattel über Spartilla bezeichnet dlas Auftreten des Macigno in der Kammlinie. Auf dem im nordwest- lichen Theile zu bedeutender Breite entwickelten Gürtel, mit welchem der Macigno das steilwandige Massiv der jüngeren Kreidekalke umgiebt, liegen Dörfer mit zahlreichen Brunnen und schönen Quellen: Spartilla, Sgurades, Omali, Nifes, Episkepsi, Agios Panteleimon (italienisch S. Pantaleone). i Unter dem Macigno kommt westlich in dem dritten Theil des korfiotischen Gebirges die mächtige Reihe der unteren Kreidekalke zum Vorschein. Palaeontologische Merkmale sucht man meist ver- gebens: nur an einem Punkt in den allerobersten Gliedern dieser Etage fand ich schlecht erhaltene Fragmente von Hippuriten. Landschaftlich ist auf der Höhe des Gebirges das Auftreten zweier Kesselthäler mit Katavothren (westlich von Spartilla, oberhalb des Dorfes Agios Markos) bemerkenswerth und die auch manchen Lagen der jüngeren Kreide- kalke eigene Bildung von Terra rossa. Sie trägt die Weinberge des auf der Kammhöhe des Gebirges selbst liegenden Dorfes Sokraki (45 5”). Erst westlich von diesem erhebt sieh das Gebirge noch einmal zu einem ansehnlichen Gipfel, der Tsuka (676"), die den ausgedehnten Gebirgsabsehnitt Pylides krönt. Der tiefe Einschnitt des fahrbaren Passes des heiligen Panteleimon (italienisch S. Pantaleone 315") sondert von diesen kahlen Höhen den Westilügel des korfiotischen Gebirges, dessen aussichtsreicher Gipfel Arakli oder Irakli (italienisch Ercole 500”) westwärts niederschaut in die malerischen Buchten von Palaeokastritsa. In diesem westlichen Theile des Gebirges sind die Gewölbe der unteren Kreidekalke grossen- theils verhüllt von einer recht zusammenhängenden Decke der Tertiär- ablagerungen, von denen sich auf den Gebirgshöhen weiter ostwärts nur einzelne schwache Spuren erhalten haben. Ältere Bildungen als cretaceische sind in diesem westlichen Theile des Hauptgebirges der Insel bisher nicht aufgefunden worden. Ganz ausgeschlossen ist indess die Möglichkeit, dass dies künftig noch geschehen kann, keineswegs. Denn, wenn man von dem steilen Südabfall dieses Gebirges quer über die Schlucht, durch welche die Strasse nach Palaeokastritsa hinab- steigt, übergeht zu den Höhen, welche die Westküste des mittleren Inseltheiles begleiten, findet man ihren ersten ansehnlicheren Gipfel, Parısch: Ergebnisse seiner Reise auf den Inseln des Ionischen Meeres. 621 den Kurkuli über Giannades und Marmara, gebildet von Posidonomyen- Kalken und -Schiefern, die ganz so wie die von Sinies eingeschaltet sind zwischen plattige Kalke mit Hornsteinlagen. Da dieser Schiehten- complex von Gliedern des unteren Jura ein östliches Fallen aufweist und diese selbe Lagerung deutlich erkennbar den ganzen Höhenzug vom Ostfuss im Val di Roppa bis über den westlichen Steilabfall hinab in's Meer beherrscht, lässt sich mit grosser Wahrscheinlichkeit er- warten, dass man an der Steilküste zwischen dem Vorgebirge Plaka und der Bucht bei Liapades die ältesten überhaupt auf der Insel vorkommenden Sehichten, Lias und Trias, in ansehnlicher Mächtig- keit aufgeschlossen finden wird. Leider vermochte ich den Besuch dieser Steilküste, der am besten in einem Boot bei stillem Wetter von Palaeokastritsa aus unternommen werden könnte, nicht mehr auszuführen. Eine genauere Untersuchung wird auch in den Schichten, welche auf dem OÖstabhang des Höhenzuges die Posidonomyen-Kalke überlagern, noch auf organische Einschlüsse stossen; Hippuritenreste wurden bemerkt. Weiter südwärts gelang es nicht, ähnliche Anhaltspunkte für die Altersbestimmung der Schichten dieses Gebirges zu finden. Die Lage- rung bleibt dieselbe: immer östliches oder ostnordöstliches Fallen, ihm entsprechend eine mässige Steilheit der Höhen auf dem Osthang, da- gegen im Westen der Steilabbruch der Schichtenköpfe gegen das Meer. Da aber dieser Bruchrand nicht die nahezu meridiane Richtung des Strei- chens innehält, sondern bedeutend nach Osten zurückweieht, entblösst er weiter südwärts nicht mehr Jura und untere Kreide, sondern jüngere Schichten. Schon über Giannades und Roppa treten, der Kreide- formation aufgelagert, Conglomeratbänke von ansehnlicher Mächtigkeit auf. Diese Trümmergesteine setzen, wohlgeschichtet und zu beträcht- licher Mächtigkeit entwickelt, fast ganz allein den Agios Georgios (392”), einen der ansehnlichsten Berge des Westufers, zusammen. Erst am First seines Kammes begegnet man einigen auf dem Üon- glomerat ruhenden Bänken eines schrattig verwitternden krystallinischen Kalksteins. Vielleicht gehört diesem selben Kalkhorizont der Aussichts- gipfel von Pelleka (272”) an. Wenig südlich von diesem Orte ver- schwinden an einem auffallenden Felsengrat (Vigla) die Conglomerate ganz unter der Decke von Gypsen, die mit ihrem Geleit von Stink- steinen und bräunlich grauen Kalken nun bis jenseits Sinarades die Bildung des Kammes übernehmen. Erst in den Bergen von Pavliana (466”) und Agios Matthias (465”) treten wieder Conglomerate, Sand- steine und Kalksteine auf, für deren Altersbestimmung hier wie in den östlicheren Gebirgen Agi Deka, Stavrös,’den Hügeln von Moraitika und Klomö palaeontologische Merkmale zu fehlen scheinen. 622 Gesammtsitzung vom 15. Juli. Der Fuss dieser formenreichen, wenn auch nirgends zu bedeu- tender Höhe aufstrebenden Gebirge der Insel taucht, wo ihn nicht das Meer unmittelbar bespült, unter ein Vorland tertiärer Hügel hinab, die mit Ölwald in der Regel so dicht bekleidet sind, dass ein Blick in ihren geologischen Bau nur ganz ausnahmsweise gelingt. Bereits Unger hat zwei ausgedehnte zusammenhängende Tertiärgebiete auf der Insel unterschieden: das den Süden erfüllende von Levkimo und das der Inselmitte rings um Korfu. Ihnen muss indess — wie schon aus einzelnen Beobachtungen Moussox’s geschlossen werden konnte — noch ein drittes hinzugefügt werden, welches die ganze Nordwest- ecke der Insel einnimmt. Für die beim Mangel an Aufschlüssen nicht leichte Gliederung der Tertiärbildungen boten bisher die Untersuchungen von Unger und namentlich von Turovor Fuchs über die Fauna der Mergel und Sande von Levkimo den einzigen Leitstern; dazu traten nur ganz vereinzelte Fossilfunde aus der Umgebung von Korfu. Aber Alles, was man kannte, gehörte in’s obere Pliocän. Jetzt glückte es, an mehreren Punkten der Insel, bei Alimatades, am Pass von Panteleimona, bei Kanakades und Marmara im Val di Roppa und auf den Hügeln von Veripatades und Kalafationes fossilreiche Kalksteine zu finden, deren Fauna nach den Mittheilungen des Hrn. Dr. Tueopor Fuchs, gegen- wärtigen Leiters des K. K. Hofmineralienkabinets zu Wien, welcher sich freundlichst ihrer speeiellen Untersuchung unterzogen hat, sicher mioeän sind. Über die Folgerungen, welche sich aus diesen Funden und den Lagerungsverhältnissen der Fundorte ergeben, wird später näher zu berichten sein. Vorläufig genüge es, so viel zu bemerken, dass die mächtigen Gypsablagerungen zwischen Sinarades und Pelleka älter zu sein scheinen als die miocänen Kalke von Veripatades, und dass innerhalb der Pliocänbildungen drei petrographisch stark von einander abstechende Stufen sich unterscheiden lassen: zu unterst Gypse,' darüber blaue und graue Mergel, zu oberst Sande und Üon- glomerate. Von den drei Tertiärgebieten der Insel, deren Begrenzung jetzt zum ersten Male näher festgestellt wurde, zeigt nun jedes eine andere Altersstufe der Tertiärbildungen in vorwaltender Entwickelung. Für die landschaftlichen Eigenthümlichkeiten der Inselmitte, zumal ihres westlichen Theiles, ist der Gyps entscheidend. Er bedingt das Auftreten zahlreicher Kesselthäler, die Winters von Seen erfüllt sind, im Frühjahr sich durch unterirdische Abtlüsse leeren. Dem Potamö ist sein Quellgebiet abhanden gekommen: es wird heut völlig von % - - ! Schon Benza ahnte, dass zwei Gypsetagen verschiedenen Alters auf Korfu zu unterscheiden seien. Parrsen: Ergebnisse seiner Reise auf den Inseln des Ionischen Meeres. 623 Katavothren (hier feupisrgzis genannt) entwässert, und die menschen- leeren Ölwälder, welche zwischen Porto Govino und dem Val di Roppa sieh ausbreiten, bergen eine Menge stiller, sumpfiger Becken, zwischen denen nur unterirdisch ein Netz dunkler Verbindungen sich spannt. In den beiden anderen Tertiärgebieten der Insel tritt der Gyps weit untergeordneter auf. Die Herrschaft führen im Süden, auf Levkimo’s Boden, dürre Mergelhügel, im Nordwesten eine über die Mergel in ungemein weiter Ausdehnung sich hinbreitende Decke von Sanden und Üonglomeraten. In welcher Weise die hier in flüchtiger Übersieht aufgeführten geologischen Gebilde die Bewohnbarkeit und Culturfähigkeit der ein- zelnen Theile der Insel begründen und begrenzen, kann nur eine eingehende Speeialdarstellung ausreichend klar legen. Auf den Inseln Kephalonia und Ithaka forderte die zunächst liegende Aufgabe der Berichtigung der topographischen Karte höheren Arbeitsaufwand. Auch auf diesen Inseln haben die Engländer eine vollständige Aufnahme ausgeführt. Sie war vor einigen Jahren noch in Verwahrung der Militairbehörde zu Argostoli vorhanden, ist aber jetzt spurlos verschwunden. Noch lässt sich nieht sagen, ob dieser Verlust ganz unersetzlich ist oder ob vielleicht Copien dieser Karte existiren. Sicherlich würde man ihr Unrecht thun, wenn man auf ihren Werth aus den englischen Seekarten einen Schluss ziehen wollte. Die Blätter der Admiralität fussen allerdings zweifellos auf jener ÖOriginalaufnahme, benutzen sie aber nur für die Küstenlinie mit Sorg- falt, während sie das Innere mit unglaublicher Nachlässigkeit behan- deln. Allein die englischen Seekarten enthalten auch Irrthümer, welehe nicht auf‘ unvollkommener Verwerthung der Quelle, sondern auf Fehlern der Quelle selbst zu beruhen scheinen. So sind die Höhenangaben sehr unzuverlässig; sie können nicht einmal auf rela- tive Richtigkeit Anspruch machen. Dass z. B. das Gebirge der Nord- hälfte Ithakas höher ist als die Erhebungen des südlichen Inseltheiles, oder dass der Berg Agia Dynati alle anderen Höhen der Nordhälfte Kephalonias überragt, würde schon ein Tourist leicht herausfinden. Die Hypsometrie der Inseln Kephalonia und Ithaka findet an diesen englischen Angaben keine Stütze, wohl aber an den recht zuverlässigen der französischen Karte von Griechenland. Da nun die englischen Aufnahmen verschollen, die englischen Seekarten für das Innere der Inseln absolut werthlos sind und auch der Privatileiss eines KAxeLoruros und VArsamAtos nicht so erfolgreich für die Vervollkommnung der topographischen Kenntniss Kephalonias gewirkt hat, wie es durch Giroxcı für Korfu geschah, blieb für die Ordnung der Topographie hier sehr viel zu leisten, und diese An- 624 Gesammtsitzung vom 15. Juli. forderung musste bestimmend werden für die Anlage und Verwerthung des Tourennetzes. Da bei dem Mangel einer bereits gemessenen Basis und bei der nieht ganz bequemen Gangbarkeit des Berglandes an eine vollständige Triangulation der Insel bei beschränkter Zeit nicht gedacht werden konnte, galt es durch Begehen des gesammten Insel- terrains und durch Winkelmessungen mit sehr leicht transportirbaren Instrumenten die vielfach stark verschobene und auf weiten Strecken ganz lückenhafte Topographie der Insel in Ordnung zu bringen. Bei der exeentrischen Lage der Hauptstadt und dem Mangel an Unterkunft für Fremde in den selten besuchten entlegeneren Theilen der Insel war es von grundlegender Bedeutung für die Durchführung meiner Arbeiten, dass der Vice-Consul des Deutschen Reiches, Hr. Ernst Toore, mir nicht nur im eigenen Hause den liebevollsten Empfang bereitete, sondern durch seine nachdrücklichen Empfehlungen mir die Gastfreundschaft der gebildetsten, landeskundigsten Männer in allen Landschaften Kephalonias erschloss. Die unregelmässig gegliederten Umrisse von Kephalonia und Ithaka werden verständlich, wenn man festhält, dass die ganz über- wiegend der oberen Kreideformation (Hippuriten- oder Rudistenkalk) angehörigen Gebirge dieser Inseln in drei parallele Züge gesondert werden durch zwei Thäler, welehe von Südsüdost nach Nordnord- west verlaufen und grossentheils von Ablagerungen der Tertiärformation erfüllt sind. In das westliche 'Thal ist das Meer von Süden her eingedrungen mit der nur 20 bis 25” tiefen Bucht, welche die Halb- insel von Lixuri vom Körper der Insel sondert. Das östliche Thal dagegen hat ein Eindringen des Meeres von Norden her erfahren: die Strasse zwischen Nord-Ithaka und der Nordhalbinsel Kephalonias (Erisso) hat auf‘ beiden Ufern noch Reste der tertiären Gypse aufzu- weisen, welche zusammen mit mächtigen quellreichen Mergellagen am ÖOstrand des Golfes und des daran sich schliessenden Thales von Same auftreten und weiterhin im Grunde des Thales Rakli bedeutend sich ausbreiten bis an den Pass von Pastra (270”), über welchen tertiäre Mergel und Sandsteine fortstreichen bis an das Südufer der Insel. Ithaka also, dessen Südspitze durch ein Meer von mässiger Tiefe von Kephalonias östlichem Ufergebirg getrennt wird, kann als natürliche Fortsetzung dieses Gebirges gelten, als abgelöstes Glied des Körpers der mächtigeren Nachbarinsel. Die schon in den Umrissen kräftig angedeutete Gliederung Kephalonias wird weiter geführt durch die Erhebung einer einst weit vollständiger bewaldeten Gebirgskette, die mit Höhen von 1600 bis 1000” von Südost nach Nordwest die Insel der Länge nach durch- zieht und vor der Entwickelung des modernen Strassennetzes den PartıscH: Ergebnisse seiner Reise auf den Inseln des Ionischen Meeres. 625 Verkehr zwischen ihrer Ost- und Westabdachung äusserst wirksam einschränkte. Sie vollendete die cantonale Zersplitterung, welche für Kephalonia so naturgemäss ist, dass eine Schilderung der Insel sich ohne Schwierigkeit der politischen Eintheilung fügt, welche im Alter- thum bestanden hat. Damals theilten zwei Städtepaare sich in die ertragreichen Gründe des Tertiärlandes der beiden Hauptthäler und in die Lehnen der darüber aufragenden Gebirge: im Westen Pale und Kranioi, im Osten Same und Pronnos. Das Gebiet von Pale umfasste wohl die ganze Halbinsel von Lixuri, damals anscheinend ein gesegnetes Getreideland, heut reicher an Korinthen als alle anderen Theile der Insel zusammengenommen. Hier nimmt das wnwirthliche Kalkgebirge der Kreideformation nur ganz geringen Raum ein. Um seine Flanken schlingt sich ein Gürtel miocäner Kalke und vor dem ÖOstfuss lagert ein breites hügeliges Vorland pliocäner Gypse, Mergel und Sande. Für die Kenntniss dieser fossilreichen Schichten, über welche eine sorgfältige ältere Arbeit von SrrickLannp und Hanıtrox vorliegt, wurden einige neue Beiträge gewonnen. Der Schichtenfall des Pliocäns neigt sich durch- weg nach Osten; die Hügel pflegen nach dieser Richtung sanft abzu- fallen, nach Westen den Steilabbruch ihrer Schichtenköpfe zu kehren. Davon zog das alte Städtchen Pale Nutzen: es lehnte an dem Öst- hang eines langgestreckten Küstenhügels (65”), der gegen das noch kenntliche Hafenbassin in mässiger Neigung sich niederlässt, im Norden scharf abschneidet an der Durchbruchsschlucht eines aus der Halbinsel heraustretenden Baches und westwärts mit steilem Rande das Gefilde, die Mergelhügel und noch die höchsten Lehnen der Kalkberge über- schaut. Wie heut dem Korinthenhafen Lixuri die Hauptstadt Argostoli gegenüberliegt, so einst dem alten Pale das mächtigere Kranioi, dessen Ruinen im Hintergrunde der Seitenbucht von Argostoli einen durch Wasserrisse isolirten Vorsprung des Kalkgebirges decken. Die Ruinen sind die ausgedehntesten und die ältesten der Insel; die Absicht einer genauen Aufnahme der alten Stadtlage kam leider nicht zur Aus- führung. Das Gebiet von Kranioi fand gewiss erst an der Haupt- gebirgskette der Insel seine Grenze, umfing also sowohl das Hoch- thal des Jerasimos-Klosters (390”), das im Schooss einer Mulde von Rudistenkalken liegt, wie auch das weite Tertiärland von Livato und die kleineren Tertiärsäume von Lurdata, Theramona und Mavrata, deren frische, quellreiche Gärten wunderbar abstechen ‘von den breiten kahlen Trümmerhalden des Kalkgebirges, das nur um seine Gipfel noch schöne Reste des alten Tannenwaldes hegt. Die schönsten Theile dieses Waldes, der bis in unmittelbare Nähe der höchsten Sitzungsberichte 1886. 64 626 Gesammtsitzung vom 15. Juli. Gipfel des Aenos (1620”) emporreicht und mitunter die Verfolgung der versteinerungsreichen Schichtenreihe (Hippuritenkalke!) etwas erschwert, liegen auf der Nordostseite gegen das Thal Rakli zu, also auf dem Gebiete des alten Pronnos. Diese Stadt beherrschte, nahe dem Meer, auf einem hohen Kalk- kamm (140 bis 250") thronend, die unmittelbar an dem Nordfuss ihrer Felsen sich öffnende Schlucht, welche die überraschend kräftigen Gewässer des fruchtbaren, doch bei unzulänglicher Lufterneuerung ungesunden Thalkessels von Rakli in einem Bache vereint zum Meere entlässt. In den Ruinen beansprucht die Anlage des Zugangs zur Akropolis besonderes Interesse. Wie die Hauptstadt selbst auf dieser schroffen Höhe die bequemste östliche Pforte zu ihrem Gebiete über- wachte, so erhob sich über dem südlichen Eingang zu diesem Thale, dem Pass von Pastra (270"), in aussichtsreicher, imposanter Höhe (540”) die geräumige Feste, welche das Volk heut r%s Zup&s ro KAOTpO nennt. Von beiden Festen wurden Planskizzen genommen. Im Norden liegt bei Digaletu die von Hippuritenkalk gebildete Wasser- scheide gegen das samische Gebiet 500” hoch. Diese hohe, breite Schwelle zwischen den Thälern von Same und Pronnos trug, wie der Distrietsname Pyrgi andeutet, alte Grenzwehren. Ein solches x40r0o, von dem schon Rırmanv gehört, liegt 20 Minuten westlich von Digaletu bei einer Nikolaoskapelle; es ist ein kleiner unbedeutender Ring aus unbearbeiteten, schlecht zusammengesetzten Blöcken von geringer Grösse. Ein anderes soll, wie ich erfuhr, westlich von Kataracho, dem südlichen Nachbardorf von Digaletu, liegen. Das älteste und merkwürdigste dürfte indess das anscheinend noch keinem Reisenden bekannt gewordene »Soldatenschloss« (r2 Kaorpo Toü Fopdareu) unter Sophata, eine Viertelstunde nördlich von Digaletu sein. Es ist ein unregelmässiges Viereck von 44"6, 277. 25"7. 246 Seitenlänge, umgrenzt von einer noch 2 bis 3” hohen Mauer grosser polygonaler, sorgfältig zusammengestellter Blöcke (manche 2”4 lang, ı"7 hoch, ı°8 diek). In der Mitte erhebt sich eine durch ein verfallenes Kirchlein verdeckte runde Plattform aus prächtig bearbeiteten grossen Quadern; dabei die Spuren einer verschütteten Cisterne. Dieses Sperr- fort liegt auf einem Vorsprung des ziemlich steilen Nordrandes, mit welchem die Hochfläche von Pyrgi abbricht gegen den Hintergrund des samischen Thales und beherrscht den einzigen in dieses Thal hinabführenden Hohlweg, der erst neuerdings durch eine der östlichen Thalwand abgewonnenen Strasse entwerthet worden ist. Eine Plan- skizze wird die höchst interessante Lage besser veranschaulichen. Wahrscheinlich war diese kleine Feste der südlichste Posten in dem Grenzvertheidigungssystem, zu dessen Anlage die Samier durch Partscn: Ergebnisse seiner Reise auf den Inseln des Ionischen Meeres. 627 die weite Ausdehnung ihres Gebietes genöthigt wurden. Zwei solche alte Castelle liegen wenig nördlich vom samischen Avythos auf einer Höhe südlich von Muzakata; sie deckten speciell die ungemein quell- reiche und deshalb gewiss sehr alte Dorfreihe, die an den östlichen Hängen des samischen Thales in dichter Folge von Muzakata über Zervata, Alevrata, Katapodata, Grisata, Zanetata bis in unmittelbare Nähe der Hauptstadt sich hinzog. Besondere Schutzwehren bedurfte natürlich das von Same durch die breite Bucht getrennte Thal Pylaros. Schon Rıermasv hat über die dortigen Befestigungsreste aus guter Quelle Erkundigungen ein- gezogen und selbst die wichtigsten gesehen; aber ein volles Verständniss für die Bedeutung jener alten Werke kann nur eine kartographische Übersicht gewähren. Auf der am weitesten von Same abliegenden Halbinsel Erisso kannte man Spuren des Alterthums in beträchtlicher Zahl nur von Porto Phiskardo. Im Inneren der Halbinsel war mir der Name Pyrgos aufgefallen. Leider unterblieb der Besuch des Ortes durch ein Miss- verständniss des Führers. Erst nachträglich erfuhr ich durch einen Lehrer aus jener Gegend, dass in Pyrgos wirklich alte mörtellose Mauern aus mächtigen, wohlgefugten Blöcken vorhanden seien. Es war ein besonderer Glücksfall, dass ein Münchener Archaeologe, Hr. Dr. Birpermass, den ich darauf hinwies, diese Lücke meiner Untersuchungen sofort ausfüllen konnte. Die Wahl eines festen Postens mitten auf den Höhen der Halbinsel war für den Schutz des Landes gegen Piraten sicher weit zweckmässiger, als die Anlage einer Küsten- festung gleich dem venetianischen Assos. Überdies lag Pyrgos an dem einzigen leidlich gangbaren Wege, der vor Herstellung der neuen Strasse Erisso durch den Pass Karo Aayyadı im Norden des KaAov "Oeos mit dem Thal Pylaros und allen übrigen Theilen der Insel in Verbindung brachte. Die Höhen der Halbinsel, welche nur durch staunenswerthe Arbeiten aus einer wasserlosen felsigen Wüstenei in ein ziemlich dieht besiedeltes Culturland verwandelt worden sind, bestehen aus Hippuritenkalk (längs des ganzen Weges von Karya nach Vary prächtige Versteinerungen!), der östlich fällt und die mässige Steilheit des Ostufers bedingt, während an der schroffen Westküste unter dem Hippuritenkalk dunkler gefärbte, röthliche Dolo- mite in beträchtlicher Mächtigkeit zum Vorschein kommen. Das Hauptinteresse nehmen an der Ostseite von Kephalonia die Ruinen von Same in Anspruch. Trotz der Mühe, welche frühere Reisende, namentlich Rızvans., auf ihre Schilderung verwendet haben, dürfte erst ein Plan der Stadtlage mit ihren gewaltigen Höhenunter- schieden (Akropolis 275") geeignet sein, das Bild derselben auch 628 Gesammtsitzung vom 15. Juli. dem Fernbleibenden in klarer Anschaulichkeit vor Augen zu führen. Deshalb habe ich drei Tage auf die Aufnahme dieser Ruinen und ihrer nächsten Umgebung bis hinaus auf die Halbinsel von Dichalia verwendet. Je weniger die Geschichte von den alten Städten Kepha- lonia’s zu berichten weiss, desto dringender ist vielleicht die For- derung, aus den auf unsere Zeit gekommenen Resten und aus der Natur der Örtlichkeiten eine annähernde Vorstellung von ihrer Macht- entwiekelung und den Wurzeln ihrer Kraft herzuleiten. Von alle dem, was ich auf Kephalonia zu erzielen hoffte, ist Manches unerfüllt geblieben. Namentlich wurde wegen lang anhal- tender Ungunst des Wetters die Bewanderung der Gebirge nicht in wünschenswerther Vollständigkeit durchgeführt. Nur den Aenos, den Atros. den Avgös — so heisst der Gebirgsstock, an den Same sich schmiegte —, Agia Dynati und Evmorphia konnte ich besuchen. Dazwischen blieben bedeutende Lücken, die allerdings bei einem Ge- birge von nicht übermässig verwickeltem Bau minder schwer empfun- den werden. Ganz unberührt blieben von meinen Wanderungen nur die äusserste Nordwestecke der Insel (Atheras) und ein ödes Gebirgs- revier zwischen Dilinata und dem Thal Pylaros. Für Ithaka blieb mir — nachdem zweimal der Versuch die Insel zu erreichen, durch stürmisches Wetter, das die Schiffer in dem Kanal zwischen hohen Bergen ausserordentlich fürchten, vereitelt worden war, — nur die Zeit zu einer bei aller Anstrengung ziemlich flüchtigen Recognoseirung, die gerade zur Beseitigung der empfind- lichsten Lücken und Fehler in der Topographie der Insel ausreichte, keineswegs zu einer speziellen Untersuchung, wie sie namentlich der geologisch mannigfaltige, gut eultivirte Norden verdient. Bei allen Arbeiten auf den drei besuchten Inseln stand die Aufgabe der Verbesserung der topographischen und hypsometrischen Kenntniss im Vordergrunde:; daneben wurde überall eine Vertiefung der geographischen Arbeit durch geologische Beobachtungen versucht. Wesentlich von diesen Gesichtspunkten aus dürfte auch der Alter- thumskunde aus diesen Reisen einiger Nutzen erwachsen. Die in- schriftliche Ausbeute ist für das Alterthum ganz geringfügig, für die venetianische Zeit etwas reicher. An sonstigen Resten des Alterthums wurde auf Korfu nichts, auf Kephalonia wenig durchaus neues ge- funden. Aber vielleicht zeigt es sich. dass auf Grund der erworbenen Kenntniss auch dem Alten manche neue Seite abzugewinnen ist. Ausgegeben am 22. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1886. XÄXXVI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 22. Juli. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. l. Hr. Togrer las: das Spruchgedicht des Girard Pateg. Die Mittheilung erfolgt in den Abhandlungen. 2. Hr. Divımann legte vor eine Abhandlung des Hrn. Prof. Dr. D. H, Mürrzer in Wien: Sabäische Alterthümer in den König- liehen Museen zu Berlin. Die Mittheilung erfolgt in einem der nächsten Sitzungsberichte. Das ordentliche Mitglied der Königlichen Akademie der Wissen- schaften Hr. Max Duncker ist am 21. Juli in Ansbach gestorben. Sitzungsberichte 1886. 65 Bu | ern Rn re Wera x ur 3 “ Be KR le. NIKER, ar Hi AN Ad ee; u aulndaiiNe Ai FE RT NETT u ei ER er ’ j TS EI I j | .i BIETET, ER TE rail ai tus ah Nuc mil ml 631 Über die zeitgeschichtlichen Beziehungen des platonischen Theätet. Von E. ZELLER. (Vorgetragen am 24. Juni [s. oben S. 537].) Wenn die Frage nach der Reihenfolge und der Abfassungszeit der platonischen Schriften die Freunde platonischer Forschung seit SCHLEIERMACHER auf’s lebhafteste beschäftigt, so ist diess wohl begründet. Denn erst durch die Entscheidung dieser Frage wärde uns nicht blos in den Schriften selbst manches erklärt und manche Beziehung der einen auf die andern aufgeschlossen, sondern wir wärden auch in den Stand gesetzt, über die Entwicklung der plato- nischen Philosophie von dem Zeitpunkt an, in dem sich Plato zuerst in schriftlichen Darstellungen versuchte, auf gesicherter Grundlage zu urtheilen, ihre verschiedenen Stadien schärfer auseinanderzuhalten, ihren Gang zu bestimmen; und auch auf weitere Punkte, auf die Herausbildung der platonischen Lehre aus der sokratischen, die Zu- verlässigkeit der aristotelischen Berichte über Plato, die Ächtheit oder Unächtheit einzelner Schriften, würde von hier aus ein erwünschtes Licht fallen. Leider hat aber jene Untersuchung mit grossen Schwierig- keiten zu kämpfen. Die wenigen Angaben alter Schriftsteller über die Abfassungszeit einiger Gespräche sind bald zu unzuverlässig, um auf sie bauen zu können, bald sagen sie uns nur, was wir aus ihnen selbst entnehmen konnten. Die Gespräche ihrerseits sind, als angeb- liche Berichte über sokratische Unterredungen, nur in einigen wenigen Fällen mit einander in eine solche Beziehung gesetzt, dass eines derselben ausdrücklich an ein früheres anknüpft; und was sich über ihre Reihenfolge aus dem Verhältniss erschliessen lässt, in dem sie ihrem Inhalt nach zu einander stehen, entbehrt nicht selten der wünschenswerthen Sicherheit. Selbst wenn ausdrücklich auf frühere Erörterungen verwiesen wird, kann man in einzelnen Fällen zweifel- haft sein, ob und wo sich diese in unsern platonischen Schriften finden oder ob sich die Verweisung auf mündliche Besprechungen bezieht. ' Um so natürlicher ist es, dass allen jenen Hindeutungen auf Vor- 65% 632 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Juni. gänge, die über Sokrates’ Tod herabreichen, wie sie sich Plato da und dort, und mehr als einmal mit der kühnsten Missachtung der Chronologie erlaubt hat,’ die grösste Aufmerksamkeit geschenkt wurde, um mit ihrer Hülfe der Abfassungszeit der Schriften näher zu kommen, in denen sie sich finden; um so begreiflicher aber auch, wenn der Spürsinn der Forscher nieht immer davor bewahrt blieb, auf eine falsche Fährte zu gerathen, Beziehungen auf zeitgeschichtliche Ereig- nisse in Stellen zu suchen, die uns zu ihrer Annahme kein Recht geben, oder solche, die wirklich vorliegen, unrichtig zu deuten. Auch in den neueren Verhandlungen über den Theätet ist diese Gefahr, wie mir scheint, nicht immer vermieden worden. Eine erneuerte Untersuchung des Gegenstandes empfiehlt sich um so mehr, je tiefer unsere Ansieht über die Entwieklung der platonischen Philosophie von der Frage über die Abfassungszeit eines Werkes berührt wird, das von so grundlegender Bedeutung für Plato’s Er- kenntnisstheorie ist, und von seinem Verfasser selbst mit zwei weiteren wiehtigen Schriften, dem Sophisten und dem Staatsmann, in eine so enge Verbindung gesetzt wird, wie der Theätet. Diese Schrift besteht bekanntlich aus zwei Gesprächen, von denen das erste (142A— ı430) dem zweiten (143D—2ı0D) zur Einleitung dient. Der Sokratiker Euklides aus Megara hat seinen Freund Theätet, der schwer krank aus dem Feldlager bei Korinth nach Athen heimkehrt, ein Stück weit begleitet, trifft bei seiner Zurückkunft mit Terpsion zusammen und unterhält sich mit ihm über den Kranken. Diess gibt Veranlassung dazu, dass Euklides vorlesen lässt, was er sich über eine Unterredung aufgezeichnet hat, die Sokrates kurz vor seinem Tode, als bereits das Verfahren gegen ihn eröffnet war, mit dem Matlıematiker Theodoros aus Kyrene und dem damals noch jungen Theätet geführt haben soll. Dieser zweite, angeblich von Euklid niedergeschriebene Dialog füllt den ganzen übrigen Umfang der Schrift aus. Kann nun die Abfassung der letzteren hienach nicht früher fallen als der Ausbruch des Krieges, an den sie anknüpft, so fragt es sich doch, an welchen Krieg wir bei diesem zu denken haben. In der Zeit zwischen Sokrates, und Plato’s Tod waren zweimal athenische Heere in Korinth; das erstemal in dem grossen Bundesgenossenkriege, in welchem die Athener von Öl. 06, 2 (394 v. Chr.) bis zum Frieden des Antalkidas an den Kämpfen in der Umgebung dieser Stadt lebhaft betheiligt waren; und dann wieder drei Jahre nach der Schlacht bei Leuktra, Ol. 102, 4 ! Vgl. hiezu meine Phil. d. Gr. IIa, 423 ff. ®? Den näheren Nachweis dieses Sachverhalts habe ich in den Abhandl. der philos. -histor. Kl. der Akademie 1873, S. 79 ff. gegeben. ZerLer: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 633 (368 v. Chr.), als die Athener den Spartanern Hülfstruppen unter dem Befehl des Chabrias sandten, um den Einfall des Epaminondas in den Peloponnes am Isthmus abwehren zu helfen. (Xrxorn. Hellen. VII, ı, ı5 ff. Dion. XV, 68.) Früher wurde nun allgemein angenommen, das Gespräch des Euklides mit Terpsion werde von Plato in jenen ersten korinthischen Krieg, und näher in eines seiner ersten Jahre verlegt (denn in den späteren, seit 392 v. Chr., wurde der Krieg nach Xrxorn. Hellen. IV, 4, 14 überwiegend mit Söldnern geführt); und unsere Schrift werde wohl auch nicht lange nachher, etwa 392 v. Chr., verfasst sein. Dagegen will Muxk', dem Urserwee’ und Berex® beistimmen, unter dem korinthischen Krieg, aus dem Theätet heimkehrt, lieber den des Jahres 368 verstanden wissen; so dass die Abfassung des platonischen Gesprächs frühestens in eben dieses Jahr, möglicherweise auch einige Jahre später fallen würde. Für diese Annahme wird geltend gemacht, dass Plato in unserem Einleitungsgespräch 142 B mit entschiedener Hochschätzung von Theätet redet, indem er Terpsion auf die Nachricht von seiner Erkrankung ausrufen lässt: olev dvdpa Aeysıs Ev xıvduvw eivaı! und dass er ebendaselbst 142 D Sokrates die Äusserung über ihn in den Mund legt: örı r&oa dvayın ein rodrov EAXC- yızov yeveodaı, eimep Eis Muxiav &AYcı. Diess, glaubt man, habe von Theätet, der bei seinem Gespräch mit Sokrates noch ueyzxıov genannt wird, um 392 v. Chr. unmöglich schon gesagt werden können, wo- gegen es 25 Jahre später auf den Mann, den auch Proxwvs (in Euel. 66, 16. 67. 22. 68, 8 Friedl.) als einen hervorragenden Mathematiker bezeichnet, unbedingt passte. Es ist indessen nicht abzusehen, warum es um 392 bis 390 v. Chr. (denn ganz unmittelbar nach der angeblichen Zeit des Gesprächs braucht die platonische Schrift nieht verfasst zu sein) unpassend gewesen wäre. Wird auch Theätet 399 noch als neıpaxıov bezeichnet, so bedeutet diess doch nicht, wie Musk (S. 392) meint, »einen jungen Menschen von höchstens 16 Jahren«. oder wie Unkrıst (Plat. Stud. 43) übersetzt, einen »Knaben«, sondern jeder kann so heissen, der nieht mehr rais und noch nicht dunp ist: bei PLato (Symp. 233 A) wird Agathon zur Zeit seines ersten tragischen Sieges, bei PrurarcH (Perikl. 36) der verheirathete Sohn des Perikles nEIpaL.KUOV genannt.* Warum Plato von einem ihm nahestehenden jungen Mann .’ dem er schon ' Die natürliche Ordnung der platonischen Schriften 391 f. ® Untersuch. über die Echtheit und Zeitfolge platonischer Schriften 227 f. ° Fünf Abhandlungen, herausgegeben von Hınrıcas, S. 3 f. * Wie ich schon Phil. d. Gr. IIa, 354 erinnert habe. Einiges weitere bei ScHurruess, die Abfassungszeit d. plat. T’'heät. (Gymn. progr. Strassb. 1875), S. 28 f. ° Dass Theätet diess war, geht ganz abgesehen von der Frage, ob bei Surpas Oscar. der platonische Schüler Theätet aus Heraklea von dem als Sokratiker bezeich- 634 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Juni. bei dessen erstem Zusammentreffen mit Sokrates seine mathematische Befähigung bekunden lässt (Theät. 147 C. ff), sieben oder mehr Jahre später nicht mit Anerkennung hätte reden und ihn als einen Mann bezeiehnen können, von dem man sich wohl habe versprechen dürfen, dass er mit der Zeit Ausgezeichnetes leisten werde, lässt sich schlechter- dings nicht absehen. Dagegen muss gefragt werden, ob wohl bei dem späteren korinthischen Kriege Theätet in den Jahren, die er 368 jedenfalls erreicht hatte, noch zur Theilnahme an einem Kriegszug in's Ausland verpflichtet gewesen wäre, für den Athen nach Dionor a. a. O. nur den kleineren Theil seiner waffenfähigen Bürger verwendet haben kann; denn dass der Mann der Wissenschaft in einem Falle, wo seine Vaterstadt unmittelbar nieht bedroht war, freiwillig an dem Feldzug theilgenommen hätte, ist nicht wahrscheinlich. Ebenso unwahrscheinlich ist es aber auch, dass Plato erst nach 368 v. Chr., als seine und Euklid’s Wege sich seit Jahrzehenden getrennt hatten, durch die Art, wie er sein Gespräch einführt, zugleich mit Theätet auch Euklides das literarische Geschenk gemacht haben sollte, welches er ihm in den Jahren nicht gemacht hatte, in denen er ihm als Philosoph noch näher stand und die Gastfreundschaft, die er nach Sokrates’ Tod bei ihm genossen hatte, noch frischer in seiner Erinnerung lebte; dass er andererseits erst in einem noch späteren Zeitpunkt jene kritische Auseinandersetzung mit der megarischen Lehre nöthig gefunden hätte, welche uns im Sophisten 242 Bff. vorliegt. Zu dieser Auseinander- setzung hatte er doch unstreitig eine viel dringendere Veranlassung in der Zeit, in welcher die Ideenlehre noch neu war, ihr Unterschied von der megarischen Metaphysik erst klar gelegt und begründet werden musste, als ein Vierteljahrhundert später, nachdem beide jedem, der sich darum bekümmerte, durch mündliche und schriftliche Mittheilung längst bekannt waren. Wir werden sie aber auch desshalb nicht so weit herabrücken können, weil sie uns sowohl die megarische Begriffs- philosophie als die Ideenlehre auf einer Entwieklungsstufe zeigt, auf der jene in der Ausschliessung der Vielheit aus dem Seienden, diese in der Ausschliessung der Bewegung aus den Ideen noch nicht so weit gegangen war, wie diess später der Fall war.‘ Und ähnlich ist auch über die unverkennbare Polemik des Theätet und des Sophisten gegen Antisthenes? zu urtheilen. Sollte dieser Philosoph auch nach neten gleichnamigen Athener verschieden ist oder nieht, aus unserem Gespräch selbst klar hervor; dass ‚er zugleich auch, wie Plato selbst, mit Euklides befreundet war, steht dem natürlich nicht im Wege. Dagegen entbehrt Bersr’s Behauptung (a.a.O. 4,1), er habe weder zu Sokrates’ noch zu Plato’s Schülern gehört, »sondern vielmehr an Euklides und die Megariker sich angeschlossen«, jeder Begründung. ! Man sehe hierüber Phil. d. Gr. lla, 214 ff., 574 ff. 2 Vergl. a. a. O. S. 241, 3. 248,4. 253, 1 Zerver: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 635 368 v. Chr. noch am Leben gewesen sein, so ist es doch sehr unwahr- scheinlich, dass seine Angriffe auf Plato und die Entgegnungen des letzteren nicht der Zeit angehörten, in der diese beiden Sokratiker dureh die Begründung philosophischer Schulen in Athen mit einander in Wettbewerb traten, sondern erst einer solchen, in der sie Jahr- zehende neben einander gelebt und gewirkt hatten, und jeder nach- gerade sich an die Eigenart des andern gewöhnt haben musste. Auch die Art, wie Euklid hier über Sokrates’ Unterredung mit Theätet spricht, ist, wie mit Recht bemerkt wurde,' der Annahme nicht günstig, dass wir uns diese Unterredung nach Plato’s Absicht von dem Ge- spräch zwischen Euklid und Terpsion um mehr als dreissig Jahre entfernt denken sollen. Denn wenn es schon eine starke Zumuthung ist, dass Terpsion seinem Freunde ansinnt, den Inhalt von Reden, welche vor sechs bis acht Jahren zwischen Sokrates und Theätet ge- wechselt worden sind, aus der Erinnerung zu berichten, so würde diese Zumuthung vollends alles Mass überschreiten, wenn es sich um Reden handelte, die ihm schon vor einunddreissig Jahren erzählt wurden, und man müsste unbedingt erwarten, dass Euklides der Er- wiederung: so aus dem Gedächtniss könne er sie nieht wiedergeben, eine Hindeutung auf die lange inzwischen verflossene Zeit beigefügt hätte. Wenn diess unterblieben ist, wenn weder Terpsion noch Euklid an diesen bedenklichen Umstand erinnert, so kann uns diess nur in der Überzeugung befestigen, es handle sich hier eben nicht um Er- innerungen aus so entlegener Zeit; da, wo wirklich etwas vor vielen Jahren gehörtes wiedererzählt werden soll, im Eingang des Parmenides (126 C), unterlässt es Plato nicht, zu bemerken, dass der Erzähler den Inhalt seiner Erzählung sich durch sorgfältige Übung einge- prägt habe. Ein Theil dieser Gründe steht nun auch der Annahme entgegen, dass mit dem Krieg, aus welehem Theätet heimkehrt, zwar der von 394ff. gemeint, unser Gespräch aber etwa 20 Jahre später, nach 374 v. Chr., verfasst sei.” Auch abgesehen davon lässt sich aber eine so weite Entfernung seiner Abfassungszeit von den Ereignissen, an die es an- knüpft, nieht annehmen. Plato verlegt allerdings die Unterredungen, über die er zu berichten vorgibt, nicht selten in einen Zeitpunkt, weleher von dem ihrer Abfassung um Jahrzehende abliegt, und in einigen Fällen, im Parmenides und Protagoras, sogar in einen solchen, der über sein eigenes Geburtsjahr hinaufreicht. Aber er spricht sich dann entweder über die Veranlassung, bei der ein Gespräch gehalten ! ScHULTHESS, a. a. O. S. 30. ®2 Roupe a. d. a. O., namentlich Gött. Gel. Anz. 1884, S. ı3. Auch ‚Carıst, Plat. Stud. 43 (Abhandl. d. Bayr. Akad. 1885, S. 495) neigt sich dieser Ansicht zu, 636 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Juni. worden sein soll, so eingehend aus, dass der Leser darüber hinreichend unterrichtet ist, wie diess im Eingang zum Parmenides, zum Gastmahl, zum Phädo geschieht; oder er lässt die näheren Umstände so unbe- stimmt, dass wenig darauf ankommt, in welches Jahr das Gespräch gesetzt wird, wenn auch im Verlaufe desselben einzelne Züge hervor- treten, die eine bestimmte Zeit der Gesprächführung voraussetzen, wie im Protagoras, im Gorgias, in der Republik. Hier dagegen haben wir zwar als Anknüpfungspunkt ein ganz bestimmtes Freigniss: den korinthischen Krieg, aus dem Theätet krank zurückkommt; aber über die näheren Umstände desselben, die Zeit, in die er fiel, die beim Heer herrschende Seuche, die Betheiligung Theätet’s an dem Feldzug, wird dem Leser nichts erzählt; alles dieses wird als bekannt voraus- gesetzt. So konnte Plato verfahren, wenn unser Gespräch noch während des Krieges oder unmittelbar nachher verfasst wurde, denn da wusste jeder Leser, um welchen Krieg und welche Seuche es sich handelte. Denken wir uns dagegen dasselbe zwanzig oder mehr Jahre später geschrieben, so hätte Plato seinen Lesern hierüber Auskunft geben müssen. Er brauchte dazu nur dem Eingangsgespräch die Form des wiedererzählten Dialogs zu geben, das Hauptgespräch konnte die seinige behalten. Wenn er diess unterlassen hat, so muss er es überflüssig gefunden haben; und diess konnte er nur dann, wenn die Abfassung des Theätet den darin berührten Ereignissen so nahe stand, dass diese noch allgemein bekannt waren. Die Einleitung unseres Werkes, die Unterredung Euklid’s mit Terpsion, spricht daher entschieden dafür, dass seine Abfassung in die mittleren Jahre des Bundesgenossenkriegs, 392— 390 v. Chr., also noch vor Plato’s erste Reise nach Sieilien fällt. In dem Hauptkörper desselben, dem Gespräch zwischen Sokrates und Theätet, ist es zunächst die grosse Episode 172 C bis 177 C, von der man vermuthet hat, dass sie gewisse Erscheinungen aus der Zeit berücksichtige, in der sie niedergeschrieben wurde, und dass bestimmte thatsächliche Veranlassungen Plato bewogen haben, den Gang seiner Untersuchung durch diese, an sich selbst sehr schönen und gehalt- vollen, aber für das eigentliche Thema des Gesprächs entbehrlichen Erörterungen zu unterbrechen. Diese Vermuthung ist auch ohne Zweifel begründet. Die Frage ist nur, welches die Zeiterscheinungen waren, die Plato berücksichtigt, und ob wir dieselben im einzelnen nachzu- weisen im Stande sind. Und in dieser Beziehung haben sich die neueren Ausleger, wie ich glaube, nicht selten mehr zugetraut, als sich überhaupt erreichen lässt, so lange uns die Verhältnisse, unter denen die plato- nischen Schriften verfasst wurden, nicht viel genauer bekannt sind, als diess bis jetzt der Fall ist und wahrscheinlich jemals der Fall sein wird, Zerzer: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 637 Wenn Sokrates in diesem Abschnitt die Reden der Philosophen mit denen der Rhetoren vergleicht, die nur praktische Zwecke ver- folgen, und sich um niedrige irdische Interessen drehen; wenn er die Unbrauchbarkeit für Geschäfte, welche den Philosophen vorgeworfen worden war, einestheils zwar einräumt, diese Unbrauchbarkeit jedoch daraus erklärt, dass der Philosoph sich um wichtigere Dinge kümmere, als um Gerichtsverhandlungen und um Streitigkeiten über das Mein und Dein, anderntheils aber jenen Vorwurf mit der Bemerkung zurück- gibt, dass die Praktiker ihrerseits sich ebenso unbrauchbar zeigen, sobald es sich um die Dinge handle, die allein einen wahren Werth haben und einen freien Geist beschäftigen dürfen — wenn sich Sokrates mit jenen Gegnern der Philosophie, die sich für die allein praktischen Leute halten, und ihrer banausischen Einbildung so eingehend und nachdrücklich auseinandersetzt, so muss ihm allerdings eine bestimmte Veranlassung dazu vorgelegen haben. Dagegen sind wir durchaus nicht zu der Annahme genöthigt oder berechtigt, dass diese Veran- lassung gerade in einem Vorkommniss aus Plato’s eigenem Leben liege, welches dem Vorwurf Nahrung geben konnte, dass er ein unpraktischer, unbrauchbarer Mensch sei. Munk (S. 39b) denkt an die Erfahrungen, welche Plato am syrakusanischen Hofe gemacht hatte. Allein in seiner eigenen Ausführung findet sich kein Zug, der nach dieser Seite hinwiese. Nicht die Ungeschicklichkeit im Verkehr mit den Grossen der Erde, sondern die Unfähigkeit, seine Sache vor Gericht zu führen, die Unbekanntschaft mit der Agora und ihren Geschäften ist es, worin die Unbrauchbarkeit des Philosophen sich zeigt: wir befinden uns nicht auf dem Boden eines Tyrannenhofs, sondern auf dem einer griechischen Stadtrepublik. Es ist insofern nicht ohne Grund, wenn Berek (S. 11 ff.) den Anlass zu unserer Auseinandersetzung lieber in einer Verhandlung vor Gericht suchen will, bei der Plato unangenehme Erfahrungen machte. Er findet dieselbe nämlich in jener Anklage, die nach dem Verlust von Oropos (Ol. 103, 2/3) gegen Chabrias, wie er annimmt Ol. 104, ı (364/3 v. Chr.), von Leodamas wegen Landes- verraths erhoben wurde. In diesem Processe soll Plato der einzige gewesen sein, der es wagte, für den Angeklagten das Wort zu ergreifen, und er soll desshalb von dem Sykophanten Krobylos mit dem Schicksal des Sokrates bedroht worden sein. So erzählt Dio- GENnES III, 23 f. ohne Nennung seiner Quelle mit einem Aoyos erı u. Ss. w. Bei dieser Gelegenheit, glaubt nun Bere, habe Plato so schlechten Erfolg gehabt, dass er dafür Hohn und Spott in Fülle geerndtet haben werde, und eben hierauf werde unsere Stelle sich beziehen. Allein diese ganze Combination steht in jeder Beziehung auf schwachen Füssen. Wollen wir auch darauf kein Gewicht legen. dass der 638 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Juni. Theätet nach Bere erst sieben bis acht Jahre nach dem Process des Chabrias geschrieben sein soll, dass daher das Missgeschick, welches ihn in diesem traf, auf den Philosophen, der sonst (z. B. Rep. X, 607 B) die Scherze seiner Gegner nicht so tragisch nimmt, einen merkwürdig tiefen Eindruck gemacht haben müsste, so fragt es sich vor allem, wie es mit der Glaubwürdigkeit der von Diogenes überlieferten An- gabe bestellt ist; und diese ist mehr als unsicher. So lange wir nicht wissen, wem dieser Compilator seine Erzählung entnommen hat, haben wir nicht die geringste Bürgschaft dafür, ob sie mehr thatsächlichen Grund hat, als z. B. die von demselben Diocexes II, 41 aus Justus von Tiberias übernommene, nachweislich falsche und auch von BEr6k preisgegebene Anekdote über einen verunglückten Versuch Plato’s, Sokrates vor Gericht zu vertheidigen; und wenn wir jene Angabe genauer prüfen, überzeugen wir uns sofort, wie unzuverlässig sie ist. Plato soll für Chabrias das Wort ergriffen haben, weil kein anderer sich dazu verstanden hatte. Aber aus der aristotelischen Rhetorik (II, 10. 1411b 6) sehen wir, dass diess falsch ist, denn diese führt einige Worte aus der Rede an, in der Lykoleon Chabrias’ Vertheidi- gung geführt und mit der er seine Freisprechung erwirkt hatte. Die Antwort ferner, welehe Plato nach Diogenes Krobylos gegeben haben soll, ist ihm unverkennbar, mag es Bersk auch bestreiten, von einem solehen in den Mund gelegt, dem nicht allein die entsprechende Äusse- rung des Sokrates in der platonischen Apologie, sondern auch der stoische Sprachgebrauch des x%%xov bekannt war.‘ Was bleibt dann aber von der ganzen Erzählung noch übrig? und welche Wahrschein- lichkeit hat es, dass Plato, seiner Unerfahrenheit in Gerichtsreden sich bewusst, sich trotzdem zu einer Vertheidigungsrede herbeigedrängt hätte, die den Erfolg des rechtsverständigen Vertheidigers nur in Zweifel gestellt haben würde. Wenn Plato, wie Brrex meint, als ein hochangesehener ausserhalb der politischen Parteien stehender Mann’ für die Ehrenhaftigkeit des Chabrias Zeugniss ablegen wollte, ' Apol. 28E sagt Sokrates den Athenern: Ich begienge ein grosses Unrecht, 3,..d. ei OTE uEv ME ol agxov TES erarsov. 2. 20 ev Horıöcıe zu Eu "Aupımersı za Em Ankıu, \ € TE Bes ou 2xElvor Ercerrov ersırov DE mEo za @RRos GEN Pr ezw ‚Öuvsuor aroTavein, ou de Seol rarrovros... evraüge de doßnSsis r Savarov En, @ano orıoun mo@yuc Amon aa rabı. Bei Diog. sagt Plato dem Sykophanten: Hal Ore Une TnS ‚margidos & Errgersuonnn, Umersevov roUs Awöunous, PM vor Ümeg ToÜ zuS4z0Vros die bir.ov Urrorevo. Diess lautet allerdings weit farbloser als das sokratische Wort mit seiner geistreichen Parallele zwischen dem Krieger, der seine von seinen Oberen, und dem Philosophen, der seine von der Gottheit ihm angewiesene Stellung mit Todesverachtung behauptet; aber der Grimdgedanke, die Vergleiehung der bürgerlichen Pflichterfüllung mit der militärischen, ist derselbe. Was den Ausdruck betrifft, so kommt der ae 70 ze>yz0r in der abstraeten Bedentung: »die Pflicht« erst bei den Stoikern vor. 2 Welches letztere er aber in Wirklichkeit weder war, noch dafür galt: wer den Staat und den Politikos schrieb, stand nicht ausserhalb der Parteien. Zeiter: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 639 mochte er ihn zur Gerichtsverhandlung begleiten, aber er brauchte nicht selbst, als ein vor Gericht yaAwra rapeyuv eis dpeard re nal mäcav dmopidv Eummruv Umo Amopias (Theät. 174 C) das Wort zu ergreifen. Dazu hätte er nur dann Anlass gehabt, wenn sich kein anderer, in solchen Geschäften geübterer Vertheidiger gefunden hätte. Eben diess setzt nun die Erzählung bei Diogenes voraus; und mit dieser Voraus- setzung verliert sie ihr ganzes Motiv, mit ihr steht und fällt sie. Ist dieselbe daher nachweislich unrichtig, so lässt sich auch die ganze Angabe nicht halten, und die Vermuthung, dass die Auseinander- setzung des Theätet über die Verlegenheit des Philosophen vor Ge- richt sich auf den Process des Chabrias beziehe, verliert allen Boden. Eine bestimmte Veranlassung wird jene Auseinandersetzung allerdings haben. Aber diese braucht nicht in einer Erfahrung zu bestehen, die Plato selbst bei dem Versuch einer praktischen Thätig- keit machte, sondern sie kann ebensogut darin liegen, dass sich Andere missliebig über die Philosophen geäussert und diesen die Vorwürfe gemacht hatten, gegen die sie Plato in der Stelle des Theätet in Schutz nimmt. Und dafür, dass es sich wirklich so verhielt, spricht die bekannte Stelle (174 ©) über Thales, welcher über der Beobachtung der Sterne in einen Brunnen gefallen, und dafür von einer thracischen Sklavin verhöhnt worden sei. Wenn Sokrates noch zweimal auf dieses Geschiehtehen zurückkommt, um den Gegnern zu sagen, dass der Philosoph zwar, wenn er vor Gericht stehe, nieht blos den Thraeierinnen sondern auch dem übrigen Pöbel zu lachen gebe, jene eingebildeten Praktiker dagegen, die auf ihn herabsehen, wenn man mit ihnen über das Wesen des Sittlichen und die sittliehen Lebensaufgaben rede, zwar nicht Thracierinnen und ähnlichem Volk, aber jedem wirklich Gebildeten (174 C. 175 D), so weist diess entschieden darauf hin, dass ihm die Geschichte von Thales und der Sklavin von irgend einer Seite entgegengehalten worden war, um die Anwendung davon auf die Philosophie, oder wenigstens auf die spekulative Philosophie zu machen; und ebenso wird es sich dann wohl auch mit dem. Vorwurf verhalten, dass die Philosophen vor Gericht und in praktischen Geschäften überhaupt nicht zu brauchen seien. In welcher Weise ihm diese Polemik ent- gegengetreten war, lässt sich nicht bestimmt sagen; doch möchte ich vermuthen, dass es in Schriften geschehen sei. Ob in mehreren oder in einer einzigen, lässt sich gleichfalls nieht mit Sicherheit aus- machen. Das Geschichtehen von Thales würde, wie ich anderwärts schon bemerkt habe (Phil. d. Gr. Ha, 248, 4),' auf Antisthenes passen, ' Und wie auch Ronpe Gött. Anz. 1884, 14 f. anerkennt. 640 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Juni. und die Magd, welche -Thales verspottet, könnte desshalb zu einer Thracierin gemacht sein, weil Antisthenes der Sohn einer thraeischen Sklavin war. Dagegen scheint das, was über die Unbrauchbarkeit der Philosophen für Geschäfte und Gerichtsverhandlungen gesagt wird, eher von einem jener Rhetoren herzurühren, gegen die Plato im Gorgias und sonst so scharfe Angriffe gerichtet hat. Es ist indessen nieht nothwendig, dass unser Philosoph in der Stelle des Theätet nur einen einzigen Gegner im Auge hat, es ist vielmehr weit wahr- scheinlicher, dass er sich hier in einer zusammenfassenden Erörterung mit mehr als Einem auseinandersetzt. Jene Redner, deren Angriffe gegen die praktische Untauglichkeit der Philosophen 172 D ff. zurück- gewiesen werden, müssen von dem Cyniker, dem 174 A ff. zu gelten scheint, und beide müssen von denen, welche sich 175 B ihrer fünf- undzwanzig Ahnen seit Herakles rühmen, und wohl auch von den Verfassern von Lobreden auf Könige und Tyrannen verschieden sein, von denen 174 D f. gesprochen wird. Noch weniger lässt sich annehmen, dass Plato’s Äusserungen in unserem Abschnitt nicht blos derselben Menschenklasse, sondern einer und derselben Schrift gelten, von deren Beschaffenheit man sich schwerlich eine einheitliche Vor- stellung bilden könnte. Nachdem er selbst seiner Auseinandersetzung diese allgemeinere Haltung gegeben hat, müssen wir uns begnügen, wenn es uns gelingt, den einen oder den anderen von den Fäden aufzufinden, die er in sie verwoben hat: alles Einzelne auf seine besonderen Veranlassungen zurückführen zu können, haben wir keine Aussicht. Viel zutreffender, als Berex’s Versuch, unsere Stelle mit dem Process des Chabrias in Verbindung zu setzen, ist die von demselben und gleichzeitig von E. Ronpe gemachte Wahrnehmung, dass sich in derselben S. 175. Af. auf einen spartanischen König beziehen müsse, der sich einer Anzahl von fünfundzwanzig Ahnen, von Herakles an gerechnet, rühmen konnte. An diese Bemerkung, deren Richtig- keit sofort einleuchtet, hat sich nun aber eine Reihe von Vermuthungen geknüpft, die sorgfältiger Prüfung bedürfen. Man stellte die plato- nischen Aeusserungen mit einer Aussage des Isokrates zusammen und schloss aus dieser Zusammenstellung, dass die ersteren nicht vor 374 v. Chr. niedergeschrieben sein können; man verstand unter dem spartanischen König, den Plato bei jenen Aeusserungen im Auge habe, den Agesilaos; und Berex unternimmt sogar den Nachweis, dass sie erst der Zeit nach dem Tode des Agesilaos und nach der Abfassung der xenophontischen Lobschrift auf diesen König angehören, dass mithin der Theätet Ol. 105. 4 oder 106, ı 356/5 v. Chr. verfasst Zetrer: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 641 sei.‘ Ich versuche es, die Begründung und die Haltbarkeit dieser An- nahmen zu prüfen. IsoßrATES sagt im Eingang seines Euagoras (IX, 3,8): Es sei allerdings schwer, was er vorhabe: dvdpos dpernv dia Aoywv Eyrwmiade, wie man diess daran sehen könne, dass die Weisen (0 ep nv dıRo- Fopıav övres) zwar über alle möglichen anderweitigen Gegenstände zu sprechen unternehmen, ep de rüv roiwuruv oüdels mumor aürav Fuyypapei ereyeioyoev. Hieraus schliesst man: da Isokrates mit seinem Euagoras die Lobreden auf Zeitgenossen zuerst aufgebracht habe, Plato aber im Theätet eine solche Lobrede auf einen spartanischen König be- rücksichtige, so müsse der Theätet jünger sein, als die isokratische Schrift, welche einige Zeit, vielleicht sogar ein paar Jahre nach dem Tode des Königs Euagoras verfasst wurde; und da nun der letztere Ol. 101,3 (374/3 v. Chr.) fällt, könne der Theätet frühestens einige Jahre nach diesem Zeitpunkt angesetzt werden. Ich will nun hier nicht untersuchen, ob die soeben angeführte Aussage des Isokrates unbedingt glaubwürdig ist, und ob wir dem eiteln, seiner Verdienste sich nieht allein bewussten, sondern auch zu ihrer Überschätzung in hohem Grade geneigten Mann Unrecht thäten, wenn wir ihm zutrauten, er habe möglicherweise einzelne Vorgänger in einer Gattung, deren Schöpfer er sein will, ignorirt. Ich beschränke mich auf die Frage, welchen Sinn diese Aussage hat und haben kann, wenn sie wahr ist. Und hier liegt nun zunächst am Tage, dass es sich bei Isokrates nur um geschriebene, nicht um gesprochene Enkomien handelt; dass sich mithin seine Behauptung auf solche Lobeserhebungen nicht mit bezieht, die einem Manne von seinen Zeitgenossen im Gespräch oder auch in öffentlicher Rede ertheilt werden, falls diese nicht als Schrift erscheint. Denn nur das leugnet er, dass einer seiner Vorgänger über einen Gegenstand, wie der von ihm behandelte, geschrieben habe (ovdeıis Fuyypapev erey,cipyoev). Eben- sowenig werden durch seine Äusserung Lobgediehte auf die dern eines Mannes, deren es ja nicht erst seit Pindar genug gab, aus- geschlossen; er setzt vielmehr $. of. ausführlich auseinander, wie viele Vortheile die Dichter, wenn sie jemand loben wollen, vor dem Redner voraushaben. Was er leugnet, ist demnach nur, dass es vor seinem Euagoras prosaische Schriften (Aoycı) gegeben habe, welche sich die Aufgabe stellten, die Tugend eines Mannes zu preisen. Auch diese Aussage muss aber, wenn sie richtig sein soll, noch erheblich be- schränkt werden. Denn wollen wir auch nicht an die Epitaphien ' Bersk, Fünf Abhandl. S.5 bisg. Ronpe, Jahrb.f. class. Philol. 1881, S. 321 bis 326. 1882, S. 81 bis go. Gött. Gel. Anz. 1884, S. ı3fl. (Anzeige der Bersr’schen Schrift.) Carısr, Plat. Stud. 8. 43f. 642 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Juni. erinnern, die doch gar kein anderes Thema haben, als die Lobpreisung der Gefallenen für ihre dern, wollen wir ebenso von solchen Lob- sprüchen absehen, welche ein Geschichtschreiber im Verlauf seiner Darstellung einer von den handelnden Personen ertheilt, wie Thueydides (I, 65) in seiner Charakteristik des Perikles, so besitzen doch wir selbst noch eine Rede, welche volle zehen Jahre vor dem Tode des Euagoras niedergeschrieben, die Aufgabe, dvdpos dpertv dia Aoywv Eyxwuıdlew, in der glänzendsten Weise gelöst hat, in jener Lobrede, die Aleibiades im platonischen Gastmahl auf Sokrates hält. Auch eine solche Dar- stellung müsste daher Isokrates, wenn seine Aussage richtig sein soll, nicht zu denjenigen Enkomien gerechnet haben, deren erstes Beispiel er mit seinem Euagoras gegeben zu haben versichert, wiewohl Plato selbst (Symp. 214. Df. 2ı5 A. 222 E. 223 A) sie ausdrücklich als Lobrede (erzweiv, eyzwuıdlew) bezeichnet; er würde — immer die Wahr- heit seiner Angabe vorausgesetzt — nur behaupten, dass niemand vor ihm eine Schrift in Prosa verfasst habe, welche in der gleichen Weise, wie sein Euagoras, als selbständige Rede die Aufgabe hatte, die Thaten und Tugenden eines einzelnen von seinen Zeitgenossen zu verherrlichen. Nöthigt uns nun irgend etwas in der Stelle des Theätet (174 © bis 175 B) zu der Annahme, dass Plato eine Lobschrift dieser Art auf einen spartanischen König vorgelegen habe? Wenn der Philosoph, sagt Plato, vor Gericht oder im Gespräch über alltägliche Dinge zu reden hat, macht er sich lächerlich; denn wenn man sich zankt, weiss er keinem etwas Schlechtes nachzusagen, weil er sich nie damit ab- gegeben hat; »handelt es sich andererseits darum, andere zu loben und zu rühmen, so erscheint er albern, wenn man sieht, wie er darüber nicht blos zum Scheine, sondern im Ernst lacht. Denn wenn er einen Tyrannen oder einen König lobpreisen hört, so kommt es ihm vor, als hörte er die Glückseligkeit eines Schweinehirten, eines Schäfers oder eines Kuhhirten rühmen, der einen grossen Milchertrag hat.... Hört er, dass jemand, der 10000 oder mehr Morgen Landes besitzt, wunder wie viel habe, so meint er, das sei recht wenig, da er gewohnt ist, seinen Blick auf die ganze Erde zu richten. Preist man die Herkunft und sagt, es sei jemand von adligem Geschlecht, da er sieben reiche Ahnen aufweisen könne, so denkt er, das können nur stumpf- und kurzsichtige Leute bewundern, die zu ungebildet seien, um die Dinge im grossen zu betrachten und sich klar zu machen, dass ein jeder ungezählte Myriaden von Ahnen und Vorfahren hat, unter denen sich bei jedem viele Tausende von Reichen und von Bettlern, von Königen und von Sklaven, von Barbaren und Hellenen befinden; und wenn die Leute sich etwas darauf einbilden, dass sie Zeıter: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 643 einen Stammbaum mit 25 Ahnen haben, und denselben auf Herakles, den Sohn des Amphitryon, zurückführen, so findet er diess unbegreif- lich armselig, und lacht über ihre Unfähigkeit zu erwägen, dass der fünfundzwanzigste von Amphitryon aufwärts und der fünfzigste von diesem eben waren, wie es der Zufall mit sich brachte, und sich durch diese Erwägung von ihrer thörichten Aufgeblasenheit zu be- freien. In allen diesen Dingen wird ein solcher von der Masse der Menschen verlacht, weil er, wie sie meinen, einestheils hochmüthig ist, anderntheils das, was ihm vor den Füssen liegt, nicht kennt und darüber keinen Bescheid weiss.« In dieser ganzen Auseinandersetzung steht kein Wort, welches auf eine Lobschrift zu Ehren eines einzelnen Mannes, auf ein Enkomium derselben Art, wie der Euagoras des Iso- krates, hindeutete. Es handelt sich lediglich darum, dass dem Philo- sophen alle die gewöhnlichen Lobpreisungen vermeintlicher Vorzüge verkehrt und kleinlich erscheinen, weil er in den Dingen, worauf jene Lobpreisungen sich beziehen, keine wirklichen Vorzüge, nichts Grosses und nichts, was den Menschen glücklich macht, zu sehen wisse. Dagegen ist schlechterdings nicht davon die Rede, in welcher Form die Dinge gepriesen werden, denen der Philosoph ihren Werth abspricht: ob in Versen oder in Prosa, im Gespräche, in Reden oder in Schriften; und sind die letzteren auch nicht ausdrücklich ausge- schlossen, so findet sich doch auch nieht das geringste in unserem Abschnitt, was auf sie hinwiese: alles, was er sagt, erklärt sich auch dann vollkommen, wenn man bei den Lobpreisungen der Fürsten und der Reichen an gar nichts weiter denkt, als an die Urtheile, die ge- sprächsweise oder sonst in mündlicher Rede gefällt werden. Mag daher Isokrates mit seiner Behauptung, dass niemand vor ihm es versucht habe, dvdpos dperyv dia Acywv Eyxwmiadewv — mag er mit dieser Behauptung in seinem Rechte sein oder nicht: ‚die Frage über die Abfassungszeit des Theätet wird davon nicht berührt, weil im Theätet einer Lobschrift auf einen Fürsten oder irgend einen andern über- haupt nieht gedacht wird. Hieran wird auch durch den Umstand nichts geändert, dass unter denen, welche sich auf ihre Ahnen etwas einbilden, solche genannt werden, die sich eines bis auf Herakles hinaufreichenden Stammbaums von 25 Ahnen rühmen. Diess muss allerdings auf ein Fürstengeschlecht gehen, das die Reihe seiner Ahnen bis zu Herakles hinauf verfolgte; und da Plato die bestimmte Zahl von 25 Ahnen ! So mit Recht schon Kösrrın in der dritten Auflage von Schwesuer’s Gesch. d. griech. Phil. S. 460. Was Roupe, Jahrb. f. el. Philol. 1882, 82 f. gegen ihn be- merkt, beweist nur, dass Plato's Worte auch mit der Beziehung auf schriftliche Eukomien sich vertragen, aber nicht, dass sie dieselbe fordern. 644 Sitzung der phil. -hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Junı. zweimal ausdrücklich erwähnt, muss er bei seiner Polemik einen be- stimmten Fürsten im Auge haben, dessen Ahnenreihe von Herakles an 25 Glieder zählte. Nun kennen wir zwei heraklidische Königs- geschlechter: das der spartanischen und das der macedonischen Könige. Auf‘ die letzteren kann sich aber Plato’s Tadel nicht beziehen. Denn in der macedonischen Königsreihe (bei Syne. S. 499 ff.) ist derjenige, welchem bis auf Herakles, diesen miteingeschlossen, 25 Ahnen zuge- schrieben werden, erst Alexander d. Gr.; und wollte man statt seiner seinen Vater Philipp, als den fünfundzwanzigsten seit Herakles, setzen, wozu man doch nieht das geringste Recht hat, so müsste man die Abfassungszeit des Theätet immer noch so spät ansetzen, wie diess aus anderweitigen Gründen unmöglich ist: da Philipp 359 v. Chr. zur Regierung kam, müsste der Theätet und alle die Gespräche, die ihn voraussetzen, erst in Plato’s letzten zehen oder zwölf Lebensjahren verfasst sein. Dass es mithin ein spartanischer König ist, auf den Plato’s Äusserungen sich beziehen, steht ausser Zweifel. Aber nichts deutet darauf hin, dass ihm gerade eine schriftlich verfasste Lobrede auf diesen König vorlag, in der seine 25 heraklidischen Ahnen ge- rühmt wurden. Sondern es kann diess in einer beliebigen ander- weitigen Art geschehen sein. Es kann bei seinem Regierungsantritt verkündigt worden sein, der wievielte seit Herakles er sei, wie diess wirklich in Sparta üblich gewesen zu sein scheint;' es kann bei dieser oder einer anderen Veranlassung in Athen oder in gewissen Kreisen der athenischen Gesellschaft besprochen, in eimem Lobgedicht oder von einem Redner berührt worden sein: möglich aber auch, dass er selbst etwas geäussert oder gethan hatte, woraus sein Stolz auf die 25 Ahnen hervorgieng, und dass Plato desshalb nicht von solchen redet, die darum gerühmt werden, sondern von solchen, die sich selbst damit brüsten. Unsere Stelle gibt darüber keine Auskunft. Nur soviel erhellt aus ihr, dass zu der Zeit, in der sie niederge- schrieben wurde, in Sparta ein König regierte, der von Herakles an 25 Alınen zählte. Dieser König, glauben nun Brrek und Ronpe, sei kein anderer als Agesilaos. Allein dieser hatte, von Herakles an gezählt und diesen selbst mit eingerechnet, nicht 25, sondern nur 23 Ahnen. Um diesen Anstoss zu beseitigen will Berek die vormundschaftliche Regierung Lykurg’s mitzählen, so dass-Agesilaos der fünfundzwanzigste von Herakles an wäre. Diess ist jedoch durchaus unzulässig. vu ergl. XEnoPn. Agesil. ı, 2: regt ev odv euyyeverces auro) ri av rıS neigov za zaN Arov eimeiv &yoı, 9 orı Zrı zur wOv Fols meoyovos Ovommfolsvorw dmommaoveVsree, OMONTOs Eyevero @b "Ho«zAzous, und die Aufzählung der Ahnen des Leotychides bei Herovor VIII, 131. Zerver: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 645 Wenn Lykurg auch eine Zeit lang als Vormund regierte, kann er doch weder unter den spartanischen Königen noch unter den Ahnen dieser Könige mitgezählt werden, denn ein Reichsverweser ist kein König und ein Seitenverwandter keiner von den Ahnen; und sein Name findet sich auch in keiner von den alten Königslisten, weder bei Heropor VIN, ı31 noch bei Pavsanıas II, 7. Auf andere Art hilft sich Ronpe.' Indem er die zwei Königslisten des Heropor und Pausansas verbindet, gewinnt er für Agesilaos von Herakles an und diesen mitgezählt 24 Ahnen. Aber wenn auch diese beiden Listen in den Namen mehrfach von einander abweichen, stimmen sie doch darin überein, dass in beiden Leotychides, der Ururgrossvater des Agesilaos, der sechszehnte Nachkomme des Prokles, der zwanzigste des Herakles (diesen selbst mitgezählt) ist. Dadurch wird ausser Zweifel gestellt, dass nach der officiellen Zählung der heraklidischen Ahnen die Zahl zwanzig für Leotychides feststand, dass somit sein Ururenkel Agesilaos nicht als der fünfundzwanzigste, sondern nur als der vier- undzwanzigste gezählt werden konnte. Wäre er aber auch der fünf- undzwanzigste gewesen, so würde Plato’s Beschreibung immer noch nicht auf ihn passen. Denn Plato redet Theät. 175 A nicht von einem TEVTERAIELKOOTOG mo "HoaxAous, sondern von einem solchen, der 25 Ahnen seit Herakles hat (mi wevre xaı eixocı xararoyw mpoyovwv Teuvuvouevuv). Dass aber dieser Ausdruck auch im Sinne von jenem gebraucht sein könne, wird durch die Stellen, welche Roupe (a. a. O0. S. 322) dafür anführt, Her. I, gr. VII, ı37, nicht bewiesen. Wenn in der ersten von diesen Stellen Gyges, der Ururgrossvater des Krösus (Her. I, 14— 18) sein reurrov' yevos, in der zweiten Perdikkas, dessen Nachkomme in der sechsten Generation Alexander I von Macedonien war (Her. VII, 139), dessen &&doues yeverwe genannt wird, so haben wir nur den bekannten Sprachgebrauch, dem zufolge bei der Angabe der Entfernungen zwischen dem ersten und letzten Glied einer Reihe diese beiden mitgezählt werden, so dass also z. B. der Enkel der Tpiros dro Tod rarrou, dieser der dritte Vorfahre des Enkels, d. h. derjenige Vorfahre desselben genannt werden kann, welcher, vom Enkel an gezählt und diesen mitgezählt, der dritte ist. Daraus folgt aber nicht, dass demjenigen, dessen fünfundzwanzigster mpC'yovos Herakles genannt werden kann, auch 25 mpoyovoL dmo "HpaxAeous beigelegt werden können. Jenes kann nach griechischem Sprachgebrauch richtig sein, denn Herakles ist sein Ahne und ist in der Reihe seines Geschlechts, von ihm selbst an rückwärts gezählt, der fünfundzwanzigste; dieses wäre unrichtig, denn seiner Ahnen sind es nur 24, und indem diese ! Jahrbb. f. class. Phil. 1881, S. 321. Sitzungsberichte 1886. 66 646 Sitzung der phil. -hist. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 24. Juni. für sich gezählt werden, werden sie von ihm selbst unterschieden und er kann nicht zu ihnen gerechnet werden. Die Fälle, mit denen Ronpe seine Deutung unserer Stelle stützen zu können glaubt, sind derselben nieht wirklich analog; so lange nicht zutreffendere Beispiele der von ihm angenommenen Ausdrucksweise aufgezeigt werden, er- scheint seine Erklärung nicht berechtigt. Agesilaos kann daher nicht derjenige sein, an welchen Plato in der Stelle des Theätet denkt. Dieser kann überhaupt nicht in dem Geschlecht der Prokliden gesucht werden, zu dem Agesilaos gehörte, denn um unter ihnen einen König mit 25 Ahnen seit Herakles zu finden, müsste man bis über Plato’s Tod herabgehen. Dagegen zeigt uns das Geschlecht der Eurystheniden einen König, auf den Plato’s Beschreibung genau passt, in Agesipolis, dem jüngeren Collegen des Agesilaos. Dieser Fürst kam gleichzeitig mit dem Ausbruch des grossen korinthischen Krieges, 394 v. Chr., zur Regierung; da er aber damals noch minderjährig war, konnte er erst im dritten oder vierten Jahr des Krieges, 392 oder 391 v. Chr., die Führung eines Heeres übernehmen, mit dem er in Argolis einfiel und sich ausdrücklich bemühte, die Erfolge, welche Agesilaos ein oder zwei Jahre zuvor hier davongetragen hatte, dadurch zu überbieten, dass er die Verwüstung des Landes und die Annäherung an die Mauern von Argos um ein Stück weiter ausdehnte als dieser (Xen. Hell. IV, 7). Es ist sehr möglich, dass gerade dieser Erfolg dem ehrgeizigen jungen Mann zu einer Äusserung Anlass gab, in der auch seiner heraklidischen Vorfahren gedacht wurde, oder dass andere rühmend hervorhoben, wie würdig er sich gleich bei der ersten Probe seiner 25 Ahnen ge- zeigt habe, und dass eben diess Plato’s Tadel hervorrief. Jedenfalls aber kann nur er es sein, dem dieser Tadel zunächst gilt, denn er ist der einzige spartanische König aus Plato’s Zeit, der sich mit 25 Ahnen aus dem Hause der Herakliden brüsten konnte.' Hieraus geht nun hervor, dass der korinthische Krieg, aus dem Theätet im Eingang unseres Gesprächs krank heimkehrt, nur der erste, von 394 bis 387 v. Chr. geführte, sein kann, denn der zweite, von 368, fällt zwölf Jahre nach Agesipolis’ Tod. Muss ferner der Dialog auch nicht unmittelbar nach den in seiner Einleitung berührten Vor- gängen verfasst sein, so ist es doch aus den früher angegebenen Gründen sehr unwahrscheinlich, dass seine Abfassung um mehrere Jahre von ihnen abliegt. Da endlich der Ausfall gegen diejenigen, welche sich ihrer 25 Ahnen seit Herakles rühmen, nur dann motivirt und nur dann dem Leser verständlich war, wenn er sich auf etwas eben ı Es ist daher das gerade Gegentheil des wirklichen Sachverhalts, wenn BErGk S. 7 behauptet, das Haus der Eurystheniden weise zu Plato’s Lebzeiten zu hohe Ahnen- zahlen auf, um an sie denken zu können. Zeiter: Zeitgeschichtliche Beziehungen des Theätet. 647 erst vorgekommenes bezog, und da für jenes Rühmen das erste selb- ständige Auftreten des jungen spartanischen Königs die schicklichste Veranlassung bietet, so ist es mir das wahrscheinlichste, dass der Theätet unmittelbar nach Agesipolis’ Feldzug gegen Argos, um 391 v. Chr., verfasst, oder wenigstens in diesem Zeitpunkt veröffentlicht worden ist; wobei immerhin die Möglichkeit offen bliebe, dass S. 143 D— ı72B und ı77C bis zum Schlusse schon etwas früher niedergeschrieben waren, und nur das Einleitungsgespräch und die Episode 172 CE — 177 © jetzt erst beigefügt worden. Dieses Ergebniss wird mich nun der Aufgabe überheben, auf eine weitere, schon oben berührte Vermuthung näher einzugehen, die BER6K (a. a. OÖ. S. 7 ff.) zu begründen versucht hat, mit der er aber bis jetzt allein steht,' dass nämlich die Lobschrift auf Agesilaos, gegen die sich Plato im Theätet wende, keine andere sei, als der xenophontische Agesilaos. An einer positiven Begründung dieser Hypothese fehlt es der Berer’schen Abhandlung ganz und gar; nachdem sich uns daher ihre allgemeinen Voraussetzungen hinfällig gezeigt hahen, ist eine be- sondere Widerlegung derselben entbehrlich.” Auch die Vermuthung, dass Theät. 175 © ff. dem Isokrates gelte,’ hat bereits Ronpe’ ausreichend widerlegt. Wir haben überhaupt keinen Grund diese Stelle auf eine einzelne Person, und nicht vielmehr auf eine ganze Menschenelasse zu beziehen; am wenigsten liesse sich aber in dem demvs x dixavıxos, dem Plato hier entgegentritt, in dem Advocaten, der sich nur auf Rechtsstreitigkeiten und auf dovAıxd diaxovnuara versteht, Isokrates wiedererkennen, von dem auch Plato selbst im Euthydem (304 D ff.) en so ganz anderes Bild entwirft. Über das Verhältniss des Philosophen zu Isokrates lässt sich dem Theätet nichts entnehmen. ! Ausdrücklich und mit guten Gründen wendet sich gegen sie Ronpe, Gött. Gel. Anz. 1884, S. 14 f. ® Und das gleiche gilt von dem Einfall (a. a. O. S. gf.), dass Theät. 175 C, statt Mapvig’s sinnreicher Emendation: zezrnazvos rau Yauriov, zu setzen sei: zezr. Tau guriov, das Gold des aegyptischen Tachos, d. h. das, welches Agesilaos bei seiner Abreise aus Aegyten, unmittelbar vor seinem Tode, von Nektanebis erhielt. 8 BERGE, 2.2.0. S. ı8f£. EN. 3210,.8.108 Ausgegeben am 29. Juli. 66* vr. u '%; we >; € zer? Aa IR PTIERART N, ’ Kart I f Hi % . wi " Pr z P i wen . ® 1886. XXXVIH. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 22. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. AuweRrs. l. Hr. Prisesuem las über die vermeintliche Zersetzung der Kohlensäure durch den Chlorophyllfarbstoff. 2. Hr. Schwespener las: zur Wortmann’ schen Theorie des Windens. 3. Hr. Fucns las: über diejenigen algebraischen Gebilde, welche eine Involution zulassen. 4. Hr. vox Hernnortz legte eine Abhandlung der HH. Dr. A. Könıe und Dr. ©. Dierericr hierselbst vor: die Grundempfindungen und ihre Intensitätsvertheilung im Speetrum. 5. Hr. Virenow übergab eine Mittheilung des Hrn. Frank GALVERT über Meteorsteinfälle am Hellespont. 6. Hr. Scuurze legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. A. GoETTE in Rostock vor: Verzeichniss der Medusen, welche von Dr. SANDER, Stabsarzt auf S.M.S. »Prinz Adalbert«, gesammelt wurden. Die vorbezeichneten Mittheilungen erscheinen theils im heutigen, theils im nächsten Bericht. N ir m Mu. Kr) ü Bir | I! r; v KEA | Pr Al } SL x I: ah DU len Br ep | lb iR de 651 Über die vermeintliche Zersetzung der Kohlen- säure durch den Chlorophyllfarbstoft. Von N. PrınssHem. Die Untersuchungen über den physiologischen Werth des Chlorophyll- farbstoffes und über seine Bedeutung im Gaswechsel der Pflanzen mit der Atmosphaere sind seit einiger Zeit wieder in lebhaften Fluss gerathen; nachdem früher die Ansichten hierüber wesentlich schon als abge- schlossen gegolten hatten. Ich habe hierüber schon mehrfach an dieser Stelle berichtet und erlaube mir auch heute einen weiteren Beitrag hierzu vorzulegen. Einer der Punkte, über welchen jetzt wieder die Ansichten weit auseinander gehen, betrifft den Antheil, welchen der Chlorophylifarb- stoff an der Zersetzung der Kohlensäure in der Pflanze nimmt. Die Thatsache, deren Entdeckung noch dem 18. Jahrhundert angehört, dass es die grünen Theile der Gewächse sind, welche Sauer- stoff im Lichte entwickeln, hat bisher den Ausgangspunkt für die Beurtheilung der Function des Chlorophylifarbstoffes in der Pflanze gegeben. Sie bildete das eigentliche Argument der alten Chlorophyll- theorie. Das constante Auftreten des grünen Farbstoffes in allen assimilirenden Organen sollte den direeten und ursächlichen Zusammen- hang desselben mit der Zersetzung der Kohlensäure, die ja bekannt- lich die Quelle der Sauerstoffabgabe in der Pflanze ist, ausser Frage stellen. Man nahm deshalb allgemein an, dass es der CGhlorophyll- farbstoff selbst ist, der mit Hülfe des Lichtes die Kohlensäure in der Pilanze zerlegt. Bis vor wenigen Jahren konnte diese Auffassung, die den wesent- lichen Inhalt der alten Chlorophylitheorie bildet, noch als die einzige zulässige gelten. Die photochemischen Wirkungen in der Pflanze waren bis dahin nur unvollständig gekannt. Die Zerlegung der Kohlensäure galt als der einzige chemische Effeet, den das Licht in der Pflanze aus- übt. Eine zweite chemische Wirkung des Lichtes auf die Gewächse, welche in Beziehung zur Sauerstoffabgabe derselben stand, kam gar 652 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juli. nicht in Frage. Namentlich war, um den Punkt gleich zu berühren, der hier für die Deutung der Erscheinung der wichtigste ist, ein Ein- fluss des Lichtes auf das Verhältniss der Pflanze zum Sauerstoff der Atmosphaere niemals bemerkt worden. Die gasometrischen Unter- suchungsmethoden der Athmung und der Sauerstoffaufnahme der Ge- wächse hatten einen solchen nicht hervortreten lassen. Bei ihrer beschränkten Anwendungsweise und bei der Schwierigkeit, die Oxy- dations- und Reduetionswirkungen in den belichteten grünen Geweben zu trennen, ist dies an sich zwar gar nicht auffällig; allein die Resultate der Untersuchungen des Gaswechsels der Pflanzen in geschlossenen Räumen bildeten eben bis dahin noch die einzige, oder doch wesent- liche Grundlage aller Vorstellungen über die Beziehung der Pflanze zur Atmosphaere. Nach allen bekannten Erfahrungen konnten daher die Licht- absorptionen in der Pflanze, welche eine chemische Bewegung in derselben anregen, nur auf den einzigen eonstatirten Lichteffeet, auf die Kohlensäure-Zersetzung, bezogen werden. Man nahm deshalb an, dass die blauen und rothen Strahlen, welche vom Chlorophylifarbstoff am stärksten absorbirt werden, die Zerlegung der Kohlensäure in der Pflanze bewirken, und setzte gleichzeitig auch eine unmittelbar chemische Beziehung des Farbstoffes zum Assimilationsacte voraus; dieser sollte selbst mit seiner Substanz chemisch in den Process der Kohlensäure-Zersetzung hineingezogen werden. Diesen Anschauungen bin ich in den letzten Jahren wiederholt entgegengetreten und habe zu zeigen versucht, dass sie in den Er- fahrungen keine sichere Stütze finden. Sie wurzeln alle wesentlich und allein in dem Bedürfniss für die Thatsache, dass die grünen Theile der Gewächse Sauerstoff abgeben, eine Erklärung zu finden, welche einen direeten Zusammenhang zwischen dem Farbstoff und der Kohlensäure-Zersetzung ersichtlich machen soll. Ich habe mich nun einerseits bemüht nachzuweisen, dass zwingende Gründe für einen solchen Zusammenhang nicht vorhanden sind, dass gegen jede einzelne der aufgestellten Hypothesen, wie man sich etwa diesen Zusammen- hang zu denken habe, oder auch nur vorstellen könne, gewichtige, gut eonstatirte und zum Theil entscheidende Erfahrungen sprechen, und habe andererseits zugleich eine chemische Wirkung des Lichtes auf die grüne Zelle aufgedeckt, welche die Thatsache, dass grüne Theile Sauerstoff abgeben, unter einem anderen Lichte erscheinen lässt. In der That liegt zunächst gegenwärtig gar keine unbestrittene Erfahrung vor, welche zu der Folgerung nöthigt, dass es die vom Chlorophyllfarbstoff absorbirten Strahlen sind, welche die Kohlensäure in der Pflanze zerlegen. Prinasurmm: Vermeintl. Zersetz. d. Kohlensäure dnrch Chlorophylifarbstoff. 653 Es ist jetzt längst erwiesen, dass es ein Irrthum war, die Haupt- wirkung des Lichtes bei der Assimilation in die vom Chlorophyll- farbstoff vorzugsweise absorbirten blauen und violetten Strahlen zu verlegen. Grade diese blauen und violetten Strahlen, die wie jede Photographie einer Landschaft zeigt, von den grünen Theilen der Pilanzen fast vollständig verschluckt werden, leisten für die Zersetzung der Kohlensäure in der Pflanze nur wenig, im diffusen Tageslicht, in welchem die Assimilation noch immer eine kräftige ist, fast Nichts. Sie sind für die Kohlensäurezersetzung der grünen Pflanze ohne Be- lang und der biologische Werth ihrer Absorptionen weist daher auf eine andere Bestimmung derselben und auf eine andere Function des Farbstoffes hin. Vom Standpunkte der Chlorophylitheorie ist ihre so hervorragende Absorption im Chlorophyll geradezu unverständlich. Dumas und Bovssineaunt, welche zuerst die Ansicht aufgestellt haben, dass die Lichtstrahlen, die der Chlorophylifarbstoff absorbirt, die Kohlensäure zerlegen, gingen hierbei damals noch von der An- nahme aus, dass es die blauen, die sogenannten chemischen Strahlen sind, welche in der Pflanze die Assimilation vollführen. Diese Voraussetzung ist aber, wie sich später gezeigt hat, ein Irrthum gewesen. Was nun ferner die vom Chlorophyll gleichfalls in so auffallend hohem Grade absorbirten rothen Strahlen zwischen B und € Fraun- hofer betrifft, welchen einige neuere Physiologen die Zerlegung der Kohlensäure jetzt in erster Linie zuschreiben wollen, so habe ich bereits in einem früheren Aufsatze zeigen können, dass auch diese Strahlen für die Kohlensäure-Zersetzung weniger leisten, als die be- nachbarten Spectralregionen im Orange und im Gelb, die doch in be- deutend geringerem Grade vom Chlorophyll absorbirt werden, als jene. Die abweichenden Angaben von Eneermann beruhen, wie ich dort gezeigt habe,' auf falschen theoretischen Vorstellungen und irrigen Zahlenangaben. Soviel steht demnach jedenfalls fest, dass die Lichtabsorptionen gerade derjenigen Strahlen im Chlorophyll, welchen die Vegetation ihre grüne Farbe verdankt, die Absorptionen der blauen, violetten und rothen Strahlen zwischen B und € für eine andere Function in der Pflanze angepasst sind, als für die KohlensäureZersetzung. Ihre Bedeutung für die Pflanze haben dann die Untersuchungen er- schlossen, die ich mit Pflanzen im intensiven Lichte angestellt habe, und durch welche die Vorstellungen über die Art und Weise, wie ! Diese Berichte vom 4. Februar 1886. und Prinssneim: Jahrb. für wiss. Bot, Bd. XVII, S. 162 u. f. 654 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. ‚Juli. die Sauerstoffabgabe der grünen Gewächse zu Stande kommt, eine wesentliche Modification erfahren haben. Es hat sich ergeben, dass das Lieht eine bemerkenswerte, oxy- dirende Wirkung auf die Träger der biologischen Vorgänge in der grünen Zelle ausübt: auf das Protoplasma und dessen Bewegungs- erscheinungen, auf die Hautschicht, das Stroma der Chlorophyli- körper, den Cytoblasten und zum Theil auch auf die Producte der Assimilation. Dass eine grosse Reihe organischer Körper, die zu den unmittelbaren Bestandtheilen der Pfilanzenzelle gehören, wie Fette, Öle, Harze u. s. w. unter dem Einflusse des Lichtes sich oxydiren, ist eine längst bekannte und erwiesene Thatsache. Diesen verwandte Körper durchtränken überall das Plasma der Zelle und das Stroma der Chlorophylikörner. Durch die Untersuchungen im intensiven Liehte ist daher nur gezeigt, was eigentlich selbstverständlich, nur bisher nieht bemerkt war, und daher bei der Beurtheilung des Ver- hältnisses der grünen Pflanzentheile zur Atmosphaere auch keine Be- rücksiehtigung gefunden hatte, dass dieselben Oxydationswirkungen des Lichtes, die ausserhalb der Pflanze auftreten, sich auch im Innern der Pflanzenzelle äussern, und dass die nächsten und wesentlichen Formenbestandtheile der Zelle, die meist nachweislich von Substanzen getränkt sind, welche im Lichte begierig Sauerstoff aufnehmen, selbst zu den in diesem Sinne lichtempfindlichen Körpern gehören und durch das Licht oxydirt werden. Hierdurch ist nun ein Verständniss für die Lichtabsorptionen im Chlorophylifarbstoff und für dessen Funetion in der Pilanze gewonnen worden, welches ausserhalb der Kohlensäure-Zersetzung liegt, viel- mehr einen Einfluss des Farbstoffes auf die Beziehung der Pflanze zum Sauerstoff der Atmosphaere nachweist. Gerade die blauen Strah- len, welche der Chlorophyllfarbstoff so kräftig absorbirt, und von denen die älteren Physiologen vermuthet haben, dass sie in der Pflanze reducirend wirken, sind nun bei den Oxydationswirkungen des Lichtes auf die Zellenbestandtheile unter allen farbigen Strahlen als die wirk- samsten befunden worden. Ihre Absorptionen im Chlorophyllfarbstoff erscheinen somit als das Mittel, welches die Pflanze besitzt, um ihre leicht oxydablen Bestandtheile vor einer zu energischen, für den Stoff- wechsel schädlichen, Oxydation zu schützen. Jede genauere Beobachtung einer grünen Zelle im intensiven Licht weist nun in der That, wie ich wiederholt und ausführlich beschrieben habe', augenscheinlich und in jedem einzelnen Versuche diesen Schutz gegen die Sauerstoff-Wirkun- ! Über Liehtwirkung und Chlorophylifunction, Leipzig 1881 und Jahrb. f. w. Bot. Bd. XII. u. XIII. ferner: Uber die primaeren Wirkungen des Lichtes auf die Vegetation, Monatsbericht d. Berl. Akad. d. Wiss. 1881, S. 504 u. f. Prısssreim: Vermeintl. Zersetz. d. Kohlensäure durch Chlorophyllfarbstoff. 655 gen des Lichtes nach, den das Chlorophyll den Körpern bietet, die sich in der Zelle in seinem Schatten befinden, und durch welches dasselbe zum Reguülator der Sauerstoffzufuhr in der grünen Zelle wird. Wir sehen daher bei diesen Untersuchungen in unzweideutiger und po- sitiver Weise eine Wirkung des Farbstoffes hervortreten, die nicht in Uebereinstimmung mit der früheren Vorstellung über seine Fune- tion ist. Betrachten wir dies Resultat unter dem Gesichtspunkte der alten Theorie, so erscheint es allerdings auch jetzt noch nicht geradezu ausgeschlossen, dass der Farbstoff neben dieser für ihn nachgewiesenen Funetion auch noch die ihm früher zugeschriebene direete Wirkung auf die Kohlensäure-Zersetzung ausübt; allein es darf hierbei nicht übersehen werden, dass die einzige thatsächliche Grundlage, welche, wie ich im Eingange dieses Aufsatzes hervorhob, zu der Annahme der Kohlensäure-Zersetzung durch den Farbstoff geführt hat, die auffallende Erscheinung nämlich, dass nur grüne Theile Sauer- stoff geben, jetzt auch ohne jene Annahme eine ausreichende und befriedigende Erklärung findet. Sie bedarf mindestens zu ihrem Ver- ständniss nicht mehr nothwendig die Voraussetzung, dass der Chloro- phylifarbstoff die Kohlensäure zersetzt. Die Sauerstoffabgabe der grünen Gewächse ist ja, wenn man auf ihre Bedingungen in der Zelle zurückgeht, nur der Ausdruck dafür, dass in der grünen Zelle im Lichte die Reduetionsvorgänge die Oxydationsvorgänge überwiegen. Sehen wir nun, wozu die Versuche im intensiven Licht hinführen, den Chlorophylifarbstoff als Regulator der Sauerstoffzufuhr für die plasmatischen Bestandtheile der Zelle an, so wird die Sauerstoffabgabe der grünen Theile schon durch die Herabminderung allein begreiflich, welche die oxydirenden Wirkungen des Lichtes vermöge der Ab- sorptionen der wirksamsten Strahlen im Chlorophyll erleiden, ohne dass es hierzu noch der Annahme einer positiven Beziehung des Farb- stoffes zu dem eigentlichen Vorgange der Kohlensäure-Zersetzung be- dürfen würde. Fügt man hinzu, dass unter allen anderen bekannten Erfahrungen über das Verhalten des Chlorophylifarbstoffes in der Zelle, sich für seine vorausgesetzte Beziehung zur Kohlensäure -Zersetzung nirgends bis jetzt deutliche Hinweise oder Anhaltspunkte gefunden haben, so kann sicherlich die Sauerstoffabgabe grüner Gewächse jetzt nicht mehr an sich allein schon als ein Beweis für den ursächlichen Zusammenhang des Farbstoffes mit der Kohlensäurezersetzung an- gesehen werden. Soll diese Annahme noch ferner bestehen, so müssen vielmehr zum mindesten ihre Vertheidiger den Nachweis von ander- weitigen Thatsachen erbringen, die diesen Zusammenhang in irgend einer Weise entschiedener hervortreten lassen. 656 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juli. Dies wird jetzt auch schon allgemein gefühlt, und die Anhänger der alten Theorie bemühen sich wenigstens neuerdings schon wieder- holt solche Thatsachen zu finden. Leider immer wieder auf den Wegen, die so oft schon erfolglos betreten sind. Sie wollen immer wieder den Nachweis bringen, dass das Chlorophyll die Kohlensäure zersetzt und dass die Maxima von Absorption und Sauerstoffsabgabe zusammenfallen. Meiner Ansicht nach ist nun allerdings die Aussicht nicht gross, dass das gesuchte Ziel erreicht werden wird, und am allerwenigsten auf einem von diesen Wegen. Zu den bisher besprochenen, in dieser Hinsicht negativen Befunden der physikalischen Erforschung des Phae- nomens treten ebenso entscheidende chemische Erfahrungen hinzu, welche diese Aussicht auch auf chemischem Wege fast hoffnungslos erscheinen lassen. Ich habe dies schon früher in einer ausführlichen Kritik der chemischen Arbeiten auf diesem Gebiete dargelegt und, wie Jeder zugeben wird, haben in der That auch die zahlreichen chemischen Bemühungen in der Richtung, um nachzuweisen, dass der Farbstoff die Kohlensäure zerlegt, bisher nur negative Ergebnisse zu verzeichnen. Endlich aber haben die Untersuchungen über die Eigenschaften des Farbstoffes und über sein chemisches Verhalten zu Sauerstoff und Kohlensäure in und ausserhalb der Pilanze ausserdem noch zur Kenntniss von positiven Thatsachen geführt, die eine ganz andere Beziehung des Chlorophylifarbstoffes zu den Gasen der Atmosphaere nachweisen, als die vermeintliche reduetorische zur Kohlensäure, welche die alte Chlorophylitheorie für ihn in Anspruch nimmt. Dieses Verhältniss soll hier zunächst noch Erwähnung finden, weil es von vornherein zur richtigen Beurtheilung von Versuchen und Angaben dienen kann, die in allerneuester Zeit mit dem An- spruch auftreten, den direeten Nachweis erbracht zu haben, dass der Chlorophylifarbstoff wirklich für sich allein die Kohlensäure zu zer- legen im Stande ist. Es ist der eigentliche Zweck meines heutigen Vortrages diesen neuesten Angaben entgegenzutreten und die Ergeb- nisse meiner Nachprüfung derselben hier mitzutheilen. Die künstlichen Lösungen des Chlorophylifarbstoffes, die man aus grünen Blättern gewinnt, besitzen fast genau das gleiche Spectrum, wie der Farbstoff in der lebenden Pflanze. Die geringen Differenzen, die vorhanden sind, lassen sich auf die Brechungsverhältnisse des Lösungsmittels zurückführen. Man sah daher die gleichen Lichtstrahlen in den Chlorophyll-Lösungen und in der grünen Pflanze verschwinden, und da man die Absorption der Strahlen im Farbstoff als die Ursache der Kohlensäure-Zersetzung ansah und auch geneigt war, den Farb- Prinssueim: Vermeintl. Zersetz. d. Kohlensäure durch Chlorophyllfarbstoff. 657 stoff selbst als eine Art Muttersubstanz für die Assimilationsproduete zu betrachten, so hielt man es nicht für unmöglich, ja es schien fast nur eine Consequenz der Theorie, dass es gelingen könne die Kohlen- säure auch in Chlorophyll-Lösungen durch Licht zu zerlegen. Man konnte an die Möglichkeit denken, auf diesem Wege künstlich Zucker oder Stärke darzustellen. Es liegen nun in der That bereits aus früher Zeit eine Anzahl Versuche in dieser Richtung vor. Sie haben aber alle zu einem ganz anderen, als dem erwarteten Resultate geführt. Man hoffte in den Chlorophyll-Lösungen durch Lieht die Kohlensäure zu zersetzen und Sauerstoff frei zu machen: grade das Gegentheil trat ein, die Chloro- phyll-Lösungen nahmen im Lichte unter Entfärbung und Zerstörung ihrer Substanz Sauerstoff auf und gaben Kohlensäure ab. Die Kohlen- säure dagegen übte in den Lösungen des Farbstoffes gar keinen sicht- baren Einfluss auf denselben aus. Kohlensäure und Chlorophyll scheinen unter diesen Bedingungen gar nicht auf einander zu reagiren. Man könnte sagen, dass dies nur ausserhalb der Pflanze ge- schieht, allein ich selbst habe vor einigen Jahren doch nach- gewiesen, dass der Chlorophyllifarbstoff auch in der lebenden Pflanze sich gegen Sauerstoff und Kohlensäure im Lichte genau so verhält, wie in seinen Lösungen ausserhalb der Pflanze. Auch im Innern der lebenden Zelle nimmt er unter dem Einflusse des Lichtes nicht Kohlen- säure, sondern Sauerstoff auf und zerlegt und oxydirt sich mit dem- selben ganz so, wie in seinen Lösungen ausserhalb der Pflanze. Hierüber lassen die Versuche nicht den geringsten Zweifel. Es ist nichts leichter als mit Hülfe von intensivem Licht sich binnen wenigen Minuten zu überzeugen, dass es so ist, und dass es in jedem Versuche constant so ist Kohlensäure und Chlorophyll dagegen reagiren auch in der lebenden Zelle unter dem Einflusse des Lichtes nachweislich nicht aufeinander. Selbst wenn man die grüne Zelle in einer Atmosphaere von reiner Kohlensäure der intensiven Licht- wirkung von Sonnenbildern im Focus einer grossen Linse eine längere Zeit, eine Stunde und länger, ununterbrochen aussetzt, bleibt der Chlorophylifarbstoff völlig unberührt und unverändert bestehen, während bei der gleichen intensiven Beleuchtung schon eine Spur von Sauer- stoff genügt, um ihn in wenigen Minuten im Innern der Zelle selbst vollständig zu entfärben und zu zerstören. Dies gleichartige Verhalten des Farbstoffes in seinen Lösungen und im Innern der Zelle und der Umstand, dass er auch in der Zelle nicht Kohlensäure, sondern Sauerstoff aufnimmt, spricht gewiss nicht für die Ansicht, dass er die chemische Ursache der Kohlensäure- Zersetzung in der Pflanze ist, unterstützt vielmehr meine Auffassung, 658 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juli. dass sein Auftreten nur eine der Bedingungen bildet, unter denen die Sauerstoffabgabe der grünen Pflanzen sich vollzieht und die auf die Grösse derselben von Einfluss sind. Allein ganz vor Kurzem ist trotzdem doch wieder, wie ich bereits angedeutet habe, der Versuch wiederholt worden, die Kohlen- säure durch Chlorophyll zu zerlegen und diesmal, wie behauptet wird, mit Erfolg. In der Pariser Academie des sciences hat vor einigen Monaten Hr. Paurn Berr Versuche von Hrn. Reesarp mitgetheilt, dem es nach der Darstellung, die er von seinen Versuchen in den Comptes rendus vom 14. December 1885 giebt, wirklich gelungen sein soll, die Kohlen- säure ausserhalb der Pflanze durch chlorophyllirte Papierstreifen zu zerlegen und hierbei Sauerstoff frei zu machen. Hr. Reenarn ging bei seinen Versuchen von der Ansicht aus, dass die älteren derartigen Versuche nur deshalb misslungen sind, weil die angewandten Mittel zum Nachweis des Sauerstoffs nicht empfindlich genug waren. Er meint, dass bei diesen Versuchen der Sauerstoff allerdings nieht in Blasen entweiche, wie dies der Fall ist, wenn man assimilirende Pflanzen unter Wasser den Sonnenstrahlen aussetzt, dass man aber in anderer Weise sich von der Existenz des frei werdenden Sauerstoffs überzeugen könne, wenn man genügend empfind- liche Reagentien auf Sauerstoff anwendet. Er benutzte nun bei seinen Versuchen das sogenannte ScHÜTZENBERGER'sche Reagens auf Sauerstoff, welches bereits vielfach von ScmÜtzENBERGER selbst und von Anderen in physiologischen Versuchen als empfindlicher Sauerstoff - Indicator Verwendung gefunden hat. Dies Reagens besteht bekanntlich aus einem im Wasser löslichen blauen Farbstoff, dem sogenannten Bleu Coupier oder Azodiphenyl- blau, der vorher durch hydroschweflige Säure oder Natriumhydro- sulfit entfärbt wird. In diesem Zustande ist die Flüssigkeit gelb, hat aber die Eigenschaft, sieh mit geringen Spuren von Sauerstoff :asch wieder zu bläuen. Re6Narn zeigte nun zuerst, dass das so ent- färbte Bleu Coupier in der Sonne schon in einigen Minuten. wieder blau wird, wenn man grüne Pflanzenblätter in die Flüssigkeit eintaucht. Ich gehe auf diese Versuche nicht weiter ein, da ja Niemand bezweifelt, dass grüne Blätter in der Sonne unter Wasser Sauerstoff abgeben, obgleich freilich, wie sich bald herausstellen wird, diese längst bekannte Thatsache durch den Versuch von Rrenarn keines- wegs erwiesen sein würde. Ebenso übergehe ich den zweiten Ver- such von Reexarn mit ausgedrückten Chlorophylikörnern, von welchem sich etwa das Gleiche sagen lässt, wende mich vielmehr sofort zu dem Fundamental-Versuch desselben, durch welchen endlich und Prıinssnein: Vermeintl. Zersetz. d. Kohlensäure durch Chlorophylifarbstoff. 659 PN} endgültig erwiesen werden soll, dass der Chlorophyllfarbstoff sogar ausserhalb der Pflanze die Kohlensäure zerlegt. Reenarn stellte sich zu diesem Zwecke Lamellen von Cellulose her, die er mit einem Niederschlag von Chlorophyll imprägnirte, in- dem er sie mit alkoholischen oder ätherischen Chlorophyll - Lösungen durchtränkte und dann rasch unter der Luftpumpe trocknete. So stellte er, wie er sich ausdrückt, wahre künstliche grüne Blätter ohne Zellen und ohne Protoplasma her, die er nun in der ScHÜTZENBERGER- schen Lösung in mit Glashahn wohlverschlossenen Röhren und unter Quecksilber dem Lichte aussetzte. Reenarp behauptet nun, dass die dem Lichte ausgesetzte Flüssig- keit in den Röhren, welche die chlorophyllirten Cellulose-Streifen enthielten, in zwei bis drei Stunden wieder blau wird, während in gleich behandelten Control-Versuchen im Finstern die Flüssigkeit sich nicht wieder bläut. Es unterscheiden sich diese Versuche von Rerenarp von den oben besprochenen Versuchen in den alkoholischen Chlorophyl- lösungen, die ja, wie wir sahen, Sauerstoff aufnehmen und nicht abgeben, durch den Umstand, dass Reewarn nicht mit Lösungen des Farbstoffes, sondern mit festem, aus seinen Lösungen niedergeschlagenem Chlorophyll und nieht in einer alkoholischen, sondern in einer wäss- rigen Flüssigkeit experimentirt hat. Man könnte zu der Annahme neigen, dass hierin die Ursache der abweichenden Resultate und des scheinbaren Erfolges bei Reenarn zu suchen sei. Allein jedem Physio- logen, der mit den Bedingungen vertraut ist, unter welchen grüne Pilanzenblätter im Lichte Sauerstoff abgeben, mussten sich von vorn- herein schwere Bedenken gegen die Richtigkeit der Angaben von Reenarn aufdrängen. Es ist effectiv und sicher nachgewiesen, dass der Chlorophylifarbstoff sowohl in als ausserhalb der Pilanze Sauerstoff im Lichte aufnimmt. Wie ist hiermit das Resultat von ReE@GNARD, dass er Sauerstoff abgiebt, zu vereinen? Wie kann man überhaupt annehmen, dass der aus den Blättern gelöste und aus seinen Lösungen wieder niedergeschlagene Farbstoff ausserhalb der Pilanze Kohlensäure zerlegt, wenn die Blätter selbst in dem Zustande, in welchem ihnen der Farbstoff entzogen wird, dies nicht mehr vermögen. Man gewinnt den Farbstoff aus den Blättern, indem man sie durch das Lösungsmittel tödtet, oder aus vorher getrockneten Blättern, die man mit dem Lösungsmittel auszieht. Es ist erwiesen, dass die in irgend einer Weise getödteten, aber noch unverändert grünen Blätter unter Wasser gebracht keinen Sauerstoff! mehr abgeben, obgleich z. B. die bei gelinder Wärme getrockneten Blätter bei vor- sichtigem Verfahren, so lange sie nicht zu faulen anfangen, den Farb- 660 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. stoff in völlig unverändertem Zustande und mit seinen normalen Eigenschaften enthalten. Schon die bloss lufttrockenen Blätter geben keinen Sauerstoff mehr ab, auch wenn man sie vorher anfeuchtet und dann unter Wasser versetzt. Dies wusste schon SExeBIEer und hat es vor jetzt mehr als ı00 Jahren bekannt gemacht. Im den lufttrockenen Blättern befindet sich aber der Farbstoff jedenfalls unter viel norma- leren Verhältnissen, als in dem Zustande, in welehem ihn die künst- lichen Blätter von Resexarn enthalten, und der Farbstoff, mit welehem Resnarn experimentirte, kann ja aus solchen Blättern gewonnen werden. Ferner hat Boussissaust schon gezeigt, dass Pflanzen, die nur asphyxirt sind, d. h. solche, die eine kurze Zeit in irrespirablen, aber sonst unschädlichen Gasarten — wie Stickstoff oder Wasserstoff — sich befunden haben, für einige Zeit die Fähigkeit verlieren, Kohlensäure zu zersetzen, obgleich in ihnen der Chlorophylifarbstoff völlig unver- ändert bleibt. In sauerstoffhaltige Räume übergeführt, fangen sie auch bald wieder an Sauerstoff zu entwickeln. Diese und andere Erfah- rungen weisen doch zur Genüge nach, dass der Farbstoff für sich allein keinesfalls die Kohlensäure-Zersetzung ausführt. Nach alledem unterlag es daher für mich auch keinem Zweifel, dass in die Ver- suche von Reenarn ein Irrthum oder ein Missverständniss sich ein- geschlichen haben müsse. Ich beschloss aber dennoch die Versuche zu eontroliren, um die Anschauungen über die Chlorophyliwirkung, an welehe ich soviel Zeit und Mühe verwandt habe, nicht wiederum für längere Zeit in eine falsche Bahn gelenkt zu sehen, zumal einige für die alte Chlorophylitheorie besonders eingenommene Physiologen sich beeilt haben die Reexarn’schen Versuche, mit Genugthuung, Zu- stimmung und vollem Vertrauen zu begrüssen.' Bei der Wiederholung der Resenarn’schen Versuche in der von ihm vorgeschriebenen Weise fand ich nun zwar allerdings, dass unter Umständen, auf die ich gleich zurückkomme, die SCHÜTZENBERGER'sche Flüssigkeit sich in der That im Licht in kürzerer oder längerer Zeit wieder bläut, wenn man z. B. chlorophyllirte Streifen von schwedi- schem Filtrirpapier in die entfärbte Flüssigkeit bringt, ich fand aber sehr bald bei mehrfacher Abänderung der Versuche, dass dies ebenso leicht und rasch geschieht, wenn man Papier- oder Cellulose- Lamellen nimmt, die anstatt mit einer Chlorophyll-Lösung bloss mit Alkohol getränkt und dann getrocknet werden, ja dass reine, trockene Streifen von schwedischem Filtrirpapier, die weder mit einer Chlorophyll-Lösung noch mit Alkohol getränkt worden sind, dasselbe leisten. Man findet ferner bei weiterer Abänderung der Versuche, dass ı Z.B. Tınirıazerr. (Comptes rendus 22. Mars 1886. Prınssaein: Vermeintl. Zersetz. d. Kohlensäure durch Chlorophyllfarbstoff. 661 die Wiederbläuung, wenn auch schwieriger und langsamer, unter den gleichen Umständen auch im Finstern erfolgen kann, und dass end- lich das ScmÜTzENBERGER sche Reagens auch für sich allein, ohne dass man Papierstreifen hineinbringt, der Wiederbläuung im Lichte fähig ist. Forscht man den Ursachen der Wiederbläuung und des so ver- schiedenen Verhaltens der Flüssigkeit nach, so bemerkt man bald, dass dieselben meist, wenn auch nicht immer nachweislich, in dem Vorhandensein von Spuren von übersehenem Sauerstoff liegen, der bei der Art, wie diese Versuche ausgeführt werden müssen, auch bei der grössten hierauf gerichteten Aufmerksamkeit nicht absolut sicher und vollständig ausgeschlossen werden kann. Zunächst bildet schon das Hineinbringen von Papier- oder Cellulose-Streifen fast immer eine unmittelbare Fehlerquelle, da sehr häufig das Papier, wenn es trocken ist, was ja Reewarn für seine Versuche verlangt, von dem Reagens nicht vollständig benetzt wird und mikroskopisch kleine Bläschen am Papier haftend zurückbleiben, die auch bei grosser Auf- merksamkeit übersehen werden können, und erst bei der Beobachtung mit starken Lupen bemerkt werden. Dies ist die wesentliche Ursache, warum das Reagens, wenn Papierstreifen hineingebracht werden, um so vieles leichter und rascher sich bläut, als ohne dieselben. Einen ferneren nieht zu verkennenden Einfluss auf die Wiederbläuung hat aber auch die Belichtung der Flüssigkeit. Die dem Lichte, auch nur dem diffusen Tageslichte, ausgesetzte Flüssigkeit mit und ohne Streifen von Chlorophyll-Papier zeigt fast immer leichtere und raschere Spuren von Bläuung, als die im Finstern aufbewahrte. Dies ist ferner die Ursache des Unterschieds, welchen Rrenarn in dem Verhalten seiner Versuche im Finstern und im Lichte gefunden hat." Welche Art photo- chemischer Wirkung hier vorliegt, ob das Licht bloss die Verbindung der entfärbten Flüssigkeit mit den vorhandenen Spuren von über- sehenem Sauerstoff befördert, oder ob dasselbe einen direet modifiei- renden Einfluss auf die gelbe Flüssigkeit ausübt und diese sich im ! Die Veröffentlichung meiner obigen Versuche verzögerte sich, da ich dieselben heute hier vortragen wollte; inzwischen ist auch, wie ich jetzt sehe, Jopın (Comptes rendus 29. März 1886), den Schlüsseu von Resnarn entgegengetreten, und hat gleich- falls die Beobachtung gemacht, dass das entfärbte Bleu Coupier sich am Lichte von selbst wieder bläut. Ich freue mich, durch meine eigene Untersuchung die Beobach- ‚er spricht tung von Jopın bestätigt zu haben. Jopın scheint allerdings anzunehmen, sich über diesen Punkt nicht aus — dass hier eine direete photochemische Umwande- lung des entfärbten Blau vorliegt. Ich bemerke nur noch, dass die Wiederbläuung im diffusen Tageslicht nur selır langsam und nicht immer vollständig erfolgt, auch oft mehrere Tage vergehen, ehe sie eintritt. In direeter Sonne kann sie dagegen, wenn auch nicht immer, sehr rasch, oft schon in ein bis zwei Stunden erfolgen. Bei den Versuchen von REGNARD mit den ehlorophyllirten Cellulose - Streifen hat es sich zweifel- los um übersehenen Sauerstofl' gehandelt. [er] uf Sitzungsberichte 1886. 662 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. Lichte auch ohne freien Sauerstoff wieder zu bläuen vermag, wage ich nicht sicher zu entscheiden, da der absolute Ausschluss von jeder Spur von Sauerstoff sich bei diesen Versuchen kaum mit voller Sicherheit fest- stellen lässt. Mir gelang allerdings die Wiederbläuung der entfärbten Flüssigkeit auch mit vorher ausgekochtem Bleu Coupier und sogar bei grösserem Überschuss von zugesetztem Natriumhydrosulfit. Es scheint auch bei den gegenwärtigen noch ungenügenden Kenntnissen über das SCHÜTZENBERGER sche Reagens nicht gerade ausgeschlossen, dass eine Wiederbläuung desselben durch das Licht auch ohne Sauerstoffzufuhr erfolgen kann. Doch liegt die Frage nach dieser Richtung schon ganz ausserhalb des Rahmens meiner Aufgabe. Soviel steht aber fest und ist absolut sicher, dass der Versuch von Reesarp unter den gleichen Umständen, d. h. bei Versuchen mit genau derselben Flüssigkeit eben so gut mit blossen Papierstreifen, als mit chlorophyllirten Papierstreifen gelingt, und dass die Wiederbläuung der SchÜTzEnBERGER'schen Flüssig- keit daher ohne jede Mitwirkung und ganz unabhängig von etwa zu- gesetztem Chlorophyll erfolgt. Dessen Gegenwart ist für das Eintreten der Erscheinung absolut gleichgültig. und hiermit fallen alle voreiligen Schlüsse, die man bezüglich der Chlorophyliwirkung in der Pflanze aus diesen Versuchen hat ziehen wollen. Zur WorTMmanN’schen Theorie des Windens. Von 8. SCHWENDENER. Ik Nr. 16—2ı der Botanischen Zeitung, Jahrgang 1886, stellt Jurrus WOorTMAnN eine neue »Theorie des Windens« auf, im welcher derselbe wesentliche Punkte meiner früheren Darstellung dieses Vor- ganges' bekämpft. Dies veranlasst mich zu nachstehender Erwiderung. Zunächst muss ich entgegen der Annahme Worruans’s ausdrücklich bemerken, dass die Greifbewegung nach meiner Auffassung keineswegs auf den Bogen, dessen oberes Ende die Terminalknospe bildet, be- schränkt zu sein braucht. Zur Herbeiführung derselben ist ja bloss nöthig, dass ein beliebiges Stück des Stengels, welches ungefähr die halbe Stütze zu umfassen vermag, nach Herstellung des Contactes an den beiden Enden sich noch weiter zu krümmen strebt, so dass die Contaetpunkte mit einer gewissen Kraft an die Stütze angedrückt werden. Ist alsdann der untere dieser beiden Punkte zugleich der obere Grenzpunkt eines unbeweglichen Stengelstückes, etwa einer fest anliegenden Windung, so entstehen in seiner Nähe die bleibenden Krümmungen nach der Stütze hin; das andere Ende ist dabei insoweit beweglich zu denken, dass es den Nutationskrümmungen folgen und demnach von der Stütze abgehoben und wieder angedrückt werden kann. Umgekehrt kann natürlich auch das obere Ende des greifenden Bogens fest und das untere beweglich gedacht werden. Ebenso können zwei oder mehrere solcher Bogen, statt eines einzigen, zu gleicher Zeit wirksam sein, ohne dass dadurch das mechanische Problem ein wesentlich anderes würde. Dieses Problem ist überhaupt ganz allgemeiner Natur und kann eben so gut auf Metalldrähte wie auf Schlingpflanzen bezogen werden. Bei meinen Untersuchungen handelte es sich nun aber fast aus- schliesslich um Beobachtungen an Calystegia dahurica. Ich hatte diese Pflanze nach mancherlei Vorversuchen als die für meine Zwecke günstigste kennen gelernt und mich ferner überzeugt, dass hier ! Über das Winden der Ptlanzen. Monatsber. der Berliner Akad. d. Wiss. 1881. 67° 664 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 22. Juli. Stützen von etwa 0.7 bis ı°” Dicke den Vorgang des Windens am besten zu studiren gestatten. Dementsprechend sind die Bewegungen des nutirenden Sprossstückes, mit Einschluss der Contacterscheinungen, in meiner Mittheilung auch so geschildert, wie man sie unter den angedeuteten Verhältnissen bei Calystegia am häufigsten beobachtet. Es schien mir nieht rathsaım, den Gang der Darstellung immer wieder durch Hinweise auf nebensächliche Abweichungen beim Winden um dünnere oder dickere Stützen oder auch bei anderen Pflanzen zu unterbrechen. Das würde für manche Schlinggewächse, wie z. B. für solehe mit hängender Endknospe (Dioscorea u. dgl.), sehr um- ständliche Abschweifungen veranlasst haben, die ich vermeiden wollte. Ich kann also nur erklären, dass Augronn', mit dem ich die hier in Frage kommenden Erscheinungen oft genug besprochen habe, meine Auffassung der Greifbewegung richtig wiedergegeben hat. ine philologische Exegese, wie sie Wortmann” unternommen, habe ich nicht vorausgesehen. Halten wir an dieser Auffassung der Greifbewegung fest, so lässt sie sich bei jeder Schlingpflanze innerhalb der nutirenden Strecke leicht eonstatiren. Ebenso sind die nach meiner Darstellung mit dem Greifen verbundenen Spannungen thatsächlich vorhanden und die Wirkungen sowohl der drehenden wie der krümmenden Componente dieser Spannungen augenfällig. Aber natürlich müssen alle störenden Einflüsse möglichst vermieden werden, wenn diese Wirkungen un- verfälscht zur Erscheinung gelangen sollen. Hierüber noch mehr zu sagen, als bereits geschehen, halte ich namentlich im Hinblick auf die einschlägigen und durchaus sachverständigen Erörterungen AMBRONN’S für überflüssig. Die Kritik Worrtmann’s richtet sich denn auch weniger gegen das Vorhandensein der Greifbewegung und ihrer Wirkungen, als gegen die Nothwendigkeit derselben für das Zustandekommen bleibender Windungen. Nach Wortmann sind nämlich diese Bewegungen für die Mechanik des Windens gänzlich irrelevant; er verlangt daher von uns den Nachweis, dass »in dem Falle, in welchem allein durch Geotropismus und Nutation eine lockere Windung gebildet worden ist, ein deflnitives Anlegen dieser Windung an die Stütze nicht statt- finden kann, trotzdem jene beiden Factoren noch weiter wirksam sind« (8. 5). Nun, eine selbstverständliche Sache lässt sich am Ende ! Zur Mechanik des Windens. Ber. der math. phys. Classe der K. sächs. Ges. der Wiss. 1884. ® A.a.0S8.4u. 5 des Separatabdruckes, auf den sich auch die folgenden Citate beziehen, SCHWENDENER: Zur Worrmann’schen Theorie des Windens. 665 auch noch beweisen. Bevor ich jedoch auf diese Beweisführung mich einlasse, mag es gestattet sein, nach den Thatsachen zu fragen, aus welchen Wortmann die Ueberflüssigkeit der Greifbewegungen folgert. Wir begegnen da zunächst der so eben erwähnten »lockeren Win- dung« des Sprossgipfels, welche allerdings bei Anwendung faden- förmiger Stützen ohne alle Uontactwirkung zu Stande kommen kann. Allein diese lockere Windung setzt sich nur zum Theil aus bleibenden geotropischen Krümmungen zusammen; ein anderer Theil besteht aus vergänglichen Nutationskrümmungen und müsste daher verschwinden, sobald die Nutationsbewegungen aufhören. Wie gross alsdann der übrig bleibende Theil noch sein würde und welche Curve derselbe beschreibt, ist nicht genau zu ermitteln; nieht einmal die Gurvenaxe ist ihrer Richtung nach bekannt." Eine Gewähr dafür, dass die vor- handenen bleibenden Krümmungen für sich allein das spätere Ab- gleiten oder Abwickeln von der Stütze zu verhindern vermögen, ist also in keiner Weise gegeben. Folglich gehört die fragliche Erschei- nung überhaupt nicht zu den Thatsachen, mit denen man rechnen kann. Ueberdies ist klar, dass wir den Scheitel in Gedanken um diese ganze lockere Windung zurücksetzen, die letztere also einfach beseitigen können, ohne hierdurch das Winden zu beeinträchtigen. Wir hätten alsdann eine Pflanze, deren Endknospe bei den Greif- bewegungen in derselben Weise betheiligt wäre, wie es bei Anwen- dung diekerer Stützen stets der Fall ist, — und natürlich auch mit demselben Erfolg. Die lockere Windung ist also jedenfalls entbehrlich. In zweiter Linie mag hier das Verhalten derjenigen Schling- pflanzen erwähnt werden, welche um möglichst dieke Stützen winden, wobei der windende Stengel bekanntlich auf der Oberfläche derselben gleichsam hinkriecht. In diesem Verhalten soll nun nach Konz und Worruann ein schlagender Beweis liegen, dass die Greifbewegung zum Winden nicht nothwendig sei; sie könne ja unter solehen Umständen gar nicht zu Stande kommen. Das ist nun aber eine totale Verken- nung der Sachlage. Man braucht nur den Effeet der Greifbewegungen graphisch darzustellen, indem man die Dauer des Contactes auf der Abseissenaxe und die respeetiven Wirkungen als Ordinaten aufträgt, um sofort einzusehen, dass eine nie unterbrochene Berührung der Stütze ein Maximum der Arbeitsleistung ergeben muss. Ist z. B. die Dauer eines Nutationsumlaufes —= 2 Stunden, die des Contactes pro Umlauf bei An- wendung einer dünnen Stütze — '/, Stunde, bei einer etwas diekeren No x » = BEA: Stütze = ?/, Stunden, und so fort über /,, #,, °/, - . . . bis “/, Stunden, ! Bis dahin ist die Frage nach dem Verlauf dieser Raumeurve überhaupt nur von Ampronn wissenschaftlich behandelt worden. 666 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. so wird der maximalen Abseissenlänge voraussichtlich die grösste, jeden- falls eine relativ grosse Ordinate entsprechen. Und das ist es eben, was ich als Contaetwirkung, d.h. als eine mit dem Ergreifen und Festhalten der Stütze verbundene Wirkung bezeichnet habe. Man kann nun freilieh vom sprachlichen Standpunkte aus einwenden, dass in diesem Falle das Wort »Ergreifen« nicht mehr zutreffe, es sei ja nur ein Festhalten. Ich folge indessen bloss dem in der Mechanik üblichen Sprachgebrauch, wenn ich für solehe Grenzfälle keine besonderen Be- zeichnungen wähle. Als eine dritte Thatsache, auf welche Wortmann besonderes Ge- wicht legt, seien hier noch die Resultate seiner »Streckungsversuche« erwähnt. Er sagt von diesen Versuchen, dass sie den Schwerpunkt seiner » Vorstellung von dem Zustandekommen der fixen Windungen sicher stellen, nämlich die ausschliessliche Betheiligung von Nutation und Geotropismus« (S. 12). Über die beobachteten Erscheinungen wird sodann Folgendes berichtet. 4 »Einer Calystegia, welche in vier festen Windungen eine 0.5" dieke Stütze umwunden hatte, wurde die Stütze vorsichtig entzogen und sehr sehnell ein ausgezogener dünner Glasfaden als neue Stütze in die alten Windungen eingeschoben. Durch auf der Aussenseite des Stengels senkrecht übereinander angebrachte Tuschpunkte waren vorher die Windungen genau markirt worden. Sofort nach Einführung der neuen Stütze zeigt sich nun folgendes: Windung I (die älteste, unterste) ist geblieben; sie liegt der neuen Stütze in keinem Punkte an; eine Streekung ist nieht bemerkbar. Windung II dagegen (die nächstobere) hat sich sofort gestreckt; aber aus ihr sind zwei volle Windungen geworden, von denen die unterste etwa ebenso hoch ist wie die alte unveränderte Windung I und ebenfalls der Stütze an keinem Punkte anliegend. Die aus II gebildete obere, zweite Windung ist steiler, liegt aber der Stütze auch noch nicht an. Aus Windung II sind ı'/);, Windungen geworden« etc. Aus diesen Erscheinungen folgert nun Worrumass, »dass die infolge des Anlegens der Internodien an die Stütze entstandenen Spannungen nach Entfernung der Stütze sofort durch entsprechendes Wachsthum sich auszugleichen suchen, dass hierbei aber Geotropismus und Nutation auf jede noeh wachsende Querzone einwirken; denn in allen anliegenden wachsthumsfähigen Partien hat eine schraubenlinige Streckung statt- gefunden .... Es hat also hier in ganz kurzer Zeit dieselbe Bewegung stattgefunden, wie sie vom langsam um die Stütze wachsenden Stengel der Schlingpflanze allmählich ausgefürt wird: jeder Querabschnitt des wachsenden Internodiums sucht sich unter Beschreibung einer Schrauben- linie gerade zu strecken«. ScHWwENDENER: Zur Worrmann’schen Theorie des Windens. 667 Prüfen wir nun aber diese Folgerungen etwas näher, so enthält fast jeder Satz eine Unrichtigkeit oder eine willkürliche Deutung. Es ist unrichtig, dass die Spannungen in den Windungen I und IH sich nach Entfernung der Stütze durch Wachsthum auszugleichen streben; sie verschwinden einfach in Folge der sofort eintretenden Krümmungsänderung, die ja den spannungslosen Zustand herbeiführen muss. Und sollten etwa noch innere Spannungen übrig bleiben, so halten sich positive und negative nothwendig das Gleichgewicht, ohne die Streekung der Internodien irgendwie zu beeinflussen. Wenn trotz- dem Streekung stattfindet, so beweist dies nur die Wachsthums- fähigkeit der Internodien. Übrigens hat Wortmann gar nicht ange- geben, wie sich in dieser Hinsicht die fraglichen Windungen ver- hielten, ob sie wirklich am Ende des Versuches merklich länger waren als bei Beginn desselben; es ist zwar von »schraubenliniger Streekung« die Rede, aber da sie »in ganz kurzer Zeit« sich voll- zieht. so sind hierbei die Dimensionsänderungen im Folge der Spannungsausgleichung offenbar mit inbegriffen oder vielleicht allein in’s Auge gefasst worden. Sollte beispielsweise die fragliche Zeitdauer nur etwa eine Stunde oder noch weniger betragen, so ist die letztere Annahme die allein mögliche. Es ist demzufolge nicht wahrscheinlich, dass in so kurzer Zeit »Geotropismus und Nutation auf jede noch wachsende Querzone ein- wirken«, d. h. in merklichem Grade. Vielmehr haben dieselben die in Rede stehenden Spannungen schon vorher und offenbar ganz allmählich zu einer gewissen Höhe gesteigert, welche die rasche und augenfällige Formveränderung nach Wegnahme der Stütze begreiflich erscheinen lässt. Eine Tendenz zur Geradestreckung ist nicht vor- handen. Die Vergleiehung des bezeichneten Vorganges mit dem freien Wachsthum des Sprossgipfels muss hiernach als eine völlig widernatürliche bezeiehnet werden. Vergleichbar ist doch nur das interealare Wachsthum der beiden Stengeltheile; dieses bewirkt natürlich in jeder Schraubenlinie eine Vermehrung der Windungen, aber diese müssen schon ursprünglich bleibend sein, wenn sie fortbestehen sollen, was beim Sprossgipfel bekanntlich nieht zutrifft. Mit der Entstehung bleibender Windungen am Gipfel steht der Worr- mann sche Versuch in keinem Zusammenhang; bei diesem handelt es sich einzig und allein um Ausgleichung von Spannungen, eventuell noch ausserdem um nachträgliches Längenwachsthum unter dem Eintluss des Geotropismus; Nutationskrümmungen kommen dabei gar nieht in Betracht. Zum Überfluss habe ich solche »Streckungsversuche« ebenfalls an- gestellt und dabei ähnliche, wenn auch etwas geringere Formverände- 668 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. rungen beobachtet, wie die von Worruass beschriebenen. Eine ursprüng- liche Windung lieferte beim Engerwerden beispielsweise anderthalb neue. Durch Messung des Abstandes zwischen den angebrachten Tuschpunkten vor und nach dem Versuch habe ich mich indessen überzeugt, dass eine Verlängerung der Internodien bei dieser schein- baren Streekung nicht stattfindet, wenigstens binnen ı bis 2 Stunden nieht. Die Formveränderung der Windungen beruht also wirklich nur auf der Ausgleichung von Spannungen. Eine federnde Draht- spirale, die mit einigem Zwang auf eine allmählich dieker werdende Glasröhre geschoben und dann wieder zurückgezogen wird, zeigt ganz dieselben Veränderungen. Hier ist also Worrmans mit seinen Vor- stellungen auf schlimme Abwege gerathen. Damit glaube ich die wichtigsten Thatsachen, welche WORTMANN gegen die Nothwendigkeit der Greifbewegung ins Feld führt, in Kürze berücksichtigt zu haben. Man wird es nach dem Gesagten begründet finden. wenn ich die erste derselben, das Vorkommen einer freien Windung, betrefis der bleibenden Krümmungen als mangelhaft bekannt und schon darum als nieht beweiskräftig, die zweite, nämlich das scheinbar kriechende Wachsthum an sehr dicken Stützen, als gänzlich missverstanden und die soeben besprochene dritte als nicht zur Sache gehörig und folglich als bedeutungslos betrachte. Ich gehe jetzt zu dem Beweise über, dass die Greifbewegung zur Herstellung bleibender Windungen nothwendig ist. Angenommen, die sogenannten freien Windungen, welche durch Nutation und Geo- tropismus, ohne Zuthun der Stütze, entstehen, bilden auch nach dem Aufhören der Nutationen noch eine irgendwie beschaffene Schrauben- linie, die man durch eine rechtzeitig eingeschobene Stütze bloss zu erhalten, nieht etwa erst herzustellen hätte, dann würde doch diese Schraubenlinie eine ganz bestimmte Stellung zum Horizont und zwar voraussichtlich die lothrechte einnehmen, da ja Nutation und Geo- tropismus nach allen Himmelsgegenden gleiche Componenten liefern. Wenn folglich eine windende Pflanze nach der Seite hin abgelenkt, d. h. bleibend gekrümmt werden soll, wie es z. B. bei einer Stütze nothwendig wird, welche ziekzackförmig bald nach Norden oder Süden, bald nach Osten oder Westen geneigt ist, so bedarf es hierzu einer seitlichen, von Nutation und Geotropismus unabhängigen Kraft, welche die erforderlichen Krümmungen herbeiführt. Diese Kraft kann nun entweder durch einen Reiz wach gerufen werden, wie bei den Ranken, oder durch eine Greifbewegung, wie sie meiner Darstellung zufolge den Schlingpflanzen zukommt, oder irgendwie sonst. Das ! Vergl. hierüber Ameronn, zur Mechanik des Windens, Theil I. SCHWENDENER: Zur Wortmann schen Theorie des Windens. 669 Wie ist Sache der Beobachtung. Wo aber ein Reiz nieht vorhanden und eine dritte Kraftquelle nicht bekannt ist, bleibt einstweilen nur die Greifbewegung übrig, um die Ablenkung nach der Stütze hin erklären zu können, und da diese Ablenkung nothwendig ist, so gilt dies auch von der Greifbewegung. Wortmann wird nun vielleicht einwenden, dass hier eine andere Erklärung viel näher liege: er stelle. sich die freien Windungen weit genug vor, um auch eine geneigte Stütze noch umfassen zu können. Beim Anlegen der Windungen kommen alsdann die letzteren zuerst auf derjenigen Seite mit der Stütze in Berührung, nach welcher diese geneigt ist; die Ablenkung ergebe sich also durch den einseitig vor- wiegenden Widerstand der Stütze von selbst, das sei aber keine Greifbewegung. Ich gebe zu, dass man sich die Ablenkung so vor- stellen kann, allein diese Vorstellung stimmt mit der Wirklichkeit nicht überein. Wäre sie zutreffend, so müsste bei einer nach Osten geneigten Stütze das Anlegen der obersten Windungen auf dieser näm- lichen Seite beginnen und von da allmählich nach Süden und Norden hin fortschreiten, um endlich auf der Westseite seinen Abschluss zu finden. Das ist nun entschieden nicht der Fall, sondern die lockeren, noch nutationsfähigen Windungen vollziehen ihre Greifbewegungen in der von mir beschriebenen Weise, wobei die Neigung der Stütze nur einen sehr untergeordneten Einfluss übt. Die vorstehende Beweisführung kann jetzt auch folgendermaassen formulirt werden. Es ist Thatsache, dass unterhalb der freien Win- dung des Sprossgipfels noch wiederholte Greifbewegungen der nuti- renden Internodien stattfinden und dass dadurch (neben der wirklichen antidromen Torsion) bleibende Krümmungen nach der Stütze hin zu Stande kommen. Erst durch diese neu hinzukommenden Dauerkrüm- mungen, die sich mit den eventuell gegebenen der freien Windung combiniren, wird demzufolge der definitive Zustand hergestellt — und natürlich ohne Überschuss. Daraus folgt aber, dass die freie Windung für sich allein einen ausreichenden Betrag bleibender Krüm- mungen nach der Stütze hin nicht zu liefern vermag, die Mitwirkung der Greifbewegung also durchaus nothwendig ist. Aber noch mehr: die freie Windung des Gipfels kann vollständig fehlen, ohne dass der Vorgang des Windens dadurch gestört würde. Die Arbeitsleistung der Greifbewegung müsste vielleicht in diesem Falle etwas höher veranschlagt werden; dafür dauern aber auch die Nutationen lange genug, um selbst beträchtlich erhöhten Anforderungen entsprechen zu können. Die Vorarbeit der freien Windung ist also ganz und gar überflüssig. 670 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. Was sonst noch (S. ı6 ff.) über die »fundamentale Bedeutung« der freien Windungen gesagt ist, kann ich um so eher mit Still- schweigen übergehen, als ich meine Ansicht hierüber bereits früher ausgesprochen habe." Neue, bedeutsame Thatsachen sind seitdem — abgesehen von den Untersuchungen Angrosn’s — nicht hinzugekom- men. Ich überlasse also die freien Windungen der freien Discussion. Auf die Frage, wie oft denn die Greifbewegung stattfinden müsse, bis eine lockere Windung zur anliegenden, festen geworden (S. 6), kann ich nur erwiedern, dass sie in dieser Form nieht ge- stellt werden kann. Wir können ja bloss das Ergreifen und Wieder- loslassen eontroliren und auch das nur so lange, als noch ein deut- liches Abheben des nutirenden Stengels am Contaetpunkte stattfindet. In späteren Stadien dauern zwar die Spannungsänderungen in Folge der Nutation noch einige Zeit fort; wir sehen aber jetzt bloss noch das Festhalten, nicht das Ergreifen der Stütze. Es ist dies derselbe Zustand, der bei sehr dieken Stützen von Anfang an gegeben ist. Übrigens ist auch der Krümmungsantheil, der auf die sichtbaren Greifbewegungen fällt, nicht bloss von ihrer Zahl und Dauer, sondern auch von der Energie, mit der sie ausgeführt werden, und von der Grösse des Widerstandes abhängig. Für die Geradestreekung oder das Abwickeln der noch nicht fixirten Windungen am Klinostaten, für welche Wortmann (S. 16) einen besonderen Factor in Anspruch nimmt, erscheint mir die Er- klärung Anmgrons’s. die sich auf Baraxerzey's Beobachtungen über das Aufhören der rotirenden Nutation stützt, vollkommen ausreichend. Eine besondere. geradestreckende Kraft braucht nur Derjenige, der die vergänglichen Nutationskrümmungen in solchen Fragen wie blei- bende behandelt, was allerdings bei WoRrTMmAnN zutrifft. Es erübrigt jetzt noch, mit einigen Worten auf die wenig kritische Art hinzuweisen. in welcher Worrmans die Torsionserscheinungen, speziell die wirkliche antidrome Torsion besprieht. Man sollte meinen, es wäre eine selbstverständliche Forderung, bei der Prüfung der von mir dargelegten Beziehungen dieser antidromen Torsion zur Greifbewegung nur solche Beobachtungen zu verwerthen, die sich auf regelmässiges Winden beziehen. Das Abgleiten der Endknospe von der Stütze und die damit zusammenhängenden homodromen Torsionen, die in der freien Natur sehr häufig vorkommen, müssen natürlich vermieden werden. Darauf haben nun die früheren Autoren nieht geachtet; sie haben überhaupt die Frage, um die es sich jetzt handelt, gar nicht gestellt und folglich auch nichts zu ihrer Lösung ! PrınssHeim’s Jahrb. Bd. XIII, S. 372 (1882). SCHWENDENER: Zur Worrmann'schen Theorie des Windens. 671 beigetragen. Dessenungeachtet eitirt Worrmans alle auf Torsion bezüglichen Angaben von Mont, Parm, Darwın, DE Vrıes, Sachs, PrerrerR, um sie gegen die meinigen, die von Augronn und Bara- NETZKY bestätigt worden sind, in die Wagschale zu legen. Ich halte das für ein unzulässiges Verfahren. Was sodann die eigenen Beobachtungen Worrmann’s über diesen Punkt betrifft, so bedürfen sie einer geradezu umgestaltenden Correetur, deren Betrag sich indess nachträglich nieht leicht feststellen lässt. Wortmann weicht nämlich, ganz so wie Konr, in der Unterscheidung von »gedreht« und »ungedreht« vollständig von den in der Mechanik anerkannten Grundsätzen ab; er bezeichnet z. B. den in meiner Ab- handlung »über das Winden der Pflanzen« besprochenen und. in Fig. 14 abgebildeten Stab ausdrücklich als gedreht (S. 28), obschon eine wirkliche Torsion hier absolut ausgeschlossen ist. Unter solchen Verhältnissen ist natürlich jede Verständigung abgeschnitten. Wozu also noch Erörterungen? Einem so ungeometrischen Widerstand gegen- über ist auch mit den besten geometrischen Gründen nichts aus- zurichten. Bezüglich der homodromen Torsion, die übrigens für die Mechanik des Windens so gut wie keine Bedeutung hat, ist WoRTMANN zu der Ansicht gelangt, dass dieselbe »nichts anderes ist als eine verlangsamte kreisende Nutation« (S. 23). Wie das zu verstehen sei, mag Jeder, der sich dafür interessirt, selbst prüfen. Ich für meinen Theil will nieht verhehlen, dass mir die einschlägigen Darlegungen völlig unklar und dunkel vorkommen. Das ist jedenfalls keine Mechanik im exactwissenschaftlichen Sinne; man könnte sie eher Gefühlsmechanik nennen. In den Schlussbemerkungen eitirtt Worrmann noch eine mit seiner Auffassung übereinstimmende Mittheilung von Fr. Norr! »über rotirende Nutation an etiolirten Keimpflanzen«, worin zunächst gesagt ist, »dass negativer Geotropismus verbunden mit rotirender Nutation ein dünnes Internodium vollkommen zum Schlingen befähigen«. Das ist auch unzweifelhaft richtig und wird von Niemandem widersprochen. Daran schliesst sich nun aber ohne allen logischen Zusammenhang das ceterum censeo, »dass die nachträglichen Torsionen im Stengel und die von ScHWENDENER an einem complieirten Falle des Windens entdeckte Greifbewegung secundäre Hülfsmittel hochentwickelter Schlingpflanzen darstellen« — und darauf allein kommt es in dieser Frage an. Von einem auf induetivem Wege gefundenen Resultate kann hier aber gar nicht die Rede sein; es ist eine blosse Meinungs- ! Botanische Zeitung 1885 Nr. 42. 672 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. äusserung, ohne Motivirung. Ausserdem bemerke ich, dass Nor einfache und complieirte Fälle des Windens offenbar nicht zu unter- scheiden weiss, denn sonst würde er den von mir beschriebenen allereinfachsten Fall (wobei die freie Windung gänzlich wegfällt) nicht zu den eomplieirten rechnen. Übrigens ist nicht zu verlangen, dass ein Beobachter, dessen Versuchsobjeete es höchstens auf zwei steile Windungen brachten, mit dem Vorgang des Windens näher ver- traut sei. —— 673 Meteorsteinfälle am Hellespont. Von Hın. FRANK ÜCALVERT. (Vorgelegt von Hrn. Vırcnow.) A 4. Februar, ungefähr um 6 Uhr Nachmittags, hörte man östlich von dieser Stadt (Dardanellen, 'Thanax Kalesi) einen starken Knall. Der Klang, dessen Wiederhall über eine halbe Minute dauerte, war gleich dem einer starken Kanone. Eine Person, welche dem Schau- platz der Explosion um einige englische Meilen näher war, beschreibt ‚sie als eine Reihe von vier oder fünf schnell aufeinander folgenden Detonationen. Nach dem Bericht einiger Landleute, welche sich noch näher befanden, war das Meteor von einer Lichterscheinung begleitet und fiel auf den Höhenzug zu ihrer Seite. Am folgenden Tage (den 5.) fiel ein zweiter Meteorstein um 9 Uhr 30 Minuten Abends in mehr südlicher Richtung, gleichfalls von Lichterscheinung begleitet. Der Schall dieser Detonation war stärker und kürzer als der der vorhergehenden. Der Meteorstein fiel ebenfalls auf den einige englische Meilen von der Stadt entfernten Höhenzug. Gallipoli Die Geschichte berichtet von dem Fallen eines Steines im Jahre 405 v. Chr. am Aegos Potamos nahe dem Hellespont. Dieser Arolith war noch zur Zeit von Plinius zu sehen, SurLuseh) der von ihm sagt, dass »er die Dardanellen Grösse einer Wagenladung und ein ardanus Ö(sFeL 188) verbranntes Aussehen gehabt habe«.' Plutarch stellt in seinem »Leben Bohar Lysanders«e Muthmassungen über ORenkıoi 5 j gg) die Herkunft des Steins an und fügt © rer 8 (1801) hinzu, dass er in grosser Verehrung e.Tiymira Be IE gehalten worden sei. — Plinius er- wähnt einen anderen kleineren Stein aus Abydos, wo er, wie der vom Aegos Potamos, mit Ehrfurcht betrachtet wurde. Dieser Autor schreibt, ' Plinius Hist. nat. Lib. Il. c. 59. 674 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 22. Juli. dass der Fall der Meteore von Anaxagoras, dem Clazomenier, vorher- gesagt wurde, und zwar der des Steines vom Aegos Potamos in dem zweiten Jahre der 78. Olympiade (467 v. Chr. oder 62 Jahre vor dem Ereigniss). In den siebziger Jahren fand der Schreiber dieser Zeilen einen Meteorstein eine halbe englische Meile nördlich von dem Dorfe Renkioi. Diesen Fällen ist noch ein anderes Meteor hinzuzufügen, welches ı881” nahe bei Thymbra in der Ebene von Troja explodirte. Dies ereignete sich mitten am Tage bei wolkenlosem Himmel. Das Zusammentreffen von nicht weniger als sechs Meteoren, die in einem Halbkreis-Radius von fünfzehn geographischen (englischen) Meilen Entfernung von dieser Stadt fielen, ist bemerkenswerth.' ! In der mir allein zur Verfügung stehenden Übersetzung von Plutarch’s Leben des Lysander durch LAxGHornse (London 1826 p. 200) heisst es in einer Anmerkung, »es wurden in Troja zwei massige Klumpen gezeigt, die, wie Homer berichte, Jupiter benutzt habe. um Juno’s Füsse daran zu befestigen.« Die betreffende Originalstelle habe ich nicht auffinden können; es scheint aber sehr wahrscheinlich, dass hier auf Meteorsteine hingewiesen ist, indem die goldene Kette, an welcher ‚Jupiter seine Gattin aufhing, auf die Lichtlinie des Meteors zu beziehen sein dürfte. Auch die heutigen Griechen verwechseln die Lichterscheinung des Meteors mit dem Blitze; sie nennen die alten Steinäxte arrgumemerem und nehmen an, dass sie sowohl mit Blitz, als mit Leuchten niederfallen. 2 Durch Versehen ist in der beigefügten Kartenskizze 1801 statt 1881 gesetzt. 675 Über die Folgen der Resection der elektrischen Nerven des Zitterrochen. Von Prof. Dr. W. Krause in Göttingen. (Vorgelegt von Hrn. E. pu Boıs-Reymonv am 8. Juli [s. oben S. 559].) Jahre ı873 entdeckte Bor! ein eigenthümliches Structurverhältniss in den elektrischen Endplatten von Torpedo: die von ihm sogenannte elektrische Punktirung. Später stellte sich heraus, dass dasselbe sehon von Rrmar” gesehen war, indem nämlich Punkte in der Flächen- ansicht der elektrischen Platten, eylindrische Stäbchen auf deren Querschnitt oder Umschlagsfalten erschienen; Borz hatte die erstere, Remak die letztere Ansicht seiner Beschreibung zu Grunde gelegt. Von Hrn. Rasvier’ wurden die Remar’schen Palissaden als eils electriques bezeichnet und einer elektrischen Bürste verglichen. Borı? hatte die- selbe Streifung auch in den elektrischen Endplatten von Malopterurus nachgewiesen; Craccıo° erklärte jene elektrischen Cilien für knopfförmig gestielte, den terminalen Nervenfasern in der elektrischen Platte bei Torpedo ansitzende Gebilde, die Hr. 'Trıscnese? neuerdings »Neu- rococei« genannt und denselben eine äusserst weite Verbreitung zu- geschrieben hat. Schon von Borr” war eine Notiz des Inhalts veröffentlicht, dass er seine sogenannte elektrische Punktirung auch in den motorischen Endplatten von Eidechsenmuskeln wahrgenommen habe. Voraus- gesetzt, jene Punktirung sei wirklich eine Art von Nervenendigung, so lag hier offenbar ein fundamentales Structurverhältniss vor. Mit meinen bisherigen Hülfsmitteln hatte ich bei ZLacerta agilis nichts von der sogenannten elektrischen Punktirung aufzufinden vermocht und ! Archiv f. mikroskopische Anatomie. Bd. IX. S. 101. ® Archiv f. Anatomie u. Physiologie. 1856. S. 467. ® Legons sur le systeme nerveux. T.1Il. 1878. p. 139- * Archiv f. mikroskopische Anatomie. 1873. Bd. X. S. 242. ° Memorie dell’ Accademia delle Seienze di Bologna. 1877. Ser. III. T. VIII. © Rendiconti dell’Accademia dei Lincei. Cl. di Scienze morali, stor. e filolog. 1885. ” Archiv f. mikroskopische Anatomie. 1873. Bd. X. S. 253. 676 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 8. Juli. war dabei zu der Überzeugung gekommen, dass es nothwendig sein werde, zuerst die Punktirung im elektrischen Organ selbst gesehen zu haben. Auf meinen Antrag hatte die Königliche Akademie die Güte, mir ausser einer Reiseunterstützung einen freien Arbeitstisch in der zoologischen Station des Hrn. Professor Donrs zu Neapel zu bewilligen. Die Königlich Preussiche Staatsregierung fügte dazu die Bewilligung eines Arbeitstisches für weitere Zeitdauer. Ich darf mir erlauben, an dieser Stelle sowohl der Königlichen Akademie wie dem Königlichen Cultusministerium meinen aufrichtigsten Dank auszudrücken für den Einblick, der mir in die Structuren der Meeresfauna ver- schafft worden ist. Ich brachte die Zeit vom October 1885 bis März ı886 in Neapel zu und kann nur rühmend hervorheben: die treffliche Organisation der zoologischen Station, das liebenswürdige, bereitwilligste Entgegen- kommen aller ihrer Leiter und Beamten, ihren Reichthum an wissen- schaftlichen Hülfsmitteln jeder Art und die Überfülle des Materiales aus dem Golfe von Neapel. Ich war reichlich mit vorzüglichen optischen Instrumenten ver- sehen. Meine Untersuchungen erstreckten sich auf die motorischen Endplatten von Torpedo und die pseudoelektrischen Organe der Rochen, die Retina von Meeresfischen, sowie auf das eingehend von mir studirte morphologische und mikrochemische Verhalten der Gallert- substanz der elektrischen Endplatten von Torpedo, schliesslich auf deren Entwickelungsgeschichte. Eine grosse Menge Untersuchungs- material, dessen Ausnutzung noch längere Zeit erfordern dürfte, habe ich wohl eonservirt nach Deutschland zurückgebracht. Über dies Alles kann hier nieht berichtet werden, ich beschränke mich viel- mehr zunächst auf die Resultate einer Experimental- Untersuchung. Ursprünglich hatte ich die sogenannte elektrische Punktirung wie die oben genannten Forscher für eine Art von Nervenendigung gehalten und die Anzahl der Punkte auf einem Quadratmillimeter der elektrischen Platte bei Torpedo an Überosmiumsäure-Praeparaten zu durchschnittlich ungefähr einer Million bestimmt. Brieflich machte mich jedoch Hr. E. pu Boıs-Reymonp darauf aufmerksam, dass nach seiner Meinung das in Rede stehende Structurverhältniss unmittelbar nichts mit der Elektrieitätserzeugung zu thun habe. Er glaubt viel- mehr, dass dasselbe, »dem Stäbehensaum des Darmepithels vergleich- bar, nur den Sinn habe, den Stoffwechsel der elektrischen Platte zu erleichtern, indem dadureh Hrn. Brücke’s unächten Lösungen, GrAHAN’S colloiden Stoffen, welche wegen der Grösse ihrer Molekeln structur- lose Membranen schwer durchdringen, schnell der Durchgang verstattet werde«. In dieser Weise spricht sich Hr. pu Boıs-Rrymonp in seiner - x a ns a Krause: Reseetion der elektrischen Nerven des Zitterrochen. 677 Bearbeitung der Sacus’schen Untersuchungen aus,' und Hr. Frırscn hat sieh ihm, in dem von ihm verfassten Anhang zum Werke, mit der Bemerkung angeschlossen, dass »die Borz'sche Strichelung seiner Überzeugung nach ein Gerinnungsphaenomen in einer porösen Mem- bran darstelle«.” So sicher es nun aus anderen Gründen ist, dass die Palissaden weder nervöse Knöpfe noch elektrische Cilien sind, schien es mir doch nicht überflüssig, die Methode der Nervenresection, welehe ich? früher sehon oft auf Fragen über die letzte Endigung sensibler und motorischer Nerven angewendet hatte, mit besonderer Rücksicht auf das Verhalten der sogenannten elektrischen Punktirung zu versuchen. Es kam dabei darauf an, die Zitterrochen hinlänglich lange Zeit am Leben zu erhalten: es sollte daher vermieden werden, den Thieren grosse Wunden beizubringen (vergl. unten). Deshalb wurde nur ein relativ kleiner Nerv des elektrischen Organs durchsehnitten und hier- für bot sieh naturgemäss der sogenannte R. electrieus nervi trigemini als geeignet dar. In Wahrheit ist nun dieser sogenannte R. eleetrieus n. trigemint freilich ein Ast des N. facialis, als welchen ieh denselben bereits früher bezeichnet hatte. Wie mir Hr. Donky an Serienschnitten von Torpedo-Embryonen zeigte, lässt sich an solchen der betreffende Ast bis in die Portio intermedia n. acustiei verfolgen, welche letztere ausschliesslich in den genannten Ramus übergeht. Im erwachsenen Thier wird der Ast beim Austritt aus der knorpligen Schädelkapsel, durch das Foramen des N. trigeminus hindurch, von letzterem ver- möge eines Fortsatzes der Dura mater vollkommen getrennt, wie schon Sınveanu° angab. Verfolgt man den Ast mit dem Scalpell proximalwärts, so sieht man den Spaltraum zwischen ihm und dem N. trigeminus immer grösser werden. An der Medulla oblongata angekommen, schliesst der Nervenzweig caudalwärts absteigend sich den Wurzel- bündeln des N. facialis an, während der N. trigemimus mehr horizontal in die Medulla oblongata eindringt. — Offenbar ist die allgemein ver- breitete irrthümliche Bezeiehnungsweise des Nerven als Zweig des N. trigeminus dadurch entstanden, «dass man sich begnügte, ersteren bis zur Austrittsstelle aus der Schädelkapsel zu verfolgen. ! Carr Sacns’ Untersuchungen am Zitteraal. 1881. S. 291. ® Daselbst, S. 391. f ° Die terminalen Körperchen der einfach sensiblen Nerven. Hannover 1860. — Beiträge zur Neurologie der oberen Extremität. Leipzig und Heidelberg. 1865. — Die motorischen Endplatten der quergestreiften Muskelfasern. Hannover 18609. ' Allgemeine und mikroskopische Anatomie 1876. S. 486. ’ De peseci eletiriei e pseudo-elettriei. Napoli 1876. p. 21. Sitzungsberichte 1886. 68 678 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 8. Juli. Das Operationsverfahren ist überaus einfach. Der Fisch liegt auf dem Bauche, auf einem Praeparirbrett. Man fühlt nach dem late- ralen Ende des knorpeligen Unterkieferbogens, wo derselbe mit dem Oberkiefer artieulirt. Eine Verwechselung mit der weiter caudalwärts und lateralwärts gelegenen dorsalen Ecke des fünften Kiemenbogen- knorpels ist nach einem Blick auf die Abbildung ausgeschlossen. Un- mittelbar eaudalwärts von, oder hinter jenem lateralen, knopflförmigen Ende des Unterkieferbogens steigt ein starker Ast des N. facialis von der Dorsalseite her ventralwärts herab, um sich in dem medialen und eranialwärts gelegenen Theil des elektrischen Organes zu verzweigen; dies ist der R. eleetrieus n. facialis. Ein vorderer Zweig des R. eleetrieus versorgt den Apparatus follieularis von Savı; der hintere verzweigt sich, ziemlich parallel der Körperaxe cranialwärts verlaufend, wie gesagt im eranialen Abschnitt des elektrischen Organes. Man macht mit dem Scalpell einen transversalen Hautschnitt von ı bis 2°” Länge nahe eaudalwärts vom lateralen, knopflörmigen, linken Ende des Unterkiefers, dringt mit Scalpellstiel und Pincette in die Tiefe, fasst das Perineurium des R. electrieus mit einer Pincette, Liuke vordere Hälfte einer Torpedo ocellata mit fünf Augenflecken, der R. electrieus des N. facialis und der vordere Theil des elektrischen Organes ist an der linken Seite freipraeparirt. Körperlänge des Thieres 34°m, grösste Breite 20m. Die Zeichnung ist von dem Zeichner der zoologischen Station in Neapel, Hrn. Mercurıavo, nach der Natur ausgeführt und nachher auf % redueirt worden. Man sieht: Die Augen; ihre Lider sind geschlossen. — Die Spritzlöcher hinter den Augen. — Das elektrische Organ theilweise freipraeparirt mit den polygonalen Enden der elektrischen Prismen oder Säulen. — Den A. electrieus des N. facialis. — Den R. palatinus n. facialis, einen kleinen, vor dem R. electricus quer über den Unterkieferknorpel verlaufenden Nervenzweig. — Den Unterkiefer, an dessen hinterer dorsaler Ecke der R. eleetrieus n. facialis hervortritt. — Die dorsale Ecke des fünften Kiemenbogens viel weiter nach hinten gelegen. — Die Lorexzısı’schen Schleimkanäle lateralwärts, die Strahlen des Brustilossenrandes kreuzend. Krause: Resection der elektrischen Nerven des Zitterrochen. 679 durchschneidet den ersteren mit einer feinen Scheere und reseeirt ein Stück des peripherischen Abschnittes von 10—ı2"" Länge. Das Thier verhält sich meist so ruhig, dass es gar nicht gehalten zu werden braucht und giebt auch keine stärkeren elektrischen Schläge, falls es nicht zufällig ganz frisch eingefangen sein sollte. Benutzt wurden grosse, 41-—-52"" lange Exemplare von Torpedo marmorata und ocellata, zum Theil waren sie erst vor einigen Stunden in's Netz gegangen. Die Loreszist schen Kanäle, denen man in der Wunde begegnen kann, werden mit stumpfen Haken zur Seite gezogen. Die Hautwunde kann man zunähen. Nach der Operation, bei der kein Blutstropfen fliesst, bewahrt man die Zitterrochen zwischen den übrigen im Aquarium auf. Nach 16—30— 35 Tagen wurden die operirten Thiere getödtet. indem man sie auf einem Tisch auf den Rücken legt und einen mit Chloroform getränkten Baumwollenbausch mit der Pincette in den Mund bringt. Sie sterben sehr rasch. Bei der Section findet sich die Wundgegend in der Tiefe mit Blut infiltrirt, das freigelegte Organ sieht für das freie Auge vollkommen unverändert aus. Will man auch die AR. eleetriei des N. vagus durschschneiden, so muss man eine sehr lange Hautwunde anlegen, die gar nicht exact zu schliessen ist, das Seewasser dringt also ein, verändert die Farbe und Beschaffen- heit des elektrischen Organes. Ausserdem treten, wie man weiss, secundäre Entzündungserscheinungen' auf, was Alles bei der hier befolgten Methode vermieden wird. Da es in Betreff der sogenannten elektrischen Punktirung darauf ankam, die Thiere relativ lange und vollständig gesund am Leben zu erhalten, so schien es wie oben gesagt gerathen, sich auf die Durchschneidung jenes viel kleineren RR. electrieus n. facialis zu beschränken. Je nach der Zeitdauer, die nach der Resection verstrichen ist, zeigen sich die bekannten Gerinnungserscheinungen des Nervenmarkes, sowohl in den Fasern des peripherischen Nervenstumpfes, als in den doppelteontourirten Nervenfasern der elektrischen Lamellen mehr oder weniger weit fortgeschritten; bekanntlich ist der Stoffwechsel bei der Torpedo nur langsam. Während die Terminalfasern des schein- baren Endnetzes in der elektrischen Platte allmählich unzweifelhaft atrophisch, die Maschen des Netzes daher weiter und unregelmässiger werden, liess die sogenannte elektrische Punktirung nieht die geringste Veränderung wahrnehmen, mochte nun das Praeparat frisch vom eben getödteten Thiere genommen in der Flüssigkeit des elektrischen Örganes selbst untersucht werden, oder nach zweitägiger Härtung in Überosmiumsäure, Tingirung mit Säurefuchsin u. s. w. Zur Ver- ' Vergl. Ranvier, Lecons sur le syst@me nerveux. T. ll. 1878. p. 210, 213. 68* 680 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 8. Juli. gleichung wurden stets Theile des Organes, deren Nerven nicht durehschnitten waren, auch wohl der nicht-operirten Körperseite herangezogen. Ebenso wenig liess sich an der Gallertsubstanz der elektrischen Endplatten nach fünf Wochen eine Veränderung wahr- nehmen, höchstens sieht dieselbe ein wenig trüber und etwas mehr körnig aus. Da die sogenannte elektrische Punktirung nach Nervenreseetionen sieh nicht verändert, so kann sie keinenfalls länger für eine Nerven- endigungsform gehalten werden. Wenigstens scheint dieser Schluss erlaubt, wenn man bedenkt, dass die elektrischen Nerven unzweifel- haft gewöhnlichen motorischen Nerven homolog sind, welche letzteren sowie ihre zugehörigen motorischen Endplatten nach Nerven -Reseetionen ausnahmslos entarten. Immerhin mag es gestattet sein, auch noch auf die anderweitigen, oben angedeuteten, rein morphologischen Unter- stützungen desselben Schlusses zu verweisen. 681 Über Bau und Entwickelung der Siphonophoren. Von Prof. Carı CHuun in Königsberg i. Pr. Dritte Mittheilung. (Vorgelegt von Hrn. Fr. E. Scuurze am 8. Juli |s. oben S. 559.) 1. Über Diphyes subtilis n. sp. und deren Eudoxiengruppen. 2 Ei: mag auf den ersten Blick sehr auffällig scheinen, dass die ge- meinste aller Siphonophoren des Mittelmeeres bis jetzt gänzlich unbe- kannt geblieben ist. Die Zahl der im Mittelmeer vorkommenden Siphonophoren ist ja eine beschränkte und spätere Forscher haben den durch LevucKkArT. VOGT, GEGENBAUR, KÖLLIKER, KErErSTEIN und Enters beschriebenen Arten nur wenig neue Formen hinzugesellt.' Ich will im Folgenden versuchen, die Gründe anzuführen, wes- halb eine Diphyide, deren Glocken man zu jeder Jahreszeit ebenso häufig, wie die gemeinsten Medusen in dem mit dem Schwebnetz gefischten Auftrieb antrifft, unbeachtet blieb und mich selbst früher- hin zu irrthümlichen Deutungen veranlasste. Nachdem ich nachgewiesen hatte, dass der fünfkantigen Schwimm- glocke von Muggiaea Kochü eine heteromorph gebildete mützenförmige vorausgeht.” so lag die Vermuthung nahe, dass überhaupt für die gesammten Calycophoriden ein solcher Wechsel heteromorpher Glocken charakteristisch sei. Ich versuchte zunächst, es wahrscheinlich zu machen, dass den bisher bekannten Monophyiden, nämlich Monophyes graeilis und M. irregularis heteromorphe primäre Glocken zukommen." Gleichzeitig mit den durch ihre medusenförmigen Glocken ausgezeich- ' Von neuen Arten aus dem Mittelmeere wurden späterhin durch Merrscuntkorr Praya medusa und Stephanomia pieta (= Halistemma Tergestinum Craus) beschrieben. Cravs schilderte dann genauer die von Huxrey und PAGENSTECHER beobachtete Mono- phyes gracilis (Sphaeronecles Huxr:) und unterschied sie von M. irregularis n. sp. Neuer- dings entdeckte er noch eine kleine interessante Physophoride, nämlich die Ayalmopsis utrieularia. lch habe inzwischen vier neue Siphonophoren aufgefunden, nämlich Diphyes subtilis, zwei Arten der Gattung Lilyopsis n. g. und eine sehr ansehnliche Forskalia. Die ausführliche Beschreibung und Abbildung derselben wird in einer Monographie der Siphonophoren gegeben werden. 2 Sitzungsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften, 1882. LII. S. 1155. 2A. 0. 1855. RAVL NS. STr. 682 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 8. Juli. neten beiden Monophyiden trifft man nämlich in dem Auftriebe isolirte Siphonophorenglocken an, die ein winziges Stämmchen mit Anhangs- gruppen tragen. Die genauere Beobachtung des Stämmehens zeigte eine mit Monophyes irregularis identische Anordnung der Anhangs- gruppen. Das Stämmcehen sitzt neben der Öffnung des Schwimmsackes an der Basis eines langen Saft- oder Ölbehälters, dessen oberes Ende aufgetrieben ist und den charakteristischen Öltropfen birgt. Die Glocke selbst ist schwach fünfkantig und ähnelt einer oberen Diphyidenglocke. Durch die Identität in der Ausbildung der noch wenig entwickelten Knospengruppen glaubte ich mich zu dem Schlusse berechtigt, dass der medusenförmigen Schwimmglocke von M. irregularis eine hetero- morph gebildete primäre Glocke vorausgehe, welche abgeworfen wird, nachdem die am Anfangstheil des Stämmehens nachweisbare Reserve- glocke sich zu dem definitiven Schwimmstück ausgebildet hat. Gleichzeitig mit der genannten Glocke trifft man kleine Siphono- phoren an, welche dureh eine mit zwei seitlichen Flügeln ausgestattete Glocke und ein winziges Stämmehen charakterisirt sind, das zwischen den Flügeln über der Subumbrella sich inserirt. Ein Ölbehälter fehlt diesen Schwimmglocken. Wenn auch die beobachteten Stämmcehen noch wenig entwickelte Knospenanhänge aufwiesen, so vermuthete ich doch, dass sie zu den Anhangsgruppen der zweiten Art von Monophyes, nämlich AM. graeilis, sich ausbilden möchten. Da die Stämmehen sich ungemein leicht, meist noch während der Beobachtung, von den ge- nannten Glocken loslösten und, da überhaupt -diese zarten Siphono- phoren kaum einen Tag lang am Leben zu erhalten waren, so gelang es mir leider nicht, die vermuthete Ausbildung der Reserveglocken zu den definitiven Monophyidenglocken zu beobachten. Als ich im vergangenen Frühjahre zum Zwecke weiterer Studien über die Siphonophoren durch die Munificenz der Königlichen Aka- demie der Wissenschaften in den Stand gesetzt wurde mich in der Neapler Zoologischen Station aufzuhalten, suchte ich die Lücken in den genannten Beobachtungen zu ergänzen. Wenn auch die abnorme Witterung dem Erscheinen der Siphonophoren wenig günstig war, so traf ich doch regelmässig in dem Auftriebe die beiden in Rede stehenden Glocken mit den kleinen Stämmehen an. Selbst in dem Golfe von Alghero auf Sardinien, der an pelagischen Thieren ausser- ordentlich arm war, beobachtete ich von pelagischen Üolenteraten ausser einer eieenthümliehen Sarsie, deren Beschreibung ich an einer anderen Stelle geben werde, lediglich die genannten Siphonophoren. Es gelang mir bald Stämmehen zu fischen, an denen zahlreichere und weiter entwickelte Knospengruppen auftraten. Die untersten derselben hatten einen Fangfaden differenzirt, dessen Nesselbatterien sowohl bezüg- Cmvn: Bau und Entwiekelung der Siphonophoren. 683 lich der Grösse als auch der eitronengelben Färbung mit den Batterien der Monophyes irregularis übereinstimmten. Ich glaubte hiermit die Be- ziehungen zu Monophyes um so mehr gesichert, als auch Uraus bei seiner Ableitung der Diplophysen als Anhangsgruppen der Monophyiden sich dureh die Identität der Polypen und Nesselbatterien bestimmen liess. Um so überraschender war die Wahrnehmung, dass solche weiter entwickelte Stämmcehen mit den gelben Nesselknöpfen in durchaus identischer Ausbildung an beiden gänzlich verschiedenen Glocken auftraten. War somit die Vermuthung nahe gelegt, dass beide Glocken demselben Thiere angehören möchten, so machten weitere Beobachtungen es trotz der auffälligen Beziehungen zur M. irregularis immer unwahrscheinlicher, dass in der That solehe obwalten möchten. An der mit zwei flügelförmigen Anhängen ausgestatteten “und eines Ölbehälters entbehrenden Glocke zeigte nämlich die an dem Anfangstheil des Stämmcehens sitzende weiter entwickelte Reserve- glocke einen Gefässverlauf, der jedenfalls der definitiven Monophyes- Glocke nicht zukommt, wohl aber für die oberen Schwimmelocken der meisten Diphyiden charakteristisch ist. Da wiederum alle Versuche, die zarten Siphonophoren länger als einen Tag am Leben zu erhalten und dadurch die definitive Form der Reserveglocke zu beobachten, fehlschlugen, so gab ich den Fang mit dem Mürrer’schen Netze auf (auch die Befestigung eines Glases am Ende des Netzes lieferte, trotz der schonenderen Fangmethode stets nur isolirte Glocken) und ver- suchte mir dureh Schöpfen an der Oberfläche Material zu verschaffen. Ich erhielt auf diese Weise im Ganzen sechs Siphonophorenstämmchen, die alle Zweifel beseitigten. Beide, bisher nur isolirt beobachtete Glocken, gehören einer neuen Diphyide an und zwar repräsentirt die mit dem ÖI- behälter ausgestattete fünfkantige Glocke die obere und die mit vier Kanten versehene, eines Ölbehälters entbehrende, die untere Diphyiden- glocke. Zwei dieser Kanten sind flügelförmig ausgezogen und der Öffnung des Schwimmsackes der oberen Glocke zugekehrt. Beide Glocken hängen an der Insertionsstelle des Stammes zu- cm sammen. Sie messen ı bis ı°°4 und schweben in der Ruhelage horizontal mit nach oben gekehrtem Ölbehälter. Zwischen ihnen pendelt der Stamm herab, den ich nur an einem Exemplar von an- sehnlicher Länge und mit 24 Knospengruppen ausgestattet antraf. Ausserordentlich leicht trennen sich die Glocken; meist geschah dies noch während der Beobachtung oder bereits nach ein bis zwei Stunden. Dann haftet das Stämmcehen, wie das früher bereits angedeutet wurde, entweder am unteren Rande der oberen oder zwischen den beiden Flügeln der unteren Glocke. An allen intakten Exemplaren war zwischen beiden 6854 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 8. Juli. Glocken eine Reserveglocke zu beobachten, die offenbar die leichte Tren- nung begünstigt; das grösste Exemplar liess neben der bereits weit ent- wickelten Reserveglocke die Knospe für eine zweite solche erkennen. Wenn auch die Knospengruppen des Stammes jenen von M. irregularis gleichen und auch darin eine Übereinstimmung aufweisen, dass gelegentlich nur Deckschuppe und Genitalglocke angelegt wer- den, so tritt doch an den am weitesten ausgebildeten Gruppen ein charakteristischer Unterschied in der Ausbildung der Decksehuppe hervor. Sie verliert nämlich ihre kuglige Form, plattet sich nieren- förmig ab und beginnt in der für die Diphyiden charakteristischen Weise den Stamm und die übrigen Gehänge mit zwei seitlichen über- einander greifenden Flügeln zu umfassen. Bei beiden Arten von Monophyes behält dagegen, wie ich den Beobachtungen von Üraus ergänzend hinzufüge, die Deekschuppe ihre kuglige Form bis zur" definitiven Ausbildung bei. Die letzten Anhangsgruppen des grössten Stämmehens zeigten nun folgenden Bau. Der eontraetile Magenpolyp besitzt an der Basis den eharakteristischen Ektodermwulst und lässt eine zarte, nach der Mundöffnung gerichtete ektodermale Flimmerung erkennen. Der dem Magenpolypen an der Basis ansitzende Fangfaden zeigt an seiner Ursprungsstelle zahlreiche unentwickelte durchsichtige und ı8 bis 20 ausgebildete, kurzgestielte und hochgelhb gefärbte Nesselknöpfe. Nahezu rechtwinklig zu der Insertionsstelle des Fangfadens liegt etwas oberhalb des letzteren die Genitalknospe mit vier Grefässen und einem Ringkanal. Eine Differenzirung der Geschlechtsproduete in dem Genital- klöppel war nicht deutlich nachzuweisen, wohl aber eine Reserveknospe an der Basis. Ihr gegenüber sitzt seitlich am Stamme die Deekschuppe, welche mit ihren beiden Flügeln das obere Drittel des Magenpolypen be- deckt: der Gefässkanal zieht sich deutlich zu der Anlage desÖlbehälters aus. Die wenig vorgeschrittene Differenzirung der Geschlechtsprodukte liess vermuthen, dass die Anhangsgruppen als Eudoxien sich lösen und eine freie Existenz führen würden. Bei der Zartheit der Diphyes subtilis, wie ich die neue Art nenne, schien es freilich wenig wahr- scheinlich, dass die Eudoxienbildung direct eonstatirt werden könne. Trotzdem gelang ich rascher zum Ziele, als ich vermuthete. Das grösste Stämmehen war nämlich gegen Abend, obwohl es beide Schwimmglocken schon kurz nach dem Einfangen verloren hatte und auf dem Boden des Gefässes lag, noch so kräftig, dass es energisch sich eontrahirte und ausdehnte. Ich versetzte es in ein Gefäss mit frischem Seewasser und konnte am nächsten Morgen bereits sechs ausgebildete Eudoxiengruppen lebhaft umherschwimmend bemerken. Sie unter- scheiden sich von den bisher bekannten Eudoxien ziemlich leicht, ähneln aber wiederum in eimer Hinsicht auffällig den Diplophysen Cuun: Bau und Entwickelung der Siphonophoren. 685 der Monophyes irregularis. Die Deckschuppe nämlich bildet sich durch ansehnliche und rasche Verdickung der Gallerte zu einem annähernd kugligen Deckstück aus, das fast mit dem gleichen der Diplophysa zu verwechseln ist. Von der Seite gesehen besitzt es helmförmige Gestalt und weist in der Mitte einen kurzen, schräg aufsteigenden und relativ weiten Ölbehälter mit den charakteristischen polyedrischen Zellen und einem Öltropfen auf. Scharfe Firsten als letzte Andeu- tungen der flügelförmigen Ränder, wie sie an den Eudoxiendeckstücken der Muggiaeca und Diphyes acuminata vorkommen, fehlen völlig. Während Magenpolyp und Fangfaden keine Veränderung erkennen lassen, so ist hingegen die Genitalglocke rasch herangewachsen. Die Exum- brella ist in vier Kanten ausgezogen, von denen zwei etwas stärkere Ausbildung nehmen. Der Schirmrand springt zwischen letzteren weit vor. Die Gefässverbindung zwischen Ölbehälter und dem noch ziemlich unansehnlichen Genitalklöppel ist kurz und breit. Oberhalb letzterem entspringen vier Gefässe, welche insofern einen abweichenden Verlauf nehmen, als sie in dem unteren Drittel der Glocke sich gabeln und durch bogenförmige Commissuren in Verbindung setzen. Von der Mitte jeder Commissur geht dann ein kurzer radialer Stamm zu dem Ringkanal ab. Nachdem ich auf die Eudoxiengruppen der Diphyes subtilis auf- merksam geworden war, so gelang es mir bald, dieselben in grosser Zahl und ziemlich constant in dem Auftriebe aufzufinden. Ein wesent- licher Unterschied zwischen den älteren und jungen Eudoxien beruht, abgesehen von der ansehnlichen Entwickelung des mit reifen Eiern oder Sperma erfüllten Genitalklöppels auf dem abweichenden Gefäss- verlauf der Genitalglocken. Späterhin lassen sich nämlich nur noch vier Radialgefässe nachweisen, während die interradialen Stämme mit ihren bogenförmigen Verbindungen rückgebildet werden und nur als feine Linien auf der Subumbrella erkennbar sind. Neben der Genitalelocke treten stets eine oder zwei Ersatzknospen für die späteren Glocken auf. Die von mir soeben geschilderten Eudoxiengruppen sind, wie ich mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen darf, bereits vor langer Zeit von Wiırr in seinen Horae Tergestinae p. 82, Taf. II Fig. 30 beschrieben und abgebildet worden. Wırı fasst nach dem Vorgange von EscnscnorLtz die sogenannten monogastrischen Diphyiden unter dem Gattungsnamen Zrsaea zusammen und erwähnt dreier adriatischer Formen, nämlich Ersaea pyramidalis, truncata und elongata. Dass seine Ersaea truncata mit der von GEGENBAUER beschriebenen Diplophysa in- ermis identisch sein dürfte, heben sowohl GEGENBAUER! wie CLaus”, ' Beiträge zur Kenntniss der Schwimmpolypen 1854 S. 10. ® Schriften zoologischen Inhalts II die Gattung Monophyes und, ihren Abkömm- ling Diplophysa. 1874. Sitzungsberichte 1886. 69 686 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. ‚Juli. — Mittheilung v. 8. Juli. der ihre Zugehörigkeit zu Monophyes gracilis erkannte, hervor. Ich selbst wies nach, dass die Ersaea pyramidalis identisch ist mit der von Busc# beschriebenen Eudoxia Eschscholtzü, und dass sie die frei ge- wordenen Anhangsgruppen der Muggiaea Kochi repräsentirt. So bliebe dann noch als einzige bisher in ihren Beziehungen zu Monophyiden bez. Diphyiden noch nicht aufgeklärte Eudoxia des Mittelmeeres die Ersaea elongata übrig. Ein Blick auf die allerdings ungenügende Be- schreibung und Abbildung lässt indessen kaum daran zweifeln, dass die Ersaea elongata Wırv's identisch ist mit den soeben ge- schilderten Eudoxiengruppen und demgemäss dem Entwicke- lungsceyklus von Diphyes subtilis zugehört. Mit dem Nachweis, dass die Diphyes subtilis eine selbständige und wohl charakterisirte Art repräsentirt, welche allerdings so viele Ähnliehkeiten an ihren Anhangsgruppen mit den Monophyiden dar- bietet, dass eine Täuschung erklärlich war, bevor der Zusammenhang beider Glocken beobachtet wurde, dürfte es doppelt von Interesse sein den Entwickelungsgang der Monophyiden zu beobachten. Mir ist es bis jetzt nicht geglückt, gleichzeitig völlig reife männliche und weibliche Diplophysen zu erhalten und eine künstliche Befruchtung vorzunehmen. Es bleibt somit noch der Nachweis zu führen, ob denselben nach Analogie der Entwickelung von Muggiaea Kochii eine heteromorphe primäre Glocke zukommt, die abgestossen wird, oder ob die definitive Glocke gleich von vornherein am Embryo angelegt wird und eine primaere repräsentirt. Dass die gemeinste aller Diphyiden und im Mittelmeer offenbar am weitesten verbreitete bisher unbeachtet blieb, wird aus der obigen Darstellung einigermaassen erklärlich sein. Ihre Glocken wurden nie im Zusammenhang beobachtet, die gelegentlich vorkommenden kleinen Stämmchen wurden übersehen und bei der Fülle im Auftriebe sich umhertreibender isolirter Siphonophoren-Glocken schenkte man jenen keine Aufmerksamkeit, deren Herkunft zweifelhaft war. U. Über die Eudoxiengruppen der Calycophoriden. »Unsere Kenntnisse über Eudoxien und Diphyiden sind im Augen- blick noch so unvollständig, dass wir es nicht einmal wagen können, die einzelnen bis jetzt beschriebenen Eudoxien auf ihre Diphyiden- formen zurückzuführen«; so schreibt LruckArr in seinen trefflichen Untersuchungen über Siphonophoren (1853 S. 69), in denen er über- zeugend die Abstammung der Eudoxia cuboides von Abyla pentagona darthut. Inzwischen sind unsere Kenntnisse wesentlich vollständiger geworden, und wir vermögen jetzt von sämmtlichen aus dem Crun: Bat und Entwickelung der Siphonophoren. 687 Mittelmeer beschriebenen Eudoxiengruppen die Zugehörig- keit zu Monophyiden und Diphyiden mit Sicherheit an- zugeben. Ebenso sicher ist es andererseits, dass eine grosse Zahl von Diphyiden keine Eudoxien produeirt. Der Erste, welcher einen Zusammenhang zwischen den Eudoxien und den Anhangsgruppen der Diphyiden vermuthete, war Sars. In seiner ausgezeichneten Fauna littoralis Norvegiae 1846 gelangt er bei der Darstellung der Diphyes truncata zu der Ansicht, dass die Escn- scnortz’schen Gattungen Ersaea und Eudoxia aus dem Systeme gestrichen werden müssten, weil sie abgerissene Anhangsgruppen von Diphyiden repräsentirten. LEUCKART, GEGENBAUR und Vosr wiesen dann unab- hängig von einander nach, dass die Eudoxia ceuboides mit ihren eharakteristischen würfelförmigen Deckstücken der Abyla pentagona zugehört und alle drei Forscher gelangen zu der Ansicht, dass die »monogastrischen Diphyiden« als selbständige Arten nicht aufrecht zu erhalten seien. Lruckart bezog weiterhin mit Recht die allgemein verbreitete Eudoxia campanula auf Diphyes acuminata. Späterhin wies dann Craus (a. a. OÖ.) nach, dass die Diplophysa inermis die freischwim- menden Anhangsgruppen von: Monophyes gracilis vepräsentirt, und dass eine mit einem kleineren Deckstück ausgestattete Diplophysa zu M. irregularis gehört. Mir selbst gelang es dann die Zudoxia Eschscholtzü als Abkömmling der Muggiaea Kochü nachzuweisen und, wie ich so- eben darlegte, die Ersaea elongata auf Diphyes subtilis zurückzuführen. Ich stelle in folgender Tabelle die Eudoxien des Mittelmeeres und die zugehörigen Monophyiden und Diphyiden zusammen: e Abyla pentagona EScHSCHOLTZ ı. Ouboides vitreus (?) Quoy u. GAIMARD \ I 7 \ (LEUCKART, GEGENBAUR, VOGT Eudoxia Ne LEUCKART 1 853) Il» Diphyes acuminata LEUCKART (LEUCKART 1853), 2. Eudoxia Messanensis GEGENBAUR Eudoxia campanula LEUCKART 3. Ersaea truncata W ıLı ee gracilis ULAus Diplophysa inermis GEGENBAUR (CLAus 1874), 4. Ersaea pyramidalis Wırı Fer Kochit Cmun (UHmun Eudoxia Eschscholtzü Busch 1882) 5. Ersaea elongata Wiwun........-- Diphyes subtilis Cuun. Die fünf hier angeführten Eudoxienformen sind im Mittelmeer weit verbreitet und gemein. Es ist nicht zu leugnen, dass überhaupt die Loslösung der Anhangsgruppen von dem Stamme die geographische Ausbreitung begünstigt. Was die Geschlechtsverhältnisse derselben und den ständigen Ersatz der Genital-Schwimmglocken anbelangt, so verweise ich auf meine früheren Bemerkungen. ' ! Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch. Berlin 1885 S. 14. 688 Sitzung der phys.-math. Classe v. 22. Juli. — Mittheilung v. 8. Juli. Für alle übrigen Diphyiden des Mittelmeeres (von einigen noch wenig bekannten Ar‘en abgesehen) muss ich eine Produetion von Eudoxien in Abrede stellen. So reifen, wie das die früheren Beobachter übereinstimmend darstellen, bei Galeolaria (Epibulia) auran- tiaca die Geschlechtsproducte am Stamme, bevor eine Loslösung der Gruppen stattfindet. Dasselbe gilt, wie Ge6eEnBAauUr' bereits constatirte und wie ich mehrfach zu bestätigen Gelegenheit fand, für Diphyes turgida. Auch Praya maxima bildet keine Eudoxiengruppen. Ich habe schon früher darauf hingewiesen, dass die vollkommen geschlechts- reifen Exemplare derselben an fast sämmtlichen Anhangsgruppen des Stammes gleichzeitig reife Eier und Samenfäden erkennen lassen; eine Wahrnehmung, die ich durch Untersuchung zweier grosser Praya in diesem Frühjahre bestätigen konnte. So blieben denn von Diphyiden schliesslich nur noch jene Formen übrig, welche ich wegen des Besitzes von »Special-Schwimmglocken« zu der Gattung Lilyopsis vereinigte. Zu ihnen gehört die von Vosr entdeekte L. (Praya) diphyes, L. (Praya) medusa METSCHNIKOFF und zwei von mir neu aufgefundene Arten, deren eine ich bereits als L. rosea beschrieb. Wenn ich auch die beiden ersteren Arten nicht selbst zu untersuchen Gelegenheit fand, so muss ich doch für sie ebensowohl wie für die letzteren eine Eudoxien- bildung in Abrede stellen. Nicht nur sind nie die isolirten Anhangs- gruppen derselben beobachtet worden, sondern bei ihnen allen reifen die Geschlechtsproduete in Gonophorenträubehen am Stamme. Es scheint mir demgemäss der Satz berechtigt zu sein, dass allen jenen Diphyiden eine Bildung von Eudoxien abgeht, deren Geschleehtsproducte, sei es nur an den letzten Anhangs- gruppen, sei es in grösserer Ausdehnung am Stamme reifen. Im Gegensatz zu den eben erwähnten Arten sind die oben ange- führten Monophyiden und Diphyiden dadurch charakterisirt, dass die Geschleehtsproduete erst nach Loslösung der Eudoxiengruppen zur Reife gelangen. ! Über Diphyes turgida, Zeitschr. f. wiss. Zool. 1854 Bd. 5 S. 447. GEGENBAUR erwähnt keinen Ölbehälter an der oberen Schwimmglocke, auch KErERSTEIN und Enrers stellen ausdrücklich die Existenz eines solehen in Abrede. Ein solches Ver- halten würde unter allen Diphyiden allein für D. turgida charakteristisch sein. Ich habe mich jedoch überzeugt, dass ein solcher, wenn auch von geringer Grösse (er misst kaum einen Millimeter), oberhalb der Insertion des Stammes vorhanden ist. Ausgegeben am 29. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1886. AXXIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 29. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Currıus. l. Hr. Warrensacn las über die Inquisition gegen die Wal- denser in Pommern und der Mark Brandenburg. Der Abdruck erfolgt in den Abhandlungen. 2. Hr. vox Hrrunortz legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. GoLDsTEıN vor über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform an der Kathode indueirter Entladungen. Die Mittheilung erfolgt in dem Sitzungsberichte. 3. Hr. Kroxecker las: zur Theorie der elliptischen Fune- tionen (Fortsetzung der Mittheilung vom 27. Mai). Die Mittheilung erfolgt in dem Sitzungsberichte. 4. Hr. Scnuzze legte vor histologische Untersuchungen über das Nervensystem der CÖhaetopoden von Hrn. Dr. Emm Ronpe aus Breslau. Der Abdruck erfolgt in dem Sitzungsberichte. 5. Hr. vown BezorLn übergab die vom Staatsseeretair des Reichs- Postamts der K. Akademie übersendete Übersicht der wichtigsten Ergebnisse der im Bereiche des Reichs-Telegraphengebietes auf den Telegraphen-Leitungen gemachten Erdstrom-Beob- achtungen. Der Abdruck erfolgt in dem Sitzungsberichte. 6. Hr. Warpever legte eine Anzahl CGorrosions-Praeparate der Lungen und Nieren des Menschen und verschiedener Sitzungsberichte 1886. 70 690 Gesammisitzung vom 29. Juli. Thiere vor, welche auf seine Veranlassung von Hrn. Dr. Toussamsr und Hrn. Praeparator WIcKERSHEIMER gefertigt worden sind. Als In- jeetionsmasse diente eine Modification des Rose’schen Metalles mit einem Schmelzpunkte von 48° C. Dr. Toussamr wird später die Er- gebnisse dieser Arbeiten, welche noch nach verschiedenen Richtungen hin fortgesetzt werden sollen, veröffentlichen. 7. Hr. Dirımans übergab im Auftrage von Hrn. Prof. Sacnau das Werk von Jonann GERARD Fr. Rıepen: de sluik- en kroesharige rassen tusschen Selebes en Papua. 8. Hr. Zeizer legte das Supplementum Aristotelieum T. I, p-. 2 vor, welches die Schriften des Priseianus Lydus, herausgegeben von Hrn. BywArter, enthält. $. Hr. Wererstrass übergab den vierten Band der Jacogr'schen Werke. Durch Ministerialverfügung vom 17. Juli werden auf Antrag der K. Akademie 4500 Mark an Hrn. Dr. Varextın angewiesen für Herstellung einer Bibliotheca mathematica; durch Verfügung vom 23. Juli 2500 Mark zur Untersuchung der Wasserversorgung von Pergamon, und 1000 Mark an Hrn. Dr. VoLckens zur Herausgabe seines Werkes über aegyptische Wüstenpflanzen. Hr. Dr. Morırz Trausge zu Breslau ist zum correspondirenden Mitgliede der K. Akademie der Wissenschaften in ihrer physikalisch- mathematischen Classe gewählt worden. 691 Über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform an der Kathode inducirter Entladungen. Von Dr. E. GoLpvsSTEIN in Berlin. (Vorgelest von Hrn. von HrELMHoLTz.) D:s Kathodenlieht der Entladung des Induetoriums durch verdünnte Gase besteht aus mehreren verschieden gefärbten Schichten. In ver- dünnter Luft ist die der Kathode unmittelbar anliegende Schieht ehamois- gelb gefärbt, die zweite erscheint blau und liehtschwach, die dritte violettblau und hellleuchtend. Die erste Schicht ist ungeachtet ihrer Helligkeit von der weitaus grössten Zahl von Autoren ganz ignorirt worden; die wenigen, die ihrer gedenken, gehen meist über die Con- statirung ihrer Existenz nieht hinaus. Untersuchungen über ihre Eigen- schaften liegen, von einem thermometrischen Experiment Hırrorr's (Wien. Ann. XXI, 128) abgesehen, noch nicht vor. Die erste Schicht des Kathodenlichtes erscheint bei Elektroden und Gefässen der üblichen Formen nur in geringer Dicke, die bei schwachen Drähten blos einige Millimeter erreicht; bei grossflächigen Kathoden ist sie viel weiter zu verfolgen, worauf hier aber nieht näher eingegangen werden soll; es wird genügen, zu erwähnen, dass an plattenförmigen Kathoden von etwa 2 bis 2'/,”" Durchmesser, wie sie im Folgenden voraus- gesetzt werden, die erste Schicht bei steigender Evaeuation bis auf etwa 2°” von der Kathode zu verfolgen ist. Füllt die Kathode den Röhrenquersehnitt ganz oder nahezu aus, so hört die erste Schicht bei zunehmender Gasverdünnung auf, die ganze Fläche in gleichmässiger Helligkeit zu bedecken; sie wird an den Rändern erst lichtschwach, erlischt dann dort ganz und zieht sich immer mehr nach der Mitte der Fläche zurück. In den Monatsberichten der Akademie für ı88o habe ich (S. 88) Entladungsgefässe beschrieben, in welchen (zum Studium des seeun- dären negativen Lichtes) zwischen den beiden Elektrodendrähten noch ein mit engen Poren versehenes Rohr eingeschaltet ist. In einem 70* 692 Gesammtsitzung vom 29. Juli. dieser Gefässe (Fig. ı) war das eingeschaltete Rohr R ein aus engmaschigem Drahtnetz gerollter Cylinder. Das Rohr ist am einen Ende auf ein beiderseits offenes Glasrohr r geschoben, am anderen Ende durch ein zugeschmolzenes Stückchen Glasrohr r’ verschlossen. Die Enden der beiden Röhrchen r und r’ sind einige Centimeter von einander entfernt, lassen also die Poren eines entsprechend langen Stückes des Netzrohres frei und durchgängig. Verbindet man in einem derartigen Apparate den Draht @ mit dem positiven, die Netzröhre R selbst aber (mittels des Zuleitungsdrahtes d) mit dem negativen Pol des Induetoriums, so kann man nach den bisherigen Er- fahrungen in Zweifel sein, ob auch an der Aussenseite der Netzkathode eine Lichterscheinung auftreten werde oder nicht. Eine Lichterscheinung in dem Aussenraum würde dem Hırrorr'schen Satze entsprechen, dass das (in Luft) blaue Kathodenlicht sich ohne Rücksicht auf die Lage der Anode gleichmässig nach allen Richtungen aus- breitet. Andererseits aber ergiebt die Erfahrung, dass bei geringen Dichten solche Kathodentheile liehtlos bleiben, von denen aus der Weg zur Anode durch lange Strecken der zweiten Schicht des Kathodenliehts in verhältnissmässig engen Räumen geht. Fig. 1. Im vorliegenden Falle könnte dies für die Aussenseite des Netzrohres gelten, von deren Elementen der Weg zur Anode durch die an der Innenfläche entwickelte zweite Schicht geht. Jedenfalls aber kann man nach dem bisher Bekannten nur vor der Alternative stehen, ob der Raum um das Netzrohr von blauem Liehte erfüllt sein oder gänzlich lichtlos bleiben werde. Ich war daher als ich bei starker Gasverdünnung die gedachte Anordnung (a Anode, R Kathode) herstellte, sehr überrascht, die Netzkathode mit hellem goldgelbem Lieht umgeben zu sehen, welches entlang der durehgängigen Strecke des Netzrohres den ganzen Raum von der Kathode bis zur Wand des 5°" weiten Gefässes vollständig erfüllte. Blaues Kathodenlicht war nur im Innern des Netzrohres sichtbar. Der Draht d war völlig lichtlos. Wegen der hohen Ähn- liehkeit, welche die Farbe der gelben Liehtmasse mit der einer natrium- geschwängerten Bunsenflamme zeigt, kann man geneigt sein, die Er- scheinung zunächst auf eine Verunreinigung zurückzuführen, indem man annimmt, dass von der Oberfläche der Kathode verdampfendes Chlornatrium die sonst blauen Kathodenstrahlen gelb gefärbt habe; aber das Speetrum des gelben Lichts zeigt keine Spur der Natrium- linien und ist offenbar ein Bandenspectrum des Stickstoffes. Auch Gorosrein: Über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform u. s.w. 693 mit dem Nachleuchten Grissuer’scher Röhren, das für Luft, Sauerstoff und Stiekstoff mit gelber Farbe stattfindet, hat die Erscheinung nichts zu thun. Das blosse Auge kann keine Nachdauer des gelben Lichtes erkennen, und bei einer etwas geänderten Anordnung der Röhre, welche die Anwendung des Drehspiegels gestattet, liefert das gelbe Licht von einem dadurch erleuchteten schmalen Schlitz nur ein ebenso langes Band im Spiegel als das blaue Kathodenlicht. Hingegen ergiebt die nähere Untersuchung eine Reihe von Ähnlichkeiten mit der vorerwähnten ersten Schicht des Kathodenlichts, dergestalt, dass eine Wesensgleichheit beider wahrscheinlich wird. Da bald mehrfache Regelmässigkeiten in’s Auge fielen, habe ich die Erscheinung des die Netzröhre umhüllenden gelben Lichts in einer ziemlich ausgedehnten Versuchsreihe verfolgt und erlaube mir in der vorliegenden Notiz einige Eigenschaften des Phaenomens kurz zu skizziren. Auf Ähn- lichkeiten mit der ersten Schicht des Kathodenlichts werde ich an den betreffenden Stellen aufmerksam machen. Um das Phaenomen womöglich unter einfacheren Ver- hältnissen als bei seinem ersten Entgegentreten zu verfolgen, wurde zunächst die allgemeine Bedingung für sein Auftreten gesucht. Es ergab sich, dass die Erscheinung des gelben Lichtes ohne erkennbare Beimischung von blauem Kathoden- licht sich jedesmal darstellen lässt, wenn die Kathode den Raum des Entladungsgefässes derart in zwei Theile trennt, dass der eine Theil die Anode ent- hält, und beide Theile nur durch enge Öffnungen eommunieiren, welche die Substanz der Kathode selbst durchsetzen. Für die weitere Untersuchung konnten daher meist durchbohrte, ebene Platten an Stelle der eylin- drischen Netzkathode angewendet werden. Von den be- nutzten Anordnungen skizzire ich hier schematisch die zwei am häufigsten verwendeten. Fig. 2 zeigt eine Röhre, welche bei « tellerartig flachgedrückt ist und dort die aufgelegte, durehbohrte, planparallele Kathodenplatte A’ trägt. Die elek- trische Communication der letzteren mit dem Induetorium wird dureh den dünnen Draht d bewirkt, der einerseits an einer Öse der Platte, andererseits an dem eingeschmolzenen Ringe b befestigt ist. Die Anode wird dureh den Draht a gebildet. In der Röhre Fig. 3 ist die Kathodenplatte nicht lose aufgelegt, sondern sie bildet den Boden einer auf ein Glas- 694 Gesammtsitzung vom 29. Juli. rohr r fest aufgeschobenen Kapsel, während wieder ein Draht d die negative Elektrieität zuführt und a die Anode bildet. Diejenige Fläche der Kathode, welehe in solchen Gefässen der Anode zugekehrt ist, mag weiterhin ihre Vorderfläche oder Vorder- seite, die von der Anode abgewendete Seite ihre Rückseite heissen. Die Durehbohrungen können, wo nichts Anderes bemerkt, als eylin- drische, zur Ebene der Platte senkrechte Bohrungen von etwa ?/,"" Durchmesser gedacht werden. Die Vorderseite solcher Kathoden zeigt das gewohnte Kathoden- licht, dessen Hauptmasse die blauen Strahlen bilden. Die gelbe erste Sehicht ist wieder nur schmal. An der Rückseite dagegen entwickelt sich das gelbe Licht in hohen Feuersäulen. Blaues Licht zeigt sich bei hinreichender Gasverdünnung an dieser Seite der Kathode gar nicht, der Zuleitungsdraht d ist völlig lichtlos, so dass also in dem an der Rückseite der Kathode gelegenen Röhrentheil das von der Kathodenplatte ausgesandte gelbe Licht die einzige Lichterscheinung bildet. Mittels derartiger Anordnungen liessen sich nun folgende Eigen- schaften des gelben Liehtes feststellen. Das gelbe Licht besteht aus regelmässigen Strahlen, welche geradlinige Ausbreitung haben. Von einer jeden Öffnung der Kathode steigt ein gerades. helles, schwach divergentes gelbes Strahlenbündel auf. Die einzelnen hellen Bündel sind umhüllt von einem weit aus- gebreiteten, sehr liehtschwachen, im Allgemeinen mit den Bündeln gleich gefärbten Nebel. Für die vorliegende gedrängte Mittheilung lassen wir dieses Nebellicht weiterhin ausser Acht. In ihrer Riehtung gegen die Kathode zeigen die gelben Strahlenbündel einen sehr auf- fallenden Unterschied von den blauen Kathodenstrahlen. Die von einer ebenen Kathode ausgehenden blauen Strahlen sind bei starker Gasver- dünnung gegen die Axe der Kathodenplatte und gegen einander stets divergent, und ihre Divergenz nimmt zu, indem die Evacuirung fort- schreitet. Die Bündel des gelben Lichts, die aus den Öffnungen einer ebenen Kathode hervorbrechen, dagegen sind eonvergent gegen die Axe der Kathodenplatte und ihre Convergenz nimmt bei fortschreiten- der Evaeuirung zu. Sie schneiden einander (bei Platten von etwa 2°® Durehmesser) in weniger als ı"“” Entfernung von der Kathode, und ihre Scehnittpunkte rücken bei starker Gasverdünnung bis auf weniger als 3°” nach der Kathode hin. Die Bündel eonvergiren um so stärker nach der Axe, je weiter ihre Ursprungsöffnungen von letzterer ent- fernt sind. Dabei ist vorausgesetzt, dass die Axe der Kathodenplatte zusammenfällt mit der Axe des Rohres, auf dem sie ruht. Die nahe der Axe entspringenden Bündel verlaufen nahezu senkrecht zur Platte. Gorpsrein: Über eine noch nicht untersuchte Strahlungsforn u. s. w. 695 Mindestens für kreiseylindrische Bohrungen und soweit sich ohne besondere Messungen beurtheilen lässt, gilt hinsichtlich der Richtung der gelben Strahlen Folgendes: Die Axen der gelben Bündel sind stets so gerichtet, als wenn jede die nach rückwärts gezogene Ver- längerung desjenigen blauen Strahles wäre, der an der Vorderseite der undurchbrochen gedachten Kathode da entspringen würde, wo sich der Mittelpunkt der Öffnung befindet. Das oben über die Richtung der gelben Bündel Gesagte ist hierin eingeschlossen. Da ferner die Richtung der an einer Kathodenfläche entspringenden blauen Strahlen ausserordentlich abhängt von der Krümmung dieser Fläche, so folgt, dass die aus den Öffnungen der Rückseite aufsteigenden gelben Strahlen in ihrer Richtung abhängig sein müssen von der Gestalt der Vorderfläche. Dies findet sich in der That bestätigt: bei constantem Verlauf der Rückseite variirt die Riehtung der gelben Strahlen in einer nach der obigen Regel jedes- mal vorauszusehenden Weise, wenn man der Vorderfläche ver- schiedene Krümmung giebt. Als die Kathode aus einer dieken Platte hergestellt wurde, welche an der Vorderseite sphaerisch concav aus- geschliffen war, waren die Strahlen an der Vorderfläche convergent; die gelben Bündel der Rückseite aber divergent. Bohrt man die Kanäle nicht senkrecht zur Kathodenplatte, sondern schräg, so ändert die Richtung der gelben Strahlen sieh nicht; dagegen wird ihre Liehtintensität mit wachsender Neigung der Kanal- axen immer geringer, und sie werden unsichtbar, wenn die Projeetion der vorderen Kanalöffnung auf die Rückseite keinen Theil der Öffnung an letzterer mehr trifft. Mit wachsender Gasverdünnung verlängern die gelben Strahlen sich stetig und bilden hohe Liehtgarben, deren Ausdehnung schliesslich anscheinend nur durch die Wände des Gefässes eine Grenze findet. Röhren von 45°" Länge wurden von ihnen vollständig erfüllt. Bei hohen Verdünnungen gehen nicht mehr von allen Öff- nungen der Rückseite Strahlenbündel aus, sondern die Srahlung be- schränkt sich mehr und mehr auf die der Mitte der Platte nächsten Öffnungen. Beobachtet man nun gleichzeitig die Vorderseite der Kathode, so sieht man, dass bier (wie Eingangs erwähnt) die erste Schicht des Kathodenlichts nicht mehr die ganze Fläche bedeckt; nur diejenigen Kanäle aber senden an der Rückseite noch gelbe Strahlen aus, deren vordere Öffnungen noch von der ersten Schicht bedeekt sind. — Bei einer Röhre wie Fig. 2 sendet der auf dem Glasteller unmittelbar aufliegende Rand der Kathodenplatte natürlich auch nach vorn keinerlei Licht aus: das Lieht der vorderen Entladung geht nur aus von derjenigen Kreistläche, oder (bei den 696 Gesammtsitzung vom 29. Juli. eben erwähnten Verdünnungen) von einem Theile derjenigen Kreis- fläche, die durch den Mantel des Glasrohrs begrenzt wird, auf welchem die Platte ruht. Hat die Platte auf dem unterstützenden Teller einigen Spielraum zu horizontaler Verschiebung, so kann man also verschiedene Theile der Platte zur vorderen Entladungsfläche machen; dann wechseln auch die Kanäle, von denen an der Rückseite die gelben Bündel aus- gehen; aber stets sind es diejenigen Kanäle, deren Öffnungen vorn von der ersten Schicht bedeckt werden. Die Farbe der Strahlen, die wir bis jetzt als »gelbe« bezeichnet haben, variirt mit der Natur des Gases, in welchem die Kathode sich befindet. Die Strahlen sind goldgelb auch in reinem Stickstoff, der aber bekanntlich die Lichterscheinungen in verdünnter Luft haupt- sächlich bedingt; in Wasserstoff ist ihre Farbe rosa, gelblich-rosa in Sauerstoff, grünlich-grauweiss in Kohlensäure. Diese Farben sind sehr verschieden von denen, welche die Hauptmasse des Kathoden- liehts, die dritte Schicht. bei diesen Gasen hat, nämlich beziehungs- weise: violettblau (N). weisslich (7), grauweiss bis gelbweiss (O0), himmelblau (CO,). Dagegen sind die an der Rückseite der Kathode beobachteten Farben nur um leichte Nüancen verschieden von der Farbe, welche die erste Schicht des jeweilig untersuchten Gases der Beobachtung zeigt. Eine völlige Gleichheit der beobachteten Farbe ist auch bei völliger Identität der emittirten Farben nicht zu erwarten, da wir die erste Schicht ja stets durch das anders gefärbte Medium der zweiten Schicht betrachten. Das Spectrum zeigte in allen untersuchten Fällen, dass die Strahlen von demselben Gase gebildet werden, welches auch das übrige Kathodenlicht erzeugt; aber zugleich hat das Spectrum der Strahlen stets gewisse charakteristische Differenzen, mindestens in der Helligkeitsvertheilung gegenüber dem Spectrum der übrigen Theile des Entladungslichtes. Am weitesten geht die Differenz bei Sauerstoff. Der letztere besitzt, wie Schuster feststellte, ein Bandenspeetrum und zwei Linienspectra, von denen das eine aus vier Linien, das andere aus einer grossen Anzahl von Linien besteht." Während nun die dritte Schicht des Kathodenlichts, also an der Vorderfläche dessen Hauptmasse, das Bandenspeetrum darbietet, zeigen die Strahlen an der Rückseite der Kathode das reine Vier- Linienspeetrum. Das Vier-Linienspectrum wird aber auch von der ersten Schicht des Kathodenlichts geliefert. Auch in den übrigen erwähnten Gasen ! Die Berechtigung, die beiden Linienspeetra von einander zu scheiden, beruht, darauf, dass unter den Bedingungen, unter denen die Linien des einen heller werden, die des anderen bis zum Verschwinden erblassen und umgekehrt. Gorpsrein: Über eine noch nieht untersuchte Strahlungsform u. s.w. 697 finden die speetralen Charaktere der an der Rückseite beobachteten Strahlen bei dem Lichte der ersten Schicht sich wieder. Bis zur Ermittelung eines passenderen Namens mögen diese Strahlen, die wir nun nicht mehr nach ihrer, von Gas zu Gas wechselnden, Farbe benennen können, als »Kanalstrahlen« bezeichnet werden. Die Natur des Kathodenmetalls zeigt keinen erkennbaren Einfluss auf Farbe und Spectrum der Kanalstrahlen. Ihr Anblick war der gleiche für Kathoden aus Platin, Aluminium, Kupfer, Stahl und Messing. Die bisher bekannten Kathodenstrahlen erregen bei geringer Gas- dichte bekanntlich sehr helle (grüne) Phosphorescenz der Glaswand. Den Kanalstrahlen geht diese Fähigkeit fast vollständig ab. Es be- darf schon der Aufmerksamkeit, um das äusserst schwache giüne Leuchten der Glaswand, welches die hellsten Kanalstrahlen hervor- rufen, wahrzunehmen. Die meisten Metalle unterliegen, wenn sie als Kathodenmatserial benutzt werden, einer Zerstiebung, in Folge deren die umgebenden Glaswände sich bekanntlich mit Metall- oder Oxydspiegeln bedecken. Auch dies gilt aber nur für diejenige Fläche der Kathode, von welcher die bisher bekannten Kathodenstrahlen ausgehen; an der Rückseite der Kathode erfolgt, wenn nur Kanalstrahlen von ihr ausgehen, keine Spur von Zerstiebung. Haben die Kanäle der Kathode (die aus einer eirca '/,"" dieken Platte gebildet ist) einen Durchmesser von mehr als N so tritt bei mässiger Gasverdünnung auch an der Rückseite gewöhnliches Kathodenlicht auf. Je weiter die Verdünnung fortschreitet, desto lichtschwächer wird es indess, um zuletzt nur die Kanalstrahlen übrig zu lassen. Je enger die Kanäle sind, bei desto höherer Dichte treten die Kanalstrahlen bereits rein auf. Überschreitet der Durchmesser der Kanäle aber eine gewisse Grösse, so entwickeln sich auf der Rück- seite der Kathode an den Öffnungen ellipsoidische grell leuchtende Lichtbüschel, bei deren Auftreten die Kanalstrahlen theils objeetiv in ihrer Entwickelung beeinträchtigt zu werden scheinen, theils für die Beobachtung überglänzt werden. Von diesen ellipsoidischen Büscheln soll hier nicht näher gesprochen werden. Ihr Auftreten liess es indess anfangs unmöglich erscheinen, die Kanalstrahlen in dieken Bündeln, wie sie für gewisse Versuche wünschenswerth waren, herzustellen. Es zeigte sich aber, dass die Kanäle desto grössere Durchmesser erhalten konnten, ohne die störenden Ellipsoidbüschel zu zeigen, je dieker die Kathodenplatte gewählt wurde. Anstatt dieke Platten zu nehmen, kann man auch auf die Öffnungen dünner Platten an der Rückseite eylindrische Röhrehen aufsetzen. 698 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Eine Kathode wie Fig. 4, bestehend aus einer dünnen Platte mit 3'/,”” weiter Durehbohrung, auf welche ein e> ebenso weites, 2°” langes Metallröhrcehen aufgelöthet ist, liefert ein Bündel Kanalstrahlen, das schon beim Austritt 3'/;”” Dieke hat. Solche einzelne dicke Bündel sind für die Unter- suchung gewisser Eigenschaften vielfach geeigneter, als das Convolut zahlreicher dünner gegeneinander geneigter Strahlen, die aus den eng und dicht durehbohrten dünnen Platten entspringen. Ein fester Körper, ein Draht z. B. in die Bahn eines solchen dieken Bündels eingeschaltet. giebt einen ebenso deutlichen »Sehatten«, wie Fig. 4. in einem Bündel divergenter blauer Kathodenstrahlen, indem hinter ihm, an der von der Kathode abgewandten Seite, ein strahlenleerer, geradlinig begrenzter Raum bleibt. Zwei Bündel Kanalstrahlen können einander durehkreuzen, ohne sich abzulenken oder zu einem einzigen Bündel zu vereinigen. Letzteres zeigt, dass die Kanalstrahlen nicht von abgeschleuderten ponderabeln Theilehen gebildet werden. Die Strahlen des gewöhnlichen, in Luft blauen Kathodenlichts werden bekanntlich durch den Magneten abgelenkt und deformirt; es bedarf nur eines so kleinen permanenten Magneten, dass man ihn mit der Hand noch sehr bequem frei dirigiren kann, um sehr bedeutende Ablenkungen und Formänderungen der blauen Strahlen hervorzurufen. An den Kanalstrahlen konnte ich indess selbst mittels des grössten (von sechs Bunsen gespeisten) Elektromagneten des hiesigen Physikalischen Instituts .nicht die geringste wahrnehmbare Richtungsänderung oder Deformation hervorbringen. Hier tritt wieder eine Beziehung zur ersten Schicht des Kathodenlichts auf. Ich setzte eine un- durehbrochene Platte A als Kathode in ein Gefäss wie Fig. 5, das einen 6 bis 7°" langen Seitentubulus trägt, dessen Axe mit der Axe der Kathodenplatte zusammenfällt. Die Strahlen des blauen Kathodenlichtes erfüllen dann bei hinreichender Evacuation die ganze Länge des Tubulus. Stellt man jetzt die Röhre so zwischen die Pole des Elektromagneten, dass die Ebene der Ka- Fig. 5. thode axial liegt, so werden die gesammten blauen Strahlen in eine Schieht von wenigen Millimetern Dieke nach der Kathode hin zu- Gorostein: Über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform u. s.w. 699 sammengerollt, so dass der Tubulus von ihnen frei wird. Dann sieht man den letzteren aber erfüllt von den gelben Strahlen der ersten Scehieht, deren Strahlen der Magnet nicht abzulenken vermag. Bei Anwendung von Wasserstoff zeigt der Tubulus während der Ein- wirkung des Magneten sich entsprechend von rosa Licht erfüllt. Auch der Deflexion sind die Kanalstrahlen nicht unterworfen. Während die gewöhnlichen Kathodenstrahlen in der Nähe einer anderen Kathode eine starke Umknickung erleiden, gehen die Kanal- strahlen unabgelenkt an einer zweiten Kathode (oder an Theilen der eigenen Kathode) vorüber. Ich möchte an diese vorläufigen Mittheilungen ausführliche Erörterungen über das Wesen der Kanalstrahlen noeh nicht knüpfen, sondern mich auf einige kurze Bemerkungen beschränken. Die Abhängigkeit der Kanalstrahlen von der Gestalt der Vorder- fläche und von der Lage der ersten Schicht an der Vorderfläche, endlich der Einfluss, den die Schiefbohrung der Kanäle hat, machen es sehr wahrscheinlich, dass der Ursprung der Kanalstrahlen an der Vorderfläche zu suchen ist. Die Ähnlichkeit in Farbe, Speetrum und im magnetischen Verhalten führt zu der Annahme einer Wesens- gleichheit mit der ersten Schicht des Kathodenlichts. Sehr nahe läge nun der Gedanke, die Kanalstrahlen mit der ersten Schieht des Kathodenlichts in der Art zu identificiren, dass man die Kanalstrahlen für solche Theile der lediglich ersten Schicht hält, die bei undurchbrochener Kathode sich nach vorn ausbreiten müssen, bei vorhandenen Durehbohrungen aber (unter irgend welchen 'repulsiven Einflüssen) nach rückwärts ausweichen. Doch kann ich bis jetzt noch nicht sämmtliche beobachtete Erscheinungen mit dieser letzten Annahme in Einklang bringen. Für das Kathodenlieht im Allgemeinen dürfen wir nach den beschriebenen Erscheinungen, namentlich mit Rücksicht auf den Versuch an der Röhre mit Seitentubulus, noch den Schluss formu- liren, dass das gewöhnliche, sonst für ein einheitliches Strahlungs- system gehaltene Kathodenlieht aus (mindestens) zwei heterogenen Strahlungsformen besteht. Berlin, 27. Juli 1886. ä D 3 A e 2 u I ap z I 77 “en EL WER le ir re nr i% D g & > er 2 4 701 Zur Theorie der elliptischen Functionen. Von L. KroneckeEr. (Vorgetragen am 27. Mai und am 29. Juli [s. oben S. 525 und S. 689].) (Fortsetzung der Mittheilung vom 30. Juli 1885, XXX VII.) XI. ih einem jener nicht genug zu schätzenden und doch wohl nicht genug gekannten Jacogr'schen Aufsätze über die elliptischen Func- tionen, welche eine Hauptzierde der ersten Bände des Journals für Mathematik bilden, findet sich eine Recursionsformel zur Bestimmung der bei der Transformation der elliptischen Functionen auftretenden Coeffieienten, welche, wie es a. a. O. heisst, die allgemeine Lösung dieses Transformationsproblems in gewissem Sinne vollständig enthält, und zwar in einer von den früher durch Ager und Jacogı gegebenen Lösungen ganz verschiedenen Weise." Ich habe von dieser Reeursions- formel bei meinen Untersuchungen über die elliptischen Functionen mit singulären Moduln vielfach Gebrauch gemacht und bin hierdurch auf eine allgemeine Eigenschaft der erwähnten Coeffieienten geführt worden, welche sich dann als bestes Fundament für die arithmetische Behandlung der singulären Moduln und der zugehörigen elliptischen Funetionen selbst erwies. Su,L. Setzt man, wie es JacopBı a. a. 0. thut: x —=Vx sinam (u, Z)E so ist, gemäss den Jacogrschen Bezeichnungen, der Zusammenhang zwischen x und « sowohl durch die Gleichung: ' Suite des notices sur les fonctions elliptiques. Journal für Mathematik Bd. IV S. 185 und Jacosı's gesammelte Werke Bd, I S. 266. Hierin giebt Jacosr auch die vollständige Auflösung der Transformationsgleichungen durch einen Satz, von welchem er a. a. O. sagt: »Ce theoröme est un des plus importants, trouves Jusquici dans la theorie des fonctions elliptiques. Il fournit aussi la solution algebrique et generale de Fequation du I => [SV] Gesammtsitzung vom 29. Juli. h = f dx 2 VY(x — 2) (1 — x?) . als auch durch die Gleichungen: = S E 2 w) TE /2K 3,(0 2 vw) er er Ve gegeben, wenn die Funetionszeichen $,.9,,9,,2, die übliche, auch in den vorhergehenden Artikeln entwickelte Bedeutung haben: 3,(0,%) 3,&,w) = 3(— q)” cos andr , I,(&,w) = g* 3(-ı)"g"+"sin(2n + ı)@r, I,(&,w) = g* Ag” +" cos(en +ı)dr, S,(@,w) = Zg” cosaner, wri und wenn dabei g = e”” genommen und die Summation auf alle ganz- zahligen Werthe von n— — © bis n—= + © erstreckt wird. Führt man nun noch, wie in dem eitirten Jacogr'schen Aufsatze, die Grösse I x-+ an Stelle des Moduls x selbst ein und setzt: ' x 1 st —- =p=4uN- 2, x ” ! sin’am u = cosamuAamu, so stellt sich die Beziehung zwischen den drei durch die Gleichungen: x —Yxsinam(vu,x), y=Vxsinam(v,x), 2=Yxsinam(uw+v,x) definirten Grössen &,y,2 mittels des Additionstheorems in folgender Form dar: (1) „_sVı-y+y+yVı-@+ta ı—-ary j Hiernach wird: 2x2 Yı— pa’ + a* Sea 2) V x sin am 2u —= \ i ı1— it degre nn, de laquelle depend la divisim de la fonction elliptique en n parties, comme on va le voir dans ce qui suit.. In dem Kırrerr’schen Aufsatze »Auflösung der Transforma- tionsgleiehungen und Division der elliptischen Functionen«, welcher im 76. Bande des Journals für Mathematik (S. 34 u. ff.) abgedruckt ist, wird die Jacosı'sche Auflösung nicht erwähnt: doch ist diese in einem Aufsatze der HH. Frosenıvs und STICKELBERGER im 88. Bande des Journals für Mathematik ausdrücklich angeführt. Dass viele der Resultate, welche sich schon in jenen Jacorı’schen Aufsätzen finden, von Eisenstein bei seinen Arbeiten über elliptische Funetionen unberücksichtigt geblieben sind, hat Jacosı selbst in einer äusserst kurzen aber sehr inhaltreichen Notiz »über einige, die elliptischen Funetionen betreffenden Formeln« im 30. Bande des Journals für Mathematik angedeutet. ! Vergl. meine »Bemerkungen über die Multiplication der elliptischen Func- tionen«. Sitzungsberichte XXX. 1883. r r; & . . x 2 mN& Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 703 y Me: a — 20 + 6t — 2a’ + 1 (2) sin am 2u = - Sn wo —2X0-+ 1 und, wenn man jetzt » — nu, also y = Vx sinam nu nimmt: ’ ae 22x(1 — a) Y ı — pa? + a*-sintam nu + (1— @')’ ysin’am2u (3) Yxsinam(n + 2)u = —- _— u > (mE) —ARy (08 0°) Für n = ı wird demgemäss: ea 3w — 4p00 +1 625 — 9 Va Smam Sa Gr Te me sur 30° — 4pX° + 60° — ı und ebenso resultirt für jede ungrade Zahl n eine Gleichung: a) Pt ++ ++ N Sr Bud > IE iss 7 Pd SF I in welcher v — } (n? — 3) ist, und in welcher die „ (n? — ı) Coeffieienten Pros Pnıs Pan,» ganze ganzzahlige Funetionen von p, also »ganze Grössen« des natürlichen Rationalitätsbereichs (£) und folglich auch ganze Grössen «des Rationalitätsbereichs (M) sind. Setzt man dies nämlich für eine bestimmte ungrade Zahl n als bewiesen voraus, so lässt es sich mit Hülfe der Gleichung (3) für die Zahl n-+ 2 erschliessen. (4) Vx sinam au = (- ı) - Ta; . . . Denn, wenn wieder y = Yx sin am nu genommen wird, so ergiebt sieh zuvörderst mittels der Relation: Br Ben dı sn amnı = —sınam u, n dc dass der im Zähler auf der rechten Seite der Gleichung (3) vorkommende Ausdruck: Vı — pa® + xt. sin’am nu in der Form: dYx sinam nu 1 Z— = 2 a ee en n a da also als rationale Funetion von x und p mit ganzzahligen Coeffieienten dargestellt werden kann. Setzt man demgemäss: P Q b) wo P,( zwei ganze Grössen des Bereiches (p,.) ohne gemeinsamen >2 Theiler bedeuten, so ist Q gleich dem Product: Mr Ey ry) also, gemäss der durch die Gleichung (4) voraugesetzten Darstellung E Far EEE CH . Vı— pa” + at. sin'am nu = : A op von y oder Vx sinam nu, gleich einem Bruche ge in welehem ® und 704 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Y ganze ganzzahlige Functionen von x und p, dabei aber so beschaffen sind, dass in ® der Coeffieient der höchsten Potenz von x, in X aber das von x unabhängige Glied gleich Eins ist. Es muss nun offenbar auch in jedem der irreductibeln Faetoren, als deren Product ® dar- gestellt werden kann,' der Coeffieient der höchsten Potenz von x den absoluten Werth Eins haben, und ebenso muss in jedem der irre- duetibeln Factoren von Y das von x unabhängige Glied gleich =& ı 2 (2? dargestellt wird, P ein Divisor von ® und ebenso (@ ein Divisor von Y; das von x unabhängige Glied in @ ist daher gleich =& ı. Ersetzt man nunmehr auf der rechten Seite der Gleichung (3) das Produet: P sein. Es ist aber, da durch der Werth von = in redueirter Form Vı— pa’ + a*. sin’ am nu r dureh 0’ ferner sin’am 2u durch seinen in der Gleichung (2’) ent- haltenen Werth und y durch den Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (4), so resultirt ein Bruch, dessen Nenner N durch die Gleichung: N=(- a) (Pl) - 48 (1 2 +0) Q gegeben wird, wenn f den Zähler und g den Nenner des Bruches auf der rechten Seite der Gleichung (4) bedeutet. Da nun /f,g und Q ganze Grössen des Bereiches (2, x) sind und sowohl g als Q für = o den Werth + ı haben, so ist auch N eine ganze Grösse des Be- reiches (p, x), deren von & unabhängiges Glied den Werth + ı hat. Jeder Divisor von N muss offenbar eben dieselbe Eigenschaft haben, und es ist somit VYx sin am (n + 2) u als eine Grösse des Rationalitätsbereiches (2, x) erwiesen, welche in der redueirten Form einen Nenner hat, der für xz2=o den Werth + ı annimmt. Da ferner dieser Nenner, wie ich in meiner Mittheilung vom Juni 1883 ebenfalls auf arithmetischem Wege nachgewiesen habe, in Beziehung auf die Variable x vom Grade (rn + 2)’— ı ist und nur Potenzen derselben mit graden Fxponenten enthält, so kann er in der Form: RE 2: Ba ee ab u 4 NER SL N (»=(n+2)?—3) dargestellt werden, in welcher die Coeffieienten ®,42.0» Pntaıs: : - ganze Grössen des Rationalitätsbereiches (£) sind. ! Vergl. meinen Aufsatz »Die Zerlegung der ganzen Grössen eines natürlichen Rationalitäts- Bereiches in ihre irreduetibeln Factoren« im Journal für Mathematik Bd. 94. S. 344- Kronecrer: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 705 Bezeichnet man diese ganze Function von x zur Abkürzung mit g(&) und setzt: = Zt fi) Vxsinam (n + 2) u = Er De ( ) ne) ES so wird: Vx sinam (n-+ 2) (u +iK’) — : — (1)? +) g(@) af(a)’ _ Vxsinam(n + 2)u wo K’ die Bedeutung wie in Jacosı's Fundamenta: DD X 5 dv Veos’v + x sin?v o hat. Andererseits ist: Vx sinam (n+2) u+iK) = (— Be Ar e wenn: I I y=Yx sinam u-+iK) = re genommen wird. Es muss daher die Relation: sw _ 4 («) of («) ol.) 14 bestehen, aus welcher unmittelbar hervorgeht, dass: co(X) = ll), a) Fr zer le) > x z also: cf«) - Dog DnraıC + Dana DLDHG ÄrF Den sein muss. Die hier vorkommende Constante ce bestimmt sich aus der Gleichung: Eagle) = Er () 9 () X dureh den Werth @ = ı, als positive oder negative Einheit; es wird daher: I 7. at) Pat ar + dt... tar? eYxsinam (n+2)u=(— ı)’ Bora Hi Buche, Ber ea 2 RR il + Be, in QuDED Ir I Sitzungsberichte 1886. 71 706 Gesammtsitzung vom 29. Juli. woc= +ıist. Dass aber e= + ı sein muss, folgt, wenn man: 1 . : Ä le, u=K, ®=-—-ı und also sinam uv=ı, sinam (n+2)u=(-ı)’ nimmt, und es ist hiermit der Nachweis der Richtigkeit der Multi- plieationsformel (4) zu Ende geführt. SD; Gemäss der Multiplieationsformel (4) wird die Gleichung: (5) "42 ertlo)? (r=o. 12... 2-39) + pa) X dureh die n? Werthe: (A, =0,1,...0 1) x = x sinam (" + Merz n befriedigt, wenn u als Function von X durch die Gleichung: VYx sinam nu — X bestimmt wird. Die n’ Grössen: 4hK+ ah = Vx sinam (" r — (k, A =.0,5...n.R) n sind daher ganze algebraische, dem natürlichen Bereiche (#, X) entstammende Grössen, und zwar mit einander con- Jugirt, da jede Gleichung: F(Yx sinam u) = o, deren Coeffieienten dem Rationalitätsbereiche (p, Vx sinam mu) ange- hören, offenbar bestehen bleiben muss, wenn darin « durch irgend 4AhK+2hWKi einen der Werthe: + ersetzt wird. N Nimmt man X — o, so geht die Gleichung (5) in die Gleichung: (6) ep 7 77 zu 0 (r=o,1.2....5@-3)) über, deren Üoeffieienten &,, ganze Grössen des Rationalitätsbereichs (r) und deren Wurzeln: 4hK+ah Ki sinam ——— ——— (kh,W"=0,1,...n—ı) n ganze algebraische dem Bereiche (£) entstammende Grössen sind. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 707 Der Ausdruck auf der linken Seite der Gleichung (6) stellt eine ganze Grösse des Bereichs (p,.x) dar, welche in so viel Factoren zerlegbar ist, als » Divisoren hat. Um dies nachzuweisen, sei zuvörderst: a” + > ER —ez ®, (2) (r=0,132,... ;@-3) ’ r ferner sei e, gleich Null, wenn m irgend einen Primfactor mehrfach enthält, sonst aber gleich + ı oder gleich — ı, je nachdem die Anzahl der Primfactoren von m grade oder ungrade ist, und es sei &, =1. Endlich sei .F,,(x) definirt durch die Gleichung: (7) log F,(2) = 38, log ®,(@), in weleher sieh die Summation auf alle mit d,d’ bezeichneten posi- tiven complementären Divisoren von m bezieht, d.h. also auf alle Zahlenpaare d,d’, für welche dd’ — m ist. Alsdann ist: 1 4AhK+.2WKi 5,o)=]I]|z-Vxsinam ————. |, m wo sich die Multiplication nur auf diejenigen Systeme von Zahlen h,hW"=o,1,...m-— ı erstreckt, welche keinen gemeinsamen Theiler haben, der zugleich Theiler von m ist. Es ist daher F,(x) eine ganze Funetion von «, in welcher der Coeffieient der höchsten Potenz von x gleich Eins und jeder der übrigen eine ganze algebraische dem Bereich (p) entstammende Grösse ist. Andererseits zeigt aber die Gleichung: F,(@) = 11(®,(@))“, welche aus der Definitionsgleichung (7) hervorgeht, dass die Coeffieienten von F,(x) rationale Grössen des Bereichs (p) sein müssen. Es muss also F,(x) eine ganze Grösse des Bereichs (p, x) sein. Man kann die Grössen e, wie ich es seit einer langen Reihe von Jahren in meinen Universitätsvorlesungen zu thun pflege, durch die Gleichung: (8) Sm SEN 1 m=1,2,3,...m nf.) n n definiren, in welcher die Variable z aber nur Werthe annehmen darf, bei denen der reelle Theil grösser als Eins ist. Dann ist nämlich offenbar: DE N Ih —p°) (Br 2,3% anna), n p wenn die Multiplieation rechts auf alle Primzahlen p erstreckt wird, und also in der That: 8 —l, Em =l—r)s 708 Gesammtsitzung vom 29. Juli. wenn m lauter verschiedene Primzahlen enthält und v deren Anzahl bedeutet, aber: En =o0o ’ wenn m irgend eine Primzahl mehrmals enthält. Die Gleichung (8) kann in der Form: Ze an (m ,n=1, 2,3, nune) mn dargestellt werden, und man ersieht hieraus, dass: > . (9) 2,=0 ist, wenn die Summation auf alle Divisoren d irgend einer von Eins verschiedenen ganzen Zahl erstreckt wird. Bedeuten nun f{n), g(n) irgend welche Funetionen der Zahlen z, und wird die Function A(n) durch die Gleichung: (10) hin) = Bi Fa) g(d‘) (dd —n) definirt, in welcher die Summation rechts auf alle Zahlenpaare d,d' zu erstrecken ist, für die dd —=n wird, so besteht die Relation: (11) Fin) = &,&g(d) hd) (dd=n), ‚d unter der einzigen Voraussetzung, dass für je zwei Zahlen m,n die Bedingung: (12) g(mn) = g(m) g(n) erfüllt wird. Setzt man nämlich in der Gleichung (11) den Werth der Funetion A(d’) aus der Gleichung (10) ein, so kommt: Fin) =, 2,59 (d) g (d,) f(d,) (dd, d,—n), also vermöge der Bedingung (1 2) £ In) — 29 (dd,)f (d,) (dd, d,—n) oder: (13) fo) =ESDgm)>e (Im—n), wo sich die letzte Summe auf alle Divisoren d von m bezieht. Diese Summation ergiebt aber vermöge der Gleichung (9) den Werth Null, soball m > ı ist. und den Werth Eins für m = ı. Der Ausdruck auf der rechten Seite der Gleichung (13) hat also in der That den Werth f(n). Die beiden, nur an die Bedingung: g (mn) = 9 (m) g(n) geknüpften, correspondirenden Gleichungen: fm) = 39a) hd), hin) = &,f(d)g(d) (dd'—n) enthalten selbst die Gleichung (9), da diese resultirt, wenn: /(n) = o oder f(n) = ı Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 709 gesetzt wird, je nachdem rn > ı oder n = ı ist, und wenn demnach, wegen der zweiten der beiden Gleichungen, g(r) = h(n) genommen wird. Dabei ist zu bemerken, dass wegen der Bedingung g(mn) = g(m)g(n) offenbar g(1) = ı sein muss. Nimmt man jetzt: ‘ In) =%sF,(), go) =1,hln) = log ®&,(n), so geht die Gleiehung (11) in die Gleichung (7) über, und die Gleichung (10) in folgende: (14) log ®,(@) = > log F, (a) (dd’=n); es ergiebt sich daher die Relation: (15) 2,@) = IF), in welcher sich die Multiplieation auf alle Divisoren d von n bezieht. Die Gleichung (15) enthält die Zerlegung von ®,(x), welche nachgewiesen werden sollte. Bezeichnet man den Grad von F,(«) mit f(d), so ist offenbar: ie = >./(d) (dd'—n), und man hat also in der Gleichung (10) nur g(n) = ı, h(n) = n’ zu nehmen, um unmittelbar mit Hülfe der Gleichung (1 ı) zu erschliessen, dass: In) = 2ud (dd’=n) * oder also: so = #1.) p sein muss, wenn die Multiplication rechts auf alle in n enthaltenen, verschiedenen Primfactoren p erstreckt wird. 3.3. Es soll nunmehr dargethan werden, dass F,(&) eine irreductible Grösse des Bereichs (p, x) ist. Bezeichnet man nämlich mit f(@, x) einen Divisor von F,(&), welcher dem Bereiche (x, Yx) angehört und für welchen: Kir: s( Vx sinam 9, Yx\= o M ist, so lässt sich zeigen, dass eben dieselbe Gleichung auch bestehen ä ’ 44H. ; muss, wenn an Stelle von sin am irgend eine andere Wurzel der m 710 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Gleichung F,(&) = 0, d. h. also irgend eine der elliptischen Func- tionen: 4hK-+aWKi m gesetzt wird. für welche A und # nicht einen und denselben Theiler mit nm gemein haben. Um dies zu zeigen, gehe ich von der Transformationsgleichung: (16) Se, w) = CYyw + get", w) aus, in welcher: ‚aw+ B , weruhr a See ee, yo d yo +6 und ( eine (von & und ıw unabhängige) Constante ist, während «,ß, y,d ganze Zahlen bedeuten, welche der Bedingung «8 — ßy=ı genügen. Leitet man hieraus eine zweite Gleichung ab, indem man &+ («uw +ß) an Stelle von 2 setzt, und dividirt man alsdann die eine Gleichung durch die andere, so erhält man unter Benutzung der für beliebige ganze Zahlen r,s gültigen Relation :? (16°) SE +rw-+s,u) =e tar, no) die Transformationsgleichung: Fe I w) _ erd-ımge 3,(&,%) 3.8, w) 3%; w) falls 8 grade und also & ungrade ist. Nimmt man hier &=-, so wird: Vx sinam 3.(d,w) 3,6(@— yo’), w) Se, u w) „SE (& — yıw'), w) ” also, wenn y grade ist: S ‚(5 W) w) 1@-) 9,(5,%) Sa) I, W) und es resultirt daher die SE ei w) 96%) IC, w) re ) in weleher der Ausdruck rechts gleich Yx ist. (18) ’ ! Vergl. die Formel VIII in meiner Mittheilung vom 29. Juli 1880. Monats- bericht S. 697. Vergl. auch die Transformationsformeln im art. II (Sitzungsberichte von 1883, Stück XX, S. 501 fl.). ?2 Diese Relation ist eine unmittelbare Folge derjenigen, welche im art. II (Sitzungsberichte von 1883, Stück XX, S. 501) angegeben sind. Aber es fehlt dort in der zweiten Reihe der Relationen das Minuszeichen. Man hat daher a.a. O0. auf der linken Seite — S ($,w) an Stelle von S($,w) zu setzen. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 711 Wählt man nun die Zahlen «,®,y,d gemäss den Bedingungen: «= ı (mod. 4), = 0 (mod. 8), y=o (mod. 2), 8 — By=1ı, so bestehen die Relationen: ed) A ee he I(a-yww)d,w) WE W) KW Da ferner, wenn: (19) IS.) S,(0,%) Vx — T = (5; %) 3,(0,%) gesetzt wird, 2 7 S za) ae 4K m VOasSInzarne ER I aan m ) ist, so lässt sich die obige Gleichung: h Ku (vr sin am — \ y.) —40 in folgender Weise darstellen: 2 S, (& ") 9,4,%) j = (= «) 9ol2» 1%) m Vermöge der Relationen (19) besteht daher auch die Gleichung: f 5 ((e— yw)&,w) 8, en) —— , =: 20 %(@ — yw')d,w) 3.5, W) welche, wenn man w an Stelle von »’ und, wie oben: N m SL, So setzt, in folgende übergeht: E BB a ‚(v sin am et , vr) —yg: m Die Gleichung: m - AK+2hWKi ,- ‚(vr sin am ER Eh % vr) —o, deren Gültigkeit dargethan werden sollte, ist daher erfüllt, wenn die Zahlen &,y den obigen Bedingungen gemäss und zugleich so bestimmt werden, dass: a=h, 2y= — h’(mod. m) 2 Gesammtsitzung vom 29. Juli. wird. Eine solche Bestimmung ist nun in der That möglich, denn man braucht nur erstens: a—=h-tn1m zu setzen, und die Zahl r hierbei so zu wählen, dass «= ı (mod. 4) wird. Ist dann »n, der grösste gemeinschaftliche Theiler von x und m, so lässt sich die Zahl s gemäss der Congruenzbedingung: 5 [04 m=h+ (mod. =) A m, und dann ? so bestimmen, dass n(: +1 =) = h’ (mod. 4) m wird. Setzt man nunmehr: 5 P y——h #mls+eh), m so ist =ı(mod. 4), y= o (mod. 2) und die beiden Zahlen & und y sind zu einander prim, da erstens: [74 ayz=ı (mod. m, ist, und da zweitens y keinen Theiler mit m, gemein haben kann, weil ein solcher Theiler gleichzeitig in 4 und A’ enthalten sein müsste und dies der Voraussetzung widerspricht, dass 4 und A’ nicht einen und denselben Theiler mit 2 gemein haben sollen. Da die Zahlen #, y zu einander prim sind, lassen sich offenbar Zahlen 5 so bestimmen, dass: sby = — ı (mod. «) wird, und wenn man dann: B= 8b, DE RRIE y & setzt, so sind die obigen Bedingungen: a=ı(mod.4), =o (mod. 8), y=o(mod. 2), 8 — By=ı a=h, 2y=— h’ (mod. m) sämmtlich erfüllt. 8. 4. Die im vorigen Paragraphen enthaltene Deduetion vereinfacht sich in formaler Hinsicht, wenn man — wie ich es öfters in meinen ln RR ? 3,8, %) Universitätsvorlesungen gethan habe — für den Quotienten 3.9, %) Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 713 eine besondere Bezeichnung einführt. Setzt man nämlich, da dieser Quotient eine elliptische Function darstellt: S,(22, 2w) (20) EB) en; 9,(22, 2w) so wird die Beziehung zu den Jacogr'schen Bezeichnungen durch folgende Gleichungen ausgedrückt: El ) EIG, ©) —= sinam(4K£, x) (21) ee) 5 Fr 1 7 2 Ike i Y«= El ‚u, a = #(3,(0 s 2%0)) BU. Für die Funetion El(@, w) bestehen die Fundamentalgleichungen: (22) E@+3;W)=-El@,»)., E@+-%»,%) = (EI@,w) ', und es ist also für beliebige ganze Zahlen m, n: (22*) El +m+ nw) = El(, w). Es ist ferner: Elloro) == 0 und: x-+ 1 2Yr /L / El Et +), +) = \ wenn Yx, wie oben, durch die Gleichung: Fr 1 VYx =El GW) definirt wird. Die Grössen p und M, welche im $. ı an Stelle von x eingeführt sind, bestimmen sich also in folgender Weise: "p+)=N- (EI ( +), )y und bei dieser Bestimmung von p gilt die Additionsformel (1) im $. ı: D re x _aVı-YPty+yVı-@®+e £ 1 —ıay ; wenn für beliebige Werthe von & und »: z=E(l£,w,y=E,w,2z=El£ö+n,w) gesetzt wird. Die lineare Transformation der elliptischen Function El(Z, ) wird gemäss den im $. 3 enthaltenen Entwickelungen durch die Gleichung: Ce am + 8 De 1| ——, - < (23) = +0 yw-+6 Er get —ed—1 El@, w) 714 Gesammtsitzung vom 29. Juli. gegeben, wenn &,®,y, d ganze Zahlen bedeuten, von denen y grade und für welche «8 — ßy = ı ist, und dieselbe Gleichung kann auch in der Form: (23°) El ((« — yw)d, ©’) u LE) aw + 8 yo +6 Mit Hülfe der hier eingeführten Bezeichnungen lassen sich die Wurzeln der Gleichung: F,(x) = o durch die Grössen: 2 ( + Yw ll ——— , w dargestellt werden, wenn darin w’ — genommen wird. m ausdrücken, wenn darin für A, Ah’ alle diejenigen modulo m ver- schiedenen Zahlenpaare genommen werden, die nicht einen und den- selben Factor mit m gemein haben. Wenn nun f(x, x) für: I n(,, h r), VYk = El, %) am bei beliebigen Werthen von w verschwindet, so muss es gemäss jener Transformationsgleichung (23°) auch für: verschwinden, falls: je +31 —=ı und 2 — yo= ı (mod. 4) ist. Dies tritt ein, wenn die Bedingungen: e=ı1,ß=o,y=o, d=1 (mol. 4) erfüllt sind. Aber diese Bedingungen, sowie die fernere: ad — By ı, k legen den Zahlenpaaren z,y keine andere Beschränkung für ihre Werthe modulo m auf, als die, dass sie nicht einen und denselben Theiler mit »n gemein haben dürfen. Es werden also durch die verschiedenen Grössen: au — yw Elf ——-, w m alle verschiedenen Wurzeln der Gleichung F,(x) = o repraesentirt, und diese müssen daher sämmtlich auch Wurzeln jeder Gleichung fe; Vx)—=o sein, welche die eine Wurzel EI m e r) enthält. n Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 715 8. 5. Die Gleichung F,(x) = o enthält genau nur diejenigen Wurzeln: hK-+ 2h'Ki h+h'w oder EEI——,w}, n n Vx sinam für welehe A und A’ keinen Divisor von n als gemeinsamen Factor haben, und welche daher als »primitive Wurzeln der Theilungs- gleichung ®,(@) = o« bezeichnet werden können. Diese primitiven Wurzeln sind sämmtlich ganze algebraische Grössen des Bereichs (p) oder . 4 . . des Bereichs („8 (du —+ ©).20))) und zwar mit einander con- jJugirte Grössen, da F,(x), wie in den beiden vorhergehenden Para- graphen gezeigt worden, in dem angegebenen Bereiche irreduetibel ist. Da die Gleichung (5) des $. 2 die n” Wurzeln: 4AhK+ .h'Ki (h,h'=0,1,...n— ı) n ! Vx sinam (" £ hat, so ist deren Produet gleich dem Coefficienten des von x unab- hängigen Gliedes auf der rechten Seite dieser Gleichung. Hiernach wird: aid len = hK+.h'Ki (24) Vxsinam nu — (1)? a Vx sinam (" + a ul ) A n (h, A =0,1,...n—1) I7P 4 x Setzt man hierin m statt n und alsdann «= ——, wo / eine ganze n Zahl bedeutet, so erhält man die für beliebige ungrade Werthe von m und n geltende Gleichung: Vx sinam m mo) IK ahK+ ah Ki n — (m—ı — y \ (25) - — —(—ı)? I1yx sinam ( * + . 3 IK hyh ran hy n m 7 in welcher sich die Multiplieation auf alle m’ Werthsysteme: eo: aan mit Ausnahme des Systems A= h"= o erstreckt. Alle Factoren des Products auf der rechten Seite dieser Gleichung (25) sind ganze algebraische dem Bereiche (p) entstammende Grössen; der Quotient auf der linken Seite ist also auch eine solche ganze alge- braische Grösse. Ist nun m prim zu n, und bestimmt man eine un- grade Zahl m’ gemäss der Congruenz: mm’=ı(mod.n) und setzt: Im=l, so wird: /=!"m’(mod.n), und man ersieht also, dass auch der Quotient: 716 Gesammtsitzung vom 29. Juli. en al’m’K ER 4IK Yx sinam —— V x sin am — N 1 n — oder - PEN j &, 4lın K Vx sin am — Vx sin am n n eine ganze algebraische dem Bereiche (p) entstammende Grösse sein muss. Vermöge der Voraussetzung, dass m prim zu n sei, sind die beiden Grössen ie 4IK eh 4lmK . . IB V x» sinam und Yx sin am — — mit einander conjugirt, und anderer- A N seits lässt sich für je zwei conjugirte Grössen x sin am —— und n ER ah,K . p > Vz sin am ame Zahl m so bestimmen, dass h, = hm (mod. n) wird. Es zeigt sich daher, dass der Quotient je zweier eonjugirter Grössen x sin am . h,K . eine ganze algebraische dem Bereiche (p) entstam- Vz sin am mende Einheit ist; oder, was damit vollständig übereinkommt, se. d R - Aue dass jede der mit einander eonjugirten Grössen Vx sin am — sieh nur durch eine ganze algebraische Einheit von einer derselben unterscheidet. Ganz ebenso folgt natürlich, dass, wenn man in dem Ausdruck: 4hlK + ah’lKi n Vx sin am für 7 der Reihe nach alle Zahlen nimmt, die zu n relativ prim und kleiner als n sind. die hierdurch entstehenden verschiedenen Grössen! sich sämmtlich nur durch Faetoren von einander unterscheiden, welche ganze algebraische dem Bereiche (?) entsammende Einheiten sind. Setzt man in der Formel (24): i 49K + 2g’ Ki > am so resultirt die Gleichung: u agnK+ 2g'nKi Yxsinam SET Pac to 1 Gn) K+ 2 'K; hK+ oh Ki am — (n— —-. 2 ; (26) —(— 1)? II Yxsinam 49 g er r = I. en 49K + 2g’ Ki hyh! m n Vxsinam ———- —— m ı Wenn Ah und A’ keinen gemeinsamen Theiler mit » haben, so ist die Anzahl der verschiedenen Grössen offenbar p(r), diese Zahl in derselben Bedeutung genommen, wie im art. 38 von Gauss Disyg. Arithm. Je zwei der p(n) Grössen unterscheiden sich aber nur durch das Vorzeichen von einander. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. ale: wo die Multiplication rechts auf alle »? Werthsysteme h,h’= 0, 1,...n—ı mit Ausnahme von h=h"—=o zu erstrecken ist. Wenn nun n prim zu m ist, so stellen die beiden Ausdrücke im Zähler und Nenner auf der linken Seite eonjugirte algebraische Grössen dar, die sich also, wie soeben gezeigt worden ist, nur durch Einheiten von einander unterscheiden. Es folgt daher, dass das Product auf der rechten Seite und also auch jeder der Factoren für sich eine ganze algebraische Einheit sein muss. Jeder dieser Faetoren lässt sich in der Form: alK + al’ Ki r Vx sinam und zwar so darstellen, dass der Bruch unter dem Zeichen sin am in der redueirten Form ist, d. h. dass / und /” keinen Divisor von r als gemeinsamen Theiler haben. Setzt man nun voraus, dass auch der 49K + ag’ Ki m Bruch in der redueirten Form ist, d.h. dass g und g’ keinen Divisor von m mit einander gemein haben, so muss offenbar für jeden Faetor auf der rechten Seite der Gleichung (26) der Nenner r sowohl den Divisor mn als auch irgend einen Divisor von n als Factor enthalten. Es muss also r mindestens zwei verschiedene Primfaetoren enthalten. Geht man andererseits von irgend einem redueirten Bruche: 4lE + al’Ki - aus, bei welchem der Nenner r mindestens zwei verschiedene Prim- factoren enthält, so kann dieser stets in der Form: 49K + 2g’ Ki n 4hK + ah’Ki m n dargestellt werden, bei welcher m und n zu einander relativ prim sind. Das hiermit erlangte Resultat lässt sich folgendermaassen formuliren: ahK + 2h’'Ki n ext I . Ann rY Jede Grösse Yx sinam ‚ für welehe der Nenner des Bruches unter dem Zeichen sinam (in der redueirten Form) mehr als eine einzige Primzahl enthält, ist eine ganze algebraische dem Bereiche (p) entstammende Einheit. Da ferner der absolute Werth des von x unabhängigen Gliedes in F,(x) gleich dem ‘absoluten Werthe des Products: 7” I 1 » =. 4hK-+ eh Ki IEV2sınam — — n ist, wenn darin die Multiplieation auf alle diejenigen Werthsysteme h,h"=o,1,...n—1ı erstreckt wird, bei denen 4 und A’ nicht einen 718 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Divisor von n als gemeinsamen Theiler haben, für welche also der Bruch unter dem Zeichen sinam in der redueirten Form ist, so folgt, dass F,(0o) = + ı sein muss, wenn die Zahl » mehr als eine einzige Primzahl enthält. Es soll nun andererseits gezeigt werden, dass wenn » die Potenz einer _ hK+2h'Ki einzigen Primzahl p ist, F,(0)= +p und also Vx sin am En RE n nicht algebraische Einheit ist. 2 Differentiirt man nämlich die Multiplieationsformel (4) des $. ı n— I e 5 RER a nach x und setzt dann x = 0, so ergiebt sich (— ı)? n als Werth des Coeffieienten & Es ist daher: 4hK+ eh’ Ki (n—ı (27) uy x sinam SMILE OR = (— 12" N, n (h,R=0,1,...n—ı, ausser A=Ah'=o0) und da im 8. 2: 4 x” ar Ze, = P,(x) ("=o, Lyzaze : ("—3)) no* gesetzt worden und ferner gemäss der Gleichung (15) am Schlusse desselben Paragraphen: 8,(0) = II ,(a) ist, wenn die Multiplieation auf alle Divisoren d von n erstreckt wird, ı - - er) 5 so ergiebt sich, dass (— ı)° n, als Werth von &,,, zugleich der Werth des nach x genommenen Differentialquotienten von IIF,(&) für x —o ist. Der Factor F,(x) dieses Produets ist x selbst; der Differential- quotient von IILF,(x) redueirt sich also für «= o auf das Product der- jenigen Faetoren, bei denen d>ı ist, und es ergiebt sich daher die Gleichung: (28) IL F;(0) =: EM, wenn die Multiplication auf alle von Eins verschiedenen Divisoren der Zahl n erstreckt wird. Ist n gleich einer Primzahl p, so ist daher F,(0)= + p. Ist ferner n—p’, so kommt: F,(0) F.(0)= + pP, und es muss also, da F,(0) — + pist, auch F,.(0) — + p sein. Ebenso folgt, dass allgemein: (29) F(o)=+p und also: 4hK+.2h'Ki Yx si (30) u) x sinam ni | + as Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 719 sein muss, wenn n eine Potenz der Primzahl p ist und die Multi- plieation nur auf alle diejenigen Werthsysteme: le N erstreckt wird, bei denen nicht beide Zahlen A und A’ durch p theilbar sind. Ist n= pi p2p?..., WO 9; P>P3;.. . unter einander verschie- dene Primzahlen bedeuten, so ist gemäss der Gleichung (28): BEE, (lo) EBEN. er he d Nun haben aber, wie die Gleichung (20) zeigt, alle diejenigen a, Faetoren links den Werth + p,, bei denen d die Werthe p,,p},-.. pi hat; ebenso haben alle diejenigen a, Factoren den Werth + p,, bei denen d die Werthe p,,p2,...p# hat u. s. f£ Es wird also schon: UE,(0) = 29.02 0... wenn die Multiplication links nur auf alle diejenigen Divisoren von n erstreckt wird, welche Primzahlpotenzen sind. Für jeden anderen Divisor d muss daher F,(0)= + ı sein, und es ergiebt sich also hier nochmals das schon oben abgeleitete Resultat, dass F,(0) = + ı ist, wenn n mehr als eine einzige Primzahl enthält, 8. 6. Da sinam w+ 2X) = — sinam v und also: sinam (X + ©) = sinam (X — v) = sin coam v ist, so geht die Gleichung (5) des $. 2, wenn darin v—= K und dem- (n—ı) gemäss X — Yx sinam nu = (-1)? x gesetzt wird, in folgende über: (31) + Zt — (14 30,0” )Yr = 0 (r=o, 1,2,...—(n?—3)) mit den n” Wurzeln: (A, hl =0,1,2,... nr). Vx sin coam a Eine dieser Wurzeln, nämlich diejenige, für welche h=h'= o ist, hat den Werth Yx, und je zwei von den übrigen: aAhK+2hWKi ,- . — 4hK— eh'Ki =, Yx sin ccam —————— n n Vx sincoam sind einander gleich. Es muss also eine Gleichung bestehen: 720 Gesammtsitzung vom 29. Juli. (32) MHZ — (+ 3) Yr= eV) la, Vn), 0,38, (m 3) in welcher Y(x,/x) ein ganze Function von x vom Grade -(n? — ı) bedeutet. Der erste Coeffieient, d. h. der Coefficient der höchsten Potenz von x in Y(x, x), ist offenbar — + ı und kann also gleich + ı angenommen werden; der letzte Coefficient, d.h. Y(o,Yx), hat ebenfalls den Werth + ı, da für © = o der Ausdruck auf der linken Seite der Gleichung (32) gleich — Yx wird. Es ist ferner: > hK+eh'Ki (33) Y(a,Vx) -ule — Yx sin coam BEreN (h=o0,1,...n-1; W"=1,2,...- (n-—ı) und A'=o, h=1,2,...— (n—ı)) und also: 4hK+2WKi i Ver (34) au x sin coam 2, ZEIT, wenn die Multiplieation auf die angegebenen — (n’—ı) Werthsysteme von Ah,h’ erstreekt wird. r 1 7» “ 2 . Ye Rn) 4hK+2h’ki . Die - (n? —ı) verschiedenen Grössen Yx sin cocam ———— — sind, . n als Wurzeln der Gleichung (31), sämmtlich ganze algebraische dem Bereiche (£) entstammende Grössen, da erstens der Coeffieient der höchsten Potenz von x in der bezeichneten Gleichung gleich Eins ist, da zweitens die Coeffiecienten &,, ganze rationale Grössen des Be- reichs (£) sind, und da endlich Vx als Wurzel der Gleichung: Vt—pWa’+ı=o eine ganze algebraische dem Bereiche (p) entstammende Grösse ist. Die Coeffieienten der verschiedenen Potenzen von & in Y (x, Vx) sind hiernach ebenfalls ganze algebraische dem Bereiche (£) entstammende Grössen; sie sind aber zugleich rational in Yx, denn die Coeffieienten von %’(x) haben offenbar diese Eigenschaft und also auch die Coeffi- eienten der Derivirten: Y(x) W (x); die Funetion Y(x) selbst ist aber der grösste gemeinschaftliche Theiler von Y’(x) und Y(x) Y'(x), und die Coeffieienten von Y(x) gehören daher demselben Rationalitätsbereich an wie die von Y’(@). Da die Coeffieienten von Y(x,/x), wie sich gezeigt hat, ganze algebraische Grössen des Gattungsbereichs (0, V x) sind, und da ferner der Coeffieient der höchsten Potenz von x ebenso wie der von & unabhängige Term den absoluten Werth Eins hat, see Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. real so sind die Wurzeln der Gleichung Y(x,Yx) — o, nämlich 4hK+ eh’Ki BER En, 8 en . die Grössen Yx sin coam ——— — — , sämmtlich ganze alge- n braische Einheiten, welehe dem Bereiche (r) entstammen. e cos am U, 5 £ Da sinecoam u = — — — ist, so wird, wenn man zur Abkür- Aamı BR 4hK+e2hKii i zung Yx sinam ————— durch s bezeichnet: n = 4hK-+.h'Ki Ve — Vx sin coam a n_ n yı —ET und das Produet: r A AhK-+ahKi\/. I x’ — x sin’ coam a” — n 4hK-+ ah'Ki x sin’ coam n wird daher gleich: A Setzt man hierin für s® die —(n’— ı) verschiedenen Werthe von: 4hK + 2W Ki n (h=o,1,...n—ı; M=1,2,...—(n— ı) Inder =0: h—=1,2,...—-(n— 1)) x sin’ am und multiplieirt alle so entstehenden Ausdrücke mit einander, so resultirt eine ganze Function von x°, deren Coefficienten, als symme- trische Funetionen der 7 (n’— ı) Werthe von s, d.h. also der »® — ı I Wurzeln der Gleichung: — ®, (x) = o, dem Rationalitätsbereiche (p) an- FB gehören. Multiplieirt man diese Function von x” mit dem Product: vn AhK + 22h Ki Il x sin’ coam - —— , hl n dessen Werth gemäss der Gleichung (34) den Werth Eins hat, so kann (dieselbe durch das Produet: R ne I I > Ylz,VYx) #(-a,Vx)a®”'Y ve) v 4,7) ” = dargestellt werden, welches mit Y, (w*) bezeichnet werden möge. Wenn nun ®,(x). wie oben, das Aggregat "+ NQ,,x”*+' auf der linken = Seite der Gleichung (32) bedeutet, so lässt sich eben diese Gleichung folgendermaassen ausdrücken: 23 22 ; ———-[#, (x) -Vx Fk | ) (0:18) x & | tv Sitzungsberichte 1886. 722 Gesammtsitzung vom 29. Juli. und es zeigt sich dabei, dass: I — (n2—ı) I Y LT, ——1= = 1 —,Yx 122 XL ist. Jenes Product Y,(x) kann demnach auch in der Form: y(@,/r) v(-2,V) w(2,—\w( 2, — Vx Vx dargestellt werden, bei welcher es evident wird, dass die Coeffieienten 4 ; » I 5 B von Y,(x) in Beziehung auf Yx und — symmetrisch sind. ” Da die Coefficienten jedes einzelnen der vier Factoren von Y,(w?): #(z2,Y0), a" y[r vr) ganze algebraische Functionen von p sind, so sind die Üoefficienten von Y,(x”) selbst, welche ja, wie oben dargelegt worden ist, dem Rationalitätsbereiche (2) angehören, ganze Grössen eben dieses Bereichs. Es ist daher das mit Y,(x?) bezeichnete Produet: 4hK-+a2h'Ki L 2 2? — x Sin’coam —— Bin . Il n 4hK+o2h'Ki x sin’coam — - n eine ganze Grösse des Rationalitätsbereichs (p, x). Die von Jacosı mit Aam (vw, x) bezeichnete Grösse Vı — x’ sin’am (w, x) ist für jeden der Werthe: ahK + 2h' Ki 2 A (A, Hzio, In N offenbar eine ganze algebraische dem Bereiche (ep) entstammende Grösse. Für das Produet aller dieser Grössen besteht die Gleiehung: 4hK+ ah Ki Em) (35) eo ae n welche sich bei Anwendung der Relation: sin coam (—iu, x) Aam (u, x) = ı = Vı—2) unmittelbar aus der Gleichung (34) ergiebt. Nun ist, wenn man wie = hK + ah’ Ki oben Yz sinam er durch s bezeichnet: in z- , I » 2 4hK + ah’ Ki nn sin’am ———— =Vı-a®+s; n es ist daher gemäss der Gleichung (2) des 8. ı: Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 2 en 4hK+aehKi ı—s# -. 4hK + ah’ Ki sin am — = V x sinam 2 - ——— , n Ss n und folglich, wenn man auf der rechten Seite unter dem Zeichen sin am die Zahl 2 durch die Zahl n + 2 ersetzt und dann die Gleichung (4) des $. ı anwendet: 4hK+2hKi ze+)(1 - s)B,(8) (36) sin’am — (— ı) ; n 5 I gs” +tı®, N s UHR 5 IN: z { x i 4hK + .2h Ki Diese Gleichung zeigt, dass die Grösse sin'am ———— dem n Gattungsbereiche (p, s), d.h. p, sin am ——— n 4hK + a angehört; dieselbe Grösse ist ferner, als Quadratwurzel aus ı — ps” + s' offenbar eine ganze algebraische Funetion von p; die =. (n’— ı) ver- schiedenen Grössen: 7 7Ie 1 Er 4hK + ah’ Ki h=0,1,..n—;W=1,2,..> (n—1), sin am ————— , n und Y=o;h=n1,2,...— (n—ı) sind also ganze algebraische dem Bereiche (£) entstammende Grössen, und ihre Quadrate sind Wurzeln einer Gleichung des Grades — (n’ —ı), deren Coeffieienten ganze Grössen des Rationalitätsbereiches (p) sind. Der letzte Coeffieient dieser Gleichung, d. h. also der Werth des Pro- duets der — (n? — ı) Wurzeln, bestimmt sieh mit Hülfe der Relation: sin’am u = sincoam u A? am u aus den Gleiehungen (34) und (35), und es ergiebt sich dabei, dass: ahK + eh’ Ki 37 II sin’ am - (37) au = ne (n?—ı) a. ER. 4)° (R=o0,1,...n— 1; #= te 0 (n-1), und N —0;h=1,2,...— (n—1)) ist. Dieses Resultat soll nun zur Ermittelung der Diseriminante von ®,(x) benutzt werden. Doch möge hier noch die Bemerkung Platz finden, dass sämmt- liche Grössen: ER. aAhK+ahki ,, 4hK + 2h’ Ki Vx sinam —— x u Anan nn (h,W=o, 1,...n—1) dem Gattungsbereich: t DR ir 2) oKi V x sinam Vx sinam —— (rd u n a | to 724 Gesammitsitzung vom 29. Juli. @ h'Ki u a sich mittels des Additions- angehören, da Yx sinam n theorems als rationale Funetion der fünf Grössen: Sfr DRAHT DR ZU NE 2Ki Rn Yxsinam — , Yx sinam —-, sin’am —, sin’am —— n n n n darstellen lässt, von denen die letzten beiden wiederum gemäss der obigen Gleichung (36) als rationale Funetionen der ersten drei Grössen ausdrückbar sind. Hieraus folgt ferner, dass die n® Grössen: 4hK WKi yz sinam [u + ae) (h,W"—0,1,...n—ı) n ’ welche gemäss $. 2 ganze algebraische dem Bereiche (p, Yx sin am na) entstammende Grössen sind, sämmtlich dem Gattungsbereiche: aK 2K'i (r sin'am u, Vx sinam u, VYx sinam —, Yx sinam —— n n angehören, wenn x, wie im $. 2, eine unbestimmte Variable bedeutet. $. 7- Setzt man, wie oben ($. 2): a” + Zt = ®,(x) (r=0,1,2,...2m=3)), so ist gemäss der a. a. O. entwickelten Gleichung (5). (5°) ®,(@)= (-ı)? a”X®, () für: 4 X — Yxsinamnu, 2 = Vx sinam| © + N 49K + se) (9,90 0, Rer.n—ı) Differentiirt man die Gleichung (5*) nach « und setzt dann u = o, so kommt: ’ . ’ K ER ; B3 n—ıI q ®,(x) sin am we — (-1)® "na », E für: = Vx sinam 49K +29 Ki R n wenn mit ®,(&) die Ableitung von ®,(&) bezeichnet wird. Da nun: or Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 72 5 ( I ) ( FUN Funke — ed, | —) = I — 2x sin” am ————— hl" D4 N (R=0,1,...n—1; W=1,2,...-(n—1) und W=o; k=1,2,...-(n-—ı)) ist, so zeigt sich, dass der Werth des Products: K Rdn, AhK-+ oh’ Ki Il” ( ı— x’sin’am u sin’am EHE) ‚W / n (=0,1,...n— 2; M—ir,2,...—(n—ı) und Wo; h=1,2,...(n—1)) mit dem Werthe des Ausdrucks: Re oa sin’am UTIRLNEN ®, (v x sin am n 49K + ) n genau übereinstimmt. Setzt man in diesem Ausdrucke für 9,g’ der Reihe nach die n* Werthsysteme: 9,9 = 0,1,....n-1 und multiplieirt alle auf diese Weise entstehenden Grössen mit ein- ander, so erhält man die Discriminante von ®,(x), multiplieirt mit dem Product: —— GE. u ET nun mn nn (Mn nr nn m HE m un nn En 5 K+o2g'Ki IIsin’am 2 29 08 Ne), 99 n . — (n2—ı) welches gemäss der Gleichung (37) den Werth: (o° — 4)’ hat. Es ist daher: 1 77 Erz» 7 ra . —(n2 —ı) ER gK+2g Ki, , hK+eh Ki (38) (? —4)* D(®, («)) — ZrHie an 5 erir n n (9,9'=o, an eatsıA=o; I... —T; el) und ho; A 1,2,...—(R—1)) wenn D(8,()) die Diseriminante von ®,(x) bedeutet. Behufs Ermittelung des Werthes des Doppelproducts auf der rechten Seite der Gleichung (38) gehe ich von jener Fundamental- gleichung für die 9-Function aus: I— x’ sin’amz sin’amo —= u +0) Hlu E ©) 6 o)y, (9 (w) in)" welche Jacosı im $. 53 der Fundamenta abgeleitet hat. Da die Be- ziehung zwischen dieser #-Function und der hier mit $, bezeichneten Function durch die Gleichungen: { 2K B(2Kd) = 3,9), V > 29,(0) ausgedrückt wird, so kann jene Fundamentalgleichung in der Form: SR £ + SH E— 9) 2 (& N ( fe (3,(0)) allen - Fo .00 Z ı— x’sin’am 2K£ sin’am 2 Kin = ——- TER) WE 726 Gesammtsitzung vom 29. Juli. dargestellt werden. Es ist ferner:' ( I ere+29) a) ( ge er 29) | Een) 2 6% _ 1 $,(0 ’ w) ” v (1 >= 2) und also: IS. + ed) ‚ | = z II (i lg = 11 (1 A ee + 2:& + 2: =) 2 (% (0)) v E,E ,v (&, U, Kr 3,5, yeinanf) (39) Nun sollen in das Produet auf der rechten Seite für 7 die > (n?® — ı) Werthe ah + h'w win a n und K=o; h=12,...- @— 1) gesetzt und alsdann alle auf diese Weise entstehenden Producte mit einander multiplieirt werden. Dabei wird zuvörderst: er. ar „„hthu % h—n ii ee = et N „fun + 2e Aw + zung) ri =o folglich: . ((vn + 28’ h’)w -H2en£) mi (rw + 2en£) ri en _- or — IK KER =r )=n(1—e ) („= —1,+13,#=1,2,...—(n—1)) (=—-1,+1,;r=b—1)n +1,6—1)R + 3,...(+1)a—1) und da dann, wenn v alle positiven ungraden Werthe durchläuft, die Zahl r alle positiven ungraden Werthe mit Ausnahme derjenigen erhält, welche durch r theilbar sind, so resultirt die Gleichung: (mtr tee ro + 2eng) mi & 40) at } = = et (=—1,+1; KO, ursaN—T, "—1,2,...—(n—1); Aha inf.) Hiermit ist die Multiplication in Beziehung auf die Werthsysteme: ‚ I N=0,1, 2. R— I Klee m erstreckt, und es ist nun noch ’ = o,h=1ı,2,...-(n-—ı) zu nehmen, also das Produet: 1 ( a) er 1, +1; h=1,2,... In M) Bee 2 &,E,hv »— 1, 9,5 8Min zu bilden, dessen Werth offenbar mit dem des Products: ne ln + 2end) mi | ee 7, =—1,+1; v=1,3,5,... minf.) Ev ! Vergl. Art. ] im Sitzungsbericht von 1883 (Stück XX, S. 497), wo schon die Productentwickelung von >(g,w) angegeben ist, r r, r . . . r . m Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 727 übereinstimmt. Wird dieses Produet mit demjenigen multiplieirt, welches auf der rechten Seite der Gleichung (40) steht, so kommt: — erw + 22nE) mi L Il Gw+ 2er =—1, +13 v=1,3,5,... in inf.), 6 oder: S,(nE , w) IE, w) und der Werth dieses $-Quotienten stimmt also mit dem des Products aller derjenigen —(n’— ı) Ausdrücke: II (1 — er) @’ —=—I,+1;v=1,3,5,... in inf.) ge v überein, welehe resultiren, wenn hierin: oh+ kw fürk =0,1,..n—ı, W—=ı el) und Me a > n für '’—o; DR (a) gesetzt wird. Diese Ausdrücke bilden die rechte Seite der Gleichung (39); es ergiebt sich daher das Resultat: 2h+hw urn 20 1) n—ı (NE) 41 II S,le£ Nine — (la re net, ul e””) OT (=-1,+1; RO INT: W=1,2,...-(n—1) und A’—=o; h=1,2,...—(n—1)) und hieraus geht, wenn Z=0o genommen wird, die speeiellere Relation: / h N —L ER (42) IL 7) a (3.())° n hervor, in welcher die Multiplieation links auf dieselben Werthe von Ah," wie oben auszudehnen ist. Nunmehr folgt unmittelbar aus der Gleichung (39) mit Hülfe der beiden Relationen (41) und (42), dass die Gleichung: hK+2hKi S Sue (43) nl xsinam2ÄA£&sin am + — des ) =! | „(re) (h,W"=0,1,...n—ı) besteht, welche ich schon in meiner Mittheilung vom 19. Juli 1875 entwickelt habe." Setzt man darin für & die „(n® —ı) Werthe: 20% g’w ( = ware - 7 und gy’=o; gel 2. A und multiplieirt die hierdurch entstehenden Ausdrücke auf der einen ! Monatsbericht von 1875 S. 507: 128 Gesammtsitzung vom 29. Juli. wie auf der anderen Seite der Gleichung, so zeigt sich, dass der Werth des Produets: i 49K+2g Ki. -- am -— ——— s (44) Bil ( x sin am = ina (h,W" —o,1,...n— 1; 9=0,1,...n—1; !=1,2,... in) und g’—=o; 9=1,2,...—-(n—1)) AhK + a) m ee n mit demjenigen des Products: 3(0) “Slg’w) 7\Q (* II: =) S,(0) n übereinstimmt. Da für jede ganze Zahl r: (45) S,(&+ 0) = (yet) ist, so ergiebt die Multiplieation der Factoren: Sg) 3,(0) als Resultat: Sr (r=1,2,..-(-1)) oder: en n2(n? —ı)wri ze h Es wird ferner gemäss der Gleichung (42): S,(o Rn m Sol at, —II (1 ad en)" Er Ar: DES 29+9w v Va Bern nn), 5 n und der Werth des Products (44) ist daher gleich: er . \n2(n2—ı) ( (1 e*”)) WE, 3, Be ee Da endlich nach $.36 von Jacosı’s Fundamenta die Relation: wri 1 (46) a ET ua — ( 16 (f — A) besteht, und da ferner jeder Factor des Products (44) bei Ausdehnung der Multiplieation auf alle Werthe 9,9 =o,ı,...n— ı offenbar zweimal genommen wird, so ergiebt sich die Gleichung: n2 (n?—ı) 3 49K+2g Ki . 4hK+2h Ki a ; — xsin am — ——— sinam ———— | = ( 16 (f — 2 (47) nl sin am = si 5 ( (p 4)) (GR ON aan — I) und die Diseriminante von ®,(x) bestimmt sich daher in folgender Weise: 2 Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 129 nA (n?—ı) 3) (48) Dem) a ea =. m. Wird ®,(0) = x-®,(«*) gesetzt und die Ableitung von ®,(y) mit ®,(y) bezeichnet, so ist: 9, (2) = 22’ ®,(a’) + ®,(@) und also: ee BON u Aa a D (®,(2)) —) ®,(0) (D@&,(y)) 11x sin’ am az ee (h,W"=0,1,...n— ı auser A=A}=0o), wenn D(®,(y)) die Diseriminante von ®,(y) bedeutet. Hiernach ist: D($,(@)) = 2" n(D(&,(y)))’ und folglich gemäss der Gleichung (48): EN) (49) DE Y)=+n""(i@—y) * Dieses Resultat stimmt mit demjenigen überein, welches ich in meiner Mittheilung vom 19. Juli 1875' entwickelt habe. Dort ist nämlich: (m 3) 4 Zu no (en)? A — — ee ) als der Werth des Products der sämmtlichen — (n? — 1) (n’— 3) Diffe- er (a? —ı) (n"?—3) > renzen der - (n’— ı) Grössen: ohK + ah Ki Bor oe .—(n — ı) und NN I 2 nm an)Eu/l = or x sin’ am n angegeben. Dieses Differenzenproduct ist aber, abgesehen vom Vor- zeichen, nichts anderes als die mit D(®,(y)) bezeichnete Diseriminante von ®,(y), und es ist ferner 4% — met. V16(® —4). = | $. 8. Die im vorhergehenden Paragraphen entwickelten Formeln können zur Ermittelung des Werthes des Producets: ( 3 49K+2g Ki. 4hK + er) I — xsinam —— sinam — ——— m N (9,9'=0,1,...m — 1; hl = 0,1,...n —1ı) 9,9 h,h' benutzt werden, wenn m und nz ungerade und zu einander relativ prim sind. Wird dieses Product nämlich zur Abkürzung mit P,,. be- zeichnet, so ist zuvörderst gemäss der Formel (43): ' Mönatsbericht vom Juli 1875, S. 507- 730 Gesammtsitzung vom 29. Juli. zu (er a =) z 3,(0) m 7 k; 29 Ey 29 +9 w\ 7 S,(0) 5 m S ang + ng’ w\\” 30(0) Arm y m pP. 7 er Bew Fa uezrc 1 (2 ee) m f oder: wenn die Multiplieation auf die Werthe: go, AM Mer. (m 1) nd J=oy,g=T, zu men erstreckt wird. Das erste Product auf der rechten Seite hat nun gemäss der Formel (42) den Werth: 2(m? —ı) (n?—ı) I(ı — ec”) (VL, 35,594» a ana), und das zweite kann, da $,(d)=S,(&+1ı) und $,(&) = S,(— 2) ist, auf die Form gebracht werden: s, ( + = m IE : (h=0,21,+2,..+ (mn). nl E \ m (Gemäss der Formel (45) besteht aber die Relation: N ( + \ (IHR ne) ri s.[. En ) 7 ee =) Ver D m m ’ ’ nd I h £ nh wenn — —r-+ und — der absolut kleinste Rest von ISCHERIS m mn an In wird daher: N g+ nhw —e Hz (9+ hnc\ er 5. wo die Summation im Exponenten auf alle Werthe: ı (h=%y+1,22,..+—(m-—ı)), g=0,+1,+22,...2-(m-ı) und auf die Werthe von r und A’ zu erstrecken ist, welche sich aus den Bedingungen: nl N h' (50) . . . ” . ri Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 131 ergeben. Da nun: £ 2 [4 a 29+ 2h w 2gr nh\? EN A 2 za — | |\— | m m m m ist, erhält man als Resultat der BER L Summation den Werth: mM aM M—I.,,, um I, — — — wm 2 = oder w—— 37? m oder also: (m? — ı) (n’— ı) w. 12 Demnach wird: mM—ı)m—ı) ; = en 2(m: — ne PR ei 12 EU — ai) TEN 1,355, nme), v und mit Hülfe der Relation (46) ergiebt sich hieraus die der obigen Gleichung (47) analoge Formel: 49K + 29’ Ki 4hK+ 2h’K'i eis I] |: x sinam- —sinam -— — — —(16 (p? —4)) 2 RA‘ m n (g,9,= 03215... m 1: MM 0,1,...n—ı1) in welcher m,n zwei ungrade Zahlen ohne gemeinschaftlichen Theiler bedeuten. Denkt man sich mit Hülfe der Multiplieationsformel (4) die Grösse: AhmK + ah’'mK’i - VYxsinam als rationale Function von: Vx sinam linie ae: n dargestellt, so erscheint als Nenner: : I 49K 2 Ki «$,| — ]|- oder | | ı — xx sinam - g j w ng m (CELL ZONE LE) £ Fra 3 =. 4hK+ eh Ki L r wenn darin «= Yxsinam —— — gesetzt wird. Die oben ent- n wickelte Formel (50) zeigt daher, dass die Grösse: (m2 ee) j h K ol ’ Vi . (16 pi y) Vx sinam mer n sich als ganze ganzzahlige Function von: hAK-+o.h'K' Vx sinam ale EL a und p n darstellen lässt. ’ 2% . . 732 Gesammtsitzung vom 29, Juli. $- 9- Der oben mit F,(x) bezeichnete irreduetible Faetor von ®,(x) wird durch die Gleichung: F,@) = Il x — x sinam 4hK+ ah Ki „A n h+hw a len Fo) i definirt, wenn die Multiplication rechts nur auf diejenigen Werth- oder: systeme h,h’= 0,1,...n—-ı erstreckt wird, für welche % und h’ keinen Divisor von n als gemeinschaftlichen Theiler haben. Da die Gleichung F,(x) = o, wie schon im Anfange des $. 5 bemerkt worden, nur die primitiven Wurzeln der Theilungsgleichung ®, (x) = o enthält, so kann F,(x) selbst auch als »der primitive Factor von ®,(@)« bezeich- net werden. Der Grad von F,(x) ist nach $. 2 gleich: |] I u { = ’ wenn die Multiplication auf alle in z enthaltenen verschiedenen Prim- factoren p ausgedehnt wird. Dieselbe Zahl ist es also, welche die Ordnung der ganzen algebraischen dem Bereiche (rg) entstammenden (Grössen: 4hK+2h'Ki h+hw xsinam — —— - oder El| ——, w n n oder der dadurch bezeichneten Gattung angiebt. Unter diesen Gattungen ul) von einander verschieden, denn unter den Grössen: 4hK+2h’Ki een ( + hw sind aber nieht mehr als: / . er Sn a ————— ek n u) / gehören je: in dieselbe Gattung, nämlich alle diejenigen Grössen: ahrK + ah'rK'i hr + h’rw ) — —— ,W ’ > n n Vx sinam oder ni bei denen A und A’ feste Werthe haben. während r alle Zahlen durch- läuft, die ein vollständiges Restsystem der zu n relativen Primzahlen r [7 * * . A . m $ Krosecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 133 modulo n bilden. Denn alle diese Grössen sind ja mittels der Multi- plieationsformel (4) als rationale Funetionen von p und: GE Ei 2 oder El ww. ale. » «) Vx sin am n n darstellbar, wenn man die Zahlen r ungrade wählt. Dass aber je zwei Grössen: 7 IT71: ’ - | 4hK-+e2h Ki h-+ hw Vx sin am —- Tr Troll Tan n n bei denen die Verhältnisse A: h’ untereinander verschieden sind, auch wirklich verschiedenen Gattungen angehören, lässt sich in folgender h+ h'w { Weise darthun. Gehörte si —— , «) zu derselben Gattung wie n I : a El| —,20), bestände also eine Gleichung: n El . r) — Yy (m | 3 5 2 ‚El (>, r)) ; n N 4 in welcher Y(x,y) eine rationale Funetion von x und y bedeutet, so würde daraus mittels der 'Transformationsformel (23°) des $. 4 eine zweite Gleichung: ‚ ‚ El h+hw (& — yo’), ") —H (m we s ") Bl (-- (a — yw') , ") n n 4 folgen. Da nun: (h + h’w) (a — yw’) = (ah — Bh’) — (yh — dh’) w’ ist, so würde, wenn o=ı1,y=o, (mod. n) genommen, ® aber beliebig gelassen und dann wieder w statt wo’ gesetzt wird: El Genun B .) —ZYUEN] E : «) ‚El (- - .) n n 4 sein. Dies ist aber unmöglich, da sonst für beliebige Zahlen £: h+h'w h-+ h’w— Bh’ El Fe wi Bl ns ") n n sein müsste. Bezeichnet man die verschiedenen Zahlen r mit r,,r,,r,... und das Product: Zr ahrK + ah’rK'i II\=—-Vxsinam Le) r n mit fi,» (&), so ist offenbar: Fhn(®) — en) ’ wenn m zu n relativ prim ist. Wird nun in dem Producte: ul — fi, (®)) 734 Gesammtsitzung vom 29. Juli. die Multiplieation auf alle diejenigen Werthsysteme A,’ erstreckt, die keinen Divisor von n als gemeinschaftlichen Theiler haben, so ist es eine ganze Grösse des Rationalitätsbereichs (@,2,p); das Produet R I n k f ist ferner, da je n| ]| ı— — | Faetoren einander gleich sind, Potenz p = 5 . 1 einer ganzen Function von x und, deren Exponent gleich n[ || ı — — £ 2 ist. Hieraus erschliesst man, genau so wie oben, dass die Coeffieienten dieser ganzen Function ganze Grössen des Rationalitätsbereichs (p) sein müssen, dass also schon dasjenige Product: II(2 — fi.n(®)) h,h eine ganze Grösse des Rationalitätsbereichs (w,2,?) ist, welches entsteht, ” ” ” ” ” * - I wenn man die Multiplication nur auf alle diejenigen |] ne p Werthsysteme A, h’ erstreckt, für welche die Verhältnisse A: A’ unter einander verschieden, und für welche also alle Grössen: ne 4hK + ah’Ki (h+hw Vx sinam —— —— — oder El| —— , w n n verschiedene Gattungen repraesentiren. Dieses Produet: DB(2— fi» ()) h,h enthält offenbar lauter von einander verschiedene Factoren, und es ist eine irreduetible ganze Grösse des Rationalitätsbereichs (x, 2, p), £ 1 weil die Gleichung F\,(x) = o, welche die sämmtlichen ul: _ .) pP = AK-+ohKi Wurzeln Yx sinam a LER, enthält, irreduetibel ist. Jede der n Grössen f),„(&), oder: II (« — Yx sinam 2 r 4hrK + zh'r =) ist daher selbst als ganze algebraische Grösse im Bereiche () von der I Ordnung Zuie + =) ‚d.h. also die symmetrischen Functionen" der p Zult — +) Grössen: ji IRRE hrki Vx sinam zZ 2 r=r ra...) Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 1/8353) eonstituiren eine Gattung algehraischer Grössen, welche im Bereiche (p) I von der Ordnung |] ı#+ — | und welche unter der durch eine p dieser Grössen, z. B. dureh: 4hK + ah Ki N Vx sinam repraesentirten Gattung enthalten ist.' Nun folgt ebenso wie oben aus der Transformationsgleichung (23°) des $.4, dass je zwei Producte: = IrK + al'rKi hr + hri II x —YVx LER &e Zr oder I] „u 2 ,o) e r N r N für welehe die Verhältnisse A: Ah’ von einander verschieden sind, weil sie verschiedene Werthe haben, auch verschiedene Gattungen reprae- \ u 1 { sentiren. Es giebt daher genau n I-+— | verschiedene, den ver- o- > p ’ schiedenen Verhältnisswerthen A: entsprechende conjugirte, durch die symmetrischen Funetionen der AhrK + ahrKi N n] I\: — — | Grössen Yx sinam repraesentirte Gattungen algebraischer dem Bereiche (e) entstammender Grössen von der Ordnung n ı+— |, und jede einzelne dieser Ss r J . D . { 2 I Gattungen ist unter derjenigen Gattung der Ordnung n? I — $ 5 fe) 5 p 4AhK + ah’ Ki enthalten, welehe durch die bezügliche Grösse Yx sinam n repraesentirt wird. 10. 72 Es sei nunmehr » Potenz einer Primzahl p. Alsdann ist gemäss S. 5: ah’ K' „u V x sinam au wo us EEaD, n j 4 AhrK ar ah! rk! i ' Wenn man jeder einzelnen der Grössen Vz sinam —— — das Index- r n System zuertheilt, durch welches die Zahl r für den Modul » charakterisirt werden kann, so gehören die — im Sinne dieses Index-Systems — eyklischen Functionen jener Grössen demselben Gattungsbereiche an wie die symmetrischen. 736 Gesammtsitzung vom 29. Juli. wenn die Multiplication nur aufalle diejenigen Werthe 4, W = 0,1,...n—ı erstreckt wird, bei denen nicht beide Zahlen % und A’ durch p theilbar sind. Nach den Entwickelungen, welche ich in meiner Festschrift zu Hrn. Kumner’s Doetorjubiläum gegeben habe, 4hK + ah’ Ki n. 0 »algebraische Divisoren von p« und zwar Primdivisoren in der durch sie selber repraesentirten Gattung, sind also die sämmtlichen Grössen Yxsinam . F E : e I : weil eben ihre »Norm« eine Primzahl ist. Je n (1- -) dieser p Primdivisoren: CR 4hrK + ah’rK'i | ERREENEN E r=r.ra...), n wo 7,,7,... alle nicht durch p theilbaren Zahlen bedeuten, die kleiner als » sind, gehören einer und derselben Gattung an, und alle diese sind — wie im $. 5 nachgewiesen worden ist — durch einander theilbar. Ferner wird gemäss $. 9 durch die symmetrischen Func- = E I Ser a N . tionen jener n| 1 — — | Grössen eine Gattung repraesentirt, zu welcher P 7 das Produet: ı I.» — 4hrK + ah’rK'i I1Yx sinam ——— rn.) r n gehört, und dieses Produet, welches mit p,,, bezeichnet werden möge, ist selbst in der durch dasselbe repräsentirten Gattung ein Primdivisor der Primzahl p. Nach $. ı5 meiner eitirten Festschrift ist also k - - 4hK+ ah’ Ki Pr,» absolut aequivalenteiner Potenz von Yx sinam re * rJ 1 mit dem Exponenten n| ı— —}, und hieraus geht wiederum der Hauptsatz hervor, dass jede ganze Grösse des Gattungsbereichs (p, p,.„),; welche 7 m = eh 4hK+ .2h Ki 3 £ durch Yx sinam —— — theilbar ist, auch durch p,» n selbst theilbar sein muss. Denn eine solche Grösse muss der Voraussetzung nach, wenn sie zur 7 /1H 1 > 3 = _ 4hK+2hKi Potenz n| 1 — — | erhoben wird, dieselbe Potenz von Yx sinam-———— —— — p n und also die hiermit absolut aequivalente Grösse p,,„ als Theiler ent- halten. Da aber p,,. Primdivisor ist, so muss p,,, nicht nur in der I a 1 .. ” .. n| ı — — )ten Potenz jener Grösse, sondern in der Grösse selbst als p Theiler enthalten sein. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. #37 SIT. 4hK en K a u“ a ") n Je zwei Grössen Yxsinam welche verschiedenen Gattungen angehören, sind einander nicht aequi- valent und haben also, da sie Primdivisoren sind, auch keinen gemein- schaftlichen Theiler. Gemäss der Formel (25) im $. 5 besteht nämlich für jede ungrade Zahl m die Gleichung: RL + = En a NE ( u = h+ \ n 9,9 7 n : (gEg=—06,7,22.n.—l) 257, Bi (" da nun das Produet auf der rechten Seite lauter ganze algehraische dem Bereiche (2) entstammende Grössen als Faetoren enthält und unter h+ hw diesen auch den Factor El ). so findet die Congruenz: h+ hw h+H (51) El (m) =o (mon. El (+) statt, welche für alle Zahlen m Geltung behält, weil ja darin, wenn m grade ist, m + n statt m gesetzt werden kann. Da ferner auf Grund des Additionstheorems: EI-(&) En) EKE+ m) = EKAYı PER) + EI) + Elm) Vı- pEL(d + ER) die Congruenz: ElE+n=o (modd. EI(d), El(n)) besteht, wenn: at aw b+b’w E=1— — ‚= m——— n n genommen wird, so folgt aus der Congruenz (51) die allgemeinere: f/ b+(la’ bw WW b-+b’w\' (52) "De\=o (mau. ") Ei 3), en n n in welcher a,a’,b, b’,!,m beliebige ganze Zahlen bedeuten. Nimmt man nun für irgend zwei gegebene Zahlen A, A: Veh habsem = — hası hra, so geht die Congruenz (52) in die folgende über: h+ h'w 'w b4-blno\ (53) El (ir ae >)- 0 (moaa.u(" ). a ")): n N n welche für beliebige ganze Zahlen a,a’,b,b’,h,h’ Geltung hat. B} Sitzungsberichte 1886. 73 738 Gesammtsitzung vom 29. Juli. ’ ’ hr f A “fa+taw\ _ (b+bw Hätten nun irgend zwei Grössen: EI ( ): El (> : n welche verschiedenen Gattungen angehören und für welche also ab'—.a’b nieht durch n theilbar ist, einen gemeinschaftlichen Divisor, so wären gemäss der Congruenz (53) alle Grössen: El (100 BNZE ) n (h,W —o,1,...n—ı) durch eben denselben Divisor theilbar. Unter diesen kommen die Grössen: r+r'w IN nr —=0,1 an p sämmtlich vor; denn für jedes beliebige Werthsystem r,r’ lassen sich Zahlen Ah, Ah’ so bestimmen, dass: h(ab' — a’b) = er h' (ab — a’b) = Prada (mod. r) p ) wird, weil ab’— a’b nieht durch n selbst sondern nur durch eine niedrigere Potenz von p theilbar sein und also nur einen Divisor von DRM k — mit n gemein haben kann. 'w b+b'w Wenn daher El (= S ”) und 2) einen gemeinsamen n n Theiler hätten, so würden alle p® — ı Grössen: ’ \/{r+rw su (r,r' =0,1,...p—ı ausser r—=r'—=0) '% denselben Theiler haben, und da sie alle Primdivisoren der durch sie selbst repraesentirten Gattungen sind, so müssten sie sämmtlich einander aequivalent sein. Dass dies aber nicht der Fall ist, soll in den folgenden Paragraphen gezeigt werden, in welchen auf die x r+r'w Eigenschaften der Grössen El (>) oder der Grössen: Vx sinam en ei) n für den Fall, wo n Primzahl ist, näher eingegangen werden soll. le Ist n eine ungrade Primzahl, so gehört die Gleichung (5) des $. 2: I (a1) I _ (5°) ®,(2) = (—ı)? x’ od, (=) Vx»sinam nu, Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 739 welche durch die n® Werthe: 4hK+.h'Ki N x =YVxsinam|[« + (h,h' —0,1,...n—ı) befriedigt wird, zu derjenigen Classe von Gleichungen, deren Eigen- schaften ich im II. Abschnitt meines Aufsatzes vom 3. März ı879' näher dargelegt habe. Gemäss den dortigen Entwickelungen gehören alle n® Grössen: hK+2WKi Vxsinam u —+ Yuan (AR’—o, 1 ern) n dem Gattungsbereiche: na - ZE\ «28; 2Ki ?.Vxsinamu,yxsinam (u AZ Ik Vxsinam (" En n n an,’ und innerhalb des Gattungsbereichs (p, Vx sinam v) reducirt sich die Gleichung (5°), nach Aussonderung der Wurzel Yx sinam w, auf eine Gleichung des Grades (n? —- ı) und derjenigen Ulasse, zu welcher I die Gleichung : ®,(&) = o gehört. Diese Gleichung selbst ist im vorliegenden Falle, wo » Primzahl ist, irreductibel im Rationalitätsbereiche (z); denn die im $. 2 definirte Funetion F,(x), welche den primitiven Factor von ®,(x) bildet, und deren Irreduetibilität im $. 3 nachgewiesen ist, wird für eine Prim- zahl rn gleich Ä ®,(&). Es ist also in diesem Falle: = 2 RE F,(«) —- Il De Vx sinam 4hK = an Ki (h,k'—0,1,...n—ı ausser A—=h'—o), h,h n und die n° —ı Wurzeln der Gleichung F,(«) = o zerfallen nach $. 9 in a -+-ı, aus je m —ı Elementen bestehenden Gruppen gemäss den n + ı verschiedenen Gattungen, denen die n° — ı Wurzeln angehören. Diese n + ı Gruppen lassen sich in folgender Weise charakterisiren: £ 4rK , 2 Vrsinam- =, Vxsmam 702, h=0,1,..n=1), n n und die einzelnen z — ı Elemente jeder dieser » + ı Gruppen resultiren durch die Werthe r=ı,2,...n—1ı. ! Monatsbericht vom März 1879 S. 220 u. ff. 2 Vergl. oben den Schluss des $. 6, wo ein umfassenderer Gattungsbereich: ER F - —. 2K £ 2K'i £ (e sin'amu, Yzsinamwu, Yzsinam s »V.2’snam —— ) n n dafür angegeben ist. 13 740 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Die n — ı Grössen: Vzsinam (r=1,2,...n—1) > I x - 2K gehören sämmtlich zur Gattung (r VYxsinam — |), deren Ordnung n n°— ı ist; ihre symmetrischen Funetionen ceonstituiren eine unter dieser Gattung enthaltene Gattung von der Ordnung n+ı. Nun besteht nach den Entwickelungen im art. 23 von Jacosr's Fundamenta die Transformationsgleichung: r 7 x — Vxsinam — = n Vi sinam (wu, A) = x] | - — r 2—1) I 6) N ı—-zVx sinam — n (r=1,2,...n—1) für: x —YVxsinam u, wenn A, wie dort, den transformirten Modul, aber x den reciproken Werth der dort mit M bezeichneten Grösse bedeutet. Es sind also auch die Coeffieienten dieser Transformationsgleichung, welche jene Gattung von der Ordnung rn + ı constituiren. Jede dieser Gattung angehörige Grösse, d. h. jede Grösse, die sich als ganze symmetrische Function der n — ı Grössen: Vene (r=1,2,...n—1) n so darstellen lässt, dass die Coeffieienten rationale Functionen von £ mit ganzzahligen Coeffieienten sind, kann offenbar als rationale Funetion des Ausdrucks auf der rechten Seite der Gleichung (54) so dargestellt werden, dass die Coeffieienten rationale Functionen von p und x mit ganzzahligen (oefficienten sind. Jener Gattungsbereich kann daher durch die Elemente: ?,Vxsinam(v, x), YA sinam (uw, A) charakterisirt werden, da eben jede Grösse jenes Gattungsbereichs als rationale Funetion dieser drei Grössen mit ganzzahligen Coefficienten darstellbar ist. Aber derselbe Gattungsbereich kann auch durch das Produet: VE arK II) x sinam —— r=1,2,...n—1) r n charakterisirt werden, welches nach art. 23 von Jacogr’s Fundamenta pe den Werth #y/ = hat. x Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 741 (r u ist es daher, welehe von der Ordnung » + ı und unter der Gattung Die Gattung: ae sK = ( ‚Yxsinam enthalten ist. Zum Gattungsbereich |[?, „y? N % gehören demgemäss die symmetrischen Functionen der (n — ı) Grössen: - . 4rK Vxsinam "— W=T,2,...n—1) n und auch die eyklischen Functionen derselben, wenn sie dabei in der Reihenfolge: gK a 4APK Ag Ka Vx sinam .-. A xsinam ‚ VYxsinam g ash xsinam a n n genommen werden und g eine primitive Congruenzwurzel der Prim- zahl r bedeutet. Diese » —ı Grössen sind also Wurzeln einer Abelschen Gleichung des Bereichs [7?, nz x : 5 A ER: $ h Die n mit |(p, «Y — | eonjugirten Gattungen sind: x ES, pm / (k=0,1,...n—ı), % wo für jeden der zn Werthe des Index 4: IE AhrK + 2rKi "/ % — yasinam tk Dorn) EX 7) ist. Die transformirten Moduln A und die Multiplieatoren « sind hiernach dureh die Relationen! bestimmt: ER . 4hrK + 2 vK'i (55) V X — yxsineoam #— X ,y»- 1) a : x r n r "K hrK + arK’i V xsinam 5“ Vxsinam & Er er = _ N n 9 „= r AB % x 771.3 eyHRr=}] vw +-ll alrK + ori V zsincoam Vx xsin com“ een Tr am N n KO, 2 BIT, 2. —I) und ebenso durch folgende Gleichungen :° ‘ Vergl. art. 23 von Jacopı’s Fundamenta. ® Vergl. meinen Aufsatz im Monatsbericht vom Juli 1875, S. 498 fl. 742 Gesammtsitzung vom 29. Juli. E h+w / 1 = v ‚ A+w (57) V N= El E no) 3 ) = El 4, - Sl70, 2 h+w 8) VEN a ehe U hl (5 Vu ! 9,(0, zu) ’ 17 Tora während, wie oben im 8.4, Y«=El@,w) ist. 4hK + ah’ Ki n ganze algebraische, dem Bereiche (z) entstammende Einheiten sind, und da auch x selbst eine solche Einheit ist, so sind gemäss den Gleichungen (55) auch die transformirten Moduln A solche Einheiten. > )e) Überdies besteht für die Transformation zweiter Ordnung die Gleichung: (59) EPG ‚w) (1+ El’ ,2%)) = 2El(-, 210), sämmtlich QJ - . .. FC Da nach $. 6 die Grössen Y zsin coam welche zeigt, dass auch El(,2w) eine Einheit ist, wenn EI(-, ) eine solche ist. Da nun El, ne) für jede ungrade Zahl rn eine Einheit ist, so ist überhaupt EI( : ‚nme), für jede beliebige ganze Zahl m, eine ganze algebraische dem Bereiche () entstammende Einheit. Dieses Resultat kann, da nach 8. 4: p=—2+4E((1+%),;%) ist, auch so formulirt werden: Für jede beliebige ganze Zahl »n ist El , 2m) Wurzel einer algebraischen Gleichung, in welcher die Coeffieienten ganze ganzzahlige Functionen des reeiproken Werthes von: sin — El(-, ®) sind, während der erste und letzte Coefficient den absoluten Werth Eins hat. Dasselbe Resultat ist aber bei Anwendung der Jacogr'schen Bezeich- nungen” folgendermaassen auszudrücken: Jeder Modul A, welcher durch eine sogenannte reelle Transformation aus einem Modul < hervorgeht, d. h. also [4 ein solcher Modul A, für welchen das Periodenverhältniss 7 ein ganzes Vielfaches des zu x gehörigen Periodenverhält- r nisses K wird, ist Wurzel einer Gleichung, in welcher die ! Dies zeigt sich übrigens auch in der Form der Modulargleichungen, wie sie in der Soanke'schen Abhandlung im 16. Bande des Ürerre’schen Journals ermittelt ist. ® Verel. $. 25 von Jacosı's Fundamenta. S R) Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 743 Coefficienten sämmtlich ganze ganzzahlige Functionen von NER B: N : x -+-— sind, während der erste und letzte Coeffieient den % absoluten Werth Eins hat. Es genügt, das angegebene Resultat in Beziehung auf die »reelle« Transformation auszusprechen; dass es auch für die, bei Festhaltung 1 udn y des Rationalitätsbereichs [x +- mit A conjugirten Moduln Geltung x behält, ist an sich klar. un 13. Nach 8. 6 sind die 4 (n’—ı) Grössen: a 4hK+ ah Ki Born = 1,2... (ns) Vrsmcase- — -— . = n und W=o,h=1,2,...—(n— ı) . z . Ya a. Wurzeln einer Gleichung Y(w,yYx) = o, deren Üoefficienten ganze Grössen des Gattungsbereichs: iR? in lea (p z Vx) oder ner 2 sind. Bedeutet nun, wie oben, g eine primitive Congruenzwurzel der Primzahl » und bildet man eine ganze rationale cyklische Func- tion der - (n—ı) Grössen: A a + (n—ı) __ Fi, AIR AL N Ag el V x sincoam —— ‚VYxsinecoam ——,...Vxsincoam — —— n n n in der hiermit bezeichneten Reihenfolge, so ist dieselbe eine rationale A) . WER . 2K . . . « a Funetion von Yxsincoam —— undz. Denn in der Multiplieationsformel(4) n wird, wenn man wv=K-+v» setzt: / . BE 2a Fre Na gr V x sinam nu —= x sincoam nv» , x = Yx sinam u —=Yx sincoam v, er x x f 49 5 : - und es zeigt sich also, dass VYxsineoam -— sich als rationale Func- N tion von: ah 4A V xsincoam —— und p n darstellen lässt, wenn man für die primitive Congruenzwurzel g eine ungrade Zahl wählt. 744 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Bezeichnet man hiernach eine ganze ganzzahlige eyklische Funetion der —(n — ı) Grössen: 49K 4PK u Tee Te k er 4 K V zsincoam —— , Yxsincoam ,...Yx%sincoam n n n AK mit f (sincoam za ‚ so ist das Product: n Il (: —P (sin coam EELEAZ, är n (h=0,13...n—1; R=1,2,...-(R—i1) und "—=0,h=1,2,...-(n—1)) weil es eine symmetrische Function der Wurzeln der Gleichung Y(x,Vx)= o ist, eine Grösse des Rationalitätsbereichs (Yx,2). Je —(n—ı) der Factoren dieses Produets, bei welchen das Verhältniss h:h' modulo n denselben Werth hat, sind aber identisch, da offenbar: hK-+ eh’Ki ghK + 2gh' Ki 4 ) Fe (sn coam Bi ei} n n f \sincoam / ist. Es ist also schon das Product von rn + ı Factoren: & | hK A; Er (sin coam =) Il (- sn (sin coam ar) 0% ' - N AM=0,T,...N—H) eine rationale Function von Yx und z; die Coeffieienten der ver- schiedenen Potenzen von z sind aber zugleich ganze algebraische dem Bereich (.) entstammende Grössen, und sie sind deshalb ganze Grössen des Bereichs (p, x) selbst. Jede ganze rationale eyklische > (n — ı) Grössen: Function der t 7 = 49 K V x sincoam — — (t=1,23...-(@-1)) n e mit ganzzahligen Coefficienten ist hiernach Wurzel einer Gleichung (n + ı)ten Grades, in welcher der Üoeffieient der höchsten Potenz gleich Eins ist, während die übrigen Coefficienten sämmtlich ganze ganzzahlige Functionen von p und Yx sind. Gemäss der Gleichung (55) im $. ı2 wird: x N I A\+ a 1aK (%) —ım) *sincoam 47 (= 1,2,...-(a-ı)); t : b A : Az 2 die obigen Entwickelungen zeigen daher, dass E Wurzel einer = X + . . . en . af er Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 145 Gleichung (rn + ı)ten Grades ist, in welcher, wenn der Coeffieient der höchsten Potenz gleich Eins genommen wird, alle anderen Coef- fieienten ganze ganzzahlige Functionen von p und Yx sind. Dem- I . . A 5 D { D NER D gemäss ist | — in dem Gattungsbereich (p, x) eine ganze n . algebraische Grösse der (nr -+ ı)ten Ordnung. Die Coefficienten der Gleichung (n + ı)ten Grades, welcher das 1 a\" IR REN Quadrat von [|—)| , also / — , genügt, sind rationale Funetionen x x j von eg und #. Dieses geht schon aus den Entwiekelungen im $. 6 N A .. Ne 49 KK hervor, wonach |/ —, wenn zur Abkürzung x sinam —— = s, ge- x ; n z setzt wird, gleich dem Producte: x“—$ II ——; Gere), nı—xs 2 also eine rationale Function von x, 8,,8,... und zwar in Beziehung auf die Grössen s eyklisch ist. Gemäss $. ı2 ist daher V — rationale x A : Function einer Grösse der Gattung [p, #) — |, deren Üoeffieienten % Nee / 'ationale Funetionen von x sind. Die Grösse |/ selbst gehört hiernach x / N S IA 2 dem Gattungsbereiche |p, x, 2 — Jan und sogar der Gattung selbst, = S 3 / - IA : da sonst zwei conjugirte Grössen \ — , also zwei der Grössen: £ EV In Eu BER. ER Duck lderri) 4 N A n 4 n einander gleich sein müssten. Dies tritt aber nur für bestimmte singuläre Werthe von 0 ein. Da u | derselben Gattung angehören, so gehört auch u derselben Gattung AR REN. f — und | innerhalb des Bereichs (p, x) einer und % % / A an. Die Grössen v und j sind also gegenseitig durch einander r : rational ausdrückbar, und zwar so, dass die Üoeffieienten rationale Funetionen von b und x d. h. also rationale Functionen von x selbst 746 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 2 e A : . werden. Der im $. ı2 mit |r, «| — ) bezeichnete Gattungsbereich = : kann hiernach auch durch: (e.%, u») oder px, V bezeichnet werden.' b 8. 14. > ” ” . ü (remäss den Entwickelungen im $. 10 wird in dem hier behan- N delten Falle, wo zn Primzahl ist, das Produet der sämmtlichen Grössen: | —. 4hK + ah Ki 17 xsınam ————— — (h,h'—=0,1,...n—ı ausser A=A'=o) n genau gleich n, und diese Grössen selbst sind daher die n’— ı eon- Jugirtenalgebraischen Primtheiler, als deren Product sich die DE — , 2K -. K'i | Primzahl » im Gattungsbereich [>,/x sinam — , Yx sinam n n darstellen lässt. Bei Anwendung der Bezeichnungen, welche ich in meiner mehrfach eitirten Festschrift eingeführt habe, ist also die Norm an X - 4K ,. von Yx sinam gleich n, d.h. es ist: n EN 4 Nmyxsinam— =n, N wenn, wie hier stets geschehen ist, der Rationalitätsbereich (z) als Stammbereich festgehalten wird. Jede der Grössen: FE 4hK + ohKi Vx'snam — ————— n ist innerhalb des durch sie selber repraesentirten Gattungsbereiehs ein algebraischer Primtheiler von z, und je n — ı dieser Grössen, bei denen das Verhältniss 4:7 einen und denselben von den n+ı Werthen: Well 1:20:,,0596 121 Ne hat, gehören einer und derselben Gattung an. Die n—ı einer und - derselben Gattung angehörigen conjugirten Primtheiler sind einander ! Bei der Bezeichnung der Bereiche (2,2), (2,2. u) ist die Grösse o nur des- halb hinzugenommen worden, weil sie für die Feststellung des Integritätsbereichs wesentlich ist. Sobald es nur auf den Rationalitätsbereich ankommt, kann sie 2 I B - - offenbar weggelassen werden, da > gleich z + — also rational in ist. =; # r . . . . m AT Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 147 absolut aequivalent. Da nun die a+ı Producte der je n—ı conju- girten Primtheiler nach 8.12 die Werthe: nen [Ro Es / Den M ] — 3 Mo \ Fa 3.10 1 ee a 2,4 x x haben, so bestehen die absoluten Aequivalenzen: 4hK + 2K'i Al n : K n—1 (60) ‚V -col Yxsinan - ‚us -olYxsinam (h=0,1,...n— 1) u Da ferner im $. 12 gezeigt ist, dass V — , VY — algebraische Einheiten x x sind, so gelten auch die Aequivalenzen: I r 5 I n—I f ni. 4hK + 2aKi n—1I (60°) Mw|Yxsinam — 1%, SV %sınam — 5 n N (h=0,1,...n— 1) Die an -+ı Grössen: IR VE .VR. Ve M V 2 | ei: = en —— x x gehören n +1 conjugirten Gattungen an, welche dem Rationalitäts- bereiche (?) entstammen, und wenn man vom Rationalitätsbereiche (x) ausgeht, so repraesentiren die n+1 Multiplicatoren selbst: M, Mo; Mı>- - - Mn-ı ebenfalls » +1 eonjugirte Gattungen. Da für den angegebenen Ratio- nalitätsbereich: x (61) Nm | — —n, Nmu =n % ist. so ist «| — ein algebraischer Primtheiler von » in dem durch x A x «| repraesentirten, dem Bereiche (z) entstammenden Gattungs- % bereiche, und ebenso ist der Multiplieator x selbst ein algebraischer Primtheiler von » in dem durch u selbst repraesentirten Gattungs- bereiche. Aus den Aequivalenzen (60*) folgt genau in derselben Weise, wie es am Schlusse des $. 10 für den allgemeineren Fall einer Primzahl- potenz n dargelegt worden ist, dass jede ganze Grösse des Gattungsbereichs [?,. u. — 62) k 2K , . \ welehe durch Yx sinam theilbar ist, auch durch u selbst n theilbar sein muss. 748 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Doch soll dieses Hauptresultat hier noch besonders und unabhängig von der allgemeinen Theorie der Primdivisoren hergeleitet werden. = : = 2 : . Bedeutet u? irgend eine durch Yxsinam — theilbare ganze Grösse n 2 des Bereichs ( «V/ — |, so besteht für eine unbestimmte Grösse 2 24 die Congruenz: = A - 2K uV —=- w“=o | mod.Yxsinam — Z n Erhebt man den Ausdruck auf der linken Seite zur (rn —ı)ten Potenz und benutzt die Aequivalenzen (60*), so resultirt die Congruenz: E N n—I u \ ige 9 = o (mod.u), x aus welcher wiederum bei Anwendung der Gleichungen (61) die Congruenz: m) IA Nm [u z—w = 0 (mod. n) / T. / A - 7 . . hervorgeht. Da nun Nm «| -2— W,) eine ganze Grösse des natür- % lichen Rationalitätsbereichs (e£) ist, deren (n —ı)te Potenz — wie sich hier gezeigt hat durch die Primzahl z theilbar ist, so muss diese Grösse selbst schon durch theilbar sein, d. h. es muss die Congruenz: IE Nm | u \ z— uw) = 0 (mod. n) x A 2 bestehen. Es muss also, da Nm u / — I St: x oı/, w’Vx Nm I 2 — — MyA eine ganze ganzzahlige Function von z und p sein, d. h. der Quotient: veyx RT ua: — — muss eine ganze algebraische, dem Rationalitätsbereiche (p) MYA entstammende Grösse sein. Da endlich Y? und Yx algebraische Ein- heiten sind, so besteht in der That die Congruenz: u = o (mod. uw), deren Gültigkeit nachgewiesen werden sollte. Die Coeffieienten von x, 2, ....x"”"* in der Entwickelung des Products: 3 ei Krosecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 749 mi erK II z —Vx sınam —— Mon, enn) Fr n sind sämmtlich Grössen des Gattungsbereichs (?,#/ —), und sie % = 2 sind offenbar durch Yx sin am —— theilbar. Nach dem, was so eben n bewiesen worden, sind sie also auch sämmtlich durch die (n — ı)te = 2K Potenz von Yx sinam — oder, was dasselbe ist, dureh u theilbar. n Eben dieses Produet bildet den Zähler auf der rechten Seite der Transformationsgleichung (54) des $. ı2, welche so dargestellt werden kann: 2rK x —Vx sin am —— (54*) (- 1)?" "YA sin am (wu, 2) = [J Its r rk‘ FRE . I— zVxsinam («= V« sinam (u,,); r=0,1,...n—ı) das vorstehende Resultat kann daher in folgender Weise formulirt werden: Die gebrochene rationale Function von Yx sinam(w, x), durch welche die transformirte elliptische Funetion 1 - (n—ı) (2)? VA sin am (mu, A) ausgedrückt wird, hat in ihrer redueirten Form als Zähler eine ganze Function von Yxsinam(v,x) vom Grade n und als Nenner eine solche vom Grade » —ı. Die Coefficienten des Zählers und Nenners sind sämmtlich ganze algebraische Grössen des Gattungsbereichs (p, x, 4); der Coeffieient der (63) nten Potenz von Yxsinam(v,x) im Zähler, sowie der von VYxsinam(v,x) unabhängige Term im Nenner, haben den absoluten Werth Eins; alle übrigen Coefficienten sind durch den Multiplieator « theilbar, und der Coeffi- eient von Yxsinam(v,x) im Zähler, sowie der damit identische Coefficient der (n— ı)ten Potenz von Vxsinam(u,x) im Nenner, sind mit dem Multipli- eator a selbst absolut aequivalent. Es besteht daher die für die Transformation der elliptischen Funetionen fundamentale Congruenz: n (na) RS a RR n (64) (— 1)? VA sinam (nu, A) = ( »sinam(%, x)) (mod. 1) in dem Sinne, 750 Gesammtsitzung vom 29. Juli. dass die Differenz der auf beiden Seiten stehenden Grössen dividirt durch x, nämlich: F - Ale)? sin am (wu , A) — (Vx sinam (u, )'| eine ganze algebraische dem Rationalitätsbereiche (VA sinam (wu, 2), e) entstammende Grösse ist. Die Gültigkeit der Congruenz (64) ist ebenso wie die Gültigkeit des vorher formulirten Resultats (63) nur an die Bedingung geknüpft, dass die Zahl rn, welche die Ordnung der Transformation bezeichnet, eine ungrade Primzahl sei. Eben diese Congruenz (64) bildet den Hauptzielpunkt der vor- stehenden Entwickelungen:; sie ist für die Theorie der Transformation der elliptischen Funetionen, sowie für alle arithmetischen Anwendungen dieser Theorie von ebenso fundamentaler Bedeutung, wie es die ana- logen, schon aus den Eurerr'schen Entwickelungen hervorgehenden ÖCongruenzen:' Be) _(n—ı) (— ı)? sin nu = (sin u)" , (—- ı)? tgmu=(tg u)" (mod. n) für die Theorie der Multiplieation der Kreisfunetionen und deren arithmetische Anwendungen sind. Die Analogie zwischen diesen Congruenzen und jener Congruenz (64) tritt noch deutlicher hervor, wenn man die letztere in folgender Weise darstellt: ı (n—ı) Nm u (65) (-ı)? Ya sinam (un, \) = (Vz sinam ("1 , x))" '* (mod. A), und wenn man dabei bemerkt, dass der Multiplieator des Arguments u, welcher hier ebenso wie bei den Kreisfunetionen zugleich den Modul der Congruenzen bildet. auch in beiden Fällen als Primtheiler seiner Gattung zu charakterisiren ist. In der vollkommenen Analogie, welche die hier dargelegten Eigen- schaften der Formeln für die Transformation der elliptischen Funetionen mit denjenigen der Formeln für die Multiplication der Kreisfunetionen darbietet, bewährt sich offenbar die Jacosr'sche Bezeichnung der ellip- tischen Funetionen. Auch zeigt sich, dass Jacogı mit Recht von vorn- herein bei seinen Untersuchungen über die elliptischen Funetionen die Probleme der Multiplieation und Transformation unter einen und den- ! Vergl. Cap. XIV in Evrer’s Introduetio in analysin infinitorum. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. zdayil selben Gesichtspunkt zusammenfässte,' und für den bewundernswürdigen Scharf’blick, welchen Jacosı dabei bewies, giebt jene Congruenz: en ze Vr sin am (uv , A)= (Vx sinam (v, x)" (mod. 1) ein neues, glänzendes Zeugniss. Man kann nun, im Verfolg der leitenden Ideen von Jacogı, bei der Frage der Multiplieation der elliptischen Funetionen von dem Modul gänzlich absehen und es als eine »Multiplication der elliptischen Funetionen« im weiteren Sinne des Wortes auffassen , wenn die elliptische Funetion sinam für das mfache eines beliebigen Arguments v rational durch sinam © ausdrückbar ist, gleichviel ob sinam mx denselben oder irgend einen anderen Modul hat als sinam w. Es ist dann also nur erforderlich, dass für jeden beliebigen Modul x Grössen f, m existiren, für welche Vfsinam (ma, f) rational durch Yx sinam (2, x) ausdrückbar ist. Setzt man: Ki Ri 2 ae R wo &® und R’ die den Integralen X und A’ analogen Grössen für den Modul £ bedeuten, und: DIRO 7 (3,(0 i 2w)), OR ” (2,(0 x 2w))', so muss nach $.4 (21): [(mX: : 2 Bl - =, ") rational durch El(Z, w) ausdrückbar sein; es müssen also, da EL(&+ ı, 0) = El(&+w, ww) — EL(Q, ww)” ist, die Gleichungen bestehen : (mÄl&-ı) (mÄl&-+w) [mA 1|—— —,w|=El — —_ R R und hieraus folgt endlich, dass ganze Zahlen #, 8, y, od existiren müssen, wofür: mA . +8 mA en R ER wird. Alsdann ist: a -+ 8 7 — yw + 6 " Jacoxı’s Fundamenta $. 2. * Vergl. die Formel (22*) im $. 4. 752 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Von den beiden Moduln x und f, deren Quadratwurzeln beziehungs- weise gleich: El = ‚w), El : w) sind, ist hiernach einer der transformirte des anderen, und es ist also nur die sogenannte »Transformation« der elliptischen Funetionen, welche eine Multiplication der elliptischen Funetionen in dem oben ent- wiekelten weiteren Sinne des Wortes darstellt. Es hat sich nun oben gezeigt, dass, wenn die Ordnung der Trans- formation eine ungrade Primzahl » ist, der Multiplieator 4 ein alge- braischer Primtheiler desjenigen dem Rationalitätsbereiche (p) entstam- menden Gattungsbereichs ist, welcher durch die Elemente p, x, charakterisirt wird, und dem ebensowohl der Multiplieator x als auch der transformirte Modul A angehört. Setzt man demgemäss n = up, so ist, wie in einem folgenden Paragraphen gezeigt werden soll, auch w ein algebraischer Primtheiler des Gattungsbereichs (p, #, 4). Jede Primzahl rn erweist sich also in einem gewissen, dem Bereiche (p, x) entstammenden Gattungsbereiche als zusammengesetzte Grösse und ist als Product von zwei algebraischen, dem Gattungsbereiche (p, #, #) angehörigen Primdivisoren darstellbar. Demgemäss setzt sich auch die Multiplication mit einer Primzahl z, welche zugleich im engeren Sinne des Wortes eine Multiplieation ist, aus den zwei Multiplicationen mit « und «’ zusammen, bei denen die Multiplieatoren in dem dar- gelegten Sinne prim sind, und es zeigt sich hier die tiefe Bedeutung jener von Jacosı in den $8. 26 bis 28 der Fundamenta entwickelten Methode, mittels deren alle Formeln für die Multiplieation der elliptischen Funetionen mit einer ungraden Zahl x» aus zwei aufeinanderfolgenden Transformationen der »ten Ordnung hergeleitet werden. 15. un Es ist oben ausgeführt worden, dass es einzig und allein die Transformation der elliptischen Funetionen ist, welche eine Multipli- cation im weiteren Sinne des Wortes liefert, d. h. eine Darstellung von El(£,v) als rationale Function von El (n, w) a Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 753 für den Fall, dass die Variable Z sich von der Variablen n nur durch einen eonstanten Factor unterscheidet. Aber man kann sogar zeigen', dass auch die allgemeinere Forderung »es sollen zwischen zwei elliptischen Funetionen El (£,v) und El(n,w) und zugleich zwischen deren variabeln Argumenten £ und 7 algebraische Relationen bestehen« einzig und allein durch die Transfor- mation erfüllt wird. Setzt man nämlich zur Abkürzung: x = El(&, 0), y=El(a,w) und nimmt nun an, dass zwei Gleichungen: Ri2.9- 0, ®le,.450)=.0 bestehen, in welchen F(x,y) eine ganze rationale Function von x und y bedeutet, #(£,n,.x) aber eine ganze rationale Function von Z,n, deren Coeffieienten algebraische Functionen von x sind, so erhält man durch Differentiation von ® (£,n,x) nach x eine fernere Relation: Y (128 N; En) 0% in welcher Y(£,n,x) ebenfalls eine ganze rationale Function von En ist, deren Coeffieienten algebraische Functionen von x sind. Denn, wenn man die partiellen Ableitungen von ® nach Z,, x beziehungs- weise mit ®,,®,,®, bezeichnet, so kann man: d, d a a dic da x . © & c x dz din e nehmen und dabei die Differentialquotienten 12°’ dr durch die alge- de“ da braischen Funetionen von x ersetzen, welche sich aus der Differentiation der Gleichungen 2 = EI(£,v), y=El(n,w), F(x,y) = 0 ergeben. Die Resultante der Elimination von 7 aus den Gleichungen #(E,n,2)=o, Y(£,n,2)=o würde, wenn sie nicht identisch Null wäre, die Variable Z als algebraische Function von x bestimmen. Die Resultante muss daher identisch verschwinden, und es müssen demgemäss: P(t,d.a) und Y(iX.v,), als ganze Funetionen der beiden unbestimmten Variabeln x und dv, einen gemeinsamen Theiler haben. Es kann aber vorausgesetzt werden, dass ®(t,d,.x) keine ganze Funetion von x und y als Factor enthält, ! Vergl. Ager's »Preeis d’une theorie des fonctions elliptiques« (Nr. XXVIII des ersten Bandes der gesammelten Werke in der Ausgabe von 1881). sowie sein » Memoire sur les fonetions transcendantes de la forme /y de, ol y est une fonetion algebrique de .w« (Nr. XVII des zweiten Bandes in derselben Ausgabe). Sitzungsberichte 1886. 74 754 Gesammtsitzung vom 29. Juli. da man andernfalls einen solehen Factor oben an Stelle von #(£,n, x) gleich Null setzen könnte. Es muss daher Y(X,y), x) identisch gleich Null sein. Ist nun y" die höchste in ® (x. d..x) vorkommende Potenz von y und: 9er +. VrWetvr 1. Wr so wird: N, 3 + Mn m Dlacr De = Hart )s atlaa +. Yan arm) +. ae und es muss also: Man sein. Es zeigt sich also, dass $ von x unabhängig ist, und dann ferner, dass auch r®#& + d, von x unabhängig sein muss. Hieraus folgt aber, dass r— o sein muss; denn sonst würde die Gleichung: rdE + &, = const., in welcher $, eine algebraische Function von x bedeutet, auch & als algebraische Funetion von x definiren. Setzt man nunmehr den Üoefficienten von y’" in Y(1,d, x) gleich Null, so kommt, da r = o ist: dr d dd ,.&, ns — + (UT +..)— + —TU+ ETF —=10r er ers ar die” da Hieraus ersieht man, dass s nicht grösser als ı sein kann. Denn sonst müsste: dl de - 0, V —+ -=o0 ö 1 dee sein, und daraus würde, genau so wie oben, folgen, dass / und demnach auch sVZ + \%, eonstant sein muss. Das Letztere ist aber unmöglich, da die Gleichung: sVE+%, = eonst. die Grösse Z als algebraische Funetion von x definiren würde. Es kann aber auch nicht s— o sein, da sonst: sein würde und folglich, da $ constant ist, eine Gleichung: non + W = const. FFr 9% KroneEcker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. bestehen müsste, welche aber n als algebraische Funetion von x definiren würde. Für den allein übrig bleibenden Fall s=ı kommt nun: Ab, dx =o0, du de ee ee also: YV = eonst. und non + VE Lab eonst., und es zeigt sich also, dass $ (Z,n,.) eine lineare Funetion von Z und sein muss, in welcher die Coeffieienten von £ und 7 constant sind. Die Gleichung »(£,n,2)=0 muss daher eine lineare Funetion n — 0£, in welcher & eine Constante bedeutet, als algebraische Funetion von x definiren; diese Function muss sich aber auf eine Constante redueiren, da £ und Integrale erster Gattung sind und also n— c& für alle durch die Gleichung F(x,y) =o mit einander verbundenen Werthe von x und y endliche Werthe annimmt. Die Gleichung ®(£,»,.x) = o kann hiernach nur von der Form sein: —=c£+r, wo o und r von x unabhängig sind. Setzt man nun in der Gleichung: F(EI (E,»),El(0& + r, »w)) —) E+ me +n an die Stelle von Z, so bleibt, wenn m und n ganze Zahlen sind, der Werth von EI(£ El((£ + 0m +on-+r,w) nur eine dureh die Funetion F bestimmte endliche Anzahl verschie- ‚v) ungeändert, und es kann daher: dener Werthe annehmen, wenn man nach einander für m und beliebig viele verschiedene ganze Zahlen setzt. Hieraus folgt, dass es ganze Zahlen m,n,r,s geben muss, wofür: El (vH I onmv =r7,w =®El (°E +0(m+s)u-+r. 2) El(£ +en+r,w=El (2 Dam ıze 7) wird, und dass daher ganze Zahlen a,b,c.d existiren müssen, wofür: os=u+b,or=mw-+d, also: r (a + b) cew + d ad — be es (cw + d) Au r Dar — esv ist. Nun besteht aber in der That, wie aus der Theorie der Trans- formation hervorgeht, zwischen den beiden Funetionen: El(£,v) und El (s£, w) 74® 756 Gesammtsitzung vom 29. ‚Juli. eine algebraische Relation, wenn °,»,w durch die angegebenen Gleichungen mit einander verbunden sind; vermöge des Additions- theorems besteht daher auch für eine beliebige von x unabhängige Grösse r eine algebraische Relation zwischen: El(£,v) und El(s&+r,w) Das hiermit erlangte Resultat kann folgendermaassen formulirt werden: Sollen sowohl zwischen zwei elliptischen Funetionen EL(£, v), El(n, w) als auch zwischen deren variabeln Argumenten &,% algebraische Relationen bestehen, so muss die Relation zwischen £ und # linear und von der Form: =o&+r sein. Dabei ist r eine beliebige von Z unabhängige Grösse, während der Zusammenhang zwischen ©,®, durch zwei Gleichungen: os=mw+b,or=w-+d bestimmt ist, in denen a, b, c, d, r, s ganze Zahlen be- deuten. Nimmt man speciell v = w, so ergiebt sich das Corollar: Wenn sowohl zwei elliptische Funetionen EL(£, w), El(n, w) als auch die Argumente £,» durch algebraische Relationen mit einander verbunden sein sollen, so müssen die Gleichungen: n=of+r, w=mw+b,or=cw+d bestehen. Es muss also entweder o eine ganze Zahl sein, oder es müssen w und s complexe algebraische, derselben Gattung angehörige Zahlen sein. Im letzteren Falle ist w Wurzel einer quadratischen Gleichung: A-TzBw- Gr 0: in weleher A, B,C ganze Zahlen sind und B?< 4AC ist. Dabei ist 0 diejenige der beiden Wurzeln, für welche der reelle Theil von wi negativ wird. Die Wurzeln solcher quadratischen Gleichungen: A+ Bv + Cu’=o bezeichnen offenbar die einfachsten Rationalitätsbereiche, d. h. die- jenigen der niedrigsten Ordnung, aus welchen überhaupt Werthe von für die elliptische Function El(@, w) entnommen werden können. F Die elliptischen Funetionen mit solchen besonderen Werthen von 0 zeichnen sich vor allen übrigen durch ganz besondere Eigen- schaften aus, und ich nenne sie deshalb »singuläre elliptische Funetionen«. Die Werthe EI G ‚w), welche ihre Moduln bilden, Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 757 862 sind eben jene, welche ich schon in meiner Mittheilung vom Juni ı als »singuläre Moduln« bezeichnet habe. Soll zwischen £ und n eine algebraische Relation bestehen und dabei: El(£,v) = El(n, w) sein, so folgt nach dem obigen Satze, dass „ = oE + 7 sein muss. Alsdann muss ferner: El&E,y=ElE+1,„=El(e+0c +7r,w=El(£+r,w) El(&E,y=El(&E+tv,v»=E(&+oo+r,w=El(f+r,w) sein, und es müssen daher ganze Zahlen a, 5b, ce, d existiren, für welche: wm -=-wtb,o=mw-td wird. Vertauscht man gleichzeitig & mit 1. v mit w und c mit ‚ so folgt in derselben Weise, dass Gleichungen: {25 I [4 I I G %L —w am br, — =ceim rd {og (7 bestehen müssen, in welchen a’, b’, ce’, d’ ganze Zahlen sind. Hiernach muss: av + b' dv — b ev+d nd = (w+d)((v+d) = ı sein; es muss also eine ganze Zahl ? geben, wofür: Er Ne und zugleich: (cw + d) (a — a)t=ı ist. Der Ausdruck auf der linken Seite dieser Gleichung ist aber gleich: (ad — be)t; sowohl t als ad — be muss daher den absoluten Werth Eins haben, und ad— be muss positiv sein, damit der reelle Theil von = und der von wi gleichzeitig negativ sei. Statuirt man zwischen &,n die Relation: &(3,(0 L 20)" — n(S,(0, 2w))', und setzt man zur Abkürzung: 2&(3,(0 3 20)" U, so wird gemäss der Definition der Funetion El im 8.4 (21): EIC; .v) » sinam (w, Er \ o)) —BRl(z, 0), El(., w)» sinam (u, Er (o ı0)) — El(n, w), ! Monatsbericht vom Juni 1862. 758 Gesammtsitzung vom 29. Juli. und also: El£,v0)=El(ia,w), wenn man zwischen den Grössen v und 0 die Relation: > 1 1 El F v) u El(; 5 w) voraussetzt. Gemäss der obigen Entwickelung hat also diese Voraus- setzung als nothwendige Folge, dass zwischen den Grössen » und w eine Gleichung: aw + b = —— cw + d bestehe, in weleher a,.b,c.d ganze Zahlen und dabei so beschaffen sind, dass ad — be=ı wird. Dasselbe Resultat ergiebt sich aber schon aus dem obigen Satze, [mA ö ’ 2 dass nur dann El >, w| rational dureh El(Z, ıw) ausdrückbar ist, R wenn :0 als lineare gebrochene Function von w mit ganzzahligen Coeffiecienten dargestellt werden kann. Denn unter der Voraussetzung: El(-, 10) — El, ‚w) und m=ı wird: mA RK und es ist dann ähnlich, wie oben, zu zeigen, dass die Determinante El ‚wi= Ele,%),; der Coeffieienten jener linearen gebrochenen Funetion gleich Eins sein muss. In dieser letzteren Weise habe ich das angegebene Resultat gleich im Anfange meiner Untersuchungen über die singulären ellip- tischen Funetionen abgeleitet. $. 16. Um nunmehr. in Anknüpfung an den Schlusssatz des $. ı 1, den Nachweis zu führen, dass die n° — ı Grössen: ee 4hRK+2h Ki Yxsinam —— (h,W =0,1,...n — ı ausser hA— h'—o) n nicht sämmtlich einander absolut aequivalent sein können, bemerke ich zuvörderst, dass, wenn es der Fall wäre, auch die a + ı Grössen: x j /%, j /}, Ya 4 ) — 3 Mo | (279 hi } rar en } x 2, einander aequivalent sein müssten, da nach $. ı2: zn WET... En MER sn un u len Ve u EEE. En EHE u SEE ı/X‘ Bi - KL Kronecrer: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 759 BR ArK u V- = IIyx en — x r 7 r=1,2 Tu—k 7 ve — ]IYxsinam A SE? U ) x r n ist. Da ferner das Produet aller a +1 Multiplicatoren « gleich n ist, x 7 oder jeder der n-+1ı Multiplicatoren » selbst absolut aequivalent mit 1 n"*', Die-Gleiechung (n +1)ten Grades, welcher nach $.ı2 die n+ı (srössen : ik /% [2 MU —;Mo +, x x x genügen, müsste also abgesehen von dem Coeffieienten der höchsten Potenz, welcher gleich Eins ist, lauter Coeffieienten haben, die ganze Grössen des Rationalitätsbereichs (2) und dabei dureh » theilbar sind. so wäre bei der gemachten Annahme jede der n-+1ı Grössen u V 23 J — Fe: u | Nun ist aber gemäss den Gleichungen (57) und (58) des $. ı2: h-+w h-+w = %l0,2- S, er 9,(0,2nw)S,(0,2nw) 1/A, ; n ; n EN —- I ——, I——- - I,(0, 2%) S,(0, 2%) is % 9,(0, 2w)S,(0, 2%) (h=0,1,2,...n— 1) und es ist ferner: neh ı 94(0,2%) +94(0, 2%). Kae di (0,20) %(0, 20) das Product: genügt also an sich, oder nach Multiplication mit einer Potenz des Products S,(0, 200) $,(0, 2w), einer Gleichung (n+1)ten Grades, in welcher der Coeffieient der höchsten Potenz gleich Eins ist, während die übrigen Coefficienten ganze ganzzahlige Functionen von $,(0, 210) und S,(0, 2) sind. In diesen ganzzahligen Functionen müssten die Coeffieienten, bei der obigen Annahme, durch n theilbar sein, und es & 2w 2w müssten daher alle Glieder der Gleichung für: $,| 0. )s(e ES DR n mit Ausnahme des ersten Gliedes: 2 a3 \\rr! s,(0, -)% a -) n 2 N, wenn sie nach Potenzen von #“” oder g entwickelt werden, lauter 760 Gesammtsitzung vom 29. Juli. durch rn theilbare Coeffiecienten haben. Dies ist jedoch unmöglich, da die Entwickelung jenes ersten Gliedes der Gleichung nach Potenzen von g offenbar nicht lauter durch n theilbare Coefficienten enthält. Es sind hiernach nur die je an —ı Grössen: 4rK FE: 4hrK + arK'i V x sinam und Yx sinam ———— —=1,2,...n—1) n n einander absolut aequivalent, dagegen je zwei Grössen aus verschie- denen der n-+1 Gruppen: Aus U Tea 4hK+2Küi Vx sinam —. Yx snam ——— (AO en) n n einander nicht aequivalent. Ebenso sind je zwei der n-+ı Grössen: Be 3“ VE / f A J A, A, Hi BE [7 Ta N EZZANT — ser % % % % auch im Sinne der Aequivalenz. von einander verschieden, und da sie Primdivisoren in derjenigen Gattung sind. welche durch alle + ı Grössen repraesentirt wird, so haben sie auch keinerlei gemeinschaft- lichen Theiler. Die n Grössen: A, _/(rh-+rw ) r=lsıı.o.. n—ı %,V — oder NEIL ————, w ( P n n (AZ=0,1,2,...n—J sind Wurzeln einer Gleichung „ten Grades, deren Üoeffieienten ratio- A nale Funetionen von > und «| .„ also von: % B r po und TEIL — ,w (r=1,2....n— 1) r n 7 sind. Diese Gleichung ist im Gattungsbereiche| x, u \ — ) irredue- % tibel: denn wenn irgend eine Gleichung mit ganzzahligen Coeffieienten zwischen den drei Grössen: Be ri x,DElI—,o}, UEl „Ww rF=1,2,....n Al) r N r oder, was dasselbe ist, zwischen den drei Grössen: 1 ı N] ja le) „[rw BI a a a er IL EI’ Fe: (r=1,2,...-n-1)) besteht. und man setzt darin w-+ Ah an Stelle von w, wo A eine — rn Krosecrer: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 761 gerade Zahl bedeutet, so bleiben nach $. 4 die ersten beiden Grössen ungeändert: die dritte Grösse aber geht in das Produet: 1 —(n-) ,,(+#rA+ rw (— 1)? mE | ———, w+h (r=u,2..e-)) r n 5 über, welches wiederum nach $.4 gleich: Z(n-ı) +rh+ rw f e-n)2 u ee 1 w Fe nero li) r n ( ni ) wird. Dieses Product repraesentirt nun für h=2,4,...n— ı die sämmtlichen n — ı Grössen: )/ A HR A Kı j) — » Ma V —,... Ws Y> —o x x % jede zwischen x, u ) und u \ bestehende Gleichung behält also Ur, ihre Gültigkeit, wenn darin eine jener a — ı Grössen 1, \ - an Stelle x G 2% : von 4, ) — gesetzt wird. % Da die n ganzen algebraischen dem natürlichen Rationalitäts- bereiche (£) entstammenden Grössen: NIDE EN 1 — Ve) x wie so eben dargethan worden ist, innerhalb des Gattungsbereichs Er 1/? ne Be ß a en %, u l/ mit einander eonjugirt sind, so muss jede ganze Grösse x 1/A eben dieses Gattungsbereichs, welche durch eine der Grössen 4, V — x theilbar ist, zugleich durch jede derselben theilbar sein. Da ferner je zwei dieser Grössen, wie oben gezeigt worden ist, ohne gemein- schaftlichen Theiler sind, so muss jede ganze Grösse des Bereichs n zu BR]; welche eine der n Grössen u, 17 als Divisor enthält, zugleich durch das Produet aller » Grössen theilbar sein. Dieses a Produet selbst kann daher keine ganze Grösse des Bereichs |? . «| x als Divisor enthalten. d. h. das Produet: 762 Gesammtsitzung vom 29. Juli. ist ein algebraischer Primdivisor im Gattungsbereiche| p. «= » = x und in eben diesem Gattungsbereiche ist also die Primzahl rn als Pro- duet der beiden algebraischen Primdivisoren: IA nı/x #] — und — V — X 7 A darstellbar. Aus der vorstehenden Entwickelung folgt auch. dass die beiden algebraischen Divisoren x und w in der Gleichung: MR am Schlusse des $. ı4 Primtheiler von n in dem Gattungsbereiche (p.%.W) sind. Da nämlich w absolut aequivalent mit dem Primdivisor n % ” > ” « ” __ ist, welcher nach $. 13 ebenfalls dem Gattungsbereiche (p.%, u) I. A angehört, so würde, wenn w einen algebraischen. dem Gattungsbereiche (r. x, #) angehörigen Divisor Z hätte, durch: nı/x ut + - =, 7 A wo u eine Unbestimmte bedeutet, ein algebraischer, dem Gattungs- / - ar: N 1/% h bereiche (o.x. u) angehöriger Primdivisor von — - repraesentirt m \ - n 4 ” ” werden. während | selbst, wie oben dargethan worden, im Ih Bereiche (o,x.u) prim ist. Sedzjk Um die Bedeutung des Hauptresultats (63) in $. ı4 an einem Beispiele zu erläutern, wähle ich n = 5 und setze zur Abkürzung: - ” - / . y=YAsinam (u ,2), z =YVxsinam (vw, x), ee ee E, | 2 r | A | A — 0, U — A x x Alsdann ist die Transformationsformel: +0” -+rT =iı =, D J ıi+ ora + at > rn ns: ED... 1 ME ns a... ME WE WE tn EEE ER Krosecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 163 und die Coeffiecienten or und r sind beide durch u» theilbar. Denn die Grösse co wird durch die Gleichung: 0° — 4p05 + 200* + 150° — 740° — 44p0 + 86 — 16 —= 0 als ganze algebraische, dem Bereiche (p) entstammende Grösse charak- A 7 terisirt. und die Grösse 7 ist durch u theilbar, weil der Quotient — ERESE: e j oder / — eine ganze algebraische, dem Bereiche (z) entstammende a Einheit ist. Wenn man in der Congruenz (64) des $. 14: I nr) / B N Ee n (- 1)? YAsinam (wu, A) = (V x sin am (X, x)) (mod. u) das Argument « gleich Ä setzt, so resultirt, da nach $. 24 von Jacogrs Fundamenta: vu = nA und also: 1 / R FF y R = (n—ı) Vxsinam(vw, x) =Vx, YAsinam(v, A) = (— ı)° wird, die Congruenz: n Er eB (66) YA=(Vx)" (mod. y), welche für die Theorie der singulären Moduln von wesentlicher Bedeutung ist. Um den Inhalt der Congruenz (66) für den Fall» = 3 näher dar- zulegen, setze ich, wie im $. ı6 von Jacogr's Fundamenta: x = u, A—vt, und es ist dann nach den a. a. O. gegebenen Entwickelungen: v» + 2? 1 K= ———, v! + v0 — aw—W—o0, v also: v” — u = ul2YdW + v? — 2 — u). Es besteht daher die Gleichung: 4 : or /- Va IFEN ya YA -Verzu () A — Ver — 2(1-Vrr)YrR), in welcher der Factor von u auf der rechten Seite offenbar eine ganze algebraische, dem Bereiche (z) entstammende Grösse ist, und welche daher jene Gongruenz (66) für n= 3 zur Folge hat. Setzt man, wie oben, für eine beliebige ungrade Primzahl n: G vun, so führt eine Transformation »ter Ordnung von: Yısinam(uu.A) zu Yxsinam(w'uu, x). 764 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Es ist daher: VE A N Vxsinam(w’'wu.x) oder Yxsinam (nu, x) . ” . / . als gebrochene rationale Function von YAsinam (wu, A) so darstellbar, dass der Zähler vom »ten und der Nenner vom (rn — ı)ten Grade wird. .. . .. x or. » / . Dabei ist im Zähler der Coeffieient der nten Potenz von YA sinam (nu, A) und im Nenner der davon unabhängige Term gleich Eins, und die übrigen Coeffieienten sind ganze algebraische. dem Bereiche (2) entstammende Grössen. Denkt man sich nun in diesem Ausdrucke die Grösse: 1 : 5 n di A) : Vrsinam (wu, A) durch die Grösse: (— ı)? (Vx sinam (m, N) ersetzt, welche ihr gemäss jener Congruenz (64) modulo u eongruent ist. so erhellt. dass Y x sinam (nu , x). im Sinne einer Congruenz modulo u, als gebrochene rationale Function von: (Vx sinam(, x))" darstellbar ist. Nun ist aber Yx sinam (nz, x) gemäss der Gleichung (4) des $. ı gleich dem Bruche: Pot a5 Put? + On? ar N ir Pa +4” HF HH. + PH (=7@=3); wenn, wie dort: Yzsinam (w,x) = x gesetzt wird. Dieser Bruch selbst muss also im Sinne einer Congruenz modulo » sich auf einen solehen redueiren, der nur die nten Potenzen von x enthält, d.h. alle diejenigen Coeffieienten &,,, wofür 2r + nicht durch n theilbar ist, müssen durch # theilbar sein. Diese Coeffieienten $,, sind aber ganze Grössen des natürlichen Rationalitätsbereichs (p); sie müssen also, wenn sie durch den mit u bezeichneten algebraischen Divisor von n theilbar sind. auch durch n selbst theilbar sein. Dieses Resultat kann in folgender Weise formulirt werden: In der rationalen Function von Vz sinam v, durch welche (67) Vz sinamnu ausgedrückt wird, sind alle diejenigen Coefhi- eienten durch n theilbar, bei denen der Exponent von Vxsinam x die Primzahl » nieht als Divisor enthält. In der Gleichung vom Grade n°?: 4hK+.2h'Ki IIi2 = Y+ snau — = 0 (h,®—0,1,...n—1) Aw n oder: + TH +. ti RP H+InE—=O (=, 3)) sind daher die Coeffieienten aller derjenigen Potenzen von x durch n theilbar, deren Exponenten nicht Vielfache von n sind. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 765 So ist z. B. diese Gleichung für n = 3: 2 — 62° + 4pR? — 30 = 0 und für n= 5: 5 — 502°' +140p89— (160p°+125)0'7+ (64? + 368).2°— (240p°+ 300)” + 3600" — 1058 — 8opx’ + (169° + 62)0° — 200° +50 = 0. Setzt man zur Abkürzung: Ri > |Vx sinam ————— 5 n 4hK + ah’ Ki ar R,hl=0,1,...n —ı \=o, Er : en eiance so ist vermöge der Newrov’schen Formeln für !=1,2,... (m? — 1): 6, Ar d.,0ı_ı ar O0 SF De a Dr 20 + rt, = 0%, Aus dieser Gleiehung ist zu erschliessen, dass o, durch n theilbar ist, wenn alle diejenigen Grössen o, deren Index kleiner als ? ist, durch n theilbar sind. Denn unter der angegebenen Voraussetzung ist: + 210,,_7,=0 (mod.n). Da nun nach dem oben entwickelten Resultate ®,,_,4, = 0 (mod. n) ist, sobald nicht die Zahl: 2v—t+ı)+tı,d.i n’-.t durch n theilbar ist, so zeigt sich, dass für alle Werthe: i=1,2,3,.% 0 W-—7) in der That die Congruenz: hK-+ahKi\“ N = 0 (mod. n) (k,W=0o,1,...n- 1) (68) > Z sinam * hi besteht. Diese Congruenz besteht aber auch für alle grösseren Zahlen t; denn für alle diese Zahlen ? gilt die Relation: 0, ar Dn,Tt—ı SF ee SF ee Ar Daı or, Ar De =; aus welcher unmittelbar hervorgeht, dass 0, = o (mod.n) ist, wenn ee durch ntheilbar sind. 8. 18. Am Schlusse des $. 8 ist gezeigt worden, dass: 4hmK + 2h’mK'i Vx sinam N — n multiplieirt mit einer gewissen Potenz von 16( —4) sich als ganze ” Tr! N } =. 4hK+ 2h'Ki R ganzzahlige Function von Yx sinam ——— und p darstellen lässt. n 766 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Bedeutet nun g, wie im $.12, eine primitive Congruenzwurzel von n, und nimmt man die Grössen: 4PrK mn, 977 .‚ Yasınam n n SE 4grK —, grK Vx sinam N Miet rl ac n n in der angegebenen Reihenfolge, so ist jede ganze eyklische Funetion derselben, deren Coefficienten ganze Grössen des Bereichs (r,/x) sind, dureh einen Ausdruck: a i rK\‘ > «|Vx sinam # (=0,1,2,...) n t darstellbar, und die Coeffieienten e,.€,. €,,... müssen hierbei Grössen des Bereichs (e./ x) sein, welehe in ihrer redueirten Form im Nenner nur Potenzen von 2,2 -2,.p+2 enthalten. Überdies muss der Aus- druck für jeden der Werthe r=1,2,...n—ı einen und denselben Werth haben, und man kann also: EN : SS .[Yxsinam 43 (a BE el h Es n ui! n 01, Ay = dafür setzen oder: Be — Zn, 4rK ” a A SS e.,[Vx sinam — ( > N N da die über alle Werthe von r erstreekten Summen verschwinden, wenn der Exponent ungrade ist. Die hiermit conjugirten n Grössen sind: 1 en —. arhK-+ arK'i\” h=0,1,...n—1 — 5 5% .,[Yrsinam — » N n Tl, er er: und die Gleichung (68) im vorigen Paragraphen zeigt also, dass die ei . . ap .- € Summe aller a +1 conjugirten Werthe der Grösse ° _ modulo n con- N gruent ist. Wenn c, o (mod. nr) ist, so wird die Summe der n-ı conjugirten Werthe durch x theilbar, und da diese Werthe gemäss den in den $$. ı2 und ı3 enthaltenen Entwickelungen den Gattungs- bereichen: (,Vx,.2), (:Vx: u) le. Vrs8)s 2. 0, VR. d) angehören, so ergiebt sich als Resultat die Congruenz: (69) MH FtMTTt:-:- +7. = 0 (mod. n), in welcher r irgend eine ganze Grösse des Bereichs (p, V x, u) bedeutet, und unter To, KT), ... die mit nr conjugirten Grössen zu ver- stehen sind. PR © ’ | er) | Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. öntwickelt man das Produet: (2 A ur) (z = KoTo) (z > K,T,) DL) (2 ee), nach Potenzen von z und bezeichnet die dabei resultirende ganze Funetion von 2 mit T(2) und setzt: Me ar ze er nr so bestehen die Congruenzen: (70) or Wo, ea arhında), ==o (miod.n): Denn, wenn man in der Gongruenz (69) die Grösse #"""r" an Stelle von 7 setzt, so zeigt sich, dass alle Potenzsummen der Wurzeln der Gleichung T(z2) = o durch z theilbar sind, und die Congruenzen (70) ergeben sich also mit Hülfe der Newrow’schen Formeln. Nimmt man nun r = ı, so ist nach $. ı4 und . ı5: Dr Ra uU... u. (modap)), und da nach $. ı5 die Grösse w’ ein algebraischer Primdivisor und von « verschieden ist, so kann #, nicht durch « und also nicht dureh n theilbar sein. In diesem Falle sind also alle Coeffieienten 9, mit Ausnahme von 9,, durch n theilhar. Es wird also: >) — > (> TU — N __ ’ (7 1) e 1) = - @ = en 2 (2) —=iZ r as = uU Br DIS ER, Dim 05: die Primzahl n ist also Theiler der Diseriminante von T(z) und dennoch als Produet zweier von einander verschiedener algebraischer Primdivisoren des Gattungsbereichs (p, x, u) darstellbar. Dies bildet einen Ausnahmefall für jenen Satz, dass bei der Darstellung eines Factors der Diseriminante als Product irreductibler algebraischer Divisoren wenigstens einer derselben mehrfach vorkommt.' Um dies näher darzulegen knüpfe ich an die Entwieckelungen im $. 25 meiner eitirten Festschrift an, welche die Begründung jenes Satzes enthalten. Es sei also, wie dort, F{R) = o die Fundamental- gleichung der durch & bezeichneten Gattung und T eine irreduetible ganze Grösse des Rationalitätsbereichs (WR, RT, R”,...). Es sei ferner: FREFSR" LER)”. . . (mod. P), wofs(N. FM), ... als irreduetibel, im Sinne der Congruenz modulo P. vorausgesetzt werden. Ist nun einer der Exponenten n, ,n,,... grösser als Eins, so haben offenbar F{R) und FR) einen gemeinsamen Theiler modulo P, wenn FR) die nach N genommene Ableitung von FR) bedeutet. Sind aber sämmtliche Exponenten n,,n,,... gleich Eins, so können F(R) und FR) nur dann einen gemeinsamen Theiler modulo P haben, wenn einer der Factoren f(R) einen solehen Theiler ' Vergl. $. ı8 meiner Festschrift zu Hrn. Kumner’s Doctorjubiläum. 768 Gesammtsitzung vom 29. Juli. mit der Ableitung (NR) gemein hat. Dies kann aber, da /(R) irre- duetibel ist, nur dann der Fall sein, wenn (NR) = o (mod. P) ist.! Setzt man nun: IN =-AM+AMTT +... + AAN + An so wird: FR = MAR Hm) ART +...+ A, und. da A, nieht durch P theilbar ist, muss m=o (mod. P) sein. Es muss also die irreduetible ganze Grösse P eine gewöhnliche Prim- zahl sein, welche nun mit p bezeichnet werden möge. Alsdann muss: (m — h) A,= o (mod. p) (h=0,1,2,...m—ı) sein, und da m ==o (mod. p) ist, so können nur diejenigen Coeffi- cienten A, deren Index durch p theilbar ist, modulo p von Null ver- schieden sein. Die Funetion f(R) muss daher einer Function $(W) modulo p eongruent sein, wenn $(x) eine ganze Function von x be- deutet, deren (oeffieienten ganze Grössen des Rationalitätsbereichs R,R,NR”,...) sind. Wenn dies der Fall ist, so wird in der That f(R)=o (mod. p), und es ergiebt sich also, dass für einen irreductibeln Factor der Diseriminante als Modul dann und nur dann die Darstellung von F(R) als Produet von lauter verschiedenen irreduetibeln Factoren möglich ist, wenn jener Modul eine Primzahl p und einer dieser verschiedenen irreductibeln Factoren eine ganze Func- tion von W? ist. Für den Fall des absoluten Rationalitätsbereichs treten an Stelle der ganzen Grössen des mit (W,NR’,NR”,...) bezeichneten Bereichs die gewöhnlichen ganzen Zahlen. Alsdann ist auf Grund des Fernar'schen Satzes: IM)=(P (R)) (mod. p). und eine solehe Funetion $(W’) ist daher modulo p niemals irreductibel. Jenes ausnahmsweise Verhalten gewisser Primfaetoren der Diseriminante tritt also für den absoluten Rationalitätsbereich niemals ein. 775 Sue): Die im vorigen Paragraphen entwickelte Eigenschaft der Coeffi- eienten der mit T(z) bezeichneten ganzen Function: (2 1) (2 Iko) (z 1) ... (2 En An) kann mit Hülfe der Ausdrücke: ! Dieser Fall ist von mir a. a. O. $. 25 der eitirten Festschrift übersehen worden. Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. 769 2 h+w ; lo. I, (0, 2nw) ö n N —— (a—os1; 2 » Kr I I, (0, 2%) 5; (0,2%) re N — 1) direct hergeleitet werden. Man sieht nämlich zuvörderst, dass die Coeffiecienten von T(2) ganze ganzzahlige Funetionen von x sind; denn sie sind, wie oben gezeigt worden, ganze Grössen des Bereichs (p, x) I E 5 m 5 oder [X*-+ — ,2), und sie behalten offenbar auch für e””"= o, also x für z= o, endliche Werthe. Es leuchtet ferner ein, dass für jede ganze Zahl ! die Entwiekelung von: ee ee nach steigenden Potenzen von e“” lauter durch » theilbare Coefficienten hat. Ist nun der Werth dieser {ten Potenz der n+ ı Grössen u gleich: tar ++... +qa,%, so müssen ersichtlich die ganzzahligen Coeffieienten @,,@,,4,,...q, sämmtlich durch die Primzahl n» theilbar sein, damit auch hier die Entwickelung nach Potenzen von e”” lauter dureh n theilbare Coefhi- cienten habe. Aus den Üongruenzen: “"+w+tmH+t:..+u,_,=o(mod.n) (=0,1,2,...n) folgt, wie im vorigen Paragraphen, mit Hülfe der Newron’schen Formeln, dass die Function T(2), d. i.: @—u) (2 Es WE —-R)---&—- u); sich modulo n auf eine Function: „a1 Bi: > 2 = 1% redueiren muss, in welcher #, eine ganze Grösse des Bereichs (x) bedeutet. Dabei kann %, nieht dureh n theilbar sein; denn sonst würde eine Gleichung: Mr —nf(u;%) bestehen, in welcher f(w,,x) eine ganze Grösse des Bereichs (w, . x) wäre. Die Entwiekelung nach steigenden Potenzen von e”” würde also auf der rechten Seite lauter durch » theilbare Coeffieienten ergehen, während dies auf. der linken Seite nicht der Fall ist, da z. B. der erste Coeffieient, d. h. der Werth von u, für x= o, offenbar gleich Sins ist. Bezeichnet man jetzt das Produet: (z— u) (2— u.) (2--4,) .-. (2<—W,_,) als ganze Grösse des Bereichs (z. x) mit: Da); Sitzungsberichte 1886. 770 Gesammtsitzung vom 29. Juli. und mit T,(z, x), T,(z,x) resp. die beiden in Beziehung auf z und x genommenen partiellen Ableitungen, so wird: da Dw,x) dx . Das) Da nun: De iE (u ’ Ki 9, (mod. 1) di ist, so zeigt sich, dass - n sich als eine rationale Funetion von u und % (X 3 darstellen lässt, deren Nenner durch den Primdivisor « nicht theil- bar ist. Berücksichtigt man ferner die Relationen: nx(1ı — x’) dA ; —— — , = ß 1%) de 2 2 da aus denen sich für den Differentialquotienten Er der Werth: dx uAlı -— 22) wx(1 — x?) ergiebt, so sieht man, dass auch dieser Differentialquotient sich als eine rationale Funetion von u und x darstellen lässt, deren Nenner durch den Primdivisor « nicht theilbar ist. $. 20. Jacogı stellt in dem oben in der Einleitung eitirten Aufsatze eine partielle Differentialgleichung auf, welcher Zähler und Nenner der Transformationsformel genügen. Wenn nämlich, wie an dem bezeichneten Orte: x —= Vxsinam (uw, x), y— VA sinam (uw, A), > Be" * Bat on DR Betr B,=V 7: B., „= By 2 y= (k=0,1,...— (a—1)), gesetzt wird, so wird nach Jacosı die partielle Differentialgleichung: 3 02 s 0°2 x 02 (72) nn—ı)az2+(n— ı)(pr AD)! +) —2nb Pe: sowohl durch: = > Ba als auch durch: 2 — > B,a” (k=0,1,...- (n—ı)) Krosecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. 771 befriedigt. Substituirt man nun in der partiellen Differentialgleichung für 2 die eine oder die andere dieser beiden ganzen Funetionen von «, so ergiebt sich eine und dieselbe Beziehung zwischen drei aufeinander folgenden Coeffieienten B, nämlich die Gleichung: / (73) (eRA+1)(2%+2)B,n + 2h(n— 2h)pB, + (n— 2h+1)(n— 2h+2)B,_, = 2n(®—4)Bh; in welcher Bj die nach p genommene Ableitung von B, bedeutet, und welche für die (m +1) Werthe: R=0o,1,2,...-m—ı) gilt, wenn darin B_, und Bu; er gleich Null gesetzt werden. Diese Gleichung genügt offenbar, um — wie sich Jacogı a. a. O. ausdrückt — die sämmtlichen Coeffieienten D zu finden, und sie soll deshalb als » die Jacogr’ sche Receursionsformel« zur Bestimmung der bei der Transformation der elliptischen Functionen auftretenden Coeffiecienten bezeichnet werden.' Eben diese Jacogr'sche Recursionsformel ist es nun, aus welcher ich jenes im $. ı4 entwickelte und dort mit (63) bezeichnete Haupt- resultat zuerst abgeleitet habe, und ich will die dabei benutzte Methode nunmehr auseinandersetzen. In den hier mm Anschluss an Jacosı gewählten Bezeichnungen „kann das abzuleitende Resultat dahin formulirt werden, B dass der Quotient En: für A>o, eine ganze algebraische, o dem Bereiche (2) entstammende Grösse darstellt; dasselbe Resultat kann also einfach durch die Congruenz: (74) un Bra) (era (a— ı)) ausgedrückt werden. Um diese Congruenz zuvörderst für A— —(n — 3) zu erweisen, setze ich in der Jacosr'schen Recursionsformel (73) Ah=-(n — ı). Dabei ergiebt sich die Relation: en oe. Zr ‚ ze an ( ZS 4) Bi, I und hieraus folgt mit Benutzung der Gleichung: n = uw die Congruenz: (75) a N — un (p? es 4) en rl) . n— ' Die Jacosı'sche Reeursionsformel liefert offenbar auch eine Darstellung jeder Grösse By als ganze lineare homogene Function der Grösse B, und ihrer successiven vn d R ER (h) Be er = : Differentialquotienten: Bo, Bo ,... Bo , wobei die Coefficienten ganze Functionen von 2 werden. S1 772 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 2 A Da nun, wenn zur Abkürzung =) — mit % bezeichnet wird, die % und B, bestehende Relation durch die Gleichung: Bar nn —=xB, zwischen Bı _,, dargestellt werden kann, so ist: . „dx, „dB Bi =B—+3xB,—; zZ a-1) ° do Sr 3% {) dp ’ oder unter Benutzung der Gleichung: B, — \ ee x ve eg ze=1) Ga de 2 Yo de Beide Differentialquotienten auf der rechten Seite sind als rationale Functionen von #,#,/x,VA,u so darstellbar, dass der Nenner zu u Sarlhnt dr du... prim wird. Denn von den Differentialquotienten —-, ist dies oben X X 21 d. gezeigt worden. Der Differentialquotient Z hat den Werth wi —, die p —ı Grössen YA und Yx sind ganze algebraische, dem Bereiche (p) ent- stammende Einheiten, und an Stelle einer Potenz von A kann im Nenner eine Potenz von x’ eingeführt werden, da: (h=1,2,...n—1) und das Product auf der rechten Seite eine ganze algebraische, dem Bereiche p entstammende Grösse ist. Man ersieht daher, dass uB\ und . also, wegen der Üon- —in—ı) 2 gruenz (75), auch 3B - sich als rationale Function von x, x, —iR—3) Vz. YA. u so darstellen lässt, dass der Zähler die Grösse uB, oder die damit absolut aequivalente Grösse B, als Factor enthält und der Nenner — (n-—ı) zu # prim wird. Bezeichnet man diesen Nenner mit N, so wird: 3B, N=o [ande B, ) ; A) air) es wird ferner, da der Quotient des Divisors von B, durch B De Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Funetionen. eine ganze algebraische Grösse des Gattungsbereichs P, #/ ist: ö x IA #V —B, =o gaod- B; ) 3 x 3) Zn) - und aus diesen beiden Congruenzen folgt, unter der Voraussetzung, dass n > 3 ist, die zu erweisende CGongruenz: (76) ENEER =o user Da) ; Für A = —(n — 3) liefert die Gleichung (73) folgende Relation: (77) er = ua’ (ef — 4) De Be Da der Quotient der Division von B, durch B, gemäss der (9 —3) = 21) Congruenz (76) eine ganze algebraische und zwar dem Gattungs- bereiche | >. «| — | oder (p, x, u)' angehörige Grösse ist, so kann = = derselbe in der Form: Riu,p,%) T (u , ») dargestellt werden, wo R(u,p,x) eine ganze ganzzahlige Function von #,p,x* bedeutet. Denn, wenn man jenen Quotienten mit @ und die » übrigen conjugirten, den Werthen w,W,....%,_, ent- sprechenden "Grössen mit &. Q,»-.. @,_, bezeichnet, so bestimmt sich eine ganze Function von 2, welche für: 2 —My,Mo>Mıs -- - Kn-ı beziehungsweise die Werthe: QT, (u; x) 9 ET x) ’ Q,T, (u, ’ x) SUITE a 2 x) annimmt, mittels der LasrangeE'schen Interpolationsformel als ganze Funetion nten Grades von z, deren Üoeffiecienten ganze ganzzahlige Funetionen von p und x sind. Bezeiehnet man dieselbe mit K(z, pP» *), so wird also: R(u,p, x), —1) wo die oberen Striche durchweg die nach g genommenen Ableitungen ' Vergl. die Auseinandersetzungen am Schlusse des $. 13. 774 Gesammtsitzung vom 29. Juli. | bedeuten. Aus diesen Gleichungen ergiebt sich bei Anwendung der Congruenzen (75) und (76), dass der Quotient: | uB' T, (es %) —(n-3) (a-ı) und also wegen der Congruenz (77) auch der Quotient: ı0B T, (u , x) I in-5) - (n—1) als rationale Funetion von #, x dargestellt werden kann, deren Nenner zu » prim ist. Da nun T,(w. x) nach $. 19 zu « prim ist, so muss auch der Quotient: sich als ganze Funetion von #,x so darstellen lassen, dass der Nenner zu @ prim ist. Es muss also eine CGongruenz: 5Br We o ale) bestehen, in welcher N zu » prim ist, und aber auch eine Congruenz: 1 a, m \ =: 0 Ba Bon)» weil der Quotient der Division von Bı _. durch B, eine ganze alge- braische Grösse des Gattungsbereichs (r #|/ — Jist. Aus diesen beiden RE Congruenzen folgt nun unmittelbar, wie oben, dass: B — [ee zn 0) - (n — 5) sein muss. wenn 2 >35 ist, und man erschliesst genau in derselben Art weiter, dass auch für alle Indices: h=-n—7), zn—9),...1ı die Congruenz (74) besteht. UN 21. . . ’ In den vorhergehenden Paragraphen ist n als Primzahl voraus- - gesetzt worden. Bedeutet aber nunmehr 'n eine beliebige ungrade Zahl und wird für die Transformation „ter Ordnung: Kronecker: Zur Theorie der elaptisetien Funetionen. 7175 x — Yxsinam (u, x), y= VAsinam (wu, 2) > re roh 1 YRFZ or r—0,1,25..: (Mr) Sr ar—ı ( 2 ) ; gesetzt, so ist auch in diesem allgemeinen Falle rı —ı, und die et) übrigen Coeffieienten r sind sämmtlich ganze algebraische, dem Be- reiche (2) entstammende Grössen, da sie ganze ganzzahlige Funetionen der Grössen: 4AhK+ah'Ki n Vx sinam sind.' Setzt man nun noch zur Abkürzung: Ir .c — iD. > Le) Q e r r ser tı),.2”=P, Sn—-2r -ı),2. "= QW r r (r=0,1,2,...-(n-1)), so wird einerseits: dy PQ—-PQ de 2? 3 anderer : = 2 Zei = =q an 1—- a’ +4 a und es resultirt daher die Gleichung: Er (PR +0) = (1 pa? +2) (IQ PQ) ER 5 : 4 & Setzt man hierin x = o, so zeigt sich, dass — =r, ist. Dem- & nach wird: (+) (PQ—-PQY= o (mod.r,), und man gelangt somit zu der bemerkenswerthen Congruenz: (78) PQ-PQ=o (mod.r,). Substituirt man in dieser Congruenz für P,P',@,Q die obigen Aus- drücke, so kommt: (er +2s +2 — nrrat””n=o(mod.r) (ns=01,...--1), und endlich, da nach der Formel (27) des $. 4 das Product sämmt- licher Grössen: 4hK+o2h'Ki N Vx sinam (h,W—=0,1,...n—ıauser A=%A=o) ' Vergl. die Formel (54) im $. ı2. 776 Gesammtsitzung vom 29. Juli. den absoluten Werth » hat und r, gleich dem Produet von n—ı dieser Grössen, also n = o (mod. 7,) ist: z(r+s+1)r,7r,= 0 (mod. r,), r,s wenn die Summation auf alle diejenigen Werthe r,s = 0, 1,...; (n—1) erstreckt wird, wofür die Differenz r—s einen festen Werth hat. Diese Congruenz kann daher in folgender Weise dargestellt werden: (79) y3(2r+h+ı)r,r,4r = 0 (mod. 7,) (r=0,1,2,...-(m—1)—A), in welcher sie für alle 3 (n-+ı) Werthe: h=0,1,2,...7(2—1) Geltung hat. Aus der Congruenz (79) ist zu erschliessen, dass für eine Prim- zahl n: u I (80) 7r,= 0 (mod. r,) (r = 0,1,2,...2.(n—3)) ist. Denn wenn man das Bestehen dieser CGongruenz für: r= 0,1,2,...-n—3)—h voraussetzt. so werden in dem Summenausdruck auf der linken Seite der Congruenz (79) die sämmtlichen, den Werthen: r=0,1,2,...n—3)—h entsprechenden Terme congruent Null; es bleibt daher nur der dem Werthe r = > (n--1) Ah entsprechende Term übrig, und da für diesen Werth von r der Üoeffieient r,,, den Werth Eins hat, so resultirt die Uongruenz: n—h)r ( ,) (n1)—h Der Modul 7, ist ein algebraischer Divisor der Primzahl », und es ist daher g(n— A) = ı (mod. r,), wenn die ganze Zahl g so gewählt wird, dass gh+1ı = o (mod. n) wird. Hiernach wird endlich: g(n-— h)r, =qg = 0 (mod. 7,), Ze —in—)—h und die Congruenz (80) erweist sich also in der That auch für r—=—(n—ı)— Ah als gültig. Die hier gegebene Entwickelung enthält eine neue (dritte) Her- leitung jenes Hauptresultats, welches im $. 14 hervorgehoben und mit (63) bezeichnet worden ist; denn eben dieses Hauptresultat ist vollständig in den -(n—ı) Congruenzen ausgedrückt, welche durch die Congruenz (80) dargestellt werden, wenn man darin der Reihe nach r = 0,1,2,...7(n—3) setzt. r . . . . m Kronecker: Zur Theorie der elliptischen Functionen. var . 22. Un Um die Jacogr'sche Reeursionsformel (73), nach Jacogr's eigenem Vorgange, auf die Multiplication der elliptischen Functionen anzu- wenden, braucht man darin nur: n? statt n und ferner B,—=Yn, Bi, en Vn zu setzen. Gemäss der Multiplicationsformel (4) im $. ı wird dann: Nr — I D I 9 2 BEINE — PuBo (= 1,2,...0, v— (m — 3)) N und diese Relation gilt auch für r—=v+ 1, wenn &,,,, = I genommen wird. Substituirt man diese Werthe der Coefficienten B in der Formel (73), so geht dieselbe in folgende über: (81) R—2r) Ra = 2r+t1)6,, tm —=2r—ı)(2r +1)pp,, +@r+2)(2ar + 32)dn,,n = 20 — Ann; welche für: ER TO (Teami) gilt, wenn darin: 10), {0 =@ nm) und für alle Werthe von r: Dar gr de gesetzt wird. Da die Grössen &,, und also auch die Grössen & / d (0) nr ! nr ganze Grössen des natürlichen Rationalitätsbereichs (p) sind, so folgt aus der Gleichung (81) die Congruenz: (82) ar (er —1)&,,.,— (ert1)’ 6, +(2r +2) (2r 43) 0,4, = 0 (mod.n’). Diese Congruenz vereinfacht sich in formaler Hinsicht, wenn an Stelle der Coefficienten &,, selbst die Grössen (2r+1)® Setzt man nämlich: eingeführt werden. nr (ar IF 1) d,, = are so geht die Gongruenz (82) in folgende über: (83) er... (er tr) d..+(r+2)V,,n>=0o (mod.n’), und diese Formel bietet eine vollkommene Analogie mit einer Recursions- formel dar, welche zwischen drei aufeinander folgenden Kugelfunc- tionen besteht. Setzt man nämlich in üblicher Weise: — U a WORT, 2, Era) yı — p2? ET, und differentiirt die identische Gleichung: 718 Gesammtsitzung vom 29. Juli. 1—_o2 BASS Dir) Aero yı-p®?+z P Er nach z. so kommt: T x P9CGp)(2r2""— (er +1) pe” "+ (2r+2)2”t?)=o, und hieraus geht unmittelbar die Recursionsformel: 8) PIE) (art) POP &d+l@r +2) Pr dpg=o hervor, welche für r=o,1ı,2,...ininf. Geltung hat. 1 - % NEL > Bezeichnet man nun zur Abkürzung (— ı)’ mit e und die Differenz enP" (Ze) —ı/,, mit A,, so wird ,=o, da 9,=en und P®%(-.)=ı ist. Wegen der Congruenz (83) und der Gleichung (84) besteht ferner für die Grössen A, die Relation: 2rA,_,—(2r+1)pA,+(2r+2)A,,,=o (mod.n’) und zwar schon für den Werthr=o, wenn A_, gleich Null gesetzt wird. Hieraus erschliesst man unmittelbar, dass die Grössen A,.A,.A,.... sämmtlich eongruent Null sind, so lange der Index nicht mit n einen gemeinsamen Theiler hat. Die Congruenz: (85) Y„=enP"(-2) oder (2r + ı) 9, = enP" (Zr) (mod. n°) besteht daher. wenn n Primzahl ist. für alle Werthe von r, die kleiner als r» sind. So ist, um ein Beispiel anzuführen, für n = 5: = zo) ‚Hp, 1 m EI REN ZU N „= 5(16P +62)= ;P®(-,),= = — ): 5%; p Den FÜR: 0 N pe 179, =— 78 =5P9n)—=5- > (6 e =, 35 98, = 9 105 =5PMGN)=5- und die Congruenzen sind hier sämmtlich modulo 25 zu nehmen. Gemäss der Definition der Kugelfunetion PN) als Entwickelungs- coefficient ist: 2 Pro) 24-4” b 2W Ki FF: 2K V x sinam — =o| mod. Yxsinam — n n FL gr E 2K Fe 2hKi. sein, und da die beiden Grössen Yxsinam — und Yxsinam ——— in n n der durch sie repraesentirten Gattung Primdivisoren sind, so müssten sie einander absolut aequivalent sein. Dass dies aber nicht der Fall ist, habe ich schon oben im $. ı5 nachgewiesen. EEE ee es En Histologische Untersuchungen über das Nervensystem der Chaetopoden. Von Dr. Emm, Roupe in Breslau. (Vorgelegt von Hrn. Scuurze.) Elsilogische Untersuchungen über das Nervensystem von Polynoe elegans hatten mir gezeigt, dass die sogenannten Neuralkanäle bei den Polychaeten kolossale Nervenfasern wären, deren eingehenderes Studium wichtige Aufschlüsse über den Bau des Nervensystems der Thiere über- haupt verspräche. Durch die Munificenz der Akademie der Wissen- schaften zu Berlin wurde ich im vorigen Jahre in den Stand gesetzt mehrere Monate in der zoologischen Station zu Neapel zu arbeiten und mir von den im Golfe vorkommenden Polychaeten ein reiches Material zur weiteren Verfolgung dieser Frage zu sammeln. Es sei mir an dieser Stelle gestattet der Akademie für ihre freund- liche Unterstützung meinen Dank auszusprechen. Im Folgenden lege ich im Abriss meine das Nervensystem be- treffenden Resultate über die Familie der Aphroditeen nieder, von welehen ich die Gattungen Aphrodite, Hermione, Sthenelais, Sıgalion, Polynoe nach den neuesten Untersuchungs-Methoden studirt habe. Auf eine Besprechung und Kritik der einschlägigen Litteratur gehe ich hier nicht ein und verweise auf eine in nächster Zeit erscheinende grössere Arbeit über denselben Gegenstand. Zum Verständniss der kolossalen Nervenfasern ist es nöthig ein paar Worte über die sogenannte Levviıe’sche Punktsubstanz voraus- zuschieken. Untersucht man das Gehirn der Polychaeten auf feinen Sehnitten, so erkennt man, dass dieselbe aus sehr vielen und feinen Fäserehen besteht, welche wirr durch einander ziehen und bald im Längsschnitt als Linien, bald im Querschnitt als Punkte erscheinen. Das Bauchmark hat im Wesentlichen dieselbe Structur, nur überwiegen hier längsverlaufende Fäserchen, welche aber zahl- reich von schiefen und queren gekreuzt werden. Querschnitte und 182 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Längsschnitte zeigen im Gegensatz zum Gehirn im Bauchstrang ein verschiedenes Bild, die Längsschnitte mehr Linien, die Querschnitte mehr Punkte. Die abgehenden Nerven sind genau von gleichem Bau wie das Bauchmark, nur tritt bei ihnen noch schärfer der Längs- verlauf der Fäserchen hervor, ohne dass aber auch hier gerade und schief ziehende ausgeschlossen wären. Das Bauchmark ist somit nicht ein Centralorgan von eigenthümlichem Bau, sondern nur ein etwas stärker entwickelter Nerv, welcher mit Ganglienzellen besetzt ist. Selbst bei denjenigen Aphoditeen, bei welchen die Ganglienzellen nicht einen gleichmässigen Besatz des Bauchstranges, sondern in bestimmten Abständen sogenannte Ganglienknoten bilden, wie bei Hermione und Aphrodite, unterscheiden sich diese Ganglienknoten histologisch von den zwischen ihnen liegenden Commissuren und den abgehenden Nerven dureh nichts anderes als die quer die eentralen Fäserchen durch- setzenden Ganglienzellenfortsätze. Anastomosen zwischen den einzelnen Fäserchen, wodurch eine Verbindung der Ganglienzellen hergestellt würde, habe ich ebensowenig beobachten können als Auflösung der Fäserchen in Körnchen. In dieser Masse feiner Fäserchen treten die kolossalen Nerven- fasern scharf hervor. Sie sind die Fortsätze von kolossalen Ganglien- zellen, welche am Hirn und Bauchmark vereinzelt in bestimmtem Lagerungsverhältniss auftreten. Ein sehr günstiges Objeet ist die Gattung Sthenelais für das Studium der kolossalen Nervenfasern, da sie hier besonders zahlreich und ausgebildet sich finden. Bei Sthenelais giebt es von ihnen drei Arten, nämlich erstens von vorn nach hinten das ganze Nervensystem durchsetzende, zweitens von hinten nach vorn ziehende und drittens in jedem Segment jederseits aus dem Nervensystem heraustretende und zur Peripherie verlaufende. Verfolgt man das Nervensystem von Sthenelais auf Querschnitten von vorn nach hinten, so trifft man schon im hinteren Theile des Gehirns jederseits je eine kolossale Ganglienzelle, welche ihren mächtigen Fortsatz zunächst im Hirn eine Strecke nach vorn und dann durch die Schlundeommissuren in's Bauchmark sendet. Hier vereinigen sich beide Nervenfasern nach kurzem Verlauf zu einer einzigen, welche auf der einen Seite des Bauchstranges ventral bis an’s Hinterende des Körpers zieht. Diese kolossale Nervenfaser wird von einer faserigen Scheide umhüllt, welche ihr anfangs dicht anliegt, im ferneren Verlaufe sich aber von ihr abhebt und dann einen Hohl- raum umschliesst, welcher nach hinten stetig grösser wird und in dem mittleren Körpertheile einen enormen Durchmesser erlangt. In dieser Gegend erscheint auch die Nervenfaser, welche in ihrer weiten Scheide fast ganz verschwindet, wesentlich modifieirt. Sie cry Roupe: Histolog. Untersuchungen über d. Nervensystem der Chaetopoden. 783 zeigt an ihrer Oberfläche allenthalben verschieden grosse Zacken, welehe oft in feine, den ganzen Hohlraum durchziehende und scheinbar in die Scheide eindringende Fortsätze übergehen. Nach dem Hinter- ende des Körpers zu wird der Hohlraum schwächer, bis die Nerven- faser die Scheide wieder vollständig erfüllt, und so dem Vorderende entsprechende Verhältnisse hergestellt sind. Dieser kolossalen Nervenfaser gesellen sich am Anfange des Bauch- stranges jederseits noch je fünf andere von genau demselben Bau bei. Bald nach Vereinigung der Schlundeommissuren zum Bauchmark finden sich je zwei kolossale Ganglienzellen ventral, deren Fortsätze in's Nervensystem hinein und auf die andere Seite hinüber treten, um hier der das Bauchmark in zwei Stränge theilenden mittleren Scheide- wand dicht angelagert nach hinten zu ziehen. Fast gleichzeitig schicken je zwei laterale kolossale Ganglienzellen ihre Nervenfortsätze quer dureh das Bauchmark nach der entgegengesetzten Seite, auf welcher sie fast genau in der Mitte zum Körperende verlaufen. Dicht hinter diesen Ganglienzellen tritt schliesslich jederseits noch eine fünfte auf, deren Fortsatz nicht auf die entgegengesetzte Seite geht, sondern sofort nach seinem Eintritt in's Bauchmark in die Längsrichtung umbiegt. Aber nicht nur von vorn nach hinten, sondern, wie schon hervorgehoben, auch in entgegengesetzter Richtung ziehende kolossale Nervenfasern durchsetzen den ganzen Bauchstrang. Am Anfange jedes Körpersegmentes, ausgenommen nur etwa die vordersten sechszehn, findet sich nämlich lateral, jedoch stets nur auf der einen Seite des Segmentes, in dem einen links, in dem anderen rechts, aber ohne bestimmte Reihenfolge, eine kolossale Ganglienzelle, deren mächtiger Fortsatz auf die entgegengesetzte Seite tritt, von dieser aber nach kurzem Verlauf auf die erstere Seite zurückkehrt, um hier das Nervensystem dorsal zu verlassen und der Rückseite des Bauchmarkes aufgelagert nach vorn zu ziehen. Die erste dieser einseitigen Ganglienzellen findet sich im drittletzten Körpersegment. In den nach vorn folgenden ungefähr vierzehn Segmenten steigt die Zahl der dorsal gelegenen kolossalen Nervenfasern durch die in den einzelnen Segmenten sich zugesellenden Ganglienzellenfortsätze stetig, bis jederseits etwa sechs bis sieben dieser Nervenfasern verlaufen. Diese Zahl vergrössert sich nicht mehr, obwohl in jedem Segmente eine kolossale Ganglienzelle ihren Fortsatz beimischt. Ob in den mittleren Körpersegmenten beim Zutritt einer neuen Nervenfaser einige der alten sich vereinigen oder aufhören, habe ich nicht mit Sicher- heit bestimmen können. Bisweilen sieht man einige benachbarte Nervenräume zusammentreten, eine Vereinigung der in ihnen liegenden 784 Gesammtsitzung vom 29. Juli. eigentlichen Nervenfasern habe ich nieht beobachtet. Andererseits sah ich mehrere Male einige der dorsalen Nervenfasern ihre Lage ver- lassen und in’s Nervensystem eintreten, wo sie nach einiger Zeit verschwanden. Ausser den eben beschriebenen einseitigen Ganglienzellen findet sich in der Mitte jedes Segmentes jederseits je eine ventrale kolossale Ganglienzelle, deren Fortsatz das Bauchmark durchsetzt, um aus diesem auf der anderen Seite herauszutreten und in der Subsutieula nach der Oberfläche des Körpers zu verlaufen. Bei diesen peripher ziehenden kolossalen Nervenfasern kommt es nicht zur Ausbildung eines Hohl- raumes innerhalb der Scheide. Die Endigungsweise der kolossalen Fasern habe ich bei den von vorn nach hinten gehenden auf Quersehnitten verfolgen können. In den letzten Segmenten wird die Scheide stetig dünner und die dicht von ihr umschlossene Nervenfaser immer deutlicher granulirt. Schliesslich hört die Scheide ganz auf. Nach kurzem Verlauf ver- schwindet auch die Nervenfaser, ohne merklich dünner geworden zu sein. An ihrer Stelle erkennt man im Querschnitt feine Punkte in unbestimmter Anordnung. Die kolossale Nervenfaser hat sich also in feine Fäserchen aufgelöst. Bei Sigalion finden sich nur von vorn nach hinten gehende kolossale Nervenfasern, und zwar in jeder Bauchmarkshälfte je eine mittlere und eine ventrale, von denen die erstere der Fortsatz einer im Anfangstheil des Bauchstranges gelegenen Ganglienzelle ist, während die ventrale, entsprechend den Verhältnissen bei Sthenelais, einer am Ende des Gehirns auftretenden Ganglienzelle ihren Ursprung verdankt. Bei Polynoe durchziehen je zwei mittlere und je eine ventrale kolossale Nervenfaser jederseits den Bauchstrang von vorn nach hinten. Die ersten beiden setzen sich deutlich im Anfange des Bauchmarkes mit Ganglienzellen in Verbindung, bei der ventralen, schon in den Schlundeommissuren auftretenden, ist es mir dagegen nicht gelungen die zugehörige Ganglienzelle zu constatiren. Bei Polynoe tritt ausserdem in Übereinstimmung mit Sthenelais in jedem Segment jederseits je eine enorm grosse Ganglienzelle auf, welehe ihren kolossalen Nervenfortsatz quer durch den Bauchstrang in den letzten der in jedem Segment abgehenden drei Nerven sendet, mit welchem er gemeinsam zur Peripherie verläuft. Bei Aphrodite und Hermione fehlen derartig gebaute kolossale Nervenfasern vollständig. Zum Schluss noch ein paar Worte über die Struetur der Ganglien- zellen und ihr Verhältniss zur centralen Fäserchenmasse des Nerven- systems. Ronpe: Histolog. Untersuchungen über d. Nervensystem der Chaetopoden. 785 Die Ganglienzellen der Aphroditeen sind ausnahmslos unipolar. In ihrem übrigen Bau weisen sie dagegen eine ausserordentliche Mannig- faltigkeit auf. Besonders treten zwei Typen unter ihnen gegensätzlich hervor. Die Ganglienzellen der einen Art sind sehr schwach granulirt, deshalb von hellem Aussehen und meist ziemlich klein. Ihr Kern enthält stets mehrere verschieden grosse Körperchen und tritt nach Färbungen in der durchsichtigen Ganglienzelle scharf hervor. Sie haben eine birnenförmige Gestalt und liegen in grossen Packeten dicht beieinander. Die Vertreter des zweiten Typus sind sehr grosse, kugelige Gebilde, welche dureh eine sehr dunkele Granulirung sofort in die Augen fallen. Sie besitzen einen grossen, fein granulirten Kern und dieser ein einziges grosses Körperehen. Sie finden sich stets vereinzelt, nie zu Gruppen vereinigt. Diesem Typus gehören auch die kolossalen Ganglienzellen an. Beide Ganglienzellenarten ent- behren einer Zellenmembran und liegen eingebettet in ein Maschenwerk von Fasern, welche überall das Nervensystem begleiten und, wie ich glaube, aus Subeutieularzellen hervorgegangen sind. Während diese Subeutieularfaserhülle aber bei den Ganglienzellen des ersten Typus nur eine sehr schwache ist und mehr als eine dünne Scheidewand zwischen den dicht gedrängten Zellen erscheint, ist sie bei dem zweiten Typus und namentlich bei den kolossalen Ganglienzellen sehr entwickelt. Die Fortsätze der durchsichtigen Ganglienzellen des ersten Typus ziehen in Bündeln und einander durchflechtend in’s Nerven- system begleitet von Subeutieularfasern, welche aber bald nach ihrem Eintritt verschwinden. Diese meist sehr zarten Zellfortsätze werden allmählich dünner und gehen direet in die centralen Fäserchen über. Die Fortsätze der Ganglienzellen des zweiten Typus sind breite, dunkele Fasern, auf welehe sich die Scheide ihrer Zellen weithin erstreckt. Man kann sie daher im Nervensystem unter den feinen Fäserchen leicht verfolgen, zumal ihre Breite nicht abnimmt. Nach einigem Verlauf verlieren sie ihre Scheide und verschwinden bald darauf in der feinen Fäserchenmasse. Es scheint mir das Wahr- scheinliehste, dass sie wie die kolossalen Nervenfasern, mit denen sie grosse Ähnlichkeit haben, durch pinselförmige Auflösung in die Fäserchensubstanz übergehen, da ich eine Zweitheilung nie beob- achten konnte. Betrachtet man die Ganglienzellen des zweiten Typus und namentlich die kolossalen, so erkennt man, dass die ganze Zelle nach allen Richtungen von verschieden starken Fäserchen durch- zogen wird, welche auf den Zellfortsatz übergehen und diesem eine feine Längsstreifung verleihen. Aber nicht nur hier verlassen diese Sitzungsberichte 1886. 76 786 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Fäserchen die Zelle, sondern man ist überrascht zu sehen, wie sie theils einzeln, theils zu Bündeln vereinigt allenthalben an der Peri- pherie des nackten Zellkörpers heraustreten und in die Subeutieular- faserhülle eindringen. Diese Beobachtung zeigen gleichmässig in Al- kohol wie in Sublimat oder Osmiumsäure gehärtete Praeparate. Ob durch diese Fäserchen die Ganglienzellen mit einander in Verbindung treten, habe ich nicht entscheiden können, da sie über die Subeuti- eularfaserhülle hinaus nicht zu verfolgen waren. | [0 e) I Die Erdstrom-Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen-Leitungen. Übersandt vom Hrn. Staats-Secretär des Reichs-Postamts Dr. von STEPHAN. (Vorgelegt von Hrn. von Bezorn). (Hierzu Taf. IX bis XII.) Piesisen elektrischen Stromerscheinungen, welche sehr bald nach der ersten Einrichtung der die Erde selber als einen Theil der Leitung benutzenden 'Telegraphen-Linien sich bemerklich machten, sind bereits an vielen Stellen der Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen, welche auch über einige Besonderheiten des Verlaufes dieser merk- würdigen Naturerscheinung und über ihre Zusammenhänge mit anderen grösseren Erscheinungsgruppen, insbesondere den Polarliehtern und den Schwankungen der Angaben der erdmagnetischen Messinstrumente, einiges Licht verbreitet haben. Aber jene früheren Untersuchungen haben entweder, wenn sie ganz regelmässig und anhaltend ausgeführt wurden, wie die Arbeiten von Lamost in München, die vieljährigen Erdstrom- Untersuchungen auf der Sternwarte zu Greenwich und die neuerdings von Hrn. Wırn in Pawlowsk bei St. Petersburg veranstalteten und eingehend bear- beiteten Erdstrommessungen, nur in Leitungen von wenigen Zehnern des Kilometers oder gar von wenigen Kilometern Länge stattfinden können, so dass in ihnen, wie von den Bearbeitern selbst angegeben wird, die von der Natur der Einrichtungen fast untrennbaren Strom- Entwickelungen zwischen den Endgliedern der Erdverbindungen (Erd- plattenströme) als erhebliche Trübungen des Verlaufes des Erdstroms selber eingewirkt haben; oder jene Untersuchungen haben, wenn sie mittels längerer Leitungen angestellt worden sind, in Folge der An- forderungen des Telegraphen-Dienstes in der Regel nicht so anhaltend und vollständig ausgeführt werden können, wie es zu einer tieferen Erkenntniss des Wesens der Erscheinung erforderlich ist. In Deutschland wurden vollständige Zeit- und Maassbestimmungen des Verlaufes von Erdströmen zuerst im Jahre 1881 zwischen Berlin 76* 788 Gesammtsitzung vom 29. Juli. und Dresden auf mehreren längeren und kürzeren, ober- und unter- irdischen Leitungsstrecken mit Erdverbindung ausgeführt. Nachdem diese Messungen sehr nahe Übereinstimmungen des Verlaufes der in jenen verschiedenen Leitungsstrecken gleichzeitig wahrgenommenen Ströme erwiesen, die letzteren somit zweifellos als Zweige grösserer tellurischer Erscheinungen und als hinreichend unabhängig von den mit den Zuständen der verschiedenen einzelnen Erdverbindungen wech- selnden Stromursachen gekennzeichnet hatten, ist es vom Herbst 1882 ab während des Zeitraumes, in welchem eorrespondirende magnetische Messungen auf den internationalen Polarstationen stattfanden, und noch darüber hinaus bis zum December ı884 ermöglicht worden, in einer grösseren Anzahl von genügend langen Leitungsstrecken an den sogenannten magnetischen Termintagen, nämlich am ı. und ı35. jedes Monats, innerhalb einiger frühen Morgenstunden alle Erdstrom-Er- scheinungen an guten Spiegelgalvanometern stetig und vollständig beobachten zu lassen. Die hierdurch gewonnenen Ergebnisse, deren Veröffentlichung zum wiechtigeren Theile von der Deutschen Polar-Commission über- nommen worden ist, haben, abgesehen von der noch vorbehaltenen Vergleichung mit den magnetischen Aufzeichnungen der Polarstationen, einige weitere Einblieke in das Wesen der Erscheinungen ermöglicht. Da alle diese vorläufigen Ergebnisse von einer Fortsetzung und Vertiefung der bezüglichen Untersuchungen sowohl für eine grössere Sicherung der Telegraphie gegen die Störungswirkungen jener natür- lichen Ströme als für die wissenschaftliche Erkenntniss der Erdströme und des Wesens der Elektrieität überhaupt bedeutsamen Gewinn er- warten liessen. sind alsdann seit dem Jahre 1883 an etwa 500 Tagen vollständige und stetige Aufzeichnungen der Erdströme in einer unter- irdischen, nahezu 240°” langen Telegraphen-Leitung von Berlin nach Dresden und in einer eben solehen nahezu 418°" langen Telegraphen- Leitung von Berlin nach Thorn veranstaltet worden, wozu in der einen Leitung ein selbstthätig aufzeichnender Russschreiber von Sırmens & Harske, in der anderen ein photographischer Registrir- apparat von WanscHarr diente. Die beiden hierzu benutzten Leitungen waren mit Erdverbindungen versehen. Ausserdem ist aber in den letzten Monaten auch eine erneute und verschärfte Vergleichung zwischen den in Leitungen mit Erdverbindungen und den in isolirten metallischen Kreisleitungen auftretenden natürlichen Strömen in solcher Weise ausgeführt worden, dass einer der beiden selbstthätigen Auf- zeichnungs- Apparate wie bisher unverändert an der Linie Berlin- Thorn mit Erdverbindung arbeitete, während der andere Apparat an eine durchweg metallische, von der Erde isolirte unterirdische Kreisleitung Die Erdstrom - Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen-Leitungen. 789 Berlin - Stettin-Danzig-Thorn-Berlin gelegt wurde. Endlich sind wieder- holte andauernde Aufzeichnungen der gleichzeitig in gleichgerichteten, aber mit verschiedenen Erdverbindungen versehenen, ober- oder unter- irdischen, sowie der gleichzeitig in gleichgerichteten aber verschieden langen Leitungsstreeken auftretenden Erdströme ausgeführt worden. Fast alle diese Aufzeiehnungen konnten mit Copien der gleich- zeitigen photographischen Aufzeichnungen derjenigen erdmagnetischen Registrir- Apparate verglichen werden, welche bei dem Beginn der Beobachtungen der internationalen Polarstationen von dem Königlichen Observatorium zu Potsdam dem Kaiserlichen Marine -Observatorium zu Wilhelmshaven dargeliehen worden waren. Diese Aufzeichnungen sind von dem Observatorium zu Wilhelms- haven mit ausgezeichneter Sorgfalt und Stetigkeit durchgeführt worden, so dass zu allen Erdströmen die entsprechenden erdmagnetischen Er- scheinungen aufgefunden werden konnten. Ausserdem konnten in allerletzter Zeit Dank dem grossen Ent- gegenkommen des Hrn. Directors der K. K. meteorologischen und erd- magnetischen Centralanstalt zu Wien, Prof. Dr. Hass, die Originale der sämmtlichen dortigen erdmagnetischen Aufzeichnungen für das Jahr 1884 noch zur Vergleichung mit den Erdströmen herangezogen werden. Unter Vorbehalt einer ausführlichen Veröffentlichung aller vor- erwähnten Erdstrom-Beobachtungen und ihrer Vergleichungen mit den erdmagnetischen Aufzeichnungen beehre ich mich, der Königlichen Akademie der Wissenschaften die folgenden hauptsächlichen Ergebnisse dieser Untersuchungen hierdurch mitzutheilen. Die Zusammenfassung dieser Ergebnisse wird dem von dem hiesigen Elektrotechnischen Verein eingesetzten Unterausschusse für Erdstrom - Untersuchungen verdankt. ı. Bei solchen Leitungen, bei denen die Endglieder der Ver- bindung mit der Erde nahezu 200°” oder mehr von einander abstehen, üben die Besonderheiten und die Veränderungen der Zustände dieser Erdverbindungen keinen Einfluss mehr aus, welcher die Beobachtung der Erdstrom-Erscheinungen merklich trüben könnte. (Siehe jedoch NN. 7.) Bewiesen wird dies insbesondere durch die gerade in den charak- teristischen Einzelheiten am meisten hervortretende Übereinstimmung von mehreren hundert je einen Tag umfassenden gleichzeitigen Auf- zeichnungen von Erdströmen in den beiden unterirdischen Linien 790 Gesammtsitzung vom 29. Juli. Berlin-Dresden (240“") und Berlin-Thorn (418%), sowie durch eine besondere Reihe von mehrtägigen gleichzeitigen Aufzeichnungen der . Erdströme in einer oberirdischen und in einer unterirdischen Linie Berlin-Hamburg (300°) bei ganz verschiedenartigen Erdverbindungen. 2. Die in den Telegraphen-Leitungen als Erdströme zu Tage tretenden elektrischen Spannungsdifferenzen zwischen denjenigen beiden Stellen der Erdrinde, mit denen sich je ein Endglied der metallischen Leitung berührt, werden in Deutschland durch die Lage dieser beiden Endpunkte (nach Abstand und Richtung) im Allgemeinen derartig bestimmt, dass bei genügend grossen Abständen der Endpunkte die Richtung ihrer Verbindungslinie für das Erscheinen eines Erdstromes entscheidend ist, dass nämlich bei bestimmten Richtungen dieser Ver- bindungslinie keine Erdstrom-Erscheinungen auftreten, während gleich- zeitig in den zu diesen Richtungen (gewissermaassen den Niveaulinien des Erdstroms) rechtwinkeligen Richtungen das grösste Gefälle der Spannungsdifferenzen in Erdströmen zur Erscheinung kommt, so dass in den Zeiten mächtiger Erdströme nach gewissen Richtungen hin gar keine, nach anderen Richtungen hin sehr bedeutende Störungen der telegraphischen Verständigung stattfinden. In Deutschland verlaufen im Allgemeinen die Stromlinien von Südost nach Nordwest, dagegen die Niveaulinien von Südwest nach Nordost. 3. In einer und derselben Richtung hat sich bis jetzt in einem und demselben Zeitpunkte die als Erdstrom in der metallischen Lei- tung zur Erscheinung kommende Spannungsdifferenz zwischen den Endpunkten der Erdverbindung als eine um so stärkere gezeigt, je grösser der Abstand der Endpunkte war, indessen scheint diese Differenz im Allgemeinen in etwas geringerem Verhältniss als der Abstand der Endpunkte der Leitung zu wachsen. Die Deutung dieses vorläufigen ‘Ergebnisses muss bis zu einer Vervollständigung desselben durch die entsprechenden Maassbestim- mungen in anderen Ländern und in längeren Zeiträumen vorbehalten werden. 4. In geschlossenen metallischen Leitungen ohne Erd- verbindung treten zwar ebenfalls natürliche Stromerscheinungen auf, dieselben verlaufen indessen ganz anders als die vorerwähnten Erd- ströme und sind um so schwächer, je geringer der von der ge- schlossenen Leitung umspannte Flächeninhalt ist, so dass auch in Zeiten sehr bedeutender Erdströme die Sicherung der telegraphischen Verständigung durch die Anwendung metallischer Hin- und Rück- leitungen, insbesondere aber nicht weit von einander entfernter, nahezu gleichlaufender metallischer Hin- und Rückleitungen erhöht werden kann. Die Erdstrom - Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen -Leitungen. 791 5. Der Erdstromverlauf in einer mit Erdverbindung arbeitenden Linie Berlin-Thorn, welche von der Richtung West-Ost um 12° nach Norden abweicht, verhält sich zu dem Erdstromverlaufe in der ent- sprechend eingerichteten Linie Berlin-Dresden, welche von der Rich- tung Nord-Süd um 5° nach Osten abweicht, im Wesentlichen der- artig übereinstimmend, dass man, mit Rücksicht auf das näherungs- weise ermittelte Verhältniss, in welchem im Allgemeinen die Spannungs- differenz zwischen den Endgliedern der Erdverbindung Berlin- Thorn zu der entsprechenden Spannungsdifferenz zwischen den Endpunkten von Theilstreeken derselben Linie zu stehen scheint, und mit Rücksicht darauf, dass das Verhältniss des geraden Abstandes Berlin-Thorn zu dem geraden Abstande Berlin-Dresden nahezu 22:10 beträgt, die oben bereits aus anderen Wahrnehmungen gefolgerte Thatsache ableiten kann, dass der in diesen beiden Componenten zu Tage tretende Erdstrom im mittleren und östlichen Deutschland nahezu die Richtung von Südost nach Nordwest und umgekehrt hat. 6. Vergleicht man die nach Nr. 5 nahezu gleichwerthigen Auf- zeichnungen des Erdstromverlaufes in der Richtung Berlin-Dresden und in der Richtung Berlin-Thorn mit den selbstthätigen Aufzeich- nungen der erdmagnetischen Messinstrumente zu Wilhelmshaven, so ergiebt sich, dass die in Wilhelmshaven wahrgenommenen Schwan- kungen der magnetischen Declination und der magnetischen Horizontal- Intensität während der Zeiten sehr starker Erdstrom- Erscheinungen genau derartig stattfinden, als ob der in den Linien Berlin-Dresden und Berlin-Thorn beobachtete, von Südost nach Nordwest streichende Erdstrom in seiner Fortsetzung bis nach Wilhelmshaven und darüber hinaus die wesentliche Ursache jener Schwankungen der Horizontal- Componenten der magnetischen Richtkraft in Wilhelmshaven bilde. Nahezu dasselbe lässt sich von den gleichzeitigen Schwankungen der Horizontal-Componenten der magnetischen Richtkraft. wie sie auf der meteorologisch-magnetischen Central- Anstalt zu Wien photo- graphisch aufgezeichnet worden sind, behaupten. Am deutlichsten erkennbar und durch eine Fülle von überein- stimmenden Einzelnheiten ausserordentlich beweiskräftig stellt sich dieser Zusammenhang in den Aufzeichnungen der magnetischen Dech- nationen dar. Die Schwankungen der Declinationen der freischwingen- den Magenetstäbe des Observatoriums zu Wilhelmshaven und des Ob- servatoriums zu Wien verhalten sich zu den gleichzeitigen Schwan- kungen des Erdstromes ganz ebenso, wie die Schwankungen der Galvanometer-Magnete in Berlin zu den Schwankungen der daselbst in den Telegraphen-Leitungen mit Erdverbindungen wahrgenommenen schwachen Abzweigungen des Erdstromes. 192 Gesammtsitzung vom 29. Juli. In der beigegebenen Tafel IX ist eines von den vielen in den letzten Jahren wahrgenommenen Beispielen der vorerwähnten sehr nahen Übereinstimmungen dargestellt. In den Deelinations-Schwan- kungen bedeutet ı""” nahezu 0.8 Bogenminuten, bei den Erdströmen dagegen die Hälfte der elektromotorischen Kraft eines Daniell- (Zink- Kupfer) Elements (letztere von ı Volt wohl nicht stark verschieden). Weniger durchgängig und vollkommen ist die Übereinstimmung zwischen den Schwankungen des Erdstromes, wie sie in Berlin, und den Schwankungen der erdmagnetischen Horizontal-Intensität, wie sie in Wilhelmshaven und in Wien wahrgenommen worden sind (siehe die beigefügte Tafel X); doch findet auch hier in den grossen Zügen eine so nahe Übereinstimmung statt, dass man wohl, in Betracht der etwas grösseren Schwierigkeiten und Unsicherheiten der photographi- schen Aufzeichnungen der Schwankungen der erdmagnetischen Hori- zontal-Intensität, einen Theil der Abweichungen einstweilen auf instrumentale Ursachen schieben kann. In den Schwankungen der Horizontal- Intensität bedeutet ı"" etwas weniger als der Einheit (c. 8. s). Bei allen diesen bereits bekannten, aber bisher nur selten in so ua grosser Vollständigkeit und Deutlichkeit wie in unseren Telegraphen- Leitungen wahrgenommenen Beziehungen zwischen den Schwankungen des Erdstromes und den Schwankungen der Angaben der erdmagne- tischen Instrumente würde es nun von bedeutender Wichtigkeit sein, durch sehr genaue Bestimmungen der Zeitpunkte des Auftretens der beiden Arten von Schwankungen feststellen zu können, welche der- selben früher als die andere eintritt und sich dadurch als die unab- hängigere, ursächliche Erscheinung kennzeichnet. Man hat auch an mehreren Stellen, an denen bisher schon Erdstrom-Erscheinungen verfolgt worden sind, geglaubt, in einigen Fällen das vorangehende Auftreten der Erdströme, in anderen das frühere Auftreten der erd- magnetischen Erscheinungen wahrgenommen zu haben. Bedenkt man jedoch, dass bei der grossen Schnelligkeit der Fort- pflanzung und des Zustandekommens beider Arten von Erscheinungen der Zeitunterschied zwischen dem Eintritt der Ursache und demjenigen ihrer Wirkung im Allgemeinen ausserordentlich klein sein muss, so er- kennt man sofort, dass die Genauigkeiten der Zeitbestimmungen bei den bisherigen Aufzeichnungen dieser Art in keiner Weise ausreichend gewesen sind, um diese wichtige Frage in dem einen oder anderen Sinne zu entscheiden, und dass die bisher wahrgenommenen Ver- frühungen oder Verspätungen meistens entweder auf instrumentale Ursachen oder anderweitige lokale Störungen zurückzuführen sein werden. Die Erdstrom - Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen-Leitungen. 793 Bei einer möglichst genauen Vergleichung der Zeitpunkte einiger sehr grossen Erdstromschwankungen in Berlin mit entsprechenden Schwankungen der erdmagnetischen Deelination in Wilhelmshaven hat sich einstweilen nur ein Unterschied im Betrage des geographischen Längenunterschiedes zwischen den beiden Beobachtungs - Ortszeiten herausgestellt, und somit die scheinbar absolute Gleichzeitigkeit der beiden Phaenomene erwiesen. Nur durch persönliche sehr genaue Zeitbestimmungen unmittelbar gesehener Schwankungen wird es möglich sein, diese Untersuchung weiter zu führen, so lange nicht die selbstthätigen Aufzeichnungen der beiden Arten von Erscheinungen neben einander mit ganz iden- tischen Hülfsmitteln oder mit gehöriger Vertauschbarkeit der letzteren ausgeführt werden. 7. Zahlreiche Vergleiehungen der ungefähren Zeitpunkte des Auf- tretens grosser Erdstromschwankungen in weit von einander entfernten Gegenden Europas und Asiens haben erkennen lassen, dass dieses Auftreten fast vollkommen gleichzeitig auf der ganzen Erde stattfindet. Indessen hat es sieh auch ebenso deutlich, wie schon längst bei den erdmagnetischen Erscheinungen, erkennen lassen, dass diese abso- lute Gleichzeitigkeit nur für einen Theil der Schwankungen und zwar für die grösseren und unregelmässigeren derselben gilt, während durch geeignete rechnungsmässige Untersuchung, nämlich durch Bildung von Mittelwerthen und eyklische Behandlung derselben, auch in den Erdströmen ein System von regelmässigeren täglichen und jährlichen Schwankungen hervortritt. Und zwar finden auch bei der auf solche Weise an's Licht gebrachten Art von Erdstromschwankungen die un- verkennbarsten Zusammenhänge mit den entsprechenden täglichen und jährlichen Schwankungen der Angaben der erdmagnetischen Instru- mente statt. Diese wichtige Thatsache war bei den sonstigen bisherigen Unter- suchungen verborgen geblieben, weil bei den bisher allein mit voll- kommener Regelmässigkeit ausgeführten Erdstrom-Beobachtungen in sehr kurzen Leitungen die sogenannten Erdplattenströme, welche eben- falls täglichen und jährlichen Schwankungen durch die Temperatur u. s. w. unterworfen sind, die regelmässigeren Schwankungen des eigentlichen Erdstromes verhüllt hatten. Auch in den längeren Leitungen, mittels deren unsere Unter- suchungen ausgeführt worden sind, zeigen sich bei erschöpfender Untersuchung der Erdstromschwankungen in den Rückständen, welche als die mittleren Strom-Intensitäten in den bezüglichen Leitungen anzusehen sind, noch gewisse ziemlich beständige Einflüsse der Be- sonderheit jeder einzelnen Paarung von Erdverbindungen. Nur sind 194 Gesammtsitzung vom 29. Juli. die täglichen und jährliehen Schwankungen, welche aus diesen rein localen Einflüssen hervorgehen, bei unseren Erdstrom- Aufzeichnungen in Leitungen von mehr als 200°" Länge von so geringfügigem Ein- flusse geblieben, dass die Ähnlichkeit der beobachteten regelmässigeren Schwankungen des eigentlichen Erdstromes mit den in entsprechenden Perioden stattfindenden sogenannten » Variationen des Erdmagnetismus« deutlich genug hervortreten konnte. Die beigefügte Tafel XI bietet ein Beispiel der Übereinstimmung dar, welche sich in dem mittleren täglichen Gange der Erdstrom- Intensität und dem entsprechenden täglichen Gange der in Greenwich, Paris und Wien beobachteten Total-Intensität der magnetischen Richt- kraft im Jahre 1884 ergeben hat. Letztere Intensität hat um Mittag ein Minimum, diejenige des Erdstromes in der Richtung von Nord- west nach Südost ein Maximum. Der Maassstab ist hier für den Erdstrom der 5ofache, für die magnetische Intensität in Wien und Greenwich ebenfalls etwa das 5ofache, in Paris etwa das 85 fache des bei der Darstellung in Tafel X angenommenen (siehe S. 792). 8. Der Nachweis regelmässiger täglicher Perioden des Erdstromes ist zugleich der Nachweis, dass ein Theil seiner Schwankungen an einem bestimmten Orte immer zu derselben Ortszeit, also bei einer und derselben Lage zur Sonne eintritt, während vorstehend im Ein- gange von Nr. 7 festgestellt worden ist, dass die grösseren Schwan- kungen des Erdstromes in sehr weit von einander entfernten Gegenden der Erde fast vollkommen gleichzeitig und nicht zu einer und der- selben Ortszeit auftreten. Es ist einleuchtend, dass diese beiden verschiedenen Arten von Erdstrom-Schwankungen sich in ihrem Auftreten vielfach durchkreuzen müssen. Die rein localen Perioden des Erdstromes wird man am sichersten aus den Beobachtungen in zwei Leitungen von wenigen Kilometern Länge, deren eine etwa von Ost nach West, deren andere von Nord nach Süd gerichtet ist. ableiten können, sobald man durch geeignete Einrichtungen der vor- erwähnten störenden Erdplattenströme genügend mächtig geworden ist. Bei den Aufzeichnungen von Erdströmen in Leitungen von mehreren 100°" Länge, insbesondere in solehen, die von Ost nach West gerichtet sind, werden dagegen die grösseren, in ganzen Erd- theilen gleichzeitig auftretenden Schwankungen, mit denjenigen Strom- schwankungen interferiren können, welche in einer isolirten Leitung zwischen zwei Punkten der Erde zur Erscheinung kommen, in denen zu einer und derselben Weltzeit erheblich verschiedene Ortszeiten, somit entsprechend verschiedene Stufen der nach Ortszeit verlaufenden Erdstrom-Intensitäten stattfinden. . rn — Mn... MEET nn an ini We — en EEE nn HE a Sn Die Erdstrom - Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen -Leitungen. 795 Dies hat sich auch darin erkennen lassen, dass bei den in Tafel IX und X dargestellten Vergleichungen kleine Drehungen der Gesammtrichtungen des Verlaufes der Erdstrom-Schwankungen gegen den allgemeinen Verlauf der erdmagnetischen Erscheinungen erforder- lich waren, um die nahe Übereinstimmung der Einzelheiten aller grossen Schwankungen deutlichst zur Anschauung zu bringen. Auch die beigelegte, einer besonderen Erläuterung nicht be- dürftige Tafel XII, deren Maassstab für die Declination dem Vierfachen, für den Erdstrom dem Fünfzigfachen des in Tafel IX angenommenen Maassstabes entspricht, enthält trotz der sehr vielen Übereinstim- mungen, die sie zwischen dem Gang der Mittagsgipfel des Erdstromes und der Mittagsgipfel der magnetischen Declination von Tag zu Tage erkennen lässt, deutliche Zeichen von Durchkreuzungen dieser Über- einstimmung, welche wahrscheinlich davon herrühren, dass die erd- magnetischen Beobachtungen die Erscheinungen an einem einzelnen Orte (darstellen, die Erdstrom-Beobachtungen in unseren Leitungen dagegen das Zusammenwirken der Zustände an zwei von diesem Orte und von einander um mehrere 100*” entfernten Orten ersicht- lich machen. Die Zukunft dieser wichtigen Untersuchungen wird von einem Zusammenwirken von Beobachtungen in kurzen, so zu sagen localen, ferner in geeigneten längeren und endlich in Systemen von ganze Erdtheile überbrückenden Leitungen mit umfassenden Aufzeichnungen an erdmagnetischen Messinstrumenten und mit recht vollständigen Beobachtungen der Sonnenzustände abhängen. Von der grossen Be- deutung der letzteren für die Erdstrom-Erscheinungen geben auch einige der mittels der deutschen Telegraphen-Leitungen gewonnenen aber noch nicht abgeschlossenen Ergebnisse deutlicbe Kunde. “s ya Da EIN y arlın ham I" Inch ati i Het ra 1 ke we en jr iR I ® se urn au > ZEnTTT > ji k re zZ a 5 j en sb le PERERE - Em k ® — Tnatıon ar 2. November 188%. Wilhelmshaven ‚Berlin-Dresden (zn Wilhelmshaven Berlin-Dresden Berlin -Thorn Gang des | rdmagneti Totalintensität im Jahre 1884. Se d ya | I I « | f dstrom | | | | | 170 25 3 Miirx | I | | I | | | il KaR I 1 | | | | | I | | ! | al] | f | | | | | | | | GE win | | | | m] | | | | | | AUBE RR EE | N | | | | ı 1 1 | | | | | | area | | | " | | | | | | et | | | el J | | I | | | | | fall | | | | | | ! ITS a | 1 I | | ı | | | | | | 1 | AL 1 | | f | | | | 1 I ; \ ; 30 7 5 ”0 ) ah Yayrit 5 7 15 20 | RS Mai Die Erdstrom-Auf‘ zeichnungen in den deutschen Telegraphen-Leitungen. Berlin-Dresden Milheimshaven Berlin-I horn Tr 1 N) SI Über diejenigen algebraischen Gebilde, welche eine Involution zulassen. Von L. Fvcas. Vorsetragen am 22. Juli [s. oben S. 649]. ta) Ss k einer Untersuchung, deren Resultate an anderer Stelle veröffent- lieht werden sollen, bin ich zur Betrachtung solcher algebraischer Gebilde geführt worden, welche eine algebraische eindeutig umkehr- bare Transformation in sich selbst von folgender Art zulassen. Ist P ein Punkt der das Gebilde darstellenden Rırmann’schen Fläche, P’ ein durch die Transformation dem P zugeordneter Punkt derselben Fläche, so ist der nach derselben Transformation dem P’ zugeordnete Punkt derselben Rırmanv’schen Fläche mit P übereinstimmend. Ich will im Anschluss an die in der Geometrie gebräuchliche Sprechweise von zwei einander so zugeordneten Stellen der Rırmann’schen Fläche sagen, sie seien involutorisch gepaart, indem ich dabei stillschweigend voraussetze, dass die Zuordnung auf algebraischem Wege erfolge. In der folgenden Notiz erlaube ich mir die Ergebnisse mitzutheilen, zu welehen mich das Studium der genannten Gebilde geführt, und deren hauptsächlichstes darin besteht, dass die auf eine zweiblättrige Rırmans’sche Fläche durch eine rationale eindeutig umkehrbare Sub- stitution abbildbaren Rırmann’schen Flächen die einzigen sind, welche eine solche involutorische Paarung zulassen. Da andererseits für die letztgenannte Art von Flächen auch stets eine solche involutorische Paarung vorhanden ist, so ergiebt sich, dass diese Classe von alge- braischen Gebilden, welche man auch als die hyperelliptische Classe bezeichnen könnte, durch die Eigenschaft eine involutorische Paarung zuzulassen vollständig und eindeutig charakterisirt werden kann. 2. Es sei (A) Bis 2) — 0 eine irreduetible algebraische Gleichung zwischen den beiden Veränder- lichen s und 2. Es werde vorausgesetzt, dass es zwei rationale Fune- tionen von s und z gebe 1798 Gesammtsitzung vom 29. Juli. = Mittheilung vom 22. Juli. g=$6k; 2), (B) e=yß,2) von der Beschaffenheit, dass x 2 = $(e, 4) (Ö al: und (D) P5,0,=0; Wir wollen mit p das Geschlecht der Gleichung (A) [den Rang nach der Bezeichnungsweise des Hrn. WeEıErstrass] und mit fl; 2), J6&:2); BER ACH 2) die Differentialquotienten von p linear unabhängigen Integralen erster Gattung bezeichnen. Wird in einem Integrale erster Gattung als Function des Ortes in der Rıemanv'schen Fläche (s, 2) die Substitution (C) angewendet, so erhält man ein Integral erster Gattung als Function des Ortes in der Rırmanv’schen Fläche (s.£). Da andererseits die beiden Rremanv’schen Flächen (s, 2) (r,£) in dem Sinne identische Gebilde sind, dass wenn z2—( auch alle über z in der einen gelegenen Werthe mit den über £ in der anderen gelegenen Werthen der Reihe nach übereinstimmen, so ist auch p der Rang des algebraischen Gebildes (D), und es sind Je, Q). le.Q),...%(0,Q) Differentialquotienten von zu demselben gehörigen p linear unabhängigen Integralen erster Gattung. Es ist daher ED Add lanfle, + hl, d+ + Frle, ag IE Cr» Ca s Ep + - » bestimmte Constanten. Durch Anwendung der Substitution (B) auf die Integrale erster Gattung als Funetionen des Ortes in der Rırmans’schen Fläche (c, {) ergiebt sich ebenso F) Ale, )R= [nf I)+ mE 2)+--- + mhl8, 2) de KT, ae, wo die Grössen c,„ in (F) mit denen in (E) übereinstimmen. Es sei (1) uf, ) + bl: + --- + 5,56,2) = RW; 2); wo b,.b,,...b, Constanten bedeuten. Wir wollen dieselben so be- stimmen, dass Fucas: Algebraische Gebilde, welche eine Involution zulassen. 799 (2) G(s,2)dg=w@(e,d)&, also auch (2’) G(e,d)d = wG(s, 2) de werde und w eine Constante sei. Unter Berücksichtigung der Gleichungen (E) geht Gleichung (2) über in (3) Erle, B.rnle,0) 1... Phle.e)— 0, wo (4) EB Den ou rn. bc ib, Da fi, f2,- - -,f, linear unabhängig sind, so muss (5) or IE le 2 De Hieraus folgt, dass w sich durch die Gleiehung U DE Cars ENG (©) Ci GW... Co rar ep 38 a bestimmt. In Übereinstimmung mit einem Verfahren, welches ich bei der Fixirung der Fundamentalsysteme der Integrale linearer homogener Differentialgleiehungen angewendet habe,' und unter Berücksichtigung der von Hrn. Hamgurger” gemachten weiteren Ausführungen desselben, kann man, wenn w, eine A-fache Wurzel der Gleichung (G) ist, für die Constanten b,,b,....b, solche A-Bestimmungen treffen, dass die zugehörigen Funetionen G@(s,z) in Gruppen zerfallen, von der Art, dass eine m-gliedrige Gruppe linear unabhängiger Functionen G"(s,2), G®(s,2),...@"(s,z) die Eigenschaft hat Cs, 2)de= w,@" (6, 2)dg (4) Ga (s, 2)de =[w, 69 (e,d) + @'(e, AI Ems, 2)de —[w,@"(o,d) + Gm) (6, Q] ae. Wegen der Gleichungen (B) bestehen aber mit diesen Gleichungen zugleich die folgenden GN (e,d)dE = w,@"(s,2)dz (5) GC’ (oe, JA =[wG@®"(s,2) + @"(s, z)] de GE, ae =[w, Cs, 2) + E"ß, a)]de. ! Sıehe meine Arbeit in BorcnArpr's Journal Bd. 66 S. 134— 136. ® BorcHarvr's Journal Bd. 76 S. 121. 800 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Substituirt man aus (5) die Werthe von G®(s,£)d2 in (4), so erhält man G"(s,2)= wi@"(s,2) (6) G” (8,2) = er (s,2)+ 2w,@®(s, 2) Ge ee, 2) + 20,6" (s, 2) + "ls, 2). Da nun w, von Null verschieden, so würde hieraus sich ein Widerspruch mit der Voraussetzung ergeben, wonach die Funetionen G"(s,z) linear unabhängig sind. Dieser Widerspruch wird dadurch aufgehoben, dass in jeder der genannten Gruppen nur ein Element vorhanden ist. Hieraus ergiebt sich, dass wenn w,,%,,...w, die Wurzeln der Gleichung (G) bedeuten, mögen diese theilweise gleich oder sämmtlich von einander verschieden sein, es stets p linear unabhängige Differentialquotienten von Integralen erster Gattung G,(8,2), @,(8,2),... @,(8,2) giebt, für welche bez. die Gleichungen m G,(s,2)de = w,@,(e,d)d2 G,(s , )dz = w,@,(s , 2) de stattfinden. Wählt man nun von vornherein f(s,2) = @,(s. 2), so treten diese Gleichungen (H) an die Stelle der Gleichungen (E) und (R). Aus den beiden Gleichungen (H) folgt (J) u, —I. Die Wurzeln der Gleiehung (G) sind demnach sämmtlich gleich der positiven oder der negativen Einheit. Es folgt daher aus Gleichung (H) NE (K) G,(s,2)dze = + G,le, g)d KU 2... P: Es möge in den Gleichungen (K) für A=ı,2,...A das obere, dagegen für A=?A+ı1ı,%+2,...%+1 das untere Vorzeichen gelten, wenn (1) p=Atu gesetzt wird. Es sei (2) &6s,2)=0,6,(s,2)+ 6,8; 2) +.::. +46, 2) und (3) Ys, = —Ze &468;2 Sr e, Ga (5; 2) =m. ar eG, 4,85 2); Fuc#s: Algebraische Gebilde, welche eine Involution zulassen. 801 wo £,,, Constanten bedeuten. Ist alsdann (s.2)=(s’,z’) eine Lösung der Gleichung (4) #(s,2)=o und (s.d)=(r’,£) das nach den Gleichungen (B) dem (s.2)=(s’, z) entsprechende Werthsystem, so ist zufolge der Gleichungen (K) (s,2)=(r’,£') ebenfalls eine Lösung der Gleichung (4). Dieselbe Eigenschaft hat auch die Gleichung (5) Yls,2)= 0: I. Die Constanten c,.e, lassen sich so bestimmen, dass die Gleichungen (4) und (5) 2pP—4 gemeinschaftliche Lö- sungen haben, wovon immer je zwei nach den Gleichun- gen (B) oder (C) involutorisch gepaart sind. Eliminirt man nämlich (s,z) zwischen der Gleichung (A) und den Gleichungen (4) und (5). so erhält man als Resultante eine Gleichung (6) A ee Pe Se N Nach den bekannten Methoden zur Bestimmung der gemeinschaft- lichen Lösungen eines Systems von Gleichungen ergiebt sich, dass . v = (z €. C, e, 6, Cu . x = - die Grössen =—,-,...—, —,-3,...- im Ganzen + u — 2 Bedin- C ce e, e, 2, ı ce gungsgleichungen zu befriedigen haben, wenn die Gleichungen (A), (4). (5), A+ u — 2 gemeinschaftliche Lösungen besitzen sollen. Und man kann zeigen, dass diese Bedingungsgleiehungen, deren Anzahl mit der- ER : = . & .» es z jenigen der zu bestimmenden Grössen FE übereinstimmt, immer 1 ı befriedigt werden können. Die Gleichungen (A). (4), (5) werden aber alsdann in Folge der oben angegebenen Eigenschaft der Gleichungen (4) und (5) auch durch diejenigen Grössensysteme (s, 2) befriedigt, welche den bereits erreichten A+ u — 2 gemeinschaftlichen Lösungen nach den Gleichungen (B) oder (C) zugeordnet sind. Den Nachweis dafür, dass unter den Bestimmungsweisen der Verhältnisse der Grössen ec, und +, immer solche vorhanden sind. dass zu den ihnen entsprechenden #+ u - 2 gemeinschaftlichen Lösungen der Gleichungen (A). (4). (5) noch die zu diesen Lösungen involutorisch zugeordneten Grössensysteme (s.2) als A+u— 2 neue Lösungen hinzutreten. erfordert einigermaassen verwickelte Erörte- rungen, und wir wollen uns hier darauf beschränken, dieselben an dem Beispiele p—=4,A= 2 zu erläutern. Sitzungsberichte 1886. 77 802 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Jede der Gleichungen (4°) 213,2) + 0. Geo, (5°) 46,(8,2)+ .G,@,2)=o wird in diesem Falle durch sechs Werthsysteme befriedigt, wovon je zwei dureh die Gleichungen (B) einander zugeordnet sind. Soll den- selben durch gemeinschaftliche Werthsysteme (s,2) genügt werden, hat man zwischen den Gleichungen (4°), (5°) und (A) s und = zu eliminiren. Das Eliminationsresultat (6°) e =) —=o 2 R » € . f -, als auch in Bezug auf vom dritten Grade, C [2 ı ist sowohl in Bezug auf 1 weil die drei Paare involutorisch einander zugeordneter Werth- r C, systeme (s, 2), welehe einem bestimmten Werthe von — entsprechen, N c, DR e, r,($ <= » . r . für NE} nur drei verschiedene Werthe hervorbringen, und e T4 Se C, bar . f . umgekehrt. Für einen Werth — =a, für welchen die Gleichung (6°) C, 52 ©, * ” 1 ” zwei gleiche Wurzeln — = hat. geben zwei der drei Paare in- = ı Ä LIE : G,(;2 volutorisch eonjugirter Werthsysteme (s, 2), welche - Gi - den z 1.1852 | de G,6,2) Werth a verschaffen, der Funetion — a len Werth «. Dem- I, PR nach haben die Gleichungen (4®) Gl(s,2) +aG,6,2)=o und b Y = Y De (5°) G,(,2) +aG,(s,2) = 0 zwei Paare involutorieh conjugirter Werthsysteme (s,2) als gemein- schaftliche Lösungen. Aus dem Satze I. ergiebt sich unmittelbar: II. : Man. kann! e, ,65...0, &,&65...0, steisı soghestang men, dass HDerRlse2)— @(&:2)+@,(s,2)+...-+06@(6;2) Gr, lE. 2) te, Gl (se): tn G,+.(8; 2 2) nur in zwei Stellen der Rırmann’ schen Fläche unendlich erster Ordnung wird. Fucns: Algebraische Gebilde, welche eine Involution zulassen. 803 Ist »=o oder A=o, d. h. gilt in den Gleichungen (K) für k=1,2,...p überall das obere oder überall das untere Vorzeichen, so kann man in GEHE) FEREFI Er EEEE GA(s2) (L)) Bel) — (3333... 0, SO bestimmen, dass der Zähler für p — 2 beliebige Stellen, in welchen @,(s,2) Null erster Ordnung wird, gleichfalls von der ersten Ordnung verschwindet, und es wird alsdann der Zähler ausser- dem Null erster Ordnung in denjenigen Stellen, welche zu jenen in- volutorisch gepaart sind, und da diese zu gleicher Zeit die Gleichung G,(s,2) = 0 befriedigen, so ergiebt sich wiederum, dass R(s,z) nur in zwei Stellen unendlich erster Ordnung wird. Setzen wir (M) Rlsma) u: so folgt aus IN.: II. Es’ lassen sich s und z als rationale Functionen von vw und YS(w) darstellen, wo S(w) eine ganze rationale Funetion von u, und es sind umgekehrt u und YS(w) ratio- nale Funetionen von s und 2. 4. Es sei jetzt umgekehrt vorausgesetzt, dass die Rırmann’sche Fläche (A) durch eine rationale und eindeutig umkehrbare Substitution auf eine zweiblättrige Rırmanv' sche Fläche abgebildet werden könne. Alsdann giebt es bekanntlich eine rationale Funetion AR(s, 2), welche nur in zwei Punkten der Rırmanv' schen Fläche (A) unendlich gross erster Ordnung wird. Setzen wir alsdann (S) SA so sind 2 und s als rationale Funetionen von x und YS(x) darstellbar, wo (1) eine ganze rationale Funetion von x, und es sind umgekehrt und YsS(w) rationale Funetionen von s und 2. Ist daher (s,£) ein Punkt der Rırmanv’schen Fläche (A), für welchen « den nämlichen Werth wie in (s,2) annimmt, so sind o und <& eindeutige und dem- nach rationale Funetionen von s und 2, ‘ = DIS, 2) 3,9, — Us, 2) von der Beschaffenheit, dass z=0l0,9),,2=Vle,d); 504 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. d.h. zwei Stellen der Rremans’schen Fläche, für welche « den näm- lichen Werth annimmt, bilden eine Involution. Wenn wir diese Bemerkung mit dem Satze III der vorigen Nummer zusammenhalten, so gelangen wir zu dem folgenden Re- sultate: Die nothwendige und hinreichende Bedingung dafür, dass eine algebraische Rırmann sche Fläche eine algebraische In- volution je zweier ihrer Punkte zulässt. ist die, dass diese Rırmann sche Fläche und eine zweiblättrige Rırmann sche Fläche gegenseitig rational auf einander abgebildet werden können. Die Grundempfindungen und ihre Intensitäts- Vertheilung im Spectrum. Von Arrnuur Könige und ÜoNRAD DIETERICI in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. vox Hrr.mnorrz am 22. Juli |s. oben S. 649].) E De: Einsicht in die Function der den Lichtreiz pereipirenden Elemente des Gesichtssinnes muss angebahnt werden durch Reduction der unendlichen Menge von Farbenempfindungen auf eine möglichst kleine Anzalıl von »Elementar-Empfindungen«, deren alleinige oder gleich- zeitige Auslösung in wechselnder Intensität und wechselndem Verhältniss die übrigen Farbenempfindungen entstehen lässt. Es ist dieses eine Aufgabe der rein experimentellen Forschung, deren Lösung von jeder theoretischen Annahme freigehalten werden kann und im Folgenden auch freigehalten ist. Aus diesem Grunde ist auch die Bezeichnung »Elementar-Empfindung« im Unterschiede von Hrn. Donpers’ Zer- legung der Farbensysteme in »Fundamentalfarben« gewählt worden. Hr. Doxvers nämlich definirt' eine fundamentale Farbe, als eine solche, welehe einen einfachen Process in der Peripherie repraesentirt und identifieirt dieselbe dann mit dem, was wir als Elementar- Empfindung bezeichnen. Darin liegt jedoch ein Überschreiten der Erfahrung, welches hier um so strenger vermieden werden soll, als sich im Ver- laufe unserer Untersuchung ein Unterschied zwischen »Elementar- Empfindung« und »Fundamental-Farbe« ergeben wird. Die erste wesentliche Vereinfachung unserer Aufgabe ergiebt sieh für alle Farbensysteme dadurch, dass sämmtliche Empfindungen erzeugt werden können durch Speetralfarben und deren Mischungen, so dass also mit der Reduetion der Speetralfarben auf Elementar- Empfindungen bereits das vorgesteckte Ziel erreieht ist.“ Die Curven, ı F. C. Doxpers, Gräre’s Archiv Bd. 27 (1) S. 176. 1881. 2 Siimmtliche im Folgenden erwähnten Farbengleichungen wurden mit einem zu quantitativen Versuchen etwas umgestalteten Hermnorrz'schen Farbenmisch- Apparat (vergl. Bericht über die wissenschaftlichen Instrumente auf der Berliner Gewerbe- Ausstellung im ‚Jahre 1879. Berlin 1880 S. 520. und R. ScueLske in Wırn. Ann. Bd. 16 806 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. welche entstehen, wenn wir, das Interferenz-Speetrum als Abseissen- axe benutzend, die Stärke der Elementar-Empfindungen als Ordinaten auftragen, wollen wir immer als »Elementar-Empfindungscurven« be- zeichnen. a. Monochromatische Farbensysteme. Weil hier die Annahme einer Elementar- Empfindung genügt, ist es nur erforderlich, die Intensitäts- Vertheilung in dem Speetrum zu bestimmen, um die Abhängigkeit der Reizung von der Art des Reizes kennen zu lernen. Die Messungen wurden gemacht! an einem Dispersions-Speetrum einer gleichmässig brennenden, besonders geeigneten Gaslampe. Es fand dann zuerst eine Umrechnung auf das Interferenz-Speetrum und weiter auf Sonnenlicht statt.” Die Berechtigung zu dieser Umrechnung wurde durch besondere Versuche in der Art nachgewiesen, dass in dem Dispersions-Speetrum des Gaslichtes das Intensitäts-Verhältniss zwischen einer Anzahl von Paaren weit in dem Spectrum auseinander gelegener Stellen bei geänderten Spaltbreiten mehrfach bestimmt und bei demselben Paar stets gleich erhalten wurde. Es war damit nachgewiesen, dass die Relation zwischen der Stärke der Empfindung und der Intensität des Lichtes sich nicht mit der Wellenlänge ändert. In der folgenden Tabelle, welche die Helligkeits-Verhältnisse d. h. die Stärke der Elementar-Empfindung F in dem Interferenz -Speetrum des Sonnenlichtes enthält, ist ebenso wie in allen folgenden Tabellen, die Maasseinheit für die Elementar-Empfindung so ge- wählt, dass J[H-dr = 1000 S. 349. 1882) ausgeführt. Die experimentellen Einzelheiten bei der Herstellung dieser Farbengleichungen erfordern zu ihrer Darlegung so viel Raum, dass auf dieselben hier nicht eingegangen werden kann. ! Der Besitzer des untersuchten monochromatischen Farbensystems ist Hr. Ge- werbeschul- Direetor a. D. Dr. A. Beysseır, dessen Gesichtssinn alle mit einer solehen Anomalie ständig verbundenen Eigenschaften zeigt. Vergl. F. C. Donpers, GRÄFE's Archiv Bd. 30. (1) S. 80. 1884. ® Die Reduetions-Üoeffieienten für die Umrechnung auf das Interferenz - Speetrum wurden aus den Brechungsindices des benutzten Prismas berechnet, hingegen die Cvefficienten für die Umreehnung auf das Sonnenlicht durch eine besondere photo- metrische Messung gewonnen. (Vergl. A. Könıs, Verhandl. der Physikalisch. Gesellsch. in Berlin vom 22. Mai 1885 und ı9. März 1886.) Unter Sonnenlicht ist hier immer dasjenige Licht verstanden, welches eine mit Magnesium-Öxyd überzogene Fläche, die bei unbewölktem Himmel von direeten Sonnen- strahlen getroffen wird, diffus refleetirt. Vergl. A. Könıs, Gräre's Archiv. Bd. 30 (2) S. 162. 1884 und Wıep. Ann. Bd.22 S. 572. 1884. Könıc u. Diererrcı: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Spectrum. 807 ist, wobei wir H als Funetion der Wellenlänge A und ıuu (uw = Milliontel Millimeter) als Einheit der Integrations-Variable festgesetzt haben. ? H x H % H r H 655 | 0.006 580 2.376 520 13.772 464 2.312 631 0.045 570 3.989 510 12.801 454 1.097 619 0.133 560 5.684 500 10.765 448 0.446 610 0.392 550 8.025 490 6.737 437 0.115 600 0.836 540 10.093 480 5.290 426 0.070 590 | 1.345 | 530 | 12.016 | 474 3.239 In Fig. ı (S. 813) ist der Verlauf der Curve H eingetragen. Bisher ist nur von Hrn. Doxpers' bei einem einzigen anderen monochromatischen Farbensystem eine gleiche Bestimmung gemacht, deren Ergebniss, soweit sich aus den veröffentlichten Daten schliessen lässt, völlig mit den obigen Resultaten übereinstimmt, so dass wenig- stens einigermaassen Berechtigung vorhanden ist, den beobachteten Fall als typisch zu betrachten. b. Dichromatische Farbensysteme. Bei diehromatisehen Farbensystemen lassen sich die Speetralfarben sämmtlich durch Mischen des Lichtes beider Enden des Speetrums her- stellen. Die Annahme der von letzteren erzeugten Empfindungen als Elementar-Empfindungen genügt demnach zur völligen Analyse eines Systems. Die Erfahrung hat gelehrt, dass diese Elementar- Empfindungen, welche wir nach Hrn. Dospers’ Vorgang als warm und kalt bezeich- nen wollen, nicht nur von den äussersten Speetrumenden ausgelöst werden, sondern dass an jedem Ende eine Region besteht, in der nur die Intensität «der Farbe sich ändert. Diese beiden Theile des Speetrums wollen wir als die »Endstreeken« und den von ihnen eingeschlossenen Theil als die »Mittelstrecke« bezeichnen. Der einfachste Weg zur Bestimmung der Elementar- Empfindungs- eurven ist hier der folgende.” ' F. ©. Donpers. New researches on the systems of coloursense. Önderzoek. gedaan in het Physiolog. Laboratorium der Utreeht’sche Hoogeschool 34 Reeks D. VII. Bl. 95. 1882 und Gräre's Archiv Bd. 30 (1) S. 15. 1884. ® Es ist dieses dem Prineip nach dieselbe Methode, welche Hr. van DER WEYDE auf Hrn. Doxvers’ Vorschlag bei dichromatischen Systemen angewandt hat. — Vergl. F.C. Donpers. Proces-verbal der K. Akad. von Wetenschappen, Amsterdam. Afd. Natuur- kunde. Zitting van 26 Febr. 1881. — F. ©. Dosvers, GräÄre's Archiv Bd. 27 (i) S. 155. 1881. — J. A. van DER WEypE. Methodisch onderzoek der Klenrstelsels van 808 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Bezeichnen wir mit Z die gleichbreiten Ausschnitten des Speetrums zukommenden Lichtmengen, ferner mit W und X die beiden darin enthaltenen Elementar-Empfindungen und beziehen die Indices ı und 3 auf zwei in den beiden Endstrecken, den Index 2 auf eine in der Mittelstrecke gelegene Stelle des Speetrums, so lässt sich eine Farben- gleichung darstellen durch die Relation L,=aL,+bL,, worin a und b zwei experimentell zu bestimmende Coeffieienten be- deuten. Diese und alle folgenden Farbengleichungen wurden, wenn mög- lich, bei derselben Intensität so oft auf”s neue hergestellt, dass der wahrscheinliche Fehler für die Coeffieienten @ und 5 nicht mehr als ı Procent ihres Werthes betrug. Die Unabhängigkeit solcher Farbengleichungen von der absoluten Intensität wurde stets einer sorgfältigen Prüfung unterworfen und bei den weiter unten angegebenen vier diehromatischen Farbensystemen bestätigt gefunden." Weil nun in zwei gleich aussehenden Farben jede Elementar- Einpfindung in gleicher Stärke enthalten sein muss, so können wir in der Farbengleichung ZL sowohl durch W wie durch A ersetzen. Da aber W, = K, — 0 so ergiebt sich We msn: und“, = bsR.. Die Lage des Ausschnittes 2 ist eine ganz beliebige. Man kann daher für jede gewünschte Stelle in der Mittelstrecke die Werthe von W und A bestimmen, wobei die Maasseinheit für jede Curve zunächst willkürlich festzusetzen ist. In jeder der beiden Endstrecken ist der Verlauf der Elementar-Empfindungscurven dann (ebenso wie Kleurblinden. Onderzoekingen gedaan in het Physiol. Labor. der Utrecht’sche Hooge- school 3d Reeks D. VIl. Bl. ı. 1881. J. A. vav DER WEYDE, GrÄFE's Archiv Bd. 28. (1) S. 1. 1882. ' Nur wenn die Farbengleichungen solches Speectrallicht enthielten, welches stark von dem Pigment der Macula lutea absorbirt wird, zeigte sich eine bisher noch nicht näher bestimmte Abhängigkeit. Es wurde ihr Einfluss möglichst dadurch beseitigt, dass man in diesem Theile des Speetrnms die Intensität des in verschiedenen Mischungen benutzten Lichtes thunlichst gleich wählte. — Es darf hier ferner nicht unerwähnt bleiben, dass bei einem fünften diehromatischen Systeme auch in anderen Theilen des Speetrums eine solche Unabhängigkeit von der Intensität nicht ganz sicher vorhanden zu sein schien. Es ist dieses System hier nicht weiter berücksichtigt worden, weil seine Durcharbeitung von dem Besitzer selbst, einem jungen Physiker, beabsichtigt wird, derselbe jedoch bisher die dazu erforderliche Musse nicht gefunden hat. a u = Körıe u. Dierericı: Grundempfindungen n. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 809 bei einem monochromatischen System) durch Intensitäts-Vergleichung zu ermitteln. Dieses Verfahren leidet praktisch an dem Übelstande, dass infolge des weiten Abstandes der beiden mit den Indices ı und 3 belegten Stellen im Speetrum die numerischen Werthe der Coeffieienten @ und b nieht mit der wünschenswerthen Sicherheit zu finden sind. Daher wurde bei drei der untersuchten diehromatischen Systemen folgende theoretisch verwickeltere, praktisch aber ergiebigere Methode eingeschlagen. L, W und A haben dieselbe Bedeutung wie oben; die Indices ı und 7 beziehen sich jetzt auf die Endstrecken, 2 bis 6 auf die Mittelstreeke. Es wurden dann gebildet die Farbengleichungen le ı) L, — A, L,+ b, br da 8 a Ber oe 2) Me ne ge 3) a, L, + b} NE RE ISRNDTE SR 4) ee U a ee ee) nn. „= ke ie 6) Aus den Gleichungen 4), 5) und 6) ergiebt sich, wenn Z durch W ersetzt wird und man berücksichtigt, dass W, = 0 ist, N NIE ARE 7) ee ee ee 8) Ve RE N a ER ER 9) Ersetzt man in den Gleichungen 2) und 3) Z durch W und benutzt die Gleichungen 7) und 8), so kann man drei verschiedene Ausdrücke für W, ableiten, nämlich a,—b,a, W = -W, a, E a u A; r een ab, — a,b, 2 welche bei vollkommen genauer Bestimmung der Coefficienten a und Öb numerisch gleiche Werthe ergeben müssten, was jedoch infolge der Beohachtungsfehler nieht mit voller Strenge der Fall sein wird. Dass die Abweichungen trotz der gleichzeitigen Benutzung von Farbenmischungen, welehe oftmals Licht derselben Wellenlänge in sehr verschiedenen Intensitäten enthielten, nur gering waren, ist der beste Beweis für die allgemeine Unabhängigkeit der Farben- gleichungen von der absoluten Intensität. Unter Benutzung (des aus den drei niemals sehr differirenden Einzelwerthen gewonnenen Mittel- werthes von W, wurde dann aus Gleichung ı) der Werth von W, berechnet. In der Endstreeke,. welche die mit dem Index ı bezeich- s10 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. nete Stelle enthält. wurde der Verlauf der (zunächst noch in der Maasseinheit des beliebig anzunehmenden Werthes W, dargestellten) Elementar-Empfindungscurve W wie bei der ersterwähnten Methode durch Intensitäts-Vergleichungen erhalten. Die Bestimmung der zweiten Elementar- Empfindungscurve X ge- schah in völlig analoger Weise. In der praktischen Ausführung wurden, um den genaueren Ver- lauf der Curven kennen zu lernen, mehr als fünf Stellen in der Mittelstrecke bei den Farbengleichungen berücksichtigt, wodurch man oftmals in der Lage war aus dem sich zeigenden unglatten Verlaufe auf das Vorhandensein von Fehlerquellen zu schliessen und deren Beseitigung zu bewirken. Die beiden so erhaltenen Elementar-Empfindungscurven bezogen sich auf das Dispersions-Speetrum der Leuchtgasflamme und wurden dann in derselben Weise und mit derselben Berechtigung wie bei dem monochromatischen Farbensystem auf das Interferenz-Speetrum des Sonnenlichtes umgerechnet. Der bisher noch willkürliche Maass- stab der Ordinaten wurde dann ebenfalls in der Art geändert, dass unter den oben festgesetzten Annahmen für die Längeneinheit die von jeder Curve und der Abseissenaxe umschlossene Fläche den Inhalt 1000 erhielt. Es ist wohl zu beachten, dass die Gleichsetzung der beiden Flächen, d. h. der Auslösungsstärke der beiden Elementar-Empfindungen durch das Sonnenlicht nur eine rein rechnerische Operation ist, da von einer numerisch angebbaren quantitativen Relation der beiden qualitativ verschiedenen Elementar-Empfindungen nieht die Rede sein kann. Eine solche Festsetzung der Maasseinheiten kann mit demselben Recht für jedes andere Licht, z. B. für das Licht einer Gaslampe, geschehen. Wenn eine solche Umreehnung für Licht irgend einer Lichtquelle durchgeführt ist, giebt die Abseisse des Schnittpunktes der beiden Ele- mentar-Empfindungseurven die Wellenlänge A, desjenigen Speetrallichtes an, welches für den Besitzer des betreffenden dichromatischen Farben- systems denselben Eindruck macht wie das unzerlegte Licht und für welches also die Gleichung W. K- An An IW-an JSK-ax besteht. Bei den untersuchten diehromatisehen Systemen ist die annähernde Übereinstimmung" der Wellenlänge dieses durch Rechnung und Zeich- ! Eine genaue Übereinstimmung kann nicht erwartet werden, weil sowohl bei Gas- wie auch bei Sonnenlicht diese ans direeter Beobachtung gefundene Stelle (der Könıc u. Dierericr: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 811 nung gewonnenen Schnittpunktes sowohl für Gas- wie auch für Sonnen- lieht mit der Wellenlänge des aus directer Beobachtung (Vergleichung des unzerlegten Lichtes mit monochromatischem) gefundenen als Be- stätigung für die Richtigkeit der erhaltenen Elementar- Empfindungs- eurven angesehen worden. In den folgenden Tabellen sind die Werthe von W und X für das Sonnen -Interferenz-Specetrum bei vier dichromatischen Farben- systemen enthalten. ' Hinsichtlich dieser Tabellen ist noch zu bemerken, dass die in Klammern eingeschlossenen Werthe, welche sich ausnahmslos auf die äussersten, dunklen Theile der Endstrecken beziehen und daher wegen ihrer Kleinheit keinen merklichen Einfluss auf den Gesammtverlauf und den Maassstab der Curven haben, durch ein nieht ganz exactes Verfahren gewonnen worden sind, dessen Beschreibung und Recht- fertigung einer ausführlicheren Darstellung vorbehalten bleibt. Hr.w. W- Hr. E. B. r W, K A W, K 720 (0.029) —_ 720 0.031 — 700 (0.099) —_ 700 0.100 — 685 (0.204) _ 685 0.208 En 670 0.471 _ | 670 0.480 _ 650 | 1.610 — 8 0.799 — 642.5 2.398 — 640 | 2.407 _ 630 | 4045 eo | 5.122 0.005 620 5.600 0.001 605 | 6.891 0.03 605 7.234 0.029 590 8.385 0.057 590 8.244 0.038 575 8.716 0.008 57 8.567 0.110 560 8.594 0.104 550 7-852 0.212 545 7-932 0.178 530 6.090 0.615 535 6.971 = 5sı0 | 47% 1.475 530 = 0.409 500 2.392 2.552 515 4.608 1.228 487 0.996 4.707 500 2.562 2.809 475 0.596 10.348 457 1.319 5.988 465 0.348 12.903 475 0.656 10.920 ; 455 0.157: | 14.768 465 0.250 13.775 440 0.000 14.142 450 — 15.386 400 = (2.343) 438 — 12.605 400 = (2.048) „neutrale Punkt«) mit steigender Intensität nach dem blauen Ende des Speetrums sich verschiebt. Der Austrag der Controverse, die sich über die von der Intensität abhängige Lage des neutralen Punktes zwischen Hrn. E. Herıng und einem von uns (K) ent- sponnen hat, muss einem anderen Orte vorbehalten bleiben. ' Die Besitzer dieser Farbensysteme sind Hr. Geh. Rath Prof. W. Warpever, Hr. Cand. phil. E. Bropuun, Hr. Assessor L. Kranke und Hr. Dr. med. H. Saraxr. 812 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Hr. L.K. Br. H.S: r W, K ar W, K 720 (0.002) — 720 0.004 — 700 | (0.006) —_ 700 0.013 u 685 (0.012) — 685 0.029 _ 670 0.027 u 670 0.065 — 660 0.051 — 650 0.345 _ 645 0.192 — 630 1.026 — 632 0.414 — | 610 2.735 _ 620 0.919 _ 600 3.854 — 610 2.367 _— |. 590 5.708 0.003 66077 75703 — || 580 7.639 0.012 soo | 5418 — || 570 10.016 0.020 580 7.043 — 556 10.817 0.091 570 8.784 — 540 10.423 0.259 560 | 9798 — 525 8.914 0.622 550; || 10.225 _ 510 6.867 1.436 535 9.901 — 500 4.163 2.321 521 8.806 | 6.616 487 2.074 4.290 503 6.555 | ngı2 | 475 1.251 8.324 4987 4.226 5.216 | 465 0.736 12.892 479 1.643 | 9054 | 455 0.347 15.004 47 | 0.451 14.205 | 445 _ 12.262 en 18.007 439 — | 15.600 440 — | 13.98 400 | _ (2.585) 436 _ 13.056 |) | 430 -- 10.326 420 _ | 4.906 || 400 _ | (2.425) | Bei einer graphischen Aufzeichnung der acht Elementar-Empfin- dungseurven zeigt sich sofort, dass die vier Curven X bis auf geringe individuelle und von Beobachtungsfehlern herrührende Abweichungen identisch sind, während bei den Curven W zwei Formen heraustreten; der ersten Form, die ihr Maximum bei 570 wu hat, gehören die W-Curven der HH. W. W. und E. B. an, der zweiten Form mit einemMaximum bei 555 bis 550 vun die Curven der HH. L. K. und H. S. Weniger genau durchgeführte Messungen an mehreren anderen di- chromatischen Farbensystemen ergaben immer eine Zugehörigkeit zu einer dieser beiden Formen, so dass man dieselben als typisch an- sehen muss, um so mehr, als auch bei anderen Untersuchungs-Methoden eine Scheidung sämmtlicher diehromatischen Systeme in zwei Gruppen vorgenommen werden muss, welche mit der hier sich zeigenden Tren- nung zusammenfällt. Die beiden Typen der Curven W wollen wir von jetzt an (was in den Überschriften der Tabellen schon geschehen ist) durch die zugefügten Indices ı und 2 unterscheiden. in Könıe u. Drierericı: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 813 Die untenstehende Fig. ı enthält ausser der oben (auf S. 807) bereits erwähnten Curve H die Mittelwerthe der Curven W, W, und X. Die individuellen Verschiedenheiten sind zum Theil so gering, dass sie bei dem Maassstabe dieser Zeichnung gar nicht hervortreten würden. ae Bin arte ee | Zi] a0 720 700 680 660 64a 620 Goo 580 560 540 520 500 480 460 440 420 400 380 a B c D Eb FE G H Fig. 1. Dass die Lage des neutralen Punktes nicht unter die sicheren Unterscheidungs-Merkmale der beiden Typen aufgenommen werden kann,' ist eine Folge des durch die Absorption in der Macula ver- ursachten Überwiegens der individuellen Verschiedenheiten der Curven W über die typischen Verschiedenheiten gerade an der hier in Betracht kommenden Stelle des Speetrums. Hr. Dosvers identifieirt, ohne direet mit der Erfahrung in Wider- spruch zu kommen, bei den diehromatischen Farbensystemen das, was hier Elementar- Empfindung genannt ist, mit semen Fundamentalfarben ; und die in den oben eitirten Arbeiten des Hrn. van DER WEYDE an- gegebenen Intensitäts-Curven der Fundamentalfarben in diehromatischen Systemen zeigen ein völliges Zusammenfallen der Curven für die »kalte Fundamentalfarbe« mit unseren Curven A. Hingegen weichen (lie beiden Curven der »warmen Fundamentalfarben« von unseren Curven W, und W, in der Weise ab, dass ihre Maxima nach dem kurzwelligen Ende des Speetrums verschoben sind. Die Unterschiede sind jedoch der Art, dass sie zum kleineren Theile durch Beobachtungsfehler, zum ı A. Könıc. Wien. Ann. Bd. 22 S. 567. 1884 und Gräre's Archiv Bd. 30 (2) S. 155. 1884. s14 Gesammtsitzung vom 29. Juli — Mittheilung vom 22. Juli. grösseren Theile aber wohl durch eine Verschiedenheit in der Zu- sammensetzung des Sonnenlichtes zu erklären sind." Bei den schlank sich erhebenden Curven Ä wird der letztere Umstand fast gar keinen Einfluss haben. Ausser den hier besprochenen beiden Typen dichromatischer Systeme ist noch eine andere Form sogenannter Farbenblindheit, die » Violett-« bez. »Blau-Gelbblindheit« beobachtet worden. Hierüber liegen aber bisher keine genaueren Messungen vor.” e. Trichromatische Farbensysteme. Die Analyse trichromatischer Systeme erfordert die Annahme von drei Elementar- Empfindungen und ist besonders schwierig, weil nur zwei derselben in voller Sättigung im Speetrum vertreten sind, während die dritte niemals rein, sondern nur in geringer Sättigung empfunden werden kann. Ebenso wie bei den dichromatischen Farbensystemen zeigt sich hier, dass an den Enden des Speetrums die Farbe sich in einem ziemlich ausgedehnten Bereiche nur der Intensität nach ändert. Diese beiden Theile des Speetrums wollen wir wieder als »Endstrecken« be- zeichnen und die durch sie ausgelösten Empfindungen, also speetrales Roth und Violett, als zwei der erforderlichen drei Elementar-Empfin- dungen wählen. Dieselben seien mit A und V bezeichnet. An die beiden Endstrecken schliesst sich dann nach der Mitte des Speetrums hin je eine Region an, in der jeder Farbenton durch Mischung der an der inneren Grenze gelegenen Spectralfarbe mit Lieht der anstossenden Endstrecke erzeugt werden kann. Es sind dieses gewissermassen diehromatische Bezirke, die wir »Zwischenstrecken« nennen wollen. Zu der in der anstossenden Endstrecke vorhandenen reinen Elementar-Empfindung ist hier die dritte Elementar-Empfindung, welche wir mit @ bezeichnen wollen, hinzugetreten, so dass also in der ersten Zwischenstrecke die Elementar-Empfindungen R und @, in der zweiten @ und V vorhanden sind. In dem von beiden Zwischen- streeken umschlossenen Theil des Speetrums, den wir »Mittelstreeke« nennen wollen, werden alle drei Elementar- Empfindungen ausgelöst. ! Hr. van DER WeyoE benutzte als Lichtquelle eine in den Fensterrahmen ein- gesetzte matte Glasscheibe, welche wahrscheinlich unter den von ihm angegebenen Verhältnissen Licht von bläulicherem Farbenton ausstrahlte, als das bei uns von direetem Sonnenlicht beleuchtete Magnesiumoxyd. ® Es bezieht sich diese Bemerkung nur auf’ eongenitale »Farbenblindheit«. Andere Formen sind unter den pathologisch entstandenen Anomalien vorhanden. König u. Dierericı: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 815 Dass die in einer Zwischenstrecke zu der Elementar- Empfindung der anstossenden Endstrecke hinzutretende Elementar- Empfindung nicht diejenige der anderen Endstrecke sein kann, geht aus der Erfahrungs-Thatsache hervor, dass man keine Nuance der Zwischen- strecken aus Licht der beiden Endstrecken mischen kann. Es muss also eine von diesen beiden verschiedene Elementar- Empfindung sein und zwar in beiden Zwischenstrecken dieselbe, weil wir sonst im ganzen vier Elementar- Empfindungen hätten, deren Vorhandensein einem Farbensystem von vierfacher Mannigfaltigkeit entsprechen, also ausser der Bestimmung einer Farbe nach Intensität, Nüance und Sättigung noch eine vierte Charakterisirung möglich machen würde, was mit der Erfahrung im Widerspruch steht. Die Grenzen dieser Strecken ergeben sich aus unseren Beobach- tungen mit sehr geringen individuellen Unterschieden als die folgenden :' Erste Endstreeke... Äusserstes Roth — 655 um » Zwischenstrecke ...... 655 um — 630 » Mitrelsineekenn. on u.a 00 630» — 475 » Zweite Zwischenstrecke...... 475 >» .— 430 » Do Eindstrecke 2. u. 430 » — Äusserstes Violett, wobei hervorgehoben werden soll, dass die Grenze zwischen der ersten Zwischenstrecke und der Mittelstrecke (630 uu) und die Grenze zwischen der zweiten Zwischenstrecke und der zweiten Endstrecke (430 vu) nur ungenau zu bestimmen sind, erstere infolge der Un- empfindlichkeit des Auges für kleine Sättigungs- Unterschiede in dieser Gegend des Speetrums, letztere wegen der geringen Intensität am kurz- welligen Ende des benutzten Lampen -Dispersions -Speetrums. Der erstere dieser beiden Umstände war uns insofern noch sehr hinderlich, als wir dadurch genöthigt waren die Bestimmung der Elementar-Curve V nach einer ganz abweichenden Methode vorzu- nehmen. Durch Lord Ravreien” und durch Hrn Donpers® ist nachgewiesen worden, dass die triehromatischen Farbensysteme untereinander be- trächtlich verschieden sind und mindestens in zwei bisher durch keine nachweisbaren Übergänge verbundene Gruppen zu scheiden sind. Die erste Gruppe ist die weitaus zahlreichste, während die zweite bisher ! Die von J. J. Mürter (Gräre’s Archiv Bd. ı5 (2) S. 208. 1869) hierüber ge- machten Angaben stehen mit unsern Erfahrungen und denjenigen saämmtlicher übrigen Beobachter im Widerspruch. ® Rayreıcu, Nature Vol. XXV p. 64. 1881. (Gelesen vor der Section A der British Association. Sept. 2. 1881.) ® F.C.Dospers, Onderzoek. u.s. w. 34: Rees D. VIII Bl.170 und ou Boıs-Revmonv’s Archiv für Physiol. Jahrgang 1884. S. 518. 816 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. sicher eonstatirte Gruppe nicht häufiger vertreten zu sein scheint, als die diehromatischen Systeme.' ı. Normale tricehromatische Farbensysteme. Der Verlauf der Elementar-Empfindungseurven wurde in den beiden Farbensystemen der Verfasser dieser Abhandlung bestimmt. Die Auffindung geeigneter Farbenmischungen war sehr schwierig, und gelang erst nach mannigfachen fehlgeschlagenen Versuchen. Es dürfen nur solehe Farbenmischungen hergestellt werden, bei welchen die Gleichheit der erhaltenen Farben nach Ton und Sättigung empfindlich beurtheilt werden kann und bei deren Combination zugleich die Beob- achtungsfehler keinen grossen Einfluss auf die Ergebnisse der nume- rischen Rechnung gewinnen. Mit Rücksicht auf den ersten Umstand müssen weissliche Farben vermieden, also im Allgemeinen nur ein- ander ziemlich nahe gelegene Theile des Specetrums mit einander ge- mischt werden, während die Sieherheit der Berechnung es wünschens- werth macht, dass die Componenten einer Mischung im Speetrum möglichst weit auseinander liegen. Nur durch sorgfältiges Abwägen dieser beiden Umstände für jede einzelne Mischung konnte die erfreu- liche Sicherheit der nachfolgend angegebenen Resultate erzielt werden. Die genauere Angabe über die einzelnen Mischungen und ihre reehnerische Benutzung muss einer eingehenderen Darstellung vor- behalten bleiben. Hier sei nur folgendes erwähnt. Die Curven der Elementar-Empfindungen R und @ wurden im Principe nach der zweiten der bei den diehromatischen Systemen angegebenen Methoden gefunden. In der ersten Zwischenstrecke wurde zunächst der Verlauf der hier aufsteigenden Curve @ bestimmt und dann durch ein ganz analoges Verfahren, wie wir dort den Werth der Ordinate W, fanden, eine in der Mittelstrecke gelegene Ordinate von @ berechnet. Mit Hülfe des so bekannt gewordenen Stückes der Curve wurde dann in gleicher Weise immer weiter fortgeschritten, bis man zur Grenze der zweiten Zwischenstrecke und zweiten Endstreeke gelangt war. Da bei diesem Verfahren aber meistentheils kleine Sättigungs- Unterschiede auszu- gleichen waren, so musste man Ordinaten von @ in die Rechnung einführen, die zunächst einem noch nicht berechneten, sondern nur durch Vorversuche annäherungsweise bekannten Theile der Curve an- gehörten. Nachdem die Rechnung einmal bis zur genannten Grenze durchgeführt war, konnte man entweder direet oder mit Hülfe graphischer Interpolation bessere Werthe für diese immerhin kleinen Üorreetions- I Unter 70 untersuchten trichromatischen Systemen haben wir nur 3 gefunden, welche dieser Gruppe angehörten. Könıs u. Diererter: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 817 glieder einführen und nunmehr die Curve G@ in zweiter Annäherung berechnen. Dieses wurde so lange fortgesetzt bis eine nochmalige Durchreehnung den Curvenverlauf nieht mehr änderte, d. h. bis die Curve völlig in sich stimmte und damit eindeutig gefunden war. Dass die letzte Ordinate von @, welche, wie wir oben schon sahen, sich gleich Null ergeben muss, nur einen ganz verschwindenden Werth hatte, war der beste Beweis für die Genauigkeit aller benutzten Mischungen. Die Berechnung der Elementar-Emfindungseurve R begann in ähnlicher Weise an der Grenze der zweiten Zwischenstrecke und der Mittelstreecke und wurde dann bis zu irgend einer Stelle der ersten Endstreeke fortgesetzt, wo der weitere Verlauf durch Bestimmung der Intensitätsverhältnisse gefunden wurde. Auch hier musste aus der gleichen Veranlassung wie bei der Curve @ die Rechnung mehr- fach durchgeführt werden. Die beiden Elementar-Empfindungscurven R und G wurden dann auf Grund derselben Berechtigung und nach derselben Methode wie bei den diehromatischen Farbensystemen auf das Interferenzspeetrum umgerechnet und nunmehr hier schon für das Lampenlicht eine Reduction der Massstäbe in der Art vorgenommen, dass (wie früher bei dem Sonnenlicht) JR-dAX=/G-dXN = 1000. Die Wellenlänge des Schnittpunktes dieser so redueirten Curven sei mit A,, bezeichnet. Es ist dann R,, gr G,, /R-dar /SG-dr Bezeichnen wir mit A, und A, die Wellenlängen eines Paares von Speetralfarben, das sich zu der Farbe des unzerlegten Lampenlichtes mischen lässt und mit ce einen nur von diesen beiden Wellenlängen abhängigen Factor, so ist, wenn wir R, G und V in dem Maassstabe ausdrücken, dass /R- dA = /G-dA = [V-dr für jedes Paar erfüllt die Doppelgleichung Ruta, er, Ve, . Identifieiren wir nun A, mit A, aus der ersten Hälfte der letzten Gleichung er Da nun die Erfahrung lehrt, dass nur ein Schnittpunkt zwischen so folgt, da dann R =@6,. den Elementar-Empfindungseurven R und @G vorhanden ist, so muss also für , =A, Sitzungsberichte 1886. 78 818 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. sein, d. h. mit dem Lichte des Schnittpunktes %,, ist nur das Licht der zweiten Endstrecke zu der Farbe des Lampenlichtes mischbar. Es hat sich ergeben Aus den Curven. lAus der Beobachtung. Differenz. für K für D | = 586— | er | 5 — KB, Aus einer ganz ähnlichen Betrachtung folgt, dass dasjenige Speetrallicht, welches das Licht der ersten Endstrecke zu dem unzer- legten Lampenlichte ergänzt, dem Schnittpunkte der Curven @ und V zukommt, dessen Wellenlänge mit A,, bezeichnet sein soll. Die Beobachtung ergab Para A. = 516.5 um ne De Ay = BER ıR. Das theoretisch nächstliegende Verfahren zur Bestimmung der Elementar-Empfindungscurven V ist, Licht von der Grenze zwischen der ersten Zwischenstreeke und der Mittelstreeke zu mischen mit einem in dem letzteren gelegenen Lichte und dann den Verlauf der Curve V von hier aus nach dem kurzwelligen Ende des Spectrums hin in ähnlicher Weise zu bestimmen. wie wir die Curve R, von der Wellenlänge 475uu aus nach dem langwelligen Speetrumende fort- schreitend, fanden. Die Unempfindlichkeit des trichromatischen Auges für Sättigungsunterschiede bei den Farbentönen der Mittelstrecke ver- bot diese Methode einzuschlagen und gab Veranlassung ein Verfahren zu ersinnen, welches auf der Kenntniss der Wellenlänge A,, beruht. Weil alle Werthe von @ bekannt sind und G,, — y, ist, so kennen wir auch V,, Mit Hülfe eines zunächst ganz beliebig angenommenen Werthes für V an einer weiter nach dem violetten Ende des Speetrums hin gelegenen Stelle wurde der Verlauf der Curve V bis zum Beginn der zweiten Endstrecke aus den Farbenmischungen bestimmt und so- dann die Curve in der zweiten Endstrecke nach annähernden Ver- suchen ausgezogen, wobei man, ohne einen beachtenswerthen Fehler zu begehen, im Lampenlichte das Speetrum bei 4oouu enden lassen kann. In der Mittelstrecke, wo aus schon erwähnten Gründen die Mischungen keinen hinreichend sicheren Anhalt für die Curve V gaben, wurde dieselbe in der Weise glatt ausgezogen, dass das Farbenmischungs- Gesetz, nach dem eine Mischung niemals gesättigter ist als irgend eine Speetralfarbe, an allen Stellen erfüllt war. Wie sich bei der praktischen Ausführung ergiebt, ist diese Art der Curvenbestimmung so wenig unsicher, dass sie nach der Umreehnung auf das Interferenz-Spectrum bei der Bildung des Werthes von /V-di keinen merklichen Einfluss hat. Ba SEE Könıe u. Dierericr: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 819 Die eine bisher ganz willkürliche Annahme- der beliebig gewählten Ordinate von V wurde nun so lange varürt, bis die Gleichung JV-dA = 1000 erfüllt war, womit der ganze Verlauf der Elementar- Empfindungs- eurve V eindeutig bestimmt ist. Die Werthe R, @ und V werden dann in derselben Weise wie bei den dichromatischen Systemen auf das Sonnenlicht umgerechnet. Da man hier nun aber nicht, ohne mit der Erfahrung in Widerspruch zu kommen, bei der Wellenlänge 400 uu V=o setzen kann, so wurde aus den Fraunnorer'schen Bestim- mungen' der Intensitäts-Vertheilung im Sonnenspeetrum der Abfall der Curve V in der zweiten Endstrecke berechnet und hier benutzt. Darauf fand die Reduetion des Maassstabes der Ordinaten in der bekannten Weise statt. Die nachfolgende Tabelle enthält die gewonnenen Resultate, wo- bei die nur angenähert bestimmten Werthe von V eingeklammert sind. Für K Für D Rp ik R Gau BIV. R EEG 720 0.033 _ _ 0.033 — _ 700 0.110 _ — 0.104 — — 685 0.231 En — 0.232 — — 670 0.519 — — 0.502 — = 660 0.905 _ — 0.852 —_ _ 645 2.170 0.12 — 1.891 0.071 — 630 3.988 0.543 — 3.491 0.339 — 620 5.227 1.106 (0.001) 4.827 | 0755 (0.001) 610 6.704 2.168 | (0.006) 6.246 1.648 (0.006) 600 7:.400 3.711 (0.016) 7:076 2.880 (0.016) 590 8.326 5.541 | (0.034) | 7:988 4.635 | (0.034) 577 8.965 8.275 | (0.079) | 8.799 | 7.430 | (0.067) 563-5 9.505 11.011 (0.169) | 9.100 9.911 (0.168) 555 9.471 11.782 (0.260) | 9.095 | 10.858 (0.259) 545 8.776 11.933 | (0:394) | 8.557 | 11.217 (0.392) 536 7:799 11.070 | 0.608 7.357 10.718 | 0.564 516.5 4.081 | la le 512 —_ _-— 1 — 4.158 | 8.016 1.469 505 2.174 4-473 | 1.811 3.134 6.376 | 2.187 495 1.078 2.610 | 2.729 | 1.813 4.296 | 3.283 485 0.587 2.015 | 5.629 || 0.925 3.107 | 5.280 475 0.000 1.703 | 10.469 || 0.000 2.497 | 10.182 463 — 0.925 | 13.075 || — 1.393 | 13.401 455 -_ 0.457 | 13-421 — | 0.810 | 14.143 445 = 0.123 13.693 — | 0.256 | 14.250 435 —_ 0.000 12.323 — 0.000 11.900 400 — - | (2.760) — _ (2.674) !J. Fraunnorer. Denkschriften der Bayerischen Akademie. 1815. ° 78 820 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Die Abweichungen zwischen den Curven für X und D sind zwar unbedeutend, aber da in ihnen eine systematische Vertheilung nicht zu verkennen ist, nur zum kleinsten Theile durch Beobachtungsfehler verursacht. Weil für diese auf das Sonnenlicht bezogenen Curven ebenfalls die letzte Doppelgleichung von S. 817 gilt, so muss auch hier wiederum ?,, der zweiten, A, der ersten Endstrecke eomplementär sein, d. h. diese Paare von Speetralfarben müssen sich jedes zu der Farbe des Sonnenliehtes mischen lassen. Es wurde A, und A, experimentell bestimmt und mit der graphischen Aufzeichnung der Elementar-Em- pfindungsceurven verglichen. Es ergab sich Ag Ay — 4 2 = u 2 BET Be | ane ran aus den direct Differenz. || AUS den direet Differenz. Curven. |beobachtet. | Curven. |beobachtet. für K 572.8 573— | +02 495-5 | 496.3 +08 für D 5 | 69.5 570.6 | +11 491.8 | 494-1 + 2.3 Mit Hinsicht auf die vielen in die numerische Rechnung ein- gehenden experimentell bestimmten Factoren sind die Differenzen als klein zu bezeichnen, so dass man wohl berechtigt ist, in diesem Grade der Übereinstimmung einen Beweis für die Richtigkeit der gewonnenen Elementar- Empfindungscurven zu sehen. Die obenstehende Fig. 2 enthält die Curven R, G und V für D und ausserdem die Curve @ für X. Die beiden anderen ÖCurven für A weichen so wenig von den entsprechenden Curven für D ab, dass sie g Könıe u. Diererier: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Spectrum. 821 sich in der Zeichnung kaum unterscheiden würden. — Bei den Curven von A, besonders bei der gezeichneten Curve G macht sich die Absorption in der macula lutea ganz deutlich als ein den glatten Verlauf der Curve störender Ausschnitt bemerkbar. Derselbe erstreckt sich von etwa 535 um bis 475 ua, was auch mit der directen Beob- achtung übereinstimmt. Bei D ist diese Absorption viel geringer und auf ein kleineres Intervall beschränkt. Von Maxwerr! und Hrn. Donpers”? sind bei je zwei normalen trichromatischen Farbensystemen ebenfalls experimentelle Analysen aus- geführt worden, deren Resultat im Wesentlichen mit dem unserigen übereinstimmt. Auf die Abweichungen der Methoden und ihres Ein- tlusses auf die Ergebnisse kann hier nieht näher eingegangen werden. 2. Anomale triehromatische Farbensysteme. Ob unter den anomalen trichromatischen Farbensystemen wieder verschiedene Gruppen zu unterscheiden sind, ist eine noch offene Frage. die nur durch grosses Beobachtungsmaterial entschieden werden kann. Hrn. Doxpers’ eingehende, an vielen Personen ausgeführte Untersuehung hat schon ziemlich sicher die Abgrenzung einer Gruppe erkennen lassen. Wir hatten das Glück, zwei Vertreter dieser Gruppe zu finden,’ Hrn. Prof. B. und Hrn. Ingenieur Z., welche sich zu einer Bestimmung ihres Farbensystems bereit erklärten. Leider veranlassten äussere Um- stände, dass nur eine kleinere Reihe von Farbenmischungen bei Hrn. B. vorgenommen werden konnte und auch bei Hrn. Z., der uns länger zur Verfügung stand, können die erhaltenen Curven bei weitem nicht die Genauigkeit in Anspruch nehmen, welche der Bestimmung unserer eigenen normalen trichromatischen Systeme zukommt. Die Anordnung der Farbenmischungen, sowie die Methode der Berechnung war dem Prineipe nach dieselbe wie bei den normalen Systemen; sie musste jedoch, da viel weniger Beobachtungsmaterial ı J. Cl. Maxwerr. On the theory of Compound Colours, Phil. Trans. of the R. Soc. of Lond. Vol ı50. P.I p. 57. 1860. 2 F. C. Doxpers. New researches on the systems of coloursense. Onderzoek. ged. in het Physiol. Laborat. der Utrecht’sche Hoogeschool. 34° Reeks VII Bl. 95. 1882. ® Hrn. Doxvers vortheilhaft gewähltes Kennzeichen für, die Unterscheidung der trichromatischen Systeme ist das Verhältniss, in dem Lithiumroth (* = 670 #2) aus Thalliumgrün (?. — 535 #4) gemischt werden muss, um den Farbenton von Natrium- gelb (A — 590 uu) zu erzeugen. Bei den von uns genauer untersuchten trichro- matischen Systemen war Lı: Tl OR IS ae 2.66: 1 N ER Bene 3.2551 oe Are en og 0.71:1 SR See: 0.96: 1 822 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. gewonnen werden konnte, beträchtlich vereinfacht werden. Es soll auf die Abweichungen hier nicht näher eingegangen werden. Die Grenzen der verschiedenen oben charakterisirten Strecken des Speetrums waren von denjenigen normaler triehromatischer Systeme nicht nachweisbar verschieden. Die Elementar-Empfindungen seien hier mit R', @’ und V’” bezeichnet. Über das Ergebniss der Beobachtungen ist, soweit sie sich auf das Interferenz-Speetrum des Lampenlichtes beziehen, zu bemerken, dass der Werth von A,, nach der graphischen Aufzeichnung zu 600 un, durch Bestimmung desjenigen Spectrallichtes, welches das Licht der zweiten Endstrecke zu der Farbe des Lampenlichtes ergänzt, zu 6o1 un zefunden wurde. Beide Werthe zeigen also auch eine hinreichende Über- einstimmung. Die nachstehende Tabelle enthält vollständig die auf das Sonnenlicht bezogenen Elementar-Empfindungscurven des Hrn. Z., während von Hrn. B. die Curven nur soweit angegeben sind, als sie unter gleichen Annahmen für die Höhen der Endordinaten wie bei Herrn Z., sicher berechnet werden können. In Fig. 2 (auf S. 820) ist bereits die Curve @’ des Hrn. Z. punktirt eingetragen. 720 (0.044) = = 700 (0.144) | it. 731m) 685 (0.298) — — 670 0.689 — | _ 670 0.689 — — 645 2.481 0.291 | — 645 2.555 | 0319 | _ 630 4.020 1.259 E= 630 4.148 | 1.205 u 620 5.287 2.269 (0.001) | 620 5.349 2.288 —_ 610 6.600 | 3.804 | (0.004) || 610 7.033 3.826 _ 600 7.672 5.250 | (0.013) || 600 7.736 5.149 — 590 8.571 6.678 | (0.026) | 590 8.140 6.750 — 577 8.6758 | 7.684 (0.041) | 577 8.634 8.252 560 | 8.341 | 8.964 | (0.086) || 560 | 8.557 9.364 = 545 7.536 8.956 (0.146) || 535 6.348 7.850 _ 535 | 6.348 8.274 | (0.198) || 520 = 7.135 + Deu Ska 7.135 | (0.331) 752° =. == 0.565 505 4.191 5.958 0.882 495 — — 3.116 495 1.929 3:558 | 3.129 || 485 = = 6.274 485 1.041 | 3.28 6.210 | 475 — _ 9.748 475 0.000 | 3.081 ı 10.194 || 463 — — 11.154 463 — | 1.784 | 12.931 || 455 u — 13.280 455 3 0507 en +30 Zr = 13.700 445 = 0.223 | 13.280 400 — - (3-000) 430 _ 0.000 13.57 400 Eh _ (2.985) EL Kösıs u. Diererier: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 823 Aus der Tabelle ergiebt sich ı. Die Gurve R’ weicht einigermaassen von der normalen Curve R ab. — Es soll hier nicht verschwiegen werden, dass eine kritische Betrachtung über die Abhängiekeit der Gestalt der Curve von der Unsicherheit in der Beobachtung und Berechnung eine merklich andere Form als innerhalb der Grenzen der möglichen Beobachtungsfehler liegend ergiebt. Die wesentlichste, weiter unten im Absehnitt I zu erwähnende charakteristische Eigenthümlichkeit der Öurve ist jedoch völlig unabhängig von dieser Unsicherheit. 2. Die Curve @’ zeigt grosse Unterschiede von der normalen Form. Ihr Maximum liegt zwar an derselben Stelle des Speetrums, ihr Typus ist aber ein ganz anderer. 3. Die Abweichungen zwischen der anomalen Curve V’ und der normalen Curve V, welche in dem Intervall 455 bis 430 un sogar ziemlich beträchtlich sind. rühren ohne Zweifel von Beobachtungs- fehlern her, die hier dureh die Umrechnung auf das Interferenzspeetrum des Sonnenlichtes besonders stark hervortreten: denn vor jeder Um- rechnung d.h. wenn die Curven noch auf das Dispersions-Speetrum des Lampenlichtes bezogen sind, sind die Differenzen sehr gering. M. Nachdem wir in Abschnitt I die Analyse der Farbenempfindungen eänzlich frei von .theoretischen Annahmen ausgeführt haben, geht nunmehr die weitere Frage dahin, ob sich aus dem bisher Gewonnenen irgend welche Schlüsse auf die physiologischen Vorgänge machen lassen, welche die Farbenempfindungen auslösen. Wir wollen nunmehr unter »Grundempfindung« eine solche Empfindung verstehen, der ein einfacher (d. h. dureh keine Art des Reizes weiter zerlegbarer) Process in der Peripherie des Nervus optieus entspricht.‘ Die Anzahl der Grundempfindungen muss in jedem Farbensystem gleich derjenigen der Elementarempfindungen sein. Die Grundempfindungen lassen sich in gleicher Weise als Func- tionen der Wellenlänge des Lichtes darstellen, wie es bei den Elementarempfindungen geschehen ist. Der Maassstab sei wieder so gewählt, dass das über die ganze Ausdehnung des Speetrums genommene Integral gleich 1000 ist. Wir wollen nunmehr für die Grund- empfindungen folgende Bezeichnungen einführen: ! Dieser Begriff der Grundempfindung ist seinem Inhalte nach völlig identisch init dem, was Hr. Doxpers, wie oben schon erwähnt, unter Fundamentalfarbe versteht, 8324 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. bei monochromatischen Systemen 9, bei diehromatischen Systemen ®, und 8,, bez. W®, und 8,, bei normalen triechromatischen Systemen WR, & und %, bei anomalen trichromatischen Systemen W, & und ©. Da von zwei gleich aussehenden Farben immer die Grundempfin- dungen in gleicher Stärke ausgelöst werden müssen, so können wir in allen unseren, in Abschnitt I aufgeführten Farbengleichungen Z durch eine der Grundempfindungen ersetzen. Weil nun Z aber auch durch die Elementarempfindungen ersetzt werden konnte und die Farbengleichungen sämmtlich homogen und linear sind, so bestehen, abgesehen von einer hier bedeutungslosen multiplicativen Constanten, folgende Beziehungen: ı. für monochromatische Systeme SH: für dichromatische Systeme [97 a. vom ersten Typus eier &, ar BD, r nn = a"W+%, K IR Bere Anz 4, Ar Er b. vom zweiten Typus a! W, + B/K M, — 7 — ’ 2 a, + ®%, NW BR R, u VERSTEHT Dr) A für normale trichromatische Systeme ® aR+bG+cV NR = / ı 4 ’ a + bc „ «@R+b"G+ecV 16) —— „ „ „ De ner a”R+b"G+c”V a &B DU an Pal: 1 Bei anomalen triehromatischen Systemen, wo die Werthe von N,6, 8. R. G und V durch die gestrichelten ersetzt werden, gelten Relationen derselben Form, wie bei den normalen. Eine diesen Gleichungen entsprechende Verbindung von Elementar- os 12 Empfindungseurven wollen wir »Superposition« derselben nennen. Die einfachste Beziehung, welche zwischen den Farbensystemen verschiedenfacher Mannigfaltigkeit gedacht werden kann, besteht in der Annahme, dass die monochromatischen und diehromatischen Systeme eine bez. zwei von den drei Grundempfindungen normaler trichroma- tischer Systeme enthalten. Könıe u. Diererier: Grundempfindungen n. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 825 Für monochromatische Systeme ergiebt sich nun durch die Rechnung (sowie auch schon durch blosse Anschauung), dass die Elementar-Empfindungscurve H durch keinerlei Superposition ge- bildet werden kann. Die bisher genauer untersuchten monochroma- tischen Farbensysteme können daher nicht entstanden ge- dacht werden durch Wegfall von einer oder zwei der Grund- Empfindungen der bisher untersuchten di- oder trichro- matischen Systeme. Da man mit Hrn. Doxpers!' die monochromatischen Systeme wegen der übrigen immer gleichzeitig vorhandenen Eigenschaften des Gesichtssinnes als eine pathologische Abnormität zu betrachten hat, so ist der Mangel einer einfachen Beziehung zu den nicht pathologisch veränderten Farbensystemen ohne weiteren Belang. Ganz anders ist aber das Ergebniss über die Verbindung zwischen dichromatischen und normalen trichromatischen Systemen. — Wenn man die Mittelwerthe der Elementar-Empfin- dungscurven zu Grunde legt, so ergiebt sich mit einer in Rücksicht auf die vorhandenen Beobachtungsfehler vollkommen genügenden Genauigkeit BR 1, 6 BUdEEN a sobald man annimmt, dass u — W+o.ıÄK L.1 W,—=W, DL are ar DB 0.95 0.25R+G UF. C. Donpers, Gräre's Archiv. Bd. 30 (1) S. ı5. 1884. ® Man kann in den Ausdrücken für W, und & den Coeffieienten @/ und ce” auch von Null verschiedene, passend gewählte Werthe beilegen, ohne die bis jetzt gefundenen Beziehungen zu stören. Da das vorhandene Beobachtungsmaterial hierzu aber gar keinen bestimmten Anhalt gewährt, so ist die einfachste Annahme gemacht und &/ = e' — o gesetzt worden. Die Unsicherheit der Beobachtung ermöglichte es ferner nicht, zu entscheiden, ob man vielleicht, um zu einer noch besseren Über- einstimmung zu gelangen, den hier gleich Null "gesetzten Superpositions- Coefficienten «U, «/,.a’”’ und 5” einen kleinen von Null verschiedenen Werth beizulegen habe. 8326 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Es muss hier ausdrücklich hervorgehoben werden, dass (wofür der Beweis einer ausführlicheren Darstellung vorbehalten bleibt) die Unsicherheit der Beobachtung niemals die Möglichkeit der hier angegebenen Gleichsetzungen in Frage stellt; nur die numerische Grösse der Superpositions-Coeffieienten wird dadurch beeinflusst. Wir können somit also aussprechen: Die beiden bisher genauer untersuchten Typen dichromatischer Farbensysteme kann man aus den normalen trichromatischen Systemen in der Art entstanden denken, dass bei dem einen Typus die Grund- empfindung N, bei dem andern die Grundempfindung 6 fehlt. Die Tabellen auf der nächsten Seite enthalten die Resultate der Rechnung für die mittleren Curven ®, und W, der diehromatischen und die individuellen Curven N und & der normalen trichromatischen Systeme. Die letzte Spalte bezieht sich auf‘ anomale triehromatische Systeme und. wird erst weiter unten Erwähnung finden. 6 z | | he | 1 B 720 700 680 66o 640 620 Geo 580 560 540 520 500 480 460 440 420 4oo 380 ! F H a B [0 D Eh G Fig. 3. Die Gleichheit der entsprechenden Curven ist bei einem von uns (D.) so gross, dass dieselben bis auf eine ganze kurze Strecke bei dem Massstabe der nebenstehenden Fig. 3 nieht getrennt zu zeichnen sind. Wir haben daher ausser den Curven ®, und W, nur für den andern von uns (K.) die Curven W und & eingetragen. Die Abweichung verschwindet hier ebenfalls. wenn man den schon erwähnten, durch die Absorption des Lichtes in der Macula lutea entstandenen Aus- schnitt ungefähr auszugleichen sucht und dann wieder die erforder- liche Reduction der Ordinaten vornimmt. Ausserdem ist noch eine Curve ® eingetragen. Könı u. Dierericı: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Spectrum. 827 Für diehromatische Systeme Für K Für D | Für Z x N x N (0) N (0) N 720 0.026 0.003 720 0.034 0.006 0.034 0.006 0.033 700 0.087 0.010 700 0.116 0.021 0.109 0.020 | 0.130 685 0.176 0.020 685 0.243 0.043 0.244 0.043 0.270 070 0.437 0.046 670 0.546 0.100 0.529 0.100 0.627 650 1.43 0.233 645 2.264 0.533 1.979 0.435 2.265 630 3.55 0.76 650.7 a2 1.234 3.610 0.9067 3.565 620 4:92 1.48 620 5.327 1.930 4.962 1.570 4.806 610 0.04 1.55 610 6.714 3.075 6.316 2.568 6.082 600 7.00 3.78 600 7:205 4.449 7-000 3.719 6.975 590 7.64 5.56 590 7.892 6.097 7.680 5.306 7.300 580 7:97 7.34 577 8.139 8.413 | 8.110 7:70%4 || 7.893 57 7:99 9.40 563.5 | 8.284 10.709 | 8.042 7:749 = 560 7:77 10.27 560 = = = = 7-591 550 7-37 10.55 555 8.137 11.320 7.886 10.507 540 _ 10.39 545 7-395 11.300 7.273 10.685 6.805 530 5.80 9.64 536 6.432 10.398 6.637 10.146 5.790 520 5.00 8.50 520 — — _- _ 4.711 - -- — 516.5 3.269 6.686 _ _ _ —— — = 512 — — 3.266 7:244 _ 505 3.31 0.20 505 1772 Auen, 2523 5.727 3.890 495 2.03 4-31 495 1.010 2.303 1.576 3.800 2.038 485 1.50 2.72 485 0.892 1.730 1.040 2.670 1.511 475 1.41 1.265 475 0.834 1.362 0.678 2.000 0.927 463 1.44 0.520 463 1.230 0.740 1.201 1.114 1.165 455 1.45 0.173 455 1.340 0.366 1.360 0.648 1.179 445 1.37 — 445 1.407 0.170 1.400 0.200 1.207 430 1.13 _ 433 1.297 0.000 1.252 0.000 1.234 400 0.214 _ 400 (0.29) — (0.281) —_ (0.271) Ein viel tiefer gehender Bliek eröffnet sich uns, wenn wir die anomalen trichromatischen Farbensysteme ebenfalls in den Kreis der Betrachtung ziehen. Man kann nämlich Ve a B—WB’—YV setzen, d. h. es lassen sich dureh Superposition von R’ und V” zwei der Grund- ömpfindungseurven normaler trichromatischer Systeme bilden.’ Hin- gegen ist durch Rechnung (und Anschauung) ersichtlich, dass hier jede Superposition von R’ und @’ eine Curve erzeugen muss, deren Gestalt eine Übergangsform zwischen N und © bildet. Wir können daher die von uns untersuchte Gruppe anomaler triehroma- tischer Systeme als Verbindungsglied zwischen den normalen triehroma- I Selbst die oben erwähnte beträchtliche Unsicherheit der Curve R’ stellt nicht die Richtigkeit dieser Behauptung, sondern nur den hier angegebenen numerischen Werth der Superpositions- Coeffieienten in Frage, 8328 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. tischen und den diehromatischen Systemen des ersten Typus betrachten, sobald wir annehmen, dass bei den letzteren die Intensitäts-Curve der Grundempfindung & völlig auf die unverändert gebliebene Curve der Grundempfindung R geschoben ist. Die vollkommene Berechtigung zu dieser Annahme folgt aus der Bestimmung des Farbentones der drei Grundempfindungen und den Beobachtungen an unilateralen »Farbenblinden«. Aus der auf Grund der Curven WR, © und B eonstruirten Farbentafel ergeben sich, was zum Theil auch direet aus Fig. 3 zu ersehen ist, als die den Grund- empfindungen entsprechenden Nüancen für N ein Roth, welches etwas von dem Roth der ersten End- strecke im Spectrum nach dem Purpur abweicht, » 6 ein Grün von der Wellenlänge etwa 505 un. » ® ein Blau von der Wellenlänge etwa 470 un. Aus der Configuration der Farbentafel geht ferner hervor, dass unter den Grundempfindungen ® am meisten, 6 am wenigsten gesättigt im Spectrum vertreten ist; die Farbentafel steht ausserdem im Ein- klang mit der Erfahrungsthatsache, dass das speetrale Violett immer gesättigter ist, als irgend eine Mischung von spectralem Blau mit spectralem Roth. Es sind die somit bestimmten Grundempfindungen genau die- jenigen Farben, welche Hr. Hrrıse, auf einer rein psychologischen Analyse der Farbenempfindungen fussend, als »Ur-Roth«, »Ur-Grün« und »Ur-Blau« bezeichnet. Das zu der Grundempfindung ®B comple- mentäre Speetrallicht von der Wellenlänge etwa 575 vu ist das »Ur-Gelb« des Hrn. Hermes und entspricht dem Schnittpunkt der Grundempfindungs-Curven WR und $', Wenn wir uns nunmehr die Qualität der Grundempfindung & beibehalten, die Gestalt ihrer Intensitäts-Curve aber derjenigen von R ähnlicher geworden denken, so haben wir die untersuchten anomalen trichromatischen Systeme. Ist sie dann so weit verändert, bis sie ganz mit derjenigen von N zusammenfällt, so werden im Speetrum nur zwei Farbentöne (allerdings in verschiedener Sättigung) vorhanden sein, nämlich Blau (A = etwa 470uu) und Gelb (A = 575 uu) und das so entstanden gedachte diehromatische System ist völlig identisch mit den ersten Typus der untersuchten derartigen Systeme, wenn man annimmt, dass die Grundempfindung ®, gleich Gelb, und 8, gleich Blau sei. Dieses ist aber thatsächlich der Fall, wie die Beobachtungen der ! Es ist dieses dieselbe Stelle im Speetrum, wohin nach Hrn. Doxpers’ an ı1r Augen ausgeführten Untersuchungen (pu Boıs-Reyuono's Archiv für Physiologie, Jahrgang ı884 S. 535) die meisten Personen das angeblich reinste Gelb verlegen. Könıc u. Dierericı: Grundempfindungen u. Intensitäts-Verth. im Speetrum. 829 HH. Hırrer! und HorLnsren” an einem Individuum lehren, dessen rechtes Auge ein diehromatisches, dessen linkes Auge aber ein trichromatisches Farbensystem besass. Die geäusserte Anschauung von der unveränderten Qualität, bei geänderter Intensitätsvertheilung der Grundempfindung ( hat sich demnach als völlig mit der Erfahrung in Einklang stehend erwiesen. Inwiefern die übrigen von Hrn. Hormeren aufgefundenen und untersuchten Fälle unilateraler »Farbenblindheit« zur Stütze der Lehre von der Veränderlichkeit der Grundempfindungs-Curven bei gleich- bleibender Qualität der Empfindung dienen können, ist erst sicher zu beurtheilen, wenn sich in anderen Gruppen von anomalen trichroma- tischen Systemen bisher noch unbekannte Übergangsformen gefunden haben werden. ! A. v. Hırper. Gräre’s Archiv Bd. 26 (2) S. 176. 1880 und Bd. 27 (3) S. 47: 1881. ®2 F. Horusren. Oentralblatt f. d. med. Wissenschaften 1880 S. 898. — Congres internat. periodique des sciences medieales. Se Session. Copenhague 1884. Section d’Ophthalmologie. — Ann. d’Oculistique. Tome XCII p. 132. 1884. Be ® u En, u DE 0 en ser h h i ee nr ‚an IT TE m» EDDIE Pr ne E79 hr 2 handle a DR Te i ee Pr Fk > ing in Key LT ahnt vl ur de di Ä vr A ni ll se ty Fri ae ih en tr ae) or A ee ne yalı Bnienr B Er ini! ni la ara sah ch “ rue eu a ee % Sol F D a 100: Nu > or i "% Hind Arte A TE Is A nt \ 2 Be MEER l v# » ' a1 HR’ Yt mis f gu u 1 2 Sn BETEN EN HEN DES: | on = nn j “ er AZ = 1, m Ka rue EN; > s in N. a D v E Ere Ps v 831 Verzeichniss der Medusen, welche von Dr. SANDER, Stabsarzt auf S. M. 8. „Prinz Adalbert“ gesammelt wurden. Von Prof. A. GoETTE in Rostock. (Vorgelegt von Hrn. Scnurze am 22. Juli [s. oben S. 649].) Iiese Medusen, welehe mir vom Zoologischen Museum in Berlin zur Bestimmung überwiesen wurden, sind nach den bekannten mo- (lernen Methoden conservirt worden, was ihre äusseren Formen im Allgemeinen gut erhalten, sie aber brüchig gemacht und ihre Farben völlig zerstört hat. Den dadurch geschaffenen Schwierigkeiten der Bestimmung gesellte sich noch die weitere hinzu, dass bei der geringen Zahl von Individuen derselben Species und desselben Fundortes die grösste Schonung derselben geboten war. Dies zur Erklärung des Umstandes, dass insbesondere die neuen Formen nicht noch voll- ständiger untersucht wurden, als es zur systematischen Bestimmung unumgänglich war. Als Grundlage der letzteren wurde das Haecxer'sche System der Medusen adoptirt. Allerdings lassen sich schon die wenigen neuen Genera der vörliegenden Medusensammlung nicht ganz ohne Zwang in den Rahmen jenes Systems einfügen; ihre geringe Zahl verbietet es aber, deshalb an dem letzteren zu rütteln. Dagegen ist es nieht unwahrscheinlich, dass, sobald uns noch mehr von solchen neuen Formen bekannt werden, das gegenwärtige System der Medusen in vielen Theilen eine grundsätzliche Neuordnung erfahren wird, wobei auch die hier zuerst beschriebenen Medusen eine passendere Stelle finden werden. Hydromedusen. ı. Tiara pileata Haezcren, 3 Stück. Mit etwa ı8 Tentakeln, Sehirm- breite etwa 5"”. Carthagena, 28. November 1883. 2. Callitiara polyophthalma Harcken, ı Stück, etwa 4"" Schirm- breite. Uarthagena, 3. December ı 883. u 832 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. i - 3. Rathkea fasceiculata HaeckeL, ı Stück, etwa 4"”" Schirmbreite. Carthagena, 28. November 1883. 4. Spirocodon saltatrix HarckeL, ı Stück, 50"" hoch auf 30” Breite. Nagasaki, 6. Juni 1884. Beschreibung. Das vorliegende Exemplar der von HarckEL zunächst als Polyorchis saltatrix aufgeführten Meduse lässt bei äusserer Besichtigung Folgendes erkennen: Der hohe Schirm ist achtkantig mit abgerundeter Kuppe; von den Kanten sind vier perradial, vier interradial. Der Schirmrand ist festonirt, so dass zwischen den Enden von je zwei Kanten ein halbkreisförmiger Lappen herabhängt. Rand- ständig entspringen etwa 320 Tentakel (je 40 an jedem Lappen) mit je einem Ocellus an der Basis, alle in einer Reihe und etwa 20”" lang. Kein Magenstiel, ein vierzipfelig entspringendes, langes und schlankes Magenrohr: der Mund mit vier Mundlappen. Die vier Radialkanäle münden in den achtfach festonirten Ringkanal des Schirm- randes und sind in ihrem Verlauf mit zahlreichen, gegen- und wechsel- ständigen, mehr oder weniger baumförmig verzweigten und blind endigenden Seitenästen besetzt. Aus dem Proximaltheil jedes Kanals entspringt eine dünne und lange, korkzieherförmig gewundene Gonade. Interradial entsendet der Ringkanal gleichfalls baumförmig verzweigte, mit den Kanalästen nicht anastomosirende Centripetalkanäle. Das Velum ist kräftig entwickelt. Spirocodon stimmt mit den Polyorchiden nur darin überein, dass es überhaupt blindendigende Seitenäste der Radialkanäle besitzt. Im Übrigen entfernt es sich aber von allen bekannten Cannotiden durch | dendritische Verzweigung jener Äste, durch die Bildung, Zahl und Ursprungsstelle (kanalar statt in den Seitenästen) der Gonaden, durch den festonirten Schirmrand und das kräftige Velum, sowie insbeson- dere durch die Centripetalkanäle, welche sonst nur gewissen Tracho- medusen zukommen. Es ist daher nicht nur die Bemerkung Harcker's | gerechtfertigt, es dürfte richtiger sein, Polyorchis saltatriv zum Typus eines neuen Genus »Spirocodon« zu erheben, sondern sie muss ferner als Vertreter einer neuen Subfamilie (Spirocodontidae) zwischen die Polyorchiden und Berenieiden eingereiht werden. 5. Irenopsis hexanemalis GoETTE, novum genus, nova species, zabl- reiche Exemplare bis ı5 und 20”” breit. Zanzibar, ı5. September 1885. Beschreibung. Schirm flach mit 32 kurzen (?) Tentakeln mit verdiekter Basis, zahlreichen Randbläschen, kurzem Magenstiel und tlachem Magen mit sechs Mundlappen. Aus dem Magen entspringen sechs Radialkanäle, welche distalwärts walzige, zum Theil gewundene Gonaden enthalten. Das Velum rudimentär. Dureh die Kanalgonaden und das rudimentäre Velum erweist . y SE GoerrE: Verzeichn. d. Medusen, welche v. Dr. SAnver gesammelt wurden. 833 sich unsere Meduse als Leptomeduse, durch die Randbläschen, die Bildung der Tentakel und des Magens steht sie den Eucopiden nahe, von denen sie sich grundsätzlich nur durch die Anzahl der Kanäle unterscheidet. Im Übrigen gleicht sie am meisten einer Irene, so dass sie bei einer entsprechenden Erweiterung der Familienmerkmale (vier bis sechs Kanäle statt nur vier Kanäle) unter die Ireniden aufgenom- men werden könnte. 6. Irene pellucida HasckeL, 7 Stück, 3 bis 6”” breit, mit etwa ı6 Tentakeln. Zanzibar, ı5. und 20. September 1885. 7. Mesonema maerodactyhım Branpr. a. 2 jüngere Exemplare von ı5 bis 20”” Breite, mit 24 und 25 Kanälen und 8, 9 Tentakeln. b. 2 ältere Exemplare von 30"”" Breite mit 50 und ı60 Kanälen und ı0 (8) Tentakeln. Zanzibar, ı5. und 20. September 1885. ce. Ein ganz kleines (5"”"”) und schlecht erhaltenes Exemplar aus Valparaiso, 27. März 1885. 8. Aglantha globuligera Harcrer. Ein mässig erhaltenes Exemplar von 3"”"” Breite, mit nur 8 adradialen geknöpften Tentakeln, während 4 perradiale und 4 interradiale nur eben angelegt zu sein scheinen. Carthagena, 3. December 1883. 9. (rlossocodon Haeckelii GoETTE, nova species. 4 Stück von 5 bis 15”" Schirmbreite, eins von den kleineren Individuen mit Cunina- knospen. Zanzibar, ı5. und 20. September 1885. Besehreibung. Unsere Art unterscheidet sich von (rlossocodon Lütkenü und agurieus dureh folgende Merkmale: Die Gonaden sind sehildförmig oder breit bandförmig ohne terminale Ausschnitte: ihre Abstände sind breiter als sie selbst. Von den drei Centripetalkanälen ist der mittlere merklich breiter und länger als die beiden seitlichen. Scyphomedusen. 10. Linerges aquila HaeckeL, 3 Stück von etwa 20”” Breite. Singapore, 27. April 1884. Auch an 2. draco erinnernd; Gonaden leierförmig; beide Hälften zusammenstossend, aber getrennt: Tentakel länger als die Lappen. ı 1. Pelagia flaveola Escuscnoutz (= P. dentieulata Branpr). ı Stück (a) von Zanzibar, 14. September 1885, ı Stück (b) von Callao, 21. Januar 1885, 11 Stück (c bis n) aus dem Stillen Ocean Br. 37° 42 S.. L. 83° 28’ W. — ı2. April 1885. Die zwei ersten Exemplare aus Zanzibar und Callao von 40"” Breite stimmen im Wesentlichen mit P. dentieulata Br. aus dem Berings-Meer Sitzungsberichte 1886. 79 834 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. überein, so dass also die Verbreitung dieser Art eine ausserordentlich weite ist. Die ıı übrigen, offenbar in einem Schwarm gefangenen Pelagien des Stillen Oceans von 30 bis 40”" Breite, unterscheiden sich von den ersteren durchweg nur durch die kürzeren Arme, einzelne dann noch dureh den flachen Schirm, die flachen Lappenausschnitte, die Kürze des Mundrohrs, während der Zottenbesatz der Exumbulla der gleiche zu sein scheint. Diese Merkmale, welche vereinigt auf Schirm. | Randlappen- Mundrohrlänge. | Armlänge. ausschnitt. E | e a mittellioch tief | — 11/2 Sehirmdurehmesser b hoch | tief | — 11/3 Durchmesser [2 flach | flach |= 9ıo d | hoch flach = 6/7 a e | flach tief — 2/3 f: | flach flach nf, w — 5/8 » g | mittelhoch tief —4ls “ — ale Rh flach tief 2/s . — 45 i mittelhoch flach —=?/, " —e k hoch flach = Ua . — 3/4 I flach flach —H ER — 3/5 m mittelhoch | flach | 3/4 “ ? n | flach flach 7 „ — 5/8 | | j P. flaveola Esenscnorzz passen würden, finden sich aber, wie die neben- stehende Tabelle zeigt, nur im Exemplar / miteinander combinirt, sonst aber in so wechselnder Zusammenstellung und Variation unter diesen Artgenossen — Exemplar y reiht sich z. B.. bis auf die kürzeren Arme, an a und b an —, dass sowohl eine bestimmte Art- Diagnose auf Grund jener Merkmale, als auch eine genügende Unter- scheidung dieser ıı Exemplare von a und 5, d. h. von P. dentieulata unmöglich wird. Man ist daher gezwungen, P. flaveola und P. denti- eulata als Varietäten einer Art aufzufassen, mit folgender Diagnose: Schirm hoch oder flach, Randlappen flach oder tief ausgesehnitten, Mundrohr kürzer als der Schirmradius, Arme etwas länger oder kürzer als der Schirmdurchmesser — Varietät A mit längeren Armen und höherem Sehirm, Varietät B mit kürzeren Armen, flachem Sehirm und sehr kurzem Mundrohr. Unter diesen Umständen wäre natürlich der jüngere der beiden Speciesnamen einzuziehen und die variable Art als P. flaveola zu bezeichnen. ı2. Dactylometra quinqueeirrha L. Asassız var. pacifica (OETTE, 5 Stück von 60 bis 90"" Breite. Nagasaki, ı. und 5. Juni 1884. Alle fünf Exemplare sind vier- bis fünfmal niedriger als breit; ihre Arme sind bis nahezu doppelt so lang als der Schirmdurchmesser; die Tentakel — manche sind abgebrochen — scheinen alle gleich lang r * ] Dy-< Goerre: Verzeichn. d. Medusen, welche v. Dr. Sanper gesammelt wurden. 835 zu sein, jedenfalls finden bestimmte Längenabstufungen nicht statt. Dies letztere wäre der einzige bemerkenswerthe Unterschied von D. quinqueeirrha, weswegen ich unsere Form bloss als Varietät der letzteren betrachte. 13. Sanderia malayensis (GOETTE, novum genus, nova species, 2 Stück von ı5 und 25”” Breite. Singapore, 23. April 1884. Beschreibung. Schirm scheibenförmig, im Centrum etwas vorgewölbt; der Schirmrand besitzt 32 ganz flache und gleich breite Stammlappen, welche durch eine mittlere Ausbuchtung in je zwei Randlappen (im Ganzen also 64) gesondert sind; in den Ausbuch- tungen sitzen alternirend ı6 Sinneskolben und 16 mittellange Tentakel (zum Theil unvollständig erhalten). Der Kranzdarm besteht aus 32 mit den Stammlappen correspondirenden und daher ebenfalls gleich breiten Radialtaschen, welche in die Lappen auslaufen; in der Radial- ebene jeder Tasche verläuft an der Subumbrella eine feine dunkle Linie (Muskelleiste?) bis an den Sinneskolben oder Tentakel. Das Mundrohr ist ganz kurz und mit vier kurzen Armen (= '/, Schirm- radius) besetzt. welche wenig oder garnicht gekräuselte dreieckige Lappen darstellen. Die vier quergefalteten Gonaden krümmen sich centralwärts beinahe kreisförmig zusammen und berühren sich unter- einander. Unzweifelhaft sind unsere zwei Medusen Pelagiden, aber ebenso sicher wegen der ı6 Tentakel, ı6 Sinneskolben und der rudimentären Mundarme ein distinetes neues Genus derselben. Die von HarckeEL aufgeführten drei Pelagidengenera: Pelagia, Chrysaora, Dactylometra unterscheiden sich wesentlich nur durch die Zahl der Tentakel und Randlappen; Sanderia weicht aber nicht nur in diesen Zahlen von ihnen ab, sondern ferner noch in der Zahl der Sinneskolben (16 statt 8) und der Radialtaschen (32 statt 16), in der Lappenbildung — Lappen und Taschen fallen bei Sanderia vollkommen zusammen, bei den an- deren Pelagiden nieht — und in der Bildung der Mundarme. Sanderia dürfte also nicht einfach jenen drei Genera angereiht, sondern müsste ihnen entgegengestellt werden als Vertreter einer eigenen Subfamilie: »Sanderidae«. Die ersteren würden alsdann die Subfamilie » Kupela- gidae« bilden. Pelagidae. Sinneskolben. | Radialtaschen. | Mundarme Eupelagidae ....... S 16 \ gut entwickelt Sanderidae .....:.. 16 32 rudimentär 14. Oyanea ferruginea Escnsenoutz, 6 Stück von 25 bis 90” Breite. Singapore, 27. und 28. April 1884. 79% 836 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. 15. Aurelia colpota Branpt, ı Stück von 45"" Breite, Singapore, 15. Juni 1884; ı Stück von 70”" Breite, Nagasaki, 6. Juni 1884. 2 Stück von 90”” Breite. Zanzibar, 10. und 15. September 1885. 16. Aurelia flavidula Perosx et Lesueur, ı Stück von 60" Breite. Zanzibar, 15. September 1885. 17. Aurelia limbata Branpt, ı Stück von 80” Breite. Zanzibar, 15. September 1885. Der Sehirmradius dieses Exemplars ist drei bis viermal so lang wie der Genitalradius, an den viel grösseren Braxpr'schen Exemplaren war das Verhältniss wie 2:ı. Diese Verschiedenheit ist aber gegen- über der sonstigen Übereinstimmung der beiderlei Formen unwesent- lich und wahrscheinlich durch das verschiedene Alter bedingt. ı8. Versura palmata HacckeL var. a. 4 Stück von 20 bis 25"” Breite. Zanzibar, 17. und 20. Sep- tember ı885. Schirm flach gewölbt, die Endkolben am Ende jedes Armes so gross wie bei den Pilemiden, in jedem Oetanten 4 unvollkommen getheilte Velarlappen. b. ı Stück von 30”” Breite. Nagasaki, 27. Mai 1884. Ebenso wie a gebildet. e. ı Stück von 45"”" Breite. Zanzibar, 20. September 1885. Schirm scheibenförmig, die je 4 Velarlappen vollkommen getheilt, also eigentlich 8. d. ı Stück von ı6"" Breite. Zanzibar, ı5. September 1885. Ebenso wie e, nur flach gewölbt. e. 2 Stück von 50 und 65"”” Breite. Nagasaki, ı. Juni 1884. Schirm flach gewölbt, die stark verletzten und undeutlichen Velarlappen in der Zahl 7 bis ı0 (?) in jedem Oetanten, ungleich, unvollkommen von einander getrennt. f. ı Stück von 30”” Breite. Singapore, 28. April 1884. Scheiben- förmig, statt des Endkolbens ein gestielter grosser Nessel- knopf, 8 Velarlappen in jedem Oetanten. g. ı Stück von 20”” Breite. Singapore, 26. April 1884. Flach gewölbt, ohne Nesselknöpfe, mit je 8 Velarlappen, 16 Radial kanälen und zahlreichen Knospen zur Verzweigung derselben und am Ringkanal. Wahrscheinlich eine Jugendform von f. h. 2 Stück von 5"" Breite. Singapore, 27. April 1884. Larven mit unvollkommen geschlossenen Armkrausen, unverschmolze- nen Subgenital-Höhlen. Zu den vorigen gehörig (?). Ich fasse alle diese Formen als Varietäten von Versura palmata auf, weil sie in der wichtigsten Abweichung von derselben, in der Lappenzahl, selbst merklich schwanken, und die fortschreitende Ver- mehrung dieser Lappen an den grösseren Exemplaren, wie sie HAEcKEL Gorrre: Verzeichn. d. Medusen, welche v. Dr. SAnver gesammelt wurden. 837 beobachtete, zu der von ihm angegebenen Zwölfzahl führen kann. Auch der einmal (f) beobachtete grosse Endknopf an Stelle des End- kolbens kann keinen specifischen Werth haben, da die Meduse im Übrigen mit anderen Exemplaren, z. B. e, d, übereinstimmt. Für meine Auffassung spricht endlich der Umstand, dass die identischen Formen a und b aus Zanzibar und Nagasaki, dagegen die Varianten a, e, d (Zanzibar), und andererseits b, e (Nagasaki) von je demselben Fundort stammen; d.h. die identische Form ist sehr verbreitet, die Varianten finden sich aber am selben Ort. Diese Thatsache, welche auch für unsere Exemplare von Pelagia flaveola gilt, dürfte sich nach meiner Ansicht überhaupt häufiger constatiren lassen, sobald die systematische Bestimmung sich nicht auf einzelne oder wenige, sondern auf zahlreiche Exemplare nächstverwandter Formen stützt. 19. Crossostoma, nova species? a. ı Stück von 50”" Breite. Anjer, 2ı. April 1884. b. ı Stück von 90”" Breite. Singapore, 27. April 1884. Beschreibung. Schirm flach gewölbt, acht Velarlappen in jedem Oetanten, Arme beinahe doppelt so lang als der Schirmradius, an der Mundstelle isolirte Saugkrausenstücke (Mundrosette) und vier lange und dünne, mit zahlreichen Nesselwarzen besetzte Fäden. bei b am Ende geknöpft. Einige ähnliche, aber kürzere Fäden am Oberarm, weiterhin gestielte Kolben: b besitzt auch lange Endkolben an den Armen, welche a fehlen. Ich habe auf diesen Befund hin keine neue Species gemacht, weil unsere Exemplare möglicherweise zu einer der drei bisher auf- gestellten Arten von Crossosioma gehören, was aber bei der unvoll- kommenen Beschreibung derselben noch nicht zu entscheiden ist. Ri, A: 7 >; ’ En Üunm ne Br Yı Inn a vo Al RT Te wiure.,) rar a Uran n ih Bash Ve a BETEN ST; zum Fat Äh ende en m: ah ee ee ee bh : «A IE? beit to) FEW ul Da BT Arne Hu a ar ee er ee BT n'ra „Area hit Nr 2) Du Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin. Erklärt von Dr. D. H. MÜüLLeEr, Prof. an der Universität Wien. (Vorgelegt von Hrn. Dire.manw am 22. Juli |s. oben S. 629].) (Hierzu Taf. XIII.) Die Königlichen Museen in Berlin erwarben unlängst von dem For- schungsreisenden Hrn. Envarn GLaser die folgenden Alterthümer aus dem Jemen, deren Veröffentlichung mir gütigst gestattet worden ist. Hr. Prof. Dr. Erman hat die Beschreibungen der Stücke, von denen mir Abklatsche oder Copien vorlagen, «dieser Abhandlung eingefügt. Dieselben sind durch Anführungszeichen kenntlich gemacht. Hrn. Prof. Dr. Jurıus Eurine, der während des Ankaufs zufällige in Berlin an- wesend war und aus freien Stücken die Abklatsche für mich anfertigte und mir zuschickte,. sage ich für die Mühe und Güte meinen verbind- licehsten Dank. IR Inschrift von Hadaqän. »Inschriftstein aus Hadagän, Kalkstein. Länge 92°” (ursprünglich 94”), Höhe 41”. Der Stein war nach Hrn. GrLAser's Angabe in einem modernen Bauwerk vermauert; beim Ausbrechen hat man ihm den linken Rand und das untere Stück abgeschlagen. Die Inschrift liegt in einem vertieften Feld, die Buchstaben sind vertieft und 25"" hoch. Der obere breite Rand ist reich verziert. In der Mitte das Mono- gramm x zwischen zwei Dattelbäumen. Daneben beiderseits zwei rechteckige Gitter aus horizontalen Stäben; zwischen diesen em Stier- kopf der oben eine Frucht (?) trägt. Unter den Gittern und dem Stierkopf eine Zahnleiste. « 340 © Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. ı pn ı mo ı a ı Dan ı a ı ya pm ı ı jmaı ı mom ı Pas ı 79 1 Dam ı mp7 ı Wo IT aan pn m RT ENT 2 a1 1] ORsıaar ı rar ı pX ı Yrap 1 591 ı Epos ı Ina 20 ı NOTEN ı "Am ı DER I OR I a aa 9 A]|rrorma ı arm 1 obpma ı sro ı Ton ı yErm0O ı [2 1 PEN am ı AAIBIM ı 2 ı TI ı TIER I OT ION 4 9] 1 yon ı pedanı ı nr 1 ya ı nA ı nAyn INT 1 Wa 1 FORT 1 102 1 VORN I END TERN YOOn 5 pelgas ı yasıı 1ası ı SPT ı jp7m ı To ı mB ı yınoT I TOHR ı En ı FT AT TON I EOmIıSPpıETO I 6 m]7 1 229779 1 Sp 1 VTaOISN I ar 1 Ja) ı Man a ART ANRIE IEaTEI PORN Tarm2 7 m] TIINSTERnTARBC PaNmERFBN BT ı aA mare aa ann 8 vn ı Tan 1 FIT 1 BT 1 Ja 1 ORT 1 721 259 10°) Übersetzung. Juhain du-Bin, Sohn des Jasmail, Sohn des Sumhükarib, des Königs vom Stamme Sama, weihte dem Talab bei Zabjän seine (eigene) Person und seine Söhne, Zaid" und Zaidil, und alle seine Kinder; und seinen (beweg- lichen) Besitz und seine Burg Jaüd und seine Ländereien Talig”; und seinen ganzen Besitz und den Besitz seines Vaters Jasmail: und den Be- sitz und die Weideländereien und die Ufergelände und die Burgen und Ländereien der Erbschaft des Urahns von ihnen beiden. des Sumhwafäq, Sohnes des Sumhujafa', des Königs vom Stamme Sama, nebst Weichbild und Stadt; und sein Weideland Namän, welches gestiftet und geschenkt hat dem Juhain der “AMN des Bakr” und Haufatt und Himmatatt und Hautaratt und der "AMN des Hautaratt und "Ammsafagqg und Juhain und "Amm- Sama und Gan” und Zirr” und ihre Brüder, die Söhne Ru’bän; und sein Gelände, das des Sumhüali, in der Gegend des Wadi von Hadagän, welches erworben und gestiftet hat der "AMN des "Ammsafaq Mürrer: Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin. S41 6. des Sohnes des Sariw”, des Fürsten von Jursim; und sein Gelände Dät-Daah, und das ens, das er darin errichtete von den Gaben, die gespendet hatten seinen Vätern und seinen Oheimen, den Fürsten von Juhajbib, denen 7. geschenkt haben die Könige von Marjab und der Stamm Sama die 2952 des Geländes Du-Daah und vermittels der Spenden, welche ihm gespendet hat Karibail Watär, König von Saba _ und vermittels der Gaben und Spen[den, welche spen]- dete und ihm schenkte der Stamm Sama, und vermittels der =] Spenden und Dankesgaben, die entrichtete Jatakarib, Sohn des Darahil, Sohn des Juhafri von "Ahränän; und sein Gelände Hais Commentar. Z. 1. 97° (= no). Das 7 wurde geschrieben, kaum aber ge- sprochen, wie die Wiedergabe des Namens 2937 70% durch „eu uL beweist. Im Partieip fällt das 7 öfters auch in der Schrift aus (Sab. Denkm. S. 90). Das n. pr. 97 ist schon bekannt aus Os. 33, 1, Hal. 668, ı und ZDMG. XXX, 290. Von derselben Wurzel finden sich die nomina propria 797 (Sab. Denkm. S. 48) und >s3>2 (ZDMG. XXX, 292). Beide Eigennamen, 797% und 797, sind wohl abgekürzt aus 2829771 beziehungsweise aus 58397. Vergl. hebr. “19° n. 1. und phön. mn. pr. m. (CIS ı32, 7), ferner ©), das ich in Gesenıus Wörter- buch, 10. Aufl. mit arab. Sen »er hilft« zusammengestellt habe. 7727. Den Ortsnamen 73 kennen wir aus Hal. 682, 3 (ZDMG. XXIV, 194): ı 22 ı wn07> »Dem Du-Samäwi in Bin« und vielleicht auch aus Reh. ıı,. 2: 72127”. Hamdäni führt an mehreren Stellen das W. „u ,ö an, so 82, 8 in der Beschreibung des Häridtlusses: »Al-Ahbäb, Näit und Beled es-Sajad. in welchem die Wädis des hamdanischen Hochlandes (22) sich befinden wie z. B. Janäah und Dü-Bin und was in sie (die beiden W.) sich ergiesst vom Hochland der Sajad«. An einer andern Stelle nennt Hamdäni ... „3 unter den Ortschaften des Distrietes al-Hasab (111, 25): »Die Ortschaften (53) des Distrietes al-Hasab sind zahlreich. Es sind Janäah, Dü-Bin und al-Ahbäb und alles, was zwischen Raidah und Warwar liegt. Sie gehören der Sajad, den Nachkommen des "Amr.b. Gusam b. Häsid«. Auf Graser’s Karte ist der Ort und das W. di-Bin verzeichnet. Das W. ist ein Nebenfluss des W. Swäbah und wird durch letzteres 842 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. von dem Gebiete der Sajad getrennt, was in Widerspruch mit Ham- däni zu stehen scheint. Man darf wohl annehmen, dass zur Zeit Hamdänis das Land der Sajad viel nördlicher gereicht hat, so dass auch das Wädi und die Ortschaft Du-Bin innerhalb dieses Gebietes lag. Das W. Janäah, welches nach der angeführten Stelle (82, 8) des Hamdäni in der Nähe von Duü-Bin sich finden musste, sucht man auf der Karte GLaser's vergeblich. Dagegen kennt GLASER (einer brieflichen Mittheilung zufolge) eine Ortschaft JanXäah im Gebiete der Kelbin, leugnet jedoch die Existenz eines Wädi dieses Namens. Zur Zeit Hamdänis muss aber auch ein Wädi diesen Namen geführt haben, das vielleicht heute vertrocknet ist oder einen andern Namen ange- nommen hat. Sssoo". Vergl. Hal. 187, 4 und 509, 2. ame ist ein häufig wiederkehrender Name, wie überhaupt 20 gern zu Namenbildungen verwendet wird. Über die Bedeutung von meo (= ww) hat J. H. Morprmann (ZDMG. XXXV, 439) eine, wie mir scheint, glückliche Vermuthung ausgesprochen. „20 ı 70. Der Wegfall der Mimation wird nach ZDMG. XXX S. 543 erklärt. ‘a0 kann nur heissen »vom Stamme »72°«, wie es unzweifelhaft aus Z. 7 unserer Inschrift ı »2o ı jay0 hervorgeht. Das Geschlecht des >20 ist kein unbekanntes in den Inschriften. Zwei Fürsten dieses Stammes. welelie nach den Fundorten zu schliessen, demselben Ge- schlechte wie unsere w=o ı 5a angehören müssen, sind schon auf anderen Denkmälern verzeichnet. so Hal. 84 (Sira): no ı SYD ı PEDnY »AmmsSafaq., der Fürst vom Stamme Sama « und Miles V => N auiagr- » Martadta lab Sıop ı a Sohn des FE... waoı©ıD Fürst vom Stamme Sama « Es ist nieht unmöglich, dass 20 ı >? ı ppXn> mit einem der PoXny unserer Inschrift (Zeile 4 und 5) identisch ist. Der Eigenname >70 kommt in den Inschriften von Main öfters vor, so Hal. 509, 2. 4. 577; ı hat aber selbstverständlich mit dem Stamme >70 unserer Insehrift nichts zu thun. Auch Prid. VII, 2 nennt >20 und daselbst Z. 4: 97 ı jy00 ı Par3 ı om& »’Uwais von Kahlän (und dann) vom Stamme >20 aus Tät.« Wir kennen ferner einen göttlich verehrten Patron (2°%) dieses Namens, dem die grosse Bronzetafel von Raidahı gewidmet ist. Vergl. ZDMG. XXIX 591, wo von 920 ı ara öfters die Rede ist. Auf der merkwürdigen Inschrift Hal. 628 + 630, die wir weiter unten besprechen, wird »720 neben der Gottheit 3792177 Mürrer: Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin. 843 und dem König 2897° angerufen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser 320 mit dem 2720 ı 737% unserer Inschrift identisch ist. Wenn wir sim lesen und arab. zu »Bastard von einer Hyäne und einer Wölfin« vergleichen dürften, so hätten wir hier eine Spur von Tote- mismus, wie sie ROBERTSON Smitu nicht erwünschter kommen könnte. Indessen ist weder die Lesung noch die Deutung sicher und mit Hinweis auf die verschiedene nomina loci von der Wurzel em bei Hamdäni und besonders auf den Gebel Sama auf Graser’s Karte (nordöstlich von Hadaqgän) ist unser 390 wahrscheinlich sama zu sprechen. Dazu stimmt das Fehlen der Mimation sehr wohl, weil die Verbalform fa’al in Eigennamen auch sonst die Weglassung der Mimation verursacht. Fraglich ist, ob der Eponym ı 89%0 ı 557 1 735 1 73 ı 2ome> (Hal. 51,18), welcher in der bezeichneten Inschrift neben x20 ı Tr ı m1 ı 5x2"> (2. 12) erwähnt wird (Vergl. unsere Inschrift Z. 7), in irgend einer Beziehung zu dem Stamme »no steht. Gegen die Annahme einer Identität spricht die Beibehaltung der Mimation. 25 1 779 1 258 ı pr7 ist Ähnlich construirt wie ı yad ı aTaNd ı pr may ı »79 (Bronzetafel von Raidah), ferner Reh. 7, ae I VaTaNd ı pr nn 1 79 ı 00 ı aban Vergl. auch OM. ıı 2/5 7977 ı 7a77P ı 179 ı Dam ı aba ı prT neben 5 Var j OM. ı2 2/3 Jma7T1 7977 1593 1 Dam 28H ı ara ı nprT y25 Jäcut II 573. 17 kennt einen Berg Ra’s Zabjän in dem Jemen: „ueLb > „ud 6% In den Inschriften war bis jetzt dieser Ort nicht nachgewiesen. Ich vermuthe jedoch, dass dieser Ortsname ad auf den gefälschten Broncetafeln gestanden hat, dass aber der Fälscher anstatt des 3 (R) ein ” (7) gelesen und nur an einer Stelle richtig 720 copirt hat, was ich früher in 72° ändern zu müssen glaubte. Graser hat mit diesem 712° vermuthungsweise Abjän ver- glichen. Ich’ gebe hier alle Stellen, wo 712%, 727 bez. P295 vor- kommen. Miles 3 (ZDMG. XXX 670) heisst es: oO ı Bnne ı man Jorarı OT yEInD und daselbst Z. 1o/ı 1: aa ı O3 ı ar ı RS I BTpnı BIN, womit Reh. 4/5 ma ı 903 ı 9287 ı 7[5]) verglichen werden möge. S44 Gesammtsitzung vom 29. ‚Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Endlich ist noch Reh. ıo anzuführen: 27 1 73777 ı nbon »Eine Schenkung aus Gold von Boot ı Par op 72 und eine Schenkung ar ı oaa ı a in Maifa aus Gold«. An allen diesen Stellen wird 72° bez. 727 neben Maifa ge- nannt. Für 7%2°7 hat eine Inschrift 71257. Da nun 7732 durch unsere Inschrift gesichert ist, so wird es kaum gewagt sen, an allen Stellen 77257 zu lesen. Ist dies richtig, so müssen wir Zabjän in der Nähe von »2’a suchen. mit welchem es das von GrAsEr auf seiner Karte signalisirte Medinaten gebildet hat. Indessen bedarf diese Ver- muthung noch der Bestätigung. „soe2. Der Gegenstand der Weihung ist nicht wie sonst üblich, eine Broneetafel (70%) oder ein Bild (=>x) oder Ähnliches, sondern die eigene Person des Weihenden, seine Söhne und sein ganzer Be- sitz. Ich habe schon (Burgen und Schlösser II 26) darauf hinge- wiesen, dass mit der Übernahme der Priesterwürde oft Weihung der eigenen Person wie der Kinder an die betreffende Gottheit üblich waren. Am angeführten Orte sind zwei Inschriften ähnlichen Inhalts übersetzt worden, die man vergleichen möge. Ein Beispiel, dass ein Mann seine Tochter der Däl-Himaj”, also der Sonnengottheit, weihte, liefert die von Prarrorıvs veröffentlichte Inschrift des British Museum (— Hal. 629): a9 ı a ı Dym »Hajw”, Sohn des 'Ammjada‘, prıppıyaıy Sohn des @Qadrän, weih- nıBanınTı9 te der Dät-Himaj", Rannat” mma ı on seine Tochter«. Alle diese Weihungen scheinen denselben Charakter zu haben, wie die Weihung Samuels für den Tempeldienst in Schilöh. Weitere sehr instructive Beispiele liefern zwei Tempelinschriften von Seoud Hal. 630 + 631 und 628 + 632. Dass die erwähnten je zwei Fragmente zusammengehören, hat, glaube ich, zuerst PrıpEaux ausgesprochen. Die erste Inschrift lautet: ı >32 ı Ban ı BO <- 1 —> DEI WS ERRNIıEORD 2 TI TORINN I TRINITY 3 in ıBmnınTınmp 4 ARITı aA IETı MR 5 mmanı Sy ıpomımaa 6 NıamnmyammanınTına 7 sımmaemnmınTlampe 8 HERITLNIIRONITTI 9 EbHS ı 2289721 TORITT 10 Mürver: Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin. 845 ı. »Nabatkarib und Nabatjafa, die Söhne des Qaum” und Di’b”, die Söhne des "Asr" Diener des Jadail und Jataamar weihte [97 > der Dät-Iimaj” den Lihajj att und den "Amm- 'amar, am Tage ihres Patrones Jadaab, des Herrn von Kätil” und des Stifters 7. des Tempels der Dät-Himaj”. Bei ‘Attar, bei Al- 8. maqgah, bei Dät-Himaj”, bei Dät-Ba- 9. dän, bei Sama, bei Jadail, bei au + 10. Jataamar, bei Jadaab und bei Kätil”.« Die zweite Inschrift (Hal. 628 + 632) ist oben abgebrochen, lässt sich aber zum Theil leicht ergänzen. Sie lautet: MIT ERPTEE I MR... 1 SpıwrıwmmeWiıen. 2 ımatımanınssaieanßı" 3 OR ı m ı anna ıBmmınT 4 1BaNHTEanıIn Tal 5 mim Dem mımmı2 6 EIS a STINE TERN 7 Diese Inschrift lautet von Z. 2 ab wörtlich genau wie die voran- gehende. Wer die Stifter derselben waren ist ungewiss, jedenfalls waren sie ebenfalls a8PrN ı 98277 ı 727 und weihten sie zwei Leute, die von denen in der vorangehenden Inschrift erwähnten verschieden sind, ebenfalls dem Tempeldienst der zwar ı n7. Man wird an der Richtigkeit meiner Auffassung Zweifel hegen, weil ">y2 als Gen. sing. höchst auffallend scheint. Ich gestehe, dass mir dieser Umstand lange den Sinn dieser Stelle verdunkelte. bin aber überzeugt. dass man mir nach genauer Prüfung des inneren Zusammenhanges der beiden Inschriften beistimmen wird. Gegen die Annahme, dass ">»2 Dual ist und sich auf die beiden geweihten Personen bezieht, sprechen ı. die Stellung dieses Wortes nach ı 2” any ı armaWw. 2. Die Unwahrscheinlichkeit, dass die beiden Herren von Kätil” und die Stifter des Tempels von anderen Personen der Gottheit geweiht worden sind. 3. der Umstand, dass in beiden In- schriften je zwei verschiedene Personen als die Herren von Kätil" und die Stifter des Tempels bezeichnet sein würden. Dass in alten Zeiten bei den meisten semitischen Völkern Weihungen von Personen an der Gottheit üblich waren, scheint ausser Zweifel zu stehen. Die Bestimmungen Levit. 27. 2 ff. zeigen, dass das mosaische Gesetz nach Möglichkeit dieser alten Sitte steuern wollte. 846 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Z. 2 nmpX habe ich »beweglichen Besitz« übersetzt, weil daneben der unbewegliche Besitz ausdrücklich und weitläufig aufgezählt wird. 791 (wohl = Se), Eine Burg dieses Namens erwähnen die In- schriften von Haram Hal. 154, ı2: 8911791; 163, 2: ı ED ı »3ı n]|2 ı 77”1, ferner kommt dieser Name auch auf einem Fragmente von Main vor (Hal. 206): "1 ı wem ı wa@. -In dem Gebiete von Kamnä scheint ein Dammbau diesen Namen geführt zu haben (Hal. 271, 4): OMPERN ı 727 ı OT ı DRTAT ı 759. Das Monogramm an der Spitze der Inschrift 2 ist selbstverständlich d0? zu lesen. ana). Der Plur. nI®8 von TA8 ist durch Hal. 361, 3. 362, 4: pres ı jnIn® bezeugt, ebenso ist der Plur. in der folgenden Zeile ge- sichert, deswegen wird man es auch hier als Plur. fassen, obgleich man sonst wegen der Benennung zp>®n vorziehen würde, es als Singular anzusehen. SpPORn — (u von (#1 I »glänzen«. Ortsnamen dieser Form sind im Nordarabischen sowohl als auch im Sabäischen nicht selten. Vergl. arab. sl! (Bekri 191) und "wnFı 7 Fr. ıı, ferner zul und „üt. Möglich ist freilich auch die Lesung Tiläq” (wie „ss, 5). Eine ähnliche Form bietet auch Os. ı, ıı: EnAnT ı mem = eS „> Fr Z. 3 meorm (= ul‘) Plur. von aorm, welches Sab. Denkmäler S. 74 besprochen worden ist. zwmmn ist ohne Zweifel dem Sinne nach gleich arab. > und bezeichnet wie jenes ein Gebiet, das einem Stamme oder einer Gemeinde zugehörig ist. und von welchem sie jeden anderen Stamm und ‚jede andere Gemeinde fernhalten. Der Natur der Sache gemäss können Wälder oder Weideplätze ein Hima bilden, nicht aber Saatfelder, Palmenhaine oder Weingärten, wo die Arbeit des Individuums ein strengeres Eigenthumsrecht fordert. In Arabien bedeutet also „> oder zwarn »die einer bestimmten Gemein- u - schaft zugehörigen Weideländereien« und unterscheidet sich insofern von r’r2, dass man unter letzterem »freie, jedem zugängliche Weide- ländereien« versteht. mar Plur. von "27 bedeutet »Ufer des Giessbaches, Gelände«, wie schon Sab. Denkm. S. 49 vermuthet worden ist. Bei der künst- lichen Bewässerung, welche in dem Jemen üblich war, musste die Lage an den Ufern eines Flusses oder Giessbaches von grossem Ein- fluss auf die Fruchtbarkeit der angrenzenden Felder sein. nn een re ei u En en sn en Sn | —_m Mürzer: Sabäische Alterthüimer in den Königlichen Museen zu Berlin. 847 Die ganze Gruppe HEI8 ı Ma ı 79397 ı nranaı ı pP steht im Stat. eonst. zu dem folgenden An, welches wieder von mras abhängt. „ann von der Wurzel FM (o,, 8%, 2, ®Cäi:) erben, welche schon Hal. 154. 27 W777 und Os. 20, 2 wnnn (sö,l) und 20, 12 WTOMR (N) nachgewiesen worden ist. Hier haben wir einen In- finitiv der II. Form = wu,ss, eine Bildung, die ausser in den Orts- namen (vergl. Sp>8n) auch in zinan (8) Hal. 599, 5, BEN und amasn vorzukommen scheint. Was das auslautende j in nn betrifft, so kann dasselbe auf doppelte Art erklärt werden. Es kann als Zeichen des Plurals an- gesehen werden, ähnlich wie in 2 — er (siehe Zur vergleichen- den sem. Sprachforschung S. 20). Dagegen spricht jedoch der Umstand, dass hier nur von Einer Erbschaft die Rede ist, welche von Einem Erblasser herrührt, wobei freilich angenommen werden kann, dass der Plural die verschiedenen Erbschaftsstücke zum Aus- druck bringt. Wahrscheinlicher ist mir aber die Annahme, dass das j hier den Genetiv sing. bezeichnet, wie in dem oben besprochenen ur »r»2 — Ju. Die Thatsache ist von grosser Tragweite, weil dadurch im Sabäischen die Existenz zweier Casus erwiesen wäre, die aller- dings vielleicht in späterer Zeit vernachlässigt worden sein mögen, wie die Schreibung 837 ı DYN>7R ı DIR im Accusativ (Os. 17. 6 und Derengoure Etudes 5, 10 beweisen. Hält man damit die aethiopische Aceusativendung a und die Behandlung der arabischen Eigennamen in den nabatäischen Inschriften zusammen,' so wird man zu dem Schluss kommen, dass sämmtliche Südsemiten. ursprünglich die noch im Nord- arabischen erhaltenen drei Casus hatten. ' Vergl. NöLpere in Ewring’s Nabatäische Inschriften S. 73. wo nachgewiesen 4 wird, dass im Nabatäischen die arabische Nunation in arabischen Eigennamen durch > wiedergegeben wird. Instruetiv sind auch die Schreibungen rssen mosam monsen. Harevy's Einwendungen gegen diese Auffassung (Revue des Etud. juiv 1885 p- 155) scheinen mir nicht stichhaltig. Er vergisst bei seinem Raisonnement, dass das nabha- täische ein aramäischer Dialekt ist und dass es sich lediglich um Lehnwörter handelt. Daher bleibt der Nominativ-Casus unverändert, wie wir ja auch Cicero und Caesar in allen Endungen sagen, wenn wir keine gelehrten Pedanten sein wollen. Deswegen haben auch weder Appellativa und auch Adjeetiva die Endung , weil sie im Gegensatz zu den nom. propria vollkommen aramäisirt worden sind. Harevy hat Recht, wenn er in u. der arabischen Schreibung „re nabatäischen Einfluss erkennt, aber das ist nicht + conserve par hasard, sondern man hat die alte nabatäische Schreibung, die auch sonst b) nachweisbar ist. hier erhalten, um „+2 von „e zu unterscheiden. Es kann keinem P} Pr Zweifel unterliegen, dass die Bezeichnung der Nunation im Arabischen aus der Doppel- setzung des Waw „ hervorgegangen ist. 848 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. voran »des Ahnherrn von ihnen beiden«, nämlich von Juhain und seines Vaters Jasmail. Dass a8 in diesem Zusammenhange nur »Ahnherr« und nicht »Vater« bedeuten kann, bedarf kaum einer besonderen Hervorhebung. Stellt man die Könige aus dem Stamme »n0 in ihrer verwandtschaftlichen Beziehung zu einander zusammen, so ergiebt sich folgende genealogische Kette: : YDNTnD | PENTnO | ee aeiz rate) | INY%DN wm u er. IRTNT Jah Dazu kommen noch die zwei Fürsten: ı wo ı DYp ı pPeWny und aD ı DD... „SbRHTmNn Sowohl der Name pexm0 als die Wurzel pex kommen hier zum ersten Male vor. Der Stamm pesx ist jedoch aus dem Hebräischen und Arabischen bekannt. Die Grundbedeutung scheint »halten« zu sein, daher hebr. prex »Behälter, Flussbett«, dann pexn7 »in sich halten, sich beherrschen«, arab. (3! »siegen« (eigentlich »Stand- halten«) intr. (32! »mächtig sein, hervorragen«. pex 20 bedeutet dem- nach »sein Name ist mächtig, hervorragend«, ähnlich wie yewo. Zu vergleichen sind noch die biblischen nom. loci pe8 und TER. e>pm2. Die Praeposition 2 kann hier nur »mit« bedeuten, ähnlich wie im Hebräischen ar>2 77 (Jer. ı 1. 19) »den Baum mit seiner Frucht«, er Kar als» Bar Wiese Cahranchewesse en oder arab. vll „=. Diese Ge yrauchsweise des 2 ist auch sonst in den Inschriften zu belegen, z. B. Os. ı, 9 227 ı anu>33 »mit gang- baren v>2 Münzen«, ferner in den häufig vorkommenden Ausdruck saı moo2 »mit dem Fürsten von Main« u. s. w. Zu z>pn, das inschriftlich vielleicht schon Hal. 5 1, ı5 zu erkennen ist, vergleiche arab. \&>, aram. ®>pr, aeth. h®A!, assyr. iklu. Das He- bräische gebraucht p>7 in gleichem Sinne. Die Form >p7 scheint jedoch in der Liste palaestinensischer Ortsnamen vorzukommen, welche Schesehonk I nach seinem Eroberungszuge im Jahre 927 v. Chr. hat Mürver: Sabäische Alterthüimer in den Königlichen Museen zu Berlin. 849 D . ro 7 PA . anfertigen lassen, so 68 und 75 | Ü » DM pi-ha-ka-la-a (m>pn). Vergl. auch Nr. 71 und 107 pi-ha-ka-la-im (ep). Hamdäni ge- braucht den Ausdruck \> synonym mit & (rrı, ıı bis 13) und 0.0, kennt auch ein Nomen loci Ben in dem Jemen. 5 Zu 2%37 vergleiche ich arab. es. das in der determinirten Form v7 häufig in den Inschriften vorkommt. 27.4 m». Die Bestimmung der Lage ist bei der Häufigkeit dieser Ortsnamen in den Inschriften und den arab. Geographen nieht möglich. »>> wurde bis jetzt nach dem Vorgang Har£vy’s »machen« über- setzt und mit hebr. 709 zusammengestellt. Ich hatte mich trotz der laut- liehen Bedenken, die ich ausdrücklich anerkannte, dieser Ansicht ange- schlossen. Eine erneuerte Prüfung dieser Wurzel und der in Inschriften vorkommenden Stellen lässt es mir jetzt als glaublicher erscheinen, dass sab. »°» mit aeth. UriP: »vergelten, belohnen« zusammenhänge und also nieht »machen«, sondern »als Belohnung oder Vergeltung schenken«. ‘s kann wohl auch heissen »aus Dankbarkeit stiften«. Dieser Sinn passt an allen Stellen und die etymologische Erklärung bietet keine lautliche Schwierigkeit. Vielleicht hängt das arab. me etymologisch auch damit zusammen. aI22 1 Pay ı 971 1 ONE HN09T. »Was geschenkt und gestiftet hat dem Juha'in der 'AMN des Bekr”«. Über die Bedeutung von 2X wird ausführlich zu Eurme’s sab. Inschriften gehandelt. Ich habe #7 als entfernteres Objeet und }29 als Subject aufgefasst, weil der Zusammen- hang wie die Wortfolgegesetze der sab. Inschriften diese Auffassung fordern. Vergl. z. B.e ma0 1 5m ı 73p7 1 any ı 23 ı 259m ı mT353 »von den Ehrengaben und Ehrengeschenken, womit beehrt hat den "A. dü K das Geschlecht der Frommen«. Die genaue Bedeutung von j2> ist vor der Hand nicht zu er- mitteln; es scheint aber eine Würde oder Amt, vielleicht priesterlicher Art zu bezeichnen. Nach unserer Stelle: E92 1 79777 1 BREI I 1097 ı apa] ı Y|mnarını ist Fr. XL, 2/3 zu lesen AMES ı 22 1 709 1 090 1 ERZ[N ı 097 1] maası ı ma und zu übersetzen: »Burg und Grenzgebiet, welches geschenkt und ge- stiftet dem Jan’am (Name des Weihenden) der 'AMN der Bani-Kashat«. Von einem pas ı 729 ist Sab. Denk. S. 73 die Rede. 5»3 (= nordarab. &) hier zum ersten Male. nfonen (= wie us). Vergl. >swor Har. 385. Die beiden anderen Sitzungsberichte 1886. s0 850 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. mit MY zusammengesetzten Namen sind schon aus den Inschriften bekannt. ppXny ist vielleicht identisch mit weo ı>p ı peöny. Vergl. oben. Der folgende Name 79777 bezeichnet nicht den Stifter unserer Inschrift, sondern einen anderen Mann gleichen Namens. Z. 5. Die beiden n. propria 283 und 28 sind neu. Die Wurzel 833 freilich ist schon nachgewiesen und bedeutet »mit einer Mauer umgeben. « 5 erö = arab. > »Stein mit Messerscharfen Rand«. Damit scheint ’. hebr. 2 Ex. 4. 25 und wohl auch der Name x Tyros zusammen- zuhängen. jax7 vergl. >s8a87 H. 353, ı. 14 und die nordarabischen Namen &s, und „ö,, wozu Ibn Duraid: süstel öl „1, N ol Us om als, Sya0T ı NT ı Yna7ı »und sein Gelände, das des SumhwWali«. Das Substantiv 25 wird also im Sab. als fem. behandelt. womit der Plur. rn2> wohl übereinstimmt. Zu der Construction "307 ı n7 vergleiche yam7ın? Hal. 465, 4 und ®e3 ı HT Lang ı. nee. Vergl. zu Langer XII. Hier scheint jedoch n»» »in der Richtung vor« (wie hebr. “», phön. re) zu bedeuten. "o ist in ähnlichem Zusammenhange in der Inschrift schon nach- weisbar, so H. 359, 2 Bar ı ar ı TO H. 147, 2 BaIT ı DT ı DBaı ı ID 47 e. Prarrorıus hat unter Hinweis auf ‚= »gehen« PR »Mauer« das Wort mo Umgebung übersetzt. Das ist wohl möglich, aber durch- aus nicht sicher. Neben vo kommt in derselben Inschrift 147, 4 2277170 (ohne j) vor, ferner daselbst 2.10 ans 011 anna ı Yarnoı 2. Vergleicht man damit Fr. 11, 7: WNIII0N 1 I7TI081 und Fr. 11, 6: WINIIN0 1 0m ı a1 PTR I TOR so ist nicht unwahrscheinlich, dass Yo nur eine seriptio plena für "D — pi »Thal. Wädi« sei. Dazu passt sehr wohl emea ı gn ı 7mVo2 (H. 49, 9) in den Thälern Masar und Musajjih.« Tea = yir> Hamdäni 81, 26. 83, 3. 109, 8. 22. erwähnt Ha- dagän, das auch auf GLaser’s Karte verzeichnet ist. Dass in Hadaqan alte Ruinen sieh befunden haben, ist schon von Hamdäni signalisirt worden. Vergl. Burgen und Schlösser I, S. 30 und 31. Auch auf Reh. 10 kommt jp77 neben »o2 und 122 vor. Mürrer: Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin. 851 2 02 END — = (aus se) Ihn Dur. 43: Ks cn Te Far by yo 51 Jo au »grossherzig«. Von derselben Wurzel heissen auch die Alpen des Jemen sl... (= RR aus Ns) ist schon belegt, Plur. >ps. ET = wo. Hamdäni kennt eine Stämmeconföderation kun, SE UVA, 13; u u N en, ST inc Eee Pac, yIe> ey Ab cms Am np Amu cp a um & UN m LS > Verel. Züch 124, 23. Es ist nicht sicher ob dieses u en ist. GrasEer verzeichnet auf seiner Karte einen Ort Beyt-Rassäm unweit (nördlich) von Hadagqän. Mit ma fährt der Weihende in der Aufzählung der Besitz- thümer, welche er dem Taläb geweit hatte, fort. M87ın7. Die Wurzel 78T findet sich weder im Sab. noch auch im Nordarabischen. mans ıcns". Die Bedeutung der Wurzel En8 ist, trotzdem sie wiederholt in den Inschriften vorkommt, äusserst schwer zu bestimmen. Aus Hal. 528, 2 geht hervor, dass es eine Baulichkeit bezeichnet. Die Stelle lautet: ı Bon3 ı en81 ı 77p1 ı ma1ı [3P »sie nahmen in Besitz, ver- sahen mit einem Thurm, einem Brunnen und einem En8 ihre Burg... .« (Zur Ergänzung von >? und zur Bedeutung von 7”p vergl. ZDMG. XXX 684 und 688.) Ausserdem kommt ern8 noch vor Hal. 451. 3 "os ı m EhR ı D9, ferner Hal. 157, 4. 174, 3- 365, 3 und vielleicht auch 459, 4. Das Substantiv pansa ist ZDMG. XXIX S. 602 nachge- wiesen worden. Was den Zusammenhang betrifft, so kann 287 nur ein weiteres Objeet von "pr der ersten Zeile und mans (— 5) eine verbale Neben- bestimmung sein. Das Suffix bezieht sich auf mm29%. Der ons muss jedenfalls ein kostspieliger Bau gewesen sein, wenn man bedenkt, dass (die Baukosten von so verschiedenen und einflussreichen Persön- lichkeiten bestritten worden sind. nama3 (star Plur. von ap) ist durch das folgende 1277 deter- minirt. mas ist Plur., wie YTaRPN zeigt, und zwar Plur. san. für YImaR. Über die Pluralform rar siehe Zur vergleichenden sem. Sprach- forschung S. 8. a2 ı >pR ist eine nähere Bestimmung zu Ymns8; denn seine Ahnen (Tas) waren, wie wir wissen, »mo ı ax oder 920 ı DIPR »Könige oder Fürsten der Sama «. su* 852 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. 237%. Der Ortsname und die Wurzel 32° sind neu in den In- schriften. Das Arabische bietet von der Wurzel 22° nur „ws in der Phrase oWw o1,> uo,) »ein Ödes wüstes Land«. Im Hebr. ist 22m Richt. 8, 28 &r#£ Aey. und wird »klagen« übersetzt. Das Syrische und Jüdisch- Aramäische hat diese Wurzel ziemlich häufig und die Bedeutung von = und 23° ist »lärmen, posaunen, jubeln«, ebenso bedeutet aeth. PNN: jubilavit, plausit. Z.7 z2maı sex. Die Bezeichnung der sabäischen Könige durch »Könige von Marjab« tritt hier zum ersten Male auf, aber noch in der- selben Zeile findet sich die gewöhnliche offieielle Benennung 820 ı T>%. Über die Aussprache von Tex (— Sul, s6u) vergl. zu LANGER 7, 2. 27°» kann Spiel- oder Kampfplatz aber auch Kämpfgenossen bedeuten und ist schon in Hal. 262. 2 mo ı oma8 ı 2952 nachweisbar, wo jedoch der Sinn wegen des fragmentarischen Charakters der In- schrift dunkel ist. am21. Diese Partikel ist aus den Inschriften genügend bekannt, hat aber stets die Bedeutung von »wegen«, bezeichnet also den Grund oder die Ursache einer Handlung.‘ Hier jedoch scheint sie mir, wie einfaches 2 oder wie zp%22 und >na, das Mittel, wodurch die Handlung vollbracht wurde, zum Ausdrucke zu bringen. Wollte man 72% in der geläufigen Bedeutung nehmen, so müsste man auch dem vorangehenden 2 von nara2 denselben Sinn unterschieben und die ganze Stelle von rarme2 ab als den Grund der Weihung auflassen. Dagegen spricht jedoch entschieden der noch lesbare Schluss der In- schrift Z.8 wrı ma »und sein Gelände Hais«, was unzweifelhaft ein weiteres Objeet von “pr ist und also beweist, dass die Aufzählung der Widmungen noch nicht abgeschlossen sei. Freilich müssen wir in den folgenden Zeilen auch den Grund der Widmung erwarten, der hier wahrscheinlich durch z7zn 12° oder ähnlich eingeleitet war; aber der Schluss der Inschrift, die vielleicht noch einige Zeilen zählte, ist eben zerstört. Zu BI arTım)7 vergl. arab. > IV »Nutzen erweisen«, „d> »Gescehenk«. Zu ı a7ı für 97 vergl. 8% für 87: RD für Rp; NEO für SEO; Po für no; me für ms und in Eigennamen >83 für 822; 7m für 922 u. Ss. w. saoı Ta ı ann ı 5825 gehört der II. Periode der Sabäischen Ge- schichte, der Königszeit, an (vergl. Burgen und Schlösser II, 31 und 40). Dieser synehronistische Hinweis auf Karibael ist von Wichtigkeit für ! Vergl. ZDMG. XXXVI S. 4. u SER... 0 MEER En a Wen En a EEE SE — GREEN nn nn Mürrter: Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin. 853 die Zeitbestimmung unserer Inschrift, wie für die der Dynastie der Samalischen Fürsten und Könige. 2. 7—8. mann 97a ınm]Äınammı Anm) »vermittels der Gaben und Spenden, die gespendet und gegeben« ist ein merkwürdiges Zeugma , SE von dem schon zwei andere Beispiele bekannt sind (vergl. ZDMG. XXX, ı23 und Derengoure Etudes p. ı 1 note 2). 27. 8 ans» ist als minäischer und sabäischer Eigenname schon bekannt. Vergl. Hal. 174, 1.204, 1.374, 2. 401, 2. 19NDmı 3a 1 ORT. Umgekehrt kennt Hal. 49, 3 >87 1 72 1 mem. 77197. Dieses nom. loci ist neu; wohl aber sind die Wurzel my und andere aus diesen Wurzeln gebildete nom. loci nicht selten in den Inschriften. iv ı may. »Das Gelände Hais« ist wohl identisch mit Q& Hais der Graser' schen Karte und bezeichnet demnach einen Landstrich, der sich an dem Ufer des Wadi Swäbah erstreckt. Interessant ist die Schreibung mit &® weil man mit Sicherheit hebr. ©7 »eilen, schnell sein« vergleichen, eine passende Benennung für einen Giess- bach »der Schnelle«. Der Schluss der Inschrift, der uns über die Gründe der Wid- mung hätte aufklären können, ist leider zerstört. ne hoch, 16°” breit, die untere Hälfte fehlt. fünf Zeilen erhabener Schrift in vertieftem Feld. Oben noch Nagellöcher.« em »Broncetafel aus San’ä, 13 Mir liegen eine Öopie von Eurmse’s Hand und eine spätere von Dr. Morrrz zugeschickte vor. Hr. Prof. A. Erman schreibt mir darüber. »Hr. GLAsEr zweifelte die Broneetafel in Bezug auf ihre Echtheit an, weil ein Wort auf ihr irrig wiederholt sei. Sie ist aber aus inneren Gründen ganz zweifellos echt. Das schöne rothe Oxyd und der steinharte Überzug aus Sand und Oxyd sind Dinge, die kein Fälscher machen kann. Die besten Kenner, die wir in Echtheits- fragen von Broncen hier haben, die HH. Dr. Drrsser, Dir. von SALLET und Prof. FurrwäÄnster erklären dieselbe für zweifellos echt und auch ich habe nie an der Echtheit gezweifelt.« Man wird aus der Er- klärung sehen, dass auch von Seiten des Inhalts kein Grund vor- handen ist, die Tafel für unecht zu erklären, 354 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. Sie lautet in Transscription: 22 1 9m 1 PTZR ı ur Zu mr ıvyTıamıEnmzımn 2 > ı mıpWıanımmad 3 o ı Mapa ı ana ı apa Zamıa 4 m]pmınTmmpanmermanjaıpı 5 Übersetzung. ı. »Abd” Asdag und sein Sohn Baniw, 2. die Nachkommen des Sajad, Vasallen von Ghaimän, weihten ihrem Patrone Wadd” Sahrän, Herrn von Qabäb 4. diese Broncetafel und diesen Räucheraltar an Stelle des Räucheraltars, 5. der gestohlen wurde aus seinem Heiligthum vor dieser Widmfung].« Commentar. Z.ı 8729 wird als Stammesnamen Os. 29, ı genannt. PITEN — Er Elativ der Form ?72, die öfters als Beiname bei mehreren Königen vorkommt: p7z8 dürfte »der Treffliche oder Wahr- hafte« bedeuten. ua halte ich für einen Singular wie Os. ı8, ı. Fr. 45, 1. OM. ı2, ı. Das erste 2 ist nach meiner Ansicht der Name seines Sohnes. Man kann damit die hebr. n. propria =2 und 2 vergleichen. 7.2. arw. Hamdäni kennt einen Stamm uw im Sarät Alhän in der Nähe von Hadür (68, 20. 72, 8). Dieser Stamm ist selbst- verständlich verschieden von dem unserigen, den wir in der Beled Hamdän suchen müssen. Die Sajad-Hamdän bespricht Hamdäni in der schon oben angeführten Stelle 82, 8 ff. 22. Instructiv ist Ham- däni’s Bemerkung 106, ı7: »In Hadür wohnen (die Sajad, welche sich für Abkömmlinge der Hamdän ausgeben. Man sagt aber, dass sie von Himjar abstammen und von den Sajad-Hamdän zu trennen sind«. 2.3. Der Gott mE ı 271 findet sich nur noch auf einer Inschrift von Berägis H. 504, ı: Em ı Fapt ı Anis ı dis ı da ı a ı Ta 1 OR »N. N. u. s. w., das Geschlecht Damrän, die Diener des Wadd” Sahrän, stiftete dem "Attar von Qabad und Wadd” u. s. w.«e Der Umstand, dass dieser Gott in einer minäischen Inschrift erscheint, lässt es wenigstens als möglich erscheinen, dass anstatt 227 vielleicht 72? zu lesen sei. Es kann aber wohl auch ein n. 1. 227 gegeben haben, _— nr kn Mürver: Sabäische Alterthimer in den Königlichen Museen zu Berlin. 855 2.4. Zu popa vergl. Burgen und Schlösser I S. 29 und Sab. Denkm. S. 66. m2. Die Erklärung dieses Wortes, von dem die Bestimmung des Sinnes der Inschrift abhängt, hat mir grosse Schwierigkeiten ge- macht. enm2 als »Meer« (= arab. =) war aus Harevy 478, 15 be- kannt, aber damit ist hier nichts anzufangen. Ebenso wenig konnten "nan bei DERENBOURG Nouv. Etud. 8,5 und Priv 7,2 zur Erklärung herangezogen werden. Ich vermuthe nun, dass 72 an unserer Stelle dem aethiopischen NbC: in der Bedeutung »Ort« entspricht. pro (= arab. >) ist schon von Jos. Harrvy in scharfsinniger Weise in der Inschrift von Aden erkannt worden: OPRONT ı DPA ı paar ı DaaN ı Ja ı DORT [»Das Standbild] des Nasakarib, Sohn des Rabib. Ein Geschlachteter und ein Erwürgter (soll jeder werden) der es davonträgt (stiehlt).« Z.5. varpa. Vergl. Hal. 147, jmman ı n7 ı oTpa. II. »Altar aus Sirwäh, Kalkstein. Höhe 70°“. Viereckiger Pfeiler nach oben hin sich verjüngend (unten 20 : 20°, oben 17 :: 15°”); darauf ein Aufsatz mit senkrechten Wänden (21: 18°). innen 6°" vertieft, an den vier Ecken einen Zacken. Am Aufsatz vorn erhaben das Zeichen ba in dem Hr. GLAsErR einen Stierkopf sehen wollte, während es mir eher die barbarisirte (Gestalt des aegyptischen Lebenszeichens 4 zu sein scheint." Zu beiden Seiten je zwei vertiefte ornamentirte Felder. Am Schafte vorn die Inschrift, mit vertieften 45"" hohen Buch- staben. « 110790 Sa’d” und ı BondTyo Sa'dsanes” 3 1 5xam und Rabbil, Soh- emnaı 9 ne des Baharm Commentar. Zr ME ENo, Nerek Hal. 425%. 0M. 5,02. 7,2... 35,2. Z.2. BonGTyo ist schon aus OM. ı5, 2. 5 bekannt. Z.3. Zu 5san. Vergl. OM. 4,7 und 20,1. Z.4. ena hat auch OM. 35. ' »Ebenso kommen ja auf dem Grabstein unten S. 856 die beiden Augen der aegyptischen Grabsteine vor. « 856 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 22. Juli. IV. »Rechteckige Platte, Kalkstein, aus Hadagän, 30°” hoch, 17°” breit, roh. Oben erhaben, zwei Ringe, die vermuthlich aus den Augen des folgenden Steines barbarisirt sind.« Inschrift aus Stein mit einem Worte -u. das entweder N. pr. wie arab. „sw! oder = Ambra ist, von dem Hamdäni berichtet, dass es an der Küste vom Jemen gefunden wird. W »Rechteckige Steinplatte, 39°” hoch, 18°” breit, sehr rob. Oben vertieft, zwei Augen == = in unverkennbarer Nachahmung aegyp- tischer Grabsteine. « Grabinschrift oben zwei Augen mit der Legende ry22 Nabat. Vergl. OM. Nr. 39. — ———. ZZ Sitzunysber. d. Berl. Akad. Yrh 1er? Ü Im MÜLLER: d. Wiss. IS86. u. ne I) IK Bere he } URN, | il In Key, 1 SDIHERN hl ae Bel DE Sabäische Alterthümer in den K Bitzunysber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1S ö Taf. XIII. Galle 10% KREIZENGGS 113} Alk! SITE RI iveda Ihe: tele] Kirelb CENTER KON DR SHSRTAN I Sa hi Kal RER u TERN AROTEONTTTROR MAINE): Ike; So y&h0 Rt al Na D®S IN u: NIESTRTEIDSCHEHNTE Alla) Ni | I N Ran: I) IN) li Ken Kae unhlAh) 16 Sl ( I IEREIFF 6) Müıer: Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin Eu 857 Geologische Skizze von Korea. Von Dr. C. GoTTscHE in Berlin, (Vorgelegt von Hrn. Rorn am 15. Juli |s. oben S. 609.) Hierzu Taf. VII. D:. langgestreckte Halbinsel Korea, welche die Gewässer des Gelben und des Japanischen Meeres beinahe gänzlich von einander scheidet, ist bis zum Jahre 1883, wo durch Handels- und Freundschaftsverträge auch Abendländern Einlass gewährt wurde, in geologischer Hinsicht eine völlige terra incognita geblieben. Die älteren chinesischen und japanischen Quellen, sowie die Schilderungen der französischen Missio- nare, auf welche sich bis dahin unsere Kenntniss des Landes stützte, enthalten keine einschlägigen Bemerkungen; und auch die kühnen See- fahrer Brouenton (1797), Harz (1816), BELcHEr (1845), welche zuerst die Inseln des koreanischen Archipels kennen lehrten, fanden keine Gelegenheit, über den Bau und die Zusammensetzung des eigentlichen Festlandes von Korea Beobachtungen anzustellen. In den letzten Jahrzehnten ist nun durch von RıcHtHoren Nord- China, einschliesslich der Mandschurei, durch die russischen Akademiker F. Scumipt und vos ScHRENcK das Amurgebiet, ferner durch Naumann und andere Gelehrte das benachbarte Japan geologisch soweit erforscht worden, dass nur Korea fehlte, um das geologische Bild von Nordost- Asien zu einem vorläufigen Abschluss zu bringen. Diese Lücke wenigstens theilweise auszufüllen, fand ich in den Jahren ı883 und 1884 Gelegen- heit. Auf Veranlassung des Hrn. P. @. von MÖLLENDoRFF, damals Vice- präsidenten des Auswärtigen Amtes, gestattete mir die hohe koreanische Regierung noch vor der Ratification des deutschen Vertrages das Land ungehindert zu bereisen. Mein Aufenthalt in Korea währte etwa acht Monate; über die Hälfte dieser Zeit (138 Tage) nahmen zwei Reisen von zusammen 6380 kor. li' = 2550“" Länge in Anspruch, welche mich durch alle acht Provinzen, über alle bedeutenderen Gebirgsketten, und an beide Küsten des Landes führten. " ı kor, li = 0.4"; daher 278 kor. li = ı Breitengrad, 358 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. Wenn trotzdem die wissenschaftlichen Ergebnisse in keinem rechten Verhältniss zu dem Zeitaufwande stehen, so dürfen vielleicht bei dieser ersten Recognoscirung das Fehlen von Vorarbeiten, die schlechten Ver- kehrsmittel des Landes, ja selbst die störende Neugier der Bevölkerung als Entschuldigungsgründe angeführt werden. Der Gebirgsbau des Landes ist verwickelter, als es nach den bis- herigen Karten den Anschein hat. Die Hauptgebirgskette verläuft bis zum 37° N. nahe und parallel der Ostküste, um sich dann im stumpfen Winkel gegen Südwesten zu wenden. An der Nordostgrenze von Phyöngando kommt noch eine mächtige Nebenkette hinzu, welche durch ihre Nord—-Süd-Richtung den Amnokgang zu einem weiten Umwege veranlasst. Kleinere Ketten begrenzen ferner die Provinz Hwanghaido gegen Süden und Norden; sie stehen fast rechtwinklig zur Axe des Landes. Ihrer Entstehung nach gehören diese Gebirgs- ketten mindestens zwei Faltensystemen an; ja selbst die eben als Hauptkette bezeichnete Erhebung ist keineswegs ein einheitliches Ganze, da ihr mittlerer Stamm (zwischen 37 und 40° N.) Nordnordwest— Süd- südost, die nördlichen und südlichen Theile aber Nordost — Südwest verlaufen. Im Allgemeinen entspricht die Richtung der Gebirgskämme der Streichriehtung der am Aufbau betheiligten Gesteine, als Aus- nahme wurde zwischen Ikujang und Thosan in Süd-Hwanghaido das Gegentheil beobachtet. Die Kammhöhe bleibt meist auf grosse Strecken die gleiche; wo höhere Gipfel ihre Umgebung überragen, verräth schon die äussere Form den abweichenden Gesteinscharakter der Eruptivkuppe. An (diese Gebirgsketten, die sich in dem von mir bereisten Theile des Landes nirgends über 1500” erheben, schliesst sich mit Ausnahme der Provinz Kyöngsangdo ein ausgedehntes aber niedriges Gebirgsland, welches, durch eine Unzahl kleiner Wasserscheiden zertheilt, weder den Charakter eines Plateaus gewinnt, noch auch die Bildung von Ebenen gestattet. Die Wasserläufe der Ostküste sind naturgemäss kurz und unbedeutend; auch die Flüsse der Westküste besitzen fast sämmtlich einen nur kurzen Unterlauf und finden daher keine Zeit zu dem Absatz nennenswerther Alluvionen. Die thonigen Sinkstoffe werden in das Meer hinausgeschwemmt. dasselbe meilenweit trübend; nur Sand und grobes Geröll bleibt zurück. Die kleinen Alluvialgebiete an der Mündung des Tatung und Hangang sind daher die reinen Wüsteneien. Eine Ausnahme bildet der Naktonggang in Kyöngsangdo, der sich im weiten Bogen durch ein flaches, aus lockeren Sedimenten bestehendes Hügelland hinzieht. Von Naktong bis zur Mündung, auf eine Erstreckung von 200°”, beträgt sein Gefälle nur 50"; und so hat dieser Strom ein fruchtbares, schön angebautes Delta aufzuweisen, welches bei Kimhai immerhin 20*” Breite erreicht. nn GowrschE: Geologische Skizze von Korea. 859 Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Süd- und Südwest- küste Korea’s von zahlreichen, meist winzigen Inseln umsäumt wird. Sie stellen die Erhebungen! eines versunkenen Küstenstriches dar. Diese Erklärung wird durch das Fehlen alter Strandlinien bestätigt. — Auch die japanische Doppelinsel Tsushima, auf welcher ich vom 28. Juli bis 14. August 1883 verweilte, ist gelegentlich in den Bereich der Untersuchung hineingezogen, weil sie die natürliche Brücke war, mittelst welcher Japan noch zur Tertiärzeit mit dem Festlande in Zu- sammenhang stand. Sie besteht aus einer einzigen im Mitake zu 450" ansteigenden Kette, welche in ihrem Bau an die Gebirgszüge Korea’s erinnert. In der nun folgenden Schilderung des geologischen Baues ist natürlich der Combination ein gewisser Spielraum gelassen. Der Um- fang des thatsächlich Beobachteten geht aber aus den weiter unten mitgetheilten specielleren Angaben, sowie aus der beigegebenen Karte” hervor, in welcher mein Reiseweg kenntlich gemacht ist. Die petro- graphische Untersuchung der gesammelten Gesteine wurde im Verein mit Hrn. Prof. J. Roru ausgeführt, welcher selbst über seine Ergeb- nisse berichten wird. An der Zusammensetzung des Landes betheiligen sich in erster Linie die krystallinischen Schiefer. Sie bauen sämmtliche Gebirgs- ketten auf, treten aber auch in den niedrigeren Theilen Korea’s auf eine Erstreekung von mindestens sieben Breitegraden fast überall zu Tage, nur hier und da von Eruptivkuppen durchbrochen, aber — mit Ausnahme von Kyöngsangdo — kaum irgendwo von jüngeren Sedi- menten verhüllt. Im Süden des Landes erheben sich die krystallinischen Schiefer am Chönaktye bei Chönju bis zu 400”, bei Mungyöng bis 550"; in den nördlichen Provinzen dahingegen im Pass von Ugokehin auf 740”, zwischen Wiwön und Kangge auf 790”, bei Omangjöm unweit Changjin auf 1100” und bei Hwanghwaryöng bis 1210”. Bei der weitgehenden Verwitterung war eine genauere Gliederung der krystallinischen Schiefer nicht allerorts durchzuführen; doch finden " Z. B. Chölyöngdo (Deer Island) 35° 4’ N. 129° 2'’0.:350”; Söchhodo (Mackau Island) 34° 40’ N. 125° 28’ 0. : 445"; Heuksando (Ross Island) 34° 6' N. 125° 7' 0. : 590". — Für den koreanischen Archipel wurden benutzt: B. Harz, voyage of discovery to the West-coast of Corea. London 1818. Appendix p. OXXIV, China Sea Directory vol. Il und IV. London 1873— 1874 und eine Notiz von Gurpy in Nature XXIII, 417. 1881. fügigen Abweichungen der Taf. X o > ® Die topographische Unterlage ist mit gerin } in Prrermann’s Geograph. Mitth. 1883 entlehnt; in der Schreibweise der Namen bin ich den Vorschlägen von Sarow, Asıon und CHAmBERLAIN gefulgt — nur wurden die schwerfälligen Bindestriche weggelassen. 360 Gesammtsitzung vom 29. ‚Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. sich trefiliche Aufschlüsse zwischen Eumjuk und Kwisan in Chhung- chhöngdo; in den Pässen nördlich von Mungyöng, Kyöngsangdo; zwischen Chönju und Keumsan in Chöllado, sowie in den wilden Thälern zwischen Kangge und Hwanghwaryöng in Hamgyöngdo, aus denen mit Sicherheit für Korea dieselbe Altersfolge hervorgeht, welche in anderen Ländern festgestellt ist, und derzufolge zu unterst Gneisse, darüber Glimmerschiefer, zu oberst Phyllite lagern. Die beiden erst- genannten Gesteine vertreten einander stellenweise; vor Allem sind den Glimmerschiefern bisweilen dichte Gesteine eingelagert, die wegen ihres Feldspathgehaltes nur als Gneisse bezeichnet werden können. Dieses nahen Zusammenhanges halber kann man —- im Gegensatz zu einer oberen Schiefergruppe, welche wesentlich aus Chloritschiefer, Chiastolithschiefer und Phyllit besteht — von einer Gneiss-Glimmer- schiefergruppe sprechen. In den oben genannten Profilen erscheinen die krystallinischen Schiefer stark gefaltet, mit von 15° bis 40° variirenden Fallwinkeln; nur. wo örtliche Störungen stattgefunden haben, wie bei Omangjöm in Nord-Hamgyöngdo ist das Einfallen steiler. Dahingegen ergab sich, dass, während die Gneiss-Glimmerschiefergruppe überall Süd- west — Nordost streicht mit Einfallen nach Südost und Nordwest (so bei Kwisan in Chhungcehhöngdo; zwischen Sangju und Naktong in Kyöngsangdo; in den Pässen östlich von Chönju, Chöllado; zwischen Kwachhön und Söul in Kyöngkwido; bei Changjin und Hwanghwaryöng in Hamgyöngdo; bei Pungdung in Kangwöndo) die oberen Schiefer ebenso regelmässig ein Nordnordwest — Südsüdost bis Nordwest — Südost-Streichen besitzen, mit Fallen nach Ostnordost bez. Nordost. Diese letztere Streichriehtung wurde z. B. beobachtet an den Chiastolith- schiefern zwischen Mungyöng und Hamchhang; an den Graphit- schiefern nördlich von Keumsan an der Nordgrenze von Chöllado; an den Dachschiefer ähnlichen Phylliten zwischen Paikchi und Ikujang in Hwanghaido; an den Talk- und Quarz-Schiefern vom Tolkusan bei Singe, sowie an den Chloritschiefern von Solbandäggi, südlich von Kojang, Nord-Phyöngando. — Als Ausnahme muss indessen berichtet werden, dass 30 li nördlich von Suan, Nord-Hwanghaido typische Gneisse die Streichriehtung der Phyllitgruppe, umgekehrt bei Komoda und Shiene- mura auf Süd-Tsushima echte Phyllite das Streichen der Gneiss-Glimmer- schiefergruppe aufweisen. In beiden Fällen lässt sich diese Abweichung aber auf örtliche Störungen zurückführen. Auch vox Rıcntnuoren hat (China II, 221 und 706) innerhalb der krystallinischen Schiefer von Shantung u. s. w. verschiedene Streichriehtungen beobachtet. In Korea kommt von der bedeutenden Mächtigkeit der krystallinischen Schiefer nur ein kleiner Bruchtheil auf die obere Abtheilung. — GorvscHhe: Geologische Skizze von Korea. s61 Hart an der ehinesischen Grenze, zwischen Kojang, Wiwön und Chhosan in Phyöngando werden die krystallinischen Schiefer discor- dant durch ein 500" mächtiges System von Sandsteinen, Mergel- schiefern und Kalksteinen überlagert, welches sich durch seine Einschlüsse als cambrisch verräth. Dem Alter, sowie dem Gesteins- charakter nach, entspricht dies System dem oberen Theil der von von Rıcntuoren als sinisch bezeichneten Schichtenfolge; doch ist sein Streichen von dem bei Saimaki und Hsiausörr in Liautung beobachteten verschieden. Ausser dieser grösseren Mulde, die etwa 50°" Durch- messer in Nord — Süd-Richtung besitzt, finden sich noch kleinere Becken desselben Alters z. B. Singe, auf welche ich später zurückkomme. Gleichfalls für palaeozoisch, aber für bedeutend jünger halte ich eine mächtige, wesentlich aus bunten Mergeln und festen Conglomerat- bänken bestehende Schichtenfolge, welche in Kyöngsangdo das Naktong- Becken erfüllt und von Naktong bis Andong und Yöngchhön, von Päang bis Onyang, sowie an der ganzen Südküste denselben Charakter und dasselbe Nordwest — Südost-Streichen bewahrt. Wahrscheinlich bildet dies System die Oberfläche der ganzen Provinz mit Ausnahme der weiteren Umgebung von Kyöngju und Fusan, welche aus älteren Eruptivgesteinen besteht. Vermuthlich gehören einige kleine Sedimentär- becken in Chöllado der gleichen Periode an. Sieht man von den jüngsten Bildungen ab, so schliesst die Reihe der Sedimente nach oben mit Kohle führenden Schichten, welche am Tatung und Chöngehhöngang in Phyöngando und in der Nähe von Hamheung und Tanchhön in Hamgyöngdo entwickelt sind. Die Kohle führenden Schichten der Ostküste besitzen grosse Verwandtschaft mit den Tertiärschichten des südlichen Amurgebietes; von den entsprechen- den Ablagerungen an der Westküste steht nur fest, dass sie nicht palaeozoisch sind. Die älteren Eruptivgesteine treten ausser in einzelnen das Schiefer- gebirge durehbrechenden Kuppen und Gängen hauptsächlich in vier grösseren, räumlich weit getrennten Gebieten auf. ı. Nördlich und östlich von Söul (Granit), 2. in dem südöstlichen Theil der Provinz Kyöngsangdo (Granit, Diabas, Felsitporphyr), 3. in der Südwestecke von Chöllado (Granit, Felsitporphyr), 4. in der Um- gegend von Wiwön am Amnokgang (Diabas). Granit ist das häufigste der älteren Eruptivgesteine; Felsitporphyr und Diabas halten sich ungefähr die Waage; Gabbro, Diorit, Horn- blendeporphyrit und Granitporphyr sind dahingegen nur ausnahms- weise beobachtet. Die Felsitporphyre sind in den südlichen Theilen von Kyöngsangdo und Chöllado überall, die Diabase nur bei Wiwön von Tuffen begleitet. 862 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. Jüngere Eruptivgesteine sind, wie in Liautung, lediglich durch Basalt, beziehungsweise Dolerit vertreten und bilden in den mittleren Provinzen des Landes grosse zusammenhängende Decken, in welche die Flussthäler tief eingeschnitten sind. Auch auf Quelpart scheinen nach einer Bemerkung von BELcHer (Samarang Narrative I, 351) Jüngere Eruptivgesteine entwickelt zu sein; dahingegen fehlen thätige Vuleane auf dem Festlande' bestimmt; ebenso sind Erdbeben in Korea seit Menschengedenken nicht verspürt. Höchstens wären hier die heissen Quellen zu erwähnen, welche bei Kimsan unweit Tongnai (76° C, entspringt im Granit), bei Tamni, nördlich von Unsan in Phyöngando (45° C), sowie bei Masan und Chongtari in den Distrieten von Phyöngsan, Sinchhön und Munwa in Hwanghaido zu Heilzwecken benutzt werden. 1. Krystallinische Schiefer. ‘a. Gneiss-Glimmerschiefer-Gruppe. Der typische Gneiss ist in Korea ein dunkler Biotitgneiss; Mus- covitgneisse fehlen. ganz: zweiglimmeriger Gmneiss mit vorwaltendem Museovit wurde nur einmal, ‚bei Hatanggyöm, südlich von Keumsan in Nord-Chöllado gesammelt. Die Structur der Gneisse ist meist schiefrig. selten ausgesprochen flaserig (Kwachhön bei Söul), noch seltener granitartig. Solcher »Granitgneiss« wurde ı5 li südlich von Chöngeup, Chöllado; bei Songchang, 40 li östlich von Wiwön, und ıo li südlich von Hoiyang, Kangwöndo, ohne Grenze in schieferige Gneisse übergehend, beobachtet. Augengneiss fand sich zwischen Konyang und Hatong in Süd-Kyöngsarigdo und bei Euntä zwischen Kongju und Chhönan in Chhungehhöngdo. An accessorischen Gemengtheilen nenne ich: Hornblende (Hakejang. nördlich von Hatong; Pass, 2o li südwestlich von Okkwa, Chöllado; Gegend nördlich von Kaisöng = Songdo, Kyöngkwido; Yongjiön in Süd -Ham- gyöngdo). Granat (besonders Gegend von Ugokehin und Kangge in Phyöngando, und Changjin in Nord-Hamgyöngdo, wo alle Bäche deshalb rothen Sand führen). ! Der 2000” hohe Mount Auckland auf Quelpart, welcher von Norden gesehen eine sanfte Kegelform zeigt, hat nach chinesischen Quellen im Jahre 1007 eine heftige Eruption gehabt. Vergl. Krarront, Apergu general des trois royaumes 1832, p. 56. nn GorrscHe: Geologische Skizze von Korea. 863 Graphit (Takol, 50 li nördlich von Ugokehin; Songcehang, 4oli östlich von Wiwön:; Heukdoryöng, ı6li nördlich von Yöngheung, Süd-Hamgyöngdo). Magneteisen (Yuchi, ı51li nordöstlich von Thaiin, Chöllado; Nosöng, 5oli südwestlich von Kongju, Chhungehhöngdo). Turmalin (Changjin, Nord-Hamgyöngdo). Dichroit (in Granatgneiss, Songehang, 40 li östlich von Wiwön). Zirkon (Anhyöp, zwischen Thosan und Ichhön, Kangwöndo). Skapolith (Namsan bei Anbyön, Süd-Hamgyöngdo). Im Gneiss treten, wie in Liautung (China II, 106) so auch hier, häufig turmalinreiche Pegmatite auf, z. B. bei Kwangju, Kyöngkwido; bei Hatong, Kyöngsangdo, und bei Omangjöm, westlich von Changjin, Hamgyöngdo. Den Gneiss begleiten: [37 wo Glimmerschiefer, meist Musecovit führend; beobachtet zwı- schen Kwisan und Mungyöng; in der Umgegend von Okkwa; 3oli nordöstlich von Mokpho; östlich von Hainam auf dem Wege zum Kloster Taiheungsa; in den Pässen östlich von Chöngju; bei Chinsan an der Nordgrenze von Chöllado; süd- lich von Paikchi an der Nordgrenze von Kyöngkwido; go li nordöstlich von Phyöngyang u. s. w. — Eisenglimmerschiefer traf ich bei Ischilkol, ıoli von Pungdung, Kangwöndo. In engster Verbindung stehen mit den Glimmerschiefern diehte Gneisse, welche sich durch von Glimmer umrandete Ausscheidungen von höchst unregelmässiger Form. auszeich- nen — Umgegend von Kwisan, Chhungehhöngdo; Mungyöng, Kyöngsangdo und Pungdung, Kangwöndo. Hornblendeschiefer; beobachtet zwischen Koksöng und Okkwa; bei Sökchewön, 3oli südlich von Yöngam; zwischen Keumsan und Chinsan — sämmtlich in Chöllado: ferner bei Charyöng, 3oli nördlich von Ugokchin, Phyöngando. Chloritschiefer:; die Vorkommen von Anbyön, Hamgyöngdo; Sunchhön am Pukgang, nördlich von Chasan und Höllong bei Kaichhön, Phyöngando, ruhen direct auf Gneiss und sind daher hier erwähnt. Talkschiefer; beobachtet zwischen Hamehhang und Sangju in Kyöngsangdo, sowie bei Okkwa und Yongdam in Chöllado. Kalk und Dolomit. In den meisten Fällen deutlich krystal- linisch, bleiben die Kalke in anderen splitterig oder dicht (z. B. zwischen Suan und Samdeung in Nord-Hwanghaido), so dass eine Verwechselung mit sedimentaeren Kalken mög- lich ist. Als Vorkommen für körnigen Kalk nenne ich: 564 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. Kokol bei Kwangju (Kyöngkwido) — mit Glimmer und Hornblende, Sarütye bei Changsöng (Chöllado) — mit Granat und Vesuvian, die Gegend von Hamehhang, Nord-Kyöngsangdo, Thosan an der Grenze von Hwanghaido und Kangwöndo, Chasan und Söngehhön in Süd-Phyöngando, Pongdä, goli südlich von Hamheung in Hamgyöngdo. Dolomit wurde als etwa 100" mächtige Einlagerung in den diehten Gneissen von Pungdung und Kimhwa beobachtet, wo derselbe durch seine Erzführung (silberhaltiger Bleiglanz, Blende und Kupferkies) Anlass zu Schürfversuchen gegeben hatte. 7. Eklogit wurde ıoli nördlich von Yöngpyön in einem Zu- tluss des Chhöngehhöngang als Gerölle aufgelesen. 8. Fast alle Erzlagerstätten, von denen mir Kunde ge- worden ist, so Ugokehin (goldführende Quarzgänge), Omangjöm und Tokudä bei Changjin (silberhaltiger Blei- glanz), Tschilmok Tongjöm bei Huchan, nördlich von Kangge, und Kojindong bei Kapsan (Kupfererze), Höllong bei Kaichhön, Sulpi bei Hoiyang, Ischilkol bei Pungdung (Eisenerze), liegen in den Gesteinen der Gmeiss-Glimmerschiefer-Gruppe eingebettet, auf welche auch die reiehen Goldseifen von Chungheung bei Kaichhön; von Kalmoru, ı70li südlich von Changjin; von Tankogä, 5oli nordwestlich von Keum- söng in Kangwöndo, zurückzuführen sind. Bis b. Obere (Phyllit-) Gruppe. Unter den Gesteinen der oberen Abtheilung ist nochmals Chlorit- scehiefer zu nennen, und zwar: ı. der von Solbandäggi, goli süd- lieh von Kojang, Phyöngando, weil er Nordwest— Südost streicht; 2. der von Moktari zwischen Anhyöp und Ichhön, Kangwöndo, welcher mit Phylliten wechsellagert. Phyllite, meist sehr dünnschiefrig und ebenflächig, fanden sich bei Ipsök, 2oli östlich von Kaichhön, Phyöngando; bei Chöngpyöngsa, 65 li nördlich von Yöngheung, Hamgyöngdo;: bei Kumechön, 50li östlich von Keumsöng, Kangwöndo: zwischen Paikchi und Ikujang in Süd-Hwanghaido und bei dem ebengenannten Orte Moktari. a . + r Bird GowtscHe: Geologische Skizze von Korea. 865 Chiastolithschiefer wurden beobachtet roli südlich von Mung- yöng (diseordant auf Gneiss); 2oli südlich von Hoiyang, Kangwöndo; 40oli nördlich von Phochhön, Kyöngkwido; ausserdem an vielen Orten als Gerölle, so bei Taiheungsa unweit Hainam, Südwest-Chöllado; bei Pukchan, nordöstlich von Chasan, Phyöngando u. s. w. Quarz- und Graphitschiefer werden hierher gerechnet, weil sie 25 li nördlich von Chinsan, an der Grenze von Chöllado und Chhung- chhöngdo, wo sie im innigen Verbande auftreten, Nordwest — Südost streichen, und weil sich am Tolkusan, südöstlich von Singe, Hwang- haido, im Verein mit Talkschiefern dieselbe Erscheinung wiederholt. Von Erzlagerstätten wurden in dieser Gruppe nur am Tolkusan m mehrere bis 2.7” mächtige Gänge von Brauneisenstein beobachtet. 2. Cambrium. Südlich von Wiwön, Nord-Phyöngando, lässt sich ein stark gefaltetes System von cambrischen Sandsteinen, Mergelschiefern und Kalksteinen, nur stellenweise von Diabasen durchbrochen oder von Diabastuffen bedeekt, von ıoli südlich von Kojang bis ıoli östlich von Wiwön, also auf eine Erstreekung von 130 li = 52"" verfolgen. Ausgezeichnete Profile fanden sich bei Kojang (410”), an dem 2oli nördlicher gelegenen Passe von Paikchan (780”) und in den Wild- wasserbetten bei Yuchan, 40 li nördlich von Kojang. Einzelne Schichten enthielten reichlich Versteinerungen; aber der frisch gefallene Schnee — es war in der zweiten Hälfte des October — beeinträchtigte die Ausbeute sehr. Das Streichen der eambrischen Schichten ist Nordost — Südwest; das Fallen Nordwest bez. Südost mit 15— 70°. Mit Zu- hülfenahme der Aufschlüsse bei Wiwön und Namehan, 40li südlich von Wiwön bez. 30li nördlich von Yuchan, ergiebt sich folgende Gliederung von unten nach oben: ı. kieseliger Sandstein, feinkörnig, grobgebankt ..... 120 2. untere Mergelschiefer, mit Wellenfurchen und Trocken- rissen auf den Schichtflächen: enthalten bei Wiwön n im unteren Theil eine 0.3” mächtige Pteropoden- bank, sonst. ohne Versteinerungen ............- 41.810 3. obere Mergelschiefer mit faustgrossen dunklen Kalk- linsen und einzelnen dünnen Zwischenschichten von diehtem röthlichen Kalkstein; die Mergel enthalten besonders zwei Arten von Lingulella; der Kalk ist ganz mit Glabellen und Pygidien von Trilobiten erfüllt; die »Linsen« gleichen dem bekannten Vor- kommen von Andrarum zum Verwechseln.......: 20" Sitzungsberichte 1886. 8l 866 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. 4. untere Kalke, bituminös, voll Trilobiten; durch dünnplattige Schiefer mit Dorypyge getrennt von den 10 5. oberen Kalken, ohne Versteinerungen; im Allgemeinen m massig; doch sind einzelne Bänke oolitisch (von Rıcntnoren’s »globulitische «Kalke), andere erscheinen durch eylindrische Einschlüsse anorganischer Natur wie gefleckt (vos Rıcnrnorens » Wurmkalke«); auch sind mehrfach dünne Lagen von Mergelschiefer ein- geschaltet ....... TE EEE SHINE 350m 530m: Die Abtheilungen 3. und 4. waren namentlich bei Kojang und Yuchan sehr reich an Versteinerungen. Meine Ausbeute, die an anderer Stelle beschrieben werden soll, besteht aus einem Pteropoden (Theca), drei Brachiopoden (Orthis, Lingulella 2 sp.) und zehn Trilo- biten, die sich auf die Gattungen Agnostus, Dorypyge, ? Remopleurides, Conocephalites , Orepieephahıs und Anomocare vertheilen. Vier Arten sind bestimmt mit cambrischen durch Dames und Kayser von Saimaki und Wulopu in Liautung beschriebenen Formen identisch, nämlich: Lingulella cf. Nathorsti Lıss. (China IV, 35, tab. III f. 3). Anomocare planum Danes (ebend. ı6, tab. II f. 8). » majus Dames (ebend. 17, tab. If. ı9). Dorypyge Richthofeni Danes (ebend. 24, tab If. 1—6). Das Alter von 3. und 4. entspricht daher ungefähr dem scandi- navischen » Andrarumskalk« oder der untersten Abtheilung des Pots- dam-Sandstone. Sollte sich die Vermuthung von Dames (China IV, 33) bestätigen, dass Dorypyge die obere Grenze des Cambriums bezeichnet, so wären die oolitischen (»globulitischen«) und » Wurmkalke« -— mit einem Worte die obersinischen »Lungmönn«-Kalke von Rıcntuoren’s vielleieht besser in das Untersilur zu versetzen. Nach mündlicher Mittheilung des englischen Vieeeonsuls Hrn. CARrLES, den ich am 19. Ottober 1884 in Wiwön traf, besteht das Ufer des Amnokgang südlich von Chhosan meilenweit aus geschichteten Kalken; die cambrische Mulde von Wiwön dürfte sich daher soweit westlich erstrecken. Bei Singe in Hwanghaido ist in dem nach Süden verlaufenden Thale, sowie besonders an dem Wege nach Suan eine Schichtenfolge von diehten dunklen Kalken, feinkörnigem Sandstein, Mergelschiefern und dünnen Conglomeratbänken discordant über den krystallinischen Schiefern zu beobachten. Ihre Mächtigkeit schätze ich auf etwa 200”. Das Streichen ist Nordost— Südwest, mit steilem Einfall nach Nord- west. In den Kalksteinen, welche nach Art der Karrenfelder aus- nn N a Tus r ıe= Gowrscue: Geologische Skizze von Korea. 867 gewaschen sind, waren keine Versteinerungen zu entdecken. Es bleibt daher zweifelhaft, ob die Kalke von Sing mit dem Cambrium zu vereinigen sind, wie es auf der Karte geschehen ist. Dasselbe gilt von scheinbar geschichteten Kalkmassen, welche zwischen Suan und Samdeung:; zwischen Samdeung und Phyöngyang; in der Umgegend von Kaichhön; sowie zwischen Chöngju und Kasan, westlich von Anju an der Küste von Phyöngando, theils von mir, theils von Hrn. Cartes angetroffen wurden. Sie sind deshalb in der Kartenskizze nicht berücksichtigt, obwohl ich an Ort und Stelle von ihnen den Eindruck sedimentärer Kalke gewonnen hatte. Endlich traf ich 4 li nordwestlich von Phaju, Kyöngkwido, un- eonform auf Gneiss, lediglich aus Gneissgeröllen bestehende, durch (Grneiss-Detritus verkittete, grobgebankte Conglomerate, welche am Wege Klippen von ı20— 150" Höhe bildeten. von Rıcnrnoren (China ll, 72) rechnet ein ähnliches Conglomerat von Hsiungyotshöng in Liautung zu der unteren Abtheilung seiner »sinischen« Formation. 3. ?Carbon. Wie oben erwähnt, ist in Kyöngsangdo ein jüngeres Nordwest- Südost streichendes palaeozoisches System weit verbreitet. Die voll- ständigsten Profile in der Umgegend von Naktong zeigen discordant auf hornblendereichem, flach nach Südost fallendem Gneiss: ı. dunklen Mergelschiefer, mit feinkörnigen lockeren Sandstemmenswechsellarernd.. .. .e.. .. easucc.teragon A 2. fette Thone, zum Theil stark abfärbend, mit kleinen Kohlesehmitzen und undeutlichen Pflanzenresten ... la 3. Conglomerate. zu unterst mit einer Arkose begin- nend, dann aber zahlreiche zum Theil sehr feste Bänke‘ einschliessend,,, mindestens ..........:..:-. 450 4. violette bis chocoladenbraune Mergel mit Kalkknollen und einzelnen festen Kalksteinbänken............ 79 5. diekplattige Sandsteine, zu unterst conglomeratartig 40" 600". Die Mächtigkeit dieser Formation ist wahrscheinlich mit 600” noch unterschätzt, da die Conglomerate trotz flachen Einfallens (17 bis 20° Nordost) im Mengyöngsan, 2oli ostsüdöstlich von Naktong, 500", im Keumyöngsan, 30li nördlich von Wiheung, sogar 800” Seehöhe erreichen, während Naktong und Wiheung nur 50 bez. 120” über dem Meere liegen. Die Conglomerate — im deren mehr lockeren Theilen Erdpfeiler zu den häufigen Erscheinungen gehören — und 81* 868 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. ihr Hangendes, die bunten Mergel, setzen meilenweit mit grosser Ein- förmigkeit fort; das Liegende der Conglomerate ist dahingegen nur bei Chochang, 751li westlich von Kosöng, und bei Chinan, 75 li nord- östlich von Chönju, Nord-Chöllado, mit Sicherheit wieder erkannt; in beiden Fällen waren die Pflanzenreste für eine Bestimmung zu schlecht erhalten. Die Altersbestimmung als palaeozoisch stützt sich, da weder die mikroskopische Untersuchung der Kalkknollen, noch die eines Kiesel- holzes aus den Conglomeraten zu irgend welehen Ergebnissen führte, zunächst darauf, dass ı. die Sandsteine über den Mergeln (5.) bei Kosöng von Porphyrtuffen bedeckt und 2. die bunten Mergel selbst 40 li östlich von Kosöng von Diabasgängen durchsetzt werden. Wenn aber dunkle Sandsteine und kohlige Schiefer, welche 20 li südlich von Mungyöng am Wege nach Hamehhang die Phyllit- gruppe bedecken und bei Westnordwest — Ostsüdost-Streichen, mit 70° nach Östnordost einfallen, dem Liegenden der Conglomerate von Naktong entsprechen, wird obige Bestimmung insofern bestätigt, als sich in dem kohligen Schiefer eine schlecht erhaltene Neuropteris', also ein palaeozoischer Farntypus, fand. Man könnte daher an Culm oder Rothliegendes denken, welche ja in der Regel mächtige CGonglo- merate einschliessen. Bei Udong, nördlich von Changsöng, Chöllado wurde zwischen Gneiss und Porphyrtuffen beobachtet: m ı. feinkörniger. glimmerreicher Sandstein 10", [> dunkle Mergelschiefer mit Gastropoden, Ostracoden und Pflanzenresten 3”, 3. mittelgrobe Conglomerate 20”. Da die Streichriehtung mit derjenigen von Naktong, Wiheung, Ulsan und Kosöng übereinstimmt, ist Udong auf der Karte als zu diesem System gehörig bezeichnet. Wahrscheinlich sind im Naktong-Beeken noch jüngere Sedi- mente vorhanden. Bei Silyöng, 35 li westlich von Yöngehhön, und bei Chinhai, 20 li westlich von Masanpho, werden die Conglomerate und bunten Mergel discordant von wenig mächtigen, dunklen, stark zer- klüfteten Schiefern und Sandsteinen überlagert, die Nordost — Süd- west streichen und mit nur 8 bis 10° nach Südost einfallen. ! an flexuosa Brent? (China IV, 211, 217, 237; tab. 31, 32, 43.45.) Diese Art ist nach Schenk in der productiven Steinkohlenformation China’s sehr verbreitet; der_ nächstgelegene Fundort ist Pönnhsihu in Liautung. GorrscuE: Geologische Skizze von Korea. 869 4. ? Tertiär. Die Hügel, auf denen Phyöngyang steht, zeigen theils am Ufer des Tatung, theils an ihrem nördlichen Hange folgendes Profil von unten nach oben: ı. feinkörniger Sandstein mit undeutlichen Pflanzenresten und bis 4°" grossen Kohleschmitzen, durch eine 2” starke CGonglo- meratbankettennts von ee ehe lo, 2. gelblichen, auch schwärzlichen Mergeln, ohne Ver- SUSTDESITID RE TIE RER rare lekchak- 40" 3. feste graue Mergelschiefer, ohne Versteinerungen.. 25" 4. leicht zerreibliche Sandsteine mit einzelnen Geröllen 3 Das Streichen ist Nordnordwest bis 20° nach Westsüdwest. Südsüdost, das Einfallen ı2 In ı. fanden sich sowohl im unteren Theil, als in der Conglo- meratbank wohl erhaltene Kieselhölzer, welche Herr Dr. J. Feuıx in Leipzig als neue Arten der Gattungen Araucario.eylon und Cedrosylon erkannt hat. Die erstere Gattung ist nach seiner Mittheilung vom Carbon bis in’s Tertiär, die letztere vom Rhät bis in die Gegenwart nachgewiesen. Die Schichten von Phyöngyang, welche sich auch auf dem linken Ufer noch ı5 li gegen Südost, im Ganzen auf etwa 40 li verfolgen lassen, sind also rhätisch oder jünger. Das Lie- gende derselben bilden theils krystallinische Schiefer, theils (zwischen Phyöngyang und Samdeung) Kalke von unbekanntem Alter. Der obere Theil dieser Schiehtenfolge kehrt nördlich von Kaichhön in den flachen Bodenwellen wieder, welche ich am Südufer des Chhöngehhöngang auf etwa 15 li aufgeschlossen fand. Nach Aussage der Einwohner von Chungheung, welche darin nach Kohle gesucht haben, setzen dieselben Schichten flussaufwärts, wie flussabwärts noch eine bedeutende Strecke fort. Etwa 40 li nordnordwestlich von Hamheung finden sich bei Pung- namni (70”) in zwei kleinen Wasserrissen östlich von dem niedrigen Passe, der nach Huchanki führt, kohleführenden Schichten unmittelbar auf Gneiss und Felsitporphyr. Das Profil zeigt: ı. loekeres Conglomerat mit einzelnen Geröllen von Kohle VRANREIDDOLZI)ERER Se Eee le Din 2. bräunliche Schieferthone mit 5 Kohletlözen von 21, BER EEE UEESRRETICHIENGE (a)eheran Irene Stehen a aiale ante mega Do Das Streichen ist Ostnordost — Westsüdwest. das Fallen Nord- nordwest mit 35 bis 40°. 870 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. Die fünf Flöze vertheilen sich auf 5 bis 6” Zwischenmittel. Die Kohle, eine tiefschwarze, glänzende, kaum abfärbende Pechkohle mit 31 Procent Asche hat alle Holzstructur verloren, besitzt ausgezeichnete Scehiehtung und enthält stellenweise etwas Retinit. Das Kohlevor- kommen von Tanchhön, welches versuchsweise abgebaut worden sein soll, kenne ich nicht aus eigener Anschauung. Aus der Lage nahe der Ostküste, dem Charakter der Kohle und ihrer Ähnlichkeit mit derjenigen, welche bei Sidimi-harbour südlich von Wladiwostok in Tertiärthonen eingebettet ist, schliesse ich für das Vorkommen von Pungnamni auf ein tertiäres Alter. Wenn ich für Phyöngyang und Chungheung dasselbe thue, so ist dafür wiederum die Lage (? Reste eines tertiären Küstensaumes) bestimmend gewesen. 5. Recente Bildungen sind auf der Karte nicht zur Darstellung gelangt, weil sie sehr wenig Areal einnehmen und sich auf Schotterterrassen und Kiesabsätze im (Gebiet der Flüsse beschränken. Die Schotterterrassen erreichen in den kurzen Thälern östlich von Hwanghwaryöng bis 25”, sonst in der Regel nur 4 bis 5" Mächtigkeit. Glacialgebilde fehlen in Korea — übrigens auch in Liautung (China II, 111) und in Japan unter gleicher Breite (trotz gegentheiliger Behauptung von Mirse in Trans. As. Soe. Jap. IX, 33). Löss- und Torf-Ablagerungen wurden ebenfalls nicht beobachtet. 6. Ältere Eruptivgesteine. Hinsichtlich der petrographischen Beschreibung wird auf die Mittheilung von Hrn. Prof. J. Rorn verwiesen; hier ist nur die geogra- phische Verbreitung der einzelnen Gesteine verzeichnet, da der kleine Maassstab der Karte nieht gestattete, dieselben auseinander zu halten. Granit ist das älteste und verbreitetste Eruptivgestein des Landes. Unmittelbar bei Söul setzt er ein grosses Massiv zusammen, dem der Puksan (395”) und Sankaksan (800"”) angehören; in der Gegend von Fusan und Tongnai bildet er die Grundlage, welche Diabas und Felsit- porphyr durehbrochen haben; in der Südwestecke von Chöllado guckt er überall unter den Porphyrtuffen hervor; und im Norden erreicht er im Pass von Atagäyöngmi (1470”) die ansehnlichste Erhebung, welche ich in Korea kennen gelernt habe, aber nicht jene Verbreitung, welche nach vox Rıcnrnorex (China I, 107, 132) zu vermuthen stand. Dahingegen fand ich, dass der Granit in der Regel die höchsten dem Schiefergebirge aufgesetzten Kuppen bildet, und habe daher, wo die koreanischen Karten einen Berg mit dem Epitheton »weiss« belegen, . X rc, r ” GorrscHE: Geologische Skizze von Korea. 871 in der Skizze ältere Eruptivgesteine angegeben — beim Paiktosan (Tshangpaishan) übrigens im Einverständniss mit vow Rıcnrtuoren (China II, 132). Ob ältere und jüngere Granite in Korea auftreten, steht dahin; in den palaeozoischen Sedimenten wurden nirgends Granit- durehbrüche beobachtet, so dass die Mehrzahl der koreanischen Granite wahrscheinlich ein praeeambrisches Alter besitzt. Granitkuppen wurden angetroffen (von Gängen ist natürlich bei dieser Aufzählung abgesehen) auf der südlichen Reise bei: Söul; zwischen Ichhön und Changeum, südlich von Kwangju; 30 li nordwestlich von Kwisan; Sangju; Kyöngju; in der Um- gegend von Fusan bei Tongdosa, Yangsan, Tongnai, Kupho am Naktonggang, Söngpao und Kimhai: Masanpho; Naju; zwischen Mojin und Suyöng: Hainam; Taiheungsa; Chöngeup, südlich von Thaiin: zwischen Yongdam und Keumsan: nörd- lich von Chhönan; Suwön. auf der nördlichen Reise bei: Koyang; Changdan am Imjingang; Kaisöng — Songdo: an der Grenze von Kangwöndo und Hwanghaido zwischen Ichhön und Singe: Sunehhön nördlich von Chasan; Unsan, 60 li von Yöngpyön; Ugokchin: 30 li südlieh von Kojang; Atagä- yöngmi; südwestlich von Changjin; nordöstlich von Hwang- hwaryöng: 30 li südlich von Kimhwa; von Phochhön bis Söul. Granitporphyr bildet zwischen Paikchi und Ikujang in Süd- Hwanghaido einen 120" breiten Gang in der Phyllitgruppe. Gerölle desselben Gesteins und von gleichem Habitus wurden in Nord-Phyön- gando zwischen Yöngpyön und Unsan in einem Zufluss des Chhöng- chhöngang, sowie bei Charyöng, 30 li nördlich von Ugokchin ge- sammelt. Felsitporphyr ist namentlich bei Kyöngju und Fusan in Süd- Kyöngsangdo, sowie in der weiteren Umgebung von Mokpho in Süd- west-Chöllado mächtig entwickelt, und bildet in diesen Gebieten gerne schroffe Gipfel auf den sanften Granitkuppen, so am Wölch- hülsan (470”) bei Yöngam. Geschichtete Tuffe, die Grenze des alten Festlandes andeutend, begleiten ihn in den südlichen Theilen von Kyöngsangdo und Chöllado, und erreichen in den Pässen zwischen Muan und Mokpho eine Höhe von 210” über dem Meer. Am Ongma- yesan (190”) bei Suyöng sind den Tuffen kieselige Bänke von weisser, röthlicher und violetter Farbe eingelagert. welche zu Dreehslerarbeiten Verwendung finden. Felsitporphyr wurde beobachtet bei: Puphyöng, 40 li östlich von Chemulpho, in krystallinischen Schiefern ; Ichhön , Kyöngkwido (als Gerölle): Kwisan, Chhungeh- höng«do in Gneiss; zwischen Acha und Kyöngju: Yangsan, Tongnai 872 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. und Fusan in Granit: auf Deer Island (350") bei Fusan; Kurt, Südost-Chöllado; Kwangju in krystallinischen Schiefern ; Mokpho, Suyöng, Hainam, Yöngam in Südwest-Chöllado; Ichhön, Kang- wöndo (lose); zoli nördlich von Ugokchin (lose); 15 li südlich von Kojang (lose); Kueup bei Wiwön, als Gerölle des Amnok- gang; Changjin (lose); 10 li südlich von Hwanghwaryöng, Gänge im Gneiss; Pungnammi, 40 li nordnordwestlich von Hamheung, Kuppen im Gneiss. Diorit von sehr verschiedenem Charakter fand sich gangförmig zwischen Kwisan und Yöngphyöng, Chhungehhöngdo, in dichten Gneissen; zwischen Acha und Kyöngju in Felsitporphyr und Porphyr- tuffen: bei Chhangwön, östlich von Masanpho, in Süd-Kyöngsangdo; ıooli nördlich von Ugokehin, zwischen Sonchang und Kwandunjöng, in Granatgneiss; bei Kueup am Amnokgang im Cambrium; endlich — dem Vorkommen von Acha entsprechend — als Gerölle bei Changjin, Nord-Hamgyöngdo. Hornblendeporphyrit wurde bei Kueup, unweit Wiwön, als Gerölle des Amnokgang aufgelesen. Gabbro tritt gangförmig auf: zwischen Söul und Yanghwado im Gneiss; 2o li nördlich von Koyang, Kyöngkwido im Gneiss; zwischen Acha und Kyöngju in Felsitporphyr; bei Tongnai im Granit; 2oli südlich von Chhönan, Nord-Chhungehhöngdo in krystallinischen Schiefern; 2oli nördlich von Unsan, Phyöngando im Granit; ı5 li südlieh von Changjin im Gneiss; bei Pungdung, Kangwöndo in dichtem Gmneiss. Diabas wurde in Süd-Kyöngsangdo häufig im Contact mit Granit und palaeozoischen Gesteinen beobachtet, so bei Ulsan,. zwischen Tongdosa und Yangsan, bei Mahasa unweit Tongnai, bei Fusan, Kimhai und Kosöng; ausserhalb dieses Gebietes: bei Naju, Süd- Chöllado im Granit; 45 li nordwestlich von Kwisan in krystallinischen Schiefern; 7 li nordwestlich von Pungdung, desgl.; bei Pukchan zwischen Chasan und Kaichhön in Phyöngando (lose); bei Charyöng, 30 li nördlich von Ugokehin (lose); zwischen Yuchan, Wiwön und Chhosan im Uambrium, hier von 'Tuffen begleitet; endlich am Mitake, sowie zwischen Oshika und Shitaka auf Nord-Tsushima in krystalli- nischen Schiefern. 7. Jüngere Eruptivgesteine. Basalt tritt in Central-Korea an vielen Punkten deckenförmig auf. Die Fundorte beschränken sich auf das Gebiet zwischen Anbyön Sützungsber. d. Berl. Akad d. Wiss. 1886. Tu£ VIN. KOREA. Mafsstab 1:4000000 Klo. (10,9.-27) Beer Dr C Gottsche's Reiseroute | II Arpatallin. Schiefer BE landriuum. EHI lardon EI /7erkär Bl aizere \ Erup [a | Jüng: 'ere | ‚ges‘ eıne Gottsche ‚Geologische Skizze von Korea. N i Se: 2 e GorıscHE: Geologische Skizze von Korea. 873 (Süd-Hamgyöngdo), Hoiyang, Ichhön (Nord-Kangwöndo'), Singe (West-Hwanghaido), Imjin, Chöksöng bei Phaju, Majön und Phungjön (Kyöngkwido). Eine Einwirkung auf die darunter liegenden Ge- steine (bei Singe: Cambrium; sonst krystallinische Schiefer) war nirgends zu beobachten. Basalt fand sich ausserdem unter den Ge- röllen des Amnokgang bei Kueup, unweit Wiwön, sowie als Baustein verwandt in Mokpho, Süd-Chöllado. Wahrscheinlich steht daher Basalt auf einer der zahlreichen Inseln vor der Kwanchöngang-Mündung an, womit die oben angeführte Notiz BeLcner’s übereinstimmen würde. ! Einige andere Fundorte aus Kangwöndo führt Cartes an in Report of a journey to the Phyöngkang Gold-Washings (engl. Blaubücher €. 4522; Corea 1885 Nr. 3 p. 2). “ iR B = mr um. VoRua t pi), IPLIUFTPIN kınzı or ul nt Ko 4 u Ne F 2 ' 4 [1 . 5 rat. ae rs cn Ca all of url! in WE, a Ha), 7 una ’ h iu ö DB D 1} u Are ) via HHTO%. ’ R 4‘ U ö ‘ ‘ Ai j j u r - i [2 \ ” i E ee) SI au Beiträge zur Petrographie von Korea. Von J. Rorn. (Vorgetragen am 15. Juli |s. oben S. 609).) K rystallinische Schiefer. Unter den Gneissen, welche bei weitem überwiegend Biotitgneisse sind, treten die dichten, den sächsischen Vorkommen vollständig entsprechenden hervor. Ein feldspathreicher Biotitgneiss, zwischen Suwön und Kwachhön, südlich von Söul, enthält Pseudomorphosen von Chlorit nach rothem Granat, in welchen nur noch Spuren von Granat vorhanden sind. Ein graugrünlicher, ziemlich feinkörniger, wenig schiefriger, horn- blendehaltiger Biotitgneiss zeigt u. d. M. den Plagioklas zonal aufgebaut. Orthoklas, wenn überhaupt vorhanden, und Quarz sind spärlich. Der unregelmässig begrenzte Blättehen bildende Biotit und die Hornblende sind fast ganz in Chlorit umgewandelt. U.d.M. erkennt man noch Magneteisen und Apatit. Ein wenig schiefriger, dichter, dunkelgrauer Gneiss von Mungyöng, Kyöngsangdo, lässt nur kleinste Glimmerblättechen erkennen. U.d.M. sieht man, dass Quarz, Orthoklas, Biotit und etwas Magneteisen das Gestein zusammensetzen. Plagioklas und Muscovit liessen sich nicht sicher nachweisen. Das Gestein zeigt am Abstieg vom Pass dunkler gefärbte, unregelmässig und verfliessend begrenzte Partien. U.d.M. erwiesen sich «diese Flecken als kleinkörniger, glimmerärmer und durch Magneteisen gefärbt. Etwas weniger feinkörnig ist der graulich- weisse Gneiss von Chemulpho, westlich von Söul. Man erkennt Feld- spath, Quarz, Biotit und sehr kleine spärliche Museovitblättchen neben etwas Schwefelkies. U. d. M. sieht man nur wenig Plagioklas, den Orthoklas und Quarz hier und da pegmatitisch verwachsen. Im Augengneiss von Hatong, südliches Kyöngsangdo, tritt ein Pegmatit auf, welcher neben reichlichem Quarz und etwas Feldspath viele Körner von schwarzem Turmalin zeigt. w Von den übrigen Gesteinen der krystallinischen Schiefer mag noch ein Hornblendeschiefer von Chinsan. Chhungehhöngdo, angeführt werden, welcher etwas Feldspath, Magneteisen und secundären Epidot enthält. 876 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. Granit. Unter den in den krystallinischen Schiefern auftre- tenden, mittel- bis feinkörnigen Graniten herrscht Biotitgranit vor. Hier und da wird er drusig oder enthält etwas Hornblende. Nur bei Kyöngju, Kyöngsangdo, findet sieh Hornblendegranit ohne Biotit, bei Chöngeup, Chöllado, glimmerarmer Granit mit fast mehr Mus- covit als Biotit. Der sehr grobkörnige Biotitgranit von Ugokchin, Nord-Phyöngando, enthält rothen Orthoklas in mehr als zollgrossen Krystallen, kleinere spärliche weisse Plagioklase, weissliche Quarz- körner, wenig braune Biotitblättehen. (Genauer wurde ein feinkör- niger, grauer Biotitgranit nördlich von Kwisan, Chhungehhöngdo, untersucht. U. dd. M. ist der überwiegende Orthoklas zum Theil zonal aufgebaut, der Quarz zum Theil mikroperthitisch mit Orthoklas ver- wachsen, Plagioklas ziemlich reichlich vorhanden, der Biotit meist in Chlorit umgesetzt. Magneteisen, Hornblende, Apatit finden sich sparsam. Auf‘ der Insel Tsushima kommt in krystallinischen Schiefern bei Idzuhara ein feinkörniger, weisser, an Quarzkörnern reicher, fast muscovitfreier Pegmatit (Aplit) vor, dessen strahlig angehäufte Tur- maline u. d. M. grau bis blau durchsichtig erscheinen. Plagioklas liess sich nieht sicher erkennen. Ein ähnliches Gestein findet sich bei Fusan als Gerölle. Der in krystallinischen Schiefern auftretende, gangförmige Granit- porphyr zwischen Paikehi und Ikujang, Hwanghaido, zeigt in bräun- licher Grundmasse ı6 bis 24”"” grosse weissliche Orthoklaszwillinge, etwas Biotit und Schwefelkies. U. d. M. erkennt man noch etwas Quarz, Hornblende, Plagioklas, Augit, Apatit, Magneteisen. Felsitporphyr. Unter den zahlreichen Felsitporphyren zeichnet sich der von Mokpho aus. Er enthält in röthliehbrauner, feinkörniger Grundmasse zahlreiche, bis 8”"” grosse, braunrothe Orthoklase (vor- wiegend einfache Krystalle und Carlsbader Zwillinge, weniger reich- lich Bavenoer und Manebacher Zwillinge), einzelne kleinere weissliche Plagioklase. grosse Quarzkrystalle mit Säulenflächen und etwas Biotit. Der Felsitporphyr von Puphyöng, Kyöngkwido, zeigt in dunkelblau- grauer, dichter Grundmasse kleine weissliche oder röthliche Ortho- klase zahlreicher als Quarzkörner. U. d. M. besitzt die bestäubte, übrigens wasserhelle Glasbasis Fluidalstruetur; der gegen den Ortho- klas stark zurücktretende Plagioklas wird bisweilen von Orthoklas um- schlossen; neben etwas Magneteisen sieht man noch braune, zum Theil mit Magneteisen erfüllte Hornblende. Sehr ähnlich sieht das Gestein von Deer Island bei Fusan aus. Man erkennt in der dichten blau- grauen Grundmasse mehr weissliche Orthoklase als Quarzkörner und daneben einige Einschlüsse des durchbrochenen Gesteins. U. d. M. Rorn: Beiträge zur Petrographie von Korea. 877 sieht man noch etwas Plagioklas, Augit, Hormblende und Magnet- eisen in der schwarz gekörnelten, gelblichen, Fluidalstruetur zeigenden Glasbasis. Einbuchtungen der Glasbasis in Quarz und Feldspath sind häufig. Bei Tongnai tritt dasselbe Gestein auf. Hornblendeporphyrit. Ein Gerölle aus dem Amnok hei Wiwön ist ein Hornblendeporphyrit, der in diehter grauschwarzer Grundmasse neben grossen weissen Plagioklasen kleinere glänzende Hornblenden und einzelne braune Biotitblättehen zeigt. U. d. M. ist die Grundmasse eine dunkelfarbige gekörnelte Glasbasis mit etwas Titaneisen und einzelnen Augiten. Der Biotit zeigt oft einen Saum von Eisenerz. Die Hornblende ist braun. Diorite. Ein Geröll von Changjin, Phyöngando, ist ein Diorit. In überwiegender blaugrauer Grundmasse sieht man neben grossen Hornblenden kleinere weisse Plagioklase und etwas Schwefelkies. U. d. M. erkennt man noch Apatit, Magneteisen (auch als Einschluss in Plagioklas und Hornblende), etwas Quarz. Die gelbbraune Horn- blende ist zum Theil in Chlorit umgesetzt. Die Grundmasse besteht aus Plagioklas und Hornblende. Der krystallographisch wohl begrenzte Plagioklas ist zum Theil zonal aufgebaut. Bei Kwisan, Chhungehhöngdo, durehbrieht Quarzglimmerdiorit die diehten Gneisse. In der compaeten, feinkörnigen, blaugrauen, überwiegenden Grundmasse sind ausgeschieden grössere weisse Pla- gioklase und braune, scharfbegrenzte. sechsseitige Biotittafeln, welche zuweilen zu säuligen Bildungen zusammentreten. U.d.M. sieht man den Plagioklas zum Theil zonal aufgebaut, im Biotit Einschlüsse von Apatit und Magneteisen, braune Hornblende untergeordnet, Apatit, ferner Titanit umsäumt von Titaneisen (?), wenig Magneteisen (?), Quarz (vielleicht secundär), seeundären Kalkspath, der das Brausen des Gesteins mit Salzsäure bewirkt. Am Amnok bei Wiwön, Phyöngando, tritt gangförmig (wahr- scheinlich im Cambrium) ein porphyrartiger Diorit auf. In klein- körnigem, röthlichem Gemenge aus Plagioklas und weisslichen Quarz- körnern sieht man grosse grüne Hornblendesäulen und etwas Magnet- eisen. U. d. M. zeigt die Hornblende zum Theil Zwillingslamellen und theilweise Umwandlung in Chlorit und Glimmer, der Quarz Flüssiekeitseinschlüsse mit beweglicher Libelle.. Auf dem Plagioklas liegt secundärer Kalkspath, der das Brausen des stark verwitterten Gesteins mit Salzsäure bewirkt. Der zwischen Acha und Kyöngju, Kyöngsangdo, anstehende Diorit zeigt in diehter, überwiegender, blaugrauer Grundmasse grosse Hornblenden, kleine weissliche Plagioklase und etwas Schwefelkies. U. d. M. umschliesst die aus Plagioklas und Hornblende bestehende 878 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. Grundmasse kleine Plagioklasleisten und Magneteisen. Die grösseren gelbbraunen Hornblenden haben einen ziemlich breiten Magneteisen- rand, die kleineren sind ganz in Magneteisen umgesetzt. Quarz und Apatit waren nicht sicher nachzuweisen. Gerölle bei Changjin, Hamgyöngdo, haben dieselbe Zusammen- setzung. Zwischen Kwisan und Yöngphyöng, Chhungehhöngdo, durehbrieht die dichten Gneisse ein mittelkörniger Glimmerdiorit. Man erkennt darin verwitterte Hornblende, verwitterten Biotit (oft in sechsseitigen Täfelchen), und grünlichen saussüritähnlichen Plagio- klas. U. d. M. hat der Biotit Magneteisenrand und schliesst Apatit ein. In der Hornblende. deren Umrisse erhalten sind, erkennt man „hellfarbigen Glimmer, Eisenglanz, Quarz. Ausserdem ist Apatit, Quarz, Eisenglanz, wohl auch Titanit vorhanden. Ein zweiter Quarz- glimmerdiorit bildet Gänge im Granatgneiss zwischen Sonchang und Kwandunjöng, nördliches Phyöngando. Er enthält in fast zurück- tretender, feinkörniger, hellgrauer Grundmasse grosse, weisse Plagio- klase, reichlich kleine, grüne, schlecht begrenzte Biotitblättchen, einige Quarzkörner und einzelne grosse grüne, bei Verwitterung gelbe Augite, welehe deutlich nach der Basis spaltbar sind. U. d. M. ist der Biotit vom Rande aus in Chlorit umgesetzt und enthält Zirkon- einschlüsse; der Augit ist schwach pleochroitisch. Die Grundmasse besteht der Hauptsache nach aus Plagioklaslamellen mit etwas Magnet- eisen, Hornblende und Zirkon. Der bei Chhangwön, südliches Kyöngsando, auftretende Quarz- dioritporphyr zeigt in dichter graubrauner Grundmasse grosse, weisse, zahlreiche Plagioklase (die nur noch zum Theil Streifung erkennen lassen), sehr grosse Quarzkrystalle mit rundlichen Kanten und deut- lichen Säulenflächen, glänzende frische Hornblendeprismen und etwas Magneteisen. Gabbro. Der 20 li nördlich von Kojang, Kyöngkwido, auf- tretende mittelkörnige Gabbro enthält etwas Biotit, welcher in dem Gabbro von Pungdung, Kangwöndo, etwas reichlicher auftritt. Der fein- körnige, krystallinische Schiefer durchbrechende Gabbro von Chhönan, Chhungehhöngdo, lässt Biotit nicht erkennen, ebensowenig der mittel- körnige Gabbro von Changjin, Hamgyöngdo, welcher sehr reieh ist an Titaneisen. Der kleinkörnige Gabbro 2o li nördlich von Unsan ist arm an Biotit und Titaneisen. Zwischen Acha und Kyöngju, Kyöngsangdo, am Pass, tritt in Felsitporphyren ein sehr feinkörniger, grünlichgrauer Gabbro auf, in welehem man neben ziemlich reichlichem Diallag undeutliche Plagio- klase und ziemlich viel Schwefelkies erkennt. U. d. M. zeigt der gegen Plagioklas zurücktretende Diallag zum Theil Magneteisenrand; u ne Rorn: Beiträge zur Petrographie von Korea. 879 man erkennt noch Apatit, etwas, zum Theil in Chlorit umgesetzten Biotit und Magneteisen. Zwischen Söul und Yangwhado bildet ein ziemlich grobkörniger, dunkelfarbiger Gabbro einen Gang im Gneiss. Neben überwiegendem Diallag und dem Plagioklas erkennt man noch Magneteisen und reich- lichen Schwefelkies. U. d. M. schliesst der Gabbro Apatit und Magnet- eisen ein. Bei Tongnai, Kyöngsangdo, durchbrieht Gabbro den Granit. In dem schwärzliehbraunen Gestein tritt neben Plagioklas und etwas Schwefelkies der Diallag hervor. U.d.M. zeigt das stark verwitterte Gestein noch etwas Magneteisen. Diabas. Auf Tsushima bildet sehr feinkörniger, dunkelgrau- grüner Diabas den Mitake. Man erkennt in dem verwitterten, mit Säure brausenden Gestein neben vielen kleinen Plagioklasen nur spär- lich Augit, u. d. M. noch Magneteisen. Der an der Ostküste der Insel zwischen Oshika und Shitaka auftretende, viel hellfarbigere Diabas enthält grössere, weisse Plagioklase und kleine Augite in hellgrau- grünlicher Grundmasse. U. d. M. sieht man noch Magneteisen und den Augit oft in Chlorit umgesetzt. Der feinkörnige, bei Pungdung, Kangwöndo, krystallinische Schiefer durchbrechende, schwärzlichgrüne Diabas zeigt Plagioklas, Augit und etwas Schwefelkies. Das Gestein, welches mit Säure braust, zeigt u. d. M. überwiegend Plagioklas, den Augit oft in Zwillingen ausge- bildet und kleine Magneteisenkörner. Sehr ähnlich ist der im Gneiss bei Kwisan, Chhungcehhöngdo, auftretende, hellgrünlichgraue, sehr feinkörnige Diabas, er enthält aber weniger Magneteisen. Bei Naju, südliches Chöllado, durch- brieht ein sehr feinkörniger, graugrünlicher Diabas den Biotitgranit. Das stark mit Säure brausende Gestein enthält einzelne ebenfalls mit Säure brausende Plagioklase,s u. d. M. sieht man, dass auch der Augit stark umgeändert ist. Kleine Magneteisenkörner sind reichlich. In dem sehr feinkörnigen, blaugrauen Diabasporphyr von Wiwön, Phyöngando, erkennt man nur grössere, weisse Plagioklase. U.d.M. sieht man, dass in der aus überwiegenden Plagioklasleisten, etwas Magneteisen und Augit gebildeten Grundmasse grössere Plagio- klase, einzelne grössere Augite und Magneteisenkörner liegen. Bei Pukchan, zwischen Kaiehhön und Chasan, tritt Diabasporphyr auf, weleher in dichter, graugrüner Grundmasse grosse, weisse Plagio- klase, etwas Augit und Eisenkies zeigt. U. d. M. bilden Plagioklas- leisten den überwiegenden Theil der Grundmasse, die noch etwas Augit und Magneteisen führt und neben kleineren Augiten grössere Plagioklase ausgeschieden enthält. 880 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 15. Juli. Bei Fusan, Kyöngsangdo, durchbricht Diabas den Granit. In grauer, feinkörniger Grundmasse sieht man porphyrartig einzelne grössere Plagioklase, sparsam kleine Augite. U. d. M. überwiegen die zum Theil zonalen Plagioklase; der Augit ist zum Theil knäuel- artig verwachsen, Magneteisen ziemlich reichlich vorhanden. Die übrigen Diabase der Umgegend von Fusan und des südlichen Kyöng- sangdo überhaupt sind stark epidotisirt. Von jüngeren Eruptivgesteinen treten nur Dolerite und Dolerit- basalte in den krystallinischen Schiefern nördlich und nordwestlich von Söul, bei Singe (westlich jener Hauptmasse), ferner im nördlichsten und südliehsten Theil der Halbinsel, nämlich als Gerölle im Amnok- gang und wahrscheinlich in der Nähe von Mokpho auf. Die hlaugrauen Dolerite aus der Umgebung von Anbyön, Provinz Hamgyöngdo, enthalten einzelne runde, leere, grössere Hohlräume, reichlich gelbliche, unregelmässig begrenzte Olivine, kleine, weissliche Plagioklase, wenig schlecht begrenzte Augite und Magneteisenpünktehen. U.d.M. füllen Olivine, violettgraue Augite, Magneteisen die Zwischen- räume des Plagioklasbalkenwerkes. Die kleineren frischen Olivine zeigen scharfe Begrenzung durch Krystallilächen, schliessen Magnet- eisen und etwas Picotit ein. Magneteiseneinschlüsse im Augit sind häufig. Apatit findet sich spärlich. Andere etwas dunklere Ab- änderungen sind porphyrartig durch Plagioklas und kleine Olivine, sehr arm an Augit und enthalten u. d. M. grünliche, braune, mikro- felsitisch entglaste Zwischenmasse zwischen den Plagioklasen, Olivinen und untergeordneten Augiten; Magneteisen findet sich nur als Ein- sehluss in den Olivinen neben wenig Pieotit. An einzelnen Stellen gewinnt hellbraune Glasmasse die Oberhand; sie enthält scharf be- grenzte Krystalle von Plagioklas und Olivin (beide mit Glaseinschlüssen), sehr spärlich grünen Augit, das Magneteisen nur als Einschluss im Olivin. Einige Plagioklase sind zonal aufgebaut. Der etwas weiter südlich, bei Yöngjiön auftretende, säulig ab- gesonderte, 200 Fuss mächtige Dolerit gleicht dem von Anbyön; nur zeigen (die meist angewitterten Olivine auf Rändern und Spalten Eisenoxydhydrate. Der Dolerit, 50 li südlich von Hoiyang, enthält einige grössere Plagioklase, welche u. d. M. centrale, unregelmässig begrenzte Einschlüsse von Augit und Magneteisen führen, so dass nur ein schmaler einschlussfreier Rand übrig bleibt. Da auch von Herrn Carres bei Phyöngkang säulig abgesonderte Decken von Fruptivgesteinen angegeben werden, so darf man an- nehmen, dass die Dolerite und Doleritbasalte von Ichhön, Thosan, Majön und Imjin, alle vier am Imjingang gelegen, Stücke, derselben Decke sind, mit welcher petrographisch die Gesteine von Singe (west- Roru: Beiträge zur Petrographie von Korea. 881 lieh von Ichhön) übereinstimmen. Die Gerölle von Ichhön und Thosan gehören zum Theil einem blaugrauen, schlackigen Doleritbasalt, zum Theil einem schlackigen, dunkelblaugrauen Dolerit an, in denen man neben grossen und reichlichen Olivinen kleine Plagioklase erkennt. U. d. M. sieht man etwas glasige Zwischenmasse, wenig Augit und Magneteisen; im Olivin spärlich Pieotiteinschlüsse. Die von Majön stammenden Dolerite enthalten in grossen und reichlichen Hohlräumen weisse Zeolithe (Natrolithnadeln mit Hyalitüberzug), unterscheiden sich übrigens nicht von den glasfreien Doleriten. Auch die bei Imjin anstehenden, zum Theil eompacten, zum Theil blasigen Gesteine schwanken im Korn zwischen hellfarbigen Doleriten und dunkelfarbigen, dureh Plagioklas und Olivin porphyrartigen Doleriten. In einem der letzteren sieht man u. d. M. etwas glasige Zwischenmasse, einzelne grosse Plagioklase in derselben Weise mit Augit und Magneteisen erfüllt wie im Dolerit südlich von Hoiyang, ferner neben violett- grauem Augit Olivin (mit Picotiteinschlüssen) und Magneteisen. Die blaugrauen eompaeten bis kleinporigen, unregelmässig säulig abgesonderten Dolerite von Singe weichen von dem ersterwähnten Typus in keiner Weise ab. Gerölle von dort sind zum Theil Glas- basalte mit Plagioklas und Olivin, das Glas ist gelbbraun. Gerölle aus dem Amnokgang bei Wiwön im nördlichen Korea bestehen aus blaugrauen, porösen Doleriten, welche u. d. M. glasige, gekörnelte Zwischenmasse (auch als centralen Einschluss im Plagioklas), relativ wenig Olivin, Augit, Magneteisen, dagegen reichlich Plagioklas zeigt. Man sieht, dass der in den übrigen Doleriten so reichliche Olivin hier durch Verwitterung zerstört ist, die sich durch Absätze von Karbonaten, Eisenoxyden und Bol in den Hohlräumen kundgiebt. Ein bei Mokpho, am südwestlichen Ende von Korea, als Bau- stein verwendeter, wahrscheinlich aus der Nähe stammender, poröser, blaugrauer Dolerit zeigt u. d. M. dunkelbraungraue glasige Zwischen- masse zwischen den Plagioklasen, Olivinen und spärlichen Augiten. Im Olivin, der auch Pieotit einschliesst, sind Glaseinsehlüsse reich- licher als im Plagioklas und Augit; Magneteisen findet sich nur in geringer Menge. Sitzungsberichte 1886. 82 Mu h ee En r ee Kalle BET U re 1 pily Mr Yun er SAU? f WTUMRE En m B HA E en _M er Mine RR ae 7 A MW 4 + r VEN air RE BunIE » DT Re Em nA! vs ‚hal u ei, 383 Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. Von Dr. R. ScuhnEipEr in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Scrurze am 8. Juli [s. oben S. 5591.) Hierzu Taf. VII. e dem Förderschachte sowohl als auch den Stollenstrecken der Grube Glückauf im Potschappel-Burgk’schen Steinkohlerevier (Plauensche Grund bei Dresden) wuchern, wie an so vielen anderen unterirdischen Stätten, in dichten Massen jene merkwürdig degenerirten Mycelienmassen von Hymenomyceten, wie sie allgemein unter der Bezeichnung Ahizomorpha subterranea Pers. (Rh. putealis Pers.) bekannt sind. In dieken schwammigen Polstern überkleidet diese Rhizomorphe hier fast vollständig die Zimmerungen der Schachtwände durch alle Teufen hindurch, beständig bespült und durchtränkt von den stark eireulirenden Grundwässern. Der Feuchtigkeitsgrad dieser ganzen Umgebung ist ein derartig abnormer, dass der ursprünglich land- bewohnende Pilz fast zum Wasserorganismus wird, eine Art von An- passung, wohl nur möglich auf Grund der hier vorliegenden morpho- logischen Reduction und kaum denkbar für den unverkümmerten Hymenomyceten unter normalen superterranen Existenzbedingungen.' Das ganze Innere der Pilzmassen ist, durchaus spongiös, überall von Hohlräumen und vielfach verzweigten Kanälen durchsetzt, die sich bis ins feinere Hyphengewebe als Porengänge verlieren und durch Spalten und Öffnungen verschiedensten Kalibers nach aussen münden, vielfach aber auch durch lang und relativ regelmässig ausgewachsene ! Die schönste und üppigste Pilzwucherung findet sich im Förderschachte in einer Teufe von 120" unter Tage, woher auch die von mir untersuchten grösseren Massen vorzugsweise entnommen sind. In dieser Zone verbreiten sich die abfallenden Tagewässer, welche zur Berieselung der Zimmerung benutzt werden, voll und ganz über diese, und es findet hier die erste Vereinigung dieser Wässer mit der ausziehen- den, verbrauchten Grubenluft statt. Besagte Momente scheinen hier der Entwickelung ausserordentlich förderlich zu sein. Se 834 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. Röhren oder Tuben, die förmliche architeetonische, oft ausserordent- lich zierliche Gruppen bilden (Fig. ı. a und b). Sie verleihen der in Frage stehenden Rhizomorphaform ihr eigen- thümlichstes Gepräge und sind ein sehr wesentliches, nicht zu über- sehendes Moment für den zoologischen Hauptgegenstand dieser Ab- handlung. In ihnen sammelt sich das Tropfwasser, mit den inneren Hohlräumen beständig communieirend und am Rande überlaufend, zu kleinen Lagunen an. An vielen anderen Stellen verholzt das Mycelium und bildet strangartige oder strauchig verästelte Ausläufer von harter Struetur und schwarzbrauner Farbe, wie dies andere Rhizomorphenformen immer thun, so die Rh. canalicularis Horrnm. Dunkelfarbige Ausscheidungen in und an den übrigens schnee- bis gelblichweissen Pilzmassen rühren entweder von erdigen Partikelchen, vom Wasser mechanisch mitgeführt und abgelagert, her, oder von Eisen- oxydhydrat-Niederschlägen, aus den an Bicarbonat reichen Grundwassern ausgeschieden. Das ganze Gewebe ist ausserordentlich reich an Eisen- oxyd, besonders in der Umgebung der Hohlräume und Kanäle, wo die Hyphenzellen solches sogar in das Zellinnere aufnehmen (Fig. ı «.) In und auf diesen Rhizomorphen, — und damit komme ich zur Hauptsache, — ist ein erstaunlich reiches und mannichfaltiges Thier- leben angesiedelt: so massig an Arten- wie Individuenzahl, so voll- kommen eingebürgert und in einer Art soeialen Gleiehgewichtes be- findlich, dass es, als in dieser Weise kaum bisher beobachtet, Auf- merksamkeit und Interesse auf sich lenken muss. Beim Loslösen und oberflächlichen Besichtigen einzelner Pilzstücke fällt zunächst die Anwesenheit unzähliger Regenwürmer, die alle Gänge und Kanäle besonders nach der Basis zu bewohnen, in die Augen. Überblickt man einen auch nur kleinen Oberflächenraum mit der Lupe, so kann man sicher sein in buntem Durcheinander zahl- reiche kleinere Wurm-, Milben-, Insecten- und Krebsgestalten auf eins zu erblicken; überall Bewegung und thierische Lebenserscheinung. Alles dies gewährt aber nur eine geringe Vorstellung von der Unendlichkeit dieses pilzbewohnenden Massenlebens, wie es vollends im Innern der Rhizomorphen sich tummelt. Nach mehrfach vorgenommenen eingehenden Untersuchungen an Ort und Stelle und Feststellung der physischen Verhältnisse in diesen Kohleschächten, nachdem ich ferner im Stande war reichliches, den betreffenden Localitäten frisch entnommenes Material, in zwei grösseren Sendungen mir zugegangen, im Detail zu studiren, will ich in fol- gendem versuchen die Hauptresultate, die sich aus dem Studium dieses merkwürdigen Dunkellebens ergaben, zusammenzustellen. SchNEiper: Amphibisches Leben m den Rhizomorphen bei Burgk. 385 Zu ausserordentlichem Danke bin ich dabei den Herren der Burgker Grubendireetion verpflichtet, besonders dem Hrn. Bergdireetor ZoBEL, den Obersteigern HH. FrEiBERG und NEUMEYER, sowie dem Maschinen- steiger Hrn. Bacnmann, durch deren bereitwilliges Entgegenkommen und zum Theil hülfreiche Unterstützung es mir überhaupt erst möglich war über das schwierig zu erlangende Material in genügender Quan- tität zu verfügen. Dieser Dank sei an dieser Stelle den genannten Herren auf’s wärmste ausgesprochen. Desgleichen den sämmtlichen Herren Professoren, Custoden und Assistenten des Königlichen zoologischen und entomologischen Cabinets, welche mir bei der genaueren Bestim- mung der Arten u. s. w. vielfach in liebenswürdigster Weise zur Seite standen. Zunächst die allgemeineren Gesichtspunkte. Dass manche Thiere, besonders der Arthropodenwelt angehörige, mit Vorliebe, ja oft ausschliesslich Pilze bewohnen, bez. ihre Haupt- nahrung aus ihnen entnehmen, ist allbekannte Thatsache. So die Larven zahlreicher Dipteren (Mycetophila u. a.), manche Coleopteren (Oxyporus und Verwandte), Thysanuren,' Nematoden u. s. w. Vertreter dieser Gruppen spielen auch in den Rhizomorphen von Burgk ihre Rolle. Hier kommt aber erstlich noch das modifieirende und eomplieirende Moment unterirdischer Existenz hinzu, und zweitens handelt es sich in unserem Falle nicht nur um das Vorhandensein wohlbekannter typischer Pilzbewohner, sondern um eine grossartige Ansammlung der verschiedenartigsten, ursprünglich an gänzlich diffe- rente Lebensbedingungen und Localitäten gebundenen Organismen, von denen die meisten als in Pilzen vorkommend noch gar nicht bekannt sind, und unter gewöhnlichen Verhältnissen auch gar nicht im Stande sein dürften sich hier völlig einzubürgern. Das erhellt z. B. deutlich, wenn ich hier gleich erwähne, dass ein ungemein reichhaltiges Pro- tisten- und Infusorienleben in unseren Rhizomorphen zu Hause ist. Aus vorliegenden Ermittelungen” hat sich nun als statistisches Allgemeinresultat ergeben, dass die Zahl aller in diesen Pilzen wirklich ! Josern führt manche der in den Grotten beobachteten Thysanuren als vor- herrschend Mycelien bewohnend an. Arthropoden in den Tropfsteingrotten von Krain u. s. w. Berlin. Entomolog. Zeitschrift Bd. XXVI, 1882, Heft 1. — Nach meinen in Bergwerken gesammelten Erfahrungen scheinen auch hier die Pilze der Hauptsitz unterirdisch lebender Thysanuren zu sein. 2 Ich habe absichtlich zweimal zu verschiedenen, mehr als ein Jahr auseinander liegenden Zeiten grössere Pilzmassen untersucht, um erstlich die wirklich und dauernd einheimische, dominirende Fauna zu fixiren und alles unsichere zu eliminiren, zweitens um feststellen zu können, ob eventuell ein allmählicher Wechsel in dieser unterirdischen Thierwelt eintritt und neue Formen von oben oder unten her eindringen. Letzteres ist in einigermaassen ersichtlicher Weise nicht der Fall. 886 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. vollkommen eingebürgerten und mit Sicherheit nachgewiesenen Species 50 beträgt, wobei die nur sporadisch oder gelegentlich beobachteten, besonders aus den niedersten Gruppen, als unsicher nieht berücksichtigt sind. Diese 50 gehören den vier Typen der Protozoa, Vermes, Athro- poda und Mollusca an und vertheilen sieh auf dieselben numerisch folgendermaassen: Probzoanis at 24 Vermalslsulf sae IR Arthropoda ........- 17 Crustacea ..... 25 Myriapoda . .... I Arachnoidea .... 5 Insel 2237: 0 8 Molluso I Der wichtige, anderwärts von mir hervorgehobene Gesichtspunkt aus der Betrachtung Schacht bewohnender Organismen auf Anpassungs- alter bez. Stadium und Transmutationsgrad auch uralter Höhlenbewohner allgemeine Rückschlüsse ziehen zu wollen, kann hier nicht geltend gemacht werden, da erstens das Alter des hier in Frage kommenden Schachtes ein noch relativ unbedeutendes ist, d. h. erst etwa zwanzig Jahre beträgt, ausserdem aber hier der Fall vorliegt, dass ausge- sprochene, vollkommen subterran modificırte Tiefenbewohner (also auf der Stufe von Grottenbewohnern stehend), von unten her mit den Grundwässern eingedrungen sind und sich mit den von der Oberwelt herrührenden mischen, wofür das ziemlich häufige Vorkommen des absolut blinden Gammarus puteanus den unwiderleglichen Beweis liefert." Ein einigermaassen zuverlässiger zeitlicher Maassstab fehlt also hier. Interessante und bedeutungsvolle Momente ergeben sich aus der Beobachtung dieses subterran localisirten Thierlebens vielmehr insofern als zunächst hier ein Zusammentreffen von streng Wasser bewohnenden und andererseits streng Land bewohnenden Organismen auf demselben relativ beschränkten Terrain stattfindet und das daraus resultirende wechselseitige Anpassungsstreben eine Art allgemeiner amphibi- scher Coexistenz zuwegebringt. Für die typischen Wasserbewohner wird durch die beständige Cireulation und Ansammlung von Wasser die Möglichkeit eines Aus- ! Das Vorkommen des @. puteanus in den Schacht bewohnenden Pilzen von Burgk habe ich schon nebenbei erwähnt in meiner Abhandlung über den »unterirdischen Gammarus von Clausthal«, Sitzungsber. der Berl. Akademie, 1885. XLIX. S. 1090. — Inzwischen habe ich das Thier auch in den Wässern einiger sehr alten Freiberger Stollen (Grubenrevier Bescheert Glück) entdeckt; also immer neue Beweise dafür, dass dasselbe in unseren unterirdischen Wasserläufen eine sehr allgemeine Verbreitung hat. Schneiper: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 887 dauerns auf diesem ihnen sonst unzugänglichen Boden gegeben. Man erstaunt, ausser dem schon erwähnten Gammarus puteanus von Ürusta- ceen einen Vertreter der Gattung Cyelops (C. fimbriatus var.) sowie einen Canthocamptus (C. minutus var.) in grosser Individuenzahl sich hier umhertummeln zu sehen; ferner so durchaus an’s Wasser gebundene Thiere, wie Nais elinguis, das 'Turbellar Stenostoma (St. unicolor) und zahlreiche Infusorienformen, wie Spirostomum, Stylonychia, Euplotes u. a. Die Hauptsammelpunkte für dieses reiche Wasserleben aber bieten jene schachtartigen Tuben mit ihren Wassereisternen, in denen der beständige Zu- und Abfluss des Tropfwassers, eine beständige Er- neuerung der Respirationsluft bewirkend, überhaupt erst dies dicht gedrängte Zusammenleben möglich macht und im Gange erhält. Dabei haben auch die in diesen mehr abgeschlossenen Wasser- behältern vorzugsweise sich aufhaltenden kleineren Arten immer Ge- legenheit, sich vor den Angriffen der grösseren räuberischen in die zahlreichen engen Spalten und Höhlungen des tieferen dichten Pilz- gewebes zurückzuziehen, wodurch ein unverkennbares Moment halb- erzwungener Gewöhnung an theilweises Landleben gegeben ist. Räder- thiere und mancherlei Infusorien (Paramaecium, Colpidium, Stylonychia, Epistylis u. a.) erfüllen daher in grosser Anzahl die inneren Höhlungen unterhalb der Tuben. An mehreren Exemplaren von Nais, in einem kleinen Gefässe mit Wasser und einigen Pilzstücken gehalten, habe ich beobachtet, dass sie zwar ab und zu im Wasser erschienen, sich aber immer wieder sehr schnell ins Innere ihrer nadelöhrfeinen Pilzgänge zurückzogen. Übrigens zeigen auch Gammarus, Oyelops und Canthocamptus eine ungemeine Neigung und Fähigkeit auf der festeren Unterlage der Pilzsubstanz sich aufzuhalten. Fast kein einziges, der zahlreichen ein- zeln aufgefangenen Exemplare habe ich in den frischen Tropfwasser- Proben gefunden, sondern auf der Oberfläche oder auch in den tieferen Schichten der Rhizomorphen (von Gammarus sogar sämmtliche). Fünf lebende Exemplare des letzteren fand ich erst auf, nachdem sie mehrere Wochen ohne jegliches Tropfwasser in Pilzmassen versteckt, ziemlich trocken gestanden hatten. Noch auffälliger andererseits stellt sich die Art und Weise dar, wie mehr oder minder ausgesprochene Landbewohner sich der wasser- reichen Umgebung in und auf diesen Pilzen anzubequemen verstehen, wobei sie ja bei dem überall engen Zusammenliegen und der gleich- mässigen Vertheilung von Wasser und Land schliesslich immer wieder leicht festen Boden gewinnen. Viele von ihnen scheinen sich aber hehufs leichteren und angemesseneren Nahrungserwerbes mit einer gewissen Vorliebe in’s Wasser zu begeben. 888 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. So sah ich mehrfach die die Pilze bewohnenden Myriapoden (Blanüulus), zwar Feuchtigkeit liebende, aber doch keineswegs Wasser bewohnende Thiere direet ins Wasser gehen und stundenlang unter demselben umherkriechen; auch betasteten sie, von festem Standpunkte aus, fortwährend die Oberfläche des Wassers mit den Fühlern und den Beinpaaren der ganzen vorderen Körperhältte. Von den fünf nachgewiesenen Thysanurenarten halten zwei (davon die eine, ein Anurophorus, in immenser Menge) sowohl im Pilzinneren als auch im freien Wasser aus, die eben erwähnte, ent- sprechend ihrem sehr plumpen Körperbau und ihren kurzen Glied- maassen, unbeholfen und träge sich bewegend, die andere (eine Podura) ziemlich schnell auf der Wasserfläche umherlaufend. Dabei dienen diesen Thieren die unter der Haut gelegene stark entwickelte Fett- zellschicht sowie die zahlreichen Borsten, durch deren Spitze und Oberfläche ein fettreiches Drüsenproduet in kleinen gelblichen Tröpf- chen beständig secernirt wird, — als hydrostatisches Organ, so dass sie fast buchstäblich von einer Ölhülle umgeben sind und vom Wasser gar nicht direct berührt werden (Fig. 4). Im Gegensatze zu diesen Formen mit nur wenig entwickelter Furcula können die beiden mit kräftiger Gabel und dem entsprechenden Springvermögen ausgerüsteten (Desoria und Degeeria) längeren Aufenthalt auf freier Wasserfläche nicht vertragen und halten sich mehr im Inneren der Pilze auf. Ähnlich meiden die räuberischen, schnell laufenden Gamasiden das offene Wasser; auch sie sah ich aber oft am Rande desselben sich aufhalten und die Oberfläche untersuchen. Übrigens sind ja auch diese Land liebenden Formen, da hier das ganze Pilzinnere mehr oder minder von Wasser durchtränkt ist, dauernd gezwungen, in wasserreicher Umgebung sich aufzuhalten. Die Acarinenformen aus der Gruppe der Tyroglyphidae dagegen erscheinen schon entschieden als Thiere mit amphibischen Gewohnheiten und bedecken zu tausen- den sowohl das feste Pilzgewebe wie auch den Boden des Sammel- WwasserTs. Auch die madenartigen Larven der in den Rhizomorphen sich zahlreich entwickelnden Ceeidomyiden scheinen in ziemlich hohem Grade an die Umgebung des Wassers gewöhnt zu sein und halten sich lange darin lebend, was von den sonst höchstens feuchte Pflanzen- gewebe bewohnenden Thieren noch nicht bekannt sein dürfte.' ‘ Einen noch eclatanteren Fall ähnlicher Art habe ich bei Untersuchung von Braunkohle - Schachtwässern (aus den Gruben bei Halle a. S.) beobachtet, in welchen ich zahlreiche weisse, wohl auch aus unterirdischen Pilzen herrührende Cecidomyiden- Larven fand, von denen sich einige über zwei Jahre lang in blossem Wasser (mit einem Bodensatze von Kohlepulver) lebend erhielten, Schneiver: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 889 Von den massenhaften, das ganze Pilzgewebe durchsetzenden Regenwürmern hielten viele Monate lang im blossen Wasser aus und zeigten immer eine grosse Neigung mit einem Theile des Körpers wenigstens frei im Wasser zu liegen." Euchytrarus hingegen starb in purem Wasser nach wenigen Tagen ab, trotzdem dieser gewöhnlich schlammbewohnende Oligochaet doch schon an und für sich als am- phibisch gelten muss. Das numerische Verhältniss zwischen Wasser bewohnenden, Land bewohnenden und schon an sich amphibischen Formen, wie sie in den Rhizomorphen von Burgk neben einander leben, ergiebt sich aus folgender statistischer Übersicht: Typische Wasserbewohner. Typische Landbewohner. IDnotosoa ende 21 IEnolozoo Basar —_ Vermess4.Asichtslec 5 Vennesse nase Aanat I Arthropoda. is... =. Ma Arthropoda ..2..1....0. 12 Molluschua:: 05% ol -— Molliscass si: st: I 30 14 Amphibische. TODE. 2 VERRESEH NENNT SEN ME. 2 Anthropodar. 9... 2 NEO NRSCH ENDEN EIG — 7 Daraus resultirt die interessante Thatsache, dass die Wasser- organismen an Zahl der Arten (wie auch Individuen) bedeutend über- wiegen. Im Anschluss hieran muss ich noch besonders hervorheben, dass nieht etwa nur die oberflächlicheren oder direet von Kanälen berührten Pilztheile von dieser vielgestaltigen und anpassungsfähigen Fauna besetzt sind, sondern bis tief in's Innere des feinsten und diehtesten Hyphengewebes hinein dringt noch in ziemlich bunter Mannigfaltigkeit das kleinere und kleinste Leben. Rotatorien, Nematoden, kleinere Infusorien (besonders Epistylis, Pleuronema , Colpidium), Flagellaten (Astasia, Chilomonas) und Rhizopoden (Arcella, Euglypha, Amoeba) halten sich hier in bedeutender Menge. ! Ein von allen grösseren Pilzstücken separirtes und nur mit kleineren als Nahrung dienenden Fragmenten versehenes Exemplar hielt sich netto 30 Tage im reinen Wasser am Leben. — Vergl. Darwın’s Angaben hierüber: The formation of vegetable mould through the action of worms u. s. w. London 1881. pag. 7, 8. ® Hier ist die eine tipula-artige Dipterenlarve besonders mitgezählt, daher er- giebt sich für die Gesammtzahl ein Plus von ı. ® Arcella, Centropyxis, Euglypha (und die seltenere Trinema). * Euchytraeus und Leptodera. 890 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. Für die völlige Aufschliessung dieser Rhizomorphamassen sind als eigentliche Pioniere und Wegebahner in dem compacten Hyphen- geflechte entschieden die Lumbriciden von Bedeutung, vor allem die unzähligen Regenwürmer selbst, welche überall ihre Gänge bohren, wodurch sogar das Innerste für die Wassereireulation sowohl als auch für viele Thierspecies zugänglich wird. So findet sich das relativ grosse Coleopter Homalota regelmässig tief im Innern. Auch Euchytraeus, sowie die Larven der vorhandenen Dipteren werden bei dieser Thätigkeit betheiligt sein. Letztere veranlassen ausserdem noch vielfach die eigenthümlichen kugeligen oder blasigen Protuberescenzen der Pilzoberfläche und damit Auftreibung an vielen Stellen. Ein weiterer, aus diesem Zusammenleben sich ergebender inter- essanter Gesichtspunkt ist der, dass hier schon völlig subterran an- gepasste und erst jüngst von obenher eingewanderte Formen zusammen- treffen. Freilich ist das Zahlenverhältniss beider Gruppen ein sehr ungleiches, denn zur ersteren kann ich mit absoluter Sicherheit nur den Gammarus puteanus stellen. Der Canthocamptus (vergl. das Arten- verzeichniss) rührt aber höchst wahrscheinlich gleichfalls aus unter- irdischen Wasserläufen her, und von manchen der vorhandenen Proto- zoen ist es immerhin möglich." Jedenfalls steht jenen zwei Arten das Gros der ganzen übrigen Gesammtheit von Wasser- und Landthieren gegenüber, und daraus, sollte man meinen, ergäbe sich für die ersteren in der allgemeinen Concurrenz der beiderlei Anpassungs- elemente ein so wesentlicher Nachtheil, dass dieselben gar nicht im Stande wären, sich jenen, den herrschenden gegenüber, an dieser Stelle zu halten. Indess muss man andererseits bedenken, dass der Gammarus wenigstens eine der kräftigsten und räuberischsten aller hier versammelten Thierformen ist und zweitens dem hier erst jüngst geschaffenen Dunkelleben vermöge seiner uralten subterranen Existenz besser angepasst sein muss, als jene anderen noch recenten Einwanderer.” ! In der That dringen durch Spalten und Zerklüftungen Tiefenwässer seitlich in den Schacht ein, so dass eine Communication mit den unterirdisch eireulirenden Wasseradern bewerkstelligt wird. Wirkliche snbterrane Höhblen- oder Schlotten- bildungen, aus denen der Gammarus etwa herrühren könnte, sind in dieser Gegend bei der Natur der hier anstehenden geologischen Formationen kaum denkbar. 2 Die anderwärts allgemein constatirte Erscheinung, dass die Rhizomorphen (be- sonders jüngere im Wachsen begriffene Spitzen) im Dunkeln leuchten, ist an diesem Vorkommen noch nicht beobachtet worden. Es wäre denkbar, dass die übermässige Wasserwirkung hierselbst hindernd einträte. Übrigens verdient die Frage Beachtung, insofern dadurch die Conservirung der optischen Organe bei manchen solche Pilze be- wohnenden Thieren beeinflusst werden könnte, ähnlich, wie es nach neueren Ansichten hei Tiefsee bewohnenden in Folge des Meerleuchtens der Fall ist. Untersuchungen über diesen Punkt liegen mir augenblicklich noch vor. SchnEiper: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 891 Der allgemeine Kampf um’s Dasein ist sicherlich hier, in dieser engen Lebenswelt für sich, zwischen so zahlreichen, verschiedenartigen und auf denkbar kleinsten Raum zusammengedrängten Species ein äusserst intensiver, zumal zwischen den vielfach vorhandenen sich systematisch und physisch sehr nahestehenden. Es ist evident, dass diese alle sich das relativ sehr beschränkte Terrain auf Schritt und Tritt streitig machen, dass eine streng abgemessene Statik der hier beständig stattfindenden grenzenlosen Vermehrung ebenso beständig Einhalt thun muss, wobei den grösseren und räuberischen, aber auch den kleinsten und destructiv parasitischen Formen eine wichtige Rolle zufällt. Dass bei diesem Ringen um Raum und Existenz im Laufe längerer Zeit manche Arten gelegentlich zurückgedrängt oder unterdrückt werden, andere augenblicklich seltenere mehr zu dominiren beginnen, dass dabei (die begünstigten zu mancherlei Modulations- und Anpassungsprocessen veranlasst werden, unterliegt wohl gerade in unserem Falle kaum einem Zweifel. Es ist also in dem Ganzen das Prineip einer lang- samen Wandelung der Gesammtheit sowohl als der einzelnen Art, — ganz abgesehen von den schon an sich energisch eingreifenden sub- terranen Einflüssen, — tief begründet. Bei veränderten Lebens- und besonders Raumverhältnissen, wie sie die partielle Aufbewahrung und Beobachtung dieser Pilzvegetation mit sich bringen muss, tritt natürlich auch Veränderung, Störung, schliesslich Aufhebung des die Gesammtheit beherrschenden stabilen Gleichgewichtes ein. Aber gerade diese Verschiebungen unter den beschränkenden Eintlüssen des Gefangenlebens gewähren lichtvolle Ein- blicke auch in das Ineinandergreifen der Totalität unter den normalen Bedingungen des Freilebens. Einige bezeichnende Fälle meiner dies- bezüglichen Einzelbeobachtungen will ich anführen. In kleineren Gefässen, in welchen ich die lebenden Gammariden längere Zeit hielt, machte sich sehr schnell eine auffällige Verminderung der vorher zahlreichen Turbellarien, der Gyelopen, sowie aller grösseren Infusorien (spee. Spirostomum) bemerkbar, sogar bis zu scheinbarer Ausrottung derselben. In dem Maasse, als dann (in Folge Nahrungsmangels) die Gammariden zu Grunde gingen oder auch ent- fernt wurden, nahmen (in einer Probe) die Copepoden wieder deutlich zu; in einer anderen vermehrten sich dann in augenfälliger Weise die Turbellarien, die Infusorien Spirostomum, Stylonychia, Euplotes, sowie Rotifer und Pelomyxa, während gleichzeitig alle kleineren Infusorien- formen stark deeimirt wurden, was übrigens in einem etwas späteren Stadium auch mit den Rotatorien (in Folge Nachstellung seitens der Turbellarien) geschah. In einem anderen Behälter, wo Copepoden 892 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. sehr überhand genommen hatten, wurde ebenfalls die gesammte grössere Infusorienwelt äusserst spärlich. Aus diesen Thatsachen geht z. B. hervor, dass viele der kleinsten Formen überhaupt nur der An- wesenheit des Gammarus (welcher besonders Copepoden und Tur- bellarien vermindert), die Möglichkeit eines Gedeihens an dieser Localität verdanken. Innerhalb des Pilzgewebes gehen dauernd chemische Zersetzungs- processe, wie bei dem selbstverständlich auch massenhaften Absterben der verschiedensten organischen Körper gerade hier nicht anders zu erwarten, vor sich. Daher auch eine beständige, wenngleich schwache Schwefelwasserstoff-Entwiekelung, wie Geruch und sofortige Schwärzung von Metall, Bleipapier u. s. w. ergeben, und an beson- ders stark davon betroffenen Stellen oft übermässiges Gedeihen von Schizomyceeten wie Bacterium, Spirillum und Vibrio, besonders der letzteren Gattung in oft auffällig langen Stäbchen (bis 2”” gemessen) mit sehr lebhafter Schwingbewegung. Weder die Schwefelwasserstoff-Entwickelung aber noch das locale Überwuchern von Baeillen scheint das Gedeihen der übrigen, höher entwickelten Gesammtheit im Ganzen zu stören, und wenn auch manche der höheren Thiere dabei zu Grunde gehen, wie z. B. zahl- reiche Canthocamptus unter der Infeetion durch Spirillum, so ist das offenbar nur eine für das Gleichgewicht des Ganzen nothwendige Ein- schränkung allzustarker Vermehrung bei gewissen Species, und anderer- seits dienen die myriadisch auftretenden Baeillen wieder zahlreichen Infusorien als Nahrung, wie ich es besonders an Paramaecium, welches an solehen Stellen dann ebenfalls ausserordentlich zahlreich auftritt, beobachtet habe. Beim künstlichen Aufbewahren der losgelösten Pilzstücke werden natürlich jene Zersetzungs- und Fäulnissprocesse sehr bald noch weit intensiver, zunächst besonders weil die belebende und gewissermaassen desinfiecirende Cireulation des beständig frischen Tropfwassers aufhört, und nun tritt mit der allmähligen Verwesung der Pilze selbst auch ein mehr oder minder rapides Absterben der meisten Thierspeeies ein. Wie different übrigens die specielle Widerstandsfähigkeit gegen diese tödtlichen Einflüsse, liess sich gerade hier trefflich verfolgen. Im ersten Stadium intensiver Zersetzung vermehrten sich in allen Fällen die Infusorien Epistylis, Paramaecium, Ozxytricha und Urostyla' ! Die unter solchen Umständen stark vermehrte Urostyla fällt ganz besonders durch starke Ablagerung eines fein- und dunkelkörnigen Inhaltes, besonders im hinteren Körpertheile, auf, in welchem sich dann fast immer Eisen nachweisen liess. Nach völlig beendigtem Zersetzungsprocesse und Entweichen aller flüchtigen Fäulnissstoffe verminderten sich auch die Urostylen wieder sehr schnell bis zu gänzlichem Ver- schwinden, . ScHnEiDER: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 893 ungeheuer (während die den beiden letzteren nahverwandte Stylo- nychia sehr schnell erlag; diese sowohl wie Zuplotes und Spirostomum vermehrten sich nur in klarem Wasser mit möglichst frisch erhaltenen Pilztheilen.. Am schnellsten starben Canthocamptus, Cyeclops und die meisten Würmer und Thysanuren aus; nur das Thysanur Anuro- phorus und die Pilz bewohnende Leptodera, sowie die kleine amphi- bische Acarine (Tyroglyphidae) zeigten dabei regelmässig ein auffälliges Widerstands- ja Vermehrungsvermögen, und in etwa ein Jahr sich selbst überlassenen, ganz vermoderten oder theilweise ausgetrockneten Pilzmassen war von den beiden letzteren Species und ihren in colossaler Menge produeirten Eiern alles bedeckt. Man ist wohl berechtigt dies ganze Zusammenleben von Rhizo- morphen und Thierwelt als in stetem Wechselverhältnisse stehend auf- zufassen, als eine grossartige Symbiosis in erweitertem Sinne, indem die dauernd absterbenden und sich zersetzenden Thierkörper den para- sitirenden Pilzmyeelien immer neue Nahrung zuführen, andererseits die meisten der animalischen Bewohner von den Pilzen ihren Unter- halt ziehen. Die zahlreich in dem Pilzgewebe sich anhäufenden Kohlepartikel- chen und kohlereichen Substanzen, durch die Wasser aus den Förder- strecken mit eingeführt, sind auch nicht ganz ohne Bedeutung, in- sofern sie von manchen der niederen und niedrigsten Organismen verwerthet und in’s Innere aufgenommen werden. So benutzt die hier vorkommende Centropyxis diese Theilchen mit zum Aufbau ihres Ge- häuses, und zwar derart, dass letzteres oft durch und durch tief- schwarz erscheint. Auch im Innern von Euglypha, im Protoplasma der Pelomyxa, ja sogar im Innenparenchym von Infusorien (Colpidium z. B.) und im Darme von Zuchytraeus habe ich ziemlich oft solche Fragmente bemerkt. Die ersten Keime jener thierischen Massenbesiedelung, — und diese Frage erscheint bei der grossen räumlichen Ausdehnung der- selben, zumal nach der Tiefe des betreffenden Schachtes zu', wohl erörternswerth, werden, zum grossen Theile wenigstens, auf demselben Wege in jene unterirdischen Räume gelangt sein wie die ersten My- celien resp. Sporenmassen, welche zu der weiteren Wucherung den Anstoss gegeben haben, d. h. als epizoische oder endozoische Parasiten des Zimmerungsholzes (viele Thiere jedenfalls im Ei-, Larven- oder Ruhezustande hier geborgen). Für die Land bewohnenden Formen ist dies das einzig Wahrscheinliche; die meisten Wasserorganismen ! Die Sohle des Förderschachtes, bis wohin die Rhizomorphen hinabdringen, liegt 400” unter Tage bei einer Temperatur von 22.5— 24. 894 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. werden durch von oben hereindringende Tagewässer gelegentlich hinab- transportirt worden sein, während eine bis zwei Arten, wie schon erwähnt, mit den Grundwässern hinaufgedrungen sein müssen. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass ursprünglich auch andere Formen und Arten als die gerade dominirenden hinabbefördert wur- den; aber jedenfalls sind nicht alle im Stande und so geeignet wie gerade jene auserwählten sich diesen aussergewöhnlichen Lebens- bedingungen in günstiger Weise anzupassen, und das Gesetz einer strengen topischen Auslese regelt sicherlich das Zustandekommen und die Begrenzung dieses Thierstaates. Als fundamentalen Grund für die Möglichkeit überhaupt eines so seltsam combinirten amphibischen Gemeinlebens müssen wir ent- schieden die ganze merkwürdige Constitution dieser degenerirten Pilz- massen ansehen, welche, unter dem Einflusse der Dunkelheit weit üppiger und formloser wuchernd, auch eine fabelhafte Indolenz gegen die neuen, absonderlichen Existenzbedingungen entfalten und hier selbst zum amphibischen Organismus werden. So bieten sie auch dem thierischen Gelegenheit, wie sie oberirdisch auch in Pilzen sich kaum bieten dürfte, sich neuen oder theilweise veränderten Verhältnissen in gemächlicher Weise anzupassen. Sie vermitteln durch ihre eigen- thümliche Struetur und Natur zwischen Land- und Wasserleben; sie gewähren eine geeignete Sammelstätte für schon seit Alters her sub- terran angepasste Formen und andererseits von der Oberwelt hinab- gelangte. Sie geben uns gleichzeitig Fingerzeige dahin, wie unter- irdisches Leben sich allmählich und unter erleichterten Bedingungen einbürgern kann, wie sich Landbewohner mit dem in tieferen Erd- schichten gesteigerten Feuchtigkeitsgrade abfinden. Es ist höchst wahrscheinlich, dass auch an anderen ähnlichen Localitäten wo Rhizomorphen in grosser Menge angesiedelt sind, ähn- liches Massenleben vorkommt, wenngleich keineswegs jede Rhizo- morphenform in so hohem Grade für die Beherbergung eines solchen geeignet ist wie gerade diese.' Ich schliesse den allgemeinen Theil dieser Abhandlung im der Hoffnung, dass dieselbe zur Anpassungs-Elastieität und Migrations- fähigkeit des thierischen Organismus einen kleinen Beitrag liefern möge. ! So die z. B. in den Clausthaler und Freiberger Bergwerken, aber auch in Höhlen sehr verbreitete Rh. canalicularis Horrnm., die mit ihren langen dünnfaden- förmigen Strängen, so weit sie sich frei an Zimmerungen u. s. w. entwickeln, keine Bedingungen für reichlichere Besiedelung gewährt. Fluthet sie dagegen im Wasser, wie ich es in Clausthal vielfach beobachtete, so beherbergt sie zwischen ihrem dichten Gestrüppe eben nur eine geringere Artenzahl von Wasserorganismen. Schneider: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 895 Verzeichniss der in den Rhizomorphen von Burgk einheimischen Species und Genera. Protozoa. Die mit * bezeichneten Species fallen durch Massenhaftigkeit auf. Cymozoida: *Bacterium Dusardın. *Spirillum tenue Eur. *Vibrio serpens Mürr. Rhizopoda: Pelomyza palustris Geeerr.'‘ Inhalt gelbbraun, der Hauptsache nach aus Pilzdetritus, zum Theil noch deutlichen Hyphenfragmenten bestehend; da- zwischen Kohlestückchen. Amoeba verrucosa Eur. Arcella vulgaris Eur. Gehäuse punktirt. *Euglypha alveolata Dusaroın. Trinema Enchelys Eur. Seltener. (Quadrula symmetrica F. E. Schuzze. Ver- einzelt und nur Gehäuse beobachtet. Centropyzis aculeata STE. Radiolaria: Actinophrys sol. Eur. Selten. Flagellata: *Chilomonas Paramaecium Eur. Mit mattgrünen Kernen. Anisonema grande Enr. Astasia trichophora Enr. Infus. peritricha: * Epistylis umbilicata Cuar. und Lach. I. holotricha: Amphileptus anser Eur. Vereinzelt. *Paramaecium Aurelia Mütter. Colpidium ceucullus SCHRANK.” Pleuronema Chrysalis Eur. I. hypotricha: Stylonychia pustulata Eur. (und vielleicht St. mytilus En.) *Urostyla grandis Eur. *Oxytricha affinis STE. Euplotes patella Eur. Psilotricha acuminata. STEIN. ' Vergl. Archiv für mikroskop. Anatomie, Bd. X, ı. Heft, Tab. III; — desgl. F. E. Scnurze, Rhizopodenstudien. ® Identisch mit Paramaecium colpoda Eur.; — vergl. Kenr, Manual of the in- fusoria, 11, p. 537- 896 Gesammtsitzung vom 29. Juli. -— Mittheilung vom 8. Juli. I. heterotricha: Spirostomum ambiguum Eur. Von Stein noch nieht als unterirdisch gekannt. Das Peristom zieht sich bei meinen Exemplaren bis hinter die Körper- mitte." Vermes. Turbellariae: Stenostoma unicolor O. Scn.” Vortex (spee.) Enr. Erst vereinzelt beobachtet. Rotatoria: Rotifer vulgaris SCHRANK. Nematodes : *Leptodera appendiculata A. Scun. Die Larven- zustände besonders im Wasser, die geschlechtsreifen Individuen im Mycelium, zuweilen auch parasitisch auf Thieren, z. B. Acarinen (Tyroglyphus).” Chaetopoda: Ichthydium podura Müuı. Vereinzelt. Euchytraeus vermiceularis OÖ. Fr. Mürr. Nais elinguis O. Fr. MürLr. Fluctuirende Mesoderm- zellen farblos, Blutgefässe blassgelb. *Lumbricus agricola HorrMmEIsTERr. Crustacea. Canthocamptus minutus Cuaus, var. Stimmt im Wesentlichen mit der von Craus' unter diesem Namen aufgestellten und oberirdisch allgemein ver- breiteten Form überein und hängt genetisch sicher mit dieser zusammen, weicht aber doch anderer- seits entschieden von jener ab durch ein kräf- tiger entwickeltes Rostrum;’ ferner durch ein an Grösse und Pigment stark verkümmertes Auge (vergl. Fig. 2a), welches, mattrosa an Farbe, von oben gesehen deutlich zwei getrennte Becher erkennen lässt. Körper durchsichtig-farblos, die stark aufgespeicherten Fettzellen mattgelblich. Die von mir vergleichsweise untersuchten oberirdischen Exemplare waren stets durch lebhaft orangerothe, ! Vergl. Srein, Infusionsthiere u. s. w., 1. Abth. S. 192, T. II. 2 Von Vespovsky auch in der Prager Brunnenfauna beobachtet. VEsnovskY, Thierorganismen in den Brunnenwässern von Prag. Prag 1882; — vergl. auch GRAFF, die Turbellarien, Leipzig 1882, 1, S. 257- 3 Vergl. die Angaben von A. SchnEiper, Nematoden, Berlin 1886, S. 150 u. 159. * Craus, die freilebenden Copepoden, Leipzig 1853, S. 122. 5 Wie es bezeichnender Weise manche bei CrAaus abgebildete augenlose, besonders marine Harpactidenformen zeigen, so Longipedia coromata (T. XIV, 14), Cleta serrata (T. XV, 13), Thalestris harpactoides (T. XIX, 2). Scaneiper: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 397 spärlicher abgelagerte Fettzellen ausgezeichnet. Auf Grund letzterer Thatsachen muss ich die Ansicht vertreten, dass der in Frage stehende ©. schon längere Zeit subterran gelebt hat und von unten her durch Grundwässer in die Rhizomorphen ein- geschleppt worden ist. Er dürfte also als inter- essante Übergangsform gelten. *Oyelops fimbriatus (s. erassicornis) FISCHER, var. « w ’ Unterscheidet sich von allen bei CrLaus aufgestellten einheimischen Arten durch die nur achtgliedrigen Vorder-Antennen,' und zwar handelt es sich dabei um völlig entwickelte und ausgewachsene Individuen. Sämmtliche geschlechtsreife, Eier pro- dueirende Weibehen, welche ich untersuchte, ver- hielten sich so, und dabei fand auch dauernde starke Vermehrung dieser Gyelopsform statt (vergl. Fig. 3a). Ferner sind die Vorder-Antennen un- gemein kurz und gedrungen (sie erreichen nicht den Hinterrand des Gephalothorax), mit längstem vierten Gliede und mit sehr kräftigen Fiederborsten dicht besetzt, die beim ' zum Theil auffällig lang werden, bei welchem gleichzeitig der Greifapparat ausserordentlich kurz ist (Fig. 3b, e). Auch die Endborsten an den Schwimmfüssen beider Ge- schlechter fallen durch Länge auf. Hinsichtlich der übrigen Charaktermerkmale (Anordnung der ÖOvarien u. s. w.) zeigt unter den bei Uraus ab- gebildeten und beschriebenen Arten noch die grösste Ähnlichkeit €. canthocarpoides Fıscner.” VEspovsKky führt jedoch in seiner Brunnenfauna’ einen ebenfalls nur mit acht Antennengliedern ver- sehenen Cyelops an (©. fimbriatus Fıscner), der mir mit dem von Burgk in allen Hauptzügen überein- zustimmen scheint, weshalb ich letzteren artlich noch mit jenem identifieiren zu dürfen glaube. Allerdings besitzt der meinige ein fast noch in- tactes Auge, an dem höchstens das Pigment etwas matter erscheint und die Trennung in zwei Becher ' Ebenda, S. 96 bis 103. ® Ebenda S. 102 und auch S. 20. 3 Sitzungsberichte 1886. Vespovsky, Thierorganismen in den Brunnenwässern von Prag. Prag 1882. 898 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. schon recht deutlich ist, während die Brunnen- form nur noch schwache Augenreste aufzuweisen hat. Es scheinen mir dies nur verschiedene Grade subterraner Anpassung, dem erst geringeren oder schon längeren Zeitmaasse des Aufenthaltes im Dunkeln entsprechend, zu sein. Der Cyelops von Burgek ist sicherlich erst von obenher in die Rhizo- morphen gelangt, kann demnach auch erst etwa zwanzig Jahre lang der Dunkelheit ausgesetzt ge- wesen sein." Der Körper ist durchsichtig-farblos bis auf den etwas dunkleren Geschlechtsapparat und gelegentlich den Darminhalt, der meist Eisen- oxydhydrat enthält. Gammarus puteanus Koca (Nyphargus p. ScHiöpTE). Körper auffällig arm an Kalk- (und Eisen-) Ab- lagerungen, dagegen mit sehr stark entwickeltem, kleine fast farblose Fetttropfen enthaltendem Corpus adiposum. Gesammtfarbe milchweiss bis matt- graulichweiss. Sämmliche Individuen von nur ge- ringer Grösse (etwa 9”” ohne Fühler und Abdo- minalanhänge). Myriapoda. Blaniulus (spec.) Kocn’ (Julidae). Arachnordea (Acarina). *Tyroglyphidae (Gen. spec.?).. Amphibisch im Wasser und auf den Pilzen lebend. Tyroglyphus (spee.) LATREILLE. Gamasidae (Gen. spee.?). Sejus (spee.) Koch. Damarus (spec.) Koc#. Vereinzelt beobachtet. ! Da die bei weitem meisten aller von mir untersuchten, den verschiedensten Bergwerken entstammenden Cyclopen achtgliedrige Vorder-Antennen aufzuweisen hatten, so möchte ich mich der Ansicht zuneigen, dass überhaupt bei subterraner Existenz das Prineip, die Antennengliederzahl auf acht oder ein noch geringeres Maass zu reduciren, ein ziemlich allgemein herrschendes ist, während andererseits Borsten-, Fieder- und Tastorgane praevaliren. Jedenfalls muss der mit achtgliedrigen Antennen versehene Cyelops als eine sehr allgemein verbreitete subterrane Form gelten. Ich behalte mir vor über unterirdische Cyelopen Näheres und Umfassenderes mitzutheilen. ? Die genauere Artenbestimmung der meisten die Rhizomorpha bewohnenden Arthropoden war bisher noch nicht zu ermöglichen. Ich beschränke mich hinsichtlich dieser vorläufig auf Angabe der Gattungs- und Gruppenzugehörigkeit, und hoffe bei anderer Gelegenheit Genaueres über die Species, sowie eventuellen Abweichungen veröffentlichen zu können. Scaseiver: Amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 899 Aptera, Thysanura , Poduridae: Diptera: Coleoptera: Insecta. *Anurophorus (spee.) Nic. Achorutes (spec.) TemrLeron. Vereinzelt. Podura (spec.) Linse. Vereinzelt beobachtet. *Desoria (speec.) Asassız. Degeeria (spec.) Nic. Hormomyia (spec.) Löw (Cecidomyidae). Oecidomyidae (Gen. spee.?). Tipula-artige Larven (?). Homalota suleifrons (Staphylinidae), Steruens. Weicht von der gewöhnlichen Form etwas ab: der Prothorax ist etwas schmäler (fast so lang als breit); die Kopffurche zwischen den Augen viel schwächer, die Antennen sind nicht gelbbraun, sondern mehr pechbraun. Körperfarbe dunkler, pechsehwarz, Flügeldecken pechbraun.' Ist nebst seinen Verwandten (Oxyporus Fasrıcıus) als pilz- besuchend bekannt. Neigung zu unterirdischem oder dunklem Aufenthalte scheint überhaupt der Gattung eigen, wofür die Höhlenform FH. spelaea Erıchs. spricht. Josern führt dieselbe als ebenfalls noch mit deutlichen Augen versehen an und als auch in Kellern u. s. w. vorkommend.” Beides werden also erst Anfangsstadien subterraner Anpassungs- formen sein, H. spelaea jedenfalls das vorgeschrit- tenere. Mollusca. Arion hortensis Fer. Vereinzelt. ' Ich verdanke diese Angaben dem Hrn. H. J. Korse im entomolog. Cabinet der Berliner Universität. ® Arthropoden in den Tropfsteingrotten u. s. w. Berlin. Entomolog. Zeitschrift, Bd. XXVI, 1882, H. ı, S. 33. 83 * 900 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 8. Juli. Tafelerklärung. Fig. ı. a Tuben-Gruppe der Rhizomorpha subterranea von Burgk (>); b Querschnitt einer solchen (schwach vergrössert): ce Hyphengeflecht, einen Hohlraum einschliessend:; die dunkleren Hyphen-Endigungen eisenoxydhydrat- haltig (°). Fig. 2. a Canthocamptus minutus var. mit verkümmertem Auge (>); b Canthocamptus minutus in normalem Zustande: ce Auge desselben bei auffallen- dem Lichte. Fig. 3. a Cyclops fimbriatus var. (>); 5 Vorder-Antenne des (*); c Basalglieder derselben (°). Fig. 4. Rand vom Abdomen eines pilzbewohnenden Anurophorus mit drei Fett absondernden Borsten (°°): bei a die granulirte Cutieula; bei 5 Ab- lagerung von Fettzellen; bei ce ausgetretene Tropfen des Drüsenseerets; bei d Pigmentkörner. berl Akad. d.Wiss. 1886 Bear Fu ar 5 IR 4 a ee 0 > f arch ee Ya RR cu Ertakınne 5) Fee el p u Da ’ ig ı ir Pr} r 4 BEN 7 >» she hi“ ae a en # Ara 901 Zur Geschichte der Cyanursäureäther. Von A. W. Hormann. (Vorgetragen am 10. Juni [s. oben S. 527].) Di. Beschäftigung mit der Sulfocyanursäure, für deren Darstellung der durch Polymerisation des Methylsulfoceyanats gewonnene Methyl- äther Ausgangspunkt gewesen ist, hat mich mehrfach an die Versuche erinnert, welche ich vor bereits geraumer Zeit in Gemeinschaft mit O. Ousmausen' über die durch Polymerisation der von Croiz ent- deekten sogenannten Cyanätholine entstehenden normalen Cyanursäure- äther angestellt habe. Die nahen Beziehungen, welehe zwischen den Äthern der Sulfocyanursäure und Cyanursäure obwalten, sind Ver- anlassung zu einigen neuen Versuchen über die letztgenannte Körper- klasse gewesen, welche die früheren Mittheilungen über diesen Ge- genstand, soweit dies nicht durch die inzwischen erschienenen um- fangreichen Arbeiten von MuLper’, von PONOMAREFF” und von ÜLAESSON® bereits geschehen ist, ergänzen sollen. Die gemeinschaftlich mit Orsmausen ausgeführten Versuche be- ziehen sich vorzugsweise auf die Einwirkung des Chloreyans auf Natriummethylat. Die Untersuchung ist aber auch auf die Äthyl-, Amyl- und Phenylreihe ausgedehnt worden. Die Versuche in der Methylreihe anlangend, hatten wir gefunden, dass ein in erster Linie gebildetes Öl sich bald in eine krystallinische Masse verwandelt, welche im Wesentlichen aus dem normalen Cyanursäuremethyläther, (C==N),(OCH,), (Schmelzpunkt 132°, Siedepunkt 160 bis ı 70°?), und dem Dimethyläther einer Amidoeyanursäure, (Ö==N), (OCH,), (NH,) (Schmelz- punkt 212°), besteht. Das bemerkenswertheste Ergebniss aber war, dass der normale Cyanursäuremethyläther vom Schmelzpunkt 132° beim Erhitzen in den altbekannten Isocyanursäuremethyläther vom ' Hormans und OrsnAusen, Monatsberichte 1870, 198. ® Mvrver, Berichte chem. Ges. XV, 69; XVI, (R.) 390, 2763; XVII, (R.) 106, 377. 540, 541. | ® PonoMmAREFF, Berichte chem. Ges. XV, 513; XVIII, 3261. * Craesson, Berichte chem. Ges. XVIIL, (R.) 496 u. 497; J. p- Ch. XXXTII, 116. 902 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. Schmelzpunkt 175° übergeht. Bei dem Versuche in der Äthylreihe war es uns nicht gelungen, den normalen Triäthyleyanursäureäther, (C==N),(OC,H,),, zu erhalten, indem sich stets eine Mischung in wechselnder Menge des Diäthyläthers einer Amidoeyanursäure, (Ü= =N) (0OC,H,),NH, (Schmelzpunkt 97°). und des Äthyläthers einer Diamido- eyanursäure, (C==N),OC,H,(N H,), (Schmelzpunkt 190 bis 200°), bildete. Unsere Versuche in der Amylreihe waren ausschliesslich qualita- tiver Natur und beschränkten sich darauf, im Allgemeinen den Nach- weis zu führen, dass das Chloreyan auf Natriumamylat gerade so wirkt, wie auf die Metallderivate des Methyl- und Äthylalkohols. Dagegen war noch ein Phenyleyanursäureäther, (C==N),(OC;H,), (Schmelzpunkt 224°), beschrieben worden. Die Forscher, von denen dieser Gegenstand seitdem weiter untersucht worden ist, haben mehr in der Äthylreihe als in der Methyl- reihe gearbeitet. Es kann begreiflicher Weise meine Aufgabe nicht sein, an dieser Stelle Umschau über alle diese Untersuchungen zu halten. Es soll nur an die wichtigeren Fortschritte erinnert werden, welche die Erkenntniss der Cyanursäureäther in Folge dieser Arbeiten während der letzten Jahre gemacht hat. Zunächst gelang es Mvrper, indem er statt Chloreyan Bromeyan auf Natriumäthylat einwirken liess, auch den dem normalen Trime- thyläther entsprechenden Triäthyläther, vom Schmelzpunkte 29° und vom Siedepunkte 235°, darzustellen. Derselbe Forscher beobachtete, dass dieser Äther, auf 250° erhitzt, in die Isoverbindung übergeht, eine Umwandlung, welche der Trimethyläther theilweise schon bei der einfachen Destillation erfährt. Der normale Äther bildet ein wenig stabiles Bromadditionsproduct, welche Fähigkeit dem Isoäther abgeht; Mvrver glaubt daher, dass man beide Ulassen von Äthern mit Hülfe des Broms unterscheiden könne. Auch mit Chloreyan verbindet sich der normale Triäthyläther. Die Untersuehung wesentlich fördernd war die Beobachtung PoxomaAreErr's, dass sich der normale Cyanursäureäthyläther am zweck- mässigsten mit Hülfe des Cyanurchlorids und Cyanurbromids gewinnen lasse. Derselbe fand auch, dass der Äthyläther mit Quecksilberchlorid eine Verbindung von der Zusammensetzung (C==N),(OC,H,),, HgCl, eingeht. Eine analoge Verbindung mit dem Triäthylisocyanurat konnte nicht erhalten werden, und PonomArEFF ist der Ansicht, dass dieses Verhalten zur Unterscheidung beider Classen von Äthern dienen könne. Durch Behandlung mit Baryt gelang es MuLper sowie PONOMAREFF, den normalen Äthyläther in Diäthyleyanursäure überzuführen, welche in der Form von Barium- und Bleisalz analysirt wurde. Hormann: Zur Geschichte der C'yanursäureäther. 903 Auf die Umwandlung des Silbereyanurats durch Alkyljodide, welche sowohl von Uzaessox als auch von PonomaArEFF studirt worden ist, komme ich bei einer anderen Gelegenheit (vergl. S. 933) einge- hend zurück. Nach dieser kurzen Darlegung der Hauptergebnisse der Unter- suchungen über die Cyanursäureäther, welche seit wir, OLSHAUSEN und ich, diesen Gegenstand behandelt haben, veröffentlicht worden sind, will ich die Erfahrungen mittheilen, welche gelegentlich der Arbeiten über verwandte Gegenstände in letzter Zeit gewonnen wur- den. Sie betreffen vorzugsweise die Glieder der Methylreihe. Versuche in der Methylreihe. Normaler Trimethyleyanursäureäther. Bei den neuen Versuchen ist diese Verbindung sowohl auf dem ursprünglich eingehaltenen Wege mit Hülfe des Chloreyans als auch mittelst Brom- und Jodeyan gewonnen worden. Diese Processe, in denen sich stets Nebenproducte bilden, sind aber mit dem von PonomAREFF angegebenen Verfahren mittelst Cyanurchlorids nicht zu vergleichen. Aus diesem Grunde wurde dasselbe später auch aus- schliesslich angewendet. Hat man völlig reines Cyanurchlorid zur Verfügung, so wendet man auf ı Mol. desselben 3 At. Natrium an. Das Natrium wird in absolutem Methylalkohol gelöst, das gebildete Natriummethylat mit dem 10 bis ı5 fachen Gewichte Methylalkohol verdünnt, und der Lösung alsdann vorsichtig, um allzuheftige Reaction zu vermeiden, die abgewogene Menge Cyanurchlorid zugesetzt. Man filtrirt die siedend heiss gewordene Lösung von dem ausgeschiedenen Kochsalz ab und verdampft bei möglichst niedriger Temperatur. Der Rückstand besteht aus dem normalen Äther, dem aber stets noch Kochsalz und öfters etwas freies Natriummethylat beigemischt ist. Es empfiehlt sich, das Product nochmals in Äther aufzunehmen, statt alsbald, wie man versucht sein könnte, mit Wasser zu behandeln. Alkalische Flüssigkeiten üben auf den normalen Äther, zumal den unreinen, leicht eine zersetzende Wirkung. Das abfiltrirte Kochsalz enthält stets nicht unerhebliche Mengen des Trimethyläthers, welcher dureh absoluten Äther — sehr bequem mittelst des Soxuzer’schen Ex- tractionsapparates — gewonnen werden kann. Ist das angewendete Cyanurehlorid nicht absolut rein, so muss etwas weniger Natrium angewendet werden. Es ist nicht erwünscht, einen Überschuss von Natriummethylat in Lösung zu haben, weil dasselbe einen Theil des Äthers zersetzen würde. Man kann vortheilhaft 50% Cyanurchlorid auf einmal verarbeiten; die Ausbeute ist nahezu die theoretische. 904 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. Für die beschriebenen Versuche sind des Öfteren grössere Mengen von Cyanurchlorid dargestellt worden. Bei einer solehen Darstellung wurden schöne ‚Krystalle erhalten, über welche Hr. Dr. A. Fock die Güte gehabt hat, mir Folgendes mitzutheilen: Cyanurcehlorid. Aus Äther krystallisirt. Schmelzpunkt 146°. »Monosymmetrisch: a: DEE ICI7HCTERE OD! Bi i83950' Beobachtete Formen: e= oP(ooı),, m=wP(ıı0), g=Px (oı1), r= +FPoolIoın). Farblose Krystalle von recht ungleiehmässiger Ausbildung, deren Flächen anfangs glänzend sind, aber nach kurzer Zeit trübe werden. beobachtet berechnet mim E11 0,2110 909.40; - GEM ERDLFLISEBE 40} A Toy 0) RT 9 tete Veh — ma To. dTarshe 550g, 56, B1U RAD hun, 56° 10’ g.,3mM,= 01.15 Do 52 53% 500 44° gm io 11: T10 = 56832) 560 43’ ER EEE EEE TA 0% ESEL Spaltbarkeit vollkommen nach r (To1). Ebene der optischen Axen senkrecht zur Symmetrieebene. Erste Mittellinie nur wenig gegen die Normale zur Fläche r (101) geneigt. : 2E — 28° 0’ für Natriumlicht. Dispersion der optischen Axen gering pv. Die Substanz ist schon früher von Nickt£s! und von RANMELSBERG" beschrieben worden. « Normale Diäthyleyanursäure. Sie ist bereits von MuLper und PononmArerr erhalten worden, welche sie durch Behandlung des Triäthyläthers beziehungsweise mit Natriumhydroxyd oder Barytwasser dargestellt haben. Ich habe mich ebenfalls mit dieser Substanz beschäftigt. Für meine Versuche wurde sie mehrfach durch längeres Kochen des normalen Äthers mit Baryt- wasser, Entfernung des überschüssigen Baryts mit Kohlensäure und Zerlegung des Barytsalzes mit Salzsäure dargestellt. Ich fand es in- dessen bequemer, sie aus dem normalen Trimethyleyanurat oder der entsprechenden Schwefelverbindung durch Behandlung mit Natrium- äthylat zu gewinnen. Verdampft man bei der eben beschriebenen Umwandlung des nor- malen Methyleyanurats oder der entsprechenden Schwefelverbindung in den Triäthyläther die Lösung des Reactionsproductes auf dem Wasser- bade oder nimmt man statt der oben angegebenen Verhältnisse etwas mehr Natrium, so scheidet sich auf Zusatz von Wasser kein Triäthyl- äther mehr aus; dieser hat eine Äthylgruppe verloren, und ist in die normale Diäthyleyanursäure übergegangen, welche in Form des Natriumsalzes in der Flüssigkeit gelöst ist. Auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure oder Essigsäure fällt die Säure aus; sie ist ziemlich löslich in Wasser, schwerer löslich in Alkohol, noch schwerer in Äther. Aus Wasser krystallisirt sie in dieken Tafeln. Sie ist schon in der Kälte leicht löslich in Ammoniak und Natriumhydroxyd und wird aus diesen Lösungen durch Säuren unverändert gefällt. Durch Kochen mit Natriumhydroxyd, ebenso mit Säuren, wird sie in Alkohol und Oyanursäure verwandelt. Bei der Analyse wurden Zahlen erhalten, welche der Formel (C==N),(0C,H,),OH = C,H ,N,0, entstprechen. Diese Formel verlangt 45.40 Procent Kohlenstoff und ! Nıcktes, Compt. rend. des travaux de chimie par Laurent et GERHARDT 1849, 353: 2 RammerspEers, Handbuch der krystallographischen Chemie ll, 252. 918 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. 5.94 Procent Wasserstoff; gefunden wurden 44.93 Kohlenstoff und 6.01 Wasserstoff. Das Silbersalz der normalen Diäthyleyanursäure ist ein gelatinöser Niederschlag. Durch ammoniakalische Kupferlösung entsteht ein rosa- farbiges Kupfersalz, minder leicht und minder sehön, als das der Cyanur- säure. In dieser Beziehung weicht meine Beobachtung von derjenigen Mvrver’s ab. nach welcher ein solches Salz nicht gebildet werden soll. Dagegen ist es auch mir wie dem letztgenannten Forscher nicht gelungen, die Diäthyleyanursäure von constant bleibendem Schmelz- punkt zu erhalten. Wie oft die Säure umkrystallisirt wurde, der Schmelz- punkt variirte zwischen 160 und ı80°. Nach den in der Methylreihe gesammelten Erfahrungen, hat diese Erscheinung nichts Befremdliches. Die normale Diäthyleyanursäure zerlegt sich unter dem Einfluss der Wärme. Was die Erscheinungen, unter denen diese Zerlegung statt- findet, und die Producte anlangt, welche sich in derselben bilden, so _ darf ich auf das verweisen. was ich über die analoge Reaction in der Methylreihe gesagt habe. (Vergl. S. 910.) Auch in diesem Falle geht die normale Säure fast vollständig in die Isosäure über, indem gleichzeitig eine kleine Menge Triäthylisoäther und etwas Äthyleyanat entstehen. Die Diäthylisoeyanursäure ist dieselbe, welche man aus den Versuchen von Hasıcn und Linpricht, sowie von Wurtz bereits kennt. Die neben einander entstehenden Producte wurden durch Behandlung mit Ammoniak getrennt. Der unlösliche Theil gab sich dureh die Bestimmung des Schmelzpunktes (95°) als Triäthylisoäther zu erkennen. Die Säure, welche aus der Ammoniaklösung durch Essig- säure in krystallinischen Blättchen gefällt wurde, zeigte den Schmelz- punkt 173°, denselben, welehen Hasıcn und Lmpericnr ihrer Säure beilegen. Die Isosäure ist etwas schwerer löslich als die normale Säure; sie bildet ein rosarothes Cuprammoniumsalz fast ebenso leicht wie die Öyanursäure. Das Silbersalz ist krystallinisch. Beim Schmelzen mit Alkali entstehen Kohlensäure und Äthylamin. Dies sind aber die Eigenschaften der Diäthylisoeyanursäure, wie sie von Hasıcn und Linericnt beschrieben werden. Ich habe indessen, um in dieser Beziehung sicher zu gehen, die Diäthylisoeyanursäure nochmals dargestellt, und zwar nach dem von Wurtz' angegebenen Verfahren durch Destillation des Monoäthylharn- stoffs, welehe genau so ausgeführt wurde, wie die des Monomethyl- harnstoffs (vergl. S. 911). Die aus der normalen Diäthyleyanursäure entstehende Isosäure ist mit der so gewonnenen unzweifelhaft identisch. Die Krystalle derselben sind von Hrn. Dr. Fock gemessen worden. I Wurrz. a.a. O, S. 2070. Hormann: Zur Geschichte der Cyanursäureäther. 919 Isodiäthyleyanursäure. Aus Wasser krystallisirt. Schmelzpunkt 173°. » Hexagonal-rhomboä@drisch -tetartoädrisch: 21.70.0207. Beohachtete Formen: I ch 211100) 8 — Briıonn), s—2Rilsel(ie.,g. 7.4), Die Krystalle bilden sehr kleine Nadeln, von denen einzelne an beiden Enden Flächen zeigten, so dass hinsichtlich der Art der Tetar- toödrie kein Zweifel aufkommen kann. Das primäre Rhomboeder wurde nur an einem Individuum beobachtet. beobachtet berechnet ger erl1.5T0.A) rm 0.9.) = Sitze — M:cs = x#(1120):x7(1.9.10.4) 4210, AIIUEL m SER TTO) 2x7 (1. 9.0.4) — 75940) EI m:s —= x” (1210): x7 (1.9.10.4) — 6029 60° 26 Spaltbarkeit nicht beobachtet. Optische Untersuchung wegen der Unvollkommenbheit des Mate- riales nicht durchführbar. « Diäthyläther der normalen Asmidocyanursäure. Wie bereits oben bemerkt worden ist, hatten wir. ÖLsHAUsENn und ich, in unseren Versuchen, bei denen nur das gasförmige Chloreyan zur Verwendung kam, den leicht schmelzbaren normalen Triäthyl- äther nicht erhalten. Dagegen war als constantes Zersetzungsproduet — offenbar dureh nicht vollkommenen Ausschluss von Wasser bedingt — die diäthylirte Amidoeyanursäure aufgetreten. Diese Ver- bindung wurde besonders leicht erhalten, wenn das Rohproduct der Reaction (unreines normales Triäthyleyanurat) einige Stunden mit Ammoniak in Berührung blieb. Der Körper stellte zarte weisse © schmelzen. Dieser Schmelzpunkt erhielt Prismen dar, welche bei 97 sich auch bei mehrfachem Umkrystallisiren aus siedendem Wasser constant. Die Analyse der Verbindung, welche auch in Alkohol und selbst in warmem Äther löslich ist, führte zu der Formel (C= =N),(OC,H,),NH, U HNIO,, für welehe man durch die Untersuchung der entsprechenden Methyl- verbindung vorbereitet war. Diese Formel verlangt folgende Werthe: 920 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. Theorie Versuch C, 84 45.65 45.59 4557 — 15h. 12 6.52 Gre2 26.806 — N, su 3848 — — 30.11 Ö, 32 17.40 _ — — 184 100.00. Das Amidodiäthyleyanurat verhält sich in jeder Beziehung analog der entsprechenden Methylverbindung, auf deren Beschreibung ich verweisen darf (vergl. S. 914). Ich will nur noch die Analyse einiger Silbersalze anführen, die in ihrer Ausführlichkeit allerdings aus einer Periode stammen, in der man in die hier vorliegende Körpergruppe noch nicht den sicheren Einblick hatte, welcher heute erlangt ist. Versucht man es, den Amidoäther in eine Silberverbindung über- zuführen, so erkennt man alsbald, dass sich je nach den Umständen verschiedene Silbersalze bilden: sämmtliche Additionsproduete des Äthers mit Silbernitrat. Fällt man die wässerige Lösung des Amidoäthers mit Silbernitrat, löst die krystallinische Fällung in Alkohol und schlägt sie aus dieser Lösung mit Ather wieder nieder, so erhält man eine bei 175 bis 177° schmelzende Verbindung von ı Mol. Äther und ı Mol. Silbernitrat. Der Formel (C==N),(0OC,H,),NH,.AgNO, = C,H,N,0,Ag entsprechen folgende Werthe Theorie Versuch U, 84. 23.73 23.67 > H, 12 3.39 3:5. er N... ge, 24.77 ro = = Ö, 8o 22.60 — —— — Ag 108 30.51 — 30.60 30.57 354 100.00. Fällt man dagegen die Lösung des Amidoäthers in Salpetersäure mit Silbernitrat, so erhält man einen bald krystallinisch werdenden Niederschlag. welcher aus Wasser umkrystallisirt werden kann. Er schmilzt schon in der Nähe von 100°. Das Salz ist eine Verbindung von 2 Mol. Äther mit ı Mol. Silbernitrat. Die Formel: 2[(C==N),(OC,H,),NH,]AgNO, verlangt 20.07 Procent Silber und 23.42 Procent Stickstoff; gefunden wurden 20.57 Procent Silber und 23.7 Procent Stickstoff. Ne] ID ja Hormann: Zur Geschichte der Cyanursäureäther. Athyläther der normalen Diamidocyanursäure. Wird der Diäthyläther der Amidocyanursäure lange Zeit unter Druck mit Ammoniak digerirt, so erleidet er dieselben Umbildungen wie die entsprechende Methylverbindung: wieder werden schliesslich Melamin und selbst weitere Abkömmlinge desselben gebildet. Zwischen dem Diäthyläther der Amidoeyanursäure und dem Melamin liegt aber noch ein Zwischenproduet, der Äthyläther einer Diamidoeyanursäure, (C==N),(0C,H,),NH,, (C==N),(0C,H,)(NH,),, (C==N),(NH,),, welches bei diesen Versuchen ebenfalls erhalten worden ist. Eine Lösung des Diäthyläthers war längere Zeit mit concentrirter Ammoniak- flüssigkeit stehen geblieben; es hatten sich Krystalle abgesetzt, welche, wie der Schmelzpunkt, der um etwa 100° gestiegen war, alsbald zeigte, kein Diäthyläther mehr sein konnten. Die Krystalle schmolzen zwischen 190 und 200°; auch nach mehrmaligem Umkrystallisiren aus Alkohol konnte kein anderer Schmelzpunkt erzielt werden. Man hatte es also wieder mit einer nicht ganz rein schmelzenden Substanz zu thun. Sie wurde nichts desto weniger analysirt. Obwohl der Stickstoff etwas hoch gefunden wurde, so weist doch das Ergebniss der Analyse unzweideutig auf den Äthyläther einer Diamidoeyanur- säure hin. Der Formel (C==N),(0C,H,)(NH,), — C,H, N,O entsprechen folgende Werthe: Theorie Versuch Us #200 38.71 39.06 ar H, 9 5.81 6.01 — N, 70 45-16 — 46.69 10) 16 10.32 — — 155 100.00 Die salpetersaure Lösung der Verbindung giebt mit Silbernitrat eine in feinen Nadeln krystallisirende Verbindung; sie ist nicht weiter untersucht worden, dagegen wurde noch ein Platinsalz analysirt, welches sich gebildet, als man die salzsaure Lösung der Verbindung mit Platinchlorid über Schwefelsäure hatte verdunsten lassen. Die krystallinische Verbindung wurde durch Wasser augenblicklich zerlegt, liess sich aber mit Alkohol waschen. Die Analyse führte zu der Formel 2[(C==N),(OC,H,) (HN,),HC1] PtC],, welche 27.05 Procent Platin verlangt; gefunden wurden 26.90 und 26.97 Procent. Ne] 189) [86] Gesammtsitzung vom 29. ‚Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. Mit den Cyanuraten der übrigen Reihen habe ich kaum gear- beitet: ich will nur noch kurz einige Beobachtungen anführen, welche in der Propyl-. Amyl- und schliesslich in der Phenylreihe angestellt worden sind. Versuche in der Propylreihe. Beim Eintragen von Cyanurchlorid in eine propylalkoholische Lösung von Natriumpropylat wiederholen sich die Erscheinungen, welehe in der Methyl- und Aethylreihe wahrgenommen werden. Ver- setzt man das Reactionsproduet nach dem Erkalten mit Wasser, so scheidet sich ein schweres Öl aus, welches bei einer Temperatur von 0° zu einer krystallinischen Masse erstarrt. Die Krystalle, welche schon bei mittlerer Temperatur wieder schmelzen, sind das normale Propyleyanurat. Beim Kochen mit Salzsäure lieferten sie Propyl- chlorid und Cyanursäure. Der Körper lässt sich unter gewöhnlichem Druck nicht unzersetzt destilliren: es entwickelt sich viel Cyanat und das beständig steigende Thermometer zeigt eine tiefgreifende Veränderung an. Vermindert jur man aber den Druck auf 7( so destillirt das Cyanurat bei 220° ohne wesentliche Zersetzung, wenigstens erstarrt die dicke Flüssigkeit nach wie vor in Eiswasser zu Krystallen. Erhitzt man das normale Cyanurat längere Zeit am Rückflusskühler, so wird es unter Ent- wiekelung von Cyanatgeruch schliesslich in eine harzige, nieht mehr zum Krystallisiren zu bringende Masse verwandelt. Dass hier die Umwandlung in die Isoverbindung erfolgt ist, lässt sich leicht nach- weisen. Diese Masse kann mit Säuren und Alkalien behandelt werden, ohne in Cyanursäure überzugehen. Mit Alkali geschmolzen liefert sie Propylamin, welches durch eine Platinbestimmung identifieirt wurde. Das Platinsalz enthält 36.88 Procent Platin, gefunden wurden 36.97 Procent. Versuche in der Amylreihe. Die Amylkörper sind auch nieht mehr näher untersucht worden. Ich habe dem, was wir, Orsnausen und ich, früher beobachtet haben, nur hinzuzufügen, dass sich die Reaction ungleich leichter vollzieht, wenn man statt mit Cyanehlorid, welches in unseren Versuchen zur Anwendung gelangte, den Versuch mit Öyanurchlorid anstellt. Die Reaction zwischen Natriumamylat und Cyanurchlorid findet unter leb- hafter Wärmeentwieckelung statt. Auf Wasserzusatz scheidet sich der normale cyanursaure Amyläther als schweres Öl aus, welches nicht Hormans: Zur Geschichte der Cyannrsäureäther. 923 zur Krystallisation zu bringen war. Wie «ie entsprechende Propyl- verbindung lässt sich dieser Äther nicht ohne tiefgreifende Zersetzung destilliren, wobei sich der stechende Geruch nach Amyleyanat ent- wickelt. Es kann nicht bezweifelt werden, dass sich hierbei der normale Äther, theilweise wenigstens. in die Isoverbindung verwandelt. Es sind aber keine besonderen Versuche mehr in dieser Richtung an- gestellt worden. Versuche in der Phenylreihe. Die Versuche führten genau zu demselben Ergebnisse, welches wir, Orsnausen und ich, bei unseren Versuchen über die Einwirkung von Cyanchlorid auf Natriumphenylat erhalten hatten. Nur erfolgt die Reaction bei Anwendung von Cyanurchlorid mit grösserer Energie, so dass sich das Phenol durch die bei dem Eintragen des Cyanurchlorids entwickelte Wärme flüssig erhält. Nach vollendeter Einwirkung be- handelt man das Reactionsproduet zunächst zur Entfernung des Koch- salzes mit Wasser, dann mit Alkali, in dem sich das überschüssige Phenol auflöst. Es bleibt eine krystallinische Materie zurück, welche man nur mit Wasser zu waschen, und aus heissem Eisessig, in dem sie ziemlich leicht, oder aus heissem Alkohol, in dem sie schwer löslich ist, umzukrystallisiren braucht. So gewonnen, stellt das normale Triphenyleyanurat verfilzte, seidenglänzende Nadeln dar, welche den Schmelzpunkt 224°, den wir auch früher beobachtet haben, zeigen. Der Körper wurde über- dies durch die Analyse identifieirt. Der Formel (GEEN)(OCH,, =, H,.N,0, entsprechen folgende Werthe: Theorie Versuch VERS? 70.58 69.99 Jul 15 4.20 4.47 N, 42 11.76 — Ö,; 48 13.46 — 357 100.00. Das normale Phenyleyanurat ist eine sehr stabile Verbindung. Bei der Destillation entwickelt sich zwar lebhaft der Geruch nach Phenyleyanat, aber die grössere Menge des normalen Äthers geht unzersetzt über. Es ist mir bisher nicht gelungen, diesen Körper durch die Einwirkung der Wärme in das isomere Isocyanurat vom 924 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. Schmelzpunkt 270° zu verwandeln, welches ich ursprünglich! aus Triphenylisomelamin und noch neuerdings” durch Polymerisation des Phenyleyanats mittels Natriumacetat erhalten habe. Auch der Be- handlung mit Säuren und Alkalien setzt es grossen Widerstand ent- gegen. Man kann es mit diesen Agentien längere Zeit kochen, ohne dass eine Veränderung beobachtet wird. Ich habe mich vergeblich bemüht, eine Diphenyleyanursäure aus demselben darzustellen. Mit Salzsäure unter Druck auf ı80° erhitzt, zerfällt das Triphenyliso- cyanurat in Phenol und Cyanursäure. Bei Anstellung der vorstehend beschriebenen Versuche, welche geraume Zeit in Anspruch genommen haben, bin ich von den HH. Dr. OÖ. RuovsorouLos und Dr. E. A. Würrme auf's Eifrigste unterstützt worden. Es ist mir ebenso Pflicht wie Bedürfniss, diesen geschickten jungen Uhemikern für ihre verständnissvolle Mitwirkung bei dieser Arbeit meinen lebhaften Dank auszusprechen. ! Hormann, Monatsberichte 1870. 197. ® Derselbe, Berichte chem. Ges. XVIll, 764. 925 Nachträgliches über das chlorirte Methyliso- eyanurat und die Constitution der Cyanursäuren. Von A. W. Hormann. (Vorgetragen am 10. Juni.) Near über die Sulfoeyanursäure und die alkylirten Melamine, welche der Akademie vor einigen Monaten mitgetheilt worden sind ,' hatten mich zu Betrachtungen über die Natur der Cyanursäure und des Melamins, zumal zur Erörterung der Frage geführt, ob diese Körper als normal zusammengesetzt oder aber als Isoverbindungen aufzufassen seien. Ich war im Gegensatz zu der Auffassung, welche während der letzten Jahre mehr und mehr Eingang gefunden hatte, zu der Ansicht gelangt, dass die genannten Verbindungen als von normaler Zusammensetzung zu betrachten seien. Seitdem haben sich auch andere Forscher mit dieser Frage be- schäftigt. Ponomarerr” und Craesson,’ welche derselben Frage auf experimentalem Wege näher getreten sind, gelangen ohne Bedenken zu der von mir vertretenen Auffassung; Rartuke,' welcher die Frage mehr vom theoretischen Standpunkte aus erörtert hat, kann sich einiger Zweifel nicht erwehren. Raruke macht von Neuem auf die Thatsache aufmerksam, dass sich manche Umbildungen, welche in der Cyanursäuregruppe beob- achtet werden, einfacher erklären lassen, wenn man diese Säure und das Melamin nicht als normale, sondern als Isoverbindungen auffasst. Dies kann nicht bezweifelt werden. Wäre dem nicht so, so würde die Streitfrage niemals aufgetaucht sein. Wie die Dinge liegen, müssen sich die Anhänger der einen wie der anderen Auffassung, um diese Umbildungen verständlich zu machen, zu der Annahme verstehen, dass die Elementaratome in den genannten Verbindungen, wenn letztere ! Horsann, Sitzungsberichte 1885, 821 u. 953- ® PonoMAREFF, Berichte chem. Ges. XVIII, 3261. ® CrAesson, Journ. pr. Chem. XXX, 116. Rarake, Berichte chem. Ges. XVIII, 3102. - 926 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. mit anderen Körpern in Berührung kommen, eine Umlagerung er- fahren. RarukE ist nun der Meinung, dass man Angesichts dieser Ver- hältnisse beiden für die Cyanursäure sowohl als für das Melamin in Anwendung gekommenen Formeln GEN GEN 31X 3X OH NH, und Ba AN "rg “| “NH gleiche Berechtigung zuerkennen müsse, und macht daher den Vor- schlag, dass man sich beider Formeln unbedenklich nebeneinander bedienen solle. Was diesen letzteren Vorschlag anlangt, so bin ich ganz mit dem- selben einverstanden, wenn man mit diesen Formeln nichts anderes als die Thatsache zum Ausdruck bringen will, dass Öyanursäure und Melamin unter gewissen Umständen Abkömmlinge liefern, deren Ent- stehung sich am einfachsten übersehen lässt, wenn man die Elemente in den Mutterverbindungen als im Sinne der beiden ersten Formeln gelagert annimmt, während die Umwandlungen, welche die genannten Verbindungen unter anderen Umständen erleiden, eine befriedigendere Erklärung finden, wenn man sich die Elementaratome in der Anord- nung denkt. ‚welche die beiden anderen Formeln veranschaulichen. Wer sich aber in dieser Weise mit der Sache abfindet, muss in der Frage nach der Constitution der Cyanursäure und des Melamins ein unlösbares Räthsel erblieken. Sollte nun aber der Versuch, dieses Räthsel zu lösen, wirklich ein so ganz aussichtsloser sein? Niemand wird leugnen wollen, dass sich die Elemente in dem fertigen Molecule der Cyanursäure sowohl wie des Melamins in einer ganz bestimmten und, so lange dieselben physikalischen Bedingungen fortdauern, unverändert bleibenden An- ordnung befinden müssen. Nun besitzen wir für die Erkenntniss dieser Anordnung im Augenblick kaum einen anderen Anhaltspunkt als das Studium der Bildung und Umsetzung dieser Molecule. Ergäbe sich nun bei diesem Studium, dass von diesen Bildungs- und Umsetzungs- processen ebenso viele für die eine, wie für die andere Auffassung der Cyanursäure und des Melamins sprächen, so würde man allerdings dem Ziele nieht näher gekommen sein. Fände man aber, dass sich die Mehrzahl dieser Processe am einfachsten unter Annahme der einen Anordnung dieser Elemente erklären liesse, so dürfte man Hormann: Über das chlorirte Methylisoeyanurat u. s. w. 927 meiner Ansicht nach nieht anstehen, dieser Annahme vor der anderen den Vorzug zu geben. Diejenigen Bildungen und Umbildungen, welche im Sinne der entgegengesetzten Auffassung verlaufen, würden dann dureh Annahme von Atomverschiebungen im Molecule zu erklären sein, welche sich in der betrefienden Reaction vollziehen. Indem ich in diesem Sinne, was über Bildung und Umwandlung von Öyanursäure und Melamin festgestellt ist, in Erwägung zog, kam ich zu der Ansicht, dass Uyanursäure sowohl wie Melamin normal zusammengesetzte Verbindungen seien. Für diese Auffassung schienen mir zumal zahlreiche Übergänge von Verbindungen, deren normale Constitution allgemein anerkannt ist, in unzweifelhafte Isokörper zu sprechen, welehe ohne alle Mitwirkung fremder Substanzen ganz allein durch Steigerung der Temperatur erfolgen. Meine auf diese Weise zu Stande gekommene Ansicht entspricht den Erfahrungen, welche zur Zeit vorliegen. Es bleibt abzuwarten, ob sie bei dem Fortsehritt der Wissenschaft im Lichte neuentdeckter Thatsachen gewinnen oder verlieren werde. Raruxe hat in seiner Abhandlung auf mehrere Reactionen auf- merksam gemacht, welche seiner Meinung nach der Annahme einer normalen Constitution ganz besonders ungünstig sind. Die eine der von ihm angeführten Reaetionen, nämlich die Um- wandlung des Dieyandiamids mittels Schwefelblausäure in Thioammelin scheint mir nun aber in der That — und dieselbe Ansicht hat auch bereits Craesson ausgesprochen — viel leichter verständlich, wenn man das Melamin, beziehungsweise Ammelin und Ammelid als normale Verbindungen auffasst. Wer dem Cyanamid und dem Melamin eine normale Constitution beilegt, wird sich nur schwer entschliessen, in dem zwischen beiden liegenden Dieyandiamid eine andere Atom- lagerung anzunehmen: NH: NH: | i | NH: Ö (6) } BEN BEN FEIN ZEN 6 N N N N u N. EZ Il | | NV I j N G HLN-- 6 G---NH, } 2 N, 2 Cyanamid NY NH, N Dieyandiamid Melamin. Lässt man aber diese Formel gelten. so ist nichts einfacher als der Übergang in Thioammelin, wie sich aus folgendem Schema ergiebt: 928 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. Das Dieyandiamid braucht sich in der That nur bei a zu öffnen, um den Elementen der Schwefelblausäure «en Eintritt in das Molecul zu gestatten. Man hat nicht einmal dem Wasserstoff eine Wanderung von einem Atom Stiekstoff zu dem anderen zuzumuthen, welche ihm nach Raruke's Auffassung nicht erspart bleibt. Überdies hat Crarsson dasselbe Thioammelin in einer Reaction, nämlich durch Einwirkung von Diamidocyanurchlorid auf Kaliumsulf- hydrat gewonnen, welche an Durchsichtigkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Die Umwandlung des Dieyandiamids in Thioammelin wird daher wahrscheinlich von Vielen als eine willkommene Bestäti- gung ihrer Ansicht, dass die genannte Verbindung eine normale Con- stitution habe, aufgefasst werden. Grössere Schwierigkeiten würde allerdings die Überführung des Dieyandiamids durch Kohlensäure und Ammoniak in Melanurensäure bereiten. Allein es darf nieht unerwähnt bleiben, dass die Identität der Dieyandiamidocarbonsäure mit der auf anderem Wege erhaltenen Melanurensäure von ihrem Entdecker' selbst noch keineswegs als endgültig festgestellt betrachtet wird. Damit soll nun aber gewiss nicht behauptet werden, dass man nieht noch auf manche neue Reactionen stossen wird, in denen sich über die Nothwendigkeit der Annahme von Atomverschiebungen nicht hinwegkommen lässt. Eine solche Reaction habe ich in der That bei Fortsetzung der Arbeit über die Constitution der Cyanursäure selber auf- gefunden. In dem letzten Theile dieser Arbeit” wird einiger noch nieht zum Abschlusse gekommener Versuche gedacht, deren Ergänzung ich nicht schuldig bleiben möchte. Um weitere Anhaltspunkte für die Beantwortung der Frage, ob die Cyanursäure den normalen oder den Isoäthern entsprechend zu- sammengesetzt sei, zu gewinnen, hatte ich das Verhalten der drei Verbindungen unter dem Einflusse des Phosphorpentachlorids studirt ! BAMBERGER, Berichte chem. Ges. XVI, 1074. 2 Hormann, Sitzungsberichte 1885, 990- Hormann: Über das chlorirte Methylisoeyanurat u. s. w. 929 und gefunden, dass die Gyanursäure und der normale Methyläther eine völlig analoge Umbildung erleiden, indem sich neben Cyanur- chlorid und Phosphoroxychlorid in dem einen Falle Salzsäure, in dem anderen Methylchlorid entwickelt. OH ‚u Sy + 3PQ, = Sn + 3POCl, + 3HCl. ‘SI ; "Ss 3 OCH, | GL es POlr— Cr. + 3POCI, + 3CH,Cl. S'IIN B) SION 5 £ ö Ganz anders das Verhalten des Methylisoäthers: unter dem Ein- tlusse des Phosphorpentachlorids entsteht aus demselben weder Phos- phoroxychlorid, noch Cyanurchlorid, noeh Chlormethyl, sondern Phos- phortrichlorid, Salzsäure und ein krystallinisches Produet, welches ich als dreifach chlorirtes Methylisoeyanurat ansprechen zu dürfen glaubte. „0 „Z0 0x + 3Pc, = |& # sPCL, + 3HCl. SNCH,;]; NNCH,C|; Eine vorläufige Analyse, bemerkte ich damals, bedürfe weiterer Bestätigung. Dieser schön krystallisirte Körper ist seitdem in grösserer Menge dargestellt worden, und es hat sich bei Wiederholung der Analyse in der That die oben gegebene Zusammensetzung unzweifelhaft als die richtige herausgestellt. Man erhält die triehlorirte Verbindung am besten, wenn man den Trimethylisoeyanursäureäther (3°) mit Phosphorpentachlorid (12°) im Einschlussrohr 6 bis 8 Stunden lang auf eine Temperatur von 220° bis 230° erhitzt. Nach dem Erkalten enthält die Röhre meist eine Flüssigkeit. welche von einer reichlichen Krystallisation durch- setzt ist. Zuweilen ist der ganze Röhreninhalt zähtlüssig und wird erst bei Berührung mit einem Glasstabe krystallinisch. Die von den Krystallen abgegossene Flüssigkeit ist nahezu reines Phosphortrichlorid; sie zeigt den constanten Siedepunkt 78°; Phosphoroxyehlorid ist in derselben nieht vorhanden, dagegen enthält sie eine kleine Menge einer widerlich riechenden, das Auge zu Thränen reizenden Substanz, welche bei der Destillation als ein zähes Harz zurückbleibt: sie ist nicht weiter untersucht worden. h Den Krystallen hängt noch etwas Phosphorchlorid an, von dem sie durch Waschen mit Wasser getrennt werden. 3° Trimethyläther lieferten in der Regel etwa 4° dieses Rohproductes, der oben gege- benen Gleichung entsprechend hätten 4.8° erhalten werden müssen. Es wurden also mehr als 83 Procent der theoretischen Ausbeute ge- wonnen. Das krystallinische Rohproduet wird durch mehrfaches Um- Sitzungsberichte 1886. 85 930 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. krystallisiren aus Alkohol gereinigt. Hierbei werden die Anfangs ziemlich leicht löslichen Krystalle schwerer löslich, ein Beweis, dass ihnen noch Verunreinigungen anhingen. Gleichzeitig nimmt der Körper mehr und mehr den Charakter einer einheitlichen Substanz an; an Stelle der zunächst etwas verworrenen Krystallisation sind schliesslich dünne sechsseitige Blättehen getreten. Nach viermaligem Umkrystallisiren aus Alkohol zeigte die Substanz den eonstant blei- benden Schmelzpunkt 184°; früher hatte ich denselben bei 164° ge- funden. Die Verbindung ist auch in Äther, Eisessig, Chloroform, Benzol und Nitrobenzol leicht löslich; von Ligroin und Wasser wird sie nur in geringer Menge aufgenommen. Zur Feststellung der Formel wurden Stickstoff und Chlor in dem hei 100° getrockneten Körper bestimmt. Die Ergebnisse der Analyse führen unzweideutig auf die einfache Formel „D & — (,H,CINO. SNCH,Cl Theorie Versuch Re! 26.23 — — H; 2 2.18 —_ — Cl 35.5 38.80 38.61 — Nur 15.30 _- 15.36 Ö 16 17.49 — — 91.5 100.00. Es braucht indessen wohl kaum angedeutet zu werden, dass hier nicht ein einfach chlorirter Cyansäureäther, sondern ein dreifach ehlorirter Cyanursäureäther vorliegt. Der Körper siedet ohne Zer- setzung bei einer weit über 300° liegenden Temperatur. Das Destillat erstarrt öfters zu einer durchsichtigen, an das Metastyrol erinnernden spröden, in Wasser untersinkenden Masse, welche aber bei Berührung mit Alkohol schnell wieder krystallinisch wird und den unveränderten Schmelzpunkt 184° zeigt. Die Frage lag nahe, ob sich das Chlor in dem neuen Körper durch einwerthige Atomgruppen werde ersetzen lassen. Versuche, welche zur Bewerkstelligung dieses Ersatzes angestellt wurden, sind jedoch erfolglos geblieben. Stets wird die Seitenkette von dem Öyanur- kern losgelöst, und man gelangt schliesslich zur Cyanursäure. Am einfachsten gestaltet sich die Umbildung unter dem Einflusse des Wassers. Im Einschlussrohre mit Wasser auf ı 00° erhitzt, lieferte der chlorirte Körper Salzsäure, Methylaldehyd und Cyanursäure, welche sich in Krystallen ausschied. Hormann: Über das chlorirte Methylisocyanurat u. s. w. 931 ‚D Am 0,4 + 3H,0 = 3HC1 + 3CH,0 + | X. \NCH;CI]; OSN I Der Methylaldehyd liess sich sofort beim Öffnen des erkalteten Rohres am Geruche erkennen; er wurde ferner durch Herstellung des Silberspiegels, sowie schliesslich durch Einleiten von Schwefelwasser- stoff in die wässerige Lösung und Zusatz von Salzsäure nachgewiesen, wodurch alsbald der charakteristische krystallisirte Sulfaldehyd vom Schmelzpunkt 216° entstand, den ich schon früher' aus dem Methyl- aldehyd -gewonnen habe. Die auf diese Weise entstandene Cyanur- säure stimmte in jeder Beziehung mit der altbekannten überein: sie gab die violette Kupferverbindung und das schwerlösliche tertiäre Natriumsalz. Überdies wurde noch eine Stiekstoffbestimmung aus- geführt. Man fand 32.11 Procent Stickstoff, die Theorie verlangt 32.56 Procent. Die Vergleichung der aus dem chlorirten Äther gebildeten Cyanur- säure mit der gewöhnlichen ist mit grosser Sorgfalt angestellt worden, denn ich gestehe offen, dass ich anfangs glaubte, eine andere Cyanur- säure unter den Händen zu haben. Hier war in der That eine treff- liche Gelegenheit für die Bildung einer Isocyanursäure gegeben. Ich habe aber mit dem besten Willen keinen Unterschied von der ge- wöhnliehen finden können. Auch werden diejenigen, welche in der Uyanursäure eine Isosäure erblicken, nicht ermangeln, die Bildung der Cyanursäure unter diesen Bedingungen als einen willkommenen Beweis für ihre Ansicht geltend zu machen. In der That liegt hier einer der Fälle vor, in denen sich die Bildung der Cyanursäure, als Isosäure gedacht, einfacher erklärt, als die der normalen. Nachdem sich die einwerthige Gruppe CH,Cl unter dem Einflusse eines Wasser- moleeuls in der Form von Salzsäure und Methylaldehyd von dem Stick- stoff losgelöst hat, ist von dem Wassermolecul noch ein Wasserstoff- atom übrig, welches ohne Weiteres die frei gewordene Bindekraft des Stickstoffes sättigen könnte, wodurch eine Isoeyanursäure zu Stande käme. Statt dessen muss dieses Wasserstoffatom, wenn die Uyanur- säure normal zusammengesetzt ist, das an dem benachbarten Kohlen- stoffatome haftende Sauerstoffatom in die Hydroxylgruppe verwandeln, indem durch gleichzeitig eintretende Doppelbindung zwischen Kohlen- stoff und Stickstoff das System wieder in’s Gleichgewicht gebracht wird. Da man indessen, wenn man der Öyanursäure normale Zu- sammensetzung vindieirt, unter allen Umständen Atomverschiebungen anerkennen muss, so kann es Angesichts der Summe von Erscheinungen, ' Horsıans, Monatsberichte 1867, 669. je. ST) * 932 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. welche diese Ansicht befürworten, auf eine mehr oder weniger nicht ankommen. Ganz ähnlich wie vom Wasser wird der trichlorirte Äther vom Ammoniak zerlegt. Bei 100° im Einschlussrohr mit Ammoniak er- hitzt, geht derselbe in Cyanursäure über, während neben Salmiak das salzsaure Salz einer Base entsteht, welches mit Goldehlorid ein schwer- lösliches krystallinisches Doppelsalz liefert. Die in demselben ent- haltene Base ist offenbar das Hexamethylentetramin, welches überall entsteht, wo Methylaldehyd mit Ammoniak zusammenkommt. Man versuchte die Base aus dem Goldsalze durch Schwefelwasserstoff zu gewinnen, erhielt aber, wie das ja auch nicht anders erwartet werden konnte, nur den bei 216° schmelzenden trimolecularen Methylsulf- aldehyd, indem sich die Base in Gegenwart von freier Säure in Am- moniak und Methylaldehyd gespalten hatte, welcher alsdann in die polymere Schwefelverbindung übergegangen war. Noch soll nicht unerwähnt bleiben, dass der trichlorirte Methyl- äther, nachdem man erkannt hatte, wie leicht er sich mit den Ele- menten des Wassers umsetzt, auch mit wasserfreien Agentien, z. B. mit Anilin behandelt worden ist. Die Einwirkung erfolgte schon bei gelindem Erwärmen und steigerte sich alsdann, selbst bei Anwendung verhältnissmässig kleiner Mengen bis zu explosionsartiger Heftigkeit. Es entstanden harzige Producte, welche aus wasserfreien Lösungs- mitteln nicht zum Krystallisiren gebracht werden konnten. Wurde, um das unverbrauchte Anilin zu entfernen, eine Säure zugesetzt, so schied sich alsbald Cyanursäure ab, und neben dem überschüssigen Anilin gingen schwach basische Körper (Aldehydbasen) in Lösung, deren Eigenschaften nicht hinreichend charakteristisch erschienen, um zu einer näheren Untersuchung einzuladen. Angesichts der erfolglosen Bemühungen, die Chloratome in dem chlorirten Methyläther durch Hydroxylgruppen zu ersetzen, war nur wenig Aussicht vorhanden, dass es gelingen werde, die Methylgruppen des Trimethylisoeyanurats in Aldehyd- oder gar in Carboxylgruppen überzuführen, ohne das Molecul des Äthers völlig zu zerstören. Der Versuch ist gleichwohl gemacht worden. Permanganat greift das Trimethylisocyanurat in wässeriger Lösung nur äusserst langsam an. Etwas schneller, aber immer noch langsam genug, wirkt dasselbe bei Gegenwart freien Alkalis. Als man nach mehrstündigem Kochen keine Wirkung mehr beobachtete, wurde noch vorhandenes Permanganat durch Kochen mit Alkohol zerstört, die Flüssigkeit mit Essigsäure neutralisirt, wobei viel Kohlensäure entwich, und eingedampft. Sie liefert auf Zusatz von Silbernitrat ein krystallinisches, aber noch sehr unreines Silbersalz. Beim Behandeln desselben mit Salzsäure oder Horwann: Über das chlorirte Methylisoeyanurat u. s. w. 933 Schwefelwasserstoff entstand eine Flüssiekeit, welche nach dem Ein- dampfen Krystalle absetzte, theilweise löslich, theilweise unlöslich in Ammoniak. Der unlösliche Theil erwies sich als unangegriffener Trimethyläther. Was sich in Ammoniak gelöst hatte, wurde nach dem Ausfällen mit Salzsäure durch Beobachtung des Schmelzpunktes und Darstellung des charakteristischen Kupfersalzes als Dimethyliso- eyanursäure erkannt. Nicht erfolgreicher war der Versuch, das Trimethylisocyanurat mittels Salpetersäure zu oxydiren. Durch Kochen selbst mit concen- trirter Salpetersäure wird derselbe nicht verändert. Erst im Ein- schlussrohr mit concentrirter Salpetersäure auf 200° erhitzt, wird der Äther angegriffen. Auch auf diese Weise entsteht, aber stets nur in geringer Menge, die dimethylirte Isoeyanursäure. Den HH. Dr. OÖ. RnousorouLos und Dr. O. Borsmann, welche mich bei Ausführung der vorstehend verzeichneten Versuche mit ebenso grossem Eifer als Geschiek unterstützt haben, möchte ich nicht unter- lassen, an dieser Stelle meinen besten Dank auszusprechen. Da ich nicht weiss, ob es mir vergönnt sein wird, noch einmal zur ÜUyanursäure zurückzukehren, so sei mir gestattet, noch einige Beobachtungen anzuführen, welche allerdings mit den Versuchen über die Einwirkung des Phosphorpentachlorids und der Salpetersäure auf das Trimethylisoeyanurat nicht in direetem Zusammenhange stehen, aber doch gleichfalls zur Klarlegung der Constitution der Gyanursäure und ihrer Abkömmlinge angestellt worden sind. Unter den Gründen, welche für die Isonatur der Üyanursäure sprechen, ist stets die Bildung der Isoäther bei der Ätherifieirung dieser Säure mit Vorliebe angeführt worden. Bei der Destillation eyanursaurer und alkylschwefelsaurer Salze entstehen, wie Wurrz' gezeigt hat, nur Isocyanurate. Aber auch durch Einwirkung von Jod- äthyl auf‘ Silbereyanurat bei ı20° erhielten Hasıcn und Limpricnr” nur Isocyanurat. Gelegentlich meiner Bespreehung der Constitution der Cyanursäure habe ich diesen Versuch in der Methylreihe wieder- holt, allein obwohl ich selbst bei gewöhnlicher Temperatur arbeitete, hat dieser Versuch doch ebenfalls nur Isoäther geliefert.” Seit Ver- öffentliehung meiner Abhandlung ist auch Ponowmarerr' dieser Frage näher getreten, und es ist ihm in der That gelungen, den Nachweis ! Wurrz, Ann. Chim. de Phys. [3] XLII. 57. ®2 Hasıcn und Limpricnt, Lies. Ann. CV, 309. ® Hormann, Sitzungsberichte 1885, 996. * PonomAREFF, Berichte chem. Ges. XVIll, 3272. 734 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. zu liefern, dass sich, wenn Silbereyanurat und Jodäthyl bei niedriger Temperatur auf einander wirken, stets eine gewisse Menge des nor- malen Äthers bildet. Der Versuch in der Äthylreihe bot in der That mehr Aussicht auf Erfolg als in der Methylreihe, weil der normale Äthyläther weit weniger leicht in die Isoverbindung übergeht, als der Methyläther. Indessen giebt Poxowarerr an, dass er auch den Methyläther vom Schmelzpunkt 132° auf diese Weise gewonnen habe. Dieser Äther lieferte beim Schmelzen mit Alkali kein Methylamin und gab mit Quecksilberchlorid ein Doppelsalz. Das Hauptproduet war aber auch in PonomArrrr's Versuchen stets der Isoäther, be-: sonders bildete sich der isomere Methyläther in sehr ge- ringer Menge. Ich habe, nachdem ich die angeführten Mittheilungen gelesen hatte, den Versuch über die Wechselwirkung zwischen Silbereyanurat und Methyljodid nochmals angestellt. Man hatte z. B. Silbersalz mit einem Überschuss von Jodmethyl sechs Tage lang stehen lassen. Die Umsetzung war keineswegs eine vollständige, denn der betreffende Auszug des Reactionsproduetes hinterliess nach dem Verdampfen des Äthers nur 1.7° Rückstand; man hätte 2.6° erhalten müssen. Das zunächst ölige Produet erstarrte bald zu einer krystallinischen Masse. welche sich nach einmaligem Umkrystallisiren als reines Tri- methylisoeyanurat vom Schmelzpunkt 175° erwies. Der normale Äther, wenn er sich gebildet hatte, musste in der Mutterlauge vorhanden sein. Ich gedachte, ihn aus derselben in Gestalt des von PONOMAREFF beschriebenen Quecksilbersalzes zu gewinnen, und war erfreut, auch alsbald auf Zusatz von Sublimatlösung eine krystallinische Verbindung zu erhalten: ich glaubte in der That, den reinen normalen Äther ge- fasst zu haben. Dem war indessen nicht so. Als man das Queck- silbersalz mit Ammoniak versetzte und mit Äther auschüttelte, erhielt man einen undeutlich krystallinischen Rückstand, aus welchem beim Umkrystallisiren aus Alkohol wieder der Isoäther vom Schmelzpunkt 75° erhalten wurde. Ich lasse es dahin gestellt sein, ob in der Mutterlauge normaler Äther vorhanden war, jedenfalls ist es mir nieht gelungen, ihn nachzuweisen. Ich habe diesen Versuch eingehend mitgetheilt, weil er zeigt, dass Quecksilberehlorid zur Trennung des isomeren Trimethyleyanurats nicht wohl anwendbar ist. In der That liefert der Isoäther mit Queck- silberchlorid ebenfalls eine schwerlösliche Doppelverbindung, welche man leicht erhält, wenn man die wässerigen Lösungen von Queck- silberehlorid und Äther mit einander mischt. Es sind lange, pris- matische Krystalle, welche mit ‚der von dem normalen Äther ge- bildeten Verbindung isomer sind. Die Formel g Hormans: Über das chlorirte Methylisocyanurat u. s. w. 935 (C::=0),(NCH,),HgCl, = C,H, N,0,HgCl, verlangt folgende Werthe: Theorie Versuch C, 712 16.29 — — = Kl, 9 2.04 — — _ N, 42 9.50 9.86 — — Ö, 48 10.86 = — — Hg 200 45.25 — 44.89 — Cl, 71 16.06 — — 16.18 442 100.00. Die Quecksilberverbindung des Isoäthers, obschon schwerlöslich, ist gleiehwohl etwas leichter löslich als die des normalen. 100° Wasser von ı5° lösen nach zwei wohl übereinstimmenden Versuchen 2.68% der ersteren, und nur 0.95° der letzteren. Noch verdient hier zum Schlusse die nicht uninteressante Frage nach der Constitution der dimethylirten und diäthylirten Isoeyanur- säure erörtert zu werden. Man könnte sich im Hinblick auf ihre Ent- stehung aus den normalen Dialkylsäuren durch die Wärme, welche derjenigen der trialkylirten Isoverbindungen aus den entsprechend normalen Äthern so ähnlich ist, für berechtigt halten, den di- und trialkylirten Isoverbindungen eine vollkommen analoge Constitution beizulegen. Wenn wir im Sinne dieser Auffassung das normale Tri- methyleyanurat und das Trimethylisoeyanurat durch die Diagramme CH, 16) 16) Ü C IN N: ER EN N-yN GCH.N. NCH, RR und Zt GH.0C COCH, 0C CO u, Sue: \Y v N N 936 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. wiedergeben, so würden die beiden dimethylirten Säuren in den Formeln OH Ö IN LEN ZEN FEN NN CHN NH I und jr CH,O G = GOCH OU CO NEAR er N 7 V N N CH, ihren Ausdruck finden. Die dimethylirte Isosäure würde demgemäss eine Imidgruppe ent- halten und für das Vorhandensein einer solehen Gruppe könnte viel- leicht die Thatsache geltend gemacht werden, dass das dimethyliso- eyanursaure Silber '/, Mol. Wasser enthält (vergl. S. 912), eine Eigen- thümlichkeit, welehe bei den Silbersalzen unzweifelhafter Imide mehrfach beobachtet worden ist. Es wäre aber auch denkbar, dass bei der Um- bildung nur die Methylgruppen wanderten, während die Hydroxyl- gruppe unversehrt bliebe, mithin ihre Stellung behaupte, wodurch eine Säure zu einem Dritttheil normal, zu zwei Dritttheilen Isoverbin- dung zu Stande käme. Diese Auffassung hat nichts Befremdliches, wenn man sich erinnert, dass Melamine von ähnlicher gemischter Constitution bekannt sind. Ich habe in der That erst jüngst noch ein asymmetrisches Triphenylmelamin aufgefunden,' in welchem neben zwei Imidgruppen eine Amidgruppe angenommen werden muss. Unter dem Eintlusse des Wassers (bei Behandlung mit Salzsäure) geht diese Verbindung in eine Säure von genau der Constitution über, welche oben als die möglicher Weise der Dimethylisocyanursäure entsprechende bezeichnet worden ist, wie die folgenden Diagramme zeigen: OH OH AN AN an Fa N GHN N CHN N 5 37 O6 (070) OC (076) N, 7 Nee V NZ N N C,H, CH, ' Hormann, Berichte chem. Ges. XVIII, 3230. nn un Dr Hormans: Über das chlorirte Methylisoeyanurat u. s. w. 937 Die grosse Ähnlichkeit des Kupfersalzes der Cyanursäure und der beiden dimethylirten Säuren ist gewiss bemerkenswerth, kann aber doch nicht als Beweis für das Vorhandensein einer Hydroxyl- gruppe auch in der Isosäure angesprochen werden. Ebenso wenig führt die Zerlegung der Isosäure unter dem Einflusse des Wassers zu einer Entscheidung zwischen den beiden einander gegenüber stehenden Formeln, denn die thatsächlich auftretenden Zersetzungsproduete — Kohlensäure, Methylamin und Ammoniak — müssen sowohl im Sinne der einen wie der anderen Auffassung entstehen. Eine Entscheidung der Frage schien aber möglich, wenn man auf das Silbersalz der Isosäure Jodmethyl einwirken liess. War die Säure eine Imidver- bindung, so musste man auf das altbekannte Trimethylisocyanurat stossen, enthielt sie dagegen eine Hydroxylgruppe, so durfte man die Bildung eines isomeren Körpers von verschiedenen physikalischen Eigenschaften und verschiedenem chemischen Verhalten erwarten. Man musste allerdings darauf gefasst sein, den Versuch an der ge- ringen Stabilität, welche man einem solchen Körper zutrauen durfte, an seiner wahrscheinlichen Neigung, sich in das bekannte Trimethyl- isoeyanurat zu verwandeln, scheitern zu sehen. Da mir in früheren Versuchen das Silbereyanurat bei der Be- handlung mit Jodmethyl in höherer Temperatur stets nur Trimethyl- isoeyanurat geliefert hatte', so wurde die Digestion des Silbersalzes der Dimethylisoceyanursäure, welches, um das Wasser auszuschliessen, bei 120° getrocknet worden war, mit Jodmethyl alsbald bei gewöhn- licher Temperatur bewerkstelligt. Nachdem das Silbersalz drei Wochen lang mit einem Überschusse von Jodmethyl zusammengestanden hatte, war eine nicht unerhebliche Menge von Jodsilber entstanden. Das abfiltrirte Jodmethyl hinterliess nach dem Verdampfen eine gelbliche Krystallisation, in welcher sich die Prismen des Trimethylisoeyanurats sofort erkennen liessen. Ein aus der Krystallmasse herausgebrochener Krystall, mit ein wenig Äther abgewaschen, zeigte in der That den Schmelzpunkt (175°) des trimethylirten Isoäthers. Den Kıystallen haftete eine sehr kleine Menge klebriger Substanz an, so dass der Schmelzpunkt des ungewaschenen Reactionsproductes wesentlich niedriger lag. Es war nicht unmöglich, dass in dieser klebrigen Materie ein unsymmetrisches Trimethylisoeyanurat, zu einem Dritttheile normal, zu zwei Dritttheilen Isoverbindung, vorlag. War dem so, so musste durch Einwirkung von Salzsäure bei erhöhter Temperatur unter Rückbildung von Dimethylisocyanursäure Chlor- methyl auftreten. Bei Anstellung des Versuches wurde weder die ' Hormans, Sitzungsberichte 1885, 996. Sitzungsberichte 1886. 86 . 938 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. eine noch das andere beobachtet. Es hatte sich somit durch die Ein- wirkung des Jodmethyls auf das Silbersalz der Dimethylisocyanursäure nur das altbekannte Trimethylisoeyanurat gebildet. Man könnte sich im Hinbliek auf das Ergebniss dieses Versuches für berechtigt halten, die Constitution der Dimethylisoeyanursäure als derjenigen des Trimethylisoeyanurats entsprechend anzunehmen, d.h. diese Säure als eine Imidverbindung zu betrachten. Erinnerte man sich indessen der Leichtigkeit, mit welcher die normalen Methyleyanur- säureäther in die Isoverbindungen übergehen, wie dies bei der Ein- wirkung von Jodmethyl auf Silbereyanurat besonders auffallend zu Tage tritt, so konnten immer noch einige Zweifel bleiben, und es schien wünschenswerth, den Versuch in der Äthylreihe zu wieder- holen. Eine solche Wiederholung empfahl sich um so mehr, als einerseits die normalen Cyanursäureäther stabiler sind, andererseits auch, weil das wohl definirte Silbersalz der Diäthylisoeyanursäure nach den Beobachtungen von Hasgıcn und Lmrricnt', die ich bestäti- gen kann, unähnlich der entsprechenden Methylverbindungen, wasser- frei krystallisirt. Dieses Silbersalz — der Versuch wurde mit nicht weniger als 17° angestellt — liess man mit einem Überschuss von wohl getrocknetem Jodäthyl etwa 6 bis 7 Wochen bei gewöhnlicher Temperatur stehen. Nach Verlauf dieser Zeit hatte sich eine erheb- liche Menge von Jodsilber gebildet, welches abfiltrirt wurde. Das Jodäthyl hinterliess beim freiwilligen Verdampfen an der Luft eine dicke, bräunlich gefärbte Flüssigkeit, aus welcher sich nach einigen Tagen einige Krystalle absetzten. Diese zeigten nach dem Reinigen durch Pressen und Umkrystallisiren aus Äther den Schmelzpunkt 95°, erwiesen sich also als Triäthylisoeyanurat. In der diekflüssigen Mutterlauge dieser Krystalle — bei weitem die grössere Menge des Reactionsproduetes — musste der gesuchte, asymmetrische Triäthyläther, wenn er sich überhaupt gebildet hatte, enthalten sein. Leider sind alle Versuche, diese Flüssigkeit zum Krystallisiren zu bringen, gescheitert. Eine Reinigung durch Destil- lation war ausgeschlossen, da man nicht zweifeln konnte, dass der asymmetrische alsbald in den symmetrischen übergehen werde. Unter diesen Umständen blieb nichts anderes übrig, als diese Flüssigkeit auf indireetem Wege zu untersuchen. Der Natur der Sache nach musste man in derselben eine Lösung von etwas symmetrischem in asymmetrischem Triäthyläther erblicken. Die Flüssigkeit wurde daher, nachdem sie einige Tage in racuo gestanden hatte, ohne weitere Reini- gung verbrannt. Der Versuch lieferte ein den Erwartungen sich ! Hasıcn und Limpricat, Lies. Ann. CIX, 112. Hormans: Über das chlorirte Methylisoeyanurat u. s. w. 939 näherndes Ergebniss. Die gefundenen Zahlen entsprechen unzwei- deutig den Werthen der genannten Verbindungen. Theorie Versuch Kohlenstoff 50.70 49.68 Wasserstoff 7.04 7 R Mit der Flüssigkeit wurden nun folgende Versuche angestellt. Ein Theil wurde mit Ammoniak übergegossen, in welchem sie unlöslich war; sie enthielt also keine freie Diäthyleyanursäure. Ein anderer Theil wurde einige Stunden im Wasserbade erhitzt; die scheinbar unveränderte Flüssigkeit erstarrt nunmehr beim Erkalten zu einer weissen Krystallmasse, welche nach dem Umkrystallisiren aus Alkohol den Schmelzpunkt 95° trischen Triäthylisoceyanurat bestand. Ein dritter Theil der Flüssigkeit wurde im Einschlussrohr mehrere zeigte, mithin aus dem symme- Stunden lang mit Salzsäure bei 100° digerirt. Beim Öffnen der Digestionsröhre entwichen Ströme von Chlormethyl, welche man an der Spitze der Röhre entzünden konnte. Die Flüssigkeit in der Röhre lieferte nach dem Verdampfen der Salzsäure eine Krystallmasse, welche sich zum grossen Theil in Ammoniak löste. Der zurückbleibende Theil schmolz bei 95°, war also symmetrischer Triäthyläther; die in Ammoniak gelöste und durch Salzsäure daraus wieder abgeschiedene Substanz zeigte nach dem Umkrystallisiren aus Alkohol den Schmelz- punkt 173° und konnte auf diese Weise ohne Schwierigkeiten mit der Diäthylisoeyanursäure identifieirt werden. Diese Versuche liefern, glaube ich, den Beweis, dass die durch Behandlung des Silbersalzes der Diäthylisoeyanursäure mit Jodäthyl gebildete Flüssigkeit in der That den asymmetrischen Äther enthält, dass mithin auch die Säure, aus der er entsteht, eine asymmetrische ist. OCH, OH Ü G IN SS BEN N ZEN CHN N CH,N N | I — I l ) | | | O6 (010) (0X 6 Cc® DE Nor NG N N N CH, CH, Einer solchen indireeten Beweisführung, wie cogent immer sie erscheine, ist indessen die direete stets vorzuziehen, und ich möchte daher die Acten über die hier vorliegende Frage erst dann für ge- schlossen erachten, wenn es gelungen sein wird, einen solchen asym- 940 Gesammtsitzung vom 29. Juli. — Mittheilung vom 10. Juni. metrischen Cyanursäureäther im reinen Zustande zu isoliren, um ihn als chemisches Individuum zu charakterisiren. Ich habe die Absicht, den beschriebenen Versuch, etwas modifieirt, nochmals zu wieder- holen. Schliesslich ist es mir eine angenehme Pflicht, der lebhaften Dankbarkeit Ausdruck zu leihen, welehe ich Hrn. Dr. E. A. Würrıne für seine umsichtige und hingebende Mitwirkung bei diesen Arbeiten schulde. Ausgegeben am 19. August. Berlin, gedruckt in der Reichsdrurkerei. 1886. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. October. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers ı. V. 1. Der Vorsitzende legte eine Untersuchung des Hrn. K. F. GmzeL hierselbst über einige historische, besonders in altspanischen Geschiehtsquellen erwähnte Sonnenfinsternisse vor. Dieselbe erscheint in einem der nächsten Stücke dieser Berichte. 2. Hr. Rote berichtete nach den vom vorgeordneten Ministerium ihm zu diesem Behuf mitgetheilten Materialien (Supplement to the Auckland Evening Star vom 19. Juni 1886 und Malta Times vom 21. August 1336) über einen vuleanischen Ausbruch in Nord-Neusee- land und über Erdstösse in Malta. Vuleanischer Ausbruch in Nord-Neuseeland. Durch die mittlere Partie von Nord-Neuseeland zieht sich von Nordost nach Südwest, 150 miles lang und an der breitesten Stelle 210 miles breit, eine vulcanische Zone, an deren Nordende der thätige, 863" hohe Inselvulean White Island, an deren Südende der 6500° hohe Vulcan Tongariro liegt, welcher am 6. Juli 1871 seinen letzten Ausbruch hatte. Man hörte damals die Explosionen in Tauranga, 120 miles weit. Nördöstlich vom Tongariro zieht sich der Seedistriet hin mit seinen heissen Quellen, Seen, Fumarolen, Solfataren, mit seinen berühmten Kieselsinter- Terrassen, Schlammvulecanen und erloschenen Vulcanen. Früh Morgens am 10. Juni hörte man in Auckland, New Plymouth, Nelson, Pieton und Christehurch (auch in Sydney) heftiges Getöse wie Sitzungsberichte 1886. 87 942 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. von mächtigen Artilleriesalven und sah von Auckland aus am Süd- horizont Flammen. Am warmen kleinen See Rotomahana, welcher südlich vom Tarawerasee und südwestlich des Taraweraberges liegt, waren kurz vorher grosse Veränderungen und besondere Störungen vorgegangen. Am Tarawerasee! hatte eine 3 Fuss hohe Fluthwelle die Boote aus ihren Schuppen getrieben, aus dem südlich des Tongariro liegenden, etwa 9800" hohen, erloschenen Vulcan Ruapehu stieg Dampf empor. Am Rotoruasee empfand man früh 2 Uhr ıo Minuten am 10. Juni einen heftigen, von brüllendem Getöse begleiteten Erdstoss, sah in der Richtung nach dem Taraweraberg Feuer und bemerkte um 4 Uhr Aschenfall. Zwischen ı und 2 Uhr hatte nämlich der Ausbruch am Gipfel des 2800° hohen, seit Menschengedenken erloschenen? Vuleans Tarawera (Ruawhia) begonnen, bis um 5 Uhr folgten ununterbrochen Erdstösse aufeinander. Über dem Berg hing eine dunkle, wie ein Pilz geformte Rauchwolke, in welcher häufige Blitze zuckten, glühende Steine und Asche wurden ausgeworfen. Ebenso warfen die etwas später am Rotomahanasee entstandenen ı5 Kratere unendliche Massen aus, welche als schwarzer Schlamm (zum Theil 10 Fuss mächtig) weite Streeken bedeekten und namentlich die Dörfer Wairoa (Westseite des Tarawerasees) und Te Ariki (ebenda am Südende) zerstörten. Der grösste Krater lag an der Westseite des Rotomahanasees, an der Stelle der »rothen Terrasse«, welche ebenso wie die berühmte » weisse Terrasse« (Te tarata an der Ostseite) vollständig zerstört wurde. An die Stelle des nach dem Ausbruch verschwundenen Sees waren nach dem Ausbruch Schlammvulcane getreten. deren Auswürfe bis 100 Fuss Höhe erreichten. An der Küste in Tauranga (55 miles vom 'Taraweraberg) empfand man früh 2'/, Uhr am ı0. Juni (und ebenso später ı1'/, Uhr) heftige Erdstösse, um 8 Uhr früh war das ganze Gebiet zwischen dem Tauposee und Tauranga mit diehtem Rauch bedeckt, welcher um ı ı Uhr Morgens Tauranga in vollständige Dunkelheit hüllte. Die Asche, welche dort an manchen Stellen 3 Zoll hoch lag, wurde durch den Regen zu schwarzem Schlamm, welcher nach schwefliger Säure roch. Auch auf der Insel Motiti (14 miles östlich von Tauranga) und auf den Aldermansinseln (50 miles nördlich von Tauranga) fiel Asche. Ebenso auf der Mayorinsel (120 miles von Tauranga), wo sie noch '/, Zoll stark 14 ! Major Maır sah vor zwei Jahren das Wasser des bis dahin kalten, 3 miles langen. Rotokakahisees plötzlich zunehmen und fast kochend werden, so dass einen Tag lang der Abfluss in den östlich gelegenen Tarawerasee durch den Wairoabach sehr stark war. ® Er hatte ı5 Generationen der Maori als heiliger Begräbnissplatz gedient. Rorn: Bericht über einen vuleanischen Ausbruch und über Erdstösse. 943 war. Noch am Sonnabend den ı2. Juni, zwei Tage nach dem Aus- bruch, sammelte Capitain Farmenıp, Schiff Hinemoa, auf dem Deck 20 miles ab Tauranga Asche. Sie lag zwischen Tauranga und dem Rotoruasee (so in Ta heke, Te puke u. s. w.) 3 bis 4 Zoll hoch. Am ı2. Juni bemerkte man in Rotorua noch einige heftige Erd- stösse; ebenso in der folgenden Nacht in der Nähe des südlich vom Rotomahanasee gelegenen kleinen Okarosees drei leichte Erdstösse, hörte Getöse wie von Musketenfeuer und sah später am 13. Juni aus verschiedenen Ausbruchspunkten zwischen dem Okaro und Rotamahana unter Getöse Dampf und schwarzen Rauch aufsteigen. Man konnte ı5 auswerfende Kratere unterscheiden, deren höchster 600° Höhe besass bei einem Kraterdurehmesser von 300. Noch am ı5. und 16. Juni empfand man in Rotorua Erdstösse, am 16. Juni war der Krater des Taraweraberges noch thätig: seine Dampfsäule erreichte die Höhe von 10000". Die in Tauranga gesammelte Asche gab nach den Untersuchungen von Prof. Brown und Tnomas, University College, an Wasser etwas freie Salz- und Schwefelsäure, Sulfate und Chloride von Kalk, Natron und Kali ab. Der Rest bestand aus 15 Procent Quarz, feinvertheiltem Bimstein, etwas Feldspath, Hornblende und zersetzten Gebirgsarten. Am ı1. Juni empfand man in Wellington, an der Südspitze der Insel, einen Erdstoss, am ı2. Juni sah man den Ruapehu rauchen, am ı3. Juni früh 4 Uhr hörte man in Taupo, in der Richtung nach dem Tongariro ein dumpfes Getöse, das Wasser des Tauposees war stark bewegt und stieg bedeutend, die Geiser- und Dampfstrahlen um den See waren ungewöhnlich stark thätig, auch der Tongariro rauchte stärker als gewöhnlich. Bald nach dem Ausbruch des Taraweraberges hatte der Vulcan White Island, welcher schon vorher stärkere Sym- ptome von Action gezeigt hatte als gewöhnlich, einen heftigen Ausbruch. Die Tarawera-Eruption war demnach wesentlich ein Aschen- ausbruch, von Lava-Erguss ist keine Rede. Der Government Geologist Dr. Hector spricht die Ansicht aus, dass durch die den Ausbruch begleitenden Erdstösse die Dampfröhren der Geisir des Rotomahanasees zerrissen seien, so dass das in die Tiefe dringende, plötzlich in Dampf verwandelte Seewasser die Schlammmasse aus dem Seegrunde aus- geworfen habe. Es wird von allen Beobachtern bestimmt angegeben, dass die im Anfang niederfallende Asche trocken war. Erdbeben in Malta. Am 14. August, Nachmittags 3'/, Uhr, verbreiteten sich in Malta Gerüchte über Erdstösse, welche wenig Glauben fanden. Um 8'/, Uhr Abends hörte man in Valletta seeunden- lang ein dumpfes Getöse, dem unmittelbar schwache Erdstösse folgten. Am ı5. August früh ı Uhr empfand man einen lebhaften Stoss, 944 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 21. October. hörte 3°/, Uhr ein dumpfes Getöse und bemerkte einige secunden- lang dauernde, heftige Erdstösse, welche sich um Mittag ı2 Uhr wiederholten. Am Dienstag, 17. August, traten noch leichtere Schwin- gungen, um 5 Uhr 30 Minuten und 5 Uhr 45 Minuten Nachmittags ein heftigerer Stoss, um 7 Uhr 45 Minuten Abends und Mittwoch früh schwächere Stösse, Donnerstag, ı9. August, früh 9 Uhr Getöse und leichte Schwingungen ein. Verlust an Menschenleben ist nicht zu beklagen; einzelne Gebäude zeigten jedoch Risse. In Gozzo, Nota- bile und der Nachbarschaft waren die Stösse schwach, so dass die östliche Riehtung des Phaenomens hervortrat. Capitain James, Dampfschiff Orianda, berichtet, dass er auf der Fahrt vom Rothen Meer nach Malta am 16. August Nachmittags, etwa 70 miles ab Malta, auf ein leichtes Hinderniss im Meer gestossen sei und bei Lothung eine geringere Tiefe gefunden habe als die Karten angeben. Capitain Tomuisson, Schiff Transition, sah am ı7. August Abends 9 Uhr bei etwa 200 miles östlichem Abstand von Malta vor dem Schiff eine 30 Fuss breite und ı00 Fuss hohe Flamme aus dem Meer hervortreten, welche unmittelbar verschwand. Ein Einwohner von Notabile sah von der Höhe, auf welcher die Kirehe der Madonna della Virtüu steht, um dieselbe Zeit das Feuer am Horizont. Am 19. August früh 3 Uhr ı5 Minuten empfand man wiederum in Valletta einen leichten Stoss, am 20. August vier leichte Stösse. In dem Zeitraum 1693 bis Februar 1886 wurden in Malta 31 Erd- beben gespürt, von denen die von 1693, 1856 und 1861 die heftigsten waren. Ausgegeben am 28. October. 1886. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. October. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. Hr. Dırıs las: Über das dritte Buch der Aristotelischen Rhetorik. Die Mittheilung erfolgt in den Abhandlungen. Ansgegeben am 28. October. Sitzungsberichte 1886. 85 " m e ke; z “ra le u KIT HANIBARERN Be \ a { 118 i " 3 Fa, , Ba er. Er) j u U WE) M a ‚ss il All Meritsı, , Yun € a x e ’ j is a. % Ur j L HI DIENG re 2 ' 1 27 1m n engen Y> | I a 6 AR MR | | | Ber; ee Innen ul AITTHEEIEENIL“ Re = * >» ‘ A B J # } v } - 2 1886. XLH. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 28. Oetober. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. Hr. v. Hermnortz las über die erkenntnisstheoretischen Prineipien des Zählens und Messens. Die Akademie hat ihr ordentliches Mitglied Hrn. WırneLm SCHERER am 6. August durch den Tod verloren. Sitzungsberichte 1886. 89 F . AN ’ F Vena Eis kt a Fine: a AADIABDEnRerT Ad SIR Bi Vo VARETIGEEON\ [I Ä = 3 .s \ nr 5 E nn mn u nn Un — Fi j 2 Bisliaruaean:) FREE BE. a re en av > ‘ a =... fr. en He A ro = ‚ame! Inu Kablb ws ae 5 2 . ” er j 5 wi | N | TR TRIEBE Hanf «Arie u Im a Rn j hl IT al oa Verareh F Adresse an Hrn. MicHEL-EUGENE (HEVREUL zur Feier seines hundertjährigen Geburtstages am 31. August 1886. Hochverehrter Herr College! Wenn der hundertjährige Geburtstag schon an und für sich ein ausserordentliches Fest ist, dessen Feier nur wenigen auserwählten Sterblichen zu Theil wird, so zählt die hundertjährige Geburtstags- feier eines Mannes, der mächtigen Einfluss auf die Entwickelung der Wissenschaft geübt. der Grosses im Dienste der Menschheit vollbracht hat, zu den Ereignissen, welche die Geschichte in ihren Büchern verzeichnet. Einen solchen hundertjährigen Geburtstag, hochverehrter Herr, feiern Sie heute. Kein Wunder, dass derselbe weit über den Kreis der Angehörigen und Freunde hinaus, von der Gesammtheit der Fach- genossen, von den Männern der Wissenschaft in allen Landen, von der ganzen eivilisirten Welt in freudiger Theilnahme festlich began- gen wird. Unter den zahlreichen Körperschaften, welche Glückwünsche dar- bringend Ihnen nahen, um Sie an dem Marksteine Ihres ersten Jahr- hunderts zu begrüssen, darf die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften nicht zurückstehen, welche seit zweiundfünfzig Jahren stolz darauf ist, Sie zu den ihrigen zu zählen. Wenn die Akademie am heutigen Tage dankerfüllt auf Ihre bahnbrechende Thätigkeit zurückschaut, so haften ihre Blicke zunächst an «demjenigen Theile Ihrer Lebensarbeit, welcher der chemischen Wissenschaft, zumal der organischen Chemie zu Gute gekommen ist. Im. Vollbesitze des reichen Erwerbes, welchen das emsige Schaffen zweier Forschergeschlechter während eines halben Jahrhunderts ange- häuft hat, verwirrt von der Mannichfaltigkeit und geblendet von dem Glanze ihrer Entdeekungen, versetzen wir uns heute nur mit Mühe in die Zeit zurück, in welcher Sie, ein fast vereinzelter Pionier, ohne andere Bundesgenossen als Ihren Muth und Ihre Kenntniss, pfad- suchend und pfadfindend, in das unübersehbare, noch völlig unbekannte 89° 950 1 Gesammtsitzung vom 2]. October. Gebiet der organischen Chemie eindrangen. Von der Legion organi- scher Körper, über welche wir heute gebieten, waren nur wenige bekannt, und von diesen wenigen die wenigsten genauer erforscht. von der Bildung und von den Zersetzungen dieser Körper hatte man kaum eine Ahnung; nur die Methode der quantitativen Bestimmung ihrer Bestandtheile, die Elementaranalyse, war. bereits Gegenstand grundlegender Arbeiten von Gay-Lussac und Tu£sarn gewesen, welche, wie Sie dankbar anerkannten, nicht wenig dazu beitrugen, Ihnen die Wege zu ebnen. Der weiteren Vervollkommnung der Elementar- analyse war Ihre erste Sorge gewidmet. Mit diesem mächtigen, von Ihrer Hand weiter ausgebildeten Hülfsmittel ausgerüstet begannen Sie Ihre ewig denkwürdigen Untersuchungen über die Fettkörper thierischen Ursprungs, deren Ergebnisse Sie in dem Maasse, als die Arbeit fort- schritt, in einer Reihe glänzender Abhandlungen niederlegten, um sie später, nach Verlauf eines Jahrzehends, in einem monumentalen Werke: »Recherches chimiques sur les corps gras d’origine ani- male« zu vereinigen. Mit lebhaftem Interesse lesen wir noch heute dieses klassische Buch, ungewiss, ob wir mehr die jahrelange Ausdauer bewundern sollen, welche diese endlose Reihe von Thatsachen eine nach der andern feststellte, oder den Seharfsinn, welcher es verstand, die Summe des Thatsächlicehen, unter einem gemeinschaftlichen Gesichts- punkte zusammengefasst, zu einem wissenschaftlichen Ganzen zu ver- arbeiten. Zum ersten Male fällt ein Lichtstrahl in das Dunkel, welches noch immer die Fettkörper und ihre fundamentale Umbildung, den Verseifungsprocess, umhüllte. Die Beziehungen, in denen Fette ver- schiedenen Ursprungs zu einander stehen, waren noch völlig unbekannt. Die epochemachende Entdeckung des Glycerins, welches ScuEELE sehon ein Vierteljahrhundert früher, als Sie Ihre Untersuchungen begannen, aus den Fettkörpern isolirt hatte, war — seltsam genug! — auf die Ansichten der Chemiker über den Verseifungsprocess ohne Einfluss geblieben; auch die weit ältere, schon in der Mitte des vorigen Jahr- hunderts gemachte, so wichtige Beobachtung GEorrroy's, dass die durch Säuren aus einer Seife abgeschiedene Fettsubstanz ganz andere Eigenschaften besitzt, als das Fett, welches die Seife geliefert hat, war gänzlich in Vergessenheit gerathen. Allgemein betrachtete man die Seifen schlechthin als Verbindungen der .Fette mit den Alkalien. Erst durch Ihre Arbeiten wurde der Schleier gehoben. Ihre Unter- suchungen zeigten, dass die Fettkörper im Wesentlichen Mischungen zweier chemischer Verbindungen sind, welche sich im Verseifungs- processe unter Aufnahme der Elemente des Wassers in Glycerin und Fettsäuren spalten. Namen wie Stearin und Stearinsäure, Olein und . Adresse an Hrn. Mic#EeL-Eu6GENnE ÜHREvVREDT. 951 Ölsäure, heute in der Sprache der Wissenschaft und der Industrie alteingebürgerte Bezeichnungen, klangen den Chemikern zum ersten Male in die Ohren. Die Constitution der Fettkörper, das Wesen des Verseifungsprocesses, die Natur der Seife lag plötzlich klar vor ihren Augen. Mit Staunen finden wir alle diese Ergebnisse Ihrer Forschung, die Quintessenz unseres heutigen Wissens in diesem Gebiete, auf einer einzigen Seite Ihres Werkes zusammengedrängt. Die chemische Ge- neration der Gegenwart, welcher die von Ihnen erkannten Wahrheiten längst in Fleisch und Blut übergegangen sind, kann sich kaum mehr eine Vorstellung von dem Eindrucke machen, welche jene Enthül- lungen in den Gemüthern Ihrer damaligen Zeitgenossen hervorriefen, war doch die Fülle mannichfaltiger, oft scheinbar im Widerspruche mit einander stehender Beobachtungen über Fette und Seifen, welche langjährige Erfahrung angehäuft hatte, mit einem Male verständlich geworden! Es liegt in dem Wesen grosser Entdeckungen, dass sie stets ein Gefolge anderer Entdeckungen nach sich ziehen, und so hat denn auch das Licht, welches Sie über Ihr eigenes Arbeitsfeld ausgegossen haben, die Leuchte entzündet, welche anderen Forschern auf benach- bartem Gebiete den Pfad erhellen sollte. Die bahnbrechenden Unter- suchungen von Dumas und BovzLay über die zusammengesetzten Äther, Bertueror's klassische Abhandlung über die Natur des Glycerins, die glänzende Entdeckung des Glycols, mit welcher Wurrz die Wissen- schaft beschenkt hat, alle diese Arbeiten, wie unbedingt ein Jeder Selbständigkeit und Eigenart derselben anerkennen muss, erscheinen gleichwohl als Früchte des Baumes, welchen Sie gepflanzt haben. Auch wird man es nicht Zufall nennen, dass es gerade der Boden von Frankreich gewesen ist, welcher diese herrlichen Früchte gezeitigt hat, stand doch den französischen Gelehrten Ihr grosses Beispiel näher vor Augen, als denen anderer Nationen, und konnten doch die mäch- tigen Eindrücke, die sie aus dem persönlichen Verkehre mit Ihnen sehöpften, nicht ohne Einfluss auf die Wahl ihres Arbeitsfeldes und die Richtung der Wege bleiben, welche sie bei dem Anbau desselben einschlugen! Aber in viel grösserem Umfange, weit über die Grenzen Frankreichs hinaus, ist der Einfluss Ihrer. Forschungen zur Geltung gelangt. Die von Ihnen inaugurirte Methode, die Natur organischer Körper durch die Einwirkung mächtiger chemischer Agentien zu er- sehliessen, hat sich überall, wo das Studium der organischen Chemie in Aufnahme gekommen ist, schnell eingebürgert. In unserem Vater- lande zumal hat die glückliche Verwerthung dieser Methode, welche uns in den grossen Untersuchungen Liesıg’s und WÖHtEr's unverkenn- bar entgegentritt, die Wissenschaft epochemachend gefördert. 952 Gesammtsitzung vom 28. October. Und auch nach anderer Seite hin haben Ihre Arbeiten ein grosses Beispiel gegeben. Niemals hat die in stiller Zurückgezogenheit der Beobachtung der Natur gewidmete Thätigkeit auch auf dem geräusch- vollen Markte des Lebens einen glänzenderen Triumph gefeiert! Nie- mals ist die Wahrheit eindringlicher bezeugt worden, dass die selbstlose Pilege der Wissenschaft früher oder später eine Ernte der Erkenntniss reift, welehe, indem sie auch ‘den materiellen Bedürfnissen Befrie- digung gewährt, der ganzen Menschheit zu Gute kommt! Wohl wandelten Sie auf den lichten Höhen der Forschung, als Sie, ausschliesslich im Dienste der Wahrheit, Ihre Ziele verfolgten; allein das Gebiet, dessen Eroberung wir Ihnen danken, liegt anderer- seits auch wieder nur einen Schritt von dem betretenen Wege des Alltagslebens ab, und es wäre seltsam gewesen, wenn sich der Ge- werbefleiss nieht alsbald bemüht hätte, die Ergebnisse Ihrer Studien den Anforderungen der Praxis dienstbar zu machen. In der That begegnen wir denn auch schon nach kurzer Frist den mächtigen Anläufen einer neuen Industrie, welche, auf Ihren Beobachtungen fussend, sich bald, weit über Ihre kühnsten Erwartungen hinaus, in noch immer wachsendem Umfange entfalten sollte. Die Industrie der Stearinsäure-Kerzen, in deren Förderung wir Sie nunmehr in Gemein- sehaft mit Ihrem Freunde Gay-Lussac eintreten sehen, bildet eine Aera in der Geschichte der Beleuchtung. Nur den Älteren der heutigen Generation ist die missfarbige, unliebsamen Duft verbreitende Talg- kerze noch in der Erinnerung, weich und zerfliesslich, während des Brennens unablässiger Wartung bedürfend und gleichwohl nur eine trübe, russende Flamme entsendend. An die Stelle der Talgkerze war mit einem Male die blendend weisse, geruchlose Stearinkerze ge- treten, klingend hart, und ohne jedwede Nachhülfe mit hellleuchten- der Flamme verbrennend. Aus Ihren Händen hatte die dankbare Welt eine der Wachskerze ebenbürtige Lichtquelle empfangen, welche dem schon weit verbreiteten Gaslichte die Herrschaft streitig machen konnte und auch von der Zukunftsbeleuchtung, dem elektrischen Liehte, nicht bedroht erscheint. Wohl mag, wenn Sie am heutigen Tage Umschau über Ihre reiche Lebensarbeit halten, Ihr Auge, hochverehrter Herr, mit Vor- liebe diesen unvergleichlichen Erfolgen sich zulenken, allein in Ihrem Geiste taucht gleichzeitig die Erinnerung an mannigfache Forschungen auf, welche Ihre Theilnahme nicht minder in Anspruch nahmen. . Sie gedenken zumal der nahen Beziehung zu den textilen und tinetorialen Industrieen, welche, diesen Forschungen entsprossen, Sie schon frühzeitig an die Spitze eines dem interessantesten Zweige des Kunstgewerbes gewidmeten Institutes geführt hat. _ Allbekannt ist es, e s Adresse an Hın. Mıcuer- EuGEnE ÜHEVREUL. 953 welehe Vollendung die Technik der Gobelins, zumal nach der colo- ristischen Seite hin, durch ihre Wirksamkeit an dieser Stelle erreicht hat, allbekannt aber auch die Summe von wissenschaftlichen Er- fahrungen über Farben und Färben, welche Sie an derselben Stelle einzusammeln Gelegenheit fanden. Niemand wird den Einfluss leugnen wollen, welchen die Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und In- dustrie auf die Gestaltung der Lebensbedingungen in unserem Jahr- hunderte geübt hat. Niemand wird aber auch verkennen, dass diese Verbrüderung zweier scheinbar so entgegengesetzter Kundgebungen des menschlichen Geistes durch Ihr folgenschweres Eingreifen in die Technologie der Fettkörper erweitert und befestigt, durch Ihre för- dernde Thätigekeit auf dem Gebiete der Textilindustrie von Neuem besiegelt worden ist. Hochverehrter Herr, unserer Akademie ist es an Ihrem heutigen Ehrentage inniges Bedürfniss gewesen, auf Ihre ruhmvoll durechmessene Laufbahn zurückzublieken; aber nur an wenigen besonders leuchtenden Punkten und auch nur im Fluge durften ihre Blicke haften. Wer ein volles Bild Ihres reichen Lebens gewinnen wollte, der müsste den Strom Ihrer schöpferischen Thätigkeit seinem ganzen Laufe nach ver- folgen, wie er erfrischend und befruchtend sich über alle Theile der Chemie und der angrenzenden Wissenschaften ergossen hat, — der müsste den ungezählten Einzelforschungen nachgehen, in denen Sie die Natur verschiedener Mineralien und vieler Salze, sowie die Zu- sammensetzung zahlreicher organischer Materien festgestellt haben, — er müsste in Ihre chemisch-physiologischen Arbeiten eindringen, dureh welche unsere Kenntniss der wichtigsten Secrete des thierischen Organismus so nachhaltig gefördert worden ist, in Ihre den mannich- faltigsten Fragen der öffentlichen Gesundheitspflege gewidmete Thätig- keit, — er müsste Sie auf Ihren Streifzügen in das Grenzgebiet zwischen Chemie und Physik begleiten, welche einen Einblick in die Gesetze der Farbencontraste vermittelt und die systematische Bestim- mung und Benennung der Farben gelehrt haben, — er müsste Ihre Vorträge über die chemische Grundlage der Färberei studiren, — er müsste sich in die Zeit zurück versetzen, in welcher die Nebel schwindel- hafter Wahnvorstellungen, von der Mode aufgewirbelt, die Geister zu umhüllen drohten, die aber alsbald zerstoben, als Sie, das Buch der Geschichte in der Hand, Ihre Zeitgenossen die Verirrungen der Gegen- wart in dem Spiegel der Vergangenheit erkennen liessen. Mit dem so gewonnenen Bilde Ihrer umfassenden Lebensarbeit vor Augen würde er aber auch Ihren Namen an hervorragender Stelle in der Liste jener grossen Männer verzeichnen, welche den wissenschaftlichen Ruhm Frank- reichs bis an die entferntesten Grenzen des Erdkreises getragen haben. 954 Gesammmtsitzung vom 28. October. Möge Ihnen — dies, hochverehrter Herr, ist der Wunsch, in welchen die Akademie ihren heutigen Festgruss zusammenfasst, — möge Ihnen die wunderbare Lebenskraft, welche Sie während eines Jahrhunderts in den Stand gesetzt hat, so Grosses zu vollbringen, auch über die Schwelle Ihres zweiten Jahrhunderts hinaus noch lange Zeit hindureh ungemindert erhalten bleiben! Berlin, den 31. August 1886. Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. E. Curtrius. E. pu Boıs-Reymosn. Tu. Monssen. A. Auwers. Ausgegeben am 4. November. Berlin, gedruckt in der Keielisdruckerei. 1886. XL. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 4. November. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Mommsen. l. Hr. Brunser machte eine Mittheilung über die Benutzung der Novellen im Edietus Langobardorum. 2. Hr. Weser machte eine Mittheilung über einen im Jahre ı885 erschienenen Druck eines Auszuges aus der khalavak- tracapetikä, einer der beiden im Jahre ı88o von ihm be- handelten Parteischriften zu Gunsten der Maga (Gäkadvi- piya-Brähmana). 3. Hr. Conze berichtete in einem aus Pergamon vom 20. October an die Classe gerichteten Schreiben über die Ergebnisse der von Hrn. GrÄBER angestellten Untersuchung der antiken Wasserleitungen daselbst. Ausgegeben am 11. November. Sitzungsberichte 1886. 9% A RR LOAD ASTALITDA/ NE WA artrX RR A Ä Pig 1 k ’ Ä n Te on Pre ze a lan e mega — dd ‘“s Ö ' en 4 Ar ar 1 ee N E Nr Napa j Hure, a m dl Er ln DL ob A 2 ’ ' MIR ram ' aan sH > TitsmEr cn Me va Eriie IEITERT : | ind aaa TE u Bar BEE E va y h i “1 Dt 1 Pr, dan u ran ka Je 1886. XLIV. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 4. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revmonv. l. Hr. Lanporr legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Oscar Liesgreicn hierselbst über den todten Raum bei chemischen Reactionen vor. Dieselbe folgt umstehend. 2. Unter dem 9. Juli d. J. hat der Kaiserliche Vice-Consul in Montevideo, Hr. Bopo Leumann, an den oben genannten vorsitzenden Secretar eine Versteinerung gelangen lassen, welche im Bett des Flusses San Jose bei der Stadt Jose im gleichnamigen Departement der Republik Uruguay gefunden, von dem Sekretär des Kaiserlichen Consulates, Hrn. Fıeuıtz, zum Geschenk für die hiesigen Königlichen Sammlungen bestimmt worden ist. Mit lebhaftem Dank für diese Aufmerksamkeit wird das schöne und merkwürdige Stück, welches sich als Schwanz- panzer eines riesenhaften Edentaten (Glyptodon af. tubereulato) dar- stellt, dem Königlichen mineralogischen Museum überwiesen. 90* Bau 4: 1 Yy f ’® [ 959 Über den todten Raum bei chemischen Reactionen. Von Oscar LiEBREICH. (Vorgelegt von Hrn. Lanvorr.) Nach allen bisher vorliegenden Beobachtungen hat man annehmen müssen, dass eine chemische Reaction, die in Flüssigkeiten nach vollkommener Mischung stattfindet, an allen Stellen gleichmässig und gleichzeitig auftritt, falls nicht Strömungen durch ungleichmässige Temperatur stattfinden. Auf letztere Weise kann z. B. bei der Re- duetion des Kupfervitriols durch Traubenzucker beim Erwärmen das Kupferoxydul sich im obersten Theil zuerst bemerkbar machen. Wir wissen auch, dass in reducirenden Flüssigkeiten, welche gewisse Metall- salze enthalten die Reductionsproducte sich an den dargebotenen Flächen ablagern. Es ist aber bisher nie beobachtet worden, dass in Flüssig- keiten, immer vorausgesetzt bei vollkommener Mischung, bestimmte Theile sich der Reaction entziehen oder eine Verzögerung der Um- setzung zeigen. Es ist mir nun gelungen, einen Raum in Mischungen zur Beob- achtung zu bringen, in welchem eine chemische Reaction nicht sichtbar wird. Ich habe denselben mit dem Namen eines todten Raumes bezeichnet. Wenn ich diesen Begriff nach meinen Versuchen einführe, so möchte ich denselben dahin praeeisiren, dass derselbe derjenige Raum in einer gleichmässig gemischten Flüssigkeit ist, in welchem die Reaction entweder gar nicht, verspätet oder in geringerem Maasse als in der Hauptflüssigkeit stattfindet. Reactionsraum und todter Raum sind bei den Hauptver- suchen, welche ich anführe, haarscharf von einander geschieden. — Am Besten zu demonstriren ist das Eintreten des todten Raumes beim Chloralhydrat, welches mit Natriumcarbonat nach folgender Gleichung Chloroform abspaltet C,C1,0,H, + Na,CO, = CHCl, + NaHCGO, + NaHCO;.. Die Abscheidung des Chloroforms geschieht, bei geeigneter Concen- tration und richtigem aequivalenten Verhältniss nicht in dieken öligen Tropfen, sondern als feiner Nebel, welcher sich erst allmählich zu I60 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 4. November. Tropfen am Boden ansammelt. — Der Eintritt der Reaction ist kein momentaner, sondern abhängig von Concentration und Temperatur. Man kann die Concentration für die Beobachtungen so stellen, dass der Eintritt der Reaction zwischen ı und 25 Minuten schwankt. Diese Zeit lässt sich sogar beträchtlich verlängern.' Nimmt man die Reaction in einem gewöhnlichen Reagenzglas vor, so wird ein Raum von ı bis 3””" unter dem Meniscus nicht von der Reaction betroffen, d. h. er bleibt vollkommen klar, und der Reactionsraum grenzt sich nach oben haarscharf durch eine dem Meniscus entgegengesetzt gekrümmte Fläche ab. Der obere klar bleibende Flüssigkeitsraum ist somit der todte Raum bei der Chloralhydratreaetion. Selbst wenn man 24 Stunden das Reagenzglas ruhig stehen lässt, so ist derselbe noch sichtbar; denn es sind die Grenzen des reactions- losen Raumes durch vereinzelte Chloroformbläschen, welehe sich nicht gesenkt haben, noch deutlich zu erkennen. Wird das Reagenzglas leicht geschüttelt, so dass der Chloroformnebel in den klaren Raum hineintritt, so setzt sich nach einigen Minuten das Chloroform wieder bis zur früheren Grenze ab, und die Trennung zwischen todtem Raum und Reaectionsraum ist wiederhergestellt. Bei aufmerksamer Beobachtung zeigte es sich, dass die klare Flüssigkeitsschicht durch Aufsteigen des Chloroformnebels verkleinert und nicht durch Senkung vergrössert wird. Ich habe in verschieden geformten Gefässen den todten Raum bei dieser Reaction beobachtet. Nimmt man einen Glaskasten mit parallelen Wänden, welche einen Centimeter von einander entfernt sind, so zeigt sich auch hier der todte Raum als durch eine dem Meniseus entgegengesetzt gekrümmte Fläche begrenzt. Jedoch kann man beobachten, dass an den Stellen der grössten Krümmung eine allmähliche Ausgleichung oder eine neue Reactionszone entsteht. Nimmt man einen horizontal liegenden Glaseylinder, der durch paral- lele Glasplatten geschlossen ist, so zeigt sich die Krümmung des Reactionsraumes ausserordentlich deutlich und schön. Macht man die Reaction zwischen Glasplatten, die in einem spitzen Winkel zu einander geneigt sind, so dass ihre Berührungs- linie vertical steht, so entspricht der Höhe des Meniscus ein tieferer Stand des todten Raumes. In Capillar-Röhren, welche nach der Füllung horizontal gelegt werden, tritt der todte Raum auf beiden Seiten auf. Selbst wenn ' Ich benutzte gleiche Volumina wässeriger Lösungen von 3318 Chloralhydrat und 2128 Natriumcarbonat im Liter, welche um die Reactionsdauer zu verzögern, entsprechend verdünnt wurden. Liesreicn: Über den todten Raum bei chemischen Reactionen. 961 man die Capillaren so fein nimmt, dass mit Hülfe 3oofacher mikro-. skopischer Vergrösserung des Lumen erkannt werden muss, so gelingt es auch hier, den Reactionsraum und todten Raum getrennt zu be- obachten. Die Reaction tritt ein unter Ausscheidung kleiner moleeularer Chloroformtröpfehen in der Mitte des Flüssigkeitseylinders, während derselbe an beiden Enden klar bleibt. Bei sehr kleinen Tröpfchen in capillaren Röhren tritt überhaupt keine Reaction ein.' Werden oben verschlossene Glasröhren mit den Reaetionsmischungen gefüllt, so dass keine Luftblase über der Flüssigkeit steht, so zeigt sich die Zersetzung gleichmässig durch die ganze Flüssigkeit. Ver- schliesst man jedoch oben offene Röhren, vollständig gefüllt, mit einer kleinen durchsichtigen, in einen Bleirahmen gespannten thierischen Membran, so gelingt es, beim vorsichtigen Abheben, auch hier den todten Raum zu zeigen. Setzt man eine an beiden Seiten offene Glasröhre auf eine feine Membran und schliesst oben ebenfalls durch eine Membran, so zeigt sich bei vertiealer Stellung des Rohres, dass auch unten ein reactions- loser Raum zu beobachten ist, in welchen sich der Chloroformnebel allmählich wolkenartig hineinsenkt. Ob an den Seiten des Gefässes sich ebenfalls die Reaction ab- grenzt, habe ich bei diesen Röhrenversuchen nicht entscheiden können. Hebt man mittels eines Capillar-Rohres von der Flüssigkeit des todten Raumes eine Probe heraus und erwärmt dieselbe, so findet sofort Zersetzung statt. Ein Beweis, dass die beiden Substanzen Chloralhydrat und kohlensaures Natron sich noch im unveränderten Zustande befunden hatten. Es musste natürlich als wichtig betrachtet werden, die Erschei- nung des todten Raumes auch bei anderen, langsam verlaufenden Reaetionen kenntlich zu machen. Sehr geeignet erwies sich die zwischen Jodsäure und schwefliger Säure nach folgenden Gleichungen 350, 490, =73S0, *JH 59H + HJO, = 3H,0 + 6J eintretende Zersetzung, da von Hrn. Lanporr nachgewiesen worden ist, dass dieselbe sich durch geeignete Verdünnung und Mischungs- verhältnisse beliebig und gesetzmässig verzögern lässt.” Der Eintritt der Jodreaction wird durch Zusatz von löslicher Stärke kenntlich gemacht, welche durch die plötzlich eintretende Blaufärbung das Freiwerden von Jod anzeigt. ! Für diese Versuche ist es nothwendig, durch Aufkochen die benutzten Flüssig- keiten von der absorbirten Luft zu befreien. ® H. Lanporr, Sitzungsberichte 1885 XVI und 1886 X. 962 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 4. November. Es wurden Lösungen benutzt von 0.25° Jodsäure im Liter Wasser oder derselben Menge im Liter einer Mischung von gleichen Theilen Glycerin und Wasser. Die schwetflige Säure wurde in der Concentration angewendet, dass 5 oem einer einprocentigen Lösung von Kaliumpermanganat gerade entfärben. Beim Zusammenmischen von 10 der Jodsäurelösung mit 3 der schwefligen Säure tritt die Reaction nach etwa 5 Minuten ein und zeigt in den verschiedensten Glasgefässen einen todten Raum oben, welcher je nach der Temperatur mehr oder weniger lange bestehen bleibt. Die Jodreaction zeigt übrigens eine Erscheinung, auf die ich später zurückkommen werde, nämlich den Eintritt der Reaetion im Centrum einer Röhre. Füllt man eine vertical stehende Glasröhre von 4”” lichter Weite durch Ansaugen und nachherigen Verschluss mittels Kautschukschlauch und Quetschhahn mit der Reactionsmischung, die als Sperrflüssigkeit sich in einem weiteren Glaseylinder befindet, so zeigt sich in der Röhre die Bildung eines feinen blauen Fadens, während die umgebende Flüssigkeit wasserklar und farblos bleibt. Allmählich geht von dem Faden die Blaufärbung durch die ganze eben ihrer Lösung in Wasser 2 ebem cbem Flüssigkeitssäule. Bei diesem Versuch konnte zugleich beobachtet werden, dass die Reaction in dem weiteren Gefäss schneller eintritt als in dem engen Rohr. Giesst man die Chloralhydrat- oder die Jodsäuremischungen in ein Gefäss, in -welehem die Flüssigkeiten durch feine Glasperlen auf- gesogen werden, so tritt gar keine chemische Umsetzung ein. Es hat sich somit bei diesen Versuchen gezeigt, ı. dass in Flüssigkeiten der Raum der chemischen Reaction durch eine reactionslose Zone (den todten Raum) begrenzt wird, und zwar da, wo die Flüssigkeit mit der Luft in Be- rührung oder von der Luft durch eine feine Membran getrennt ist; dass in engen Röhren die Reactionen langsamer eintreten als in weiten Röhren; 3. dass Capillarräume im Stande sind, chemische Reactionen vollkommen aufzuheben. Mit der Fortsetzung dieser Untersuchung beschäftigt, hoffe ich demnächst, nach weiterer Ausdehnung der Versuche und Anwendung anderer chemischen Substanzen über neue Resultate berichten zu können. [97 963 Über einige historische, besonders in altspanischen Greschichtsquellen erwähnte Sonnenfinsternisse. Von F. K. Ginzeı, Astronom am Recheninstitut der Königlichen Sternwarte. (Vorgelegt von Hrn. Auwers am 21. October [s. oben S. 941].) (Hierzu Taf. XIV und XV.) ne emilieh, meiner Nachsuchungen über historische Aufzeichnungen wahrgenommener grosser Sonnenfinsternisse des Mittelalters, deren astronomische Bearbeitung in der zweiten Abhandlung meiner » Astro- nomischen Untersuchungen über Finsternisse«' enthalten ist, fand ich auch einige Notizen über in Spanien beobachtete Sonnenfinsternisse vor. Es sind dies einige von Roperıcus ToLeranus gesammelte Nachrichten, ausserdem die Notirungen des Bischofs Inacıus. Diese Finsternisse, sowie einige andere, welche nicht in Spanien beobachtet worden sind und im Folgenden nur deshalb mit erwähnt werden sollen, weil sie mit in die Zeitgrenzen fallen, habe ich nunmehr zum Gegenstande einer besonderen Untersuchung gemacht. Denn obwohl diese Finsternisse (mit einigen später erwähnten Ausnahmen) schon bekannt sind, so haben sie bisher keine gehörige astronomische Bestimmung und noch weniger eine histo- risch-kritische Betrachtung erfahren. Was in ersterer Beziehung CAr- vısıus, RıccioLı, STRUYCK und LAnmBeErT gerechnet haben, bezieht sich nur auf die ungefähre Bestimmung der Grösse der Finsternisse für einen meist ganz willkürlich gewählten Ort und ist mit heute ganz veralteten Hülfs- mitteln erlangt. Allein nicht nur die genauere Bestimmung des Sicht- barkeitsgebietes dieser Finsternisse auf dem Fundamente der gegenwärtig acceptirten Hassen’schen Mondtheorie war der Beweggrund zu einer neuen Berechnung, sondern noch mehr die sich dabei mir bietende Ge- legenheit, von meinen in der dritten Abhandlung der » Astronomischen Untersuehungen über Finsternisse«” aus zahlreichen Sonnenfinsternissen abgeleiteten empirischen CGorreetionen der Mondbahn Gebrauch machen, und die durch diese Correetionen erhaltene Darstellung der Finsternisse zeigen zu können. Da diese empirischen Correetionen den völligen An- schluss der mittelalterlichen historischen Sonnenfinsternisse an die des Alterthums gestattet und ausserdem bei den einzelnen die befriedigendste ! Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissenschaften zu Wien. 88. Bd. 2. Abth. Juli-Heft 1883. * Ebendas. 89. Bd. 2. Abth. März-Heft 1834. 964 Sitzung der phys.-math. Classe v. 4. Nov. — Mittheilung v. 21. Oct. Darstellung ergeben haben, so ist ihre Anwendung auf die vorliegenden Finsternisse jedenfalls von allgemeinerem astronomischen Interesse. Auch die historisch-kritische Seite der in Rede stehenden Finsternisse ist in der gegenwärtigen Abhandlung nicht vernachlässigt worden. Zu dieser, namentlich für die richtige Beurtheilung des historischen Beobachtungs- materials sehr wichtigen Behandlungsart, hatte ich das Glück einen bereit- willigen Fachmann zu finden. Hr. Prof. Dr. Franz Rünr von der König- lichen Universität Königsberg, mit welchem ich anlässlich einer Finster- niss in Correspondenz getreten war, hatte nämlich das Entgegenkommen, nieht nur die von mir notirten historischen Finsternissberichte mit den neueren Ausgaben der Quellenschriften zu vergleichen und mich über die Vertrauenswürdigkeit der Autoren zu instruiren, sondern hat auch diese Nachrichten durch weitere mir bis dahin unbekannte vermehrt und mir alle jene Winke gegeben, welche in historischer Beziehung beachtet werden müssen, so dass ich Hrn. Prof. Rüns zu lebhaftem Danke verpflichtet bin. Was die astronomische Feststellung der einzelnen Finsternisse an- belangt, so gehören dieselben wohl schon einer Epoche an, in welcher die Chronologie anscheinend in Ordnung geht; indessen wäre dennoch in einigen Fällen, besonders im Hinbliek auf die später zu betonende Verwirrung bei Roperrıcus Toreranus, eine systematische Aufsuchung durch die eyelische Durchreehnung aller in die gegebenen Zeiträume fallenden Finsternisse kaum zu vermeiden gewesen, eine immerhin nicht zu unterschätzende Rechnungsarbeit. In dieser Beziehung kam mir nun das grosse Sammelwerk über Finsternisse ausserordentlich zu Hülfe, welches Hr. Prof. vox Orrorzer demnächst herausgeben wird. Dieser dem Historiker bei derartigen Untersuchungen ganz unschätzbare »Canon der Finsternisse« enthält ausser den Elementen und den zur näheren Bestimmung der Sonnenfinsternisse nöthigen Hülfsgrössen betreffs der centralen Finsternisse auch die näherungsweisen Hauptceurven der Üen- tralität. Diese Curven, in Karten eingetragen, lassen in bequemer und zugleich unzweifelhafter Weise übersehen, welche centralen Finsternisse innerhalb eines gegebenen Zeitraumes in einem Lande von Bedeutung ge- wesen sein können. Hr. Prof. vox Orrozzer hatte die Gefälligkeit, mir die Benutzung der Correeturbogen seines derzeit noch im Druck fort- schreitenden Werkes zu gestatten, wodurch ich demselben sehr ver- bunden bin. Aus dem »Canon« habe ich auch ausser den zu den einzelnen Fesstellungen nöthigen Curven noch die folgenden Elemente und Hülfs- grössen entnommen, deren ich bei den Bestimmungen über die Sicht- barkeitsverhältnisse bedurfte und welche ich, um keine Unterbrechung eintreten lassen zu müssen, sogleich gesammelt anführe, wobei wegen der Bezeichnungen auf die Orrorzer’schen »Syzygientafeln«' zu verweisen ist. 1 Publication der Astronomischen Gesellschaft XVI. 1881. 965 1 Ginzet: Über einige historische Sonnenfinsternisse. puaed 61966 urE&og°6 obE6g 6656°6 &866°6 gE19°6 98126 gr 61'726 98'897 PE;77 g190'0 E2lg E695°0 6rılg Sı1L6 15820 zoo tı ErErot 959° Er Sto+ 0895697 Eur al GEgE 07 da] Zı& "oseyd Suwdusgun © 1aq + epıpy wı Suespuy © 1q :9B11[eJU9,) ap 91IQ 2 reale ° g us Sof "2 500 Bo] 2 500g I yusSo] eg u 80[ Bu ee NR nenn En ee 9 . . . . . . rl * 4 80 „307 TH 1er . zZ 10) uw "IN uoue) [2103 Fruniofsurd 12109 pn.ed nouaed pued L+ 001 z + oL ır + cr _ = —_ rı+ „ or or+ 6 6r+ Lı& — _ _ or +=$ ossHe=noıE+—=p ‚„oozT—=yN 61 +—=B „IHr—=N — — = 68266 98966 81866 6626°6 G296°6 1526°6 u6/st6 St95°6 925r°6 u1<6 1009:6 0L1$°6 u 685-6 urzot"6 rr826 ul1$76 u6rgs‘g €151°6 9L466 0756°6 92266 12266 1796°6 20/66 72/6°6 2°g6:6 2166°6 6266°6 2666-6 9566:6 6599°6 ssr9.6 ghrEs-6 66856 1709'6 orSS°6 8926 S61L6 1526 »502:6 17926 29926 F-ı11 g'Soı1 1874 8'001 t'26 tig tı°&g 16:56 29:98 92:98 96:06 rı'Zg 61'g17 95° Lzı rı #6 ge: 2&r 10°96 &7'59 10;,57€ HL3ESE gS;ob 91596 S1;,6b7 865181 8989°6 sE6h-6 tızL6 u76g0:0 u6g60°0 2£60:0 L9£g2 ! „ I a . . . . Gaben 7 TADAAADWV zal EDWTNOLS euaSev | Quin etiam Samonas ipse sapientem ax 05 düres zaxwSuoerae mA ei av hune virum peeuliariter abduetum Toirnv red Icuviov mapsheugerau aara- de re tota consulit, et futurum Bns , dewev ExTore maScı oUder. eognoseit ut ipsi calamitas aceide- ret: sin autem tertium diem lunii salvus evaderet, ab eo tempore nihil illiı molesti eventurum. Sitzungsberichte 1856. 92 980 Sitzung der phys.-math. Classe v. 4. Nov. — Mittheilung v. 21. Oet. Die Finsterniss, welche sicher zu Byzanz beobachtet wurde, fiele nach dem Texte später als 904 n. Chr. und, wie sich aus der letzten Bemerkung schliessen lässt, vor den 3. Juni. Eine Durchmusterung des »Canons« zeigt, dass innerhalb ansehnlich erweiterter Zeitgrenzen die ringförmige Sonnenfinsterniss 906 April 25, 22" 156 (Nr. 5028 des Canons) am besten in die Epoche einreihbar ist. Sie ist die be- deutendste, die um die Zeit der Geburt Constantin’s zu Byzanz be- merkt werden konnte. Die Centralitätszone verläuft südlich, über Syrien und Armenien, doch betrug die Maximalphase der Finsterniss zu Byzanz um 0" 58" noch 9'/, Zoll (Orrorzer’s Correetionen). — Diese Finsterniss findet sich übrigens in Langerr's Sammlung historischer Finsternisse nicht vor. 3. Derselbe byzantinische Schriftsteller berichtet (ebendas. 575 f.). nachdem die Sonnenfinsterniss von 968 n. Chr.' geschildert und darauf die Ermordung des Kaisers Nicephorus erzählt worden ist: .. ExTote aüv 7% Tod Euburlov ro- | ...Mox et intestina bella, quae Aeusv zara Tov mpobavevre zus | conspeetus antea cometes porten- raußaveı dpym. Kara reürev uev- | derat, exorta sunt. Itidem solis Fer rev xaıpev za Erdenbis AArsu ye- | quoque tantus aceidit defeetus ut yovev, WOTE Xu dorea davävaı. ipsa sidera conspicerentur. Diese der Beschreibung nach zu Byzanz sehr grosse Finsterniss ist (Nr. 5173 des »Canonse«): die ringförmige von 970 Mai 7, 17" 34”1 Correctionen OPPOLZER Correetionen GINzEL Nordgrenze | Südgrenze | Nordgrenze | Südgrenze | %—= 22083 = 36971 | R—= 23013 6 = 35%%4 | = 22905 d = 37921 | = 22235 6 = 36938 26.30 38.24 26.60 37-42 25.53 38.74 25.82 37-93 29.68 39:79 29.96 39.01 28.88 40.29 29.16 39:54 32.92 41.35 33-18 40.61 32.12 41.86 32-40 41.14 36.05 42.92 36.32 42.21 35.26 43-44 35-51 42.75 Wie man aus der auf Taf. XV zur Anschauung gebrachten Dar- stellung beider Zonen ersieht, geben hier meine Correetionen eine beträchtlich bessere Übereinstimmung mit dem Berichte des Byzanti- nischen Geschichtschreibers. 4. Schliesslich seien noch zwei historische Finsterniss-Beob- achtungen erwähnt, welche der Astronomie bisher unbekannt geblieben sind. Beide finden sich im Codex Escorialensis R II ı8 auf fol. 65. die Faesimile bei Ewarp und LorwE (Exempla seripturae Visigoticae, Taf. 6) und lauten wie folgt: ! Bearbeitet in der zweiten Abhandlung der »Astronomischen Untersuchungen über Finsternisse« S. 49. GixzeL: Über einige historische Sonnenfinsternisse. 981 Obseuratus est sol in era DCCC:XVI: tertia Klds septembres ora undecima diei luna X et in era DECC: XVII: XVI Klds septembres ora secunda diei luna XX.' Wie mir Hr. Prof. Rünt mittheilt, stammen diese Aufzeichnungen der Handschrift nach zweifellos von einem Spanier, und, dem hohen Alter der Schrift nach zu schliessen, vielleicht von einem Zeitgenossen der Finsternisse. Die Aufzeiehnung ist wahrscheinlich in Asturien entstanden, von wo sie aus Oviedo in den Escurial gelangt ist. Da betreffs der Jahresangaben hier nur die spanische Aera gemeint sein kann, so handelt es sich um zwei im Jahre 778 n. Chr. am 30. August und 779 n. Chr. am 16. August in Asturien (Oviedo) beobachtete Sonnenfinsternisse. — Ich habe für die Aufsuchung nur meine eigenen empirischen Correetionen zugezogen. Die zweite Finsterniss fand sich sofort. Es ist die totale von 779 August ı5, 23"10"o; ihre Cen- tralitätszone liegt südlich von Spanien und geht über das nördliche Marokko, die Verfinsterung war demnach in Südspanien sehr beträcht- lieh, aber auch die für Oviedo geführte nähere Untersuchung ergibt das um 21" 42” w. Zt. eingetretene Maximum noch nahe ı0 Zoll. Die Finsterniss hat daselbst, wenn man den Tag von Sonnenaufgang ab zählt, in der vierten Tagesstunde stattgefunden. — Was die erste der beiden in Rede stehenden Finsternisse anbelangt, so findet sich nur die ringförmige 778 August 26, 10"r1ı”7 vor, welche für Ovieılo unsichtbar bleibt. Da auch sonst der Zeit nach vor- oder zurückliegend keine Finsterniss zu finden ist, welche dem Monatsdatum nach passen wollte, so ist kein Zweifel, dass in der historischen Angabe Irrthümer vorhanden sind, die leicht vorgefallen sein können, im Falle der Schreiber seine Notiz nicht selbständig verfasst, sondern abschriftlich von einem Anderen entlehnt hat. Aus den vorstehenden Resultaten erhellt, dass die historischen Beob- achtungsberichte der zur Sprache gekommenen Finsternisse dureh meine empirischen Correctionen der Mondbahn sehr befriedigend dargestellt werden und dass hieraus derzeit jedenfalls nicht die Nothwendigkeit hervorgeht, an diesen Correetionen eine Änderung vorzunehmen. ! Publieirt in der Bibliotheca pt. Latin. Hispan. Herausgegeben von Wirn. v. Harrer. Wien 1886. S. 133. Ausgegeben am 11. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsber d.Berl Akad. d. Wissensch. 1886. ‚ Tafel XIV. ERIE | R Ginzel: Über einige historische, besonders in altspanischen Berliner Hthogr Institut. Geschichtsquellen erwähnte Sonnenfinsternisse. | 3 9.4 | 1) z r I I E e hei Er Fr} 27 EI Ei Ginzel: Über einige historische,besonders in altspanischen Gesckichtsquellen erwähnte Sonnenfinsternisse. E|ı\ | j E | a2 Be Ei SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 11. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. Hr. Pernıce las: Zum römischen Sacralrechte. II. Die Mittheilung erfolgt in einem der nächsten Berichte. Sitzungsberichte 1886. 93 i 5 fg F Kr und 5 Fa EI Br | var a & 0 TREE Ile Ara Kira = 5 - ee A rein ao Au a, ie 2 % < 4 & Br » ae ae ul i Pr A l Auer Be eh ne rd ) te aa er SEE: Fr E u [ \ ! [1 Nun, I - z Rn! % N 2 „ u L % 985 Adresse an Hrn. ZELLER zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums am 25. August 1886. (Überreicht am 31. October 1886.) Verehrter Herr College! ae 25. August feierten Sie die fünfzigjährige Wiederkehr des Tages, an welchem Sie von der Universität Tübingen zum Doctor der Philo- sophie ernannt und damit in eine wissenschaftliche Thätigkeit einge- führt worden sind, deren Ausdehnung und Gehalt uns mit Staunen erfüllt, deren tiefgreifende Einwirkung ganz besonders dieses Fest offenbart, an dem Ihnen einmüthiger Glückwunsch und Dank von allen Seiten entgegengebracht wird. Eigene Neigung und die Richtung Ihrer Freunde, vor allem des Ihnen so eng verbundenen Fern. Curist. Baur, führten Sie zuerst aus philosophischen und philologischen Studien heraus auf den theo- logischen Plan, und Sie schlugen unter den Vorkämpfern der Tübinger Schule die Schlachten mit, welche für die theologische Wissenschaft die Freiheit zurückeroberten, unbeirrt von dogmatischen Voraussetzungen die historische Wahrheit ermitteln und die historische Kritik auch auf die religiösen Urkunden anwenden zu dürfen. In diesem Sinne haben Sie lange Jahre als Herausgeber der theologischen Jahrbücher gewirkt und darin u. A. Ihre "Apostelgeschichte veröffentlicht, ein Werk, das Ihren Namen mit dem Ruhme der Tübinger Schule für immer ver- knüpft hat. Die fruchtbare Methode, die Sie auf dem theologischen Felde erprobt hatten, sollte sich ganz besonders auf dem Gebiete der Ge- schichte der Philosophie bewähren, dem Sie in späteren Jahren Ihre Hauptthätigkeit zugewandt haben. Mit besonderer Vorliebe haben Sie dabei die griechische Philosophie behandelt. Die Liebe zur hel- lenischen Litteratur, die Ihnen Ihr Vater bereits im zartesten Alter eingepflanzt, die das Gymnasium sodann weiter entwickelt hatte, fand während Ihrer Universitätsstudien in Platon den festen Mittelpunkt. Diese scharfsinnigen und kühnen “Platonischen Studien liessen bereits in dem Jüngling den kommenden Meister ahnen. Bald darauf, noch 986 Gesammtsitzung vom 11. November. mitten in theologischer Arbeit, fassten Sie den gewaltigen Plan, "die griechische Philosophie in ihrer geschichtlichen Entwickelung‘ darzu- stellen. Als 1844 der erste Band dieses Werkes erschien — Sie zählten kaum dreissig Jahre —, war eben die Hochfluth der Heeer- schen Philosophie, die auch Ihren Kreis mächtig erfasst hatte, bereits abgelaufen. Sie hatte einen fruchtbaren Niederschlag zurückgelassen, die Idee einer innerlich nothwendigen, mit immanenter Dialektik ge- setzmässig sich vollziehenden Entwickelung der Menschheit. Dies war die Grundanschauung, von der Sie bei der Darstellung der griechischen Philosophie ausgingen, die aber niemals Ihre Auffassung der That- sachen dogmatisch beeinflussen konnte. Denn Sie brachten von Ihrer historisch-theologischen Schulung her eine solche Achtung vor dem Thatsächlichen, und zugleich eine so eindringende, objeetive Würdi- gung der Überlieferung mit, dass eine mit seltener Selbstverleugnung durchgeführte Unparteilichkeit der Darstellung erreicht wurde. Zu diesen Vorzügen kam eine musterhafte Verarbeitung des gelehrten Materials und vor allem eine krystallhelle, in unserer wissenschaft- lichen Litteratur nieht oft erreichte Klarheit des Stils hinzu, so dass es leicht verständlich ist, wie Ihr in wiederholter Neubearbeitung immer mehr vervollkommnetes Werk jetzt eine unbestrittene Herr- schaft auf diesem Gebiete ausübt und bereits in die Nachbarlitteraturen übergegangen ist. Dieselben Vorzüge zeichnen auch Ihre kürzer gefasste “‘Gesehiehte der deutschen Philosophie seit Leibniz aus. Daneben wurden in monographischer Form zahlreiche Einzelfragen, auch aus dem Gebiete der systematischen Philosophie, in eindringender Weise behandelt. Aber mit der Forschung haben Sie die Aufgabe der Wissenschaft keineswegs abgeschlossen erachtet, sondern an den vielen Orten Ihrer akademischen Wirksamkeit haben Sie durch Ihre Vorträge nicht nur auf die lernbegierige Jugend aller Faeultäten, sondern auch über diesen Kreis hinaus gewirkt. Sie haben es für den Beruf des Philosophen gehalten, in wichtigen Tagesfragen das Wort zu ergreifen und die Blicke von den niederen und einseitigen Interessen der Gegenwart auf die allgemeinen, ewigen Ideen zu lenken. Durch diese auch durch den Druck veröffentlichten "Vorträge und Abhandlungen’ haben Sie einen Strom edelster Bildung in weite Kreise unserer Nation geleitet und unserer Litteratur zugleich Muster wahrhaft populärer Darstellung geschenkt. Wenn wir als Gelehrte und Deutsche Ihnen für alles dies unseren freudigen Dank abstatten, so fühlt sich die Akademie Ihnen noch besonders verpflichtet. Sie haben nicht nur an unserer wissenschaft- lichen Arbeit hervorragenden Antheil genommen, sondern auch auf en Adresse an Hrn. Zevrer. 987 ihre ganze Organisation fort und fort den wohlthätigsten Einfluss ausgeübt. Der Philosophie kommt das schöne Amt zu gegenüber der immer stärker werdenden centrifugalen Tendenz der Einzelwissen- schaften den zusammenhaltenden Mittelpunkt zu bilden. Dieses Mittler- amtes haben Sie in unserer Akademie nach innen und aussen mit einem Erfolge gewaltet, der uns zu dem innigsten Danke verpflichtet. Erst kürzlich haben Sie in Veranlassung des hundertjährigen Todestages des zweiten Stifters unserer Akademie es dargelegt, dass die philosophischen Ideale des Jünglings in den Thaten des Mannes nicht ihre Widerlegung, sondern ihre Entwickelung gefunden haben. Wir wünschen, dass die Geistesfrische, die uns auch aus diesem Ihrem neuesten Werke entgegenweht, Ihnen noch lange erhalten bleiben möge zum Segen der Akademie, der Wissenschaft und des deutschen Volkes. Die Königliche Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 185. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1886. 94 Ag! m Fe ! | AR ER ia F = Ein Kan BETAY, »„“1I 5 , 1, g 1886. ALVI SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU. BERLIN. 18. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revymonp. l. Hr. Viırcnow las über südmarokkanische Schädel. 2. Hr. Lasporr machte eine dritte Mittheilung über die Zeit- dauer der Reaction zwischen Jodsäure und schwefliger Säure. Beide Mittbeilungen folgen hier. Sitzungsberichte 1886. 95 991 Uber südmarokkanische Schädel. Von Run. Vırcuow. Die eingeborene Bevölkerung Marokko’s hat die Aufmerksamkeit der Ethnologen vielfach beschäftigt, weil sie eine von denen ist, auf welche die Bezeichnung der Autochthonen mit besonderem Recht angewendet werden darf. Schon Herodot' nennt hier und noch weiter östlich eine ansässige, ackerbautreibende Bevölkerung, die er als M&£ves be- zeichnet, — ein Name, der sich durch alle Völkerbewegungen der Jahrtausende hindurch” erhalten hat und der noch jetzt, in der Form Masigh oder Amasirgh, als die generische Bezeichnung der Stämme im Innern und namentlich im Süden des heutigen Sultanates ge- bräuchlich ist. Ja, der Name erstreckt sich noch viel weiter, indem auch die Tuareg, die Stämme der westlichen Sahara, eine Sprache reden, welche Tamaseg heisst und welche eine so hervorragende Be- deutung besitzt, dass Hr. Frieprıcn Mürter” darnach die ganze libysche Sprachgruppe Tamaseq genannt hat. Das Bewusstsein von der Autochthonie dieser Stämme würde sich wahrscheinlich mehr ungetrübt erhalten haben, wenn nicht immer neue Colonisten und Eroberer an den Küsten des westlichen Theiles von Nord- Afriea erschienen und eine Reihe grosser Völkerstürme über das Land hinweggegangen wären. Schon bei Strabon’ findet sich der alte Name nieht mehr: er nennt die Bewohner Maurusier, während die Römer und sie selbst die Bezeichnung Mauren gebrauchten. Aber er weiss noch, dass es ein libysches Volk sei. Den alten Namen könnte man versucht sein, bei den nächsten östlichen Nachbarn der Mauren, den Massaisyliern, den Bewohnern von West-Numidien, wiederzufinden. ' Herodoti Halie. Histor. Lib. IV. cap. 191. ?2 Kıererr (Lehrbuch der alten Geographie. Berlin 1878. S. 195, 216) identifieirt die Maxyer mit den Maschawascha der aegyptischen Überlieferungen aus dem 14. Jahr- hundert v. Chr. ° Frieorıen Mütter, Grundriss derSprachwissenschaft. Wien 1886. Bd. Ill. S. 228. * Strabonis Geographiea ree. Kraner. Lib. XVII. cap. 3. $. 2. Oizovrı DEE 5 a ‚ \ RT) a ’ S sen e ’ \ ET raue Mavoovsio: mer Umo zu BAryvam Asyonevos, Mevgor Ö vrmo zwv Pumaiww cu Fuv Emı- ’‚ a] x ’ x v Yngımı, Aryouzor EIVOS Mey zu svdceaor. 992 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. Es ist jedoch bekannt, dass der Name der Mauren oder der Mohren allmählich so sehr alle übrigen Namen verdrängt hat, dass er nach- her die allgemeine Bezeichnung der Afrieaner überhaupt wurde. Weder der Einbruch der Vandalen, noch die Eroberung der Araber hat daran etwas geändert. Dazwischen ist der ursprünglich von mehr östlichen Abschnitten der Nordküste ausgegangene Name der Berber, wie man annimmt, verderbt aus Barbari, aufgekommen, und um die Verwirrung voll zu machen, sind allerlei Localbezeichnungen, wie die der Kabylen, von übereifrigen Schriftstellern über immer weitere Gebiete ausge- dehnt worden, so dass es für einen Neuling oft schwer wird, sich zurechtzufinden. Ja, in Marokko, wie in Algier, soll man jetzt die städtische Bevölkerung vorzugsweise Mauren, die ländliche Berber nennen. Erst in der neueren Zeit gelangt die alte Bezeichnung der Masigh wieder zu ihrem Rechte. Zwar langsam genug, denn seitdem die Mauren Mahomedaner geworden sind, ist das Reisen in ihrem Lande sehr erschwert worden. (Genau genommen sind es nur einige Reise- routen, welche im Einzelnen bekannt geworden sind, und selbst auf diesen haben die Reisenden wenig Zeit und Gelegenheit gehabt, sich bei den eingeborenen Stämmen aufzuhalten und ihre Besonderheiten kennen zu lernen. Am meisten gilt dies von dem südlichen Marokko. Hier erscheint eine besondere Stammesgruppe von relativer Reinheit, deren Name sehr verschieden geschrieben wird. Nach Prıenarn'! nennen sie sich selbst Schoulouh, im Plur. Schelah: General FaıpnergE” schreibt Chlouah, Hr. Krerert® Sehillüch. Hr. Lenz’ gebraucht durchweg das Wort Sehluh, Sing. Scheleh, und unser neuester Reisender, Hr. Premier- Lieutenant M. QuEDENFELDT, bezeichnet sie als Schlöhh, Sing. Schilh. Jedoch, wie man sie auch nennt, darüber sind alle einig, in ihnen die noch dauernden Repraesentanten des altlibyschen Stammes der Masich, die Brüder der Tuareg und der Berber zu sehen. Über ihre physischen Eigenschaften weiss man leider sehr wenig. Marokka- nische Schädel gab es, bei der grossen Eifersucht, mit welcher die Mahomedaner die Gräber der Ihrigen hüten, gar nicht in den euro- päischen Sammlungen.’ ! Janes Cowres Pricnarv, Res. into the physical history of mankind. London 1837. Vol. II. p. ıg. ® Bullet. de la Soc. d’Anthropologie de Paris. 1869. Ser. 1I. T. 1V. p. 536. 3 KIEPERM,3, 78. 028: 297. * Zeitschr. der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. 1881. ‘Bd. XVl. S. 273. 5 A. DE (JUATREFAGES et Ern. Hamy, Crania ethnica. Paris 1882, p. 511. Les populations marocaines, dont la eraniologie est absolument inconnue, semblent ecomposees des memes elements ethniques que celles de l’Algerie, Vırcnow: Über siidmarokkanische Schädel. 993 Es ist daher als ein besonderer Glücksfall zu betrachten, dass es IHIrn. QuUEDENFELDT gelungen ist, auf seiner letzten Reise im Früh- jahr in der Nähe von Mogador ein grösseres Gräberfeld zu entdecken, auf dem die Leichen so oberflächlich bestattet waren, dass bei einer grösseren Zahl die Schädel ganz oder theilweise von dem bedeckenden Sande entblösst waren und daher ohne Weiteres gesammelt werden konnten. Er hat ı9, bis auf wenige vorzüglich erhaltene Schädel hierher gesendet; von einigen sind auch Halswirbel, ein Paar Extremitäten-Knochen und dergl. mitgekommen. In Briefen von Saffı, 30. März, und von Rabat. 4. Juli, hatte er mir schon Berichte über seine Erwerbungen geschickt. Die Gegen- stände selbst sind später durch gütige Vermittelung des Hrn. Dr. Ja- nascn an mich gelangt. Gegenwärtig hat Hr. QuEDENFELDT mir folgen- den, zusammenfassenden Bericht über seine Funde übergeben: »Der Fundort ist, wie die ganze Umgegend von Mogador, ein sehr sandiger,. vegetationsloser Platz, etwa ı“" südöstlich der Stadt in der Richtung des Weges, welcher nach der Kubba des Schutzheiligen von Mogador, Sidi Mogdül (von dem die Stadt ihren europäischen Namen trägt), führt, und unmittelbar östlich am Damm einer alten Wasserleitung gelegen, welche, von der Gegend des genannten Heiligen- grabes herkommend, der Stadt zufliesst. Es befinden sich auch Steine an der Localität, welche aber augenscheinlich erst zu dem Zwecke dorthin gebracht worden sind, um die Todten damit zu bedecken. Der Sand ist sehr trocken, wenigstens die Oberfläche desselben, und bei den häufig um Mogador herrschenden starken Winden wird die obere Fläche stets hin und her geweht. Aus diesem Grunde waren 994 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 18. November. die Schädel bald mehr, bald weniger hoch mit Sand bedeckt; ver- schiedene lagen mit ihrem oberen Theile sogar ganz frei. »Zeit der Sammlung der Schädel: Mitte Februar bis Mitte März 1886. »Nähere Erkundigungen ergaben, dass während der Hungersnoth vom Jahre 1877 und der darauf folgenden Typhus-Epidemie an dem erwähnten Platze von den Einwohnern der Stadt Mogador eine Be- gräbnissstelle für fremde Zuzügler eingerichtet worden war. Es wurden in. diesem schrecklichen Jahre, da die eigene Regierung wenig oder nichts zur Linderung der Noth that, ganze Schiffsladungen voll Getreide u. A. aus Europa, namentlich aus England und Frank- reich, nach den marokkanischen Küstenplätzen gesandt, um dort unentgeltlich an die Nothleidenden vertheilt zu werden. Die Kunde hiervon war bis in’s Innere gedrungen und hatte dort seitens der Eingeborenen ein massenweises Zuströmen nach der Küste zur Folge, um gleichfalls von der Kornspende zu profitiren Ein Theil dieser Unglücklichen blieb schon unterwegs liegen, andere erreich- ten zwar noch die Küste, starben. dann aber an Krankheit oder Entkräftung. »Man schliesst sich in Marokko ohnehin gegen alles Fremde sehr ab, nieht nur gegen Andersgläubige, sondern selbst die Muslemin verschiedener Städte unter emander, und, im vorliegenden Falle lag für die Mogadorleute um so weniger Veranlassung vor, die Fremden auf dem städtischen Friedhofe zu bestatten, als derselbe für die städtische Bevölkerung kaum ausreicht. So kam es, dass die Zu- zügler von ausserhalb auf jenem Platze in den Sanddünen verscharrt wurden und zwar ohne Särge und in so oberflächlicher Weise, dass, wie mir einige in Mogador ansässige ältere Europäer mittheilten, der Regen des darauf folgenden Winters die dünne Sandlage voll- kommen hinwegwusch und die Cadaver völlig bloss lagen; erst wiederholten Reclamationen der dortigen Europäer aus sanitären Gründen gelang es, eine nochmalige tiefere Eingrabung der Leichen zu erzielen. »Da nun Mogador der südlichste der dem europäischen Handel geöffneten Plätze an der Westküste und die Bevölkerung in dessen näherer und weiterer Umgebung fast ausschliesslich berberisch ist, so lässt sich — mit annähernder Sicherheit wenigstens — annehmen, dass die Schädel Berbern angehören und zwar den sogenannten Schlöhh, Sing. Schilh, also Berbern der südlichen Gruppe. »Erst nördlich von Mogador, in der Gegend des Flusses Tensift auf der Grenze zwischen Schiödma und Abda, wird die Bevölkerung vorherrschend arabisch. Es ist aber nieht anzunehmen, dass sich Vırcnow: Über südmarokkanische Schädel. 995 Hungernde von da nach Mogador gewendet haben, dieselben dürften eher nach Saffı gegangen sein. »Immerhin ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass einzelne der Schädel von Arabern stammen, um so mehr, als sich ja nicht feststellen lässt, von wie weit her die Zuzügler gekommen sind, und südlich vom Atlas schon wieder Araberkabeilen auftreten. »Mir persönlich erscheint es am wahrscheinlichsten, dass die Mehrzahl der Schädel von Schlöhh aus der Provinz Dahha, zwischen Mogador und Agadir, stammt. Die dortige ärmere Bevölkerung hat sieh von der Vermischung mit Negerelementen (als Sclaven aus dem westlichen Sudän importirt) fast gänzlich frei gehalten. Dies ist mehr ein Privileg der Reichen und auch unter diesen neigen mehr die Araber zu einer solchen Vermischung, wie die Berber. »Dagegen findet man unter den Bewohnern der östlichen Draa- länder, die ich vielfach im nördlichen Marokko, wo sie entweder auf dem Durchgange als Mekkapilger oder Arbeit suchend sich auf- halten, gesehen habe, viele Individuen, die einen ausgesprochenen Mischlingstypus zeigen, auch den eigenthümlichen Geruch der Neger an sich haben. Bei anderen Stämmen des südatlantischen Marokko ist diese Erscheinung gewiss gleichfalls vorhanden, und es dürfte sich hierdurch vielleicht der, wie mir scheint, an einzelnen Schädeln bemerkbare Übergang zum Negertypus erklären. »Bezüglich der Beschaffung von Schädeln in dortigen Gegenden erlaube ich mir zu bemerken, dass die Schwierigkeit eine doppelte ist. Einmal findet man nicht leicht Eingeborene, die einem beim Ausgraben, Nachhauseschaffen u. s. w. derselben behüflich sind, sei es aus religiöser Überzeugung, sei es aus Furcht vor der Regierung. Es ist vor mehreren Jahren in dem benachbarten Saffı, als der Sultan Muley Hassan die Erlaubniss zur Knochenausfuhr ertheilt hatte, vorgekommen, dass mehrere Leute Gräber geöffnet und die so erlangten Gebeine mit Knochen von Thieren u. s. w. an europäische Kaufleute verkauft hatten. Diesen Leuten wurden auf Befehl der Regierung die Hände abgehackt. »Die Hauptschwierigkeit liegt jedoch darin, die Schädel durch die Hafenzollämter zu bringen, wo jedes Gepäckstück geöffnet und durchsucht wird.« In Bezug auf die von Hrn. QuEDENFELDT angeregte Frage von der Reinheit der Rasse will ich bemerken, dass ein nahe liegender Grund, Mischungen mit Negern zu vermuthen, in der Beschaffenheit der Schädel nicht gegeben ist. Das einzige Verhältniss, welches in dieser Beziehung Aufmerksamkeit verdient, ist der Prognathismus einzelner Schädel, z. B. Nr. 3, 9, ı6, ıg. Allein bei der Mehrzahl 996 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 18. November. der letzteren ist die Erscheinung nur mässig, jedenfalls nicht stärker, als wir sie gelegentlich auch bei europäischen Schädeln antreffen; die am stärksten prognathen Verhältnisse finden sieh bei Nr. 16, einem weiblichen Schädel, auf den ich zurückkommen werde. Jedenfalls entfernen sich die übrigen Verhältnisse des Gesichts bei fast allen Schädeln so erheblich von den charakteristischen Eigenthümlichkeiten des Negergesichts, dass ich kein Bedenken trage, darüber hinweg- zugehen. Jedoch will ich erwähnen, dass die Frage von der Ein- wirkung des Negerbluts auf die Eigenschaften der Berber überhaupt aufgeworfen ist, und ich will erklären, dass dieselbe in dieser Allge- meinheit von mir nicht ohne Weiteres abgewiesen werden soll. Im Augenblick handelt es sich aber um die Entscheidung, ob in nahen Familiengliedern bei diesen Leuten ein nigritischer Einfluss statt- gefunden hat, und das glaube ich im Allgemeinen verneinen zu sollen. Sehr viel schwieriger ist die Entscheidung darüber, ob nicht etwa ein Theil der Schädel Arabern angehört haben könne. Die französischen Anthropologen haben die unterscheidenden Merkmale der Berber- und der Araber-Schädel für Algier wiederholt erörtert, ohne zu einem ganz sicheren Ergebniss gelangt zu sein. Ich verweise deswegen auf die Untersuchungen des Hrn. Serızıar' über die Bevöl- kerung von Biskra, auf die Tabellen über die Schädel des Jardin des plantes® und auf den Bericht des Hrn. Torıarnp”. Darnach würde es ein mehr als gewagtes Unternehmen sein, unter den vorliegenden Schädeln eine Auswahl vorzunehmen. Wenn man indess die beson- deren Verhältnisse erwägt, welche den Tod der Unglückliehen her- beigeführt haben, mit deren Überresten wir uns beschäftigen, so wird wohl kaum ein Zweifel darüber bestehen können, dass es im Wesent- lichen Berber waren, und es wird dann hauptsächlich darauf ankom- men, ob sich unter dem vorliegenden Material im Einzelnen solche Verschiedenheiten ergeben, dass wir genöthigt sind, zu ihrer Erklärung eine Verschiedenartigkeit des Ursprungs anzunehmen. Das ist nicht der Fall. Ich gebe zunächst eine tabellarische Übersicht der Maasse und der daraus berechneten Indices: ! Bullet. de la Soc. d’Anthrop. de Paris 1870. Ser. II. T.V. p. 548. ?2 (JUATREFAGES et Hamv Crania ethnica p. 514. ® Bullet. Soc. Anthrop. 1881. Ser. II. T.1V. p. 445: u EZ d u ee Vırcnow: Über südmarokkanische Schädel. Schädel von Mogador ö Jjagendl. 15. ö Kind ) Q Kind Hagen. Grösste Länge » Breite Gerade Höhe Ohrhöhe Gerade Oceipitallänge Horizontalumfang.... Minimale Stirnbreite. Gesichtshöhe A. .... » B. » C (Zahnrand)...... Gesichtsbreite A. ... - Bean » Rn Orbita Breite a HONBoss .a..> Nase Höhe » Breite Gaumen Länge » Breite Gesichtswinkel Längenbreiten-...... Längenhöhen - Ohrhöhen=........+- Hinterhaupts-......- Gesichts- a 1 RT SL ER Gaumen - .ou2.22 200. 62 532 96 69.2 75-9 62.1 30.7 95-4 87.1 40.6 64.2 70.2 73-9 62.8 25.0 102.3 80.0 ERS 64.2 I. 68.7 71-3 60.5 33.8 95.8 8.2 46.8 66.0 5. 6. 7. 8. 9 ö ö ö jugend. I. Divecte.M 1600 |1350 |1400 |1340 |1360 184 | 178 | 182 | 174 | 181 142p| 134t| 134p| 133p| 126P 139 | 141 | 130 | 134 | 135 119 | 120 | 102 | 112 | 114 60 | 48 | 59 | 59 | 51 519 | 500 | 508 | 498 | 495 96 | 92 | go | 94 | 9 110 | 113 | 119 | 115 | 118 He ga Ball za — | 78|I7%| 73| 8 124 | 119 | 125 | 122 | 122 837 | gt | gr | 85 | 96 91 91 s6 | 88 | 96 38 | 38 | 35 | 36 | 40 22033 17.34 || 305| 32 5| 53|5|40 | 52 2 22 2 21 2 5o | 47 | 57 | 53 | 58 36 | 4aı | 34 | 35 | 35 8| 9 nl 2| 72 Berechnete 69.6 74.6 63.0 28.1 96.7 80.0 44-2 60.3 70.4 77.0 64:4 33-9 94.2 83.3 45-6 66.0 73.6 71:4 506.0 32-4 95.2 97.1 43.3 66.6 77-2 75-5 64-7 32.6 88.7 84.2 43-6 72.0 75.3 79.2 67-4 20.9 94-9 86.8 41.5 87.2 10. | ı1. | 12. 85|8|15 jugendl. aasse. 1400 |1620 |1570 186 | 192 | 187. 134p| 1336| 147p 131 | 134 | 132 ııı | 113 | 117 60 | 5ı | 57 503 | 533 | 530 4|93| 9% 17 | — | — — | 66 | zı | Y 122 | 124 | 133 7| %4| 97 7| — | — 39 | 37 | 40 321739734 4 | 52 | 49 21. 10,.25717:26 — | 35 | 37 2 2| 73| 68 Synost, sag. Indices. 72.0 | 69.3 | 78.6 70.4 | 69.8 | 70.6 59.6 | 58.8 | 62.6 32.2| 26.5 | 30.4 Ye 82.0 | 81.0 | 85.0 43-7 | 48-0 | 53-0 — | 69.8 | 70.0 16. | 17. San? jung | jung 1220 |1350 173 | 182 123p| 131F 126 | 127 105 | 106 52 | 64 475 | 498 86 | 91 102 | 108 57|6 7|-— 116 | ımı 93)| 3 3 | 7% 36 | 35 29 | 31 4 | 48 ar | 27 49 | 50 32° 1 35 7535| 72 71.1 | 72.0 72.8 | 69.8 61.4 | 58.2 30.4 | 35-1 87.9 | 97.2 80.5 | 88.5 47-7 | 43-7 65.3 | 70.0 = |1220 167 | 171 128p 123t 125 | 136 109 | 112 54 | + 463 | 484 8 | 92 83 | 116 51 | 68 — 78 100 | 116 7| 9% 68 9 33.1 38 29 | 33 LA NRER 20 18 45 50 28 37 79 79 76.6| 71.0 748 | 79-5 65.3 | 65.5 32.3| 25-7 83.0 | 100.0 81.7 | 86.8 54.0 | 34. 62.2| 74.0 Ördnet man die Ergebnisse zunächst nach den beiden Haupt- indices der Schädelkapsel, so erhält man folgende Übersicht 2. nach dem Längenbreitenindex: Mesocephalen Dolichocephalen Hyperdolichocephalen nach dem Längenhöhenindex: Hyperhypsicephalen Hypsicephalen Orthocephalen Chamaecephalen Somit fällt die grosse Mehrzahl aller Schädel in die Classe der Dolicho- cephalen (Index 70.1—75) und der Orthocephalen (Index 70.1—75). den Hyperdolichocephalen Reehnet man die Dolichocephalen mit 998 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 18. November. (655— 70) zusammen, so gehören hierher ı3 Schädel, also über ”/, der (esammtzahl. Auch ergiebt sich ein gewisses Verhältniss des Längenbreitenindex zu dem Längenhöhenindex. Es waren nämlich von den Hyperhyp- Hypsi- Ortho- Chamae- x siceph. ceph. ceph. cephalen mesocephal I 3 2 0 dolichocephal 0 I 7 I hyperdolichocephal o I 2 I Somit zeigt sich bei den Mesocephalen zugleich eine Neigung zur Erhöhung des Schädels, während die Dolichocephalen überwiegend eine mittlere Höhe besitzen, ja unter ihnen und den Hyperdolicho- eephalen die einzigen ganz niedrigen Schädel (unter 70) vorkommen. Man wird daher den herrschenden Typus als orthodolicho- cephal bezeichnen dürfen. In der Seitenansicht erscheint derselbe langgestreckt, mit meist voller Stirn, langer, mässig gewölbter Scheitel- eurve und vortretendem Hinterkopf. Unter den 2 chamaecephalen Schädeln befindet sich einer (Nr. ı 1), der zugleich hyperdoliehocephal ist; er ist der einzige, bei welchem trotz seiner jugendlichen Beschaffenheit (die Molares TI sind noch nicht durchgebrochen) eine vollständige Synostose der Pfeil- naht besteht. Hier tritt also ein pathologisches Verhältniss in Kraft. - Auch der andere chamaecephale Schädel (Nr. 17) gehörte einem sehr jugendlichen Individuum, bei dem noch die Synehondrosis spheno- oceipitalis offen ist; der Index ist jedoch dolichocephal. Sonst kann ich nicht sagen, dass besondere Störungen auf die Entwickelung der einzelnen Knochen eingewirkt haben, welche die Schädelform bestimmten. Die Nähte sind fast durchweg offen. Nur bei Nr. 2 sind die unteren lateralen Abschnitte der Kranznaht ge- schlossen. Bei Nr. 4 liegen grosse Schaltknochen in der Lambdanaht. Nr. 16 hat jederseits ein Epipterieum, Nr. ı9 nur ein linkes. Drei- mal finden sich Ansätze zu einem Processus frontalis squamae temporalis, zweimal bei hyperdoliehocephalen Sehädeln: Nr. 10 hat jederseits einen solehen Frontalfortsatz, jedoch links nur unvollständig; Nr. 2 zeigt links einen unvollständigen Fortsatz, rechts nichts Ab- normes. Bei einem dritten, Nr. ı4, ist gleichfalls links ein Ansatz zu einem Proc. frontalis, aber der Schädel ist meso-hyperhypsicephal. Im Gegensatz dazu sind bei Nr. 13, einem weiblichen Schädel, die Alae temporales ungewöhnlich gross (40”” breit). Die Entwiekelung des Kopfes ist, wie schon die Basilaransicht ergiebt, überwiegend oceipital. Der Hinterhauptsindex ergiebt bei ı2 Schädeln Zahlen von 30—35, d. h. die gerade Länge des Vırenow: Über siidmarokkanische Schädel. 999 Hinterhauptes, vom hinteren Rande des Foramen magnum an gerechnet. beträgt etwa '/, der Gesammtlänge. Nur einmal (Nr. 17) erreicht der Index die Zahl 35.1. In 6 Fällen beträgt er 25—30, nämlich bei 2 Hyperdolichocephalen, 3 Dolichocephalen (zusammen 5) und ı Meso- cephalen. Dabei ist es bemerkenswerth, dass die gerade Länge des Hinterhauptes in keinem direeten Verhältniss zu der Grösse des Hori- zontalumfanges steht; einmal, bei: der Synostosis sagittalis (Nr. ır), fällt sogar ein grosses Umfangsmaass (5 33") des Hinterhauptes (Index 26.5) zusammen. Der grösste Index (35.1) findet sich dagegen bei einem Horizontalmaass von 498””. mit einer geringen Länge Die Schädel erscheinen fast sämmtlich sehr schmal, zumal da ihre grösste Breite tief liegt, meist an der unteren Parietalgegend. nur in 5 Fällen an den Schläfenschuppen. Eine vorzugsweise Pro- tuberanz der Parietalhöcker findet sich nur bei einem, noch vor dem Zahnwechsel stehenden Kinderschädel (Nr. 18). Eine genauere Charakterisirung der einzelnen Schädel würde sehr erleichtert werden, wenn das Geschlecht genauer zu ermitteln wäre. Leider ist diess nur zum Theil möglich. Ganz abgesehen davon, dass es immer etwas misslich ist, bei einer noch unbekannten Rasse auf Grund einer willkürlichen Verallgemeinerung von Regeln, die bei einer anderen Rasse gefunden sind, sexuelle Unterschiede anzunehmen, so erschwert hier der Umstand, dass viele Schädel jugendlichen Per- sonen angehört haben, in hohem Maasse die Diagnose. Ausser 2 Kin- dern (Nr. 15 und 18) zähle ich 7 jugendliche Schädel (Nr. 3, 5, 11, 13, 16, 17, 19) noch vor vollendetem Wachsthum. Von : Schädeln (Nr. 6, 8) bin ich, obwohl sie ausgewachsen zu sein scheinen, zweifelhaft, wo- hin ich sie rechnen soll. Im Ganzen zähle ich etwa 10 männliche und 5; weibliche Schädel, wenn ich nicht bloss die Grösse und die Entwickelungsverhältnisse der Schädelkapsel, sondern namentlich auch die des Gesichts in Betracht ziehe. Leider fehlen in 5 Fällen die Unter- kiefer, so dass die Betrachtung des Gesichts sehr beeinträchtigt wird. Der Knochenbau ist eher fein, als grob zu nennen. Freilich fehlen bei manehen der männlichen Schädel die kräftigen und schweren Formen nicht, dafür ist ein gutes Beispiel Nr. 2; auch sind manche Muskelansätze recht stark, so namentlich die Protuberantia oceipit. externa. Auch sind die Flügel der Processus pterygoides gross, die Apophysis basilaris breit und nieht selten mit einer tiefen Grube und einem stärkeren Tubereulum pharyngeum versehen (vergl. Nr. 2). Aber die Lineae temporales sind eher schwach und keineswegs hoch hinaufgerückt, wie denn auch die anderen Ansatzstellen der Kau- muskeln eine geringe Stärke zeigen, gerade im Gegensatz zu der grösseren Häufigkeit prognather Stellung. 1000 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. Die Capaeität wechselt in starken Verhältnissen. Die grösseren Schädel erreichen einen Inhalt von 1570—-ı600.' An der Spitze der Reihe stehen die männlichen Schädel Nr. 5 mit 1600 und Nr. ı mit 1590, dann folgen Nr. 4 und ı4 mit 1580. Es ist mir zweifelhaft geblieben, ob Nr. 4 ein weiblicher oder männlicher Schädel sei; nach dem Inhaltsmaass ist das letztere wahrscheinlicher. Die Schädel zweier junger Weiber Nr. 16 und 19 haben nur ı220, der eines anderen com Die geschlechtlichen Differenzen gehen also bis zu 380°", 192/0% 2: Indess haben diese Zahlen wahrscheinlich nur Bedeutung als Grenz- werthe. Da ich unter den Schädeln mittlerer Grösse das Geschlecht nieht mit genügender Sicherheit zu erkennen vermag, so muss selbst- verständlich die Entscheidung darüber vorbehalten bleiben, bis zu welcher Stufe männliche Schädel in ihrer Grösse herabsinken und bis zu welcher weibliche sieh vergrössern können. Schon jetzt darf man aber sagen, dass die verhältnissmässig grosse Zahl umfangreicher Schädel einen guten Maassstab für die Gehirnentwickelung der Rasse liefert. Mit der vollen, man kann wohl sagen, schönen Ausbildung der Schädelkapsel harmonirt die Entwickelung des Gesichts. Nimmt man dazu noch die Stirn, so gewinnt man meist den Eindruck einer sehr ausgesprochenen, fast vornehmen Physiognomie. Die Stirn ist durchweg sehr breit und voll. Schon der Schädel des kleinen Kindes hat eine Minimalbreite von 85”"; bei den starken Männern erreicht derselbe 96, ja bei Nr. 3 sogar 99 und' bei Nr. 14 100”", Die Gegend der Stirnhöhlen ist nur selten, z. B. bei Nr. 7, beträchtlich ; meist ist sie, auch bei Männern (Nr. ı, 2), nur mässig vor- getrieben. Jüngere Individuen zeigen zuweilen (Nr. 3, 5,13, 17) eine starke Vorwölbung des Nasenfortsatzes, aber auch voll ausgewachsene und sonst kräftige Schädel, wie Nr. 4.8.10, 14. besitzen ähnliche Verhältnisse, diean Weiberschädel erinnern. Bei den Weibern ist die Stirn mehr gewölbt, der Beginn der Scheiteleurve über den wenig starken Tubera fast winklig abgesetzt; bei Männern treten die Tubera mehr vor, die Glabella ist tiefer, der hintere Theil des Frontale häufig etwas an- steigend. Das eigentliche Gesicht ist bei allen schmal und theils relativ, theils absolut hoch. Der Gesichtsindex ist ganz überwiegend leptoprosop. Berechnet man ihn aus dem Verhältniss der Joch- breite (= 100) zur Gesichtshöhe (Stirnnasennaht bis Kinnrand) und theilt man die Schädel in 3 Gruppen, unter 90, 90—99, 100 und darüber, so erhält man ! Der pathologische Schädel Nr. 1ı mit Synostose der Pfeilnalıt hat 1620°°", Vırcnow: Über südmarokkanische Schädel. 1001 Chamaeprosope 3 Leptoprosope 9 Hypsiprosope 2. Das grösste Maass, 102.3, zeigt der jugendliche Schädel Nr. 3, der sich durch einen sehr grossen Unterkiefer auszeichnet, aber auch der weibliche Schädel Nr. ı9 erreicht die Zahl 100. Unter 90 treffen wir das Kind Nr. ı8 und die beiden jugendlichen Schädel Nr. 5 und 16. Überall entscheidet die geringe Breitenentwickelung, welche zugleich einen charakteristischen Gegensatz gegen den Negerschädel ergiebt. Die Jochbogen liegen bei allen fast gerade, olıne nennens- werthe Curve, an: die horizontale Distanz ihrer stärksten Ausbiegung erreicht nur bei Nr. ı 135, bei Nr. ı2 133, bei Nr. 2 131". Sonst ist sie stets unter 130, ja bei Nr. 6 und 19 beträgt die Distanznur ı 19, - bezw. 116””,. Die Malardistanz (an der Sut. zygom. maxill. gemessen) erreicht zweimal (Nr. ı und ı2) 97, zweimal (Nr. 9 und 14) 96, und . sinkt bis auf 86 (Nr. 4), 85 (Nr. 8) und 84 (Nr. 17). Dem entsprechend ist das Wangenbein zierlich, sein Körper zart, sein Stirnfortsatz fein. Fast noch auffälliger ist die geringe Kieferwinkeldistanz, die nur einmal (Nr..2) 100”” erreicht, in 5 Fällen zwischen 98 und 91 schwankt, in 6 Fällen 88—81"” ergiebt. Es ist dies um so mehr bezeichnend, als die Unterkiefer im Ganzen eine sehr kräftige Entwickelung zeigen, namentlich in ihrem mittleren Theil. Die Bildung der Augenhöhlen neigt im Ganzen mehr zu hohen Formen, wenngleich die Mehrzahl mittlere Maasse ergiebt: Chamaekonche (80.0) 3 Mesokonche (80.1—-85) 9 Hypsikonche (85.1— 90) 4 Hyperhypsikonche (über 90) [97 Im Ganzen hat die Orbita eine etwas schräge, in der Richtung der Diagonale nach unten und aussen ausgezogene Gestalt, die bei den Chamaekonchen besonders deutlich hervortritt. Bei den Mesokonchen rundet sie sich mehr und bei den Hypsikonchen öffnet sich der Ein- gang zu einem weiten Oval. Noch mehr ausgezeichnet ist die Form der fast überall sehr kräftig entwickelten Nase. Ich gebe folgende Übersicht: Platyrrhine (51.1— 58.0) 3 Mesorrhine (47.1—- 51) 3 Leptorrhine (42.1— 47) 7 Hyperleptorrhine (35.1—42) 3] ı2 Ultraleptorrhine (unter 35 A Die Sehmalheit der überwiegend grossen Anzahl der Nasen ist sofort ersichtlich. Der Weiberschädel N. 19 ist ganz extrem schmal, indem 1002 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. sein Index nur 34.6 beträgt; es ist diess um so mehr hervorzuheben, als sein Prognathismus ihm eher eine gewisse negroide Stellung an- weisen könnte. Wirklich platyrrhin sind ausser dem Kinderschädel Nr. 18, bei dem die Nase noch wenig entwickelt ist und allerdings einen etwas breiten, eingebogenen Rücken hat, nur die 2 Schädel Nr. ı2 und ı3: der letztere ein jugendlicher, bei dem die Kürze der Nase bemerkbar ist, der erstere durch verschiedene Abweichungen, vielleicht traumatischen Ursprunges, ausgezeichnet. Die beiden Nasenbeine sind nämlich bei Nr. ı2 in ihrem obersten Ab- schnitte synostotisch, der Rücken in dieser Gegend tief und ein- gebogen, nach unten breiter ausgelegt; die Nasenöffnung ist weit (26”” breit) und die Nase selbst kurz: am Ausgange verläuft sich der untere Rand zu einer Art von Fossae praenasales, um in den prognathen Oberkiefer überzugehen. Jedenfalls ist dies die am meisten abweichende Nase. — Bei Nr. 10 findet sich eine Synostose des oberen Drittels der Nasenbeine, welche traumatischen Ursprunges sein dürfte: die Nase ist an der Wurzel tief eingedrückt, der Rücken fast horizontal vorspringend, vorgebogen und leicht gerundet. — An den übrigen lässt sich ein doppelter Typus unterscheiden. Bei der einen Gruppe, wohin Nr. 5, 13 gehören, tritt die knöcherne Nase weit vor und ihr Rücken macht von einem tieferen Ansatz her eine scharfe Kante; im Leben muss die Nase aquilin gewesen sein. Bei einer anderen Gruppe, wohin Nr. 3, 6, 7, 9, ı1, 14 und ı9 zählen, ist der Rücken etwas mehr gerundet und gerade, der Ansatz weniger tief, die Elevation geringer, zugleich sind die Nasenbeine breiter und länger. Die Prominenz der Nase wird noch in einem gewissen Grade gesteigert dureh die Bildung der Oberkiefer. Diese sind durchweg sehmal und in der Gegend der Fossae caninae tief eingedrückt; das Foramen infraorbitale hat gelegentlich eine ganz schiefe, von oben und aussen her zusammengedrückte Gestalt. Die Alveolarfortsätze sind meist kräftig ausgebildet, bei einer grösseren Zahl mehr oder weniger prognath. Dazu trägt die Grösse der Zähne, namentlich der Schneidezähne, mit bei, jedoch ist bei einzelnen auch der Knochen selbst kräftig und vortretend. Der Gaumen ist überwiegend schmal: Hyperleptostaphyline (70 und darunter) 12 Leptostaphyline (70, 1— 80) 2 Mesostaphyline (80, 1— 85) I Brachystaphyline (über 85) ı Die Gaumenfläche ist im Ganzen eben, gegen die Seitentheile stark abgesetzt, nach vorn schräg angelehnt. Die Spina nas. posterir fehlt einige Male ganz, fast immer ist sie schwach entwickelt und zu- weilen gespalten. Die Sutura intermaxillaris ist deutlich bei Nr. 13. VırcHow: Über südmarokkanische Schädel. 1003 Die Zahneurve vorn stark ausgelegt, mit wenig gebogenen Seiten- theilen. Der nasale Gesichtswinkel (Öhrloch, Spina nas. ant. suprior, Nasen- wurzel) ist gerade bei den am stärksten prognathen Personen nicht von ungewöhnlicher Kleinheit; er beträgt bei Nr. 3 und 19 70°, bei Nr. 9 72°, bei Nr.ı6 sogar 75°. Daraus geht hervor, dass der Prognathis- mus hauptsächlich alveolo-dental ist, dass aber eine Verschiebung der gesammten Kiefertheile nur in beschränktem Maasse stattgefunden hat. Über den Unterkiefer ist schon früher gesprochen worden. Trotz seiner Grösse hat er eine geringe Spannweite, so dass er in der Ba- silaransicht eine spitzwinkelige Gestalt darbietet. Die Kieferwinkel selbst sind von geringer Stärke, zuweilen leicht gekerbt, wenig nach aussen vorgebogen. Die Äste kräftig, zuweilen breit (Nr. 4, 7) und verhältnissmässig steil. Das Mittelstück stark und hoch, gegen den Alveolarfortsatz etwas vorgebogen. Das Kinn kräftig, zuweilen breit und eckig. Bei Nr. 6 findet sich eine eigenthühmliche, starke, vor- springende Knochenleiste längs des linken Randes des Unterkiefers auf- gesetzt, als ob hier einmal durch eine mechanische Einwirkung ein Stück abgespalten wäre; zugleich ist der breite Kinnrand ganz nach vorn umgelegt, der Kiefer selbst aber orthognath. Bei einigen anderen sind die mittleren Zähne mehr prognath gestellt und bilden mit den genau gegenständigen Oberzähnen einen geschlossenen, gewölbten Vorsprung. Die Zähne selbst sind von seltener Gesundheit und Vollständig- keit. Einigen fehlen Zähne und deren Alveolen sind obliterirt (Nr. 2, 8). Auch findet sich gelegentlich ein Loch von einem Wurzelabscess. Aber nieht ein einziger von allen ist cariös. Ähnliches berichtet Hr. Macıror' von den Kabylen in Algier; trotz der Häufigkeit der Syphilis unter ihnen sah er niemals die Querriefelung der Zähne, welche nach PArror charakteristisch sei für erbliche Syphilis. In «dieser Beziehung muss ich abweichen: die weiblichen Schädel Nr. ı3 und ı9 zeigen deutlich geriefte Zähne, der letztere sogar in einer gewissen Stärke, wobei zugleich die Schneide verschmälert, gleichsam zugespitzt, dabei aber dureh eine starke Querfurche abgesetzt ist. Auch in Betreff ihrer Stellung zeigen die Zähne nicht selten und in höchst auffälligem Maasse Ab- weichungen, namentlich die Schneide- und Eekzähne des Unterkiefers. Ich verweise speciell auf Nr. 3, wo die mittleren Zähne ganz wie zu- sammengeschoben stehen, theils nach vorn, theils nach hinten gedrängt und zugleich um ihre Axe gedreht sind. Zu diesen Bildungsfehlern kann man noch einige mehr auffällige hinzufügen: " Bull. Soc. Anthrop. Ser. III. T. IV, p. 454. Les Kabyles sont remarquables par la beaute, par l’Celat er l’integrite de leurs dents. 1004 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. 1. Der weibliche Schädel Nr. 19 hat rechts im Unterkiefer 4 Mo- laren, den eben im Ausbrechen begriffenen Molaris III mitgerechnet; dafür ist der Praemolaris II aus der Reihe gedrängt und steht ganz nach innen (labial), schräg eingepflanzt, entsprechend dem Zwischen- 'aum zwischen Molaris I und II. 2. Der männliche Schädel Nr. 3 zeigt rechts an der Labialfläche des Molaris I einen ganz abgesetzten Zapfen, vergleichbar der Basilarwarze gewisser Säugethiere.. Zugleich ist der Molaris II von ungewöhnlicher Grösse. 3. Der Schädel eines jungen Mädchens Nr. ı7 besitzt jederseits im ÖOberkiefer einen Molaris I mit einer starken Nebenspitze (Cuspis aceidentalis) an der Labialfläche. Diese Fehler deuten auf. eine gewisse Neigung zu excediren- den Bildungen hin, wie sich auch sonst, namentlich in der Grösse der mittleren oberen Schneidezähne, zeiet. Hr. Torınarn fand Letzteres in Kabylien.' Ich eitire speciell Nr. 8, 9, ı2. Es besteht also ein auffälliger Gegensatz zwischen Bildung und Erhaltung der Zähne. Während sich häufige Bildungsfehler finden, darunter solche, welche sonst die Zahncaries begünstigen, wie die gepresste und verdrehte Stellung, so ist scheinbar gar keine krank- machende Einwirkung in späterer Zeit vorhanden. Hr. QuepEnrELDT sagt mir, dass die Leute keine besondere Sorgfalt auf das Reinigen der Zähne verwenden, dass sie gewöhnlich dieselben nur mit dem Finger putzen. Es muss also in der Nahrung liegen, dass die Zähne so wenig angegriffen werden. Der Schädel Nr. ı2 zeigt alte Defeete im Ober- und Unterkiefer, welche durch mechanische Einwirkungen entstanden sind. Im Oberkiefer fehlen 3 Schneidezähne, ihre Alveolen sind grossentheils obliterirt und der Alveolarfortsatz entsprechend verkleinert. Am Unterkiefer sind ähnliche Defeete am Caninus und den Praemolaren der rechten Seite. Es ist dies derselbe Schädel, bei dem auch eine obere Synostose der Nasenbeine besteht. Von den übrigen Skeletknochen ist Folgendes zu erwähnen: ı. Von einem sehr kräftigen Individuum (vielleicht von Nr. 2 oder 3) sind die rechte Beckenhälfte mit dem Oberschenkel, sowie der linke Unterschenkel nebst der rechten Fibula vorhanden. Alle diese Theile sind kräftig entwickelt und lang, ohne nennenswerthe Besonder- heiten. Insbesondere ist die Tibia nicht plattgedrückt, obwohl die Crista scharf hervortritt. Die Maasse sind: ! Bullet. Soc. Anthrop. Bd. III. T. IV. p. 455- Vırcnow: Über südmarokkanische Schädel. 1005 Os femoris dextr. vom Kopfe abwärts 485""” lang, » » » » ‚Trochanterr » Abs» » Tibia sinistra einschl. des Mall. 410» > Fibula » 390 » » 2. Von dem Individuum Nr. 14 ist ausser einem Theil der Hals- wirbelsäule eine Clavicula, eine Scapula und ein Os humeri der linken Seite vorhanden. Die Clavieula ist am Acromialende stark gebogen, die Scapula hoch und schmal, das Os humeri wenig gedreht, mit einem Loch in der Fossa oleerani. Os humeri 319”” lang, Scapula 160» hoch, 101» breit. 3. Eine andere Scapula hat gleichfalls eine Höhe von ı60 bei einer Breite von ı 13". 4. Von einem Paar älterer Kinder sind vorhanden ein linkes Os femoris, eine Clavicula und ein Os humeri mit abgetrennten Epi- physen. Dabei ist nur zu bemerken, dass auch hier die Fossa pro ole- erano durchbohrt ist. — Ich beschränke mich auf diese Mittheilungen und widerstehe insbesondere der Versuchung, der Frage nach der ceraniologischen Verwandtschaft der Schlöhh mit Guanches und Basken (Iberern) näher zu treten. Bei einer anderen Gelegenheit hoffe ich darauf zu- rückkommen zu können. Ich will nur einige meiner früheren Unter- suchungen über Schädel mehr östlicher Stämme der gleichen Gliede- rung kurz erwähnen. Hr. Grrmarp Ronurs brachte mir Schädel aus den Oasen Dachel und Siuah', sowie von den Tebu’: damals habe ich auch die verwandten Schädel von Sakkarah erörtert. ' Verhandlungen der Berliner Anthropol. Ges. 1874 (Zeitschr. f. Ethnol. Rd. VI) S. ı21. 1875 (Zeitschr. f. Ethn. Bd. VII) S. 57. ® Ebendaselbst 1880 (Zeitschr. f. Ethn. Bd. XII) S. ı21ı. Sitzungsberichte 1886. 96 Ar, Sir Fin m \ WR 1007 Über die Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure und schwefliger Säure. Von H. Lanpvorr. Dritte Mittheilung. (Die erste Mittheilung s. in diesen Berichten, 1885, 1. Hlbbd. S. 249 ff., die zweite im 1. Hlbbd. dieses Jahres, oben S. 193 ff.) W. aus den beiden ersten Mittheilungen ersichtlich, lässt sich die Zeit von dem Momente des Zusammengiessens verdünnter Lösungen von Jodsäure und schwetliger Säure bis zu der nachher plötzlich er- folgenden Jodabscheidung für verschiedene Mischungsverhältnisse mit grosser Genauigkeit bestimmen, indem wiederholte Versuche meist nur um Bruchtheile einer Secunde oder durchschnittlich etwa + 0.5 Procent des ganzen Werthes von einander abweichen. Es zeigte sich ferner, dass wenn ı. die in einer gegebenen Wassermenge vorhandene Anzahl Moleeüle SO, constant gehalten und die Zahl » der Molecüle HJO, varürt wird, der Einfluss dieser letzteren auf die Reactionsdauer ? durch eine Formel von dem Bau: ” t= — n (1) ausdrückbar ist; sowie dass 2. dieselbe Gleichung auch gilt. wenn man bei gleichbleibendem Verhältnisse zwischen SO, und HJO, die Anzahl m der Moleeüle Wasser ändert, somit die Reactionszeit als Funetion dieser letzteren Grösse berechnen will, wobei m an Stelle von n tritt. In beiden Fällen schliessen sich die Mittel der für jede Mischung ausgeführten Zeitmessungen der obigen Formel vollständig zwanglos an, und es war nicht zu verkennen, dass die letztere, selbst wenn sie bloss interpolatorischen Werth besitzen sollte, die Abhängig- keit der Reactionsdauer von dem Mengenverhältnisse der Substanzen in einem ausserordentlich nahen Grade wiedergiebt. Unter diesen Umständen war es von Interesse. zu prüfen, mit welcher Genauigkeit sich die Constanten x und y in jener Formel I6* 1008 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. würden bestimmen lassen. Dieser Untersuchung unterzog sich Hr. HEGENANN, gegenwärtig Assistent der Geodäsie an der landwirthschaft- liehen Hochschule. Es bedurfte, um die mittleren Fehler der Grössen x und y zu finden, einer Ausgleichung der Beobachtungen, jeder Versuchsreihe für sich. auf Grund vorhergegangener Gewichts- bestimmung. Dazu konnten allerdings die auf S. 284 der ersten Mit- theilung angegebenen mittleren Fehler nicht verwendet werden, weil diese unter der Voraussetzung berechnet sind, dass alle für gleiches Mischungsverhältniss angestellten Beobachtungen unabhängig von ein- ander gewonnen und deshalb als gleichberechtigt zum arithmetischen Mittel zu vereinigen seien. Betrachtet man aber die Beobachtungszahlen namentlich der dritten Versuchsreihe (Abh. I) und zwar für die Mischungsverhältnisse Nr. ı, 2, 3, 5, 7, 9, 12, 15, ı8, für welche durchaus wenigstens zwei Versuche, jedesmal mit neuen Reagentien angestellt wurden, so stimmen die beobachteten Zeiten innerhalb jedes Versuchs mit un- veränderten Flüssigkeiten bis auf einige Zehntelseeunden überein, während die Unterschiede bei Anwendung verschiedener Lösungen von SO, und HJO, mitunter bis zu zwei Secunden steigen; ein Beweis dafür, dass der Apparat zur Messung der Reactionsdauer mit Fehlern gearbeitet hat, welche gegenüber der Unsicherheit des Mischungs- verhältnisses bei jedem neuen Versuche ganz und gar zurücktreten. Ein richtigeres Bild der mittleren Beobachtungsfehler bekommt man daher, wenn man die Hauptquelle der Werthschwankungen für die Reactionsdauer ? in der Unsicherheit der Zahl » vermuthet. Nun lehrt die Felilertheorie den Einfluss dt einer Werthunsicherheit dn von n auf die Reactionsdauer ? durch Differenziren von (1) nach n finden wie folgt: di = = an — yi dn (2) mt! n und den mittleren Fehler r der Reactionsdauer aus der mittleren Unsicherheit v der Zahl n: { en (3) Da die Gewichte y der Beobachtungen f den Quadraten ihrer mittleren Fehler umgekehrt proportional sind, so gilt: g = Constante : 7’ (4) und es steht die Wahl der Constanten für jede einzelne Beobachtungs- reihe in unserem Belieben: insbesondere ist es uns erlaubt, constante Factoren in y,. z. B. den Factor ı:v* mit der Öonstanten zu vereinigen. u — EEE. SE ET nn m Laxvorr: Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure u. schwefliger Säure. 1009 Zur Gewichtsberechnung genügt es, wenn y nur näherungsweise durch eine vorläufige Bestimmung bekannt ist. Obwohl also v zu berechnen im Grunde nicht erfordert wird, so gaben die obenerwähnten wiederholten Versuche der Reihe II doch Gelegenheit, für 9 Mischungsverhältnisse den mittleren Fehler r un- mittelbar, und y daraus vermöge der Gleichung (3) zu ermitteln. Ein mit Rücksicht auf die Anzahl der Wiederholungen gebildeter Mittel- werth der Quadrate von v liefert: V=#E.0.07 (5) und man ersieht daraus, dass die mittlere Unsicherheit in der Angabe der Zahlen n (welche von ı.2 bis 10.2 steigen), fast eine Einheit der letzten angegebenen Decimale beträgt. Gleichung (3) giebt den mittleren Fehler r der Beobachtung aus einem Versuch, Gleichung (4) ebenso das Gewicht derselben. Dieses erhöht sich in dem Maasse, als unabhängige, d. h. mit neuen Reagentien angestellte Versuche vereinigt wurden, um die Zeitdauer ? der Reaction zu gewinnen. Daher berechnet sich das Gewicht einer Mittelzahl ? aus: Gewicht — SE x Names mE m) (6) x Y worin auch 2°y’ für ein und dieselbe Versuchsreihe eonstant bleibt, ebenso wie der Exponent 2, + 2. Der Gang der Ausgleichungsreehnung soll an der Hand der ersten Versuchsreihe gezeigt werden, wogegen für die folgenden nur die wichtigsten Zahlen mitgetheilt sind. Die Constante der Formel (6) wurde für die erste Reihe = 1000 gesetzt, die Zahl der Versuche war durchweg Eins. Reihe i. Beobachtet Gewicht p (abgerundet) 1.2 23.3 1 1.5 17.12 4 1.8 13.12 9 2.4 8.48 40 3.0 6.23 110 3.6 4.82 280 42 | 3.91 579 Die Werthe / werden gemäss (1) näherungsweise wiedergegeben durch 2a EIN u ea‘ (7) o n? n 1010 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. Die Zahlen 4, werden auf Tausendtel genau berechnet und um / ver- mindert. Setzt man nun: sent: y=-yuH+N (8) so ist nach Tavror’s Satz mit Vernachlässigung höherer Glieder: I, „.lognatn.n. I n . .. IN . . . Nachdem man die Beobachtungen / um Grössen d (übrigbleibende Fehler der Ausgleichung) verbessert hat. werden die sogenannten Fehlergleichungen von der linearen Form: R 1 T, oe=L—t+ = E— a log natn =» (9) aufgestellt. Zur Bequemlichkeit bei der Rechnung wird noch gesetzt: Iy—=y (10) und es ergeben sich die Fehlergleichungen: d, = + 0.003 + 0.778 — 0.43% Gewicht ı ), = — 0.164 + 0.56£ — 0.697 » 4 6, = — 0.044 + 0.43 E — 0.77% » 9 d, = + 0.199 + 0.29 £ — 0.767 » 40 (t1) d, — + 0.085 + 0.21 £ — 0.697 » 110 = + 0.050 + 0.16 — 0.62% »..280 6,= 0.000 +0.13E— 0.567 » 590 Hieraus bildet man in bekannter Weise die Normalgleichungen: a 5.98 + 28.538 — 98.88 % 0=— 20.42 — 98.88£ + 369.287 \ m woraus hervorgeht: E=— 0.251 y=-—00o01 „= 10.001: ferner die Gewichtsreeiproken Q,, für £ und Q,, für „': G.=172:05 ZRH; Durch Einsetzen der £ und „’ in die Fehlergleichungen findet sich: f p3? d, = — 0.186 0.0346 , = — 0.297 0.3528 6, = — 0.144 0.1863 = + 0.134 0.7200 d,—= + 0.039 0.1650 &= + 0.016 0.0840 org 0.3990 [7%] = 1.9417 Bei der Auflösung der Normalgleiehungen ergab sich [pdd] nach Lanporr: Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure u. schwefliger Säure. 1011 zweien der üblichen Controlformeln ebenfalls gleich 1.94. Der mittlere Fehler u der Gewichtseinheit wird daher: as: 1% —Y er EN HE: MN - und die mittleren Fehler 4, und u, der Unbekannten £ und »': a vYQı = + 0.435 V2.o5 ; — 0.623 Be UVQ, = — SEO, DT V26.57 also, da #, für die Unbekannte 7 gleich o.ıu: Ber 0.au2L und man hat zuletzt gemäss (8): x = 29.966 + 0.435 6 Y= 1.424 = 0.012 Als Schlussprobe zur Controle der gesammten Zahlenrechnung, auch um zu sehen, ob die Öoeffieienten der Fehlergleichungen scharf genug eingeführt waren, wurden die Differenzen 29.966 et (unter # die beobachteten Zeiten verstanden) der Reihe nach gebildet und mit den vorstehenden Worten der übrig bleibenden Fehler ö, bis 6, übereinstimmend gefunden. Kine Entstellung der Beobachtungen durch einen irrigen constanten Faetor vermöchte die Ausgleichung selbstverständlich nicht aufzudecken. Reibe 2. Anal Beobachtet der p ° p2? Versuche = t 2 er 0.1694 + 0.258 0.0113 I 1.8 43.54 0.2215 + 0.286 0.0180 I 2.1 33.83 0.4990 + 0.241 0.0290 I 2.4 | 27:08 1.009 + 0.314 0.0994 I 27 | 22.66 1.876 — 0.060 0.0068 2 3.0 18.95 6.539 + 0.076 0.0388 1 3.6 14.15 8.545 — 0.024 0.0049 I 22 11.03 19.25 — 0.048 0.0444 2 4-5 9.82 55.40 — 0.008 0.0036 I 4.8 | 8.94 38.91 — 0.110 0.4708 I 5.4 7-28 72.40 + 0.004 0.0014 1 6.0 6.16 126.20 — 0.027 0.0990 ı | 4.52 329.70 + 0.033 0.3590 [P3%] = 1.1864 1012 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. November. Es wurde gesetzt: p = 0.01n°” X Versuchszahl und die Rechnung ergab: In A) 114.468 + 0.190 | 1.6334 + 0.0015) (14) Reihe 3. Anzahl der Versuche Es wurde gesetzt: p=- p2d — 0.120 0.0058 + 0.543 0.2269 + 0.293 0.1949 + 0.340 0.0859 + 0.143 0.0723 + 0.518 0.4894 — 0.162 0.2066 70.359 0.4951 — 0.118 0.1452 — 0.170 0.2216 — 0.127 0.1610 — 0.030 0.0303 — 0.076 0.1643 — 0.058 0.1603 + 0.081 1.1392 — 0.100 0.7008 — 0.084 0.7621 + 0.030 0.2454 + 0.047 0.5525 — 0.018 | 0.0988 [p23] = 6.1584 16 R X Versuchszahl und als Endergebniss der Rechnung gefunden: en Yy Hr. Hrermann hat — gBR,.BıL0) 12,19 1.6595 + 0.0048. (15) in derselben Weise auch jene beiden Versuchs- reihen bearbeitet, welehe in der zweiten Mittheilung als Nr. 5 und 6 angeführt sind, in der ersten aber noch nicht auftreten. Der Con- sequenz wegen und um mit Öriginalzahlen der Beobachtung oder Lanporr: Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure u. schwetliger Säure. 1013 wenigstens solchen Werthen zu rechnen, welche den Originalzahlen einfach proportional sind, wurden auch diesmal Formeln für 7 benutzt, in welchen nieht die Concentration, sondern die Anzahl »n der Mole- cüle Wasser auf 3 Mol. SO, und 3 Mol. HJO, auftritt: m \® D—R% _. =! (16) 10000 Waren nun wieder Werthe x, und y, durch Combination zweier Beob- achtungen bekannt und galten die Ausdrücke (8). so wurden anstatt nach (9) die Fehlergleichungen gebildet nach: 9=4L—t+a®E + x,a® log nata»n (17) und die Gewichte p gemäss: 1000 a? p P=——— X Versuchszahl. (18) a: ar 0 Yo Q worin, wie man aus (16) ersieht: d — 0.0001M. (19) Reihe 5. Anzahl der Versuche Beobachtet p2> 0.8037 002523 0.0450 2.6290 0.0044 0.0099 1.9110 0.0080 0.0122 0.0137 [P32] = 6.1892 -» mM N m oe IN Die Rechnung hat ergeben: 4085 + 0.0118 | 5394 + 0.0163.) I vw © 1014 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 18. November. Reihe 6. zu Beobachtet der p2> Versuche I — 0.356 0.4081 I — 0.239 0.2202 1 — 0.030 0.0034 L + 0.123 0.0911 1 + 0.237 0.4042 1 + 0.056 0.0298 3 + 0.029 0.0305 I + 0.176 0.4667 I + 0.303 1.8190 2 — 0.139 1.0320 1 — 0.028 0.0326 I — 0.006 0.0029 2 — 0.046 0.3935 [P23] = 4.9340 Aus der Rechnung folgen die Constanten: (21) x = 0.2408 + 0.0037] Yy= 2.5263 + 0.0079\ Wenn somit gemäss (13). (14). (15), (20) und (21) die Grössen y in allen fünf hier diseutirten Beobachtungsreihen mit einem sehr be- friedigenden Grade von Genauigkeit bestimmt werden konnten, so ist doch nieht zu verkennen, glass die übrig bleibenden Fehler d auf regelmässige Abweichungen zwischen der schliesslich gefundenen Formel und der dazu benutzten Reihe der beobachteten Zeiten ? hindeuten. Ein Bliek auf die Vorzeichen der d beweist dies, und zwar zeigen die erste bis dritte Reihe einerseits, die fünfte und sechste Reihe andererseits unter sich eine gewisse Verwandtschaft in der Gruppirung der Vorzeichen, was darauf schliessen lässt, dass die aufgefundenen Formeln, so sehr sie sich den Beobachtungen anschmiegen, doch noch kein erschöpfender Ausdruck des Gesetzes sind. das in diesen zum Vorschein kommt. Der Vergleich mit den Tabellen der zweiten Mit- theilung lehrt, dass hieran durch Einführung der Concentration an Stelle der Anzahl m oder n der Moleeüle nichts geändert wird. Es hatte noch ein gewisses Interesse, die durch Ausgleichungs- rechnung gewonnenen Werthe für die Constante y mit denjenigen zu vergleichen, welche nach dem früher in Mittheilung II angewandten Näherungsverfahren erhalten worden sind. Hierbei stellen sich folgende Abweichungen heraus: Laxporr: Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure n. schwefliger Säure. 1015 A. Beobachtungsreihen der ersten Versuchselasse (H,O und SO, constant, HJO, variabel). Reihe ı. Reihe 2. Reihe 3. Reihe 4. Alte Berechnung 1.429 1.627 1.657 1.641 Neue » 1.424 1.633 1.6595 nicht berechnet. B. Beobachtungsreihen der zweiten Versuchsclasse (SO, und HJO, constant, Wassermenge variabel). Behufs dieser Vergleichung sind die Werthe, welche früher in Mittheilung II. S. 207 und 208 für den dort mit z bezeichneten Ex- ponenten erhalten wurden, zu verdoppeln. Man hat dann: Reihe 5. Reihe 6. Alte Berechnung 2.554 2.538 Neue » 2.539 2.520, Für die in Mittheilung II. S. 208--210 aufgestellte allgemeine Formel: — K ® (so, 2 Oyo, i welche die Zeitdauer der chemischen Umsetzung für jede Concentration € an SO, und HJO, finden lässt, hatte die alte Berechnungsweise (mit Weglassung der Reihe ı) den Exponenten folgende Werthe zuertheilt: für HJO,: 1.642 für SO,: 0.904, während aus den durch Ausgleichungsreehnung gefundenen Zahlen sich t (22) ergiebt: für HJO,: 1.646 für SO,: 0.886. Wie man sieht, sind in allen diesen Fällen die Differenzen un- erheblich, und es wird daher bei der Berechnung der Zeiten keine wesentliche Verschiedenheit zwischen den Resultaten der alten und neuen Formeln auftreten. Somit dürfte zu Interpolationszwecken kein Grund vorliegen, die erstern zu verlassen. Schliesslich möchte ich nieht verfehlen, Hrn. Hrermann meinen besten Dank auszusprechen für das an der vorliegenden Sache ge- nommene Interesse sowie die viele Mühe. welche er auf die umfang- reichen Rechnungen verwandt hat. Ausgegeben am 25. November. 2 u vw. 2: 4 BT I r T Mn Blaue 2: EICH I En a a Di MN On Ay b a eu J Ha? nn rein Ra EN, 2 ku. sie NR LE STE von hd e Ilatır Anl br a7); Iran ı ; A I . en air MN iu er dl hi, ur ar Di Pt Zu) u gar be i rer nr r ‚on Era) - ul) wi ; uk: A R if ns Wu si I arkı h AN}, L IN kin ei! dt Me 2 ‘ | > h % Au f ” 2 v4 >- 8 Be Tas u Br u ’ 1 4 5 "H 4‘ T % Mur . & b REIT IT Hy u TIIBA Lı ı 6 Er D 1 Te uf N Er | % H Y Bei: en Be BUer.. “7 ’ w° a a - EV v2 Pe 5, #3 x « . u f . ju -dE i en ee ar ee ee DE u uud 5 u a en, dt aa ee 5 Eu ‘ W 7 u A F i ’ ea DEN al u as R PABET 1ER TG IE % - vl \ j P I en \ ‘ dee ev üng “ \ » 2 f 2 f ! + (ag e, f < i ur 2, Yl Leu Ns Mn ö e Wr ULM UTFrE PP ET... . . £ < DEE ] ö Kar auııe F u Tee ur ä Juli or u, - n 7 s N 1 il Mn > ‚salat 4:1, ae A f Deu q ( j ( j ' 1 Kuh rc ur?) - f uf RN nr Taler A Y 29 Posen } » ya ß ABar ar ut ee ar. i ; A er ee f. f Mm « Ye de bar Tut f ul Hisılı ia una Mn ’ es r a ß " u ) Kia 2 Var i 4 Ful - ME f 7 Duy, y 1 - y i = Fr 1886. XLVI. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 18. November. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnmsen. l. Hr. Brunser las über die Herkunft der Schöffen. 2. Hr. vox Syger legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. SchottmüLLEr vor: Bericht über die archivalischen Forschungen zur Ge- schiehte und den Process des Tempelherrn-Ordens. Die Mittheilung folgt umstehend. G os ö NR h e v nn ' ’ a VIMRIFRUNT my: HrTAER vr N En j, TEA IA AR an De? R 5 fr j . - wg - f Eat 7 0 TEL * I mm BEN) N ’ E a Dt s Bam Wa x ni I AT mn 1 ’ vs Hier ar Y ” PIERe e | ' Y Wa . Eee DIE 7 sten BR 1 1,1047 | sata ke AL x Di NLCTeR Are rt an een f un kinie ale A ig YR 4 Er . A . R a ve B 5 P] 7 y r < :" - 1 r h % f N = se Hi u 18% ® 1019 Berieht über die archivalischen Forschungen zur Greschiehte und den Process des Tempelherrn-Ordens. Von Prof. SCcHOTTMÜLLER. (Vorgelegt von Hrn. von Svser.) Seit dem Verluste Akkons 1291 hatten die beiden mächtigeren geistlichen Ritterorden ihren Sitz auf der Insel Cypern gehabt und von dort aus ihren Kampf gegen die Ungläubigen fortgesetzt. Im Laufe des Jahres 1306 wurden die beiden Grossmeister von Clemens V. nach dem Abendlande berufen, vorgeblich um ihren Rath über die Unternehmung eines neuen Kreuzzuges und über die Möglichkeit einer Verschmelzung beider Orden abzugeben, in Wirklichkeit aber um den Papst Clemens, der durchaus nicht Willens war, seinen Sitz dauernd nach Frankreich zu verlegen, einen Rückhalt gegen ähnliche Gewalt- sehritte Philipp's des Schönen zu bieten, wie dieser sie gegen Bonifaz VII. zu Anagni ausgeführt hatte. Der Johannitermeister Villaret entschuldigte zunächst sein Ausbleiben mit den Vorbereitungen zu der Eroberung von Rhodos. Der Templermeister aber, Molay, folgte dem Rufe, kam mit dem Grosspraeceptor Öyperns und wenigen seiner Ritter nach Marseille, begab sich zum Papst auf englisches Gebiet und später mit demselben nach Poitiers, wohin er auch mehrere der im Abendlande weilenden Grosswürdenträger des Ordens kommen liess. Obwohl von Philipp’s hinterlistigen Absichten und den von eben diesem König ausgestreuten Verläumdungen gegen die Templer genau unterrichtet, liess sich Molay doch, ohne dass wir den Grund dazu erführen, dazu bewegen, sich Anfangs October 1307 in die Macht- sphaere des Königs nach Paris zu begeben, ward hier auf unrühm- liche Weise in Sicherheit gewiegt — der König nahm selbst in der Tempelburg Quartier — und, nachdem er noch am ı2. October bei der Leichenfeier von des Königs Schwägerin, der Erbin Constantinopels, eine hervorragende Ehrenstelle eingenommen hatte, in der darauf folgenden Nacht in der Ordensfeste, dem Tempel, überrumpelt und mit 140 seiner Recken gefangen genommen, 1020 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. Das allem kirchlichen und weltlichen Recht hohnsprechende Ver- fahren suchte der König durch ein Manifest am 14. October zu recht- fertigen, ward aber durch eine Bulle des Papstes vom 27. October desselben Jahres Lügen gestraft, und suchte nun durch ganz unerhörte Foltern Aussagen von den Gefangenen zu erpressen, die ihn vor der Welt rechtfertigen sollten. Durch eine Reihe weiterer Fälschungen, wie unter andern von Geständnissen Molay’s, die dieser selbst unter den furehtbarsten Todesqualen als erlogen bezeichnete, ward Clemens vielleicht weniger von der Schuld der Templer überzeugt als durch die politischen Umstände gezwungen, dem König nachzugeben und eine allgemeine Untersuchung über die Schuld der Templer in allen Ländern anzu- ordnen, die überall da, wo französischer Einfluss maassgebend war, also auch in Neapel und dem Patrimonium Petri zu erfolterten belastenden Aussagen führte, an allen übrigen Orten aber mit der Freisprechung der Templer von den schuldgegebenen Anklagepunkten, so namentlich betreffs Ketzerei, endigte. Es hat über dem Processe, der zum Untergang des mächtigsten der drei, während der Kreuzzüge entstandenen geistlichen Ritterorden führte, lange Zeit der Unstern gewaltet. dass die Acten desselben, ebenso wie die darauf bezüglichen Verhandlungen des Coneils zu Vienne (131 1— 1312) den Geschichtsschreibern völlig entrückt waren. Nur diesem Umstande ist es zuzuschreiben, dass sich eine lange Reihe von falschen, ausschliesslich auf Combination und Conjeetur beruhenden Fabeln bilden konnte. Noch schlimmer ward das Ärgerniss, wie Micnerer in der Vorrede zu dem von ihm 1841 herausgegebenen pro- ces des templiers der päpstlichen, zu Paris 1309— 1311 inquirirenden Generaleommission p. IV sagt, durch kurze Auszüge, durch theilweise aus dem Zusammenhange gerissene Citate, nur ausgewählt nach dem Standpunkte der betreffenden Verfasser. Die Gelehrten, welche den später von ihm im Ganzen edirten Process benutzt gehabt, hatten nur dasjenige daraus gegeben, was die beiden völlig entgegengesetzten Systeme, ihre »Plaidoyers« zu stützen geeignet war: »sie haben dar- »gelegt und sie haben verheimlicht«. »Besser war es, alles zu ver- »öffentlichen, alle Urkunden, alle Actenstücke vollständig zu geben. »Dieses grosse Ereigniss, vielleicht das gewichtigste des gesammten »Mittelalters, musste, um würdevoll behandelt zu werden, sich der »Kritik darbieten in der Unversehrtheit aller Einzelheiten (omnia munda »mundis), in seiner vollen, naiven und schrecklichen Wirklichkeit. « Was der grosse französische Geschichtsschreiber damals im Inter- esse der historischen Gerechtigkeit wünschte, ist bisher nur in geringem Maasse in Erfüllung gegangen, und noch in neuester Zeit sind Auszüge “ ScaorrmÜLter: Geschichte und Process des Tempelherrn - Ordens. 1021 in der von ihm so scharf gegeisselten einseitigen Weise veröffentlicht worden.‘ Wenn nun trotz der Gefahr, durch Eintönigkeit und zahllose Wiederholungen das Studium der Acten zu erschweren, dieselben möglichst vollständig von mir zum Druck gegeben sind, so geschah dies hauptsächlich, weil sie oft genug in sich die Kriterien bergen über Möglichkeit, bez. Wahrscheinlichkeit der Aussagen und ihrer Richtig- keit, weil sie auch durch die Beurtheilung ihrer selbst dem eindringlichen Forscher über zahllose Punkte Aufschluss gewähren, die bisher un- bekannt oder unbeachtet geblieben waren. Erscheinen auch auf den ersten Anblick, wie schon Micn£zer bei seiner Veröffentlichung es wahr- nahm, in dem monotonen Latein des päpstlichen Notars die Antworten ebenso identisch, ebenso uniform, wie die zu Poitiers zwischen Philipp IV. und Clemens V. vereinbarten Fragen, so wird ein aufmerksamer Beob- achter nicht ohne Interesse wahrnehmen, wie selbst unter dieser plumpen Hülle die menschliche Individualität sich darthut mit ihrem Naturell, ihrer Verschiedenartigkeit, den Zufälligkeiten des Lebens, ja sogar oft genug mit dem unvorhergesehenen Hervorbrechen der lang zurück- gehaltenen Leidenschaft der Verzweiflung. Eine diplomatisch genaue Veröffentlichung,” wie sie anfangs des nächsten Jahres erscheinen wird, ist aber um so nothwendiger, als die betreffenden Acten sich zum Theil in sehr zerstörtem Zu- stande befinden, und dieser Zerstörungsprocess trotz der in neuester Zeit darauf verwendeten Sorgfalt fortschreitet, die Pergamente also in absehbarer Zeit wirklich unlesbar werden können. Dann aber ist auch nicht ausser Acht zu lassen, dass, wie schon früher auf die ! Prurrz, Culturgeschichte der Kreuzzüge. 1883. S. 619— 632, wo ein Zerrbild dieser Acten und ihres Inhalts gegeben wird, indem die schwerer lesbaren als »durch Schimmel zerstört für unlesbar« erklärt werden, in Wirklichkeit aber von dem Ge- sammtinhalt so wenig Kenntniss genommen ist, dass z. B. bei dem unter Nr. ı ver- öffentlichten eyprischen Process von H. Prurz gar nicht bemerkt ward, dass die von ihm besprochenen Zeugen dieselben Templer sind, von denen er unter Nr. 3 ein anderes Protocoll desselben Verhörs bespricht. Ja, es hat derselbe sich nicht einmal die Mühe genommen, den allerdings über 150 Fuss langen rotulus auch nur aufzu- rollen, sonst hätte er merken müssen, dass, von völlig verschiedener Hand auf anders praeparirtem Pergament geschrieben, der von mir hier veröffentlichte erste eyprische Codex angeheftet war. ® Von dieser Regel durfte zur Ersparung des Raumes nur da abgewichen werden, wo, sei es wirklich durch Übereinstimmung der Zeugen, sei es durch die Individualität des Protocollführers veranlasst, die Fragebeantwortungen wörtlich übereinstimmten; aber selbst da ist auf die an sich unbedeutenden Varianten hingewiesen worden. Da dieser Band sich als eine Fortsetzung bez. Ergänzung zu Micaerer’s proces des Templiers betrachten lässt, so durften aus dem gleichen Grunde der Raumersparniss die dort, im 1. Band veröffentlichten, an demselben Tage, dem 12. August 1308, von Poitiers aus an alle christlichen Regenten in völlig übereinstimmendem Wortlaut gesendeten Bullen unabgedruckt bleiben. Sitzungsberichte 1886. 97 1022 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. liberale Öffnung des vaticanischen Geheimarchivs, wie sie selbst der evangelische Bischof Münter sich zu Nutze gemacht hatte, Zeiten der hermetischen Abschliessung gefolgt sind, derartige Zeiten wiederkehren können, besonders wenn nicht mehr wie jetzt so überaus wohlwollende und einsichtige Leiter an der Spitze der päpstlichen Archive stehen, also die Forscher wieder in die Lage kommen können, nicht das ge- sammte vorhandene Material selbst prüfen zu dürfen. Die Schicksale, welche die auf den Templerprocess bezüglichen Handschriften durchgemacht haben, sind nur zum geringen Theil fest- zustellen. Ist zunächst daran festzuhalten, dass mit Ausnahme des Immediatberichtes der päpstlichen Generaleommission in Frankreich und des Patrimonium Petri von den Originalprotocollen im Vatican sich keine Spur auffinden liess, sondern nur die behufs Verlesung vor dem Coneil zu Vienne angefertigten Auszüge, wie der früher von LoiseLeur und die weiter unten zu besprechenden Handschriften vor- handen sind, so ergiebt ein Blick in die treffliche Arbeit Emmue’s über Schatz, Bibliothek und Archiv der Päpste im XIV. Jahrhundert, ' dass Clemens diese und voraussichtlich auch die auf dieselbe An- gelegenheit bezüglichen Acten der anderen Länder auch bei kleineren Reisen mit sich führte, sei es, um sie als Material gegen Philipp IV. dauernd zur Hand zu haben, sei es, um sie vor dessen räuberischen Händen und der Vernichtung zu schützen, der selbst das registrum Bonifacii VIN. nieht völlig entgangen war. Nur so lässt es sich erklären, dass als Clemens V. auf der Reise zu Roquemaure bei Carpentras 1314 starb, in dem nach erfolgtem Tode aufgenommenen Inventar des »Schatzes«, welches nach der Bulle Gregor’s IX. durch den Cardinal-Kämmerer sofort angefertigt werden musste, sich unter Anderem folgende nach damaligem Brauche zum »päpstlichen Schatz « gerechneten Archivalien verzeichnet finden: 2 Falget OE, duos libellos de regula Templi. 7. It. unam litteram bullatam, tria instrumenta et quasdam litteras elausas: —prediete littere sunt in una techa posite in cofino signato per signum x ” ı0. It. unum cofinellum parvum, in quo sunt multe littere regis Franeie super factum Templariorum, et est repositus in eodem cofino. ! Archiv für Litteratur- und Kirchengeschichte des M. A. Herausgegeben von Desire und Enkte 1. Bd. ı. Heft S. 1—48. 2 Da die Mehrzahl der auf Bonifaz’ Diffamation und die Templer bezüglichen Actenstücke mit demselben Kreuz bezeichnet sind, so ist die Möglichkeit nicht aus- geschlossen, dass auch diese verschlossenen Briefe sich auf dieselben bezogen. Scnorımürver: Geschichte und Process des Tempelherrn - Ordens. 1023 12. — — — — predieta posita sunt in cofino signato per hoe signum *. 15. It. unam cassam ligneam, in qua est una papirus sigillata sigillis tribus cardinalium.' 16. It. unam cassulam sigillatam tribus sigillis cardinalium, in qua dieitur esse bulla. 21. It. duos coffinos ligatos, in quibus sunt multe seripture Templariorum et similiter aliorum sigillatos ut supra. 22. It. in uno eofino veteri diversorum colorum sunt: una littera bullata bulla dni Clementis et plures seripture posite in V saceulis sigillatis eontingentes negotium Templariorum. Nach Avignon zurückgebracht, blieben diese Acten daselbst, bis sie in der Mitte des ı5. Jahrhunderts mit den übrigen »Schätzen«, allerdings nicht ohne beträchtliche Einbusse” nach Rom kamen, wo sie in der Engelsburg gesichert wurden, dann aber 1810, auf Napoleon’s Geheiss, mit dem gesammten vaticanischen Archiv nach Paris wan- derten,’ wo, wie das von Raynovarn angefertigte, in dem kritischen Theile meiner Arbeit veröffentlichte Verzeichniss erweist, selbst noch 1812 eine ausserordentlich viel grössere Anzahl von Templeraeten, als jetzt vorhanden ist, existirte, welche erst seit dem gleich nach der Restau- ration der Bourbons erfolgten Rücktransport des vaticanischen Archivs nach Rom verloren gegangen sind und bisher nieht auffindbar waren. Die Möglichkeit dieses Verlustes, der vielleicht nur aus einem das Wiederfinden nicht ausschliessenden »Verlegen « entstanden ist, erklärt sich hauptsächlich aus dem von Hrn. Cardinal HERGENRÖTHER mitgetheilten Umstande, dass die Templerprocesse nicht dem eigent- lichen Archive einverleibt waren, es deshalb auch jetzt noch un- möglich ist, dieselben nach ihren Registernummern zu eitieren. Aus diesem Grunde und um späteren Verwechselungen vorzubeugen erschien es mir auch nothwendig, die Breiten- und Längenmaasse der einzelnen Handschriften anzugeben, zumal wiederholentlich die Codices getheilt worden, die Bruchstücke theils gänzlich verloren gegangen, theils zeitweise verlegt, später wiedergefunden, aber wegen ihrer schweren Lesbarkeit für besondere Codices gehalten worden sind, bis sie 1880 von mir als zusammengehörig erkannt, richtig zusammengestellt und ! Vielleicht enthielten diese das bisher vergebens gesuchte, von drei Cardinälen abgehaltene Verhör Molays und der Grosspräceptoren zu Chinon, dessen Fälschung oder Unterschiebung oben erwähnt ist. ? Dıekanr, die neuere Litteratur zur päpstlichen Diplomatik in dem historischen Jahrbuche der Görres-Gesellschaft Bd. IV. S. 255. » Wo Raynovarp sie sorgfältig benützt hat, aber ohne irgend welche Angabe zu machen, welchem Actenstücke seine Excepte angehören. Ele 1024 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. auf meine Veranlassung wieder zusammengeheftet worden sind." Aber nach dieser ersten sichtenden Arbeit habe ich bei dem mangelhaften Lichte lange vor den der Hauptsache nach schwer, zum Theil scheinbar gar nicht entzifferbaren Handschriften gesessen, in Zweifel, ob das Abschreiben überhaupt möglich sei und ob die aufgewendete Mühe belohnt werden würde. Da gab ein zu rechter Zeit eintreffendes Wort des Feldmarschalls, weiland Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Frıeprıcn Karı von Preussen, der in Auffassung und Dar- stellung ein bedeutenderer Historiker war, als in weiteren Kreisen bekannt ist, die Entscheidung: »man muss auch die schwerste Arbeit »zunächst frisch anfangen: trotz der Schwere und trotz des zweifel- »haften Erfolges kommt dem Muthigen die Hülfe immer aus und »in der Arbeit selbst.« Und die Hülfe ist auch mir aus und in der Arbeit selbst gekommen, so dass schiesslich die beim ersten An- blick scheinbar zerstörten Schriftzüge sich schliesslich mehr oder weniger leicht lesen liessen. Besonderen Dank schulde ich Sr. Eminenz, dem Cardinalarchivar Hrn. Hereenrörtner für die bereitwilligst zugestandene Benutzung des vaticanischen Archivs wie für manchen praetisch verwendbaren Wink, sodann aber auch dem treffliehen Archivisten Don Pırrro WENZEL, welchem letzteren es insonderzeit auch zu danken ist, dass die von mir wegen Mangels an Zeit zurückgestellten weniger wichtigen Theile des eyprischen Processes, anstatt in sachlichen Excerpten vollständig zum Abdruck gelangen können. Um den Werth der einzelnen,* zum ersten Mal vollständig zum Ab- druck kommenden Protoeolle für die Geschichtsschreibung klar zu legen, sei Folgendes hervorgehoben. Das Verhör zu Poitiers vom 28. Juni bis 2. Juli 1308. Hatte König Philipp seinen Hauptschlag gegen die Templer vom 13. October 1307 trotz der entgegengesetzten Behauptungen in seinen amtlichen Erlassen nicht nur ohne Mitwissen, sondern sogar direet gegen ein dem Papst Clemens gegebenes Versprechen geführt, so war er in seinem Hauptstreben, der völligen Vernichtung der Templer, abgesehen von manchen inzwischen errungenen kleineren Vortheilen, nieht vorwärts gekommen, und selbst die zu Tours am Anfang ! Rühmend sei bei dieser Gelegenheit des Archivisten Don GrEGoRIO PALMIERI gedacht, der bei der damals noch nicht in dem jetzigen Umfange gestatteten Benutzung des Archivs durch Aufsuchen der fehlenden Stücke mir wesentliche Hülfe geleistet hat. Scnorrmürter: Geschichte und Process des Tempelherrn - Ordens. 1025 Mai 1308 erfolgte Verdammung dieser geistlichen Ritterschaft seitens seiner Generalstände, die freilieh zu einem solehen Urtheil weder berechtigt noch befähigt waren, konnte in ihren Drohungen nur als ein Pressionsmittel gegen den Papst dienen, um die von Ülemens dem Beichtvater des Königs und Inquisitor Franeiens, W. Imbert, und den französischen Bischöfen entzogene Befugniss zu weiterem Inquisitionsverfahren wieder zu verschaffen, Allein der nach der bis- her gültigen, aber nicht begründeten Auffassung »stets nachgiebige schwache Clemens« setzte Philipp einen so zähen, wohldurchdachten Widerstand entgegen, dass dieser darauf denken musste, den Papst von seiner, des französischen Königs, ungünstigen Meinung über die Templer zu überzeugen, und zwar nicht wie bisher durch unbe- glaubigte Behauptungen, in welche Kategorie der Papst sicherlich auch die sogenannten Eingeständnisse der gefangenen Templer, nament- lich Molay’s, rechnete, sondern durch eine Vernehmung von Temp- lern aller Grade, die unter seiner eigenen Leitung vorgenommen werden sollte. Philipp ging scheinbar darauf ein: er hatte, auch abgesehen von Flexian oder Floyrac, dem in das Reich der Mythe zu verweisen- den Prior von Montfaucon, eine grosse Reihe von dem Orden untreu gewordenen oder ausgetretenen Templern an der Hand; andere waren durch lang fortgesetzte Foltern und vielwöchentlichen Hunger mürbe gemacht — die Acten ergeben das ohne Commentar — und hatten sich bereit erklärt, die gewünschten Aussagen auch vor dem Papst zu wiederholen. Selbst den Grossmeister und die Grosspräceptoren erklärte der französische König sich bereit, dem Papste in Poitiers vorzuführen. Dass diese dann, da sie persönlich vor letzterem erscheinend, Philipp’s ganzes Lügengewebe mit einem Schlage durchrissen hätten, um desswillen nicht vor dem Papste er- scheinen durften, sondern dass ihr Verhör dreien, Philipp völlig ergebenen, erst auf seine Veranlassung in ihre Würde beförderten Cardinälen übertragen wurde, ist ebenso an anderer Stelle ausgeführt, wie dass das von diesen Cardinälen aufgenommene', aber bisher leider noch nicht wieder aufgefundene Protocoll zu Chinon von den Haupt- betheiligten, namentlich von dem Ordensmeister Molay für erlogen erklärt ist, eine Behauptung, die um so mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt, als der Papst bereits in einer Bulle vom r2. August 1308 auf jene Verhöre und die darin enthaltenen Geständnisse hinweist, ! Ihre Anfertigung und Beglaubigung als öffentlicher Urkunden wird bei Balut. vit. pap. Aven. II, 123 ausdrücklich dem Könige von den drei Cardinälen mitgetheilt, der Inhalt aber nur so allgemein susammengefasst, dass man sich ein Bild von dem, durch Molay als Täuschung bezeichneten Verfahren nicht machen kann. 1026 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. während sie doch erst am 17. desselben Monats in dem zehn Meilen nördlich von Poitiers gelegenen Chinon begannen, erst am 20. August zu Ende geführt und die Protocolle nach der Cardinäle eigener Aussage bis gegen Ende des Monats den Betheiligten wiederholt vor- gelesen worden seien, also auch nicht vor dem Ende des Monats dem Papste zugegangen sein können. Die Auffindung dieser Protocolle würde wahrscheinlich eben so interessante Aufschlüsse und kritisches Material für ihre Entstehung ergeben, wie es die Verhöre zu Poitiers darbieten. Diese Verhöre fanden indessen nicht, wie in den Acten selbst behauptet wird, unmittelbar vor dem Papste statt, sondern wie die genaue, kritische Durchsicht ergiebt, vor einer Commission von fünf Cardinälen, welche aber nicht gemeinsam ihre Aufgabe erfüllten, sondern dieselbe gleichzeitig erledigten, indem jeder eine gewisse Anzahl Templer vernahm, der Papst also auch nicht, wie er selbst behauptet, zu derselben Zeit allen diesen Sitzungen ange- wohnt haben kann. Es ergeben ferner die Notariatsvermerke, dass die Protocolle der am 28., 29., 30. Juni und am ı. Juli vorgenommenen Verhöre, selbst die Fragen eingeschlossen, die am 2. Juli 1308 bei der Ver- lesung im öffentlichen Consistorium der Papst etwa richten werde, bereits vorher fertiggestellt waren! Es waren auch die verhörten ÖOrdensmitglieder, die sich zu belastenden Aussagen verstanden hatten, verpflichtet worden, am 2. Juli in jenem öffentlichen Consistorium ebenso auszusagen, wie vorher, d. h. bei der Verlesung der Aussagen nicht zu widersprechen! Als sie später ı3ro in Paris gegen die Richtigkeit des Protocolls protestirten oder ihre Aussagen als erfoltert widerriefen, wurden sie verbrannt. Diejenigen Templer, welche, nach Poitiers gebracht sich geweigert hatten, belastende Aussagen gegen den Orden zu machen, wurden dem Consistorium überhaupt nicht vorgeführt. Es erwächst aber auch dem sorgfältigen Leser dieser Acten der Zweifel, ob trotz aller beigefügten Beglaubigungsformeln der Process in der vorgegebenen Weise stattgehabt haben kann: wird z. B. behauptet, es sei jedem Einzelnen seine Aussage singulariter et divisim latine et vulgari in lingua seu materna nicht nur vorgelesen, sondern auch erläutert worden, und darauf wiederum an jeden Einzelnen vom Papste die Frage gerichtet, ob er das vorstehende bekannt habe prece, pretio, gratia, amore, odio, timore aut inductione vel aliis causis quibuseungue und utrum aliqua falsitatis addiderit presenti con- fessioni et aligua dimiserit addere veritatis et si vult in presenti con- fessione perpetuo remanere u. a. m., so ergiebt sich aus der Zeit, die ScaorrmÜüLter: Geschichte und Process des Tempelherrn - Ordens. 1027 allein das Verlesen des erhaltenen lateinischen Textes von den noch vor- liegenden 33 Zeugenaussagen, also der kleineren Hälfte des Gesammtpro- tocolls, dass dieoben gerühmte Genauigkeit an dem einen Tage, dem 2. Juli 1308, gar nicht angewendet worden sein kann. Der Umstand, dass die Protocolle zu Anfang stets sehr viel breiter angelegt worden waren und gegen den Schluss immer mehr summarisch gefasst werden, also auch bei den Verhören eiliger verfahren ist, gestattet die Folgerung, dass da das gesammte Protocoll laut Nota- riatsvermerk auf 5 rotuli abgefasst war, für die fehlenden 39 Templer also nur 2 rotuli verwendet wurden, mit dem Verhör der letzteren sehr viel leichtfertiger verfahren worden sei: es würde dies auch die Thatsache erklären, dass zu Paris so viele Ordensleute behaupten, sie hätten gar nicht oder nicht in der angegebenen Weise vor dem Papste ausgesagt. Viel bedeutsamer aber ist die Wahrnehmung, dass die Sub- jeetivität der Protocollführer sich in so auffallender Weise bemerklich macht, dass zum Theil der Sinn völlig verändert wird. Lässt u. A. der eine die Neuaufzunehmenden stets bitten um die fraternitas domus diete, so fordern bei dem andern dieselben fraternitas ordinis. Am auffälligsten zeigt sich aber die gerügte subjeetive Auffassung bei der Vernehmung des Zeugen Iterius de Rupeforti. Wenn nun schon allein bei diesen drei Protocollen zu Poitiers, die doch nach einer einheitlich gegebenen Instruetion zu demselben Zweck, zu derselben Zeit, unter den Augen des Oberhauptes der Kirche, ja wie behauptet wird, in seiner Gegenwart geführt sind, eine so bedeutende Ver- schiedenheit durch die subjeetive Auffassung der Process- oder Pro- tocollführenden sich kundthut, dass man den Schwerpunkt bei der Forschung auf die Fragen und die in diesen befindliche Laneirung der Antworten suchen muss, dann erscheint auch die Frage berechtigt, ob man nicht bei den anderen Verhören, die doch unter den ver- schiedensten Einflüssen, an weit entlegenen Orten, von ganz verschiedenen Personen abgehalten wurden, noch viel mehr Bedacht nehmen muss auf das Ausscheiden der subjeetiven Zuthaten. Der Hauptwerth dieses vor dem Papste veranstalteten Verhörs wird also zum Theil auch darin gesucht werden müssen, dass dureh dasselbe es ermöglicht wird, wenigstens in einigen Fällen durch die Vergleichung der an drei verschiedenen Stellen, 1307 vor dem Gross- inquisitor Imbert, 1308 zu Poitiers vor dem Papst und ı310 vor der päpstlichen General-Commission gemachten Aussagen, die subjectiven Elemente auszuscheiden, und durch Hervorheben der bei dieser Gelegenheit sich ergebenden Widersprüche so manche Aussagen auf ihren wahren Werth zurückzuführen. 1028 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. Excerpt des englischen Processes. Der englische Process war bisher verhältnissmässig am genauesten bekannt, da durch den trefflichen Beschluss der Londoner Synode 1309, jedem der Bischöfe zur Ermöglichung eingehender Überlegung und Berathung eine Abschrift von den Aussagen der gefangenen Templer und den zugezogenen Zeugen an die Hand zu geben,' das betreffende Material fast vollständig uns erhalten ist, und diese Voll- ständigkeit wesentlich dazu beigetragen hat, selbst diejenigen von der Unbescholtenheit der »englischen Zunge« der Templer zu überzeugen, die im Übrigen nicht anstehen, den gesammten Orden als der er- hobenen Anklagepunkte schuldig zu verdammen. Wie aber selbst dies treue Spiegelbild der stattgehabten Verhandlungen verzerrt werden konnte, um die zu dem Coneil zu Vienne »versammelten Väter« zu einem den Orden verurtheilenden Schluss zu bewegen, zeigt das nur ad hoc angefertigte, zum ersten Male hier abgedruckte Excerpt. Es ergeben sich aus dem Vergleich desselben mit den Originalen weit- greifende Folgerungen über die wirkliche Objeetivität der die Unter- suchung führenden englischen Bischöfe und die Flüchtigkeit in der An- fertigung dieses Auszugs, der, wie die verschiedene Namenschreibung unmittelbar neben einander, die Verwechselung von mönchischen Zeugen und Templern, zahlreich durchstrichene und radirte Wörter und vor Allem das gänzliche Fehlen von Datum, Unterschrift und Beglaubigungsformeln darthun, nicht zur Einverleibung in das Archiv, sondern nur zum Verlesen bei dem Coneil bestimmt gewesen sein kann. Nicht unwahr- scheinlich ist es, dass die päpstlichen Commissare dieses Excerpt wie die aus den anderen Processen erst in Malaussona oder in Vienne angefertigt haben. Denn wäre die Handschrift schon in England hergestellt worden, so wäre sicherlich wie bei allen den anderen Processen eine Beglaubigung hinzugefügt worden: in Vienne, von einem der Commissare selbst angefertigt und vorgelesen, hatte die Handschrift eine besondere Beglaubigung nicht nöthig. Zum Verständniss dieser Verhöre sei darauf hingewiesen, wie ablehnend König Eduard I. sich anfänglich gegen die Zumuthung zur Verhaftung der Tempelherrn in England verhalten, wie er selbst an'die ausserfranzösischen Könige geschrieben hatte zur Ergreifung gemein- schaftlicher Schritte gegen seines Schwiegervaters, Königs Philipp unlautere Absichten, wie dann allmählich durch des Papstes Ein- ! (Wırkens) Concilia Magnae Britanniae et Hiberniae II. 313: publieatae fuerunt depositiones et dieta tam templariorum quam testium ad haec vocatorum, et super huiusmodi depositionibus et dietis decreta fuit copia singulis episcopis facienda ad deliberandum super premissis. Scuorrmürter: Geschichte und Process des Tempelherrn - Ordens. 1029 greifen und durch die Hoffnung selbst bei der Vernichtung des Ordens sich bereichern zu können, eine Wandlung des Sinnes in ihm herbei- geführt ward, wie die zu London, Lincoln und York unter Anwendung gerechter Mittel veranstalteten Untersuchungen nichts Nachtheiliges gegen die »Ritterschaft Christice zu Tage gefördert hatten, wie dann selbst das vom Papst Clemens direet angeordnete Foltern, mit Aus- nahme bei Tanet, Stapelbrugge und Torri, keine genügenden Ergeb- nisse lieferte, und man sich seitens der Erzbischöfe mit der allgemein gehaltenen Erklärung der Tempelritter zufrieden gab, dass sie »wegen »der Verleugnung Christi u. s. w. um ihren guten Ruf gekommen »seien, sich dieserhalb nicht vertheidigen könnten und bereit seien, »aller Häresie abzuschwören«. Und was wird aus diesen so bedingten Aussagen durch die Commissare gemacht, welche dem Coneile unter allen Umständen hinreichendes Material für die Aufhebung des Ordens verschaffen sollten ? Durch eine unglaublich kühne Wendung wird in der »diminutio laboris« gegenüber den übereinstimmenden Aussagen aller in England, Schottland und Irland verhörten Templer das erfolterte Geständniss der oben genannten drei für alle Mitglieder des Ordens gleich verbindlich erachtet; in eben so kühner Schlussfolgerung wird bei Punkten, über die auch mit Anwendung der äussersten Mittel in England selbst nichts hatte erpresst werden können, die Schuld der Templer auch in England gefolgert aus dem Umstande, dass ja der Papst diese Punkte in seinen Bullen und Briefen als erwiesen hinge- stellt habe. Mit besonderer Breite aber wird das Gerede alter Weiber und einzelner Minoritenmönche berichtet, welche nicht aus eigener Kenntnissnahme, sondern aus dem Gerede Anderer, die wiederum ' berichten, dasselbe von Anderen gehört zu haben, die unglaublichsten Dinge anfangs noch schüchtern als ut fertur, ut dieitur, später aber nach drei- bis viermaligem Verhör als feststehende Thatsachen er- zählen, aber damit auch unzweifelhaft darthun, wie sehr trotz aller juristischen Formen in diesem Processe subjectives Ermessen, Übelwollen und Abneigung eine entscheidende Rolle spielen, und in welcher Weise die »Diffamation der Templer« Schritt für Schritt weiter ging, und wie allmählich aus den von den Zeugen anfangs kaum selbst geglaubten Gerüchten feststehende That- sachen gebildet werden. Wenn auch die übrigen vor dem Coneil zu Vienne allein zur Verlesung gekommenen Auszüge — und es liegt keinerlei Grund vor daran zu zweifeln, — in derselben Weise angefertigt worden sind, dann liefert der Vergleich der hier abgedruckten Handschrift mit 1030 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. den Originalprotocollen den unwiderleglichen Beweis dafür, dass Papst Clemens den Orden der Tempelherren mittels gerichtlichen Ver- fahrens »absque offensa dei et juris injuria« nicht verurtheilen konnte, und er deshalb, gedrängt von dem waffenmächtigen franzö- sischen König zu dem Auskunftsmittel griff, ihn nicht per modum definitivae sententiae, sondern per modum provisionis seu ordinationis apostolicae aufzuheben. Von noch grösserer Bedeutung ist Der eyprische Process, zu dessen Würdigung bei der grossen Verbreitung falscher Nach- richten einige Einleitungsworte nöthig sind. Als Jacob Molay gegen Ende des Jahres 1306 oder beim Beginn von 1307 der Aufforderung Papst Clemens’ V. folgte und nach Frank- reich ging, liess er in Cypern, welches nach dem Verluste Akkons und namentlich auch nach dem der Insel Tortosa der Hauptstütz- punkt des Ordens zur Erfüllung seiner Mission geworden war und für die damals noch fest erhoffte Wiedereroberung des heiligen Landes auch sein musste, ausser seinem gesetzmässigen Stellvertreter, dem Ördensmarschall und einer Reihe der wichtigsten Beamten, wie sich aus den Pariser Protocollen des Jahres 1309 ergiebt, auch den grössern Theil des Convents zurück, um die Interessen des Ordens auf dieser vielumstrittenen Insel, die früher dem Orden schon einmal gehört hatte, zu wahren, Widerlegt sich durch diese Thatsache eine Reihe der bisher giltig gewesenen Folgerungen, namentlich über die Verlegung des ÖOrdenssitzes mit Convent und Schatz nach Frankreich, so gewinnt auch die Frage über die dem Orden schuldgegebene Verirrung in Glaubens- und Sittlichkeitsauffassung eine ganz neue Seite durch die Veröffentlichung des Prozesses bezüglich der Aussagen der hier verhörten ältesten und in der eigentlichen Wirkungssphäre des Ordens ergrauten Mitglieder desselben. Dieser Process ist nach dem zu Poitiers im August 1308 erfolgten Ausgleich zwischen dem französischen König und dem Papst, wie die Processe in allen anderen Ländern angeordnet worden durch die Bulle vom ı2. August 1308 »regnans in coelis«, eine Bulle, welche, wie oben dargethan ist, sich auf die erst zwischen dem 17. und 20. August erfolgten Verhöre des Grossmeisters zu Chinon bezieht, in Bezug auf welche Papst Clemens V., wie ja zeitlich die Berufung auf eine frühestens am 17. August gemachte Aussage in einem am ı2. August ver- ScHorTMmüLter: Geschichte und Process des Tempelherrn -Ordens. 1031 öffentlichten Aetenstück eine Unmöglichkeit ist, so auch dem Inhalt nach, von Philipp IV. und seinen Organen getäuscht sein muss, eine Auffassung, der sich auch die sämmtlichen in Cypern verhörten Grosswürdenträger des Ordens anschliessen. Der eigentliche Process ward dann, nachdem die Vorladungen und die Publicationen der Bullen mit der, jener Zeit eigenthümlichen Umständlichkeit erfolgt waren, am ı. Mai 1310 eröffnet und bis zum 19. Juni desselben Jahres zu Ende geführt. Bei der zum Theil weit vorgeschrittenen Zerstörung der betreffenden Codices ist der Inhalt derselben bisher nie gründlich festgestellt worden, und selbst in dem von Prurz, Gulturgeschichte der Kreuzzüge ı883 S. 619 und 620 gegebenen Berichte darüber finden sich so ungenaue und unrichtige Angaben, dass sie nur mit des betreffenden Verfassers Angabe, die Handschriften seien für ihn fast ganz unleserlich gewesen, entschuldigt werden können. Machte theils der Zustand, theils die Zertheilung der Hand- schriften, die aus vielen Stücken Pergament ursprünglich zusammen- geheftet, sich allmälig getrennt hatten und vielfach falsch zusammen- gelegt waren, bei dem Wechsel der Schrift mitten im Text, grosse Schwierigkeiten in der Feststellung der Zusammengehörigkeit der einzelnen Theile, einer Arbeit, die 188o mir nur zum Theil gelang, so steigerte sich diese Schwierigkeit durch das Auffinden eines doppelten Verhörs der in Cypern befindlichen Templer, und veran- lasste bei mir die irrige Voraussetzung von zwei, zwar zufällig an denselben Tagen, aber in verschiedenen Jahren, also der Zeit nach verschiedenen Verhören, die, wie in anderen Ländern', so auch in Cypern abgehalten worden seien. Indessen hat die Entzifferung eines Jahresdatums an einer sonst völlig zerstörten Stelle die Gleichzeitigkeit beider Protokolle unzweifelhaft dargethan”. Da nun das eine dieser beiden, mit denselben Templern angestellten Verhöre sehr kurz gefasst ist und neben den, die Personen betreffenden Angaben nur ganz all- gemein auf die vom Papst übersendeten ı23 Frageartikel Bezug nimmt, da ausserdem dieses Exemplar in einem Notariatsvermerk den Anspruch erhebt, das Hauptexemplar zu sein, welches nämlich dem Papst zum Coneil von Vienne übersandt ward, da das andere Verhör aber diese persönlichen Verhältnisse, die doch nach Analogie der ! Es findet sich neben den anderen Beweisen für diese Thatsache bei LoiseL£eurR p- 172 in dem sogenannten toscanischen Process der Ausdruck noviter de inquisitione facienda. ® Prurz ]. e. S. 619 giebt, da er die Identität gar nicht gemerkt hat, an, der von ihm unter I eitirte Codex enthalte die Aussagen von Nichttemplern, ein drastisches Beispiel für seine Art, Quellen zu prüfen. 1032 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 18. November. anderen Processe ganz besonders sorgfältig aufgezeichnet wurden, völlig unberücksichtigt lässt und nur die detaillirten Antworten auf die einzelnen Fragen »singulariter et divisim« wiedergiebt, so ergab sich die Vermuthung, dass man, wie es auch in andern Ländern geschah, das sorgfältig ausgeführte Hauptprotokoll am Orte der Unter- suchung im erzbischöflichen Archiv zu Nikosia behielt, und dass dem Papst üherhaupt nur ein Auszug eingesendet wurde, dass dann aber dieser Auszug des eyprischen Processes, der für den damaligen Stand der An- gelegenheit 1311 durchaus nicht den Wünschen Clemens’ V. entsprach, die Veranlassung bot, von dem mit der Untersuchung betrauten Bischof von Nimotium eine genauere Begründung und die speciellen Fragebeantwortungen einzufordern, und dass diese dann, da die Per- sonalien bereits in dem zuerst eingesendeten Auszug vorhanden waren, ohne weitere Zuthat in dem nach erhaltenem zweiten Codex der Curie eingesendet wurden.' Nicht ausgeschlossen ist aber auch die Möglichkeit, dass der unmittelbar nach dem Schlusse der Untersuchung am 28. Mai statt- gefundene Tod des Notars Paulus — er heisst in der Beglaubigungs- formel »quondam«, und der Rest des Protocolls ist von einem anderen Notar Onuphrius abgefasst — die Herstellung eines einheitlichen Protocolls erschwerte. Es stellt sich demnach der Gang des Processes in Cypern so, dass vom ı bis 5.Mai ı3ı0o das Verhör von einund- zwanzig nicht dem Orden angehörigen Zeugen stattfand, vom 5. bis 31. Mai die sechsundsiebzig in Cypern befindlichen Templer vorge- führt wurden, und vom ı. bis 19. Juni fünfunddreissig Zeugen der verschiedensten Gesellschaftselassen auf Cypern ihre Aussagen machten. Der ausserordentliche Ernst der Handhabung der Untersuchung auf der Insel Cypern, der sich neben der formalen Sorgfalt in zahl- losen Einzelheiten, namentlich in Zwischenfragen kundthut, wird auch dadurch erwiesen, dass, als der mit der Führung des Processes be- auftragte Bischof von Nimotium, der auch das damals verwaiste Erz- bisthum von Niecosia verwaltete, schwer erkrankte, er zwar vom 15. Mai ı310 ab wiederholt den Bischof von Famagusta mit seiner Stellvertretung beauftragte, dann aber doch, sobald sein Zustand es irgend erlaubte, den Verhandlungen selbst beiwohnte. Selbst in der Zuziehung der Beisitzer (presentes) zeigt sich die Commission nicht willkürlich, sondern es entscheidet dabei die Lands- mannschaft, um der Sprache des Einzelnen gerecht zu werden. Das Verhör findet in dem Hause des »edlen Ritters Herrn Balian von Saxono« ! wobei, was die Liederlichkeit des Protocollschreibers kundthut, des letzten Templers Aussage abzuschreiben vergessen ward. Scuorrmürter: Geschichte und Process des Tempelherrn- Ordens. 1033 (auch Seissono) statt, und abgesehen von den dureh Unwohlsein und der Rücksicht auf Sprachkunde verursachten Aenderungen in Gegen- wart der Bischöfe Petrus von Nimotium und Balduin von Famagusta, der Canoniker Nieolaus Bonihominis von Nicosia und Nicolaus decanus von Famagusta, seltener und zwar an Stelle des letzteren Anthonius von Famagusta, an Stelle des ersteren Petrus Stephani von Nieosia; ferner der Schatzmeister von Nimotium, Hugo von Carmadino,' aus- nahmsweise treten ein Aimerieus von Baveta und der Capellan Egi- dius von Akkon, sowie der vielleicht ungenau gelesene Wilhelm v. »Schoria«. Aus den Minoritenorden erscheinen als Beisitzer der Prior Balduin, dessen Stellvertreter auf Cypern Rugerius Anglici, der Guar- dian Raymund von Lignaco, und die Brüder Jordanus von Paris und Aymericus. Von Predigermönchen sind zugegen der Prior Nicolaus von Nicosia, Jordanus Angeli, Leo von Requesta und Johannes von Sto Quintino. Das Material in den vier eyprischen Codices ist so reich, dass sich über viele der Grosswürdenträger und selbst über einzelne Prä- eeptoren nieht nur die äusseren Lebensverhältnisse, sondern auch Charakterschilderungen zusammenstellen lassen; und eine Fülle ein- zelner Notizen ergänzt unsere Kenntniss von Ortschaften, Balleien, Tempelgütern und auch von Familien, die zum Templerorden in so nahe Beziehung getreten waren, dass ihren nachgeborenen Söhnen, sowie anderen Gliedern Commenden und Comthureien dauernd gesichert blieben. Auch über staatsrechtliche Verhältnisse in dem bei seiner Überrumpelung noch landlosen, und deshalb trotz trefilicher Orga- nisation so schnell dem Verderben erliegenden » Ordensstaat« findet sich so viel Thatsächliches eingeflochten, dass der künftige Verfasser einer Geschichte der Tempelherren, nieht wie grossentheils die bis- herigen, auf Vermuthungen angewiesen ist. Unentbehrlich zum Verständniss des gesammten Processes er- weist sich Das Verhör von Brindisi. Denn über das Verfahren gegen die Templer im Königreich Neapel finden sich verhältnissmässig wenig beglaubigte Nachrichten: indessen ist es wahrscheinlich, dass Karl II. (von Anjou) die Verhaftung der- selben dort spätestens an demselben Tage, wie in der ihm gehörigen Grafschaft Provence habe vornehmen lassen, dem 24. Januar 1308. Obwohl der Macht und des Einflusses oft gedacht wird, welche die zahlreichen, in dem Königreich wohnenden Glieder des Ordens ! Auch de C'armagnino genannt. 1034 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. gegen die französischen Träger der Krone, speciell gegen Karl II. geltend gemacht hatten, so ist uns doch nur das hier abgedruckte Verhör von zwei, zu Brundisium verhörten Servienten überliefert. Die Aussage auch nicht eines einzigen Ritters aus dem ganzen Königreich ist uns erhalten geblieben; und es wirft sich die Frage auf, ob wirklich alle anderen Verhöre verloren ge- gangen sind. Sollten von den zahlreich dort vorhanden gewesenen Templern in Wahrheit nur diese zwei »dienenden Brüder« in die Hände der weltlichen Macht gefallen sein? Oder sollte man, wie die Inquisitoren der Florentiner Untersuchung es ceynisch genug einge- stehen, die Aussagen derer, die zum Bekennen der erwünschten Anklagepunkte auch durch Foltern nicht zu bewegen gewesen waren, auch von hier gar nicht erst an den Papst eingesendet haben? Hatten die 1308 gleich nach der Verhaftung der Templer ohne präcise Anweisung oder auch die nach dem ı2. August desselben Jahres unter Zugrundelegung der ı23 Artikel angestellten Verhöre in den einzelnen Ländern so verschiedenartige Aussagen zu Tage gefördert, dass dieselben zu einer juristischen Verwendung nicht brauchbar waren, da sie sich in sich selbst allzusehr widersprachen, um auf Glaubwürdigkeit Anspruch erheben zu können, so hat Papst Clemens V., der angesichts der in Frankreich vollzogenen » Diffamation der Templer« an einen segenbringenden Fortbestand des Ordens nicht mehr glauben konnte, zu dessen Unterdrückung aber über- einstimmende Aussagen für das Coneil brauchte, eine neue Unter- suchung über“ die durch 4 Artikel vermehrten Fragen angeordnet; und damit eben die erwünschte Übereinstimmung in den, den Orden belastenden Aussagen hergestellt würde, aus seiner Umgebung Personen den einzelnen Untersuchungscommissionen beigegeben, die mit der Tendenz ihres geistlichen Oberherrn völlig vertraut, den Verhören eine bestimmte Richtung geben sollten. Die Beeinflussung dieser von der römischen Curie gesendeten Beisitzer mag auch wohl die Veranlassung geboten haben, dass der Erzbischof von Neapel es vorzog, unter nichtigem Vorwande — denn sein Entschuldigungsschreiben und der Beginn der Untersuchung liegen vier Monate auseinander — dem Verfahren fernzubleiben; und da auch der Vertreter des ‘dritten bedeutenderen Erzbisthums von Unter- italien, Benevent, der Bischof von Avellino, inzwischen gestorben war, so ward der Process nur von dem Erzbischof von Brundisium und dem Canoniker Jacobus de Carapelle von Sta Maria maggiore in Rom, sowie den beiden päpstlichen Abgesandten Arnulphus Bataylle, archidiaconus Natzaniae der Diöcese Bourges und Berengarius de Olargiis, Capellan des Papstes aus Narbonne am 15. Mai 1310 in dem ScHorrmÜüLtEr: Geschichte und Proeess des Tempelherrn -Ordens. 1035 Palast der königlichen Burg zu Brindisi eröffnet, die Vorladungen auf den 22. Mai mit einer selbst die päpstliche Commission im Patrimonium Petri übertreffenden Umständlichkeit vollzogen, ja selbst in dem grossen Tempelhause zu Brindisi verlesen, obwohl man wusste, dass die dort gewesenen Ordensglieder geflohen oder gefangen ab- geführt waren; und schliesslich, als Niemand erschien, das Contu- macialverfahren beschlossen. Ob die Citation auch in den verschiedenen Haftstätten der Templer mitgetheilt war, wie dies von Seiten der päpstlichen Generaleommission zu Paris geschah, wird nicht erwähnt, ist auch in sich unwahrscheinlich. Ebenso bleibt unaufgeklärt, ob der Grosspraeceptor von Apulien, Oddo de Valdrie von dem gegen ihn eröffneten Verfahren Kenntniss erhielt, ob er überhaupt in Apulien weilte, oder ob gegen ihn der Process ebenso in seiner Abwesenheit anhängig gemacht wurde, wie gegen Raimbaut de Caron, den Gross- praeceptor Cyperns, der in Frankreich gefangen gehalten ward. Musste man nach dem Beschluss vom 15. Mai erwarten, dass ein volles Contumacialverfahren »gegen den Orden der Templer, sowie den im Königreich Sieilien installirten Grosspräceptor« statthaben würde, aus dem sich ein Urtheil fällen liess, wie es u. A. in den excerpta processus anglici geboten wird, so beschränkt sich die Thätig- keit der Commission am 5. Juni 1310, mit welchem Tage das Ver- fahren geschlossen wird, auf das Verhör der zwei dienenden Brüder. Die Aussagen dieser beiden von dem Erzbischof von Brindisium verhörten Servienten sind als besonders belastend für den Orden ver- wendet worden, weil man bisher meist nur einzelne, aus dem Zu- sammenhang gerissene Stellen davon kannte." Der Gesammttext bietet aber in sich Kriterien genug für die Glaubwürdigkeit dieser beiden einzigen Vertreter des Ordens im Königreich Neapel, deren einer sogar allen Ernstes eine lebendige graue Katze in dem Capitel erscheinen und von allen Templern ehrfurchtsvoll mit Abnehmen der Capuzen begrüsst wenden lässt. Derartige Ausgeburten eines einzelnen, durch die unerträglichen Folterqualen mürbe gemachten Hirnes verdienen keine Widerlegung. Indessen bergen die erhaltenen Protocolle neben der charakteristischen Schilderung der Processführung eine grosse Menge Angaben über innere Ordensangelegenheiten und allgemeine Verhältnisse damaliger Zeit, so dass der Darsteller jener Periode sie kaum wird entbehren können. ! Ein leider auch hier von Prurz, »Kulturgeschichte der Kreuzzüge«, ange- wendetes Verfahren, durch welches S. 621 bis 623 ein dem wirklichen Inhalt nicht entsprechendes Bild gewährt wird. 1036 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. Die Handschrift, auf sechs in der Mitte gebrochenen Pergament- bogen zu einem Hefte von 0.365 Meter Höhe und 0.244 Meter Breite zusammengebunden, ist auf 20'/, Seiten sehr deutlich geschrieben, und zwar anfangs mit je 28, zuletzt enger mit je 36 Zeilen auf der Seite. Ohne eigene Nummer enthält der Codex nur die Bezeichnung: fasei- culus 7 sub uno involuto: inquisitio contra Templarios faeta in eivi- tate Brundisiensi. Von späterer Hand findet sich die Notiz: inquisitio seu processus anno 1310 confeetus contra Templarios et fratrem Oddonem de Valdrie. eod. membr. 146. plut. 35. Das Protocoll ist von Berengarius Johannis de Narbono, publieus apostolica et imperiali auetoritate notarius, abgefasst und aus seinem »regestrum« abgeschrieben, sowie von den beiden Notaren Martinus de Valle und Martinus Franeisei Padulis de urbe Almae urbis prefeeti beglaubigt, und auf jeder Seite wie am Schluss mit Monogrammen aller drei Notare versehen. Ein ganz anderes, aber noch eigenartigeres Bild entwerfen Die Verhöre im Patrimonium Petri. Gleichzeitig mit der grossen päpstlichen Commission, die in Paris über den Orden als Ganzes inquiriren sollte, hatte Papst Clemens V. Jacob Bischof von Sutri und den Magister Pandulf von Sabello, prepositus de Chablis an der Kirche des heiligen Martin von Tours beauftragt, die Untersuchung gegen den Templerorden in Umbrien, dem Patrimonium Petri, in Tuscien, dem Herzogthum Spoleto, Aprun- tium, Campanien, dem Küstengebiet, sowie gegen den dort bestellten Grosspräceptor zu führen mit der Ermächtigung, Andere als Beisitzer hinzuzuziehen, welche ihnen für den Gang der Untersuchung nützlich scheinen würden. Diese päpstliche Commission ist ihrer Aufgabe in ganz anderer Weise gerecht geworden, als es sonst geschah, indem sie in den obengenannten Landestheilen umherreiste, mit ausserordentlicher Förm- lichkeit verfuhr, vier bis fünf Mal die wenigen vorgefundenen oder ergriffenen Mitglieder des Ordens vergeblich zu Aussagen zu bewegen suchte und sie schliesslich — es ergeben das unverblümt die Acten — durch Foltern zum Bekennen der von Clemens gewünschten Punkte zwang. Es ist hierbei, um theils den Schein des Rechts zu wahren, anderntheils dem Papst aber die gewünschten Resultate zu melden, besonders raffinirt von den Commissarien vorgegangen worden, indem die Zeugen selbst durch nicht vorgeschriebene Fragen verwirrt wurden, um etwas Gravirendes von ihnen zu erfahren. Serorrmürrer: Geschichte und Process des Tempelherrn - Ordens. 1037 Die Handschrift 1880 bei meinem ersten Besuche des vaticani- schen Archivs abzuschreiben, war bei der Ende Juni erfolgenden Schliessung desselben nieht möglich, und im Jahre 1886 konnte der Codex nicht aufgefunden werden. Ich bin deshalb genöthigt, von demselben nur den 1880 angefertigten, sehr ausführlichen Auszug zu veröffentlichen, hoffe aber, dass bald das Ganze wieder aufgefunden und publieirt werden wird, welches bei seiner Besonderheit sehr wohl eine Specialarbeit verdient, um Subjeetives und Objeetives zu sondern. Der ursprüngliche Umfang des rotulus, der bei einer Breite von 0,273 — 0,289 ” 75 petia cartarum von etwa 48 ” Länge umfasst, lässt sich ebenso wenig genau feststellen, wie der ursprüngliche Anfang, da die Beglaubigung meist am Schlusse jedes Tagesprotocolls, spätestens einer Stadtuntersuchung stattfindet. Nach einer Notiz am Rande des 9. Pergamentblattes müssten acht vorangegangen sein, während doch nur fünf vorherstehen, sonach mindestens drei fehlen. Eine Nummer des Archivs ist nicht vorhanden, und als Bezeichnung findet sich auf der Rückseite nur, »processus contra templarios« und ein anderes Mal »testes contra templarios«. Die von Prurz, Culturge- schichte der Kreuzzüge, S 631, gegebene Überschrift »infrasripta acta sunt' in Patrimonio beati Petri in Tuseia« bezieht sich nicht auf den ganzen Codex, sondern steht nur über einem kleinen, in der Mitte befindlichen Theil desselben.' Der Anfang des nach Art der vier eyprischen Handschriften ge- falteten rotulus ist sehr verdorben, die Schrift zum Theil völlig zerstört, später ist er besser erhalten, und nur an einzelnen Stellen durch Feuchtigkeit unleserlich geworden. Die einzelnen Theile des sicherlich erst in späterer Zeit zusammengehefteten Codex können ur- sprünglich gar nicht dazu bestimmt gewesen sein, zu einem einheit- lichen Actenstück verwendet zu werden, so verschieden sind sie an Schrift, Beglaubigungsformeln, Protocollirungsweise, auch fehlen mitten darin unzweifelhaft einige Stücke. ' In welcher Weise Fehler aus einem Werke in andere übergehen, zeigt sich drastisch genug bei diesem Process. Raynovarn, documents p. 274 giebt neben meist richtigen Nachriehten einige Ungenauigkeiten und einen Fehler betrefis des Anfangs des Verhörs, statt October, December 1309, was Wilke ohne Quellenangabe abschreibt; Herere Conciliengeschichte schreibt dies nach und verwandelt dabei die Ungenauig- keiten in Fehler, die dann Prurz ]. ec. wieder mit aufnimmt. Sitzungsberichte 1886. 98 1038 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. Der Process zu Paris. Nicht die unwichtigste Stelle unter den im vatieanischen Archiv befindlichen Acten des Templerprocesses nimmt die Originalhandschrift' der von Micn#erer nach der Pariser Copie veröffentlichten Protocolle der von 1309— 1311 zu Paris verhörenden päpstlichen Generalkommission ein. Obwohl durch die erwähnte Publication eine Herausgabe des ganzen vatieanischen Codex, soweit er vorhanden ist, ausgeschlossen erscheint, so bleibt dem sorgsamen Forscher doch eine reiche Nachlese übrig. Abgesehen von anderen Punkten kann eine bisher fehlende genaue Feststellung der bei der Aufhebung des Ordens vorhanden gewesenen Mitglieder und Güter, die allein gewisse, bisher streitige Fragen zu lösen vermag, nur mit Hülfe dieses Codex hergestellt werden. Sei es durch ungenaue Lesung, sei es durch schlechte Schreibung der von ihm benützten Handschrift sind zahllose Namen von Templern und deren Gütern bei Micuerrr falsch wiedergegeben, und wiederholt werden von seinen Benützern zwei, drei, ja einmal vier verschiedene Zeugen für einen Anklagepunkt angeführt, die alle einer und der- selben Person entsprechen; aber auch Widersprüche, wie die des Zeugen Petrus Brocart (Mıcn. II. 293) mit den zu Poitiers gemachten Aussagen finden durch Vergleichung mit dem Original einfache Lösung. Aus den, Urprotocollen der fünf unten genannten Notare sind zwei Reinschriften hergestellt und zwar a) eine von zwei Notaren auf Pergament geschriebene, welche, durch die Siegel der Commissare fest verschlossen, durch die Magister Chatardum de Penna Varia, canoniecum Sti Juniani dioc. Lemovicensis et Petrum de Aureliaco, lieentiatos in legibus dem Papst überbracht wurde und deren Rest sich Jetzt im vaticanischen Archiv befindet, b) eine nur von einem Notar auf Papier angefertigte Abschrift, welche in thesaurario’ beate Marie Parisiensis niedergelegt ‘worden ist, welche ohne Specialbefehl des Papstes Niemandem zugänglich sein sollte; ! Die von Prurz, Culturgeschichte der. Kreuzzüge 632 über dieselbe gemachten Angaben als eine Copie der Pariser Handschrift sind theils ungenau, theils falsch. ® Wie diese thesaurarii auch die ältesten Archive repraesentiren und in ihren Verzeichnissen, speciell auch den päpstlichen, die allerwichtigsten archivalischen Nach- weise enthalten, ist von Errte in dem ı. Heft des I. Bandes des Archivs für Litteratur- und Kirchengeschichte des Mittelalters trefflich dargethan. ScHhortmüLter: Geschichte und Process des Tempelherrn - Ordens. 1039 c) die Urprotocolle der fünf Notare haben die Commissarien una cum dieto processu detento zunächst bei sich zurück- behalten. Wohin diese letzteren gekommen sind, hat sich bisher noch nicht erweisen lassen. Die zweite Handschrift ist zu unbekannter Zeit aus dem Archiv von Notredame entwendet, in den Besitz der Familie de Harlay ge- kommen,' und da Dupuy” mit dem jüngeren Achille de Harlay in nahen Beziehungen stand, von diesem in seiner bekannten tendenziösen Weise ausgenützt worden. Später, 1751 in entgegengesetzter Tendenz excerpirt, ward endlich ein sachlicher Auszug in deutscher Sprache® mit eingehender Verarbeitung des Inhalts hergestellt durch den Ober- bibliothekar MoLpenHAvER aus Kopenhagen, der vor 1787 den durch Vermächtniss an die Abtei St Germain des Pres gekommenen Codex bereitwilligst zur Benützung erhielt, während die auf der damaligen »Königlichen Bibliothek« befindlichen, jetzt von Boutarie in notices et extraits des man. ined. veröffentlichten Actenstücke ihm in der vor der französischen Revolution herrschenden Ängstlichkeit vorenthalten blieben. Durch Micnerrr fand dann 1841 und 1851 die vollständige, aber nicht immer sorgfältig verglichene Veröffentlichung des Codex statt. Das dem Papst eingereichte Hauptexemplar, das also unzweifel- haft zu den 1314 während des Conclaves im »thesaurus pape« auf- geführten Templeracten gehört hat, hat alle die Schicksale dieses Archivtheiles mitgemacht, war aber bereits 1812 nach Raynouard, monuments relat. sur la condamn. des chevaliers du temple p. 311 nicht mehr vollständig. Aus einer Reihe zum Theil kaum lesbarer Bruchstücke gelang es mir bereits 1880 die Zusammengehörigkeit der einzelnen Theile so festzustellen, dass ihre Wiederzusammenfügung erfolgen konnte; und es umfasst demnach jetzt die Handschrift in zwei in sich completten Theilen a) die Protocolle vom Beginn des Processes bis zur Mitte des Verhörs des 95. Zeugen, b) die Aussagen von Zeuge 154 bis zum Schluss des gesammten Processes, so dass im Ganzen jetzt nur von etwa 60 Zeugen die Aussagen fehlen. Bei einer Breite von 0.576 Meter um- fasst der erstere Theil eine Länge von 18.927 Meter, der zweite Theil von 6.493 Meter. " Ist auch auf der Einbanddecke mit dem Wappen der Harlay geschmückt. ® Rigallüi vita P. Puteani. Lutet. 1651. IV, pag. ı8. ° Leider mit vielen Übersetzungsfehlern. 1040 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. November. Nach einer Notiz des Anfertigers der Handschrift, des Notars Floriamons Dondedei de Nantua war dieselbe auf 96 Pergamentblättern (pellibus) hergestellt, die einseitig beschrieben waren. Auf der Rück- seite findet sich der Vermerk faseiculus 3, divisio IT’. So vortrefflich der Codex ursprünglich geschrieben war, so gut ist er auch mit Aus- nahme weniger weggewaschener Stellen in seinem zweiten Theil er- halten, dagegen zu Anfang des ersten Theils und noch mehr nach der Mitte zu ist die Schrift anscheinend fast ganz zerstört, lässt sich indessen zum guten Theil entziffern und nur, wo wie z. B. am Rande die »Epidermis« des Pergaments losgelöst ist, bleibt sie unlesbar. Wenn auch die Ausbeute meiner eilfmonatlichen Arbeit in Rom recht bedeutend genannt werden muss, so bleibt doch noch eine wenigstens ebenso grosse Arbeit übrig, um festzustellen, ob nicht von dem Verlorenen noch mancherlei wieder aufzufinden sei. Im Verhältniss zu dem Umfange dieses Riesenprocesses, der ganz abgesehen von der Weltstellung der Templer, über das Geschick von wenigstens 20000 Menschen und über ein Vermögen entschied, dessen Rente allein auf mehr als 40 Millionen Mark nach jetzigen Begriffen sich belief, ist bis jetzt nur ein unglaublich dürftiges Material veröffentlicht, aber auch sicherlich, was die Processacten anlangt, schon sehr dürftig dem Papst eingereicht worden, da viele der die Untersuchung Führenden wohl nieht mit Unrecht erwarteten, dass man am päpstlichen und französischen Hof nur das für eine Verurtheilung brauchbare Material wünschte und deshalb nur dieses einsandte, was manche derselben — «man schwankt im Urtheil, ob aus Cynismus oder ob aus Naivetät — ihrem Berichte direet hinzufügen. Gleichwohl ist durchaus nicht alles seiner Zeit nicht der Curie eingereichte Material verloren, und noch manches, wie die Ver- öffentlichungen Wailly’'s und Boutaric’s darthun, oft freilich an nicht vermuthetem Orte auffindbar, und es wird die an anderer Stelle ver- öffentliche Aufzählung des früher vorhandenen und des erst kürzlich wieder an’s Licht gezogenen Quellenstoffes dazu beitragen, andere Forscher zum Suchen, bezüglich zum Beachten des nicht vermutheten zu bewegen. Manches birgt die vaticanische Bibliothek wie z. B. den von LoiseLeur veröffentlichen Process von Toscana oder den von mir 1880 durcharbeiteten Codex 4030, eine gebundene in zwei Colonnen sauber geschriebene Pergament-Handschrift, worin auf vier Blättern (15 Co- lonnen) nieht unwichtige, die Templer betreffende Nachrichten ent- halten sind. Bei dieser Gelegenheit sei noch die Bemerkung gestattet, dass die vatieanische Bibliothek sehr vieles enthält, was nach unseren Scrorrmürser: Geschichte und Process des Tempelherrn-Ordens.. 1041 Begriffen in das Archiv gehört. Dränge die, wiederholt bei der Curie herrschend gewesene Richtung durch, aus der Bibliothek, die selbst an den wichtigsten Drucksachen sehr arm ist, selbst dieses wenige zu entfernen und in dieselbe nur Handschriften aufzu- nehmen, so würde sie, abgesehen von den philologischen Codices, nur eine zweite Classe Archiv werden, was sie im gewissen Sinne jetzt schon ist. Ferner berichtet BourArıc, dass im tresor des chartes, dem grossen historischen Reservoir zu Paris, noch sehr vieles unveröffent- lichte Geschichtsmaterial vorhanden ist; noch mehr freilich in der früher kaiserlichen Bibliothek daselbst, wo nicht nur, wie Loiseleur berichtet, eine Fülle unbenützten, sondern leider auch zum Theil völlig unsortirten handschriftliehen Quellenstoffs lagert und erst kürz- lich unter den Manuscripten des Herrn von GRAIGNIERES 49 Stück Pergament-Blätter im Quart und Oetav mit Templerverhören, z. Th. aus Senlis gefunden wurden. Viele von den, dem Vatican entfremdeten Acten werden in Privat- besitz übergegangen sein, da bereits 1880 der Defectenkatalog nach des Hrn. Cardinal Hergenröther Angabe auf 1720 Nummern angewachsen war. Von Vielem, das nicht nummerweis in das Archiv eingereiht war, wie unter Anderem den Templeraeten, wird der Verlust gar nicht festgestellt werden können. Die Schuld an dem grösseren Theil der Verluste ist auf den Transport nach und von Paris und die unter der dortigen Verwaltung stattgehabte anderweite Anordnung, an einem kleineren Theil auf die Verwaltung des päpstlichen Archivs unter Pater Theiner in Rom zu schieben. Zahlreiche Winke des letzteren über den jetzigen Aufenthalt von Acten erwiesen sich als falsch und haben so manche vergebliche Untersuchung veranlasst, ebenso die von dem früheren Sottoarchivisten Balan über einen venetianischen Process gemachte Mittheilung, der weder in Rom noch in Venedig aufzufinden war, und dessen Existenz mir jetzt um so zweifelhafter geworden ist, als damals Venedig Ferrara’s wegen mit dem Interdiet belegt war. Zum Glück fanden sich aber auch eine Reihe werthvoller Hin- weise, welche mich sowohl zu Ravenna, Nimes, Perpignan, Arles, als besonders zu Marseille eine bisher wenig oder gar nicht benutzte Actenfülle auffinden liessen und mich mit der Hoffnung erfüllen, noch in so manchem französischen bischöflichen oder Praefecturarchiv Aus- beute zu finden. Wenn nun auch durch die oben berichtete grosse Bereicherung von urkundlich beglaubigten Nachrichten ein gerechteres Urtheil über Sitzungsberichte 1886. 99 1042 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 18. November. den Untergang der Tempelherren ermöglicht ist, als es die durchaus einseitigen, von Michelet veröffentlichten Verhöre gestatteten, so ist doch eine definitive Erledigung der Jahrhunderte alten Streitfrage erst zu erwarten, wenn die noch vorhandenen, aber unbekannten Quellen an’s Licht gezogen und veröf- fentlicht sein werden. Ausgegeben am 25. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei 1886. XLVIN. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 25. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnsen. l. Hr. Roru legte eine Mittheilung des Hrn. Wessky vor: über Caracolit und Pereylit. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Hr. vov Hermnorız legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. VosEL in Berlin über neue Fortschritte in dem farbenempfindlichen photographischen Verfahren vor. Die Mittheilung erfolgt in einem der nächsten Berichte. Sitzungsberichte 1886. 100 A N. ne | ' | ER Rs Krb au E KR Ta ae Raae | “AH EN D 7x8 un, Pa 3% an ze ee Brad 0) j* 2 ih En rin 0 ra f . ET IN, - e äs ra i , NT I Le EDER EN Ci re \ [77 u . } 8 a R j | ’ PETER LEN ü HI TEN Pr sine . - i uill N van A un urarles Erin) NT ho , My BIP TER BE h N uralte BLUE, AT RE ae er sarah IR En! 7 wAtsich; EN Numetr f wi fi? wen Au 5 v ua ik A Ri 2 Mine Eu ep BET Y PETE Il, rer een Are ne oe Be ei 1045 Über Caracolit und Pereylit. Von Marr. WeBsKY. Kos aus der Gegend von Caracoles, Chile, hierher gelangte Proben derber Corrosions-Producte von Bleiglanz, sparsam von Gang- Quarz begleitet, erregten durch ihre spahngrüne bis himmelblaue Farbe die Aufmerksamkeit, und ergab die nähere Betrachtung, dass diese Färbung von dem Auftreten einer seltenen Mineral-Speeies, Perceylit, herrührt, welche in kleinen himmelblauen Hexaödern in Gemeinschaft mit wasser- hellen Krystallen auf Klüften einer dichten, bräunlich grauen Grund- masse auftritt und sich mit dieser zu diehten spahngrünen Partien mengt. Der Pereylit ist zuerst von Brooxe' an Exemplaren aus Mexico, neben gediegenem Golde vorkommend, beschrieben und ihm eme chemische Constitution: Cl1Pb,O + ClCu,O + xH,O beigelegt worden. Doch findet sich Pereylit auch zu Caracoles; es zeigte mir A. WeissBach in Freiberg ein bevorzugtes Exemplar von dort und theilte mir mit, dass dieses Vorkommen bereits von Doneyko in S. Jago erwähnt worden sei. Die krustenartig auf den Klüften der Grundmasse sich aus- breitenden wasserhellen Krystalle verhalten sich bei qualitativer chemischer Prüfung wie die nieht grün gefärbte Grundmasse und sind beide nur durch die Aggregatform von einander verschieden; sie bestehen aus einer bisher noch nicht als Mineral verzeichneten Verbindung. welehe durch den Ausdruck CIHPbO + SNa,O, reprae- sentirt wird und Caracolit heissen möge. Das Mineral wird von Wasser ziemlich schnell zersetzt; Fragmente der wasserhellen Krystalle nehmen, wenn befeuchtet, nach wenigen Minuten ein kreideartiges Ansehen an, ohne indess zu zerfallen, und das verdunstende Wasser setzt Na,O haltende Krystalle ab. Die Zer- " Brooke, Philosophical Magazine, I11. vol. NXNVI 131. (1550). 100* 1046 Gesammtsitzung vom 25. November. setzbarkeit durch Wasser erschwert die Bestimmung des Volumen- Gewichtes, welches ohngefähr auf 5.1 zu setzen ist. Verdünnte Salpetersäure löst mehr auf, das Filtrat reagirt auf Cl, Pb, SO, und, wenn die Probe grün gefärbt ist, auch auf Cu. Bringt man einen Splitter in den äusseren Rand der Flamme eines Bunsen’schen Gasbrenners, so schmilzt der erstere sofort zu einer braunen Kugel und färbt die Flamme intensiv Natrium-gelb mit einem hellen blaulich weissen Fleck in der Nähe der Probe. Im Kölbehen schmilzt ein Fragment zu einer später steif werden- den grünlichbraunen Schlacke, giebt dabei eine kleine Menge am Kölbehenhalse sich eondensirendes Wasser und in der Nähe der Probe eine Spur eines zu kleinen Tropfen schmelzenden Sublimates. Im offenen Rohre erhitzt, wird die Probe zunächst dünnflüssig, dann steif und etwas Sublimat gebend: kehrt man das heisse Ende des Rohres am Flammenrande nach oben, so erscheint eine schwache Bleifärbung. Erwärmte Kalilauge löst das Pulver des Minerals rasch, und zwar unter Abscheidung von etwas CuO, wenn die Probe grün war. Schneller noch löst das Pulver eine erwärmte Lösung von essig- saurem Ammoniak und es verbleibt ein kleiner Rückstand — im Ver- suchsfalle 3.5 Procent — von bräunlichgrauer Farbe, der etwas Chlor- silber, Quarz und eine an Blei gebundene Metallsäure enthält, deren Natur nicht ermittelt worden ist. An vielen Stellen hat die in Rede stehende Grundmasse eigelbe Flecke, welehe beim Auflösen in essigsaurem Ammoniak Antimon haltende Rückstände geben. Aus dem Filtrat der Lösung in essigsaurem Ammoniak fällt Schwefelwasserstoff neben Pb, Cu, auch etwas Zn und Spuren von Ni. Das eingedampfte Filtrat enthält Na,SO,, das man mittelst Barium- Acetat in Carbonat umsetzen kann. Zur quantitativen Untersuchung eignet sich aber am besten ein Schmelzaufschluss mit Soda, bei welchem man indessen den Natrium- gehalt des Minerals aus dem Verluste berechnen muss. Die verwendete Probe war frei von gelben, Antimon haltenden Flecken, nicht ganz frei von grünen Einschlüssen, im Pulver licht apfel- grün, also ein Gemenge von Üaracolit und etwas Pereylit. Es wurden 0.6260° der Probe mit 2.5° Soda in einem Porzellan- tiegel bei so niederer Temperatur gefrittet, dass ein Anbacken nicht stattfand, und die Schmelze ausgelaugt. Das Filtrat gab mit Salpetersäure angesäuert und mit salpeter- saurem Silber versetzt 0.2576°' geschmolzenes Chlorsilber. Der nach Beseitigung des Silber-Überschusses durch Chlorbarium erzeugte Niederschlag von BaSO, war sehr unrein und nach dem Wesskvy: Über Caracolit und Pereylit. 1047 ersten Glühen blasslavendelblau; er wurde durch Schmelzen mit Soda nochmals aufgeschlossen und schliesslich das gereinigte Natriumsulfat 0.3045° schwer gefunden. Der beim Aufweichen der ersten Fritte verbliebene Rückstand löste sich in verdünnter kalter Salpetersäure bis auf 0.0115° Rück- stand und gab im weiteren Verlauf 0.4685” PbSO, 0.0197° GuV 0.0023" Fe,O, 0.0018° ZnO mit einer Spur NiO. Wie die folgende Zusammenstellung zeigt, sind 82.731 Procent als Cl, Pb, Cu, SO,, FeO, ZnO aus gewogenen Produeten berechnet. Da die Summe der Atomzahlen von Pb und Cu so gross ist als die Atomzahl des Cl, so sind jene wahrscheinlich als Oxychloride vorhanden und daher noch ein Sauerstoff- Aequivalent des nachge- wiesenen Chlors hinzuzufügen; dann fehlen zu 100 Procent noch 14.975 Procent, welche die Menge des vorhandenen, quantitativ nicht bestimmten Na,O und H,O repraesentiren. Setzt man die Summe der Moleeülzahlen für FeO, ZnO und Na,O gleich der Mole- eülzahl der nachgewiesenen Schwefelsäure, so bleiben für H,O noch 2.513 Procent übrig. gr Pi Procent Mol. Gew. Quot. o.oııs Rückstand = 1.837 0.2576 OlAg = 0.0637 Cl = 780.080, 3,5:5.0.987 0.4685 PbSO, = 0.3185 Pb — 50.882, 23/077 247) BES 0.0197 CuO = 0.0158 Cu — 72.5.123.4.63.4..0,0X0,) Ra 0.3045 BaSO, = 0.1045 SO, — 10277000, 80 200 0.0023 Re,0, = 0.0021 FeO — 7073 21005.72085.0:00)5 0.0018Zn0 = 0.0018 ZnO = 7082897 87, 48.002 Sauerstoff- Aequivalent des Cl= 2. Na,O-Aequivalent des SO, vermindert um FeO-, ZnO-Aequivalent ....= 12.462 62 0.201 Rest: HIEOEEn ne le 118, OLLAO 100.000 Diese Bestandtheile kann man, wie folgt, in Caracolit und Per- eylit theilen Caraeolit Pereylit Mol. Atom. Mol, Atom. Mol. Atom. 287 Cl 200.01 + 2.38 Cl 247 Pb = 209 Ph + 38Pb 1048 Gesammtsitzung vom 25. November. Mol. Atom. 40 Cu 143 OÖ 209 SO, 209 (Na,. Fe, Zn) O ı40 H,O Caraeolit Pereylit Mol. Atom. Mol. Atom. — 0 = 1040 + 390 —!200'80, E00 (Na, ‚Fe, Zn) O 7704 350 + 36 PO Caracolit ist demnach = CIHPbSNa,0, oder = CIHPbO + SNa,O, Reiner Caracolit besteht aus und Pereylit = C1,H,PbCu0, oder = CIHPbO + CIHCuO. ferner besteht HA Uler ar... — 8.84 Procent I Ph== 207 Vz 55 Ba I rn 2 Na=146, ei 16 I Eee: 0.25 5 U, a ee 401.5 100.00; reiner Pereylit aus Atom Ül= 7ı = 18.91 Procent 1 Rp 07 et I Du 163.4.= 106.88 2 Be or Ze 77053 2 NE —u 18058 375-4 100.00 bei 1.837 Procent oder Ein Gemenge von 209 Moleeül Caracolit, und 38 Moleeül Pereylit Rückstand von 83.900 Procent Caracolit, 14.263 Procent Pereylit und 1.837 Procent Rückstand enthält Rückstand = ı Cl = 10.116 Proc. = Ko) ne A "Cu 309 — 209 Ss =, Ger 30) 10.777 Na 9.02 H7=770:285 0 = 17.982 100.000 82.200 0597280 84.480 Na,0 = 12.956 H,O. = 2.504 100.000 .837 Proe., gefunden ı. .1S8o 837 Proc. 100.000 Wesskv: Über Caracolit und Pereylit. 1049 Die Krystalle des Caraecolits gleichen einem flachen Dihexaöder mit der Basis und dem ersten hexagonalen Prisma, sind aber Drillinge des rhombischen Systemes nach dem Aragonitgesetz, Zwillingsaxe senkrecht auf eine Prismenfläche; die je dritte der scheinbar ein Dihexaöder bildenden Flächen ist durch eine flache Furche von Oben nach Unten getheilt. Der äusserlichen Regelmässigkeit der Ausbildung entspricht aber keineswegs das Verhalten im polarisirten Licht; selbst sehr kleine Krystalle zeigen wirre Aggregat-Depolarisation; man muss die kleinen Krystalle zerdrücken und einzelne, in der Richtung der etwas schaalig abgesonderten Basis abgesprungene Splitter untersuchen, die dann scharf begrenzte Zwillingsfelder zeigen; diese letzteren sind aber zu klein, um das Interferenzbilld im convergenten, polarisirten Licht zu entwickeln. Die aus den Krusten einigermaassen heraustretenden und die Abmessung aneinander schliessender Bögen gestattenden Drillinge sind etwa ein Millimeter gross und die dabei erzielten Resultate etwas schwankend. Fasst man die zwischen vier nicht gekniekten Flächen des scheinbaren Dihexaöders liegende Partie als die der vorderen Ecke eines rhombischen Octaöders o = (a:b:e) auf, so hat die vordere Polkante desselben einen inneren Winkel von 142° 16° und die Seiten- kante einen solchen von 79° 44. Hieraus ergiebt sich das Einheits- Verhältniss der Axen 82020 — 1.3808.32.3735 217 = 0.5843 2 1.014213 und ein innerer Winkel in der vorderen Prismenkante — 119° 24. Diese Zahlen widerlegen die nicht allzufern liegende Vermuthung, dass die als Krystalle des Caracolits in Anspruch genommenen Krusten solehe von Thenardit seien, welche sich aus einem mechanischen Gemenge von Thenardit und einer Chlorbleiverbindung ausgeschieden hätten. Für 'Thenardit ist nach Mrrscherrich au DC 04784,:30877028.005 und der innere Winkel der vorderen Prismenkante = 129° 21”. Wenn man in den für Caracolit angenommenen Elementen die Einheit der Verticalaxe verdoppelt, nähern sich die Zahlen den für Witherit angenommenen, welche a:b:e= 0.5949:1:0.7413 lauten. Auf einigen mit Pereylit und Caracolit ausgekleideten Klüften sind noch kleine, aber vorzüglich ausgebildete Krystalle von dunkel- rauchgrauer Farbe angesiedelt, an denen eine als langes Rechteck eonturirte Fläche vorherrscht. Wenngleich auf dieser die Mittellinie 1050 Gesammtsitzung vom 25. November. eines zweiaxigen Interferenzbildes senkrecht zu stehen scheint, führt die goniometrische Ausmessung der flächenreichen Combinationen auf monoklinische Symmetrie. Auch diese Krystalle enthalten Chlor und Blei als wesentliche Bestandtheile, erfordern aber noch weitere Unter- suchungen und sind hier ihrer paragenetischen Beziehung zu den beschriebenen Mineralien halber erwähnt. Ausgegeben am 2. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1886. XLIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 2. December. Sitzung der philosophisch -historischen Ülasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. Hr. Scnmir las über die vedische Verwendung des Nom. Ace. Sing. der Neutra in pluralischer Bedeutung. Sitzungsberichte 1886. 101 1886. L. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 2. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Reymonnv. l. Hr. Auwers theilte einen ersten Abschnitt neuer Unter- suchungen über den Durchmesser der Sonne mit. 2. Von dem correspondirenden Mitgliede Hrn. H. Burueister in Buenos Aires war unter dem 24. October d. J. eine nochmalige Be- richtigung zu Coelodon eingesandt worden. 3. Der Vorsitzende legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. J. STEINER in Heidelberg vor über das Gehirn der Knochenfische. 4. Derselbe legte eine Übersicht der Ergebnisse der ana- tomisch-zoologischen Untersuchungen des Hrn. Prof. G, Frırscn über den Zitterwels, Malopterurus electricus, vor, welche demnächst, in ausführlicher Darstellung und durch Abbildungen erläutert, heraus- gegeben werden sollen. 9. Hr. Vırcnow legte einen Bericht des Hrn. Dr. En. Arnına über seine mit den Mitteln der Hunsorpr-Stiftung für Naturforschung und Reisen auf Honolulu angestellten Studien über die dort herrschende Lepra vor. Sämmtliche Mittheilungen folgen hier. 101* Ne a Re Enon ‚at f ar PR AT u Mr TADIR ner “ OT rs Re ir u - * ; ® 1. E —— « a = E m» rad ar - De - . > ” u — 2% - Arber — im Tan s = . .. a —. ee z A - r [ER rn mn Fan PER “ Bes — > j ix x 4 u alle Ben. ., en u - A a u % [r j j& kn. at ide ® RE a nA nl ae A ee ul Anand Teil. Br. u v as ws joy er 7 E LE nokia: PEREEE | 3 een Re Hain . er tan Tee ale | pr Ara Ra EN Ve I Bi I ‚ N ’ ill ua lantsotans daaiı I ' sd j BErIaN „h ‚zaskie R ee. N ‚st Ara I Hi i Buli ii - x Ei eds i v Ira nsabr rn S PP ORERE STERN | ale Ü 50 Say Pi.rah KlAMHR Aah Hut a BL. 4 Ei j alas agun Niro ten ker IP ITE MEET; sadaR; “ 1 13 ar HER Fe Te € Pi; 1055 Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. Von A. Auwers. Hierzu Taf. XVI und XV1. Tr Ver längerer Zeit habe ich Anlass gehabt eine einjährige Reihe durch die Meridianbeobachtungen einer grösseren Anzahl von Sternwarten gewonnener Bestimmungen des Sonnendurchmessers auf Anzeichen von Änderungen des Durchmessers zu untersuchen, um gewisse Behaup- tungen Seechi’s über das Vorkommen solcher Änderungen innerhalb kurzer Intervalle und ihren angeblichen Zusammenhang mit den Flecken- erscheinungen der Sonne zu prüfen, mit dem Ergebniss, dass sich diese Behauptungen als gänzlich grundlos erwiesen." Im Anschluss hieran habe ich einige sich ohne neue Bearbeitung vorliegender Beobachtungs- sammlungen darbietende Zusammenstellungen längerer Reihen von Bestimmungen des Sonnendurchmessers aus Meridianbeobachtungen gegeben, in welchen ich gleichfalls keine Spuren reeller Änderungen des Durehmessers, am wenigsten solche, die der Sonnenflecken - Periode folgten, erkennen konnte. Die Bearbeitung der im Anschluss an die Beobachtungen der Venus-Durchgänge von 1874 und 1882 ausgeführten heliometrischen Bestimmungen des Sonnendurchmessers hat mich noch einmal auf die Frage zurückgeführt, ob derartige Änderungen merklich wären. Es ist mir hierbei wünschenswerth erschienen des Vergleichs halber zu untersuchen, welche Antwort einige der besten und umfangreichsten Reihen von Meridianbeobachtungen auf diese Frage geben würden, wenn sie in zweckentsprechender Weise bearbeitet würden; denn die Beweiskraft der früher nur gelegentlich hinzugefügten Zusammen- stellungen konnte, wie ich gleich selbst hervorgehoben habe, haupt- sächlich aus dem Grunde nieht sehr weit reichen, weil die in ihnen enthaltenen, anderswoher zu entnehmenden Jahresresultate ohne alle Berücksichtigung der persönlichen Gleichungen der Beobachter abge- leitet waren, die bekanntlich bei Sonnenbeobachtungen sehr hohe Beträge erreichen können. ! Mon.-Ber. der Berliner Akademie. Mai 1873. 1056 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Von anderen Seiten sind inzwischen mehrere Untersuchungen ange- stellt worden, welehe — mit Ausnahme einer zur Prüfung des Ver- haltens kurzer Perioden ausgeführten Rechnung von Newcomb und Holden' — mehr oder weniger entschieden aber im Ganzen überein- stimmend, die Neigung zu erkennen geben die angeregten Fragen in einer meinen früheren Schlussfolgerungen entgegengesetzten Richtung zu beantworten. Wenngleich die hierfür vorgebrachten Gründe in mehreren Fällen schon vor den Zusammenstellungen meiner früheren Abhandlung und den daran geknüpften Erörterungen nicht bestehen können, so bleiben doch einige auf umfangreiches und anscheinend festes Material gegründete Untersuchungen übrig, deren Widerspruch es gleichfalls erwünscht machte, den jetzt gebotenen Anlass zu einer neuen gründlicher eingehenden und weitaus umfassenderen Untersuchung auch von Meridianbestimmungen des Sonnendurchmessers zu benutzen. Die erste Stelle in einer solchen Untersuchung müssen die nun- mehr in einer dreiunddreissigjährigen Reihe vorliegenden Beobachtungen an dem Meridiankreise der Greenwicher Sternwarte einnehmen.” Diess Instrument wird noch heute zu denen ersten Ranges gerechnet, und die damit erlangten Bestimmungen bieten, ausser ihrer grossen Zahl und Ausdehnung über den langen Zeitraum von drei Sonnenflecken- Perioden, in ihrer Anordnung vor allen sonst vorhandenen Beobachtungs- reihen für die hier anzustellende Untersuchung einen wichtigen Vor- zug dar: durch das langjährige regelmässige Zusammenwirken mehrerer Hauptbeobachter und die Möglichkeit, die grosse Zahl der Hülfsbeob- achter, von denen viele ebenfalls eine längere Reihe von Jahren hin- durch theilgenommen haben, sicher an eine eontinuirliche Scale anzu- schliessen, werden die persönlichen Gleichungen in viel höherm Grade bestimmbar als anderswo. Auf die Discussion dieser Reihe wollte ich mich ursprünglich be- schränken, habe die Untersuchung indess nachher weiter ausgedehnt und in gleicher Weise noch die folgenden Reihen bearbeitet: sämmt- liche publieirten Beobachtungen am grossen Meridiankreise der Washing- toner Sternwarte (1866 bis 1882); und sämmtliche publieirten Beob- achtungen an dem gegenwärtigen Meridiankreise des Radecliffe Obser- vatory (Carrington Transit Circle 1862 bis 1883 mit einer Lücke von 1877 bis 1879). Ferner habe ich die von Dr. Hilfiker vor einigen Jahren mitgetheilten Jahresmittel der Neuchäteler Beobachtungen von ı862— 1883 zur Vergleichung gezogen, die jedoch nur den horizon- talen Durchmesser betreffen, während die anderen Reihen gleich- ! American Journal of Science and Arts. Oct. 1874. ®2 Ein nach Abschluss des I. Abschnitts der folgenden Untersuchungen ausgege- bener 34. Jahrgang dieser Reihe (1884) ist mir noch nicht zugänglich geworden. Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1057 mässig Bestimmungen des horizontalen und des verticalen Durchmessers enthalten. Ich werde in den beiden ersten Abschnitten der folgenden Unter- suchungen die Resultate mittheilen, welche diese Beobachtungsreihen erstens zur Beantwortung der Frage geben, ob in dem Zeitraum von 185 ı bis 1883 von Jahr zu Jahr Veränderungen des Sonnendurchmessers, periodischer oder aperiodischer Art, vorgekommen sind, zweitens zur Feststellung und Erklärung der innerhalb des Jahres periodisch ver- laufenden Ungleichheit, auf welche zuerst Lindenau aufmerksam ge- macht hat. Die Resultate einiger weiteren noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen behalte ich mir später mitzutheilen vor. I. Das Verhalten der Jahresmittel der Bestimmungen des Sonnen- durchmessers aus den Meridian-Beobachtungen der Sternwarten Greenwich 1851 bis 1883, Washington 1866 bis 1882, Oxford 1862 bis 1883 und Neuchätel 1862 bis 1883. Die Beobachtungen am Meridiankreis der Greenwicher Sternwarte. Die folgenden Tafeln A und B enthalten die jährlichen Resultate der von den einzelnen Greenwicher Beobachtern in den Jahren 185 1 bis 1883 am Meridiankreis ausgeführten Bestimmungen. Diess Instru- ment hat ein Fernrohr, dessen Dimensionen in den Einleitungen der Greenwich Observations zu ungefähr 8 Zoll’ und ı2 Fuss englisch an- gegeben werden; Angaben über die bei den Sonnenbeobachtungen ohne Zweifel vorgenommene Reduction der Öffnung und über die angewandte Vergrösserung habe ich nicht gefunden. Im Nautical Almanac sind die Durchmesser ı851 und 1852 mit dem Werthe der Tabulae Regiomontanae = 32’ 178 für mittlere Ent- fernung, von 1853 ab mit dem Werthe 32’ 3764 berechnet. Zu den umstehenden Jahresmitteln der Correetionen müssen daher in den beiden ersten Jahren, damit sie mit den späteren vergleichbar werden, noch die Beträge von etwa —o‘ı28 und —ı’84 hinzugefügt werden. ' Nach dem Report von 1851 übertrifft die freie Öffnung 8 Zoll etwas. 1058 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Ta Jahresmittel der am Greenwicher Meridiankreis beobachteten ÜCorree der Sonne für die 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 | 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 | 1883 Dunkin W. Ellis | G. Oriswick | J. Carpenter Lymn H. Breen Th. Ellis Rogerson +0:124 13| — 0'028 6 Eh: a Pi ad +0:272 5| +0.179 20| +0.004 14 +0.165 22 | — 0.053 3 Fe +0.272 13 | +0.125 2| +0.023 22 + 0.070 21 | —0.034 9| — 0174 5 Er +0173; A|, 7 ne | 082880 — 0.048 15 | — 0.097 24 | — 0.070 ı —0o!116 8| +0.105 2) Lajugie — 0.016 14 | — 0.062 ı8| — 0.007 18 2222 22] —0.050 I| +0.190 2| — 0.160 ıı — 0.019 15 | —0.099 19 | — 0.016 24| — 0'208 8| —0.145 4| —0.106 10) —0.125 2) Wakelin — 0.002 27 | — 0.118 29 | — 0.002 18) — 0.181 10| — 0.090 22| — 0.1490 ı| 7 —0.95 2 — 0.029 24| —o.11ı 28| — 0.012 28| — 0.187 4| — 0.082 30 Talmage | —0.194 7 + 0.044 19| — 0.099 28 | — 0.011 29| — 0.202 18) — 0.0497 3 Stone —0.179 7| —0.150% 1 — 0.008 13 | — 0.080 ı7 |) —0.096 ı2 | —0.199 8 san 1010330 2 (ee — 0.035 11 | — 0.085 19| + 0.017 17 | —0.101 9 za — 0.062 5| —0.127 ı5 | — 0.046 ı6| — 0.181 10 — 0.259 — 0.057 12 | — 0.127 25 | — 0.007 20| — 0.227 22 se EONTO — 0.041 14| — 0.054 23 | — 0.009 26| — 0.174 ı9| —0.110 ı| —0.068 9 — 0.052 14| — 0.092 22| +0.009 24| — 0.189 18) — 0.007 3| +0.004 9 | H.Carpenter — 0.036 14 | — 0.113 20| + 0.027 ı6| — 0.136 ı7 ..n2 221 0,087 3| —0.157 8 — 0.068 ı2 | — 0.119 ı6| — 0.056 ı1 | — 0.166 13 | —0.185 2| —0.0490 ı| —0.232 4| Keating — 0.057 19| — 0.083 ı9| — 0.028 24| — 0.207 ı5 0.000 5| +0.220 ı| —0.190 7| — 0.052 Il — 0.093 12 | — 0.100 ı8| — 0.025 15 | — 0.187 ı2 se. 2.1 0.175 2| —0.200 9)| +0.027 7 — 0.075 2| —0.093 ı8| — 0.041 21 | — 0.191 21| —0.100, 14| | —0214 IT| +0.070. 4 = — 0.094 14| — 0.042 14 | — 0.144 14 | — 0.060 24 —.0.220.. 8 | 7 ame Downing | —0.157 21 | — 0.042 16| — 0.137 14| —0053 2 —0.186 5 — 0.105 23| —0.102 17 | — 0.004 17 — 0.079 19| Graham Wickham — 0.064 17 | — 0.092 ı2 | — 0.058 ı8| Thackeray | — 0.039 ı9| —0.315 2 Pulley — 0.370 2 —0.115 14| #0.000 ı | — 0.042 ı2 | — 0.109 13 | — 0.052 ı6| — 0.232 13 | — 0.179 12 | — 0.270 3 — 0.115 21 — 0.053 13 | — 0.086 20 | — 0.076 10| — 0.135 2| — 0.174 7 Bromley — 0.104 15 — 0.013 13 | — 0.025 13| —0.102 6| —0.155 2| —0.207 3| —0.100 2 — 0.121 15 — 0.047 13 | — 0.028 ıı | —0.070 1| —0.097 4| —0.110 ı| —0210 2 — 0.098 12 — 0.040 12 | —0.054 9 A. Pead — 0.210 2 — 0.079 2 Lewis +0.011 16| +0.013 19 Hollis Bennett | — 0.217 6 — 0.069 22| — 0.150 25 | +0.013 15 | — 0.006 16) —0.070 ı| —0.230 2| —0.130 5 Cox — 0.016 13 | — 0.097 17 | — 0.042 ı9| — 0.108 20| —0.180 ı|) —0.154 5) —0.155 6 — 0.038 20 | — 0.069 19 — 0.008 23 | — 0.047 ı7 | — 0.193 7| —0.176 5| + ee: 11 Die Durchgänge wurden bis gegen Ende März 1854 ausschliess- lich mit Auge und Ohr beobachtet, von Ende Juni 1854 ab nur aus- nahmsweise nach dieser, in den zwischenliegenden Monaten abwech- selnd mit dem Registrirverfahren angewandten Methode. Die Special- mittel für die beiden Methoden würden 1854 werden: für Dunkin A.O. —0°037 (4) reg. —0‘052 (11) Ellis » —0.044 (12) —0.150 (12) Henry » —0.041 (9) —0.118 (9) Von den übrigen Beobachtern des Jahres haben Henderson und Breen nur nach Auge und Ohr, die übrigen ausschliesslich chronographisch beobachtet. fel A. tionen der im Nautical Almanac angegebenen Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. einzelnen Beobachter. Fergusson +0:100 2 Ch. Todd — 0.134 16 — 0.340 ı H. Eaton — 0242 4 Wright — 0.1890 I — 0.020 I — 0.010 I —0.185 2 —0213 3 Maunder — 0.160 7 — 0.0890 I — 0.540 1 Pearce —0.118 5 —0.183 3 +0.003 3 S. Dolman — 0.065 2 F. Taylor — 0.159 16 Wip.Christy ee Nash — 0.122 9 — 0.083 4 0155 8 Christie 9.179,27 — 0.120 I 2 0EN Laird TE YEyeEs! — 0.068 5 — 0.090 I Christie — 0.160 1 Bouvy +0:050 I H. Todd — 0.575 2 203702 Roberts — 0.175 4 — 0.190 6 — 0.083 4 +0.003 4 Jenkins — 0.230 3 — 0.162 13 — 0.150 10 — 0.196 8 — 0.170 2 — 0.070 3 H. Pead — 0.056 5 — 0.105 4 — 0.117 10 0.145 4 — 0.133 12 —0.073 6 — 0.076 5 —0.043 3 1059 Culminationsdauer Henry + 0'023 19 + 0.150 14 +0.049 13 — 0.079 18 +0.070 7 Chapell — 0.030 I — 0.130715 0.0307 — 0.195. 2 Sayer — 0147 8 Baker — 0.220 [e — 0.180 2 —0.253 3 Plucknett — 0.104 5 0.147 7 3 | — 0.077 Yair 0072 4 Dennison — 0.191 — 0.251 — 0.040 d 8 I Die vereinzelten Auge- und Ohr-Beobachtungen der späteren Jahre Henderson J. Breen Main “ur 2.1 #0050 2| — 0010: 5 +0!113 20| +0.230 4| — 0.055 2 — 0.049 15 | — 0.035 4 0.000 6| Bowden H. Taylor —_ —0.123 6| —o2ı14 5 — 0.182 14 | — 0.288 5 — 0.195 2| —0.255 2 M. Dolman A. Davis Kerschner | — 0.108 4 —0.213 6| -+0.09 6| —0.220 3 — 0.198 6| —0.065 I1 | —0.189 7 SH +0.010 1| — 0.235 2 J. Plummer el | ” — 0.199 8| — 0.210 ı — 0.350 1| +0.007 10 | W. Plummer 71 — 0.004 ı0| — 0.195 6 +0.032 6| — 0.204 7 Potts +0.110 2) —0.168 6 — 0.340 1 = —0214 5 Goldney —0.167 9| —0.022 5, Harding —0.185 6| —o.119 8| —0.167 3 — 0.130 ı| —0.096 8| —0.194 9 Pett —0.155 2| —0.184 5 — 0075 4 ler man 1 = 0.350: 1 Disney — 0.090 4| —0.290 2 Power ‚Robinson —0.200 3| +0.030 3) James — 0.080 2| —0.007 8| —0.340 ı — 0.0080 ı| +0.030 3| —o21ı 8 — 0.103 3 — 0.224 9 — 0.155 2 — 0.176 9 a — 0250 I —0o.112 6 sind nicht herausgesucht. Ausgeschlossen sind ohne Ausnahme diejenigen Beobachtungen, welche nach Anbringung der persönlichen Gleiehung mehr als 0:4 bez. 5” vom allgemeinen Jahresmittel, und zugleich mehr als 0°3 bez. 4’ von dem Jahresmittel des betreffenden Beobachters abwichen, oder von einem Mittel für die umliegenden Jahre, wenn aus dem einzelnen Jahre allein keine genügende Zahl von Beobachtungen desselben vor- handen war. achtungen der Im Ganzen sind ı3 Durchgangszeiten (von 3176) und 52 verticale Durchmesser (von 3397) ausgeschlossen — von den Beob- 5 Durchgangszeiten oder regelmässigen Beobachter ı auf 435 und 27 vertieale Durchmesser oder ı auf 83, während für 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1875 1879 1880 1881 1882 1883 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1060 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Ta Jahresmittel der am Greenwicher Meridiankreis beobachteten Sonnen-Durehmessers für Dunkin W. Ellis | G. Oriswick | J. Carpenter Lynn H. Breen Th. Ellis Rogerson + 1236,27 10 OBER FLO TU ae ee Re +0'75 6 | +0!67 23 | —0'58 ıg #076 28 107373 || WERL. ch nrernealle sonen +2.59 13 | +2.15 2:| +0,05 26 —'1,32.25 | =0.801 10.) -H41100: 78 I weise As Mops —0095 4 — 1.22 6 —0.86 ı6 | —0.92 24 | —0.40 ı | 2... .. —0'45 4 | —0.40 ı Lajugie — 1.41 15 | #023 19 | —0.43 19 | .... .- +3.30 ı | —3.830 3 | —1.45 13 — 2.07 15 | —0.24 IQ | —0,79 2 —1'61 9 | —0.40 5 | —0.38 10 | —3.95 2 | Wakelin —1.95 29 | —0.82 33 | — 1.50 20 | —1.38 9 | +075 24 | —-350 ı | 7 | —470 2. — 1.95 32 | —04ı1 28 | — 1.38 28 | —ı1.02 4 | +1.11 30 Talmage —3.14 9 — 1.63 23 | —o2ı 30 | —ı1.18 36 | —ı1.55 18 | +0.10 4 —053 6| —020 I — 2.38 13 | —0.20 ı7 | —221 14 | —228 ıı | ...... Stone —3.50 1 Roberts — 2.33 14 | +0.13 18 | —0.92 ı9 | — 1.96 9 | —0.50 ı | —0.38 12 Tl ERODEEN —1.50 7 | #0.10 15 | — 1.20.15 | —254 I4 | cs.0n 00 — 0.89 — 0.32 4 — 2.22 17 | —021 27 | —ı1.02 ı9| —3.16 21 | .... .. +022 5 —036 5 — 2.38 17 | +0.73 22 | — 1.20 27 | —3.23 20 | #045 2 | +1.10 10 —078 4 —2.32 ı8 | +0.66 25 | — 1.68 28 | — 2.70 ı9 | +2.33 3 | +0.46 9 | H.Carpenter | 7 — 2.72 17 | #078 ı7 | — 1.30 ı6 | —2.48 ı9 | +3.90 ı | +1.93 3 | +0.09 7 — 2.15 15 | +#0.18 ı8 | — 2.35 13 | —2.95 13 | #145 2 | +010 ı Fl 5 | @. Keating — 2.35 20 | +0,70 23 | —ı.65 2 —3.21 17 | +1,80 5 | +1,30 ı | —1.75 10 | —1.23 12 — 2.5014 | +021 ı8 | — 173 17 |:-—468 13 | .... .. —0830 2 | —1.86 ıı | +0.01 12 — 1.30 2 | +0.82 20 | —ı.56 22 | —4.00 2 +0.95 19 | — 2.93 I0 | +0.98 4 7b —e017 15 | —1.75 14 | — 3.09 13 | #1.99 2 — 1094 7 Tr Downing —045 22 | — 1.93 17 | — 2.97 14 | +1.75 23 _ Hr 5 —0.23 27 | — 1.00 15 | — 1.33 16 | #129 19 | Graham | a0 TI yickiam — 0.46 20 | —0.07 13 | — 1.99 15 | Thackeray | +1.50 20 | —ı.13 3 Pulley —0.65 2 —1.00 14 | +0,50 ı | —2.37 14 | —0.84 ı2 | +2.09 16 | —075 13 | —0.84 14 | — 1.80 4 — 1.87 20 — 2.34 14 | —0.46 ı8 | +1.15 10 | #070 2 | —2.34 7| „oe. — 2.47 Il — 2.56 ıı | #058 ı2 | +1,31 8| +0.110 2 Pearce —140 2 — 2.72 16 — 1.86 10 | +0.08 9 +0.12 5 | —046 5 | —2.90 2 — 2.11 14 — 2.07 II | —2.09 9 +350 IT| +0.15 4| —040 2 — 2.235,25 Lewis gg 7 319 Hollis Bennett EN IR: — 2.06 24 | +0.26 2 —2.15 15 | —141 17 | #020 ı | —-ı.85 2 Cox — 1.48 14 | — 0.82 ı% — 0.90 21 | +0.17 25 | —2.50 2 | —0.38 6 | 8. Dolman — 2.44 21 |) — 1.01 21 — 1.51 24 | —0.61 19 | —0.90 4 | +1,73 ı2 | +3.70 2 ..— die gelegentlichen Beobachter die entsprechenden Zahlen 8 oder ı: 121 und 25 oder 1:45 sind. Die Grenzen für den Ausschluss von Durch- gangszeiten hätten wohl etwas enger gezogen werden können; über- haupt werden, da andere als die bezeichneten Beobachtungen niemals ausgeschlossen wurden, gelegentlich Beobachtungen mitgenommen sein, die thatsächlich unsicher sind, eine irgend wesentliche Entstellung der Jahresmittel kann dadurch aber nicht hervorgebracht sein, und eben so wenig dadurch, dass alle Beobachtungen, zunächst für die Ab- leitung der vorstehenden Einzelmittel diejenigen desselben Beobachters, und weiterhin bei der Ableitung der Gesammtmittel alle einzelnen Beobachtungen, gleiches Gewicht erhalten haben. Dass endlich der Luftzustand und sonstige Nebenbedingungen der Beobachtungen, von fel B. Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1061 Correetionen des im Nautical Almanac angegebenen verticalen die einzelnen Beobachter. Henderson | J. Breen Main Fergusson Henry WE. +3'57 3| zı!a2 5| +0:10 2 +1"15 21 +1'77 16 | +3.20 3 | +1.90 2 Bouvy +1.75 16 — 0.66 15 | + 0.20 Er Ch. Todd | —0'60 ı | F Taylor | — 0.56 14 — 178 5) Boden — 2.89 2ı | H. Taylor | —ı'74 ı8 | —0.79 21 | H. Todd Tg | an er "Mugen PERS — 2.60. 2 er am |0.68 8 105 2 — 1.72 13 — 3.22 5 — 3.92 4 O2 — 2.40 I |Wyv.Christy M. Dolman | —0.85 2 Davis Kerschner Eaton —R: 7005 —140 4| -ı78 4 —1.68 4| +0.05 2 Yash Chapell — 2.27 6| — 1.49 12 —129 7| —0.06 7| —3.0 2 Be 277,1, 0.60): 53 23.00 A127 1.307 42 171,007 17 7. Plummer| .... .. 71.2077 0.00 6 — 1.18 -3.80 2 Wright Da en —2.20 1| —ı.17 9 | W.Plummer| — 1.10 ı —0.10 3 — 1.30 11 | —049 8| —070 ı +078 5| —3.39 8| -o.ıo ı 0.032 3.1 3.097 7| 21.98 4 Potts — 1.03 6| Jenkins Christie — 1.04 5 | Goldney — 2.18 5| —203 7 —1.34 8| +2.10 4| Harding — 2.23 13 | —3.85 ı — 127 6| +ı121ı 9| +0.26 2 193210) 00,750 —=2.95 2) —0.14 8| —1.26 9| Maunder | —1.56 9 Sayer Pett +245 2| —073 3| —0.49 7| —2.40 2 Laird — 1.58 6 0:55: Aller | re 000 ı | —ı.62 4| —0.47 3 Dennison H. Pead Disney Baker — 1.22 5 —1.16 5| —050 I —0.10 4| —046 5| —3.08 2 0/10 2 Power Robinson Bromley —078 4| — 1.30 3 — re, sk Ace —0.82 6| —ı.10 ı| —100 4| —0.90 1ı|—0.98 2 Song | BE 0 63 0 1) are] Beer Pre, — 1.40 I — 1.47 10 2m James Plucknett —1.10 1| —125 2| —084 7| -230 ı| —020 5 —1.42 5| 4. Pead +04 8 +0.33 10 — 127 6| Onhristie — 1.42 12 | —ı1.82 5 —0.35 2 +119 9 +0.07 3| —0.60 ı | +025 6| —1.64 5 — 1.00 1 — 2.40 I —072 4| —0.62 5 —0.07 7 | +0.40 3| —ı128 9 welchen die Auffassung des Durchmessers abhängig sein möchte, gleich- falls nicht in Rechnung gebracht worden sind — weil die betreffen- den Angaben bei den Resultaten nicht aufgeführt sind und erst aus den Beobachtungsregistern hätten zusammengesucht werden müssen — ist ebenfalls als gänzlich bedeutungslos für die auf Grund vorstehen- der Tabellen hier anzustellenden Untersuchungen zu erachten. Die einzige Folge dieser Unterlassung kann die sein, dass sich die mitt- leren Durchmesser und die persönlichen Gleichungen nicht bezogen auf einen Normalzustand der Luft, sondern für einen mittlern Zustand ergeben, und die Schwankungen dieses mittlern Zustandes von Jahr zu Jahr werden nur sehr unbedeutend gewesen und hier ganz ohne Belang sein. — 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1368 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1062 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Die erste Anwendung der vorstehenden Tafeln hat in der Er- mittelung der persönlichen Gleichungen zu bestehen. Will man die Frage der Unveränderlichkeit des Sonnendurchmessers zunächst offen lassen, so muss man sich zu diesem Behuf auf Vergleichung inner- halb der Horizontalreihen der Tafeln beschränken. Diese Vergleichung ist in einer ganz kunstlosen Weise durchgeführt, da eine Verfeinerung der Rechnungsmethode praktisch nutzlos gewesen sein würde. In den fünfzehn Jahren 1856 bis 1870 haben die vier Beobachter Dunkin, W.Ellis, G.Criswiek und J. Carpenter neben einander beob- achtet, und von diesen geben Dunkin und Ellis, theilweise auch Criswick, einen Anschluss an die Beobachter der ersten fünf Jahre, hauptsächlich Criswick und demnächst Ellis einen solehen an die nach 1870 eingetretenen Beobachter. Es sind deshalb alle Gleichungen auf das Mittel dieser vier Beobachter bezogen und zunächst ihre eigenen Abweichungen von diesem Mittel selbst bestimmt, wofür sich durch zwei Annäherungen die Werthe ergaben: Dunkin 185 1— 1860 + 0°078, später + 0°030 W. Ellis — 0.018 G. Criswick + 0.068 J. Carpenter — 0.100 Werden diese Werthe "von den Jahresmitteln abgezogen, so er- hält man, wenn man zugleich ı851ı und 1852 noch die Reduction — 0°ı28 anbringt, folgende Tafel. Jahr 2 } Abweichungen der redueirten und a den a Mittel Einzelmittel vom Gesammt- Corr. | | [8 E II. Näh. Beob. Art | Dunkin | W.Ellis \G. Criswick| J. Carpenter mittel der 4 Beobachter Fr 6 +18 | — 38 — 0005 5 3 +15 | —107 — 0.006 8 » 21 9| —2422 5 +35 27 188 — 0.003 ı854gem. | — 126 15 | — 7924| -ı38 ı —28 | + 19] — 40 — 0.003 1855 reg. | — 94 ı — 4 ı8| — 75 ı8 —25 | + 2510 — 0.000 1856 » 19|— 3424| -ı08 8 — 8) + 8| + 5|-.19 |— 0.000 1857 » 29 +5|- 15|+ ı5| + 4 |- 0.002 1858 » 28 EEE Fr 1859 28 +41 | — 6|- 4| —27°| — 0.001 1860 32 17 3 +13 | + 37| — 65 0 |— 0.002 1861 19 E a 06 0) +50 |+ 0.001 1862 » 92 15 #11 | — 16) — 11 |\4 224] 0.001 1863 — 37 ı2| — 109 25 | — 75 20 | — 127 22 +15 |— 7|+ 27| 25 [+ 0.000 1864 — zı 14) — 36 23| — 77 26 | — 74 19 — 7|+ 28| — 1ı3| — ı0 [+ 0.001 1865 » — 8214| — 74 22| — 59 24 | — 89 ı8 — 8 0) + 15| — 15 [+ 0.001 1866 95 20 5 — 5|— 34| + 20| +25 [+ 0.001 1867 16 — 2|- 5|- 28| +30 [+ 0.001 1868 » 5 ) + 1)+ 23|,— $| — 19 [+ 0.002 1869 =» $: Q —28|+ 13|+ 2| + 8 ]+0.01 1870 » | 7 —ı12 |+ 18) — ı6| + 2 |— 0.000 1871 | — 7614| -ı10 14 | — 4 14 + ı1| — 33 | +33 |— 0.000 1872 — 139,21 | — 110 16 | — 37 14 = 3741 2810.65) 0.000 1873 3 — 6|+6 + 0.002 157. er 07 + 0.003 1875 » +.173 | —15 + 0.005 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1063 Wollte man für Dunkin den von 1861 ab geltenden Werth der Reduction durchweg annehmen, so würden für diesen Beobachter in allen 10 Jahren 1851 bis 1860 positive Abweichungen, von +0°004 bis +0°079, übrig bleiben; es kann daher nicht bezweifelt werden, dass derselbe bei den Durchgangsbeobachtungen seine Auf- fassung geändert hat. Ich habe hier die zur Darstellung der Beob- achtungen anscheinend genügende Annahme gemacht, dass die Änderung plötzlich zwischen 1860 und 1861 erfolgt sei. Bei Criswick könnte ein merklicher Unterschied zwischen den mit Auge und Ohr beob- achteten und den registrirten Durchgangszeiten angedeutet und die von 1854 ab geltende Reduetion daher 1853 nicht zu passen scheinen; indess können die grösseren — bei Dunkin und Ellis nach der anderen Seite ausschlagenden — Differenzen des letztern Jahres sehr wohl nur zufällige sein und sind deshalb hier nieht weiter berücksichtigt. Bildet man nun aus den verticalen Columnen der Abweichungen der redueirten einzelnen Jahreswerthe Mittel nach der Zahl der Beob- achtungen, so erhält man für Dunkin 1851— 1860 +0:006 183 B. 1861— 1870 — 0.005 II5 » W. Ellis + 0.002 441 » G. Criswick — 0.006 402 J. Carpenter -+0.005 232 » Zur Berücksichtigung dieser Correetionen der angenommenen persön- lichen Abweichungen sind zu den in vorstehender Tafel aufgeführten Jahresmitteln die in der letzten Columne angegebenen »Correetionen III. Näherung« hinzuzufügen. Der Grund davon, dass die dritte Nähe- rung noch merklich von der vorangehenden abweicht, liegt daran, dass ich in diesen Rechnungen ursprünglich von den von Thackeray im 45. Bande der Monthly Notices angegebenen Jahresmitteln der Hauptbeobachter für 1860 — 1883 ausgegangen war. Erst nach einmaliger vollständiger Durchführung bis zur Ableitung der Jahres- resultate erkannte ich es als zweckmässig, alle Jahresmittel für die einzelnen Beobachter neu aus den Greenwich Results abzuleiten. — Zur Fortsetzung der Tafel der Jahresmittel erhält man noch in der Voraussetzung, dass Criswick sich bis zu Ende gleich geblieben sei, durch diesen Beobachter allein die reducirten Werthe 1876 —olı2ı 13 1879 — 0.108 12 1877 —0.081 13 18890 — 0.057 16 1878 —0.15 13 1881 —0.055 15 Corr. III. N. —= + 0!006 Für eine Anzahl von Beobachtern, die ein jeder längere Jahre hin- durch neben den vier ausgewählten Beobachtern oder mehreren der- selben thätig gewesen sind, erhält man nun die Abweichungen von vorstehenden vermittelst der »Corr. II. Näher.« verbesserten Mitteln (in o0°ooı) und deren Gewichte in den einzelnen Jahren: 1064 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Henry 1851 ° 1852 + 84 1853 + 95 1854 + 22 1855 +139 + 0060 Werden die mittleren Abweichungen hiernach für diese fünf Beob- achter abgezogen, so ergeben ihre Beobachtungen folgende redueirten Jahresmittel und durch Vereinigung mit der früheren Tafel die neuen G.10 9 10 12 6 (G. 47) 1854 1855 1856 1857 1858 1859 +0!015 (G. 54) 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 H. Breen +249 + 206 +21 +20 +259 — 17 =n53 G. "OonnpoR 1851—5 + 0'221 (G. 21) 1856—7 — 0.021 (» 10) -15 67 1864 +19 I 1865 — 56 4 1867 +47 17 1868 +11 22 1870 +29 3 1871 Lynn 47 +66 +86 4 +17 +0!015 (G. 37) Kerschner ı860 +196 G. 1861 — 15 1862 + 112 1864 — 147 1865 + 80 1866 + 56 1867 + 127 1868 + 196 + 0:075 (G. 41 Dino m, On ) G.ı 1872 +49 3 1873 — 3 2 1874 +6 5 1875 +3 11 1876 +39 15 1877 — 27 1878 + + 0'022 (G. 149) Gesammtmittel für 185 1— 1878: H., HB.; L.,K.,S. Mittel mit vorigen 1851 1852 1853 — 0:147° — 0.057* — 0.020 — 0.137 — 0.006 — 0.108 — 0.065 ” —0.104 — 0.069 — 0.053 — 0.136 0.19 — 0.113 — 0.047 — 0!12$* - Ba — 0.0 — 0.1 36 — 0.059 — 0.003 — 0.082 ı — 0.096 I — 0.076 * Mit der Reduction — 0'128. 43 52 39 1.848: 1865 —0!010 22 1866 — 0.068 13 1867 —0.073 9 1868 +0.030 8 1869 —0.118 2 1870 — 0.122 14 1871 — 0.082 24 1872 — 0.075 23 187 —0.101 1 . — 0.061 io 1875 — 0.074 16 1876 — 0.098 10 1877 —0.124 6 1878 — 0.092 1 Die neuen Mittel sind für die Jahre 185 1— 1872 benutzt. 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 G. 16 12 12 7 6 4 I Mittel mit vorigen zum Anschluss aller übrigen Beobachter, für 1873 —ı878 nebst den Resultaten von Criswick für die drei folgenden Jahre zunächst zur Vergleichung der neu eingetretenen regelmässigen Beobachter Downing und Thackeray Stone — 229 — 139 8 5 E77 + 5 + 30) — 81 + 0:033 (G. 58) Dem OQOunıN|D — 07057 (G. 48) Die persönlichen Abweichungen für letztere ergaben sich: Downing 187 I 874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 1881 — 0!080 — 0:023 G. 16 (G. 89) Thackeray = oo ın WO mıD — 0:028 + 0.022 + 0.065 + 0.080 + 0.048 + 0.064 + 0.043 + 0038 (G. 56) -_ Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1065 und hiernach die redueirten Jahresmittel für Downing und Thackeray und deren Mittel mit den vorstehenden: Doun., Th. 1873 — 0.142 23 — 0:102 1874 —0.041 17 — 0.074 1875 —0.118 27 — 0.09 1876 — 0.108 41 — 0.10) 1877 — 0.073 28 — 0.080 1878 — 0.084 26 — 0.092 Mittel mit vorigen 6 187 £6 13% 56 1881 64 1882 47 1833 40 Down., Th. — 0'082 21 — 0.042 —0.045 3 — 0.045 — 0.032 Mittel mit vorigen — 0089 33 — 0.044 59 — 0.046 53 Hiernach erhält man für H. Pead und J. Power, deren Beobach- tungen noch dazu dienen können, den etwas schwachen Anschluss der letzten Jahrgänge zu verstärken, die persönlichen Abweichungen 1876 H.P.+0052 G. 4.6 1877 — 0.025 3.7 1878 — 0.025 8.0 1879 — 0.056 3.6 1880 — 0.089 10.0 1881 — 0.027 5.4 1882 — 0.031 4- 1883 — 0.011 28 — 0.034 (G.42.4) und nunmehr red. Mittel Mittel HP. JP. mit vorigen 1876 — 0'022 5 — 0.101 69 1880 1877 —0.006 7 — 0.082 54 1881 1878 — 0.071 12 — 0.087 52 1882 1879 —0.091I 5 — 0.089 38 1883 J.P.—-0:120 G.2.8 + 0.012 1.9 + 0.009 1.0 —0.059 2.9 — 0.109 1.9 — 0.080 535 — 0:070 (G. 16.0) red. Mittel EINE — 0°086 — 0.050 — 0.042 — 0.031 On ooin Mtttel mit vorigen 0.053 74 — 0.047 61 03 — 0.032 52 Hiermit erhält man endlich für die beiden zuletzt eingetretenen regelmässigen Beobachter Lewis und Hollis: persönliche Abweichung Lewis 1881 —0103 G.17.7 1882 — 0.052 11.6 1883 —0.037 13.9 — 0:068 (G. 43.2) Hollis — 0.023 G. 1.0 — 0.063 — 0.015 0039 (G. 26.8) 13.0 12.8 red. Mittel IRRE: — 0°080 — 0.051 — 0.004 Mittel mit vorigen — 0057 87 — 0.048 74 — 0.021 88 Die zuletzt abgeleiteten Mittel sind 1873— 1883 zum Anschluss der übrigen Beobachter benutzt. Die übrigen persönlichen Gleichungen ergeben sich aus den ein- zelnen Jahrgängen, und daraus, mit einer hier gestatteten Verein- fachung nach der Zahl der zukommenden Beobachtungen, im Mittel, wie folgt: Th. Ellis +179 20 + 56 2 + 0!168 (22) 1851 1852 Rogerson 1851 + 4 14 1852 — 46 22 1853 — 94 6 — 0:036 (42) J. Breen 1851 + 50 1852 + 161 1855 + 3 4 + 0.076 (10) Main 10 5 —ı124 2 — 0043 (7) [9 + 1851 1852 Henderson 1852 + 44 20 1853 — I 15 1854 +116 6 + 0034 (41) Ch. Todd 1854 ıS 16 1855 —281 ı — 0:033 (17) Lajugie 1855 — 101 ıı 1856 — 33 2 — 0.091 (13) Bowden 1855 —-— 64 6 1856 — 90 14 1857 —ı13 2 — 0:085 (22) H. Taylor 1855 ,,5,25530,5 1856 —ı96 5 1857 —ı73 2 — 0.175 (12) H. Todd 1855 —516 2 1856 —283 2 — 0.400 (4) 1066 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Wakelin 1857 —ı13 2 1858 — 98 7 1859 — 74 1 — 0099 (10) M. Dolman 1859 —ı22 4 ı860 —ı26 3 1861 —ı113 7 1862 — 119 2 — 0:118 (16) Davis ı860 —ı19 6 1861 —ı22 6 | — 0°120 (12) | Nash 1861 — 46 9 1862 + 33 4 1863 — 52 8 — 0:033 (21) Roberts 1861 — 9 4 1862 — 74 6 1863 + 20 4 1864 + 64 4 — 0'028 (18) Chapell 1861 + 46 ı 1862 — 20 ı5 1863 — ı0 7 1865 —ı36 2 — 0!024 (25) J. Plummer 1864 —ı38 8 1865 —291 ı | —ol155 (9) | Wright 1865 —ı2ı ı 1866 + 41 ı 1867 + 8 ı 1868 —ı110 2 1869 —ı18 3 — 0072 (8) W. Plummer 1866 — 134 6 1867 —ıı2 7 1868 — 03 6 — 0:113 (19) H. Carpenter 1866 — 96 1867 — 140 1868 — ı15 1869 — 105 1870 — 116 1871 —141 1872 — 02 Keating 1868 + 23 1869 + 122 1870 + 168 — 0!114 (52) 7 4 + 0'081 (22) Potts 1869 —245 ı 1870 —ı16 5 1871 — 88 9 1872 — 9ı 6 1873 — 28 ı — 0!100 (22) Christie 1870 — 81 7 | 171 — qı ı 1872 —ı26 ı 1881 —ı03 1" — 0:084 (10) Jenkins 1870 mr 01 1871 — 8 13 | 1872 — 56 ı0 1873 — 94 8 | 1874 — 96 2 1875 + 29 3 — 0!074 (39) | Goldney | Lözt SR (m ı872 — 25 8 1873 + 6 8 1874 — 8ı 2 — 0001 (23) Harding | 1872 ga 1873 — 192.19 1874 —ı10 5 1875 —25I 1 — 0103 (18) | Graham 1874 —241 2 1875 —133 13 1876 — 34 2 30770 179,0 1878 — 10 4 — 0:107 (23) | Wickham 1874 —296 2 | 18975 —ızı 3 | 18977 — ı8 2 1878 —ı23 2 1879 —ı2ı 2 | — 0:148 (11) | Maunder 1374 — 6 7 18975 + 19 ı 1876 —439 . ı — 0114 (9) Laird 1875 — 74 3 1876 + 33 5 1877 — 1 — 0.007 (9) Pulley 1875 — 80 ı2 1876 — 73 7 — 0:077 (19) Pett 1875 +24 4 1876 + ı1ı 4 + 0'017 (8) Baker 1876 —ıı9 2 1877 — 9% 2 | 1878 — 166 3 0133 (7) Dennison 1876 — 90 7 1877 —ı69 8 118978 +97 ı — 0!121 (16) Bromley 1877 —125 3 1878.— 23 1 — 0099 (4) Robinson | 1877 +112 3 | 1878 + 20 1379 +119 3 + 0'061 (14) Pearce 18978 — 31 5 1879 — 94 3 1880 + 56 3 — 0:024 (11) James 1878 —253 ı 1879 —ı22 8 1880 —ı7ı 9 1881 —ı19 9 1882 —202 I — 0'154 (28) Plucknett 1879 IS DB 1880 — 94 7 1881 — 4 3 — 0:054 (15) A. Pead ı880 —ı64 6 18831 — 795 ı882 —ı06 5 1883 —ı55 5 — 0'128 (21) Bennett 1881 —ı173 2 1882 —ı132 ı 1883 —ı172 7 — 0:168 (10) Cox 1882 —ı07 6 1883 + 49 ıı — 0:006 (17) Die 736 Beobachtungen dieser 42 Gehülfen liefern zusammen- genommen einen durchaus ansehnlichen Beitrag zur Vergleichung der verschiedenen Beobachtungsjahre, und sind daher zur Aufstellung der definitiven Reihe der Jahresmittel nunmehr mit benutzt worden, wenn- gleich die Beiträge zur Ausgleichung einzeln genommen in vielen Fällen gering sind, in einigen der wirkliche Gewichtszuwachs fast verschwindet. Es bleiben noch 49 Beobachtungen von ıo Gehülfen oder anderen gelegentlichen Beobachtern, deren jeder nur in einem einzelnen Jahre beobachtet hat, für die sich also nur die persönliche Gleichung, und zwar abgesehen von drei Fällen auch nur ganz beiläufig, ermitteln lässt, während dieselben aus der ferneren Rechnung ausfallen. Die für diese 10 Beobachter sich ergebenden Gleichungen sind in der weiterhin folgenden Übersicht aufgeführt. 7 . x r Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1067 Die redueirten Mittel aus den Beobachtungen der zuletzt zuge- zogenen 42 Gehülfen und die schliesslich anzunehmenden Mittel aus diesen und den früheren gibt die folgende Tafel C. Correction der Durchgangs- Correetion der Durchgangs- zeit entspr. zeit entspr. PETE: Corr. a Corr. Beo U5°7- | Mittel mit vor. | hor. Dm. nu zu8°2. | Mittel mit vor. | hor. Dm. eobachter | Beobachter 1851 || —o!106* 4ı | —o!1ı7* 84 || —1!68* | 1868| — 01098 26 | —ol0Sı 111) —ı/ı7 1852| —0.060* 50 | —0.060* 102 | —0.86* | 1869|| —0.091 20 |—0.094 79| — 1.35 1853| —0.091 25 |—0.055 77 || —0.79 1870| — 0.095 30 | — 0.097 106|| — 1.40 1854| —0.083 22 |—-0.108 g0o|| - 1.56 1871 || —0.076 36 | — 0.078 102|| — 1.12 1855 | —0.074 25 |—0.063 85 | —0.g1 1872|| —0.088 33 | —0.092 107|| — 1.32 1856| — 0.084 23 | —0.091 103 | — 1.31 1873 || — 0.099 26 |—0.101 102 | — 1.45 1857| —0.0095 6|-—0.083 113 | — 1.20 1874| — 0.104 20 | —0.082 386| -— 1.18 1858| —0.095 7)-—0.096 121 | — 1.38 1875 || — 0.107 40 | —-0.102 c06| - 1.47 1859 | — 0.074 5 | 0.076 102 || — 1.09 1876 || —0.091 28 | —0.099 0907| — 1.43 1800 || —0.006 9|—0.094 67 | — 1.35 1877| — 0.078 21 | —0081 75| -— 1.17 1861| — 0.087 27 | —0.079 107 | — 1.14 1878| —0.083 25 | —0.086 77| — 1.24 1ı862|| —0.114 27 | -0.115 8 || — 1.66 1879 || — 0.070 21 | —0.083 59|| — 1.20 1863 | — 0.096 19 | —0.101 103 | — 1.45 1880| — 0.073 25 | —0.058 99| — 0.84 1864| —0.019 12 | —0.056 105 | — 0.81 1881 | — 0.034 20 | — 0.052 107 | —0,75 1865 | —0.161 4|—0.063 104 | — 0.91 1882 || — 0.088 ı3 | —0.053 87| —0.76 1866 || — 0.052 15 | —0.060 95 | — 0.86 1883 | — 0.002 23 | —0.017 I11| —0.24 1867 || — 0.087 ı2 |—0.092 73 || — 1.32 Die folgende Tafel gibt den Procentsatz der in den Jahren 185 1 bis 1883 durchschnittlich auf die einzelnen Monate entfallenen Beob- achtungen, und daneben den mittlern Betrag des zur Verwandlung der Durchgangsdauern in Durchmesser für mittlere Entfernung anzu- wendenden Faetors für die einzelnen Monate. Proc. Factor Proe. Factor Januar 7.4 13.8 Juli 10.3 14.1- Februar 725 14.4: August _ 9:9 14.7 März 8.0 14-9 September 8.6 15.0 April 8.9 14.8 October 7-4 14.7 Mai 8.9 14.3 November 7:9 14.0 Juni 9.2 14.0 December 6.0 13.6 Hiernach würde der Factor, mit welchem die Jahresmittel der be- obachteten Correetionen der Durchgangszeit zu multiplieiren wären, um die Correetion des angenommenen mittlern Durchmessers zu er- halten, im Durchschnitt 14.4 betragen, wenn die Differenz D.—R., abgesehen von dem. Rest der zufälligen Beobachtungsfehler, ihre Ur- sache ausschliesslich in einem Fehler des angenommenen mittlern Durchmessers hätte. Diess ist nicht der Fall, vielmehr treten noch systematische Beobachtungsfehler hinzu, für welche an Stelle des ver- änderlichen Theils, (1— A) A cos od oder hier genügend angenähert A cos), des Reduetionsfactors theils der Faetor cos d, theils die Constante ı tritt; es ist aber praktisch vollkommen ausreichend, den Faetor 14.4 für diese Reihe anzuwenden, wie weiter unten geschehen wird. — Sitzungsberichte 1886. 102 1068 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 2. December. Aus den verticalen Durchmessern habe ich folgende Abweichungen vom Mittel der ausgewählten vier Hauptbeobachter aus den Jahrgängen 1856 bis 1869 abgeleitet und auch für die übrigen Stücke ihrer Reihen angenommen: Dunkin: — 0'535 W. Ellis: bis 1863 + ı?ı9, von 1864 ab +27og G. Criswiek: + 0713 J. Carpenter: bis 1861 — 0739, von 1862 ab — ı"42 Hiermit ergibt sich, wenn 1851 und ı852 zugleich die Reduction — 1/84 angebracht wird: Abweichungen der redueirten Rz nn Mittel Einzelmittel vom Gesammtmittel Cor: D n.Z.d.B. IV.Näh. Dunkin | W. Ellis |G. Oriswick der 4 Beobachter | 1851 3715 5 +0"63 | —2”58 | —o!20 — 0.07 1852 —2.30 3| on +0.17 | — 1.60 .... — 0.14 1853 — 1.99 10| +1.47 5 +0.02 | — 1.19 | + 2.27 0.00 185 — 2.11 24| —0,53 ı + 1.06 | — 0.74 | + 0.84 +0.18 185 5| —0.96 ı9| — 0.56 ı9 — 0.07 | — 0.17 | +0.23 + 0.13 1856 5] —143 ı9| —0.92 23| —ı"22 9 : — 0.28 | —0.19| +0.32| +0/02 | +0.09 1857 29| — 2.01 33| — 1.63 20| —0.99 9 1.63 +0.23| —0.3 0.00 | +0.64| + 0.10 1858 2| —ı1.60 28| — ı.51 28| —0.63 4 1.46 92 | #+0.06| —0.14 | — 0.05 | +0.83 | + 0.09 1859 .08 23 | — 1.40 30| — 1.31 36| — 1.16 ı8| — 1.26 107 | +0.18| —0.14 | —0.05 | +0.10| + 0.09 1860 | — 1.83 13) — 1.39 17 | — 2.34 14| — 1.89 11] — 1.84 55 | +0.01| #+0.45 | — 0.50 | — 0.05] — 0.12 1861 | — 1.78 14 | — 1.06 18) — 1.05 19| — 1.57 9| — 1.30 60 | —0.48| +0.24| +0.25 | — 0.27 | — 0.02 1862| — 1.01 7) — 1.03 15| — 1.33 15 | — 1.12 14| — 1.14 51 | +0.13 | +0.11 | —0.19| + 0.02 | + 0.02 1863 | — 1.67 17 | — 1.40 27 | — 1.15 19| — 1.74 21] — 1.48 84 | —0.19 | #+0.08| +0.33 | — 0.26] + 0.01 1864 | — 1.83 17 | — 1.36 22| — 1.33 27| — 1.81 20| — 1.55 86 | —0.28| +0.19| +6.22| —0.26| +0.03 1865 | — 1.77 18| — 1.43 25 | — 1.81 28) — 1.28 ı9| — 1.58 90 | —0.19| +0.15 | — 0.23 | + 0.30 | + 0.02 1866 | —2.17 17| — 1.31 17 | — 1.43 16| — 1.06 ı9| — 1.48 69 | — 0.69 | # 0.17 | #0.05 | + 0.42 | + 0.04 1867 | — 1.60 15 | — 1.91 18| — 2.48 13 | — 1.53 13| — 1.87 59 | #+0.27| —0.04| — 0.61 | +0.34| + 0.02 1868 | — 1.80 20| — 1.39 23| — 1.78 23| — 1.79 17] —ı.68 83 | — 0.12 | +0.29| —0.10| — 0.11] +0.03 1869 | — 1.95 14 | — 1.88 18) — 1.86 ı7 | — 3.26 13 | — 2.18 62 | +0.23 | +0.30 | +0.32 | — 1.08| + 0.02 1870| —0.75 2| —ı.27 20| — 1.69 22 | —2.58 23] — 1.84 67 | + 1.09| +0.57 | +0.15 | —0.74| + 0.01 1871 | —2.26 15 | — 1.88 14 | — 2.57 13 | — 2.23 42 — 0.03 | +0.35 | —0.34| + 0.18 1872 | — 2.54 22| — 2.06 ı7| — 1.55 14| — 2.12 53 — 0.42 | #+0.06 | + 0.57 | + 0.20 1873 | — 3.09 15 | — 1.46 ı6| — 2.25 3 — 0.84 | +0.79 + 0.21 1874 — 2.16 13 | — 2.12 ı5 — 2.14 28 — 0.02 | + 0.02 + 0.20 1875 | —1.59 1| —2.50 14 — 2.44 15 + 0.85 | — 0.06 +0.11 Die in den einzelnen Jahren übrig bleibenden Abweichungen vom Gesammtmittel zeigen, dass bei den vertiecalen Durchmessern die an- genommenen persönlichen Gleichungen noch erheblich zu verbessern bleiben, obwohl sie in diesem Falle die Resultate einer dritten, auf die Thackeray’schen Zahlen gegründeten, Annäherung sind. Im Mittel nach der Zahl der Beobachtungen erhält man nämlich die übrig bleibende Abweichung für Dunkin 185 1— 1860 +0'20 217B. 1861— 1870 — 0.16 141 » W. Ellis 1851— 1859 — 0.44 171 1860— 1870 + 0.22 77+143B 1871— 1875 — 0.33 66 B G. Criswiek 1851—1875 — 0.09 422 » J. Carpenter 1856— 1861 +0.13 60 1862— 1872 — 012 186 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1069 Bei Dunkin zeigt sich also auch in den verticalen Durchmessern von ı861 ab eine kleinere Auffassung, und bei Ellis ist nieht nur einmal eine starke Änderung, wie vorher angenommen plötzlich, eingetreten, sondern dieser Beobachter ist überhaupt in den verticalen Durch- messern wenig beständig gewesen, so dass man bei ihm besser vier Perioden zu unterscheiden hat. Die persönlichen Abweichungen sind dieser neuen Annäherung zufolge anzunehmen: für Dunkin 1851 — 1860 —0'35 1861— 1870 —o!7ı » W.Ellis 1851— 1859 +075 1860— 1863 + 1.41 1864— 1870 +2.31 1871— 1875 + 1.76 » G. Criswick + 004 constant » J. Carpenter 1856— 1861 —o!26 1862— 1872 — 1754 Hiernach müssen zu den Jahresmitteln noch die oben als »Corr. IV. Näherung« angegebenen Beträge hinzugefügt werden. Zur Fortsetzung der vorläufigen Reihe von Jahresresultaten erhält man noch, wenn man für Criswick die Reduction — o/ı3 über ı875 hinaus beibehält, durch die letzten Jahrgänge dieses Beobachters: 1876 —2!47 14 13977 — 2.69 ıı Cor BE Lv Naber. 1880 — 1.42 I5 a, 1881 —2.28 ı5 . Weiter ergibt sich nun durch Anwendung desselben Verfahrens wie bei den Rectascensionen die persönliche Abweichung für Henry H. Breen Kerschner 2 Stone 1851 —o'o5 G.12 1851 —0.45 G.5 ı860 +0'18 G.4 1861 +0'94 G.tı 1852 +0.75 11 1852 +1.59 9 1861 — 0.17 10 1862 +0.23 7 1853 + 0.23 10 1853 —0.15 4 1862 + 0.52 1 1863 + 1.09 5 1854 + 0.40 14 1854 +0,79 I 1864 — 2.28 2 1864 + 2.02 0) 1855 + 1.34 7 1855 — 3-14 3 1865 +0.39 8 1865 +2.02 3 DELETE NTSTER 1856 +0.77 9 1866 +0.14 9 18660 + 3.37 3 er 1857 — 1.97 I 1867 + 2.63 5 1867 + 1.95 I 5 1868 + 1.68 3 1868 +2.05 1 +0.24 (G. 32) I 1869 + 1.30 7 +0'40 (G.42) - ; + 106 (G. 47) Lynn 1854 +0'74 G.4 1864 +1'97 G.2 1872 +3'67 G.16 1855 + 3.96 I 1865 +4-39 3 1873 + 3-33 12 1856 +0,75 5 1866 + 5.34 I 1874 +3.44 12 1857 + 2.28 19 1867 + 3.30 2 1875 +4.42 8 1858 +2,48 23 1868 + 3.45 5 1876 + 3.53 6 1959 + 1.27 4 1870 +2.78 15 1877 +3:91 5 1861 + 0.82 I 1871 +4.04 17 +3766 (G. 50) +2!05 (G. 57) a + 3'48 (G.45) ; + 358 (G. 104) Das allgemeine Mittel für Lynn würde +3704 werden (Gew. 161); es erscheint aber nothwendig zwei Perioden zu unterscheiden, und ist angenommen, dass die Änderung der Auffassung in der Pause zwischen 1861 und 1864 eingetreten sei. 102* 1070 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Redueirte Mittel nach Mittel Reducirte Mittel nach Mittel H.,HB:; K, S8.2. mit vorigen K., St.,L. mit vorigen 1851 — 1719* 27 —o!gı* 54 1867 —0'49 8 — 169 67 1852 — 0.07* 2 — 0.47* 60 1868 —115 9 — 1.60 02, 1853 — 1.06 ı —0.87 58 1869 —2.46 2 — 2.17 64 1854 — 1.42 26 —128 67 1870 — 2.63 ı — 2.01 86 1855 — 076 ı2 —0.68 65 1871 —159 2 — 1.87 70 1856 — 123 15 —1.16 81 1872 — 1.83 23 — 1.89 76 1857 — 140 25 — 1.50 116 1873 — 2.29 19 — 2.13 50 1858 — 0.94 30 — 1.26 122 1874 — 2.08 20 — 2.00 48 1859 — 1.95 4 —1.20 111 1875 — 1.49 16 — 1.90° 31 1860 — 218 4 — 1.97 59 1876 — 2.43 10 — 2.40 24 1861 — 1.99 26 152 8 1877 —227 8 — 2.46 ı9 1862 —- 2339 — 1.31 60 1878 — 1.90 10 1863 — 1.44 5 —147 8 1879 — 2.11 11 1864 145 14 — 1.51 100 1880 —1.33 15 1865 — 129 21 —1.,512 111 1881 —2.19 15 1866 — 117 15 —1.39 84 Persönliche Abweichungen Red. Mittel Mittel desgl. Dowuning Thackeray D. und Th. mit vorigen mit Red.D, 1873 + 1790 G.17.9 — 0'86 27 — 1!68 77 — 200 1874 +154 142 — 1.09 20 — 1.73 68 — 1.99 1875 + 0.90 9656| + 1!0o6 G.89| — 1.86 26 — 1.88 57 — 2.10 1876 +053 109| #194 103 || — 2.14 38 —_ 224 62 — 1.99 1877 — 0.01 7:0| + 3.04 74| — 135 23 — 2.14 42 — 1.92 1878 — 0.82 6.2| + 1.98 47 — 2.58 25 | — 2.39 35 — 2.03 1879 0.00 6.2 | + 0.02 50 — 2.99 23 | — 271 34 — 2.39 1880 — 0.90 9.4) — 0.01 84 | — 276 44 — 240 5 — 2.07 1881 + 0.13 2| + 078 8.0 — 2.69 41 — 2.56. 5 — 2.23 1882 — 2.15 35 — 2.15 35 — 1.84 1883 | — 2.92 45 — 2.92 45 — 2.56 + 0.63 (G.90.6)| + 1728 (G.52.7)| Für Downing ist zunächst die mittlere Reduction wie oben be- stimmt angenommen, es ist indess ein Gang in den Jahresmitteln seiner Abweichungen ersichtlich, der reell zu sein scheint; die verti- ealen Durchmesser dieses Beobachters scheinen bei zunehmender Übung kleiner geworden zu sein. Hauptsächlich trifft die Änderung auf den Anfang der Reihe, und es ist jedenfalls genügend, die ersten drei Jahre abzusondern; man erhält dann die persönliche Abweichung 1873— 1875 + 1752 Gew. 41.7 1876—ı1881 —0.14 » 48.9 und mit Anwendung dieser Zahlen, der letzteren auch für 1882 und ı883, die dann in zweiter Linie angegebenen Endmittel »mit Red. JD),«, welche sich allerdings so viel besser an die voraufgehenden und unter einander anschliessen, dass ich sie statt der zuerst abgeleiteten nun- mehr angenommen habe. Danach erhält man: persönliche Abweichungen red. Mittel H. Pead J. Power HP. und. AR, a UNE 1876 | + 1753 6.46 | I — 1.66 5 — 1'197 67 1877 | + 0.092 37 | + 114 6.37 | — 254 8 — 2.02 50 1878 | + 0.56 78 | + 2.58 1.9 — 248 12 — 216 97 1879 | + 0.94 4-4 | + 1.26 1.0 | — 272 6 — 2.44 40 1880 | + 0.65 100 | + 2.51 7.0 | — 2.24 20 — 2.11 76 ı88ı | + 2.48 5.4 | + 1.88 1.9 — 133 8 — 2.12 64 1882 | + 1.12 3.6 | + 0.84 1.0 — 2.100 35 — 1.88 40 1883 | + 2.96 2.8 | + 2.49 6.1 — 1.76 10 — 2.41 55 + ı1?20 (G.42.3) | + 210 (G.22.6) | Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1881 1882 1883 + 1768 (G.44.5) | persönliche Abweichungen Lewis + 2'38 G.16.9 + 1.06 12.4 + 1.40 15.2 red. Mittel 1071 Mittel mit vor. Hollis L. und H. + 2'32 G. 1.0 | —.43 24 | — 1.93 88 + 2.05 154 | — 2.08 43 — 1.98 83 + 1.80 14.1 — 2.62 40 — 2.50 95 + 1794 (G.30.5) Persönliche Abweichungen für die übrigen Beobachter, welche in mehreren Jahren beobachtet haben. Th. Ellis 1851 —0'26 1852 +0.78 —0'18 (25) Rogerson 1851 —ı!s5ı 19 1852 —0.72 26 1853 —0.,35 6 (41) 23 2 Henderson 1852 +00 16 1853 +0.21 15 1854 —0.50 5 +0"20 (36) Lajugie 1855 —0:77 23 1856 — 2.79 2 —1!04 (15) Boden 1855 —0'76 8 1856 —0.56 13 1857 +2:55 2 H. Taylor 1855 —ı’g2 2 1856 —2.06 5 1857 — 0.90 1 — 1788 (8) H. Todd 1855 —ı’27 2 1856 — 276 4 —2"26 (6) Wakelin 1857 —3'20 2 1858 — 1.88 9 1859 +r.00 1 — 1794 (12) Talmage +0'08 (15) H. Carpenter 1859 +0/67 6 | 1866 +1748 7 Hr8bor —ı153 17 141867, 0:01 5 TE (| 1868 —o.15 10 +0'36 (7) 1869 +0,31 11 M. Dolman 1870 — 0.92 10 1859 —054 5 | 1871 —0.07 7 1860 +202 2 | 1972 -005 5 1861 +0.23 7 1873 —0.80 1 1862 — 1.69 I nn +.008 (56) Mais G. Keating 1860 +0"57 4 | 1868 +0'37 ı2 1861 —075 6 | 1869 +2.18 ı2 —0"22 (10) 1870 +2.99 4 Nash + 1752 (28) 1861 +1'46 7 Potts 1862 +0.01 4 1870 +0'97 5 1863 +0.27 7 | 18971 +0,53 8 +0.67 (18) 1872 +0.62 6 Roberts ED 1861 +1754 4 +0'52 (21) nn a 4 Christie REINE late, 7 5 - >7 Ao2er DEREN 1871 — 1.98 1 +1!09 (17) | 18972 + 1.14 1 | Chapell 1881 +1,33 I 1861 —ı!48 2 +0!03 (10) 1862 +0,31 17 pa: 1863 + 1.476 SE rt So 70u017 65 | - - 1872 — 0.36 13 +0'55 (28) | 1872 — 0.04 10 J. Plummer 1873 Kr I 1864 +0"33 8 E \ 7 See +0'22 (0) sa) Wright Goldney 1865 +04 ı 107 aus 1% 1866 0.69 ı | 1072 326 8 | 1867 +1,59 1 | 1873 =+1.00: © TR a ZH EA 2 1869 +1.14 6 +2"94 (23) +0.62 (13) | Harding | _W. Plummer 1872 +2!15 2 | 1866 +0'90 8 | 1873 #074 9 1867 —170 8 | 1974 +1.26 3 | 1868 — 1.499 7 | 1975 +1.95 1 —0'73 (23) + 1711 (15) Graham 1874 +0'86 3 1875 +1.35 13 1876 +2.67 2 1877 +2.12 2 1878 +2.28 5 1879 +#+5.94 1 + 1/81 (26) Wickham 1874 +1734 2 1875 +0,30 4 1877 +0.62 2 1878 —0.74 2 1879 +2.04 2 +.064 (12) Maunder 1874 +1750 7 1875 +2.10 I 1876 +1.47 1 1879 +0.14 I + 142 (10) Laird 1875 +#1:63 3 1876 +1,87 4 1877 +0.92 1 +1'66 (8) Pulley 1875 +1726 14 1876 —0.37 7 +0!72 (21) Pett 1875 +2!65 4 1876 +075 5 +1.59 (9) Baker 1876 +17 2 1877 +1.04 2 1878 +0.64 4 +1/05 (8) Dennison 1876 +0'8ı 5 1877 — 0.07 8 +0"27 (13) Disney 1876 —ı!ı3 2 1877 +1.12 ı — 0:38 Bromley 1877 +1’20 6 1878 +0,76 ı +1714. (7) Robinson 1877 #072 3 1878 +1,30 8 1879 +1.19 2 E05 (63) Pearce 1878 +1'70 5 1879 +2.59 4 1890 +241 2 +2’15 (11) James 1879 +1'60 7 1880 +2.44 10 188ı +3.12 9 1882 —0.42 I +2'34 (27) Plucknett 1879 +2.24 5 1880 +0.84 6 1881 +2.00 3 + 1759 (14) A. Pead ıSSo +0'29 5 1881 +0.29 5 1882 +1.36 5 1883 +1.22 9 +.0"86 (24) Bennett 1SSı +0!08 2 1882 — 0.52 2 1883 +1.60 4 +0'69 (8) Cox 1882 +1/60 6 1883 +4.23 12 +3735 (18) 1072 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Tafel D. Redueirte Mittel Mittel Reducirte Mittel Mittel | für die gel. Beob. mit vorigen für die gel. Beob. mit vorigen 1851 —1:02* soo | -—o!g6* 104 1868 —2'37 33 —1'81 125 1852 —0.07° 49 — 0.30* 109 1869 — 1.70 29 — 2.02 03 1853 —075 24 —0.84 82 1870 — 2.11 31 — 2.03, 117. 1854 E98, 15 AU TBB 1871 — 1.97. 33 — 1.90 103 1855 —0.59 255 | -0.65 90 1872 — 1.76 33 — 1.86 109 1856 — 1.54 24 — 1.24 105 1873 — 2.40 29 — 2.11 106 1857 —064 5 — 1.46 121 1874 —-137 19 —1.97 8% 1858 —-120 9 — 1.26 131 1875 — 1.92 44 — 2.02 101 1859 — 1.11 12 —1.I9 123 1876 — 2.19 28 — 203 05 1860 —-123 7 — 1.89 66 1877 —2.11 25 —205 75 1861 — 1.48 26 —1.51 112 1878 — 2.30. 25 oo 1862 — 1.65 26 — 1.41 86 1879 — 2.19 22 —2.35 62 1863 — 1,31 18 — 1.44 107 1880 — 2.36 23 — 2.17 102 1864 — 1.56 12 — 1.51 112 1881 — 1.06 20 — 1.88 108 1865 — 1.22 5 — 1.50 116 1882 — 2.02 14 —212 07 1866 +0.04 16 — 1.16 100 1883 — 1.80 25 — 2.36 120 1867 — 1.99 14 — 1.7 Sı Fernere 56 Beobachtungen von 8 Gehülfen, die nur in je einem Jahre beobachtet haben, fallen hier aus. Theilt man die 33Jjährige Reihe in 3 Gruppen von je ıı Jahren und nimmt in jeder Gruppe das Mittel aus den ıı Jahresresultaten, ohne Unterscheidung der nach Vorstehendem durch die hier schliess- lich beigefügten Beobachtungszahlen auch relativ nicht genau bezeich- neten Gewichte, und verwandelt die Mittel für die Correetionen der Durchgangszeit in solche des Durchmessers durch Anwendung des Factors 14.4, so erhält man Correetion der Durchgangszeit bez. des Correetion des vert. horizontalen Durchmessers Durchmessers 1851—1861 —0.0838 entspr. —ı?242 ıo5ıB. —ı?148 ııı5B. 1862— 1872 — 0.0845 » — 1.242 1067» — 1.671 1149» 1873—1883 — 0.0740 » —1.116 996» -—2.115 1025 » und als Gesammtmittel — 0’0808 entspr. — 1164 — 1'645 oder, bezogen auf das Mittel der Beobachter Dunkin, W. Ellis, @. Criswiek und J. Carpenter, den horizontalen Durchmesser 32’ 2’48 aus 3114 Beob. » verticalen » 32. 2700,07 3:2:80 ut Nach den Messungen mit den Heliometern der deutschen Venus- Expeditionen ist aber der Sonnendurchmesser, nach meiner vorläufigen Berechnung, = 31’ 59”ı2. Dieser Werth ist mit kaum 3zölligen Ob- Jeetiven gefunden, und es ist bis jetzt nicht ausgemacht, ob Objective von verschiedener Grösse die Sonne gleich gross zeigen; was indess aus den Messungen mit dem 6zölligen Königsberger Heliometer zu ersehen ist, gibt keinen Anlass das Gegentheil anzunehmen, so dass r .- N 7 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1073 es einstweilen gerechtfertigt erscheint, die Abweichungen der mit dem grössern Fernrohr des Greenwicher Meridiankreises bestimmten Durch- messer von dem Werthe 31’ 597/12 als die absoluten Fehler der dortigen Bestimmungen anzusehen. Für das Mittel der genannten vier Beobachter beträgt also der absolute Fehler des horizontalen Durch- messers + 3736, derjenige des verticalen + 2/88. Hiermit ergeben sich die in der folgenden Tafel aufgeführten absoluten Fehler der Bestimmungen durch die einzelnen Beobachter. Tafel E. Zusammenstellung der persönlichen Gleichungen, bezogen auf '/,(D.+E.+Cr.+J.C.), und der absoluten Fehler. ! | \ ) PRRIBL we Definitive Werthe Abscinresröhl achter i erthe der Fer . »solute Fehler Beobachter Zeit pera. Gleinhurig der persönlichen Gleichung k Durchg. Zt.| vert. Dm. | Durchg. Zt.| Beob. | hor. Dim. || vert. Dmm. | Beob. vert. 1. Dunkin 185 1—60 + 0.084 +4"5 +2"53 186 1—70 +.0.025 | 115 | #+0.36 | — 0.71 | 141| +3.72 +2.17 2. W. Ellis 9 \ +0.75| 171 + 3.63 1860—63 { r +1.41| 77 + 4.29 = — 0.016 | 4 — 0.2: 2 + 3.13 = 1864— 70 \ 019 | MAL ee + 2:37. 1343 De + 5.19 1871—75 +1.76|) 66 + 4.64 3. G. Criswick 1851—81 | + 0.068 L + 0.062 . +4.25 + 2.92 4. J. Carpenter 1856—61 — 0.39 ee 4 7 ! 27 + 2.062 2 —0. 2 — 0.095 | 232 | — I I Ba — ae | 37 1er au Meer: 5. Th. Ellis 1851—52 | #+0.139 | +0.22| +0.168| 22| +2.42| —0.18 | 25| +5.78 + 2.70 6. Rogerson 18517—53 | — 0.041 | —0.81| — 0.0356 | 42 | —0.52| —ı.21| 5ı[| +2.84 + 1.07 7. Henry 1851—55 | + 0.054 | +0.47 | #0.060 | 71| +0.86|| +0.46 | 80] +4.22 + 3.34 8. H. Breen 1851—55 N} -, | + 0.221 +6.54 ı) 58 q 122 ah +3,12 1856—57 I) 134 (+ 061 — 0.021 +3.06 |) 7? 9. Lynn 1854—61 ! le + 2.05 | 69} -Q + 4.93 Br" Qr Y (+0.022 | 21 232 Q Zik + 3.68 1864—78 > ZEN 10:3 +3.58| 1560|) " 2° + 6.46 10. Downing 1873—75 ! ! - +1.52| 61 + 4.40 ' 2 42 I6—0.02 — 0.023 | 196 | —0.3 - 3.0 1870—83 ar (ne. 23, 14790 EB|| = nz 145 Se) + 2.74 11. Thackeray 1875—83 | + 0.034 +0.038 | 143 | #0.55 || +1.28 1141| +3.91 +4.16 12. Lewis 1881—83 | — 0.069 | + 2.02 | — 0.068 | 61 | — 0.98 | + 1.68| 62] +2.38 + 4.56 13. Hollis 1881—83 | — 0.041 | + 2.08] — 0.039 | 38 | —0.56|| #+1.95) 45| +2.30 +4.83 14. J. Breen 1851—53 | #0.071 | + 2.48] # 0.076 10| + 1.09|| + 1.85 9] +4.45 +4.73 15. Main 185152 — 0.016 | + 0.72 | — 0.043 7 | — 9.62 || + 0.36 | +27 +3,24 16. Henderson 1852—54 | + 0.022 | —0.01 | +0.034 | 41| +0.49 | +0.20| 36] +3.85 + 3.08 17. Ch. Todd 1854—55 0.038 1.36 0.033 | 17| —0.48|| —1.59| 21ı| +2.88 + 1.29 18. Lajugie 1855—56 | — 0.084 | — 1.02| — 0.091 | 13 | — 1.31 —1.04| 15| +2.05 + 1.84 19. Bowden 1855—57 | — 0.087 | +0.35 | — 0.085 | 22| — ı.22|| —0.36| 23] +2.14 + 2.52 20. H. Taylor 1855—57 | — 0.145 | — 0.12 | — 0.175 | ı12| — 2.52 || — 1.88 8] +0.84 + 1.00 21. H. Todd 1855—56 | — 0.350 | — 1.38 | — 0.400 4| — 5.76 | — 2.26 6| — 2.40 + 0.62 22. Wakelin 1857--59 | — 0.105 | — 1.56 | —0.099| 10| — 1.43 || —1.94| 12] + 1.93 + 0.94 23. Talmage 1859—60 | — 0.106 | + 0.21 | — 0.103 7\— 1.48 || + 0.36 7 + 188 + 3:24 24. M. Dolman 1859—62 | — 0.123 | +0.12| —0.118| ı16| — 1.70| #+0.08| ı5| + 1.66 + 2.96 25. Davis 1860—61 | — 0.113 | +0.24| —0.120| ı2| — 1.73 | —0.22| ı0| + 1.63 + 2.06 26. Stone | 1860—69 | — 0.062 | + 1.68] — 0.057 | 53 | —0.8S1|| +1.66| 52] +2.55 +454 27. Kerschner 1860—68 | + 0.077 | #+0.45 | #0.075| 47| #+1.08| +0.40| 4979| + 44 + 3.28 28. Naslı | 1861—63 | — 0.071 | #+0.74| — 0.033 | 21) —0.48|| +0.67 | 18] + 2.88 + 3.55 29. Roberts 1861—64 | — 0.021 | + 1.16 | —0.028| 18| —0.40|| +1.09| 17| +2.96 + 3.97 30. Chapell 1861—65 | — 0.030 | + 0.92 | — 0.024 | 25 | —0.35 | #0.55| 28] +3.01 + 3.43 31. J. Plummer 1864—65 | — 0.155 | #+0.28| — 0.155 9| — 2.23 || +0.22 9 ENT + 3.10 32. Wright 1865—69 | — 0.074 | + 0.57 | — 0.072 8| — 1.04]| +0.62| 13] + 2.32 + 3.50 33. W.Plummer | 1866—68 | — 0.113 | —070| —o.113 | 19| — 1.63 || —0.73| 231 +1.73 + 2.15 + 1"80 — 1,31 + 1.33 'rooı + 3.08 + 1.17 + 0.88 + 1.68 Dw in Pa | OT Do-— Rus on [e) OO = BinSIin DS] Do w au DO OOEO wu 1074 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. S Van au iunıninunen 0 w San on Bu u —- | Beobachter . H. Carpenter . Keating 3. Potts . Christie 3. Jenkins . Goldney o. Harding . Graham . Wiekham . Maunder . Laird . Pulley . Pett . H. Pead . Baker . Dennison . Disney . Power . Bromley . Robinson . Pearce James . Plucknett . A. Pead . Bennett Cox Fergusson . Bouvy . F. Taylor " Yaır . Wyv.Christy hi waton . Sayer S. Dolman | Zeit 11866—72 1868—70 1869—73 11870— 72,81 1870—75 1871—7. 1872—75 1874—79 1874-79 1874—76,79 1197577 1875—76 1187576 11876—83 1876—78 1876—78 1876—77 187783 1877—78 1877—79 1878—80 |1878—82 1879—81 1880—83 1881—83 [188283 1851 1853 1854 1854 | 1858 | 1860 | 1874 1883 Nr. ı bis Ursprüngl. benutzte Werthe der pers. Gleichung Durchg. Zt.| vert. Dm. 13 sind die der persönlichen Gleichung Durchg. Zt. — 0:114 + 0.081 — 0.100 — 0.084 — 0.074 — 0.001 — 0.103 | —:0.107.} — 0.148 — 0.114 — 0.007 — 0.077 + 0.017 — 0.034 — 0.133 — 0.121 — 0.191 — 0.070 — 0.099 + 0.061 — 0.024 — 0.144 — 0.054 — 0.128 | — 0.168 | — 0.006 | + 0.089 + 0.105 — 0.051 + 0.036 — 0.204 | u, 148 | — 0.065 — 0.048 | N »regelmässigen « Definitive Werthe Beob. | hor. Dm. || vert. Dm. 52| — 1764| +0?08| 56] +1'72 22| +1.17|| #+1.52| 28| +4.53 22| —1.44 | +0,52) 21] + 1.92 10) —1.21| +0.03| 10] +2.15 39| — 1.07|| —0.02| 43| +2.29 23| —0.01| +2.94| 231 +3.35 18) —148| +1.11) 15| +1,88 23| —ı1.,54| +1.81| 26| + 1.82 11) —213|+064| ı2] +12 9) —1.64| +1.42| 10| +1,72 9) —0.10| +106| 8] + 3.26 19| —ı.11 +072| 21] +2.25 S| +0.24 || # 1.59 9] + 3.60 49) —049| +1.20| 49| +2.37 7\-1.92| +105| 8| +1.44 16 | — 1.74) #0.27) 13] + 1.02 2| —2.75|| — 0.38 3] 40.61) 17| —1.01|| +2.10) 25| +2.35 41 —143| +114| 71 +#1.93 14| +0.88| +1.15| 13[| +42 111 —0.35| +2.15| ı1| +3.01 28 — 2.07 || +2.34| 271 +1,29 15/1 —078|+159| 14] +2.58 21) —1.84| +0.86| 24| + 1.52 10| —2.42|| + 0.69 8] +0.94 17\| —0:09| +3-.35| 18] + 3.27 2| +1.28|| — 0.78 2] (+4.64) I| +1.51|) #+0.24 ı] (+4.57) 161 —073 | —041| 18] +2.61 4| +052| --..| ..| +3.88 3| — 2.94 || + 041 21 (+ 0.42) 4| — 2.13 | + 0.21 4| +1.23 8| — 0.94 || + 0.39 6| +2.42 2) —0.ö9|| + 6.06 2]| (+ 2.67) Beobachter aus Absolute Fehler +2"96 + 4.40 + 3.40 + 2.85 + 2.86 + 5.82 + 3.99 +4.69 + 3.52 + 4.30 +4,54 + 3.60 +447 + 4.08 3:93 + 3.15 (+ 2.50) + 4.98 + 4.02 +4.03 + 5.03 + 5.22 +4-47 eig: + 3.57 +06.23° (+ 2.10) (+ 3.12) +2.47 (+ 3.29) Er 3.09 Go dieser 33 jährigen Periode, Nr. ı4 bis 67 die zur Aushülfe zugezogenen. Die »absoluten Fehler« sind in dieser Tafel in Parenthese ge- setzt, wenn die Zahl der zu Grunde liegenden Beobachtungen kleiner als 4 war, und die letzte Columne, welche die Differenz der beob- achteten horizontalen und verticalen Durchmesser enthält, ist in diesen Fällen nicht ausgefüllt. Sämmtliche Fehler der beobachteten verticalen Durchmesser, und mit einer einzigen ganz schwach begründeten Ausnahme sämmtliche Fehler der beobachteten horizontalen Durchmesser, haben das positive Vorzeichen: der Sonnendurchmesser wird durch Beobachtung der Berührungen der Ränder mit Fäden stets zu gross beobachtet. Minimum des Fehlers beträgt, wenn man von den auf weniger ı0 Beobachtungen beruhenden Werthen hier wegen ihrer zu ringen Sicherheit absieht, bei dem horizontalen Durchmessser etwa (H. Taylor, J. Plummer, Wiekham, James, Bennett), das Maximum Das als ger 10 für — 1.86 — 0.85 EEE EEE Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1075 die Registrirbeobachtungen etwa 4/4 (Dunkin I, Criswick, Kerschner, Keating, Robinson), während bei den Auge- und Ohr- Beobachtungen Fehler bis 5” und 6” oder mehr (Th. Ellis, H. Breen) vorkommen. Bei dem verticalen Durchmesser ist das Minimum des Fehlers etwa ı72 (J. Carpenter II, Ch. Todd, Wakelin), das Maximum 672 (Lynn II, Goldney, Cox). Das stärkere Anwachsen des Fehlers bei dem verticalen Durchmesser, und übereinstimmend damit das starke Vorwiegen des Minuszeichens in der letzten Col. »hor. — vert.«, zeigt, dass die Tendenz, bei der Berührung die Fadendicke zuzulegen, bei den Ein- stellungen der Zenithdistanz in erheblich stärkerm Maasse vorhanden gewesen ist, als bei den Durchgangsbeobachtungen. Zunehmende Übung scheint auf Ausgleichung dieses Unterschiedes hingewirkt zu haben; die Differenz »hor. — vert.« hat nämlich bei mehr als 40 beiderseits zu Grunde liegenden Beobachtungen das + Zeichen 5 Mal, das — Zeichen 9 Mal bei wenigstens 20 bis 490 + 4 Mal, — ogMal » » 10 » I [6] + 5 » — 1] 4 » » » 3 » [6] + 0 » — I 5 » Wenn man Th. Ellis und H. Breen von der zweiten Gruppe zur ersten bringt, weil diese Beobachter, die hier nur mit einer geringeren An- zahl von Beobachtungen vorkommen, vorher schon längere Jahre am Passagen -Instrument und am Mauerkreise bei den Sonnenbeobachtungen betheiligt gewesen sind und daher am Meridiankreise von Anfang an mit einer consolidirten Auffassung beobachtet haben werden', und wenn man den Rest der zweiten Gruppe mit der dritten vereinigt, so finden sich bei länger geübten Beobachtern 7 +, 9 — Zeichen » 10 bis 40 Beobachtungen 7-+, 23 — » E04, e SE eg Aus den persönlichen Gleichungen habe ich einen Mittelwerth ge- bildet, indem ich folgende Gewichte angenommen habe: für 4 bis 6 Beob. Gew. ı N N RE » 11a Dim», ® Bu. ZU. 2 740 3 a An ni T00 > ». 4 für mehr als 100 5 Die nur auf ı. 2 oder 3 Beobachtungen beruhenden Werthe wurden fortgelassen, mehrfache Bestimmungen der Tafel E für denselben Beobachter als unabhängige Werthe zum Mittel gezogen. Die Mittel wurden ! Dasselbe gilt von Henry und Rogerson, die schon vermöge der Zahl ihrer hier vorkommenden Beobachtungen zur ersten Gruppe gekommen sind. 1076 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. für den horizontalen Durchmesser — 0"47 » » verticalen » +0.73 Hiernach würden also für den »mittlern Beobachter« die von dem Greenwicher Meridiankreis gelieferten Durchmesser sein: horizontaler Durchmesser 32’ 2’oı verticaler » 3272,78 Die durehschnittliche Abweichung eines einzelnen Beobachters von diesen Werthen findet sich mit Anwendung derselben Gewichte wie soeben = 07950 bez. 0966, ohne Unterscheidung von Gewichten — 17008 bez. 0'935, im Mittel aus beiden Bestimmungen für den horizontalen Durchmesser = = 0”98 und für den verticalen = 095. Die in der Columne »ursprünglich benutzte Werthe« in vor- stehender Tafel aufgeführten persönlichen Gleichungen sind in der hier unterdrückten ersten Durchreehnung, ausserdem aber durchweg bei der weiter unten folgenden Untersuchung der jährlichen Ungleich- heit und der Ableitung der dahei benöthigten Jahresmittel benutzt. Ihre Abweichungen von den »definitiven Werthen« sind bei den Durchgangszeiten in der grossen Mehrzahl als verschwindend anzu- sehen, und die geringe Zahl der, in Folge von späteren Ausschlüssen verfehlter Beobachtungen, der Correetur einiger Rechenfehler u. s. w., merklich ausgefallenen Änderungen ist für die Endresultate der Unter- suchung über die jährliche Ungleichheit ebenfalls gleichgültig; eine neue Durchführung derselben mit den »definitiven Werthen« der persön- lichen Gleichungen würde schwerlich eins der schliesslichen Monatsmittel mehr als o°ooı oder 0°002 ändern. Bei den verticalen Durchmessern unterscheiden sich die beiden Systeme durch eine kleine Verschiebung des Nullpunets der persönlichen Gleichungen, der aus jener Unter- suchung ganz herausfällt; die nach Abzug ihres Betrages im Einzelnen übrig bleibenden Differenzen sind gleichfalls theils an sich unerheblich, theils wird ihr Einfluss durch die geringe Zahl der zugehörigen Beob- achtungen unschädlich gemacht. Beobachtungen am neuen Meridiankreis der Washingtoner Sternwarte. Es liegen ı7 Jahrgänge von Beobachtungen vor, 1866 bis 1882. Das Fernrohr des Instruments hat eine Offnung von 8 Pariser Zoll — die bei Sonnenbeobachtungen aber auf 2.8 Zoll redueirt wird' — und ! Diese Angabe (3 inches) findet sich zuerst bei dem Jahrgang 1870, vermuthlich ist aber auch in den vorhergehenden vier Jahren dieselbe Abblendung vorgenommen. . ä Avwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1077 ı ı'/, Fuss Brennweite; die benutzte Vergrösserung ist 186. Die Durch- gangszeiten sind immer registrirt, und die Einstellungen für Zenith- distanz zwischen zwei Fäden gemacht, welche in einer zuweilen ver- änderten aber durchweg sehr geringen Entfernung von einander ge- standen haben (1866 — 1873 475, 1874— 1880 3”, 1881 anfänglich 8”, vom ı3. Mai ab bis Ende 1882 5”5 Abstand). Die in den Washingtoner Bänden zusammengestellten Resultate der einzelnen Beobachtungen geben die Abweichungen von den in der. American Ephemeris, mit dem Werth 32’ 4” für den mittlern Durchmesser, berechneten halben Durchgangszeiten und verticalen Halb- messern. Ich habe hieraus die folgenden Mittel für die Correetionen der ganzen Durchgangszeit und des Durchmessers erhalten, indem ich von den ersteren nur die in den Washingtoner Resultaten als zweifel- haft bezeichneten, von den letzteren ausserdem 16 stark abweichende Werthe fortgelassen habe. Tafel F. Correetion der Durchgangszeit der American Ephemeris. Newcomb Thirion | Hall Rogers | | — 0:142 35 | — 0!088 38 — 0:117 34] +0!00941| Adbe — 0.158 31) — 0.025 41) — 0.088 48| — 0.010 2|)—0:140 5) Frisby Eastman | Harkness — 0.163 33) — 0.086 29 | | — 0.130 12| + 0'017 8| — 0'031 21) —0:160 6 — 0.180 18) — 0.100 IO Dos 0:048,20)0. leinfeienere | —0.260 2 Stone \ > — 0.061 25 | — 0.068 18 | — 0.143 15 | — 0:133 I — 0.148 5| 0.280,21 no. — 0.040 4 Holden Skinner — 0.054 24| — 0.096 36 | — 0.161 1| — 0.090 20 — 0.040 9 —0.195 4 | — 0.004 18| — 0.097:24| — 0.018 9 7 = —0.16123]| Paul |—0.016 15|— 0.101 25| — 0.009 16 — 0.161 26) — 0,235 16) + 0.001 24| — 0.072-24 — 0.033 3 — 0.148 22| — 0.194 27| — 0.025 20 — 0.050 24 Pritchett | — 0.143 15|— 0.215 12 — 0.047 I1| — 0.019 14 — 0.049 7| — 0.131 18) — 0.175 I1| — 0.012 13 | — 0.032 1O| — 0.044 24| — 0.131 19| — 0.197 7|— 0.012 20)+0.0490 ı| Rock Winlock 777771 0.141 16| — 0.200 7 — 0.055 13 | — 0.216 10| — 0.217-16 — 0.145 I1 — 0.004 15 | — 0.181 29|| — 0.209 22 — 0.167 12 — 0.102 12 | — 0.202 I6| — 0.192 36 Die Beobachtungen zerfallen, in Folge des Wechsels im Personal, wesentlich in zwei Gruppen, die nur in einer ziemlich lockeren Ver- bindung stehen. Dieselbe wird noch mehr dadurch geschwächt, dass das verbindende Stück von der Hauptmasse der zweiten Gruppe durch eine einjährige Unterbrechung der Beobachtungen, August 1870 bis August 1871, abgetrennt wird, in welcher das Instrument eine wesentliche Veränderung erfahren hat. Es wird darüber gesagt: »The objeet-glass never having been satisfactory, on Aug. 16 (1870) it was removed and sent to Messrs. A. Clark & Sons to be reground. — The regrinding produced a wonderful improvement both of definition and color correetion. « 1078 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. In der ersten Gruppe ergibt sich Newcomb—Thkirion Newe. Thir. ved. Mittel (IV,) 1866 — 0:054 G. 18.2 — 0:142 G.35 — 0:175 6.38 — 0.159 73 1867 —0.133 172 —0.158 31 —0o.112 41 — 0.132 72 1868 —0.077 154 -—0.63 33 — 0.173 29 —0.168 62 1869 — 0.080 64-0190 ı8 -—01%97 ı0 -—0.183 28 — 0:087 (G. 57.2) Reduction auf die Mittel (IV,) Hall Rogers Abbe 1866 — 0:042 G. = — 0:168 G. 26.3 1867 — 0.044 8 —0.122 1.9 +0:008 G.4.7 1868 — 0.038 10.0 — 0:043 (G.52.0) — 0!165 (G.28.2) — 0023 (G.14.7) In der zweiten Gruppe hat man: » P 2 Mittel Eastman Mittel N Mittel SEnEPE 4 —Feisby Fr.red. (E) (E,)— Skinner Sk.ved. (E,) (E,)— Stone (E,)— Paul 2 ir . — 48. 5.8 |-0!o20] —0!028 29| | —0!028 29| -0°028 29 | |—0.085| —0.085 20) —0.085 20) —0.085 20 | 7 10.5 |—0.098| —0.085 43 | —0.085 43) + 48 88 —0:163/—0.102 54 — 132 1.4 |—0.185| —0.212 7| —0.212 7) — 2 3.1 —0.070|—0.161 11 — 42 144 |-0.091 —0.094 60) —0.094 60) — 15.0 —0.120/—0.101 80 — 83- 10.3 |—0.041)—0.068 42) + 127 3.9 | —0!099 —0.071 46 — Pr 75 | —0.048 —0.067 55 — 85 9.4 |-0.053) —0.083 40) + 78 21.0 | —0.065 —0.076 63) — 67 12.8 | —0.039|—0.069 79 — 73. 12.0 |-0.036| —0.05448| + 107 16.9 | —0.065/—0.058 74 — 25 2.9 | +177 13.1 |-0.077|-0.062 93 — 25 10.9 |—0.062| —0.05744 + 91 14.7 | —0.052)—0.055 66 + 139 19.2 |—0.039|—0.050 93 + 28 6.2 |-0.084| —0.048 25) + 95 9-4 | —0.047 —0.048 40 + 167 9.2 —0.060—0.051 52 — 20 5.7 |-0.049| —0.042 23) + 89 10.1 | —0.035.—0.039 41 | + 136 87 0.020 —0.035 52 + 52 1.0 |—0.049) —0.045 21) + 86 10.0 | —0.035 —0.040 40 | + 157 6.0 |—0.042)—0.040 47 |—0.055 13] + 86 7.2 |—0.045.-0.049 29 | #151 5,5 |—0.045/—0.048 36 |—0.004 15| + 141 6.3 )—0.049 —0.023 26 | —0.023 26 —0.102 12) + 65 6.0 | —0.071—0.086 24 | —0.086 24 —0:037 (87:6)| \+0!096 (105.5) 10'030 (50.1) +o!155 (61.7) Reduction auf die Mittel (E,) Harkness Pritchett Rock Winlock 1868 +0!132 G.5.0 1878 +0:014 G.6.2 1880 +0!168 G.7.8 1880 + 0o!169 G.ı1.ı 1869 +0.175 1.9 1879 +0.004 15.9 1881 +0.158 13.7 nn +0.186 11.9 1870 +0.041 11.7 ET, 1882 +0.116 96 1882 +0.106 14.4 1872 + 0.059 09 a +0°148(G.31.1) + 0.150 (6.374) + 0078 (G.19.5) Zur Vergleichung der beiden Gruppen hat man nun: Mittel (N,) Abbe red. Mittel (N) Mittel (E,) Harkn.red. Mittel (EZ) (E)—(N) — 0:16862 —0!153 12 — 0.165 74 — 0'028 29 —0!082 6 — 0037 35 +0°128 G. 23.8 — 0.183 28 — 0.183 28 — 0.085 20 — 0.182 2 — 0.094 22 +0.0899 12.3 1868 1869 +0:115 G. 36.1 Man erhält also für die Beobachter der ersten Gruppe die Reduetionen auf Eastman: . für Neweomb +o:11ı5 Thirion + 0.028 Hall + 0.072 Rogers — 0.050 Abbe + 0.092 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1079 Endlich hat man noch für Holden die Reduetion — 0°027. Das Mittel aller 15 Reduetionen (Eastman = 0) ist, ohne Gewiechtsunterscheidung, +0°053; werden schliesslich hiermit die einzelnen Bestimmungen auf das Mittel aller Beobachter reducirt, so erhält man folgende Tafel für die Correetionen der Durchgangszeit. 1866 | 1867 | 1868 1369 1870 1871 | 1872 | 1873 | ! ' 08 : 211818 | | Neweomb ||— 0'080 35/— 0!096 31)—0:101 33)—0:118 ı8 | Thirion — 0.113 38|— 0.050 41|—0.111 29|—0.125 10 | Hall |— 0.098° 34 — 0.069 48 Rogers |i—0.094 41|—0.113 2 e | Abbe —0.10I 5|—0.089 12 | | Frisby — 0.072 8 — 0.138 20|— 0°151 25|— 0238 5|—0:144 24| —0:094 18 | Eastman — 0.084 21 — 0.121 181 — 0.333 2 — 0.149 36 — 0.140: 24 Harkness —0.135 6j-0.235 2)-0.118 15 SOSE Stone | — 0216 11 /—0.123 4 —0.173 20) — 0.101 9 Skinner | | — 0.152 4 (Holden) |) | | | (— 0.120 0) Mittel |— 0'096 148 | — 0'071 127 |— 0:099 109 | — 0:132 50 | — 0!146 69 |— 0213 11 |— 0!153 81 | —0!120 55 I bi za 2 ” I 3 ar | E Frisby Eastınan Stone Skinner Paul Pritchett Rock Winlock | 1874 | 1875 1876 | 1877 1878 | 1879 | 1880 1881 Be © m] ee |-0:106 15)—0:089 240.115 20) — 0.137 11|— 0.102 13|— 0:102 20 | 0.154 25|- 0.125. 240.103 24 — 0.072 14|— 0.085 10|— 0.013 1|—0!108 13] — 0.057 15 |—0!155 I |7 0.092 16/— 0.116 | 3 | I 0.118 23—0.118 26— 0.105 22) — 0.100 15 |— 0.088 18 — 0.088 19|— 0.098 16) — 0.102 11 |— 0.124 ı | -0.133 16—0.092 27|— 0.113 12|— 0.073 11|— 0.095 7|— 0.098 7| || | | |— 0.095 7 |— 0.090 24 | | — 0.121 10) — 0.086 29 |— 0.107 16 | — 0.120: 16| — 0.112 22 |— 0.095 36 1882 Mittel |— o!122 79-115 93) 0:103 93|— 0103 52) — 0.089 59 |— 0:092 71-0110 62 | — 0.090 77 |—0!112 76 In den Jahren 1869, 1870 und 187 ı sind die Sonnenbeobachtungen nur während eines Theils des Jahres angestellt (1869 Januar bis Juni, ı870 Februar bis August, 1871 August, September, December), und da in den Washingtoner Beobachtungen eine jährliche Ungleichheit merklich ist, müssen die hier abgeleiteten Mittel für diese Jahre erst noch dieserhalb verbessert werden, um mit den übrigen gleichartig zu werden. Die entsprechende Reduetion findet sich 1869 — 0°010, 1871 + 0°015, während sie 1870 zufällig =o wird; man hat also statt der obigen Zahlen 1869 — 0°142 und 1871 — 0198 anzunehmen. Die Vertheilung der Beobachtungen ist auch innerhalb der übrigen Jahre manchmal wenig gleichförmig, indess verschwinden die noch erforderlichen Reduetionen bis auf unerhebliche Beträge. Das Mittel aller 17 Jahresmittel, mit Gew. '/, für 1871 wegen der ganz geringen Zahl der Beobachtungen, und mit Gew. ı für alle 1866 | 1867 1868 1869 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1878| 1877 1878 1879 1880 1881 1882 Tafel H. Correetionen des verticalen Durchmessers der American Ephemeris. New:comb Thirion Hall Rogers — 2.69 37 | —ı"47 38| —2’39 35 |—0/17 43 | Abbe — 3.16 31 | — 0.54 36| — 1.29 51/)+0.40 2/—0'55 4) Frisby | Eastman | Harkness — 3.81 32| +0.17 26 | I-1.15 8/—-1'737 ı2|—o!ıo 21 |—0'55 4 — 3.07 20) —0.16 9 | | — 2115| ec. — 1.30 6) Stone | — 1.15 22|—- 0.38 19|— 2.86 16|—2.23 7 | —3.36 5|—0.05 4| —4.00 1 Holden | Skinner | — 1.47 23 |— 0.35 33 |—4.60 ı/— 1.20 ı8 — 0.25 12 — 2.47 3| — 1.88 21 | — 0.06 22 —133 9 | |—0.90 23] Paul — 1.46 16 | — 0.46 24 — 0.93 14 | — 1.21 20/— 1.45 10|— 1.02 22|—0.25 24| — 1.00 2 | — 1.03 24 |— 2.28 27 |— 1.61 22|—0.91 26| | Pritchett | — 1.65 15 | — 3.62 12 |— 1.14 13 | — 0.77 ı3 | +045 8 2.10 18 11 |— 1.30 10|)— 2.15 II — 0.94 26 | — 1.86 18 | — ı 83 6|— 1.34 18|— 2.40 ı Rock Winlock — 2.04 161-2. 16.45 — 0.40 11 |— 1.47 8) —0.94 13 — 2.10 12 — 1.91 16|— 1.45 31)— 1.78 23 — 3.22 ei | 2.43 13 |— 1.54 18|— 1.33 29 1080 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. anderen Jahresmittel, ist =— o!ııı2 oder in Bogen grössten Kreises für die Entfernung ı — 17590, wenn zur Reduction der für die ern Reihe sich = 14.3 ergebende mittlere Werth von I5« 22 - A cosd angewandt wird. Die Vertheilung der Beobachtungen im BE ist eine wesentlich von Greenwich verschiedene, es ent- fallen nämlich von 100 Beobachtungen eines Jahres auf Jan. 5.7 (5.5) April 8.4 (8.3) Juli 10.0 (10.2) Oct. 8.9 (9.8) Febr. 9.2 (8.8) Mai 10.8 (10.3) Aug. 7.0 (6.6)° Nov. 8.8 (9.7) März 7.9 (6.6) Juni 10.4 (10.3) Sept. 5.8 (6.3) Dec. 7.0 (7.6) Die eingeklammerten Zahlen ergeben sich mit Ausschluss der drei unvollständigen Jahre. Der Werth des horizontalen Durchmessers, welchen der Washing- toner Meridiankreis in diesen ı7 Jahren durch ı321ı Beobachtungen von 15 Beobachtern ergeben hat, ist 32’ 2’4ı, im Vergleich mit dem heliometrischen Werth 3”29 zu gross, Hieraus erhält man: Newe. — Thir. Newe. Th. red. Mittel (IN,) 1866 — 1.22 9.187 , — 2.60, ‚4.00. 3.3575 1867 —262 16.7 —3-.16 —3.07 —3.12 67 1868 —3.98 143 —-381 —236 —3.16 58 1869 —203 62 -—3.07 —2.69 — 2.95 29 253 (55-9) Reduetion auf die Mittel (IV,) —1"43 (52.9) -3'20 (29.2) —2’2ı (10.8) Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1081 Fr.—Bastman E.ved. Mittel (BE) (F)—Sk. Sk.red. Mittel () (F)—S. (F)—P WE* Mittel (FR) — 1729 21 —1!29 21 — 1.29 21 — 2.61 15 — 2.61 15 — 2.61 15 — 1.32 41 — 1.32 41 |+0'9ı 6.0 — 2"31| — 1.46 48 — 240 9 — 2.40 9 +1.60 09 — 4.08 — 2.57 10 — 1.48 56 — 1.48 56 |-0.28 5.9 — 1.28| — 1.43 74 — 1.54 43 |+0'93 2.8 | — 2.65) — 1.01 46 —0.28 7:5 — 1.41|— 1.48 55 — 1.55 36 |-0.65 14.0 | — 1.08| — 1.37 59 |— 0.44 11.3 — 1.01| — 1.30 73 — 1.50 46 —0.29 16.1 | — 1.29 — 1.42 72 —0.42 1.9 +0/03 13.1 |—0.86| — 1.31 90 — 1.85 48 |— 0.82 16.0 | — 1.21 — 1.64 72 + 0.64 19.6 | — 1.66) — 1.05 99 — 1.52 26|+0.13 9.5 |— 2 — 1.63, 4I + 1.99 9.3 | — 3.00| — 1.94 53 — 1.30 10 |+0.80 6.4 |— 2.28] — 1.93 28 + 0.60 7.9 |— 1.91| — 1.92 39 — 1.34 18 |+0.52 9.0 | — 2.04 — 1.69 36 +0.14 5.1 |— 1.21) — 1.62 42 — 2.22| — 2.22 16 —006 3.81 — 1.54 — 2.06 21 — 2.28| — 2.28 ı2| — 2.28 12 — 3.40) — 3.40 10 | — 3.40 10 —0!18 (73.8) — 008 (33.5)|+ 062 (58.8) * Zahl der Beob. für Frisby versehentlich ı2 statt ı6, und weiter für alle Mittel des Jahres um 4 zu klein genommen. 1868 1869 1870 1872 1868 1869 Reduction auf die Mittel (F,) Die Reduetionen auf Frisby für die Beobachter der ersten Gruppe werden also: Neweomb + 1761 Thirion — 0.92 Hall + 0.18 Rogers — 1.59 Abbe — 0.60 Ferner erhält man noch die Reduction für Holden = —ı”23 (G. 09.9). Eastman hat seine Auffassung bei den Einstellungen zwischen die Fäden augenscheinlich mehrfach verändert, weshalb ich hier Alles zunächst auf Frisby redueirt habe; Angesichts der Unsicherheit der letzten Vergleichungen habe ich mich darauf beschränkt zwei Perioden zu unterscheiden. Das Mittel aller 16 Reductionen ist = — 043. Damit ergeben sich die folgenden auf das Mittel aller Beobachter redueirten Correc- tionen des vertiecalen Durchmessers. Harkness j Pritchett Rock Winlock Eastman, IL. Per. — 074 6.3.4 1878 — 2.37 G.6.6 1880 —0'58-G.5.3 — 1712 G.8.0 1878 +0!23 G.8.6 —131 43 1879 —0.68 16.1 18831 —083 87 —050 79 1879 +0.78 1.0 +1.40 12.0 a) 183832 —-ı86 64 —-207 74 1880 — 1.66 7.2 +3.17 10 ur 5%. FRRS NEST 1881 —037 69 — 1:08 (20.9) — 1.21 (23.3) een +0'57 (20.7) _ ee! — 059 (29-4 Vergleichung der beiden Gruppen Mittel Abbe Mittel Mittel Harkn. Mittel F)-(N) (N,) red. (N) (F.) red. (F) ln — 3:16.58 3:36 8 3:18 66 1229 21 +0.024 1.08 25 -+2!10 @.18.1), 761 6.20% — 2.95 29 — 2.95 29 —2.61 15 —073 6 —2.07 21 +0,88 122) 30.3 ) Newcomb Thirion Hall Rogers Abbe Frisby Eastman Harkness Stone Skinner Holden 1082 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Tafel J. —0!89 (124)| — 1.96 38 | —1.03 36 | — 0.32 —065 9 — 1.78 35 | — 0.68 51 133 43 | 07060 2 —-072 4|-ı132 8 —0.94 12 | 218 ı5 | 0.72 22 | — 2.03. 5 | 1:04, 2301, ragen — 0.8 21 | — 1.09 19 | —076 4 | 1.06 33 | —0.,77 22 +045 4|-030 6) - 1.86 ı6 — 3.0001 | -188 7|-365 ı|-08 ı18| —0.98 9 — 2.22 3 (— 1.05 12) —0'99 (103)| — ı"22 (30)| — ı"24 (69)| —2”13 (10)| — 1:04. (75)| —1!14.(55) Frisby Eastman Stone Skinner Paul Pritchett Rock Winlock 1875 1876 1877 | 188 | 1879 | 1880 —0!88 (77), —0:91 (90)|— 1” 21 (99)\— 1752 (53))— 1751 (58)| — 1740 (69), — 1751 (5: Werden die Bestimmungen der einzelnen Beobachter mit diesen Jahresmitteln verglichen, und die Abweichungen der Zahl der Beob- achtungen entsprechend zu Mitteln vereinigt, so erhält man folgende Verbesserungen der angewandten Reductionen auf das Mittel aller Beobachter: Newcomb 0"oo Abbe +0'16 Harkness + 005 Pritchett — 0707 Thirion + 0.03 Frisby — 0.02 Stone — 0.07 Rock — 0.01 Hall + 0.02 Eastman I — 0.01 Skinner + 0.03 Winlock + 0.07 Rogers — 0.09 » U +0.02 Paul — 0.01 Holden — 0.09 Die Einführung dieser Verbesserungen ändert die Jahresmittel um folgende Beträge: 1866 —o!oı 1871 —0!04 1879 —0!o2 1867 + 0.02 1872 —0.03 18850 + 0.03 1868 + 0.02 1873 — 0.04 1881 + 0.02 1869 + 0.01 1874 — 0.01 1882 -+0.03 In den fünf übrigen Jahren ist die Correetion =o. Ferner ist 1869 und 1871 noch eine, 1870 wieder zufällig verschwindende Cor- rection für jährliche Ungleichheit anzubringen, im Betrage von + 0703 bez. — 0/08. Das Mittel aller 17 Jahreswerthe, mit Gew.'/, für 1871, gibt — 1/35 oder den verticalen Durchmesser für das Mittel aller Beobachter 32.2265 aus 1297 Beobachtungen. Der absolute Fehler dieses Werths ist — 1703 16 |-ı"ıg 22 |-ı"ı8 22 |—0'7ı 13 |—0'87 10 [org 18 — 1.17 24 |— 0.96 24 |— 1.62 26 |— 1.498 13 |— 2.31 ıı |— 2.56 ı |—0'56 ı1 |—2:07 16 |—2'59 — 0.58 14 |—0.65 2 | | — 0.55 23 |—0.96 26 |—0.,78 24 |—- 1.40 15 |— 1.95 18 /— 1.61 181-179 16 |— 1.85 12 |— 2.07 |— 0.490 16 |— 1.23 27 |— 2.57 12 |—1.48 111-078 6|-ı.ır 5 | 12 k | | — 1.72 13 | — 2.50 23 |— 21 | 3)| —2”19 (82)| — 2734 (70 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1083 Geht man von den Correctionen der Durchgangszeit auf solche des horizontalen Durehmessers über, und bringt an die einzelnen oben gegebenen Jahresmittel die kleinen nachträglich ermittelten Öorreetionen an, so werden die Resultate der Washingtoner Beob- achtungen: Tafel K. Gorreetion des Durehmessers der American Ephemeris. hor. Dm. vert. Dm. hor. Dm. vert. Dm. 1866 — 1.38 148 1875 — 1:65 03 — 0'91 90 1867 — 1.02 127 1876 — 1.48 03 — 1.21 09 1368 — 1.42 109 1877 — 1.48 52 Ze 1869 — 2.04 50 1878 — 1.28 59 = 1.40. 58 1870 — 2.09 69 1879 — 1.32 71 — 1.42 69 1871 — 284 ıı 1380 — 1.58 162 — 1.48 53 1872 — 2.20, 81 1881 — 1.29 77 — 2.17 8 1873 — 172 55 1882 — 1:72 76 — 23% | 70 1874 | - 175 79 Die folgende Tafel gibt, wie früher für Greenwich, die Resul- tate für die Gleichungen der einzelnen Beobachter. Tafel L. Persönliche Gleichungen, verglichen mit dem Mittel aller Beobachter, und absolute Fehler. Persönliche Gleichung Beobachter Durchgzt. |Beob;| hor. Dm. || vert. Dm. Neweomb 1866 —69 ' — + 2”39 | # 1749 | # 0790 Thirion 1866—69 | +0.025 | 118 | + 0.36 | + 3.64 3.99 | — 0.35 Hall 1866—67 | —0.019 | 82 | — 0.27 | — 3.01 2.90 | + 0.11 Rogers 1866—67 | +0.103 | 43 | + 1.48 | + 4.76 4:75 | — 0.02 Abbe 1867—68 | — 0.039 17 | — 0.56 | + 2,72 3.54 | — 0.82 Frisby 1868—79 | + 0.090 | 204 | + 1.29 | — 4-57 3.12 | + 1.45 Eastman - || + 4.25 2 ä + Br 4-04 3.67 + 0.08 Harkness _ 2.92 2.48 | + 0.44 Stone _ 4.47 3.25 | # 1.22 Skinner = 2.06 3.25 | — 0.59 Paul _ 1.82 2.49 | — 0.67 Pritchett + 3.94 4.34 | — 0.40 Rock + 1.92 4.19 | — 2.27 Winlock + 1.89 4-24 | — 2.35 Holden Eu 4-43 4:42 | + 0.01 Der durchschnittliche Betrag der persönlichen Gleichung ist für den horizontalen Durchmesser 0792, für den verticalen 0’7ı. Während die erstere Zahl identisch ist mit dem für Greenwich gefundenen Werth, ist die letztere erheblich kleiner als dort; auch stellt sich die Vergleichung der beiden Durchmesser ansehnlich günstiger als dort, indem die Differenzen hor. — vert. durehsehnittlich kleiner, und unter Sitzungsberichte 1886. 103 1084 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. ı5 Fällen 7 Mal + und 8 Mal — sind. Die Einstellung des Sonnen- randes zwischen Fäden ist der Berührungsbeobachtung gegenüber er- sichtlich im Vortheil in Bezug auf Gleichartigkeit der Einstellungen ver- schiedener Beobachter und, was im Gegensatz hierzu nicht a priori zu erwarten steht, auch in Bezug auf Gleichartigkeit mit dem Resultat der chronographischen Durchgangsbeobachtung. Die Beobachter haben auch hier ausnahmslos die Sonne zu gross gemessen, um Beträge von ı”5 (Newcomb v. D.) oder ı79 (Paul, Rock, Winlock h. D.) bis 478 (Rogers beide Dm.). Beobachtungen am Carrington Transit Cirele der Oxforder Sternwarte. Der neue Meridiankreis der Radeliffe Sternwarte ist seit 1862 zu den dortigen Beobachtungen benutzt. Sein Fernrohr hat 5 Zoll Öffnung und 5", Fuss Brennweite, engl. Maass. Die angewandte Vergrösserung ist 142; die Fadenantritte sind immer, so viel zu er- sehen, mit Auge und Ohr beobachtet, die Zenithdistanzen an einem einfachen Faden eingestellt. Aus den in den einzelnen Bänden der Radeliffe Observations zusammengestellten Werthen finde ich die folgenden Mittel, mit Aus- schluss der dort eingeklammerten Zahlen, einer anderen Beobachtung, welche in beiden Durchmessern stark abweicht und bei äusserst un- ruhigen Bildern erhalten ist, und noch eines verfehlten verticalen Durchmessers. Tafel M. -Correetionen der Durcehgangszeit des Nautical Almanac. Quiring | Lucas 1862 — 0:274 33 1863 | —0!168 43 | —0‘410 29 1864 | — 0.052 97 | — 0.398 ı7 Main 1865 | — 0.101 100 — 0086 8 1866 | — 0.132 85 +0.160 ı 1867 | — 0.031 72 +0251I 7 1868 | — 0.020 104 +0.158 4 Bechaux 1869 | —0.006 5 +0.110 3 | —0:015 63 Keating 1870 +0.109 7 | +0.125 91 | +0:196 25 1871 + 0.062 10 + 0.205 72 1872 +0.286 5 +.0.202 66 | F. Bellamy 1873 + 0.299 69 | +0:062 ı2 1874 +0.283 84 | — 0.103 1875 +0.262 64 | — 0.17 1876 + 0.267 19 | — 0.199 8ı Robinson Wickham Bowden 1880 | +0!150 ı | —0!080 ı | —oloor ı2 1881 | —0.194 17 | — 0.262 13 H. Bellamy 1882 | —0.218 ı9 | —0.236 5 — 0090 I —0.145 2 1883 | — 0.183 ı9 | — BUE 20 — 0.247 7 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1085 Tafel N. Correetionen des verticalen Durchmessers des Nautical Almanae. Quirling Lucas 1862 — 2"14 36 1863 | — 133 4 —0o'8g 2 1864 _ 2 ® rn 1 Main 1865 | — 0.40 97 +1.69 7 1866 | — 1.18 % +3.00 1 1867 | — 1.50 76 2.710007 1868 | — 1.03 97 — 1.42 4 Bechaux 1869 | — 178 5 +0,30 2 —0"49 64 Keating 1870 +2.36 9 — 1.85 78 +1'71 24 1871 — 0.01 IO + 0.20 72 1872 +2094 5 +0.42 70 | F. Bellamy 1873 + 1.34 74 +0'20 ı1 1874 + 0.62 99 +18 3 1875 + 1.03 70 — 0.13 12 1876 A 19 |. I 83 Robinson Wickham Bowden 1880 | —ı’80o 2 +0'90 2 | +0!27 ı2 1881 | +0.16 23 — 0.10 13 H. Bellamy 1882 0.00 19 —032 6 184 ı —0.98 ı 1883 | —0.46 ı9 +0.36 20 — 190 7 Beobachtungen von 1877— 1879 sind nicht veröffentlicht, viel- leicht überhaupt nicht vorhanden. Im Jahre 1862 sind die Beobachter nicht bei den einzelnen Beobachtungen angegeben. Die Differenz Lucas — Quirling ergibt sich 1863. —0624260-17.3- - #0744:0. 17.3 1864 — 0.346 14.5 + 0.36 15.2 im Mittel — 0'289 + 040 Unter der Voraussetzung, dass Quirling und Lucas ı862 gleich oft beobachtet haben, erhält man mit diesen Differenzen aus den oben angegebenen Gesammtmitteln 1862 Q. —0‘ı129 (17) —2’34 (18) L. — 0‘419 (16) —ı"94 (18). Die Zusammensetzung der Oxforder Reihe gestattet nicht die vorhin für die Greenwicher und die Washingtoner Reihe angewandte Behandlung, sie kann erst weiterhin in Verbindung mit diesen letz- teren näher discutirt werden. Das Vorkommen ungeheuerer persön- licher Gleichungen und starker Änderungen der Auffassung ist aber ohne weiteres ersichtlich. Für die Durchgangszeit z. B. gibt Lucas ı862—ı864 im Mittel die Correetion — 0°409, Keating 1870 — 1872 +0°204 und 1873— 1876 +0°28ı, die Differenz der horizontalen Durchmesser dieser beiden Beobachter beträgt also, für zwei ı ı Jahre von einander abstehende Epochen, 10”! Lucas bietet den interessanten, abgesehen von dem unverbürgten Todd’schen Fall der Greenwicher Reihe ganz allein stehenden Fall dar, dass die Sonne durch Durchgangsbeobachtungen zu klein gemessen 103* 1086 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 2. December. ist, indem der absolute Fehler des eben angegebenen Mittels —ı?37 beträgt. Keating dagegen hat in den beiden Perioden, welche für diesen Beobachter anscheinend zu unterscheiden sind, den horizontalen Durch- messer 7”46 bez. 8/57 zu gross gefunden (vorher in Greenwich durch Registrirbeobachtungen 4”50 zu gross). Es ist von Interesse zu unter- suchen, ob ein so ungeheuerer Auffassungsfehler unter verschiedenen Umständen der Beobachtung constant ist oder nicht. Ich habe des- halb für die Keating’sche Reihe Jahresmittel aus denjenigen Werthen allein gebildet, welche ohne Note aufgeführt werden, und die Ab- weichungen der mit Noten versehenen Werthe von diesen Mitteln aufgesucht. Diese Noten bieten sehr mannigfaltige Combinationen; werden dieselben so weit als möglich in die drei Kategorien gebracht: Bilder schwach; unruhig; sehr unruhig, so ergeben sieh folgende Mittelwerthe: Relative Abweichung der beobach- Beobachtungen teten Durchgangszeit ohne Note Bild Bild Bild schwach unruhig . sehr unruhig 1870 + 0201 20 Eee .. — 0025 5 1871 +0.182 24 —0025 I5 +0012 7 +0.122 ı9 1872 +0.215 31 —0.103 II -—0017 9 +0.211 10 1873 +0.310 47 — 0.092 12 a +0.022 8 1874 +0.275 54 —0048 I +0039 9 +0113 8 1875 +0.200 52 —0.0901 7 eo. +0.152 5 1876 +0.254 16 —0.086 3 ... — 0:060 (59) +olorı (25) +0:112 (55) Keating hat also den Durchmesser bei schwachen Bildern kleiner, bei unruhiger Luft grösser beobachtet, um Beträge, deren Berück- siehtigung in Anbetracht der relativ grossen Zahl der gestörten Beob- achtungen nothwendig erscheint. Bei den übrigen Beobachtern ist zu einer entsprechenden Reduction kein Anlass, da dieselben nur selten Vermerke gemacht haben; Bechaux scheint allerdings bei un- ruhigem Bilde gleichfalls erheblich grösser beobachtet zu haben, fällt aber überhaupt aus der weiteren Untersuchung aus. Man erhält nach Ausführung der Reduetion für Keating die folgende Reihe der Corree- tionen der Durchgangszeit für normalen Luftzustand: 1870 +0:174 1873 +0:296 1871 +0.187 1874 +0.279 1872 +0.195 1875 + 0.260 1876 +0.276 Der Gegensatz zwischen den beiden Gruppen wird durch diese Reduction noch verschärft. Die Ursache desselben ist möglicher Weise ein Eingriff in das Instrument gewesen; 1873 Januar 24 wurde nämlich das Objeetiv abgenommen, zerlegt und gereinigt, und ist vielleicht seine Stellung gegen das Fadennetz nach dem Wiederansetzen weniger correet geworden — nachdem schon am 31. December 1872 ein ver- Auwers: Neue Untersuchungen tiber den Durchmesser der Sonne. 1087 geblicher Versuch gemacht worden war, das Objeetiv heraus zu be- kommen, wobei nach den Durchgangszeiten zu urtheilen der Focus schon verändert sein möchte. Die beobachteten verticalen Durchmesser machen diese Erklärung indess wieder zweifelhaft, zwischen 1872 und 1873 erscheint zwar ein gut correspondirender Sprung, im Gesammt- mittel der zweiten Gruppe sind die verticalen Durchmesser aber nur o’42 grösser, während der Zuwachs in den horizontalen ı"34 beträgt. Auch findet sich ein eben so grosser Sprung in den horizontalen Durch- messern bei Quirling von 1866 auf 1867, ohne dass eine Änderung am Instrument angezeigt wäre; und die noch grössere Differenz zwischen den beiden Jahresmitteln für Bechaux wird durch eine Betrachtung der Monatsmittel ganz ersichtlich auf schwankende Auffassung zurück- geführt. Die in Oxford beobachteten Durchmesser selbst werden, wenn zur Verwandlung der Correetionen der Durchgangszeit der hier wieder im Durchschnitt innerhalb 0.05 zutreffende Factor 14.4 angewandt wird: Tafel 0. hor. | vert. h—v | Beob. hor. vert.| no | Beob. No EEE h— Beob. Quirling 1862 | 1782| 1734 | +0'48| 17.18 |31’57265| 1774| —4'09 | 16.18 1863 | 1.26| 2.35 | —1.09| 43.43 57:78 2:79 | — 5.01 | 29.2 1864 | 2.93 | 2.58 +0.35 | 97.961 57-951 2.94 | —4.99| 17-18 Main 1865 | 2.23 | 3.28| — 1.05 | 100.97 132° 2244| 5:37 | —2!93| 8. 7 1866 | 1.78) 2.50| —0.72 | 85.87 5.98) 6.68| —0.,70| ı. ı 1867 | 3:23 | 2.18| + 1.05 | 72.76 7.29| 6.39| +0.90| 7.7 1868 | 3.39 | 2.65 | + 0.74 | 104.97 5.96) 2.26| +3.70| 4.4 Bechaux 1869 | 3.59 | 1.90 | + 1.69 De 5,26| 3.98 | + 1.28| 3. 2|| 3746 | 3719| +0!27 | 63.64 Keating 1870 | 6.19 | 5:39] +0'80| 25.2 ) 5.25] 6.04| —0.79| 7. 9|| 5.48| 1.83 | + 3.65 | 91.78 1871 | 6.37 | 3.88 | +2.49| 72.72 4-5 7:8 1872 | 6.49 | 4.10| + 2.39 | 66.70 6.62| +1.18| 5.5 F. Bellamy 1873 I 7-94 | 5.02 | + 2.92 | 69.74 4.57 | 3:88 | +069 | 12.11 1874 | 7.70| 4.30 | +3.40 | 84.99 2.20 | 5.511 —3.31| 3.3 1875 I 7-42 | 4.71 | + 2.71 | 64.70 1.15 | 3.55| — a E ps 1876 | 7-6 25) +3.40| 19.1 0.81 | 2.62 | — 1.81 | Sı. 3 len ee Wickham Bowden : 1880 | 5’84| 1788| +3”96 1. 2132’ 2°53| 4!08| —ı"55 | 1. 2|| 3767 | 3795 | —o!28| 12.12 1881 | 0.89 3:04 — 2,95 | 17.23||31 59.91] 3.58 | — 3.67 | 13.13 F. Bellamy 1882 | 0.54 | 3.68| —3.14| 19.1932 0.28] 3.36) —3.08| 5. 6|| 1759 | 2’7o| —ı"ıı| 2. ı 1883 | 1.04 | 3.22 | —2.18| 19.19 2.46) 4.04 | — 1.58| 20.20|| 0.12 | 1.78| — ı1.66| 7.7 Dr. Hilfiker’s Resultate der Neuchdteler Sonnenbeobachtungen von 1862 — 1883. Dr. Hilfiker gibt in seiner »Premiere Etude sur les observations du diametre du Soleil faites A l’Observatoire de Neuchätel de 1862 1088 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 2. December. a 1883« S. ı3 eine Zusammenstellung der Jahresmittel der auf den Aequator und mittlere Entfernung redueirten Durchgangszeiten nebst der Zahl der zugehörigen Beobachtungen. Dieselben rühren von 8 ver- schiedenen Beobachtern her, und sind für 6 Jahre die angegebenen Resultate gemischte aus den Messungen mehrerer Beobachter (einmal von 3, sonst von 2). Da eine zweite Zusammenstellung (S. 14) die Zeitgrenzen, innerhalb welcher jeder Beobachter gearbeitet hat, und die Gesammtzahl seiner Beobachtungen angibt, kann die Zahl der auf jedes jener 6 Jahre entfallenden Beobachtungen jedes einzelnen Beobachters wieder ermittelt werden, abgesehen von einem die Vertheilung der Beobachtungen von Hirsch, Schmidt und Becker auf die Jahre 1864, ı87ı und ı874 betreffenden ganz unerheblichen Zweifel. Auf die kurze dritte Periode von Hirsch, 1874 April 23 — Mai 28, sollten nach der Tafel der monatlichen Durchschnittszahlen (S.7) 22 Beob- achtungen entfallen. Die Gesammtzahl der Beobachtungen von 1874 übertrifft die durchschnittliche jährliche Anzahl aus der ganzen Reihe etwas; andererseits liegen die Beobachtungszahlen für Hirsch, um einiges mehr, unter dem Durchschnitt; ich habe deshalb angenommen, dass auf diese Periode 20 Beobachtungen fallen. Der mögliche Fehler dieser Zahl kann nicht in’s Gewicht fallen, und nach ihrer Festsetzung werden alle Beobachtungszahlen bekannt. Mit Hülfe derselben können dann die Einzelmittel genähert wiedergefunden werden. Prof. R. Wolf hat in seinen »Studien über die von Hrn. Dr. Hilfiker berechnete Neuenburger Reihe von Sonnenradien« in Nr. LXI seiner » Astronomischen Mittheilungen« die von Dr. Hilfiker abgeleiteten und ihm mitgetheilten Mittel für alle einzelnen Monate der Periode August 1863 — December 1883 zusammengestellt. Hierdurch wird es gleichfalls ermöglicht, die von Dr. Hilfiker vermischten Beobachtungs- resultate wieder angenähert richtig zu trennen, indem man für die fehlenden Beobachtungszahlen die nach der Tafel S. 7 geltenden Durehschnittswerthe einsetzt. Auf diesen Wegen habe ich die folgende Tafel der Jahresresultate erlangt, die ich an Stelle der Hilfiker'schen zu setzen vorziehe, weil jeder weiteren Verwendung dieser Beobachtungen eine Untersuchung über die persönlichen Gleichungen der Beobachter nothwendig vor- angehen muss. Tafel P. Beobachtete horizontale Durchmesser. Hirsch 1862 32’ 2'490 4ı 1863 3.33 134 Schmidt 1864 EG 1865 3° 2.79 164 1866 “ 3.21 173 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1089 Hirsch Schmidt 1867 3 32’ 2'755 174 1868 IE 2.46 104 1869 BR 1.98 194 1870 Ep 1.17 164 Becker 1871 Sr O6 7324 2A 08 1872 B: 2.37 168 1873 0 Franz 3.21 156 187432446; 1208, 32,,3.04.116 4.2 38? 1875 2.46 184 18376 Grützmacher 3.12 160 Meyer 1877 32 3.9 119 4729 32 3:54 28 1878 3.45 167 1879 4.20 175 Legrand- Roy 1880 4.9 26 32 3.3 158 Hilfiker 1881 3.0 152 32 53 29 1882 3.84 130 1883 3.57 158 Die nur auf o’ı angegebenen näherungsweise ermittelten Werthe werden meist bis auf o’ı oder o’2 mit den unbekannten richtigen Mitteln übereinstimmen. Die Öffnung des benutzten Merz’schen Fernrohrs beträgt nach Dr. Hilfiker's Angabe 4'/, P. Zoll bei 6 Fuss Brennweite; das ange- wandte ÖOcular vergrösserte 200 Mal oder etwas mehr und die An- tritte wurden registrirt. Deelinationen sind nicht beobachtet. Die Durchmesser sind auch in diesem Falle durchweg viel grösser beobachtet als am Heliometer. Die Mittelwerthe für die einzelnen Beobachter, nach der Zahl der Beobachtungen genommen, sind nach Dr. Hilfiker’s Tafel: Hirsch 3243/9330 270.B: Fehler +4’21 Schmidt 2.34 1091 » » + 3.22 Becker 2.82 470 » »_ +3.70 Franz 3.15 489 » " +4.03 Meyer 354 28» » +4,42 Grützmacher 3:93 487 " » +4,81 Legrand-Roy 3.18 310 » "» +4.06 Hilfiker 3.87.1317 » +475 Das Mittel ist, mit Gew. '/, für das Meyer’sche Resultat, 32’ 3724 nach 3468 Beobachtungen (4’ı2 zu gross) und die durchschnittliche Abweichung der 8 Beobachter hiervon = 0’41, ihre Übereinstimmung also ungleich grösser als die der Greenwicher, Washingtoner und Oxforder Beobachter. Es wird diess zum Theil an der sehr grossen Zahl von Beobachtungen liegen, welche dieselben sämmtlich, mit Ausnahme von Meyer, angestellt haben. Die vorstehenden Zahlen bedürfen indess noch zum Theil erheb- licher Verbesserungen, um die jährliche Ungleichheit zu berücksich- tigen, welcher die Beobachtungen an dem Neuchäteler Instrument in hervorragendem Maasse unterworfen sind. Indem ich die Erörte- rung dieses Gegenstandes selbst weiter unten vornehme, beschränke ich mich hier darauf, die Abweichungen des von Dr. Hilfiker S. 5 als Mittel aller Beobachtungen angegebenen Durchmessers 32’ 3702 1090 Sitzung der physikalisch-mathematisehen Classe vom 2. December. von den monatlichen Werthen des Durchmessers nach der Tafel S. 8 als Reductionen anzubringen; dabei muss, weil die Beobachtungs- zahlen im Einzelnen nicht bekannt sind, überall die gleiche Ver- theilung der Beobachtungen angenommen werden, wie sie die Tafel S. 7 anzeigt — die übrigens, um mit der Tafel S. 8 in Übereinstim- mung gebracht zu werden, einiger hier vorgenommenen Berichtigungen bedarf. Es ergibt sich auf diese Weise folgende Tafel Q. Beobachtete horizontale Durchmesser, befreit von der Jährlichen Ungleichheit. Hirsch 1862 32’ 2734 41 1863 3.32 134 Schmidt 1864 3.50 81 1865 5x 2.78 164 1866 3.20 173 1867 2,54 174 1868 2.45 104 1869 1.97 194 1870 1.16 164 Becker 1871 Ze 0.48 67 32’ 2!40 108 1872 2. 2.37 168 1873 Br Franz 321 156 1874 5.06 20 32 3.94 116 3.37 38 1875 2.45 184 1876 Grützmacher 3.11 160 Meyer 1877 32 3.95 119 4.09 29 32 3.89 28 1878 3.44 167 1879 4.19 175 Legrand- Roy 1880 4.17 26 32 3.39 158 Hilfiker 1881 3.08 152 32 5.15 29 1882 3.83 130 1883 3.56 158 Eine zusammenhängende Behandlung dieser sich zunächst in ein- zelne Gruppen auflösenden Reihe kann gleichfalls erst im Anschluss an die Greenwicher und Washingtoner Beobachtungen erfolgen. Die folgende Tafel enthält zunächst eine Zusammenstellung der . Jahresresultate für Greenwich und Washington in unmittelbar ver- gleichbarer Form. Für Greenwich sind an die oben (S. 1067, 1072) gege- benen Jahresmittel noch die Reduetionen auf das Mittel aller Beob- achter nach S. 1076 angebracht und die redueirten Correetionen zu dem Werth 32’ 3764 hinzugefügt. Für Washington waren die S. 1083 zusammengestellten Correetionen als bereits für das Mittel aller Beob- achter gültig unmittelbar an den Werth 32’ 47/oo anzubringen. Erklärung der letzten Columnen der Tafel folgt weiter unten. Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1091 Tafel R. Greenwich Mittel beob. beob. hor. Dm. Beob. Washington beob. "| vert. Dm. Wash. red. hor. Dm.| vert. Dm. Beob. Beob. 5 2.57 |ı153|| 2.22 | 2231 | 2’26 | 243) 2:67 | 253 1867 2.98 |127|| 3.13 |124|| 2.58 | 2.87 | 2.31 |200|| 2.78 | 205 1868 2.58 [|109|| 3.03 |103|| 2.18 | 2.77 | 2.09 | 220|| 2.65 | 228 1869 1.96 | 50|| 2.82 | 5o|| 1.56 | 2.56 | 1.72 | ı29|| 2.42 | 143 1870 1.91 | 69|| 2.76 | 64|| 1.51 | 2.52 | 1.68 | 175 || 2.40 | 181 1871 1.16 | ıı|| 1.75 | 10 0.76 | 1.49 | 1.92 | 113 || 2.38 | 113 1872 1.80 | Sı|| 2.93 | 75|| 1.40 | 2.67 | 1.65 | 188 || 2.58 | 184 1873 2.28 | 55| 2.82 | 55|| 1.88 | 2.56 | 1.78 | 157|| 2.36 | 161 187 2.25 | 79| 3.11 | 77|| 1.85 | 2.85 | 1.92 | 165 || 2.61 | 164 1875 2.35 | 93|| 3.09 | g0|| 1.95 | 2.83 | 1.82 | ı89|| 2.58) ı9gı 1876 2.52 | 93|| 2.79 | g9|| 2.12 | 2.53 | 1.93 | 1g0|| 2.44 | 194 1877 2.52 | 5211 2.48 153, 2.122 | 2.227 | 2.05 1127| 2.28] 128 1878 2.72 | 59|| 2.49 | 58|| 2.32 | 2.23 | 2.10 | 136|| 2.20 | 130 1870 2.68 | 71| 2.58 | 69|| 2.28 | 2.32 | 2.14 |'130|| 2.18| 131 1880 2.42 | 62|| 2.52 83 2:02 7.2.20 102.27: 1707 |2:22155 1881 2:7 ZllE 37:83, 2|| 2.31 1.57 | 2.37 | 184 || 2.09 | 190 1882 2.28 | 76|| 1.69 | 70|| 1.88 | 1.43 | 2.16 | 163 || 1.91 | 167 1883 Die Differenzen der auf den beiden Sternwarten beobachteten Durchmesser sind: Greenwich — Washington hor. Dm. Abw.v.M. vert. Dm. Abw. v. —o’26 1866 —0"31 +0!09 +0"64 +0”90 1867 —1.13 —=07 — 0.50 — 0.24 1868 — 0.58 oe — 0.47 — 0.21 1869 — 0.14 + 0.26 — 0.47 — 0.21 1870 — 0.14 + 0.26 — 0.42 — 0.16 1871 +0.89 + 1.29 + 0.72 + 0.98 (Gew. 1/,) 1872 + 0.05 + 0.45 — 0.42 — 0.16 1873 — 0.56 —0.16 — 0.56 — 0.30 1874 — 0.26 + 0.14 — 071 — 0.45 1875 — 0.65 — 0.25 — 074 — 0.48 1876 — 0.78 — 0.38 — 0.45 — 0.19 1877 — 0.52 — 0.12 — 0.16 + 0.10 1878 — 0.79 — 0.39 — 0.32 — 0.06 1879 — 071 — 0.31 — 0.56 — 0.30 1880 — 0.09 +0.31 — 0.32 — 0.06 1881 — 0.29 +0.11 + 0.64 + 0.90 1882 +0.13 + 0.53 + 0.56 + 0.82 1092 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Die Zahl der Beobachtungen ist in den verschiedenen Jahren sehr verschieden, abgesehen aber auch davon, dass sie nicht unmittelbar das richtige Maass der relativen Genauigkeit gibt, ist es überflüssig auf dieselbe bei einer Mittelbildung Rücksicht zu nehmen, weil sie überall gross genug ist, um die zufälligen Fehler der Jahresresultate sehr klein zu machen, mit Ausnahme des Jahres 1871. Erhält für dieses Jahr die Vergleichung das Gewicht so werden die Mittel Greenw. — Wash. und die durehschnittliche Abweichung einer einjährigen Differenz von L/ 4» hor. Dm. — 0’4o, vert. Dm. — o!25 diesen Mitteln für den horizontalen Durchmesser 0’29 und für den verticalen 0/34, wonach der mittlere Fehler eines Jahresresultats einer der beiden Sternwarten auf = 0727 bez. #* 0’3ı zu schätzen wäre. Mit den mittleren Differenzen — 0740 und — 026 (versehentlich statt — 0/25 genommen) sind nun die Washingtoner Werthe auf Greenwich redueirt und darauf die Mittel, hier nach der Zahl der Beobachtungen, gebildet, welche in den letzten Columnen der vor- stehenden Tafel bereits angegeben sind. Das Mittel aus den 33 schliesslichen Jalreswerthen für den horizontalen Durchmesser ist 32’ 2’oı, das Mittel für den verticalen 32’ 2'72. Die folgende Tafel gibt für die einzelnen Jahre die Ab- weichungen von diesen Mitteln und die Abweichung der beobachteten Differenzen hor.— vert. von ihrem Mittel — 065. hor. | vert. | A—v Rel.Z.| Abw. Vgl. Zahl | | | 1851 | —0’52]+0”69 — 1\21 |+002 | —0!54 || —0!42 | —0!44 | 61.9 |+ 14.5 9/27 |+ 0!2ı | + 0.096 1852 |-+ 0.30) + 1.35| — 1.05 ||+ 0.72 | — 0.42 | +0.40 | — 0.32 | 52.2|+ 4.8 9.09 |+0.03 | + 0.027 1853 [+ 0.37| + 0.81! — 0.44 |+ 0.22 |+ 0.15 | +0.47 | +0.25 | 37.7|— 97|| 8-41 |-0.65| — 0.121 1854 | — 0.40| + 0.32| — 0.72 || — 0.23 | — 0.17 || — 0.30 | — 0.07 19.21 — 28.2|| 8.42 |— 0.64 | — 0.212 1855 [+ 0.25| + 1.00) — 0.75 | + 0.50 | — 0.25 || +0.35 | — 0.15 6.9 |—40.5|| 7-46 | — 1.60 | — 0.380 1856 | — 0.15| + 0.41| — 0.56 || — 0.05 | — 0.10 || — 0.05 0.00 4.2|—43.2|| 7.06 |— 2.00| — 0.438 1857 | — 0.04 + 0.19| — 0.23 |— 0.23 |+0.19 | +0.06 | +0.29 | 21.61—25.8|| 6.82 |— 2.24 | — 0.378 1858 | — 0.22) + 0.39) — 0.61 |+0.01 | — 0.23 | —o.12 | —0.13 | 50.9|+ 3.5|| 9.34 |+0.28| + 0.049 1859 | + 0.07| + 0.45] — 0.39 || + 0.12 | — 0.05 | + 0.17 | +0.05 || 96.4 |+49.0|| 11.11 |+ 2.05 | + 0.473 1860 | — 0.19] — 0.24| + 0.05 |— 0.53 |+ 0.34 | — 0.09 | +0.44 | 98.6|+51.2|] 11.21 |+2.15 | + 0.495 1861 | + 0.02| + 0.141 — 0.12 |— 0.11 | +0.13 | +0.12 | #0.23 || 77.4|+ 30.0 || 10.41 |+ 1.35 | + 0.300 1862 | — 0.50| + 0.24| — 0.74 + 0.03 | — 0.53 | — 0.40 | — 0.43 | 59.1 |+ 11.7|| 8.83 | — 0.23 | + 0.032 1863 | — 0.29| + 0.21| — 0.50 || + 0.04 | — 0.33 | — 0.19 | — 0.23 | 44.0|— 3-4|| 9.24 |+0.18| + 0.003 1864 | + 0.35| + 0.14 + 0.21 ||#+0.01 |+0.34 | + 0.10 | +0.09 | 46.9|— 0.5|| 9.39) +0.33 | + 0.034 1865 | + 0.25| + 0.15) + 0.10 | + 0.07 | + 0.18 0.00 | — 0.07 | 30.5 | — 16.9 .15 |+ 0.09 | — 0.075 1866 | + 0.25) — 0.05| + 0.30 || — 0.09 | + 0.34 0.00 | + 0.09 || 16.3 | — 31.1 .39 | — 0.67 | — 0.230 1867 |+ 0.30) + 0.06| + 0.24 | + 0.06 |+ 0.24 | +0.05 | — 0.01 7.3 |—40.1|| 8.02 |— 1.04] — 0.316 1868 | + 0.08| — 0.07| + 0.15 | — 0.03 |+ 0.11 | — 0.17 | — 0.14 | 37.3|— 10.1|| 8.91 |—0.15 | — 0.067 1869 | — 0.29] — 0.30) + 0.01 || — 0.22 | — 0.07 | — 0.08 | +0.14 | 73-9 |+ 26.5 || 10.28 |+ 1.22 + 0.268 1870 | — 0.33 — 0.32] — 0.01 | — 0.19 |—0.14 || —0.12 | + 0.07 | 139.1 |+91.7 || 12.33 |+ 3.27 | + 0.822 1871 | — 0.09 — 0.34] + 0.25 | — 0.17 |+0.08|| +0.12 | +0.29 || 111.2 |+63.8|| 12.49 |+ 3.43 | + 0.800 1872 | — 0.36| — 0.14| — 0.22 |+ 0.07 | — 0.43 | — 0.15 | — 0.22 || 101.7 |+ 54.3 || 11.86 |+ 2.80 | + 0.583 1873 | — 0.23) — 0.36) + 0.13 | — 0.11 |— 0.12 || — 0.02 | +0.09 || 66.3 |+ 18.9|| 10.30 |+ 1.24 | + 0.232 1874 | — 0.09| — 0.11| + 0.02 ||+ 0.18 | — 0.27 | + 0.12 | —0.00 | 44.6|— 2.8|| 8.93 |— 0.13] — 0.028 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1093 (+ 0.76) | (+ 0.80) Die in dieser Tafel zunächst auffallende Erscheinung ist die fort- schreitende Verkleinerung der verticalen Durchmesser. Bildet man 6 Theilmittel, so ergibt sich die Abweichung von dem mittlern Werth der ganzen Reihe 185 1—56 +0'76 Ep. 1854.0 übr. Fehler +0’19 1857—61 +01 1859-5 — 0.1 Eee, +0.1 2: + de 1868—7 — 0.25: 1871.0 — 0.07 re: — 0.30 1876.5 + 0.07 1879—83 — 0.64 1881.5 — 0.06 wonach die anscheinende Verkleinerung mit grosser Regelmässigkeit vor sich gegangen ist. Setzt man ihren jährlichen Betrag = 0/042, so bleiben für die 6 Epochen die nebenstehenden Fehler übrig; die Vergleichung der einzelnen Jahrgänge mit dieser Annahme gibt bereits die obige Tafel in den Columnen vo’ = beob. vert. Durchm. — [32° 2772 — 0!o42(t—1867.5)] und A—v‘. Der durchschnittliche Betrag der v’ ist o’14, viel kleiner als nach der Vergleichung zwischen Greenwich und Washington die durehschnittliche Unsicherheit der Jahres- werthe zu veranschlagen ist; die Beobachtungen der verticalen Durch- messer werden also durch die Einführung eines durch die 33 Jahre hin- durch der Zeit proportionalen Gliedes erschöpfend ausgeglichen. Die horizontalen Durchmesser zeigen keine oder nur eine ganz geringe und im Zeichen derjenigen des verticalen Durchmessers ent- gegengesetzte fortschreitende Veränderung; die Mittel der Abweichun- gen für 3 elfjährige Perioden sind 1851-61 —0lo5 1862—72 — 0.06 1873—83 +0.11 Ohne das letzte Jahr würde die dritte Gruppe nur + 003 geben. Diese bei der Theilung der ganzen Reihe in drei gleiche Stücke sich ergebende Ausgleichung innerhalb der einzelnen Abtheilungen ist aber zufällig, indem die Col. »hor.« der obigen Tafel sehr deutlich vier ungleiche Gruppen von verschiedenem Verhalten aufweist, und die Vergleichung mit einem einzigen Mittelwerth abgesehen von diesen Zeichenfolgen auch in der Grösse der Abweichungen, deren Durch- schnittsbetrag o’25 wird, nicht völlig befriedigt. Man erhält 1094 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. | 13 J. mitt. Abw. —o’ıo 1864—68 5» ” » +0.25 (mit Gew. +0’23) 1869—76 8» ” » — 0.21 (mit Gew. — 0.22) 1877—83 7° ” » +0.27 (mit Gew. +0.22, ohne 1883 + 0716) Die Annahme von Sprüngen zwischen den einzelnen Perioden, bei Constanz des Durchmessers innerhalb jeder Periode, genügt voll- kommen zur Darstellung der Beobachtungen, denn die Vergleichung mit den aufgeführten vier Mitteln lässt nur eine durchschnittliche Abweichung von o’ı7, oder mit Ausschluss des mit einem unge- wöhnlich grossen und unzweifelhaft, wie noch weiter zu erörtern sein wird, nur den Beobachtungen zur Last fallenden Fehler behafteten Resultats für 1883 (Vergleichung in Col. h‘ der obigen Tafel) 0714 übrig. Die Übereinstimmung der von den Differenzen zwischen den vier Gruppen befreiten horizontalen Durchmesser mit der ausgeglichenen Reihe der vertiecalen Durchmesser (Col. A’— v’) ist noch näher, als nach Vorstehendem zu erwarten, indem der Durchsehnittswerth einer Differenz nur 0716 ist (ohne 1883); sofern der in dieser Vergleichung sich ergebende Überschuss an Genauigkeit, wie es namentlich für den Anfang der Reihe in der That der Fall zu sein scheint, mehr als bloss zufällig ist, weist er darauf hin, dass ein Theil der beobachteten Schwankungen von Jahr zu Jahr dadurch verursacht ist, dass die Beobachter die Sonnenscheibe wirklich in veränderter Grösse gesehen haben, sei es in Folge von Änderungen der Foecalberichtigung, oder von Differenzen in dem mittlern Luftzustande oder aus noch anderen Ursachen. Es ist nun zu untersuchen, ob die in der 33 jährigen Beobachtungs- reihe ersichtlichen Schwankungen in einer Beziehung zu den Vorgängen auf der Sonnenoberfläche und den nachgewiesener Maassen damit zu- sammenhängenden Erscheinungen stehen. Zu diesem Behuf gibt die obige Tafel Hrn. Wolf’s »Relativzahlen« für den Fleckenstand' und ihre Abweichungen von dem Mittel der 33 Jahre 47-4, ferner die von Hrn. Wolf bestimmten Jahresmittel der täglichen Amplitude der magnetischen Variation’ und ihre Abweichungen von dem 33 jährigen Mittel 9/06. Die Änderungen des Fleckenstandes und der Amplitude der Variation correspondiren nach Hrn. Wolf’s Untersuchungen sehr genau, derart dass einer Änderung Ar der »Relativzahl« eine Änderung der Amplitude Av = 0.045 Ar entspricht. Ich habe daher die beiden unabhängig von einander abgeleiteten Reihen zusammen mit dem Durch- messer zur Vergleichung gezogen, um dieser Vergleichung grössere Sicherheit als durch Anschluss an eine einzelne der beiden Reihen ! Astron. Mitth. XXXIV. LXI. 2 Astron. Mitth. LXI, ergänzt nach Astr. Nachr. 2437, 2533, 2621. Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1095 zu verschaffen. Die Col. »Vergleichszahl« der obigen Tafel enthält die Werthe ı (Rel.-Zahl — 47.4 2 100 e E (Ampl. Magn. Var. — 9:06), welche den Werthen hor. und vert. bez. v’ gegenüberzustellen sind. Es ist nun auf den ersten Blick auffallend, dass sehr über- wiegend und anscheinend regelmässig positiven Werthen der Ver- gleichszahl negative Abweichungen der horizontalen Durchmesser, negativen Werthen positive entsprechen; in 2o Fällen ist das Zeichen entgegengesetzt und nur in ı3 Fällen, von welchen etwa die Hälfte zudem auf ganz kleine absolute Werthe trifft, gleich. Auf den ersten Blick scheinen also die neueren Greenwicher und Washingtoner Beob- achtungen die Folgerung zu bestätigen, welche Hr. Wolf aus der Maskelyne’schen und Hr. Hilfiker aus der Neuenburger Reihe der horizontalen Durchmesser gezogen hat, dass in fleckenarmen Jahren der Sonnendurchmesser grösser sei als in fleckenreichen. Stellt man die Gleichungen auf Abw. des hor. Durchm. =x+y - Vgl.-Zahl und löst dieselben auf, indem man für die Jahre mit Bestimmungen von Greenwich und Washington doppeltes Gewicht (1870 Gew. ı'/,) annimmt, so erhält man aus der ganzen Reihe x=0'00 y=-—.0!287 Gew. 6.20 m.F. =0'132 3pff wird durch Einführung von y von 3.82 auf 3.31, m. F. für Gew. ı von =0"345 auf =07327 reducirt, wonach der Werth von y etwas mehr als das Doppelte seines m. F. betragen würde. Allein die erreichte Darstellung ist nicht entfernt mit der bei der früheren Annahme von vier für sich bestehenden Gruppen stattfin- denden zu vergleichen, da bei dieser 3p f nur 1.93, m.F. für Gew. ı + 0/258 (ohne 1883 sogar nur 1.43 und = 07226) beträgt. Auch wird die hergestellte Verbindung dadurch als eine unnatürliche gekenn- zeichnet, dass die verschiedenen Abtheilungen der ganzen Reihe ein- ander widersprechende Resultate ergeben; aus den drei Dritteln würde man nämlich erhalten: 185 1— 1861 #=-—0!05 y=-—0/077 Gew. 1.11 len a s 1862— 1872 + 0.03 =0.500 » 2,73 0.198 ger 1873 — 1883 +0.11 #0,0370 004. ll BE = Es ist also thätsächlich nur die mittlere Gruppe, welche für einen Zusammenhang der Durchmesser mit dem Fleckenstande spricht, wäh- rend sie vermittelst der grossen gerade innerhalb ihres Bereichs vor- kommenden Coeffieienten rechnungsmässig das Gesammtresultat über- wiegend beeinflusst. 1096 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Noch mehr wird das wirkliche Verhalten der beobachteten Durch- messer und der thatsächliche Mangel an Parallelismus ihrer Schwan- kungen mit denjenigen des Fleckenstandes durch eine graphische Darstellung (s. Taf. XVI) verdeutlicht. Man kann die beobachteten Werthe der horizontalen Durchmesser, statt sie in die vier inner- halb einer Amplitude von 045 schwankenden Gruppenwerthe zusammen- zufassen, auch durch eine Curve ausgleichen, welche, von Beginn der Reihe an aufsteigend, ein Maximum (+0’716) 1853.8 Minimum (— 0.30) 1862.3 Maximum (+ 0.30) 1866.3 Minimum (— 0.34) 1871.5 gibt, von da bis zum Ende der Reihe aber beständig aufsteigt, und Zpf=1.5ı übrig lässt — so dass die Darstellung mit derjenigen in vier Gruppen gleichwerthig ist. Curven für die Sonnenflecken, die magnetische Variation und die angenommenen »Vergleichszahlen « geben aber Sonnenflecken Magn. Var, Vel.-Zahl Maximum 1848 1848 Minimum 1856.1 1857.0 1856.5 Maximum 1860.2 1860.0 1860.1 Minimum 1867.1 1867.2 1867.2 Maximum 1870.7 1871.4 1871.0 Minimum 1878.5 1878.5 1878.5 Maximum (1883.09) } Für die beiden ersten Drittel der Reihe findet also eine Coineidenz der Epochen statt, die man allerdings für nahe zu halten geneigt ist, wenn man nur die absoluten Zeitunterschiede betrachtet; indess ergibt sich durchaus das Gegentheil, wenn man diese Unterschiede mit der Dauer einer Periode oder ihrer beiden Zweige vergleicht. Die Zunahme der Vergleichszahlen hat in den beiden ersten Perioden 3.6 bez. 3.8 Jahre gedauert, dagegen die, wie ich nicht zweifelhaft bin nur anscheinende und zufällig correspondirende, Abnahme des horizontalen Durchmessers 8.5 bez. 5.2 Jahre, und die zwischen- liegende Abnahme der Vergleichszahlen 7.ı Jahre, die Zunahme des Durchmessers 4.0 Jahre. In der dritten Periode endlich hört auch aller Anschein eines correspondirenden Ganges auf und die beob- achteten Durchmesser haben bis zum Ende ohne Anzeichen einer sich vorbereitenden Umkehr, bereits ı2 Jahre lang, zugenommen. Es ist aus der Ansicht der auf Taf. XVI nebeneinander gelegten Curven zu entnehmen, dass man einen etwas bessern Anschluss der- selben an einander erzielen kann, wenn man aus den beobachteten Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1097 horizontalen Durchmessern noch ein der Zeit proportionales Glied eliminirt. Setzt man » 64 Abw. des hor. Dm. = x -+y - Vgl. Zahl + — - (£ — 1867.5) 10 so erhält man 2 = — 002 y=-— 0'269 Gew.5.73 m.F. =0"134 2=+ 0.069 BRggrogm 3 ROHR Zip 3.172, m. E!Gew.1 ==0/322. Da die mittlere Schwankung des Fleckenstandes von Maximum zu Minimum, in den »Relativzahlen« ausgedrückt, 100 beträgt, würde der für y gefundene Werth besagen, dass der Sonnendurchmesser zur Zeit des Fleckenmaximums 0727 kleiner wäre als zur Zeit des Mini- mums. Hr. Wolf wollte den Unterschied aus Lindenau’s Zahlen für die Maskelyne’sche Reihe =— 2714 finden‘, acht Mal so gross als das rechnungsmässige Resultat der neueren Greenwicher und der Washing- toner Beobachtungen des horizontalen Durchmessers. Hr. Wolf hat, bei seiner eben erwähnten, weiterhin näher zu besprechenden Untersuchung, eine bessere Übereinstimmung zu er- zielen geglaubt, wenn er den in einem Jahre beobachteten Durch- messer mit dem Fleckenstand des folgenden Jahres in Beziehung brächte. Im vorliegenden Falle würde durch die Annahme eines solchen Phasenunterschiedes nichts gewonnen werden, das Verhältniss der Zahl der »günstigen« Fälle zu den ungünstigen würde sich sogar verschlechtern (überhaupt wieder 20 — Zeichen des Products Abw. d. Dm. x Vgl.Z. gegen ı3 + Zeichen statt 22 gegen ıı ohne Phasen- unterschied, aber ı5 gegen 9, statt ı6 gegen 6 ohne Phasenunter- schied, unter den Fällen, wo die Vergleichszahl 0.05 und die Ab- weichung o’o5; übersteigt). Überhaupt scheint es mir nicht gerecht- fertigt, hier einen Phasenunterschied,. wie er sonst bei zusammen- gehörigen Erscheinungen wirklich vorkommt, heranziehen zu wollen, nachdem festgestellt ist, dass zwischen der Sonnenfleckencurve und der Curve der Amplitude der magnetischen Variation kein Phasen- unterschied besteht. Es wäre sonst sehr wohl denkbar, dass die Wirkungen einer im Sonnenkörper thätigen Kraft, welehe Ausdehnung oder Zusammenziehung seiner Oberfläche zu Wege brächte, sich erst erheblich später in den Fleckenerscheinungen wiederspiegelten, es ist aber schwerlich eine auch nur annähernd vergleichbare Verzögerung in der Beeinflussung des magnetischen Zustandes der Erde durch sulche Kräftewirkungen denkbar. ! Astr. Mitth. XXXIV, 161. — Nach der älteren Wolf’schen Rechnung über dieselbe Reihe (ebendas. S. 160) sollte der Unterschied gar — 4” betragen. 1098 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Taf. XVI enthält auch eine Darstellung der Abweichungen (v’) der auf 1867.5 redueirten verticalen Durchmesser von ihrem Mittel. Obwohl diese Abweichungen äusserst klein sind, vermag man dennoch eine sehr regelmässige Curve daraus zu construiren, welche für die beiden ersten Perioden eine auf den ersten Bliek recht auffallende, aber aus den oben bei Erörterung der #—-v’' angegebenen Ursachen bis zu gewissem Grade nothwendig folgende Übereinstimmung mit der Curve der horizontalen Durehmesser zeigt, ausserdem aber sich, im Gegensatz zu den horizontalen Durchmessern, in der dritten Periode gleichförmig genug fortsetzt. Dieselbe gibt Max. 185 1.5 + 0’40 Min. 1860.3 — 034 1866.0 + 0.05 1872.1 — 0.21 1875-5 +0.14 1883.1 — 0.07 und redueirt Zpv’v auf den Werth 1.29. Durch Rechnung findet man, wenn v’ = x, + y, -Vgl.-Zahl gesetzt wird, aus der ganzen Reihe x,=0'0oo y,=-—o’ı58 m.F.=o’ogı (Spf=ı.59 m.F.G.ı= 0'227) und aus den drei Dritteln 1851—1861 %,—=+0!04 y,=—0'246 m.F.=0.228) _ ni 1862— 1872 — 0.03 — 0.132 0.145 Ba 1873— 1883 + 0.01 — 0.098 0.227 ; wo sich wieder die schöne Übereinstimmung aller Stücke der Reihe zeigt, aber das Gesammtresultat für y, seinen m. F. noch nieht um 071 übersteigt und die Einführung dieses Coeffieienten überhaupt nur rech- nungsmässig eine bessere Ausgleichung ergibt. Ohne dieselbe hat man den m.F. für Gew. ı kaum grösser = 0'234 (Sp v’v’= 1.75). Eine Ausgleichung in der Form v’—=x,+y,*Vgl.-Zahl + 2,» (E— 1867.5) würde ergeben x =+oloı y,=-— 0’ı70= o!ogo 2,=— 0048 = 0'036 Zpf =ı.50, m.!. Gew. 1—= 0'224. Das Mittel der Amplituden für die errechneten Änderungen beider Durchmesser würde, mit Rücksieht auf die m. F., o’201 werden, d.i. der elfte Theil der oben angeführten Wolf’schen Zahl. — Das Resultat der bisherigen Untersuchung ist zusammengefasst folgendes. Die in Greenwich 185 1— 1883 und Washington 1866 —ı882 beob- achteten horizontalen Sonnendurchmesser zeigen Schwankungen der Jahresmittel, welche eine ganze Amplitude von nahe '/, Bogenseeunde (bei Zusammenfassung in vier Gruppen) oder bis®/,” (nach der graphischen Aus- gleichung) erreichen. Es genügt zu einer Darstellung der Jahresmittel Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1099 innerhalb der Grenzen ihrer Unsicherheit, anzunehmen, dass die Ände- rungen von Gruppe zu Gruppe sprungweise eingetreten sind; gleicht man dieselben jedoch so aus, dass die Übergänge allmählich stattfinden, so erhalten die ausgeglichenen Werthe für die grössere Hälfte, vielleicht zwei Drittel der Reihe das Ansehen periodischer Schwankungen, sind aber von der Periode der Sonnentlecken ersichtlich unabhängig. Der mittlere Werth des horizontalen Durchmessers ist in der ganzen Reihe entweder ungeändert geblieben, oder es hat eine ganz geringe Zu- nahme, von noch nicht o/oı jährlich, stattgefunden. Ganz ent- gegengesetzt zeigen die beobachteten verticalen Durchmesser eine fort- währende Abnahme von 0045 jährlich, oder 1744 von 1851.5 bis ı883.5, während weitere Ungleichheiten in denselben gar nicht nach- weisbar sind. — Es ist nun zu untersuchen, ob dieser Thatbestand durch die beiden vereinigten Beobachtungsreihen übereinstimmend festgestellt wird, oder etwa durch systematische einer derselben allein anhaftende Fehler zu Wege gebracht ist. Ferner muss versucht werden, die kritischen Stücke der zu Grunde gelegten Tafel noch möglichst ver- mittelst der beiden noch nicht weiter benutzten unabhängigen Beob- achtungsreihen zu prüfen. Wird eine jede Reihe mit ihrem eigenen Mittel (Greenwich hor. 32’ 2’oı, vert. 2772, Washington 2’39' und 2765) verglichen, so bleiben die Abweichungen A, und v, der folgenden Tafel, und ferner für die Greenwicher Reihe die Abweichungen v/=v,+ 0'042 (t-1867.5). Tafel T. Jahr Greenwich Jahr | Greenwich Washington hı v | 1851 —0'52 | +0”69 | +0!o2 1866 || +030 || +0.49 | +0!45 || +0'23 | —0!08 1852 || +0.30 || + 1.35 | + 0.72 1867 0.16 || — 0.09 | — 0.09 | +0.59 | + 0.48 1853 +0.37 | +0.51 | + 0.22 18068 || — 0.01 0.16 0.12 | +0.19 | +0.38 1854 — 0.40 || + 0.32 | — 0.23 1869 | — 0.19 0.37 0.29 0.43 |, +0.17 1855 +0.25 || + 1.00 | + 0.50 18970 | —o.2 0.39 0.25 | —0.48 | +0.09 1856 — 0.15 || +0.41 | — 0.05 1871 + 0.04 0.25 | 0.08 || — 1.23: 0.90: 1857 — 0.04 | +0.19 | — 0.23 1872 — 0.16 || — 0.21 0.00 || — 0.59 | +0.28 1858 || —0.22 || +0.39 | + 0.01 1873 | 0.29 0.46 0.21 | 0.11 | #0.17 1859 | # 0.07 || + 0.46 | + 0.12 187 | 0.02 0.32 0.03 0.14 | + 0.46 1860 — 0.19 || —0.24 | — 0.53 1875 || — 0.32 0.37 0.03 0.04 | +0.44 1861 || #+0.02 | +0.14 | — 0.11 1876 || —0.28 || — 0.38 0.00 || #+0.13 | +0.14 1862 || —0.50 || #+0.24 | + 0.03 1877 || 0.01 || —0.40 | +0.02 | +0.13 | — 0.17 1863 — 0.29 || #+0.21 | +0.04 1878 | 0.08 0.55 | — 0.09 || +0.33 | — 0.16 1864 +0.35 || +0.14 | + 0.01 1879 || —0.04 0.70 0.20 | +0.29 | — 0.07 1865 + 0.25 || +0.15 | + 0.07 1890 || +0.32 || — 0.52 | #0.03 || +0.03 | — 0.13 | 1881 || #0.41 || —0.23 | +0.36 || + 0.32 | — 0.82 1982 + 0.40 || — 0.47 | +0.16 || — 0.11 | — 0.96 1893 + 0.92 || —0.7I | — 0.04 ! Nicht genau mit dem vorhin abgeleiteten Werth '32° 2”41 stimmend, weil bei dem Übergang von der Durchgangszeit zum horizontalen Durchmesser für die Reihe der Jahreswerthe der Factor 14.35 statt 14.3 angewandt ist. Sitzungsberichte 1886. 104 1100 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Hier ist ersichtlich, dass die zufällige Epoche des Anschlusses der Washingtoner Reihe und eine starke Schwankung in derselben den Anschein einer Periodieität in der mittleren Abtheilung der hori- zontalen Durchmesser hervorgebracht hat, welcher in der obigen Rechnung über einen Zusammenhang mit den Sonnenflecken rechnungs- mässig den Ausschlag gab. Dagegen kommt eine solche Periodieität in der Greenwicher Reihe durchaus nicht zu bestimmter Erscheinung. Vielmehr geben 26 Jahrgänge dieser Reihe, die Jahre 185 1— 1863 und 1867— 1879, die mittlere Abweichung 4, =— 0/12 mit einer Über- einstimmung, mit welcher man in Anbetracht des Umstandes, dass die beiden stärksten Unterschiede auf Beobachtungen nach der alten, nach dem dritten Jahre gewechselten Beobachtungsmethode fallen, zu- frieden sein kann. Davon entschieden und unvermittelt abweichend stellen sich zwei kleinere Gruppen: 1864— 1866 mit A,=+0"30 und ı880— 1883 mit y=+0/51; der Anschluss der letzten, wenigstens der Jahre 1881— 1883, ist hinsichtlich der persönlichen Gleichungen nur als schwach anzusehen. Die Abweichungen von den drei Mitteln geben 2 f=ı1.46 (woran die drei ersten Jahre, mit Auge- und Ohr- Beobachtungen allein, mit 0.58 betheiligt sind) oder den m. F. eines Greenwicher Jahresresultats == 0"223. Taf. XVI zeigt einen Versuch, trotzdem die 4, durch eine Curve auszugleichen. Man ersieht daraus, dass man lediglich durch den Zwang, die tiefen Punete von 1862-63 mit den ganz isolirt hoch liegenden von 1864-66 durch einen eontinuirlichen Zug zu verbin- den, auf eine mit einer Amplitude von '/,” zweimal erscheinende Pe- riode geführt wird, und von 1873 ab wieder auf beständiges Wachsen kommt, ohne dass eine bessere Darstellung. der mit der Auflösung in die vier Gruppen thatsächlich erschöpften Reihe erzielt würde. Die Erklärung des abweichenden Verhaltens der Washingtoner Reihe suche ich in ungenügender Bestimmung, bez. unbestimmt ge- bliebenen Veränderungen, der persönlichen Gleichungen; die Reihe ist für ihre Bestimmung an mehreren Stellen sehr ungünstig zusammen- gesetzt, und für die spontane Ausgleichung ihrer zufälligen Fehler gegen- über der Greenwicher Reihe wegen der Minderzahl der in einem jeden Jahre theilnehmenden Beobachter im Nachtheil. Ich komme auf die Frage der persönlichen Gleichungen weiter unten eingehender zurück. Die Änderung des Objeetivs scheint keinen Einfluss gehabt zu haben. Die verticalen Durchmesser erscheinen nunmehr gleichfalls in wesentlich anderm Verhalten. Allerdings gibt die Greenwicher Reihe allein wieder, in der Form »,=x+y-t ausgeglichen, nahe denselben Werth einer fortschreitenden jährlichen Änderung, aber die bei den übrig bleibenden Fehlern v, auftretenden Zeichenfolgen zeigen, dass Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1101 diese Form zur Darstellung der Reihe nicht geeignet ist. Es sind wieder starke Änderungen in der Washingtoner Reihe, die in diesem Falle bei der Vereinigung mit Greenwich die Fehler einer unnatür- lichen Hypothese zufällig derart ausgeglichen haben, dass dieselbe den Beobachtungen zu entsprechen, und die zweite Hälfte der Beob- achtungsreihe sich vollkommen der ersten anzuschliessen schien. Jetzt erscheint im Gegentheil für Greenwich eine starke sprungweise Ver- minderung der beobachteten verticalen Durchmesser von 1866 auf 1867: die 16 vorangehenden Jahre geben v, =+ 042 und die 17 folgenden — 039. Diese Mittelwerthe geben zwar noch keine befriedigende Darstellung, indem 3,f viel grösser als bei den A, bleibt, für die ganze Reihe 2.71 (m. F. eines Werths = 0'296), für die erste Ab- theilung 2.24 (wozu die ersten drei Jahre wieder einen unverhältniss- mässig grossen Theil 1.09 beitragen) und für die zweite 0.48, und in- dem in beiden Abtheilungen eine fortschreitende Verminderung merklich bleibt; allein die grosse Fehlerquadratsumme kommt fast zu einer vollen Hälfte von zwei wohl zufällig besonders stark ausschlagenden Werthen ı852 und 1860, nach deren Ausscheidung sie sich auf 1.41 redueiren würde (m. F.= 0221), und der verbliebene Gang ist in seinem Be- trage so weit verringert und in seiner zeitlichen Ausdehnung so weit be- schränkt, dass seine Zurückführung auf zufällige Verschiebungen der per- sönlichen Gleichungen nicht mehr wie früher ausgeschlossen erscheint. Eine die Greenwicher Beobachtungen des verticalen Durchmessers erschöpfende Darstellung erhält man, wenn man die beiden grossen Gruppen nochmals theilt und folgende Mittel bildet: 185 I— 1855 5.4.10, + 0183 1856— 1866 ıı» + 0.23 1867 187710. N » 0,312 1878 —-1883 6» — 0.53 womit 3 f= 1.28, m.F. eines Jahres = 0’210 wird. Die erste dieser vier Gruppen gibt aber allein 0.58, so dass für die folgenden 28 Jahre > f nur 0.70, m. F. eines Jahres = 07167 beträgt; es scheint nach Allem, dass innerhalb der ersten Jahre nach Aufstellung des Meridiankreises noch Änderungen am Instrument vorgenommen sind, welche auf die Lage des Focus einen Einfluss gehabt haben.' ! Angaben über derartige Eingriffe in das Instrument habe ich in den Greenwich Observations vergeblich gesucht, ja es ist sogar in den Reports von 1852 und 1854 ausdrücklich gesagt, dass seit der Aufstellung, bez. innerhalb der Berichtsperiode keinerlei Änderungen an demselben vorgenommen wären. Es bleibt aber immerhin möglich, und wird durch die Beobachtungsresultate wahrscheinlich gemacht, dass z.B. das Objeetiv gelegentlich behufs Reinigung” zerlegt, oder die Stellung der Fäden gegen den Focus berichtigt ist, was in der That keine »Änderungen des Instruments« selbst, wohl aber hier wesentliche Änderungen seines Zustandes sein würden. 104 * 1102 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Bei dieser Zertheilung in vier Gruppen bleibt die Erscheinung natürlich ungeändert, dass der beobachtete Verticaldurchmesser von Gruppe zu Gruppe kleiner geworden ist, aber die Änderung erscheint nunmehr als eine sprungweise, da innerhalb der einzelnen Gruppen von einer fortgesetzten Verkleinerung nichts mehr zu erkennen ist. In der Washingtoner Reihe zeigen die v,, wie schon erwähnt, eleichfalls starke Änderungen; es ist auch in dieser Reihe der verticale Durchmesser am Ende kleiner als am Anfang, der Verlauf der Än- derung aber ersichtlich von Greenwich gänzlich verschieden, ebenso wie er durchaus nicht mit den Änderungen der A, in der Washing- toner Reihe selbst eorrespondirt. Man hat für die v, drei Gruppen zu unterscheiden, zwischen denen die Änderung sprungweise einge- treten ist: 1866— 1876 = + 0\22 1877— 1880 — 0.13 188 1— 1883 — 0.87 An den Stellen, wo hier die Sprünge vorkommen, zeigen die Green- wicher v,, und umgekehrt an den Stellen der Greenwicher Sprünge die Washingtoner », völlige Constanz, ja sogar, wenn man sich auf Vergleichung der einander zunächst liegenden Jahrgänge beschränkt, kleine Änderungen in entgegengesetzter Richtung, so dass es nicht zweifelhaft bleibt, dass die Ursachen der Änderungen in den besonderen Verhältnissen der Beobachtungen, und nicht etwa in Änderungen des Sonnendurehmessers selbst zu suchen sind. Für die Washingtoner Beobachtungen wiesen schon die obigen Rechnungen über die per- sönlichen Gleichungen deutlich genug auf-die wahre Ursache hin; der letzte Sprung wird wohl mit der Vergrösserung des Abstandes der Horizontalfäden direet in Verbindung zu bringen sein. — Zum Anschluss der Oxforder Reihe habe ich Jahrgang für Jahr- gang der Resultate für jeden Beobachter mit dem nämlichen Green- wicher Jahrgang verglichen und unter Annahme geschätzter Gewichte -— für die Reihen mit durchweg geringer Anzahl der Oxforder Beob- achtungen mit Gewichten proportional dieser Anzahl — folgende Mittel der Differenzen Greenwich — Oxford erhalten :' ! Vier der Oxforder Beobachter kommen auch in der Greenwicher Reihe vor. Es ist von Interesse zu constatiren, dass dieselben sämmtlich den Durchmesser mit dem schwächern Instrument grösser beobachtet haben, indem sich durch Vergleichung mit den früher angegebenen persönlichen Gleichungen die Differenzen ergeben: Oxford — Greenwich hor. vert. . " SQ Main + 3:44 +2:89 Keating +2.82() +1,34 Robinson + 3.02 + 0.86 Wieckham + 0.30 + 1.69 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1103 Quirling 1862—66 hor. +0!07 342 B. = 1867—69 » — 1.39 181 » | vert. +0137 u Lucas 1862—64 » +4.06 62 » ”» +0.40 65 Main 1865—72 9 —328 45» » —253 45 « Reating 18970—72 » —4.44 163 » 2 28 1873—76 » —5.86 236 » | eu F. Bellamy 1873—83 » +0.44 113 » » — 072 117 » Robinson 1880—83 » +1,72 56 » » —1.29 63 » Wickham 1850 —83 » +1.39 39 » » — 1.60 41» Nach Anbringung dieser Reductionen ergibt sich aus den Oxforder Beobachtungen, von welchen diejenigen von Bechaux, Bowden und H. Bellamy (167 hor., 155 vert.) hier ausfallen müssen, die folgende Reihe von Durchmessern: hor Abw. Abw. 1862 32’ 1!80 33 | 0:21 32’ 1792 36 | —0!66 1863 1.54 72 |—0.47 2.91 72 | +0.33 1864 2.84 114 |+0.83 3.01 114 | +0.43 1865 2.07 108 | + 0.06 3.00 104 | + 1.02 1866 1.86 86 |—0.15 2.88 88 | +0.30 1867 2.03 79 |+0.02 2.66 83 | +0.08 1868 2.03 108 | + 0.02 2.89 101 + 0.31 1869 2.12 8 |+0.11: 2.01 CHE 1870 1.80 32. |0.21 3.37 33 | +0.9 (Tafel DU) 1871 1.85 82 |—0.16 1.73 82 | —-0.55 1872 2.22 71 |-+0.21 2.17 75 — 0.41 1873 2.51 81 |+0.50 2.98 85 | +0.40 1874 1.87 87. °| 0:14 2.30 102 | — 0.28 1875 1.56 72 |045 2.07 82 | +0.09 1876 1.35 100 | — 0.66 1.95 102 — 0.63 1380 5.74 2 |+373: 1.54 4 | 1.04: 1881 2.04 30 |+0.03 2.34 36 71220:24 1882 2.13 26 |-+0.12 2.23 26 | —0.35 1883 2.90 46 |+0.89 2.01 46 | —0.57 Ich habe hieraus die Mittel 32’ 27oı (1237 B.) und 32’ 2758 (1278 B.) erhalten, indem ich den 5 Jahrgängen mit 26 bis 46 Beobachtungen Gew. ı, den ı2 mit 7ı bis ı15 Beobachtungen Gew. 2 gegeben, und entsprechend verringerte Gewichte für 1869 und 1830 angenommen habe. Der allgemeine Gang der hiermit übrig bleibenden in der Tafel aufgeführten Abweichungen muss natürlich wieder den Gang der Green- wicher Reihe geben, eine Prüfung der letzteren findet wesentlich nur je innerhalb der durch Abtheilung oben ersichtlich gemachten Grup- pen statt, da die zwischen denselben durch Main und F. Bellamy hergestellten Verbindungen viel zu schwach sind. Für die Neuchäteler horizontalen Durchmesser finde ich die Re- duetion auf Greenwich für Die beiden Reihen enthalten ausserdem noch den Namen A. Bowden gemeinschaftlich, jedoch Greenwich 1855 — 57, Oxford erst 1880, so dass die Identität der Person fraglich und jedenfalls die Vergleichbarkeit der Beobachtungen, die sich übrigens ebenso unterscheiden. ausgeschlossen ist. 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869 1870 197 1 1872 1104 Sitzung der physikalisech-mathematischen Ciasse vom 2. December. Hirsch 1862—64 , 74 — 1"43 Schmidt 1864—71 — 031 Becker 1871—74 — 0.93 Franz 1874—77 —1:29 Grützmacher 1877—S0 — 1.83 Legrand-Roy 1880—8ı — 0.82 Hilfiker 188 1— 83 — 1.11 und mit Anwendung dieser Zahlen die folgende Reihe der auf Green- wich redueirten Durchmesser: Tafel V. m 3 | Th: eorr.) Abw. 2’ | Abw. |Beob. von || corr. D> Abw. |Beob. von Abw. 0:91 | —ı.16 | 1.89 — 0.18 | 2.80| +0.73 » u.B. B. DNDDDDD- + 2.28| +0!21 2.88| +0.81 1.16] — 0.91 1.82| —o.25 2.25| +0.18 1.61 | — 0.46 | 2.36] +0.29 2.54| +0.47 2.55| +048 2.72| +0.65 2.45 | + 0.38 } 156 B. || 1782 174 »H,F.|| 2.63 r. | 160 » Il 148 » u.G. || 167 G. | 175 » | ıSı L.u.Hf. 130 HE. | 158 » | — 0/28 +0.53 — 0.94 — 0.28 + 0.15 — 0.49 + 0.26 + 0.44 + 0.45 + 0.62 + 0.35 Das Mittel, mit Gew.'/, für 1862, ist 32’ 2707 (3440 B.). Es ist aber nicht zu bezweifeln, dass die persönlichen Gleichungen mindestens eines oder zweier Beobachter veränderlich gewesen sind. Es sind nämlich die Differenzen Greenwich — Neuchätel für: Schmidt Becker 1864 — 186 G.ı red. —0'79 Abw. —0!46 1871 —0o!32 G.2 1865 —0.52 » 3 + 0.30 + 0.63 18972 —049 » 3 ıS66 —0.88 » 3 — 0.38 — 0.05 1873 —148 » 3 1867 —0.68 » 3 — 0.52 — 0.19 1874 —184 1 1868 — 0.42 » 2 — 0.58 — 0.25 red. — 1719 Abw. —o’15 1869 —0.12 » 3 — 0.62 — 0,29 — 0.84 + 0.20 1870 +0.63 » 3 — 0.19 +0.14 — 1.13 — 0.09 187I +1.60 » I +0.53 + 0.86 — 1.04 0.00 Wenn die Greenwicher Resultate von 1ı864— 1871 homogen sind, muss nothwendig angenommen werden, dass Schmidt den Durch- messer allmählich kleiner beobachtet hat; seine Reduction auf Green- wich ergibt sich in der Voraussetzung einer gleichförmigen Abnahme der Schätzung =— 0733 + 0733 (t— ı868.0). Bei Becker ist eine all- mähliche Vergrösserung der Schätzung nieht so unzweifelhaft, weil die Reihe kürzer ist, jedoch wegen der Sicherheit des Beobachters und der Grösse des Ganges mit überwiegender Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Als Reduetionsformel findet sich dann — 1704 — 069 (l— 1873.0). Mit diesen Formeln ergeben sich 1864—ı874 die in der vorstehenden Tafel der redueirten Neuchäteler Resultate unter der Überschrift »corr.« aufgeführten Jahresmittel und dann die zuletzt stehenden Abweichungen vom neuen allgemeinen Mittel 32’ 2710, deren durchschnittlieher Betrag 0733 ist. ur Kr3 Cr |<: Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1105 Auch die Neuchäteler Reihe gestattet wegen +der ausgeführten, nothwendigen aber nicht unabhängig zu beschaffenden Reduetionen nur eine Prüfung der Greenwicher Reihe innerhalb einzelner Gruppen. ine Überbrückung der Sprünge durch Bestimmung der persönlichen Gleichungen zwischen den Neuchäteler Beobachtern aus den Beob- achtungen derselben Jahre würde, auch abgesehen von der nur genähert erfolgten Ermittelung der Einzelresultate für diese Jahre, ganz illusorisch bleiben. — Für die auffälligsten Ungleichheiten der Greenwicher Reihe gibt nun die Vergleichung mit den übrigen Reihen, und die Vergleichung der horizontalen und verticalen Durchmesser der Greenwicher Reihe selbst, Folgendes. Starkes Auf- und Ab-Schwanken der beobachteten horizontalen Durchmesser 185 1— 1856: gut bestätigt durch die gleichzeitigen Unter- schiede der beobachteten verticalen Durchmesser; wahrscheinlich Ände- rungen am Instrument. Schnelles Anwachsen der horizontalen Durchmesser von 1862-3 (Ah, =— 039) auf 1864, Erhaltung des grossen Werths (+0730) bis ı866, darauf starkes Zurückgehen, auf einen von 1867—1879 nicht merklich veränderlichen Werth (—- 0/14). Von dem Anwachsen am Anfang dieses Zeitraums ist in den verticalen Durchmessern nichts zu ersehen, während die Verminderung von 1866 auf 1867 in denselben noch schärfer hervortritt. Oxford und Neuchätel geben dagegen das Anwachsen bis 1864 in den horizontalen Durchmessern beide über- einstimmend mit Greenwich, darauf aber beide abweichend sofort einen Rückgang, und an Stelle des Greenwicher Sprungs 1867.0 voll- kommene Constanz, wenn man für Quirling’s Gleichung, wie im Vor- stehenden geschehen, zwei Perioden unterscheidet; wollte man diess nieht thun, so würden die Oxforder horizontalen Durchmesser einen ungeheuern Sprung genau an derselben Stelle wie die Greenwicher, aber nach der entgegengesetzten Seite ergeben. Die Oxforder verti- calen Durchmesser wachsen von 1862 bis 1865 allmählich, und gehen bereits 1866, ein Jahr vor Greenwich, mit einem Sprung zurück. Plötzliches Wachsen des horizontalen Durehmessers 1880.0 (auf +0738, also um o/s verglichen mit dem Mittelwerth der Periode 1867— 1879) und nochmaliges Wachsen um 0”5 von 1882 auf 1883. Von beiden Änderungen keine Spur in den vertiealen Durchmessern derselben Reihe, und von dem ersten Sprung keine Spur in den Washingtoner und Neuchäteler Durchmessern. Den zweiten Sprung macht Oxford in den horizontalen Durehmessern voll mit, während seine verticalen Durchmesser und übereinstimmend die sehr zahlreichen 1106 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. ıln Neuchäteler Beobachtungen eine Änderung von '/, gesetzten Seite geben. Zu ganz demselben Resultat gelangt man, wenn man die auf- fälligen Stellen der anderen Reihen durch die sich darbietenden Ver- gleichungen prüft: zuweilen ergibt sich eine gewisse Übereinstimmung, häufiger entschiedener Widerspruch. Ich greife nur ein Paar Beispiele besonders stark ausschlagender Jahresresultate heraus: Oxford 1865 v +ı1?o2; Greenwich © nur +0”15; Ah Greenwich + 0725, Oxford +0”06, Neuchätel — 0’47, also der volle Betrag des Oxforder v ersichtlich Beobachtungsfehler; Oxford 1871 2 — 0/85; Washington mit ganz schwacher Begrün- dung, aber auffällig übereinstimmend »—0’90, h—1"23; Greenwich »—0’25; h Greenwich + 0704, Oxford — 0’ı6, Neuchätel 0700; also Oxford » und Washington trotz ihrer Übereinstimmung überwiegend wahrscheinlich stark verfehlt; Neuchätel 1862 — ı7ı9, schwach begründeter Anfangswerth, und jedenfalls starker Beobachtungsfehler, für die Richtung der Ab- weichung aber Bestätigung vorhanden durch A Greenwich — 0’50, Oxford — o’21: » Oxford — 0/66, Greenwich + 0724; Neuchätel 1875 — 0794: starker Beobachtungsfehler und höchstens ein geringer Theil der Abweichung bestätigt durch A Greenwich — 029, Oxford — 0’45, Washington 0/00, v Greenwich — 0’39, Oxford + 0709, Washington + 0743. Nach allen Vergleichungen der verschiedenen Reihen unter einan- der vermag ich in allen innerhalb jeder einzelnen Reihe vorkommenden Schwankungen nichts zu sehen als Beobachtungsfehler: Wirkungen der zufälligen vom Beobachter begangenen Fehler, der unbekannt oder un- berücksichtigt gebliebenen Veränderungen im Zustande des Instruments, Veränderlichkeit oder fehlerhafte Ermittelung der persönlichen Gleichung; eine Veränderlichkeit des Sonnendurchmessers selbst anzunehmen gibt das ganze untersuchte Material meines Erachtens keinerlei Anlass. Ich gebe indess noch die folgende Zusammenstellung der Resultate, welche man durch Vereinigung aller Reihen erhält, nämlich die Mittel der in den einzelnen Jahren für die einzelnen Reihen übrig bleibenden, in Vorstehendem aufgeführten Abweichungen von ihren eigenen Mitteln, für Neuchätel mit Berücksichtigung der Veränderung der persönlichen Gleichung bei Schmidt und Becker. Diese Mittel reprodueiren also für 1851— 1865 die Greenwicher, für 1866—ı882 das Mittel der Greenwicher und der Washingtoner Reihe, von 1862 ab mit einer durch Oxford und Neuchätel bewirkten Ausgleichung der durch zu- fällige Fehler verursachten Abweichungen zwischen den Resultaten nahe bei einander liegenden Jahre. nach der entgegen- ” A 7 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1107 Tafel W. Beobachtete Abweichungen des Durchmessers von seinem mittlern Werth, nach sämmtlichen Beobachtungen. hor. Beoh. vert. Beoh. en Beob. Anz er -Wewichte Durchm. GW O. N. 1851] —0'52 34 +0"69 104 +0'08 188 1852] + 0.30 102 + 1.35 109 + 0.82 211 1853| +0.37 77 + 0.81 82 + 0.59 159 1854| — 0.40 90 + 0.32 72 — 0.04 162 1855| +0.25 55 + 1.00 90 + 0.02 75 1856| -—o.15 103 + 041 105 +0.13 208 1857] — 0.04 113 +0.19 121 + 0.07 234 1855] — 0.22 121 + 0.39 131 + 0.08 252 1859| +0.07 102 + 0.46 123 + 0.26 225 ı860| — 0.19 67 — 0.2 66 — 0.21 133 1861| +0.02 107 + 0.14 112 + 0.08 219 1862| — 0.60 156 — 0.06 122 — 0.37 278 I 0:5 0.5 1863| — 0.30 309 + 0.26 179 — 0.09 488 » 2/3 I 1864| + 0.49 351 + 0.28 226 + 0.41 577 » I 1865| — 0.05 376 +0.59 220 | -+-0.20 596 » » » 1866] +0.17 502 + 0.19 341 + 0.18 843 » 1.5 " ” 1867| +0.15 453 + 0.20 288 + 0.18 741 » » » 1868| + 0.10 432 + 0.18 329 + 0.13 761 » I " 1869| — 0.13 331 — 0.22 150 — 0.17 481 » 0.5 1/8 » 1870| - 0.13 371 — 0.01 214 — 0.08 585 » 0.6 0.4 » 1871 — 0.08 370 — 0.57 195 — 10:27, 565 ” 0.1 I ” 1872] — 0.24 27 — 0.12 259 — 0.19 686 » 0.8 0.8 » 1873| — 0.07 394 — 0.02 240 — 0.05 640 » 0.6 „ 1874| + 0.06 426 — 0.05 266 + 0.01 692 » I I 1875] — 044 445 + 0.05 273 — 0:23 718 » » ” ” 1876| — 0.27 450 — 0.29 296 — 0.28 746 » » » 1877| + 0.09 275 — 0.28 128 — 0.06 403 » » » 1878| — 0.08 303 — 0,36 130 — 0.19 433 » » » 1879| +0.17 305 — 0.38 131 — 0.05 436 » » » 1880| -+0.32 |. 347 — 0.38 159 + 0.05 506 ” 0.75 ) 1881] +0.34 395 — 0.43 226 + 0.03 621 0.75 | 0:5 » 1882] +0.28 319 — 0.04 193 —oO.11 512 „ 1 » 1883| +0.69 | 315 — 0.66 | 166 +0.18 481 » » » *) hor. 1/30, vert. 1/ıs. In der Col. »ang. rel. Gew.« sind die Gewichte angegeben, mit welehen für jedes einzelne Jahr die Mittel gebildet sind, Gew. für Greenwich immer = ı gesetzt; eine beiläufige Vorstellung von den re- lativen Gewichten verschiedener Jahre geben die beigesetzten Beob- achtungszahlen, deren Summe für die beiden Durchmesser 9103 und 5852, zusammen 14955 beträgt; weitere 476 sonst einwändsfreie Be- obachtungen (253 hor., 223 vert.) sind hier ausgefallen, weil sich die zugehörige persönliche Gleichung nicht unabhängig bestimmen liess. Die Tafel enthält zunächst die Mittel der 4 Reihen für den hori- zontalen und der 3 Reihen für den vertiealen Durchmesser. Da, wie ich weiterhin nachweisen werde, zwischen dem aequatorealen und dem polaren Durchmesser der Sonne weder beständige noch vorübergehende, für unsere feinsten Methoden und Instrumente messbare Unterschiede vorhanden sind, und um so weniger die Annahme solcher Unter- 1108 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. schiede zwischen den im Laufe des Jahres sich über einen Bogen des Sonnenrandes von 52° verschiebenden im Meridian zur Bestimmung gelangenden Durchmessern zugelassen werden kann, müssen die ab- weichenden Gänge dieser Jahresmittel für die beiden Durchmesser auf Beobachtungsfehler zurückgeführt werden, welche den einzelnen zu Grunde liegenden Reihen anhaften, und ist, so lange nicht die Über- legenheit der einen oder der anderen Reihe anderweitig nachgewiesen wird, als wahrscheinlichstes Resultat des behandelten Materials das in vorstehender Tafel in der Col. »beide Durchm.« angegebene Mittel aller 7 Reihen ohne Unterscheidung der beiden Durchmesser anzusehen. Wenn man den Unterschied der Greenwicher verticalen Durch- messer vor und nach 1867.0o als reell ansehen wollte, würden die Zahlen der Tafel in Col. »vert.« von 1866— 1882 einer kleinen Cor- veetion bedürfen, um mit den übrigen homogen zu werden, 1866 — 1870 und 1872— 1882 im Mittel, für die einzelnen Jahre innerhalb = 0/03 zutreffend, von —o’ı2, 1871 nur von — 0’o2. Für die letzte Columne der Mittel aller 7 Reihen würden rechnungsmässig die entsprechenden Correetionen nur °/, dieses Betrages werden, aber die Vereinigung beider Durchmesser wäre bei jener Anschauungsweise überhaupt nieht mehr gestattet. Die als Endresultate abgeleiteten Jahreswerthe sind nun ersichtlich keineswegs constant, zeigen vielmehr eine überwiegend regelmässige Veränderung. Durch eine graphische Ausgleichung ergibt sich Maximum 1851.83 +0’45 Minimum 1862.7 — 0/18 » 1865.2 + 0.26 » 1874.5 — 0.18 Ob mit dem Werthe + 0/08 für ı883.5 bereits wieder ein Maximum erreicht ist, bleibt einstweilen unbestimmt, jedenfalls ist die Dauer der zweiten Periode mindestens ı8 Jahre, während die der ersten nur ı3 Jahre, das Intervall zwischen den beiden Minimis ı2 Jahre be- tragen hat. Die den Stand der Sonnenflecken u. s. w. charakterisirenden » Vergleichzahlen« betragen für die beiden Maximalepochen + 0.09 und — 0.03 (1883.5 + 0.10), für die beiden Minimalepochen + 0.06 und — 0.06; jede Möglichkeit, die beobachteten Schwankungen zu dem Fleekenstande in Beziehung zu setzen, bleibt also ausgeschlossen. Übrigens ist es mir sehr zweifelhaft, ob das Minimum von 1862.ı und das Maximum von 1864.7 als verbürgte Beobachtungsresultate an- zusehen sind; vielmehr ist es mir wahrscheinlich, dass das von der Ausgleichungseurve angenommene scharfe Ansteigen der beobachteten Durchmesser von 1862 bis 1865 entweder überhaupt nur eine zufällige Fehlerdifferenz und gar nicht zu beachten ist, oder sprungweise, von 1863 auf 1864 stattgefunden hat. Unter beiden Voraussetzungen erhält man aus der ganzen 33 jährigen Reihe nichts als ein einziges Minimum Auwers: Nene Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1109 1872.4, in der ersteren mit einer Andeutung' einer 4ojährigen oder noch längeren Periode, aber einer Discontinuität an der bezeichneten Stelle (Sprung + 077 1864.0), in der zweiten ein fast lineares Ab- steigen bis 1872 und eben solches, nur etwas langsameres, Ansteigen nachher. Beide Interpretationen, die auf Taf. XVII dargestellt sind, weisen gleichmässig jede Beziehung zu dem Fleckenstande noch ent- schiedener ab, als die eben zuerst erwähnte graphische Ausgleichung.' Andere Ursachen, welche denselben entsprechende Änderungen des Sonnendurchmessers selbst hätten hervorbringen können, sind nicht denkbar. Mag man nun die eine oder die andere jener Interpreta- tionen als das durch die voraufgehende Behandlung aus «den Beob- achtungen zu ziehende Resultat ansehen, oder auch die weniger ein- fache Ausgleichungseurve als solches annehmen, immer hat man hier- nach die Erklärung der zum Vorschein kommenden Schwankungen lediglich erstens in den Beobachtungen ‚selbst und den ihre Ausführung begleitenden und ihren Ausfall beeinflussenden Umständen, zweitens in Mängeln ihrer hier vorgenommenen Behandlung zu suchen. Nachdem diess festgestellt ist, lässt sich aber der schwache Punet dieser Behandlung sofort befestigen, indem sich nunmehr für die Bestimmung der persönlichen Gleichungen, welche vorher durch das vollständige Offenlassen der Frage nach der Natur der Abweichungen zwischen den zu verschiedenen Zeiten beobachteten Durchmessern vielfach empfindlich beeinträchtigt wurde, viel günstigere Bedingungen ergeben. Nimmt man den Sonnendurchmesser für mittlere Entfernung als unveränderlich an, so sind die in Taf. A und B für die Greenwicher Beobachter aufgeführten Werthe — 1851 und 1852 um — 0°128 bez. — 1784 corrigirt — selbst die Summen ihrer persönlichen und der instrumentellen Fehler mit einer hier zunächst nicht in Betracht kom- menden für die ganze Reihe constanten Quantität (am wahrschein- liehsten — 0°314 für die Durchgangszeiten, — 452 für die verticalen Durchmesser). Nach den voraufgehenden Untersuchungen darf man wenigstens als sicher annehmen, dass diess für die Mittel langer Reihen sehr angenähert der Fall ist, indem periodische oder unregel- mässige Schwankungen sich in solchen bis auf unerhebliche Reste aufheben. Nimmt man daher aus jenen Werthen für die Beobachter mit langen Reihen Mittel nach der Zahl der Beobachtungen, und I Dieselbe ist auf Taf. XVII, um das Bild nicht zu verwirren, nicht mit zur Darstellung gebracht. Die Curve verläuft bis 1861 etwas (bis 0707) unterhalb der ge- strichelten Curve, bis 1860 nahe parallel derselben, von 1865 bis 1884 ganz dicht neben der nen einsetzenden gestrichelten Curve und ihrer voll ausgezogenen Fortsetzung, und verbindet diese beiden Abschnitte durch schnelles Ansteigen von 1863.0 bis 1865.0. 1110 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. zwar, um zugleich etwaige Gänge zu eontroliren, zunächst für Gruppen auf einander folgender Jahre, 1851-2 überall mit Anbringung der Reduction — 0°128, so erhält man: Dunkin 1851—1854A.0. +0!035 60B. Ep. 1851.9 f. 1860.5 — 0:017 1854 reg. —ı1859 — 0.008 129» » 1857.2 » —0.028 1860— 1864 — 0.037 55" » 1862.5 » — 0.025 1865— 1870 — 0.060 73" » 1867.6 » 0 —0.017 Bei der früheren Reehnung wurde ein Sprung von 0:05 oder 0°06 zwischen ı860 und 1861 angenommen; jetzt zeigt sich, dass Dunkin, falls keine fortschreitende Änderung des Sonnendurchmessers statt- gefunden hat, seine Auffassung allmählich geändert und die Durch- gangszeit der Sonne immer kleiner beobachtet hat. Setzt man die jährliche Änderung = — 0°006, so ergeben sich die in letzter Columne angegebenen Werthe für ı860.5, deren Mittel — 0°023 ist; damit wird die Beobaehtungsreihe vollkommen dargestellt, namentlich schliessen sich auch die Auge- und Ohr-Beobachtungen genau an die Registrir- Beobachtungen an. Ellis 1851—1854 A.0. —0077 30B. 1854. reg. —ı858 —0.107 106 » ) 1859— 1863 — 0.104 104 » as . 1864— 1868 — 0.090 100 a) 1869— 1875 — 0.108 I0I » Völlig beständige Auffassung in der Reihe der Registrir-Beobachtungen; die Abweichung der Auge- und Ohr-Beobachtungen ist nicht zu ver- bürgen, da ı851-2 (-0°164 9B.) und 1853-4 (— 0°040 21 B.) wider- sprechende Resultate mit nur schwacher Begründung geben. Es kann daher für die ganze Reihe das Mittel aller 441 Beobachtungen = — 0°100 angenommen werden. Criswiek 1854—1859 —oloıı ı18B. ı860—1865 —0.015 II5 » 1866—1870 —0.022 87 » ?— 0.020 (479) 1871—1875 — 0.037 77° 1876—1881 — 0.019 82 » also gleichfalls keine Änderung in der Registrirreihe. Die Auge- und Ohr-Beobachtungen von 1853, nur 5 an der Zahl, geben den Durch- messer o°ı5 kleiner und werden besser doch nicht zuzuziehen sein. J. Carpenter 1856—1861 —o!ı82 57B. 1862—1866 —0.184 86 » ! — 0!180 (232) 1867—1872 — 0.174 89 » völlig unveränderlich. Lynn 1854—1859 —0!074 68 B. ) i 1864—1871 — 0.008 49 » | — 0:067 (211) 1872— 1978 — 0.061 04 \ gleichfalls unveränderlich. Downing 1873—1876 —o!ııg 75B. Ep. 1875.0 f. 1878.5 — 0084 1877— 1880 — 0.098 66 » 1879.1 =aah| — 0:091 (196) 1ı881— 1883 — 0.045 55 ” 1992.5 — 0.085 Mit einer jährlichen Änderung von + 0°oro ergeben sich die auf Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. ji {>} ı878.5 redueirten Werthe wie zuletzt angegeben, oder für die ein- zelnen Beobachtungsjahre 1873 —0!115 23 1877 — 0:094 15 1881 — 0'099 22 1874 — 0.024 17 1878 —0.12I 15 1882 — 0.056 13 1875 — 0.085 21 1879 — 0.108 12 1883 — 0.088 20 1876 — 0.095 15 1850 — 0.099 24 so dass die Annahme einer rapiden und gleiehförmig fortschreitenden Änderung die Reihe, bis auf zwei unter allen Annahmen stark ausschlagende Jahre, gut darstellt, wozu ein constanter Mittelwerth (— 0°091) durchaus nicht hinreicht. Thackeray 1875—1876 —0:095 33 B. 1877—1880 —0.017 52 » 1831—1883 — 0.018 58 » | - 018 ia} Von 1877 ab keine Anderung, dagegen scheint sich die Auffassung des Beobachters im Laufe der beiden ersten Jahre verändert zu haben, da das Gesammtmittel — 0°036 (143) zur Darstellung nicht genügt. Die Erscheinung, dass neu eintretende Beobachter die Durch- gangszeit anfänglich kleiner und bei fortschreitender Consolidirung ihrer Auffassung beständig — wie Downing — oder einen beschränkten Zeiträum hindurch — wie Thackeray allmählich grösser beobachtet haben, zeigt sich auch sonst ziemlich häufig. Sehr stark ist sie bei Lewis, Hollis und Cox angedeutet, wo aber die Kürze der vorliegenden Reihen, im letzten Falle auch noch die geringe Zahl der Beobachtungen noch keinen sichern Schluss auf das Fortschreiten gestattet, recht deutlich auch bei Stone und H.Pead und weniger sicher noch bei mehreren anderen Beobachtern, während für eine Änderung der Auf- fassung in entgegengesetztem Sinne im Beginn einer Beobachtungs- reihe kaum eine schwache Andeutung in einem oder dem andern Falle ersichtlich ist; Dunkin ist hier nicht gegenüberzustellen, weil er bereits vor 1851 lange beobachtet hatte, und H. Breen nicht, weil die Ände- rung bei ihm ersichtlich mit dem Wechsel der Beobachtungsmethode zusammenhängt. Man erhält für H. Breen die Mittel + 0°149 (26) für 185 1—55 und — 0°109 (1 ı) für 1856 —57. Bei Henry stimmen die Beobachtungen beider Arten vollkommen überein, indem man die Mittel — 0°026 (55 A.O.) und — 0°036 (16 reg.), zusammen — 0°028 erhält. Für Stone muss man sich auf 2 Mittel beschränken: 1860—63 — 0'216 (28) und 1864-69 — 0°040 (25), ebenso für H. Pead auf die beiden Mittel 1876—80 — o!ıı6 (35) und 1881—83 — 0°068 (14). Die entsprechenden Mittel habe ich nun auch für die übrigen Beobachter gebildet. Für einen jeden derselben, ausser die vorhin genannten Lewis, Hollis und Cox, ist es ausreichend, fast in allen ällen wegen der Spärlichkeit des Materials überhaupt nur möglich, ein einziges Mittel zu bilden. 1112 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 2. December. Zieht man schliesslich, um mit den früheren direct vergleichbare Zahlen zu erhalten, überall —o°o8ı als das Mittel der für Ellis, Criswick, J. Carpenter und die Mitte der Dunkin’schen Reihe gefun- denen Werthe ab, so erhält man folgende Zahlen, welche die per- sönlichen Gleichungen der einzelnen Beobachter gegen das Mittel der vier Hauptbeobachter unter der Voraussetzung sind, dass innerhalb jeder einzelnen Reihe der mittlere Sonnendurchmesser — reell bez. instrumentell — im Durchschnitt dieselbe Grösse gehabt hat, wie im Durchschnitt der Jahre 185 1— 188 1.' Zweites System der persönlichen Gleichungen der Green- wicher Beobachter in den Durchgangsdauern. Dunkin + 0'058 — 0:006 (t— 1860.5) Downing — 0.010 + 0.010 (1 — 1878.5) Thackeray 1875-—76 — 0.014, 1877—83 + 0'063 H. Breen 1851—355 + 0.230, 1856—57 — 0.028 Stone 1860—63 — 0.135, 1864—69 + 0.041 H. Pead 1876— 80 — 0.035, 1881—83 + 0.013 W. Ellis — 0019 M. Dolman — o!ı22 Graham — 0°120 Criswick + 0.061 Davis — 0.125 Wiekham — 0.154 J. Carpenter — 0.099 Kerschner + 0.083 Maunder —o.112 Lynn +0.014 Nash — 0.046 Laird — 0.024 Henry + 0.053 Roberts — 0.039 Pulley _— 0.096 (Tafel E hN Th. Ellis + 0.104 Chapell — 0.049 Pett — 0.001 . Rogerson — 0.034 J. Plummer — 0.137 Baker — 0.142 J. Breen + 0.092 Wright — 0.071 Dennison — 0.131 Main — 0.070 W. Plummer — 0.109 Power — 0.044 Henderson + 0.056 H. Carpenter— 0.118 Bromley — 0.102 Ch. Todd — 0.065 Keating + 0.076 Robinson + 0.056 Lajugie — 0.074 Potts — 0.108 Pearce — 0.022 Bowden — 0.086 Christie — 0.094 James — 0.129 H. Taylor —.0.171 Jenkins — 0.083 Plucknett — 0.038 H. Todd — 0.346 Goldney — 0.012 A.Pead 0.092 Wakelin — 0.109 Harding — 0.114 Bennett —0.118 Für die verticalen Durchmesser erhält man folgende Mittelwerthe Beob. —N.A., ı851 und ı852 mit der Reduction —ı"84: Dunkin ı1851—1855 — 103 105 B. Ep. 1ı853.3 f. 1860.5 — ı?63 1856—1860 — 1.95 112 » 1853.4 "1 — 2472 1861—1865 —2.24 73» 1863.7 gr 1866—1870 — 2.40 68 » ı868.0 zig oder —ı”88 — 0083 (t—1ı860.5), also nunmehr genau die gleiche all- mähliche Abnahme wie in Dunkin’s horizontalen Durchmessern. ! Für diese Voraussetzung ist bei dem hier erreichten Stande der Untersuchung nur ein Zutreffen in Anspruch zu nehmen, welches im einzelnen Fall um so vollstän- diger ist, je länger die Dauer der Reihe gewesen ist, für manche Beobachter, die nur kurze Reihen geliefert haben, also hier noch nieht mit Sicherheit als ein sehr ange- nähertes bezeichnet werden kann. Indess ist auch in diesen Fällen der hier noch als möglich anzusehende Betrag der Abweichung geringfügig gegenüber der anderweitigen eleichfalls in diesen Fällen anwachsenden Unsicherheit der persönlichen Gleichunz. Weiterhin aber bestätigt sich die Voraussetzung vollständig, die hier in Tafel E} und weiterhin in der Tafel E} aufgeführten Gleichungen sind also thatsächlich die definitiven wahrscheinlichsten Werthe. — Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 13 Ellis ı851—1855 —0!64 6ıB. Ep. 1854.3 f. 1861.53 +0708 1856—1860 — 0.42 127 » 1859-4 n„ —O.ll ıS61— 1865 +0.31 107 » 1863.7 » +0.09 ı866— 1870 +0.55 06 » 1868.6 » +0.04 1871— 1875 —0.35 69 1873.0 Die ersten 20 Jahrgänge kommen in vortreffliche Übereinstimmung in der Annahme einer jährlichen Zunahme von 0” 10 (Mittel 1861.5 =+0/o1), 1871 aber ist eine plötzliche Verkleinerung um mehr als ı" erfolgt — während von beiden Änderungen in den horizontalen Durchmessern dieses Beobachters nichts zu bemerken war. Criswick 1851—1856 —0!4o 49B. Ep. 1855.6 fi +0'43 fa +0'13 1857-— 1861 — 1.36 117» » 1859.4 — 0.31 — 0.33 1862—1866 — 1.31 105» » 18644 + 0.03 + 0.22 1867—1871 —ı176 89» » 1869.5 — 0.12 +0.10 1872—1876 —1.94 75° » 18744 — 0.02 + 0.05 1877 —1881 —1.93 62» » 18797 #041 — 0.04 Starke Abnahme, «die aber nicht gleichförmig vor sich gegangen ist, da eine Formel —ı"52 — 0058 (£—1867.5) die nicht wohl annehmbaren Fehler /, übrig lassen würde. Eine Formel —ı"75 — 0"060 (t—1867.5) + 00036 (1—1867.5)? gibt die Fehler f,, welche mit den in den anderen langen Reihen übrig bleibenden ungefähr gleichartig sind. J. Carpenter 1856—ı860 —ı’65 5ı B. Ep. 1858.5 f. 1865.5 —2’79 1861—1864 — 2.88 64 » » 1863.3 „0 — 3.24 1865— 1868 — 3.23 68 » » 1866.9 ».— 3.00 1869— 1872 — 3.91 63» » 1870.9 ” —3.03 Fortdauernde rapide Abnahme (07163 jährlich). Lynn 1854—1861 +0!73 69B. 1864— 1868 + 1.94 13 » 1870—1873 + 1.77 90 » | + 1!72 (157) 1874— 1877 + 1:58 54 » Der Beobachter hat zwischen Ende ı858 und Anfang 1870 nur selten, in vier Jahren gar nicht beobachtet. Während dieser Unterbrechung der Reihe hat eine Änderung von +1” stattgefunden; ob der kleine nachher angedeutete Rückgang reell ist, erlaubt die geringe Zahl der Beobachtungen nicht zu beurtheilen. Die beiden Mittel für 1854—6 1 und 1864 —77 genügen zur Darstellung. Downing 1873— 1875 —0'48 61 B. 1 an Rn yet a) Entweder sind zwei Gruppen wie vorstehend zu unterscheiden, oder es hat eine allmähliche schnelle Abnahme, entgegengesetzt der rapiden Zunahme der Downing’schen horizontalen Durchmesser, während der ersten vier oder fünf Jahre stattgefunden und ist dann die Auf- fassung fest geworden. Thackeray 1875—ı878 -—o!2ı 5ıB. 18791883 — 1.37 90 » Augenscheinlicher Sprung, wieder im Gegensatz zu der Anderung in der Auffassung des horizontalen Durchmessers. 1114 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Bei Lewis, Hollis und Cox sind wieder, wie in den horizontalen Durchmessern, starke Änderungen angedeutet — in den beiden ersten Fällen in entgegengesetzter Richtung, im letzten in gleicher Richtung wie dort — ohne noch näher controlirt werden zu können. Sonst scheint noch eine Abnahme vorgekommen zu sein bei H. Carpenter, für welchen der Mittelwerth —ı774 aus den vorhandenen 56 Beob- achtungen der 8 Jahre nieht ausreichend, vielmehr noch das Zusatz- glied — 0733 (E—1869.5) erforderlich scheint, und vielleicht, in Über- einstimmung mit den horizontalen Durchmessern, eine Zunahme bei H. Pead, für welehen die beiden Mittel 1ı876—ı1880o —ı"25 36B. 1881—1883 —0.01 13» sich stark unterscheiden; in Anbetracht der ganz geringen Anzahl der Beobachtungen in der zweiten Gruppe kann aber noch das Mittel — 0’92 als ausreichend angesehen werden. Für alle anderen Beobachter muss man sich auf Ableitung einer constanten Gleichung beschränken. Nimmt man als mittlere Werthe Beob. — N.A. für die vier Haupt- beobachter: D. — ı"88, E. — 0?06, Cr. —ı?74, H. — 3!03, und zieht demnach zur Reduction auf ihr Mittel überall —ı’68 ab, so erhält man für die persönlichen Gleichungen in den vertiealen Durchmessern folgende Werthe. Zweites System der persönlichen Gleiehungen der Green- wicher Beobachter für den verticalen Durchmesser. Dunkin —o”’20 —0!083 (t— 1360.5) W.Ellis 1851—70 +1”69 +0” 100(t— 1861.5); 1871—75 +1"33 Criswiek —0706 —0"060 (t — 1867.5) +0"0036 (t — 1867.5)? J. Carpenter —ı"35 —o’163 (t— 1865-5) H. Carpenter — 0.06 — 0.33 (1 — 1869.5) ' Lynn 1854—61 +2"41, 1864—77 +3'40 (Tafel E,) Downing 1873—75 + 1.20, 1876—83 — 0.49 Thackeray 1875—78 + 1.47, 1879—83 + 0.31 H.Breen +1716 Nash +0"90 Maunder + 106 Henry + 1.24 Stone + 1.87 Laäird + 1.32 Th. Ellis + 0.63 Roberts + 1.32 Pulley + 0.34 Rogerson — 0.18 Chapell +0.85 Pett + 1.25 J.Breen + 2.78 J. Plummer + 0.39 Baker +0.65 Main + 1.26 Wright + 0.76 H.Pead + 0.76 Henderson + 1.13 W. Plummer — 0.64 Dennison — 0.05 Lajugie — 0.10 Keating + 1.30 Power + 1.58 Bowden +0,30 Potts + 0.40 Bromley + 0.78 H. Taylor — 1.28 Christie — 0.26 Robinson + 0.66 H.Todd — 1.58 Jenkins — 0.29 Pearce + 1.58 Wakelin — 1.47 Goldney + 2.08 James + 1.89 M.Dolman + 0.30 Harding + 0.80 Plucknett+ 1.08 Talmage + 0.73 Graham + 1.40 A.Pead + 0.35 Davis — 0.24 Wiekham -+0.19 Bennett + 0.14 Kerschner + 0.48 Werden nun diese Gleiehungen abgezogen und dann nach der Zahl ler Beobaehtungen Jahresmittel gebildet, zunächst für die »regular Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1115 observers« (Dunkin, W. Ellis, Criswick, J. Carpenter, Lynn, Downing, Thackeray, Th. Ellis, Henry, Rogerson, H. Breen) und die »occasional observers« gesondert und dann für alle Beobachter zusammen, so ergibt sich die Correetion des N.A., 1851-2 mit der Reduetion auf den später der Rechnung zu Grunde gelegten Werth des mittleren Durchmessers, wie folgt. Tafel C',D'. Correetion der Durchgangszeit Correetion des verticalen Durchmessers ae der Abw. regelm. Beob. gel. Beob. alle Beob. vi regelm. Beob. gel. Beob. alle Beob. Abw. | beider Dm. | 1851 | —0!123* 57| —0!097* 7|| —o!120* 64| —o!56| —ı.84* 73 | —ı!57* 8 || —ı.81* Sı | —o/ı2| —0!34 1852 | — 0.070* 76| — 0.062* 26 || — 0.068* 102 | +0.19| — 1.16* 88 | — 1.23* 2ı | — 1.18*109 | +0.51| +0,35 1853| —0.031 53| —o.1ı0 ıg| —0.052 72)+0.42| —1.54 64 | —1.92 ı8 | —ı1.63 82 | +0.06| -+0.24 1854| —0.115 68| —0.056 6| —0.110 74| —042| — 1.82 67 | — 291 5| —ı.89 72 | —020| —0.31 1855| —0.058 60| —0.059 ı2|| —0.058- 72| +0.33| —1.38 65 | —ı1.44 ı2 | — 1.39 77 |+o30| +031 1856| —oyı 70| — 0.097 21|| —0.09 91) —o.16| —ı1.82 8ı | —2.21 24 | —ı.91 105 | —0.22| — 0.19 1857 | — 0.077 107| — 0.093 6|| — 0.078 113) #+0.04| —2.00 116 | — 1.22 5|| — 1.97 ı2ı | —0.28| — 0.12 1858] — 0.090 114 | — 0.085 7|| —0.089 ı21| —o.12| — 1.76 122 | —- 1.67 9 | —ı.75 131 | —o06| —0.09 1859| — 0.069 97| — 0.069 5|| — 0.069 102 | +0.17| — 1.64 ııı | — 1.49 6 | — 1.63 117 | +0.06| +0.12 ı860 | — 0.091 50| — 0.067 ı7|| — 0.085 67| —0.06| —2.1ı2 55 | — 1.67 ı1 | —2.04 66 | —0.35| — 0.20 1861| — 0.053 56| — 0.087 51| — 0.069 107 | +0.17| — 1.58 61 | — 1.88 51 || — 1.72 112 | —0.03| +0.07 1862 | — 0.102 46| — 0.101 36) —0.099 82| —0.26| —ı.55, 51 | —2.09 35 | —1.77 86 | —0.08| —0.17 1863 | — 0.102 79| — 0.070 24|| — 0.0094 103| —0.19| — 1.855 84 | — 1.59 23 | — 1.80 107 | —o.11| —0.15 1864 | — 0.063 83| —0.079 14 || —0.085 97| +023| — 1.62 88 | —1.54 16 | — 1.61 104 | +0.08| +0.15 1865 | — 0.070 8ı| — 0.074 23|| —0.071 104| +0.14| — 1.53 93 | —ı1.52 23 | — 1.53 116 |+0.16| +0.15 ıS66 | — 0.058 67| —0.073 28|| —0.002 95|-+0.27| —1.39 70 | —0.85 30 | — 1.23 100 | +0.46| + 0.36 1867 | — 0.096 54| — 0.077 19! — 0.091 73| —0.14| — 178 61 | —ı1.58 20 || — 1.73 8ı | —0.04| — 0.09 1868 | — 0.077 82| —0.078 29|| — 0.077 111) +0.060| — 1.54 88 | — 2.18 37 | — 1.73 125 | —0.04| +0.01 1869 | — 0.087 57| —0.099 22|| —0.090 79| —0o.13]| —2.00 62 | — 1.66 31 | —ı1.89 93 | —0.20| — 0.17 1870| — 0.094 76| — 0.089 23|| — 0.093 99) —0.17| — 1.80 86 | — 1.80 2 — 1.80 110 | —0.1I]| —0.14 1871| — 0.074 66| — 0.068 36|| — 0.072 102| +0.13] — 1.50 70 | —ı.62 33 | — 1.54 103 | +0.15| +0.14 1872] — 0.089 74| — 0.079 33|| — 0.086 107) —0.07| — 1.47 76 | — 1.38 33 | — 1.45 109 | +0.24| + 0.08 1873| — 0.088 76| — 0.089 26|| — 0.088 ı02| —o.10| — 1.69 77 | — 2.09 29 | — 1.80 106 | —o.ı1] — 0.10 1874| — 0.065 66| —0.125 ı13|| —0.075 79| +0.09| — 1.69 68 | -—ı.54 ı2 | —ı.67 80 | +0.02| + 0.06 1875 | —0.080 56| —0.093 40|| — 0.086 g6| —0.07]| — 1.92 57 | —ı1.54 44 || — 1.75 101 | —0.06| — 0.07 1876| — 0.088 64| — 0.068 33|| —0.081 97| 0.00| — 1.855 62 | —ı1.71 31 || — 1.80 93 | —o.Iı| —0.05 1877| — 0.085 47| —0.079 28| — 0.083 75| —0.03] — 1.76 42 | —1.93 26 | — 1.83 68 | —0.14| —0.08 1878| — 0.103 40| — 0.076 37|| -0.090 77| —o.13| — 1.83 35 | —1.90 37 | — 1.86 72 | —0.17| —0.15 1879| —0 103 33| —0082 26| —0.094 59| —0.19| — 1.89 34 | = 1.82 28 | — 1.86 62 | —0.17]| — 0.18 1880 | — 0.065 59| — 0.091 40|| —0.075 99|+0.09| — 1.54 59 | — 1.82 43 || — 1.66 102 | +0.03] + 0.06 1881 | —0.070 53| — 0.064 27|| — 0.068 80| +0.19| —ı.72 56 | —ı.ı2 27 | —ı1.52 83 |+0.17| +0.18 1882 | — 0.079 32| — 0.078 12|| —0.079 44| +0.03| —ı.ı2 35 | —ı176 ı3 | —ı1.30 485 | +0.39| +o0.21 1883 | — 0.072 43| —0.072 21|| —0.072 64| +0.13|1 —ı1.88 45 | —ı1.37 23 | —ı71ı 68 | —0.02| + 0.06 Die Beobachtungszahlen stimmen nicht überall mit denen der früheren Tafel für Greenwich überein, weil einige Werthe, die fast ganz durch die Bestimmung der persönlichen Gleiehung. erschöpft werden, hier fortgelassen, und ferner die Beobachtungen von Lewis, Hollis und Cox wegen der vorhin angegebenen Umstände nicht mit- benutzt sind. Das Mittel aus den 33 Jahreswerthen der Correetion ist — 0°0812 bez. — 17690. Die Col. »Abw.« der vorstehenden Tafel enthalten die Abweichungen von dem erstern Werthe in solche des beobachteten Sitzungsberichte 1886. 105 1116 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. horizontalen Durchmessers umgesetzt, und die Abweichungen von dem letztern Werthe unmittelbar. Der Durchschnittsbetrag einer Jahres- abweichung ist 07164 bez. 0’ı59 (für die Mittel der beiden Durch- messer nicht merklieh kleiner, 07156), während derselbe früher für den horizontalen Durchmesser — für die S. 1099 zusammengestellten h, — 0’246 war und für die verticalen erst durch Anbringung des Zeitgliedes (Reihe v/ S.1099) auf 07162 heruntergebracht wurde. Dass dieses widernatürliche Zeitglied hier beseitigt wird, ist in der jetzt der Bestimmung der persönlichen Gleichungen zu Grunde gelegten Annahme der Freiheit des Durchmessers von fortschreitenden Ände- rungen bereits eingeschlossen; jedoch geben die Beobachtungen auch einen gewichtigen unabhängigen Beweis für die Nothwendigkeit seiner Beseitigung, oder vielmehr seiner Übertragung auf die persönlichen Gleichungen der langjährigen Beobachter. Es ist anzunehmen, dass das Mittel der persönlichen Gleichungen einer grossen Anzahl von Beobachtern sich einer Constante nähert. Nun finden sich aber aus den früher für die zahlreichen gelegentlichen Greenwicher Beobachter ermittelten persönlichen Gleichungen für den verticalen Durchmesser, bezogen auf das Mittel der vier Haupt- beobachter als Nullpunet, folgende Mittelwerthe: 14 Beobachter 1ı851—60 —0'98 ] „, Eee an: 8 5 185966 —034 | 7 B. 185 1—66 0'75 8 3 1867—75 +0:52 } „, 5. „8 19 x 1874—83 +0.8g | 27 B. 1867—83 +0.78 Ein sö beträchtlicher Unterschied zwischen zwei so zahlreichen Beob- achtergruppen ist in hohem Grade unwahrscheinlich. Nachdem aber das jetzt befolgte Verfahren bei der Behandlung der vertiealen Durchmesser in der Hauptsache nur die Änderungen eingeführt hat, dass die früher für die längste Beobachtungsreihe (Criswick) eonstant angenommene Gleichung veränderlich gesetzt, und für eine zweite lange Reihe (Dunkin) die Änderung stärker angenommen wird, als in der vorigen Reehnung, ergeben sieh die Mittel der per- sönliehen Gleichungen gegen den ebenso definirten Nullpunet aus den obenstehenden Tafeln: 13 Beobachter 1851—60 +0'36 ) gp. 18-166 a 5 P 1859-66 +075 \ ıS B. 1851—66 +0'47 6b» 1807 75.4077) 2. B.-1867=8 } 3 at 23 B. 1867— .85 17 » 1874-83 +0,58 | 3 a2 0 225 d. i. eine Übereinstimmung, wie sie nur irgend erwartet werden kann, und schwer für die Entscheidung ins Gewicht fallen muss, die Ur- sache der früher hervorgetretenen anscheinenden Abnahme der verti- calen Durchmesser wesentlich in der früher unerkannt gebliebenen Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. HT Veränderung der Schätzung von Criswick im Verlauf seiner 3 1 Jähri- Beobachtungsreihe zu finden. Im übrigen lässt die nunmehr erlangte Bestimmung der persön- liehen Gleichungen die früher hauptsächlich zu Tage getretenen Un- gleichheiten zwar immer noch bestehen, vermindert ihren Betrag aber erheblich. So werden die mittleren Abweichungen der vier Gruppen, in welche früher die Reihe der horizontalen Durchmesser zu zerfallen sehien, jetzt — 0703, + 0’2ı, — 0706, +o’ıı, die Abweichung der zweiten Gruppe von den beiden einschliessenden ist also von 0’42 auf 0/26 redueirt und ohne Zwang durch die zufälligen, den einzelnen Beob- achtungen und der Anwendung der mittleren persönlichen Gleiehungen für die einzelnen Jahre anhaftenden Fehler erklärbar. Der früher anscheinend nachgewiesene Sprung in den verticalen Durchmessern von ı 866 auf 1867 redueirt sich jetzt auf eine dem ersten dieser beiden Jahre eigenthüm- liche, bedeutend über den Durchschnitt hinaus gegangene Abweichung, die, soweit sie den zufälligen Fehler der Beobachtungen selbst übersteigt, olıne Zweifel durch kleine Schwankungen der persönlichen Gleichungen entstanden ist. Einen erheblichen Antheil daran haben die Beobach- tungen zweier im Jahre 1866 erst eintretenden Beobachter (H. Car- penter und W.Plummer), welche, wie aus der Tafel B zu ersehen, anfänglich viel grösser als später beobachtet zu haben scheinen. Lässt man diese fort, so bleibt für 1866 nur die Abweichung + 0733. Es ist nicht ganz richtig, dass alle Beobachtungen gleiches Gewicht erhalten haben, und namentlich nicht, dass den Bestimmungen neu ein- tretender Beobachter sogleich diess volle Gewicht zuertheilt worden ist. Ich habe deshalb in der obigen Tafel die Beobachtungen der gelegent- lichen Theilnehmer zunächst von denen der Hauptbeobachter getrennt, um ersehen zu lassen, wie eine Berichtigung dieser zu wesentlicher Ver- einfachung der Rechnung hier zugelassenen Annahme die Jahresmittel, abgesehen von einzelnen Ausnahmefällen wie dem eben besprochenen, durchweg nur ganz unerheblich würde verändern können. Die ersicht- lich mit einer oder der anderen unerheblichen Ausnahme durchweg statt- findende Übereinstimmung in dem Gange der Jahresresultate für die beiden Beobachtergruppen beseitigt zugleich den Einwand, den man ! Eine solche Abnahme kommt gar nieht zum Vorschein, wenn man die Jahres- mittel ganz ohne Anbringung von persönlichen Gleichungen zusammenstellt, Diess ist aber gänzlich Zufall, und eine solehe Zusammenstellung — wie sie von Airy M.N. 20,83 und Thackeray M.N. 45, 390 gegeben ist — zeigt selbst auf's deutlichste die Nothwendigkeit der Berücksichtigung der persönlichen Gleiehnngen. Man würde aus der Airy-Thaekeray’schen Tafel für 1851—ı1883 die durehschnittliche Abweichung eines ‚Jahresmittels = 0721 bez. &0'27 erhalten, die Amplitude der Schwankungen 1/86 bez. 1747 gegen 0”98 und 0”86 der obigen Tafel, oder 1714 und 1747 gegen 0'53 und 0’8ı der obigen Tafel nach Ausscheidung der ersten 5 Jahre, 105 * 1118 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. gegen die, erst durch das spätere Endergebniss der Untersuchung nach- träglich ihre vollständige Legitimation erlangende, Zuziehung der ver- mittelst der Tafeln E’ redueirten Resultate derjenigen Beobachter, welche nur für kurze Zeiträume eingehen, hier noch machen könnte, dass näm- lich durch diese Zuziehung langperiodische wirkliche Schwankungen des Durchmessers selbst oder seiner instrumentellen Wiedergabe einiger- maassen verwischt werden könnten." Bei solcher Sachlage war es richtig die Vereinigung sogleich vorzunehmen, weil die Zuziehung der gelegent- lichen Beobachter eine zweifelsfreie und nicht unwesentliche Verminde- rung der zufälligen Fehler der einzelnen Jahresresultate herbeiführt. Der in der Ausgleichung der Greenwicher Horizontalreihe erzielte Gewinn tritt noch deutlicher hervor, wenn man die unbeständigen ersten Jahre aussondert, man hat 1851—55 1856—69 1870—83 durehsehn. Abw. 0738 DEEWRI o’ıo früher 0.37 0.20 0.25. Eine graphische Darstellung der in der Tafel C’ und D’ festge- stellten Greenwicher Resultate für die beiden Durchmesser ist auf Taf. XVII gegeben. Für die Washingtoner Beobachter erhält man, wenn aus den S. 1077 und 1080 für die einzelnen Jahre aufgeführten Werthen Beob. — A.E., bei den horizontalen Durchmessern nach Reduction auf richtiges Jahresmittel für die unvollständigen Beobachtungsjahre 1869— 1871, Mittel nach der Zahl der Beobachtungen genommen und davon die für das Mittel aller Beobachter geltenden Beträge — 0°107 und — ı?4o abgezogen werden, folgende Werthe der persönlichen Gleichung: Newcomb — 0'051 —1"77 Thirion + 0.040 +0.79 Hall + 0.007 — 0.34 Rogers +0.115 + 1.26 Abbe — 0.026 + 0.62 Frisby + 0.076 — 0.19 Eastman +0.041 1868—77 + 098, später — 0'75 Harkness — 0.044 —0'84 Stone + 0.050 + 0.05 Holden + 0.067 + 1.15 Skinner — 0.042 — 0.43 — 0!21 (t— 1878.5) Paul — 0.097 — 0.97 Pritchett + 0.062 + 0.79 Rock — 0.100 — 0.08 Winlock — 0.096 — 0.01 ! Wollte man die langen Reihen allein ausgleichen, so erhielte man fast genau dieselben Ausgleichungscurven wie die auf Taf. XVII dargestellten für das gesammte Material, für den horizontalen Durchmesser mit der einzigen Ausnahme, dass das Minimum von 1878 ein Jahr hinausgeschoben werden und auf — o’2 anwachsen, vorher aber noch ein Maximum von +01 1874.0 sich einschieben würde, für den verticalen Durehmesser in noch genauerın Anschluss, indem sich nur das Maximum von 1866 etwas erniedrigen und das Minimum von 1878-9 etwa 2 Jahre früher eintreten würde. Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1119 Für die Beobachter mit längeren Reihen findet man die Theil- mittel Beob. — A.E.: Frisbyy 1868—71 —0:057 58B. —1.81 54B. 1872—75 —0.020 81 — 0:03 1 — 161 82» 2 —1'59 1876—79 —0.022 64 —1.39 63 » ‚Eastman 1868—7 1 79.057. ‚41. 186877 —o"42 186 B. 1872—74 —0.095 85 » 66 SEE 1875-71 0 Or 2 US NLAR RE DREH \ 1881-— 82 = 1850— 852 —0.050 40 » ER r ED. E E 187376 —ı.ıı 76B. f. 1878.5 — 1!76 pen SE a Er 3 | 0.14 1877—79 —1.89 51 » — 1.97 et u: 1830—82 — 2.37 38 » " 0—1.,78 Vielleicht hat Frisby beide Durchmesser allmählich grösser beob- achtet, indess sind die Differenzen zwischen seinen vorstehenden Theil- mitteln für sich allein noch nicht zu verbürgen. Bei Eastman scheint die zweite Gruppe der Durchgangszeiten abzuweichen, ich habe indess zunächst auch hier, wie überall für die Durchgangszeiten der Wash- ingtoner Reihen, die Gleichung constant Dagegen zeigen die verticalen Durchmesser bei Eastman Sprünge, die nicht unberücksichtigt bleiben können; der Beobachter hat seine Schätzung, angenommen. c anscheinend plötzlich von 1877 auf 1878, um — 1773 geändert, ist aber nachher vorübergehend, während des Jahres 1880, noch einmal in seine alte Beobachtungsart verfallen. Ich habe die Beobachtungen von 1880 ganz fortgelassen. Ferner ist für Skinner Verkleinerung der verticalen Durchmesser ersichtlich. Man erhält demnach folgende mit den vorstehend zusammen- gestellten Gleichungen auf das Mittel aller Beobachter und in den eine schnelle drei unvollständigen Beobachtungsjahren gehörig auf Jahresmittel redu- eirte Werthe Wash. — Am. Eph. und deren Abweichungen vom Mittel — 01086 (hor. Dm. — 1755) bez. — 1743: Tafel K'. | Abw. Abw. Jahr||Dg. Zt.| Beob. v. Dm.|Beob.| Abw. | Jahr |De. Zt. IBeob. v. Din. |Beob.) Abw. i | h. Dm. | |h. Dm. | ! \ \ 3 ı! —0:108| 93 |+o/or) —ı”21) go |+0!22 | + 0.29 |— I + 0.23 [1876 |—0.098| 93 |+0.16|— 1.44| 99 |— 0.01 || = = | = = = | = A - 1868| —0.103) 109 |+ 0.09 |— 1.24| 101 |+ 0.19 [1877 —0.099| 52 |+0.1411— 1.69] 53 |— 0.26 1869 1—0.143| 50 |— 0.49 |— 1.50| 58 |—0.07 [1878 |—0.086| 59 |+0.33| — 1.47) 58 |—0.04 1870|—0.129) 69 —0.291— 1.51] 64 |— 0.081879 |—0.096| 71 |+0.19||— 1.39| 69 |+0.04 1871|— 0.181] 11 |— 1.03:j— 2.51] 10 |— 1.08:|1880 ||—0.107| 62 |+0.03||— 1.17| 42 |+0.26 1872|—0.135| 8ı —0.37|— 1.35) 75 |+0.08.|1881 ||—0.089| 87 |+0.29|— 1.41] 82 |+0.02 1873|—0.105| 55 +0.06|— 1.48| 55 |— 0.05 [1882 |—0.109| 76 0.00||— 1.53] 70 |— 0.10 1874| 0.100| 79 | 0.00|—-1.31| 77 |+0.12 Die durehschnittliche Abweichung eines Jahreswerths ist für den horizontalen Durchmesser 07182, für den verticalen 07140. Die Über- 1120 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. einstimmung der Werthe für den letztern lässt niehts zu wünschen übrig, die blosse Annahme von Veränderungen bei zwei Beobachtern hat genügt, die früher in dieser Reihe gefundenen Anomalieen voll- ständig zu beseitigen. Die Übereinstimmung zwischen den horizon- talen Durehmessern ist, ohne Annahme von Änderungen in den per- sönlichen Gleichungen, nur durch Berichtigung des Anschlusses der nur lose zusammenhängenden Gruppen, wesentlich verbessert, indess noch nieht genügend, indem die Jahre 1869— 1872 nicht in die Reihe. hineinpassen. Sie geben 0’55 weniger als die übrigen ı3 vortrefflich unter einander stimmenden Jahre. Diess liegt aber in der Hauptsache augenscheinlich daran, dass Frisby in der That anfänglich kleiner beobachtet hat — vielleicht ist die Änderung plötzlich eingetreten, indem die Jahre 1868—ı873 in verhältnissmässig guter Überein- stimmung — 0°056 geben, dagegen 1874—1879 gut harmonirend —0°014 — und eine ähnliche Änderung bei Stone, wie sie die Tafel S. 1077 nur andeuten konnte (1870-72 35B. — 0'093, 1873-75 28 B. — 0°014), gleichfalls reell ist. Für Oxford ergeben sich die persönlichen Gleichungen, bezogen auf das Mittel der Beobachter (für die Durchgangszeiten mit doppeltem Eingehen von Quirling und Keating): Quirling 1862-66 — 0'051} 1867-69 +0.030| 09 Lucas — 0°355 — 1.01 Main + 0.163 + 1.56 Leati 870-72 "242 Keating 1870-72 +0 42] aan & 1873—76 + 0.335\ 2 F. Bellamy — o!1ı5 — 0.69 Robinson — 0.138 — 0.01 Wickham — 0.109 + 0.25 Damit werden die Jahresmittel Oxf.—N.A.: Tafel X. | Abw. | Dg. Zt. Beob. ae San: h. Dm. 1871 —o!o6ı) 82 |—0”04|—0.8ı| 82 |—0’66 1872|—0.035| 71 |+0.33||— 0.36) 75 |— 0.21 1873—0.007| 81 |+0.73|+0.50) 85 |+0.65 1874|—0.054| 87 |+0.06| — 0.20| 102 |— 0.05 187511—0.073| 72 |—0.22|+0.19| 82 |+0.34 1876. |—0.079| 100 |— 0.30||— 0.36| 102 |— 0.21 18811—0.008| 30 |—0.57||— 0.02) 36 |+0.13 1882| —0.0855| 26 —0.39| — 0.13) 26 |+ 0.02 1883 |—0.028| 46 |+0.43||— 0.32) 46 |— 0.17 1862|—0:070| 33 0717 —1"15| 36 |— 1:00 ı863||—0.092| 72 C 1864| —0.007| 114 |+0.73|— 0.07) 114 + 0.08 1865 — 0.065 1866 |— 0.080 1867 |—0.048| 79 |#0.14||—0.39| 83 | 0.24 18681—0.048, 108 + 0.14||— 0.06 18691 —0.042) 8 +0.23|—0.94 7 1870)—0.065) 32 |—-0.10|+0.81| 33 |+ 0.96 () ir Q [e} Re) Die Abweichungen sind von den hieraus, nur mit Gew. '/, für 1869, gebildeten Mitteln — 0°058 und —o’ı5 genommen; ihr durchschnitt- licher Betrag ist sehr gross, 0/28 bez. 0'33. Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1121 Für Neuchätel werden die persönlichen Gleichungen, bezogen auf das Mittel der 8 Beobachter: Hirsch +0"06 Schmidt — 0.93 —0"44 (t— 1868.0) Becker — 0.45 + 0.80 (t— 1873.0) Franz — 0.12 Grützmacher + 0.66 Legrand-Roy — 0.09 Hilfiker + 0.60 (Meyer +0.27) Die Anderungen bei Schmidt und Becker ergeben sich hier noch stärker als früher durch die Vergleichung mit Greenwich. Die ein- zelnen Jahrgänge dieser Beobachter geben jetzt auf 1868.o bez. 1873.0 redueirt: Schmidt Becker 1864 32'287 1868 32’ 2768 1871 32’ 3”40 1865 1.69 1869 2.74 1872 2.77 1866 2.55 1870 2.27 1873 2.81 1867 2.33 1871 1.93 1874 3.24 Als redueirte Jahresmittel nach der Neuchäteler Reihe erhält man: Tafel Y. 1862 32’ 2734 —0'94 (G. !/2) 1873 32” 3726 —c’o2 1863 3.27 — 0.01 1874 4.01 +0,73 1864 3.58 + 0.30 1875 2.58 — 0.70 1865 2.02 — 0.06 1876 3.24 — 0.04 1866 3.48 + 0.20 1877 3.55 +0.27 1867 3.26 — 0.02 1878 2.79 — 0.49 1868 3.61 + 0.33 1879 3.54 + 0.26 1869 3.57 + 0.29 1550 3.51 +0.23 1870 3.20 — 0.08 1881 3.38 + 0.10 1571 3.47 +0.19 1882 3.24 — 0.04 1972 3.22 — 0.06 1883 2.97 — 0.31 Das Mittel wird 32’ 3728, womit die in letzter Columne stehenden Abweichungen übrig bleiben. Ihr durehschnittlicher Betrag ist 0/27, sehr gross zumal in Anbetracht des Umstandes, dass bereits 9 Con- stanten aus der Reihe eliminirt sind. An Stelle der S. 1107 gegebenen Tafel der Gesammtresultate tritt nunmehr die folgende, welche hinsichtlich der Vereinigung der ver- schiedenen Reihen in so fern abweichend construirt ist, als die Ge- wichte für Oxford und Neuchätel auf die Hälfte herabgesetzt sind. Ausserdem waren in Folge der Änderung der Beobachtungszahlen einzelne unerhebliche Änderungen der früher angenommenen relativen Gewichte erforderlich. 1122 Sitzung der plıysikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. Tafel W'. Beobachtete Abweichungen des Durehmessers von seinem mittlern Werth in dem zweiten System der persönlichen Gleiehungen, nach sämmtlichen Beobachtungen. hor. benutzte vert. benutzte || beide benutzte |genähertes Durchm. Beob. | Durchm. Beob. Durchm. Beob. Gewicht 1851 —0!56 64 —0o!12 1.5 1852 + 0.19 102 +0.51 109 +0.35 211 2.1 1853 + 0.42 72 + 0.06 82 +0.24 154 1.5 1854 —042 | 7 — 0.20 72 — 0.31 146 1.5 1855 + 0.33 72 + 0.30 77 +0.31- 149 1.5 1856 — 0.16 91 — 0.22 105 — 0.19 196 2.0 1857 + 0.04 113 — 0.28 121 — 0.12 234 2.3 1858 — 0.12 121 — 0.06 131 — 0.09 252 2.5 1859 + 0.17 102 + 0.06 117 +0.11- 219 2.2 1800 — 0.06 67 — 0.35 66 — 0.20: 133 1.3 1861 + 0.17 107 — 0.03 112 + 0.07 219 2:2 1862 — 0.36 156 — 0.26 122 — 0.32 278 2.0 1863 — 0.20 309 — 0.09 179 — 0.15 -488 3-3 1864 + 0.37 342 + 0.08 219 +0.2 561 3.8 1865 — 0.12 376 +0.34 220 + 0.08 596 4.1 1866 + 0.04 461 + 0.04 298 + 0.04 759 5.9 1867 + 0.10 453 + 0.06 281 + 0.08 734 6.9 1868 +0.13 432 + 0.08 327 +0.11 759 6.0 1869 — 0.10 331 — 0.18 158 — 0.14 489 3.2 1870 — 0.17 364 + 0.02 207 — 0.09 571 3.8 1871 + 0.05 370 — 0.18 195 — 0.05 565 3.8 1872 — 0.10 27 + 0.10 259 — 0.01 686 4.8 1873 + 0.09 394 + 0.06 246 + 0.08 640 4.2 1874 + 0.16 419 | +005 250 +0.11 678 5.0 1875 on a EEE +0.13 273 — 0.03 718 5.5 1876 0.00 | 450 — 0.09 294 — 0.04 744 5.6 1877 + 0.10 275 — 0.20 121 — 0.03 396 3-2 1878 — 0.02 | 303 — 0.10: 130 — 0.06 433 3-5 1879 +005 | 305 | —0.06- 131 | 0.00 436 2 1880 + 0.10 35 | +0.13 144 +0.11 489 3:7 1881 +0.14 378 + 0.10 201 | +0.2 579 44 1882 — 0.04 276 + 0.09 14 || +0.02 420 3-9 1883 + 0.09* 268 — 0.07 114 || +0.02 382 2.6 Taf. XVII enthält eine Darstellung der letzten Mitteleolumne. Entsprechend den in diesen ersichtlichen kleinen Zeichenfolgen kann man die dort eingetragene Ausgleichungscurve mit kleinen Wellen eonstruiren, welche für den dichter mit Beobachtungen gefüllten Zeit- raum regelmässig genug in 7 oder 8-jähriger Periode auf einander folgen. Die wirkliche Beweiskraft der ganzen Beobachtungsreihe er- scheint mir aber bereits durch die Ausgleichung vollständig erschöpft, welche die gerade Nulllinie der Abseissen ergibt. Ich ziehe das Resultat der voraufgehenden Untersuchung in folgenden Sätzen zusammen. Die Bestimmung des Sonnendurchmessers aus den Differenzen der Culminationszeiten oder der Zenithdistanzen der entgegengesetzten Sonnenränder ist persönlichen Gleichungen unterworfen, welche durch- - 6 Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1123 schnittlich etwa ı”, häufig jedoch, und zwar zwischen Beobachtungen an dem nämlichen Instrument und nach der nämlichen Methode, 3, 4 oder 5” und ausnahmsweise bis 10” betragen. Untersuchungen über das relative Verhalten von Beobachtungs- reihen, oder von verschiedenen Stücken derselben Reihe, die von verschiedenen Beobachtern herrühren, dürfen deshalb nicht ohne Berücksichtigung der persönlichen Gleichungen ausgeführt werden. Andernfalls sind die vermeintlichen Resultate solcher Untersuchungen werthlos, ausgenommen wenn an jedem einzelnen der verglichenen Stücke so zahlreiche Beobachter Theil haben, dass ein hinlänglich angenähertes gegenseitiges Aufheben der vernachlässigten Gleichungen vorausgesetzt werden darf. Die persönlichen Gleichungen sind ziemlich häufig und in ver- hältnissmässig weiten Grenzen veränderlich, dergestalt, dass ein Beob- achter im Laufe mehrerer Jahre seine Auffassung des Sonnendurch- messers allmählich oder sprungweise bis zu mehreren Secunden ändert. Es ist daher nicht möglich, vermittelst der durch mehrere Jahre fortgesetzten Messungen eines und desselben Beobachters das Verhalten des Sonnendurchmessers in Bezug auf etwaige fortschreitende oder langperiodische Änderungen zu prüfen, falls nicht die Constanz der Messung selbst anderweitig nachgewiesen werden kann. Die Bestimmbarkeit der persönlichen Gleichungen wird durch deren Veränderlichkeit empfindlich beschränkt. Hauptsächlich aus diesem Grunde ist es unmöglich, eine den zufälligen Fehlern der einzelnen Beobachtungen entsprechende Ausgleichung einer längeren Beobachtungsreihe zu erzielen." Diese Ausgleichbarkeit wächst mit der Zahl der fortlaufend und regelmässig neben einander an der Reihe thätigen Beobachter. Sie ist demnach am vollkommensten für das Greenwicher System; die damit erreichte Grenze des m. F. eines Jahres- resultats von etwa = 0/2 scheint das äusserste im regelmässigen Be- triebe des Meridiandienstes einer einzelnen Sternwarte Erreichbare zu sein. Auch durch gleichzeitige Beobachtung beider Durchmesser an demselben Instrument ist keine grössere Sicherheit zu erzielen. — Um Durchmesserbestimmungen aus verschiedenen Jahren innerhalb ! Ich habe über den mittlern Betrag dieser zufälligen Fehler keine weiteren Rechnungen angestellt als die in meiner Untersuchung von 1873 enthaltenen. Nach den Thackeray’schen Angaben (Monthly Not. Vol. 45 p. 395, 468) würden erheblich kleinere Werthe anzunehmen sein, im Durchschnitt m. F. von etwa == 0!073 für eine Beobachtung der Culminationsdauer und 114 für einen Vertieal-Durchmesser. Wie Hr. Thackeray seine Zahlen abgeleitet hat, ist nicht angegeben; jedenfalls sind dafür viel mehr Beobachtungen benutzt als in meiner früheren Untersuchung, dieselben indess fast ausschliesslich den Reihen langjähriger und besonders eingeübter Beobachter entnommen. 1124 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. engerer Grenzen des m.F. vergleichbar zu machen, muss man daher ganz andere Messungsmethoden anwenden. Die Vergleichung der nach Möglichkeit von den persönlichen Gleiehungen befreiten Jahresmittel der Meridianbestimmungen des Sonnendurehmessers für den Zeitraum 1851—ı883 gibt keine An- zeichen, welche mit einiger Wahrscheinlichkeit, geschweige denn mit Sicherheit auf eine fortschreitende oder periodische Änderung des Sonnendurchmessers zu deuten wären: vielmehr ist überall, wo solche Anzeichen in der Rechnung zum Vorschein kommen, ihr Ursprung deutlich in einem Mangel der letzteren, nämlich fehlerhafter oder ungenügender Bestimmung der persönlichen Gleichungen erkennbar. Insbesondere widersprechen die Beobachtungen in jeder möglichen Interpretation der Existenz solcher Änderungen, welche der Periode der Sonnenflecken folgen sollten, soweit überhaupt ihre Beweiskraft reicht. Durch diese wird eine Veränderung um 0’4 vom Maximum bis zum Minimum des Fleckenstandes ausgeschlossen, eine Veränderung um die Hälfte dieses Betrages oder ein Coeffieient von 0.002 für die Wolf’schen »Relativzahlen« des Fleckenstandes schon sehr unwahr- scheinlich gemacht. — Nachdem die Untersuchung von 15000 Bestimmungen von ı00 Beobachtern an vier starken Instrumenten zu diesen Ergebnissen geführt hat, muss es definitiv aufgegeben werden, Untersuchungen über Veränderungen des Sonnendurchmessers auf Meridianbeobachtungen, geschweige denn auf kleinere Reihen von solchen, oder auf höchstens aequivalente Bestimmungen, zu gründen. Die interessante und wichtige Untersuchung derartiger Beobachtungsreihen über den Sonnendurch- messer hat sich vielmehr in Zukunft so lange ausschliesslich auf das Studium der die Beobachtungen beeinflussenden systematischen Fehler zu richten, bis auf die Resultate dieses Studiums mit Sicherheit Methoden zur Beseitigung oder wesentlichen Einschränkung dieser Beobachtungsfehler gegründet werden können. Die Frage nach dem wahren Betrage des mittlern Sonnen- durchmessers habe ich im Vorstehenden nur gelegentlich mit Angaben über die absoluten Fehler der erhaltenen Bestimmungen gestreift. Sie gehört nicht weiter in eine Discussion von Meridianbeobachtungen hinein, weil die absoluten Beträge der aus solchen bestimmten Dureh- messer keine andere Bedeutung haben, als die, dass sie ein für einen bestimmten Beobachter oder ein bestimmtes Instrument anzuwendendes Reduetionselement liefern. Eine andere Bedeutung können auch die hier für das Mittel aller Beobachter an den einzelnen Instrumenten Auwers: Nene Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. 1125 abgeleiteten Werthe ungeachtet der theilweise grossen Zahl der Beob- achter nieht beanspruchen; diese Mittel würden nach der hier zuletzt durehgeführten Berechnung sein: Greenwich hor. Dm. 32’ ı"9gg vert. Dm. 32’ 2'73 54 Beobachter Washington » 2.45 » 2.57 15 » Oxford » 2.87 » EN hr » Neuehätel » 3.27 » — 8 » Die frühere Berechnung, bei welcher die Zahl der zugezogenen Green- wicher Beobachter um 8 grösser war, würde nur den horizontalen Greenwicher Durchmesser eine Kleinigkeit abweichend (07o2 grösser) geben. Bei Oxford würde die Zuziehung der nicht berücksichtigten Beobachter Bechaux und Bowden die Mittel um + 0’ıo und — 0708 ändern. Eine merkliche Abweichung des Sonnenkörpers von der Kugel- gestalt ist nicht vorhanden. Meridianbeobachtungen sind zur Unter- suchung der Gestalt der Sonne untauglich, weil sie die beiden auf einander senkrechten Durchmesser durch Methoden bestimmen, die nicht gleichartig sind. Der einen dieser Methoden einen Vorzug vor der anderen zu geben, ist nieht a priori zulässig, und wenn sich in der vorhergehenden Untersuchung auch Anzeichen dafür ergeben haben, dass die Fadeneinstellungen für Zenithdistanz sowohl in Bezug auf Constanz der Auffassung als auf durchschnittliche Grösse des absoluten Fehlers dann einigermaassen im Nachtheil sind, wenn sie mit einem einfachen Faden ausgeführt werden, so bedarf dieser hier erscheinende Unterschied doch erst noch weiterer Bestätigung, und bleibt es einst- weilen, um möglichst vergleichbare Zahlen für die verschiedenen Instrumente zu erhalten, das Sicherste, aus den vorhandenen Doppel- bestimmungen einfach die Mittel zu nehmen und die einfache Be- stimmung für Neuchätel ohne eine Reduction, die ganz willkürlich bleiben würde, damit zusammenzustellen. Es gibt dann Greenwich 32’ 2”36 (oder 237) Washington DB Oxford 3.19 (oder 3”20) Neuchätel 3.27 Die Unterschiede dieser Zahlen unter einander sind, obwohl die im engern Sinne zufälligen Fehler der einzelnen Beobachtungen durch die sehr grosse Anzahl der letzteren fast zum Verschwinden gebracht werden, dennoch nur zufällige. Sie sind zum Theil auf die persönlichen Gleichungen zurückzuführen, welche allein mittlere Fehler für die angegebenen vier Mittel übrig lassen, die der Reihe 7 nach zu nahe o”ı, o’2, o’3 und o0’4 zu veranschlagen sind. So 1126 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. weit eine solche Erklärung nicht ausreichend sein sollte, wird man den noch übrig bleibenden Theil der Unterschiede am wahrschein- lichsten mit den Unterschieden der Bildschärfe in Verbindung zu bringen haben, nicht sowohl der den vier Objectiven eigenthümlichen, als vielmehr derjenigen, mit welcher in den einzelnen Reihen durch- schnittlich gearbeitet ist. Dass in der That bei den Reihen von Oxford und Neuchätel der durchschnittliche Fehler der Focalberichti- gung erheblich grösser gewesen ist als in Greenwich und Washington, werde ich in dem nächsten Abschnitt dieser Untersuchungen nach- weisen. Bem. zu Taf. XVI. — Bei der zu Tafel S gehörigen Darstellung wurde eine fehlerhafte Grundlage benutzt, und es sind einige Puncte erheblich falsch eingetragen, nämlich 1861.5 o’ıı zu tief, 1880.5 und 1881.5 0°09 zu hoch. Die Berichtigung dieses Versehens würde ergeben, dass der aufsteigende Zwpig der Curve 1860.5 —1865.5, ohne Änderung der Ordinaten seiner Endpuncte, in seiner ersten Hälfte ein wenig steiler, nachher etwas weniger steil ansteigend zu ziehen wäre, und dass das Ende der Curve von 1880.5 ab sich ein wenig (bis 1883.5 um 003) mehr senkte. Ausserdem sind noch 10 Puncte o’o1 tiefer als nach der definitiven S. 1092-93 gegebenen Redaction der Tafel S eingetragen; die entsprechende Berichtigung bleibt ohne merkbaren Einfluss auf die Festlegung der Curve. (Fortsetzung folgt.) Nochmalige Berichtigung zu Coelodon. Von H. Burmeister. Buenos Aires, 24. October 1886. Arsen meine frühere Darstellung in den Sitzungsberichten der Königlichen Akademie vom vorigen Jahre (Stück XXVII, S. 567) haben sich zwei Stimmen erhoben, welche mich nöthigen, dieselbe nochmals zu prüfen, um zu dem richtigen Ergebniss zu gelangen. Zuerst hat Hr. Frorextino Auzemmwo in den diesjährigen Sitzungs- beriehten — Stück XXIV, S. 463 — seine neue Gattung Oracanthus aufrecht gehalten und sich dabei auf frühere Angaben verschiedener Autoren über‘ andere Arten mit verminderter Zahl der Zähne gestützt, die mir sämmtlich bei meiner Mittheilung an die Akademie wohl bekannt waren, denen ich aber keine grosse Bedeutung zugestehen konnte, weil sie mir irrig erschienen. Sphenodon ist von seinem Gründer, Hrn. Dr. Lusp selber, wegen des Jugendzustandes seiner Zähne wieder eingezogen worden; Grypo- therium (Mylodon Darwini) hat anfangs } Zähne, von denen der erste obere bald ausfällt, weil ihm der untere Opponent fehlt,' und Mega- therium Gervaisü mit Zähnen, ist nicht genügend bekannt, um für sicher begründet zu gelten.” Einzelne überzählige Zähne, welche mitunter, aber nur einseitig, bei verschiedenen Arten vorkommen, können nicht als Beweisstücke dienen, weil sie eben nur Abnor- mitäten sind. Aus allen weiteren Angaben des Hrn. Verfassers folgt für mich nichts mehr, als dass er anders wie ich die Dinge und ihre Er- scheinungen ansieht, und das hat er mir schon lange, seit mehr als zehnjähriger Bekanntschaft mit seinen Arbeiten und seinem rein auto- didaktischen Entwickelungsgange, genugsam bewiesen. Die zweite Entgegnung macht mir Hr. Prof. Cr. Lürken zu Copen- hagen, in der Overs. over d. K. D. Vidensk. Selsk. Forhandl. 1886. Der gelehrte und, wie es scheint, mir wohlgesinnte Hr. College, dem ich dafür meinen Dank abstatte, hebt in der Einleitung mit ! Vergl. Description physique de la Republique Argentine. T. III. p. 361. ® Vergl. Sitzungsberichte 1885. St. XXXI1l. Sitzung vom 25. Juni. 1128 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 2. December. Nachdruck hervor, dass ich Reısuarpr's Abhandlung irrig beurtheilt habe, indem ich das Objeet derselben zu klein ansetze, es sei viel- mehr fast eben so gross, wie die von mir vorgelegte Art. Dies ist richtig; ich habe die Erklärung der den Figuren beigeschriebenen Grössenangabe von °/, der Bilder, übersehen, was ich jetzt reuig, zu meiner eigenen Beschämung, bekenne. Der natürliche Grössenunter- schied beider Arten ist nur gering, und das kommt, nach meiner Ansicht, meiner Auffassung ihrer nahen Verwandtschaft eher zu Gute, als zum Nachtheil. Misst man in Reınarpr's Fig. ı Taf. I den Unterkiefer vom Condylus bis zu dem im Bruch des Vorderendes sichtbaren Rande des Foramen mentale, so findet man genau 10°”; die wirkliche Länge dieses Abstandes ist also 15°”. In meiner von der Innenseite des Kiefers genommenen Figur konnte das Foramen mentale nicht ge- vom Condylus entfernt, was em zeichnet werden; jetzt finde ich es 1? allerdings einen nur mässigen Grössenunterschied anzeigt. Da nun Hrn. Reısnarpr's Object einem offenbar viel jüngeren Individuum angehört hat, so wird es besser mit meinem zweiten kleineren Individuum übereinkommen, und da es schon in dieser Zeit demselben an Umfang gleicht, so ist anzunehmen, dass die Reın- narpr sche Art im reifen Lebensalter einen noch grösseren Körper- umfang besitzen wird, als die von mir dargestellte. Meine beiden Individuen verhalten sich, nach der Länge der Zahnreihen zu einander bestimmt, wie 6.4 zu 7.0, oder fast genau wie 9:10; das Original meiner Fig. 2, dem der Condylus fehlt, wird danach den Abstand desselben vom Foramen mentale zu ı6°” ergeben, also mit dem Reisnarpr's in der Grösse fast genau übereinkommen. Indem ich diese Vergleichung anstelle, will ich doch zugeben, dass beide Originale verschiedenen Arten (Species) angehört haben; ich meine nur, dass sie generisch verwandt sein können, und dafür spricht mir unter Anderem die grosse Ähnliehkeit in der Gesammt- form der Unterkiefer, namentlich die bauchige Wölbung des mittleren zahntragenden Theiles. Es tritt niemals eine so grosse Übereinstimmung bei verschiedenen Gattungen der Gravigraden-Gruppe im Unterkiefer auf; jede derselben hat in der Form des horizontalen Astes und des Kinnrandes eine ausgeprägte Eigenthümlichkeit, daher man selbst Trümmer von Unterkiefern mit Sicherheit in die Gattungen ein- reihen kann. Diese Betrachtung führt mich auf Hrn. Lürken’s Einwand, dass die Kinnnath in meiner Figur ein ganz anderes Ansehn habe, als in der Reısmarpr's. Seine Bemerkung ist richtig und von mir auch wohl erwogen; aber sie beweist doch nicht mehr, als dass beide EL DA Br, u BT - w.h meer A a 3 TE Te Berlmer ]ithogr. Institut. ii li S Ereree zum re aan ga Era Tabea Ba a aan = bkadsnnnken Smnater u) Lersutne MEI Iee er neae SEHR EEz ER 0% (a-1807 IN | Hatten 1 | Ara ahks 2 7 } Auwers: Neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. naB Eins El Bi ae Porruanahum ers HrH =H Berlinar lichogr Inatitat jet r j wähkächäifil jchar ‚lan 3 mai yh F681 Y u 5 8 8. in R ® 8 = Ed E 18 & 3 a is & ra R-) & In SL f 1 1] © It Kr + Burmeister: Nochmalige Berichtigung zu Coelodon, 1129 Typen zu verschiedenen Arten einer und derselben Gattung gehören können. Denn die Länge dieser Natlı ist bei verschiedenen Arten eines und desselben Genus mitunter sehr ungleich. Dazu kommt, dass sie sich mit zunehmendem Alter ändert, d. h. länger und breiter wird; indem sowohl die Spitze mehr vortritt, als auch der hintere Rand mehr zurückweicht. Wir haben im hiesigen National-Museum vollständige Schädel zweier Arten von Scelidotherium, die sich auffallend in der Grösse des Schnauzentheils von einander unterscheiden. Bei Se. Zeptocephahm, mit sehr langer spitzer Schnauze, ist die Kinnnath des Unterkiefers 14°” lang und ihr hinterer Rand liegt 8°” vor dem ersten Zahn; bei Se. magnum (Ss. tarijensis) dagegen hat die Kinnnath nur 12°" Länge und ihr hinterer Endrand liegt 2.5°" cm von dem ersten Zahn ab. Könnte nicht bei verschiedenen Arten der Gattung Coelodon etwas Ähnliches stattfinden? Man sieht in Reınnarpr’s Fig. ı Taf. I den hinteren Rand des Foramen mentale im Bruch des Vorderendes angegeben. Nun liegt dies Loch nie in der äussersten Spitze des Unterkiefers, sondern vor dem Ende und um so mehr weiter rückwärts, je länger dasselbe vor- tritt. Se. Zeptocephahım hat diese Öffnung, wodurch die Nerven für ) cm Kinn und Unterlippe ihren Austritt machen, 8°” von der Spitze des Unterkiefers entfernt, und Se. magnum nur 3.5°”. Hieraus folgere ich, dass in Reısmarpr's Figur nicht bloss ein schmaler Vorderrand vom Unterkiefer abgebrochen ist, wenn ich dessen grosse anderweitige Ähnlichkeit berücksichtige mit den mir vorliegenden Unterkiefern, von denen der eine diese Spitze völlig unversehrt besitzt, sondern eine gleichförmige Zuspitzung. Es ist allerdings richtig, dass, wie Ir. Lörken bemerkt, das hintere Ende der Kinnnath in ReınnAarnr's Figur weiter nach vorn sich befindet, als in meiner; denn in jener liegt es noch vor dem ersten Zahn, während es in dieser bis zum zweiten Zahn reicht. Aber man kann nicht wissen, ob nicht der hintere Rand umbiegend, wie angedeutet ist in der Abbildung, weiter mit seiner Mitte nach hinten vorsprang, weil er beiden Unterkiefer- hälften fehlt, indem dieselben schon vor der wirklichen Nath abge- brochen verzeichnet sind. Grossen Werth legt Hr. Lürken mit Recht auf die Lage der Mündung des Seitenastes vom Canalis alveolaris. Aber dies Loch ist in Reismarpr's Figuren nieht sichtbar, weil die Apophysis temporalis es versteckt. Dass dasselbe auf der Aussentläche des horizontalen Kieferastes sich befinde, an derselben Stelle wo es Dradypus, Choloepus, Scelidotherium, Megalonyx und Mylodon zeigen, wie Hr. Lürken nach- träglich angiebt, sagt Reinuarpr nicht mit Bestimmtheit; er spricht 1130 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. von der hinteren Öffnung des Canalis alveolaris, dem grossen Foramen mandibulare auf der Innenseite des aufsteigenden Kieferastes, 22" hinter dem letzten Zahn, wo ein solches Loch alle Gravigraden und Säugethiere überhaupt besitzen. Auch meine beiden Coelodon-Kiefer zeigen es genau an derselben Stelle, der kleinere 2°”2 vom letzten Zahn entfernt, der grössere 25. Den Seitenast erwähnt Reısuarpr nur im dänischen Text (S. 279), ohne bestimmte Angabe seiner Mündung, denn er sagt nur, dass er neben dem hintersten Zahn sich öffne, wie bei allen übrigen Faulthier-Typen. Aber neben dem hintersten Zahn haben diesen Ausgang auch die hiesigen beiden fossilen Kiefer, nur nicht auf der Aussenseite des horizontalen Astes, sondern an der Basis der Apophysis coronoidea, innen neben deren Vorder- ande. So konnte ich also auch Remnarpr’s Angabe verstehen und deuten. Hr. Lürkex besteht darauf, dass die Zähne der lebenden Gattungen Bradypus und Choloepus gleichzeitig auftreten. Er hat in soweit Recht, als alle Zähne halbwüchsiger Individuen fast gleichmässig entwickelt sind, aber es fragt sich doch, ob sie auch gleichzeitig hervortraten. Ich muss, nach den mir vorliegenden Schädeln junger Individuen von Bradypus, deren Grösse mit der von Hrn. Lürken angegebenen über- einstimmt, annehmen, dass der hinterste Zahn beider Kiefer später durchbricht, weil er etwas niedriger ist und seine Kaufläche eine geringere Abnutzung zeigt. Auch ist sein im Kiefer vorborgener Schaft kürzer als der der anderen Zähne. Endlich ist es ja allgemeine Regel, dass der hinterste Zahn der Säugethiere der letzte ist im Durchbruch, was also auch für die Faulthiere Geltung haben wird. Ferner meint Hr. Lürken, dass die Form des hintersten Zahnes von Coelodon, wie ihn Reınnarpr'’s Abbildung darstellt und der dänische Text beschreibt, die Vermuthung abweise, dass hinter ihm noch ein anderer Zahn später auftreten könne. Er spricht sich darüber bestimmt genug aus und lässt seine Meinung gar gesperrt drucken (S. XVII). Dennoch sehe ich mich gemüssigt, zu behaupten, dass Remmarpr’s Figur, Taf. I Fig. 2, wo allein dieser Zahn deutlich zu erkennen ist, das Gegentheil beweise. In ihr ist besagter Zahn zwar anders ge- staltet, als die vorhergehenden, nämlich dreiseitig prismatisch, statt dass letztere vierseitig sind, aber er hat nach meiner Ansicht nieht die übliche nach hinten gestreckte Figur eines letzten Zahnes, weil er sich nicht nach hinten hin verschmälert, sondern nach innen zu. Obgleich ich ihn in meinen Figuren gut dargestellt zu haben glaube, so sieht man ihn jedoch nur von der Seite, nicht von oben, und in soleher Ansicht ist es schwierig, die Verschmälerung nach hinten genau zur Anschauung zu bringen. Ich gebe daher hier nachträglich Burmeister: Nochmalige Berichtigung zu Coelodon. 1151 eine Zeichnung der Zähne von der Kaufläche, in natürlicher Grösse, welche die Verschmälerung des letzten Zahnes deutlicher macht, und beschreibe diese Figur weiter nicht, weil sie sich selbst erklärt, sie nebenstehend hier ein- schaltend. In Reısuarpr’s Abbildung hat der hinterste Zahn zwar auch einen dreikantigen Umriss, aber die schärfste Kante des Dreiecks ist nicht nach hinten gegen den Schlund zu gerichtet, sondern nach innen gegen die Mundhöhle der Zunge zugewendet. Diese Richtung des Drei- Me A ecks ist durchaus gegen den allgemeinen Typus des letzten Zahnes der Gravigraden, sie findet sich nur bei mittleren Zähnen der Reihe. Ich kann also immer noch meinen, dass ein später auftretender hinterster Zahn diese typische Verschmälerung nach hinten besessen habe EEE und dass der in Remmarpr's Figur verzeich- nete vierte Zahn ein vorletzter gewesen sei. Bei allen Gravigraden haben der erste und der letzte Zahn jedes Kiefers eine etwas eigen- thümliche, von dem Umriss der übrigen Zähne abweichende Form. Selbst bei Megatherium, BERN? Arad dessen sämmtliche Zähne die meiste Überein- a stimmung in der Form der Zähne von allen re Gravigraden-Gattungen besitzen und das hier @ Mündung des Seitenastes des c- hauptsächlich in Betracht zu ziehen ist, wegen nalis alveolaris. 5 a seiner typischen Verwandtschaft mit dem Ge- biss von Coelodon, sind nur die mittleren Zähne von gleichem vierkan- tigen Umriss; die des Oberkiefers von quadratischem, die des Unterkiefers von queroblongem; aber die Endzähne jeder Reihe neigen sich dem dreiseitigen Umriss zu, indem die freie, nicht den benachbarten Zähnen zugewendete Seite des Prisma’s sich verschmälert und mehr wölbt, wo- dureh sie dem Dreieck sich annähert. Gerade so ist auch der deutlich sichtbare erste Zahn von Coelodon in Reissmarpr's Figur dargestellt. Es führt mich diese Vergleichung auf einen anderen Widerspruch Hrn. Lürken’s, indem derselbe behauptet, Coelodon stehe in nächster Verwandtschaft zu Megalonyx. Das ist eine unbegründete Ansicht. Beide Gattungen haben, nach den Darstellungen derselben durch Ley und REImHARDT, zwar eine gewisse Übereinstimmung im Bau ihrer Gliedmaassen, aber die entschiedenste Differenz des Schädeltypus wider- spricht der näheren Beziehung derselben zu einander. Der Schädel Sitzungsberichte 1886. 106 1132 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 2. December. von Coelodon ist eine Zwergform des Schädels von Megatherium, mit der hauptsächlichsten Abweichung der blasigen Flügelbeine und des unterbrochenen Jochbogens. Megalonyc weicht von allen anderen Gravigraden durch die enorme Höhe und Kürze des Schnauzentheils im Schädelbau ab; sein erster Zahn ist, in Folge dieser Anlage, weit abgerückt von den anderen und nicht bloss der grösste, sondern von relativ ganz enormem Umfange. In diesem Punkte schliesst sich Megalonyx zunächst an die Arten von Mylodon, welche Gerrvaıs als Lestodon davon trennt; aber bei ihnen geht die Entwickelung der Sehnauze mehr in die Breite, als in die Höhe, und das unterscheidet beide Gruppen auf den ersten Blick. Dagegen hat Coelodon den Schnauzentypus von Megatherium, freilich im verkleinerten Maasstabe, und einen höchst ähnlichen Zahnbau, dessen grössere oder geringere Übereinstimmung mit dem von Megatherium auf specifische Artunter- schiede zurückzuführen ist, zumal wenn es sich bestätigen sollte, dass wirklich einzelne Arten beider Gattungen einen Zahn in jeder Reihe weniger besessen haben, als die anderen ächt typischen Arten. Coelo- don führt, wie Megatherium, alle seine Zähne in ununterbrochener Reihe auf, nicht wie Megalonyc und Mylodon (nebst Lestodon) den vordersten Zahn jeder Reihe weit abgerückt, und weil diese weite Entfernung des ersten Zahnes im Unterkiefer dem Mylodon Darwiniti abgeht, vielmehr derselbe dicht an die anderen drei herantritt, so fällt der abgerückte erste Zahn des Oberkiefers aus, und daher kommt es, dass die darauf von Remnarpr gegründete Gattung Grypotherium im reifen Lebensalter nur $ Zähne besitzt. Der Schädel des hiesigen Museums hat noch offene Alveolen im Oberkiefer; in dem von REINHARDT abgebildeten Schädel sind sie schon ganz mit Knochenmasse gefüllt, aber als Narben sichtbar geblieben. Nach allen diesen Angaben und Betrachtungen muss ich bei meiner Ansicht beharren, dass die von mir als Üoelodon gedeuteten Unterkiefer sehr wohl zu dieser Gattung gehören können und, wenn sie auch nieht mit den von Reısmarpr beschriebenen Arten speeifisch zusammenfallen, doeh immer zu ihnen in allernächster Verwandtschaft stehen, also füglich eine besondere Unterabtheilung von Coelodon dar- stellen, welche sich zu den typischen Arten mit = Zähnen ebenso verhalten wird, wie die typischen Megatherium-Arten mit 3 Zähnen zu den subtypischen mit 4 Zähnen. Ob aber wirklich und lebenslänglich nur + Zähne bei beiden Unterabtheilungen vorhanden bleiben, oder ob diese Zahl nur ihren frühesten Jugendzustand bezeichnet, das steht mir so lange noch dahin, bis ältere Thiere mit nur + Zähnen in beträchtlicherer Körper- grösse aufzufinden sind. 1133 Über das Gehirn der Knochenfische. Von J. STEINER. (Vorgelegt von Hrn. E. nu Bors-Revmonp.) I Anfange dieses Jahres habe ich die Ehre gehabt, der Akademie die Mittheilung zu machen, dass der des Grosshirns beraubte Knochen- fisch (Sgualius cephalus), im Gegensatze zu allen bisherigen Kennt- nissen, willkürlich sich zu bewegen und spontan seine Nahrung zu nehmen im Stande sei.‘ Inzwischen hat Hr. Vurrray in Paris diese Versuche an Karpfen wiederholt. Der berühmte Forscher bestätigte in freundlicher Weise die Resultate meiner Untersuchungen, wo- mit jene Thatsachen ohne Zweifel auf alle Knochenfische zu über- tragen sind.’ Es handelte sich in jener meiner ersten Mittheilung um die Fische, deren weitere Schicksale für uns eine Reihe weiterer Beobachtungen über Leistungen ohne Grosshirn einschliessen. Vier Wochen, nachdem bei jenen Fischen das Grosshirn abge- tragen worden war, innerhalb welcher Zeit sie, wie berichtet, mit Regenwürmern gefüttert worden waren, verweigerte zunächst der eine Fisch eines Tages die Annahme der Regenwürmer und hungerte einige Tage. Ich glaubte ihn krank, da er aber im ‚Übrigen den Eindruck voller Munterkeit machte, so verfiel ich auf den naheliegenden Ge- danken, ihm andere Nahrung anzubieten. Ich warf eine Küchen- schabe (Periplaneta orientalis) auf‘ die Oberfläche des Wassers und zu meiner Genugthuung holte er dieselbe mit zierlich gewandter Be- wegung von der Oberfläche; ebenso holte er von dort kleine Brod- stückehen, so dass er nunmehr auf diese Weise von Neuem gefüttert werden konnte. Diese 'Thatsache beschloss ich zu einem neuen Versuche zu ver- wenden, durch welchen nämlich geprüft werden sollte, wie sich der ! Über das Grosshirn der Knochenfische. Diese Berichte 1886. ı. Hlbd. 8. 5—9. ® Vurpran, Sur la persistance des mouvements volontaires chez les poissons osseux A la suite de l’ablation des lobes eerebraux. Compt. rend. 1886, T. CI. p- 1526— 1530, und: Sur la persistance des phenomenes instinctifs et des mouvements volontaires chez les poissons osseux apres l’ablation des lobes eerebraux. Note com- plementaire. Ibid. T. CIII. ı1 Octobre 1886. 106 * 1134 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. gehirnlose Fisch gegen Farben verhält, indem geplant wurde, seine Nahrung in entsprechende Farben zu kleiden. Zu diesem Zwecke besorgte ich mir die runden farbigen Oblaten, wie man sie früher zu Briefverschlüssen verwandte. Von diesen warf ich vier weisse und nur eine rothe auf die Oberfläche des Wassers: der Fisch wählte regelmässig unter den fünf Oblaten zuerst die rothe und erst nachher die weissen; ein Versuch, welcher mehrere Male wiederholt werden konnte. Anders gefärbte Oblaten schienen nicht bevorzugt zu werden. Durch den längeren Aufenthalt im Bassin waren die Fische sehr zahm geworden und zur Zeit, als sie noch Regenwürmer nahmen, glaubte ich darauf rechnen zu können, dass sie den Regenwurm direct von der Pincette nehmen würden, mit welcher ich denselben in das Wasser hielt. Der Fisch kommt langsam herangeschwommen, hält aber vor dem Regenwurm, betrachtet ihn aufmerksam, wie man an seinen Augenbewegungen sehen kann, nimmt ihn aber nicht, so sehr ich auch meine Geduld anstrenge. Nunmehr befestige ich den Wurm an einem längeren Faden, an dem ich ihn dem Fische zuwerfe, indem ich ein wenig von dem Bassin zurücktrete: sogleich schnappt er danach und verschlingt ihn sammt dem Faden, den ich aus dem Rachen herausziehen muss. Von den drei Fischen war der eine sechs Wochen nach der Operation durch nächtliches Herausspringen aus dem Bassin verun- elückt; die zwei anderen erlagen 4'/, Monate nach der Operation einer Pilzinvasion. In allen drei Fällen ergab die Autopsie die tadellose Abtragung des Grosshirns; eine Regeneration war überhaupt nicht vorauszusetzen. Inzwischen sind noch weitere Fische in gleicher Weise operirt und an ihnen sowohl jene Beobachtungen wiederholt als folgender Versuch hinzugefügt worden, durch welchen entschieden werden sollte, wie sich ein des Grosshirns beraubter Fisch im Kampfe um’s Dasein zu seinem unversehrten Genossen stellen würde. In ein Bassin werden zu gleicher Zeit ein operirter und ein un- versehrter Fisch von etwa gleicher Grösse gesetzt; beide unterliegen den gleichen Bedingungen der Gewöhnung an die umgebenden Ver- hältnisse. Wirft man ihnen einzelne Regenwürmer zu, so ist es jedes- mal der operirte Fisch, welcher sie fängt, und sein unversehrter Genosse müsste unterliegen, wenn man ihm nicht hinter dem Rücken des rücksichtslosen Gefährten etwas zustecken würde. Füge ich noch hinzu, dass die beiden Fische im Übrigen mit einander spielen, wie zwei unversehrte Tiere, so habe ich vorläufig die Schilderung der Leistungen erschöpft, welche ich bei den grosshirnlosen Fischen beobachten konnte. EEE SrEImER: Über das Gehirn der Knochenfische. 1135 Aus den Versuchen erfahren wir also, dass grosshirnlose Knochen- fische nach einiger Zeit einen Wechsel ihrer Nahrung verlangen, d. h. dass sie, wie wir es auch ansehen mögen, eine Qualität besitzen, welche dem »Geschmack« gleichkommt. Wir sehen, dass sie durch »rothi« besonders erregt werden, d. h. dass sie die Farbe »rotlı« unterscheiden. Wir sehen, dass sie ihre Begierden meistern und den Regenwurm, welcher von einer Hand geboten wird, als ein Danaör- geschenk zurückweisen, d. h. dass sie auswählen, überlegen; ja selbst im Kampfe um’s Dasein stehen sie gegen ihren begrosshirnten Ge- fährten nicht zurück. Da wir gewohnt sind, alle diese Qualitäten als ausschliessliches Eigenthum des Grosshirns zu betrachten, so fragen wir, was bleibt nach allen diesen Leistungen dem Grosshirn der Knochenfische zu leisten noch übrig? Wir antworten: nichts. Alle diese Leistungen gehören dem Mittelhirn (von weiter rückwärts gelegenen Theilen kann füglich nieht die Rede sein). Wenn das richtig ist, so erhebt sich weiter die Frage, wie konnte es unter diesen Verhältnissen zur Anlage eines Grosshirns überhaupt kommen? Diese Frage werden wir später zu beantworten versuchen, indess möchte hier noch bemerkt werden, dass das Fehlen des Grosshirnmantels bei den Knochenfischen, worauf ich seiner Zeit hingewiesen hatte,' zur Erklärung nicht ausreicht. So interessant diese Thatsache für die Morphologie auch sein mag, für die Physio- logie dürfte sie, wie ich demnächst durch Versuche zu zeigen gedenke, bedeutungslos sein. AERO, SHG: Ei re 1 “a » v Erik % Sr 7 FA a and Te 1137 Übersicht der Ergebnisse einer anatomischen Untersuchung über den Zitterwels (Malopterurus electricus). Von Prof. G. Frırscn. (Vorgelegt von Hrn. E. pu Boıs-Revuonn.) r. Das elektrische Organ des Zitterwelses gehört zum Hautsystem des Thieres. Die elektrischen Scheiben charakterisiren sich histolo- gisch als elektrische Riesenzellen und sind mit grosser Walır- scheinlichkeit von embryonalen Zellkörpern der Haut herzuleiten, welche drüsige Natur zeigten. Es giebt nur ein elektrisches Organ des Welses, wie es nur eine Hautanlage giebt. 2. Die Anordnung der elektrischen Seheiben in der Haut, welche der Regel nach eine transversale Stellung einhalten und einen nach dem Schwanzende gerichteten Nervenansatz tragen, erleidet gegen die Endigung des Organs zu eine Einbusse, imdem hier aueh den Ober- tlächen der Haut parallele und widersinnig gestellte Scheiben vorkommen. 3. An den Organenden tritt an Stelle des elektrischen Gewebes das sogenannte indifferente Gewebe, welches in der Hautanlage das erstere ersetzt und sich histologisch als taubes, d. h. nieht mit elektrischen Riesenzellen durehsetztes Gewebe, darstellt. Die schein- bar dieht geschlossenen sehnigen Grenzen sind nicht scharf; sie tragen ebenso wie die medianen Theilungen zwischen beiden Organhälften einen seeundären Charakter und entstehen wie die Fachwände zwisehen den elektrischen Scheiben erst spät unter Zusammendrängung der benachbart verlaufenden Bindegewebsbündel. 4: Die Gesammtzahl der elektrischen Scheiben eines Fisches beträgt nach Zählung und Schätzung über 2 Millionen. In einer Reihe hintereinander vom Kopf bis zum Schwanzende lagern etwa 1600; in einem Querschnitt aus der Organdieke rund 3000; bei einem mittelgrossen Zitterwels enthält ein Gubikcentimeter Organ etwa 14000. Bei kleinen Fischen stehen in derselben Längeneinheit 1138 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. soviel mehr Scheiben im Vergleich mit grossen, als der geringeren (Gesammtgrösse des Körpers entspricht. Die Scheiben rücken also beim Wachsthum des Thieres durch Wucherung und Vermehrung der Zwischensubstanz bei gleich bleibender Zahl auseinander (Gesetz der Praeformation der Elemente). 5. Die elektrischen Scheiben stehen ganz allgemein gegen das hintere Organende zu lockerer als vorn, und zwar beträgt das sich hinten ergebende Minus auf die Längeneinheit berechnet in runder Zahl etwa 20 Procent. 6. Das relative Organgewicht (Körpergewicht dividirt durch Örgangewicht) beträgt durchschnittlich 3.106 oder, als Index berechnet (das Körpergewicht = 100 gesetzt) 34.769. 7. An den elektrischen Scheiben unterscheidet sich eine breitere, festere Randzone von dem mehr schleimigen Inneren. In ersterer lagern die zahlreichen, häufig doppelten Kerne, welche von einem in Fortsätze auslaufenden Hof eines klaren Protoplasma’s umgeben sind. Die Substanz der Randzone ist nach aussen zu in geperlte Stäbchen differenzirt, zwischen denen feine Porenkanäle ührig bleiben, die als Streifung des Randes gesehen werden. An der Vorderseite der Scheiben ist diese Differenzirung schärfer ausgeprägt als an der hinteren; dagegen kommt es an letzterer leichter als vorn bei der Conservirung zur Ausscheidung von Tröpfehen oder Körnchen, die mit Kupferhaematoxylin stark färbbar sind. Das Innere lässt im frischen Zustande keinerlei Struetur erkennen, im coagulirten Zustande aber ein unregelmässiges, sehr zartes, körniges Netzwerk wie geronnener Schleim. 8. Die elektrischen Scheiben sind von einer deutlichen euticu- laren Membran umgeben, welche sich von der Vorderseite zuweilen in grösseren Fetzen abhebt und dann Eindrücke der vorher da- gegen angelagerten Stäbchenenden erkennen lässt. An der Hinter- seite ist die Membran zarter, fest anliegend und steht am sogenannten Krater der Scheibe mit dem retieulären Gewebe, welches die Höhlung um den Stielansatz ausfüllt und mit der Scheide des Stieles selber in unmittelbarer Verbindung. 9. Ebenso verschmilzt die stielförmige Verlängerung der Scheibe mit dem an sie herantretenden Nervenfädchen unter Aufquellung des Axeneylinders so vollständig, dass mit keinerlei Reagenz fernerhin eine Grenze festzustellen ist. Durch diese absolute Vereinigung des Inhaltes sowohl wie der Scheiden charakterisirt sich das Ganze als eine richtige, celluläre Nervenendigung, in welcher das zellige Endorgan wie der Nerven- ansatz ihre Individualität haben in einander aufgehen lassen. Frrrsc#: Untersuchungen über den Zitterwels. 1139 “ 10. Nach Osmiumsäure-Einwirkung erkennt man im Stiel der Scheibe gelegentlich die Andeutung fibrillärer Streifung. ıı. Ein durch Osmium zu schwärzendes Fettmark pflegt die Nervenfaser nicht bis an das Gebiet des Stieles zu begleiten, sondern meist nur bis an die letzten Theilungen. Die Substanz, welche den nun zu einer feinkörnigen Substanz aufquellenden Axeneylinder inner- halb der Heste - Scuwann’schen Scheide umgiebt, bleibt auch nach Osmium-Einwirkung hell. ı2. In den feinsten, den Stielen zustrebenden Nervenfäserchen, wo der ausserordentlich dünne Axenceylinder von einer spärlichen Markscheide umgeben ist, finden sich dieht gestellte Ranvırr'sche Einschnürungen von gestreckter Gestalt mit meist kenntlichem »Renflement biconique« RANVIER. ı3. Sowohl in den Aesten, wie im Stamm des elektrischen Nerven bildet der regelmässig gerundete Axencylinder, an dem fibrilläre Streifung nicht nachweisbar ist, den kleinsten Theil des Diekendurch- messers (etwa ein Hundertstel). Die grösste Masse des Nerven wird durch die Scheiden gebildet, von welchen die auf die Mark- scheide folgende, innere reticuläres Gewebe zeigt und als Modi- fication der Hexır-Scnwann’schen Scheide aufzufassen ist. Die dadurch abgegrenzte Nervenprimitivfaser wird von concentrischen Schichten scheidenbildenden gewöhnlichen Bindegewebes in grosser Zahl umgeben, zwischen denen auch Gefässe und Nerven verlaufen. ı4. An den Theilungsstellen des elektrischen Nerven theilt sich zunächst die Primitivfaser und drängt sich in mannigfachen, vielfach rückläufigen Windungen durch die secundären Hüllen, die sich erst allmählich der Abzweigung anschliessen. 15. Der Axenceylinder des elektrischen Nerven tritt noch von der Markscheide begleitet in das Rückenmark ein, wo er sich mit stark verbreiterter Basis an eine durchlöcherte Platte anfügt, welche durch Versehmelzung einer grossen Zahl von Protoplasmafortsätzen einer Riesenganglienzelle entsteht. Der eigentliche Zellkörper lagert innerhalb des Fleehtwerkes dieser Fortsätze in beträchtlichem Abstand von dieser Fussplatte des elektrischen Nerven. Der Zwischen- raum ist besonders durch Blutcapillaren, mit Gruppen von Mark- fasern untermischt, ausgefüllt. 16. Die beiden Ganglienzellen setzen sich in querer Richtung dureh ein die Mittellinie überschreitendes mächtiges System von Commissurfasern in Verbindung. (7. Da der auch am Ursprung nur mässig dieke Axeneylinder jede einzelne der nach Millionen zählenden elektrischen Scheiben zu versorgen hat; so muss die Summe der Querschnitte seiner Theilungen 1140 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 2. December. zunehmen. Die Messung ergiebt, dass schon bis zum Eintreten in das Organ die Summe der Axeneylinderquerschnitte in den Haupt- ästen auf etwas über das Doppelte gestiegen ist. Im Organ muss die Zunahme an den. verstärkten Nervenansätzen der Stiele enorm sein; die Schätzung ergiebt eine solche auf das etwa 346000-fache des Ursprungs. ı8. Der Zitterwels besitzt ein vollständiges Seitennerven- system, welches demjenigen der gewöhnlichen Siluroiden durchaus ähnlich ist. Der elektrische Nerv stellt einen bestimmten Theil des Systemes dar, welcher, meist vom Trigeminus stammend, auch bei den anderen Welsen dem Gebiet des Vagus zugewiesen ist. 19. Die Innervation der Seitenlinie wird nicht von abwärts ziehenden Dorsalnerven versorgt, sondern von einem Ast des vagalen Seitennerven, welcher hinter der Kiemenspalte zwischen dem elek- trischen Organ und dem Corium sich zur Seitenlinie begiebt, der er nun bis in den Schwanzabsehnitt folgt. 20. Die Seitenlinie ist mit eigenthümlichen Schornstein ähn- lichen Communicationsröhren nach Aussen versehen; im Kanal derselben lagern sehr vollkommen entwickelte Sinnesorgane von complieirtem Bau. Im Epithel dieses Kanales sowie der zugehörigen Kopfkanäle finden sich sogenannte »Körnerzellen« von geringer Grösse ein- gestreut. 2ı. Die an zelligen Elementen sehr reiche Epidermis zeigt stark entwickelte Kolbenzellen mit Doppelkernen, welche als die Ge- schwisterkinder der elektrischen Riesenzellen betrachtet wer- den können. Sie zeigen drüsigen Charakter. Die Epidermisober- fläche wird dureh zottenartige Verlängerungen des Coriums stellen- weise erhoben, während sie zwisehen den Zotten zu schlauch- förmigen Vertiefungen einsinkt. 22. Die Gescheehtsdrüsen, zumal die des männlichen Geschlechtes, werden gewöhnlich sehr unentwickelt angetroffen. Die Gestalt der Cloake ist bei beiden Geschleehtern in bestimmter Weise unter- schieden. 23. Parasiten finden sich beim Zitterwels nicht nur im Darm, sondern es dringen sich einkapselnde Rundwürmer selbst in das elektrische Organ ein. 1141 Bericht über eine mit Mitteln der HumsoLpr-Stiftung unternommene Reise nach den Sandwichs-Inseln, zur Erforschung der dort herrschenden Lepra. Von Dr. Ev. Arnınc. (Vorgelegt von Hrn. Vırcuow.) len habe mieh in Hawaii 2'/, Jahre lang aufgehalten, und wesentlich in Honolulu in der dortigen Leproserie, dann in der grösseren Lepra- Colonie auf der Insel Molokai, sowie schliesslich bei Bereisung der fünf grösseren Inseln der Gruppe meine Beobachtungen gemacht. — Zieht man in Erwägung, dass die grösste der Inseln ein Areal von gleicher Grösse wie das der Provinz Holstein besitzt, aber ohne die gleichen Communieationsbedingungen, dass ferner die einzelnen Inseln doch alle eine, einen halben bis zwei Tage lange Dampfbootfahrt von Honolulu aus beanspruchen, dazu, dass die eingeborene Bevölkerung in einem sehr lebhaften Reiseverkehr zwischen den einzelnen Inseln sich gefällt und ihre verwandtschaftlichen Beziehungen nicht auf einzelne abge- schlossene Gemeinden beschränkt, sondern über die ganze Inselgruppe ausdehnt, — nimmt man, sage ich, auf alle diese Verhältnisse Rück- sicht, so wird man einsehen, dass die erwünsehte und erwartete leichte Übersicht des Terrains in Bezug auf die Verbreitung der Krankheit nieht in dem erhofften Maasse auf den Sandwich - Inseln vorhanden ist. Dazu kommt, dass nachweisbar die Lepra sieh bereits in den dreissiger Jahren dieses Jahrhunderts auf den Inseln eingenistet hat und nicht erst, wie früher angegeben ward, in den fünfziger Jahren eingeschleppt worden ist. Es resultiren daraus jetzt bereits Kranke in der dritten und vierten Generation. Weiteren Schwierigkeiten begegnet man auf Grund der berechtigten Fureht vor der gesetzlich formell bestehenden Segregation und dem bekanntermaassen zu trüge- rischen Angaben neigenden Sinn der Polynesier. Beide Umstände machen es fast unmöglich, glaubhafte Anamnesen und verlässliche An- gaben über die so wie so loekeren Familienverhältnisse zu erlangen. Je länger ich im Lande blieb. den Charakter der Eingeborenen und 1142 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. die verschiedenen Auffassungen der Landärzte und Polizeiorgane über Lepra und die Diagnose derselben kennen lernte, und mit eigenen Augen die grosse Zahl der Leprösen sah, die nicht segregirt über die sämmtlichen Inseln zerstreut wohnen, desto mehr wurde mir ersichtlich, wie wenig positiven Werth für die wahre Kenntniss der Lepra die statistischen Angaben über die Verbreitung und Vertheilung der Lepra auf den Hawaiischen Inseln besitzen, auch wenn sie, wie in den neuer- lichen Veröffentlichungen der Regierung mit pomphaften Zahlentabellen und mit umständlicher Publieirung alten und neuen Actenmaterials des nichts weiter als einen persönlich -politischen Factor darstellenden Gesundheitsamtes einhergehen. Auch in Bezug auf therapeutische Versuche müssen bei dem kindlich abergläubisch und für gewissenhafte Durchführung einer fort- gesetzten Behandlung gar zu wankelmüthigen“ Charakter der Ein- geborenen die Erfahrungen zurücktreten gegen solche, wie es in den wohlgeordneten Lepraspitälern Norwegens und auch wohl an ein- zelnen, in sorgfältiger klinischer Behandlung befindlichen Fällen gemacht werden können. Diejenigen Punkte hingegen, auf die ich mit mehr Vortheil mein Augenmerk richten zu können glaubte, sind folgende: ı. Sammlung pathologisch-anatomischen Materials, das mir von ı8 ausgeführten Seetionen zu Gebote steht. 2. Beachtung der Initialformen der Krankheit und besondere Berücksichtigung der 25 mir zur Beobachtung gekommenen Fälle von Lepra in der weissen Bevölkerung. Unter dieser letzteren habe ich leider zwei Ärzte und drei katholische Priester zu verzeichnen. 3. Bakteriologisehe Untersuchung und lange beobachtete Inoeu- lationsversuche. I. Was den ersten Punkt anbetrifft, so werde ich die bereits von Danterssen und Borck und seither auch von anderen als leprös signalisirten Veränderungen der Viscera, vorzüglich der Lungen, Leber, Milz, des Darms und der Mesenterialdrüsen, in vollem Maasse bestätigen können. Ich werde eine Pleuritis miliaris und eine Peritonitis miliaris leprosa, eine Phthisis pulmonalis leprosa, eine Enteritis uleerosa leprosa u. s. w. beschreiben können mit charakteristischen Unterscheidungs- merkmalen von den analogen tubereulösen Processen, auf welche diese Veränderungen bei Lepra meistens bezogen worden sind. Als neuen, bisher noch nicht beschriebenen Befund möchte ich das Auffinden von Lepra-Bacillen im Stroma eines noch unreifen Ovariums anführen. Sie finden sich hier im kleinzellig- infiltrirten Gewebe zwischen den Follikeln, und es dürfte wohl in solcher Oophoritis leprosa der Grund für die Arsıng: Bericht über die herrschende Lepra auf Honolulu. 1143 oft zu beobachtende mangelhafte Entwickelung und Sterilität der weib- lichen Leprösen zu suchen sein. j Das mitgebrachte Material besteht in den von den ı8 Seetionen getrennt aufbewahrten Organtheilen, einigen eompleten Gehirnen, Rückenmarken und Extremitäten. Ganze Organe zur Üonservirung zur Seite zu schaffen, gelang bei der Wachsamkeit der Kanaka nur in den seltensten Fällen. Neben diesem Material habe ich mich bemüht, durch Photographie und Gypsabgüsse die hauptsächliehsten Typen der leprösen Erkrankungsformen zu fixiren. Die Gypsabgüsse stellen eine complete Serie von Händen und Füssen mit ganz geringen Erkrankungssymptomen bis zu den schwersten, mutilirten Formen, die Gesichtsmasken besonders intensive oder häufig wiederkehrende Typen der Krankheit dar. II. Die Unterscheidung von tuberösen Formen und solchen von reiner Nervenlepra sind als praktische Haupteintheilung vielleicht bei- zubehalten, wenngleich es keine einzige tuberöse Form ohne Nerven- lepra und nur sehr vereinzelte ganz reine Formen von Nervenlepr: giebt, d. h. solche, wo keine anderen Veränderungen der Cutis be- stehen, als trophoneurotische. In dreien dieser reinen Nervenfälle habe ich durch Nervenexeisionen intra vitam den bisher ausstehenden Nach- weis der mykotischen Neuritis beibringen können. -— In Bezug auf die Hautläsionen wird eine durchgehende, systematische Classifieirung der verschiedenen Erscheinungsformen zu machen sein. Man wird etwa unterscheiden müssen zwischen Initialformen und den Efflorescenzen auf Basis der ausgebildeten Krankheit. Jene scheiden sich wieder in solehe von secundärer Natur, wo die primäre Läsion im Nerven zu suchen ist, und solche, welche, von Anfang an unter dem Bilde einer entzündlichen Neubildung auftretend, eine primäre lepröse Haut- affeetion darstellen. Diese ausserordentlich seltene Initialform, die ich in ein gleiches Verhältniss zur Lepra stellen möchte, wie es der Lupus zur Tubereulose einnimmt, darf man vielleicht einen wahren leprösen Primäraffeet nennen; sonst ist es mir aber niemals, trotz sorgfältiger Berücksichtigung gerade dieses Punktes, gelungen, typische Primär- affeete, die sich etwa denen der Lues an die Seite stellen würden, aufzufinden. Ich habe, um Initialformen kennen zu lernen, vielfache Untersuchungen angeblich Gesunder gemacht, und besonders bei systematischer und genauer Untersuchung ganzer Schulen solehe Haut- veränderungen gefunden, welche ich als bereits lepröse auffasse. Sie waren fast durchgängig trophoneurotischer Natur, hatten zum Theil bereits Jahre lang unverändert bestanden, zum Theil sich allmählich verschlimmert oder waren in anderen Fällen zurückgetreten und an anderen Stellen wieder zum Vorschein gekommen. In allen Fällen 1144 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. waren die subjeetiven Symptome doch so eigenthümlicher Natur, dass die Betroffenen von der Existenz dieser Hautveränderungen wussten, sie aber meistens aus einer unbestimmten Furcht zu verbergen suchten. In einzelnen dieser Fälle haben sich unter meinen Augen, manchmal in acutester Weise, andere Symptome von Lepra entwickelt, ohne dass jedoch irgend ein Typus einer acut eintretenden Infeetion auf- gestellt werden könnte, als welche man bisher, durch das Bild der Lues verleitet, die Lepra hat auffassen wollen. Typische Stadien der Inceubation, Prodrome und fieberhaften Ausbruch einer Eifflorescenz, wie aus den Lehren der Norweger in unsere Lehrbücher bei der Be- schreibung der Lepra übergegangen ist, habe ich nicht beobachten können. Dasjenige, was vielfach noch als Initialsymptom beschrieben wird, das Auftreten von kupferrothen Flecken, pemphigusartigen Blasen u. s. w., ist nach meiner Erfahrung und Auffassung eine Äusserung der oft bereits seit Jahren bestehenden leprösen Infeetion; die Begriffe Ineubation und Latenzstadium sind für die Lepra entbehrlich. Dieses Einschleichen des Krankheitsgiftes in den Organismus, welches die Krankheit viel eher als eine Schwester der Tuberculose, als der Lues erscheinen lässt, ist gerade dasjenige Moment, was uns bisher so wenig über die frühzeitige Diagnose der Krankheit hat hören lassen und was die Verbreitung der Krankheit trotz der härtesten Maass- nahme, welche die Hygieine kennt, der Segregation, bedingt. Eine solehe wird nie etwas anderes bedeuten können, als eine Elimination solcher Mitglieder der Bevölkerung, welche durch die schon weit vor- geschrittene Lepra mehr Abscheu als Mitleid erregen und allerdings, da sie thatsächlich Brutstätten eines anscheinend nur auf den Menschen beschränkten Parasiten darstellen, als gefährliche Mitglieder der Ge- meinde zu betrachten sind. Von diesem Gesichtspunkte aus habe ich auch der Hawaiischen Regierung die Beibehaltung der Segregation dringend anempfohlen, indem ich aber gleichzeitig betonte, dass ich es für gleich unmöglich hielte, in Hawaii alle Leprösen zu segregiren, als etwa in Europa alle Tubereulösen. Ich habe mir gestattet, auch diesen Punkt der Segregation in diesem kurzen Bericht zu berühren, obwohl er mit der eigentlichen wissenschaftlichen Mission nur in bedingtem Zusammenhange steht. Er ist jedoch von einer hohen allgemein menschlichen Bedeutung und es kommt dazu, dass die Frage erst volle Würdigung finden kann, wenn unsere Beziehungen zur Lepra intimere sind als solche, die auf der Beobachtung verein- zelter Fälle oder vorübergehende Besichtigung von Leproserien be- ruhen. Der zweieinhalbjährige Aufenthalt in einem Lande, wo die Lepra alle Empfindungen sowohl der Eingeborenen als der Fremden dominirt, modifieirt manches vorgefasste Urtheil. Arnıng: Bericht über die herrschende Lepra auf‘ Honolulu. 1145 III. Die bakteriologischen Untersuchungen richteten sich haupt- sächlich darauf, die bisher noch nicht erzielte Reineultur des Bacillus leprae zu erzielen. Ich habe auf diese Versuche sehr viel Zeit ver- wendet, da sie bei der Abwesenheit geschulter Assistenz mein persön- liches Handanlegen bis in das kleinste Detail der Vorbereitung und Beaufsichtigung erforderten. Es ist mir aber nicht gelungen, auf irgend einem festen Nährboden (Blutserum, Fleischpeptongelatine, Agar-Agar mit Fleischinfus, Agar-Agar mit Fischinfus, Kartoffel, Taro, Bananen) eine Reineultur zu erzielen. Gleichzeitige Inoculationsversuche, die sich auf Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Tauben, Schweine und Affen bezogen und wobei einzelne der Versuchsthiere 2'/, Jahre nach der Inoculation, alle aber Monate hindurch, beobachtet werden konnten, blieben sämmtlich ohne Resultat. Die Inoculationen fanden statt in die vordere Augenkammer, unter die Conjunetiva bulbi, in die Peritonaealhöhle, in das subeutane Gewebe, in die Cutis selber und in den Ulnarnerven. Bei manchen der Thiere konnte nach Monaten an den Inoeulationsstellen der Bacillus leprae nachgewiesen werden, jedoch ist es bei meinen Versuchsthieren nie zu allgemeinen Symptomen gekommen. Worauf es beruht, dass die neuerdings von OHRTMANN gemeldeten positiven Impfergebnisse bei Kaninchen gelangen und in wie weit sie sich bestätigen und wiederholen lassen werden, ist zur Zeit wohl noch nicht zu entscheiden. Die gleichzeitigen Versuche von Scnorreuius blieben, wie die meinigen,. negativ. Über einen wichtigen bakteriellen Befund habe ich zum Schluss noch kurz zu berichten: Bei Gelegenheit von missglückten Culturversuchen mit Stückchen von Lepraknoten fiel mir auf, dass nach Wochen in dem vollständig ver- faulten Lepragewebe sich die Leprabaeillen noch sehr reichlich er- halten hatten. Ein Gleiches konnte ich an faulendem Lepraeiter, an den Zerfallsprodueten einer drei Monate nach dem Tode exhumirten Lepraleiche, an absichtlich unter den günstigsten Fäulnissbedingungen gehaltenen und in faulenden Flüssigkeiten Monate lang aufbewahrten Gewebsstückchen beobachten, und zwar sind die Leprabaeillen in diesen Massen, wo nach Monate langer Fäulniss alle Gewebselemente vollständig zerfallen und die Fäulnissbacillen selber fast wieder ver- schwunden sind, so massenhaft und prädominirend vorhanden, dass geradezu an eine Vermehrung gedacht werden kann. Eine Flüssig- keit, welche aus Wasser mit einem seit März ı885 darin befindlichen kleinen Leprastückchen besteht, ist jetzt fast nichts als eine Auf- schwemmung von diehten Haufen von Leprabacillen. Einwände gegen diesen Befund, der, wenn er sich bestätigen sollte, für die aetio- logische Rolle der Leprabaeillen eine neue Basis abgeben und sie zu den hygieinischen und klinischen Relationen der Krankheit in leicht 1146 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. December. anzupassende Beziehung bringen würde, können vorläufig noch nach mancherlei Richtung gemacht werden. Es kann behauptet werden, dass es sich nieht um Leprabaeillen, sondern um einen andern Baeillus von genau denselben tinetoriellen Eigenschaften handle, zweitens dass keine Vermehrung, vielleicht nicht einmal Lebensfähigkeit, vorliege, sondern nur die abgestorbenen Bacillen des macerirten Gewebes vor- handen seien. Entscheidend wäre neben Controlversuchen mit faulenden Theilen von normalen, Syphilis- und Tuberkel-Geweben das noch etwas unsichere Thierexperiment. Die Reihe der Controlversuche will ich jetzt aufnehmen und mit dem vorhandenen Material dieser Baeillen- mengen die in Honolulu negativ gebliebenen Thierinoculationen wieder aufnehmen. Ausgegeben am. 9. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1886. L1. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 9. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. Hr. Hirscnurerp las: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. Die Mittheilung folgt umstehend. Die Akademie hat ihr ordentliches Mitglied Hrn. Wessky am 27. November durch den Tod verloren. Sitzungsberichte 1886. 107 % 5 0 ERINE rk, Be Ze ER a 3ER RT 0 er en 7) SEM! SNRE AI ES CERTERRE Me eh 2 En a ee Va Rn Mr DA, j ee Re. y oT DA IRRE Er: NEE TE Ta ... ri KT er % ‚ Pr q j ® | h N uw A BR rg 3% ‚N f De ARBEITETE Een nuR ch RE jr d DET au, a7: ach re Din . wi) IH Team BRTLAIL N, TMEOTEN Ara fer Er An - ns kath - | 1,78 f . nr r i ai r ri TE r FAR N [2 7. Auf 1149 Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. Von Orro HirscHreLn. Di. Erriehtung eines Grabmals für das Kaiserhaus reicht zurück bis in die ersten Anfänge des Prineipats. Noch in demselben Jahre, in welchem Caesar's Sohn und Nachfolger auf seine ausserordentliche Machtvollkommenheit Verzicht leistete und im Einverständniss mit dem Senat die künftige Gestaltung der Reichsverwaltung vorbereitete, im Jahre 726, hat derselbe für sich und die Seinigen eine Ruhestätte bereitet, die an Pracht hinter dem glänzendsten Grabmale des Alter- thums, dem Mausoleum von Halikarnasos, kaum zurückgestanden haben dürfte, wie auch bereits in früherer Zeit der Name Mausoleum auf das Kaisergrab in Rom übertragen worden ist." Sicherlich war es nicht der Gedanke an einen nahen Tod, sondern politische Er- wägungen, die den damals erst fünfunddreissigjährigen zu diesem Bau veranlassten: die Gewissheit, dass das Julische Geschlecht für alle Zukunft zur Herrschaft berufen sei, sollte auch in seinem an Glanz alle ähnlichen Anlagen in Rom übertreffenden Grabmal zu lebendigem Ausdruck gelangen. Es mag sein, dass auch der Besuch des Ptolemaeergrabes in Alexandreia, das die Leiche Alexanders des Grossen barg, in dem Nachfolger der aegyptischen Könige den Ge- danken erweckt hat, seinem Hause eine ähnliche Grabstätte zu be- reiten und dieselbe zu einem öffentlichen Denkmale?’ und zu einem Prachtbau zu gestalten, von dessen Grossartigkeit uns Strabo’s kurze Schilderung, wie die noch erhaltenen Ruinen Zeugniss ablegen. (Gewiss ist es kein Zufall, dass dasselbe auf dem Marsfelde gelegen war, auf dem bestattet zu werden nur hervorragenden Männern und Frauen, wie Sulla, der Tochter des Dietator Caesar Julia, den im Kampfe für die Republik gefallenen Consuln Hirtius und Pansa vom Senat als höchste Ehre gewährt worden war,’ und ohne Zweifel hat auch die Anlage des Mausoleums auf diesem geweihten Boden nieht ohne die Zustimmung des Senates erfolgen dürfen. Das Grabmal der Octavier’ konnte selbstverständlich von dem in das Julische Geschlecht Über- gegangenen nieht mehr benutzt werden; es wird nur noch einmal 107 * 1150 Gesammtsitzung vom 9. December. im Jahre 25 n. Chr. bei dem Tode des in thatsächlicher Verbannung in Massilia gestorbenen L. Antonius, des Sohnes des Julius Antonius er- wähnt, dessen Gebeine auf Senatsbeschluss in dem fumuhıs Octaviorum beigezetzt worden sind (Taeitus ann. 4 e. 44). Vielleicht ist in dem- selben auch seine im Jahre 743 oder 744 gestorbene Grossmutter Octavia, die edle Gemahlin des Marcus Antonius begraben worden, wenigstens ist dieselbe sicherlich nicht in dem Antonier-Grabmal bei- gesetzt worden, da sie bereits im Jahre 722 von ihrem Gatten den Scheidebrief erhalten und sein Haus verlassen hatte. Eher könnte ihre Asche in dem kaiserlichen Grabmale Aufnahme gefunden haben, wenn sie auch dem Julischen Geschlechte nicht angehörte. Doch würde schwerlich der auch in Angaben dieser Art so gewissenhafte Dio bei der ausführlichen Beschreibung ihres Leichenbegängnisses, das ihr kaiserlicher Bruder mit grossem Glanze vollzog,’ dies anzu- führen unterlassen haben, und auch in den gleich zu erwähnenden Versen des epicedion Drusi wird zwar ihr Name neben den im Mausoleum beigesetzten Mitgliedern des Kaiserhauses genannt, ohne dass jedoch ihre Bestattung in demselben mit Nothwendigkeit daraus gefolgert werden müsste. Das Familiengrab der Julier ist seit Errichtung des Kaisergrabes geschlossen geblieben und wenn Taeitus (ann. 16, 6) von dem kumnudlus Juliorum spricht, so ist darunter das Mausoleum zu verstehen, das daneben auch als fumulus Augusti oder Caesarum (Taeitus ann. 3, 4 und 9) oder dichterisch (Martial II, 59. 2) als Oaesarum thohıs bezeichnet wird. Der Dietator Caesar ist allem Anschein nach der Letzte ge- wesen, dessen Überreste in dem Julischen Familienbegräbniss beigesetzt worden sind; Bwuev de wa — so berichtet Dio 44, 51 — & rw ris Ups Ywpiw ipuosuevan Ta yap 60TE Aurel ci Efereudepa mpodveiAovro Xal &s TO marodov" uwmuelov xartdevro. Über die Lage desselben ist nichts bekannt. Gewiss aber wird man es nicht mit Becker (Topographie S. 639 Anm. 68) im Marsfelde suchen dürfen, da private Grabstätten dort überhaupt nicht vorhanden waren. Der Irrthum ist dadurch her- vorgerufen worden, dass allerdings die Verbrennung und ohne Zweifel auch die Bestattung des Dietators im Marsfelde neben dem Grabe seiner Tochter beabsichtigt war,‘ aber nach der tumultuarischen Ver- brennung auf dem Forum nicht zur Ausführung gelangt ist. Dass das Grab Caesar's später nirgends erwähnt wird, kann nicht Be- fremden erregen: nicht das Grab, das die Gebeine des sterblichen Menschen barg, sondern der dem zum Gotte Gewordenen errichtete Tempel musste fortan Objeet der Verehrung werden. Von einer Überführung der Gebeine in das auf dem Marsfelde ihm bereitete Grab oder etwa später in das kaiserliche Mausoleum ist nirgends die HırscHhrerLp: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1151 Rede; dieselben mögen daher dauernd in dem Julischen Familiengrabe verblieben sein. Der Erste, der in das Mausoleum seinen Einzug gehalten hat, ist der Neffe und Schwiegersohn des Augustus, der zur Thronfolge bestimmte Marcellus, der im Jahre 731 in jugendlichem Alter seinen Tod gefunden hat. Schon hier tritt sofort deutlich hervor, dass dies Grabmal nicht allein dem Julischen Geschlechte, sondern den Anver- wandten des Kaiserhauses im weiteren Sinne zu dienen bestimmt war, wie dies auch Strabo (V, 3,8) mit den Worten: üre de rw Yunarı Ina einw aüred zu TÜV ovyyevav zul oixeiwv andeutet. Die Beisetzung des Marcellus in dem nahe dem Tiberufer gelegenen Mausoleum be- zeugen Vergil (Aen. VI, 873 quae, Tiberine, videbis funera, cum tumuhım praeterlabere recentem), Dio (53, 30) und der Dichter des sogenannten epicedion Drusi, dessen Verse (65 ff.) für die Verwendung des Mauso- leums in den ersten zwanzig Jahren nach seiner Erbauung ein nicht unwichtiges Zeugniss ablegen. Dieselben lauten: vidimus erepta maerentem stirpe sororis: luetus ut in Druso publicus üle fuit; condidit Agrippam quo te, Marcelle, sepulero, et cepit generos iam locus ille duos ; vice posito Agrippa tumuli bene ianua clausa_ est, percipit offieium funeris ecce soror. Additur” ante datis iactura novissima Drusus, a magno lacrimas Caesare quartus habet. Claudite iam, Parcae, nimium reserata sepulera, claudite: plus iusto iam domus ista patet. Die Glaubwürdigkeit dieses Zeugnisses ist bekanntlich in Zweifel gezogen worden; Morırz Havrr hat in eingehender und scharfsinniger Begründung” den Nachweis versucht, dass das Gedicht nicht antiken Ursprunges, sondern das Machwerk eines italienischen Gelehrten des 15. Jahrhunderts sei. Dass dieser Nachweis misslungen ist, dass kein einziger entscheidender Grund gegen die Echtheit des Gedichtes, dagegen die Erwähnung des Flusses Isargus (heute Eisack) und des Dacius Appulus (v. 386 ff.) entschieden für den antiken Ursprung des Gedichtes spricht, ist heute wohl fast allgemein anerkannt, wenn auch die Ansichten über die Zeit, in der dies Gedicht entstanden ist, vielfach auseinandergehen.'” Meines Erachtens haben wir es nicht nur mit einem antiken, sondern mit einem, wenn auch nicht unmittelbar nach dem Tode des Drusus, so doch noch gegen Ende der Augustischen Zeit!" verfassten Gedicht zu thun. Nach der Regierung des Kaisers Claudius, des Sohnes des Drusus, würde überhaupt schwerlich Jemand auf den Gedanken gekommen sein, einen solchen Stoff dichterisch zu gestalten; wären aber dem 1152 Gesammtsitzung vom 9. December. Verfasser auch nur die Thaten des Germanicus bekannt gewesen, so würde es sicher nicht an einem prophetischen Hinweis fehlen, dass der Sohn dereinst der Vollender des von dem Vater in Germanien begonnenen Werkes sein würde. Selbst die dem Tiberius reichlich gespendeten Lobpreisungen würden wohl eine andere Färbung erhalten haben, wenn derselbe bereits den Thron bestiegen haben würde. So gross daher auch die Schwächen dieses Gedichtes und so gering die Originalität des Dichters ist, so sind wir doch, soweit ich urtheilen kann, keineswegs berechtigt, dasselbe der frühen Kaiserzeit abzusprechen. Bestätigt und ergänzt wird die Angabe des Gedichtes über die Bestattung des Agrippa und des Drusus in dem Mausoleum durch die Nachricht des Dio (54, 28): aUrev (Agrippam) &v r& Euurev uymmeiw Sue, xaroı idlov Ev TO "Apeıw mediw Außovrz und ähnlich von Drusus 55, 2: ds To "Apeıov wediov ... . AEyIn xdvralten mup doNeis Es To Toü Alyovorev uriux xarere®n.” Es bedurfte dies um so mehr der Erwähnung, als Beide nicht dem Julischen Geschlechte angehört haben und dass Drusus eigentlich in dem Grabmal der Claudier hätte beigesetzt werden müssen und die Aufnahme in das Mausoleum als eine von Augustus den Manen des Verstorbenen und seiner Mutter Livia erwiesene Ehre angesehen worden ist, deutet auch der Dichter des Epicedion mit den der Livia in den Mund gelegten Worten an (v. 161 ff.): certe tumulo ponemur in uno, Druse, neque ad veteres conditus ibis avos; miscebor cinerique cinis alque ossibus ossa. Die Thatsache ferner, dass der Leichnam des Drusus in Rom auf dem Marsfelde, nicht, wie es die Absicht der Soldaten war, in dem Winterlager verbrannt worden ist, erhellt sowohl aus den oben angeführten Worten des Dio und einer Andeutung bei Seneca,'” als auch vor Allem aus den die Vorgänge im Lager schildernden Versen des Epicedion.'" Ein ÖOenotaphium ist ihm von seinen Soldaten am Rhein errichtet worden. Über den Ort desselben ist viel gestritten worden; die Meisten haben es mit Rück- sicht auf die Angabe des Eutropius (VI, 13): Drusi qui apud Mogon- tiacum monumentum habet bei Mainz gesucht, doch hat Momamsen (Röm. Gesch. 5 $S.27 A.ı) die Identification dieses Monumentes mit dem Grabmal meines Erachtens mit Recht abgewiesen und die Vermuthung ausgesprochen, dass sich dasselbe in Vetera befunden habe. Ich möchte eher an das zweite Standquartier von Untergermanien, an Cöln denken, da auf die Nähe der ara Ubiorum, deren Stiftung allem Anschein nach auf Drusus zurückgeht,” die Worte Suetons (Claudius e. ı) zu deuten scheinen: ewercitus honorarium ei tumulhım exeitawit, circa quem deinceps stato die quotannis miles deeurreret Galliarumque eivitates publice supplicarent; jedoch ist mit voller Sicherheit die Frage nicht zu ent- scheiden. Hırscarern: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1153 Der Wunsch, den der Dichter des Epicedion ausspricht, es mögen lange die Pforten des kaiserlichen Grabmals geschlossen bleiben, hat sieh nicht erfüllt. Zehn Jahre nach Drusus’ Tod ward der jüngere Sohn des Agrippa, Lucius, sg Jahre später sein älterer zur Thron- folge ausersehene Bruder Gaius hier bestattet. Dass dieselben als Enkel und Adoptivsöhne des Kaisers in dem Mausoleum beigesetzt worden sind, müsste man auch ohne ausdrückliches Zeugniss als nahezu gewiss annehmen. Wir besitzen nun allerdings die Grab- schrift des Gaius oder nach Monusen’s Vermuthung' seines Bruders Lueius, doch ist dieselbe bei der Kirche SS. Apostoli, also in be- deutender Entfernung von dem Mausoleum gefunden worden und kann daher nicht als Beweis für die Bestattung im Mausoleum ver- wandt werden, wenn auch der Umstand, dass ebendaselbst die Grab- schrift des Kaisers Tiberius zum Vorschein gekommen ist, dafür spricht, dass beide vom Mausoleum dorthin verschleppt worden sind. Beweisender würden zwei Fragmente sein, die zu ein und derselben Inschrift zu gehören scheinen (C. J. L. VI n. 894), da sie nach dem zuverlässigen Zeugniss des Aceursius “ex tegumento exteriori Augustorum manusolei’ stammen, wenn ihre Beziehung auf Gaius sicher wäre; doch hat Momusex'” schwerwiegende Bedenken dagegen erhoben und ist geneigt, dieselben dem Germanicus zuzuweisen. Ein drittes Fragment dagegen (C.J. L. VI n. 895), das allem Anschein nach dem Lucius Caesar angehört, ist wiederum nicht in dem Mausoleum gefunden worden, wenn es auch wahrscheinlich sich ursprünglich ebenfalls an der Aussenseite desselben befunden haben dürfte. Als directes Zeug- niss bleibt daher nur die verstümmelte, "aber sicher auf Gaius gehende Notiz in den sogenannten fasti Ripatransonenses:'” iustitfium indietum est] donec ossa eius in [maJesolfeum inferrentur], denn dass unter mae- soleum in dieser Zeit nur das kaiserliche Grabmal verstanden werden kann, scheint mir ausser Zweifel. Leider schweigt Dio oder vielmehr der arg verstümmelte Text desselben über den Ort der Bestattung des Gaius und Lucius,” und es ist das um so mehr zu bedauern, als dieser zuverlässige Schriftsteller” an einer anderen Stelle berichtet, dass die Gemahlin des Septimius Severus Julia Domna: &v 7% reÜ Talov roü re Acuziou uvauarı zarereSy. Gewiss ist uvAjuz hier nicht als Ehrendenk- mal, sondern als Grabmal zu fassen, und man wird demnach annehmen müssen, dass, wie ohne Zweifel Dio in einer uns verlorenen Notiz berichtet hatte, für Gaius und Lueius, wie ja auch ursprünglich für ihren Vater Agrippa, ein besonderes Grabmal errichtet worden ist, das aber unzweifel- haft einen Theil des kaiserlichen Mausoleums gebildet haben wird: denn dass die Gräber dieser Prinzen sich nieht in oder doch neben dem Augustischen Grabmal befunden haben sollten, halte ich für undenkbar, 1154 Gesammtsitzung vom 9. December. Vier Decennien waren seit der Erbauung des Mausoleums ver- strichen, als Augustus in ihm zur Ruhe gebettet wurde. Von den Seinigen waren ihm die Liebsten ausser seiner Gemahlin im Tode vorausgegangen, sein einziges Kind und ihre gleichnamige Tochter hatte er in seinem nicht lange vor dem Tode errichteten Testament als unwürdig von seinem Grabmal ausgeschlossen:”' Beide haben in der Verbannung ihren Tod und ihr Grab gefunden. Eines Zeugnisses für die Beisetzung der Gebeine des Kaisers in seinem Mausoleum bedarf es selbstverständlich nicht, wenn es auch an solchen keines- wegs mangelt.” Aber Beachtung verdient, dass in einer allerdings trüben mittelalterlichen Quelle, in den sogenannten Mirabilia urbis Romae, bei der Beschreibung des Mausoleums die Nachricht erhalten ist, dass in der Mitte der übrigen Grabkammern in einer Apsis die des Augustus mit seiner in sitzender Stellung dargestellten Statue sich befunden habe. Ich sehe keinen Grund, an dieser Angabe zu zweifeln. Die Mirabilia sind nach den Ausführungen des zu früh der Wissenschaft entrissenen Gelehrten, der dieselben zuletzt kritisch bearbeitet hat, um das Jahr ı 150 abgefasst””; erst im Jahre 1167 ist das Mausoleum, das damals als Festung den Colonna diente, im Inneren vollständig zerstört worden,”' so dass der Verfasser der Mira- bilien die Grabkammern noch in ziemlich intactem Zustande gesehen haben kann. Dass derselbe auch eine jetzt verlorene Grabschrift an dem Grabe eines späteren Kaisers vor Augen gehabt hat, ist, wie sich noch ergeben wird, kaum in Zweifel zu ziehen. Die Grabschrift des Augustus ist, ebenso wenig als die seiner Gemahlin, erhalten. Dagegen ist der Bericht über sein öffentliches Leben und Wirken, den der Kaiser auf zwei ehernen, nach einer ansprechenden Vermuthung zu beiden Seiten des Einganges in die Wand des Mausoleums eingelassenen Pfeilern, durch letztwillige Ver- fügung hatte eingraben lassen, uns bekanntlich fast vollständig, wenn auch nur in Copien, erhalten. Der in neuester Zeit von verschiedenen Seiten gemachte Versuch, diesen Rückblick auf sein politisches Leben zu einer Grabschrift zu stempeln, ist bereits früher von mir,” und soeben in eingehender Darlegung von Monnsen” als verfehlt und als auf einer unrichtigen Anschauung von dem Wesen der römischen Grabschrift beruhend zurückgewiesen worden. Der von einem der Ver- treter jener Ansicht unumwunden ausgesprochene Satz: ‘jede Inschrift, die bei dem Grabe angebracht wird, ist eine Grabschrift oder ein Theil der Grabschrift’, ist das Produet einer modern-christlichen, aber nieht antik-heidnischen Anschauung, nach der das Grab als die Wohnung des Todten gilt. die domus aeterna, wie sie nicht selten in Inschriften genannt wird,” die für die mannigfachsten Erinnerungs- Hırsc#rerLp: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 3155 zeichen an das Leben und Wirken des Verstorbenen die rechte Stätte bietet. Und hier ist es zudem nicht ein Einzelgrab, sondern das Grab des Kaisers und der Seinigen, an dessen Eingang passend, nicht die Grabschrift, aber wohl der Bericht über die Thaten des Erbauers dieses Todtenhauses und Begründers des römischen Kaiserreiches seine Stelle finden konnte. Die Grabschrift des Kaisers, ohne Zweifel nach römischer Sitte nicht auf Bronze, die niemals zu sepuleralen Zwecken verwendet worden ist,” sondern, wie die übrigen Grabschriften des kaiserlichen Mausoleums, in Marmor eingehauen, hat sich sicherlich innerhalb des Gebäudes, in der Grabkammer des Kaisers befunden und die übereinstimmend für alle, vor und nach Augustus, in dem Mausoleum beigesetzten Mitglieder des Kaiserhauses gewählte Form der Grabschriften macht es wahrscheinlich, dass dieselbe von dem Kaiser selbst für sich und die Seinigen bestimmt worden ist. Wir werden daher kaum fehl gehen, wenn wir der Grabschrift des Augustus, nach dem Muster derjenigen seines Nachfolgers, folgende einfache Fassung zuschreiben:”” OSSA IMP - CAESARIS - DIVI- F AVGVSTI P - P- PONTIFICIS MAXIMI TRIB - POT - XXXVIl - IMP - XXI - COS - XII Fünfzehn Jahre nach Augustus ist seine Gemahlin Livia,”” acht Jahre später ihr Sohn Tiberius hier bestattet worden. Denn wenn auch die Schriftsteller nicht ausdrücklich die Beisetzung des Letzteren im Mausoleum erwähnen, sondern nur das funus publieum, das sein Nachfolger dem verhassten Kaiser trotz der erbitterten Stimmung des Volkes zu Theil werden liess,” und wenn auch seine Grabschrift in geraumer Entfernung von dem kaiserlichen Grabmal zum Vorschein gekommen ist, so wird man, sowohl nach der Fassung derselben, als auch gerade aus dem Schweigen der Schriftsteller über eine etwaige Ausschliessung aus dem Mausoleum, folgern dürfen, dass ihm als Adoptivsohn und Nachfolger des Augustus dasselbe nicht verschlossen geblieben ist. Über die Beisetzung der Überreste des bereits im Jahre 19 in Antiocheia gestorbenen und auf dem dortigen Forum ver- brannten Germanicus im Mausoleum liegt ein sicheres Zeugniss vor;” dass dagegen drei in zartem Alter” verstorbene Söhne desselben, deren Grabsteine nicht weit von demselben bei San Carlo al Corso ge- funden sind, ebenfalls im Kaisergrabe bestattet worden sind, möchte ich bezweifeln. Denn diese rohen und unscheinbaren Travertin- eippen (C. J. L. VI n. 838—890) unterscheiden sich sowohl in der 1156 Gesammtsitzung vom 9. December. Form als in dem Material von den Marmorurnen” des Mausoleums, und die Schlussworte der Inschriften hie crematus est lassen keinen Zweifel darüber, dass sie an dem von Strabo geschilderten,” in der Mitte des Marsfeldes gelegenen Bustum Caesarum gestanden haben, dessen Lage durch diese und ähnliche dort gefundene Inschriften, wie längst erkannt ist,°* fixirt wird. Dass die Asche dieser Kinder später in das Mausoleum übertragen worden sei, ist mir nicht wahr- scheinlich, da ihre Brandstätte sonst wohl nicht durch Inschriftstelen bezeichnet worden wäre; geradezu ausgeschlossen ist aber diese An- nahme bei den ganz ähnlichen, an demselben Orte zum Vorschein gekommenen Travertineippen der auf Betreiben der Messalina von Claudius getödteten jüngsten Tochter des Germanieus, Livilla, und des von Caligula beseitigten Prinzen Tiberius, da auf beiden Steinen (©. 3. L. VIn. 891—2) die Formel hie situs (resp. sita) est den Fundort als den Ort des Begräbnisses bezeichnet;” dazu stimmt, dass an dem- selben Orte die schöne, jetzt im Museo Pio-Clementino (n. 421) auf- bewahrte Alabastervase gefunden worden ist, die allem Anschein nach die Asche eines hier bestatteten Mitgliedes der kaiserlichen Familie, vielleicht, wie Visconti vermuthet, der Livilla umschlossen haben dürfte. Als Gaius zur Regierung gelangte, war es bekanntlich seine erste Sorge, die Gebeine seiner in der Verbannung gestorbenen Mutter und seines Bruders Nero°* selbst nach Rom zu bringen und sie feierlich im Mausoleum beizusetzen. Die Graburne der Agrippina ist noch erhalten, die Grabschrift des Nero in alten epigraphischen Sammlungen überliefert (C. J. L. VI n. 886. 887). Dieselbe Ehre wird nach aller- dings nieht ganz unzweideutigen Nachrichten” auch seinem Bruder Drusus von ihm erwiesen sein, der im Jahre 33 den Hungertod in der Tiefe des Kaiserpalastes hatte sterben müssen. Auch die von Gaius abgöttisch geliebte Schwester Drusilla ist sicherlich im Mauso- leum bestattet worden;" dagegen dürfte seine zuerst mit Ehren über- häufte, dann in Ungnade gefallene und zum Selbstmord gezwungene Grossmutter Antonia in dem Grabmale der Antonier oder der Octavier beigesetzt worden sein:"' auch unter den Ehren, die der Todten später von ihrem Sohne, dem Kaiser Claudius, zu Theil wurden, ist von einer Überführung der Gebeine in das Mausoleum nicht die Rede.” Der Kaiser Gaius ist selbstverständlich von dem Mausoleum aus- geschlossen geblieben; sein verstümmelter Leichnam ist, nur halb- verbrannt und nothdürftig mit Erde bedeckt, in den Lamischen Gärten, die ihm bei Lebzeiten ein Lieblingsaufenthalt gewesen zu sein scheinen, verscharrt worden; später haben seine Schwestern die Leiche ausgraben lassen und. wahrscheinlich an demselben Orte, in ritueller Weise be- Hırschrerp: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1157 stattet.” Seinem Nachfolger Claudius haben die Mörder desselben, seine Gattin und sein Adoptivsohn, ein glänzendes Leichenbegängniss, mit nieht geringeren Ehren, als sie dem ersten Kaiser zu Theil geworden waren, ausgerichtet und ihn ohne Zweifel in dem kaiserlichen Grab- mal beigesetzt;'' wahrscheinlich ist auch seinem Sohne Britanniecus, dem kurz nach der Vergiftung des Vaters dasselbe Schicksal durch Nero bereitet wurde, diese Ehre nicht versagt geblieben.” Die späteren Opfer des Nero: seine Mutter Agrippina und seine erste Gattin, die unglückliche Tochter des Claudius, Octavia, die Beide fern von Rom gemordet wurden, sind dagegen dauernd von dem Mausoleum ausge- schlossen geblieben," während die zweite Gemahlin des Kaisers, Poppaea Sabina, obschon dieselbe ihren religiösen Neigungen gemäss und ohne Zweifel auf ihre ausdrückliche Bestimmung nicht verbrannt, sondern nach orientalischem Ritus einbalsamirt wurde, in dem Julischen Grabmal eine Stätte gefunden hat.” Der Kaiser selbst hat sich mit einem Platze in dem Familiengrabe der Domitier auf dem Monte Pineio begnügen müssen; sein Grabmal, bestehend aus einem solium porphyretici marmoris, superstante Lamensi ara, circumsaeptum lapide Thasio, scheint noch zur Zeit Hadrians erhalten gewesen zu sein,” und wenn auch sein Verehrer Vitellius ihm ein feierliches Todtenopfer an dem kaiserlichen Bustum im Marsfelde dargebracht hat,‘ so hat er doch offenbar nicht gewagt, seine Gebeine in das Mausoleum zu überführen. Mit Nero ging das mühsam durch Adoptionen zu einer künst- lichen Einheit verbundene Julisch-Claudische Geschlecht zu Ende; es fragte sich, ob, nachdem auch dieser dünne Faden für immer zer- schnitten war, ein neues Kaiserhaus auf die Beisetzung in dem tumulus Juliorum Anspruch erheben würde. Bei dem Tode der drei ephemeren Kaiser, die Nero folgten, ist die Frage, ob sie in dem Mausoleum zu bestatten seien, überhaupt nicht aufgeworfen: der verstümmelte Körper Galba’s wurde in seinen Privatgärten an der Aurelischen Strasse bei- gesetzt.” Otho hat nach seinem freiwilligen Tode ein bescheidenes Grabmal in Brixellum erhalten” und der zerfleischte Leichnam des Vitellius ist in den Tiber geworfen worden.” Erst bei Vespasian’s Tode, mit dem ein neues, freilich nur zu kurzer Dauer bestimmtes Kaisergeschlecht anhebt, musste diese Frage zur Entscheidung gelangen. Ein direetes Zeugniss über die Beisetzung Vespasian’s im Mausoleum haben wir allerdings nieht, aber es sprechen meines Erachtens ent- seheidende Gründe für dieselbe. Zunächst der Umstand, dass bei seinem Tode ein Kaisergrabmal ausser dem Mausoleum nicht vorhanden war” und ein Mann wie Vespasian, der von Senat und Volk verehrt gestorben ist, sicher nicht auf privatem Grund und Boden begraben sein wird; sodann das Beispiel des, wie wir sehen werden, im Mauso- 1158 Gesammtsitzung vom 9. December. leum bestatteten Kaisers Nerva; schliesslich die Nachricht des Sueton (Vespasianus e. 23): cum inter cetera prodigia Mausoleum derepente patuisset et stella erinita in coelo apparuisset, alterum ad Juniam Calveinam e gente Augusti pertinere dieebat, alterum ad Parthorum regem. Das Aufspringen des Thors des Mausoleums, das übrigens auch kurz vor Nero’s Tod berichtet wird, erwähnt ebenfalls Dio (66 e. 17), doch ist dort, wohl von dem Epitomator, der daran geknüpfte Scherz Vespasian’s fort- gelassen worden. Könnte man nun auch zur Noth die Deutung zulassen, dass dieses Prodigium überhaupt nur den Tod einer, sei es durch Verwandtschaft — Junia Calvina’s Mutter war Aemilia Lepida, eine Urenkelin des Augustus — sei es durch seine Stellung dem Augustus nahestehenden Person andeuten sollte, so wird man doch am unge- zwungensten die Nachricht in der Weise deuten, dass Vespasian’s Asche ebenfalls im Mausoleum beigesetzt zu werden bestimmt war. Ich habe bis jetzt einer Inschrift nieht Erwähnung gethan, der für diese Frage eine gewisse Bedeutung beigelegt werden könnte. Er- halten ist von ihr nur das Schlusswort VESPASIANI (C.J.L. VIn. 893), jedoch kann dieselbe nach der feststehenden Titulatur nicht auf den Kaiser selbst bezogen werden. Gegen die von Vıscoxti vorgeschlagene Ergänzung auf die Gemahlin Vespasian’s, Domitilla macht Hexzen geltend, dass Domitilla vor der Thronbesteigung ihres Gatten ge- storben sei und wenn ihre Asche auch später im Mausoleum bei- gesetzt worden wäre, doch dem Namen Vespasian’s der Titel August folgen müsste; er bezieht daher die Inschrift auf den jungen Sohn des von Domitian gegen Ende seiner Regierung getödteten Flavius Clemens, dem ebenfalls der Name Vespasianus beigelegt worden ist. Der angeführte Einwand Hrxzex’s würde allerdings hinfällig, wenn die Setzung der Grabschrift erst nach Vespasian’s Tode erfolgt wäre, da dann Domitilla als wwor Divi Vespasiani bezeichnet werden musste, und dafür, dass dies an und für sich nicht undenkbar ist, sprechen die ihrem Andenken zu Ehren im Jahre 8o unter der Regierung ihres Sohnes Titus geprägten Münzen ;” dennoch ziehe ich die Deutung auf den jugendlichen Schüler Quintilian’s vor, der wohl nicht lange nach seinem Vater gestorben oder getödtet sein und an dem kaiserlichen Bustum im Marsfelde eine bescheidene Grabstätte gefunden haben wird. Denn dass sich die Inschrift dort und nicht in dem Mausoleum be- funden hat, beweist unzweideutig Fundort, Form und Material dieses ge- meinsam mit den bereits besprochenen zum Vorschein gekommenen Tra- vertineippus. Für die Entscheidung der Frage, ob Vespasianus im Mauso- leum bestattet worden sei, ist daher diese Inschrift nicht zu verwerthen. Der einfache Sinn des aus niederer Familie stammenden Kaisers hat wohl überhaupt den Gedanken nicht aufkommen lassen, für sich HırschreLp: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1159 . und seine Nachkommen ein neues Kaisergrab zu erbauen. Anders dachte sein Sohn Domitianus, der in dem auf dem Quirinal an Stelle seines Geburtshauses errichteten templum gentis Flaviae für das Flavische Haus ein Grabmal errichtete, das an Glanz, nach den Schilderungen der damaligen Hofdichter zu schliessen, das Mausoleum des Augustus noch übertroffen haben muss. Vollendet scheint dasselbe erst im Jahre 94°” zu sein und es kann meines Erachtens kaum einem Zweifel unterliegen, dass auch die Asche des Vaters, als Ahnherrn des Kaiserhauses, dorthin überführt worden ist. Ja dass recht eigentlich dem Vespasian zu Ehren dies Grabmal des Flavischen Hauses errichtet worden ist, spricht Martial unverhohlen aus, indem er dem Jupiter in Bewunderung des soeben vollendeten Bauwerkes und in Hinblick auf sein eigenes ärm- liches Grab in Kreta die Worte in den Mund legt (IX, 34, 7-8): (nosia vos, inquit, nobis monumenta dedistis; cernite quam plus sit Caesaris esse patrem. Ein Kolossalkopf Vespasian’s ist bei der Porta Collina in den Fundamenten des neuen Finanzministeriums vor nicht langer Zeit gefunden worden,°° wodurch entsprechend den Angaben des Suetonius und der Regionarier die Lage des Grabmals sicher bestimmt wird. In unmittelbarer Nähe desselben befanden sich die kaiserlichen Gärten des Sallust, die vielleieht nach dem Beispiel der eireumiectae silvae et ambulationes bei dem Mausoleum des Augustus als Parks und Promenaden sich an das Flavische Grabmal anzuschliessen bestimmt waren. — Auch die Gebeine des Titus und seiner Tochter Julia sind, und zwar wahr- scheinlich aus dem Augustischen Mausoleum, in das Flaviergrabmal über- tragen worden und auf diese Translocation beziehen sich die wohl im Jahre 95 verfassten Verse des Statius, der mit Martial um die Wette die Pracht des Bauwerkes preist (silv. V, 1, 240): aeternae modo qui sacraria genti condidit ingque alio poswit sua sidera caelo. Selbst Domitian’s Asche wurde nach der Bestattung auf seiner Besitzung an der Lati- nischen Strasse von seiner treuen Wärterin Phyllis heimlich hierhin gebracht und mit der Asche seiner geliebten Nichte Julia vermischt.” Noch in den Regionsverzeichnissen der Constantinischen Zeit wird die ‘gens Flavia’ erwähnt; ob aber das Bauwerk nach dem Untergang des Flavischen Hauses anderen Zwecken gedient hat, bleibt bei dem vollständigen Schweigen unserer Überlieferung fraglich. Der letzte Kaiser, der in dem Mausoleum des Augustus bestattet worden, ist Nerva nach der Angabe des Verfassers der epitome de Caesaribus 12, ı2: cuius corpus a senahı, ut quondam Augusti, honore delatum,” in sepulero Augusti sepultum est. Diese Nachricht erhält eine unerwartete Bestätigung durch eine Notiz in den Mirabilien, in denen es bei der Beschreibung des Mausoleums heisst ($. 22): in inferiori giro sunt sepulture ümperatorum; in unaquaque sepultura sunt littere üta 1160 Gesammtsitzung vom 9, December. dicentes: “hec sunt ossa et cinis Nerve imperatoris et vietoria quam fecit’ > Mit Recht hat Jorpan” aus der Übereinstimmung der Fassung dieser Grabschrift mit den erhaltenen oder sicher überlieferten Inschriften des Mausoleums gefolgert, dass dem Verfasser der Mirabilien die jetzt ver- lorene Grabschrift des Nerva, und zwar allem Anschein nach im Original vorgelegen hat. Eine weitere Bestätigung dafür bietet aber, wenn ich recht sehe, der an und für sich und insbesondere bei dem friedliebenden Nerva befremdliche Zusatz: “et vietoria quam fecit’. Denn ich zweifle nicht, dass hier eine missverständliche Erklärung des dem Kaiser im Jahre 97 beigelegten Namens Germanieus vorliegt und dem- nach die Grabsehrift, entsprechend der des Tiberius, gelautet haben wird: ossa (et einis?) Imp(eratoris) Caesaris Nervae Augusti Germanicı pontificis maswimi trib. pot. III imp. II cos. IIII. p.p. Sein Nachfolger Trajan hat sich seine eigene Grabstätte unter der Säule, die seine Daeischen Siege verkündete, bereitet: der ein- zige Kaiser, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, der innerhalb der Stadt beigesetzt worden ist; die goldene Urne, in der seine Asche sich befand, ist bekanntlich bei der Öffnung der Grabkammer durch Papst Sixtus V. nicht gefunden worden. Über die Beisetzung seiner Gemahlin Plotina, seiner Schwester Marciana und seiner Nichte Matidia schweigt unsere Überlieferung. Mit Hadrian beginnt, wie für die Kaiserzeit überhaupt, so auch für die kaiserlichen Grabbauten eine neue Epoche. Es ist nicht auf- fallend, dass gerade dieser Kaiser, dem Aegyptens Wunder einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hatten, ein Grabmal für sich und seine Nachfolger errichtet hat, das an Grossartigkeit mit den Pyramiden Aegyptens sich messen konnte und vielleicht selbst gewisse Details der inneren Anlage denselben entlehnt hat.”” Die Grabkammern des Augusti- schen Mausoleums waren gefüllt und dasselbe ist seitdem geschlossen ge- blieben. Die Obhut über das Gebäude war sicher bereits unter Trajan einem kaiserlichen Freigelassenen mit dem Titel procurator mausolei über- tragen worden.” Dass Hadrian den Bau schon im Jahre 123 begonnen habe, wird man aus einigen in jenem Jahre gebrannten Ziegeln, die in demselben gefunden worden sind, selbstverständlich nicht schliessen dürfen; vollendet hat ihn erst im Jahre 139 sein Nachfolger, der die zuerst in der Puteolanischen Villa Cicero’s beigesetzte Leiche Hadrian’s, wie auch die Überreste der bereits vor Hadrian gestorbenen Sabina und des zur Thronfolge bestimmten Adoptivsohnes Hadrian’s, Lucius Aelius Caesar darin bestattet hat.” Eine Reihe von dort gefundenen Inschriften, von denen jetzt keine mehr erhalten ist, überliefert die Namen der Angehörigen des Antoninischen Hauses, die hier begraben worden sind: ausser den uch ET HırscHrerLp: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1161 bereits Genannten der Kaiser Antoninus und seine Gemahlin Faustina nebst drei Kindern, die Kaiser Lucius Verus und Commodus, schliess- lich drei bereits vor der 'Thronbesteigung ihres Vaters gestorbene Kinder des Mare Aurel und der jüngeren Faustina. Die Grabschriften der Eltern sind nicht zum Vorschein gekommen; dass Beide in dem Mausoleum bestattet waren, steht aber ausser Zweifel. Die Inschrift des Hadrian und der Sabina befand sich über dem Eingangsthor des Mausoleums, die übrigen waren ebenfalls in die Aussenwand des Grabmals eingelassen (über die Anordnung vergl. Monusen, Ber. der Sächs. Ges. 1850 S. 306); über den Inschriften lief ein mit Bueranien und Festons geschmückter Fries. Beachtung verdient, dass die Namen der Kaiser, Kaiserinnen und des Kronprinzen L. Aelius im Dativ, die der Kinder im Nominativ stehen, erstere also die Dedicationsform haben, wenn auch der Dedicant, d. h. wahr- scheinlieh der regierende Kaiser, dem alten Gebrauche gemäss nicht genannt ist. Vielleicht wird man annehmen dürfen, dass Statuen der- selben sich über den Inschriften (über den Kinderinschriften wohl Büsten) erhoben haben und mit den übrigen Statuen, die das Grab- mal schmückten, bei der Belagerung durch die Gothen im Jahre 537 auf den Köpfen der Angreifer zerschmettert worden sind.“ Bis auf Septimius Severus haben, mit Ausnahme des Didius Julianus, der in dem Grabmal seines Grossvaters," des Juristen Salvius Julianus, an der Labikanischen Strasse bestattet worden ist, wohl alle Kaiser und fast sämmtliche Mitglieder des Kaiserhauses in dem hadrianischen Mausoleum ihre Grabstätte gefunden; auch Pertinax’ Überreste, dessen Leichnam zuerst in dem Familiengrabe seiner Ge- mahlin Flavia Titiana geborgen worden ist, sind vielleicht bei der von Severus feierlich vollzogenen Bestattung und Apotheose hierhin übertragen worden.‘ Sicher ist es, dass der Kaiser Severus, der durch eine kühne Fietion sich zum Sohne des Marcus Aurelius und damit zum Fortsetzer des Antoninischen Hauses machte, sein Sohn Caracalla und, wenn auch nicht unmittelbar nach ihrem Tode, seine Gemahlin und sein zweiter Sohn Geta in dem Antonineum bestattet worden sind. Damit steht freilich in Widerspruch eine Nachricht des Spartianus von einem eigenen Grabmal, das Severus sich an der Appischen Strasse gebaut haben soll. Wir lesen nämlich bei Gelegenheit des Leichenbegängnisses des Geta: inlatus est maiorum sepulchro, hoc est Severi, quod est in Appia via euntibus ad portam dextra, specie septizodii exstruchum, quod sibi ille vivus ornaverat. Ich habe an einem anderen Orte” nachzuweisen gesucht, dass hier an ein Glossem, wie man an- genommen hat, keineswegs gedacht werden kann, sondern dass es 1162 Gesammtsitzung vom 9. December. sich, wie so oft bei diesen Seribenten, entweder um einen Zusatz des Biographen, oder um eine in ganz roher Weise angeknüpfte Notiz aus einer anderen Quelle handelt. Daran halte ich auch jetzt unbedingt fest; jedoch glaube ich im Gegensatz zu meiner früheren Auffassung mit Becker (Topographie, Anm. 1430) annehmen zu müssen, dass dieses angeblich speeie septizodii an der Appischen Strasse er- baute Grabmal mit dem berühmten Septizonium an der Südwest- ecke des Palatin identisch ist. Denn einerseits stimmt die Angabe in Appia via euntibus ad portam (nämlich Capenam) dextra im Ganzen sehr wohl mit der Lage des Septizoniums, da dasselbe, wenn auch nicht unmittelbar an der Appischen Strasse, so doch nur wenige Schritte von dem Beginn derselben und von der porta Capena ent- fernt lag, andererseits wäre es in hohem Grade auffallend, dass das angeblich von Severus erbaute Grabmal weder von dem Kaiser, noch von seinen Nachkommen (denn auch Geta ist nach ausdrück- licher Überlieferung in dem Hadrianischen Grabmal bestattet worden) jemals benutzt worden wäre; schliesslich erklärt sich unter dieser Voraussetzung am leichtesten die unvermittelte Anknüpfung der Er- wähnung des Septizoniums am Ende der Biographie des Severus an den Bericht über sein Begräbniss im Antonineum. Demnach kann meines Erachtens kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass entweder bereits in der Nebenquelle Spartian’s sich die Angabe gefunden hat oder doch zu Spartian’s Zeit die Ansicht verbreitet war, dass das Septizonium ursprünglich in der Absicht gebaut worden sei, ein Grab- mal des Severus und seiner Dynastie zu werden. Ob diese Nach- richt irgend welchen Glauben verdient, ist allerdings sehr fraglich; schon die Lage unmittelbar bei den Kaiserpalästen erweckt die grössten Bedenken dagegen, und keineswegs wird man annehmen dürfen, dass diese Idee, wenn sie wirklich ursprünglich vorhanden war, zur Aus- führung gekommen ist. Caracalla ist wohl der letzte Kaiser, der in dem Hadrianischen Mausoleum beigesetzt worden ist. Bereits Severus Alexander scheint nach den Worten seines Biographen (e. 63): cenotaphium in Gallia, Romae sepulerum amplissimum meruit ein eigenes Grabmal erhalten zu haben, während die entstellten Leichen des Heliogabal und seiner Mutter Soaemias in die zum Tiber führende Cloake geworfen worden sind.” Seit Vitellius war dieser Schimpf keinem Kaiser widerfahren; die Bestattung des Commodus war, wenn auch unter nachträglichem heftigen Protest des Senates, auf Befehl des Pertinax sofort nach seiner Ermordung vollzogen, später sogar seine Überreste in das Hadrianische Mausoleum überführt worden; Domitian’s Leiche ist, wenn auch auf der Armensünderbahre hinausgetragen, doch seiner Dienerin HırscHhreLn: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1163 zur Bestattung ausgefolgt worden; auch Galba und selbst dem als ersten durch die damnalio memoriae gebrandmarkten Kaiser Gaius wurde die Beerdigung nicht verwehrt, ja Nero’s Leichenbegängniss ist sogar, wie sein Biograph bezeugt, mit einem gewissen Glanze ausgerichtet worden. Es war wohl die Rücksicht auf die Eltern und das Geschlecht, dem diese Kaiser angehörten, die der Wuth des Pöbels eine Schranke zog; bei Heliogabal fiel, ebenso wie bei Vitellius, diese Rücksicht fort, und so hat das Volk nieht nur an ihren Bild- säulen und Ehrendenkmälern, sondern auch an ihren Leichen die Vernichtung ihres Andenkens vollzogen. Mit Severus Alexander versiegen die Nachrichten über die Be- gräbnisse der Kaiser in Rom fast gänzlich. Der Grund dafür ist nicht allein in der Dürftigkeit der Quellen für die Geschichte jener Zeit zu suchen: haben doch fast Alle, die den römischen Kaiserthron im dritten Jahrhundert bestiegen haben, einen gewaltsamen Tod ausser- halb Roms gefunden und ihre Mörder sind nicht selten zugleich ihre Nachfolger geworden. Aber auch die abnehmende Bedeutung Roms tritt bereits deutlich zu Tage; prächtige Cenotaphien werden den Kaisern in der Fremde an dem Orte, wo sie ihr Leben beschlossen haben,” oder in ihrer Heimath auf eigenem Grund und Boden” er- richtet, während wir von glänzenden Leichenfeiern und Grabbauten in Rom nichts mehr hören. Das gewaltige Grabmal des allerdings als Privatmann gestorbenen Kaisers Diocletian bei Salona und mehr noch die von den Römern als bittere Kränkung empfundene Bestat- tung Constantins des Grossen in der Apostelkirche der neuen, seinen Namen tragenden Hauptstadt” sind beredte Zeugnisse dafür, dass Rom aufgehört hatte, die Residenz wie der lebenden so der todten Kaiser zu sein. Anmerkungen. ! Strabo V, 3,8 p. 236: 70 MauswAsıov zeAoumsvov. Für officiellen Gebrauch des Namens spricht die Notiz betrefls des Todes des C. Caesar in den fasti Ripatransonenses C. J. L. IX n. 5290: iustitfium indictum est] donec ossa eius in [maJesol[eum inferrentur]. Dagegen denkt Properz III, ı, 59 (= IV, ı, 20) bei den Worten: nec Mausolei dives Fortuna sepuleri ohne Zweifel an das Grab in Harlikarnasos. ? Sueton Augustus c. 100: (Mausoleum) inter Flaminiam viam ripamque Tiberis sexto suo consulatu extruxerat circumiectasque silvas et ambulationes in usum populi iam tum publicarat. Sitzungsberichte 1886. 108 1164 Gesammtsitzung vom 9. December. ® Vergl. die Stellen bei Becker Topographie S. 639, A. 68 und, im Allgemeinen Strabo V c. 3 5,8 p- 236: iegomgemerraron vorTavres ‚rodrov FoV FomoV A Te ToV Erupavssrarwv uurmare ZvraüIae HRTETzEVUaTenV avögav zu yuvarzuı. Lehrreich ist be- sonders der Bericht über die Bestattung des M. ‚Oppius im Jahre 717 bei Dio 48, 53: ö 1a8v nad vo "Agsıov medion inouwisSn zal erel zul eraım, zauSeis mgOregon n ds m Beurn Ayausnrrrare zu var Fo) wAnSous weg adron smouön, r& srr& «urod, ws 00%, öriws ev ru iepi Agiw weinevc, awsir, ETo, en Tois TOvVT ii, zuimeg oA), oÜs ArAous dv aurw za meOrEgoV zer uere rare Salare. Auch bei dem Begrähniss der Julia ist von den Tribunen und dem Consul des Jahres 700 L. Domitius Ahenobarbus, allerdings ohne Er folg, Einspruch erhoben worden (Dio 39, 64): FoÜ Baaekien avSisra- uerov PM Aeyovros err« TE zu erı ou, Oring AD vu iegW Tomw avsu Fwos YUnpirweros Serrero, vgl. Plutarch Caesar c. 23; Pompeius hatte die Absicht, sie &v ’AR, av zu bestatten. — Fälschlich lässt BEcker a. O. dieselbe Ehre auch der Tante Caesar’s, der Gemahlin des Marius, zu Theil werden; die von ihm angeführten Stellen beziehen sich sämmtlich auf Caesar's Tochter. — Geringer ist wohl die Ehre, die Cicero (Philipp. IX e.7) für Sulpieius beantragt: ut locum sepulero in campo Esquilino C. Pansa consul, seu quo in loco videbitur, pedes XXX quoquoversus adsignet, quo Ser. Sulpieius inferatur. Doch handelt es sich hier um ein Familiengrab (ipsius liberorum posterorumque eius). * Nicht zu verwechseln mit dem sepulerum Octaviorum an der Salarischen Strasse: C. J. L. VI, 2 n. 7860ff. ° Sueton Aug. c. 61; Dio 54, 35- ° So, nicht wgwrov, ist nach Hrn. Boıssevaın’s freundlicher ra die Lesung der be iden allein maassgebenden Handschriften Ven. A und Medic. A ’ Sueton Caesar c. 84: unere indicto rogus exstructus est in Martio campo üu.cta ‚Juliae tumulum. °» V.70 habe ich mit Lirsivs percipit für das überlieferte perficit geschrieben; 71 ist überliefert ecce ter ante datis, was unzweifelhaft corrupt ist; ecce ist offenbar aus dem vorhergehenden Verse: funeris ecce soror fälschlich wiederholt. Ich habe, allerdings nicht ohne Bedenken, additur eingesetzt, datis wäre dann für tumulo datis (vergl. BAEHRENs zu d. St.) zu fassen, wenn nicht auch diese Worte corrupt sind und für ante datis etwa acceptis einzusetzen ist. ° Haupr opuseula I S. 315 fl. !% Gruppe Aeacus S. 158 und BaEHREns poet. Latini minores I S. 98 fl. setzen es unmittelbar nach Drusns’ Tod, Schenk, Wiener Studien 1880 S. 67 fl. unter Nero, Hvesser Hermes 13 (1878) S. 243 und Bückerer, Philol. Kritik S. 21 ff. etwa in die Zeit der Antonine, !! Ich stimme Aprer de P. Ovidii Nasonis quae fertur comsolatione ad Liviam (An- clam 1851) bei, der mit Rücksicht auf den Vers (288 bei BaEHrEnSs): nec sua prae templi nomina Fronte leget das ‚Gedicht nicht vor 759 (vergl. Dio 55; 27: 70 Aurzougeio ö Tıßzgıos za Sısgurac, OU 76 Eauroo Movov Bro are, aAAK zur vo Ezewou (Drusi) Er keygen) &), aber auch nicht sehr viel später setzen will. Dass der Dichter des Epicedion nach Seneca, bei dem sich einige Anklänge finden, geschrieben haben sollte, halte ich für höchst unwahrscheinlich; dagegen hat er das etwa 763 geschriebene zweite Buch der Tristia des Ovid ohne Zweifel benutzt, vergl. Haupr opusc. I S. 336 fg. und Hüsner a. O. S. 154 fg. '? Taeitus ann. 3. 5 spricht nur im Allgemeinen von den hohen Ehren, die Angustus dem todten Drusus erwiesen habe; Sueton Claudius ec. 1: corpus sepultum est in campo Martio, 2 Seneca ad Polybium $. 34: (Tiberius) totum exercitum non solum maestum, sed etiam attonitum corpus Drusi su sibi vindicantem ad morem Romani luctus redegit. " Epiced. v. 167 fl.: guin etiam corpus matri vix vieque remissum exequüs caruit, Livia, paene suis; quippe ducem arsuris exercitus omnis in armis, inter quae perüt, ponere certus eratz; abstulit invitis corpus venerabile frater et Drusum patriae quod licuitque dedit. Die Worte quod lieuitque, an denen auch BAEurEns Anstoss genommen hat, sind eorrupt; vermuthen könnte man mit Rücksicht auf v. 168: patriaeque exequiäsque dedit. Hırsc#rerp: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1165 Y 5 Monusen, Römische Geschichte V S. 32, vergl. Berck zur Geschichte der Rheinlande S. 140. 1% Die Vermuthung Momnusen’s (zu Ü.J.L. V1n.884) gründet sich darauf, dass Gains in der Inschrift den Titel princeps iuventutis führt, den er nachweislich bei dem Antritt des Consulates abgelegt hat. Ohne das Gewicht dieses Grundes zu unterschätzen, kann ich mich doch nicht entschliessen, daraufhin das Zeugniss Signorili’s zu ver- werfen, um so weniger, als der Titel princeps iuventutis hier als der einzige auftritt, ohne Erwähnung des Consulates und des Priesteramtes, und demnach als Bezeichnung des zur Thronfolge Ausersehenen gewählt sein mag. " Monnsen Tr. g. D. A. S. 54 Anm. #0 J.L. IX n. 5290, vergl. Momnsen r.g. D. A. S. 115 Anm. 20155, 172: ” Dio 78, 24. ®! Sueton Augustus e. 101: .‚Julias fillam neptemque, si quid üs accidisset, vetwit sepulero suo inferri; Dio 56, 32. >? Strabo Ve. 3 $. 8 p. 236; Sueton Augustus ec. 100; Dio 56, 42, vergl. Tacitus ann. ], 8. *® Mirabilia $. 22 (bei Jornan Topographie Il S. 629): in medio sepulchrorum est absida, ubi sedebat Octavianus ibique erant sacerdotes facientes suas cerimonias. 2! Nırpy Roma antica ll p. 528: la rotta che i Romani ebbero dai Tusculani l’anno 1167 ai 30 di maggio fu attribuita ad un tradimento dei Colonnesi, onde tornati in Roma corsero a vendicarsene su questo monumento allora ridotto in fortezza che distrussero da cima a fondo rimanendo in piedi soltanto quelle parti che presentavano una soliditä insuperabile, e che sono quelle che oggi rimangono, cioe il recinto delle celle'. >> Wiener Studien 1885 S. 170 fl. 2° Syzer's historische Zeitschrift N. F. 21 S. 385 ff. 2’ Vergl. auch Statius silvae V, ı, 237 von dem Grabmal der Priseilla: domus ista, domus! quis triste sepulerum dixerit? 28° Das hebt Nissen Rheinisches Museum N. F. 41 S. 3 selbst mit, Recht hervor: ‘ich wüsste kein Beispiel, dass wie im vorliegenden Fall Erztafeln hierfür gewählt worden wären.... Die Sehrift des todten Kaisers stellte sich somit den Augen der Bürgerschaft in demselben feierlichen Achtung gebietenden Gewande dar wie das Gesetz’. Nur hätte er meines Erachtens schon daraus den Schluss ziehen müssen, dass Augustus nicht in so augenfälliger Weise der althergebrachten Sitte entgegen gehandelt haben würde, wenn er diese Aufzeichnungen als Grabschrift hätte angesehen wissen wollen. *° J. Scuuiprr Philologus 45 S. 403 hält freilich für möglich, dass auf den Bronze- tafeln am Anfang dis manibus Imp. Caesaris divi Juli f. Augusti und am Schlusse annis virit... mensibus ... diebus ... gestanden habe. 0 Dio 58, 2: Ev de rm memmeiw Eradn ru rev Auyousrav. ® Sueton Tiberins ce. 75, Gaius e. ı5; Dio 58, 28 und 59, 3. »2 Taeitus ann. III, 4: religwiae tumulo Augusti inferebantur; als locus sepulturae wird das Forum von Antiocheia bezeichnet: II, 73, wo ihm später ein Cenotaph er- richtet wurde: II, 83. = Sneton Gaius c.7: dun infantes adhuc rapti, unus iam puerascens, vergl. HEnzEn zu ©. J.L. VI n. 888—8g0. Ganz kleine Kinder sind bekamntlich überhaupt nicht verbrannt, sondern bestattet worden, vergl. Kırcamann de funeribus p. ıı und Mayor zu Juvenal 15 v. 140. * Die Urne der älteren Agrippina (CE. J. L. VI n. 886) befindet sich jetzt im Conservatorenpalaste; dass die Grabschrift ihres Sohnes Nero ebenfalls auf einer Urne stand, bezeugt Smetius. Da nun dieselbe von Signorili als /apis marmoreus bezeichnet wird, so dürfte auch das von ihm ebenso genannte Grabdenkmal des C. Caesar (n. 884) ebenfalls eine Urne gewesen sein, und dasselbe gilt wohl auch von der angeblich in quodam pilo marmoreo befindlichen Grabschrift des Kaisers Tiberius, um so mehr als letztere von Jueundus als eg cwiusdam putei bezeichnet wird, 108* 1166 Gesammtsitzung vom 9. December. 35 StraBo V, 3» 8 pP 236: zu ueru de „o medim 6 ö rs maurrgus aörou megißoros ze ooros ArSov Asvzo, zur 18V WEDIRENLEVOV Ey zuöngoöv megipgayus, Euros ö’ aiysıgoıs zaradvros. Dass jeder der hier verbrannten Kaiser sein eigenes, durch eine Umfrie- digung abgegrenztes Bustum erhielt, zeigt Sueton Nero c. 33: bustum eius (Claudii) consaepiri, nisi humili levique maceria, neglexit. 36 Nızsy Roma antica 11 p. 523; Canina indicazione p. 424. #7 Paulus Festus p. 32 s. v. bustum proprie dieitur locus, in quo mortuus est com- bustus et sepultus .... ubi vero combustus quis tantummodo, alibi vero sepultus, is locus ab urendo ustrina vocatur; vergl. MüLter z. d. St., Servius ad Aeneid. X] v. 201 und die Auseinandersetzung bei Vıscoxwı musde Pie - Clementin VIl p. ı88 fg., der allerdings glaubt, dass die Asche der drei Kinder in das Mausoleum überführt worden sei. a8 Sueton Gaius e. 155 Dio 59 ©. 3; vergl. Dio 58, 22: (Tiberius) r« erra Kurs ou 10V ov oür &s 76 Barırızov wumaEtov HarsIero, arr« za zgupIyvan TOoU PR Tr ns Eee EResuser, urre underore „igeT hen. 39 Dio 59 C. 3: r& ösr& r& re Fig Wmraos za re rau @derhar Tav amoScvevrun. Auf die Sammlung der Gebeine beider Brüder möchte ich auch beziehen Sueton Tiberius ce. 54: amborum sic reliquias dispersas ut vix quandoque ee Possent. 4° Dio 59 e. 11 sagt zwar nur: Önwories de runs 6 @derhos nEiwre, vgl. Seneca ad Polybium $ 36. Sueton Gaius e. 23: nec defunctae ullum honorem habuit prospexitque e triclinio ardentem rogum; verbrannt wird sie wohl auf dem Bustum im Marsfelde sein. #2 Sueton Claudius e. 115 Dio 60 ce. 5. #3 Sueton Gaius e. 59. Über die neben den Gärten des Maecenas gelegenen Lamischen Gärten vgl. Philo leg. ad Gaium $ 44 und Nıss»y Roma antica 11 p. 320ff. 4 Ausdrücklich erwähnt wird die Beisetzung im Mausoleum nicht, doch können die Worte funeris sollemne perinde ac divo Augusto celebratur (Taeitus ann. XII c. 69; ähnlich Sueton Claudius e. 45; Dio 60 ce. 35) nicht anders verstanden werden. Über die von Nıesy Roma ant. II p. 525 nicht mit Recht auf das bustum Caesarum bezogene Stelle Seneca’s (apocol. c. 13): Zrahit ... per campum Martium et inter Tiberim et viam tectam descendit ad inferos vgl. Becker Topogr. S. 641 Anm. 71. #5 Taeitus ann. XIII ce. 17 sagt freilich nur: in campo tamen Martis sepultus est; doch ist damit wohl das Mausoleum gemeint. Sueton Nero e. 33 spricht allgemein von dem tralaticium funus; Dio 61 e.7 erwähnt nur den Zug über das Forum. # Über Agrippina berichtet Taeitus ann. XIV ce. 9: eremata est nocte eadem, com- vivali lecto et exequüs vilibus neque, dum Nero rerum potiebatur, congesta aut clausa humus; mox domesticorum cura levem tumulum accepit viam Miseni propter et villam Caesaris. # Tacitus ann. XVI ce. 6. #5 Sueton Nero c. 50. # Sueton Vitellius e. 11: zmedio Martio campo (vgl. Anm. 35) adhibita publicorum sacerdotum frequentia inferias Neroni dedit, vgl. Taeitus hist. II ce. 95; Eutropius VII, ı8 (daraus Suidas s. v. BireARıos). ° Taeitus histor. I ec. 49; Suetonius Galba c. 20; Eutropius VII ce. 10. Nıspy glaubt, dass dieselben bei der Villa Corsini gelegen waren. 5! Tacitus histor. II ec. 49: sepulerum modicum et mansurum ; Sueton Otho e.11; Philostrat Apollonius Vabc: 13; Plutarch Otho e. 18: zidov de &v Baier yevousvos za: 1aU FACE uErgıoV za va Erreygeehyv ourug Ey, ovrav ei uerebgaer Ten: nrursı Magzou "OSwvog, d. h. vielleicht insigni memoriae oder memoriae et testimonio (vergl. C.J. L. VIII n. 4242 und 5737). Dass memoriae auf der Inschrift gestanden hat, geht auch aus Sueton Vitellius e. 10 hervor: lapidem memoriae Othonis inscriptum intuens , dignum eo mausoleo sit (mit Anspielung auf das kaiserliche Grabmal in Rom); so empfiehlt auch Otho der Messalina religuias suas et memoriam (Sueton. Otho e. 10). d. h. sein Grab. 2 Taeitus histor. III ec. 85; Sueton Vitellius e.17; Dio 65 e.21; Vietor Caesares ce. 6; Eutrop. VII c. 18. 5® Zwar sagt Martial V, 64: tam vieina iubent nos vivere mausolea, cum doceant ipsos posse perire deos. Die von BEcKER versuchte Beziehung auf das templum gentis Hırsc#rerp: Die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1167 Flaviae weist FRIEDLAENDER in seinem Commentar mit Recht ab; doch möchte ich keineswegs mit ihm an die Grabmäler des Caesar und Augustus, sondern nur an das letztere denken. Der dichterische Gebrauch des Plurals ist überhaupt und hier ins- besondere, mit Rücksicht auf die zahlreichen Grabstätten in dem Mausoleum, durch- aus unanstössig. »* Conen med. imper. 12 p. 427 mit Anm. 1. 55 FRIEDLAENDER, Sittengeschichte III S. 435. Über das Gebäude vergl. Becker Topographie S. 586 fg. 6 Vergl. Bull. comun. di Roma 1873 p-. 229. °” Sueton Domitianus ce. 17, vergl. Dio 67 e. ı8; Eutropius VII c. 23. ® Die Lesart einiger Handschriften Aonore delato oder relato ist zu verwerfen; die Erklärung der Stelle bietet Sueton Augustus c. 100: senatorum humeris delatus in campum. ®® Ich gebe den Text nach Jornan’s Ausgabe: Topogr. II S. 629; Parrney $. 34 S. 30 schreibt dem späten und interpolirten cod. Vatic. 4265 (vergl. Jorpan p. Se) folgend: "hec sunt ossa cinis nerveque imperatorum et victoriae quas fecerunt. °° Topographie 11 S. 436. Eutropius VIII ec. 5; vergl. Becker Topographie S. 384. Gregorovius: Hadrian S. 504. Ch Dio 69, 23 2) yag rod Alyovusrou (scil. De EmemAngwro za oUzerı oUßsıs !v aürs &r2%m. Ein u. Ulpius Aug. 1. en proc. mausolaei: Q. J. L. VI n. 8686. 6 So Gregorovius a. O. S. 503 A. C. J. L. VI n. 984. 985 mit ER Her beigefügten Belegstellen; geradezu als Bau des Antoninus Pius bezeichnet das sepulerum Hadriani sein Biograph ce. 8; die Nach- richt desselben (c. 5): Hadriano apud Baias mortuo reliquias eius Romam pervexit sancte ac reverenter atque in hortis Domitiae conlocavit beziehen Marını (iseriz. doliari p. 37) und Prrrrer (Regionen S. 211 ff.) nicht auf die definitive Bestattung in dem Grabmal des Hadrian, sondern auf eine Ausstellung der Leiche oder eine vorläufige Beisetzung und schliessen daraus, dass das Mausoleum sich nicht in diesen Gärten befunden habe; ich stimme den Ausführungen Becker's (Handbuch Il, ı S. 401 ff.) bei; ohne Zweifel hat Antoninus die Überführung der Asche Hadrian’s nach Rom erst vorgenommen, als das Mausoleum vollendet war. — Betreffs des Porphyrsarkophages, in dem sich Hadrian’s Gebeine befunden haben sollen, vergl. Jorpan Topographie II S. 433. °® Ich verweise auf die Anmerkungen zu €. J. L. VI n. 984 fl. Commodus ist, um seinen Leichnam der Verstümmelung zu entziehen, zunächst in aller Stille be- graben worden (vita c. 20; Dio 73, 2); die Beisetzung im Antonineum ist erst durch Pertinax vollzogen worden: vita Commodi ce. ı7. Gelegentlich sei bemerkt, dass in Herodian’s Bericht über die Ermordung des Commodus (Il, 1, 2): +0 ev edv um Tod Basırus ...26 ro agırreion Erembev für das sinnlose &arreiov sicherlich "Agsos weotov zu schreiben ist. Dass diese, wie ich nachträglich sehe, schon von GEDIKE vor- geschlagene Emendation von dem neuesten Herausgeber Herodian’s nicht einmal der Erwähnung für werth befunden worden ist, muss befremden. 6° Procopius b. G.1 ce. 22. 68 Vita c.8 $.10. Über das Verwandtschaftsverhältniss vergl. Cawrareıı bull. comun. di Roma 1884 S.76 ft. 6° Dio 74 e. 4—5; vita c.ı5 $.1; die Beisetzung im Hadrianischen Grabmal wird allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. ” Vergl. meine Bemerkungen zu der Biographie des Severus in Wiener Studien 1884 S.125 fl., wo auch die Angaben über die Bestattung des Kaisers und seiner Familie zusammengestellt sind. — Uber ‘das Septizonium des Septimius Severus’ vergl. das soeben erschienene Berliner WınckELmAnns- Programm von CHrısttan HüLsen, der (S. 35) an der Nachricht über das von dem Septizonium zu unterscheidende Grabmal nicht zweifelt. ”! Dio 79 e. 20; Herodian V, 8, 9; vita Heliogabali e. 17 und 33: et oceisus et per circos (so ist wohl zu schreiben für die corrupte Überliefer ung: est per scurras, 61 62 65 1168 Gesammtsitzung vom 9. December. vergl. c. 17: tractum est cadaver eius etiam per circi spatia) et per plateas tractus et sordi- dissime per cloacas ductus et in Tiberim submissus est. "2 So wurde dem dritten Gordian ein Grabmal apud Circesium in finibus Persidis (vita ec. 34) errichtet, das noch Ammianus (23, 5. 7) sah; jedoch war es ein Cenotaph, vergl. Eutrop IX, 2, 3: miles ei tumulum vicesimo miliario a Circesio, quod castrum nunc Romanorum est Euphrati imminens, aedificavit, erequias Romam revexit. Über das Grab- mal des Probus in Sirmium vergl. vita c. 21, 4- 3 Über die Cenotaphien des Tacitus und Florianus in Interamna vergl. vita Taeiti ec. 15. 4 Vietor Caesares 41, 16 fg.: funus relatum in urbem sui nominis; quod sane po- pulus Romanus aegerrime tulit, quippe cuius armis legibus clementi imperio quasi novatam urbem Romanam arbitrarentur. 1169 Zum römischen Sacralrechte. II. Von ALFRED PERrnICE. (Vorgetragen am 11. November [s. oben S. 983].) m einer früheren Erörterung habe ich nachzuweisen angefangen, dass die Verhältnisse des römischen Sacralrechts formell und materiell unter anderen Normen stehen, als die des privaten und des öffentlichen Rechtes!. Wie ihre Wirkungen andere, im wesentlichen rein sacrale waren, wie sie namentlich nieht unter den ordentlichen Rechtsschutz gestellt worden sind, so haben sie auch für ihre Begründung und ihren Be- stand andere Voraussetzungen. Über die Formen der saeralen Rechts- geschäfte ist bereits ausführlich gesprochen: die Frage des Rechts- schutzes lässt sich nur im Zusammenhange mit den einzelnen Rechts- verhältnissen behandeln. Daher wende ich mich zunächst zu den subjeetiven Vorbedingungen. 1; Der Unterschied in der rechtlichen Stellung des Hausherrn und des Hauskindes gilt bekanntlich nur für das Privatrecht: hier ist der Haussohn zwar selbständig verpflichtungsfähig, aber er erwirbt Be- fugnisse nicht für sich, sondern lediglich für den Vater. Das öffent- liche Recht kennt nichts Ähnliches: hier steht der Haussohn in der Volksversammlung, im Heere, in den Ämtern dem Hausherın durch- aus gleich. Und grundsätzlich ist das nämliche auch für das Sacral- recht und seine Geschäfte anzunehmen; bei sacralen Acten handelt der Haussohn formell vollkommen selbständig. Aber freilich wirken die Befugnisse und Verbindlichkeiten, welche dadurch begründet werden, vielfach direct oder mittelbar auf das Familienvermögen ein: die Dinge müssen sich dadurch verwickeln®. Die nothwendige ! Sitzungsberichte 1885. 8. 1143 ff. ? Ganz ähnliche Schwierigkeiten ergaben sich aus der abhängigen privaten Stellung des Haussohnes auch für das öffentliche Recht. Der Erwerb, den der Haus- sohn als Beamter machte, gehörte in republicanischer Zeit offenbar mit zum Familien- vermögen und kam beim Tode des Vaters mit zur Erbschaftstheilung. Das wird man 1170 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 11. Nov. Vermittelung ist in verschiedenster Weise gesucht und vollzogen worden. ı. Bei der confarreatio kommt unseres Wissens der Wille der Väter von Braut und Bräutigam überhaupt nicht formell zum Aus- drucke. Und doch müssen wir regelmässig voraussetzen, dass mindestens die Braut sich noch in väterlicher Gewalt befindet; denn wir wissen, dass es sich durchgängig um die Verheirathung sehr junger Mädchen han- delte'. Wenn beim Eheabschlusse eine Erklärung abgegeben wird, so geschieht das sicher von Seiten der Braut ohne Betheiligung ihres Gewalthabers: ubi tu Gaius, ibi ego Gaia (I, S. 1162). Dennoch zog die Confarreation als bürgerliche Wirkung die in manum conventio nach sich, also die Loslösung vom angestammten Hause. Auf der anderen Seite wird durch den Eheabschluss die eheherrliche Gewalt dem Haussohne selbst erworben, nicht dessen Gewalthaber”.- Un- mittelbar vermögensrechtliche Nachtheile erwachsen hiernach dem Vater aus der in m. conventio nicht. Allein es liegt auf‘ der Hand, dass nur mit Einwilligung des Hausherrn sich die Tochter vom an- gestammten Hause trennen und der Sohn ihm eine neue Tochter und Erbin zuführen darf. Man muss annehmen, dass er seine Zustimmung irgendwie ausgesprochen hat, und zwar ausserhalb der Öonfarreations- feierlichkeit.. Damit war auf der einen Seite die sacralrechtliche Selbständigkeit des Haussohnes formell gewahrt, auf der anderen dem wirthschaftlichen und Familieninteresse Genüge gethan. 2. Ganz ähnlich steht es bei der Caption der Vestalischen Jungfrau. Hier wird geflissentlich die Zustimmung des Vaters zur Losreissung des Mädchens vom Hause aus der Solennität selbst fern gehalten. Als handelnd erscheint nur der Pontifex, als leidend das bei der Caption angeredete, jedesfalls unmündige Kind’. Die väter- liche Einwilligung muss demnach ausserhalb des eigentlichen Sacral- actes erklärt worden sein; denn unmöglich kann sie gefehlt haben, da die Vestalin sogar von der agnatischen Vormundschaft frei wird und über ihr Vermögen letztwillig verfügen darf‘. Aus der Analogie für den Lictorenlohn ohne weiteres zugeben; aber eben dahin gehören auch die rechtmässigen Ersparnisse aus der Provinzialverwaltung (Cicero ep. 5, 20. 9; Monnusen, Staatsrecht ı, 285). DBezeugt ist dieser Satz meines Wissens nirgends. Aber er folgt, meine ich, mit Nothwendigkeit aus der späteren Gestaltung des castrense peceulium: nam quae sunt parta labore militiae placuit non esse in corpore census, omne tenet cuius regimen pater (Juvenal 16, 53). ! Margquarpr, Privatleben S. 42. ® Gaius 2, 159; Ulpian 22, ı4 (Labeo ı, 159). ® Gellius ı, ı2. 1; Labeo ı, 182. * Es kommt auch in Betracht, dass der Vater Gründe für die Ablehnung geltend machen darf: Gellius ı, 12. 6sqq. Nur im Falle der Auslosung könnte die formale Zustimmung überflüssig erschienen sein. Gellius ı, 12. 12. PernıcE: Zum römischen Sacralrechte. II. 1171 des gleich zu besprechenden Gelübdes, der öffentlichen Dedication', und namentlich der hier besonders nahe liegenden Arrogation darf man schliessen, dass die Zustimmung in Form der auetoritatis inter- positio erfolgte: der Arrogandus muss sich formell einverstanden erklären, wenn ihm durch ein Gesetz die Gewalt über sich selbst aberkannt wird”. 3. Etwas besser sind wir über die Gelübde der Hauskinder unterrichtet. Dass diese fähig sind durch Votum einer Gottheit zu versprechen, ist nicht zweifelhaft; aber darin liegt nichts vom Privat- rechte Abweichendes: sie können sich auch durch Privatrechtsgeschäfte verpflichten. Der wesentliche Unterschied indessen ist, dass Haus- söhne bei Gelübden behandelt werden wie im Privatverkehre selb- ständige Frauen: sie können nur unter Vollwort ihres Gewalthabers eine bindende Gelübdeerklärung abgeben. D. 50, 12. 2, ı: volo autem patres familiarum obligantur puberes sui iuris; filius enim fam. vel servus sine patris dominive auctoritate voto non obligantur”. Damit ist auf der einen Seite anerkannt, dass die Haussöhne für das geistliche Recht wie für das öffentliche von ihrem Vater formell unabhängig sind; denn nur gegenüber einem homo sui juris kann von Auctoritas die Rede sein‘. Andererseits aber wird durch das Vollwort der Hausherr vor wirthschaftlichen Nachtheilen gesichert. Zunächst ist freilich der Sohn nur persönlich gebunden; aber er ist gebunden zu ‘weihen’, d.h. zur Hingabe eines Vermögensgegenstandes an den Gott; er verfällt, wenn er das Gelübde nicht erfüllt, der Strafe der violata religio, die eine rein geistliche ist (I, 1149). So stellt sich die Dedieation lediglich als Vollzug des Gelübdes dar, als selbstverständliches Anhängsel, wie die Tradition lediglich Ausführung des Verkaufes ist. Der Hausherr kann seinen Sohn nicht impius werden lassen, er muss also in die Darbringung des Vermögensgegenstandes aus Rücksicht der Pietät und des Officiums willigen. Gerade deshalb hat man sein Vollwort schon als erforderlich für die Gültigkeit des Gelübdes angesehen; ganz ebenso muss der Vormund schon beim Verpflichtungsgeschäfte der Frau und des Unmündigen auctorieren, obwohl damit das Vermögen noch nicht gemindert wird’. Hier soll ein unausgleichbarer religiöser ! Sacrum quidem hoc solum existimatur, quod ex auctoritate populi R. consecratum est: Gaius 2,5 (l, 1152). 2 Gellius 5, 19. 4. ® Die Stelle habe ich Labeo ı, 105 f. nicht ganz zutreffend behandelt. Die Äusserung des Servius Aen. 11,558 verstehe ich nicht: ipse pater famulum voveo] bene “ipse pater’, quia auctoramenti potestatem nisi patres non habent; voveo autem eonsecro in tuum ministeritm. * Labeo ı, 186 f. ° Ulpian 11,27; Gaius I, 192; 3, 1078Q. 1172 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. Zwiespalt vermieden werden, der entstehen müsste, wenn der Haus- herr nach gültigem Gelübde seine Zustimmung zur Vergabung aus dem Vermögen verweigerte. Umgekehrt ist es natürlich nicht aus- geschlossen, dass der Hausherr aus religiöser Scheu und Gewissens- drange die Dedication bewilligt, wo ohne sein Vollwort ein Gelübde eethan worden ist. 4: Durch den Versprechenseid bindet sich der Haussohn begreiflicher Weise nur persönlich; er ist meineidig, wenn er die Zusage nicht hält. Es kommt auf den guten Willen und das Gewissen des Vaters an, ob er für den Sohn einsteht'!. Der Schiedseid und dessen Behandlung geben kein unverfälsehtes Bild dieses Eidesreehts. Denn wie die Juristen ausdrücklich sagen, enthält er einen Vergleich oder Vertrag”. Seine Folgen wirken also auf das Familienvermögen zurück und müssen daher vom bürgerlichen Rechte mitbestimmt werden. Es ist natürlich, dass die Juristen auf diese Seite das Hauptgewicht legen. Sie gestatten dem Haussohne den Schiedseid ohne Weiteres zu schwören: daraus erwächst dann dem Vater eine Einrede’; es ist ihm durch den Sohn eine Befugniss erworben. Dagegen soll der Sohn den Eid nur dann zuschieben dürfen, wenn ihm die ‘freie Verwaltung’ seines Sondervermögens zusteht!; denn er darf das Familiengut nicht willkürlich vermindern oder belasten’. Ob die libera administratio von jeher nothwendiges Erforderniss der gültigen Eides- ! Das schildert Plautus Bacch. 1028 (4, 9. 105 sqq.) sehr anschaulich: ego iusinrandum verbis conceptis dedi daturum id me hodie mulieri ante vesperum.... nunc, pater, ne peierem, cura atque abduce me hine ab hae quantum potest et q. s.: vergl. (ist. 1, 1. 1005 2, I. 24; Terenz Hec. 60 (1. ı. 3), dazu Donat: quod totum de more amatorum et meretricum dixit, quae iureiurando teneant, quos lege non possunt. ® D. 12, 2.2; 15, 1.5, 2: si filius fam. iusinrandum detulerit et iuratum sit, de peculio danda est actio, quasi eontraetum sit; quod in servo diversum est. ® D. 44, 1. 24; 44, 5. 2 pr. * Man beruft sich dafür auf D. ı2, 2. 20—25 (Savıcny, System 7, 58; MAnory, Familiengüterrecht 2, 89). Die Stelle spricht von Sclaven, nicht von Haussöhnen; fr. 22 heisst es: eadem de filio fam. dieenda sunt; was aber dies ‘nämliche’ sei, ob das unmittelbar Vorhergehende oder alles vorher Gesagtes, ist nicht klar. Damit gewinnt Ulpian ı5, 1. 5, 2 (A. 2) Bedeutung. Der Haussohn darf einen Schiedseid zuschieben, die Peceulienklage geht deswegen gegen den Hausherrn; von freier Ver- waltung ist keine Rede; das gilt aber nicht vom Scelaven. Der Widerspruch ist, wie die Stellen lauten, offensichtlich und vielfach bemerkt. Cusaz (zu Paulus ad ed. |]. 18; 0Pp. 5, 216c) hat ihn dadurch zu lösen gesucht, dass der Haussohn ohne ‘freie Ver- waltung’ den Eid zuschieben dürfe, der Sclave dagegen nicht ohne sie. Auch ich weiss keinen besseren Ausweg. Aber der Unterschied zwischen Selaven und Haus- sohn ist ohne die Annahme schwer zu erklären, dass sich die Lehre von der freien Verwaltung überhaupt erst später herausgebildet habe; und die Worte ‘si admini- strationem habuit’ ohne Zberam in fr. 20 c. sehen ganz wie eine Zuthat der Compila- toren aus. : =D. 12, 2229: EEE Perntcr: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1072 zuschiebung war, mag dahin gestellt bleiben'; für die grundsätzliche Auffassung des Verhältnisses ist das ohne Bedeutung. Denn offenbar wird hier wieder zwischen der Eidesfähigkeit des Haussohnes und deren möglichen nachtheiligen Folgen für das Hausvermögen eine Vermittelung gesucht. Die concessio liberae administrationis hat hier denselben Sinn wie die auctoritas beim Votum: eine Ermächtigung zum Abschlusse von Rechtsgeschäften mit der Maassgabe, dass der Haus- herr selbst daraus haftet”. Das nämliche liegt aber auch ohne Wei- teres in der Hingabe eines Peculiums. I. Viel wichtiger ist die Stellung des Scelaven im Sacralrechte. Nach Civilrecht ist er keine Person, er hat kein caput; er ist nur Gegenstand, nicht Subjeet des Rechtsverkehres. Freilich kann er sich durch Verbrechen ersatzpflichtig machen; es kann gegen den Herrn, und wenn er freigelassen worden ist, gegen ihn selbst geklagt werden: der Gewalthaber muss für die noxa einstehen, und der Frei- gelassene hat sich selber in der Gewalt — das ist dabei die Vor- stellung der römischen Juristen®. Rechtsgeschäfte, die der Unfreie abschliesst, befugen seinen Herrn, sie verpflichten aber weder den Herrn noch den Sclaven, in personam servilem nulla cadit obligatio*. Indessen hat man später eine sogenannte Naturalobligation des Sclaven anerkannt; geklagt darf gegen ihn auch nach der Freilassung nicht werden; aber es können Bürgen für seine Schuld eintreten’, und das auf die Obligation hin Geleistete kann nicht zurückgefordert werden®. Der Grund dieser Rechtsstellung liegt nicht darin, dass der Selave einen Herrn hat; denn auch der herrenlose Selave ist rechts- unfähig. Vielmehr ist er darin zu finden, dass der Unfreie ein un- vergasteter Fremder und als solcher rechtlos ist. Die Satzungen des ius gentium können auf ibn nicht angewendet werden; denn die Selaverei selbst erscheint den Römern als eine Einrichtung des ius gentium. Dass sie nicht bloss wider die natürliche Ordnung, sondern auch wider die Vernunft ist, war den römischen Juristen vollkommen klar. ! Labeo 1, 133 f.; dagegen Manpry 2, go f., der mich nicht in allen Punkten überzeugt hat. ® Labeo ı, 136 (die Bemängelung dieser Worte bei Manpry 2, 139'' ist mir unverständlich; er selbst sagt S. 102 f. nichts anderes). ® D. 47, 10. 17, 7; Labeo 1, 119. * D. 50, 17. 22 pr.; Gaius 3, 104; D. 44, 7- 43- 6.540,01. 20 25 55T. 550,2. .Diu2,. 13. 1174 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. In der That musste ihnen der Zwiespalt deutlich vor Augen treten; denn das geistliche Recht behandelt den Selaven anders, als das bürgerliche: es erklärt ihn in gewissem Umfange für rechts- und handlungsfähig'. Es liegt auf der Hand, dass der Selave auch von bestimmten Sacralrechtsgeschäften ausgeschlossen bleiben muss, wie von der Confarreation, namentlich aber von allen denen, die in geschichtlicher Zeit einen römischen Beamten als handelnde Person voraussetzen, wie Evocation und Auspication. Andere dagegen sind dem Selaven zugänglich: Gelübde, Weihe, Eid, Begräbniss. Hier erscheint er nicht als Verkehrsgegenstand, auch nicht lediglich als Werkzeug seines Herrn, so dass er von dessen Rechtsfähigkeit ge- tragen und erfüllt würde; sondern als selbständig handelnd und mit eigener Rechtsfähigkeit ausgestattet, so dass er für sich Befugnisse erwirbt und Verbindlichkeiten übernimmt. Daraus entsteht dieselbe Schwierigkeit, wie bei den Haussöhnen: der Vollzug der Sacralrechts- geschäfte berührt das Vermögen des Herrn. Sie ist in verschiedener Weise ausgeglichen worden. Die Sacralgeschäfte des Selaven und mit dem Selaven gehen natürlich die Gerichtsgewalt zunächst nichts an; sie können nicht durch Staatshülfe erzwungen werden. Aber in einigen Fällen, die für den Verkehr von Wichtigkeit schienen, haben die weltlichen Behörden eingegriffen. Dann haben sie erklärlicher Weise ihre eigenen Erfordernisse für die Anerkennung der bürgerlichen Gültig- keit der Rechtsgeschäfte aufgestellt oder hinzugefügt. ı. In erster Reihe stehen hier Votum und Dediecation. Schon in republicanischer Zeit kommen Gelübde von Selaven vor; in der Kaiserzeit sind sie sehr gewöhnlich. Es ist nicht zu erkennen, dass sie auf bestimmte Gottheiten beschränkt gewesen wären: Jupiter, Her- cules, bona Dea, also die Staatsgötter des römischen Volkes, werden so gut mit Versprechen bedacht, wie Mithras. Die Formeln sind ganz dieselben, wie bei den Dedieationen freier Personen: er voto, votum solvens libens merito, voto suscepto d. d. Die Weihenden sind so häufig kaiserliche und Privatscelaven, wie Staats- und Gemeindehörige. Es erscheint fast überflüssig, für alles das Beispiele und Belege zusammen zu bringen’. In den Fällen aus republicanischer Zeit wird die Dedi- cation mehrfach als erst nach der Freilassung vollzogen bezeichnet’; ! Der Ausspruch Böckıne’s (Pand. ı, 148): ‘der Selave ist den Göttern ein Mensch gleich dem Freien’ ist in dieser Allgemeinheit jedesfalls unrichtig. Durch die Berufung auf D. 11, 7. 2 pr. (s.u. N. 4) wird er begreiflich nicht bewiesen. 2 Jupiter u. Diana: CIL 3, 1849; 3500; 4024; 4414, 5135, 5148; Or. 2786; Her- eules: CIL. 3, 1573, 123; 6, 276; Libero votum posuerunt: CIL. 3, 1303; Isis: 3, 4015; bona Dea: Or. 2822; 2386; Mithras: CIL. 3, 3960, 4032; Silvanıs: Or. 2386. ® CIL. ı, 816: Q. Mucius Q. [l.] Trupho servus [vovit] liber sol[vit] 1. m. bonae Deae saer[um]; ı233a: Hereulei saerum C. Marei €. 1. Alex[ander] fecit; Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 11. 1m doch kommen auch Weihen der Selaven selbst vor'. In der Kaiser- zeit dagegen consecrieren die Scelaven, soweit ich sehe, durchgängig selbst, und von einer Zustimmung ihrer Herren ist dabei keine Rede”. Das kann auf Zufall beruhen. Vielleicht aber ist darin eine Fortbildung des Rechtes zu erblicken. Der Sclave ist durch das Gelübde voto obligatıs und kann der göttlichen Strafe so gut verfallen, wie ein Freier, wenn er sein Versprechen nicht erfüllt. Aber um ohne Ein- spruch des Herrn einen Vermögensgegenstand weihen und damit dem weltlichen Eigenthume entziehen zu können, wartet er ab, bis er sein eigener Herr ist und sein eigenes Vermögen hat. Später wird dann der Sclave ganz wie der Haussohn behandelt: sein Gelübde ist nur unter Vollwort des Herrn gültig (s. 0.1, 3). Sonach wird der Selave als sacralrechtlich verpflichtungsfähig, als Person seit alter Zeit aner- kannt; die daraus hervorgehende wirthschaftliche Schwierigkeit wird umgangen, nicht gelöst. 2. Dem entspricht es, dass die Selaven sich durch Eid ver- pfliehten können. Diese Sacralverbindlichkeit darf der Sclave so gut dritten Personen, wie seinem Herrn gegenüber eingehen. Versprechen an Dritte werden meines Wissens nur sehr selten erwähnt: indess kommen sie doch vor”, und an ihrer Zulässigkeit und sacralen Gültig- keit kann meines Erachtens kein Zweifel sein. Sie ergiebt sich vor allem daraus, dass dem Scelaven der Schiedseid zugeschoben werden darf und sein Schwur verbindlich ist‘, d.h. der Herr kann auf die vom Sclaven beschworene Thatsache Klage und Einrede begründen’. Der Unfreie steht also hier vollständig wie der Haussohn“. Die römi- schen Juristen finden die Rechtfertigung für diese Behandlung der Sache in der religio allein’ oder in der religio et conventio®. Und ge- wiss enthält der Schiedseid ein Vertrags-, genauer ein Vergleichs- servos feeit, liber solvit. Auch Ovid met. 9, 794: dona puer solvit quae femina vo- verat Iphis. ı CIL. 1, 1167 sq.: Nicomacus Saf. L. S., Paapia Atiadi 1. s., .. menti bonae ba- sim don. dant; menti bonae d.d. Surus Tettiani s.; vergl. 602. ® Sehr bezeichnend ist: CIL. 5, 3998 (Wırmanns 2654): ...et lac[u] Benaco Suecessus (. Samiei Myrini (servus) v. s. 1. m.; Q. Samicius Successus iter[avit]; vergl. dazu Momnusen. ® Plautus As. 562 (3, 2. 12): ubi verbis conceptis seiens libenter periuraris (von einem Sclaven); (apt. 426 (2, 3. 64). Auch die Sclaven, die nach der Schlacht bei Cannae in's Heer eingestellt wurden, scheinen beeidigt worden zu sein: Servius Aen. 9, 946; Val. Max. 7, 6. ı (adactos iureinrando strennam se fortemqne operam da- turos....in castra miserunt). Anderswo findet sich dies nicht hervorgehoben. * D. 12, 2. 22. DD *.D.12, 2.1243/44,,5.:2pr» ? Paulus 12, 2. 24. ® Ulpian ı2, 2. 25 extr. 1176 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. element'. Allein das ist hier nieht das entscheidende; sondern dass die eidliche Versicherung des Sclaven als wahr und unantastbar hin- genommen wird und dass sich daran die gleichen processualischen Folgen knüpfen, wie an den Schwur eines Freien. Von diesem Ge- sichtspunkte aus darf man allerdings vom assertorischen Processeide auf den promissorischen Verkehrseid schliessen. Selbstverständlich führte das eidliche Versprechen nicht zu einer klagbaren Verpflichtung, sondern nur zum religione teneri. Ob der Herr des Selaven irgendwie sich betbeiligen musste, wissen wir nicht; aber es ist höchst unwahr- scheinlich; denn hier versagt die Analogie des Schiedseides. Bei Zu- schiebung und Annahme des Eides wird allerdings die Wirkung davon abhängig gemacht, dass der Selave die libera administratio peculiüi hatte’, also zur Verfügung über das Sondervermögen ermächtigt war. Aber in beidem liegt auch der unmittelbare und unabwendbare Rück- schlag auf‘ das Vermögen, und darum ist die Genehmigung des Herrn erforderlich. Dagegen hat der Versprechenseid keine vermögensrecht- lichen Folgen. Eine sehr grosse Rolle spielen die eidlichen Promissionen der Selaven an den Herrn im Freilassungsrechte: die iurata operarum pro- missio. Die Zusage von Fronden wird in der elassischen Zeit von dem Liberten abgegeben®. Aber das ist nicht die alte Weise. Vielmehr wird ursprünglich der Eid dem Selaven vor der Freilassung abge- nommen, und dieser wird dadurch selbstverständlich nur religiös ver- pflichtet. Das liegt, meine ich, in der Natur der Sache: sonst hätte der Herr gar keine Handhabe, den freien Mann zu Dienstleistungen zu zwingen, nachdem einmal in ziemlich früher Zeit die Unwiderruf- lichkeit der feierlichen Manumissionserklärung anerkannt war. Schwer- lich wäre man beim Liberten, dem rechtlich Freien, auf einen Eid verfallen; die Stipulation lag viel näher, und sie war ja später das Gewöhnliche*‘. Es ist denn auch ausdrücklich bezeugt, dass es früher bestritten war, ob nicht mindestens der Sclave gleichfalls, ebenso wirksam wie der Freigelassene, eidlich sich verpflichten könne; und sicher ist es noch in elassischer Zeit üblich gewesen, den Sclaven vor ! D. ı2, 2. 26 pr.: eustodiri debet iusinrandum adversus eum qui contentus eo cum deferret fuit. ®2 Paulus D. ı2, 2. 20. BEN a ae * Man könnte nur einwenden, die stipulatio incerti sei der älteren Zeit unbe- kannt. und deshalb die promissio operarum ausgeschlossen. Dann wäre immer noch die stip. poenae das bequemste Mittel gewesen. — Es wäre auch möglich die iurata promissio in die Zeit zurückzuverlegen, wo der Sclave durch die Manumission nicht rechtlich, sondern nur thatsächlich frei wurde (Mosıssen, R. Forschungen 1, 358 f.j: er wäre dann zu civilen Rechtsgeschäften unfähig gewesen. Pernice: Zum römischen Sacralrechte. II. Elyaz der Freilassung den Frondeneid abzunehmen, um sie dadurch zur Erneuerung des Schwures nach der Freilassung zu nöthigen'. Daneben gab es noch ein von Drusus vorgeschlagenes Auskunftsmittel: man machte die Freilassung wegen eines an sich gleichgültigen Formen- mangels rückgängig, wenn der Libert eadem (quae in servitute) liber non iuraret”. Der Grund für die Nothwendigkeit, den Schwur in der Freiheit zu leisten oder zu wiederholen, liegt allem Anscheine nach darin, dass die Verbindlichkeit klagbar geworden und darüber ein Ediet aufgestellt ist. Dass der Prätor die Klage erst schuf, scheint mir in den Quellen geradezu bezeugt; ‘der Prätor verheisst im Beginne seines Ediets eine Klage auf die Fronden zu geben’”. Bis dahin war der ! Marcell D. 40, 7- 24; Venuleius D. 40, 12. 44: licet dubitatum antea fuit, utrum servus dumtaxat, an libertus [servus an dumtaxat libertus?] inrando patrono obligaretur in his, quae libertatis eausa imponuntur, tamen verius est non aliter quamı liberum obligari. Ideo autem solet [solemus? solebant?] iusinrandum a servis exigere, ut hi religione adstrieti, posteaquam suae potestatis esse coepissent, inrandi necessi- tatem haberent, [dummodo in continenti, cum manumissus est, art iuret art promittat]. Der Schluss der Stelle ist sicher interpoliert. Solche mit dummodo u. ä. angehängte Sätze sind an sich verdächtig (z. B. 8, 2. 26 extr.). Das promittat ist jedesfalls ver- kehrt, da im Vorhergehenden von der Stipulation gerade nicht die Rede gewesen ist; weswegen Eid und Versprechen sofort geschehen müssen, um gültig zu sein, ist gar nicht abzusehen; Ulpian berichtet (nach Celsus) 38, 1. 7,2 das genaue Gegentheil: at sive statim sive post tempus iuraverit, obligatur. Lösungsversuche s. in der Glosse incontinenti fr. c. FABER (coniect. 20, 18 p. 7 sqq. p- 809) hält dagegen 38. ı. 7, 2 für ‘offen- bar’ interpoliert; unzweifelhaft giebt dort das wiederholte emphatische zuret Anstoss. 2 Cicero ad. At. 7,2. 8; Labeo 2, 170 A. 64. ®D. 38,1. 2, ı. Leser, Ediet $. 270, meint, die Klage sei eine ceivile; das Ediet lasse sie bestehen und schränke in anderer Beziehung die Befugnisse des Patrones ein. — Dabei scheint mir ı. die Bedeutung von Ulpians Redensarten in fr. 2 pr. überschätzt, die für geschichtliche Wahrheit genommen werden (S. B. 1885, S. 448); denn nur im Zusammenhange mit ihnen kann man 2. den Worten: into (edieti) praetor pollicetur se iudicium operarum daturum den Sinn beilegen: der Prätor lässt die actio bestehen. Meines Erachtens können sie nur wie im Texte übersetzt werden. Die Klage wird aber bekanntlich im Ediete nie verheissen, wenn sie civil ist. 3. Marcell bemerkt D. 37, 12. 4: patri, qui filium emaneipavit, de his, quae libertatis causa imposita fuerint praetor nihil edieit: et ideo frustra pater operas stipulabitur de filio. Er bezeugt also zweierlei: auch bei der Emaneipation war impositio operarum libertatis causa üblich; aber klagbar waren die Fronden nicht, auch wenn sie stipulationsweise zugesagt waren. Demnach erzengt hier ein rechtsgültiger Civilact ohne prätorisches Edict keinen klagbaren Anspruch. Der Grund dafür, dass der Prätor hier nicht edicierte, war, dass der Eıinaneipierte nicht durch das offieinm zu Dienstleistungen verpflichtet erschien (D. 37, 15. 10). Beim Freigelassenen dagegen ist die ausdrückliche Zusage nur eine Steigerung des ohneliin durch das obsequium geübten Zwanges (Leisr- Grück 5, 215; Parerga Il, 21). Die Stipulation hat hier eben auch nicht ihre gewöhnliche Bedeutung. 4. Dass die iurata op. obligatio durch Acceptilation getilgt werden kann, scheint mir nicht so erheblich, wie Lener. Althergebracht ist das nicht; Ulpian sagt: tolli verius est (D. 46, 4. 13 pr.), wahrscheinlich ist sie also nur von der Stipulation übertragen, weil die Acceptilation ein gratiam facere iurisi. in sich schliesst (Erman, Quittungen und Solutionsacte S. 51 f.),. Umgekehrt scheidet sich die eidliche Zusage 1178 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 11. Nov. Patron auf Selbsthülfe angewiesen, wie er ja dem Clienten überhaupt noch als halber Herr gegenüber stand!. Die a. operarum ist ihrem Wesen nach durchaus keine gewöhnliche a. ex stipulatu: sie führt nicht zum strietum iudieium, sie geht nicht auf die beiderseitigen Erben über, sie fällt weg, wenn ein anderes offreium die Dienste des Freigelassenen in Anspruch nimmt, sie ist erst mit der “Ansage der Dienste’ begründet”. Alles das macht die obligatio operarum sehr geeignet für das Cognitionsverfahren. Der Prätor hat aber statt dessen die unbequemere Vermittelung durch eine actio wählen müssen, weil er ohne gesetzliche Ermächtigung nicht zum selbständigen Vor- gehen befugt ist. Zur Anknüpfung dieser actio bedarf er eines Gestum, mindestens der Zusage eines Freien: ob diese der altherge- brachte Eid oder die Stipulation war, ist für die actio operarum gleichgültig’. Mit der Klage aber ist auch die Obligation von selbst gegeben: daher ist es zulässig, dass ein Bürge für die Fronden des Freigelassenen eintritt‘. 3. Wie der Sclave eidlich Dritten sowohl als seinem Herrn ver- sprechen kann, so sind auch eidliche Zusagen an den Selaven nach Saeralrecht verbindlich. Fälle eidlicher Versprechungen an einen fremden Selaven sind mir nicht bekannt. Der Herr aber wird seinem Selaven häufig etwas, vor allem die Freiheit, zugesichert haben’, und da ist es bezeichnend, dass hier zuerst eine Art auch bürgerlich bin- dender Verpflichtung des Herrn dem Unfreien gegenüber anerkannt worden ist. Der Vertrag wird von späteren Juristen geradezu auf die Fides, also das eigentlich verpflichtende Element des promissori- schen Eides gegründet‘. Seit der letzten republicanischen Zeit wird die Leistung der für die Freilassung ausbedungenen Summe als wirk- von der promissio durch ihren Untergang bei cap. diminutio (Gaius 3,46). 5. Das erheblichste Argument für Leser ist meines Erachtens D. 38, 2. ı, ı: at quidem primus praetor Rutilius edixit se amplius non daturum patrono quam operarum et societatis actionem. Nimmt man Ulpian beim Worte, so verweigerte Rutilius die Klage allgemein zu geben im Ediete: das konnte er füglich nur einer Civilklage gegenüber. Aber wer zwingt uns, ihn hier beim Worte zu nehmen? Kommt damit wirklich ein erträglicher Edictssatz heraus? Ein Analogon ist mir nicht bekannt. Mir scheint, es ist sicherer den geschichtlichen Bericht über ein vergessenes Ediet in der Wortfassung für ungenau zu halten, als die bestimmte Angabe über ein vorliegendes Ediet zu deuten. Monuusen, R. Forschungen 1, 359 fl. 2 D. 38, 1. 22, pr.8.15 315 48 pr.5 13,2. D.38512.15,.15.370pr- D. 38, 1. 8. 1; 46, 1.56 pr.: si quis pro eo, qui libertus non esset et operas praestaturum se iurasset, fideiussor erit, non tenebitur. 5 Plautus Poen. 361 (1, 2. 148). ° D. 40, ı. 5 pr. (Mareian); 5, 1. 53 (Hermogenian, von Mareian abgeschrieben oder aus gemeinschaftlicher Quelle ?). » wo Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. Il. 1179 liehe Zahlung einer Schuld aufgefasst!. Freilich erst seit Marcus und Verus wird der Herr im Verwaltungswege zur Manumission gezwungen’. Dagegen lässt sich ein Zusammenhang der Naturalobligation der Selaven dritten Personen gegenüber mit ihrer Sacralrechtsfähigkeit nicht ent- deeken. Sie kommt unabhängig vom peculium erst in Hadrianischer Zeit, vielleicht durch Julian auf”, und die Fides bleibt, so weit ich sehe, bei ihrer Aufnahme und Rechtfertigung ganz aus dem Spiele. 4. Begräbniss. Der Ort, wo ein Sclave begraben liegt, ist locus religiosus. Für diesen Satz beruft sich Ulpian auf Aristo als Gewährsmann’. Aber es ist stark zu bezweifeln, dass die zu Grunde liegende Anschauung erst aus der Zeit Traians stammt. Denn das Grab ist religiös als die Wohnung der dii Manes, und Manes werden dem Selaven schon in republicanischer Zeit zugeschrieben’. Dabei muss man sich erinnern, dass das Grab des Feindes nieht locus reli- giosus ist", und dass umgekehrt das Grab des Bürgers seine Eigen- schaft als res religiosa durch feindliche Eroberung verliert. Darum darf man in der Heiligung des Sclavengrabes nicht etwa die Aner- kennung der menschlichen Persönlichkeit des Unfreien finden. Viel- mehr wird er damit als Mensch zugleich sacralrechtlich zum römischen Volke gerechnet. Ob wirklich alle Sclavengräber, ja alle Gräber überhaupt religiös waren, kann man bezweifeln: sie mussten doch wohl äusserlich durch ein Merkzeichen und namentlich durch eine Inschrift als solehe kenntlich gemacht werden‘. Dem entspricht es, dass das Auskratzen der Grabschrift als Gräberschändung bestraft wird’. Es kommt nun sehr häufig vor, dass ein Unfreier den anderen begräbt'” und das in der Inschrift ausdrücklich bezeugt''. Man wird ein solches ! Servius 40, 1. 6; Labeo 33, 8. 8, 5; Labeo ı, 159 f. *D.40, 1.5 pr. ® D. 46, ı. 21, 2 (Julian); ı2, 6. 13 pr.; 46, 3. 83; Labeo ı, 149 f. * D. 11,7. pr. lcocum in quo servus sepultus est religiosum esse Aristo ait. ° Ob Varro de l.L. 6, 24: ‘ut quod ibi prope faciunt diis Manibus servilibus sacerdotes’ hierher gehört? ScauLıger will ‘arvales’ schreiben; sacerdotes für die Arval- brüder findet sich allerdings. Aber wie kommen sie zu einem Opfer für die Manen? ° D. 47, 12. 4: sepulera hostium religiosa nobis non sunt. ” Q. Mucius 11, 7. 36. ® So Wırmanns 383: ossa Clari [Ti. C]Jaesaris Augusti et [Iulilae Augustae [ser]vi Alexandriani; 385%; 2522 sqgq- ® Paulus ı, 21. 8. !'% Horaz serm. 1,8.8 sq. Kırssting z. d. St. nimmt an, dass das Begräbniss von Selaven‘collegien’ besorgt werde. Darauf deutet bei Horaz nichts: gerade der einzelne Mitsclave kümmert sich um das locare in arca vi, und damit stimmen die Inschriften. Ob die zahlreichen Sclavencollegien gerade Begräbnissgenossenschaften sind, vermag ich nicht zu entscheiden. I WıLmanns 170: 206 (v. J. 743); 222 (dis man. Naidi); 235 (deis et genio Rhodonis Domitiae Aug. ser.); 269 (?); 386; 2056; OR. 2839; 4443; 4538; CIL. 3, 1222, 1314, 2146, 2468, 2500, 2607 SQ., 4720, 4993, 5267: Sitzungsberichte 1886. 109 1180 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 11. Nov. Grab unbedingt als locus religiosus anzusehen haben: der Sclave ist also wie zur Dedication so auch zur Grabweihe befähigt. Freilich werden wir auch hier die späteren objeetiven Beschränkungen (I, ı 155) des Religioswerdens als maassgebend annehmen müssen: der beerdi- gende Mitselave musste Eigenthümer der Grabstelle sein; er konnte sie aus seinem Peculium für den Todten ankaufen oder sie konnte diesem bereits gehören. So findet auch hier eine Rückwirkung auf das Vermögen des Herrn statt, dem das Peculium rechtlich zusteht. Wie der Zwiespalt gelöst wurde, ist nicht klar ersichtlich. Spätestens seit dem Beginne der Kaiserzeit wird der Kaufpreis für die Grab- stelle mit zur ömpensa funeris gerechnet; er ist daher Gegenstand der a. funeraria': davon nachher. Jedesfalls ist hier der Punkt, von dem sich der Eintritt der Sclaven in die Begräbnissgilden erklärt. Er lag im eigenen Interesse des Herrn, der sich damit von der Sorge für die Grabstelle des Sclaven frei machte. 5. Noch in anderer Richtung greift das Begräbnisswesen und die Sacralfähigkeit des Sclaven in das Gebiet des bürgerlichen Rechtes über: bei den Collegien. Scelaven sind in der Kaiserzeit Mitglieder geistlicher Genossenschaften. Es giebt Collegien, welehe ausschliess- lich aus Unfreien bestehen, aber genau wie die der Freien organisiert sind’: sie haben hier keine weitere Bedeutung. Daneben aber finden sowohl öffentliche als Privatsclaven Aufnahme in die collegia tenuiorum und bekleiden darin sogar Ämter°. Die Mitgliedschaft erfordert mannig- fachen Aufwand: Eintrittsgeld, Monatsbeiträge (stips menstrua) und sonstige Leistungen, namentlich in Folge von Ehren, die einem er- wiesen, oder Geldbussen, die einem auferlegt werden’. Daher ist es begreiflich, dass der Eintritt in die Genossenschaft nicht ohne aus- drückliche Einwilligung des Herrn erfolgen darf’. Der Satz ist eine "D. 11, 7. 14, 3: sed et si quid in locum fuerit erogatum, in quem mortuus inferretur, funeris causa videri impensum Labeo seribit, quia necessario locus paratur, in quo ceorpus conditur. Die Begründung ist, wie die directe Rede zeigt, nicht von Labeo; vielleicht nicht einmal von Ulpian. 2 WıLmanns 179 (vV. 741); 362; 364; 366; OR. 2402; 2785; 6445. ® CIL. 1, 570; 1477; 3 633; 41505 6, 556; WILmanns 135,5; 3535 360; 1727, 13; Or. 2386; 2394; 2850; 4057 (?); Ephem. epigr. 5, 317. * Epheıin. epigr. 5 n. 498: placuit inter eos et convenit secundum decretum pu- blieum observare: si quis flamen esse voluerit d. d. vini amphoras tres, praeterea panem et salem et cibaria..... si quis flamini maledixerit aut manus iniecerit dare debebit denarios... et q. s. ° D. 47, 22. 3, 2: servos quoque licet in collegio tenuiorum reeipi volentibus dominis, ut curatores horum corporum sciant, [ne invito aut ignorante domino in collegium tenuiorum reciperent.] et in futurum poena teneantur in singulos homines aureorum centum. Der eingeklammerte Satz ist dringend als Interpolation verdächtig: das ne und die vernachlässigte conseeutio temporum sind bedenklich; die Worte sind ganz überflüssig; denn sie wiederholen nur, was eben gesagt ist, ein häufiges Kenn- Perntce: Zum römischen Sacralrechte. II. 1181 Anweisung an die Vorsteher, die Aufnahme nicht ohne Zustimmung des Herrn zu vollziehen. Ist die Zustimmung aber einmal gegeben, so erscheint der Sclave nun als selbständige und selbsthandelnde Persönlichkeit: man ist versucht, die Freilassung beim Census als Analogon zu vergleichen. Die Aufnahme geschieht in der auch bei Freien üblichen Form der CGooptation (adseitio, adlectio), d.h. durch einen Genossenschaftsbeschluss nach Erlegung des Eintrittsgeldes'. Dieser kann möglicher Weise nur mit Stimmenmehrheit gefasst werden’; jedesfalls ist Einstimmigkeit nicht erforderlich. Solche Deerete sind nicht bei privaten Gesellschaften möglich; sie sind die Verneinung des Vertrages, der nothwendig Einhelligkeit voraussetzt. So erscheint denn der Aufgenommene nicht als Miteontrahent der bisherigen Ge- nossen, sondern, wie der Gewählte, als Gegenstand eines (sacralen) Rechtsgeschäfts. Im Collegium selbst aber handelt der Sclave recht- lieh selbständig; er ist unabhängig von seinem Herrn, und dieser muss die wirthschaftlichen Folgen auf sich nehmen, die er durch die Erlaubniss zum Eintritte im Voraus gutgeheissen hat. In besonders schlagender Weise zeigt sich das beim unbeerbten Tode des Selaven. Wenn der Herr den Leichnam des Sclaven nicht zur Beisetzung an die Genossenschaft ausliefert, so wird ein Scheinbegräbniss veranstaltet, d. h. ein Kenotaphium errichtet. Der Herr hat also keinen Anspruch auf die Grabstelle oder auf die vom Sclaven eingezahlten Beiträge; der Selave ist in dieser Beziehung von ihm unabhängig. Hat er daher ein Testament gemacht, in welchem er über die Grabstelle zu Gunsten eines Anderen verfügt, so kommt das Collegium dieser privatrechtlich völlig gleichgültigen Anordnung nach’. Dass die Dinge sich so ge- stalten konnten, hat seinen Grund einmal ı. in dem sacralen Charakter der Begräbnissgilden. Es kann dahingestellt bleiben, ob die Absicht beim Zusammentritte des Vereines auf gemeinsame Gottesverehrung gieng oder auf wohlfeile Beerdigung; jedesfalls besteht kein solcher Verein ohne Schutzgottheit; die Genossen heissen mit dem Kunst- ausdrucke cultores'; durch Gottesdienst und Opfergelage wird der Ge- meinsinn der ‘Brüder’ erhalten und gekräftigt’. Wenn also der Verein zeichen für das Einschiebsel; z. B. D. 16, ı. 17, 2 das pro parte submovetur aus dem vor- hergehenden pro parte intercessionem factam videri; eine längst erkannte, aber oft geläugnete Interpolation. (Auch D. 46,3. 81, 1.) Die Bas. 60, 32. 3 sch. 2 haben den Satz bereits gelesen. ‘Centum aurei’ hat Mareian natürlich nicht geschrieben. ! OR. 4109: gratis adleetus inter navicularios maris H.; 884: alleeto inter iuvenes. Die Mitglieder nennen sich allecti: Wırmanns 2624. ® Protocoll eines Beschlusses v. J. 5: OR. 4539- ° Coll. Lanuv. 2, ı sqg. (Bruns p. 284). * OR. 2393 sqq. ° Marguarpı, Stvw. 3, 140 ff. statt aller Citate. 109* 1182 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. auch als Sterbekasse gedacht sein mochte, so war doch die sacrale Verfassungsform herübergenommen. Und in der That ist ja 2. das Begräbniss gleichfalls eine religiöse Angelegenheit. Auch der Selave muss begraben werden, wie der Freie. Unmittelbar bezeugt ist dies allerdings meines Wissens nicht. Aber es scheint mir daraus zu folgen, dass auch das Selavengrab als locus religiosus angesehen wird, und dass es Pflicht ist, selbst den fremden unbekannten Leichnam zu bestatten!. Der Herr haftet mit a. funeraria, wenn ein anderer das Begräbniss des Sclaven besorgt hat, auf vollen Ersatz’. Die Klage ist unab- hängig vom Dasein eines Sondervermögens: eine so wesentliche Vor- aussetzung hätte im Zusammenhange nothwendig erwähnt werden müssen; sie wird es nicht, und wäre in der That mit dem Charakter der a. funeraria im Widerspruche. Denn die Klage richtet sich gegen den ad quem funus pertinet”, der Herr ist also der, den die Bestattung angeht; und sie wird recuperandi sumptus nomine gegeben’, wie die a. neg. gestorum, als deren Erscheinungsform sie sich dogmatisch schon in den Augen der römischen Juristen darstellt’. Hiernach, glaube ich, kann man die sittlich religiöse Pflicht des Hermn, den Selaven zu be- erdigen, nicht wohl läugnen. Lässt er die Leiche vor’s Thor auf das Feld werfen, so mischt sich freilich die Behörde nieht ein, — wir wissen nicht einmal, ob sie es bei Freien that aber sie unterstützt den, der die religiöse Pflicht für den Herrn erfüllt. II. Der wichtigste Altersabschnitt für die private Handlungsfähigkeit, die Mündigkeit, ist aus dem Staatsrechte herübergenommen. Es kann kaum zweifelhaft sein, dass ursprünglich die Anlegung der toga virilis, der Eintritt in Heer und Volksversammlung und die Befreiung von der Vormundschaft zeitlich zusammenfielen®. Und auch die Feststellung der Mündigkeit auf das vollendete vierzehnte Lebensjahr erfolgte höchst wahrscheinlich unter dem Einflusse und nach dem Vorbilde staats- rechtlicher Ordnungen’. So könnte es nicht verwundern, wenn auch ! Hine et ille venit affeetus, qnod ignotis cadaveribus humum ingerimus et in- sepultum quodlibet corpus nulla festinatio tam rapida transcurrit, ut non quantulo- cumque veneretur aggestu: Quintilian deel. 5, 6 extr.; preceibus non linquar inultis teque piacula nulla resolvent: Horaz carm. ı, 28. 33. Vergl. Seneca de benef. 5, 20. 2-D. 11, 7.031, 15" Baulnse 27. 00. DIL 7 TA, GE = DA, 722: ° Das ergeben D. 11,7. 14, ıı u. ı3 trotz Dierzer’s Widerspruche (de a. fune- raria p. 26 sqq.). © Vergl. Marquarpr, Privatleben S. 131. " Festus p. 250, 7; l. Vrson. 98; vergl. HöLver, Inst. S. 93, 2. Pernice: Zum römischen Sacralrechte. II. 1183 das geistliche Recht für die volle Gültigkeit seiner Geschäfte mündiges Alter erforderte. x Da ist nun zunächst selbstverständlich, dass Unmündige zur Con- farreation unfähig sind, weil sie keine gültige Ehe abschliessen können. Dagegen Verlöbnisse zwischen Unmündigen sind häufig, und form- lose Kinderehen, ohne Manus natürlich, kommen wenigstens vor!. Weder Verlöbniss noch formlose Ehe ist ein Sacralvertrag im eigent- lichen Sinne; es lässt sich also hieraus nicht ohne Weiteres etwas für die Sacralgeschäfte schliessen. Dazu kommt, dass begreiflicher Weise beim Verlöbnisse der Unmündige nicht selbsthandelnd auftritt: er wird von den Eltern verlobt”. Dennoch geht die römische Theorie von dem Grundsatze aus, dass die Brautleute übereinstimmen und ihr Einverständniss erklären müssen’; freilich wird es mit der Ergänzung dieser Willenserklärung aus schlüssigen Handlungen sehr leicht ge- nommen. So müssen denn folgerichtig auch unmündige Verlobte ihren Willen erklären, da es hier keine feste Altersgrenze giebt. Bei selbst- ständigen Pupillen ist dabei von tutoris auctoritas als Ergänzung des Willens nieht die Rede‘. Die späteren römischen Juristen folgerten daraus weiter, dass infantes kein Verlöbniss eingehen könnten; denn sie seien selbst zu einer Erklärung unfähig’. Dass man in früherer Zeit nicht einmal diese äusserste Grenze achtete, zeigen die That- sachen®. Das lässt sich wenigstens aus allem dem entnehmen, dass bei diesen halbsacralen Geschäften auch vom Impubes eine Willens- erklärung wirksam abgegeben werden konnte. In der That werden die impuberes von den heiligen Handlungen nirgends ausgeschlossen. Die feierliche Formel beim Opferritus weist bekanntlich nur den Landfremden, den Schuldknecht, die Jungfrauen und die Weiber weg’; bei den Opfern müssen sogar Unmündige als camilli thätig sein“, und die Vestalischen Jungfrauen beginnen ihren Dienst nothwendig als noch nicht zwölfjährige. Zur Supplication ! Belege bei FrıepLÄnper, Sittengeschichte 1, 504 f. ® Sueton (zes. 1: Cossutia, quae..praetextato desponsata fuerat; Cicero ad Q. fr. 2, 5- 3 Julian D. 23, 1. 11: sponsalia sieut nuptiae consensu eontrahentium fiunt, et ideo sieut nuptiis, ita sponsalibus filiam fam. consentire oportet. * Ulpian hätte D. 23, ı. 6 nothwendig davon sprechen müssen. ° Modestin D. 23, 1. 14: in sponsalibus contrahendis aetas contrahentium definita non est ut in matrimoniüs; quapropter et ab initio aetatis sponsalia effici possunt, si modo id fieri ab utraque persona intellegatur, id est si non sunt minores quam septem annis. Die Stelle wird von id est an auch wohl interpoliert sein. ° Corn. Nep. Att. 19,4 ? Festus p. 82. ® Servius den. 11,543: Romani pueros et puellas nobiles e? investes camillos etcamillas appe »llabant (VERES — Macrobius 3,8. 754 ); Dionys 2, 22 P: 279: Tois Ö: amaısıw dx TwV @AAu olzu ToUs Yagıestarous KaT@AEyEevras.. ToV 1Ev Ewg H@ns Umngereiw Toig tegoic ara, 1184 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. werden gelegentlich einmal ausdrücklich die ‘zwölfjährigen’ zugelassen'; das sieht aber mehr wie Einschränkung aus, als wie Ausdehnung: denn sonst betheiligt sich ‘Weib und Kind’ an diesen Bittgängen. Zu Gebet, Opfer und sonstigem Gottesdienste macht demnach die Impubertät nicht unfähig. Und so giebt es auch keine Eidesmün- digkeit”: ein impubes darf schwören. Wir wissen das allerdings nur vom zugeschobenen Eide’; aber dass vom Versprechenseide das näm- liche gelten muss, liegt auf der Hand. Ebenso ist klar, dass der Pupill dureh Nichterfüllung der Zusage unmöglich im strafrechtlichen Sinne meineidig werden kann; aber für die sacralrechtliche Beurtheilung macht das keinen Unterschied'. Für das Gelübde dagegen wird nach unserer Überlieferung bürgerliche Verpflichtungsfähigkeit erfordert”. ! Livius 40, 37: 3- 2 Vergl. Grück, Pand. ı2, 205 f. ° D. ı2, 2. 26 pr.: qui iurasse dieitur nihil refert, euins sexus aetatisve sit...: quamvis pupillus non videatur peierare, quia sciens fallere non videatur; vergl. fr. 42 pr. Plutarch quaest. R. 28 wird vorausgesetzt, dass auch pueri (r«iöse) beim Hercules, also wie Erwachsene, schwören zur Bestärkung von Versprechen. * Die herrschende Meinung spricht dem Pupillen schlechthin die Eidesfähigkeit ab (Werzerr, Civilprocess S. 257); sie stützt sich auf D. ı2, 3.4 pr. Allerdings wird der Unmündige hier vom Würderungseide ausgeschlossen, aber auf Grund kaiserlicher Erlasse. Der Ausschluss kann also unmöglich ein althergebrachter sein, es liegt darin eine Neuerung aus Billigkeitsrücksichten. Die Bestimmung bezieht sich lediglich auf die Vormundschaftsklage, von welcher Ulpian im 36. B. zum Edikte handelt. Seine Ausführung scheint mir mehrfach interpoliert und dadurch unverständlich geworden zu sein. Doch vermag ich nicht das ursprüngliche wiederherzustellen (auch nicht mit Hülfe der gleichfalls interpolierten Parallelstelle D. 26. 7,1, auf die mich GrADEnwırz hinweist). Pupillus si impubes est im Gegensatze zu adulescens kann Ulpian nicht geschrieben haben. Der tutor, ‘der nicht zum Schwure gezwungen werden kann’, ist doch nur als Specialvormund für die Processführung gegen den Altersvormund vor erreichter Mündigkeit denkbar (Gaius ı, 184). Aber dieser tutor praetorius ist sonst überall in den Pandekten zu Gunsten eines curator beseitigt (Labeo ı, 229 f.; dazu D. 27, 3. 9, 45 46, 6. 8: specialis eurator; ad species curator datus). Hat Zutor hier diese Bedeutung, so weiss ich nichts mit dem Folgenden anzufangen: euratores quoque pupilli vel adulescentis non esse cogendos; denn dabei kann man wieder nur an inter- polierte Tutoren denken. Oder man muss annehmen, dass von diesen Worten an übergesprungen wird zu Processen des Pupillen gegen dritte Personen, wie das schon Stephanos Bas. 22, 6. 4 voraussetzt; dann ist gewiss eine Übergangsformel weggeschnitten: so ist der Sprung kaum mitzumachen; daher auch die bestbeglaubigte LA.: iudiecio, quod inter ipsos acceptum est. Die Änderung per ipsos hilft nichts: abgesehen von der Fragwürdigkeit der Wendung an sich, passt sie nun auf den Beklagten, und wie soll der zum Würderungseide kommen? daher ist die Vermuthung von GrADEnwırz sehr wahrscheinlich, es habe ursprünglich gelautet: quod inter Zufores acceptum est, nämlich ein Rechtsstreit zwischen dem tutor praetorius und dem Altersvormunde. 5 44» 7: 43 (Paulus) OLD ZH Obligari potest paterfamilias, suae Voto.. patres fam. obligantur, pu- potestatis, pubes, compos mentis. Pupillus | beres, sui iuris; filius enim fam. sine sine tutoris auetoritate non obligatur iure | patris dominive auctoritate voto non obli- eivili. gantur. Schwerlich ist es richtig, das sui iuris auf den Mangel eines curator adulescentis zu Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. I. 1185 Die beiden Äusserungen über bürgerliche Verpflichtungs- und Gelübde- fähigkeit von Ulpian und Paulus sind von höchst eigenthümlicher pleonastischer Fülle: aber diese wunderliche Ausdrucksweise stützt sich wechselseitig, und es wäre nicht gerechtfertigt, durch Weg- streichen einzelner Worte Abweichungen hinein zu bringen‘. Stimmen die Stellen überein, so muss man nothwendig annehmen, dass die Formulierung für die private Obligation althergebracht, für die sacrale ihr nachgebildet worden ist. Dass es nicht umgekehrt gewesen sein kann, leuchtet ein; denn die beim Votum geforderte auctoritas patris dominive ist gegenüber der auetoritas tutoris ohne Frage das jüngere und abgeleitete. Damit wäre dann zugleich festgestellt, dass ursprüng- lich auch das Gelübde dem Unmündigen zugänglich war: es war sacralrechtlich gültig. Aber der wirthschaftlichen Folge, der Weihe, wegen hat man das Erforderniss der Reife hierher übertragen. Wie weit endlich impuberes zur Dedication fähig waren, lässt sich beim Mangel der Quellen nicht bestimmen. An sich sollte man meinen, dass sie unter Vollwort des Vormundes sie hätten vornehmen können und müssen, da es sich dabei um einen höchst persönlichen Act handelt. Aber mir ist wenigstens dafür kein Beispiel bekannt, und die Entwiekelung scheint einen anderen Weg eingeschlagen zu haben. Nach der Auffassung des Privatrechtes legt in der Weihe eine Ver- äusserung”, und man lässt deshalb eine thatsächliche Vertretung durch den Vormund zu. Meines Wissens findet sich in den Rechtsbüchern kein Fall einer Dedieation durch den Altersvormund. Er wird aber nicht anders gestanden haben als der Tutor des Geisteskranken. Ihm wird die Befugniss zur Weihe einer Sache des Mündels abgesprochen, weil die Veräusserung nicht zur Verwaltung gehöre, und diese allein ihm zustehe‘. Dabei ist offenbar an eine Dedication aus eigenem Antriebe des Vormundes gedacht. Anders aber liegt die Sache, wo beziehen (Cusaz, observ. 21, 23). Die Regel könnte dann erst in der Kaiserzeit formuliert sein. Da fasste man aber die Cura sicher nicht mehr als potestas in capite libero auf — wenn man es überhaupt je gethan hat. ! Mommsen will in der ersten Stelle pubes, in der zweiten sw‘ iuris streichen, wohl nach den Bas. 52, ı. 41 (6 oixoössmorns za würebourıos wv #0 Funbgonav) und 54, 13. 2 (Zveyovraı aureEourıcı &pnßoı). Aber damit würde, scheint mir, nicht viel geholfen. Das eigenthümliche ist, dass pafer fam. und swae potestatis in der ersten Stelle dasselbe sagen, und dass man schwerlich sonst noch eine Stelle finden wird, wie die zweite, wo neben der Bezeichnung als pater fam. die Mündigkeit noch besonders hervorgehoben wurde, obwohl ja streng genommen auch der impubes sui iuris pater fam. ist (D. ı, 6. 4). DIDI TA OT NCHAS HA. OPT: ® D. 27, ı0. ı2 (Marcellus): ab adgnato vel alio curatore furiosi rem furiosi dedicari non posse constat: adgnato enim furiosi non usquequaque competit verum eius alienatio, sed quatenus negotiorum exigit administratio. 1186 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 11. Nov. der Pupill selber zur Dedication verpflichtet ist. Durch sein eigenes Gelübde kann er es nicht werden, wohl aber durch eine Anordnung im Testamente des Erblassers oder überhaupt durch Pietät gegen einen Verstorbenen. Das Verhältniss ist hier ein ganz ähnliches, wie bei Alimentation oder Ausstattung einer armen Schwester: dort gebietet das officium', hier die religio die “Veräusserung‘. Und in der That finden sich mehrere Fälle, wo der Vormund aus dem Mündel- vermögen eine solche ‘Schenkung an die Gottheit’ macht”. Man betrachtete eben den Saeralaet mehr und mehr als blosse Angelegenheit der vermögensrechtlichen Verwaltung’. IV. Die sacralen Rechtsgeschäfte sind Geschäfte mit der Gottheit und Geschäfte unter dem Schutze der Gottheit. Nach ihrer Wirkung lassen sie sich als dingliche und obligatorische unterscheiden: die ersteren setzen eine Sache bürgerlich oder sacralrechtlich ausser Ver- kehr, indem sie sie der Gottheit übereignen; so Dedication und Be- gräbniss, und daran schliesst sich die captio der Vestalin, wo eine Person der Göttin übergeben wird. Die letzteren begründen eine per- sönliche Verbindlichkeit: Gelübde, Sponsion und Eid, in gewissem Sinne auch die Confarreation‘. Eine dritte Gruppe von Sacralaeten ist darauf angelegt, die Gottheit zur sofortigen Erfüllung eines mensch- lichen Begehrens zu nöthigen, Evocation, Devotion’, Auspication. ı D. 27, 3. 1,2; 26,7- 12,3 U. 13, 2; 27,2. 4 2 Wırmanss 1664: D. M. Q. Servili lasonis.... €. Iul. Tanuarius nauf(ylax).... tutor Aurelii Iasonis fil. et heredis eius b. m. f.; CIL. 3, 1214: D. M. T. Fabio Iblio... Fabii Pulcher Romana Aquileiensis per tutores suos pos. (aus Traianischer Zeit); 5958: ...ex [cautione (?) testa]menti eius faciendum [curaverunt Cla]udius Florinus frater et tutor lilberorum] et.. Donatus.. gener. ® Besonders bezeichnend dafür ist Or. 2697: D. M. Olus Publieius Polytimus tutor T. Flavii Agathangeli pupilli sui matri Sexetae Fortunatae locum emit, massam calcavit, cupam aedificavit de bonis eius omnibus. * Man könnte Confarreation und Caption zu einer eigenen Gruppe familienrecht- licher Sacralgeschäfte vereinigen und sie mit Coemption und Emaneipation oder in adoptionem datio vergleichen. Dann würde noch von einer anderen Seite her klar, welche Vermischung darin liegt, wenn man die captio als mancipatio auflasst: die bürgerlichen Geschäfte sind negotia per aes et libram gesta; die Götter haben mit Erz und Wage nichts zu schaffen. 5 Devotionen sind nicht die Fälle, wie sie Livius (25, 14.4) und Val. Max. (3, 2.20) vom Paeligner Accaus erzählen: arreptum vexillum trans vallum hostium_ traieeit: exsecratus inde seque et cohortem, si eius vexilli hostes potiti essent, princeps inrupit. Der Römer Pedanins sagt (8. 7): iam hoc signum et hie centurio intra vallum hostium erit, sequentur et y.s. Zxsecratus heisst also etwa: ein Hundsfott, wer die Fahne im Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 11. 1187 Nur von der zweiten Gruppe und den hier geschaffenen Rechts- beziehungen muss noch weiter gesprochen werden: denn sie bieten gegenüber dem bürgerlichen Rechte Besonderheiten, die doch allem Anscheine nach nieht ohne Einfluss auf einzelne Gestaltungen des privaten Verkehrsrechtes geblieben sind. Mit ihnen verbindet sich naturgemäss eine Reihe von sacralen Befugnissen und Verpflichtungen, die obligationenrechtlicher Natur, aber nicht aus Rechtsgeschäften hervorgegangen sind. ı. Das obligatorische geistliche Rechtsgeschäft als solches hat nur sacrale Wirkungen: im Falle der Nichterfüllung tritt Impietät und Bescholtenheit als deren weltliche Folge ein. Indess kommt dies nur beim Gelübde und beim privaten Versprechenseide deutlich zur Erscheinung. Bei den übrigen eidlichen Promissionen wird lediglich eine schon bestehende Verbindlichkeit bestärkt; hier dagegen ist es das formlos gegebene, privatrechtlich nicht bindende Wort (fides), das durch den Schwur bekräftigt werden soll. Deshalb ist selbst- verständlich, dass dort im Eidbruche zugleich ein Verstoss gegen das weltliche Gesetz enthalten ist, der geahndet werden muss; dass dagegen hier bloss mit dem Eidbruche selbst und der darin liegenden Wortlosigkeit zu rechnen ist. ÖOrdnungsmässig kann, so viel wir wissen, der Gelobende von seinem Versprechen überhaupt nicht wieder loskommen. Der Schwur dagegen kann von dem erlassen werden, dem gegenüber er geleistet wurde (cuius in verba iuratum est). Das heisst: der Befugte kann auf die Erfüllung der ihm gegebenen Zusage verzichten wie man auf jede Zusage verzichten kann'!: damit wird der Eid gegenstandslos, weil keine Verpflichtung mehr vorhanden ist, die bestärkt würde, ganz ebenso wie der Soldateneid mit Auflösung des Heeres von selbst hinfällig wird”. Dagegen ist es höchst unwahrscheinlich, dass dem Schuldner einseitiger Rücktritt gestattet ist. Denn der Eid ist dem Gotte zu Gunsten eines Menschen geschworen; so wenig wie vom Gelübde ist es zulässig von dieser Verbindlichkeit sich willkürlich selber zu lösen‘. Man darf sogar noch einen Schritt weiter gehen: Stiche lässt. ‘Cuius ignominiae metu milites invadere hostes’ (Livius 3,70. Iosq.; vergl. 6,8.3); denn die Fahne sich nehmen zu lassen, ist selbstverständlich eine Schmach und ein Verbrechen (Livius 2, 59. 10). ! Plautus rud. 1414 (5, 3. 58): iurisiurandi volo (Gripe) gratiam facias. ® Cicero de of. 1,37; Plutarch quaest. R. 39. ® Der promissorische Eid, der als vadimonium geleistet wird, kann nach Paulus ex comcessa causa \mgestraft gebrochen werden (D. 2,8. ı6: die Interpolation zixdicio sistt für vadimonium ist längst erkannt). *Gestatteter Anlass’ ist z. B. höhere Gewalt (Seneca de benef. 4, 39.4). Das eidliche Vadimonium hat keinen anderen Charakter als sonstige eidliche Versprechen. Deshalb wird man hieraus schliessen dürfen, dass ein 1188 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. nicht einmal der Gott kann vom Eide entbinden. Denn er ist ja nicht Versprechensempfänger, sondern nur Gewährsmann des Eides. Der Eidbruch ist daher eine Beleidigung der Gottheit. Auf deren Ahndung kann verzichtet werden, wie die Kaiser häufig den Bruch des Schwures bei ihrem Genius unberücksichtigt gelassen haben!. So ist die juristische Behandlung des Eides von der Behandlung des unterliegenden, beschworenen Obligationsverhältnisses völlig unab- hängig. Keinesfalls indess konnte der Verpflichtete wegen des Eides zur Erfüllung der übernommenen Verbindlichkeit gezwungen werden: leistete er nicht, so verfiel er der himmlischen Strafe und der bürger- lichen Bescholtenheit. Aber wer es auf Götterzorn und Censorenrüge ankommen lassen wollte, den konnte der Befugte nicht beim Rechts- geschäfte festhalten”. II. Durch ähnliche Erwägungen muss man auch dazu gelangen, die geistlichen Obligationen für unvererblich anzusehen: sie lassen sich nur für die einzelnen Rechtsgeschäfte anstellen. ı. Vom Übergange der Verbindlichkeit aus einem Gelübde auf den Erben ist schon früher die Rede gewesen (Il, 1149). Wenn es richtig ist, dass die Nichterfüllung des Gelübdes ein sacrales Vergehen war, so folgt daraus, dass die Erben nicht dafür einzustehen haben. Der Wortbrüchige war impius, also göttlicher Strafe ausgesetzt; daran liess sich nach seinem Tode nichts mehr ändern oder gut machen. Nur im Falle einer imprudentia, einer ‘unbedachten’ Nichterfüllung, z. B. bei plötzlichem Tode, wäre die Frage, ob nicht durch eine Entsühnung (expiatio) geholfen werden könne und sogar müsse. Aber die Expiation erfolgt unseres Wissens immer durch ein Opfer, nicht durch Nachleistung des Gelobten‘. Hieraus konnte sich also unmöglich Rücktritt ohne gegründete Ursache unerlaubt war. Auch der erzwungene Eid wird nach älterer Auffassung gehalten (Cicero de of. 3, 112). Aber Cicero bewundert das und dentet damit an, dass man sich zu seiner Zeit nicht gebunden fühlte (iuravit hoc terrore coactus Pomponius; rem ad populum detulit, docuit cur sibi causa desistere necesse esset, Manlinm missum faeit: tantum temporibus illis iusinrandum valebat), wo das erzwungene unbeeidete Versprechen sicher nicht gehalten zu werden brauchte (1, 32 a. E.). Über den zulänglichen Grund und den Zwang, also die Entbindung vom Eide, kann schwerlich eine andere Instanz als das Pontificalcolleg entschieden haben (s. fg. Anm.). ! Hierher gehören Sueton Tib. 35 und D. 50, 1.38 pr. nicht (Danz, saer. Schutz S. 31). Die Kaiser entbinden hier von einem Eide, der nicht bei ihrem Genius geschworen ist. Unzweifelhaft liegen in beiden Fällen hinreichende Gründe dafür vor. Die Kaiser handeln wohl als pontifices. ® Vgl. Cicero de or. 2, 367: quid quod dixisti ..... si hie hodie apud te maneremus, te morem nobis esse gesturum, nihilne ad fidem tuam putas pertinere? ... vide ne quid Catulus attulerit religionis: opus hoc censorium est; Labeo 1, 411. 3. ® Cicero de leg. 2, 22; Macrobius ı, 16. 10; LÜBBERT, comment. pontif. p. 133 sqq-; MARQUARDT 3, 257 fl., 308 A. 7. Persıce: Zum römischen Sacralrechte. 11. 1189 die Vererbung der Gelübdepflicht entwickeln. Selbst wenn sich Fälle fänden, wo der Erbe bekundete, er weihe ex voto defunecti oder ähn- liches, so könnte man darin ebenso gut die Erfüllung einer Pietäts- pflieht, wie eine Entsühnungsabsicht sehen. Ein sicherer Fall dieser Art ist mir nicht bekannt'; die Möglichkeit des Vorkommens will ich natürlich nicht läugnen. 2. Der promissorische Eid verbindet ebenfalls nur den Schwö- renden und nur dem gegenüber, zu dessen Gunsten (apud quem) ge- sehworen worden ist?. Über den letzteren Punkt kann nicht wohl ein Zweifel sein: der Soldateneid wird dem Feldherrn geleistet; er erlischt, wenn dieser sein Amt niederlegt, stirbt oder capitis diminutio erleidet’, die hier wie überall dem Tode gleich steht‘. Das nämliche gilt von völkerrechtlichen eidlich bestärkten Verträgen: wenn der König gestorben ist oder der Beamte, mit welchem der Vertrag ge- schlossen wurde, so betrachtet sich der fremde Staat als seiner Pflicht entbunden; wir haben keine Andeutung, dass man diese Lossagung in Rom als Eidbruch empfand’. Und damit hängt es endlich zu- sammen, dass die eidlich zugesagten Fronden des Freigelassenen durch cap. diminutio des Patrones erlöschen°; freilich kommen dabei auch noch andere Gesichtspunkte in Betracht. Bei der durchgängigen Gleich- artigkeit der eidlichen Promissionen wird man nicht fehl gehen, wenn man diese Regel auch auf den Privateid überträgt; ein Beleg dafür lässt sich freilich nicht beibringen. Als Gegenstück zu dieser höchst- persönlichen Befugniss aus dem Eide darf man jedesfalls vermuthen, dass auch die eidlich übernommene Verbindlichkeit auf den Erben nicht übergeht. Unmittelbare Beweise dafür mangeln allerdings: es U CIL. 3, 3624: M. Aurelius Reditus. . . Severianae v. s. 1. m. suscepta fide ex orco; 2, 488: pater fecit filio horco nequa; 10, 3003 (OR. 4520): vixit annos plus minus XXXI orco peregrino. Die erste und zweite Stelle könnten auf solche Nach- leistungen sich beziehen, die dritte schwerlich. Aber die Sache ist höchst zweifelhaft. ® Vergl. Danz, sacraler Schutz S. 58 fl. ® Livius 2, 32. 2 berathen die Soldaten, ob sie den Consul umbringen sollen, um von ihrem Eide frei zu sein; es wird aber entgegengehalten: nullam sceere reli- gionem exsolvi. Bei Caesar b. c. 2, 32. 9 führt Curio aus: sacramento quidem vos tenere qui potuit (Ahenobarbus), cum proiectis faseibus et deposito imperio privatus et captus ipse in alienam venisset potestatem? relinquitur nova religio, ut eo negleeto sacramento, quo tenemini, respieiatis illud, qnod deditione dueis et capitis deminutione sublatum est. Thatsächlich ist die Argumentation falsch; denn Gefangenschaft im Bürgerkriege bewirkt keine Selaverei. Livius 3, 20, 4 gehört nicht hierher. * An der Richtigkeit dieses neuerdings bestrittenen Satzes halte ich fest (unten S. 1196 A. 2.). s Dionys 3, 23 p. 451: Amergivevro under Fri mocyıce maos zyv "Puma oA given, eE 00 Punuros 6 Barırsdc aurwv eredsurnse, moos dv dmowravro r& megt TS diArees egxww; 37 P- 521; 39 P. 5435 4, 46 P- 756- ® Gaius 3, 83. 1190 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. lässt sich nur sagen, dass dem gesammten römischen Rechte früherer Zeit der Satz fremd ist, dass die Sünden der Väter an den Kindern heimgesucht werden sollen. Dem widersprechen die Fälle nicht, wo die Folgen des Meineids auch auf die Nachkommen herabbeschworen werden: wir wissen, dass solche Verfluchungen nur zur äusserlichen formalen Verzierung des Eides dienen und nicht beim Wortlaute ge- nommen werden wollen (I, 1166). Meines Wissens ist denn auch nie an der Unvererblichkeit der Eidesverpflichtung gezweifelt worden: sie erlischt beim Beamten mit der Niederlegung des Amtes, beim Soldaten mit dem Ausscheiden aus dem Heere'. So wird man 3. auch ähnlich von der sponsio und fidepromissio zu urtheilen geneigt sein. Bei völkerrechtlichen Verträgen wird nach unserer Überlieferung zwischen eidlich bestärkten und Sponsionen nicht unterschieden. Auch von diesen kann sich das fremde Volk lossagen, wenn der römische König stirbt, mit welchem das Bündniss abgeschlossen wurde”. Man betrachtet also auch hier das durch den Vertrag erworbene obligatorische Recht als unvererblich. Der Bruch des Vertrages führt regelmässig zum Kriege, und es mag sein, dass die Überlieferung den Rücktritt häufig erfunden hat, um die wieder- holten Kämpfe mit denselben Stämmen zu erklären®. Aber nirgends wird gegen die Abtrünnigen der Vorwurf der Treulosigkeit oder nur der ‘Chikane’ erhoben: der Krieg wird unternommen, um die Ab- hängigkeit des anderen Staates wiederherzustellen. In der That haben die Römer den Grundsatz auch für sich als maassgebend anerkannt; denn oftmals erneuern sie die mit den Königen abgeschlossenen Bündnissverträge gegenüber den Nachfolgern‘. Hierdureh fällt Licht auf die privatrechtliche Sponsion und Fide- promission. Man hat vollkommen zutreffend bemerkt, dass diese Ausdrücke erst durch den späteren Sprachgebrauch auf Bürgschafts- obligationen beschränkt sein müssen’; denn die Wörter selbst ergeben diese engere Bedeutung nicht, und noch in der Kaiserzeit werden fide rogare, fide promittere und fide iubere zur Bezeichnung von ' Cicero de of. ı, 36: Cato ad Popilium seripsit, ut si eum (filium) patitur in excereitu remanere (nach Auflösung seiner Legion), secundo eum obliget militiae sacramento. Diese Worte stehen allerdings in der von Mapvıs mit Recht für unter- geschoben erklärten Erzählung. ® Dionys 8, 64 p- 1657. ® Ruzıno, Entwickelung S. 175 f. * Livius 42, 25. 4: foedus cum Philippo ietum esse, cum ipso eo post mortem patris renovatum; 10: foedus cum patre ietum ad se nihil pertinere; 42, 6. 4: Alexan- driam idem ad Ptolemaeum renovandae amieitiae causa profieisei iussi; 8: petere regem, ut quae cum patre suo societas atque amicitia fuisset ea secum renovaretur. ° Görrerr. Zschr. f. R. G. 4, 266. nn Pernıice: Zum römischen Sacralrechte. I. 1191 Stipulationsversprechen häufig verwendet'. Sie sind also ursprünglich als Formen von Verträgen gedacht. Man darf annehmen, dass sie den geistlichen Charakter der Sponsionen treuer bewahrt haben, dass sie mehr als die verweltlichte Stipulation vom Wesen des Sacralgeschäftes an sich tragen. Unter dieser Voraussetzung ist es erklärlich, dass die Sponsion als Bürgschaft nur bei Verbalobligationen zulässig ist; ursprünglich sind Hauptschuldner und Bürgen sacral gebunden und verbunden. Damit hängt es zusammen, dass der Sponsor auch haftet, wenn er für die Zusage eines Unmündigen oder einer Frau ohne Vollwort des Tutors eintritt; denn sacralrechtlich sind auch diese verpflichtet, ebenso wie Scelave und Peregrin, bei welchen die spätere Reehtswissenschaft die Gültigkeit der Sponsion bezweifelte”. Anderer- seits erstreckt sich die Haftung des privaten Sponsors, wie die ent- sprechende völkerrechtliche, nicht auf die Erben: das ist altüber- liefertes Recht, nicht neue Satzung”. ! Gaius 3, 92. ı12; in den siebenbürger Tafeln CIL. 3, p. 930, 32; bei der stipulatio duplae: Bruns p. 208 und oft; D. 45, ı. 122, ı; vergl. Momnsen, CIL. 3, p- 937". ® Gaius 3, 119; D. 46, ı. 25: Marcellus scribit, si quis pro pupillo sine tntoris auetoritate obligato | prodigove vel furioso] fideiusserit, magis esse, ut ei non subveniatur, quoniam his mandati actio non competit. Diese Stelle handelte gewiss ursprünglich von der Sponsion (Huschke zu Gaius 3, 119), nicht vom receptum: denn für das re- ceptum argentariorum ist nach seiner Verschmelzung mit dem constitntum überall dies letztere eingesetzt. Der Verschwender und der Wahnsinnige rühren auch von den Compilatoren her. Sie sind gerade mit Rücksicht anf die ‘widersprechenden’ Stellen eingefügt: die Disjunctivpartikeln gebrauchen die klassischen Juristen nicht in dieser Weise. Für das klassische Recht besteht somit. kein Widerspruch zu D. 46, ı. 70, 4 und 45. ı. 6; denn sie handeln beide von der fideiussio und erklären diese bei Ver- pflichtungen des Wahnsinnigen und Verschwenders für ungültig. Das überhebt uns freilich nieht der Mühe, eine Ausgleichung des Widerspruches für das justinianische Recht zu suchen. Und da halte ich die Auslegung von Schuwanerr (Naturalobl. S. 377) für die richtige. D. 46, ı. 70, 4 und 45, ı. 6 sprechen von Stipulationen: durch sie werden Pupillen und Verschwender nicht verpflichtet, also auch nicht ihre Bürgen ; anders dagegen bei obligationes ex re venientes, wie Depositum und Commodat (D. 46, 1. 2; 16, 3, 1. ı5; Labeo 1, 223 f.) Von solchen redet unsere Stelle im Sinne der Compilatoren. Marcell hatte sicher nicht obligato, sondern promittente geschrieben; denn die Sponsion setzt ja Stipulation voraus. Die Compilatoren haben das Wort mit Bewusstsein und Absicht geändert; denn es hätte an sich stehen bleiben können: sie haben mit dem obligatus etwas besonderes sagen wollen (quodsi pro furioso iure obli- gato fideiussorem accepero, tenetur fideiussor: 46, 1.70, 4). Der Schlusssatz ist gleich- falls durch Interpolation völlig zerrüttet: ei und his müssen sich beide auf den Bürgen beziehen; ihm wird nicht (durch Restitution oder Einrede) geholfen, weil er keinen Rückgriff gegen den Hauptschuldner hat. Dies plötzliche Überspringen aus dem Sin- gulare in den Plural erklärte sich, wenn Ulpian (nicht Marcell) etwa geschrieben hätte: siquis pro pupillo promittente spoponderit vel fide promiserit, magis esse, ut sponsori vel fidepromissori non subveniatur, quoniam his m. a. n. c. ® Gaius 3, 120; 4, 113. 1192 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 11. Nov. V. Nicht in demselben Sinne, wie Eid und Sponsion, erscheinen als Sacralrechtsverhältnisse verschiedene gegenseitige Rechtsbeziehungen, die durch erklärte Willensübereinstimmung zu Stande kommen: Ver- löbniss, Ehe, Gastvertrag, receptum, Gesellschaft, Auftrag. Die Überein- kunft kann sich in Frage und Antwort (Sponsion) ausprägen. Allein an ihre Stelle kann hier wohl allenthalben die schlüssige Handlung treten: die Aufnahme des Gastes, das eheliche Zusammenleben'. Das würde dann den Übergang zur Vormundschaft bilden, die gleichfalls in diese Reihe gehört. Hiernach stehen alle diese Verhältnisse nicht, wie der Eid, unter der Gewähr einer bestimmten Gottheit. Aber sie gelten als unter die Herrschaft der Fides gestellt. Das ist nun zwar eine ‘amtliche Göttin der römischen Gemeinde’?. Indess ist es sehr erklär- lich, dass diese nüchterne Hypostase sich abschwächt und verflüchtigt: die fides publica wird zur fides privata, zum Wort und Treue halten; fides ist das Wortgeben ohne Eid, wie der Eid die Bestärkung der fides data®. Bei diesen Rechtsverhältnissen zieht der Verstoss gegen die übernommene Verbindlichkeit Bescholtenheit nach sich, Tod und einseitiger Rücktritt lösen die Beziehung auf‘. Die mannigfachen rationalistischen Erwägungen, die man angestellt hat, erklären noth- dürftig jede einzelne dieser Besonderheiten, aber nicht ihr Zusammen- treffen. I. Am besten lässt sich das Wesen dieser Verträge aus dem Gastverhältnisse erkennen: denn hier wird jeder staatliche Zwang grundsätzlich fern gehalten. Freilich sind hier griechische Einflüsse wirksam gewesen. Namentlich muss man sicher darauf den Abschluss des Vertrages durch Austausch von Gastzeichen zurückführen; sie tragen griechische Namen: symbolum, syngraphe, tessera, und diese Form widersprieht dem römischen Gebrauche; der einfache Consens genügt, höchstens wird eine Schrift darüber aufgenommen. Dagegen ist der Handschlag zur Bekräftigung wohl altlatinisch°: die dextrarum iunetio ist ja auch Bestandtheil des nationalen Hochzeitsrituals. Damit wird denn unter dem Schutze der Götter eine brüderliche Vereinigung der beiden vergasteten Häuser begründet. Dass das Verhältniss unter dem Schutze der Götter, ganz besonders der Fides steht, ist ausser ! Vergl. Mouusen, röm. Forschungen ı, 336. ? Val. Max. 6, 6, ı; Gellius 20, 1. 39. > So findet sich fides data mit schwurgemässer precatio bei Plautus aul. 776 (4, 10. 46): quid si fallis®? — tum me faeiat quod volt magnus Juppiter. * Labeo ı, 447 f.; vergl. Höroer, Inst. S. 229 f. 5 Cicero p. R. Deiot. 8; Livius 30, 13. 8; Taeitus hist. ı, 54- Persıce: Zum römischen Sacralrechte. 11. 1193 Zweifel': die öffentlichen Gasturkunden werden im Tempel der Fides’, die privaten beim Hausheiligthume aufgestellt“. Damit würde es sich sehr gut vereinigen, wenn der Gast vorübergehend in die Sacral- gemeinschaft des Hauses einträte, also namentlich den Hausgöttern opferte oder Gaben darbrächte. Indess giebt es dafür meines Wissens 4 keinen Beleg‘. Ein Schluss von der Olientel ist gewagt, weil dureh sie eine erbliche Zugehörigkeit zum Geschlechte begründet wird. Immerhin lässt sich darauf verweisen, dass den ‘öffentlichen Gastfreunden’ ge- stattet, ja geboten war, auf dem Capitole zu opfern’, und dass ihre Theilnahme an den Festspielen eine Zulassung zur gottesdienst- lichen Feier voraussetzt. Jedesfalls übernehmen die Gastfreunde sa- erale Pflichten gegeneinander: dahin gehören die Krankenpflege und “in älterer Zeit’ sogar das Begräbniss“. Dass eine Verletzung der gastrechtlichen Beziehung: Verweigerung der Aufnahme, des Rechts- schutzes u. dergl., Impietät und Bescholtenheit nach sich zog, ist uns zwar nicht unmittelbar bezeugt’, aber in jeder Weise wahrscheinlich. Gastverhältniss und Clientel sind einander so ähnlich, dass sie oft verwechselt und verschmolzen werden: was von der Ölientel un- bedingt galt‘, dürfen wir auch auf das Hospitium übertragen. Eines gilt jedesfalls für beide: feindliches Gegenüberstehen in Kampf und Rechtsstreit ist durchaus verpönt”. Die nothwendige Ergänzung dazu ist die vollkommene Freiheit der Lösung durch einseitigen Rücktritt". ! Vergl. Taeitus ann. ı1, 30; 13, 32. ®2 Mommsen, R. Forschungen 1, 339; Margquarpr, Privatleben S. 197; bestritten wird das freilich von Jorpan, Topographie ı, 2. 52 f. 3 Tabula hospitali ineisa hoc deereto in domo sua posita (Wırmanns 2853, 16); tabulamque aeream cum inseriptione huius decreti in domo eius poni (WILMAnNSs 2855,14); CIL. 9, 259; vergl. auch Schol. zu Juvenal ı0, 57. * Was Marquarpr S. 199 A.4 beibringt, hat keine Bedeutung. Sieh ale Asklepiades 25 (Bruns p. au). Fourois re var Yarzodv diAas Ev rw Karsrwäs avageivaı Suricv ve momTeı eEr (liceret). $ Plutarch quaest. Rom. 43; vergl. V al. Max. 55T. ? Plautus Bacch. 252 (2, 3. 17) wäre die richtige Stelle gewesen darauf hin- zudeuten. Allein man kann einmal darauf verweisen, dass es als offieium galt, den Gastfreund gegen Ungebühr zu vertheidigen und ihn zu rächen (Cicero div. in Caec. 66 sı.; Sabin bei Gellius 5, 13); und dann darauf, dass hier dieselben Ausdrücke wie bei den bürgerlichen infamierenden Fidesverhältnissen sich wiederholen: Pacuvius bei Nonius p- 88, 3: at hi eluentur hospitum infidissimi (v. 194 R.);-p. 279, 10: deponere est com- mendare; Attius in Erigona: hospitem depositam interimes? (51 R.) ® Die Sacertät drohen dem treulosen Patrone bekanntlich sowohl die Königs- gesetze (Dionys 2, 10), als die XII Tafeln (8, 21). Dem Urtheile Hannibals über die Verletzung des Gastrechts durch K. Prusias stimmt Livius 39, 5ı a. E. zu. ° Das ergiebt Livius 25, 18. 9 unzweideutig; vergl. Monnsen S. 352 10 Cicero Verr. 2, 89: hospitium ei renuntiat, es eius emigrat atque adeo exit; nam jiam migrarat; Livius an 18, 9; Dionys 5 34 p- ‚920: ER Tugpnvar . E Tagzuviu PR Mauer dtaAvovreı FyV Eeviav PR mgoELmoV NS Snasgov Er rou ARQRAOS arısvan. 1194 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. Dagegen ist dem Gastvertrage den anderen Fidesverhältnissen gegen- über der Übergang auf die agnatischen Nachkommen eigenthümlich; nieht die Erben, auch nicht die Verwandten rücken ein, sondern lediglich die Söhne; es ist eben eine Familienbeziehung, nieht ein vererbliches Rechtsverhältniss. Die Clientel ist von Alters her beider- seits im Mannesstamme erblich. Der Gastvertrag aber fällt durch diese Besonderheit aus der Analogie der völkerrechtlichen foedera heraus, deren privatrechtliches Gegenstück er sonst bildet. Man darf daher zweifeln, ob diese Ausdehnung ursprünglich war; noth- wendig war sie keinesfalls: der Gastvertrag kann auch als höchst- persönliche Beziehung gedacht sein’. Sie mag sich — vielleicht auch hier nach griechischem Vorbilde® — aus dem Brauche entwickelt haben, den Gastvertrag ausdrücklich für die beiderseitigen Nachkommen mit- abzuschliessen‘. II. Dies Bild eines halbsaeralen Vertrages lässt sich vervollstän- digen und berichtigen durch den Verlöbnissvertrag: denn hier hält sich die weltliche Gewalt grundsätzlich von jedem Eingreifen fern. Dass die sponsalia in vorgeschichtlicher Zeit geradezu. durch einen Sacralvertrag zu Stande kamen, sagt ihr Name deutlich genug; die Form, die sich noch in den Lustspielen des Plautus findet, ist die Sponsion. Die Entwickelung scheint die gewesen zu sein: im übrigen Latium verlor diese wie die übrigen Sponsionen ihren geistlichen Cha- rakter, sie wurde zur Stipulation, und darum konnte daraus geklagt werden’. In Rom dagegen blieb nur die Treupflicht bestehen, und das Verhältniss ist willkürlich einseitig lösbar". Die Ausgleichung dieses ! Momssen S. 331. ® In der ältesten Gasturkunde, die wir haben, fehlt die Erstreckung auf die Nachkommen: CIL. ı, 532. Auch bei Cicero Verr. 4, 145 handelt es sich offenbar nur um ein persönliches Verhältniss, das in alter Form (aere incisum nobis tradiderunt) begründet wird. ® Bei Plautus Poen. 1842 (5. 2. 82) wird die Erstreckung wie selbstverständlich vorausgesetzt: der angenommene Sohn tritt für den Vater ein. * So geschiehts z. B. in der Gasturkunde von 742/12 Wırmanns 2855. 5 S. Sulpieius hei Gellius 4, 21.2. $ Freilich behaupten viele (Sonras, de sponsalibus p. 144g.) die Klagbarkeit der Verlöbnisse auch für Rom (dagegen Iserıng, Geist 2, 210 ff.). Dass S. Sulpieius von Latium mit Ausschluss von Rom spricht (in ea parte Italiae quae Latium appellatur) liegt auf der Hand, wenn man es auch läugnet. Also muss die frühere Klagbarkeit in Rom dargethan werden. Den Beweis, den man dafür aus Plutarch Cato min. 7, 2 entnimmt (Ruporrr zu Puc#ra, Inst. 2, $. 258n. und andere nach ihm), ist mehr als fragwürdig. Cato wüthend, dass ihm von Seipio Metellus die Braut ee gemacht ode ist, will klagen: mugoEuvSeis zu rpodgr dtezaeis Emeysionre a8 emeben Seiv die dies #72. Natürlich fällt das Er eigniss nach die lex Julia; die Klage aber kannte nicht unzulässig, sondern nur aussichtslos sein: denn die Freunde hielten den Cato zurück, sich lächerlich zu machen. Wahrscheinlich war es eine Beleidigungsklage gegen Seipio; denn ihm und nicht dem unbekannten Schwiegervater galt die Wuth (D. 47, 10. 15, 24). Pernice: Zum römischen Sacralrechte. II. 1195 eigenthümlichen Widerspruches fand man darin, dass man nur den ausdrücklich erklärten Rücktritt gelten liess; wer sich ohne Aufhebung des Verlöbnisses zum zweiten Male verlobte, wurde ehrlos'. Die Ge- wohnheit, der Braut eine arra zu geben, ändert daran nichts: denn ursprünglich wird, wie wir wissen’, der Braut ein Eisenring gegeben, der nur Zeichen der Vertragsvollendung und Symbol der Treue gewesen sein kann’. III. Die privatrechtliche Societät hat, wie mir scheint, die grösste Ähnlichkeit mit dem Gastverhältnisse: es wird dadurch für die Ge- sellsehafter ein unter der Herrschaft der Fides stehender brüderlicher Verein geschaffen. Die Soeietas wird mit der Amieitia und dem Bedeutsamer ist Varro de l. L. 6, 71. Hier wird der Schwiegervater sponsu alligatus genannt; und das ist er gewiss auch ohne Klage. Leitet man aus den dunkelen Worten Varro’s (quod tum et praetorium ius ad legem et censorium iudieium ad aequum existimabatur) ein Klagerecht des Bräutigams ab (und allerdings könnte man nach 6. 72 meinen, dass Varro selbst ein solches angenommen habe), so kommt man mit dem certum der legis actio arg ins Gedränge, zumal, wenn man die Litisaestimation verwirft (Huscake, Zschr. f. gesch. Rw. 10, 336). Immer scheint mir noch die beste Auskunft das praetorische ius auf das spondierte Geld, das censorium indieium auf das Verlöbniss zu beziehen, von denen beiden in $. 70 und 71 die Rede ist. Auf Ulpian D. 21, 2. 2 und Arnobius adv. nat. 4,20 wird wohl Niemand grosses Gewicht legen: sie bezeugen das Stipulieren der Braut, das wir aus Plautus als gebräuchlich kennen; die Klagbarkeit bezeugen sie nicht. ! Nach Gaius D. 24, 2. 2, 2 könnte es so scheinen, als sei die Nothwendigkeit ausdrücklicher Kündigung erst später nach dem Muster des Repudiums aufgekommen (placuit venuntiationem intervenire oportere). Indess ist die im $. ı angeführte Ehe- scheidungsformel: res tuas tibi habeto bekanntlich uralt; so kann auch der aus- drückliche Rücktritt vom Verlöbnisse schon in frühe Zeit zurückreiehen. Das Alter der Formel: condieione tua non utor bestätigt Festus ep. p. 62: conventae condiecio dieebatur cum primus sermo de nuptiis et earıum condicione habebatur. Die ausdrück- liche Erklärung setzt das Bescholtenheitsediet nothwendig voraus (D. 3, 2. 1); sonst könnte es das hier gerügte Doppelverlöbniss nicht geben, so wenig wie es ein zwei- faches Processmandat giebt (D. 3, 3. 31, 2). 27 Plinius N Hi 33514. 012. ® Der Combination vermag ich nicht zu folgen, welche wegen dieser ‘arra’ das Verlöbniss der früheren Zeit als obligatorischen Brautkauf, die coemptio als Vollzug auffasst (Hormans, Sitzungsberichte der Wiener Akademie, philos.-histor. Cl. 1870. S. 834 fl.). * Zschr. f. RG., NF., 3,94 f£. Dem dort Gesagten habe ich nur ein Paar Be- merkungen beizufügen mit Rücksicht auf Lewer, Ediet S.236 f. ı. L. hat darauf hingewiesen, dass die Forınel der a. pro socio für die soc. omnium bonorum abgefasst war. Das ist möglich, aber durch D. 17,2. 63 pr. wird es gewiss nicht erwiesen. L. lässt das Ediet über das benef. competentiae ganz allgemein lauten (nach D. 42, 1. 22, 1). Aber das scheint mir nicht annehmbar, weil sonst die Streitfragen über die Ausdehnung des Benefieiums auf die anderen Gesellschaftsformen unerklärlich blieben (D. 42, ı. 16). und darum eben handelt es sich in fr. 63c. Die soc. o. b. kann im Commentare ebenso gut voran stehen, weil sie'nach der Überlieferung die älteste Form war, und Eigenthümlichkeiten von ihr auf die anderen Formen übertragen worden sind. Für die geschichtliche Entwickelung der societas aus dem consortium ergiebt das Ediet natürlich keinen Anhalt. — 2. Wenn Sabin D. 1712, 38 pr. die a. pro socio Sitzungsberichte 1886. 110 1196 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. Hospitium zusammengestellt'; die Föderierten, also die mit dem römi- schen Staate durch Gast- und Bündnissvertrag verbundenen Städte heissen amtlich Soeii; auch die Mitglieder geistlicher Genossenschaften nennen sich mit Vorliebe socii und fratres. Darin wird durch das Dasein einer Klage aus dem Gesellschaftsvertrage nichts geändert. Die Klage infamiert: die Verletzung der Gesellschaftspflichten wird also richterlich festgestellt und daran knüpft sich erst die Bescholtenheit. So ist die Möglichkeit gegeben, die Erfüllung zu erzwingen. Das Verhältniss der Gesellschafter zu einander wird, wie der Gastvertrag, dureh willkürlichen, einseitigen Rücktritt gelöst. Freilich ein grosser Unterschied besteht: die Societät ist höchst persönlich; sie erlischt durch Tod und capitis diminutio’; sie kann nicht wie der Gast- vertrag auf die Nachkommen ausgedehnt werden. Gerade darin aber liegt meines Erachtens ein sicheres Anzeichen dafür, dass die Gesell- schaft keinen familienrechtlichen Ursprung hat: es hätte sonst sehr nahe gelegen, ein dauerndes Bündniss zu wirthschaftlichen Zwecken zwischen den getrennten Stämmen eines Hauses oder zwei Häusern zu errichten. Aber nicht einmal der Gedanke taucht auf: es sind immer nur die Erben, nicht die Nachkommen, um deren Eintritt in den Gesellschaftsverband es sich handelt. IV. Den Mandatsvertrag unter diese Verhältnisse aufzunehmen, könnte man Bedenken tragen. Aber er ist von der Societät untrenn- bar”. Auf das Bestimmteste. wird hier die Fides als maassgebend für ein indieium generale erklärt, so geht das nicht nothwendig, wie LEner meint, auf die soc. o.b. Denn Sabin ist es, der die Rechtsvermuthnng aufstellte, eine soc. simplieiter contracta sei als eine soc. omnium quae ex quaestu veniunt anzusehen (D. 17. 2.7 u.f.). Im fr. 9 sind die albernen Schlussworte doch wohl nicht von Ulpian: Erbschaft und Vermächtniss sollen bei soc. quaestuaria nicht eingeworfen werden, fortassis haec ideo, quia non sine causa obveniunt, sed ob meritum aliquod accedunt. Eine Begründung ist dies gerade gar nicht: eben liberale Zuwendungen sind ausgeschlossen (Alfen D. 17. 2. 71, ı); man darf sie also nicht zu Verdiensten stempeln, sonst können sie als Geschäftsgewinn erscheinen. ' 2. B. Livius 36, 3. 8: num prius societas eis et amieitia renuntianda esset quam bellum indieendum; 42, 25. 12: tum se amieitiam et societatem renuntiasse; 38, SUR: deereverunt renuntiandam societatem Achaeis; Horaz carm. 3, 24. 59: cum periura patris fides Consortem soeimm fallat: et hospitem. ® Mit der Auflösung des Gesellschaftsvertrages durch cap. dim. steht es eigen- thümlich. Die Einen suchen die Thatsache wegzuschaffen (Manpry, Familiengüter- vecht 1, 174) oder wegzudeuten: die Aufhebung soll nicht die Fulge der e.d. sein, sondern wegen des Überganges des Vermögens auf einen Anderen eintreten, daher im Falle der Emaneipation des Soeins überhaupt nicht stattfinden (Con, Beiträge 1, 285 ff). Andere finden gerade darin eine geheimnissvolle Andeutung über das wahre Wesen der Soecietät. Es ist unmöglich, hier die Streitfrage aufzunehmen. Ich verstehe den Satz des Gaius 3, 153: quia eivili ratione eapitis d. morti coaequatur, wie er lautet, und meine, dass Ulpian und Paulus (D. 17, 2. 63. 10 und 65, ır) damit völlig übereinstimmen. ® Labeo ı, 441 ff.; vergl. Hörper, Inst. S. 229 f. PernıcE: Zum römischen Sacralrechte. 1. 1197 für beide Theile hingestellt'. Das receptum arbitrii ist eine Er- seheinungsform des Mandates: es ist aber in Folge seines öffentlichen Charakters andere Wege gegangen, namentlich kann der Schieds- richter beim übernommenen offieium festgehalten werden”. Vi; Das Geschlecht bildet eine sacralrechtliche Genossenschaft. Es wird zusammengehalten durch gemeinsame Gottesverehrung, gemein- same Begräbnisse und andere dem geistlichen Rechte angehörige Mo- mente. In diesem Sinne muss man auch die Ölienten zur Gens rechnen, wie sie ja den Geschlechtsnamen tragen’. Aber in ganz ähnlicher Weise ist auch das Haus, die einzelne Familie, als Genossenschaft anzusehen. Nach bürgerlichem Rechte ist das gesammte Familien- vermögen in der Hand des Hausherrn vereinigt; er allein kann es belasten und veräussern. Die Gewaltunterworfenen verpflichten ledig- lich sich selber; die Familie braucht für sie nieht einzustehen; das gilt im älteren Rechte sogar für den Ersatz des Delietsschadens. In sacraler Beziehung dagegen verhält es sich anders. Die Hausgenossen sind durch Pietät, offieium und obseguium mit einander verbunden, durch gemeinsames Opfer und Begräbniss, wie das Geschlecht‘. Dieser Genossenschaft als solcher liegen religiöse Verpflichtungen ob; dem bürgerlichen Rechte ist es entsprechend, dass der Hausherr bei ihrer Erfüllung die Hausgenossen vertritt”. Allem Anscheine nach durfte sogar kein anderes Familienglied an seiner Stelle die Saera darbringen. Deshalb muss er an dem bestimmten Opfertage (stato die) zu Hause anwesend sein"; deshalb trifft den Hausherrn die ‚geistliche Strafe der ' Auch für das iud. contrarinm in D. 3, 2. 6, 5; besonders im Vergleiche mit dem Depositum D. 16, 3. 5 pr. *® Labeo ı, 447. Der Zwang wird durch multae dietio geübt: D. 4. 8. 32, 12. Der Prätor hatte versprochen: cogam; auf das Verhältniss des Richters zum Prätor weisen die Juristen ausdrücklich hin: D. 4, 8. 13, 3 sq.; 15; 17,7 u. 18. ® Vergl. Mommsen, R. Forschungen 1, 371 f. * Das Dasein solcher sacra familiae läugnete Savıenv, vm. Schr. 1,173 ff. mit Un- recht; es ist wohl jetzt allgemein anerkannt. Festus p. 245: privata (sacra) quae pro singnulis hominibus, familiis, gentibus fiunt. Sie sind es, die Cicero de leg. 2, e. 19 sq. im Auge hat; denn diese Capitel erläutern das ‘Gesetz’: saera privata perpetua manento (2. 22), das $. 47 fast: wörtlich wiederholt wird (vergl. p. Mur. 27). Wie diese Sacra der Familie auferlegt wurden, das ist freilich unsicher; vergl. Lüsgerr, comment. pontif. p. 176 sqq.). ° Cato de agrie. 143: seito dominum pro tota familia rem divinam facere; Cicero de leg. 2,47: ne morte patris fam. sacrorum memoria occideret. © Der Soldateneid bei Gellius 16, 4. 4 lautet: der Ausgehobene wolle sich ein- finden ‘nisi harunce quae causa sit: ...sacrifieium anniversarium qnod reete fieri non possit, nisi ipsus eo die ibi sit’; denn die Opfer müssen stato die dargebracht werden: 110* 1198 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. Impietät und deren weltliche Folge, die Bescholtenheit, wenn die Opfer unterbleiben oder in Verfall gerathen. Die Quellenbelege setzen dies nicht ausser Zweifel, machen es aber höchst wahrscheinlich. Und so kommt dieser Fall in Einklang mit der Behandlung anderer sacraler Vergehen. Die Schwierigkeit liegt darin, die nothwendige Vererblichkeit dieser religiösen Verpflichtung mit der Gestaltung des römischen Hauses zu vereinbaren. Denn mit dem Tode des Hausherrn löst sich die sacrale Genossenschaft naturgemäss auf; es entstehen so viele neue Familien, wie Haussöhne vorhanden sind. An sich ist es nicht un- möglich, sogar wahrscheinlich, dass beim Sitzenbleiben im ungetheilten Erbe das Consortium auch eine religiöse Gemeinschaft der Geschwister herbeiführte: wir wissen davon nichts”. Aber sicher war das Con- sortium kein dauernder Zustand, und in geschichtlicher Zeit ist es die verschwindende Ausnahme statt sofortiger Erbtheilung geworden. Hier haben nun die Pontifices eingegriffen: unter ihrem Einflusse sind die Familiensacra gewohnheitsmässig mit dem in Erbgang gekommenen Vermögen (pecunia) ‘verknüpft’ (adiuneta). Damit ist auch hier die Ausgleichung zwischen den ‘kostenden’ Sacralpflichten und den wirth- schaftlichen Rücksichten erreicht. Die Sacra gehen also als eine auf dem Vermögen ruhende Last mit diesem auf den Erben über”. Die Festus p. 321a: aut si qua sacra privata suscepta sunt, quae ex instituto pontifieum stato die aut certo loco facienda sunt, ea sacra appellari tamquaın sacrificium (vergl. Cicero de har. resp. 15, 32 stato loco); daher Dorsuo bei Livius 5, 46. 15 52, 4- ! Das Vernachlässigen der Saera heisst wohl: sacrificium oder sacrum committere; Cicero de leg. 2,22 bezeugt unter dieser Annahme den Satz des Textes geradezu: sacrum commissum, quod neque expiari poterit, impie commissum esto. Festus (p- 344b) bekundet die Bescholtenheit: der Censor nimmt dem Fahrlässigen das Ritter- pferd: Cato in ea, quam scripsit de L. Veturio de sacrificio commisso, cum ei equum ademit: quod tu, quod in te fuit, sacra stata solemnia, capite (l. casta) sancta deseruisti. Lüsserr (p. 177) folgert aus diesen Worten, dass ursprünglich Todesstrafe auf dem ‘Verlassen der Saera’ gestanden habe. Eine solche Strafe ist an sich höchst unwahr- scheinlich nach allem, was wir sonst wissen. Ich zweiile aber auch, dass man sacra capite sancta übersetzen kann: ‘Opfer, auf deren Unterlassung Todesstrafe, steht’: sonst sind die delicta capite saneta. OÖ. Mürrer’s Vermuthung caste scheint mir nicht ganz zutreffend, casta ist wohl besser: vergl. Cicero de har. resp. 12, 24: qui (ludi Mega- lenses) sunt more institutoque maxime casti, solemnes, religiosi. 2 Zschr. f. RG. N. F. 3, 66 fi. ® Das ist die gewöhnliche Anschauung, die meines Erachtens auch die quellen- mässige ist. Das Sprichwort lautet: sine sacris hereditas, d.h. eine Erbschaft ohne . Sacrallast (Plautus Capt. 775 [4, 1. 8]: sine sacris hereditatem sum aptus ecfertissumam ; Trin. 484 (2, 4. 83): cena hac annonast sine sacris hereditas). Cicero sagt: hereditate sacris adstringi (2, 20. 49), d.h. durch die Erbschaft an die Sacra gebunden werden. Er fragt: wer für die Sacra verpflichtet sei; und antwortet: heredum causa iustissima est; nulla est enim persona, quae ad vicem eius, qui e vita emigravit, propius accedat, d. h. die Erben sind die nächsten dazu (2,48). Leısır-Grück ı, 169 versteht diese Ausserungen: die Sacra trage der Erbe ‘in Gemässheit der im Erbewerden liegenden a EEE EEE «7 Wi Pernıczr: Zum römischen Sacralrechte. II. 1199 Kehrseite davon ist, dass der enterbte Haussohn nichıt verpflichtet ist, die Saera zu verrichten, wenn diese Thatsache auch nirgends be- zeugt wird. Die Pontifices reden nur von der Erbschaft, nicht von anderen Universalsuecessionen. Darum fragt es sich, was bei Arrogation und in manum conventio aus den Sacra wird. Der Schluss, dass sie auch hier auf den Wahlvater und den Ehemann übertragen werden müssen ', bewährt sich nicht”. Denn bekanntlich gehen hier wohl die Ver- mögensrechte über; aber die Schulden erlöschen in Folge der cap. diminutio®. Die irdischen Gläubiger können nun wohl durch den Prätor Restitution erlangen; aber für die himmlischen Gläubiger giebt es keine fietieischen Klagen‘. So gehen durch Ausscheiden aus dem Hausverbande für den capite minutus ohne Weiteres die Sacra unter: daher bezieht sich die pontifieische Voruntersuchung, wie wir wissen, gerade auf die Sacra und deren weitere Gestaltung’. Für eine besondere ‘Abschwörung’ der Sacra ist hiernach hei der Arro- gation kein Raum®. Es ist wohl nur ein Ausfluss der gleichen Anschauung, dass auch die Begräbnisskosten als Vermögenslast behandelt werden. So seltsam es klingt, es erscheint als Sacralpflicht des römischen Bürgers, selbst für seine Beerdigung Sorge zu tragen’. Hat er es nicht gethan, hat er den Erwerb einer Grabstätte oder den Einkauf in eine Begräbniss- gilde bei Lebzeiten versäumt, so haftet sein Vermögen für die Be- stattungskosten“. Der Erbe also erwirbt es mit der darauf ruhenden Persönlichkeitsfortsetzung‘. Diese Deutung ist den Plautusstellen gegenüber unmöglich; denn hereditas heisst dort Erbschaft, nicht Erbewerden, Sucecession. In diesem Sinne kommt auch bei Cicero das Wort nicht vor: top. 6, 29 steht die bekannte Definition, gegen welche der Beweis zu führen wäre; die Bedeutung ist wohl bloss aus Julian’s Äus- spruche abgeleitet (D. 50, 17. 62; 50, 16. 208), den Gaius (D. 50, 16. 24) wiederholt. Aber auch in der letzten Ausserung Cicero'’s kann ich Leısr’s Meinung nicht ausgesprochen finden, um so weniger, als Cicero gleich vorher sagt: iis essent ea adiuncta, ad quos — pecunia venerit ($. 47), Wenn Gaius 2, 54 in der pro herede usucapio eine Er- sitzung des Erbrechtes gesehen hätte (Leise S. 166 f.), so hätte er schwerlich gesagt: hereditates usucapiuntur, Oder giebt es ein doppeltes ersitzbares Erbrecht ab intestato und ex testamento? Vergl. auch Hörner, Beiträge z. Geschichte des röm. Erbrechtes S. 129 ff. ' Savısyy, vm. Schriften ı, 172 f.; 190 f. ® KarrowA, d. Formen d. röm. Ehe S. 84 f. ® Cicero top.‘ 23; Gaius 3, 83 sq., 4, 38; Ulpian D. 1,7. ı5 pr. * Gaius 3. 84. ° Cicero de domo 34. 36. ° Weder durch Cicero or. 144 und de leg. 3, 48, noch durch Servius Aen. 2, 156 wird die ‘Detestation’ als besonderer Act bei der Arrogation erwiesen. TADEL 0723 TROTZ: % Vergl. WartHer, Zschr. f. Civilr. u. Pr., N. F., 17, 376; Labeo ı, 365. Hier, aber wie mir scheint, nur hier wird die Anschauung zur Geltung gebracht. dass eine Schuld 1200 Gesammtsitzung vom 9. Dee. — Mittheilung vom 11. Nov. Last, deducto aere alieno‘. Diese Verbindung ist so enge, dass die Frau aus der Dos, der Haussohn aus dem Peculium begraben werden, ob- wohl sie beide nicht im rechtlichen, sondern nur im wirthschaftlichen Sinne Vermögensinhaber sind”. Es zeigt sich wieder, dass gerade die wirthschaftlichen Rücksichten bei dieser Verknüpfung mit maassgebend waren. Die rationalistischen Erwägungen der römischen Juristen erklären sie in keiner Weise. Nr insepulta cadavera iacerent ist kein zulänglicher Grund’: denn jedem lag ja die sacrale Pflicht ob, den unbegrabenen Leiehnam mit Erde zu bedeeken. Vielmehr muss man wohl davon aus- gehen, dass die Verbindlichkeit zu ordnungsmässiger Bestattung die nächsten Verwandten traf, die zugleich die nächsten Erben waren. Das ist meines Wissens nirgends bestimmt ausgesprochen; aber es wird überall stillschweigend vorausgesetzt‘. Besonders deutlich tritt die Pilicht darin hervor, dass dem in der Ferne verstorbenen Hausgenossen ein Kenotaphium erriehtet werden muss’, ganz ähnlich wie das beim coll. funeratieium geschieht (S. 1181). Das Streben, die saerale Pflicht mit den wirthschaftlichen Verhältnissen auszugleichen, könnte den Satz hervorgetrieben haben, die Begräbnisskosten sind eine Erbschaftslast. Ganz anders als die sacralen Genossenschaftspflichten werden die Rechte behandelt. Es begegnet hier die meines Wissens im römischen Rechte einzige Erscheinung, dass dem einzelnen Genossen auf Grund seiner Zugehörigkeit unentziehbare Befugnisse zustehen. Jeder Haus- angehörige hat Antheil am Familienbegräbnisse (sepulerum familiare); aber nur ein solcher, also nur der Agnat -—, nicht Blutsverwandte und Verschwägerte‘. Trennen sich die Häuser, so werden allem An- scheine nach besondere Erbbegräbnisse für die neuen Häuser errichtet‘. Mit der Eigenschaft der Person als Erben und Hausangehöriges ist das Recht untrennbar verbunden: es bleibt daher dem Erben, auch wenn er nur noch das nudum nomen heredis übrig hat. So behält der Suus das Begräbnissrecht nach Herausgabe der Gesammterbschaft auf Grund des Trebellianum°; wenn er die Erbschaft zurückweist (se eine Last auf dem Vermögen sei, dass sie daher auch auf einem Vermögenstheile ruhen könne. — Anders fasst die Sache Korter auf (Jb. f. Dogmatik 25, 105). 27D.'11, 7: 457 (50, 102.395 0)5035 Kon 070: 2 D.11: 7.103, 314pr:5023,03578,Deeee Wi. ® Ulpian ı1, 7.1235 Pomponius 28; Papinian 43- = DEIII GE ° Varro bei Nonius p. 163, 19: quod humatus non sit heredi porca praecidanea suscipienda Telluri et Cereri; aliter /amilia pura non erat; vergl. Kırcamann, de funer. 35.27. P- 534- ° C. 3, 44- 8; vergl. zum Folgenden Lüsgerr p. 64 sg. ° Vergl. Marguaror, Privatleben S. 364. ° D. 36, 1. 43, 1; hier ist vom Erben, nieht vom suns die Rede; dass der Satz vom suus erst recht gilt, wird sich unten ergeben. Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. II. 1201 abstinet)'; selbst wenn ihm der Nachlass als Unwürdigem entzogen wird, so ‘hört er nicht auf Erbe zu sein’ und bewahrt sein Recht an der Grab- stätte”. Im bürgerlichen Sinne kann dem Suus durch die ausdrückliche Enterbung selbst die Erbeneigenschaft genommen werden: darum aber geht ihm der Antheil am Erbbegräbnisse nicht verloren’. Aus allem dem ergiebt sich klar, dass diese religiöse Befugniss, die durch den Eintritt in den Familienkreis erworben wird, von den wirthschaftlichen und privatrechtlichen Beziehungen durchaus unabhängig ist. Und dem entspricht es einmal ı. vollkommen, dass der suus als solcher die a. sepuleri violati erheben kann, ohne dass daraus auf seine Absicht die Erbschaft anzutreten geschlossen werden darf’; und ferner 2., dass das Recht an der Grabstätte nicht ersessen wird’. Indessen steht dem Haus- herrn unzweifelhaft das Recht zu, die nächsten Angehörigen auch vom Familienbegräbnisse auszuschliessen (A. 3): Augustus hat davon seiner Tochter gegenüber Gebrauch gemacht. Aber dies Recht ist neben der Verfügung über das Vermögen ganz selbständig. Julia wenigstens, die Augustus gar nicht zur Erbin einsetzen durfte, erhält von ihrem Vater Vermächtnisse®. So handelt es sich also bei der Verweigerung der Grabstätte um eine Art hausgerichtliches Urtheils über den Angehörigen wegen Vergehen, die in der Familie geahndet zu werden pflegten Der Kreis der Begräbnissberechtigten ist zunächst die Agnation, d. h. vor allem die Descendenz im Mannesstamme. Denn die Trennung der Familie pflegt auch zur Errichtung einer neuen Grabstätte Anlass zu geben. So könnten also nur etwa noch kinderlose Brüder in Be- tracht kommen. Die Freigelassenen hatten, wenn sie nicht Erben geworden waren, am Familiengrabe keinen Antheil. Das ist für das ausgehende zweite Jahrhundert sicher bezeugt’. Dass es früher anders BB: 137.06 pr-: liberis autem eniuseumque sexus vel gradus etiam filiis fam. et emaneipatis idem ius eoncessum est (mortuum inferendi), sive exstiterint heredes sive sese abstineant. Momnsen will die Worte ilüs fam. et tilgen. Aber die nach- folgende Erwähnung der Abstention erfordert meines Erachtens, dass im Voraus- gehenden von den sui die Rede war. Dass die Compilatoren hier gewaltsaın ein- gegriffen haben, ist klar; aber ich vermag das Ursprüngliche nicht herzustellen. Die Verwi a ist be durch die Einsetzung von liberis am Anfange entstanden. 2 D. 11, 7. 33; 28, 6. 43, 3 (nee desinet heres esse‘). Eu Tr; 2 6 pr.: exheredatis, nisi specialiter testator iusto odio commotus eos vetuerit, hnmanitatis gratia..sepeliri... licet. =D.47,12,10. ° D. 11, 8. 4; vergl. €. 3, 44. 6. Ob das nicht gerade auch für pro herede PP gilt? ° Dio Cassius 56, 32 a. E.: re S Suyerspa our: Keernyerye ; zeimeQ zu Öwgewu aEwsas, ze radyven eu Tu auroU MnaEiy) ammyogsusev; Sueton Oct 101. " D. 11,7. 6 pr.: liberti autem nec sepeliri nee alios inferre poterunt, nisi heredes exstilerint padrono, quamvis quidam inseripserint monumentum sibi libertisque fecisse: et ita Papinianus respondit et saepissime idem constitutum est; vergl. €. 3, 44. 6. 1202 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 11. Nov. gewesen, ist höchst unwahrscheinlich'. Die Clienten gehören als erb- lich abhängige sacralrechtlich zur Gens, und nicht einmal sie haben ohne weiteres Begräbnissrecht. Der Zusammenhang der Freigelassenen mit dem Hause ist lockerer, und er löst sich schon bei den Söhnen vollständig, während die Grabschrift: libertis posterisque eorum zu lauten pflegt. So ist denn auch aus früherer Zeit keine Andeutung zu finden, dass die Liberten als solehe Anrecht auf die Grabstätte hatten’. Aber damit ist auf ein anderes hingewiesen. Der Hausherr hat die Befugniss, den Kreis der Begräbnissberech- tigten durch Berufung zur Erbschaft zu erweitern’. Die Ehre der örbeinsetzung schliesst jene andere Ehre in sich. Denn alle Erben als solche haben Antheil an der Grabstätte; das Recht ist sogar auf die bonorum possessores ausgedehnt‘. Und dieser Satz gilt eben auch für die Freigelassenen. Im Zusammenhange hiermit lassen sich zwei Vermuthungen wagen. Das Begräbnissrecht ist in gewissem Sinne ganz so mit der Erb- schaft verknüpft, wie die Pflicht zur Übernahme der Sacra. Es lässt sich denken, dass sich die Befugniss des Erblassers aus den pontifici- schen Satzungen entwickelt hat. Durch diese wurde es dem Testator ermöglicht, seine Erben mit religiösen Pflichten zu belasten; es ist nur billig, dass er ihnen auch sacrale Befugnisse verleihen darf; d.h. er kann sie durch die Erbeseinsetzung als Berechtigte und Verpflichtete in die sacrale Genossenschaft aufnehmen. Was so von Todeswegen geschieht, könnte auch unter Lebenden verwirklicht werden. Darauf möchte man die räthselhafte manumissio sacrorum causa beziehen’. Der Herr lässt seinen Slaven vindieta frei, ı A. M. MarguaArpr, Privatleben S. 364 f.; aber Lüsserr p. 65. ® Einzelne Inschriften sind mit Papinian’s Anforderung im Einklange und anscheinend aus älterer Zeit: Or. 4400: libertis libertabusque eis quibus in testamento honorem reliquero; 4402: libertis libertabusque mequm quos testamento honoravi; CIL. 6, 10243, v. 5.: libertis libertabus ut de nomine non exeat ita qui testamento seripti fuerint (a. 751); v. 21: libertis libertabusque posterisque eorum ita qui testa- mento seripti fuerint (a. 81). 14823: libertis libertabusque eis quibus ip testamento honorem reliquero. Dagegen beruft sich Marquarpr auf das Testament des Dasumius (v. 106sq.), wo der undankbare Freigelassene Hymnus vom Grabmale ausgeschlossen werde. Das ist ein Versehen: dem Hymnus wird sogar der Zutritt verwehrt; das Begräbnissrecht wird nur einigen auserwählten Liberten verliehen, während sie ausser Hymnus alle im Testamente bedacht sind. ® D. 11, 7. Öpr.; ©. 3, 44. 13: jus sepuleri tam hereditarii quam familiaris ad extraneos etiam heredes, familiaris autem ad familiam, etiam si nullus ex ea heres sit, non etiam ad alium quemguam qui non heres est, pertinere potest. Dem ‘hoc monu- mentum heredem non sequitur” scheint mir dies nicht zu entsprechen. DALE DT. 5 Festus p. 158: [manumitti dieitur] servus saerorum [causa cum dominus eius tenens m]Jodo capıt [modo membrum aliud eius 'servi ita] edieit: hune |hominem Pernıce: Zum römischen Sacralrechte. 1I. 1203 denn etwas anderes kann das manu emittere nicht bedeuten, von welchem uns berichtet wird. Diese Form ermöglicht es, dem Selaven eine ‘Bestimmung’ (lex manumissioni dieta) mitzugeben, ihm die Verwaltung der sacra familiae aufzuerlegen. Dass der Herr den Freigelassenen mit hinreichendem Vermögen ausstattet, ist ohnehin selbstverständlich. Zugleich aber verpflichtet sich der Herr einseitig zur Leistung einer Geldbusse, also zu einer Conventionalstrafe (an wen, erfahren wir nicht), falls der Freigelassene seiner Verpflichtung nicht nachkomme. Darin liegt wohl nur die Einweisung des Liberten in den Quasibesitz der Sacra, eine Bestärkung, wie in der stipulatio poenae bei vertragsmässiger Bestellung einen Servitut. Und thatsäch- lich macht der Patron sich damit und seine Erben von seiner Ver- bindlichkeit los'. liberum esse volo ac] pro eo auri X [puri probi profani mei solvam si] usquam digre[diatur a sacris, cum fuerit iuris] sui. tum is ser[vum eircumagit et e manu homi]nem liberum mit[tit. Die Ergänzungen ergeben sich aus der epit. p. 159 und aus Festus p-: 250b. Nur die Bedeutung der Geldleistung ist nicht sicher. Aber auf die vicesima manumissionum kann sie sich unmöglich beziehen. ! Im Wesentlichen ist das die Auffassung von ScaLıGEr (im Festus ed. Dacırr P- 397); ganz anders Savısny, vm. Schriften 1, 198 f. Sitzungsberichte 1886. 111 h a {ü Ra: nd ul je B sah Jaalı. ,20 a Has uw Mr Br, (Arsch ‚Asassbigig kurt E urn | un Bir > Ri Noel, % ar UN Gh Were IT, We 2 fırr ya GER, BR Ku Lit, RN: f Rs Store 3 u 52 uno. ine Über neue Fortschritte in dem farbenempfindlichen photographischen Verfahren. Von H. W. Vor. (Vorgelegt von Hrn. von HernnoLrz am 25. November |s. oben S. 1043].) Hierzu Taf. XVII. In den letzten Wochen ist es mir im Verein mit meinem Freunde Hrn. J. B. ÖBERNETTER in München gelungen, Verbesserungen in dem von mir eingeführten farbenempfindlichen photographischen Verfahren zu erzielen, welche geeignet sein dürften, die Anwendung und die Leistungsfähigkeit desselben in Naturwissenschaften, Kunst und Industrie in namhafter Weise zu erweitern. Die bisher gefertigten farbenempfindlichen Platten (zumeist Gelatinbromsilberschichten, gefärbt mit einem Eosinfarbstoff oder mit Chinolinroth und Cyanin) waren merklich weniger lichtempfindlich für weisses Licht, als gewöhnliche; sie bedurften ferner zur Erzielung von schwarzen Bildern im richtigen Helligkeitswerth (d. h. das Blau dunkel, das Gelb hell) eines gelben Strahlenfilters zur Schwächung der noch zu stark wirkenden blauen Strahlen. Dieses Strahlenfilter absorbirt aber nicht nur die blauen, sondern zum Theil auch «lie grünen, gelben und rothen Strahlen' und veran- lasst Unschärfen bei mangelhaftem Schliff. Jetzt ist es Hrn. OÖBERNETTER und mir gelungen, farbenempfind- liche Platten zu fertigen, welche im Gegensatz zu den bisherigen doppelt so empfindlich sind als gewönliche und welche keines gelben Strahlenfilters mehr bedürfen. Dieses gelang uns durch Anwendung eines äusserst kräftig wirkenden optischen Sensibilisators. Unter »optischen Sensibilisatoren« verstehe ich Farbstoffe, welche gewisse Stellen des Speetrums kräftig absorbiren und im Stande sind, ‘ Eine von mir als Strahlenfilter benutzte gelbe Spiegelscheibe liess nach Messung mit dem Graun’schen Speetrophotometer von grünem Licht bei Z 36.5 Procent, vom gelben bei D 57:6 Procent, vom rothen zwischen B und € 64 Procent durch (s. VosEL, Photographie farbiger Gegenstände, Berlin bei Oppenheim, S. 61). 1206 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 25. Nov. Chlorsilber und Bromsilber für das absorbirte Licht photographisch empfindlich zu machen." So absorbirt das Chinolinroth das Gelbgrün bei ZE und das Grün zwischen E und 5, das Cyanin das Orange zwischen D und ©. Platten mit beiden Stoffen gefärbt — wie ich sie vor zwei Jahren unter dem Namen »Azalinplatten« in die Praxis einführte — zeigen sich dem entsprechend gelb und rothempfindlich bis € (siehe beifol- gende Speetralphotographie Nr. II’); sie ermöglichten unter Anderem dem Prof. Tromnorr in Christiania die Aufnahme der rothen Strahlen des Nordlichts, welche bis dahin vergeblich versucht worden war. Die Überlegenheit dieser Platte in Bezug auf Wiedergabe der Speetralfarben erhellt aus der Vergleichung von Fig. I (Sonnenspecetrum- Aufnahme mit gewöhnlicher Platte) und II (Aufnahme mit Azalinplatte) in beifolgender Tafel. Aber man erkennt auch aus Fig. II, dass die Wirkung des Blau, verglichen mit der des Gelb noch zu stark ist. Die Wirkung des Gelb des Sonnenspectrums auf unsere Netzhaut taxirt VIErorpr” an hundertmal so hoch als die Wirkung des Indigo bei G@; in der vor- liegenden Aufnahme mit Azalinplatten erscheint aber die Gelbwirkung höchstens /, so gross als die Blauwirkung an gedachter Stelle. Deshalb ist zur Herabminderung der letzteren noch eine gelbe Scheibe als Strahlenfilter nöthig. Nun machte ich bereits vor 2 Jahren darauf aufmerksam,‘ dass die Verbindungen der Fluoreseeinderivate (Eosine) mit Silber viel stärker gelb sensibilisiren, als die Farbstoffe für sich allein. Diese Beobachtung führte mich auf Praeparirung eines Eosinsilber enthaltenden photographischen Collodiums, welches auch ohne Strahlenfilter farbentonrichtige Bilder gab.’ In gleicher Weise bei den jetzt allgemein gebrauchten Gelatin- platten angewendet, ergab das Eosinsilber eine ähnliche günstige Wirkung, aber dabei leider Flecke und sogenannte Schleier und erst in letzter Zeit gelang es uns durch Anwendung reinerer Farbstoffe und Redueirung der Silberquantität reine Platten zu erzielen und zwar nach einem so einfachen Verfahren, dass es mit Zuversicht von jedem Amateur ausgeübt werden kann. > ! Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft XI S. 667. ® Auf die Thatsache, dass das Maximum der photographischen Wirkung etwas weiter nach Roth hin liegt als das Maximum der Absorption, habe ich bereits früher unter Bezugnahme auf Kunnr’s Regel hingewiesen (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft VII S. 978). ® VIERORDT, spectralphotometrische Untersuchungen, Tübingen bei Laupp. * Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft XVII S. 1196, photographische Mittheilungen XXI S. sı. ° Photographische Mittheilungen XXI p.42; XXII S. 45. Voser: Neue Fortschritte in dem farbenempfindl. photogr. Verfahren. 1207 Es genügt einen Eosinfarbstoff (am zweekmässigsten erscheint das von Eper' zuerst versuchte Jodeosin oder Erythrosin) im Ver- hältniss ı auf 2 bis 4000 in Wasser zu lösen, eine aequivalente Menge Silbernitrat (auf ı Farbstoff etwa ı Nitrat, in 10 Wasser gelöst) hinzuzusetzen, den sieh bildenden Niederschlag mit '/,., des Flüssigkeits- volumens an Ammoniak zu lösen und in dieser Lösung gewöhnliche Gelatinplatten des Handels eine Minute zu baden, dann zu trocknen. Diese Platten stehen zwar, wie beifolgende Spectralphotographien lehren (vergl. Fig. IH und II), den Azalinplatten in Rothempfindlich- keit nach, sind ihnen aber in Bezug auf Gelbempfindlichkeit weit überlegen. In der That liegt das Maximum der Empfindlich- keit, ähnlich wie bei unserer Netzhaut, im Gelb. Die Gelbempfindlichkeit erscheint je nach der Qualität der ange- wendeten Gelatinbromsilberschicht etwas verschieden und kann das fünf- bis zehnfache der Blauempfindlichkeit der Region G@ betragen. Weitere Untersuchungen darüber sind im Gange. Die hohe Gelb- empfindlichkeit rechtfertigte die Hoffnung, dass man auch ohne gelbes Strahlenfilter mit diesen Platten Aufnahmen in richtigem oder doch annähernd richtigem Tonwerth erhalten könne. Das Experiment hat diese Annahme bestätigt. Es gelang meinem Freunde ÖBERNETTER und mir photographische Bilder zu erzielen, welche die geringere Blau- und die stärkere Gelb- und Grünwirkung in über- raschendster Weise kundgeben. Namentlich bei Aufnahmen von blauem, theilweise bewölktem Himmel, grünem Laubwerk und Rasen und der in blauen Duft ein- gehüllten Ferne in Landschaften (die in gewöhnlichen Platten ganz verschleiert erscheint), tritt die Überlegenheit der neuen Platten und zwar ohne Strahlenfilter” sehr schön hervor. Gleich wirkungsvoll hat sich aber die Eosinsilberplatte auch bei mikrophotographischen Aufnahmen farbiger Objecte (z. B. geätzten und farbig angelassenen Eisenproben, die ich Hrn. Geheimrath Wenpıse verdanke) gezeigt. Auf Sternbilder wird sie demnächst Hr. Dr. Lonse in Potsdam zu versuchen die Güte haben. Specielle Untersuchungen über die Wirkung der verschiedenen Eosinsilberverbindungen sind noch im Gange. Aus den in beiliegender Tafel publieirten Speetren, die durch photographischen Leimdruck (sogenannter Lichtdruck) naturtreu repro- dueirt sind, geht auch die auffallende Thatsache hervor, dass bei ! Bericht der Wiener Akademie 1884 S. 1120. ® Mit gelbem Strahlenfilter haben die älteren Azalinplatten ähnliche günstige Resultate ergeben, die unter Anderem auch auf der jüngsten naturwissenschaftlichen Ausstellung in Berlin zu sehen waren. Sitzungsberichte 1386. 112 1208 Gesammtsitzung vom 9. Dec. — Mittheilung vom 25. Nov. jetzigem niedrigen Sonnenstande (die Aufnahmen wurden am 14. No- vember h. i p. m. gefertigt) das Speetrum auf der violetten Seite bei Wellenlänge 398 plötzlich abschneidet, so dass sich nur bei längerer Exposition eine Wirkung desselben bis H” bez. bis in’s Ultraviolett bemerkbar macht. Diese Erscheinung rührt jedenfalls von atmo- sphärischer Absorption her. Auffällig ist ferner, dass die Minima photographischer Wirkung in dem sichtbaren Theil des Speetrums in den Aufnahmen II und III an verschiedenen Stellen liegen, in II (Azalinplatte) bei Wellen- länge 510, in III (Erythrosinsilberplatte) bei F. Ausgegeben am 16. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei XVII. Taf. 1886. sber. d. Berl, Akad. d. Wiss. zung k woAgBJA1O A uoyosıydeısojoyd uoyarpuydmausgaez wop ur 99ıyos}1o,g onou dog :T90A 'M 'H Gelb 198S L 31m gq.ayjas 1aqjısmosg Igor ]9.0 pun OUT Jıu -to9gejlaogqfesworg uoggqan uouyeupneumaoadg 1886. Lu. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ülasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs- Reymono. l. Hr. Musk las über einige Angaben, welche mit geson- derten Sinnessphaeren der Grosshirnrinde unvereinbar schienen. Die Mittheilung wird an einem anderen Orte gedruckt werden. 2. Hr. Rorn legte einen vorläufigen Bericht des Hrn. Prof. A. Arzrunı in Aachen über seine mit Unterstützung der Akademie ausgeführte Reise in den Ural vor, unter dem Titel: Mineralo- gisches aus dem Sanärka-Gebiete im Süd-Ural. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1886, 113 r . Was f » I Häraftın: 26 » F t 7537 ri * v4 N Y u Es. 4 mary we : 4 i Fl Ar 3 AR AAATI En as . Li > * Beh , vor ML, r Vrw R, 7 BEITE ATZE I 225 Inal- AIR. ui ntalgalsndtiuan are iR . [ auch u hi=- ala Jah PRı PL BERFE Po 375 Et A04r Bu P > N > i f . ’ a [' ie ? - Eu « ur > 1211 Mineralogisches aus dem Sanarka-Gebiet, im Süd-Ural. Vorläufiger Bericht über eine im Sommer 1886 ausgeführte Reise. Von A. ArZRUNI. (Vorgelegt von Hrn. Rorr.) IR Nachstehenden sollen die Ergebnisse einer mit Unterstützung der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin ausgeführten mine- ralogisch-geologischen Untersuchung kurz zusammengefasst werden, sofern sie sich auf Beobachtungen beziehen, die an Ort und Stelle gemacht wurden. Die Resultate der eingehenden Bearbeitung und des gesammelten Materials sollen später zum Gegenstande eines be- sonderen Aufsatzes werden. Bereits vor mehreren Jahrzehnten wurden an der Sanarka und deren Nebenflüssen, also in einem Gebiete, welches ungefähr zwischen 54°6 und 54° 18 nördl. Br. und 30°6’ bis 30° 33’ östl. L. von Pulkowa liegt, Gold führende Alluvionen zur Gewinnung dieses Edel- metalls abgebaut. Schon in den fünfziger Jahren stiess man dabei auf eine Anzahl Edelsteine und Halbedelsteine, von denen allerdings nur die grösseren Exemplare bemerkt und aufgelesen wurden. Trotz des langjährigen Arbeitens in diesem Gebiet hatte man nicht auf das Anstehende der » farbigen Steine« geachtet, dasselbe nicht gesucht, da diesen Mineralen kein besonderer Werth beigelegt wurde und das Hauptaugenmerk dem Golde zugewandt blieb. Von wissenschaftlichem Gesichtspunkte aus musste es indessen lohnend erscheinen den ursprünglichen Lagerstätten der in den Gold- sanden angetroffenen Minerale nachzuforschen, da sie veilleicht, im Falle ihrer Auffindung, Schlüsse auf die Herkunft der Alluvionen zu ziehen gestatteten. Das Interesse, welches sich ausserdem an das Sanarka-Gebiet knüpft, ist bedingt durch die Identität vieler der dortigen minera- logischen Begleiter des Goldes mit denjenigen, welche die brasilischen Gold- und Diamant-Seifen kennzeichnen. 113" 1212 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 16. December. Die Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, welcher ich meinen Wunsch der Frage näher zu treten unterbreitete, bewilligte mir im Anfang dieses Jahres eine Unterstützung, mit deren Hülfe die Ausführung des entworfenen Planes und. wie ich an dieser Stelle gleich bemerken will, die Auffindung des Anstehenden, wenn auch nicht aller, so doch einer Anzahl der in den Seifen vorkommenden Minerale ermöglicht wurde. Über die primären Lagerstätten derselben wusste man nicht nur nichts Genaues, sondern folgte, wie es sich herausstellte, durchaus irrigen Annahmen. Ohne an dieser Stelle auf die Litteraturquellen einzugehen und darauf, wem die Priorität der Entdeckung oder Erwähnung dieses oder jenes Minerals in den Seifen des genannten Gebietes gebührt, will ich die Namen «der Minerale zusammenstellen. die daselbst angetroffen worden sind. Es kommen ausser Gold vor: Pyrit, Galenit, Chalkosin, Quarz (u. A. d. Var. Amethyst). Rutil, Brookit, Korund (farblos. Rubin und Saphyr), Chrysoberyll (Cymophan und Alexandrit), Spinell. Chalcedon (u. A. Carneol, Achat u. s. w.), Azurit, Staurolith, Cyanit, Topas (rosa, gelb und farblos), 'Tur- malin (chromhaltig), Euklas, Fuchsit, Granat, Tremolit (nebst Var. Kupfferit), Beryll, Columbit, Manganotantalit (neue Var.). Fraglich sind ausserdem: Zirkon, dessen Fundstätte nicht genau angegeben wird, Anatas und Chrysolith (Olivin), welcher wahrschein- lich auf Grund einer falschen Bestimmung. bez. einer Verwechselung mit Chrysoberyll, angeführt wird. Der verschiedenartige Erhaltungszustand, in welchem sich die Krystalle der einzelnen Minerale in den angeschwemmten Ablagerungen des Sanarka-Gebietes finden, der Grad ihrer Abrollung sind nicht als ausschliessliche Folge der verschiedenen Härtestufen des Materials und seiner in jedem einzelnen Falle abweichenden Widerstandsfähigkeit gegen die abreibende Wirkung des vornehmlich aus Quarzkörnern bestehenden Sandes aufzufassen. Daneben kommt noch die Länge des Transport- weges und die Dauer der Reibung, welchen das Material ausgesetzt war, in Betracht, kurz, die Mitwirkung solcher Factoren, deren Einfluss auf die Gestalt der Gerölle zwar ausser allem Zweifel steht, zu deren zahlen- mässigem Ausdruck aber vorläufig die erforderlichen Unterlagen fehlen. Auf Grund gewisser Beobachtungen gelangt man indessen zu dem Schlusse, dass das gegenwärtig auf secundärer Lagerstätte zusammen- - Arzrunı: Mineralogisches ans dem Sanarka-Gebiet. im Süd - Ural. 1213 gehäufte Material geologischen Bildungen entstammt. die räumlich und zeitlich auseinander liegen. Das Auftreten scharfkantiger Krystalle soleher Minerale wie Topas und Turmalin könnte allerdings auf die verhältnissmässig an- sehnliche Härte und Widerstandsfähigkeit dieser Substanzen gegen mechanische Einwirkungen zurückgeführt werden; der Umstand aber, dass sich an gewissen Stellen der Alluvionen neben harten Mineralen kaum alterirte Blättehen von Fuchsit finden, eines verhältnissmässig so weichen und zarten Minerals, erheischt für den erwähnten guten Erhaltungszustand der Krystalle eine andere Erklärung. Es müssen diese Krystalle auf die secundäre Lagerstätte aus Sehiehten gelangt sein, die der Erosion unlängst anheimgefallen sind und in nächster Nähe der Sande anstanden oder noch anstehen. Diese vermuthungsweise gemachte Annahme hat sich denn auch bewahrheitet. Es ist mir geglückt im Kohlenkalk, der in dem in Rede stehenden Gebiet eine weite Verbrei- tung besitzt und mächtige Ablagerungen bildet, genau in NS-Richtung, d.h. genau mit dem Kohlenkalk selbst übereinstimmend, streichende Quarzgänge oder, richtiger gesagt, dieser Richtung nach aneinander- gereihte Quarznester aufzufinden, in denen der Rosa-Topas, der Chrom- turmalin und der Fuchsit auf Quarz aufgewachsen gemeinschaftlich auftreten. Ähnlichen Quarzgängen dürfte auch der in den Sanden in grosser Menge vorkommende Rutil entstammen, wie es Gerölle von Quarz, in welchen er eingewachsen gefunden wurde, beweisen. Welehe die Muttergesteine des Korundes, des Chrysoberylis, des Euklases und mehrerer anderer bald in scharfkantigen, bald in stark abgerollten Krystallen anzutreffender Minerale gewesen sind — ist vorläufig nicht zu entscheiden. Der Beryli der Wäschen dürfte aber den zahlreichen, die übrigen Gesteine (d. h. Granit, sowie die krystallinen Schiefer) durchsetzenden Pegmatitgängen entstammen, da er in solchen an verschiedenen Stellen, wenn auch nicht in unmittelbarer Nähe der Seifen, und in grosser Menge angetroffen worden ist. Dasselbe gilt auch für den Granat. Die Amphibolminerale wurden im Kohlenkalk eingewachsen vorge- funden, und zwar der sogenannte Kupfferit in den körnigen, mürben, versteinerungsleeren Varietäten, während der meist in excentrisch- strahligen, aus harten, steehenden Nadeln bestehenden Bündeln auf- tretende, graue oder farblose Tremolit mitten zwischen den in Massen gehäuften Crinoiden-Stielgliedern des compacteren Kalksteins einge- bettet ist. Silberhaltiger Galenit und Pyrit — letzterer oft als Limonitpseudo- morphose finden sich in Quarzgängen des Kohlenkalkes. ebenso 1214 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. December. das Gold, dessen Verbreitung auch in den den Granit durchsetzenden Quarzgängen unzweifelhaft ist. Das Vorkommen des Goldes im an- stehenden Gestein ist übrigens nieht ausschliesslich auf diese beiden Arten des Auftretens beschränkt. Es liegen vielmehr Anzeichen vor, dass noch andere Gesteine das Gold beherbereten, bevor es auf die seeundäre Lagerstätte gelangte. Die- Kupferverbindungen der Goldwäschen sind gleichfalls im Anstehenden, in Gängen im Kohlenkalk, nachgewiesen. Am meisten verbreitet kommen in den Wäschen Cyanit und Staurolith vor, wobei aber jedem dieser beiden Minerale ein ge- sondertes Verbreitungsgebiet zukommt. Der Cyanit ist besonders gemein an der Kamenka, demjenigen linken Nebenfluss der Sanarka, an dessen Ufern die meisten Goldwäschen liegen, während der Stauro- lith ausschliesslich für die Alluvionen an der Sanarka, wo der Cyanit recht selten ist, charakteristisch erscheint. Der Erhaltungszustand der Krystalle beider Minerale ist auch ein durchaus abweichender: der Staurolith zeigt durchweg mehr oder minder wohl erhaltene Kıy- stalle mit deutlich markirten Kanten oder mindestens mit wohl erkennbar bewahrtem ursprünglichem Habitus. Der Cyanit dagegen erscheint scharfkantig nur in den Spaltungsstücken, die offenbar nicht als solche in die Wäschen gelangten, sonst aber findet er sich in länglichen, rundum abgeriebenen Geröllen, welchen der Volksmund den Namen »Owsjannik« der » Haferkörnige« gegeben hat. Der Ursprung dieser beiden Minerale ist bisher nicht be- kannt. Im Süden der an Cyanitgeröllen so reichen Wäschen be- findet sich allerdings ein kleiner, in der Richtung des Meridians streichender Hügelzug, bestehend aus Glimmer führendem, eisen- schüssigem Quarzit (Avanturin) mit localen glimmerreichen Einlage- rungen, die bis 20°” lange Cyanitkrystalle in grosser Zahl führen. Allein die Cyanite der Goldsande sind nieht daher gekommen. Es lässt sich vielmehr nachweisen, dass die Alluvionen des Kamenka- Gebietes von der entgegengesetzten Seite, d. h. von Norden ange- schwemmt wurden, wofür u. A. die leicht zu verfolgende Verschiebung des Kämenka-Bettes nach Süden spricht. Es mögen aber nördlich dieses Flusses ehemals ähnliche Quarzite angestanden haben, von denen gegenwärtig nichts Anderes zeugen würde als die weite Ver- breitung abgerollter Cyanitkrystalle. Möglicherweise ist dieses nörd- lich der Kämenka nicht mehr aufzufindende Gestein auch ein Träger des Goldes gewesen. Wenigstens scheint ein von mir mitgebrachtes, aus einem weichen Talk ähnlichen Mineral mit eingewachsenen Cyanit- krystallen bestehendes Gerölle, in welchem zwei kleine Goldkörnchen sitzen, darauf hinzuweisen. Arzrunı: Mineralogisches aus dem Sanarka-Gebiet, im Süd - Ural. 1215 Nachdem ich im Vorstehenden bestrebt gewesen bin, nur in allgemeinen Zügen die vielen Fragen anzudeuten, die sich an die Ver- hältnisse in dem so sehr interessanten und seiner Production wegen recht wichtigen, trotzdem aber so wenig erforschten Gebiet an der Sanarka knüpfen, gebe ich mich der Hoffnung hin, dass diese Fragen, nach Bearbeitung des mir vorliegenden Materials, eine einigermaassen befriedigende Beantwortung finden werden. Zu einer erschöpfenden Behandlung der geologischen und mineralogischen Verhältnisse des Sanarka-Gebietes würde weder mein, wenn auch reiches Material, noch meine in der für eingehende Forschungen kurz bemessenen Zeit gemachten Beoachtungen ausreichen. Aachen, den ı5. December 1886. Ausgegeben am 23. December. 1886. LM. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN | AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. December. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnsen. Hr. Scnorr las: Etwas über die Poesie der Turk-Tataren Russlands. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1886. 114 y ira: RER I ‚ a‘ RE £ 7 NA WO er | Ku 2) N h 4 ir Br ILKA r U X nr u uN Jan I (di a na 18 k ie Fi +. FG ir: 7 5, Fe ’ er =. % Pr - 2 ' CH fi Kar Re: fe 2 in } 4‘ 1219 ‘Etwas über die poesie der Turk-Tataren Russlands. Von W. Scuorr. Ir Juli des jahres 1868 las ich vor der philosophisch -historischen classe unserer akademie über eine kleine anzahl kurzer dichterischer erzeugnisse, welche der um die Turksprachen Innerasiens sehr ver- diente wanderer Arımın VAmBERY unter der magyarischen überschrift “Ejszaki Tatarok dalai’ (Lieder nördlicher Tataren) von Constan- tinopel aus nach Ungarn geschickt hatte, wo sie im 2. bande der ‘Sprachwissenschaftlichen mitteilungen’ (Nyelvtudomänyi közlemenyek) veröffentlicht waren. Eine viel ansehnlichere sammlung sehr ähnlichen inhalts hat derselbe forscher im 17. bande der erwähnten zeitschrift (1883) mit einleitung, magyarischer übersetzung und anmerkungen ans licht ge- stellt und ‘Baskir szerelmi dalok’ (Baschkirische liebeslieder) betitelt. Diese sind nichts weniger als 156 vierzeilige ergüsse, ähnlich den 34 der ersten sendung, und wieder auf. reine, oder unreine endreime, wie jene, ausgehend. Gewöhnlich reimen die zweite und vierte zeile des vierzeilers. Form und geistiges gepräge verkünden starken ein- fluss muszlimischer, besonders neupersischer poesie, und die sprache beider sammlungen ist das heutzutage gründlicher bekannt gewordene Östtürkische des alten states Kyptschak. Hr. VAnserv. beklagt die manchen zusammenhang entstellenden und rätselhaft machenden fehler unwissender abschreiber. Sehr zu loben sind: aber die den text darstellenden arabischen drucktypen. Auf dialeetische eigentümlichkeiten, die Hr. Vimgery einleitend hervorhebt, gedenke ich ein anderes mal ie Von ihm be- rührt wird auch die so oft wiederkehrende capriee der dichter, im zweiten teil ihrer strophen einen gedanken auszudrücken, der mit dem gedanken des ersten teils gar nicht zusammenhängt. Aus der vorliegenden sammlung mag eine der geschmacklosesten parungen dieser art als probe folgen (lied 23) ’ 1220 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 16. December. Jüreklering aurtsza Wenn dein herz schmerzet, basarlardin alyp alma asa; so verzehre äpfel, vom basar gekauft; szen taSlaszangda ben taslamam, verlässest du mich gleich, ich Asrajil ganym almasza. verlasse dich nimmer, bis Asrajil meine seele nimmt.! Der herausgeber erinnert an ähnliches im Magyarischen wie z. b. den gereimten spruch: ‘Härom alma, meg egy fel, kerettelek, nem Jöttel’ drei äpfel und ein halber dazu, ich lud dich ein und nicht kamest du. Diese art neckerei begegnet uns in liedern der verschiedensten völker. Bis zu den Chinesen will ich hier gar nicht gehen, nur erinnern, dass ihr canonisch gewordenes Schi-king viel von gleicher art aufzuweisen hat. Aber schon beim ersten aufschlagen eines büch- leins ‘Piesni Judu polskiego w Görnym Szlaska’ (lieder des polnischen volkes in Oberschlesien) erbliekte ich den folgenden auch ein lied für sich ausmachenden vierzeiler: Bez (przez) möj ogröd cieeze woda, Durch mein gärtlein flieszt ein wasser, ınianuje sie Bystrzyca; nennet sich die Bystrytsa (Bystritz); wkradlas mi sie moja kochaneezko, ach, gestohlen hat mein liebchen, wkradlas mi sie do serca mir ins herz gestohlen sich. Das nimmt sich aus wie eine treue übersetzung irgend eines tatar- türkischen textes oder umgekehrt. Verwandtschaft beider hälften in solchen neckischen versen kann indess nicht immer geläugnet werden. Hierher mag man unter den von VAngery beigebrachten magyarischen beispielen das folgende ziehen: Berezen altal repiil a vad keselyü; Übern berg die wilden geier schweben; ez az &let nekeni olyan keserü. ach wie bitter ist mir dieses leben! Bei geiern mag der dichter an feinde denken. Weitaus die meisten lieder der vorliegenden zweiten sammlung atmen nun. allerdings verschiedentlich sich kund gebende geschlechts- liebe, während in den früher bekannt gewordenen wenigstens auch anhänglichkeit an heimat und angehörige wohltuenden ausdruck findet. An den sehr nüchternen eingang: Ajas bulsza szougdur, Wenn es klar wird ist es kalt, bülütlü bulsza Alü dür wenn es wolkig wird ist's warm reihen sich folgende zeilen: Togan üsken $irlerni Orte wo er ward und wuchs, tintek kiSi unutur vergisset nur der stumpfe mensch. Noch ergreifender ist das folgende lied: Büjügine bujük üilerdin Aus hoch und höherem haus empor tytyn tyga qyl küwük; steiget rauch, dem hare gleich; toganlarym isimde tüskeg gedenke ich der eltern mein birbirgine tünler Syl küwük. wird jede nacht einem jahre gleich. ' Asrajil, das hebräische >yy, ist bekanntlich der todesengel der Muham- medaner. Sonorr: Etwas über die Poesie der Turk-Tataren Russlands. 1223 Die vorletzte zeile lautet wörtlich: wenn meine eltern in meinen sinn fallen. Der sänger weilt offenbar fern von den seinen in einer ‘herz- erkältenden’ stadt. Die liebesseufzer der baschkirischen zusendung bieten nur aus- nahmsweise etwas minder alltägliches.. Dahin gehört unter anderem lied 24, worin einleitend schutz der tiere so warm empfohlen wird als wäre ein buddhistischer mönch des dichters geistlicher lehrer ge- wesen: Qarlygat tutszang asäd it Fängst du ein schwälbchen so gieb es frei, köbdür anyng szewäby; grosz ist dafür der lohn; bislerni tutub bir öbszeng fängst du mich und küssest mich einmal, kilirgine anyng gewäby so erhältst du dafür (so kommt dafür) ver- zeihung. Eifersucht mit geringschätzung giebt sich zu erkennen wo ein mezsük oder mazsuk auftritt, welches wort das den Russen erborgte muzsik (myxnk$) ist und überhaupt für ‘Russe’ gebraucht wird. So im 84. liede: NaqsS qysnyng qujnunda Wenn an einer schönen busen mazsuk kilüb jatmaqy ein mazsuk zu liegen kommt, miszli qujaS &yggang so gleicht das der aufgegangenen sonne bülüt kilüb japmagy wenn sie von gewölk verhüllt wird. An wohlgemeinten einer ‘ars amandi’ nicht unwürdigen war- nungen fehlt es auch nicht. Hierher gehört z. b. das 86. lied: Jim ilen tün kicürszeng Verbringst du mit wissenschaft die nacht, jJuqung kilmes küsüng ge; so kommt dein schlaf nicht in dein auge, ihtijäryng qulungdyn kitädir, deine willenskraft weicht von dir (geht fort von deinem arm), iSiq szalyr üsüngge. (und) liebe (verliebtheit) kehrt in dich ein. Über ein halbes dutzend dieser baschkirischen ergüsse ist dem tälib gewidmet welches arabische wort so viel als strebender, streber (studiosus) und in verbindung mit ilm (das wissen) den gottes- und rechtsbeflissenen bedeutet. Einige male wird vor diesem stande ge- warnt, öfter feiert man ihn bis zur begeisterung. Das 89. lied z. b. lautet: Tälib bulsza mollang Wenn ein streber dein molla wird, inkjär bulszun mällaryng; so sei deine habe ihm verläugnet; täliblerning quinunda denn an des strebers busen fäidet bulszun mällaryng. muss dein besitz auf ihn übergehen.! Vom 92. liede lautet der zweite teil: ‘tälib ücün her däjim asis gänyng üsülür' d.h. Um eines strebers willen bricht (zerstört sich) alle mal deine edle seele. ! Molla (arab. genau maulan), ein geistlicher vorsteher, hier ungefähr wie unser ‘beichtvater'. Faida b. muss zu (seinem) vorteil werden. Sitzungsberichte 1886. 115 1222 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 16. December. Dagegen heisst es in lied go: ‘Täliblerning tausy miszli szairar szandyga&' Des t. stimme ist wie singende nachtigall; ferner in lied 96: ‘Bu dünjaning dewleti tälib birle tabilyr’ Dieser welt herrlichkeit ist beim streber (nur) zu finden. Das ganze lied 97 lautet: Naädänlarga garaszang Siehst du unwissende an,! täliblerning fargqy bar; da ergiebt sich des strebers verschiedenheit; gara jerge qaraszang siehst du die schwarze erde an, kükning nitik fargy bar. da ergiebt sich des himmels verschiedenheit. Das 21. lied scheint von einem übermütigen tälib selbst ausge- gangen: Bu dünjalerning ucmagy Dieser welten paradies medresselerning bu&tmagy; ist der hohen schule winkel; ikingi de u&mag Suldur bisge: doch ein zweites paradies für mich szen szulugai qugagy. deiner, der geliebten, busen. Ucmag für den ort der seligen ist eine noch voriszlamische bezeichnung und bis heute unbekannter abkunft. Der medresse (hoch- schule) winkel mag zunächst die stelle bedeuten, wo sie erbaut ist. Noch will ich zwei vierzeiler mitteilen, welche in die sammlung wie herein geschneit sich ausnehmen. Dem ersten ist die 57. stelle angewiesen: Ajasgyna szalgyn, szular tulqun, Heiter ist's und kühl, doch Jas wasser tulqunlary jarga jagmaszyn; woget, avry basym, gorga gänym, möchten seine wogen nicht an’s ufer egellerden Allah szaglaszyn. branden! mein kopf schmerzt, es fürchtet meine seele, vor dem tode bewahre uns Allah! Passt etwa in den mund verzagt gewordener ruderer! Der zweite, eines mannes viel würdiger, erscheint als nummer 66: Ag gartyga quSnung balaszy Des weissen falken kind bajlanyb bauda öler; in die schlinge geraten stirbt; jach$y atanyng balaszy des wackern vaters kind qurallaryn &ireb gauda öler. in voller Rüstung kämpfend stirbt. Die 4. zeile wörtlich ‘seine rüstung zusammennehmend im kampfe stirbt’. ! Nädän (persisch) nichtwissender, auch für heide, glaubensloser. Ein solcher verhält sich zum tälib wie die nackte erde zum himmel. Ausgegeben am 23. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, () VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. ERSTES VIERTELJAHR. (Die Schriften, bei denen kein Format angegeben ist, sind in Octav.) Leopoldina. Amtliches Organ‘ der K. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Heft XX1l. N. 1—4. Halle a. S. 1356. 4. Nova Acta der Kais. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. Bd. XLVI1l. N.2. Halle 1886. 4. Abhandlungen der philos. philol. Classe der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. XVII. Abth. II. — der math. physik. Classe der K. Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. XV. Abth. II. München 1585. 4. Hormann, K. ‚Johann Andr. Schneller. München 1885. 4. von Brınz, A. Zum Begriff und Wesen der römischen Provinz. München 1885. 4. Sitzungsberichte der math. physik. Classe der K. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1885. Heft IV. München 1836. — der philos. philol. und hist. Classe der K. b. Akademie der Wissenschaften zu München. 1885. Heft IV. München 1886. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg- Augusts- Universität zu Göttingen. 1885. N. 9—13. Göttingen 1885. Berichte über die Verhandlungen der K. Sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. — Math. physische Classe. 1885. Ill. Leipzig 1886. Sitzungs- Berichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. Jahrg. 1885. Berlin 1385. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- u. Salinen- Wesen im Preussischen Staate. Bd. XXXIIT. Lief. 2. Bd. XXXIV. Heft 1. Berlin 1885. 1886. 4. Metronomische Beiträge. Herausgegeben von der K. Normal-Aichungs- Kommission. N. 4. 5. Berlin 1885. 4: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Bd. XXXVIl. Heft 3. Berlin 1855. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jahrg. XVII. N. 15. „Jahrg. XIX. N. 1—5. . Berlin 1885. 1886. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 61. Heft 2. Görlitz 1885. Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten über die physikalischen Eigen- schaften der Ostsee und Nordsee und die Fischerei. Jahrg. 1885. Heft TI—IM. Berlin 1886. 4. “ Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. XIV. (1885.) Heft 5. 6. XV. (1886.) Heft 1. Berlin 1885. 1586. Schriften der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. F. Bd. Vl. Heft 3. Danzig 1586. Preussische Statistik. LXXXUI. LXXXIV. LXXXVI Berlin 1585. 1556. 4. Zeitschrift des K. Preuss. Statistischen Büreaus. Jahrg. XXV. 1885. N. 4. Berlin 1885. 4. Sitzungsberichte 1886. 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Städtisches Progymnasium zu Berlin. — Vierter Jahresbericht Ostern 1886. Hierzu: Wissenschaftliche Beilage. — Ostrerwarv,. RK. Die Wasseraufnahme durch die Oberfläche oberirdischer Pflanzenteile. Berlin 1886. 4. 3 Ex. Sophien- Realgymnasium. — Bericht über das Schuljahr 1885 — 1886 vom Director Prof. Marrus. Berlin 1886. 4. 3 Ex. Perrewrrz, P. Wissenschaftliche Beilage zum Programm des Sophien- Realgymnasiums. Ostern 1886. Temperatur - Abweichungen und - Schwankungen. Berlin 1586. 4. 3 Ex. Städtische Höhere Bürgerschule zu Berlin. I. — Bericht über das Schuljahr 1885/86. Berlin 1886. 4. 3 Ex. Königstädtisches Gymnasium in Berlin. IX. Bericht über das Schuljahr Ostern 1885 bis Ostern 1886. 4. 2 Ex. Jacory, D. Wissenschaftliche Beilage zum Programm. Gore Macrorrpıvs. Berlin 1886, 4. 2 Ex. C (12) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Zweites Vierteljahr. Festschrift zu dem fünfzigjährigen Jubiläum des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums zu Berlin. Berlin 1886. Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten über die physikalischen Eigen- schaften der Ostsee und Nordsee und der Fischerei. Jahrg. 1885. Heft IV— VI]. Berlin 1856. 4. Publicationen des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam. Herausgegeben von H. C. Voser. Bd.5. Potsdam 1886. 4. Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Heft LXXX1. Bonn 1886. Verhandlungen der phys. medic. Gesellschaft zu Würzburg. N. F. Bd. XIX. Würz- burg 1886. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 40. Heft 1. Leipzig 1886. ‚Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahrg. XXTI. Stuttgart 1886. 24. Bericht der Oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Giessen 1886. Anzeiger des germanischen Nationalmuseums. Bd. 1. Heft 2. Jahrg. 1885. Nürnberg. Mittheilungen aus dem germanischen Nationalmuseum. Bd. 1. Heft 2. Jahrg. 1885. Nürnberg. Katalog der im germanischen Museum befindlichen Gemälde. Nürnberg 1885. Bulletin mensuel de la SocietE des Sciences, Agriculture et Arts de la Basse- Alsace. T. XX. — 1886. — März— Juni. Strassburg 1886. Bulletin de la SocietE naturelle de Colmar. Annces 24. 25. 26. 1883 a 1885. Colmar 1885. Supplement au Bulletin. Annees 1883 — 1885. Colmar 1885. 4. VIII. Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Metz für 1885. Metz 1886. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. Bd. Vl. Heft 4. Berlin 1886. ® Zoologischer Jahresbericht für 1884. Herausgeg. von der Zoologischen Station zu Neapel. Abth. I. Berlin 1886. Mittheilungen des K. Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abtheilung. Bd. XI. Heft 1. Athen 1886. . Mittheilungen des K. Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abtheilung. Bd. 1. Rom 1886. Katalog der Bibliotheca Platneriana. Rom 1886. Mittheilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens. Heft 34. Bd. IV. Seite 163— 204. April 1886. Berlin. 4. Meteorologische und magnetische Beobachtungen der K. 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Die Drehung der Erdkruste in geologischen Zeit- räumen. München 1886. NEHRING, A. Beiträge zur Kenntniss der Galictis- Arten. Bremen 1886. Sep. Abdr. Reves, F. Ein Stückchen Kosmos. Grweifenberg i. P. 1886. Körrier, A. Das Karyoplasma und die Vererbung. S.1. Sep. Abdr. Sasse, E. Das Zahlengesetz in der Völker - Reizbarkeit. 1. Brandenburg 1877. Ausrecnt, P. 7 Sep. Abdr. 1884—1856. Münry, A. Über den kosmischen Dualismus. Cassel 1886. Sep. Abdr. Gran, CH. La destilation de l’eau-de-vie en Alsace- Lorraine. Strassburg 1886. Extr. Sitzungsberichte der math. naturw. Classe der K. Akademie der Wissenschaften in Wien. Jahrg. 1886. N. VI. XI—XIV. Feierliche Sitzung der K. Akademie der Wissenschaften anlässlich des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums des Hohen Curatoriums am 10. März 1886. Wien 1886. ‚Jahrbücher der K. K. Central- Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus. — Offieielle Jahrg. 1884. N. F. Bd. XXI. Wien 1885. 4. 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Proceedings of the Canadian Institute, Toronto. Ser. Ill. Vol. IV. Fasc. 1. Toronto 1886. Results of the Meridian Observations made at the Royal Observatory, Cape of Good Hope, during the years 1879, 1880 and 1881. Annals of the Royal Observatory, Cape of Good Hope. Vol. Il. P. 1. — Öbservations of the Great Comet. 1882. Il. 4. The Gold Fields of Victoria. — Reports of the Mining Registrars for the quarter ended 30“ June 1886. Melbourne 1886. Fol. 1885 — 86. New South Wales. Australian Museum (Report of the Trustees for 1885). Vietoria 1886. 4. Comptes rendus hebdomadaires des Seances de l’ Academie des Sciences. 1885. Sem. 2. Tables. 1886. Sem. 2. T. CII. N. 15—20. 22. 23. Paris 1386. 4. Revue scientifigue. Annee V]. Sem. 2, (T. 38.) N. 17—24. Paris 1886. 4. Polybiblion. — Revue bibliographique universelle. Part. techn. Ser. 1I. T. XN- Livr. 10.11. Part. litt. Ser. II. T. XXIV. Livr. 4.5. Paris 1886. Bulletin de la. Societe de Geographie. Trim. 2. 3. Paris 1886. Compte rendu des Seances de la Commission centrale de la Societe de Geographie. 1886. N. 16. 17. Paris 1886. Bulletin de l’ Academie de Medecine. Ser. II. T. XVI. N. 41-46. 48. 49. Paris 1886. ‚Journal de Mathematiques. Ser. IV. Fase. 3. (Liescnrrz, M. Propositions arithmetiques tirees de la theorie de la fonction exponentielle.) Paris 1886. 4. Revue numismatique. Ser. 111. T. IV. Trim. 4. 1886. Paris 1886. Annales des Mines. Ser. VIII. T. IX. Livr. 3 de 1886. Paris 1886. Annales des Ponts et Chaussees. Memoires et documents. Ser. VI. AnneeV]. Cah.9. Paris 1386. Nowvelles Archives du Museum d’Histoire naturelle. Ser. Il. Fase. 1. Paris 1885. 4. Vivien DE Saınr-Marrın. Nouveau dictionnaire de Geographie universelle. Fasc. 35.‘ Paris 1886. 4. Bulletin de la Societe de Geographie commerciale de Bordeaux. Annee 9. Ser. 11. N. 19. 20. 21. Bordeaux 1886. Deriste, L. Notice sur des Manuscrits du fonds Libri conserves a la Laurentienne & Florence. Paris 1886. 4. Extr. Essreın, W. La Goutte, sa nature et son traitement. Paris 1887. Hırn, G. A. La Cindtique moderne et le Dynamisme de l’avenir. Paris 1887. 4. — — (auses de la detonation des Bolides et des aerolithes. Paris 1886. Extr. Perror, G. et Cuıpırz, Cu. Histoire de l’art dans V’antiquite. Ser. 21. Livr. 201 a 210. Paris 1886. Travaux et memoires du Bureau International des poids et mesures. T. V. Paris 1886. 4. Atti della Reale Accademia dei Lince. Anno CCLXXXII. 1885— 1836. Ser. IV. Rendiconti. Vol. II. Fasc. 6. Sem. 2. Fasc. 7. 8. 9. Roma 1886. Memorie della Reyia Accademia di Scienze, Lettere ed Arti in Modena. Ser. 11. Vol. IIT- Modena 1885. 4. 2 Ex. Reale Istituto Lombardo di Scienze e lettere. — Rendiconti. Ser. II. Vol. XVIIl. Milano 1886. Memorie del Real Istituto Lombardo di Scienze e lettere. — (lasse di Scienze matematiche e naturali:. Vol. XV. — VI. della Serie IIl. Fasc. IV. Vol. XVI. — Vll. della Serie III. Fase I. — Classe di lettere. Vol. XVI. — VII. della Serie Ill. Fase. 111. Milano 1885. 1586. 4. ” ” ” ” r. r. ” D Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. (33) Boncomrasnı, B. Bulletino di Bibliografia e di Storia delle Scienze matematiche e ‚fisiche. T. XIX. Gen. 1886. Roma 1886. 4. Bulletino di Archeologia cristiana. Ser. IV. Anno III. Roma 1884—1885. Luvinı, Jean. Eixperiences sur la conduetibilitE electrigue des gaz et des vapeurs. Turin 1886. Extr. Omsonı, G. Di aleuni Insetti fossili del Veneto. Venezia 1886. Extr. Bulletin de 1’ Academie Imp. des Sciences de St. Petersbourg. T. XXX1. (feuilles 9—%19). St. Petersbourg 1886. 4. Melanges physiques et chimiques tires du Bulletin de U Academie Imp. de Sciences de St. Peters- bourg. T. XII. St. Petersbourg 1886. Acta horti Petropolitani. T. IX. Fase. 11. St. Petersbourg 1886. v. Herver, F. (atalogus bibliothecae horti imperialis botaniei Petropolitani. Edit. nova. Petropoli 1886. Bulletin de la Socidte imperiale des Naturalistes de Moscou. Annee 1886. N. 3. Moscou 1886. Korrespondenzblatt des Naturforscher-Vereins zu Riga. XXIX. Riga 1886. Universitäts - Schriften. Bd. XXVI. N.7. 8. Kiew 1386. v. Koxscuarow, N. Materialien zur Mineralogie Russlands. Bd. IX. (S. 273— 368, Schluss). St. Petersburg 1886. Materialien zur Geologie des Kaukasus. Forschungen der Jahre 1879—1882. Herausgegeben von der Verwaltung der Berg-Abtheilung für den Kaukasus. Titlis 1886. (russ.) Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlingar. Ärg. 43. 1886. N. 7. 8. Stockholm 1886. Kongl. Vitterhets Historie och Antiquitets Akademiens Manadsblad. Arg. 14. 1885. Stockholm. Upsala Universitets Ärsskrift 1885. Upsala. Acta mathematica. Herausgeg. von G. MrrraG-Lerrter. 8. 9:1. Stockholm 1886. Den Norske Nordhavs- Expedition 1876 — 1878. XV. Zoologi-Crustacea, Il. red. Sars. Christiania 1886. 4. Nederlandsch Kruidkundig Archief. Ser. 11. Deel 4. St. 4. Nijmegen 1836. Bijdragen tot de Taal- Land- en Volkenkunde van Nederlandsch- Indie. Volg. IV. Deel 1. Atl. 4. 'sGravenhage 1886. Rorrants, J. J. Nadere Beschouwing van de Verhanderlykheid van den Waterspiegel van den Boven-Rijn. "sGravenhage 1886. Sep. Abdr. Publications de la Section historique de U Institut R. @. D. de Luxembourg. Annee 1854. XXXVID. (XV.) Annee 1885. XXXVUI (XVI) Luxembourg 1836. 1885. Bulletin de ’ Academie R. de Belgique. Annee 55. Ser. 3. T. XII. N. s—10. Bruxelles 1886. Bulletin du Musee Royal d’histoire naturelle de Belgique. T.1V. N.3. Bruxelles 1386. van AuBEL, E. Note sur la transparance du Platine Bruxelles 1886. — —, Recherches experimentales sur l’infltence du Magnetisme sur la polarisation dans les Dielectriques. 2. Note. Bruxelles 1886. Wirrems, P. Les elections municipales a Pompei. Bruxelles 1886. Extr. PREUDHOMME DE BoRRE, A. Catalogue des Trogides deerits jusgua ce jour. Gand 1886. Extr. PREUDHOMME DE BoRRE. Note sur le genre ectinohoplia Redtenbacher. 1886. Extr. Universite de Liege. — Ouverture solennelle des Cours. — _Annee academique 1886—87. Wasseise, And. De l’exercice de la medecine par les femmes. Liege 1386. Prareau, F. Palpes des Myriopodes et des Araneides. Meulan 1886. Extr. (34) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. Bulletin de la Societe Waudoise des Sciences naturelles. Ser. 3. Vol. XX1. N. 94. Lausanne 1886. Boletin de la Real Academia de la Historia. T. IX. Cuad. IV. Oct. V. Nov. 1886. Madrid 1886. Revista de los Progresos de las Ciencias exactas, fisicas y naturales. T. XX1. N.7. 8. 9. T. XXIL N. 1. Madrid 1886. Eorussıs @oywıorcyızr. Jahrg. 1886. H.1. Athen 1886. Kogdzrr, NA. Xawnerchoyie. Athen 1886. 4. v. Hurmuzarı, L. Fraymente zur Geschichte der Rumänen. Bd.5. Bucuresei 1836. Proceedings of the American Philosophical Society held at Philadelphia. Vol. XXIII. N. 123. Philadelphia 1886, List of surviving members of the American Philosophical Society at Philadelphia. Phila- delphia 1886. Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. P. 11. April—Sept. 1886. Philadelphia 1886. Annual Report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution for the year 1884. Washington 1885. Special Report by the Bureau of Education. — New Orleans 1884—85. P.1. Catalogue of Exhibits. Washington 1886. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Vol. XII. N.6. XI. N. l. Cambridge 1886, Annual report of the Curator of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College for 1885—86. Cambridge 1886. The American Journal of Science. Vol. XXX11. N. 191. 192. New Haven 1886. The Journal of the Cincinnati Society of Natural History. Vol. IX. N. 3. Cincinnati 1886. American Journal of Mathematics. Vol. IX. N. 1. Baltimore 1886. 4. American Chemical Journal. Vol.8. N.5. Baltimore 1886. The American Journal of Philology. Vol. Vll, 3. Baltimore 1886. ‚Johns Hopkins University Studies in the historical and political Science. Ser. IV. Vol. 111. N. VII. X. Baltimore 1586. ‚Johns Hopkins University Circulars. Vol. Vl. N. 52. 53. Baltimore 1886, 4.. Publications of the Leander MeCormick Observatory of the University of Virginia. Vol. 1. P.3. Nebula of Orion. Virginia 1886. 2 Ex. Morris, L. J. Action of the Halogen Acids and Ammonia on Lactones. Philadelphia 1884. Morse, E. S. Ancient and modern methods of Arrow-Release. Salem, Mass. 1885. Newron, H. A. The Meteorites, the Meteors and the Shooting Stars. Salem. Mass. 1886. Extr. Anuario del Observatorio astronomico Nacional de Tacubaya para el ano de 1887. Ano vi. Mexico 1886, Revista do Observatorio, publ. mensal do Imperial Observatorio do Rio de Janeiro. Anno ]. N. 10, 11. Rio de Janeiro 1886. 2 Boletin de la Academia Naciomal de Ciencias en Cordoba (Republica Argentina). Marzo 1886. T. VIII. Entr. 4°. Buenos Aires 1885. a nee ch Namenregister. Der erste Jahresband endet mit Seite 526. (35) NAMENREGISTER. Asıca, H., starb am 1. Juli. 609. Arsrec#'r, Prof. Dr. P. in Hamburg, über eine zweizipflige Vorderflosse bei Protopterus annectens. 525. 545 — 546. AmE6nHıno, Prof. Fr. in Cordoba (R. A.), Oraeanthus und Coelodon, verschiedene Gattungen einer und derselben Familie. 439. 463 — 466. Arzrunı, Prof. in Aachen, erhält 2400 Mark zur Bereisung des Sanarka - Gebietes im südlichen Ural. 437. , Mineralogisches aus dem Sanarka-Gebiete im Süd-Ural. 1209. 1211—1215. ARNING, Dr. En., Bericht über seine Untersuchungen des Aussatzes auf den Sandwich- Inseln. 413—414. 1053. 1141 — 1146, ®AUWERS, Festrede. 547. ——————., Erwiderung auf von Bezoro’s Antrittsrede. 551— 593. ‚ neue Untersuchungen über den Durchmesser der Sonne. I. 1053. 1055 — 1126. Basınskv, Dr. B. in Berlin, über den Ursprung und den centralen Verlauf des N. acusticus des Kaninchens. 231. 255 — 258. von Bezorp, W., seine Wahl zum ordentlichen Mitgliede der physikalisch-mathema- tischen Classe bestätigt. 437. —-, Antrittsredee 547 —551. Bronor, Dr. D., über die embryonale Bildung des Gesichtes und die Lippen - Kiefer- Gaumenspalten. 61. 93— 97. Brren, Sam., starb am 27. December 1885 in London. 109. ou Boıs-Revmonn, Enı, Festrede zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs, 317— 330. pu Boıs-Reymonp, Prof. Paur in Berlin, über die Integration der Reihen. 355. 359— 371. Bontrz, Ansprache an ihn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctor- Jubiläums. 387 — 388. Brock, Dr. in Göttingen. Bericht über eine mit Unterstützung der Akademie in den Jahren 1884— 1885 im indischen Archipel zu zoologischen Zwecken ausgeführte Reise. 3. 11—18. #=BRUNNER, über die Benutzung der Novellen im Edietus Langobardorum. 955. * ——., über die Herkunft der Schöffen. 1017. Burmeister, H., weitere Bemerkungen über Coelodon. 355. 357—358. 1053. 1127 — 1132. Carvert, Frank, in Constantinopel, Meteorsteinfälle am Hellespont. 649. 673—674. Casorarı, Prof. Ferice in Pavia, zum correspondirenden Mitglied der physikalisch mathematischen Classe erwählt. 609. Csevrevur, M.-E., Adresse an ihn zu seinem hundertjährigen Geburtstage. 949—954. Cuun. Prof. €. in Königsberg, erhält 1200 Mark zu einer Reise nach Neapel und Messina zur Erforschung der Siphonophoren. 191, (36) Namenregister. Cnus, über Bau und Entwickelung der Siphonophoren. Dritte Mittheilung. 559. 681 — 688. Conze, Jahresbericht über das Kaiserlich deutsche archaeologische Institnt. 354. 469 — 472. a ‚ über die Kaisertempel in Pergamon. 535. #=—— , über die Ergebnisse der von Hrn. GRÄBER angestellten Untersuchung der antiken Wasserleitungen in Pergamon. 955. CUremona, Prof. Lvısı in Rom, zum ceorrespondirenden Mitgliede der physikalisch- mathematischen Classe erwählt. 609. =Currıus, Athen unter den Pisistratiden. 473. Drers, Bericht über die Herausgabe der Aristoteles-Commentatoren. 334 — 335. * _———., über das dritte Buch der Aristotelischen Rhetorik. 945. von Dıestr, Lieut. W., erhält 3000 Mark zur Bereisung des nördlichen Klein- asiens. 109. Dıiererıcı, Dr. €. in Berlin, die Grundempfindungen und ihre Intensitätsvertheilung im Spectrum — s. A. Könıc. =DıiLLmAann, über die Quellen des Deuteronomiums. 607. Duncker, über die Fortführung der Herausgabe der politischen Correspondenz Frıeorıca's des Grossen. 335 — 350. ———, Strategie und Taktik des Miltiades. 391. 393— 411. —————, starb am 21. Juli in Ansbach. 629. ®EıcHLEr, über Verdoppelung der Blattspreite bei Michelia Champaca L. 177. ———— , über die Verdiekungsweise der Palmenstämme. 177. 501 — 509. “Ewaro, die Fischgattung Menaspis aus der Zechsteinformation. 437. Frirsen, Prof. G. in Berlin. die Parasiten des Zitterwelses. 3. 99 — 108. -, die äussere Haut und die Seitenorgane des Zitterwelses. 355. 415 —436. , Übersicht der Ergebnisse einer anatomischen Untersuchung über den Zitter- wels. 1053. 1137 — 1140. h Fucns, über diejenigen algebraischen Gebilde, welche eine Involution zulassen. 649. 797 —-804. —— , über die Werthe, welche die Integrale einer Differentialgleichung erster Ordnung in singulären Punkten annehmen können. 277. 279 — 300. GerHARDT, erhält 900 Mark als Beihülfe zur Herausgabe des 6. Bandes der philo- sophischen Schriften von Leıissız. 191. — , über die weitere Untersuchung der Leırnız’schen Manuseripte in der Königlichen Bibliothek zu Hamnover. 1. 21—31. Gınzer, F.K., Astronom in Berlin, über einige historische, besonders in altspanischen Geschichtsquellen erwähnte Sonnenfinsternisse. 941. 963—981. ö Goerre. Prof. A. in Rostock, Verzeichniss der Medusen, welche von Dr. SANDER, Stabsarzt auf S. M. S. »Prinz Adalbert«, gesammelt wurden. 649. 831—837. Gorpvsweiın, Dr. E. in Berlin, über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform an der Kathode indueirter Entladungen. 689. 691—69. Gorrsene, Dr. €. in Kiel, geologische Skizze von Korea. 609. 857—873. ®Gräser, Banrath in Stolberg, erhält 2500 Mark zur Untersuchung der antiken Wasserleitungen in Pergamon. 690. — Bericht 955. von Hernnorrz, über die erkenntnisstheoretischen Prineipien des Zählens und Messens. 947. ®=HıRrscHFELD, Beiträge zur Geschichte der Narbonensischen Provinz. 59. , die kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1147. 1149—1168. Hormann, zur Geschichte der Cyanursäure- Äther. 527. 901—924. ne a en rl gr a Der erste Jahresband endet mit Seite 526. (37) Hormann, Nachträgliches über das chlorirte Methylisoeyanurat und die Constitution der Cyanursäuren. 925—940. ®KıEreErRT, über die Ergebnisse der Reisen der HH. Harrmann und Morrrz im nördlichen Syrien. 229. Kırcunorr, A., Bericht über die Sammlungen der griechischen Inschriften. 330—331. - ——., über das Bruchstück eines attischen Psephisma. 301. 303—314. Kıessting, Prof. J. in Hamburg, die Bewegung des Krakatau-Rauchs im September 1883. 527. 529—533. Könıs, Dr. A. in Berlin und ©. Diererıcı, die Grundempfindungen und ihre Intensitäts- vertheilung im Speetrum. 649. 805—829. Körrer, Dr. E. in Berlin, erhält den Preis der Steinerschen Stiftung. 556—558. Krause, Prof. W. in Göttingen, über die Folgen der Resection der elektrischen Nerven des Zitterrochen. 559. 675—680. KronEckER, zur Theorie der elliptischen Functionen. 525. 689. 701—780. — ——, zur Theorie der Gattungen rationaler Funetionen von mehreren Variabeln. 231. 251—253. Lanporr, über die Zeitdauer der Reaction zwischen Jodsäure und schwefliger Säure. 191. 193— 219. 989. 1007—1015. Lersıus, Prof. R. in Darmstadt, erhält 4000 Mark zur Fortsetzung der geologischen Aufnahme von Attica. 609. Liesreıcn, Prof. O. in Berlin, über den todten Raum bei chemischen Reactionen. 957. 959—962. MarLnstEn, starb am 11. Februar in Upsala. 259. Meyer, Hofrath Dr. A. B. in Dresden, erhält 250 Mark zur Erforschung der antiken Strassenzüge u. s. w. des Obergailthals in Kärnthen. 109. ———., die Giftdrüsen bei der Gattung Adeniophis Pet. 609. 611—614. Monumsen, Bericht über die Sammlungen der lateinischen Inschriften. 331—333. —— , Festrede zur Feier des Geburtstages Friedrichs Il. 39—46. = — , über den römischen oder italischen Fuss. 391. #=Morrrz, Bericht über seine Bereisung Syriens. 59. Mürrer, Prof. Dr. D. H. in Wien, sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin. 629. 839—856. ®Munk, über einige Angaben, welche mit gesonderten Sinnessphären der Grosshirn- rinde unvereinbar schienen. 1209. ——— ., über die centralen Organe für das Sehen und Hören bei den Wirbelthieren. 61. 111—136, 179—188. #NoETLINnG, Dr. F. in Königsberg, über das Vorkommen der ‚Juraformation am Hermon. 413. Parrsen, Prof. Dr. in Breslau, Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen auf den Inseln des lonischen Meeres. 609. 615—628. PERNIcE, zum römischen Sacralrechte. Il. 983. 1169—1203. Prınssueim, über die vermeintliche Zersetzung der Kohlensäure durch den Chloro- phylifarbstoff. 649. 651—662. _— ,‚ über die Sanerstoffabgabe der Pilanzen im Mikrospeetrum. 19. 137—176. von QuEnsreopt, F. A., Adresse an ihn zur Feier seines 50,jährigen Doctor-Jubiläums. 3838—389. RANMELSBERG, über die chemische Natur des Eudialyts. 439. 441—461. — , über einen neuen Fall von Isomorphie zwischen Uran und Thorium. 559. 603—606. (38) Namenregister. von RAnke, L., starb am 23. Mai. 525. Ronpe, Dr. E. in Breslau, histologische Untersuchungen über das Nervensystem der Chaetopoden. 689. 731—786. Rorn, Beiträge zur Petrographie von Korea. 609. 875—881. ‚ über einen vulkanischen Ausbruch in Nord-Neuseeland und über Erdstösse in Malta. 941—944. SCHERER, W., starb am 6. August. 947. *Scuamipr, zur Declination und Stammbildung der indogermaniscehen Neutra. 1. über die vedische Verwendung des Nom. Acc. Sing. der Neutra in pluralischer Bedeutung. 1051. ScH#NEIDER, Dr. R. in Berlin, amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 559. 853—900. Sc#orr, zur Beurtheilung des chinesischen Polyhistors Tsehü-hi. 109. 221—228. — , etwas über die Poesie der Turk-Tataren Russlands. 1217. 1219—1222. ScraorrmürLLer, Prof., Bericht über die archivalischen Forschungen zur Geschichte und zum Process des Tempelherren - Ordens. 1017. 1019 — 1042. SCHRADER, die av r>>> und ihr aramäisch - assyrisches Aequivalent. 475. 477 — 49. *ScHunze, über den Bau und das System des Hexaetinelliden. 315. 355. SEHWENDENER, Untersuchungen über das Saftsteigen. 559. 561 — 602. — ‚ zur Worrmann’schen Theorie des Windens. 649. 663 — 672. SetenkaA, Prof. Dr. in Erlangen, erhält 2500 Mark zur Fortsetzung seiner embrvo- logischen Untersuchungen an Beutelthieren. 19. Sırmens, W., über die Erhaltung der Kraft im Luftmeere der Erde. 259. 261 — 275. Sınrorn. Dr. E. in Leipzig, erhält 2500 Mark zu einer zoologischen Reise nach Portugal und den Azoren. 609. SrEINER, Prof. J. in Heidelberg, erhält 1500 Mark zur Fortsetzung seiner Experimental- Untersuchungen über das Gehirn der niederen Wirbelthiere an den grösseren Lacertiden Sieiliens. 437. —, über das Centralnervensystem der grünen Eidechse, nebst weiteren Unter- suchungen über das des Haifisches. 537. 539 — 543. . über das Centralnervensystem des Haifisches und des Amphioxus lanceolatus und über die halbzirkelförmigen Kanäle des Haifisches. 493. 495 — 49. . über das Gehirn der Knochenfisehe. 1053. 1133 — 1135. ,‚ über das Grosshirn der Knochenfische. 3. 5—9. von SvEruan, Staats-Secretär Dr., die Erdstrom- Anfzeichnungen in dem deutschen Telegraphen -Leitungen. 689. 787 — 795. #®von Svser, Gedächtnissrede auf L. von Raske. 558. #®» — ————, über die Warschauer Verhandlungen um 1850. 387. #ToBter, das Spruchgedicht des Girard Pateg. 629. Tovussaıntr, Dr. in Berlin und WickERSHEIMER, Corrosions-Praeparate der Lungen und Nieren des Menschen und verschiedener Thiere. 689 — 690. Travse, Dr. Morrrz zw Breslaw, zum correspondirenden Mitgliede der physikaliseh- mathematischen Classe erwählt. 690. Turaswe, Lovıs Rexk, starb am 22. December 1385 in Hyeres. 259. =VAnRLEN, über die Annalen des Ennins. 467. Varentiın, Dr. in Berlin, erhält 4500 Mark zur Herstellung einer Bibliotheca mathematica. 690. VırcHow, das Verschwinden der beiden Lavaseen in dem Krater des Vulkans Kiliauea auf Hawaii. 414. —————, über südmarokkanische Schädel. 989. 991] — 1005. Der erste Jahresband endet mit Seite 526. (39) Voser, Prof. H. W. in Berlin, über neue Fortschritte in dem farbenempfindlichen photographischen Verfahren. 1043. 1205 — 1208. VoLckens, Dr. G. in Berlin, zur Flora der aegyptisch-arabischen Wüste. 61. 63—82. ‚ erhält 1000 Mark zur Herausgabe seines Werkes über aegyptische Wüstenpflanzen. 690. Waırz, Bericht über die Monumenta Germaniae historica. 352 — 354. — ‚ über die Bedeutung des Mundium im Deutschen Recht. 373. 375 — 385. ‚am 24. Mai gestorben. 525. Warpever, Beiträge zur normalen und vergleichenden Anatomie des Pharynx mit besonderer Beziehung auf den Schlingweg. 231. 233— 250. ®=WATTENBACH, Gedächtnissrede auf GEorG Waırz. 558, * , über die Inquisition gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg. 689. , über Ketzergerichte in Pommern und der Mark Brandenburg. 47—58. #=WEBER, Arsr., über einen im Jahre 1885 erschienenen Druck eines Auszuges aus der Khalavaktracapetikä. 955. ) ——, über Kshemendra’s Lokaprakäga. 189. WEBER, Prof. H. F. in Zürich, die Selbstinduction bifilar gewickelter Drahtspiralen. 439. 511— 524. Wesskv, über Caracolit und Pereylit. 1043. 1045 — 1050. , über Construction flacher Zonenbögen beim Gebrauch der stereographischen Kugelprojection. 3. 33— 38. ‚ starb am 27. November. 1147. WeıeErsTRass, Bericht über die Herausgabe der Werke Jacosı's und Dirıcazer's. 351. WEINGARTEn, Prof. J. in Berlin, über die unendlich kleinen Deformationen einer biegsamen und unausdehnbaren Fläche. 61. 83 —91. WICKERSHEINER, Praeparator in Berlin, Corrosions-Praeparate der Lungen und Nieren des Menschen und verschiedener Thiere. S. Toussaınr. WıLcken, Dr. in Berlin, erhält 2000 Mark zum Studium der griechischen Papyrus- urkunden in Frankreich und England. 525. Wiırr, Dr. Lupwıs in Rostock, erhält 1000 Mark zu einer Reise nach Neapel behufs Anstellung von Untersuchungen über die Eibildung bei den Hydroiden. 19. ZACHARLAS, Dr. Orro in Hirschberg i. Schl., erhält 600 Mark zur Fortsetzung seiner Studien über die wirbellose Fauna der norddeutschen Seen. 437. ZELLER, Adresse an ihn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 985 —987. — — __, die zeitgeschichtlichen Beziehungen des platonischen Theaetet. 537. 631 —647. 4 . n i ‘a Sy r Br FA 5 r“ P rer? R\ si gr BHny AR ua, De z er Tun „ Fe ee rd MON. eHt miiareme brlin at al serie‘ 6 b RE re a Wu, Tann Ta. Haas Auteirehi. iM en Y ade re een a: ERRET Kr rg NER vr 1’, une # h Fr IH m 0 ‚ J Dh * PURE) ‚ EN a “ \ 4 v vor H e , f .n ven si j 5 LA . Up I N j & r. de (or der Ey u ‘ \ TON . N vu 4 , E va v Da K ’ R * N. ’ ErSA a. j ö A f ” Url PER u, PS SCHE: | | Sachregister. Der erste Jahresband endet mit Seite 526. (41) SACHREGISTER. Adeniophis Per., die Giftdrüsen bei dieser Gattung, von A. B. Meyer. 609. 611 — 614. Adressen: an S. Majestät den König zur Feier des 25. Jahrestages der Thronbesteigung. 19—20; — an Hrn. Bosırz anlässlich seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 387— 388; — an Hrn. M.-E. Cuevreur zur Feier seines hundertjährigen Geburrts- tages. 949—954; — an Hrn. F. A. von Querxsreor zur Feier seines füntzig- jährigen Doctorjubiläums. 388—389; — an Hrn. Zerrer anlässlich seines fünfzig- jährigen Doctorjubiläums. 985 — 987. Aegyptisch-arabische Wüste, zur Flora derselben, von Vorckens. 6l. 63 —82. Algebraische Gebilde, welche eine Involution zulassen, von Fucns. 649. 797—804. Anatomie: Arsrec#r, über eine zweizipilige Vordertlosse bei Protopterus annectens. 525. 545—546. — Bacınsky, über den Ursprung und den centralen Verlauf des N. acusticus des Kaninchens. 231. 255 258. — Bıonpı, über die embryonale Bildung des Gesichtes und die Lippen -Kiefer-Gaumenspalten. 61. 93—97. — Frerscn, Übersicht der Ergebnisse einer anatomischen Untersuchung über den Zitterwels. 1053. 1137— 1140. — Derselbe, die äussere Haut und die Seitenorgane des Zitterwelses. 355. 415—436. — A. B. Meyer, die Giftdrüsen bei der Gattung Adeniophis Per. 609. 611—614. — E. Roupe, histologische Untersuchungen über das Nervensystem der Chaetopoden. 689. 781—786. — Toussaınr u. W ıckERS- HEINER, Corrosions-Praeparate der Lungen und Nieren des Menschen und ver- schiedener Thiere. 689—690. — Waropever, Beiträge zur Anatomie des Pharynx. 231. 233—250. Archaeologie: Conze, über die Kaisertempel in Pergamon. 535. — Derselbe, über die Ergebnisse der von Hrn. Gräser angestellten Untersuchung der antiken Wasserleitungen in Pergamon. 955. — Hırscarerv, die Kaiserlichen Grabstätten in Rom. 1147. 1149 — 1168. — D. H. Mürrer, Sabäische Alterthüner in den Königlichen Museen zu Berlin. 629. 839 — 856. Archaeologisches Institut, Jahresbericht. 354. 469—472. Aristoteles-Commentatoren, Bericht über die Arbeiten für die Herausgabe der- selben. 334— 335. — Geldbewilligung zur Fortsetzung. 525. Aristotelische Rhetorik, über das dritte Buch derselben, von Dırrs. 945. Astronomie: AUWwERS, neue Untersuchungen über den Durehmesser der Sonne. 1. 1053. 1055 — 1126. — Ginzer, über einige historische, besonders in altspanischen Geschichtsquellen erwähnte Sonnenfinsternisse. 941. 963— 931. Athen unter den Pisistratiden, von Currius. 473. Attisches Psephisma, über das Bruchstück eines solchen, von A. Kırennorr. 301. 303 — 314. Aussatz auf den Sandwich-Inseln, Bericht von Dr. Arnıng über seine Untersuchungen desselben. 413—414. 1053. 1141— 1146. Berichte über akademische und mit der Akademie verbundene Unternehmungen: über die Monumenta Germaniae historica. 315. 352 — 354; — über die griechischen (42) Sachregister. Inschriften. 330—331; — über die lateinischen Inschriften. 331—333. 525; — über die Vorarbeiten für die römische Prosopographie. 333—334. 525; — über die Herausgabe der Aristoteles-Commentatoren. 334—335. 525; — über die Veröffentlichung der politischen Correspondenz Frıevrıca’s des Grossen. 335—350. 525; — über Jacosr’s Werke. 351. 537. 690; — über LesEune- Diricazer’s Werke. 351; — über die Bopr -Stiftung. 351; — über die Humsorpr- Stiftung. 351; — über die Sreiner'sche Stiftung. 553—557; — über das Kaiserlich deutsche archaeologische Institut. 354. 469 — 472. Bopp-Stiftung, Jahresbericht. 351. Botanik: Eıc#ter, über.die Verdickungsweise der Palmenstämme. 177. 501 —509. — Derselbe, über Verdoppelung der Blattspreite bei Michelia Champaca L. 177. — Pringsuein, über die Sauerstoffabgabe der Pflanzen im Mikrospeetrum. 19. 137— 176. — SchWENDENER, Untersuchungen über das Sattsteigen. 559. 561—602. — Derselbe, zur Worrmann’schen Theorie des Windens. 649. 663—672. — VoLckEns, zur Flora der aegyptisch-arabischen Wüste. 61. 63—82. Caracolit, über denselben und Pereylit, von Wessky. 1043. 1045 — 1050. Chaetopoden, histologische Untersuchungen über das Nervensystem derselben, von En. Ronpe. 689. 781 — 786. Chemie: Horsann, zur Geschichte der Cyanursäure-Äther. 527.901—924.—Derselbe, Nachträgliches über das chlorirte Methylisoeyanurat. 925—940. — Lanvorr, über die Zeitdauer der Reaetion zwischen Jodsäure und schweiliger Säure. 191. 193 — 219. 989. 1007 — 1015. — LiesreicH, über den todten Raum bei chemischen Reactionen. 957. 959— 962. — Prınsssein, über die vermeintliche Zersetzung der Kohlensäure durch den Chlorophylilfarbstoff. 649. 651—662. — RamnELSsBERG, über die chemische Natur des Eudyalits. 439. 441 —461. — Derselbe, über einen neuen Fall von Isomorphie zwischen Uran und Thorium. 559. 603—606. — H. W. Voser, über neue Fortschritte in dem farbenempfindlichen photographischen Verfahren. 1043. 1205— 1208. Coelodon, weitere Bemerkungen darüber, von H. Burneısver. 355. 357— 358. 1053. 1127 — 1132. Corpus Inseriptionum Attiecarum: Bericht. 330—331. — Geldbewilligung zur Fortsetzung. 525. Latinarum: Bericht über das Hauptwerk und die Supple- ınente. 331—333. — Geldbewilligung für die Supplemente. 525. Cyanursäure-Äther, zur Geschichte derselben, von Horsann. 527. 901—924. Deformationen, unendlich kleine, einer biegsamen und unausdehnbaren Fläche, von WEINGARTEN. 61. 883—91. Deuteronomium, über die Quellen desselben, von Dirımann. 607 Dirichlet's Werke. 351. Eidechse, grüne, über das Centralnervensystem derselben, von Sreiner. 537. 539—543. Elliptische Functionen, zur Theorie derselben, von Kronecker. 525. 689. 701— 780. Ennius, über die Annalen desselben, von Vanten. 467. Erdstrom-Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen - Leitungen, mitgetheilt von von StEPHAN. 689. 787 — 795. Erhaltung der Kraft im Luftmeere der Erde. von W. Sıemens. 259. 261 — 275. Ethnographie: Vırcaow, über südmarokkanische Schädel. 989. 991— 1005. Eudyalit, über die chemische Natur desselben, von Ranmersgere. 439. 441461. Farbenempfindliches photographisches Verfahren, über neue Fortschritte in demselben, von H. W. Vocer. 1043. 1205— 1208. Der erste Jahresband endet mit Seite 526. (43) Festreden: zur Feier des Geburtstages FrıevrıcnH's II. (Monnsen). 39—46; — zur Feier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers und Königs (pu Boıs-Reynonp). 317—330; — zur Feier des Leisnız’schen Gedächtnisstages (Auwers). 547. Gedächtnissreden: auf L. von RaAnkE (von SyskL). 5585 — auf G. Warrz (Warrensach). 558. Geldbewilligungen zur Fortführung der wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie; Aristoteles-Commentatoren. 525; — Corpus Inseriptionum Atticarum. 525; — Corpus Inseriptionum Latinarum (Supplemente). 525; — Jacosı's Werke. I Pl ; 5375 — politische Correspondenz und Staatsschriften Frıeprıca's des Grossen. 525; — Prosopographie. 525. pos für besondere wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffent- lichungen: Arzrunı, Sanarka-Gebiet. 437; — Cuvun, Siphonophoren. 191; — GRAEBER, Wasserversorgung von Pergamon. 955; — Lersıvs, geologische Auf- nahme von Attika. 609; SeLEenKkA, Beutelthiere. 19; — Sımrors, Landschnecken Portugals und der Azoren. 609; — SreEıner, Gehirn der Lacertiden. 437; — Varenvin, Bibliotheca mathematica. 690; — VoLckens, aegyptische Wüstentlora. 690; — Wirken, Papyrusurkunden. 525; — Wirt, Hydroiden. 19; — ZacHarıAs, norddeutsche Seefauna. 437. Geologie: Ü. Gowrsche, Geologische Skizze von Korea. 609. 857 —873. — F. Norruine, über das Vorkommen der Juraformation am Hermon. 413. — Rorn, Beiträge zur Petrographie von Korea. 609. 875—881. — Derselbe, über einen vulcanischen Ausbruch in Nord-Neuseeland und über Erdstösse in Malta. 941—944. — Vırecnow, das Verschwinden der beiden Lavaseen in dem Krater des Vulcans Kiliauea auf Hawaii. 414. Geschichte: Cvrrıvs, Athen unter den Pisistratiden. 473. — Duncker, Strategie und Taktik des Miltiades. 391. 393— 411. — Hırschrero, Beiträge zur Geschichte der Narbonensischen Provinz. 59. — SchorrmüLLer, Bericht über die archi- valischen Forschungen zur Geschichte und zum Process des Tempelherren - Ordens. 1017. 1019— 1042. — von Syser, die Warschauer Verhandlungen um 1850. 387. — WarrensacH, über Ketzergerichte in Pommern und der Mark Branden- burg. 47—58. — Derselbe, über die Inquisition gegen die Waldenser in Pommern und der Mark Brandenburg. 689. Gesicht, über die embryonale Bildung desselben und die Lippen - Kiefer- Gaumen- spalten, von D. Bıonpı. 61. 93 — 97. Girard Pateg, das Spruchgedicht desselben, von Tosrer. 629. Grosshirnrinde, über einige Angaben, welche mit gesonderten Sinnessphaeren der- selben unvereinbar schienen, von Munk. 1209. Grundempfindungen und ihre Intensitätsvertheilung im Spectrum, von Könıs und Dierericı. 649. 805 — 829. Haifisch, über das Centralnervensystem desselben und des Amphiorus lanceolatus und über die halbzirkelförmigen Kanäle des Haifisches, von Sreımer. 493. 495—499. Hexactinelliden, über den Bau und das System derselben, von ScuuLze. 315. 355. Humboldt-Stiftung, Jahresbericht. 351. Jacobi's Werke, Jahresbericht. 351. — Geldbewilligung. 537. — Band IV. 690. Indogermanische Neutra, zur Declination und Stammbildung derselben, von J. Scunipr. 1. Inschriften s. Corpus. Integrale einer Differentialgleichung erster Ordnung, über die Werthe, welche die- selben in singulaeren Punkten annehmen können, von Fucus. 277. 279 — 300. Integration der Reihen, von Paur vu Boıs-Reymonn. 355. 359— 371. (44) Sachregister. Jodsäure, über die Zeitdauer der Reaction zwischen ihr und schwefliger Säure, von Lanporr. 191. 193—219. 989. 1007 — 1015. lonisches Meer, Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen auf den Inseln desselben, von Parrscn. 609. 615 — 628. Isomorphie, über einen nenen Fall derselben zwischen Uran und Thorium, von RanmeEısgers. 559. 603 — 606. Juraformation, über das Vorkommen derselben am Hermon, von Norrrıng. 413. Kaninchen, über den Ursprung und den centralen Verlauf des N. acusticus desselben, von Bacınsky. 231. 255 — 258. Ketzergerichte, über solche in Pommern und der Mark Brandenburg, von WarrengacnH 47—58. Khalavaktracapetikä, über einen im Jahre 1885 erschienenen Druck eines Aus- zuges aus derselben, von WEBER. 955. Kiliauea auf Hawaii, das Verschwinden der beiden Lavaseen in dem Krater dieses Vulcans, von Vırcnow. 414. Knochenfische, über das Grosshirn derselben, von Steiner. 3. 5—9. 1053. 1133 — 1135. Kohlensäure, über die vermeintliche Zersetzung derselben durch den Chlorophyll farbstoff, von Prınssnem. 649. 651 — 662. Korea, Beiträge zur Petrographie davon, von Rorn. 609. 875—881. ‚ Geologische Skizze davon, von Gortrsche. 609. 357 — 873. Krakatau-Rauch, die Bewegung desselben im September 1883, von KısssLıng. 527. 529 —533. Kshemendra’s Lokaprakäca, von Weser. 189. Lavaseen, das Verschwinden derselben in dem Krater des Vulcans Kilianea auf Hawaii, von Vırenow. 414. Leibnizische Manuscripte in der Königlichen Bibliothek zu Hannover, von GerHARDT. 1. 21—31. Lungen und Nieren des Menschen und verschiedener Thiere, Corrosions- Praeparate derselben, von Toussamr und WickErsHhEimerR. 689 — 690. Mathematik: P. ou Bors-Reymoxp, über die Integration der Reihen. 355. 359—371. — Fucss, über die Werthe, welche die Integrale einer Differentialgleichung erster Ordnung in singulären Punkten annehmen können. 277. 279 — 300. — Derselbe, über diejenigen algebraischen Gebilde, welche eine Involution zulassen. 649. 797 —804. — Kronecker, zur Theorie der Gattungen rationaler Funetionen von ıiehreren Variabeln.. 231. 251 — 253. — Derselbe, zur Theorie der elliptischen Functionen. 525. 689. 701—780. — WEINGARTEN, über die unendlich kleinen Deformationen einer biegsamen und unausdehnbaren Fläche. 61. 83—91. Medusen, welche von Dr. Sanper gesammelt wurden, von A. GoErrE. 649. 8831—837. omwm m>b= und ihr aramäisch -assyrisches Aequivalent, von Schraper. 475. 477—A 1. Menaspis, Fischgattung aus der Zechsteinformation, von Ewaın. 437. Meteorologie: Kırss.ing, die Bewegung des Krakatau-Rauches im September 1883. 527. 529533. — Sıemens, über die Erhaltung der Kraft im Luftmeere der Erde. 259. 261—275. Meteorsteinfälle am Hellespont, von F. Carverr. 649. 673—674. Methylisoeyanurat, chlorirtes, und die Constitution der Cyanursäuren, von Hormann. 925— 940. Michelia Champaca L., über Verdoppelung der Blattspreite bei derselben, von Eichzer. 177. Der erste Jahresband endet mit Seite 526. (45) Miltiades, Strategie und Taktik desselben, von Duscker. 391. 393—-411. Mineralogie: Arzrusı, Mineralogisches aus dem Sanarka- Gebiete im Süd-Ural. 1209. 1211— 1215. — Wessky, über Construction flacher Zonenbögen beim Gebrauch der stereographischen Kugelprojeetion. 3. 33—38. — Derselbe, über Caracolit und Pereylit. 1043. 1045 — 1050. Monumenta Germaniae historica, Jahresbericht. 315. 352—354. Mundium, über die Bedentung desselben im deutschen Recht, von Warrz. 373. 375—385. Narbonensische Provinz, Beiträge zur Geschichte derselben, von ©. HırschH- FELD. 599. Neuseeland, über einen vuleanischen Ausbruch daselbst, von Rorn. 941—944. Neutra, über die vedische Verwendung des Nom. Ace. Sing. derselben in pluralischer Bedentung, von J. Schu. 1051. Novellen, über die Benutzung derselben im Edietus Langobardorum, von BRUNNER. 955. Oracanthus und Coelodon, von Fr. Auzrsuıno. 439. 463—466. Palaeontologie: AmEGRINo, Oracanthus und Coelodon. 439. 463—466. — BURMEISTER, weitere Bemerkungen über Coelodon. 355. 357—358. 1053. 1127—1132. — Ewarp, die Fischgattung Menaspis aus der Zechsteinformation. 437. Palmenstämme, über die Verdickungsweise derselben, von Eıcater. 177. 501—509. Pergamon, über die Kaisertempel daselbst, von Conze. 535. , Untersuchung der antiken Wasserleitungen daselbst, von GrÄBER. 955. Personal-Veränderungen. 46. Vergl. Todesanzeigen und Wahlen. Pharynx, Beiträge zur normalen und vergleichenden Anatomie desselben mit besonderer Beziehung auf den Schlingweg, von WALpEYErR. 231. 233—250. Philologie, allgemeine: J. Scumuipr, zur Declination und Stammbildung der indo- germanischen Neutra. 1. ‚ lateinische: Vanren, über die Annalen des Eunius. 467. —————, grieehische: Dies, über das dritte Buch der Aristotelischen Rhetorik. 945. — A. Kırcunorr, über das Bruchstück eines attischen Psephisma. 301. 303—314. , orientalische: Dirrmann, iiber die Quellen des Deuteronomiums. 607. — Scaumpr, über die vedische Verwendung des Nom. Acc. Sing. der Neutra in pluralischer Bedeutung. 1051. — Scnorr, zur Beurtheilung des chinesischen Polyhistors Tschü-hi. 109. 221—228. — Derselbe, etwas über die Poesie der Turk-Tataren Russlands. 1217. 1219—1222. — SchrAaver, die omor nobn und 491. — A. WEBER, über Kshemendra’s Lokaprakäga. 189. — Derselbe, über einen im Jahre 1885 er- schienenen Druck eines Auszuges aus der Khalavaktracapetikä. 955. ‚ romanische: Toster, das Spruchgedicht des Girard Pateg. 629. Philosophie: GERHARD, weitere Untersuchung der Leibnizischen Manuscripte in Han- ihr aramäisch - assyrisches Aequivalent. 475. 477 nover. 1. 21—31. — v. Herunorrz, die erkenntnisstheoretischen Prineipien des Zählens und Messens. 947. — ZELLER, die zeitgeschichtlichen Beziehungen des platonischen Theaetet. 537. 631—647. Physik: Gorpsreis, über eine noch nicht untersuchte Strahlungsform an der Kathode indueirter Entladungen. 689. 691—699. — Könıs und Dierericı, die Grund- empfindungen und ihre Intensitätsvertheilung im Spectrum. 649. 805—829. — v. STEPHAN, die Erdstrom-Aufzeichnungen in den deutschen Telegraphen-Leitungen. 689. 787— 795. — H. F. Weser, die Selbstinduetion bifilar gewickelter Draht- spiralen. 439. 511— 524. Sitzungsberichte 1886. G (46) Sachregister. Physiologie: W.Kravse, über die Folgen der Resection der elektrischen Nerven des Zitterrochen. 559. 675— 630. — Munk, über einige Angaben, welche mit gesonderten Sinnessphaeren der Grosshirnrinde unvereinbar schienen. 1209. — Derselbe, über die centralen Organe für das Sehen und Hören bei den Wirbel- thieren. 61. 111—136. 179—188. — STEINER, über das Gehirn der Knochen- fische. 3. 5—9. 1053. 1133— 1135. — Derselbe, über das Centralnerven- system des Haifisches und des Amphioxus lanceolatus. 493. 495—499. — Derselbe, über das Centralnervensystem der grünen Eidechse und das des Haifisches 537. 539 — 543. Vergl. Zoologie. Politische Correspondenz und Staatsschriften Frıeorıca's des Grossen. Jahres- bericht. 335— 350. — Geldbewilligung zur Fortsetzung der Herausgabe. 525. Preis-Aufgabe, akademische für 1591. 557—558. — Steixer'sche für 1836, von Dr. E. Körrer gelöst. 553 —556; — neue Aufgabe für 1888. 556—557. Prosopographie der römischen Kaiserzeit. Jahresbericht. 333 — 334. — Geldbewilli- gung. 527. Protopterus annectens, über eine zweiziptlige Vorderflosse bei demselben, von ALBRECHT. 525. 545—546. Rationale Functionen von mehreren Variabeln, zur Theorie der Gattungen der- selben, von Kronecker. 231. 251—253. Rechtsgeschichte: Brunxer, über die Benutzung der Novellen im Edietus Lango- bardorum. 955. — Derselbe, über die Herkunft der Schöffen. 1017. — PeRrnıce, zum römischen Sacralrechte. Il. 983. 1169—1203. — Warız, über die Bedeu- tung des Mundium im deutschen Recht. 373. 375— 8385. Reisen: Arvıne, Bericht über seine Untersuchungen des Aussatzes auf den Sandwich- Inseln. 413—414. — Derselbe, Bericht über seine Reise nach den Sandwich- Inseln zur Erforschung der dort herrschenden Lepra. 1053. 1141—1146. — J. Brock, Bericht über seine Reise im indischen Archipel. 3. 11—18. — Kırpert, über die Ergebnisse der Reisen der HH. Harımann und Morrrz im nördlichen Syrien. 229. — Morrrz, Bericht über seine Bereisung Syriens. 59. — Partsch, Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen auf den Inseln des Ionischen Meeres. 609. 615—628. Rhizomorphen bei Burgk, amphibisches Leben in denselben, von R. ScHnEipEr. 559. 8853 —900. Römischer oder italischer Fuss, über denselben, von Monmusen. 391. Römisches Sacralrecht, von Pernice. 11. 983. 1169—1203. Rom, die kaiserlichen Grabstätten daselbst. von OÖ. Hırscarerv. 1147. 1149 — 1168. Sabäische Alterthümer in den Königlichen Museen zu Berlin, von D. H. Mürrer. 629. 839—856. Saftsteigen, Untersuchungen über dasselbe, von SchwEnDENER. 559. 561—602. Sanarka-Gebiet im Süd-Ural, Mineralogisches aus demselben, von Arzrunı. 1209. 1211—1215. Sauerstoffabgabe der Pflanzen im Mikrospectrum, von Prınssreim. 19. 137—176. Schöffen, über die Herkunft derselben, von Bruxser. 1017. Selbstinduction bifilar gewickelter Drahtspiralen, von H. F. Weser. 439. 511—524. Siphonophoren, über Bau und Entwickelung derselben, von Cuux. 559. 681—688. Sonne, neue Untersuchungen über den Durchmesser derselben, von Auwers. ]. 1053. 1055—1126. Sonnenfinsternisse, über einige historische, besonders in altspanischen Geschichts- quellen erwähnte, von Gixzer. 941. 963—981. tn a u U 2 2 0 = Zu 2 zu Der erste Jahresband endet mit Seite 526. (47) Staatsschriften Frreorıcn's Il. s. politische Correspondenz. Steiner’sche Stiftung. Bericht über die Lösung der Preisaufgabe für 1886 durch Dr. E. Körter. 553—556. — Neue Aufgabe für 1888. 556—557. Strahlungsform, über eine solche an der Kathode indueirter Entladungen, von Gorvsrein. 689. 691—699. Südmarokkanische Schädel, von Vırcnow. 989. 991—1005. Syrien, Bericht über seine Bereisung desselben, von Morırz. 59. Tempelherren-Orden, Bericht über die archivalischen Forschungen zur Geschichte und zum Process desselben, von ScnorrmÜüLter. 1017. 1019—1042. Theaetet des Plato, die zeitgeschichtlichen Beziehungen desselben, von ZELLer. 537. 631—647. Todes-Anzeigen: H. Agıch. 609. — S. Bırca. 109. — M. Duxcker. 629. — C. J. Marmsren. 259. — L. v. RankE. 525. — W. Scherer. 947. — L. R. Turasne. 259. — G. Warrz. 525. — M. Wessey. 1147. Todter Raum bei chemischen Reactionen, von Lirgreıcn. 957. 959—962. Tschü-hi, zur Beurtheilung desselben, von Scaorr. 109. 221—228. Turk-Tataren Russlands, etwas über die Poesie derselben, von Scuowr. 1217. 1219—1222. Wahl von ordentlichen Mitgliedern der Akademie: W. von Bezorv. 437. von eorrespondirenden Mitgliedern: F. Casorarı. 609. — L. Creuona. 609. — Mor. Travuge. 690. Waldenser, über die Inquisition gegen dieselben in Pommern und der Mark Brandenburg, von WarrengacH. 689. Warschauer Verhandlungen um 1850, von v. Syser. 337. Wirbelthiere, über die centralen Organe für das Sehen und Hören bei denselben, von Munk. 61. 111—136. 179—188. Wortmann’sche Theorie des Windens, von SCHWENDENER. 649. 663—672. Zählen und Messen, über die erkenntnisstheoretischen Principien desselben, von v. Hermsorız. 947. Zitterrochen, über die Folgen der Resection der elektrischen Nerven desselben, von W. Krause. 559. 675—630. Zitterwels, die äussere Haut und die Seitenorgane desselben, von FrrrscH. 355. 415—436. — , die Parasiten desselben, von Frrrscnh. 3. 99—108. Übersicht der Ergebnisse einer anatomischen Untersuchung über den- denselben, von Frırscn. 1053. 1137—1140. Zonenbögen, flache, über Construction derselben beim Gebrauch der stereographischen Kugelprojeetion, von Wessky. 3. 33—38. Zoologie: Cnvn, über Bau und Entwickelung der Siphonophoren. III. 559. 681—688. — Frrrscn, die Parasiten des Zitterwelses. 3. 99—108. — A. GoETTE, Ver- zeichniss der Medusen, welche von Dr. SAnper gesammelt wurden. 649. 831—837. — R. Scaseier, amphibisches Leben in den Rhizomorphen bei Burgk. 559. 833—900. —- Scuurze, über den Bau und das System der Hexactinelliden. 315. 355. — Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei IF ae is ame al Aa übs ’ / ' Det RR: A Kon ö min Im Kunkorkı al mo} hte A rar ‘ 2 AM 14 Ai j E Dam ST SSEDEER 11277 7, Fur 4 rt vera ee we 5 RAR TE LE au Tun RR Thebt 2 re u x "N eh ein TI , RR fr Er h) 02 = . v KUH Are A vom RE ar RR Er n ke fg BER a 0 ar i N l win Br e l ne ZI ENTE I Er rg ee > 7, in R SM ET DER \ Lahn ' aa RE I re er 07 RT DT as En”. i 2 A A Io i ”s Erb Be Run Sim] Vai nd» lin Re A vd 2 en na, Ba Pnurıer } Veran dh u L MER ne 7. 4 [AL vB DE er wa; . ir MEN | i H a 7 uhr TR al; we wu Ze, fl u \ { f 13 Ra A ars“ iin } ) Jam \ e Zi RE ae) u 0 N Mr s ram | s re Kan, hi, N i'm, Y F ‘ gi j k JBEREE' I rien 0 Li; « ‚ u b \ i Mn Y ER" x Mr ' A ec he Ave ei Ye a Aa | E en # AEG CD RT ER Al ix hi Pi Fr j AR DEE meh 3) ran N ee Te N 4 5 25 F a ‚ eK ba n, E A ti ı ! SITZUNGSBERICHTE h KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXX. XXX 10. Junı 1886. H 1 f BERLIN 1886. - VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. MW Hi 4 rn ji 2 Anzeige. Mit dem Decemberheft des Aab nee 1881 haben die »Monatsberichte der ei \ an deren Stelle »Sitzungsberichtes getreten, für welche unter anderen“ folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 81 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch historischen Classe ungerade Nummern. 82, 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordeutlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung (arf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtäka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ee R % 1% Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird ‚erst begonnen, wenn die Stöcke ‚der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind. und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 2 \ 87. . 7 Eine für die Sitzungsberichte neaaarhe wissen - schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der A 18- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es Aue \ nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenr n der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentliche , beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder ‚der betreffenden Classe. A $8. bye 3.- Auswärts werden Correcturen nur auf besonder es Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht RT 89. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitze 38 berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem NR - in den Buchhandel gebracht werden. $ 11. 1. Jeder Verfasser einer unter den „Visa lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, au welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen. £ lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirend 2 Seeretar Anzeige gemacht hat. B.. $5. % Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt ER Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte, Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigensch haft heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwo lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder PRUAULE nur die Verfasser verantwortlich d SITZUNGSBERICHTE 14 KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. i N x MIT TAFEL VI. ı 24. Junı 1886. 4 ' | } BERLIN 1886. N VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1 u IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. | | k: 25 Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlie 1 Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen tollen de Bestimmungen gelten. - (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich eh $ 28. l. Die zur ee in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 86. 2. Der Umfang der Mittheilung .arf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ——+eis.>———— & BR. Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in d Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚seloruen Auflage eingeliefert ist. ve 87 Eine für die Sitzungsberichte ES - schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der A gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausfi I, 1 deutscher Sprache veröffentlicht sein oder. werden. We in der Verfasser einer aufgenommenen VE Mittheilung diese anderweit früher zu vardi dazu der "Einwilligung der Gesammtakademie E53 der betreffenden Classe. b $ 8. ur 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonde, es Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. $. E Neben der vollständigen Ausgabe der Sit gs Paginirung versehen und mit besonderem a in den Buchhandel gebracht werden. Den su. 1; Jeder Verfasser einer unter den „"Wissensch aft nel fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, : au welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihunder zu unentgeltlicher eigener Vertheilung a u Secretar Anzeige gemacht hat. 8 B. Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz ra Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht: über die R nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigensch ft heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 1. Der redigirende Secretar ist für den Tai . lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nae jeder Richtung nur die Verfasser ee : SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH CH AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXIM. 1. Juzı 1886. N, Bo. BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monsteberichte de Kön Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es. an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folger Bestimmungen gelten. > (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophiseh - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28, l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung «darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus’ h 4 Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz ein theilung wird erst begonnen, wenn die Sack derm Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind 0 besonders beizugebenden Tafeln die volle erforder Auflage eingeliefert ist. N 2% Ber 7. ’ 17 Eine für die Sitzungsberichte bestimmt schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor . gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei sa aueh nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, ‚ir deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. I der Verfasser einer aufgenommenen wissen hi dazu der lie) der Gesammtakademie betreffenden Ülasse. S8. Sur 3. Auswärts werden Correeturen nur auf beso Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen 89. l. Neben der vollständigen Ausgabe def | sit berichte können bestimmte Kategorien wissenscha Mittheilungen auch abgesondert in der ne werden, dam dieselben mit Sondertitel und a . ' in den Buchhandel gebracht werden. $ 11. 5 Br l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält un geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, : welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zw ı zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem re digiren 2 Seeretar Anzeige gemacht hat. P j 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung re Seeretar zusammen, welcher darin den .- Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über 2 tion und den Druck der in dem gleichen Stück e nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschs heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 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Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8.2 l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. N 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, lat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung Jarf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie "nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus mm I — für welche unter. anderen folgı Nothwendiges beschränkt werden. theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke > der Text einsnschaltihdkn Holzschnitte fertig sind besonders beizugebenden Tafeln die volle Auflage eingeliefert ist, We; . 8.10% N 1 nur auszugsweise oder auch in weitere: deutscher Veirgh veröffentlicht sein ‚oder era als ihm dies Pa KA dazu der Einwilligung der Gesummtakademie. ode betreffenden Olasse. DE. N 8. IR 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besond Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten dam auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach. at Ta N 1. Neben der vollständigen Ausgabe An berichte können bestimmte ‚Kategorien wissen oo Paginirung verschen und mit besonderem Verk a; in den Buchhandel gebracht werden. gl. £ l. Jeder Verfasser einer unter den » lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält un geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umsch welchem der Titel der Arbeit wiederholt 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine ‚Kos gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihunde zu unentgeltlicher eigener Vertheilung“ abzieh lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem re | Seeretar Anzeige gemacht hat. { $ 5. [Re h Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt de: Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz ha te. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Re 2 tion und den Druck der in dem gleichen Stück ‚erschei = nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Ei Bay heisst er der redigirende Secretar. B 8 29, 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt: geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind jeder Richtung nur die Verfasser ae SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. ST Te XXXVIL KErOL Ta 15. Ju 1886. 7 an BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. an deren Stelle ‚Siehungeblriehten (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) gl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzang vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28, l. Die zur Aufnalıme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied. zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung «darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betrefienden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ylldreni Bestimmungen SE: Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer theilung wird erst begonnen ..wenn die Stöcke in Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und. 3 besonders beizugebenden Tafeln die volle erforde liche B. Auflage eingeliefert ist. 4% A hf NE ST. Fr Eine für die Sitzungsberichte bestimmte j schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es nur auszugsweise oder auch in weiterer ‚Ausf‘ deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. der » Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen en Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, * bedarf 2 dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ‚oder AR \ betreffenden Classe. Se, $8. = en 3. Auswärts werden Correeturen nur auf ‚besonderes Verlangen verschickt Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzun; berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlie Mittheilungen auch abgesondert in der Weise pub Er 2 werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkauf ;preis : in den Buchhandel gebracht werden. 2 Fr; ‚ 5,115 i 1. Jeder Verfasser einer unter den »Wissenschaft-. u lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält un. geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, Ei welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weiten gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu Ä lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem ei B!KOIE % Seeretar Anzeige gemacht hat. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stell E Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz h t Derselbe Seeretar Aihe die Oberaufsicht über die Redae- nenden enscanah Arbeiten; in dieser Eigenscha heisst er der redigirende Secretar. & 8.29." l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt "des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur Aue Veran verantwortlich, 2 en Fl SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXVI. XXXVo 22. Juzı 1886. HIERBEI VERZEICHNISS DER IM ZWEITEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. _ BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für oe unter er Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) EL 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jübr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen: Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 2% l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $A, 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen,, „deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung Jarf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ——— Nothwendiges beschränkt werden. Days Text einzuschaltenden Holzschnitie fert d vo besonders beizugebenden Tafeln die vol e e ich Auflage eingeliefert ist. st 6; N 1. Eine für die Sitzungsberiehte bestimmt e schaftliche Mittheilung darf in keinem Fall vor. gabe des betreffenden Stückes anderweitig, nur auszugsweise oder auch in weiterer ur deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. der Verfassen einer aufgenommenen wisse af Mittheilung diese anderweit früher zu ver beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder \ betreffenden Classe. an el 88. 3. Auswärts werden Correeturen nur Verlangen verschickt Die Verfasser v ; auf Erscheinen ihrer anein.“ nach ach y s9 ErR l. Neben der vollständigen Ausgabe berichte können bestimmte Kategorien wisse; Mittheilungen auch abgesondert in der We werden, dass dieselben mit Sondertitel und fo; Paginirung versehen und mit besonderem V' in den Buchhandel gebracht werden. \ g ıl. ; > l. Jeder Verfasser einer unter den Wisse nah lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Ui welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kos! gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zw: zu unentgeltlicher eigener Vertheilung‘ "abzi lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redig Secretar Anzeige gemacht hat. 85. ; Den Bericht über jede einzelne Sitzung ste Secretar zusammen, welcher darin den V: Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über tion und den Druck der in dem gleichen Stüc erse nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigeng 'haf heisst er der redigirende Secretar. He. $ 29. A 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte veran lich. Für alle übrigen Theile derselben sind jeder Richtung nur die Verfasser TOpRUR EEE SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 4 | AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN | | ZU BERLIN. | =; | XXXIX. 29. Juzı 1886. MIT TAFEL VII bis XII. ee re ee BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich. Preussischen Akademie der Wissenschaften«e zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, ER, gelten. er (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der -Sitzungsberichte«.) Kr, 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke "bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Sa. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte he- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie nder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die skademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 86. 2. Der Umfang der Mittheilung (arf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus u — für welche unter anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz e einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den N Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erfordenienel Auflage eingeliefert ist. $ 7. ih Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch a nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen” beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ‚oder der betreffenden Classe. $8. a 5 > 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes B: Verlangen verschiekt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. F 89 vs 1. Neben der vollständigen Ausgabe der S berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise Beine werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. $ 11. l. Jeder Verfasser einer unter den »Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abzedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabärücke mit einem Umschlag, uf , welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere. gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigir enden a Secretar Anzeige gemacht hat. 85. Ber, Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt e. Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz tie. Derselbe Secretar führt die Oberaufsieht über die ei tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Ti heisst er der redigirende Secretar. s 29. l. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt ze E geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. SITZUNGSBERICHTE In W y. ’ n L nu 'b Yu x N . DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ee ee, 20 -BEREIN. ee Lyh. Bz re: » CR A| € ö LIEFERN \ k N 3 x ” S a SYrsuman uetl I TR Pi ä N nr. r ’z ’ “r « #4? f ; 21. Ocröger 1886. iE _ BERLIN: 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. EN 5 N ; + IN ‚COMMISSION BEI GEORG REIMER. \ Ar il warf er Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern 82. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu: benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Ülassen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung «darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus | Notliwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 7 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- sehaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. SB. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89. l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- beriehte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. sıl. l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Seceretar Anzeige gemacht hat, $5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft, heisst er der redigirende Seeretar. j $ 29. l. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. — a u er TEE IT TC WEG Z Eu A DEE a Äh EEE u un u u MR EEE. a SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. gr 268. RN \ Ar 11 ivs/ Sy, Thsunan DEROZ XL. 28. OctoBEr 1886. BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLIC BEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. or Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich, Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) sl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-historischen Classe ungerade Nummern. 82. I. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. N” 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 86. 2. Der Umfang der Mittheilung Jdarf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 8.7. Eine für die Sitzungsberichte schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm -dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. $ 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. NR l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. 5:11. l. Jeder Verfasser einer unter den = Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon reehtzeitig dem redigirenden Seeretar Anzeige gemacht hat. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. $ 29. 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. — — — ei 5 E J bestimmte wissen- j SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. KEIBZZLOL NS { . KCAPR AL 1887 XL. XLIV. Tusgnan DER MIT DEM VERZEICHNISS DER IM DRITTEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. 4. NovEmgEer 1886. MIT TAFEL XIV uso XV. BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Ber Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen SR Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) h 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römisehe Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. ‘4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitzliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus F Er MS 5 Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer 3 theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke ( ler in Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig. sind und besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚erfonde Auflage eingeliefert ist. en Br 87. : u Eine für die Sikzunguherichte en, nur auszugsweise oder auch in weiterer Au deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werd der Verfasser einer aufgenommenen wissenst Mittheilung diese anderweit früher zu vei fentlich beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich "zusteht, bei R dazu der Einwilligung der Gesammtakademie o betreffenden Classe. N 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur. auf besonderes Verlangen verschiekt. Die Verfasser verzichten. N auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach aa Ba, 89 e a. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitz g5- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlie Mittheilungen auch abgesondert in der Weise pı publieirt werden, dia dieselben mit Sondertitel und for aelcnden Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspre RN. in den Buchhandel gebracht werden. La a ne ra su... h Ve rd Fe 1. Jeder Verfasser einer unter den »\ t lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit ‚erhält unent geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem ‚Ums welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. Rt = 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Costen weit e gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch z veihunden ei zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehe ı zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem eatelsen Fe, Secretar Anzeige Bemaehe] 2 ‚ ur e7 er s r BEIN Kb, Den Bericht über jede einzelne Sitzung tell der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück. ar nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser heisst er der redigirende Seeretar. AL vr NE BR ;3; 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberiehte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile ee jeder Richtung nur die Verlassen a 5 = “we, 5 Pr 2. E3 er UN ee: ET x 4 BAR re # 3 ne ‘ ig Ki Pi Nove Ih. $ PN ee er Y ie 024 » % v as En’ a ER r u 1 23 a SISCHEN Br OF m en ALS 27 SEE er nr 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in ae Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- 38 jahr gehörigen Stücke bilden vorläufg einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der : Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen ‚Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch- historischen Classe ungerade, Nummern. n Ri der Ve vinss 2 A | einer 1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über | mer la | B schaftliche eng gabe des ‚betreffend, die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentliehung a Me | a geschäftlichen Angelegenheiten. N 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, Fand zwar in ‚der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen Be rigen Stücken nicht erscheinen konnten. ] ‘4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften | Mittheilungen. auch - abgeso res ndert 3 wird vierteljährlich ausgegeben. werden , dass. iin mi en ie r 528. x 747 andern 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- Se stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes } zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- h> dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren EZ WEDE Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem | lassen, ‚sofern hietve ‚rech zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. | es re Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie : oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. | $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung Jarf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte | nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche | der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses | Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist E | Ta nfzie Be ‚welchem der Titel der A em Verfas 2 tar. zusamme Derselbe ‚Seeretar { nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Dh a Fe ee Fa er ud u SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. ae CORN EAGLLEA. 8 APR 11 1887) XLVI XLVO. 18. Novemser 1886. BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 4 gelten, (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der ER a 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 52, 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen’ Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung Jarf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ———m BEREITET. ‚ ar “ 7 Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz « iner theilung wird erst begonnen, wenn die Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig ER und vor besonders beizugebenden Tafeln die volle ertondecichl Auflage eingeliefert ist. & S $7. 25 . x Eine für die Sitzungsberichte bestimmte w vissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Au ; gabe des betreffenden Stückes anderweitig, se nur auszugsweise oder.auch in weiterer Ausfi ‚in deutscher Sprache veröffentlieht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen - wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu eos beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie” E> de, betreffenden Classe. EN “ ss RUE 3. Auswärts werden Correcturen nur. auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten ‚damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht, Tagen. “ 0 er X 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesöndert- in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufend: Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in. den Buchhandel gebracht werden. . , ; sıu. N 4,\ 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- | geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, a f welchem der Titel der Arbeit: wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine onen read gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch en zu unentgeltlicher eigener Vertheilung. ‚abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem zur a ‘ Secretar Anzeige gemacht hat, ö u “a 85. BEN | Den Bericht über jede einzelne. Sitzung "staltb, der, Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz. hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in ‚dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. 2 h $.29. Re Ni l. Der See Be ist für u Inhalt. des ö gesehäftlichen Theils der Sitzungsberichte "verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder ea nur die Verfasser versnt or 4 nF PETER Zanker be ST Er B | SITZUNGSBERICHTE | | KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. NELBeR. 0 arm 11 1087 : N Nam XLVIE. 25. NovEmBER 1886. BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. ke = 5 =» x Fr Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte re Königlich” Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind »Sitzungsberichtes getreten, für welche unter anderen a an deren Stelle Bestimmungen gelten. TER (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichtes.) m 8]. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch- historischen Classe ungerade Nummern. - 5.2. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. s4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8-28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seceretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $6 2. Der Umfang der Mittheilung «arf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus } Pia Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz MN: Mit theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den r Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚erforderliche Auflage eingeliefert ist. N er Er 2 , e ” Eine für die Sitzungsberichte bestimmte Fibeh T ‚schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- Ei ‚gabe des betreffenden Stückes. anderweitig, sei es auch n 'nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführu deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. "Wenn n der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen | Mittheilung diese anderweit früher zu_ veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ode der! N betreffenden Classe. % 8. S 3. Auswärts werden ERST nur auf bernd Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten erg Ha auf Erscheinen ihrer Mittheilungen Raabe acht » $9. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der RE berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher j Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender . Paginirung , versehen und mit besonderem Mat. - in den Buchhandel gebracht werden. s 11. 3 l. Jeder Verfasser einer unter den Wissenschaft lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, uf en der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine. Kosten weitere gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen. zu . lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden. Seeretar Anzeige gemacht hat. ’ are $ 5. sr. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt de ER | Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz. hatte. arg Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- £ nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft hi heisst er der redigirende Secretar. 1 ARE ; 829. . l. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwort- lich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. ——— u - SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN APR 11 1687 7, usunan verd> MIT TAFEL XVI uno XVII. 2. DecEemBER 1886. ZU BERLIN. | = OR eor } f$ LORZEZ, ER — XLIX. L. h BERLIN 1386. - VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. dr" ‚Anz eige ‘4 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlanfender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der Phülosophisch - - historischen Classe ungernle Nummern. 8.2. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschatftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. > 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen, Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, lat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen, Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Olasse die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfässern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus ‚geschättlichen Theils der. Skagen theilung wird erst le { Text äinzüschaltenden Holzschnit \ besonders beizugebenden Auflage eingeliefert ist. > Eine für die Sieh schaftliche Mittheilung darf in "keinem gabe des betreffenden Stückes. a nur auszugsweise. oder auch in w. deutscher Sprache veröffentlicht Ag: der Verfasser einer Arsen Tara \ dazu. der "Einwilligung der RR $ ER 4 FR betreffenden Classe. £ KT "v3; NEL werden Correeturen . auf bes Vertangen Yamohlekn ‚Die Ari ö erzichten Paginirung verschen und mit besonder in den Buchhandel ‚gebracht werden. 11 lichen Mitcheilungen« Keane Ar t erhält BeUEER; fünfzig Sonderabdrücke mit einem Be 12 auf 2. Dem Verfasser steht ki, ’ gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl v von no zu unentgeltlicher eigener Ve ‚theilung lassen, sofern er hiervon rechtzeitig Secretar AR gemacht hat. SrghE: Den Bericht über jede ein: Secretar zusammen, er tion und ‚den. Druck der in dem Ai Stü A 2. 1. Der redigirende Seeretar ist lich. Für alle übrigen Theile derselb jeder re nur ‚die Verfasser vera SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN 1 AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN “ MIT TAFEL XVII. i i ZU BERLIN. Ar ORKR Ben; \ APR I1 1887 Bin: Ni er Sn THSonan derot So id | 2 Se LI. a | | ; 9. DecemBer 1886. TE Er en a u a PRTE nn BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Zr SE En a ee. WE Fe nA Be Anzeige Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die „Mongicheiie Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört % an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, Bestimmungen gelten. = PEIER EN (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der "Szungebrihte) © u 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 4 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung Jarf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus .———ni— - Auflage ‚elngehefere ist: gabe des betreffenden Stückes rc in den Buchhandel gebracht werden. a £ Era er für welche unter ander 1 besonders beizugebenden. Tafeln « schaftliche Mikhaking darf in der Verderei kun Kyescke “ Mittheilung diese ‚anderweit ‚frühe, beabsichtigt, als ihm dies gesetzli dazu der Einwilligung der ‚Ges betreffenden Classe. N 3. Auswärts werden Correeturen n Verlangen verschickt. Die Verfasser \ auf Erscheinen ihrer Michelle nach a Lu g9. 1. Neben der vollständigen usgab berichte können bestimmte Kategori % Mittheilungen auch abgesondert in werden, dass dieselben mit Sonderti Paginirung versehen und mit & 11 ee ei 1. Jeder Verfasser einer unter den lichen Mittheilungen« abzedruckten Arbeit geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einer welchem der Titel der Arbeit wiederholt : 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine ie Kosten we gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abzi hen. lassen, sofern er hiervon. rechtzeitig dem re E Seeretar Anzeige gemacht hat. DE en. Den Bericht über jede einzelne ‚Ss tung keit a Secretar zusammen, welcher darin heisst er der Beer a | 24. l. Der redigirende Secretar ist geschäftlichen Theils der Sitzungsberich lich. Für alle übrigen Theile derselben sind jeder Richtung nur die Meune Fe a SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. % TEILEN ; ® 1 | u, Human VER 85 Lil. LIM. 16. DEecENBER 1886. BERLIN 1886. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. (Auszug aus dem Reslement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2, 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, don die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 4 %. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnalıme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angeliörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus _——es —>——— Aash Anzeige er Mit dem Decermberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Köni Preussischen Akademie der Wissanscha län zu erscheinen aufgehört, und es si an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für' welche unter anderen folge Bestimmungen gelten. Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer ] theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in d Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und \ besonders beizugebenden Tafeln die volle erforde: Auflage eingeliefert ist. - gT Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte sS( schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aı gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführun deutscher Sprache re sein oder werden. der Verfasser einer aufgenommenen wissensch Mittheilung diese anderweit früher zu veröffen! beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder betreffenden Classe. N:3 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besond Verlangen verschickt. Dies Verfasser verzichten auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 9 Puh l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzun berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlie Mittheilungen auch abgesondert in der Weise public werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufend Paginirung versehen und mit besonderem Ver) in den Buchhandel gebracht werden. s 11. l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaf® lichen Mittheilungen« abgedruekten Arbeit erhält unen geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten we gleiche Separatabdrücke bis zur Zahl von noch zweil zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirend Seeretar Anzeige gemacht hat. $5. ) Den Berieht über jede einzelne Sitzung stellt Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die tion und den Druck der in dem gleichen Stück e nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigens heisst er der redigivende Seecretar. $.29. I. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt ‚des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verant lich. Für alle übrigen Theile derselben sind jeder Richtung nur die Verfasser verantwo NBke 7) \ » h; Ye 5 unfane Rah) U | .® ’ Y . Ik ! fi 2 ) wi u .) R IR j \ 4 1 } t Du E 2.) : t n € ur Ä s 4 N i t \f \ | \ Fr u ar - . r NR Mn | u ie It s . B R % Man an h ale: Dick, N FR Ran t Be, { E ur j x x Y re - ' n ne * x % ‘ N h * A| he ‚> SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIE! 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