en Aue am nd . ‘ EL CEREH: ennnnehe® Wera Yahtenmah en Anh Er u AN DAN x won nee ICH » EL a I TEE ya RAR NR NER AKN, DNS Nr N N RN EN LU ENIEH. BR CE) D \? y RR N NR DER EU A r e In " Su ENT He a ei € N 4 EN ER Sr HAN en) NL I URN. en RR ir Er; era n\ nwarktan RUTRONCKTEE Wer ua he PUR.) ENT N “s rare wre DR X Aaiyar Yu h % “ 4 “ le Eh DREH DL. 1 Ieruenn “us. EN Yataans.nd DA ea a EEE Wh rn a Warn RITCHIE NEUN HCE ri“ N SERIEN 9 RE EA FR an hen “n aus % Ani LER dran wu ERS N Ye be ER EN na ER Ar W Bu \ u. RK ie x * “urban DR DERNCKE i “ eb w ) r 7 6% Y ann Arena % “ ? . R RE a h De B BL CR ICH LEN as An ni ih \ * swnnaa Kun a RER, N ‘ BAER NAD ENT NAS ETTRTE ERERERT DR RER HLRNENE CHI BR DE EL TE Dee 27 ” \ 9 EL ERN Nds in ae hier AR N Yon 4 era Ir ER Ra a dan en " Kae im Sl N ie Kur an u in ei N 4 SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. JAHRGANG 1891. 189, ZWEITER HALBBAND. JUNI BIS DECEMBER. STÜCK XXVII—LII MIT FÜNF TAFELN, DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. BERLIN, 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Er 5 Be ER Y INHALT. Voger: Das Eisenspectrum als Vergleichsspeetrum bei speetrographischen Aufnahmen zur Bestimmung der Bewegung der Sterne im Visionsradius Weısmorp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern Ensrer: Über die Hochgebirgsflora des tropischen Africa . Diers: Über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon Rosentuar: Calorimetrische eh an Säugethieren. ; Fritscn: Zweiter Bericht über neue Untersuchungen an elektrischen Miechen Lupwıg: Zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien . Krıcar-Menzer und Rars: Über Saitenschwingungen (hierzu Taf. II ER) m Currius: Festrede zur Feier des Leisniızischen Gedächtnisstages Preisaufgabe der CHArLoTTEN - Stiftung Bericht über die Preisausschreibung der Graf a Stiftung i Kronecker: Über die Zeit und die Art der Entstehung der Jacopr’schen Thetaformeln Freischmann: Entwickelung und Structur der Placenta bei Raubthieren Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs Currius: Das menschliche Auge in der griechischen Plastik (hierzu Taf. v and vn. Warpeyer: Bemerkungen dazu . EI PEN ne a a ae: Baumnaver: Über sehr flächenreiche, wahrscheinlich dem Jordanit angehörige Krystalle aus dem Binnenthal . i TS AUERBACH: Über einen len Cesar in Re Chromatophilie en, en nebst Be- merkungen zum Bau der Eier und Ovarien niederer Wirbelthiere nos Über einige Salze der Unterphosphorsäure. Fırrına: Vorläufige Mittheilungen über eine Summa Codieis in prov er Sprache WeBREr: Eiisches im vedischen Ritual. VırcHuow: ScHuiemann’s letzte Ausgrabung . Nager: Über die Entwickelung der an und dee Denn Ba ME ehen Kırrert: ‚Astypalaia, ein Beitrag zur geographischen Etymologie HırscHreLp: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich . Kronecker: Die Crausıus’schen Coordinaten Nr > : ’ Freiıschmann: Die Grundform der Backzähne bei Sängelltieren and die Honolsi der einzinen Höcker (hierzu Taf. VII) . . Kronscker: Die Lesenpre’sche Relation (For setzung). u Adresse an Hrn. August WırueLm von Hormann zur Feier seines fünfzig jahrisen Dose ubilannne am 9. August 1891 3 BAUMHAUER: Über das Keystallsyätem abs Trans Könter: Die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philippides . Frırsou: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische . Rınse: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen . Seite 933 543 571 575 987 601 603 613 633 649 649 653 661 671 691 694 697 713 753 763 769 819 829 859 845 881 891 905 911 915 931 941 971 Inhalt. Meyer: Zur Theorie der Lösungen. VaAnren: Beiträge zur Berichtigung der fünften Der de Livihs Corn: Über die Ausbreitung elektrischer Schwingungen im Wasser 3 Harnack und Carr Scamipr: Ein koptisches Fragment einer Moses - dan Noknlynee GerHARDT: Leibniz und Pascal von HeımHorLzz: Kürzeste Linien im een BAR Weıerstrass: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra Seite 993 . 1013 . 1037 . 1045 . 1053 1070 . 1085 531 1891. AXVIN. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 4. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıss-Revmonv. l. Hr. Kunor las über die Untersuchung von Schwingungs- ceurven tönender Körper und legte eine Abhandlung der HH. DD. Rırs und Krıesar-Menzen über Saitenschwingungen vor. 2. Hr. Currıvs machte eine Mittheilung über die Darstellung des menschlichen Auges in der griechischen Plastik. Beide Mittheilungen werden später in diesen Berichten erscheinen. 3. Hr. Zeıier legte die zwei soeben erschienenen Bände der Aristoteles-Commentatoren- Ausgabe vor (Bd. I enthaltend Alexandri Aphrodisiensis in Aristotelis Metaphysica commentaria, ed. MicnHArL Havoucx, und Bd.I. 2. Alexandri in Topica commentaria, ed. Maxı- MILIANUS W ALLIES). 4. Hr. Dieıs legte die aus einem der Akademie gehörigen Manu- seripte herausgegebene vaticanische Recension von Aristoteles de Anima, Liber B, bearbeitet von Hrn. Huwco Raser vor (Berolini sumptibus W. Weberi 1891). Die physikalisch- mathematische Classe hat zur Ausführung wissen- schaftlicher Unternehmungen bewilligt: 2500 Mark zur Fertigstellung der Werke Jacogrs. Die philosophisch-historische Classe 600 Mark an die G. Reimer’sche Verlagsbuchhandlung zur Drucklegung von Sitzungsberichte 1891. 48 532 Gesammtsitzung vom 4. Juni. Evrise’s sinaitischen Inschriften; 5000 Mark zur ferneren Herausgabe der Commentatoren des Aristoteles; 3000 Mark zur Fortführung der Supplemente zum Corpus inseriptionum Latinarum; 3000 Mark zur Fortsetzung der Arbeiten an der Sammlung griechischer Inschriften; 6000 Mark zur ferneren Herausgabe der politischen Correspondenz des Königs Frieprien’s I. — Zu den Kosten der Publication der antiken Münzen von Moesien, Thrakien und Makedonien hat das vor- geordnete Königliche Ministerium einen ausserordentlichen Zuschuss von 1400 Mark bewilligt. 533 Das Eisenspectrum als Vergleichsspeetrum bei speetrographischen Aufnahmen zur Bestimmung der Bewegung der Sterne im Visionsradius. Von H. Ü. VoeEL in Potsdam. (Vorgelegt von Hrn. Auwers am 14. Mai |s. oben S. 445|.) ki den Sitzungsberichten der Königl. Akademie der Wissenschaften vom ı5. März ı888 haben meine ersten Beobachtungen Aufnahme ge- funden, durch welche die Möglichkeit dargethan war, für die Bewegung der Sterne im Visionsradius auf spectrographischem Wege Anhaltspunkte von grösserer Sicherheit zu gewinnen, als mit übrigens gleichen instrumentellen Mitteln durch direete Beobachtungen erreichbar war. Die Vermuthungen, welche nach diesen ersten Resultaten mit einem provisorisch zusammengesetzten Apparate über die zu erlangende Genauigkeit in der Bestimmung der Bewegung der Sterne gehegt wurden, sind im Laufe der Zeit nicht nur bestätigt, sondern in hohem Maasse übertroffen worden. Die durch die speetrographischen Bestimmungen jetzt erlangte genauere Kenntniss der Bewegungen der helleren Sterne am nördlichen Himmel bestätigt die früheren, durch direete Beobachtungen erhaltenen Resultate im allgemeinen, soweit es sich um die Richtung der Bewegung handelt, hat aber zu einer wesentlichen Berichtigung der durch die früheren Bestimmungen erzeugten Vorstellung von der Grösse derselben geführt, welehe durchschnittlich bei der direeten Beobachtung sehr stark überschätzt worden ist. Ich habe in den Astr. Nachrichten Nr. 2896 die Construction des Apparates, mit welchem definitive Bestimmungen ausgeführt worden sind, näher angegeben; daselbst ist auch eine Beschreibung der Methode der Ausmessung der Photogramme von Sternspectren, die der zweiten Classe angehören, gegeben worden. Es stellte sich nämlich bei der Fortführung der Untersuchungen sehr bald heraus, dass die Genauig- keit der Resultate von der Art und Weise, wie die Photogramme ausgemessen werden, sehr wesentlich abhängt, und ich habe in 48* ‘ n 5 a r ; L 534 Gesammtsitzung vom 4. Juni. — Mittheilung vom 14. Mai. Folge dessen ganz besonderes Gewicht auf die Ermittelung der vortheil- haftesten Methode der Ausmessung gelegt. Grosse Schwierigkeiten boten anfänglich in dieser Hinsicht die Sterne der ersten Spectralelasse mit breiten Wasserstofflinien; doch gelang es auch hier durch ein sehr einfaches, von mir in den Astr. Nachr. Nr. 2995 bei Gelegenheit der Mittheilung der Beobachtungen von « Virginis beschriebenes Verfahren, welches gleichzeitig den Beobachter möglichst vor Voreingenommenheit schützt, den Messungen einen Genauigkeitsgrad zu geben, der dem bei den Sternen der zweiten Spectralclasse erreichbaren recht nahe kommt. Bei allen diesen Untersuchungen hat das Wasserstoffspectrum bez. die Hy-Linie als Ausgangspunkt der Messungen gedient. Schon bei den ersten Aufnahmen mit dem neuen Speetrographen im Herbst des Jahres 1888 wurde der Versuch gemacht, ausser dem Wasserstoffspectrum ein anderes Vergleichsspecetrum zu benutzen, und es lag nahe das leichtflüchtige Magnesium zu wählen, da in einer grossen Anzahl von Sternspeetren die Mg-Linie (Wellenlänge 448 uu) sehr deutlich und scharf ausgeprägt ist und dieselbe nicht zu weit von der Mitte des in dem Spectrographen abgebildeten Theile des Speetrums liegt. Der Versuch fiel aber in sofern nicht befriedigend aus, als die künstlich erzeugte Mg-Linie beim Überschlagen des Funkens in freier Luft breit und verwaschen ist und sich zu einer genauen Messung nicht eignet. Die Versuche wurden zu Anfang dieses Jahres mit verschiedenen Modifieationen wiederholt, aber mit dem- selben negativen Erfolge. Recht brauchbar als Vergleichsspecetrum hat sich dagegen das Eisenspecetrum gezeigt. Die Linien desselben sind scharf und in der Gegend der Hy-Linie und der Mg-Linie (448 vu) nicht zu zahlreich, so dass für Sterne, in deren Speetrum ausser der Wasserstofflinie nur die genannte Magnesiumlinie sichtbar ist, ein sicherer Anschluss einiger Fe-Linien an die Mg-Linie gewonnen werden kann. Bei den helleren Sternen der ersten Spectralelasse aber, bei welchen im Speetrum ausser der Wasserstofflinie noch eine grosse Anzahl feiner Linien sichtbar ist, die zumeist dem Eisen angehören, schien die Vermuthung berechtigt, durch Anschluss an eine Auf- nahme des Eisenspectrums eine erhöhte Genauigkeit in der Er- mittelung der Bewegung der Sterne im Visionsradius erzielen zu können. Hierzu ist eine Anordnung erforderlich, dass die Linien des Eisenspeetrums das Sternspeetrum nicht durchsetzen, wie ich diess bei der. Wasserstofflinie für zweckmässig gefunden habe, sondern auf jeder Seite nur bis an den Rand des Sternspectrums reichen. Es lässt sich diess dadurch ermöglichen, dass man während der Aufnahme des Fe-Speetrums die Stelle des Spaltes, auf welche das Bild des Sterns fällt, durch einen schmalen Steg abdeckt. Im andern Falle . . ri 6 Voger: Das Eisenspecetrum bei speetrographischen Beobachtungen. 535 steht zu befürchten, dass bei geringen Verschiebungen der Speectral- linien des Sterns gegen die Linien des künstlichen Speetrums die letzteren den feinen Linien im Sternspeetrum zu nahe kommen oder sie gar überdecken, so dass eine sichere Messung ausgeschlossen ist. Bei den hier gemachten Beobachtungen an Sirius befanden sich die Fe-Elektroden (Claviersaitendraht) in einem Abstande von 35°" vom Spalt; dieselben waren so justirt, dass der Funke genau in der optischen Axe des Collimators auf geringe Entfernung (2"”” bis 3") übersprang. Zur Elektrieitätserregung diente ein grosser Ruhmkorff- scher Apparat mit 4 Leydener Flaschen. Eine Exposition von 25° ge- nügte, um die hauptsächlichsten Fe-Linien zu erhalten. Es haben ferner die Punkte Berücksichtigung gefunden, welche zur Erreichung sicherer Messungen unerlässlich sind, und auf welche ich früher wiederholt aufmerksam gemacht habe, dass nämlich das Vergleichsspectrum in der Lage des Fernrohrs, welche das letztere auf den Stern gerichtet hat, aufzunehmen ist, und dass die Mittel aus den Expositionszeiten für Stern- und Metallspeetrum möglichst zu- sammenfallen, um Veränderungen der Durchbiegung im Apparate und Veränderungen in der Dispersion durch Temperatur zu umgehen, bez. für die Messungen unschädlich zu machen. Der folgende Holzschnitt gibt ein möglichst getreues Bild (Negativ) eines 'Theils des Siriusspectrums mit den Hauptlinien des Eisen- speetrums nach den hier gemachten Beobachtungen vom 22. März ı 89 1. Derselbe ist nach einer vergrösserten Gopie der Originalaufnahme an- gefertigt worden. Ausser den Linien des Eisenspeetrums ist noch die künstliche, das Sternspeetrum durchschneidende Wasserstofflinie Hy sichtbar. Alle Linien im Sternspeetrum zeigen gegen die ent- sprechenden Linien des künstlich erzeugten Eisenspectrums eine geringe Verschiebung nach Roth. EL AS Be 441.5 438-4 432.6 430.8 Die Ausmessungen der Platten unter dem Mikroskop haben zu folgenden Resultaten geführt. März 21 1891 März.2ı 1891 Mänz3222 1891 Platte Nr. 246 Platte Nr. 247 Platte Nr. 248 Expos. Zeit für 3 — 48" Expos. Zeit für 3 = 15" Expos. Zeit für 3 — 36” für Fe-Sp. = 25° zwischen Wolken, für Fe-Sp. = 60° für Fe-Sp. = 25’ x A x A A A 426.1 08070 (1) 428.3 0%026 (1) 426.1 ..02036 , (2) 428.3 0.064 (1) 429.5 0.044 (2) 97.21 J9.042: (2/3) 77 0.036 (1) 429.5 0.044 (2) 430.0 0.037 (2) 536 Gesammtsitzung vom 4. Juni. — Mittheilung vom 14. Mai. 430.8 0.056 (2) 430.89 — 428.3 0.047 (ı) 432.6 0.049 (2) 431.6 0.044 (2) 429.5 0.036 (2) 435.2? 0.039 (0) 436.3 0.035 (1) 430.0 0.026 (1) 438:4 0.044 (2) 437.6 0.045 (1) 430.3 0.019 (2) 440.5 0.033 (1) 438.44 — 431.6 0.033: (2/3) 440.5 0.040 (2) 432.6 0.024 (2) 441.5 0.033 (1) 438.4 0.027 (2) 442.3° 0.044 (1) 440.5 0.020 (I) 441.5 0.024: (2/5) ! Doppellinie, die erster Componente sehr matt im Sternspectrum, ? Fraglich, ob Stern- und Fe-Linien zu identifieiren sind, Beobachtung deshalb ausgeschlossen. * Linie des Fe-Speetrums zu breit und stark für eine sichere Messung. * Linien im Fe-Speetrum zu breit und stark, im Stern verwaschen und nicht sicher aufzufassen. ® Fe-Linie recht schwach. Die erste Columne gibt die Wellenlänge in Milliontel Millimetern, die zweite die gemessenen Distanzen zwischen den Linien im Stern- speetrum und den entspreehenden Linien des Vergleichsspeetrums in Schraubenumdrehungen (1" — 0""25). Die auf je 4 Einstellungen be- ruhenden Mittelwerthe der Distanzmessungen haben das Gewicht ı er- halten. Bei besonders gut zu bestimmenden Linien liegen zwei un- abhängig von einander erhaltene Messungsreihen vor; dem Mittel aus diesen Messungen ist das Gewicht 2 beigelegt worden, während bei schwer aufzufassenden Linien den Beobachtungen das Gewicht 2/3 gegeben worden ist. Bei den Aufnahmen am 21. März sind die Sternspeetra schmal, und die Linien des EFisenspeetrums reichen nicht bis an die Be- grenzung des Sternspectrums. Man stellt daher beim Messen im Sternspeetrum auf die Scheitelpunkte der gekrümmten Linien ein, während man im Eisenspeetrum die Enden der über und unter dem Sternspeetrum gelegenen Bogenstücke geradlinig verbindet, und es ist deshalb eine Correction an die Messungen anzubringen. Als Krümmungs- radius der Spectrallinien ergab sich im Mittel aus mehreren Messungen ® und hiermit berechnet sich für den in der Nähe der Hy-Linie 266 Abstand des Scheitelpunktes von der Mitte der Sehne von 40 (Nr. 246) und 3%3 (Nr. 247) Länge die Correetion von 0008 bez. 0005, die, da der Scheitel nach dem rothen Ende des Spectrums zu gelegen ist und die Verschiebung der Linien im Sternspeetrum gegen die Linien des Vergleichsspeetrums nach derselben Seite erfolgt, so an- zubringen ist, dass alle gemessenen Distanzen um diesen Betrag ver- kleinert werden. Bei der Aufnahme vom 22. März berühren die Linien des Eisenspectrums die Ränder des Sternspectrums. Es ist bei den Messungen auf die Berührungsstelle eingestellt worden und auf die Linien im Sternspectrum ebenfalls am Rande des Speetrums, so dass keine Gorrection an die Messungen anzubringen ist. Der Betrag der linearen Verschiebung ist an den verschiedenen Stellen des prismatischen Speetrums ein anderer für einen gleichen Voser: Das Eisenspeetrum bei speetrographischen Beobachtungen. AR Wellenlängenunterschied, oder derselben Verschiebung entspricht ein anderer Betrag der Bewegung im Visionsradius. Für die hier in Frage kommenden Wellenlängen ist die Bewegung in geographischen Meilen aus dem folgenden Täfelehen zu entnehmen, welches auf zahlreichen Messungen an Aufnahmen vom Sonnenspeetrum mit dem Spectrographen beruht: +. — 426 vu. ıR® — 27.5 geogr. Min. 428 28.1 430 28.7 432 29.4 434 32 436 30.9 438 31.7 440 32.5 Mit dieser Tabelle berechnet sich nach Anbringung der Correetion wegen Krümmung der Linien die der Verschiebung entsprechende Bewegung des Sirius wie folgt: N März 2ı Nr.246 März 2ı Nr. 247 März 22 Nr. 248 A (geogr. Min.) A (geogr. Min.) A (geogr. Min.) 426.1 1.71 (1) _ 0.99 (2) B 1.17 (2 22 % 7 1 428.3 1.58 (1) 0.59 (1) 5:33(1) 429-5 1.03 (2) 1.12 (2) 1.03 (2) 430.0 — 0.92 (2) 075 (1) 430.8 1.39 (2) _ 0.55 (2) 431.6 E 1.14 (2) 0.97 (2/3) 432.6 1.21 (2) — 0.71 (2) 436.8 — 0.94 (1) — 437-6 —_ 1.26 (1) _ 438-4 1.15 (2) _ 0.86 (2) 440-5 0.82 (1) 1.14 (2) 0.65 (1) 441.5 Er 0.93 (1) 0.79 (2/3) 442-3 — 1.30 (1) en Mittel: 1.24 1.05 0.87 Im Mittel aus den drei als gleichwerthig anzusehenden Bestimmun- gen folgt 1.05 geogr. Meilen, um welchen Betrag sich der Stern in der Seeunde, da die Verschiebung der Sternspeetrallinien nach Roth er- folgte, von der Erde fort bewegte. Zur Zeit der Beobachtung betrug die Componente der Erdbewegung in der Richtung nach Sirius + 3.01 geogr. Meilen. Für die Bewegung des Sirius gegen die Sonne in der Secunde resultirt demnach 1891 März 22.0: — 1.96 geogr. Meilen. Ich lasse hier noch die mit dem Spectrographen erhaltenen Be- obachtungen an Sirius, wie sie aus der Messung der Verschiebung in Bezug auf die Wasserstofflinie Hy gefunden worden sind, folgen. 538 Gesammtsitzung vom 4. Juni. — Mittheilung vom 14. Mai. Beobachtete Bewegung } Bewegung Tag Verschiebung Sir. Be a Sir. Bee Schraub.-Umdr. Geogr. Min. Geogr. Min. Geogr. Min. 1888 Dec. ı — 0.110 — 3.32 + 1.64 — 1.68 Deen sa — 0.103 — 3.11 + 1.06 — 2.05 von — 0.101 — 3.05 — 1.99 ı889 Febr. 10 + 0.023 + 0.69 — 1.95 — 1.26 ı890 Jan. 29 — 0.004 — 0.12 — 1.42 — 1.54 Febr. ı2 + 0.022 + 0.66 — 2.04 — 1.38 au, 18 + 0.006 + 0.18 — 1.86 1891 Febr. 7 + 0.001 + 0.03 — 1.81 — 1.78 März 21 + 0.032 + 0.97 — 3.00 — 2.0 März 22 + 0.044 + 1.33 — 3.01 — 1.68 Mittel: — 1.73 Die Übereinstimmung dieses Mittels mit dem oben abgeleiteten Werthe ist eine jedenfalls sehr befriedigende, und ein Vortheil in der Anwendung des Eisenspectrums tritt in diesem Falle kaum hervor, zumal wenn man in Betracht zieht, dass die Beobachtung einen viel grössern Aufwand von physikalischem Apparat erfordert, und dass durch sorgfältige Justirung der Elektroden der Funke möglichst genau in der optischen Axe des Fernrohrs überschlagen muss, während die Befestigung der Geissler’schen Wasserstoffröhre rechtwinklig zur optischen Axe durch- aus nicht mit äusserster Exactheit ausgeführt zu werden braucht, wenn der Röhre ausserdem die Stellung rechtwinklig auf die Richtung des Spaltes gegeben wird. Dass der Vortheil in der Anwendung des Eisenspectrums bei Sirius nicht so deutlich hervortritt ist wesentlich in dem Umstande begründet, dass die Linien im Siriusspeetrum so überaus fein und zart sind, dass die Einstellung des Mikrometerfadens nicht mit der Sicherheit erfolgen kann, wie bei etwas breiteren und stärkeren Linien, und dass die Aufnahmen vom 21. und 22. März dieses Jahres in Bezug auf die feinen Linien gerade nicht zu den besten gehören, die bisher erhalten worden sind. Besser geeignet dürfte & Cygni sein, in dessen Spectrum die Fe-Linien kräftiger er- scheinen. Der nieht zu unterschätzende Vortheil der Methode besteht haupt- sächlich darin, dass jede Linie, verglichen mit der entsprechenden des künstlichen Spectrums, eine Bewegungsbestimmung für sich gibt und dadurch die einzelne Platte mehr Werth erhält, indem man wie bei der Methode, die ich bei den Spectren der zweiten Spectralelasse angewandt habe, durch Messung an mehreren Linien frei wird von zufälligen Unregelmässigkeiten in der photographischen Schicht. Auch für die Sterne des zweiten Spectraltypus dürfte es sich empfehlen das Eisenspectrum als Vergleichsspeectrum zu benutzen, doch ist bei diesen linienreichen Speectren leichter eine Verwechselung zwischen Sternlinie und der entsprechenden künstlichen Linie denkbar als bei den Sternen der ersten Speetralelasse, die vorzugsweise nur - Voger: Das Eisenspectrum bei speetrographischen Beobachtungen. 539 Eisenlinien zeigen, und es ist daher grosse Vorsicht bei der Wahl der Linien nöthig. Diese Vorsicht mag sich auch darauf erstrecken, zur Vergleichung nicht eng stehende Doppellinien von sehr ungleichen Componenten zu wählen, da ich gefunden habe, dass bei der photo- graphischen Aufnahme von Emissionsspectren eine asymmetrische Ver- breiterung bei sehr eng stehenden Doppellinien eintritt, in dem Sinne, dass bei längerer Exposition die Mitten der photographirten Linien weiter auseinander rücken, indem die Ausscheidung von Silber an den äusseren Rändern der Linien stärker ist als zwischen den Linien. Bei gleichen Componenten ist diese Eigenthümlichkeit der photogra- phischen Platten unschädlich, wenn man die Messungen auf die Mitte der Doppellinien bezieht. Ein ganz ähnliches Verhalten, wie bei den Emissionsspectren, ist auch bei den Absorptionsspectren, vielleicht aber in geringerm Maasse zu erwarten, und in der That hat sich bei den sehr zahlreichen Messungen in den linienreichen Spectren der Sterne vom zweiten Typus gezeigt, dass stärkere Abweichungen am häufigsten bei engen Doppellinien von ungleichen Componenten anzutreffen sind, so dass bei der Messung immer möglichst isolirt stehende Linien benutzt worden sind. Schliesslich bemerke ich noch, dass ich mit den hier beschriebenen Untersuchungen an Sirius meine spectrographischen Beobachtungen zur Ermittelung von Bewegungen der Sterne vorläufig abgeschlossen habe; doch hoffe ich dieselben mit kräftigeren optischen Hülfsmitteln bald wieder aufzunehmen im Stande zu sein. Ausgegeben am 11. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1891. | 49 Me ey AuntandEre DER RO en Dig BERE SE SERIEN SBARTEEF 1ualı une, a lat rar Ali rin le eEY ” : Aa MR RN Ne RL th E EW hal KEN De a PR ‚bite N ed Mi Fe er LT WET ET DIESE A az BE 2 “u K a ar) lan ONE Hua sl!® AN IEAEET N Ba ‘ N U if uni "U RTIORGRTIT AR a N 37, or KEyH Zul ® Au Sl BR ln mar WAL ITBEIL EINE ID AIRLINE N: ua Ks Art TR jet ‚ftahn)a DAR ROTE FH NETTER PRINT EM] NOT, 2 b Hau erlegen Zul wall. sur. KOT EADEE a! Br ah BELLA Re IN DERSE ara RD ABE SHE RADIO. ar. nee sununtiiemadt wann, ruSR Irre 7 Ua LEE ht aM are Ah TeRı EEE ENT. Kr HOF IRNENT er ieg SERIEN a Latte AIGEN 2) te re AL I | rer IE FR dueih rk ner ra IRAK IE usschred hr Bu le MIHHNIDINLE ICH H BD TIITTIRE EL TEN ERDE BL I: E: Inamulıkr Zu FRE BABES ERN ERLEDIGE EP ROTE lu ABA DEN OH eu a an han AAURER VD EANRAAF! tale rl re le ie Be R . Baer Bl ee 1 a BENNO EN BETRITT TE TE) Nr Te RE ER TRIFORRSIN BADEN lan we ar TEE are Me: TILL ml) mar nr Teer J4l 1891. AÄXIX. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 11. Juni. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnmsen. Hr. Weinnorn las: Beiträge zu den deutschen Kriegsalter- thümern. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1891. 50 a Rank ES Me Vrisule Id all ME) ? n A ö re I # EN | Mn 543 Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. Von K. WeEINHOLD. ca Sitte und Brauch der Germanen in Kampf und Krieg ist noch gar manches unerforscht, und doch lässt sich durch Zusammenhalten der viel verstreuten Mittheilungen ein tieferer Einblick in dieses ge- waltige Lebensgebiet unsers Volkes gewinnen. Es ergiebt sich, dass die Germanen auch hierin keine rohen Barbaren gewesen sind, son- dern feste, auf guten Grund gestützte Formen gewonnen hatten, nach denen sich Anfang, Mittel und Ende der kriegerischen Unternehmungen zu fügen hatten. Wir gewahren, dass die Deutschen so gut wie die Römer nur den Krieg für einen frommen und gerechten ansahen, der sich nach alter Volkssitte einleitete, und wir sind nicht so ganz unfähig, die religiösen Elemente zu entdecken, welche die germanischen Kriege weihend durehdrangen. Die kleinen Beiträge zu unsern Kriegsalterthümern, welche ich hiermit vorlege, werden zum Beweise für das behauptete verwandt werden können. R Das Aufgebot zum Kriege geschah, nachdem derselbe von der Volksversammlung beschlossen worden war, in dieser selbst durch die prineipes. Jeder waffenfähige Mann hörte hier den Ort der Samm- lung und die Zeit des Auszuges ansagen. Drohte plötzlich ein feindlicher Angriff, so ward eine ausser- ordentliche Versammlung berufen. So geschah es, als Caesar über den Rhein gehen wollte. Die Sweben hatten durch Kundschafter von dem Brückenbau gehört. Eine Volksversammlung fasste die nöthigen Be- schlüsse und Boten gingen nach allen Richtungen in das Land mit dem Befehl, dass die Wohnorte verlassen, die Freigelassenen, die Weiber und Kinder in die Wälder geflüchtet würden, die ganze 505 x 544 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 11. Juni. waffenfähige Mannschaft aber sich an einem bestimmten Orte in Mitte des Swebengebietes sammele, um dort den Feind zu erwarten (Caes. b.. 2. 10). Unter den Merwingen und Karlingen wurden alter Sitte ent- sprechend die grossen Kriege auf den Heer- und Reichsversammlungen durch den König oder seine Beamten angekündigt, und der Heerbann zu den Sammelplätzen auf bestimmte Zeit entboten. In unvorher- gesehenen Fällen geschah das Aufgebot in der Regel durch Boten, unter den Karlingen auch durch schriftliche Ausfertigungen an die Beamten, die weiter zu sorgen hatten.' In dieser Art erfolgte das königliche und fürstliche Aufgebot auch in den folgenden Jahrhunderten: besenden daz her, die ritter- schaft, mäge unde man heisst das in den Gedichten des ı2. und 13. Jahrhunderts. Der Fürst, der seine Mannschaft zum Kriege auf- ruft, besendet sich: wir mugen uns nicht besenden in sö kurzen tagen, klagt Hagen von Troneje, als die Sachsen- und Dänenfürsten den Frieden: kündigen (Nib. N. 150, 3); dö besant sich ouch von Sahsen der küene Liudger, wird Nib. N. 169, ı erzählt. Die heiden heten sich besendet üz allen heidinisken riechen, heisst es im Rulandsliede (9, 25. Gr.). Der König besendet sich mit den sinen vriunden (Nib. 170, ı. Barlam 293, 5 Pf.), näch vriunden (Lanzel. 1868), ze sinen holden (Vorauer Ged. 72, 13). Aber es gab noch andre Mittel des Aufrufs zu den Waffen als die Boten. Vor allem seit ältester Zeit der Berge Feuerzeichen, die am raschesten weit über das Land die Kunde von feindlichen Einfällen trugen. Als Kaiser Julian nach der Strassburger Schlacht 357 über den Rhein ging, stiegen auf allen Höhen im alemannischen Lande gewaltige Rauchsäulen auf, welche verkündeten dass der Feind ein- gebrochen sei und das Land verheere (Ammian. Mare. XVH, rı). Ge- wiss war dieser Alarmdienst so wohl geordnet, wie wir es aus den späteren Jahrhunderten von Norwegen wissen. In seine Fürsorge für die Landesvertheidigung zog König Hakon der gute von Norwegen (F 961) auch die vitar, die Feuerzeichen auf den geeignetsten Berg- gipfeln der Küste, um nahender Feindesgefahr durch das Aufgebot (utbod) des Volkes (allmenningr) zu begegnen. In sieben Nächten konnte das Kriegsgebot (herbod) von der südlichsten Feuerwarte (viti) bis zur nördlichsten Dinghöhe in Halogaland gelangen (Heimskringla. Ha- konars. e. 21). Auf unrichtiges Anzünden der Zeichen (rangt gera vita, skjöta upp vitum, bera upp vita) setzte der König harte Strafen (ec. 22). Wurden die zur Zeichenwacht (vitavord) geordneten Männer ! G. Warrz, Deutsche Verfassungsgeschichte II?2, 205.ff. III?, 591. IV?, 549. f. 00 7. “. RAR Weınnorp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 545 schlafend gefunden, so traf sie hohe Geldbusse;' Friedlosigkeit aber, wenn inzwischen ein Feind eingebrochen war (ält. Gulathingsl. $8. 311). Es waren gewaltige Holzstösse (bal), die an den bestimmten Puneten aufgeschichtet stunden und in welche das Feuer geworfen ward (Egilss. ce. 45). Für geringere Entfernungen gab das Blasen der Heerhörner das Zeichen zur Sammlung mit den Waffen. Die Bellovaker, das kriegeri- scheste Volk in Belgicum (Caes. b. g. VIII, 6) wurden durch Trompeten (tubarum cantus) in Kriegsgefahr zusammengerufen (ebd. e. 20). Ein mythisches Beispiel für die Germanen giebt der Gott Heimdall, welcher beim Anbruch des grossen Kampfes der Götter gegen die weltzerstören- den Mächte in sein Gellhorn stösst und zum sammeln bläst. Es ist der Wiederhall der irdischen Hörner, die oft genug durch die Wälder und die Felder Germaniens die Männer gegen den Feind gerufen haben. Von einem weitverbreiteten Mittel, das Aufgebot durch die Ge- meinden und die Volksschaften zu befördern, will ich eingehender handeln: es sind allgemein nach ihrer Bedeutung bekannte Zeichen, welche zur Ladung dienten, im Frieden zum Gericht, in gefährlicher Zeit zum Heer: sie flogen von Hof zu Hof und jeder Mann der Ge- meinde und des Bezirks musste ihnen folgen. Für das Ding war das Zeichen anders wie für den Krieg, aber sie sahen sich ähnlich und konnten sich gleich gemacht werden. Die norwegischen alten Geschichtsbücher, die sogur, erzählen von dem Heerpfeil (heror), der geschnitten und über alle Strassen geschickt ward. Als dem König Hakon Adalsteinföstri von Norwegen die Landung der Söhne des von ihm vertriebenen Dänenkönigs Erich Blutaxt ge- meldet ward (961), liess er den Heerpfeil schneiden und aussenden (let skera upp heror ok senda alla vega fra ser. Heimskringla. Hakonar Seaoda e, 23). Hakon Jarl Sigurdarson war in seinen letzten Jahren (er starb 995) gewaltthätig und böse geworden und liess die Frauen und Töchter des Landes nach seinem Gelüste sich mit Gewalt zuführen. Als er nun dieser Gewohnheit nach die Gattin des reichen Freibauers Ormr Iyrgja in Bynes zu sich forderte, schnitt der Mann den Heer- pfeil und schiekte ihn zu Haldor auf Skerdingsstedja und dieser sandte ihn sogleich weiter. Nach den vier Wegen fuhr nun das Pfeilgebot (orvarbod) in die Dörfer mit der Aufforderung, dass alle kampffähigen Männer gegen den Jarl ziehen und ihn erschlagen sollten (Olaf. s. Tryggvas. c. 102). ! Vergl. auch ält. Frostathingsl. V, ı. 546 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 11. Juni. Nachdem König Olaf Tryggvason bei seiner Bekehrungsfahrt durch Norwegen (996) den Tempelhof zu Hladir in Drontheim geplündert und verbrannt hatte, liessen die Bauern den Heerpfeil durch alle Fylke fahren und das Volk zu den Waffen rufen, der König musste sieh deshalb zurückziehen. Im nächsten Sommer sammelte derselbe ein starkes Heer und lud die sieben Drontheimer Fylke zum Ding auf Frosta. Die Bauern aber verkehrten das Dingbotzeichen (Pingbod) in das Kriegszeichen (heror) und riefen Freie und Knechte durch ganz Drontheim zu den Waffen (Olafss. Tryggvas. e. 65. 72). So liess auch König Sverrir den Heerpfeil gegen die Birkebeiner schneiden und Freie wie Knechte zu der Heerfahrt auf'bieten (Sverris s. c.24). Ebenso liessen die Verwandten Olafs 'Tryggvason das Pfeil- gebot auf die vier Wege von sich ausgehen und beriefen die Mannschaft der nächsten Harden zu sich (Olafss. Tıyggvas. e. 222). Desgleichen that Hiorleifr der König von Hordaland bei feindlichem Einbruch (Halfss. e. 8), und so liess auch König Eystein von Schweden das Pfeilgebot durch sein Reich fahren, als die Söhne Ragnars des loden- hosigen in sein Reich einbrachen (Ragn. Lodbröks. e. 9). Über den Pfeilschnitt (um orvaskurd) bestimmt das ältere Gulathing- gesetz $ 312, dass zur Ankündigung von Kriegsgefahr (hersaga) zwei Pfeile ausgehn sollten: ein Eisenpfeil (iarnor) zur See, ein Holzpfeil (treor) über das Land. Der eiserne ward auf einem volibemannten Schiffe die ganze Küste entlang in ununterbrochener Fahrt durch Nacht und Tag auf der gemeinen Seestrasse (biodleida) von einem Königslehnsmann zum andern gebracht. Der hölzerne fuhr innerhalb der Föhrden von einem Bauernhof zum andern auf dem dafür fest- stehenden Wege (bodsleid). Ein Hof musste ihn zum andern befördern. Jeder, zu dem der Pfeil kam, hatte sich binnen fünf Tagen mit seinen Leuten, freien wie unfreien, und aller Kost zu stellen. Blieb er ruhig sitzen, so traf ihn Friedlosigkeit gleich dem, welcher den Eisenpfeil vernichtete, während die Beseitigung des Holzpfeils mit drei Mark bestraft ward. Saxo Grammatieus (lib. V.p. 228. ed. P. E. Mürzer) erwähnt die Sitte des Holzpfeils aus der Zeit des sagenhaften Königs Frotho: so- lebat sagitta lignea ferreae speeciem habens nuntii loco viritim per omnes mitti, quotiens repentina belli necessitas incidisset. Er erzählt aber später unter König Waldemar I., dass bei dem Volksaufstand im nördlichen Schonen und in Halland nach volksthümlichem Brauche (more gentis) ein Stock (stipes) überall herumging und zu den Waffen aufbot (C. XV. p. 943). War es also auch zu Saxos Zeit! nicht mehr 1 Seine ersten Bücher schrieb er nach P. E. MÜrLter vor dem Tode des Erzbischof Absolon (20. März 1201); er selbst ist zwischen 1208 und 1220 gestorben. Weısmorp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 547 Brauch, dass die dänischen Könige den Pfeil zum Aufgebot des Heers schnitten, so war er doch in der dänischen Volkssitte noch nicht vergessen und ist es auch später nicht worden. Unter König Erich dem Pommer wird auf dem seeländischen Landding von 1428 gefragt, welche Strafen diejenigen treffen sollen, welche sich dem Heerbann entziehen, wenn Feinde einfallen, die Feuerzeichen brennen und das angebrannte Holz herumgeht (bagn brander og vidiebrand ganger). Dies kann nicht bloss alter formelhafter Ausdruck sein, wie VELSCHOW behauptete,' denn die Sitte hat sich weit länger erhalten, wenn auch kein König mehr der nordischen Reiche seine Soldaten durch den Wanderpfeil zur Fahne rief, und das Gebotzeichen damit den kriege- rischen Charakter verlor. Saxos Angaben sind durch die Beschreibung des Zeichens wichtig: nach der älteren Stelle war es ein Holzpfeil, der wie ein eiserner aussah, nach der jüngeren ein Stock oder Stab. Schon P. E. MüLter hat die sagitta lignea ferreae speciem habens auf einen an der Spitze angebrannten Pfeil oder Stab gedeutet. Die schwarze Brandfarbe liess ihn wie mit Eisen beschlagen erscheinen. Er hiess dann später vidiebrand, Holzbrand. An dem norwegischen bodkefli, dem schwe- dischen budkafle oder bukavel hob Olaf Magnusson (de gent. septentr. varüs conditionibus statibusque VII. e. 3) auch hervor, dass er ein baculus ustus war. Wir haben hier also etwas Ähnliches wie die hasta ferrata aut sanguinea pr&usta, welche der Fetial bei der indietio belli an die feindliche Grenze trug (Liv. 1. 32, 13). Ferner vergleicht sich der gälische eranntäir, das ist das angebrannte, in Thierblut getauchte Holzstück, welches die Häuptlinge des schottischen Hochlands bei feindlichen Einfällen zum Aufgebot der Mannschaft durch die Dörfer schickten, und das noch 1745 im raschesten Fluge den Bezirk von Breadalbane durcheilte.” Die durch leichtes Glühen gehärtete Spitze des Pfeils weist auf eine dem Eisenalter vorangehende Urzeit zurück. Statt der Pfeile und Spiesse mit Eisenspitze hatten die Deutschen noch in den augusteischen Kriegen vorn gebrannte Wurfwaffen, prausta tela (Tae. ann. II, 14). Solche eisenlose Speere nannten die Römer nach Isidors Etymol. XVII. 7, 2. eonti.. Jordanes (get. ec. 50) giebt den Goten in phrasenhafter Stelle die conti als auszeichnende Waffe. Der Heerpfeil diente nun in den skandinavischen Landen nicht bloss als Ladung (bod) zu den Waffen, sondern auch zum gebotenen ' Saxo Grammat. Il, ı53. Havnia 1858. *” ARNSTRONG, a gaelic dietionary S. 149. N ) Y* . - . . . .” 48 Sitzung der philosöphisch - historischen Classe vom 11. Juni. Ding bei Verletzung des gemeinen Friedens. Wenn nun ein solches Ding auf Island orvarbing hiess, so giebt dieser Name den Beweis, dass der Pfeil auch dort zu diesem Zweck in Brauch war. Die Ladung ging von dem Rechtsnachfolger des getödteten oder schwer verletzten aus, er schnitt den Pfeil (Gulathingsl. ı51. 156). Für andere ausser- ordentliche Versammlungen diente ein anderes hölzernes Ladezeichen, ein Gebotstab (bodkefli), der leicht in einen Pfeil umgeschnitzt werden konnte (Olafss. Tryggvas. e. 72). Er musste von Haus zu Haus ge- schickt werden, indem dabei mündlich der Zweck der Ladung an- gesagt ward. Die Nacht über ruhte die Weiterbeförderung, welche im übrigen Öffentliche Pflicht war (Gulath. 1. 131. Frostath. 1. 2, 23). In kirchlichen Angelegenheiten berief der Pfarrer die Gemeinde- glieder, indem er ein hölzernes Kreuz schnitt und als Gebotzeichen (krossbod) ausschickte. Gleich dem heror und dem Pingsbod lief es auf dem für alle Ladungen bestimmten Wege, dem bodleidr, von Hof zu Hof und musste pflichtgemäss befördert werden (ält. Gulath. 1.2 8:7.9. alt. Erostath. 1. II, 22; ält: Borgarth. 2. 1,03: Edsvaihgr NO-STT). Das Kreuz findet sich in späterer Zeit auch auf Island und und diente dort nicht bloss in geistlichen Sachen. Auch die Laien schnitten es für Zusammenkünfte weltlicher Art (Konungsb. $ 234. Stadarhölsb. $ 218). Im ı8. Jahrhundert ist auf Island eine eiserne Streitaxt mit beigefügtem Zettel als Pingsbod herumgegangen.' In Norwegen hat sich die budstikka, bostikka noch erhalten. Sie ist ein hölzener hohler Stab, worin die Kundmachung steckt, am Ende mit einem Eisen versehen, wodurch sie an der Hausthür be- festigt werden kann, wenn das Haus verschlossen ist (Aasen Ordbog SAO). Der schwedische budkatle, bukavel ist ein runder Holzstab mit soviel Einschnitten, als Hofbauern im Dorfe sind (Rırrz Ordbog 63). ‘r hat auch, besonders in Dalekarlien und in Smaaland, Hammer- form. Das Nordische Museum in Stockholm verwahrt eine Anzahl soleher landsbyhamre aus Dalekarlien.” Auf einem smaaländischen ist auf beiden Seiten des tafelförmigen Hammerkopfes eine Inschrift angebracht: Vorn »Jag är bykawelen för Fänesta by; när jag kämer, skal du gä«. Hinten: »Den mig försumer a ikke Iyder mig, skal plekta ı2 skilling banco. Anno 1820.«° ' Konxr. Maurer in den Verhandlungen der Berliner anthropol. Gesellsch. 1883 Sn * Eine Abbildung in Mesgere’s Symboliske Figurer S. ı6f. Stockh. 1889. ° Abbildung in Landsbyskomageren Jonas Stolts Optegnelser. Af R. MEızorc. Kopenh. 1890. S. 58. Weınnorn: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 549 In Jütland und Nordschleswig lud ein Stock mit daran be- festigtem Zettel zur Bauernversammlung, dem Grande, und ward daher Grandestock genannt. Auch in Deutschland sind solche Gebotzeichen in Brauch ge- wesen und sind es in den östlichen Landschaften des Nordens und der Mitte zum Theil noch jetzt. Als Heerpfeile, als Kriegsrufer, kann ich sie freilich nieht nachweisen, so wenig ich zweifle, dass sie auch dafür gedient haben. Aber als stumme Boten in der Dorf- gemeinde, die zur Versammlung bei dem Haupte der Gemeinde riefen, als »Gebotzeiehen« leben sie bis heute, und zwar vieler Orten in uralter Gestalt. Der rasche Umlauf der Nachricht, die sie brachten, da ihre sofortige Weiterbeförderung eine unter Strafe gestellte Pflicht war und auch der Gehorsam gegen das Gebot, also das Erscheinen am Ladungsort, streng gefordert und befolgt ward, erhielt die uralte Einrichtung im Brauch. In grossen Gemeinden, in denen Gemeinde- diener angestellt wurden, welche die Ladungen vollzogen, schwanden sie am leichtesten, kleine abgelegene Dörfer haben die Gebotzeichen am treuesten bewahrt.” Es ist hier nieht der Ort, darauf näher einzugehen. Bekannt sind mir diese unter verschiedenen Namen und Formen auftretenden Gebotzeichen aus Schleswig, Holstein, Dietmarschen, Lüneburg, dem Solling, der Altmark, Brandenburg, Pommern, West- und Ostpreussen, den Lausitzen, Osterland, Meissen, Schlesien.” Bei den Slaven in dem Kassubischen, in Westpreussen, in der Lausitz, in Böhmen, bei den Litauern ist das Gebotzeichen ebenfalls von Alters her Brauch. Die Grundformen sind theils ein grader Stab, theils ein Krummholz. Wenn wir nun auch bei den sogenannten Wilden anderer Erd- theile gleiche oder wenigstens ähnliche Ladezeichen, besonders für den Krieg finden, so ergeben sich dieselben als allgemeine mensch- liche Mittel für rasche Mittheilung, die sich durch die Erfahrung von je empfohlen hatten. ! Feinserg, Dansk Bondeliv navnlig i Vestjylland. Kopenh. 1889, S. 171. 2 Sehr dankenswerthe Nachrichten über die Gebotzeichen, auch mit Abbildungen, hat Hr. Arex. Treıcner auf Hoch-Palleschken in den Verhandlungen der Berliner anthropologischen Gesellschaft in den Jahren 1882 — 88 veröffentlicht. 3 Das Museum Schlesischer Alterthimer im Breslau besitzt eine reiche Sammlung schlesischer Gebotzeichen der verschiedensten Form von krummer Baumwurzel bis zum zusammengesetzten eisernen Zeichen. >50 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 11. Juni. 2. Alter Brauch der Germanen ist gewesen, Ort und Zeit des Kampfes dem Gegner zu bestimmen. Als die Kimbern im J. d. St. 653 (101 v..Chr.) durch die triden- tinischen Alpen in die oheritalische Ebene eingebrochen waren, den Proconsul Catulus zurückgedrängt, aber die Vereinigung desselben mit dem Consul Marius nicht verhindert hatten, stunden sie nach Abweisung ihrer Bitte um Land für sich und ihre Brüder vor der Entscheidung durch die Waffen. Sie rückten vor das befestigte römische Lager und Plutarch erzählt, wie ihr König Boiorix, von wenigen nur begleitet, vorgeritten sei und den feindlichen Feldherrn aufgefordert habe, Tag und Ort für die Entscheidungsschlacht zu bestimmen. Marius wies das zuerst ab, da die Römer niemals solche Verabredung mit dem Feinde getroffen hätten, liess sich aber schliess- lich herbei, den dritten Tag und die Ebene um Vercellae als Wal- platz zu bestimmen (Vita Mar. e. 25). Sicher folgte der Kimbernkönig Boiorix altem germanischem Kriegsbrauche bei jenem Antrag; das folgende soll es beweisen. Mehrere Jahrhunderte später finden wir eine Spur der Sitte bei den Goten. König Geberich, Ariariks Nachfolger, kündigt nach Rulım gierig dem Wandalenkönig Wisimar aus dem Asdingengeschlecht den Krieg an und bestimmt eine Ufergegend der Marosch zum Schlacht- feld, gewiss auch eine bestimmte Zeit, obsehon Jordanes dieses nicht erwähnt (Getica c. 22). In das mythische entrückt ist der Brauch des vorausbestimmten Walplatzes durch das Feld Vigripr, »auf dem sich Surtr und die guten Götter zum Kampfe treffen: hundert Rasten breitet es sich nach jeder Richtung, dieses Feld war für die Schlacht bezeichnet (vitabr)« Vafthrudnism. 18. In den Skaldskaparmal 43 wird erzählt, dass der schwedische König Adils in Uppsalir, der Stiefvater des Dänenkönigs Hrolf Krake, sich mit dem norwegischen König Ali verfeindete. Sie bestimmten zur Schlacht (beir stefndu orrostu) die Eisfläche des Waenersees. In der Hervararsaga (c. 14) wird berichtet, dass die kriegerische Hervor, welche Gotaland an der Südgrenze zu vertheidigen hatte, die plötzlich einbrechenden Hunen auf die Südseite ihrer Burg zur Schlacht ladet. Sie fällt hier mit ihren Leuten. Die Nachricht fliegt zu Angantyr von Gotaland, und für ihn reitet Gizurr Gytingalidi. der Ziehsohn König Heidreks, den Hunen entgegen und fordert sie zum Treffen nach Dylgja und auf die Dunheide zwischen den Josurbergen. Wermmorp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. A Als König Harald Hilditonn von Dänemark seinem Volke zu alt ward und manche seinem Leben deshalb nachstellten, beschloss er einen ehrlichen Heldentod zu sterben. Er lässt dem König Hring von Schweden sagen, wie es um ihn steht, und ihn zur Schlacht fordern. Beide Könige sammeln ihre Heere und ziehen an die Grenze. Dann sendet Harald den Herleif zu Hring, kündigt Ruhe und Friede auf (let segja ı sundr gridum ok fridi) und bestimmt die Walstatt, die mit Haselstecken umgrenzt wird. Dort schlagen sie dann die Bravallaschlacht (Fornald. sog. I, 378). Dieser Bezeichnung und Umgrenzung des Kampfplatzes wird in den norwegisch-isländischen Geschiehten oft gedacht.‘ — Als König Beli und 'Thorstein Vikingsson einen Angriff auf die Upplande be- absichtigten, zogen sie mit ihrer Schaar an die Grenze, schickten dem König Jokull Botschaft und haselten ihm das Schlachtfeld, d. h. luden ihn auf ein durch Haselstangen bezeichnetes Feld (Thorsteinss. Vikingss. e. 25). Die Nornagestsaga ce. 7 erzählt, dass die Gandalfssöhne, Sigurd Rings Vettern, die Giukungen auf die Landesgrenze zur Schlacht laden. Diese kommen angesegelt und landen an der Eider. Nahe der Mündung waren Haselstangen aufgesteckt, dort war die Walstätte. Sobald die Schlacht dem Feinde angeboten und das Feld ge- haselt war, wandelte sich selbst ein räuberischer Einfall in gesetz- mässigen Krieg: den geheiligten Brauch achtete auch ein fremder wilder Feind. »Das waren die Gesetze des König Heidrek«, sagt die Hervarar- saga c. 14, »wenn ein feindliches Heer in’s Land kam und der König des Landes haselte das Feld und bestimmte die Kampfstätte (hasladi voll ok lagdi orrostustad), dann durften die Wikinger nicht plündern, ehe die Schlacht entschieden war.« In der Egilssaga e. 52 wird erzählt, wie der Schottenkönig Olaf in England einfiel und Northumberland unterwarf. zieht zwar gegen ihn, als er aber .von der Übermacht des Feindes und dem Abfall zweier grosser Jarle vernimmt, zieht er sich nach dem Süden zurück und Verstärkungen an sich. Dann schickt er Boten an Olaf, haselt ihm das Feld und fordert ihn in Wochenfrist zur Schlacht auf die Winheide am Winuwalde. Wer dort siege, solle dann über England herrschen.” »Es war aber damals Sitte, König Adalstein ! In der Skaldensprache erhielt hasla (Haselstange) davon ohne weiteres die Bedeutung Umgürtung: jardar hasla ward eine Kenning für die Weltschlange, ja für jede Schlange: Sveinbjörn Lex. poet. S. 303. ® Vergl. Ariovists Antwort an Caesar: jus esse belli ut qui vieissent is, quos vieissent, quem ad ınodum vellent imperarent (b. gall. I. 36). Z Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 11. Juni. sobald einem König das Feld gehaselt war, durfte er ehrlicher Weise das Land nicht verheeren, bis die Schlacht geschlagen war. So that auch König Olaf und wartete auf den gesetzten Tag und plünderte nicht, und dann zog er auf die Winheide. Da waren dort Hasel- stangen aufgestellt zur Ummarkung von allem.« Das Feld war eben, wie ein Kampfplan sein musste. Auf der einen Seite floss ein Fluss, auf der andern war der Wald. Dazwischen hatte Adalstein seine Zelte aufgeschlagen über das weite Feld hin. Nordwärts von den Haselstecken richteten Olafs Mannen ihre Zelte auf. Der Haselstrauch war den Germanen ein geheiligter Frucht- strauch; seine Gerten und Stecken haben in den Gultgebräuchen mannigfache Verwendung gehabt, wie noch heutiger Volksglaube an- deutet." Die bedeutendste war als heilige Schranken der Kampf- und der Dingstätten. Die Hasel wird daher dem Gott des Waffen- und des Rechts- streites, dem Tius Thingsas (Mars Tlingsus) heilig gewesen sein. Die Haselung war das äussere Zeichen der Weihung des Feldes, der Übergabe in den Schutz des grossen Himmelgottes. Es geschah sicher unter Spruch und Brauch, die uns leider verschollen sind. Aber die Herrichtung des Zweikampfplatzes kennen wir wenigstens etwas ge- nauer durch die Kormakssaga ce. 10. Hiernach spreitete der damit betraute ein Tuch von fünf Ellen im Geviert auf den Erdboden und befestigte dessen Zipfel mit Ösen an hölzernen mit Köpfen versehenen Pfilöcken, tjosnur genannt, in- dem er dabei sein Ohrläppehen mit der freien Hand fasste, zwischen seinen Beinen durch nach dem Himmel schaute,’ und einen (leider nicht mitgetheilten) Spruch sprach, der bei dem Pflockopfer (tjosnublöt) gesprochen ward. Um das ausgespannte Tuch wurden dann drei fussbreite Furchen gezogen, welche jedenfalls die symbolische Be- deutung hatten, die Störung der geheiligten Stätte zu verhindern.’ Ausserhalb der Furchen (wohl an den Ecken) mussten vier Hasel- stangen aufgestellt werden. Die Haselung bei dem Zweikampf erwähnt‘ auch die Gisla Sursson- saga (I. S.6. Kopenh. 1849), als Skeggi und Kolbjorn sich auf der Insel Saxa schlugen: »Skeggi kam auf den Holm und er sagte die ! An. Wurrke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart? S.104f. Grimm, D. Mythol.” S.617. A. Kuns, Herabkunft des Feuers 228 f. ? Schwierige Körperstellungen wurden bei rituellen Handlungen verlangt; vgl. bei Schneiden der Wünschelruthe, A. Wurrke, der deutsche Volksaberglaube $ 143. 3 Über diese Bedeutung der Erdfurchen, Maxxuarvr, Wald- und Feldeulte ı, 563. * Zuweilen dienten Steine statt der Haselstecken zur Begrenzung der Mensur, wie Egilssaga c. 67 beweist. WeınnorLv: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 999 Holmgangsgesetze her und haselte dem Kolbjorn das Feld (haslar voll Kolbirni). Gleich dem Kampfplatz ward auch die Gerichtsstätte, wie sehon angedeutet, durch äussere Zeichen von der Umgebung ausgeschieden, und zwar ebenfalls dureh einfriedende Haseln. Die Stecken wurden durch heilige Bänder, vebond im nordischen geheissen, verbunden, und der Priester vollzog dann die Heiligung der Stätte und verkündete den Dingfrieden.‘ In der Egilssaga ce. 57 wird für das norwegische Gulathing die Herrichtung so beschrieben: Wo das Ding gehalten ward, lag ein ebenes Feld (slettr vollr), gleich wie solches auch uralte Bedingung des Kampfplatzes war. Auf dem Felde waren Haselstangen im Kreise eingestossen und Schnuren nach aussen hin um jene geleet, die vebond. Drinnen im Kreise sassen die Urtheiler, je zwölf aus den. drei Fylken. Diese dreimal zwölf Männer fanden das Urtheil über alle Reehtssachen. Wer die Bänder entzweischnitt, die Stangen niederwarf und in den Ring einbrach, verletzte den hohen Dingfrieden und lud grösste Schuld auf sich. Das ältere Frostathings lag ı. $ 2. bestimmt, dass die königlichen Vögte (ärmenn) aus allen Fylken die vebond auf dem Dingfelde machen sollen, in der Weise, dass alle nach dem Recht aus den Fylken be- rufene Männer innerhalb derselben Raum haben. Auf dem deutschen Festlande hat, nach allem zu urtheilen, der- selbe Brauch der Haselung und Umfademung der Mahlstätte gegolten, als in Nordgermanien. Das älteste Zeugniss giebt das ribuarische Gesetz (LXVIL, 4) worin wir von dem Sehwur in der Kirche, oder beim Königshofe oder in eireulo et in hasla, hoe est in ramo lesen, also in dem von Haseln umsteckten Kreise oder Ringe der Dingstätte. In jüngerer Zeit werden die septa judicialia erwähnt, quae teutonice richtepale nuncupantur, die Gerichtspfähle, und die umhegten Dinge, die judicia intra sepes (Grmm, Rechtsalterth. 810). Noch die Be- schreibung eines zu Leipzig i. J. 1706 gehegten Halsgerichtes gedenkt der Stangen, welche immer von je fünf Mann der im Kreise stehenden Insassen der Amtsdörfer gehalten wurden.” Für die den nordischen vebond entsprechenden Bänder oder Fäden, welche von Stange zu Stange gingen, geben Weisthümer und Gedichte halb sagenhafte Zeugnisse nach deren bannender und be- ! Über die Dingheiligung (Pinghelgi) und die Ansagung der Grenzen der Ding- mark (Pingmork) auf Island, vgl. K. Maurer die Bekehrung des Norwegischen Stammes zum Christenthum, 2,219. Noch in den deutschen Dorfweisthiimern kommt die An- sagung der Dinggrenzen vor, innerhalb deren Friede und Bann gilt. ° Aus Kringner Sammlung zum Dorf- und Bauernrechte 3,532 in Grium D. Wörterb. V, 2146. 554 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 11. Juni. friedender Bedeutung." Auf den Gebrauch der Seile (nd. r&pe, ags. rapas) zur Umgrenzung der Dingstätte weist auch die südholländische Verwendung von rep, die sussexische von räp für den ganzen Gerichts- bezirk hin.” Man darf wohl auch die Bestimmung, dass der Dinghof von Dammerkirch im Elsass mit eichenen stecken und salhin (weidenen) gerten umbzünet sei (Weist. 4,28) als die alt überlieferte Umhegung der Dingstätte auslegen. Der deutsche Ausdruck für die schützende Umgebung eines Raumes war Hag, alt haec (n. und m.); hegen heisst, einen hac herstellen, den hac um einen Raum ziehen. Das Ding oder das Gericht hegen (ags. Ping, miedel hegan, gihegan, altfries. Ping heia, mhd. und nhd. daz gerihte, das Gericht, hegen oder behegen bedeutet wörtlich: die Dingstätte umzäunen oder umschliessen, was nothwendig der Eröff- nung der Verhandlung vorausgehen musste, weil die Mahlstatt hier- durch als unter besonderem Frieden stehend allen Augen sichtlich von der ganzen Umgebung abgesondert ward. Der ebenfalls häufige Ausdruck das gerichte spannen, das ding und geriehte spannen, die bank (die besetzte Gerichtsbank) spannen weist auf die Fäden- oder Seilumspannung des Gerichtsplatzes samt den Bänken der Schöffen hin, und man darf sich durch die J. Mösersche Erklärung (Osnabrückische Geschichte 1,17) nicht irren lassen, dass sich das spannen auf das messen des Gerichttisches durch die Handspanne des Markrichters beziehe” War das hegen und spannen geschehen, und war das (Gericht besetzet oder bestellet (d. i. hatten Richter und Schöffen ihre Plätze ordnungsmässig eingenommen), dann that oder gebot (wies oder sagte) der Vorsitzende des Dings dem dinge ban und fride, er bante oder verbante das ding, bezirkete das Gericht (gab die Grenzen des Gerichtsbezirks an), und das Gericht ward nun angeboben und gehalten. Die deutschen Dorfweisthümer haben in ihrer formelhaften, oft unverstandenen Sprache diese Ausdrücke für die nothwendige Vor- bereitung rechtsgiltiger Dingverhandlungen noch festgehalten.’ ! Grimm, Rechtsalt. 182. f. 203. Liesrecnr, Zur Volkskunde 305.ff. 424. Sımrock, D. Mythologie 515. Rocnnorz, Deutscher Glaube und Brauch 2, 204. ff. Giercke, Der Humor im Deutschen Recht 38. 2 Zeitschrift für Rechtsgeschichte * IV, 237. ° ® Die Bank M%kleiden (Harraus, Gloss. 126) bezieht sich auf das belegen der Gerichtsbank mit Tüchern in vornehmeren Gerichten. * Eine Sammlung von Belegstellen aus den Grımm’schen Weisthümern für die angeführten, mit einander oft verbundenen und verschränkten Ausdrücke möchte nicht unwillkommen sein. Die Ziffern beziehen sich auf Band und Seiten des genannten Werkes. das gericht hegen 3.72. 371. 5,297. 311. 6,20. 34. 39. ein hegeding hegen 4,683. 685. das gericht (ding) behegen 1,634. 840. 2,207. 4,645. 717. 6,663. kuhan- Ar r Be Weinnorp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 553) Auch aus diesen Ausdrücken erhellt die Übereinstimmung der süd- und der nordgermanischen Sitte bei der Heiligung der Ding- oder Mahlstätte, und so werden wir berechtigt sein anzunehmen, dass die festländischen Deutschen in gleicher Art wie die Skandinavier auch den Kampfplatz geheiligt haben. Denn der Gott, welcher über dem Streit der Speere und Schwerter und dem Streit um das Recht waltete, war derselbe uralte Himmelsgott Tius, unter dessen Gesetz der Friede wie der Krieg stund, und dessen Dienst im Norden wie im Süden der Ostsee in gleichen uralten Bräuchen geübt worden ist. Und wie man den Gegner zur Beantwortung der Klage und dem Austrag der Sache auf eine bestimmte Dingstätte am gesetzten Tage lud, so forderte man auch den Feind zur Entscheidung durch die, Waffen auf ein genanntes Feld am festen Tage. Solche Ort- und Tagsatzung für Völkerschlacht und Zweikampf liegt tief in den ältesten Anschauungen der germanischen Völker. 5) I. Die Furehtbarkeit der Germanen als Feinde lag nicht allein in der rücksichtlosen Tapferkeit ihrer Angriffe, sondern noch mehr in dem religiösen Element, an dem ihr ganzes Leben reich war. hegen und spannen ein hofgericht 3.127. ein hegerisch gerichte 4,671. hegen und spannen, sitten unde halden eine hofsprake oder hofrecht 3, 127. das gericht hegen und daruber thuen friden und bannen 4,544. 549. 5.629. das gericht behegen, banne und fridde geben 4,561. das gericht hegen und sitzen 6,104: besitzen und be- hegen4,555. das gericht behegen besitzen und ausmanen 2,697. das gericht besetzen bestellen und hegen 3,394. das bangeding anheben behagen und besitzen 6,649. — das gericht hegen und halten 4,654. 656. 671. 5,287. 6,730: halten und hegen 3,300. das ding besetzen halten und hegen 1,591. das gericht besitzen behegen und halten 6,739. das ding (gericht) bannen 6,425: bennen 2, 56. 279. 6,468. 524: verbannen 5,511: verbennen 2,29. bannen und frieden 2,3822. bennen und befreden 2,95. dem dinge (gerichte) ban und friede gebieten 2,87. 265. 6,566. bann und fried weisen 6,425. 475: bann und friede thun 2,73. 135. 190. 194. 236. 294. 311. 368. 559. 816. 3,819. 4,77: 5,679. 699. 6, 504. 538. 542. 546. 556. 583. 609. 612.621.635. bann und friede anthun 2,202. frid und bann sprechen 2,40. das ding bennen und besliessen 2,45: bannen und besitzen 5,455. besetzen und verbannen 1,121: halten dingen und benden 6,457. das gericht bezirken 3,755: ff. das geding besetzen 6,503: besitzen 1,677. 2,203. 339. 405. 425. 802. 5,311. 6, 598. 605. 663. bannen und besitzen (vergl. oben) besitzen und behegen (vergl. hegen). das geding halten 2,93. 158. 5,695. 6.425. 434. u. oft. den dinkhof halten 1,750. das gericht oder geding halten und besitzen 1,619. 2,802. 6,663.669. das jahrgeding halten dingen und benden 6,457. halten und hegen, vergl. hegen. das jahrgeding anheben 6,422. anheben behagen und besitzen, vergl. hegen. PT (. . . » . fi . 996 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 11. Juni. Ihr Kriegsgott zog mit den deutschen Völkern in die Schlacht und war in ihrem Lager; zum sichtbaren Zeichen seiner Gegenwart stunden die Bilder und Symbole, welche im Frieden an den heiligen Bäumen der geweihten Waldplätze über den Opferfesten der Gau- und Volksgemeinden schwebten, bei den Abtheilungen des Heeres. Wir werden annehmen dürfen, dass die Herabnahme jener Bilder und Zeichen von ihren Bäumen nur den Priestern gestattet war, denn was von dem Nerthusbilde gesagt ist: attingere uni sacerdoti con- cessum (German. ce. 40), muss für alle Götterbilder als giltig gesetzt werden. Es wird die Abnahme unter religiösen Riten und unter dem Gebet, dass der Gott unter sein Volk oder Heer zu kommen für werth halte,” geschehen sein, ähnlich wie in Rom beim Ausbruch eines Krieges der Feldherr sich in das sacrarium der Regia begab, an die Aneilia und den Speer des Mars schlug und feierlich rief: Mars vigila! Die Priester ‘allein können auch die Träger und Hüter der hei- ligen Feldzeichen gewesen sein, deren Gegenwart das Dasein der Gottheit und damit den erhöhten und heiligen Frieden, der über den bewaffneten Schaaren ruhte, bezeugte; dessen Bruch durch einen Frevel demnach ein religiöses Verbrechen war. Deshalb war die Handhabung der Kriegszucht nicht eine Sache der Befehlshaber, sondern die Pflicht der Priester (German. ce. 7).° Ehe ein Krieg unternommen oder eine Schlacht beschlossen ward, forschten die Deutschen nach dem Willen des Gottes: er ward befragt, ob er dem Kampfe günstig sei. Caesar schon erfuhr, dass die deut- schen Hausmütter aus Losung und heiligen Zeichen verkünden mussten, ob die rechte Zeit sei, eine Schlacht zu schlagen (Bg. I, 50 dazu Dio Ö. 38,48). Ungünstige Zeichen bei den Opfern beachtete man sorgsam und zog dann Friedensverhandlungen dem Kampfe vor (Ammian.XIV,ıo0). Als die Alemannen unter Leuthari in Campanien wider den Rath ihrer uavrais gegen Narses schlugen, wurden sie besiegt (Agath. II, 6). Die Mittel der Erforschung des Gotteswillen waren verschiedene: das einfachste war das Loswerfen, dessen eine Art Taeitus Germ. 10 ! deo imperante quem adesse bellantibus eredunt. effigiesque et signa quaedaın detracta lueis in proelium ferunt. Tac. germ. 7. inde depromtae silvis lueisque ferarum imagines, ut cuique genti inire proelium mos est. Tac. hist. IV.22. Von einem ehernen Stier als Hauptfeldzeichen der Kimbern erzählt Plutarch v. Mar. e. 23. In seiner Rede vor entscheidender Schlacht, die nahe am Rhein geschlagen ward, erinnerte Civilis nach Tae. hist. V, ı7 Rhenum et Germaniae deos in aspectu, quorum numine capes- serent pugnam, conjugum parentum patriae memores. ? siuuerdön ist der althochd. Ausdruck für den göttlichen Entschluss, eine Bitte zu erfüllen. ® In den nach Caesar Be. VI, 23 für den Krieg zu dem Zweck gewählten magistratus, ut vita neeisque habeant potestatem, können nur die Priester gesucht werden. CH AN R ee Weınnorp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 351 > > beschrieb, und das im Kriegsfalle wie in allen öffentlichen Sachen _ der Oberpriester des Volkes (sacerdos eivitatis) vollzog. Ein Beispiel der Losung über den Krieg erzählt Jordanes (Get. e. 56): als Thiudimer von den Goten zu kriegerischen Unternehmungen gedrängt wird, ruft er seinen Bruder Widimer herbei und es wird das Los geworfen. Dann zieht Widimer gegen Italien, Thiudimer als der stärkere gegen den stärkeren Feind, und brieht in das oströmische Reich ein. Der Zusammenhang ergiebt, dass sich die Losung nicht auf die Richtung bezieht, die jeder Bruder nehmen solle, sondern ob der Krieg über- haupt zu unternehmen sei. Ein anderes Mittel war die Beobachtung der Eingeweide und des rinnenenden Blutes der Opfer (Strabo VII 2, 3); dann das Horchen auf die Stimmen, welche man aus gewissen Geräuschen zu vernehmen glaubte: das schwellende Schlachtgeschrei (barditus Germ. 3) so wie das Wiehern der Tempelrosse werden ausdrücklich als augurium for- tunae futurae pugnae genannt. Ferner bot der Zweikampf eine ob- servatio auspieiorum. Einen Gefangenen aus dem feindlichen Volke stellten die Deutschen einem auserlesenen Manne vom eigenen Stamme, jeden mit seinen volksthümlichen Waffen, gegenüber und nahmen den Sieg des einen oder des andern als praejudieium des Krieges (Germ. 10)." Welches Gewicht die Germanen der Weissagung und Zukunfterforschung zutheilten, beweisen die den Römern bekannt gewordenen Prophetinnen der Deutschen, vor allen die Bructerin Veleda, die vom grössten Einfluss auf die kriegerischen Unterneh- mungen des Volkes war und fast göttliche Verehrung genoss (Tae. histor. 4:62:165;5.5,22: 25. Germ. 8): Wenn nun der Krieg oder die einzelne Schlacht unter guter Vorbedeutung erschienen war, so wurden der Gottheit Opfer gebracht um sie zu versöhnen, falls sie etwa einen alten Grimm gegen das Volk hätte. Menschliches Blut muss fliessen um den göttlichen Zorn zu besänftigen,” denn die Götter sind gewaltige zornige Götter auch nach der Vorstellung der Germanen. Gram ist euch Odin (gramr er ydr Obinn Hervar. s. ce. 14), ist das schlimmste, was dem Feinde zu- ! Eine besondere uavrsi« berichtet Procop bg. I. 9 von dem Gotenkönig Theu- datos, der bei dem drohenden Krieg gegen den Kaiser auf Rath eines Hebräers, der als grosser Weissager galt, dreissig Schweine, je zehn in drei Ställe sperren lässt, die als Goten, Römer und kaiserliche Soldaten bezeichnet werden. Nach einer be- stimmten Frist werden die Koben geöffnet: da leben von den Gotenschweinen nur zwei, von den Römern fünf, von den Kaiserlichen die meisten. Das wird auf den Ausgang des Krieges gedeutet. 2 ous (Ieoüs) zur avIgumuw Suriaıs iMaraesIa orıov aurois Zoxsı eivan. Procop bg. II, 14 von den Herulern. — Goti opinantes bellorum presulem (Martem) apte hu- mani sanguinis effusione placandum. Jordan. get. c. 5. Sitzungsberichte 1891. Sl 558 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 11. Juni. gerufen werden konnte; die Feindschaft Odins ist die vernichtende Niederlage im Kampfe.' Wenn in der Schlacht der Sieg hin und her schwankte, wurden neue Opfer gebracht, um den noch immer zürnenden Gott günstig zu stimmen (Jomsvik. s. c. 44, vergl. dazu Adam. hist. ececl. Hamak. IV, 22). Diesem Sühnopfer verband sich zugleich das Gelübde eines grossen Dankopfers durch die Erstlinge des Krieges und die furcht- baren Früchte des siegreichen Walfeldes: antheiz hiess bei den Oberdeutschen solch Gelöbniss und Opfer. Jordanes erzählt (Get. e. 5), dass die Goten den Mars (d. i. Tius) ganz besonders verehrten als den Herrn des Krieges, der durch Menschenopfer versöhnt werden müsse. Daher weihten sie ihm die Erstlinge der Kriegsbeute und nach gewonnenem Siege alle Gefan- genen. Procop (b. got. Il,ı5) weiss, dass die Thuliten (die skandina- vischen Germanen) dem Ares, den sie für den grössten Gott halten, als vornehmstes Opfer den ersten Kriegsgefangenen darbringen, indem sie ihn hängen oder in Dorngebüsch werfen oder auf andere jämmer- liche Art tödten. Dazu stimmt was Procop von den Franken be- richtet (b. g. I, 25), die zwar äusserlich Christen waren, aber an heidnischen Opfern und Losungen noch festhielten. Als in dem grossen Kriege in Italien Römer und Goten schon grosse Verluste erlitten hatten, hoffte der Frankenkönig Theudibert Italien als leichte Beute zu gewinnen. Er brach also in Ligurien ein und kam, da die dort stehenden Goten ihn durchziehen liessen, weil sie hofften, er komme ihnen gegen Belisar zu Hilfe, ungehindert an den Po. Die Franken besetzten nun die alte Pobrücke, opferten die gotischen Frauen und Kinder, die sie dort fanden, und warfen ihre Körper in den Fluss als Erstlingsopfer des Krieges.” Das Blut aller Christen gelobte der heidnische Gotenkönig Radagais seinen Göttern bei dem Zuge nach Italien (405), wenn sie ihm den Sieg gäben (Isidor. chron. Got.). Bestätigungen und Ergänzungen zu diesen Angaben bieten die altnordischen Quellen. Im allgemeinen berichtet die Heimskringla (Ynglingas. ce. 8), dass zu Sommersanfang, wenn die Jahreszeit für Heerfahrten und Seezüge anbrach, in Skandinavien das dritte grosse Opferfest im Jahre, das Siegopfer, sigrblöt, gehalten ward. sigrgiof ! yän qua hann mundo veprs ens micla grära geira ok gremi Opins Helgaqu. Hund. ], ı2. 2 ahd. antheiz.: votum, hostia, holocaustum; antheizan: vovere, immolare. Grade in den älteren Glossen (Keron. Gruppe) herrscht die Bedeutung Opfer und opfern vor. a maideas Er za yuvalinaıs Tuv TorSuw, oUrmeg evradIa eugov, iegsvov TE PR aurwr 7a TWIART &s Fov moraov argo Dive FoU ToAsmou eggimrouv. WeınHnoLp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 559 hiess auch, wie die Kristnisaga e. ıı lehrt, das Bittopfer vor jeder grossen Unternehmung. Im Jahre 1000 stunden sich auf Island die Heiden und die dem Christenthum als Landesreligion Zugeneigten scharf gegenüber. Auf einer stark besuchten Versammlung beschlossen die treuen Anhänger der alten Religion aus jedem Viertel der Insel zwei Männer den Göttern zu opfern, damit sie die Ausbreitung des Christenthums hinderten. Die Führer der christlichen Partei aber be- rufen eine andre Versammlung und beschliessen ebenso viele und zwar die besten Männer als Gabe um den Sieg (sigrgiof) dem Herrn Jesus Christus zu bringen, und aus jedem Viertel weihen sich nun je zwei durch die Taufe dem christlichen Leben. Besonders lebendiges Zeugniss geben folgende Fälle. Dagr Hognis Sohn brachte dem Odin ein Opfer, damit er ihm bei der Rache für den Tod seines Vaters beistehe. Odin lieh ihm nun seinen eigenen Ger und Dagr fällte damit Helgi den Hundings- tödter (Helgaquida Hundingsb. II. 29 [30]). Als in der Bräavallaschlacht König Hringr von Schweden sein Heer in Keilform gegen Harald Hilditonn von Dänemark aufstellt, ergreift diesen grosser Schrecken, weil er allein von Odin in dieser Kriegskunst unterrichtet zu sein wähnte, und er hetet zu Odin und gelobt ihm für den Sieg alle Todten des Walfeldes (allan ann val, sem fellr a beima velli, gef ek Opni, Fornaldars. I, 380. Saxo gramm. VII. p. 390). Während der Seeschlacht im Hjorungavagr, die Jarl Hakon gegen die in Norwegen eingefallenen Jomsvikinger schlägt (989 oder 988), wendet sich das Glück zuerst von dem Jarl. Da fährt er ans Land und opfert til sigrs seinen siebenjährigen Sohn Erlingr (Olafs s. Tryggvas. ec. 90). Ausführlicher erzählt die Jomsvikingasaga 'c. 44 davon. Hakon betet in Walde am Strande nordwärts schauend zu der Thorgerdr Hordabrudr. Sie scheint aber taub und ihm zu grollen, bis er ihr ein grosses Menschenopfer bietet, alle Männer nämlich des Heeres ausser sich selbst und seinen beiden Söhnen. Thorgerdr jedoch verlangt Hakons siebenjährigen Sohn, und der Jarl fügt sich.‘ Die Jomsvikinger unterliegen dann nach hartem Widerstande. ! Hier ist bei. dem blöta nur an blutiges Opfern zu denken. Sonst kann blöta allerdings auch bedeuten, einen der Gottheit zu ihrem besonderen Dienste weihen, wobei die Geweihten den Namen des Gottes ihrem eignen Namen zugefügt erhielten. So schenkte Rölfr, der Häuptling von der Insel Mostr in Südhördaland, der ein be- sonderer Freund (vinr) 'Thor’s war und davon selbst pörölfr hiess, seinen im Alter ihm geborenen Sohn Steinn dem Thor und nannte ihn zugleich Pörsteinn. Und dieser Thorstein schenkt später seinen Sohn Grimr dem Thor, bestimmte ihn zu dessen hofgodi und nannte ihn pörgrimr (Eyrbyggjas. ce. 7. ı1). 51* 560 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 11. Juni. Besonders wichtig ist folgende Erzählung (Fornmannas. V, 250): In der Nacht ehe König Eirikr von Schweden der Siegreiche gegen seinen Neffen Styrnbjorn Olafsson auf Fyrisvellir schlagen sollte, ging er in den heiligen Hof Odins und ergab sich ihm für den Sieg (gafst honum til sigrs ser): er gelobte nach zehn Jahren sterben zu wollen; die früheren Opfer, die er dem Gott gebracht, hatten diesen nicht freundlich gemacht. Bald nach jenem Gelöbnis sah nun Eirikr einen grossen Mann mit breitem Hute; der reichte ihm einen, Rohrstengel und hiess ihn denselben über die Schaar Styrnbjorns mit den Worten schiessen: Odin hat euch alle (OPinn a ypr alla). Eirikr that also, und als er geworfen, zeigte sich ihm ein Speer (gaflak) in der Luft, der flog über das Volk Styrnbjorns und blendete dieses und dann den Styrnbjoern selbst. So gewann Eirikr den Sieg mit Odins Hilfe, Bjorn aber und viele der seinen fielen in der Schlacht.' Die Bedeutung solches Gerschusses erklären andere Stellen genauer. In der Eyrbyggjasaga ce. 44 wird erzählt, dass bei dem feind- lichen Zusammentreffen zwischen dem Goden Snorre und dem Stein- thorr, als Snorres Schaar von der Bergschneide herabstieg, Steinthorr nach alter Sitte, sich zum guten Zeichen, einen Speer über die Gegner warf (ba skaut Steinpörr spjöti at fornum sid til heilla ser yfir flock Snorra). Der Spiess traf einen Verwandten Snorres und machte ihn sogleich kampfunfähig. | Die Hervararsaga c. 14 berichtet, dass Gizurr, der Ziehsohn Königs Heidrekr, im Namen des uralten König Angantyr den Hunen, die in’s Land gefallen, entgegenritt, um durch Haselung ihre Ver- wüstungen zu hemmen. Er reitet so nahe heran, dass die Feinde seine Stimme hören können und ruft dann laut: Erschreckt ist euer Volk, dem Tod verfallen euer Führer, Die Kriegsfahne ist über euch erhoben, feind ist euch Odin! Und darauf rief er: Ich lade euch nach Dylgja und auf die Dunhaide Zur Schlacht zwischen den ‚JJosurbergen. Eure Leichen sah ich in dem Kampf (?), Und so lasse Odin den Speer fliegen, Wie ich voraus verkünde. Aus den letzten Versen erhellt, dass Gizurr, was in der Prosa nicht gesagt ist, einen Speer gegen die Feinde warf. In welcher Ab- sicht, ist zu fragen? Zunächst erscheint der Wurf der Waffe als Kriegsankündigung, da er der Ladung auf das Schlachtfeld unmittelbar folgt. Ganz deut- ! Die Schlacht ist wahrscheinlich in’s Jahr 985 zu setzen. K. Maurer, Bekehrung des norwegischen Stammes I]. 253. WeınnorLn: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 56l lich ist der Gerwurf, der Pfeilschuss, ja selbst der Steinwurf als Fehdeankündigung aus deutschen und englischen Reehtsbüchern zu erkennen, worauf mich mein verehrter College H. Brunner auf- merksam macht. Nach der lex Baiuvar. IV. 23 wird das Vergehen der heriraita gestraft, wenn einer mit bewaffneter Schaar den Hof eines freien Mannes umzingelt und einen Pfeil oder eine andere Waffe in den Hof schleudert. Nach den leges Heinriei I. von England 80, ıı (Schmm, Gesetze der Angels. S. 478) gilt als Beweis der Heimsuchung (hämsöen), dass gegen das Thor oder das Haus ein Pfeilschuss, ein Steinwurf oder ein absichtlicher Schlag (colpus ostensibilis) ausgeführt wird. Der edietus Rothari e. 34 setzt Strafen für den fest, der irato animo einen Pfeil oder eine Lanze in einen fremden Hof geschossen hat. Die Bedeutung der Fehde- oder Kriegsansage hat der Speer- oder Pfeilschuss jedoch nicht allein. Nach der Stelle der Eyrbyggja geschah er auch til heilla, zur guten Vorbedeutung: aus dem Fluge des Speers ergab sich also ein Wahrzeichen über den Ausgang des Kampfes, zumal der Flug unter Anrufung Odins geschah. Ja in der Erzählung von König Eirikr (vergl. oben) lässt der Gott sogar dem Wurfe des Königs, der mit der Weihung des feindlichen Heeres als Opfer Odins verbunden war, den Wurf seiner eigenen Waffe, des Blitzes, als Gnaden- und Hilfszeichen folgen. Wenn Odin dem Dag die eigene Waffe für den Kampf mit - Helgi lieh, so ist der Sinn: Der Gott tödtete diesen durch den Blitz. Wie diejenigen, die sich Odin weihten, mit dem Ger sich ver- wundeten und ihr Blut dem Gotte opferten, so ist die nach dem Feind geworfene Waffe das Zeichen für das grosse Blutopfer, das in dem Tode aller Feinde dem grimmen Todes- und Kriegsgotte ge- lobt wird. Diese Bedeutung müssen wir dem Ger auch da geben, wo er nur als Ankündigung des Krieges oder als Eröffnung der Schlacht erwähnt wird. Ein mythisches berühmtes Beispiel giebt die Stelle in der Voluspa 24 (Bugge) fleygpi O’Pinn ok ı folk umskaut, es warf Odin und schoss in das Volk: pat var enn fölkvig fyrst i heimi, das war der erste Volkskrieg in der Welt, wobei wir uns der Verse in der Aeneis IX. 5ı ff. erinnern können Eequis erit mecum, juvenes, qui primus in hostem? en, ait (Turnus) et jaculum attorquens emittit in auras, prineipium pugnae, et campo sese arduos infert. Aber nicht bloss hieran dürfen wir denken, sondern auch, wıe schon W. Mürter (Altd. Religion S. 197.f.) und Sımrock (Mythol. 176.1.) gesehen haben, an die hasta ferrata aut sanguinea preusta, welche 562 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 11. Juni. der princeps collegii fetialium, der pater patratus bei der feierlichen indietio belli in das feindliche Gebiet schleuderte, wodurch (nach Servius ad Aen. IX, 52) das prineipium belli angezeigt ward. Wir gedenken der Erzählung Jorpanes von der grossen Hunnen- schlacht auf den catalaunischen Feldern, dass Attila sein Heer, ganz wie ein Gote, durch eine Rede anfeuerte und mit den Worten schloss: primus in hoste tela coieciam (Get. ec. 30). Wir erinnern uns sodann der im Norden verbreiteten Sage von Kaiser Ottos II. Speerwurf in den Limfjord. Die ältere Olafssage e.ı2 erzählt, der Kaiser sei in der Feldsehlacht von Harald von Dänemark und Hakon dem norwegischen Jarl geschlagen worden und habe, bevor er auf seine Schiffe floh, seinen goldenen Speer in die See geworfen unter dem Schwur, im nächsten Jahre Dänemark zu bekehren oder zu sterben. Er habe dann durch glücklichen Krieg den Eid gelöst. Nach Saxos Bericht (X, 481—83 MüÜLLer) sei Otto, während Harald gegen Schweden kriegte, in Jütland eingefallen und bis zum Limfjord vorgedrungen. Dort habe er, da er nicht weiter konnte, seinen Speer in das Wasser geschleudert und dem Sund seinen Namen gegeben. Darauf habe er sich zurückgezogen. Es sind sagenhafte Berichte;' den Speerwurf werden wir darin als das alte Symbol der Ankündigung des neuen Krieges an die Dänen auslegen müssen,” welches von den Germanen so gut als von den Römern, von den Griechen und von den Persern geübt worden ist, denn auch für diese sind Beweise solcher Kriegssitte erhalten.” Die- selbe als uralte religiöse Handlung zu begreifen, dienen die nord- germanischen Zeugnisse so gut wie die römischen und die griechischen. Der römische pater patratus rief bei der elavigatio Juppiter an, den Janus Quirinus und alle himmlischen und unterirdischen Götter. Die griechischen ruppepcı waren Arespriester, welche die Fackel in das ueraryuıv, den Raum zwischen den beiden Heeren, schleuderten. ‘ Vergl. Verschow in der Ausgabe des Saxo Gr. von Mütter Il, 287 und na- mentlich K. Maurer Bekehrung des norwegischen Stammes Il, 490. ff. 500. ® In der Sage von dem Langobardenkönig Authari (Paul. Diac. gest. Langob. III. 3) der bei Reggio in das Meer ritt und eine dort stehende Säule mit seinem Speer berührte, indem er sprach: »bis hierher werden die Grenzen der Langobarden gehn«, hat die Lanze nur die bekannte Bedeutung der Besitzergreifung. Auch von Karl dem Gr. ging die Sage, dass er in Unteritalien seine Lanze in’s Meer geschleudert habe. Als Erinnerung war eine Säule aufgerichtet, die zu K. Heinrichs III. Zeit noch allgemein bekannt war, wie sich aus Benzo Albens. ad Henrie. IV. imper. l. e. 13 (SS. XI, 604) ergiebt. Herr E. Dümmter hat mich hierauf aufmerksam gemacht (vergl. auch dessen Hinweis in den Forsch. z. d. Gesch. IX, 380). ® G. Fusinato dei Feziali e del diritto feziole (Atte della R. Accademia dei Lincei. Memorie della elasse di scienzi morali storiche e filologiche. vol. XIII. Roma 1881. S. 500). “ie Je ih “u » + Weınnornp: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 563 Der germanische Gerwurf geschieht als eine Opferhandlung für den Todtengott, welcher der wilde Kriegsgott geworden war, für Wödan- O’Pinn. Der Gerwurf ist die menschliche Nachbildung des ver- nichtenden Blitzes, den der Gott entsendet. Die Schlacht hiess bei den nordischen Diehtern vedr O’bins oder vedr Vidris (Skaldskaparmal 50), und seit sehr alter Zeit übertrugen die Deutschen das Wort storm, sturm von dem Kampf der Lüfte auf den Kampf der Männer. Diese Auffassung des Gerwurfs bei der Kriegsankündigung und beim Beginn der Schlacht wird durch die indische Verwendung des acvattha-Zweiges, einer mistelartigen Pflanze, bestätigt, welche ADALBERT Kunn (die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks S. 224 f.) ver- glichen hat. Im Atharvaveda II, 6 steht die Beschwörungsformel, aus der die Bedeutung dieses Zweiges als feindvernichtender Blitz sich ergiebt. Namentlich seien diese Stellen angeführt: »der du sieg- reich daher fährst wie ein starker Stier, durch dich, acvattha, mögen wir die Feinde besiegen. — Wie du, acvattha zu den Bäumen auf- steigst und sie dir unterthänig machst, so spalte meines Feindes Haupt und sei siegreich. — Fort treibe ich die Feinde mit Sinn und Gedanken und mit Gebet, fort treiben wir sie mit dem acvattha-Zweige.« — Das religiöse Element, das das kriegerische Leben der Germanen durehdrang, brach nicht zum mindesten in den Liedern heraus, mit denen sie in das Gefecht vorrückten. Taeitus hatte vernommen, dass in diesen Gesängen des Hercules Heldenthaten gepriesen wurden (Germ. 3); es waren die hier gemeinten also Lieder auf die Kämpfe des Donnergottes, durch welche die deutschen Männer sich zum Wetteifer anspornten. Den rauhen wilden Gesang der angreifenden Germanen erwähnt Taeitus auch in den Historien 2, 22. 4, 18. ebenso wie später Ammianus Marcellinus ihn bei den Goten kennen lernte, die in der thrakischen Schlacht von 377 dem römischen barritus mit Gesängen auf ihre alten Helden antworteten (barbari ınajorum laudes elamoribus stridebant inconditis Ammian. XXXI, 7. den Römern klang es ferum et triste in die Ohren XXXI, ı2). Die Götter und die Heroen des Volkes schwebten geistig über den Häupten der todtbereiten Männer und weihten ilıre Waffen. Wie tief das religiöse Bedürfniss in unsern Kriegerschaaren lebte, beweisen aus späteren Jahrhunderten die An- gaben, dass die christlichen deutschen Heere, welche die alten Lieder nicht mehr kannten und kennen durften, mit dem Gesange des halb unverstandenen Kyrie eleison in den Kampf zu gehn pflegten.' ı H. Horrmans v. F., Geschichte des deutschen Kirchenliedes?. S. 17 fl. 564 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 11. Juni. Von jener Schlacht des eomes domesticus Richomeres, des Pro- futurus und Trajan gegen die Goten im J. 377, in welche die Bar- baren mit Heldenliedern rückten, erwähnt Ammian auch der Sitte der Goten, sich durch Eide zu verbinden;' wahrscheinlich war es der Schwur, zu sterben oder siegen, der doch nur unter Anrufung der Gottheit, hier also des Tius, möglich war. Also auch darin offenbart sich das religiöse Leben, welches die germanischen Kriege durchdringt. Kehren wir nun zu den Gelübden und Opfern zurück. Bei der Anrufung der Götter vor dem Kriege um den Sieg war gelobt worden, die Feinde ihnen dafür zu opfern. Dem Gelübde musste die Erfüllung folgen. Das älteste geschichtliche Beispiel davon giebt die furchtbare Vernichtung alles Lebenden und Todten, welche die Kimbern nach dem grossen Siege über die Römer i. J. 649 (105) bei Arausio voll- zogen: das erbeutete Gold und Silber ward in’s Wasser geworfen, die Gewänder wurden zerrissen, die Rüstungen zerhauen, die Reit- zeuge zerstört, die Rosse im Flusse ertränkt, die lebenden Gefangenen an die Bäume gehenkt: ita ut nihil praedae vietor, nihil misericordiae vietus agnosceret, wie P. Orosıus histor. V, 16 sagt. Die ganze un- geheure Beute, die sie in den beiden römischen Lagern gemacht, vernichteten die Deutschen nova quadam atque insolita execratione, wie es den Römern erschien, wie wir sagen müssen, nach alter religiöser Kriegssitte. Ein anderes furchtbares Bild solcher Opferstätte bot das Walfeld des Varus, wie es Germanicus im sechsten Jahre nach der Schlacht (a. ı5) fand. So wie die Römer gefallen waren, lagen ihre Gebeine unbestattet, sammt den Waffenresten und den Pferdegerippen; an die Baumstämme waren die Schädel” genagelt; in den nahen Wäldern stunden die Altäre, an denen die Tribunen und die ÖGenturionen der ersten Züge geopfert worden waren. Die anderen Gefangenen hingen an den Galgen oder waren in Gruben lebendig begraben worden, wie die Soldaten, die durch Flucht davon gekommen, dem Germanicus ! barbari postquami inter eos ex more juratum est, tumulosos locos adpetere tentaverunt Ammian. XXXI,7. — Die Beschwörung der beschlossenen Reichsheer- fahrten durch die Fürsten, die sich bis in die staufischen Zeiten (sicher noch unter K. Philipp) nachweisen lässt, ist hier schwerlich zu vergleichen. ®? Den überwundenen Feinden, auch den schon getödteten wurden bis in christ- liche und ritterliche Zeit die Köpfe abgehauen; ursprünglich waren diese das eigentliche Opfer für die Götter, wie auch von den Thieren die Häupter, mit denen dann Zauber und Weissagung geschah, das wesentliche Opfer bildeten. Christliche Anschauung forderte, dass die Köpfe den getödteten wieder an den Rumpf angefügt würden (WALTHAR. 1158). Des Kopfes beraubte erlangten nicht die Seligkeit, wie denn noch heute der Aberglaube überall von kopflosen und unseligen Gespenstern erzählt. WersmorLn: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 565 erzählten (Taeit. ann. ı, 61). Nicht muthwillige oder wüthende Grau- samkeit hatte diese schauervolle That bewirkt, sondern die Pflicht gegen den Kriegsgott, welcher das Opfer verlangte, nachdem er die Bitte und das Gelöbniss erhört und den Sieg gegeben hatte. In gleicher Weise haben die Hermunduren nach ihrem Siege über die Chatten am Salztlusse alles, was an lebenden Menschen und Thieren in ihre Hände gefallen war, dem Mars und Mereurius (Tius und Wodan) geopfert (Tac. ann. 13, 57). Und ebenso wird von den Goten berichtet, dass sie alle Gefangenen dem Mars (Tius) zu opfern pflegten (Jorpan. Get. ce. 5). Sidonius Apollinaris berichtet ep. 8,6 von den Sachsen, dass sie aus den Kriegsgefangenen durch das Loos den zehnten Mann bestimmen liessen und diese ausgeloosten mit gleicher qualvoller Art den Göttern opferten (per »quales et eruciarias poenas superstitioso ritu necare). Aus den früher angeführten nordischen Sagas erhellt, dass die Skandinavier ebenso wie die Südgermanen das ganze Walfeld mit allem was gefallen war, den Göttern als Opfer weihten: allan bann val sem fellr a beim velli gef ek O’pni (Fornald. s. I, 380). Im besonderen war es das Blut. der Menschen und Thiere, welches der Gott empfing. Die Unterirdischen dürsten nach dem Blute. Gauts tafn, Gauts Opfer, war deshalb Dichterausdruck für das Blut.' Mit dem Blut aus selbst gestochenen Wunden erkauften die Nordgermanen die Hülfe Odins und die Aufnahme in sein Gefolge. Mit der Speerwunde gaben sie sich dem Gotte zu eigen und zeich- neten sich mit seiner Marke als ihm gehörig. Verwundete sich doch Odin nach dunkler Mythe selbst mit seinem Ger und gab selbst sich selbst, und hing darauf neun Nächte an dem Baum als sein eigenes Opfer (Havamal ı38). Blut- und Hangopfer, die der düstere Gott fordert, sind hier vereint. Die Leiber der Gefallenen gehören den Thieren des Todesgottes, . den Raben und Wölfen. Unsere alte Poesie klingt noch davon wieder, wie die dunklen Raben, die Adler und die Habiche schreien, und die wilden grauen Wölfe, des Wettergottes Hunde, am Abend vor der Schlacht ihr Lied anstimmen, in Hoffnung auf die Atzung; wie die Heervögel, die schlachthungrigen, vom Blut benetzten, auf den Spuren der Kämpfer fliegen und das Schlachtlied singen mitten unter den Speeren. »Der hat oft die Aare gesättigt« war ein Lob für tapfere Männer. »Deinen Leib will ich den Vögeln hinlegen und dein Haupt von hinnen führen«, ruft der Held dem Feinde zu.’ ! ouldum gälga valdi Gauts tafn, en na hrafni Landnamab. V, 10. ? Sammlungen entsprechender Stellen bei J. Grimm. Andreas und Elen.S.XXVI. ff. und in meinem Spieilegium formularum S. 22, die noch zu vermehren wären, 566 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 11. Juni. Als feingebildeten Römer späterer Zeit erwies sich Julian, als er nach der Alemannenschlacht bei Strassburg 357 die Leichen von Freund und Feind ohne Unterschied beerdigen liess, ne dirae volucres consumerent corpora peremptorum (Ammian. XVI, ı).' Das Dankopfer für den Sieg war auch bei Zweikämpfen fromme Sitte, wie uns die norwegisch-isländischen Sagas lehren. Egill und Atli hatten sich zum Holmgang gefordert. Als Opfer- thier (blötnaut) war ein grosser alter Stier zur Stelle gebracht, den sollte der Sieger schlagen (hoggva). Atli fiel. Da lief Egill rasch zu dem Thier, griff mit der einen Hand in sein Maul, mit der andern in die Hörner und schleuderte es herum, dass es das Genick brach (Egilss. ec. 68). Kormakr hatte den Thorvardr im Zweikampf schwer verwundet; er hieb das Rind (naut, gradungr) als Siegopfer sofort nieder, mit dem Blute bestrich er eine nahe Elbenhöhle und bereitete aus dem Fleische den Eiben ein Mal, weil elbische Einflüsse über dem Kampfe gewesen waren. Als Thorvardr geheilt war, forderte er den Kor- makr sofort wieder, hatte aber das frühere Schicksal, und jener schlug auch den unvermutheten Angriff eines andern glücklich ab. Darauf hieb Kormakr den Opferstier nach der Sitte (eptir sidvenju. Kormaks s. c. 22. 23. Von dem Beschluss zum Kriege bis zu dem blutigen Siege durch- dringt das religiöse Element die germanischen Heere und treibt auch den einzelnen Mann. Fiel er, so wusste er sich aufgenommen in das Gesinde des Kriegsgottes, worin er seine Stelle durch sein Blut er- kauft hatte. Was in den dänisch-norwegischen Vorstellungen von Odins Walhalle ausgesponnen ist, von der vornehmen Gesellschaft, in welche schöne Schild- und Helmmädchen einführen, ist jüngeres Erzeugniss der Wikingerzeit. Die Bekenner anderer Culte als des Odin- cults waren ausgeschlossen; sie wurden der Wanin Freyja oder dem Bauerngotte Thörr überlassen. Ursprünglich gehörten alle Gefallenen dem höchsten Gotte ihres Volkes. Sie waren von ihm dem Tode im voraus bestimmt: dä sterbent wan die veigen, da sterben nur die sterben sollen, hiess es noch im dreizehnten Jahrhunderte sprichwörtlich. ! Bei drängender Zeit beerdigten die Römer wenigstens die vornehmsten ihrer Gefallenen, die übrigen freilich mussten den dirae volucres überlassen werden, Ammian. XXI, 7. Weıinmorn: Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthiümern. 567 Wenn er die Todeswunde empfing, der germanische Mann, zeich- nete ihn der Gott als den seinen, und freudig in diesem festen Glauben stürmte er leicht gekleidet, ohne Rüstung, mit leichten Waffen in das Wetter der Speere. Aus seinem Blute entsprang sein Recht, ein Ge- folgsmann des grossen Gottes fortab zu sein und Theil zu haben an seiner Herrlichkeit. Religiöse Elemente bestimmen unser ganzes altes Leben und vor allem den Krieg. Ausgegeben am 18. Juni. a ra Bi '% - Y A h je n ar ’ Rn . \ } he e llag: Be ef ea Bu on ee N yon ee. Be ent LE eN203 Napa arhr naklnt A it EN De et But At amt u m 1 Ne Ba Te | a er GREEN ara rn mu Pu 1 OR SOC PT Fe ar De RE ae | Da EN anal: en, \r a He Erbe Rn Bon ae Kann at Un \ br F { wipag, a ra u EN % Ye = 2, IR ES AN Bey au | N IRA HR FERTR Er 4 7 Me. ER IE . np N AurıR, Ri m iR Ber, ar Ar 4) » Be ch v x Fon aker } Ri { n ’ a . EEE u e je ? n 2 a i Aa Bi y i Pi % w 4 r y “ 13 . . N “ . \ . a v . x . { Pi eg Du s u Pi} ” u 13 ” f rh 5) 4 un Pe St « Pr Bi ji Er | Air y j r a, ae ’ Ma »" us i Ans nr N e Tg) N Io 2 en Mn u ; \ s ’ F i r ne N “ ı 5 " N Bra ir br. EN ve = = h i rn ß \ he a I? ER er = u: u r h - RN ' KIA EA ’ j a . ’ k ws j \ £ | f Ren u Br ö n j Du Br a na j ar nn RR m PYn Bi h) ya j R ! ß 0 # B ' 1 h "=. u Sg a f u i 5 nz ne In ae GT Alt Bir EI SERIE Sr h > SPA a Ra m SE " ; a a Sr rn ; f ni i | er. N er. et De a TA BEN a4 % Pr Ei rn ver 2 ie F f ne, h i 3 i 4 { Ber 569 1891. XXX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 11. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen ÜUlasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revmonv. Hr. Enerer las über die Hochgebirgsflora des tropischen Africa, Die ausführliche Mittheilung ist für die Abhandlungen bestimmt, ein kurzer Abriss folgt umstehend. Bi, Da ac Lone rı eb: IDRAIER BUN SIG. A ai u n R ” iR 3 4 . 1) h Pr Ft: 2 Se a or h en En une SEIEN B ” R ‚ > » win N f 1 fi ‚ = i IE el) Dar Arertjf Aueh Hl nem a ne Bil SER Zuge 2 u j He en BE r - = = ar er A er % a „ len E: % Pr, Klo £ vr x zur ja IT ER SE RN. E: ins, bau ii FOYER nr 12 a kai 571 Über die Hochgebirgsflora des tropischen Africa. Von A. EnGLer. Bine vergleichende Untersuchung der gesammten Hochgebirgspflanzen des abyssinischen Hochlandes, welche von Schinper und STEUDNER ge- sammelt wurden, der Flora des Massaihochlandes, der Flora des Kili- mandscharo, gesammelt von Jonsston, Dr. Hans Meyer, v. Hönsen und Dr. Euters, der Flora der Somaligebirge Ahl und Serrut, der Gebirge von Kamerun und Fernando-Po, sowie derjenigen Angolas hat zu folgenden Ergebnissen geführt: Sämmtliche Hochgebirgsfloren des tropischen Africa zeigen theils Beziehungen zur Flora der unteren Regionen dieses Erdtheils, theils solche zur Flora Arabiens, Vorderindiens, Südafricas und des Medi- terrangebiets, im geringen Grade auch solche zur Flora des Himalaya. Nicht bloss die einzelnen Gebirge verhalten sich im Grade dieser verwandtschaftlichen Beziehungen verschieden, sondern auch die Pilan- zen der einzelnen Formationen. In Abyssinien tritt die Verwandtschaft mit der Hochgebirgsflora Arabiens so in den Vordergrund, dass man die Gebirge des südlichen Arabiens mit dem abyssinischen Hochland in ein Florengebiet ver- einigen muss; ebenso schliesst sich die Flora des Massaihochlandes, der Somaligebirge und, des Kilimandscharo eng an die abyssinische Hochgebirgsflora an, so dass das ganze von Nordabyssinien bis nach Südafriea reichende Hochland in floristischer Beziehung sich ähnlich verhält, wie die Europa durchquerenden Alpenländer, oder die Süd- america durchziehenden Anden. Die Verschiedenheiten in den einzelnen Theilen dieser ganzen Gebirgsmasse sind nur graduelle. In dem abyssinischen Hochland sind die Beziehungen zur Flora des Mediterran- gebietes und des Himalaya stärker als in den übrigen africanischen Hochgebirgen. Auch im Kamerungebirge treten die verwandtschaft- lichen Beziehungen zur Flora des Mediterrangebietes in den Vorder- grund und zwar hat das Kamerungebirge die mediterranen Elemente nicht bloss mit der abyssinischen Hochgebirgsflora aufgenommen, sondern auch solche direet aus dem westlichen Mediterrangebiet empfangen. In dem Massaihochland treten mehrere südafrieanische 572 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 11. Juni. Typen auf, welche in Abyssinien und merkwürdiger Weise auch am Kilimandscharo fehlen. In Folge der Verbindung Angolas mit dem ostafricanischen Hochland durch die Hochländer des Massaigebietes hat Angola noch eine sehr grosse Anzahl von Hochgebirgspflanzen mit Abyssinien gemein; anderseits ist es aber reich an südafricanischen Typen. Dagegen ist sowohl hier, wie überhaupt in den tropisch- africanischen Hochgebirgen das eigenthümliche Florenelement des süd- westlichen Caplandes nur durch ganz vereinzelte Repräsentanten ver- treten. Gänzlich fehlen die Cunoniaceae, Bruniaceae, Penaeaceae, Ver- benaceae- Stilbineae, Restionaceae , Rutaceae- Diosmeae (exel. Calodendron), Proteaceae (exel. Protea, Faurea und Leucospermum), Muraltia, Aspalathus, Chffortia, Phylica; die Erica und Blaeria sowie auch Protea sind aber auf den africanischen Gebirgen viel häufiger vertreten, als man bis- her geglaubt hatte. Ferner fehlen in Abyssinien vollständig die Typen der so charak- teristischen mediterranen Gehölze, welche in der pliocänen Periode, zum "Theil auch schon früher in Südeuropa ebenfalls vorhanden waren, es fehlen ferner auf allen tropisch -afrieanischen Hochgebirgen mehrere Familien und Gattungen, welche auf den meisten Gebirgen Eurasiens und Nordamericas, zum Theil auch auf‘ dem Atlas, auf den Gebirgen des indischen Archipels, auf den centralen und südamericanischen Anden vertreten sind; nämlich die Abietineae, Fagaceae,, Betulaceae, Ericaceae — Rhododendroideae, — Vaccinioideae , — FPiroloideae , Capri- foliaceae, Cornaceae, Rosaceae — Spiraeoideae, — Pomariae, — Amygdaloideae , Coriariaceae, Aceraceae, Juniperus Sect. Osxycedrus, Aconitum, Aquilegia, Draba, Evonymus, Gaura, Ribes , Chrysosplenium, Rhus Seet. Trichocarpae, Hieracium, Gentiana, Iris, Lilium, Fritillaria, Veratrum u.a. Die ausführlichen Erörterungen dieser Verhältnisse, sowie das Verzeichniss der africanischen Hochgebirgspflanzen nebst Angaben über ihre Standorte und Verbreitung sind für die Abhandlungen der Aka- demie bestimmt. Ausgegeben am 18. Juni. Berlin, gedruckt in der Reiehsdruckerei. 973 1891. AÄXXI. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 18. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıss-Revmonn. Hr. Dırrs las über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1891. 52 DE ; ü 2 er Sn Hr; = Zu EN un u I a De N j MR Jar Li a nr ” N 5 j at B Ja/e OR, | “ Bus BR B r E Ib Muh da ö 4 B: ‘ ß 1 WE) i 15 u >“ 18 UMS Ei. % Saar y i / ee! = ? er ? 2 Er x ae SR er ar Ei ER EM BR us 975 Über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. Von H. Dıerrs. Di Scholien des Genfer Iliascodex (Genavensis n. 44, S. xım und xıv), den einst H. Sternanus besessen und theilweise benutzt hatte, der dann in Genf verpfändet und schliesslich in die dortige Bibliothek gebracht oder vielmehr vergraben wurde,' sind jetzt von J. NicoLE in dankenswerther Weise veröffentlicht worden.” Während in den übrigen Büchern unsere sonstige Scholienüberlieferung nur selten durch interessante Neuigkeiten bereichert wird (abgesehen von der speciell grammatischen Erudition),’ sprudelt merkwürdiger Weise zu Buch eine mit erlesenster alexandrinischer Gelehrsamkeit gefüllte Quelle auf. Hier erscheint nun ausser anderen neuen Dichterfragmenten' zu Homer ® 195 ff. ! Denn trotzdem mehrere Gelehrte die Handschr. in Händen gehabt hatten (zuletzt H. Omonr), ist ihnen doch der seltene Werth der Hds. entgangen. ” Les Scolies Genevoises de ! Iliade par J. NıcotLe. Geneve, H. Georg, 1891. 2 Bde. ® S.31,12 erscheint ein Menanderfr. (III. 208.n.734 Kock) zuerst in richtiger Form: J e Ir & ya ne Tine 2 ger Tis UmEgEFmoVORTeEV zu TÜTE Pzse side. a . ’ > \ >] . S. 71,5 scheint der Trimeter oöros marng Tas mandos; el yag weerev, wie der Herausg. andeutet, aus Menanders Andria zu sein (vergl. Ter. Andr. 932). Ein mir unbekannter ” = b) ’ m > 7 ” > ’ . Hexameteranfang steht S. 183, 10 ‚wzuaAarı) oda avapmymarı [amguynerı, d. i. araguynarı, Genav.]. alexandrinische Imitation des Homerischen zo &: OnTToVrE& auagrY MoAry 7 iuyum Te morw Fraıgovres Emovro 3 571, wie bei Apoll. Rhod. A 539 zuners ewig zgcumvoisı medon ons wer mode. aragamylace in anderem Sinne im Et. M. p. 99, 7, ave- onywerce (ruinae) On bei Apollinar. Ps. 109, 2. * Nach einem stark verderbten Citate des Krates von Mallos aus Solons aEovss über die 2EovAys dien [vergl.'S. 201, 9] folgt S. 202,14 6 Ö2 NodoxAns Ev Ne EA nen [oder eirAmmev] sıru eu AYEAHEUTW men . [Die Hds. gibt 2ArnMEI NE Toro 2a YaırEUru) MEN; NiIcoLE conjicirt siamTonEv FE rd ayahreiru meön]. (semeint ist Daidalos, den Minos in das Labyrinth sperrt [Apollodor. Bibl. epit. p: 56, ı Wagner, Hygin fab. p. 69, 17 Schmidt]. Über das Oxymoron @yeAzeuros reon, womit hier das Labyrinth bezeichnet wird, vergl. Nauck Trag. fr.> zu Eur. fr. 595. ‚Ferner S. 203,15 8 gibt Apollodoros zu %gados ® 319 folgende Stellensammlung: errı de 7 IN 2Eıs magc "Arzar ; -p . 576 Gesammtsitzung vom 18. Juni. neya 0Ievos "Nxeuvoio EE 00 mep Tdyrss morano xal mäca Saracca xal mAOaı rpfvdı xal bpeiare Maxpe vaoucıy folgendes Citat: Zevopdyns &v T@ Tlepi ducews: anyn ÖEorı Iaracc’ Vdaros, may Ö’dvemoo" oUTE yap N un. EOWIEv Avev movrou MEydAoıo oUTE hodı moramüv cur aiDeros om@piov Udwp, 5 AA MEyas mEvTos Yeverwp vedeuv dvemwv TE xaı ToTauav. Die in den V. 2.3 angedeutete Lücke ist in der Hds. nicht an- gedeutet. Der Her. hat daher vorgezogen lieber eine starke Textes- verderbniss anzunehmen, indem er einen einzigen Vers aus den über- lieferten Trümmern hergestellt und in den Text gesetzt hat: y ae.\ > 9 „ ’ 1 / OUTE 'Yap dv vedbe MeV dveu Movrou MeydAoıo. Aber dadurch wird, fürchte ich, der Überlieferung wie dem Ge- danken einiger Zwang angethan. Denn dass die Wolken aus Dünsten nö dev 9 (Egdos , un Be Baus Eoyarınov Ron, zivag, za Ev rw rav zebar cv agyan: Ev 2,08 vor Wenn die Stelle heil, möchte ich so verstehen: Ich weiss [otönnı Herodian II 836, 17. Hesychius yoldnmı: Erirraneı] dass ich Sand aufwirble [@vexzwav]|, wenn ich nicht auf dem Pflaster bleibe; und einen schweren Kopf wird vermuthlich haben, e \ %J H ovoprvE oudE Dihduegpe oFriG y,aıgsı neyn> AR 0FrT18 ac zu Fipodgee . | Kommt mir bekannt vor.| Endlich >. 210,9 Xousınmos Er ro Hegı ‚yeras Durimys iR Diogenes vu 187 eg: To agyann puriends] dsizvös orı Fer ver N Agrenıs za Ta regı ToXoUG DE Eis raus YıwerTeu marre |vergl. Cie. de div. Il 14,33]. za Arzalos dmı raw (erav T7G "Agrzuıdos Aeyeı - un «povos #eyyraı yuvarzo . Vorher S.210,7 erscheint Duris (von Samos) als Homerkritiker. Ebenso 200, 13. 201, 10. 212, 11 hier ev « HooßAnerum "Oungwav. Auch sonst sind die Sceholien dieses Buches ergiebig an neuen Grammatikereitaten. ! Die Hds. gibt rovroıwo, verbessert vom Her,, dem auch «iSegos statt «ı/// der Hds. verdankt wird. Unter der Rasur von 4—5 Buchstaben ist nach « der Anfangs- strich eines $ zu erkennen, wie mir Hr. Horacz Micnkrı zu seinem auf meine Bitte angefertigten Facsimile der Kratesstelle freundlichst bemerkt. Er fügt hinzu, dass jener Strich Hrn. Nicore irrthümlich veranlasst hat, das darunter stehende Wort (V.5) vecberav statt vepeow zu lesen, wie deutlich geschrieben ist. Ferner hat die Hds. V.ı nicht S@r«rr«, wie der Her. anmerkt, sondern Saer«rsn und «ve statt avev. 10 Diers: Uber die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. Bi R “ des Meeres sich bilden, liegt der gewöhnlichen Anschauung so nahe, dass dies des Beweises kaum bedurfte, zumal auch der Regen in V.4 noch besondere Erwähnung gefunden hat. Aber dass der Wind mit den Ausdünstungen zusammenhängt und wie, das bedurfte einer kurzen Darlegung. Suchen wir nun den ausgefallenen Gedanken, der sich nur auf die Entstehung der Winde beziehen kann, zu er- rathen, so kommt uns einigermaassen die doxographische Überliefe- rung, die hier unzweifelhaft aus Theophrast schöpft, zu Hilfe. Aötios berichtet (II 4,4), Xenophanes leite jene atmosphärischen Vorgänge sämmtlich von der Einwirkung der Sonne auf das Meer. ab. Das Meerwasser steige in Form von Dämpfen in die Höhe. Das Süss- wasser scheide sich in Folge seiner Feinheit aus und bilde, sich zu einem Nebel zusammenballend, die Wolken. In Folge von weiterem Zusammendrücken werde aus den Wolken der Regen niedergeschlagen, dagegen die daraus verdampfenden Dünste bilden die Winde." Als Beleg führte Theophrast dieselben Verse an, die jetzt aus der Genfer Handschrift an’s Tageslicht getreten sind. Die Doxographen freilich hatten sich begnügt, nur die Anfangsworte zu geben. Gehen wir nun mit der so gewonnenen Grundanschauung an die Ergänzung der Lücke, wie sie zwischen den durchaus unverdächtigen Worten ev veerw und eowSe zu lage liegt,” so möchte ich beispielsweise folgende Fassung vorschlagen: „ \ > ’ / > , / 2 0UTE Ydp Ev veheow \ DEN I KEIES ın IN 1 AlEV Evi OTWEATEOOIW E0IS KATAAEINDETAL LOWp. Ist diese freilich unsichere Vermuthung richtig (vergl. Lueret. 1348), so dürfte man in jener Naturbeobachtung ein Gegenstück zu dem paläontologischen Eifer erblicken, mit dem der vielgewanderte Diehter in Paros, in Syrakus, in Melite die Versteinerungen auf den Bergen sammelte, um sie als Beweise seiner neptunistischen Theorie zu ver- werthen (Doxogr. S. 566, 1). Mit jener Anschauung in enger Verbindung steht das Fragment des Hippon, das die Genfer Homer-Seholien zur selben Stelle und aus derselben Quelle erhalten haben. Hier wird der antike Gewährs- mann ausdrücklich mit Namen genannt; es ist Krates von Mallos, der hier eine vortreffliche Probe seiner stoischen Kunst ablegt, die Philo- sophie der späteren Zeit im Homer wiederzufinden. Nachdem der Scholiast S. 197, 19 das zweite Buch der neunbändigen AuspSwous ! ce» schlage ich vor statt z«ı ar» der Hds.,. das wenigstens za nv heissen müsste. z«@Aov (wohl nach Homer & 87 vergl. Orphica fr. 252 Abel), wie GomPrerz vorschlug, oder «yvov, wie Leurs wollte, würde auf anderen Zusammenhang führen. smwecrersw &cis schreibe ich nach dem für Xenophanes offenbar vorbildlichen zre«rersw &cie Homers (s. Herodian a. O.), während die Hds. srsaressı recis gibt. eis bezieht sich vermuthlich in der bekannten freieren Weise auf ein vorhergenanntes on. Bei- läufig möchte ich eine Vermuthung zu dem berühmten fr. 6 K. des Xenophanes zu begründen versuchen. b) =) ! >\ ’ 2 U ToL RE eigas y eigen os eG ME Acovres Zu ygaraı Karge ogoy! za Earyce z- Si em ed RN ‚öpe ec, [<= ’ za Henn eu ide erg eygaor ze Toner errorov ae) ar FTOLRUT O0LoV med ARUT 01 82 EILGRG 272 eRuTFOn 5 Immoı men Ss Immorrı, Ross I 7x2 (our 1v Om.otor. Wenn diese im Wesentlichen nach Karsten gegebene Form der Verse (Klemens und seine Ausschreiber haben V.2 7 yocık aa, 4 2ıy,ov omolov, 5 nach V.2 gestellt) richtig ist und nicht stärkere Verderbniss vorliegt, so ist, wie BErnAYs zuerst bemerkt hat, Alonres V.ı mit Zrzcı V. 5 unverträglich. Dem Sinn nach trifft 7 z%4res (ScuuLtess) das Richtige. Aber bei einem so häufigen Worte wäre ein antikes Versehen doch recht auffallend. Ich glaube vielmehr, dass 78 Agovres leicht verderbt ist aus 7 #eAgovrsc »die Renner«. Das Partieipium von *z:A:w (davon zer4roucı und 2zernraunv Ss. Currıus Verb.2 388, ı7) hat sich nur als Terminus teehnieus beim Webstuhl (ze?2ovres — irromodes) erhalten. S. Aristoph. fr. 795, 1576 Kocx; Et. M. p. 502, ı2; Berk. Anecd. 271, 17; Phot. Lex. p. 153, 21. 24; Pollux VII 36. ze?ns neben zegziöes erscheint in der Eleus. Inschr. Eph. archaeol. 1833 S. 118. B 73 nn de . ” | ’« D 7 Diers: Über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. 5179 "Trades xal 'Odvoseiss des Krates unter dem abgekürzten Titel "Ounpızd eitirt und ausgeschrieben hat, fährt er S. 198,6 fort: eire (nämlich Homer) de, 70 y grow (nämlich Krates),' 6 rı x ci wera Tadra buouxaı SuvedWundav, To TEDIEY,OV TUV yAv Kara To mAEIOToV MEpos Udwp "Nxea- vov eivaı eE oumep To mern. Als Beweis dafür eitirt Krates den Hippon: "Irwwv' ra yap üdars mıwousva mavra &x Tie Iardoons dor" > \ / 5 \ ’ } ’ a ie De 5 ® y cv Yyap Onmov Ta bpeara Basurepa N, Saraoca Eotiıv £E NS TIvo- neu’ ourw Yap oün Ex Ts Sardoane To Üdwp EM, AAN AAAodEv moIev . vüv de y Iaracca PBasurepa Eori Tüv Udarwv .o0a oUv aSumepdev > Ts NSardoons Eori, mavra dm 'aurhs Eorıw. ourws Ta aura eisyxev "Onnow. Da ein Zweifel an der Echtheit dieses ersten und einzigen Fragmentes des Hippon vom Herausgeber angedeutet, aber freilich nicht begründet worden. ist, so will ich meiner Besprechung die Versicherung voraus- schieken, dass ich es für unzweifelhaft echt halte. Denn erstens ist klar, dass wenn irgend Jemand in alexandrinischer Zeit das physika- lische Buch des Hippon (reg picews wird es ja wohl im Buchhandel getauft worden sein) noch lesen konnte, so war es der grundgelehrte Vorsteher der Pergamenischen Bibliothek, wo vermuthlich auch Apollodor das fast verschollene Buch des Anaximander gesehen haben dürfte (Diog. II 2). Hippon’s Buch kann aber (bei einem Samier und Zeitgenossen des Perikles ist das selbstverständlich) nur ionisch ge- schrieben sein. Denn die Meinung, die sich auf eine fehlerhafte Stelle des Athenäus stützte, als ob Hippon in Versen, etwa wie Empe- ‚dokles, geschrieben habe, hat ihr Urheber Bere später selbst als irrig zurückgenommen (Poet. Iyr. II! 359). Wenn nun das neue Bruchstück des Hippon den Dialekt der Koine zeigt, so ist dies keine Instanz gegen die Echtheit, da vereinzelte Stellen ionischer Schrift- ! Vielleicht ist Krates den Scholien vermittelt durch Heracleon, über den ich Doxogr. 88 ff. gehandelt habe. S. Scuraver Porphyrü (Quaest. homer. S. 402. R. WEBER Leipz. Stud. Xl ı44. Da wir nun für die doxographische Erudition Krates als Urquelle sicher ermittelt haben, so erledigt sich der Zweifel Grurres Gr. Oulte u. Mythen S. 23 4 Die ganze Frage lässt sich jetzt, wie ich glaube, abschliessend behandeln. J n n er s e 2 Statt "Onngs gibt Nıcore Owngos, was ich bereits gebessert hatte, bevor das D . c ’ . I a . 7 Wu WE Facsimile Mieneris 04° (d. i. ömygw) aufwies. Öyrov statt Örrw (so Mionen; Önmws Nicore) scheint mir nothwendig. Sonst habe ich nur & eingeschoben und mit Nicote \ S N . > E) . ö . n REN za nach ovreg und «v zwischen ovz und ez. Der Her. hat in sehr kühner Weise S . I Du a \ en, . . den Text umgestaltet; er liest Irruwv rieirt.] »Scdassa Errw 2E 6 mivoner * el ya Onmus Ta dbasare PaFurege Yu, 0U% EN > v c r VA 57] > EN) Sl = N A BENZ u (av) 22 TNS TAAaFISNS To vöwg em RAN aAAoSev moTer. vuv de % Sadarıa KaTvrega Erf; Y 5 rn: 5 P . . . eoriv. or oUv #r%.« Die Echtheit des Werkes (dessen allerdings bedenklichen Titel er selbst erst durch jene Conjeetur gewonnen) scheint Hrn. Nicorz zweifelhaft. yovv Yy h h e S f f N a Ka. Fra nach Irzwv ist (wie ein Verbum des Sagens) in diesem Scholienstil überflüssig. Vergl. . . er, a! ! ns . . 201,4. II; 202,9. 204,9 u.s. w. Die Anakoluthie & yv — ISadascsa errıw drückt, wie in den ähnlichen gar nicht seltenen Fällen, eine starke Entschiedenheit der Behauptung aus. ) . . 80 Gesammtsitzung vom 18. Juni. steller, sofern sie des Inhaltes nicht der Form wegen eitirt werden, nicht selten die dialektische Färbung zu verlieren pflegen. So hat von Aristoteles ab, der ein langes Bruchstück des Diogenes von Apollonia ohne Dialektformen mittheilt, bis auf Simplieius die Überlieferung der ionischen Philosophen nur ausnahmsweise die originale Form bewahrt. Es kann daher kein Wunder nehmen, wenn in der durch viele Hände gehenden Scholienüberlieferung der ionische Dialekt abgewischt worden ist.‘ Aber die Alterthümlichkeit des Stils ist durch diese Umwandlung nicht berührt worden. Die Schlichtheit des Ausdrucks, die lästigen Wiederholungen, die ungelenke Form der syllogistischen Schlussfol- gerung, auf die sich aber der Verfasser nicht wenig einzubilden scheint, die Unregelmässigkeit der Periodenbildung, das sind alles Eigenthümlich- keiten, die durchaus an die philosophische Prosa des 5. Jahrhunderts gemahnen.” Zu diesem &pyaırıwes des Stils kommt das Ungeschickte, Ja im Grunde genommen Alberne der Beweisführung, was Aristoteles doprixcv zu nennen pflegt. So heisst ihm z. B. Melissos ein boprıxcs, was wir, nachdem die Hälfte der Fragmente sich als unecht heraus- gestellt hat,” nunmehr besser begreifen können. Den Hippon aber belegt er sogar mit dem Comparativ (rwv woprızwrepwv Twes KaIarep "Irzwv de anima A 2. 405”2), in der Metaphysik (A 3. 984°3) wird die evreraız As dtavaixs gebührend hervorgehoben. Es trifft sich gut, dass die erste Probe dieses Philosophen, die zu Tage tritt, das Ur- theil des Aristoteles durchaus bestätigt. Nach Inhalt und Form ist es typisch für jene gealterte ionische Physik, die unfähig, den Fort- schritt des Jahrhunderts innerlich zu erfassen, sich bemüht die ab- gestandene Metarsioleschie mit einigen Flittern moderner Dialektik verbrämt an den Mann zu bringen. Hippon ist durchaus ein Geistes- ! Auch in den eitirten Worten der Krates selbst wechselt Sararr« und Saress«, daneben «guorro.. Es ist also darauf, dass in Hippon’s Fragment Sar«rs« erscheint, nicht viel zu geben. Der Unterschied zwischen las und Koine ist übrigens in jenem Fragment geringfügig, zumal bei dem »Inselionier« nicht einmal wahrscheinlich ist, dass er zov, z20>ev geschrieben hat °” In lästigen Wiederholungen leistet selbst Anaxagoras Unglaubliches. fr. 8 (Simpl. Phy sik S. 156, 13 fl.) sibt zahlreiche Beispie le. Vergl. 2. B. vous . . MEWEIATE oudenn X yannarı, KIR novos alros &p ERUFOV Eorw. .i 1 Ya ed ERUTOU yv, ara rew ae EIRLHTO ana, MEreiyE ev av dravı TU Aanuaruv, ei EME MEIRTO TEew. Ferner PR TVE edt 3.6 wons Log 7 TS FUNTEr 7 voug Exgcer Helen > Were TE gr‘, U) @ 7a vav aoymv. za b 2 ’ Eu mEWroV CEO Tou [&= TEU GompE Rz] SiazgoV neEaro mEgLY,woE lv, EmeiTtE mAEloV megı- Anger za we gem E FE em mwAE2oV u. Ss. W. W as das Wesiealsche im Fr. des Hippon betrifft, so ist 20 FumsgSev [za Sure ae las der Her., aber “a lecon 20 FUmepIev est certaine et confürmee par M. Nıcore lui-meme’ bemerkt Hr. Micneri] als ionisch - poetisch zu beachten. ovrw als Vertreter des vorhergehenden Conditionalsatzes ist auch in der älteren Atthis nicht selten, z. B. Thuk. 145,2 und öfter, genau dem obigen Falle entssprechend Lys. I 40. Isaeus IV rı. > Pawsr de Melissi fragmentis Bonn 1889. Diers: Über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. 581 verwandter des Diogenes von Apollonia. Jener frischte die Wasser- theorie des Thales, Diogenes die Luftlehre des Anaximenes auf. Beide Versuche forderten den Spott der Zeitgenossen heraus. Gegen Hippon sind die Panopten des Kratinos gerichtet, die Luftlehre des Diogenes wird in den Wolken des Aristophanes parodirt.. Hand in Hand gehen beide auch in der wunderlichen Theorie, die das neue Frag- ment des Hippon berührt. Sie theilen nämlich die Vorstellung, dass alles Fluss- und Quellwasser seinen unterirdischen Ursprung im Meere habe. Diogenes lehrte, die Erde sei in ihrem Innern schwammig porös, und die Flüsse ständen durch unterirdische Canäle mit einander in Verbindung.” Genauer entwickelt ist diese sonderbare Vorstellung in dem bekannten Mythus des Platonischen Phaidon (s. 1ııD ff.). Man darf daher wohl den knappen und unanschaulichen Bericht Senecas aus Platon ergänzen. Danach bildet der Tartaros gleichsam das Sammelbecken aller dieser unterirdischen Canäle°, einer der Haupt- arme ist eben der Okeanos. Es ist nicht ganz sicher, ob Platon bei Diogenes in die Lehre gegangen ist‘, da in dessen eklektischem Systeme sich wenig Eigenes fand. Vielleicht ist Anaxagoras, von dem er so vielfach abhängig ist,’ der Vater der Theorie. Denn auch er hatte die Porosität der Erde behauptet (Ar. Meteor. B7 365° 19), und seine eigenthümliche Auffassung, dass die Atmosphäre auch auf die untere Seite der Erde einen Druck ausübe (s. Alexander z. d. a. St. des Ar.), ist in seltsamer, man kann sagen überflüssiger Weise von Platon S.ıı2 Bin die Darstellung hineingearbeitet worden. Bei Hippon hatte diese Vorstellung vom Meer als dem Urquell alles Flüssigen gar keine Schwierigkeit. Er hatte ja das Wasser des Thales, oder wie er sich gebildeter ausdrückte ro üyrwv, als Prineip aufgestellt. ! Vergl. Verh. der 35. Philologen-Vers. 1880. S. 106 ff. Ich könnte heute noch mehr Material geben. Ich will hier nır bemerken, dass der oben dargelegte Zusammen- hang mit dem Okeanos das Leitmotiv des ersten Chorliedes (275 ff.) bildet. Vergl. unten, Anm. 4. Wie die Panopten des Kratinos das Vorbild der Wolken sind, so ist auch manches direct daraus entlehnt, was wir trotz der kärglichen Fragmente noch naeh- weisen können. So der Himmel als vryeus (Wolken 96) — Kratinos fr. 155 und die Einführung des Kekeides (Wolken 985) — Kratinos fr. 156. Vergl. über ihn KöHter Mitth. d. arch. Inst. Ath. 1883, 33. ? Seneca IV 2,8 vergl. III 8. 30,3 und 15,8 wo zu lesen ist er magnis caveis (causis die Hds.) magnisgue conceptibus dei ‚amnes. 3 N: 112 A eig yag ToUro 70 yarıc zuppE ovmi E maures or mormoı 2 27 Tourou mar Ergeousn; P- 1126 vu Ö& mAnguıTevree FED Ban Fan Oy,erwv za dc TNS ns za SaAarTas TE 201 Amvas Aa TOTRMoUS zu zonvces moi. Vergl. H. BERGER Gesch. der Erdk. d. Griechen Il, 110. . Doch will ich darauf hinweisen, dass Platons Tartaros, der ganz dem baby- lonischen Nakbu entspricht (vgl. Jensen Kosmol. d. Babyl. Strassb. 1890 Taf. III), in Aristophanes Wolken vorausgesetzt wird. V.192 our: Ö’ 2os@odupeusw Uno rev Tagragen. 5 S. Rhein. Mus. 42, ı ff. Sitzungsberichte 1891. 53 582 Gesammtsitzung vom 13. Juni. Da jener die Erde als flache Scheibe auf dem grossen Wasser schwimmen liess,' so war es leicht anzunehmen, dass das Meerwasser auch von unten durch alle Poren in die Höhe steige und alle Becken und Höhlungen ausfülle” So begreift sich auch, was zuerst in dem Genfer Bruchstück so seltsam anmuthet, dass er nachweist, das Meer nehme die tiefste Stelle ein und speise insofern alle höher gelegenen Brunnen und Quellen. Es scheint für diese Hypothese freilich eine ernste Schwierigkeit zu bleiben. Wie kann das Süsswasser aus dem bitteren Meerwasser stammen? Auch darauf hatte die ionische Physik eine Antwort. Der Africafahrer Euthymenes, der von Massilia aus im 6. Jahrhundert v. Chr. den Ocean befahren haben soll,’ behauptete ohne weiteres, der atlantische Ocean habe Süsswasser. Es sei daher nicht wunderbar, dass auch der Nil, der im Westen Africa’s aus dem Ocean gespeist werde, süsses Wasser habe. Diese Erklärung hat später keinen Beifall mehr gefunden. Man hielt nur mehr die unter- '.de caelo B 13. 294° 29 u.A. Auch die Genfer Scholien berichten dies zuH 455 zara yag en yv Udarı oygirar 7%. Diese Vorstellung haben nicht nur die epischen Dichter, sondern auch die Ägypter und Babylonier. Sie war also zu Thales Zeit Gemeingut der Culturnationen wie die Fluthsage. Die engere Berührung zwischen den griechischen und babylonischen Anschauungen, die P. Jensen Die Kosmologie der Baby- lonier Strassburg 1890 S. 302 ff. annimmt, scheint mir nicht bewiesen. ? Seneca discutirt diese Hypothese, wo er die Ansicht des Thales Zerrarum orbem aqua sustineri et vehi more navigii bekämpft. Nee est, heisst es III 14, 2, guod credas in hunc orbem aquam subire per rimas et facere sentinam. Ob er hierzu in der Tradition über Thales einen Anhalt hatte, ist zweifelhaft. Von Seneca und Aristoteles ist das Mittelalter abhängig, das wieder ganz ähnliche Theorien entwickelt hat. Vergl. W. Scummwr Über Dante's Stellung in der Geschichte der Kosmographie I Graz 1876, wo auch neuere Beobachtungen angeführt werden, die den Zusammenhang der Quellen mit dem Meerwasser nahe legen können. Hr. Möpıvs hatte die Güte mir aus eigener Erfahrung folgendes mitzutheilen: »Es ist eine alte Beobachtung der Strandbewohner des westlichen Ostseegebietes, dass das Wasser in ihren Brunnen bei östlichen Winden mit dem Meerwasser steigt und bei westlichen Winden, welche das Meerwasser von der Küste ab- treiben, sinkt. Diese Erscheinung ist leicht zu erklären. Die Süsswassersäule des Strand- ann und das Salzwasser an der Küste verhalten sich zu einander wie die Wassersäulen communizirender Röhren. Die Verbindung zwischen beiden vermittelt das Grundwasser des Strandes. Das Brunnenwasser wird durch das steigende Meerwasser zurückgedrängt und daher gehoben. Das schwerere Salzwasser bleibt unter dem leichieren Süsswasser und wird durch dieses wieder in’s Meer himmtergewaschen,, sobald der Meeresspiegel sinkt.« 3 Die Zeit ergibt sich daraus, dass Hekataios (fr. 278) seinen Bericht voraus- setzt, was BERGER (Gesch. d. Erdk. b. d. Gr. 1 20%) mit Unrecht bezweifelt (S. NEUMANN Gött. gel. Anz. 1887, 286 und besonders WırDEmanNn Herodof’s zweites Buch L. 1890 S. 103). Richtiger urtheilt BERGER selbst S. 109. Ich glaube, dass ausser Hekataios Niemand den Euthymenes gelesen hat. Herodot II 2ı wenigstens kennt seine Ansicht nur durch Hekataios.. Von Euthymenes hat Hekataios, wie ich vermuthe, die wunderbar reich- haltigen und zuverlässigen Angaben über Spanien. Wenn sich Euthymenes hier genau unterrichtet zeigt, wo er unzweifelhaft Autopsie besass, so hindert das nicht, dass er über den atlantischen Ocean nach Hörensagen Fabeln berichtete. Um zu entscheiden, ob er selbst geflunkert habe, reicht unsere Tradition auch nicht entfernt aus. Wie schwer ist es doch hierüber selbst bei Herodot zur Klarheit zu kommen! ua Diers: Über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. 583 irdische Communication des Oceans mit den Flüssen fest, und dachte sich, dass das bittere Meerwasser, indem es durch die Erde sickere wie durch ein Filter, seinen Salzgehalt verliere" Man darf annehmen, dass Hippon sich dieser Erklärung anschloss. Doch berichten uns hierüber die Doxographen nichts, die doch sonst diesem kleinsten der alten Philosophen ein liebevolles Interesse zugewandt haben.” ! Arist. Meteorol. B 2. 354» 16 dis za roüs moranods oU movov eis raus aA“ za 2% TeUrns parı Tıvss Sei. din Soumsvov yag yivssTaı 70 @aAmvoov morımorv. Eine dritte Ansicht combinirte beides, indem man annahm, der lange Lauf des Flusses reiche hin, den Bitterstoff niederzuschlagen. S. die Stellen in m. Abhandlung Seneca und Lucan, Abh. d. Berl. Ak. 1886 S. ı6. ®? S. Index der Doxographi unter Hırrox. Ausgegeben am 25. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, N RO LT er 1. u re we u N Mi Hr ER air f Ev = a RR Ei Br, at Re BAE SELH Rn. | MN a A + NE ‘ BiaN u a EA, ME KRRENRERN ah 5 ur ie ern No a; "v1 a Bazar N I Ra ' # b Dr HR Po a Be I ir te ne ı 20 an RS Bi Dur Fi us in N Bes 1 a N REN? ni Aal kp N a $ Ib 2 4 & et Pain N j Me oe ep ‚ j' kit yp ’ ) a R KA NA IE 48 DL > PR >. NR 6 er RR RR en er 585 1891. AXXH. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 25. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs- Reymonv. 1. Der Vorsitzende legte eine vierte Mittheilung des Hrn. Prof. I. Rosentuar in Erlangen vor über cealorimetrische Unter- suchungen an Säugethieren. 2. Derselbe legte einen zweiten vorläufigen Bericht des Hrn. Prof. Fritsch vor über die Ergebnisse seiner neueren Unter- suchungen an elektrischen Fischen. 3. Hr. Krem legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. H. BaumnAuer in Lüdinghausen (Westphalen) vor über sehr flächenreiche, wahr- scheinlich dem Jordanit angehörige Krystalle aus dem Binnenthale. 4. Hr. Warpever legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Leoronn AUERBACH in Breslau vor über einen sexuellen Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen, nebst Anmerkungen zum Bau der Eier und Ovarien niederer Wirbelthiere. 9. Hr. Schurze legte eine zweite Mittheilung des Hrn. Prof. Hugert Lupwie in Bonn vor zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. Die Mittheilungen ı, 2, 5 folgen umstehend, die 3 und 4 werden später erscheinen. Sitzungsberichte 1891. 54 ra De, 7 5 A j ’ f rd } “ ad Ir e fe a u u A; | j . ‚ F Muse u ‚Pr AA, a % 2 RE GN K LAN T HER y TH N Va aan Ran \ u, AAN: IN, BB, m f Y ci 1) ae \ s a Ye op j Ki f 1 ne oh | 5A ? un ar 7 PER m Sf Ben, \ '. % ‚ u} 2 r A I 8 h wo FR Fa A a TE y [) vi I A V wir I jr Ju ud UNE 2 in N j Mi pi 2 }, N IA SS re m SER ” Kl ee: aan 22 Re van ih IElR Nr0y, ER a in a URL 1 f u N | j N Fe Su, LEN | Ma ar U, I De = f R R rd » ! j R de uch a ul ta. TEr Frautkurd | Erde, f Nr Sn a} ar mr INhhE ”% T j A n Le A u 2 A Kg sr wer a si a era oh AAN fi) win f { . k } et 272 Da aN EA m ik ieh ihen Eh: ET WEN LE Ir093 Pa sohn EN EN] Ü Aid HEIL UN OP IE et ee) up ATI EN mr ARTE 2: Ri; sr BAER ET ." . jr Mn H kun Abit Kasttanlene w la 2 E23 ELISE MR. u NEN DE 17 Kirteh, Be re u Silr N nr, DR, Kö Ki u N " ‚nl en i ale Ber sg ai ae: a Ki ih: sullacı ln Age ee ! 7 N Abi sg no i I fr g auf Any, Teen br | | Ho ve: Has RT Hk: Br yirle "ziph 23 Ma. a 2 a kN, GR. em RER Rn. LANE a y hibiR UNE ae Galorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. Von Prof. I. RosentHAL in Erlangen. (Vorgelegt von Hrn. E. pu Boıs-Reymonp.) Vierte Mittheilung. I. Di. Bestimmung der Wärmeproduetion eines Thieres mit Hülfe irgend eines Calorimeters ist, wie ich schon in meiner dritten Mittheilung' bemerkt habe, erschwert durch den Umstand, dass die Thiere zu- weilen während ihres Aufenthalts im Calorimeter ihre Eigentemperatur ändern. Man misst in Wahrheit niemals die Wärmeproduetion sondern nur die Wärmeabgabe. Und diese letztere hängt nicht, wie es bei einem einfachen, unbelebten Körper der Fall sein würde, nur von den Temperaturen des Körpers und des Calorimeters ab, sondern kann wesentlich verändert werden durch die wechselnden Zustände an der Oberfläche des Thieres, d. h. seiner Haut. Das Thier hat nicht, wie ein unbelebter Körper, eine von der Beschaffenheit seiner Oberfläche abhängige Emissionsconstante, sondern einen von vielen Umständen abhängigen und innerhalb gewisser Grenzen wechselnden Emissionscoö@fficienten. Es kann daher vorkommen, dass trotz gleichbleibender Wärmeproduetion und unveränderter Um- gebungstemperatur die Wärmeausgabe sich ändert. In diesem Falle muss nothwendiger Weise die Eigentemperatur des Thieres sich ändern. Es wäre falsch, wie es immer noch ge- schieht, hieraus ohne weiteres auf eine Änderung der Wärmeproduction zu schliessen. Dagegen muss es möglich sein, durch gleichzeitige Messung der Wärmeausgabe und der Veränderungen der Eigenwärme die wahre Wärmeproduction zu berechnen und damit auch über Änderungen des Emissionscoöffieienten etwas zu erfahren. So einfach das erscheint, so wird es doch ungemein erschwert durch die Unmöglichkeit, die. wahre Durchschnittstemperatur eines I Diese Berichte. 1890. XX, $. 393. 54* 588 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 25. Juni. lebenden Thieres einigermaassen genau zu messen. Die Temperatur ist nicht nur an verschiedenen Stellen des Körpers verschieden; diese Unterschiede sind aueh nieht eonstant und sie wechseln gerade unter den Verhältnissen, welche mit Änderungen des Emissionscoöfficienten verbunden sind. Abkühlungen der Haut z. B. sind mit einer Tempe- 'atursteigerung in der Achselhöhle verbunden und täuschen so eine Temperaturzunahme vor, während in Wahrheit eine Abnahme des gesammten Wärmevorraths eingetreten ist.' 1. Ich werde an anderer Stelle die besonderen Umstände, welche bei der physiologischen Calorimetrie in Betracht kommen, ausführlich besprechen. Hier möge es genügen zu bemerken, dass in allen den Fällen, wo eine Änderung des Emissionscoöfficienten des Thieres vor- kommen kann, das von mir benutzte Luftealorimeter, dessen "Theorie ich im Archiv für Physiologie 1889 S. ı ff. entwickelt habe, zuver- lässiger ist als andere zu diesem Zweck benutzte Apparate. Unter den. Fällen, für welche dieses zutrifft, steht obenan der Symptomen- complex, welchen man als Fieber bezeichnet. Die zahlreichen calori- metrischen Untersuchungen, welche über die physiologische Natur des Fiebers angestellt worden sind, verlieren angesichts der Kritik der angewandten Methoden zum Theil ihre Beweiskraft. Es war daher von Anfang an meine Absicht, das Fieber in den Kreis meiner Untersuchungen zu ziehen. Ich habe auch solehe Untersuehungen gleich zum Beginn meiner calorimetrischen Arbeiten vorgenommen. Aber erst nachdem ich eine Reihe anderer, auf die normalen Ver- hältnisse bezüglicher Arbeiten erledigt hatte, bin ich zu jenen zurück- gekehrt und will nun, was ich als hinreichend sichergestellt ansehe, hier mittheilen. Die Litteratur über das Fieber ist so umfangreich, es sind so viele Meinungen und Anschauungen über dasselbe vorgetragen worden, dass Alles, was man über dasselbe sagen kann, in ähnlicher Weise schon irgendwo von irgendwem vorgetragen worden ist. Nicht neue Ansichten und Meinungen will ich daher bringen, sondern einige dieser Ansichten auf ihre Stichhaltigkeit prüfen. Nur einige wenige Punkte, welche sich mit den von mir benutzten Messungsmethoden bis zu einem gewissen Grade der Sicherheit erledigen lassen, will ich besprechen; andere Punkte werden sich wohl später zur Erledi- ! 1, Rosentuar. Zur Kenntniss der Wärmeregulirung bei den warmblütigen Thieren, Erlangen 1872. . . Tr \or . © Rosentuar: Calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 589 gung bringen lassen. Keineswegs aber ist es meine Absicht, eine abgerundete Theorie des Fiebers zu geben. Das überlasse ich den Pathologen vom Fach. Die hervorstechendste Erscheinung beim »Fieber« ist die Steige- rung‘ der Eigentemperatur. Ein Theil der übrigen Symptome, die vermehrte Puls- und Athemfrequenz insbesondere, lassen sich unge- zwungen als Folgen der erhöhten Temperatur deuten. Es entsteht deshalb die uns hier allein interessirende Frage, wie diese erhöhte Temperatur zu Stande kommt. Die allgemein verbreitete Ansicht darüber ist, dass der fiebernde Organismus mehr Wärme produeire. Zwar hat TravugrE' die Hy- pothese aufgestellt, dass die 'Temperatursteigerung durch Wärme- retention, d. h. dureh verminderte Abgabe, zu Stande komme. aber diese TrAvgeE’sche Ansicht hat bei den: Pathologen allgemeinen Widerspruch erfahren. Der Grund hierfür ist hauptsächlich in den Erfahrungen zu suchen, welehe man über den Stoffwechsel der Fieber- kranken gewonnen hat. Dieselben zeigen nämlich eine Vermehrung der Harnstoff- und Kohlensäureausscheidung, im Vergleich zu ähnlich ernährten gesunden Personen. Indem man hieraus auf eine gesteigerte Oxydation schloss, ergab sich die Annahme einer vermehrten Wärme- production als unabweisbare logische Folgerung. Dazu kam noch, dass die Anschauungen über den Vorgang der Wärmeregulirung, welehe namentlich Hr. von Liegermeister auf Grund seiner Versuche über die Wirkung kalter Bäder entwickelt hatte,” sowie die späteren Arbeiten von Hrn. Prrücer und mehreren seiner Schüler die An- schauung begründet hatten, dass auch im normalen, physiologischen Zustande jede Erhöhung der Eigenwärme als Beweis vermehrter Wärmeproduction angesehen werden müsse, namentlich weil sie mit vermehrter Ausscheidung von CO, und vermehrter Aufnahme von 0 verbunden zu sein pflegt.’ Allerdings fehlt es nicht an Versuchen, diese theoretisch er- schlossenen Anschauungen auch auf calorimetrischem Wege zu stützen. Ein Theil dieser Versuche wurde am Menschen angestellt, wobei die während kurzer Zeit an ein Vollbad abgegebene Wärmemenge als calorimetrische Messung gelten sollte. Auf diese glaube ich schon darum nicht weiter eingehen zu sollen, weil die Versuchsfehler dabei ı Alle. med. Centralzeit. 1863 u. 1864. — Gesammelte Abhandlungen II. 637 und 679. 2 Arch. f. Anat. u. Physiol. 1860. S. 520 u. 589. — 1861. 8.28. — 1862. S.661. 7 Priüser. Arch. t. d. ges. Physiol. XII. 282: und 33 XV. 104. — XVII. 247. — Rönrıe und Zunrz. Ebenda IV. 5 XIV. 92. — Fınkrer. Ebenda XIV.603. — Zuntz. Ebenda XH. 522. — FinkLer und Oerımann. Ebenda XIV.62. — Verren. Ebenda XXI. 361. 3. — XIV. 92 u.450. — 7. — CoLasanı. Ebenda 590 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 25. Juni. meistens grösser sind als die zu messenden Werthe. Mit einem Wasserealorimeter hat Hr. Levpen' die Wärmeabgabe eines Unter- schenkels an Gesunden und Fiebernden gemessen und fand bei letzteren die Wärmeabgabe stets bedeutend vermehrt. An Thieren sind ealori- metrische Versuche vorgenommen worden von Hrn. SEnATor” mit einem Wasserealorimeter. Derselbe fand keine vermehrte Wärme- produetion. Das Luftealorimeter von Ricner benutzte neuerdings Hr. Hırpegranpt” und kam zu dem Schluss, dass im Fieber sowohl Wärmeretention als auch vermehrte Wärmeproduetion stattfinde. Endlich glaubt Hr. Ucorıso Mosso’ aus seinen mit einem Ähnlichen Apparat angestellten Versuchen schliessen zu dürfen, dass die Wärme- produetion stets der im Reetum gemessenen Temperatur parallel gehe. Doch beziehen sich die Versuche des Hrn. Mosso nicht auf eigent- liches Fieber, sondern auf Temperatursteigerungen in Folge von ope- rativen Eingriffen in das Nervensystem. Meine eigenen Versuche wurden an Thieren (meistens Kaninchen, aber auch Hunden und Katzen) angestellt, welehe zuerst im gesunden Zustand bei gleichmässiger Fütterung Tage lang calorimetrisch ge- messen waren und dann, nach Erzeugung des Fiebers, wieder ge- messen wurden unter steter Controle der Temperaturveränderungen im Reetum bis zum völligen Verschwinden des Fiebers oder bis zum Tode. Jede Messung umfasst zehn Stunden, zuweilen auch mehr, indem die 'Thiere Tag und Nacht im Calorimeter verblieben. So konnte der ganze Verlauf des Fiebers vom Beginn bis zum Ende verfolgt werden. Zur Erzeugung des Fiebers dienten Injeetionen von Krebsjauche, eitrigem und tubereulösem Sputum, Heuinfus und Pyocyanin, d.h. eine aus Reinculturen des Bacillus pyocyaneus, welcher den blauen Eiter verursacht, gewonnene, sterilisirte Flüssigkeit.” Alle diese Stoffe bewirken ein, je nach der angewandten Menge, höheres oder niederes Fieber, welches von einigen Stunden bis zu mehreren Tagen anhält, durch wiederholte Einspritzungen auch länger hingezogen werden kann und zuweilen zum Tode führt, meistens aber langsam abfallend wieder einer normalen oder auch subnormalen Temperatur Platz macht. Die Injeetion der fiebererzeugenden Stoffe wurde meistens subeutan vorgenommen; in einzelnen Fällen auch, um eine schnellere " Deutsch. Arch. f. klin. Med. V. 273. °” Untersuchungen über den fieberhaften Process und seine Behandlung. Berlin 1873. ® VıreHnow’s Arch, CXXLI. ı. * Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakologie XXVI. 326. ° Ich erhielt dieselbe von den HH. von Bercmann und SchinmeLgusch, welche mit einer Untersuchung über die Wirkungsweise derselben beschäftigt sind. Ros£entHau: Calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 591 Resorption zu erzielen, in die Bauchhöhle oder in die Lunge, oder in die mittlere Ohrvene, in welche man bei Kaninchen eine feine Canüle zuweilen ohne besondere Schwierigkeiten durch Einstich ohne Praeparation einzuführen vermag. Einige Male habe ich auch durch Injection des Kocn'schen Tubereulins bei vorher tuberceulös gemachten Kaninchen Fieber erzeugt. IM. Wenn auf irgend eine Weise Fieber erzeugt wird, so sieht man regelmässig die Temperatur des Calorimeters heruntergehen; die Wärmeausgabe des Thieres nimmt also ab. Diese Abnahme findet schon in der ersten Stunde nach der Injeetion des fiebererregenden Stoffes statt, während die Steigerung der Eigenwärme sich meistens erst etwas später bemerklich macht. Auch in den folgenden Stunden bleibt die Wärmeausgabe kleiner als sie vor der Injection beim ge- sunden Thier gewesen war, während die Eigentemperatur des Thieres andauernd steigt. Ist diese schliesslich auf ihrem Höhepunkt angelangt, so beginnt auch die Wärmeausgabe wieder zu steigen und gelangt nicht nur auf den ursprünglichen Werth, sondern kann auch sogar etwas über denselben hinausgehen. Um aus diesem Verhalten der Wärmeausgabe auf die Wärme- produetion schliessen zu können, müssen wir die Änderung der Wärmeausgabe mit den gleichzeitigen Veränderungen der Eigentem- peratur numerisch vergleichen. Ich will dies an der Hand einiger Beispiele aus der Zahl der von mir angestellten Versuche thun. ı. Ein kleines Kaninchen von 810° Gewicht, welchem früher tubereulöses Sputum eingespritzt worden war, welches aber kein Fieber mehr hatte, da seine Temperatur im Reetum nur 37°9 betrug, gab in drei aufeinander folgenden Stunden aus 0.83 0.85 0.80 im Mittel: 0.83 see. ca. = 2.983 St. Ca. Nach Injeetion von 5”® Kocn’schen Tuberculins stieg seine Temperatur langsam an und erreichte innerhalb 7 Stunden den Werth 38°5. In dieser Zeit gab es aus: 0.76 0.76 0.76 0.78 0.73 0,78 0.71 im" Mittel 0.747 sec. ea..= 2.6892 8. Ca. Es hatte also weniger ausgegeben in der Stunde 0.299 Ca. und in den 7 Stunden zusammen rund 2 Ca. Dabei war seine Temperatur 592 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 25. Juni. gestiegen um 0°6. Zur Erwärmung seiner Körpermasse um diesen Betrag wären erforderlich gewesen 0.3888 Ca.' 2. Eine Katze im Gewicht von 2650°% und der Temperatur 38.9 producirte 2.94 sec. ca. = 10.584 St. Ca. Nach Injection von 3.5°°? einer fauligen Krebsjauche stieg ihre Temperatur innerhalb 9 Stunden auf 40.4, also um 1.5. Sie gab in dieser Zeit aus'2.9 see.cad= 10.44 St. Ca., also in ı Stunde weniger: 0.144 und im ganzen in den 9 Stunden: 1.296 Ca. Um ihre Körpertemperatur, wie es ge- schehen, um ı°5 über den Anfangswerth zu steigern, wären erfor- derlich 3.18 Ca. 3. Ein Kaninchen im Gewicht von 2120° gab bei einer Tempe- ratur von 39°3 aus 2.56 sec. ca = 9.216 St. Ca. Nach Injection von 2°” ° Pyocyanin stieg seine Temperatur innerhalb 4 Stunden auf 40.6. In dieser Zeit gab es aus im Ganzen 32.96 Ca; gegen die ursprüng- liche Wärmeausgabe weniger 3.9 Ca. Zur Erwärmung seiner Körper- masse wären erforderlich gewesen 2.2 Ca. 4. Ein Kaninchen von 2280° mit einer Temperatur von 39.0 gab aus 2.92 sec. ca. = 10.5 St. Ca. Nach Injection von 2°” ? Heuinfus stieg die Temperatur innerhalb 4 Stunden auf 40°0. In dieser Zeit gab es aus 39.24 Ca, d.h. 2.76 Ca weniger. Zur Erwärmung der Körpermasse wären erforderlich gewesen 1.824 Ca. Wir sehen also in allen Fällen eine Abnahme der Wärmeausgabe u. z. in etwas abgerundeten Zahlen pro Secunde: Ton 2.99 auf 2.69, —190 „Brocent » ‚2.90 —= 98.6 » a BI = 18 > .92 2.72 = 03.2 » D te) B S D&D wm x Sehen wir von dem zweiten Versuch (an der Katze) ab, so haben wir also eine Abnahme von rund ıo Procent in der Wärmeausgabe. Und in allen drei Fällen zeigte sich, dass diese verminderte Wärme- ausgabe oder Wärmeretention mehr als ausreicht, um die Tempe- raturerhöhung des Körpers zu bewirken. Nur in dem zweiten Beispiel war das letztere nicht der Fall. Die Abnahme der Wärmeausgabe war sehr gering und sie reicht nicht aus, die Temperatursteigerung um ı°5 zu decken. Nun ist aber dieser Fall der einzige seiner Art, welchen ich beobachtet habe. Ich habe ihn mit angeführt, um zu zeigen, dass es solche Fälle geben kann. Dass sie aber selten sind, kann ich mit Bestimmtheit be- haupten, da mir eben trotz meiner zahlreichen Versuche kein zweiter ! Die durchschnittliche specifische Wärme des Thierkörpers habe ich auf Grund meiner früheren Bestimmungen = 0.8 angenommen. Vergl. Arch. f. Physiol. 1878. S. 215. Rosenr#Aar: Calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 593 gleichartiger begegnet ist. Ich glaube auch nicht daran denken zu dürfen, dass etwa Katzen sich gegen die fiebererzeugende Ursache anders verhalten als andere Thiere. Denn wenn ich auch nur wenige Versuche mit Katzen gemacht habe, so steht (lieser Fall doch auch unter den letzteren ganz allein. Ich glaube vielmehr, dass es sich dabei nur um eine zufällige Störung handelt. Die Katze war nach der Injeetion sehr unruhig; unmittelbar nach der Injection stieg die Wärmeausgabe ein wenig, von 2.94 auf 3.07 in der ersten Stunde, war in der zweiten Stunde 2.90 und fiel dann erst in der vierten Stunde auf 2.78. Es scheint mir daher durchaus gerechtfertigt an- zunehmen, dass die Abnahme der Wärmeausgabe in diesem Falle nur durch die vermehrte Wärmeproduction in Folge der Unruhe zum Theil verdeckt worden sei, und dass ohne diese die Wärmeretention auch hier gross genug gewesen wäre, um die Temperaturzunahme zu decken. Sehen wir also von diesem Einzelfalle ab und halten wir uns an die sämtlichen übrigen Versuche, welche unter sich vollkommen übereinstimmen, so kommen wir zu dem Schluss, dass in dem ersten Stadium des Fiebers von einer Steigerung der Wärmeproducetion jedenfalls keine Rede sein kann. Ich glaube keinen zu grossen Nachdruck darauf legen zu sollen, dass sogar eine kleine Verminderung der Produetion herausgerechnet werden kann. Dazu sind unsere Be- rechnungen, die sich auf die Temperaturmessung im Reetum stützen, doch nicht genau genug, obgleich es sich um Messungen in längeren Zeiträumen handelt, bei denen die localen Temperaturänderungen weniger stören. Trotzdem begnüge ich mich vorläufig lieber mit dem vorsichtigeren Satz, den ich oben ausgesprochen habe. In diesem Punkte stimmen nun meine Erfahrungen auch voll- kommen mit denen des Hrn. SEnATor überein. Sie ergänzen dieselben, indem sie zeigen, dass dieses Verhältniss sogar ziemlich lange, bis zur 7. bis 9. Stunde nach der Injection und noch länger andauern kann, Somit kann ich wohl sagen, dass meine Versuche die Theorie von TRrAUBE bestätigen, indem sie zeigen, dass die Steigerung der Eigentemperatur im Initialstadium des Fiebers durch Wärmeretention ohne jede vermehrte Wärmeproduction zu Stande kommen kann und in den von mir untersuchten Fällen zu Stande kommt. IV. Ist die Fieberhöhe erreicht, so steigt die Wärmeausgabe, welche bis dahin unter dem normalen Durchschnittswerth sich gehalten hatte, wieder an, kann den Normalwerth erreichen, ja sogar denselben über- 594 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 25. Juni. steigen. Da trotzdem in diesem Stadium die Eigentemperatur hoch bleibt, so werden wir zu untersuchen haben, ob etwa in diesem Stadium eine vermehrte Wärmeproduetion wirklich vorhanden sei. Von dieser vermehrten Wärmeausgabe darf man sich aber keine übertriebene Vorstellungen machen. Auch herrscht kein fester Zu- sammenhang zwischen der Höhe der Fiebertemperatur und der Wärme- ausgabe, insofern die höchsten Werthe der letzteren nicht immer bei den höchsten "Temperaturen beobachtet werden. Und wo dies etwa der Fall ist, da trifft es meistens mit vorübergehenden oder länger andauernden Temperätursenkungen zusammen, welcher Fall einer besonderen Betrachtung bedarf. Wenn das Fieber Tage lang anhält, so geht die anfänglich ver- mehrte Wärmeausgabe in der Regel wieder auf die normale, ja sogar zuweilen unter diese hinunter, trotz hoher Temperatur. Und das geschieht nicht etwa, weil das Thier abmagert, denn das war bei meinen Thieren zuweilen gar nicht der Fall, sondern auch bei ungefähr gleichbleibendem Gewicht und guter Fresslust sank die Wärmeausgabe wieder ab. 6, Ich komme jetzt zur Besprechung des Fieberabfalls, der Rück- kehr zur Normaltemperatur, doch kann ich mich dabei kurz fassen. Steile Temperaturabfälle, wie sie bei der Krise acuter Krankheiten beobachtet werden, kommen bei den künstlich erzeugten Fiebern, die ich untersucht habe, nicht vor. Wo aber immer ein bedeutenderer Temperaturabfall innerhalb der Versuchsdauer erfolgte, da war auch die Wärmeausgabe stets höher als gewöhnlich, so dass diese als Veranlassung jener angesehen werden musste. Schnellere Temperaturabfälle konnte ich auf der Höhe des Fiebers durch Injection grosser Dosen von Antipyrin bewirken. In solchen Fällen war immer eine ausserordentlich grosse Zunahme der Wärme- ausgabe zu beobachten. In einem Falle z. B., wo die durch Heuinfus- einspritzung bewirkte Fiebertemperatur von 39.9 innerhalb 2 Stunden nach Antipyrininjeetion auf 38°5 sank. war die Wärmeausgabe während dieser Zeit um 35 Procent höher als vor der Injection. In einem anderen Falle, wo die Temperatur von 39°9 auf 38°5 sank, betrug die Steigerung 33 Procent. Bei sehr grossen Antipyrindosen kommen sogar Steigerungen um 50 Procent vor. Es scheint mir demnach, dass grosse und schnelle Temperatur- abfälle stets durch einen plötzlichen Wärmeabfluss nach aussen bewirkt sind. Die Ursachen, welche die Wärmestauung im Fieberanfang ver- anlasst haben und wahrscheinlich auch noch auf der Höhe des Fiebers in Wirksamkeit waren, hören auf, der Emissionscoefficient des Thieres nimmt zu und die Temperatur fällt, ohne dass wir daraus allein Rosexr#ar: Calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 595 etwas über das Verhalten der Wärmeproduetion schliessen dürfen. Über letztere erhalten wir annähernden Aufschluss, wenn wir die Mehrausgabe an Wärme mit dem gleichzeitigen Temperaturverlust vergleichen. Ich will der Berechnung das erste der oben mitgetheilten Beispiele zu Grunde legen: Das T'hier zeigte einen 'Temperaturabfall von 39°9 auf 38°5. Es gab aus vor der Injection (auf 2 Stunden berechnet) 14.156 Ca., nach der Injection 19.202 Ca., also mehr 5 Ca. Die durch Abkühlung des Thieres verlorene Wärmemenge berechnet sich auf etwas mehr als 2.5 Ca. Es hat also vielleicht neben dem grösseren Wärmeverlust auch eine Minderproduetion stattgefunden, was nach meinen Versuchen auch an gesunden Thieren nach Anti- pyrineinspritzungen vorkommt. V. Diejenigen, welche überzeugt waren, dass die Temperatursteige- rung im Fieber durch vermehrte Wärmeproduetion veranlasst sei, haben für die Stoffe, welche Fieber hervorrufen, den Namen: »pyro- gene Stoffe« erfunden. Sie nahmen an, dass diese Stoffe entweder unmittelbar in den Geweben oder mittelbar durch das Nervensystem die Menge der in der Zeiteinheit zur Oxydation gelangenden Gewebs- bestandtheile vermehren. Da aber nach unseren Versuchen im An- fangsstadium des Fiebers keine höhere Wärmebildung stattfindet, so haben wir vielmehr zu untersuchen, auf welche Weise diese Stoffe die sicher nachgewiesene Wärmeretention veranlassen. Aus zahlreichen Beobachtungen über die Wärmeregulirung des gesunden Thieres wissen wir, welche Bedeutung die Blutbewegung für dieselbe hat. Wir können die Eigentemperatur eines Thieres erhöhen oder herabsetzen, je nachdem wir die Blutbewegung in den äusseren Körpertheilen, namentlich in der Haut, vermindern oder vermehren. Wir wissen auch, welchen Einfluss das Nervensystem auf diese Blutvertheilung ausübt. Es liegt daher nahe genug, die erste Wirkung der fiebererzeugenden Stoffe in einer solchen, wahr- scheinlich dureh das Nervensystem vermittelten Änderung der Blut- vertheilung zu suchen. Waren es doch gerade die deutlichen Anzeichen solcher Änderungen, die kühle und blasse Haut und das subjective Kältegefühl im Anfangsstadium der acuten Fieber, welche TrAUBE zur Aufstellung seiner Theorie veranlassten. Und dass etwas Ähn- liches auch bei dem künstlich erzeugten Fieber vorkommt, dafür giebt es deutliche Anzeichen. Namentlich bei Kaninchen ist die Verengerung der Ohrgefässe sehr deutlich zu beobachten, und es ist mehr als 596 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 25. Juni. wahrscheinlich, dass sich die Gefässe der übrigen Haut gleich ver- halten, obgleich es nicht so leicht festzustellen ist." Können wir demnach die Temperatursteigerung im Anfangsstadium des Fiebers auf diese Weise gut verstehen, so haben wir jetzt die oben offen gelassene Frage, ob auf der Höhe des Fiebers, wenn die Temperatur auf übernormaler Höhe andauernd verharrt und wenn dabei die Wärmeausgabe wieder gleich oder gar grösser ist als im normalen Zustand, die Wärmeproduction gesteigert sei, einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Wir können auf die Temperaturverhältnisse eines Thieres ganz dieselben Betrachtungen übertragen, welehe unserem Calorimeter zu Grunde liegen. Nennen wir die Wärmeproduetion in der Zeiteinheit n, den Überschuss der Temperatur des Thieres über die der Umgebung r und den Emissionsco@ffiecienten des Thiers X, so muss a fe sein. So lange »n und # constant bleiben, bleibt auch 7 constant, und wenn wir annehmen, dass die Temperatur der Umgebung die- selbe bleibt, ist auch die Temperatur des Thiers constant. Nun hat aber das Thier kein eonstantes #: dieser Werth, weleher die Summe aller der Einflüsse darstellt, von denen seine Wärmeverluste abhängen, ist in hohem Grade abhängig von dem Zustande der Hautgefässe und anderen, weniger wichtigen Umständen. Nehmen wir an, E werde kleiner, und nennen den jetzigen Werth £’, so muss r wachsen, den Werth r’ annehmen, bei welchem az hen, Ist dieser Zustand erreicht und bleibt 7’ jetzt constant, so haben wir: n" = E.rT = KEr—n. Das heisst also: Wenn die durch Verkleinerung von # erreichte höhere Temperatur constant bleibt, so muss die vorübergehend verringerte Wärmeausgabe wieder zu ihrem früheren Anfangswerth zurückkehren, ohne dass wir-daraus auf eine vermehrte Wärmeproduction schliessen dürfen, so lange wir nichts über den Werth Z auszu- sagen vermögen. Dazu haben wir aber kein Mittel.” ! Dass die Ohren bei Kaninchen wegen ihres Blutreichthums und der grossen Oberfläche des Organs bei sehr geringer Masse eine wichtige Rolle bei der Wärme- regulirung spielen, ist sicher, wenngleich mir manche Autoren diese Rolle überschätzt zu haben scheinen. Aber nichts spricht dafür, dass sie sich anders verhalten als andere Körpertheile, wenn es sich um die Innervation des vasomotorischen Apparates handelt. ? D.h. das Calorimeter kann uns darüber nichts lehren, weil es nur den Werth E» misst. Versuche über die Wärmestrahlung der Haut könnten werthvolle Aufschlüsse geben, doch habe ich solche noch nicht anstellen können. RosentHuau: Calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 997 fo} fo) Statt also anzunehmen, durch die Einführung der fiebererzeugenden Stoffe werde plötzlich der Betrag der in der Zeiteinheit oxydirten Substanz vermehrt, bin ich eher geneigt einen Einfluss derselben auf die nervösen vasomotorischen ÜOentren anzunehmen, durch welchen der Emissionscoöffieient des Thiers vermindert wird, und zwar glaube ich, dass dieser Einfluss auch während der Fieberhöhe andauert. Denn auch im Hitzestadium ist, wie Hr. Senator hervorheht, der Gefässzustand der Haut eher einer verminderten als einer vermehrten Wärmeausgabe günstig. Und erst im Stadium der Defervescenz, wenn die Temperatur schnell absinkt, wird die Haut roth und warm und der dann reichlich ausbrechende Schweiss kann ausserdem erheblich zur Abkühlung beitragen. Diese Betrachtungen sind freilich von dem Fieber des Menschen abgeleitet, und wir können nicht wissen, wie weit sie auf das in unseren Versuchen erzeugte Fieber übertragbar sind. Aber da die Erscheinungen im wesentlichen in gleicher Weise verlaufen, ist es doch nicht zu gewagt, sie in gleicher Weise zu er- klären. Die durch Antipyrin bewirkte Abkühlung aber ist um so eher als Folge einer Gefässerweiterung aufzufassen, da unter seinem Einfluss der Blutdruck stark absinkt. Dennoch bin ich nicht geneigt zu behaupten, dass niemals wäh- rend des Fiebers erhöhte Wärmeproduetion zu Stande kommen könne. Nach den Untersuchungen der HH. Sanvers-Ezn', Prrücer u. A. wird bei Erhöhung der Eigentemperatur mehr Sauerstoff aufgenommen und mehr Kohlensäure ausgegeben. Wenn dies so zu deuten wäre, dass auch wirklich mehr Kohlensäure gebildet wird (was ich freilich für unbewiesen halte), dann müsste auch wohl mehr Wärme produeirt werden. In diesem Falle hätten wir uns also den Fieberverlauf so vorzustellen: Durch Wärmeretention wird die Körpertemperatur er- höht; in Folge der Temperaturerhöhung werden die Oxydationsvor- gänge gesteigert und noch mehr Wärme produeirt, bis endlich die Temperatur so hoch gestiegen ist, dass trotz des verminderten Emissions- eoöfficienten der Wärmeabfluss der jetzigen Produetion gleich ist. Meine Versuche sprechen nicht für diese Annahme. Bei den unvermeidliehen Schwankungen, welche die Wärmeproduetion auch im normalen Zustande aufweist, kann man die Frage nur auf so zu sagen statistischem Wege zu entscheiden versuchen. Ich habe z.B. an einem und demselben Thier 31 Messungen gemacht; davon fallen 14 auf den fieberlosen Zustand, ı0 auf den Zustand gleiehmässigen Fiebers und 7 sind gemischte, d. h. der Versuch wurde bei fieber- ! Ber. d. K. Sächs. Ges. der Wiss. Math.-physik. Cl. 1867. 8. 58. 284075. 4389,% Anm, 598 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 25. Juni. losem Zustand begonnen und während des beginnenden Fiebers fort- gesetzt. Nun sind die Mittelwerthe aus allen Versuchen ohne Fieber 2,764 sec. ca » » » mit » ZETEGN Di » » gemischten Versuchen 2,598 » » Diese Zahlen zeigen zwar, dass in den gemischten Versuchen die Wärmeausgabe geringer ist, weil in ihnen das Stadium des Fieber- anfangs mit enthalten ist. Zwischen den fieberlosen und den Fieber- tagen aber ist der Unterschied so gering, dass er keine Bedeutung hat. Einer Correetion, um aus der Wärmeausgabe auf die Wärme- production zu schliessen, bedarf es nicht, da in jedem einzelnen Versuch der beiden ersten Reihen die Eigentemperatur entweder gar nicht oder nur um ı— 2 Zehntelgrade schwankte. Ich komme daher zu dem Schluss: Bei den durch Injection von Jauche, Sputum, Heuinfus u.d.g. erzeugten Fiebern konnte eine Änderung der Wärmeproduetion nicht nach- gewiesen werden. Vm Soweit meine Versuche an Thieren. Da aber bei aller Ähnlich- keit der an diesen künstlich erzeugten Fieber dennoch die Verhältnisse beim Menschen nicht genau dieselben sind, auch der Verlauf der verschiedenen Fieber die Vermuthung nahe legt, dass nicht alle Arten desselben sich gleich verhalten möchten, so war es von vornherein mein Bestreben, auch an Fieberkranken calorimetrische Messungen vorzunehmen. Leider war es mir nicht möglich, ein Calorimeter von der Grösse zu bauen, dass es einen ganzen Menschen aufnehmen könnte. Ich beschloss daher nach dem Vorgange des Hrn. LEvDENn mich mit der sogenannten »partiellen Calorimetrie« zu begnügen. Während Hr. Levven einen Unterschenkel in sein Wassercalorimeter einschloss, gab ich dem einen meiner Luftealorimeter eine solche Form, dass es zur Aufnahme eines Arms geeignet war. Mit dem ersten derartigen Apparat hat schon mein Neffe Carı RosEntHAL' einige Versuche auch an Fieberkranken angestellt und ich selbst habe seitdem eine ganze Reihe von Beobachtungen an verschiedenen Kranken - gemacht. Trotzdem ist der Erfolg bis jetzt kein grosser. Zwar konnte mit Sicherheit nachgewiesen werden, dass der Fieberabfall in der Krise oder die Temperaturabnahme in Folge antipyretischer Mittel stets von einer sehr erheblichen Steigerung der Wärme- ausgabe begleitet ist. Aber das, worauf es mir besonders ankam, 1 Areh. 1. Physiol. 1888. S. 1m Rosenr#au: Calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 299 die Vergleichung des fieberlosen mit dem fiebernden Zustand bei einem und demselben Menschen konnte ich bisher nur in einigen wenigen Fällen durchführen und zur Beobachtung des Fieberanfangs habe ich noch keine günstige Gelegenheit gefunden. Die Fieberkranken, welche wir in den Krankenhäusern beobachten können, kommen schon mit ausgebildetem Fieber dahin. Wir müssen uns begnügen, Messungen während der Fieberhöhe zu machen und nach Ablauf der Krankheit in der Reconvaleseenz. Zuweilen gelingt es auch, gerade ein Stück der Krise, des Temperaturabfalls zu erhaschen. Denn wenn auch die Versuche für die Kranken ohne Beschwerde sind, so können wir ihnen doch nicht zumuthen, den Arm stundenlang still im Apparat zu lassen, können deshalb immer nur einzelne kurz- dauernde Versuche anstellen. Alle diese Schwierigkeiten wären leicht zu überwinden bei Kranken mit gut ausgesprochenem intermittirendem Fiebertypus. Bis jetzt ist es mir aber noch nicht gelungen, eines Kranken mit Inter- mittens- oder Recurrensfieber habhaft zu werden, da diese Krank- heiten jetzt ausserordentlich selten geworden sind. Ich werde mich deshalb wohl entschliessen müssen, mit meinen Apparaten nach einem Lande zu gehen, wo intermittirende Fieber häufiger zu finden sind, nach Italien z. B. Ich habe versucht, einen Ersatz für diesen Mangel in der Unter- suehung von tubereulösen Kranken zu finden, denen durch Einspritzung des Kocn’schen Tubereulins künstliches Fieber erzeugt wurde. Zwei derartige Kranke habe ich untersucht und an dem einen zwei, an dem anderen fünf Messungen gemacht. Sie können zwar nicht ganz das leisten, was Messungen an Intermittenskranken lehren könnten, weil man nicht mit genügender Sicherheit die geeignete Zeit des Ver- suches innerhalb des langsam ansteigenden und langsam abfallenden Fiebers vorher zu bestimmen vermag. Sie sind aber immerhin lehrreich. Was ich bis jetzt aus allen diesen Versuchen ableiten kann, ist etwa folgendes: In der Zeit des Fieberabfalls ist die Wärmeabgabe sehr gross, in der Zeit des Fieberanstiegs relativ klein, kleiner jedenfalls als auf der Fieberhöhe. Auf dieser aber war sie grösser als in den fieberfreien Zeiten und in der epikritischen Zeit nach der Genesung. Dieses letztere stimmt mit den Befunden des Hrn. Levpen, aber nicht mit den Thierversuchen. Ob man daraus aber schliessen darf, dass bei den Fiebern des Menschen die Wärmeproduction gesteigert sei, was ich am Thier nicht constatiren konnte, das wage ich jetzt noch nicht zu entscheiden. fe R hu Hr | ja A Kat RN “A is (RORHKRRTRREERIGSE HIIReN on I 1 HIRTEDT karl beuiktal IN RUN UA in Kae: Nie Ama ul N IN { AL TESRTLON Ze: Rn iD ur arte A un ; 'L Kt a. i Le Ay AA RUN. ET 7} ae ER ng, | N ee ahre are Ber N REITER Eur a i ihren, ERHTR NH A| | BUT uR. Inte. Hs A Ale MET ehguanı B DIE BER AL 1 6, Bi TEL ATI RUHIG TE" Hut) Talun Is Alh F vs if, T; } h J ” BPY/RKAHE „u 757 Ab TE, inch 1 Tata ri NEST { j k uisre M I Ir PN . 1 0 it Me vu (13 ELSE TH ER, ' zu A Rare rc yo EL DECOTZ, TREND LT 9% h j FR Or Ik) SATELLIT STE ” He t 4 if Ju tkklı ar N f Hit EN u la le rl Un} Hide ji ‚ ’ wi i i Be lakeenlidss SL Een e Mita Mi } iı Pi MITTE ' { i f li { te drinn 0% furl, rat 3} T . 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Der Akademie erlaube ich mir hierdurch ganz ergebenst zu berichten, dass die zur weiteren Untersuchung vorbereiteten elektrischen Fische, besonders Mormyriden, glücklich in der Heimath angelangt sind und sich bei der weiteren Verarbeitung als sehr nutzbar erwiesen haben. Ich hoffe in nächster Zeit bereits in der Lage zu sein eine ge- drängte Übersicht der Hauptergebnisse vorlegen zu können, wenn auch die vollständigere Bearbeitung, welche »die schwach elek- trischen Fische« überhaupt umfassen soll, mich noch die nächsten Jahre beschäftigen dürfte. Von der Fülle neuer Thatsachen, die sich mir dabei aufdrängen, ohne dass es möglich wäre für dieselben sehon jetzt annähernd brauch- bare Erklärungen zu geben, möchte ich anführen, dass es mir nun- inehr gelungen ist, die früher (188 1)’ von mir beschriebenen elektrischen Nerven der Mormyriden bis in ihre Ursprungstätten im Rückenmark zu verfolgen. Die Fasern entspringen, als vordere Wurzeln austretend, in Gestalt von auffallend breiten Axencylinderfortsätzen an mächtigen, multipolaren Zellen, welche denjenigen des elektrischen Lappens von Torpedo nur wenig an Grösse nachgeben, in ihrer Anordnung aber den Zellen des Gymnotus- Rückenmarkes ähnlich sind. Sie finden sich nur im Gebiet der austretenden elektrischen Nerven, d.h. an dem Schwanzabsehnitt, wo normale Muskeln nicht vorhanden sind, dla diese dureh die elektrischen Organe ersetzt wurden. Die Reste der verwandelten Muskeln finden sich bei manchen Arten noch ganz unverkennbar in der mittelsten von den drei Schichten der Mormyrus-Platte, nicht in der vordersten. IS. oben!.S. 223% 2 Diese Berichte, ı882, St. XXIII. ı. Hlbbd. S. 480. en [>11 Sitzungsberichte 1891. £ ur . . . . 602 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 25. Juni. Die vordere wie die hintere »nervöse« Schicht sind gekörnt und die Körnchen stehen an ersterer wie bei der Torpedo-Platte in Längs- reihen senkrecht zur Plattenrichtung geordnet, an letzterer stellt die Körnchenanordnung nur eine undeutliche Strichelung des Randes dar. Die elektrischen Organe endigen sowohl vorn wie hinten in ein eigenthümliches Gewebe, welches ich auch bei Malopterurus antraf und »taubes« elektrisches Gewebe nannte; es entspricht der Zwischen- substanz im Organ, doch fehlen die eingelagerten Platten. Die sogenannten Zapfen an den arcadenförmigen Verzweigungen auf dem elektrischen Glied der Platte entsprechen der »Sohle« an motorischen Endplatten. Sie sind keine eigentlichen Nervenelemente, nehmen aber Fortsetzungen der Axeneylinder als feine Fibrillen in sich auf, um sie der Platte zuzuführen. Ausser den bereits bekannten zwei Endigungsweisen dieses Ar- cadensystems an der Platte, nämlich der direeten Anfügung der hinten herantretenden Nerven, sowie der Anfügung an vorn hinzukommende Nerven mit Durehbohrung der Platte zur Gewinnung des Ansatzes an die hintere nervöse Seite, existirt noch eine dritte, höchst merk- würdige: Die Nerven und die mit ihnen verbundenen Zapfen liegen hinten an den Platten, die Verzweigungen der Zapfen durchbohren die Platten und kehren in kurzer Wendung, sie nochmals durchbohrend auf die hintere Seite zurück. 603 Zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. Von Prof. Dr. Hugerr Lupwie in Bonn. (Vorgelegt von Hrn. Scnuurze.) Zweite Mittheilung. 1% meiner früheren Mittheilung über die Entwickelungsgeschiehte der Cucumaria planci' habe ich die Zuverlässigkeit der Serenka’schen An- gaben” über die ersten Entwickelungsstadien dieser Holothurien be- zweifelt, und zwar auf Grund der Ergebnisse, zu welchen mich das Studium der späteren, mit dem achten Tage beginnenden Entwickelungs- periode geführt hat. Zur Beseitigung meiner Zweifel schien mir die Untersuchung der sieben ersten Entwiekelungstage unerlässlich zu sein. Der damals ausgesprochenen Hoffnung, diese Untersuchung noch während dieses Jahres vornehmen zu können, kam die zoolo- gische Station in Neapel in freundlichster Weise entgegen. Dieselbe liess mir in diesem Frühlinge durch ihren trefflichen Conservator Lo Bianco die Stadien der sieben ersten Entwickelungstage züchten und conserviren, und gab mir dadurch die erwünschte Möglichkeit, die Angaben SerenkA’s einer näheren Prüfung zu unterziehen. Dabei stellte sich heraus, wie auf den folgenden Blättern näher dargelegt werden soll, dass meine Zweifel nicht ohne Grund waren. Es erklärt sich das zum Theile aus dem Zustande, in welchem sich die Unter- suchungstechnik vor ı6 Jahren befand. Die von SELENKA geübte Methode der Massen -Einbettung” giebt keine Sicherheit gegen mehr oder weniger willkürliche Auslegung und Combination von Schnitt- bildern. Auch lassen in toto aufgehellte Larven ihren Bau keineswegs mit solcher Deutlichkeit erkennen, wie man nach seinen Worten meinen - Diese Sitzungsberichte 1891. Nr. X. (Gesammtsitzung vom 19. Februar s. S. 179. Zur Entwickelung der Holothurien. Zeitschr. f. wiss. Zool. Bd. 27, 1876, S.165-174. 3 Vol. Sitzungsberichte der physikalisch-medieinischen Soeietät zu Erlangen, Sitzung vom 14. Juni 1875, S. 6. [57 (>) oa 604 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 25. Juni. könnte. Eine zuverlässige Feststellung der Thatsachen ist an diesem Objecte nur allein möglich durch sicher orientirte, lückenlose Serien möglichst dünner Quer- und Längsschnitte. SELENKA tödtete seine Larven mit Osmiumsäure oder mit einem Gemisch von Ghromsäure und Osmiumsäure und führte sie dann in Alkohol über. Nach meinen Erfahrungen an älteren Stadien schien es mir aber auch für die ersten Entwickelungstage zweifelhaft, ob diesen Abtödtungsmethoden ein besonderer Vortheil vor einer vor- sichtigen Alkoholbehandlung zukomme. Überdies war mir daran ge- legen die ersten Anlagen der Kalkkörper zu studiren. So veranlasste ich denn die zoologische Station die diesjährige Brut nur mit 50 procentigem Alkohol zu tödten und dann in 7oprocentigen Alkohol überzuführen. Die so conservirten Larven wurden in toto mit Boraxcarmin gefärbt und in Schnittserien von 54 Dicke zerlegt. Die Untersuchung ergab, dass die Anlagen das Wassergefässsystemes, Darmes, Cöloms und Nervensystemes sehr rasch und in enger Zusammendrängung auf einem kleinen Raume auftreten. Dabei sind die zelligen Elemente sehr klein und sehr ähnlich, und die Lumina aller späteren Hohlräume an- fänglich viel enger als die Dicke der begrenzenden Wände. Dazu kommt die Undurchsichtigkeit der Larven, welche auch bei künst- licher Aufstellung der ganzen, gefärbten oder ungefärbten Objecete keinen ganz klaren Einblick gestattet. Aus diesen Gründen erweist sich die Entwickelung der Cucumaria planci überhaupt als ein recht schwieriger Gegenstand. Für manche Einzelfragen, z. B. nach der Schlussstelle der zum Ringkanal sich zusammenbiegenden Wasser- gefässanlage, sind jedenfalls andere Holothurien, die ihre Larven- zustände langsamer durchlaufen und dabei durchsichtiger sind, viel geeigneter. Man kann eben nicht jede Frage an jedem Objeete mit gleicher Aussicht auf Erfolg beantworten wollen. SELENKA hat nur einige wenige Zeitangaben der von ihm beob- achteten Stadien mitgetheilt, da ihm seine darauf bezüglichen Notizen abhanden gekommen waren. Die jetzt von mir untersuchten Stadien der sieben ersten Tage sind alle rund einen Tag von einander ent- fernt. Für eine abermalige Untersuchung glaube ich aber darauf aufmerksam machen zu müssen, dass es besser wäre die Stadien in kürzeren Zeitabständen, etwa alle ı2 oder alle 6 Stunden, zu conser- viren. Namentlich dürfte sich das für den dritten und zweiten Ent- wickelungstag eignen. Tag der Eiablage. Der von SELENKA an den eben befruchteten Eiern in Abrede gestellte Kern (= erster Furchungskern) ist dennoch vorhanden; dagegen vermag ich von den von SELenka behaupteten »Kernkeimen« (im Sinne GörTE’s) nichts wahrzunehmen. Lupwiıs: Zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. 605 Ende des ersten Entwickelungstages. An der jetzt fertig ausge- bildeten, freischwimmenden Blastula lässt sich nachweisen, dass die Substanz des »Gallertkernes« von den Blastodermzellen abgesondert wird. Dass sich die Blastula um '/, ihres Durehmessers verkleinere (SELENKA), vermag ich nicht zu bestätigen, ebensowenig, dass der sich nachher als Urdarm einstülpende Theil des Blastoderms sich durch eine grössere Dicke kenntlich mache. Ferner finde ich, dass nicht nur an der dem Fundus des späteren Urdarmes entsprechenden Stelle, sondern auch an den verschiedensten anderen Punkten ein Einwandern von Blastodermzellen in den »Gallertkern« und damit die Bildung des Mesenchyms stattfindet. Ein »Mesodermkeim« im Sinne SELENKA’s ist nicht vorhanden, wenn es auch richtig ist, dass der den Fundus des Urdarmes liefernde Theil des Blastoderms vorzugsweise an der Bildung der Mesenchymzellen betheiligt ist. Das Mesenchym entsteht also sowohl vom Eeto- als auch vom Entoderm und nicht von letzterem allein, wie SeLenkA behauptet. Die be- ginnende Einstülpung des Urdarmes, welche sich durch eine leichte Abtlachung der kuzigen Blastula zu erkennen giebt, geht bald dem ersten Auftreten der Mesenchymzellen voran, bald folgt sie dem- selben nach. Ende des zweiten Entwickelungstages. Die Gastrula ist vollständig ausgebildet. Ein von Mesenchymzellen geliefertes Hautmuskelblatt im Sinne SELEnkA’s kommt weder jetzt noch später zur Entwickelung, ebensowenig das von demselben Forscher behauptete mesenchy matöse Darmmuskelblatt. Der Urdarm liegt nicht seiner ganzen Länge genau in der Axe des jetzt kegelförmigen Larvenkörpers, sondern ist ein wenig nach der späteren Ventralseite gebeugt. Auch die Ein- stülpungsöffnung (Urmund) ist nicht genau terminal gelagert, sondern hat sich etwas nach der späteren Bauchseite verschoben. SELENKA'S Fig. 19 ist nicht von einer jüngeren Gastrula als seine Fig. 20, sondern stellt einen lateralen Sagittalschnitt durch ganz dasselbe Stadium vor, welches in Fig. 20 im Medianschnitt wiedergegeben ist. Ende des dritten Entwickelungstages. Das Hydro-Enterocoel hat sich vom Urdarm abgeschnürt und in das Hydrocoel sowie in die beiden Enterocoel-Blasen zerlegt. Einzelne Larven sind etwas weniger weit in ihrer Entwickelung vorgeschritten und zeigen das Hydro- Enterocoel noch ungetheilt und im Zusammenhang mit dem Urdarme. Das Hydro-Enterocoel liegt nicht, wie SeLenka angiebt, anfänglich, d.h. so lange es noch mit dem Urdarme zusammenhängt, dorsal- wärts von diesem um erst nach seiner Abschnürung an dessen linke Seite zu rücken, sondern befindet sich von vornherein an dieser Seite. Nach der Abtrennung des Hydro-Enterocoels vom Urdarme und Zer- E 8 5 » . 9% q 606 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 25. Juni. theilung desselben in das Hydrocoel und in das linke und das rechte Enterocoel nehmen diese drei Blasen eine Lagerung ein, welche sich ohne Abbildung kaum verständlich machen lässt und deshalb an dieser Stelle nicht ausführlich geschildert werden soll. Das Hydro- coel tritt uns jetzt in Gestalt eines unregelmässigen Hufeisens ent- gegen, welches schief zur Längsaxe der Larve steht, mit seinem Bogen der Rückenseite der Larve zugekehrt ist, seinen kürzeren rechten Schenkel schräg nach vorn und unten in die rechte Larven- hälfte entsendet, dagegen seinen längeren linken Schenkel in ge- krümmtem Verlaufe nach unten und hinten richtet. An dem mittleren Abschnitte dieses eigenthümlich gekrümmten Hydrocoels bemerkt man einige leichte Ausbuchtungen, welche wahrscheinlich die ersten An- lagen der Radialkanäle des Wassergefässsystemes darstellen. Zur genaueren Feststellung dieses Punktes sowie der Stelle, an welcher sich weiterhin die hufeisenförmige Hydrocoel-Anlage zu einem Ringe schliesst, müsste man Larven während des folgenden (vierten) Ent- wiekelungstages in kürzeren (etwa 6 stündigen) Zeitabständen conser- viren und in Schnittserien zerlegen. Leider stehen mir derartige Larven einstweilen nieht zu Gebote, sodass ich hier eine Lücke lassen muss, deren Ausfüllung wohl nicht zu lange wird auf sich warten lassen. Der Kopfbuckel der Larve ist unterdessen zur Ausbildung ge- langt und hat den grösseren Theil des Gallertkernes in sich aufge- nommen. Unmittelbar hinter dem Kopfbuckel tritt an der Ventralseite der Larve eine Einbuchtung auf, welche sich bald in die Tiefe senkt und zum Vorhofe des Mundes wird. Aus dem Epithel dieser ecto- dermalen Einbuchtung der Mundbucht (Mundvorhof), entstehen die Epithelüberzüge der Fühler (sog. Fühlerkappen), sowie die An- lagen des Ringnerven und der Radialnerven, dagegen kann ich mich nicht davon überzeugen, dass daraus auch der Vorderdarm (SELENKA) seine Entstehung nimmt. Im Beginne ihrer Bildung ist die Mundbueht an ihrem Rande von guirlandenförmigen Eetodermwülsten (Wimperwülsten) besetzt, welche sich in ihrer Gesammtheit mit der Wimperschnur einer Auricularia vergleichen lassen und so die schon früher von mir ausgesprochene Vermuthung bestätigen, dass sich bei Cueumaria planci Spuren eines der tonnenförmigen Larve voraus- gehenden Aurieularia-Stadiums erhalten haben. Ende des vierten Entwickelungstages. Nach SELENKA soll erst zu dieser Zeit (vergl. die Erklärung seiner Fig. 21) die Bildung und Ab- schnürung des Hydro-Enterocoels vom Urdarme vor sich gehen. Da aber an allen mir vorliegenden Larven diese Vorgänge schon am dritten Entwiekelungstage sich abspielen, so muss ich annehmen, .R 17 . . . £) - Lupwie: Zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. 60% dass bei jener Zeitangabe SELENKA's ein Irrthum untergelaufen sei. Meine Schnittserien beweisen, dass am Ende des vierten Tages die Entwickelung des Wassergefässsystemes ganz bedeutende und auffallend rasche Fortschritte gemacht hat: Der Ringkanal ist aus der Hufeisen- form in die Ringform übergegangen, der junge Steinkanal, die An- lagen der fünf Radialkanäle und der von ihnen abzweigenden fünf primären Fühlerkanäle sind zur Ausbildung gelangt. Die Stelle, an welcher die früher Hufeisen- oder spangenförmige Anlage des Ringkanals sich zum Ringe schliesst, konnte ich, wie sehon erwähnt, nicht mit aller wünschenswerthen Sicherheit fest- stellen. Immerhin lässt sich auch schon jetzt ein Indicien -Beweis dafür erbringen, dass jene Schlussstelle sich in der rechten Körper- hälfterder Larve befindet. Die Porı'sche Blase tritt dagegen von Anfang an da auf, wo wir ihr auch in den späteren Entwickelungs- stadien begegnet sind, nämlich im linken dorsalen Interradius, weleher seinerseits der linken Körperhälfte der Larve angehört. Es kann des- halb die herkömmliche, freilich nur auf Vermuthungen beruhende Ansicht, dass die Porr'sche Blase der Schlussstelle des Ringkanals entspreche, nicht richtig sein. Der eben gebildete Steinkanal lässt überall in seinem ganzen Verlaufe eine gleichmässig, hohe Epithel- auskleidung erkennen. Er entspringt dem mittleren ventralen Radial- kanal gegenüber, also in der dorsalen Mitte des Ringkanales, aus dem hinteren Rande dieses letzteren. Eine Ventileinriehtung ist an dieser Ursprungsstelle jetzt ebensowenig vorhanden wie später. Die Anlagen der fünf Radialkanäle sind Ausstülpungen aus dem vorderen Rande des Rinekanals, welche aber sofort nach aussen und hinten umbiegen. Die Anlage des mittleren ventralen Radial- kanales unterscheidet sich alsbald durch schnelleres Wachsthum von den vier übrigen. In ihrem aboralen blinden Ende, welches bis dicht hinter die gleich zu erwähnenden Füsscehenanlagen reicht, erweitert sich ihr Lumen und deutet damit die Gegend an, an welcher am folgenden Tage die jungen Füsschenkanäle auftreten. Die Anlage der beiden ersten Füsschen geschieht gleichzeitig. Zunächst aber betheiligt sich das Wassergefässsystem noch nicht daran. Es wird vielmehr die Füsschenbildung eingeleitet von Seiten des Ekto- derms, welcher rechts und links vom blinden Endstück des mittleren ventralen Radialkanales sich zu einer Grube einsenkt. Auf dem Boden der Grube liefern die Ektodermzellen durch rasche Vermehrung ein zelliges Polster, welches später zum äusseren Epithel des jungen Füsschens wird. Erst nach der Bildung dieser Füsschengruben be- ginnt, manchmal schon am Schlusse des vierten Entwickelungstages, der mediane ventrale Radialkanal jederseits eine Ausbuchtung zu O 1. . . . . 608 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 25. Juni. entsenden, welche in den Boden der ektodermalen Füsschengrube eindringt und die dort befindliche Epithelwucherung vor sich her treibt. Die fünf primären Fühlerkanäle erweisen sich von Anfang an als basale Ausstülpungen der Radialkanäle, während SELENKA sie früher als diese unmittelbar aus dem Ringkanal entstehen lässt. Ihre Lagerung und ihr rasches Wachsthum bringen es mit sich, dass sie leichter wahrzunehmen sind als die Radialkanäle selbst. Ihre Be- ziehung zu den einzelnen Radialkanälen lässt sich jetzt schon als genau dieselbe erkennen, welche ich in den späteren Entwickelungsstadien als ausnahmslose Regel erkannt habe: Der mittlere ventrale und der linke dorsale Radialkanal geben jederseits je einen, der rechte dorsale Radialkanal aber nur an seiner dorsalen Seite einen Fühlerkanal ab (vergl. meine erste Mittheilung). Auch darin kann ich SELEnkA nicht beiptlichten, dass zuerst nur drei Fühler und dann später noch zwei andere auftreten; wenigstens sind an allen von mir untersuchten Larven stets alle fünf Primärfühler gleichzeitig vorhanden. Die Fühlerkanäle senken sich nach vorn in die Fühlerkappen des Mundvorhofes ein und erhalten dadureh ihren Epithel-Überzug. Die so gebildeten jungen Fühler bleiben einstweilen vom Mundvorhofe umschlossen. Aber nicht nur das Wassergefässsystem ist während des vierten Entwickelungstages ein gutes Stück vorgeschritten, auch die erste Anlage des Nervensystems lässt sich zu dieser Zeit nachweisen. Am Ende des vierten Tages bemerkt man auf dem Boden der Mund- bucht einen aus Ektodermzellen gebildeten Ringwulst, welcher den Mittelpunkt des Bodens umkreist und an seiner äusseren Peripherie zwischen die fünf Fühlerkappen und zugleich in der Richtung der ebendort gelegenen jungen Radialkanäle fünf kurze, streifenartige Verlängerungen entsendet. Der Ringwulst ist die Anlage des Ring- nerven, die fünf Verlängerungen die Anlagen der Radialnerven. Damit ist zum ersten Male der Nachweis erbracht, dass auch bei den füssigen Holothurien das centrale Nervensystem dem Ekto- derm entstammt. Auf dem Boden des Mundvorhofes erkennt man genau in der Mitte eine winzige Öffnung (Mund), mit welcher der Urdarm in den Vorhof durchgebrochen ist. An diese Öffnung schliesst sich der bis hinter den Ringkanal reichende Vorderdarm an, welcher ebenso wie der Enddarm in seiner ganzen Länge ein deutliches, wenn auch sehr enges Lumen erkennen lässt. Dagegen vermochte ich in dem mittleren Darmabschnitte kein deutliches Lumen wahrzunehmen; wie die zahl- reichen Kerntheilungsfiguren beweisen, befinden sich die Entoderm- zellen des Mitteldarmes in einer Periode rascher Vermehrung. Dass der Vorderdarm im Gegensatze zum Mittel- und Enddarme nicht vom Lupwıs: Zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. 609 Urdarme, sondern von einer besonderen ektodermalen, dem blinden Ende des Urdarmes entgegenwachsenden Einstülpung abzuleiten sei, muss ich bestreiten. Was als eine derartige Vorderdarm-Einstülpung gedeutet worden ist, ist nichts anderes als die zum Mundvorhof werdende Mundbucht. Cucumaria planci verhält sich in dieser Hinsicht ganz so wie Synapta digitata. Das rechte und linke Enterocoel haben den Darm rings umfasst und sind an ihrer ventralen Berührungslinie ineinander durchgebrochen. Dorsal dagegen bleiben sie durch eine Mesenchymplatte von einander gesondert, welche die Anlage des Mesenteriums darstellt. Ende des fünften Entwickelungstages. Zu dieser Zeit lenkt zunächst das weitere Schicksal der Anlage des centralen Nervensystemes die Aufmerksamkeit auf sich. Sowohl an der Anlage des Ringnerven als auch an denen der Radialnerven sondert sich die eigentliche Nervenanlage von einer oberflächlichsten Zellenlage. Letztere bildet von jetzt an den Boden des Mundvorhofes, während erstere in die Tiefe sinkt und sieh von jener durch einen feinen Spaltraum abtrennt. Unterhalb jener oberflächlichen, auf dem Boden des Vorhofes ver- bleibenden und dessen Epithel darstellenden Zellenlage wuchert ferner eine Mesenchymschicht ein, welche ihrerseits dazu beiträgt, die Nerven- anlage mitsammıt dem ihr anliegenden Spaltraum immer mehr in die Tiefe zu drängen. Der Spaltraum ist, wie aus den folgenden Ent- wickelungsstadien mit unzweifelhafter Sicherheit hervorgeht, die erste Anlage des Epineuralringes und der radialen Epineural- kanäle. Wie man zuerst im Bereiche des mittleren ventralen Radius erkennt, wächst die von ihrem Epineuralkanal begleitete Anlage des Radialnerven zusammen mit dem zugehörigen Radialkanal des Wasser- gefässsystemes nach hinten. Dabei scheinen Radialnerv und Radial- kanal des mittleren ventralen Radius mit ziemlich gleicher Schnelligkeit nach hinten vorzurücken, ja sogar der Nerv noch etwas rascher als der Wasserkanal, während umgekehrt in den vier anderen Radien, wie man am folgenden (sechsten) Tage wahrnimmt, der Radialkanal anfänglich schneller nach hinten wächst als die zugehörige Nerven- anlage. Der Steinkanal hat jetzt eine nach vorn gerichtete Ausbuchtung getrieben, deren Epithelauskleidung sich im Gegensatze zu dem hohen Epithel, welches im Übrigen den Steinkanal kennzeichnet, merklich abgeflacht hat. Diese Ausbuchtung ist die erste Anlage der von mir in meiner ersten Mittheilung beschriebenen Madreporenblase. Da sie erst secundär an dem jungen Steinkanal auftritt, so ist es mir unmöglich in ihrer Ausdeutung der Ansicht Burv’s zu folgen, welcher in ihr den Rest eines »vorderen Enterocoels« erblicken will. 610 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 25. Juni. Die Porı’sche Blase tritt als eine kugelige Ausbuchtung am hinteren Rande des Ringkanales, zwischen den beiden linken Radial- kanälen, also im linken dorsalen Interradius auf. Manchmal bemerkt man sie schon zu Ende des vorhergehenden (vierten) Tages. Die beiden seitlichen Ausbuchtungen am hinteren Ende des mittleren ventralen Radialkanales sind länger geworden und geben sich nunmehr deutlich als die jungen Füsschenkanäle zu erkennen. Mitunter sieht man sie schon bei Larven vom Ende des vierten Tages. Sonach scheint es, dass sie bald zu Ende des vierten, bald zu Anfang des fünften Tages zur Ausbildung gelangen. In Schnittserien, welche genau quer zur Längsaxe der Larve liegen, trifft man, falls die Serie von vorn nach hinten fortschreitet, stets etwas früher auf den rechten Füsschenkanal als auf den linken, was den früher mitgetheilten Beobachtungen an älteren Stadien entspricht. In Betreff der Stellung der fünf primären Fühler lässt sich jetzt mit noch grösserer Sicherheit als am vorhergehenden Tage fest- stellen, dass es stets der linke ventrale Primärfühler ist, welcher der 3auchmittellinie der Larve zunächst liegt. Überhaupt ist nunmehr die in meiner ersten Mittheilung erwähnte Schrägstellung der Sym- metrieebene der zukünftigen Holothurie zur Symmetrieebene der Larve mit aller Schärfe zur Ausprägung gekommen. Ende des sechsten Enthwickelungstages. Bei einem Theile der Larven sind nunmehr die ersten kalkigen Skeletstücke angelegt; bei den übrigen geschieht das erst im Verlaufe des siebenten Tages. Die ersten Kalkgebilde entstehen zweifellos im Mensenchym. Sie haben die bekannte Gestalt eines winzigen Stäbehens, welches sich an den Enden vergabelt. Man bemerkt sie an drei verschiedenen Stellen: ı. am Steinkanal, 2. am Ringkanal, 3. an den Füsschenkanälehen. ı. Das am Steinkanal auftretende Kalkgebilde liegst in dem Mesenchym, welches an die Vorderwand der jungen Madreporenblase anstösst, und krümmt sich unter wiederholter Vergabelung so um deren Vorderfläche, dass daraus die Gestalt einer unvollständigen Gitterschale wird. 2. Am Ringkanal bemerkt man in dem Mesenchym, welches an die Aussenwand des Ringkanales angrenzt und selbst zum Mesenehym der Körperwand gehört. fünf kleine, stäbehenförmige, an den Enden vergabelte Kalkkörperchen. Die Längsaxe eines jeden Kalkkörperchens liegt tangential zu dem von dem Ringkanal beschriebenen Kreise. Unmittelbar vor einem jeden dieser Kalkkörperchen befindet sieh die Stelle, an welcher ein Radialkanal aus dem Ringkanal austritt, um dann sofort nach aussen und hinten umzubiegen. Die Basis des Radialkanales reitet also gewissermaassen auf dem Kalkkörperchen, Lupwiıc: Zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. 611 dessen Längsaxe quer zur Längsaxe des Radialkanales gestellt ist und von dieser genau halbirt wird. Demgemäss sind, wie auch die spä- teren Stadien mit aller Gewissheit lehren, die fünf zuerst im Umkreis des Ringkanales auftretenden Kalkkörperchen die Anlagen der fünf Radialstücke des späteren Kalkringes. Damit ist der Naclı- weis erbracht, dass bei den füssigen Holothurien ebenso wie wir das von den Synapten schon länger wissen, der Kalkring an- fänglich nur aus den fünf Radialstücken besteht. Bemer- kenswertherweise ist dasjenige junge Radialstück des Kalkringes, welches bei unserer Cucumaria planci an der Basis des mittleren (ventralen Radialkanales liegt, von Anfang an kräftiger entwickelt als die vier anderen. 3. An einzelnen Larven bemerkt man auch an jedem Füsschen- kanälchen die Anlage eines Kalkkörperchens. Dasselbe ist ebenfalls in das Mesenchym eingelagert und befindet sich des Näheren un- mittelbar nach innen von der Stelle, an welcher das junge Füsschen- kanälchen nach aussen biegt um in den ektodermalen Theil der Füsschenanlage einzudringen. Der Ringnerv lässt nunmehr in seiner tieferen Schicht mit- unter schon eine sehr zarte Faserlage erkennen, welche ich bei den früher untersuchten Larven erst am neunten Tage bemerkt hatte. Es scheint demnach, dass die histologische Differenzirung des Ring- nerven bei den einzelnen Individuen nicht mit gleicher Schnelligkeit vor sich geht. Die Fühler werden auch jetzt noch nicht aus dem Vorhofe nach aussen hervorgestreckt. An ihrer Spitze ist noch keine Spur von den später vorhandenen glashellen kleinen Papillen zu bemerken. In der Wand des Fühlerkanales sind noch keine Muskelfasern zur Entwiekelung gelangt. Dagegen bemerkt man an der Basis der Fühler- anlagen besondere Ansammlungen von Zellen, welche in Zusammen- hang mit dem Ringnerven auftreten und sich weiterhin zu den Fühl- nerven ausbilden. An ihrer Ursprungsstelle sind die Fühlerkanäle verengt; indessen ist eine deutliche Ventilbildung an dieser Stelle noch nicht wahrzunehmen. Das Mesenterium rückt schon am Steinkanal etwas nach links. Weiter nach hinten trifft man dasselbe zunächst am linken dorsalen, dann am linken ventralen und schliesslich am rechten ventralen Be- zirk der Körperwand befestigt. Dieser Verlauf entspricht also jetzt schon derjenigen Anordnung des Mesenteriums, welehe wir beim er- wachsenen Thiere vorfinden. Durch diese Anordnung des Mesenteriums wird der Darm gezwungen sich in derselben Weise von links nach rechts zu krümmen. Um den eben angegebenen Verlauf des Mesen- 612 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 25. Juni. teriums zu ermöglichen, können die beiden Enterocoel- Blasen keine genau symmetrische Lage zur Symmetrieebene der Larve gehabt haben oder sie können eine solche Lage wenigstens nicht festgehalten haben. Das rechte Enterocoel umgreift nämlich mit seinem hinteren Abschnitte die linke Flanke des Darmes und rückt schliesslich mit seinem aller- hintersten "Theile auf die Bauchseite des Darmes. Dementsprechend schiebt sich das rechte Enterocoel mit seinem hinteren Abschnitte an die Bauchseite und mit seinem hintersten Bezirke an die rechte Flanke des Darmes. Einde des siebenten Entwickelungstages. An einer besonders günstigen Längsschnittserie liess sich feststellen, dass jetzt auch schon am mitt- leren ventralen Radialnerv die Sonderung einer feinlängsfaserigen Schicht unterhalb der zelligen Schieht begonnen hat, also zwei Tage früher eintreten kann als ich früher gefunden hatte. An den Spitzen der Fühler, welche nunmehr aus dem Eingang des Mundvorhofes hervorgestreckt werden können, sieht man die ersten glashellen Papillen als winzige, anscheinend rein cutieulare Erhebungen. Auch bemerkt man in der Wand der ausgestreckten Fühler die ersten Spuren der Längsmuskelfasern, welche von den Hydrocvelzellen des Fühlerkanals geliefert werden. Die Fühler- ventile konnte ich an den beiden ventralen Fühlern schon am vorher- gehenden Entwickelungstage wahrnehmen; jetzt sind sie an allen fünf Primärfühlern deutlich angelegt. Bonn,. 20. Juni 1891. 613 Über Saitenschwingungen. Von ©. Krısar-MEnZEL und A. Raps. (Vorgelegt von Hrn. Kunpr am 4. Juni |s. oben S. 531].) Hierzu Taf. III und IV. I. Gestrichene Saiten. Di ersten wissenschaftlichen Untersuchungen über die Bewegungs- form gestrichener Saiten rühren von Hermnorrz' her, welcher das Vibrationsmikroskop zu seinen Beobachtungen benutzte. Er gelangte dadurch zur Kenntniss der Schwingungscurven, als deren "Typus er die aus zwei gradlinigen Strecken zusammengesetzten Zickzackfiguren erkannte, welche mitunter durch Kräuselungen oder kleinere Zacken modifieirt sind. Er gab eine analytische Darstellung der Saiten- bewegung, die für den Fall, dass die Saite entweder nahe ihrem Ende oder genau im ersten Knoten eines Partialtones gestrichen wird, den 'Thatsachen vollkommen entspricht. Später versuchte Cm. NEumAnn” eine graphische und mehrere subjeetive optische Methoden. Endlich hat einer von uns” die Hrrn- HorLtz’schen Beobachtungen mit dem Vibrationsmikroskop fortgesetzt und viele der in der folgenden Arbeit ohjeetiv festgestellten Figuren beobachtet und nachgezeichnet. Da die Arbeit nur als Dissertation gedruckt, also unzugänglich ist, soll auf dieselbe in Folgendem kein Bezug genommen werden. Die in vorliegender Arbeit angewandte Methode Saitensch win- gungen aufzuzeichnen, ist eine photographische. Das Wesentlichste derselben, die Erzeugung eines scharf begrenzten, sehr stark beleuch- teten Punktes der Saite ohne jede Belastung derselben wurde bei Gelegenheit eines Versuches mit Hrn. Prof. Kunpr aufgefunden. ! Die Lehre von den Tonempfindungen. Braunschweig 1862. 4. Auflage 1877. S. 137. Beilage VI. 2 Wien. Ber.,6121l. S.:89. ';1870. 3 O. Krıcar - Menzer. Über die Bewegungen gestrichener Saiten. Inaug. Diss. Berlin 1888, bei M. Niethe. 614 Sitzung der phys.-math. Classe v. 25. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. Spannt man nämlich quer vor einem von hinten stark erleuch- teten Spalte! eine Saite aus und entwirft hiervon ein objeetives Bild, so erscheint mitten im Spalte ein dunkler Punkt, welcher bei einer Erregung der Saite auf und abschwingt. Wird nun dieses Spaltbild auf eine, mit photographischem Papiere überzogene, gleichförmig schnell umlaufende Trommel geworfen, so entsteht nach der Ent- wickelung eine Curve (weiss auf schwarzem Grunde), welche die ‘xcursionen eines Saitenpunktes als Function der Zeit darstellt. Die Versuchsanordnung war die folgende: Der Lichtbogen einer elektrischen Lampe (von 22 Ampere) befindet sich im Brennpunkte eines Linsensystems, durch welches ein mikrometrisch verstellbarer Spalt beleuchtet wird. Von diesem entwirft eine zweite Linse (welche noch auf Vorschlag des Hrn. Hartmann angebracht wurde) ein reelles Bild in der Ebene, in welcher die Saite schwingt. Diese Anordnung wirkt ebenso, als ob die Saite sich genau in der Ebene des Spaltes bewege, wodurch ungleich schärfere Bilder entstehen, als wenn ohne Anwendung der zweiten Linse ein direetes Bild des Spaltes mit der davor ausgespannten Saite auf dem photographischen Papiere erzeugt würde. Ausserdem kann man hierdurch die Grösse des kleinen Spalt- bildes bequem verändern und eine grosse Lichtmenge in demselben vereinigen. Die elektrische Lampe ist durch eine Wand von dem Raume, in welchem die photographische Aufnahme erfolgen soll, gänzlich abgeschnitten. Nur kurze Zeit vor dem eigentlichen Ver- suche wird eine Klappe geöffnet und das reelle Spaltbild auf der Saite entworfen. Dieses Bild wird nun schliesslich durch eine dritte Linseneombination auf eine, durch ein Uhrwerk in Rotation versetzte Trommel projieirt. Die Trommel selbst ist zum Schutze gegen fremdes Licht ganz von einem Gehäuse umgeben, dureh dessen hintere Thür sie eingesetzt bez. entfernt werden kann. In die der Saite zu- gekehrte Wand des Gehäuses ist ein Loch eingeschnitten, welches gewöhnlich durch einen elektrischen Momentverschluss geschlossen ist. Durch einen Druck auf einen Taster, welcher bequem zur Hand liegt, wird der Verschluss ausgelöst und die Öffnung des Moment- verschlusses schnellt an derjenigen in der vorderen Kastenwand vorbei und lässt so eine kurze Belichtung der Trommel zu. Die Beliehtungs- zeit kann durch Veränderung der Öffnung im Momentverschlusse be- liebig variirt werden, so dass die Trommel gerade während einer Umdrehung Licht erhält. Dicht vor der Trommel war eine Blende ! In anderen Anordnungen wurden Spalte und Spaltbilder auch schon an- gewandt von L. Hrruann, Prrücer’s Archiv f. Physiol. XLV. 582 und v. Krıes, Über ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes. pu Boıs Archiv f. Physiol. 1887 S. 254. Krıcar-Menzer und Rars: Uber Saitenschwingungen. 615 angebracht, welche das auf die Trommel geworfene Spaltbild noch eben durchliess. Hierdurch wird störendes Nebenlicht möglichst aus- geschlossen. Eine grosse, gleichförmige Umdrehungsgesehwindigkeit der Trommel wurde dadurch erzielt, dass als Windflügel des Uhr- werks ein kleines Papprädchen verwandt wurde. Dieses erzeugte bald nach der Auslösung des Uhrwerks einen deutlich wahrnehmbaren, hohen Ton. Sobald dieser Ton eine constante Höhe angenommen hatte, wurde die Aufnahme gemacht und so eine gleichförmige Um- drehungsgeschwindigkeit während der Belichtung erzielt. Als photographisches Papier wurde das Bromsilber-Gelatine-Papier von Dr. Srorze verwendet, welches eine erstaunliche Empfindlichkeit besitzt. Entwickelt wurde dasselbe mittelst Hydrochinonlösung. Der ganze optische Apparat wurde sorgfältig centrirt und für eine gleich- mässige Beleuchtung des Spaltes durch Heben und Senken der elek- trischen Lampe Sorge getragen. Eine auf der Platte des Moment- verschlusses angebrachte Marke gestattete jederzeit die richtige Lage des Spaltbildes zu erkennen. Vor jeder Versuchsreihe wurde die Schärfe des Bildes auf der Trommel geprüft. Zu diesem Zweeke wurde nach Entfernung der Trommel die matte Seite eines gefärbten Glasplättehens genau an die Stelle gebracht, welche das Bild auf der Trommel ein- nehmen sollte. Auf dieses Glasplättchen wurde dann das Bild des Saitenpunktes scharf eingestellt. Nach jeder Aufnahme wurde die Trommel um ein bestimmtes Stück gehoben und so auf einem Streifen photographischen Papieres etwa 6—5 Aufnahmen gemacht. Als Saiten wurden zur Erreichung möglichst scharf gezeichneter Figuren sehr dünne Stahldrähte (etwa o"""ı Durchmesser) verwandt, welche in einem soliden Holzhalter abstimmbar ausgespannt wurden. Die Länge der Saite war 0"50 bez. 0"So. Dicke Saiten und solche aus anderem Material ergeben fast dieselben Resultate. Die Spaltbreite wurde meist gleich der Saitendicke genommen. Selbstverständlich kann jeder Saitenpunkt sowohl beobachtet wie angestrichen werden. Als besondere Vorzüge dieser Methode anderen gegenüber könnten, abgesehen von ihrer Objeetivität, noch erstens der Umstand erwähnt werden, dass sie auch unregelmässige Zustände z. B. bei gezupften und geschlagenen Saiten mit gleicher Schärfe wie die regelmässigen, der Beobachtung zugänglich macht, und dass ferner die Tonhöhe der Saite gleichgiltig ist. Zur leichteren Auffindung bestimmter Saitenpunkte war unter der Saite ein Maassstab angebracht, welcher die einfachsten rationalen Theilpunkte angab; ausserdem wurden die Beobachtungspunkte für die meisten zu Messungen verwendeten Figuren mit einem Meter- stabe bis auf 0.001 der Saitenlänge genau bestimmt. 616 Sitzung der phys.-math. Classe v. 25. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. Für das richtige Treffen der gewünschten Streichstelle stellt sich nach einiger Übung als bester Führer das Ohr heraus, denn der Klang der Saite ist sehr verschieden und durchaus charakteristisch an verschiedenen Streichstellen. Die Messungen an den einfachsten, der analytischen Zerlegung zugänglichen Figuren wurde mittelst einer Baugere’schen Theilmaschine ausgeführt. Bevor wir zur Betrachtung der von uns photographirten Schwin- gungscurven und der daraus folgenden Form der Bewegung ge- strichener Saiten übergehen, wollen wir eine allgemeine zusammen- fassende Übersicht über die Art der möglichen Saitenbewegungen geben und dabei einige Bezeichnungen festsetzen, die uns nachher von Nutzen sein werden. Jede aufgespannte Saite schwingt unter dem Einfluss einer Dämpfung, die zum allergrössten Theile davon herrührt, dass ihre Endpunkte nicht absolut fest liegen, sondern beim Schwingen deren Lager und die weiter damit zusammenhängenden Körper von ver- hältnissmässig sehr grosser Oberfläche mit in Bewegung setzen, wo- durch dann erst eine ausgiebige Ableitung der Bewegung in die Luft als Schall entsteht. Soll daher eine gespannte Saite einen stationären Schwingungszustand behalten, wie ihn die gestrichenen Saiten that- sächlich zeigen, so muss das Verlorene durch die Arbeitsleistung einer äusseren Kraft ersetzt werden, und zwar ist dazu nur eine der Saiten- bewegung isochrone periodische Kraft befähigt. Einer solehen muss die Wirkung des streichenden Bogens gleich sein. Die Theorie lehrt nun, dass die Eigentöne einer in der beschriebenen Weise gedämpften Saite nieht genau die Reihe der harmonischen "Töne darstellen, sondern von denselben abweichen um Grössen, die um so mehr verschwinden, je fester die Enden sind. Bei den Violinsaiten und anderen auf standhaften, festgearbeiteten Haltern ausgespannten Saiten ist dieser Grenzfall so weit erreieht, dass das Ohr den Klang einer gezupften oder geschlagenen Saite — Fälle von frei verlaufenden Schwingungen, bei denen sicher nur die Eigentöne der Saite erklingen — als einen reinen, d. bh. aus der Reihe der harmonischen Obertöne zusammen- gesetzten empfindet. Eine Bestätigung der theoretisch geforderten Abweichung scheinen indessen die Schwingungsfiguren gezupfter Saiten, deren Studium nächstens von uns angegriffen werden soll, zu liefern. Diese Figuren sind nämlich nicht genau periodisch, sondern zeigen von Welle zu Welle langsam fortschreitende Verände- rungen, was darauf hindeutet, dass die die Bewegung zusammensetzen- den Partialschwingungen nicht genau harmonisch sind. Die Bewegung der gestrichenen Saiten hingegen ist thatsächlich genau periodisch, kann daher nicht aus den freien Eigenschwingungen zusammengesetzt „ a r r 4 Ye . ? r7 Krıcar-Menzer und Rars: Uber Saitenschwingungen. 617 sein. Es genügt aber bekanntlich zur Erzeugung einer starken er- zwungenen Schwingung, dass deren Periode einer natürlichen Periode sehr nahe kommt, und einen solehen Fall haben wir hier vor uns. Es gestattet diese vollkommene Periodicität eine grosse Verein- fachung in der Betrachtung der Bewegung. Denn sobald wir nicht den Verbleib der Energie verfolgen, können wir von der Dämpfung ganz absehen und die gewöhnliche Theorie der Schwingungen von Saiten mit festen Enden anwenden. Die Wirkung des Bogens ist alsdann eine derartige, dass der angestrichene Saitenpunkt zu einer vorgeschriebenen Bewegung gezwungen ist, deren Periode gleich der der natürlichen Saitenschwingung ist. Die allgemeinste mögliche Saitenbewegung ist dargestellt durch die Gleichung: © y=» Usinar 7 ES WINE male nat In. a=I Hier bedeutet / die Länge der Saite, x den Abstand eines beobach- teten Saitenpunktes vom Ende der Saite, y seine Entfernung aus der Ruhelage zur Zeit /, n ist die Zahl der in 27 Secunden ausgeführten Grundtonschwingungen und U, und r, sind zwei Reihen von Üon- stanten. Die photographirten Schwingungseurven geben für einen be- stimmten Saitenpunkt x eine graphische Darstellung für y als perio- - 2% dische Funetion von ft, deren Periode 7 gleich zu setzen ist, um den willkürlichen, von der Drehungsgeschwindigkeit der "Trommel abhängigen Abseissen-Maassstab der Figuren auf das allgemeine Zeit- maass zu redueiren. Diese periodischen Functionen von / lassen sich stets als Fourıer’sche Reihen darstellen in der Form: oo 4 — > A,» sin an (t— r,). 2 a=1m Die Coefficienten A, und Phasenconstanten 7, lassen sich — wenigstens in der Idee — stets aus der geometrischen Gestalt der Figuren be- rechnen, sind also als bekannte Grössen anzusehen, und auf diese Weise giebt die Entwickelung einer einzigen Schwingungsfigur nach Gleichung 2. der allgemeinen Form ı. einen bestimmten Inhalt; die Relation zur Bestimmung der U, ergiebt sich durch Vergleich von ı. und 2. folgendermaassen: A ER N RR er Sitzungsberichte 1891. 56 618 Sitzung der phys.-math. Classe v. 25. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. Die Grösse A, misst die Amplitude, mit der die ate Partialschwingung den Punkt x erregt, ihre Grösse wird von der Lage des beobachteten Punktes abhängen, daher kein Maass für die Stärke der Partial- schwingung sein. Ein solches haben wir erst in W,; wir wollen da- her diese Grösse die Hauptamplitude der aten Partialschwingung nennen. Wir könnten dieselbe als absolute Grösse betrachten, so lange wir die Phasenconstante zur Verfügung haben und einen Zeichenwechsel leicht durch einen Zuschlag von +7 zum Argument des Sinus herstellen können. Der allergrösste Theil der gut gerathenen Figuren ist aber derart, dass bei passend gewähltem Anfangspunkt der Zeit sämmtliche 7, verschwinden, nur sind wir dann genöthigt zur Herstellung des richtigen Vorzeichens der einzelnen Glieder der Summe die A, als algebraische Grössen aufzufassen. Die Haupt- amplitude des Grundtones, also W,, setzen wir ein für alle Male positiv an. Dadurch wird der Anfangspunkt der Zeit in denjenigen Augenblick gelegt, in welchem die erste Partialschwingung, allein wirksam gedacht, sämmtliche Saitenpunkte nach der Seite der posi- tiven y hin durch die Ruhelage führt. Zu demselben Zeitpunkt wird auch durch jede andere, einzeln wirkende Partialschwingung die ganze Saite durch die Ruhelage geführt, denn wenn sin nd = o ist, so ist auch sin ant= o. Also wird auch bei der gleichzeitigen Wirkung aller Partialschwingungen die Saite zu diesem Zeitpunkt dureh die Nulllage gehen. Durch diese Festsetzung des Vorzeichens von Q, sind nun die Vorzeichen aller Hauptamplituden bestimmt. Nämlich ' A, ist positiv, wenn die ate Partialschwingung zur Zeit {= o die Punkte der ersten, dritten u. s. w. Partialstrecke in positiver Richtung durch die Ruhelage führt; im entgegengesetzten Falle ist A, negativ. Man kann den Schwingungsfiguren leicht ansehen, ob sie zu den soeben charakterisirten Bewegungen gehören, bei denen alle 7, = 0 sind, deren Darstellung also die Form hat: = RAR. y=yd-sinarz-sinant.. 2 a=ı Die Figuren zeigen in diesem Falle das Charakteristische aller der Curven, bei denen die Ordinate (y) eine ungerade Function der Abseisse (f) ist. Wenn man nämlich das Blatt, auf dem dieselben. gezeichnet sind, auf den Kopf stellt, also die Figuren in ihrer eigenen Ebene um zwei Rechte dreht, so bieten dieselben den gleichen Anblick dar, wie vor der Drehung, sie lassen sich ohne weitere Drehung mit den in der ursprünglichen Lage gebliebenen zur Deckung bringen. Um Figuren dieser Art kurz bezeichnen zu können, wollen wir den- selben den Namen »Kehrgleiche Figuren« beilegen. Ihre analy- Krıcar-Menzer und Rars: Über Saitenschwingungen. 619 tische Darstellung ist: oo Yy ph STH ARTS en le 0. a=ı Wenn die Schwingungsfigur eines einzigen Saitenpunktes kehrgleich ist, so sind es zugleich alle übrigen. Wir wollen noch die Figur, welche im Punkte x erscheint, mit derjenigen vergleichen, welche die Bewegung des Punktes (/—x) darstellt. Zwei solche Saitenpunkte, die gleich weit vom Mittelpunkt der Saite abstehen, sollen »symmetrische Punkte« heissen. Auf Grund der Gleichung ı'. erkennen wir, dass die Bewegung im Punkte (—x) gegeben ist durch: AR N z b — id . y=>|4U-sinar 7 | sina nt a—=Il_ x —y (—ı)'""-W,sinar a sin a nt. — ; / a=ıL Eine einfache Überlegung zeigt, dass die dureh diese Gleichung dar- gestellte Figur das Spiegelbild der im Punkte x auftretenden ist. (Unter Spiegelbild ist natürlich diejenige Figur verstanden, die aus der ursprünglichen durch Vertauschung von rechts und links unter Beibehaltung von oben und unten, oder auch durch Vertauschung von oben und unten, unter Beibehaltung von rechts und links entsteht.) Eine Figur geht ferner in ihr Spiegelbild über, wenn man die Streich- stelle in den ihr symmetrischen Punkt verlegt, und endlieh auch dann, wenn man ohne Änderung der Stelle die Richtung des Striches um- kehrt. Diese beiden Fälle sind nur logisch verschieden von dem vorher besprochenen und lassen sich auf diesen zurückführen, wenn man bedenkt, dass die beiden Hälften der Saite wesensgleich sind. Es folgt aber daraus, dass zur eindeutigen Bestimmung der Figuren eine bestimmte Richtung des Striches angegeben sein muss. Als solche wurde diejenige angenommen, welche den Bogen in der Richtung der wachsenden y bewegt, also bei unserer Aufstellung des Apparates der Heraufstrich in vertiealer Richtung. Die Figuren sind fast alle bei dieser Striehrichtung erzeugt; das Gegentheil ist sonst ausdrücklich bemerkt. Schliesslich ist in Bezug auf die richtige Auffassung der Figuren zu berücksichtigen, dass das photographische Objeetiv um- gekehrte Bilder entwirft, dass also beim Steigen des beobachteten Saitenpunktes sein Bild auf der rotirenden Walze sinkt, mithin oben und unten vertauscht ist. Die Richtung der fortschreitenden Zeit in den Figuren ist aber durch den Sinn der Walzendrehung fest be- stimmt. Die Photographie giebt also nicht die Schwingungsfigur des 56* 620 Sitzung der phys.-math. Classe v. 25. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. beobachteten Saitenpunktes, sondern deren Spiegelbild, sie giebt also direet die Schwingungsfigur des zur Beobachtungsstelle symmetrisch gelegenen Punktes. Bei den photographischen Aufnahmen wurden die Beobachtungspunkte stets auf der vom Objeetiv aus gesehen rechten Hälfte der Saite gewählt und ihre Abstände vom rechten Endpunkt gemessen, während die Streichstellen auf der linken Hälfte lagen und vom linken Ende aus gemessen wurden. Da wir nun bei der Auslegung der Figuren an Stelle des wirklich beobachteten Punktes den symmetrisch gelegenen setzen müssen, so denken wir uns einfach beide Abmessungen, sowohl des Beobachtungspunktes & wie der Streichstelle E vom linken Ende gemessen. Wir können nun zur Betrachtung der Figuren selbst übergehen, von denen einige Proben auf den zwei diesem Aufsatz beigefügten Tafeln reprodueirt sind. Von besonderem Interesse ist bei des Dis- cussion der Figuren das Erkennen der Grösse der einzelnen Haupt- amplituden, und man wird gut thun, zum Zweck der Beobachtung einzelner Partialschwingungen die Beobachtungsstelle möglichst in die Mitte eines Schwingungsbauches der betreffenden Partialschwingung zu legen. Für alle ungeradzahligen Componenten empfiehlt sich daher ganz besonders der Mittelpunkt der Saite zur Beobachtung, während ein für alle geradzahligen Componenten zugleich brauchbarer Be- obachtungspunkt der Knoten des dritten Tones ist, Man erhält so l eine erste Gruppe von Figuren, für die x = — ist, während £ alle 2 I I möglichen Werthe von etwa — bis — durchläuft. Eine zweite Gruppe 20 y l giebt die in «= — beobachteten Figuren. Ein dritter Beobachtungs- punkt, dessen Figuren von besonderem Interesse sind, ist irgend ein dem Ende der Saite möglichst nahe gelegener, weil dieser alle Par- tialschwingungen zugleich deutlich zeigt, und hier die Amplituden im Vorzeichen mit den Hauptamplituden übereinstimmen. Der einzige 'Übelstand dieses Beobachtungspunktes sind die kleinen Exeursionen. Dieser Beobachtungspunkt liefert eine dritte Gruppe von Figuren. Ferner wurde eine grosse Reihe von Figuren aufgenommen, für welche 2 —=£ ist, die also die Bewegung des angestrichenen Punktes selbst zeigen. Diese Figuren für alle möglichen Saitenpunkte gebildet, geben eine vierte Gruppe, zu der als verwandte Figuren noch die hinzu- kommen, bei denen £ in einem Knoten eines mittleren Partialtons, etwa des fünften oder siebenten liegt, während x in einem anderen Knoten desselben Tones liegt. Endlich wurde eine fünfte Gruppe von Figuren beobachtet, bei denen die Streichstelle nahe dem Saiten- m KrıGar - Menzer und Rars: Uber Saitenschwingungen. 621 Do oO ende lag, wo die Geiger zu streichen pflegen. Ausserdem wurden noch zahlreiche Figuren fixirt, welche sich keiner der fünf Gruppen einreihen. Bei blosser Betrachtung der Figuren fallen nun folgende Gesetz- mässigkeiten in’s Auge. Die Figuren der ersten, zweiten und dritten Gruppe bestätigen ausnahmslos, dass diejenigen Partialschwingungen, welche in der Nähe der Streichstelle einen Knoten haben, besonders stark ausgebildet sind, so dass sie als hohe Wellen von der dem Partialton entsprechenden Anzahl über jeder Periode der Figur lagern. (Bei Bezeichnung der den Knoten naheliegenden Streichstellen ist eine unbestimmt gelassene kleine Grösse e benützt, deren Werth man sich etwa gleich „ denken mag.) Ferner sieht man, dass diejenigen beiden Figuren, die entstehen, wenn man zu beiden Seiten desselben Knotens streicht, sich durch das entgegengesetzte Vorzeichen der Amplitude der stark entwickelten Partialschwingung unterscheiden. Um dieses Vorzeichen beurtheilen zu können, muss man zunächst in den betreffenden Figuren den Anfangspunkt der Zeit unseren Fest- setzungen entsprechend bestimmen. Alle Figuren zeigen in jeder Periode eine allgemeine einmalige Hebung und Senkung entsprechend der Grundtonschwingung. Jedem Punkt der Hebung entspricht wegen der Kehrgleichheit ein entgegengesetzt gleich gelegener Punkt der Senkung. In zweifelhaften Fällen sind der höchste und tiefste Punkt des Linienzuges bestimmt einander zugeordnet. Man verbinde nun einen wohlcharakterisierten Punkt der Senkung mit dem ihm ent- sprechenden Punkte der der Zeit nach darauf folgenden Hebung durch eine gerade Linie. Der Mittelpunkt dieser Strecke, welcher noth- wendig auch ein Punkt der Curve ist, ist dann der gesuchte Anfangs- punkt der Zeit. Die stark heraustretende Partialschwingung ist nun so deutlich in dem Linienzuge zu erkennen, dass man beurtheilen kann, ob sie im Anfangspunkte der Zeit in auf- oder absteigender Richtung durch die Ruhelage führt. Im ersten Falle ist die Ampli- tude positiv, im zweiten negativ. Um nun von dieser Amplitude auf die Hauptamplitude zu kommen, benützen wir die Gleichung 3. l S. 617, welche für die ungeraden in & = — beobachteten Töne giebt: 2 4 NR elle: ’ / i A, = A,: sin —, für die geraden in & = — beobachteten Töne = j 3 etz } F aber \ = A, :sin—. Aus dem Vorzeichen der hier vorkommenden Sinus ist zu entnehmen, ob W, dasselbe oder das entgegengesetzte Zeichen hat, wie die aus der Figur zu erkennende Amplitude A,. Bei den Figuren der dritten Gruppe hat U, für alle wichtigen Töne bis 622 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. zum zwölften dasselbe Vorzeichen, wie A,. Es zeigt sich nun bei einer Betrachtung der Figuren in dieser Hinsicht als Ergänzung zu dem Ge- setz über das starke Heraustreten folgendes Gesetz über das Vorzeichen: \ ungeradzahligen Die stark ausgebildeten geradzahligen Partialschwingungen o > positive . s $ ; haben : Hauptamplituden, wenn die Streichstelle in der negative ersten, dritten, fünften... Partialstrecke des starken Tones liegt, da- negative e : Ä | gegen nes Hauptamplituden, wenn die Streichstelle in der | positive zweiten, vierten, ... Partialstrecke liegt. Ein zweites allgemeines Gesetz ist folgendes: Wenn die Streich- stelle aus der Nähe eines wichtigeren Knotens in diesen selbst rückt, so tritt eine Unstetigkeit in der Form der Saitenbewegung auf, indem die vorher besonders stark ausgebildete Partialschwingung plötzlich ausfällt, und dadurch Figuren von ganz anderem Aussehen erscheinen. Die Ausdehnung dieses den Knoten umgebenden Gebietes, innerhalb dessen der Partialton ausfällt, hängt von äusseren Umständen: Kleb- kraft des Bogens, Geschwindigkeit und Druck gegen die Saite ab, und ist im Allgemeinen um so breiter, je wichtiger der Partialton ist, kann indessen unter günstigen Bedingungen bis zum zehnten Tone wahrgenommen werden. In den nahe dem Saitenende beobach- teten Figuren der dritten Gruppe kann man das Ausfallen der Ober- töne beim Anstreichen in deren Knoten analytisch nachweisen. Die AT ER h in diesen Fällen (€ = — , — , — , — ,— , — | auftretenden treppen- TR NE ee a förmigen Figuren bestehen aus gleich langen horizontalen Strecken, die dureh fast vertieale Abhänge mit einander verbunden sind, und so eine regelmässige aufsteigende Treppe bilden, deren Stufenzahl gleich der Ordnungszahl des ausfallenden Tones ist. Auf die höchste Stufe folgt nach einem steilen Abfall wieder die tiefste. (Diese Fi- guren sind im Vibrations-Mikroskop schärfer zu sehen, als auf den Photographien, weil man dort bei der starken Vergrösserung den Beobachtungspunkt näher an das Ende der Saite verlegen kann. Sie sind aber auch hier wenigstens deutlich zu erkennen.) Diese Figuren erlauben nun in dem idealen Grenzfall vollkommen verticaler Abfälle eine sehr einfache analytische Berechnung der Üoeffieienten A, der Fourıer’schen Reihe, als deren Resultat sich die Entwiekelung der aufsteigenden Treppe mit u Stufen folgendermaassen ergiebt: oo I 4 stand lan 4. a=—ıI Krıcar-Menzer und Rars: Über Saitenschwingungen. 623 Man sieht also, dass die ute, 2ute, 3ute,... Partialschwingung fehlen. Die Amplituden der übrigen Töne + — lassen eine Bestimmung der a relativen Grösse der Hauptamplituden in diesen Fällen zu. Die Beobach- tungsstelle x muss so nahe am Saitenende gedacht werden, dass man die x enthaltenden Sinus gleich ihren Arcus setzen kann. Man erhält dann aus Gleichung 3. De fe an Ar b A, = (—1) en 5% Die vorhandenen Hauptamplituden verhalten sich also wie die reeci- proken Quadrate ihrer Ordnungszahlen; die ungeradzahligen sind positiv, die geradzahligen negativ. | Wir kommen nun zur vierten Gruppe von Figuren, welche die Bewegung des angestrichenen Punktes selbst zeigen, und zwar ergiebt sich dabei, dass in allen Fällen eine mögliche und die einfachste vorkommende Saitenbewegung diejenige ist, bei der der angestrichene Saitenpunkt mit constanter Geschwindigkeit aufwärts und plötzlich umkehrend mit ebenfalls eonstanter aber grösserer Geschwindigkeit abwärts geht. Der Anblick der dadurch entstehenden Figur ist ein aus zwei Strecken gebildeter Ziekzack. Diese regelmässigen Ziekzack- fieuren wurden sämmtlich gemessen, d. h. es wurde das Verhältniss der Projeetionen beider Strecken bestimmt, was nichts anderes ist, als das Verhältniss der zu beiden Theilen der Bewegung gebrauchten Zeiten. In der folgenden Tabelle ist als Resultat der Messungen unter » das Verhältniss der Projeetion der kürzeren (absteigenden) Strecke zur Länge der ganzen Periode angegeben, während unter &/l das Verhältniss des durch die Streichstelle abgeschnittenen kürzeren Saitenstückes zur Länge der ganzen Saite angeführt ist. Ein Blick auf diese Tabelle lehrt, dass das Verhältniss » in ganz unregelmässiger Weise wechselt. Nur so lange EN< = ist, kann man beide als gleich ansehen, und ferner auch in den singulären Fällen, wo einer der ersten Knoten //6, 2/5, 2/4, {/3 angestrichen wird. In allen anderen Fällen ist » von &/l verschieden und zwar stets bedeutend kleiner. Eine regelmässige Grösse hat dieser kleinere Werth von w noch für die Fälle, dass Knotenpunkte, wie 2/y, 2/7, 3lıo, 3/8, 2/5» 3/7» Ho angestrichen werden. Dort ist » nämlich ein Bruch mit dem gleichen Nenner, aber stets mit dem Zähler 1. An den Stellen endlich, wo Z/l kein einfacheres rationales Verhältniss ist, ist für » kein Gesetz zu finden. Der Werth hält sich meistens unterhalb o.ı oder in der Nähe dieser Grösse. Anhangsweise sind noch ein paar Zickzack- figuren angeführt, welche beim Streichen im ersten Knoten eines Tones in den anderen Knoten desselben Tones erscheinen. Sitzung der phys.-math. Classe v. 25. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. Tabelle en Näherungs- Näherungs- £ Näherungs- Näherungs- c /l fe} w {=} c l to} [7 oO zu. werth. werth. = werth. i werth. 0.045 0.050 0.286 2/7 0.140 1/7 0.068 0.068 0.300 3/10 0.110 1/10 0.141 1/7 0.138 1/7 0.310 0.087 0.166 1/6 0.160 1/6 0.320 0.051 0.177 0.081 0.333 1/3 0.320 Ua 0.188 0.044 0.350 0.070 0.200 1/; 0.199 1/5 .375 3/8 0.120 1/8 0.211 0.078 0.390 0.147 0.220 2/9 0.110 I/g 0.400 2/s 0.202 1/5 0.230 0.120 0.429 3/7 0.143 1/7 0.250 1/, 0.248 1/4 0.444 4/9 0.120 1/g 0.270 0.093 Anhang. &/1 Näherungs- = Näherungs- Näherungs- E werth. . =. werth. ä werth. 0.143 1/7 0.286 2/7 0.272 2/7 0.200 1/5 0.400 2/5 0.399 2/5 0.143 U 0.430 /7 0.425 3/7 Diese Ziekzackfiguren lassen nun eine analytische Zerlegung in Fovriıer’ sche Reihen hältniss w: zu, und zwar ist für den Ziekzack vom Ver- oo ( en N—=:C= > — * SINATOSIN AND... re 2008 = 1 a=ıI (— I UT Die Amplituden sind nämlich A, = C - ——— sin arzw. A Wenn dieser Zickzack an der Streichstelle, also im Punkte £ beobachtet ist, so folgen aus 3. die Hauptamplituden: ae = NEN. = sin (rw sinarEjl. ol re In dieser einen Formel unter Berücksichtigung der in der vor- stehenden Tabelle gegebenen zusammengehörigen Werthe von w und Ejl, liegt nun die Bestätigung für sämmtliche Gesetze, die wir aus den eomplieirteren Figuren der ersten drei Gruppen herausgelesen haben. Krıcar- Menzen und Raps: Über Saitenschwingungen. 625 Liegt nämlich erstens & in der Nähe eines Knotens, sagen wir bei einem Knoten des uten Tones, so sieht man, dass die im Nenner stehende Grösse sin ar&/! jedesmal sehr klein wird, sobald a gleich u oder gleich einem Vielfachen von # ist. Dadurch wird aber der Aus- druck für U, sehr gross, denn wenn wir für » einen Durchschnitts- werth, etwa '/, setzen, so bleibt der Zähler sin arw für alle wich- tigeren Töne ein endlicher positiver Werth. Auch die gefundene Regel über das Vorzeichen findet ihre Bestätigung. Dasselbe wird nämlich bei den ungeradzahligen Hauptamplituden, für welche (—1)'""= +1 ist, mit dem Vorzeichen von sin arZ/l übereinstimmen, bei den geradzahligen aber demselben entgegengesetzt sein. Für die . jenseits etwa des zwölften Tones gelegenen Töne würde allerdings der Zähler sin arw einen Zeichenwechsel bedingen. Doch sind diese Töne im Allgemeinen so schwach entwickelt, dass sie schwer zu eontroliren sind. Man braucht daher hierin keinen Widerspruch gegen die Erfahrung zu sehen. Für den Anstrich genau im ersten Knoten eines 'Tones, sagen wir des uten hatten wir aus der Tabelle das Gesetz entnommen »—=£jl also w= ı/u. Für alle nicht durch a theilbaren a folgt so- mit aus Gleichung 6°. AN LEE N > 08 Miet <= U, 2U, 30 2 3: ur. (Man vergleiche dasselbe Resultat in Gleichung 5.) Für die Amplituden U,, U,,,.... können wir so niehts schliessen, da dieselben die unbestimmte Form 0/0 annehmen. Aber aus der Gleichung 6. folgt direet: In dem Zickzack, den die Streichstelle zeigt, fehlt also die ute Schwingung nebst ihrem Anhang von Vielfachen. Diese werden also durch den Strich nicht erzeugt, könnten also auf der Saite zwar be- stehen, müssten aber durch irgend eine Ursache erregt werden, und da wir ausser dem Strich des Bogens keine weitere Ursache annehmen, so werden diese Partialschwingungen eben nicht erregt, und wir haben Ja. u, ar — 8 In den Fällen, wo die Streichstelle nieht im ersten, sondern in einem der mittleren Knoten (im iten) des uten Tones liegt, fanden wir w nicht gleich Z/!d. h. gleich ö/u, sondern stets gleich ı/u. Dadurch wird ebenso wie vorher bewirkt, dass die Hauptamplituden der uten u. s. w. Partialschwingungen verschwinden, zugleich aber verhalten sich die vorhandenen Hauptamplituden nicht, wie vorher, sondern es wird 626 Sitzung der phys.-math. Classe v. 25. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. das starke Heraustreten derjenigen tieferen Partialtöne erklärt, welche nahe bei diesen mittleren Knoten ebenfalls einen solehen besitzen, wie z. B. des vierten Tones beim Anstrich in °,, und ?/,, des dritten 6) 7 Tones bei 3;,, und 3/,, des fünften Tones bei ?/, und /,, des zweiten Tones bei ans Ne USW. Wir fanden in der mitgetheilten Tabelle für die Verhältnisse der an der Streichstelle beobachteten Ziekzackfiguren eine Übereinstimmung zwischen » und £/ für kleine Werthe von £, also für Streichstellen nahe dem Saitenende, wo die Saiten zum musikalischen Gebrauche gestrichen zu werden pilegen. In diesem Falle zeigen sämmtliche Saitenpunkte geradlinige Ziekzacke als Schwingungsfiguren, deren Verhältnisse » nach genauen Messungen mit dem Verhältnisse x/ übereinstimmen. Es ist auch eine theoretisch abzuleitende Noth- wendigkeit, dass alle Saitenpunkte sich in der angegebenen Weise bewegen müssen, sobald nur an einem einzigen irrationalen Punkte x der Saite ein geradliniger Ziekzack vom Verhältniss » — x/! beobachtet ist. Es ist dieser Fall der Saitenbewegung von HerLmnorrz vollständig behandelt worden. Die geradlinigen Ziekzacke sind die einfachsten Figuren, welche der vom Bogen angestrichene Saitenpunkt zeigen kann. Dass sie nicht die einzig möglichen sind zeigen mehrere Figuren der Gruppe IV. Diese sind zwar complieirter, viele unter ihnen sind aber noch kehr- eleich und ein grosser Theil derselben so einfach gebildet, dass sie eine Messung und analytische Berechnung der Amplituden zulassen. Die Ergebnisse liefern zwar etwas andere Grössenverhältnisse für die nicht besonders stark entwickelten Partialschwingungen, geben aber dieselben Gesetze über das starke Angeben oder das Ausfällen be- stimmter einzelner Töne. Alle diese Figuren zeigen das Gemeinsame, dass sie aus geradlinigen Streeken von nur zwei Richtungen zusam- mengesetzt sind, von denen die aufsteigende Riehtung weniger steil ist. Die absteigende Strecke dagegen zeigt das Bestreben möglichst steil zu stehen, und Figuren, in denen diese Strecke nothwendig einen langsameren Abfall haben muss, wie z. B. in den Zickzack- figuren für verhältnissmässig grosses w, sind sehr schwer zu erhalten. Es ist nun nach allem Gesagten klar, dass man sıch über die mechanische Wirkung des Bogens in allen Fällen dieselbe Vorstellung machen muss, welche bereits HerLmnoLtz beschrieben hat. Der an- gestrichene Punkt der Saite klebt an den harzigen Bogenhaaren, wird also mit der eonstanten Geschwindigkeit des Bogens aufwärts geführt. Diesem Zustand entsprechen die mässig ansteigenden Strecken in den Schwingungsfiguren der Streichstelle. Endlich wird dieser klebende Punkt durch die wachsende Spannung der Saite losgerissen r EN ] rn Krıcar -MEnzen und Rars: Uber Saitenschwingungen. 627 und gleitet unter starker Reibung gegen den Bogen, daher mit einer eonstanten Maximalgeschwindigkeit abwärts, bis dasselbe Spiel von neuem beeinnt. Findet dieser Rückgang ohne weiteren Zwischenfall statt, so haben wir das regelmässige Ziekzack mit nur zwei Strecken. Mitunter aber bleibt der Saitenpunkt bei seinem Rückgang noch einmal oder mehrmals haften, wird von neuem ein Stück mitgenommen und reisst dann wieder los, Vorgänge, die auch sonst bei Bewegungen gegen den Widerstand einer klebrigen Reibung vorkommen. Wir haben also den Vorgang so aufzufassen, (dass der Bogen dem ange- striehenen Punkte eine vorgeschriebene Bewegung ertheilt, bei der eine Kraft disponibel ist, welche wohl hinreicht um im Allgemeinen jede Bewegung des angestrichenen Punktes zu erzwingen, wenn sie auch andere Saitenpunkte in stärkerer Weise bewegen sollte, als gerade die Streichstelle, welche aber doch endlich eine Grenze er- reicht, und an gewissen Streichstellen (den wiehtigeren Knoten) will- kürliche Bewegungen nieht mehr aufrecht zu erhalten vermag, durch welche eine zu heftige Bewegung der übrigen Saitenpunkte erzeugt wird. In diesen Fällen können nur ganz speciell gewählte Schwin- gungsfiguren der Streichstelle bestehen, im einfachsten Falle nur Ziek- zacklinien von ganz bestimmten Verhältniss », in deren Zerlegung die Partialschwingungen fehlen, welehe in der Streichstelle einen Knoten haben. Es kommt dazu noch der Übelstand, dass diese ge- forderten Verhältnisse » grösser sind, als sie ein gewöhnlicher Bogen- strich liefert; deshalb ist es so schwer, die Saite in einem wichtigen Knoten gut anzustreichen. In den übrigen Fällen irrationaler Streich- stellen hingegen scheint es auf die Grösse von w oder die specielle Gestalt einer complieirten Schwingungsfigur der Streichstelle nicht anzukommen, die dadurch der ganzen Saite ertheilte Bewegung wird in allen Fällen aufrecht erhalten werden können. Wahrscheinlich schwanken alle diese Verhältnisse mit den Elementen der Bogen- führung; es werden z. B. mehrfach für dieselbe Streichstelle ver- schiedene Verhältnisse » gemessen. Die Saite pllegt aber an solchen Stellen stets gut anzusprechen. Dass übrigens die Periode der erzwungenen Bewegung des an- gestrichenen Punktes gleich der natürlichen Periode des Grundtons der Saite ist, kann nicht Wunder nehmen. Denn jeder Theil der durch den Bogen einmal erzwungenen Bewegung wird nach den Gesetzen der fortschreitenden Wellen gegen die Enden der Saite laufen, von dort refleetirt zurückkehren, und bis auf die äusserst ge- ringe durch die Dämpfung bewirkte Deformation nach Verlauf einer natürlichen Periode in der Streichstelle wieder ankommen, und die- selbe Bewegung reprodueiren, die vor einer Periode der Bogen er- 628 Sitzung der phys.-math. Classe v. 25. Juni. — Mittheilung v. 4. Juni. zeugte, und der Bogen, dessen Bewegung an sich nichts periodisches an sich hat, thut diesmal zu der Bewegung garnichts hinzu, als dass er durch seinen klebrigen Zwang die Bewegung um ebenso unendlich wenig wieder zuschärft, wie sie durch Dämpfung bei der unvoll- kommenen Reflexion an den Enden abgestumpft wurde. Erklärung der Abbildungen. Die auf den folgenden zwei Tafeln wiedergegebenen Schwingungsfiguren wurden aus den 50°” langen Originalstreifen ausgeschnitten und sind im natürlicher Grösse durch Liehtdruck vervielfältigt. Des beschränkten Platzes wegen konnten nur wenige der aufgenommenen Figuren wiedergegeben werden; namentlich haben wir die für die Messungen besonders wichtigen Figuren der Gruppen IV und V wegen der Ähnlichkeit des Anblicks auf wenige Proben beschränkt. Es folgt hier das Verzeichniss und die Charakteristik der mitgetheilten Figuren. Die Nummern entsprechen denen in den Figurentafeln. Die Be- obachtungspunkte stehen unter x, die Streichstellen unter &; Saitenlänge = 1. Nr. x & Bemerkungen. Nr. & & Bemerkungen. Gruppe I. Gruppe IN. Be. le 7% ko, NGeradl. Zee elta), NASA/ N DLFeress BE NE senoss! =] 18.1197 HI) Augross a 2. » „aa, A, gross — 19. » BEN Ag — 4, al ET A, gross — 20.12 1, 2 ZI ie 2l.eross; 5, » er9,. WU + und; + 2L: u... aa), A, gross, ur Da SB Ol Rossi, Da > Ha... A, Aal der. kb == U—o S, » +9), A, gross — Gruppe IH. 9. Bl: UN Brass — 2a 2 uliıs !/ı Geradl. Zu@— 20, u eu), Sl, :0ross 2 >» Mara, Sie II aD 4 A, — 2 So '/s 6stufige Treppe 12. De, No stuihse, Vreppe 26. a dee Pe 5 DZ A gross} zu '/), 5stufige Treppe. 1a a at), A, gross — 28, 9 N ET AL 15.0 Jan EIN, gross. + 200 L 2), ge: 10. » ka HH U—U—. riz. Strecken Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1891. Taf. III. Bu //,//yr/s//s// 0. Krıcar-Menzen und A. Raps: Über Saitenschwingungen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1891. Taf. IV. N Z— AIIINA 0. Krıcar- Menzeı und A. Raps: Über Saitenschwingungen. > R „= " Krıcar-Menzer und Rars: Uber Saitenschwingungen. % & Bemerkungen. Nr. © = Bemerkungen. ls N), Alseross 49- 3 w— !l3 » !/, 4stufige Treppe 50. re), w— ls Lu ler. 2, al, » (3 A Aır + 2 3, (1 U » ey U EHL,— 53 und 54. Typen complieirterer Bewe- » ta HU, + gungen der Streichstelle. » '/; 3stufige Treppe u EEE De Gruppe IVa. » le A, —, U- —, U, + 55. dr Un Eint. 77, 0 3/7 . 8, uU — Bor, 3/, Doppelter Zz., Q, » MI, U —, U, —, U, — STOSS — . Ha —U+. al, 2/7 Dreitacher Zz. I gross +. Gruppe IV. Kruppe-V. 6 ZZ W le Be ie Geradl. Zr us u), ww Allee 59. U )) MW r ?/o le 9 60. te 2 w—!/s a WB] 61 vr 2 w— ll 7 v—!ln 62. 2 v—?/, ls = ee 63. I » (Ze ul ae w= 28 64. y „ we in: Ausgegeben am 2. Juli. 631 1891. AXXIH. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 25. Juni. Sitzung der philosophisch-historischen lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnsen. Hr. Hirschrern las: Über die Sicherheitspolizei. im: rö- mischen Kaiserreich. Die Mittheilung wird später in diesen Berichten erscheinen. Ausgegeben am 2. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei \- Aal, KEN NIE, pn Au Dies 277° Hl, IE KAT 5 Ü Er 7 . B u 633 1891. AXXNIV. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 2. Juli. Öffentliche Sitzung zur Feier des Leisnizischen Gedächtnisstages. Vorsitzender Secretar: Hr. Gurrivs. Der Vorsitzende hielt die folgende Festrede: Am Lrısnız-Tage gedenken wir nach altem Herkommen derer, welche unserem Kreise angehört haben, und an diesem Jahrestage tritt uns unwillkürlich ein Bild vor die Seele, das Bild des Mannes, welchen der Kaiser und seine Bundesgenossen unter tieferregter Theil- nahme des deutschen Volkes am 28. April zur letzten Ruhe geleitet haben, so dass es die Mitglieder der Akademie und ihre Festgäste befremden könnte, wenn die heutige Rede einen andern Gegenstand hätte, als den Feldmarschall Grafen Hrermuru von Moutke, welcher seit 1860 unser Ehrenmitglied war. Die preussische Akademie der Wissenschaften, deren zweiter Stifter der grosse König war, ist durch ihre Geschichte darauf ange- wiesen, über den Kreis der Fachgelehrten hinaus auch solche Männer sich zu verbinden, welche in den Reihen der Armee und auf dem Gebiete der Kriegswissenschaften eine geistig hervorragende Stellung erlangten. So können wir, ohne in das vorige Jahrhundert hinauf- zugehen, den Feldmarschali Freiherrn von Mürrume, die Generale von RüHnLe und WiıLHeLm von ScHArnHmorst als akademische Ehren- mitglieder nennen. Sitzungsberichte 1891. 57 634 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. Morrke's Name ist aber nicht bloss ein Ehrenschmuck der Aka- demie gewesen; er war persönlich, wie wir sagen dürfen, der Unsrigen Einer. Oft und gerne hat er mit uns an diesem Tische gesessen; persönlichen Antheil hat er an den Berathungen genommen, welche die Ausgrabung von Nemrud-dagh vorbereiteten. Er war nicht Einer von denen, die zu Ehrenmitgliedern gelehrter Körperschaften gewählt werden, um im Allgemeinen ihr wissenschaftliches Interesse anzuer- kennen oder um bei wichtigen Unternehmungen auf ihre Gönnerschaft Anspruch zu haben. Morrtke stand auf einer Höhe, welche die » Schranken der verschiedenen Berufsfächer überragt, und aus angeborener Liebe zur Wissenschaft hat er seine seltenen Geisteskräfte voll ein- gesetzt, um die ınenschliche Erkenntniss zu fördern; ein kühner Entdecker hat er Bahnen gebrochen, auf denen die Männer der Wissenschaft ihm dankbar folgen. Die Aufgabe einer akademischen Gedächtnissrede kann also nur die sein, ihn in den Beziehungen zu den wissenschaftlichen Strömungen seiner Zeit darzustellen; die will- kommenste Aufgabe, die einem Akademiker gestellt werden kann; denn nichts gewährt, wie unser Ranke in seinen Tagebuchblättern sagt, ein höheres Vergnügen, als die geistigen Adern der Dinge zu verfolgen. Den Zusammenhang des Wehrstandes mit dem wissenschaftlichen Leben der Nation vermitteln die Militärschulen, in denen der Geist des grossen Königs fortlebt. Sein Grundsatz war es, dass eine voll und frei entwickelte Geistesbildung den militärischen Tugenden die Weihe gebe. Nach seiner Bestimmung wurden schon für die Kadetten- häuser Lehrkräfte ersten Ranges gewonnen; er hat ı765 die Militär- akademie in’s Leben gerufen, um einer Auswahl junger Offieiere eine über die Forderungen des Berufs hinausreichende Bildung angedeihen zu lassen. Aus dieser Anstalt ist 1809, mit reicheren Mitteln ausgestattet, die allgemeine Kriegsschule hervorgegangen, die heutige Kriegsakademie, welcher Morrke 1823—26 angehört hat, in der denkwürdigen Zeit, da General von Grausewirz ihr Director war. Der Segen dieser frideriecianischen Schöpfung ist auch ihm in vollem Mafse zu Theil geworden. Er beruht nicht sowohl auf den einzelnen Lehrvorträgen, als auf der persönlichen Berührung mit her- vorragenden Männern, die ganz andern Lebenssphären angehören; sie weckt das Verständniss für die geistigen Bewegungen der Zeit, sie bildet das in Preussen hoch und werth gehaltene Band zwischen Lehr- und Wehrstand, und gerade in den ersten Decennien unseres Jahrhunderts treten uns die fruchtbaren Beziehungen unserer Gelehrten zur militärischen Jugend besonders lebhaft entgegen. Ich denke zunächst an Carı Rırıer. Sein Fach lag dem kriegs- wissenschaftlichen Studienkreise besonders nahe; volle Aufmerksamkeit Currıus: Festrede. 635 musste daher Allem zu Theil werden, was dies Gebiet mit neuen Gedanken befruchtete. Dies war aber bei Rırtrr in hohem Grade der Fall. Denn wenn Länder- und Völkerkunde auch schon den Inhalt der ältesten ‘Historia’ ausmachte, wie die Griechen sie geschaffen und genannt haben, so war man doch noch immer gewohnt, die Oberfläche der Erde wie eine verworrene Masse von Ländern anzusehen, die zufällig der Schauplatz dieser oder jener Völkergeschichte geworden sei; deshalb blieb auch der Boden des Landes für den Historiker etwas Gleich- gültiges. Was der hellblickende und philosophisch denkende Strabon an inneren Beziehungen zwischen Naturverhältnissen und geistiger Ent- wickelung ahnend erkannte, hat keine Nachfolge gefunden; die geo- graphischen Lehrbücher wurden und blieben trockene Compendien. Carr Rırrer hat den Muth gehabt, zwei Seiten der Weltbetrachtung zu einer neuen Wissenschaft zu verbinden; seine ‘Erdkunde im Ver- hältniss zu Natur und Geschichte’ war durch Originalität und Gross- artigkeit der Anschauungen ein Ereigniss in der geistigen Welt, ein neues Reis aus altem Stamm, das mit freudiger Überraschung begrüsst wurde. In seinen Büchern ist Rırter des zu bewältigenden Stoffes niemals Herr geworden; nicht als Schriftsteller, sondern wesentlich als Lehrer hat er einen mächtigen Einfluss auf die Zeit geübt. Die Militärbehörden legten den höchsten Werth darauf, dass dem neuen Aufschwung des Fachs volle Beachtung zu Theil werde; deshalb wurden RıiTTer die Studiendireetion der Kadettenhäuser sowie die Vorträge von Geschichte und Geographie in der allgemeinen Kriegs- schule übertragen. Hier haben die beiden Männer, welche in dankbarer Erinnerung des deutschen Volks als ein unzertrennliches Paar von Alters- und Berufsgenossen unauslöschlich fortleben werden, Roon und MorrkE zu Rırrer’s Füssen gesessen. Beide sind durch ihn in die Litteratur eingeführt worden, und ich kenne kein schöneres Zeugniss von dem die Stände verbindenden Einfluss der Kriegsakademie, als die edle Begeisterung, mit welcher ALgrecht von Roov den neuen Fortschritt der Erkenntniss zu verwerthen suchte, und die anspruchlose Be- scheidenheit, mit der er Alles, was er gab, als ein Darlehen seines geliebten Lehrers angesehen wissen wollte. Wie eine persönliche Wohlthat empfand er den frischen Lebenshauch, der durch die Erd- kunde ging, der das Zufällige bannte, das Todte belebte, die Masse des Einzelnen einem grossen Zusammenhang einreihte. Er wollte von einer Militärgeographie nichts wissen; die neue Wissenschaft war ihm ein neues Band aller denkenden Menschen. 377 636 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. In diese geistig bewegte Atmosphäre trat mit noch grösserer Selbständigkeit und freierem Blick Morrke ein, alle Anregungen be- gierig aufnehmend, welche für die Betrachtung von Natur- wie Menschenwelt geboten wurden. LrororLp von Bucn, der auf Rırrer’s Lehre von den Gebirgen wesentlich eingewirkt hat, eröffnete ein neues Verständniss für die Gestaltung der Erdoberfläche; ALEXANDER von HunsoLpr, der mit Bucn am Vesuv zusammentraf, brachte aus der neuen Welt eine Fülle neuer Anschauungen. Einer der begab- testen unter Bucn’s Schülern, Frıeprıchn Horrmans, erforschte 1827 die Beschaffenheit des römischen Bodens und zeigte zuerst, wie das Tiberufer für den Geologen kein geringeres Interesse habe als für den Historiker. Beide Beobachtungsweisen entwickelten sich neben einander, eine die andere ergänzend. Wenn die Freunde des Alterthums sich früher begnügt hatten, entweder in schwärmender Vergegenwär- tigung der Vorzeit zu schwelgen oder die Überreste derselben zu inven- tarisiren, war unter der mächtigen Anregung von NIEBUHR, dem BuNsEn sich mit begeisterter Forschung anschloss, die historische Betrachtung eingetreten, die das Werden der Bürgerstadt auf dem gegebenen Boden an’s Licht zog; Ruinenstatistik wurde Stadtgeschichte. Hier wurde also, was RITTER in grossen Umrissen vorgezeichnet hatte, auf einem der wich- tigsten Plätze der Menschengeschichte zum ersten Male durchgeführt. Das waren wissenschaftliche Bewegungen, ohne welche Morrke’s Wirksamkeit unverständlich bleibt. Sie haben seinen Forschersinn geweckt und die Methode gezeigt, welcher er immer treu geblieben ist. Wie durch Rırrer, Bucn und Hunmsorpr ein neues Band zwischen Natur und Menschengeschichte hergestellt war, so hat auch er, durch Erman in die Physik eingeführt, von ihnen gelernt, nach beiden Richtungen seinen Blick zu schärfen. Wie ein Künstler die mensch- liche Gestalt, so liebte und studierte er die Bodenformen, welche den Ansiedlern ihre Einrichtungen vorzeichnen. In monotoner Fläche dürstete, wie er sagt, sein Auge nach bewegten Terrainformen, und unter dem Schutte der Jahrhunderte suchte er die Urformen der sieben Hügel wieder herauszufühlen. Wie der Bildhauer mit dem Marmorblocke ringt, um in ihm die beseelten Formen eines Menschen- kopfes zur Anschauung zu bringen, so war es seine Freude, mit Krokirtisch und Magnetnadel dem Boden das Geheimniss der Natur- form abzunöthigen. Die Campagna von Rom hat er geologisch zu begreifen gesucht. Auch für die belebte Natur hatte er das Auge offen. Sorgfältig beobachtet er die Fauna der Dobrutscha, wo das Land, wie er sagt, den Thieren anheimgefallen sei, nachdem der Mensch den Menschen daraus vertrieben; sorgsam beschreibt er die bunte Fischwelt, welche dem ‘goldenen Horn’ seine geschichtliche Currıus: Festrede. 637 Bedeutung gegeben hat, und wie Rırter mit Vorliebe der Geschichte der Culturbäume nachging, so hat er über die Cypresse im Orient feine Beobachtungen gemacht. Wohl hat man der geographischen Wissenschaft, die in Moutke’s Jugendzeit ihre Schranken sprengte, den Vorwurf gemacht, dass sie in einer gewissen Überschwänglichkeit zu vereinigen suche, was sich in den Rahmen eines Fachs nicht füge. Man hat den vollfluthenden Strom wieder in einzelne Rinnen vertheilt und zwischen den Nachbar- gebieten Grenzpfähle aufgerichtet, welche nicht aufrecht zu halten sind. Ich denke, wir sollen uns dessen nur freuen, wenn die Forsehungsgebiete sich berühren; denn nicht auf der Scheidung, sondern auf der Vereinigung wmannigfaltiger Gesichtspunkte beruht der lebendige Fortschritt menschlicher Erkenntniss. So dachte Morıke, und das ist es, was ihm unter den Zeitgenossen eine einzig-artige Stellung giebt, dass er, ohne den nächsten Beruf zu vernachlässigen, über die herkömmlichen Sondergebiete mit freiem Geiste sich erhob und allen Bewegungen der Wissenschaft, die von Rırrer, Buch, HumsoLpTt, NIEBUHR ausgingen, voll und ganz sich hingab. Dazu kam die Entwickelung der neuern Geschichte. Der Sinn für öffentliche Verhältnisse war in Morrke früh an- geregt, schon durch die wechselnden Aufenthaltsorte seiner Eltern an der Grenze Deutschlands. Die ersten Knabenjahre verbrachte er in Lübeck, und er bezeugt selbst in der Antwort auf die Verleihung des dortigen Ehrenbürgerrechts, dass die vielen Denkmäler des Bürgersinns aus der Zeit, da Lübeck an der Spitze des Städtebundes stand, dessen Flotten das Meer beherrschten, das ehrwürdige Rath- haus, die hochragenden Thürme, die schirmenden Wälle mit ihren schattigen Baumgängen, die grossen Seeschiffe auf dem schmalen Strome die frühesten Erinnerungen gewesen sind, welche ihm einen unauslöschlichen Eindruck gemacht haben. Hier hat er zuerst über Verschiedenheit der Zeitalter und der in ihnen wirkenden Kräfte nachdenken gelernt, und als er zum Jüngling reifte, wurde durch LerororLp RınkE eine neue Verbindung geschichtlicher Forschung und Darstellung angebahnt. Seine Werke haben Morrke’s Blick über die vaterländischen Angelegenheiten hin- aus auf die Gegensätze von Abendland und Morgenland, zwischen germanischen und romanischen Nationen gelenkt; in die zwanziger Jahre fällt auch die ‘Serbische Revolution’, die fesselnde Darstellung eines Volksstammes in seinen heimathlichen Verhältnissen. Die politischen Gedanken weckte die Julirevolution. Morrtke folgte den gährenden Bewegungen an den Grenzen des Vaterlandes, nicht mit dem Auge eines jungen Officiers, der ungeduldig des Zeitpunkts 638 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. wartet, wo den Waffen die Entscheidung anheimfalle, sondern mit dem eines vollkommen unbefangen denkenden Beobachters. Anarchie in jeder Form war ihm das Verhassteste, und es lag tief in seiner Natur begründet, dass gewaltsame Erhebungen ihm nur dann gerecht- fertigt erschienen, wenn es sich um unveräusserliche Menschengüter handelt. Sein Standpunkt war auch den Zeitereignissen gegenüber der des echten Forschers, der Alles in geschichtlichem Zusammen- hange zu verstehen sucht. So erschien in Folge der belgischen Revolution 1831 die Schrift über ‘Holland und Belgien in ihren Be- ziehungen zu einander seit ihrer Trennung unter Pniırier II. bis zu ihrer Wiedervereinigung unter Wırurım 1. und im folgenden Jahre die lange Zeit ganz verschollene Schrift über Polen, in welcher die geographischen Verhältnisse des Weichselthals zur Sprache kommen. MortkeE's geistige Bedeutung wurde in der Armee voll gewürdigt. Er erkannte bald, dass man ihn vorzugsweise im Generalstabe ver- wenden wolle, und war um so mehr darauf bedacht, seinem angeborenen Wissensdurste folgend, Alles zu thun, um seinen Gesichtskreis zu erweitern und sich so früh wie möglich eine umfassende Kenntniss fremder Länder, Völker und Sprachen anzueignen. 1835 nahm er Urlaub zu einer Rundreise nach Constantinopel, Athen und Neapel. In der Türkei war durch den blutigen Sturz der Janitscharen mit der Tradition gebrochen, der die Osmanen ihre Siege dankten. Man musste nach neuen Machtstützen suchen, und der Seraskier glaubte in dem jungen Hauptmann mit seinem hellen Blick und ruhigen Ernst den Mann zu erkennen, welcher zu einer Neuordnung des Heers und der Landesvertheidigung die Hand bieten könne. So erhielt die Touristenwanderung eine unerwartet neue Wendung, einen zeitgeschichtlichen Inhalt. Der Urlaub verwandelte sich in ein Commando nach der Türkei zur Instruction und Organisation der Truppen. Im Gefolge des Grofsherrn bereiste MorLrke die Landes- festungen. Das wachsende Vertrauen, das seiner Person galt, wurde auf das Heerwesen übertragen, dem er angehörte, und im Jahre 1837 traten noch drei preussische ÖOfficiere, FiscHER, von VInckE und von MünrpacnH, als Armeeinstructeure in türkischen Dienst. Die Umwandelung der Türkei in eine europäische Kriegsmacht war unmöglich. Die Schlacht bei Nisib war trotz Mortke’s An- wesenheit, der als bestellter Rathgeber von Harız Pascha, als er gegen dessen Truppenleitung vergeblich protestirte, zwei Tage vor der Schlacht jede Verantwortung abgegeben hatte, eine schmachvolle Niederlage, und beim Tode Manmup’s Il. war das Reich den eigenen Vasallen gegenüber vollkommen wehrlos, so dass es nur den Proto- kollen der Grofsmächte seine Erhaltung dankte. Currıvs: Festrede. 639 Für den politisch -militärischen Zweck wurde damals also nichts Wesentliches erreicht; um so mehr für die Wissenschaft, da MoLTkE den mehrjährigen Aufenthalt in der Levante rastlos benutzte, um die Erdkunde, deren Neubelebung durch Rırter er in voller Jugend- frische erlebt hatte, nun seinerseits kräftig zu fördern. Wir blicken also auf seine wissenschaftliche Arbeit und deren Gegenstand. Man ist gewohnt, die Wissenschaft, in deren Dienst er sich stellte, im Allgemeinen als Geographie zu bezeichnen; die Griechen, von denen unsere Terminologie stammt, waren genauer im Ausdruck. Für sie lag im Namen Geographie der Begriff des Erdganzen, und darnach kann man von der Geographie Kleinasiens so wenig sprechen, wie von der Weltgeschichte eines Staats. Das Gebiet der Erdkunde, das Morrtke bearbeitete, ist die Chorographie, das ist die Auffassung der Landschaften in ihrer charakteristischen Eigenthümlichkeit, welche ihre unentbehrliche Ergänzung in der Topographie hat, der Fest- stellung der einzelnen Ortslagen und der Denkmäler. Die Entdeckungen, welche auf diesem Gebiete gemacht werden, sind zwiefacher Art. Es sind Landstrecken, die zum ersten Male mit der Aussenwelt in Verbindung treten, oder es sind Länder alter Ge- schichte, vergessene und verschollene, mit deren Wiederentdeekung auch die ganze Cultur, welche dort zu Hause ist, erst verständlich wird. Diese Wiederentdeckung alter Gulturländer ist eine Mission unsers Jahrhunderts, an der fort und fort gearbeitet wird, seitdem CARSTEN NıEBUHR 1761 die Ziegelmauern von Babylon erkannte. In diese Mission trat MorLrtkE durch eine wunderbar glückliche Fügung ein, ein geborener Topograph, mit genialem Blick für das jeder Landschaft Charakteristische. Er reiste in landesherrlichem Auftrage, welcher Sicherheit gewährte sowie die notlıwendigen Hülfsmittel; er arbeitete im Verein mit Kameraden, deren Wirksamkeit sich nach gemein- samem Plane ergänzte. So sind die Wege, welche Alexander einst durch seine Bematisten abschreiten liess, vom Bosporus bis nach Babel hin neu zu Tage gekommen, und eines der wichtigsten Cultur- länder: Kleinasien, ein Halbinselland und zugleich ein massiver Üon- tinent, die Völkerbrücke vom Orient zum Oceident, ein Land von so excentrischer Configuration, dass es mit der syrisch-aegyptischen, der griechischen und der skythischen Welt unzertrennlich in Ver- bindung steht, durch seine in Pontus und Propontis, in den Archi- pelagus und ins Mittelmeer wie in den persischen Golf mündenden Ströme mit allen Öulturländern in Zusammenhang, der alte Kampf- platz zwischen Semiten und Ariern, zwischen Hellenen und Barbaren, zwischen Christenthum und Islam —- dies wichtige Centralland ist wesentlich durch Morrke unserer Kenntniss erschlossen worden, und 640 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. mit Kleinasien auch das Doppelstromland Vorderasiens. Er ist in die Länder, wo die Kunst des Messens einheimisch ist, zuerst wieder mit dem Messtisch vorgedrungen. Die Ufer von Euphrat und Tigris, wo alle zusammenhängende Menschengeschichte anhebt, sind durch ihn bekannt geworden. Auf Flöfsen, die wie in alten Zeiten, aus aufgeblasenen Thierfellen zusammen gebunden waren, die einzigen Fahrzeuge, welche ohne Schaden an die Felsklippen anrennen, bieg- sam dem Wasser sich anschliessen, aber auch von jedem Strudel ge- üreht und von den Wogen überschüttet werden, — hat er, der kühnste Schiffer, durch die Stromschnellen Fahrten gewagt, auf denen kein Eingeborener ihm folgen wollte. Seine Reisen waren Campagnen, welche Geistesgegenwart, Ausdauer und Heldenmuth in Anspruch nahmen. More war sich der Merkwürdigkeit dessen, was er täglich erlebte, voll bewusst und versäumte nicht, jede einsame Mulsestunde zu Aufzeichnungen zu benutzen, aber nicht, um grössere Leserkreise zu unterhalten, sondern in Briefen an die nächsten Angehörigen. Daher der schlichte Ausdruck und der volle Zauber des Unmittel- baren, der lebensvollsten Wahrheit! Seine Berichte sind der natür- lichste Niederschlag einer geistig und körperlich angestrengten Thätig- keit, belebt von allen Gedanken und Erinnerungen, welche ihn aus der Jugendzeit begleiten. Wo er auf dem Boden der klassischen Ge- schichte weilt, sind ihm die Geister der Vorzeit nahe, Hektor und Achill, Cyrus, Alexander, Xenophon. Alle Trümmer alter Römerstrassen fesselten seinen Blick und staunend stehen wir mit ihm zum ersten Male vor den wunderbaren Felsbauten von Amaseia. Wie viel Denk- würdiges hat er zuerst gesehen und beschrieben! Aller Orten fühlt er sich in die Wohnsitze der alten Völkerschaften hinein. Die Ört- lichkeit war ihm ‘das von einer längst vergangenen Begebenheit übrig gebliebenene Stück Wirklichkeit” — das ist der treffende Wahrspruch des echten Historikers und des geschichtlich denkenden Topographen. Aber von den Einzelheiten abgesehen, welche Gesammtbilder aus dem Leben der Menschheit tauchen vor uns auf! Die Zustände eines orientalischen Reichs, das nicht durch Herrscher- macht und nicht durch Anhänglichkeit, sondern durch die träge Macht der Gewohnheit zusammenhält, in welehem immerwährend mit den eignen Reichsangehörigen gekämpft wird, um Waffendienst und Steuerzahlung zu erzwingen! Und dann die erschütternden Bilder vom Wechsel menschlicher Dinge. Alte Culturländer, von deren geistigem Ertrage wir noch heute zehren, der Mutterschofs volkreicher Weltstädte, jetzt auf hunderte von Quadratmeilen wüstes Weideland umziehender Herden. Völker, welehe die inhaltreiehste Geschichte Currıus: Festrede. 641 durchlebten, sind wieder in vorhistorische Zustände zurückgesunken, sich selbst überlassen und nur dadurch frei, dass sie Gegenden be- wohnen, wo Andere nicht wohnen können. Die Stammgenossen dieser Wüstenkinder fand MoLrkE auf spa- nischem Boden als Träger von Kunst und Wissenschaft in herrlichen Denkmälern bezeugt, welche seine Gedanken darauf richteten, wie ver- schiedenartig sich im Abend- und im Morgenlande die Völker ent- wickelt haben. Die Araber vermochten auf europäischem Boden heimisch zu werden und eine Gultur zu reifen, deren Untergang noch heute als ein unersetzlicher Schaden empfunden wird. Sie fühlten, dass mit dem europäischen Boden ihre geschichtliche Mission aufgegeben werde; sie nahmen die Schlüssel ihrer Häuser von Sevilla mit, weil sie Allah dem Gerechten vertrauten, er werde ihre Kinder in das Land ihrer Glorie heimführen. Die Osmanen aber bauen, noch während sie in Byzanz herrschen, ihre Gräber jenseits des Bosporus, weil sie die Stunde kommen sehen, wo sie den europäischen Boden räumen müssen, und zwar ohne die stolzen Hoffnungen, mit denen die Mauren von Granada Abschied nahmen. Europa und Asien — das ist der Gegensatz, der unser Nach- denken immer von Neuem fesselt, der auch das Grundthema der Briefe Mortke’s bildet. Er führt uns in die Ursitze von Staatenbildung und Wissenschaft, die Heimath aller weltbewegenden Religionen. Mit ihm sehen wir die Völker des Ostens unseren Welttheil überschwemmen und hier ihre höchste Lebenskraft entfalten, um dann in der Heimath wieder zu verwildern oder in Erschlaffung zu verkommen. Morrke’s eigene Persönlichkeit selbst zeigt uns den Gegensatz, wie er jetzt ist, in anschaulichstem Bilde. Ohne die leiseste Spur von Überhebung zu verrathen, steht er da wie ein Heros zwischen Wesen untergeordneter Art, im Dienst des Morgenlandes der allein zum Herrschen Berufene, im Denken und Handeln der allein Freie in einer Umgebung, die bei einem gewissen Verständniss für höhere Lebensziele doch immer unter dem Banne des Aberglaubens, der Genusssucht und der Trägheit gefangen bleibt. MortkEe ist karg im Ausdruck dessen, was sein Gemüth im tiefsten Grunde bewegte, wenn er der Völkergeschichte mit sinnen- dem Bliek nachging. Felsenfest aber ist seine Überzeugung, dass nur im Christenthum, in dem man nach einem seiner denkwürdigsten Aussprüche das Unerklärliche unerklärt lassen soll, die staaterhaltenden Kräfte eines Volkes ruhen. Selbstgewisser als zuvor, zu voller Mannes- 642 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. kraft gestählt, in Gefahren, Entbehrungen, Mühseligkeiten aller Art erprobt, reich an seltenen Kenntnissen und unvergleichlichen Erinne- rungen, aber auch heimathfroher und heimathstolzer ist MorLrkE aus dem Orient in das Vaterland heimgekehrt. Äusserlich angesehen sind seine Aufzeichnungen ein buntes Vielerlei wechselvoller Ereignisse, aber in sich Eins. Die Weltbilder spiegeln sich alle in einem immer klaren und ruhigen Mannesgeiste; Wort und That, Darstellung und Charakter gehören zusammen. Darum sind seine Briefe nicht nur das reichste Schatzhaus lehrreicher Beobachtungen, nach Inhalt und Form ein klassisches Werk unserer Litteratur, an welchem alle Gebildeten der Nation vollen Antheil nehmen können, sondern auch ein persönliches Denkmal des grossen Mannes, das er sich in der wichtigsten Zeit seiner geistigen Entwickelung ge- setzt hat; auch die Sprache zeigt, im Vergleich mit den Jugend- schriften, wie Mortze während der Wanderjahre geistig gereift ist. Er hat aber auch andere unvergängliche Leistungen wissenschaft- licher Technik im Orient zu Stande gebracht. Die Wunderstadt des Bosporus, am Ausgange des Alterthums geschaffen, mit Athen und Rom verglichen eine Stadt der Greise, die niemals der Herd eigenen Feuers und einer frischen Kraftentfaltung gewesen ist, aber ihrer Örtlichkeit wegen eine so bedeutsame Stadt, dass sie als Kreuzpunkt der Interessen von Orient und Oceident bis auf den heutigen Tag die Welt in fieberhafter Spannung hält — diese Stadt mit, ihrer unvergleichlichen Umgebung hat Mourtke's Meisterhand uns zum ersten Male in klarem Bilde vor Augen geführt. Daran knüpft sich das grosse Kartenwerk (Kleinasien und Türkisch Armenien, von v. VIncKE, FiscHeEr, v. MorLtkE und Kırrerr); der erste durchgreifende Antheil, welchen an einer grossen Aufgabe unserer Zeit die deutsche Forschung genommen hat. Was MorrtkE im öst- lichen Hochlande, in Mesopotamien und Kurdistan geleistet, haben seine Freunde aufgenommen und ergänzt, v. VInckE im westlichen Hochlande, im Halysthale und Antitaurus, Fischer im Taurus und seinen südlichen Vorlanden. Das sind die friedlichen Feldzüge unserer preussischen Offieiere; Forscherarbeiten, welche auch Thaten sind, die dem Vaterlande und seiner Armee dauernde Ehre machen. Es sind die ersten Grundzüge einer umfassenden, wissenschaftlichen Darstellung des kleinasiatischen Continents; als ein Vermächtniss MoLTtKE's von der Akademie übernommen, welche die fortschreitende Vollendung des Begonnenen als eine ihrer wichtigsten Aufgaben ansieht. Im sechsten Jahre nach der Heimkehr wurde Mortke durch einen neuen unerwarteten Anlass wieder in die Fremde gerufen. Als persönlicher Adjutant des Prinzen Hemeıcn von Preussen erhielt er Currıus: Festrede. 643 Rom als Aufenthaltsort angewiesen, und wie hat er es auch hier verstanden, den überkommenen Beruf geistig zu verwerthen! Denn kaum hatte er sich in Rom eingelebt, so erwachte sein wissenschaft- licher Eifer und liess ihm, da die Karten der Umgegend sich ungenügend zeigten, keine Ruhe, bis er etwas Besseres zu Stande brachte. Im Winter 1845/46 wurden die grundlegenden Fixpunkte festgestellt; im Februar begann die Feldarbeit. In aller Frühe sah man seinen Wagen durch die schlafende Stadt rollen; aus den engen Garten- mauern befreit, begann er in einsamer Landschaft, wenn die Sonne über dem Sabinergebirge aufstieg, fröhlich seine emsig bescheidene Thätigkeit, die ihm dadurch zu einem geistigen Genusse wurde, dass er die Zeiten des alten Rom stets vor der Seele hatte und mit warmer Naturfreude über den schicksalreichen Boden seinen Blick auf das blaue Meer hinaus schweifen liess. Kaum in den heissesten Sommerwochen gönnte er sich Ruhe, und es war ein Glück, dass er so rastlos arbeitete. Es war die letzte Stunde. Im Juli 1846 starb der edle Fürst, in dessen Dienst er diese köstliche Mufse gefunden hatte, und bei seiner zweiten Heimkehr brachte er die fertige Karte von Rom und Umgebung mit, einen Schatz, dessen Alle froh geworden sind, die nach ihm die Campagna forschend durchwandert haben. Von jetzt an konnte er im Mittelpunkt des Staats nicht mehr entbehrt werden, aber seine Liebe zum Boden des Alterthums und sein Bestreben, die Erforschung desselben zu fördern, erloschen auch in der angestrengtesten Amtsthätigkeit nicht. Athen, das schon auf dem ersten Reiseprogramm seinen Platz gehabt hatte, war ihm unbekannt geblieben. Da geschah es, dass Kaiser Wiruerm, als Prinz- regent, im Frühjahr 1862 eine Unternehmung in’s Leben rief, welche die Alterthümer von Athen zum Ziele hatte. Sie sollte dem Ver- fasser der Tektonik, Karı Börricner, Gelegenheit geben, die Akropolis zu durehforschen; sie ist auch weiteren Kreisen in gutem Gedächtniss, weil es Heınkıcn Strack damals gelang, im Schutte des Dionysostheaters die marmornen Ehrensessel an Ort und Stelle wieder aufzufinden. Mein Gesichtspunkt war es in erster Linie, die Anlage der athenischen Befestigungen festzustellen, und dessen eingedenk, was wir dem Chef des grossen Generalstabes auf dem Gebiete antiker Topographie verdankten, wagte ich es, ohne mir zuvor höheren Orts eine Em- pfehlung zu verschaffen, in dem damaligen Generalstabsgebäude der Behrenstrasse mein Anliegen vorzubringen. Ich erbat die Begleitung eines Topographen, der mit militärisch geschulten Blick die Örtlich- keiten überschauen und darstellen könne. In Mourke erwachte die alte Wanderlust. ‘Am liebsten ginge ich selbst mit’, war seine Ant- wort. Ohne die geringsten Schwierigkeiten zu machen, gewährte er 644 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. die technische Unterstützung, und 1865 konnte ihm das erste zu- sammenhängende Bild des athenischen Stadtringes vorgelegt werden. Seitdem hat jede Anregung zu Erforschungen des klassischen Bodens im Grossen Generalstabe die zuvorkommendste Aufnahme ge- funden. 1872 wurden von Alt-Smyrna, von Ephesos mit dem Arte- mision, von der alten Königstadt Sardes die ersten topographischen Bilder entworfen. Zwei Jahre später erhielt der Vermessungsinspector Hr. Kaupert, den Auftrag, das Thalbecken von Athen genau aufzu- nehmen. Morrke hatte ihn 1866 als einen bewährten Meister seiner Kunst aus Cassel berufen, um die im topographischen Büreau des kurhessischen Generalstabes erreichten Erfolge für die preussischen Karten zu verwerthen. Mit der Gründung des deutschen Instituts in Athen gewann das Unternehmen eine grössere Bedeutung. Jahr für Jahr wurden zur Fortführung der Aufnahme junge Officiere aus- gesendet, und binnen Kurzem wird voraussichtlich eine Gesammtkarte der Landschaft vorliegen, für historische Localforschung die erste sichere Grundlage, die auch schon der geologischen Forschung als un- entbehrliche Unterlage gedient hat. Wie zufällig erscheinen die Anlässe und Verknüpfungen, denen wir es verdanken, dass nach und nach Byzanz mit dem Bosporus, Kleinasien und Mesopotamien, Rom und die Campagna, Athen und Attiea theils durch. More selbst und seine Freunde, theils unter seiner Obhut durch seine Beamte und Officiere wissenschaftlich durch- forscht und dargestellt sind! Und doch steht Alles in innerem Zu- sammenhang; denn die Forscherlust und Forschergabe MorTtkE’s ist es, wodurch sein Leben eine so epochemachende Bedeutung für die Wissenschaft der Erdkunde erhalten hat. Wer ist berufen, die geistige Wirksamkeit des grossen Mannes nach allen Seiten zu würdigen! Nach meinem Gefühle wäre es un- bescheiden, wenn ich die kriegswissenschaftlichen Werke, welche ihn nach Rırrrr's Tode auf Perrz’ und Raske’s Antrag in den akade- mischen Kreis eingeführt haben, eingehender besprechen wollte. Es wird eine besondere Aufgabe sein, ihn in dem Kreise der Männer, welche grosse Feldherren und zugleich Meister der Geschiehtsehreibung gewesen sind, nach seiner Eigenthümlichkeit darzustellen. Dazu gehört die Befähigung, beiden Seiten gerecht zu werden. Auch ist es dem ferner Stehenden nicht möglich, in den geschichtlichen Werken des Generalstabs die verschiedenen Urheber zu unterscheiden, wenn auch die grossartig klaren Überblicke der politischen Weltlage sowie des Kriegschauplatzes, welche die Geschichte von 1870 ein- leiten, den Meister verrathen, der dadurch für immer eine vorbild- liche, Allen verständliche Bedeutung erlangt hat. Currıus: Festrede. 645 Seit den Freiheitskriegen ist ja auch die Kriegsgeschichte eine andere geworden. Die Feldherrnkunst hat aufgehört, eine von Ge- heimnissen umgebene besondere Doctrin zu sein, welche die Heer- körper als Werkzeuge einer künstlichen Mechanik verwendet. Wenn die Wehrkraft auf der Kriegsbereitschaft des ganzen Volks beruht, wird auch die Strategie populär und die Kriegsgeschichte ein Stück Volksgeschichte. Mourke, dessen Leben ein Jahrhundert füllt, ist allmählich in die Zeit der Freiheitskriege hineingewachsen. Als Knabe hat er die tiefste Ohnmacht Deutschlands erlebt; er hat das eigene Vaterhaus von übermüthigen Feinden plündern, das Brücner’sche Corps die Waffen strecken sehen. Um so lebendiger hat er, zum Jüngling heranreifend, den Anbruch einer neuen Zeit erkannt, und in seinen Reisebriefen spricht er von Niederlagen, in welchen der Keim einer verjüngenden Erhebung der Völker liegen könne. So begreifen wir, was den jungen Officier aus der dänischen Armee zu uns herüber- führte; es war der Heimathzug eines deutschen Gemüths, welches an der bei Leipzig und Waterloo begründeten, nationalen Entwicke- lung Theil nehmen wollte, und nachdem er in langen Friedensjahren an seiner Ausbildung zum Feldherrn und der Vervollkommnung des Heerwesens unablässig gearbeitet hatte, fiel ihm an der Spitze des Generalstabs die Aufgabe zu, in die Fortbildung dessen, was er in den Freiheitskriegen hatte werden sehen, persönlich und. auf eine für Deutschland entscheidende Art einzugreifen. Die Wehrverfassung, durch welche Preussen neu geboren war, durfte nicht stehen bleiben, wie es zum Schaden des Staats mit dem Heerwesen des grossen Königs der Fall gewesen war. Kaiser Wıirnern 1. war es, der als Regent die Nothwendigkeit einer Neuordnung des Heers erkannte, damit es für den Ernst kriegerischer Entscheidungen in voller Bereitschaft dastehen könne. Die damit verbundene Stei- gerung der Ansprüche an die Mittel des Staats musste Widerspruch wecken, und so kam es, dass die organische Fortbildung der volks- thümlichsten unserer Staatseinrichtungen eine Erschütterung des inneren Friedens zur Folge hatte, welche für alle Freunde des Vaterlandes eine Zeit der schwersten Prüfung war, so dass König WiLneLm, wie er seine landesväterlichen Absichten verkannt sah, im Begriffe stand, die Krone niederzulegen. In diese Krisis ist MorLrke wie ein rettender Genius eingetreten; denn der zähe Widerstand beruhte ja vorzugsweise darauf, dass man nach den Erfahrungen der letzten Decennien an eine ernsthafte Ver- werthung der Reform nicht glaubte. Da war er es, welcher in ver- ständnissvollem Anschluss an Bısmarer’s grosse Politik, das von Roon 646 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. geschliffene Schwert als Chef des grossen Generalstabes so zu führen wusste, dass die geschmähte Reorganisation sich als die grösste Wohl- that bewährte und als solche sofort von den Parteien anerkannt wurde. Das war ein Sieg seltenster Art, der dem Könige sein Volk und dem Lande den Frieden zurückgegeben, dem Staat aber den Weg zu einer neuen Weltstellung gebahnt hat. Einen grösseren Dienst hat Niemand seinem Vaterlande leisten können. Nichts ist für Morrtke’s Persönlichkeit so charakteristisch wie die versöhnende Stellung, die er im Staatsleben einnahm. Denn man kann sagen, dass Alles, was nach der Schwäche menschlicher Natur an Reibungen und Gegensätzen zwischen Ständen und Berufsarten vorkommt, sich in ihm zu einer höheren Harmonie auflöste. Soldat mit Leib und Seele, hatte er doch immer nur das Vaterland im Auge, und seine militärischen Gesichtspunkte waren nie und nirgends von denen des staatlichen Lebens getrennt. Er wollte nicht Rache nehmen für das, was in den Schreckenstagen seiner Jugend und in den Zeiten vorher die Deutschen vom Übermuth der Nachbarn zu leiden gehabt hatten; er wollte nur die Wiederkehr solcher Schmach unmöglich machen, die Volksgenossen, welche er auf seinen Wanderungen mit tiefem Unmuthe vom Vaterlande verlassen, der Heimath entfremdet, getroffen hatte, wieder sammeln und die Bruderstämme, die gegen einander in Waffen gestanden, unzertrennlich unter einer Fahne einigen. Das Kriegsbanner, das er als Feldherr trug, war im Sinne des obersten Kriegsherrn wesentlich ein Banner des Friedens. Darum war er auch im Parlament als Vertreter der Armee immer betlissen, den unzertrennlichen Zusammenhang ihrer Interessen mit denen von Staat und Volk deutlich zu machen. Man nenne, sagte er, den Waffendienst eine unproducetive Thätigkeit, aber er bezwecke und erziele doch die Sicherheit des Staats, ohne welche Handel und (Gewerbe nicht gedeihen könnten; er sei die Schule der heranwachsenden Nation in Ordnung, Pünktlichkeit, Reinlichkeit, Gehorsam und Treue; Eigenschaften, welche für eine spätere, productive Thätigkeit doch gewiss nicht werthlos seien. Seine Darlegungen, von dem Geist einer milden Weisheit ge- tragen, ruhten immer auf dem Grunde einer unwiderleglichen Wahr- heit, deren Eindruck sich kein Unbefangener entziehen konnte. Es war ihm ein Bedürfniss, Alles, auch die höchste Feldherrnkunst auf den einfachsten, allgemein verständlichen Grundsätzen aufzubauen; er kannte keine Soldatentugenden, die nicht auf sittlichem Grunde ruhten. Der erste Meister des Kriegs, hat er nie den Reiz empfunden, die Gelegenheit zu suchen, diese Meisterschaft zur Geltung zu bringen. War die Entscheidung auf dem Schlachtfeld unvermeidlich, so hatte 4 Currıus: Festrede. 647 er nur ein Ziel, so rasch und energisch wie möglich, den Zweck zu erreichen, dem Vaterlande seine höchsten, unveräusserlichen Güter zu sichern, nach jedem Erfolg still und bescheiden in seine friedliche Thätigkeit zurücktretend. Ein Mann von überlegener Geisteskraft, ist er nie auf seine per- sönliche Macht eifersüchtig gewesen, in allen Feldzügen beflissen, den Führern der einzelnen Armeen den freiesten Spielraum eigener Thätigkeit zu schaffen, nachdem er den Plan entworfen hatte, wie zur rechten Stunde und am rechten Platze Alles zur Entscheidung sich zusammen finde. Auf dem Gipfel aller Ehren, mit welchen der oberste Kriegsherr den Helden schmückte, der an der Aufrichtung des Kaiserthrons einen so wesentlichen Antheil hatte, im vollen Genuss der begeisterten Anerkennung von allen Deutschen im In- und Auslande, die durch seine Siege sich wieder gehoben und geeinigt fühlten, bewundert von allen Zeitgenossen als einer der ersten Männer des Jahrhunderts, ist er immer derselbe demüthige, anspruchlose Mann geblieben, der so schlicht und einfach unter uns umherging, als wenn er nichts Be- sonderes gethan hätte. Ein Wort, ein Blick, eine Geberde, welche einen Geringeren verletzen konnte, war ihm unmöglich. Er vereinigte in sich, was wir so selten in einer Persönlichkeit vereinigt finden. Ein Mann der That, der schon als Erforscher Asiens keine Lebensgefahr scheute, ein unerschrockener Krieger, der auch als Schlachtenlenker sich bei seinen Recognoseirungen bis über die äussersten Schützenlinien vorwagte, ein Mann, der vom General- stabsgebäude aus mit wachsamen Umblick unablässig beschäftigt war, alle Heere Europas, alle Änderungen der Waffen und Waffentechnik, alle Erfindungen des Festungsbaues, alle Fortschritte des Verkehr- wesens scharf im Auge zu behalten, um jede Erfahrung unverzüglich für die Erhöhung der vaterländischen Wehrkraft zu verwerthen — und bei dieser ununterbrochen nach aussen gerichteten Wachsamkeit und Wirksamkeit blieb er immer der in sich Gesammelte, der denkende Geist, dem ernste Forschung ein Lebensbedürfniss war, voll lebendiger Theilnahme an Kunst und Wissenschaft. Wenn also schon im Alter- thum darüber gestritten wurde, welchem Leben der Vorzug gebühre, dem beschaulichen Leben des Weisen, der an seinem ruhigen Auge die Weltbegebenheiten vorüberziehen sieht, oder dem praktischen Leben des Staatsmannes und Feldherrn, so hat Morrke in seltener Weise Beides in sich vereinigt, ein unvergleichlicher Zeuge dafür, dass bei voller Entwickelung des Denkvermögens die männliche That- kraft unversehrt bleiben kann, und dass es ein Deutscher war, der diese Doppelkraft bis in das höchste Alter sich bewahren konnte, das ist es, wofür wir Gott von Herzen danken. 648 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. = Morrke ist ein reich begnadigter Mensch gewesen im Leben wie im Sterben. Mit dankbarem Gemüth hat er selbst den Segen an- erkannt, der sein Wirken begleitet hat. Schon bei der Heimkehr von Königgrätz hörte man ihn sagen: »Es ist schön, wenn der Herr »einem Manne den Lebensabend so erhellt, wie er es dem Könige »und vielen seiner Generale gethan; auch ich bin jetzt 66 Jahr alt »und für mein Wirken in diesem Leben habe ich einen so herrlichen »Lohn erhalten, wie wohl wenige Menschen. Wir haben einen Feld- »zug geführt, der für Preussen, für Deutschland, für die Welt eine »unermessliche Bedeutung hat. Gottes Gnade hat unser redliches »und thatenkräftiges Streben mit glorreichen Siegen belohnt. Wir »alten Leute aus dem böhmischen Feldzuge können uns rühmen, »welche harten Kämpfe wir auch in unserem früheren Leben durch- »gekämpft haben, dennoch des Glücks Schofskinder zu sein.«' So sprach er damals, mit keinem Worte seiner Verdienste ge- denkend. Er erkannte wohl, dass es nicht die letzten Kämpfe waren; aber er dankte schon für die den Alten des Geschlechts gegönnten Erfolge und ahnte nicht, was er noch selbst mit ungeschwächter Manneskraft zu leisten. berufen sei, der auserwählte Held des inhalt- reichsten Jahrhunderts vaterländischer Geschichte, unter dem die deutsche Nation sich unüberwindlich fühlte. Der Segen, den Morrke für sich so dankbar anerkannte, ruht auch auf uns und unsern Nachkommen. Denn es sind nicht bloss die Äusseren Denkmäler, die er uns hinterlassen hat, die deutsche Einheit, das deutsche Reich, an dem er so herrlich mitgebaut hat, sondern er ist uns auch darum so unaussprechlich theuer, weil um ihn, wie um keinen anderen Feldherrn, die ganze Nation in allen Ständen und Wohnsitzen sich parteilos und liebevoll geeinigt hat. Er ist uns der Hort dieser geistigen Einheit, der Mann, in dessen Gedäechtniss sich Jahrhunderte hindurch alle deutschen Herzen immer von Neuem erheben und begeistern werden, ein Vorbild der Tugenden, welche unser Vaterland auf der Höhe erhalten werden, zu welcher er es geführt hat, wenn wir seinem Wahlspruch folgen: Alle Zeit | Treu bereit Für des Reiches Herrlichkeit! ! Vergl. Freiherr von Fırcxs Feldmarschall Graf MorrkeE 8. 67. EINER WRT Preisaufgaben: CHARLOTTEN - Stiftung. Graf Lousar - Stiftung, 649 Preisaufgabe der CHARLOTTEN-Stftung 1891. Nach dem Statut der von Frau CHARLOTTE STIEPEL geb. Freiin von Horrr- GARTEN errichteten CHARLOTTEN-Stiftung für Philologie wird am heutigen Tage eine neue Aufgabe von der ständigen Commission der Akademie gestellt: »Von Damaskios de prineipis II $ 204—239 (II p. 85, 19—113, 6 ed. Ruelle Paris 1889) soll eine kritische Textbearbeitung gegeben und eine knapp gefasste Einleitung über Damaskios’ Leben und Schriften vorausgeschickt werden. Es wird die Erwartung aus- gesprochen, dass der durch diese Probeleistung sich als befähigt ausweisende Gelehrte sodann die Neubearbeitung des Commentars des Proklos zu Platon’s Republik in Angriff nimmt. « Die Stiftung ist zur Förderung junger dem Deutschen Reiche angehö- riger Philologen bestimmt, welche die Universitätsstudien vollendet und den philosophischen Doctorgrad erlangt oder die Prüfung für das höhere Schulamt bestanden haben, aber zur Zeit ihrer Bewerbung noch ohne feste Anstellung sind. Privatdocenten an Universitäten sind von der Bewerbung nicht ausge- schlossen. Die Arbeiten der Bewerber sind bis zum ı. März 1892 an die Akademie einzusenden. Sie sind mit einem Denkspruch zu versehen; in einem ver- siegelten mit demselben Spruche bezeichneten Umschlage ist der Namen des Verfassers anzugeben und der Nachweis zu liefern, dass die statutenmässigen Voraussetzungen bei dem Bewerber zutreffen. In der öffentlichen Sitzung am Leinız-Tage 1892 ertheilt die Akademie dem Verfasser der des Preises würdig erkannten Arbeit das Stipendium. Dasselbe besteht in dem Genusse der zur Zeit vier Procent betragenden Jahreszinsen des Stiftungscapitals von 30000 Mark (1200 Mark) auf die Dauer von vier Jahren. Graf Lovgart-Stftung. Auf die im Juli 1889 erfolgte Bekanntmachung, welche die vom ı. Juli 1882 bis 1. Juli1889 erschienenen Werke über die che Nordamerikas zur Con- eurrenz um den Lousar-Preis einlud, sind nur vier Werke eingesandt worden. Von den eingesandten glaubte die Akademie die Jomss Horkıns Uni- versity Studies in Historical and Political Science (7 Bde.) von der Coneurrenz ausschliessen zu müssen, weil sie den Charakter einer Zeitschrift an sich tragen, ihr Inhalt von zahlreichen Autoren herrührt. Das wesent- lichste Verdienst an dieser Sammlung, welche die historischen Studien in den Vereinigten Staaten sehr gefördert ind vertieft hat, gebührt Prof. Dr. A. B. Apans; aber als Autor der sieben Bände kann er doch nicht angesehen werden. Di die drei anderen Werke urtheilt die Akademie folgendermaassen: E. Scnuvyrer’s American Diplomacy ist msofern ein erdienstsollee Beh, als es eine Frage, die von nicht geringem praktischen Belang für die Sitzungsberichte 1891. 58 650 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli. Vereinigten Staaten ist, in einer Weise behandelt, die weitere Kreise des amerikanischen Volkes auf ihre Bedeutung aufmerksam gemacht und das Denken hinsichtlich ihrer in richtigere Bahnen gelenkt hat. Unser Wissen hat es in keiner Beziehung vermehrt und es kann ihm überhaupt der Cha- rakter einer wirklich wissenschaftlichen Arbeit nicht zugesprochen werden. 2. InG. W. Scuuyzer’s Colonial New York. Pur SchuyLer and his Family (2 Bde.) sind viele bisher unbekannte Thatsachen aus Archiven, Familienbibeln u. s. w. zusammengetragen worden. Zum sehr grossen Theil bieten sie jedoch nur der Familie Schuyrer irgend welches Interesse dar, und was mehr oder weniger geschichtliche Bedeutung hat, ist vielfach theils in ungebührlicher Breite behandelt, theils in einseitiger Weise verwerthet worden, wenngleich der Historiker manches von dem brauchen kann, was der Sammlerfleiss des Verfassers m den zwei starken Bänden vereinigt hat. Beide Werke können mit dem Preise keinenfalls gekrönt werden. 3. Die Biographie W.L. Garrison’s (4 Bde.), von seinen Kindern veröffent- lieht, hat unzweifelhaft einen erheblichen Werth. Das von den Verfassern zusammengetragene Material ist so umfassend und bedeutsam, dass das Werk für immer eine unentbehrliche und vielfach sehr werthvolle Quelle für die Geschichte des Sclavereiconflictes bleiben wird. Aber es fehlt die eigentlich wissenschaftliche Verarbeitung. Es ist zu beanstanden, dass die Anschauungen und die Thätigkeit GArrıson’s hinsichtlich verschiedener Fragen von verhält- nissmässig geringem Belang, oder gar ohne jede allgemeine geschichtliche Bedeutung mit derselben Ausführlichkeit behandelt sind, wie seine welt- historische Wirksamkeit in der Sclavenfrage. Über die allgemeine Geschichte dieser ist so wenig gesagt, dass der gewöhnliche Leser ohne Heranziehung anderer Schriften ein volles Verständniss des Buches nicht gewinnen kann, ja die Rolle Garrıson’s in der grossen Bewegung ihm in mehr oder minder verschobener Perspective erscheinen muss. Die Verfasser treten nur ganz ausnahmsweise mit ihrem persönlichen Urtheil hervor, sie lassen durchaus die Acten für sich selbst reden, unterdrücken nichts, verzichten aber auch darauf, einen Commentar zu geben. Das Werk hat so mehr den Charakter einer Materialiensammlung, als eines Geschichtswerkes. Deshalb glaubt die Akademie es sich und der amerikanischen Wissen- schaft schuldig zu sein, lieber den Preis auch diesem Werke zu versagen, als einen Maassstab anzulegen, der künftig ausgeschlossen erscheint, wenn die Lovzar-Stiftung bekannter, der Ausschreibungstermin ein mehrjähriger sein wird und hoffentlich die besten wissenschaftlichen Erscheinungen ameri- kanischer Geschichte und Urgeschichte sich um den Preis bewerben werden. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 651 1891. AÄXXV. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 9. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revmono. l. Hr. Kroxnecker las über die Zeit und die Art der Ent- stehung der Jacosı schen Thetaformeln. 2. Hr. Warpever legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. A. Freiscn- MANN in Erlangen vor über die Entwickelung und die Structur der Placenta bei Raubthieren. 3. Es lagen eine Denkschrift des Hrn. Prof. Hertz in Breslau und daran von der philosophisch-historischen Classe geknüpfte Bemerkungen vor über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. Beide Mittheilungen und die Denkschrift nebst den Bemerkungen folgen umstehend. Das auswärtige Mitglied der Akademie, Hr. Wınnerm WeBer, ist zu Göttingen am 23. Juni gestorben. Zu eorrespondirenden Mitgliedern der Akademie in ihrer philo- sophisch -historischen Glasse wurden am 4. Juni d. J. gewählt die HH. Prof. Lupwıs Wimmer in Kopenhagen, Prof. Hermann Usener in Bonn, Dr. Basır Laryscnew in Kasan, Prof. Gustav KABEL in Strass- burg, Prof. Curr Wacnsnuurn in Leipzig, Prof. UrLrıcn von WıLamowiıtz- MÖöLLENDOoRF in Göttingen. 4 Sitzungsberichte 1891. 59 EUREN Er ’ 157 . IE f Dar rt 2 5 II Bi | nyr4 BR N! TBB FH ®» P f N, ® Bi . 1} Däßf 38 71% N , \ X a 1 ee ua f - ” An 4 7 g , Kivi ‚ LEAER® 7\ x u Dr: W neh Am) ur ? Ku F re IT Ran Dur u BE TEE Eu LICHT ve Dar Ge Ca SEE zn 04 s j A iö u y ’ h) « = - I » | ins RT A‘ areen j' Yi Pn3, R ie? siohn?: ae sd ha j \ SPFaT ae 277 DIE ESEL AGs are % { ae tan Bi E27 O.gaee Dree h; 5 2 u‘ ur 7 Lu. Pr 5 N je u j ie; er r . " y u “ s 2 AM Er BRAD nr | L iz Bugft- Varta Arte re 2, | 7 | Ko Be: 7 a | A die x j In, Aialhita "4% NET MT EN ra RR a A % N Bar v ir Ar 4 7 Dh I. Te al kyır Te Über die Zeit und die Art der Entstehung der Jacoplschen Thetaformeln. Von L. KronkcKeEr. D:. Entdeckung der zwischen Produeten von vier T’'hetareihen be- stehenden Relation, welche dureh die Formel (11) auf S. 506 des I. Bandes von Jacogı's gesammelten Werken: (A) Sl) Sa) Sy) Sl) + le) S; E) rw) 8, I ly) Se”) (w' = : (wte+y+2>), v! = „(w+r—y—2), y=-—-(w—ı+y—:, 2: = - (w—2—y-+2)) dargestellt wird, bezeichnet eine Epoche in der Geschichte der Theorie der elliptischen Functionen; denn es ist damit für diese Theorie ein ganz neues Fundament gewonnen worden. Welche Be- deutung Jacosı selbst seiner Entdeekung beigemessen hat, erhellt schon aus der Überschrift des der Entwickelung jener 'Thetaformel' gewidmeten Abschnittes in den von Rosennam ausgearbeiteten Uni- versitätsvorlesungen, und noch deutlicher aus den Worten, mit welchen diese Entwickelung eingeleitet wird. Die Überschrift lautet: »Neues Fundamentaltheorem unserer Transcendenten«, und es heisst dann: »Wir hatten: en (log =)” (2i logg + log)? a ae loegrhiloge.... Rn; 4logq = 4 lo@q &(g,; 2 >3 q2 —y7. — u y: iI—-- © i i (log 2)” oder &(g,2), multiplieirt mit e* 089, wurde dargestellt als die Summe von Poienzen von re, deren Exponenten die Quadrate der Glieder einer nach beiden Seiten in's Un- endliche sich erstreekenden arithmetischen Progression sind. Multiplieiren wir solche Ausdrücke, welche dasselbe log q ! Jacorı hat, soviel ich weiss, die Formel in keiner der von ihm veröffentlichten Abhandlungen, sondern nur in seinen Universitätsvorlesungen mitgetheilt. 59* ı- = > . 654 Gesammtsitzung vom 9. Juli. aber verschiedene logz haben, so werden die Exponenten unter dem Summenzeichen die Summen mehrerer (ua- drate sein. Multiplieirt man daher vier solche &, die denselben log g aber verschiedene logz haben, mit einander, so wird der Exponent die Summe von vier Quadraten. Diese Summe kann man bekanntlich auch auf andere Art als Summe von vier Quadraten darstellen, und wir erhalten durch diese einfache Operation ein allgemeines Theorem, aus dem als specielle Fälle sowohl die Verbindung unserer 'Transcen- denten mit den elliptischen Functionen als auch alle Fun- damentaltheoreme über die Addition der elliptischen Inte- grale der drei verschiedenen Gattungen folgen, auf die man durch künstliche und schwierige Integrationen ge- kommen war.« Es erscheint hiernach von besonderem Interesse, dass sich der Gedankengang, welcher Jacosı zur Auffindung der Thetaformel geführt hat, verfolgen und auch der Zeitpunkt dieser Auffindung genau be- stimmen lässt. Ich habe schon in meinen »Bemerkungen über die Jacogr schen Thetaformeln«' auf die Beziehungen hingewiesen, welche zwischen der oben eitirten Thetaformel und den Formeln in Jacosı's Aufsatz” »Formulae novae in theoria transcendentium ellipticarum fundamentales« bestehen. Unter diesen sind zwei als die wichtigsten herauszuheben, erstens die in dem eitirten Aufsatz mit (4) bezeichnete Formel: sin ama sinam d+ sin am u sin am (0 +a-+b) -- sin am(v+.a) sin am (tc+ b) — A” sinama sinamb sinamu sinam(®w +a) sin am (x + Ö) sin am(uw + a+b). und zweitens die mit (12) bezeichnete: ®(o) O(u+a) O(u+b) O(a + b) la) E()Elu) Eu +a+b) Jacogı sagt von der ersteren Formel: »Quae est formula nova, maximi momenti per totam theoriam functionum ellipticarum«, und er leitet daraus zuvörderst eine mit der letzteren inhaltlich übereinstimmende Formel (9) ab, welche er als »formula nova fundamentalis« charakteri- sirt. Erst dann gelangt er durch Veränderung der Bezeichnungen zu der Formel (C) selbst. Nun geht aber auch umgekehrt die erstere Formel (B) aus der letzteren (C) hervor. Denn wenn man die Function von a, b,u, welche durch Subtraetion des Ausdrucks auf der rechten — 1+ k’sinama sinamb sinamu sinam (u-+ a+b). ! Journal für Mathematik Bd. 102, S. 269. 2 Journal für Mathematik Bd. 15, S. 199— 204. Jacosı's Werke, Bd. I, S. 335 — 341. S M Ra N 3 Val Kronecker: Über die Entstehung der Jacosr'schen Thetaformeln. 055 Seite der Gleichung (B) von dem auf der linken Seite entsteht, mit F«a, b, u) bezeichnet und diejenige Function von a, b, u, welche durch Subtraetion des Ausdrucks auf der rechten Seite der Gleichung (C) von dem auf der linken Seite entsteht, mit ®(a, b, «), so findet die Identität statt: Fla,b,u) = sin am (+) sinam (+0) $(a,b,u) — sinama sinam (u-+a+b) Ba,b,u-+ik"). Die beiden Formeln (B) und (C) sind daher vollständig aequivalent. Bei Anwendung der Bezeichnungen der Fundamenta nimmt die Gleichung (C) folgende Gestalt an: ©) H(a) H(b) H(r) H(a-+-a-+b) + Ola) Ob) Eu) O(u+a+b) = ©(o) Olu+a) O(u+b)Ola+b). Nun ist es die Reihe: . Nvni RZ 2 ÜyE q Ti £ 2K n welche, je nachdem man für » alle positiven und negativen un- geraden Zahlen oder alle geraden Zahlen nimmt, die Funetion H(?) oder ®(v) darstellt. Die Gleichung (C ) erscheint demnach bei Ein- setzung der bezüglichen Reihen in der Form: 102 2 2 2 me ( vn >3 (a BE (n+n, +n,+n,) Pr (tm +n,+n,) ee en u a+n, b-+n,u) m. N N 3 ( > y"o tm, +m,+ m, gro -F m‘ + m, + m; Alı (u+b)+m,(u+a)+ N, (a+ b)) . s WDR) m ’ m, Mm I 3 as. sm, , MNHAHNHNZO+,LY.INENnZNn, (mod. 2)) und Jacogı hat gewiss. auch in dieser Form die Gleichung (C) sehr bald, nachdem er sie aus der Gleichung (A) abgeleitet hatte, direet verifieirt. Die einfachste und natürlichste Methode, welche sich hier- für darbietet, besteht in der Vergleichung der Exponenten von: Ari bri umi K % K — u EZ But a Ale auf beiden Seiten der Gleichung (C”). Hiernach müssen die Relationen erfüllt sein: nv tn, +n,+n,=2(m, + m, + m, + m,) (mod. 4) nt +n2+n2—4 (m; + m; + m; + m;) Den, 2m, m). m. ın,- 2m tm), n+n,—2(m, m,), 2 2) oder also (die folgenden: am \ : 5 556 Gesammtsitzung vom ‚9. Juli. —(r- HM FNHN)— 2m, nn t+n+n) =2m,, (DIS — in N.) AN m tn+n-n) =2ım, in welchen die vier Ausdrücke links, wegen der Bedingung: ns N, N, N. (modr2)) entweder sämmtlich gerade oder sämmtlich ungerade sind. Es muss deshalb ferner für je zwei zu festen Werthen von: mn rn, mens: un mErnstN, gehörige Systeme von Zahlen n,, ”%,, %,, n,. welchen keine ganz- zahligen Werthe m,, m,, m,, m, entsprechen, der Exponent von — ı 1? auf der linken Seite der Gleichung (C”), nämlich: (m +, +n,+Nn.), das eine Mal gerade und das andere Mal ungerade sein. Dies ist nun in der That der Fall: denn je zwei dieser Systeme: N Ti Ten 0, N.) sind durch die Relationen: : MR HNn)—=n,, () 2 Ms EN, N) in, Zi a (m — rn, +n,—n,)—=n,, yon. mit einander verbunden. Die Differenz: sea + +n,+n) - 7m +m,+n,+n,) ist hiernach gleich: > +, +n,+n,) und also ungerade, sobald die Relationen (D) nicht durch ganzzahlige Werthe von m,, m,. m,, m, befriedigt werden. Die durch die Relationen (D) oder (E) gegebene Transformation der Summationsbuchstaben n,, 2,. 2,, n,, welche sich bei der hier dargelegten Verification der Formel (C) mit Nothwendigkeit ergiebt, legte Jacosır die oben angeführte, die Multiplication von vier Theta- reihen betreffende Bemerkung, mit welcher er die Entwiekelung des »neuen Fundamentaltheorems« in seinen Vorlesungen eingeleitet hat, sehr nahe. Denn die Transformation: er 5 r "r . A) . pt 5 et Kroxecker: Über die Entstehung der Jacorı'schen Thetaformeln. 69% (—n+tn+n)+n), nn mn tm, -+n.), (m tn —n,+n,), m, +n-+ Ze n.) -n|l- I 1 bewirkt, dass der Ausdruck auf der ersten Seite der Gleichung (U), wenn darin für «+ a+b eine neue Variable v gesetzt wird, in einen Ausdruck von genau derselben Form verwandelt wird, in welchem aber die linearen Verbindungen: —(-a+b+u+), (a =-bu-tD), (a +b— u+v), -(a-b+u—0) an Stelle der Variabeln a,b, u,v selbst erscheinen. Die hierbei resul- tirende Formel geht, wenn die Bezeichnungen: EV mit: DDR vertauscht werden, in die Formel (4) auf S. 507 des I. Bandes von Jacogrs Werken über, nämlich: DENIM oe) )Silz) Slw)S.le)S.(u)S.le). W— (w+2+y42), = —(w+2—y—2), y—= —-(w—ı+y—2), 2 = -(w—2—y+2)) und diese Formel speeialisirt sich wiederum für 2 = o(odero =u-a-tb) zu derjenigen (Ü)), welche in der mehrfach eitirten Jacogr'schen Arbeit im XV. Bande des Örrırer’schen Journals hergeleitet ist. Aber eben weil die zur Verification der specielleren Formel nothwendige Transformations- Methode zugleich für die allgemeinere ausreichend ist, bildete für Jacogı, wie ich schon in Nr. 8 meiner »Bemerkungen über die Jacogr’schen Thetaformeln« hervorgehoben habe', die speciellere »Fun- damentalformel« (©) gewiss eine nützliche Vorstufe bei Auffindung des allgemeineren »Fundamentaltheorems«, welches durch die Gleichung (F) dargestellt wird. Dabei mag vielleicht noch der äusserliche Umstand, dass drei von den vier linearen Verbindungen der Argumente w, x, y, 2, welche für die Transformation des Ausdrucks auf der linken Seite der Gleichung (F) einzuführen waren, nämlich: w+2—=y—2), (ie 2 +Y—2), (wi. y-+2), e y I 2 schon bei der von Jacogı mitgetheilten Rıcneror'schen Herleitung der specielleren Fundamentalformel auftraten, zur Auffindung der allge- meineren Formel (F) mitgewirkt haben. Einigen Anhalt hierfür bieten ! Journal für Mathematik Bd. 102, S. 270. 658 Gesammtsitzung vom 9. Juli. nämlich die Argument-Bezeichnungen (w, x, y, 2) an der Stelle, wo die allgemeinen Thetaformeln abgeleitet werden. in den Jacogr'schen Vorlesungen, welche Boronarpr gehört hat,' vorausgesetzt dass, wie ich annehmen möchte, die Wahl dieser Bezeichnungen schon aus der Zeit der ersten Auffindung der 'Thetaformeln stammt.” Die vorstehenden Erwägungen führten mich schon vor vier Jahren, bei Abfassung meiner »Bemerkungen über die Jacogı'schen Theta- formeln« auf die Vermuthung, dass Jacogı sehr bald nach Vollendung seines der speeielleren Fundamentalformel gewidmeten, vom 21. Sep- tember 1835 datirten Aufsatzes® die allgemeinere gefunden haben möchte. Um darüber Gewissheit zu erlangen, wandte ich mich da- mals an Hrn. Linpemann in Königsberg mit der Bitte, mir aus den Akten der dortigen Universität ein Verzeichniss der von JacoBı ge- haltenen Vorlesungen so wie Abschriften der Abgangszeugnisse von RosenHuaın und BorcHARrDT zu verschaffen. Hr. Linpemann erfüllte meine Bitte mit höchst dankenswerther Bereitwilligkeit, und es er- gab sich nun: dass Jacogı die Vorlesungen über elliptische Functionen, welche Rosenuam ausgearbeitet hat, bereits im Winter- semester 1835/6, diejenigen, welche Borcnarpr gehört hat, erft im Wintersemester 1839/40 gehalten hat. Da Jacosı schon beim Beginn der ersteren Vorlesungen, wie aus der Rosennam’schen Ausarbeitung deutlich zu ersehen ist, das in dem obigen Citat besprochene »neue Fundamentaltheorem der Transcen- denten #« gehabt hat, so fällt dessen Entdeckung nothwendig in die Zeit zwischen dem 21. September 1835, welches Datum jener mehr- fach erwähnte Jacogr’sche Aufsatz trägt, und dem Anfang der Winter- vorlesungen. Man kann daher mit voller Sicherheit den Be- ginn, der''neuen, durch die, Entdeckung der’ "Thetaformel bezeichneten’ Epoche in der Entwickelung der Theorieder elliptischen Funcetionen vom Ende September oder Anfang October 1835 datiren. Dabei ist noch hervorzuheben, dass auch die Einführung der vier Thetareihen und ihre Bezeichnung ©,9,,9,,%,) aus den letzten ! Vergl. die schon im Anfang eitirte Stelle S. 506 des I. Bandes von Jacogr's gesammelten Werken. ® Dass die Bezeichnungen in den früheren Vorlesungen, welche RosennAımn ge- hört hat, andere sind, spricht nicht gegen jene Annahme. Denn in diesen Vor- lesungen entwickeln sich die Bezeichnungen in ganz natürlicher Weise aus einander, während in den späteren, von BorcHArpr ausgearbeiteten Vorlesungen bei Einführung der Bezeichnungen w, x, y, 2 gar kein Zusammenhang mit den vorhergehenden erkenn- bar ist. ® CRELLE’S Journal, Bd. XV, S.199— 204; Jacosı’s Werke, Bd. 1., S. 335 — 341. r ne 4» HA \ ) \ Kronzoker: Über die Entstehung der Jacorr’schen Thetaformeln. 59 Monaten des Jahres 1835 stammt. Bis dahin hatte Jacosı stets die Funetionen ©.H der Fundamenta beibehalten. Aber in den ersten Vorlesungen im Wintersemester 1835/60 geht er von der Reihe aus: i—= + x Sul >4 g er ge 20.6050) 297 605 2%, 5 297 608 32 4 ..- Gel), = — x welche aus dem © der Fundamenta entsteht, wenn man darin — q für y setzt. JacoBı bezeichnet diese Reihe mit <(q,2). definirt bald darauf eine Function 7(q,2) durch die Gleichung: I l n(2) = g* 2” S(g,2) und führt erst nach Herleitung des »neuen Fundamentaltheorems«, in der 26°" von den im Ganzen 75 Vorlesungen, die vier 'Thetareihen $,9,,9,,9, ein, welche seitdem fast allgemein beibehalten worden sind. Auf Grund der oben erwähnten aus Königsberg erhaltenen Schrift- stücke habe ich auch genau ermitteln können, zu welcher Zeit Jacosı die verschiedenen, von Rosennam ausgearbeiteten Vorlesungen gehalten hat. Da die Akademie diese Ausarbeitungen im Original aus dem Rosennam schen Nachlass erworben hat. so führe ich dieselben hier mit den nunmehr fixirten Daten an: u] . Theorie der elliptischen Functionen. Wintersemester 183 5/6. [89] Allgemeine Theorie der krummen Linien und Oberflächen. Sommersemester 1836. 3. Theorie der Zahlen. Wintersemester ı836/7. 4. Transformation und Integration der Grundgleichungen der Dynamik. Wintersemester 1837/8. 5. Variationsreehnung. Wintersemester 1837/8. Von den in der Bibliothek der Akademie befindlichen, ebenfalls aus Rosennam’s Nachlass stammenden zwei Heften Jacosı'scher Vor- lesungen über die elliptischen Transcendenten, welche von J. Tu. Sanıo ausgearbeitet sind, stammt das eine aus dem Wintersemester 1829/30, das andere wahrscheinlich aus dem Sommersemester 1831. RE = Re DZ jun fo RR NIEREN RO, JA aut): BRENNER AN Kr ALU. 727 € A RER: re Due N u EB RE RA TERN AR: man, Mao Iseoke SEHE ‚Bl EUER TI Ea RAR Ba BURN NEL PER EHRT E 'E } r FR MW Ar RN j Ir j ‚ wi in © Sr Br BERN, III ET Rn ae 7 ER nn J a ii iR { j f BL DE TE a EA ae en) A a Ku Wa RR Fü ae lan a RR TE De HEIDE a Tr 1107 a R Kin! KANN a Y ua Aue: ij Mare babı, ü DEN ERDE un PLTT HA Ike PRZEISUTEETEERENEGT ne Te Ta | Ai a Li A MIRREREN: 4 er f PERLE Wr ala f Eee ar) I ji Wii Er, RO een rare DEE ner Jury u - = Fre een ee ol an, Kahl en yon. Bor. { 1 1ER nr ZN Its. ir rn 1 ETDLDe RLe' Ans ar ICH U7 m Ian HEN Kirn at w EN Br.r Wr) I n "2 i kein Hin? win) TR Wi RE TE | = re Be... 3 Be an er BETT TEILEN EN ET RL TORE RE CUT. I er je p an kuhph Ka IE RL TERESTE IL E52 2 Ba 2 PB) ww Vans DREHEN va A AN a Or PL I NS NOTEN, A RER Su FOR "s Fi LTE A BER RP NN 9 | Si ERITREA HE ZPR IE LELE TU ELTZ TONOTE RE 11:97 BE ITU en oh. rd | AN SH Be re | ae AED EEE en Tan? E be ” han & Kr Ah Ar er. ’ 4) MIELE fi; k a eig eh "a 2 en dent Aeen PIERRE TEILEN TEE EVA EDA name? | WERBEN MN rg I: Ka, 3 LUn) IRA NNT wine ur ZEN TUE Au Ra N Fr Be raten, INh An re aha Eee ee a © Dr Ba Were ea ee sb ara a. 4 u IE KUREN schen ee He, ktk) in! nbiek Zee. | N x Bi h en | Hate 4 4 Be Ai Bl u Dan Br BE SER ı | we } Dre 75 2 N | en N ” NFOS rn i a . ;; h je ; % ME EN Keen I al 2 a Ba Bu Ber TE 4 Aue? ai 1 ums ae Bu Be er et 661 Entwiekelung: und Struetur der Placenta bei Raubthieren. Von Dr. A. FLEISCHMANN in Erlangen. (Vorgelegt von Hrn. WALDEYER.) Ai mich vor etlichen Jahren Beobachtungen bestimmten, die Rich- tigkeit der von Biscnorr geäusserten Angaben über die Entwickelung der Hunde-Placenta zu bestätigen, hoffte ich nicht, schnellen Beifall zu finden; denn ich wusste, wie schwer es hält, gegen eine allgemein richtig betrachtete Darstellung zu kämpfen und die stärkere Beweis- kraft einer anderen Meinung zu erhärten. In der Lehre über die Entstehung der Placenta war das um so schwieriger, als bis vor kurzer Zeit eigentlich nur die Bildung der menschlichen Placenta verfolgt und die vergleichende Betrachtung, welche allein Lieht in die verwickelten Zustände thierischer Organisation werfen kann, fast gänzlich verabsäumt ward. Wer nun die Darstellung der Entwicke- lung einer scheibenförmigen Placenta als gesichert und bei dem Mangel weiterer Beobachtungen an anderen Thieren als Norm für alle Säuger betrachtete, konnte natürlich einer Beschreibung, wie ich sie über Raubthiere vorlegte, nicht beistimmen. Aber es handelt sich hier nicht um persönliche Ansichten, sondern um Thatsachen, die bewiesen werden können. Auf Grund meiner Untersuchungen entwarf ich folgendes Bild, wie sich die Placenta bei Fuchs und Katze allmählich ausbilde. Auf dem ektodermalen Chorion der Raubthier- keimblase, das innig der Oberfläche der Uterinschleimhaut anliegt, entstehen frühzeitig hohle Zotten. Sie dringen in die Mündungen der Uterindrüsen ein und wachsen während der Schwangerschaft bis zum Grunde derselben. Damit geht gleichzeitig eine Zerstörung des Epithels sowohl der Uterinschleimhaut wie der Drüsenschläuche ein- her. Deshalb kann man die Drüsenlumina als vorgebildete und während der Schwangerschaft sich erweiternde Höhlen ansehen, die von den Zotten durchwachsen werden, um eine innige Verflechtung kindlicher und mütterlicher Theile zu erreichen. Diese Sehilderung hat wenig Anerkennung gefunden, im Gegen- theille man hat sich bemüht, die Unwahrscheinlichkeit derselben zu 3%.) Qi i 662 Gesammtsitzung vom 9. Juli. fe) erweisen. lch habe mich dem seither laut gewordenen Widerspruche um so weniger verschlossen, als ich mir sagte, wenn tüchtige Forscher, zu einer meinem Denken entgegenstehenden Ansicht gelangen, so müssen hierfür wirklich zwingende Gründe vorhanden sein. Darum habe ich im Laufe der letzten Jahre neben anderen Arbeiten immer wieder neue Praeparate über Entwickelung der Placente gemacht, um so die Ur- sache der Meinungsverschiedenheiten und damit die Lösung des Streites zu finden. Über den Erfolg meiner Bemühungen will ich jetzt der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften, deren Unter- stützung ieh mich erfreute, übersichtlichen Bericht erstatten. Etliche haben mir ohne genügenden Grund die Absicht unter- schoben, als wollte ich das Einwachsen der Chorionzotten in Üterin- drüsen als allgemeine Norm der Placentarbildung im Kreise der Säuge- thiere betrachten. Wenigstens haben sie nach Untersuchungen, die an anderen Thieren (Maulwurf, Fledermaus, Kaninchen) angestellt waren, meine Darstellung für Raubthiere höchst unwahrscheinlich bezeichnet. Aber ich war weit entfernt, einen so groben Fehler zu begehen. Ich will zwar gerne eingestehen, nachdem ich zum ersten Male das Eindringen der Chorionzotten auf Querschnitten klar erkannt hatte, suchte ich in der frohen Hoffnung, ein allgemeines Gesetz entdeckt zu haben, auch bei Säugethieren, die eine discoidale Placente ent- wickeln wie z. B. Lepus, Cavia, Mus, Arvicola, Talpa, Erinaceus und Vespertilio, ob ich nicht den homologen Vorgang finden könnte. Als Jedoch meine Bemühungen vergeblich blieben, stiegen mir so schwere Zweifel an der Richtigkeit meiner Beobachtungen bei Raubthieren auf, dass ich fast zwei Jahre zögerte, dieselben zu veröffentlichen. Während dieser Zeit führten mich meine Praeparate, die ich in grösseren Zwischen- äumen wiederholt studirte, zu der Überzeugung, dass die Beob- achtungen bei Raubthieren riehtig seien und ich trug endlich kein Bedenken mehr, sie erst in kurzer Form, später ausführlicher und begleitet von Abbildungen zu publiciren. Wenn man nach den Beobachtungen, die über andere Säugethiere vorliegen, die Richtigkeit meiner Darstellung beurtheilt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Chorionzotten in Uterindrüsen wachsen, ausserordentlich gering. Trotzdem halte ich an meiner Behauptung fest, da die gegentheiligen Angaben mich noch nicht überzeugt haben. Hauptsächlich Srraut und Hriseıcıvs haben aus dem Studium von Placentapraeparaten des Hundes und der Katze andere Schlüsse ab- geleitet. Ihre Meinungen sollen daher kurz resumirt und mit meiner Deutung verglichen werden. Auf Querschnitten erkennt Srraur in der Uterinschleimhaut des Hundes zwei Arten von epithelial ausgekleideten Hohlräumen, die 2 2 = : % an» Freiscnmann: Entwickelung und Struetur der Placenta bei Raubthieren. 663 kleinen Bıscnorr schen Krypten und lange gewundene Drüsenschläuehie. Wenn sich das Ei an die Oberfläche der Schleimhaut anlegt, werden die Krypten durch Verschluss ihrer Eingangsöffnung in kleine Epithel- blasen verwandelt. während bei einem »jedenfalls grösseren Theile« der Drüsen die Mündung erhalten und das Lumen ihres oberen Ab- schnittes erweitert wird. Dem abgeplatteten Uterusepithel schmiegt sich das Chorionektoderm an und senkt sich stempelartig in die offene Mündung der Drüsen, deren Epithel sich oben ebenfalls abplattet. Das Einwachsen der Uhorionzotten findet aber nur in besehränktem Maasse statt, ihre grössere Zahl senkt sich neben den verschlossenen Krypten direet in die bindegewebige Grundlage der Schleimhaut. Dann erweitern sich die mittleren Abschnitte der Drüsen und bilden eine mittlere spongiöse Schichte der Placenta. Die verschlossenen Krypten werden kleine zackige Hohlräume, die den spongiösen Drüsen- höhlungen unmittelbar aufliegen. Sie verlängern sich während der dritten und vierten Woche der Schwangerschaft in die Tiefe, allmählich verlieren sie ihren Hohlraum und die säulenförmigen Zellreihen gehen ganz zu Grunde, wenn die Zotten weiter in der Schleimhaut vor- wachsen. Endlich finden sich alle Zotten in den buehtige erweiterten Drüsenräumen. SrrauL meint, ein Theil derselben ist direet in die Drüsen gewachsen, ein anderer Theil sei nach Zerstörung des zwischen- liegenden Bindegewebes in die spongiösen Räume gelangt. Heimriıcıus giebt nach Beobachtungen an Hund und Katze an, dass die Chorionzotten von Anfang an nicht in die Uterindrüsen ein- wachsen. Nachdem die Keimblase der Innenfläche eines Fruchtsackes sich angelagert hat, verschwindet das Uterinepithel, so dass das oberflächliche Bindegewebe der mütterlichen Sehleimhaut unmittelbar an die Ektodermlage des Chorion grenzt. In das freigelegte binde- gewebige Gerüste wachsen die Zotten ein; nur ausnahmsweise kann eine Drüse beschritten werden, denn ihre Mündungen sind durch dünne Bindegewebslagen verschlossen worden. Sind die Zotten tiefer in die Schleimhaut eingedrungen, so brechen sie unter Zerstörung der Drüsenwand in die Höhlung der eystisch erweiterten Drüsen durch und bleiben bis zur Geburt in diesen Hohlräumen. Wenn ich diese Darstellungen mit dem von mir entworfenen Bilde vergleiche, so muss ich ob des Widerspruches der beiden Forscher sehr erstaunen. Denn beide haben in vielen wesentlichen Punkten meine zuerst gegebene Beschreibung bestätigt. Wir stimmen in: Folgendem wohl überein: ı. Das Uterinepithel schwindet nach Anlagerung des Eies. 2. Die Uterindrüsen treiben seitliche Ausbuchtungen und er- weitern sich allmählich zu grossen Hohlräumen. BR Fr 5 » 664 (Gesammitsitzung vom 9. Juli. 3. Das Epithel dieser Drüsen wuchert sehr stark, faltet sich gegen das Lumen vor und zeht zu Grunde. 4: Das Bindegewebe der Schleimhaut erleidet eine tief greifende Umwandlung seiner Structur, indem die Fasern ganz ver- schwinden. 5. In späteren Stadien stecken alle Ghorionzotten in den erwei- terten Drüsenräumen. Nur in der Beantwortung der Frage, auf welchem Wege die Chorionzotten in die Drüsen gelangen, haben wir uns noch nicht ge- einigt und zwar aus dem Grunde, weil man den Vorgang nicht direct beobachten kann. Wir können eben nur möglichst viele, verschieden entwickelte Eikammern sammeln, Schnitte durch die erkärteten Ob- Jeete machen und aus den verschiedenen, im Praeparate fixirten Zwischenstadien einen Rückschluss auf den historischen Verlauf ziehen. Keiner von uns dreien hat nun gesehen, dass alle auf einem Schnitte getroffenen Zotten unzweifelhaft in Drüsen wachsen, aber ebensowenig kann man auf Grund der Praeparate behaupten, dass überhaupt keine Zotte in eine Drüsenmündung einrage. Wenn auch feststeht, in älteren Stadien liegen die Chorionzotten in Drüsenräumen, so wird doch die Aufgabe, wie die Sehnittbilder jüngerer und älterer Ei- kammern logisch zu verbinden sind, von jedem von uns durch eine andere Vermuthung zu lösen gesucht. Unsere Meinungsdifferenz be- ruht also weniger auf Verschiedenheit der Praeparate oder Ungenauig- keit der Beobachtung, sondern nur in der abweichenden subjectiven Deutung eines gegebenen Querschnittsbildes. Dabei werden die von uns übereinstimmend beobachteten Thatsachen in verschiedener Weise combinirt und als Stütze persönlicher Auffassung verwerthet. Die am meisten entgegenstehenden Meinungen haben Heısrıcıws und ich geäussert, während Srrauı einer vermittelnden Ansicht huldigt. Weil man auf Querschnitten durch junge Placentaranlagen die Zotten nicht häufig in die Drüsenhöhlungen ragen sieht, nehmen S’rranL und Heısrıcıs an, dieselben könnten überhaupt nicht (Heimrıcıus) oder nur in beschränktem Maasse (Srranr) in jene einwachsen. Beide meinen, sie dringen anfangs nur in das Bindegewebe der Schleimhaut ein, wenden sich später den verschlossenen und degenerirenden Drüsen zu, durchbrechen das die Drüsen umhüllende Gewebe und werden in die Drüsenhöhlen eingefügt, erst nachdem sie ungefähr die Mitte der Placenta erreicht haben. A priori lässt sich die Möglichkeit nicht bezweifeln, dass die Zotten einen derartigen Umweg machen, aber um ihr beizu- stimmen, fordere ich wenigstens eine genaue Darstellung, wie die Zotten, plötzlich vom Wege abgelenkt, bindegewebige Hülle und Drüsenwand durehbreehen. Das haben aber Heınrıcıvs und Srranu nicht geschildert. ° x 2 A PRE Freiscnmann: Entwiekelung und Struetur der Placenta bei Raubthieren. 669 Ich lege der Thatsache, dass später alle Zotten in erweiterten Drüsenräumen liegen, grösseres Gewicht bei und beantworte die Frage, wie sie hinein gekommen sein können, durch die, wie mir scheint, einfachere Vermuthung, die Zotten hätten von Anfang an den direeten Weg gewählt und seien gleich in die Mündung der Drüsen einge- bogen. Ich bin fest überzeugt durch diese Fassung nieht nur die ein- fachere, sondern auch die richtigere Erklärung des thatsächlichen Ver- laufes gegeben zu haben, weil vielfache Beobachtung mir eine Reihe von Bildern gezeigt hat, die ich nur in diesem Sinne auffassen kann. Ich habe freilich in der langen Reihe von Jahren, während welcher ich diese Frage verfolgte, eine grosse Anzahl von Praeparaten gesehen, die gegen meine Ansicht zu sprechen schienen. Aber da ich in anderen Fällen ganz unzweifelhaft das Einwachsen in die Drüsen fest- stellen konnte, so habe ich die in dieser Hinsicht nicht beweis- kräftigen Praeparate einfach als Trugbilder betrachtet, die dureh schlechte Orientirung des Praeparates und ungünstige Führung der Sehnittebene entstanden sein mögen. Auch würde ich nie gewagt haben, meine Meinung mit solcher Entschiedenheit auszusprechen, wenn nicht am Beginne meiner Studien über Entwickelung der Säuge- thiere ein günstiger Zufall mir Praeparate vom Fuchs in die Hand gespielt hätte, die auf den ersten Blick die in Drüsen vorgeschobenen Chorionzotten zeigten. Nachdem ich mich später an quer und längs gerichteten Totalserien durch eibergende Uterinkammern der Raub- thiere über die allgemeinen morphologischen Beziehungen der Ei- und Placentatheile unterrichtet hatte, führte ich meine Studien über die histologische Entwickelung der Placenta ohne Rücksicht auf den Embryo und orientirte die eingebetteten Theile junger oder älterer Uterinkammern so lange im Mikrotom nach allen möglichen Rich- tungen, bis ich wirklich Schnitte erhielt, die solche Lagebeziehungen der Chorionzotten zum Drüsengewebe zeigten, dass man sie nur als die Folge eines direeten Einwachsens deuten durfte. Diese Unter- suchungsmethode hat mir an ein und derselben Uteruskammer Schnitte geliefert, die nur im Sinne von Heısrıcıus aufzufassen waren, aber nach anderer Orientirung auch solche, die zu Gunsten meiner Ver- muthung sprachen. Bei der Anfertigung und Beurtheilung der Quer- schnitte einer jungen Eikammer muss man eben stets berücksichtigen, dass die Placentaranlage die Form eines Kugelmantels hat und dass Chorionzotten wie Drüsen radiär durchlaufen. Es gelingt nicht immer eine richtige Messerstellung zu geben, um Zotten und Drüsen in ganzer Länge zu treffen. Hat man durch vieles Probiren endlich eine günstige Stellung des Praeparates zur Messerebene gefunden, so reicht diese nicht für viele Sehnitte aus; nach 10— ı2 Schnitten a8 666 Gesammtsitzung vom 9. Juli. muss man wieder neu orientiren, sonst erhält man nur mehr oder weniger komplieirte Tangential- und Schrägschnitte der Zotten und Drüsen. Auf Grund eigener Erfahrung kann ich die Ursache der ent- gegenstehenden Behauptungen von Heımnrıcıvs und Srrauı wohl be- greifen und räume gerne ein, dass ich Bilder, wie sie von beiden Forschern ihren Abhandlungen beigegeben wurden, auch häufig ze- sehen habe; aber ich muss gegen ihre Behauptungen den Einwand erheben, dass sie bei der logischen Verwerthung der ihnen vorliegen- den Praeparate nicht alle störenden Fehlerquellen genügend scharf erwogen und zu eliminiren gesucht haben. Beide scheinen mir in der Combination der Sehnittbilder nieht richtig zu verfahren, wenn sie neben einander liegende Theile ein und desselben Drüsenschlauches als nicht zusammengehörig betrachten, weil sie in dem betreffenden Schnitte nicht verbunden sind, während vielleicht sehon der nächste Schnitt die Einheit beider erläutern könnte. Srrauı scheint mir ganz besonders im Irrthume zu sein, wenn er angiebt, die Krypten würden als geschlossene Epithelblasen abgekapselt und würden dann unregelmässig in die Tiefe wachsen, ihr Lumen verlieren und unter Syneytiumbildung zu Grunde gehen. Denn ich kann in der Abbildung, welche er zum Beweise seiner Behauptung beigiebt, die von ihm als Krypten bezeichneten, epithelial ausgekleideten Hohlräume nicht anders denn als Tangentialschnittbilder der Seitentaschen verästelter Uterindrüsen auffassen. Ebensowenig als man die kleinen rundlichen neben und über einander liegenden Drüsenquerschnitte am Grunde der normalen Uterinschleimhaut als abgekapselte Drüsen betrachtet, sondern als Durchschnitte eines einfachen, gewundenen Schlauches, wird man die buchtigen Hohlräume in der Placenta eines mittleren Entwickelungsstadiums als abgekapselte Krypten ansehen dürfen, wenn nicht dureh Reconstruction der Beweis geliefert wird, dass sie wirklich mit den Drüsen nicht zusammenhängen. Wenn die Keimblase sich an die Uterinschleimheit anlegt, geht das Epithel derselben zu Grunde, wie Heısrıcmws bei Hund und Katze, ich beim Fuchse fand. Früher habe ich mich bei der Katze davon nieht überzeugen können, aber neue Praeparate lehrten mich die Richtigkeit der Angabe von Heısrıcıvs auch für dieses Thier erkennen, und weitere Untersuchungen an anderen Raubthieren berechtigen, die Zerstörung des oberflächlichen Epithels für alle Raubthiere als Regel zu bezeichnen. Eine abweichende Deutung vertritt Straur, der beim Hunde eine Epithellage des Uterus gegen das ektodermale Chorion ebenfalls nieht unterscheiden kann. Er meint nämlich, wir schlössen mit Unrecht daraus, dass sie überhaupt nicht vorhanden sei; er könne sich sehr wohl vorstellen, die ungemein verdünnte Zellenlage A . N 5 N pe Freiscumann: Entwiekelung und Structur der Placenta bei Raubthieren. 667 ‚schmiege sich so dem Ektoderme an, dass man sie als getrennte Schicht nicht mehr erkenne. Diesem kann ich nicht zustimmen. Denn wenn ich eine früher deutliche Zellenlage sich erst abflachen sehe und dann nicht mehr unterscheiden kann, so folgere ich, dass sie zu Grunde ging. Natürlich stützt sich der Schluss nur auf gegen- wärtige Beobachtungen und jeder wird die theoretische Möglichkeit zugeben, dass vielleicht neue Fortschritte der histologischen Technik oder Verbesserungen der Beobachtungsmethode uns später einmal befähigen mögen, etwas zu sehen, was heute noch unmöglich ist. Aber so lange der hypothetische Fortschritt nicht gemacht ist, glaube ich, haben Heisrıcıws und ich die 'Thatsachen richtig gedeutet, und wir dürfen trotz des Widerspruches von SrtranuL auch seine Beobh- achtungen als Stütze unserer Auffassung betrachten. Wie wir in diesem Punkte übereinstimmen, so haben Heıkricıvs und Srranut auch die andere Angabe bestätigt, dass gleichzeitig dem Eindringen der Zotten das Epithel an den Mündungsabschnitten der Drüsen schwindet und dass allmählich das ganze Epithelkleid der- selben zu Grunde geht, mit Ausnahme der in der Tiefe liegenden Drüsenendstücke. In natürlicher Folge wird das periacinöse Binde- gewebe, seiner Epitheldecke beraubt, eine Höhle begrenzen: die früher von Drüsenzellen erfüllt war. Ihr Durchmesser ist natürlich viel grösser als das eigentliche Drüsenlumen. Verfolgt man einen Drüsen- längsschnitt von unten nach oben, so sieht man das cubische Epithel der tiefsten Seite allmählich in eine Lage übergehen, deren Elemente bei verschiedenen Species verschieden, entweder diehtgedrängte eylin- drische, oder grosse kugelige oder abgeflachte Formen haben und endlich ganz schwinden, so dass die Bindegewebszellen frei in die Höhlung schauen. Der Rand des Epithellagers ist meist etwas in die Höhlung vorgewulstet, häufig liegen dort auch Zellenreste im Lumen der Drüse. In sehr früher Periode der Placentarentwickelung ist also in den ober- flächlichen Schichten der Uterinschleimhaut jedes epitheliale Element vollkommen zerstört. Es ist darum unmöglich die Mündungsabschnitte der Drüsen an dem früheren charakteristischen Merkmale, den Drüsen- zellen zu erkennen. Aber auf guten Längsschnitten kann man das Drüsenlumen durch die weite bindegewebige Höhle bis zur Chorion- fläche verfolgen. Die Chorionzotten stecken nun in den des Epithels beraubten Anfangstheilen der Drüsen, sie sind allseitig vom frei- liegenden Bindegewebe umgeben; erst unterhalb ihrer Spitze beginnt die Schieht:der Drüsenzellen. Das lässt sich an guten Längsschnitten unzweifelhaft feststellen. Ich habe zum Beweise die Abbildung eines Praeparates aus der Fuchsplacenta gegeben, neuerdings habe ich auch bei der Katze und anderen Raubthieren die gleichen Bilder gefunden. Sitzungsberichte 1891. 60 668 Gesammtsitzung vom 9. Juli. Wenn aber die Schnittebene gegen Zotten- und Drüsenachse in einem beliebigen Winkel geneigt ist, so dass man nur Tangential- oder Schrägschnitte beobachtet, dann erscheinen freilich die Zotten nicht in topographischer Beziehung zu den Drüsen zu stehen. Die letzteren täuschen, als wären sie abgeschlossene Hohlräume, bedeckt von binde- gewebigen Deckeln und die allseitig in Bindegewebe liegenden Zotten spotten augenfällig gegen meine Darstellung. Nur die stete Berück- sichtigung der Thatsache, dass die oberen Drüsenabschnitte nicht mehr durch Drüsenepithel ausgezeichnet sind, ermöglicht die Orien- tirung in dem trügerischen Bilde und führt zu der seit langem von mir verfochtenen Deutung. Mir scheint, StraAuL und Herınrıcıvs, welche sie angreifen, haben hier nicht die genügende Kritik geübt. Das Studium einer grösseren Anzahl von Raubthieren, wie Marder, Itis, Fischotter, Wiesel, welche freundliche Vermittelung einer grossen Anzahl deutscher und österreichischer Jäger mir bot, zeigte, wie ver- breitet die früher beschriebene Formwandlung der Drüsen des placen- taren Schleimhautbezirkes sei. Aus einfachen gewunden in die Tiefe laufenden, unten wenig geknäuelten Schläuchen werden erweiterte Säcke mit grösseren oder kleineren Seitentaschen. Ihre Form zeigt in einzelnen Familien und Gattungen typische Verschiedenheiten, diese will ich in der ausführlichen Arbeit durch Abbildungen erläutern. Immer ist der obere Theil, der Drüsenhals weiter als der Fundus der Drüse, die Schläuche werden zwei bis dreitheilig gegabelt, ihre lateralen Äste verlaufen oft parallel zur ursprünglichen Axe, manchmal gehen sie in schräger Richtung ab. Neben den grossen finden sich häufig seichtere Ausbuchtungen. Die Epithellage bleibt nicht einfach, ihre Elemente drängen sich enger zusammen, das ganze Lager wulstet sich auf und wirft Falten, die auf Schnitten wie rundliche Knospen, lange Zapfen oder breite Kolben in das Lumen vorspringen. Ein Theil wird abgestossen und zerfällt im flüssigen Drüseninhalte. Lange suchte ich vergebens nach analogen Processen im Säuge- thierkörper, bis die neulich erschienene Studie von G. Hauser über das Cylinderepithel-Careinom des Magens und des Diekdarmes (Jena. Fischer 1890) mir zeigte, wie sehr die dort beschriebenen und durch schöne Abbildungen erläuterten degenerativen Vorgänge in der krebs- artig erkrankten Darmschleimhaut mit dem histologischen Befunde der Placentarentwickelung sich decken. Als ich dann mit dem be- freundeten Collegen Praeparate verglich, freuten wir uns beide über die auffallende Ähnlichkeit derselben. Die Formänderung der Uterin- drüsen, besonders der Katze, entspricht fast ganz dem histologischen Bilde des adenomatösen Krebses. Damit sei aber nicht die Homologie beider Erscheinungen behauptet. Die Thatsache ist nur richtig, weil Freıscnmann: Entwickelung und Struetur der Placenta bei Raubthieren. 669 sie zeigt, dass ein histologischer Vorgang, der bisher ausschliesslich pathologischen Charakter zu besitzen schien, auch in physiologisch normalen Organen auftritt. Aber er ist nur den Raubthieren eigen- hümlich, bei keinem anderen Säugethiere habe ich bisher etwas Ähn- liches beobachtet. Wie bei der atypischen Drüsenwucherung geht das Epithel der Uterindrüsen unter degenerativen Erscheinungen zu Grunde, seine Reste, amorphe Massen mit unregelmässigen Chromatinklumpen liegen unterhalb der Spitze der in periaeinösen Bindegewebshöhlen liegenden Zotten. Dieses Umwandlungsproduet habe ich in meiner ersten Mit- theilung einfach als Syneytium bezeichnet, um das regellose Zusammen- liegen von Kern und Plasmaresten durch ein Wort anschaulich zu machen. Da ich jedoch bald einsah, dass dasselbe nicht genug präg- nant ist und leicht Missverständnisse bedingt, so habe ich es in der ausführlichen Darstellung nicht gebraucht. Leider ist der Ausdruck seitdem vielfach verwendet und ein starkes Hinderniss der Verstän- digung, sowie neue Ursache von Unklarheiten geworden, deshalb will ich hier die Gründe auseinandersetzen, weshalb derselbe fallen muss. Hersrıcıus und StrauL bezeichnen als Syneytium »fein granulirte Plasmamassen mit eingestreuten Kernen« in der Placenta, die nach ihrer Meinung wichtigen Aufgaben, besonders der Ernährung des Embryos vorstehen. Beide führen mehrere Male mich an, als theilte ich ihre Meinung. Das trifft nicht zu, denn ich verstand unter dem gleichen Worte die zerfallenden epithelialen Elemente der Uterindrüsen und bedaure jetzt ausdrücklich, diesen Fehler begangen zu haben. Die Herkunft des Syneytiums leitet Heisrıcıus für Hund und Katze aus Bindegewebszellen der mütterlichen Schleimhaut ab. Srranut's Angaben sind weniger bestimmt. Das Syneytium in der Placenta des Hundes soll vorwiegend durch Veränderungen der Epithel- und Drüsenzellen in eine vielkernige Plasmamasse entstehen, doch sollen auch Bindegewebszellen an der Umwandlung betheiligt sein. Die Aufgabe und das spätere Schicksal des Synceytiums wird von beiden wieder verschieden beurtheilt. Heınkıcıus meint, dasselbe diene bei der Katze theilweise als Nahrung des Embryos und schwinde in späterer Zeit der Schwangerschaft. Srraut hingegen glaubt, aus ihm werde bei der Katze ein zusammenhängender und vollständiger Über- zug der Zotten gebildet, nur ein geringerer Theil gehe zu Grunde und werde wahrscheinlich von den Chorionzellen aufgenommen. Beide Forscher bezeichnen also mit dem gleichen Worte Bildungen ganz verschiedener Herkunft und Function, die nur in der äussern Form einander etwas ähnlich sind. Gegen ihre Angaben muss ich gestehen, dass ich bei dem vergleichenden Studium der Placenten aller ein- 60* 670 Gesammtsitzung vom 9. Juli. heimischen Raubthiere nichts gefunden habe, das entweder die eine oder die andere Angabe bestätigen könnte. Zum Beginn der Schwanger- schaft verschwindet das normale Aussehen des Schleimhaut-Binde- gewebes, die Fasern sind nicht mehr nachzuweisen, die fixen Zellen erhalten grösseren Plasmaleib. In dem grosszellig gewordenen Binde- gewebe, das keine oder wenig Intercellularsubstanz besitzt, liegen zahllose Capillaren. Ähnliche Beschreibungen lieferten auch Srranı und Herınrıcıs. Letzterer sieht nun in der Katzenplacenta statt der weit auseinander stehenden, oft durch Ausläufer anastomosirenden Zellen des oberflächlichen Bindegewebes das mütterliche Lager aus grossen Zellen zusammengesetzt, die vielfach nach Art eines Syneytiums verschmelzen. Hieraus geht hervor, dass Heimrıcıus solche Stellen seines Praeparates, an denen die Zollgrenzen undeutlich waren, als be- ginnende Stadien einer Syneytialbildung deutete. Mir sind solche Bilder auch vorgekommen, aber ich hielt mich nieht berechtigt, von einem Syneytium zu sprechen, da andere Praeparate der Katze, die mit anderen Flüssigkeiten conservirt und verschieden gefärbt waren (hierzu empfiehlt sich Fremume’s Chromosmiumessigsäure und nach- folgende Reduction durch rohen Holzessig) die Zellgrenzen des meta- morphosirten Bindegewebes klar erkennen liessen. Deshalb bestreite ich entschieden die Bildung eines bindegewebigen Syneytiums. Aber ebensowenig ist den Angaben Stranr's beizupflichten. Das Epithel der Uterindrüsen geht unter den gewöhnlichen degenerativen Erscheinun- gen, über welche jedes Handbuch der pathologischen Anatomie ge- nügenden Aufschluss giebt, zu Grunde. Unter keinen Umständen wird daraus eine neue die Zotten umhüllende Zellenlage gebildet. In wenigen Wochen hoffe ich das Untersuchungsmaterial zur Entwicekelung der diseoidalen Placenta so vervollständigt zu haben, dass ich der Akademie einen übersichtlichen Bericht vorlegen kann. Daraus soll hervorgehen, dass Form und Structur der Placenta inner- halb des Säugerstammes keinem einheitlichen Typus unterthan sind. Wie die Zonoplacenta der Raubthiere aus morphologischen und histo- logischen Gründen abseits von der Diseoplacenta zu stellen ist, so lassen sich im Baue des seheibenförmigen Mutterkuchens mehrere scharf von einander getrennte Grundtypen unterscheiden. Sie lassen interessante Beziehungen erkennen zu der verschiedenen Form und Lage der Em- bryonalhüllen, die ich im zweiten Hefte meiner embryologischen Unter- suchungen zusammenfasste. 671 Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. |Die von Hrn. M. Herrz in Breslau der Königlichen Akademie zur Ubermittelung an das vorgeordnete Ministerium eingesandte Denkschrift (A) über ‘Bedeutung, Geschichte, Plan und voraus- sichtliche Kosten eines lateinischen Wortschatzes’ so wie die von der Akademie dieser Denkschrift hinzugefügten Bemerkungen (B) werden mit Genehmigung des genannten Ministeriums nachstehend veröffentlicht. Es ist denselben eine kurze Notiz (C) über das erfahren beigefügt worden, nach welchem die Verzettelune der Verfal beigefügt 1 l le] lie V ttelung de Schriften für das von der Savieny-Stiftung in Aneriff genommene > fo) y hen] io) to) lateinische Rechtslexikon vorgenommen worden ist.] Ne Bedeutung, Geschichte, Plan und voraussichtliche Kosten eines lateinischen Wortschatzes. I. Bedeutung. Di. Frage: »Was ist eines Wörterbuches Zweck?« beantwortet JacoB Grimm in der Einleitung zum ersten Bande des deutschen Wörter- buches dahin: »Es soll ein Heiligthum der Sprache gründen, ihren ganzen Schatz bewahren, Allen zu ihm den Eingang offen halten.« Und weiter führt er aus, wie der Sprachforschung den unverhältniss- mässig grössten Beistand das Wörterbuch gewährt, von dem an genau bestimmter Stelle alle Wörter in so geordnetem Überblick dargeboten werden, wie ihn auch der unermüdlichste Fleiss des Einzelnen sich nicht selbst zu bereiten vermöge. Wenn aber das Wörterbuch über- haupt nutzen solle, gebe es kein anderes als ein wissenschaftliches. ! Da ich schon öffentlich mit meinem Interesse an der Abfassung eines Thesaurus Latinitatis hervorgetreten bin, habe ich geglaubt, ohne eine Indiseretion zu begehen, zu meiner Information von einigen in einer oder der anderen Beziehung als competent anerkannten Sachverständigen Meinungsäusserungen einholen zu dürfen, welche nicht ohne Einfluss auf meine Anschauungen geblieben sind. Es sind das die von mir hier dankbar zu nennenden HH. Bückerer in Bonn, Dziarzko in Göttingen, von HARrTEL in Wien, Keır in Halle, ©. F. W. Mütter in Breslau, A. Scuuirr in Leipzig und WÖLFFLIN in München. 672 Gesammtsitzung vom 9. Juli. Wie für unsere Mutter-, wie für jede Sprache, so hat auch für das Lateinische ein solches, seinen ganzen Schatz bewahrendes, wissen- schaftliches Wörterbuch eine hohe Bedeutung, vor Allem eine weit über die Einzelsprache selbst hinausreichende sprachgeschichtliche. Nicht nur verzeichnet wird in einem dieser Beziehung nach dem gegenwärtigen Zustande der Entwickelung der Sprachwissenschaft entsprechenden Wörterbuche ein jedes Wort, sondern von seinem ersten Auftreten an -wird es beobachtet und durch die Gesammtheit der sprachlichen Denkmäler mit Rücksicht auf Zeit, Ort, Gebrauch der Schriftgattung und der einzelnen Schriftsteller, wie aller inschrift- lichen und mit Beischrift versehenen Monumente durch sein gesammtes Dasein hindurch begleitet. Wie sich bei dieser Auffassung und einer ihr entsprechenden, den Forderungen methodischer Kritik in der Be- handlung der Quellen genügenden Ausführung nicht nur eine Über- sicht über den gesammten Bestand der Sprache in jeder Epoche ihres Daseins gewinnen lässt, wie vielmehr auch Etymologie, Rechtschreibung, Formlehre, Syntax dadurch nicht minder einen festen Unterbau, .als Forschungen auf dem Gebiete des öffentlichen und privaten Lebens wie der gesammten Gultur der Römer und aller ihnen unterworfenen Stämme und Völker reiches und gesichertes Material erhalten, das bedarf keiner Ausführung. Nicht minder aber leistet ein solches Wörterbuch unentbehrliche Dienste für die völlige Erfüllung der eben ausgesprochenen Forderung methodischer Quellenkritik. In vielen Fällen wird es die Entscheidung völlig bedingen oder doch wesentlich erleichtern, ob die Überlieferung festgehalten oder doch vertheidigt werden könne, ob sie aufgegeben werden müsse, und in dem letzteren Falle Halt und Stütze für eine dem Gebrauche des Schriftstellers oder doch der nach Zeit, Ort und. Leistungsgebiet nächstverwandten Autoren entsprechende Heilung der kranken Stellen darbieten. Be- sonders aber ist es hervorzuheben, dass, indem die Wörter durch alle Stufen ihres Daseins begleitet und also auch diejenigen unter ihnen, die verwelken und endlich völlig absterben, in ihrem Siechthum bis zu ihrem völligen Verschwinden sorgfältig beobachtet werden, für die geschichtliche, d. h. die einzig wissenschaftliche Erkenntniss der aus dem Lateinischen hervorgegangenen, sogenannten romanischen Sprachen einschliesslich der romanischen Bestandtheile des Englischen die noth- wendige, bis dahin in gleichem Umfange und in gleicher Sicherheit noch nicht vorhandene Unterlage gewonnen wird. So wird durch ein solches Werk der deutsche Name und die deutsche Wissenschaft einen neuen Ehrenplatz in der gesammten eivilisirten Welt und vor Allem aus dem eben angegebenen Gesichtspunkte bei den Völkern romanischer Zunge sich gewinnen, der seiner Bedeutung entspricht. ni) Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. 7: II. Geschichte. Die neuen Wörterbücher der lateinischen Sprache gehen zurück auf die zweite, gegen die erste zwölf Jahre früher erschienene wesent- lich vermehrte und vervollkommnete Ausgabe des Thesaurus linguae Latinae des Rogerr Sternanus (Paris 1543). Nach dem vorhin gesagten ist es selbstverständlich, dass derselbe dem heutigen Bedürfnisse ebenso wenig genügen kann als die im Laufe der nächsten Jahrhunderte fol- genden, wenn manche unter ihnen auch im Einzelnen in Bezug auf Anordnung wie auf Vollständigkeit des Stoffes einen Fortschritt be- zeichnen. Unter ihnen behaupten die bedeutendste Stelle J. M. GEsneEr's novus linguae et eruditionis Romanae thesaurus (Leipzig 1749) und das totius Latinitatis lexieon eonsilio et cura Jacobi Faceiolati, opera et studio Aeg. Forcellini lucubratum (Padua 1771). Dieses vielge- brauchte Werk ist seitdem mehrfach in Italien (zuletzt in den Neu- bearbeitungen von Corranını Padua 1858 ff. und von pe Vır Prato 1858 ff), England. Deutschland wiederholt worden, ohne, trotz manchen Verbesserungen und Vermehrungen im Einzelnen, eine wesentliche Veränderung zu erfahren. Den Gedanken eines neuen auf selbstständiger Durchforschung der Quellen gegründeten Thesaurus der lateinischen Sprache fasste um den Anfang unseres Jahrhunderts Frieprıcn Avcust Worr: »Der Hauptgedanke ging dahin, theils in Deutschland, theils in Holland, Frankreich, Italien und England eine Zahl von zehn oder mehreren Gelehrten zu vereinigen, die sich im die sämmtlichen Schriftsteller bis auf die Zeit, wo das Latein als lebende Sprache verschwindet, nach Neigung und Vorkenntnissen theilen, und dann ihre Vorräthe zweien selbstgewählten Redaetoren überlassen sollten.« Dieser Plan wurde dann mit beistimmenden Freunden und namentlich mit Runxken etliche Jahre hindurch mündlich und schriftlich weiter verhandelt, gerieth aber darauf in’s Stocken. Erst zwanzig Jahre später machte Worr davon Mittheilung bei Veröffentlichung eines daraufhin von dem damals schon verstorbenen D. &. Kötrr längere Zeit zuvor ge- schriebenen, auch heute noch nieht völlig zu übersehenden Aufsatzes über die Einrichtung eines Thesaurus der lateinischen Sprache im vierten Hefte der von jenem herausgegebenen litterarischen Analecten. Auch jetzt hatte Worr die Hoffnung einstiges Gelingens nicht völlig aufgegeben: »Was sich nicht auf Einmal zu Stande bringen lässt, möchte sich« meint er, »wohl allgemach, auch bloss in Deutschland bewirken lassen,« wozu er zunächst die Abfassung von lexikogra- phischen griechischen und lateinischen Schulprogrammen nach einer planmässigen Auswahl in Anregung bringt. — Bedeutender als der 674 Gesammtsitzung vom 9. Juli. Körer’sche Aufsatz und eine Reihe richtiger Gesichtspunkte in metho- discher Weise erörternd war das Vorwort, welches W. Freunp dem ersten Bande (Leipzig 1834) seines Wörterbuches der lateinischen Sprache voranstellte. Aber seine eigene Arbeit, von vornherein: nicht auf ein erschöpfendes Werk angelegt, genügte den von ihm selbst aufgestellten Forderungen wenig. Der Plan der Veranstaltung eines umfassenden lateinischen Wörter- schatzes, wenn auch in engeren Kreisen mehrfach erwogen, wurde öffentlieh erst, nach manchen vorbereitenden Schritten, fast ein Viertel- jahrhundert darauf, am 25. September 1858 von dem Münchener Professor und Bibliotheksdireetor Car HArm in der Eröffnungssitzung der achtzehnten Philologen-Versammlung in Wien verkündet. Ein Gomite bestehend aus RırscntL, FLECKEISEN, HALm und dem als Redac- teur in Aussicht genommenen jugendlichen BücHELeR war gebildet und die Grundzüge des für die Ausführung entworfenen Planes wurden ‚mitgetheilt, aus denen ersichtlich war, dass auch für einzelne wichtige Theile des Unternehmens bereits geeignete Kräfte gewonnen waren, wie VAHLEN für die damals noch nicht besonders gesammelten vor- augusteischen Dichterfragmente namentlich des VARRoO, HÜBNER für das mit in Aussicht genommene Onomasticon. Als materielle Grund- lage sollte eine vom Könige Max II. angeblich bereits auf seine Cabinets- kasse angewiesene Summe von 10 000 Gulden dienen, mit der man glaubte nicht nur die Redactionskosten auf die für die Vorarbeiten berechnete Zeit von zehn Jahren decken, sondern auch noch eine Anzahl von Speeialarbeiten anständig honoriren zu können. Andere Mittel erwartete man aus Honoraren von vorher anzulegenden Speeial- wörterbüchern von der Teugxer’schen Verlagsbuchhandlung, die auch einen Beitrag von 18000 Gulden zu den Vorarbeiten in Aussicht stellte; ausserdem hoffte man, offenbar in Anknüpfung an den Worr’schen Gedanken, ohne dass desselben Erwähnung geschah, auf Fertigstellung lexikographischer Programme und in noch höherem Maasse glaubte man auf zahlreiche freiwillige Beiträge jüngerer Philo- logen mit Sicherheit rechnen zu können. Ich zweifle nicht, dass, wenn das Werk erst wirklich begonnen hätte, sich auch, namentlich durch Rırscnv’s Autorität, Geschick und Betriebsamkeit, die Mittel gefunden hätten, es weiter und zu Ende zu führen. Aber es kam nicht so weit. »PBereits waren,« so berichtet WöLFrrLın, dem die betreffende Correspondenz zu Gebote stand (Archiv für lateinische Lexikographie u. Grammatik I. S. 2), »für die Speeial- wörterbücher wie für die Excerpte eine Reihe hervorragender Ge- lehrter gewonnen, der Contract mit Teusner entworfen, als Unklar- heiten in dem Schoosse der Commission sowie die Unmöglichkeit den Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. 675 Redacteur nach Bayern zu ziehen den Fortgang der Arbeiten lähmte und schliesslich ein in Aussicht stehender italienischer Krieg dem Projecte seine materielle Basis entzog.« Ich selbst habe 1862 und 1863 vergebliche Versuche gemacht an geeigneter Stelle Schritte zur Wiedergewinnung dieser materiellen Basis hervorzurufen. Dem drin- gendsten Bedürfniss wurde, soweit es in den Grenzen eines Hand- wörterbuches möglich war, durch die verständige Einsicht und den unermüdlichen Fleiss von K. E. Georers abgeholfen. Seit einem halben Jahrhundert an den stets sich wiederholenden Auflagen des SCHELLER-LÜnEmanNn schen Wörterbuchs, erst als Mitarbeiter, dann als alleiniger Herausgeber betheiligt, bestrebt es mehr und mehr zu ver- vollkommnen, hat er die letzte, siebente der unter seinem Namen allein erschienenen und von ihm allein bearbeiteten Auflagen (Leipzig 1879/80) zu einem sehr achtungswerthen Grade der Vollkommenheit gebracht; dass dadurch jene höhere und umfassendere Aufgabe nicht als gelöst erscheinen konnte, bedarf keiner weiteren Ausführung. Inzwischen war WörrruLın der Anbahnung ihrer Lösung näher getreten. 1882 veröffentlichte er im Rheinischen Museum für Philo- logie (AXXVIH 83 ff.) einen »über die Aufgaben der lateinischen Lexi- kographie« überschriebenen Aufsatz. Er wies darin die Nothwendigkeit und an einer Reihe schlagender Beispiele den Werth eines für höhere wissenschaftliche Bedürfnisse genügenden lateinischen Wörterbuches nach, ohne sich hier auf die Frage einzulassen, wie die Arbeit dafür einzurichten sei. Seine Überzeugung, wie er sie bald darauf aussprach, war, »dass solche Riesenaufgaben nie auf die Schultern eines Ein- zelnen zu laden seien, sondern dass sie auf gelehrten Körperschaften ruhen müssen, welche unsterblich sind und deren Archive alle ge- machte Arbeit aufbewahren können.« Diese Worte stehen in dem Vorwort (S. 6) zum ersten Jahrgange des von ihm seit 1884 mit Unterstützung der Königl. bayrischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Archivs für lateinische Lexikographie und Grammatik mit Einschluss des älteren Mittellateins. WÖLFFLın richtete in dieser schon auf dem Titel als Vorarbeit zu einem 'T'hesaurus linguae Latinae bezeichneten Zeitschrift eine (wie er sie selbst a. a. O. S.7 nennt) »grossartige Versuchsstation« ein, »in welcher alle Fragen theoretisch und praktisch gelöst werden sollten«; ursprünglich auf drei Jahre berechnet hat sie es jetzt bis zu sieben Jahrgängen gebracht; ihr weiteres Fortbestehen scheint im Augenblick unsicher. Der Energie WÖLFFLIn’s war es gelungen annähernd 250 Mitarbeiter zu vereinigen und unter sie die zu benutzenden Schriftsteller zu vertheilen. Es gelang ihm auf diese Weise vermittelst der Beantwortung an die Mit- arbeiter gerichteter Fragebogen einen bedeutenden lexikographischen 676 Gesammtsitzung vom 9. Juli. und grammatischen Stoff zu gewinnen, der zu Aufsätzen verarbeitet, einen an und für sich sehr dankenswerthen und auch zum Theil für den Thesaurus zu verwendenden Hauptbestandtheil des Archivs aus- macht. Die Excerpte nach dem Alphabet aber wurden nur in sehr kleinen, erst allmählich etwas vermehrten Dosen verlangt und ge- diehen, zuletzt wegen der Aussichtslosigkeit unmittelbarer Verwendung ganz aufgegeben. nicht über das Wort adhaeresco hinaus. Dass in dieser Weise das, was nach Wörrruin’s Erklärung zunächst beabsich- tigt war, erreicht werden konnte und erreicht worden ist, das zeigen die zahlreichen zum Theil allerdings auch für das umfassendste Ge- sammtwörterbuch zu ausführlichen und dazu mehrfach noch mit einem Anhang von Erläuterungen versehenen, im Archiv veröffentlichten Probeartikel. Eine neue Anregung zur endlichen Ausführung des langersehnten und geplanten Werkes suchte ich im Herbste 1889 in der zur Er- öffnung der vierzigsten Philologenversammlung in Görlitz gehaltenen Rede zu geben. Nachdem sie in den Verhandlungen derselben ge- druckt war, gestattete ich mir, sie dem Hrn. Minister Dr. von GOSSLER vorzulegen. Ich empfing darauf am 27. Februar v. Js. die Zusicherung von Sr. Excellenz, dass er die darin gegebene Anregung wegen der Veranstaltung eines umfassenden lateinischen Wörterbuches noch zum Gegenstande weiterer Erwägung machen werde. Am ı5. Februar d. Js. wurde infolgedessen diese Angelegenheit in einer Gonferenz von den HH. Geh. Oberregierungsrath Artnorr, Tu. Mommsen, VAHLEN, Dies und dem Unterzeiehneten besprochen und der letztere zur Einreichung eines Schriftstückes über Bedeutung, Geschichte, Plan und voraus- sichtliche Kosten eines solchen Unternehmens veranlasst. Aus dieser Veranlassung ist die vorliegende Denkschrift hervorgegangen. III. Plan. Alphabetische Anordnung erscheint von vornherein als zweifel- los; ebenso Ausschluss der Eigennamen. Mit dieser Beschränkung aber muss das Wörterbuch ein Bild des gesammten lateinischen Sprach- schatzes und seiner geschichtlichen Entwickelung darbieten. Es kann dabei nicht die Absicht sein, eine vollständige Sammlung aller Stellen des Vorkommens jedes Wortes zu geben. aber keins darf innerhalb der demnächst zu bestimmenden stofflichen und zeitlichen Grenzen übergangen werden. Von jedem, ausser den selbstverständlich sorg- fältig zu verzeiehnenden &raE Aeyoueva, muss dagegen dem oben (D) Ausgeführten gemäss seine Geburt, sein Lebenslauf und, so weit es Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuehs. 677 sich nicht dauernd am Leben erhalten hat, auch sein Tod aus dem Wörterbuche ersichtlich sein, d. h. sein ältestes Vorkommen, sein weiterer Gebrauch unter Beobachtung der Entfaltung und der Ver- zweigung seiner Bedeutungen durch die verschiedenen Epochen des lateinischen Schriftthums und innerhalb derselben durch die ver- schiedenen Gattungen der Litteratur und ihrer einzelnen Vertreter und an den verschiedenen Gebrauchsstätten, endlich eventuell sein allmäh- liches und schliesslich völliges Verschwinden. Damit ist von vorn- herein auch die gleiche Berücksichtigung der Entwickelung jedes Wortes in Bezug auf Schreibung, Formen und Verbindung mit anderen als erforderlich gegeben. Nicht minder, dass auch das Spät- und Vulgärlatein nicht ausgeschlossen bleibe. Doch wird man hier, um nicht Unübersehbares und in gewissem Betracht Unmög- liches zu erstreben, eine gewisse Zeitgrenze festsetzen müssen. Die eingehende und sachverständige Erwägung GRrÖöBER's in dem Aufsatze »Sprachquellen und Wortquellen des lateinischen Wörterbuches« im ersten Bande des Archivs S. 35 ff. wird hier im Allgemeinen maass- gebend sein dürfen: die Quellen, aus denen man die lebende Sprache schöpft (die Sprachquellen), reichen danach in Frankreich bis in das dritte Deecennium des sechsten Jahrhunderts hinauf, wozu noch aus der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts Venantius Fortunatus und eventuell Gregor von Tours treten; in Italien bildet den Abschluss Gregor der Grosse (} 604); in Africa reicht die Grenze bis zum Be- ginn der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts, in Spanien bis in die Mitte des siebenten. Die Sprachdenkmäler der folgenden Jahr- hunderte bis zur Mitte des neunten vermögen nicht mehr über latei- nische Wortform, Wortgeschichte und Wortgebrauch zu belehren, sondern es lässt sich nur noch der Wortschatz durch früher nicht nachweisliche Wörter ausdehnen (dazu rechnet Größer auch noch aus der Reihe oströmischer Schriftsteller den Iordanis und die lateinischen Schriftsteller Englands seit Gildas).. Ob und wie weit man auch diese Wortquellen für das Wörterbuch ausnutzen solle, bleibt weiterem Ermessen vorbehalten. Innerhalb des bezeichneten Zeitraums aber wird man von seltener vorkommenden Wörtern alle Beläge verzeichnen, von gewöhnlichen und durchweg gangbaren nur eine Anzahl von Stellen, zum Theil nur durch Ziffern bezeichnet, oder bei sehr aus- gedehntem Gebrauch durch ein »ete.« oder »ff.«. Dieses Verfahren wird man in umfassenderem Maasse, aber stets unter Beobachtung der oben angegebenen eingehenden Rücksicht auf die letzten Spuren des Vorkommens, auf die späteren Zeiträume, etwa vom Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. ab anwenden können. Hierbei tritt namentlich, worauf Bücherer sehr richtig hinweist, für die grössere 678 Gesammtsitzung vom 9. Juli. oder geringere Ausführlichkeit der Angaben der Gesichtspunkt auf, ob die betreffenden Sehriftsteller nur die alte Tradition fortsetzen oder ob sie Neues entwickeln, so dass z. B. Commodianus reichlicher als Hieronymus heranzuziehen ist. Für alle Zeiträume aber wird man, wo sie vorhanden sind, sich zur Raumersparniss wie zur Erhöhung der Übersichtlichkeit ohne sachlichen Nachtheil, wenn auch zu einiger Erschwerung für die verhältnissmässig geringe Zahl der speciell im Einzelnen Nachforschenden, auf gute Specialwörterbücher bez. ein- gehende Indiees verborum oder auf sonstige sorgfältige lexikalische Zusammenstellungen und Abhandlungen lexikalischen Inhalts berufen können, wie sie sich z. B. in älteren Commentaren und namentlich in den Bänden des Wörrruin’schen Archivs vielfach vorfinden. Für die Ausführung des Unternehmens sind nach Erledigung der nothwendigen Vorbereitungen (A) von vornherein zwei Perioden zu unterscheiden (BI) die Zeit der Sammlung des Materials und (BI) die Zeit der Verarbeitung und der Drucklegung desselben. Für beide Zeiten bedarf es einer verschiedenen Orga- nisation. A. Vorbereitungen. Niedersetzung einer Commission. Die Frage über die Leitung des Unternehmens so wie die ein- leitende Erörterung über alles weitere, die Organisation und den Fortgang des Unternehmens betreffende, scheint mir am zweck- mässigsten einer Commission vorgelegt zu werden, die von der Königlich preussischen Regierung einberufen wird. Das Bestehen einer solehen Commission erscheint auch im weiteren Fortgange des Unternehmens wünschenswerth, um mit ihrem Rathe gehört zu werden und den förderlichen Fortgang des Unternehmens in Obacht zu nehmen. Sie würde, ausserordentliche Fälle abgerechnet, in der Regel alljährlich emmal zu einer Sitzung einzuberufen sein, ausserdem wären ihre Mitglieder zu verpflichten, Alles, was ihnen im Interesse der Sache von Belang erscheint, der Leitung zur event. weiteren Veranlassung zu Gehör zu bringen. Leitung. In Betreff der Leitung wird die Commission sich von vornherein darüber schlüssig zu machen haben, ob dieselbe einer einzigen Per- sönlichkeit oder mehreren anvertraut werden soll. Wenn in dem Folgenden das erstere angenommen wird und demgemäss die weiteren Yet \ FR er am Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. 679 Vorschläge ausgeführt werden, so ist eine Modification derselben für den anderen Fall in der unten (S. 682) angedeuteten Weise ohne Schwierigkeit zu bewerkstelligen. Geeignete Persönlichkeiten für die Leitung sowie für die Aus- führung der weiterhin bezeichneten Arbeiten in Vorschlag zu bringen enthalte ich mich, da dies in dem gegenwärtigen Stadium der An- gelegenheit verfrüht erscheint; das darf versichert werden, dass bei dem gegenwärtigen Stande der klassischen Philologie in Deutschland es weder für die Leitung noch für die Hülfsthätigkeit an geeigneten Männern fehlen wird. Seeretar. Der Leitung ist ein ausschliesslich für diese Thätigkeit anzu- nehmender Secretar beizugeben, der zunächst sich mit den von jener in’s Auge gefassten Mitarbeitern in Verbindung setzt und, so weit sie von vornherein oder andere statt ihrer substituirte bis zu der noth- wendigen Anzahl sich bereit erklären, mit denselben die ihnen zu- zutheilenden Pensa festsetzt, des weiteren (um das hier gleich vor- wegzunehmen) die mit ihnen und sonst für das Unternehmen noth- wendige Correspondenz führt und die An- und Einordnung der nach Absolvirung der einzelnen Pensa eingehenden Zettelsammlungen über- nimmt. So weit und so lange das nicht seine volle Zeit in Anspruch nimmt, wird er sich an der Sammlung des Materials betheiligen. Die Sammlung kann kurze Zeit nach Einsetzung der Leitung und des Secretars gleichen Schritts mit der Vertheilung der Pensa beginnen. BI. Zeit der Sammlung des Materials. Die Sammlung des Materials durch die gewonnenen Mitarbeiter erstreckt sich, so weit nicht zuverlässige, auf die besten kritischen Texte gegründete Specialwörterbücher und eingehende Indices verborum vorhanden oder in kürzester Frist zu erwarten sind, auf die gesamm- ten überhaupt in Betracht kommenden Schriftwerke und Denkmäler. Dass ausser den vorhandenen Specialwörterbüchern im Voraus noch andere angefertigt und gedruckt werden, was von manchen Seiten für geboten erachtet wird, erscheint mir als eine nicht nothwendige Verzögerung. Vor allem aber sind die Schriftsteller und Denkmäler nicht, wie WÖLFFLIN es eingerichtet hat, noch ganz abgesehen von den minimalen von ihm aufgegebenen Portionen, nach und nach von den Sammlern, denen dadurch die Nothwendigkeit oftmaliger Wieder- 680 Gesammtsitzung vom 9. Juli. holung des Excerpirens eines und desselben Werkes erwächst, für einzelne Theile des Alphabets, sondern von vornherein durch das ganze Alphabet hindurch von A bis Z auszuziehen. Die Instruction für die Sammler im Einzelnen bleibt künftiger Festsetzung durch den Leiter event. nach meinem obigen Vorschlage unter Mitwirkung der Commission vorbehalten. Als Grundlage dafür werden die sachver- ständigen Ausführungen Wörrruin’s über die Erfordernisse eines »Musterartikels« (Arch. I. ıo ff.) und »über die Organisation der Arbeit« (S. ı2 ff.) nebst den das. S. ı9f. gegebenen »allgemeinen Bestimmungen« gelten können. Sammler. Wenn WöÖLFFLın eine Anzahl von etwa 250 Mitarbeitern zu ge- winnen suchte und deren 180—200 dauernd gewann, deren jedem er nur ein geringes Pensum zuwies, während er sie durch Gratis- lieferung des Archivs und im Bedürfnissfalle durch kleine Gratifica- tionen von 50, 75 und 100 Mark für ihre Mühewaltung entschädigte, so ist ein solches Verfahren, das bei einem von einer Privatperson ohne finanzielle Unterlage geleiteten Unternehmen geboten war und mit grossem Geschick und bewunderungswerther Energie in's Werk gesetzt worden ist, jetzt in mehr als einem Betracht von vornherein abzuweisen. Statt einer so grossen Anzahl Freiwilliger muss eine be- grenzte Menge von Arbeitern mit umfassenderen Pensen angeworben und honorirt werden: erst dann wird man in viel geringerer Zeit viel mehr und zwar mit immer besser und einheitlicher geschulten, strafferer Diseiplin zu unterziehenden Sammlern leisten können. In annähernder Übereinstimmung mit mehreren Sachverständigen er- scheint mir etwa die Zahl von 50 Sammlern angemessen. Honorirung der Sammler. Diese alle sind nicht mit festem Gehalt anzustellen, sondern nach dem Maasse ihrer Leistungen für jeden von ihnen ausgezogenen Band nach Verhältniss des Umfanges und der aufzuwendenden Arbeit zu honoriren. Mit jedem ist ein bindender Vertrag zu schliessen, der das übertragene Pensum und die Zeit der Ablieferung der Excerpte bestimmt; diese sind nach Absolvirung eines jeden Schriftstellers bez. Bandes einzuliefern, um alsbald eingeordnet werden zu können; halb- jährlich etwa hat jeder Sammler einen Bericht über den Fortgang seiner Arbeit einzureichen, um eine beständige Controle zu ermöglichen; über Gebühr Saumselige sind verpflichtet das bis dahin Gearbeitete ohne Entgelt abzuliefern. .. . . . vo ) Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. 681 Umfang und Dauer der Sammlung. Wenn man gegen ı20 Bände der Bibliotheca Teubneriana von durehsehnittlich 25 Bogen und von den 74 Bänden von Miıcnxe’s patrol. Lat. saec. I—VInach Abzug der in jener enthaltenen etwa 60 Bände von durchschnittlich 50 Bogen, und auf jeden Sammler die Absol- virung eines fünf solehen Durchschnittsbänden entsprechenden Pen- sums rechnet, den Durchschnittsband der patristischen Litteratur wegen der minderen Ansprüche (s. S. 677) dem Teugser'schen Durchschnitts- bande gleich gerechnet, die dazukommenden Grammatiker, Scholiasten, Juristen (eine durch den Berliner Index sehr verminderte Arbeit), Inschriften u. s. w. (z. B. die in der Bibliotheca Teubneriana nieht enthaltenen Stücke des Plautus) etwa einem Umfange von 70 Bänden entsprechend, so ergäbe sich (ungerechnet die Mitarbeit des Secretars für diese Periode der Sammlung) ein Zeitraum von ep nn = und mit Hinzureehnung der Vorbereitungszeit im Anfange und schliess- lich einiger durch Nachschub zu deekender Verspätungen etwa 6 Jahren. ' BIN. Zeit der Ausführung und Drucklegung. Assistenten und Hülfsarbeiter. Dem Leiter sind für die Bearbeitung des vorliegenden Materials, ausser dem Secretar noch zwei weitere nur für den Thesaurus zu beschäftigende Assistenten beizugeben; neben ihnen sind dafür gleich- falls ausschliesslich noch sieben andere Hülfsarbeiter thätig. Unter diese wird die Arbeit unmaassgeblich etwa so vertheilt, dass der Seeretar etwa die ersten 5 Buchstaben des Alphabets nebst der Corre- spondenz, die beiden anderen die Buchstaben F—-O und P—Z über- nehmen. Von diesen führt der Seeretar je einen, die anderen je zwei selbstständig aus; jedem der Hülfsarbeiter werden je 2—3 Buch- staben zusammen von möglichst gleichem Umfange zugetheilt. Sie senden die von ihnen ausgearbeiteten Artikel nach Absolvirung einer festzusetzenden grösseren Anzahl von Artikeln dem betreffenden Assistenten zur Revision ein; nach geschehener Revision werden sie durch dieselben, sowie die von ihnen selbst fertig gestellte Arbeit ' Selbstverständlich ist hier bei Nennung der betreffenden Sammlungen nur auf den äusseren Umfang Rücksicht genommen worden. Dass die Sammler überall sich der besten Texte und kritischen Hülfsmittel bedienen müssen, bedarf keiner weiteren Ausführung. Namentlich die Mıcne’sche Sammlung selbst werden sie nur da zu Rathe ziehen, wo das Wiener Corpus noch nicht vorliegt; aber auch für diese Bände würden, wie von maassgebender Stelle in Aussicht gestellt wird, die Mitarbeiter am Corpus zur möglichsten Unterstützung der Sammler für den Thesaurus angewiesen werden. 682 Gesammtsitzung vom 9. Juli. dem Leiter zur Superrevision vorgelegt. Vierteljährlich stattet ihm jeder der Assistenten wie der Hülfsarbeiter Bericht ab, jährlich er- stattet er selbst einen Generalbericht an die Commission, diese selbst dann einen solehen an das Ministerium; wird die Einsetzung einer Commission nicht beliebt, so fällt die Erstattung des Berichts dem Leiter zu. Dem Leiter bleibt (eventuell unter Mitwirkung der Com- mission) die Feststellung der Instructionen für die sämmtlichen Mit- arbeiter vorbehalten. Wird nieht ein Leiter, sondern eine dirigirende Commission an die Spitze gestellt, so wird, wie von anderer Seite vorgeschlagen wird, dieser der Aufträg zu ertheilen sein, für die einzelnen Bände Herausgeber zu bestellen, unter die zugleich die Leitung der Vor- arbeiten vertheilt werden müsste. Umfang und Dauer. Wenn man den Umfang des Gesammtwerkes auf 1o Bände zu etwa 1200 Seiten = insgesammt 1500 Bogen in dem von sachver- ständiger Seite meist empfohlenen hoch-gross Quart anschlägt, so wird man hoffen dürfen, dass jährlich von den zehn Mitarbeitern ein dem Umfange eines solchen Bandes entsprechendes druckfertiges Manuscript hergestellt wird, wonach durchschnittlich auf jeden etwa ı5 Bogen kommen. Immerhin wird man sich, zumal die Assistenten auch die Revisionsarbeiten überwachen müssen, der Secretar ausser- dem mit der Correspondenz beschäftigt ist, vom Anbeginn der Vor- bereitungen zur Ausarbeitung bis zur vollendeten Drucklegung auf eine 1—2 weitere Jahre sich erstreckende Dauer gefasst halten müssen. Drucklegung. Der Druck wird der vorgeschlagenen Arbeitseinrichtung gemäss möglichst zugleich in den drei angegebenen Abtheilungen A, F und P begonnen und in Lieferungen von mässigem Umfange, wie das deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grnn, ausgegeben. Fine Correctur über- nehmen die Verfasser der Artikel, dazu eine Revision der von ihnen im Manuseript bereits durchgesehenen Artikel die Assistenten, eine Revision der von diesen verfassten Artikel der Leiter; von den anderen Artikeln wird ihm eine Superrevision vorgelegt. Gentralsteille für die Zettel. Sämmtliche Zettel, die den Mitarbeitern zu Gebote gestanden haben, müssen an einer zu bestimmenden Üentralstelle gesammelt, dauernd aufbewahrt und dem Gebrauche der Einzelforscher zugäng- lich gehalten werden. Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs, 683 IV. Vorläufiger Kostenanschlag. ı. Für die sechsjährige Sammelperiode. Ausgabe. Jahresgehalt für den Leiter im Nebenamt (bez. Entschädigung für die Mitelieder der Commission, eventuell je nach ihrer Mit- gliederzahl etwas höher) a 3000 Maık . . . . 18000 Mark Für den Seceretar a 2000 Mark ERDE nn 12000, 2.0 Honorar für die Sammler 3000 Bogen (s. S. 280) a ı5 Mark . 45000 Mark 3000 Bogen (s. S. 280) a ıo Mark . 30000 » Inschriften , a Grammatiker, SChOlerk u. Isa warmen. er Ta 15000, ° 9 90000 » Bibliothek; Exemplare für eine Anzahl der Sammler, Zettelrevisionen, Reisen u. a. Nebenkosten . . . 20000 » ı40000 Mark 2. Für die eventuelle zwölfjährige Zeit der Ausarbeitung und Drucklegung. Übertrag 140000 Mark Jahresgehalt des Leiters A 3000 Mark (im Nebenamt) bez. Entschädigung für die Mitglieder der Gom- nassioninisr Iran, Saw öl vr. 36000. Mark Jahresgehalt der drei Assistenten unter Erhöhung des Gehalts des Secretars und unter allmählicher Erhöhung auch der anderen Anfangsgehälter von 2500— 5000 Mark (Durchschnitt a7 soMarle)n ans Bear 1350007,» Jahresgehalt der sieben Unterassistenten von 1750— 2250 Mark (Durchschnitt 2000, Mark) 4.4.0.8). . 168000 » Sachliche Ausgaben und Sons Nahen; a EN TZTEOON 5 360000 » Gesammtsumme 500000 Mark In Bezug auf die für die Gehalte angenommene Durchschnitts- summe von 303000 Mark, d. h. etwas über 25000 Mark jährlich, ist zu beachten, dass sie anfänglich geringer sein und erst allmählich Sitzungsberichte 1891. 61 684 Gesammtsitzung vom 9. Juli. jene Höhe erreichen wird, und angenommen, dass dem Leiter unter Benehmen mit der Commission (eventuell der sonst vorgeordneten Körperschaft oder Behörde) freie Hand in der Festsetzung der Gehalte für die sämmtlichen Mitarbeiter beider Kategorien unter Übertrag- barkeit der ausgeworfenen Durchschnittsposten zu belassen sei.) Auf ı8 Jahre vertheilt erfordert die oben angenommene Summe von 500000 Mark durchschnittlich einen Jahreszuschuss von nicht voll 30000 Mark. Sehr ermässigen würde sich dieselbe, wenn ein er- heblicherer Theil des zu erwartenden buchhändlerischen Honorares mit zur Bestreitung der Ausgaben verwendet wird. Einnahme. An Honoraren würden bei einer Zahlung von mindestens 80 bis zu 100 Mark für den Bogen für 8 Seiten, die von competentester Seite in Aussicht gestellt werden, den Kosten,120000— 150000 Mark Einnahme gegenüberstehen. Ob diese Summe ganz oder zum Theil zur Bestreitung der Ausgaben, namentlich der sachlichen, bez. als Reservefonds und zur Deckung etwaiger Überschreitungen dienen soll, darüber bleibt Beschluss von maassgebender Seite vorbehalten. Nicht die Höhe der voraussichtlichen Gesammtkosten, aber die Jährlich aufzuwendende Summe lässt sich selbstverständlich vermindern, wenn man ein langsameres Erscheinen des Werkes in’s Auge fasst: bei einer Gesammtperiode von 20 Jahren würde sich die jährliche Durchschnittssumme auf 25000, bei einer solchen von 25 Jahren auf 20000 Mark ermässigen. Breslau, März 1891. Hertz. Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. 685 BD. Es wird kein Einsichtiger bestreiten, dass der Wissenschaft, und zwar keineswegs der Sprachforschung allein, kaum durch ein anderes Einzelwerk mehr genützt werden könnte als durch die Herstellung eines ihren Anforderungen genügenden lateinischen Wörterbuchs. Dass die Sicherung und Herstellung der Sehriftstellertexte, die Be- obachtung der Stilunterschiede nach der Zeit wie nach der Art der Schriftsteller, die chronologische Feststellung der uns gebliebenen Litteraturtrümmer dadurch ein festes Fundament gewinnen würden; dass was jetzt durch mühsame und endlose Einzelarbeit mehr erstrebt als erreicht wird, dann zu grossartigem Allgemeingebrauch eröffnet wäre; dass damit an die Stelle einer in ihrer Zerstreutheit unüber- sehbaren und dureh ihre Massenhaftigkeit zum guten Theil sich selber unmöglich machenden Litteratur mit einem Schlage ein grosses Ge- sammtwerk träte, ist sicher nichts Geringes; in dieser Hinsicht würde ein solehes Werk den grossen Gesammtpublicationen über Inschriften und Bildwerke mindestens gleichberechtigt sich an die Seite stellen. Aber dies, so werthvoll es ist, wäre noch nicht die Hauptsache. Viel wesentlicher noch würde der Einblick sein, den dasselbe gewähren würde in die Geschiehte der heutigen Cultursprachen, das heisst in die Geschiehte unserer Civilisation. Wie die Sprachen der älteren Culturperiode geworden sind, können wir meistentheils nur durch Rücksehluss erkennen; für die gegenwärtige lässt sich das gleiche Problem, der wunderbare aus den Trümmern der antiken Cultur neu erblühte Sprachenfrühling in grossem Umfang in historischen Docu- menten verfolgen. Aber freilich muss man dazu sie sammeln und ordnen. Die Schlüsse in’s Allgemeine können erst gezogen werden, wenn im Besonderen die Lebensgeschichte jedes einzelnen Worts, der abgestorbenen nicht minder wie der lebendig gebliebenen und ihres verjüngenden Nachwuchses, der Wandel der Formen wie der Ver- wendungen zuverlässig und übersichtlich dargelegt ist. Insofern kommt dem lateinischen Thesaurus eine allgemein geschichtliche Bedeutung zu, wie sie einer gleichen Bearbeitung des griechischen oder eines anderen Wortschatzes nicht zugesprochen werden kann. Es ist das Vorrecht der grossen Ziele, dass sie ernste Männer zwingen zu streben und zu hoffen, selbst wenn ein unmittelbarer Erfolg nicht abzusehen ist. In diesem Sinne ist die Frage angeregt worden, wie dies Ziel sich erreichen lässt, und in diesem Sinne wird sie auch hier aufgenommen. 61* OP = = 1 686 Gesammtsitzung vom 9. Juli. Darüber kann keine Frage sein, dass dieses Werk nur durch staatlich organisirte Arbeit herbeigeführt werden kann. Es übersteigt weitaus die Arbeitskraft auch des thatkräftigsten Individuums und darf nieht an die zufällige Lebensdauer einer einzelnen Persönlichkeit geknüpft werden. Wie auf allen anderen Gebieten der menschlichen Thätigkeit fordert auch die Wissenschaft die Organisation der Arbeit, und wir Deutsche dürfen uns rühmen hierin die Spitze genommen zu haben und zu behaupten. Kann ein solcher Wortschatz überhaupt geschaffen werden, so wird er in Deutschland geschaffen, und dieses Vorrecht schliesst eine Pflicht ein. Über die Modalitäten dieser Organisation schon jetzt zu rechten scheint kaum der Sache förderlich zu sein. Die der Akademie vor- gelegte Denkschrift ist als ein erster Entwurf nützlich und anregend; dass der Arbeitsplan erst festgestellt werden kann, wenn die Aus- führung als möglich erkannt und im Allgemeinen beschlossen ist, wird ihr Verfasser selbst am wenigsten bestreiten. Auch sind die Grundlinien des Unternehmens, wie bei jedem grossen Bau, einfach und zweifellos und ihre Nothwendigkeit einleuchtend. Die Leitung kann nur einer dauernden Körperschaft, sei es einer Akademie oder einer nach Analogie unserer wissenschaftlichen Oentraldirectionen ge- stalteten staatlichen Corporation übertragen werden. Die Theilung der Arbeit ist, nicht bloss für das Sammeln, sondern auch für das Verarbeiten der Materialien, unerlässliche Bedingung, und wird die Leitung des Unternehmens hauptsächlich darin bestehen, die für dieses wie für jenes geeigneten Kräfte zu finden und zu staatlicher Geneh- migung vorzuschlagen. Es wird von der Individualität der also gerufenen Gelehrten abhängen, welchen grösseren oder geringeren Sinfluss auf die Gestaltung des Unternehmens der einzelne gewinnt; formell kann ihre Stellung zu der leitenden Stelle nur als gleichartige und zu einander nur als paritätische geordnet werden. Das Ziel der Arbeit ist die Zusammenstellung der Acten über das Vorkommen eines jeden lateinischen Wortes und die Darlegung der aus diesen Acten sich ergebenden Resultate über das Wandeln seiner Formen und seiner Verwendung. Die sprachevergleichende Untersuchung über die in vorhistorische Zeit fallende Bildung des Wortes und nicht minder die Untersuchung über dessen Umwandlung oder auch dessen örtliches oder allgemeines Verschwinden in der nachlateinischen, ungefähr mit dem Anfang des 7. Jahrhunderts anhebenden Epoche werden von dem Wörterbuch selbst auszuschliessen sein; für diese grossen Arbeiten soll dasselbe das Substrat bieten, aber sie keines- wegs in sich aufnehmen. Daran wird nicht zweifeln, wer die deutsche Wissenschaft kennt, dass es an den Arbeitern, den Gehülfen sowohl Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. 687 wie den Meistern, nicht fehlen wird, wenn an einen solchen Bau die Hand gelegt wird, und dass für die zahlreichen und schwierigen Einzelfragen, welche in Betreff der Modalitäten schon jetzt sich jedem aufdrängen und bei effectivem Angreifen in noch weit grösserer Zahl hervortreten werden, die nach Umständen mögliche praktische Lösung alsdann ebenfalls gefunden werden wird. Aber wer einen Bau beginnen will, hat zunächst und vor allem eine wenigstens ungefähre Einsicht darein sich zu verschaffen, welche Mittel zu dessen Vollendung erfordert werden. Wenn der Verfasser der vorstehenden Denkschrift in richtiger Erkenntniss der Sachlage einen vorläufigen Kostenanschlag aufgestellt hat, so soll hier im Anschluss daran auf einige Punkte hingewiesen werden, in welchen er der Ergänzung bedürftig und die erforderliche Summe in Folge dessen allzu niedrig angesetzt erscheint. Wir sehen dabei ab von der Abschätzung des Umfanges der zu bearbeitenden Schriften; die Masse des nicht in den Sammlungen von Teubner und Migne enthaltenen Materials dürfte beträchtlich grösser sein als dort angenommen ist. Aber da Gewissheit hier doch nicht erreichbar ist, mag es bei der gegebenen Aufstellung bewenden. Weit wichtiger ist die Frage, in welcher Weise die Materialien gesammelt werden sollen. Bisher ist dafür durchgängig der Weg ein- gehalten worden, und diesen hat auch der Verfasser der Denkschrift im Sinn, dass die Werke unter die Hülfsarbeiter vertheilt werden und jedes einzelne von einem einzelnen zu diesem Zweck ausgezogen wird. Wie unvollkommen diese Manipulation ist, hat niemand schwerer empfunden als der Meister der Lexikographie Jakop Grıum, auch scharf genug es ausgesprochen; z. B. in seinen Briefen an Hirzel, wo es unter anderem heisst: »Aller Anweisungen zum Trotz haben solche »Schlingels von Mitarbeitern nur nach Wörtern gesucht, die in ihren »Gedanken wichtig waren, die aber worauf es ankam unausgezogen »gelassen« und später: »Die bedeutendsten Schweizer Schriftsteller »sind nur ungenau und ohne Einsicht in die Zwecke des Wörterbuchs »genutzt; es musste, so gut es ging, nachgeholfen werden«, und so weiter. Dieselbe Erfahrung wird mit Nothwendigkeit sich bei jedem Unternehmen wiederholen, das auf vereinte Thätigkeit Vieler angewiesen ist; es ist von der Organisation der Arbeit eben nicht zu trennen, dass unter den vielen Mitarbeitern halbfähige gar nicht und unfähige schwer zu vermeiden sind. Indess mag dies Verfahren bei den ge- wöhnlichen, wesentlich auf eine leidliche Übersicht des Sprachschatzes sich beschränkenden, Wörterbüchern sich ertragen lassen; wenn aber ein solches den Anspruch erhebt, die Geschichte des einzelnenen Wortes zu liefern und wenn, wie selbstverständlich, nicht bloss die Raritäten, 688 Gesammtsitzung vom 9. Juli. sondern vor allen Dingen die häufig gebrauchten und vielfach gewen- deten Ausdrücke darin zur Anschauung kommen sollen, so kann es nimmermehr auf solche vom individuellen Belieben gewöhnlicher Ge- hülfen abhängige Auslesungen gegründet werden. Unumgänglich bedarf es dafür einer Verzettelung wenigstens der wichtigsten Schrift- werke, wie sie für das von der Savigny-Stiftung vorbereitete Voca- bularium juris bei den klassischen Juristen durchgeführt worden ist; insbesondere lässt sich das Fehlen eines Wortes in einem zeitlich oder örtlich oder personal bestimmten Kreise, das oft wichtiger ist als das Vorkommen, in weiterem Umfange nur auf diesem Wege er- mitteln. Wenngleich dies Verzettelungsverfahren den Vortheil gewährt, dass rein mechanische, also billigere Arbeitshülfe dabei in weiter Ausdehnung zur Anwendung kommen kann, so hat doch die Erfahrung gelehrt, dass das Verzetteln und das Ordnen des in grösseren Werken enthaltenen Wortschatzes bei weitem kostspieliger ist als das blosse Ausziehen. Auch wird für das beabsichtigte Lexikon das letztere nothwendig mit dem Verzetteln verbunden werden, werden die Zettel, bevor man sie in die alphabetische Folge bringt, von wissenschaft- lichen Männern durchgegangen und wird bei den zur Aufnahme in das Lexikon geeignet erscheinenden Stellen die zum Verständniss er- forderliche Verbindung hinzugefügt werden müssen. Wenn es bei den Digesten durchführbar ist auf Grund jener mechanisch hergestellten und einer solchen Durchsicht nieht unterworfenen Zettel auch häufig vorkommende Wörter bei der Redaction überall nachzuschlagen, so würde keine Arbeitskraft bei einem allgemein angelegten Wörterbuch für jedes einzelne Wort die sämmtlichen Citate zu verifieiren und da- raus dessen Darstellung zu gestalten vermögen. Aus demselben Grunde werden auch die — überhaupt nur in beschränktem Umfang bereits vorliegenden — Indices verborum zu einzelnen Schriftstellern für eine derartige Arbeit grossentheils unbrauchbar sein. — Gewiss soll nicht behauptet werden, dass das hier angedeutete Verfahren für die ge- sammte einschlagende Litteratur zur Anwendung zu kommen hat. Insbesondere die stereotype Inschriftenmasse, sowie die gleichfalls in ihrem Wortgebrauch homogene patristische Litteratur werden durch verständig angelegte und, wovon nicht abgesehen werden darf, von den Leitern des Unternehmens revidirte Excerpte genügend ausgenutzt werden können. Aber ohne Verzettelung des Wortschatzes der wich- tigsten Profanschriftsteller, sowie der lateinischen Bibel in allen ihren Abwandelungen und einzelner Hauptwerke der theologischen Litteratur wird ein lateinisches Lexikon nie das geben, was mit vollem Rechte von dem Verfasser der Denkschrift verlangt wird, die Geschichte des Einzelworts. Um wieviel bei dieser Voraussetzung die Kosten des 5 . 0 ee Tor £ Gutachten über das Unternehmen eines lateinischen Wörterbuchs. 689 Sammelns der Materialien sich erhöhen würden, lässt sich ziffermässig nicht fixiren; sicher würde der von der Denkschrift dafür eingestellte Betrag von 140000 Mark sich mindestens verdreifachen. Nicht minder als die Sammelarbeit wird in der Denkschrift die Redaction unterschätzt. Die Voraussetzung, «ass ein derartiges Werk mit zehn Bänden von je 1200 Seiten abgeschlossen werden kann, ist völlig problematisch und selbstverständlich wird, wenn dasselbe um- fänglicher ausfallen müsste, auch der Kostenbetrag verhältnissmässig steigen. Aber selbst wenn man jene Voraussetzung vorläufig gelten lässt, ist der Kostenansatz weitaus zu niedrig gegriffen. JAKOB GRIMM, ein Meister auch im Fertigstellen, hat in zwölf Jahren in Gemeinschaft ınit dem Bruder fünf Buchstaben zum Druck gebraeht: und nicht im Nebenamt und mit unendlich viel knapperem Material, dessen Mehrung wohl den Werth des Werkes, aber in gleichem Maass auch die Schwierigkeit der Arbeit steigert. Man wird acht bis zehn geeignete Gelehrte einen jeden zehn bis zwölf Jahre hindurch ausschliesslich für ‚liese lexikalische Arbeit zu beschäftigen haben, wenn dieselbe in ab- sehbarer Zeit zum Abschluss gelangen soll. Auch hier also wird die in der Denkschrift für die Kosten der Redaetion in Anschlag gebrachte Summe von 360000 Mark ohne Frage nicht ausreichen. Es können demnach die Gesammtkosten des Unternehmens nicht unter einer Million Mark präliminirt werden. Eine ‚derartige Forderung, von etwa 50000 Mark jährlich auf einen Zeitraum von etwa 20 Jahren für ein fundamentales wissen- schaftliches Unternehmen darf nicht erschrecken, ja nicht einmal be- fremden. Wenn die Kosten, welche die preussische Regierung, bez. das Reich durch viele Jahre hindurch für die griechische und latei- nische Inschriftensammlung und für die Herausgabe der deutschen Geschiehtsquellen aufgewendet hat, zusammengerechnet werden, so werden sie für jedes dieser Unternehmen einen gleichen Betrag theils erreichen, theils sich ihm nähern. Bisher sind die also aufgewendeten Gelder auch ausserhalb der Fachkreise weder als übel angewandt noch als unbillige Belastung des Staatshaushalts bezeichnet worden. Was in den Zeiten nationaler Erniedrigung und mühsamen Aufstrebens möglich war, wird das vereinigte Deutschland auch zu leisten und allenfalls zu übertreffen vermögen. Aber wenn man in schwierige und weitaussehende Unternehmungen nicht mit sehenden Augen hinein- geht, so wird diese Blindheit denselben nicht zum Vortheil ausschlagen. Der rechtzeitige Hinweis auf die Schwierigkeiten ist der beste Weg um sie zu überwinden. Die Königliche Akademie der Wissenschaften. 690 Gesammtsitzung vom 9. Juli. C. Für die Herstellung des Wortverzeichnisses zu einer beliebigen Schrift scheint nach den bei dem juristischen Index der SAvIenY- Stiftung gemachten Erfahrungen das folgende Verfahren sich zu empfehlen. Von dem einzelnen Werk werden zwei Exemplare der zu Grunde gelegten Ausgabe nach den einzelnen Wörtern unter Wieder- vereinigung der durch Zeilen- oder Seitenschluss getrennten Wort- theile zerschnitten, und alsdann jedes Wort durch Stempelung mit dem entsprechenden den Titel des Werkes sowie Seite und Zeile, bez. Buch und Capitel der zu Grunde gelegten Ausgabe angebenden Citat versehen, beispielsweise Gaius 3, 9: N Stempel: Stempel: Si G 39 ex G 39 nullus G 39 eadem G39 sit G39 lege G 39 suorum G439 | Xu G 39 heredum 3.9 tabularum ER) tune G 39 ad ) hereditas @39 agnatos Eye) pertinet G 39 In diesem Stadium werden den Blättern die kritisch erforder- lichen Bemerkungen beigefügt. Wenn zur Anbahnung der Redaction die Verbindung angegeben werden soll, in der das betreffende Wort an der fraglichen Stelle auftritt, so hat dies gleichfalls in diesem Stadium zu geschehen. Nach Ausführung dieser Arbeit werden die Blätter zerschnitten und die also sich ergebenden Streifen, von denen jeder ein einzelnes Wort enthält, alphabetisch geordnet, so dass die jedem Schriftsteller gehörigen Streifen zusammenbleiben und in der Folge, in der sie bei diesem auftreten, auf Folioblätter einseitig aufgeklebt werden. Ein derartiges Blatt aus den Digesten stellt sich folgendermaassen dar. Die Unterscheidung der verschiedenen Schriftsteller ist in dieser Probe nieht berücksichtigt, kann aber selbstverständlich durch Diffe- renzirung des Vorsatzzeichens D mit Leichtigkeit eingefügt werden. filio DI 897 2 fium DI 905 >5 filio DI 897 fiium DI 906 27 filii DI 897 filiis DI 906 32 filii DI 897 filius DI 906 30 Hlius DI 001 filium DI 006 33 filio DI 905 24 | filio DI 906 35 DD SI 0 8 3 Sützungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1891. T?2 Een D zZ 691 Das menschliche Auge in der griechischen Plastik. Von E. Cvurrivs. (Vorgetragen am 4. Juni [s. oben S. 531].) Hierzu Taf. V und VI. 138 Ausgrabung von Olympia hat für das Studium der Kopfbildung in der Antike eine Fülle von neuem Material zu Tage gefördert, das noch lange nicht genügend verwerthet worden ist. Ich beschränke mich heute auf eine kurze Mittheilung, die ich der Gesammtakadenmiie vorlege, weil sie einen Gegenstand betrifft, der vielleicht geeignet ist, das Interesse beider Classen in Anspruch zu nehmen. Es handelt sich um die Unterscheidung männlicher und weiblicher Augen, welche in den olympischen Bildwerken deutlicher als bisher nachzuweisen ist. Den ersten Anlass zu dieser Untersuchung gab der unbärtige ‘Peirithoos’-Kopf (Ausgrabungen von Olympia II Tafel 9’ Funde von Olympia. Ausgabe in einem Bande T. XIV). Er wurde erst für weiblich gehalten, bis sich bei Zusammensetzung der Bruchstücke des Westgiebels herausstellte, dass es ein Jünglingskopf sei. Er ist bis auf die Unterlippe tadellos erhalten, und wenn ich mir die Frage vor- legte, wodurch dieser Kopf als ein männlicher bezeichnet sei, so fand ich nichts Charakteristisches als das hochgewölbte Auge. Es wurden also in Beziehung darauf die gut erhaltenen Köpfe genau gemustert, und ich stelle auf der beifolgenden Tafel V zwei Reihen von Augen zur Übersicht zusammen; sie sind in geo- metrischer Projeetion (also in natürlicher Grösse) vermittelst des Diopter von dem anatomischen Zeiehner, Hrn. Emır Evrıcn, gezeichnet und photographisch vervielfältigt worden. Obere Reihe: ı (n.77 derOlympia-Ausstellung): Kolossalkopf der Hera. (n.200) Westgiebel: »Nymphe«. (n.197) Westgiebel: Alte Dienerin. (n.194) Westgiebel: Jungfrau. (n.183) Ostgiebel: Kopf des Greises. (n. 187) Westgiebel: Lapithe. ( 2 3 4 Untere’Reihe: 5 6 7 (m.ıgı) Westgiebel: Apollo. a 7 “ h. „A (if ae 121% - f EB a Au AM % ur »En u a F ae N 692 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 4. Juni. Genaue Messungen und Abbildungen antiker Augen finden sich, so viel ich weiss, zuerst bei GERARD Aupran ‘Les proportions du corps humain mesurees sur les plus belles figures de l’antiquite’ 1683. Er hat schon die Augen des Apollo von Belvedere und der mediceischen Venus zusammen gestellt. Seine Zeichnungen sind lebhaft anerkannt von SAMUEL THOMAS SÖNMERRING ‘Abbildungen des menschlichen Auges’ Frankfurt a. M. 1801 fol., weleher S. 3 die “Unterschiede im Äusseren des Auges zwischen dem männlichen und weiblichen Auge” behandelt und auf Grund der Avpray’schen Abbildungen die Überzeugung aus- spricht, ‘dass diese Unterschiede schon den alten griechischen Künstlern bekannt und bei Fertigung ihrer schönsten Statuen beachtet waren’. Seitdem ist diese Untersuchung nicht wieder aufgenommen worden, und darum erscheint es mir als eine nicht unwichtige Aufgabe, den Versuch zu machen, mit Hülfe des neu gewonnenen Materials grie- chischer Plastik auf die von Aupran und SÖMMERRING angeregte Unter- suchung zurückzukommen. Die Abbildungen bedürfen keines Commentars; sie sprechen für sich selbst. Die obere Reihe zeigt das Frauenauge in seinen eharak- teristischen Formen, von denen das der alterthümliehen Hera aus Mergelkalk das Flachauge am deutlichsten erkennen lässt: die untere Reihe das Männerauge in seiner unverkennbaren Eigenthümlichkeit. Der Unterschied zwischen beiden Reihen entspricht durchaus dem, was Sönmerring als Anatom beobachtet hat: ‘Das Äussere des Auges bei Männern hat etwas Rundes, Dickliches, Kräftiges: bei Weibern etwas Längliches, Flaches’ — ‘die Offnung der Augenspalte ist bei Männern weiter oder grösser und rundlich’. Diese Charakteristik ist in Merker's Handbuch der topographischen Anatomie 1887 auf- genommen. Wir sehen also, wie genau die Natur von den Alten beobachtet ist, und wie auch der Unterscheidung der Geschlechter in den Vasen- bildern eine richtige Beobachtung zu Grunde liegt, wenn die Männer- augen kreisrund, die Frauenaugen langgeschlitzt gezeichnet werden. Auf Tafel VI habe ich noch zwei Menschenaugen abbilden lassen. Nr. 8 ist das des ‘Peirithoos’ (n.ı89 der Olympia-Ausstellung), welches den ersten Anlass gegeben hat, diese Untersuchung wieder aufzu- nehmen. Nr.g ist das Auge des bemalten Terrakottaköpfehens (Olymp. Ausstellung n.13. Ausgr. v. Ol. V T.26. Funde T.ı9). Es ist die echt alterthümliche Nachbildung eines alten Xoanon, der man durch das Lächeln des Mundes und das weit offene Auge den Eindruck des Lebendigen zu geben versucht hat. Es erscheint, von vorne gesehen, vorspringend und vorquillend; doch geht es, wie die Abbildung zeigt, im Profil nieht über die Böschung des weiblichen Auges hinaus. ud Dh il 5 a ü 2 Rs j R L Pas fch Y} Sitzungsber. d. Berl. Akad. d.Wiss. 1891 Taf. VI. 1 1 . N . e A 2) © Currıvs: Das menschliche Auge in der griechischen Plastik. 693 Oo o Die Alten haben den Blick für charakteristische Körperformen an der Thierwelt ausgebildet, und bei dem Auge ist der Anschluss an Thierformen am deutlichsten bezeugt, indern das Kuhauge zu einem Epitheton ornans weiblicher Personen, Göttinnen wie Diene- rinnen, Anlass gegeben hat. Das männliche Wesen, das avopeisv, EXeuIepiov, meyaroıugov, züyeves erschien den Alten im Löwen ausge- prägt, und wie sie demgemäss die für den Menschen vorbildlichen Thieraugen gebildet haben, zeigen die beiden letzten Zeichnungen aus Olympia: n.1o ist das Auge eines der löwenköpfigen Wasserspeier vom Zeustempel, n.ıı das Auge des Stiers von dem Weihgeschenk der Regilla an dem Wasserbassin des Herodes Attieus. Meine Mittheilung bezweckt nur eine neue Beachtung des Gegenstandes anzuregen, der seit WINcKELMANnN immer wieder zur Sprache gekommen, aber nirgends gründlicher behandelt worden ist. Das Epitheton Sosrıs ist bis auf die neueste Zeit von den Archäologen in ganz entgegengesetztem Sinne gedeutet worden. Die olympischen Köpfe scheinen mir geeignet, die unklaren Vorstellungen auf eine reale Basis, auf feste Thatsachen zurückzuführen. Zwei Haupttypen liegen deutlich vor. Natürlich sind sie nicht für alle Zeiten und Schulen in gleicher Weise maassgebend geblieben. Praxiteles hat es sehon verstanden, den Eindruck, welchen das hochgewölbte Löwen- auge am Manne machen sollte, in anderer Weise zu erreichen; es wurden optische Wirkungen erzielt, die von der plastischen Form- gebung unabhängig sind. Wie weit aber die hier nachgewiesenen Typen von Menschenaugen wirklich auf richtiger Beobachtung der Thierwelt beruhen, ist eine für das Verhältniss der griechischen Kunst zur Natur wichtige Frage, deren Entscheidung den Fachkennern zusteht. 694 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 4. Juni. Bemerkungen zu der vorstehenden Mittheilung des Hrn. Currıus. Von W. WALDEYER. Die Bulbi der Thiere zeigen zum Theil sehr erhebliche Verschieden- heiten in dem Grade der Krümmung ihrer Hornhaut, so dass man stark und flach gekrümmite Hornhäute bei den einzelnen Arten und Sippen unterscheiden kann. LruckAartT, »Organologie des Auges«' giebt da- rüber Näheres an. Die Hornhaut der Carnivoren zeigt im Allgemeinen eine starke Krümmung, während bei den Ungulaten, besonders auch bei unsern zu dieser Ordnung gehörigen Hausthieren, flachere Krüm- mungen vorkommen. Ich lege der Akademie eine Reihe von Durch- schnitten verschiedener Bulbi von Säugethieren, Vögeln und Reptilien vor, welche von Prof. Dr. H. Vırcuow für die Sammlung der I. ana- tomischen Anstalt gefertigt sind, und an denen die erwähnten Krüm- mungsverschiedenheiten klar hervortreten. Was die menschlichen Augäpfel betrifft, so sind die Geschlechts- unterschiede im Allgemeinen gering. Zınn” sagt, p. 2: »Bulbus viri bulbo feminae semper major est, etsi femina virum statura forte aequet«, und dies ist wohl das Einzige, was wir sicher wissen. Vielleicht würden besondere auf die Beantwortung der Frage nach den Geschlechtsunterschieden des Bulbus oculi gerichtete Unter- suchungen noch mehr ergeben. Zur Zeit fehlt es an solchen. Der Krümmungsradius der Hornhaut, den wir seit den von Hrınnortz’schen Untersuchungen” genau zu bestimmen gelernt haben, hat einen Mittel- mm _ . / b} horizontalen und vertiealen. beständig um ein Weniges verschieden; werth von 7 ist aber in verschiedenen Meridianen, besonders im im Allgemeinen muss die Krümmung der Hornhaut als eine elliptische bezeichnet werden. Bei den bis jetzt ausgeführten Bestimmungen ist, so viel ich weiss, nicht genauer auf etwaige Geschlechtsunterschiede geachtet worden; jedenfalls können dieselben nur gering sein. Indi- ! Handbuch der Augenheilkunde von Atrr. Graere und Tu. Sarmıscn. Bd. II. Leipzig, Engelmann. 1875. ? Zınn, J. G., Descriptio anatomica oculi humani. Edit. altera. Gottingae. MDCCLXXXIV. 3 Hrrmnorrz, H., Über die Accommodation des Auges, Archiv für Ophthalmol. 1854 und ı855. Bd. I und Bd. II. S.a. Physiol. Optik. I. und 11. Aufl. x Currrıus: Das menschliche Auge in der griechischen Plastik. 695 viduelle Verschiedenheiten bei den ohne besondere Rücksichtnahme auf das Geschlecht ausgeführten Messungen der verschiedenen Horn- häute haben sich allerdings herausgestellt. Grösser als die geschlechtlichen Verschiedenheiten des Bulbus an sich, sind die des Sehorgans als Ganzes genommen. SÖMMERRING'S Schilderung, welche auch Fr. Merker' annimmt, ist von Hrn. Gurrivs bereits angeführt worden. Alle diese Angaben beziehen sich indessen auf die den Augapfel von vorn her umgebenden Hauttheile. Es ist möglich, dass die Alten, wenn sie den Blicktheil des Bulbus selbst, die Hornhaut, bei Männern in stärkerer Krümmung bildeten, damit den durch die äusseren Theile gegebenen sexuellen Unterschied noch mehr hervorheben wollten. Hoffentlich giebt die durch die Mittheilung des Hrn. Uvurrıus gegebene Anregung Veranlassung, den geschlechtlichen Unterschieden des Sehorgans als Ganzes und des Bulbus an sich mehr Beachtung zu schenken, als sie bisher gefunden haben. ‘ MErkerL, Fr., Handbuch der topographischen Anatomie. Bd. I. Lief. 2. SEm79.: 1887. \ ” dr R a a er hf! u NY 67, PR. AN LLRT j Fa m | h i nr 2 Jul ’ h r 1 “ £ Bu wre ee RR ti n ‚ei "Wi L ha en iR BR IIND rer ray? A aut L Hash) ) el) ie: ah Sort 13 \ Be: 2 = # Rumaıı m Ar Ai BETT U! VATER 9; . Y, ART, * ir 2) £»® RER 4 v Nr A LER, ai F sif af, Hu) FR Haren fr Ha } u ch f ME ) 7 hr = La) Di ’ R y Zu r ri 2 Fern ih PO I { Eu TEE, . T h yy% iM N Ik N AN Di rum NEM, SET ARRE re: BArR f - ’ . , } "a PIE ” ei nr PR SNILR DI) Ks: 60" RB RER EN UNRIE BR VOR TUE a Dane le. Dede" DrnlgEe, 0 ! i al “ Mat Air irtieon al a ah Ze BAU IUHÄ ELITE NER NA SBSRMEE BEE ale Mer RER ad Wir u ih’ Ih NuLoE IE NO | gi RER . nah hl i NEL Wi. a le nn rd eb RL Bel? f EI Nie N el a er Hin) MH g' ITWERIAAE Mey u a Bine MAR UN, N ur / x Dan # | ’ N J f g ir ira ! \ Kar min da, eier & | ERS ER AT CAT a ” PYEI ER. VE ER EN IE EEE BELLE EEE Ha ZN en Kar ä Er ir: ıy Bir es ar hy h ya‘ er N f u Ve ER SEE ARE a vs 1 EL s ‘ =. 1 - ıluEry; Le Wi An ’ Fi. re! A Pe f & «Hi Er ö En, er] ir ar ’ y . u ze PET, u RL AR NEN ie AL Her, j her nu ANDRE IN Pur don fi \ } z j' 2 > ’ * Wi Pc ir E va | j ers. e RER 7 ER a Hu I 3 "ri 1 I“ 5 v . " f' 1 RN a * : SE Ar | | f ur) ’ pi DE N 5 ACTERNE LE DH AR ANNE . N h = „u 2 A 4 . 5 ; R Va Ey Rh DO De | ee BEN Er . f ) 5 x nn | E g y ee UF EEE Du: PR i E An = 2 Be ” a x R a a 2 ü A in RN. DIR RRAE® Kor 65T T f z y > 2r008 BE»: A j J F. u Lach 1541 A Alk dee 1 4° R Pie > A ER er Er San Fe Dave 272 x e IE jr E | 59, 0450 a A ae er ar, As i» N Pr.tre, y' i 1 - R Ei ul 4 "BLM % ‚A a 73 r In a HIT CT ‚Ai 17 4 re a Ka v A . | j er ” PorE ui BEL 3 FIRE y & AT, ° Ba: Ei S, BEP, ur IN 2 ae En A PTR ed y e f s TM ee, . . Y SE f = SER 4 “ ER N LAIEN 0 | IE "WAT Fr E DE." YABIAeN ar IN AN; ar: N EN Dr ee Ve “a En ? AN, l u er 5: HF PR! Se RR Yu u)" ee 2 TA { L w y P'TARm rn ge is Pe Ka fr ZU EN RN: ran Ha Re u | h Br i „ un) 3 } B wr N e ; a PR, nn 1 697 Über sehr flächenreiche, wahrscheinlich dem Jordanit angehörige Krystalle aus dem Binnenthal. Von Dr. H. BAuUmHAUER in Lüdinghausen. (Vorgelegt von Hrn. Kreıy am 25. Juni |s. oben S. 585.) I Jahre 1864 führte G. vom Rarn' unter dem Namen Jordanit ein neues Mineral ein, von welchem er bemerkte, dass es von den drei rhombischen Schwefelverbindungen des Binnenthals (Jordanit, Dufre- noysit und Skleroklas) das seltenste sei. Nach ihm weist das Kıystall- system des Jordanit ein verticales rhombisches Prisma auf, dessen vordere Kante nicht sehr verschieden ist von 120°, und besitzt, wie so viele rhombische Systeme mit einem ähnlichen Prismenwinkel, eine grosse Neigung zur Zwillings- bez. Drillingsbildung nach &P. In der That waren die beiden einzigen, damals von Rarn bekannten Krystalle dieses Minerals Zwillingsbildungen. Einen der beiden Kry- stalle maass er und gelangte zu dem Axenvrrhältnisse: awııb ae —=10.,3752412,0308 Die Fundamentalwerthe waren: 6% o(oP:-P) = 65°0 (Normalenwinkel) o(GP:zP)= 50°%49 ( > " G. von Rarn beobachtete ausser der Basis und dem Protoprisma o2: Bl= vl» vw “| 2 neun Protopyramiden und eine gleiche Zahl von Brachydomen. Die letzteren ergänzen gewissermaassen die ersteren zu scheinbaren hexa- gonalen Pyramiden, indem zu je einem mP ein 2m Po hinzutritt. Das Protoprisma besitzt einen vorderen Winkel von 56°31. Im übrigen bemerkt vom Rarn noch Folgendes über die beiden (damals im Besitz des Hrn. Dr. Jorpan befindlichen) Krystalle: »Beide sind Zwillinge und mit Blende-Krystallen verwachsen, sitzen sie in kleinen Drusen des bekannten Dolomits. Der kleinere ! PoGGENDORFF’sS Annalen. ı. s. w. 122, 387, 698 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. der Krystalle, 4”” lang, 3”” breit, besitzt vollkommen spiegelnde Flächen und wurde zur Messung vom Muttergestein herunterge- nommen. — Die Flächen &oP sind ausserordentlich schmal und geben keine Bilder. Der andere Krystall stellt sich dar als eine dicke sechsseitige Tafel, 6"" in den beiden horizontalen, 5"” in der verticalen Riehtung messend. Zahllose feine Zwillingslinien verlaufen parallel der symmetrischen Diagonale (des Zwillings), sie sind sicht- bar auf den nicht parallelen Tafelrändern, während sie weder auf der Endfläche oP, noch auf den parallelen Tafelrändern (Zone ooP: oP) zu bemerken sind, was vollkommen der entwickelten Ansicht von der Natur jener Linien und Streifen entspricht«. Die chemische Zusammensetzung des Jordanit konnte damals wegen Mangels an Analysenmaterial nicht festgestellt werden. Doch analysirte L. Sıröcz' im Jahre 1873 das Binnenthaler Mineral und ermittelte die Formel 4PbS.-As,S.. In demselben Jahre beschrieb G. Tscuernar” Krystalle von Jordanit von Nagyag, welche klein sind und stark gestreifte Flächen besitzen. TscHermAK fügte zu den schon bekannten Formen zwei neue hinzu. Während L. Smwöcz in den Binnenthaler Krystallen nur o,1ı Procent Antimon gefunden hatte, wies E. Lupwıe nach, dass die Krystalle von Nagyag ı.87 Procent Antimon enthalten. G. von Rarn® theilte 1874 seine Beobachtungen an einem weiteren »ausgezeichneten Jordanitkrystall« aus der Schweiz mit. Dieser Kry- stall, dessen Länge 5””, Breite 3””, Dicke ı'/,”” betrug, wurde von ihm »fast naturgetreu« abgebildet. Derselbe bietet ausser den schon bekannten Formen zwei früher nicht beobachtete Reihen dar: Brachy- pyramiden mP3 und Makrodomen mP®, von denen wiederum mehrere sich zu dihexa@derähnlichen Gestalten ergänzen können. Der Krystall, »wohl einer der flächenreichsten, welche bisher im rhom- bischen System beobachtet wurden«, zeigt im Ganzen 28 Formen. Jede Pyramide der Reihe mP wird durch ein Brachydoma amP zu einer dihexaöderähnlichen Gestalt ergänzt. In derselben Beziehung steht P3 zu Po, /,P3 zu :/Poo, indem sie ein Pseudodihexa@der anderer Ordnung darstellen. Der Krystall ist ein Zwilling nach &P, in welchem das eine Individuum über das andere vorherrscht. Dünne Zwillingslamellen sind ausserdem einem jeden der beiden Krystall- theile eingeschaltet und erscheinen als feine Linien. An diesem Kry- stalle fand vom Rara oP::'/,P —= 65° o’ (ber. 65° 0)), oP::, P=31 32 ! Miner. Mitth. von G. TscuermAk, 1873, S. 29. * Ebenda, 1873, S. 215. > PoG6GEnDoRFF'Ss Annalen, Ergänzungsb. 6, 363. \ $ | j { Baunsaver: Flächenreiche Krystalle aus dem Binnenthal. 699 (ber. 31° 30’). Der geschilderte Jordanitkrystall war »von bewunderns- werthem Flächenglanz«. Einen weiteren Beitrag zur Kenntniss des Minerals (vom Binnen- thal) lieferte W. J. Lewis;' er fand an einem Krystall noch fünf weitere neue Formen. Die Flächen von '/,P waren am grössten, weniger gross oP, alle anderen klein ausgebildet. Nachdem durch H. A. Miers” und A. Krenner” ermittelt worden war, dass der Meneghinit (4PbS-Sb, S,), welcher von vom Rara für monoklin gehalten wurde, rhombisch krystallisire, versuchten die ersteren wie auch A. Scnmipr,' einen Isomorphismus zwischen Jordanit und Meneghinit, welcher ja nach der analogen Zusammensetzung beider zu erwarten war, nachzuweisen. A. Scuuipr schloss seine Be- trachtungen mit dem Ausspruche, dass die Isomorphie des Jordanit und Meneghinit als eine vollkommene angesehen werden müsse. Zu diesen Versuchen bemerkt C. Hmwrze’: »Eine ungezwungene kıy- stallographische Gleichstellung des Meneghinit und Jordanit, etwa gegeben durch die natürliche Ausbildung ihrer Krystalle, ist nicht möglich. Ich bin vielmehr überzeugt, dass Meneghinit und Jordanit in den zur Zeit bekannten Formen nicht isomorph sind, sondern dass die Verbindungen 4PbS-Sb,S, und 4PbS- As, S, isodimorph sind, und uns von der isodimorphen Doppelgruppe noch zwei Glieder fehlen. « Hr. G. Seriemann in Coblenz vertraute mir zwei lose, ziemlich kleine, dabei aber ganz vortrefflich ausgebildete und äusserst flächen- reiche graue, stark metailglänzende Krystalle zur Untersuchung an, welche vom Erdboden bei Imfeld (Binnenthal) herstammen und von Hrn. Seriemann für ein dem Dufrenoysit nahestelendes Mineral ge- halten wurden. Die beiden Krystalle sind annähernd gleich gross, Dimensionen ungefähr 3"" : 3”" : 2'/,”®. Eine genauere Betrachtung derselben führte mich alsbald zu der Annalıme, dass es sich um Jordanit handele. Dazu brachte mich namentlich der scheinbare hexa- gonale Habitus, genau entsprechend den von Rarn'schen Abbildungen. Die Krystalle zeigen, wenn wir zunächst bei der vom Rarn'schen Auf- fassung des Jordanit bleiben, die Basis vorherrschend, dazu eine grosse Reihe von meist in sehr schmalen Flächen auftretenden Proto- pyramiden und Brachydomen, ausserdem mehrere Pyramiden mP3 und Makrodomen, der eine Krystall zudem noch ein paar Zonen, welche bisher am Jordanit nöch nicht beobachtet wurden. 1 Zeitschr. f. Kryst. 2, 191. 2 Zeitschr...f. Kryst. 9, 291. 3 Ebenda 8, 622. * Ebenda 8, 613. 5 Ebenda 9, 294. Sitzungsberichte 1891. 62 700 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. Die Krystalle sind im Folgenden mit I und II bezeichnet. Kr. I besteht aus zwei, nicht absolut genau parallelen 'Theilen, ungefähr Hälften, welche bei sonst gleicher krystallographischer Stellung so verwachsen sind, dass die beiden Basisflächen um einige Minuten in ihrer Lage differiren. Es zeigt sich dies auch durch eine Rinne, bez. einspringende Winkel, welche sich ungefähr parallel der Basis um die Mitte des Krystalles hinziehen. Die eine Basisfläche zeigt nun eine deutliche feine Streifung parallel der Brachydiagonale, die andere besitzt diese Streifung nur an einer der beiden zum Brachypinakoid parallelen Seiten. Die erstere Basisfläche giebt in Folge dessen ein mehrfaches Reflexbild. Dieser Kr. I ist flächenreicher als der andere II, welcher hingegen durchaus einheitlich gebildet ist und zum Theil noch bessere Messungsresultate ergab als I. Auch zeichnet sich II dadurch aus, dass er sehr feine aber doch deutlich erkennbare Zwillingslamellen nach ©P eingeschaltet enthält. Der grosse Flächen- reichthum verursacht in einzelnen Zonen bez. Zonentheilen eine solche Häufung der Reflexe, dass dieselben stellenweise eine ununterbrochene, nicht aufzulösende Reihe bilden. Abgesehen von der Basis und ein- zelnen anderen breiteren Flächen erscheinen die Krystalle in Folge dessen fast kugelig gerundet. Während G. vom Rarn den Prismenwinkel wie überhaupt die Winkel der Prismenzone nicht messen konnte, war dies bei den von mir untersuchten Krystallen möglich. Das Ergebniss der Durchmessung dieser Zone war ein überraschendes; es zeigte, dass die beiden Krystalle nicht dem rhombischen, sondern dem monoklinen System angehören. Die nach von Rarn als Basis aufgefasste Fläche entspricht dabei dem Klinopinakoid, das rhombische Brachypinakoid dem Orthopinakoid, das Makropinakoid der monoklinen Basis. An Kr. I fand ich u. a. folgende Werthe (die mit (F) bezeichneten sind als besonders gute, die weiterhin mit (cc.) bezeichneten als angenäherte zu betrachten): (001) : (101) = 28° 8 (BON): (101). (P282 0937 (108) 2 (gOr) = 29° go) (101) : (301) = 29° 381/2’ (301) : (100) = 31° 39/2" (30T) : (deo) = 31° Ar1/2’ (TOO) (301) 327 a! (100) : (301) = 31° 591/a’ (30r) 2 (For) = 307 Un (301): (TON = 30272. (101) : (001) = (F)28° 23’ (TO1)/ 3 (oanE = 28587 Bei Ermittelung dieser Zahlen wurde sorgfältig auf die Sonderung der von den beiden nicht genau parallelen Theilen des Krystalls herrührenden Reflexe geachtet. Kr. II ergab folgende, mit Ausnahme der beiden ersten mit obigen gut übereinstimmende Zahlen (leider sind nicht alle Werthe von der- selben Güte wie die bei I erhaltenen): Baunnaver: Flächenreiche Krystalle aus dem Binnenthal. 701 NEE (101).: (361) = (cc.) 29° 483/4' (10T) 2 (01) == 28% 723 71/5 (301) : (100) = (ee:) 31° 29/4 (VON) mon) 28 A) (TOO) (ZOT) —iee:) 31 57314. (tOT)1EOF= 61° 24.4 (Kr 201° 20" ) (397) Mor) — Tee.);30° 131/5° (100): (ON 652, gl 7 8 629 Irt)p) a: ee (Tor). :.(1or) = 50°°293/4. Er. 12 2% 156° 2g1/2 Die an I gewonnene, vollständige Winkelreibe lässt sehr gut erkennen, dass sich, dem monoklinen System gemäss, entsprechen die Werthe: ind, 2 und)8, s:und 9 u.8. w. Der Winkel.(ro1): (ror) = [2 56° 29° — 29°/, entspricht dem von Rarı'schen Prismenwinkel Boa Der X 8 ergab sich aus einer guten Messung: (100):(101) = 89° 26"), , die Abweichung vom rhombischen System ist also eine verhältniss- mässig geringe. Die auf dem Klinopinakoid, der scheinbaren rhom- bischen Basis, auftretende Streifung geht der Verticalaxe parallel. Die beistehende Figur soll die Symmetrieverhältnisse, nicht aber den schwer darstellbaren Flächen- reichthum der Krystalle veran- schaulichen. Sie zeigt eine Pro- jeetion auf das Klinopinakoid. Die scheinbaren rhombischen Proto- pyramiden werden zu den Hemi- pyramiden = mP, die Brachy- domen zu den Prismen &Pn und coFPn, die Makrodomen zu den Klinodomen mP ©. Eine oP entsprechende Deutung erhalten die scheinbaren Braehypyramiden m P 3. In die Figur ist nur je eine Form eingetragen. Die Flächen = 2Po gaben nur schwache Reflexe bez. Schimmer, welche jedoch zur Bestimmung der Formen hinreichten. Als Fundamentalwerth zur Berechnung des Axenverhältnisses diente ausser den schon angeführten (001) : (101) — 28° 6'/, und 8 = 89° 26"), der Winkel (010): (250), welcher an II in zwei recht guten Messungen zu 38° 58 und 38° „8'/,’, im Mittel zu 38° 58'/,' gefunden wurde. Hieraus ergiebt sich: a:h:e = 0.4944967 :1:0.2655237 re Es sei noch bemerkt, dass den vom Raru’schen Fundamentalwerthen EEE (rhombiseh) —_ 6: © und :,P:',P = 50°49 die nach obigem Axenverhältniss berechneten Winkel -- 2P2:00P&o = 65° ı’ 0" und — 2P2: + 2P> = 50° 44 36” entsprechen. Die vom RArn’sche Axe a entsprieht der monoklinen Axe ec, b der Axe a und e der monoklinen b. 62° 102 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. Die Richtigkeit meiner Auffassung erhellt auch besonders schön aus der abweichenden Neigung je zweier, zusammen einer schein- baren rhombischen Pyramide entsprechenden Hemipyramiden zum Klinopinakoid. Die weiter unten folgende Winkeltabelle giebt eine lange Reihe von Beispielen. Hier seien nur ein paar angeführt: berechnet gemessen (Kr.II, Beispiel) Per — Da —55 az ee xPoo:+3P3 = 54°.49'49" (1) 54° 50’ Po: —4P4 —47 ı 7" N SPeo:!+4P4r = 46° a ) (+) 46° 47 Ya’ (Kr. I, Beispiel) oPoo:—3P =6718 4’ CH) 67° 181/2’ &oPoo:+3P WE 67° 61/a’ Se RZ oPx: +5P5 U Ko 59 (+) 54° 52% Die von G. vom Rarn angegebenen Neigungswinkel der Pyramiden- flächen zur Basis entsprechen fast genau den von mir für die Neigung der betreffenden negativen Hemipyramiden zum Klinopinakoid be- rechneten, wie folgende Zusammenstellung zeigt: Bezeichnung 5 nach v. R. O2 1/90: E /30 On ı/ . ROR: 2 O8: Die C e .C berechnet gemessen vom Rarn schen Brachydomen vertikalen Prismen, z. B.: ae © 9 0 © I 792101 63° 47' 53° 33’ 45° 26’ 3925, 51/2’ 7 5 2025 berechnet für d. monokl 76° 53! Zi (— P 65° 1 oO" (— 55 NZ 50° 48’ 20” (— 7/2 a ! 40° 3840" (— 76° 6'46”" (coP 2 632 41.20. (co 53.26. 7)! (op, A519, 0 P> 38° 58' 15" (oo P 5/2 33° 59° 5" (oP3 jo 12 (so 7js 26° 49’ 14" (coP4 SSH :co Po) :.co’P.&o) coP.00) Mesh ee) :ooP&) 09 E00) : ooP oo) 20,260) :coP co) [Ci monoklinen :coP oo) : coP oo) :cooP oo) : ooP co) :ooP ©) 109,719) :coP co) :ooP oo) Wie man sieht, stimmen die zuletzt aufgeführten, von vom Rarn erhaltenen Messungsresultate unter 7 Fällen sogar in 5 mit den von mir berechneten Zahlen besser überein als mit den von jenem Forscher berechneten. “ Dr r . ar ‘ BaumHaAver: Flächenreiche Krystalle aus dem Binnenthal. 103 In seiner zweiten Mittheilung führt vom Rarn noch als weitere (bez. erneute) Messungen auf: 20: 8.46.59, , (von) roir bereehnet: 47° m Zi —= —_4Pı :©0Po) nlsolze— yo, 30 (m >» » 7402 3640. — SB 2 22.600,P.09) {0} ’ nl es: } RE (Oo » 317,30 57% — —17P,7 2300 R.co) au Ferner giebt er daselbst (wahrscheinlich nur bereehnet) an: t/gosic— 25° 29‘ , (von; mir berechnet: 25% 29’ so" — —gPg :oP.o) U en » 2.922, 3 As) = 2rRE3 200 Rloo) N aulze 707° 1822 ( = 8 » 21072 181, 4 3b) 2:c0'P’co) DANN 00.50 (m m » » 60° 5ı' 4’= —4P4l3:00P oo) la ER » E50 N Sr = IHiR. 22:09 2/00) Bei der Betrachtung obiger Gegenüberstellungen kann man sich wohl kaum der Vermuthung erwehren, dass ı. die von vom Raru gemessenen und die von mir untersuchten Krystalle gleicher Art seien, und 2. dass vom Rarn zufällig nur solche Pyramidenzonen gemessen habe, welche meinen negativen Hemipyramiden entsprechen. Diese letztere Ansicht gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man die Ab- bildung des ersten von vom Rarn gemessenen Krystalls (a. a. ©. Taf. II, Fig. 6) betrachtet. vom Raru sagt über diesen Krystall: »Derselbe lässt vier freie Seiten der sechsseitigen Zwillingstafel erkennen. Die nach vorn gewandten (dem abgebrochenen Ende gegenüberliegenden) Randflächen-Reihen '/,o’ u. s. w. und '/,o sind zu einander symmetrisch ausgebildet.«< Diese beiden Flächenreihen bez. Zonen sind aber in Folge der Zwillingsbildung auch bei Annahme des monoklinen Systems gleichartig, liefern also bei der Messung gleiche Resultate. Zudem boten sie sich wohl zuerst der Messung dar. Betrachten wir kurz noch die von Lewis a. a. O. mitgetheilten Messungsresultate. Er fand: rhombisch gemessen berechnet (rhomb.) monoklin berechnet (monokl.) (103) : (001) 51° 33 132: (031): (010) BSR ANE (102) : (001) 0223161 G226] (021): (010) Ga (203) : (001) 082 23] 68, 27) (032) : (010) NE, (101): (001) 2% Zu on (011): (010) Da azeam. . _ PN, 7 2 ERRLER a, a ((321) : (010) 74 ı7' ı9 (132) : (001) 74 15 74 24\2 Ken) 010) ae ((311):: (010) STE 59, 38 . g [0] a [0] Tal 16) > (131) (001) I 47 82 Del 311): (010) S2°? 3) As Die drei ersten Werthe stimmen genau bez. fast genau mit den von Lewis berechneten überein, der vierte steht den von mir be- rechneten näher; die beiden letzten aber harmoniren nieht mit den für meine negativen Hemipyramiden (wie es bei vom Rarn der Fail ist) - / RR - ‘ . * or 1 04 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. berechneten Werthen, sondern nähern sich mehr denjenigen, welche den betreffenden positiven Hemipyramiden entsprechen. Besonders auffallend ist dies bei dem vorletzten Winkel, wo die Beobachtung sich dem monoklinen (321):(010), die Berechnung hingegen (321):(010) nähert. Es wäre ‚leicht möglich, dass Lewis hier in der That seine Messungen in der positiven Zone angestellt hat, wenngleich natürlich die wenigen Zahlen eine sichere Entscheidung nicht zulassen. Immerhin muss zugegeben werden, dass ein Zweifel an der Iden- tität der hier geschilderten Krystalle mit Jordanit bestehen bleiben kann. Es ist die Möglichkeit nicht ganz abzuweisen, dass beiderlei Krystalle zwei Modificationen einer dimorphen Substanz mit (bei ver- schiedenen Systemen) einander ausserordentlich nahestehenden Winkeln darstellen, oder dass die von mir gemessenen einem neuen, dem rhom- bischen Jordanit krystallographisch sehr nahe stehenden, aber chemisch davon verschiedenen Mineral angehören. Der letzte Zweifel an der Zugehörigkeit unserer Krystalle zum Jordanit könnte nur durch eine erneute Untersuchung der vom Rarn'schen Originale gehoben werden. Es war mein lebhafter Wunsch. eine solche Untersuchung vornehmen zu können. Deshalb wandte ich mich an Hrn. Prof. Bückıne in Strass- burg mit der Bitte, mir die nach Prof. Grorn’s Angabe! in der dortigen Universitätssammlung befindlichen vom Rarn'schen Originalkrystalle zum angegebenen Zwecke anvertrauen zu wollen. Hr. Bückıse hatte die grosse Güte, mir sämmtliche aus der Jorpan’schen Sammlung stammen- den, in der Strassburger Sammlung befindlichen Jordanitstufen (vier Stücke) zu übersenden, fügte aber folgende Bemerkung hinzu: »Ich muss nach dem Aussehen der Stücke bezweifeln, dass dieselben wirk- lich die vom Rarm’schen Originale sind; die G@. vom Rarn'schen Ori- ginale werden vielmehr von diesen oder anderen im Besitz von JORDAN gewesenen Stufen entnommen sein. Lose Krystalle von Jordanit be- sitzen wir nicht.« Ich kann der hier geäusserten Ansicht nur beipflichten. Die mir vorliegenden Stücke weisen Krystalle auf, welche mehr oder weniger matte Flächen zeigen; höchst wahrscheinlich rühren die von G. vom Rartu gemessenen Krystalle, deren Flächenglanz er rühmt, von anderen Stufen her. Der grössere der Strassburger Krystalle zeigt die Entwickelung von Zwillingslamellen in hervorragendem Maasse. Die Anstellung von Messungen war mir, da die Krystalle sämmtlich auf ziemlich grossen Stufen sitzen, nicht möglich. Wenn- gleich also nach dem Mitgetheilten noch nicht mit absoluter Gewiss- heit auf die Identität der von mir untersuchten Krystalle mit Jordanit ! Mineraliensamml. der Univers. Strassburg, S. 69. \r#s % r ° 7 Baumnaver: Flächenreiche Krystalle aus dem Binnenthal. ‘05 geschlossen werden kann, so darf ich doch wohl vorläufig, gestützt auf die mit den Winkeln des genannten Minerals fast genau überein- stimmenden Resultate meiner Messungen. sowie auf die Analogie der an den vom Rarn’schen Krystallen und den hier besprochenen auf- tretenden Formen, endlich auf die auch an einem der letzteren be- obachtete Zwillingsbildung, jene Identität annehmen und die beiden in Rede stehenden Krystalle als sehr flächenreiche Vorkommnisse von Jordanit betrachten. Demgemäss habe ich im Folgenden die an den letzteren beobachteten monoklinen Formen, 88 an der Zahl, zusammen- gestellt und entsprechenden Falles die von vom Raru und Lewis be- obachteten nebst der vom Rarn’'schen Signatur und der rhombischen Bezeichnung hinzugefügt. Die von TscHermar beobachteten Formen habe ich an meinen Krystallen nicht aufgefunden. Sämmtliche Formen habe ich mit neuer Signatur bezeichnet, und zwar nach folgendem Schema, welches es leicht ermöglicht, in Zukunft noch aufzufindende weitere Formen den hier aufgeführten einzureihen. 2 mıh = mPo& 9: \E- miy. ==. er man 2. mk = mPo 0.rmg= Fr mPm 3 DISU eo Em „m > , Ki... miz > m 4- Das = Son 2 Ran = mp Ri = ; 12. = m == nm Beeren 3 7a. BUN: =. FF mm 13. rmw= mP3m m 8 av #mP- Die Formen lassen sich zweckmässig nach folgenden Zonen ordnen: 1269%.09.20L 4. oPoo: HP 2. @0,E.00.: 09.R.00 5. @Pco: F 3Pxo 3 @Fr00:0P 6. oPoo: = 2Pw 7. ©P oo: # 1/3 Poo Die Flächen # '/,Poo wurden zwar nicht beobachtet, wohl aber mehrere unter 7. aufgeführte Formen mw, deren Flächen zwischen den Zonen oPoo : oPund ooPcoo: = Pcoo gelegen sind. Die unter 6. und 7. genannten Zonen wurden bisher am Jordanit überhaupt noch nicht beobachtet. Um ein vollständiges Bild der von mir gewonnenen Messungs- resultate zu geben, habe ich es vorgezogen, statt der Mittelwerthe die einzelnen erhaltenen Zahlen mitzutheilen. Demgemäss zeigt die Winkeltabelle ausser den berechneten Winkeln die an den beiden Krystallen beobachteten, und zwar getrennt, wobei wiederum die besonders guten Messungen mit (}), die nur angenäherten mit (cc.) bezeichnet sind. 706 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. Formentabelle. . ; Symbol nach Symbol nach Signatur Symbol nach Symbol nach SEdauı NAUMANN Mitzer (vom Rarn) NAUMANN MiLLER BE einer SPIEL. een (100) De ee VOR Come (OO ee CO EHRE EN ON N RE (001) CR fie SEEN. (001) hl ee I Ne (101) SEA Le AR VE She I lo WE (101) re = eu) A so lo ee (201) SON ER HARE 2 Poor. er. (201) U RE —sBio0..,.% (301) ) At B . . u ne ONE ER RN: (130) SEHR > OO (180) KU SCH ee OEM. en (2-11-0) SR a SOsBabiE see (150) Dame nr SOR gl ee BOOe re Zoe Bl Pico (029) MODE ne ooFP4Yı2...... (12-490) AT CORam nee MO) ee er AR Ye (014) SR SA age SE SE de (932-0) Donerene re BOB lo ee: Bro) DEI EWERPEE 2 „Po rer (027) A Eee: BOB 2A Panne 7.240) Due r SEN FE aan Mao). VE gr tur Mae SO: (013) ne SO ee (411-0) BOT ers BOB BO en: Zee nee IE LISO (025) 7/31 re oo P7/z DoBoash (370) 27/121 eledens ooFP?%7/ı2 ae ade (12 27 0) a COPD ene- (MIO ren: Mole sea: DO (012) Bl2l der. GOB 32er (BE) SS ask DE Ve SR 2/3 Pose (023) 5/a1 oo...» [0,0] P5/4 Sneis ie e.ae (450) TON. erense CODE ee (670) DENE COREL. er tieheret: (NO): ISAAC DABNANE BeoBE, Sry en (o11) ER GO 2 een ak (DIO)R: een I RAR Pro re (021) A'Skeh re egal esc SPA as: (410) Mioky ee: 1200. 2: (072) RR SECOH. ee (Papa Eko soo /3P&®......... (103) Se Nahe. ER (EDS era.: N ARSEN 2/sP® ......... (205) L DK Eee DELOO Se se (Gone OT RE SE No Boorerere (102) Re Er: ae knahöre (De » ERSTE 2/3009 er (203) L Mes Be ea ER Bloom (TON) 1 62 de (012) EIS: .....- LI8PI8 ..... (1-18 -1) N OT VE VAR (1-17-1) 2 dlei2...:r To Bro... (f-12-7) — OA — 10P10 ..... (1-10+1) IEOgGN en EUIOBRIOr. Sr (1-10-1) Ges snee. — GB G ee. (191) | ne Br ; ar 94 Zu SER at 9Pg RN (191) We aaa aaa /gO | or]. .0. /gP or re ree.. (119) le ch Gi (181) | B >09 ODE 180, . 121208 arena Pl Ber ee SE UN, BI (187) zT an GB) — u 7er. Blech (171) | al In? rn 4 Bm RN N TOR D. N der a ancan (117) — 6gq....... F6R6 ns (161) | - n ee ee ae 160er ee LG Dr m Den: (116) BaumnHAveEr: Flächenreiche Krystalle aus dem Binnenthal. 707 a, Symbol nach Symbol nach Signatur Symbol nach Symbol nach N NAUMANN MitrER (vom Rarn) NAUMANN MitLErR TI ma aa 7 (151) 0.000.090 OL KA N 1/, P 2,00. 00 AMD. 0 (115) a sgte cc... en el a (151) = ee OS RO ERONN. enae TARA 8: ya (ee ao : cn — 7/aq Rees eele — 7/aP7/a Slelatere (272) ! o/ 24 : ER N RUE 227 den... EL (672) ER ie 7 Zee Bi UN ORTE, Un Faui ag ne: SE N > j ; (113) NEE —UED we nene (121) 1/ LEHRER mw BE ER en | OR 20%: Marek 2 e (00) re eat sucr oh ER SER Order. Be SR ATRIREN (111) a nn. EN (111) al een a A (212) A RE SE (212) I + 28/zt ee + P28/, NE (28 3 28) — Re —, HR 42. (361) 2 „p: 6 u RE I ER Car, DURFTEN. Er (136) RE — 5P5/3 ...... (351) ee En (351) eo — 4PA4la ...... (341) ; Ee Mn ae. en" 4Pal; N (341) | rel atayuhiee,e 1 4U........ 4E 3 --seeren0.. (134) ER SEE (331) 3 Posi nr ein. = + 3p Er: 8 IRRE os 0 00 UT /zu ren. 3:. .. (133) EL — 3P3/2 ..... 2) I 3, P OB a Be... I Gr | EB RR ae ER FERLE (132) U: se une. —RPI:... - p rin. en, Ba NM orsoon acc MAR oneheyocad (131) EN Re Te (231) zen... + 5/2P5/4 (452) u en a Piart au 2, (211) ED Pose oe. T2R2. a (211) Ve auee. VDE AR ae (412) Ey an... Re Soc N RN (412 — 1/3W ...... — MR esta (173) ED Wire: I 2E10. 2 a (163) ——5/3W one... — 5/P5 ..... (153) H5/3W...... FS/P5, 0... (153) HAM3W...... + 4sP4 ..... (143) Von den bisher am Jordanit beobachteten Formen fehlen in obiger Tabelle noch: °/,P, ?/),P, 4P, */,Pcoo und 3/,P3. Dieselben würden unserer Zusammenstellung in folgender Weise einzuordnen sein: an EN NE ee er ad ..... BlaR le er AEG .. — inne. I RE (225) L. at... FB. ee EN ARE) Te EEE EN ET, (332) 1 A FRA Sue ren Ga... en 4P ea (441) T. RN na BR AMB....r2: (470) Saas ac: EV AR, 47P Ve 2 ae (047) 7... DIEUSLB EN. (371). 878) ==>: ee Sie ee aan (137 ai A D 0 . . i * 08 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. Winkeltabelle. berechnet beobachtet 12 Zone: 09.8.0). BET Kr. II (oP 0:0oP) (100) : (001) — 1892, 20230), (+)89° 26 1/2 89° 25 1/4’ 81/2’ (oP:— Po) (oor) : (101) = ,28.. 6801. (+)28° 61/2’, 8’ 28° 41/a’ (oP : + P oo) (001): (101) — 98.120,30. 28%. 215,123’ 28° 23 1/2’ (—-P ©: — 3Poo) (101) : (301) — 2939,29. 29° 381/a’, 40' (ce.) 29° 483/4' (+P oo: + 3P oo) (101) : (301) =—120,. 12,50!) SO, 02. 30° 13 1/2’ (oP&0:—2P oo) (100) : (201) — 42 A 58 (ce.)42° 48 -- (oP 00: -+ 2P 0) (100) : (201) = AB Ha En (ce.)43° ı21/2' (ec.) 43° 191/2’ (Po: + Po) (101): (101) — 507728: 104 56° 2g', 29!/2’ 56° 281,293 (oP&:— 3FP 0) (100) : (301) — 31 740 31 31° 391/2’ (T)4ı1/a’ (ee.) 31° 2y 1. (eoP oo: + 3FP 0) (100) : (301) —— 5 gl. NO) 37%590/5 59320 (ee) 31 5 2. Ziome: 00/P00:: 09P.. (oP oo: c0oP3B) (010) : (180) TA IE 03 (ce.) 14° 81/2’ — (GSR109 2700 Pärr)2) (010): (2'- 112.0) , — 20° ıT. 19" — 30° TO a, (2 (oP&:00P 5) (010) : (150) — 29 DLR! — 22° Dj aa (oo P oo :c0P 9/3) (010) : (290) — IA 59 24° gig 24° 111/5',12%/5’ 1oUR (© P oo : oo P 49/12) (010) : (12-49 -0) — 26° 20 52 36° 221/4’ 2 (oFP&0:coP4) (010) : (140) — 267 49-14. 26° 491/4’ 26° 463/4,' 50’ 50’ (coP 00: co P 32/9) (010) : (9- 32-0) = 29° 37’ 50" 29° 37 1/2’ — (oo P oo: oo P 7/2) (010) : (270) — 30 DEU 30° aı/y’ (ee.)29° 59,730, 1025 (oP oo: 00P 24/7) (010): (7-24:0) = 30° 32’ 4’ 30° 341/4’ = (oP 0:00 P 3) (010) : (130) — 33) 59,1 5% 33° 55%/4» 593/4’ 33° 58, 5g1]2', 591/2"5 34° 4'Ja' (©P&:coPıı/,) (010): (4° 11-60) == 36° 19’ Sr 362 173/14: 36° 161/24’ (oo P& :o0P 5/3) (010) : (250) — 38° 58’ 15" 38° 57’, 583/94’, 59'5 39° 03/4’ (1)38° 58 50), (7) solar 583/4’ (oo P oo : oo P7/3) (010) : (370) ==I40, BASE 40° 523/4’, (ec) 581/4’ — (eoE 09 : eo F. 27/15) (010): (12 -27.-0) = 41 57! 0" En 41° 571/4' (oP oo: coP.2) (010): (120) = 45° 19’ 6” (7)45° 183/4’, (H) 19, 191/a', 45° 19', (H)Ig1/a', 191/4' 203/4' (oP oo: oo P 3/2) (010) : (230) = 53° 26° 7" 53° 241/4', 251/24’, (H)253/4'’ (153° 26°, 261/4’, 27° (P&:cooP 5/4) (010) : (450) = 7584.10. 48. — (F) 58° 161/32’ (© P 00 :coP 7/6) (010) : (670) ==:00> T,T2. 60° 0! (+) 60° o1!/a2’, (7)03/4’ (oP © :coP) (010): (110) 032 41.20 63° 3934 ,ar, (TJat!/s’ 163° or omas (coP oo: ooP 2) (010) : (210) ==.762. 6146 76° 61/2’ 15 SgLl ro, (ooPoo:ooP4) (010) : (410) Se 82° 563/4, 57 1/4’ (ce) 83° o1/2’ (oP x :coP oo) (010) : (100) — 0030, 0% 80 573l41:.00° 2) 89° 57/2’, 59’; go° 1’ 3.1 Aue s.00PI80 0 P: (oo Po: 7/2 Po) (010) : (072) = 47° 557" 47° 4'J2' (ee.) 46° 57’, (ce.) 591/2’ (©P&0:3Po0) (010): (031) — BI DAT! BI 20/4 (ec) 51224, (oP 0: 5/2 P ©) (010) : (052) — 1562859) 56° 24 1/2’ 56° 221/2', 25 1/4’, 261/2’ (oP&:2P oo) (010) : (021) IL 62° ı 1/2’ — (oP oo: 3/2 Po) (010) : (032) an 68° 14 68° 16’, 161/2’ 17" (co P 0 : P.0) (010) : (011) — a 75° 51! (475° 71/2", 81a”, (ee.) I 1 1/2’ (oP oo: 1/, Po) (010) : (012) 22.20' 10” 82° 241/2’ 82° 23’, 261/2',.270 II Sr (P&:oP) (010): (001) gar asrcı 90° o1/y! 89° 5g1/a’ 2. Aonen: coPcoo:= Po. (oPoo:-+ ı8P ı8) (010): (1- ı8- (Po: — 17 P 17) (010): (1 -17- (oSPF&:-+ ı2P ı2) (010): (1- 12- (oP&: — ı0P ı0) (010): (1 - 10- (OP: + 10P ı0) (010): (1 - 10- (©P&o:—gPo) (oro): (191) (Po: + 9Po) (010): (191) (Po: — 8PB8) (010): (181) : — 7/aP7/2) (010) : (272 : + 7/2P 7/2) (010) : (272 =—3P# 3) (010): (131) : + 3 P 3) (010) : (131) in D r A » la | BaumsAuer: Flächenreiche Krystalle aus dem Binnenthal. 09 :+8PB8) (010): (181) »— 7P7) (010) ; (171) :+7P7) (010) zn) :—6P6) (010) : (161) :+6P6) (010) : (161) :— 5P 5) (010) : (151) : 46 P 5) (010) : (151) :— 4P4) (010): (141) ©: 4P4) (010): (141) :— 2P2) (010): (121) :+ 2P2) (010) : (121) :—P) (010): (111) : + PP) (010) : (111) :— P 2) (010) : (212) :+P 2) (010) : (212) 15 :+FP 28/3) (010) : (28-3 - 28) — P x) (010) : (101) +P x) (010) : (101) — 6P 2) (010) : (361) + 6P 2) (010) : (361) — 5 P5/3) (010) : (351) + 5 P5/3) (010) : (351) — 4P4/3) (010) : (341) + 4 P4/3) (010) : (341) — 3. P) (010) : (331) + 3 P) (010) : (331) — 3 P3/,) (010) : (321) + 3 P3/,) (010) : (321) Zonen: @P oo: 737. berechnet 27 10,2 28° ı11/o', 13 1/2’ (ee.)32°%. 16. (ee.) 35° 30', 32’ 55 12 (ce-), 4, 54° 48 64° 57'; 65° o 64° 481/2’ 76° 48’ 76° 44/2", (1) 45a’ 83° 251/52’ (ce.) 83° 16, (4) 191/2' 83° 33 1/2’ 89° 583/4' 50° 41/2’ 49° 49', 501/2’ 550, (d) 54° 52", 53 %/2' 60° 491/2' 60° 38 1/y' 67° 161/2’, (F) 18%/2' (ce.) 67° 61/2", 61/5’ 74° 231/2’, (ce.) 24’ (ec.) 74° 14 1/2', 16 beobachtet Kr. U 230 61/2’ 25° 141/4 28° 10’, 113/24’, CH) 3 (Ha8r.rı/a, 2,3: ag? 31 SE 32’ 31° 173/4', 19 35° 35 1/2’, 373/a' 359 ıg!/2', 201/2', 21 40° 39', (+) 3912’ 40° 21’, (ce.) 231/2", 24 1a’, 26’ (47° oa’, Hd 1, (ce,)72} (7) 46° 461/2', 471/a'» (M 47/4", 48° 50° 481/2’, 50’ 50° 33 1/2’ r, 3, 314,00) 312’ 54° 481/2',491/2’,(t) 50°, 64° 45’, 481/2', 491/2' 76° a1 3/4, (153 1/2’, 54° 76° 47 1/2", 48, 49 83° 22 1/2 832 161/2, (+) ıS1/a, 236’ 89° 583/4’, 59’; 90° 1", I 1/2! (+) 89° Se; 90° ou (D) e1/2', ı1/a’ 50° 21/2’ 2 (ec.) 49° 461/2’, (ce.) 47’, 48/2’ (ce.) 483/4’ (ee.) 55° 21/2’, (ec.) 7’ 54° 51", (ce.) 51’, 53), 533/4 60° 48 1/2" 60° 363/4’, 38 ,(ce.)41 1/2’ (ee.) 67° 135’ (ce.) 67° 41/4’, (ce.) 5 1/2’, 73/4’ (ce.) 74° ı0', ı61/2', 17; 11/2’ 710 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. berechnet beobachtet Kl Kr. I (©P 0: — 3P 3) (010) : (311) — 1820 SuAs lee 82 ons (ce.) 81° 57° (©Poo:+ 3P3) (010): (311) — 012 59038) 81° 581/2’581/5'" (ce.)81° 531/52, (ec.)50, 591 (© P 0 : — 3 P oo) (010) : (301) — 19020, 0) 89° 59’; (F) 90° o1/4’ — (oP&0:+ 3P x) (010) : (301) — 89° 59’ (ce.) 89° 55', (ce.) 57 1/2’; (ce.) 90° 11/2’ 6. Zonen: o0R.00.: 7.20. (©P&o:+ 3P3/2) (010) : (231) = HD Tg! 612221775) — (oPoo: + 5/2P5/4) (010) : (452) — (5 1 650 33) _ (oPx:— 2P2) (010): (211) — 4792 49, 33%, (ee), 79% 45442, (ce. Ag 2} u (oPoo:+ 2P2) (010): 211) — 7 AT Am) 79° 41’ _ (Po: —2P4) (010): (412) — Re 84° 491/4’, (ce.) 51’ — (©Poo:-+ 2P4) (010) : (412) — 1847.48 19)" 84° 52’ n— 7. Zonen: ©P oo: # !/; Po. (oP ©: — 7/3, P7) (010) : (173) — OL 58° 381/72’ _ (oPcoo:-+ 2P6) (010): (163) — 262221401 (62272275) — 3 | (oP&0:— 5/3 P 5) (010) : (153) —2002 301701 (ce.) 66° 36’ — (oPcoo: + 5/3 P 5) (010) : (153) — 4662025428) (+) 66° 243/4’ — (Po: -+ 4/3 P 4) (010): (143) U N 70° 461/32’ -- (2Pxo:-+ 2P6) (021): (163) — a0 (7,82 59) _ (5/2 P oo: — 7/2 P 7) (052) : (173) ee 8° 473]a' _ Die vorstehenden Tabellen lehren, dass die beiden Krystalle von den bisher bekannt gewesenen 37 Formen des Jordanit 32, daneben eine grosse Zahl neuer Formen, darbieten. Ferner ergiebt sich, dass dieselben bei an sich entschieden monoklinen Winkelverhält- nissen in der Regel die entsprechenden, sich paarweise zu einer scheinbaren rhombischen Pyramide ergänzenden positiven und nega- tiven Hemipyramiden neben einander aufweisen, wodurch sie sich als pseudosymmetrische Krystalle von anscheinend rhombischem Habitus darstellen. In dieser Hinsicht zeigen sie eine grosse Ähnlichkeit mit gewissen mimetischen Krystallen, wie z. B. mit Leueit, welcher schein- bar reguläre Formen darbietet. Es liegt nahe, daran zu denken, dass diese Krystalle vielleicht ähnlich denen des Leueit unter gewissen Verhältnissen, etwa bei einer anderen Temperatur, die jetzt nur schein- bare höhere Symmetrie in Wirklichkeit annehmen können. Beachtens- werth ist auch, dass die Dimensionen der Krystalle, wie auch zum Theil ihr Habitus sich dem hexagonalen System nähern, so dass also bei wirklich vorhandener monokliner Symmetrie durch die Winkel- verhältnisse und das Auftreten der Formen zunächst diejenige des rhombischen und dann, indem der Winkel des scheinbaren rhombischen BaunHAuEr: Flächenreiche Krystalle aus dem Binnenthal. an Protoprismas 56° 28 (ber.) beträgt, diejenige des hexagonalen Systems, wenn auch in geringerem Grade, nachgeahmt wird. Hierdurch, sowie durch den ganz ungewöhnlichen Formen- und Flächenreichthum, zeich- nen sich, wie mir scheint, die beiden beschriebenen Krystalle beson- ders aus und verdienen in hervorragendem Maasse das Interesse des Krystallographen. Eine eigenthümliche Beleuchtung erhalten, nachdem nun für den Jordanit das monokline System mehr als wahrscheinlich gemacht worden ist, die Versuche, den analog zusammengesetzten Meneghinit, welcher früher für monoklin gehalten wurde, jetzt aber als rhombisch betrachtet wird, als isomorph mit dem Jordanit aufzufassen. Diese Versuche müssen jetzt, was sie, wie erwähnt, nach Hınrze’s Ansicht schon früher gethan, erst recht aussichtslos erscheinen. hr N et N ae a, „,R I Ihn U a a En. Zu re u AM a a N EHE ” nr = fi ur ee u Ir Je m nshke Fihı J Bi al ' VEURAR Es N (ussthel Br f BY YA) Ai ıı, Beree BRENNT Al A Bi A et. ar Te DER ET 521) 2 Zn 4° 3 DBEZR EN TE en u Z i “ P u N “ ‘n Pro j . u? 27 E 0 f j ] 44 ’ 5 } { ' b ze R 4 fit ir’ ıal Ir i HS ur] u ’ & Sy 1 In ı 2 N x E } Ex j Bi £ Kr. An An ulı- ae f TR ER i il Au Y u ‘ . Imuh de) 4 N h f kr j i zu er DIRT, i4 tie id WTA RT q i . ARE” \ Zu \ y =. u Rx 1 z Er 75 Karat, SEITE Eee BI As 71 PR RT: Hr : Fa ei Pi Ei Wr Au NEE I 11 au hal el er Ana 7, in ar; ET ARE TERRN Bart - En? [Er e,T ’ i er ei 4 s \ er SUFIEN EIN EL ENT I TE eT | 5 ML ae ! rn, f \ & 7 4 Wer) UmETeL:« 1 dl rn er Der Fall‘ ui : \ J N r a Nai* * ‘ # “ Fun aa B. ' - 5 2 » \ E “ = g PL j — { wi. 4 Z \ ‚ > YTı Der P i j 2 a 2 1m u /. [Feen ua a t F p f {\ x ae = Eee nie A Nas 2, Fe . sera 5 8 Bi a ’ Ale urIe D ß is Eryssszee Über einen sexuellen Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen, nebst Bemerkungen zum Bau der Eier und Ovarien niederer Wirbelthiere. Von Prof. LEoPoLD AUERBACH in Breslau. (Vorgelegt von Hrn. WALpevEr am 25. Juni [s. oben S. 585].) Noch Auffindung der zweierlei chromatophilen Kernsubstanzen, welche ich als kyano- und erythrophile unterschieden habe,' war in mir der Gedanke aufgetaucht, es möchte vielleicht die Verschiedenheit und in gewissem Sinne Gegensätzlichkeit jener beiden Substanzen zur Ge- schleehtlichkeit in Beziehung stehen, derart dass eine derselben männ- liche, die andere weibliche Keimsubstanz darstelle. Ich sagte mir: wäre diese Vermuthung richtig, so würden die Kerne der meisten Zellen, da sie beide Substanzen enthalten, gewissermaassen hermaphro- ditischer Natur sein; hingegen wäre zu erwarten, dass in den Fort- pflanzungszellen, besonders zur Zeit ihrer höchsten Reife eine Ein- seitigkeit, je in entgegengesetzter Richtung, sich herausstellen werde. Im Anfange dieses Jahres gelangte ich dazu, bezügliche Unter- suchungen zu beginnen, welche an den beiderlei Keimdrüsen, bez. deren Producten die Frage prüfen sollten. Schon einige an einzelnen Objeeten angestellte Vorversuche schienen meine Vermuthung in frap- pirender Weise zu bestätigen, ohne mir jedoch als ganz einwurfsfrei gelten zu können. Wenn nämlich zwei Praeparate, sei es auch nach im Allgemeinen übereinstimmender Behandlungsweise, auffallende Färbungsdifferenzen zeigen, so kann doch auf diese ein voller Werth nur dann gelegt werden, wenn es ganz gewiss ist, dass beide Objecte genau den gleichen praeparatorischen Einflüssen, namentlich während der Tincetion und der darauf folgenden Auswaschung ausgesetzt ge- wesen sind. Abweichungen können aber auch unbeachtet sich ein- ! Diese Sitzungsber., 26. Juni 1890, Heft XXXIl. 714 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. finden. Eine nicht kleine Rolle spielen dabei gewisse auch an den einfachen, noch mehr aber an den combinirten Farbstofflösungen mit der Zeit von selbst eintretende und nicht ohne Weiteres bemerkbare Zersetzungen und andere Veränderungen. Unter diesen Umständen konnte und musste bei gesonderter Behandlung der zu vergleichenden Objeete ein Zweifel übrig bleiben, ob nicht beim besten Willen dennoch unbewusste Verschiedenheiten der Beeinflussung sich eingeschlichen haben möchten. Auch durfte dem Verdachte kein Raum bleiben, dass das Streben nach einem bestimmten Ziele zu kleinen zweck- dienliehen Modificationen in der Behandlung der Gegenstücke verleitet habe. Ich sann deshalb auf ein durchgreifendes Gegenmittel und fand bald eines, das geeignet ist, mit einem Schlage alle jene Unsicherheiten abzuwenden und allen Einwendungen Stand zu halten, nämlich das folgende: Nachdem zwei, je einer männlichen und einer weiblichen Keimdrüse der nämlichen Species entnommene Stückehen gemeinschaftlich gehärtet und dann in Paraffin eingebettet waren, wurden Schnitte beider Objeecte neben einander auf ein und dasselbe Objectglas geklebt und auf diesem zusammen allen weiteren Proceduren einschliesslich der tinetionellen unterworfen. Eventuell wurde kurz vor der Laichzeit neben den aufgeklebten, noch vom Paraffin durehtränkten Ovariumschnitten reifes Sperma auf den Ob- jJeetträger gestrichen, dem es von selbst fest genug anhaftet, dann auf diesem gehärtet und mit jenen Schnitten zusammen allen weiteren Einwirkungen ausgesetzt. Das Wesentliche dabei ist gleiche Vorbehandlung und identisches Tinctionsver- fahren. Diese Methode der Doppelpraeparate, wie sie im Folgenden heissen möge, bietet eine absolute Garantie für die Gleich- heit der Bedingungen und Einflüsse, die vom Anfang bis zum letzten Ende der Behandlung auf die beiderlei zu vergleichenden Gebilde ein- wirken; und wenn trotzdem Unterschiede sich einfinden, so können deren Ursachen nur in den Öbjeeten selbst liegen. Ich habe dieses Verfahren auf die Keimdrüsen, bez. deren Producte von sechs Verte- hraten-Species, nämlich Cyprinus Carpio, Esow lucius, Triton taeniatus, Rana temporaria, Lacerta agilis und Galhıs domesticus angewandt, das Material nur geschlechtsreifen Individuen kurz vor oder während der Brunstzeit entnehmend, und es hat mir überzeugende, in manchen Punkten meine Erwartungen übertreffende Praeparate geliefert. Ausser- dem habe ich noch Schnitte des Kanincheneierstocks und anderer- seits das reife Sperma von Triton cristatus, vom Kaninchen und vom Menschen der Doppelfärbung mit entsprechenden Ergebnissen unter- worfen. \ . .1. r . lei AuERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 215 Zur ersten Erhärtung bediente ich mich vorzugsweise folgender Mischung, die sich mir seit Jahren an verschiedenen histologischen Öbjeeten besonders gut bewährt hat, nämlich: Sublimat 4 Theile, Alkohol 20 Theile, Wasser 76 Theile, und es wurden dann die Stücke in absolutem Alkohol ausgewaschen und nachgehärtet. Übrigens habe ich zur ersten Erhärtung auch absoluten Alkohol, höchst concentrirte wässerige Sublimatlösung, so wie Pikrinsäure für meine Objecte und Zwecke brauchbar gefunden. Es waren nach ihrer Anwendung die späteren tinetionellen Resultate sowohl unter sich, wie auch den nach der erstangeführten Behandlung eintretenden gleich, während hingegen bei meiner bevorzugten Erhärtungsflüssigkeit die geringsten Veränderungen der feineren Normalstructuren eintreten und zugleich eine übergrosse Härte der Objeete vermieden wird. Anlangend die Tinctionen, so habe ich von vielfachen, an Mannig- faltigkeit meine früheren noch übertreffenden Combinationen blauer und rother Farbstoffe Gebrauch gemacht und zwar hauptsächlich folgender: Blaue Reihe. Rothe Reihe, Methylgrün Uarmin Smaragdgrün Eosin Vietoriablau Echtroth Methylenblau Fuchsin (Haematoxylin) Orange Orange mit Fuchsin Rosanilin. Die in der linken Reihe als »Grün« bezeichneten Stoffe färben gleich- wohl die meisten histologischen Objecte und so auch die uns hier beschäftigenden öfter rein blau als in Schattirungen nach Grün hin; sie dürfen deshalb mit den übrigen Blaufärbungsmitteln zusammen- gefasst werden, und es sollen in dem Folgenden unter Blaufärbung auch die grünlichen Töne mit inbegriffen sein. Andererseits ist das Orange, obwohl es an sich rein gelb färbt, in die rothe Reihe ein- geordnet, nicht blos wegen der optischen Nachbarschaft, sondern auch wegen der thatsächlich sich ergebenden Übereinstimmung der Attrac- tionsverhältnisse zu den Zellsubstanzen. Ich werde deshalb die Aus- drücke: Rothfärbung und Erythrophilie gelegentlich der Kürze halber als auch auf die Färbung durch Orange bezüglich gebrauchen, werde aber doch Veranlassung haben, besondere Differenzirungen zu erwähnen, welche der letztere Farbstoff unter den erythrophilen Substanzen zur Anschauung bringt. Von den genannten Farbstoffen habe ich nun je einen der blauen und einen der rothen Reihe in fast allen möglichen Zusammenstel- Sitzungsberichte 1891. 63 _ £} -, n . . . . /16 Gesammtsitzung vom 9. Juli: — Mittheilung vom 25. Juni. lungen versucht, und zwar mit dem Erfolge, dass unter den meisten wesentlichen Bestandtheilen der Praeparate gewisse durchweg die rothe, gewisse andere immer die blaue Farbe annahmen und festhielten, während einige wenige Bestandtheile sich insofern als amphoter er- weisen, als sie zwar gewöhnlich die rothe Farbe bevorzugen, in ge- wissen Combinationen jedoch, die ich noch angeben werde, einem blassen Blau anheimfallen. Ist Letzteres der Fall, so wird damit wieder eine qualitative Differenz kenntlich gemacht unter Substanzen, die sich sonst nur durch die Intensität der Rothfärbung unterscheiden. Bei den meisten der genannten Farbstoffeombinationen kommt es auf ein genaues Mengenverhältniss der beiderlei tingirenden Sub- stanzen nicht an. Ich verfuhr aber (einstweilen abgesehen vom Haematoxylin) gewöhnlich so, dass ich mir in zwei gleichweiten Glasceylindern wässrige Lösungen der beiden Farbstoffe herstellte, wolche gegen das Fenster gehalten, als ungefähr gleich intensiv ge- färbt zu schätzen waren, und diese Lösungen entweder zur succes- siven Tinetion, meist mit vorangehendem Roth, benutzte oder gleiche Volumina von beiden zum Zwecke der simultanen Doppelfärbung zusammenmischte. Nur in seltenen Fällen erwies es sich durch die Erfahrung zwar nicht als nöthig, aber der lebhafteren Differenzirung wegen als zweckmässig, einen der beiden Farbstoffe durch einen Zu- schuss zu verstärken. -—— Das Haematoxylin aber setzt durch seine Eigenheiten der vorliegenden Aufgabe grosse Schwierigkeiten entge- gen. Es kann mit Vortheil nur nach vorangegangener Rothfärbung angewandt werden, und zwar am Besten in einfach alkoholischer Lösung mit folgender sehr vorsichtiger Auswaschung in verdünntem Alkohol und nachträglicher Beizung. Doch habe ich einige Male auch mit der FriepLAENDER schen Haematoxylinlösung gelungene Prae- parate erzielt. Hingegen sind natürlich solche Mischungen dieses Farb- stoffes, die an sich leicht statt der blauen eine weinrothe Färbung herbeiführen, für unsern Zweck nicht brauchbar. Noch bemerke ich, dass der richtige Grad des Auswaschens des alkoholischen Haema- toxylins nieht leicht zu treffen ist, bei ungenügender Extraetion aber das in den erythrophilen Substanzen zurückgebliebene nach der Beizung nicht mehr zu beseitigen ist. Wegen dieser leicht eintretenden Un- regelmässigkeiten habe ich das Haematoxylin nur eingeklammert in der obigen Reihe aufgenommen. Ganz weggelassen habe ich aus dieser das in meiner vorigen Mittheilung mit erwähnte Anilinblau. Dieses liefert zwar in Ver- bindung mit einem der Rothstoffe zuweilen eine der sonst, und namentlich nach Combinationen mit Haematoxylin zu beobachtenden ganz entsprechende Farbenvertheilung. Indessen habe ich eine sichere AUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. * 4 7 Methode, dies herbeizuführen, nicht ermitteln können. Im Ganzen aber eignet sich das Anilinblau nicht für die an den Doppelpraeparaten so sehr complieirte tinetionelle Aufgabe. Es sind bei seiner An- wendung grosse Unregelmässigkeiten und selbst widersprechende Färbungen homologer Theile eines und desselben Praeparats nicht zu vermeiden. Diese Misserfolge dürften in folgenden Eigenheiten des Stoffes ihre Ursachen haben. Er dringt nur sehr langsam in die Gewebssubstanzen ein, und zwar caeteris paribus wohl etwas früher in die auch sonst kyanophilen, allmählich aber doch auch in die anderen, aus denen er sogar einen vorher darin angesammelten rothen Farbstoff verdrängen (vielleieht in ihnen auch nur vollständig ver- deeken) kann, und haftet, einmal eingedrungen, dann sehr fest an allen. Die Geschwindigkeit aber, mit der die einzelnen Theilchen des Praeparats imprägnirt werden, hängt nicht allein von der Quali- tät ihrer Substanz sondern auch von ihrer Lage und ihren Di- mensionen ab. Je oberflächlicher sie liegen und je dünner sie sind, desto früher werden sie von dem genannten Blaustoff erreicht und durehdrungen. So kann es bei Unterbrechung der Tinetion unter Umständen sogar dazu kommen, dass sich stellenweise geradezu eine Umkehr des erwarteten Farbenbildes darbietet, die aber bei Wieder- eintauchen des Objeets in die eombinirte Farblösung mit der Zeit verschwindet und einem durchgängigen, sehr haltbaren Blau Platz macht. Auf das Anilinblau sollen sich also die allgemeinen Ergeb- nisse dieser Arbeit nicht mit beziehen. Gleichwohl werde ieh Ein- zelnes, was es gelegentlich besonders schön hervortreten macht, zu erwähnen haben. Ähnlich dem Anilinblau verhält sich auch das Chinablau. Hier muss ich in Betreff meiner Terminologie noch einige Worte einschalten. Die jetzt erwähnten Thatsachen weisen von Neuem auf die nur relative Bedeutung hin, welche den Bezeichnungen kyanophil und erythrophil zukommen kann. Schon in meiner vorigen ein- schlägigen Abhandlung habe ich mich gegen die Beanspruchung einer absoluten und allgemeinen Gültigkeit derjenigen Regel, welcher jene Termini Ausdruck geben sollen, verwahrt, indem ich glaubte, nicht dem Gedanken Raum geben zu dürfen, dass eine optische Eigenschaft der Farbstoffe bestimmend sein sollte für ihre Attraction zu den organischen Substanzen. Andererseits hat sich aber jetzt an einer Anzahl neuer, d. h. früher nicht in dieser Richtung geprüfter rother und blauer Tinetionsmittel jene von mir betonte Regel bewährt. Ich glaube deshalb nach dem Grundsatze: »A potiori fit denominatio« die Bezeichnungen kyano- und erythrophil beibehalten zu dürfen, welche als praktische kurz zusammenfassende Ausdrücke für das Gemein- 63* 718 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. schaftliche einer Reihe von Thatsachen schwer zu ersetzen sein dürften. Nur in diesem Sinne möchte ich in dem Folgenden jene Benennungen verstanden wissen. Diejenigen Gewebstheile aber, welche bei der Doppelfärbung je nach Umständen bald eine rothe, bald eine blaue Farbe annehmen, werde ich als amphichromatische bezeichnen. In der nun folgenden Darstellung meiner tinetionellen Befunde werde ich nieht umhin können, auch auf die Structur- und Entwicke- lungsverhältnisse der betreffenden Gebilde einigermaassen einzugehen, und ich werde dabei neben einigem bisher, wie mir scheint, nicht oder wenig Beachtetem und neben Streitigem auch Wohlbekanntes und Unbestrittenes, letzteres wenigstens in Kürze, berühren müssen. Es wird also manches betreffs der Strueturen zu Erwähnende nur eine Bestätigung früherer Ermittelungen oder Anschluss an früher von anderer Seite ausgesprochene Ansichten darstellen; doch denke ich, dass der Leser auch in Hinsicht des Morphologischen einiges Ergänzende oder zu neuer Forschung Anregende finden wird. Be- treffend die ersteren Fälle werde ich aber nur in einzelnen Punkten auf frühere Autoren hinweisen, dagegen in eine erschöpfende Dis- cussion der Beziehungen alles Einzelnen zur bisherigen Litteratur an dieser Stelle nieht eintreten können. Ich begann meine Untersuchungen an den Genitaldrüsen des Karpfens gegen Ende des Januar und etwas später an denjenigen des Hechts. Um diese Jahreszeit und bis in den April hinein erwiesen sich die genannten Organe als Objecte, welche für die mir gestellte Aufgabe in einer Beziehung besonders günstig waren, trotz gewisser Schwierigkeiten die das Ovarium, namentlich die reifen Eier durch ihre dicke Eihaut dem Eindringen des Paraffıns und durch die Locker- heit des inneren Gefüges ihrer Dottersubstanz der Herstellung voll- kommener Durchschnitte entgegensetzen. Es überwiegen im Ovarium ausserordentlich die ausgewachsenen, ihrer Reife sich nähernden Eier; diese sind dieht neben einander geordnet, indem die winzigen Ovula jüngerer Stadien nur in den Spalten zwischen jenen versteckt liegen. Der Hoden andererseits besteht seiner Masse nach so sehr überwiegend aus den in ihm gebildeten, zwar noch nicht sämmtlich ganz fertigen aber ws . .]* Vz . en AUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. ‘19 doch schon zum Theil beweglichen Spermien', dass die Reste des eigentlichen Hodenparemehyms und des Zwischengewebes gegen jene sehr zurücktreten. Als ich nun in Ausführung meiner oben angegebenen Methode Schnitte des Ovariums und Hodens neben einander der identischen Doppelfärbung unterworfen hatte, wurde ich durch einen höchst über- raschenden Anblick erfreut. Mit unbewaffnetem Auge betrachtet erscheinen die Schnitte des Ovariums ganz roth, eventuell gelb, diejenigen des Hodens hingegen ganz blau oder blau- grün. Am grellsten tritt dieser makroskopische Farbencontrast hervor nach Doppelfärbung durch Methylgrün mit Eosin, oder Orange oder Fuchsin, (so wie auch in gelungenen Praeparaten mit Anilinblau); doch ist er auch nach manchen anderen Zusammenstellungen auf- fallend genug. Erst die mikroskopische Untersuchung weist in den beiderlei Schnitten geringfügige Antheile von Substanzen der anderen Färbung nach und zeigt auch, worin die makroskopische Einfarbigkeit begründet ist. Für die Hodenschnitte erklärt sich diese daraus, dass sie zum allergrössten Theile aus den Köpfen der Spermien bestehen, diese Köpfe aber gänzlich und intensiv blau sich färben. Die Gestalt und die Färbungsverhältnisse der Spermien kann man am besten am ganz reifen, zur Laichzeit aus dem Porus genitalis des Männchens aus- gedrückten Sperma studiren. Es zeigt sich, dass die sehr kleinen Spermien einen kugelförmigen Kopf haben, welchem an einem Punkte ein abgerundet kegelförmiges Knötchen, das Mittelstück, aufsitzt, und an letzterem hängt der noch viel dünnere, äusserst fein fadenförmige Schwanz. Der Kopf nun färbt sich in allen Gombinationen aus meinen obigen Farbstoffreihen unverbrüchlich, intensiv und sehr haltbar blau, das Mittelstück und der Schwanz hingegen roth, letzteres besonders glänzend nach Fuchsin, weniger intensiv, aber unter Benutzung Agge’scher Beleuchtung doch deutlich genug auch nach den anderen Rothstoffen. In den Monaten, die der völligen Reife vorangehen, sind die Verhältnisse im Wesentlichen ähnlich, wie man an Tröpfehen des aus einer Schnittfläche des Hodens herausquellenden Saftes erkennen kann, mit dem Unterschiede jedoch, dass anfangs wohl das Mittelstück erkennbar ist, der Schwanz aber fehlt oder doch erheblich kürzer ist als im reifen Zustande. Es scheint demnach, dass der Schwanz aus dem Mittelstücke hervor- ! Ich erlaube mir zur Bezeichnung der Samenelemente statt der verschiedenen seit Aufgabe der ursprünglichen Benennung »Spermatozoen« aufgenommenen, theils zu schwerfälligen theils nicht allgemein zutreffenden Bezeichnungen das kurze Wort Spermium vorzuschlagen und in dieser Abhandlung zu gebrauchen, 7 . . . . - . 720 (Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. wächst und sich auch nach dem Freiwerden der Spermien noch weiter verlängert. Jedenfalls aber gehört nach der tinectionel- len Übereinstimmung das Mittelstück zum Schwanze und nicht zum Kopfe. Die Hodenschnitte nun bestehen zu wenigstens neun Zehnteln oder mehr aus den Köpfen der Spermien. Man sieht eine blau ge- körnte Fläche, nur durchsetzt von einem weitläufigen Netze schmaler rother Streifen, die aus Bindegewebe und Blutcapillaren bestehen und jederseits eingefasst sind von einer einfachen Lage ziemlich abge- platteter, ebenfalls roth tingirter Hodenepithelien. Im Innern der so begrenzten grossen polygonalen Felder sind zwischen den blauen Kügelchen zerstreute rothe Pünktchen und Striche bemerkbar, die Mittelstücke und Schwanzfäden der Spermien. Durch zu lange Ent- färbung können alle hier als roth geschilderten Theile ganz farblos werden, während die Spermienköpfe und die Kerne etwa vorhandener Blutkörperchen von ihrem Blau nicht leicht etwas abgeben. Was nun die Ovarialschnitte anlangt, so ist zwar deren Structur eine erheblich eomplieirtere, hingegen ihr farbliches Aussehen auch unter dem Mikroskope gewöhnlich ein keineswegs buntes. Nach den meisten meiner Doppelfärbungen nämlich ist am Ovarium so gut wie alles roth, und Unterschiede sind nur in der Intensität der Farbe und in gewissen Schattirungen nach Gelb und Braun hin bemerkbar. Dies ist so sehr der Fall, dass ein skeptischer Besichtiger solcher Praeparate bei Benutzung mässiger Vergrösserungen vermuthlich nicht glauben würde, dass überhaupt ein Blaustoff mit eingewirkt hat, wenn nicht hier und da der Kern eines Blutkörperehens und an den Doppelpraeparaten die Hodenschnitte oder das aufgestrichene Sperma sehr lebhaftes und unantastbares Zeugniss ablegten. Im Einzelnen ist zuerst hervorzuheben, dass mit einer in- tensiv rothen Farbe sämmtliche Nucleoli der Keimbläschen aus der Auswaschungsprocedur hervorgehen, und zwar in allen Stadien des Ei-Wachsthums, mit Ausnahme des höchsten Reifezustandes, in welchem: sie, so lange überhaupt noch vorhanden, in einem matteren und zuweilen gelblichen Roth erscheinen. Dem- nächst werden gesättigt roth auch die feinen Kügelchen, die in der Grundsubstanz des Keimbläschens lagern, welche letztere selbst blass rosafarben sich darstellt. Die Nueleoli nehmen zwar während der Tinetion selbst neben dem rothen auch den blauen Farbstoff begierig und in grosser Menge auf, so dass sie zunächst durch die Summirung beider sehr dunkel, fast schwarz aussehen können, und sie halten auch bei der nachfolgenden Entfärbung den Blaustoff am längsten fest. Schliesslich aber geben sie ihn doch gänzlich ab, während das Roth ” .I* ve ” m. AuvergacHn: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 22 in ihnen in voller Kraft bestehen bleibt. Diese Abgabe des Blau- stoffs an den Alkohol vollzieht sich in einzelnen Eiern und an ein- zelnen Nucleolis früher, an anderen später und im Allgemeinen an den kleineren eher als an den grösseren. Bei ungenügendem Aus- waschen kann es deshalb vorkommen, dass hier und da einzelne Nucleoli noch die dunkle Mischfarbe an sich haben. Däss dies auf der erwähnten Ursache beruht, zeigt sich daran, dass öfters eine theilweise Entfärbung eines Nucleolus derart bemerkbar ist, dass eine peripherische Zone desselben schon schön roth oder gelb, das Centrum noch dunkelgrün ist, indem die Extraetion natürlich von der Peripherie nach dem Uentrum vorrückt. Stellt man ein solches Praeparat von Neuem in Alkohol, so kann man die Extraetion des Blaustoffs fort- schreiten sehen und in einiger Zeit die regelrechte Färbung sämmt- lieber Nucleoli erreichen. Ich habe diesen Punkt in Rücksicht auf Nachprüfungen etwas ausführlicher bespreehen zu müssen geglaubt, um so mehr, als all das eben Angegebene auch für die Praeparationen an anderen Thieren, wie solche weiter unten an die Reihe kommen, giltig ist. Es liegt darin zugleich ein erläuterndes Beispiel für meine früher gegebene Definition des Sinnes, in welchem die Erythro- und Kyanophilie zu verstehen sind. Mehr von ihrem Roth giebt in Alkohol die Grundsubstanz des Keimbläschens ab, so dass sie dann durch ein lichtes Rosa absticht, und wenn Eosin zur Rothfärbung angewandt war, sogar in einen falben, gelbröthlichen Ton übergeht. Hinsiehtlieh der Nucleoli möchte ich, unabhängig von der tinctio- nellen Seite der Sache, hier noch einige Bemerkungen einschalten. Ich habe auch diesmal die Ei- Nueleoli immer nur als isolirte, scharf begrenzte, oft genau kuglige Körper gesehen, sowohl an den Sehnitten wie in gleich klarer Weise auch im frischen Zustande. Wenn eine netzförmige Verbindung der Nucleoli vorkommt, so kann dies meines Erachtens nur ein aeccessorisches, durch gelegentliche Umbildung ent- standenes Verhalten sein. — Die Grössen- und Lageverhältnisse der Nucleoli habe ich an den kleineren, noch dotterfreien' Eiern im All- gemeinen wieder so gefunden, wie ich sie früher” beschrieben hatte; d. h. im Grossen und Ganzen betrachtet enthalten die kleinen Eier ! Unter Dotter verstehe ich in dieser Abhandlung immer nur die Gesammtheit derjenigen theils festen, theils bläschenartigen Körper, welche den »Nahrungsdotter«, das »Deutoplasma« E. van Benepen’s ausmachen, wozu ich aber nicht diejenigen feinen dunkeln Körnchen rechne, welehe schon in jungen Eiern, besonders in einer mehr centralen Zone ihres Zellenleibes angehäuft sind. weil ich nieht annehme, dass diese Vorstufen der späteren Dotterkörperehen seien. Der sogenannte »Bildungsdotter« fällt zusammen mit dem, was hier immer als Protoplasina bezeichnet ist. ® Organol. Studien, Heft I, Breslan 1874. ler 4 * ” . . - . 22 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. grössere, in geringerer Zahl vorhandene, mehr central gelagerte, die grösseren hingegen zahlreichere, kleinere und mehr peripherisch, schliesslich sämmtlich wandständig gelegene Nucleoli. Und dass hier, wie ich schon früher begründete, eine Theilung der Nucleoli im Spiele ist, habe ich diesmal durch ziemlich. häufige elliptisch ver- längerte und andere, nicht seltene, semmelförmig eingeschnürte Nucleolusformen bestätigt gefunden." Allein nach so einfacher, beständiger Regel wie ich es früher angenommen hatte, gestalten sich doch die numerischen und Lagerungsverhältnisse der Nucleoli nicht. Wenigstens kommen im Einzelnen viele Unregelmässigkeiten vor. Es müssen offenbar mehrere die allgemeine Tendenz compli- cirende und modifieirende Faetoren hineinspielen. Zu diesen dürften folgende gehören, nämlich: erstens eine im Verhältniss zum Wachs- thum des Zellenleibes bald beschleunigte bald retardirte Entwickelung des Keimbläschens, zweitens nach der Theilung eines Nucleolus er- folgendes Wachsen der Theilstücke, das übrigens nicht ganz gleich- mässig eintreten und fortschreiten mag, und drittens successives Ver- schwinden einzelner Nucleoli. Letzteres dürfte, nach Analogien zu urtheilen, theilweise in körnigem Zerfall (Verstäubung) eines Nucleolus seine Ursache haben. — Die Lagerungsveränderungen der Nucleoli aber verlaufen, wie ich jetzt finde, in verschiedenen Zeitperioden in wechselnder Richtung. Im gänzlich unreifen Zustande nämlich, d.h. so lange im Zellenleibe noch keine eigentlichen Dotterkörperchen” ab- gelagert sind, herrscht die Tendenz der Nucleoli nach der Peripherie hin vor, und schliesslich liegen sie sämmtlich ganz wandständig und bleiben so für lange Zeit. Allein gegen das Ende der Reifung tritt eine rückläufige Bewegung der Nucleoli ein. Diese rücken wieder mehr und mehr in das Innere des Keimbläschens hinein, und in den der Reife nahen Eiern sind sie zu einem centralen Haufen dicht zu- sammengeschaart, und eben dann nehmen sie durch die Tinetion nur eine blass gelblich-rothe Färbung an. In diesem letzteren Stadium ist von der Membran des Keimbläschen öfters nichts mehr zu sehen. Es sind dies offenbar schon Vorbereitungen zu dem bevorstehenden, vor der Befruchtung erfolgenden gänzlichen Untergang des Keim- bläschens. In früheren Stadien des Eies hingegen ist die Membran des Keimbläschens als ein zwar sehr dünnes aber doch distinetes Gebilde auch an Schnittpraeparaten leicht zu constatiren und kommt öfters ! In der Zwischenzeit hat Nusssaum (Arch. f. mikr. An. XVIII, 1880) Beobach- tungen mitgetheilt über Heraussprossen kleiner Nucleoli aus grossen. Danach kommt also auch eine solche Art ungleicher Theilung vor. = Ssoben S. 721, AnnirT. = . .1* us m. v ÄUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 123 sogar isolirt zur Anschauung. Es ist nämlieh mit der zur Vorbehand- lung gehörigen Erhärtung immer auch eine Schrumpfung des Ei- Inhalts verbunden, die vielfach, weil die festere Eihaut ihrem Inhalte nicht folgen kann, zu innerer Zerreissung führt,' und diese besteht selten in Ablösung des Inhalts von der Dotterhaut, öfter schon, und dies namentlich in kleineren Ovulis, in Lückenbildungen in der Zell- substanz, am häufigsten jedoch in der Bildung eines oder mehrerer Spalträume in der Grenzgegend des Keimbläschens. Die Zellsubstanz zieht sich centrifugal, der Inhalt des Keimbläschens hingegen centri- petal zusammen. Selten bleibt dabei die Membran des Keimbläschens an der Zellsubstanz haften, so dass der Spalt auf‘ der inneren Seite der Membran seine Stelle hat. Letztere selbst wird dabei natürlich ausgedehnt und reisst auch meistens ein. In der Regel aber trennt sie sich von der umgebenden Zellsubstanz und folgt ihrem eigenen, sich nach innen contrahirenden Inhalte, wobei sie sich in viele Falten legt, die im Querschnittsbilde als sonderbare Ausbuchtungen des Keim- bläschens erscheinen. Zuweilen aber, und nicht ganz selten, geschieht es, dass wenn diese runzlige Schrumpfung des Keimbläschens schon bis zu einem gewissen Grade gediehen ist, sein Inhalt in weiterer Zusammenziehung begriffen, sich seinerseits von der Membran ablöst, so an ihrer Innenseite einen zweiten Spaltraum erzeugend, in dem übrigens öfters einzelne peripherische Nucleoli liegen bleiben. Nicht immer sind beide Spalten ganz rings herum reichende. Jedenfalls aber wird dabei die Membran auf lange Strecken von beiden Seiten frei, und man kann sich jetzt überzeugen, dass dieses feine, etwa !l, 3/4 dieke Häutchen bei der Doppeltinetion eine rothe Färbung erhalten hat. Letztere ist zuweilen intensiv, andere Male nur schwach, immer aber an gefalteten Stellen be- sonders deutlich zu erkennen. Übergehend zum Zellenleibe, so haben wir hier verschiedene Waehsthumsstadien zu unterscheiden, jedoch hauptsächlich nur zwei Kategorien, nämlich die der Reife nahen Eier einerseits und die ganz unreifen, d. h. von Dottereinlagerungen noch ganz freien andererseits. Denn Mittelformen giebt es in den. der Laichzeit vorangehenden Mo- ! Die hier geschilderten, durch das erhärtende Reagens verschuldeten Verände- rungen treten, wie ich mich durch besondere Versuche überzeugt habe, nicht blos bei meiner meist geübten Vorbehandlung, sondern ganz ähnlich auch in anderen beliebten Fixirungsmitteln ein, so in concentrirten rein wässerigen Lösungen des Sublimat oder der Pikrinsäure m starkem Alkohol und in Chromsäurelösung von !/, Procent. Viel- leicht würde man diese Verunstaltungen durch allmähliche Erhärtung in steigenden Concentrationen vermeiden können; ob dabei jedoch auch alle anderen feineren Struc- turen ungeschädigt bleiben würden, müsste sich erst zeigen. er a . . » . 9- . 124 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. naten an den von mir untersuchten Fischen nur sehr vereinzelte.' Erst nach dem Ablaichen muss wieder an einer grösseren Anzahl der Ovula das Auftreten von Dotterkörperchen beginnen und an diesen allen die gesammte Reifung sich bis zur Zeit der nächstjährigen Fort- pflanzung vollenden. Die unreifen Eier sind nun freilich von sehr verschiedener Grösse. Ihr Zellenleib besteht aus einer blassen, theils kaum oder nur sehr fein, theils etwas gröber granulirt erscheinenden Substanz, die dem Protoplasma anderer Zellen entspricht. Eine Differenzirung dieser Substanz in zwei annähernd concentrische, verschieden aussehende Schichten finde ich an den grösseren der unreifen Eier folgender- maassen gestaltet. Ummittelbar um das Keimbläschen herum ist eine breite Lage dunkleren, scheinbar grobkörnigen Protoplasma’s gelegen und um letztere herum eine in ihrem Ausmaass etwas veränderliche, jedoch im Mittel ungefähr eben so breite, bis an die Peripherie reichende Schicht sehr hellen oder doch nur schwach neblig ge- trübten Protoplasmas (Zonoidschicht).” Nicht immer haben diese beiden Theile die Gestalt regelmässiger concentrischer Sphaeren; viel- mehr liegt nicht selten die innere sammt dem Keimbläschen etwas exeentrisch im Eiraume. Es kommt aber auch vor, dass die dunklere innere Masse ellipsoidisch gestaltet ist und von zwei Seiten umfasst wird von im Querschnitt halbmondförmigen Kappen aus heller Zell- substanz. Die gegenseitige Abgrenzung dieser beiden Schichten ist eine auffallend scharfe, jedoch ohne dass eine besondere eontinuir- liche Linie sie trennte. Betrachte ich aber die dunkle Schieht mit der Immersionslinse genauer, so finde ich, dass die anscheinend groben Körner thatsächlich nur Aggregate kleiner, dunkler, durch feine lichte Zwischenräume getrennter Kügelchen und dass diese Haufen dureh schmälere Züge ebenso aggregirter Körperchen mit einander verbunden sind. Es haben sich also gewisse im Protoplasma eingelagerte Kügelchen in netzförmig ver- bundenen Strängen zusammengeschaart. Hingegen finde ich keine Veranlassung, diese körnigen Streifen und Knoten als innerlich selbst ! Anders ist es bei den Amphibien, worauf ich weiter unten zurückkommen werde. ?2 In diesem Punkte stimmen meine Befunde mehr mit denen von GEGENBAUR (MüÜrrer’s Arch. 1861) und von Hıs (Unt. ü. d. Ei u. die Eientw. bei Knochenfischen, Leipzig 1873) als mit denjenigen v. Baueere's (Bulletin de l’Aec. d. se. de Belgique, Ser. III Bd. VI, ı883) überein, welcher letztere Forscher bei seinen Beobachtungen an Seefischen eine der obigen entgegengesetzte Anordnung der beiden Schichten fand, was auf die Verschiedenheit der untersuchten Gattungen zu beziehen sein dürfte, falls nicht etwa auch im Laufe der Entwickelung sich vollziehende Verschiebungen mit eingreifen. \ . .1. ae 27 ix AverBAcH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 25 wieder netzförmig constituirt aufzufassen und das, was ich Kügelchen nannte und als solche sehe, für Umbiegungs- oder Confluenzstellen überaus feiner netzförmig verbundener Fädchen zu halten. Das brei- tere Netzwerk der Körnchenaggregate aber ist an dem äusseren Um- fange der Schicht besonders engmaschig und dicht und dies eben bedingt die scharfe Abgrenzung gegen die Zonoidschicht. Hingegen wird nach innen hin das Netz allmählich weitläufiger und verliert sich sogar in einzelnen Fällen schon in einigem Abstande vom Keim- bläschen, so dass hier eine Art innerer heller Zone entsteht, die schmal und gleichmässig feinkörnig ist und immerhin etwas dunkler schimmert als die Zonoidschicht. Noch sei hinzugefügt, dass wenn die mit der Erhärtung verbundene Schrumpfung im Protoplasma selbst Spaltungen verursacht, diese immer innerhalb der Zonoidschieht oder hart an deren Grenze gegen die dunkle erfolgen. In allen ihren Theilen aber erscheint nach der Doppel- tinetion gewöhnlich die Zellsubstanz rosafarben; und zwar ist diejenige Schicht und es sind diejenigen Körnchen, welche schon im ungefärbten Zustande dunkler aussehen, auch etwas intensiver tingirt. Gewisse abweichende Fälle werde ich später besprechen. Ganz das gleiche tinctionelle Verhalten zeigt nun aber auch an den reifen Eiern die protoplasmatische Zellsubstanz, sowohl da, wo sie nur in Form dünner Lamellen zwischen den Dotterkörperchen auftritt, wie im grössten Theile des Eiraumes, als auch in den dotter- freien Ansammlungen, nämlich einerseits der sehr schmalen Rinden- schieht und andererseits der eine Zeit lang reichlicheren Anhäufung um das Keimbläschen. Wenn letzteres beim Herannahen der völligen Reife excentrisch zu liegen kommt, so ist die es umhüllende dotter- freie Substanz centralwärts viel breiter als an der der Peripherie zugewandten Seite und wegen der hineinragenden Dotterkörperchen zackig begrenzt, verliert aber mit der Zeit auf dieser Seite sehr an Ausdehnung. Das dieselbe mit der Rindenschicht verbindende proto- plasmatische Wabenwerk, in dessen Fächern die Dotterkörperchen stecken, zeigt sich natürlich an Schnitten in Form eines Netzwerks, aus dessen Maschen auch stellenweise die Dotterkörper herausgefallen sein können. Gegen das Ende der Reifung scheint übrigens, vom Centrum nach der Peripherie hin fortschreitend eine Verflüssigung des Protoplasma einzutreten; denn man sieht dann an solehen Sehnitten, die durch einen grössten Kreis der Eikugel gingen, in einer centralen Partie wohl die Dotterkörperchen aber keine Grundsubstanz zwischen ihnen, während diese in einer peripherischen Zone ganz deutlich ist und mit zackigen, nach innen ragenden Fortsätzen aufhört. Es wäre aber auch möglich, dass diese Erscheinung ihre Ursache hat in einer Impf D . . . - . 726 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. spontanen Zerreissung durch Contraetionen, welche die Bestimmung haben mögen, das Protoplasma in der Gegend des Keimbläschens zur Bildung der künftigen Keimscheibe zu sammeln. Überall aber, wo es vorhanden ist, zeigt auch in den reifen Eiern dieses Protoplasma gewöhnlich dieselben blass rosigen bis falben Farbentöne wie in den benachbarten unreifen Ovulis. Sehr hochgradig erythrophil hingegen sind sämmtliche feste Dotterkörpercehen beider Arten von Knochenfischen. In combinirten Lösungen der Farbstoffe nehmen sie zuerst nur den aus der rothen Reihe und diesen schnell in grosser Quantität in sich auf, mit der Zeit dann auch den blauen, so dass eine violette, bez. bei Verbindung mit Orange grassgrüne Mischfarbe entsteht. Beim Aus- waschen in Alkohol aber geben sie den Blaustoff wieder vollständig ab, während sie den Rothstoff so gänzlich festhalteu, das sie schliess- lich als die am intensivsten roth oder gelb tingirten Bestandtheile des Ovariumpraeparats sich darstellen, nämlich an Sättigung der Farbe unter Umständen, z. B. bei Eosintinetion, selbst die Nucleoli des Keimbläschens noch übertreffen. Sogar dem langsamen aber schliess- lich überall siegreichen Vordringen des Anilinblau, wie ich es oben auf S. 717 schilderte, wiederstehen sie am längsten und können noch ihre rein rothe Farbe behalten haben, wenn alle anderen Bestand- theile des Praeparats schon überwältigt und sattkornblumenblau tin- girt sind. Auch nach Vorfärbung mit einem der anderen Blaustoffe (ausser gebeiztem Haematoxylin) wird in einer Lösung eines der Rothstoffe das Blau wieder extrahirt und durch die rothe Substanz verdrängt, während daneben befindliche Spermatozoen oder Kerne der Blutkörperchen ihr Blau vollständig bewahren. Innerhalb dieser so stark ausgesprochenen Erythrophilie der Dotterkörper zeigen sich aber doch Differenzen, wegen deren ich auch auf die Formverschiedenheiten dieser Gebilde eingehen muss. Ich finde an meinen Fischen drei Arten von Dotterkörpern, zwei von massiver Beschaffenheit und eine bläschenförmige. Die ersteren sind theils kuglig bis ellipsoidisch theils tafelförmig von quadratischem oder oblongem, die kleinsten von ovalem Umriss, sehr ähnlich denjenigen der Amphibieneier. Die bläschenförmigen enthalten in einem klaren Hohlraum einen festen kugligen Innenkörper, selten mehrere solche, und sie könnten an Schnittpraeparaten auch aufgefasst werden als weite Höhlungen, die sich um kleine Dotterkugeln gebildet haben und von einer verdichteten Grenzschicht der protoplasmatischen Grund- substanz eingefasst sind. Allein ich finde in dem aus verletzten frischen Eiern ausfliessenden Dotter dieselben Gebilde als isolirt herum- schwimmende, mit glatter Membran versehene Bläschen wieder. Sie . .ı. rs 7 AUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 727 gleichen sehr den Elementen des weissen Dotters des Vogeleies. Solche Bläschen finde ich jedoch bei beiden Species nur in einer schmalen, peripherischen Zone, in die Rindensubstanz theilweise hin- einragend. — Im Hechtei sind auch ausserdem nur kuglige Dotter- körper enthalten, von sehr verschiedenem, bis 70 u reichendem Durch- messer; und zwar sind die grossen von 40—70 u Durchmesser so zahlreich, dass sie die kleineren wenn auch nicht der Zahl so doch der Masse nach überwiegen. Diese grösseren büssen übrigens bei der Erhärtung insofern etwas von ihrer normalen Gestalt ein, als sie an einer Stelle ihrer Oberfläche einen tiefen Ausschnitt, eine halbkugel- förmige Vertiefung bekommen, oder auch mehrere solche kleinere, in welchem letzteren Falle sie im Querschnittsbilde gezackt erscheinen.' Auch im Innern zeigen sie an gehärteten Praeparaten gewisse Diffe- renzirungen, nämlich eine diehtere, ziemlich breite, scharf begrenzte Schale und einen etwas heller tingirten Centralraum, in welchem weiterhin oftmals eine grosse Anzahl kleiner Höhlungen gebildet sind, die vor der Aufhellung durch Xylol wie Luftbläschen, nach derselben wie andere Vacuolen aussehen. An den kleineren kugligen Dotter- elementen ist nichts von solehen Formveränderungen und inneren Differenzirungen zu erblicken. Alle diese Kugeln aber halten aus- schliesslich die Farbstoffe aus der rothen Reihe fest. — Im Karpfenei hingegen sind neben den kugligen in noch grösserer Menge auch tafelförmige Dotterkörperchen enthalten. Erstere gleichen nur den kleineren des Hechtes und liegen sämmtlich peripherisch, während der übrige grosse Innenraum des Eies von Dottertäfelehen erfüllt ist. Wenn man nun den Schnitten der reifenden Eier des Karpfens neben einem der Blaustoffe nur Orange oder nur einen der anderen Rothstoffe anbietet, so färben sich sämmtliche Dotterkörper rein gelb oder rein roth. Benutzt man hingegen die EnkricH-Bıoxpr’sche Mischung, die neben Methylgrün und Orange noch Fuchsin enthält, so zeigen sich die Tafeln rein gelb, die Kugeln earmoisinroth tingirt, und es giebt sich so ausser der Formverschiedenheit auch eine substantielle Ungleichheit zu erkennen. — So ist die Sache, wenn die erste Erhärtung des Objeets in Sublimat oder Alkohol er- folgt war; und es kommen unzweifelhaft die geschilderten Formen ganz dem natürlichen Zustande nahe, wofür auch die Untersuchung des frischen Eidotters Beweise liefert. Dagegen stellt sich eine sehr störende aber lehrreiche Abweichung destructiver Art an solchen Objeeten heraus, deren erste Erhärtung durch concentrirte Pikrinsäure ' Es ist dies eine Schrumpfungsform, ganz ähnlich derjenigen, welche ich früher (im ı. Hefte meiner Organol. Studien) als an Zellkernen unter dem Einflusse ver- dünnter Reagentien auftretend beschrieben habe. cs = & . 5 > © = S 728 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. bewerkstelligt worden ist. Unter dem Einflusse dieses Reagens er- halten sich im Karpfenei zwar die kugligen Dotterelemente in ihrer natürlichen Verfassung, sämmtliche Täfelchen jedoch erfahren eine Art Sehmelzung und fliessen gruppenweise zu grösseren unförm- lichen Massen zusammen.‘ Und hiermit ist zugleich eine qualitative Änderung verbunden; denn jetzt nehmen in der Enkuien-Bıoxpr’schen Mischung diese verschmolzenen Massen nicht mehr eine hellgelbe, sondern eine feuer- bis scharlachrothe Farbe an. So lange sie aber ihre natürliche Form bewahren, gleichen die Täfelchen auch in ihrer Bevorzugung des Orange genannten Farbstoffs ganz denjenigen des Frosches, an dessen Larven sogar die in den ersten Tagen nach dem Ausschlüpfen in den Zellen noch enthaltenen Dottertafeln bei der genannten dreifachen Tinetion immer durch ihre hellgelbe Färbung sich auszeichnen, während die übrigen Bestandtheile theils vom Fuchsin, theils vom Methylgrün impraegnirt sind. Das eben geschilderte Verhalten der Dottertäfelchen bei Behand- lung mit Pikrinsäure ist um so bemerkenswerther, als eine ganz ähnliche Schmelzung und Verschmelzung unter der näm- lichen Bedingung auch am Keimbläschen, besonders an seinen Nucleolis sich zeigt. Letztere fliessen zu unregelmässigen Schollen zusammen, die durch ihre intensiv rothe Färbung sich ab- heben, und zuweilen ist der ganze Inhalt des Keimbläschens in eine einzige, feste, braunrothe Masse verwandelt. Hieran kann ich nicht umhin folgende Bemerkungen zu knüpfen. Wir haben in Obigem mehrere Eigenschaften kennen gelernt, die den Nucleolis und den Dotterkörperchen gemeinsam sind, nämlich ausser der starken Liehtbreehung auch noch ihre heftige und standhafte Erythrophilie und ihre Schmelzung in Pikrinsäure. Dies weist auf eine chemische Verwandtschaft hin, mindestens auf etwas Gemein- schaftliches in der chemischen Zusammensetzung. Und dies stimmt wieder sehr gut zu dem, was wir im Allgemeinen vom Nuclein wissen. Bekanntlich ist diese von Mirscner entdeckte Substanz einerseits in den Zellkernen, andererseits reichlich im Eidotter zu finden. Die obigen Ergebnisse aber legen es in bestimmter Weise nahe, dass es einerseits die Nucleoli, andererseits die Dotterkörperchen sind, welche das Nuclein in sich bergen, wenn sie auch nicht ganz und gar aus solehem bestehen mögen, was ich doch für unwahrscheinlich halte. Ferner aber dürfte, sofern mehrere Modificationen jener Substanz zu unterscheiden sind, etwa ein Nuclein und ein Paranuclein, bei der ı Es ist dies wieder ein Beweis für die Einschränkung, welche dem Glauben an die absolut conservirende Kraft der gebräuchlichen Fixirungsmittel Noth thut. AUERBACH: Geeensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 129 8 I hypothetischen Vertheilung dieser Bezeichnungen auf histologisch ge- trennte und qualitativ unterscheidbare Bestandtheile das hier Mit- getheilte zu berücksichtigen sein, indem es höchst wahrscheinlich wird, dass diejenige Abart des Nuclein, welche der Eidotter liefert, auch in den erythrophilen Bestandtheilen der Kerne, die entgegengesetzte eventuell in den kyanophilen enthalten ist. Zur Ergänzung des über das tinctionelle Verhalten der Dotter- körperchen Gesagten habe ich jetzt noch einige Worte hinzuzufügen. Im Hechtei nehmen in der Enkrien-Bionpr'schen Mischung die festen Dotterkugeln einen das Orange und Fuchsin gleichzeitig anzeigenden, feuerfarbenen Ton an, so dass ich vermuthen möchte, dass sie die bei- den Dottersubstanzen in sich gemischt enthalten, die beim Karpfen auf zweierlei Formbestandtheile vertheilt sind. Sehr intensiv röthen sich auch bei beiden Fischarten die kugligen Innenkörper der peripherischen Bläschen, während die Membran der letzteren an dem Farbenton des Protoplasma’s, wie ich ihn schon geschildert habe, nur in etwas dunklerer Schattirung betheiligt ist. Anlangend die Dotterhaut, so ist eine solche an den kleinsten der unreifen Eier überhaupt nicht zu finden, wohl aber an den grösseren in Form einer dünnen Grenzschicht, die fast den Eindruck einer homogenen Zellmembran macht und zur Annahme einer pri- maeren Dotterhaut verleiten könnte, wenn sie eine regelmässige Er- scheinung wäre. Ich werde später die Bedingungen angeben, die ihre Beobachtung erleichtern. Sie nimmt immer den Farbenton des Ei-Protoplasmas in etwas dunklerer Schattirung an. Das Gleiche gilt auch von der mächtigen Dotterhaut der reifen Eier, und zwar wird in den gewöhnlichen Fällen deren innere breite, radiär gestreifte Schicht rosafarben, die viel schmälere Äussere weinroth bis rothbraun. Indem ich nun zu der Umkleidung der Eier übergehe, werde ich gut thun, zuerst von. den reifenden Eiern zu sprechen, d.h. von demjenigen Zustande, den ich in den Wintermonaten angetroffen habe, der jedoch später in den letzten Wochen vor dem Ablaichen erhebliche Veränderungen erleidet. Die äussere Fläche des reifenden Eies ist umgeben von einer ihr dieht anliegenden Epithelschicht, aufgebaut aus sehr eigen- thümlichen, in einfacher Lage vorhandenen Zellen. WALDEvEr' be- schreibt diese Zellen als eubisch bis kurz eylindrisch, und dies ist auch richtig, bedarf jedoch einer Ergänzung durch eine bemerkens- werthe Thatsache. Jede. dieser Zellen besteht nämlich aus \ WALpeyer: Eierstock und Ei (Leipzig 1870) S. 8o. ‘ . . . . . 730 Gesammtsitzung vom 9. ‚Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. einem ungefähr eylindrischem Körper und von diesem aus- gehenden, seitlichen Fortsätzen. Die auf der Dotterhaut senk- recht aufstehenden Körper sind beim Karpfen etwa ı'/, mal so hoch als breit und stellenweise nicht genau Cylinder, sondern abgestumpfte Kegel, indem ihre der Dotterhaut aufsitzende Fläche breiter ist als die entgegengesetzte. Diese Zellkörper sind aber in beträchtlichen Entfernungen von einander aufgepflanzt, derart, dass die Abstände namentlich zwischen den äusseren schmäleren Enden beinahe eben so weit sind als die Zellkörper selbst breit. Von der Mantel- fläche jedes Zellkörpers aber gehen in radiärer Richtung fünf bis sechs flügelähnliche, ebenfalls senkrecht stehende, protoplasmatische Membranen aus, die mit ähnlichen ihnen von den benachbarten Zellen entgegenkommenden zu- sammenhängen und so eine entsprechende Anzahl kleiner, mit Flüssigkeit erfüllter Intercellularräume abgrenzen. In Folge dessen erscheint in der Flächenansicht dieser Epithellage jede ihrer Zellen sternförmig und der Gesammtanblick ist der eines Netzes mit sehr breiten rundlichen Knotenstellen, deren jede einen Zellkern einschliesst. In der Profilansicht aber sieht man nach starker Tingirung des Praeparats zwischen den Zellkörpern schleierähnliche Membranen aus- gespannt, die sehr zart sind und die man nicht erkennen würde, wenn nicht viele derselben schon etwas oberhalb des Bodens der Zellsehieht mit einem concaven Rande aufhörten. Zugleich bemerkt man, dass die Zellkerne in der vom Ei abgewandten Hälfte der Zelle, diese hier fast ganz ausfüllend, ihren Platz haben. Beim Hecht liegen sie sogar ganz am äussersten Zellende, meist quergelagert. Im Übrigen sind die entsprechenden Zellkörper beim Hechte schlanker als beim Karpfen und durch weniger breite Klüfte von einander ge- trennt, und ihre gegenseitige Verbindung ist durch dünne, theilweise verzweigte Fäden bewerkstelligt. Damit nähert sich das Bild dem- jenigen, das auch die Epidermiszellen der Salamanderlarven darbieten, von denen es durch Fremnmise! beschrieben ist, nur dass an unserem Object die von den Zellbrücken durchsetzten Klüfte doch breiter sind, und dass dieses Structurverhältniss ein Cylinderepithel betrifft. Übrigens hat etwas Ähnliches auch schon Brock” am Follikelepithel von Serranus hepatus beobachtet. Danach ist bei dieser Species die Dotterhaut wie bei Perca fluv. zunächst von einer Gallertschicht um- hüllt, und auf dieser lagert eine das Follikelepithel repraesentirende Schicht sternförmiger, durch ihre Ausläufer verbundener Zellen. ! Fremming: Zellsubstanz, Kern und Zelltheilung, Leipzig 1882. S. 52 ff., wo auch die frühere einschlägige Litteratur angegeben ist, und Fig. 19. ® Brock, Morphol. Jahrb., Bd. IV, 1878. 0 “I. r ” 7 % AvueErBAcH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. hal Jedoch sind diese Zellen sehr platt und ihre Ausläufer, nach der Abbildung zu urtheilen, viel stärker als die von einer beim Karpfen und Hecht gesehenen. Nach der Doppeltinetion ist die Färbung der eben be- schriebenen Schicht des Follikelepithels eine rosenrothe. Intensiv roth ist der grosse im Zellkerne enthaltene Nucleolus. Diese Schicht stellt jedoch nicht das gesammte Follikelepithel dar. Vielmehr ist sie an ihrer Aussenseite noch bedeckt von einem äusserst dünnen, mit sehr flachen Kernen besetzten Häutchen, das ganz endothel- ähnliche Beschaffenheit hat, gleichwohl aber unzweifelhaft eine zweite Schicht des Follikelepithels ausmacht, was ausser vielen anderen Grün- den schon deshalb angenommen werden muss, weil die zum Follikel gehörigen Blutgefässe an der Aussenseite dieses Häutchens verlaufen. Dies kann man mit dem Immersions-Objeetiv selbst an Schnittpraepa- raten, ausserdem aber auch noch auf andere, bald anzugebende Weise econstatiren. Diese Blutgefässchen bilden ein mässig reichliches, das Ei um- spinnendes Netz, was man sehr gut nach Versilberung des frischen Objects bei Einstellung auf die obere Fläche eines reifen Eies, richtiger Follikels erkennen kann, indem hier die Gefässe als weisse Streifen die dunkle Färbung und Zeichnung des darunter liegenden endothel- ähnlichen Häutchens unterbrechen, dabei ihr eigenes, viel feineres und langgestrecktes Liniensystem zeigend. Diese Gefässchen sind so zart, dass sie an Schnittpraeparaten leicht übersehen werden könnten, wenn nicht die stellenweise in ihnen steckenden, bunt tingirten Blut- körperchen die Aufmerksamkeit auf sie lenkten. Die meisten sind capillare Röhrchen; die etwas stärkeren sind von ein Wenig adventi- tiellem Bindegewebe begleitet. Hierdurch allein ist letztere Ge- websformation vertreten; denn im Übrigen findet sich nichts von Bindegewebe in der Wandung des Follikels, welche nur durch die beiden Epithelschichten und das diese um- spinnende Blutgefässnetz constituirt wird. So wie ich oben die innere Schicht des Follikelepithels beschrie- ben habe, verhält sie sich während des grössten Theils der Reifungs- periode. Gegen das Ende der letzteren aber, d. h. in den letzten Wochen vor der Laichzeit erfährt sie eine wesentliche Umwandlung. Ihre Zellen werden nämlich allmählich niedriger, dann sehr abgeplattet, wobei auch ihre seitlichen Ausläufer und die Intercellularräume schwin- den, so dass die Zellen sich zu einer continuirlichen Haut zusammen- schliessen, deren Kerne nur noch um Weniges stärker als diejenigen der äusseren Schicht hervortreten. Und schliesslich habe ich an Sitzungsberichte 1891. 64 132 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. manchen der beinahe reifen, aber noch in der Wandung des Ovarial- schlauches steckenden Eier überhaupt nichts mehr von Follikelepithel finden können. Jedenfalls gelangt die regressive Metamorphose des letzteren schon vor der Ausstossung der Eier aus dem Ovarialgewebe bis zu einem hohen Grade, und sie erfolgt nicht durch fettige Ent- artung, sondern in der Form einer einfachen Atrophie. Indem übrigens die vorher so vollsaftigen und hochgestalteten Zellen sich bis zur Membranform abplatten, kehren sie nur zu einem Zustande zurück, den sie in einer früheren Periode ihres Lebens schon einmal längere Zeit hindurch an sich hatten, worauf ich bald noch zurückkomme. An die Aussenseite des das reife Ei umspinnenden Gefässnetzes, und in den Maschen des letzteren an die äussere Lage des Follikel- epithels schmiegen sich streckenweise noch weitere endothelioide Membranen an, im Zusammenhange mit einem System eben solcher, zum Theil doppelschichtiger Häutchen,' die in den Zwischenräumen der reifen Eier scheinbar labyrinthisch sich hinziehen und, indem sie sich vielfach gegenseitig berühren und streckenweise zu zweien an einander liegen, doch auch zwischen sich theils kleine, theils grössere Räume freilassen. Unter den grösseren dieser Zwischenräume sind viele, die im Schnittbilde scheinbar geschlossene Kammern von sehr unregelmässiger Form darstellen. Ich werde sie auch im Folgenden der bequemeren Besprechung halber Kammern nennen, bemerke aber, dass diese meines Erachtens überall sowohl unter einander als auch mit der eigentlichen Eierstockshöhle communieiren dürften oder doch mindestens in einer früheren Entwickelungszeit eommunieirt haben und nur se- cundär theilweise abgesperrt sein mögen. Es liegt nämlich hier ein sehr complieirter und schwer verständlicher Bau vor, dessen Deutung ich jedoch glaube aus den analogen aber einfacheren und viel über- sichtlicheren Verhältnissen am Amphibien-Ovarium gewonnen zu haben, über das ich weiter unten meine Beobachtung beibringen werde. In- dem ich auf letztere hinweise, führe ich hier nur das an, was sich mir als Endergebniss der vergleichenden Untersuchung auch hinsicht- lich des Fisch-Ovariums als wahrscheinlich aufgedrängt hat. Danach dürften all die zahllosen endothelioiden Häutchen, welche innerlich die Masse des Ovariums durchziehen nichts Anderes sein als Dupli- caturen des peritonaealen Überzuges, des äusseren Oberflächen-Endo- ! Diese Häutchen erwähnt von der Barbe auch Hıs (a. a. OÖ. S. ı7) mit folgenden Worten: »Aus denselben Elementen, wie die Follikelscheide bestehen auch die dünnen Platten des Stromagewebes, welche die Follikel von der Eierstockshöhle oder von ein- ander scheiden.« Jedoch meldet Hıs nichts davon, dass die Follikel an diesen Platten befestigt sind. Auch im Übrigen ist, wie sich aus dem Obigen ergeben wird, meine morphologische Auffassung dieser Platten und der durch sie abgegrenzten Räume von derjenigen von Hıs abweichend. AvErBAcCH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 738 {eo} thels des Organs, Einstülpungen, die allerdings sehr tief hineinreichen und mannigfache secundäre und tertiäre Ausbuchtungen entwickelt haben. Die endothelioiden Wandungen benachbarter Einstülpungen liegen vielfach auf längeren Strecken dicht aneinander, nur dass sich hier und da zwischen den beiden Blättchen ein Blutgefäss, von etwas Bindegewebe begleitet, hindurchdrängt, in einem von den auseinander- weichenden Blättehen begrenzten Canale von spindelförmigem Quer- schnitte verlaufend. Zum Theil geschieht letzteres auch in drei- bis vierkantigen Canälen. Wo nämlich mehrere Ausbuchtungen der endo- thelialen Häutchen einander nahe kommen, begrenzen sie theils kleine drei- bis vierkantige, theils grössere, sehr mannigfach gestaltete, je- doch meist auch zackıg umrissene Zwischenräume. In den ersteren sind, wie gesagt, gefässführende Bindegewebsstränge enthalten. Auf solche schmale und sparsame Stränge ist meines Erachtens das eigent- liche Stroma zwischen den Follikeln redueirt. Die grösseren auf ähn- liche Art begrenzten Zwischenräume aber sind die vorhin unter der Bezeichnung »Kammern« erwähnten. Letztere sind dadurch wichtig, dass in ihnen die Ei-Follikel untergebracht sind, und zwar der Innen- fläche der Kammerwandung anhaftend, welche nach Obigem zugleich der Innenfläche des Peritonaeal- Endothel’s entspricht. Diese Kammern sind aber nur Nebenräume der eigentlichen Höhle des Ovarialschlauchs, und indem die Ei-Follikel mit dem grössten Theile ihrer Oberfläche frei in diese Räume hineinragen sind sie damit zugleich der Ovarial- höhle selbst zugewandt, wie das in viel einfacher Form im Ovarium der Amphibien später zu beschreiben sein wird. Indem bei den Fischen das Peritonaeal-Endothel weit reichende und complieirte Ein- stülpungen in den Ovarialraum hineinsendet, verengert es diese Höhlung und sondert in gewissem Grade von ihr die communieirenden Nebenkammern ab. Hıs bezeichnet die Räume, in welchen die Eier oder Follikel enthalten sind, als Lymphräume. Sie sind nun sicherlich im Leben vön einem Fluidum umspült, das wohl lymphähnlich sein und auch die Haupthöhle des Ovariums erfüllen mag; ich kann sie indessen nicht als zum Lymphgefässsystem gehörig ansehen, sondern nur in dem hier erläuterten Sinne auffassen. Ihrer schon gegebenen allgemeinen Beschreibung möchte ich jetzt nur noch folgende Besonderheit hinzufügen. Unter den ihrem Umrisse nach so unregelmässig gestalteten Kammern sind gewisse besonders auffallend durch ihre Localisirung, ihre Formen und relative Kleinheit. Es sind dies nämlich Räume von ungefähr halbmondförmigem Quer- schnitt, dessen concave Seite sich dem Umfange eines grossen reifenden Ei-Follikels anschmiegt und gewöhnlich einen bis zwei Quadranten dieser Peripherie bedeckt. Zuweilen sind auch mehrere derartige 64* er a . . . . 9 ” 734 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. Kammern im Umkreise eines grossen Ei-Follikels neben einander angeordnet. Es sind dies offenbar Kammern, welche das während seiner Reifung mächtig wachsende Ei in dieser Weise eingebuchtet hat. Selbst an Schnittpraeparaten sieht man in je einer Kammer meist mehrere junge Follikel von verschiedener Grösse. Diese selbst bestehen aber nur aus dem Ovulum, das umkleidet ist von einer ihm dieht anliegenden, endothelioiden Lage äusserst platter Zellen. An den kleinsten Ovulis ist beim Studium von Schnittpraeparaten diese feine Hülle manchmal kaum zu constatiren, wohl aber auch an diesen mittels der Silberbehandlung des frischen Objeetes, wie sie . schon Hıs und später Brock angewandt haben, nachzuweisen. Ich kann auch hinsichtlich der stufenweisen Vermehrung dieser Belag- zellen nach. meinen eigenen Silberpraeparationen Brock’s Angaben bestätigen. Gerade die grössere Anzahl der durch die Kerne verur- sachten Verdickungen gestattet an grösseren Ovulis selbst in Schnitt- praeparaten die Constatirung des endothel-ähnlichen Überzuges, und noch leichter gelingt dies selbst an den kleinen bei Untersuchung ganz frischer, in physiologischer Kochsalzlösung schwimmender Ovula. Am gehärteten Objeet ist übrigens in Folge Schrumpfung der Zell- substanz der Ueberzug nicht selten streckenweise oder ganz abgelöst. Dann hat man, beiläufig bemerkt, Gelegenheit, die Umrandung der Zell- substanz selbst genauer zu beobachten und das, was ich schon angab, zu erkennen, nämlich dass an grossen Ovulis, und nur an solchen, ab und zu eine dunkle Umfassungslinie des Zellenleibes markirt ist, die man als Ausdruck einer von Protoplasma gelieferten Zellenmembran ansehen könnte, während freilich an anderen der Eier nichts davon zu finden ist. Die Mehrzahl der so beschaffenen Follikel sieht man nun einem Endothel-Häutchen anliegen, theils nur mit einer Stelle des Umfangs, theils in einer Falte gleichsam eingeklemmt, also an zwei Punkten gestützt. Ein besonderes Befestigungsmittel an der Berührungsstelle sieht man in vielen Einzelfällen gar nicht, manchmal jedoch eine Verstärkung des Zusammenhalts durch einige hinzukommende dünne Zellplatten, die von dem seitlichen Umfange des Follikels schräg nach der Kammerwandung gerichtet in spitzem Winkel an diese sich anschliessen, im Durchschnittsbilde wie Aufhängebänder aussehend und neben dem Ei kleine dreieckige Intercellularräume abschneidend. Scheinbar liegen auch einzelne Follikel frei im Innern des Kammer- raumes, indess sicherlich nur solche, aus denen die Schnittrichtung zufällig eine vom Anheftungspunkte entfernte Scheibe herausgenommen hat. Sonstiger sichtbarer Inhalt der Kammerräume ist nicht vorhanden. Es muss also ein sehr dünnes und klares Fluidum sein, welches sie im Leben neben den Follikeln erfüllt. Eu 0 - 7» ed u 3 nt AverpacH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 135 Da die unreifen Ovula immer nur eine ganz unscheinbare, endo- thelioide, einschichtige Zellbekleidung besitzen, so können diejenigen unter ihnen, welche in die nächste Fortpflanzungsperiode eintreten werden, erst nach dem diesmaligen Ablaichen zu ihrem späteren cylindrisch - sternförmigen Follikelepithel gelangen. Es kann dies kaum anders geschehen, als durch eine Umwandlung jener platten Umhüllungszellen, die denn auch thatsächlich Brock in verschiedenen Abstufungen beobachtet hat. Wie diese Plättehen einst aus den saftigen Zellen des Keimepithels entstanden sind, so können sie auch unter den Anstössen einer neuen Fortpflanzungsperiode wieder zu hohen und vollen, vegetativ energischen Elementen auswachsen. Vielleicht leitet sich auch der oben am reifen Follikel geschilderte Zusammenhang der Epithelzellen durch seitliche Ausläufer von ihrer einstigen Vereinigung zu einem continuirlichen Häutchen her. Die Lebenskräfte endothelartiger Zellen sind eben lange Zeit hindurch unterschätzt worden, während neuerdings HEıpennaAmm auf Grund seiner Experimente sogar den Blutgefäss-Endothelien seeretorische Funetionen zuschreibt. — Die eben erörterte Umbildung der Epithelschicht ist vermuthlich der erste Schritt, der zur Reifung der Eier führt und eine Vorbedingung ihres so mächtigen Wachsthums. Umgekehrt sehen wir, wie ich oben schon erwähnte, wenn die durch das Follikelepithel vermittelte speeifische Ernährung des reifenden Eies ihr Ziel erreicht hat, jene Zellen wieder in den nämlichen platten Zustand zurückverwandelt werden, den sie früher eine Zeit lang be- sessen hatten. Nach diesen die Structur- und Entwickelungsverhältnisse betref- fenden Bemerkungen habe ich zu meinem Hauptthema nur noch kurz anzuführen, dass bei der Doppelfärbung alle die erwähnten, endothelähnlichen Formationen durchweg eine blass röth- liche Färbung annehmen, nur dass in den Kernen neben gesättigt rothen auch schöne und grosse blaue Nucleoli sichtbar werden. Es sind also alle ovariale Formationen in hervorragen- der Weise überwiegend erythrophil. Dennoch habe ich in Bezug auf zwei Bestandtheile der Eier selbst eine dann und wann vorkommende Abweichung zu erwähnen. Diese betrifft einerseits das Protoplasma, andererseits die Dotterhaut und dann zugleich auch die eylindrischen Follikelepithelzellen. Bei gewissen Farbstoffeombinationen geschieht es zwar nicht immer jedoch zuweilen, dass (diese Bestandtheile aus der Auswaschung mit einer blassblauen oder blaugrünen Farbe hervorgehen. Ich habe diese Ab- weichung von dem gewöhnlichen Farbenbilde nur gefunden, wenn 736 (Gresammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. entweder Eosin als Rothstoff oder Haematoxylin als Blaustoff gedient hatte, im ersteren Falle auch nur dann, wenn das Eosin mit Methylen- blau und nur ausnahmsweise, wenn es mit Methylerün combinirt war. Es hängt das offenbar damit zusammen, dass das Protoplasma sich in Eosin überhaupt nur schwach färbt, wie oben besonders be- schrieben wurde, also nur eine geringe Attraction zu diesem Farb- stoffe besitzt und sich in dieser Hinsicht nahe dem Indifferenzpunkte befindet, was- einen Umschlag nach der andern Seite begünstigt. Unter welchen besonderen Umständen dieser erfolgt, vermag ich nieht anzugeben. Übrigens ist in diesen Fällen die Bläue des Proto- plasma’s auch nur eine sehr blasse. Häufiger und stärker hervortretend ist sie nach Benutzung des Haematoxylins, combinirt mit irgend einem der Rothstoffe. Auch kommt hier zuweilen noch hinzu, dass die Grundsubstanz des Keimbläschens eine violette Mischfarbe an- nimmt, aus welcher die intensiv hochrothen Nucleoli glänzend sich abheben. In der peripherischen Schicht des Dotters betrifft die Blau- färbung auch die Membran der bläschenförmigen Dotterelemente, welche ja nur eine verdichtete Schicht der Grundsubstanz ist, wäh- rend die in der Höhlung eingeschlossenen Kugeln wie alle Dotter- körper der rothen Farbe treu bleiben. Dem füge ich noch hinzu, dass in ausnahmsweise mit Anilinblau gelungenen, d. h. gut differen- zirten Praeparaten die Farbenvertheilung ganz dieselbe ist wie nach Haematoxylin. Auf Grund der eben dargelegten Thatsachen können das Proto- plasma der Eier und die Dotterhaut als amphichromatische Bestand- theile bezeichnet werden; doch ist auch in ihnen die Attraetion zu dem rothen: Farbstoffe überwiegend. Im Ganzen aber sind hinsichtlich des ehromatischen Verhaltens die Hauptergebnisse dieser meiner Untersuchung an Knochenfischen folgende: An den reifen Spermien ist der Kopf aus absolut kyanophiler, der Schwanz aus erythrophiler Substanz ge- bildet: An den Eiern hingegen bestehen die Keimbläschen und die Dotterkörper aus hochgradig erythrophilem, das Zellprotoplasma andererseits aus einem amphichromati- schen jedoch mehr zur Erythrophilie neigendem Material. Nach den Fischen nahm ich Amphibien in Angriff, indem ich im März und April Doppelpraeparate der beiderlei Keimdrüsen so- wohl von Triton taeniatus als auch von Kana temporaria herstellte und später auch das reife Sperma der genannten Arten sowie das- jenige von Triton eristatus und von Rana esculenta der Doppelfärbung Ich werde meine Ergebnisse an diesen vier Species zu- ® . unterwarf sammenfassen, weil sowohl das tinetionelle Verhalten als auch s .7: . Yan) AUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 137 andererseits die eigenthümlichen Ovavialstruceturen so wesentlich über- einstimmende sind, dass eine gesonderte Besprechung zu vielen Wieder- holungen führen würde. b Die reifen Spermien der Urodelen und besonders auch der Tri- tonen sind bekanntlich wegen ihrer colossalen Grösse besonders günstige Beobachtungsobjecte, und ihre merkwürdigen Formverhält- nisse sind ja sehr gut bekannt. Ich will deshalb nur constatiren, dass nach allen Gombinationen aus meinen beiden Farb- stoffreihen der pfriemenförmige Kopf stets ganz und gar rein blau sich darstellt, hingegen das Mittelstück und der Schwanz rein roth, eventuell gelb. Die rothe Färbung ist be- sonders stark am Mittelstücke, an dessen Grenzlinie gegen den Kopf die beiden contrastirenden Farben, schroff und scharflinig gesondert, zusammenstossen. Weniger intensiv tingirt aber immerhin sehr deut- lieh roth erscheint der Schwanzfaden, während die gekräuselte Flosse nur an ihrem verdickten freien Rande als entsprechend gefärbt zu erkennen ist, am besten nach Benutzung von Fuchsin. Wegen der Länge des Schwanzes und der ihm angefügten Flosse sind die Ver- breiterungsbereiche beider Farben ziemlich gleich grosse. Dies hat einen eigenthümlichen Einfluss auf das makroskopische Aussehen der- artiger Praeparate. Zunächst scheinen sie nur roth gefärbt zu sein, so dass man erstaunt ist, unter dem Mikroskope das Bild zu finden, das ich eben geschildert.habe. Hält man jedoch das Praeparat gegen das Fenster, so schillert es in sonderbarer Weise, indem es je nach dem Winkel des durchfallenden Lichtes bald roth, bald blau aussieht. Die gegensätzliche Chromatophilie der Bestandtheile des Spermiums zeigt sich aber auch durch Vergleichung des Eiffeetes gewisser ein- facher Tinctionen. Ist Methyl- oder Smaragdgrün, Methylen- oder Vietoriablau applieirt und darauf in Alkohol gewaschen worden, so er- scheinen dann nur die Köpfe farbig, die Mittelstücke und Schwänze hin- gegen ganz farblos. Im Haematoxylin werden die letztgenannten Theile etwas mitgefärbt, jedoch viel schwächer als die Köpfe. Umgekehrt aber verhält es sich bei Tinetion mit Fuchsin, von dem die Köpfe nur sehr wenig aufnehmen, während die Mittelstücke in granatrother Farbe leuchten und nieht viel weniger intensiv die Schwänze. Ähn- lich verhält es sich nach Anwendung einer Lösung von carminsaurem Natron, nur dass dann der Unterschied in der Intensität der Färbung zwischen Kopf und Mittelstück geringer ist als nach Fuchsinfärbung. Noch geringer wird diese Differenz bei Behandlung mit gewöhnlicher Carminlösung, d.h. mit earminsaurem Ammoniak, und sie kann da- bei sogar in einzelnen Spermien ganz verschwinden, während anderer- seits die Schwänze zwar nicht ganz farblos bleiben aber doch nur 1738 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. schwach angehaucht erscheinen, eine Betheiligung an der rothen Färbung, die besonders leicht da zu erkennen ist, wo zufällig mehrere bündelweise neben und über einander liegen. Stellt man. nun aber ein derartiges, noch so stark tingirtes Carmin-Praeparat in wässrige Lösung eines Blaustoffs, z. B. Methylgrün ein, so ist schon nach 5—ı5 Minuten der Kopf intensiv blau geworden und bleibt so auch bei stundenlangem Aufenthalt in Alkohol, während die beiden anderen Glieder des Spermium’s ihr rothes Aussehen beibehalten. Hinzuzufügen habe ich noch etwas in Betreff derjenigen Spermien, welche noch nicht völlig reif sind, d. h. solcher, welehe zur Laich- zeit dem Hoden entnommen werden können und sich vereinzelt auch noch im obersten Theile des Vas deferens finden. Bei Triton cerista- tus sah ich an vielen einzelnen Spermien aus den genannten Örtlich- keiten Folgendes. Während an den ganz reifen der Kopf sich nach vorn eontinuirlich verdünnt und in eine unsäglich feine Spitze aus- läuft, ist in einem etwas früheren Stadium die dünnste Stelle des Kopfes nicht sein Ende, sondern sie liegt etwa 8—ıo u dahinter. Vor diesem Punkte schwillt das fadige Vorderende des Kopfes wieder ein wenig an. Und dieser schlank keulenförmige Abschnitt hat nach der Doppeltinetion eine röthliche Farbe. Dazu gesellte sich in einigen Fällen auch noch ein schmaler rother Saum an den Seitenrändern des Kopfes, eine freilich sehr feine Erscheinung. Diese Beobachtungen erwähne ich hier nur kurz, werde aber nach Mittheilung anderer ein- schlägiger Thatsachen auf sie zurückverweisen können. Die viel kleineren und zarteren Spermien der Frösche zeigen nach Doppelfärbung ganz Analoges, indem der stabförmige Kopf unverbrüchlich blau, der fadige Anhang ebenso constant roth gefärbt erscheint, letzterer natürlich, wenn einzeln gesehen, wegen seiner Feinheit nur in äusserst schwachem Grade, deutlich hingegen, wo eine grössere Anzahl derselben zusammengehäuft sind. An den Doppelpraeparaten vom Hoden und Eierstock vom Triton taen. und Kana temp., die ich vor der Laichzeit anfertigte, sind in den Hodenschnitten die eben beschriebenen tinetionellen Verhältnisse auf früheren Entwickelungsstufen in schönsten Bildern wiederzufinden. Bei Betrachtung mit blossem Auge sehen auch nach der Doppelfärbung die Hodenschnitte fast eben so roth aus wie die daneben befindlichen vom ÖOvarium, zum Theil wieder wegen des grossen Antheils, den die in der Bildung begriffenen Schwanzabschnitte der Spermien an der Masse des Praeparats haben. Hierzu kommt aber noch, dass be’ den Tritonen nur ein dem Abgange der Vasa efferentia benachbarter Theil des Hodens an der Samenbildung der jedesmaligen Brunstperiode betheiligt ist, während eine peripherische Schicht des Organs abwartend 22 * “1. Ne ii} 5 AUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 139 bleibt und in ihren Acinis nur Parenchymzellen in relativem Ruhe- zustande enthält, die sich sämmtlich, abgesehen von feinen intranu- cleären Körnchen, intensiv roth färben. Bei der Kleinheit des Organs fiel dieser ruhende Theil des Hodens mit in den Bereich meiner Schnitte. Ferner aber füllt bei den Fröschen den centralen Theil der Aeini eine bei der Erhärtung körnig gerinnende Flüssigkeit aus, und dieses Gerinsel färbt sich auch kräftig roth. Bei diesem makroskopisch einfarbigen Aussehen der Schnitte ist dann um so frappirender das bunte Bild, das die mikroskopische Betrachtung enthüllt. Ich habe bei der grossen Menge von Schnitten, welche das Mikrotom so leicht hergiebt, Gelegenheit genommen, fast alle Combinationen aus meinen beiden Farbstoffreihen zu versuchen, und nach allen ergaben sich im Wesentlichen übereinstimmende Bilder. Die Bündel der Spermien- Köpfe, im Ganzen von etwa mandelförmigem Umriss und mit ihrer Spitze gegen die Wandung des Acinus gerichtet, prangen in ihrer Hauptmasse in blauer oder grüner Farbe. Nur an dem centrifugal gerichteten, einigermaassen zugespitzten Ende des Bündels ist ein kleiner Abschnitt intensiv roth gefärbt: Es bestehen also die in diesem Theile versammelten spitzen Enden der Köpfe jetzt noch aus erythrophiler Substanz, was meiner vorhin erwähnten Beobachtung an Triton erist. entspricht. Hingegen erscheinen die nach innen 'gerich- teten, bei den Tritonen bogenförmig oder selbst schleifenförmig ge- krümmten, zum "Theil mehr aufgelockerten Bündel der Schwänze in ihrer ganzen Ausdehnung roth gefärbt." Besondere Mittel- ! Aus den Tafeln zu dem Werke von Bausıanı: Lecons sur la generation des Vertebres, Paris 1879, ist eine Thatsache zu entnehmen, welche mit meinem hier mit- getheilten Befunde im Allgemeinen übereinstimmt, während mehrere andere ebenda dargestellte sich mit meinen tinetionellen Erfahrungen nicht zusammenreimen lassen und die Meinung Barsıant's über die Bedeutung der chromatischen Differenzirungen völlig von der meinigen abweicht. Übereinstimmend ist, dass auf Taf. II in einem Durechnitte des Hodens von Seyllium Canicula die Bündel der Spermienköpfe blau, die- Jenigen der Schwänze roth dargestellt sind, und zwar nach einem Praeparate, das erst mit Pikrocarmin und dann mit Methylgrün behandelt war. Hingegen sind auf Taf. V in einer ganzen Reihe von Abbildungen der Hodencanälchen der Ratte nur gewisse der Tunica propria anliegende kleine Zellen blau, die Säulchen der Samenbildungs- zellen roth und die Spermien selbst ganz farblos. Ferner sind auf Taf. V und VI Schnitte durch den Hoden einer neugeborenen Katze wiedergegeben, an denen das Epithel der Ausführungsgänge und ein Theil der Belagzellen in den jungen Anlagen der Hodenröhrchen, und zwar Zellenleib sammt Kern, blau, andere dazwischen be- findliche, für Ureier erklärte, farblos mit rothem Kerne abgebildet sind. Auf Taf. I sind sogar gewisse kleine Zellen, die nach der Auffassung Barsıanıs aus einem zur Samenentwickelung gehörigen Urei hervorsprossen, blau, die eigentlichen Hodenzellen hingegen roth gefärbt. Die Tinctionsweise war überall die schon angegebene. Bausranı hatte, wie das ja gewöhnlich geschieht, die Doppelfärbung nur zum Zwecke leichterer Unterscheidbarkeit der Bestandtheile der Praeparate ausgeführt. Betreffend seine Deutung der farblichen Differenzen finde ich nur folgende Aussprüche vor, die indess 740 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. stücke waren bei meiner ersten hierauf bezüglichen Untersuchung nicht zu unterscheiden, wohl aber zu einem späteren Zeitpunkte an auf- gelockerten Bündeln, und sie zeigten sich hier besonders tief roth tingirt. Auch vorher aber ist die Wurzel des Schwanzes sein dickster Theil und dieser nur gegen den blauen Kopf durch eine geradlinige Grenze abgesetzt. Beide Abschnitte, Kopf und Schwanz, sind absolut genommen kleiner als im reifen Zustande. Je jünger aber das vor- liegende Stadium ist, desto weniger übertrifft der Schwanz an Länge den Kopf. In der zweiten Hälfte des März waren im Hoden auch schon an den Schwänzen der Spermien die wellig gerandeten Flossen deutlichst erkenn- bar. Noch muss ich bemerken, dass in den Praeparaten der ersten Serie an mehreren Stellen die blauen Bündel der Köpfe von zahlreichen sehr feinen rothen Längslinien durchsetzt sind, die ich im Zusammenhange mit dem oben S. 738 Gemeldeten nur als den Ausdruck eines sehr dünnen Mantels erythrophiler Substanz ansehen kann, der in früheren Ent- wiekelungsstadien die kyanophile Hauptmasse des Kopfes umgiebt und vorn mit der rothen Spitze, hinten mit dem Schwanze zusammenhängt. Eine einfache Schicht ziemlich abgeplatteter Epithelialzellen be- kleidet die dünne bindegewebige Wandung der Acini und ist sammt dieser bis auf gewisse kleine intranucleäre Körnchen roth tingirt. In dem inactiven Theil des Hodens sind die Aecini von einer Menge rundlicher Zellen ausgefüllt, deren Zellsubstanz intensiv roth gefärbt ist, während die Kerne, und dies besonders schön nach Com- bination von Eosin mit Methylgrün, neben einem bis zwei rothen Nucleolis einige kleinere blaue oder statt deren eine grössere Menge feiner blauer Körnchen enthalten. genügend bestimmte Meinungsänsserungen des Verfassers enthalten: ı. S. 204: Le vert de methyle possede, en effet, la propriete d’agir plus sp@cialement sur les elements du tissıu conjonetif et les @l&ments qui se rapprochent le plus du type embryonnaire. Sous l’influence successive du carmin et du vert du methyle la portion glandulaire des canaux seminiferes se colore en rose, la portion conductrice se colore en bleu on en vert. 2. S. 246 und 247: Les petites cellules (in den Hodenröhrchen der Ratte) colorees en bleu ne sont qu’un stade moins avanc& des grandes cellules, que nous venons de deerire. L’action &leetive, qu’exerce sur elles le vert de methyle, suffirait deja a les caracteriser comme de jeunes elements &pitheliaux .... On constate aussi que leur pouvoir d’absorption pour le vert de methyle diminue et que leur affinite pour le pierocarminate augmente en proportion de lenr aceroissement de volume. 3. 8. 277: Ces cellules absorbent d’une maniere intense le vert de methyle comme toutes les cellules &pitheliales A l’etat jeune. Barsranı schreibt also eine besonders starke Attrac- tion zum Methylgrün einerseits dem Bindegewebe, andererseits den Jugendzuständen der Epithelialzellen zu. Dies stimmt weder zu dem, was mir meine früheren, noch zu dem, was mir meine diesmaligen Beobachtungen gezeigt haben. Übrigens habe ich das Pikrocarmin unzuverlässig und, complieirten Objeeten gegenüber, zur Combination mit Blaustoffen wenig brauchbar gefunden, es deshalb auch nicht in meine Reihen aufgenommen. — An einen Parallelismus des sexuellen und des chroma- tischen Gegensatzes hat Barsıanı nicht gedacht. = ‘ s ne N ar) AverpacH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 741 Die Ovarial-Gebilde der Amphibien verhalten sieh, so viel ich sehe, in den wesentlichen Punkten so völlig gleich denjenigen der Knochenfische, und dies namentlich hinsichtlich der tinetionellen Ergebnisse, dass ich nach dieser Hinweisung mich in der Constatirung einiger Besonderheiten und sehr erwähnenswerthen Modificationen werde kurz fassen können, um dann noch eine theoretische Betrachtung hinzuzufügen. Gewisse Differenzen betreffen einige Structurverhältnisse. In nieht wenigen Keimbläschen von Triton. taen. finde ich neben den gewöunlichen Nucleolis noch einen, der sich besonders auszeichnet, nämlich durch grösseren Durchmesser und durch complieirten Bau. Er ist nämlich nicht gleichartig solide wie die übrigen, sondern enthält eine lichtere Höhle und in dieser einen centralen kugligen Innenkörper, einen Nucleololus. Alle seine Bestandtheile aber tingiren sich roth, wie die übrigen Nucleoli. Letztere sind so zahlreich, wie überall, der Grösse des Eies entsprechend, während der in angegebener Weise ausgezeichnete, insoweit Schnitte ein Urtheil erlauben, gewöhnlich nur in der Einzahl, in einem meiner Keimbläschen jedoch doppelt vorhanden ist. — An den reifen Eiern zeigt die Rindenschicht des Protoplasma’s schon früh eine Einlagerung brauner Pigmentkörnehen. — Die Dotterelemente des reifen Eies sind durchweg Täfelchen. Es finden sich aber bei den Tritonen auch in den späteren Wintermonaten ziemlich viele Eier, die erst im Beginne oder doch in einem früheren Stadium der Reifung stehen und offenbar in der Vorbereitung für ein späteres, vielleicht das nächstjährige Fortpflanzungsgeschäft begriffen sind. An solchen hat man Gelegenheit zu constatiren, dass die Dotterkörperehen zuerst nahe der Peripherie des Eies als ein schmaler Kranz kleiner Kügelehen auftreten, die sich glänzend roth färben. Nach Allem, was ich sehe, möchte ich nicht glauben, dass sie aus den feinen Körnehen der protoplasmatischen Grundsubstanz sich herausbilden. Sie dürften ihre besondere Entstehungsgeschichte haben, die vielleicht mit dem sogenannten Dotterkern zusammenhängt, den ich bei ARana iemp. vielfach finde, und zwar in Gestalt eines nahe der Peripherie gelagerten elliptischen Haufens dicht aggregirter, intensiv roth tingirter Kügelehen. Indem sie wachsen (durch Apposition?), gehen die Dotter- körperehen aus der kugligen allmählich in die bekannte eckige Tafel- form über, und es haben deshalb die kleinsten der Täfelehen noch einen elliptischen Umriss. Das Follikelepithel des reifenden Eies besteht aus zwei Schichten platter Zellen, deren innerste etwas stärker ist, während die äussere, obwohl nieht ganz so fein wie bei den Fischen, doch ebenfalls ganz endothelähnlich ist. Die unreifen Eier hingegen sind wieder nur mit einer einzigen endothelioiden Schicht bekleidet. Mittels dieses Zellen- 742 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. belages haften sämmtliche Eier an der inneren Fläche der Wandung des Ovariums, also in einer einzigen Lage dieser angefügt, nur dass natürlich die einzelnen, je grösser sie sind, um so mehr in die Höhle des Ovarialschlauches hinein vorspringen. Höchst eigenthümlich aber ist dabei, dass diese Wandung des Ovariums an vielen Stellen und namentlich bei den Tritonen grossentheils nur aus dem der Leibes- höhle zugewandten Endothel-Überzuge des Organs besteht, welchem innen der gleichartige Zellenbelag der Ovula unmittelbar anliegt. Nur streifenweise hat diese Endothel-Hülle des Ovariums eine dünne Unter- lage von Bindegewebe, die ein Blutgefäss einschliesst. Bei den Fröschen ist letzteres in etwas reichlicherem Maasse entwickelt, fehlt aber auch hier stellenweise. Die in so grosser Zahl vorhandenen unreifen Eier haben ausser ihrem endothelioiden Zellenbelage keine weitere Umhüllung, auch keine sie umspinnenden Capillargefässe; sie scheinen nur unmittelbar durch die sie umspülende, in der Höhle des Ovariums enthaltene Flüssigkeit ernährt, zu werden. Erst in der Periode der Reifung scheinen von der Wandung des Ovariums aus sparsame zarte Blutgefässe um die Follikel herumzuwachsen. Diese Verhältnisse kann man am besten erkennen, wenn das Ovarium keine grossen, reifen oder der Reife nahen Eier enthält, also kurz vor der Laichzeit so wie eine längere Zeit hindurch nach dem Ablaichen. Querschnitte des Organs liefern dann ein höchst übersichtliches und einfaches Bild, zu dessen Beschreibung ich dem eben Angeführten nur noch Folgendes hinzuzufügen habe. Der Umriss ist ein im Ganzen elliptischer, jedoch mehrfach ein- und ausgebuchteter. Zuweilen finde ich, namentlich bei Fröschen in der geräumigen Höhlung des Organs noch eine kleine geschlossene, aus dem Durchschnitte eines endo- thelialen Häutchens gebildete Figur von verschiedentlichem Umriss, welche an ihrer äusseren Seite einige Ovula trägt. Letztere ragen also in ganz die nämliche Höhle hinein wie die peripherisch gelagerten. Diese Erscheinung kann ich nur so deuten, dass die dünne, die Eier tragende Wandung des Ovariums Einstülpungen, und zwar schräg auf- oder absteigende Einstülpungen in die Höhle des Ovariums hinein entwickelt hat, welche von dem Schnitte quer getroffen worden sind. Glücklich gelingende Längs- oder Schrägschnitte des Ovariums werden über die Richtigkeit dieser Annahme Aufschluss gewähren können‘. Auch hier wiederholt es sich, was ich schon bei den Fischen zu erwähnen hatte, dass scheinbar einzelne grössere Eier frei in der Höhle des Ovariums liegen in Folge der Schnittrichtung, die ! Auf diese Einstülpungen habe ich bereits vorhin bei den Fischen hingewiesen, wo Ähnliches jedoch in viel complieirterer Form anzunehmen sein dürfte. AvERBACH: Gegensatz in- der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 743 zufällig ihren Anheftungspunkt nicht mit getroffen hat, was nach dem eben von den Einstülpungen Gesagten um so häufiger wird vor- kommen können. Aus Allem aber ergiebt sich, dass ein eigentliches Stroma des Eierstocks so gut wie gar nicht existirt, wenigstens nicht zwischen den Follikeln und auch auf der angehefteten Seite der letzteren nur fragmentarisch und nur in minimaler Quantität. So ist es, wie gesagt, in den letzten Wochen des Winters und im Früh- jahre. Ob in späterer Jahreszeit mit dem mächtigen Wachsthum einer neuen Generation reifender Eier auch eine etwas stärkere Ent- wickelung des Bindegewebes verbunden sein mag, lasse ich dahin- gestellt. Jedenfalls aber scheinen mir die einfachen, im Frühjahr vorfindlichen Verhältnisse für die Auffassung des Baues des Organs besondere Berücksichtigung zu verdienen. Besonders von Interesse erscheint mir die Art, wie zahlreiche Ovula mit ihrem einfachen endothelialen Belage unmittelbar an dem Oberflächen-Endothel des Ovariums haften, also an derjenigen Zell- schicht, die nach der von WaLpevEr begründeten Lehre im Embryo das Keimepithel und in dessen peripherischer Nachbarschaft das Peritonaeal - Epithel liefert. Man erhält so auch am erwachsenen Individuum fast unmittelbar den Eindruck, dass der Follikel sammt dem Ei sich nur von dieser oberflächlichen Zellschicht aus durch eine Wucherung derselben gebildet haben kann. Und überdies be- steht bei der so geringen Quantität des Bindegewebes das ganze Organ fast nur aus solchen epithelialen Produetionen. Zu den letzteren gehören allerdings im Ovarium der Amphibien ausser den Follikeln und Eiern noch einige andere, bisher nicht er- wähnte Gebilde, die aber auch ihrerseits die Wucherungsfähigkeit der oberflächlichen Zellenlage zur Anschauung bringen und zum Theil noch in besonderer Weise an das embryonale Keimepithel er- innern. Erstens nämlich haftet hier und da an der Innenseite des Oberflächenhäutehens ein ziemlich grosser Haufen polyedrischer Pig- mentzellen, der meistens im Innern eine rundliche oder spaltförmige Höhlung hat. Aueh diese Nester von Pigmentzellen, welche übrigens das dunkel gefleckte Aussehen des Ovariums verursachen, ragen frei in die geräumige Höhlung des Ovarialschlauches hinein, wie die Follikel. Da nun sogar in den Eiern selbst während ihrer Reifung gelbe, braune und schwarze Pigmentkörnchen abgelagert werden, so braucht es uns um so weniger zu wundern, dass die eben erwähnten Pigmentzellen aus dem Keimepithel ihren Ursprung genommen haben; und es weist die Gesammtheit der Thatsachen darauf hin, dass jene Haufen umgewandelte Gruppen von Zellen des Keimepithels, gewisser- maassen degenerirte Follikel sind. Überdies aber finden sich zweitens 144 Gesammitsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. an den Frosch-Ovarien neben den Pigmentzellenhaufen und gleich- falls im Zusammenhange mit der oberflächlichen Zellschicht oder in diese eingefügt noch andere Nester, bestehend aus farblosen, grossen- theils eylindrischen Zellen, die ebenfalls einer Höhlung des Nestes zugewandt sind. Manche dieser letzteren Zellenaggregate sitzen eben- falls an der inneren, andere jedoch an der äusseren Oberfläche der Wandung des Ovariums und haben in letzterem Falle gewöhnlich eine langgestreckte, im Schnittbilde öfters zungenförmige Gestalt. Ob dies Durchschnitte von lappenförmigen Anhängseln oder von Schläuchen sind, ist nicht von Belang. Jedenfalls haben diese Bil- dungen Ähnlichkeit mit embryonalen Formationen des Keimepithels. Noch einmal auf die Follikel selbst zurückblickend haben wir uns noch zu fragen, wie denn die reifenden Eier zu der zweiten Schicht ihres epithelialen Überzuges gelangen. Zn diesem Punkte habe ich einigen Anhalt für die Annahme, dass von der Anheftungs- stelle aus eine Wucherung der endothelioiden Zellen beginnt und all- mählich das Ei, richtiger die erste Belagschicht umwächst. Ich finde nämlich unter den grösseren der unreifen Eier einzelne, deren untere Hälfte schon von einer doppelten Reihe von Kernverdickungen ein- gefasst ist, während an ihrer oberen sich nur eine solche Reihe zeigt. Indessen habe ich eine deutliche scharfe Grenze der äusseren Belag- schieht nicht constatiren können. Die Beobachtung ist in diesem Punkte wegen der Feinheit und dichten Anlagerung der Häutchen schwierig, und es wird zur Entscheidung der Frage noch weiterer Forschung bedürfen. In tinetioneller Hinsicht aber habe ich noch anzugeben, dass nach der Doppelfärbung nur in den Kernen des Endothels und Binde- gewebes neben rothen Nucleolis auch feine blaue Körnchen sichtbar sind, dass hingegen an den Eiern sich wiederum eine durch- gängige, zum Theil hochgradige Erythrophilie aller Bestand- theile kundgiebt. Im geringsten Grade kommt letztere dem Ei- Protoplasma zu, dass sich wieder in gewissem Grade als amphichro- matisch erweist, ganz so, wie ich dies bei den Fischen des Näheren angegeben habe. Nach den ausführlicheren Darlegungen der Ergebnisse an Fischen und Amphibien werde ich über meine bezüglichen Befunde an Am- nioten nur in Kürze berichten, hauptsächlich die Differenzen der Chromatophilie in’s Auge fassend und nur wenige Punkte der Structur- und Entwickelungsverhältnisse hervorhebend. . .1+ Re 7 Er AuverBAcH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 745 Die reifen oder doch fast reifen Spermien von ZLacerta agılis bekam ich in Tröpfehen des von Sehnittflächen des Nebenhodens und Hodens abgestrichenen Saftes und an dem zu den Doppelpraepa- raten gehörigen Schnitten beider Organtheile zu Gesicht, und zwar Anfangs Mai. Es waren, beiläufig bemerkt, die Spermien nur sparsam vorhanden. In den Querschnitten des Hodenröhrchen sind zahlreiche, rundliche, dunkelroth tingirte Zellen zu Säulchen angeordnet, die nach dem Centrum des Lumens convergiren, und von denen jedes einzelne nach derselben Richtung hin sich fortsetzt in eine beinahe traubenförmige Gruppe blass-rosa gefärbter Samenbildungszellen. Ein- zelne der letzteren sind noch wohl umgrenzt; die Mehrzahl jedoeh ist in jeder Gruppe zu einer Be eiechetlichen Masse verschmolzen. In den ersteren ist je ein Kopf eines eben gebildeten -Spermiums als blauer bogenförmig gekrümmter Strich, dicht am Umfange der Zelle, etwa der Hälfte des letzteren anliegend sichtbar. In der aus den verschmolzenen Zellen gebildeten Grundsubstanz sind die Köpfe der Spermien schon gestreekt und zu mehreren neben einander gruppirt, ohne jedoch dichte und dicke Bündel zu bilden. Stellenweise sind die Spermien schon mit einem Theil ihrer Länge in das Lumen des Röhrchens hineinragend und andere schon frei im Lumen liegend zu finden. An allen fertigen Samenelementen aber ist der pfriemenför- mige' und dabei leicht s-förmig gebogene Kopf total und intensiv blau, der Schwanzanhang rosa oder gelblich roth gefärbt. Indessen finde ich an einigen wenigen den blauen Kopf noch von einer dünnen, rothen Scheide umhüllt, mit einer etwas stärkeren Anhäufung über der Spitze des Kopfes; und es ist diese Beobachtung durch den Contrast gegen die daneben liegenden Individuen, denen diese Beigabe fehlt oder nur noch in Form eines Aufsatzes am Kopf- ende bemerkbar ist, um so gesicherter. In den Ovariumschnitten ist an den Eiern jeder Grösse Alles gesättigt roth gefärbt, am intensivsten der Inhalt des Keimbläschens, welches niemals einen grösseren Nucleolus zeigt, sondern nur aus einer compacten, dicht gekörnten Inhaltsmasse und einer Hüllmembran besteht. Da kaum zu bezweifeln ist, dass diese Zellkerne früher einmal einen oder mehrere Nucleoli von der gewöhnlichen erheb- licheren Grösse besessen haben, so dürfte der jetzige Zustand wohl ! Ich finde angegeben, bei Lacerta sei der Kopf des Spermiums ceylindrisch. Das mag für andere Arten dieser Gattung zutreffend sein. Es gehört aber bei der Kleinheit des Gebildes eine gute Immersionslinse und beste Beleuchtung zur Erkennung der wahren Gestalt, um so mehr als auch an meinem Object die Zuspitzung erst in der vorderen Hälfte des Kopfes beginnt und der vor diesem Punkte liegende Theil sehr zart ist, so dass er leicht übersehen werden kann. 746 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. aus einem Zerfall der letzteren in kleine Körner zu erklären sein, wofür auch die überaus diehte Granulirung spricht. — An der Peri- pherie des Eies ist an mittelgrossen Eiern eine lichter gefärbte Zonoid- schicht von verschwommen radiär gestreiftem Aussehen bemerkbar.! — Die kleinen und die grössten Eier haben eine sehr feine, die mittel- grossen jedoch eine ziemlich dicke zweischichtige, von Porencanäl- chen durchsetzte Dotterhaut, deren äussere Schicht eine rothbraune Färbung annimmt. — Lange Zeit hindurch besteht das Follikelepithel aus rundlich polyedrischen Zellen, die sich sammt ihren intranu- cleären Kügelchen tief roth färben und in den kleinen Ovulis in zwei Schichten, in den mittelgrossen jedoch in mehreren, bis sechs Schichten angeordnet sind. Es muss also in ungefähr der ersten Hälfte des Wachsthums des Eies eine bedeutende Vermehrung der Follikelepithel- zellen stattfinden. Später ist dies nicht mehr der Fall, und der Druck des mächtig wachsenden Ei-Inhalts drängt die gegebene An- zahl von Zellen wieder zu einer zweischichtigen Anordnung und weiterhin gegen die Zeit der Reife zur Annahme einer abgeplatteten Gestalt, ähnlich wie ich dies im letzten Stadium bei den Fischen gefunden habe. An den fast reifen Eiern habe ich aber sogar ganz vergeblich nach dem Follikelepithel gesucht und kann nur annehmen, dass es wie bei den Fischen atrophisch verschwindet. Auch die eine Zeit lang ansehnliche Dotterhaut wird gleichzeitig wieder bis zu unmessbarer Feinheit verdünnt. — Umgeben ist das Follikelepithel und im letzten Stadium unmittelbar die Dotterhaut von einer aus fasrigem Bindegewebe und Gefässen bestehenden Follikelwandung, die eontinuirlich und ziemlich dick ist, was einen sehr auffallenden Unter- schied gegen die bei den Anamnioten zu beobachtenden, oben be- schriebenen Verhältnisse ausmacht. Mittels dieses Überzuges hängen die Follikel an bindegewebigen Platten oder Strängen, und zwar oft in Reihen von stufenweise abnehmendem Durchmesser geordnet, eine Reihenfolge, wie man sie in den Eierstocksschläuchen der Insecten zu sehen gewöhnt ist. — Die zahlreichen Kerne des Bindegewebes und der Gefässe enthalten massenhaft kyanophile Körnchen, und es entsteht dadurch ein buntes Bild des Stroma’s, das lebhaft absticht gegen das durchgängige Roth der Eier und ihrer epithelialen Um- hüllung. Bei Gallus domesticus sind alle Verhältnisse überaus ähnlich den eben von der Eidechse geschilderten. Als Differenzen untergeordneter Art will ich nur hervorheben, dass der feine eylindrische Kopf der ! Versl. S. 724. | ß . .]% ad mA'7 AUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. (47 Spermien nicht so zugespitzt ist wie bei Lacerta agdis, und ferner, dass im Eierstock das bindegewebige Stroma viel reichlicher ent- wiekelt, auch zwischen den Eiern in grösseren Massen angesammelt ist. — Die tinetionellen Ergebnisse aber entsprechen ganz den bisher beschriebenen. Im Eierstock des Kaninchens, dessen Structur ja sehr gut bekannt ist, habe ich nach der Doppelfärbung an dem Follikel- epithel und den Eiern wieder alles intensiv roth tingirt ge- funden, an den reifen Spermien hingegen den Kopf immer rein blau, den Schwanzanhang mehr oder weniger intensiv roth. An den aus der Epididymis und dem Hoden entnommenen Spermien aber zeigt der Kopf vielfach einen seine vordere Hälfte umfassenden, nach hinten zugeschärften rothen Saum, und an einzelnen, obwohl nicht häufigen Exemplaren ist eine solche aus erythrophiler Substanz bestehende Scheide um den ganzen Kopf herum sichtbar, indem sie hinten mit der Wurzel des Schwanzfadens zusammenhängt. Diese Thatsachen sind gerade an den genannten Säugethier- Spermien wegen der Breite der Kopfscheide noch viel deutlicher als an den erwähnten niederen Vertebraten zu erkennen, von denen ich ja oben Entsprechendes gemeldet habe. Dies alles in Betracht ziehend, glaube ich betreffs der Spermien der Vertebraten allgemein Folgendes an- nehmen zu müssen. Nach seiner ersten Ausbildung besteht das Spermium aus einer inneren kyanophilen Masse und einer diese ganz umschliessenden erythrophilen Hülle. Letztere ist oder wird an einem Punkte, dem hinteren, massiger, treibt aus sich den bewegenden Anhang hervor und gliedert sich meist in Mittelstück und Schwanz im engeren Sinne. Am Kopfe aber hat die erythrophile Hülle nur eine vorübergehende Existenz. Zu irgend einem, meist frühen, zu- weilen jedoch verzögerten Zeitpunkte reisst sie in der mittleren Gegend ‚des Kopfes ein und retrahirt sich nach beiden Seiten. Vorn bleibt sie noch eine Zeit lang als eine Art Kopfkappe aufsitzend; hinten mag sie durch Umstülpung oder einfache Contraction die schon früher vielfach an einzelnen Spermien wahrgenommene röhrenförmige oder mehr massige Umhüllung der Schwanzwurzel bilden. Dann aber, und an einzelnen Spermien erst ausserhalb des Hodens, werden beide Reste der Kopfscheide abgestreift. Es stimmt das ja grossentheils sehr wohl mit älteren, an ungefärbten Spermien gemachten Beob- achtungen überein, wegen deren ich namentlich an Koeruiker’s Mit- Sitzungsberichte 1891. 65 748 Gesammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung vom 25. Juni. theilungen erinnere." Dass jedoch die Summe der erythrophilen Theile des Spermiums den Zellenleib, und zwar den ganzen Zellen- leib des Spermatoblasten, der kyanophile Theil des Kopfes den Kern und zwar den ganzen Kern jener Bildungszelle darstelle, möchte ich einstweilen nicht behaupten. Die Beziehungen der erwähnten, tinc- tionell verschiedenen Bestandtheile zur eigentlichen Entstehungs- geschichte des Spermiums, die noch immer einiger weiteren Auf- klärung bedarf, werden erst durch weitere Forschungen ganz sicher- gestellt werden können; und es dürften combinirte Färbungen und die Berücksichtigung des in dieser Abhandlung Mitgetheilten dabei von einigem Nutzen sein. Dem sei nur noch hinzugefügt, dass ich in ejaculirtem Sperma eines jungen Mannes, das ich Gelegenheit hatte zu untersuchen und einer Reihe verschiedener Doppelfärbungen zu unterwerfen, von den erythrophilen Resten am Kopfe der Spermien nichts mehr vorfand. Durchweg zeigte sich dieser total und intensiv blau, der Schwanz- anhang hingegen mehr oder weniger intensiv roth tingirt. Indem ich auf diejenigen oben mitgetheilten Befunde, welche gewisse Structurverhältnisse im Ovarium der Anamnioten betreffen, nicht noch einmal zurückkommen möchte, will ich jetzt nur in Bezug auf das Hauptthema dieser Abhandlung diejenigen allgemeinen Er- gebnisse, welche aus den obigen Einzeldarstellungen hervorgehen, hier noch zusammenfassen. Sie betreffen vorläufig nur die Verte- braten und sind folgende: 1. Der Kopf der,.reifen Spermien besteht überallzeanz aus kyanophiler, der Schwanz sammt dem Mittelstücke aus erythrophbiler Substanz. 2. An den Eiern ist die Substanz des Keimbläschens entschieden erythrophiler Natur, in besonders hohem Maasse diejenige seiner Nucleoli, und ebenso hochgradig erythro- phil sind alle eigentlichen Dotterkörperchen. Das Gleiche gilt von dem Zellenleibe der Follikelepithelzellen, welche dem Ei seinen Ernährungs- und Wachsthumsstoff liefern. Das Protoplasma des Eies selbst hingegen (und auch die äussere Schicht der Dotter- haut der Karpfenfische) besteht aus einer in gewissem Grade amphichromatischen Substanz, welche unter den meisten Tinetions- bedingungen eine schwachrothe, unter einigen anderen eine schwach- blaue Färbung annimmt. ! Man verel.: KorrLıker, Handb. der Gewebelehre, 5. Aufl. S. 527 u. 531. AUERBACH: Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen. 749 3. Da nun der Kopf der Spermien ihr wesentlichster, die Be- fruchtung bedingender Bestandtheil ist, ja vielleicht allein in das Protoplasma des Eies eintritt, und da es auf weiblicher Seite nach allen neueren Ermittelungen das Keimbläschen oder doch mindestens ein aus diesem stammendes Material ist, welches die Vereinigung mit der Substanz des Spermiums eingeht, so folgt weiter, dass die männliche Befruchtungssubstanz eine kyanophile, die weib- liche Zeugungssubstanz eine erythrophile ist. 4. Da aber überdies die Dotterkörperchen, welche die Haupt- masse des reifen Eies ausmachen und das meiste Material für den Aufbau des Embryo hergeben, aus einem hochgradig erythrophilen Stoff bestehen, so ergiebt sich weiter, dass der mütterliche Or- ganismus seinem Sprössling im Ei weit überwiegend ery- throphile Substanz, der väterliche weit überwiegend, wenn nicht ausschliesslich kyanophile Substanz liefert, mit an- deren Worten, dass das weibliche Keim-Material haupt- sächlich erythrophil, das männliche hauptsächlich oder ausschliesslich kyanophil ist. 5. Nach Allem ist der sexuelle Gegensatz begründet auf zwei Substanzen, die sich qualitativ dadurch unterscheiden, das die männliche in dem von mir definirten Sinne kyano- pbiler, die weibliche erythrophiler Natur ist. Zu einer weiteren Verallgemeinerung des hier aufgestellten Ge- setzes würden noch entsprechende Beobachtungen an wirbellosen Thieren und auch an Pflanzen nöthig sein. Eine sich anschliessende Frage wäre nun die schon im Eingange dieser Abhandlung berührte, nämlich die, ob die beiden in den meisten Zellkernen sich findenden, chromatisch in der gleichen Weise gegen- sätzlichen Substanzen' mit den beiden Sexualstoffen identisch sind. Diese Frage lässt sich natürlich vorläufig nicht beantworten. Nehmen wir es mit Vorbehalt an, so würde damit die Anerkennung eines hermaphroditischen Charakters der meisten Zellkerne verbunden sein, und es wäre weiter zu schliessen, dass in den Keimzellen zu irgend einem Zeitpunkte eine einseitige Ausbildung des einen Bestandtheils, verbunden mit Eliminirung des anderen stattfinden dürfte. Einige Anhaltspunkte für letzteres haben auch meine Beobachtungen schon geliefert, wenigstens hinsichtlich der Sperma-Elemente. An den Eiern freilich und namentlich ihrem Zellkern müsste der supponirte Vor- gang schon sehr früh, vielleicht schon in der Embryonalperiode sich !S. meine Abhandlung: Zur Kenntniss der thierischen Zellen, (diese Berichte, Sitzung vom 26. Juni 1890). 750 (Gresammtsitzung vom 9. Juli. — Mittheilung ‘vom 25. Juni. ereignen, während er an den Spermien sichtlich während der jedes- maligen Samenbildung im erwachsenen Zustande des väterlichen Or- ganismus stattfindet und sich gänzlich erst kurz vor der Entleerung des Sperma vollendet. Ausserdem aber erwächst aus dem Ermittelten noch eine andere Aufgabe, nämlich die beiden tinctionell gegensätzlichen Substanzen auch in den beiden Pronucleis wiederzufinden, die im befruchteten Ei auftreten und verschmelzen.‘ Nach der von so vielen Seiten be- stätigten und allgemein angenommenen Lehre OÖ. Hrrrwie's ist nämlich zu erwarten, dass sich jedesmal der eine Pronucleus als kyano-, der andere als erythrophil herausstellen werde. Einige Versuche zur Erforschung des Thatsächlichen, die ich in dieser Richtung gemacht habe, sind an der Ungunst der mir zu Gebote stehenden Objeete gescheitert. Sollte es mir vergönnt sein, sie wieder aufzunehmen, so werde ich nicht verfehlen über die Ergebnisse Mittheilung zu machen. Breslau, im Juni 1891. ! Dieser Vorgang ist, unabhängig von irgend einer früheren einschlägigen Beob- achtung, zuerst von mir an Ascaris nigrovenosa festgestellt und im 2. Hefte meiner Orsanol. Studien (Breslau 1874) eingehend beschrieben, auch diese Verschmelzung ausdrücklich mit einer Conjugation verglichen worden. Auch habe ich eben da, lange vor Kurrscarzes, die Nucleoli der Pronuclei beschrieben und abgebildet und über- dies ihre Schicksale, wie sie am lebendigen Object zu verfolgen sind, ausführlich be- sprochen. A. Ausgegeben am 16. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei 751 1891. AXXVL SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. Juli. Sitzung der physikalisch -mathematischen Ülasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Revmonv. Hr. Rammeisgere las über einige Salze der Unterphosphor- säure. Die Mittheilung folgt umstehend. Sitzungsberichte 1891. 66 LEERE a EN FE ÄLLRLR.; RAR Een N Su an BITKUL Ey Tr u j3 Four! di LiaRE D IH Z 2 u “ i ARE, D „Me E ” | TEE PIZUETENe TEL TS ITTEE LU TRIER POL LZ EDEL s4 PER’ 1“ “ N >! j | Hu u "- v IN Ar E ># 2 & “ DARIN TENO SRER MAD, SIE ü reg y, y I \ A Au. 5 f} ' a EIN BEUFTY ! ß ur E en ar x j IN h uns j j ALPER J TER DIT TIEAE N) suoAlh ‚Ha A 1 sum a Vor . fi P_ Ze 5 * j ge Pr K) 5 As Ar . B; w | 5 2 m ne 751, ID Bu" ner r A A u sun u j Dr .V I 43 u i Fi j Te . ü > N run era ce re! al EIERN v ' ei j Immksiaun AA ku . “ Über einige Salze der Unterphosphorsäure. Von Ü. RAMMELSBERG. Unterphosphorsaures Lithion. I. Normales Salz. N scht man die Lösungen von Chlorlithium und normalem Natron- hypophosphat im Verhältniss von 2: ıMol., d. h. von ı Th.: 2.5 Th., so bildet sich beim Stehen, schneller beim Erwärmen, ein krystallinischer Niederschlag. I. 0.9 gaben, geglüht, nach Behandlung mit Salpetersäure 0.589 klares geschmolzenes Glas. II. 1.213 verloren bei 150° 0.403, bei 200° 0.418, bei 250° 0.428. II. 1.923 verloren bei 200° 0.648; der Rest, mit Natroncarbonat geschmolzen etc., gab 1.353 Mg’P?V’ Fo. a78. IV. 1.403 wurden in Wasser unter Zusatz von etwas Essig- säure gelöst und mit Bleiacetat gefüllt. Es resultirten 2.635 PbPO? —= 0.728SPO?. Das durch kohlensaures Ammon von Blei befreite Filtrat hinterliess nach dem Abdampfen mit Chlorwasserstoffsäure 0.705 LiÜl : 08.116118Li. Es waren also gefunden IL II. NY Li — — Bao P — 19.66 zZ PO? — _— 50.01 1707 7 65.44 M’O (41.12) 100 Es ist also = 2L’PO? + 7aq —11*P?0° Frag 4Li De — 0,00 ap 62 19.8 so N 9 3,9) Er Tone 10,30 22 000 66 * 754 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 16. Juli. Die Menge des Pyrophosphats muss 64.74 betragen, der Wasser- verlust ist bei, 2002..6 Mol. 34.00 gef. 31.146 11 3 3K. 710, 1: ı Th. des Salzes löst sich in ı20 Th. Wasser von mittlerer Temperatur. Die Lösung des aus Chlorlithium durch normales Natronsalz ge- fällten Salzes in Wasser und Essigsäure giebt beim Erkalten der durch Erwärmen eoncentrirten Flüssigkeit glänzende Krystalle, welche luft- beständig sind. 1.345, welche bei 200° 0.465 »verloren hatten«, schmolzen in der Glühhitze zu einem farblosen Glase, welches 0.877 wog. Dies wurde mit Natroncarbonat geglüht, die Masse in Wasser und Chlorwasserstoffsäure gelöst, und mit Ammoniak und Magnesia- mischung versetzt. Der Niederschlag lieferte 0.973 Mg?’P’0’, welche 0:62233 P°O° —=10.27176 P 'entspreehen, so "dass in’"dem durch Schmelzung entstandenen Glase 0.25467 W’O = 0.11884 Li enthalten waren. Somit enthalten 100 Th. des untersuchten Salzes Lithium 8.83 Phosphor 20.20 welche in dem Atomverhältniss 2:ı.1ı d.h. 2:ı stehen, und einem Hypophosphat 2eL’PO’+ 7aq — 120) ad entsprechen. Alla =28 709.00 >P 62 19.87 60 96 30.74 7 3:0:4726 40.39 32 100 Das Salz verliert bei 120° 5 Mol. Wasser = 28.85 Procent, ge- funden 28.63, und bei 200° 6 Mol. — 34.61, gefunden 34.57 Procent. Es muss 64.74 Procent Lithionpyrophosphat LitP°O? liefern, während der Versuch 65.20 gab. Dasselbe Salz scheidet sich ab, wenn in freier Unterphosphor- säure soviel Lithioncarbonat gelöst wird, dass die Flüssigkeit noch stark sauer reagirt. Die Säure war aus frisch gefälltem Barytsalz durch Digestion mit (nicht überschüssiger) verdünnter Schwefelsäure dargestellt. = SR, R Eee Rannetsger@: Uber einige Salze der Unterphosphorsäure. 18575) Um in einem Hypophosphat die Säure zu bestimmen, kanı man sich der von H. Rose für die phosphorige Säure empfohlenen Methode! bedienen, wie neuerlich Amar” gefunden hat. Sie wurde bei dem in Rede stehenden Lithionsalz angewandt. 1.955 wurden mit Chlorwasserstoffsäure bis fast zur Trockenheit eingedampft. Die concentrirte Lösung, mit Quecksilberchlorid und etwas Säure anhaltend digerirt, lieferte 2.885 Hg’Cl’. Das durch H?’S vom Quecksilber befreite Filtrat hinterliess 1.29 Lithionpyro- phosphat. Da 47ı Hg?’Cl’ 158 P?°O? entsprechen, so ist die gefundene Menge E 79078 495 Procent: PO?, während 1.29 Li P° D’= 0.1783 = 9.15 Procent Li sind. Das Salz enthält also berechnet Li 9.15 9.0 EO0774950 50.6 alsomkl 0747.32 40.4 100 100 Es ist also gleich dem zuvor beschriebenen 2» WP®+7ag=LitP°O° + 7 ag. II. Saures Salz. Die Flüssigkeit, welche nach Abscheidung des vorigen bleibt, liefert erst nach dem Verdunsten zur Syrupdicke Krystalle, welche jedoch nicht bestimmbar sind und an der Luft feucht werden. Die zur Analyse benutzte Probe war über Chlorcaleium getrocknet. 2.445 gaben beim Glühen 2.022 eines klaren Glases. Dies lieferte nach dem Schmelzen mit Natroncarbonat u. s. w. 2.6 Mg’P’O’ — 17:663 P?O>. Hiernach enthält das Salz I29r6.79 7 725209.70 ES ist alse Li:P=1:r, At. Ein saures Salz HLiPO’-+aq erfordert ! Hdb. d. anal. Ch. 2, 560. SO #end. 111,676. 7 or u wi Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. Li == 16:06 P. Zı 7 12052 30 48 45.71 Iet I 5195. 17077855 u Ba N 17.16 Es sollte 81.9 LiPO? geben. Die Probe hatte bei 200° 5.1 ı Procent Wasser verloren, d. h. !/, der ganzen Menge. Unterphosphorsaures Thallium. I. Normales Salz. Beim Neutralisiren einer heissen Lösung der Säure durch kohlen- saures Thallium scheidet sich sofort ein grosser Theil des Salzes in seidenglänzenden sehr feinen Nadeln ab, welche getrocknet ein ver- verfilztes asbestähnliches Ansehen haben. Das sehr schwer lösliche Salz, im Wasserbad getrocknet, verliert bis 210° nichts am Gewicht. 2.05 in verdünnter Salpetersäure gelöst, mit Ammoniak über- sättigt, mit Ammonhydrosulfür gefällt, gaben 2.118 T’SO?= Tlı.7148. Es ist also Gefunden 211.140. — &3,78 83.04 B 31 6.37 O1 48 9.85 487 100 Ir Saures Salz. Zu der mit Thalliumearbonat neutralisirten Säure fügt man die gleiche Menge derselben, wodurch in der Wärme eine vollständige Lösung entsteht, die beim Verdunsten kleine, starkglänzende Krystalle’ liefert. 2.93 verloren bis 1 10° nichts am Gewicht, waren aber zu einem Glase geschmolzen. Aus der Lösung desselben in verdünnter Salpeter- säure wurde wie zuvor 2.82 Tl’ SO* = 2.2828 TI erhalten, ent- sprechend 77.91 Procent. Es ist also nicht HTIPO?, welches nur 71.83 Tl enthält, sondern ALHELLPO3)) TPPO>) RAnNELSBERG: Über einige Salze der Unterphosphorsäure. Id Gefunden ln 806, 77:84 77.9. 3P 93 8.81 2H 2 0.20 90 144 13.65 1055 100 Schon früher habe ich bei den Phosphaten des Thalliums und Lithiums ähnliche Verbindungen beschrieben.' Unterphosphorsaurer Baryt. Hier mögen nnr einige Bemerkungen über die Barytsalze Platz finden. Das normale Salz BaPO? wird aus der Lösung in Säuren durch Ammoniak als solches gefällt. Es enthält selbst nach dem Liegen im Exsiecator über Schwefel- säure noch etwas Wasser. In einem Versuch betrug dasselbe bei 200° 1.62 Procent, und da die Analyse 61.72 Ba gab, während BaPO’ — 63.42 Ba ist, so war es noch nicht ganz wasserfrei. Das saure Salz, zuletzt noch im Joly beschrieben”, dessen Form Fresenius untersucht hat, krystallisirt aus der Lösung des normalen in Chlorwasserstoffsäure. Eine Probe verlor bei 200° ı 1.2 Procent und gab 40.56 Procent Ba, während H?BaP°’0°+2ag Ba 41.14 H’O 5.40 und ag 10.80 geben muss. Es ist also bei 200° wasserfrei. Unterphosphorsaures Magnesia. Normales Natronsalz giebt in der Lösung von Magnesiasulfat einen Niederschlag. Die Fällung bei gewöhnlicher Temperatur wurde kalt gewaschen und an der Luft getrocknet. Sie bildete ein feinkrystallinisches Pulver. Das magnesiahaltige Filtrat, zur Trockenheit verdampft, liess beim Behandeln mit Wasser nur eine geringe Menge unlöslichen Rückstandes. ! Sitzungsber. d. Akad. 1882. 226. rend. 101 und! 102. m N e h b & n 158 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. 1,74 lufttrocknes Salz verlor bei 140° 0.59 —= 33.91 Procent, bei 200° 0.79=45.40 Procent. Durch Glühen wurden 0.91 er- halten, deren Gewicht nach Behandlung mit Salpetersäure unver- ändert blieb. Sie erwiesen sich als 52.3 Procent Pyrophosphat, in welchem Mg und P besonders bestimmt wurden. Die Analyse zeigt, dass das Salz MgPO? + Gaq ist. Berechnet Gefunden 1% 3145 274.09 4.02 Mg 24 NG, 1.10.28 30 48 22.74 = 261207 208 51.20 ZTENNNTOO 5.33 Mol. Wasser würden 45.5 Procent entsprechen; während der Verlust bei 140° 4 Mol. — 34.1 Procent ausmacht. Ein saures Magnesiahypophosphat scheint nicht zu existiren. Erhitzt man das normale mit Essigsäure, so löst sich nur wenig, und erst auf Zusatz von einigen Tropfen Chlorwasserstoffsäure entsteht eine klare Lösung, welche nach starkem Eindampfen undeut- liche Krystalle liefert. ı00 Theile des Salzes verloren bei 200° 33.3 Procent und hinterliessen nach dem Glühen 34.9 Procent Pyrophosphat, wie die Analyse desselben zeigte. Hiernach ist es normales Salz mit dem doppelten Wassergehalt des gefällten. MEROT 2aQ. Berechnet Gefunden Mg 24 = 7.52 7:74 R 31 ORT 10.00 20 48 15.05 121140 72.1.6, 4,69.77,1 319, 209 Bei 200° verliert es die Hälfte des Wassers. Unterphosphorsaure Beryllerde. Beim Vermischen heisser Lösungen von Berylliumsulfat und nor- malem Natronsalz fällt ein reichlicher Niederschlag, und aus dem er- kaltenden Filtrat scheidet sich noch etwas von dem Salze ab. Es ist getrocknet pulverig. Q VA x 7 Mn mi Raunersperg: Über einige Salze der Unterphosphorsäure. 230 1.665 des bei 100° getrockneten Salzes verlor bei 250° 0.22 Wasser, beim Glühen blieben 1.405 = 84.39 Procent gesinterter Rück- stand, welcher nach Behandlung mit Salpetersäure 1.41 Pyrophos- phat gab. Dieses wurde mit Kali-Natroncarbonat geschmolzen, und gab 204970’, also 0.361 BeO. Das Salz ist also Gefunden 3D 162, 37.00 27.51 2 Be 18 1202 7.80 60 96 41.69 230 100 Hiernach sollte es 83.48 Procent Pyrophosphat liefern. Der Versuch hat 84.68 ergeben. Der Wasserverlust bei 230— 250° liegt zwischen 10.81 und 13.21 Procent, während die Hälfte des Wassers ı 1.74 betragen sollte. Verhalten der Hypophosphate in höherer Temperatur. Obwohl hierüber keine Erfahrungen vorliegen, lässt sich der Vorgang leicht errathen. Die Hypophosphate RPO? unterscheiden sich von den Salzen " der phosphorigen Säure HRPO® durch das Fehlen des Wasserstoffs. Letztere verwandeln sich, bei Luftausschluss erhitzt, in ein Gemenge von Pyrophosphat und Phosphormetall, während Wasserstoff entweicht.' Da dieser in den Hypophosphaten fehlt, so erfolgt die Umsetzung ohne Gewichtsveränderung: RPO3 = 3R?P?O7,RP. Silbersalz Ag’PO?. Das durch Fällung erhaltene weisse krystallinische Salz ist wasserfrei. Bei Luftausschluss erhitzt, hinterlässt es eine geschmolzene weisse Masse, ohne ein Sublimat oder eine Gasentwickelung zu zeigen. Ihr Gewicht ist das des Salzes. ! Monatsberichte 1866, 547. 760 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli. Bleisalz2Pb E09. Das bei 200° getrocknete Salz verwandelt sich beim Erhitzen in ein schwarzes Gemenge von Pb’P?O’ und PbP, wobei zuweilen eine Feuererscheinung eintritt. In Folge von Spuren zurückgehaltenen Wassers erscheint ein geringes Sublimat von Phosphor, und ein schwacher Geruch von Phosphorwasserstoff. Barytsalz BaP 0°. Bei 200° hält es noch geringe Mengen Wasser zurück (s. o.). In Folge dessen treten auch bei ihm freier Phosphor und Phosphorwasser- stoff als secundäre Producte auf. Der Rückstand von Ba’P?O07 und BaP ist gelblich, wird aber beim Zutritt von Luft während des Ab- kühlens braunroth. Wegen dieser raschen Oxydation wurden in einem Versuch durch Behandlung mit Salpetersäure nicht 105.7 Procent Pyro- phosphat, sondern nur 104.36 erhalten. Ausgegeben am 23. Juli. 761 1891. AXXVH SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 16. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. l. Der Vorsitzende legte einige in Rom und in Aegypten kürzlich zum Vorschein gekommene Actenstücke aus der römischen Kaiserzeit vor. 2. Hr. Pernıcz legte eine von Hrn. Fırrıne in Halle eingesandte Notiz über ein provencalisches Rechtsbuch vor. Die Mittheilung folgt umstehend. Re RN = NA ao (NIE | E RAT Kit En | 1 Ban; RAR Dr Dan A ee “All h we Bet ray. R- j je KT ASUHR, fi [4 1% Ku ud 9 u re in 9% 5 r 5 I", Be es r = i ö j ar ru er - ag Ps + E 2 | Dar LT RT | N | j j Gr ERTTA. k ih an re BT se N. alt as ee ER IT a u y A / B j EN 2 e | ur HE «ii Im Na.) > Br ee a aha LIEF, | Au, re Ch u, 763 Vorläufige Mittheilungen über eine Summa Codieis in provengalischer Sprache. Von Prof. Dr. HErmAnn Fırtine in Halle. (Vorgelegt von Hrn. Pernice.) Nachdem mein College, der Professor der romanischen Sprachen SucHier auf einer Reise nach Paris im März und April 1889 sich über die vorhandenen Handschriften des in der Überschrift genannten Rechtsbuches orientirt und daraus Auszüge genommen, und nachdem auf Grund der hierdurch erlangten Ergebnisse die Königliche Akademie der Wissenschaften ihm und mir für eine gemeinsame Herausgabe des Werkes eine Beihülfe bewilligt hatte, wurde im Herbst 1889 die zweitälteste, dem ı3. Jahrhundert angehörige Handschrift desselben hier in Halle unter Sucnier’s Leitung und Controlle abgeschrieben. Im Herbst 1890 begab sich dann Such#ter auf’s neue nach Paris, um persönlich die nur dort zugängliche älteste Handschrift aus der zweiten Hälfte des ı2. Jahrhunderts abzuschreiben. Einer genaueren Unter- suchung und Vergleichung bedürfen nun noch fünf jüngere Hand- schriften, von denen zwei, die eine im 14., die andere im 15. Jahr- hundert geschrieben, den provencalischen Text, die drei anderen französischen Text enthalten und wahrscheinlich zwei verschiedene Übersetzungen des Werkes in’s französische darstellen. Schon dieses Dasein von vier Handschriften des Rechtsbuches aus eben so vielen Jahrhunderten und ausserdem zweier altfranzösischer Übersetzungen beweist, in wie grossem Ansehen das Werk durch das ganze spätere Mittelalter gestanden haben muss. Die nähere Bekannt- schaft mit demselben auf Grund jener genannten Abschriften hat mir aber auch gezeigt, dass dieses Ansehen ein durchaus verdientes war. Ich will mir gestatten, mit einigen flüchtigen Strichen von seinem Charakter ein gewisses Bild zu geben. Das nähere muss der Ein- leitung überlassen bleiben, welche Sucuier und ich der Ausgabe bei- fügen werden. mo Sa : , ° : Ö > . 764 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 16. Juli. Das Rechtsbuch ist seinem Inhalte nach, wie schon in der Über- schrift angegeben, eine Summa Codieis; es giebt also eine ausführ- lichere systematische Darstellung des römischen Rechtes im Anschlusse an die Titelfolge des Justinianischen Codex. Aber freilich hält es sich nicht streng an dieses System, sondern es lässt, ähnlich wie die Summa Codieis des Rogerius, welche überhaupt zum unmittelbaren Vorbilde gedient zu haben scheint, viele minder wichtige oder für die Gegenwart nicht mehr praktische Titel aus, mitunter freilich auch wichtige und noch anwendbare, vermuthlich weil sie dem Verfasser als zu vorwiegend theoretisch erschienen. Dafür schiebt es andere aus anderen Theilen des Corpus iuris ein; so namentlich einen langen Titel über den Eigenthumserwerb aus den Institutionen und Digesten. Denn es verfolgt nicht, wie die bisher bekannten Godexsummen der Glossatorenschule, wie namentlich die bekannte Summe des Azo, einen vorwiegend gelehrten Zweck durch die Absicht einer vollständigen Darstellung des reinen Justinianisch-römischen Rechtes; sondern sein Ziel ist sichtlich ein rein praktisches. Es will nicht ein Recht der Vergangenheit, sondern ein Recht der Gegenwart, also vom Stand- punkte des Verfassers das »heutige römische Recht« darstellen, und es giebt daher vom Justinianisch-römischen Rechte nur dasjenige, was in dem Gebiete, wofür das Werk berechnet war, damals in wirklicher Anwendung stand oder doch von dem Verfasser für anwendbar ge- halten wurde. Demgemäss erklärt er denn auch mehrfach ausdrück- lieh: er brauche das und das nicht zu erörtern, weil es in der Gegen- wart keine Geltung habe. So z. B. nicht die Sätze des römischen Rechtes über die Ehescheidung »per aco que non es en usatge que matrimonio se partischa se non per canones, si cum es per parentese o per adulterie. Die Stelle ist zugleich bemerkenswerth als eine der wenigen, zwei oder drei, in denen das canonische Recht erwähnt wird. Der Verfasser folgt in dieser Nichtberücksichtigung des cano- nischen Rechtes, wie überhaupt in seiner Methode, dem Beispiel der gleichzeitigen Bologneser Romanisten, und es kann nicht wohl ein Zweifel sein, dass er selbst in Bologna studirt hatte. Sichern schon diese Beobachtungen dem Werke ein grosses rechtsgeschichtliches und litterargeschichtliches Interesse, so ist es noch ganz besonders merkwürdig und für seine Zeit wohl einzig durch seine Tendenz einer populären Darstellung. Nicht für Gelehrte oder Schüler einer juristischen Hochschule war es bestimmt, sondern es suchte einem weiteren Kreise die nähere Kenntniss des römischen Rechtes und die Möglichkeit seiner richtigen Anwendung zu vermitteln. Man wird annehmen dürfen, dass es hauptsächlich auf die Vornehmen berechnet war, welche ohne eigentlich juristische Bildung, ja sogar u u: ‚ h { b, " r an . 5 es - N BESSER = -R= Frrrins: Vorläuf. Mittheil. über eine Summa Codieis in provenc. Sprache. 165 ohne höhere Bildung überhaupt, als Richter das römische Reeht anzu- wenden hatten. So erklärt sich vor allem der Gebrauch der Vulgär- sprache. Dafür zeugt aber ferner auch die ganze sonstige Art der Behandlung: einerseits die Beiseitelassung der feineren theoretischen Rechtsfragen und die Hervorhebung nur des unmittelbar praktischen, die zahlreichen veranschaulichenden, überall aus dem Leben der Gegenwart entnommenen Beispiele, die Vermeidung aller Citate, sowie fast aller eigenthümlichen Kunstausdrücke des römischen Rechtes, wie z. B. Senatusconsultum Macedonianum und Velleianum, — andererseits der Umstand, dass sich das Rechtsbuch keineswegs auf die allgemeinsten Grundzüge des römischen Rechtes, etwa nach Art einer Summa Institutionum, beschränkt, sondern nicht selten weit in die Einzel- heiten eingeht. Welchen anderen Zweck als den obigen könnte es bei dieser Beschaffenheit gehabt haben? Der Verfasser war aber jedenfalls ein sehr kundiger und gebildeter Jurist, sonst hätte er einen solchen Plan gar nieht entwerfen können. Noch weniger hätte er ihn in so tüchtiger und geschickter, dabei so selbständiger Weise ausführen können, wie man es seiner Arbeit im ganzen nachrühmen muss. Aber mehr: er muss auch eine gute allgemeine Bildung gehabt haben; denn er handhabt den Stil und die Sprache für seine Zeit ganz vortrefflich. Bedenkt man, dass diese Sprache als Schriftsprache damals noch in den ersten Anfängen der Entwickelung stand und von ihm für seine Zwecke zu einem grossen Theil geradezu erst geschaffen werden musste — eine Thatsache, welche in dem Werke mehrfach in interessantester Weise zur Erscheinung kommt —: so wird seine Leistung zu einer wahrhaft bewundernswerthen. Man begreift vollkommen, dass sie rasch zu hoher Schätzung gelangte und langwährenden Einfluss behauptete. Dem gegenüber gewinnt die Frage nach dem Orte und der Zeit der Abfassung ein ganz besonderes Interesse. Sie lässt sich glücklicherweise aus den in dem Rechtsbuche auftretenden Beispielen mit ausreichender Sicherheit dahin beantworten, dass es in Arles verfasst sein muss, und dass der Verfasser im Jahr 1149 daran gearbeitet hat. Über seine Person ist leider zur Zeit nichts zu ermitteln. Als Quellen sind zuvörderst alle Theile der Justinianischen Gesetzgebung benutzt; die Novellen durchweg nach dem Authenticum, einige Male jedoch nach dem Julianischen Auszuge. Ferner zeigt sich die Benutzung der aus den Novellen geschöpften Authentiken im Codex. Daneben hat der Verfasser von mittelalterlicher Rechtslitteratur sicher die Codexsumme des Rogerius und die Exceptiones Legum 766 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 16. Juli. Romanorum des Petrus gebraucht. Ob weitere mittelalterliche Schriften verwerthet sind, bedarf noch näherer Untersuchung. Es braucht schliesslich kaum hervorgehoben zu werden, dass das Werk auch auf die Geschichte der Bologneser Schule ein helles Licht wirft. Nicht nur zeigt es, wie rasch diese Schule und ihre Methode auch in Südfrankreich Eingang gewann, sondern es lehrt vor allem auch, dass die Wirksamkeit des Rogerius und mithin diejenige der Quattuor Doctores früher angesetzt werden muss, als dies bisher allgemein zu geschehen pflegte. Insbesondere wird man annehmen müssen, dass die Summe des Rogerius spätestens schon um 1145 vorhanden war. Für seinen Lehrer Bulgarus ergiebt sich sonach von selbst ein noch etwas früheres Zeitalter. Damit schwindet aber vollends jedes Bedenken, die Vier Doctoren für unmittelbare Schüler des Irnerius zu halten. Ausgegeben am 23. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. | SI & SI 1891. AXXNVIN. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 23. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. E. vu Boıs-Revnmonv. 1. Hr. Weser las über Episches im vedischen Ritual. 2. Hr. Vırcnow machte eine Mittheilung über Schuismann’s letzte Ausgrabung. 3. Hr. WaAıpeyer legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. W. NAsEL hierselbst vor über die Entwickelung der Urethra und des Dammes beim Menschen. Alle drei Mittheilungen folgen umstehend. Die philosophisch -historische Classe hat zur Ausführung wissen- schaftlicher Unternehmungen bewilligt: 1000 Mark der Hinrichs’schen Verlagsbuchhandlung in Leipzig zur Drucklegung der Scnwarzz’schen Publication gnostischer Werke; 750 Mark dem Oberlehrer Dr. Gustav BaucH in Breslau, zur Fortführung seiner Studien für die Geschichte der Universität Wittenberg. Sitzungsberichte 1891. 67 Episches im vedischen Ritual. Von ALBR. WEBER. I. Brähmana - Texte sind bekanntlich voll der mannichfachsten, historischen, mythischen, speculativen u. s. w. Legenden. Besonders reich ausgestattet ist damit u. A. auch das Pancavinca- br., welches die- selben zur Erklärung der Entstehung der verschiedenen Säman-Namen herbeizieht. Von der am Schlusse solcher Legenden stehenden Formel: iti ha smafäha), iti ha »so nämlich« erzählt der und der, und der allerdings nicht direct nachweisbaren Formel: iti ha äsa »so nämlich war es« stammt theils das Wort: aitihyam »mündliche Überlieferung « (Taitt. Är. I, 2, 4), theils das Wort: itihäsa »Legende« selbst. Im elften Buche des Cat. Br. (1, 6, 9) wird itihäsa theils neben, und zwar in einem gewissen Gegensatz zu, anväkhyäna »Nach- erzählung« gebraucht, theils wird als Inhalt dafür das: daiväsuram »das, was von Göttern und Dämonen handelt« bezeichnet (und zugleich dessen Realität in Zweifel gezogen).. — Der itihäsa wird ferner im Pferdeopfer-Buche (13, 4, 3,12; s. auch Äecv. er. 10, 7, Cäikh. er. 16, 2, 25-28) geradezu als ein Veda bezeichnet, und die Erzählung irgend eines itihäsa für die betreffende Gelegenheit angeordnet (in der fol- genden kand. geschieht das Gleiche mit: puränam). Im Yäjnavalkiya- Abschnitt des 14. Buches (5, 4, 10. 6, 10, 6.7, 3, ı1) sodann erscheint itihäsah neben puränam bei der Aufzählung der damals bestehenden Documente göttlicher Offenbarung, resp. »Aushauche dieses grossen Wesens«, an fünfter Stelle, direet hinter den vier Veda, vor den sonsti- gen: vidyäs, upanishadas u. s. w. Und im elften Buche (5, 6, 8) wird das dvandva-Compositum: itihäsa-puränam in Gemeinschaft mit den davör stehenden: anucäsanäni » Unterweisungen«, vidyäs » Wissen- schaften«, väkoväkyam »Disputationen« und den danach stehenden: gäthä näräcansyah » Männerlob enthaltende Sangverse« als madhv-ähuti »Honig-Oblation« »Honigspeise« für die Götter bezeichnet (während die vier Veda der Reihe nach, die ric als Milch, die yajus als äjyam, die säman als soma, die atharvängiras als medas bezeichnet werden). ! nai ’tad asti yad daiväsuram, yad idam anväkhyäne tvad udyata itihäse tvat (tato hy eva tän prajäpatih päpmana ’vidhyat te tata eva parä 'bhavann iti). (De 1 SI =>: Gesammtsitzung vom 23. Juli. ‘s erhellt hieraus klar, dass dem itihäsa sowohl wie dem pu- 'anam (dessen Inhalt sich wohl mehr auf diemenschlichen, während der des itihäsa auf die mythischen Dinge, bezog) damals bereits eine sehr hohe Stellung zukam. Jedoch scheint irgend welche zusammen- fassende Darstellung nach beiden Richtungen hin damals noch nicht bestanden zu haben, da an der aus dem Pferdeopfer-Buche ange- führten Stelle zwar von einer Eintheilung der sarpavidyä »Schlangen- kunde« sowie der devajanavidyä »Kunde von den Götterleuten« in be- stimmte parvan die Rede ist (auch für die atharvänas und die angirasas, so je für sich stehend, ist von eben dieser Eintheilung in parvan hierbei die Rede), vom itihäsa aber heisst es nur, dass der Betreffende irgend einen itihäsa und vom puräna nur, dass er irgend ein puränam erzählen solle. Eine parvan-Theilung wird bei Beiden nicht er- wähnt!. — Sonderbar genug erscheinen hierbei als die speciellen Träger des itihäsa die Fischer (matsyahanah) und als Träger des puräna die Vogelsteller väyovidyikäh). Es ist ja möglicher Weise hierauf kein besönderes Gewicht zu legen, die daselbst vorliegende schematische Aufzählung verschiedener Kategorien menschlichen Lebens ist hierbei vielleicht alleın maassgebend gewesen. Immerhin ist daraus wohl eine specielle Beziehung des itihäsa wie des puräna zu volksthümlichen Kreisen zu entnehmen. Auch ist hierfür noch darauf hinzuweisen, dass auch das Mahäbhärata den Vyäsa Päräcarya, den es selbst als seinen ersten Urheber bezeichnet, zum Sohn einer Fischerin, resp. der mit Fischgeruch behafteten Satyavati macht. Lassen (Ind. Alt. K. 1,620) denkt dabei an die Schiffer und Fährleute für die Pilger zu den heiligen tirtha, Wallfahrtsorten und die in deren Munde gehenden Sagen. Die unmittelbaren Vorstufen, aus denen sich grössere epische Gesänge zum Lobe von Königen und kriegerischen Helden ent- wickelt haben, sind, ausser den dänastuti-Liedern der Riksamhitä, welche speeiell die Freigebigkeit der fürstlichen Patrone ihrer Verfasser zum Gegenstande haben, allem Anschein nach die mehrfach neben itihäsa und puräna, aber auch selbständig erscheinenden: gäthä närä- cansyas d.i. die »Männerlob verkündenden Sangstrophen« gewesen”. Ihre Autorität ist freilich keine sehr grosse, denn sie werden gelegent- ! für die rie wird das süktam, für die yajus der anuväka, für die saman die dacat als sie je zusammenfassend aufgeführt. — Von den parvan der Chandoga ist erst bei Päraskara 2,10 die Rede. Bekanntlich ist dies letztere Wort, das übrigens schon im Rik selbst, in dem Froschliede 7, 103, 5, in Bezug zu Reecitations - Kreisen steht (vergl. engl. chapter als Bezeichnung der Recitirenden selbst), der solenne Name für die einzelnen Abschnitte des Mahä-Bhärata. ® sie schliessen die dänastuti ein, s. (aunaka brihaddevatä 3,154: karmaäni yabhih kathitäni räjnäm dänäni co’ccavacamadhyamäni| näräcansir ity ricas tah pratiyäd yäablıih stutir däcatayishu räjnämı || Weser: Episches im vedischen Ritual. (ar lich geradezu als: anritam »Lüge« bezeichnet (Käth. 14,5), offenbar wegen der dabei mit unterlaufenden Übertreibungen und den wahren Saehverhalt entstellenden Lobeserhebungen': anritam hi gäthä 'nritam näräcansi. Daher kommt es wohl, dass hier und da aus einem Kanon die eigentlich darin stehenden dgl. näräcansi-Verse auszulassen sind; ef.: dvipadä vi-näräcansä Ait. Br. 6, 16 (sa-när® 6, 27). Und in der That, was uns in den Brähmana direct unter dem Panes1Lo50.0.08,. 7, TAN amaracansı Namen: näräcansi geboten wird — es handelt sich um drei Verse dieses Namens, s. Ait. Br. 6, 32 Cänkh. Br. 30,5, Gänkh. er. 12, 14, 1-3 (dieselben bilden den Anfang des kuntäpasükta Ath. 20, 127, 1-3), zeigt, auch gegenüber den entsprechenden Angaben der dänastuti in Rik 5, 30, ı3-15, eine recht kräftige Phantasie”. Eine ganz specielle Stelle hatten solche Verse, resp. Lieder, bei dem stets nur durch einen König zu begehenden Pferdeopfer. Es ist dies ein durch allerhand damit verbundene Nebenumstände ziemlich gefährliches Opfer, bei welchem leicht Glück (eri) sowohl wie die Herrschaft (räshtram) selbst dem Unternehmer abhanden kommen kann. Daher haben während des ganzen unmittelbar vorauf- gehenden Jahres zwei Lautenspieler, resp. Lautensänger (vinägäthinau) ihm zu Ehren, und zu seiner Stärkung, täglich je drei gäthä zu singen (Cat. 13, 1,5, 1), und zwar sollen dies weder zwei brähmana noch zwei räjanya sein, sondern um sacerdotium (bralıma) sowohl als imperium (kshatram) ihm zu sichern, je ein brähmana und ein äjanya. Der brälımana singt je drei Verse zu Ehren seiner Opfer und seiner Freigebigkeit, der räjanya je drei zu Ehren seiner Kämpfe und Siege. Hundert (Kühe) sind das Honorar dafür. — Dieselben Angaben wiederholen sich noch einmal im Verlauf (13,4,2,1ı). Danach hat speciell bei der vör der Entlassung des Opferrosses darzubringenden ishti, während der dazu gehörigen prayäja, ein zur rechten Seite stehender brähmana im uttaramandrä-Ton°, d. i. wohl in sehr langsamem, feier- lichem Maasse, drei von ihm selbst gefertigte (4, 2, 8) gäthä, wie eben, zum Lobe der Opfer und der Freigebigkeit des Opfernden zu singen, und ein räjanya thut dies ebenso, während die sogenannten dhriti- Ceremonien vor sich gehen, zum Lobe seiner Kämpfe und Siege (4, 3, 5- ety.20, 2,7: 3,5). ! „wer für eine gäthä oder für eine näräcansi spendet (freigebig ist), von dem soll man nichts annehmen, denn er spendet um Lüge, denn Lüge ist die g., Lüge die n.«, ef. noch Taitt. Br. ı, 3, 2,6 (bralımanalı gamalam). Aew 8.3.5. Taitt.anı 2,9; 2910,78. 11,2. ? cf. Deusrück ved. Curest. 1874 p. 20.21. 3 nach dem Schol. zu Käty. 20, 2,7 soll dies vielmehr Name einer Laute sein. 172 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Während der Abwesenheit des Rosses auf seinem Irrgange findet aber auch noch anderweitiges höchst feierliches Gepränge, u. A. ein solenner Reeitations-Cyelus (päriplavam äkhyänam, 4,3,2) statt, und dabei wird Seitens des adhvaryu an die herbeigekommenen vinäganagin, d.i. dem Scholion nach' »Meister in der Kunst des Lautespielens und Singens«, die Aufforderung gerichtet: »He, ihr vin.! singt diesen Öpfernden hier mit den alten frommen Königen zusammen!« vinäganaginah! puränair imam yajamänam räjabhih sädhukridbhih samgäyata, was diese dann auch sofort thun, und wodurch dann der Opfernde mit Jenen: saloka »emen Rang (im Jenseits) habend« wird. Wenn wir hier zunächst die Angabe finden, dass die beiden Lob- sänger je nur selbstgefertigte gäthä singen dürfen, und sodann eine ganze Schaar von Meistersängern zu gleichem Zwecke aufgeboten sehen, so lässt dies Beides jedenfalls auf eine hohe Ausbildung und Fertigkeit nach dieser Richtung hin schliessen. Beim Schluss des Pferdeopfers finden wir denn nun aber auch, und zwar bei Aufzählung einiger Modalitäten speciell in Bezug aut den dritten Festtag, eine ganze Reihe solcher gäthä direct aufgeführt (5, 4, ı fg.)’, wie sie bei dieser Gelegenheit, oder auf Grund derselben danach, angefertigt worden sind. Es werden dabei der Reihe’ nach gefeiert die‘ Könige: 1.’ (k.ı.2) Janamejaya7 Panız kshita in Äsandivat, Priester: Indrota Daiväpa Gaunaka, ein Vers, — 2. (k. 3) die Pärikshitiya: Bhimasena, Ugrasena, Crutasena (durch das Pferdeopfer von böser That entsühnt) ı v., — 3. (k. 4) Para Atnära, der Kosala-König, auch Hairanyanäbha genannt, ı v., — 4. (k. 5) Purukutsa Aikshväka (mit den sapta rishi) ı v., — Senle,6) Marumla Avikshita, Äyogavo räjä (mit den marutas, agni und vieve deväs) ı v., — 6. \k. 7.8) Kraivyah Päncälo räja (die Paneäla hiessen vormals: Krivi), in Parivakrä (100,000 als Opferlohn!), resp. nach v. 2 gar: 1000 mal 10,000 und 2500) zwei Verse. — 7: (k.9) Dhvasan Dvaitavana, Mätsyo räjä (14 Opferrosse), ı v., — 8. (k. 10-14) Bharata Dauhshanti, resp. Saudyumni, Sohn der Apsaras Gakuntalä Nädapiti”, erlangte durch das Opfer die Hoheit (vyashti), welche jetzt den Bharata zugehört (ye ’yam Bharatänäm vyashtih), opferte ı23 Rosse‘, 78 an der Yamunä, 55 an der Gangä, vier Verse; — 9. (k. ı5) Rishabha Yäjnatura Cviknänäm räjäa, ı v. — ! vinägana ist eine: Mehrzahl von vina, eine aläbu° tritanti® saptatanti® ete.; vinä- ganaga ist: Einer, der dazu singt, und vi°gin ist! ein Lehrer der solche vi’ga zu Schülern hat. ? s. hierzu bereits Vajas. S. spec. 2, 208-212 (1847) sowie Ind. Stud. ı. 166 fe. ® oder ist °piti aufzulösen? und das Wort als Locativ, resp. Ortsname, zu fassen ? * mehr als 1000 nach v. 3. 0 Weser: Episches im vedischen Ritual. 113 10. (k. 16-18) Gona Säträsaha, Päncälo räjä, Kokapitar (33 Opferrosse, bezeichnet als: Taurvacäh, begleitet von 6000' Gepanzerten; nach v. 2 "von je 6000 dgl.), drei Verse (v. 2 mit Refrain), — ı1. (k. 19-23) Catänika Säträjita, Fürst der Bharata, deren heutige Grösse in Vorzeit und Nachwelt unerreichbar ist (er raubte das Ross des Käci- Königs Dhritaräshtra, wie Bharata das der Satvant.; seitdem legen die Käci kein [Opfer-| Feuer mehr an, indem sie sagen: »man hat uns den Somatrank geraubt«); drei Verse, von denen der dritte als »vierter« bezeichnet ist. In diesen Angaben liegt eine solche Fülle episch-historischen Stoffes vor, dass aus ihnen allein schon, bei aller Überschwenglich- keit im Einzelnen, eine ganz stattliche Liste jener »alten frommen Könige« sich gewinnen lässt, mit denen jeder Opfernde »zusammen zu singen« war. — Was denn aber sodann die angeführten Verse selbst anbelangt, so finden sich fünf derselben, der auf Janamejaya, der auf Marutta? und die drei auf Bharata® bezüglichen bei anderer Gelegen- heit (wovon sogleich) im Aitar. Brähmana 8, 21. 23 wieder, während Gänkh. er. 16, 9 (und zwar auch für das Pferdeopfer) die Verse für Janamejaya, die Pärikshita, Para und Marutta enthält und auch für Rishabha einen dgl., aber von anderem Wortlaute, aufführt. Be- merkenswerth aber ist ferner die Refrain bildung bei dem zweiten von Gona handelnden Verse; sowie vor Allem der Umstand, dass der dritte Vers bei Catänika als »vierter« bezeichnet ist. Tritt der Refrain für die Kunstform des betreffenden Verses ein, so ist die Be- zeichnung eines dritten Verses als »vierter« Beweis dafür, dass ein in fester Reihenfolge bestehendes Lied als solches vorlag. Während die übrigen Verse (k. 2. 3. 6-9. ı1. 15. 21) durch. tad etad gäthayä "bhigitam eingeleitet werden, liegt bei dem auf Purukutsa bezüglichen Halbverse (k. 5) die Einleitung durch: tad etad rishina "bhyanüktam vor, und in der That findet das betreffende Hemistich sich im Rik (4, 42,8) vor; das zweite Hemistich enthält daselbst den Namen des Trasadasyu und das Lied wird dem Trasadasyu Paurukutsya zugeschrieben. Zwei dieser Verse geben sich direet als zur Zeit der Blüthe der Bharata abgefasst aus, obschon die Könige, von denen sie speeiell handeln, (k. ıı von Bharata Dauhshanti selbst und k. 23 von Gatänika Säträjita), der Vorzeit angehörig erscheinen. Beide Könige sind auch im MBhär. unter den Königen der Vorzeit mehrfach genannt. Ebenso Marutta; während Para” und Purukutsa darin zwar U trayastrincah ist unklar. s. auch noch im Bhäg. Pur. 9, 2,28. MBhär. 12,915. zwei derselben auch noch im MBhar. 12,939. 941. Zu Para) Atnara' s. auch Käth. 22,3 Panc. 25,.16, 3 774 Gesammtsitzung vom 23. Juli. gelegentlich einmal genannt sind, aber ohne irgend hervorgehoben zu werden, und die Namen: Kraivya, Dhvasan, Rishabha Yäjnatura und Gona dem MBhär. ganz unbekannt sind. Zur unmittelbaren Vorgeschichte des MBhär. aber gehören Ja- namejaya Pärikshita und die drei Pärikshitiya (Bhimasena, Ugrasena, Grutasena). Beide kommen auch sonst noch im Gatap. Br. vor (zu Janamejaya s. 11,5,5, ı und zu den Pärikshita 14, 6, 3, ı. 3), und ich habe bereits Ind. Stud. ı, 202-204 sowie in meinen Vorles. über ind. ‚Lit. G. p. 121. 177 (zweite Aufl. p. 139. 203), vermuthet,. »dass wir in den Thaten und in dem Untergange des Geschlechtes des Janam- ejaya, resp. des Parikshit, vielleicht den ursprünglichen Kern der Sage des MBhärata zu erkennen haben«. Zu den dem MBhär. und der vedischen Sage gemeinsamen Namen gehören auch noch die des Gamtanu, Deväpi, Balhika (s. Ind. Stud. I, 203-205) und vor Allen der Name des Dhritaräshtra' Vaicitravirya (Käth. 10,6, s. Ind. Stud. 3, 469. 470). Die MBhärata-Sage reicht somit ihrer Grundlage nach in die Brähmana-Periode hinein?. Im Aitareya-Brähmana (8, 21-23) werden, wie bereits bemerkt, einige der im Gatap. Br. und Cänkh. er. s. für das Pferdeopfer an- geführten Verse, resp. Könige, bei einer anderen Gelegenheit erwähnt, nämlich bei der aindra mahäbhisheka genannten Königsweihe. Schon ÜoLEBROOKE hat in seiner Abh. über die Vedas (1805) die hier- bei genannten Namen der sö geweihten Könige und der sie weihenden Priester aufgeführt. Die Liste lautet: ı. Janamejaya Pärikshita und Tura Kävasheya mit ı v., — 2. Gäryäta Mänava und Cyavana Bhärgava, — € 3. Gatänika Säträjita und Somacushma Bhärgava, -— 4. Ambarisha und Parvata-Näradau, — 5. Yudhämcraushti Augrasenya und dieselben beiden rishi, 6. Vievakarman Bhauvana und Kacyapa, mit ı v., — 7. Sudäs Paijavana und Vasishtha, — 8. Marutta Avikshita und Samvarta, mit ı v., — 9. Anga Vairocana und Udamaya Atreya mit fünf Versen, — ı0. Bharata Dauhshanti und Dirghatamas Mä- mateya, mit fünf vv., — ıı.Durmukha Päneäla und Brihaduktha, — ı2. Atyaräti Jänamtapi und Väsishtha Sätyahavya, (wollte die Uttara-Kurn besiegen, wurde wegen dieses Übermuthes von Sätyah. verlassen, und von Amitratapana Qushmina, dem Gaivya König, getödtet). Auch diese Namen’ bieten mannichfache Beziehungen zur Sage des MBhär., neben mehreren derselben unbekannten Namen; sie ent- halten zugleich auch Beziehungen zu anderweitigen, alten vedischen ! verschieden von dem Käci-König gleichen Namens, den das Gat. br (s. ob.) als durch Catänika seines Opfer-Rosses beraubt aufführt. 2 zu C’amtanıı und Deväpi s. Rik 10,98,5.7, freilich als: Ärshtishena (Nir. 2,11). ® ebenso die Liste alter Könige nud purohita im Ait. 7,34, unten p. 799. VW u. AS ze En u E Weser: Episches im vedischen Ritual. 205 Sagen. Insbesondere gilt dies von dem siebenten Namen, Sudäs Paija- vana und Vasishtha, auf die wir im Verlauf speciell zurückkommen. Allen den im Bisherigen gefundenen Beziehungen. zu der Sage des MBhärata gegenüber, ist nun aber andererseits, im Interesse der Namens-Chronologie, der ezigen ın Chronologie, die uns für die ältere Stufe der indischen Literatur möglich ist, geboten, auf die hierbei sich ergebende grosse Differenz zu den epischen Listen alter Könige hinzuweisen, wie uns eine dgl. z. B. im MBhär. ı2, 900-1037 vorliegt. Von den dortigen Namen: ı.Marutta, 2. Suhotra, 3. Anga Brihadratha, 4.Givi Aucinara, 5. Bharata Daushmanti, 6. Rama Däcarathi, 7. Bhagi- ratha, 8. Dilipa, 9. Mändhätar Yauvanäcva, 10.Ambarisha Näbhägi, ı1. Cacavindu Caitraratha, ı2. Gaya Ämtirtarayasa (j), ı3. Rantideva Sämkritya, ı4. Sagara, 15. Prithu Vainya sind überhaupt nur drei (1.5.10) unter den obigen Namen enthalten. Man sieht, es liegt da, im MBh., eine ganz andere, viel modernere Stufe der Sage zu Grunde. Aber in noch erheblich ältere Zeit als durch die obigen Namen des Gatap. Br. und des Aitar. Br., in die Zeit des Rik selbst nämlich, werden wir durch eine Aufzählung von äkhyäna- Stoffen geführt, die wir bei Gelegenheit der Darstellung des Menschenopfers, puru- shamedha, im Cänkh. er. 16,11 vorfinden. Das Ritual desselben entspricht im Wesentlichen dem des Pferde- opfers. Aber mit Variationen. So sind dabei die 10 päriplaviya genannten Aufzählungen, resp. Erzählungen des Pferdeopfers mit anderen ıo dgl., näräcansäni' genannt, wechselsweise zu verbinden.” Was denn hierbei zunächst die 10 päriplaviya des acvamedha anbelangt, so ist darunter wohl dasselbe zu verstehen, was bei dessen eigener Darstellung in demselben sütra kurz vorher (16,1,26. 2,1-36) päriiplavam äkhyänam genannt wird.” Während des Jahres nämlich, wo das Opferross frei umherschweift‘, hat tagtäglich der Opferer, um- geben von seinen Söhnen, Räthen ete., auf einem goldenen Polster sitzend, dem hotar zuzuhören, der ihm in einem zehntägigen Turnus eine Auf- zählung aller Wesen (bhütäni), d. i. je einer mythischen (göttlichen, resp. halbgöttlichen) Persönlichkeit, mit ihren vicas (Untertbanen), deren menschlichen Stellvertretern und den dazu in Bezug gesetzten veda, resp. vidyä (unter Reeitirung je eines Speeimens daraus) vorträgt, und dadurch dieselben sämmtlich ihm zugethan und zu eigen macht. ! wohl im Sinne von: närägansi(s. oben)yuktäni. ? ?paryäsam käryani; oder ob etwa: zu vertauschen? 3 s. das hierzu bereits oben, im Eingange, Bemerkte, cf. resp. Catap -Br. 13,4, 3,2. Äev. 9210,07. Läty. 0,9,1V. * seine ungestörte Rückkehr gilt als Beweis für die Anerkennung der Oberherr- schaft des Opferers in allen durch das Ross und seine Begleiter während dieses Jahres durchstreiften Landstrichen. 776 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Denselben Zweck nun hat die Reecitation der näräcansäni bei dem purushamedha, indem der hotar dadurch den ÖOpfernden: svena rüpena samardhayati. Und zwar entspricht der Inhalt der- selben genau dem: ity ayajata ity adadät, was wir als den Inhalt der beim Pferdeopfer Seitens der brähmanischen Lautenspieler zu singenden Verse kennen gelernt haben, bezieht sich resp. eben haupt- sächlich auf die Freigebigkeit alter Fürsten etc. der Vorzeit, und schliesst sich dabei fast durchweg speciell an einzelne dänastuti der Riksamhitä an, und reicht somit in die älteste Zeit der indischen Tradition überhaupt zurück. Diese zehn näräcansäni sind daher für uns von höchstem Interesse. Bei der nachstehenden Aufführung derselben füge ich der Angabe des sütra Alles bei, was ich sonst noch irgendwie zur Sache zu bemerken habe. rl annahdepamn. Cankh.eer. 167,1 3 Caunahcepam prathamam, yatlä Gunahcepa Ajigartir yüpe niyukto mumuce, prathame ca sükte nigadet; (Der hotar soll er- zählen.) »wie Gun. Äj. der (schon) an den Opferpfosten gebunden war, davon loskam, und soll (danach noch) die beiden ersten sükta (desselben, d.i. Rik 1,24.25)' recitiren« (und, dem Schol. nach, wie es scheint, zugleich auch: interpretiren; er erklärt nämlich: nigadet durch: vyäcakshäna ivä 'nudravet). Wenn wir für die übrigen äkhyäna eben so reiches Material hätten, wie für dieses erste, stände es gut. Ein äkhıyänam dieses Namens liegt uns nämlich in doppelter Form, im Aitar. Br. sowohl (7, 13-18; s. Roru in den Indischen Studien I. II. 1850. 185 1, Haue’s Übers. p. 460-71.1863, AUFRECHT'S Ed. p. 195-202) und im Gänkh. crauta-sütra ı 5, 17-27 (s.M. Mürrer Hist. of Ane. S. Lit.p.573 fg.ı859, FRIEDR.STREITER de Sunahsepo fabula indica Berlin 1861, Hırnesranpr s Edit. p. 187-196) vor. Es ist dies eine sehr eingehende Darstellung in Prosa mit eingestreuten rie und gäthä, deren Gesammtzahl »über 100« beträgt (pararikcatagätham Ait., paralhleatarggätham Gänkh.; adhyadhikacatarggätham Sehol.); es sind nämlich 31 (Ait.), resp. 32 (Gänkh.), gäthäs und 100, als zu reeitiren aufgeführte, ric. Und zwar sind dies die sämmtlichen 97 rie, welche im ersten mandala dem Gunahcepa zugetheilt werden’, nebst A,1,4: 5.5, 2,7. Allerdings ist nun dieses äkhyänam nicht dasjenige, welches hier (Gänkh. 16, ı 1, ı) an der Spitze der näräcansäni beim purusha- medha steht. Denn es wird an einer früheren Stelle, als Theil des räjasüya, Königsweihe-Opfers, aufgeführt. Im Texte selbst findet ! es werden dem Qunahcepa die sükta ı, 24 — 30 zugetheilt. 2 sie erscheinen hier aber in etwas andrer Reihenfolge, nämlich: 1,24 (15). 2 (er) 38 10)7 27. 3) 29.7): 30.(22).725, 5, 8.9. 1: ad Weser: Episches im vedischen Ritual. 111 sich hiervon zwar direet nichts; es steht vielmehr das äkhyänam daselbst einfach nur als Einschub zwischen räjasüya und acva- medha. Im Schol. aber zu15,17,1 heisst es’: »uktam ädhvaryarve: Gaunahcepam ca preshyati dyütänte ve 'ti, tatah preshitena hoträ "khyä- tavyam, tad iha sütrakärah pathatic; und das hier aus dem: ädh- varyavam angeführte Citat findet sich denn auch direct im Käty. cr. S4 15,6, ı-2 vor, wo dann auch weitere Regeln über die Reecitation des Gaunahcepacastra (sö dört im Schol.) vorliegen. — Sodann aber ist auch aus der obigen Angabe (16, ıı, 3) selbst ersichtlich, dass die beiden äkhyäna verschieden sind. Denn hier wird die Re- eitation von Rik ı, 24. 25 noch extra (hinterdrein) angeordnet, während dieselben einen integrirenden Theil des zum räjasüya gehörigen dgl. äkhyäna bilden. Der Wertli der Darstellung selbst wird jedoch dadurch begreiflicher Weise nicht irgend geschmälert. Derselbe ist ein sehr hoher, sowohl ihrer Form wie ihrem Inhalt nach. Der Form nach entspricht sie gewissermaassen dem, was Oldenberg für verschiedene anscheinend zusammenhangslose Rik-Hymnen, als zusammenhaltendes Bindeglied dafür vermuthet hat, geht freilich theils weit darüber hinaus, indem sie für den ganzen dem Gunahcepa zugetheilten Lieder-Cyclus (R. ı, 24-30) ein dergl. Substrat bietet, theils ist sie doch auch wieder nach dieser Richtung hin zu wenig bietend, um Oldenberg’s Annahme ganz adaequat zu entsprechen. Dagegen bietet sie zu mehreren der im MBhärata aufgenommenen halb in Prosa halb in Versen abgefassten äkhyäna ein gutes Seitenstück, wenn auch ihre so specielle Beziehung zur Riksamhitä ihr wiederum einen besonderen Charakter verleiht. — Dem Inhalt nach ist sie nach vier Richtungen hin von Bedeutung: a. als Beweis für das Bestehen von Menschenopfern zur vedischen Zeit, b., c., d. als ältestes Document für die an die Namen: Hari- cecandra und Gunahcepa, an des Letzteren Verkauf, und (in ihrem weiteren Verlauf auch an) Vievämitra sich anknüpfenden Sagen. ad a. Menschenopfer bilden einen integrirenden Bestandtheil des vedischen Rituals, theils beim agnicayana, theils ais selbständige, so zu sagen höchste, noch über das Pferdeopfer hinausgehende Opfer- feier. Bei ihr finden ja auch gerade die näräcansäni äkhyänäni, um die es sich hier handelt, statt, und es ist daher ganz passend, dass das erste derselben eine Sage über ein dergl. in der Vorzeit statt- gehabtes Opfer enthält, bei welchem im Übrigen der dazu Bestimmte frei kam. Es entspricht dies durchaus der damaligen Phase der ! der Einschub des äkhyäna würde sich hiernach etwa als eine Concession an das Ritual der adhvaryu auffassen lassen, wenn es sich nicht auch, und zwar ohne eine dgl. Motivirung, im Ait. Brähmana vorfände. (llanil ®) 4 . ‘ . (185 Gesammtsitzung vom 23. Juli. rituellen Entwicklung; denn zur Zeit der betreffenden Texte (Ait. Br. und Gänkh. er.) war dies Opfer entschieden nur noch ein symbolisches, das Abschlachten des zur Hostie bestimmten Menschen gelangte nicht mehr zur Perfection, sondern es fand dafür eine Stellvertretung statt. S. hierzu meine eingehende Darstellung über das Menschen- opfer in ZDMG. 18, 262-87 (1864) Ind. Streifen ı, 54-89 (1868). ad d. Hariecandra Vaidhasa Aikshväka hatte zwar 100 Frauen, aber keinen Sohn. Auf Anrathen des Parvata und des Närada, die ihn besuchten, wendet er sich an König Varuna und bittet um einen Sohn, verspricht aber zugleich, ihm denselben opfern zu wollen. Dieser Verpflichtung sucht er sich dann nach der Geburt des Sohnes, unter allerhand Vorwänden, die fast an das Feilschen des jüdischen Erzvaters mit Jehovah erinnern, immer wieder zu entziehen, bis der Sohn, erwachsen, sich seinerseits der ihm nun Seitens des Vaters dieserhalb gemachten Ankündigung durch die Flucht in den Wald entzieht, worauf Varuna Jenen mit Wassersucht! straft. Als der Sohn im Walde dies hört, macht er sich heimwärts auf, um sich als Hostie zu stellen. Indra aber vertritt ihm den Weg und rätlı ihm ab. So sieben Male. Am Schlusse des siebenten Jahres trifft der Prinz (Rohita) im Walde einen von Hunger gequälten rishi (den Ajigarta Sauyavasi) und kauft demselben den mittleren seiner drei Söhne, Gunah- cepa, für 100 Kühe ab, um sich damit von Varuna loszukaufen. Dieser ging dann auch, auf die Bitte des Harice., auf den Tausch ein, da ein brähmana besser sei als ein räjanya, lehrte ihn selbst das räjasüya- Opfer, und Qunahcepa ward nun bei dessen Feier zur Hostie bestimmt. Und zwar werden bei diesem Opfer einige der vornehmsten rishi der alten Zeit als Priester fungirend aufgeführt: Vievämitra als hotar, A Ayäsya als udgätar, Jamadagni als adıvaryu, Vasishtha als brahman. Da sie Niemand finden, der den G. an den Opferpfosten anbinden will, erbietet sich dessen eigener Vater dies für ein weiteres Hundert (Kühe) zu thun; und ebenso auch, ihn für ein drittes Hundert abzu- schlachten, als es an einem Schlächter fehlte. Gunahcepa, dem nun durch den eigenen Vater der Tod bevor- steht, wendet sich mit seinen Gebeten (Rik 1,24, ı fg.) der Reihe nach an verschiedene Götter, von denen ihn immer Jeder an einen Andern verweist, zunächst an Prajäpati, Agni, Savitar, Varuna, wieder an Agri, an die Vieve deväs, an Indra, die. beiden Acvin, zuletzt (mit 3 Versen 1,30, 20-22) an die Ushas. Bei jedem dieser letzten Verse ! die Wassersucht muss für die vedischen Inder eine wirkliche Plage ge- wesen sein, da sie speciell als göttliche Strafe gilt; die klimatischen Verhältnisse ihrer Wohnsitze müssen wohl diese Krankheit gerade besonders begünstigt, resp. sefährlich gemacht haben. WEBER: Episches im vedischen Ritual. 719 löste sich ein Seil von ihm ab und ward der Bauch des Hariecandra dünner; als der letzte Vers verklungen war, stand G. frei von Fesseln da, und war Harice. seiner Wassersucht ledig. Dass dies eine sehr alte Sage ist, wird theils schon durch die Namen Parvata und Närada, ursprünglich allem Anschein nach Personi- fieationen der als Vermittler zwischen Himmel und Erde dienenden Wolken', theils durch die Anknüpfung an »König Varuna« bezeugt. Auch die eigenthümliche Rolle, die Indra dabei, gewissermaassen als dessen heimlicher Gegner spielt”, und die rein vedischen Namen der Gottheiten, die Q. in seiner Noth anruft (sie sind ja allerdings durch die Rik-Lieder, resp. Verse, zu denen die Sage gewisssermaassen den legendarischen Commentar bildet, gegeben) treten hierfür ein. Insbeson- dere ist hierbei die den Ausschlag gebende Stellung der Ushas von Bedeutung”. Die Rolle, die Harice. dabei spielt, ist eine ziemlich klägliche, und steht in grellem Gegensatze zu der Stellung, welche ihm, im wei- teren Verlaufe der indischen Tradition, in der epischen, speciell in der Puräna-, Literatur überkommen ist. Während ihn die vedische Sage als einen wortbrüchigen und seines Wortbruches wegen bestraften Fürsten schildert, erscheint er im Epos — s. z. B. MBl. 13, 5663 fg. sowie Rückerr’s Übersetzung der betreffenden Abschnitte des Märkandeya Puräna 7. 8. in ZDMGı 3,103 fg., so wie Frrrze’s Übers. (1882) des dem Kshemicvara zugehörigen Drama’s: canda Kaucika'— gerade umgekehrt als das Muster eines frommen Königs, der sich, um sein Wort zu halten, sogar seiner Frau und seines Sohnes entäussert, ja sich selbst als Sclave in den Dienst eines candäla begiebt. Sein hart- herziger brähmanischer Gegner ist dabei derselbe Vievämitra KKanueika), ‘der in der vedischen Legende als sein Priester er- scheint. Zum Lohn für sein festes Halten am gegebenen Wort steigt er schliesslich mit seiner ganzen Stadt und deren getreuen Bewohnern zum Himmel empor, wo Alles zu Zeiten jetzt noch sicht- bar ist. »Harieeandra’s Stadt« ist nämlich ein Name der Fata Mor- gana° (die sonst auch: gandharvanagaram heisst). ı s. Ind. Stud. 1,483. Beide treten sö, zusammen, noch einige Male in alten Texten auf, sogar noch im Nala-Liede (2, ı4). Später aber tritt Närada allein auf, Parvata verschwindet von der Bildiläche. ? cf. die an Indra und Varuna gerichteten Lieder 7, 82-85. 3 die Morgenröthe (und die beiden Acvin) tritt nur in den aiten Liedern (oder besser gesagt: in den in den alten Sitzen abgefassten Liedern) des Rik hervor; bei der Weiterwanderung der Ärya nach Indien hinein verlor sie ihre Bedeutung und gerieth schliesslich ganz in Vergessenheit. In Indien, speziell im südlichen Indien, spielt eben die Morgenröthe factisch keine Rolle. * s. Ind. Stud. 15, 410.415 (1879). 5 nach Leumann ursprünglich (gerade umgekehrt!) als Stadt des wortbrüchigen Königs. o) x : nn 780 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Wie ist nun diese völlige Umkehr der vedischen Sage geradezu in ihr Gegentheil zu erklären? Die Annahme liegt nahe, dass dabei ein un- mittelbarer Einfluss der Vessantara-Sage der Buddhisten', welche in gleicher Weise von der vergeblichen Versuchung eines frommen Königs handelt”, vorliegt, und diese Sage auf die vedische Legende, die eigentlich gar nieht dazu passt, übertragen wurde. Freilich, ein fass- barer Grund, warum dies geschehen sein mag, ist nicht ersichtlich. Nachdem dies denn aber etwa einmal geschehen war, ist leicht be- greiflich, dass sich dann, im noch weiteren Lauf der Entwickelung, und zwar allem Anschein nach unter dem Einfluss christlicher Missionare, zu dieser Versuchungs-Sage auch noch die aus dem Hiob bekannte Himmelsscene, durch welche diese Versuchung als eine absicht- liche, geplante hingestellt wird, hinzugesellt hat. Sö finden wir die Geschichte des Hariecandra in modernen indischen Dramen dar- gestellt, s. Rogerts Oriental Illustrations, p. 25 1-63, SCHLOTTMANN das Buch Hiob (185 1) p. 16 fg., und meine Bemm. dazu in den Ind. Stud. 15, 413-417, wo es sich zunächst aber um eine anderweitige indische Aneignung jener Himmelsscene im Hiob handelt”. Unklar bleibt nun aber auch der Schluss der epischen Form der Sage, welcher von der leibhaftigen Erhebung des Hariecandra mit seiner Stadt und deren Bewohnern zum Himmel berichtet, von wo er nach anderen Sagen später wieder wegen seines Hochnuniiel herabgestürzt sein soll, so jedoch, dass die Stadt immer noch am Himmel — als Fata Morgana eben — sichtbar blieb. Erinnert das letztere Moment ganz speciell an die Tricanku-Sage des Rämäyana, welche ihrerseits allem Anschein nach als ein Stern-Mythos, be- ruhend auf dem Bekanntwerden der nach dem Süden weiter wandern- den Arier‘ mit dem daselbst dominirenden Gestirn des Kreuzes’, auf- zufassen ist, so ist in dieser Beziehung von nicht nen Interesse, dass Hariccandra gelegentlich auch, so im Harivanca®, bei Hemac. 761, als 1 s. Ind. Stud. 15, 416. ? s. Sp. Harpy Manual of Buddhism p. 116—124. — Der Name Vessantara er- innert im Übrigen (s. Ind. Stud. 3,129) an eine ganz andere, vedische Persönlichkeit und Sage, an die Legende usnnlich des Ait. Br. 7,27 von Vicvamtara Saushadmana: s. Ror# zur Lit. u. G. des Weda p.ı18.119. Ind. Stud.ı,215. ® nach Kreimerr (Theolog. Stud. 1886 p.267.268) ist auch das dem Hiob spe- eifisch eigenthümliche Bild von der Staude im Sumpf (Hiob 8,4) in die Harice. Sage übernommen und anderweitig ausgeführt worden; cf. ScuLovrmann D.Z. christ. Wiss. 1850. p-179®;. 180%. >. 4 dafür, dass die Besitznahme des Dekkhans durch die Ärya zu einer Zeit ge- schah, in welcher sie noch die vedische Sprache redeten, scheint der in rein vedischer Weise gebildete Flussname: Godävarı (Fem. zu godävan) einzutreten. 55 5, Ind. Stud. 2,237.n. 6 s. Rorm in den Ind. Stud. 2,122. 00 . . . Im Weser: Episches im vedischen Ritual. /S1 ein Sohn des Tricanku bezeichnet, somit ebenfalls in den Kreis der Gestirn-Mythen hineingezogen wird. Die gandharva, als deren Stadt die Fata Morgana anderweit bezeichnet wird, und als deren Fürst somit Hariecandra (»der gelb Glänzende«)' hierdurch markirt wäre, sind bekanntlich im Veda (s. Väj. S.9,7) auch geradezu mit den 27 nakshatra identifieirt. Und es ergiebt sich somit ein ganz passender Hinter- grund für eine etwaige Beziehung der vedischen Hariccandra - Sage zum Sternenhimmel, wozu freilich in ihr selbst kein rechter Anlass vorliegt. Es müsste denn etwa eine etwas kühne Vermuthung von mir in Bezug auf den Namen des Qunahcepa sich irgendwie be- wahrheiten, was dann freilich von erheblicher Bedeutung auch hierfür wäre, meine Gleichstellung nämlich (Ind. Stud. 2,237) desselben mit dem,der Bedeutung nach identischen griech. Sternnamen xuvos ovpa. Zwar wäre ja dabei nicht, wie bei dpxros riksha, an eine ursprüng- liche, indogermanische Sternbezeichnung zu denken (s. Sitz. Ber. K. Akad.ı888p.ı2), sondern es läge dabei eine Übersetzung eines etwa altbabylonischen Sternnamens vor, wie etwa auch beim Orion -mrigavyädha (Ait., Brähm., s. Naksh. 2, 369), und beim Sirius-Tishya im Kampfe mit Kricänu, Genius der Dürre? Sitz. Ber. K. Akad. 1888 p- 14.15)? Und dies macht denn die Sache freilich etwas bedenk- lich. In Ermangelung jedoch anderweitiger Erklärung mag dieser Versuch dazu immerhin zur Erwägung bleiben. Da Vicvämitra bei der Gleichstellung der sieben rishi mit den ein- zelnen Körpertheilen resp. Sinnesorganen im Brih. Ar. (Gatap. 14, 5,2,6) dem rechten Auge gleichgestellt wird”, so wird er wohl auch im Gestirn der sieben rishi, dem grossen Bären, eine gleiche Stellung eingenom- men haben. Und der kleine Bär xuvos oüp« (Cunahcepa?!) lässt sich in der That allenfalls als zum rechten Auge des grossen Bären in Bezug stehend (»im Schoosse des Vievämitra« sitzend, s. im Verlauf) bezeichnen‘. ad c. Die Sage vom Verkauf des Sohnes durch einen unnatür- lichen Vater kehrt in Indien noch mehrfach wieder. Rorn hat bereits (Ind. Stud. 2,122) darauf hingewiesen, dass sogar die eigene Frau des Vievämitra, der in beiden Formen der Hariccandra-Sage eine so hervor- ragende Rolle spielt (auf die in der vedischen Form derselben kommen wir sogleich zurück) im Harivanca aus Armuth den mittleren ihrer Söhne verkauft. Und die Jaina-Sage variirt dasselbe Thema in anderer U nicht etwa: »der gelbe Mond«!; denn ccandra, mit gc, hatte wohl noch nicht die erst secundäre Bedeutung: »Mond«; cf. purugcandra u. s. w. ® Jamadagni dem linken Auge, während Gotama u. Bharadvaja den beiden Ohren, Vasishtha und Kacyapa den beiden Nasenlöchern, Atri der väc (dem Munde). 3 zu Vasishtha dagegen, dem rechten Nasentlügel. s. so oben (n.?), gehört das Ge- stirn Arundhati, das aber auch als Gattin der sämmtlichen sieben rishi gilt, s. Taitt. Ar 3,9,2 (Ind. Stud. 1,89). iS! u . 9° . (82 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Form, s. Sitz. B. K. Akad. 1889 p. 742 (der Knabe kommt durch den Opfermuth, den er dabei beweist, ebenso frei wie hier sein Vorbild GQunahcepa durch sein Gottvertrauen). add. Mit der Befreiung des Qunahcepa ist das Caunahcepam äkhyänam noch nicht zu Ende. Es handelt sich nun zunächst noch darum, das einmal begonnene Opfer zu seinem richtigen Abschlusse zu bringen; Qunahcepa übernimmt und vollbringt dies selbst. Er setzt sich danach dann auf den Schooss des Vievämitra, sucht und findet bei ihm Zuflucht, in voller Abwendung von seinem barba- rischen Vater, der ihn vergeblich zu sich zurück verlangt und lockt. Vievämitra, der von Gun. dabei als Königssohn und als Bharata-Stier angeredet wird, adoptirt ihn als seinen ältesten Sohn. Von den ı01 Söhnen des Viev. verweigern die 50 ältesten ihre Zustimmung und werden dafür von Viev. dahin verflucht, dass ihre Nachkommen- schaft an der Grenze hausen solle (?antam bhakshishta); »däs sind hier jetzt diese Andhra, Pundra, Gabara, Mücipa', und daher kommt es, dass im Norden, wo es viele dasyu (Räuber) giebt’, die Vaievämitra sehr zahlreich unter den dasyu sind«. Dagegen die jüngeren 5ı Söhne, Madhuchandas an der Spitze, willigten ein, wurden dafür von Viev. gesegnet, und das Geschlecht der Gäthina, resp. Kucika, ward durch diese Aufnahme des (brahmanischen) Angirasiden Qunahcepa, der nun den Namen: Devaräta »Gottgegeben« erhielt und in zwei (Stammes-) Erbe eintrat”, auch seinerseits im daiva und im veda der Jahnu ge- festigt (adhitasthire ... Gäthinäh)’. Es ist klar ersichtlich, dass es sich hier speciell um den an die Person des Vievämitra geknüpften Sagenkreis handelt. Als Kern des- selben erscheint — und gerade auch hier liegen einige direete Beweise ! so Cäankh.; im Ait. Br. lautet dieser Name: Mütiba, und sind davor noch die Pulinda eingefügt. Der Name der Andhra führt im Übrigen speciell nach dem süd- lichen, resp. südwestlichen Indien! ®? so Gankh.: ta ete 'ndhrä... ity udanco bahudasyavo, Vaicvämitra dasylünam bhüyishthäh; — statt dessen hat Ait. Br.: udantyä bahavo bhavanti Vaigvamiträ dasyü- nam bhüyishthäh »alle diese... vielen über den Grenzen Wohnenden sind Vigvami- triden, sehr zahlreich an Räubern«. ® während ihre 50 älteren Brüder daraus verstossen waren. — So im Qankh. cr. Im Aitar. Br. dagegen enthält das zweite Hemistich (s. Rorn’s Übersetzung, a. a. O. 1,464) eine Erklärung der im ersten Hemistich genannten »beiden Erbe«, und bezieht sich auf Devaräta, der in die »Fürstenwürde der Jahnu« (Jahntnam ca "dhipatye), und in den »daiva veda der Gäthin« durch seine Adoption »eingesetzt wird«. Das letzte Wort heisst daselbst: Gäthinam und steht im Sinne von Gäthinänäm. Mir scheint diese Lesart, welche einen Gegensatz zwischen den Jahnu und den Gäthin herstellt, während doch Beide zusammen gehören (s. im Verlauf), nicht berechtigt, sondern eine glossatorische Erklärung der: rikthayor ubhayoh zu sein, in denen ich viel- mehr den Gedanken ausgedrückt finde, dass Devaräta zu seinem angirasischen »Erbe« auch noch ein neues, das der Kucika (resp. Gäthina), hinzu erhält. > WEBER: Episches im vedischen Ritual. 83 dafür vor, in der Bezeichnung nämlich des Viev. als: räjaputra und als: Bharata-Stier — die Tradition, dass Viev., obschon ein ganzes mandalam der Riks. ihm. und seinem Geschlechte zugehört, und ob- schon er selbst als einer der sieben rishi aufgeführt wird, dennoch eigentlich nicht unter die priesterlichen Sängergeschlechter der Vorzeit gehörte, sondern königischer, fürstlicher Abkunft war. Während im Veda trotzdem seine hohe Stellung unbestritten, fest- stehend erscheint, tritt ja doch hier sogar ein brahmanischer Jüngling direct in seine Familie ein —, hat sich dagegen in der epischen Zeit, in welcher das Brahmanenthum unbedingt herrschte und daher der Gedanke, dass ein Königischer die Brähmana-Würde erlangen könne, eigentlich ein Unding war, die Opposition gegen jene nun einmal nieht wegzuschaffende Tradition dadurch Ausdruck geschaffen, dass sie die Bussekraft des Viev., also eigentlich doch eben auch eine brahmanische Eigenschaft desselben, auf das Höchste erhebt, und ihn erst nach den gewaltigsten Documentirungen derselben schliesslich wirklich zur brahmarshi-Würde gelangen lässt. So die in ihrer Art wirklich ergreifende Schilderung im ersten Buche des Rämäyana. Der Veda weiss von solchen Einschränkungen noch nichts. Unter seinen »kavi« sind ausser Vievämitra sicher noch eine ganze Zahl Soleher', die wie er nicht zum priesterlichen Stande, resp. Geschlecht gehörten, gewesen. Von Kakshivant Aucija (s. p. 789) steht dies theils durch den Namen K. selbst, theils durch die an ihn sich knüpfende Tradi- tion fest. Ebenso wird von Kavasha Ailüsha im Ait. Br. 2,19 Qänkh.ı2, 3) berichtet, dass er Sohn einer däsi, Sclavin, war”. Die dem Gamkara zugeschriebene Vajrasüey-Upanishad’ erkennt ohne Weiteres an, dass: anyajätisamudbhavä maharshayo bahavah, »es viele grosse rishi giebt, die von anderer (als brahmanischer) Abkunft waren«. — Und wenn nun auch das dem Viev. zugehörige dritte mandalam keinen besonders kriegerischen Charakter trägt (es unterscheidet sich viel- mehr nach dieser Richtung hin durchaus nicht von den übrigen man- dala), so wird hierdurch doch die Zugehörigkeit des Vicev. zu einem räjaputra-Geschlecht von Sängern nicht in Frage gestellt.‘ Es steht resp. in vollem Einklange mit dieser seiner rishi-Stellung, dass er in unserer Legende hier, obschon darin direct als räjaputra bezeichnet, ! sind ja doch auch Frauen darunter! 2 s. Rora zur Lit. p. 134; — Ind. Stud. 2, 311. ®s. m. Abh. über die Vajrasüci des Acvaghosha p. 212 (1860). * auch in den Brähmana erscheinen die räjanya noch mehrfach als die Träger, ja als bevorzugte Träger, der heiligen Wissenschaft. Doch bricht da schon durchweg der Gedanke durch, dass dies eigentlich zu Unrecht der Fall sei. Sitzungsberichte 1891. 68 784 Gesammtsitzung vom 23. Juli. dennoch geradezu als hotar beim räjasüya-Opfer des Hariccaandra erscheint. Vermuthlich ist dies sogar mit ein Grund dafür, dass gerade dieses äkhyänam bei jedem räjasüya dem betreffenden Könige vor- getragen werden soll. — Ganz ebenso erscheint Viev. auch in einer anderen vedischen Legende als purohita, des Königs Sudäs Paijavana nämlich (s. Nir. 2,24 Vievämitra rishih Sudäsah Paijavanasya purohito babhüva); wir kommen hierauf bei dem fünften äkhyäna zurück. In anderen vedischen Legenden dagegen tritt Viev. unmittelbar selbst als König auf‘, und zwar als: Jähnavo räjä, s. Pane. 21, 12,2, wo die Jahnu und die Vrieivant als um die Herrschaft streitend (räshtra ähinsanta) erscheinen, welcher Streit durch ihn zu Gunsten der Ersteren entschieden wird.” Diese letztere Angabe ist von geographischem Interesse, da be- kanntlich die Gangä während eines Theiles ihres Laufes den Namen Jähnavi führt, offenbar (cf. auch Räm. ı, 44,39) darum, weil sie da dureh das von den Jahnu bewohnte Gebiet floss. Im dritten mandala dagegen erscheint Vicv. direct als den Bharata zugehörig (so auch noch in unserer Legende hier) und als bei den dem Penjab angehörigen Flüssen Vipäc und Gutudri (3, 33, 5), zu denen er mit seinem Wagen- zuge aus der Ferne hingekommen war (v. 9), weilend, und zwar aller- dings auch als dieselben überschreitend. Von da mögen die Bharata resp. Jahnu, also wohl unter der Leitung der räjaputra aus dem Geschlecht des Vicvämitra (Kaucika) weiter nach der Gangä hin gezogen sein. Vievämitra war eben wohl einer der Helden, welche, in der alten Zeit der Einwanderung der Ärya (über Vipae und Qutudri hinweg), in den Kämpfen zwischen dem däsa” (dasyu) und dem ärya varna ! auch bei Kälidäsa wird der heilige Kaucika, Vater der Qakuntalä, noch als ra- jJarshi bezeichnet. Er erscheint dabei als Grossvater des Bharata, des epischen Heros eponymos des Geschlechts, dem der vedische Sänger angehörte; die Scene spielt bei Käl. an der Godami (Gautami), im MBh. an der Mälini, im Räm. I, 62, 28.63,4: pushkareshu! ? wir sahen soeben dass die Gäthina »daive vede ca« der Jahnu festen Stand hatten; — cf. auch Riks. 3, 58,6 Jahnävi »Geschlecht des oder der Jahnu«; das Wort findet sich noch einmal wieder (1, 116, 19) in einem Liede des Kakshivant Dairghatamasa. ® charakteristisch für den Zeitunterschied zwischen Riksamhitä und Rigbrahmana ist es, dass der Ausdruck dasa, däsa varna, den die Arier wohl von ihrer alten ärisch- iranischen Heimath mitbrachten (cf.die däha im Avesta, und die Aco:; freilich auch schon griech., also wohl indog., Önıos), im Ait. Br. und im Cänkh. gr. s. durch: gaudra varna ersetzt ist, wie denn überhaupt in der nachvedischen Zeit die däsa, dasyu allmälig durch die Cüdra ersetzt werden. — Ein Anklang an die alte Bedeutung der dasyu liegt immerhin auch noch in unserer Legende in den Angaben über die ungehorsamen Söhne des Vieväamitra vor (die betreffenden Namen führen freilich geographisch, s. bereits oben p- 782, nicht nach dem nordwestlichen sondern.eher nach dem südlichen, resp. süd- westlichen Indien). 4 Ü B . . . . ef pr Weser: Episches im vedischen Ritual. 185 (Rik 3, 34,1.9) den letzteren geführt haben. Sein Andenken ist daher für alle Zeit hin in Ehren geblieben. So heisst es denn auch im Pancav. 14, 3, ı3 ganz direct, dass Viev. mit dem Wagenzuge (anasvatyä) der Bharata einherzog, wobei er mit einem Stamme Namens Saudanti einen Wettstreit einging, Saudantibhir näma janatayä 'ncam präsyata. — Sollte nieht etwa der Fluss Kauciki speciell (ef. Jähnavi) das Terrain durchströmen, das von dem Geschlechte des Vievämitra allmählich besiedelt wurde? — Dass es sich auch nach Norden hin verzweigt und unter den dasyu daselbst reich vertreten war, sahen wir oben, in unserer Legende hier. Ebenso, dass auch anderweitige kriegerische Grenzvölker sogar im Süden, wie die Andhra u. s. w. dazu gerechnet wurden. Vaicvämitra erscheint hierbei fast geradezu in der Bedeutung: Rajput. Die Brähmana haben im Übrigen auch noch andere kriegerische Legenden von Vicvämitra. So erscheint er als Sieger im Wettstreit resp. Wagenfahren: »etena vai Vievämitro rohitäbhyäm Rohitakula äjım ajayata« Panc. 14, 3, 12. — Dem kshatriya-Charakter des Viev. entspricht denn auch seine specielle Freundsehaft mit Indra, dem kriegerischen Volksgott der einwandernden Ärya (der ja Riks.ı,10,11' sogar direet den Namen: Kaucika” »der von dem Kucika Verehrte« fülkıt) Ss. z.B: Kaush. Ar. 1,8. Shadv.br.ı,5 (aber auch mit Agni ist er intim befreundet, s. Ts. 5, 2, 3, 4). Das Geschlecht des Vievämitra war ein ungemein ausgebreitetes. Ausser dem dritten mandala” werden auch noch erhebliche weitere Theile der Riks. auf ihn, oder auf Glieder seines Geschlechtes zurück- geführt, und nimmt es eigentlich Wunder, weshalb dieselben nicht, zum Wenigsten theilweise, auch direet als zum dritten mandala gehörig gerechnet werden. So sind gleich die ersten zehn Lieder des ersten mandala dem Madhuchandas Vaicvämitra zugetheilt (ausser- dem auch noch 9, ı). Auch das elfte Lied gehört einem Vaicvämitra, dem Jetar Mädhuchandasa, an. Ebenso das vorletzte Lied des zehnten mandala, nämlich dem Aghamarshana Mädhuchandasa. Im zehnten ‘ mandala finden sich auch noch drei andere Glieder des Viev.-Geschlechtes ' Lied des Vaicvamitra Madhuchandas. ?2 die Anrufung Indra’s in der su- brahmanyä als »Kaucika brähmana ist hierbei zu beachten. ? für dieses werden resp. ausser ihm selbst (Vievämitra Gäthina) auch noch sein Vater Gäthin (für 3,19-22), sein Stammvater Kucika Aishirathi (ein Krieger-Name) für 3, 31 (es giebt noch einen zweiten Kucika mit dem Beinamen: Saubhara, rishi von Riks. 10, 127), sowie von seinen Nachkommen (Vaicvämitra): Kata für 3, 17. 18, Utkila Kätya für 3, 15. 16, Devacravas und Devaväta Bhärata für 3, 23, endlich auch ein Prajapati”(!) Vaicvämitra (oder Väcya!) für 3, 38. 54-56 als rishi aufgeführt. Hiernach wäre sogar die für den weissen Yajırveda so bedeutsame Schule (Familie?) der Kätyäyana an Vicv.’s Geschlecht (denn Kätyäyana geht ja doch eben auf Kätya, Kata zurück) anzuschliessen ! 68* 786 Gesammtsitzung vom 23. Juli. als rishi genannt: Renu für 10, 39 (zudem auch noch für 9, 70), Ashtaka für ı0, 104, Pürana für 10, 160. Es gehört ferner noch hierher, dass, dem Ait. Br. 6, ı8 zufolge, eigentlich auch noch drei Lieder des vierten mandala (19.22.23) dem Viev. zugehören, von ihm zuerst gesehen sind (prathamam apacyat). Vämadeva, der rishi des vierten mandala, scheint sie ihm aber escamotirt zu haben, denn es wird von ihm gesagt, dass er dieselben (tän Vicvämitrena drishtän): »asrijata«, worauf Viev. seinerseits als Gegenstück die fünf Lieder: 3,48. 39. 36. 30. 38 selbst auch: »asrijjata«'. Eine sehr hervorragende Rolle spielt die Familie des Vievämitra geradezu auch in den brahmanischen Geschlechtsregistern (pravara- Listen), s. Acval. 12, 14.15,5 und pravarädhyäya im Verz.Berl.S.H. 1,56. Hier ist Vievämitra vollständig unter die brähmana incorporirt. Nun, dass ein so weit verzweigtes Geschlecht seinen Stammvater, wenn derselbe auch eigentlich ein Königischer war, nicht unter dem Fluche alter brahmanischer Gegnerschaft hat zu Grunde gehen lassen, ist begreiflich. Dieselbe scheint übrigens schon von alter Zeit her nur eine theilweise gewesen zu sein. Darauf führen ganz entschieden die Angaben über die intime Freundschaft hin, welche zufolge der Tradition” zwischen Vievämitra und dem im Epos so ganz speciell als Vertreter gerade der brahmanischen Ansprüche erscheinenden Jamadagni (Bhärgava), dem dieselbe sogar die Schluss- verse des dritten mandala (3, 62,16-18) selbst zuweist’, bestand. Er erscheint im Paäcav. 13, 5,ı5 im Verein mit Vicv. als im Schutze des Indra stehend und in Ts. 3, 1,7,3. 5,4, 11,3 alsim Verein mit ihm mit Vasishtha im Kampfe. Von erheblichem Interesse ist es endlich noch, dass das Todten- buch der Atharva-Samhitä, deren Ritual ja überhaupt als speciell für die kshatriya bestimmt erscheint‘, mehrfach auf die Vievämitra Bezug ‘ dazu treten im Ritual für den betreffenden Zweck noch ein Lied des Bharadvaja (6,22), zwei des Vasishtha (7.19.23) und eins des Nodhas (1,61). 2 s. schon Riks. 3,53, 15.16 und Cannaka’s brihaddevatä bei Kuhn Ind. Stud. 1, 119.720. ® das Gankh. g. 4, ı0 schiebt den Jamadagni sogar unmittelbar als rishi zwischen mandala III und IV ein, was sich doch kaum bloss auf die drei Schluss- verse von III beziehen kann; — dem Jamadagni werden im Ubrigen von der Tradition auch sonst noch vereinzelte Verse und Lieder zugetheilt, nämlich: 8,90. 9,62. 65. 67 (16-18). 110. 10,110. 137,6. 167. * diese durch die Angaben im Dacakumära etc. notorische Bestimmung des äthar- vana vidhi für die kshatriya erhält, ganz abgesehen von den vielen im Innern der Ath. S. überhaupt sich findenden speciell auf räjan, räjanya und kshatriya bezüg- lichen Sprüchen, ihr besonderes Siegel durch das zwanzigste Buch derselben, welches (übrigens offenbar ein secundärer Anhang; das Kaucikas. enthält nicht ein einziges Citat daraus) ausschliesslich aus direet und fast unverändert der Riks. ent- ' 5 ” Weser: Episches im vedischen Ritual. 187 nimmt (s. 18, 3, 63. 4,54); ef. auch die Voranstellung des Vievämitra ibid. 3,16”. Das eigentliche sütram des Ath. Veda, das Kaucika- sütram, ist wohl eben das sütram des oder der Vievämitra?, die ja ihrerseits auch: Kucika heissen (Rik 3, 26, 1.3); ef. Kuciko räjä babhüva Nir. 2,25 (zu Rik 3, 33, 5.6.10). Von dem Hass aber, mit dem das Andenken Viev.'s von einer bestimmten brahmanischen Seite her (von Zugehörigen des Va- sishtha-Geschlechtes nämlich, s. im Verlauf) bis in späte Zeit verfolgt worden ist, legen verschiedene Legenden Zeugniss ab, die an seinen Namen geknüpft sind; so u. A. die bereits erwähnte Angabe im Harivanca, dass seine Frau aus Armuth ihren mittleren Sohn verkauft habe (eine brähman. Umdeutung der für die brähmana so wenig schmeichelhaften Stellung, welche Gunahcepa’s Vater in unserer Legende hier einnimmt!), sowie die andere Angabe (s. schol. Käty.cr.s.598,25), dass er selbst, aus Hunger, einen Hundeschinken von einem Candäla angenommen und gegessen habe. Auch dass sogar unsere Legende hier einräumt, dass die älteren 50 Söhne des Vicv. zu den dasyu gehörten, weist wohl auf alte missliebige Überlieferungen über ihn und sein Geschlecht hin. lehnten sükta besteht, die an indra, den Gott der kshatriya, gerichtet sind, wie denn auch das kuntäpastiktam, jenes absonderliche Einschiebsel darin, seinem Inhalt nach wesentlich einen kshatriya-Charakter trägt. — Dieser letztere war es denn wohl auch, der die Brähmana, an welche Kaiser Akbar das Ansinnen stellte, ihre heiligen Veda für ihn zu übersetzen, veranlasste, ihm denn zunächst die Übersetzung der minder heiligen Atharva-samhitä vorzuführen. Dabei mag ihnen der Doppel- sinn des Namens des 20. Buches: gastrakända, der eigentlich: »das Buch, welches die für indra bestimmten castra, carmina, enthält«, bedeutet missverständlich aber ‘auch als: »das Buch der Waffen« aufgefasst werden kann, wohl auch zur Seite gestanden haben. — Leider ist von dieser persischen Übersetzung der Atharvas., s. Abul Fazl’s Ain i Akbari in BLochmann’s Übersetzung (Bibl. Ind. 1868) p. 105 (zu AD. 1575), (meines Wissens wenigstens), noch nichts irgendwo zu Tage getreten. ! im Text steht allerdings nicht Vievämiträh, sondern: Vievämiträh; — an beiden Stellen (nicht blos an der zweiten) ist das Wort als Vocativ zu fassen und zu accentuiren. ? imv.ı5 wird er als: ayam (»noster« ?) bezeichnet; — erwähnenswerth ist hierbei auch noch, dass das zweite Hemistich des Verses Ath. ı8, 1,58: teshäm vayam sumatau yajniyanäm api bhadre saumanase syäma (daselbst allerdings aus dem Yama-Liede X, 14, 6 entlehnt) sich zweimal ebenso (nur: tasya...yajniyasya statt: tehäm.. yajniyanäm) im Vicvämitra-mandala (3,1,21.59,4) vorfindet. Allerdings ausserdem auch noch im Bharadväja-Buche 6, 47, 13 und zwar als erstes Hemistich, in einem Liede des Gaya Bhäradväja, wie denn weiter der ganze Vers selbst (und zwar nebst dem vorhergehenden) sich auch in 10, 131,6.7, einem Liede des Sukirti Kakshivant, direct wiederfindet. Es handelt sich somit hier anscheinend um einen locus communis, der den vedischen Sängern geläufig war. Immerhin bleibt es von Interesse, dass er im Vigvämitra-mandala zweimal, resp. an zwei ganz verschiedenen Stellen darin, vorkommt. 275, Merz. d. Berl. S. B. 2, 1203. 188 Gesammtsitzung vom 23. Juli. 2. Käkshivatam Ger. 16, ı 1, 4-6. Käkshivatam dvitiyam, yathä Käkshivän Aucijah Svanaye Bhävayavye sanim sasäno, 'ttame ca sükte nigadet; »wie Kakshivant Aucija bei Svanaya Bhävayavya Spende (Opferlohn) erhielt, und (danach) möge er (noch) die beiden letzten sükta hersagen«. Es ist dies das erste dieser äkhyäna, welches eine dänastuti betrifft‘. Von den »beiden letzten sükta« in dem kleinen mandala, welches dem Kakshivant Dairghatamasa Aucija zugeschrieben wird (1, 116-126),' nämlich‘ den Liedern i, 125.126, enthält resp, der Anukramani zufolge, das erste Lied (125) die dänastuti des Sva- naya, während für das zweite Lied (126) Bhävayavyaals devatä(!) für v. ı-5. 7 und dieRomacä als devatä für v. 6 angegeben wird’, Beide (Bhäv. und Rom.) gelten zugleich auch als rishi je für v. 6 und v.7, während die Verse ı-5 dem Kakshivant zugetheilt werden. Im Texte selbst finden sich nur in 126, ı-3 dem entsprechende Angaben, indem nämlich der Sänger speciell in v. 3 die Freigebig- keit des Svanaya preist, der ihm »zehn dunkle mit Stuten bespannte® Wagen gegeben habe: upa mä cyäväh Svanayena dattä vadhümanto daca rathäso asthuh; dann heisst es weiter, dass noch 1060 Kühe dazu gehörten, und dass Kakshivant (der Autor selbst also) dies empfangen habe: shashtih sahasram anu gavyam ä’gät, sanat Kakshiväni abhipitve ahnäm.|| Diese Angaben sind so mässig, dass sie den Eindruck machen, es handele sich hierbei um einen synchronistischen Ausdruck frischen Dankgefühles.. Und auch die vorangehenden Verse halten sich in mässigen Dimensionen: »rasche Loblieder bringe ich sinnend dar, dem am Sindhu wohnenden Bhävya', der mir tausend Spenden (? savän!) zu- maass, der unbesiegte König, Ruhm wünschend« Iı ı]|. »hundert Gold- reife” des (mich) anflehenden Königs, hundert angeschirrte Rosse empfing ich sofort | Kakshivant (empfing) hundert Kühe des Gewaltigen‘, und breitete (ihm dafür) unsterblichen Ruhm am Himmel aus«. Es scheint sich somit hier um wirklich synchronistische Dichtung zu handeln. Weder von Svanaya noch von Bhävya (oder Bhävayavya) ist sonst irgendwo die Rede. Das was Säyana zu ı25, ı über ihn be- \ die Erzählung dieser Geschichten beim Menschenopfern bezweckt eben wohl ein- fach, dem dasselbe begehenden Könige (nach (at. 13,6,2,19. Käty. 21,1,2 kann es übrigens auch ein brähmana sein!) Vorbilder zur Nacheiferung vorzuführen. ” s. die eingehende Darstellung hierüber bei Qaunaka Brihaddevatä 3, 140-4, 3. ® ? mit Zugthieren bespannt Pet. W.; ob etwa: »mit Frauen besetzte«? s. Caunaka brih. 3, 147: vadhünam vähanärthäya. * s6 hier, nicht: Bhävayavya s. Nir. 9, 10. 5 ? nishka, Goldstücke? ° asura in dieser Bedeutung erscheint mir als ein Zeichen des Alters dieser Verse (umgekehrt Grassmann); auch simdhau in v. ı tritt hierfür ein (von Grassmann freilich, ebenso wie Bhävya, ganz anders gefasst). Weser: Episches im vedischen Ritual. 189 richtet, ist wesentlich nur das, was aus den obigen Rik-Versen selbst hervorgeht!. — Anders steht es mit Kakshivant. Von ihm weiss die Tradition eingehend über seine Herkunft zu berichten (s. Säy. ZU1, 51,13. 116,1. 125,1.etec.).. Danach war er der Sohn des Dirgha- tamas” von einer Sclavin Ucij, welche deren Herrin, die Königin gleiches Namens, Gemahlin des Königs Kälinga (oder: des Anga- räja) — von diesem dem rishi zugesandt, um sich von ihm aus ihr einen Sohn zeugen zu lassen — für sich substituirt hatte. Kakshivant war somit, wie schon sein Name bezeugt, der Absicht nach ein kshatriya, und galt auch als solcher, obwohl er eben factisch von einem Bräh- mana und von einer (durch diesen freilich, mantrapütena jalenä "bhishieya, zur rishiputri erhobenen) Selavinn abstammte. Und zwar scheint in dieser Tradition wirklich etwas Wahres enthalten zu sein, denn die feminine Verwendung des Wortes: ucij muss doch wohl, da sie ganz ungewöhnlich ist, auf irgend einem besonderen Substrate beruhen. Im Rik selbst spielt der Name Kakshivant eine grosse Rolle, doch ist es fraglich, ob da überall dieselbe Persönlichkeit wie in unserer Legende gemeint, ja, ob das Wort nicht hier und da geradezu appellativisch zu fassen ist. In dem Verse des Medhätithi Känva (1,18, 1) »mache den soma-Presser glänzend (svaranam), (wie) den Kakshivant Aucija« (Kakshivantam ya Aucijah) handelt es sich in der That wohl um denselben K. wie hier, da er darin als Aucija be- zeichnet wird. Zugleich ergiebt sich daraus eine ganz besonders her- vorstechende Bedeutung desselben, da er anscheinend als Muster eines Soma-Opferers angeführt wird. Die Vergleichs-Partikel fehlt übrigens, und von Rechts wegen ist der Vers somit eigentlich sö aufzufassen, dass der Vf. direet für Kaksh. Auc. bittet. — Es liegt ferner nahe, auch 1, 51,13 (Lied des Savya Angirasa) auf denselben K. Auc. zu beziehen, da daselbst von Indra gerühmt wird, dass er dem grossen, beredten’, soma-pressenden Kakshivant die kleine Vrieayä gegeben habe. — Zweifelhaft ist es bei dem Liede des Kutsa 1, ı 12,11, wo im zweiten Hemistich von den beiden Acvin gerühmt wird, dass sie »Kakshivantam stotäram« geschützt hätten, während im ersten Hemistich getrennt davon, die Huld, die sie » Aucijäya vanije dirghacravase« gespendet, gepriesen wird.‘ — Im Kakshivant-mandala selbst (1, 116-126) wird „ auch Qaunaka brihadd. 1. e. hat hierzu nichts von Bedeutung. zu Dirghatamas s. Qaunaka brihadd. 4, ıı fg. ? »den wackelnden Greis« Pet. W. das in dieser letzteren Beziehung von ihnen Ausgesagte, dass dem Auc. durch ihre Huld: madhu koco aksharat, stimmt freilich speciell zu 116,7. 117.6, resp. zu 18,1. » we» 790 Gesammtsitzung vom 23. Juli. ın 116,7 die @nade besungen, welche sie »sunvate Pajriyäya Kakshi- vate« erwiesen, indem sie für ihn aus einem Pferdehufe 100 Krüge surä fliessen liessen. Und auch in 117, 6 wird dasselbe Wunderwerk als von dem Pajriya Kakshivant zu preisen bezeichnet. Da er hierbei als sunvant erscheint, so schliesst dies in der That wohl an den: »soman« in 1, ı8,ı an, und wäre damit für den Kakshi- vant Aucija eine weitere Geschlechtsbezeichnung, die als Pajriya, gewonnen. Und so werden in 126,4 die Pajra geradezu Kakshivantah (oder ob hier appellativisch? »gegürtet«) genannt (sie haben schnau- bende, perlengeschmückte Rosse sich gewonnen)'. — In dem Liede des Vämadeva 4,26,ı erscheint »Kakshiväh rishih« neben Manu (Mond?) und Sonne, Kutsa Ärjuneya und Kavi Ucanas, also in durchaus mythischer Verbindung. — In 8, 9, 10 (Lied des Savya Ängirasa) steht Kaksh. neben Vyacva, Dirghatamas und Prithin Vainya als Ver- ehrer der beiden Acvin. — In 9, 74, 8, Lied des Kakshivant Dairgha- tamasa selbst(!), wird er als »hundert Winter« zählend bezeichnet. — Inıo,25,10 (Lied des Vimada) wird vom soma gerühmt, dass er den Geist des grossen vipra Kakshivant gestärkt habe; und ebenso in 10,61,16 (Lied des Näbhänedishtha), dass er den Kakshivant »rejayat» angeregt habe (und den agni). — Endlich in 10, 143, ı wird von den Acvin gerühmt, dass sie den Kakshivant wie einen Wagen neu gemacht hätten. Aus allem dem geht jedenfalls hervor, dass der Name Kakshivant (ef. auch die Rechnung nach »Wintern« in 9, 74, 8) zu den alten Traditionen, welche den Verfassern der Rik-Lieder selbst vorlagen, ge- hörte. Und dazu stimmt auch der Charakter der dem Kakshivant zugetheilten Lieder (1, 116— 126), von denen fünf den beiden Acvin, zwei der Morgenröthe gewidmet sind. Sie werden dadurch als zu den ältesten Liedern der Riks., oder wenn nicht dies, so doch als in die ältesten Sitze der Arier im Nordwesten Indiens gehörig mar- kirt. Denn die Acvin sowohl wie die Morgenröthe treten (wie wir bereits oben |p. 779 n. 3] berührten) bei dem Weiterwandern der Arier in das eigentliche Indien, wie in der Wirklichkeit, so auch in Dichtung und Mythe, völlig in den Hintergrund zurück. — Um so auffälliger könnte es scheinen, dass Kakshivant in der späteren Tradition (s. oben p. 789) gerade mit Anga und Kalinga, zwei so weit im Osten liegenden Ländern, in Verbindung gebracht wird; es tritt dies Jedoch wohl nur dafür ein, dass die betreffenden Texte, resp. deren ' der Vers steht unmittelbar hinter v. 3 der dänastuti des Kakshivant (Svanaya gegenüber), scheint aber nur als eine Art Marginalglosse (Parallelstelle zu »gyäväh . ..daga rathäso« und »sahasram«) gerade hier seine Stelle gefunden zu haben. Weser: Episches im vedischen Ritual. 79] Quellen, ihrerseits entweder dorthin gehören, oder von dort her beeinflusst sind. Als König finden wir den Kakshivant Aucija auch noch in den Brähmana-Texten erwähnt. So zunächst (ef. Sayana zu Rik ı, 18, ı) in der Taitt. s. 5, 6, 5, 3, wo er in Gemeinschaft mit Para Ätnära, Vitahavya Gräyasa und Trasadasyu Paurukutsya erscheint. Sie alle schichteten den agni in gleicher Weise und wurden dafür mit je 1000 Söhnen belohnt. Ganz ebenso im Käth. 22, 3 (wo jedoch Vitah. Gr. fehlt... Und auch im Pancav. br. 25, 16, 3 stehen diese vier Fürsten zusammen (in anderer Reihenfolge: ı. Para, 2. Trasadasyu, 3. Vitahavya, 4. Kaksh. Aucija) und zwar als ein satträyanam begehend, wofür sie ebenfalls je 1000 Söhne als Lohn empfingen. Auch hier erscheint somit Kaksh. als in die graue Vorzeit gehörig und mit mythischen Zügen angethan. — Von örtlichen Angaben ist dabei nichts gesagt. — Von seiner zahlreichen Nachkommenschaft ist auch Pane. 14, 11, ı6 die Rede: prajätim bhümänam agachat (durch das Käkshivatam säma). Das Ait. Br. ı, 21, 6. 7 beriehtet noch von seiner speciellen Be- ziehung zu den beiden Acvin. — In der Ath.s. 4, 29, 5 erscheint er als Schützling von Mitra und Varuna (neben Bharadväja, Ga- vishthira, Vicvämitra, Kutsa u. Kanva), und ı8, 3, ı5 wird er eben- falls in einer Aufzählung alter rishi, neben Kanva, Purumidha, Agastya ete., genannt. Seine rishi- Würde scheint, trotz seiner zweifelhaften Abkunft, niemals in ähnlicher Weise angetastet worden zu sein, wie die des Vievämitra. Sein Geschlecht wird auch wie das des Vievämitra unter den brähmanischen Geschlechtern in den pravara-Listen aufgeführt, s. Äcval.ı2,11. Verz. Berl. S.ı, 55,27. Es scheint jedoch immerhin als eine Reminiszenz an seine kriegerische Abkunft, dass ein Gabara Käkshivata in der Riganukramani als Vf. von 10, 169 genannt wird. Ausserdem wird jedoch darin auch noch Sukirti Käkshivata als rishi von Rik 10, ı3ı aufgeführt; und im Pancav. br. 7, 10, 10 wird sogar Nodhas, dem die Götter daselbst sich sehr hold zeigen, als Käkshi- vata bezeichnet, (in der Riganukr. gilt derselbe als: Gautama, resp. lsierishi 'von 1, 58, 64. '8, 77. 0; 93). Im Epos ist Kakshivant so gut wie unbekannt‘. Das Pet. W. führt nur zwei Stellen (MBh. ı3, 7108. 7663, je in einer Aufzählung von: rishisattama (die mit Yavakrita beginnt), für ihn auf. — Eine immer- hin interessante Angabe ist die bei Hem. 853, wo er mit (dem von Pänini eitirten Grammatiker) Sphotäyana identifieirt, dieser somit wohl als seinem Geschlechte angehörig bezeichnet wird. ! ebenso wie die Pajra und Pajriya. | Ne) DD Gesammtsitzung vom 23. Juli. 3. Gyäväcvam. Ger. 16, 11, 7-9. Gyäväcvam tritiyam, yathä Cyäväcva Ärcanänaso Vaidadacvau! sanim sasäna, ke shthä nara iti (5,61, 1) ca süktam; »wie Gyäväcva, Sohn des Arcanänas, bei Vaidadacvi Spende empfing; und das Lied 5, 61« (ist dann noch zu reeitiren). Dieses äkhyänam ist wohl dasselbe, welches uns bei Säyana zu 5, 61, 1.17 (bei Müller p. 489. 494 fg.) in metrischer Form” und noch ausführlicher in der brihaddevatä des Gaunaka selbst 5, 49-79 (ed. Cale. 1890) vorliegt: König Rathaviti Därbhya hatte sich für ein Opfer den Ätreya Arcanänas zum ritvij erkoren, dem sein Sohn Gyäväcva dabei assistirte und der danach den König für denselben um die Hand von dessen Tochter bat. Anfänglich dazu geneigt, schlug Rathav. es dann doch auf Anrathen der Königin ab, seine Tochter einem Andern als einem rishi, d. i. einem Solchen, der selbst mantra ge- schaut (verfasst) habe, zu geben. Abgewiesen zogen Vater und Sohn ab und kamen zu Taranta Vaidadacvi, dessen Frau Gaciyasi mit Erlaubniss ihres Gatten den Gyäväcva mit Ziegen, Schafen und 100 Rindern beschenkte. Von da begab sich derselbe dann in den Wald, um nachzusinnen, wie er wohl ein mantradarcin werden und so die Hand der Königstochter noch gewinnen könne. Da erschien ihm die Schaar der Winde (marut) leibhaftig, perlenschimmernd ete. und entlockte ihm die Frage: ke shthä (5, 61, ı), woran sich dann weitere sechs Verse 5,61, 11-16 anschlossen. Hochbefriedigt beschenkten ihn die marut mit dem Goldschmuck, den sie auf der Brust trugen. In vollem Bewusstsein der erlangten rishi-Würde® sandte er nun mit 5,61,17 die Nacht als Botin an Rathaviti Därbhya ab, um diesem die Erfüllung der gestellten Bedingung anzuzeigen. Die Nacht erfüllte den Auftrag und Rathav. kam nun selbst herbei, und übergab dem Gy., demüthig um Verzeihung bittend, das Mädchen, und noch 100 weisse Rosse dazu. Der beglückte rishi nahm dies freudig an, nachdem er noch die Qaciyasi, den Taranta und den Purumidha mit den 6 Versen 5,61, 5-10 gepriesen hatte. Die Darstellung bei Säyana geht etwas specieller auf die Situation dieser letztern Verse ein, und sie muss denn wohl auch das »näräcansam« hier speciell im Auge gehabt haben, da es nur von Vaidadacvi, nicht von Därbhya spricht, während bei Gaunaka die Namen "Taranta, Purumidha und Gaciyasi nur beiläufig mit in die Legende aufgenommen ! so AB prima manu, °cve AB sec. m. ? und zwar in cloka, gemischt mit trishtubh und jagati. Die Quelle ist wie ge- wöhnlieh nicht genannt. Zu v. 17 beruft sich diese Darstellung ihrerseits auf Caunaka, d. i. auf die brihaddevatä und eitirt 7 Verse daraus. 3 dies ist die in dem von Säyana mitgetheilten Texte zu v. ı7 aus Qaunaka eitirte Stelle (v. 71-77): Weser: Episches im vedischen Ritual. 193 sind. — Die Berechtigung, das betreffende Lied in verschiedene Theile zu theilen, wie dies Grassmann gethan hat, wird durch diese Erzählung der brihaddevatä vollaus erhärtet. Dagegen scheint mir dasselbe keineswegs etwa zu den späten, oder gar »sehr spät« wie (GRASSMANN meint, zu gehören. Die Angaben über die erhaltenen Ge- sehenke (100 Kühe) in v. ro sind so mässig, dass sie sehr wohl ein »synchronistischer Ausdruck frischen Dankgefühles« sein können. Taranta und Purumidha treten uns mit dem Patronym. Vaidadaevi auch im Panicav. br. 13,7, 12 entgegen, allerdings in ganz anderen Ver- hältnissen, als Empfänger, nicht als Geber von Gaben‘. Im Übrigen ist von allen den in der Legende genannten fürstlichen Namen’ nur der des Purumidha, der darin gerade am wenigsten hervortritt, auch’anderweit noch bekannt. Der Name Gaciyasi in der Legende ist wohl ein Irrthum, da das Wort in v. 6 ziemlich sicher mit Rorn appellativisch zu fassen ist”. Gyäväcva sodann erscheint, und zwar wie hier als Ärcanänasa, auch noch im Paäcav. br. 8,5, 1o als Theilnehmer an einem sattra, aber als von den anderen Theilnehmern daran in die Wüste ver- stossen‘. Auch da gelingt es ihm, wie in unserer Legende hier, durch seine Seherschaft zu Ehren zu kommen; er erschaut das Gyä- vacvam säma, schafft dadurch Regen und findet festen Stand und guten Fortgang. — Ferner nennt ihn die Anukramani der Riks. (zwar ! zwei weibliche, wie es scheint dämonische Wesen, Namens: Dhvasre Puru- shanti wünschten, ihnen 1000 Kühe zu schenken. Die Bedenken der beiden (rishi), wie dieses Geschenk zwar von ihnen eingeheimst (ättam) werden könne, aber ohne dabei gegen die einen solchen Empfang verbietenden Satzungen zu verstossen (apratigrihitam), werden durch Recitation des Verses 9, 58,3 behoben. In diesem Verse liegt der Gen. Dual. »Dhvasrayoh Purushantyoh« vor, und Say. zu Panc. nimmt daher für den dortigen Nom.: Dhvasre Purushanti einen lingavyatyaya an, versteht resp. darunter (wie zu 9,58,3 selbst) zwei Könige: Dhvasra u. Purushanti; — cf. R. 1,112,23 (Lied des Kutsa) wo Dhvasanti und Purushanti zusammenstehen als Namen zweier Günstlinge der beiden Acvin. ? das Patronymicum Därbhya findet sich allerdings noch Ts. 2,6,2.3 und (änkh. Br. 7,4, beide Male für einen Fürsten Namens Kecin, vor; — cf. noch Dälbhya. ® die Riganukramani führt zwei Purumidha auf, aber nieht mit dem Patron. Vaidadacvi, sondern einen Angirasa (8, 60) und einen Sauhotra (4, 43.49). Auch in den Riks. selbst erscheint der Name Purumidha (°lha) einige Male, s. 1, 151, 2 (Pu- rumilhasya sominah, Lied des Dirghatamas). 183, 5 (Gotamah, Purumilha, Atrih; Lied des Agastya); ebenso in den Aufzählungen alter rishi Ath. s.4,29.4 (neben Üyävacva, Vadhryacva, Vimada, Saptavadhri) und 18,3,15 (neben Kanva, Kakshivant, Agastya, Gyäväcva etc.) — Auch das Epos und die Puräna erwähnen gelegentlich noch den Namen, s. Pet.W., doch spielt er da selbst keine irgend hervorragende Rolle. * etwa weil er, wie sein Name wohl andeutet, ein kshatriya war? — cf. Ait. Br.2,19, wo das Gleiche von Kavasha Ailüsha erzählt wird (er wird dabei aber direct als Sohn einer Sclavin und als: kitava bezeichnet; also wohl auch als: kshatriya?); däbei wird auch die Örtlichkeit der Wüste genannt »an der Sarasvati«; gemeint ist da wohl die Wüste von Marwar. 1794 Gesammtsitzung vom 23. Juli. nieht als Ärcanänasa, sondern als Ätreya)' als Verfasser der Lieder 5,52 bis 61°. 81. 82.8, 35-38. Und sein Vater Arcanänas’ Ätreya er- scheint daselbst als rishi von 5, 63.64. 8,42. — Ausserdem wird Gyäväcva allein (ohne patronym. Beisatz) in denselben Aufzählungen alter rishi, wie Vicvämitra und Kakshivant, in der Ath. s. (4, 29,4. 18, 3, 15) genannt (neben: Vadhryacva, Purumidha, Atri, und neben: Kakshivant Purumidha, Agastya, Sobharin und Arcanänas). — Für das Alter der ihm und dem Arcanänas zugeschriebenen Lieder treten wohl die Gottheiten ein, denen sie gelten. Sie sind nämlich theils an die marutas gerichtet (cf. unsere Legende hier, und die Angabe über die Gewinnung des Regens durch das Gyäväcvam sama im Paäüe. br.), so 5, 52-61, theils an die beiden acvin 8, 35.42, an Savitar 5,81.82 und an Miträvarunau 5,63; nur drei sind an Indra gerichtet 8, 36-38. Das Geschlecht des Öyäväcva ist, wie das des Vicevämitra und des Kakshivant, unter die brahmanischen Geschlechter (pravara-Listen) aufgenommen, S. Äeval. er. 12, 14,1 und den pravarädhyäya im Verz. Berl.S.H.ı,58,2 sowie bei AurrecHrt Bodl. Cat. 53°19. — Die Anukr. führt auch noch einen Gyäväcvi Andhigu auf, als rishi von 9, 101, I-3. 4. Bhäradväjan Ce. 16, ı 1, 10-12. Bhäradväjam caturtham, yathä Bharadväjo Bribau takshni Prastoke ca Särnjaye sanim sasänä, 'dhi Bribuh (6, 45, 3ı) Prastoka iti catasrah (6, 47, 21-25); »wie Bharadväja bei dem Zimmermann Bribu und bei Prastoka Säräjaya Spende empfing; — (und dabei sind) 6,45,31ı und 6, 47, 22-25 (zu reecitiren). Der erste dieser Verse (6, 45, 31) beginnt einen trica, der die Freigebigkeit des Bribu preist: »Bribu stand an der höchsten Spitze © der Pani‘, wie ein breites Gestrüpp’ an der Gangäf). | Seine tausend- I Arcanänas selbst ist auch ein Ätreya; — das fünfte mandalam gehört dem Atri und seiner Familie. ?2 er nennt sich darin mehrfach selbst, einmal (5,61,9) in der apocopirten Form: Qyäva; dies letzte Lied (61) ist resp. das in unserer Legende erwähnte, welches nach Cänkh. noch hinter dem näräcansam zu recitiren ist. 3 ob: »mit Liedern beladen«? oder: »der einen tönenden Wagen hat«? (Pet. W.); er nennt sich auch selbst einmal (5, 64,7) und erscheint in der Liste der alten rishi in. Ath.18, 3,15. * „trat siegreich auf das höchste Haupt der Diebe« GrassmAann; »über die pani erhob sich, hoch über ihren höchsten Scheitel« Lupwıc. 5? „wie Urukaksha Gängya« Pet. W., Grassmann; »wie das weite Diekicht (der Wald Urukaksha) an der Gangä« Lupwıs; — lautlich wäre uru kaksha identisch mit vöurukasha; und BrunnHoreEr würde hier wohl an das Kaspische Meer denken, so wenig der Beisatz: Gängya dazu passt! Der Text hat im Übrigen: uruh kaksho na Gängyah. — Dies letztere Beiwort ist hier entschieden sehr unerwartet, denn die Gangä hat im Rik eigentlich nichts zu suchen, kommt nur einmal, in einem späten Liede, darin vor; hier aber handelt es sich um ein altes Lied. Weser: Episches im vedischen Ritual. 795 fache Spende, eilend wie der Wind, ist stets bereit zur Gabe.| Darum rühmen alle unsere Sänger im ärischen Lande' den 1000 spendenden Bribu, den 1000 spendenden Opferer.« Dass unter Bribu hier ein Führer, Fürst (nicht ein Besieger) der Pani zu verstehen ist, liegt, wie mir scheint, klar vor. Nach unserem Text hier war er nur ein: takshan »Zimmermann« und sö heisst er auch in der von Säyana angeführten Stelle des Manu 10, 107, welche die alte Tradition zu erklären, resp. wohl zu ent- sehuldigen” bezweckt: Bharadväjah kshudhä "rtas tu saputro vijane vane | bahvir gäh pratijagräha Bribos takshno mahätapäh || Was es mit diesem »Zimmermann« bei Gänkh. und Manu für eine Be- wandtniss hat, bleibt annoch unklar °. Der Rik selbst hat nichts davon, und verherrlicht den Bribu nur als Obersten der Pani, d. i. als generösen »Kaufmann, wandernden Händler, s. Lupwie Sa Und zwar wird derselbe (mag meine Vermuthung, dass in v. 33 ä| zu lesen ist, richtig sein oder nicht) einfach im Padapätha: arye dureh seinen Namen: Bribu direet als ein »Fremdling« bezeichnet. Die betreffende Wurzel brib, barb ist eine Apocope von barbar, wie care aus cearcar’, und bribu bedeutet einfach so viel als: balbus, Bapbapos, »stammelnd« d. i. fremdsprachig. Zur Wurzel barbar, balbal, als theils von wirrem, krausem Aussehen (barba, varvara, urvarä »Baum«, »Saatfeld«) theils von wirren, krausen Tönen (stammeln, wälschen, zischen) gebraucht, s. meine Abh. über Omina und Portenta (1859) p. 375°. Von der apocopirten Form barb finden sich im Rik noch zwei Formen: bribaduktha 8, 32, 10 (Nir. 6.4) von Indra, der: »vom soma berauscht, nur noch stammeln kann«? oder »dem man, vom soma berauscht, Lieder stammelt«, und bribüka 10, 27, 23 (Nigh. ı, 12. Nir.2,22) vom quietschenden Koth, welche letztere Bedeutung wohl auch dem in Nigh. ı, ı2 fast unmittelbar folgenden Worte: barburam zugehören mag, das zwar wie so manches andere Wort der Nigh. ander- ! „alle unsere treuen Sänger« Grassmann (aryalı Nom. Plur., wie Say.: stutinam irayitärah); »über diese (tat [d. i. That]) des Frommen« Lupwiıs (aryah Gen. Singul.); — ich lese statt des: aryah |ä| des Padapätha vielmehr: arye|ä| und fasse dies — aryeshu (d. i. äryeshu) ä; zu arya — ärya, gegenüber von cüdra, s. Ind. Stud. 10, 5-7. 16. 2 Qaunaka (brihadd. 5,107) hat nichts Specielles; — der takshan hat den späteren Interpreten dieselben Schmerzen gemacht, wie der rathakära (cf. Käty.ı, 1,9 p. 3,21 de.) ® eine freilich etwas gewagte Vermuthung s. im Verlauf. * als »klügsten Kaufmann, der seinen wahren Vortheil am Besten versteht, und nicht durch kurzsichtiges Knickern sich um den eigentlichen Gewinn bringt«. 5 s. Ind. Stud. 16, 177. 17,205 Pärasiprakäca 2, 78. 6 cf. balbaläkurvatä geyam Paücav. 7,7, 11; — vergl. auch noch die geradezu onomatopoietische Form Babara (Ts. 7, 1,10, 2. Äcval. cr. 10, 2. Säy. Rik I, 10, 15), sowie bababakurvan Ait. Br. 3,4 und bha als (gestammelter) stobha Läty. 7, 11, 6 ete.,; — zu barbaratä Rik Pr. ı4,8 s. Kuuv 2. 5,226. 796 Gesammtsitzung vom 23. Juli. weit unbelegt ist, sich aber wohl, und zwar ganz identisch, in gr. Bepßopss Schlamm, Koth, wiederfindet. Speciell sodann gehört hierher noch, und zwar nach jeder Rieh- tung hin, der Name: Balbütha Riks. 8, 46, 32: »hundert (Kühe) empfing der Sänger (oder: empfing ich als Sänger) bei dem däsa Balbütha, dem Taruksha«. Hier sind alle drei Wörter: däsa (Acoı), Balbütha (stammelnd) und Taruksha (im Fall darunter nämlich etwa die älteste indische Form des Namens der Turushka, Türken, versteckt liegen sollte!?) auf einen Fremden hinweisend, bei dem der vedische Sänger »Spende erhielt«, ebenwie dies (nach meiner Annahme) hier bei dem fremdsprachigen Bribu und im Vätsya (s. p. S0o2) bei dem Pareu Tirindira geschah. »Alle diese Leute berauschen . sich«, o Väyu!, von Indra behütet, berauschen sich von den Göttern behütet« (am soma) heisst es im folgenden Hemistich.' Und im vorhergehenden Verse (31) wird anscheinend die Situation, unter welcher der Sänger die Gabe bei dem »däsa Balbütha« erhielt, ziemlich dunkel freilich, dahin geschildert: »damals als er (ich) bei der wandernden Schaar ı00 ushtra zum Schreien brachte, damals als er (ich) bei den Gvitna 20 Hunderte« (ushtra zum Schreien brachte).’ Sind wir hier, beim Bribu, etwa einem jener alten semitischen Grosshändler auf der Spur, welche mit »goldener manä« Rik 8,67 (78), 2 (79, wv&, Ind. Stud. 17, 202. 203) Geschäfte machten? und durch deren Einfluss babylonische Maasse und Gewichte, Sternmythen und Mondstationen, Schrift, handelsrechtliche Eigenthumsbegriffe u. dgl. mehr nach Indien gekommen sind? Bezieht sich der »takshan« etwa auf das kostbare Aloe-Holz 28 agaru, Euro dyardoy,ov? (Für den Vertrieb der Pfauen, 22m tamul. togei, nach Baveru, Babel, tritt das Baverujätakam ein.) Von Prastoka wissen wir weiter nichts, als was im Rik selbst an der angegebenen Stelle (6, 47,22) steht: »Prastoka gab, oIndra, von ! der Rausch macht Alle gleich, hebt sogar die nationalen Unterschiede auf; — dieser soma muss doch ein guter Stoff gewesen sein! nicht der »nasty« Saft, der jetzt dafür gilt! ® die ushtra weisen hier wohl bestimmt nach Iran, resp. Turan hin; was mit den Cvitna, den »Weissen« gemeint ist, (nach Lupwiıs: die Tritsu!) ist unklar, ebenso wie die Situation selbst. Brüllten die ushtra vor Freude, dass sie dem Sänger zu Theil wurden, oder vor Kampflust? oder wie sonst? cärathe jane beziehen GrAsMANN u. Lupwic auf das Vieh (»in der Heide, auf den Triften« L., »die wan- dernde Heerde« Gr.); ich denke an die Zucht wandernder Horden — v. 32 übersetzt Gr. »hundert habe ich, der Dichter, von dem Ausländer Balbütha und dem Taruksha empfangen«; — te-te fassen L. u. Gr. als »diese deine«. — Ein Tärükshya wird Ait. Är. 3, 1, (s.Ind. Stud. 1,391) als Lehrer erwähnt; Räj. L. Mitra p. 327 (329 Comm.) liest dafür alle drei Male: Tärukshya und ein hiesiges Msept. (s. Verz. Berl. S. H. 2,8) hat, ebenso wie Cänkh. Är. 7,20 (ibid. 2,6), alle drei Male dafür: Tarkshya. — Vergl. noch Taluksha, Tärukshya und Täarukshäyani im ganap. zu Pän. (s. Pet. W.) Be Weser: Episches im vedischen Ritual. i97 deinem Gedeihen (? wohl: »von der dureh dieh gewonnenen Beute«?) zehn kocayi (d. i. Truhen)' und zehn Rosse«, eine Angabe, die dureh ihre Bescheidenheit als eine synchronistische erscheint. — Der hiesige Beiname: Särnjaya (s. auch 6, 47, 25) markirt ihn als einen Fürsten der Srinjaya. Das Simplex Srinjaya selbst liegt in gleicher Bedeutung (»Fürst der S.«) an einer anderen Stelle des sechsten mandala vor (27,7), wo der S., mit dem Patronymicum Daivaväta, als Besieger der Turvaca und der Vrieivant erscheint. Derselbe Sr. Daiv. wird im Übrigen auch in dem mandala des Vämadeva (4, 15.4) erwähnt, und zwar als Einer, vor dem (? oder: bei dem vormals, puras) agni ent- zündet ward (samidhyate). — Das Volk der Srinjaya ist dann später, wie die Bharata, nach Osten fortgezogen und wird im Gatap. Br. mehr- fach @rwähnt, s. Ind. Stud. 1,208. 232. Nach Säyana, und wie es scheint auch unserm Texte hier zufolge, sollen sich die vier Verse 6,47, 22-25, nicht bloss das erste Hemistich von 6,47,22, auf Prastoka beziehen, der zugleich auch die Namen: Divodäsa, Acvattha(!), Atithigva führen soll. Der Rik-Text selbst bedingt dies jedoch zunächst in keiner Weise. Bharadväja seinerseits wird nicht nur im sechsten mandala, das ihm und den Seinigen angehört, sondern auch sonst noch im Rik mehrfach genannt, so z. B. als Schützling der beiden Acvin 1,112,13 (Lied des Kutsa). 116,18 (L.d. Kakshivant), und neben Atri, Gavishthira, Kanva 10,150,5 (Lied des Mrilika Väsishtha). — Das Ait. Ar. ı, 2,6 bezeichnet ihn als: antcänatama und dirghajivitama, und es ist von Bedeutung, dass gerade ein so heiliger, alter rishi in so specieller, freundschaftlicher Beziehung zu dem fremden »Stammler« Bribu erscheint. 5 Väsishthamı Ver. 26, 72, 13. Väsishtham pancamam, N Vasishthah Sudäsah Paijavanasya purohito babhüva, »dve naptur« (7, 18, 5) iti ca süktam; » wie Vasishtha purohita des Sudäs Paijavana ward; und (danach reeitire er noch) das süktam: »dve naptuh«. Hier ist zunächst diese letzte Angabe bemerkenswerth, welche die (vier) Verse 7,18,22 (-25) ausdrücklich als ein süktam bezeichnet. Dem Schol. zufolge” ist dies nur eine ungenaue Ausdrucksweise für: süuktacesha. Indessen so gut wie Qänkh. soeben die vier Verse 6, 47; 22-25 durch: iti catasrah vorgeführt hat’, ebenso gut hätte er dies !? voll Gold, nach Säy.: suvarnapürnän kocän; koca, Wagenkasten, Truhe? ? stiktagesham süktam äha, »devatä süktam« iti prasiddhyäa (dies ist wohl ein Citat aus einer paribhäsha?). 3 so thut dies auch hier Qaunaka (brihaddev. 5, 145: Vasishthena eaturrigbhir »dve naptur« iti kirtitam). 198 Gesammtsitzung vom 23. Juli. auch hier thun können, resp. müssen. Dass er es nicht gethan hat, scheint mir dafür einzutreten, dass nach seiner Auffassung wirklich mit: dve naptur ein süktam begann. Der gleiche Fall kehrt im weiteren Verlauf noch mehrfach (bei när. 6-8) wieder. Wir haben somit hier, wie mir scheint, ein altes Zeugniss dafür vor uns, dass damals, als das Gänkh. er. abgefasst ward, die sükta-Theilung der Riks. von der jetzigen abwich'. Es handelt sich hier um die vier schon von Rorn zur Lit. u. Gesch. des Weda p. 100. 101 übersetzten Schluss-Verse des Liedes 7, 18, welche zu dem vorhergehenden Theile desselben gar keine Be- ziehung haben, und die durch die Nüchternheit und Bescheidenheit ihres Inhalts, wie dies soeben bei Prastoka bemerkt ward, als »synehronisti- scher Ausdruck frischen Dankgefühles« erscheinen. Es handelt sich darin nur um 200 Kühe und um zwei mit Stuten bespannte” Wagen, im Ganzen nur um vier Rosse (v. 23), welche Sudäs Paijavana dem Sänger gespendet hat, wofür ihm derselbe in ziemlich überschwänglicher Weise Dank sagt. »Die sieben Ströme (sravatas) preisen ihn wie den Indra. Er schlug nieder den Yudhyämadhi im Streite. O ihr mannliehen Marut, wie ihr Divodäsa’, den Vater des Sudäs, beschütztet, so beschützet nun auch des Paijavana unvergängliches, nie alterndes kshatram (imperium)!« In argem Contrast zu diesem frommen Segenswunsche steht es denn nun aber, dass dieser selbe Sudäs. Paijavana im Epos und speeiell bei Manu (7, 41)' als einer von denjenigen Fürsten erscheint, die durch ihren avinaya gestürzt worden sind, und dass er ibid. 8,110 sogar als von dem Fluche des Vasishtha verfolgt erscheint’. Und dem entspricht denn auch in den brähmana-Texten die häufige Angabe, dass dem Vasishtha seine Söhne getödtet waren, und dass er Rache dafür an den Saudäsa zu nehmen bestrebt war, was ihm denn auch gelang. So z.B.: Vasishtho hataputro 'kämayata: vindeya prajäm abhi Saudäsän bhaveyam iti, tato vai so 'vindata prajäm® abhi Saudäsän abhavat, Ts. 7, 4, 7,1; — athä ’to Vasishtha- yajnasya, Vasishthayajnenai "shyan phälgunyäm amäväsyäyäm pra- ! s. Verzeichniss d. B. S. H. 2, ı1%:3w4; — ef. im Übrigen über eigenthüm- liche Verwendung des Wortes sükta bereits meine Abh. über Omina u. Portenta p. 361. 362 (1859). ® ? oder: »mit Frauen besetzte« vadhümantä, s. oben p. 788. ® dieser Name liegt in der Riks. mehriach vor. * nach der richtigen Lesart, s. LoiSELEUR DESLONGCHAMPS p. 437- 5 Vasishthag ca’pi gapatham gepe Paiyavane nripe. 6 soweit, ohne den Bezug auf die Saudäsa, findet sich die Legende von dem Vasishtha putrahata und seiner Gewinnung von neuer praja auch im Pancav. Br. 4, 7, 3. 8, 2, 4. 19, 3,8. 21,11, 2 (hina iva ’manyata). WeBEr: Episches im vedischen Ritual. 799 yunkte.... Vasishtho "kämayata hataputrah‘ pra jäyeya prajayä pacu- bhir abhi Saudäsän bhaveyam iti.. tene 'shtvä prä "jäyata p. p., abhi Saudäsän abhavat Gänkh. Br. 4, 8 (ef. er. 3, 8, 2. rı, 1). Wie erklärt sich nun dieser Gegensatz? Im Rik ist von Sudäs stetig nur in dem Sinne die Rede', dass Vasishtha mit den Tritsu für ihn und die Bharata eintritt, speciell in der Zehn-Könige-Schlacht’ (7,33, 3.5. 83,8). Und so wird denn Sudäs Paijavana auch noch im Gobh. grihya 1,9, 10 wegen seiner Freigebigkeit gerühmt”. Auch das Aitar. br. 7,34 führt ihn noch in Gemeinschaft mit Vasishtha, am Ende einer ganzen Reihe alter Könige und ihrer purohita auf,’ die Alle durch diese Gemein- schaft zur Grösse gelangten (mahaj jagmuh), grosse Könige waren (mahäräjä äsuh). Und nach Ait. Br. 8,2ı weihte Vasishtha den Sudäs P. mittelst des aindra mahäbhisheka, und derselbe durchzog siegreich die Erde nach allen Richtungen hin und opferte mit dem Opferross. Endlich heisst es in Bezug auf die purohita-Stellung des Vasishtha bei den Bharata noch im Paäcav. br. 15, 5,24: dass er, nachdem er mittelst seines »nihava» den Indra leibhaftig (pratyaksham) erschaut hatte, von diesem ein »brähmanam«, die stomabhäga-Sprüche nämlich, erhalten habe, unter der Bedingung der Geheimhaltung: »atha mä 'nyebhya rishibhyo mä pravocah«, und dass in Folge dessen die Bharata fortab stets einen Vasishtha zum purohita hatten’. Hier gerade setzt nun aber die Legende ein, welche den Zwie- spalt in den Anschauungen über Sudäs zur Evidenz bringt. Yäska (Nir.2,24) zufolge war nämlich (nicht Vasishtha, sondern) Vievämitra der purohita des Sudäs Paijavana, und kam sö, als Führer der Blıarata, zu dem Zusammenfluss der Vipäc und Gutudri (s. Rik 3,33, 1fg). Und hieran knüpfen sich denn nun wohl alle die vom Epos her bekannten Legenden von dem Streite zwischen Vasishtha und Vicevämitra, deren Schluss-Resultat darin gipfelt, dass zwar (s. Manu 7,42) der Gädhija durch seinen »vinaya«, d.i. factisch wohl Is. indess Qaunaka brihaddev. 6,34 (zu 7, 104, 15 u. 3). ?2 eine Spur blasser Erinnerung hieran scheint sich auch noch in der Legende der Jaina erhalten zu haben, s. Verz. der Berl. S. H. 2,429n. ® so auch noch im MBhär. 12, 2306, wo er indessen doch schon als Qüdra bezeichnet wird, und im Käm. nitic. 1,14 (Pet. W.). * Vigvamtara Saushadmana und Räma Märgaveya, — Janamejaya Pärikshita und Tura Kävasheya, — Somaka Sähadevya, Sahadeva Särüjaya, Babhru Daivavridha, Bhima Vaidarbha, Nagnajit Gändhära und Parvata- Näradau, — Sanacruta Arimdama, Kratuvid Jänaki und Äcni (!Agni v.l.), Sudäs Paijavana und Vasishtha. 5 dieselbe Legende findet sich auch Ts. 3,5,2,ı Käth. 37,17 nur mit dem Unter- schiede, dass statt Bharatäh daselbst (in offenbar synonymer Verwendung) der allge- meinere Ausdruck: prajäah gebraucht ist. Sitzungsberichte 1891. 69 800 Gesammtsitzung vom 23. Juli. auf Grund seiner nun einmal unerschütterlichen Stellung (s. das oben beim Gaunahcepam Ausgeführte), das brähmanyam erlangte, sein Patron Sudäs dagegen wegen seines »avinaya«, d.i. weil er schliesslich den Viev. dem Vasishtha vorgezogen hatte', verdammt wurde. Beide Gegner, Vievämitra und Vasishtha, der Eine aus kriege- rischem der Andere aus priesterlichem Geschlechte, standen sich an Macht zu gleich”, um etwa Einer den Anderen vernichten zu können. Aber der Fürst, der sie Beide, den Einen nach dem Anderen, ver- wandte, musste dafür mit seiner Ehre büssen. Eigentlich freilich hat auch Vasishtha schliesslich doch die Partie seinerseits verloren. Denn ı) hat Vicevämitra die ihm mit grosser Energie streitig gemachte brahmarshi-Würde endlich doch erlangt oder vielmehr behauptet, 2) aber sind die Vasishtha der vormals, auch . nach dem Zeugniss des Qatap. Br. 12, 6, 1,41, von ihnen alleinig be- sessenen Kenntniss der stomabhäga-Sprüche und damit auch der alleinigen Anwartschaft auf die »brahman«-, resp. »purohita«-Würde verlustig gegangen. Mythisch gesprochen, es ist eben die Bedingung, die Indra, dem Pancav. br. zufolge, wie wir sahen, an die Mittheilung der stom. Sprüche stellte, nicht eingehalten worden. » Jetztkann jeder Beliebige diese Sprüche und kann daher auch jeder Beliebige: brahman werden«, heisst es im Gatap. Und dem entspricht die Angabe im Shadvincabr” ı,5 »api hai 'vanvidam vä Väsishtham vä brahmänam kurvita, während in Ts. 3,5, 2,1 die Vorschrift noch striet dahin lautet: tasmäd Väsishtho brahmä käryah. Ich will nun hier auf Alles das, was sich sonst noch an den heiligen Namen des Vasishtha anknüpft, nicht weiter eingehen. Nür die so eigenthümlich zwiespaltige Angabe darüber, welche Gottheit, den naräcansa? oder den tanünapät?, die Geschlechtsgenossen des- selben als Gottheit des zweiten prayäja (äpri) anriefen, verdient hier doch noch eine besondere Hervorhebung, da sie, s. Ind. Stud. 10, 89-92, für die Misslichkeit der ganzen Tradition hierüber ein redendes ’ « ! anders Rorn zur Lit. p.ı22; s. aber dagegen schon Ind. Stud. 1,120. Rorn’s Annahme p. ı2ı, dass Sudas durch Verdienst der Vasishthiden die Bharata, seine »Feinde«, besiegt habe, beruht auf seiner irrigen Übersetzung (P-'90), von!7,3870, welcher Vers sö zu fassen ist: »die Bharata waren winzig, wie zerbrochene Stäbe; da ward Vasishtha ihr Vorkämpfer und nun breiteten sich aus die Stämme der Tritsu.« ® in der Hariccandra-Sage (s. oben) erscheinen sie Beide neben einander als Priester des Har., doch tritt dabei Vicv. allerdings ganz entschieden in den Vörder- grund; ein ächter Brähmana-Sprössling tritt in sein Geschlecht über. Diese Legende stammt wohl aus Kshatriya - Kreisen. ® s. auch Schol. zu Käty. 1, 6,13 u.14 p.108, 5, siddhäntas tu: ya eva kag ca stomabhägän adhite sa Väsishthah (!); hier wird denn freilich der Knoten einfach zerhauen, denn wenn Jeder, der die st. studirt, dadurch eo ipso zu einem Vasishthide wird, dann hört das gentile Moment gänzlich auf, 5 } WEBER: Episches im vedischen Ritual. s01 Zeugniss ablegt. Während wir nämlich bei Käty. 19, 6,8 (s. auch schol. p-107, 14 fg. 244, ıfg.) und Gänkh. er. 1, 7,2 die Angabe finden: Vasishtha-Qunakänäm naräcansah, heisst es bei Läty. 6,4,13: Atri- Vasishtha-Gunaka-Kanva-Samkriti- Vadhryacvänäm tänünapätim', näräcansim anyeshäm. 6. Maidhätitham Ger. 16, 11, 16-18. Maidhätitham shastham, yathä "sangah Pläyogih stri sati pumän babhüva, »stuhi stuhi« 'ti ca süktam (8, ı, 30); »wie Asanga Pläyogi, ein Weib seiend, ein Mann wurde; und (danach reeitire er noch) das Lied: stuhi-stuhi!« Auch hier handelt es sich wie bei der vorigen Erzählung in der vorliegenden Text-Aufführung der Riks. nicht um ein süktam, sondern um einen süktacesha, um dieSchlussverse nämlich, 30fg., des Liedes 8, 1. Und zwar muss, da die Verse 30-33 nur eine dänastuti” enthalten, auch v. 34, dessen obseöner Inhalt zu der von Gänkh. angeführten Legende alleinig passt, zur Zeit der Abfassung des Qänkh. er. ent- schieden bereits hinter 30-33 gestanden haben. Von der Legende selbst nun liegt leider nichts weiter vor, als was Caunaka brihadd. 6, 40 angiebt: »mit v. 34 pries ein angirasisches Weib Gaevati” im Schlafgemach (vasatau; Säy.: rätrau) ihren Gatten Äsanga, welehen, ein-Weib-Seienden, der rishi zum Manne gemacht hatte'«. Oder nach Säyana: König Asanga ward einst durch den Fluch eines Gottes impotent (napunsaka). Seine Gattin Gacvati dadurch betrübt, ergab sich der Askese; er erlangte dadurch seine Mannheit wieder und v.34 ist der Ausdruck ihrer Freude darüber. — Schade, dass von dieser für Indien ältesten Relation eines Geschlechtswechsels keine weiteren Details vorliegen. ! diese Angabe ist eben einfach falsch, wie dies speciell für Vasishtha ein Blick auf das äpristiktam des siebenten mandala (3,2) zeigt. — Höchst eigenthümlich ist es nun hierbei aber, und bei der feindseligen Stellung, welche die beiden rishi Vicv. und Vas. ausserhalb der Riks. einnehmen, von ganz besonderem Interesse, dass ihre äprisükta je vier Verse gemeinsam haben (3,4,8-11 = 7,2,8-11). ? stuhi "ty rigbhig eaturbhih (! metri e.. statt Fem,) Cann. brihadd. 6,4, also unter Ausschluss (!) von v. 34. Die Verse 30— 33 werden von der Anukram. dem Äsanga Pläyogi, v. 34 wird seiner Gattinn Cacvati Ängirasi zugetheilt. Äsanga fordert den Medhät. in v. 30 auf, ihn für die in v. 31-33 aufgeführten Gaben, die er wohl als Lohn für das aus v. 34 sich Ergebende erhalten hat, zu preisen (!). 3 so, nach der Anukram. ete., als n. pr., resp. Name der Gemahlin des Äsanga. * so fasse ich, resp. constituire ich den Text in Räj. L. Mitra’s Ausgabe (Bibl. Ind. 1890), der nur sö einen Sinn giebt; ich lese nämlich: »anv asya sihliram« ity riei | tushtävä "ngirasi näri vasatau (agvati patim | striyam samtam pumänsam tam Äsangam kritavän rishih || vasatan und kritavän sind Varianten, die in der Aus- gabe der Bibl. Ind. in der Note stehen, der Text selbst hat: vasanti und: stutavän, ebenso wie: Äsangah; — der »rishi« ist eben wohl Medhätithi, der zum Lohn für seine Hülfe die in dem vorhergehenden Verse genannten Geschenke erhält. 69* 802 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Auffällig könnte es nun zunächst vielleicht erscheinen, dass sich von Medhätithi, der übrigens in v. 30 als »Medhyätithi« ange- redet wird, hier gerade diese Legende vorfindet, nicht die aus der Subrahmanyä-Formel bekannte von seinem Raube durch Indra in mesha-Gestalt'. Der Grund ist vielleicht der, dass es sich hier wohl um eine dänastuti handeln sollte, welche dem zuhörenden Begeher des puru- shamedha als Ansporn zu gleicher Freigebigkeit zu dienen hatte, und nach dieser Richtung bot denn eben die andere Legende keinen Anhalt. Der Name des Medhätithi, Medhyä°, Känva kommt theils im Rik selbst noch einige Male vor, theils besonders auch in der Anu- kramani dazu. Abgesehen von ı, 12-33 werden ihm die Verse 3-29 des hier in Rede stehenden Liedes (8,1), sowie 8,2.3.32. 33. 9,2.41-43 zugetheilt und der Name wird weiter noch gelegentlich (speciell eben bei der subrahmanyä-Formel) erwähnt. — Äsanga dagegen und Pläyogi kommen nur hier, also theils bei Gänkh., theils im Rik selbst (8, ı, 32. 33) vor. Die dabei im Rik vorliegenden Angaben über die (Seitens des Medh.?) erhaltenen Geschenke sind zwar etwas hyperbolisch?, könnten aber doch wohl allenfalls noch als »synchronistisch« gelten. Anscheinend (s. v. 31) handelt es sich dabei um Angehörige des Yadu-Stammes (Yädva). 7. Vatsyam VGer.'16, 11, 1921. Vätsyam saptamam, yathä Vatsah Känvas Tirimdire Päracavye® sanim sasäna, »catam aham Tirimdira (8, 6, 46) iti ca süktam;« wie Vatsa Känva bei Tirindira Päracavya Spende empfing. Und (danach reeitire er noch) das süktam: »catam a. T.« Auch hier ist unter süktam nur der Schluss des sükta 8, 6, welches die Anukr. dem Vatsa Känva zutheilt, nämlich die drei Verse 46-48 zu verstehen. Dieselben lauten: 46. »Hundert ich bei Tirindira, tausend bei Pareu an mich nahm, Glücksgüter der Yädva« 47. »Dreihundert Rosse, 10000 Kühe gaben sie, zu fester Eintracht’« 48. »Erhaben’ ragte er zum Himmel auf, zu vieren geschirrte ushtra gebend, an Ruhm hinauf zum Yädva-Stamm« Der eigentliche Sinn dieser Verse ist noch streitig. Lupwiıe (5, 142) bemerkt zu 46, dass: »da die Yädva von den Parcu doch verschieden sind, und die rädhas aber ausdrücklich als rädhas ! s. hierzu Ind. Stud. 9, 33—42, Sitz. Ber. K. Akad. 1887 (10. ı1) p. 903. ®2 es handelt sich dabei nämlich um 10000 (Kühe) »dacabhih sahasraih«. ® °cavyaye var. |., HıLLesranDr. »für das saman dem Pajra« Lupwis; Säman Pajra als n. propr. GRASSMANN (Wört.) »zum reichen Besitz« GrAssmann (Übers.) 5 kakuha fasst Lupwie (2,182) als n. pr. »zum Himmel reichte Kakuha empor, indem jer] zu vieren zusammengejochte Kameele (Zugochsen) gab, an Ruhm das Yädava-volk.« 4 Weser: Episches im vedischen Ritual. 803 der Yädva bezeichnet sind, über die Unfreiwilligkeit der Schenkung von Seiten des Parcu kein Zweifel bestehen« kann, und übersetzt daher: »hundert hab ich, ja 1000, an dem Parcu Tirindira gewonnen, Geschenke der Yädava«, und zu 48: »Kakuha tat es den Yadu gleich.» In der That liegt hier ein Gegensatz zwischen Parcu und den Yäadva vor; und zwar erscheinen die Letzteren nach v.48 als das Geschlecht des Sängers, der dem Parcu das höchste Lob spendet, das er ihm spenden kann, indem er ihn seinem eigenen Geschlechte gleich stell. Dagegen scheint mir, trotz Lupwıc’s etwas scharfer Seitenhiebe gegen die »Gelehrten«', die etwa anders als er denken sollten, nicht nothwendig, dass der Parcu hier, gegen alle Tra- dition, die in sölehem Falle immerhin doch auch einiges Gewicht hat’, sals unfreiwilliger Geber aufzufassen ist. Nachdem der Sänger die rädhänsi bei dem Parcu in Empfang genommen hatte, waren sie »rädhänsi der Yädva«, zu denen der Sänger gehört, geworden. Die angegebenen Zahlen sind zwar etwas ruhmredig, indessen doch nicht sö hoch, dass dadurch ein Zweifel an der synchronistischen Abfassung der Verse nöthwendig würde. Für dieselbe treten speciell auch noch die »viergeschirrten ushtra«, (Büffel? oder Kameele?) ein, die uns (cf. Frashaostra, Zarath-ustra), wie die beiden Namen Tirimdira und Parcu selbst, nach Iran hineinführen. Ich habe auf diese Bedeutung der Stelle schon vor mehr als 30 Jahren (Ind. Stud. 4, 379. 1858) und seitdem wiederholentlich (s. Vorles. ind. L.-G.’ p. 3 1876, Pärasiprak. ı, 3 1887) hingewiesen. Man braucht nicht, wie dies Herru. BRUNNHorER neuerdings gethan hat’, die Localität der vedischen Zeit geradezu nach Iran und Turan hinein, resp. nach dem kaspischen Meere hin, zu verlegen, und kann doch davon überzeugt sein, dass zwischen den iränischen und den indischen Ärya zur vedischen Zeit noch ein reger Verkehr und Austausch be- standen hat, und dass gelegentlich auch wohl indische Sänger zu iränischen Fürsten gekommen sind, und, heimgekehrt, deren Ruhm gesungen haben, einfach schon darum, um ihre einheimischen Fürsten (vom Yadu-Stamme) zur Nacheiferung anzufeuern.' ! „aber Gelehrte denken (dies steht fest) nicht wie gewöhnliche Menschen. « ? auch Caunaka (brihaddev. 6, 46) sagt: trice tu »gatam« ity asmin dänam Tairim- diram smritam. ® s. seine beiden zwar manche gute Anregung bietenden, aber im Detail meist verfehlten Schriften: »Iran und Turan« 1889 und: »vom Pontus bis zum Indus« 1890. * die Yadu erscheinen im Rik mehrfach neben den Turvaca, so: ime somä- soadhi Turvage Yadav ime Kanveshu väm atha 8,9,14. — Druhyavi Anavi Turvace Yadau (huve väm) 8, 10,5, — satyam tat Turvage Yadau vidäno .. vy änat 8,45,27; und in Nigh. 2, 16 erscheint »Turvage« in der Bedeutung von: antika, d.i. wohl als: Nachbar. 804 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Dass der Name Tirindira nicht indisch. sondern iranisch klingt, liegt im Hinblick auf Trpıdarns, Typıßalos' ete. klar vor. Und der Name Parcu (auch bei Pänini Name eines Kriegerstammes 5, 3, 117) führt wohl direct auf den Namen der Perser. Ebenso wie die (auch dureh unsere Stelle hier bezeugte) durch svarabhakti” modifieirte patro- nymische Bildung: Päracava wohl auch speeiell von diesen zu ver- stehen ist, obschon dieses Wort, das im Übrigen seeundär auch mit dentalem s geschrieben erscheint, von den indischen Erklärern selbst anders gedeutet wird. — Als Volksname bedeutet parcu” einfach wohl (wie unser: Degen): die Sicheln, krummen Säbel, d. i. die damit bewaffneten Mannen. Vatsa Känva gilt auch noch als rishi von 8, 11; — und Kanya (rishi von 1, 36-43. 6, 94) gilt als Ghaura, Ghora aber (rishi von 3, 36,10) als Ängirasa. 8 VacamlOct.16, 1m, 22224. Väcam ashtamam, yathä Vaco 'cvyah Prithucravasi Känite sanim sasänä, "sa etu ya ivad e’ti (8,46, 21) ca süktam; »wie Vaca Acvya bei Prithucravas Känita Spende erhielt; und (danach reeitire er noch) das süktam: »ä sa etu . .« Auch hier wieder handelt es sich nicht um ein süktam, sondern nur um einen süktacesha, wobei zunächst unklar bleibt, ok um den ganzen Rest des sükta® v. 21-33, oder nur um einen Theil davon. Da auch Gaunaka (brihadd. 6, 80) nur den allgemeinen Ausdruck braucht: ä sa ity evam-ädibhih, so ist von da her eine Bestimmtheit hierüber nicht zu gewinnen. Hier tritt denn aber die Anukram. ein, welche die dänastuti des »Prithucravasah Känitasya« ausdrücklich auf die vier Verse 21-24 beschränkt, und zwar heisst das Patronymicum auch hier, wie bei Qänkh. und im Rik selbst (v. 21. 24): Känita, während Caunaka (brihaddev.) dafür die allerdings ansprechendere, aber in diesem Fall (dem Rik gegen- über) entschieden seeundäre Form: Känina hat: Vacäyä "khyäya (!) yat prädät Käninas tu Prithucraväh| tad atra samstutam dänam ... Die Angaben im v. 22 sind so übertrieben, selbst wenn wir von der üblichen (ihrerseits offenbar secundären) Bedeutung des Wortes: Is. Sieger Khorde Avesta p. XXI. ? auch das gleichlautende, aber wohl nicht verwandte Wort paragu weAszus »Axt, Beil«e kommt gelegentlich (umgekehrt) in der Form parcu vor; — zur svara- bhakti zwischen r und folgender Sibilans s. Ind. Stud. 4, 217. 218; zu y parg krumm sein, sich biegen (ef. mAez, Aox, flectere, falx) gehört wohl auch: prishtha und parshni ahd. fersana (mit ausgefallenem Guttural). ® ein Weib dieses Namens gebar nach 10, 86,23 (Vers des Vrishäkapi Aindra) 20 (Kinder) auf einmal! — nach Pän. 4, 1, 117 värtt. 2. ist Pargu, fem., der Name einer Fürstin der Pargu (ef. Kunti und dgl.). * welches dem Vaca Acvya zugetheilt wird. Weser: Episches im vedischen Ritual. 805 ayuta, zehntausend, absehen wollten, dass dieser Vers gegen syn- chronistische Abfassung entschieden eintritt. Sollte er etwa hier zu streichen sein?' Die übrigen Angaben (i. v. 21. 23. 24) sind ganz nüchtern. — Über Geber und Empfänger ist im Übrigen sonst nichts bekannt. Prithucravas allein ist allerdings ein Name, der auch sonst noch vorkommt, sogar im Rik selbst (1, 116,21). g. Präskanvam Ger 16, 11, 25-27. Präskanvam navamam, yathä Praskanvah Känvah Prishadhre Medhye Mätaricve” sanim sasäna, »bhüri ’d indrasye«’ ti (Välakh. 7,1) ca sükte; wie Prasknva Känva bei Prishadhra Medhya Mätarieva Spende erlangte, und (danach reeitire er noch) die beiden sükta: »bhüri ’d indrasya« (Vät. 7.8). Hier ist sükte riehtig gebraucht, denn auch nach der Anukr. sind die beiden Lieder, Välakh. 7 u. 8, (allerdings nur die vier ersten Verse von 8) in der That: Praskanvasya dänastutih. Und so heisst es denn auch bei Caunaka (brihaddev. 6, 86): Praskanvag ca (!°skan- väya?) Prishadhra ca (dhras tu! var.].) prädäd yad vasu kim cana | tad »bhüri’d« iti suktäbhyäm akhilam tv iha samstutam ||. Die beiden Lieder selbst” enthalten nun aber nichts ad rem. Zwar in 7, 4 werden die Känväyanäs (secundäres Wort!) genannt, was immerhin für die Zugehörigkeit des Liedes zur Känva- Familie eintritt; von Prishadhra etc. aber ist dabei nicht die Rede, nur von einem: Dasyave-vrika (»Wolf dem Feinde gegenüber«) in 7,1 und 8, 1. 2 (wo derselbe Pautakrata® genannt wird). Die Angaben über dessen Gaben sind im Übrigen so bescheiden, dass sie sehr wohl synehro- nistisch sein könnten. — Dem Vorstehenden entspricht es, dass in der Anukr. Prishadhra nicht als Geber, sondern als Verfasser der in Välakh. 8 enthaltenen dänastuti aufgeführt wird. — Das Wunderlichste hierbei ist nun aber ferner, dass die Worte: »Prishadhre Medhye Mätaric- vani«, die dem soeben Ausgeführten zufolge hier, bei unserem äkhyäna, eigentlich nichts zu suchen haben, sich ganz ebenso im Texte des vierten Välakhilya-Liedesv.2 vorfinden. Es heisst daselbst »Prishadhre Medhye Mätaricvani 'ndra! suväne’ amandathäh« und im zweiten ! ich möchte meinen, dass er als Parallelstelle für agvya, das in ihm in anderem Sinne gebraucht ist, als in v. 21, hierher gerathen ist. ? Oevani, var. I., HiLLEBRANDT. 3 dass zwei Välakhilya-Lieder hier ganz auf gleichem Fusse mit den andern Rik-Liedern erscheinen, entspricht ganz der hohen Stellung, welche die Välakhilyä ricas überhaupt im Rik-Ritual (brahmana wie sütra) einnehmen. * Sohn der Pütakratä?, pütakratäyai in v. 4 steht zwar wohl eigentlich für °tävyai, indessen das Patronymicum Pautakrata bezeugt, dass °kratäyai auf richtiger Überlieferung beruht. 5 lies: sväne (so fast stets). » en * c * 806 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Hemistich werden noch andere Männer angeführt', bei denen sich Indra den soma ebenso gut habe schmecken lassen. Indessen speciell von Geschenken derselben (und an Praskanva!) ist hierbei keine Rede. Es scheint zudem fast so, als ob auch Medhya und Mätarievan hier- bei als einzelne nomina propria zu fassen seien? Der Rik-Text steht hier jedenfalls mit den Angaben des Cänkh. er. nicht im Ein- klang. Prishadhra ist im Übrigen ein Name, der auch im Epos und in den Puräna mehrfach genannt wird, s. Petersb. Wört. — Praskanva gilt auch als rishi von ı, 49. 50. 9, 95. ı0. Näbhänedishtham Ger. 16, ı 1, 28-30. Näbhänedishtham dacamam, yathä Näbhänedishtho Mänavo ’ngi- rahsu sanim sasäna, »ye yajnene« 'ti (10, 62, ı) ca süktam; »wie Näbhänedishtha Mänava bei den Angiras Spende empfing; und (danach reeitire er noch) das Lied: »ye yajnena« (10, 62). Auch hier ist zunächst das Wort sükta richtig, nicht in der Bedeutung von: süktacesha, gebraucht. Über den hierbei im Auge ge- habten Umfang des Liedes ist damit freilich nichts entschieden. Nach der Anukramani sind nur v. ı-6: »angirasäm stutih«, dagegen die v. 8-ıı fallen, ihr zu Folge, hier wohl aus, da darin vielmehr: Sä- varner (ef. v. 9. ır) dänastutih vorliegt. Das Lied wird im Übrigen darin, nebst dem vorhergehenden (61,5. v.ı8) dem Näbhänedishtha Mänava selbst zugetheilt”. Die ersten vier Verse mit ihrem Refrain: »prati gribhnita mänavam, sumedhasah!« eignen sich überhaupt gar nicht zu einer dänastuti, nur v. 7° enthält etwas, was sö gedeutet werden kann, bezieht sich jedoch der Anukram. nach nicht auf die angiras, sondern auf die vieve deväs! Wir kommen hier zu einer hochinteressanten Legende, die uns in verschiedenen brähmana-Texten vorliegt, und ziemlich eingehend von Säyana im Beginn des Comm. von 10, 61 (p. 62 der Ausg. von Max Mürter) berichtet wird. Wir treten hierbei von dem histo- rischen Gebiet, auf welchem sich die bisherigen äkhyäna, mit Ausnahme freilich wohl auch des ersten, dem Anscheine nach be- wegen, unmittelbar in das mythische Gebiet hinüber. Am Ausführlichsten findet sich die Legende in der Ts. 3, 1,9, 4-6 mitgetheilt, wie folgt’: ' Dagagipra, Dagonya, Syümaragmi, Rijtinas. ® das zweite Heft der Ausgabe der brihaddevatä reicht leider nur bis 10, 18. ® ashtakarnyah ist Aceus. pl. fem. und hat mit einem Mascul. Ashtakarni (Rorn ZDMG. 6, 245 und Pet. W) nichts zu thun; ist resp. nach Pän. 6, 3, 115 aufzufassen (cf. Ind. Stud.'5, 35. 36 und Pet. W.?). 5, Mur) Ouie.S, Dexiı, 193-194. EN Weser: Episches im vedischen Ritual. 807 »Manu vertheilte an seine Söhne das Erbe. Den Näbhänedishtha, der (noch) im brahmacarya (d. i. in der Lehre, und zwar in der Fremde) war, schloss er aus. Der kam heim. Der sprach: »wie? hast du mich ausgeschlossen?« »Ich habe dich nicht ausgeschlossen ,« sagte er, »die Angiras hier sitzen ein sattram, erkennen (aber) nicht den suvarga loka (wissen nicht, wie sie dahin, zum Himmel, kommen sollen)‘. Sage du ihnen dies brähmanam. Zum suvarga loka gehend (aufsteigend), werden sie dir das Vieh geben, das sie haben.« Dies (brähmanam) sagte er ihnen. Zum suvarga loka gehend gaben sie ihm das Vieh, das sie hatten. Als er nun mit dem Vieh dahinzog, trat Rudra in den Opferplatz. Der sprach: »dies Vieh ist mein.« Da sagte er: »sie haben es mir gegeben.« »Dazu hatten sie kein Recht,« sagte Jener, »was auf dem Opferplatze zurückbleibt, das ist mein.« Darum gehe man ja nicht auf einen Opferplatz. Jener sprach (weiter): »be- theilige mich am Opfer! dann will ich dir das Vieh nicht heim- suchen’!« Da opferte er ihm diesen zusammengeflossenen Rührtrank. Danach suchte ihm Rudra das Vieh nicht heim. Wo ein so Wissender diesen zusammengeflossenen Rührtrank opfert, da sucht Rudra das Vieh nicht heim«. Der den Rudra betreffende zweite Theil dieser Legende, die eben ihrerseits nur zur Motivirung der für Rudra bestimmten Gabe erzählt wird, geht uns hier zunächst nichts an, findet sich jedoch ebenso auch in einer zweiten Recension der Legende, im Aitar. Br. 5,14 vor®, wo im Übrigen die Erbtheilung, resp. die Ausschliessung des Näbhänedishtha, nicht von Manu selbst ausgelit, sondern von den Brüdern des Näbh., die schon bei Lebzeiten des Vaters dessen Gut vertheilen, ohne den (noch) im brahmacarya begriffenen Näbh. zu be- denken. Auf seine Frage, was sie ihm zugetheilt hätten, sagen sie spöttisch: »dort den Entscheider, Abmahner« (darum nennen die Söhne den Vater auch noch jetzt: »den Entscheider, Abmahner«). Näbh. geht zum Vater und sagt ihm: »Dich haben sie mir zugetheilt«. Der Vater antwortet: »Lass dieh das nicht kümmern, Söhnchen!» und giebt ihm den Rath: »Die Angiras hier sitzen ein sattram, um zum suvarga loka zu kommen. Allemal den sechsten Tag werden sie verwirrt. Lasse du sie am sechsten Tage diese beiden sükta (Rik 10, ' bis hierher erinnert die Legende einigermaassen an Schiller’s: »Theilung der Erde« »willst du in meinem Himmel mit mir leben... «. Von hier ab aber nimmt die Legende eine praktischere Wendung. Dass das Vieh den vom Erbe Ausge- schlossenen entschädigt, ist charakteristisch für die praedominirende Stellung der Vieh- zucht in der alten vedischen Zeit. ? nicht streitig machen. ° der Bericht bei Säyana ist aus beiden Relationen zusammengesetzt. ) ) - 5 e 5 s08 Gesammtsitzung vom 23. Juli. 61.62) reeitiren, so werden sie dir, zum Himmel gehend, die 1000 (Kühe) geben, die sie als sattrapariveshanam, sattra-Bedienung', haben«. Näbh. lehrt die Ang. denn auch den sechsten Tag mittelst der beiden Lieder richtig begehen, und sie hinterlassen ihm dafür auch die 1000 Rinder. Der weitere Verlauf erhält hier noch eine prägnant moralische Spitze. Ein schwarzgekleideter Mann macht dem Näbh. das Vieh als »västuham« d. i. als »auf dem Opferplatz zurückgelassen «, streitig’, und verweist ihn, da er es als rechtmässig erworben bezeichnet, an seinen Vater. Dessen Ausspruch gemäss tritt Näbh. es dann dem Schwarzen ab, erhält es aber zur Belohnung seiner Wahrhaftigkeit von ihm zurück. Im Gänkh. Br. finden wir (28,4) nur eine kurze Anspielung auf unsere Legende. Von der Erbtheilung ete. ist da gar nicht die Rede, sondern es wird nur berichtet, dass Näbh. Mänava bei den Angiras upahava »Berufung« gewünscht habe; er erschaute » diese« Verrich- tung des achäväka-Priesters etc. Von der Bedeutung nun, welche den auf Näbh. zurückgeführten beiden Liedern und dem dazu gehörigen Ceremoniell zugeschrieben ward, legt die wiederholte Beziehung darauf im Ritual, speciell des Rik, Zeugniss ab; s.: Näbhänedishtham cansati Ait. br. 6, 30, etäni sahacaräni "ty äcakshate: Näbhänedishtham Välakhilya vrishäkapim Evayämarutam ibid. 6, 30.° 31, Näbhänedishthenä ’tra hotä retah’ sincati Gänkh. br. 30, 4 cr. 12, 8,2. 9,6, reto‘ hi Näbhänedishthiyam pacavo välakhilyäh Pancav. 20, 9,4 (Nä’m pürvam casyata uttarä vä°lyäh). Hiermit ist aber freilich auch erschöpft, was sich darüber bis jetzt beibringen lässt. — Im Epos etc. ist der Name Näbhänedishtha unbe- kannt. (Zu Spuren des Namens in den Puräna s. Wırson Vishnu Pur. p- 348” ed. Haız 3, 13. 231. 256/7; Burnour, Bhägavata Puräna II. Vorr. p. CVl. 1847; Lassen Ind. Alt.K. ı, 521. 1847). Um so höher hinauf geht das Alter des Wortes Näbh., das sich schon im Avesta vorfindet. Und zwar hat bereits Burnour in seinem Commentaire sur le Yacna (zu 1, 43) p- 566-69 (1835) eingehend davon gehandelt. Es stehen sich nämlich im Avesta in solenner Anrufung die ! d.i. zur Bedienung des Opfers; es handelt sich nicht blos um »Opferthiere«, sondern um all das Vieh, das man während eines so langen Opfers, wie ein sattram ist, für dasselbe und die Theilnehmer daran nöthig hat. ® er tritt in der Rolle und Kleidung. eines den Leichendienst verrichtenden Cäandäla auf; dem gehören die Tücher und Kleidungstücke, die bei der Verbrennung zurück bleiben (cf. das canda-Kaugikam). ® s. Gopathabr. 11, 9. * diese Angabe beruht vielleicht auf altem Grunde? WEBER: Episches im vedischen Ritual. 09 fravashi der paoiryö-tkaesha und die fravashi der nabänazdista' (Yaena 1,47. 3,65. 7,55. 22, 33. Farvardin Yesht Einl. 149. 156) gegen- über, resp. nebeneinander. Burnour erkannte nun einestheils hierin einen Gegensatz des Glaubens, indem sich hierbei die Männer »des alten Gesetzes« und die »Neulinge« (nabä führte er auf nava, neu, zurück) gegenüber stünden, theils zog er auch unsere Legende hier (aus dem Ait. Br.) heran und meinte, dass der Name Näbh. von Iran nach Indien gekommen sei und die Legende eine Erinnerung an die iranische Verwandtschaft enthalte. Lassen (indische Alterth. Kunde ı, 520 und Zus. p. LXXXVI) schloss sich ihm im Wesentlichen an, und erklärte sich speciell dahin, dass »die Erinnerung der Spaltung in der Lehre, und der Einfüh- rung eines neuen Gesetzes bei den Iraniern, von den Indern in der Sage von dem jüngsten Sohn ihres Gesetzgebers, der von seinen Brüdern seines Erbes beraubt wird, sich erhalten habe«. Mit Recht machte er sich dabei aber zugleich selbst den Einwurf, dass derselbe dann eigentlich in der Legende als ein Irrlehrer erscheinen müsste, während er darin vielmehr als den wahren Weg zum Himmel weisend erscheint. Diesen Einwurf hat dann Rorn (ZDMG. 6, 243 fg. 1852) zunächst besonders geltend gemacht, und sodann vor Allem, unter wörtlicher Mittheilung der Legende selbst (ebenfalls aus dem Ait. Br.), die gänz- liche Zusammenhangslosigkeit derselben mit den beiden Liedern des Rik (10, 61.62), die darin hervortreten, eingehend erörtert. Seiner Meinung nach hat die Legende nur den Zweck zu erweisen, dass das priesterliche Wissen den Besitz irdischer Macht und weltlichen Reichthums ersetze und überwiege’, — ferner, dass selbst das offen- barste menschliche Unrecht, wie die Ausschliessung des Bruders vom Erbe, jene göttliche Ordnung nicht aufzuheben vermöge, — und endlich, dass sogar ein früher erworbenes göttliches Recht, wie das- jenige, welches der schwarzgekleidete Mann, offenbar Rudra Pacupati, auf die Opferthiere” hat, aufgegeben werde, damit jener Grundsatz des priesterlichen Vorzugs in Wirksamkeit bleibe. Er stellt auf Grund dessen gänzlich in Abrede, dass in der Legende überhaupt eine Erinnerung an, oder symbolischer Hinweis auf, alte Stammesverhält- ' bei der entsprechenden indischen Ceremonie, dem tarpana, stehen im pari- gishta zum weissen Yajurveda den puränäcärya (pürväcärya Qänkh. g.6,1) die: itarä- cärya gegenüber, s. Verz. Berl. Sansk, H. 2, 78. ® die Legende weist freilich vielmehr nach, dass es diesen Besitz erwirkt und sichert. ® um »Öpferthiere« speciell handelt es sich hier wohl nieht, nur um Vieh im Allgemeinen, das während eines lang andauernden Opfers gebraucht wird (s. p. 808 n. ı). ) x . < © 810 Gesammtsitzung vom 23. Juli. nisse zu suchen sei, und erklärt zum Schluss das Wort näbhäne- dishtha selbst, ganz anders als dies Burnour gethan hatte, ohne jede Beziehung auf das Wort nava, neu, aus: näbhä (altem Locativ von näbhi, Verwandtschaft) und nedishtha, durch: »in der Verwandt- schaft Nächster, nächster Blutsverwandter«. Diese letztere Erklärung hat dann Spieser (Ind. Stud. 3,448 fg. 1855) aufgenommen, und zwar, ohne sich weiter auf unsere Legende ete. einzulassen, unter Aufzählung der »neun« betreffenden Verwandt- schaftsgrade. Ob er dabei auch an eine Erklärung des Wortes selbst als »die neun Nächsten« denkt, darüber spricht er sich nicht aus’; jedenfalls giebt er das Wort in seiner Übersetzung des Avesta nicht so, sondern durch »die nächsten Angehörigen«, den paoiryötkaesha als denen, die den ersten Glauben hatten, gegenüber, wieder. — Ebenso dann auch Justı im Zend- Wörterbuch. Es würde mir hierbei immerhin die von mir schon Väj. S. spee. 2,98 (1847) gegebene, von Rorn le. p. 246 abgelehnte Erklärung des ersten Wortgliedes aus: "nabhä, zd. *"nabä, »Verwandtschaft« doch noch mehr zusagen, als die von Roru nach Rik 10, 61, 18.19 sup- ponirte aus einem Locativ von näbhi, zd. näbi. Beide Wörter liegen im Zend sonst nicht vor, weder nabä noch näbi; die Erklärung durch das thematische: *nabä erscheint aber einfacher als die An- nahme einer Locativform: näbhä als erstes Wortglied. Die indische Form näbhä° wäre eine patronymische Weiterbildung. So berechtigt mir nun auch Rorn’s Bedenken gegen die Annahmen Burnour’s und Lassen’s erscheinen, die in dem Namen Näbh., und speciell in der Legende, die dazu gehört, geradezu eine »symbolische Darstellung« der Scheidungs-Momente, welche die iranischen Arier von den indischen Ariern getrennt haben, erblicken wollen, und so sehr ich auch dem zustimme, was Roru über den gänzlichen Mangel an Zusammenhang zwischen der Legende und den beiden Rik- Liedern sagt, so scheint er mir doch andererseits darin zu weit zu gehen, dass er dem Namen sowohl wie der Legende jede historische ! sollte sich die von SriegErL eigentlich indieirte Schreibung des Zend-Wortes als: nava nazdista »die neun Nächsten« irgendwie als richtig ergeben, so würde die indische Form mit bh eo ipso als secundäre, volksetymologische Corruption erscheinen. — Dann könnte man etwa auch noch an die als eine Abtheilung der Manen, speciell der Angiras, erscheinenden navagva (auch als singulares n. pr. 10, 62,6!) und an die römischen »dii novensiles (°sides)« denken, unter denen somit ursprünglich auch die solidarisch für einander haftenden »neun nächsten« Verwandtschaftsglieder zu verstehen sein würden. Die von Lignana (Wiener Con- eress 1886 arische Section p. 59-68) dafür, und für dacagva, vorgeschlagene Erklärung durch: »nato di nove (dieei) mese« scheint mir wenig geeignet; seine Zusammenstellung der navagva und der novensiles dagegen ist wohl ein guter Gedanke. Weser: Episches im vedischen Ritual. s1l Erinnerung, resp. Tragweite, abspricht, und speciell die Legende nur als priesterliche Fiction erklärt. Denn, gesetzt auch Letzteres wäre so, die Identität, oder besser _ die Zusammengehörigkeit, der beiden Wörter: näbhänedishtha und nabänazdista ist nicht wegzuschaffen. Und wenn dem so ist, so gilt es, eine Erklärung für diesen Zusammenhang zu suchen. Sind Burnour und Lassen nach der einen Richtung hin zu weit ge- gangen, haben sie zu sehr speeialisirt, so scheint mir Rorıu in der entgegengesetzten Richtung gefehlt, d. i. zu viel negirt zu haben. Dass sich bei den vedischen Ärya noch Erinnerungen an die gemeinsame ärische Vorzeit, wo sie mit den Iraniern noch eın Volk bildeten, erhalten haben, scheint mir zweifellos. Dass diese Er- innerung nicht ganz abriss, dafür sorgten schon die fortdauernden nachbarschaftlichen Berührungen zwischen Iran und Indien. Wenn, wie wir bei Parcu Tirindira vermutheten, sogar ein vedischer Sänger sich bei einem Parcu (Perser)-Könige Geschenke geholt hat, und diesen dafür in einem Rik-Liede verherrlicht, — wenn die Beziehungen zu den Kamboja, als sprachverwandtem Volke noch zu Yaäska’s Zeit so rege waren, dass er sie den Ärya zur Seite stellt ', — wenn in dem vanca-brähmana des Sämaveda ein Lehrer geradezu als Kämboja bezeichnet wird und sich dabei auch noch ein Madragära u. a. dgl. Namen anschliessen’, — wenn die uttara-Kuru und uttara-Madra im Ait. br. in hochangesehener Stellung erscheinen”, — so wird man sich nicht wundern können, wenn zu diesen aus historischer Zeit faetisch vorliegenden Anknüpfungspunkten’ sich auch noch ältere mythische Erinnerungen an die frühere Gemeinsamkeit gesellen sollten. Ist ja doch in derselben die geistige Entwickelung bereits zu einem solchen Grade vorgeschritten gewesen — nicht nur der ganze alte Wortschatz des Avesta (von secundären Wörtern und Bedeutungen natürlich abgesehen). sondern auch zahlreiche Redewendungen im Veda selbst treten dafür ein’ —, dass man sich billig wundern muss, dass nicht mehr der Art bereits an’s Licht gezogen worden ist. Speciell nun ist es, woraufich denn auch schon mehrfach hingewiesen habe‘, der Name der Angiras, an den sich diese Erinnerungen anzu- 1 s. Vorles. ind. Lit. G.! 169.2 194. Ind. Streifen 2,493. 3,354. s. Ind. Stud. 4,378 fe. 3 s. Lassen Ind. Alt.ı, 512. Noch bei den Jaina finden wir die Uttara-Kuru neben den Deva-Kuru als Namen besonderer Erdtheile, allerdings aber als: akamma- bhümio, s. Verz. d. Berl. S.H. 2, 443. 4 2 nach v. Brave würde auch der allerdings vor unseren Augen sich vollziehende Bedeutungswechsel des Wortes: asura hierher zu stellen sein. 28.02. B. Pärasi Prakaca 1,52; es ist Rorm’s Domäne, die wir hier betreten. ° s. Ind. Stud. 1, 292.176 (1850). Ind. Streifen 2, 470. 3, 80. 812 Gesammtsitzung vom 23. Juli. knüpfen scheinen. Während die Angiras im Rik selbst als die Genossen der Götter, insbesondere des Agni und des Indra auftreten', während ferner für die alten rishi des Rik mit Vorliebe deren Abstammung auf sıe zurückgeführt wird (kein Patronymicum ist in der Anukr. des Rik sö zahlreich vertreten; 45 Ängirasa werden darin aufgeführt), während auch noch die alten Bezeichnungen des Atharvaveda (Atharv- angirasas oder Atharvänas und Angirasas, oder Bhrigv-Angirasas, oder Angirasas allein) diesen volksthümlichen Veda auf ıhr heiliges Geschlecht zurückführen, erscheinen die Angiras, auffälliger Weise, in der Brähmana-Legende durchweg in einer sozusagen inferioren Stellung denen gegenüber, welche als die eigentlichen Vertreter der darin gelehrten priesterlichen Weisheit gelten’, den äditya nämlich. Und zwar sind es stets, wie ja auch gerade hier in unserer Legende, rituelle Mängel, Unkenntniss der richtigen Art, das Opfer zu feiern resp. zu beenden, durch die sie den äditya gegenüber im Nach- theil, diese ihnen überlegen, erscheinen’. Sie konnten den richtigen Weg zum Himmel nicht selbstständig finden! Wenn in unsrer Legende hier ihnen Näbhänedishtha Mänava dazu durch Belehrung über die richtige Feier des sechsten Tages verhilft, so leistete ihnen nach Ait. Br. 4, 32 Garyäta Mänava den gleichen Dienst in Bezug auf den zweiten Tag. Vgl. auch die Legende im Gat. 12, 2, 2, 9-ı2. — An anderen Stellen stehen sie ja freilich anscheinend friedlich und gleich. berechtigt zusammen, so z. B. bei dem: ädityänäm ayanam und dem angirasäm ayanan (Oat. 4, 4, 5, 19.20; Käty. ıo, 8, 29.30. 24, 4, 3.10). — Die heilige Schnur, welche den Bekennern des Avesta mit denen des Veda gemeinsam ist, wird speciell als: ängirasi be- zeichnet (Vs.4,10,,8: Ind: Stud 2292). Aber nicht bloss unter dem Namen der angirasas, auch unter dem der asura scheinen mir die Brähmana-Texte Anspielungen auf die iränischen Stammesbrüder zu enthalten’. Wiederholentlich findet ! etymologisch bedeutet das Wort wohl eigentlich: »hurtig, rasch«, ist verwandt mit @yys?%os und mit dem Namen der persischen Postboten @yyagos, und bezeichnet die zwischen Himmel und Erde vermittelnden, Botendienste thuenden Lüfte, Winde, speciell wohl auch die darin eingegangenen (vätarüpam präpta), ausgehauchten Seelen der Manen, dann diese selbst; schliesslich ist das Wort dan eben zum Namen eines der heiligsten Geschlechter der Vorzeit geworden. — Auch die Iranier kennen das Wort als npr.. als Name nämlich eines (medischen) Sängers, s. Max Duncker Gesch. d. Alt. 4, 268 (1877); — cf. nocu Ind. Streifen 2, 46. ? die gukläni yajlınshi werden ausdrücklich als: ädityäni bezeichnet. (at. 4, 4, 5, 19.14, 9, 4, 33. 3 oder sollte dabei etwa an eine Polemik gegen den volksthümlichen Veda der Angiras, den Atharvaveda, zu denken sein? * wenn etwa bei den angiras Erinnerungen aus der ärischen Periode vor- liegen sollten, so könnte es sich eventuell bei den asura um Beziehungen auf Weser: Episches im vedischen Ritual. 813 sich darin die ganz solenne Formel: Die Götter und die Asura, Beide: Kinder des Prajäpati', wetteiferten mit einander (paspridhire in Cat. br. I-V, aspardhanta in VI-X). Oder noch specieller: die Götter und die asura, Beide: Kinder des Prajäpati, traten das Erbe ihres Vaters an (pitur däyam upeyuh Gat. 1, 7, 2, 21. 3, 2, 1, 18.9, 5, 1,12). Natürlich ziehen die asura stets den Kürzeren, erscheinen als die Vertreter des anrita ete. Vielfach übrigens siegen die Götter nur durch schnöde List, und erscheinen die asura als die geprellten, aber ehrlichen »dummen Teufel«, die deva dagegen als schlaue Be- trüger. — Speciell nach der Seite der iranischen Stammesbrüder, resp. Nachbarn, hin scheint es mir zu weisen, wenn Kävya Ucanas, der im Avesta wohlbekannte Kava Ue, als Lehrer der asura” auf- geführt wird, wie mir denn überhaupt die Kävya als eine besondere Gruppe der Manen, ebenfalls nach der gleichen Richtung hin zu weisen scheinen.” Kehren wir nunmehr zu unserer Legende zurück, für deren Ver- ständniss das Bisherige nur den Weg bahnen sollte. Wenn an der Zusammengehörigkeit der beiden Wörter: naba- nazdista und Näbhänedishtha nicht gezweifelt werden kann, und bei der eigenthümlichen Bildung des Wortes der Gedanke ausgeschlossen scheint, dass es selbständig in Iran sowohl wie in Indien entstanden sein könne, so bleiben nur zwei Möglichkeiten: Entweder, es ist in ärischer Zeit entstanden, und von den Indern mitgenommen worden, wobei dann die Frage offen bleibt, in welcher Bedeutung das Wort damals verwendet wurde. Oder, das Wort ist erst in historischer Zeit sei es von Iran nach Indien, sei es von Indien nach Iran gewandert. Die letztere Eventualität ist wohl schon einfach dadurch ausgeschlossen, dass das Wort in Indien nur als ein nomen proprium erscheint, im Rik (10,61, 18) anscheinend (?) als Name eines Sängers, dem daher auch das betreffende Lied selbst nebst dem darauf folgenden zugetheilt wird, in unserer Legende hier als Name eines Sohnes des Stammvaters Manu. Das Wort könnte nur umgekehrt aus Iran, wo es noch in seiner appellativen Bedeutung vorliegt, nach Indien gekommen sein. Und zwar würde es in diesem Falle in der That wohl nur in einer Zeit aus Iran ausgewandert sein können, in der es daselbst bereits die iranischen Nachbarn in historischer Zeit handeln. So etwa nach v. BRADkKE (anders Ind. Stud. 2, 90). ! und zwar sind die asura die älteren, die deva die jüngeren Söhne. ar. nAayası,. ? auch Qukra Bhärgava erscheint als Lehrer der Asura. Die Bhrigu (PAeyv) gehören wie die Angiras zu den ältesten indischen Geschlechtern der Vorzeit, reichen resp. sogar in die indogerm. Zeit hinein, s. Ind. Streifen ı, 28. 2, 457- ® s. Ind. Stud. 2, 90; Ind. Streif. 2, 470.445; Monatsber. Kön. Akad, 1879 p. 458. 814 Gesammtsitzung vom 23. Juli. diejenige praegnante Verwendung hatte, die ihm im Avesta zukommt, wo es die unmittelbaren Zeitgenossen des Stifters des neuen zarathustrischen Glaubens, gegenüber den Anhängern des alten Glaubens (paoiryötkaßsha), bezeichnet. Diese Bedeutung, die ihm bei seiner Herübernahme in historischer Zeit entschieden wohl zuzu- schreiben sein würde, könnte sich ja dann in Indien verflüchtigt haben, und es könnte daraus das n. pr. eines heiligen Sängers, Lehrers geworden sein. Die Stellung des Namens in unserer Legende liesse sich ja wohl in der That (Näbhän. erscheint darin ganz wie Zarathustra als derjenige, welcher die »verwirrten« Angiras auf den richtigen Weg zum Himmel bringt), mit einer solchen Ver- blassung und Verflüchtigung der Bedeutung des Wortes nabänazdista in Einklang bringen. Dann würde indessen unbedingt zu erwarten sein, dass in den beiden Rik-Liedern, auf welche unsere Legende sich bezieht und in denen anscheinend das n. pr. Näbhänedishtha direet genannt wird (10, 61, 18) sich irgend welche Gedanken fänden, die eine ge- wisse Beziehung zu, kurz gesagt, zarathustrischen Anschauungen darböten. Davon ist aber gar keine Spur vorhanden. Dazu kommt, dass es denn doch als sehr bedenklich erscheint, die Zeit des Zara- thustra, als Vertreters der nabänazdista (eigentlich war er ja vielmehr noch der letzte paoiryötka6sha), sö hoch hinauf und die Abfassung unserer Legende, sowie gar der darin angeführten beiden Rik -Lieder soweit hinabzusetzen, wie dies für die in Rede stehende Annahme erforderlich sein würde. So bleibt denn anscheinend nur die erste Möglichkeit, dass nämlich die Inder das Wort Näbh. (oder: Nabh°) aus der ärischen Periode mitgebracht haben. In welcher Bedeutung, resp. Verwendung aber brachten sie es mit? Nach Burnour und Lassen soll es sich gerade auf die durch religiöse Motive, rituelle Differenzen ete. her- vorgerufene Spaltung beziehen, müsste somit entweder die zurück- bleibenden Iranier, oder die weitergewanderten Inder bezeichnen, je nachdem man die Inder sich als conservative Anhänger des alten Glaubens (kurz gesagt, als: paoiryötka6sha) oder als im Gegensatze dazu stehend denken will. Wenn Lassen hierbei meint, dass Näbhänedishtba eigentlich als »Irrlehrer« erscheinen sollte, nimmt er seinerseits an, dass die Inder sich nieht als die Neuerer, sondern als die Bewahrer des altväterlichen Herkommens gefühlt haben (wie dies für die Iranier ihrerseits sicher ebenfalls anzunehmen wäre), und er löst dann den Widerspruch in dem unsere Legende, in welcher Näbh. als Lehrer, nicht als Irrlehrer, erscheint, mit dieser seiner Annahme steht, durch die weitere Annahme, dass die Inder die wahre Bedeutung des Wortes Weper: Episches im vedischen Ritual. 815 vergessen und der damit bezeichneten Person eine Beziehung zu ihrem Gesetzgeber Manu gegeben hätten‘. In letzterer Hinsicht ist zunächst noch zu bemerken, dass allenfalls diese Beziehung zu Manu doch bereits auch schon auf ärische Zeit zurückgehen könnte. Denn seit Lassen schrieb, und es für »nicht erlaubt erklärte »den Iraniern einen Manu zuzuschreiben«”, hat sich der den Deutschen, Phrygern, Griechen ete. mit den Indern gemeinsame, somit eben wohl bereits der indogermanischen Zeit angehörige heros eponymos der denkenden Menschen (manavah), der alte Stammvater Manu, mit seinem Stier, resp. Widder, auch in Iran vorgefunden®, so dass auch nach dieser Riehtung hin unserer hiesigen Legende die Möglichkeit iranischer, resp. ärischer Beziehungen gesichert wäre. So verlockend es nun aber auch ist, in dieser Legende von der Ausschliessung des jüngsten Bruders von dem väterlichen Erbe eine symbolische Darstellung der Spaltung der ärischen Brüder in Iranier und Inder zu erblieken, so scheint mir dies doch etwas zu hoch gegriffen, für dıe Verhältnisse, unter denen unsere Brähmana- Texte, speciell eben auch das Aitareya Brähmanam, entstanden sind. Für ihre Verfasser war diese Legende, mag sie ursprünglich auch welchen Grund immer gehabt haben, nur noch — wie die sonstigen Manu-Legenden — ein ehrwürdiges Residuum aus alter Zeit, welches für sie keinerlei innere Bedeutung mehr hatte. Ich begnüge mich daher zunächst mit der Annahme, dass das Wort näbhänedishtha sich einerseits in seiner appellativen Be- deutung: »nächste Verwandte« im Avesta erhalten hat, und darin in entschiedenem Gegensatz zu den Altvordern die der Gegen- wart des Stifters der Avesta-Lehre angehörige Generation bezeichnet, dass es dagegen anderntheils in Indien diese seine appellative Be- deutung verloren hat und daselbst zu einem nomen proprium herab- gesunken ist’. Die etymologisch ziemlich durchsichtige Bedeutung des Wortes, speciell in seiner patronymischen Form Näbhän., in der ! seiner Meinung nach ist nämlich Näbh. ein mythischer Name, der im Avesta zu einem blossen Appellativum herabgesunken ist s. Ind. A.K. ı, 521. 2 1, LXXXVIL (1847). 3 s. Winvischmann, Zoroastrische Studien p. 78; Ind. Streifen ı, 89. * dieselben machen ja gerade vielmehr vielfach den Eindruck, ziemlich gleich- zeitig mit den ältesten Theilen des Avesta abgefasst zu sein; speciell die gäthä des Yacna erinnern durchaus an die speculativen Hymnen des zehnten mandala. 5 ganz ebenso ist es dem Worte atharvan gegangen. Im Avesta ist dasselbe appellativum (und zwar ist daselbst auch noch das erste Glied des Wortes in üblichem Gebrauch), in Indien ist es nur nomen proprium. — Die indische Namensform giebt uns im Übrigen hierbei durch ihr £h ein ganz besonderes Räthsel auf; ätar, »Feuer« und ätarvan »Feuerpriester« werden im Zend mit unaspirirtem ? geschrieben; aspirirtes £ erscheint in beiden Wörtern nur dann, wenn das #, nach Ausfall des «, unmittelbar Sitzungsberichte 1891. 70 816 Gesammtsitzung vom 23. Juli. es als Name eines vedischen Sängers vorliegt, machte diesen Namen geeignet, in einer alten Legende, die vom Ausschluss eines der Söhne des alten Stammvaters Manu von dessen Erbe handelte, zu fungiren. Es ist dies freilich eine sehr nüchterne Erklärung, und die Ver- suchung, sich auf die Seite Burnour’s und Lassen’s zu stellen, ist um so grösser, wenn wir in dem Theil dieser Legende, der sich nun noch daran anschliesst und sich auf die Angiras bezieht, dem oben Aus- einandergesetzten entsprechend, wirklich eine Beziehung, sei es als vor- historische Erinnerung an, sei es als aus historischer Zeit stammenden Seitenhieb auf, die Iranier zu erkennen haben sollten. Da liegt es denn in der That sehr nahe, auch den vorhergehenden Bestandtheil der Legende in den gleichen Kreis zu ziehen. Diesem im Ganzen leider wenig befriedigenden Resultate unserer Untersuchung mögen sich noch einige Bemerkungen in Bezug auf den sonstigen Inhalt der Legende anschliessen. Dass Näbhänedishtha vom Erbe ausgeschlossen wird, weil er nicht daheim, sondern in seiner Lehrzeit begriffen, auf’ der Wanderschaft war (brahmacaryam vasantam), giebt der Legende ein durchaus natürliches Colorit. Del. kam wohl öfter vor. Die Form der Legende in Ts. erscheint mir dabei schon darum als alterthüm- lich, weil darin der Vater die Theilung selbst vornimmt. Allerdings verstösst seine Theilung gegen den bei Manu 9, 215 ausgespro- chenen Grundsatz', dass bei einer zu Lebzeiten des Vaters vor sich gehenden” Erbtheilung derselbe die Söhne zu gleichen Theilen be- denken solle; indessen er hat doch, wie es scheint, im Voraus daran gedacht, den Enterbten zu entschädigen. Die Darstellung im Ait. Br., wo die Söhne die Theilung vornehmen, und dem jüngsten Bruder etwas spöttisch, wie es scheint, nur den alten Vater als Antheil vor das r zu stehen kommt (was allerdings bei ätarvan meist geschieht, da es fast stets äthravan lautet). Es ist dies eben eine dem Zend eigenthümliche, dem Indischen unbekannte (im Präkrit allerdings, aber nur bei Assimilation des r, zur Erscheinung kommende) Wandlung, die somit für das indische Wort auch dann nicht maass- gebend sein würde, wenn darin das ?# unmittelbar vor r stände. Es ist dies nun aber nicht einmal der Fall, sondern das ? ist darin von dem r stets durch a getrennt. Wie wir somit das /A auffassen sollen, ist unklar. — Das Wort ätar: »Feuer« selbst möchte ich, beiläufig, ebenso aus attar: »Fresser« herleiten, wie gätar (sanskr. gatru) von gad herzuleiten ist. Nach zendischer Phonetik müsste daraus freilich: astar, gastar werden. Beide Wörter gehen aber über die Zendstufe zurück, gehören in die ärische Periode, welche dieses Gesetz (die Wandlung eines Dentalen vor einem Den- talen in die Sibilans) noch nicht kannte; denn sonst müsste sie auch in das Indische übergegangen sein (das Griechische hat: dieselbe allerdings auch, resp. eben wohl auch selbstständig entwickelt). "nur die patni sind vom Erbe ausgeschlossen (at. 4, 4, 2, 13. ° s. hierzu Aurer Mayr indisches Erbrecht p. 43 (1873). Weser: Episches im vedischen Ritual. 817 zuweisen!, macht einen secundären Eindruck. Der Alte tröstet den N. zunächst mit zärtlichen Worten (putraka!) und giebt ihm dann seinen guten Rath, durch dessen Befolgung er wohl noch reicher wird, als die Brüder. Hierin liegt, neben der etwaigen priesterlichen Nüance, die Ror# darin sucht, auch ein gut Stück von Volks-Humor und Volks-Weisheit. Noch bleibt zu erwägen, wie das wohl kommt, dass diese Legende hier am Schluss der näräcansäni eine Stelle gefunden hat, da sie ja doch eigentlich nichts enthält, was dem zuhörenden König, der den purushamedha vollzieht, als Beispiel, das auch ihn zu grosser Freigebigkeit anspornen könnte, dienen kann. Denn dass Näbh. von den angiras die 1000 Kühe als Opferlohn erhält, ebenso wie die ähnliche Angabe im Rik 10, 62,7, ist nach dieser Riehtung hin nicht gerade viel besagend. Sind es ja doch nicht Könige oder reiche Privatleute (wie Bribu in äkhy. 4), die hier als Geber erscheinen, sondern ein brahmanisches Priestergeschlecht selbst. — Es ist dies um so auf- fälliger, als es im Rik keineswegs an weiteren dänastuti für Könige fehlt”. Man erhält fast den Eindruck, zumal wenn man das in Bezug auf die unrichtige Heranziehung der Worte: Prishadhre Medhye Mätaricve bei Erz. 9 Bemerkte hinzuzieht, als ob hier am Schlusse eine alte Text-Modification vorliege. Und zwar etwa auf Grund dessen, dass man gerade auch diese Legende hier in den Kreis der näräcansäni hereinziehen wollte, weil dieselbe durch ihre hohe Alterthümlichkeit resp. ihre Beziehung zu »Vater Manu« und zu den Angiras, besonders hervorragte. Als Schlussresultat ergiebt sich etwa Folgendes: Die den eigent- lichen Vorwurf des MBhärata bildenden Sagenstoffe haben in den vedischen Ritualtexten keine Stelle, obschon einige der dazu gehörigen Namen sich darin vorfinden. Es mag dies theils darin seinen Grund haben, dass es sich im Ritual, auch bei den Königsopfern, doch im Wesentlichen nur um priesterliche Stoffe, nicht um die eigent- ' „die kreit mich«, sagte eine alte Bäuerinn, als man ihr Vorwürfe machte, dass ihre Tochter bei der Erbtheilung so schlecht weggekommen sei. Die Tochter kam aber wirklich schlecht weg, denn die Frau besass nicht die Weisheit des » Vater Manu«. ? z.B. Trasadasyoh dänastutih 8, 19, 36. 37. Saushämnasya 8, 24, 28-30 Rikshä- gvamedhayoh 8, 57,14-19, Crutarvana Ärkshyasya 8,63, 13-15, Kurugravanasyn Trä- sadasyavasya 10, 33,4;5. Auch die letzten Verse (8-ı1) des Liedes 10, 62 selbst hätten sich als Sävarner dänastutih besser zum vorliegenden Zwecke gepasst, als gerade die Gabe der Aneiras; — cf. noch Rik 5, 30 (Rinamcaya). 70 818 Gesammtsitzung vom 23. Juli. lichen kshatriya-Sagen handelt (von welchen letzteren allerdings wenigstens die Pärikshita-Sage auch im Rik-Ritual gestreift wird). Theils aber liegt es wohl auch daran, dass die epischen Stoffe selbst damals z. Th. noch an Gestalten der Göttermythe angeknüpft waren, deren Vermenschlichung so zu sagen sich noch nieht vollzogen hatte. Arjuna und Phalguna sind noch Namen des Indra, und die im MBhär. dem Arjuna zugetheilten Kämpfe mit den Kälakanja z. B. werden noch in der Kaush. Up. dem Indra zugeschrieben !. Bei dem Rämäyana, das ja seinerseits gar nicht mehr praetendirt, ein itihäsa zu sein, sondern sich selbst als: kävyam gerirt, ist der seeundäre Charakter der Sage noch entschiedener als beim MBhärata. Keine der Hauptgestalten desselben kommt bereits irgendwo im Veda vor, mit alleiniger Ausnahme der Sitä; und bei ihr gerade ist ihr natursymbolischer Hintergrund als deifieirte Furche durch das vedische Ritual, noch in seiner ursprünglichen grihyasütra-Form direet vor- liegend und durch eine breite Kluft von ihrer Ausgestaltung in der Rämäy.-Sage getrennt. Räna selbst aber und der ganze an ihn ge- knüpfte Legendenceyclus trägt wesentlich buddhistischen Charakter und wird von der vedischen Sage in keiner Weise berührt”. Interessant bleibt immerhin, dass der Dichter des Rämäyana, Välmiki, zu den Auctoritäten des Taittiriya- Präticäkhya zu gehören scheint (wenigstens erscheint eben ein Välmiki unter diesen), womit denn eo ipso seine Zugehörigkeit in die sütra- Stufe erhärtet wird. Der Name des Dichters des MBhär., Vyäsa Päräcarya wird zum Wenigsten bereits in Taitt. Arany. genannt, und Bhärata sowohl wie Mahäbhärata werden neben, resp. vör, den dharmäcäryäs im Äcva- läyanagrihya (3, 4,4) als Gegenstände der Verehrung erwähnt, wie denn die Namen Arjuna, Yudhishtira, Drona u. A. sich auch bei Panini schon genannt finden (s. Ind. Stud. ı, 148). 78-100. 2Stnd. 7, Ar5: ” der Name: Räma erscheint darin ja mehrfach, aber weder bei Räma Aupa- tasvini (Qat. 4,6,1,7) noch bei Räma Märgaveya (Ait. br.7,34) ist an den Räma des Rämäyana zu denken. — Acvapati Kaikeya (cf. den Sopeithes der Griechen) gehört allerdings dem zehnten Buche des Gatap. Br. und Janaka Vaideha dem elften und vierzehnten Buche an. 819 SCHLIEMANN s letzte Ausgrabung. Von Rup. VırcHuow. Bone beschäftigte sich, als er Anfang August v. J. von seiner langen Ausgrabungs-Uampagne in der Troas nach Athen zurückgekehrt war,» mit der Bebauung eines Rest-Grundstückes in der Universitäts- strasse, welches ihm nach Fertigstellung des Gebäudes für das deutsche archäologische Institut übrig geblieben war. Bei dieser Gelegen- heit stiess er, fast am Fusse des Instituts, ganz zufällig auf alte Gräber. Unter dem 27. September schrieb er mir: »In einem der, bei Abgrabung des Felsens hier gefundenen ıı Gräber waren 4 Skelette mit gut erhaltenen Schädeln, die ich Ihnen schicken kann, wenn Sie wünschen. Diess Grab, sowie 9 andere, stammt aus‘ dem 4. Jahr- hundert v. Chr., wie dies die zahlreichen bemalten Lekythoi über jeden Zweifel beweisen. Ein anderes Grab, aber nur eines, und bei Weitem das grösste von allen, — worin aber die Skelette ver- modert waren — stammt aus dem 6. Jahrhundert'.« ! Eine von ScHLiemAnn selbst herrührende Notiz in der Wiener Neuen Freien Presse lautet folgendermaassen: »Bei Abgrabung meines Grundstückes in der Univer- sitätsstrasse in Athen behufs eines Hausbaues entdeckte ich ıı Gräber, wovon nach den Beigaben zu urtheilen ı0 jedenfalls aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammen müssen, während das elfte dem 6. Jahrhundert anzugehören scheint. Von dem Sarko- phage des letzteren war keine Spur übrig geblieben und muss er aus Holz bestanden haben. Es fanden sich in diesem Grabe die Gerippe von zwei Menschen mit wohl bewahrten Schädeln und einige interessante Beigaben, bestehend in 4 wohl erhaltenen Frauenfiguren aus Thon von archaischem Typus und guter Arbeit; ferner einem kleinen Stuhl und ı2 schwarzfigurigen Lekythoi (Ölkannen mit Henkel und dünnem Hals), wovon 4 mit Frauengestalten und 8 mit Blumen, schöner archaischer Malerei. Von den übrigen ıo Gräbern bestanden 2 aus Poros-, ı aus Terracotta-, 6 aus Marmor- platten, und fand sich nur ein, aus einem einzigen Marmorblock hergestellter Sarko- phag mit Deckel. Alle diese Gräber enthielten Menschenknochen, jedoch ist es mir nur geglückt, 4 Schädel heil herauszunehmen. Von den Beigaben verdienen beson- dere Erwähnung: 2 Becher, ı Dreifussvase mit Deckel und ı8 Lekythoi, fast alle mit rothfiguriger Bemalung schöner Kunst. Auf einem der Lekythoi sieht man einen Reiter zu Kameel. Eine solche Darstellung ist noch nie auf griechischen Vasen vorgekommen, ausgenommen auf einem rothfigurigen Gefäss aus Nola, dessen erster Herausgeber, Lavarn, die Scene als einen Triumphzug des Dionysos erklärte. Die meisten späteren Erklärer aber sind davon abgewichen.« 820 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Auf mein Ersuchen um die erhaltenen Schädel sendete er die- selben Ende October ab, kurz bevor er selbst seinen letzten Gang nach Deutschland antrat. Sie haben die Reise ohne grössere Beschä- digung trotz ihrer Brüchigkeit gut überstanden. Freilich erwiesen sie sich als sehr defeet von der Ausgrabung her. Bei der immer noch grossen Seltenheit chronologisch gut bestimmter Schädel in Griechenland und in Erinnerung an (den Geber möge hier eine kurze Beschreibung gestattet sein. Leider ist nur bei einem Schädel (Nr. ı), den ich für einen weib- lichen halte, das Gesicht erhalten und auch an diesem fehlt der Unterkiefer. Auch von den anderen drei ist der eine (Nr. 2) ein weiblicher; ein zweiter (Nr. 3) hat trotz mancher weiblichen Eigen- schaften mehr männliche Merkmale, und auch der dritte (Nr. 4), bei welchem freilich zahlreiche Verletzungen eine genauere Bestimmung erschweren, ist nach Grösse und Form als männlicher anzusprechen. Alle vier haben erwachsenen Personen, wahrscheinlich in vorgerücktem Lebensalter, angehört. Der einzige erhaltene Zahn von Nr. ı, ein Molaris I der rechten Seite, ist tief abgeschliffen; ebenso finden sich in dem zu Nr. 4 gehörigen Oberkiefer 3 stark abgenutzte Backzähne hinter einander. Bei Nr. ı und 2 sind die unteren lateralen Abschnitte der Coronaria im Verwachsen begriffen. Im Übrigen zeigen die Schädel, trotz mancher individueller und sexueller Verschiedenheiten, so viel übereinstimmende Züge, dass eine gemeinsame Abstammung vermuthet werden kann. Die beiden weiblichen Schädel besitzen eine geringe Grösse. Nr. ı hat eine Capacität von 1240°”; Nr. 2 erweist sich bei einem Rauminhalt von nur 1 180° sogar als nannocephal. Dem entspricht der geringe Umfang: der horizontale beträgt 488, bez. 496, der sagittale 358, bez. 364””. Dem gegenüber hat der männliche Schädel No. 3 eine Capaeität von 1345°° bei einem Horizontalumfang von 511 und einem Sagittalumfang von 369””; bei Nr. 4, dessen Capaeität nicht zu bestimmen ist, beträgt der Horizontalumfang annähernd 528". Berechnet man den procentualen Antheil der einzelnen Schädel- dachknochen an der Bildung der Scheiteleurve, so erhält man folgende Zahlen: Nr. ı Nr. Nr. 3 Stirnbein 34:3 35.4 32:7 Parietalia 31.8 3126 34.9 Squama occeip. 33.7 238. 32,2 Auch hier werden die sexuellen Verschiedenheiten leicht bemerklich. Bei den beiden Weibern ist die frontale Entwickelung überwiegend, während der Mittelkopf unverhältnissmässig zurücktritt; bei dem VırcHow: SCHLIEMANN’S letzte Ausgrabung. 821 Männerschädel ist umgekehrt der Mittelkopf vorzugsweise ausgebildet, während das Stirnbein nahezu dieselbe geringere Zahl ergiebt, wie der Hinterkopf. Auch der zweite Männerschädel, bei dem das Maass der Hinterhauptslänge nicht zu bestimmen ist, hat eine so grosse Länge des Mittelkopfes (136"”), dass er noch um das Maass von Nr. 3 überschreitet, während die Länge des Stirnbeins bei beiden „mm / fast gleich gross ist. Die gerade basilare Länge ist viel weniger verschieden. Die Ent- fernung der Nasenwurzel von der Mitte des oberen Umfanges des äusseren Gehörganges zeigt bei dem männlichen Schädel Nr. 3 nur ein Mehr von 4, bez. 5"" fast dasselbe Maass haben; nur Nr. 4 geht um ıı, bez. ı2"” über die weiblichen, jedoch auch um 7"" über den anderen männlichen Schädel hinaus. Die Entfernung der Mitte des vorderen Umfanges des grossen Hinterhauptsloches von der Nasenwurzel ist bei Nr. 1—3 fast identisch und nur bei Nr. 4, wo eine nur approximative Be- stimmung möglich ist, etwas beträchtlicher. Jedenfalls zeugen alle diese Maasse für eine günstige Entwickelung der basilaren Theile. Ebenso ist die gerade oceipitale Länge (horizontale Entfernung der Mitte des hinteren Umfanges des grossen Hinterhauptsloches von dem am meisten vorstehenden Punkte des Hinterhauptes) nahezu gleich bei Nr. 1—3. Sie beträgt ungefähr 30—31ı Procent der Gesammtlänge des Schädels. Zusammengehalten mit den Procentzahlen für das Umfangsmaass der Hinterhauptsschuppe, beweisen diese Zahlen eine sehr gleichmässige, von Einflüssen des Geschlechts wenig beeinflusste Ausbildung der hinteren Abschnitte des Grosshirns und des ganzen Kleinhirns. Bei allen 4 Schädeln ist die Oberschuppe gross und vortretend, am stärksten bei den weiblichen; eine Protuberantia oceipit. externa fehlt fast vollständig. Wesentlich anders verhalten sich die gebräuchlichen Indices, welche vorzugsweise die Verhältnisse des Grosshirns wiedergeben. sie zeigen weit mehr individuelle, als sexuelle Verschiedenheiten. Wäh- rend der erste Weiberschädel eine hypsimesocephale Form besitzt, ist der andere orthodolichocephal. Die Männerschädel sind beide orthomesocephal, aber Nr. 4 mit einem Längenbreitenindex von 75.4 steht der Dolichocephalie sehr nahe. Aus so wenigen Schädeln Mittel- zahlen zu berechnen, würde keine Bedeutung haben, indess kann man sagen, dass die Indices einer eivilisirten Rasse entsprechen, bei welcher in Betreff der Breite mesocephale, in Betreff der Höhe ortho- cephale Formen vorherrschen. Betrachtet man nur die absoluten Zahlen für Länge, Breite und Höhe des Schädels, so zeigen sich für die Männer durchweg grössere Maasse, sowohl für die Länge, als gegenüber den beiden weiblichen, welche 822 Gesammtsitzung vom 23. Juli. namentlich für die Breite, dagegen ist die Höhe bei allen 4 Schädeln nicht auffallend verschieden. Daher sind auch die Zahlen für die Ohrhöhenindices durchweg fast identisch. Die Nähte sind fast überall offen und an den meisten Stellen mässig gezackt. Die beginnende Synostose der unteren lateralen Abschnitte der Coronaria bei Nr. ı und 2 ist schon erwähnt. Bei Nr. 2 liegt in dem rechten Schenkel der Lambdanaht, nahe dem Winkel, ein grosser zackiger Schaltknochen. Auch bei Nr. 3 ist die Lambdanaht rechts sehr zackig. Sonst habe ich keine nennenswerthen Abweichungen in der Nahtbildung bemerkt; insbesondere ist die Schläfengegend bei allen in ganz normaler Weise gestaltet. Als Beispiel möge der Schädel Nr. ı in seinen Einzelheiten auf- geführt werden: Derselbe stammt, wie schon ausgeführt, von einer älteren Frau. Die Knochen haben eine gesättigt graugelbe, stellenweise gelbbraune Fär- bung; ihre Oberfläche ist etwas matt und uneben, hie und da leicht ero- dirt, wahrscheinlich durch Sickerwasser. Eine Reihe kleiner Verletzungen ist offenbar frischen Ursprungs: So sind beide Jochbogen in der Mitte gebrochen, es fehlt der rechte Warzenfortsatz nebst nächster Umgebung, am linken Parietale ist, dicht über der Schuppennaht, ein kleines Stück eingedrückt und am rechten Orbitalrande ist eine Stelle ausgesprungen. Glücklicherweise hindert keine dieser Verletzungen die Messung. Die Capaecität (1240°”) ist gering; der horizontale (488””) und der sagittale (358””) Umfang sind noch kleiner, als man sie nach dem Inhaltsmaasse erwarten sollte. Ganz besonders klein ist die horizon- tale Länge (170”"), was umsomehr auffällt, als die tiefen Längenmaasse, insbesondere die basilare Länge und die horizontale Oceipitallänge, wie schon erwähnt, von denen der anderen Schädel sich wenig unterscheiden. Die geringere horizontale Länge des Schädels wird ausgeglichen durch grössere Breite der unteren Parietalgegend (13 1"”) und durch grössere Höhe (130””). Die Nähte sind sämmtlich ziem- lich einfach, aber offen; nur die Coronaria zeigt innerhalb der Grenzen des Planum temporale Neigung zur Synostose. Der hypsimesocephale Schädel' erscheint in der Seitenansicht (Fig. ı) wegen der starken Ausbildung des Hinterhauptes mehr ge- streckt. Die Stirn ist niedrig, ziemlich gerade und biegt schnell in die Scheiteleurve um. Die Schläfen sind voll, und die breite Ala sphenoidealis ist stark eingebogen. Die Lineae temporales erreichen die Tubera parietalia, steigen aber an den vorderen Abschnitten nicht ! Die Abbildungen sind von Hrn. Emiır Eyrıca in geometrischer Weise in halber Grösse des Originals gezeichnet worden. VırcHow: SCHLIEMANN’S letzte Ausgrabung. 823 hoch herauf. Der hintere Abfall der Scheiteleurve geschieht lang- 2 die Norma basilaris (Fig. 3) ergiebt, hauptsächlich sam und wird bald durch das Vortreten der Oberschuppe un- terbrochen. Die Un- terschuppe ist mit geringer cerebellarer Ausbiegung schräg nach vorn und unten gerichtet. Der War- zenfortsatz (links, Fig. 3) lang, kräftig und etwaszugespitzt. In allen übrigen Normen (Fig. 2 — 5) sieht man den Schä- del etwas schief (pla- giocephal). Die Verschiebung _be- trifft, wie namentlich den Hinterkopf, der im Ganzen mehr nach rechts gedrängt ist. Jedoch beginnt die Ver- Y A IA ; VW HN N 824 Gesammitsitzung vom 23. Juli. schiebung schon in der Gegend der (ganz geschlossenen) Synchon- drosis spheno-oeeipitalis; sie äussert sich daher auch an der Apophysis basilaris und am Foramen magnum, dessen rechter Gelenkhöcker mehr nach vorn und aussen gerichtet ist. In der Norma verticalis (Fig. 2) steht der linke Jochbogen in deutlich phaenozyger Stellung, während der rechte kaum sichtbar ist. In der Unteransicht (Fig. 3) sieht man das etwas schiefe, rundliche Foramen magnum, dessen Durchmesser (32 auf 30) einen Index von 93.7 ergeben. Die breite Apophysis ist mit tiefen, gleichfalls schief gestellten Muskelfurchen besetzt. Es sind dies Abweichungen von mässiger Bedeutung, welche auf eine schiefe Haltung des Halses oder Nackens im Leben schliessen lassen. 7 Pa DA r7% e DH us Die Hinteransicht (Fig. 4) zeigt eine hohe, leicht schiefe Rundung der Scheitelgegend und eine fast platte Gestalt der Seitentheile. Die Tubera parietalia wenig ausgesprochen, aber die ganze Gegend etwas ausgelegt. Die Sagittalis zwischen den sehr kleinen Emissarien mehr einfach. Der Lambda-Winkel hoch und spitz; die Schenkel der Naht in ihrer Mitte stärker gezackt und rechts ein in das Parietale über- greifender, gezackter Schaltknochen. Die Protuberantia externa schwach und nach rechts verschoben, die rechte Linea semicircularis occip. kürzer und höher, die linke mehr gestreckt und länger. In der Vorderansicht (Fig. 5) erscheint der Umriss des Schädels flach gewölbt. Die Stirn ziemlich breit (94”" in minimo), mit ver- tiefter Glabella ‘und schwachen Tubera. Der Orbitalrand ziemlich glatt; nur über seinem medialen Ende schwache Andeutung von N \ N u Wh Wi Ha HA U } BE VIRCHOW: SCHLIEMANN’S letzte Ausgrabung. 825 Orbitalwülsten. Der Nasenfortsatz relativ breit, aber trotz der Existenz von Stirnhöhlen nieht vortretend. In seiner Mitte ein kurzer zackiger Rest der Stirnnaht. Die Stirnnasennaht winkelig nach oben aus- springend. Das Gesicht zart, niedrig, aber ziemlich breit. Die Augenhöhlen gross, hoch, nach aussen (lateralwärts) weit, im Ganzen gerundet, wozu namentlich der nach aussen stärker vortretende und leicht überhän- gende obere Rand beiträgt; Index 87.1, hypsikonch. Die Nasen- wurzel schmal, ohne tieferen Absatz gegen die Stirn (Fig. ı), der Rücken etwas eingebogen, aber die Enden der Nasenbeine abgebrochen, Apertur hoch und schmal, Index 44.4, leptorrhin. Kräftiger Nasenstachel. Gesiehtswinkel nur 66°. Fossae caninae flach, Oberkiefer breit, gegen die kräftigen Wangenbeine ansteigend, Alveolarfortsatz kurz (16"") mit dentalem Prognathismus. Zahncurve (Fig. 3) weit, vorn mit grossen, leeren Alveolen, nach hinten leicht hufeisenförmig. Nur ein Zahn, der rechte Molaris I ist erhalten; seine Krone ist tief, und zwar vorzugsweise nach innen, abgeschliffen. Die Alveole des linken Molaris I ist obliterirt, ebenso die Alveolen beider Molares III. Der Gaumen mässig tief, der Ansatz des Alveolarfortsatzes fast senkrecht, der hintere Rand des Palatum fast gerade, ohne irgend einen Vor- sprung. Gaumenindex 78.7, leptostaphylin. — . Zu dieser Beschreibung mag noch hinzugefügt werden, dass ein loses Stück der rechten Gesichtshälfte des Schädels Nr. 4, umfassend den Oberkiefer und das Wangenbein, vorhanden ist. Auch hier tritt das letztere stärker vor, jedoch ist die Fossa canina mehr vertieft. Der Alveolarfortsatz ganz kurz (10""), mit leicht dentalem Progna- thismus, aber leider sehr zertrümmert. Die noch erhaltenen Mola- res I—UI sind an den Kronen tief abgenutzt. So fragmentarisch dieses Stück ist, so ergänzt es doch einiger- maassen den Befund von Nr. ı. Insbesondere darf hingewiesen werden auf die, bei griechischen Seulpturen so bekannte Kleinheit des Al- veolarfortsatzes (und der Oberlippe). Bei der relativen Grösse der Schneidezähne erklärt sich so das Vorschieben der vorderen La- melle der Alveolarwände und damit der dentale Prognathismus. — Obwohl ich nieht beabsichtige, bei dieser Gelegenheit über die altathenischen Schädel zu sprechen, so will ich doch hinweisen auf die Beschreibung zweier Schädel,' welche im Frühjahr 1871 in der Piraeusstrasse in Athen ausgegraben und für die hiesige anthropo- logische Gesellschaft durch Hrn. Gustav HırscHhreLn erworben wurden. ! Zeitschrift für Ethnologie 1872. Bd. IV. Verhandl. der Berliner anthropolog. Gesellsch. S. 147. 826 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Der eine, welcher einer alten Frau Namens Glykera angehörte, stammt nach der Schrift aus makedonischer Zeit; in dem anderen Grabe, dem eines kräftigen Mannes, wurden zahlreiche Thongefässe ältesten Styls gefunden. Schon damals bemerkte ich: »Was am meisten überrascht, ist die geringe Capaecität dieser Schädel, welche so sehr hinter dem Mittel der anderen Culturvölker zurücktritt, dass man nach der jetzt üblichen Betrachtungsweise eher an Glieder eines wilden Stammes zu denken geneigt sein könnte.« Seitdem ist allerdings auch unter den modernen Culturmenschen eine nicht kleine Zahl von Individuen gefunden worden, welche sich durch Kleinheit des Schädels und des Gehirns auszeichnen. Indess erhält sich doch der Eindruck des Un- gewöhnlichen bei der Betrachtung der altathenischen Schädel, und zwar um so mehr, als die Zahl der kleinen Schädel zunimmt. Bleiben wir vor der Hand bei den aufgeführten Schädeln stehen, so erhalten wir folgendes Bild: Gräber Männer Weiber T.„der Universitäts- 0. No. v.. 71240°7 Nr. 3. 1345 5 strasse No.2. 1180» 2. der Piraeusstrasse Glykera 1150 » Mann 1280 » Hier ergeben sich unter 3 Weiberschädeln 2 mit einer Capaecität unter 1200°”, der von mir aufgestellten Grenze der Nannocephalie, und einer mit der gleichfalls sehr geringen Capacität von 1240°. Unter den 2 Männerschädeln hat der sehr alte aus der Piraeusstrasse eine Capacität von 1260°", die nur um 40°” über die Capaeität des Weiberschädels Nr. ı hinausreicht; der nächstgrosse Männerschädel Nr. 3 übersteigt durch seine Capacität von 1345 °” die des Mannes aus der Piraeusstrasse um 65°”, tritt aber doch noch immer weit hinter dem Mittel der Culturschädel heutiger Zeit zurück. Man er- sieht daraus, wie vorsichtig ınan in der Beurtheilung des Culturgrades eines Volkes nach der Grösse des Schädelraumes sein muss. Der Schädel von Glykera ist orthodolichocephal, sehr nahe- stehend dem Schädel Nr. 2 aus der Universitätsstrasse. Der des Mannes aus der Piraeusstrasse hat hypsimesocephale Form, wie der Schädel der Frau Nr. ı aus der Universitätsstrasse. Auch bei dieser Vergleichung wird die verhältnissmässig grosse Breite der Variation ersichtlich, welehe schon vor mehr als 2000 Jahren in der Bevölkerung Athens bestand. — Es ist in hohem Grade schmerzlich, dass nur aus einem unter den ıı oder genauer ıo Felsgräbern der Universitätsstrasse die Schädel gerettet wurden und auch diese nur in mehr oder weniger verletztem Zustande. Welche Fülle von Belehrung würde sich aus VırcHow: SCHLIEMANN’S letzte Ausgrabung. 827 einer Vergleichung aller vorhandenen Schädel, namentlich wenn sie vollständig erhalten wären, haben schöpfen lassen! Indess auch so ge- währen sie, im Zusammenhalte mit den fast 20 Jahre früher gesammelten Sehädeln aus den Gräbern der Piraeusstrasse, ein Bild von der Kra- niologie der alten Athener, und ich freue mich, dureh die Beschreibung dieser letzten Gabe meines Freundes noch einmal die Erinnerung an den glücklichen Forscher erneuern zu können, dem wir so viel ver- danken. I. Messungen. Altathenische Schädel Capaeität nt 1240 cm 1180 ccm 1345 ccm -— Grösste horizontale Länge 17omm 1789 mm 179 mm 187 mm Grösste Breite 130» D 128 » t 136 » t 141» p Beradertioher u... 0 2.00 ru. 130 » 126 » 128 » 3257 LÄNSOIREN en ee RE ar 107 » 107 » 108 » 117 » terade Hinterhauptslänge 53» 54 » Baer ae Entfernung des Gehörganges: von der Nasenwurzel . . 102 » 101 » 106 » 113 » vom Nasenstachel. . . . 106 » ar en sh vom Alveolarrande DRIN» — — — Entfernung des For. magn.: von der Nasenwurzel . . 95 » 93 » 94 » 101 » ? vom Nasenstachel. . . . S6 » — — re vom Alveolarrande 90 » — =— — Horzantalumfang » 2... % 488 » 496 » SIl» 52802 Sagittalumfang: des Stirnbeins . ß 123 » 129 » 121 » 122 » demParietalia „2.2. 114 » 116 » 129 » 136 » der Hinterhauptsschuppe . 121 » 119 » 119 » _ Ganzer Sagittalbogen . . . . . .» 358 » 364 » 369 » — Minimale Stirnbreite 94 » 87 » 96 » — Senlätenhratee rm. 0 a en 109 » 105 » 113 » — Oeceipitalbreite. or a 105 » ? 103 » 107 » 112 » Mastoidealbreite: a) Spitze . . . . _ — 106 » 103 » bDirBasa a, 2... — _ 123 » 128 » Gesichb a Hoher Ba Sr 69 » — - u » Breieraem. Eu ELSE 130 » —_ — — » A er 94 » — — — Brhitae Hohes ea a, . „ul 1a0s4, a —_ — — ser Bbreie ar on et. 206 1089» — — — INasers Hoher Sem En 54 » — — — Be Breiten un free ln pa 24 » — — — Gaumen, Länge . Sur, 47 > —_ — _— » Breiten. er ae 377 » — — _ Gesichtswinkel 66 » — — _ 828 Gesammtsitzung vom 23. Juli. I. Berechnete Indices. Altathenische Schädel Längenbreiten - Index 7 Längenhöhen - Index 76.5 70.8 | ST“ 79.6 Öhrhöhen-Index . . 62.9 60.1 60.3 62.6 Hinterhaupts-Index . 31.1 30.3 29.6? Orbital-Index . 87.1 — —_ _- Nasen-Index . 44-4 _ — _ Gaumen - Index 829 Über die Entwiekelung der Urethra und des Dammes beim Menschen. Von Dr. W. NaAcEL in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. WALDEYER.) ‘ Aıs ich vor etwa drei Jahren die Ergebnisse meiner Untersuchungen \ über die Entwiekelung der äusseren Genitalien beim Menschen (siehe Sitzungsberichte von 1888) veröffentlichte, musste ich mehrere Fragen offen lassen, weil es mir damals an genügenden Embryonen einer be- stimmten Entwickelungsperiode fehlte, innerhalb welcher sich die wich- tigsten Bildungsvorgänge an der Urethra und dem Damme abspielen. Seitdem ist es mir nun durch die Freundlichkeit des Hrn. Prof. Gusserow gelungen, eine grössere Anzahl menschlieher Embryonen der erwähnten Entwickelungsstufe zu sammeln und für meine Zwecke zu verwerthen. Das Ergebniss dieser Untersuchungen, welche im I. anatomischen In- stitut zu Berlin ausgeführt worden sind, ist kurz folgendes: Bei Embryonen von ır— ı3"" Länge sieht man bei Betrachtung des Schwanzendes durch die Loupe zunächst eine längsovale Grube, welche etwa von der Basis des Steisshöckers bis zur Spitze des Geschlechtshöckers sich erstreckt, und deren Ränder verdickt sind. In den meisten Fällen wird die Grube von dem spitz zulaufenden frei hervorragenden, 1—2"”"” langen Steisshöcker überdeckt, so dass man diesen vorsichtig abtragen muss, will man die erwähnte Grube voll- kommen überblicken. An sagittalen Längsschnitten durch solche Embryonen erhält man zunächst eine Bestätigung dieses Befundes: wir haben eine einzige Grube vor uns, welche etwa in der Mitte am tiefsten ist und, allmählich flacher und enger werdend, bis zur Spitze des Geschlechtshöckers reicht (Fig. ı, Cloake). In diese Grube münden hinten der Darm, vor diesem der Sinus Urogenitalis, oder Canalis urogenitalis, wie Raruke ihn besser benennt (Fig. ı, 2). Zwischen beiden befindet sich ein etwa o”"3 dickes Septum (S). Da nun, wie ich früher (Über die Entwickelung des Uterus und der Vagina beim Menschen, s. diese Sitzungsberichte ı 890), nachgewiesen 830 Gesammtsitzung vom 23. Juli. habe, um diese Zeit der Geschlechtsstrang (die Worrr' schen und Mürrter’schen Gänge) hoch oben in den Canalis Urogenitalis einmündet (a, Fig. 1), so kommen der Geschlechtsstrang, bez. dessen beide Gänge, bei Beschreibung der Grube zunächst nicht in Betracht. Es münden also auf dieser Entwickelungsstufe nur zwei Kanäle (der Darm und der Ganalis Urogenitalis) in die Grube ein, welche, wenn man die Verhältnisse beim Erwachsenen zum Vergleiche heranzieht, von dem hinteren Rande des Anus bis zum vorderen Rande der Urethralmündung (bez. bis zum Frenulum klitoridis; siehe unten) reichen würde. Die Grube verhält sich vollkommen gleich bei beiden Geschleehtern; an den äusseren Genitalien allein würde man also um diese Zeit (bei Embryonen von 11 — 13"") nicht unterscheiden können, ob man ein weibliches oder männliches Individuum vor sich hat. Alsbald vollziehen sich aber an der erwähnten Grube (Cloake) merkliche Veränderungen, indem die epithelialen Wände ihres vorderen Theiles sich dicht aneinanderlegen und mit einander vollkommen verkleben. Hierbei kommt es zu einer gewissen Überproduetion von Epithel, indem man äusserlich in der ganzen Ausdehnung der verklebten Stelle einen länglichen schmalen Wulst bemerkt (siehe auch: Tourneux sur le Developpement et l’evolution du tubereule genital chez le foetus humain dans les deux sexes. Journal de l’Ana- tomie et de la Physiologie. Paris 1889), welcher in der Regel auf der Spitze des Geschlechtshöckers mit einem Epithelhörnchen endet. Zu den Figuren entspricht dieses Verklebungsgebiet der Strecke von dem Punkte y bis zur Spitze des Geschlechtshöckers. In Fig. 3 ist sie durch die Schraffirung angedeutet, in Fig. ı und 2 ist die Schraffirung weggelassen. Damm Big] 92 Dieser eben geschilderte Vorgang findet in gleicher Weise bei beiden Geschlechtern statt und, wie spätere Entwickelungsstufen lehren, wird der verklebte Theil der Grube zu demjenigen Abschnitte der Urethra, welcher innerhalb der Glans Penis, bez. — jedoch nur Nager: Über d. Entwickelung d. Urethra u. d. Dammes beim Menschen. 831 bis zu einer gewissen Entwickelungsstufe — innerhalb der Glans Klito- ridis verläuft. Wir haben also um diese Zeit der Entwickelung, sowohl in der Anlage des Penis als in der Anlage der Klitoris ein mit einem soliden Epithelstrange ausgefülltes Rohr, welches an seiner ventralen Fläche einen Längsschlitz besitzt, durch welchen der im Rohre befindliche Epithelstrang mit dem äusseren Epithel in Ver- bindung steht. Nur beim Manne entwickelt aber sich dieser Abschnitt weiter, indem es hier — bei Embryonen von 6—7° Rumpflänge — am Schlitz-Rande dieser epithelialen Furche zur Bildung einer Gewebs- brücke kommt, welche die Furche zu einem an beiden Enden offenen Rohre abschliest. Beim Weibe bleibt diese Gewebsbildung aus, der Sehlitz bleibt offen und verkleinert sich allmählich, um mit der Rückbildung der Glans Klitoridis, welche auf frühen Entwickelungs- stufen der männlichen Glans an Grösse fast gleichkömmt, ganz zu verschwinden. Da wo die Verklebung der Grube proximalwärts ein Ende hat, weichen die Ränder derselben auf kurzer Strecke auseinander und es besteht hier bei beiden Geschlechtern eine rautenförmige Erweite- rung (y), welche ziemlich lange bestehen bleibt; spätere Entwickelungs- stufen lehren, dass die rautenförmige Erweiterung an der Basis der Glans ihren Platz hat (s. unten). Soweit wäre die Entwickelung der Grube (Cloake) bei beiden Geschlechtern gleich; von nun an tritt aber ein grosser Unterschied ein, indem .die Grube (mit Ausnahme der oben er- wähnten rautenförmigen Erweiterung) sich bei männlichen Individuen noch weiter schliesst. In Fig. 3 ist dieser wei- tere Verschluss wiederum durch Schraffirung ange- deutet (auf der Strecke von y—x), und der da- durch gebildete Theil der SS Harnröhre (3) lehnt sich I Yy Kir 3 unmittelbar an den Eichel- Ri Theil an; an der Grenze beider Theile (bei y) be- steht zu dieser Zeit noch die ventralwärts sich öffnende rautenförmige Erweiterung. Sitzungsberichte 1891. 7 832 Gesammtsitzung vom 23. Juli. Bei weiblichen Individuen bleibt hingegen dieser Theil der Gloakengrube offen. Gleichzeitig treten bei weiblichen Embryonen in dem mittleren Theile der Grube erhebliche Änderungen ein, welche dadurch hervor- gerufen werden, dass der distale Abschnitt des Geschlechtsstranges (die spätere Vagina) auffallend in die Länge wächst, wodurch der Canalis Urogenitalis, da er im Wachsthum zurückbleibt, allmählich kürzer wird; somit rückt der Geschlechtsstrang, genauer gesagt, der Mürrrr’sche Gang mit seinen Wandungen (da der Worrr’sche Gang atrophirt und zurückbleibt), dem Boden der Grube stets näher, um schliesslich in dieselbe einzumünden, bei a in Fig. 2. Ist dieses geschehen, so sehen wir also beim Weibe (Fig. 2) drei Kanäle in die Grube einmünden, nämlich (von hinten nach vorne gezählt): Darm, Geschlechtsgang (Mürter’scher Gang) Urethra. Hierbei muss man sich jedoch vergegen- wärtigen, dass inzwischen die Grube im Ganzen flacher geworden ist und dass gleichzeitig in ihrem hinteren Theile die Dammbildung (s. unten) vor sich geht. Beim Manne bleibt nur der hinterste Theil der Grube offen und bildet den Anus; im übrigen verschwindet die Grube. Das Verschwin- den derselben wird in ihrem mittleren, der weiblichen Schamspalte entsprechenden Theile durch eine wirkliche mediane Verwachsung ihrer Wände bewirkt; in Folge dessen sieht man noch bei männlichen Embryonen von 7— 8°" Rumpflänge eine deutliche mediane Scheide- wand durch die Serotalanlange und das corpus cavernosum urethrae hindurch bis zum Boden der Urethra sich erstrecken (s. Schraffirung in Fig. 3). Dieses Septum findet sich, wie ich ausdrücklich hervor- heben will, nur in diesem genannten Theile der Grube, welcher, wie bemerkt, der Rima pudendalis entspricht; wir finden es nicht am Damm. Der Verschluss des Restes der Grube ist wieder bei beiden Geschlech- tern derselbe und wird alsbald bei der Dammbildung besprochen werden. Die vorhin erwähnte rautenförmige Erweiterung an der Basis der Glans (y, Fig. 3) ist beim Manne der letzte Abschnitt des Ge- schlechtsspaltes, welcher sich schliesst; der Epithelpfropf mit dem oben erwähnten Hörnchen, welcher bis dahin den Eichel-Theil der Urethra ausgefüllt hat, wird weggeschwemmt und das Uriniren ge- schieht jetzt auf natürlichem Wege; bleibt aus irgend einer Ursache die rautenförmige Erweiterung offen, so entsteht Hypospadie. Beim Weibe bleibt selbstredend die rautenförmige Erweiterung zeitlebens bestehen und bildet den zwischen Frenulum klitoridis und Orificium urethrae belegenen Theil des Vestibulum, welcher vielleicht passend mit dem Namen »Fossa navicularis anterior« belegt werden könnte (9, Big. 2): u 4 2 . ‘ Nager: Über d. Entwickelung d. Urethra u. d. Dammes beim Menschen. 833 Die Entwickelung der Harnröhre beim Manne und Weibe bietet demnach Übereinstimmungen und Verschiedenheiten dar. Homolog sind bei der fertigen Harnröhre erwachsener Personen die proximalen zunächst der Blase gelegenen Abschnitte (1 in Fig.r— 3). Die Bildung dieses proximalen Abschnittes (1 in den Figuren) ist eng mit der Ent- wiekelungsgeschichte der Harnblase verknüpft, auf welche ich, anläss- lich der jüngsten Mittheilungen Keıser's (Anatomischer Anzeiger ı 891), später ausführlich einzugehen gedenke. Der erwähnte Abschnitt der Harnröhre wird nämlich durch das Hinaufrücken der Ureteren- mündung gebildet, welche, wie ich an einem anderen Orte (Über die Entwickelung des Urogenitalsystems des Menschen. Archiv f. mikro- scopische Anatomie Bd. 34. 1889. S. 275, 280 u. 368) dargelegt habe, ursprünglich in gleicher Höhe mit den Mündungsstellen der Worrr- schen Gänge liegen. Während aber beim Manne dieser Abschnitt sich vom folgenden durch eine scharfe Grenze Mündungsstelle der duetus ejaculatorii — trennt, (bei a in Fig. ı u. 3) verwischt sich beim Weibe diese Grenze, da die Mündung des Geschlechtskanales herab- rückt, um später in das vestibulum auszumünden (a in Fig. 2). Der folgende Abschnitt (2) ist anfangs bei beiden. Geschlechtern gleich angelegt (s. Fig. 1); er umfasst beim erwachsenen Manne den distalen Theil der pars prostatica und die pars membranacea bis zum Eintritt der Harnröhre in das corpus cavernosum urethrae, beim Weibe den ganzen Rest der Röhre bis zur Mündung. Es ist dieser Theil der ursprüngliche canalis urogenitalis. Beim Manne behält er den Charakter als urogenitaler Kanal, beim Weibe verliert er ihn, indem Ja, wie wiederholt bemerkt, der Geschlechtsgang während seines Herabrückens ganz aus dem Verbande mit der Harnröhre ausscheidet (Ss. Hiß. 2). i Der dritte oder eavernöse Abschnitt der Harnröhre ist, wie wir sahen, ebenfalls bei beiden Geschlechtern in gleicher Weise angelegt, wenigstens in seinem vorderen glandulären Theile. Während er aber beim Weibe zeitig schwindet, entwickelt er sich beim Manne gleichen Schrittes mit der Ausbildung des Geschlechtsgliedes zum ansehnlichsten Theile des Kanales. Zum Studium der Bildung des Dammes eignen sich am besten frontale Längsschnitte. An solchen von jüngeren Embryonen erkennt man im Bereiche des späteren Dammes die erwähnte Kloaken-Grube als eine o""16— 06 tiefe Furche, deren schräg nach der Mitte zu abfallende Wände eine beträchtliche Verdiekung ihres Epithels zeigen. Diese Verdickung betrifft jedoch nur die äussere epidermoidale Lage, deren eubische Zellen mehrfach geschichtet sind, während die tiefe, aus Cylinderzellen bestehende Lage einreihig bleibt. An ein- ), = . . 834 Gesammtsitzung vom 23. Juli. zelnen Stellen berühren die gegenüberliegenden Epithelverdickungen einander und da der obige Befund sich bei allen Embryonen in gleicher Weise wiederholt, so ist gewiss der Schluss berechtigt, dass die erwähnten Epithelwülste den Schluss der Grube herbeiführen indem sie mit einander verwachsen. Obwohl ich damit keineswegs für ausgeschlossen halte, dass ein Emporwachsen der tiefer liegenden Gewebe zur Abflachung der Grube beitrage, so bin ich doch der Meinung dass der Damm im engeren Sinne des Wortes (also die oberflächliche Schicht) durch Zusammenwachsung der beiden Seitenwände der Grube gebildet wird. Die Bildung des Perineums im weiteren Sinne des Wortes (also einschliesslich des Septum recto-urogenitale — so ist es in den frühen Stadien und später bei männlichen Embryonen zu nennen, S, in den Figuren — oder des Septum recto-vaginale bei älteren weiblichen Embryonen) geschieht also theils — und das ist die erste Entwickelungsstufe —- durch Tieferwachsen des Septum reeto-urogenitale, theils — und dies geschieht in etwas späteren Entwickelungsperioden — durch Zusammen- wachsung zweier seitlicher Wülste. Ich schliesse mich also, was den Menschen betrifft, der Ansicht Rarnke’s über die Bildung des Dammes bei verschiedenen Wirbelthieren an, welche auch neuerdings — im Gegensatz zu ToUurRNEUxX (sur le mode de formation du Perinee chez l’embryon du mouton par abaissement d’un repli perineal unique. Journal des Soeietes scientifigues. 1890. No.9. S. 84) — von RETTERER (sur l’origine et l’evolution de la Region ano-genitale des mammiferes. Journal de l’anatomie et de la Physiologie. Paris 1890), ebenfalls bei Thieren, bestätigt worden ist. Dagegen vermag ich den von Reıcnen (die Entwickelung des Dammes und ihre Bedeutung für die Entstehungsweise gewisser Miss- bildungen. Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie Bd. 14) be- nannten Analhöckern keine Bedeutung bei Bildung des Dammes beizumessen. Dieselben finden sich ziemlich regelmässig bei jüngeren Embryonen, tbeils sitzen sie aber zu weit hinten, theils sind sie noch deutlich vorhanden, nachdem der Damm längst fertig ist. Beim Zusammenwachsen der beiden seitlichen Wülste findet, ähn- lich wie im Bereich der Glans (s. oben), eine Überproduetion von Ge- webe statt, so dass man bei Betrachtung der Genitalgegend durch die Loupe nach: Fertigstellung des Dammes anstatt der Furche eine deut- - liche Firste sieht, welche vom Anus bis zum Vestibulum, bez. über den Hodensack hinweg bis zur obenerwähnten rautenförmigen Grube hinzieht, und welche erst allmählich verschwindet. Durch die hier geschilderten Entwickelungsvorgänge lassen sich ungezwungen alle vorkommende Missbildungen an den äusseren Nacer: Über d. Entwickelung d. Urethra u. d. Dammes beim Menschen. 835 Genitalien erklären, so auch die jüngst von FrommeL (Zwei seltene Bildungsanomalien der weiblichen Genitalien. Münchener Medieinische Wochenschrift 1890. Nr. ı5. S. 263) und Scuaurta (Vollkommene Cloakenbildung bei gleichzeitiger regelmässiger Ausmündung des Darmes und der Harnröhre. Archiv f. Gynäkologie. Band 39. 1891. S. 484) beschriebenen. Bei der von ScHaurta behandelten Patientin hat es sich offenbar um ein mangelhaftes Herabwachsen des distalen Ab- schnittes des Geschlechtsstranges (ScuautA stellte auch eine Atresia vaginae fest) gehandelt. In Folge dessen lag die Mündung der Urethra tiefer im Vestibulum als gewöhnlich; ausserdem hat im Bereiche des Geschlechtshöckers eine Verwachsung der Ränder des Geschlechts- spaltes stattgefunden, welches sonst nur beim männlichen Geschlecht geschieht, und dies zu Bildung einer kurzen Urethra distalwärts von der ursprünglichen Urethralmündung geführt. Die widernatürliche Verbindung zwischen Vestibulum und Reetum lässt sich dadurch er- klären, dass nur in dem oberen Theile eine Verwachsung der beiden seitlichen Wülste stattgefunden hat, während die Grube in der Tiefe offen blieb, wozu noch das durch die mangelhafte Entwickelung der Vagina gehemmte Tieferwachsen des Septum recto - vaginale bei- getragen hat. Ausgegeben am 30. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1891. 72 S. 604 2.6 v. S. 605 »ı18 » Sn O1 19.12.00 SD unten: oben: unten: oben: statt Beriehtigungen. »zweiten « »kuzigen « » Fühl-« »rechte « muss heissen »vierten« »kugeligen« »Fühler-« »linke« 837 1891. AÄXNIX. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 30. Juli. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Momnsen. l. Hr. Kırrert las: Astypalaia, ein Beitrag zur geogra- phischen Etymologie. Die Mittheilung folgt umstehend. 2. Hr. Dies legte die Ausgabe der Flinders Petrie Papyri von J. P. Manarry (Royal Irish Academy, Cunningham Memoirs n. VIII) Dublin 1891 vor, hob die Wichtigkeit der Funde namentlich in text- geschichtlicher Beziehung hervor, und sprach die Vermuthung aus, dass Pap. IX S. 29 ein Excerpt aus Aristoteles Neun Bapapıra dar- stelle, wofür das Zusammentreffen mit Nikolaos Damaskenos Excerpten c. 119, bei der bekannten Beziehung der Schriftstellerei des Nikolaos zu Aristoteles, zu sprechen scheine. Sitzungsberichte 1891. I © a Term, A ’ or m £, ! {} a I ' ; r { l u IR h \ j \ g = ‚ j r N 2 & \ I ö 1 Dar ‚ ö N WI aaaRl 1 A a FE | u 472 2 3 . f Hr Lk N f Y« N | 1 | Er? 5 f - g a 4 Fe I a“ } a rj 312107 Hr Iris un! Kr > rar at Ki ® i Ir N ı u |; I ei H ' \ < E sE ET EN Mia Bu s . . 2 N ah Be 46 2 I 1a) i ii v4 san | DAR 1 2 j Di u - 5 u u 1 j #e a ; La I u De DEE Le 7 Alu 5 5 ARE ET . PR T EN Mu, r 6 % | i | TRTRBEERTT j I ff MATE var J ß y | E TAT ui Ber ENDEN BRATEN, EN MEER 5 = ) a 5 M AEE ae a u eriindd = here Tant in’ [e 1) FTIR a Ä 1 A ge ee BR aan vr An I TR an he T Y ES E AD aTEE a la) a ud ao Aa Wilke, a EL 7 a. DENENNIA N AT PR aus Fr ae NN EI Tata Mn, N. he EU]! kratfesilpun u STE TTTEREET RITA URN Aa Bi P, ‚ur se ae IHRE er » PuEN f} at a 2 ] ‚ 339 Astypalaia, ein Beitrag zur geographischen Etymologie. Von H. Kırperr. DM Nachweis der Verbreitung phoenikischer Ansiedelungen an den Mittelmeerküsten durch etymologische Deutung örtlicher Namen hat, nach den ausschweifenden Hypothesen vieler älteren Orientalisten zuerst unser verstorbener College Justus OLsnausen' auf kritische Grundlage zurückgeführt, doch nicht so vollständig, um nicht für eine erhebliche Nachlese Raum zu lassen. Einen dieser bisher über- sehenen Namen, der in beschränktem Umkreise mehrfach erscheint, zu besprechen, veranlasst mich die aus der gegenwärtigen Kenntniss der geographischen Verhältnisse sich ergebende Übereinstimmung der natürlichen Formen der betreffenden Örtlichkeiten, welehe auf die ursprüngliche Wortbedeutung schliessen lässt, ohne dass das Griechische, in welchem allein jener Name uns überliefert ist und an zwei Stellen, wenn auch etwas umgestaltet, noch heut fortlebt, dafür eine ent- sprechende Ableitung darböte. An sechs, sämmtlich der Südhälfte des Aegaeischen Meeres an- gehörigen Stellen” erscheint nach alten Zeugnissen, vorzüglich Strabon’s der Name Astypalaia: ausser der bekannten Insel und ihrer gleich- namigen Stadt führen ihn Ortschaften auf den Inseln Samos, Kos und Rhodos, sodann aber zwei nicht ausdrücklich als bewohnt bezeugte, sondern nur als Vorgebirge erwähnte Stellen an den Küsten Attika’s und Kariens. Wie gewöhnlich hat griechische Phan- tasie den Namen auch personificiert und leitet den Inselnamen von einer Heroine her, deren Vater Phoinix und Sohn von Poseidon, der Lelegerkönig Ankaios’ deutlich auf fremden und vorgriechischen ! Rhein. Mus. N. F. VII, 1853. ® Die Fünfzahl im Lexikon des Steph. Byz., welches zwei der sogleich zu nennenden auslässt, beruht auf einem Missverständniss einer aus Strabon wörtlich wiederholten Stelle, deren vrros roAw EX,OUTE ueraev “Podov zaı Konrns von der als nie row Kuxradom daneben angeführten Insel natürlich nicht verschieden ist. ® Nach dem von Apollodoros eitirten samischen Epiker Asios. 73* 840 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli. Ursprung auch des Namens hinweisen. Das hat schon Gelehrte des Alterthums, wie Strabon und den vom Etym. M. angeführten Verfasser einer XpucH BYSAos, Themistagoras, nicht gehindert, der zwar volks- thümlichen aber sprachwidrigen Deutung als » Altstadt« den Vorzug zu geben; jedoch nur gelehrte Reminiscenz, nicht Fortdauer der alten Volksmeinung in einer Zeit, da die Bedeutung von &oru den Griechen längst verschollen sein musste, können wir in der von BoNDELMONTE berichteten und durch Ross’ Inschriftfund bestätigten gegensätzlichen Benennung Astynea finden, welche der Venezianer Quirino seiner im Jahre 1413 auf der Insel angelegten Colonie zu geben beliebte. Die einzige mir bekannt gewordene Wanderung über die Insel durch Lupwiıe Ross (1841) und die sehr specielle nautische Aufnahme derselben von Cpt. Sprarr (1861) belehren uns, dass längs ihrer ganzen Strandlinie die auf der Stelle der antiken gelegene heutige Stadt zu- gleich die einzige zu einer Stadtanlage geeignete Stelle einnimmt, dass also an eine davon verschiedene Altstadt der scheinbaren Etymologie zu liebe nicht zu denken ist. Dagegen zeigen uns beide Quellen, am deutlichsten die englische Karte” eine Naturform, welche an wenigen anderen Küstenpunkten so entschieden in’s Auge fällt. Die Insel besteht aus zwei ziemlich gleich hohen und gleich ausgedehnten Bergmassen’ verbunden durch einen langen, sehr schmalen und flachen Isthmus. Dieselbe Form wiederholt sich aber an den übrigen den- selben Namen tragenden Stellen: am deutlichsten an derjenigen, über die wir durch äusserst genaue Aufnahme am besten unterrichtet sind, an dem Vorgebirge Astypalaia der attischen Küste des saronischen Golfes, dessen Lage durch Strabon’s (IX, ı. 21) Angabe der vorliegenden Insel Elöussa fixirt und von Bursman (Griechenland I, 357) und Mircn- HÖFER (Karten von Attika, Text II, 21) richtig mit der den Hafen von Anaphlystos westlich schliessenden kleinen Halbinsel identifieiert wird, welche heut nach einer Kapelle des H. Nikolaos benannt wird. Eine »Ansiedelung alter Vorzeit«, die MircuHörer nur aus dem alten Namen folgert, ein wirkliches &oru, möchte auf diesem kaum 1000 Schritt Umfang messenden und höchst unebenen Halbinselehen kaum Platz gefunden haben. Dagegen zeigt das durch die Gipfelhöhe der Halbinsel von 49” und die des auf dem Continente gegenüberliegenden Berges von 117", beide verbunden durch einen flachen Sandisthmus ! Die bald darauf eingetretene türkische Besitznahme hat, mit Ignorierung der vulgär -italienischen Umformung Stampalia den alten Namen als Ustopalia (so im Sälnäme geschrieben) unverändert gelassen, wonach die allein von Ross, Inselreisen II, 57 n. 3 mitgetheilte neugriechische Umformung in Astropalia wohl sehr jungen Ursprungs sein dürfte. ? Stampalia Island, Admir: Chart Nr. 1888, Maasstab 1:52000. 3 Gipfel der Westhälfte 1660, der Osthälfte 1299 engl. Fuss oder 506 und 396”. DE ENTE ERBE a = Kırperr: Astypalaia, ein Beitrag zur geographischen Etymologie. s4l entstehende Profil die grösste Analogie zu demjenigen der Insel Asty- palaia. Und dieselbe Erscheinung wiederholt sich an einer andern axpcı ’Acruramdıa, welche Strabon (XIV, 2, 20) am äussersten Ende der nördlichen der beiden langen Halbinseln Kariens nennt. Seine bisher nicht ganz richtig verstandene Beschreibung dieses Küsten- striches bedarf einer näheren Besprechung: er lässt auf Halikarnassos das Gebiet der Nachbarstadt Myndos folgen, welches mit der Akra Termerion beginne, die von der gegenüberliegenden Spitze Skandaria der Insel Kos 40 Stadien entfernt sei, schiebt sodann eine längere Digression über diese Insel ein und kehrt auf das festländische Gebiet von Myndos mit den Spitzen Astypalaia und Zephyrion zurück, auf welche dann sogleich (eÜ$Vs) die Stadt Myndos mit ihrem Hafen folge. Die‘ Lage derselben, durch die- weitläufigen Ruinen, die den aus- gezeichneten Hafen Gümischlü-limän umgeben, ist längst bekannt, diejenige der Stadt Termera hat Newron', meines Wissens bis jetzt der einzige Besucher dieses ganzen Küstenstriches, in der auf fast unzugänglicher Felshöhe gelegenen Akropole gefunden, die unter ihrem türkischen Namen des »Judenschlosses« (Tschifüt-Kalessi) auch in der Küstenkarte von GrAvES. (Nr. 1899) verzeichnet ist, und eine weithin sichtbare Landmarke bilde; in der That beträgt der englischen Karte zufolge die Entfernung dieses Punktes von der nördlichen flachen Spitze der Insel Kos genau vier Seemeilen, gleich den überlieferten 40 Stadien, so dass das Vorgebirge Termerion von der gleichnamigen Stadtlage nicht zu trennen sein würde. Nerwron thut dies gleichwohl; geleitet durch die naheliegende Erwägung, dass der griechische Autor das Maass der kürzesten Entfernung zwischen Festland und Insel habe angeben wollen und sucht daher die axg« Tepusgiov vielmehr in dem ı'/, Seemeilen westlich von der Akropole von Termera gelegenen und den südlichsten Auslauf der Festlandküste bildenden Cap Petra. Allein dessen Entfernung von der Spitze Skandaria auf Kos be- trägt nach Cpt. Graves Vermessung nicht über 2'/, Seemeile = 25 Stadien und eine bis fast auf die Hälfte irrige Schätzung einer so kurzen und vielbefahrenen Strecke darf man doch der immerhin unvollkommenen Methode der Alten nicht wohl zutrauen. Müssen wir daher an den 40 Stadien des strabonischen Textes festhaltend, Vorgebirge und Stadt Termera als gleich annehmen, so bleibt für Cap Petra, mit welcher äussersten Südspitze der grossen Halbinsel der Autor von der Insel kommend am natürlichsten das Festland wieder betritt, nur der Name Astypalaia übrig. Wie völlig derselbe auch an dieser Stelle eine der Insel und dem attischen Vorgebirge ähnlich ! Discoveries at Halicarnassus, London 1862 Il. p. 588. 842 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli. gestaltete Örtlichkeit bezeichnet, an welcher übrigens keine Spuren alten Anbaues vorhanden zu sein scheinen, erweist ein Bliek auf die allerdings an Bestimmtheit der Terrainzeichnung an die vortrefflichen Arbeiten des Cpt. SprAtr nicht entfernt reichende und den numerischen Ausdruck der Höhenpunkte allzusehr vernachlässigende Karte von GravEs: sie zeichnet das Cap als eine inselförmig in das Meer hinaus- tretende Bergmasse, mit dem Gontinent verbunden durch einen flachen Isthmus, dessen sandige Beschaffenheit auch durch die Punktirung der Strandlinien der beiden einschliessenden Bayen angedeutet ist.' Einen vierten Ort desselben Namens nennt der griechische Geograph auf der Insel Kos selbst, lässt sich aber wieder durch die scheinbare Deutung des Namens irreführen, indem er für die der Insel gleichnamige Stadt, die doch mit ihrem trefflichen natürlichen Hafenbecken dem nahen Continente zugewendet von jeher für ein seefahrendes Volk den einzigen bevorzugten Ansiedelungspunkt bildete, analog der Gründung der Stadt Rhodos eine spätere Verlegung von einer anderen Stelle in Anspruch nimmt.” Jene »andere Stelle« kennen wir zufällig dadurch, dass der Name sich in der Vulgärform Stampalia erhalten hat, nahe dem westlichen Ende der Insel, wo ihn die Karte von Graves bei Resten einer kleinen Mole verzeichnet; aber das Fehlen einer natürlichen Hafenbucht verbietet hier an eine Anlage uralter Zeit zu denken und widerlegt hinreichend Strabon’s bloss etymologische Hypothese. Lupwıe Ross, der die Stelle 1841 besucht hat, fand auf der isthmusartigen flachen Höhe darüber die Reste einer alten Ort- schaft, der dureh Inschriftfunde auch der Name Isthmos gesichert ist, und bemerkt richtig die Unwahrscheinlichkeit des Bestehens zweier Ortschaften nebeneinander auf so beschränktem Raume.” Aber weder seine kurze Ortsbeschreibung, noch die hier besonders flüchtig gear- beitete Karte von Graves reichen hin, eine deutlichere Vorstellung von den Terrainformen zu geben, als die ziemlich allgemeine von der Existenz einer tiefen Einsattelung des Körpers der Insel an dieser Stelle zwischen den höheren östlichen und den im Maximum zu nahe 1400 Fuss ansteigenden westlichen Bergen. ' Der Name Astypalaia ist danach statt des Termerion Akr., worin ich ohne genauere Prüfung Newron’s Hypothese gefolgt war, zu Cap Petra in Bl. X meiner neuen Karte des westlichen Kleinasiens zu setzen; ob das daneben bei Strabon ge- nannte Zephyrion auf das kleinere westlich neben Petra vorspringende Halbinselcap, das in Graves Karte sicher corrupt Arkialla genannt wird, oder auf eine weiter nach Myndos zu liegende Landspitze des westlichen Küstenrandes zu beziehen sei, wird sich nicht entscheiden lassen. 2 m rwv Kuwv morıs Enadeiro 70 maraov Arrumaraıc zu wWxEITO en aAA Tom Snow Zmı Sararrn — dreıra WErUANTaV eis an vor or. ® Inselreisen III, 136. . + D . + ‘ Kırrerr: Astypalaia, ein Beitrag zur geographischen Etymologie. 845 Ähnlich unklar bleibt die letzte Astypalaia (wor ris Yauov, nämlich der Stadt Samos), welche Ross und Gurrın als die östliche kleinere der beiden Akropolen nachgewiesen haben; die beide Hügel trennende Einsenkung scheint, wenn der Genauigkeit des schon 1835 von Cpt. Brock aufgenommenen Plans der Meerenge' zu trauen ist, sehr tief hinabzugehen, so dass daraus eine ähnliche Gesammtform, wie in den übrigen besprochenen Örtlichkeiten herauskommt. Es ergiebt sich mithin für drei Stellen sicher, für zwei mit grosser Walırscheinlichkeit die gleichartige Verticalform tiefer Einsenkung zwischen zwei zusammengehörigen Anhöhen, welche durch den an allen fünf Stellen gesicherten Namen Astypalaia nur dann ausgedrückt sein kann, wenn dessen Bedeutung in einer vom Griechischen grund- verschiedenen Sprache gesucht wird. Eine solche bietet sich aber unge- zwungen in derjenigen des Haupteolonialvolkes dieses Meerestheiles in vorgriechischer Zeit, der Phoeniker. Den Begriff des Niedrigen drücken alle semitischen Sprachen durch die Verbalwurzel SPL (hebr. und assyr. sapal, syr. Spal, arab. safala) aus, von welcher die den Begriff der Reeiprocität (also im gegebenen Falle »sich erniedrigen«) aus- drückende Form regelmässig mit der bekannten Metathese der im Praefix enthaltenen Dentale mit folgender Sibilans hebr. phoen. histapel, syr. estapdl lauten musste. Verbalnomina dieser Form sind, obwohl selten, doch als Ortsnamen hinreichend bezeugt, wie aus dem Alterthum die palaestinensischen Orte Zstaöl, Estemö, aus heutigem Gebrauche die nordsyrischen Zstebghö, Estiyellu? denen in arabischer geographischer Litteratur belesenere wahrscheinlich noch fernere Beispiele anreihen könnten. Ein analog gebildetes Verbalnomen estapöl, dessen Bedeutung »Erniedrigung« auf alle besprochenen Ört- lichkeiten passt, konnte der griechische Mund mit Zufügung einer auf &xpa und vAcos bezüglichen Femininendung leicht in "Arruraraız umwandeln und ihm so den Anschein eines der nationalen Sprache angehörigen Namens geben. Dass aber die sprachwidrig unter- geschobene Deutung »Altstadt« nur etwa in zwei von jenen fünf Fällen (auf Samos und Kos) möglich, für die unbebauten Vorgebirge in Karien und Attika ganz unzulässig, für die Insel wenigstens unwahrscheinlich ist, verstärkt nur die Gründe für die Annahme eines fremden Ursprungs. So ist es schliesslich wohl nicht zu gewagt, für das einzige topographisch nicht nachweisbare Astypalaia, den nur in rhodischen Inschriften (Ross Hellenika 117) genannten Demos, die Veranlassung zur Benennung gleichfalls in einem Vorgebirge von ! The Strait of Samos, Hydrogr. Office No. 1530, Maasst.: 1: 42000. ® Aus handschriftlich mitgetheilten Ortslisten des verst. americanischen Missionars Ery Smıra. 844 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli. ganz ähnlicher Form, wie die besprochenen, zu suchen: als ein solches bietet sich die sonst namenlose Südspitze der Insel, jetzt Prasonisi genannt’, nachdem der von Newron dafür vorgeschlagene und (mit Andeutung des Zweifels) auch auf die Specialaufnahme der britischen Marine? eingetragene alte Name Mnasyrion in dem von Biuorrı gefundenen weit nördlicher gelegenen heutigen Menasiri seine sichere Stelle gefunden hat. ! So hypothetisch bezeichnet auf Bl. XIV meiner Karte des westlichen Kleinasiens. ®2 Rhodos Island surveyed by Lt. Herman, Hoskyn, Sprarr etc. 1841. Hydrogr. office No. 1667. 845 Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. Von OrTo HirscHFELD. (Vorgetragen am 25. Juni [s. oben S. 631|.) Die Verwaltung des römischen Kaiserreichs bietet mannigfache Pro- bleme, denen die wissenschaftliche Forschung erst allmählich ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden begonnen hat. Der traurige Stand der literarischen Überlieferung gerade für die practischen Fragen, die zu berühren die historischen Schriftsteller und Seribenten jener Zeit, etwa mit Ausnahme des trefflichen Dio, der als Provinziale einen richtigeren Blick für die Bedeutung derselben besass, als die in und für Rom schreibenden Historiker, geflissentlich vermieden haben, trägt die wesentliche Schuld der Vernachlässigung dieser Studien bis auf unsere Tage. Das reiche Material, das die monographischen und allgemeineren Schriften der Juristen für diese Materie enthalten haben, ist uns mit wenigen Ausnahmen nur in den verhältnissmässig dürftigen Auszügen der Digesten überkommen, die trotz der durch ihren Zweck gebotenen Verstümmelung doch die werthvollste Quelle für die Reichsverwaltung in den ersten drei Jahrhunderten der Kaiserzeit bilden. Die massen- haften kaiserlichen Reseripte und Verfügungen jener Zeit sind bis auf geringe, inschriftlich oder in den Rechtsbüchern erhaltene Über- reste fast spurlos verschollen. Wenn man erwägt, wie reiche Be- lehrung auf den verschiedensten Gebieten der Provinzialverwaltung wir dem kurzen Schriftwechsel zwischen dem bithynischen Statthalter Plinius und Trajan verdanken, trotz der sehr lakonischen Erledigungen des Kaisers, die dem übereifrigen und ängstlichen Manne nicht selten deutlich zu verstehen geben, dass er sich seine Anfragen auch selbst hätte beantworten können, so kann man ermessen, was eine Samm- lung der kaiserlichen Erlasse der ersten drei Jahrhunderte in der Art des 'Theodosianischen Codex für die gesammte Reichsverwaltung ge- boten haben würde und ein wie kostbares Material mit den Staats- archiven zu Grunde gegangen ist. So sind wir darauf angewiesen, aus der dürftigen uns zu Gebote stehenden literarischen Überlieferung und den dieselbe ergänzenden und erhellenden inschriftlichen Docu- 846 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. menten die Aufgabe, die Gothofredus innerhalb seines durch die Grenzen des Codex Theodosianus abgesteckten Arbeitsgebietes in aus- gezeichneter Weise gelöst hat, für die ältere Zeit in Angriff zu nehmen. Zu den am wenigsten gekannten Gebieten der kaiserlichen Ver- waltung gehört die Polizei, insoweit dieselbe über das Weichbild von Rom hinausgreift. Die einzige mir bekannt gewordene monographische Darstellung, die zwar eine reichhaltige Sammlung des Materials bietet, aber in Hinsicht auf kritische Sichtung und feste Gliederung des Stoffes viel zu wünschen lässt, ist in zwei Abhandlungen von NAuper: memoire sur la police chez les Romains in dem vierten und sechsten Bande der Memoires de lacademie des sciences morales et politiques ge- geben worden. Von älteren Schriften verdient etwa noch Erwähnung das grosse Werk von DELAMARE: fraite de la police, der im ersten Bande (Paris a. 1722) einleitungsweise einen kurzen, auch für jene Zeit recht unbefriedigenden Überblick über die Polizei im Alterthum giebt. Ganz unergiebig ist eine im Jahre 1791 in Göttingen gekrönte Preisschrift von Hrusacn: commentatio de politia Romanorum seu veteris urbis Romae. | In den nachstehenden Bemerkungen gedenke ich nicht die ge- sammte Einrichtung der Sicherheitspolizei im römischen Reiche zur Darstellung zu bringen, sondern nur die Organe derselben in den ersten drei Jahrhunderten der Kaiserzeit ins Auge zu fassen. Eine Fortführung dieser Untersuchung über die Diocletianisch -Öonstantinische Reform hinaus muss einer gesonderten Darlegung vorbehalten bleiben. 1. Die Sicherheitspolizei in der Stadt Rom. Wenn wir von den grossen Monarchien des Orients. absehen, in denen die Sicherheitspolizei und insbesondere die Geheimpolizei schon in früher Zeit eine grosse Rolle gespielt zu haben scheint," so tritt uns das Bild einer geordneten und verhältnissmässig ausgebildeten Polizeiverwaltung zuerst in Athen vor Augen mit seiner Strassen - und Marktpolizei unter Aufsicht der deruoueı und &yopavancı, seiner dem Polemarchen überwiesenen Fremdenpolizei, seiner schon bis in die kimonische Zeit zurückreichenden Stadtwache skythischer Bogen- ! Betreffs der Meder und Perser vergl. Herodot I c. 100 und die von HıLDEBRAND zu Appuleius de mundo ce. 26 zusammengestellten Zeugnisse. . Ne . . a“ . . Ser . ) 7 Hırschretn: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 847 schützen.” Ähnlich und vielleicht im Anschluss an das Athenische Vorbild sind diese Verhältnisse in dem republikanischen Rom geregelt worden. Auch hier fällt die Ausübung der polizeilichen Thätigkeit durchaus den ordentlichen Magistraten zu. Die Markt- und Strassen- polizei liegt in den Händen der Aedilen; die Sicherheitspolizei im weitesten Sinne, mit Einschluss der Fremdenpolizei, steht in letzter Instanz den Consuln zu, die als Oberaufsichtsbeamte für die Ruhe der Stadt und des Staates verantwortlich sind und überall selbst einzutreten haben, wo die niederen, mit der unmittelbaren Polizeiaufsicht betrauten Beamten nicht ausreichen.” Als ihre Hilfsbeamten treten etwa seit dem Jahre 465 die tresviri capitales auf, denen vielleicht erst in etwas späterer Zeit, nachweislich aber bereits im hannibalischen Kriege, der Sieherheitswachdienst übertragen war, dem sie ihre gewöhnliche, aber nicht zu offieieller Geltung gelangte Bezeichnung als tresviri nocturni verdanken.” Etwa hundert Jahre darauf, aus Anlass der grossen Bacchanalien-Verschwörung, sind ihnen fünf Männer zur Hilfe bei- gegeben, die vielleicht sofort, vielleicht erst später unter dem Namen quinqueviri cis Tiberim als ständige Beamte eingesetzt, für die Sicherheit der Stadt, möglicherweise mit Einschluss des rechten Tiberufers’ Sorge zu tragen haben. Diese bereits im letzten Jahrhundert der Republik gänzlich un- zureichende Polizei ist von Augustus reformirt oder vielmehr that- sächlich beseitigt worden, wenn auch die republikanischen Beamten mit Einschluss der eistiberinischen Fünfmänner dem Namen nach weiter fortbestanden haben. Bereits im Jahre 718, unmittelbar nach Besiegung des Sextus Pompeius ist Maecenas von ihm mit einer ausserordentlichen Mission zum Schutze der Stadt betraut und dem- selben dazu das Commando über die in Rom stationirten Truppen über- ® Borer# Staatshaushalt 13 S. 262 ff.; Wernicke: die Polizeiwache auf der Burg von Athen (Hermes 26 S. zı ff.) will die Einsetzung derselben, meines Erachtens ohne genügenden Grund, bis auf die Pisistratidenzeit zurückdatiren. ® Mommsen Staatsrecht II S. 138 ff. * Vergl. die eingehende Ausführung bei Monusen St.-R. II S. 594 ff. ° Dies ist Monnsen’s (St.-R. II S. 611) Ansicht, die durch Pomponius Digg. I, 2, 2, 31: guwingue viri constituti sunt cis Tiberim et ultis Tiberim eine wenn auch nur schwache Stütze erhält; vielleicht ist aber der jenseitige Tiberbezirk , der noch lange als selbständiger Pagus fortbestanden hat (GiLserr Geschichte und Topographie II S. 176 ff. und III S. 446), nicht in diese städtische Polizeiordnung einbezogen worden. Dass sie, wie Mommsen annimmt, in der letzten Zeit der Republik aus der Volkswahl hervorgegangen seien, ist aus Cicero'’s Worten (acad. prior. II, 44. 136): neminem con- sulem, praetorem, imperatorem, nescio an ne quinquevirum quidem quemquam nisi sapientem gewiss nicht zu folgern und steht sowohl mit ihrer Bezeichnung als promagistratu, als mit ihrer geringen Stellung in Widerspruch. ° Monnsen St.-R. II S. XII A. 1; vergl. meine Bemerkung zu Martial V, ı7 im Hermes 24 S. 106. 848 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. tragen worden. Denn wenn auch die als Ansicht Einiger ($&01) von Appianus (b.c. Ve.ı32) mitgetheilte Angabe, es seien damals bereits die vigiles eingesetzt worden, ohne Zweifel irrig ist,’ so beweisen doch die Worte Seneca’s (epp. 114, 6): cum absentis Caesaris partibus fungeretur, signum a discincto petebatur, dass er Soldaten, vielleicht aus der cohors praetoria seines Auftraggebers, zu seiner Ver- fügung gehabt hat. Eine definitive Gestaltung hat jedoch die Po- lizei in dem kaiserlichen Rom erst im Jahre 6 n. Chr. durch die Einsetzung des praefectus vigilum mit seinen ihm untergebenen 7 Cohorten zu mindestens 1000 Mann’ erhalten, die an die Stelle der 600 als Löschmannschaft den eurulischen Aedilen im Jahre 732 zugetheilten Staatsselaven traten, aber, wie ihre Organisation und schon ihre Stärke zeigt, von vornherein gewiss nicht nur für diese Function, sondern als städtische Polizei eingesetzt worden sind,’ ent- sprechend der Politik des Augustus, solche auf Stärkung der Regie- rungsgewalt abzielende Neuerungen in unscheinbarer Hülle ins Leben treten zu lassen. Hat auch die hauptstädtische Bevölkerung damals mindestens eine Million betragen,'” so ist doch diese Zahl von Polizisten eine sehr bedeutende und relativ höher, als in irgend einer modernen Grossstadt.' Daneben sind ohne Zweifel auch in der Kaiserzeit ? Mommsen St.-R. II S. 1055 A. 4. 8 Über die Stärke derselben vergl. Momusen St.-R. II S. 1055. ° Für die vigiles genügt es auf MAarquAaror -Domaszewskı 11 S. 484 ff. (und die dort angeführten Abhandlungen) und Momnsen St.-R. II S. 1054 ff. zu verweisen; be- merken will ich nur, dass die von HEnzEn ann. d. inst. 1874 p.120 ff. und C.VI p. 748 gegebene Erklärung der sebaciaria und des sebaciarius (“ut per mensem excubitoribus vi- gilum noctu urbem percurrentibus faces sebaceas praestaret’, oder, wie MAarqQuArDT a. O. S. 484 A.6 will: ‘die Erleuchtung der Wachlocale bei Nacht’) keineswegs sicher ist; vielmehr dürfte der öfters in den Kritzeleien auf den Wänden des Wachlocals der 7. Cohorte (C. VI n. 2998 ff.) wiederkehrende Zusatz omnia tuta darauf deuten, dass unter sebaciaria fecit mense . . der Patrouillendienst selbst, auf dem wohl Talg- fackeln zur Beleuchtung dienten, und unter sebaciarius der in dem betreffenden Monat mit diesem gewiss recht ermüdenden Dienst betraute Wachmann zu verstehen ist, vergl. den Stossseufzer ©. VI n. 3072: lassus sum, successore|m date]. 10 FRIEDLAENDER Sittengeschichte I S. 58 ff. und besonders S. 70 gegen die zu niedrige Ansetzung BeLocH#’s. !! «Der Bürgermeister von Brüssel, Hr. Burs, machte am 16. März in der Sitzung des Brüsseler Gemeinderaths Mittheilungen über die Stärke der Polizei in europäischen Hauptstädten. Danach kommen in Paris 35, Berlin 32, Brüssel 30, London und Wien nur 23 Polizeibeamte auf je 10000 Einwohner’ (Vossische Zeitung ı8. März 1891 n. 130). In Berlin bestand nach Ausweis des Statistischen Jahrbuchs ı5 (1890) S. 325 die Polizei im Jahre 1888 aus ı Oberst, 16 Hauptleuten, 4 Criminalinspectoren, 104 Lieutenants, 42 Uriminalcommissaren, 331 Wachtmeistern, 3369 Schutzmännern, 2o Polizeianwärtern, in Summa 3887 Köpfen, wozu noch für den Nachtdienst ı Inspector, 47 Wachtmeister, 475 Nachtwächter (in Summa 523 Köpfe) und 408 höhere und niedere Beamte und Hilfsarbeiter kommen, also insgesammt 4798 Polizeibeamte auf eine Bevölkerung von 1439618 Seelen. Das Feuerwehrpersonal (ebendas. S.ı72) bestand aus ı Branddirector, Hırscarern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 849 Privat- Nachtwächter in Rom vielfach bestellt worden,'” und man könnte auf solche oder auf städtische Wächter die Angabe Dio’s (54, 4) beziehen: oi yap Tas ouvomias vurrwp BUAaTTovTres xwöwvehopedew, omws omuawew obıoıw omorav BovarSwcı duvwyrai. Diese Sitte der Glocken- zeichen ist bekanntlich in Griechenland zur Controle der Wachposten schon im peloponnesischen Kriege in Übung gewesen"; für Rom steht Dio’s Angabe meines Wissens allein und es wäre nicht unmöglich, dass er einheimische Verhältnisse bei dieser Angabe im Auge gehabt habe. — Bei ausserordentlichen Gelegenheiten ist wohl auch an die Hülfe der Bürger zur Aufreehthaltung der Ordnung appellirt worden, wofür einen interessanten Beleg die neugefundenen Säcularacten aus Septimius Severus Zeit bieten, bei deren Ankündigung nach freundlicher Mit- theilung Monmnsen’s das Ediet [d]ominos urbanol[s itemg]ue qui mercede habitant in noctbus tribus aufzufordern scheint [milhltibus nostris eir- cumeuntibus |regjionum (2) tutelam zu erleichtern. Neben und über der praefectura vigilum steht der ebenfalls von Augustus eingesetzte, unter Tiberius zu einem ständigen Beamten ge- wordene praefectus urbi. Wenn derselbe, wie es allen Anschein hat, ursprünglich als Stellvertreter des abwesenden Princeps für Rom und Italien geschaffen worden ist, so war ihm damit eine, wenn auch temporäre, so doch weit umfassendere Competenz als dem praefechus vigilum zugedaeht; dadurch dass jenes Amt unzweifelhaft gegen die Absichten des Augustus zu einem ständigen geworden ist, musste die Stellung des praefechis vigilum wesentlich herabgedrückt werden und nur so ist es meines Erachtens zu erklären, dass der Letztere thatsächlich vom Polizeidireetor zum Chef der Feuerwehr mit einigen ziemlich untergeordneten polizeilichen Functionen'* degradirt wurde, während die oberste Polizeiverwaltung für Rom und ı00 Miglien im Umkreise dem Stadtpraefeeten zugefallen ist. Ohne auf die sich an dieses Amt knüpfenden mannichfachen Fragen an dieser Stelle ein- zugehen, ist es für unsere Betrachtung nothwendig, sein Verhältniss zu den ihm zur Verfügung gestellten Soldaten ins Auge zu fassen. ı Oberbrandinspector, 5 Brandinspecetoren, 5 Brandmeistern, 2 Reservebrandmeistern, 7 Feldwebeln, 63 Oberfeuerwehrmännern, 8 Obermaschinisten, 249 Feuerwehrmännern, 435 Spritzenmännern, insgesamt 776 Köpfen. '” Vergl. Juvenal 14 v. 305: dispositis praedives amis vigilare cohortem servorum noctu Lieinus iubet, also in Augustus’ Zeit, wenn auch wohl nach der Einsetzung der Vigiles; vor dieselbe fällt dagegen die Aedilität des M. Egnatius Rufus, der sich die Volksgunst durch Verwendung seiner und fremder Selaven als Löschmannschaft bei Feuersbrünsten zu gewinnen wusste: Velleius II ce. 91; Dio 53, 24. '” Die betreffenden Stellen bei Thukydides, Aristophanes und für die spätere Zeit bei Plutarch finden sich in den Lexieis s. v. zudwr. 4 Vergl. Monusen St.-R. II S. 1057 ff. 850 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Der Stadtpraefeet ist, wie Mommsen in seiner eingehenden Dar- stellung dieses Amtes'” ausgeführt hat, nicht Officier, aber die cohortes urbanae in der Stärke von 3000, später von 6000 Mann mit ihrem Lager am Schweinemarkt sind ihm zur Verfügung gestellt. Absichtlich ist freilich das militärische Commando des Praefecten nicht scharf praeeisirt worden, um den durch die Einsetzung dieses Beamten vollzogenen Eingriff in die Rechte des Senats nicht noch offen- kundiger zu machen. Dass ihm aber, wie behauptet worden ist, versagt gewesen sei, eigene beneficiarü zu ernennen, möchte ich bestreiten. Allerdings giebt unter den inschriftlich überlieferten Beispielen der benefieiarü kein -einziges die solenne Abkürzung praef. urb., sondern sämmtliche pr. urb. (oder ur.), die gewöhnliche Abkürzung für den praetor urbanus“ und diese Auflösung erhält anscheinend eine sichere Bestätigung dureh die Beneventaner Inschrift" eines ©. Luceius Sabinus, in der derselbe als beneffieiarüus) Valeri Asiatiei praet. urb. bezeichnet wird. So ungern man sich im Allgemeinen zu der Annahme eines Steinmetzfehlers entschliesst, so glaube ich doch, dass sie in diesem Falle geboten ist. Denn einerseits ist es auffallend, ja fast unerklär- lieh, in weleher Funetion dem Stadtpraetor das Recht zur Ernennung solcher beneficiarü zugestanden haben sollte und es ist der Vergleich mit den benefieiarüi der nieht praesidialen Procuratoren deshalb nicht zutreffend, da diese zum Eintreiben der Steuern vielfach militärische Hülfe in Anspruch nehmen mussten. Andererseits führt die Bene- ventaner Inschrift die militärischen Chargen in aufsteigender Folge auf und endet demgemäss mit der Entlassung des Mannes im Jahre 134 n. Chr., sonach hat Sabinus die an letzter Stelle erwähnte Charge als benefieiarius Valeriüi Asiatiei bis zu diesem Jahre bekleidet. Wir wissen nun, dass Valerius Asiaticus Stadtpraefeet unter Hadrianus war und zwar scheint er dieses Amt vor dem Jahre ı25 angetreten zu haben, da er nach Ausweis einer Inschrift von Samos,'" wenn dieselbe genau redigirt ist, die Stadtpraefecetur vor seinem zweiten Consulat, d. h. vor dem Jahre ı 25 erhalten hat. Im letzten Jahre der Regierung Hadrians war dagegen bereits L. Catilius Severus Stadtpraefeet, demnach wird man die Amtsführung des Asiaticus mit Borenesı” etwa zwischen die Jahre 124— 137 setzen müssen, was auf das Beste mit der Beneven- !5 Momnsen St.-R. Il S. 1067. 16 Vergl. Cauer Ephem. epigr. IV p. 391 ff. mit der Anmerkung Monmumsen’s. 17 C,IX 1617, von Monusen wird die Lesung PRAET in Zeile ı5 als sicher bezeichnet, auch ich habe im Jahre 1866 PIS/ET gelesen, die Copieen des Metellus, Aceursius, Verusius bieten PRAEF. Vergl. Wanpınaron fastes Asiatiques n. 127. 1% BorGHEsı oewres IX p. 281 fl. HırscareLp: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 851 taner Inschrift übereinstimmt.” Ich glaube daher, dass die Annahme, dass der Steinmetz PRAET. für PRAEF. eingehauen habe, unbedenk- licher ist, als dass ein sonst ganz unbekannter Valerius Asiatieus genau in derselben Zeit, als sein bekannter Namensvetter die Stadtpraefeetur bekleidete, in Rom die städtische Praetur verwaltet habe. Wenn nun ferner auch zugegeben werden muss, dass PR. in der besten Zeit die solenne Abkürzung für praetor, PRAEF. für prae- ‚fectus ist, so ist doch, wie bereits Mommsen hervorgehoben hat, in den Soldatenverzeichnissen und in den ähnlich redigirten Inschriften (C. VI,220) PR. für praefectis ganz stehend. Aber auch in anderen stadtrömischen Inschriften findet sich dieselbe, so in einer Inschrift aus der Zeit des Antoninus Pius:”' qui com(meatum) perc(epit) sub Lollio Urbico pr. urb. und, was für die bereits officiell gewordene Reception dieser Abkürzung spricht, es steht auf stadtrömischen Gewichten aus der Zeit des Mark Aurel rw auctforitate) Q. Juni Rustiei pr. urb. neben der volleren Abkürzung praef. urb’* Demnach sind wir meines Er- achtens durchaus berechtigt, die aus den städtischen Gohorten genom- menen beneficierü pr. urb. dem Stadtpraetor abzusprechen und dem Stadtpraefeeten zuzuweisen. Dass diese beneficiarü, gleichwie die in zwei Inschriften” erwähnten a quaestionibus praefeci urbis zu polizeilichen Funetionen verwandt worden sind, ist an und für sich in Anbetracht des Wirkungskreises des Stadtpraefeeten wahrscheinlich und findet eine Bestätigung in der doch wohl auch auf Rom bezüglichen Äusserung Tertullians:” nescio dolendum an erubescendum sit, cum in matricibus beneficiariorum et curiosorum inter tabernarios et bi; ianeos” et fures balnearum et aleones ?° Der in derselben als Stadtpraefeet genannte Annius Verus, der Schwiegervater des Antoninus Pius, Consul zum zweiten Mal im Jahre ı2ı, ist wahrscheinlich der unmittelbare Vorgänger des Asiaticus in der Stadtpraefeetur gewesen, was ebenfalls vortrefflich zu der Carriere des Luceius Sabinus stimmt. ?! C. VI n. 10707; über die Praefeetur des Lollins Urbieus vergl. Borsnksı a. O. pP. 295 fl. 22 0. X 8068; vergl. Borcnzsı a. O. S. 307. »® C. VI 2880: mil(es) coh(ortis) X urb(anae) (centuria) Festi a q(uaestiomibus) praef(ecti) urbis und C. IX 1617: a quaestionib(us) factus per Annium Verum praeff(ec- tum) urbis. ”* Tertullianus de fuga in persecutione ec. 13. ”5 Janeos oder in einigen Handschriften ianios ist überliefert, /anios vermuthete Rısarrıus, doch weiss ich nicht, dass das Fleischergewerbe zu den bescholtenen gehört habe. Auch die Vermuthung ganeos (für ganeones) befriedigt nicht. Hr. WıssowA schreibt mir auf meine Anfrage: ‘die Schrift gehört zu denen, für die wir allein auf Handschriften des 15. Jahrhunderts angewiesen sind; von diesen hatte Reırrerschkin noch nichts selbst verglichen und es wird Aufgabe einer von mir zu unternehmenden italienischen Reise sein, den Apparat für diese Schriften zu prüfen bez. neu zu gestalten’. 852 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. et lenones Christiani quoque vectigales continentur. Dass die hier er- wähnten benefieiariü als Polizisten zu fassen sind, ist aus der Verbindung mit den curiosi, über die sogleich zu sprechen sein wird, unzweifel- haft; dieselben müssen, wenn sich Tertullians Worte nicht allein auf Karthago beziehen, im Dienste des Stadtpraefeeten oder, was mir freilich ungleich weniger wahrseheinlich ist, unter dem praefectus vigilum gestanden haben, dem allerdings in jener Zeit die Aburtheilung der Diebe, insbesondere der diebischen Garderobebewahrer in den Bädern zusteht.” In ihren Listen standen demnach Verbrecher und Bescholtene, d. h. wohl unter polizeilicher Aufsicht stehende Leute, insbesondere solche, die ein bedenkliches Gewerbe trieben,” die sich durch Bestechung der städtischen Polizeibeamten eine prekäre Duldung erkauften, ein Beispiel, das auch Christen, um Belästigungen zu ent- gehen, nicht selten nachgeahmt zu haben scheinen.” An diese Worte Tertullians wird man in eigenthümlicher Weise dureh die theils in älterer Zeit, theils neuerdings zum Vorschein gekommenen Fragmente von Polizeilisten erinnert, die allerdings einer viel späteren Zeit, der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts an- gehören. Ich verdanke die freundliche Mittheilung einiger noch nicht publieirter Stücke Hrn. Garrı in Rom.” Dieselben sind in der Nähe des Colosseums beim Bau eines Hauses zum Vorschein gekommen und stammen daher vielleicht aus dem nicht weit davon beim Tellus- tempel auf den Carinen gelegenen Amtslocal des Stadtpraefecten ,” während andere dazu gehörige Fragmente in der Basilica Julia ge- funden worden sind. Es sind mehrere Listen, deren Praescription bereits von dem ersten Herausgeber, , pr Rossı” richtig hergestellt ist: [ex aucto]ritate Tarraci Balssi v. ce. praef. urb.], Tarracius Bassus wird von Ammianus (28, ı,27) zum J. 368 mit dem Zusatz: postea urbi prae- feetus erwähnt, so dass die Inschriften, worauf auch die Buchstaben- form hinweist, dem letzten Drittel des 4. Jahrhunderts angehören. Es folgen in dem zuerst gefundenen Bruchstück drei fragmentirte Zeilen: 26 Paulus in Digg. I, ı5, 3, vergl. Mommsen Staatsrecht II S. 1058 A. ı. 2” Listen der öffentlich Prostituirten gab es schon in früher Zeit in Rom, vergl. Taeitus ann. 2,835: Vistilia praetoria familia genita licentiam stupri apud aediles vulgaverat, more inter veteres recepto, qui satis poenarum adversum impudicas in ipsa professione flagitii eredebant; vergl. Suetonius Tiber. c. 35. ?® Richtig erklärt Gothofredus zu Cod. Theod. VIII, 4, 5: ‘COhristianos erutos a bene- ‚fieiarüs et curiosis, ut his vivere liceret, vectigal solvisse, ceu malos et impurae vitae ho- mines alios'. ?° Die bereits publieirten finden sich, wie mir Hr. Hürsen nachweist: C. VI 1766. 9103. 10099; Notizie degli scavi 1883 p. 81 = Bull. Comm. 1883 p. 239; Bull. Comm. ı885 p. 163 und vielleicht auch Ann. d. Inst. 1882 p. 134. 3° Jorpan Topographie II S. 488 ff.; vergl. Momnsen St.-R. II S. 1062 A. 4. 31 Bull. d. Inst. 1853 p. 37 fl. . \. . . .. de . r . ‘ HırscHrep: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 853 INARIORVM- @VI- SIBI- PECVN| TRA- DISCIPLINAM- ROMAN VINDICARE- CONSVEVER und darunter zahlreiche Namen, die ebenfalls deutlich den Stempel jener Zeit tragen. ne Rossı hatte ergänzen wollen: [nomina vilna- riorum und die Inschrift bezogen auf die Ausschliessung der unten verzeichneten aus der Corporation, die in betrügerischer Weise zu hohe Preise sich hätten zahlen lassen. Die seither gefundenen Fragmente haben aber gezeigt, dass es sich um die Ausschliessung gewisser Gewerbetreibender von den Geld- und Brodvertheilungen (panis populi hier, wie auch sonst genannt), zum Theil auch von den Schauspielen handelt, weil dieselben sei es ihren Wohnsitz oder wahrscheinlicher ihr sie zu diesen Vergünstigungen berechtigendes Gewerbe aufgegeben hatten; erhalten ist nämlich in einem Fragmente DEREI), was wohl nur zu derellict...| ergänzt werden kann. Für vinariorum wird man aber einen allgemeineren Begriff suchen und demnach wahrscheinlich mit Hürsen [faber|nariorum zu ergänzen haben, während in einem anderen Fragment (VI. n. 10099) dafür nomina aere i|neisorum|, das sind ohne Zweifel die, anscheinend auch als aeneati”” bezeichneten, in Erztafeln eingeschriebenen Getreideempfänger, geschrieben ist; vielleicht gehört zu derselben Liste ein neugefundenes Fragment, in dem zahlreiche Gewerbtreibende, ein fullo, ves(tiarius) , olitor u. a. m. erwähnt werden. Bemerkenswerth ist darin einerseits das Vorwiegen christlicher Namen, wie Benedietus, Bonifatius, Iren(a)eus, Quodvultdeus, Sabbatius, die auf eine sehr starke Vertretung der Christen in dem Kleingewerbestand in Rom hinweisen, andererseits, dass zu einem Namen: Felix, mit dem wenig schmeichelhaften Beinamen Tineosus, hinzugefügt ist: Judaeus, wonach in jener Zeit die Juden, wie wahrscheinlich in Ter- tullians Zeit die Christen, in den Polizeiverzeichnissen ausdrücklich gekennzeichnet gewesen sein dürften. Ich beschränke mich auf diese kurzen Bemerkungen und knüpfe daran den lebhaften Wunsch, dass diese vorzüglich in topographischer Hinsicht wichtigen Fragmente recht bald ihren sachkundigen Herausgeber finden mögen. Neben den beneficiarü werden von Tertullian curiost genannt, ein Name, den wir als technisch für die Polizeibeamten im römischen Reich der nachdiocletianischen Zeit wiederfinden. Nach einer An- gabe Suetons könnte man annehmen, dass die Verwendung desselben für die Geheimpolizei in Rom bereits in eine viel ältere Zeit zurück- 32 Vergl. meine Annona (Philologus 29) S. ıı nach Hexzen’s Erklärung; anders Monmusen St.-R. II S.288 Anm. 5. Vergl. auch C. V n. 889: veterano ... in aere inciso ab divo Vespasiano mit Monnmsen’s Anmerkung, Sitzungsberichte 1891, 74 854 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. reiche. Im Leben des Augustus (c. 27) berichtete er nämlich, dass derselbe als Triumvir Pinarium equitem Romanum cum, contionante se adımissa turba paganorum apud milites,” subscribere quaedam animadver- lissel, curiosum ac speculatorem ratus, coram confodi imperavit, er scheint also den Pinarius für einen Polizeispion in Civilkleidung — denn darauf deuten die Worte admissa turba paganorum’' — gehalten zu haben, der sich behufs der Denunciation seine Notizenmachte.” Demnach muss, wenn auch schwerlich bereits in der Triumviralzeit, so doch sicher zur Zeit Hadrians der Name curiosus für die Geheim- polizisten verwandt worden sein, die das Material für die Delatoren sammeln mussten und die nachweislich in der Kaiserzeit dem Sol- datenstande angehörten. Denn das sind die »mniltes sparsi per domos oceulto habitu (d. h. in Civilkleidung) et maligna cura (zur Bezeichnung ihrer Thätigkeit als curiosi) in omnes quos nobilitas aut opes aut aliqua insignis claritudo rumoribus obiecerat,” die unter Otho ihr Unwesen treiben und von deren Thätigkeit Epietet” ein drastisches Bild entwirft, das uns nieht minder lebendig als die Schilderungen des Tacitus und Juvenal unmittelbar in die Domitianische Schreckens- zeit versetzt und diese agents provocateurs bei ihrer unheimlichen Thätigkeit zeigt: ourw xaı, heisst es dort, imo ruv orparıwrüv Ev "Paur oi Mpomereis Aaußdavovrar TApAKEXANıxE [oe]? GTDATIWTNS ev oynuarı liwrıxd xl dpEausvos xaxus Aeyeıv rov Kaisapa, eira OU, WETTER Evexsupov Ta auroD %aßwv Ts miorews, 70 Aürev TAS Acıdapias xarfoy,Iau, Aeyeıs ui würos 004 bpoveis eira deSeis dmayı. Die Bezeichnung speculator, die Sueton neben curiosus verwendet, kann zwar für jeden Kundschafter oder Spion gebraucht werden, seheint aber doch hier, wo es sich um einen militärischen Spion in Civilkleidung handelt, im Hinblick auf die diesen Namen führende Truppengattung, die zu ähnlichen Funetionen verwandt wurde,’® ge- wählt zu sein. In dieser Stellung finden wir sie in dem Heere Caesars” und in der Kaiserzeit nieht nur bei den Legionen sondern 33 So ist zu interpungiren; denn apud milites gehört zu contionante. 34 Paganus — Civilist als Gegensatz zu den Soldaten ist bereits bei den Schriftstellern dieser Zeit häufig, vergl. Heraeus zu Tacitus hist. I, 53, noch häufiger bei den Juristen. 35 Subscribere ist dafür technisch, vergl. Tacitus Agricola ce. 45: cum suspiria nostra subscriberentur. 36 Tacıtus hist. I 85. 37 Dissert. IV, ı3; ein Seitenstück für die politische Spionage in den höheren Kreisen bietet aus Tiber’s Zeit Taeitus ann. IV, 68 ff. 38 Plutarch Galba c. 24: ourw ag zarolvraı or Öayyeruv A dlomrngu Ümngesias reAoüvrss und dazu Nıssen Rhein. Mus. 26 S. 504. 3% Die Stellen bei Mense-Preuss lexic. Caesar. p. 1248. — Wenn Livius (XXXI, 24) die usgoögouo: in dem Heer des Philippus durch das römische Wort speculator wieder- giebt, so folgt daraus natürlich nichts für die Zeit der Einrichtung. Vergl. auch . as . B uk .. . . . a HırschreLp: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 855 * Ihre Organi- schon seit Augustus’ im persönlichen Dienste des Kaisers. sation ist eigenthümlicher Art: sie haben ihre eigenen Unterofficiere, stehen unter einem Centurio und thun ihren Dienst in dem kaiserlichen Praetorium, ohne doch zu den Praetorianern gezählt zu werden. Aber diese Organisation ist nur für die ältere Kaiserzeit nachweisbar; wäh- rend nämlich, wie neuerdings mit Recht hervorgehoben worden ist, noch in einem Militärdiplom des Jahres 76 Vespasianus die speculatores qui in praetorio meo militaverunt von den in cohortibus praetorüs et ur- banis dienstthuenden Soldaten scheidet," erscheinen sie in den an- scheinend dem zweiten und dritten Jahrhundert angehörigen Inschriften den Praetorianercohorten vollständig eingereiht. Diese Reform kann wohl kaum anders aufgefasst werden, als dass die speculatores seit dem Ende des ersten Jahrhunderts aufgehört haben, den Dienst bei der Person des Kaisers zu versehen und wir werden demnach die als speculatores Augusti oder Caesaris bezeichneten, ebenso wie die eigenen Chargirten der speculatores der älteren Periode zuzuweisen be- reehtigt sein. Ein Ersatz musste für dieselben geschaffen werden und ich möchte glauben, dass an ihre Stelle die egwites singulares Augusti getreten sind, nicht, wie bisher angenommen worden ist, an die Stelle des bereits von Galba aufgelösten collegium Germanorum, mit dem dieselben zwar die gleiche Nationalität, aber in ihrer Organi- sation nicht die geringste Ähnlichkeit haben, während die zum Theil ebenfalls berittenen' speculatores auch in der Ausrüstung mit Lanzen,' mannigfache Berührungen mit den egquites singulares zeigen. Auch die Zeit stimmt dazu vortrefflich; denn, wie neuerdings gemachte Funde 47 5 wie in der Unterordnung unter die Praetorianerpraefecten erwiesen haben, sind die Letzteren sicher bereits unter Trajan, viel- Liv. 22, 33: speculator Carthaginiensis. Über die Münzen des M. Antonius mit der Auf- schrift CHORTIS SPECVLATORVM vergl. EckHer d.n. VI p. 53 ff. 4° Suetonius Aug. ce. 74: ipse scribit invitasse se quendam , in cuius villa maneret, qui speculator swus olim fwisset. Derselben Zeit dürften die beiden speculatores Caesaris Augusti der Virunenser Inschrift C. III n. 4843 angehören. Nicht mit Recht bezieht WEISSENBORN zu Liv. 31, 24 auf diese speculatores die von Augustus an den Stationen der grossen Strassen postirten Depeschenträger. 4! Suetonius COlaud. c. 35: neque convivia inire ausus est nisi ut speculatores cum lanceis circumstarent militesque vice ministrorum fungerentur. #2 CAUER ephem. epigr. IV p. 464. “2 C. Il p. 853 n. X; vergl. Taeitus Ast. I3ı; Ill; I: 33 und MarquaArpr- Domaszewskı ]I p. 548. ** Vergl. den exereitator equit(um) speculatorum: Wınmanns n. 1617. *5 Suetonius Claudius c. 35: speculatores cum lanceis; Galba e. ı8: descendentem speculator .. lancea prope vulneravit, vergl. Lirsivs zu Tacitus hist. le.24. Über die Bewaffnung der egwites singulares vergl. Marquarvı - Domaszewskı II p. 491. #6 MARQUARDT -Domaszewskı 11 p. 491. # HEnzen Ann. d, Inst, 1885 p. 237 ff, 74* 856 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. leicht noch etwas früher, also gerade in der Zeit, als die speculatores von der persönlichen Dienstleistung beim Kaiser entfernt wurden, als Leibgardisten bestellt worden. Wenn man dieselben hauptsächlich aus den noch halbbarbarischen Rhein- und Donauprovinzen entnahm, so tritt hier deutlich als Motiv das sehr berechtigte Misstrauen in die Treue der privilegirten Bürgertruppen zu Tage; dass man diese Mass- regel dem ersten auf den Kaiserthron gelangten Provincialen zuzu- schreiben habe, ist zwar nicht sicher, aber keineswegs unwahrscheinlich. Hat nun, wie ich dem Namen und der Stellung der speculatores entsprechend annehmen möchte, zu ihren Funetionen die Aufspürung der wirklichen oder angeblichen Verschwörungen gegen die Person des Kaisers gehört, so musste nach der veränderten Organisation derselben, die wohl auch dieser Thätigkeit ein Ende gemacht hat, ein Ersatz geschaffen werden, für den die kaum der römischen Sprache mächtigen Barbaren, die als equites singulares dienten, in keiner Weise geeignet waren. Vielleicht hat dies den Anlass geboten, die bei den Legionen zu ähnlichen Diensten verwandten und mit den speculatores sich enge berührenden frwmentarü auch in Rom, als von den Legionen abkommandirte principales zu einem numerus zu vereinigen, der seit Septimius Severus in den castra peregrinorum am Caelius casernirt ist.” Ihre Verwendung als Geheimpolizei in unmittelbarem kaiser- lichen Dienst ist sicher bereits unter Hadrian nachzuweisen, der, wie sein Biograph an einer bekannten Stelle‘ berichtet, erat curiosus non sohım domus suae sed etiam amicorum, ita ut per frumenlarios occulta omnia exploraret nec adverterent amiei scirni ab imperatore suam vitam priusguam ipse hoc imperator ostenderet; dieselben haben als kaiserliche Geheimpolizei auch in der späteren Zeit bis auf Diocletian eine un- heilvolle Thätigkeit geübt.” 45 Ich verweise für die /rumentarü auf die Darlegung HeExzen’s bull. d. inst. 1884 p. zıff.: le castra peregrinorum ed i frumentarii; darnach MARQUARDT- DOMASZEWSKI II p. 491 ff. 4% Vita Hadriani ce. 1194. ‚50 Vita Commodi e. 48 5 praefecti praetorio (denen die frumentarii unterstellt sind) q Saoter um redeuntem in hor tos suos per ‚frumentarios oceider umt. — Dio 77, 17: FoUs orga- Tunras Toug WTAHOUFFOIVTEC TE zau Ölomrsvorres. Dıo 73, 15: mapyous vov u "Tovr.ıavov Tov OdArıov EEE "TovAravov { erroge amedsıce ... mavU a emı movngige ev 20 ToU Kagazannov agun Yevolzvous Öle 70 moAA« aurn Fov ayyeruceho gun Fbas Yyounz Evous mg0S Tas @vorious mohUmguyuoruvus Urngernrau. Sie scheinen demnach centuriones fru- mentarü gewesen zu sein; aber ganz verkehrt ist es, wenn Salmasius (zur vita Hadriani ce. 11 84) und nach ihm Nauper mem. de l’acad. VI S. 784 A.6 aus dem Umstande, dass Ulpius Julianus später magister census war und eine Botschaft an Maerinus durch yewmornpogo: sendet (Dio 78,4) den Schluss ziehen, dass er in dieser Eigenschaft der Vorgesetzte der frumentarü gewesen sei. Vergl. auch vita Macrini ı2, 4, Claud. 17, ı und Alex. Sev. 23,2: de omnibus hominibus per fideles homines suos semper quaesivit et per eos quos nemo nosset hoc agere. Darauf geht auch der Rath des Pseudo-Maecenas bei . . . . ‘ ‘ de . + . . Paz Hırschrern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 94 Bevor wir von der, wie man sieht durchaus militärisch orga- nisirten Polizeiverwaltung in Rom scheiden, ist noch ein Wort über die in der Stadt befindlichen Gefängnisse zu sagen. Das älteste Gefängniss in Rom, der carcer Mamertinus mit dem Tullianum und den angrenzenden scalae Gemoniae ist nieht nur bis in die späte Zeit der Republik, wie die IHinriehtung des Jugurtha und der Catilinarier beweist, sondern auch in der Kaiserzeit das Staatsgefängniss für die schweren Verbrecher” und die zum Tode Verurtheilten geblieben. Nicht weit von demselben, wenn auch nicht, wie vielfach angenommen worden ist, als Dependenz oder gar als andere Bezeichnung für den Carcer zu fassen, befanden sich die Lautumiae,’ die, wenn Varro’s Angabe,” dass sie nach den Syraku- sanischen Steinbrüchen benannt worden seien, richtig ist, schwer- lich vor dem ersten Punischen Kriege eingerichtet sein können und noch unter Tiberius als ein für leichtere oder vielmehr noch nieht abgeurtheilte Verbrecher bestimmtes und im Vergleich zu dem Career erträgliches Gefängniss” gedient haben. In späterer Zeit werden dieselben meines Wissens nieht mehr erwähnt” und sie mögen wohl durch die Bauten der Kaiserzeit beseitigt worden sein; der Garcer ‚ 2 Dr10,52..37: avanyaatov EFT... WIRHOUFFEIV rwas za ÖlomreVew TaVTE TR N ysmovig Tou meosNRoVTe; doch warnt er den Kaiser, ihren Angaben ohne nähere Untersuchung Glauben zu schenken. Ähnliche Spionage im vierten Jahrhundert: Ammianus XIV, 1,6. Auf eine nahe Beziehung der frumentarü zu den vigiles deutet C. VI n. 1063 (a. 212), vergl. auch n. 3052. 5 Wo Tacitus von dem Carcer in Rom spricht, ist stets der Mamertinus ge- meint; vergl. auch annal. 4, 29: robur (= Tullianum: Liv. 38, 59; Paulus p. 264 M.) et saxum aut parricidarum poenas minitantium und A. 53. 52 Gegen die Identification des Carcer und der Lautumiae vergl. die beachtens- werthen Ausführungen von Brexer: Topographie S. 262 ff. und zur römischen Topo- graphie (gegen Urricns) 1845 S. 19 fl., der die Lautumiae hinter dem Faustina-Tempel in der Richtung der Subura sucht und die Worte Martials II, 17: eruenta pendent qua flagella tortorum, die allerdings nicht als harmlose ‘Läden von Peitschenmachern und Schuhwerkstätten’ zu deuten sein werden, darauf beziehen will. Aber es kann aller- dings, wie bereits Bunsen angenommen hat, der ganze Bezirk den Namen Lautumiae geführt haben und das so benannte Gefängniss doch in der Nähe des Carcer gelegen haben. Vergl. auch Ginserr: Geschichte und Topographie II S. 80 ff. 2 Varrorlel. 5 S151T. 54 Seneca contrwers. 27, 21: cum dixisset Selilanianos (also nach Seians Sturz im Jahre 31) Zocupletes (die sich daher auf ihre eigenen Kosten Lebensmittel ver- schaffen könnten) in carcere esse: homo, inquit, adhue in demnatus ut possim vivere parrieidas panem rogo. Er bittet: ut Lautumias transferretur: nom est, inquit, quod quemquam vestrum decipiat nomen ipsum lautumiae : illa enim minime lauta res est. Sehr verkehrt ist die Annahme von Urriens (R. Topogr. in Leipzig S. ı5 und Rhein. Mus. 1845 S. 158), dass Sabinus in einem Privatgefängniss gesessen habe und in den Staats- kerker gebracht zu werden wünschte. 55 Unter den von Ulpian digg. XI, 5, ı $4 und Callistratus digg. IV, 6.9 ge- nannten lautumiae sind Steinbrüche, nicht das Gefängniss in Rom zu verstehen. 858 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. dagegen ist, wie die Märtyreracten erweisen. in denen er theils unter seinem alten Namen, theils als custodia Mamertina oder privata Mamertina erscheint,” bis in die späte Zeit als Gefängniss verwandt worden. Aber daneben müssen bereits im Beginn des zweiten Jahrhunderts n. Chr. andere Gefängnisse in Rom bestanden haben,’ wenn anders die Worte Juvenal’s (II v. 312): felices proavorum atavos, felicia dicas saecula, quae quondam sub regibus alque tribunis viderunt uno contentam carcere Romam die geringste Berechtigung haben sollen. Wo aber diese Gefängnisse zu suchen sind, sagen uns weder die alten, noch die neuen Scholiasten zu dieser Stelle und auch bei den Schriftstellern des zweiten und dritten Jahrhunderts findet man, so oft eigentlich Gelegenheit dazu vorhanden gewesen wäre, nirgends eine Erwähnung derselben. Dass die bei den Regionariern in der ı2. und 13. Region genannten priata Traiani und Hadriani, die Urricns dem mittelalter- lichen Sprachgebrauch gemäss für Gefängnisse erklären wollte, viel- mehr als Privathäuser dieser Kaiser zu fassen sind, ist kaum zu be- zweifeln” und die Räume des Kaiserpalastes sind selbstverständlich nur in ganz ausnahmsweisen Fällen, wie bei der Gefangenhaltung des Drusus, des Sohnes des Germanicus, als Gefängniss benutzt worden. Aber es ist anzunehmen, dass in Folge der militärischen Gestaltung der Polizei in Rom, gleichwie die Hinrichtungen,” so auch das Gefängniss- wesen einen militärischen Charakter erhalten haben wird, und dies wird sowohl durch die Schriftsteller,“ als auch durch die in dem Digesten- titel (48, 3) de custodia et eshibitione reorum zusammengestellten Ver- ordnungen, die durchaus die militärische Bewachung der Gefangenen zur Voraussetzung haben, vollauf bestätigt. Dementsprechend finden sich eigene carcerarü bei den vigies, optiones carceris bei den cohortes 5° Jorpan Topographie 2 S. 480 ff. 5” Von der Zibera custodia bei den Consuln und Praetoren, die nachweislich noch unter Tiberius fortbestanden hat (Dio 58, 18; Taeitus ann. 6, 3 und dazu Lipsius; vergl. Nauper memoires de U Institut IV p. Sıg nnd VI p. 862) können wir hier füg- lich absehen. 58 Vergl. PrErLLer Regionen S. 198. >> Tacitus ann. 153 und Aist. 4. 11; Suetonius Calig. 32: miles decollandi artifex quwibuscumque e custodia capita amputabat und an anderen Stellen. 6° Tacitus ann. 3, 22: (Tiberius) servos Lepidae, cum militari custodia haberentur, transtulit ad consules (wohl unrichtig erklärt Nieperney: ‘welche sie im carcer ver- wahrten; dies Gefängniss war milder;’ es scheint die Äbera custodia gemeint zu sein, die sonst nur für Verwahrung vornehmer Angeklagter diente; s. ob. A. 57); ann.ı3. 15: ministro Pollione Julio praetoriae cohortis tribuno, cuius cura attinebatur damnata veneficii nomine Lucusta. Vergl. auch Seneca epist. 5 97 eadem catena et custodiam et militem copulat und dazu Navper memoires de U’Inst. VI p. 861 Anm. 3; Geiz Gesch. d. R. Criminalprocesses S. 562 ff. — Justinus apolog. lib. II ce. 2: Errerovrgy,ov eis Öesuc euß@aAovre zo» Hrorsnarov und kurz darauf: &v dsrwore yeres Sa © EA@ToVragy,06 mWEmomze za Emı morüv Y,govov ev Tu Öerunrngiw erodacaro. Hırsc#rerp: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 899 urbanae” und bei den Praetorianern die Charge a commentarl[üs] custo- diarum.® Wahrscheinlich haben die Casernen aller dieser Truppen PI zueleich als Gefänenisse und zwar nicht nur für militärische Delin- fe) oO quenten gedient und insbesondere mag dies für die von Septimius Severus erbauten castra peregrinorum gelten, in denen im Jahre : g s 3 der eefaneene Alamannenkönie Chnodomar seine Taze beschloss.‘ > fe) fe) fo) 2. Die Sicherheitspolizei in Italien und den Provinzen. In Italien. das wir zunächst ins Auge fassen, insbesondere in den seit dem hannibalischen Kriege verödeten Gefilden Unteritaliens ist es den Römern auch in den besten Zeiten des Kaiserreiches nicht gelungen, eine dauernde Sicherheit für Leben und Eigenthum zu schaffen und das Brigantenwesen hat in alter, wie in neuer Zeit eine stetige Plage des Landes gebildet. Auch hier, wie in der Verwal- tung der Stadt Rom, hat sich sofort gezeigt, dass der Senat, dem Italien formell unterstand, seiner Aufgabe keineswegs gewachsen war und der Kaiser mit dem ihm allein zur Verfügung stehenden Militär selbst eingreifen musste. Bereits Augustus hat sich genöthigt ge- sehen, Militärstationen gegen die Wegelagerer in Italien zu errichten, und Tiberius ist ihm auf diesem Wege gefolgt.” Für die Sicherung der Häfen Ostia und Puteoli und zwar wohl nicht allein gegen Brand hat Claudius durch Stationirung von je einer Cohorte Sorge getragen” und auch an anderen Hafenplätzen, wie z. B. Brundisium” scheint es an militärischem Schutze nicht ganz gefehlt haben. Aber auch 6: Vergl. Caver ephem. epigr. IV p. 422 und Monnsen ibid. p. 449 A. 1. 62 ORELLIn. 3206: spec(ulatoris) beneficiari Getae (gewiss mit Recht von BoRMANN eph. IV p. 400 n. 423 auf den Praetorianerpraefeeten Lusius Geta unter Claudius be- zogen) ab com(m)entaris custodiarulm). Derselbe Titel in einer Inschrift von Ravenna (©. XI n. 19); doch ist das Amt wohl in Rom bekleidet worden. 63 Ammianus 16, ı2, 66, vergl. Hexzen bull. d. inst. 1884 p. 25. 64 Es genügt auf die Schilderung des Brigantenwesens bei FRIEDLÄNDER Sitten- gesch. II6 S. 49 ff. zu verweisen. 65 Suetonius Aug. e. 32: grassahuras dispositis per opportuna loca stationibus in- hibwit; übrigens ist nicht zu vergessen, dass unter ihm noch 6 von den 9 Prätorianer- cohorten in der Umgegend von Rom stationirt waren. — Betreffs Tiberius vergl. Suetonius Tib. c. 37: stationes militum per Italiam solito frequentiores disposut. 66 Suetonius Olaud. ce. 25: Puteolis et Ostiae singulas cohortes ad arcendos incen- diorum casus collocavit; vergl. über die ı7. Cohorte in Ostia Mommsen im Hermes 16 S. 645 ff. und über die später dort stationirten Detachements der vigiles: Dessau ephem. epigr. VII p. 364 ff. 67 C.IX n. 61: €. Olodjijus mile[s] Brundisinus; miles ist gewiss nicht, wie Monnusen meint, als Cognomen zu fassen, da die Hinzufügung des Ethnicon: Brun- disinus in einer in Brundisium gesetzten Inschrift nicht denkbar ist. Vergl. unten Anm. 101) den ganz entsprechenden miles Salonitanus. 360 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. an besonders exponirten Punkten müssen, wie vereinzelte inschriftliche Spuren beweisen, wenigstens von Zeit zu Zeit Militärposten gegen die Briganten eingerichtet worden sein,” die allerdings nicht verhindert haben, dass selbst unter einem so energischen Kaiser, wie Septimius Severus, der Räuberhauptmann Felix Bulla mit seiner 600 Köpfe starken Bande zwei Jahre lang ganz Italien in Schrecken hielt und nur mit Aufbietung einer bedeutenden Truppenmacht bewältigt werden konnte.” — Auch die Thätigkeit der frumentarü ist nicht auf die Stadt Rom beschränkt geblieben: wenigstens haben sie im Anfange des dritten Jahrhunderts am dritten Meilenstein der via Appia, der vielleicht die Gränze des städtischen Polizeirayons gebildet hat,’” eine Station gehabt," ja es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine Reihe soleher Posten längs der Appischen Strasse bis nach Puteoli sich hin- 708,” wie auch in den Carrarischen Marmorbrüchen zur Beaufsichtigung der dort beschäftigten Verbrecher frumentarü stationirt waren.‘ Ebensowenig als für Italien, sind für die Provinzen ständige Sicher- heitsorgane geschaffen worden. Nur in den beiden grossen Metro- polen des Oceidents Lugudunum und Karthago sind, in der ersteren schon seit Augustus, in der letzteren anscheinend seit Vespasianus städtische Cohorten stationirt gewesen, die, wenn sie auch zu der Steuererhebung und anderen Dienstleistungen herangezogen worden sind,'' doch in erster Linie für die Sicherheit der Hauptstadt und vielleicht der ganzen Provinz Sorge zu tragen hatten. Dass dieselben 68 Vergl. Mounsen St.-R. II S. 1075 A. 1ı—2 und besonders den rvocatus agens ad latrunculum, an der Spitze von 20 Mann der Ravennatischen Flotte am Furlopass in einer Inschrift des Jahres 246 n. Chr. Dass ‘Augustus und Tiberius im Bunde mit der Zeit das Banditenwesen in Italien so gründlich bewältigt haben, dass es für lange Zeit solcher Posten nicht mehr bedurfte’ möchte ich nicht mit Momnsen aus dem Schweigen der Schriftsteller und der Inschriften schliessen; vergl. übrigens Juve- nal III 306: armato quotiens tutae custode tenentur et Pomptina palus et Gallinaria pinus. 69% Dio 76, 10 und die aus diesem Anlass in Rom gesetzte Inschrift (C. VI n. 234): Genio ewereitus qui extinguendis saevissimis latronib(us) fideli devotione Romanae e|x]|specta- tioni et votis omnium satisfecit, 0° Vielleicht darf man dies schliessen aus Suetonius Claud. c. 23: ipse quosdam novo ewemplo relegavit, ut ultra lapidem tertium vetaret egredi ab urbe. ”ı C, VI n. 230, vergl. n. 3329, beide nahe dem Grabmal der Caecilia Metella gefunden. 2 Dies schliesst Domaszewskı (Marquaror 1 S. 492 A. 7) aus den Fundorten der Inschriften. °C, XIn. 1322; über die Militärposten bei den Aegyptischen Bergwerken vergl. meine Untersuchungen auf dem Gebiete der R. Verw. Gesch. I S. 84; betreffs der Stein- brüche in Sirmium archäol.-epigr. Mittheil. IX S. 21: mil(es) cum insisterem ad capt- tella columnarum wit meinen Bemerkungen zu dieser Inschrift. ”* Vergl. Mommsen Hermes ı6 S. 644 ff. und Ephem. V S. 118 ff.; in Lugu- dunum wird die coh. XVII Luguduniensis ad monetam in einer der frühen Kaiserzeit angehörigen Inschrift genannt. Hırscurern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 861 übrigens über Hadrian hinaus dort belassen worden sind, möchte ich bezweifeln.” Die Aufrechthaltung der Sicherheit in den Provinzen liegt theils den Communen, theils dem Statthalter ob, der gemäss den kaiser- lichen Mandaten dafür zu sorgen hat: malis hominibus provinciam pur- gare”® und die Räuber aufzusuchen und zu strafen.” Freilich wird in den Senatsprovinzen, in denen dem Statthalter nur eine sehr ge- ringe Truppenzahl zur Verfügung stand, derselbe dieser Pflicht keines- wegs in ausreichender Weise haben genügen können und die Äusserung des Appuleius,“ in dessen Roman, wie in den Romanen jener Zeit überhaupt, das Räuberwesen eine grosse Rolle spielt, bei Schilde- rung der Unsicherheit in der Thessalischen Stadt Hypata: vesana faclio pacem publicam infestat ... nec praesidis auzilia longingqua levare civitatem tanta clade possunt wird wohl für alle provinciae inermes zu- treffend sein, wie auch zahlreiche Zeugnisse bei Schriftstellern und °5 Wenigstens reichen die Inschriften dieser Soldaten, soweit ich sehe, nicht weiter herab; auch die Angabe Hadrians in seinem Lambaesitaner Armeebefehl (C. VI n. 2532) betreffs der aus Numidien jährlich an den Proconsul von Africa gesandten Cohorte der Zegio III Augusta lässt vielleicht darauf schliessen, dass eine ständige Besatzung damals nicht mehr in Karthago lag. Dr Baulusa29g, 1, 18,3. 7? Eine Stelle aus diesen Mandaten ist uns im Wortlaute erhalten, wie der Vergleich zweier Excerpte beweist: Ulpian. lib. VII de officio proconsulis in Digg. 1, 18, 13 pr.: (praeses) sacrilegos latrones plagiarios fures conquirere debet et prout quisque deliquerit in eum animadvertere receptoresque eorum coercere, sine quwibus latro diutius latere non potest und Marcianus digg. XLVII, 13,4 $ 2: mandatis autem cavetur de sacrilegüs (wohl zu lesen sacrilegis), ut praesides sacrilegos latrones plagiarios conquirant et ut, prout quisque deliquerit, in eum animadvertant. Unter die sacrilegi werden in dieser Zeit bereits auch vor allem die Christen einbegriffen gewesen sein (Tertullian. apolog. e. 10: sacrilegü et maiestatis rei convenimur: summa haeec causa, immo tota est und an anderen Stellen), wozu stimmt, dass Ulpian nach dem Zeugniss des Lactantius (div. instit. 5, 11, 19): de officio proconsulis libro septimo rescripta principum nefaria collegit, ut doceret quwibus poenis affici oporteret eos qui se cultores dei confiterentur. Als Antwort auf diese mandata, d.h. Instructionen an die Statthalter, möchte ich ansehen das im Jahre 197 abgefasste (vergl. Harnack Zeitschr. f. Kirchen- gesch. 2, 1878, S. 574 ff.; NoELDEcHENn die Abfassungszeit der Schriften Tertullians S. 22 ff.) und zwar an die praesides adressirte Apologeticum Tertullians; dass dieser Erlass dem Marc Aurel zuzuschreiben ist, ist an und für sich wahrscheinlich und würde eine Bestätigung erhalten durch die in Marc Aurels Zeit verfasste Apologie des Miltiades, auf die mich Kollege Harnack hinweist (Eusebius A. e. V, 17,5), wenn unter den zorWızor Gay,ovrss, an die dieselbe gerichtet ist, nicht die Kaiser, sondern die Statthalter zu verstehen sind. Eine systematische Zusammenstellung der in den Rechtsquellen erwähnten mandata und rescripta prineipum der ersten drei Jahrhunderte wäre sehr erwünscht. — Ein Aufgebot grösserer militärischer Streitkräfte, wie es Appuleius (metam. VII, 7) erwähnt: nolwt esse Caesar Haemi latronis collegium et confestim interivit . ... tota denique factione militarium vewillationum indagatu confecta atque concisa hat gewiss zu den Ausnahmen gehört, vergl. jedoch für die Zeit des Gal. Val. Maximinus Bull. de corr. Hell. ı2 p. 101 ff. 78 Metam. 1 c. ı8, 862 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. in Inschriften ein erschreckendes Bild der Unsicherheit in den Pro- ® Wahrscheinlich hat in Ge- genden, in denen das Räuberunwesen nicht auszurotten war, die Regie- rung nicht selten vorgezogen, die Briganten unbehelligt zu lassen oder selbst gute Beziehungen zu ihnen zu unterhalten; hat doch Kaiser Mar- eus, wenn die Nachricht seines Biographen“ Glauben verdient, sich nicht gescheut, mit den Räubern in Dalmatien und Dardanien die Lücken seines Heeres auszufüllen. Energische Massregeln hat sein Sohn Commodus gegen das Räuberunwesen getroffen: im Süden Numidiens wird ein burgus Commodianus speculatorius inter duas vias ad salutem commeantium von dem kaiserlichen Legaten erbaut‘ und der Lauf der unteren Donau durch 3urgen und Militärposten gegen die heimlichen Übergänge der latruneuli, unter denen wohl auch die nicht unterworfenen Barbaren am östlichen Donauufer zu verstehen sind, errichtet.” Die Ausdehnung dieser Massregeln über das ganze römische Reich unter Septimius Severus erweisen Tertullians Worte:” /atronibus investigandis per universas provincias militaris statio sortitur und bei Ulpian tritt bereits der Zatrun- culator als ein ständiger Functionär auf.“ Zu solchen Missionen werden in erster Linie die beneficiarü des Statthalters verwandt worden sein, die auch bei stärkeren Militärstationen, wie die vor nicht vinzen des römischen Kaiserreichs geben. langer Zeit bei Kutlowitza in Bulgarien gefundene Inschrift gezeigt hat,” unmittelbar nach dem Centurio an der Spitze solcher Detache- ments stehen und gewiss auf kleineren Posten selbständig das CGom- mando geführt haben. Eine ähnliche Bewandniss dürfte es mit den zwei beneficiarü consularis leg. II adi(utrieis) agentes curam leg(ionis) et colonia Ag(uinco) in einer kürzlich an Ort und Stelle gefundenen In- schrift” aus dem Jahre 210 haben, mit der ich eine längst bekannte Solothurner Inschrift aus dem Jahre 219 n. Chr. eines m[il. !Jeg. XXI Antonilnijanae p. p. f. immulnils cos. curas algelns vico Salod|urensi]” 79 FRIEDLÄNDER Sittengesch. II S. 46 ff. N Yata‘ More e.21. sı C, VIII n. 2495; ein in der Nähe unter Severüus Alexander erbauter, in byzantinischer Zeit renovirter burgus speculatorum: C. VIII n. 2494. 52 0, III 3385: ripam omnem bulrgis] a solo extructis, item praes|i]dis per loca opportuna ad clandestinos latruneulorum transitus oppositis; zwei andere Exemplare der- selben Inschrift bei Domaszewskı archäol.-epigr. Mittheil. 13 8. 141 ff. (= 14 S. 53), der mit Recht darin eine Grenzsperre, besonders auch zur Verhütung des Schmuggels sieht. 53 Apologeticum €. 2. s: Ulpian digg. V. 1,61 $ ı: latrunculator de re pecuniaria iudicare non potest; vergl. Momumsen St. R. II S. 1075 A. 2. »5 C. III suppl. n. 7449 — Eph. IV p. 524 ff. mit Mommsen’s Commentar. 5° Archäol.-epigr. Mittheilungen VII S. gı, besser nach Domaszewskr's Lesung C. DI suppl. n. 10428. 57 MonmmseEn inscr. Helvet. n. 219. Hirscnrern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 863 und eine neuerdings bei Genf zum Vorschein gekommene Inschrift eines miles leg. XXII a curis” zusammenstellen möchte. Die Bezeichnung cura wird nämlich in späterer Zeit technisch für die Besorgung («des Post- dienstes, ‚des cursus publicus verwandt,” mit dem bekanntlich der Polizeidienst im vierten Jahrhundert auf das engste verknüpft war, und es werden daher die Polizisten des späteren Reiches geradezu als curagendarü bezeichnet.” Dass an wichtigen Knotenpunkten der Heerstrassen, wie es Aquincum und Genava waren, bereits im Anfang des dritten Jahrhunderts militärische Posten stationirt waren, um den Post- und Wachdienst zu versehen, halte ich für keineswegs unwahrscheinlich und gerade die beneficiarü waren ihrer ganzen Stel- lung nach für solehe Verwendung besonders geeignet.” — In ihrer polizeiliehen Function finden wir sie in den in Tarraco spielenden acta Fructuosi vom Jahre 259, wo sie, sechs an der Zahl, im Auf- trage des Statthalters die Verhaftung vollziehen,” und auch die von den Pannonischen und Moesischen Legionen abeommandirten und dem Statthalter von Dalmatien beigegebenen benefieiarü” werden zu ähn- lichen Dienstleistungen gebraucht worden sein. Aber bereits im Beginn der Kaiserzeit sind an belebten Verkehrs- orten Militärposten zur Aufrechthaltung der Sicherheit und Ordnung eingerichtet worden. Lehrreichen Aufschluss bietet darüber der Brief- wechsel des Plinius mit Trajan.”” Auf eine Eingabe. des Plinius, es möchte doch eine ähnliche Einriehtung, wie sie in Byzanz bereits bestehe, auch für die an der grossen Verkehrsstrasse (nämlich auf der Route Nieomedia-Nicaea-Ancyra) gelegene Bithynische Stadt Julio- polis getroffen worden, antwortet der Kaiser ablehnend: ea condicio est, schreibt er, civitatis Byzantiorum confluente undique in eam com- meantium turba, ut secundum conswetudinem praecedentium tem- ss ©, XII n. 5878; Momusen (Westdeutsch. Correspondenzblatt 1884 S. 66 ff.) ist geneigt, das Amt mit Rücksicht auf die Inschrift eines beneficiarius, der sich als domiecurius, anscheinend des Legaten von Numidien bezeichnet, auf die cura praetorü des Legaten von Obergermanien zu beziehen. 59 Cod. Theod. VI, 29, 2, besonders $ ı und 4. %2.Cod. Theod. VI, 29, ı (a. 355). »ı Vergl. Mownnsen Eph. IV p. 529 ff. über die Verwendung der beneficiarit auf verschiedenen Militärstationen. — Verwendung eines beneficiarws des Statthalters von Obergermanien als Courier an den neuen Kaiser Trajan: vita Hadriani e. 2 86, im Postdienst der späteren Zeit: Cod. Theod. VIII, 4,7; vergl. Gothofred zu Cod. Theod. VII, .4, 5. 92 Acta Fructuosi e. ı; vergl. Eusebius A. e. IX, 9, 20 (a. 312) und Suicer thesaur. eeel. II pP. 14641. 9% Monusen in ©. III p. 283. Vergl. auch oben S. 852 über die wohl in erster Linie auf Karthago bezügliche Stelle Tertullians. 9 Epp. 77. 78. ed. Keil. 864 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. porum oneribus” eius praesidio cenlurionis legionarü consulendum habuerim ; weitere Praecedenzfälle aber zu schaffen sei nicht rathsam und Plinius solle daher Sorge tragen, dass die Juliopolitaner nicht geschädigt würden und gegen die Übertreter der Diseiplin entweder sofortige Coereition üben oder bei schwereren Vergehen, insofern es Soldaten seien, sie bei ihrem Legaten (wobei an Galatien und Cappadocien zu denken sein wird) zur Anzeige bringen” oder, wenn dieselben auf dem Rückweg nach Rom begriffen seien,” dem Kaiser die Namen der Schuldigen zur Kenntniss bringen. Dagegen ist in Antiochia in Pi- sidien nach Ausweis zweier dort gefundenen Dedicationen” der Aauımoa av "Avrıoy,gwv unTpomoRIG an einen Aurelius Dionysius: EXATOVTapY,oV [Aleyewvapıov... Erl)sizias re x[a]ı FAs eipnvns evexa ein solcher Centurio zur Aufrechterhaltung der Sicherheit stationirt gewesen und wahr- scheinlich wird das zeitweise wenigstens auch in anderen Städten der Fall gewesen sein. In einem anderen Schreiben” berichtet Plinius über den Rapport eines in Nicomedia stationirten Polizeisoldaten (miles qui est in statione Nicomedensi), der einen zur Arbeit in einer Bäckerei verdungenen Sclaven, der seinen Brodherren entflohen und bei einer Statue des Kaisers Schutz gesucht hatte, auf Requisition derselben zunächst dem Magistrat von Nicomedien zum Verhör übergeben und dann an Plinius geschickt hatte, der ihn seiner merkwürdigen Schicksale '" an den Kaiser senden will. Dieser Bericht bietet eine gute Illustration zu der Angabe des Paulus über die Stellung der stationarü, wie der offieielle Titel dieser wohl in allen grösseren Städten statio- nirten Gendarmen lautet," in dem Titel de fugitivis (digg. XI, 4, 4): halber 95 So ist gewiss fir das überlieferte honoribus zu lesen; es bezieht sich auf die in der Eingabe des Plinius gebrauchten Worte: onera mazxima sustinet. »° Dass solche Erpressungen und Übergriffe nicht selten vorkamen, zeigen die Klagen der Pautalioten in Thrakien in einer kürzlich gefundenen Inschrift aus Gordians Zeit, die nach einer unzureichenden Publication von Kapelas bei Kontoleon: awizdoroı Meizgarıerca erreygaapca (Athen 1890) p. 36 ff. demnächst in den Mittheilungen des Athenischen Instituts veröffentlicht werden wird. 9° So werden wohl die Worte: aut si in urbem versus venturi erunt zu verstehen sein. 9° STERRETT an epigraphical journey n. 92—93. ” Epist. 74 ed. Keil. 100 Er war zuerst im Dienste des Stadthalters von Moesien gewesen, dann in die Gefangenschaft des Dakerkönigs Decebalus gerathen, von diesem dem Partherkönig Pacorus zum Geschenk gemacht worden — man sieht, wie sehr Decebalus in seinem Kampfe gegen Trajan auf Parthische Hilfe hoffte — von dort war er entflohen und hatte zugleich einen Ring mit dem Bilde des Pacorus in seinem vollen Ornat mitgehen heissen. Plinius sendet ihn an Trajan offenbar deshalb, weil er dem Kaiser Mit- theilungen über Parthien machen sollte, mit dem den Kampf aufzunehmen Trajan damals bereits entschlossen war. 101 Ein miles cohortis VII praetoriae ... stationarius Ephesi in einer in Ephesus gefundenen Inschrift: ©. HI suppl. n. 7136 (auf einer ebenda gefundenen Grabeiste n. 7135 fehlt der Zusatz stationarius Ephesi); ein STRTIWVERgLOG in Carallia (Pamphyl.) . N» . B OR . . r_. . anal Hırschrerp: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 869 limenarchae et stationarü fugitwos deprehensos recte in custodiam retinent ; magistratus mamicipales ad officium praesidis provinciae vel proconsulis comprehensos fugitivos recte transmittunt und Ulpian (digg. XI, 4,1$ 2) erwähnt eine generalis epistula divorum Marei et Commodi, qua declaratur et praesides et magistratus et milites slationarios dominum adiwvare debere inquirendis fugitivis. Demnach müssen diese stationarii schon unter Mare Aurel als ständige Gendarmerie in den Provinzen bestanden haben, wie sie in gleicher Funetion d. h. nur für die Executive noch im vierten Jahrhundert fortbestanden haben. Es sollen, so heisst es in einem Erlass des Diocletian und Maximian,'” nieht an sie, sondern an den Provinzialstatthalter Klagen gebracht werden; es wird ihnen und den curiosi in einem Erlass des Constantius vom Jahre 355!” eingeschärft, dass sie nur die Anzeige von Verbrechen an den zu- ständigen Richter zu bringen haben und für verläumderische Denuneia- tionen die Verantwortung tragen: in das Gefängniss Jemand zu werfen, sollen sie fortan nicht berechtigt sein: cesset prava consueludo heisst es dort, demnach hatten sie sich widerrechtlich diese Befugniss ange- masst. Das Gleiche wird bereits in einem Erlasse des ersten Con- stantius an die Africaner vom Jahre 315,'* pressungen von ihrer Seite die Todesstrafe setzt, eingeschärft: praeterea der auf ungerechte Er- ne carcerem habeant neve quis personam licet (so fügt der Codex Just. hinzu) pro manifesto crimine apud se habeant in custodia.‘” — In der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts sind vielleicht an die Stelle der Polizeisoldaten Civilisten getreten, wenigstens werden sie in einem Reseript vom Jahre 398 als apparitores, quos stalionarios appellant be- zeichnet. '”* Neben den beneficiarii und stationarü sind die in den Legionen dienenden speeulatores und frumentarü zu polizeilichen Funetionen ge- bei SrErrRETT: an epigraphical journey n. 187, ein anderer in Artanada in der Landschaft Potamia, den die Stadt rühmt als @yvos avarrgapzrre: STERRErT the Wolfe expedition n. 73. Eine gleiche Function wird der miles Salonitanus in einer christlichen Inschrift (C. III suppl. n. 9537) gehabt haben, vergl. Anm. 67 den miles Brundisinus und den miles cho(rtis) campanae custos Traguri: C. II suppl. n. 8693. Auch die Posten des Stadtpräfeeten heissen milites stationarü, vergl. ULpıan digg. I, 12, ı $ ı2: debet dispositos milites stationarios habere ad tuendam popularium quietem et ad referendum sibi qwid ubi agatur. Rod Tust, IX,..2,,8. ERodeRheodz ML. 29,2. @od. Just. XI. 22: Eu 0od. ERheod, Ay +4, 2, =uCod.. Just. XIL 57,0: 105 Über die stationarii als Stationsvorsteher im Postdienst vergl. Cod. Theod. VIII, 5, ı und Hupvemann: Gesch. d. R. Postwesens S. 68 ff. und S. 97; über ihre Ver- wendung bei dem Grenzzoll Domaszewskı arch.-epigr. Mittheil. 13 S. 140, der wohl mit Recht stat(ionarius), nicht stat(ionis), wie ebendas. ı4 S. 53 vorgeschlagen wird, ergänzt. 15 Cod. -Theod. XV], 2, 31. 8366 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. braucht worden. Insbesondere bei militärischen Hinrichtungen haben die speculatores schon in früher Zeit Henkersdienst versehen,” wäh- rend die frumentarü neben dem Botendienst, den sie mit den specu- latores gemein haben,'” gleich den beneficiarü zur Vornalıme von Ver- haftungen, insbesondere auch der Christen, insoweit dieselben nicht durch die Apparitoren des Statthalters erfolgten, verwandt worden sind,'® bis Diocletian sie ihrer argen Übergriffe wegen im ganzen Reiche aufhob.'” Wenn, wie aus den vorstehenden Bemerkungen ersichtlich ist, von einer planmässigen Organisation des Sicherheitsdienstes seitens des Staates nicht gesprochen werden kann, so waren die Gemeinden darauf angewiesen, mit ihren in der Regel gewiss höchst unzu- reichenden Mitteln für die Erhaltung der Ordnung selbst einzutreten." 107 Seneca de ira I, 18; Urpran digg. 48, 20, 6;:Dio 78, 14: vov L \dovenrov &v TOIS n N, a dlorras TE Alk EIEUVATORS (= a IEINLT: u za Trv ev Kur 015 ragu AE- 74 Er ’ A0IToTa 85 TE S.492 A. 3) TE mowr as, var [97 \ BUS Yoamer obogavs — ‚frumentarü?, . MARQUARDT mie 2 EN a ’ a} SEN ra ze meoz|p ” em ode Serra un. EL FOUFO Movov moREgyoV KUroV \ NY > \ \ > ir \ ! cz BovAesvr Hguov . . orı &v TU) MırScchogizu eoroureuro zaı Fa@ rar Oynıwv g m> Eoya za mgoTHomuV za Erarovr&ay m . omzeı. — So wird auch der von Herodes zur E nthauptung Johannes des Täufers entsandte Henker als speculator bezeichnet im E ‚vangel. Marei c.6v.27: sÜSUs ar oTrerdues ö Dasıneds SmenouAhcroge emeracen Eveyatı vuv zechberm avroü' za ie arszeschar ı7EV @uroV Eu Fr (0) vAazr. Daher wird in den Glossaren speculator durch Örwmos oder arozsiharısrrs wiedergegeben, vergl. EckuEL d.n. VI pP. 54. 108 Ich verweise hier nur auf die Salonitaner Inschrift des /rumentarius qui eucurrit ann(os) XL (©. III n. 2063, vergl. auch n. 2007 mit Monusen’s Anmerkung) und das einen speculator der 7. Legion auf dem Wagen fahrend darstellende Relief C. III p. 1021 ad n. 1650. Vergl. Vietor Caesar. 13,5: (Traianus) noscendis ocius, quae ubique .... gerebantur, admota media publiei cursus; quod equidem mumus satis utile in pestem orbis Romani vertit posteriorum avaritia insolentiaque, was Nauper mem. de UInstitut VI S. 782 mit Rücksicht auf Vietor 39, 44 (vergl. Anmerkung ı10) mit Recht auf die /rumentarü be- zieht. Vergl. auch Marqguarpr-Domaszewskı 11 S. 492 A. 3 209). Bin SEBIUS h. e. 6,40 $. 2 (Brief des Bise hofs von Alexandria Dionysios): ARE ze T Moore ER Tou zar& As EerLOV meoreSeuros Sanyo Zaiwos (prarf. Aegypti) urn gas Seite BErFEDe” ea unbev eıc anasır nriv IHOU*° Ayo) 1nEv TEIT cegu masg DV er FnS oliies EINE IC, zw ci pızw ToU paalle vragiov mgoFdorwu" 6 08 mauree 1LEV megmaTer avsgeunuv, Tous WOrTRMOUS, Tas 6doUs, roüc ygous, en zgumren Sen WE Y en UmevorTe ». Bei Cyprian epist. 81 in. cum perlatum ad nos fuisset, fratres carissimi, commentarios esse missos qui me UÜticam perducerent liest der nach Harrer werthlose Monacensis n. 18203 ‚rumentarios für com- mentarios; ist dies Conjectur, so trifft dieselbe allem Anschein nach das Richtige. 110 Vjetor Caesares 39, 44: remoto pestilenti frumentariorum genere, quorum mund agentes rerum simillimi sunt; qui cum ad explorandum adnuntiandumque, qui forte in pro- vincüs motus existerent, instituti viderentur, compositis nefarie eriminationibus, iniecto passim met, praecipue remotissimo cuique, cumeta foede diripiebant. Vergl. Gothofred zu Cod. ThesedV],,29, 2. Ill Nauper mem. de U Institut VI S. 82ıff.; das von Appuleius metam. X. c.7 ge- schilderte Decurionengericht nach dem Vorbild des Athenischen Areopags (exemplo legis Atticae Martiique iudici) in einem Vergiftungsprocess ist gewiss in das Reich der Phantasie zu verweisen. Vergl. auch Mommsen Staatsr. 3 S. 818 fg. . “. . . Se Er . TERO . Wie) HırscHrern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 867 Man würde daher, erwarten, in unseren Quellen, besonders in den Inschriften zahlreichen Nachrichten über municipale Polizeiorgane zu begegnen; aber diese sind ziemlich spärlich und was davon begegnet, ist theilweise nicht erst in römischer Zeit geschaffen worden, sondern aus früherer Zeit übernommen. Daher ist eine einigermassen aus- gebildete locale Polizei nur für den Orient nachweisbar, wo die Ein- richtungen der Ptolemäer und der sonstigen Diadochenreiche für die Gestaltung und Verwaltung dieser Länder unter römischer Herrschaft vorbildlich geblieben sind. In Aegypten, das wohl schon unter den Pharaonen eine ausge- bildete Polizei gehabt haben wird, finden wir zur Zeit der Ptolemäer ein Gendarmeriecorps unter dem Namen dvAazirdı mit einem «pyı- bvAaxırns oder Eriorarys ray burazıröv an der Spitze, die in verschie- denen Theilen des Reichs, theils zur Aufrechterhaltung der Ordnung, theils gewiss zur Unterstützung der königlichen Beamten bei der Steuer- 2 Neben dieser Polizei für das Land stehen erhebung stationirt waren. die Polizeiorgane für die in jeder Hinsicht eine gesonderte Stellung ein- nehmende Hauptstadt: der vuxrepwes orparnyes, das Vorbild des praefectus oigilum in Rom, mit den ihm untergebenen vuxropuraxes Orparsvoneva, die ebensowenig wie in Rom die vigiles als Soldaten gelten.''” Daneben werden omaSnope als Polizisten erwähnt, denen gewiss nicht nur die Vollziehung körperlicher Strafen an den Alexandrinern obgelegen hat.''” Auch in Pergamon hat nach Ausweis einer vor nieht langer Zeit gefundenen Inschrift ein ähnliches Corps noch in der letzten 115 Attalidenzeit unter dem Namen rapawvrexiraı bestanden,'” die auch in anderen Städten Kleinasiens in späterer Zeit sich finden.!!'® Ferner 2 Vergl. Lumgroso recherches sur U’economie politique de U’ Egypte sous les Lagides p- 249 ff.: 7 aoyupvAazirns appele aussi apparemment Erısrarms av duAazırav etait le chef d’une espece de garde de police, de gendarmerie, cantonne avec ses gens dans les diffe- rents lieux, charge d’inspecter, de surveiller, de s’assurer de toute chose « Fappel des per- sonnes interessees .... Les archiphylacites conmus sont des Grees, ainsi qu'un deleque dont nous avons le non; mais il y avait a-coup-sür des Egyptiens parmi les phylacites. Über pvrezire: anscheinend jüdischen Stammes in Athribis in Unteraegypten vergl. S. Reı- nach Ödull. de corr. Hellen. 13 p. 179. Über die Distriete der 2% buraztreı handelt FrÄnkEL in der A. ı15 citirten Stelle. Über den Gegensatz der uaynoı und STEMTEVOMEVOL vergl. Lumsroso a. O. S. 229. I Phlosim Rlaee.2e.-ı10. ’ Die ragapurazireı, die zusammen mit rois @Ar.cıs eludaov]aoıs in einer un- mittelbar nach Ableben des letzten Attaliden gesetzten Inschrift erwähnt werden, hat FrÄnker (die Inschriften von Pergamon I S. ızıff. zu n. 249 Z. ı7) wohl mit Recht als Gendarmeriecorps erklärt; die noch ungedruckten Inschriften von Pergamon ent- halten nach freundlicher Mittheilung desselben Gelehrten nichts über das Polizeiwesen in römischer Zeit. 116 So in Pisidien, vergl. Ramsay the historical geography of Asia Minor p. 178: “among the Ormeleis the duty of protecting the boundaries and acting as quards was dischar- 868 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. sind in mehreren Städten Kleinasiens vuxroorparnya in der Römer- zeit nachweisbar,'" die wohl nach aegyptischem Muster eingesetzt worden sind; nur für Carien und das benachbarte Rhodus, beziehungs- weise die Rhodischen Besitzungen in Kleinasien, sind bezeugt die Orparnyol em NS KWpas die, zwei an der Zahl, neben den nach einer wahrscheinlichen Vermuthung Henzens die städtische Polizei ver- sehenden orsarnyeı (in Aphrodisias) auf dem flachen Lande ihren ge- rade in dieser Gegend gewiss nicht ungefährlichen Dienst versehen haben.''" Neben diesen städtischen Polizeibeamten treten nun in Kleinasien seit Trajan'"” Polizeibeamte für grössere Distriete unter dem Namen Eioyvapyalı auf, denen, wie schon ihr Name zeigt, zur Verfolgung der Räuber und Verbrecher zahlreiche dwyuiraı zur Verfügung stehen. Über diese sowohl inschriftlich, wie in literarischen Quellen vielfach erwähnten Beamten ist zwar in älterer und neuer Zeit eine Reihe von ged by different corps called ragapurazıra: or ev "Adarru ragadvraziraı where the corps who guarded Alastos’; diese Inschrift (CJGr. 4366x) ist nach freundlicher Mittheilung desselben Gelehrten zu lesen: ci [e]v "Arer[r]w ragalp]urezıras (“Pisidian false nom. plur. for ragapvrazira). Vergl. Ramsay bull. de corresp. Hellen. 7 ‚(1883) p- 274 in dem Lydischen Nysa die Ehreninschrift für Apollonios: SrOKETNyoV Pr ragabvruze, dessen Sohn Apollonios ebenfalls die [re]oapurezn, der andere Attalos die sieln]v@gy%:« daselbst bekleidet hatte. Auch in Tralles ist dies Amt bezeugt: Athenische Mittheilungen VIII p- 329: [relgapurakavre. Ferner in Jotape in Cilieien CIGr. 4413 ragapunagaros zırrws und in Magnesia am Maeander vergl. Kontoleon «vezdoro: Mizgarıcveu enryo- par p- 46 n. 90: STERFNyNFaNFEe za ragapurabavre. !17 Beispiele aus Alexandria, Amisos, Carurae, Smyrna, Tralles bei Cagnat in der Anm. 120 angeführten Schrift S. 14; dazu kommt die in Anm. 119 erwähnte Inschrift von Sebastopolis eines rsunSes remis die vurros Freaenyimdis; ferner eine Inschrift von Antiochia Pisid. bei STERRETT an epigraphical journey in Asia minor n. 96: n Bovrn rloly Zezoüvdor emı rr Frgarnyice und von Laodicea (Mittheil. d. Athenisc hen Instituts 16, 1891 p. 145): srgarnynsavre die vurros. Dass die VURFOTTELTNYOL auch noch in späterer Zeit in zahlreichen Städten bestanden, zeigt Arcadius Charisius de muneribus eivilibus (in Digg. 50, 4, 18 $ 12): sed et nyctostrategi et pistrinorum curatores personale mumus ineunt. 118 In Aphrodisias: C.J. Gr. 2837 ygaunersws Önmou za raw Emmi ry6 Yngas Froa- znyod, und HENZEN ann. d. inst. 1852 p.ııSff. und p. 124 —= Lebas-Waddington n. 1604. 1611; in Alabanda: Bull. de corresp. Hellen. 5 (1881) p. ı80o Grabinschriften zweier solcher Polizeibeamten, die vom Volk ein öffentliches Begräbniss erhalten als rereAsu- TnAorss Ömeg 776 merzgidos, d. h. die in Ausübung ihres Berufes, wahrscheinlich durch Räuber ihren Tod gefunden haben; ferner in Tralles, Stratonicea, Rhodos, vergl. Cousın bulletin de EomzeD. Hellen. 15 (1891) p- 424 mit Anmerkung; verschieden davon ist der aynrumsvos Emı Tas ylwjers zer« morsmov in einer Rhodischen Inschrift CJGr.n. 2524. — Mit Recht vergl. Henzen a. OÖ. den FrEETnyOS em row Ygan arv mageAav in zwei auf dem Vorgebirge Sunion gefundenen Inschriften: C.J. Gr. In. 178. 179. 119 Die älteste Erwähnung der Irenarchen findet sich in einer Inschrift des Jahres 116 oder ı17 aus Sebastopolis in Carien: Bull. de corr. Hellen. 9 p. 347 = SrerRErT an epigraphical journey (1888) p. 27 n. 25: remumSeis Erı ... reycs eignvagyıncis. Dass die Einrichtung weiter zurückreicht, ist sehr wahrscheinlich und auch aus den Worten des Aristides betreffs Smyrnas (vergl. Anm. 126) zu schliessen. 4 2 > f 5 i ü 4. . . Ries‘ “es . a . >) Hıirscarenn: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 869 Monographieen erschienen,” die jedoch an einzelnen Puneten der Ergänzung bedürftig sind. Es sei gestattet, hier das Wesentliche über diese eigenthümliche Institution kurz zusammenzufassen. Soweit unsere Zeugnisse reichen, ist das Amt nur in Kleinasien bezeugt;'”' erst im 4. Jahrhundert n. Chr. lassen sich Spuren desselben auch ausserhalb dieses Gebietes nachweisen.” Es ist ein Ehrenamt und wird zu den Asırovpyisı gerechnet," dem sich Niemand ohne triftige Gründe 120 Die älteren Schriften bei Casnar: de municipalibus et provincialibus miltüs. Paris ı880 p. 25 Anm. ı, vergl. auch Momusen R. G. 5 S. 324. Die treffliche Mono- graphie von Cur. Gowrr. Schwarz: de irenarchis (ALvoRF 1743; wieder abgedruckt in seinen exercitationes academicae ed. Harles. Nürnberg 1783 p. 234ff.), der zuerst die Er- wähnungen der Irenarchen in der antiken Literatur sorgsam zusammengestellt hat, scheint den neueren Bearbeitern unbekannt geblieben zu sein. 121 Die von Casnar a. O. p. 25 ff., vergl. p. 37, zusammengestellten Inschriften stammen aus Galatia (Ancyra, Pessinus), Mysia (Pergamon), Lydia (Erythrae, Smyrna, Thyatira), Caria (Aphrodisias, Milet, Tralles), Phrygia (Aezani , Colossae, Eumenia), Pamphylia (Attaleia). Aristides war von einer Stadt Mysiens, ou rouvome ouder deomaı Acya (Hadrianoi, vergl. Anın. 126) präsentirt worden; dazu kommt der Irenarch in Tarsos in Xenophons Roman (s. A. 129), der Irenarch in Smyrna im Martyrium des Polycarp (s. A. 136), in Perge (Pamphyl.) in dem Martyrium des Nestor (s. A. 134) und vielleicht in Apamea (Bithyn.) in den übel überlieferten und offenbar aus dem Griechischen über- setzten acta Tryphonis et Respecti (so ist ohne Zweifel für Respieii herzustellen) e. ı: a Frontone pacis principe (— irenarcha) Apdmeae (so ist wohl richtig das überlieferte apriniae verbessert worden, da die Märtyrer aus dieser Gegend stammten, vergl. Tille- mont mem. pour servir a Ühist. eceles. t. 3 ed. II, Paris 1701, p. 340) ciwitatis, qui ewierat ad exquisitionem sanctorum cum persecutoribus (= Suryurraı); hoc autem erat indictum a praefectis. — Inschriften von Irenarchen sind nach dem Erscheinen von Caanar’s Schrift (zu p. 30 n. ı2. ı3 vergl. Mittheil. des Athen. Instituts 8 S. 321 und 329; über- sehen ist von ihm die Ancyraner Inschrift aus Hadrians Zeit bei Mandat marmora Ancyrana P- 17: apEavros OMoU za sionvagy,nravros Kyvos za Erısrnuns) noch zum Vorschein gekommen in Aphrodisias (Bull. de corr. Hell. 9 p. 76), Attaleia (ibid. 10 p- 156), Nysa (ibid.7 p. 274), Pogla (Mittheil. d. Athen. Instituts 10 p. 336), Sebasto- polis in Carien (Bull. de corr. Hellen. 9 p. 347), Thyatira (ibid. ıı p. 98) und wahr- scheinlich in Miletopolis in Mysien (ibid. ı2 p. 193 n. 3: [tienvJagy,nsavre); ferner in einer unedirten Inschrift von Apameia-Celaenae, deren Mittheilung ich Hrn. Rausav verdanke,. zu Ehren eines M. Aurelius Aristo Euelianus EINWERYNTVF zorwing. — Aus Lykien sind auch in Bennvorr’s Werk Irenarchen nicht bezeugt. Besonders zahlreich (4) sind die Inschriften der Irenarchen in Tralles, wozu noch für Carien zwei In- schriften aus Aphrodisias und eine aus Sebastopolis, ferner eine aus Pogla in der angrenzenden Cibalia kommen: demnach scheint in diesem gebirgigen Lande ein reiches Feld der Thätigkeit für diese Beamten gewesen zu sein (vergl. auch die bei Stratonicea gef. Inschrift aus der Zeit des Valerius Maximinus, der mit seinen Truppen ra Iınsengie 2Eero\ev: Bull. de corr. Hell. ı2 p.1o1ff.) und S. 868 mit A. 118. Bemerkens- werth ist das Fehlen von Ephesus, des Sitzes des Statthalters; hier werden demnach die stationarü (s. oben Anm. ı01) und sonstige dem Statthalter zur Verfügung stehende Soldaten für Anfrechthaltung der Sicherheit gesorgt haben und die Mitwirkung der Commune ausgeschlossen gewesen sein. — Dass nur die Städte Irenarchen zu stellen hatten, ist an und für sich, wie auch nach den bezeugten Beispielen anzunehmen (vergl. auch Anm. 126); auf die Metropolen ist jedoch offenbar diese Befugniss nicht beschränkt gewesen. 122 In Elusa Libanius epp. 100. 101. RC Tr: 127683 signvapy,rsavrec za Tas Aoımas Arrougyias biAoreinws Eure- Sitzungsberichte 1891. 19 870 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. entziehen kann. Es scheint jährig gewesen zu sein und konnte, wie Inschriften beweisen,” wiederholt bekleidet werden. Über den Modus der Bestallung besitzen wir einen Bericht des Rhetors Aristides aus dem Jahre 153/4, der selbst in die ihm sehr unerwünschte Lage kam, dies Amt übernehmen zu sollen und nur durch einflussreiche Inter- vention dieser Unannehmlichkeit entging. Aus diesem Bericht können wir entnehmen, dass jede grössere Stadt Asiens jährlich zehn an- gesehene und in dem Bezirk der betreffenden Stadt ansässige Grund- besitzer'” dem Proconsul von Asien zu praesentiren hatte, aus denen er einen nach Gutdünken auswählt.'” Das Ernennungsschreiben wird den Magistraten der betreffenden Gemeinde zur Aushändigung an den zum Irenarchen designirten übersandt. Aristides legt trotz der Abmahnung verschiedener Sachwalter, die diesen Schritt als aussichtslos bezeichnen, in einem dem Proconsul durch die Magistrate seiner Stadt übermittelten Schreiben Berufung dagegen ein mit Rücksicht auf die ihm vom Kaiser verliehenen drereia; trotzdem lässt ihn der Proconsul allerdings nur in Form einer verbindlichen Aufforderung'” ersuchen, das Amt zu übernehmen, von dem er dann schliesslich auf Fürsprache vornehmer Gönner durch den Proconsul dispensirt wird, der die Magistrate derselben Stadt anweist, einen anderen Candidaten statt seiner zu praesentiren. Aus diesem in mannigfacher Hinsicht lehrreichen Bericht erhellt, dass unter Antoninus Pius nur ein Irenarch in jedem Jahre in Asien En worden ist (Eva &v TpoXpIVELEV eE Amavırwv xadıcravaı buraxd Ae Tavra. Bull. de corr. Hell. IX p. 76: ... EIER‘, nravre un. 20 7a0 aAARS agy,as Pren Aırougyias A Fuvsrdorsıs NT an) PN rag Öyvenıw TA now savre, vergl. ibid. VII p. 273. Cr: 4020 (die Iterationsziffer ist zerstört) ; Lebas 1723a, besser bei Curtius Hermes VII p. 42: rgıs eionvagy,nv. 125 Wohl mit Recht denkt Caonar a. O. 35 A. 3 an die Ödezamgarcoı und weist darauf hin, dass in vier Inschriften von ee der Titel Senemaurelons sich findet: ob freilich "auf diese allein die Praesentation beschränkt war, ist zweifelhaft. — Betreffs der Ansässigkeit vergl. Aristides I p. 523, Dind.: ö ö° (der Proconsul) ‚eudev Br av eav rahus eins AAN r ToFoUroV Gunzows, ori ArnWurG sin MOL TE gi zov Tomov ToUrov za zyv aAAnv IHOL dozelv ragw 6 ori ou Tan adbeavav. 126 Einen besonderen Anspruch auf Berücksichtigung (wenigstens in diesem be- stimmten Fall) scheint Smyrna gehabt zu haben, vergl. Aristides I p- 523 D.: ovx ZvSunnSeis ouS’ 0 ort TV Zuvgıms moosYRE1 TOAAOLG meorER ‚ X,gavoıs, rei Eee iw oc yeres Ta morews &rmidas. Über diese von Conjecturen heimg ae und von Masson (de Arıs- tidis vita bei Dinvorr 1ll p. UXXII) missv erstandene Stelle schreibt mir Hr. Bru No Keıu in Strassburg: “ich möchte nicht hart ändern; vielleicht ist dem Rhetor +75 Zuavgms dv und Fr Ivan mgosyrei in der Construetion durcheinander gegangen. Allerdings ist mgosHAEL auch so noch anstössig und vielleicht in moorHR0L zu ändern. Die ro? Muries ist natürlich Hadrianoi und Aristides will sagen, "dass Smyrna schon lange den Ire- narchen zu stellen hatte, ehe den Anwohnern dieses Ortes Hoffnung auf Erhebung zur Stadt und damit die Berechtigung zur Stellung des Irenarchen wurde. Hadrianoi scheint das Stadtrecht im Jahre 124 erhalten zu haben, vergl. Dürr die Reisen des Kaisers Hadrian S. 54". 127 Aristides I p. 525 D.: o Seß 1808... airouma Ö avror, en, suvegEau 1a0t. — Zi . 1. . . . . . . r . . D Ur HırscareLp: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 871 INS eioyvne). Dass der Wirkungskreis desselben sich aber über die ganze Provinz erstreckt haben sollte, ist bei dem Umfang derselben kaum denkbar und auch die inschriftlichen Zeugnisse, nach denen das Amt als eine nur municipale Würde erscheint (vgl. auch den eipyvaipyns TS unrgomorews "Ayxupas'”) sprechen dagegen. Eine Analogie bietet allerdings für das benachbarte Cilicien ein wohl einer nicht viel späteren Zeit angehöriger Bericht”, der merkwürdiger Weise von allen neueren Bearbeitern dieser Institution" unbeachtet gelassen ist. In dem Zphesiaca betitelten Roman eines gewissen Xenophon oder eines unter diesem Namen sich verbergenden Schriftstellers, wird eine Räuberbande in Cilicien, gerade in dem Augenblick, als sie eine von ihnen gefangene Jungfrau dem Ares als Opfer darzubringen im Begriff steht, von dem Irenarchen und seiner zahlreichen Mannschaft (uera mANSous woAAo0) aufgehoben, die meisten Räuber getödtet, die überlebenden mit Ausnahme des Räuberhauptmanns, dem es gelingt nach Cappadocien zu entfliehen, von dem Irenarchen nach Tarsos geführt, wo er persönlich dieselben zur weiteren Untersuchung in das Gefängniss abliefert. Dieser Irenarch, einer der vornehmsten Männer aus Cilieien (dvnp 7a rrürz ray Ev Kırızıe Öuvauevav), heisst ent- sprechend der Schilderung des Aristides © 775 eienvns 795 &v Kırızıa MpOEOTWS. Haben wir es auch nur mit einem Roman zu thun, so ist doch das hier geschilderte Verfahren unzweifelhaft aus dem Leben gegriffen und wenn der Angabe des Aristides, was doch kaum anzunehmen gestattet ist, nicht ein Irrthum zu Grunde liegt, so scheint der von ihm bezeichnete Modus der Bestallung nur kurze Zeit in Übung ge- blieben zu sein, worauf man auch seine Worte xar £xsiwous Tovs Kpovous beziehen könnte. Über die Competenz der Irenarchen besitzen wir eine eingehende Darlegung des Juristen Marecianus,'” aus der hervorgeht, dass das Amt durch den späteren Kaiser Antoninus Pius während seiner Statthalter- schaft in Asien (etwa um das Jahr ı30 n. Chr.) eine Neuregelung erfahren hat. Ihre Aufgabe besteht darin, die öffentliche Diseiplin und Moral aufrechtzuhalten'”” und insbesondere den Räubern nach- zustellen; gelingt es ihnen, derselben habhaft zu werden, so haben 12850.,.1.1/@r: 0,4020. 12° Xenophon Ephesiaca II e.ı3; der Roman ist wohl Ende des zweiten oder Anfang des dritten Jahrhunderts verfasst, vergl. Locerra (Wien 1796) praef. p. VI ff., dem Ronpe: der griechische Roman S. 389 ff. beistimmt. 130 Nur Schwarz a. OÖ. S. 25ı hat ihn berücksichtigt. 131 Digg. 48, 3. 6. 132 Arcadius Charisius digg. 50, 4,18 $ 7: irenarchae, qui disciplinae publicae et corrigendis moribus praeficiuntur, wo man verkehrter Weise motibus für moribus hat einsetzen wollen. 872 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. sie sie einem Verhör über ihre Genossen und Hehler zu unter- ziehen und das aufgenommene Protocoll'”” in einem versiegelten Schreiben an. die Gemeindebehörde zu senden, unter Umständen auch selbst die Verbrecher dorthin zu escortiren. Der Irenarch ist ver- pflichtet, vor der Behörde, die selbständig (non quasi pro damnalis, sed quasi re integra quaeratur) die Untersuchung führen muss, persön- lich seine Angaben zu erhärten; vermag er dies, so soll er wegen seines Eifers belobt werden, anderenfalls einen Verweis erhalten oder wenn ein chicanöses Verhör, beziehungsweise eine Fälschung der Aus- sagen der Angeklagten ihm nachzuweisen ist, zur Abschreckung empfindlich gestraft werden. Also hat der Irenarch nur polizei- liche, keine richterliche Funetionen, ganz ebenso wie die oben er- örterten stalionarü, nur mit dem Unterschiede, dass er zu dem Magistrat seiner Gemeinde in einem gewissen Abhängigkeitsverhältniss - steht, während die statonarü als Soldaten direet dem Statthalter oder dem Legionseommandanten unterstellt sind. Auch zur Zeit dieses Erlasses, also unter Hadrian, können die Irenarchen nieht für die ganze Provinz bestellt gewesen seien, da sie sonst kaum in der Lage gewesen wären zu jedem Verhör sich einzustellen und auch die Abhängigkeit von der Ge- meindebehörde nur für eine munieipale Polizeibehörde passend erscheint. Auch im dritten Jahrhundert haben die Irenarchen dieselben Funetionen geübt, die ihnen in dem Antoninianischen Ediet zuge- wiesen werden. In den der Decianischen Verfolgung angehörigen Mär- tyrerarten des Bischofs Nestor'” in Pamphylien wird derselbe von dem Irenarchen — denn gerade diesem Beamten ist die Verfolgung der Christen, die demnach wohl seit dem Ediete des Mare Aurel” als Ruhestörer gleich den d/atrones behandelt werden, zugewiesen — zuerst den Municipalbehörden vorgeführt (das bedeuten die Worte in 133 Darnach wird der Bericht des Beamten über den Verbrecher verfasst, das auch in den Christenprocessen öfter genannte elogium (Digg. 48, 3, 6 $ 1: qui cum elogio mittuntur; vergl. auch Neumann: d. römische Staat und die allgemeine Kirche I S. 33 A.ı, wo jedoch bei Tertullian ad Scapulam ec. 4: Pudens missum ad se Christianum in elogio, concussione eius intellecta, dimisit scisso eodem elogio meines Er- achtens nicht richtig emendirt ist cum (für in) elogio, sondern wohl zu schreiben ist: ipso elogio concussione eius intellecta, d.h. aus dem Inhalte der Anklageschrift selbst war die seitens des Beamten verübte concussio zu ersehen). 132 Martyrium S. Nestoris, 26. Febr. a. 251 in Perge in Pamphylien, $ 3 sendet der Irenarch und die curia die Owyniraı (persecutores) aus; nach einem Verhör durch den Irenarchen (die Verhandlung bei den Municipalmagistraten ist hier über- gangen, doch wird darauf in $ 6 hingedeutet, da die Bestrafung durch den Statt- halter von der Curie gefordert wird: hie rogatus a nobis et ab ommi curia) wird er von diesem und zwei Owymiraı (insecutores) zum Statthalter gebracht und nach dem Verhör hingerichtet. #5 Trajan hatte bekanntlich die Aufspürung (conguirendi non sunt) der Christen verboten; über den Unterschied der späteren Praxis vergl. Neumann a. O. S. 33 ff. [ * * * * * “ [ Be + + Hırscnrern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 873 forum el curiam deductus), dort von dem Irenarchen (richtiger wohl von dem Magistrat unter Assistenz des Irenarchen) verhört, sodann zwei Diogmiten (Ohristianorum persecutoribus, offenbar war der Original- text griechisch) übergeben und von dem Irenarchen selbst nach Per- gamon vor das Tribunal des Proconsuls gebracht; der Irenarch er- stattet persönlich die Anzeige und übergiebt das Protocoll dem Beisitzer (adiutor), der es auf Befehl des Statthalters öffentlich verliest. Darauf folgt das Verhör des Nestor durch den Statthalter und schliesslich Folterung und Kreuzigung. Die Diogmiten, deren wir so eben Erwähnung thaten, erscheinen als Executivsoldaten des Irenarchen bereits unter Antoninus Pius in "© der auf Befehl des Irenarchen Herodes von ihnen verhaftet wird: e&rrIov diwyuiraı za imreis — sie selbst waren dem Martyrium des Polycarp, also in der Regel nicht beritten'” — usta ToV OvmFüv autos omAuv, ws Emi Ayormv Tpeyovres, also auch hier wird als ihre eigentliche Aufgabe die Verfolgung von Räubern bezeichnet. Über die Art ihrer Bewaffnung (SuvySn aureis omra) haben wir kein sicheres Zeugniss; Ammian nennt sie semiermes,” womit übereinstimmt, dass Mare Aurel sie in der Noth des Mareomanen-Krieges mit Waffen versehen hat!” und zwar geschah dies nach Ausweis einer gleichzeitigen Inschrift in der Weise, dass ihre Equipirung, sei es von Gemeindewegen, sei es aus Privatmitteln übernommen wurde.'” Mit Recht erinnert Scnwarz'" an die Evangelien- stelle (Lucas 22, 52): we Em Anoryv Efernrudars uera uayaıpöv xaı EvAwv und Messer und Knüttel oder Keulen''” mögen wohl die gewöhnliche Bewaffnung der Diogmiten gebildet haben. 136 Martyrium des Polycarp e. 6—7 mit Lic#rroors Anmerkungen. 137 Der angebliche eguwitum magister (Cagnat a. O. S. 38) in den acta S. Pionii ec. 15 scheint nur behufs Erklärung des Wortes Uregyos oder Zurmarius interpolirt zu sein. Unter der c. 3 erwähnten turba eorum, quos ad investigandos Christianos Polemont (aedituo) ludicia maiora sociaverant sind vielleicht Diogmiten zu verstehen. 135 Ammianus 27, 9, 6: Musonius, vicarius Asiae zieht mit ihnen gegen eine Räuber- bande, die Isauria, Cilicia, Pamphylia heimsuchen: adhibitis semiermibus paueis, quos diocmitas appellant, unum grassatorum cuneum adoriri conatus ... cum his confossus est quos ducebat. 139 Vita Marci c. 21 $7: armavit et diocmitas. ei Zn Leras-WaAnpınaron n. 992: TuS yovre Tu) zugiw Karsagı FUMMEY,OV Öumyueienv map zaUuroV Zara auumarov Kuwrirıov Magıov, vergl. WAappın@ron’s Commentar, der das Proconsulat des Maximus etwa in das Jahr 166 setzt, d.h. um die Zeit des Beginnes des Marcomanenkrieges. Dazu vergleicht Lie#rroor die auch von Schwarz a. O. p. 240 her- angezogenen Worte des Palladius Aist. Lausiaca c. 116 (Anfang des 5. Jahrh.): 0 &wı rs, eigyuns . ar moos Fov Ey,or.evon FUMMY,OV eirev, wonach FUMACY,OS Ölaylasieng als officielle Benennung zu fassen sein wird. Vergl. über diese Provincialmilizen ro FUN LRON, lateinisch symmacharü Monmnsen im Hermes 22 S. 547 fl. und besonders S. 550 A. 4. 14l Schwarz a. OÖ. S. 262. m Die z0gurndogo: maga reis eioyvopvrce&w bei Libanius orat. 48 mgos nu BovArv II p. 530 R. werden von den öwyniraı wohl nicht zu scheiden sein. — Ein Grenzwächter 874 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. Die Irenarchen mit den Diogmiten haben die Diocletianisch -Gon- stantinische Reform überdauert'” und sind, vielleieht erst in dieser Zeit, auch über Asien hinaus in Function getreten. Zwei Briefe des Libanius'”" handeln von einem Irenarchen in der arabischen, später zu Palaestina tertia geschlagenen Stadt Rlusa: rerzyuevov eipyvns PuRAaxa HaAıc- To bpoupnavreı riv vorw und As eionvns &v 'EAovoy TpOEOTWTA dxpıdws nennt er ihn und verwendet sich für seine Wiedereinsetzung, da derselbe durch einen Mann, der solehe Ämter dureh Bestechung zu erhalten verstehe, von seiner Stelle verdrängt worden sei. Hier wird der Irenarch als arm bezeichnet, entgegen der in älterer Zeit beobachteten Norm, wohlhabende Grundbesitzer dafür zu wählen und es mag wohl in jener Zeit nicht selten dieses Amt zur Bereicherung und zu Er- pressungen gemissbraucht und daher auch von Ärmeren angestrebt worden sein. Daher hat im Jahre 409 ein Gesetz des Honorius und Theodosius die Aufhebung der Irenarchen verordnet und dem prae- fectus praetorio Orientis aufgetragen, die Aufrechterhaltung des Friedens an locupletiores zu übertragen." Trotzdem haben dieselben nachweislich (ögopur«E) in Termessus: STERRETT an epigraph. Journey n.168,; ein anderer bei Hadria- Be in Phrygien von Räubern erschlageı. (ögopvrezı Incbanye vr Umo Ansrwv): ibid. 1. 156, besser bei Ramsay geogr. of Asia Minor p. 178, vergl. p. 175 (“in a deserted ne. below Hassan Pasha’, wahrscheinlich aus dem J. 255 n. Chr.) ein Denkmal lölre[e öleopvrje]zwr, die wahrscheinlich auch durch Räuber ihren Tod gefunden haben, gesetzt von oder unter Aufsicht dreier mırSwrei (conductores), denen diese ögodiAczes wohl untergeben waren. Ransay vergleicht die saltuarü finium custodien- dorum causa: Digg. NXXUI, 7,12 S4; die von Prruam bei Rausay p. 15 angeführte Glosse (Corp. glossar. II p.177): saltarius ogsodbvr«E hat jedoch mit den ögopvr«zes nichts zu schaffen. 145 Betreffs der Diogmiten vergl. Ammianus a. O. (Anm. 138) und die von Wap- DINGTON zu n. 992 citirten Worte des Symeo Metaphrastes vita S. Athanasü: Lnıtov dums upebew Fouüg Öuywires, &i um Tov "AScavarıcv dwvra TURREITNEWN. Ob die Örmyran- rız& Cod. Just. X, 30,4 sich auf diese Öwyuircı beziehen, ist mir zweifelhaft. Über die Irenarchen der späteren Zeit vergl. die folgenden Anmerkungen und Schwarz 2. 10r415.240 11: 144 Tibanius epp. 100. 101. 145 Cod. Theod. XU, 14, ı: örenarcharum vocabula, quae assimulata provincialium tutela quietis ac pacis per singula territoria haud sinunt stare concordiam , radicitus ampu- tanda sunt. Cesset igitur genus perniciosum rei publicae; cesset rescriptorum irenarchas cir- eiter inconvulsa simplieitas, et celsitudinis tuae sedes provinciarum defendenda suscipiat, pacis huiusmodi locupletioribus commissura praesidia. Auffallend weicht davon die Fassung im Cod. Just. X, 77 (75), ı (lex unica de irenarchis) ab: irenarchae, qui ad provinciarum tutelam quietis ac pacis per singula territoria fachunt stare concordiam, a decurionibus vudicio praesi- dum provinciarum idonei nominentur. ScHwARz a. O.S. 247 will diesen Erlass mit Rück- sicht auf die in alten Ausgaben (auch bei Haloander) beigefügte Praescriptio: Imp. Antoninus Aug. und die in diesen sich nicht findenden Datirung auf Caracalla beziehen, jedoch schreibt mir darüber Hr. Paur Krücer in Bonn: ‘die alten Ausgaben, welche aus schlechten Handschriften geschöpft haben, können nichts beweisen: die Restitution der Inscription aus dem Theodosianus ist durch alle meine Handschriften bestätigt und zwar ganz vollständig durch Parısınus n. 4521: demnach hat die Restitution der Hırsc#rern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 875 noch in den ersten Decennien des 5. Jahrhunderts im östlichen Reiche fortbestanden, jedoch in einer so redueirten Stellung und anscheinend mit so veränderten Funetionen, dass nur der alte Namen auf diese sub- alterne Charge übertragen zu sein scheint,'" während im Westen der in der lex Wisigothorum erwähnte assertor pacis, wie mit Recht ange- nommen wird,'” den alten Irenarchen nachgebildet worden ist. Im Westen des römischen Reiches war die locale Sicherheitspolizei, soweit wir aus den dürftigen Spuren schliessen können, nur wenig entwickelt. Ob wir nach einer in Lyon gefundenen Inschrift eines praefeclus vigilum die Existenz einer solchen Charge in der Galli- schen Metropole anzunehmen berechtigt sind, ist zum mindesten sehr zweifelhaft" und meines Erachtens gerade in dieser Stadt, in der.die municipale Selbstverwaltung anscheinend sehr beschränkt gewesen ist,” nicht gerade wahrscheinlich. Von provinzialen Einrichtungen in der Art der Irenarchie fehlt es im Westen an jeder Spur; von muni- cipalen kommen unter den sogenannten Municipalmilizen,'” die in Friedenszeiten grossentheils eine mehr polizeiliche als militärische Thätigkeit gehabt haben werden, in dieser Hinsicht hauptsächlich in Betracht der wahrscheinlich nach Alexandrinischem Muster eingesetzte praefectus vigilum et armorum in Nemausus,'” der praefechus arcendis latrocinüs bei den Helvetiern in Noviodonum'"”, der anscheinend auch in anderen keltischen Gebieten auftritt!” und vielleicht als national- Subscription kein Bedenken‘. Demnach müssen wir annehmen, dass die Constitution im Codex Justinianus absichtlich entstellt und vielleicht dem in Justinians Zeit gültigen Verfahren bei Bestellung der Irenarchen angepasst worden ist. 146 Cod. Theod. XI, 24, 687 (a. 415): cephalaeotis, irenarchis, logographis chomatum et ceteris liturgis; X.1,17 (a. 420): super irenarcha et optione omni antigua consuetudine ob- servanda; VIll. 7, 2ı (a. 426): irenarchas et actuarios et cornicularios. 147 Gothofredus zu Cod. Theod. U, ı,8; Kunn Verfassung des R.R.I S. 44; vergl. auch die daselbst (und bei Thorlacius opuscula 111 p. S2) angeführten Briefe Augustins n. 133. 134 betreffs der die Donatisten zur Anzeige bringenden Beamten: ad quos tuendae publicae pacis vigilantia pertinebat und qui disciplinae publicae inserviunt. Über den assertor pacis wird Hr. Brunser in dem unter der Presse befindlichen zweiten Bande seiner deutschen Rechtsgeschichte handeln. 148 BoıssıEu inser. de Lyon p. 3. 49 Meine Abhandlung: Lyon in der Römerzeit (Wien 1878) S. 27 ff. 150 Ich verweise, ohne an dieser Stelle auf dieselben einzugehen , auf die verdienst- liche Zusammenstellung von Cacnar (s. oben A. 120), der nur nicht der verfehlten Ansicht Durvy’s folgend die tribuni militum a populo den Munieipalmilizen hätte zuweisen sollen. — Ob die hastiferi in Vienna und der civitas Mattiacorum zu den Munieipalmilizen zu rechnen sind, ist sehr zweifelhaft, vergl. MavE im Philologus N. F. 1 (1889) S. 487 ff. und dazu Momusen im Correspondenzblatt der Westdeutsch. Zeitschr. S (1889) S. 26. 151 Vergl. meine Gallischen Studien III in Sitzungsber. der Wiener Akademie 107 (1884) p. 239 ft. 152 C.I.L. XII n. 5010 = Mommsen inser. Helv. n. 119. 13 Ein zweites Beispiel desselben Titels hat Momnsen in der Anmerkung zu C.1.L. XII n. 5010 in einer schlecht überlieferten im Dorfe Hundesruh bei Schloss 876 _ Sitzung der phil.-hist. Classe v. 30. Juli. — Mittheilung v. 25. Juni. keltische Einriehtung aus vorrömischer Zeit sich erhalten hat, und der ebenfalls wohl aus der Epoche der nationalen Selbständigkeit datirende praefectus praesidio|rum] et privat(orum?) bei den Vocontiern.” Die niederen polizeilichen Funetionen, insbesondere die Aufsicht über die Gefängnisse, sind unter der Leitung und Verantwortung der Municipal- behörden von den als ministeria publica bezeichneten Gemeindesclaven versehen worden,” denen die ursprünglich zu Botendiensten ver- Daun an der Nahe gefundenen Inschrift (Bramsaca n. 736 aus SCHoEPFLIN: Alsat. illustr. 1. p. 589) nachgewiesen, die ich nach Monwsen’s Vorgang etwa folgender- massen ergänzen möchte: M. Pannonius Solu|tus praef.| latr(onibus) ar|e(endis)|, praef. Bin|giens(ium)]|, praef. stationib(us) .. . ... ; die stationes, als deren praefectus er genannt wird, sind wohl als Zollstationen zu fassen; betreffs der von mir vorgeschlagenen Ergänzung Bingiensium vergl. Tacitus hist. 4.70: Tutor Treveris comitantibus vitato Mogon- taco Bingium concessit , ‚fidens loco quia ‚pontem Navae Fluminis abruperat und Ausonius Mosella v. ı seqq.; die Inschrift ist in der Nähe von Bingerbrück, der Stätte des alten Bingium gefunden. Praefecten von pag? sind besonders in keltischen Gegenden nicht selten, vergl. den in der folgenden Anm. citirten Aufsatz S. 304ff. Das an erster Stelle ge- nannte Amt (praef. latr. arc.) wird er demnach auch wohl in dieser Gegend versehen haben. 152 C. XII n. 1368, vergl. meine Gallischen Studien I in Sitz.-Ber. der Wiener Akademie 103 (1883) S. 311 ff. 5 Ulpian digg. XI, 4,1 86: in publicum deduci intelleguntur qui magistratibus municipalibus traditi sunt vel publieis ministerüs.... tamdiu autem custodiuntur, quamdıu ad praefectum vigilum vel ad praesidem deducantur. Ulpian digg. 47. 2,52 X ı2: si fugi- tivum meum quis quasi suum a duumviro wel ab alüis qui potestatem habent de carcere vel custodia dimitteret (dimitti curet Monmumsen, vielleicht dimitti impetret). Instructiv für das municipale Gefängnisswesen ist auch der Briefwechsel des Plinius mit Trajan ı19— 20 K.: Plinius fragt an, utrum per publicos civitatium servos, quod usque adhuc Jactum, an per milites adservare custodias debeam ; vereor enim ne et per servos publicos parum fideliter custodiantur et non ewiguum militum numerum haec cura distringat: interim publieis servis paucos milites addidi. 'Trajan verbietet, Soldaten in grösserer Zahl als Gefängnisswächter zu verwenden (guam paucissimos milites a signis avocandos esse), sondern: perseveremus in ea consuetudine quar isti provinciae est, ut per publicos servos custodiantur, für deren Treue Plinius einzustehen habe: also scheint die Praxis in den einzelnen Provinzen verschieden gewesen zu sein, doch ist die Aufsicht der Gefängnisse durch die publica ministeria unter Oberaufsicht des Statthalters wohl das gewöhnliche, während in Rom (vergl. oben A. 60— 63) die militaris custodia üblich war. Vergl. auch die Bewachung des Petrus durch Soldaten des Herodes: act. apost. 12 v. 4 und 6, dagegen des Paulus in dem Stadtgefängniss von Philippi durch einen dssuodvreE: ibid. 16 v. 23 ff. Folgende weitere Nachweisungen verdanke ich Hrn. Harnack: ‘das Gefängniss Lucian, Peregr. Proteus Sı2 wird durch derwocur (erEs bewacht, die bestochen w erden. De heisst ‚es Apostol. Constit. V. 1: Ti % ygırrucvos due ro vorce Tou Xaısrov za vav eıg Szov mist Pr yore zer Umo TE BIORTE eig Aoudov 9 SI ngia N J4E rahhon, vn magiönr = KUroV, @AA” E4 TOU HomoV zu To) o 1090 Tos Unwv meular TE auru eig du- Faocyv auroV zu sis mırSodoriav rov STORTIWT DV, Iver eAabounon za ErrmsAsias Trug. Von Soldaten wird auch Dionysius Bischof v. Alexandria escortirt bez. bewacht (s. seinen Brief bei Eusebius A. e. VI, 40,4.6: poovgoüvres Froarıwrai, aber auch &govgovuvras vrngeres). In den dem 2. Jahrh. angel Eigen Acten des Paulus und der Thekla c.ı8 wird das Gefängniss durch einen dernopur aE bewacht: 7 6: © Oerru VURTOG megıehopevn ra berıe EöwzEn Tu mung zaı avoryeisne urn TS Sopas GmnıSTev Eis 7 FyV huAazmı za doVr« Tw deruo- puVrazı AaTomrgoV agıyupovv EISyATEV mg0S rov Meörov. Von den Körpern der gemarterten Christen von Lyon (Eusebius 1. e. V. ı, 59) heisst es: «radovs magE sbuAarrov MEr@ 5 FToRTIWwrıRns em NAERELES Masgeeıs e (d. h. sie wurden den Christen nicht aus- . . . . . D {7} . PR: * m Amy & Hirschrern: Die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 8717 wendeten statores”® angereiht werden. Über die Thätiekeit der Collegien, insbesondere der fabri und centonarü, als communale Feuerwehr habe ich an einem anderen Orte gehandelt;'”” die Schutzmassregeln gegen feindliche Überfälle und die Grenzpolizei können in diesem Zusammen- hang nicht zur Erörterung gelangen. Überall zeigt sich, dass es eine selbständige, einigermassen unseren modernen Einrichtungen entsprechende Organisation der Polizei im römischen Kaiserreiche in den ersten drei Jahrhunderten nieht gegeben hat, sondern die Sorge für die Sicherheit der Provinzen in höchst unvollkommener Weise theils von dem Statthalter mit den ihm zur Verfügung stehenden Soldaten, theils von den einer solchen Aufgabe durchaus nicht gewachsenen Communen ausgeübt worden ist. Auch auf*diesem Gebiet tritt in erschreckender Klarheit zu Tage, mit wie unzureichenden Mitteln die römischen Länder regiert und verwaltet worden sind und die Unsicherheit des Lebens und Figenthums, ins- besondere auf dem flachen Lande, bildet eines der Momente, die an dem raschen Niedergange des Weltreiches mitgewirkt haben. In wie weit die Diocletianisch-Constantinische Reform eine Besserung oder doch wenigstens eine Änderung in diesen Verhältnissen herbeigeführt hat, gedenke ich bei einer anderen Gelegenheit darzulegen. geliefert). Ignatius wird gefesselt von Antiochia durch Kleinasien nach ‚Rom zum Thierkampf von zehn Soldaten transportirt Ignat. ad Rom. 5: ar 6 Zuges 142 EXgt “Pauns Sngroneg® , dr yns za SararTns, VURTOG zu MaEoceS, evde de sınEvos Öera Asom @gdoıs, 0 Erw TToarıwT 12 00 Tayı &, 0 zu es soyerouns vor YE eıg0US Ylvovran. In der Verfolgung unter Septimius Severus zu Alexandria stehen die gefangenen Christen unter militäri- scher Bewachung und werden von Soldaten zum Tode geführt, vergl. Eusebius A.e.Vl, 5,3: a ö Basırcıöns, eis TI wu Twv Zu Ergmreiais avcebe; DOME vo, (Fnv Horamiewev) TROR- Aeßav 2rı Saverw. Militärische Bewachung war so häufig, dass es allmählich ein ständiger Zug in den Märtyrergeschichten wurde, dass der wachehabende Soldat sich auch bekehrte, was ja in der That angesichts des Heroismus der Märtyrer in einigen Fällen glaublich ist.” — Durch einen commentariensis (vergl. oben A. 62: ab commentarüs custodiarum) wird S. Pionius (acta e. 21) in Smyrna zur Hinrichtung geführt. Betreffs der Führung des Gefängnissjournals in Syracus vergl. Cicero Verr. V, 57: cedo rationem carceris, quae diligentissime conficitur, quo quisque die datus in custodiam, quo mortuus, quo necatus sit. — Über die ministeria publica vergl. Cagnar a.0. S.841e.; auch die servi statio- narüi in Nescania (Baetica) C. Il 2011 mögen zu Polizeidiensten verwandt worden sein. »° Ulpian digg. IV, 6, 10: qui a militibus statoribusque vel a municipalibus ministerüs adservantur. — Statores in Vienna und Nemausus: Ü. XII 1920. 3309; als Briefboten der römischen Provinzialmagistrate: Cicero ad fam. 11, 17, ı und 19. 2; X, 21,2; vergl. Petron. ce. 126: statores altius cinctos (um besser laufen zu können). Vergl. MArQuarnpr St.-Verw. 12 S. 560 A. 4, der aber Mommsen’s Ansicht missverstanden hat. 157 Sitz.-Ber. der Wiener Akad. B. 107 (1884) S. 241 ff. Ausgegeben am 20. August. ET a Ay N 2 I z TUENG Fr 3 Wen u Er ST Dark Pa re E AA ER iM b BT N RD i y 7 \ A I Eur ; T 5 £ N Keen a BITTER di: a An 2 Ya a zer A SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 30. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Olasse. Vorsitzender Secretar: Hr. E. pu Boıs-Reymonnv. l. Hr. Kronecker las über die GLausıus’schen Coordinaten. 2. Hr. Wırpever legte eine Mittheilung des Dr. A. Freıscnmann in Erlangen vor über die Grundformen der Backzähne bei Säugethieren und die Homologie der einzelnen Höcker. Beide Mittheilungen folgen umstehend. 3. Hr. Wererstrass übersandte die im Nachstehenden verzeich- neten Nachschriften Jacogr'scher Vorlesungen, mit dem Wunsche, dass dieselben im Archive der Akademie aufbewahrt werden mögen: ı. Vorlesungen über Dynamik, gehalten zu Königsberg im Wintersemester 1842 —43, ausgearbeitet von BoRCHARDT. 2. Vorlesungen über analytische Mechanik, gehalten zu Berlin in Wintersemester 1847 —-48, ausgearbeitet von SCHEIBNER (und MAßENER in Posen). Vorlesungen über die dynamischen Differentialgleichungen und deren Integration. (Nachschrift eines Rosexnam’ schen Heftes. S. Sitzungsbericht vom 9. Juli d. J., oben S. 659). 4. Vorlesungen über elliptische Funetionen, gehalten zu Kö- nigsberg im Wintersemester 1839—40, ausgearbeitet von BORCHARDT. 5. Abschrift dieses Heftes. os . 380 (e}) 1 (0.6) Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. Theorie der elliptischen Funetionen. Im Wesentlichen Ab- schrift des Rosennam schen Heftes (Sitzungsbericht vom 0. Juli d. I soben)a.a: O). Dieselben Vorlesungen, ausgearbeitet von einem Ungenannten (wahrscheinlich GzwaAuma). Im Wesentlichen übereinstimmend mit Nr. 6). Variationsreehnung. Abschrift des Rosennam’schen Heftes (Sitzungsbericht vom 9. Juli d. J., oben a. a. O.). 4 581 Die GLausıus’schen Ooordinaten. Von L. KroONECKER. niber der Gauss’schen Methode der Herleitung der Poıssox’ schen Potentialgleichung hat, wie ich bereits am Schlusse meiner im Monats- bericht vom März ı869 abgedruckten Mittheilung hervorgehoben habe, diejenige, welche von Crausıus angegeben worden ist, den wesent- lichen Vorzug, dass sie geringerer Voraussetzungen bezüglich der Diehtigkeits-Funetion bedarf.‘ Sie hat überdies den formalen Vorzug, dass sie sich besonderer Coordinaten bedient, welche der Natur der Aufgabe besser angepasst erscheinen, als die gewöhnlichen recht- winkligen Raumeoordinaten. Ich habe diese Crausıus’schen Coor- dinaten, aber etwas modifieirt, schon bei meinen Untersuchungen im Winter ı868/9 auf die Behandlung von Potentialen n-facher Mannig- faltigkeiten und seitdem auch bei anderen Entwickelungen, z. B. bei meinem im Monatsbericht vom Juli 1880 gegebenen Beweise des Caucny’schen Satzes, mit Erfolg angewendet, und ich will nun hier zeigen, wie einfach und natürlich sich bei Einführung der Crausıus- schen Coordinaten die Herleitung der Poıssow’schen Gleichung für Potentiale n-facher Mannigfaltigkeiten gestaltet. Die Übertragung von den gewöhnlichen Potentialen räumlicher Massen auf solche n-facher Mannigfaltigkeiten bietet nämlich einerseits keinerlei Schwierigkeiten, andererseits den Vortheil des Zwanges zu formalen Vereinfachungen, und dass dabei die räumliche Interpretation der analytischen Ent- wiekelungen wegfällt, ist kein Nachtheil. Denn die Anschaulichkeit ist wohl höchst werthvoll beim Erforschen und beim Erlernen, nicht aber beim Erklären und beim Erweisen; ihr subjectives Element beein- trächtigt zuweilen die Gründlichkeit der Erklärungen und die Strenge der Beweise. E Ich bezeichne, wie in meinem Aufsatze »über Potentiale n-facher Mannigfaltigkeiten«° zur Abkürzung mit: ! Crausıus selbst hat bei seiner Herleitung der Poısson’schen Potentialgleichung keinerlei Bemerkung über den erwähnten Vorzug gemacht. ? In memoriam Dominiei Chelini. Colleetanea Mathematica 1881, p. 224. 882 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 30. Juli. \ » 5 re Die; Zn OT Ole me &) oder noch einfacher mit: Piz, 9) das »elementare Potential« der Punkte (z) und (£) einer n-fachen Mannigfaltigkeit, und es ist hiernach: — (an) I 7 \ - Bee a Sl 2 Se “ Rz, Ä) - a) > &) (kt, 2,n Es‘ ist ferner das über: ein Gebiet A (2, ; 2, ,.:. 2,)< o erstreckte n-fache Integral: (de. „far e.- ©) Ve, 4) dv das Potential der mit der Dichtigkeit ‘| erfüllten z-fachen Mannig- faltigkeit A , 1 = bedeutet. 11. Die Grösse w ist schon von Jacogr bestimmt worden;' sie ergiebt sich aber auch in einfacher Weise aus der Dirıchter’schen Integral- formel: ” m k 2 m m, —1 d; Mm; lo | N, m, a ED Dr k=1,25...0) m, et Er TIı+ m ) in welcher die Integration über alle positiven, der Bedingung: kzn („N\P, “k k B> Se: eh Ok genügenden Werthe von 2,,2,,...2, zu erstrecken ist. 3) Nimmt man nämlich für alle » Werthe des Index %: N kn so resultirt für das über die gesammte n-fache Mannigfaltigkeit >: <ı ei erstreckte Integral | dv einerseits aus der angeführten DirıcaLer’schen " De binis quibuslibet funetionibus homogeneis secundi ordinis per substitutiones lineares in alias binas transformandis, quae solis quadratis variabilium constant; una cum variis theorematis de transformatione et determinatione integralium multiplieium. Crerre’s Journal, Bd. XII, S. 60. Jacosı’s gesammelte Werke, Bd. III, S. 257, 258. ? Über eine neue Methode zur Bestimmung vielfacher Integrale. Abhandlungen der Akademie von 1839. G. LEsSEUNE DirıcaLer’s Werke, Bd.I, S. 393. Die Formel findet sich auf S. 399; ich habe aber die Bezeichnungen hier etwas verändert. 884 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. 8 pn} Formel der Werth: andererseits ergiebt sich dafür mit Hülfe von Polarcoordinaten: a u u —=I kn) k der Werth: . kn I Ra IE SER AR — — (erstreckt über Dur 1), 0, Dh, ee oder also, nach der obigen Bezeichnungsweise: in] n Man erhält also zur Bestimmung des Werthes der Grösse wm die Gleichung: I ı 27 u = ——, 27 =-n und die Jacogr’sche Bestimmung geht hieraus hervor, wenn man für T-n seinen Werth einsetzt. Bezeichnet man die der Gleichung F,—= o genügenden Werth- Systeme Von 2, ,2, :..2, mit: „0,0 „Oo <ıy3@gy ee. .@n und mit Z eine unabhängige reelle Variable, so kann man mittels der n Gleichungen: (Ö) a (2 —— a) kl 2, Sen) an Stelle der n Variabeln 2,,2,,...2, die n+ı Variabeln: „0 „Oo „Oo ee ect einführen, von denen die letzten » wegen der Gleichung: 7 rs „Oo ON Pe Henze ei nur die Stelle von n—ı Variabeln vertreten. Die n-+ı Variabeln: 0429 =) 1,2, ,22>- 2 können also auf Grund der Gleichungen (C) als Coordinaten des be- B F 5 “ c Or KRroNnEcKER: Die Crausıvs’schen Coordinaten. 885 züglichen Punktes (2,,2,,.. .2,) aufgefasst und nach dem, was ich in der Einleitung angeführt habe, als »Clausius’sche Coordinaten« bezeichnet werden. Irgend ein n-faches Integral: je«. ee N ( erstreckt überdh (3, en 2,) (2) Ma dieselbe ist wie die von jedem der n — ı benachbarten Punkte, und wenn man alsdann den »Inhalt« des durch die n+ ı Punkte be- stimmten Prismatoids durch jene Entfernung dividirt.' IE Führt man auf der rechten Seite der Gleichung (B) an Stelle der Integrationsvariabeln 2 die Crausms’schen Coordinaten ein, so erhält man mit Hülfe der allgemeinen Transformationsformel (D) und der aus (C) resultirenden Gleichung: Des 007 952,2) das Resultat: ! Vergl. art. V meines im Monatsbericht vom März 1869 abgedruckten Aufsatzes. Dass dort der Punkt (z) in's Unendliche rückend angenommen wird, ist übertlüssig. Sitzungsberichte 1891. 16 386 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli. (}) Pot, = [B@- 1-0...) ROLE -DES welches sich, wenn zur Abkürzung: = u (k=1,2, 2m) und: t (F) [3e+ a a N) Re gesetzt wird, in folgender Weise darstellen lässt: h £ a dw (E)) Pot, (@ ne &) S (1 his - “ns 2ı DAS DI Erz le Nun besteht für die mit D bezeichnete Function die Relation: (G) Denen das 2) und also auch die folgende: lee) = Te re +24 DıG, TE: In> vorausgesetzt, dass partielle Ableitungen der Function Dt, },,... 35 ---) nach jeder der Variabeln 3 existiren, und dass der nach t genommene Differentialquotient des Ausdrucks auf der rechten Seite der Gleichung (G) auf die in (@’) angegebene Weise gebildet werden kann, d. h. also unter der Voraussetzung: SON win Fe Ei el 5 ea k—ı wo die Function D, durch die Gleichung: N mw % | (6) definirt ist. Unter derselben Voraussetzung kommt, wenn man auf beiden Seiten der Gleichung (G) einerseits nach {, andererseits nach }. differentiirt: (H)) Dane Dt mie): DU ee: 2% (H”) rm > Dil, 1.50 ee ot Fo und mit Benutzung der drei Relationen (H), (H’), (H”) lässt sich die Gleichung (G) in folgende transformiren: Kronecker: Die Crausıvs’schen Coordinaten. 887 iR DE (K) I Delbhe ML e ot | =: DE ee): Um den nach £, genommenen partiellen Differentialquotienten der mit Pot, bezeichneten Funetion der Grössen £ zu bilden, kann man auf der rechten Seite der Gleiehung (E’) unter dem Integralzeichen differentiiren, da die Elemente des über eine nur (nr —ı)-fache, den Punkt (2,,...£,) umschliessende Mannigfaltigkeit #, = o erstreckten In- tegrals durchweg endlich sind. Der Differentialquotient: o Pot, 0% setzt sich hiernach aus folgenden drei Theilen zusammen: x 2 dv (J,) a ne 7 = I F dw (J;) LOK Re Er en ) Dı #4 Fug : 01 (2,2) Ss chv (.) lafıe ee nn, 3 _ ld as isn 30 Or 107) h) E n n ol, ara! D © in welchen die Integrationen über die Mannigfaltigkeit K,(2},...2,)=0 zu erstrecken sind. Summirt man über alle Werthe k= 1, 2,...n, so fällt wegen der Gleichung: En 02 das Aggregat der n Integrale (J,) fort. Das Aggregat der n Integrale (J,) lässt sich, mit Rücksicht auf die Bedeutung von j., d. h. also auf die Gleichung: ya % (E= 15.2,7:...3%) und die daraus hervorgehende Relation: a (= E2, en); zuvörderst in folgender Weise darstellen: ) kn, > Dr, dı Saere In ; .. Due ‚2 Fr = . — iii (ee den. =) —o) und dann, bei Anwendung der obigen Gleichung (K), als Differenz zweier Integrale J’— J”, wo: 388 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. VD een es dw Ü zilı, are Pre, ug il k=zı . am „ R , div J = an Imre, Nu: € Pit (u raue 2.) = 0) Das Aggregat (ler » Integrale (J,) ist mit dem Integrale (J”) identisch. Somit ergiebt sich das einfache Resultat: \ S OPot;, OD re) er de (L) > RE = |, ot BEUTE ‚u: EL t=I kzı Mer) 2) welches sich, wegen der in der Gleichung (F) enthaltenen Definition der Function D auch so darstellen lässt: X 9Pot, : Pe en (L) 2 0L, I) FE Kr Da bei dieser letzten a a der nach t genommene Differentialquotient des Integrals: [ U-N2+L,...(-)2+K%,)d, für t=ı, durch den Werth, welchen die zu integrirende Function für 2=ı annimmt, ersetzt worden ist, so muss die Dichtigkeitsfunetion ‘ in dem Punkte (£) nach den verschiedenen Richtungen hin als stetig vorausgesetzt werden, wenigstens insoweit, dass die Ausnahmen auf das Resultat der (n — ı)-fachen Integration auf der rechten Seite der Gleichung (L) keinen Einfluss haben. V. Um nunmehr noch die Übereinstimmung der Gleichung (L') mit der zu beweisenden Potentialgleichung (A) darzuthun, kann man das Gebiet F,< o, auf welches die mit Pot, bezeichneten Integrale: ji; BR, (2 zu erstrecken sind, in zwei, durch die beiden Ungleichheiten: Dem kn Be k=ı Kl r . . . ) KroNECKER: Die Üravstms’schen Coordinaten. S89 charakterisirte Gebiete theilen und aber dabei 2 so klein wählen, dass für alle der Ungleichheit: el >& a) mo MN genügenden Grössen z auch die Ungleichheit F,(2,,...2,)> 0, Hz: He A 0 Pe definirte Gebiet erstreckt. Da nun offenbar die Summe: "<= 9 Pot|r ii gg gleich Null ist, so kann in der Gleichung (L) die Summe auf der linken Seite durch die Summe: kn (—) > 0 Pot{; De 0L, ersetzt werden. Deren Werth ist aber gemäss eben derselben Glei- ehung (L)), wenn darin an Stelle der Begrenzungsfunction F. . die Function: > = ni genommen wird, gleich 3 (&,,.. . £,), multiplieirt mit dem über die (n— ı)-fache sphaerische Mannigfaltigkeit: a) = eo). Po RM erstreckten Integral: kn lw U rn NSERR) ke ’ und hier ist: ae: Ä De un, 2 6), 020. p 390 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 30. Juli. Der Werth des mit %(&,,. . - $,) multiplieirten Integrals ist also gleich @, und es ergiebt sich daher in der That die Gleichung: rd Poll,) S o Pot, — 0 & Er d @; u — ad, ... En) welche hergeleitet werden sollte. [0) DiezRunch on an ze: 2.) oder: | Fate)... U — %.)) di, deren Differentiirbarkeit nach den verschiedenen Variabeln & voraus- gesetzt worden ist, kann — gemäss ihrer Bedeutung für den Fall n=3 — als »die mittlere Diehtigkeit der vom Punkte (£) nach dem Punkte (2,) gezogenen geraden Linie« bezeichnet werden. Da das Gebiet F, R i i ill ü Alte j 5 4 1} N er 7 a3 ö f 1% h irre “ j i Er j Dan; L A 1 u) 0 N ) if ü j 4 = } # z we eg Die LEGENDRE'sche Relation. Von L. KRONECKER. (Fortsetzung der Mittheilung vom 2. April, XVII, XX, XXV.) XT, In art. VI ist dargelegt worden, wie aus den Entwickelungen im Ab- schnitt VI, 1—-3 der eitirten Abhandlung Eısenstein’s' die LEGENDRE- sche Relation in der Gestalt hervorgeht :? N SRE. I I Demi ne at | N=» M=® = (mw + nv)” (mv + no) \ vw MN ME, 22... 3M; n= E12, N) welche, wenn man die Reihen durch $-Funetionen ausdrückt, sich in jene des art. I verwandelt: "(0 Ev SS EWw DIRFE EN ae 3 W E Ö - b (6) © FRDEN En A WW — — HDWTE. %[o,-- = Yo, ey Nunmehr soll aber gezeigt werden, wie die Hauptresultate des 8. 5 der Eısesstein’schen Abhandlung zur unmittelbaren Herleitung der Re- lation in der ursprünglichen Leernpre'schen Form benutzt werden können. Eisenstein führt a. a. O. für die Reihen: 5 ö ; —h A . h lim lim >, (u + mo + ne) s lim lim (mv + nw) (2 ae) IV —corM— co mn mn MO, ET, #2,... EM RE BE ee SR | no HD... EN NAAR +2, EN die Bezeichnungen ein: (Deo); 20,0) (h=1,2,3,...) und untersucht deren Eigenschaften und gegenseitige Beziehungen. ! Beiträge zur Theorie der elliptischen Functionen. Urerre’s Journal, Bd. XXXV. ® Vergl. die Bemerkungen im Anfange des art. VII. 906 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli. Den »Hauptgegenstand« bildet dabei, wie er selbst ausdrücklich hervor- hebt, die Herleitung der a. a. OÖ. mit (5.) bezeichneten Differential- gleichung, welche zeigt, dass die von ihm »durch doppelte Erzeugung aus den rationalen Functionen erlangten Funetionen wirklich elliptische Functionen« sind. Bestimmt man die dortige Uonstante c aus der mit (1.) bezeichneten Gleichung oder aus der Gleichung (5.) selbst, indem man die Variable x, nach Weglassung der negativen Potenzen, gleich Null setzt, und nimmt man dann « an Stelle von x, so erhält man die Gleichung in der Form: (79) (3% u)” == (le; u) -— (2*, 0))' 5) (4, 0) (> u) Gr; > )) 1) or: 0), und wenn man die elliptische Funetion: (2, «) — (2”, 0), in Anknüpfung an den Namen Eisenstein’s, in dessen Abhandlung sie zuerst vorkommt, und zugleich im Anschluss an die in der Theorie der elliptischen Fune- tionen schon üblichen Bezeichnungen sn, en, dn mit: en(uw, v, ı) oder noch kürzer mit en « bezeichnet, so nimmt die Gleiehung (79) die Gestalt an: (80) (en’u)’ = (en w°— 15(4', o)enu— 35 (603% wo en’u die Ableitung von en x bedeutet.' Benutzt man ferner die im art. VI eingeführten Bezeichnungen: lim lim > (v+ mo +nw)'—= f,(u, v, w) N=o M=o ER ji M (u+ mv +nw)"”—= f,(u, vd, w) N oo M —(e8) a so ist: I +n (Us; Ü, w) » Br ur ao)e (2 so) — Im | U=O Us I en — Jım A 1. (0,0, 00) 7, (40,0%, |, fi U=O bo und setzt man noch, wie Eisensteım, zur Abkürzung: REv,v,w)=a, (81) RC@e+w),v,w)=a, REw,v,w)=a”, so drücken sieh die weiter von Eısensteım entwickelten Resultate in I Die Eısensrein’sche elliptische Function (2, %) — (2*, 0), welche hier mit en u bezeichnet ist, wird in der Scuwarz’schen Formelsammlung mit pw bezeichnet. 307. KronEcKER: Die LEGENDRE’sche Relation folgender Weise aus: (280) 3 lm -; = 7a (0.,0,W ) Und bo ata+tae’—=3 (82) (83) Fe) Al (u, dv, w) —a) (% (1,v0,Ww) —a EN U,0,W) —a ”) % (u, v, u) E Yy Ro) U U,— 0 ni: 2/y-)y-)y- ed) f, (u 9%) 1 (u, v, ww) ; yay (85) AW,dw) — f, (u,v,w) = - - ek VW au -@) Mittels der Substitution y=asin’® + «a cos’& erhält man die Transformationsrelation a d. DRAN, = | ? Va-a Add, 3 ydy 8 en war res (y-a)(y-a’) Va-a”) Ap wo in üblicher Weise Ad die ie aus Be I „ sin? & A — bedeutet. Die Gleichung (85) geht hiernach für: W=-w, v=-(w-+w) in folgende über: 1 I (87) FE W,® ‚w)— le (+ w),v,w) = —— er er —_ JA Nun ergiebt aber die directe Summation der mit /, bezeichneten Reihen die Werthbestimmungen eri emi _ ul (+ w),v, iu) — = — — ve v,v 2) =, (4 w,v, w) — m Ir la Zorn es ist sonach der Werth des mit dem Eisenstein schen N Integral zweiter Gattung f i ydy „VW ya) (y-a”) identischen Ausdrucks auf der rechten Seite der Gleichung (87) gleich Null, d.h. es wird: ®) 1. . . . 4 © . 908 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 30. Juli. a de 8 Addb = (88) Pdp ee oder nach den JAacoBI-LEsEnDRE’schen Bezeichnungen, wenn noch: a 0 . en DREI —— >. a—a gesetzt wird: E ; a’ (39) = = Uri z K il Wendet man die Substitution y = a’ sin’ ® + a” cos’ & auf die Gleichung (84) an, so kommt für „= -w,u= -le+mu): DVa= al 26, wyara akı, und, wenn man diese Werthe von v» und w in der mit a’ bezeich- neten Reihe: 4 — M Die physikalisch-mathematische Classe hat zu wissenschaftlichen Unternehmungen bewilligt: 1500 Mark der Hirschwald’schen Verlags- buchhandlung hierselbst zu den Herstellungskosten des von dem Prof. Dr. Juzıus Worrr hierselbst herauszugebenden Werkes »das Gesetz der Transformation der Knochen«; 2000 Mark der Physikalischen Gesell- schaft hierselbst zur weiteren Fortsetzung der Herausgabe der »Fort- schritte der Physik«; 750 Mark der Deutschen Anatomisehen Gesell- schaft zur Herausgabe einer einheitlichen anatomischen Nomenclatur: 300 Mark den HH. Professoren Rune und Kayser zu Hannover zur Fortsetzung ihrer Untersuchungen über die Speetren der Elemente: ı600 Mark Hrn. Orro Jesse in Steglitz zur Fortsetzung der photo- graphischen Aufnahmen der leuchtenden Wolken an eorrespondirenden Stationen; 2000 Mark dem Hrn. Prof. Dr. A. GoETTE zu Strassburg i. E. zur Untersuchung der Turbellarien in Neapel und an der dalmatinischen Küste; 1500 Mark dem Hrn. Prof. Dr. Tu. Liesıscn in Göttingen zur Fort- führung der Versuche zur Herstellung photographischer Aufnahmen von Interferenzerscheinungen doppelt brechender Krystallplatten: 2000 Mark dem Hrn. Privatdocenten Dr. Rıcnarp Assmann hierselbst zu Luft- schifffahrten bez. für die Ausführung zusammenhängender Unter- suchungen mittels des Fesselballons: 700 Mark dem Mitgliede der Akademie Hrn. Kreıv zur Ergänzung der in der akademischen Samm- lung vorhandenen krystallographischen Apparate: 2000 Mark dem Hrn. Forstassessor Dr. A. Mözer z. Zt. in Blumenau, Sa. Catharina, Brasilien, zur Fortführung seiner mykologischen Studien. Die philosophisch -historische Classe hat bewilligt: 500 Mark dem Hrn. Prof. Dr. Aurrkecnt zu Heidelberg, zur Herausgabe eines Katalogs der Florentiner Sanskrit- Handschriften. Am 9. August feierte Hr. vov Hormann sein fünfzigjähriges Doctor- jubiläum. Die Akademie überreichte bei diesem Anlass die nebenstehend abgedruckte Adresse. silg| Adresse an Hrn. August WILHELM Von HoFMANN zur Feier seines fünfzigjährigen Doetorjubiläums am 9. August 1891. Hochgeehrter Herr College! Die Akademie der Wissenschaften gedenkt heute mit Freude des Tages, an welchem Ihnen vor fünfzig Jahren von der philosophischen Faeultät der Universität Giessen die Doetorwürde verliehen wurde, und bittet Sie, zu dieser Feier die herzlichsten und wärmsten Glück- wünsche entgegen zu nehmen. Wenn wir im Gedächtnisse die gewaltige Reihe von Arbeiten vorüberziehen lassen. mit welchen Sie während diesen fünfzig Jahren die Wissenschaft beschenkten. so entwickelt sich ein Bild so mannig- faltiger Thätigkeit, wie es uns die Gesehichte der Chemie bis jetzt selten vor Augen geführt hat. Nur in allgemeinen Umrissen ist es möglich, die wichtigsten Ihrer Leistungen hier anzudeuten, welche den verschiedensten Gebieten, hauptsächlich aber der organischen Chemie angehörend, nieht nur die reine Wissenschaft mächtig gefördert haben, sondern auch mehrfach auf den Wohlstand unserer Zeit von wesentlichem Einfluss geworden sind. Ein günstiges Geschiek hatte Sie schon im Jahre 1843 bei der ersten Jugendarbeit über die organischen Basen des Steinkohlentheer- öles auf eine Substanz geführt. welehe unter Ihren Händen von der grössten Bedeutung werden sollte. Es war das Anilin, ein Körper, der wie kein anderer sich als geeignet erwies, eine zu jener Zeit auf- getauchte und die damals noch herrschende elektrochemische Theorie tief berührende Frage zu verfolgen, nämlich die, in welcher Weise sich der ehemische Charakter einer Verbindung ändert, wenn in der- selben gewisse Atome durch andere Elemente oder zusammengesetzte Atomeomplexe substituirt werden. Durch zahlreiche, mehrere Jahre hindureh fortgesetzte Versuche zeigten Sie, dass nieht nur in dem 2137 912 (Gesammtsitzung vom 22. October. basischen Anilin sondern auch direet im Ammoniak eine successive Ersetzung der Wasserstoffatome durch Alkoholradieale möglich ist, und es ergab sich zum ersten Male die systematisch durchgeführte Synthese einer grossen Reihe von Verbindungen ebenfalls basischer Natur, deren Constitution mit vollständiger Klarheit aus ihrer Bildungs- weise hervorging. Unsere ganze jetzige Kenntniss der organischen Basen, die Eintheilung derselben in primäre, seeundäre und tertiäre Monamine, Diamine und Triamine, sowie Ammoniumbasen beruht auf jenen Untersuchungen, welche dieses Gebiet zu einem der glänzendsten der organischen Chemie gemacht haben. Das Anilin und seine Derivate gelangten aber noch in einer ganz anderen Richtung zu einer ungeahnten Wichtigkeit. Es hatte sich gezeigt, dass aus demselben Farbstoffe darstellbar sind, aber erst nach- dem Sie diese Körper in die Hand genommen und durch wissen- schaftliche Untersuchungen deren chemischen Charakter festgestellt hatten. trat Verständniss und Fortschritt auf diesem Gebiete ein. Von dem Jahre 1862 an, wo Sie zuerst das Rosanilin und die Substituir- barkeit von Wasserstoffatomen in demselben durch organische Radicale kennen lehrten, ist jene grossartige Theerfarben-Industrie zur Ent- wickelung gekommen, welcher gegenwärtig viele Tausende von Ar- beitern das tägliche Brod verdanken. Ihre stillen Laboratoriums- arbeiten haben Früchte für das allgemeine Wohl getragen, wie sie schöner nicht erwartet werden konnten, und zuversichtlich sind noch viele weitere der Zukunft vorbehalten. Das so ungemein klare System, welches heute die Chemie der Kohlenstoffverbindungen besitzt, stützt sich noch in vielen anderen Theilen auf Ihre Thätigkeit. Die Zahl der Körper und ganzen Körper- klassen, welche Sie entweder neu entdeckten oder deren Kenntniss Sie erweiterten, ist eine so grosse, dass wir nur mit blossen Namen die wichtigsten derselben vorüberführen können. Wir erinnern an die schönen Arbeiten über die Phosphine, die Allylverbindungen und die Senföle, an die Anilide, die alkylirten Metamine, das Toluidin und Diphenylamin. Von folgenreicher Bedeutung waren Ihre Unter- suchungen über die Bildung der Isoeyanide aus den primären Aminen, die Isomerien in der Gyangruppe. sowie die Verwandlung der aroma- tischen Monamine in kohlenstoffreichere Säuren. Wir vergessen end- lich nieht Ihrer Methode zur Bestimmung der Dampfdichte,. welehe zuerst die Möglichkeit an die Hand gab, auf einfache und genaue Weise zur Kenntniss des Moleeulargewicehtes flüchtiger Substanzen zu gelangen. Ein weiterer Punkt. dem Sie lebhafte Aufmerksamkeit zuwandten, sind die Vorlesungsversuche. Jedem Fachgenossen ist die freudige Adresse an Hrn. vow Hormann. 013 Überraschung im Gedächtniss, welche Ihre zuerst im Jahre 1866 erschienene »Einleitung in die moderne Chemie« hervorrief, denn eine neue Periode brach damit für die Vorlesungen über Experimental- Chemie an. Manche Fundamental-Thatschen. wie namentlich die bei der Verbindung und Zersetzung gasförmiger Körper obwaltenden Volumverhältnisse. waren früher beim Unterrichte gänzlich ohne Demonstration geblieben. Durch die von Ihnen eonstruirten Apparate, welehe die betreffenden Versuche in leichter und eleganter Weise ausführen liessen, gelangten jene Beziehungen plötzlich in den Vorder- grund, und alle Chemiker beeilten sich dieselben in ihren Lehrplan aufzunehmen. Noch viele andere Experimente haben Sie seitdem hinzugefügt, die ebenfalls zum Verständniss des Unterrichtes in hohem Grade beitragen. Aber nicht allein durch Ihre Laboratoriumsarbeiten, sondern auch in anderer Weise haben Sie die Wissenschaft mächtig gefördert. Bald nach Beginn Ihrer Thätigkeit in Berlin gründeten Sie 1867 die Deutsche chemische Gesellschaft, welche innerhalb weniger Jahre mit beispiellosem Erfolge sich vergrössernd, heute über 3400 Mit- glieder zählt, und deren Organ die umfangreichste und bedeutendste chemische Zeitschrift der Gegenwart geworden ist. Die Wirksamkeit dieser Gesellschaft hat sich allmählich sogar weit über die Gränzen Deutschlands hinaus erstreckt. Chemiker fast aller europäischer Staaten sowie Amerikas sind derselben beigetreten und bringen manche ihrer Arbeiten unter der Flagge deutscher Wissenschaft in die Öffentlichkeit. Diese Schöpfung. welche keinem Anderen gelungen wäre, bleibt ein Verdienst, für das Ihnen die chemische Welt stets grössten Dank schulden wird. Noch einer weiteren eigenartigen Seite Ihrer Thätigkeit haben wir zu gedenken. Die deutsche chemische Gesellschaft hatte auf Ihre Veranlassung die schöne Sitte angenommen, in den Berichten ein- gehende Nekrologe der verstorbenen Mitglieder zu bringen. Im weitesten Umfange sind Sie selbst diesem Gebrauche gefolgt und haben zahlreichen Chemikern, welche einst auf kürzere oder längere Zeit Ihren Lebensweg theilten, bleibende Denkmäler gestiftet. Wer kennt nicht jene Erinnerungsblätter an vorangegangene Freunde, welche gleich ausgezeichnet sind durch die Anmuth der Sprache, wie durch das warme Interesse, mit welchem die Lebensverhältnisse und wissen- schaftlichen Leistungen der Verstorbenen behandelt werden. Auf diesen reichen Kranz von Schöpfungen blicken Sie, hoch- geehrter Herr College, am Tage Ihres Jubiläums zurück. Der Werke sind schon längst weit mehr, als sonst die Kräfte eines Menschen zu leisten vermögen. aber trotzdem finden wir zu unserer Freude Ihre 914 Gesammtsitzung vom 22. October. unvergleichliche Arbeitslust und Arbeitskraft in altgewohnter Weise erhalten. Wir sind der festen Überzeugung, dass dieseelbe noch lange Zeit der Wissenschaft zu Gute kommen wird und die Geschiehte der Chemie einst eine noch grössere Dankesschuld zu verzeichnen hat, als «diejenige ist, auf welche wir heute hinweisen konnten. Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Ne) —— oa Über das Krystallsystem des Jordanits. Von Dr. H. BAUmHAUER in Lüdinghausen. 8 (Vorgelegt von Hrn. Kreis.) Ih einer. der Königl. Akademie der Wissenschaften am 9. Juli d. J. vorgelegten Abhandlung »über sehr flächenreiche, wahrscheinlich dem Jordanit angehörige Krystalle aus dem Binnenthal« zeigte ich. dass das Krystallsystem des Jordanits höchst wahrscheinlich das monokline sei. und zwar mit Formen und Winkelverhältnissen. welche : dem rhombischen System sehr nahe stehen. Das Axenverhältniss ermit- telte ich zu: a: Di Cc5 0.4944907 A120.2055277 Al ) ; = / DB 89 20%, Hr. Seuiomann. dem ieh auch die Überlassung der damals unter- suchten Krystalle verdankte, erfreute mich nun bald darauf mit der Zusendung von fünf Jordanitkrystallen, deren Messung mich in Stand setzte. zu entscheiden: ı. dass die früher gemessenen beiden flächenreichen Krystalle in der That dem Jordanit angehören. dass also [89 auch die älteren Vorkommnisse von Jordanitkrystallen in's monokline System einzureihen (somit definitiv aus «dem rhombischen System zu streichen) sind. Ausserdem war es mir möglich, noch einige interessante Beobach- tungen über Zwillingsbildung am Jordanit zu machen, sowie ein paar neue bez. von mir bisher nicht gefundene Formen zu bestimmen, so dass die Zahl der von mir bisher beobachteten Formen des Jordanit von 88 auf 97 steigt. Im Folgenden seien zunächst die an den einzelnen Krystallen gemachten Beobachtungen mitgetheilt. 916 Gesammtsitzung vom 22. October. Krystall I. Derselbe wurde von Hrn. SEerLiemann im Jahre 1878 von dem be- kannten Binnenthaler Mineraliensucher Tränısscn erworben und stammt unzweifelhaft von dem alten Fundorte am Lengenbach bei Imfeld. Er ist tafelförmig nach dem Klinopinakoid (horizontale Dimensionen der Tafel etwa „a Pe se, 572 Dicke ‚etwa; 27). (die ’eine "Klıno- +3Po pinakoidfläche sehr gut, die andere wenig "X +5Fo > 5 Ma \”® vollkommen ausgebildet. Die Flächen 7 of sind im allgemeinen spiegelnd, die- 7.22 jenigen” der Zone, &r.&9:0oPR jedoch matt. Beistehender Aufriss auf das Kli- nopinakoid zeigt die vorhandenen Zonen, soweit dieselben eine sichere Bestimmung zuliessen:; jedoch sind die- selben nicht alle so gut ausgebildet, um daran eingehendere Mes- " sungen machen zu können. Es wurden folgende Zonen durchgemessen: 1. ooP coo:0P (100): (oo1) 4. ©oP 00: — 3P x (010): (301) 2. &P&0:c0P& (010): (100) 5. oPoo:— Pix (010): (101) 3. oPoo:—5Pm(o10):(501) 6. oPoo:+Pm (010): (101) eu Zone. eoP co -0oP (in.der, Kigur 2:6): Es wurde gemessen: berechnet re): 5 Paai(3) = 20° 21 202150 —5P&8ß):—3Proo(%) = ı11°20' BI2 18,66% —3Po(4:—Poo(5) = 29° 43' 29° 39/29" 2.08): .-3P&lg) = 11712 IS TS 1E37B. oo). 5 Rico (10) = 11? 32! 110,29.24.% 52. 9.(10) 2 Co,P-eoı(11) = 20% 31 3/4’ 20° 29’ 46’ BOrPrser a): —3P o0ilT2)' = 312° 36 3/4° ZU 240, SU Hieraus folgt noch: 8 &(2)*- 3 PreolA) = 37841 31240 30% oaPm&(2):— Pix (5) 06T, 24! 01020, 0) *+3Poo(9):ooPoo(ıı) = 32° 33/4’ 31° 59’ 10" 8. home Cop &0:.c0oPeo nd. F. 1:2 bez z: 11): gefunden berechnet oPoo:moPı5/, = 150 4’ I oz n 300 B1/), —520°,9 1/0! 207.01. TOR SCORE 228.0, 14 M. 222’08/5' 22 AR 190 [SOME 9/2 — 99, 10.7385" 24° 11 34% Zar ano) SEOR 4, = 202 51, 26° 49! 14’ co = 3020,25 Mason. 3O IT T2. :0oP3 = 33° 57', 34° 01/2’; M. 33° 58 3/4’ 33 059055 » :00F5/2 — 38° 55’, 591/4', 591/2'; 39° 21/2’; M. 38° 59’ 4" 38° 58 15" RC 9: EI a (DIN » 45° ı81/2’ AB 19,20, 2 :00P3/2 = 53° 24, 281/2; 532g 2 ECO — 1637 391,42.,438/2) „Ay 1/p"; 221032427 6324120" ee PH = Be, 12: TO 702.10 462. 7 22:69 P/69— 892.55022002 OL,w,E%: ». 96240’ 745 90° ,0'1:0” 317 BaunmAaver: Über das Krystallsystem des Jordanits. Interessant ist es auch. eine Form mit allen oder doch zwei nicht parallelen Flächen auftrat) So fand ich diesen Winkel für: die direet gemessenen Prismenwinkel (falls mit den berechneten zu vergleichen. berechnet oP2 = 27° 44,451/2’ M. 27° 443/4' 7° 46' 28" Bolkae 1 —1175236',3602/27; 3 525 30% 52,37.20). oP3, = 73° 6 DB LAN or 2, = | 8g2 21 89° 21’ 48" Bok5la —= TOLEg 3/4; 102%41/2'; »4 102° 2) 7.5 1027031. 30%. 3. Zone oof co: - 5P&oil1.d.F.r 3): Ich beobachtete ausser — 5P x Diese Zone ist für den Jordanit neu. nur noch — 5 P},. gefunden berechnet Pr 09: 5 co =7802 573/4' 902,.0.70) 2 5B5/2 — 79° 321/2', 331/25; M.,79°°33) 79° 30. 557 Der Polkantenwinkel von — 5P5/, wurde bei direeter Messung zu 20° 54’ gefunden (ber. 20° 56 10 N). a. Zıome cobeo: 23T coli. d.R.,.1:4): gefunden berechnet oPao:—8P%/; — 41°48, 521/2'; M. 41° 5o1/y’ 41° 52’ 36” (für + 8P 38/3 41° 37' 42”) u zer = 45° 351, Alla m as 3a A545» 47873 45° 2645) ID) — 50° Allg, 31/2’; R so? 3% 50° 5 7 u ” 6P 2 49° 50’ 20”) a 55 21a N DE 005, 52, = 60° 501)2' 60° 51" 4’(» +4P4/3 60° 38' 16”) 3 Ar 3 P — 67° ’ 15 1/2’; ; 67° 13 1/4’ Zr 18’ 4" (> + 3 P 67° 7 21.) ne —3P3a —74°24, 2612); » 74° 2514’ ZEN 1 WE zz 0) NE TE ee Ba: 3, 451.0 3231829591360) 209,180) 591; go ı War; = 907, 01/4’ 992° 0.2.0) Die von 180° o'/, beiden Formen obachtet, zweite schon von vom Raru angegeben und dessen Auffassung ‚gemäss beiden Klinopinakoidflächen ergaben in dieser Zone eine Neigung Die 7 P’/, wurden von mir noch nicht be- während die können also als genau parallel betrachtet werden. -— 8P°, und — doeh ist nur die erstere für den Jordanit neu. mit /,P 3 bezeichnet wurde. Der Vergleich der beobachteten Winkel mit den für die negativen wie für die entsprechenden positiven Pyramiden berechneten Werthen deutliche Übereinstimmung mit den Auch die direet ge- ich ergibt fast durchgehends die beiden früher von mir untersuchten Krystallen. gute Übereinstimmung; messenen Polkantenwinkel geben meist fand für: — 3 B3/5 2%, 30%.10) (bens3n 97.464) md (> 45° 23, 52°) —4P43.... Bo za) 58! 52”) —6P2 .... 79° 541/2’ ( » 79° 49’ 46”) > . 918 Gesammtsitzung vom 22. October. Br Zone &oPeo: — rosin.d.lr nen): Auch in dieser Zone ergaben die beiden Klinopinakoidflächen eine gegenseitige Neigung von 180° oe Es wurden der Reihe nach von der grösseren zur kleineren Fläche oo Po folgende Winkel der in dieser Zone liegenden Pyramidenflächen zu dem entspreehenden Klinopinakoid gemessen: berechnet 1.— 10Pıo — 23° 101/2’ 23° 13’ 49" De SPS = 28° gl/a’ 2812,54) ee 3172972. 312300657). 4.— 6P6 = 35° 341/2' 359 34° 45" 5.— 5P 5 = 40° 40’ 40° 38’ 40" 8. — 4P Ze — 46° gg 47° ı’ Zu ee 54° 57’ a az 54 5 24 ! Pa 1 glagl 8. En pP IE 64° 461 Do 64° so" [7 9. + B = 76° 46) 76° 46 56” Il. — P ==> 765 531 9" 76° 5 z' Dr E22 050 1! 65° 1 0" BE Bu 54,50, 54° 49’ 49" IA 4P A 47° ro! 47° 1’ zu (Nebenreflex auf 14 = 46° 5ı1/2’, für +4P4 ber. 46° 47’ ıı") Die hier aufgeführten Flächen 1— 14 liegen unter sich und mit coPco gut in einer Zone; jedenfalls sind etwaige Abweichungen Äusserst gering. Während aber ı—6 höchstens eine Differenz von yI 3'/, gegen die berechneten Werthe zeigen, weist Fläche 7 einen / Neigungswinkel auf. welcher fast genau das Mittel aus den Winkeln für — und =3P3 (54° 56 23°) beträgt. Durch diese Fläche ’zeht nun parallel zur Kante mit dem Klinopinakoid eine feine, unter dem Mikroskop deutlich wahrnehmbare Linie, deren Beobachtung mich auf den Gedanken brachte. es könne hier eine Zwillingsverwachsung vor- liegen, derart, dass die Zone ooPoo:-—-Poo mit der Zone cooPoo: +Poo eines lamellar eingeschalteten Individuums, dessen Klinopinakoid mit dem des Stammindividuums parallel liegt. zusammenfälle. Die Fläche 8 entspricht denn auch besser +2P2 als —2#> (ber. 65° 1), des- gleichen Fläche 9 der Form +P. Die nun folgende Fläche, welche jedoch in obiger Reihe nicht aufgeführt ist, also zwischen 9 und 10 liegt, gibt zwei nicht sehr scharfe Reflexe (89° 52’ und 89° 34'J,). Obgleich keiner derselben genau für = Poo (90° 0’) passt, so ist die betreffende Fläche doch unzweifelhaft als Hemidoma aufzufassen. Sie erscheint nun wieder (ebenso wie 7) durch eine Linie getheilt: mög- licherweise liegt also hier eine zweite Zwillingsgrenze vor. Dann folgen als ıı und ı2 bestimmt —P und — 2P2, während ı3 wieder eine Linie aufweist und ihr Reflex +3P3 entspricht. Fläche 14 scheint Baunmaver: Über das Krystallsystem des Jordanits. 919 in zwei ungleiche Abschnitte zu zerfallen, nämlich in einen schmalen, an ı3 anliegenden Theil, welcher einen Nebenreflex (für +4P4 stimmend) liefert, und in einen breiteren, welchem der Hauptreflex für —AP4 angehört. Die Flächen 8, ıı und ı2 sind einheitlich. Auffallend ist nur noch, dass auch 9 eine Linie zeigt: vielleicht besteht dieselbe aber aus einer feinen Doppellinie und entspricht dann einer sehr schmalen eingeschalteten Lamelle. Da die Flächen dieser. wie auch der übrigen Zonen sehr schmal sind, so ist die Beobachtung der hier geschilderten Verhältnisse immerhin eine schwierige. Zudem konnte ich etwas Ähnliches an keinem der übrigen Kıystalle con- statiren. Dennoch möchte ich die Annahme einer eigenartigen Zwil- lingsbildung in dem vorliegenden Falle als berechtigt betrachten. Eine Verwachsung dieser Art, bei welcher die Zone oPoo: + Po des einen Individuums mit der Zone ©Poo:—Po des andern zu- sammenfällt, ist nicht auf eine krystallonomisch mögliche Fläche als Zwillingsebene zurückführbar. Als Zwillingsebene könnte dabei nur eine Fläche fungiren, welche den Winkel +Poo:--Poo entweder halbirt oder gerade abstumpft. also eine krystallographisch nicht mögliche Fläche. Beide Individuen haben nun das Klinopinakoid gemein, und das eine ist gegen das andere um die ÖOrtho- diagonale um einen Winkel von 56°28 (-Poo:+Pm) ge- dreht. Tritt hierzu noch eine weitere Drehung um ı80° um die- jenige Zonenaxe cooPco: Po, welche in Folge der ersten Drehung bei beiden Individuen parallel läuft, so resultirt dieselbe gegenseitige Lage, welche erhalten würde, wenn eine der eben erwähnten als Krystallilächen nicht möglichen Flächen die Rolle der Zwillingsebene spielte. Dann würden auch, was natürlich in Folge der ersten Drehung noch nicht geschieht, die beiden Zonen ©Poo: —Pxo und ooP oo: -+ Poo beider Individuen wecehselweise zusammenfallen. die Verwachsung wäre also eine solche, welche die Symmetrie des rhom- bischen Systems möglichst nachahmte. Ob in Wirklichkeit diese gegenseitige Lage oder nur die durch die erstgenannte Drehung herbeigeführte erreicht wird. konnte ich nicht entscheiden, da die übrigen durchgemessenen Zonen des Kırystalles keine Zwillungs- bildung erkennen liessen. die letztere also nur auf verhältnissmässig kurze, in einer einzigen Zone zu verfolgende Lamellen beschränkt geblieben ist. Auf jeden Fall handelt es sich hier um eine ähnliche Verwachsung, wie sie von BrösgEer am Hydrargillit (fünftes Zwillings- gesetz desselben) und von mir am Kryolith beobachtet wurde. In der Zeitschrift für Krystallographie (18, 359) habe ich über diese Arten der Verbindung zweier Individuen im monoklinen System eine kurze Betrachtung mitgetheilt. 920 Gesammtsitzung vom 22. October. Von den oben aufgeführten Flächen durch eine breitere muschelige Bruchstelle getrennt. findet sich noch eine Fläche dieser Zone, welche direet an die kleinere Fläche © Po anstösst und damit einen Winkel von 16° 58'/, bildet. Sie ist auf — ı4Pı4 zurückzuführen, eine neue Form, deren Neigung zum Klinopinakoid sich zu 17° 2’ 42” berechnet. Br Zone: ‚coP 02; Beoo lud. Fig... 7). In dieser Zone maass ich folgende Winkel: berechnet SP E0: + I1Fır — 217 I0' 2023 2, : + 32/3 P 32/3 (neu!) = 21° 49 20445438, 1, 10,P,10: = 12373, 400), M 2503 340 2371343 = OR, 25% 231,230, M.25° 23) HIER A ie SRl8r 28% 70/0L DOSE UNS +7E7 = 1780, BMI Uz/E SU IS 32 +6P6 — 35° 20' 35621433. S ePr — 40325 1/2! 40° 24 Ba a 5449749" +2P2 = 64° 46’ 64° 50' 17" Folgende Polkantenwinkel wurden direct bestimmt: + ıoP ı0 = 133° 501/32’ (ber. 133° 52’ 34") +g9Pg= 129% 121/32’ ( » 129° 21758”, für —gP9 129°.0'.20') BT al rg? 22) 567) Nur derjenige von +9Pog weicht beträchtlicher von dem be- rechneten ab, entfernt sich aber doch noch etwas mehr von dem für —gPog geforderten Werthe. Die auf den Flächen der Prismenzone dieses Krystalles deutlich wahrnehmbaren Zwillingslamellen (nach dem vom Rarn'schen Gesetze) verlaufen nur nach einer Richtung, nämlich parallel +Poo. Auch an dem früher von mir beschriebenen Krystalle (Il) gehen die Zwillings- lamellen dieser Fläche, nicht aber auch —Pco, parallel. Bemerkens- werth ist, dass auch vom Rarn in die Abbildungen der von ihm ge- messenen Jordanitkrystalle stets nur Lamellen einer Richtung ein- getragen hat, und nirgendwo bemerkt. dass die Zwillingsbildung nach beiden Flächen des rhombischen Prismas coP, als welches er ja unsere Formen + Pco auffasste. stattfinde. Dass es sich in der "That hier nur um eine Zwillingsverwachsung nach +Px handelt, dafür sprechen auch ausnahmslos die an den folgenden Krystallen gemachten Wahrnehmungen. Krystall DI. Dieser prächtig glänzende, tafelförmige. im grössten Durchmesser „mm etwa 7"" messende Krystall sitzt mit einem schönen. etwas grössern Blendekrystall und einem kleineren, klaren Quarz auf einem Stücke BaummAaver: Über das Krystallsystem des Jordanits. 99] des bekannten Dolomits, welcher von feinen Schnüren von Blende und Schwefelkies durchzogen ist. Die sehr hübsche Stufe wurde von Hrn. Seriemann im Jahre 1875 von dem Pfarrer Warren in Binn er- worben; sie stammt, ebenso wie Krystall I, von dem alten Fundort am Lengenbache bei Imfeld. Die im Folgenden mitgetheilten Messungen wurden in der Weise ermöglicht, dass die ganze Stufe mit Hülfe eines zu dem Zwecke hergestellten grossen Tischehens auf das Gonio- meter aufgesetzt wurde. Doch konnte so wegen der Lage des Krystalles nur eine Zone vollständig und in einer zweiten nur ein Winkel ge- messen werden. Im letztern Falle wirkten auch die zahlreichen, zum Theil ziemlich breiten, die betreffende Zone durchsetzenden Zwillingslamellen störend. Ich fand nun: berechnet &oPoo:+14P ı4 = 16° 50’ 169 54° 54!" = 3210, 1o== 23° 51/4’ ZI 3A IP or 3:02, 3 2U 33. ses = 40 10 40° 24’ 53" » 24+4P4 = 46° 493/4' 460%47 ı1 a 3 , 5Aragıa) 54° 49' 49” 22 1042 42 3/4, 5333/20, M.647 48174 64° sol 17% BE — 76° 43 3/4’, 503/4'; » 76° 4714’ 76° 46' 56” EB co 500% vo/y! 9000" Im allgemeinen ist die Übereinstimmung zwischen Messung und Reehnung eine befriedigende. Folgende Polkanten wurden direet ge- messen: Pr = 262,25 2/57, (ber.,262 20778") 2% 2 1502 231/37 (> 750°.19.,262) In der zweiten, benachbarten Zone wurde nur gemessen: 14 (ber. 29° 13. 492) Die Zwillingslamellen. welche die letztere Zone durehschneiden, gehen der Fläche +FPoo parallel. o o oPmo:— ıoP 10=23 Krystall UI. Dieses diektafelförmige Krystallfragment zeigt nur zwei, mehr oder weniger unverletzte Seiten mit meist schmalen Flächen. von welchen die eine der Prismenzone, die andere der positiven Pyramiden- zone entspricht. Die beiden Flächen oP co bilden in der ersten Zone ı/ einen Winkel von ı80° o /,, in der zweiten einen solehen von 8030, sind also genau parallel. ı. Zone oP o:00Poo berechnet en ie u Erle 330 5903: 21, OO = 4520! 452 79% 681 >. :0oP =63° 423/4', 441/4'; M.63° 431/2' 63° 41’ 20" 00 P 2 = 70, 3 Blu 9 L/a'; 2 0 6’ 37"5 76° 6’ 46’ BO P eo 780 573/420 000 20090? 07.5 99 Won or Gesammtsitzung vom 22. October. Ich erhielt folgende Prismenwinkel: REITS EaBeL 52237) 207) oo P 2 = Bann 47’ ( e 27° 46' 28”) ä )) = Aone Leo: 1 Poo berechnet oPcoo:+5P5= 40° 22’ 40° 24° 53 » :+3P3=354°43', 501/2'; M. 54° 46 3/4’ 54° 49' 49" EI 64° 50’ 17" "u B.. —=276° 4612',,49', » 76° 473/24’ 76° 46' 56" . = P oo = 89° Bu 90° 35 5 90° o' 90° o' o'' Es wurden folgende Polkantenwinkel erhalten: 20 26’ gr +9, 3702261. (ber..70> > — 26° DU DS Sir 20 241/2 Die Zwillingslamellen, welche auf den Flächen der Prismenzone 22”, für —3P 369° 54’ 6") 26° —P 26° 13’ 46”) deutlich auftreten und theilweise auch auf dem Klinopinakoid sicht- bar sind, gehen auch hier dem Hemidoma +Foo parallel. Krystall IV. An diesem Fragment erscheinen drei Seiten der scheinbar hexa- eonalen Tafel, welche der Prismenzone, sowie den Zonen ©P x: — Pxo und ooPco:+F% entsprechen. nicht genau parallel, sondern bilden in der Prismenzone gemessen Die beiden Klinopinakoidflächen sind — wobei die kleiner ausgebildete o&oPoo nicht genau in der Zone Winkel Messungen wurde von der grösseren Klinopinakoidfläche ausgegangen. erscheint einen von 179° 50. Bei den betreffenden Ich fand folgende Neigungen zu derselben: berechnet eo RP. =3206949 SP 7/2 = 29° 49' oP3 =33° 5113’; 34° 8; M. 33° 59 3/4’ SaR 5/5, 30.°61/:1392 3.10.25, M.582 Sea) Pb» As mern 2a Mes SE eh op — bo Ba 70 9.009, = 805 5611/5" DE STOME Hier liegen deren Hauptreflex ein wenig abweicht, genau in der Zone. 236° 49' 14" 30° 1’ 19" 2 El O5 sg 15. 45° 19 6" 5 =) 207 Gar aoN 70%, 401.40. 90° o' o'' BSSuE22, 7:80,22. 775. (ber. 89° 21’ 48’) O9 3/2102 52" (69 702, 3.30.) SP 3 =ii2? 01/5! (re goes. Piss: alle Flächen mit Ausnahme der grösseren ooP co, Ab- gesehen von jener geringen Abweichung bilden die beiden Klinopi- \ Baumnaver: Über das Krystallsystem des Jordanits. 933 nakoidflächen, in dieser Zone gemessen, einen Winkel von 180° 0'/,, sind also soweit genau parallel. Geht man stets von der kleineren Fläche ©oPco aus, so findet man folgende Neigungen zu derselben: berechnet 0260 23503122.,839., M. 35935 Ua 35° 3445" — 5P 5 = 40° 36’ 40° 38’ 40” ee + —4P4=47 7!J/2' 47° 1’ 7” —3P3= 55° ı’ Big az J J = / —9P2= 64. 50!; 65° 3; M.64° 59 1/2’ BES ano: — P = 76° 47',561/2'; M. 76° 51 3/4’ Zn Bei direeter Messung erhielt ich folgende Polkantenwinkel: — PP, =2562%.161/22 (Ber426234,31404,, sm} PB 26726) 80%) —2P2= ;50° ı’ (er 29258. 0,» -2229).50°1926”) —6P6 = 108° 91/2’ ( » 108° 50" 30”, » + 6P6 109° 16’ 54") 3..2o0ne SP00: +? ©. Da in dieser Zone die beiden Klinopinakoidflächen nieht genau parallel erscheinen, die grössere derselben überdies zwei fast gleich helle und einen dritten, weit schwächeren Reflex gab, so führe ich nur die direct gemessenen Polkantenwinkel an: es ergab sich: 44 Br —96fiasu/,' (ber. 26° 26' 8”, für— P 26° 13’ 46") +3P3=70° 241/4' (7707 2022,73 3 P 31697 54. .0.) Ich fand ferner: an +3P3:+P SET 541573147, sol 5552 DIE +3P3:+4P4= 80 Ol/p! g9 238 +3P3:+6P6= 19° 273/4' LO. 29,104 Die auf der Prismenzone sichtbaren Zwillingslamellen gehen auch hier parallel zu +P oo. Krystall V. „mm An diesem, etwa 9" grossen, mit einem schönen Blendekrystall verwachsenen Krystallbruchstück sind zwei Zonen ausgebildet, doch stellte ich nur in einer von beiden Messungen an. Die Flächen sind mit feinen, diehtgedrängten Vertiefungen (Ätzfiguren?) bedeckt. Die grössere Klinopinakoidfläche ist eigenthümlich schalig aufgesetzt, zur Messung nieht geeignet, die andere nur sehr klein ausgebildet. Nach der Lage der Zwillingslamellen zu urtheilen, gehört der Zone, in welcher die Messungen angestellt wurden, die Fläche +Px an; es handelt sich also um positive Hemipyramiden. Ich fand: berechnet + 2P 2: -.52Pl2 = 50% 181/52’ co 19.20. SE ar u — IE 498 @ Reilırie 540/2') un 56’ sg +2 P2: 5/5 P/a— 5 lugmas (eifRerl, sP1#’) Sale! + 5hP5/a: 3 P3 —40403/4! 4° 44 55" ne a 14° 24’ 56" 924 Gesammtsitzung vom 22. October. +5/, P°/, wurde von mir früher noch nieht beobachtet, wohl aber von Lewis, welcher diese Form, dem rhombischen System entsprechend, als ”/_ P auffasste. Aus Vorstehendem ergibt sich wohl mit aller Bestimmtheit, dass die hier beschriebenen Jordanitkrystalle dem von mir ermittelten monoklinen Axenverhältnisse entsprechen, dass also in der That, wie ich vermuthete, die beiden früher von mir untersuchten, vor- züglich ausgebildeten Krystalle dem Jordanit angehören. Als eine Thatsache von besonderem Interesse ist zu verzeichnen, dass die Zwillingsbildung, welche für den Jordanit so charakteristisch ist, stets nur nach +P x, nicht aber nach — Po stattfindet. Während also der Jordanit im übrigen sich so sehr dem rhombischen System nähert, dass selbst ein so ausgezeichneter Beobachter, wie vom RArn, seine Zugehörigkeit zum monoklinen System übersehen konnte, zeigt er durch diese, wenn ich sagen darf, einseitige Zwillingsbildung jene Zugehörigkeit auf das bestimmteste. Denkt man sich, der Jordanit sei, ursprünglich dem rhombischen System angehörend, in Folge irgend einer Veränderung äÄusserer Umstände (der Temperatur?) in das mono- kline System übergegangen. so muss man annehmen, dass die ge- wöhnliche lamellare Zwillingsbildung erst mit diesem Übergange ein- getreten sei. Denn sonst wäre bestimmt zu erwarten, dass diese Zwillingsbildung nicht nur nach -+Poo, sondern auch nach — Po stattfände. da # Pco vorher ein rhombisches Prisma bildeten. Die Thatsache dieser einseitigen Zwillingsbildung wirft nun auch auf den Umstand ein Licht, dass vom Rarn nur die Neigungswinkel negativer Hemipyramiden zum Klinopinakoid angibt. Der erste von ihm! gemessene Krystall war ein sehr regelmässig gebauter Zwilling, dessen beide Individuen gleich stark entwickelt waren. Wie Fig. 6 Taf. III der betreffenden Abhandlung lehrt, musste der aufgewachsene Krystall an dem freien Ende zwei negative Pyramidenzonen zeigen. welche sich nun der Messung zuerst darboten. Denn die Zwillingsebene, parallel +#Poo, liegt in der Richtung der beiden Seiten der Tafel, welche direet an das aufgewachsene Ende derselben anstossen:; sie halbirt genau den Krystall, und die beiden das freie ünde bildenden Zonen sind in Folge der Zwillmgsbildung gleichartig. So wird es zu erklären sein. dass vom Rarn die dem monoklinen System entsprechende Verschiedenheit der beiden Pyramidenzonen über- sah und demnach den Jordanit dem rhombischen System zuwies. ! PoGGEnDorRFF’s Annalen u. s. w. 122, 387. BaummAaver: Über das Krystallsystem des Jordanits. 925 Zu den von mir bisher schon beobachteten Formen des Jordanit treten nun nach den Ergebnissen der vorliegenden Untersuchung fol- gende hinzu (über die Signatur vergl. meine frühere Mittheilung): —5h=— 5Px — 7x= — 7P7/3 +5h=+3;Px —8x—= — 8PB8/; 15/37 — 00 PI5/ — 5v—= — 5P5j/a +5/q=+ 5/2P5la — 149 = — ı4Pı4 32a 32/22 32]8 Von diesen Formen wurde schon früher —7P’/, von vom Raru und + /,P5/, von Lewis beobachtet und als 3, P 3 bez. ?/, P aufgefasst, die übrigen sind neu. Ausgegeben am 29. October. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1891. 73 Bi ee | ee = a ar le ua ul ren Pu £ a Be; ge 40 N ah Brkbs 2 Bat A yinslı ii ei 2 SE L I 3 ale I “ use ı AB Ale 4) ln an DE din. Ar ie irpe! rn SM ut ru an b 4 j Me Bun: He 38 en An A 1a Ace or Er i R Mu A . ä &R #7 E B Ba - {ri tab’) j NIT 7 tar DAR Pe % { wi ’ M ds , ; N IriE in ‘“u% ; “7 aTr Er 2 Be. MR ah AERR: re um x Kein) Du rn SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 29. October. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. Hr. von Hormann las über die hochgegliederten Tetramine der Athylenbasen. Die Mittheilung erscheint später. Ausgegeben am 5. November. Sitzungsberichte 1891. 80 \ wi TE Y 7 En’ I n { AL r Bu Be? ” a E En a [ Bi Kr w j pi Ich Y ? . = y er f (ER f ' + R n 5 g N ' \ e rn i 3 a wir } Pr ’s - \ u ud A ö ® 2 2 Ber T Aare ser PARSE TDERNAUZ a BR HOFLH FAN Sl AVGSZ | | Ha UN Es se IE Pi) > 4 “ ni A PRRESNLLD, PR PRERTEN ip» OT ki Hiaawiie I Intoll . 14 : 5 { 1! er. A nr er ke AT srahälhrsgd en a un re Hz in Me“ a ELTERN rar 2; SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 29. October. Sitzung der philosophisech -historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. CGurrivs. l. Hr. Kırcnmorr legte Abschrift und Abklatsch einer verstüm- melten metrischen Weihinschrift in aeolischer Mundart und Schriftzügen des 5. Jahrhunderts v. Chr. vor, welche bei an einer für die des alten Neandreia gehaltenen Stelle der Troas vor einiger Zeit veran- stalteten Ausgrabungen zu Tage getreten ist und durch welche in Verbindung mit den Aufschriften einer Anzahl Scherben von Naukratis, welche von Lesbiern herrühren, und den älteren Münzlegenden von Skepsis in der Troas festgestellt wird, dass das Alphabet der klein- asiatischen Aeoler mit dem der benachbarten Ioner in der Bezeichnung der Aspiraten und Doppeleonsonanten $, %, &. Y genau übereinstimmte ( ®®=9,+X=yx,VY=\), ohne Zweifel also auch £ == &), und ihre Schriftweise von der ionischen sich nur dadurch unterschied, dass H und Q als Voecalzeichen nicht in Anwendung kamen und der Gebrauch der älteren Form des Theta, ©, sich länger erhielt. Die Veröffentlichung des interessanten und wichtigen Fundes wird voraussichtlich in einem der nächsten Sitzungsberichte erfolgen können. 2. Hr. Könter sprach über die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philippides. Die Mittheilung erfolgt umstehend. 3. Der Seeretar verliest ein Schreiben des Hrn. Prof. Dr. Eurixe in Strassburg, mit dem er sein Werk über die sinaitischen Inschriften überweist und der Akademie für die ihm gewährte Unterstützung dankt. —— gu 4 “u y ar Lr T ” = Du / \ | 2 In ale: ; T er JaTR Te Tu u iR: u | nr & 5 Y f N E f TORE Bes # { ] Fe . j a a en . n ve a Pain 2 Er r . ! # an E ey N 7; i Ey A z 1 er = | a BRODMERL DIN TECHN UK: OE k 3 . r Bring zul Y j . 2! Te Pe ra N UNE AI, A Ö, | j a az mi Rd ts ML i 1 VE Dir the AR, 3 - ’ q d ® Er TEE au! ask A Ü PP t .& RURLTEAT IV > Bey eh Trek j Zu #7 BET LS ai I» an euer 4 De re u ) Aare z ar j iu j Zu Nr rl2 wura I N s fc u Re 7 Mi 14 Fi Fi m i CI5E u j “7; [ 1 hs 43 Kur Br ie Leicht Seren Tri Kr ai Br‘: rs ee) Di ZI EEE ER IE Ex ee a Kleine aan = Hy Si It A ul Br m; sense air Rue); net ie, Fi iKe u w eskeinieil ı ra ©: u I ER TE Re AT BEE a is le Bor u de ER ER allein Rune au: Ara ER aan Et. Bali ROUTER ee ee eh Ne ae. N Are I, "Du Am ir Bl wu Deore Din nokta ET enge V AN Reitz We Din. RT 931 Die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philippides. Von U. KöuLer. Unter den jüngst aus aegyptischen Gräbern in das British Museum gekommenen Bruchstücken der griechischen Literatur hat sich der Schluss einer Rede gefunden, welche im Anfang der makedonischen Hegemonie in Griechenland von einem Mitglied der antimakedonischen Partei in Athen vor einem Gerichtshof gehalten worden war und als historisches Dokument Beachtung verdient.‘ Dem Process, in welehem der Verfasser der Rede als Kläger auftrat, lag eine yoadn Fapavsuwv zu Grunde: die Anklage war gerichtet gegen einen Volksbeschluss zu Ehren des Präsidiums (Trpoedpeı) einer Volksversammlung und den Antragsteller Philippides.” Die Beweisführung des Klägers stützte sich darauf, dass die mrpaedpoı ihre Obliegenheiten nicht wie in der Motivirung des Ehrendeerets ausgesagt war #ur& Tovs vousus erfüllt hätten und dass der Antrag des Philippides aus diesem Grunde als illegal und strafbar anzusehen sei. Indess war es, wie der Heraus- geber Mr. Kenvox bemerkt hat, keineswegs die juristische Frage, auf welche es dem Ankläger ankam. Aus dem, was aus dem erhaltenen Theil der Rede über den Rechtsfall bekannt wird, ist mit Sicherheit zu schliessen, dass die wpcedpeı einen Antrag zur Abstimmung gebracht hatten, welcher den Tendenzen der antimakedonischen Partei zuwider- lief. Die Anklage war, wenn auch nicht der Form so doch der Sache nach gegen die makedonenfreundliche Partei gerichtet, zu deren Wort- führern Philippides zu rechnen ist. Der Name des Verfassers der Rede ist mit dem Anfang der letzteren verloren gegangen. Die Rede ist von Mr. Kexvon Hype- reides zugeschrieben worden, von welchem eine Anklagerede gegen ! Classical texts from papyri in the British Museum ed. by F. @. Kenron 1891 S. 42 ff. ? Die Stelle, an welcher der Beklagte mit Namen genannt ist (Z. 92 ff. S. 49), ist so wie sie jetzt vorliegt nicht in Ordnung, was auch dem Heıausgeber nicht ent- gangen ist. Ich zweifele nicht dass zu lesen ist: za: ru, » Plırılmriön, derkas armSn Er \ \ Er IQ aA > \ In, [7 se te E) 5 }) 2 , eilvelı ra megı Fu mgoedolwv] & euros eSou (a ö'umeSov K.) ev rw Inglir]uer: aropswye. 932 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 29. October. einen Philippides angeführt wird. Ich halte diese Zutheilung aus äusseren und inneren Gründen für so gut wie sicher. Das anonyme Bruchstück harmonirt nicht allein im Inhalt sondern auch in der Form mit den unter IHypereides Namen überlieferten Reden. sodass man wohl auch ohne jenes Zeugniss zu haben auf «diesen Redner als Verfasser verfallen sein würde. Wichtiger als der Name des Verfassers ist für die Würdigung der Rede als historisches Dokument die Zeit der Rede. Auch über diesen Punkt hat sich Mr. Kexnvov geäussert. Er setzt die Rede in die erste Zeit nach der Niederlage von Chaironeia, ohne seine An- sicht näher zu begründen. Ich glaube, dass die Rede später anzu- setzen ist als der vom Herausgeber angenommene Termin und dass sich die Zeit derselben mit hinreichender Sicherheit bestimmen lässt. Ich gehe aus von Z. g6ff. (S. 49— 50). Der Redner ruft an dieser Stelle dem Beklagten zu, dass er auf Nachsicht oder Erbarmen bei den Richtern nicht rechnen dürfe: denn, fährt er fort, nicht bei dem Volke hast du dir Wohlwollen erworben sondern anderswo; nicht denen, welche dich jetzt retten könnten glaubtest du den Hof machen zu müssen, sondern denen, welche das Volk zu fürchten hatte: ein einzelnes Individium sahst du als unsterblich an und sprachst über eine ganze Stadt das Todesurtheil aus ohne zu bedenken, dass noch nie ein Tyrann von den Todten wieder aufgestanden ist, während sich Freistaaten schon oft, auch von den schwersten Niederlagen wieder erhoben haben.‘ In schwach verhüllter Weise bezichtigt der Ankläger den Beklagten landesfeindlicher Verbindungen in Makedonien, um dadurch auf die Richter einzuwirken. Die Worte & owux aSavarcy Urerndas eveoSaı sind auf den Tod des Königs Philipp zu beziehen; die höhnische Bemerkung des Redners, dass Philippides nieht mit der Möglichkeit eines Todesfalles gerechnet habe, lässt mit Nothwendig- keit darauf schliessen, dass die Ermordung Philipp’s kurz voraus- gegangen war. Der Prozess des Philippides ist hiernach in die erste Zeit Alexanders des Gr. zu setzen. Dass die Rede des Hypereides während der Herrschaft Alexander’s gehalten ist, ergiebt sich auch aus einer anderen Stelle, an welcher der Kläger dem Beklagten vor- wirft, dass er sich den Tyrannen, reis rusawycs, d. h. Philipp und Alexander zu eigen gegeben habe (Z. ı53 f. S. 51). 02. a mOAA0U ye olet® 0 Ü sylap (denn so ist doch wohl zu lesen: ro?AoU Ye ler ylap K .) ame ET ov saurs zuvor mas FW nam arR 8 ErzgwSt, 0UÖE ToUs Turai TE Öuvenzvous wou dei HORGHE sUcw ara Fous FW num pocz; er OVraS, 2 EV mE Tore aTavaror urle Mr]|bes rer Tau, moreus Ö8 FnAeUens Savırov narkyune, ud ezeivo TU- veöwv, or Fu men Fugen ovdar ec Rumor FEIEUF Nas avsuuren, TOoNE [25 Ö8 morr.a aadnı arcmdsTeirer Term ITyyrar. 5 v : Köster: Die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philippides. 933 Die zuerst besprochene Stelle der Rede ist, abgesehen von ihrer Bedeutung für die Datirung der Rede, auch aus einem anderen Grunde merkwürdig. Der Gedanke, dass Freistaaten der Verjüngung fähig seien, während das Leben der Monarchen vom Zufall abhängig sei, findet sich anders gewendet in einem der beiden kleinen Briefe des Isokrates an Philipp. In diesem Briefe, welcher zwischen 342 und 340 verfasst ist, dringt Isokrates in Philipp sich in den Kämpfen mit den nördlichen Barbaren zu schonen, da an der Erhaltung seines Lebens Alles gelegen sei: er giebt dem Könige zu bedenken, dass Freistaaten, weil das Gemeinwesen den Gefahren des Krieges entrückt sei, unverwüstlich und erfahrungsmässig im Stande seien, sich auch von den schwersten Schlägen wieder zu erholen.‘ Ich kann dieses Zusammentreffen der Rede mit dem Briefe nieht für zufällig halten. Ein rhetorischer Gemeinplatz ist der Vergleich zwischen der Unsicher- heit der Monarchien und der unverwüstlichen Lebenskraft der Frei- staaten schwerlich gewesen. Um die an Philipp gerichtete Mahnung zu bekräftigen. führt Isokrates Xerxes und den jüngeren Kyros an: dadurch, dass Xerxes für die Sicherheit seiner Person Sorge getragen hat, ist es geschehen, dass die persische Monarchie nicht allein er- halten, sondern auch trotz der erlittenen Niederlagen den Griechen furehtbar geblieben ist. während durch den selbstverschuldeten Tod des Kyros nicht nur seine Pläne vernichtet, sondern auch seine An- hänger in’s Verderben gestürzt worden sind. Dem entsprechend wird in der Rede des Hypereides für die Lebenskraft der Freistaaten auf die Erhebung Athens nach der Herrschaft der Dreissig verwiesen. Auch hier scheint mir der Zusammenhang deutlich zu sein. - Ich kann nicht umhin anzunehmen, dass Hypereides die Stelle in dem Briefe des Isokrates gekannt und sich den Gedanken angeeignet hat. Der Brief an Philipp giebt sich als Privatbrief, war aber gleichwohl für die Öffentlichkeit bestimmt so gut wie das offene Sendschreiben an den makedonischen König und andere publieistische Schriften des Verfassers. Isokrates selbst beruft sich in seiner letzten Schrift, dem Panathenaikos, auf eine Stelle in dem Briefe an Philipp.” Die zweite Stelle der Rede, welche für die Datirung wichtig ist. steht Z. 72ff. (S. 48— 49). Der Redner wendet sich hier im voraus gegen die Vertheidigung. Er fordert die Richter auf, sich nicht täuschen zu lassen, wenn die Gegenpartei sagen werde die Decretirung der Ehren durch das Volk sei nothwendig gewesen: denn, fügt er hinzu, von der Verleihung des Ehrenkranzes an die mpoedpoı kann ! Isokr. ep. 11 $ 1ı—09. ? Panath. $ 64, ep. 1 ı6; vergl. Brass, Att. Bereds. II S. 299. 934 Sitzung der philosophisch-- historischen Classe vom 29. October. Niemand behaupten, dass sie nothwendig war.‘ Offenbar unterscheidet der Redner von den, den peeöpoı zuerkannten Ehren andere vom Volke beschlossene Ehren, welche indess von ihm nicht näher be- zeichnet werden: von diesen lässt er die Behauptung, sie seien ein Gebot der Nothwendigkeit gewesen, stillschweigend gelten, verwahrt sich aber gegen jeden Versuch der Gegenpartei damit die Beschluss- fassung zu Ehren der mpoedpaı zu rechtfertigen. Die beiden Ehren- deerete müssen. wenn ein solcher Versuch gemacht werden konnte, in einer engen Beziehung zu einander gestanden haben; daraus folgt, dass mit dem nieht näher bezeichneten derjenige Volksbeschluss ge- meint ist, welchen die später durch einen Ehrenkranz ausgezeichneten rpoedocı zur Abstimmung gebracht hatten. Der Beschluss war unter einem äusseren Drucke zu Stande gekommen; der Staat hatte sich in einer kritischen Lage befunden; an einer anderen Stelle ist von den xaıpoı die Rede, auf welche sich die Gegenpartei berufen werde (Z. 130ff. S. 50—51ı).° Dass der Elirenbeschluss Alexander gegolten hat, braucht nieht weiter bewiesen zu werden. Athen ist in der ersten Zeit der Herrschaft Alexander’s zwei Mal in einer Situation gewesen, wie sie die Rede gegen Philippides voraus- setzen lässt; das eine Mal unmittelbar nach dem Tode Philipp’s, das zweite Mal ein Jahr später zur Zeit des thebanischen Aufstandes. Aber in der Zeit des thebanischen Aufstandes kann die Rede nicht gehalten sein; die tendenziöse Anklage ist weder vor noch nach der Zerstörung von Theben denkbar. Die Rede ist in die Zeit des ersten Zuges Alexander’s nach Griechenland (Herbst 336) zu setzen, auf welchem Alexander die von seinem Vater abgeschlossenen Verträge mit den griechischen Staaten erneuerte und von den Griechen als Hegemon anerkannt wurde. In Athen wie im übrigen Griechenland hatte die Kunde von dem unvorhergesehenen Tode Philipp’s grosse Aufregung hervorgerufen. Zwar war in Athen nichts geschehen, was direct als Friedensbruch bezeichnet werden konnte, aber man hatte demonstrirt in einer Weise, welche geeignet war, ebenso sehr den Zorn wie die Besorgniss des Nachfolgers Philipp’s zu erregen. Dann war Alexander mit Heeres- 2 RR um ou Gamer nvan vndv evssfrelv Umo rov Aoyev auror, av pas aray- za elı rel: ro] On ra megı gl av Fluor YnperSali]' rolus ylee m908 2ögoUs oUx Everrw eimeiv wc avayan rıs Y orebarseaı. Auf roüc meozögous ruht, wie die Stellung der Worte zeigt, der Ton. — Im nächsten ‚Satz 2. 82 muss es statt vu heissen Univ. ? Die Stelle ist gelesen worden: ira weg: wg aurizee dr roAunsere At eyaw Fous zara Tr mwoAsuis #agoUS ou magapur aEavrss De Wior te ToUs zur& NS moRsws #ug006 ou ragapurabavrss geben keinen passenden init augenscheinlich ist die Negation zu streichen; vergl. Z. ı25ff. In der HS steht in der Zeile ov puAafavres; mega ist, wie angegeben wird von zweiter Hand, übergeschrieben. Könter: Die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philippides. 933 macht in Griechenland eingezogen, hatte Thessalien und die benach- barten Landschaften ohne Schwertstreich beruhigt und sich bei Theben gelagert; die Athener sollten Zeit haben sieh zu besinnen. Die wohl- berechnete Politik des jungen Herrschers sich zugleich stark und ver- söhnlich zu zeigen, hatte auch in Athen ihr Ziel nieht verfehlt. Kriegsreden werden auch damals noch gehalten worden sein, aber las Ende war, dass eine Gesandtschaft nach Boeotien abging, welche den makedonischen König besänftigen sollte. Welche Instruetion die Gesandtschaft an Alexander erhalten hat, ist ungewiss. Nach Diodor, der allein eingehend über diese Vorgänge beriehtet, sollen die Gesandten beauftragt gewesen sein, Alexander um Verzeihung zu bitten, dass ihn die Athener nicht früher als Hegemon anerkannt hätten. Arrian berichtet kurz die Athener hätten, durch den Anmarsch Alexander’s in Schreeken gesetzt, ihm grössere Ehren gewährt als seinem Vater." Die modernen Historiker Drovsen und Arn. ScHÄrer haben diese Angaben in der Weise combinirt, dass sie die Athener, nachdem die Gesandten die erbetene Verzeihung erlangt hatten, Alexander aus Freude oder zum Dank grössere Ehren als früher seinem Vater deeretiren lassen. Dadurch wird dem Zeugniss Arrian’s Gewalt angethan, aber auch die Aussage Diodor’s erregt genau genommen Bedenken. Alexander an die Stelle seines Vaters zum griechischen Hegemon zu ernennen, war Sache des Synedrions von Korinth, nieht der einzelnen Staaten. Nach Diodor's Darstellung freilich soll sich Alexander auf dem Zuge durch Nordgriechenland nicht allein von den Thessalern sondern auch von dem Amphiktionen- rath die Hegemonie haben übertragen lassen. Nach der neugefun- denen Rede haben die Athener Alexander nothgedrungen, also vor dem Abgang der Gesandtschaft in das makedonische Lager, welcher Alexander den Frieden verbürgte, Ehren decretirt. Was sonst noch in dem Volksbeschluss, welchen die Gesandten Alexander überbracht haben, gestanden hat, wissen wir nicht; von der Hegemonie ist schwerlich die Rede gewesen: wahrscheinlich wünschte das athenisehe Volk Alexander Glück zu seiner Thronbesteigung, woran sich dann die obligaten Elogen und Ehrenbezeugungen anschlossen. Dass die Athener den Bundestag in Korinth beschicken würden, war hiernach selbstverständlich ; es genügte, wenn Alexander den Gesandten seinen Willen kund that. Nach der Rückkehr der Gesandtschaft ist allerdings auch ein Ehrenbeschluss votirt worden, aber nicht für Alexander sondern für das Praesidium der vorausgegangenen Volksversammlung. ! Diodor XV 4,6. Arr. Anab.]. = ’ASnverous yE en mw Ecbod "AreEavögov ErmAayErTasS ac mAsovE Erı TWv PiAimrzu en "Arebavdgw eig zum Evyyworaai. Sitzungsberichte 1891. sl 936 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 29. October. Die antimakedonischen Führer hatten geschehen lassen, was sie nicht hatten hindern können; um Revanche zu nehmen an der Gegenparthei reichte Hypereides, nachdem sich die Kriegswolke verzogen hatte, die yoabn mapavouwv gegen Philippides ein. Die Votirung eines Ehrendeeretes für die rpsedpeı kann, da für jede Volks- oder Rathsversammlung ein Praesidium ausgeloost wurde und folglich die jedesmaligen eeedoı nur in einer Versammlung fungirten, nicht etwas gewöhnliches gewesen sein wie die Belobigung und Be- kränzung der Prytanen oder der Jahresbeamteten. Unter den zahl- reichen inschriftlich erhaltenen Ehrendeereten ist. kein Ehrendeeret für die rgoedgcı und auch aus der literarischen Überlieferung war meines Wissens bisher kein Beispiel bekannt. Indess müssen Praecedenzfälle vorgelegen haben, da, wenn die Bekränzung der #peedgoı ein novum gewesen wäre, der Ankläger davon Gebrauch gemacht und diesen Punkt auch in der Recapitulation am Schlusse der Rede nicht unerwähnt gelassen haben würde. In keinem Fall war das Ehrendeeret für die Tmpoedboı an sich als ungesetzlich von Hypereides angegriffen worden; die Anklage gründete sich vielmehr darauf, dass in dem Antrag des Philippides unwahre Angaben gemacht seien, insofern als die rpcedga in der Erfüllung ihrer Obliegenheiten gegen bestehende gesetzliche Bestimmungen verstossen hätten; diese Gesetze hatte der Kläger in der Beweisführung verlesen lassen (Z. 54 ff. S. 48). Da der erste Theil der Rede nicht erhalten ist, liegt ein wesentlicher Theil des Processes für uns im Dunkeln. Vermuthlich waren bei der Beschlussfassung über die Gesandtschaft an Alexander die gesetzlich vorgeschriebenen Formen nicht striete beobachtet worden: sei es nun dass der Gegen- stand der Berathung nicht ordnungsmässig bekannt gemacht worden oder dass man in der Volksversammlung von dem Probuleuma des Rathes abgewichen war oder dass überhaupt kein Probuleuma vor- gelegen hatte. Man scheint sich in Athen des Ernstes der Situation erst bewusst geworden zu sein, als das makedonische Heer in der Nähe der Grenze angekommen war: gleichzeitig mit der Absendung der Gesandtschaft an Alexander wurde beschlossen, die Landschaft zu räumen und die Hauptstadt für alle Fälle in Vertheidigungszustand zu setzen. Zu verwundern wäre es nicht. wenn bei der herrschenden Aufregung und um keine Zeit zu verlieren bei der Beschlussfassung die gesetzlichen Formen ausser Acht gelassen worden wären. Die Worte dwpoßevrsura za &mpoycapa, welche aus einer ungenannten Rede des Hypereides angeführt werden, haben vielleicht im ersten Theil der Rede gegen Philippides gestanden. Die Rede gegen Philippides war, so weit sich nach dem Erhaltenen urtheilen lässt, sehr vorsichtig abgefasst. Bestimmte Beziehungen auf Könter: Die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philippides. Sn die dominirende Macht sind vermieden. Weder Alexander noch Philipp noch Makedonien sind mit Namen genannt. Der Groll des Redners richtet sich gegen seine Mitbürger. Philippides und seinen Partei- genossen werden verfassungsfeindliche Umtriebe und vaterlandslose Gesinnung vorgeworfen, aber der Ton ist ein gedämpfter, ich möchte sagen resignirter. Die Abfassung der Rede muss früher fallen als der Zug Alexander’s nach den nördlichen Barbarenländern, während dessen die antimakedonischen Parteiführer wieder Muth fassten. Andererseits ist nicht anzunehmen, dass der Process gegen Philippides geführt worden ist, so lange Alexander mit dem Heere noch in Griechenland stand. Die Rede des Hypereides ist demnach in den Winter 336/5 zu setzen. | Ausgegeben am 5. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Y „ ec ab Er De Rune nn En ana er i a ir an: Er el 2 Lu 12 Nr ya BHO: a RR Taln Me Aa Suaaiof with Mt LOG DA O DIE In ee an SR AR ah AN rn, inin AAALEIE ih AT At IS 2 GER na er 3% si (I g A j « ad i6 Br y Y ü a, re Fu ‚ B- ” UFER MR SORTE NINA IERENG DAN a OT Le IS IDTE LEE ER SSR TI BAIEE" ) TE EIN ZELLE ae Kite afı MR TANET Yin Be TI, w Eu) IE TI De TahT Mur 2a nr al rien ARE HA DRERSSENER N?) LEBT AS A: nlhAreg ARTE ERRT N Tu en RE ER SE Biene nsbuliid open ENTE}. ri ATZE Dialnad ar een DEREN IDEE A IE 0 PRRRTTTT N EL Benin] mi MR egal | N j irehh - j R i N ee ö B u i . a b 0 Fr 5 SU I > & 7 a e m u u w. 5 \ BE ji IB BE - \ r »* u Pi i s Bi ' 78 > Z = - 2 7 ö j u R # (; q #* . BE 8 ü i Ar TEE f x x i ie } ze B 2, af u u % ve -. Er WR Bidı Dada 3 B a Br j PYt Dn. a = ‚ a N. gi ı r ea DIET; u BD j A Dun Last B>,' ee m,‘ YA Ruh Änrs N A 8 er a : er > Me re | year: Er 939 1891. AL. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 9. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Gurrivs. 1. Hr. Courrivs las über die Tempelgiebel von Olympia. Der Vortrag wird in den Abhandlungen erscheinen. 2. Hr. von BezoLp machte eine kurze Mittheilung über die unter Leitung von Hrn. Dr. Assmann ausgeführten Luftfahrten zu meteoro- logischen Zwecken. Er berichtete hierbei insbesondere über Beobach- tungen, welche am 24. October 1891 gleichzeitig, mit Hülfe von Registririnstrumenten, an einem Fesselballon und in einem Freiballon angestellt wurden. 3. Hr. Weser überreichte im Namen des Verfassers »Franz Bopr, sein Leben und seine Wissenschaft«, von Dr. S. Lermann. Professor an der Universität Heidelberg. Das correspondirende Mitglied der philosophisch - historischen Glasse Hr. Rosen ist am 2. November in Detmold gestorben. [4 Sitzungeberichte 1891. 8: ee nal | en IR Jh N AN & Sl i j | | ” : IKT BR N ’ We OL HET IE BMA IF AHTBRNTE SR. NE EN ERBE UN | ar Br vi es 5 Bi rE aha er) Fra siihets Y | # vN : Et | N TITLE 1 ER TETE acn UTERHIE a ö LE Kaito ba TEE EG HINTER: I Er Bi CE a re RI GRNTE N EEE ET A Y4 ih ar SUBARU. ri a aaa ra n RN Wut BE LA Sa N ER 1 4. Br U BB dar: era schätzt a 6 Ana hy. AlnyE Typ SGER a me FEN I u Mirhinn') LTE, A Nox: ag ie nie BR 4 + ee 01720) u Ei i .. N Bea? de urn DAN rap a ie PRTBL: N % a RENT, ET EL Du res RT RT ar Sam, FR NIE ur ze . artlaigAlds ai ie a Pr ae ur TH a Eu i eh de Kane ns ee eh BrEn 941 Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. Von Prof. Gustav FrıtscH in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. E. pu Boıs-Reymonn am 22. October [s. oben S. 909].) N schdem durch die früheren Untersuchungen die Arten der Gattung Mormyrus als unzweifelhaft elektrisch festgestellt waren, musste es von Wichtigkeit erscheinen, auch die Stromesriehtung bei ihnen zu bestimmen, um sie mit den anderen, bereits besser gekannten elek- trischen Fischen in Vergleichung bringen zu können. Die Frage nach der Stromesriehtung bei den Mormyriden stand daher bei meiner letzten wissenschaftlichen Reise nach Aegypten an erster Stelle auf der Tagesordnung. Als die Beantwortung derselben durch ein Zu- sammentreffen glücklicher Umstände in verhältnissmässig kurzer Zeit gelungen war, berichtete ich über das Ergebniss der Untersuchung unverweilt in die Heimath und Hr. E. pu Bors-Reymonn hatte die Güte dasselbe zur öffentlichen Kenntniss zu bringen." In dem Be- richt wurden von ihm die wichtigsten Punkte der Vergleiehung mit den andern elektrischen Fischen übersichtlich dargelegt, so dass ich in dieser Hinsicht auf die angeführte Mittheilung verweisen kann. Ebenso wurde auch der instrumentellen Ausrüstung gedacht, mit welcher ich die Untersuchungen unternahm und das Hauptergebniss mitgetheilt. Es stellte sich heraus, dass bei den Mormyriden der elektrische Strom im Körper des Fisches vom Schwanz zum Kopf verläuft, d. h. also sich ebenso verhält wie bei Torpedo und Gymnotus, da die ner- vösen Glieder der elektrischen Platten hinten (caudalwärts) lagern, und somit wie bei den genannten Gattungen der Pacmr'schen Regel folgt. Auch bei Mormyrus ist das Material für die Entwiekelung der elektrischen Organe in gleicher Weise wie bei Torpedo und Gymnotus der Skeletmusculatur entnommen, der übereinstimmenden Anlage ent- ! Vorläufiger Bericht über die von Prof. Gusrav Frrrscn angestellten neuen Untersuchungen an elektrischen Fischen. Diese Berichte, 1891. XU. S. 223. 82* 942 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. sprieht die übereinstimmende Stromesrichtung. Bei Malopterurus ge- hört das elektrische Organ zum Hautsystem, wie ich bereits früher zu beweisen versucht habe und jetzt auf's Neue behaupte, gleichviel welche histologischen Elemente desselben das Material dazu lieferten; die ungleichartige Abstammung geht einher mit einer entgegengesetzten Richtung des elektrischen Stromes. Ich hoffe, dass es mir durch weiteres auf der letzten Reise ge- wonnenes Material gelingen wird, der Entstehung des so räthselhaften Malopterurus-Organs näher auf die Spur zu kommen und will mich daher zur Zeit ausführlicherer Angaben enthalten, um die Verhältnisse bei Mormyrus zunächst in besseres Licht zu stellen. Dabei ist es erforderlich den körperlichen Eigenthümlichkeiten und der Fangweise dieser sogenannten »Nilhechte« Reehnung zu tragen, weil diese Umstände einen sehr wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse der Untersuchungen ausüben. Vorkommen und Lebensweise. Die Mormyriden sind Bewohner des süssen Wassers und zwar leidlich warmen, wie es die Flüsse des subtropischen Africa führen; wo das Wasser durch Einfluss des nahen Meeres brackisch wird, z. B. im Menzaleh-See, fehlen sie durchaus, reichen aber bis dicht an die Mündungen der süsses Wasser haltenden Flussläufe. Es sind überaus zarte Fische, welche sich im Gegensatz zu den bekannten, stark elektrischen durch grosse Lebendigkeit und Erreg- barkeit auszeichnen. Der Lieblingsaufenthalt der kleineren Formen und jugendlichen Individuen sind die Seitencanäle der Nilarme, wie solche besonders im Delta das ganze Land der Bewässerung wegen durchziehen: zahlreiche zur Wasserregulirung angelegte Schleusen geben hier den Thieren Gelegenheit sich unterhalb ganz ihrer Neigung gemäss die passende Stromstärke auszusuchen, und diese Stellen zwischen Strom und Gegenstrom sind es. wo die Fischer ihre Beute am sichersten zu finden wissen. Die ganz grossen Exemplare von der Länge eines halben Meters und darüber habe ich dagegen nur aus dem grossen Nil selbst erhalten. In den Seitencanälen wird wenig mit längeren, unseren so- genannten Waten entsprechenden Netzen gefischt: es ist hier ein Netz im Gebrauch, »Schabake« im Arabischen, welches mit geringen Abweichungen durch die ganze Welt verbreitet erscheint und auch bei uns in manchen Gegenden als » Wurfnetz« vorkommt. Im Delta vereinigen sich gern zwei oder drei Fischer in Booten zur Ausübung dieses Fischfanges und werfen die Netze gleichzeitig, Frrrsen: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 943 um sich so die Fische gegenseitig zuzujagen. Die trichterförmig ge- stalteten Netze von etwa 1°°5—2°°o Maschenweite werden so aus der rechten Hand geworfen, dass sich die untere, am Rande mit Bleistücken beschwerte Offnung des Trichters in der Luft ausbreitet, während die linke Hand das an der Spitze befindliche Tau sich ent- rollen lässt. Beim Anziehen dieses Taues schliesst sich das Netz unten, sobald es von dem Boden des Wassers erhoben wird und hält die im Umkreis eingeschlossenen Fische in den unteren Aus- sackungen über den Bleistücken zurück.‘ Da das Netz auf den Boden der Kanäle sinkt, so hält es ausser den Fischen auch häufig leblose auf dem Grunde lagernde Gegenstände wie Steine und Baumzweige mit massenhaftem, daran sitzenden Nilschlamm fest. Die Fischer haben daher die Gewohnheit angenommen das emporgezogene Netz im zu- sammengefalteten Zustande mehrmals kräftig im Wasser auf und ab zu ziehen, um zunächst den Schlamm zu entfernen, bevor sie sich dabei machen den Fang zu sichern und die fremdartigen Gegenstände zu entfernen. Dies Aufstauchen des Netzes nehmen die zarteren Fischehen schon sehr übel und zeigen, aus den Maschen gelöst, häufig sofort ein sterbendes Aussehen. Man muss die Fischer daher zu vorsichtiger Handhabung der Netze ermahnen, falls man unversehrte Fische er- halten will. Aber selbst bei der grössten Vorsicht habe ich es, persönlich beim Fang anwesend, erlebt, dass die soeben dem Netze entnommenen, in ein gläsernes Gefäss gesetzten Fische in anscheinend sterbendem Zustande den Bauch nach oben kehrten. Zu den Fähr- lichkeiten des Fanges kommen noch diejenigen des Transportes bis zum Laboratorium. Bei dem fast völligen Mangel an hölzernen Ge- fässen im Delta benutzten die Fischer zur Fortschaffung lebender Fische mit Vorliebe alte blecherne Petroleumkasten, welche sich auch dafür leidlich bewährten, falls nicht zu viel Thiere hineingesetzt wurden. Durch gut instruirte, intelligente Fischer erhielt ich schliesslich Fische in ihrer vollkommenen, natürlichen Munterkeit und konnte sie so in einem grossen, flachen Gefäss von Kupfer zwei bis drei Tage erhalten; ein hölzernes Behältniss von gleicher Grösse existirte im Orte nicht. Trotz regelmässigen, täglich vorgenommenen Wasser- wechsels starben die Fische früher oder später ab, ohne dass ich im Stande wäre den Grund dafür anzugeben. Es schien mir als seien die Mormyriden mehr als gewöhnlich von der Frische des Wassers abhängig, wie es ja bei unseren Forellen in ähnlicher Weise der Fall ! Durch Aufnahme einer Anzahl photographischer Augenblicksbilder versuchte ich die dabei vorkommenden Griffe und Bewegungen der Fischer darzustellen. I44 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. ist; vielleicht trägt auch Nahrungsmangel zu dem vorzeitigen Ab- sterben bei. Ich untersuchte daher den Mageninhalt einiger frisch einge- lieferten Exemplare und fand den relativ kleinen Magen mit einer grünen, von schwarzen Körnehen durchsetzten Masse erfüllt, welche sich unter dem Mikroskop als deutlich pflanzlicher Natur erwies. Es waren chlorophyllhaltige Reste von Blättchen und schwarze Samen- schalen von unbekannter Form: thierische Theile waren so spärlich, dass dieselben auch zufällig verschluckt sein konnten; sie schienen Larven von Wasserinsecten und Cyelopiden angehört zu haben. Diese überraschende Thatsache lehrt, dass die Mormyriden im Gegensatz zu den anderen elektrischen Fischen, welche ausgeprägte, gefrässige Raubfische sind, ihre elektrischen Organe nur zur Abwehr gebrauchen; denn zur Bewältigung fast mikroskopischer Wasser- thierchen hätten sie die Organe gewiss nicht nöthig. Die Zahnarmuth des engen Kiefergerüstes sprach allerdings schon an sich dagegen, dass die Mormyriden als Raubfische lebten. Um so mehr sollte der in der Zoologie für sie eingeführte deutsche Namen »Nilhechte« be- fremden und als nicht zutreffend bezeichnet werden. Physiologische Beobachtungen. Die angeführten Verhältnisse müssen berücksichtigt werden, wenn man die Ergebnisse der physiologischen Untersuchungen richtig wür- digen will. Die erste am ı5. Februar in meine Hände gelangte Sendung lebender Mormyriden kam nach Kafr-ez-Sayat, wo ich mein Labo- ratorium aufgeschlagen hatte, von einem Dorfe der Nachbarschaft, Del-Ghamoun, an dem Canal Ba-gouria. Die sieben Fische (1 Hypero- pisus dorsalis und 6 Mormyrus cyprinoides) waren mehr als mittelgross und hatten es auf dem etwa halbstündigen Transport jedenfalls etwas eng gehabt. Sie schwammen anfänglich meist auf dem Rücken, er- holten sich aber grossentheils bald wieder und ergaben, mit dem Multiplicator in Verbindung gebracht, ganz regelmässig eine starke Ablenkung der Nadel im Sinne eines im Körper des Thieres vom Schwanz zum Kopf aufsteigenden Stromes, wie an der oben angeführten Stelle bereits mitgetheilt wurde. Das Bild der Untersuchungen wurde ein anderes als mit der nächsten Sendung Fische eintrafen, welche durch die sehr vorsichtige Behandlung eines besonders geschickten Arabers von ihrer Frische gar Nichts eingebüsst hatten. An ihnen zeigte sich die erwähnte Frırsca: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 945 Lebendigkeit und Erregbarkeit im höchsten Maasse und machte eine abweichende Anordnung des Versuches nothwendig. Am Tage vorher hatte ich, auf meine früheren Erfahrungen ge- stützt, den Fisch mit Kupferelektroden, die nach Art von Pincetten zusammengekniffen waren, bei unterstütztem Kopfende sanft aus dem Wasser gehoben und dabei ebenso wie im Jahre 1881 den Fisch zum Schlagen gebracht. Solche Behandlung duldeten aber die ganz frischen, äusserst beweglichen Fische gar nicht, sondern wichen den genäherten Elektroden mit grosser Gewandtheit aus, bis es endlich gelang sie mit erheblicher (Gewalt fest zu nehmen. Sie waren alsdann in hohem Maasse er- schreckt und offenbar stark angestrengt: wurden sie an den Multipli- cator gebracht, so zeigte sich die Wirkung eines elektrischen Schlages, wie solcher noch Tags vorher die Nadel in kräftige Schwingungen versetzt hatte, selten in einiger Deutlichkeit. Meist wich die Nadel langsam und ohne deutliche Schwingungen in der entgegengesetzten Richtung bis auf 30° oder 40° aus und verblieb längere Zeit in soleher Ablenkung. Diese auffallende Erscheinung konnte ich mir nur so deuten, dass die sehr erregbaren Fische bei meinen Bemühungen, sie gewaltsam zu dem Versuch zu benutzen, durch wiederholte heftige Entladungen ihrer Organe dieselben bis zu einem Grade erschöpften, dass eine der willkürlich erzeugten Stromesrichtung entgegengesetzte Polarisation in ihnen auftrat. Zur Feststellung der thatsächlichen Erschöpfung leistete der Frosehwecker, weleher bei dem unbehaglichen Kampf mit den wider- strebenden 'Thieren in Unordnung gerathen war, neu armirt gute Dienste und bestätigte meine Vermuthung in überraschender Weise. Nachdem die Fische sich ausgeruht hatten, genügte die Annäherung der eben in das Wasser eingetauchten Elektroden bis auf 20 ja 30°” Ent- fernung, um die Glocke des Froschweckers zum schnell sich wieder- holenden Ertönen zu bringen. Es folgten 10 und mehr Schläge wie bei einem Eisenbahnsignal schnell auf einander, bevor noch der Körper eines dieser erregbaren Thiere berührt worden war. Wieviel mehr muss die gewaltsame Fesselung dieselben erschrecken und zur Abwehr herausfordern, wie ermüdet müssen sie sein, wenn sie endlich festgemacht sind. Diese Beobachtungen nöthigten dazu eine Anordnung des Ver- suches zu wählen, bei welchem das Thier zunächst vorsichtig in ein flaches Porzellangefäss mit wenig Wasser gebracht wurde, wo ein seitliches Ausweichen nur in geringem Maasse möglich war. Die Elektroden des Froschweckers wurden in das Gefäss an passender ALP 5 = Y = . x 946 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. Stelle versenkt und nunmehr die Multiplieator-Elektroden, nachdem das Thier sich beruhigt hatte, dem Kopf- und Schwanzende langsam im Wasser genähert. Auch so bedurfte es nur der Annäherung und nicht der Berührung; bevor diese erfolgte, erklang die Glocke des Froschweckers und die Nadel zeigte die gewünschte, der aufsteigenden Stromesrichtung entsprechende Ablenkung. Bei den starken elektrischen Fischen wurden derartige Polari- sationserscheinungen in den Organen bisher nicht beobachtet, die Vermuthung liegt daher nahe, dass die schwachen, auch histologisch gleichsam noch unfertigen Organe der Mormyriden leichter ermüdet werden und alsdann die beschriebene Abweichung zeigen. Die Schwäche der elektrischen Wirkung, so sicher sich die Entladungen auch durch den Multiplicator und den Froschwecker als thatsächlich vorhanden nachweisen lassen, ist jedenfalls der Grund, dass sie so lange übersehen wurde, und dass gewisse Untersuchungs- methoden, welche stärkeren Fischen gegenüber als leistungstähig erprobt wurden, hier versagen. Dazu gehört auch die Untersuchung des Stromes durch Jod- kalium-Elektrolyse. Für die Anwendung derselben war Alles von Hause aus vorbereitet, obwohl ich mir von vornherein eben wegen der Schwäche des Schlages wenig Hoffnung auf das Gelingen des Versuches machen konnte. Bei diesem Apparat erzeugt bekanntlich die Elektrodenspitze, welche den positiven Strom auf das mit Jod- kaliumlösung getränkte Fliesspapier überleitet, einen tiefbraunen Jod- fleck, während die negative Spitze zunächst nichts Entsprechendes zeigt; nach einiger Zeit entwickelt sich aber auch an der negativen Elektrode durch Polarisation ein anderer schwächerer Fleck, welcher als der secundäre bezeichnet wird.' Der Versuch bestätigte die Befürchtung, dass ein einmaliger Schlag sich nicht stark genug erweisen würde, um einen deutlichen primären Fleck auf dem Fliesspapier hervorzurufen. Das Ergebniss einer wiederholten Durchleitung des Mormyrus-Schlages musste aber aus doppeltem Grunde zweifelhaft erscheinen: Einmal konnte sich ein secundärer Fleck einstellen und die Stromesrichtung ohne weiteren Einfluss des Fisches fraglich machen; es konnte aber nach wieder- holten Schlägen die beschriebene Übermüdung der Organe und ab- weichende Stromesrichtung eintreten und eine Beurtheilung der ur- sprünglichen vereiteln. ! Hr. E. pu Boıs-Reymosp hat die physikalischen Bedingungen der Jodkalium- Elektrolyse in seinen Abhandlungen eingehend erörtert. Vergl. darüber: Ges. Abh. Bd. II. S. 648. Frırson: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 947 Gleichwohl versuchte ich auch mit der Jodkalium -Elektrolyse zu irgend welchen Ergebnissen zu kommen, doch habe ich keinen Einfluss der elektrischen Schläge auf das Jodkalium-Papier bemerken können und muss daher die ursprüngliche Vermuthung, dass sie zu gedachtem Zweck nieht genügend stark seien, für thatsächlich be- gründet halten. Den negativen Resultaten gegenüber verzichtete ich end- lich auf die weitere Fortsetzung dieser Untersuchungen, zumal anato- mische und histologische Fragen die Zeit dringend in Anspruch nahmen. Die Innervation der elektrischen Organe. Unter den anatomisch-histologischen Fragen, die bei der Be- handlung dieses Gegenstandes auftauchen, interessirte mich begreif- licher Weise keine mehr als diejenige nach der Innervation der elektrischen Organe. Hatten sich die eigenthümlichen Anlagen im Schwanz der Mor- myriden durch den physiologischen Versuch als unzweifelhaft elek- trischer Natur herausgestellt, so war nach Analogie der anderen elektrischen Fische mit Sicherheit anzunehmen, dass dieser be- sonderen, erhöhten Leistung auch ein besonders ausgebildetes ner- vöses Centrum vorstehen würde. Solche Annahme lag so nahe, dass ich zu ihr natürlich bereits im Jahre ı88ı1, als ich zuerst persönlich die elektrische Entladung der Mormyriden verspürt hatte, gelangte und eifrig nach den vermutheten nervösen Üentren der Organe suchte. Gleichwohl blieb damals die Untersuchung ohne ein greifbares Resultat; ich stellte nur durch die anatomische Prae- paration fest, dass die Innervation der elektrischen Organe einer älteren Annahme entgegen nicht durch das Seitennervensystem er- folgt, sondern dass besondere elektrische Nerven vorhanden sind, welche als spinale Wurzeln den Rückenmarkscanal verlassen und dorsal wie ventral eine Art von Längsstamm in den Organen bilden. Vergeblich suchte ich unter Anwendung der bewährtesten Me- thoden die Nervenfasern im Rückenmark zu entsprechend stark entwickelten, gangliösen Elementen zurückzuführen. Die spärlichen grösseren Zellen, welche ich in dem besonders zarten Rückenmark antraf, waren ohne speeifischen Charakter, eine Verbindung ihrer Fortsätze mit den Fasern der elektrischen Nerven liess sich nicht nachweisen. Derartige Befunde drängten zu der Vermuthung, dass die höchst auffallende Entwickelung des Kleinhirns bei diesen Fischen vielleicht doch die Innervation ohne weitere Einschaltung nervöser Zellen niederer Ordnung durch direete Faserbahnen im Rückenmark besorgte: eine Vermuthung, welche meinen Anschauungen über die 948 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. Beziehungen zwischen den Centren höchster Ordnung in den Hirn- rinden und den peripherischen Organen vollkommen widersprach. Ich nahm daher bei meinem letzten Aufenthalt in Aegypten die Frage nach der Innervation der elektrischen Organe unter Anwendung der vervollkommneten Methoden auf’s Neue in Angriff und wurde dureh Ergebnisse erfreut, welehe nach meiner Überzeugung weit über die Grenzen des vorliegenden Gebietes hinaus allgemeineres Interesse beanspruchen dürften. Es fand sich zunächst, dass die vermuthete Analogie der Mor- myriden mit den anderen musculär-elektrischen Fischen, zumal mit dem Gymnotus, dessen Organe ja ebenfalls den Schwanz des Thieres einnehmen, thatsächlich besteht. Wie beim Zitteraal entspringen bei den Mormyriden die Fasern der elektrischen Nerven als breite, unverzweigte Axencylinderfortsätze von mäch- tigen Ganglienzellen, welche in bestimmten Strecken die Fig. 1. Querschnitt eines Schwanzwirbels von Yyperopisus dorsalis. Verg. 64. ne — Elektrische Nerven, ch — Chorda. Ferescn: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 94% graue Substanz des Rückenmarks gänzlich erfüllen, und verlassen das CGentralorgan als vordere Wurzeln austretend. (Siehe Fig. ı). Die Zellen sind multipolar, von beträchtlicher Grösse (o""o5 bis o””ı) und zeigen ein oder häufig auch zwei bläschenförmige Kerne mit Kernkörperchen (Gr. o"”o1ı5 und o""oo5). Das Proto- plasma der Zellen ist zart, leicht zerfliesslich zumal in der Peri- pherie und verlangt sehr kräftige Conservirungsmittel; am besten erhielt sie eine Mischung von Chrom-Essigsäure mit Sublimat oder Salpetersäure mit nachfolgender Osmiumbehandlung. Die Axencylinder- fortsätze sind etwas stärker lichtbrechend, resistenter und umgeben sich, während sie in geschlängeltem Verlauf zur Bauchseite des Rückenmarks ziehen, schon innerhalb der grauen Substanz mit Mark, welches sich mit Osmiumsäure sch wärzt. Sie unterscheiden sich so leicht und sicher von den mächtigen Protoplasmafortsätzen der Zellen, welche, eben- falls meist unverzweigt, den Zellkörper verlassen, um sich mit den Nachbarzellen in breiten Anastomosen zu verbinden..’So bilden die elektrischen Ganglienzel- len ein’ eng geschlossenes, wahres Gerüst, und er- scheinen zu gemeinsamer Arbeit verbunden, während sie die unverzweigten Axen- eylinderfortsätze als Projec- tions-System dritter Ordnung zur Peripherie senden. (Siehe Fig. 2). Sehr wahrscheinlich treten die nach aufwärts ge- wendeten Fortsätze in Faser- bahnen ein, welche die Ver- Graue Substanz des Rückenmarks von Ayperopisus dorsalis. bindung mit den Centren im Verg. 180. ca. — Axeneylinder (Gehirn vermitteln. Dieser Be- e. — Üentralkanal F ü e h. €. — hintere Commissur. fund giebt einen unumstöss- lichen Beweis, dass Proto- plasmafortsätze dazu dienen, nervöse Elemente unter einander in Verbindung zu setzen und widerlegt die Behauptungen Gorer's und seiner Anhänger, dass nur der Axeneylinderfortsatz »nervösen Charakter « zu beanspruchen habe. Man ist gewiss berechtigt anzunehmen, dass eine Anordnung der Elemente, welche sich im vorliegenden Falle 950 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. ganz typisch und offenkundig nach allen Richtungen herstellt, auch da, wo sich wegen der Feinheit der Verzweigungen die Verbindung nicht erweisen lässt, im Prineip die gleiche sein wird, zumal auch bei höheren Thieren gelegentlich breite Verbindungen von Ganglien- zellen durch Protoplasmafortsätze beobachtet werden (CARRIERE', BESSER”, Wiruıek®). Das System der »verkoppelten« Ganglienzellen reicht so weit als elektrische Nerven aus dem Rückenmark austreten, indem die Ansammlung der Zellen gegen die Mitte der Organe zu vom Kopfende her immer stärker wird, im mittleren Drittel die höchste Ausbildung erlangt und gegen das Schwanzende zu, wenn auch schwächer werdend, sich selbst über das caudale Ende der Organe hinaus noch nachweisen lässt. Diese auffallende Thatsache erklärt sich so, dass die Axencylinder der untersten (hintersten) Zellen sich vorwärts wenden und so den Anschluss an elektrische Nerven erreichen, welche mehrere Wirbel weiter vorn zum Austritt gelangen. Auch sonst vollzieht sich der Austritt der Nerven nicht so einfach wie gewöhnlich, sondern die Nervenfasern sammeln sich, auf und abwärts steigend, in einem der Ventralseite des Rückenmarks an- liegenden Bündel und verlassen diese Ansammlung an den Stellen, wo sie zum Foramen intervertebrale ziehen. _Da die Wirbelkörper ziemlich lang sind, findet man auch Strecken, wo austretende Fasern überhaupt fehlen und an solchen Strecken vermisst man auch die elektrischen Zellen der grauen Substanz, so dass die letzteren also nicht wie eine geschlossene Zellsäule, sondern nesterweise dem Rückenmark einlagern. Die ausgetretenen elektrischen Nerven spalten sich sofort am Wirbelkörper in einen dorsalen und einen ventralen Ast, welche beide den Neurapophysen und Haemapophysen eng anlagernd bleiben und in gewissem Abstande vom Wirbelkörper sowohl dorsal wie ventral eine dichte Fasermasse bilden, bevor sie in die Organe selbst eintreten. Hierbei kommt wiederum ein besonderes, bisher gänzlich unbe- achtet gebliebenes Verhältniss zur Beobachtung, welches vom physio- logischen wie embryologischen Standpunkt aus betrachtet, weittragende Bedeutung erheischt. Der ganze Entwickelungsgang des bilateral symmetrischen Körpers bringt es mit sich, dass die Medianebene, in der die Antimeren der Anlage zusammenstossen, als eine scharfe Trennung von links und rechts bestehen bleibt, und wichtige Organe ! Über Anastomosen der Ganglienzellen in den Vorderhörnern des Rücken- markes (vom Kalbe). Arch. f. mikrosk. Anat. XIV. S. ı25. 2 Vırcanow’s Archiv Bd. 36 S. 134. ® Ebenda Bd. 64 S. 163. - FrrrscH: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 3A dieselbe nicht durchbrechen, sondern, auch wo sie unpaar werden, ‚aus zwei seitlich angelegten Hälften verschmolzen erscheinen. Dies gilt natürlich auch vom Üentralnervensystem, wo die für die Funetion nothwendigen Verbindungen der beiden Körperhälften als Commissuren und Durchkreuzungen bestimmter Nervenbahnen ganz allgemein in die axiale Anlage des Medullarrohres verwiesen wurden. So ist das Chiasma nervorum opticorum, welches man als gegentheiliges Beispiel anführen könnte, bekanntlich seiner Entstehung nach auch ein Theil des Üentralorgans selbst, ebenso wie N. opticus und Ketina. Es muss daher ausserordentlich überraschen, dass bei den Mormyriden die elektrischen Nerven, nachdem sie den Rückenmarkscanal bereits verlassen haben und zu richtigen peripherischen Nerven geworden sind, durch partiellen Faseraustausch der beiderseitigen Bündel sowohl dorsal, die Platte der neutralen Dornfortsätze durchbohrend, als auch ventral vom Gefässcanal des Haemapophysenbogens unter Durchdringung der haemalen Dornfortsätze eine voll- kommene Chiasmabildung eingehen. Es erhalten also die Chiasmabildung der ventralen elektrischen Nerven bei Mormyrus eyprinoides. Verg. 40. ne — Ventrale elektrische Nerven, 2 = Zapfen als Nerventräger, ps — Elektrische Platten, zw — Zwischenschicht, a — Arteria dorsalis, v — Vena dorsalis, 4 — Platte der haemalen Dornfortsätze. 952 (resammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. linksseitigen Organe zur Innervation theilweise Fasern der rechten elektrischen Nerven und umgekehrt. (Siehe Fig. 3). So vortheilhaft ein derartiger Faseraustausch für die schnelle und gleichmässige Funetion der beiderseitigen elektrischen Anlagen sein muss, so schwierig ist die Entstehungsweise der eigenthümlichen Einrichtung zu denken. Wenn sich die elektrischen Organe aus den Schwanzmuskeln herausgebildet haben, wie es keinem Zweifel unter- liegt, so haben sie auch sicherlich einstmals motorische Nerven be- sessen, welche wie diejenigen anderer Wirbelthiere wohl im Üentral- organ einen gekreuzten Ursprung zeigten, in der Peripherie aber, wo sie die besonderen Muskeln zu versorgen hatten, ihre beziehungsweisen Seiten als rechte und linke Muskelnerven streng einhielten. Die Beobachtung von peripherischer Durchkreuzung an früheren motorischen Nerven giebt Kenntniss von einer ungeahnten Biegsamkeit der Natur zur Anpassung bestimmter Formen an veränderte Lebens- bedingungen und erscheint daher für die Abstammungslehre von ganz hervorragender Wichtigkeit. Wird dadurch doch ein Grundprineip des Aufbaues im Wirbelthierkörper, nämlich die Selbständigkeit der beiderseitigen Antimeren auch in ihrer Nervenversorgung hinsichtlich seiner allgemeinen Gültigkeit in Frage gestellt. Durch den beschrie- benen Faseraustausch von beiden Seiten her wird das Verfolgen der Elemente, welche als geschlossenes Bündel den Rückenmarkscanal verlassen, noch besonders erschwert. Gleichwohl kann es keinem Zweifel unterliegen, dass in dem Nervenwulst, welcher oben und unten auf den Dornfortsätzen entlang zieht, eine lebhafte Faserver- mehrung stattfindet, da die Gesammtsumme der zum Eintritt in die elektrischen Organe sich anschickenden Fasern um das Mehrfache beträchtlicher ist als diejenige der austretenden elektrischen Nerven. Die ganze Anlage dieses sonderbaren Wulstes entspricht daher offenbar den Bildungen, welche man an den Organen des Zitterrochen als Wascnxer’sche Büschel bezeichnet, nur dass die Anordnung der Theil- fasern sich keineswegs so übersichtlich und regelmässig gestaltet. Es muss der Zukunft vorbehalten bleiben, den Theilungen genauer nach- zugehen und zu versuchen, ob sich wie bei den Wasner’schen Büscheln ein gewisses System in die Anordnung bringen lässt. Hier soll nur auf ein eigenthümliches histologisches Verhältniss hin- gewiesen werden, welches durch die Fasertheilungen bedingt erscheint. Der Faserquerschnitt in den zum Wulst tretenden Bündeln zeigt die so- genannten Sonnenbildehen nicht immer einfach, sondern es finden sich häufig Durehschnitte, wo der ringförmige Umriss der durchschnittenen Hesre’schen Scheide der Faser zwei, seltener drei ganz ähnliche Faser- individuen umschliesst, welche ihrerseits wieder von einem zarteren Kreis, Frrrscn: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 953 der durchschnittenen ScnwaAns schen Scheide, umzogen sind und im Innern derselben Markscheide und Axeneylinder wie die übrigen einfachen Faser- durchschnitte enthalten. Nur sind die Elemente der einfachen Durch- schnitte im Verhältniss grösser als diejenigen der zusammengesetzten. Aus den vier Nervenwülsten, welche in die mediale Fläche der vier elektrischen Organe eingesenkt lagern, entwickeln sich mit grosser Regelmässigkeit der Anordnung diehte Büschel, deren gedrängte Masse zwischen die Platten eindringt, um die Verbindung mit deren ner- vösen Gliedern zu suchen. Zur Erleichterung dieser Verbindung hat sich an den Mormyrus-Organen eine eigenthümliche Verlängerung der Platten von kolbenförmiger, am Ende kegelförmig zugespitzter Gestalt gebildet, welche als Nerventräger functionirt. Als ieh in die Untersuchung der Histologie des Mormyrus-Organes eintrat, hatte ich es mir als eine Hauptaufgabe, an die ich mit einer gewissen Sorge dachte, hingestellt, nachzuweisen, dass diese Nerven- träger oder sogenannten »Zapfen« mit ihren arcadenförmigen Ver- längerungen auf den caudalen Flächen der Platten nicht selbst als Nerven oder auch Nervenendigungen, wie die meisten Autoren es be- schrieben haben, bezeichnet werden dürfen. Beim tieferen Eindringen in den Organaufbau erscheint es mir nunmehr fast überflüssig, darüber, ob man diese auffallend groben, wie mit einem rohen Werkzeug zu- geschnittenen, histologischen Gebilde Nerven nennen will oder nicht? viel Worte zu verlieren. Das thatsächliche Verhältniss lässt sich so klar darlegen, dass es ziemlich gleichgültig ist, ob Jemand derartige, wirklichen Nerven gänzlich unähnliche Gebilde, trotzdem als Fort- setzungen der elektrischen Nerven betrachten will oder nicht. Die einfache, jeden Augenblick vorzuführende Thatsache, dass Büschel aus etwa fünfzig bis hundert wohl charakterisirten, einzelnen Nervenfasern gebildet sich an einen einzigen »Zapfen« ansetzen, lässt solche Auffassung als unhaltbar erscheinen. Welche von den fünfzig herantretenden Nervenfasern soll denn wohl in dem Zapfen ihre Fortsetzung finden? Oder wo kommt es sonst zur Beobachtung, dass peripherische Nerven, bevor sie ihrer Endigung zustreben, erst massen- weise in einzelne histologisch scharf begrenzte Gebilde zusammen- fliessen? Dagegen unterliegt es nunmehr keinem Zweifel, dass die Zapfen engste Verbindung mit dem hinzutretenden Büschel von Nerven- fasern eingehen, und ein Übertritt feinster Elemente aus dem Axen- raum der Fasern in das Innere der Zapfen stattfindet, um darin zur Platte weiter zu ziehen. Ich möchte daher diese Zapfen als »Nerventräger« auffassen und vergleiche sie zusammen mit ihren Ausbreitungen an der Platte der sogenannten »Sohle« an den motorischen Endplatten der Muskeln. 954 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. Die Histologie der elektrischen Platten. Die hierbei zu erörternden Verhältnisse lassen sich nicht wohl ausser Zusammenhang mit der Betrachtung des Plattenaufbaues selbst erklären. Bei dem Studium desselben musste es sich darum handeln zunächst die feinsten Strueturen am überlebenden Material zu unter- suchen, und so die unerlässliche Vergleichung herzustellen zwischen den Ansichten, welche das frische Material bietet und den später am conservirten Material zu gewinnenden. Zur Untersuchung eignen sich besonders die kleineren Arten der Mormyriden wie M. bovei und Isedori weil bei ihnen die einzelnen Elemente der Organe auffallend grob sind, während gleichzeitig die geringe Ausdehnung der Praeparate die Orientirung erleichtert. Zur Verfügung standen mir mehrere mikroskopische Systeme für homo- gene Immersion sowie das Zeiss’sche apochromatische von 1.3 Apertur mit den zugehörigen Ocularen 4, 8, 12. Es war anzunehmen, dass diese so sehr vervollkommneten opti- schen Hülfsmittel weitere Aufschlüsse über den Aufbau der kleinsten Theilehen im elektrischen Organ gewähren würden, und in der That leistete das apochromatische System auch am frischen Material ausser- ordentlich gute Dienste. Das dem lebenden Thier entnommene, so- fort in Humor aqueus untersuchte Objeet zeigt das verzweigte Röhren- system der Platte, welches aus den Zapfen hervorgeht, grob punktirt, die darin befindlichen , zahlreichen Kerne erscheinen homogen, von mattgrauer Farbe; eine Scheide ist nur durch einen ganz zarten, doppelten Umriss angedeutet. Fasst man bei der Untersuchung die sehr hellen, verbreiterten Ansätze der Bogengänge in’s Auge, so meint man, dass der körnige Inhalt ganz regellos geordnet in die durchaus Ähnliche, körnige Masse des nervösen Gliedes der Platte übergeht. Werden aber im mikro- skopisehen Bilde die bogenförmigen Röhren weiter gegen die Zapfen zu verfolgt, so erkennt man eine allmählich steigende Neigung der Körnehen sich zu Reihen in der Längsrichtung der Röhre zu ordnen. Die Längsrichtung ist aber nicht genau eingehalten, sondern die Reihen verflechten sich in mannigfacher Weise. Schon an den ver- schmälerten Übergangsstücken der Röhren in die Zapfen imponirt die Anordnung deutlich als eine fibrilläre und in den mächtigen, keulen- förmigen Zapfen des M. bovei ist der fibrilläre Bau des Inhaltes schon am frischen Material ganz unverkennbar; aber auch da, wo er am deutlichsten ist, findet man die Fibrillen nicht glatt, sondern wie aus Körnchen zusammengekittet, so dass ein solches Objeet an die Schnur eines Rosenkranzes erinnert. Frrrsc#: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 4355 Es hat also auch hier den Anschein, dass die Entwickelung der elektrischen Platte mit Quellungsvorgängen verknüpft ist, welche unter stärkerer Ausbildung einer klaren, homogenen Zwischensubstanz die festeren Theilchen der faserigen Gewebs-Bestandtheile in ihrer Ver- bindung lockert und endlich im »nervösen Glied« zu einer vollstän- digen Neuordnung führt. Bei der beginnenden Gerinnung schliesst sich der körnige Inhalt wieder mehr zusammen und presst die homogene Substanz aus, welche alsdann den Inhalt wie eine breite Scheide umgiebt. Dies gilt be- sonders für die Zapfen, wo schon am frischen Praeparat in verschie- dener Breite je nach den Arten ein homogener Saum um den eben- falls fibrillär gestreiften, schmalen Inhalt zu sehen ist. An dem mit Salpetersäure und Osmiumsäure oder mit Chrom- säure behandelten Material wird die Streifung im Innern der Nerven- träger besonders deutlich und erweckt berechtigte Hoffnungen den Zu- sammenhang der Fibrillen mit solchen des Axenraums der sich an die Zapfen ansetzenden Nervenfasern deutlich machen zu können. Diese Hoffnung erfüllt sich nicht in dem erwarteten Maasse, da ver- schiedene Gründe die Beobachtung erschweren; dazu gehört an den Osmiumpraeparaten die Schwarzfärbung des Nervenmarks, welches erst genau an der Stelle aufhört, wo der Übertritt in das Innere des Zapfens erfolgen muss und diesen selbst verdeckt. Aber auch an anderem Material ist es schwer die Fibrillen des Zapfens in die Nerven- fasern hinein zu verfolgen, da die an dem System der Bogengänge überall verstreuten Kerne um die Zapfenoberfläche sich ganz dicht gruppiren und daher das Bild feiner, zwischen ihnen hindurch tre- tender Fäserchen leicht durch Interferenzen des Lichtes verwischt wird. Nach Rasvier’s Methode mit Chlorgold und Ameisensäure behandeltes Material gab zuweilen leidliche Bilder von diesem Zusammenhang, am deutlichsten sah ich ihn jedoch bisher an ganz frischen Objeecten, wo der leichte Druck des Deckgläschens zu einer Abplattung des Zapfens und gleichzeitig zum Auseinanderweichen der Kerne und der dazwischen hindurchtretenden Fäserehen führt. An solchen Prae- paraten habe ich mich thatsächlich von dem Zusammenhang der Fibrillen im Innern des Zapfens und Axenfibrillen der zutretenden Nervenfasern überzeugt. Die Theilchen dieser Fibrillen müssen sich gegen die Platte hin auflösen und zur Körnchenpunktirung werden, d. h. eine Ausbrei- tung faseriger Nervenelemente in der Platte selbst findet nicht statt. Oben war bereits unter Vorbehalt der Ausdruck »nervöses Glied der Platte« im Sinne der Autoren gebraucht, wie ich ihn selbst auch früher ohne Bedenken anwandte. Es liegt dieser Bezeichnung die An- Sitzungsberichte 1891. 33 Bam “ 9 E . . ac 956 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. schauung zu Grunde, dass bei den museculär-elektrischen Fischen in den Organplatten zwei Hauptschichten vorhanden sind, von denen die hintere (untere), für den Nervenansatz bestimmt, die Bezeichnung »nervöses Glied« erhielt, während die vordere (obere) aus veränderter Muskelsubstanz entstanden gedacht und ersterer als musculäres (meta- . 2 sarkoblastisches, Bagucnm) Glied angereiht wurde. Die Untersuchung des Aufbaues der Mormyrus-Platte hat mir entgegen den Darstellungen Bagvcnw’s und Anderer über diesen Gegenstand gezeigt, dass hier solche Auffassung unzulässig ist. Es finden sich nämlich bei den kleinen Mormyrus-Arten wie M. Isidori, bovei (vielleicht bei allen) nicht selten Verbindungen zwischen zwei aufeinander folgenden Platten, besonders gegen die Organ- oberfläche zu. Dabei geht ohne scharfe Grenze die vordere Schicht der einen Platte in die hintere der nächstfolgenden Platte über und umgekehrt, während die abgewandten beiden Schichten der communi- cirenden Platten glatt über die Verbindungsstelle hinwegziehen. Dieser überraschende Befund scheint mir unzweifelhaft darzuthun, dass beide Schichten ihrer Entstehung nach nicht wesentlich verschieden sein können, sondern die am entwickelten Organ thatsächlich vorhandene Verschiedenheit auf späterer, durch Anpassung an die Funetion ent- standener Umwandlung beruht. Hieran schliesst sich eine weitere Beobachtung von mir, welche geeignet erscheint, im Verein mit der vorher angeführten über die abnormen Plattenverbindungen, mehr Licht über den Process der Umbildung von Muskeln in elektrisches Gewebe bei den Mormyrus-Arten zu verbreiten. Getragen von der Überzeugung das vordere Glied der Platte sei museulären Ursprungs wird man in demselben am ehesten Spuren von Muskelstructur erwarten dürfen, und thatsächlich wird auch von manchen Autoren in ihm eine maeandrische Anordnung quergestreifter Fasern beschrieben, welche an ähnliche Bilder embryonaler Torpedo- Platten und weiterhin an quergestreifte Muskeln erinnert. Da die Beschreibung meist nach Praeparaten gegeben wurde, welche Platten in Aufsicht zeigten, oder nach dem optischen Durch- schnitt gefalteter Platten, so konnte die Orientirung der eigenthüm- liehen Zeichnung angefochten werden. Dies ist denn auch geschehen, indem der erfahrene BagucHhmw die maeandrische Liniirung nicht der Schicht selbst, sondern dem optischen Zusammenwirken mit einer besonderen, oben auflagernden Schicht zuschrieb. Demgemäss nahm er in der Mormyrus-Platte mindestens drei Schichten an, was seine Berechtigung hat, obwohl es unrichtig ist die sonderbare Zeichnung auf die oberste Schicht zurückzuführen. Die frische Untersuchung allein, deren sich Bagucnin fast ausschliess- Feriscn: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 957 lich befleissigte, führt beim Studium der Schiehtung in den Platten nicht zum Ziel, wie ich aus eigener, bereits vieljähriger Erfahrung über diesen Gegenstand behaupten darf. Hier sind äusserst feine (o"”oo5 etwa messende) Durchschnitte möglichst vollkommen con- servirter Platten erforderlich, wie sie erst die moderne Technik her- stellen lehrte. An solchen Schnitten erkennt man ohne Schwierigkeit, dass es sich nicht um Zeichnungen handelt, welche an Muskeln erinnern, sondern dass in der Mormyrus-Platte ein Gewebe in wechselnder Mächtigkeit auftritt, an dem die complieirte Muskelquerstreifung in ausserordentlich vollkommener Weise erhalten blieb. Die be- kannte Figuration erscheint stellenweise so deutlich, dass man ver- sucht sein möchte, die Muskelstructur an diesem Theil des elektrischen Gewebes zu studiren; die quergestreiften Muskelbündel liegen aber nicht in der oberen Schicht, sondern bilden eine mitt- lere Lage von wechselnder Mächtigkeit. Hält man die beiden soeben angeführten Beobachtungen, nämlich die Verbindungen von vorderen mit hinteren Schichten der Platten, sowie das Auftreten wechselnd erhaltener Muskelsubstanz zwischen denselben zusammen, so stellen sich die Platten in ihrer Entwickelung als abgeplattete Säcke dar, die im Innern die sich umwandelnde Muskelsubstanz umschliessen. Dieser durch die Thatsachen sich auf- drängenden Anschauung gemäss bildet die Scheide des Muskelprimitiv- bündels die histologische Unterlage sowohl für die vordere als auch die hintere Schicht; während aber die erstere die gelockerten Muskel- theilchen als elektrische Molekeln in neuer Anordnung in sich auf- nimmt, verbreiten und vervielfältigen sich in der letzteren die Theilchen der eintretenden nervösen Elemente. Die wirklich zu beobachtende Structur der genannten Schichten entspricht durchaus der eben gegebenen Darstellung. Die vordere Schicht zeigt unter einem feinen cuticularen Saum eine senkrecht zur Plattenrichtung gestellte Anordnung zarter, etwas stärker lichtbrechen- der Körncehen in undeutlichen Reihen, ähnlich wie ich es von der Torpedo-Platte beschrieben habe; bei der hinteren ist dies nicht in gleichem Maasse der Fall, doch sieht man an guten Querschnitten, dass die Körnehenpunktirung nicht ganz so regellos ist als die frische Untersuchung glauben machen könnte. Anschliessend an den auch hier vorhandenen cuticularen Saum ordnen sich die groben, durch Osmium ziemlich dunkel färbbaren Körnchen zu locker gestellten, kurzen und wenig deutlichen Reihen aus spärlichen Elementen ge- bildet, welche Bildung dem sogenannten »Palissadensaum« der Torpedo- Platte gleichwerthig sein dürfte. Ich wiederhole, dass wirkliche Fort- 83* 58 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. Oetober. sätze der Fibrillen des anschliessenden Bogensystems in der Schicht selbst nicht mehr kenntlich sind. Die beschriebene Plattenstructur erweckt mehr als bei den anderen elektrischen Fischen die Hoffnung auch unvollständig entwickeltes elektrisches Gewebe zu finden, da es überhaupt noch solchen un- fertigen, musculären Eindruck macht. Diese Hoffnung geht auch unzweifelhaft in Erfüllung. Die Organe sind keineswegs als eine gallertige Substanz in geschlossene fibröse Kapseln eingeschlossen, wie es zuweilen angegeben wird, sondern die Grenzen gegen die benachbarten Muskeln sind überhaupt nicht scharf, indem sich das gewucherte Bindegewebe derselben weit nach vorn zwischen die nor- malen Muskeln als dichte, weissliche Masse hineinzieht und die Bündel aus einander drängt. Vorn und hinten an den Organenden bleibt ein recht beträchtlicher Theil, der dem Schleimgewebe zwischen den Platten durchaus ähnlich ist, übrig, in welehem nur die Platten selbst fehlen. Ähnliche Verhältnisse liessen sieh auch bei Gymnohıs und Malopterurus an bestimmten Stellen der Organe nachweisen, und habe ich solehe Substanz dort bereits als »taubes elektrisches Gewebe« beschrieben. Bei den Mormyrus-Arten ist es besonders am vorderen Organende stark entwickelt. Hier finden sich auch eigenthümliche Muskelbündel, welche mir schon im Jahre 1881 als offenbar im Sinne einer Aufquellung verändert auffelen. In der That sind es vorwiegend die Scheiden, deren Quellung zu beobachten ist, während der quergestreifte Inhalt, den festen Ansatz verlierend, nicht mehr die straffe, regelmässige An- ordnung der normalen benachbarten Primitivbündel zeigt. Am hintern Organende, wo das taube Gewebe auch nur als schmale Kappe auf- liegt, wird nichts dergleichen gefunden, und man erhält so die An- schauung, dass die Organentwickelung von hinten nach vorn vor- schreitet, vorn aber einen sichern Abschluss gar nicht erlangt hat. Es macht sich so im Vergleich zur Entwickelung der Torpedo- Platten ein bemerkenswerther Unterschied geltend, indem bei dieser die Muskelprimitivbündel gar nicht erst zur vollen Ausbildung ge- langen, sondern die Fibrillen bereits unter Kernvermehrung in die Plattenbildung übergehen, den gewucherten Scheidenelementen dagegen eine mehr passive Rolle zugewiesen wird. Im Darwın’schen Sinne wäre der Vorgang etwa so zu deuten, dass bei der Umwandlung von Muskeln in elektrisches Gewebe an dem Zitterrochen die abgekürzte Vererbung einen höheren Grad er- reicht hat als am Nilhecht, was wiederum für längere Andauer des Processes bei jenem sprechen sowie die erreichte höhere Stufe der Vollkommenheit erklärlicher machen würde. Frırscn: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 499 Zur Vervollständigung der Reihe von Umbildungsformen wäre es er- wünscht am Mormyrus auch Muskelprimitivbündel nachzuweisen, welche eine beginnende Abplattung von vorn nach hinten und verschieden hocehgradige Anordnung in der queren Richtung erkennen liessen. Solche Formen haben sich bisher durchaus nieht gefunden, und man muss daher annehmen, dass von dem gewissermaassen vorbe- reiteten Muskelmaterial schon im Embryo ein Theil zur Plattenbildung gelangt, ein anderer dies Ziel aus irgend welchem Grunde nicht er- reicht. Bei diesem Plattenbildungsprocess muss das Gewebe einen sehr hohen Grad von Schmiegsamkeit haben, der dem flüssigen Zu- stand nicht fern steht. Nur so lässt sich die wechselvolle, höchst sonderbare Anfügung der Nerventräger an die Platte erklären, welche einen dreifach verschiedenen Typus bei den einzelnen Arten zeigt. Wie erwähnt fügen sich die nervösen Elemente, die in den Nerventrägern verlaufen, stets der caudalen Seite der Platten: an, die Zapfen aber, welche die Nervenfibrillen aus den markhaltigen Nervenfasern übernehmen, haben eine ganz ungleichartige Stellung. Das einfachste Verhalten ist, dass die von den Nervenbündeln um- fassten Zapfen hinten an der Platte liegen, zu der sie gehören und, sich verzweigend, in die Bogensysteme übergehen, um mit der hinteren Plattenschicht zu verschmelzen. So findet man es bei den langrüss- ligen Arten wie M. oxyrhynchus, cachiwe, longipinnis u. Ss. W. Oder die Zapfen lagern vor den zugehörigen Platten, durch- bohren, leicht verschmälert, die Plattensubstanz, um alsdann schnell diehotomisch verzweigt ebenfalls von hintenher mit der Platte zu- sammenzufliessen. Um die Durchtrittstellen häuft sich die quer- gestreifte Substanz der mittleren Schicht wie eine Wulst an, während jenseits die Zapfen wie durch Strangulation Anschwellungen bilden, welche von Ecker sehr ungeeigneter Weise als »Ganglien« in Anspruch genommen wurden. Dies Verhalten zeigen die Arten ohne Rüssel wie Hyperopisus dorsalis, Mormyrus cyprinoides, Mormyrops anguilloides. Endlich gelang es mir noch eine dritte Art der Anfügung nach- zuweisen, bei welcher die Zapfen ebenfalls wie bei den langrüssligen Nilhechten auf der Hinterseite ihrer Platten lagern. Sie durch- bohren, an ihrem Verbreitungsbezirk nahezu angelangt, die Platte wie bei den ungerüsselten, doch verzweigt sich der Zapfen nicht, sondern kehrt nach sofortiger Rückwärtskrümmung, noch- mals die Substanz durehsetzend. auf die hintere vorschrifts- mässige Seite zurück, um sich hier in der regelmässigen Weise anzufügen. Derartige Doppeldurchbohrung zeigten mir die abge- platteten Arten mit abwärts gestellter Mundöffnung M. Isidori und bovei. (Siehe Fig. 4.) 960 Gesammtsitzune vom 5. November. — Mittheilune vom 22. October. oO fo} Fig. 4. Querschnitt zweier Organplatten, doppelt durchbohrt von den Zapfen. Mormyrus Isidori. Verg. 10. pl —= Elektrische Platten, Zu — Zwischenschicht, # — Äussere Organfaseie, z — Zapfen. Zwischen den Plattenschichten Reste quergestreifter Muskelsubstanz. Der Pfeil bezeichnet die Stromesrichtung. Wenn man Angesichts der vollzogenen Thatsache bei diesem sonderbaren Verhältniss von »Durchbohrung« spricht, so bin ich gleichwohl fest überzeugt, dass der entwickelungsgeschichtliche Vor- gang ein durchaus anderer ist, und dass die früh in ihrer besonderen Gestaltung angelegten Nervenverzweigungen auch die Form der Träger bestimmen, die Plattensubstanz aber sich an diesem System später in querer Richtung ausbreitet. Es wird alsdann auf die Wachsthums- verhältnisse der Nerven und ihrer Träger ankommen, wie stark sie sich krümmen, um eine einfache quere Ausbreitung der fast flüssigen Plattensubstanz zwischen ihnen zu ermöglichen oder bei stärkerer Krümmung ein Umfassen der Zapfen in einfacher oder doppelter Hinsicht nothwendig zu machen. Da die Stromesrichtung bei allen bisher untersuchten Arten die gleiche ist, so ergiebt sich daraus, dass die Stellung der Nerven und ihrer Träger auf die Funetion einen bestimmenden Einfluss nicht haben kann, sondern dass es eben die kleinsten Elemente der Platte selbst in ihrer besonderen Anordnung sind, auf denen die Leistung des Organs beruht. Zur genaueren Feststellung der Vorgänge wird man der embryo- logischen Untersuchung so wenig wie beim Zitterwels entrathen können; leider ist auch die Entwickelung des Nilhechtes noch ebenso unerforscht als die des Zitterwelses. Hier ist der Zukunft noch viel vorbehalten; sind doch sonderbarer Weise nicht einmal die Geschlechtsorgane der Mormyriden genügend bekannt. Frrrscn: Weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 961 Beobachtungen über den Bau der Geschlechtsorgane. oO 5 Wenn man die Häufigkeit der vielen, hierher gehörigen Arten in den Flüssen Africa’s und ihr regelmässiges Erscheinen auf den Märkten des Landes berücksichtigt, so klingt es wie ein Märchen, wenn man in den Autoren liest: »Die Männchen dieser Fische wurden bisher nicht beobachtet.« Meist schweigt man sich über den Bau der Geschlecehtsorgane vollständig aus. Die Hoffnung später einmal an embryonales Material zu kommen veranlasste mich diese Organe an zahlreichen Individuen einer genauen Untersuchung zu unterwerfen. Dabei ergab sich zunächst die auf- fallende, sehr unbeachtet gebliebene Thatsache, dass die Ausbildung der Keimdrüse einen ganz einseitigen Charakter trägt. Man findet in der linken Seite der Bauchhöhle einen länglichen Körper, der im unentwickelten Zustande bei manchen Arten (M. cypri- noides) einer kurzen, platten Schote gleicht, bei anderen (z. B. H. dor- salıs) ist er mehr bohnenförmig, mit wulstigen Erhebungen, oder un- regelmässig gelappt (M. Isidori, M. bovei). Bei starker Entwiekelung wird das Organ sackförmig, erfüllt die ganze, sonst auffallend leere Leibeshöhle und lässt schon mit unbe- waffnetem Auge die darin enthaltenen Eier erkennen; es stellt sich also als ein einfach vorhandenes Ovarium dar. Noch im Februar fand es sich auch bei grösseren Fischen ausserordentlich unentwickelt und verleitete zu der Annahme, dass die Laichzeit sehr fern sein müsse. Aber schon Anfang März wurde zu Damiette ein M. oxyrhynchus von etwa 30° Länge gefangen, welcher einen etwa halb entwickelten Eierstock aufwies, mit Eiern vom Durchmesser des feinsten Schrotes. In der zweiten Hälfte des März ergab die Untersuchung eines recht STOSSen, 47 fangen wurde, einen vollkommen ausgebildeten Eierstock mit Eiern em messenden Mormyrus derselben Art, der bei Cairo ge- von 1" 5 Durchmesser, welche der Reife jedenfalls sehr nahe standen. Mit Rücksicht auf die wichtige embryonale Entwickelung wäre es doppelt erwünscht auch Fische mit reifen Samen-Elementen zu finden, dies hat aber bisher aus unaufgeklärten Gründen nicht glücken wollen. Zuweilen sieht man aber kleine, schmächtige Exemplare verschiedener Arten, in denen trotz des sorgfältigsten Suchens selbst das eine unentwickelte Ovarium vermisst wird. Diese allerdings viel selteneren Exemplare dürften die Männchen im nicht geschlechtsreifen Zustande sein. Die jedenfalls auch einseitige Anlage des Hodens ist nicht so leicht sicher festzustellen als ein unentwickeltes Ovarium, weil jeder mikroskopische Sehnitt von solchem die unverkennbaren Primordialeier zeigt, der ruhende Hoden aber wenig Charakteristisches darbietet. 962 Gesammtsitzung vom 5. November. — Mittheilung vom 22. October. Gleichwohl glaube ich den Hoden an den eierstocklosen Individuen in der Nähe der Geschlechtsöffnungen zwischen dem Darm und den Ureteren eingeklemmt gefunden zu haben als einen ziemlich weiten aber kurzen Schlauch von gelbröthlicher Farbe, der im Innern wand- ständige, taschenartige Vertiefungen zeigte, ausgefüllt mit Zellen, welche ruhenden Samenzellen recht ähnlich sahen. Wiederholte Untersuchung bei verschiedenen Arten und zu ver- schiedener Jahreszeit wird mehr Licht in diese noch dunkle Frage zu bringen vermögen. Auch wird das mitgebrachte Material mit Musse genauer zu durchmustern sein, wobei alsdann sich gewiss noch mancherlei neue Thatsachen ergeben werden, manches, was hier nur kurz angedeutet werden konnte, eingehender untersucht werden soll. Berlin, den 13. September 1891. Ausgegeben am 12. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 963 1891. AÄLV. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN | ZU BERLIN. 12. November. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Monmnmsen ı\. 1. Hr. Zeiver las über die Mittheilungen Plato’s über frühere und gleichzeitige Philosophen. 2. Hr. Kırcnnorr legte den folgenden Nachtrag zu seiner Notiz im Sitzungsberichte vom 29. October vor. Nachstehend kann nunmehr das Facsimile einer Copie des Denk- males mitgetheilt werden, welche von Hrn. Korpewry angefertigt worden ist. Die Bruchstücke eines Marmorblockes, welche sich auf ihr zusammengestellt finden, sind vor der Rückfront des Tempels von Neandreia ausgegraben worden; daneben lagen Fragmente einer männlichen Marmorstatue. Der Charakter der Schrift weist das Denkmal in die Mitte oder die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts, eine Lautform, wie öveSnxe, und das Fehlen der Aspiration im Anlaute lassen seine Mundart als die aeolische erkennen. Da, was sich ohne Weiteres lesen lässt, darauf hinweist, dass die Inschrift eine metrische war, welche das Maass eines Hexameters überschritt, und in Verbindung damit die Raum- verhältnisse es ausser Zweifel stellen, dass sie aus zwei Hexametern, und nicht etwa einem Hexameter und einem Pentameter bestand, so wird folgende Losung und Ergänzung Anspruch auf Wahrscheinlich- keit erheben dürfen: Sitzungsberichte 1891. 84 I64 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 12. November. Tevde Fov dvölpavra wepiore]arfaıs] öveSn| xe nnueen apa een: rö malrplos, | öyeuax[eo]. Hermeas, des Agemachos Sohn, bekundet, eine Statue, welche auf der Basis stand, und die, wie es den Anschein hat, sein Vater weihen zu wollen gelobt hatte, hergerichtet und geweiht zu haben. Dass der Verfasser des Epigramms das ı in aydasvra sich als eine metrische Länge zu gebrauchen erlaubt hat, bedarf keiner besonderen Entschuldigung oder Rechtfertigung. In erfreulichem Gegensatze zu der Bedeutungslosigkeit des In- haltes steht der nicht hoch genug zu schätzende Werth, welchen die Inschrift dadurch für uns hat, dass sie uns in den Stand setzt, die Stellung des aeolischen Alphabetes zu denen der übrigen Hellenen endlich mit genügender Sicherheit zu bestimmen, und damit eine schwer empfundene Lücke in unserer Kenntniss von diesen Dingen ausfüllt, welche die ungenügende Beschaffenheit der bisher bekannten altaeolischen Schriftdenkmäler noch immer offen zu halten nöthigte. Wie nämlich der Umstand, dass die langen und kurzen e- und o-Laute in der Schrift nicht unterschieden werden, und daneben die alter- thümliche Gestalt des Theta so wie die des Rho zur Genüge er- kennen lassen, ist das Alphabet unserer Inschrift nicht das zur Zeit ihrer Abfassung übliche ionische, sondern das genau dieselben Eigen- thümlichkeiten aufweisende und denselben Character selbständiger Ent- wickelung bekundende der übrigen altaeolischen Inschriften, welches wir hiernach als das specifisch aeolische zu betrachten alle Veranlassung haben. Leider war es uns bisher bei der Mangelhaftigkeit unseres Quellenmaterials unmöglich festzustellen, in welchem Umfange und in welcher Weise dieses Alphabet die nicht phoenikischen Buchstaben- zeichen in Anwendung brachte, und so lag die Vermuthung nahe, dass das aeolische Alphabet auch auf diesem Gebiete sich in prineipiellem Gegensatze zu dem ionischen befunden habe, wie dies ja von dem Alpha- bete der kleinasiatischen Dorer heutigen Tages als thatsächlich fest- Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 12. November. 965 gestellt gelten kann. Ich gestehe, selbst diese Vermuthung gehegt zu haben; ich habe sie aber nie ausgesprochen und noch viel weniger Folgerungen aus ihr zu ziehen und Hypothesen auf ihr aufzubauen mir herausgenommen. Dass ich recht daran gethan, beweist unsere In- schrift. Denn es kann nicht dem mindesten Zweifel unterliegen, dass das Zeichen + am jetzigen Schlusse ihrer dritten Zeile in wyeuax[ao], d. h. 6 "Aysuayoıo, wie im ionischen Alphabete den Werth eines 2 hat. Bestätigung findet dies durch die ältere Inschrift einer Scherbe von Naukratis bei FLispers PETRIE Naukratis II (1888) n. 840, mit Bezug auf welche mir die HH. FurrwäÄnster und Loescucke, welche die Funde von Naukratis in London eingehend zu studiren Gelegenheit hatten, übereinstimmend versichert haben, dass sie genau von der- selben Fabrieation, wie die die Weihungen von Mytilenaeern tragenden n. 786— 793 sei, und unzweifelhaft ebenfalls von der Insel Lesbos stamme; auf dieser Scherbe ist aber der Name des Weihenden Nearchos NEAPXOZ geschrieben. Wenn es aber hiernach als feststehend be- trachtet werden muss, dass das Alphabet der Aeoler mit dem ionischen in der Bezeichnung der Aspiraten genau übereinstimmte, so wird gegenüber dem Umstande, dass auf den älteren Münzen von Skepsis in der aeolischen Lautform ZKAYION sich der Doppeleonsonant mit Y geschrieben findet, nieht mehr, wie bisher geschehen, mit der Möglich- keit zu rechnen sein, dass diese Werthung des Zeichens auf den Ein- fluss des Schriftgebrauches ionischer Colonisten in Skepsis zurückzu- führen wäre, sondern einfach gefolgert werden müssen, dass, wie in der Bezeichnung der Aspiraten, so auch in der der Doppeleonsonanten Xi und Psi ein Unterschied zwischen aeolischer und ionischer Schrift- weise überhaupt nicht bestanden hat. Erwägt man, dass die oben hervorgehobenen Abweichungen des aeolischen Schriftgebrauches vom ionischen den Beweis liefern, dass er mindestens seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts nicht unter dem Einflusse des letzteren gestanden haben kann, sondern eine selbständige Sonderentwickelung gehabt haben muss, so wird man nicht umhin können zuzugeben, 966 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 12. November. dass die principielle Übereinstimmung aeolischer und ionischer Schrift in dem Gebrauche der niehtphoenikischen Buchstabenzeichen nicht nothwendig auf den Einfluss, den etwa ionischer Brauch auf den der Aeoler geübt, zurückzuführen ist, sondern möglicherweise aus einer gemeinschaftlichen Quelle stammt und schon in viel früheren Zeiten vorhanden war. Ausgegeben am 19. November. 967 1891. XLVI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 12. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 1. Hr. Auwsss las: Die Sonnen-Parallaxe nach den Helio- meter-Beobachtungen der deutschen Venus-Expeditionen von 1874 und 1882. Die Begründung der gefundenen Werthe aus dem Durchgang von 1874: = = 8'873 m.F.+ 0062 aus dem Durchgang von 1882: mr = 8.883 m.F.+ 0.037 oder im wahrscheinlichsten Mittel zT 8.880 m.E. + 0.032 erfolgt ausführlich in Band V des »Berichts über die deutschen Be- obachtungen der Venusdurchgänge von 1874 und 1882«. Ein Aus- zug aus dem heutigen Vortrage erscheint demnächst in den Astrono- mischen Nachrichten. 2. Hr. Loruar Mever, correspondirendes Mitglied der Classe, über- sendet eine Mittheilung zur Theorie der Lösungen. Dieselbe er- scheint in einem der nächsten Stücke dieser Berichte. 3. Hr. Weierstrass überreicht den siebenten und letzten Band der unter seiner Leitung von der Akademie veranstalteten Gesammt- ausgabe der Werke von 0. G. J. JacoBı. Ausgegeben am 19. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1891. 85 n: lau aadnari] BeIencnUTIEon Ela nt Ba h F m * > P7 un Sen n. NE m. An Wh: A WE Kult Dr EIN 4 aha EEE v4 Fe Hal) “sh balhät Denia 97 rat Asilkal, Au? Br R: r e r h in er j E IUTPR RRZN! Tut ER YW . Auen FR 7 I > I ent a 5 FIRr Y M Dh | “in Se "> R a ee) ih 14 ine ö i Sn y A 1 f * f ir PR! ’ . ' } f f E) st der a Da 5 PN-TP, I wu ! | A Fra j TA ee Ey jet} } MET NIN - Fr un? =; j h Bu l vll) ’ THnezın,. tn 7 ur) um j ” KUAS 7 PIE TE DR BETT TO I alien) MR Bein aan tn Marta BT Di nn 12 PAUL, a, j HRee uaahie PET enger. ur a BL Ar F nt la ee DE TREE TENEEUSELA BEE BE. 1). DRG rum gul,n Te re Hl. LT EN). PER IT ET. 2 RAT Fra | ey Al lo [me Ka: aachen, Hecht nlialtarg Er 2 MN. ul, DER hin TRUE Air? Rem uw al aathasıid Tr Ries rar NUT Hayı up Pa Ne De LU ya ASULDYT SE IT. sunllaeriin LIERt “ae Ta | EN RE: ii Re a wu I Re 969 1891. ALVEL SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 19. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Curriıus. l. Hr. Roru legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. F. Rınse in Berlin vor: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. Die Mittheilung erfolgt umstehend. 2. Hr. von Sygeı legte vor den achtzehnten Band der Correspondenz FrıepricH's des Grossen. 3. Hr. Dümnter überreichte den neuesten Band der Monumenta Germaniae historica, enthaltend Enıker’s Weltchronik. Sitzungsberichte 1891. 86 nt \ tue ES rin et : 4, Be | Ben . Yigg RT ROHR: Er. KSTHAN JEMIRRNTE HN Na aur> « | NE: VEIRE | | | { u < - \ BUSSI hs yo 4] N rd ee rer BR hi ae AU haar ne Lv DERR IR EN ET et ae Knauf ana = - vr. . ’ FE ü N SE RE Dr al fa rel REEL FE hal DE Melle, »al% near) Fe E aa, Yalı bh rang ar idw Burianie! sn “ Br: = Y R, un db) FL. anti ealailins IT, DW. ; m 48 Bralinagere I Te ET ES NE CT 371 Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. Von Dr. F. Rınne in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Rorn.) Hx man, von Osten kommend, die hochgelegene Ebene des Reinhards- waldes in der Höhe der Sababurg durchquert und den Wald, welcher das Buntsandsteingebirge in reicher Weise bedeckt, verlassen, so er- öffnen sich dem Blick das malerische Esse- und Diemelthal, die sich hier parallel der Längsrichtung des Reinhardswaldes von Süden nach Norden der Art hinziehen, dass das Diemelthal die nördliche Fort- setzung des Essethales bildet. Unter den Bergen, welche die Thäler begrenzen, ziehen vereinzelte, aber bedeutende, basaltische Erhebungen das Auge auf sich. Im Süden erblickt man bei Hofgeismar die Kuppen des Schöneberges und Westberges, aus Feldspathbasalt und Melilith-Nephelinbasalt bestehend. Im Westen fallen die Feldspath- basaltkuppe des Deiselberges und der Hohenberg auf. Der letztere ist Gegenstand der folgenden Beschreibung. Von dem gewählten Standpunkte aus führt der Weg durch das Diemelthal die westliche Berglehne hinan, deren obere Abhänge nicht wie die östliche aus Buntsandstein, sondern aus Muschelkalk bestehen. Fortschreitend gelangt man in die Keuperformation, welche der zu beschreibende Basalt durchbrochen hat. Vom Hohenberge aus über- blickt man nach Westen zu eine stundenlange und -breite Keuper- platte, auf deren Ostrande man steht. Vereinzelte Basaltdurchbrüche sind auch hier wiederum zu verzeichnen. Vor allem fesselt der Desen- berg bei Warburg durch seine schlanke Kegelform das Auge. Er besteht aus Limburgit. Die übrigen Basaltvorkommnisse auf der Keuper- platte sind weniger aus der Ferne auffallend. Zu erwähnen sind die des Hüssenberges bei Eissen (Nephelinbasalt), des Weissholzes bei Lütgeneder (Feldspath führender Limburgit), von Daseburg und des Eckensteins bei Daseburg (beide Limburgit). 86 * or an . 972 Gesammtsitzung vom 19. November. Inmitten dieser im Obigen kurz gekennzeichneten Umgebung er- hebt sich der Hohenberg als flache Kuppe. Dieselbe soll nach den Aus- sagen der Bewohner von Bühne früher wesentlich höher gewesen sein als jetzt. Alter, noch jetzt reger Steinbruchsbetrieb soll sie beträcht- lich erniedrigt haben. Die Art des Vorkommens des in Rede stehenden Basaltes ist eine zweifache, von denen die eine eine ungewöhnliche und merk- würdige ist. Zunächst gewahrt man in dem Steinbruche an der Westseite des Berges das Gestein in Massen anstehend, die zum Theil eine sehr grobe, säulenförmige Absonderung wahrnehmen lassen. Die einzelnen, kurz und dick säulenförmigen Theile haben Durchmesser von 6 und mehr Fuss. Ganz ähnlich ist das Vorkommen in einem zweiten, wie der erwähnte dem Baron SpiesrL in Bühne gehörigen, benachbarten Steinbruche. Hingegen ist man bei Durchsuchungen des Berges nach Basalt, welche die Gemeinde Bühne anstellen liess, auf eigenthümliche, an der Oberfläche ungefähr kreisförmig ein- schneidende, kleine Basaltmassen gekommen. Die Durchmesser dieser Kreise betragen nicht mehr als etwa 3”. Diese Basaltmassen liegen in Abständen von einigen Metern nebeneinander und sind durch Keuper- mergel von einander getrennt. Zwei dieser kleinen Vorkommnisse sind weiter verfolgt worden. Man erkennt nunmehr, dass der Basalt die Ausfüllung nach unten sich verengender Hohlräume im Keuper dar- stellte. Diese Hohlräume besitzen verhältnissmässig glatte Wände. Ihre Tiefe beträgt ungefähr 3”. An dem erstuntersuchten dieser Vorkommnisse hat sich nach Aussage der Arbeiter der Basalt in den mittleren Theilen fest und compact erwiesen, während er nach dem Rande zu schlackig ausgebildet war. Der feste Basalt war zur Zeit meines Besuches aus dem Vorkommen entfernt. Einzelne Stücke lagen noch in der Nähe. Der schlackige Mantel war noch zum Theil zu beobachten. Ähnliche Verhältnisse liessen sich an einem zweiten Vor- kommen feststellen. Das Loch ist hier im Querschnitte nicht kreis- förmig, sondern ein wenig in die Länge gezogen. Die Mitte barg festen Basalt, der Randtheil war schlackig. Man konnte indess be- merken, dass auch eine Wechsellagerung von festem und löcherigen Basalt nahe dem Rande des Loches vorhanden ist. Es folgt hier auf festen Basalt nach aussen zu gerechnet eine etwa fussdicke Lage schlackigen Gesteins und hierauf wieder compaeter Basalt. Das Ungewöhnliche bei diesen letztbeschriebenen Vorkommnissen liegt nicht in der verschiedenen Structur des Basaltes auf so eng begrenztem Raume, denn es ist bekanntlich keine seltene Er- scheinung, dass Basalt in der Contactnähe schlackig, weiter ent- fernt vom Nebengesteine fest erscheint. Eigenartig erscheint jedoch Rınne: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 318 das Vorkommen von Basaltmassen in spitz napfförmigen Höhlungen, die jedenfalls vor Erguss des basaltischen Magmas bereits vorhanden waren. Die Zuspitzung der Hohlräume nach unten und das Vorhanden- sein schlackigen Basaltes auf dem Grunde der Höhlungen legt die Ver- muthung nahe, dass in der That unten geschlossene Hohlräume vor- lagen, in welche das Basaltmagma von oben hineinfloss, und nicht die oberen Theile von »Stielen« basaltischer Eruptionsmassen. Indess ist es erwünscht, diese wegen ihrer geringen Ausdehnung unter verhältnissmässig nur wenigen Schwierigkeiten zu untersuchenden Vor- kommnisse durch Grabungen weiter zu erforschen, ein Vorgehen, das dem Verfasser zur Zeit nicht möglich war. Der Basalt des Hohenberges beansprucht ein besonderes Interesse wegen seiner, in der Gegend des Habichtswaldes seltenen, petro- graphischen Ausbildungsart als Melilith- Nephelinbasalt, wegen der zahlreichen wie Fremdlinge in den Basalt eingebetteten Massen, sowie wegen reichlich vorhandener, zum Theil seltener Mineralien, die in den Hohlräumen des Gesteins sich vorfinden. Das zu besprechende Material soll in folgenden Gruppen zur Betrachtung kommen. ı. Protogene Bildungen des Basaltes. 2. Wesentliche Bestandtheile des Basaltes. 3. Einschlüsse des Basaltes. 1. Protogene Bildungen des Basaltes. Mit diesem Namen sollen die Massen bezeichnet werden, die als die ältesten Ausscheidungen des basaltischen Magmas aufgefasst werden können, jedoch nach Art der Einschlüsse in der Hauptmasse des Gesteins sich vorfinden. Solche Bildungen, bekanntermaassen keine seltene Erscheinungen bei Ergussgesteinen, sind von SAUER" »endo- gene Einschlüsse« genannt worden. Ich ziehe es vor. den Begriff der Einschlüsse auf die Massen zu beschränken, welche ihre Ent- stehung nicht dem Magma verdanken, dessen Verfestigungsproduet sie nunmehr umgibt, und welche mithin immer »exogen« sind. Bei dem in Rede stehenden Basalt kommen an protogenen Bildungen besonders Olivin- und Feldspathmassen in Betracht. a. Die protogenen Olivinmassen. Das makroskopische Aussehen dieser Massen weicht vielfach von der typischen Ausbildungsweise der »Olivinknollen« ab, wie sie so ! A. Saver: Erläuterungen z. geolog. Specialkarte d. Königr. Sachsen. Section Wiesenthal. S. 68. 1884. 974 Gesammtsitzung vom 19. November. häufig in Basalten gefunden werden. Nur wenige der gesammelten Stücke weisen den normalen Bestand von reichlichem Olivin, dunklem Bronzit, grünem Augit und Picotit auf. Abgesehen davon, dass das Mengenverhältniss dieser Substanzen in den einzelnen Knollen ein verschiedenes ist und auch die Korngrösse schwankt, fällt vor allem das häufige Vorkommen von violettgrauen bis schwärzlichen Flecken in den Olivinmassen auf. Die Flecke erscheinen als läng- liche und rundliche, bis '/,°” grosse, meist aber kleinere Durchschnitte auf den Bruchtlächen durch die Knollen. Besonders auffällig sind ähnliche Flecke, aber von heller, violettweisslicher Farbe, in einem Bruchstücke, welches sich überdies durch die reichliche Anwesenheit etwa 1—2"" grosser, tiefschwarzer Picotitkörner auszeichnet. Das betreffende Stück gewinnt durch die Anwesenheit der Flecke ein variolitisches Äussere. Die mikroskopische Betrachtung der normalen, fleckenlosen Knollen bestätigt im wesentlichen die früheren Erfahrungen. Deutliche Krystall- formen kommen nicht zur Beobachtung. Der Olivin stellt sich, abgesehen von Schaaren von Flüssigkeitseinschlüssen sowie Gasporen, welche meist auf gekrümmten Ebenen liegend sich durch die Krystalle hindurch- ziehen, als recht reine Substanz dar. Selten sind Picotiteinschlüsse in ihm wahrzunehmen. Bronzit und der monokline Augit hingegen führen ausser Flüssigkeits- und Gasporen auch die bekannten, beim rhombischen Augit mehr stäbchen-, beim monoklinen Augit mehr blättehenförmigen, bräunlich gelben Einschlüsse. Der nicht häufige Picotit bildet lappige Durchschnitte von licht kaffeebrauner Farbe. Öfters ist nun das mikroskopische Bild ein wesentlich anderes. Es treten dann Umänderungen hervor, welche die Olivinmassen unter dem Einflusse des Magmas erlitten, als sie, aus der Tiefe mit diesem empordringend, unter andere Bedingungen kamen, als die waren, unter denen sie entstanden. Eingehende Untersuchungen über der- artige Umänderungen von Olivinknollen hat vor allem BueigTrEu' gemacht. Es handelte sich bei den von ihm beschriebenen Fällen um die Einwirkung von Feldspathbasalt auf die Olivinknollen. Bei dem in Rede stehenden Gesteine vom Hohenberg hat man es mit einem Melilith - Nephelinbasalt zu thun. Nichtsdestoweniger sind mannigfache Übereinstimmungen in dem Umänderungsprocess zu ver- zeichnen. Besonderheiten sollen sofort hervorgehoben werden. Die Einwirkung des Magmas auf die einzelnen Mineralien äussert sich folgendermaassen. “ K. Breigrreu: Beiträge zur Kenntniss der Einschlüsse in den Basalten mit besonderer Berücksichtigung der Olivinfels-Einschlüsse. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. 1833. S. 489. Rınne: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 073 Olivin. Die deutlichen Veränderungen, welche der Olivin erleidet, kennzeichnen sich dureh die Ausbildung eines Hofes von Olivinkörnern um die Kerne ursprünglicher Olivinsubstanz. Es lässt sich nicht ver- kennen. dass die Höfe durch randliche Umkrystallisation des Olivins zu Stande gekommen sind. Die einzelnen, rundlichen und länglichen Körner des Hofes lassen zum Theil Krystallformen wahrnehmen, im Gegensatz zu den ursprünglich vorliegenden Olivinmassen. Häufig zeigen sie allerlei Einbuchtungen und erinnern dadurch an die sieb- artig durchlöcherten und mit schlauchförmigen Einbiegungen ihrer 'Ränder versehenen Formen mancher Contaetmineralien. Vielfach führen die Körner grosse Einschlüsse farblosen Glases, das oft eine der Längsrichtung des Wirthes sich anpassende, wurmförmige Gestalt besitzt. Fernerhin kommen kleine Piecotitkryställchen als Einschlüsse in den neugebildeten Olivinen vor. Letztere sind zum Theil noch mit dem grossen Olivinkern, von dem sie stammen, parallel gelagert. Ist diess nicht mehr der Fall, so kann man doch häufig eine Parallel- lagerung der Kryställchen unter sich auf kleinen Bezirken feststellen. Zwischen sich lassen die kleinen Olivine nur geringfügige Lücken frei, die dann mit einer isotropen Substanz, die man für Glas halten kann, gefüllt sind. Bronzit. Bei der Vereinigung von Olivin, Bronzit und mono- klinem Augit in den Olivinknollen lässt sich bei eintretenden Ver- änderungen nicht immer mit Bestimmtheit sagen, welchem Mineral als Ursprungsmaterial die entstandenen Umwandlungsproducte zuge- hören, da letztere besonders an den Rändern der Körner sich zeigen, wo häufig verschiedene Mineralien aneinanderstossen. Die Beurthei- lung wird erleichtert, wenn man von den Körnern ausgeht, welche einzeln im Basalte eingebettet liegen. Man findet nun im Basalt des Hohenberges nicht selten Augitmassen von Erbsen-, Wallnussgrösse und auch beträchtlicheren Dimensionen. Zum Theil sind dieselben rhombischer Augit. Derselbe hat ein glänzendes, glasartiges Äussere und eine grünlich braunschwarze Farbe. Umgeben sind die Körner von einem bis 2'/,"” breiten, gelbgrünen Saume. Zerschlägt man ein solches Augitkorn, so bilden sieh längliche Theilstücke, an denen man die orientirte Auslöschung in allen Richtungen senkrecht zur Längserstreckung und den charakteristischen Pleochroismus des Bronzits leicht feststellen kann. Im Dünnschliffe erhält man eine weitere Bestätigung der rhombischen Natur des Augits durch die niedrigen Polarisationstöne, welche den hierhergehörigen Mineralien eigen sind. Die Substanz des Augites erweist sich frei von Mineraleinschlüssen. Auf gekrümmten Ebenen durchziehen ihn Flüssigkeits-, Luft- bez. leere Poren. Der Rand des Krystalls ist unregelmässig ausgezackt. In - = € 7 976 Gesammtsitzung vom 19. November. sein Inneres dringt die Substanz des Saumes mehr und minder tief ein. Dieser Saum besteht aus einer Schaar von klaren Körnern, die im allgemeinen an den dem Bronzit nahe gelegenen Stellen verhält- nissmässig gross ausgebildet sind und einzeln liegen, nach aussen zu kleiner werden und gedrängt sich an einander legen. Die zwischen ihnen bestehenden Lücken füllt ein globulitisch gekörneltes, gelblich braunes Glas aus. Im Gegensatz zu dem schwach doppelbrechenden Bronzit besitzen die Körner seines Hofes eine sehr starke Doppel- brechung. Ihr Relief erscheint sehr hoch. Zuweilen sind deutliche Krystallformen an den grösseren Körnern zu erkennen. Dieselben weisen wie die erwähnten optischen Verhältnisse darauf hin, dass hier Olivin vorliegt. Besonders deutlich treten das charakteristische Doma 2P & (021) und oo P& (010) hervor. Die Kryställchen beher- bergen reichlich rundliche und schlauchförmige Glaseinschlüsse. Es liegt hiernach eine eigenthümliche Umänderung des Bronzits vor. Unter dem Einflusse des Magmas ist seine Randsubstanz ge- schmolzen und zum Theil wieder als Olivin auskrystallisirt. Der Rest erstarrte zu Glas. Die Umgrenzung des Olivinsaumes wird auf einzelne Strecken durch hier reichlich vorhandenen, violettbräunlichen Augit des Basaltes bewirkt. An anderen Stellen hat sich Magneteisen in beträchtlicher Menge angesammelt. In gleich deutlicher Weise wie bei den einzeln liegenden Bronziten sind die Umänderungen dieses Minerals in den Olivinknollen nicht häufig zu sehen. Meist besteht der Saum in der Umgebung des Bronzits aus so dieht gedrängten Körnern, dass ihre Natur schwer zu erkennen ist. In anderen Fällen lässt aber auch in den Dünnschliffen durch die Olivin- knollen die Deutlichkeit der Erscheinung nichts zu wünschen übrig. Die Umänderungen, welche die mit Becker! zu reden »ange- griffenen« Bronzite erlitten haben, wurden von BLEIBTREU (a. a. O.) dahin gedeutet, dass der rhombische Augit in monoklinen Pyroxen umgewan-, delt sei. Indess befähigten ihn die betreffenden, schwierigen Verhältnisse in den von ihm untersuchten Gesteinen nur dazu, eine Vermuthung über die mineralogische Natur des Umwandlungsproductes auszusprechen. Monokliner Augit. Der monokline Augit scheint unter den Mineralien der Olivinknollen die für Contaetwirkungen empfänglichste Substanz zu sein. Die Umänderungen, welche der Augit durch das basaltische Magma erlitten hat, lassen sich zunächst am geeignetsten an einzelnen Massen studiren, die gesondert von den Olivinknollen ! A. Becker: Über die Olivinknollen im Basalt. Zeitschr. d. Deutsch. geol. Gesellsch. 1881. S. 31. Rınne: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. SUN im Basalt des Hohenberges gefunden werden. Es sind rundliche, zuweilen mehrere CGentimeter grosse Körper, die in ihrer Masse ver- schieden gefärbt sind, insofern als in einem matten, etwas violett erscheinenden, bräunlichen Untergrunde einzelne, glasartig aussehende, schwärzlich braune Theile tleckenweise erscheinen. Beide Arten sind monokliner Augit, ja sogar Theile desselben Krystalles und nur durch das Vorhandensein einer grösseren oder geringeren Menge von Ein- schlüssen von einander verschieden. Die mikroskopischen Verhältnisse sind folgende. Die glänzenden Theile des Augits erscheinen im Dünnschliffe als fast reine Substanz. Nur die bekannten, zu grossen Mengen vereinigten, auf gekrümmten Flächen liegenden Flüssigkeits- und Gasporen durchziehen die Masse. Hingegen sind die matten Theile des Krystalls, durch welche die Spaltrisse aus den klaren Partien ununterbrochen fortsetzen, und die mit letzteren zusammen auslöschen, also gleich orientirt sind, voll- kommen durchsetzt von einer ausserordentlichen Menge dicht neben einander liegender Einschlüsse, die zum grössten Theile glasiger Natur sind. Doch fehlen in dem Gewirre auch nicht zahlreiche Gasporen. Die Gestalt dieser Einschlüsse ist eine rundliche, längliche oder auch verzweigt schlauchförmige. Besonders an den randlichen Stellen des Augites erscheint letztere Form als die vorherrschendere. Ausser den Glaseinschlüssen erblickt man in den Augiten eine beträchtliche An- zahl kleiner Körner von Olivin. Sie haben meist eine etwas läng- liche, doch vielfach mit Einbuchtungen versehene Gestalt. Zuweilen erkennt man an ihnen bei Durchschnitten nach © P x (100) die Formen 2P&(o21ı) und &P&(oro). Auch sie führen Glasein- schlüsse. Die Körner liegen unter einander theilweise parallel, obwohl sie nicht zusammenzuhängen scheinen. Dort wo der Augit den Basalt berührt stellen sich noch weitere eigenthümliche Contactverhältnisse ein, die sich dadurch erklären lassen, dass hier ein Weiterwachsen des Augits im Magma stattfand. Man bemerkt nämlich um den im Dünnschliffe fast farblosen Kern des Augits einen Saum, gleichfalls von Augitsubstanz, indess von röthlich violetter Farbe. Diese Zone um den Augitkern kennzeichnet sich ferner durch das starke Zurücktreten der Einschlüsse. Nur spär- lich kommen in ihr besonders Glaseinschlüsse, Magnetitkörner und Apatitnadeln zur Beobachtung. Nach dem Basalt zu bietet der Augit- saum keine regelmässig krystallographische Begrenzung dar. Dass dies indess nicht zu allen Zeiten so gewesen ist, beweist ein sehr charakteristischer Schliff, welcher inmitten des Augitsaumes eine kry- stallographische Formbegrenzung erkennen lässt, die sich durch eine reihenförmige Anordnung sehr kleiner Einschlüsse kennzeichnet. Über - x ä n 978 Gesammtsitzung vom 19. November. die einstmalige Grenzlinie setzt sich der Augitsaum noch weiter fort, und schliesslich endet er gegen den Basalt mit einer unregelmässigen fein ge- zähnelten Grenzlinie. Die Auslöschung des rothbraunen Augitsaumes ist mit der des Kernes im Groben die gleiche, doch ist ersterer durch eine ausgeprägte Zonarstruetur ausgezeichnet, die im parallelen, polarisirten Lichte durch etwas von einander abweichende Auslöschungsrichtungen der einzelnen Zonen hervortritt, und die dem Augitkerne fehlt. Die Basaltmasse biegt sich zuweilen buchtenförmig in den Augit hinein. Hier ist dann an einigen Stellen ein besonderer Reichthum des Gesteins an Nephelin zu verzeichnen. Die Eigenthümlichkeiten der monoklinen Augite in den Olivin- knollen lassen sich nun an der Hand der erworbenen Kenntnisse über die einzeln im Gesteine befindlichen Pyroxene leichter überschauen. Auch in den Olivinknollen hat der monokline Augit vielfach Um- änderungen erfahren. Am bedeutendsten sind dieselben in den Knollen, welche durch die oben erwähnten, violettgrauen Flecke ausgezeichnet sind. Es sind die Olivinmassen, welche auch die beschriebenen Um- änderungen am Olivin und Bronzit in besonders deutlicher Weise zeigen. Hin und wieder zwar entdeckt man auch in ihnen noch ein Stück normalen, monoklinen Augites, welches sich abgesehen von den auf gekrümmten Flächen liegenden Flüssigkeits- und Gaseinschlüssen als reine Substanz erweist. Diese unversehrten Kerne gehen dann aber nach aussen in eine Zone über, welche ausserordentlich zahl- reiche Glaseinschlüsse führt. Man erkennt diese Ränder bereits bei makroskopischer Betrachtung des Dünnschliffes durch ihre matte, graugrüne Farbe. Es ist: diese Verschlackung eine Erscheinung, die, wie erwähnt, auch bei den lose im Basalt liegenden Augiten in vor- züglicher Deutlichkeit auftritt. Gleicherweise wie bei letzteren kann man dann fernerhin auch wahrnehmen, wie dort, wo solche monoklinen Augite an die basaltische Masse stossen. ein Weiterwachsen statt- gefunden hat. Man erkennt deutlich den röthlich braunen Augitsaum um den helleren Kern. Hiermit ist das Maass der Umwandlung des monoklinen Augits indess noch nicht erschöpft. Es stellen nämlich, wie man durch Übergänge zuweilen erkennen kann, die erwähnten, violettgrauen Flecke ein weiteres, stärkeres Maass der Umänderung vor. Diese Partien werden im Dünnschliffe erst bei grosser Dünne des Praeparates durch- sichtig. Man erkennt bei der mikroskopischen Untersuchung, dass die betreffenden Stellen aus einer Schaar von Augiten von licht röthlich brauner Farbe bestehen, die von einer ausserordentlich grossen Anzahl kleiner Picotitoktaeder durchsprenkelt sind. Die Augite liegen häufig zum Theil mit ihren Längsrichtungen parallel, stehen auch oft mit Rınse: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 979 einander durch unregelmässige Äste in Verbindung und löschen dann zugleich aus. Zuweilen greifen mehrere solcher Systeme durchein- ander. Die einzelnen Körner, die meist nur an ihren Längsseiten geradlinig begrenzt sind, lassen Lücken zwischen sich frei. Hin und wieder erkennt man in letzteren Olivinkörner, besonders dort. wo grosse Olivinkrystalle die Augitanhäufungen begrenzen. Andere Lücken erscheinen unausgefüllt. Nach aussen zu ist gewöhnlich der Rand der Flecke durch eine Sehnur besonders grosser Picotitoktaeder bezeichnet. Zu erwähnen ist ferner, dass in verschiedenen der Flecke wohlbe- grenzte Nephelinkrystalle besonders randlich zu bemerken sind. Sie sind wohl sicher dem basaltischen Magma zuzuschreiben, welches zum Theil in die fertigen Olivinknollen eindrang und dort als Nephelin erstarrte. Breigtrev, welcher ähnliche Umwandlungen des monoklinen Au- gites wie die oben erörterten bei Olivinknollen aus Feldspathbasalt bespricht, schreibt die Umänderungen zum grossen Theile einer Durch- tränkung der Knollen mit dem Magmarest zu, der später als Feld- spath erstarrte. Ich habe bei vorliegendem Gesteine nicht die Über- zeugung gewinnen können, dass die Contactwirkungen auf einer solchen Durehtränkung beruhen, denn auch mitten in den Knollen, wo nichts von Erstarrungsproducten eines solchen Magmarestes zu erkennen ist, und wohin keine Zufuhrkanäle reichen, haben die Umänderungen Platz gegriffen. Es scheint mir hier nur angebracht, zunächst auf den Einfluss einer wohl plötzlich, vielleicht bei Eintritt einer schnellen und massen- haften Krystallisation, erhöhten Temperatur zurückzukommen. Im Anschluss an die erwähnten Gontaetwirkungen sei hier noch kurz der fast weisslichen Flecke gedacht, welche in einer an Spinell reichen Olivinknolle gefunden wurden. Nur ausserordentlich schwer werden sie beim Schleifen porcellanartig durchscheinend. Man erkennt hin und wieder eine faserige Structur in ihnen. Die Erscheinungsart dieser wohl auch secundären Flecke ist mir räthselhaft geblieben. Besonders erwähnt sei noch, dass der Spinell der Olivinknolle mit den soeben erörterten, variolitischen Partien im Dünnschliff nicht braun, sondern tief moosgrün erscheint. Der Spinell der übrigen Olivin- knollen ist nach Art des Picotits braun durchscheinend. b. Die protogenen Feldspathmassen. Sehr eigenthümliche Feldspathmassen, die sich nicht selten im Basalt des Hohenberges eingebettet finden, halte ich wie die erwähnten Olivinknollen und die einzeln liegenden Bronzit- und Augitmassen für basaltogene Bildungen. Sie stehen mit den Olivinknollen in enger Verbindung. Es mag zunächst befremdlich erscheinen, Feldspath- massen als protogene Bildungen eines Nephelinbasaltes anzunehmen. 80 Gesammtsitzung vom 19. November. Es würde diess voraussetzen, dass ein basaltisches Magma in den ersten Perioden der Ausscheidung Massen verfestigen kann, deren Mineralien später zum Theil nicht mehr zur Entwicklung gelangen. Diese Annahme ist aber auch bei den Olivinknollen zu machen, wenn man sie als Urbildungen des basaltischen Magmas auffasst und auch durchaus nicht befremdlich. Im vorliegenden Falle fordert der Zu- sammenhang der in Rede stehenden Feldspathmassen mit den Olivin- knollen die Annahme einer gleichen Art der Entstehung. Das äussere Ansehen der Feldspathmassen wechselt mit der ver- schiedenen Art und Menge der den Feldspath begleitenden Mineralien. Da indess der grauweisse, glasartig glänzende Feldspath bei allen überwiegt, ist der herrschende Farbenton der dieses Hauptgemeng- theils. Durch deutliche Zwillingsstreifung gibt sich der Feldspath bereits bei makroskopischer Betrachtung als Plagioklas kund. Krystall- formen sind an ihm nicht zu erkennen. Die Krystalle liegen dicht aneinander. Eine zuckerkörnige Struetur ist also nieht zu verzeichnen. Die einzelnen Körner erreichen zuweilen 1°” in ihrer grössten Aus- dehnung. Zwischen ihnen gewahrt man nun die dunkleren Gemeng- theile in wechselnder Menge. In einzelnen, kleinen Knollen fehlen sie fast ganz. In anderen erkennt man reichlich kleine (1— 2" grosse), gleichmässig vertheilte, dunkelgrüne Augite. Im Gegensatz hierzu stehen die Massen, bei denen sich dieser Gemengtheil nur hier und da in der Feldspathmasse findet, aber dann zu em grossen Nestern vereinigt. Schliesslich bemerkt man auch makroskopisch bereits in einzelnen Knollen Olivin. Besonders ein etwa 7” ] ihn in schönen, gelben bis etwa !/,°” anges Stück zeigt grossen Körnern. Dieses Stück wurde durch Hrn. Prof. Jansasch einer Analyse unterworfen. Sie ergab folgende Resultate: SUOL ARTE 2 0 20:24 AI,O, 18.49 He,0,.. ‚0.68 I Oz Ca0 11.59 MgO 12.88 R.0, 1.048 Na.0: 2.81 P;0,,,330:04 S 0.06 EOS 4 13310 100.76 Rınne: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 981 Ein Glühversuch (im Platintiegel) ergab ı.21ı Procent Glühverlust, eine direete Wasserbestimmung ı.1ı Procent H,O. Es wurden Spuren von Mn, Sr, Li und Cl nachgewiesen. GO, konnte nicht ausgetrieben werden. Das specifische Gewicht bei 14° wurde = 2.916 gefunden. Das Gesteinspulver schmilzt im Platintiegel vor der Gebläseflamme etwas schwierig aber vollständig zu einem braunschwarzen, matten Glase zusammen. Die Schmelze des in Säuren unlöslichen Theiles (50.85 Procent) sieht hell olivenfarbig aus. Das mikroskopische Bild des analysirten Stückes ist folgendes. Den wesentlichsten Antheil am Aufbau des Gesteins nimmt der klare Feldspath, der sich durchweg als Plagioklas erweist. Die Krystalle sind aufgebaut aus Lamellen nach dem Albitgesetz. Auch das Periklin- gesetz tritt mit letzterem verbunden nicht selten in Erscheinung. Die Auslöschungsschiefen sind sehr gross, und deshalb dürfte der Feld- spath dem Anorthit nicht fern stehen. Er bildet gewissermaassen den Untergrund, in welchen die übrigen Gemengtheile eingebettet sind. Krystallformen sind an seinen Durchsehnitten nicht zu erkennen. Mit unregelmässigem Rande greifen die einzelnen Körner ineinander. Ihre Substanz ist reeht rein von mineralischen Einschlüssen. Nur selten wurden wohlumrandete Blättchen von braun durchsichtigem Titaneisen bemerkt. Um so reicher sind die Krystalle an anderen Einschlüssen. Zuweilen sind letztere sehr klein. Sie bilden dann feine Pünktchen, die in grosser Zahl den Feldspath erfüllen und ihn grau bestäubt erscheinen lassen, ähnlich wie es bei Gabbroplagio- klasen nicht selten zu sehen ist. Bei anderen findet man Schaaren von Flüssigkeitseinschlüssen, die oft auf gekrümmten Flächen die Krystalle durchziehen. Sie haben mannigfache Formen. Zum Theil sind sie rundlich oder länglich, viele sind schlauchförmig verlängert und auch eigenartig verästelt. Zwischen den Flüssigkeitseinschlüssen bemerkt man ferner Einschlüsse, die wegen ihres sehr breiten Total- reflexionsrandes für Gasporen zu halten sind. Schliesslich kommen auch Glaseinschlüsse vor. Das Glas ist farblos. Die Feldspathe sind zum Theil der Art verschlackt, dass ihre ganze Masse durchschwärmt ist von den erwähnten Gästen, zum Theil kommen letztere indess nur auf bandartigen Zonen vor, die als lappige Gebilde die Krystalle durchziehen. Ich halte diese Anhäufungen von Glas für secundäre Bildungen, die wie die Glaseinschlüsse in den monoklinen Augiten der Olivinknollen durch die Einwirkung des Magmas in den Feld- spathen entstanden sind. Ein zweiter Gemengtheil des Gesteins ist monokliner Augit. Er hat eine schmutzig grünlich schwarze Farbe und ist in seinem äusseren Ansehen am besten mit gleichfarbigem Diallag mancher Gabbros zu 982 Gesammtsitzung vom 19. November. vergleichen. Im Dünnsehliffe erkennt man, dass seine Durchschnitte von sehr zahlreichen Einschlüssen erfüllt sind. Er erscheint hier- durch den verschlackten Augiten sehr ähnlich, die in den Olivin- knollen zur Beobachtung gelangen. Mineraleinschlüsse wurden nicht bemerkt. Die Einschlüsse stellen sich vielmehr zum Theil als Gas- poren, Flüssigkeitseinschlüsse und zumeist als Glaseinschlüsse dar. Man wird nicht fehl gehen, wenn man letztere als seeundäre Erschei- nungen bezeichnet. In gleicher Weise zu deuten ist eine gelegentliche Rothfärbung des Randes. Eine Zerstückelung der Augite in einzelne Körner wurde bei dem in Rede stehenden Gesteinsstücke nicht wahr- genommen. Bronzit fehlt nicht. Jedoch sind seine Körner spärlich. Er ist in der Weise, wie es bei den Olivinknollen beschrieben ist, von einem Olivingrus umgeben, der jedenfalls auch hier aus ihm hervor- gegangen ist. Olivin tritt schon makroskopisch deutlich in Körnern hervor. Solche sind natürlich auch im Dünnschliffe zu erblicken. Sie haben in Bezug auf Gestalt und Einschlüsse ganz die Beschaffenheit, wie sie von dem Olivin der normalen Olivinknollen bekannt ist. Ausserdem findet sich nun aber der Olivin in dem Gesteine noch in zahlreichen Körnern, die zu rundlichen, länglichen, zuweilen auch im Dünnschliffe schnurartig erscheinenden Ansammlungen vereinigt sind. Meist sind Krystallformen an diesen Körnern nicht zu erkennen. Hin und wieder jedoch tritt die Olivinform in charakteristischer Weise durch © P& (o1o) und 2P&(o21ı) deutlich heraus. Diese Olivinhaufen erinnern sofort an diejenigen, welche in den Olivinknollen zur Beobachtung gelangten. Beide sind wohl secundärer Natur. Ihr Ausgangsmaterial ist zum Theil Olivin selbst gewesen, der sich aus ecompacten Massen in Körner- haufen umgelagert hat, zum Theil sind sie aus dem nur noch spärlich vorhandenen Bronzit entstanden. Schliesslich machen verschiedene Beobachtungen am monoklinen Augit es nicht unwahrscheinlich, dass seine Substanz unter Umständen gleicherweise fähig ist, einen Zerfall einzugehen und als ein Theilproduet Olivin zu bilden. Der Rest der ehemaligen Augitsubstanz wird in der isotropen Masse zu suchen sein, welche die Lücken zwischen den Olivinkörnern ausfüllt. Als wesentlich am Aufbau der in Rede stehenden Feldspath- knollen sind noch sehr eigenartige Massen zu erwähnen, die durch ihre Übergänge in den normalen Spinell sich ebenfalls als solche zu erkennen geben. Wie erwähnt fand sich in einer der Olivinknollen ein makros- kopisch schwarz, im Dünnschliffe schön tief grün gefärbter Spinell vor. Seine grosse Härte und sein Isotropismus kennzeichnen ihn. Dasselbe Mineral erscheint nun auch wieder in den Feldspathmassen. Indess Rınne: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 983 kommt es hier nur zum Theil wie in der Olivinknolle in grossen, com- paeten Durchschnitten zur Beobachtung. Zu allermeist sind die Massen eigenartig in einer Weise gelappt und schlauchförmig verzweigt, die sich am besten mit der eigenthümlichen Art der Ausgestaltung vieler Flüssigkeitseinschlüsse in Mineralien vergleichen lässt. In grosser Menge liegen die einzelnen, grünen, pseudopodienartigen Zweige nebeneinander. Sie verbreiten sich auf diese Weise massenhaft in’ anderen Mineralien, und zwar, wie es scheint, ganz besonders im Olivin. Die ausser- ordentliche Fülle, in der sie in dem Wirthe erscheinen, erschwert meist sehr die Erkenntniss der Natur des letzteren. Bemerkenswerther Weise kommen ganz Ähnliche Gebilde von violblauer Farbe. selbst durch Übergänge mit den grünen Spinellmassen verbunden. vor. Violette Spi- nelle werden auch sonst hin und wieder bei Gontactgesteinen angegeben. ' Das mikroskopische Bild der übrigen Feldspathmassen bietet keine in ihrem Wesen von der beschriebenen abweichende Erscheinungsweise dar. Es muss hervorgehoben werden, dass in ihnen gleichfalls die Umänderungen der Gemengtheile studirt werden können, und zwar bieten sie theils schwächere theils stärkere Umwandlungen dar, als sie in dem ausführlich beschriebenen Gesteinsstücke zur Beobachtung gelangten. Man kann unter ihnen z. B. Stücke finden, bei welchen die monoklinen Augite noch ihre ursprüngliche Frische zeigen und sich unverschlackt erweisen und wieder andere, in welchen die bei den Olivinknollen erwähnten, lockeren Anhäufungen von röthlichem Augit und von Olivin erscheinen, die hier wie dort wohl am besten als die Umwandlungsproduete der Augite gedeutet werden. Es fehlen auch nicht die starken Ansammlungen von Spinellkörnern. Sie machen hier in Folge ihrer schwarzen Farbe den Eindruck von Maenetit. In der Nähe dieser Spuren stärkster Umänderung zeigt auch der Plagio- klas in hohem Maasse Structurabnormitäten insofern als er hier durch Verschlackung stark getrübt ist. Es ist in Anbetracht der obigen Verhältnisse nicht zu verkennen, dass die Olivinmassen des Basaltes sowie die in gleicher Weise sich in ihm findenden, beschriebenen Plagioklasknollen eng mit einander verknüpft erscheinen. Wie in den Olivinknollen erscheinen Olivin, monokliner und rhombischer Augit und Spinelle in den Feldspath- massen, und die Art ihres Auftretens sowie ihre Veränderung unter dem Einflusse des basaltischen Magmas sind sehr ähnliche. Besonders bemerkenswerth ist der eigenthümliche, im Dünnschliffe grün er- scheinende Spinell, der in der einen Olivinknolle so reichlich gefun- ı Vergl. J. Roru: Allgem. u. chem. Geologie, Bd. III, Kapitel: Einschüsse in Eruptivgesteinen, S. 34. 984 Gesammtsitzung vom 19. November. den wurde, und der auch in den Feldspathmassen wiederkehrt. Man geht deshalb wohl nicht fehl, wenn man beiden Arten von Knollen die gleiche Art der Entstehung zuschreibt. Bezüglich der Olivinknollen herrscht bekanntlich Meinungsverschiedenheit bezüglich ihres Ur- sprungs. Die einen, besonders J. Roru und RoseEngusch, sehen sie als alte Ausscheidungen des Basaltes an, während die anderen, vor allem SANDBERGER, BECKER und BLEIBTREU sie für dem basaltischen Magma fremde Massen, also Einschlüsse, halten. In den oben ge- schilderten Verhältnissen scheint mir nun ein wesentliches Moment zu liegen, welches für die Ausscheidungsnatur der Olivinmassen spricht. Die Feldspathknollen machen durchaus den Eindruck eines eruptiven Gesteins, ohne anderseits vollständig im Aussehen mit einem Diorit oder Gabbro übereinzustimmen. Ihre fremdartige. vor allem ihre bezüg- lich des Mineralbestandes wechselnde Erscheinungsart lässt sich am besten mit der Annahme der besonderen Entstehungsart vereinigen, welche man protogenen Massen zuschreiben muss. Es werden Bruch- stücke alter, in grosser Tiefe entstandener Ausscheidungen sein, die von dem empordringenden Magma mitgeführt wurden und in dem- selben sich wie Fremdkörper verhalten mussten. Sie erlitten die oben beschriebenen, charakteristischen Veränderungen als sie mit dem Magma unter andere Verhältnisse des Druckes und der Wärme kamen als die waren, unter denen sie entstanden. Da nun diese protogenen Massen eng mit den Olivinknollen des in Rede stehenden Basaltes verknüpft erscheinen, so ist es geboten, auch letzteren die Natur von alten Ausscheidungen und nicht von Einschlüssen zuzuschreiben. 2. Wesentliche Bestandtheile des Basaltes. Der Anblick des normalen, festen Basaltes mit blossem Auge lässt in einer sehr feinen, körneligen, matt grauschwarzen Grund- masse zahlreiche, kleine, höchstens wenige Millimeter grosse Ein- sprenglinge von Olivin und Augit erkennen. Bei dem schlackig ausgebildeten Gesteine treten die Einsprenglinge bei der makrosko- pischen Betrachtung etwas mehr zurück. Das Mikroskop lässt an Gemengtheilen folgende erkennen. Olivin, Augit, Nephelin, Melilith, Magnetit, Apatit, Perowskit, Piecotit. Olivin. Der Olivin, der in dem festen Gestein des Haupt- steinbruches von hervorragender Frische ist, bei den kleineren Vor- kommnissen in den erwähnten, napfförmigen Vertiefungen eine Gelb- färbung durch Ausscheidung von Eisenverbindungen erlitten hat, stellt sich als Einsprengling im Gestein dar, und zwar sowohl in Rınne: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 985 krystallographisch wohlumgrenzten Durchschnitten, als auch in un- regelmässigen Körnern. Erstere weisen ©P&(010); ©P(110) und 2P&(o2ı) als Hauptformen auf. Krystallographisch interessant ist das wenn auch spärliche Vorkommen von Zwillingen. Es finden sich solche nach P&(oıı) und '/,P&(o12). Ich bin der Überzeugung, dass ein grosser Theil der zur Be- obachtung gelangenden Olivine des Basaltes aus den Olivinknollen stammt. Es sind natürlich besonders die hierauf hin in Betracht zu ziehen, bei denen die Umrandung eine unregelmässige ist. Vor allem erscheint mir die Annahme einer derartigen Herkunft bei denjenigen Olivinen begründet, welche Flüssigkeitseinschlüsse und Luftporen nach Art der Olivine der Knollen auf gekrümmten Flächen angeordnet führen. Bei einem solchen Durchschnitte wurde in einem Flüssigkeits- einschluss eine lebhaft tanzende Libelle gefunden. Manche der un- regelmässigen Olivinkörner zeigen stark wellige Auslöschungen, wie es auch beim Olivin der Knollen vorkommt. Sie zeigen dadurch an, dass mechanische Kräfte eine innere Verschiebung oder selbst Zer- trümmerung der Körner hervorgerufen haben. Zuweilen erleichtert auch das Zusammenvorkommen monoklinen Augits, wie er in den Knollen vorkommt, mit Olivin die Unter- suchung über den Ursprung des letzteren. So gelangte ein Olivin- durehsehnitt zur Beobachtung, an welchem seitlich ein Stück solchen Augits sieh befand. Dort wo der Augit an den Basalt stiess, zeigt er den charakteristischen, röthlichen Contactstreifen zum Zeichen dafür, dass er hier in dem basaltischen Magma weiter wuchs und einen anders zusammengesetzten aber isomorphen Augit auf sich niederschlug. An den Olivinen der Olivinknollen sind nicht selten Spuren der Umänderung zu finden, die unter dem Einfluss des Magmas zu Stande gekommen sind. Deutliche Anzeichen für ähnliche Bildungen sind bei den Olivinen des Basaltes selten. Doch findet man auch hier eine Auflösung grösserer Olivine in Körnerhaufen, die gleichfalls aus Olivin bestehen. Schliesslich kann dies zur Ausbildung richtiger »Olivinaugen« führen. Dann ist vom compaeten Olivinkerne nichts mehr zu erkennen. Man bemerkt vielmehr im Dünnschliffe nur einen aus einzelnen, kleinen Olivinkörnern bestehenden Haufen, dessen In- dividuen zuweilen deutliche, krystallographische Begrenzung erkennen lassen. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass in manchen dieser Fälle dennoch ein fester Olivinkern vorgelegen hat, der aber von der Schlifflläche nicht berührt wurde. Augit. Der Augit des Gesteins kommt als Einsprengling und als Gemengtheil der Grundmasse vor. Beide Arten der Erscheinung gehen indess in einander über. Der Einsprenglingsaugit, der an Menge [0 0) Sitzungsberichte 1891. 87 986 Gesammtsitzung vom 19. November. hinter dem Olivin zurücktritt, bildet im Dünnschliffe licht röthlich gelb erscheinende, zum Theil scharfe Krystalle, die in der Prismen- zone durch ©P» (100); ©P (110) und oPx (010) begrenzt sind. Sie sind tafelförmig nach ooPx (100). Die Begrenzungen an den Enden der c-Axe durch Pyramidenflächen ist selten erkennbar. Meist ist dieser Randtheil zerstückelt. Es kommt vor, dass auch hier eine scharfe Grenzlinie zu sehen ist, die durch einen etwas dunkleren Farbenton und kleine, schwarze Einschlüsse gekennzeichnet ist. Jedoch setzt sich dann über sie hinaus noch die Augitsubstanz fort, um zackig in den Basalt auszulaufen. Zu einer bestimmten Zeit besass mithin auch an den Enden der c-Axe der betreffende Augit eine krystallo- graphische Form. Ein zerstückelter Rand findet sich übrigens auch oft rund um die Krystalle. Zwillinge nach oPoo (100) sind häufig. Oft ist diese Zwillings- bildung eine polysynthetische und an die der Plagioklase erinnernde. In einem Augit wurden ı5 Lamellen gezählt. Einzelne der Einsprenglingsaugite überschreiten die gewöhnliche Grösse. Sie erscheinen im Inneren heller als am röthlich gelb gefärbten Rande. Der Kern ist besonders reich an Glaseinschlüssen. Ich bin der Überzeugung, dass hier Augite aus den Olivinknollen vorliegen, die seeundär mit Glaseinschlüssen gespickt wurden und in dem Magma weiterwuchsen. Der Augit der Grundmasse hat die nämliche Farbe wie der Ein- sprenglingsaugit. Er bildet nadelförmige Krystalle, die in ihren Di- mensionen oft sehr gering werden. Er ist ein Hauptgemengtheil des Basaltes. Zuweilen erkennt man Ansammlungen solcher Augıte zu grösseren, rundlichen Haufen. Zum Theil sind diese » Augitaugen« auf die Einschmelzung von Quarz zurückzuführen. Sie sind dann hellgefärbt. Zum Theil stellen sie Coneretionen dar. Bei Gelegenheit der Erwähnung dieser mikroskopischen Augit- concretionen können sehr eigenartige Gebilde besprochen werden, die in der beträchtlichen Grösse von mehr als 10°” Länge und einigen Centimetern Dicke beobachtet wurden und gleichfalls als Concretionen anzusehen sind. Die Stücke kennzeichnen sich dadurch, dass in einer dunklen, etwas matter als der umgebende Basalt erscheinenden Masse mit reiehlichen als weisse Flecke erscheinenden Infiltrationsproducten von zeolithischer Art und von Kalkspath sich dunkle Augite heraus- heben, die makroskopisch den Eindruck versteinerter, sich verästelnder, kleiner, parallel wachsender Farnkräuter machen. Die mikroskopische Betrachtung ergibt, dass, abgesehen von den Infiltrationsproducten auch die zwischen den Augitstrahlen befindliche Masse aus Augiten besteht, die aber viel kleiner sind als die schon makroskopisch zu Rınse: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 987 erkennenden Augitzweige und von letzteren in Gestalt kleiner Nadeln abstrahlen. Nephelin bildet die Ausfüllung der kleinen Räume zwischen den Augiten der Grundmasse. Im gewöhnlichen Lichte ist von Krystall- formen wenig zu erkennen. Im polarisirten Lichte, besonders be; Anwendung eines Gypsblättehens vom Roth ı. Ordnung, lassen sich die Individuen in der gleichmässigen, klar durchsichtigen Masse er- kennen. Melilith hat in dem Gesteine eine ungleichmässige Vertheilung. Verhältnissmässig selten ist er im Basalte des Hauptsteinbruches. In den kleineren Vorkommnissen erscheint er häufiger. Er bildet läng- liche Durchschnitte mit gefasertem Rande. Seine Doppelbrechung ist ungefähr gleich der des Nephelins. Hauyn theilt mit Melilith die ungleichmässige Vertheilung. Auch er befindet sich am zahlreichsten in den kleinen Basaltvorkomm- nissen. In dem schlackigen Gesteine erscheint er in grossen Mengen in bräunlich gelben Durehschnitten. Nach der Mitte seiner Krystalle zu zeigt sich oft der Farbenton heller, und zuweilen ist der centrale Theil der Durchschnitte ganz farblos oder auch von licht bläulichem Schimmer. Sein Rand weist häufig Einbuchtungen auf, welche wohl auf magmatische Corrosion zurückzuführen sind. Dieselbe ist zum Theil schon eine recht weitgehende gewesen, und man gewinnt den Eindruck, als sei der Hauyn einer vollständigen Resorption durch die eintretende Verfestigung des Magmas noch gerade entschlüpft. In den grösseren Gesteinsmassen des compacten Basaltes, die wohl längere Zeit zur Erstarrung gebrauchten als die schlackig ausgebildeten Ge- steine der kleineren Vorkommnisse, ist der Hauyn in der That fast vollständig verschwunden, und seine einzelnen Körner haben wenig scharfe Begrenzungen und verschwimmen gewissermaassen in ihre Umgebung. Magnetit bildet grosse Schaaren kleiner Krystalle. Apatit findet sich in Gestalt kleiner Nadeln. Picotit ist, abgesehen von den kleinen Oktaedern, die als Ein- schlüsse im Olivin vorkommen, in Gestalt vereinzelter, grösserer Körner vorhanden, die erst bei beträchtlicher Dünne des Schliffes kaffeebraun durehscheinen, sonst schwarz gefärbt sind. Sie stammen wohl aus Olivinknollen. Perowskit wurde in Gestalt von kleinen, gelbbraunen Körnern hin und wieder beobachtet. Der eompacte Basalt aus dem Hauptsteinbruche des Hohenberges wurde von Hrn. Bırrz unter Leitung des Hrn. Prof. Jansasch ausführ- lichen Analysen unterworfen. Dieselben ergaben folgende Resultate. 988 Gesammtsitzung vom 19. November. Bauschanalyse: 310, 37.98 Fe,0, 5.96 Re0725.836 N1,0,7:9.30 MO 7.23 a0 7r0,38 R207 72703 Na,0 3.50 1 OO Wo:36 PO 0.35 Ol 2008 S 0.09 7109 32%02 x 2.40 100.15 Unter X sind seltene Erden zu verstehen, deren Natur noch nicht erkannt werden konnte. Ihre grosse Menge in dem in Rede stehenden Basalte ist sehr bemerkenswerth. Es wurde fernerhin eine Löslichkeitsbestimmung in der Art aus- geführt, dass äusserst fein gepulverter Basalt ı'/, Stunden lang in einem Becherglase zunächst mit verdünnter Salzsäure gekocht wurde. Das Ungelöste wurde in einem anderen Glase mit Natronhydrat 2'/, Stunden lang auf dem Wasserbad erwärmt, filtrirt und gewogen. Der unlösliche Theil betrug 33.35 Procent des Ganzen, der gelöste mithin 66.65 Procent. Die Analyse dieser beiden Theile ergaben folgende Resultate. Gelöst sind auf 100 berechnet Ungelöst sind auf 100 berechnet SiO, 21.28 32.92 16.70 49.93 Re, 4.10 RES 1.86 5.56 FeO 5.86 8.79 —_ _ ALO,; 8.32 12.48 1.08 3.35 MgO 12.81 DOB2A 4.32 12.91 CaO 2.63 3.96 rs 2 KO 1.90 2.84 0-13 0.39 Na,O 3.73 5.60 — — H,O 2. TA. 4.12 — — 08; 0.36 0.54 — — 120%: 0.45 0.68 156 4.66 x 2. AT Ei 0.01 0.03 66.65 100.00 BB E 100.00 Das specifische Gewicht des Basalt ergab sich bei 17°C ver- mittelst pyknometrischer Bestimmung zu 3.0723. Rınse: Der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 989 3. Einschlüsse des Basaltes. Hin und wieder gelangten in dem Gesteine des Hauptsteinbruches Einschlüsse zur Beobachtung. Dieselben sind zum Theil granitischer Art. In diesem Falle kann man in ihnen weisslichen Feldspath und grauen Quarz erkennen. Glimmer wurde in ihnen nicht beobachtet. Auch deuten keine Glastheile auf seine einstige Gegenwart in den Gesteinsstücken hin. Der Erhaltungszustand der Bruchstücke ist für die mikroskopische Untersuchung kein günstiger, da vielfach Infiltrations- producte sich in den Einschlüssen angesiedelt haben. Auffallend sind bei einigen schwärzliche Streifen. Diese dunkleren Stellen zeichnen sich durch grosse Härte aus, und unter dem Mikroskop erkennt man, dass ein tief violettblauer Spinell hier massenhaft angehäuft erscheint. Nicht selten findet man im Basalt einzeln liegende Quarzbrocken. Dieselben haben zum Theil eine glatte, wie angeschmolzen erscheinende Aussenfläche. Zuweilen kann man auf ihr noch Schüppchen eines gelben Glases wahrnehmen. Auch beim Quarz kommen die stellen- weisen Anhäufungen violettblauer Spinelle wieder vor. Zwei Einschlüsse von Sandstein stellen weisslich graue Gesteine dar, die von reichlich vorhandenen, dunklen, violett oder schwarz erscheinenden Lagen durchzogen sind. Unter dem Mikroskop gewahrt man zahlreiche, eckige Quarzkörner eingebettet in ein zum Theil porzellanartig durchscheinendes, zum Theil aus einem globulitisch gekörnelten, bräunlichen Glase bestehendes Cement. Die dunklen Streifen des Gesteins verdanken ihre Farbe einer Anreicherung von schwarzem Eisenerz. In dem Cement liegen fernerhin länglich vier- eckige und regelmässig sechseckige Durchschnitte des im Dünnschliffe farblosen, schwach brechenden und doppelbrechenden Minerals, das von Zırker' als Gordierit angesehen wird. Die optischen Beobachtungen, welche ich an den vorliegenden Sandsteinen machen konnte, stützen diese Bestimmung. Die länglich viereckigen Durchschnitte löschen orientirt zu ihren Umgrenzungslinien aus und sind in ihrer Längs- richtung optisch negativ. Die sechsseitigen Querschnitte lassen eine Sechsfeldertheilung in Folge einer Zwillingsbildung nach oo P (110) erkennen. Die Auslöschungsrichtungen sind in jedem Felde zur äusseren Begrenzung (Kante oP (oo1): © P& (o1o) orientirt. Die Richtung dieser Begrenzungslinie ist optisch negativ. Es stimmen diese Ver- hältnisse mit denen bei Cordierit überein, bei dm a=b; b=c; er wist. ı F. ZırkeL: Cordieritbildung in verglasten Sandsteinen. N. Jahrb. f. Mineral. 0.82. W..18907%. Bd. 1. S..109. Sitzungsberichte 1891. 88 * 990 Gesammtsitzung vom 19. November. Einschlüsse von Keuper, welchen der Basalt durchbrochen hat, sind recht häufig in den randlichen Stellen der kleineren, oben erwähnten Vorkommnisse am Hohenberge. Besonders bemerkenswerthe Veränderungen sind in den Keupermergelstückchen durch den Basalt nicht hervorgerufen. Schliesslich sei noch kurz der Verwitterungsproduete und Drusen- mineralien gedacht. Verwitterungserscheinungen sind im Basalte selbst nur spärlich festzustellen. Der Steinbruchsbetrieb hat die oberen Partien des Haupt- basaltvorkommens, die wohl verwittert waren, entfernt. Bei den kleineren Vorkommnissen sind solche Erscheinungen unschwer zu beobachten. Sie betreffen besonders den Olivin und den Melilith. Ersterer hat in solchen Fällen fein vertheiltes, gelbliches oder röth- liches Eisenerz ausgeschieden, letzterer ist goldgelb gefärbt, und seine Durehsehnitte wirken kaum noch auf das polarisirte Licht ein. Die Drusenmineralien liegen in beträchtlicher Mannigfaltigkeit vor. Es wurden Augit, Nephelin, Melilith, Gismondin, Phillipsit, Chabasit, Kalkspath und Aragonit bemerkt. Gesteinsstücke mit sili- catischen Drusenbildungen haben eine sehr grosse Ähnlichkeit mit den bekannten Vorkommnissen vom Capo di Bove, sodass eine Ver- wechselung sehr leicht möglich ist. Die mikroskopische Untersuchung des Gesteins weist indess den Unterschied leicht nach. Eine nähere Untersuchung der erwähnten Mineralien soll einer besonderen, krystallo- graphischen Bearbeitung vorbehalten bleiben. Ausgegeben am 26. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 991 1891. ALVIN. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. .. 1. Hr. Prinesnem las: Über die Wachsthumsrichtung che- mischer Niederschläge. Ein experimenteller Beitrag zur Theorie der Lösungen. 2. Hr. C. I. GeruarpT, correspondirendes Mitglied, berichtet in einer »Leibniz und Pascal« betitelten Abhandlung über neue Funde unter den Leibniz’schen Manuseripten. Beide Mittheilungen erscheinen in einem der nächsten Stücke dieser Berichte. Sitzungsberichte 1891. 89 iR STR j ne MIR DIR N AUT EB SIR LAIEN: Ye a‘ er ie EP LET ET EIN Bi "ni aa Ir ale: j Re LLRE. l 4 u 245) P z rA Be L% | reine ment. FT 5 Fur > > ” ö u j r u . A £ ® u 6 P = LE vEre) 4 “ RE t 2 u eh i A a NEN HEN TORE 1 PERL TEN - Be A f j er RN am ren ine 0 re er ug BE Pr y a | Jr ja a DA RGTGTun Mm HN Miatılaa h im Fi in. © Te Pan Re r sache 2 a" AL. ATI OD DEE PIEEHIUENS IREN Rn Tara"? Zi mil ywal PCR LIT. > I ID 1a 15084 Kurs; ri, Ar r. Du a) e y an ar a ie 5rl TAnDE Ar N: re ig B i NAHER ARha sur), Dr BLU r nv Im au RıD chelhi ren A a er sr Br | j UNI v0 N Rn ei | er Ri Ange a re 393 Zur Theorie der Lösungen. Von LoTHArR MeEYeRr. Vorgelegt am 12. November [s. oben 8. 967]. en le IN ketdem die Chemie durch die Einführung des Begriffes des Mole- eulargewichts und die zu dessen Bestimmung ausgedachte Methode eine so wesentliche Förderung erfahren hatte, lag es nahe, diese zu- nächst nur auf gasförmige Stoffe anwendbare Methode zu erweitern und ihre Anwendung auf tropfbar flüssige und starre Stoffe zu ver- suchen. In der That ist dieser Fortschritt schon lange erstrebt worden, doch wurde die Lösung der Aufgabe, und zwar zunächst für flüssige Körper, erst kürzlich gefunden, obschon die Thatsachen, auf denen sie beruht, zum Theile schon seit geraumer Zeit bekannt sind, sogar schon länger als die, auf welehe Avosanro’s Lehre sich stützt. Während diese ein halbes Jahrhundert nach ihrer ersten Aufstellung zu allgemeiner Anerkennung gelangte, brauchte die ihr entsprechende jetzige Lehre vom flüssigen Zustande von ihren ersten Anfängen bis jetzt gerade die doppelte Zeit, ein volles Jahrhundert. Der Grund dieser langen Verzögerung liegt zum grossen Theile darin, dass man unglücklicherweise zuerst und hauptsächlich diejenigen Stoffe im flüssigen Zustande näher untersuchte, welche das unregelmässigste Verhalten zeigen. die Salze in wässriger Lösung. Es ist bemerkens- werth, dass sowohl die Avocapro sche Gastheorie wie die jetzige Lehre von dem Zustande gemischter Flüssigkeiten erst zur vollen Entwickelung und Anerkennung kamen, nachdem sie auf die zahlreichen organischen Verbindungen Anwendung gefunden. Es ist besonders die Erforschung des Überganges aus dem tropf- bar-flüssigen in die beiden anderen Aggregatzustände der Erweiterung unserer Erkenntniss von Nutzen gewesen. Die Untersuchung der Ab- hängigkeit des Schmelzens und Verdunstens von der Temperatur, also die Bestimmung des Schmelzpunktes und des Siedpunktes oder, besser gesagt, der Dampfspannung hat aber bei reinen, unvermischten Stoffen meist nur innerhalb gewisser analog zusammengesetzter Gruppen und Reihen von Verbindungen Regelmässigkeiten erkennen lassen, 89* 994 Sitzune der phys.-math. Classe v. 26. Nov. S pıy Mittheilung v. 12. Nov. während ein allgemeines das Schmelzen und Verdunsten aller Stoffe in seiner Abhängigkeit von der chemischen Natur darstellendes Gesetz bis jetzt nicht aufgefunden wurde. Dagegen gelang es, an flüssigen Gemischen, an Lösungen sehr allgemein geltende Beziehungen zwischen den Mengenverhältnissen der gemischten Stoffe und den Änderungen zu ermitteln, welche Schmelzpunkt und Dampfspannung erfahren, wenn geringe Mengen eines Stoffes in einer grossen Masse eines anderen aufgelöst werden. Diese Änderungen sind schon vor langer Zeit Gegenstand der Untersuchung gewesen: auch hat man stets getrachtet, ihre Abhängigkeit von der Concentration der Lösungen festzustellen; aber von weittragender Bedeutung sind sie erst geworden, als man sie zu den Moleeulargewichten der gemischten Stoffe in Be- ziehung zu setzen versuchte. Dass aufgelöste Substanzen sowohl das Gefrieren wie das Sieden des Wassers erschweren, also den Gefrierpunkt erniedrigen und den Siedepunkt erhöhen, galt schon im vorigen Jahrhundert für eine längst bekannte 'Thatsache, als Braepen' durch messende Versuche die Er- niedrigung des Gefrierpunktes durch aufgelöste Stoffe sorgfältig be- stimmte. Er fand das später nach ihm benannte Gesetz, dass die Erniedrigung des Gefrierpunktes der Concentration der Lösung nahezu proportional sei. Diese Regel wurde im wesentlichen bestätigt durch Versuche von DESPRETZ’, Durour’, RÜDORFF*, DE CoppET’, RAoULT° u. A: Rüporrr bewies durch seine umfangreichen Versuche, dass die von Bra6DEn gefundene angenäherte Proportionalität für gewisse Salze sich nur dann ergibt, wenn man diese auch in der Lösung als mit Krystallwasser verbunden annimmt, in welchem Zustande auch von Bracnen z. B. das Bittersalz und die Vitriole abgewogen wurden. Gleichzeitig und ohne Kenntniss von einander zeigten pE Copper’ und ich’, dass die durch stoechiometrisch aequivalente Mengen erzeugten Erniedrigungen des Gefrierpunktes für analog zusammengesetzte Ver- bindungen nahezu gleich sind und daher zu einer leidlich zuverlässigen, wenigstens relativen Bestimmung der Moleculargewichte benutzt werden können. Durch Ausdehnung der Untersuchung auf zahlreiche indifferente organische Stoffe lieferte F. M. Raourr den Nachweis, dass diese Me- 2 Lond. Phil. Trans. 1.1788, 78, 125 0.277: Bull. Soc. Vaudoise des sc. nat. 1860 (mir nicht zugänglich). Compt. rend. 1837, 5, 19. Pogg. Ann. 1861, 114, 63; ı862, 116, 55; 1864, 122, 337. 5 Ann. chim. phys. [4] 1871, 23, 366; 1872 25, 502; 26, 98; [5]. 1875, 6, 275. ° Ann. chim. phys. [5] 1883, 28, 133; [6] 1884, 2, 66; 1885, 4, 401; 1886, 8, 289 und versch. vorläuf. Mitth. i. d. Compt. rend. Ara. 0.1872.025, 502. 2" Mod. Theor. d. Chemie, 2 Aufl. 1872, 233. MeEyEr: Zur Theorie der Lösungen. 995 thode einer sehr weitgehenden Anwendung fähig ist. Für die der allgemeinen Regel nicht folgenden Salze zeigte er an vielen Bei- spielen, dass sich die durch sie bewirkte Erniedrigung des Gefrier- punktes in der Regel als die Summe zweier Constanten darstellen lasse, deren eine dem positiven. die andere dem negativen Bestand- theile des Salzes eigenthümlich sei. Indem er neben dem Wasser noch eine Anzahl anderer Lösungs- mittel anwandte, konnte er das Ergebniss der Beobachtungen zu dem Satze erweitern, dass die Erniedrigung des Gefrierpunktes eines Lösungsmittels vollkommen bestimmt werde durch das Verhältniss der in der Mischung enthaltenen Anzahl der Moleeulargewichte des gelösten Körpers zu der An- zahl der Molekeln des Lösungsmittels, der Art, dass, wenn in dem hundertfachen Moleculargewichte des letzteren ein Moleeulargewicht des ersteren aufgelöst werde, der Gefrier- punkt um ungefähr 0°62C sinke, das Wasser allein als Lösungs- mittel ausgenommen, das unter denselben Umständen eine Erniedrigung von ungefähr ı°C erleide. Dass die Erniedrigung des Gefrierpunktes einer wässrigen Lösung ungefähr die Hälfte mehr beträgt als die anderer Lösungsmittel (0°9 bis ı°C für ı Mol. Gew. in 100 Mol. Gew. H,O oder 1800 Gew. Th.) wird durch die einleuchtende Hypothese erklärt, dass in der Nähe des Gefrierpunktes das Wasser ungefähr gleich viel Molekeln H,O = ı8 und H,O, = 36 enthalte, im Mittel also ı Mol. Gew. = 27 zu setzen sei, so dass erst 2700 Gew. Th. ı00 Mol. Gew. darstellen würden, welehe durch ı Mol. Gew. gelöster Substanz die normale Erniedrigung erfahren. Die darnach noch verbleibende Anomalie der Salze beseitigte Sv. Arrnenıvs' durch den Hinweis, dass diese sämmtlich Elektrolyte sind und daher nach der nur etwas erweiterten von R. Crausıus” über das Wesen der Elektrolyse gebildeten Anschauung als ganz oder theil- weise in ihre Jonten zerfallen angesehen werden können, so dass die von ihnen bewirkte grössere Erniedrigung des Gefrierpunktes sich erklärt aus der durch den Zerfall vergrösserten Anzahl ihrer Theilchen. Einen ganz ähnlichen Gang hat die Entwickelung der Erkennt- niss des Einflusses genommen, welchen in Flüssigkeiten gelöste Stoffe auf die Dampfspannung derselben ausüben. Auch hier ist längst bekannt, dass Stoffe, die selbst nicht flüchtig sind, die Dampfspannung der sie lösenden Flüssigkeit erheblich zu vermindern vermögen. \ Zeits. f. phys. Chem. 1887, 1, 631. ® Pose. Ann. 1857, 101, 338. 996 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Nov. — Mittheilung v. 12. Nov. Nachdem vox BaBo' und Würrner’ diesen Einfluss messend verfolgt und die Verminderung der Spannung der Concentration proportional gefunden hatten, machte GuLDBERG” darauf aufmerksam, dass Gefrier- punktserniedrigung und Verminderung des Dampfdruckes einander und der aufgelösten Stoffmenge proportional sein müssten, welchen Satz Raourr' experimentell prüfte und bestätigt fand. Somit haben die Chemiker, die noch vor zwanzig Jahren die Moleeulargewichte der Stoffe nur im Gaszustande zu messen verstanden, seither die Mittel gewonnen, auch in Flüssigkeiten Zahl und Masse der Molekeln wenigstens nach relativem Maasse zu bestimmen. Man hat nur nöthig, experimentell diejenige stoechiometrische Menge eines Stoffes aufzusuchen, welche in verdünnter Lösung nahezu dieselbe Erniedrigung des Gefrierpunktes oder der Dampfspannung des Lösungs- mittels hervorbringt wie das schon anderweit bekannte Molecular- gewicht irgend eines beliebigen anderen Stoffes. Dabei wird die allerdings noch nicht sicher bestätigte Voraussetzung gemacht, dass das Moleeulargewicht im flüssigen Zustande wenigstens für die meisten leicht flüchtigen Stoffe dasselbe sei wie im Gaszustande, und nicht etwa ein Vielfaches des letzteren. Statt einer bestimmten stoechiometrischen Quantität g kann man auch ein beliebiges Gewicht p in einem verhältnissmässig grossen Gewichte P des Lösungsmittels auflösen, die Erniedrigung X des Ge- frierpunktes beobachten und, da sie der Concentration verdünnter Lösungen proportional veränderlich ist, die Erniedrigung E’ berechnen, welche die Quantität g, im hundertfachen Moleculargewichte M des Lösungsmittels gelöst, erzeugen würde. Wir haben dann: 1, ee q ü FR P"ı00oM E.P.q Ergibt sich nun nahezu Z’—= 0°62 C, so ist = m, gleich dem ge- suchten Moleceulargewichte. Ist Z’ nur halb so gross, so ist 20 — m) U. SW Es ist aber hier zu beachten, dass etwas verschiedene Rechnungs- weisen beliebt worden sind. Zunächst hat man vielfach die Be- obachtungszahlen nicht auf 100 Mol. Gew., sondern auf 100 Gew. Th. ! Über die Spannkraft des Wasserdampfes in Salzlösungen. Freiburg i. B. 1847. ® Pocs. Ann. seit 1858, Bd. 103 in zahlreichen Abhandlungen. ® Compt. rend. 1870, 70,'1349. * Compt. rend. 1878, 87, 167; Ann. chim. phys. [6] 1888, 15, 375; 1890, 20, 297. - MEveEr: Zur Theorie der Lösungen. 997 des Lösungsmittels bezogen. indem man die durch ı Gew. Th. des ge- lösten Stoffes in 100 Gew. Th. Lösungsmittel erzeugte Erniedrigung bestimmte und das Product dieser Grösse mit dem Moleeulargewieht des gelösten Stoffes als die moleeulare Erniedrigung bezeichnete. Diese Grösse hat natürlich für jedes Lösungsmittel einen anderen Werth. Sie ist im Mittel ungefähr: für Wasser 0 für Benzol 49°, » Ameisensäure 29°, » Nitrobenzol mo » Essigsäure 39,. » Athylenbromid 118°. Die Benutzung dieser Grösse ist nicht unzulässig, aber sie ist um- ständlicher als die Berechnung äuf je ı Mol. Gew. auf 100 und hat zudem noch den Nachtheil, dass sie experimentell nicht realisirbar ist, weil sie hoch eoncentrirte Lösungen voraussetzt, für welche die Regel keine Geltung mehr hat. Für wässrige Lösungen hat Raourr' darauf hingewiesen, dass man die moleculare Erniedrigung durch Wasser enthaltende Stoffe, Salze u. s. w., auch so ausrechnen kann, als wären sie wasserfrei in Lösung. Dies gilt jedoch nur für den Grenzwerth, welchem die Er- niedrigung des Gefrierpunktes sich nähert. wenn die Concentration sehr klein wird. Raourt empfiehlt überhaupt die Benutzung des am besten durch graphische Interpolation zu ermittelnden Grenzwerthes der Erniedrigung für unendlich kleine Goncentration, den er als die »Anfangserniedrigung (abaissement a l’origine)« bezeichnet. Das Product derselben mit dem Moleculargewicht nennt er »die wahre moleculare Erniedrigung (abaissement moleculaire vrai)«. Eine gewisse Ungleichförmigkeit der theoretischen Betrachtung ist dadurch entstanden, dass RaouLt die moleeulare Erniedrigung des Gefrierpunktes für eine Mischung berechnet, welche das einfache oder mehrfache Moleculargewicht der zu untersuchenden Substanz in ı00 Mol. Gew. des Lösungsmittels gelöst enthält, während er andererseits zeigt, dass für die Erniedrigung der Dampfspannung eine bessere Übereinstimmung zwischen Rechnung und Beobachtung erzielt wird, wenn man berechnet, wie viel Moleculargewichte des gelösten Körpers in 100 Mol. Gew. der Mischung sich befinden. Für verdünnte Lösungen, welche nur ı Mol. Gew. in 100 oder 99 Mol. Gew. gelöst enthalten, macht dies nur einen Unterschied von ungefähr ı Procent, der kaum in Betracht kommt; für 6 oder 8 Mol. Gew. ist es jedoch sehr von Belang, ob sie in 100 oder in nur 94 oder 92 Mol. Gew. ! A. a. O., 8, 307. Die dort ausgeführte Rechnung ist in sofern nicht ganz correct, als in der dortigen Gleichung (3) nur auf der einen und nicht zugleich auf der anderen die Erniedrigung © — o gesetzt wird. 998 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Nov. — Mittheilung v. 12. Nov. gelöst werden. Es dürfte sich wohl empfehlen, die beiden so nahe verwandten Erscheinungen einheitlich zu behandeln und zwar wohl am zweckmässigsten so, dass stets auf 100 Mol. Gew. der Mischung gerechnet wird. Wie die Erniedrigung des Gefrierpunktes und der Dampfspan- nung haben sich auch noch andere Eigenschaften der Lösungen als abhängig von der Anzahl der mit einander gemischten Molecular- gewichte erwiesen. Besonders haben neuere Beobachtungen der os- motischen Vorgänge lebhaftes Interesse erregt, weil sich heraus- gestellt hat, dass erstens der osmotische Druck nach Prerrer’s' Messungen der Concentration und demnach auch der Anzahl der ge- lösten Moleeulargewichte und ausserdem der absoluten Temperatur proportional veränderlich ist, und dass zweitens nach pE Vrıes” Lösungen, die »isoton« sind, d. h. an eine und dieselbe lebende Pflanzen- oder Thierzelle weder Wasser abgeben noch aus ihr auf- nehmen, wenn sie mit ihr in Berührung gebracht werden, eine gleiche Anzahl von Moleeulargewichten enthalten, und dass solche isotonische Lösungen auch nahezu gleiche Gefrierpunkte haben. Diese beiden Entdeckungen haben Hrn. J. H. van'r Horr” ver- anlasst, in die theoretische Betrachtung des Verhaltens der Lösungen an Stelle der Anzahl der gelösten Moleculargewichte eine dieser und der absoluten Temperatur proportional gesetzte Grösse, den »osmo- tischen Druck«, als Urvariabele einzuführen, von welcher alle in Betracht kommenden Erscheinungen abhängen sollen. Gegen diese zunächst mindestens unnöthige, aber auch ungeeignete Verwickelung der Betrachtung habe ich‘ Einsprache erhoben, weil meiner Ansicht nach dieser sogenannte Druck etwas ganz anderes ist als der wirkliche osmotische Druck. Dieser Einspruch ist aber von Hrn. van'r Horr’ als berechtigt nicht anerkannt worden. Wenn ich nun hier auf diesen Gegenstand zurückkomme, so geschieht es, weil ich wahrnehme, dass die van'r Horr’sche Annahme in der neueren Literatur vielfach nicht als eine noch zu prüfende und zu erweisende Hypothese, sondern als ein bewiesenes Gesetz, das »vanr Horr’ sche Gesetz«, be- handelt wird und schon zu ganz unhaltbaren Folgerungen geführt hat. Da ich die Identität der von Hrn. van’r Horr definirten Grösse mit dem wirklichen osmotischen Drucke nicht anzuerkennen vermag, so werde ich erstere hier als den van't Horr’schen Druck bezeichnen. " Ösmotische Untersuchungen, Leipzig 1877. °” Zeitschr. f. phys. Chem. ı888, 2, 415, aus Prınesneim’s Jahrb. ® Daselbst 1887, 1, 483 u. a. a. O. Daselbst 1890, 5, 23. 5 Daselbst S. 174. - Meyer: Zur Theorie der Lösungen. 939 Die Annahme desselben stützt sich auf die Wahrnehmung, dass der von Prerrer' gemessene osmotische Druck, welcher in einer Zuckerlösung entsteht, wenn diese durch eine Membran aus Ferro- cyankupfer mit reinem Wasser in Verbindung gebracht wird, so gross ist, wie bei gleicher Temperatur der Druck eines Gases sein würde, _ welches im gleichen Volumen ebenso viel Molekeln enthielte, wie sich in der Zuckerlösung Zuckertheilchen befinden. Aus dieser für Zucker- lösungen unzweifelhaft nachgewiesenen Gleichheit des osmotischen und des berechneten vermeintlichen Gasdruckes wird nun gefolgert, dass der osmotische Druck nicht vom Wasser, sondern nur vom Zucker ausgeübt werde, und dass demgemäss der Zucker sich in dem Wasser verhalte wie ein Gas in einem gleich grossen leeren Raume. Ferner wird die Annahme gemacht, dass alle mit den unter- suchten Zuckerlösungen isotonen und bei derselben Temperatur er- starrenden wässrigen Lösungen beliebiger Stoffe denselben osmotischen Druck erzeugen müssten, wenn sie durch eine aus beliebigem Material gebildete, aber nur für Wasser durehlässige Membran von reinem Wasser getrennt werden; dass also der osmotische Druck nur von der Anzahl der aufgelösten Moleculargewichte und weder von der chemischen Natur der gelösten Substanz noch von der der halbdurchlässigen Membran abhänge. Endlich aber wird diese Lehre vom osmotischen Drucke dahin erweitert, dass dieser Druck auch da bestehe, wo keine Osmose stattfindet und gar kein Druck beobachtet wird. Die Hypothese erhält schliesslich dureh Übertragung von den wässrigen auf andere Lösungen die ganz allgemeine Form, dass jeder beliebige in einer Flüssigkeit gelöste Stoff sich in dieser wie ein Gas im leeren Raume verhalte und denselben Druck ausübe, welchen er ausüben würde. wenn er als wirkliches Gas mit derselben Molekelzahl denselben Raum allein, ohne das Lösungsmittel, erfüllte. Diesen nicht wahrnehmbaren Druck zu messen wird natürlich nicht versucht, sondern statt seiner die Erniedrigung des Gefrierpunktes bestimmt und der hypothetische Druck dieser proportional gesetzt und so berechnet. Wir wollen nun zunächst untersuchen, wie weit diese Hypothese in den vorhandenen Beobachtungen Bestätigung findet, und zu diesem Zwecke den wirklichen osmotischen Druck mit dem vaw'r Horr'schen vergleichen. In den nachstehenden Tafeln sind zunächst die Beob- achtungen PFErrEr's, so weit sie sich auf Stoffe von bekanntem Mole- eulargewichte beziehen, in der Art zusammengestellt, dass neben dem —A.2.,0895: 85 U. 110. 1000 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Nov. — Mittheilung v. 12. Nov. beobachteten osmotischen Drucke (Osm. Dr.) auch der für ein Gas von gleicher Molekelzahl berechnete Druck (v. H. Dr.) angegeben ist. Da letzterer von dem erfüllten Raume abhängig ist, so mussten die vom Beobachter nach Gewichtsprocenten gemachten Angaben auf Volumina umgerechnet werden. Die zu dieser kleinen Rechnung benutzten speci- fischen Gewichte der Lösungen sind ebenfalls, und zwar in runden Zahlen, angegeben. Nur für die ganz verdünnten Lösungen habe ich die Dichte gleich der des Wassers gesetzt. Ferner ist (unter N) der in einem Liter Lösung enthaltene Bruchtheil des nach Grammen ab- gewogenen Moleculargewichtes und ausserdem die Temperatur der Beobachtung angegeben. Ist d die Dichte. p der Procentgehalt' der Lösung, m das Molecular- gewicht des gelösten Stoffes, so ergibt sich die Anzahl N der in ı Liter enthaltenen Moleceulargewichte aus der Gleichung: el .p m und der van'r Horr'sche Druck wird in Centimetern Quecksilber: — N =1607 (2 00), wo ?! die Temperatur, & den Ausdehnungscoeffiecienten der Gase be- zeichnet und 1697°” den Druck darstellt, den das in Grammen ab- gewogene Moleculargewicht eines beliebigen Gases bei 0° würde, wenn es in den Raum eines Liters eingeschlossen wäre. I. Rohrzucker in ıprocentiger Lösung; ausüben dr 1.004: m = 0,H,0, = 342::N = 0.0294 mit Ferrocyankupfermembran bei wechselnder "Temperatur. Temp. Osm. Dr. v. H..Dr. 6:8 50° 5 SL a 5225 Se) 14.2 | 51.0 52.4 15:35 | 52.0 5 22.0 | 54-8 53.8 320 54-4 33:7 36.0 56.7 56.4 ! In der gleichen Rechnung hat Hr. van'r Horr (Zeitschr. f. phys. Ch. 1, 492) irrthümlich die von PrErrer angegebenen Gewichtsprocente der Lösungen für die in 1005 Wasser gelösten Mengen genommen, während sie die in 1008 Lösung ent- haltenen bedeuten. Für verdünnte Lösungen macht dies aber keinen grossen Unter- schied. I. Rohrzucker Meyer: Zur Theorie der Lösungen. verschiedener Concentration mit zwei schiedenen Ferrocyankupfermembranen bei Mitteltemperatur: Procent Geh. Temp. 1 | d N Osm. Dr. v.+H4Dr: | | | | } | 1 | 1.004 | 0.0294 BE 59.72 | ! 2 | 1.008 0.0500 | 14.0 106.6 | 105.2 2.74 1.011 0.0810 13.5 151.8 | 144.2 4 1.016 041189,,,.\ 13:8 208.2 211.8 6 1.024 | 0.1797 | 14.7 307-5 | 321.4 | | I 1.004 | 0.0294 16.1 47:2 | 52.8 6 1.024 |, IR 0:1797 15.4 267.9 | 322.1 1001 INERZ Die Betrachtung dieser beiden Tafeln zeigt. dass die Beobachtungen an Rohrzuckerlösungen mit Ferrocyankupfermembran, und zwar so- wohl die mit wechselnder Temperatur wie die mit wechselnder Con- centration angestellten, innerhalb der möglichen Beobachtungsfehler sehr gut mit den berechneten Werthen des van'r Horr schen Druckes übereinstimmen, mit alleiniger Ausnahme der 6procentigen Lösungen, für welche der berechnete Werth bedeutend grösser ist als der be- obachtete. II. Kalisalpeter mit Ferroeyankupfermembran. Procent Geh. Osm. Dr. OL d N | | | | | a! 0.8 | 1.0051 0.0796. -—-| 43:3 130°", 1417 0.806 | 1.0055 0.0856 | 12.9 1475 | 152.2 0.98 en ,0063 0.0956 | 15.8 1749 | 175-3 1.43 | 1.0091 0.1420) |. 13:0 218.5 254.0 323 I 1.0312 | 0.3356 | 12.6 436.8 592.4 | | | Kürzlich hat auch Apıme' mit denselben obachtungen angestellt. Diese ergaben: N Osm. Dr. 7 vH. Dr: 0.0125 0.466 Atm.—= 35% DIm 0.025 0.89, » 4=.68 45 0.05 1850, 0° = 719g 90 0.1 230, > =182 179 0.133 Pu a in 239 0.2 non — 349 358 Aus diesen gut mit einander beider Forscher ergibt sich eine au KINO, von: Stoffen bei 15°C Be- übereinstimmenden Beobachtungen fast vollständige Übereinstimmung ! Chem. Soc. Journ. Juni 1891, 49, 344. 1002 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Nov. — Mittheilung v. 12. Nov. der Rechnung mit der Beobachtung, wenn im Liter etwa ein Zehntel des Moleculargewichtes, etwas mehr oder weniger, enthalten ist, das ist für etwa ı procentige Lösungen. Enthält die Lösung erheblich weniger als ı Procent. so ist der osmotische Druck merklich grösser, enthält sie dagegen mehr, so ist er kleiner als der van'r Horr'sche. Die hier vorhandene theilweise Übereinstimmung ist aber nur eine scheinbare; denn nach den Beobachtungen von RÜnDorRFF und DE ÜOPPET ist die Gefrierpunktserniedrigung auch der ceoncentrirteren Lösungen etwa um die Hälfte zu gross, nach Raourr sogar noch etwas mehr: wir müssen daher, nach der Arrnenxıvs’schen Hypothese. den Kali- salpeter schon unter o° als mindestens zur Hälfte in seine Jonten dissocürt annehmen und demgemäss auch den van Horr'schen Druck für eine um die Hälfte grössere Molekelzahl berechnen. So erhalten wir: Npner ng: 0.0125 | 0.025 | 0.05 | 0.08 | 0.086 | 0.098| o.ı | 0.133| 0.143 | 0.2 | 0.333 OSmADLE. 35 68 119g | 130 | 148 | ı75 182 | 215 | 219 | 342 | 437 y.. Hs Dr.. 3 | 67, warsısa | 203.11 ,225 | 263 | 269 | 360 | 48ı us3zn! 879 I ! | Angesichts dieser nur für die äussersten Verdünnungen stim- menden Zahlen bleibt uns nur die Wahl, entweder anzunehmen, dass der Kalisalpeter wohl bei 0°, nicht aber bei mittlerer Temperatur dissocürt sei, oder einzugestehen, dass die Hypothese durch die Beobachtung nicht bestätigt wird.' IV. Kaliumsulfat mit Ferroeyankupfermembran. m = K,SO, = 174: Procent Geh. | N | Temp. ÖOsm. Dr. | El Dr: I 0.98 | 0.056 | 1621 | 18878 | Tom | | | Ganz abweichend vom Nitrat zeigt das Sulfat Übereinstimmung zwischen Rechnung und Beobachtung, wenn man eine bis fast zur Verdoppelung der Molekelzahl gehende Dissociation annimmt, wie sie auch von der starken Gefrierpunktserniedrigung gefordert wird. ! Von befreundeter Seite werde ich auf einen in der »Naturwissenschaftlichen Rundschau« vom 24. Oct. d.J. S. 557 erschienenen Bericht über die Anır’sche Arbeit aufmerksam gemacht, welcher deutlich zeigt, welche Verwirrung die Hypothese van'r Horr's anzurichten geeignet ist. Es wird dort als Einleitung eine kurze Dar- stellung seiner Theorie gegeben und dabei wörtlich gesagt: »Verglich man aber den von einer Rohrzuckerlösung ausgeübten (osmotischen) »Druck mit demjenigen einer Salpeterlösung, so fand man den letzteren fast doppelt »so gross als den ersteren; es kann also die Anzahl der selbständigen kleinsten Theilchen »in beiden Lösungen nicht die gleiche sein.« Hier wird das gerade Gegentheil von dem behauptet, was Prerrer's und Apıer's Beobachtungen ergeben, lediglich weil die nicht angezweifelte Hypo- these es behauptet! MEyErR: Zur Theorie der Lösungen. 1005 V. Seignettesalz mit Ferroeyankupfermembran. mi Na, Ei, 0,43, 0282: Procent Geh. | N | Temp. OsmDr 21 2 vH. Di | 1 0.6 | 0.0213 1224 916 | 37:38 ) | » la 90.0 38.0 - ; (za 98.3 41.0 0.94 | 0.0333 | 13.3 147.6 59-3 » ö | 36.6 156.4 64.2 Auch das Seignettesalz verhält sich ähnlich wie das Sulfat; doch muss man eine durch Dissociation fast verdreifachte Molekelzahl an- nehmen, während die moleculare Gefrierpunktserniedrigung, wenn sie der des neutralen Kalisalzes ungefähr gleich ist (= 36 nach Raourr), nur eine Dissociation bis nahe zur zweifachen Molekelzahl annehmen lässt. VI. Zuckerchlornatrium mit Ferroeyankupfermembran. n0— H,O 2NaC] =400,4: FE | Procent Geh. N Temp. | Osm.Dr. v. H. Dr. | | No 0.0293 14-5 07”o Ba » » 15.0 | 65.9 52.4 » » 37-9 67.1 | 56.5 Der van'r Horr'sche Druck ist hier berechnet unter der höchst unwahrscheinlichen Voraussetzung, dass Rohrzucker und Kochsalz auch in Lösung zu einer einzigen Molekel verbunden bleiben. Macht man die Annahme, dass sie sich bei der Auflösung trennen, so er- gibt sich der vav'r Horr’sche Druck zu 104 2. : Nehmen wir auch noch das Kochsalz in seine Jonten zerfallen an, so haben wir 156° und 170° statt des beobachteten Druckes von 67°”. Hier finden wir also keinerlei Übereinstimmung. VI. Rohrzucker mit Ferrocyaneisenmembran. m = (,H,0, = 342: em und 173 Procent Geh. | N VII. Rohrzucker mit Caleiumphosphatmembran. ln eu.H2 Or == 342: Procent Geh. AN | Temp. | Osm. Dr. varlaDr: - | 0.0294 | 16,22 3051 5276 1004 Sitzung der phys. -math. Classe v. 26. Nov. — Mittheilung v. 12. Nov. In diesen Beobachtungen zeigt sich der osmotische Druck mit der Natur der Membran veränderlich; und zwar wurde er inner- halb von Membranen aus Berlinerblau oder Caleiumphosphat nur un- gefähr ?/; so gross beobachtet, wie er nach der Hypothese sein sollte. Die Anhänger der letzteren bestreiten aus theoretischen Gründen die Abhängigkeit der osmotischen Vorgänge von der Natur der Membran, sofern nur diese für den gelösten Stoff undurchlässig sei. Dies dürfte aber hier zutreffen, da Prerrer ausdrücklich (a. a. O. S. 116) angibt, dass die Concentration der untersuchten Lösungen sich während der ganzen Versuchsdauer nicht geändert habe. Bis zu dem etwaigen Beweise des Gegentheils haben wir daher anzunehmen, dass der osmotische Druck von der Natur der Membran abhängt, was mit der van'r Horr’schen Theorie nicht vereinbar ist. Tritt man der sehr einleuchtenden Annahme Tanmnmann’s' bei, dass der Durchgang des Wassers durch eine Membran auf einer Art von Lös- lichkeit desselben in der Substanz der Membran beruhe, so sieht man nicht ein, warum alle halb durchlässigen Stoffe sich genau gleich verhalten sollten, wie es in der von var Horr entwickelten Theorie als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Mit Ferroeyankupfermembranen hat auch Apır? den osmotischen Druck einer Reihe von Salzen bestimmt und sein Verhältniss zu dem vant Horrschen Drucke berechnet. Dieses Verhältniss muss nach der vanr Horr'schen Theorie gleich sein dem aus der Gefrierpunkts- erniedrigung berechneten sogenannten Dissociationsfactor i, welcher angibt, in welchem Verhältniss die Anzahl der gelösten Theilchen, der Hypothese von ARrRHENIUs zufolge, durch Dissociation vermehrt angenommen werden muss, damit die moleculare Gefrierpunkts- erniedrigung den normalen Werth erreiche. Wir erhalten diesen Faktor i, indem wir die beobachtete moleculare Erniedrigung der Salze u. s. w. dividiren durch die sogenannte normale, für organische nieht dissociirte Substanzen geltende Erniedrigung, welche RaouLr zu 18°5 im Mittel annimmt (vergl. oben S. 995). Die von Apız berechneten Werthe des Verhältnisses des osmo- tischen zum van'r Horr'schen Drucke zeigen sich ziemlich stark mit der Concentration veränderlich, indem sie wachsen, wenn diese abnimmt. Dies stimmt mit der Theorie überein, weil die Verdünnung die Dissociation befördern muss. Doch ist zu beachten, dass bei manchen Salzen selbst die allerverdünntesten Lösungen noch Werthe von ? ergeben, die merklich kleiner sind als die aus den Gefrier- I Nachr. d. K. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 1891. Nr. 6 S. 222. ERLE) Meyer: Zur Theorie der Lösungen. 1005 punkten berechneten, während doch bei 15°, wo die osmotischen Beobachtungen angestellt wurden, die Dissociation grösser sein muss als beim Gefrierpunkt. In nachstehender Tafel sind die von ApıE für 0.05 Mol. Gew. im Liter berechneten unter: Osm.:v.H. mit den aus den Gefrierpunkten hergeleiteten Werthen von © zusammengestellt: | Diss. Factor i aus: Stoff Formel Osm. :v.H Mol. Ern. : 18.5 Kalımnitrar 2 we KNO; | 1.39 27 78.5, 0, Natriumnitrat a NaNO; | 21 | SU LOS ul, Kaliumsulfat . . . K>SO, | 1.50 | 30: 185 — 2.0 » » | 1.96! » » Ammoniumsulfat . . . | (NH, )> SO, 2.36 a O5 220 Calcumsultat . 2. . | CaSsO, 1.59? — Jodkalnımı) ME KJ 1.58 331, — 18 Monokaliumearbonat sl KHCO3 0.90 — Dikaliumearbonat R> 003 — 507418. 55 2.0 Dinatriumphosphat . . | Na>sHPO, 1.62 37.2 18.5 =12.0 Dinatriumeitrat . . . | NasHC6H; 07 3.86 38: 185 = 2.0 Ferroeyankalium . . . R,FeCsN6 3.07 46.318542. Cobaltideyankalium . . RK; 00C6N6? 2.92 — Brechweinstein . . . KSbOC,H,0O6 | 1.20 18.4.3 18:5, — 1:0 Nalalaun » 2... K> Al (SO, )ı24aq 3.207 = Ghtomalaun ern RK; Cr, (SO,)424a4 3.85 5 oo ! andere Versuchsreihe. ? 0.014 Mol. Gew. i. L. 3 Apıe verdoppelt die Formel. # 0.038 Mol. Gew. i.L. 5 0.031 Mol. Gew. i. L. Abgesehen davon, dass die aus der Osmose berechneten Werthe von i meist etwas kleiner sind als die aus der Gefrierpunktserniedrigung hergeleiteten, stimmen sie meist leidlich gut. Doch zeigen sich etliche auffallende Ausnahmen. Das Kaliumbicarbonat erscheint nach der Osmose gar nicht dissociirt, während das gesättigte Salz nach dem Gefrierpunkt seiner Lösung in zwei Jonten zerfallen anzunehmen ist. Diese Verschiedenheit wäre höchst merkwürdig und ist daher wenig wahrscheinlich. Während das Natriumphosphat in der Osmose weniger dissocürt zu sein scheint als nach dem Gefrierpunkte, ergibt sich für das ihm entsprechende Citrat aus der Osmose ein fast doppelt so grosser Werth von i als aus dem Gefrierpunkte. Fassen wir alles zusammen, so kommen wir zu dem Schlusse, dass von den vorliegenden osmotischen Versuchen nur die mit Zucker und einer Ferrocyankupfermembran angestellten die van'r Horr'sche Hypo- these scharf zu bestätigen scheinen. Von den Salzen liefern einige eine leidliche Übereinstimmung, während andere ihr ganz entschieden 1006 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Nov. — Mittheilung v. 12. Nov. widersprechen oder nur durch sehr unwahrscheinliche Annahmen ihr etwas näher gebracht werden können. Wird die Substanz der Membran gewechselt, so stimmt auch der Zucker nicht mehr mit der Forderung der Hypothese überein. Wir müssen daher sagen, dass von einer experimentellen Bestätigung der Hypothese bis jetzt noch nicht ge- redet werden kann, vielmehr noch viele Versuche nöthig sein werden, bevor wir den Vorgang der Osmose für völlig aufgeklärt ansehen dürfen. Sehen wir uns nun aber die van'r Horr’sche Theorie selbst mit etwas kritischen Augen an, so finden wir bald, dass sie auch dieser Prüfung nicht Stich hält. Der osmotische Druck soll der des Zuckers und nicht des Wassers sein, obschon nicht nur zugestanden, sondern ausdrücklich angegeben wird, dass er durch Eintritt von Wasser entsteht und auch durch mechanisches Einpressen desselben oder durch Zusammendrücken der Lösung erzeugt werden kann. Denken wir uns nun diesen Druck auf die eine oder die andere Art in einer Zuckerlösung erzeugt, welche sich in einem ringsum geschlossenen, nur an einer Stelle mit einer halb durchlässigen Wand versehenen Gefässe befindet, so wird der Zustand der Lösung nicht geändert werden, wenn wir jetzt nachträglich die durchlässige Wand mit einem dicht schliessenden Metallschieber zudeeken. Auch jetzt ist der Druck noch der des Zuckers. Pressen wir aber jetzt noch etwas mehr Wasser hinein, so ist der ent- stehende Zuwachs des Druckes ein Druck des Wassers, das nicht entweichen kann. Durch Pressen einer Zuckerlösung erzeugen wir also zunächst Zuckerdruck bis zur Höhe der osmotischen, dann aber Wasserdruck, auch da, wo zu osmotischen Vorgängen gar keine Ge- legenheit geboten ist. Der Antheil des Zuckers am Drucke varirt natürlich mit der Concentration; ist nur Wasser vorhanden, so trägt dieses den ganzen Druck; enthält es aber Zucker gelöst, so gehört diesem der Druck und dem Wasser nur der etwaige Überschuss über den osmotischen; die Summe beider gibt den Gesammtdruck. Wie aber, wenn dieser kleiner ist als der osmotische? Ist dann etwa der Wasserdruck negativ? oder der Zuckerdruck beliebig kleiner als der van tr Horr'sche Gasdruck? Credat Iudaeus Apella! Die Theorie führt jeden Augenblick in Zweifel und Widersprüche. Von zwei miteinander gemischten Substanzen soll nur die eine den van t Horr’schen Druck ausüben; aber welche? Legt man ihn der in geringerer Menge vorhandenen bei, so hindert uns nichts, deren Masse zu vermehren und die andere in die Minderheit zu bringen, so dass ihr jetzt der Druck gehört. Wo ist aber der Punkt, in dem der Umschlag stattfindet? Meyer: Zur Theorie der Lösungen. 1007 Die Annahme, dass die Theilchen einer in geringer Menge einer anderen beigemengten Substanz sich innerhalb der flüssigen Mischung wie die Theilehen eines Gases verhalten, also dem Bovre’schen Ge- setze und dem von Gav-Lussac folgen sollten, hat wenig innere Wahrscheinlichkeit. Bekanntlich lehrt, in Übereinstimmung mit der Erfahrung, die kinetische Gastheorie, dass der Druck eines Gases nur so lange der Dichte proportional veränderlich ist, als die Zeit der Zusammenstösse seiner Theilchen sehr kurz ist im Vergleiche zu der, in welcher sie frei ihre geradlinigen Bahnen verfolgen. Wird der Raum so verengt, dass diese Bedingung nicht mehr erfüllt bleibt, so gilt auch das Gesetz Boyre’s nicht mehr. Eine Vermischung mit einem fremden Gase wirkt allerdings meist etwas weniger störend als. eine Anhäufung gleichartiger Theilchen; aber das Bovre’sche Gesetz hört in beiden Fällen auf zu gelten, lange bevor die Gase zu Flüssigkeiten verdichtet sind. Es wäre zum allermindesten sehr sonderbar, wenn es nach der völligen Verdichtung wieder gelten sollte, aber nur für einen Bestandtheil der Mischung. Der van’t Horr’sche Druck folgt aber auch gar nicht dem Bovre’schen Gesetze, sobald man ihn für verschiedene Lösungsmittel berechnet. Wäre er ein Gasdruck und nur ab- hängig von der Anzahl der Molekeln des gelösten Stoffes, nicht aber des Lösungsmittels, so ‚müsste er überall da gleich sein, wo gleich viel Molekeln bei gleicher Temperatur sich im gleichen Raume _ be- finden. Er ist in der That auch schon in einer dieser Auffassung entsprechenden Art definirt worden." Andererseits aber soll derselbe Druck der Erniedrigung des Gefrierpunktes und der Dampfspannung proportional sein, welche ihrerseits nicht von dem Raume, den das Gemisch erfüllt, sondern nur von seiner Zusammensetzung abhängen. Nach Raouır wird der Gefrierpunkt um ungefähr 0?62 C und die Dampfspannung um etwa ı Procent erniedrigt, wenn ein Moleeular- gewicht eines geeigneten Stoffes mit 100 (oder 99) Mol. Gew. eines Lösungsmittels gemischt wird. Von letzterem braucht man demnach ein um so grösseres Volumen, je grösser sein Moleculargewicht und je kleiner seine Dichte ist. In nachstehender Tafel sind die hier in Frage kommenden Eigenschaften der am meisten benutzten Lösungsmittel in abgerundeten Zahlen zusammengestellt. Die Zahlen- werthe der Dichtigkeiten habe ich Beıwsteim’s Handbuche entnommen und, wo nöthig, durch Inter- oder Extrapolation den Werth ermittelt, welcher der flüssigen Substanz in der Nähe des Schmelzpunktes zu- kommt. Die Dichte des Äthers gilt für mittlere Temperatur. ı Z2.B. von ArrHEnıUs, Zeitschr. f. phys. Chem. 2, 493. Sitzungsberichte 1891. 90 1008 Sitzung der phys.-math. Classe v. 26. Nov. — Mittheilung v. 12. Nov. Stoff Formel Mol. Gew. Dichte | Mol. Vol. | 100 Mol. Vol. | Gasdruck Wasser ; H> 0 18 7 | 18 1800 ° |. ggzm » 2. |1/a(H20 + H,0:>) 27 I MNaz 2700 628 Ameisensäure . CH30» | 46 1.24 37.10 3710 479 Essigsäure . . C,H,0O3 | 60 1.054 56.93 5693 ei Äthylenbromid . CH, Bra | 188 | 2.190 85.86 85586 | 204 Benzol. 1 elt. C6H6 | 788 20.895111 187.16 8716 | 199 Nitrobenzol . . C6H; NO3 | 12: 1.195 | 102.90 10290 168 there: C4H100 | 74 0.718 103,0 |, ‚10300 Wr u7ä Naphtalin.. CıoHs | #128 0.982 | 1303 || t5oso u Zras Dymo CjoH14O | 150 0.948 | 158.2 15820 | 127 Die Volumina, in welchen ein Moleeulargewicht enthalten sein muss, um die normale Gefrierpunkts- oder Spannungserniedrigung hervorzubringen, schwanken also vom Wasser bis zum Thymol von ı800 (oder 2700) bis 15820, d. i. wie 1:9 (oder 1:6). Ein Gramm- moleeulargewicht, in diese nach Gubikeentimetern bemessenen Räume gebracht, würde, da es, in ı Liter eingeschlossen, bei 0° einen Druck zeigt, bei den Schmelzpunkten der Lösungsmittel (beim Äther bei 15° C) den in der letzten Spalte der Tafel angegebenen em von 1697 Druck ausüben, während doch sein Druck als der van'r Horr sche überall gleich sein sollte, weil Gefrierpunkts- oder Spannungserniedri- gung gleich sind. Es geht wohl aus diesen Zusammenstellungen zur Genüge hervor, dass die van'r Horr'sche Theorie eine zu weit gehende und darum unhaltbare Verallgemeinerung verschiedener, an sich sehr werthvoller, Wahrnehmungen ist. »Intelleetus humanus, ex proprietate sua, facile »supponit majorem ordinem et aequalitatem in rebus, quam invenit«, sagt schon Baco in seinen Aphorismis de interpretatione naturae. Auch Hr. van'r Horr hat eine grössere Ordnung und Gleichförmigkeit in den Verhältnissen der Lösungen angenommen, als sie in Wirklichkeit vorhanden ist. Er ist den Weg gegangen, von dem Baco sagt, dass man aufihm von den Einzelheiten hinauffliege zu den allgemeinsten Lehrsätzen. »Gestit enim mens exsilire ad magis generalia, ut acquiescat, et post parvam moram fastidit experientiam«. Wir sollen aber den anderen gehen, der »ascendendo continenter et gradatim« von den einzelnen Beobachtungen zu allmählich erweiterten und erst ganz am Ende zu den umfassendsten Sätzen geleitet. Um auf diesem Wege zu bleiben, müssen wir uns an die empirisch gefundene und wohl begründete Thatsache halten, dass viele Eigen- schaften der Lösungen und flüssigen Mischungen in einem nahen Zusammenhange stehen mit dem Verhältniss, nach welchem die Mole- eulargewichte der Bestandtheile mit einander gemischt sind. Wir MEYER: Zur Theorie der Lösungen. 1009 finden dabei, dass diese Eigenschaften sich meist in erster Annäherung als lineare Funetionen dieses Mischungsverhältnisses darstellen lassen, folglich auch einander meist nahezu proportional sind. Aber diese Proportionalität gibt uns kein Recht, nun eine dieser Eigenschaften, eine Art des Verhaltens, den unter ganz bestimmten Bedingungen zur Beobachtung kommenden osmotischen Druck, als die Urvariabele zu behandeln, von der das ganze übrige Verhalten abhänge. Diese Rolle gehört unzweifelhaft jenem Verhältnisse der Moleeulargewichte in der Mischung. Wir haben daher die Abhängigkeit der Erscheinungen von dieser wirklichen letzten Veränderlichen experimentell und theo- retisch zu verfolgen, die Ausnahmen, wirkliche wie scheinbare, zu ermitteln und näher zu untersuchen: gehen wir vorsichtig schrittweise vorwärts, so wird zuletzt der eigentliche innere Zusammenhang aller dieser Dinge unserer Erkenntniss nicht ganz verborgen bleiben. Eine vorzeitige Verallgemeinerung ist nur ein Hinderniss auf diesem Wege, weil sie uns eine allgemeine Einsicht vortäuscht, die wir in Wirklichkeit noch nieht gewonnen haben. Ich habe mich nur schwer entschlossen, diese Bemerkungen zu veröffentlichen. Aber da meine Hoffnung, dass mein erster, etwas zurückhaltender Einspruch als Warnung dienen werde, sich nicht erfüllt hat, ich vielmehr sehe, dass das vermeintliche van’r Horr’sche »Gesetz« in zahlreichen Abhandlungen als ein unumstössliches Dogma behandelt und vielleieht mehr, als sein Urheber selbst es wünschen mag, angewandt wird, so glaube ich nicht länger schweigen zu sollen, damit nicht das hohe Ansehen, dessen sich mein verehrter Fachgenosse mit Recht erfreut, seine unhaltbare Theorie fast ohne Prüfung zu weiterer Verbreitung gelangen lasse. Ausgegeben am 3. December. 90” nn \ u k > “ 2 mn N LICH Ir a Se 2 R 2 Bar) LEE »a.10 2 nn “ EEE Pr 7 WERREMSELL Haba, I ce ur mal il DT Br 197 ae gr haar: ln 17 Pe mr Be een Jar REAL * N Le) new lernen A Tehee SEN. \DARRERSERRF NEN KIELER RL BEL ITIEE 2 aa ae 7E ren) a re ee ih, Be ar mil Br IE > a Leser a RE Dina ey. Wr He RR TENES NET a RE Sp OR ROSA" Bari, Fee A nen EACH u Dırze), r bu BETTEN er We AR A na um on NE lt RASRRE TE RA Dh RE ILFES GERT) ERERN! | Pos A { ne een ı Kun 1% PAR a ia ‚777 PEN ae Pr: rat) Ar] Kai,» OS TEE Ihe a Er STE Zu DT Ze Sera ee A anli’- RE en / al, es‘ br hin De) f Be N 2, iu ee Aa au Le Ben Ar ’ vuiy! ee rk. are? al Ta TI, ae Bu 2575 77 BEL Zu 2775 @ » 2 z re - Es NIT BACHETE eR ie Ver h A Sa Ib L° wi hi gr=l £, Es ? j ma Were j . 2 zireze BEST 14 u 1.1, Ara nik. PET an) een EL. ,8 BERN Pr) Be ee ee AUS A: j 2 are are dr Sn de Nine Ar Be ri ae ai a DM en 2) DTEr DE EEE BE, Blei malusmle Br nal Ir Pre in: et au! Hk Aare Ri TER rue TOR! vr a Lumen « Er | sc FREE j en ut) Ya ae ed EEE HR h ‚vn . ital. je. Be Eee Be urn Biete RE TE IF 06 i apa 427 ug ran ze IE I yinanfg i = FR Be Br: r Bu e t rhe ‚ “ Lu bay "u: WE REES LIFE TRPN EN Fr SEELE FI Wr i j = | rd 2er ö Be RER u’32% up ’ v2 ga A- ur es ri Munde l Faser aihen BR! Are ala er | b ö use Er) Ya Ta w Be NT nö DRENe ai R er di a2 >. F ® a @ m /E BE 1011 1891. XLIX. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 26. November. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Currivs. Hr. Vanuıen las Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. Die Mittheilung erfolet umstehend. — id = at —- f 7 — #: re = De Fass % N Be eu 2 _ & yo » 2A K u” } er AR j a j 2. B 2 Pl j e er | | | = 3 . Eee, u 2 Ku % 2 , ‘ d 7,8 Y N Al t rt Fi Hr 1 Pi i € 1 ar ri; > > 1 i b » Fan Du a Fe u - — - in - - - he li, ira a 271 4 500 3 ie ee Be nn ee ar ei & 7 Fe 1013 Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. Von J. VAHLEN. LL. Anschluss an den im Sitzungsbericht vom 28. November 1889 gedruckten Aufsatz “Über eime Rede bei Livius’ gedenke ich hier vier Stellen aus dem Anfang des vier und vierzigsten Buches, die zwar kein geschlossenes Ganzes ausmachen. aber doch ein und der- selben zusammenhängenden Erzählung entnommen sind. einer kri- tischen Erörterung zu unterziehen. Die Berichtigungen derselben, die ich vorlege, sind nicht neu und werden nicht jetzt zum ersten Male veröffentlicht, sondern die beiden ersten sind vor dreissig Jahren. die beiden andern wenige Jahre später bekannt gemacht worden, und haben zum Theil Beifall und Aufnahme gefunden, sind aber unlängst in den ‘Kritischen Versuchen zur fünften Dekade des Livius’ von Wilhelm von Hartel (Wien ı888) sämmtlich abgelehnt worden. Dass ich auf diese Vorschläge zurückkomme, dazu veranlasst nicht der zweifelhafte Reiz der Polemik, die in diesem Falle gegen einen angesehenen und mir befreundeten Gelehrten sich wenden muss, sondern der Wunsch mich selbst zu berichtigen und im Alter gut zu machen. was die Jugend versehen. Indem ich nämlich was früher fast ohne Begründung oder mit irriger hingestellt worden, in eingehender Darlegung zu entwickeln versuche, bietet sich Ge- legenheit. nicht stichhaltige Gründe durch treffendere zu ersetzen und damit der nur zu begreiflichen Meinung zu begegnen, dass. weil die Gründe nicht vollwerthig waren, auch die Sache, der sie dienen sollten, unhaltbar geworden sei; hierdurch, mehr noch da- durch, dass ich zum Theil die Berichtigungen selbst in Einzelnem und Nebensächlichem modifieiere, glaube ich in der Hauptsache die früher gewonnenen Ergebnisse als völlig gesicherte erweisen zu können, und insoweit doch auch einen neuen Beitrag zur Verbesserung dieser Bücher zu liefern. Aber abgesehen von diesen persönlichen Beweg- gründen, die mich bestimmt haben, hat die angestellte Untersuchung auch ein allgemeineres methodisches Interesse. Ich meine nicht, dass 1014 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 26. November. auch bei Behandlung dieser Stellen sich zeigen wird, wie wichtig es sei, der Handschrift nieht Berichtigungen aufzudrängen, gegen die sie ihrer ganzen Natur nach sich sträuben muss, sondern die Verbesserungen wo möglich auf den Wegen zu suchen, auf denen nachweisbar am häufigsten die Irrungen dieses Schreibers zu finden sind: auch das nicht, obwohl es ein beachtenswerther, auch von mir hier befolgter Gesichtspunkt ist, dass es eine wirksamere Controlle der versuchten Herstellungen nicht geben könne, als wenn ihnen der erkannte und erwiesene Gebrauch des Schriftstellers zur Seite steht, zumal eines so umfangreichen, bei dem die Beobachtung nie des Stoffes enträth, wohl aber die Schwierigkeit sich mehrt, zu völliger Beherrschung aller Besonderheiten seiner Denk- und Redeweise durchzudringen: sondern weil die Sätze, um deren Wiederherstellung ich mich bemühe, nicht von der Art sind, dass bei leidlieh klarem Gedanken nur die Be- richtigung des sprachlichen Ausdrucks in Frage käme, sondern in Folge der Verderbniss Sinn und Gedanke selbst zweifelhaft geworden und gar verschiedenen Auffassungen der Interpreten anheimgefallen ist, so finde ich Anlass zu zeigen, wie hier, um des Sinnes vor allem Herr zu werden, ein dialeetisches Verfahren in Anwendung zu bringen ist, das, den Blick auf die erhaltenen Reste der zer- störten Stelle geheftet, aus dem weitern und engern Zusammenhang der Darstellung den Weg zu ermitteln sucht, den die Gedanken- bewegung des Schriftstellers eingeschlagen hat, um zugleich den Trümmern die Form abzulocken, in die er seine Gedanken gekleidet hatte: denn ich hege die Meinung, dass eines Schriftstellers Gedanken- ausdruck wie ein organisches Gebilde sei, das bis zu einem gewissen Grade unter dem Gesetz der Nothwendigkeit steht und daher, wofern die Zerstörung nicht zu weit gediehen ist, aus sorgsamer Erwägung der erkennbaren Spuren wiederzugewinnen und in die ursprüngliche Gestalt zurückzubringen sein werde. Das vier und vierzigste Buch erzählt die Ereignisse des Macedo- nischen Krieges aus den Jahren 585 und 586 d. St. Nachdem der Consul des Jahres 585 @. Mareius Philippus von seinem Vorgänger A. Hostilius, der in Thessalien stand, die "Truppen übernommen, war er sofort entschlossen, nicht länger in Thessalien zu verziehen, sondern in Macedonien einzurücken und den Feind in seinem Lande anzugreifen; aber auf welchem Wege dies am sichersten zu be- werkstelligen sei, war zweifelhaft, und erst nach wiederholten Be- rathungen entschied sich der Consul dahin, den Weg am Asecurissee entlang zu nehmen. Doch hören wir den Livius selbst e. 3. Interim consuli sententia sietit eo saltu ducere, ubi propter Ottolobum diwimus regis Vanren: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1015 castrax='. 2. Praemitli tamen 1v milia armatorum ad loca opportuna prae- oceupanda placuit, quis praepositi sunt M. Claudius, (@. Marcius, consulis filius. Confestim et universae copiae sequebantur. 3. Ceterum adeo ardua et aspera et confragosa via fuil, ut praemissi ewpediti biduo quindeeim milium passuum aegre itinere confecto castra posuerint fuerimque dierum quem cepere locum, appellant. 4. Inde postero die vır milia progressi, tumulo haud procul hostium castris caplo, nuntium ad consulem remitlunt, perventum ad hostem esse; loco se tuto et ad omnia opportuno consedisse ; ul, quantum extendere iter posset, consequeretur. 5. Sollieito consuli et propter it’neris diffieultatem, quod ingressus erat, et eorum vicem, quos paucos inter media praesidia hostium praemiserat, nuntius ad Ascuridem paludem occurril. Aus dem unverständlichen fuerimque dierum hatte der erste Herausgeber, der treffliche S. Grynaeus, indem er den vorigen Satz mit c. posuerint schloss, eine Bezeichnung des Ortes, Zurrim Eudieru, hergestellt, nicht mit dem gewohnten Glück. Später nahm man an, dass fuerimque ein zu posuerint gehöriges Verbum enthalte, und der folgende Satz mit Dierum als dem Namen des Ortes begonnen habe. Zwar blieb der Name auch so unaufgeklärt,” aber die Verbindung der beiden Verba konnte die bekannte Liebhaberei des Livius empfehlen, Sätze oder Satztheile mit einem durch que verbundenen Paar von Ver- ben zu schliessen, wie cognoscerent statuerentque (40, 20,1); peterent cape- rentque (40, 44,1); obterebant elidebantque (44. 42, 6); ürridebant increpabant- que (7, 17, 4); concideret eremaretque (38, 39, 2): scwit accepitque (7,16, 1), das zwar verdächtigt wird, aber so der Weise des Livius entspricht. Als zweites Verbum selbst hatte Weissenborn geglaubt munierintque an- nehmen zu können, stand aber bald selbst von dieser Vermuthung ab. Ich hatte 1861 Zeitschr. f. d. östr. Gymn. S. 6 castra posuerint requieve- rintque empfohlen, das bei Hertz (1863), auch bei Weissenborn (1866) und H. J. Müller (1880) Aufnahme fand. Madvig, der in den Emenda- tiones Livianae (1860) an dieser Verderbniss stillschweigend vorüber- gegangen war, setzte später bei Herausgabe des Livius (1864) nicht ohne ausdrücklichen Bezug auf meinen Vorschlag nicht requieverintque , aber quieverintque in seinen Text. Gegen diesen Versuch nun hat W. v. Hartel a.a. OÖ. S. 42 Einspruch erhoben, der auf die fast vergessene Ver- muthung von Weissenborn munierintque zurückgriff, und ihm hat be- ! Durch die hier vorliegende Lücke oder Verderbniss ist leider die Vorstellung über die Disposition der Macedonischen Besatzungen wie über den Marsch des römi- schen Consuls getrübt, und scheint durch Hartel’s Versuch a. a. O. (S. 41) die Schwierig- keit noch nicht endgültig erledigt. Dass aber die Römer ihren Weg am Ascurissee entlang nehmen, wird durch 3, 5 vgl. mit 2, 6 u. ıı dargethan. 2 . . duße . D ’ . . Es scheint die griechische Bezeichnung A:sgos zu sein, wie z. B. 38, 18, 4 per ” 5 n > Arylon («Evrov) guam vocant terram duei. 1016 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 26. November. reits entgegen seiner frühern Meinung H. J. Müller (im xv. Jahres- bericht über Livius S. 39) sich angeschlossen. Mein Einwand gegen Weissenborn’s Vorschlag. dass von ‘Befestigung des Lagers nicht die Rede sein könne an einem Ort, von dem die Soldaten alsbald wieder aufbrechen, um nach Vereinigung mit der Hauptmacht an einem entfernter gelegenen Hügel sich zu verschanzen’, war zwar in mehr als einem Betracht unzutreffend: aber wenn Hartel dagegen geltend macht, castra ponere et munire sei hier in Feindes Land und dem Feinde selbst nahe unbedingt erforderlich, trotzdem es sich nur um eine Nacht handle, und seine Meinung durch einen Beleg aus Sallust’s lugurtha (75.7) unterstützt, der casira posita munitaque nenne, in denen Metellus mit seinen Soldaten auf dem Zug gegen Thala auch nur eine Nacht verbringe, so erheben sich gegen ihn nicht minder gewichtige Bedenken. Ob Livius (der häufig commumnire castra schreibt) jemals castra ponere et munire verbunden habe, wage ich weder zu behaupten noch zu verneinen. Da Hartel kein Beispiel anführt, auch mir keines bekannt ist. so mag es wenigstens bezweifelt werden, um andre auf- merksam zu machen. Das aber lässt sich mit Zuversicht behaupten, dass Livius nicht selten castra ponere, castra posita geschrieben, wo die Sachlage oder der Zusammenhang der Erzählung ergiebt, dass nur an ein verschanztes, mit Wall und Graben versehenes Lager ge- dacht werden kann. Oder sollen wir anders urtheilen, wenn er 7. 9, 6 schreibt dietator . . ingenti exercitu ab urbe profectus in cileriore ripa Anienis castra posuit; oder 7, 32, 2 consules ambo cum duobus ewercitibus ab urbe profecti .. Valerius in Campaniam , Cornelius in Sam- nium , ille ad montem Gaurum , hie ad Saticulam castra ponunt; 10, 27, I consules ad hostes ... pervenerunt; ibi quattuor milium ferme intervallo castra posilaz; 10,18, 4 duae Romanae legiones secutae . . castra haud procul ab hoste posila; 6, 28, 5 dum conscribitur Romae ewercitus , castra interim hostium haud procul Alia flumine posita. Selbst wenn es 8, 38, 2 vom römischen Dietator heisst castra in hostico incuriose ia posila, tamgquam procul abessel hostis, so zeigt der Fortgang der Erzählung (3), dass auch dieses Lager nicht ohne die üblichen munimenta war. Gleiches lässt sich aus vielen Stellen der letzten Bücher erweisen. Und dass casira ponere gemeinhin den Begriff des munire in sich schloss, können insbesondere Erzählungen darthun wie 27, 12, 10 castra inde ponentem (Hannibalem) , pugnando undique in munitores , operibus prohibet (Marcellus); 24, 35, 8 cum decem milibus peditum, quingentis equitibus nocte per intermissa custodüs loca profectus castra circa Acrillas urbem ponebat: munientibus supervenit Marcellus ab Agrigento; 28, 13,6 casıra ponentes eos Mago et Masinissa cum omni equitatu aggressi sunt, turbas- senlque munientes ni —; 37, 38, 5 Komani simul omnes (amnem) trans- Vanten: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 10287 gressi sunt et duo milia fere et quingentos passus ab hoste posuerunt caslra: metantibus et muniendo occupatis tria milia delecta . . advenere. Daher denn auch an unserer Stelle, wenn auch kein munire hinzuträte, doch nicht zu denken wäre, dass die vier tausend römische Expediti (etwa wie es von den Galliern heisst 5, 44, 6; vgl. 45, 2) auf freiem Felde sich zur Nachtruhe hingeworfen, sondern dass sie hinter Wall und Graben, unter Aufstellung von Posten und Wachen, ihrer nächtlichen Ruhe gepflogen. Darum also werden wir noch nieht einräumen, dass der Zusatz munierinigue ein unentbehrlicher sei, werden vielmehr einer conjecturalen Ergänzung wenig Glauben schenken, die dem Gedanken nichts hinzubringt, was er nicht auch ohne sie enthielte. Doch Hartel glaubt aus der Darstellung selbst, wie sie geformt worden, ebenso viele Einwendungen gegen requieverintque wie Sicherung für das von ihm in Schutz genommene munierintque zu gewinnen. Sei es doch auffällig genug, wenn hier am zweiten Tage vom Ausruhen der vor- ausgeschickten Truppen geredet werde, die am folgenden Tage wieder Lager schlügen und vermuthlich doch auch am Tage zuvor die Nacht in einem Lager zugebracht hätten. Die Thatsache aber, dass sie hier zuerst dazu gelangten, die Aufgabe, um deren willen sie ausgesen- det worden (2 praemitli ad loca opportuna praeoccupanda), auszuführen (3 Dierum quem cepere locum appellant), sei Beweises genug, dass von Ausruhen nicht, wohl aber von Befestigung des Lagers die Rede gewesen, die überdies die Rücksicht auf das nachrückende Hauptheer geboten habe, wie auch nicht zu bezweifeln, dass zu demselben Zweck auch nach Aufbruch der vier Tausend in dem befestigten Lager eine Besatzung zurückgeblieben sei. Man sieht, den Worten des Livius, die davon nichts enthalten, wird eine ganze Kette von Voraussetzungen untergeschoben. Aber, da die Voraussendung der expediti, denen die Hauptmacht auf dem Fusse folgte (2 confestim et universae copiae sequebantur), wenn sie Nutzen haben sollte, Eile erheischte, so darf man fragen, was uns hindere, nach dem Wortlaut (biduo quindecim milium passuum aegre itinere confeclo) anzunehmen, dass die zwei Tage Marschierens durch keine Nachtruhe unterbrochen gewesen, da ja nächtliche Märsche in den Erzählungen des Livius auch sonst nichts seltenes sind. Oder wenn es nicht der Fall war, warum er nicht erzählte, wie Hartel ihn versteht, dass sie am ersten Tage hier, am zweiten in Dierus, am dritten nahe dem Feinde ein Lager bezogen, etwa wie 38, ı5, 7. Zweitens fanden sie hier zuerst Gelegenheit, den ihnen gewordenen Auftrag auszuführen, warum entsenden sie nicht von hier gleich, wie sie nachher thun, einen Eilboten an den nachrückenden Consul ab? Drittens wenn das befestigte Lager auch nach dem Abzug der vier Tausend verblieb und hier eine Besatzung 1018 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 26. November. zurückgelassen war, warum verschweigt dies Livius, der doch oft genug von einem praesidium impositum , praesidium relictum zu berich- ten hat (vgl. 9, 44, 9)? Alles berechtigte Fragen, welche den Glau- ben an die Richtigkeit jener Voraussetzungen zu erschüttern geeignet sind. Was aber die Hauptsache ist, wenn Hartel die Worte 2 ad loca opportuna praeoccupanda, welehe den Auftrag an die Expediti enthalten, mit dem was hier von ihnen ausgesagt wird, 3 Dierum quem cepere locum appellant, für identisch hält und hieraus vorzüglich die Berechtigung zu seinen Annahmen zieht. so hat er den letztern eine Bedeutung untergelegt, die sie nicht zu haben brauchen. Denn wenn loca capere auch einen weitern Sinn hat, wie wenn es 35, 28,1 (vgl. 4) vom Philopoemen heisst, praecipuae in ducendo agmine locis- que capiendis sollertiae, oder von Pyrrhus 35, 14, 8 castra metari pri- mum docuisse, ad hoc neminem elegantius loca cepisse , praesidia disposuisse, so ist doch hier, da castra posuerint eben vorhergegangen, quem cepere locum castris zu verstehen, wie Livius oftmals vollständig sich aus- drückt, z. B. von demselben Philopoemen an einer nach mehreren Seiten beachtenswerthen Stelle 35. 28, 6 castris quoque quem locum caperet, quantum munimento amplecteretur loci, qua opportuna aquatio, qua pabuli lignorumque copia esset, qua postero die castra moventi tutum mazxime iter usw, und an vielen andern, 3. 43, 2 prospeculatum ad locum castris capiendum mittunt; 4, 9,13 tria milia passuum ab hoste locum castris cepil; 4, 41. 6 loca tutiora castris cepisse. Doch wenn die Voraussetzungen Hartel’s auch ebenso zuverlässig wären, wie sie sich als hinfällig erweisen, würden sie dennoch, wenn anders wir castra posuerint vichtig erklärt haben, den Zusatz eines munierintque nicht erforderlich machen. Um aber die wahre Absicht des Livius zu erkennen, ist der Satz scharf in’s Auge zu fassen, der mit castra posuerint und dem fraglichen Worte schliesst, den Hartel, der ihn nieht berührt. seiner Aufmerksamkeit kaum recht gewürdigt haben kann. 3 Ceterum adeo ardua et aspera el confragosa via fuit, ut praemisst exwpediti biduo quindecim milium passuum aegre itinere confecto castra po- suerint. Die Ausdrücke, die Beschwerlichkeit des Weges zu bezeich- nen, sind geflissentlich gehäuft (vgl. 5, 26, 5): zu welchem Zwecke? Um zu sagen, dass die Vorausgeschickten nach zwei Tagen im Inter- esse der nachrückenden Truppen ein verschanztes Lager aufschlugen? Kaum wäre eine seltsamere Gedankenform zu ersinnen, bei der An- fang und Ende so wenig zu einem Ganzen sich zusammenfügten. Der natürliche Gedanke dieser mit Ceterum eingeführten nebensächlichen Be- merkung scheint vielmehr nur der zu sein, dass die expediti trotz der gebotenen Eile in Folge der Mühsal des Marsches am zweiten Tage sich genöthigt sahen eine Rast zu suchen, um am folgenden Vauren: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1019 ihren Weg fortsetzen zu können. Wenn sie aber auch nur der Noth gehorchend ein Lager zum Ausruhen aufschlugen, war es der Siche- rung wegen doch nicht gleichgültig, an welchem Orte dies geschah, und ist der Zusatz ‘Dierus heisst der Ort den sie dazu wählten’ da- rum nieht weniger gerechtfertigt. Wie ganz anders aber hätte Livius vom ersten bis zum letzten Worte sich ausdrücken müssen, wenn er sagen wollte, dass die entsendete Mannschaft hier zuerst Gelegenheit gefunden, dem ihr ertheilten Auftrag gemäss einen geeigneten Platz im Voraus zu besetzen. Und darin also war ich doch im Recht, als ich früher schrieb ‘die Soldaten haben nach beschwerlichem und mühe- vollem Marsche an jenem Orte Rast gemacht.‘ Wenn daher dem castra posuerint, das nunmehr für sich allein kaum noch ausreichend erschei- nen kann, ein zweites Verbum an die Seite treten sollte, konnte es nur ein Wort mit der Bedeutung des Ausruhens sein, d. h. ein solches, wie es in den erhaltenen Zügen der Handschrift mit einer in die Augen springenden Deutlichkeit gegeben ist. Denn FVERIMQVE ist EVERINTQVE (eine Art von Verderbniss die auch in diesen Büchern ihre Belege hat, z. B. 45, 22, 4), welches am Kopf verstümmelt Vervollständigung verlangt, und zu requieverintque (oder quieverintque) ergänzt, dem Satz den Abschluss verleiht, auf den er angelegt war: ceterum adeo ardua et aspera el confragosa via fuit, ut praemissi ewpediti biduo quindeeim milium passuum aegre itinere confeclo castra posuerint vequieverintque. Darf man hoffen, dass dies als eine sichere Verbesserung, der auch in Leichtig- keit der Änderung munierintque die Wage nicht halten kann, dem Text des Livius verbleiben oder in denselben zurückgeführt werden wird? Kaum haben die Truppen sich wieder vereinigt und ein Lager in der Nähe des Feindes bezogen, als der Consul, dem Drängen seines Heeres nachgebend, die durch einen Tag der Ruhe gestärkten Sol- daten gegen den Feind führt: e. 3, 9 Itaque cum alacres, prolinus du- ceret ad castra hostium, consulem hortarentur, dies unus fessis labore viae ad quietem datus est. 10. Tertio die, parte copiarum ad praesidium castrorum relicta, consul ad hostem dueit. e. 4, ı Hippias nuper ad tuendum saltum ab rege missus erat; qui, ex quo castra Romana in tumulo conspexit, prae- paratis ad certamen animis suorum, venienti agmini consulis obvius fuit. 2. Et Romani expediti ad pugnam exierant, et hostes levis armatura erat, promptissimum genus ad lacessendum certamen. Congressi igitur ewtemplo, tela coniecerunt. 3. Multa utrimgue volnera temerario incursu et accepta et inlata; pauei utriusque partis ceciderunt. 4. Inritatis in posterum diem animis, maioribus copüs alque infestius eoncursum abellısın loei satis ad explicandam aciem fuisset. Jugum montis, in angustum dorsum cuneatum, vix ternis ordinibus armatorum in fronte patuit. 5. Itaque, paucis pugnan- 1020 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. November. tibus, cetera multitudo, praecipue qui gravium armorum erant, spectatores pugnae stabant. 6. Levis armatura etiam per anfraclus iugi procurrere el ab Ilateribus cum levi armatura conserere per iniqua algque aequa loca pug- nam poterat. Pluribus ea die volneratis quam interfectis, proelium nocte diremplum est. Dass da, wo die unverständlichen Worte concursum abelhsın loci in der Handschrift stehen, von dem Abschreiber gefehlt worden, bedarf keines Beweises. und haben Kritiker und Interpreten vielfach sich bemüht, aus dem Verschriebenen Lesbares herzustellen. Lange verblieb in den Texten, was der erste Herausgeber gesetzt hatte, coneursum ab illis, si loci —, obgleich J. Fr. Gronovius nicht ohne Grund lieber coneurrissent, si loci — geschrieben wissen wollte. Gry- naeus’ zur Vulgata gewordene Lesung verwarf Madvig Emend. Livian. ı860 8. 560, und schrieb selbst Inritatis in posterum diem animis, maio- ribus copüs atque infestius concursuri abeunt (später in der Ausgabe 1864 abiere), si loci satis ad explicandam aciem fuisset. Ich hatte 1861 a.a. 0. S. 7 in den verschriebenen Zügen summa belli zu erkennen geglaubt und die damit gegebene Lücke! zum Theil im Anschluss an Madvigs Schreibung so auszufüllen versucht: Inritatis in posterum diem animis, maioribus copüs atque infestius concur\suri abeunt: postero die deerevissent de) summa belli, si loci salis ad explicandam aciem fuisset. Diese Her- stellung hat Madvig auch später unerwähnt gelassen, aber M. Hertz hatte sie aufgenommen, nur dass er concursum abeunt schrieb. für die Ergänzung der Lücke besser, aber bedenklicher für die Latinität (s. Madvig Emend. Liv. ıı p. 676 n.). Auch Weissenborn (und mit ihm H. J. Müller) hielt fest an dem von mir vorgeschlagenen summa belli, änderte aber in dem, was seiner Natur nach weniger verlässlich war, und schrieb meinen Gedanken variierend concur|sum esset insequenti die pugnabumque de\ summa belli, si loci —. Neuestens hat Hartel a.a. 0. S.43 diese Bemühungen verwerfend mehr in Anlehnung an Grynaeus’ Schreibung Folgendes für möglich gehalten. Inritatis in pos- terum diem animis, maioribus copüs alque infestius concursum ab \utrisque esset| illie, si loci —. Und dieser Fassung ist bereits zwar nicht in der Form, aber im Gedanken H. J. Müller in dem angeführten Jahres- bericht über Livius S. 39 beigetreten. Ich bin noch heute der Überzeugung, dass mit summa belli ein Theil des Wahren gefunden sei, und sehe darin den allein richtigen Ausgang zu einer befriedigenden Herstellung der Worte des Livius, * Hartel redet S. 42 f. ‘von einer von Madvig richtig erkannten Lücke’; aber Madvig hat keine Lücke angenommen, sondern sein concursuri abeunt, si aus dem handschriftlichen concursum abellısın entnommen. An eine Lücke hat Niemand vor mir gedacht und sie ergab sich mir aus der aus der Handschrift gezogenen Lesung summa. belli. r . .. . . ... ” . . [7 Vanten: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1021 habe aber, durch Madvig verleitet, die Ergänzung der Lücke zum Theil verfehlt, welehe richtig gestellt, auch jenes Ergebniss, wie ich hoffe, sichern wird. Doch ist es nicht leicht, die verschiedenen Sei- ten der durch die Kritiker verwickelten Frage so auseinander zu legen, dass der Zweifel ausgeschlossen und dem Richtigen die Balın frei gemacht werde. Ich beginne mit dem ersten Theil des Satzes, der nach meiner Meinung heil ist und geschlossenen Gedanken ent- hält: Inritatis in posterum diem animis, maioribus copüs atque infestius concursum (est)'. Was freilich die Kritiker nicht zugeben, die grade da- gegen von verschiedenen Seiten ankämpfen. Wenn aber z. B. Hartel schreibt concursum ab [utrisgue esset\ üllie, si loci —, so will ich zwar nicht betonen. dass ab utrisgue und illic nutzlose und den Ausdruck nur belastende Zusätze” sind, die überdies, an den überlieferten Zügen gemessen, auf Wahrscheinliehkeit der Änderung keinen Anspruch ha- ben, aber das mit Nachdruck hervorheben. dass er sowie die, welche gleich ihm in älterer und neuerer Zeit concursum esset geschrieben oder gedacht wissen wollten, damit hieran der hypothetische Satz si loci satis ad explicandam aciem fuwisset sich anschliessen könnte, den Gedanken des Livius verfehlt haben. Denn das Handgemenge hat stattgefunden und ein concursus mit dem Aufgebot grösserer Trup- penmacht und mit grösserer Erbitterung auf beiden Seiten. Tags zu- vor waren Römische expediti und die levis armatura der Macedonier (2 promptissimum genus ad lacessendum certamen) an einander gerathen, und hatten zwar keinen nennenswerthen Erfolg erzielt, aber Gereizt- heit für den folgenden Tag zurückgelassen. An diesem aber waren ausser der levis armatura auch die Schwerbewaffneten ausgerückt (5 praecipue qui gravium armorum erant) und gefochten wurde mit solcher Erbitterung, dass erst die Nacht dem Kampf ein Ende machte (6 proe- lium nocte diremptum est). Daher unangetastet stehen sollte inritatis in posterum diem animis, maioribus copüs atque infestius concursum (esl). Aber dagegen hat von anderer Seite Madvig Einspruch gethan, der in der Meinung, der Eingang dieses Satzes verlange im Prädieat eine Bezeichnung dessen, was am vorigen Tage geschehen sei. seine Be- richtigung diesem Gedanken angepasst hat: inritatis in posterum diem animis, maioribus copüs atque infestius concursuri abeunt (abiere), st loci ! Ich habe est, das in der Lücke untergebracht wird, zugesetzt, um den Ge- danken an esset abzuwehren, und weil ich sehe, dass Livius in der Regel voll con- cursum est schreibt, wie 4, 37, 8; 9, 13, ı (vgl. 40, 8); 10, 19, 16; 21, 55,45 35, 5, 15 37, 41, 12; 44, 35, 21. 2 Dass nicht nur nichts vermisst, sondern der Ausdruck um vieles besser wird, wenn es nur heisst infestius concursum esset, wird Hartel selbst nicht leugnen, und Livius’ Sprachgebrauch kann lehren, dass ab illis (Grynaeus) wie ab utrisque unnöthige Zusätze zu concursum sind. 1022 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. November. salis . . fuisset. Aber auch hier wird, wer die Verbesserung con- cursuri abeunt (abiere) mit der Überlieferung concursum abellsın ver- gleicht, von einsehmeichelnder Leichtigkeit der Änderung nichts wahr- nehmen: aber auch die Gedankenform kann kaum anders als seltsam erscheinen, dass zwar gesagt wird, mit welchem Entschluss für den folgenden Tag die Gegner abzogen, was aber am folgenden Tage wirklich geschehen, unausgedrückt geblieben." Überdies ist leicht er- sichtlich, dass die Satzform an demselben Gebrechen leidet, dem zu entgehen sie ersonnen worden. Denn genauer Ausdruck verlangte: inritatis in posterum diem animis, postero die maioribus copüs atque in- ‚festius concursuri abeunt (vgl. 31. 42, 7). Um so weniger werden wir uns durch Madvigs Einwand beirren lassen, sondern einsehen, dass in einem so knapp geformten Satz wie der unsrige inrilalis in posterum diem animis, maioribus copüs alque infestius concursum (est) eine zweite Zeitbestimmung selbstverständlich und vom Überfluss war. Zwar hat Livius mitunter auch umständlicher erzählt, wie 3, 69. 6 cum consules in contione pronuntiassent, tempus non esse causas cognoscendi; omnes iuniores postero die prima luce in campo Martio adessent . . omnis iuventus adfunl postero die: (val:!3, 62,5. 653,2, ro) oder 32, 135,1. 2 dilatosın posterum diem colloquio, Philippus in stationem, Romani in castra redierunt. (Quinctius postero die ad constihuhum tempus venit. Aber Beispiele wie 28, 33, ı ab hac oratione dimissos ad iter se comparare in diem posterum iubet, profectusgue decimis castris pervenil ad Hiberum flumen; oder 6, 22, 8 quattuor legionibus scriplis, exercibu indicto ad portam Esquilinam in posteram diem, ad Satrieum profectus; 7. 14. 5 nee recipiente iam_ di- lationem re, in posterum diem edieitur acie pugnaturos (was ebenso rich- tig edieilur, postero die acie pugnaturos heissen konnte): oder 8, 33, 3 magister eguitum, lussus postero die adesse, cum ommes adfirmarent, infes- tius Papirium exarsurum (nämlich postero die) ... clam ex castris Romam profugit (vgl. 32, 36, 2) können zeigen, dass er ebenso oft dem Le- ser zu ergänzen anheimgiebt, was selbstverständlich war. Wenn man vollends die analoge Darstellung 44, 35, 2ı vergleicht (auf welche auch Hartel verwies, mit dem ich hierin in Übereinstimmung mich befinde) ita eo die diremptum proelium est, haud paucis utrimque inter- ! Wenn Madvig Emend. Liv. ıı p. 676 n. gegen Weissenborn bemerkt @Quidni dieatur: ‘abimus ceras infestins concursuri, si loci satis fuerit’?, so sei erwidert, gegen den lateinischen Ausdruck ist fre.lich nichts einzuwenden (vgl. 32. 25, 8 omnem tamen casum, si pertinacior dux fuisset, videbantur subituri), aber die Gedankenform im Ganzen, wie er sie hergestellt, bleibt darum nichts desto weniger schwerfällig und ungeschickt. War es doch, wenn das die Absicht des Livius war, besser zu trennen: inritatis im posterum diem animis discedunt (was auch besser war als abeunt), und postero die in- ‚Festius concurrissent, si loci satis . . fuisset, als alles klumpig in Eins zusammenzudrängen, wobei dann die Hauptsache unausgesprochen blieb. . ” . . .. ” Sr; ‘ Vanten: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1023 ‚feclis. Sole orto postero die, inritatis certamine animis, eliam acrius con- cursum est, so sieht man, es stand ihm eine doppelte Weise zu Gebot, entweder wie hier inritatis animis, postero die acrius concursum est, oder wie an unserer Stelle inritatis in posterum diem animis, infestius con- cursum est. Um so mehr werden wir Bedenken tragen, um einem vermeintlichen Mangel auszuweichen, dem Schriftsteller einen fremd- artigen Gedanken gegen die erkennbare Absicht aufzunöthigen. Wenden wir uns nun, nachdem wir den ersten Satz mit con- cursum (est) geschlossen, zu den verschriebenen Zügen, so meine ich, wenn m?n die Buchstaben und Silben nur läse, wie sie da stehen, concursum abellısın loci, springe summa belli mit so spreehender Deut- lichkeit hervor, dass nur wer von anderer Meinung schon eingenom- men ist, es verkennen oder ableugnen könne. Und nun ist summa belli ein Ausdruck, der dem Livius geläufig ist, der noch ehe die spe- cielle Fassung des Gedankens festgestellt ist, die unverkennbarste Be- ziehung zu der hiesigen Ausführung verräth, der endlich, indem die gemeinsame und darum nur einmal geschriebene Silbe sum am Ende von concursum und am Anfang von summa belli den Sprung veran- lasste, uns eine Art von Verderbniss an die Hand giebt, die in zahl- reichen Beispielen in diesen Büchern wiederkehrt, und eine darauf gegründete Verbesserung ermöglicht, welche an Leichtigkeit alles sonst Versuchte hinter sich lässt; denn sei die Lücke zwischen dem doppel- ten sum gross oder klein, ihre Ergänzung ist auch der kleinsten Buch- stabenänderung an Wahrscheinlichkeit überlegen. Und gelänge es nicht, in probabeler Weise sie zu ergänzen, wäre auch das von Werth, einzusehen, dass man der Stelle diese Gestalt zu geben habe: inri- tatis in posterum diem animis, maioribus copüis atque infestius concursum lest... sum]a beili si loci satis —. Die früher von mir versuchte Ergänzung concur|suri abeunt: postero die decrevissent de| summa belli, si l. hatte freilich zum Theil ihr Ziel verfehlt. Denn indem ich Madvig fol- gend concursuri abeunt schrieb, ging mit dem richtigen Gedanken auch die Wahrscheinlichkeit der angenommenen Lücke, die allein an con- cursum hängt, verloren; doch war ich darin im Recht, dass ich in der Lücke dem hypothetischen Gedanken Raum zu schaffen suchte, welchen der angefügte Condieionalsatz si loci satis ad explicandam aciem ‚fuisset voraussetzt. Denn dieser lässt deutlich erkennen, dass, während anderes erfolgreichen Ausgang versprach, in Folge ungünstigen Terrains doch das nicht erreicht wurde, was sonst mit Sicherheit zu erwarten stand: Truppenzahl, Stimmung der Soldaten, durch den Vorkampf am gestrigen Tage gereizt, liess nichts zu wünschen. So hätte es geschehen können, dass hier ein Hauptschlag erfolgte, wenn nicht die Enge des Raumes die Entfaltung der aufgebotenen lleeresmacht auf Sitzungsberichte 1891. 91 1024 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 26. November. beiden Seiten verhindert hätte." Diese Gedankenverbindung aber zwischen smaioribus copüs atque infestius concursum (est) und si loci satis ad explicandam aciem fwisset wird unter Festhaltung des aus der Handschrift selbst gewonnenen summa belli durch folgende Ergänzung (denn viel mehr als ein einziges Wort bedarf es nieht) vermittelt. In- ritatis in posterum diem animis, maioribus copüs atque infestius concur- sum lest; decrevissentque® de sumla belli, si loci satis ad explicandam aciem wisse. Denn das eben ist der Sinn von summa belli, das zwar vermöge seiner ursprünglichen Bedeutung eine verschiedene Ver- wendung finden kann, die Hauptkriegsmacht zu bezeichnen, wie 29, 4, 3 summae belli molem adhuc in Sicilia esse ; 44, 3, 8 postquam summam belli ac regias ommes copias . . conspexerunt; oder die Entschei- dung des Krieges als Gegenstand der Berathung, wie 36, 14, 6 consul Larisam est profectus, ibi de summa belli consultaturus ; 39, Ag quae pertinenlia ad summam belli perconlari eum magistratus vellent; 2, 62, 3 consilium habenti regi de summa \belli) ; 28, 5, ı3 Attalum ad consullandum de summa belli venturum; vor allem aber den die Ent- scheidung herbeiführenden Hauptschlag bezeichnet, wie 31, 37, 5 si mo- dum in insequendo habwissent, non in praesentis modo certaminis gloriam, sed in summam etiam belli profectum foret; 32, 17. 9 nec eam ignominiam ad umius modo ewpugnandae moram urbis, sed ad summam unwersi belli pertinere ratus; 3, 61, 13 tererent tempus et in multa proelia parva- que carperent summam wnius belli. Gleichbedeutend mit summa_ belli und in der gleichen Varietät des Gebrauches ist nieht minder häufig auch summa rerum (rei) von Livius angewendet worden, wie, um auch hierfür promiscue einige Beispiele anzuführen, 10, 39, 5 Papi- rius ad Aquiloniam, ubi summa rei Samnitium erat; 25, 22,1 gma consules, ubi summa rerum esset, ad id locorum prospere rem gererent; 36, 6, 6 Demetriadem convenirent principes Aetolorum , cum quibus de summa rerum deliberaret (vgl. e. 7, ı u. 16); 27, 20, 6 in ltaham, ubi belli caput et rerum summa_essel; 30, 3, 1 quia ibi summam rerum bellique verti cernebant; 33, 3, 11 Philippus, ut cwi de summa rerum adesset certamen 5 33, 7, 10 committendam rerum summam in discrimen ratus (vgl. 8, 12); 10, 14, 9 quia diserimen summae rerum angebat animos ; 6, 22, 9 nihil dilaturi, quim periculum summae re- rum facerent; 21, 29, 4 hoc principium simul omenque belli ut sum- mae rerum prosperum evenlum, va haud sane incruentam victoriam porten- ! Nicht ohne Nutzen wird man mehr minder ähnliche Darstellungen bei Livius vergleichen, wie 8, 36, 3. 4; 21, 59, 3. 7. 8; 28, 33, 7—16; 32, 10, 9—12; 44, 35, 16 ff. 2 decernere ist das für diesen Gedanken treffende Wort, das ich auch früher nicht ohne Grund gewählt hatte; 35, 3, 5 parati de summa rerum decernere. Vgl. 37, 13, 5. 7. Vauten: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1025 dit ; 22, 12, 10 neque universo periculo summa rerum committebatur, ei parva momenta levium certaminum assuefaciebant militem ; 255,39; ı8 post lanlas in vicem acceptas illatasque clades cunctantibus pericuhum summae rerum facere ; 39, 1, 8 nec de erat unguam cum üs vel ma- teria belli vel causa . . nec tamen in discrimen summae rerum pugnaba- tur; 35, 3, 5 et in aciem esxibant, parati de summa rerum decer- nere, el multas manus ad praedandum emittebant ; 37, 18, 9 levia proelia fieri coepta, Eumene summae rei discrimen detrectante ; 10, 27, 7 magisque irrilali sunt ad iustum certamen animi quam ad. discrimen summa rerum adducta; 42, 59, 9 ne elatus felicitate summam rerum temere in aleam daret; 3, 5, 8 nulla vi suslineri potuere, quin com- pulsi in castra Romani obsiderentur ; venissetque in periculum summa re- rum, ni —. Wer die Beispiele mustert, wird bald wahrnehmen, dass summa belli wie summa rerum wiederholt genau in den Gegen- satz gegen Einzelkämpfe von mässigem Erfolg gestellt ist," den wir an unserer Stelle in Verfolg des deutlich Erkennbaren wieder zu gewinnen versucht haben. Allein gegen diese Grundlage meiner Auffassung und der darauf gebauten Ergänzung der Lücke hat Hartel a.a.0.S.43 eingewendet, ‘es sei sachlich nicht ohne Bedenken, von einer Entscheidungsschlacht zu reden, wo den Römern nur ein kleiner Theil des Macedonischen Heeres entgegenstand, und dieselben im Falle einer Niederlage ihrerseits ein befestigtes Lager als Rückhalt hatten. Doch davon nicht zu reden, dass Livius, als er die Worte schrieb si loei salis ad explicandam aciem fuisset, eine grosse Schlacht und dem entsprechenden Erfolg, ohne das fragliche Hinderniss, für möglich gehalten hat, und dass auch die Erwartungen der Römer beim An- blick der gesammten Macedonischen Heeresmacht (ec. 3, 8) sicher auf nichts geringeres gingen, lässt auch Livius’” weitere Darstellung darüber keinen Zweifel, wie es mit den Römern gestanden, wenn sie an dieser Stelle eine schwere Niederlage erlitten hätten (s. €. 4, 7. 8.9 ventum quidem erat eo, ut, si hostem similem antiquwis Macedonum regibus habuissel consul, magna clades accipi potuerit; vgl.c. 5,8). Was aber aus den Macedoniern geworden wäre, wenn Hippias, der freilich nur mit einem Theile der Macedonischen Heeresmacht diesen Pass zu vertheidigen hatte, während die übrige nicht weit entfernt bei Dium der König ! Um diesen Gegensatz und wie geläufig er Livius’ Darstellungsweise war, (=) te) > D deutlich zu machen, müsste man, von summa belli, summa rerum abgesehen, auch verwandte Wendungen in’s Auge fassen, wie namentlich das häufige debellari, 23, 13, 6 debellatemque mox fore, si adniti paululum voluissent; vgl. 22, 41, 35 25, 35, 1; 38, 23, 3; 42, 59, 7; oder auch solche wie 27, 12, 9 levia certamina serens, casum universae pugnae non necessarium ducebat; 22, 32, 2 in casum universae dimicationis non veniebantz vgl. TENADEEE SEN ZEIBEN TE U. a. Bil 1026 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 26. November. selbst befehligte (e.2, 12 u. 4, 9), von den Römern ernstlich geschlagen worden wäre, kann man unschwer an den verzweifelten Entschlüssen ermessen, zu denen (c. 6) der König Perseus auf die blosse Nachricht, der Feind sei im Anzug, sich hinreissen liess. Endlich gereicht auch das noch der hier versuchten Gestaltung und Verbindung der Sätze (infestius concursum est decrevissentque de s. b. si loci —) zur Unter- stützung, dass in solcher Art die erzählende Form durch den hypo- thetischen Gedanken unmittelbar aufnehmen und fortsetzen zu lassen, als eine der beliebten Weisen Livianischer Darstellung aus vielen Beispielen erkannt wird. Eines, 3, 5,8, ward schon oben erwähnt; von andern sei noch angeführt, 2,48, 5 at a Veiente hoste clades accepta temeritate consulis; actumque de ewercilu foret, ni —; 2,56, 15; 23,40, 6 exercitus ad urbem nomine Cornum confugit; debellatumgue eo proelio in Sardinia esset, ni —; 23, 30, 12 Gelo ad Poenos defecit; movisselgue in Sicilia res, nisi —; 23, 44,4 alrox esse coepit pugna, memorabilisgue inter paucas fuisset, ni —; 24, 41, ı ingentes copias Hispanorum Mago et Hasdrubal fuderunt; defecisselgue ab Romanis His- pania, ni —; 28, 15, ı1 nec procul vallo Romanus aberat; cepissel- que tanto impetu castra, ni —; 29, 18, 10 inter se ipsi ferro dimica- verunt,; praebuissentque occasionem Hannibali, nisi —;, vgl. 28, 13, 6; 7: 39, 17 ad lapidem octavum pervenüunt; issentque confeslim ad urbem, ni —; 7, 37. 9 in castra irrumpendum; transaclumque ea temerilate bellum foret, ni —; 2, 47, 2 interfeclum rati gradum retulere,; cessis- sentque loco, nd —. Wem die Beobachtung der Gewohnheiten eines Schriftstellers etwas gilt in der Kritik, der, meine ich, wird ein- räumen, dass die von mir begründete Herstellung des Gedankens wie der Satzform in jeder Beziehung in den Geleisen Livianischer Darstellung sich hält. Nach dem unentschiedenen Gefecht mit Hippias sah sich der römische Consul genöthigt, wenn er nicht denselben Weg zurück machen wollte, den einmal eingeschlagenen trotz aller Schwierigkeiten und Bedenken fortzusetzen. Livius giebt e. 5 eine Schilderung von den unsäglichen Beschwerden und Gefahren, denen das römische Heer auf diesem Zuge ausgesetzt war (vgl. 5, 8) und schliesst diesen Theil seiner Darstellung 5, ı2 mit folgenden Worten. (Quarto inde die per aeque ünwia, sed adsuetudine peritius et meliore cum spe, quod nec hostis umgquam apparebat et mari adpropinguabant, degressi in campos, inter Heracleum et Libethrum posuerunt castra peditum, quorum pars mator lumnulos tenebat; ibi valle campi quoque partem, ubi eques tenderet, amplectebantur. Die Worte dieses Satzes, von degressi ab, sind alle heil, wenigstens keines darunter, das durch trümmerhafte Gestalt . . . . Aee D .. [el Vauten: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1027 Verderbniss ankündigte; ja obenhin angesehen, könnten sie leicht auch angemessenen Gedanken zu enthalten scheinen. Dennoch leiden sie an einem doppelten Anstoss, der die Meinung nicht bestehen lässt. dass uns Livius’ Hand unversehrt erhalten sei. Zuerst posuerunt castra peditum, als ob für das Fussvolk abgesondertes Lager aufgeschlagen worden, während der Schlusssatz campi quoque partem, ubi eques ten- deret, amplectebantur zeigt, dass alle ein gemeinsames Lager um- fasste. Dieses und der Eingang des Satzes, degressi in campos, der von dem ganzen römischen Heere redet, lässt mit Beseitigung von peditum das allgemeine posuerunt castra erwarten, an welches sodann die locale Sonderung sich zweckmässig anschliessen konnte. Madvig, der Emend. Livian. 561 das Ungehörige in peditum zuerst empfand und mit Schärfe hervorhob, sah darin einen interpolatorischen Zu- satz, propter subiectam equitis mentionem additum ab aliquo, cui non satis esset, ex ipsa re intelligi, maiorem illam castrorum par- tem pedites tenuisse. Und ebenso urtheilen nach ihm die Meisten, zuletzt auch W. v. Hartel a. a. O. S.38 (vgl. S. 47), dessen Zu- sammenstellungen ähnlicher erklärender Zuthaten in diesen Büchern mir indessen eine Fülle von Bedenken erregen, die ich hier nicht verfolgen will. Was aber peditum anlangt, so ist gewiss einzuräumen, dass es an seinem Orte nicht haltbar ist; ob man aber darin eine bei- geschriebene Erklärung zu sehen habe, ist damit noch nicht ausge- macht, und ist mir wenig glaublich. Denn erstlich ist kein rechtes Motiv für den Zusatz erkennbar; sodann hat es immer geringe Wahr- scheinlichkeit, für das was man vom Schriftsteller erwarten durfte, den Interpolator zu bemühen. Denn hier bei der doppelten Sonde- rung, der localen und der Heeresabtheilungen, da der equites besonders gedacht wird, war, wie immer gefasst, eine Erwähnung der pedites nicht ungehörig. Und wenn M. Hertz edierte posuerunt castra. pedi- tum |guorum)| pars maior tumulos tenebat, so ist zwar die von ihm ge- wählte Satzform nicht ohne Bedenken, dass er aber peditum zu wahren suchte, darin liess er sich meines Erachtens von richtiger Empfindung leiten." Einen zweiten Anstoss gewährte ibi, das an dieser Stelle keine passende Beziehung zuzulassen schien, und daher in verschiedener Weise abgeändert worden. So wollte Madvig erst alibi (d. i. ab alio latere wie er erklärt) vallo campi quogque partem .. amplectebantur, später (1864) ima valli campi quoque partem .. amplectebantur, oder vielmehr imo vallo usw. H. J. Müller versuchte uno vallo, Hartel a. a. O. S. 47 ı Weissenborn’s Gedanke, der so ediert posuerunt castra. peditum, quorum pars maior tumulos tenebat, +» ibi vallo — ist mir nicht klar; von einer grösseren und ge- ringeren Anzahl der pedites kann keine Rede gewesen sein. 1028 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 26. November. imi valli (d. i. wenn ich recht verstehe, ‘die letzten Pallisaden’) campi quoque parlem .. amplectebantur. Alles schwankende Versuche, die nicht so sehr aus fester Erfassung eines nothwendigen Gedankens geschöpft als von äusserlicher Betrachtung der Schriftzüge eingegeben sind, de- nen sie doch nur mangelhaft entsprechen, überdies von dem andern Schaden, an dem die Stelle leidet, völlig losgetrennt stehen. Prüft man, um festen Boden zu gewinnen, die Satzform genauer, so ist leicht zu erkennen, dass es grundlos war, zu dem zweiten Satztheil campi quoque parlem .. amplectebantur ein neues Subjeet zu suchen, da castra auch hierzu das gegebene Subjeet war: posuerunt castra, quorum pars maior tumulos tenebat, .. campi quoque partem .. amplecte- bantur. Und wenn dies der Fall ist, so leuchtet auch ein, dass vallo, das mehrere gutgeheissen, ein nutzloser Zusatz war, dem das über- lieferte valle nicht hätte weichen dürfen; denn dieses, das den in den Worten liegenden Gegensatz zum Ausdruck bringt, wie sollte man es entbehren wollen, hier neben tumuli (vgl. 21, 32, 8. 9), und was wäre auszusetzen an einer Gedankenform wie diese posuerunt castra: quorum pars maior tumulos tenebat, valle (in valle) campi quoque partem .. amplee- tebantur. So bleibt zdi allein übrig, und wer Stellen in Erinnerung hat, wie 28, 2, 1. 2 confragosa loca el obsiti virgultis tegebant colles. ibi in cava valle considere militem üubet; 39, 49, ı Philopoemen capitur , ad. praeoceu- pandam Coronen, quam hostes petebant, \profectus atque ibi| in valle iniqua oppressus, könnte bei oberflächlicher Betrachtung leicht geneigt sein, ibi (in) valle für das ursprüngliche zu halten. Allein sorgfältige Vergleichung wird den Unterschied nicht verkennen, und hier, so passend nach der allgemeinen Ortsbezeichnung, inter Heracleum et Li- bethrum, ibi an erster Stelle war (vgl. 40, 30, 7 campus erat planus om- nis et aptus pugnae. ibi stetere Hispani), so ungehörig ist es an zweiter. Und vielleicht möchte manchem, um {bi zu beseitigen, eher sich em- pfehlen, «bi in in umzusetzen, und in valle campi quoque parlem amplectebantur zu schreiben: eine Vertauschung, nicht schwieriger als die umgekehrte, dass in für bi geschrieben worden, wofür Hartel S. 47 Beispiele giebt. Allein, wie dem sei, ob man das Eine oder das Andre erträglich findet, immer bliebe der andre Anstoss, den die Stelle bereitet, abgetrennt für sich bestehen; und es drängte sich von Neuem die Frage auf, woher peditum genommen, das an seinem Platze nieht erträglich ist und doch unverkennbare Beziehungen zu dem ganzen Gedankenausdruck aufweist. Auf diese Frage giebt ibi allein die Antwort. Denn da Livius’ Ausdruck auf den doppelten Gegensatz, den localen und den der Heeresabtheilungen angelegt ist, so war der natürliche Gedankenfortschritt dieser: inter Heracleum et Libethrum posuerunt castra: quorum pars maior humulos tenebat: ibi \ca- Vanten: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1029 stra peditum]; (in)! valle campi quoque partem, wubi eques tenderet, am- plectebantur. ‘Der grössere Theil des Lagers nahm die Anhöhen ein, und da war das Lager für das Fussvolk; in der Ebene umfasste es auch noch einen Theil des Gefildes, wo die Reiter ihre Zelte hatten.’ Ich hege die Meinung, dass ein angemessenerer Ausdruck nieht wohl gefunden werden könne, und dass die Absicht des Schriftstellers aus der wie immer entstellten Überlieferung noch mit Sicherheit zu er- kennen sei. Es ist aber gelungen, was der Wahrscheinlichkeit der Verbesserung nieht zum Nachtheil gereichen sollte, den doppelten Feh- ler durch eine einhellige Berichtigung herzustellen, und eine solche, welche den Anlass der Verderbniss ersichtlich macht. Der Abschrei- ber, der posuwerunt castra zu schreiben hatte, schrieb, auf das in der nächsten Zeile folgende casira peditum abirrend posuerunt castra pedi- tum und liess folgerichtig, nachdem er es eben geschrieben, castra peditum an seiner Stelle ungeschrieben. Der Schreiber der Wiener Handschrift hat den umgekehrten Fehler, auf schon geschriebenes, oft aus dem nichtigsten Anlass, zurückzuspringen, häufig begangen. Für irrthümliche Voraufnahme dessen, was folgt, geben 6, 42, ı2 und 1, 48, 4 ein paar auffällige Beispiele, bei denen, da das Intervall grösser war, die erst falsch geschriebenen Worte auch an ihrer Stelle wiederkehren. erant aber in dem kurzen Sätzchen bi castra peditum wird Niemand vermissen, der ähnliches bei Livius beachtet hat, wie 40, 22, 4 ul vero iugis appropinguabant, quod rarum in allis locis est, adeo ommia contecta nebula, ut ..; 35, 10, 4 u. 5 maior gloria in P. Seipione, el quo maior, eo propior invidiamy; u. a. Diese Berichtigung hatte ich 1866 Zeitschr. f. östr. Gymn. S. 308 im Grundgedanken über- einstimmend mitgetheilt, aber damals nieht bloss vallo mit anderen beibehalten, sondern ibö tentoria peditum geschrieben, und damit die äussere Wahrscheinlichkeit, die allein auf dem doppelt gesetzten ca- stra beruht, eingebüsst. Was mich dazu veranlasste, war nieht der Anstoss an der nahen Wiederholung desselben Wortes, sondern das Bedenken, ob castra, welches eben das Gesammtlager bezeichnet hatte, sogleich auch zur Bezeichnung eines Theillagers hätte dienen können. "Allein das Bedenken wird beseitigt und die vorgeschlagene Form des Satzes nach mehreren Seiten bekräftigt durch folgende Darstellung des Livius. 29, 35, 13. 14 castra hiberna in promuntorio . . communit: uno vollo et navalia et castra amplectitur; iugo medio legionum castris impo- sitis, latus ad septentrionem versum subductae naves navalesque soci lene- bant, meridianam vallem ad alterum llus eqwitatus. I valle ohne in weiss ich nicht genügend zu rechtfertigen, und die Praeposition konnte sowohl ursprünglich hinter peditum als auch nachher hinter «57 leicht genug übersehen werden. 1030 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. November. 5 F ji Unmittelbar nach dem besprochenen Satz fährt Livius e. 6 fort, die Bestürzung des Königs, die ihn auf die Nachricht, der Feind ist da, befallen und die thörichten Maassnahmen, zu denen sie ihn in seiner Rathlosigkeit getrieben, mit einigen Strichen darzustellen. La- vonli regi dieitur munliatum, hostes adesse. (Juo nuntio cum pavidus ex- siluisset e solio, victum se sine proelio clamitans proripwit; 2. et subinde per alia atque alia pavida consilia et imperia trepidans, duos ex amicis, Pellam alterum, ut, quae ad Phacum pecunia deposita erat, »x ex praesidüs revocat, omnesque aditus aperit bello. 3. Ipse, ab Dio auralis statuis om- nibus raplıs, ne praeda hosli essent, incolas eius loci demigrare Pydnam cogit, 4. et, quae temeritas consulis viderı potuisset, quod eo processisset, unde invilo hoste regredi nequirel, eam non inconsultam audaciam fecit. 5. Duos enim saltus, per quos inde evadere possent, habebant Romani, unum per Tempe in Thessaliam, alterum in Macedoniam praeter Dium, quae utraque regüs tenebantur praesidüs. 6. itque sidua intrepidus xdies primam speciem adpropingquantis terroris suslinuisset, neque receptus Romanis per Tempe in Thessaliam neque commeatibus pervehendis ea patuisset iter. Die frühere leider durch eine unheilbare Lücke gestörte Ausführung hat Madvig’s Scharfsinn im Wesentlichen aufgeklärt. Uns beschäftigt nur der letzte Satz, dem zu Liebe auch das Übrige mit aufzunehmen war. Die verbreitete Lesart war Ilaque si dux intrepidus x dies primam speciem adpropinguantis terroris sustinuissel —, und sie ist leicht genug aus den überlieferten Buchstaben hergestellt, dass, wenn sie sonst befriedigt, man bei ihr beharren könnte. Allein nicht ohne Grund haben die Interpreten (Weissenborn, Madvig) an der bestimmten Zahl- angabe x dies Anstoss genommen, die mit dem übrigen Ausdruck primam speciem adpropinguantis terroris sustin. sich schleeht zu vertragen scheint, und wenig wäre gewonnen, wenn statt decem paucos dies ge- setzt würde, wie Madvig in einem ziemlich freien und unbestimmten Versuch (itaque si paucos intrepidus rex dies) vorgeschlagen hatte. Denn in primam ist der Zeitbegriff enthalten, der nicht durch eine zweite, bestimmte oder unbestimmte, Zeitangabe geschwächt werden darf. Daher auch Livius schreibt 43, 10, 6 terror effecit, ne suslinere primam procellam eruptionis Romani possent; 38, 17, 7 si primum impelum , quem caeca ira effundunt, sustinueris; auch 2, 10, 7 cum his primam periculi procellam et quod tumultuosissimum pugnae erat parumper sustinuit \st, richtig verstanden, nicht entgegen. Zuletzt hat Hartel a. a. OÖ. S. 45 x dies durch die Schreibung ex eis (näml. praesidüs) zu erledigen ge- glaubt: itaque si duw intrepidus ex eis primam speciem adpropinquanlis terroris sustinuisset. Über diesen Vorschlag ist es mir erwünscht mich auf das Urtheil H. J. Müller’s berufen zu können, der im angef. Jahres- bericht S. 40 die Vermuthung für unstatthaft und die Belege, mit denen 57 . . . . res D uhe ‘ VAuHLEen: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1031 ex gerechtfertigt werden soll, für unzutreffend erklärt hat, ich unterlasse aber nicht hinzuzufügen, dass, auch wenn der Ausdruck si dux intre- pidus ex eis primam speciem terroris sustinuisset sprachlich unbedenklich wäre, ex eis doch nur einen nichtssagenden Zusatz enthielte, der nur der Verlegenheit, aus überlieferten Zügen etwas zu schaffen, verdankt wird, die mitunter auch scharfsinnige Männer verleitet. Eine zweite Con- troverse knüpft sich an dux, das, wie gesagt, aus dua gewonnen, seit der ed. prince. in den Texten verblieben ist. Soll darunter der König verstanden werden, so erregt Livius’ Gebrauch Bedenken, der den König Perseus niemals dx, sondern nur rex, rex Perseus zu nennen pflegt; ebenso bei ‚den andern Königen seiner Darstellung; selbst ein paar scheinbare Ausnahmen, 33, 6, 8 dueibus von König Philipp und dem Römischen Feldherrn; 9, 17, 2 tanti regıs ac ducis von Alexander d. Gr.; 37,59, 2 si imperatorem imperatori aut Antiochum ducem Hannibali conferres, können nur bestätigen, was ich sage, dass dux schlechtweg den König Perseus nicht bezeichnen konnte. Wenn aber neuester Zeit die Inter- preten, Weissenborn und H. J. Müller, und ihnen beitretend auch Hartel dux allgemein von einem Feldherrn verstanden wissen wollen, (“wenn ein muthiger, unverzagter Mann, nicht ein Perseus, an der Spitze ge- standen hätte’, wie Müller bei Weissenborn ; oder wie Hartel sagt, ‘wenn ein unverzagter, muthiger Feldherr, nicht ein Perseus, dem ersten Ein- druck des Schreckens Stand gehalten hätte’), so legen sie in den Ge- danken, was er nicht enthalten kann. Denn davon nicht zu reden, dass die Feldherrn des Perseus dem Willen ihres Königs zu ge- horchen hatten (vgl. c. 7, 8. 9), eine Wendung wie diese si intrepidus primam speciem adpropinguantis terroris sustinuisset, wie hätte sie sollen auf einen entschlossenen Feldherrn gemünzt sein, von dem es viel- leicht unter ähnlichen Umständen hätte heissen können, ‘wenn er die festen Plätze mit ihren Besatzungen muthig behauptet hätte’; jener so eigenthümlich gefärbte Ausdruck weist uns vielmehr zurück auf die Schilderung, die Livius eben erst (ce. 6, 1—4) vom König ent- worfen, der beim ersten Schimmer der herannahenden Gefahr alles preisgegeben und sowohl andere thörichte Entschlüsse gefasst hat, als insbesondere die Besatzungen von ihren Plätzen abberufen und damit demikrresPhursungy’Thor ‚geöffnet hat. (vgl.re.n7; 8:9 506, 14517). Wer diese Ausführung noch nicht vergessen hat, wenn er zu unserer Stelle kommt, wird nicht zweifeln, dass dieselbe in jedem Zug dem König angepasst ist, der genau das Gegentheil von dem gethan hat, was hier in den Worten si primam speciem adpropinguantis terroris sustin. ausgesagt wird. Wenn also der Satz nur vom König gesagt sein, dux aber den König nicht bezeichnen kann, so haben wir daran einen unwidersprechlichen Beweisgrund dafür, dass dux die richtige Sitzungsberichte 1891. 9 1032 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. November. Besserung für das überlieferte dua nicht sein kann. Lassen wir nun die beiden verderbten aber noch nicht befriedigend hergestellten Worte dua und xdies einen Augenblick auf sich beruhen, so zeigt, was übrig bleibt, einen vollständigen und abgerundeten Gedanken: idaque si intrepidus primam speciem adpropinquantis terroris sustinuisset. So ist uns die Möglichkeit benommen, in strenger Beweisführung aus dem, was etwa vermisst würde, die Berichtigung des Verderbten zu ziehen. Soll aber dennoch eine Verbesserung versucht werden, so kann es nur so geschehen, dass den beiden entstellten Worten mit schonender Hand abgewonnen werde, was unter sich zur Ein- heit sich verbindet und als eine zweckmässige und nützliche Ergän- zung des Gedankens empfunden wird. Aus solchen Erwägungen war der Versuch hervorgegangen, den ieh 1873 Zeitschr. f. östr. Gymn., S. 247. mitgetheilt hatte: Itaque si sua intrepidus custodiens primam speciem adpropinguantis terroris sustinuisset —. Man wird vielleicht ein- räumen, das sua i. custodiens, wie es sich in Eins verbindet, so eine untadelige Erweiterung des Gedankens enthält, insofern es die Art und Weise hinzubringt, in welcher der König den ersten Schimmer des nahenden Schreckens hätte aushalten sollen, und so mit dazu dient, die Kehrseite des thatsächlich vom König eingeschlagenen Ver- fahrens aufzuweisen, der statt zu hüten was in seinem Besitze war, in der ersten Verwirrung all und jedes preisgegeben hatte. Auch die vorgenommenen Änderungen können auch einen Bedächtigen kaum beunruhigen; von sua für dua nicht zu reden, hatte in der Abfolge intrepidus eustodiens letzteres seine Anfangssilbe eingebüsst, so war es durch den Gedanken nahe gelegt, das verkürzte und unverständ- lich gewordene todiens in xdies zu verlesen. Obwohl der Sinn auch andere Formen wie tuens, defendens vertragen hätte, in custodiens schien beides, das Treffende der Bezeichnung und die grössere Wahr- scheinliehkeit der Änderung, sich zu vereinigen. Gegen diesen Vorschlag ist ein doppelter Einwand erhoben worden. Erstens ‘dass eine bestimmte Andeutung des Subjeetes (also nach meiner Auffassung des Königs) vermisst werde’. So Müller in der Ausgabe, und nachdrücklicher gegen Hartel, der diesen Anstoss nicht genommen hatte, in dem angef. Jahresbericht S. on. Allein wer den Zusammenhang der Darstellung in e. 6, die nur vom Könige handelt, im Auge behält, wird in den frag- lichen Worten den König auch ohne ausdrückliche Nennung nicht verkennen können, und dadurch nicht irre werden, dass der letzt vorangegangene Satz, der übrigens mit regüs tenebantur praesidüs schliesst, von den Römern redet. Was in der Natur der Sache gelegen, ermangelt auch nicht der Belege bei Livius, dessen Inter- Vanten: Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1033 preten,, 'Weissenborn (42, 64, 9), auch Müller selbst: (44, 35, 5), auf diese Besonderheit gelegentlich hingewiesen haben, und Madvig hat (Emend. Livian. u S. 735 n.) zu 45, 30, 8 Divisa itaque Mace- donia , parlium usibus separatis, quanla universa esset, ostendit angemerkt Quod oratio redit ad L. Aemilium non proxime nominatum, sed de eulius actis tota narratio est, de eo cfr. c. 37, 75 31, 40, 1; 38, 13, 2. Doch um in der Nähe zu bleiben, ce. 6, 17 quorum nihil cum di- spexissel caecata mens subito terrore, nudatis omnibus praesidüs patefactis- que bello cunctis aditibus Pydnam refugit, wer hätte nicht hier eine Nennung des Königs erwarten sollen? Vgl. 45, 32, 7 Leges Mace- doniae dedit, obwohl Aemilius in dem ganzen Capitel nicht genannt ist. 45, 26, Io recepit; u. a. Sodann hat Hartel S. 45 gegen sua eingewendet, dass ‘da von festen Plätzen die Rede sei, man eher diese als das unbestimmte sua als Objeet von custodiens erwarte”. Allein sua ist nicht sowohl unbestimmt als viel umfassend, und diente eben darum nur um so besser, den Gegensatz zu dem ganzen unbesonnenen Verfahren des Königs (6, 2—4). der nicht bloss die Besatzungen von ihren Plätzen abberufen, sondern noch viel anderes preisgegeben hatte, mit Nachdruck zu bezeichnen. Für den Ausdruck selbst hatte ich nicht unterlassen ‘u. a. auf 33, 22, 4 Boios.. ad sua tuenda aversos esse’ zu verweisen; wer aber den ganzen in vielen Beispielen ausgeprägten Sprachgebrauch übersieht, wird, denke ich, um so geneigter sein, dieselbe Wendung auch hier anzuerkennen. Daher sei folgendes noch erwähnt: 3, 3, 10 in oppida sua se rece- pere, uri sua popularique passi: vgl. 4. 56, 6: 5, 5; 3 ex alieno praedandi, cum sua amiserint; 5, 42. 5 ommnia sua cernentes in hosti- um potestate; 7: 31. 3 quando nostra tueri non vultis, vestra certe defendetis; 31, 6; 7: 38, 6 qui nec se nec sua lutari possent; 28, 41, 9 tua cum defenderis, aliena ire oppugnatum ; 29, 198,10 deam sua defensuram (so Madvig, der templa tilgt); 37,225. O,Me vestra meis armis tutari, ne mea interim nudentur praesidüs; vgl. 31, 31, HE 32, 8, ıı ad sua defendenda; 32, 30, 3 JInsubres negare, se sua deserluros: 32, 31, ı ad sua luenda receperant sese,;, 2 sua quisque ut defenderent; 35. 4. 2 diripi sua impune quam tuendo ea conserere certamen malebant: 35, II, 13 currere ad sua lulanda; ı2, 8; 36, 7, 15 ad sua potissimum tuenda avertet; 42, 67, 5 dimit- iendum ad sua tuenda ratus. Ausgegeben am 3. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Me 2 ö N aa Ar Fils! en A Ba RN RANDE? nah Sara Re en rn n? u Eh allen Ol. re Mr Bon NR N an arben Has "and lm EP MIEE Dat three BE BR me N “= } Age) RUE ee {1 Pate Siena Me nt i IR tn Rn “ Tee ne BERNIE, de j Br at, BORRRRIOT.. f IRAZNUERRIN AI in rl EN E\ Bi ins FR Au a BER al a, a EAN ERENTO, x. N ann hl. TER: n Zion . a ki | Br ee 77 A 4 TE FEN ST ar Ka a ENTE Re Ey, ET hr \ y url = 1 ei al N v AG ur ESIR, vier] - i , BT a ee aus ae u = 5 B Br ETATER Br N, I 2 ar Di ENT wo fill) TTMF ct ru Alu Mn j ner Ita ” ve u au a‘ er N Myr Kt Ä BR P r fir’) im; # je rt zu ir Pe Wü Kr Be © an Hr A i P ? fi t71 a1 Ey ran TG a“ 2 VER EL 2 28 r j | RR © HB DRAERTL R N 1 “ ar». Il, 4.24 ei R; 7ER Een, ‚a LTD T a Bulgbn LOB) PHTErRUTLP BI? 4 art N N ONE een Ger EAN RE Dr er Bu a PP SEL un BB erea Euer in 5 Ba TREE u SOSE DY | Fr EHI? er ort FAPERU Kern WAT hr a | | ir EUER a a 9 95 Bei ERSRR Ad une er. 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Sitzungsberichte 1891. 93 f 5 N 1 f wi = u v A f M 5 h Fa j “ 2 j Fr j r A 5 . ' Nazi Me } nn. 2 u a Ar N "” j 1) % 4 N r n r je } er " i aYv i ee \ i" = HERRN | | I } it" en h = 2 N F 5 { . d B & Un Aue ' j u - N j 2 N le N u‘ m “ # 1 Ber Mi a { % = M 1 jr 5 | eu: # er D 6 PL d Se ö IE E i21 BIGErN > [ Be. 5 \ 437: ) z Eu SV N 7 . RE Fa an A are 3 ’.; " \ E17 “ 4 | j \ G u P fir No ni I Piz x = - = f - ! ..’ \ b) ‚ ö Yu y u 5 = un R ö u P 5 - PR „4 ’ z ‘ 1 er in > en ve} E 93 Be ag ‚ fi # ä Tu U a ie 2 aa, ee tat: 1037 Über die Ausbreitung elektrischer Schwingungen im Wasser. Von Prof. E. Coun in Strassburg i. E. (Vorgelegt von Hrn. Kunpr.) D«. Dielektrieitätsconstante (D.O.) des Wassers ist von Arons und mir aus Kraftmessungen zu 76 bestimmt worden." — Später konnte ich zeigen, dass aus der Beobachtung des zeitlichen Verlaufs von Con- densator-Ladungen ein Werth für jene Grösse folgt, der mit dem obigen innerhalb der Fehlergrenzen übereinstimmt.” — Eine dritte unabhängige Methode, die D.C. zu messen, liefern die Herrz’schen Schwingungen: bestimmt man mittels derselben den Brechungsexpo- nenten (r) eines Körpers von sehr geringem Leitungsvermögen für sehr lange Wellen, so folgt nach Maxweır’s Theorie die D.C. (X) zum mindesten mit grosser Annäherung aus der Gleichung K = n?, welche für unendlich lange Wellen und vollkommene Nichtleiter strenge Gültigkeit beansprucht. — Es war aus zwei Gründen wünschenswerth, dass die D.C. des Wassers auch nach dieser Methode bestimmt würde. Einmal ist in keinem andern bekannten Fall die Maxweur’sche Beziehung in so schroffem Widerspruch zu den Thatsachen, sofern man n — wie das bis vor kurzem stets geschah — aus optischen Messungen extrapolirt. Andererseits war zu hoffen, dass einer solehen Unter- suchung auch wässerige Lösungen von einigem Leitungsvermögen- zu- gänglich sein würden, und dass es so möglich sein würde, eine Vor- stellung endgültig zu beseitigen, die, obwohl durch manche Thatsachen widerlegt,’ und durch keine gestützt, sich dennoch hartnäckig erhält: die Vorstellung, dass Leitungsvermögen und D.C. in gegenseitiger Abhängigkeit von einander stünden, dass die D.C. eines guten Leiters ZWiırv. Aun. 33, 8.13. 188% ? Diese Berichte 1889, S. 405. 3 Coun und Arons, Wien. Ann. 28, S. 455 und 474 ff. und 33, S. 241. 93* 1038 Gesammtsitzung vom 3. December. unendlich sei, und dass das Wasser seine hohe D.C. den Spuren gelöster Elektrolyte verdanke.' Herrz’sche Schwingungen sind bereits mehrfach benutzt worden, um D.C. zu messen, mit gutem Erfolge besonders von Arons und Rugens.” Sie bestimmten die Brechungsexponenten elektrischer Wellen für eine Reihe gut isolirender flüssiger und fester Substanzen, und sie fanden ausnahmslos das Maxweır'sche Gesetz bestätigt. auch in den Fällen, wo die optischen Beobachtungen demselben zu wider- sprechen schienen. Sie lieferten damit für die von ihnen untersuchten Körper den Beweis, dass der anscheinende Widerspruch nicht der Maxwerr'schen Lichttheorie zur Last fällt, sondern lediglich der un- zulässigen Ausdehnung empirischer Dispersionsformeln entsprang. Aber gerade dem Wasser gegenüber versagte die Methode von Arons und Rugens. Angaben in der Litteratur und eigene Erfah- rungen liessen mich annehmen, dass das bezeichnete Ziel zu erreichen sein würde, wenn man dafür sorgte, dass die Retlexionen an den Grenzflächen des Wassers keine Störungen verursachen könnten. Eine Anordnung, welche dieser Forderung genügt, soll im Folgenden be- schrieben werden. Mittels derselben hat sich bisher zeigen lassen: a. Für Schwingungen, deren etwa 100 Millionen in der Secunde verlaufen, ist der Brechungsexponent des destillirten Wassers 8.6 bei 17°C. Daraus folgt nach Maxweır’s Gesetz die D.C. 73.5. b. Die Methode gestattet Messungen der D.C. wässeriger Salz- lösungen noch bei einem Leitungsvermögen A = 500 - 10", bezogen auf Quecksilber. ec. Die D.C. wächst mit zunehmendem Salzgehalt, aber äusserst langsam. Die Zunahme beträgt etwa 7 Procent, wenn man von destillirtem Wasser (A- 10'°— 7.4) zu einer Kochsalzlösung ?- 10° — 455 übergeht. Die beobachtete D.C. des destillirten Wassers ist folglich als innerhalb der Fehlergrenzen mit der D.C. des vollkommen reinen Wassers identisch anzunehmen. d. Der Brechungsexponent des destillirten Wassers ist in ausser- ordentlich hohem Grade von der Temperatur abhängig. Die Abnahme beträgt etwa 7 Procent im Intervall 9° bis 35°C. Diese Veränder- lichkeit ist in guter Übereinstimmung mit der von Lorrxtz’ ab- geleiteten Beziehung wu I +2 d — Gonst.., "8. z.B. J. J. Taomson, Phil. Mag. (5) 31, S. 154 f. 1891. ? Wıep. Ann. 42, S. 58ı und 44, S. 206. ı8gı. ® Wıep. Ann. 9, S. 641. 1880; vergl. hierzu die Rechnungen von LEBEDEw, Wien. Ann. 44, S. 307. ı8gı. . . . = . . ‘ Conx: Über die Ausbreitung elektrischer Schwingungen im Wasser. 1039 wo d die Dichte bezeichnet. Sie ist durchaus unverträglich mit den Formeln n’—ı —— — Const. d oder N —— — 'Gonst., d welche in dem engen Bereich der optischen Brechungsexponenten oft gute Dienste geleistet haben. Es wird die nächste Aufgabe sein, das neue Gebiet, welches jetzt für die Messung der D.C. auch im Bereich der Leiter ge- wonnen ist, genauer zu durchforschen. Wo aber erhöhtes Leitungs- vermögen auch der Anwendung dieser Methode Grenzen zieht, da eröffnet sich gleichzeitig die Aussicht, die Dämpfung der Schwin- gungen messend zu verfolgen, und damit denjenigen Theil der Maxweır'schen Theorie einer Prüfung zu unterziehen, über welchen bisher experimentelle Erfahrungen kaum vorliegen, welcher aber, wie ich an anderer Stelle gezeigt habe, auf allgemeine Gültigkeit sicher keinen Anspruch erheben kann. Das Beobachtungsverfahren war das folgende. Die Schwingun- gen eines Hrrrz'schen Osecillators werden von einem Paar gegen- übergestellten Platten pp aufgenommen und an den beiden in 7°” Abstand parallel ausgespannten Drähten dd entlang geleitet (vergl. die Figur). Die letzteren durchsetzen zwischen a und d eine Steingut- p wanne von 66°” Länge und 39°” Breite in einer Höhe von 10°” über dem Boden. — Die Wanne wird bis zur Höhe von 20°" mit Wasser gefüllt. Zwischen a und 5b können auf den Drähten ein paar kleine »Leydener Flaschen« ff (die unter sich in starrer Verbindung stehen), verschoben werden. Sie sind nach dem Vorgang von RuBENns' aus kurzen Glasröhrehen gebildet. die von einigen Windungen dünnen ! Wien. Ann. 42, 8.154. 1891. 1040 Gesammtsitzung vom 3. December. Drahtes umgeben sind. Die Drähte führen zu einem Ruszxs’schen Bolometer, welches die Energie der Schwingungen an der Stelle ff zu messen gestattet. — Ein zweites Paar »Flaschen« gg lässt sich zu gleichem Zweck innerhalb der Wanne verschieben. Dieses Paar be- steht aus zwei dünnwandigen engen Glasröhren, deren jede einen der Paralleldrähte in ı'/, Windungen knapp umschliesst, die beiden offenen Enden vertical nach oben streckt und mit Quecksilber gefüllt ist. Kupferdrähte vermitteln die Verbindung mit dem Bolometer. — Bei a, im Wasser, aber hart an der Wand des Trogs, sind die Paralleldrähte von einem kurzen Querbügel überbrückt. Nachdem das Inductorium in Gang gesetzt ist, sucht man diejenige Stellung auf, die man einer zweiten Brücke db geben muss, damit die Flaschen ff ein Maximum der Energie anzeigen. An dieser Stelle wird die Brücke b fixirt. Es sind dann die Theile des schwingenden Systems, welche einerseits zwischen d und dem Oseillator, andererseits zwischen 5b und a liegen, in Resonanz. (Dass die Einstellung nicht beeinflusst war durch die Resonanzverhältnisse des Stückes ad, wurde durch willkürliche Veränderungen des letztern in besonderen Versuchen festgestellt.) — Nun werden die Flaschen 99 mit dem Bolometer verbunden und es wird, während die Brücken a und 5 an ihrem Ort bleiben, die Lage einer dritten Brücke c bestimmt, für welche 99 maximale Energie anzeigen. Dann sind auch die Theile da und ac in Resonanz. Dass es die Resonanz des Unisono und nicht diejenige mit einem ÖObertone ist, davon überzeugt man sich, indem man die Flaschen je durch ihr Intervall wandern lässt; — oder indem man auf !/,, '/; des Intervalls ab neue Brücken legt, wobei dann jede Spur von Resonanz verschwin- det. — Die Entfernungen ba und ac geben aber noch nicht die Wellen- längen, die in den beiden Medien der gleichen Schwingungszahl zu- gehören. Vielmehr ist offenbar für jede der Brücken eine zunächst unbekannte Zusatzlänge in Anrechnung zu bringen. Um sie zu finden, wird die Brücke ec gegen d hin verschoben (während gy an ihrer Stelle bleiben oder in die Lage g’g’ gebracht werden), und eine neue Stelle c’ aufgesucht, für welche gy ein Maximum ergibt. Jetzt ist ac‘ mit ba in Resonanz; aber diessmal ist es die Resonanz mit der Oetave. Denn wenn man jetzt bei ruhendem c’ die Flaschen 99 von c' bis a verschiebt, so geht die Wirkung durch zwei Maxima (bei 9’ und bei 9) und ein Minimum (bei c) hindureh. — Die Ver- schiebung cc’ misst nun direct die Wellenlänge /, im Wasser, frei von den Endeorreetionen; den Betrag der letzteren (6) findet man zugleich, indem man die Differenz ec’ — ac bildet. — Dieser Werth von & (er betrug 4°”6) wurde als gültig auch für die Luftwelle da angenommen, d.h. die Wellenlänge in Luft: 4 = ab + d gesetzt. Die- Conx: Über die Ausbreitung elektrischer Schwingungen im Wasser. 1041 selbe ist zwar 8 bis 9 mal so lang, als /,:; aber einerseits hatte eine frühere Untersuchung‘ gezeigt, dass die Endeorreetion sich kaum merk- lich mit der Wellenlänge ändert, andererseits ist ein kleiner Fehler sehr in Be- em ) in d, der gegenüber der kurzen Wasserwelle (etwa 34 tracht fallen würde, gegenüber der langen Luftwelle (fast 3”) ohne Bedeutung. Es erübrigt, die Beobachtungsdaten mitzutheilen, aus denen die oben bereits mitgetheilten Schlüsse folgen. Tabelle I enthält eine Beobachtungsreihe über den Einfluss ge- lösten Salzes. Eine grössere Zahl älterer Beobachtungen, bei welchen die Methodik der Messungen noch weniger ausgebildet war, ist mit ihr in wesentlicher Übereinstimmung, für die Berechnung aber nicht benutzt worden. TabelleT. x 1010 | ab ac ac’ d lo | I, n k A| 287.5 | 29.5 | 63.0 |, 4.0 172924 | 341 || 857.1 73:5 132 | 29.2 | 33.8 | 8.65 | 74-8 45 | 28.4 | 33.0 || 8.86 | 78.5 Die erste Zeile der Tabelle bezieht sich auf destillirtes Wasser, die beiden folgenden auf Kochsalzlösungen. Die Temperaturen lagen bei allen Beobachtungen zwischen 16.8 und 17.2. Die erste Spalte ent- hält die Leitungsvermögen A, bezogen auf Quecksilber; die folgenden drei Spalten geben die direct gemessenen Brückenabstände in Centi- metern. Die Zahlen der weiteren Spalten folgen aus ihnen gemäss dem oben gesagten. Die Fehlergrenze für /, ist auf weniger als 2°”, diejenige für /, auf o.2 bis 0%s5 zu schätzen. Die letztere steigt mit wachsendem Leitungsvermögen zuerst kaum merklich, dann schneller und schneller an, indem in Folge der wachsenden Dämpfung das Maximum immer weniger scharf hervortritt. Für Salzlösungen, deren A beträchtlich über 500.10" lag, waren Einstellungen von einiger Schärfe nicht mehr möglich. Aus der Gesammtheit der Beobachtungen ergibt sich, dass die Zunahme des Brechungsexponenten mit dem Salzgehalt sicher verbürgt ist, wenn auch der Zahlenwerth dieser Zunahme mit procentisch sehr grosser Unsicherheit behaftet ist. 2 I Noch ist zu bemerken, dass die Beziehung X = E in aller w Strenge nur für vollkommene Nichtleiter gilt. Maxweır's Theorie ' Conan und Hererwagen, Wied. Ann. 43, S. 365. 1891. 1042 Gesammtsitzung vom 3. December. gibt aber auch die Correction für leitende Substanzen. Aus den Gleichungen Treatise I S$ 798 folgt durch eine einfache Rechnung N Zi K=|-—-| - (2C1,V,) wo C das Leitungsvermögen in absolutem magnetischem Maass und V, die Lichtgeschwindiekeit im Vacuum bedeutet. Die numerische (0) fo) = Ausrechnung ergibt, dass für die vorliegenden Verhältnisse der Betrag des Correctionsgliedes in die Fehlergrenzen fällt. — fe) fe) fo) Den Einfluss der Temperatur zeigt Tabelle D. Tabelle I. >. 088 | w ww (2 2 be | beobachtet | berechnet % z 9°5 Bu a = Sa ee 10.5 33:7 0.2 | 0.0 8.68 75:8 16.8 34.1 0.6 204 8.7 ul 735 19.8 34:3. |. 0.8 | 0.0 8.53 er 2722 347° 12 0014 I, 28.43 71.0 37.7 35.3 1.8 1.9 8.28 68.6 35.3 35.7 | 2.2 | 2.5 8.19 67.1 Alle Beobachtungen dieser Reihe beziehen sich auf destillirtes Wasser, dessen Leitungsvermögen, bei 15° C. gemessen, 7.10-"° bis 8-10 '° betrug. Die erste Spalte enthält die Temperaturen © in Grad Celsius. Die zweite gibt in Centimetern die zugehörige Wellenlänge im Wasser: /,: sie ist berechnet aus dem Brückenabstand ac und der Zusatzgrösse d — 4.6. (Die Wellenlänge in Luft ist stets dieselbe: 292.4.) Unter 0), sind die Differenzen der Wellenlängen gegen die- jenige bei 9°5 aufgeführt, und zwar erstens nach den Beobach- tungen, zweitens nach der Lorentz’schen Formel. Die beiden anderen oben angeführten Formeln würden Differenzen verlangen, die in dem ganzen vorliegenden Intervall nur den Betrag o“”"ı bez. 0°"2 erreichen. Die letzten Spalten enthalten Brechungsexponenten und D.C. Ausgegeben am 10. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1045 1891. Li. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 7U BERLIN. 10. December. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. GurTivs. L. Hr. von SyseL las über die preussische Heeresreform von: 1860. 2. Hr. Harnack legte von sich und Hrn. CArı Schmior vor: Ein koptisches Fragment einer Moses-Adam-Apokalypse. Die Mittheilung folgt umstehend. 3. Hr. Dr. LeoroLp Conn in Breslau hat einen Bericht über die Ergebnisse seiner von der Akademie unterstützten Reise nach England und Frankreich zum Zwecke der Prüfung von Philohandsehriften ein- gesandt. Er weist darin besonders auf den palaeographisch und text- kritisch wichtigen Seldenianus ı2 (saec. X) der Bodleiana hin, der für die neue Philoausgabe von hervorragender Wichtigkeit werden wird. Neben dieser ältesten Philohandschrift hat Hr. Comv noch den schätz- baren Lincolniensis gr. 34 (s. XI/XH) vollständig verglichen. Ferner konnte er ein Philoniana enthaltendes Florilegium (Baroceianus 143) genauer einsehen. Es ist mit der sogenannten Melissa Augustana (WachsmurH, Stud. z. d. gr. Flor. S. 106) identisch. In Paris prüfte Hr. Conx hauptsächlich die indireete Überlieferung. namentlich die Gatenen, und fand, dass sie mit der Catena Lipsiensis identisch sind, abgesehen von gewissen Zusätzen des Herausgebers NixeprHoros. Den Zusammenhang dieses Werkes mit dem Commentar des Prokop zum Oktateuch (Monacensis gr. 358 s. XI) glaubt Hr. Conn Sitzungsberichte 1891. 34 1044 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 10. December. dahin aufhellen zu können. dass die Münchener Hds. als Auszug des Prokop aus seinem grösseren "Exroyzı betitelten Werk zu betrachten sei. welches nicht verloren sei. wie man bisher glaubte. sondern identisch mit jener in zahlreichen Hdss. verbreiteten Catena Lipsiensis. Auch für die Parallela des sogenannten Joh. Damascenus, die eben- falls reich an Philoexcerpten sind, ergab sich aus zwei Pariser Hdss. (Paris 923 s. IX, X und Coislin. 276 s. X) eine genauere Einsicht in die ursprüngliche Disposition des Werkes. 1045 Ein koptisches Fragment einer Moses- Adam- Apokalypse. Von Avour HARNAcK und ÜARL SCHMIDT. D:;. hiesige Königliche Bibliothek hat im Jahre 1837 einige koptische Handschriften erworben. Die meisten stammen aus Luxor und bieten grösstentheils Fragmente legendarischen, liturgischen oder dogmatischen Inhalts von geringer Bedeutung. Nur ein Fragment nimmt ein all- gemeineres Interesse in Anspruch. da es ein Stück eines bisher un- bekannten Adam-Buches gnostischer Färbung enthält. Leider ist nur ein Blatt erhalten (Ms. orient. fol. 1608 [eopt.| III. membran., 34°. Columnen, 30 (31) Zeilen. Das Werk. zu welchem es einst gehörte, 5 alt., 26°; lat.), recto und verso beschrieben, zwei scheint einen beträchtlichen Umfang besessen zu haben, da man links auf der ersten Seite die Ziffer c%, auf der zweiten Seite = liest. Die Handschrift gehört dem ı2. oder 13. Jahrhundert an, wie sich aus den Schrifteharakteren, den grossen, mit rother Farbe nachgezeichneten Initialen jedes Abschnitts und besonders aus der Sprache und dem Punktationssystem ergibt. Lehrreich ist, dass die unwissenden kop- tischen Mönche, die diese Apokalypse im Mittelalter abschrieben, an den heidnischen Engelnamen keinen Anstoss genommen haben. Diese Thatsache lässt sich auch sonst belegen und ist z. B. für die Be- stimmung der Codd. Brucianus und Askewianus bemerkenswerth. Die Übersetzung lautet: [Der Name des] Vaters. des Sohnes und des heiligen Geistes (rvedvug) stand auf seiner Stirn und seinem ganzen Körper (swua) an 700 Stellen geschrieben. Ich sah auch den Berg des Vaters zu seinen Füssen. indem er siebenmal mehr als die Sonne leuchtete. Eva (selbst), geschmückt (xooueiv) mit dem Schmucke (xoouncıs) des Geistes (rveüue); der Geist (rveous) der Jungfrauen (ra2$Eva) lobpries (ümvevew) sie in der Sprache der Himmlischen (Errovpavıcı) , indem man ihren Namen »Leben« (Zw). »die Mutter aller Lebendigen« nannte. Es antwortete der Vater und sprach zu Adam: »O Adam, mein Geschöpf, wenn du auch meine Gebote (evroazi) ausser Acht gelassen 94* 1046 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 10. December. und sie wegen deines Weibes' nicht gehalten hast — siehe mein Sohn ist zu dir herabgekommen und hat alle diese Leiden, bis dass er dir deine Sünden vergebe. erduldet. Maria (selbst) ist es, bei der mein Sohn eingekehrt ist. Eva wird dort mit ihr in meinem Reiche sein.« Es antwortete der Vater und sprach zu Michael: »Rufe (xaXeiv) die gesammte Engelschaft (&yyerızy): mögen sie mit ihren wohlriechen- den guten Botschaften (Evangelien) kommen. und” vor mir nieder- fallen. denn ich habe mich mit meinem Bilde (eixwv) versöhnt.« Der vierte Hymnus (Uuvoe). Da (rore) erhoben Michael und die gesammte Engelschaft (ayyerızr) die Stimme und stimmten diesen Hymnus (Vuvos) in jener Stunde auf Adam an, also: Gross ist die Freude des Adam. wenn man ihn zu seinem An- fang (down) zurückbringen wird, Michael — mit seinem Frieden (eionvn). dumv. Gabriel — mit seinen guten Botschaften (Evangelien). dur. Raphael — mit dem heiligen Öl. aurv. Uriel — mit seinen Früchten (kapraı). au. Raguel — mit dem lebendigen Wasser. duyv. Salaphuel — mit seinen Früchten (zarra). dumv. Asuel — mit seinen Kleidern (ororaı). dunv Balsamos — mit seiner Jungfräulichkeit (TapSevia). aumv. El. El — welcher von diesem Sanbal?. du. dur. Abraxath — mit seiner Zither (xıIape). am. dumv. Authronios —- mit seinen Kränzen dunv. dunv. David — welcher dem Kelehe der Kirche (exxArcı«) der Erst- geborenen vorgesetzt ist. du. dumv. Harmuser — welcher diese Geist-Posaune (rveüuz, varrıyk) hat. dunv. dumv. Sausiun — mit dem Hauch des [Wohlgeruches. duyv. duyv]..... Das vorliegende Fragment stammt aus keinem der bisher bekannt gewordenen Adam-Bücher (s. die Zusammenstellung derselben. welche Hr. Dirımann in der Realencyklop. f. protest. Theol. u. K. XII” S. 366 £. gegeben hat); aber es berührt sich nahe mit dem Adam-Buche, welches ! Am Rande »wegen eines Weibes« (doch steht diese LA nicht hier, sondern erst ein paar Zeilen weiter). ? Hier endet die erste Seite. ® Dieses koptische Wort ist unbekannt: der zweite Bestandtheil hängt ohne Zweifel mit »bal« — Auge zusammen. Harnack u. Ü.Scaivir: Ein kopt. Fragm. einer Moses-Adam-Apokalypse. 1047 Hr. 'TiscHenporr unter dem Titel »Apocalypsis Mosis« (Apocalypses apocryphae. Lips. 1866 p. ısq.) edirt hat und welches die Aufschrift trägt: Amynoıs za morrea "Ada zal Erlas Tov FIWTOrAdETU, dmoxarud- Jeioa mad Ieou Mwüch TO Iepamovrı aürol, OTE Tas mAdXds TOD vouou Av diaSmens Ex Weıpos xupiov EdeLaro, diday,Seis Umo rov doyayyercu Miy,anı. Auch unser Fragment stammt nicht aus einer Apokalypse, die dem Adam zu Theil geworden ist. sondern ein nieht Genannter berichtet über eine Apokalypse. die er in Bezug auf Adam und Eva geschaut an: (»Ich sah auch den Berg des Vaters zu seinen Füssen«). Dass dieser hier nicht Genannte Moses ist, wird aus der allgemeinen Über- einstimmung mit der Tiscuesporr' schen Moses-Apokalypse und aus der Erwähnung des »Berges« wahrscheinlich. Die Apokalypse ist ohne Zweifel aus dem Griechischen getlossen, wie die zahlreichen griechischen Worte im koptischen Texte beweisen. Sie ist auch in der Form, in der sie vorliegt, gemein-christlich d.h. katholisch: denn die dogmatischen Anschauungen (Adam als Bild Gottes, Sündenfall, Menschwerdung des Sohnes Gottes in Maria, Leiden des Sohnes Gottes zum Zweck der Sündenvergebung, Erlösung und Zurückführung Adam’s und Eva’s) sind die katholischen. und speciell die Zusammenstellung von Eva und Maria ist in der Kirche seit Irenäus beliebt gewesen. Diese Anschauungen finden sich auch in der TiscHenvorr' schen Moses-Apokalypse: dazu sind noch manche einzelne Übereinstimmungen zu verzeichnen (eizwv e. 10 P.50@3 34-178: ayıs, CUyYwWpnGov, orı EiKWv Tou Eoriv Kal Toimud Tuv Aelwv Gou Tüv ayıwv. Das h. Öl, die Früchte, der Wohlgeruch, welche mit dem Lebensbaum zusammenhängen, spielen in der Moses-Apokalypse ebenfalls eine Srasse, Rolle, s.le./ 9.1. : Zu der ‚Posaune vergl. c. 37 p. 20. Zu den h. Kleidern vergl. e. 40 p. 21: xaı Tore &Aarycev TO dpyaryyerAw Miyanı' AmENdE Eis Tov Tapddsıcov ... Hal Eveyxe Mor Ouvdovas Tpeis Buooivas xaı Supixds. Ebendort sind auch die vier grossen Engel genannt, welche in unserem Fragment.an der Spitze stehen: x eiwev 6 Jeos ra Miyanı, To Toßpınr, TO Olsma xaı 'Pabayr. Zu dem anbetenden Lobpreis der Engel über die Zurückführung Adam’s vergl. e. 37 p. 20: &oaAmıcav oi ayyercı ER orbecı zeinevo, xal EBoncav bwvnv doßepav Aeyovrss' EuAoyNWErN n doEa Kupiou EMI Tu Momuarwv AUTOD" MAercev To TAKOUA Tuv X,EıpWv aurou "Adau u. s. w.). Diese Übereinstimmungen sind um so bemerkens- werther, als die geschichtliche Erzählung in der Moses- Apokalypse eine wesentlich andere ist als in der unsrigen. Hiernach hätten wir es in unserem Fragment mit einem apo- kalyptischen Fabelbuche gewöhnlichen Schlages zu thun, welches einer besonderen Aufmerksamkeit nicht würdig ist. So wäre in der That zu urtheilen, wenn es nach dem 4. Engelnamen abbräche. Aber 1048 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. December. es bringt dann noch ıo Engelnamen. und diese sind fast sämmtlich in einer katholischen Apokalypse sehr befremdlich: denn sie stammen aus gnostischer Überlieferung. Irenäus schreibt I. 29. 2 von den »Barbelioten«. sie hätten vier grosse Aeonen, Armogen (Armogenes). Raguel. David, Eleletlı (Eleth). Im Cod. Brucianus, dessen Inhalt. wie in den Sitzungsberichten vom 6. Februar 1891 S. 2ı5 f. gezeigt worden ist, der Secte der mit den Barbelioten verwandten Sethianer angehört. kommen die Aeonennamen MAnAnS, davede, wpomA (= Uriel: der vierte Name ist weggebrochen) vor. Die spanische Kirche wurde am Ende des 4. und am Anfang des 5. Jahrhunderts von einer gnostischen Seete beunruhigt. die Hiero- nymus — irrthümlich — für basilidianisch gehalten hat. Priseillian (p. 29 Scuerss) schreibt. auf sie Bezug nehmend: »Neque Armaziel neque Mariamne neque Joel neque balsamus neque Barbilon deus est, sed Christus Jesus.« Hieronymus schreibt ep. 75 (XXI col. 687 Miese): » Lucinius spurcissima per Hispanias Basilidis haeresi saeviente el inslar pestis et morbi lotas inter Pyrenaeum et Oceanum vastante provincias fidei ecclesiaslicae tenuit puritatem, nequaquam suscipiens Armagil, Barbelon, Abraxas, Balsamunn etc.«, und Com. in Jsai. 1. 17 €. 64 (XXIV p. 622 sq.): »Et per hanc occasionem multaque huiuscemodi Hispaniarum et maxime Lusitaniae deceptae sunt muliereulae . . ., ut Basilidis, Balsamı atque Thesauri Barbelonis quoque ... portenta susciperent,« und ad Vigilant. 6 (XXI p. 345): »Nisi forte Balsamum mihi et Barbelum et Thesaurum Manichaei . . . proferas, el quia ad radices Pyrenaei habitas vicinusque es lberiae, Basilidis antiquissimi haerelici et imperitae scienliae incredibilia portenta prosequeris et proponis, quod totius orbis auctoritate damnatur.« An Basilides denkt Hieronymus um des Abraxas willen: aber dieser ist den Basilidianern keineswegs ausschliesslich eigenthümlich. Wir haben vielmehr hier, wie die Erwähnung der Barbelo beweist. dieselbe Secte, welche Irenäus namhaft gemacht hat. Aus den angeführten Stellen heben wir die Namen Raguel, David, Eleleth, Armogen (Ar- mogenes, Armaziel), Balsamus,. Abraxas hervor. Sie finden sich sämmt- lich in unserem Fragment wieder, wenn wir den Harmuser mit dem Armaziel identificiren dürfen. Mehrere von ihnen sind auch sonst bekannt. Raguel kommt z. B. im Henochbuche 20, 4 vor: Abraxas ist in gnostischen Tractaten,. auf Gemmen und in Zauberpapyri sehr häufig; auch Balsamos ist von Plautus an zu belegen und findet sich auch als Balsames im Pariser Zauberpapyrus v. 1019 u. 1060? (s. WeEsseLy, Griech. Zauberpapyri v. Paris u. London, Denkschr. d. K. Akad. d. Wissensch. zu Wien. Phil.-histor. Classe 1888), sowie bei Eusebius in der Praepar. ev. I,7 als BseAsaun (Juppiter der Phönieier); s. ferner Kopr, Palaeogr. critica. Mannheim $ 106. S. 573f. Aber Harnacx u. ©. Senwipr: Ein kopt. Fragm. einer Moses-Adam-Apokalypse. 1049 das entscheidend Wichtige ist die Zusammenstellung Raguel, El. El (Eleleth). David. Armaziel (Harmuser. Armogen): sie ist durch Irenäus bezeugt und zwar nur für eine bestimmte Seete,. die identisch ist mit den Sethiten, »Gnostikern« und Archontikern des Epiphanius und der auch die koptisch-gnostischen Bücher (die Pistis Sophia u. s. w.) angehören. Nun berichtet aber Epiphanius (h. 26.8) ausdrücklich. dass jene Secten "Aroxarunles Ted Adau besessen haben (Bıßra dro- xpuba "Adau werden auch Constit. Apost. VI,ı6 erwähnt). Also ist die Annahme geboten, dass die katholische Apokalypse. aus der unser Fragment stammt, mit den alten sethitisch-gnostischen Adam-Apoka- Iypsen in Verbindung steht, sei es dass sie aus ihnen entlehnt hat zu einer Zeit, wo die gnostischen Apokalypsen unverständlich und gefahrlos geworden waren, sei es dass sie selbst eine katholische Umarbeitung der gnostischen Apokalypse ist. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten lässt sich zur Zeit eine Entscheidung nicht treffen: aber der Zusammenhang des koptischen Fragments mit den sethitischen Adam-Apokalypsen kann schwerlich bestritten werden. Für die An- nahme einer Entlehnung bez. Zusammenarbeitung katholischer und gnostischer Überlieferungen sprieht. dass die vier ersten Engelnamen sich in der katholischen Moses- Apokalypse (s. oben) finden. Die neuen Namen — es waren damals nur noch Namen —- scheinen an die alten einfach angerückt zu sein. Die drei Namen Salaphuel, Authronios und Sausiu sind zur Zeit nicht zu belegen. Statt Authronios ist wohl Autothronios zu schreiben (vergl. Autogenes, Autopator der Gnostiker). Asuel könnte man mit Azazel zusammenstellen: doch ist diese Combination nicht unbedenklich (Asahel, Asiel bei BELLERMAnNn, Gemmen der Alten mit dem Abraxas- bilde 3. Stück, S. 2g9ff... Sehr interessant ist schliesslich der Syn- kretismus in dem, was über David gesagt ist. Als gnostischer Aeon aus den Büchern der Sethiten (s. auch Epiph. h. 26, 10, wo mit dem Venetus Av Hidyv zu lesen ist) ist David neben Raguel u. s. w. in diese Liste gekommen und zu einem Engel geworden: aber in dem, was über ihn gesagt wird. erscheint er wieder als der geschichtliche David der katholischen Christen; denn die Bezeichnung » welcher dem Kelche der Kirche der Erstgeborenen vorgesetzt ist«, geht auf den geschichtlichen David und die älteste Zeit der Kirche zurück, in der die Abendmahlsgebete mit den Worten begannen: Eiyapısroüuev co, marep Nuwv, Umso TAs dıyias dumerou Außid red maudos cov (Didache 9. 2). Ausgegeben am 17. December. Rn ah i 1% nIe. re Au Bett Mn 1? _ w (8 y rc N 6 ni, fr sy o Ä 5 a A #1 { sn tr Ber; el A a = " er An a sc see e\ 1 u + ‚ f PET URRSTTE SET Pen I N 7 > ‚ e PR Far Armin } KILL, r url ski SALE .. Mr wu ANnesL h Hm: else f Mr hie ab r ini h suis hund Sr nähe na mr Sn Ze IN 1051 1891. LA. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 10. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. Hr. SchuzzE legte eine Abhandlung des Assistenten am zoolo- gischen Institut der hiesigen Universität Hrn. Dr. Aug. BRAUER vor: über das Ei von Branchipus Grubii var. Dyb. von der Bildung bis zur Ablage. = Ei = er ö . = R 1 31 Ze j { 3 j — . AM nn - f > r Y’ ”’® q FIT If ER rl, 4 ırg “ 2 4 i [4 h ir, (er ! “3 | 4 r 2: % F . 5 s - 37 F Br } is 3 ® Be 3 . R 2 Br > FE TER TENTTN HomlnaMivi ah RT ‚Hi AL F u Et il Serrne ATTRTT = n u . j . j ar an En EN I u ee a en lelanen 1 gan Bi Bar Ye ; nr lea ea, en DEU u > RUFT EABAT En et Kin. Url et 2 - u 1053 Leibniz und Pascal. Von (. Il. GERHARDT. Voreeleet am 26. November |s. oben S. 991|.) Si) L IM der Geschichte der Mathematik wird allgemein angegeben. dass aus Cavalieri's Methodus indivisibilium (1635) die höhere Analysis hervor- gegangen sei. Diese Behauptung ist, wenigstens was die Erfindung des Algorithmus der höheren Analysis durch Leibniz anlangt. irrig:' im Folgenden soll nachgewiesen werden, auf Grund der Leistungen der französischen Mathematiker des 17. Jahrhunderts und der Manu- scripte Leibnizens. dass Leibniz speciell durch das Studium der Schriften Pascal’s auf die Erfindung des Algorithmus der höheren Analysis ge- führt wurde. In Betreff der Leibnizischen Manusecripte sind die ersten Briefe aus der Correspondenz zwischen Leibniz und Tschirnhaus mafs- gebend; sie enthalten die weitere Besprechung ihrer gemeinsamen Arbeiten während des Zusammenseins in Paris (September 1675 bis November 1676; bekanntlich fällt in diese Zeit die Entdeekung des Algorithmus der höheren Analysis durch Leibniz). Von diesen Briefen enthält ein bisher nieht gedruckter Brief Leibnizens. der den ersten Theil der Correspondenz zwischen Leibniz und Tschirnhaus abschliesst. die ausführliehste Darstellung über die Studien Leibnizens während seines Pariser Aufenthalts: sie ist ohnstreitig von der entschiedensten Wichtigkeit, da sie nur vier Jahre später abgefasst ist und die nähern Umstände am frischesten wiedergibt. Zunächst sind die Arbeiten der französischen Mathematiker um die Mitte des ı7. Jahrhunderts. besonders die Leistungen Pascal’s, in Betracht zu ziehen. Wir wissen aus dem Leben Pascal’s, dass der Vater desselben. als er 1631 seinen Wohnsitz nach Paris verlegte. in einen Verein von Mathematikern und Physikern” trat, von denen die Geschichte der Wissenschaft die Namen Mersenne. Roberval, Gassendi. ! Cum de Geometria indivifibilium loquor, lauten Leibnizens Worte, longe aliquid Cavaleriana amplius intelligo, quae mihi non videtur efle nifi portio medioeris Archi- ınedeae. Er bezeichnet Cavalieri's Methodus als rudis et limitata. 2 Compagnie nannten sie sich; es entstand daraus 1666 die Academie des sciences. 1054 Sitzung der phys.-math. Classe v. 10. Dee. — Mittheilung v. 26. Nov. Desargues, de Carcavi. Beaugrand. des Billettes und andere aufbewahrt hat. Sie standen namentlich dureh Mersenne mit den ausserhalb Paris lebenden Mathematikern Descartes. Fermat. de Sluze in Verbindung. so dass um die Mitte des ı7. Jahrhunderts die Höhe der mathematischen Wissenschaften in Paris sich eoncentrirte. In diesem Verein bewegte sich Pascal, kaum den Knabenjahren entwachsen, und erregte durch sein eminentes Talent Staunen und Bewunderung. Als ein hervor- ragender Zug in den Arbeiten der genannten Mathematiker stellt sich das Bestreben heraus, die jeder wissenschaftlichen Strenge entbehrende Cavalierische Methode zu verlassen und die Wissenschaft nach den Vorschriften der griechischen Mathematiker zu behandeln.‘ Vielleicht fanden dabei die Ideen Keppler's, die er in dem Supplementum Stereometriae Archimedeae” niedergelegt hatte, Berücksichtigung, in- dem Roberval und Pascal das Unendliche und Unendlichkleine in die Geometrie einführten.” Was speciell die hierhergehörenden Arbeiten Pascal’s betrifft. so sind besonders die Lösungen der von ihm 1658 unter dem ange- nommenen Namen Dettonville vorgelegten Aufgaben über die Cyeloide zu erwähnen. Dadurch und durch die von ihm angewandte Methode überragte er alle gleichzeitigen Mathematiker und gewann den Ruhm als erster Geometer seiner Zeit. Die Untersuchung der Eigenschaften der Cyeloide hatte die be- rühmtesten Mathematiker des ı7. Jahrhunderts beschäftigt. Es wird berichtet. dass zuerst, bereits vor 1599. Galilei in Folge von Gon- struetion von Brückenbogen auf diese Curve aufmerksam gemacht habe; er versuchte den Flächeninhalt derselben auf mechanische Weise, durch Wägung einer Bleiplatte von gleichförmiger Dicke, welche die Gestalt einer von einer Öyeloide begränzten Ebene hatte, zu bestimmen, und fand, dass sie ohngefähr dreimal so gross als der Flächeninhalt des erzeugenden Kreises sei. Theoretisch ein Resultat zu begründen, gelang ihm nicht. 1615 wurde Merfenne auf die Entstehung der Cycloide durch ein rollendes Rad aufmerksam gemacht: er beschäftigte sich längere Jahre hindurch die Natur der Gurve zu erforschen, aber ! Die betreffenden Stellen aus Roberval’s und Pascal’s Schriften sind in der Ab- handlung: Leibniz in London, angeführt. ® Nova Stereometria Doliorum Vinariorum, inprimis Austriaci, figurae omnium aptilfimae, et Ufus in eo Virgae Cubicae compendiofilfimus et plane singularis. Accellit Epitome Stereometriae Archimedeae Supplementum. Lincii an. MDCXV. Siehe meine Geschichte der Mathematik in Deutschland S. 109 ff. ® Roberval in einem Briefe an den Astronomen Hevelke (Hevelius) in Danzig: Circa analyfin, meas delicias, multo plura habeo; nee pauciora eirca doctrinam infiniti, quam nune vocant doctrinam indivilibilium ... Veröffentlicht in: Huygens et Roberval. Documents nouveaux. Par €. Henry, Leyde 1879. GERHARDT: Leibniz und Pascal. 1055 ohne Erfolg. so dass er über die Schwierigkeiten, die sich ihm in Betreff dieser Curve ergaben. 1634 an Roberval Mittheilung machte. Dieser bewies mit Hülfe der von ihm verbesserten Cavalieri’schen Methode, dass der Flächeninhalt der Cyceloide gleich dem Dreifachen des erzeugenden Kreises ist: er bestimmte ferner 1644 den Inhalt der Körper, die durch die Rotation der Cyeloide um die Basis. um ihre Axe und um den Durchmesser des erzeugenden Kreises entstehen, sowie auch den Schwerpunkt der Fläche der Cyeloide. Um in körper- lichen Leiden. die ihm die Nachtruhe raubten, Zerstreuung zu suchen, nahm Pascal die weitere Untersuehung der Eigenschaften der Gyeloide nach ı 4jähriger Unterbrechung im Jahre 1658 wieder auf. Es waren noch zu finden der Flächenraum eines beliebigen Segments der Gyeloide, der Schwerpunkt eines solchen Segments, die Volumina der Körper, welche ein solches Segment durch seine Umdrehung um die Ordinate oder Abseisse entweder durch eine vollständige oder durch eine halbe oder durch ein Viertel beschreibt. Da die Lösungen der bisher be- handelten Probleme nicht durch eine allgemeine Methode. mehr dureh specielle, künstliche Verfahrungsweisen bewirkt waren, so kam es besonders darauf an, eine allgemein anwendbare Behandlung zu schaffen. Pascal ging auf das Verfahren Archimed’s zurück. mittelst des Gleichgewichts am Hebel die Quadratur der Parabel zu bestimmen: er verallgemeinerte dasselbe, indem er an die Stelle der geometrischen Figuren nicht bloss an den Endpunkten des Hebels (er sagt wie Archimedes, balance, Wagebalken). sondern in verschiedenen Ent- fernungen vom Unterstützungspunkt ungleiche Gewichte annahm, die er mittelst des von ihm aufgestellten triangle arithmetique summirte und den Schwerpunkt bestimmte. Durch seine Freunde wurde Pascal bestimmt, im Juni 1658 die von ihm gelösten Probleme über die Cyeloide unter dem angenommenen Namen Dettonville den Mathema- tikern zur Lösung vorzulegen. Als Termin für die Einlieferung der Lösungen wurde der ı. Oetober 1658 bestimmt. Einzelne der vorge- legten Aufgaben wurden bis zu dem angegebenen Termin von Huygens. de Sluze. Wren gelöst: es war jedoch nicht vollständig den Forderungen des Paseal’schen Programms genügt. Von de Carcavi aufgefordert machte Pascal in einem längeren Schreiben Anfangs October 1658 die oben erwähnte Methode zur Lösung der Aufgaben bekannt,' und fügte ' Das Schreiben an de Carcavi nebst den 5 Abhandlungen veröffentlichte Pascal im folgenden Jahre unter dem Titel: Lettres de A. Dettonville contenant quelquesunes de ses Inventions de Geometrie. Scavoir, La Resolution de tous les Problemes touchant la Roulette qu'il avoit propolez publiquement au mois de Juin 1658. L’Egalite entre les Lignes eourbes de toutes sortes de Roulettes et des Lignes Elliptiques. L’Egalite entre les Lignes Spirale et Parabolique, demonstree a la maniere des Anciens. La 1056 Sitzung der phys.-math. Classe v. 10. Dee. — Mittheilung v. 26. Nov. drei weitere Aufgaben in Betreff der COyeloide hinzu. Mit diesem Schreiben sind 5 Abhandlungen verbunden, welche die Lösungen der Pascal’schen Aufgaben vorbereiten: ı. Traitte des Trilignes et de leurs Onglets." In dieser Abhandlung wird die Bestimmung des Inhalts und der Schwerpunkte des triligne und double onglet auf die Summen der Ordinaten der Axe oder der Basis in einem triligne zurückgeführt; ebenso zeigt Pascal. dass die Bestimmung des Inhalts und des Schwer- punkts der krummen Oberfläche des double onglet durch die Summe der Sinus” der Axe ausgedrückt werden kann. — Die folgende Ab- handlung 2. Proprietes des sommes simples, triangulaires et pyramidales ist ein Anhang zu der vorhergehenden. Mit Somme triangulaire bezeichnet Pascal die Summe einer Anzahl von Grössen, eine jede multiplieirt in der Reihenfolge mit der entsprechenden Zahl der natürlichen Zahlenreihe. Entsprechend bedeutet Somme pyramidale die Summe einer Anzahl von Grössen, eine jede multiplieirt in der Reihenfolge mit der entsprechenden Triangularzahl. — Hierauf folgt 3. Traitte des Sinus du quart de Cerele. In dieser Abhandlung beweist Pascal zuerst den Satz: Die Summe der Sinus irgend eines Bogens eines Kreisquadranten ist gleich dem Produet aus dem Theil der Basis zwischen den Endpunkten der äussersten Sinus multiplieirt mit dem Radius des Kreises. Mit Hülfe dieses Satzes werden be- handelt die Summe der Sinus eines Kreisquadranten, ihrer Quadrate Dimenfion d’un Solide forme par le moyen d’une Spirale autour d’un Cone. La Dimenfion et le Centre de gravite des Triangles Cylindriques. La Dimenlion et le Centre de gravite de l’Escalier. Un Traitte des Trilignes et de leurs Onglets. Un Traitte des Sinns et des Arcs de Cercle. Un Traitte des Solides Circeulaires. A Paris M.DC.LIX. In dieser Schrift sind die Abhandlungen Pascal’s aus dem Jahre 1658 mit Zuschriften an Huygens, de Sluze und einen Ungenannten vereinigt. Aus dem Brief- wechsel Huygens’ in den Jahren 1658 und 1659, der in dem 2. Bande des wahrhaft grossartigen Werkes: Oeuvres completes de Christiaan Huygens publiees de la Societe Hollandaile des sciences abgedruckt ist. ersieht man, welche mächtige Bewegung unter den gleichzeitigen Mathematikern durch Pascal’s Aufgaben, sowie durch die angeführte Druckschrift entstand. Leibniz Äussert sich so: Jam deferbuerat haee contentio (in Betreff des P. Gregorins a S. Vincentio) cum ecce novi in Republica Geometrica motus per Galliam exeitantur autore Blafio Pascalio, summi ingenii Viro et quo ad Galilaei et Cartefii laudes nemo tune propius accellit. — Diese Schrift Pascal's wurde Leibniz von Huygens zum Studium empfohlen. ! Unter Triligne versteht Pascal eine ebene Figur begränzt von zwei auf einander senkrecht stehenden Geraden und einer krummen Linie; die eine der Senkrechten heisst die Axe, die andere die Basis der Figur. Wenn über einer solchen Figur als Grundfläche ein senkrechter Körper errichtet und derselbe durch eine Ebene, die entweder durch die Axe oder Basis geht, geschnitten wird, so wird das abgeschnittene Körpersegment Onglet genannt. Ein double Onglet entsteht, wenn durch den unterhalb der Basis erweiterten Körper eine Ebene unter derselben Neigung gelegt wird. ® Unter Sinus versteht Pascal die Senkrechte multiplieirt mit dem unendlich kleinen Bogentheil. GerHAarDr: Leibniz und Pascal. 1957 und Cuben. der vierten Potenzen u. s. w., die Summe der Rechtecke aus jedem Sinus der Basis und dem Abstand von der Axe, die trian- guläre und pyramidale Summe der Sinus der Basis u. s. w. — Die Abhandlung 4. Traitte des Sinus et des Ares de Cerele enthält die Bestimmung der Summe aller Kreisbogen vom Scheitel des Quadranten bis zu jeder Ordinate der Axe. die Summe der Quadrate, der Guben, die entsprechenden triangulären und pyramidalen Summen. die ein- fachen und triangulären Summen der Seetoren, die Summen von Körpern aus jedem Sector eines Quadranten und der Entfernung seines Schwerpunktes von der Basis u. s. w. — Zuletzt folgt die Abhandlung 5. Petit Traitte des Solides Cireulaires. Darin wird untersucht die Lage des Schwerpunktes derjenigen Körper. welehe durch die Rotation eines halben Kreisabschnitts um die Axe oder Basis entstehen. die Summe der vierten Potenzen der Ordinaten der Axe, der Guben, die Lage des Schwerpunktes des durch Drehung um die Axe entstandenen halben Umdrehungskörpers u. s. w. — An diese 5 Abhandlungen schliesst sich noch Un Traitte general de la Roulette, eontenant la Solution de tous les Problemes touchant la Roulette qu’il avoit pro- posez publiguement au mois de Juin 1658. Alle diese Arbeiten Pascal’s sind rein geometrisch nach dem Beispiel’ der Geometrie des Alterthums abgefasst: man findet nirgends eine Spur von der durch Descartes eingeführten Behandlung geo- metrischer Probleme!. — Es ist bekannt, dass Leibniz durch die Bekanntschaft mit Huygens, der in den Jahren 1666 bis 1ı68ı in Paris lebte, zum Studium der höheren Mathematik angeregt wurde. Besonders empfahl er ihm die Briefe Pascal’s. Bei verschiedenen Gelegenheiten hat Leibniz sich später übereinstimmend dahin ausgesprochen, dass er durch das Studium der Schriften Pascal’s in die höhere Analysis eingeführt und seine Entdeckungen gemacht habe, zuerst in dem bisher ungedruckten Schreiben an Tschirnhaus aus dem Jahre 1679. ! Descartes hatte über Pascal's Elfay pour les coniques abfällig geurtheilt. Viel- leicht ist die schroffe Haltung Pascal’s Descartes gegenüber darauf zurückzuführen. Die Nichte Pascal’s, Marguerite Perier, schreibt: M. Pascal parlait peu de sciences; cependant, quand l’occalion s’en presentait, il disait son sentiment sur les chofes dont on lui parlait. Par exemple, sur la philosophie de M. Descartes, il difait allez ce qu'il pensait. Il etait de son sentiment sur Yautomate, et n’en etoit point sur la matiere subtile, dont il se moquait fort. Mais il ne pouvait souffrir sa maniere d’expliquer la formation de toutes choles, et il dilait tres souvent: Je ne puis par- donner a Descartes; il aurait bien voulu, dans toute sa philosophie, pouvoir se paller de Dieu, mais il n’a pu s’empecher de lui faire donner une chiquenaude pour mettre le monde en mouvement. Apres cela, il n’a plus que faire de Dieu (Faugere, Lettres, Öpuseules et Memoires de Madame Perier et de Jacqueline, soeurs de Pascal, et de Marguerite Perier, sa niece. Paris 1845, p. 458). 1058 Sitzung der phys.-math. Classe v. 10. Dee. — Mittheilung v. 26. Nov. aus welchem die betreffende Stelle im Folgenden mitgetheilt wird, alsdann in einem Schreiben an den Marquis de l’Hospital aus dem Jahre 1694, ferner in einem Postseriptum eines Briefes an Jacob Bernoulli aus dem Jahre 1703. und zuletzt in der Abhandlung Historia et origo ealeuli differentialis aus seinen letzten Lebensjahren.' Unter den Leibnizischen Manuseripten ist bisher ein sehr umfang- reiches aufgefunden worden mit der Aufschrift: Ex Dettonvillaeno (?) seu Pascalii Geometrieis exeerpta: eum additamentis. Es ist nicht dlatirt: da es aber Leibnizens Studien im genauen Anschluss an das Schreiben Pascal’s an de Carcavi enthält. so wird es unmittelbar nach der Begegnung mit Huygens (1673) entstanden sein. Dasselbe ist in seinem ganzen Umfange zur Mittheilung nicht geeignet: es folgt deshalb hier nur der Anfang «davon (ID). Eine besondere Auf- merksamkeit hat Leibniz den fünf Abhandlungen zugewandt. die auf das Schreiben Pascal’s an de Carcavi folgen: er bemerkt, dass das Verfahren Paseal’s zur Bestimmung der Obertläche der Kugel. nach welchem die Oberfläche eines dureh Rotation um eine Axe entstandenen Körpers auf eine proportionale ebene Figur zurückgeführt werden kann, ihm Veranlassung wurde, ein allgemeines auf alle krummlinig begränz- ten ebenen Figuren anwendbares Theorem aufzustellen. Von beiden Curvenpunkten ,‚Y und ,„Y sind die Co- ordinaten ,Y ,2,, 7X und Ft gefällt, in „Y ist die Tangente ,Y T ange- legt, die mit der Curve ‚Y,Y als zu- sammenfallend betrachtet wird, und die Senkrechte „Y P errichtet. Wegen Ähn- lichkeit der Dreiecke ‚YD,Y und ,Y,XP ist AP«, YD=,7,X-D,Y d.h des normale (subperpendicularis) „AP als Or- dintae auf der Axe AX zum Element der Axe ‚X,X = ‚YD ist gleich de Ordinate „Y,X zu dem Element D,Y. Sed Rectae, fährt Leibniz fort, inde a nihilo erescentes in sua Elementa duetae eonficiunt triangulum. Esto enim sem- I per AZ = ZC, fiet triangulum reetangu- lum AZC, quod est dimidium quadrati AZ, itaque figura orta ex sub- perpendieularibus ordinatim et perpendieulariter axi applieatis semper aequatur dimidio quadrato ordinatae. Et proinde, data figura qua- dranda, quaeritur figura cujus subperpendieulares aequentur ordinatis ! Unter I. ist das hier Erwähnte zusammengestellt. Germarvr: Leibniz tınd Pascal. 1059 figurae datae. ea erit figurae datae quadratrix. Atque ita ex hac fa- eillima meditatione habemus reduetionem ad quadraturas planas super- fieierum rotatione genitarum, et reetifieationis eurvarum: et simul ipfas figurarum quadraturas redueimus ad problema tangentium inverfum. Demnach musste es Leibniz darauf ankommen, ein allgemeines Ver- fahren zur Quadratur der Curven zu finden. Dies alles erreichte Leibniz in dem ersten Jahre 1673/74 seiner s... Er hatte bis dahin in seinen Untersuchungen das rein geometrische Verfahren. mathematischen Studien in Betreff der höheren Analysi wie er es in den Schriften Pascal’s gefunden, beibehalten; auf An- weisung von Huygens machte er sich das Verfahren Descartes’ zu eigen als für die Rechnung bequemer. Die grosse Abhandlung Leibnizens mit der Aufschrift: Analyfis Tetragonistica ex Üentro- barycis, die datirt ist 25. October, 26. October, 29. October, ı.No- vember 1675, zeigt zunächst den Anschluss an die oben erwähnten Abhandlungen Pascal’s. sodann aber auch den Fortschritt. den Leibniz in Folge des Studiums der Gartesianischen (Geometrie gemacht hat. Leibniz beginnt mit Prospos. II aus Pascal’s erster Abhandlung: Traitte des Trilienes et de leurs Onglets, welche er so A S ” 2 2 > x 2 ausdrückt: Sit curva quaelibet AXC referenda ad angulum reetum BAD, st ABM. DCNa et ultima E 215, et BEMADNMY et ultima yMe. Patet | der En R ee omn. yaad aM — omn. — ad y. - 2 2 Nam momentum spatii ABCEA ex AD fit ex reetangulis ex BUNy in ABMa; at vero momentum spatii ADCEA ex AD seu eomplementi & prioris fit ex summa quadratorum DC, sive ‚ dimidiata, quod ) momentum, si auferatur a momento totius reetanguli ABCD ex AD, ch? i id est ac in omn. x, sivea —— , restabit momentum spatii ABCEA. D e Unde habetur aequatio quam dixi, qua reformata sequitur omn. yveadz + omn. —adyMi—, 2 9) r7 L} 0°C adeoque harum duarum figurarum in unum junetarum semper ha- beri quadraturam. Qui est centrobarycae apex. — In der Fort- setzung den 29. October 1675 bringt Leibniz mit diesem Lehrsatz ! Diese Abhandlung ist vollständig abgedruckt in ıneiner Geschichte der Ent- deckung der höheren Analysis. Sitzungsberichte 1891. 95 1060 Sitzung der phys.-math. Classe v. 10. Dee. — Mittheilung v. 26. Nov. das triangulum characteristicum, das bereits in dem Obigen erscheint. iny Verbindung. , ‚Ist, AGZ ‚eine Cumwe, BL = y WL=Z1 22 0 AB 2... W — .«, yı=.omm.zL; >sorist / ) ) omn. / — — 1 = IM . mithin Des amuns / a Y omn. / a Nun ist nach dem Obigen vom. fe] omn. U omn. Da = — a 5) 2 2 omn. U — daher som. on 2 a id est. setzt Leibniz hinzu. si omnes / (dueantur in ultimam et aliae omnes / rurfus in suam ulti- mam, et ita quoties id fieri potest, summa horum omnium aequabitur «dimidiae summae quadrato- rum, quorum latera sunt summae ipforum, seu omnes /. Pulcherri- mum ac minime obvium theorema. Tale est etiam theorema: omn. «/M x - omn. / — omn. omn. /. ponendo / effe terminum progreffionis et x effe numerum qui expri- mit loeum seu ordinem ipfius / respondentis, seu x esse numerum Or- dinalem, / rem ordinatam. Nota: in his caleulis observari potest lex homogeneorum, nam si omn. praefigatur numero seu rationi, vel in- finite parvo, fit linea: si lineae, fit superficies; si superficiei, fit cor- pus; et ita in infinitum etiam ad dimenfiones. Utile erit seribi / pro omn., ut /l pro omn. /, id est summa ipforum /. Itaque fiet —n = RE ra EAN Ne =). — >) x Aa e . Dr. 42 Dies ist die erste Einführung des Algorithmus der höheren Ana- lysis. Im Folgenden gewinnt Leibniz die ersten Lehrsätze der Inte- Den & gralrechnung: [2 MN —, /a&M—, und fügt hinzu: omnia haee theore- [> } N >} Zu 3 mata vera de seriebus. in quibus differentiae terminorum ad terminos rationem habent minorem qualibet affıgnabili. . Weiterhin bemerkt Leibniz: Satis haec nova et notabilia, cum novum genus caleuli in- ducant. Datur /, relatio ad x, quaeritur /l. Quod fiet Jam contrario 3 a B caleulo, seilicet si sit //M ya, ponemus ın, nempe ut / augebit, ( ita d minuet dimenfiones, / autem significat summam. d differentiam. I . . q a . . . ” . . Ex dato y semper invenitur = sive / sive differentia ipforum y. In GERHARDT: Leibniz und Pascal. 1061 der Untersuchung mit der Aufsehrift: Methodi tangentium inverfae i \ 4 & iR 5% 7 exempla, datirt ıı Novembr. 1675. führt Leibniz an Stelle von Fr die Bezeiehnung dy ein. Vorstehendes enthält die Einführung des Aleorithmus der höheren Analyfis. so wie sie sich aus den vorhandenen Leibnizischen Manu- seripten ergibt. In Verbindung mit der früheren Abhandlung: Leibniz in London. ist der Nachweis geführt. dass irgend welehe Einwirkung von aussen auf Leibniz in Betreff der Einführung des Algorithmus der höheren Analysis ausgeschlossen ist. Aus dem Schreiben Leibnizens an Tschirnhaus. 1679. Miraris Reginaldum circa superficiem Elliptiei Sphaeroidis labi potuiffe. cum intelligat methodum indivifibilium. sed non videris satis confideraffe quam diverfae sint indivifibilium methodi. Cavalerianam intelligit, sed ea tam aretis limitibus eireumseribitur, ut pauca magni momenti praestare poffit. Nimirum Cavalerius, Torricellius, Rober- vallius, Fermatius, imo quod seiam Itali omnes ignoravere ufum tan- gentium ad quadraturas, et ejus quod a me vocari solet Triangulum figurae characteristicum infinite parvum: imo nune quoque in Gallia eredo unum Hugenium effe qui haee intelligat. Ipfe Pascalius mirari satis non poterat artifieium quo Hugenius invenerat superficiem eono- idis paraboliei. Slufius quoque nullum dedit speeimen, unde ere- dam haec ipfi eognita. Haec caufa etiam est, eur Hugenius et Gre- gorius talia demonstraverint per ambages lineares, analyfi suppreffa, ne methodum tam facilem et foecundam vulgarent. Prima oceasio qua inveni ego de meo methodum Trianguli characteristiei aliaque id genus, fuit eo tempore quo vix aliquot menfes studio geometrico impenderam. Hugenius cum librum suum edidiffet de pendulis, ejus mibi exemplum dedit. Eo tempore plane ignorabam Algebram Car- tefjanam, et methodum quoque indivifibilium, imo nesciebam veram definitionem centri gravitatis; cum enim forte cum Hugenio collo- querer, eredebam et fignificabam me credere rectam per centrum gravitatis ductam secare figuram semper in duas partes aequales; cum enim id manifestum sit in quadrato, ceireulo, ellipfi aliisque figuris 95* 1062 Sitzung der phys.-math. Classe v. 10. Dee. — Mittheilung v. 26. Nov. centrum magnitudinis habentibus, putabam idem contingere in aliis omnibus. Hugenius ridebat hoc audito, mihique dieebat nihil effe falfius. Ego hoc velut stimulo exeitatus eoepi applicare me ad Geometriam interiorem, cum tamen revera nondum Elementa legiffem. Sed deprehendi experientia. Elementorum cognitione careri poffe, modo quis paucas propofitiones teneat. Hugenius qui me meliorem Geome- tram eredebat quam eram, dedit mihi legendas literas a Pascalio. Dettonvillaei nomine editas: ex his intellexi methodum indivifibilium et centrorum gravitatis, nempe vulgarem CGavalerii et Guldini. Ego vero statim, dum Pascalium legebam, de meo occurrentia conjieiebam in chartam, ex quibus nune video nonnulla effe inepta. nonnulla vero etiamnum perplacent. Inter alia quaerebam novum quoddam centri genus. Putabam enim si figurae cuilibet alia en similis et similiter pofita inscriberetur, poffe punetum medium reperiri. im quo figura evanes- ceret, et hoe puncto dato haberi quadraturas. Sed postea animadverti, quid huie methodo obstet. Sed ut ad rem redeam, dieam quomodo inciderim in methodum Trianguli cha- racteristici. Forte Pascalius demonstrabat ex Archimede super- fieiei sphaericae dimenfionem. seu momentum curvae eircularis ex axe, ostendebatque radium axi applicatum dare hoc momentum. Ego demonstrationem attentius rimatus animadverti, ope trianguli characteristici infinite parvi demonstrari poffe hanc propofitionem T generalem pro qualibet eurva: Sit curva | quaeeunque AP, ad cujus tangentem PT ducatur perpendicularis BP axi oceurrens in B: sit ordinata PC. applicetur axi AC in puncto © reeta perpendieularis OD aequalis ipfi PB. Quod fi jam curva ducatur per omnia puneta D, ea figuram faciet eujus area erit momentum eurvae ex axe, seu ostendet modum superficiei eurvae eirca axem rotatae exhibendi eireulum aequa- lem. Et quoniam in eireulo reeta PB semper est eadem, ubieunque in eurva sumatur punetum P, hine figura illa ex perpendieularibus axi applicatis nata est reetangulum, ac proinde facillimum est superficiem sphaericam redigere in planum. Cum ergo hoe modo methodum gene- ralem reperiffem pro superfieierum dimenfionibus, statim eam attuli Hugenio; is miratus et subridens faffus est, se eadem plane methodo ufum ad inveniendam superfieiem eonoidis paraboliei eirca axem. Nam curvam per omnia D transeuntem tunc etiam effe parabolam, ac pro- inde figuram effe quadrabilem. Ego cum vellem experiri an hoe verum effet de parabola, eoepi quaerere modum exprimendi loca seu x - . 20) GERHARDT: Leibniz und Pascal. 1063 eurvas per caleulum, et tum primum intellexi ea quae Cartefius seribit. Nam antea solebam cealeulare meo more adhibitis non literis, sed nominibus linearum. Tum primum igitur Cartefium et Schotenium attente legi. hortante Hugenio qui mihi dieebat modum caleulandi ab ipfis adhibitum effe ecommodiorem. Ego interea aperto semel characte- ristiei Trianguli aditu facillime innumera theoremata inveniebam, qui- bus plurimas tune chartas adimplevi; sed pleraque postea reperi etiam Heuratio, Gregorio et Barrovio innotuiffe. Haec omnia autem prae- stiti primo tiroeinii mei Geometriei anno. Sed postea ad longe ma- jora enixus sum, ad quae credo Gregorius et Barrovius ex suis me- thodis pervenire non poffent, Cavalerius autem et Fermatius multo minus. Circa eadem tempora cum viderem inventionem quadraturarum reduci ad inventionem summarum serierum, et contra inventionem tangentium reduci ad inventionem differentiarum, fundamenta jeci caleuli mei novi, quem voco differentialem aut tetragonistieum, quo ea quae magno linearum apparatu vix ae ne vix quidem consequi lieet, paueis lineolis praestare poffum. Animadverti autem generaliter summam alicujus seriei reperire nihil effe aliud quam invenire aliam seriem, eujus differentiae constituant seriem datam. Aliam autem illam seriem vocare soleo summatriceem. De seriebus infinitis cogi- tandi oecafionem dedere Wallifius et Mercator. Sed cum inventa eorum meis socialfem. nova nullo negotio reperi. Tandem eum eonfi- derarem problemata quadraturarum non effe eerti gradus, poffe tamen revocari ad aequationes, in quibus exponentes potestatum incogniti sunt, nova mihi lux oborta est, coepique agnoscere praeter vulgarem analyfin dari aliam quamdam, Transeendentem a me appellatam, quia aequationibus utitur quae omnes gradus transcendant: eamque prope- modum unicam video methodum determinandi, an problemata hujus- modi specjalia sint poffibilia an non. Facile quidem demonstrare poffum per alias vias et per caleulum imprimis differentialem impoffi- bilitatem quadraturae generalis, seu nullam poffe dari lineam alge- braicam quadratricem ceirculi. Voco autem lineas Algebraicas, quas Cartefius Geometricas, et per quadratricas. intelligo omnes quibus deseriptis eujuslibet portionis eircularis quadratura daretur. Sed modus inveniendi impoffibilitatem specialis cujusdam quadraturae, exempli caufa totius eireuli, non nifi duplex mihi notus est, unus per ealeulum exponentium transcendentium, alter per novum quoddam genus caleuli omnia complecetentis, quod nemini hactenus ne per somnium quidem in mentem venit. Habes Historiam quarundam mearum meditationum 1064 Sitzung der phys. -matlı. Classe v. 10. Dee. — Mittheilung v. 26. Nov. Aus dem Schreiben Leibnizens an den Marquis de l’Hospital. 1694. Je reconnois que M. Barrow est alle bien avant, mais je puis vous affurer, Monsieur, que je n’ay tire aucun secours pour mes methodes. Je ne connoiffois au ecommencement que les indivifibles de Cavalieri et les Duetus du P. Gregorie de S. Vincent avec la Synopsis Geometrica du P. Fabri et ce qui se peut tirer de ces auteurs ou leur semblables. Lorsque M. Hugens me presta les lettres (le Dettonville ou de M. Pascal. j examinay par hazard sa demonstration de la mesure de la superficie spherique et j’y trouvay une lumiere que l’auteur n’avoit point veue, car je remarquay generalement que par 4 la meme raison, la perpendieulaire queleonque PC appliqguece a l’axe ou transferee en BE donne une ligne FE telle que l'aire de la figure FABEF four- nit explanation de la surface faite par la rotation d’AE a l’entour d’ AB. Mons. Hugens fut surpris quand je luy parlay de ce theoreme et m’avoua que e’estoit justement celuy dont il s’estoit servi rNG pour la surface du conoide parabolique, mais comme cela me faisoit connoistre lusage de ce que jappelle le triangle caracteristique CFG com- pofe des elemens des coordonnees et de la courbe. je trouvay comme dans un elin d’oeil presque tous les theoremes que je remarquay depuis chez Meffieurs Gregory et Barrow sur ce sujet. Jusqu’ alors je n’estois pas encor affez verse dans le caleul de M. des Cartes et ne me servois pas encor des equations pour expliquer la nature des lignes eourbes, mais sur ce que M. Hugens m’en difoit, je m'y mis et me n’en repentis point, car cela me donna moyen de trouver bientost mon ealeul differentiel. Voiey comment. J’avois pris plaifir long temps auparavant de chercher les sommes des series des nombres, et je m’estois servi pour cela des differences sur un theoreme affez eonnu qu’une serie deeroiffant a linfini,. son premier terme est egal a la somme de toutes les differences. Cela m’avoit donne ce que jappellois le Tri- angle Harmonique, oppofe au Triangle Arithmetique de M. Pascal, car M. Pascal avoit monstre comment on peut donner les sommes des nombres figures, qui proviennent en cherchant les sommes et les sommes des sommes de la progreffion arithmetique naturelle; et moy je trouvay que les fractions des nombres figures sont les diffe- rences et les differences des differences etc. de la progreffion harmo- 1 I I nique naturelle (c’est A dire des fractions —, —, 5, „ ete.) et qu’ainfi on peut donner les sommes des series des fraetions figurees, comme GeruArpTr: Leibniz und Pascal. 1065 + = +-+7z ete et + = + +5 ete. Reconnoiffant done cette grande utilite des differences et voyant que par le caleul de M. des Cartes l’ordonnee de la courbe peut estre exprimee, je vis que trouver les quadratures ou les sommes des ordonnees n’est autre chofe que trouver une ordonnee (de la quadratrice) dont la difference est proportionnelle a l’ordonnee donnee. Je reconnus auffi bientost que trouver les tangentes n'est autre ehofe que differentier, et trouver les quadratures n’est autre chofe que sommer, pourvu quon sup- pofe les differences incomparablement petites. Je vis auffi que ne- ceffairement les grandeurs differentielles se trouvent hors de la fraction et hors du vinceulum et quainfi on peut donner les tan- gentes sans se mettre en peine des irrationnelles et des fraetions. Et voila l’histoire de l’origine de ma methode...... Die betreffende Stelle aus dem Briefe an Jacob Bernoulli im Jahre 1703 ist in der Abhandlung: Leibniz in London mitgetheilt. In der Abhandlung: Historia et origo caleuli differentialis, schreibt Leibniz in den letzten Lebensjahren Folgendes: ReversusprexnAnelar in Gallam AUDI TOTEN, hortante Hugenio eoepit (Leibnitius) tractare Analyfin Cartefii (antea vix eminus salutatam) et ut in Geometriam Quadraturarum intro- duceretur, Honorati Fabri Synopfin Geometricam, Gregorium a 8. Vinceentio et Dettonvillaei (id est Pascalii) libellum eonfuluit. Porro ex uno quodam exemplo Dettonvillaei lux ei subito oborta est, quam ipfe Pascalius (quod mireris) inde non hauferat. Nam dum ille de- monstrat Theorema Archimedeum de superficie sphaerae aut ejus partium mensuranda, utitur methodo, qua omnis solidi rotatione circa axem aliquem deseripti superfieies ad proportionalem figuram planam revocari potest. Tale enim inde noster sibi paravit theorema generale: Rectae perpendicularis ad curvam portiones interceptae inter axem et curvam, ordinatim et normaliter applicatae ad axem, dant figuram momento curvae ex axe proportionalem. Id cum monstraffet Hugenio, valde is probavit, faffusque est, hujus ipfius theorematis ope se superficiem Gonoidis parabolici aliarumque hujusmodi super- fiierum in opere de Horologio oseillatorio sine demonstatione pofi- tarum ante multos annos reperiffe. His noster exeitatus. animadverfa foeeunditate harum meditationum, cum prius infinite parva tantum ut intervalla ordinatarum Cavalleriano more eonfideraffet, commentus est Triangulum, quod vocavit characteristicum........, 1066 Sitzung der phys.-math. Classe v. 10. Dee. — Mittheilung v. 26. Nov. U. Ex Dettonvillaeno (?) seu Pascalii Geometrieis excerpta: cum additamentis. EURE, Si quantitates sint A. B. C. D. summa eorum Trian- 4 A 2 5 gularis ineipiendo ab A est 1A. 2B. 3C. aD. BC - . a 5 CD Recta quaecunque BC in partes aequales divifa quot- D cunque et ponderibus quibuseunque ex punetis divifionis suspenfis aequalibus vel inaequalibus. sumtoque eorum puncto aequi- librii A. neceffe est. summam Triangularem ponderum unius brachii RB 4 co AP aequari summae Triangulari ponderum alterius brachii AU, ineipiendo summam Tri- | | ] | | ) angularem utrobique a puncto interiore seu a latere A. Et ratio est, quia pondera gra- vant in compofita ratione ex ratione ponderum et distantiarum a cen- tro. Distantiae autem ob divifionem reetae seu jugi in partes aequales ereseunt ut 1.2. 3sete. Haee Pascalius, guibus ego adjieosgerı summae Triangulares ab utroque puneti latere non sint eaedem. seu etfi duo brachia non sint in aequilibrio. fore tamen semper momenta ad se invicem ut Triangulares; semper enim momenta sunt summis Triangularibus aequalia. Hine regulam longe generaliorem: si sit recta BC quaecungue in partes acquales divifa. ponderibus onerata quibuseunque ex punetis divifionis suspenfis, puneto quolibet divifionis affumto A, erunt momenta ponderum brachii BA unius ad momenta ponderum brachii alterius CA ut summae Triangulares ineipiendo a pondere ipfi A proximo. Et cum figura qualibet, id est linea, super- ficie vel solido, ita locata, ut reeta aliqua in ea affumta sit horizonti parallela, ista recta haberi potest pro libra, et omnia puncta aut rectae aut plana, punetis in reeta affumtis horizontaliter suppofita, seu in plana eorum punetorum horizonti perpendieularia ineidentia, poffunt haberi pro ponderibus, hine si constet nobis de horum ponderum quantitate seu progreffione, et per eonsequens de eorum summa Tri- angulari, hine potest inveniri centrum aequilibrii non quidem in figura, attamen in recta figurae affumta. Centrum aequilibri in ipfa figura ejus est naturae, ut recta per id transiens secet figuram in duas partes, ita ut utringue summae Triangulares punctorum, rectarum, solidorum horizontalium fiant aequales. Hine centro gravitatis figurae totius reperto, centra gravitatis ejusmodi brachiorum extra figuram affu- mibilium haberi poffunt: ponatur enim figura effe A, in qua centrum gravitatis 5 ponatur horizonti GERHARDT: Leibniz und Pascal. 1067 parallela et centrum gravitatis ejus super stylo horizontali locatum vel ex filo suspenfum intelligatur, manifestum est figuram fore in aequi- librio; at si in aequilibrio est, ergo reeta CD ducta per centrum gra- vitatis eam figuram ita secabit, ut summae utrinque Triangulares sint aequales, si scilicet alia recta ZF priori CD perpendieularis seeta in- telligatur in partes aequales infinitas per rectas infinitas ipfi CD pa- rallelas, summa Triangularis reetangulorum infinitorum utrinque erit aequalis, quia ex praesuppofitis ipfa ZF velut libra reetangula velut pondera ex punetis divifionis suspenfa judicari poffunt (unde patet, pondera suspenfa non neceffario horizonti perpendicularia intelligi debere, poffe et effe parallela). His pofitis, mutetur situs figurae ex horizontali in perpendicularem fiatque libra AG, manifestum est punetum aequilibrii cadere in C, cum summae Triangulares reetan- gulorum ab utroque latere sunt ex hypothefi aequales. Ergo dato centro gravitatis figurae eujusque, librae extra vel intra figuram affumtae, eui figura rigide affıxa intelligitur, punctum aequilibrii haberi potest, si modo perpendicularis ex centro gravitatis ad libram ducatur, ea libram in puneto aequilibri secabit. Contra si duarum librarum ejusdem figurae puneta aequilibri dentur, inventum erit centrum gravitatis figurae (sive id sit extra sive intra figuram, cadit enim aliguando centrum gravitatis intra figuram (aliquando) ut in annularibus figuris, lineis eurvis, aliisve incompletis) in puncto seilicet concurfus duarum perpendieularium ex duabus illis libris ad easdem partes duc- tarum, in eodem plano, fi figura sit plana, aut fi duae illae librae sint in eodem plano; quod fi vero duae librae non sint in eodem plano, opus est tribus.. Hoc examinandum. Imo sie potius; affı- gatur figura primum uni librae et planum per librae et horizonti perpendicularem ex puncto aequilibrii demiffum figuram secet, postea affıgatur alteri librae, et rurfus aliud planum demiffum figuram secet, illorum duorum planorum intersectio dabit reetam, quae continebit centrum aequilibri. Quodfi jam accedat tertia libra, seu tertium planum, punetum interseetionis omnium planorum seu punetum quo tertium planum lineam inventam secat, erit centrum aequilibrii. Quodfi autem figurae sunt planae, tune suffieiunt duae librae duae- que perpendiculares, ergo etiam si sint lineae curvae in eodem plano manentes. Jam operae pretium est quaedam annotare de iis cafibus, in quibus libra non est seeta in partes aequales; fieri enim potest, ut habeamus certo quodam modo summas ponderum earumque pro- greffiones, sed ita ut ea librae applicata, eam dividat in partes inaequales; tunc investigenda progreffio partium, in quas dividitur libra, ut fi in partes continue crescentes ut quadrata aliterve dividatur. Ut ponamus pondera aequalia effe, libram autem dividi in partes Sitzungsberichte 1891. 96 1068 Sitzung der phys.-math. Classe v. 10. Dec. — Mittheilung v. 26. Nov. erescentes /n.”2.13 S24.leiee ut rem regula conplecta- mur, ita procedendum est. Ponatur punctum illud aequilibrii jam inventum et effe per exemplum 2, manifestum est a puncto illo 2 affumto velut centro, brachia fore numeris notanda, et puncetum ı notandum numero 2, punctum o numero 3, ab altero latere punctum 3 numero 3, punetum 4 numero 7, et jam ponderibus suppofitis in suorum punc- torum seu brachiorum numeros ductis neceffe est productum fieri aequale; quodfi non fit, aliud quaerendum est punctum (aut ponderibus aliquod addendum demendumve, ut hoc loco si pondera 2. 3 ponantur duplieata seu loco ı. ı. ipfis subseriptum 2. 2., utrobique effet aequi- librium 10). Sed ne opus sit ire per omnia puneta, compendium quaerendum effet; quodfi nullam certam progreffionem servent partes librae et pondera, compendium erit impoffibile; at ubi certa quaedam progreffio haberi potest, tune compendium inveniri potest, quatenus progreffio illa patitur. Sed magna pars diffieultatis ceffat, quando omnia pondera intelliguntur aequalia. Imo inventa est regula Gene- ralis simplex Pascalianae reciproca, nimirum punctum tale affumendum est, ut summa Triangularis numerorum utriusque lateris, semper in- cipiendo ab extremo usque ad medium sit aequalis .......... ER Ausgegeben am 17. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 1069 1891. Lin. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 17. December. Gesammtsitzung. — Vorsitzender Seecretar: Hr. Gurrius. Hr. von Hermnortz legte vor eine Abhandlung über die kür- zesten Linien im Farbensystem. Die Mittheilung erfolgt umstehend. Der Vorsitzende gab der Trauer Ausdruck, welche die Akademie über den Verlust ihres langjährigen ordentlichen Mitgliedes, des am ıı. d. Mts. verstorbenen Hrn. JuLıus WırneLm Ewarn empfindet. Das correspondirende Mitglied der Akademie FERDINAND ROEMER in Breslau ist am 14. December gestorben. Sitzungsberichte 1891. 97 a ee ransae: 2 el Be BAER a _ N Fi a « - ee En ar Tu har re | 2 " eur Ban: ILS urn gr 2 j 2 IE Wa | AN T \ ap n SEE een > 5 N , i N % er en. En ; . E3 ET NV St Dee | a! I Area Ans ä i ‘ u gi Po s We 2 Eyghren En » 2 .2 Sal ee - j Rn “ \ Dee. Mi RL Wi o fh 2 f B i M i f BI u u RB On ai 1 oe le! Du | e . f N Br e ” ” Br; j BR ENTE ’ Fl Re 5 Rala nt L Fi a Bunt Halt ae Rh 8 ae Pe! a 5 Ip a SEE EEE si Perla BUINENNA Sa re oral WErsmRaaE or 2 RER, re Rs Han Ra TEN EN a Kaserne Faflla nRulBeel ‘ Bi: E e abi hi Alaska Ar Tagan} Bi ea are ’ aut auly a E gedäikant WATTE EL A RE ne bie Run IP oo ENT dd. Dana 5 | hola ul. sh yo hen verri sifyn at RL Be Sa Ir ie en 1071 Kürzeste Linien im Farbensystem. Von H. von HELNMHoLTZz. Wi wollen im Folgenden von einer geometrischen Darstellung des Farbensystems ausgehn, welche Laugerrt's Farbenpyramide entspricht, indem wir jede besondere Farbe als hergestellt durch die Vereinigung der passend abgemessenen Quanta dreier passend gewählter Grundfarben ansehen, und die Werthe dieser drei Quanta gleich setzen den drei positiven rechtwinkeligen Coordinaten &,y,2. Dann ist jede Farbe durch einen Punkt innerhalb der dreikantigen Ecke vertreten, welche zwischen den positiven Coordinataxen eingeschlossen ist. Jede Ebene, welche die drei positiven Coordinataxen schneidet, kann dann als Farbentafel im Sinne der Newrox’ schen Anordnung der Farben ge- braucht werden, indem die Quanta der verschiedenen Farben, wie sie in dieser Ebene vorkommen, als Einheitsquanta für die Abmessung der zu mischenden Farben entsprechender Art genommen werden. Innerhalb der Farbentafel findet man bekanntlich die Mischfarbe am Orte des Schwerpunkts der gemischten Farben und ihr Quantum ist der Summe der Quanta der gemischten Farben gleich zu setzen. Wie RiıEmann gezeigt, lassen sich alle Eigenschaften einer beson- deren Art des Raumes ableiten, wenn man den Werth der Entfernung zweier benachbarter Punkte durch die zugehörigen Differentiale der Coordinaten geben kann. Die Entfernung zweier Punkte eines festen Körpers aber ist eine Grösse, von der man verlangt, dass sie durch die Lage ihrer’ beiden Endpunkte vollkommen gegeben sei, und gleich bleibe bei allen möglichen Verschiebungen und Wendungen des festen Körpers, dem die Punkte angehören. Die Farbenqualitäten sind nun Grössen, die dem Gebiet der Empfindungen angehören. Wenn eine der Entfernung analoge Grösse bei ihnen vorkommt, so muss dies ebenfalls ein in der Empfindung gegebenes Verhältniss sein, welches zwischen je zweien besteht, und durch die Beschaffenheit der zwei vollständig gegeben ist. In der That lässt sich ein solches entdecken, es ist nämlich die Deut- liehkeit der Unterscheidung zwischen zwei nahestehenden Farben. I 1072 Gesammtsitzung vom 17. December. Einigermaassen bestimmte Angaben lassen sich über den Grad dieser Deutlichkeit freilich nur bei sehr kleinem Unterschiede der Farben machen, aber dies genügt in diesem Falle. Die ursprüng- lichen Versuche E. H. WeBEr’s und FeEcnser’s, welche zur Aufstellung des psychophysischen Gesetzes führten, bezogen sich allerdings nicht so wohl auf den Grad der Deutlichkeit. als vielmehr nur auf die Erkennbarkeit oder Nichterkennbarkeit des Unterschiedes. Aber die neueren Fortsetzungen dieser Messungen haben sowohl bei der Con- struction der Contrastphotometer als auch in den Versuchen von Hrn. Essınenavs über Abstufungen von Licht und Farbeneindrücken gelehrt, dass die Aussage darüber, ob von zwei sehr kleinen wahr- nehmbaren Unterschieden der eine oder der andere grösser d. h. deutlicher sei, sogar noch bestimmter gegeben werden kann, als die früher geforderte Entscheidung über Sichtbarkeit oder Nicht- sichtbarkeit. Die Frage über die Deutlichkeit des Unterschiedes kann auch bei jeder beliebigen Art des letzteren gleich gut gestellt werden. Man kann sie ebenso gut in Bezug auf die Helligkeit qualitativ gleicher Farben, wie in Bezug auf den Farbenton gleich heller Lichter stellen, und beide miteinander vergleichen. Ich habe nun in neuerer Zeit! versucht eine Formel aufzustellen, und mit den vorliegenden Beobachtungen zu vergleichen, welche, wenn sie sich weiter bestätigt, dieselbe Rolle für das Bereich der Farbenempfindungen spielen würde, wie die Formel für die Länge des Linienelements in der Geometrie. Ich habe darin versucht, den Grad der Deutlichkeit zweier Farben anzugeben, die sich gleichzeitig in den Quanten aller drei Grundfarben von einander unterscheiden, welche in ihre Zusammensetzung eingehn. also gleichzeitig sich in Helligkeit und in der Qualität unterscheiden können, während bisher nur diejenige Seite des Gesetzes durchgearbeitet war, welche sich auf Helligkeitsunterschiede allein, bei unveränderter Qualität bezieht. Die auf Newrow’s Mischungsgesetz begründeten bisherigen Defi- nitionen der Farben, definiren eigentlich nur diejenigen Mischungen objeetiven Lichts. durch welche die besonderen einzelnen Em- pfindungen erregt werden können, und Newrons Gesetz selbst be- stimmt nur die Verhältnisse der Aequivalenz verschiedener Mischungen objeetiver Lichter in dieser Beziehung. ı H.v. Hermeorrz, Versuch einer erweiterten Anwendung des Fecaner’schen Gesetzes im Farbensystem. Zeitschrift für Psychologie und Physiologie d. Sinne v. EssınecHaus u. Könıs Bd. HU. S. ı. 1891, und: Versuch das psychophysische Gesetz auf die Farbenunterschiede trichromatischer Augen anzuwenden, ebenda Bd. 28.1.7 17801. von Hermnorrz: Kürzeste Linien im Farbensystem. 1073 Auf dem hier einzuschlagenden neuen Wege würden wir da- gegen zu einer Ausmessung des Systems der Farbenempfindungen gelangen, die nur auf die Unterschiede der Empfindungen gebaut ist. Dabei zeigt sieh allerdings eine Übereinstimmung beider Arten der Ausmessung in den grossen Zügen, aber mit Vorbehalt kleinerer Differenzen in Einzelheiten, die auch sehon zum Theil von den Beobachtern bemerkt waren. Wie die Geometrie des Raumes mit dem Begriff der kürzesten Linie zwischen zwei Punkten beginnt, so werden wir durch die neue Grundformel in den Stand gesetzt, diejenigen Reihen von Übergangs- farben zwischen zwei gegebenen Endfarben von verschiedener Qualität und Quantität zu finden, für welche die Summe der wahrnehmbaren Unterschiede ein Minimum ist, welche Reihen also den kürzesten Linien im Farbensystem entsprechen würden. Ich werde mir erlauben für sie den Namen der kürzesten Farbenreihen zu brauchen. Da eine vollständig genaue Formel für die Sichtbarkeit der reinen Helligkeitsunterschiede, wie sie annähernd FEonser's Gesetz gibt, noch nicht gefunden ist, will ich mich auf den Gebrauch der von FEcnneEr selbst noch gegebenen späteren Formel beschränken, wonach die Deut- Sl liehkeit des Unterschiedes von dem Bruche — — —, abhängt. wenn J . und (/ + dJ) die beiden zu vergleichenden objeetiven Liehtmengen sind, A eine von der Qualität des Lichts abhängige Constante. Diese Formel entspricht den Beobachtungen in einem ausserordentlich aus- gedehnten Theil der Scala der Helligkeiten. Für sehr kleine und sehr grosse Helligkeiten ist die Deutlichkeit aber etwas kleiner, als nach der Formel zu erwarten wäre. Die von mir als wahrscheinliche Hypothese aufgestellte Formel für die Deutlichkeit des Unterschiedes zweier Farben, von denen die eine aus den Quantis der Urfarben x, y, 2 zusammengesetzt ist. die andere dagegen aus («+ dx), (y+ dy), (z + dz) lautet: mer ae) da b+Yy c+2 Hierbei ist aber zu bemerken, dass die x, y, z den physiologischen Urfarben entsprechen müssen, und nicht, wie im Mischungsgesetz dureh lineare Funetionen derselben ersetzt werden können. In meiner letzten Arbeit" habe ich aus den von Hrn. Arrnur Könıs gemachten Messungen über die kleinsten wahrnehmbaren Unterschiede der Spec- ! Versuch das psychophysische Gesetz auf die Farbenunterschiede trichroma- tischer Augen anzuwenden in Zeitschr. für Psychologie u. Physiologie d. Sinnesorgane Bis Se1o 10, [ori . 1074 (resammtsitzung vom 17. December. tralfarben einerseits, und der Zusammensetzung derselben aus drei willkürlich gewählten Grundfarben andererseits die Qualität der phy- siologischen Urfarben zu bestimmen gesucht. Diese Bestimmungen sind allerdings noch nicht sehr zuverlässig. Es ergibt sich, dass alle Spectralfarben. auch die Endfarben am rothen und violetten Ende ziemlich starke Quanta von allen drei Urfarben enthalten, dass diese letzteren im Farbenton etwa dem Carminroth, Ultramarinblau und dem Blattgrün entsprechen, aber erheblich gesättigter sein müssen, als diese. Wenn man in Gleichung (ı) andere Variabeln einführt, und setzt: en IOS.lOy En) Inc, a Pe be A . .) so kann man die Gleichung (1) auch schreiben dE’ = dE + dr + de. Construirt man also eine Farbenecke, in der man nicht mehr x. y, 2 sondern &,. & als Coordinaten braucht, so wäre das dE direct pro- portional dem Linienelement zwischen den beiden durch &,7.& und (E+ dE), (n-+ dn). (© + d£) gegebenen Punkten. In diesem letzteren Goordinatensystem würden .sämmtliche kürzeste Farbenreihen durch gerade Linien dargestellt werden müssen, die aber beim Übergang in das ursprüngliche Coordinatensystem der &, y. z im Allgemeinen gekrümmt werden würden. Wenn wir den einen Endpunkt der Farbenreihe mit dem Index (1) bezeichnen, den andern mit (2), so würde man die Gleichung einer geraden Linie im Coordinatensystem der &£,n.& auf die Form bringen können: TE en Ds: Mo Nie 0 ax, 6: Um die Gleichung dieser Linie in den x, y. z ausdrücken zu können, setzen wir zunächst zur kürzeren Bezeichnung: , da db, ; IN == log 2) — & I & Ne b+Y, Ma log RL = NN u b+yY, C+ 2, = log -I|——|=d,—{%, ee Dann werden die Gleichungen (2): a+x\ b+y\* c+2\ Mina — | — le N. oe von Hrrnsorrz: Kürzeste Linien im Farbensystem, 1075 Wenn von den sechs Grössen, die in den Gleichungen 2° unter dem Logarithmenzeichen vorkommen nicht je zwei im Nenner, oder je zwei im Zähler gleich Null werden, haben die Grössen A, uw, v endliche reelle positive oder negative Werthe, und die Punkte der Linie sind ein- deutig bestimmt, da ihre Coordinaten nur positiv reell sein können. Da nun a,b, c (Farbeneomponenten des Eigenlichts im Sinne von FECHNER’S Auffassung) nur positive Werthe haben können, und ®,y,2 für reelle Farben ebenfalls, so kommt für reelle Farben die oben bemerkte Ausnahme niemals vor, und zwischen jedem Paare von Punkten des reellen Farbengebiets gibt es also nur eine kürzeste Farbenlinie. Da indessen die Punkte, in denen zwei von den Grössen (a +), (d+y) und (c+2) gleich Null werden, eine besondere Rolle bei den Constructionen spielen, mache ich hier darauf aufmerksam, dass alle drei Grössen gleich Null gesetzt den Nullpunkt allen Lichtes, Eigen- lieht und objeetives Licht zusammengenommen, bezeiehnen, und wir diesen Punkt deshalb im Folgenden mit (0) bezeichnen wollen. Wenn nur zwei der genannten Grössen gleich Null sind, sind dadurch die Parallelen zu den CGoordinataxen gegeben, welche dureh den Punkt (o) gehen. Wenn von einem Punkte dieser Linien aus kürzeste Farben- reihen nach einem anderen festen Punkte zu eonstruiren sind, so sind diese durch ihre Endpunkte nieht vollständig gegeben. sondern können in unendlicher Anzahl construirt werden. Ebene Curven. Eben werden Curven, für welche einer der Expo- nenten A, «u oder v gleich Null ist, oder zwei derselben einander gleich. Im ersteren Falle erhalten die drei Grössen, welche in 2, ein- ander gleichgesetzt sind, alle den Werth ı, was, wenn A=0, folgern lässt b+y=b-+y, Gr — 0228, d. h. die betreffenden kürzesten Farbenreihen liegen auf geraden Linien der z-Axe parallel. Die Annahme u = o gibt eben solche Gerade der y-Axe parallel, und v—=o der z-Axe parallel. Dieselben können übrigens durch jeden Punkt der Farbenpyramide gezogen werden. Im zweiten Falle, wo zwei Exponnenten einander gleich, er- halten wir entweder Gr 1; a-+%, b+Y, b +2 oder er Bey, a c+2, a+%, \ oder — NEIGEN N (a (Da ) u Rd 21 D 1076 Gesammtsitzung vom 17. December. Bezeichnen wir wieder den Punkt, dessen CGoordinaten (— a), (— 5), (—e) sind, d.h. in welchen alle Lichtempfindung fehlt, auch die des Eigenlichts, mit dem Index o, den Punkt =y=z=o, wo nur die Empfindung des Eigenliehts da ist, mit e, so sagt die erste unserer Gleichungen aus, dass die Punkte o. ı, 2. projieirt auf die xy-Ebene in gerader Linie liegen. Die Curve liegt also in einer Ebene, die der z-Axe parallel ist, und durch den Punkt o, sowie die beiden Endpunkte der Curve geht. Die zweite der Gleichungen 2° würde sich auf solehe Ebenen beziehen. die der x-Axe parallel durch den Punkt o gehen, die dritte auf Ebenen, die der y-Axe parallel durch denselben Punkt gehen. Je zwei dieser Ebenen schneiden sich in geraden Linien, die dann nothwendig hinreichend verlängert durch den Punkt o gehen, und kürzesten Farbenreihen entsprechen. Dagegen werden die Linien, welehe gleicher Qualität des objee- tiven Lichts entsprechen, verlängert durch den Punkt e gehen, wo &£=y=2= o. Nur eine von diesen, die gleichzeitig durch e und o geht, wird einer kürzesten Farbenreihe entsprechen. Nun liegt es im Wesen einer kürzesten Farbenreihe, dass unter solehen Farben, die von der einen Endfarbe gleich grossen Unter- schied zeigen, die in der kürzesten Farbenreihe liegenden auch der andern Endfarbe ähnlicher als alle anderen benachbarten Farben er- scheinen werden. Fällt die Reihe der Farben gleicher Mischung mit der kürzesten Reihe zusammen, so werden ihre Glieder auch beim Übergang von schwacher zu hoher Lichtstärke keine Abweichung des Farbentons zeigen. "Wohl aber wird dies der Fall sein, wenn die erstere Reihe keine kürzeste ist. Denn dann würde es Farben geben von anderer Mischung, durch welche man einen kürzeren Übergang von den dunkelsten zu den hellsten Tönen gleicher objeetiver Qualität bahnen könnte. Nun kommen in der That solche Unterschiede vor. Ich habe schon in meinen älteren Arbeiten' über Spectralfarben erwähnt, dass sie bei steigender Helligkeit alle dem Weiss, beziehlich Gelbweiss ähn- licher werden. Am schnellsten geht bei steigender Lichtstärke Grün in Gelb, Violett in Weissblau über. Höhere Helligkeiten sind nöthig, um speetrales Roth in Gelb und Blau in Weiss überzuführen. Es gibt nur eine Farbe, nämlich Gelbweiss, welche bei allen Intensitäten ! S. mein Handbuch d. Physiol. Optik neue Aufl. S. 284. S. auch H. Hrrnnortz »über die Theorie der zusammengesetzteu Farben« in Posen. Ann. Bd. LXXXVIM. S. 45. 1852 und »über die Zusammensetzung von Spectralfarben« ebenda Bd. XCIV. Sand 13. von Hermnorsz: Kürzeste Linien im Farbensystem. 1077 merklich unverändert bleibt. Wir würden daraus zu schliessen haben, dass Gelbweiss dem Farbenton der geraden Linie entspricht, die durch die Punkte (o) und (e) unseres Coordinatensystems geht. Wir wollen diese für unser heut vorliegendes Thema. als die Prineipallinie des Farbensystems bezeichnen. Im Sinne von FEcnxer’s Hypothese wäre sie die Farbe des Eigenlichts der Netzhaut. Nehmen wir dagegen eine andere Farbe z. B. Grün. welches bei Steigerung der Intensität und unveränderter Mischung. gelb wird. Offenbar müssten wir ein gesättigteres Grün höherer Helligkeit herzu- stellen versuchen. um unsere Farbenreihe mit dem dem unteren Ende ähnlichsten Farbentone abzuschliessen. d. h. wir müssten zu einer anderen Farbenmischung übergehen, um in einer Reihe möglichst wenig unterschiedener Farbentöne zu bleiben. Gekrümmte Projeetionslinien. Wenn wir von den drei in Gleichung (2°) einander gleichgesetzten Grössen zwei, die nicht gleiche Exponenten haben, einander gleichsetzen, so sind die Curven ver- schieden, je nach dem die beiden Exponenten gleiches oder ungleiches Vorzeichen haben. A. Gurven durch den Punkt o. Im ersteren Falle, wenn z. B. die beiden Exponenten A und u gleiches Zeichen haben. würde | — | positiv sein, und die Curve IA San al) a+%, b-+Y, würde durch den Punkt o gehen, da dort atzx=5b+y=o ist. Ist dabei nn ı, so würde (@a-+ x) schneller steigen als (db + y) die Curve ihre convexe Seite der Linie 5b +y= o zukehren. Umgekehrt ist en I, so würde die Curve ihre convexe Seite der Linie a +2 = o zukehren. Wenn wir die Punkte (1) und (2) sehr nahe an einander liegend wählen. und ihre Abstände als kleine Grössen behandeln 7a nd y»—y=dy 2 u —=d, I 1078 Gesammtsitzung vom 17. December. so wird sehreiben wir dann so wird f A Daraus ergibt sich, dass —>ı wenntg6e>tgfoder® >/fd.h. N - wenn im Punkte ı die Tangente der Curve einen grösseren Winkel mit der positiven y-Axe macht, als die Gerade (o,ı). Umgekehrt I x Et f \ : wenn —>ı. Der entferntere Theil aller dieser Gurven (1, oo) ist A convex. das Stück (o,r) derselben dagegen concav gegen die Gerade (0,1). GI: {3 LI VE TE / | | | von Hermsorrz: Kürzeste Linien im Farbensystem. 1079 BR h e i 5 ; A Die Grenze dieses Büschels von Curven sind die. wo Ad o oder — 00. Es sind dies die schon oben erwähnten geraden Linien ge- zogen durch den Punkt ı, parallel den Axen der x und der y. Die Fig. ı stellt ein Bündel solcher Curven dar, welche alle durch denselben Punkt e gehen und verschiedene Exponenten haben, deren Werthe (1 bis 2.4) am Rande angegeben sind. B. Projeetions-Öurven. mit zwei Asymptoten. Wenn die beiden Exponenten der Gleichung entgegengesetztes Zeichen haben. so können wir setzen Ar >=. ae, Dann ist p eine positive Grösse und es wird en Zen Also wird füratz=o dsb+y=%, und füra+x=c00o das b+y=o.d.h. die durch den Punkt o den Coordinataxen parallel gezogenen Linien sind Asymptoten für die Curve, welche hyperbel- ähnlich mit zwei Enden in das Unendliche läuft. Aber diese in oo laufenden Enden der Curven liegen ausserhalb des Farbenfeldes, selbst ausserhalb des physiologisch möglichen, da dieses durch zwei gerade Linien begrenzt ist, die parallel den x und den y durch den Punkt e gelegt sind. Das spectrale Farbenfeld ist noch enger durch einen spitzen Winkel begrenzt, dessen Scheitel ebenfalls im Punkte e liegt, so dass von diesen hyperbelähnlichen Curven nur sehr kurze, fast gerade Stücke für kleine Lichtintensitäten, längere und gekrümmtere nur für grosse Intensitäten in Betracht kommen. Wenn die oben mit p bezeiehnete Constante den Werth p= ı hat, so ist die Curve eine gleichseitige Hyperbel im strengen Sinne. Da entweder zwei oder gar keines der Verhältnisse zwischen den Exponenten negativ ist, so können entweder zwei oder keine der Projectionscurven die hyperbelähnliche Form mit zwei Asymptoten haben. Eine von ihnen oder alle drei haben die parabelähnliche Form, und gehen durch den Punkt (o). Fatrbenunterschiede bei gleicher Qualität und ver- schiedener Helligkeit. Die kürzesten Farbenreihen, welche durch den Punkt e gehen, der dem Mangel alles objeetiven Lichtes ent- 1080 Gesammtsitzung vom 17. December. spricht. geben drei parabelähnliche Projeetionen, welche auch durch den Punkt (o) gehen wie Fig. ı zeigt. In der Mitte des Bündels liegt die als Prineipallinie bezeichnete Gerade, welche durch (0) und (e) geht und die einzige Linie bildet. welche gleichzeitig einer kürzesten Farbenreihe und gleiehbleibender objeetiver Qualität der Farbe (gleichem Mischungsverhältnisse) entspricht. In den drei Ebenen, welche durch diese Linie und die Coordinat- axen gehen, liegen ebene Curven, welche der Prineipallinie ihre con- vexen Seiten zukehren. Um Farben dieser Ebenen objectiv herzustellen. würde man ent- weder einzelne Urfarben mit der Prineipalfarbe zu mischen haben, oder solche Farben. die mit der entsprechenden Urfarbe gemischt die Prineipalfarbe geben. Ich will die letzteren prineipale Gegen- farben nennen. Sind Carminroth, Ultramarinblau und Blattgrün im Farbenton den Urfarben entsprechend. und Gelb die Principalfarbe. so wären etwa Spangrün. Gelb und Purpur die prineipalen Gegen- farben. Von sämmtlichen Mischungen aller sechs Farben mit dem prineipalen Gelbweiss würde zu erwarten sein, dass sie alle inner- halb der Reihe der Farbentöne bleiben. welche die entsprechenden Mischungen hervorbringen können, und nur das Verhältniss würde geändert erscheinen, indem die liehtschwachen Farben dieser Art gesättigter erscheinen würden. als die gleich zusammengesetzten licht- starken: da die lichtstarken, die in derselben Farbencurve liegen, in der That sich dem Umfange der Farbenpyramide nähern. wo die gesättigteren Farben liegen. So werden also lichtschwaches Ultramarin und Gelb einem licht- starken weisslicheren Blau und Gelb entsprechen müssen. Die Zu- mischung von Weiss zum Blau wird relativ stärker sein als die zum Gelb, weil der gelbe Bestandtheil der Prineipalfarbe etwas Blau weg- nimmt, und dafür noch etwas Weiss bildet. dem Gelb aber sich einfach hinzufügt. Dagegen werden schwaches Urroth bis Purpur einerseits und Blattgrün bis Spangrün andererseits ihre entsprechenden lichtstarken Farben in etwas weisslicheren und gelblicheren Mischungen finden. Dieses Gelblichwerden der rothen und grünen Farbentöne bei hoher Lichtstärke, das Weisswerden des Blau sind schon oben er- wähnt. E. BrückeE’s Gesetz. Die Spectralfarben sind im Allgemeinen einer Urfarbe oder Mischungen aus je zweien solchen sehr nahe in ihrem Farbentone. Wenn man die letzteren auf die Ebene der beiden Urfarben projieirt denkt, so werden kürzeste Farbenreihen, die in bestimmter Richtung vom Punkte (2), dem Punkte der objectiven von Hernsorrz: Kürzeste Linien im Farbensystem. 1081 Dunkelheit, auslaufen, wie in Fig. ı, alle convex gegen die Projection der Principallinie sein, und also im ferneren Verlaufe sich derjenigen Urfarbe nähern, von der sie durch die Prineipallinie nicht getrennt sind. Es werden also lichtschwache Farben, die der Mischung zweier Urfarben entsprechen, der auf gleicher Seite der Gegenfarbe liegenden Urfarbe sich nähern, wenn man nach den ähnlichsten gesättigteren liehtstärkeren Farben sucht. Dies führt uns auf eine von E. Brücke! im Jahre 1878, Febr. 28., beschriebene Erscheinung. Er hat nämlich gefunden, dass aus einem gut gereinigten Spectrum von mässiger Länge, in dem man aber die stärkeren FRAUNHOFER schen Linien noch gut sehen kann, bei allmäliger Abschwächung die gelben und die eyanblauen Farben- töne ganz verschwinden, und dass zwischen ihnen schliesslich nur drei Farben, Roth, Grün und Violettblau stehen bleiben. Der ge- nannte Autor hat damals auch schon den Schluss gezogen, dass die genannten drei Farben die physiologischen Grundfarben sein müssen, indem er diejenigen Empfindungselemente einer gemischten Empfin- dung, die die Reizschwelle nicht überschreiten als unwirksam auch in der gemischten Empfindung betrachtet. Es ist dies eine Betrach- tungsweise, die der hier eingeschlagenen wesentlich verwandt ist. Mischungen mit Weiss. Ähnliche Abweichungen, wie die bisher besprochenen zwischen dem Farbentone einer lichtschwachen und lichtstarken Farbe von gleicher objectiver Qualität kommen auch zwischen denen einer isolirten gesättigten Farbe und deren Mischung mit sehr vielem Weiss vor. Wenn Weiss und eine Mischung dieses Weiss mit einer kleinen Menge einer Spectralfarbe als gegeben nach ihrem Orte in der Farben- pyramide angesehen werden, so lässt sich die kürzeste Farbenreihe, die durch die beiden Punkte führt construiren. Diese wird gegen einen Theil der Oberfläche der Farbenpyramide hin gerichtet sein, an der die gesättigten Farben derselben Reihe liegen, als deren stark mit Weiss verdünnte Modification die gegebene Mischung er- scheint. Dabei ist zu bemerken, dass wenn man zu dem Weiss reine Urfarben hinzumischen könnte, die Verbindungslinie beider eine der entsprechenden Coordinataxe parallele Gerade werden würde, welche selbst eine kürzeste Farbenreihe ist und ihre Richtung nicht ändert. Die kürzeste Farbenreihe würde also mit der Mischungsreihe zusammen- fallen, und keinerlei Farbenmischung entstehen. ! E. Brücke, über einige Empfindungen im Gebiete des Sehnerven. Wiener Sitzungsber. Abth. IH. Bd. LXXVI. 1082 Gesammitsitzung vom 17. December. Da aber die Spectralfarben immer als zusammengesetzte Farben anzusehen sind, in denen nur eine oder zwei der Urfarben merkliches Übergewicht haben, so werden dadurch Krümmungen der kürzesten Farbenreihen möglich. Um die Form der betreffenden Farbenreihe vollständig übersehen zu können, wird man sich im Allgemeinen je zwei Projectionen auf Grenzflächen der Farbenpyramide entwerfen müssen. Das Curvenbündel der Fig. ı würde auch bei etwas abgeändertenVer- hältnissen seinen Charakter behalten. Deuten wir es jetzt so, dass wir den Punkt e als die Projecetion des Weiss auf eine der Coordinatebenen betrachten; ex sei die Coordinatrichtung für die eine Grundfarbe, die zum Weiss hinzugethan werden kann, ey für die andere. Beide Linien entsprechen kürzesten Farbenreihen. Dann wird noch die mit y= & bezeichnete Grade sehr nahehin wenigstens eine kürzeste Farben- linie sein. Die Gleichung der letzteren, die in diese Richtung fällt, ‘würde allerdings streng genommen, nicht = y, sondern at =b+y sein. Wenn aber die Coordinaten des Weiss so gross sind, dass die des Eigenlichts a, 5b dagegen verschwinden, wird der Unterschied unerheblich. Nun sieht man, dass alle Curven, welche zwischen ex undy=x liegen concav gegen x, die anderen concav gegen y sind. Verfolgt man sie von E aus, so nähern sie sich im Fortlauf der näheren Grund- farbe, und weisen auf gesättigtere Abstufungen von dieser hin. Wenn wir also die Art der eingemischten Farbe nach den äÄhnlichsten, vom Weiss weniger überdeckten Farbentönen beurtheilen, werden wir die Einmischung für ähnlicher der reinen Urfarbe x halten. Spectrales Roth kann nach meinen neueren Bestimmungen als Ur- roth mit überwiegend grünlicher Einmischung betrachtet werden. In der Mischung mit Weiss würde das Grünliche mehr zurücktreten, die Farbe dem Urroth näher, also mehr rosenroth erscheinen, was in der That der Fall ist, und schon früher von Hrn. E. Herıse angeführt wurde. Violett, was aus gleichen Quantis Urroth und Urblau zusammen- gesetzt wäre, würde in der Projeetion auf die Blauroth-Ebene mit der Projeetion des Weiss fast dieselbe Richtung haben, und seine kürzeste Farbenreihe fast geradlinig sein. Es käme bei spectralem Violett nur in Betracht, dass es noch eine Einmischung von Grün hat, die in der Grünroth-Ebene, wie in der Grünblau-Ebene gegen das über- wiegende Roth, bezüglich Blau mit steigender Entfernung vom Weiss schwinden würde. Dadurch würde die Farbe dem Complement des Grün, rosenroth ähnlicher gemacht. Geht man zu bläulicheren violetten Einmischungen über, so würde neben dem stärkeren Blau der rothe Bestandtheil des Violett re ” ” “ ni [ von HErLmnorLız: Kürzeste Linien im Farbensystem. 1083 zu schwinden anfangen, was anfangs noch durch das stärkere Schwinden des Grüns eompensirt würde. Ich fand, dass zwischen A=450 u bis A=430% der Zusatz des spectralen Blau dem Weiss eine ziemlich deutlich rosenrothe Färbung gab: erst bei A=470 schwand dieser röthliche Ton. Eine andere Reihe von scheinbaren Veränderungen der Farbe zeigt sich bei den kleinsten Lichtstärken, wo das letzte noch sichtbare Licht keine Farbenunterschiede mehr zeigt, sondern grau erscheint. Es er- erklärt sich das nach der aufgestellten Theorie dadurch, dass zur Unterscheidung der Helligkeit nur die ganze vorhandene Lichtmenge vom absoluter Dunkelheit unterschieden werden muss. Zur Unter- scheidung einer kleinen Menge Weiss von einem farbigen Licht, müssen dagegen Verhältnisse von Lichtmengen zweier Grundfarben von ein- ander unterschieden werden. So ist also z. B. nach meinen letzten Berechnungen in dem Quantum — ı enthalten nach Einheiten gleichen Farbenwerthes gemessen: von spectralem Roth von Weiss Both a... . 0.0093 0.3333 Grümenuen 4.8 0.1998 0.3333 Blase 29 2.:.1.2.,0:1983 0.3333 Die Unterscheidung der beiden Farben setzt voraus, dass die Verhältnisse der horizontal neben einander stehendenden Zahlen vom Verhältniss ı:ı unterschieden werden können. Nach der Tabelle der HH. Könıs und Bropnun' würde dies eine dort mit 0.02 bezeichnete Lichtstärke verlangen, während bei der Helligkeit 0.00072, die fast 3omal kleiner ist, noch Licht von Dunkelheit unterschieden wird. Es fügt sich also das ganze Gebiet dieser scheinbar unregel- mässigen Erscheinungen leicht unter die erweiterte Formulirung des Fecnner’schen Gesetzes. ! Sitzungsber. 27. Juni 1889. S. 643. i) f ) x r a \ hi a x B R j za E 1 ; ’ er Sup f ai - D er I > 4 0 IL \ f Zn u . u f u De rn , Me RE n.) so ir. ” a \ u a" 2 er ers “R . 2 re Ce u I ® v8 Bi Y un a Se a j | SIR ie ETE, ne a Fa Ada! | » Ar ZA = Burn ee. De RE I EA az ib a x ee w 8 I j R FE UN. Mar‘ ’ : RE hr es ‚ 1- j vn Ru Tu I Du u, Ne |) Ai Nat) a 17 AR MAN. ih Kirn RN 25 u AN «10 A Y aa An FW Teule 77 Amin Se ai A re ! mh Ball: ihr Falk u Be ah Sr u Lo SR. a BIER sc “ Sk 1 Tag A j ii - Br N . f { ar R \ x { Re ir > X . Tor r f h I Mai £ - ® fi et . . k r E M r De i vgl FAN u N a erdilteg: KAT ER 14 a e } DEAL ei) Br ih . 9! f ’ 9 N A abi va +1 wur 1 BE = EERIE TL. =) ms a er j wi Via in . l d I MAT # » In 5 1 g ‚ af ri E Kae li wo PT ig - E HIELT at, I # “s ne SATT > PIAE N IRB Fa ? Te Ze un EEE Es cl 4 En UN u: a ET ARE WE aa MA Le s y R h f . R 3 — 317 AUNPUnTE sl, FREE Par A a | 4250 Ru KENN 44- Ri Le AUS TE A " } DT AN a iliekundun DP Der ZH Are) ar, DIA ir sale, air U 'z an vos vu h . TUE 2 Ex -} 7 An Tien j . 4 [ if Tu % 4 ‘ > 7 v#x j 1 u Hi Yy via Hi f « - *t ’ Ri eh ia, fit el ine aan ih DR ö - Map r Eu a7 een IL Si s Be; HAMM Ei ATI ar Hier Pe Bew tr x P di 4 Kr ec & g ur. IRRE I 3n N Ex n h a u r; | Es re FR IE, Pur x Bun. 3 z N = ER e y F 3 f Ne { j u y } ! I Aust IE un 0: Ba SMUULUIRER EB x ae EN a ICE, 7 PERS Di u Fe I N ee 1, TIRE ul, a ‚ en de hi Ey ee | en BE a, is sine eo ei En Er Ru dr E Kr Ber ge) 13.3.1, de pfulein, DE 2 we d ainlal er ai sa Pen ne Me f2 kun f WER = Pe 1 SAUIEN Al wur Bus alle duhd Ber Me BR Ri en Bi Lan: 1085 Neuer Beweis des Satzes, dass jede ganze rationale Function einer Veränder- lichen dargestellt werden kann als ein Product aus linearen Funetionen derselben Veränderlichen. Von K. WEIERSTRASS. (Vorgetragen am 21. Februar 1889, X.) neieich wir gegenwärtig von dem in Rede stehenden Fundamental- theoreme der Algebra eine Reihe strenger Beweise besitzen, so dürfte doch die Mittheilung der nachstehenden Begründung desselben, deren Eigenthümlichkeit hauptsächlich darin besteht, dass sie ohne Heran- ziehung von Hülfsmitteln und Begriffen, die der Algebra fremd sind, rein arithmetisch durchgeführt wird, vielen Mathematikern nicht un- willkommen sein. l. Bezeichnet man, unter x, &,.... x, unbestimmte Grössen ver- stehend, mit a re) N) n? ausgeführten Entwickelung des Products die ganze Function von &,,... &,, welche in der nach Potenzen von x (2 —2,)\. le — '%5) den Coefficienten von x” bildet, so lässt sich das Theorem, um das es sich handelt, folgendermaassen aussprechen: ! Ich habe bereits vor Jahren (vergl. die Monatsberichte v. J. 1859, S. 758, und v. J. 1868, S. 428) der Akademie einen Beweis dieses Satzes vorgelegt, der auf dem- selben Grundgedanken, wie der gegenwärtig mitgetheilte, beruhte, für mich aber aus dem Grunde, dass er nicht ganz frei von Stetigkeitsbetrachtungen war, etwas Un- befriedigendes hatte und deshalb nicht veröffentlicht worden ist. Sitzungsberichte 1891. 98 1086 Gesammtsitzung vom 17. Dec. — Mittheilung vom 21. Febr. 1889. Sind CG,,...C, irgend n gegebene Grössen, so existirt stets ein System bestimmter Werthe der Grössen &,,...%,, für welches die n Gleichungen e (Bi, arte, (= 1,...n) bestehen und somit, wenn ar la 2 2G2% 2.2210, gesetzt wird, für jeden Werth von x % Ka a) W=1,...n) ist. Der so formulirte Satz soll nun auf direeteste Weise begründet werden durch Entwickelung eines Verfahrens, mittels dessen man, wenn (,,... C, numerisch gegeben sind, n Zahlgrössen, die für &,.... x, gesetzt die Gleichungen (1.) befriedigen, mit Sicherheit berechnen kann, und zwar ohne dass zuvor die Existenz solcher Grössen bewiesen zu sein braucht. Es werde zunächst der (allgemeine) Fall betrachtet, wo die ge- gebene Function f(x) und deren erste Derivirte keinen gemeinsamen Theiler besitzen, also die Diserimante' von f(x) einen von Null ver- schiedenen Werth hat. Das Letztere gilt dann auch für jede Function 4. | a)=" + AMT" +::: + A,, deren Ooeffieienten (A,,... A,) so angenommen werden, dass jede der Differenzen GG Aye2.0, A, ihrem absoluten Betrage nach unter einer gewissen Grenze liegt. Um hierüber etwas Genaueres festzustellen, setze man A, = C, hy: hr; ze A, 7 & 2 My; dann wird, wenn man die Diseriminante der Function (x) mit en) bezeichnet, Ser SA ANAND ON On ee wo der eingeklammerte Ausdruck dargestellt werden kann als eine Summe, in der jedes einzelne Glied ein Produet aus ganzen positiven Potenzen der Grössen A,,... u, ©, ... C, und einer (positiven oder negativen) Zahl ist. In jedem Gliede, wo diese Zahl negativ ist, ver- wandle man sie in die ihr entgegengesetzte positive; der Ausdruck, ' D.h. die Resultante der Functionen f’ (x), f(x). WeıErstrass: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1087 ındene y,2.2h.,.0,.,...0% dadurch, übergeht, werde mit 1252937725709. C,] bezeichnet. Nimmt man sodann n positive Grössen cr Moore. dass die Bedingungen 6. ka 02.2 Pc, erfüllt werden, und ersetzt in dem vorstehenden Ausdrucke .die Grössen C,,...C, beziehlich durch IN INE.. jede der Grössen Rı,... A, aber durch ein und dieselbe positive Grösse A, so ist een... 0, "stets, klemervals [R,...%, LER. CH, wenn die absoluten Beträge von A,.... A, sämmtlich kleiner als h sind. Es ist aber [h,...h, C,...C,], wofür jetzt kürzer [7] geschrieben werde, eine ganze Function von A% mit lauter positiven Üoefficienten und ohne ein von A unabhängiges Glied; man kann also eine positive Grösse A, so bestimmen, dass für jeden Werth von A, der die Grenze A, nicht übersteigt, [4] kleiner ist als eine willkürlich angenommene Grösse. Nun sei D* irgend eine positive Grösse, die kleiner ist als der absolute Betrag der Diseriminante A(C,,...C,), und A, eine andere, die <_D*; dann kann man A, so annehmen, dass * 7 &,+[%] SD ist. Hieraus und aus Gleichung (5.) folgt nun AA... 4) > 2° [2]: wenn die absoluten Beträge der Differenzen ©, —A,,... C,— A, sämmt- lich kleiner als A, sind. Da nun D*—-[7,])=4A,+(D*—-A,—[%,]) und D*— A,—[A,] nicht negativ ist, so ergibt sich 8. AaAnae, 2 AA, für jedes den Bedingungen 9. | -A|, TE v = X ® 1% PS ae a so hat man für jeden Werth von x, dessen absoluter Betrag grösser oder eben so gross als & ist, also, wenn gesetzt wird, A |#@ | = |+2,2]>0 woraus sich R2> la| ya a rue sich ergibt. Man setze jetzt, unter &,,...&, zu bestimmende Grössen ver- stehend, Weierserass: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1089 a 4,4tE, V=.Ly;.4.n) Ga) Ua a) INa-a-5), ar Lo) = fe) ol) = 2,(G, — A), Dale > A)er, A (a. ua) ANA... A) Dann wird La) = fa) — Bla) — (9,0) — HR) DESSRn on Ian Bee (2...) wo [£&,.... &,]. eine homogene ganze Function uter Ordnung von &,... &, bedeutet. Nimmt man nun 18. Br Ka) = — Ya) also d —a-— Ka) $ (a) P (a) AB Nee («) x (a,) — 4 AU S dla) la A so hat man x fo)—e@)+2, ie) für jeden Werth von x, und es ergibt sich aus (17.) Du la.) ” al Au, DER 19. ale) >3 SRH TEN! u=2,...n) Es ist aber nach (17.) >S a ER Ba Au ak $(x) ern. zZ, 2 rennen, —-E)+le > a) > Be & Bro da A — 11,0 (a), —ı(a,) nt Y(a,) ern I — — I, ((@—a,)o/(a,) + Ya,))+N,((©— 4,)9(@,)) +(@—4,)...(@—a,)$'(@,). .. 9’ (a) Ya) +(@— 4)... (@—a,_,)$ (a) . 9 (Ya). Daraus ergibt sich, dass-A L,(x) die Gestalt ZA Na 2 Nas... ala)... vla). (u=2,...n) Bir wo la, 20,3 3b(a),- | Y(a,)}, eine ganze Function von a,,...q, und Y(a,),... W(a,) DAR einer welche in Beziehung auf die Grössen Y(a,),.../(a,) homogen und von der zweiten Ordnung ist. Hiernach hat man 1090 Gesammtsitzung vom 17. Dee. — Mittheilung vom 21. Febr. 1889. 22:0) A, = 0, Q -A = Nasa: da). Ara) u 2, Am): Bezeichnet man nun von den absoluten Beträgen der Diffe- renzen C, — A,,... C,— A, den grössten mit d und setzt Nn—v . 23. Y. == 2,0 so ist (nach 16.) 24. |Y@a)| = 3,16 - A) |< y9. Aus den Gleichungen (20.), (14.), (24.) erhellt dann, dass füru=2,...n) 25. Hera lan Y(a,)t, Nn—ıa kleiner ist, als der Coeffiecient von & in der nach Potenzen von & ausgeführten Entwiekelung des Ausdrucks (Be +0) + yo)" — Bla + a)" — nD"Työla + a". Dieser Coeffieient ist eine durch ö° theilbare ganze Funetion von d mit ‚lauter positiven Coeffieienten, die mit 0°(&, ®, y; 0), bezeichnet werde. Aus Gleichung (22.) ergibt sich dann, da A>A, ist, an o Nun verstehe man unter d, eine bestimmte positive Grösse, für welche die Bedingungen 26. GER: ds(&, 8. DyE KA El) erfüllt werden, und unterwerfe die Grössen a,....a, der Beschrän- kung, dass die absoluten Beträge der Differenzen G— As... —- 4, sämmtlich kleiner als d, sein sollen, so dass man g=ed, setzen kann, wo e eine positive Grösse, die kleiner als ı ist, be- zeichnet. Dann ist 9.(8, 9, y;0), ed,» dla, Be ysed,, = edA, und man hat daher, wenn man von den absoluten Beträgen der Differenzen EN EN NV WeıersTRAss: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1091 den grössten mit ed, bezeichnet, 7). Eee Aus dem im Vorstehenden Bewiesenen ergibt sich nun, da die Grösse e’d, in Bezug auf das System (a/,...a/) dieselbe Bedeutung hat, wie ed, in Bezug auf (a,,...a,), ohne Weiteres Folgendes: An- genommen es sei ein den Bedingungen 28. |C,—(a,,:..0),|<-% ES | entsprechendes System von Zahlgrössen a,....a, gegeben, und es werde aus demselben nach dem in den nachstehenden Gleichungen ausgesprochenen Gesetze eine Reihe anderer Systeme Bold ger, (art... @ ) us, w. abgeleitet: i A ae Fa, » II, (a, 3, a) / d 29. er A 2) = WTA) us Ss. W. Die so definirten Grössen ar VRR on 2%) haben dann sämmtlich bestimmte endliche Werthe, und es ist, wenn man für jeden bestimmten Index A 30. AN. (=1,...n) setzt und von den absoluten Beträgen der Differenzen GG — AN,...C,— AD den grössten mit &”’d, bezeichnet, dl. ee ee also allgemein 32. er ()” Mae): Setzt man nun ®, (x) —J, (& Sp 2) D er Yo) = flo) — 9,0) = 3,0, — AN), @=i,...n 1092 Gesammtsitzung vom 17. Dee. — Mittheilung vom 21. Febr. 1889. { > so ist ‘“ | fa) | uw | V (a) | — yd, a) . wobei zu bemerken, dass jede der Grössen a”, ebenso wie @,,...dq,. ihrem absoluten Betrage nach kleiner ist, als die oben mit & bezeich- nete Grösse. Man hat ferner, wenn A” die Diseriminante der Funetion &b,(x) bedeutet, I ) ; La / (A > ns a zn ee) 2) und.somit, da |A®|>A, und (nach 14.) |®,(a®)| <& ist, I A ee, Fa) H nd, R wer) ra terre Hiernach sind, wenn man re) 37- I, =2Q, — 2, (a9) Wa setzt, &,,... x, wohldefinirte endliche Zahlgrössen, indem jedes Glied der Reihe, durch welche sie dargestellt sind, seinem absoluten Be- trage nach kleiner ist, als das entsprechende Glied der Summe EN DO20, >. A I 10) 62 welche einen endlichen Werth hat. Man hat aber, wenn r irgend eine der Zahlen ı, 2,... bedeutet, nach. (27.) x fa”) 8. Da a 5 | le) also A DO, © A 39. | - |< ae), (0) und es werden demnach die absoluten Beträge der Differenzen sämmtlich kleiner als eine beliebig angenommene Grösse, sobald r eine bestimmte Grenze überschreitet. Dasselbe gilt dann aber auch von den absoluten Beträgen der Differenzen (X, a %,), Er A, $) C, > A e) woraus sich, da er ee er ee ist, und (@,,... %,), — €, einen von r unabhängigen Werth hat, % WEIERSTRASS: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1093 40. (w, ARTEN x), — Oo: ( ) vz=l,...Nn 41. Ja) = IL(@ — &,) ergibt. Es lässt sich also in der That jede Funetion f(x) von der vor- ausgesetzten Beschaffenheit als ein Product aus ganzen linearen Func- tionen der Veränderlichen x darstellen, wofern man ein den oben angegebenen Bedingungen entsprechendes Grössensystem (a, ....q,) er- mitteln kann. Dies ist aber stets möglich, wie nun gezeigt werden soll. 2. Zunächst sind zwei Hülfssätze zu beweisen. Es seien f(x), f, (x) zwei Funetionen der Veränderlichen x von derselben Form und Beschaffenheit wie die im Vorhergehenden mit f(x) bezeichnete: EEE, x P (x) ger, a" AL >= (UT el Setzt man dann, unter z einen veränderlichen Parameter verstehend, 2. Se)=th—- ka) +zfe), so hat f(x;2), als Funetion von x betrachtet, eine Diseriminante D (2), welche eine ganze Function von 2 ist und der Annahme nach, sowohl für z2=o als für z=ı einen von Null verschiedenen Werth hat, also sicher nicht identisch, sondern nur für eine endliche Anzahl von Werthen der Grösse z verschwindet. Setzt man nun, unter s,? reelle Veränderliche verstehend, 2. 2 = ——, so entspricht‘ jedem Werthe von z, mit Ausnahme der Werthe o, 1, ein Werthepaar (s, 2), und es kann daher nur eine endliche Anzahl von Werthepaaren (s, !) geben, für die ı+s i+si gleich Null wird. Gibt man also der Grösse s irgend einen bestimmten, in keinem dieser Paare vorkommenden Werth k, so ist ı + ki 5 t-+ ki 1094 Gresammtsitzung vom 17. Dee. — Mittkeilung vom 21. Febr. 1889. eine Function von £, die für keinen (reellen) Werth dieser Veränderlichen verschwindet. Es handelt sich nun darum, ein Verfahren anzugeben, durch das man einen der gestellten Bedingung entsprechenden Werth % wirklich bestimmen kann, ohne von den Werthen der Grösse 2, für die D(z) verschwindet, irgend welche Kenntniss zu haben. Man bringe D(z) auf die Form A: D(e)— 3,(&, + ß, zur, (k=0,.0) wo m den Grad der Function bezeichnet und unter &,. 8, reelle Con- stanten zu verstehen sind. Dann hat man ı+8 I S N, \m—n a7 a — en Te ehe + st) (!+si%, (u=o,...m) und kann also setzen ı+s8\ G(&,)+iHl,s) I (Ü-+ 3)” wo G(t,s), H(t,s) ganze Functionen von £,s bezeichnen. Gibt man nun der Grösse s irgend einen bestimmten endlichen Werth k, so kann die ı+ ki i Funetion D{| ——— | nur in dem Falle verschwinden, wo für einen be- iR stimmten (ebenfalls endlichen) Werth von ? die Functionen @(t, k), H(t, k) beide verschwinden. Denn es ist @(t,k)+iH(t,k) eine ganze Function mten Grades von Zi, in welcher der Coefficent des höchsten Gliedes, nämlich &,-+ ,© = D(o), einen von Null verschiedenen Werth besitzt, 5. und man hat daher, wenn unter D irgend eine bestimmte positive Grösse, die kleiner als |D(o)| ist, verstanden wird, ıı — Da für jeden Werth von ?, dessen absoluter Betrag eine gewisse Grenze (Z,) n überschreitet. Für die übrigen Werthe von ? ist aber ki dem ab- N ß { N + ki soluten Betrage nach niemals kleiner als ———.:; es kann also D| — ; I, + ki i+Ki nur dann verschwinden, wenn es in dem Intervall (—1,...t) Werthe von £ gibt, für welche @(t, k), H(t, k) beide gleich Null sind. In diesem Falle ist aber die aus den Gleichungen 6. Gens) 0,' Hit,sye 0 durch Elimination der Grösse ? hervorgehende Resultante, welche eine ganze Function von s ist und mit Zt(s) bezeichnet werden soll, Weıiersrrass: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1095 für s—= k nothwendig gleich Null. Hiernach braucht man, unter der Voraussetzung, dass R(s) nieht identisch gleich Null sei, bei der Wahl der Constante k nur diejenigen Werthe, für welche R(k) = o ist, auszuschliessen, dann ist I+Kki + ki stets eine Funetion von {, die für keinen (reellen) Werth dieser Veränderlichen verschwindet, wie auch der Werth von %k an- genommen werden möge. Es lässt sich aber zeigen, dass die in Betreff der Funetion Xt(s) gemachte Voraussetzung, stets zutrifft, wozu zwei Bedingungen erfüllt sein müssen: es dürfen die Coefficienten von ?!" in @(l,s) und Ht, s) nicht beide gleich Null sein und diese Funetionen nicht für jeden Werth von s einen gemeinsamen Theiler haben. Man bezeichne die aus den Gleichungen (6.) durch Elimination der Grösse s hervorgehende Resultante, welche eine ganze Funetion von Z ist, mit R,(f).. Von derselben ist leicht zu zeigen, dass sie nicht identisch verschwindet. Nach (5.) hat man, wenn 1. PH) =arhi, (WEM) =a— bi gesetzt wird, El, ) Zar + 6 Mt: +6), Ai, = Br + HMI H + Sul), wo ®,(t), H,(!) u. s. w. ganze Functionen von ft bedeuten. Da «+ Bi=i"D(1), so sind «x, ß niemals beide gleich Null, und es könnte daher R,(/) nur dann identisch gleich Null sein, wenn @(l, s), Hit, s). als Functionen von s betrachtet, für jeden Werth von ? einen gemein- samen Theiler besässen. Nun ist aber für ?=1ı G(1,3) +3H(ı, s)= (@ + Bi)lls — W”, = G(1,3) — iH(1,) = (a — Bills +", und aus diesen Gleichungen erhellt unmittelbar, dass @ (1, s), H(1, s) keinen gemeinsamen Theiler haben. Folglich ist R,(f) für 2=ı nicht gleich Null und verschwindet also niemals identisch. Hieraus folgt nun weiter, das sich zwei ganze Funetionen von t, s ’ | Betz 8) Ill, 5) bestimmen lassen, welche die Gleichung 10. Er Alt, SAL; S) ER) befriedigen. Aus dieser Gleichung kann nun gefolgert werden, dass 8. 1096 Giesammtsitzung vom 17. Dee. — Mittheilung vom 21. Febr. 1889. Gt, s), Hit, s), als Funetionen von ? betrachtet, nicht für jeden Werth von s einen gemeinsamen Theiler besitzen. Existirt nämlich für einen bestimmten Werth von s ein gemein- samer Theiler von G(t, s), Hit, s), so ist er auch ein gemeinsamer Theiler der Funetionen Round Giiss)-ErH(tes) >,(6,(t) ae iS)", wo man &,(f) = a, H,(t) =$ß zu nehmen hat. Nun kann aber G(t,s) + iH(t,s) nicht für jeden Werth von s mit der von s un- abhängigen Function R,(f) einen Theiler gemein haben: denn dazu wäre nach einem bekannten Satze zunächst erforderlich, dass ein ge- meinsamer Theiler sämmtlicher Funetionen &,(f) +.9,(f) existirte, was nicht der Fall ist, wie schon daraus erhellt. dass &,(t) + i9,() eine von Null verschiedene Constante ist. Zieht man nun noch in Betracht, dass in dem Ausdrucke Git,s) + it, s), der von s unabhängige Coefficient von {”, nämlich &,-+ ß,„i. einen von Null verschiedenen Werth hat. in @(1.s). Hit.s) also die Coefhi- cienten von ?”" niemals beide gleich Null sind, so ist durch das Vor- stehende bewiesen, dass unter den gemachten Voraussetzungen R.(s) in der That niemals identisch verschwindet. Man braucht also. um ki eine Function D Aue von der verlangten Beschaffenheit zu er- halten, die Constante k nur so zu wählen, dass R(k) nicht gleich Null ist. Nach Fixirung eines Werthes von k lässt sich nun auch auf mannigfaltige Weise eine positive Grösse bestimmen, welche kleiner ’ . A ı+ ki ist als jeder Werth, den der absolute Betrag von D|————-.| an- z N) nehmen kann. Für das Folgende genügt. es aber, eine Grösse zu er- mitteln, die für jeden dem Intervall (1... + ©) angehörigen Werth von ?Z der angegebenen Bedingung genügt. Man bilde, was immer möglich ist, zwei ganze Funetionen von Z,s GER). Brlte we), welche der Gleichung Ir; GENE) El RI) nk) genügen und in Beziehung auf ? von nicht höherem als dem (m— ı)ten Grade sind. Setzt man dann le) ereltak). Hl) a li, GA) EB R LEN r . a 7 WeEıIERSTRASS: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1097 so bedeutet r eine reelle Veränderliche, die jeden dem Intervall (0... 1) angehörigen Werth annehmen kann, und Plr,k), vlr.K), 97, A), Wr, KR) sind ganze Funetionen von 7, welche der Gleichung 13. 6,90, + Ye, My, — Rik) genügen. Dann hat man (1+ ki)r o(r,k)+ ihr, k) (= kri ) AR (1+ Ari)" 14. ’ und es folgt, da (9:7, k) + Wr, h)) (97, K) + Wr, h)) Z (9.7, Rh) or, k) + Wr. k) le, h))' ist, 1+ki)r\| R’(k « [seen Ben” u, (1+ Br)" (Bilr,k) + Wil, h)) Bestimmt man also, was ohne Schwierigkeit geschehen kann, eine positive Grösse X so, dass für jeden der betrachteten Werthe von / 07: K>elr,k) + Wirk), so ergibt sich ö fen en 1+ kri (1+ A?" K ki Hiernach ist also f\x; ENE ‚ wofür fortan kürzer f(x; r) : I kr k geschrieben werden soll, eine Function von &, deren Diseriminante für jeden dem Intervalle (o...ı) angehörigen Werth von 7 ihrem absoluten Betrag nach grösser ist als eine angebbare positive Grösse. Eine solche Grösse — sie möge mit D* bezeichnet werden — lässt sich mit Sicherheit bestimmen, wenn sämmtliche Coefficienten der Functionen f,(&), f(x), wie von jetzt an angenommen werden soll, (reelle oder complexe) rationale Grössen sind. Ferner kann man dann, wenn 19. Mass) = 222090 b=1,...n) gesetzt wird, wo ER An (1—r)C9 + (1+ ki)rC\ i ı+ kri mit; Leichtigkeit n positive rationale Grössen (€, ,... C, ermitteln, welche für jeden der in Betracht kommenden Werthe von r den Bedingungen 21. Eee. >|c® 1098 _ Gesammtsitzung vom 17. Dee. — Mittheilung vom 21. Febr. 1889. genügen. Bildet man dann für unbestimmte Werthe von (,,...C, und %,...h, die, im 87 mt LEN A SO A Ce SER CE er] bezeichneten Ausdrücke, und setzt, unter % wie a. a. O. eine positive Veränderliche verstehend, Men ee 1%]: so ist jetzt für jeden Werth von 7 N CP AICHR 12]. wenn die absoluten Beträge von A,.... A, sämmtlich kleiner als Ah sind. Nimmt man also zwei bestimmte positive Grössen A,, /, der Bedingung A, + [%,] SD" entsprechend an und versteht unter a die im $ ı ebenso bezeichneten Grössen, wobei zu beachten ist, dass die letzteren nur von A,, %; rail A Bo nicht aber von den Werthen der bloss den Bedingungen De unterworfenen Coeffieienten der Function f(x) abhangen, so ist ohne Weiteres klar, dass die jetzt definirte Grösse d, für jede Funetion f(x; r) dieselbe Bedeutung hat, wie im $ ı die dort ebenso bezeichnete für /(x). Wenn also für irgend einen bestimmten Werth von r sich ein den Bedingungen IN = a, W=L.2.R) genügendes Grössensystem (qa,,...a,) finden lässt, so kann aus dem- selben mittels der Formeln ($ ı, Nr. 29.), in denen dann f(x) = f(&; r) zu nehmen ist, ein anderes (a,,...a,) abgeleitet werden, für welches die absoluten Beträge der Differenzen Gr (ei), a sämmtlich kleiner sind als eine willkürlich angenommene, noch so kleine Grösse. 3. Nach Begründung der beiden vorstehenden Hülfssätze lässt sich nunmehr das am Schlusse des $ ı Behauptete folgendermaassen be- weisen. Man nehme n von einander verschiedene rationale Grössen a®,....a® willkürlich an und setze Ir J(&) —= I,(@ — a‘) — at Sa verkl.n) WeıeErstrAss: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1099 Ferner sei, wie im Vorhergehenden, Pig I; (x) = EE >, DI, Wien) unter der Annahme, dass jeder der Üoeffieienten C’ eine rationale Grösse sei und die Diseriminante der Funetion einen von Null ver- schiedenen Werth habe. Gibt man sodann, mit g eine ganze positive Zahl bezeichnend, b/ der Grösse r die Werthe 123 g—ı ’ eK) Fra 3 . . . ES) S so ist leicht zu zeigen, dass man, vorausgesetzt, es sei g hinlänglich gross angenommen, g Systeme von je n rationalen Grössen (ee N Le berechnen kann, für welche, wenn man die Bezeichnung des vor- hergehenden Paragraphen beibehält, die absoluten Beträge der Differenzen 3. Ce lo) ea sämmtlich kleiner als d, sind. Man hat nämlich nach Formel (20.) des vorhergehenden Paragraphen en) — ce) = Sn Re (C» 09); Karen (A+1)ki Aki Vega sul g RE I+ — (0) g nimmt man also g so gross an, dass A. |(1 + ki) (0 — C9)| =d v=1,...n) erfüllt, wenn man a) =, Q) 8. Aıyı — ie 2er Aı,n — (A, setzt. Angenommen nun, es sei für irgend einen bestimmten, zwischen o und g liegenden Werth von A, ein den Bedingungen 9. 9) Se (er: ae G,n) für welches die absoluten Beträge der Differenzen A 2: cr) ax (RS 90 en) W=1,...n) sämmtlich kleiner sind als eine beliebig angenommene, noch so kleine Grösse d. Dann hat man » +1 A-+1 c\ „) N RER a — | c\ 9 ie 4 (9) (On a De v 10, Veen) also (nach 5.) für einen hinlänglich kleinen Werth von d auch () 2. A | 0 er er bee zn); Damit ist, wenn man A = 1,2,...9 -—-ı setzt, das am Schlusse des $ ı Behauptete zunächst für den Fall, wo die Coeffieienten der Funetion f(x) sämmtlich rationale Grössen sind, so dass man f(x) = f(x) nehmen kann, bewiesen und zugleich ein Weg gezeigt, auf dem man durch eine endliche Anzahl arithmetischer Operationen mit Sicherheit zu einem System von n rationalen Grössen =. ln gelangen kann, für welches die absoluten Beträge der Differenzen a ler re. (aa), sämmtlich kleiner als d, sind. In dem Falle, wo die Coeffieienten der Funetion f(x) beliebige Zahlgrössen sind, kann man immer eine Function f(x) mit lauter rationalen Coeffieienten ermitteln, von denen ein jeder von dem gleich- stelligen der Function f(x) so wenig abweicht, als man will; es ist also stets möglich, mittels einer endlichen Anzahl arith- metischer Operationen ein den Bedingungen I3% era), —0, v1, M) entsprechendes System rationaler Grössen @a,,...a, zu be- rechnen. Weıerstrass: Neuer Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra. 1101 Von einem solchen System ausgehend kann man nun mittels des im $ ı beschriebenen Verfahrens zu einem System wohldefinirter Grössen &,,... x, gelangen, für das die Gleichungen 14. 1.2.22), CL, =1,...n) bestehen und somit ES. Ka)=B(&@--%) W=1,...n) ist. Damit ist zunächst unter der Bedingung, dass die Diseriminante der gegebenen Function f(x) nicht gleich Null sei, das oben (im Anfange des $ı) ausgesprochene Theorem bewiesen. Wenn aber die angegebene Bedingung nicht erfüllt ist, so lässt sich f(x) mittels rationaler Operationen umwandeln in ein Produet aus mehreren anderen ganzen Functionen derselben Veränderlichen, von denen jede einzelne eine von Null verschiedene Disceriminante besitzt, also als Produet ganzer linearer Functionen von x darstellbar ist. Das in Rede stehende Theorem ist demnach allgemein gültig.' ! Einige Zusätze und Bemerkungen zu der vorstehenden Abhandlung werden in einer folgenden Notiz ihren Platz finden. Ausgegeben am 24. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1891. 99 bwin N CR BREMEN Were ka “ SE a 7 , MH a A; ae, # Fach I La rg) RN BR IN en‘ h lulıle, he ‚HAIRE et) ia" are IR Ber ur RUN TA: KANN A N Are Inn 2 Prise Abe) Er 2: PR IE a , ae Run AuER a De Fi Ba, Er E Mr Nullen, vr ET Ei w N BEnEh 53 | a R a % Kinn A Ya e u S #% a PN 5 EP: LM an gr it > Run 5 “% er Ki Far Ba ir u “ ae LE er » en aaa all, aa, uralte ah Arlum 4 A m m: I or uydo yR, AH A HE A To seat A are 7 MR LEN Rn 24 a. IM ut aim) Burgniln u wir J# wruus ni rauls A A Ale nis iu labae® rin IR nl (5 Waren? aaltinm IR si ulnilr‘ LEN alle lan er P 4% IT, It ee Aushaldarets Alu Hı. (24 > Sa aha, cal Na ie are Diana Tram] I ae f Kerrläg van Wine! Ani nr Ton DIE ba Be % Er 1 ri SATA AT iE alkunliai Met A TEE ar ne ralı at Fi } eifh we R N Bd 5 f lu un I ZA u " votre u nd Bi FR [7 | > Er u ® 4 . u ur Zn \ n ‚Si is ; h a 2 3 = Tin . 5 are b er an PLZ TE am “at ve 3 Bin u Bis: a A Hari ER A f R A Be een li r j I Je, Wu Wi i 5 . & “ ” | nr erg ri IR n MR mer y 3 > ED E H r | en FUNGIERT BE N RR? () VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. ERSTES VIERTELJAHR. (Die Schriften, bei denen kein Format angegeben ist, sind in Octav.) Leopoldina. Amtliches Organ der K. Leop. Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher. #Heft XXVI. N. 21—22. XXVI. N. 1—4. Halle a. S. 1890. 1891. 4. Nova Acta Academiae Caes. Leop. Carol. Germanicae Naturae Curiosorum. Bd.54. Halle 1890. 4. Sitzungsberichte der mathematisch - physikalischen Classe der K. B. Akademie der Wissen- schaften zu München. 1890. Heft. IV. München 1891. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg - Augusts- Universität zu Göttingen. 1890. N. 7—16. Göttingen 1890. Abhandlungen der philologisch - historischen Classe der K. Sächsischen Gesellschaft der Wissen- schaften. Bd. XII. N. 1.II. Leipzig 1890. 1891. Abhandlungen der mathematisch-physischen Olasse der K. Sächsischen Gesellschaft der Wissen- schaften. Bd. XVI. N. 11. IH. XVI. N.I. Leipzig 1890. 1891. Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten über die physikalischen Eigen- schaften der Ostsee und Nordsee und die Fischerei. Jahrg. 1889. Heft X—XI. Berlin 1891. 4. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. XLIl. Heft 3. Berlin 1890. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. XIX (1890). Ergänzungsband III. Bd. XX (1891). Heft.l. Berlin 1890. 1891. Zeitschrift des K. Preuss. Statistischen Büreaus. Jahrg. 30. 1890. — Vierteljahrsheft Ill. Berlin 1890. 4. Preussische Statistik. 113. Die Geburten, Eheschliessungen und Sterbefälle im preussischen Staate während des Jahres 1889. Berlin 1890. 4. Preussische Statistik. 109. Die Heilanstalten im preuss. Staate während der Jahre 1886, 1887 und 1888. Berlin 1890. 4. Veröffentlichung des K. Preuss. Geodätischen Instituts und Centralbüreaus der Internationalen Erdmessung. Heımert, F.R. Die Schwerkraft im Hochgebirge, insbesondere in den Tyroler Alpen, in geodätischer und geologischer Beziehung. Berlin 1890. 4. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen- Wesen im Preussischen Staate. Bd. XXXVI. Statist. Lief. 2.3. Bd. XXXIX. Heft I mit einem Atlas mit 7 Tafeln. Berlin 1890. 1891. 4u. Fol. Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. V. 1890. Heft 4. Berlin 1891. 4. Mittheilungen des K. Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abtheilung. Bd. V. Rom 1890. Berliner astronomisches Jahrbuch für 1893, mit Angaben für die Oppositionen der Planeten (1) — (283) für 1891. Berlin 1891. Elektrotechnische Zeitschrift. Jahrg. XI. 1890. Heft 51. 52. Berlin. Fol. Sitzungsberichte 1891. A (2) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. Jahrg. 1890. Berlin 1890. Verhandlungen der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin im Jahre 1890. Jahrg. IX. Berlin 1891. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jahrg. XXI. N. 183. 1890. XXIV. N.1. 2.5.4. 11891." Berlin 1890.18. *Die Fortschritte der Physik im Jahre 1884. Jahrg. XL. Abth. 1.2.3. Berlin 1890. Die Königlichen Observatorien für Astrophysik, Meteorologie und Geodäsie bei Potsdam. Berlin 1890. 5 Ex. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. Jahrg. 31. 32. 1889. 1890. Berlin 1890. 1891. Register über die Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg, Bd. I—- XXX. (Jahrg. 1859— 1888). Von M. Gürke. Berlin 1889. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.-Bezirks Osnabrück. Jahrg. 47. Hälfte 2. Bonn 1890. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. XVI. Heft 2. Hannover 1890. Abhandlungen. Herausgegeben von der Senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft. Bd. XVI. Heft2. Frankfurt a.M. 1890. 4. Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein für Neu-Vorpommern und Rügen in Greifswald. Jahrg. XXU. Berlin 1891. Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. Jahrg. 25. Heft 3. Leipzig 1890. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 44. Heft1V. Leipzig 1890. Beobachtungen aus dem Magnetischen Observatorium der K. Marine in Wühelmshaven. Th. Il. Stündliche Variations- Beobachtungen während der Jahre 1884 und 1885. Berlin 1890. 4. Sechster Bericht der Kommission zwr wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel für die Jahre 1887 bis 1889. Jahrg. XVH — XIX. Heft II. u. Atlas. Heft II. Lief.1. II. Berlin 1891. 4. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 66. Heft2. Görlitz 1890. -FHedwigia. Organ für Kryptogamenkunde. Bd. XXIX. 1890. Heft 5.6. Dresden 1890. Monatsbericht der Deutschen Seewarte. Juni 1890. Hamburg. 4. Wetterbericht der Deutschen Seewarte. Jahrg. XV. 1890. N. 274— 365. Hamburg. Fol. Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1889. Jahrg. XII. Beobachtungs-System der Deutschen Seewarte. — Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen an 9 Sta- tionen II. Ordnung, an 9 Normal-Beobachtungs- Stationen in stündlichen Auf- zeichnungen und an 43 Signalstellen. Hamburg 1890. 4. Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1889. Beobachtungssystem des Königreichs Sachsen. — Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1889. Chemnitz 1890. 4. Mittheilungen der Mathematischen Gesellschaft in Hamburg. Bd. Ill, Heft 1. Hamburg 1891. Urkundenbuch der Stadt Lübeck. 'T'h.9. Lief. 1.2. Lübeck 1891. 4. Neue Heidelberger Jahrbücher. Jahrg.1. Heft 1. Heidelberg 1891. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums. Jahrg. 1890. Nürnberg 1890. Mittheilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Jahrg. 1890. Nürnberg 1890. Katalog der im Germanischen Museum befindlichen Originalskulpturen. Nürnberg 1890. Bulletin mensuel de la Societe des Sciences, Agriculture et Arts de la Basse- Alsace. T.XXIV. Fase. 10. T.XXV. Fasc. 1.2. Strassburg 1890. 1891. Mittheilungen aus der zoologischen Station zu Neapel. Bd.IX. Heft4. Berlin 1891. Lessing - Gymnasium zu Berlin. Neunter Jahresbericht. Ostern 1891. Nebst einer wissen- schaftlichen Beilage. Berlin 1891. 4. 3 Ex. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. (3) Vierter Jahresbericht über die II. Städtische Höhere Bürgerschule. Schuljahr 1890/91. Nebst einer wissenschaftlichen Beilage. Berlin 1891. 4. 3 Ex. IV. Städtische Höhere Bürgerschule zu Berlin. III. Bericht. Ostern 1890 bis Ostern 1891. Nebst einer wissenschaftlichen Beilage. Berlin 1891. 4. 3 Ex. V. Städtische Höhere Bürgerschule zu Berlin. Il. Bericht über die Zeit von Ostern 1890 bis Ostern 1891. Nebst einer wissenschaftlichen Beilage. Berlin 1891. 4. 3 Ex. VI. Städtische Höhere Bürgerschule. 1. Ostern 1891. Bericht über die Zeit von Michaelis 1889 bis Ostern 1891. Nebst einer wissenschaftlicheu Beilage. Berlin 1891. 4. 3 Ex. Deutsche Leistungen und Aussichten auf technischem Gebiete. Rede zum Geburtsfeste Sr. Maj. des Kaisers und Königs Wırsern II. in der Aula der K. Technischen Hochschule zu Berlin am 26. Januar 1891. Gehalten von dem zeitigen Rektor F. Revreaux. Berlin 1891. 4. *v. Horst, H. Verfassungsgeschichte der Vereinigten Staaten von Amerika seit der Ad- ministration Jackson’s. Bd.4. Abth. 2. Berlin 1891. *FLEISCHMANN, A. Zmbryologische Untersuchungen: Heft2. Wiesbaden 1891. 4. KınpLer von Knostoca, J. Das goldene Buch von Strassburg. Th.1. 2. Strassburg. Wien 1835. 1886. NEEsENn, F. Die Blitzgefahr. N.2. Einfluss der Gas- und Wasserleitungen auf die Blitzgefahr. 2ter unveränderter Abdruck. Berlin. München 1891. 2 Ex. Scouieruorz, E. Die Römerzüge im nordwestlichen Deutschland, die wahre Örtlichkeit der Varus-Schlacht und die Entstehung des Fürstenthums Lippe- Detmold. 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Classe der K. Akademie der Wissenschaften. Bd. 119—121. Der math. naturw. I. Abth. 1889. N.4—10. 1890. N. 1—3. II.a. Abth. 1889. N. 4—10. 1890. N.1—3. II.b. Abth. 1889. N. 4—10. 1890. N. 1—3. II. Abth. 1889. N. 5—10. 1890. N. 1—3. Wien 1889. 1890. Denkschriften der philos. hist. Classe. Bd. 37. Wien 1889. 4. Denkschriften der math. naturw. Olasse. Bd. 56. Wien 1889. 4. 39 Separatabdrücke aus den Denkschriften und aus den Sitzungsberichten der K. Akademie der Wissenschaften aus den Jahren 1889 und 1890. Wien. 8 und 4. Anzeiger der K. Akademie der Wissenschaften. Math. naturwissenschaftliche Classe. Jahrg. 1890. N. XXV—XXVI nebst Register. 1891. ‚N. I—II. Wien 1891. Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft in Wien. 1890. Bd. XXXIU (der neuen Folge XXIII). Wien 1890. A (4) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Erstes Vierteljahr. Mittheilungen der K. K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale. Bd.16. Heft3. 4. Wien 1890. 4. Astronomische Arbeiten des K. K. Gradmessungs- Büreau. Bd. Il. Längenbestimmungen. Wien 1890. 4. Mittheilungen der Section für Naturkunde des Österreichischen Touristen-Chub. Jahrg. I. N.12. Jahrg. III. N.1.2. Wien 1890. 1891. 4. Abhandlungen der K. K. geoloyischen Reichsanstalt. Bd. XV. Wien 1890. 4. Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 1890. N. 14—13. 1891. N.1. Wien 1890. 1891. Annalen der K. K. Universitäts - Sternwarte in Wien (Währing). 1. Supplementband. Weıss, E. Katalog der Argelander’schen Zonen vom 15. bis 31. Grade südlicher Declination in mittleren Positionen für 1850.0. Wien 1890. Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien. Bd. XXX. Vereinsjahr 1889/90. Wien 1890. Verhandlungen der K. K. zoologisch - botanischen Gesellschaft in Wien. Jahrg. 1590. Bd. XL. Quartal III. IV. Wien 1390. Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien. Bd. XX. Heft IH. u.IV. Wien 1890. 4. Fontes rerum Austriacarum. Abth.lI. Diplomataria et Acta. Bd.XLV. Hälfte I. Wien 1890. Archiv für österreichische Geschichte. Bd. 75. Hälfte 1.2. Wien 1589. Hunvrer u. RosenguscHh. Separatabdruck aus Tschermar’s mineralogischen und petro- graphischen Mittheilungen. Wien. s.a. Drassıcknu, M. Erläuterungen zur geologischen Übersichtskarte des Königreiches Rumänien. Wien 1890. Sep. Abdr. Sitzungsberichte der K. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Philos. hist. philol. Classe. 1890. — Math. naturw. Classe. 1890. II. Prag 1891. ‚Jahresbericht der K. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften für das Jahr 1890. Prag 1891. Lotos. Jahrbuch für Naturwissenschaft. N. Folge. Bd. XI. Prag 1891. Carinthia. Zeitschrift für Vaterlandskunde. Jahrg. 30. 1890. Klagenfurt 1890. Neue Carinthia. Jahrg. 1. Klagenfurt 1890. Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark. Heft XXXVII. Graz 189%. Ganser, A. Die Freiheit des Willens, die Moral und das Übel. Graz 1891. 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Expose des raisons appuyant la transaction proposee par lÜ’Academie des Sciences de Bologne au sujet du meridien intial et de U’heure universelle. Bologne 1890. Memorie della R. Accademia delle Scienze dell’ Istituto di Bologna. Ser. IV. T.X. Bo- logna 1889. 4. Indiei generali dei dieci tomi componenti la serie quarta delle Memorie della R. Accademia delle Scienze dell’ Istituto di Bologna. 1880— 1889. Bologna 1890. 4. Atti della Societä Veneto-Trentina di Scienze naturali residente in Padova. Vol. X. 1890, Fasc.I. Padova 1891. Bullettino di Archeologia cristiana. Ser. V. Annol. Roma 1590. Indiei generali per gli anni 1882—1889 della quarta serie del Bullettino di Archeologia crisliana. Roma 1591. Annah dell’ Universita di Perugia. Facolta di Medieina. Atti e Rendiconti della Acca- demia medieo-chirurgica di Perugia. Vol. Ill. Fase. 1. Perugia 1891. Atti della Societa Toscana di Secienze nmaturali residente in Pisa. Memorie. Vol. XI. _ Processi verbali Vol. VII. Adunanza gen. dı Marzo 1891. Pisa 1891. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Zweites Vierteljahr. (19) Rendiconto dell’ Accademia delle Scienze fisiche e matematiche. Ser.2a. Vol.IV. Fasc. 1—12. 1890. Napoli 1890. 4. Bollettino della Biblioteca Nazionale di Palermo. Annoll. Vol.II. N.IV. Ottobre-Deec. e 1590. Palermo 1890. Rendiconti del Circolo matematico di Palermo. T. V. Anno 1891. Fasc. I— M. Palermo 1891. Ateneo Ligure. Rassegna mensile della Societa di letture e conversazioni scientifiche di Genova. Anno XIV. Gen.-Marzo 1891. Genova 1891. R. Ufficio Geologico.. Memorie descrittive della Carta geologica d'Italia. Vol. VI. Roma 1391. Atti e Memorie della R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti in Padova. Anno COXCI. (1889/90). N. Ser. Vol. VI. Padova 1890. Bollettino della Societa Geografica italiana. Ser.Ill. Vol.IV. Fasc.II.—V. 1891. Roma 1891. Monitore zoologico italiano. Anno 11. 1891. N.1.2.3.5. Firenze 1891. Rivista di Matematica, diretta da @. Preano. Fasc. 4.5. 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Catalog von 5634 Sternen für die Epoche 1875.0 aus den Beobachtungen am Pulkowaer Meridiankreise während der Jahre 1874—1880. 3m° Supplement aux Observations de Poulkova. St. Petersburg 1891. 4. MieLBERG, J. Magnetische Beobachtungen des Tifliser Physikalischen Observatoriums ün Jahre 1888/1889 und im Jahre 1889. Tiflis 1890. Sitzungsberichte 1591. D (20) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Zweites Vierteljahr. Sitzungsberichte der Naturforscher -Gesellschaft bei der Universität Dorpat. Redigirt von J. v. Kenner. Bd. IX, Heft2. 1890. Dorpat 1891. Schriften herausgegeben von der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Dorpat. V1. HEERWAGEN, Fr. Studien über die Schwingungsgesetze der Stimmgabel. Dor- pat 1590. 4. Bericht über die Ergebnisse der Beobachtungen an den Regenstationen der kaiserlichen liv- ländischen gemeinnützigen und ökonomischen Sozietät für das Jahr 1888. Dorpat 1391. 4. Weınrauch, Prof. Meteorologische Beobachtungen angestellt in Dorpat in den Jahren 1881 —1885. Jahrg. 16--20. Bd. IV. Dorpat 1891. Finlands Geologiska Undersökning. Kartbladet 16. 17. in fol. Beskrifning. 16. 17. Helsingfors 1390. Journal de la Societe finno-ougrienne. IX. Helsingissä 1891. Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlingar. Ärg. 48. 1891. Nr. 2—4. Stockholm 1891. 13 Akademische Schriften und Abhandlungen. Stockholm. Lund 1591. Acta Universitatis Lundensis. T. XXVI. 1889/90. Afd.1.2. Lund 1889/90. 4. Bulletin mensuel de l’Observatoire meteorologique de UUmiversite d’Upsal. Vol. XXI. Annee 1890. Upsal 1890/91. 4. Früs, J. A. Ethnografisk Kart over Tromso Amt samt ofotens praestegiaeld af Nordlands Amt N.1.2. 6Bll. Fol. Christiania 1890. Srorm, G. Norges gamle Love indtil 1387. Bd.V. Heft1. Christiania 1890. Fol. Händskriftet Nr. 2365. 4. kgl. Samling ga det store kgl. bibliothek i Koobenhavn (Codex regius af den aldre Edda) i fototypisk og diplomatisk gengivelse. 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Akademie der Wissenschaften zu München. 1891. Heft Il. — Der mathematisch - physikalischen Classe. 1891. HeftI. München 1891. Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg - August’ s- Universität zu Göttingen. 1891. N. 4—7. Göttingen 1891. Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. V1l. 1891. Heft2. Berlin 1891. 4. Mittheilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abtheilung. Bd. XVI. Heft2. Athen 1891. Veröffentlichungen der K. Preuss. geologischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin. Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von Preussen und den Thürmgischen Staaten. Bd.I. Heft1—4. 1872 — 1876. Bd. Il. Heft 1—4. 1876— 1878. Bd. IU- Heft 1—4. 1879— 1882. Bd. IV: Heft 1—3. 1883. Bd.V. Heft1—4. 1883. 1884. Bd. VI. Heft 1-4. 1884— 1886. Bd. VII. Heft 1—4. 1885 — 1887. Bd. VI. Heft 1—4. 1885 — 1889. Bd.IX. Heft1.2. 1889. Bd.X. Heft 1.2. 1839. 1890. Neue Folge Heft 1.3. 1889. 1891. Jahrbuch für das Jahr 1550— 1838 (1881— 1889) Atlas zu den Abhandlungen 15 Bde. in Fol. Bodenkarte der Werder’schen Wein- berge in Fol. Geologische Übersichtskarte der Umgegend von Berlin in Fol. Ecx. Karte und Profile der geologischen Beschreibung von Rüdersdorf und Um- gegend. Berlin 1872. 4. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- u. Salinen- Wesen im Preussischen Staate. Bd. XXXIX. Heft 3. Berlin 1891. 4. t,Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 108. Berlin 1391. 4. Ergebnisse der Beobachtungsstationen an den deutschen Küsten über die physikalischen Eigen- schaften der Ostsee und Nordsee und die Fischerei. Jahrg. 1890. Heft I—- VI. Berlin 1891. 4. Zeitschrift des K. Preuss. Statistischen Büreaus. Jahrg. 31. Vierteljahrsheft I. II. Berlin 1891. 4. Preussische Statistik. 11l. Die Irrenanstalten im Preussischen Staate während der Jahre 1836 bis 1888. Berlin 1891. 4. Landwirthschaftliche Jahrbücher. Bd. XIX (1890). Ergänzungsband IV. Bd. XX (1891). Heft 3—6. Ergänzungsband I. Berlin 1591. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. XLIII. Heft 1. Berlin 1891. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jahrg. XXIV. N. 12— 14. Berlin 1891. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. Bd. 10. Heft 1. Berlin 1891. Beobachtungs- Ergebnisse der K. Sternwarte zu Berlin. Heft N.5. H. Barrermann, Bei- träge zur Bestimmung der Mondbewegsung und der Sonnenparallaxe aus Beobach- tungen von Sternbedeckungen am sechsfüssigen Merz’schen Fernrohr der Berliner Sternwarte. Berlin 1891. 4. Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1888. Ergebnisse der meteorologischen Beobach- tungen im Jahre 1888. Desgl. für 1890. Heft I. II. Berlin 1890/91. 4. Sitzungsberichte 1891. E (24) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Drittes Vierteljahr. Abhandlungen des K. Preuss. Meteorolog. Instituts. Herausgegeben durch W. vox BEzorn,. Bd. I. N.2—3. Berlin 1890. 4. W.v. BezorLv. Das K. Preuss. Meteorologische Institut in Berlin und dessen Observatorium bei Potsdam. Berlin 1890. Über den durch Erlass vom 14. Mai 1891 zur Aichung zugelassenen Apparat zur (Qualitäts- bestimmung des Getreides (Getreideprober). Herausgegeben von der K. Normal- Aichunes - Commission. Berlin 1591. 4. Berichte über die Verhandlungen der K. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Math. physische Classe. 1891. 11. Philol. hist. Classe. 1891. I. Leipzig 1891. Abhandlungen der math. physischen Classe der K. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften. Bd. XVI. N.V. Der philol. hist. Classe. Bd. XII. N. III. Bd. XIII. N. 1. Leipzig 1891. Preisschriften, gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich JaBLonowskt'schen Gesell- schaft zu Leipzig. N. XXVIII. Mucke, historische und vergleichende Laut- und Formenlehre der Niedersorbischen (Niederlausitz-wendischen) Sprache. Leipzig 1891. ‚Jahresbericht der Fürstlich JAaBLoNowsK1’schen Gesellschaft. Leipzig, im März 1891. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 45. Heft 2. Leipzig 1891. Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1889. Beobachtungssystem des Königreichs Sachsen. Bericht über die Thätigkeit im K. Sächsischen meteorologischen Institut für das Jahr 1889 mit 5 Anhängen und 5 Tafeln. 11. Hälfte oder Abth. III des Jahrbuchs des K. Sächs. meteorologischen Institutes. VI. Jahrg. 1889. Heraus- gegeben von Prof. Dr. P. ScHrEiger. Chemnitz 1891. 4. "Hedwigia. Organ für Kryptogamenkunde. Bd. XXX. 1891. Heft4. Dresden 1891. Geognostische Jahreshefte. Jahrg. 3. 1890. Herausgegeben im Auftrage des K. Bayerischen Staatsministeriums des Innern von der geognostischen Abtheilung des K. Baye- rischen Oberbergamtes in München. Cassel 1890. Sitzungsberichte der Physikalisch- medicinischen Societät in Erlangen. 1891. Heft 23. München 1891. Verhandlungen des historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg. Bd. 44. Hälfte 1. 2. Regensburg 1890. 1891. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.-Bezirks Osnabrück. Jahrg. 48. Folge V. Jahrg. 8. Hälfte 1. Bonn 1891. Astronomische Nachrichten. Bd. 127. Kiel 1891. 4. Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft. Jahrg. XXVI. Heft 2. Leipzig 1891. Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. N. Folge. Bd. VII. Heft 4. Danzig 1891. Schriften der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg i. Pr. Jahrg. XXXI. Jubiläumsband. 1890. Königsberg 1891. 4. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. XIII. Jahrgang. 1890. Hamburg 1891. 4. Monatsbericht der Deutschen Seewarte für jeden Monat des Jahres 1890. Jahrg. XV nebst Beiheft I— Ill. Hamburg 1891. Deutsche Seewarte. Wetterbericht. Jahrg. XVI. N. 91— 181. 1891. Hamburg 1891. Fol. Verhandlungen des Vereins für naturwissenschaftliche Unterhaltung zu Hamburg 1886—1890. Bd. VII. Hamburg 1891. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. 17. Heft 1: Hannover 1891. Scriptores rerum (rermanicarum in wusum scholarum. Annales Altahenses majores. Hannoverae 1891. ‚Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig für die Vereinsjahre 1887/88 und 1888/89. Braunschweig 1891. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Drittes Vierteljahr. (25) Bremisches Jahrbuch. Herausgegeben von der Historischen Gesellschaft des Künstler- vereins. Serie 2. Bd. 2. Bremen 1891. Urkundenbuch der Stadt Lübeck. Herausgegeben von dem Vereine für Lübeckische Geschichte und Alterthumskunde. Th. IX. Lief. 3. 4. Lübeck 1591. 4. Abhandlungen. Herausgegeben von der SEnckENBERG'schen Naturforschenden Gesell- schaft. Bd. XVI. Heft 3. 4 Frankfurt a. M. 1891. 4. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Jahrg. 47. Stutt- gart 1591. Neue Heidelberger Jahrbücher. Herausgegeben vom historisch -philosophischen Vereine zu Heidelberg. Jahrg. I. Heft 2. Heidelberg 1891 Berichte der naturforschenden Gesellschaft zu Freiburg i. B. Bd. 5. Heft 1. 2. Frei- bure 1. B3 1890, 1891. 39 Akademische Schriften der Universität Giessen im Jahre 1890/91. Giessen. 8 und 4. Akademische Schriften der Kaiser- Wilhelms- Universität Strassburg aus den Jahren 1890 und 1891. S und 4. Bulletin mensuel de la Societe des Sciences, Agriculture et Arts de la Basse- Alsace. MWERRV. 1891. Fase. 7. Strassburg 1891. Evangelisches Monatsblatt für deutsche Erziehung in Schule, Haus und Kürche. Heraus- gegeben von Dr. A. Korse. Jahrg. XI. N. 9. 1891. Treptow a. R. 1891. tJ. Grimm und W. Grimm. Deutsches Wörterbuch. Bd. VIII. Lief. 7. Bd. XI. Lief. 3. Leipzig 1891. Franz, J. Die jährliche Parallawe des Sterns Oeltzen 11677 bestimmt mit dem Königs- berger Heliometer. Königsberg i. Pr. 1891. Fol. Sep.-Abdr. Lenmann, K. Die Entstehung der libri feudorum. Rostock 1891. Sep. Abdr. Leyvis, F. Zu den Begattungszeichen der Insekten. Wiesbaden 1891. Sep. Abdr. Fresenius, R. 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IV. — Classe di scienze morali, storiche e filologiche. Vol. IX. P.2a. Notizie degli scavi Marz. Aprile. Magg. Giugno. Lugl. Agosto. 1891. Roma 1891. 4. Atti dell’ Accademia Pontificia de Nuovi Lincei. Anno XLIll. Sess. Vlla. del 15. Giugno 1890. — Anno XLIV. Sess. Ia. del 20. Dice. 1890. Sess. II. del 18. Genn. 1891. Sess. IIla. del 15. Febbr. 1891. Sess. IVa. del 15. Marzo 1891. Sess. V. del 19. Aprile 1891. Roma 1890. 1891. 4. Atti della R. Accademia delle scienze di Torino. Vol. XXVI. Disp. 14. 15. 1890/91. Torino. Memorie del Reale Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. Vol. XXIII. Venezia 1887. 4. Atti del Reale Istituto Veneto di scienze, lettere ed arti. (T. XXXVUlI.) Ser. VII. T.I. Disp. 1—12. Venezia 1890/91. Memorie del Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Classe di lettere e scienze storiche e morali. Vol. XVIII—IX della seria III. Fase. III. Fasc. IV. V. ed ultimo. Milano 1891. 4. Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendiconti. Ser. II. Vol. XXIII. Milano 1890, Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. (39) Atti della Societa Toscana di scienze naturali. Processi verbali Vol. VII. Pag. 235—344. 1891. Atti della Fondazione scientifica Cagnola dalla sua istituzione in Poi. Vol. X. che abbraceia l’anno 1890. Milano 1891. DE Rossı, G. B. Bulletino di Archeologia cristiana. Ser. V. Anno I. N.4. Roma 1891. Rassegna delle scienze geologiche in Italia. Anno 1. 1891. Sem. 1. Fase. 1.2. Roma 1891. Monitore zoologico Italiano. Anno II. 1891. N. 9. 10. 11. Firenze 1891. GArLıLEo GArIter. ÖOpere. Edizione Nazionale. Vol. II. Firenze 1891. Istituto di Patologia generale della R. Universita in S. Andrea delle Dame. Bacuro, B. Centri termiei e centri vasomotori in ordine alla termodinamica regolarizzatrice in condizioni normali e patologiche. 2a. pubblicazione sull’ argomento. 2a. ediz. Napoli 1891. Aroı, A. Dell’ influenza dell’ elettricita atmosferica sulla vegetazione delle piante. Genova 1891. Estr. 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Universität in St. Petersburg für 1890. Zusammengestellt von S. A. BerscHapskı. St. Petersburg 1391. (russ.) Übersicht über die an der kais. Universität in St. Petersburg gelehrten Wissenschaften, für 1891/92. St. Petersburg 1891. (russ.) Beobachtungen der Russischen Polarstation auf Nowaja Semlja. Anpreirr, K. Th. 1. Juni. Juli bis Magnetische Beobachtungen. St. Petersburg 1891. 4. Pesc#rschurow, D. A. Chinesisch-russisches Wörterbuch. Bd. ll. Heft 2. St. Peters- burg 1891. (russ.) Rıoppe, G. Kurze Geschichte der Entwickelung des Kaukasischen Museums während der ersten 25 Jahre seines Bestehens, 1. Januar 1867 bis 1. Januar 1892. Tiflis 1891. Romanowskı, G. D. Materialien zur Geologie des Turkestanischen Landes. Lief. 3. St. Petersburg 1890. 4. (russ.) Fortsetzung der Sammlung der bürgerlichen Gesetze des baltischen Gowvernements. Jahr 1890. St. Petersburg. (russ.) Correspondenzblatt des Naturforscher-Vereins zu Riga. Jahrg. XX. XXIV—XXVIXXXI. XXXII. Riga 1874. 1581—1883. 1889. 1890. Arbeiten des Naturforscher - Vereins zu Riga. N. Folge Heft 5.6.7. Riga 1873. 1889. 1591. Correspondenzblatt des Naturforscher-Vereins zu Riga. XXXIV. Riga 1891. - Acta Societatis scientiarum ‚fennicae. T. XVlI. Helsingforsiae 1891. 4. Acta Societatis pro Fauna et Flora Fennica. “ Vol. VI. VI. Helsingforsiae 1889/90. 1890. Meddelanden of Societas pro Fauna et Flora Fennica, Häftet 16. Helsingfors 1888/91, (40) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. Bidrag till kännedom af Finlands Natur och Folk. Utgifna af Finska Vetenskaps-Socie- teten. Häftet 49. 50. Helsingfors 1590. 1391. Öfversigt af finska Vetenskaps-Societetens Förhandlingar. XXXI. 1889—1890. Hel- singfors 1890. Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akademiens Förhandlingar. Äre. 48. 1891. Nr.7. Stock- holm 1891. Acta Mathematica. Zeitschrift herausgegeben von G. Mırras-LErrLer. 15:1 u.2, 3 u.4. Stockholm 1891. 4. Göteborgs Kongl. Vetenskaps och Vitterhets Samhälles Handlingar. Ny Tidsföljd. Häftet XX—XXV. Göteborg 1885 — 1891. Upsala Universitäts Ärsskrift. 1890. Upsala. 21 Dissertationen der Universität Upsala aus den Jahren 1890/91 in 8. u. 4. GEELMUYDEN, H. Supplement zu den Zonenbeobachtungen in Christiania. Christiania 1891. 4. GEELMUYDEN, H. Magnetische Beobachtungen und stündliche Temperaturbeobachtungen im Terminjahre August 1882 — August 1883, angestellt auf der Universitäts-Sternwarte in Christiania. Christiania 1891. 4. TER Gouw, J. Geschiedenis van Amsterdam. Deel VI. VII. Amsterdam 1889. 1891. Tijdschrift voor Nederlandsche Taal- en Letterkunde. N. Serie Deel X. Atl. 4. Leiden 1891. , Archives Neerlandaises des sciences exactes et naturelle. T. XXV. Livr. 3.4. Harlem 1891. Jan Kors u. van Eepen, F. W. Flora Batava. Afl. 294.295. Leiden. 4. !Mnemosyne. Nova Series. Vol. XI. P.5. Lugd. Bat. 1891. Treug, M. Annales du Jardin botanique de Buitenzorg. Vol.X. P.2. Leiden 1891. Bijdragen tot de Taal-Land-en Volkenkunde van Nederlandsch- Indie. Volg. V. Deel 6. Afl. 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Jahresversammlung. Jahresbericht 1889/1890. Davos 1891. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. Redigirt von R. Worr. Jahrg. 36. Heft 1. Zürich 1891. Memoires de la Societ€ de Physique et d’Histoire naturelle de Gene. T.XXXI. P.I, Geneve 1890/91. 4. Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. (41) Kımmermann, A. Resume meteoroloyigue de Tannee 1890 pour Geneve et le Grand Saint- Bernard. Geneve 1891. Sep. Abdr. Harner, E. Die Anziehungs- und Abstossungskräfte in der Natur, ihr Entstehungsgesetz und ihre Beziehungen zur Bewegung. Glarus 1891. Boletin de la Real Academia de la Historia. T. XIX. Cuad. IV. V. 1891. Oct. Nov. Madrid 1891. Anales del Instituto y Observatorio de Marina de San Fernando. Secc. 2a. Observaciones meteorolögicas. Ano 1890. San Fernando 1891. Fol. ABREU, E. Algumas funigagoes carga Vapor Allemäo »Rosario«. Lisboa 1885. Ephemeris archaeologica. Ser. alt. 1891. Athen 1891. 4. GeEoRGIos Misrriores. Die Forderungen des alten und des neueren hellenischen Staats- gedankens. Rede. Athen 1391. 2 Ex. (graec.) Heprves, S. ©. Analele Institutulwi meteorologie al Romamiei. T. IV. 1388. Bucuresti 1891. 4. Serbische Königliche Akademie. Spomenik (Denkmal), 1. IV—IX XIV. Belgrad 1590 — 91. 4. (serb.) Serbische Königliche Akademie. Glas (die Stimme). XIV. XVOHI—XXIX. Belgrad 1839 — 91. Serbische Königliche Akademie. Godischnjak (Jahrbuch). 11. 1888. Belgrad 1889. Smithsonian Institution. Proceedings of the U. S. National Museum. Vol. XIV. N. 851. 857. 864. 865. 867— 870. Washington 1891. Smithsonian Contributions to Knowledge — 801. — Lascrey, S. P. Experiments in Aerodynamies. Washington 1591. 4. Report of the Superintendent of the U. S. Coast and Geodetice Survey showing the progress of the work during the fiscal year ending with June, 1889. P.]. Text. P. 11. Sketches. Washington 1890. 4. Annals of Mathematics. Vol. VI. N.3. Washington 1891. 4. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Whole Series, Vol. XV. N.10. Cambridge, U. S.A. 1891. The American Journal of Science. Vol. XLII. 1891. N. 250— 252. New Haven 1891. Proceedings of the American Oriental Society at Boston and Cambridge, Mass., May 15—16, 1891. New Haven. The American Naturalist. Vol. XXV. 1891. N. 295. 297. Philadelphia. Technology. Quarterly. Vol. IV. 1891. N. 2. Massachusetts Institute of Technology. Boston. The Astronomical Journal. Vol. XI. N. 7—10. Boston 1891. 4. American Chemical Journal. Vol. 13. N. 2—6. Baltimore 1891. The American Journal of Philology. Vol. XI,4. XII,1. Baltimore 1890. 1891. American Journal of Mathematics. Vol. XIII. N. 3.4. Baltimore 1891. 4. Johns Hopkins University. Studies from the Biological Laboratory. Vol.V. N.1. Balti- more 1891. — Studies in historical and political science. Ser. IX. N. I—VI. Baltimore 1891. Johns Hopkins Uniersity. Circulars. Vol. Xl. N. 92. 93. Baltimore 1891. 4. Annals of the New York Academy of Sciences. Vol. VI,I. New York 1891. The Journal of Comparative Neurology. Ed. by C. L. Herrıck, Vol.I. 1891. Pag. I— 286, Cincinnati, Ohio, (42) Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Viertes Vierteljahr. Missouri Botanical Garden. 2d. Annual Report. St. Louis, Mo. 1891. Braxe, C.J. The Boston City Hospital. 1890. 1891. Boston 1890. 1891. Sep. Abdr. — —. Influence of the use of the Telephone upon the Hearing Power. Boston 1888. Sep. Abdr. — —. Reduplications of Mucous Membrane in the Normal Tympanic Cavity and their clinical importance. Boston 1890. Sep. Abdr. — —. Observations on the Topography of the Normal Human Tympanum. Boston 1890, Sep. Abdr. BroomrieLn, M. Contributions to the interpretation of the Veda. Ser.3. Baltimore 1891. Extr. Memorias y Revista de la Sociedad cientifica ‚Antonio Alzate”. T.1IV Cuad. ntıms. 11y12. Mayo y Junio 1891. Mexico 1891. Republica de Colombia. Orresa, E. Historia general de los Chibehas. Bogota 1891. Revista trimensal do Instituto historico e geopraphico brazileiro fundado no Rio de Janeiro. T.LIV. P.I,1.2. Rio de Janeiro 1891. Revista do Observatorio do Rio de Janeiro. Anno VI. 1891. Setembro. Outubro. N. 9. 10. Rio de Janeiro 1891. Boletim da Commissao geographica e geologica do Estado de S. Paulo. N.4—7. S. Paulo 1890. Revista Argentina de Historia Natural. T.1l. Entr. 5a. Buenos Aires 1891. Resultados del Observatorio Nacional Argentino en Cordoba. Vol. XIII Observaciones del ano 1880. Buenos Aires 1891. 4. Anales de la Oficina meteorologica Argentina. TV. VIll. Buenos Aires 1890. 4. Verhandlungen des Deutschen Wissenschaftlichen Vereins zu Santiago (Chile). Bd. 11. Heft 3. Santiago. 1891. The Journal of the College of science, Imperial University, Japan. Vol. IV.,P.lI. Tokyo, Japan 1591. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (45) NAMENREGISTER. ASSMANN, Dr. Richard in Berlin, erhält 2000 Mark zu Luftschifffahrten bez. für die Ausführung zusammenhängender Untersuchungen mittels des Fesselballons. 910. Avsrsacnh, Prof. Leopold in Breslau, über einen sexuellen Gegensatz in der Chro- matophilie der Keimsubstanzen , nebst Bemerkungen zum Bau der Bier uud Ovarien niederer Wirbelthiere. 585. 713—750. Aurrecur, erhält 500 Mark zur Herausgabe eines Katalogs der Florentiner Sanskrit- Handschriften. 910. #"AuweErs, die Sonnen -Parallaxe nach den Heliometer-Beobachtungen der deutschen Venus-Expeditionen von 1874 und 1882, 967. Bavcu, Dr. Gustav in Breslau, erhält 750 Mark zur Forschung seiner Studien für die Geschichte der Universität Wittenberg. 767. Baummaver, Dr. H. in Lüdinghausen, über sehr flächenreiche, wahrscheinlich dem Jordanit angehörige Krystalle aus dem Binnenthal. 585. 697711. _— —, über das Krystallsystem des Jordanits. 909, 915— 925. *von BezorLp, über den Wärmeaustausch an der Erdoberfläche und in der Atıno- sphaere. 467. pu Boıs-Reymonp, Bericht über die Humboldt-Stiftung. 91. — vorläufiger Bericht über die von Prof. Gustav Frırsch ange- stellten neuen Untersuchungen an elektrischen Fischen. 221. 223 — 226. *Brauver, Dr. August in Berlin, über das Ei von Branchipus Grubü var. Dyb. von der Bildung bis zur Ablage. 1051. *Brunner, über Comes, Domesticus und Grafio. 149. BürseR, Dr. OÖ. in Giessen, erhält 1000 Mark zu einer Untersuchung über Nemer- tinen auf der zoologischen Station in Neapel. 96. ÜAHours, starb am 17. März zu Paris. 405. Coun, Prof. E. in Strassburg i E., über die Ausbreitung elektrischer Schwingungen im Wasser. 1035. 1037—1042. Coun, Dr. L. in Breslau, erhält 1000 Mark zu einer Reise nach England zum Zweck der Prüfung und Vergleichung von Handschriften des Philon. 263. ——, Bericht über diese Reise. 1043 — 1044. *Öonze, über attische Grabreliefs des 5. und 4. Jahrhunderts mit dem Bilde einer sitzenden weiblichen Figur. 1. ———— , Jahresbericht über die Thhätigkeit des kaiserlich deutschen archaeologischen Instituts. 405. 525 —530. Currıus, das menschliche Auge in der griechischen Plastik. 531. 691— 693. ‚ Festrede zur Feier des Leinnizischen Gedächtnisstages. 633 — 648. #*_____, über die Tempelgiebel von Olympia. 939. Desırue, Dr. P, Heinrich in Rom, Unterarchivar des hl. Stuhls, zum correspondirenden Mitgliede der philosophisch -historischen Classe gewählt, 19. (44) Namenregister. *Drers, Mittheilung über die neu aufgefundene Schrift des Aristoteles von der Staats- verfassung der Athener. 95. ‚ über den angeblichen Justin megi Wuyxss. 149. 151—153. ———— , über Epimenides von Kreta. 319. 387—403. ——, über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. 573. 575 —583. und Harnack, über einen Berliner Papyrus des Pastor Hermae. 425. 427— 431. und ZELLER, Bericht über die Ausgabe der Aristoteles-Commentatoren. 88—89. ®DıLrHEey, über den Werth der verschiedenen Methoden in der Aesthetik. 425. Dümnter, Alchvinstudien. 445. 495 — 523. *______, Jahresbericht über die Monumenta Germaniae historica. 445. EnGter, über die Hochgebirgsflora des tropischen Africa. 569. 571— 572. Ewarn, starb am 11. December. 1069. Fınke, Dr. H. in Münster, erhält 3000 Mark zur Sammlung von Urkunden zur Ge- schichte des Kostnitzer Coneils in den Bibliotheken von England, Spanien, Italien u.s. w. 263. Fırrına, Prof. Hermann in Halle, vorläufige Mittheilungen über eine Summa Codieis in provengalischer Sprache. 761. 763—766. Freıscaumann, Dr. A. in Erlangen, erhält 2000 Mark zur Fortsetzung seiner ent- wickelungsgeschichtlichen Untersuchungen. 339. —— , Entwickelung und Structur der Placenta bei Raubthieren. 651. 661 — 670. - ‚ Die Grundform der Backzähne bei Säugethieren und die Homologie der einzelnen Höcker. 879. 891—903. Frırsch, Prof. Dr. G. in Berlin, erhält 4000 Mark zu einer Reise nach Aegypten be- hufs weiterer Untersuchung der im Nil vorkommenden elektrischen Fische. 95. ‚ vorläufiger Bericht über neue Untersuchungen an elektrischen Fischen. 221. 223 — 226. ‚ zweiter Bericht über neuere Untersuchungen an elektrischen Fischen. 585. 601 — 602. ‚ weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 909. 941 — 962. GERHARDT, Leibniz in London. 155. 157—176. — — _, Leibniz über die Determinanten. 405. 407 —423. — = keibnizrund Baseal, 99134053 — 1068: GısLason, starb am 4. Januar in Kopenhagen. 19. GorrrE, Prof. A. in Strassburg i. E., erhält 2000 Mark zur Untersuchung der Turbel- larien in Neapel und an der dalmatinischen Küste. 910. Hamann, Dr. Otto in Göttingen, zur Kenntniss des Baues der Nemathelminthen. 45. 57 —6l. Harnack, die pseudoclementinischen Briefe de virginitate und die Entstehung des Mönchthums. 359. 361-—-385. ——— und Dıers, über einen Berliner Papyrus des Pastor Hermae. 425. 427—431. ———— und C. Scanıpt, ein koptisches Fragment einer Moses-Adam -Apokalypse. 1043. 1045 — 1049. Harrwıc, Dr. E. in Bamberg. erhält 1200 Mark zur Ausführung einer Beobachtungs- reihe über die Schwankung der Erdaxe. 339. *von Hermnorrz, über erweiterte Anwendung von FEcHner's psycho-physischem Gesetze im Farbensystem. 45. ‚ über kürzeste Linien im Farbensystem. 1069. 1071—1083, Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (45) Hertz, Prof. M. in Breslau, Denkschrift über Bedeutung, Geschichte, Plan und voraus- sichtliche Kosten eines lateinischen Wortschatzes. 651. 671— 69%. Hırscurero, Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. 86 — 87. ‚ die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 631. 845 — 877. von Hormann, Adresse an ihn zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 910. 911— 914. #*=____, über die hochgegliederten Tetramine der Äthylenbasen. 927. Hüswer, Prof. E. in Berlin, erhält 1850 Mark als Zuschuss zu den Herstellungs- kosten seiner »Monumenta linguae Ibericae.« 3539. Hunrarvy, starb am 30. November in Budapest. 1035. JaA#un, Dr. Hans in Berlin, über die elektromagnetische Drehung der Polarisations- ebene in Flüssigkeiten, besonders in Salzlösungen. 235. 237—259 JEssE, OÖ. in Steglitz, vorläufiger Bericht über seine Beobachtungen der leuchtenden Wolken. 467 — 469. ‚ erhält 1600 Mark zur Fortsetzung der photographischen Aufnahmen der leuch- tenden Wolken an correspondirenden Stationen. 910. Kaıser, Prof. Gustav in Strassburg, zum correspondirenden Mitglied der philoso- phisch-historischen Classe gewählt. 651. Kayser, Prof. H. in Hannover, und Runge, über die Linienspectren der Elemente der zweiten MEnDELEJEFF’'schen Gruppe. 155. 177 —178. KıErerr, Astypalaia, ein Beitrag zur geographischen Etymologie. 837. 339 — 844. Fan Fr, Bericht über die Sammlung der griechischen Inschriften. 86. ,‚ Mittheilung über die neu aufgefundene Schrift des Aristoteles von der efassnne der Athener. 95. ‚ über eine verstümmelte metrische Weihinschrift in aeolischer Sprache. 929. 963 — 966. Krems, krystallographisch-optische Untersuchungen. Über Construetion und Ver- wendung von Drehapparaten zur optischen Untersuchung von Krystallen in Medien ähnlicher Brechbarkeit. 433. 435 — 444. ‚ erhält 700 Mark zur Ergänzung der in der akademischen Sammlung vor- handenen krystallographischen Apparate. 910. KöHter, über einige Fragmente zur Diadochengeschichte. 205. 207— 214. ‚ Philipp H. und die chalkidischen Städte. 471. 473— 487. ‚ die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philippides. 929. 931— 937. Körrer, Dr. Fritz in Berlin, über die Bewegung eines festen Körpers in einer Flüssigkeit. 45. 47—55. KraezseE, Dr. G. in Berlin, erhält 600 Mark zur Herausgabe seiner »Entwickelungs- geschichte und Morphologie der polymorphen Flechtengattung Cladonia«. 339. KrıgGar-MEnzeL, Dr. OÖ. in Berlin, und A. Rars, über Saitenschwingungen. 531. 613—629. KroNECKER, algebraische Reduction der Schaaren quadratischer Formen. 9—17. 33—44. ‚„ die Lesenore’sche Relation. 321. 323—332. 343 —358. 447— 465. 905 — 908. ‚ über die Zeit und die Art der Entstehung der Jacogr'schen Theta- formeln. 651. 653 — 659. ‚ die Crausıus’schen Coordinaten. 879. 881— 890. ‚ die beiden Fundamentalabsätze über die Zerlegbarkeit ganzer Functionen einer Variabeln in Factoren. 909. *Kunpr, über die Untersuchung von Schwingungscurven tönender Körper. 531. (46) Namenregister. ®LAnporr, über kleine Gewichtsänderungen bei gewissen chemischen Reactionen. 235. Laryscnew, Dr. Basil in Kasan, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch- historischen Classe gewählt. 651. *LEEMANS, über die im Leydener Museum befindlichen Nordafrica betreffenden Hunserr-Borsıa’schen Colleetaneen. 471. LiEBERMANN, Dr. F. in Berlin, über den Quadripartitus, ein englisches Rechtsbuch von 1114. 471. 489—493. Lıesıscn, Prof. Th. in Göttingen, erhält 1500 Mark zur Fortführung der Versuche zur Herstellung photographischer Aufnahmen von Interferenzerscheinungen doppelt brechender Krystallplatten. 910. Lupwıs, Prof. Dr. Hubert in Bonn, zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. 155. 179— 192. 585. 603—612. Maas, Dr. Otto in Berlin, die eraspedoten Medusen der Plankton -Expedition. 321. 333 — 338. : MEYER, zur Theorie der Lösungen. 967. 993 — 1009. von Mıkrosıcn, starb am 7. März in Wien. 263. *Mösıus, über die Eintheilung der Erde in zoo-geographische Land- und Meer- gebiete und deren museologische Darstellung. 405. MÖLLER, Forstassessor Dr. A., z.Zt. in Blumenau in Brasilien, erhält 2000 Mark zur Fortführung seiner mykologischen Studien. 910. Mourke, Graf von, starb am 24. April in Berlin. 445. *Monmmsen legt die Beschlüsse der Limes-Conferenz vor. 63. ‚ Festrede zur Feier des Geburtstags Frıeprıcr’s II. und des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers. 77—85. , Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. 86—87. ‚ Bericht über die Prosopographie der römischen Kaiserzeit. 88. ‚ Bericht über das Corpus nummorum. 89. MÜLLER, L., starb am 6. September in Kopenhagen. 909. *Munk, fortgesetzte Untersuchungen über die Fühlsphaere der Grosshirnrinde. 221. von NÄseuı, starb am 10. Mai in München. 446. Nager, Dr. W. in Berlin, über die Entwickelung der Urethra und des Dammes beim Menschen. 767. 829 —835. =NÖLDERE, das arabische Märchen vom Doctor und Garkoch. 425. ÖLrmAanns, Dr.Fr. in Rostock, über die Bedeutung der Concentrationsänderungen des Meerwassers für das Leben der Algen. 19. 193— 203. *PErnıcr, über Vermögenswerth der obligatorischen Verpflichtung im römischen Recht. 205. ®PRINGSHEIM, über die Wachsthumsrichtung chemischer Niederschläge. 991. RAmMELSBERG, über einige Salze der Unterphosphorsäure. 751. 753 —760. Rırs, Dr. A. in Berlin und O. Krıcar-Menzer, über Saitenschwingungen. 531. 613 — 629. Rınne, Dr. F. in Berlin, der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 969. 9I71— 9%. Römer, starb am 14. December in Breslau. 1069. Ronpe, Dr. Emil in Breslau, histologische Untersuchungen über das Nervensystem der Hirudineen. 19. 21—32. Rosen, starb am 2. November in Detmold. 939. RosentHar, Prof. I. in Erlangen, calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 585. 587—59. *Rorn, über die Eintheilung und chemische Beschaffenheit der Eruptivgesteine. 7. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (47) Runge, Prof. C. in Hannover, und KAyser, über die Linienspectren der Elemente der zweiten MENDELEJEFF schen Gruppe. 155. 177 —178. ‚ erhalten 300 Mark zur Fortsetzung ihrer Untersuchungen über die Spectren der Elemente. 910. ®=S acHAu, über den Fellihi-Dialekt von Mosul. 339. Scamipr, Carl in Berlin, über die in koptischer Sprache erhaltenen gnostischen Originalwerke. 205. 215 — 219. —, über ein koptisches Fragment einer Moses- Adam- Apokalypse. 1043. 1045 — 1049. #=Scunipr, Joh., über Assimilation von = an folgende o-Laute im Griechischen. 261. En ‚ über Vocalassimilationen im Griechischen. 1035. Scumipr, Dr. K. in Halle, erhält 300 Mark zu Untersuchungen über das an durch- sichtigen Körpern reileetirte Licht. 339. #=SCHMOLLER, über die deutsche Bergwerksverfassung im 12. bis 14. Jahrhundert. 233. und von Syser, Bericht über die politische Correspondenz FrıEprıch's des Grossen. 89—90. — , Bericht über die Acta borussica.. 90—91. SCcHÖNFELD, starb am 1. Mai in Bonn. 446. Scuorrkv, Prof. F. in Zürich, über das analytische Problem der Rotation eines starren Körpers im Raume von vier Dimensionen. 221. 227 — 232. SCHRADER, die Datirung der babylonischen sogenannten Arsacideninschriften. Nach- trag. 1. 3—6. #=SCHULZE, über Trichoplax adhaerens. 341. #=SCHWENDENER, liber Orientirungstorsionen wachsender Pflanzentheile. 155. von Svser, Bericht über das königliche Historische Institut. 92— 93. “ ‚ über die preussische Heeresreform von 1860. 1043. und ScHmoLLEr, Bericht über die politische Correspondenz FRIEDRICH’s des Grossen. 8I—W. ‚„ Bericht über die Acta borussica. 90 —91. Toster, vom Gebrauche des Imperfeetum Futuri im Romanischen. 63. 695 — 76. Usenwer. Prof. Hermann in Bonn, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch- historischen Classe gewählt. 651. VAHLENn, Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1011. 1013 — 1033. VırcHaow, neue Untersuchungen ostafricanischer Schädel. 121. 123— 147. ‚ SchLiemann’s letzte Ausgrabungen. 767. 819 — 828. VoELTZzkow, Dr. A., z.Z. in Majunga auf Madagascar, über Ei-Ablage und Em- bryonalentwickelung der Krokodile. 95. 115— 120. Voser, Prof. H. C. in Potsdam, das Eisenspectrum als Vergleichsspectrum bei photo- graphischen Aufnahmen zur Bestimmung der Bewegung der Sterne im Visions- radius. 445. 533— 539. Wacusmura, Prof. Ernst in Leipzig, zum correspondirenden Mitglied der philo- sophisch -historischen Classe gewählt. 651. WALDEYER, Sylvische Furche und Reır’sche Insel des Genus Hylobates. 263. 265— 277. ‚ Bemerkungen zu Currıus, das menschliche Auge in der griechischen Plastik. 694— 695. WarrengachH, Lateinische Gedichte aus Frankreich im elften Jahrhundert. 95. 97 — 114. WEBER, A., Episches im vedischen Ritual. 767. 769 — 818. WEBER, W., starb am 23. Juni in Göttingen. 651., WEIERSTRASSs, Bericht über Herausgabe von Jacogı’s Werken. 91. (48) Namenregister. WEIERSTRASS, neuer Beweis des Satzes, dass jede ganze rationale Function einer Veränderlichen dargestellt werden kann als ein Product aus linearen Functionen derselben Veränderlichen. 1085 — 1101. WeEınHorp, Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 541. 543 — 567. WERNICKE, Prof. in Breslau, erhält 300 Mark zur photographischen Darstellung von Schnittserien des grossen Gehirns. 96. von Wıramowrrz-MÖöLLENnDoRF, Prof. Ulrich in Göttingen, zum correspon- direnden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 651. Wınmer, Prof. Ludwig in Kopenhagen, zum correspondirenden Mitgliede der philo- sophisch - historischen Classe gewählt. 651. ®ZELLER, über die Mittheilungen Plato’s über frühere und gleichzeitige Philo- sophen. 963. und Dıers, Bericht über die Ausgabe der Aristoteles- Commentatoren. 88 — 89. ZımMER, Prof. H. in Greifswald, über die frühesten Berührungen der Iren mit den Nordgermanen. 263. 279— 317. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (49) SACHREGISTER. Acta borussica: Bericht. 90—91. Adresse an von Hormann zur Feier seines fünfzigjährigen Doctorjubiläums. 910. 911— 914. Aesthetik, über den Werth der verschiedenen Methoden in derselben, vonDırraey. 425. Äthylenbasen, über die hochgegliederten Tetramine derselben, von v. Hormann. 927. Alchvinstudien, von Dümuter. 445. 495 — 5293. Algebra, Fundamentalsatz derselben, neuer Beweis von WEırrsrrass. 1085 —1101. Algebraische Reduction der Schaaren quadratischer Formen, von Krosecker. 9— 17. 33 — 44. Algen, über die Bedeutung der Concentrationsänderungen des Meerwassers für das Leben derselben, von Fr. Orımanns. 19. 193 — 203: Anatomie und Physiologie: L. Avrrsacn, über einen sexuellen Gegensatz in der Chromatophilie der Keimsubstanzen, nebst Bemerkungen zum Bau der Eier und Ovarien niederer Wirbelthiere. 585. 713—-750. — A. BrAuEr, über das Ei von Branchipus Grubü var. Dyb. von der Bildung bis zur Ablage. 1051. — A. FreıscH- MANN, Entwickelung und Structur der Placenta bei Raubthieren. 651. 661— 670. — Derselbe, die Grundform der Backzähne bei den Säugethieren und die Homologie der einzelnen Höcker. 879. 891— 903. — G. Frrrsch, vorläufiger Bericht über neue Untersuchungen an elektrischen Fischen. 221. 223— 226. — Derselbe, zweiter Bericht. 585. 601—602. — Derselbe, weitere Beiträge zur Kenntniss der schwach elektrischen Fische. 909. 941— 962. — O0. Hamann, zur Kenntniss des Baues der Nemathelminthen. 45. 57—61. — H. Lupwis, zur Entwickelungsgeschichte der Holothurien. 155. 179—192. 585. 603—612. — Musk, fortgesetzte Untersuchungen über die Fühlsphaere der Grosshirnrinde. 221. — W.Nacer, über die Entwickelung der Urethra und des Dammes beim Menschen. 767. 829— 835. — E. Ronpe, histologische Untersuchungen über das Nervensystem der Hirudineen. 19. 21—32. — I. RosenruAar, calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren. 585. 587— 599. — A.Vorrızkow, über Ei-Ablage und Embryonal- entwickelung der Krokodile. 95. 115 —120. — WALpEvEr, Sylvische Furche und Reır’sche Insel des Genus Hylobates. 263. 265 — 277. Anthropologie: Vırcnow, neue Untersuchungen ostafrieanischer Schädel. 121. 123—147. — Derselbe, Scnuırmann’s letzte Ausgrabung. 767. 819— 828. #Arabisches Märchen vom Doctor uud Garkoch, von Tu. NöLpere. 425. Archaeologie: Conze, über attische Grabreliefs des 5. und 4. Jahrhunderts mit dem Bilde einer sitzenden weiblichen Figur. 1. — Currıus, das menschliche Auge in der griechischen Plastik. Mit Bemerkungen von Warpeyer. 531. 691— 693. — Derselbe, über die Tempelgiebel von Olympia. 939. Archaeologisches Institut, neue Publicationen. 405. Jahresbericht. 405. 525 — 530. Aristoteles, Schrift von der Staatsverfassung der Athener, von Dıers und KırcH- HOFF. 9. Sitzungsberichte 1891. H (50) Sachregister. Aristoteles- Commentatoren: Bericht. 88. 89. — Neue Publicationen. 531. — Geldbewilligung. 532. Arsacideninschriften, die Datirung der babylonischen sogenannten —, von SCHRADER. 1. 3—6. Assimilation von e an folgende o-Laute im Griechischen, von Scamipr. 261. — vergl. Vocalassimilation. Astronomie: Auwers, die Sonnen-Parallaxe nach den Heliometer -Beobachtungen der deutschen Verus-Expeditionen von 1874 und 1882. 967. — H.C.Vocer, das Eisenspectrum als Vergleichsspeetrum bei photographischen Aufnahmen zur Be- stimmung der Bewegung der Sterne im Visionsradius. 445. 533—-539. Astypalaia, ein Beitrag zur geographischen Etymologie, von Kırrerr. 837. 839 bis 844. Attische Grabreliefs des 5. und 4. Jahrhunderts mit dem Bilde einer sitzenden weiblichen Figur, von Coxze. 1. Auge, das menschliche in der griechischen Plastik, von Currıus. 531. 691 — 693. Babylonische sogenannte Arsacideninschriften, die Datirung derselben, von ScurAper. 1. 3—6. Backzähne, die Grundform derselben bei Säugethieren und die Homologie der ein- zelnen Höcker, von A. Freıscumann. 879. 891 — 903. Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen, von F. Rınne. 969. 971—990, Bergwerksverfassung, über die deutsche im 12, bis 14. Jahrhundert, von SCHMOLLER. 233. Bewegung eines festen Körpers in einer Flüssigkeit, von Fr. Körrer. 45. 47—55. Vergl. Rotation Binnenthal, über sehr flächenreiche, wahrscheinlich dem Jordanit verwandte Kıystalle aus demselben, von H. Baumnuauer. 585. 697—711. Botanik: F. Orrmanss, über die Bedeutung der Concentrationsänderungen des Meer- wassers für das Leben der Algen. 19. 193—-203. — ScHhWENDENER, über Orien- tirungstorsionen wachsender Pflanzentheile. 155. Branchipus Grubii var. Dyb., über das Ei desselben von der Bildung bis zur Ablage, von A. Braver. 1051. Calorimetrische Untersuchungen an Säugethieren, von I. Rosenruar. 585. 587—599. Charlotten-Stiftung, Preisaufgabe. 649. Chemie: von Hormann, über die hochgegliederten Tetramine der Äthylenbasen. 927. — Lasvorr, über kleine Gewichtsänderungen bei gewissen chemischen Re- actionen. 235. — Meyer, zur Theorie der Lösungen. 967. 993 —1009. — Pringsuein, über die Wachsthumsrichtung chemischer Niederschläge. 991. — RAnnELsBERG, über einige Salze der Unterphosphorsäure. 751. 753— 760. Chromatophilie der Keimsubstanzen, über einen sexuellen Gegensatz in derselben, von L. Auzreacah. 585. 713—750. Clausius’sche Coordinaten, von Kronecker. 879. 881-890. Comes, Domesticus und Grafio, von Brunxer. 149. Concentrationsänderungen des Meerwassers, über die Bedeutung derselben für das Leben der Algen, von Fr. Orımanss. 19. 193 — 203. Corpus Inseriptionum Graecarum: Bericht. 86. — Geldbewilligung. 532. Latinarum: Bericht. 86. 87. — Geldbewilligung. 532. Nummorum: Bericht. 89. — Geldbewilligung 532. Patrum Graecorum Antenicaenorum: Geldbewilligung. 233. Diadochengeschichte, über einige Fragmente zu derselben, von Könter. 205. 207 — 214. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (51) Doctor und Garkoch, das arabische Märchen von denselben, von Tu. NöLpere. 425. Drehapparate, über Construction und Verwendung von solchen zur optischen Unter- suchung von Krystallen in Medien ähnlicher Brechbarkeit, von Kreım. 433. 435 — 444. Ei von Branchipus Grubü var. Dyb., über dasselbe von der Bildung bis zur Ablage, von A. Brauer. 1051. Ei-Ablage und Embryonal-Entwickelung der Krokodile, über dieselbe von A. VoELTZz- xow. 95. 115— 120. Eier und ÖOvarien niederer Wirbelthiere, Bemerkungen zum Bau derselben, von L. AuerpAcH. 585. 713 — 750. Eisenspectrum, das, als Vergleichsspeetrum bei photographischen Aufnahmen zur Bestimmung der Bewegung der Sterne im Visionsradius, von H. C. Vocer. 445. 533 — 539. Elektrische Fische, Berichte über neue Untersuchungen an denselben, von G. Frrisch. 221. 223— 226. 585. 601 — 602. 909. 941 — 962. Elektrische Schwingungen, über die Ausbreitung derselben im Wasser, von E. Conax. 1035. 1037 — 1042. Elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene in Flüssigkeiten, besonders in Salzlösungen, von H. Janus. 235. 237 — 259. Englisches Rechtsbuch, s. Quadripartitus. Epimenides von Kreta, über denselben, von Dirrs. 319. 387 — 403. Kruptivgesteine, über die Eintheilung und chemische Beschaffenheit derselben, von Roin. 7. Farbensystem, über kürzeste Linien in demselben, von v. Hernnorrz. 1069. 1071 — 1083. Fechner’s psycho-physisches Gesetz, über erweiterte Anwendung desselben im Farben- system, von v. Hermmorrz. 45. Fellihi-Dialekt von Mosul, über denselben von SacHau. 339. Festreden: zur Feier des Geburtstags FrıenrıcrH's Il. und des Geburtstags Seiner Majestät des Kaisers (Monmusen). 77—85. — Zur Feier des Leisnızischen Gedächtnisstages. (Currıus). 633 — 648. Fische, s. Elektrische Fische. Friedrich der Grosse, s. Politische Correspondenz. Fühlsphaere der Grosshirnrinde, fortgesetzte Untersuchungen über dieselbe, von Munk. 221. Geldbewilligungen zur Fortführung der wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie: Jacosr’s Werke. 95. 531. — Corpus Patrum Graecorum Antenicae- norum. 233. — Aristoteles- Commentatoren. 532. — Corpus Inscriptionum Latinarum. 532. — Corpus Inscriptionum Graecarum. 532. — Politische Cor- respondenz Frıeprıca’s des Grossen. 532. — Corpus nummorum. 532. Geldbewilligungen für besondere wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffent- lichungen: Assmann, Luftschifffahrten. 910. — AurrecHr, Florentiner Sanskrit- Handschriften. 910. — Baucn, Universität Wittenberg. 767. — BÜRGER, Nemer- tinen. 96. — Coun, Philon. 263. — Deutsche Anatomische Gesellschaft, anatomische Terminologie. 910. — Fınke, Kostnitzer Concil. 263. — Freısch- MANN, entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen. 339. — Frrrscn, elektrische Fische. 95. — Gorrre, Turbellarien. 910. — Harrwıs, Schwankung der Erd- axe. 339. — Schwartz, Publication gnostischer Werke. 767. — J. Worrr, Trans- formation der Knochen. 910. — Hüsner, Monumenta linguae Ibericae. 339. — Jahrbuch über die Fortschritte der Mathematik, 95, — Jesse, leuchtende IE (52) Sachregister. Wolken. 910. — Kırın, krystallographische Apparate. 910. — Krazsx, Flechten- gattung Cladonia. 339. — Lirsısch, Interferenzerscheinungen. 910. — MöLrer, mykologische Studien. 910. — Physikalische Gesellschaft, Fortschritte der Physik. 910. — Eurıne, sinaitische Inschriften. 531. — Kayser und Runge, Speetren der Elemente. 910. — Scaupr, an durchsichtigen Körpern reflectirtes Licht. 339. — Wenrnicke, Schnittserien des grossen Gehirns. 96. , Geographie: Kırrerr, Astypalaia, ein Beitrag zur geographischen Etymologie. 837. 839 — 844. Geologie und Mineralogie: H. BaumHAver, über sehr flächenreiche, wahrschein- lich dem Jordanit angehörige Krystalle aus dem Binnenthal. 585. 697— 711. — Derselbe, über das Krystallsystem des Jordanits. 909. 915—925. — Kreın, krystallographisch - optische Untersuchungen. Über Construction und Verwendung von Drehapparaten zur optischen Untersuchung von Krystallen in Medien ähn- licher Brechbarkeit. 433. 435 — 444. — F. Rınse, der Basalt des Hohenberges bei Bühne in Westfalen. 969. 971— 990. — Rorn, über die Eintheilung und chemische Beschaffenheit der Eruptivgesteine. 7. Geschichte: Acta Borussica. 90— 91. — Corpus nummorum. 89. 532. — DÜnnLEr, Alchvinstudien. 445. 495 —523. — FrıeprıcH’s des Grossen Politische Corre- spondenz. 89. 90. 532. 969. — Hırschrerp, die Sicherheitspolizei im römischen Kaiserreich. 631. 845 —877. — Historisches Institut in Rom. 92—93. — Könter, Philipp U. und die chalkidischen Städte. 471. 473—487, — LEENANS, über die im Leydener Museum befindlichen Nordafrica betreffenden Hunserr- Borsıa’schen Collectaneen. 471. — Mommsen, Limes-Conferenz. 63. — Monu- menta Germaniae historica. 405. 445. 969. — Römische Prosopographie. 88. — Sc#moLLEeR, über die deutsche Bergwerksverfassung im 12. bis 14. Jahrhundert. 233. — von Syeer, über die preussische Heeresreform von 1860. 1043. — WeınHorp, Beiträge zu den deutschen Kriegsalterthümern. 541. 543— 567. — H. Zimmer, über die frühesten Berührungen der Iren mit den Nordgermanen. 263. 279— 317. — Vergl. Rechtsgeschichte. Gewichtsänderungen, über kleine — bei gewissen chemischen Reactionen von Lanport. 235. Gnostische ÖOriginalwerke, über die in koptischer Sprache erhaltenen, von CArL Scanimr. 205. 215— 219. Grosshirnrinde, fortgesetzte Untersuchungen über die Fühlsphaere derselben, von Muvnk. 221. | Hermas, über einen Berliner Papyrus von dessen Pastor, von Dıers und Harnack. 425. 427— 431. Hippolyt’s Werke, Herausgabe derselben, Geldbewilligung. 233. Hippon, s. Xenophanes. Hirudineen. histologische Untersuchungen über das Nervensystem derselben, von E. Roape. 19. 21—32. Historisches Institut in Rom, Jahresbericht. 92 —93. Hochgebirgsflora des tropischen Africa, über dieselbe, von Enerer. 569. 571— 572. Hohenberg, s. Basalt. Holothurien, zur Entwickelungsgeschichte derselben, von H. Lunwıc. 155. 179 — 192. 585. 603 —612. Humbert-Borgia’sche Collectaneen, über die im Leydener Museum befindlichen Nordafrica betreffenden —, von Lerwass. 471. Humboldt-Stiftung, Bericht. 91, Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (53) Hylobates, s. Sylvische Furche. Hypereides, die Zeit der Rede desselben gegen Philippides von Köster. 929 931— 937. Imperfectum Futuri, vom Gebrauche desselben im Romanischen, von ToBLer. 63. 65— 76. Inschriften: Kırcunorr, über eine verstümmelte metrische Weihinschrift in aeoli- scher Sprache. 929. 963 — 966. SCHRADER, die Datirung der babylonischen sogenannten Arsacideninschriften. Nachtrag. 1. 3—6. — Vergl. Corpus Inscrip- tionum. Iren, über die frühesten Berührungen derselben mit den Nordgermanen, von H. Zımmer. 263. 279 — 317. Jacobi, Ausgabe seiner Werke, Bericht. 91. — Geldbewilligung. 95. 531. — 6. u. 7. Band. 321. 967. — Nachschriften seiner Vorlesungen. 879. Jacobi’sche Thetaformeln, über die Zeit und die Art der Entstehung derselben, von KroneEckeEr. 651. 653 -—— 659. Jordanit, über das Krystallsystem desselben, von H. Baumnauver. 585. 697— 711. — Vergl. Krystalle. Justin wege Yuy7s, über den angeblichen —, von Dirrs. 149. 151—153. Kirchengeschichte: Corpus patrum graecorum Antenicaenorum. 233. — Harnack, die pseudoclementinischen Briefe de virginitate und die Entstehung des Mönch- thums. 359. 361—385. — Derselbe und Dies, über einen Berliner Papyrus des Pastor Hermae. 425. 427—431. — Derselbe und C. Scauivr, ein kopti- sches Fragment einer Moses- Adam - Apokalypse. 1043. 1045 —1049. — C. Scuaipr, über die in koptischer Sprache erhaltenen gnostischen Originalwerke. 205. 215—219. Koptisch s. gnostische Originalwerke. Moses- Adam - Apokalypse. Kriegsalterthümer, deutsche, Beiträge zu derselben von Weınnorn. 541. 543—567. Krokodile, über Ei-Ablage und Embryonalentwickelung derselben, von A.VoELTZkow. 95. 115—120. Krystalle, über sehr flächenreiche, wahrscheinlich dem Jordanit verwandte, aus dem Binnenthal, von H. BaumnAver. 585. 697—711. Krystallographisch-optische Untersuchungen, von Krrın. 433. 435 — 444. Lateinische Gedichte aus Frankreich im elften Jahrhundert, von WATTENBACH. 95. 7 —114. Lateinisches Wörterbuch, Denkschrift über Bedeutung, Geschichte, Plan und voraus- sichtliche Kosten eines solchen, von M. Hrrrz, und Gutachten der Akademie. 651. 671— 69. Legendre’sche Relation, die —, von Kronecker. 321. 323 — 332. 343 — 358. 447— 465. 905 — 908. Leibniz in London, von Geruaror. 155. 157—176. — über Determinanten, von Dem- selben. 405. 407—-423. — und Pascal, von Demselben. 991. 1053 —1068. Leuchtende Wolken, vorläufiger Bericht über Beobachtungen derselben—, von O. Jesse. 467— 469. Limes-Conferenz, Vorlegung der Beschlüsse derselben, von Monusen. 63. Linienspectren der Elemente der zweiten MEnDerzserr’schen Gruppe, von H. Kayser und ©. Runge. 155. 177—178. Livius, Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade desselben, von Vıxren. 1011. 1013 — 1033. Lösungen, zur Theorie derselben, von Meyer. 967. 993 — 1009. Graf Loubat-Stiftung. 649 —650. Luftfahrten zu meteorologischen Zwecken, von von Bezoup, 939. (54) Sachregister. Mathematik: Gersarvr, Leibniz. in London. 155. 157—176. — Derselbe, Leibniz über die Determinanten. 405. 407 —423. — Derselbe, Leibniz und Pascal. 991. 1053 — 1068. — Jacosı, Ausgabe seiner Werke. 91. 95. 321. 531. 967. — F. Körrer, über die Bewegung eines festen Körpers in einer Flüssigkeit. 45. 47—55. — KRronxeckeEr, algebraische Reduction der Schaaren quadratischer Formen. 9—17. 33—44. — Derselbe, die Lesenpre’sche Re- lation. 321. 323— 332. 343 — 358. 447 — 465. 905— 908. — Derselbe, über die Zeit und die Art der Entstehung der Jacosı'schen Thetaformeln. 651. 653 bis 659. — Derselbe, die Crausıus’schen Coordinaten. 879. 8831 —890. — Derselbe, die beiden Fundamentalsätze über die Zerlegbarkeit ganzer Func- tionen einer Variabeln in Factoren. 909. — F. ScHorrkv, übeı das analytische Problem der Rotation eines starren Körpers iin Raume von vier Dimensionen. 221. 227— 232. — WEIERSTRAss, neuer Beweis des Satzes, dass jede ganze ra- tionelle Function einer Veränderlichen dargestellt werden kann als ein Produet aus linearen Functionen derselben Veränderlichen. 1085 — 1101. Medusen, die craspedoten der Plankton-Expedition, von OÖ. Maas. 321. 333 — 338. Mendelejeff’sche Gruppe, zweite, s. Linienspectren. Mensch, über die Entwickelung der Urethra und des Dammes bei demselben, von W. Nackeı. 767. 829 — 835. Menschliches Auge in der griechischen Plastik von Currıus. 531. 691 — 693. Meteorologie: vow Bezornp, über den Wärmeaustausch an der Erdoberfläche und in der Atmosphaere. 467. — Derselbe, über die unter Leitung von Dr. Assmann ausgeführten Luftfahrten zu meteorologischen Zwecken. 939. — 0. JEssE, vor- läufiger Bericht über seine Beobachtungen der leuchtenden Wolken. 467— 469. Mineralogie, s. Geologie. Mönchthum, s. Pseudoclementinische Briefe. Monumenta Germaniae historica, Jahresbericht. 445. — Neue Publicationen. 405. 969. Moses-Adam-Apokalypse, über ein koptisches Fragment einer solchen, von Harnack und €. Scamior. 1043. 1045 — 1049. Nemathelminthen, zur Kenntniss des Baues derselben, von O. Hamann. 45. 57 —61. Niederschläge, chemische, über die Wachsthumsrichtung derselben, von Prınss- HEIM. 991. | Obligatorische Verpflichtung, über den Vermögenswerth derselben im römischen Recht, von PErnıce. 205. Olympia, über die Tempelgiebel von —, von Currıus. 939. Orientirungstorsionen wachsender Pflanzentheile, über solche, von SCHWENDENER. 155. Östafricanische Schädel, neue Untersuchungen derselben von Vırenow. 121. 123 —147. Personaländerungen. 93. — Vergl. Todesanzeigen und Wahlen. Philipp Il. und die chalkidischen Städte, von Könter. 471. 473—487. Philo, Bericht über eine Reise nach England zur Prüfung von Handschriften des- selben, von L. Conun. 1043 —1044. Philologie, griechische: Aristoteles - Commentatoren. 88—89. 531. 532. — L. Coun, Bericht über seine Reise nach England zum Zweck der Prüfung und Vergleichung von Handschriften des Philon. 1043 — 1044. — Dirrs und Kırca- HOFF, Mittheilung über die neu aufgefundene Schrift des Aristoteles von der Staatsverfassung der Athener. 95. — Dıers, über den angeblichen Justin eg: Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (55) Luyne. 149. 151—153. — Derselbe, Epimenides von Kreta. 319. 387— 403. — Derselbe, über die Genfer Fragmente des Xenophanes und Hippon. 573. 575—583. — Derselbe, über die Ausgabe der Flinders Petrie Papyri von J. P. Mauarry. 837. — Könter, über einige Fragmente zur Diadochengeschichte. 205. 207—214. — Derselbe, die Zeit der Rede des Hypereides gegen Philip- pides. 929. 931— 937. im Griechischen. 261.— Derselbe, über Vocalassimilation im Griechischen. 1035. Scanmipr, über Assimilation von = an folgende o- Laute — Vergl. Geographie. Inschriften. Kirchengeschichte. ‚„ lateinische: Lateinisches Wörterbuch, Denkschrift und Gutachten. 651. 671—690. — Vanuren, Beiträge zur Berichtigung der fünften Decade des Livius. 1011. 1013—1033. — Wattenbach, lateinische Gedichte aus Frank- reich im elften Jahrhudert. 95. 97—114. ‚ orientalische: NÖLDERE, das arabische Märchen vom Doctor und Garkoch. 425. — Sacuav, über den Fellihi-Dialekt von Mosul. 339. — WEBER, Episches im vedischen Ritual. 767. 769—818. — Vergl. Inschriften. Kirchen- geschichte. ‚ romanische: TosLer, vom Gebrauche des Imperfeetum Futuri im Romanischen. 63. 69 — 76. Philosophie: Divruey, über den Werth der verschiedenen Methoden in der Aesthetik. 425. — ZELLER, über die Mittheilungen Plato’s über frühere und gleichzeitige Philosophen. 963. Physik: E. Cous, über die Ausbreitung elektrischer Schwingungen im Wasser. 1035. 1037— 1042. — von Heınsorrz, über erweiterte Anwendung von FEcaner's psycho- physischem Gesetze im Farbensystem. 45. — Derselbe, über kürzeste Linien im Farbensystem. 1069. 1072—1083. — H. Jans, über die elektromagnetische Drehung der Polarisationsebene in Flüssigkeiten, besonders in Salzlösungen. 235. 2337— 259. — H. Kayser und (€. Runge, über die Linienspectren der Elemente der zweiten MENDELEJEFF’'schen Gruppe. 155. 177—178. — O. Krıcar - MEnzEL und A. Rars, über Saitenschwingungen. 531. 613 — 629. — Kunxpr, über die Untersuchung von Schwingungscurven tönender Körper. 531. Physiologie, s. Anatomie. Placenta der Raubthiere, Entwickelung und Structur derselben, von A. FLEISCHMANN. 651. 661— 670. Plankton-Expedition, s. Medusen. Plato, über dessen Mittheilungen über frühere und gleichzeitige Philosophen, von ZELLER. 963. Polarisationsebene, s. Elektromagnetische Drehung. Politische Correspondenz Frıeoricn’s des Grossen. Bericht. 89. 90. — Geld- bewilligung. 532. — Bd. XVII. 969. Preisaufgaben: CnaArLorren -Stiftung. 649. Preussische Heeresreform von 1860, über dieselbe, von von Syger. 1043. Prosopographie der römischen Kaiserzeit: Bericht. 88. Provengalische Summa Codieis, vorläufige Mittheilungen über eine solche von H. Fırrıns. 761. 763— 766. Pseudoclementinische Briefe de virginitate und die Entstehung des Mönchthums, von Harnack. 359. 361— 385. Psycho-physisches Gesetz Fecuner’s, über erweiterte Anwendung desselben im Farbensystem, von v. HermHorrz. 45. Quadripartitus, ein englisches Rechtsbuch 1114, von F. Lırsermann. 471. 489 — 493. (56) Sachregister. Rechtsgeschichte: BRUNNER, über Comes, Domesticus und Grafio. 149. — H.Frrring, vorläufige Mittheilungen über eine Summa Codieis in provencalischer Sprache. 761. 763— 766. — F. Lıiegermann, über den Quadripartitus, ein englisches Rechts- buch von 1114. 471. 489— 493. — PERrNIcE, über Vermögenswerth der obligato- rischen Verpflichtung im römischen Recht. 205. Raubthiere, Entwickelung und Structur der Placenta derselben, von A. FLEıschmann. 651. 661— 670. Römische Prosopographie, s. Prosopographie. Römisches Recht, s. Vermögenswerth. Rotation eines starren Körpers im Raume von vier Dimensionen, über das analy- tische Problem derselben, von F. Scuorrzy. 221. 227 — 232. Säugethiere, calorimetrische Untersuchungen an denselben, von J. RoszenrnarL. 585. 5857—599. — Die Grundform der Backzähne bei denselben und die Homologie der einzelnen Höcker, von A. Freıscumann. 879. 891 — 903. — Vergl. Hylobates. Mensch. Raubthiere. Saitenschwingungen, über solche, von O. Krıcar-Menzer und A. Rars. 531. 613 — 629. — Vergl. Schwingungscurven. Savigny-Stiftung, Bericht 92. Schädel, ostafricanische, neue Untersuchungen derselben, von Vırcnow. 121. 123—127. Schliemann’s letzte Ausgrabung, von Vırcnow. 767. 819— 828. Schwingungscurven tönender Körper, von Kunpr. 531. — Vergl. Saitenschwin- gungen. Elektrische Schwingungen. Sicherheitspolizei, die, im römischen Kaiserreich, von Hırsc#ren. 631. 345—877. Sonnen-Parallaxe nach den Heliometer- Beobachtungen der deutschen Venus-Expe- ditionen von 1874 und 1882, von Auwers. 967. Spectren, s. Linienspectren. Eisenspectrum. Summa Codicis in provengalischer Sprache, vorläufige Mittheilungen über eine, von H. Fırrıns. 761. 763—766. Sylvische Furche und Reil’sche Insel des Genus Hylobates, von WALDEYER. 263. 265 — 277. Tetramine, über die hochgegliederten, der Äthylenbasen, von v. Horsann. 927. Thetaformeln, über die Zeit und die Art der Entstehung der Jacozı’schen, von Kronecker. 651. 653 — 659. Todesanzeigen: Canours. 405. — Ewarn. 1069. — Gistason. 19. — Hunrarvr. 1035. — Mikrosıca. 263. — Graf von Morrke. 445. — L. Mürrer. 909. — von NÄgeuı. 446. — Römer. 1069. — Rosen. 939. — ScHönrELd. 446. — W. Weser. 651. — Trichoplax adhaerens, von Scauzze. 341. Unterphosphorsäure, über einige Salze derselben, von RammELsgerG. 751. 753 bis 760. Urethra und Damm beim Menschen, über die Entwickelung derselben, von W. NAcer. 767. 8293 — 835. Vedisches Ritual, über Episches in demselben, von Weser. 767. 769—818. Vocalassimilationen im Griechischen, von Scaumipr. 1035. Wahl von correspondirenden Mitgliedern: H. Denırre. 19. — G. Kaiser. 651. — B. Laryscahew. 651. — H. Usener. 651. — E. Wacasmurn. 651. — U. von Wıramowrrz- MÖLLENDoORF. 651. — L. Wimmer. 651. Wärmeaustausch an der Erdoberfläche und in der Atmosphaere, von v. Bezorn. 467. Wirbelthiere, niedere, Bemerkungen zum Bau der Eier und ÖOvarien derselben, von L. AurrzeacH. 585. 713—750. Der erste Jahresband endet mit Seite 530. (7) Xenophanes und Hippon, über die Genfer Fragmente derselben, von Dieıs. 573. 575 — 583. Zerlegbarkeit ganzer Functionen einer Variabeln in Factoren, die beiden Fundamental- sätze über dieselbe, von Kronecker. 909. Zoo-geographische Land- und Meergebiete, über die Eintheilung der Erde in solche und deren museologische Darstellung, von Möpıus. 405. Zoologie: O. Maas, die craspedoten Medusen der Plankton-Expedition. 321. 333—338. — Mösıus, über die Eintheilung der Erde in zoo-geographische Land- und Meergebiete und deren museologische Darstellung. 405. — ScHULZE, über Trichoplax adhaerens. 341. Sitzungsberichte 1891. J Berichtigungen. .117 2.16 v.u. statt des Zwerchfelles 1. der Bauchmuskeln 261 Z.5 v. u. statt a-Laute 1. o-Laute .412 Z.2 v. u. ist in der Formel statt s zu setzen 5 604 Z.6 v.u. statt zweiten ]. vierten 605 Z.ı8 v.o. statt kuzigen 1. kugeligen .611_ 2.12 v.u. statt Fühl- 1. Fühler- 01278 70.508 stakterechte.] Junke. In der Figur S.ı039 ist an Stelle von d innerhalb des Vierecks rechter Hand zu setzen: ce’. Die horizontalen Linien dd sollen über d hinaus fortlaufen, und am linken Rand muss der Raum zwischen den beiden Kreisflächen gegenüber 5 leer bleiben. un | r ( nn Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXVIN. BRAAFN. \\ BR) Pi Ne Pa 4. Junı 1891. N BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen oelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 32 1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- "wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus — rn —— ' Bi ac Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. SEE Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der "Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. 88. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer en nach acht Tagen. 9 ‘ 1. Neben der vollständigen Ausgabe en. Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert = der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. 8112 { 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sondersbdrücke mit einem Umschlag, auf Denen der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er Fnieks on rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. 65 Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser an heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 1. Der redigirende Seeretar ist. für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsbe erichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach En Richtung nur die V- erfasser verantwortlich. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AÄXIX. XXX. 11. Juwnı 1891. AN 2° u, SS Er Pa I /& 5 u ZPTRR 57, Pa BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, ‘ an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welehe unter anderen ‚folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«.) url Al AEG SR 3%. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sArimilichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit forllaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physja kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann’ die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten, SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckkchriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern , welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses. Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. _ 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz. einer ‚Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der i in den Text inzuschnltenilene Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die ‚volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 8 7. y BERERE und es’sınd7@ Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- Be liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des Deweenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. _ Wenn der Verfasser einer Mittheilung diese anderweit früher zu beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, veröffentlichen 88. ° betreffenden (lasse. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf HesandsreN Die Verfasser verzichten damit Verlangen ‘verschickt. auf Behand ihrer Miakonlunnen, nach” acht Tagen. N 9 1. Neben der vollständigen Ausgabe Ber Sn berichte können bestimmte Kaleroranl wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit 'Sondertitel und fortlaufender a, Lat ” Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in En Biefihändel gebr: acht werden. 4 IRRE, RT B 1. Jeder Verfasser einer unter den. „Wissenschaft lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält” unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag , auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, ‚sofern er hiervon chen dem r e digiren da en Ss eere - tar Anzeige gemacht ‚hat. Den Bericht über jede einzelne Sitzung. stellt der Secretar zusammen, welcher. darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- ' tion und den Druck der in dem gleichen Stück 'erschei- nenden wissenschaftlichen . Are in dieser Eigenschaft "fe: heisst er der vedigirende ‚Secretar. Wr: \ “ud RE: Ar RR A. $ 29. PR Far 4 * 1. Der reiigivende: Seeretar ist. für ‚den Inhalt Se y geschäftlichen Theils der Sitzunssberiehie, ' verantwortlich. % Für alle übrigen ? Theile derselben sind nach jeder % Richtung nur ' die | Y erfasser verantwortlich. aufgenommenen wissensehaftlichen bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der F @ [= SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XıxXNt. 18. Junı 1891. u USRART SS RN Onzir © RG SR 0 BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, Bestimmungen gelten. an deren Stelle »Sitzungsberichte« (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) SIR 3%. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Domnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit Kostlaufender Paginirung. Die en Stücke erhalten ausserdem eine en den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 3. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, Arıckfertie übergebenen, Aha die, welche in Fraloren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. $4. 9, Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von V' a welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus _ Verlangen verschickt. . nenden "wissenschaftlichen Arbeiten; 17 heisst er der EU Seeretar. y Für alle übrigen. Theile Benehb u ul nach jeder Yo ‚betreffenden 2 K: ANE 2e, und es sind für welehe unter. anderen ‚folgende Nothiwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text rule ndeh Holzschnitte fertig ‚sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert IS 7 RE 87. N Eine für die Sitzungsberichte bestimmte Bis liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe RR des betreffenden. Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht. sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen ’ Mittheilung diese anderweit, früher zu veröffentlichen £ 5 hesbsichtipt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der. Gesammtakademie ‚oder a, 3. Auswärts werden Correuiuren nur auf De auf Erscheinen ei Mittheilungen. nach ‚acht. Tagen. R je Shine Se Be, 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Si zungs- Ai berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftliche ’ Mittheilungen auch abgesondert ‚in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlanfender Paginirung versehen und mit besonderem Verkau as in Yen Buchhandel gebracht werden. Sr 1. Jeder Verfasser einer unter den „ Wissenschaf- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält ‚unent- geltlich fünfzig Sönderabdrürke mit einem Umschlag, auf, ER der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur ‚Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung. ‚abziehen zu lassen, N sofern er hiervon rechtzeitig dem re di girende en hin eere- tar Ba gemacht ap OR Br 8 5. Be Rn Den Bericht über jede einzelne ‚Sitzung stellt” MS Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsieht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- in dieser Eigenschaft ran ISHLE DER here) Seeretar i : geschäftlichen Theils ‚der Sitzungsberichte. vorsntwortlich. BrIEREANE, nur Ser r he N a Die Verfasser verzichten damit nn a Ze A ee — ee N a en m nF mn Te ee rn a nr Lt TR ST ET EN TE SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER: WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN XXX. XXXNL MIT TAFEL III uno IV. 25. Junı 1891. BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER, Tel=T=l=TzlETSJSTSIETeJeT=[erzjeTz[erelereletelereleTelerelsteleTeleTelereleTeleTeletzleTeleteletelereleTeleraleTelerelstelereleTelereleteleteletelereiet) Anzeige. | Mit dem Deeemberheft des Jahrganges 1831 haben die »Monatsberichte der Königlich” Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzuugsberichte«.) 8 1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortiaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 802% 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- tigen Stücken nieht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlieh ausgegeben. 8 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelest werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- ‘akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- slied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme ‚der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Sehrift der Sitzungsberiehte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus | Dun ie en äh Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, ‘wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von TE Et Aa ar ER besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche” Auflage eingeliefert ist. ü D $ 7. 3 Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn. der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen ' Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. ö 828; b 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. SESE l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. & 11. l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- liehen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf’ welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. S 5. S Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, weleher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seceretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seecretar. 5.29. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. x a — SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN "AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Fi r )% XXXIV. ar o w.n RR RER | | u 2 Joe 1891. RC, | BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. ne 362 2 EEE Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich \ & Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind. a getreten, an deren Stelle »Sitzungsberichte« für welche unter az folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Sal, 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octay regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sıkonrigcheriht: be- stimmte Mittheilung muss in einer Velen Sitzung druckfertig Torgeleet werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung- eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 876: 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern,, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- Umfanges beschränkt. demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus direet bei der Gesammt- Nothwendiges beschränkt werden. theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text ale Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. hrs a ee Eine für die Siieangsberichte‘ bestimmte. wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe” des een Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- seher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaft Mittheilung diese früher zu veröffentlichen besbsichügt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ‚oder de betreffenden Classe. N R 8. N Re N 3. Auswärts werden ‚Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten ‚damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht aa; B\ 9. Rt ; Br 1. Neben der vollständigen Ausgabe ‚der Sen berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, BER Alten mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis “ in den Buchhandel gebracht get R, R 811. Br SR l. Jeder Verfasser einer unter den 1» Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke‘ mit einem ‚Umschlag, auf, Ann der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere‘ gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung. abziehen 2 zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem re digirenden Seere- tar Anzeige gemacht hat. ER Er Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt ‚der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz ‚hatte. \ Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem ‚gleichen Stück erschei- nenden wissensehaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende ‚Seeretar. j = } Kb Wr % 7 yon L@ Der religirende Secretar ist für den Inhalt des & geschäftlichen 'Theils der Sitzungsberieh te verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Iaichlung, nur dien V entase ö lie Der Satz einer Mit- SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN * AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XAXV. eg et MIT TAFEL V uno VI/ \IBRARy \ 08 N F% * Bu N un { z 2 / nu” 9. Junı 1891. u. yo, BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER,. & Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie: der Wissenschaften« zu erscheinen ‚aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) sl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 852; 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen sehs: rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 8A. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- ‚stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiteh in Octav in der gewöhnlichen Sehrift er Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er ‚dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden (lasse. et j g 8 h 3. Auswärts werden Correeturen nur auf bernd Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Earheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. s9 1. Neben der vollständigen Ausgabe dh ee berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher _ Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass diesöb en mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. N 1l. \ 1. Jeder Verfasser einer unter den. » Wissenschaft- liehen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit ‚erhält unent- geltlich fünfzig one an mit einem Umschlag, auf N der. Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon Becher dem re di gir enden Secre- tar Anzeige gemacht hat. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- “ nenden wissenschaftliehen Arbeiten; in. dieser Ensensehail) heisst er der redigirende Seeretar. \ 8729: IN. 1. Der re.ligirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach a Richtung nur die y. erfasser verantwortlich. Wenn SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN „AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXXVI XXXV. J 89 BAT, 16. 1891. Me ULI „Oy= | 5 on Lg u, BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende 1 Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«.) $ 1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. $ 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $ A. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welehe direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren "Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht anschören, ‚ sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaf. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚erforderliche Auflage eingeliefert ist. 8.7. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte LS © liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S 8. ENT H 3. Auswärts werden Correcturen nur auf NS Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten ‚damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach. acht Tagen. 59 Re 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitruige: berichte können bestimmte Kategorien, wissenschaftlieher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise ‚publieirt werden, dass nen! mit Sondertitel und fortlaufender ; Paginirung versehen ‘und mit besonderem Verkaufspreis | in den Buchhandel gebracht werden. A s 11. 1. Jeder Verfasser einer unter ‚den » Wissenschaft- he liehen Mittheilungen « abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf een der Titel der Arbeit wiederholt: wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Ss ecre- tar Anzeige gemacht hat. $5. ei Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den De hatte. Derselbe Seceretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser EIRSDEeEN N heisst er der redigirende RS $ 29. ne 1. Der redigirende | Seeretar ist für den“ Inhalt It des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder AT vr Richtung nur a Vv 'erfasser. verantwortlich. - s r > b BET 2 x i SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH. PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AXXVI. ya Os. 23. Junı 189118 Bi ag I & Er A 6, BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, IN COMMISSION BEI GEORG REIMER, Hierzu ein Carton S. 649 und 650. Anzeige. 1 > . . a. . . 2 K; Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu getreten, an deren Stelle » Sitzungsberichte« erscheinen aufgehört, und es sind für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Serle, 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr. gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine dureh den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Beriehte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8172: l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersieht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder dureh ein anderes Mit- elied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. - Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern,, welche der Akademie nicht angehören , sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus | | Redaction der »Sitzungsberichte«.) Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den } a Fer win er 2: Be Y « her Where te Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln Auflage eingeliefert ist. ur Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen‘ wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. Sa98 l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. i Soallik- 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen«e abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. 8.5. Den Bericht über jele einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftliehen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 1. Der redigivende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen ‚Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. die volle erforderliche BR RE ER RENT RHRITAE NE WON UL DE OT, 5 SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN ZU BERLIN. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ) AXXXNIX. XL MIT TAFEI. VI. N 30. Juuı 1891. Br] HIERBEI VERZEICHNISS DER IM ZWEITEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) SEE 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufenıe römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern: " $ 2. 1. Jeden Sitzungsbericht erö/net eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2%. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. ga. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlieh ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welehe direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- slied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Sehriften ordnungsmässig zu besehliessen. $ 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern , welche der Akademie nieht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und. von { besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. Seh Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- !iche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. S 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschiekt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 89 l. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. SUR l. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. S 5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissensehaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Seeretar. $ 29, 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. —— ee zz re SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 22. OctogBer 1891. BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. J Anzeise . ee Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »„Monatsberichte der Köreh Preussischen Akademie der een zu erscheinen aufgehört, und es sind getreten, Bestimmungen gelten. RE 3 an deren Stelle PN EZUNDEDETIGENEN (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) sl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. SNZ, 1. Jeden Sitzungsbericht eröfinet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftliehen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen en schakrlichen Arbeiten, ng zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen BRUCE nieht erscheinen konnten. s 8:4. v 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. ' S 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer nkadermkAhen Sitzung druckfertig or Bieet werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder ‚ haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache "angehörenden ordentlichen Miteliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren V erfasser der Akademie nieht angehören, hat er zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat Et: Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Sehrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden een sollen Abbildungen auf durchaus welche direct bei der Gesammt- einem Rn Classe. Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis. 4 ET —.- Pr ee e ee für welche unter anderen folgende Se u TEL Nothwendiges beschränkt werden. "Det Satz. einer "Mit- N theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Ki Text Enankehaltenden‘ Holzsehnitte fertig sind und. von y . besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage Kinseliefenl ist, - BR Ba 3 Eine für die Sitzungsberiehte. bestimmte ee 4 liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe. 3 des Bere Stückes anderweitig, sei es auch nur Ki ausZugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut seher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabkiohtisk, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der "Einwilligung der, Gesammtakademie ‚oder der 1 b ker 21 04 | We] R 4 ER 3. Auswärts werden Correeturen nur ee EN R Verlangen verschiekt. Die Verfasser verzichten damit . auf He ihrer Sn ‚nach ‚acht, Tagen. h j II \ k j } 9 BER, ur ; . x A NR « l. Neben der vollständigen Ausgabe !der, Sitzungs- 7 berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher ;R Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass nen! mit Sondertitel und fortlaufender \ in den Buchhandel gebracht werden. BR } 4 a e x RR EM y BETA RSIN- Al: Jeder Verfasser einer unter Aare „Wilden nchatt lichen Mittheilungen « abe edruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem. Umschlag, auf welchem der Titel ‚der Arbeit. wiederholt. wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zw eihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung. abziehen 2 zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem re digirenden Seere- s tar Anzeige gemacht hat. Br R ” [7] J . i Ai. 4 9 Den Bericht über Heaeh ee Sag stellt a Seceretar zusammen, weleher darin ‚den Vorsitz hatte. 072 Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht, über die Redac- i) tion und den Dru ck der in. dem gleichen ‚Stück ersehei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in BER, ‚Eigenschaft, 1 ‚Der reigirende Seeretar ish. für den. Inhalt Rs B yerie verantwortlich. R: Für alle übrigen Theile ee 1d nach jeder Richtung nur ‚die Verfasser ver Br We er r Segegar SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU. BERLIN. XLH. XLIM. 29. OeToBER 189]. MIT DEM VERZEICHNISS DER IM-DRITTEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER., ee ER >; Anzeige. Mit dem Deeemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende Bestimmungen gelten. (Auszug aus dem Reglement für die sl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $ 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröllnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 9%. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nieht erscheinen konnten. ga. 9. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Sehrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern,, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Redaction der »Sitzungsberichte«.) Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. S 7. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsiehtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 5.9. 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. $ 11. 1. Jeder Verfasser einer unter den » Wissenschaft- lichen Mittheilungen«e abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. S 5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. $ 29. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verantwortlich. ee ee rt 2 SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN 7U BERLIN. XLIV. 5. NovEnsBer 1891. BERLIN 13591. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. k j | a Ä ANZeISceHs, RE 2 Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die »Monatsberichte der Röneker e, Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, Bestimmungen gelten. an deren Stelle »Sitzungsberichte« (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) $ 1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. , SL 1. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über Be zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen ssinsehatlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. SA. %. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. S 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer ndmischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitelieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammnt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitsliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. . Mittheilungen von Verfassern , welche der Me nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung ‚der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. ? 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus der Verfasser einer aufgenommenen. wissenschaftlichen und es sind für welche unter: anderen folgende Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung ed erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text ter Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage Ainsellefr ist, T. j Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte ie N !iehe Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden” Stückes anderweitig, sei jest ‚aueh nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung -„ in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn - R - N S ; Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder. ae betreffenden GIRSSE SWL ERNE ea ER N BEEW 4 BE 2. er 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes DE: | Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagan I T u 1. 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Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem ‚gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; { in dieser. TRenugRei "3 heisst er der Be uN: Seeretar.. RR HLN A CH 2 Ie>Den reıligirende Seeretar. ist, für ek a des } geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte. verantwortlich. Für alle übrigen Theile ne nac Richtung nur die “% RE ‚tlie SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. ALV. XLVL 12. Novenmser 1891. os ER 2) ke 80 2 / BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mix dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben di Monsisbesichte de Kökiendh Preussischen Akademie der eng zu an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, erscheinen aufgehört, und es DH für - Bein gelten, 1.14 e ee; (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Si N 3. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr ER Stücke bilden vorläufig einen Band mit Erlen Fender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine Rech An Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8.2: 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. | 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der ' Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erscheinen konnten. S 4. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle NiebiantelieRer ‚ haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- ılirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akädemie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum. Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern , welche der Akademie nicht angehören , sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus der -nenden wissenschaftlichen Arbeiten : Kr! rs PEN L 5 ® x Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text Sinzmschalterätn Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche ’ Au eingeliefert ist, i EFERER, ’ ee welehe unter anderen folgende 1“ IR EEE ‚ ER, Tr ee sun Dee er z FE kin Eine für die Sitzungsberichte, bestimmte wissenschaft“ i liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der a des betreffenden Stückes anderweitig, sei, es \ auszugsweise ‘oder auch i in weiterer Ausführung , in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn aufgenommenen wissenschaftlichen Verfasser Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf“ er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie, oder der betreflenden Ode RR 0,7624. :ı r 8 » Fr ne . 3: Auswärts werden Correeturen. nur ER Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ‚ihrer Mittheilungen, nach acht Tagen. einer. 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Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück ‚erschei- | dieser ‚Eigenschaft, heisst er der Be Be ? iR geschäftlichen der an ‚ver en RN Für alle LÜDEIBER Theile derse be ‚sind n 1a LLIER di “ “ SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XLV1. 19. Novemger 1891]. TB wi: A \ 22 SR £ EN 2 1% BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER, ralerelereletalerelorelerelerSlStlSTeleteler=ler-1eTerS} Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahreanges 1881 haben die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu getreten, an deren Stelle » Sitzungsberichte« erscheinen aufgehört, und es sind für welche unter anderen folgende Bean gelten. (Auszug aus dem Reglement für die So 3. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit laufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine eh den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlanfende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 4 1. Jeden Sitzungsbericht eröfinet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. $ 28. l. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat, die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern,, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus | | | | Redaetion der »Sitzungsberichte«.) Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche . Auflage eingeliefert ist. STE Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liehe Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des ‚betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese en früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gespmntee ni oder der betreffenden Classe. 8 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. % 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kaitsorikn wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, ds Ihe mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in Han Bach panel gebracht garen Ss 11. 1. Jeder Verfasser einer unter den „ Wissenschaft- lichen Mittheilungen « abgedruckten Arbeit. erhält unent- geltlich fünfzig Sonderahärkicke mit einem Umschlag, auf tn der Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er en rechtzeitig dem redi Siren) den S e -ere- tar Anzeige gemacht hat. E Siorn 2 Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den ori hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissensehaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft heisst er der redigirende Secretar. B $. 29. £ Ar yz l. Der reıligirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. 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Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine Aurch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophiseh - historischen Classe ungerade Nummern. $ 2. i 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersieht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 3. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen EEcHeahafiichen Arbeiten, De zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, Anuoktertig übergebenen, dann die, welche in nen Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö-' rigen Stücken nieht erscheinen konnten. Ss 4. 3, Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. 8 28. ‘1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung Abwesende Mitglieder, druckfertig vorgelegt werden. sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder eorrespon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren "Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet seheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat Ale Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die. akademischen Schriften ordnungsmässig zu Basphlelsen. 8 6. %. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte | nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern , welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holsskhnikien sollen Abbildungen auf ‚durchaus ‘ . lichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit ‚erhä lt unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf heisst, er der ‚redigirende. Seeretar. für welche unter anderen De Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- 2 theilung wird erst begonnen, wenn ‚die Stöcke der i inden Text nknechaltenden Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ‚Ist, ; . RT: Sr! Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor ‚der Ausgabe des betreffenden” Stückes ‚anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden, Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen A LEN Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen SEHR beabsichtigt, als ihm ‚dies gesetzlich zusteht, bedarf” er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ‚oder der betreffenden Classe. 5 “3 FURL Fe et 3. Auswärts werden Correeturen | nur auf ee res ‚verschickt, mus Verfasser + verzichten. damit 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Se berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt RE werden, dass een mit Sondertitel und fortlaufender. & ' Paginirung versehen und mit besonderem. 1 'erkaufspreis in den Buchhandel gebracht EG i Sr] 1. Jeder Verfasser einer unter“ den »Wissenschaft- en welchem der Titel der Arbeit‘ wiederholt: wird. Dem Ve steht frei, aufs seine Kosten Den "Bericht über sag Een Sitzung stellt der 3 Seeretar zusammen, weleher ‚darin den. "Vorsitz hatte. ARE Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- ” tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei-. nenden wissenschaftlichen Arbeiten, dieser ‚Eigenschaft vo I Adern redligir ende Secretan ist { } geschäftlichen Theils. ‚der Sitzung sberich; i Für, alle ‚übrigen ee si SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN L. 3. Decemger 1891. BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1581 haben die » Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie an deren Stelle »Sitzungsberichte« Bestimmungen gelten. der Wissenschaften « getreten, zu erscheinen aufgehört, und es sind für welehe unter anderen folgende (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Bel, 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sntehen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit tortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. Ss I r Din ‘Jeden Sitzungsbericht erölinet eine Übersicht über ‚die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftliehen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlicehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nicht erseheinen konnten. S 4, 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften wird vierteljährlieh ausgegeben. 8.28, + 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen ‚Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- slied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen , deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet seheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. S 6. 2. Der Umfang Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern , welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher stirniune der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus der Mittheilung darf 32 Seiten in Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Anflage Shane ist. ST. ‚ £ Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden” Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. ! nn Wenn $ 8. 3. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. ’ uBanL nr Kr 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlieher Mittheilungen auch abgesondert' in der Weise publieirt werden, Abe An mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis in den Buchhandel gebracht werden. Ss ıl l. Jeder a Einer unter den „Wissenschaft. liehen Mittheilungen « geltlich fünfzig Sonderabgrücke mit einem Umschlag, auf welchem der "Titel der Arbeit wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher e eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er Uhlervon es ‚ae redi gi ren den Se eere- tar Anzuige gemacht hat. { : an Ra, Den Bericht über ‚jeıle einzelne ne stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsieht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten: in ‚dieser Eigenschait heisst er der redigirende Seeretar. IT ARE abgedruckten Arbeit erhält unent- ’ verziehten damit . l. Der reigirende. Baia er für ale: ichais dest j geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach. jeder ch. : Richtung nur die BR 'erfasser verantwo, li SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. LE LO. 10. DEecemger 1891. BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige. Mit dem Decemberheft des Jahrganges 1881 haben die » Monatsberichte der Königlichi] Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter an folgende x Bestimmungen gelten. - er ET 4 (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) 2 PERS 4 Sıle Nothwendiges beschränkt werden. Des Satz einer Be 3. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke, der in den Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach Text Esel den Holzschnitte fertig sind und von E jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche b jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit | Auflage Ense ist: RR. te) v m a: A fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten { $ 7. > Bra ER ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. ER ä Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte. BARLE ; liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe des betreffenden” Stückes. anderweitig, sei es. auch nur 4 auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- Ken Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabzichtigbe als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er .3 dazu der en We Gesammtakademie. oder der 3 betreffenden Classe. Gi PREDIR, = ’ 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen: Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. Rz BEER | 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- SER BE " IN Ta a: | wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der 3. Auswärts werden Correeturen. nur auf besonderes ] Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, Verlangen verschickt. _ Die Ver asser _ verziehten damit. 3 druckfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht SEA E Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- fr Ko $ E Rt: FR 3 rigen Stücken nieht erscheinen konnten. RN a 1; Neben der vollständigen ‚Ausgabe der. Sitzungs- ML a berichte können bestimmte Kategorien. wissenschaftlicher ” 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften Mittheilungen auch abgesondert in der "Weise publieirt i wird vierteljährlich ausgegeben. werden, dass lesen, mit Sonderxtitel und fortlaufender $ 28. Paginirung versehen und mit besonderem Verkaufspreis 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- in den Buchhandel aaa Be K a stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung RER BT Fe | druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, S EN 9 a 1 ' 12 sowie alle Nichtmitglieder ‚ haben hierzu die Vermittelung ar! eder Verfasser einer unter den „Wissenschaft | eines ihrem Fache choranden ordentlichen Ditsltedes lichen Mittheilungen« abgedruckten. Arbeit erhält unent- zu benutzen. ideen auswärtiger oder correspon- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf ; “ dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- welchem der Titel der Arbeit. wiederholt wird. bi akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der 2. Dem Verfasser steht frei, auf ‚seine Kosten ‚weitere vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert 1 glied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren zu unentgeltlicher eigener Vertheilung ‚abziehen : zu lassen, Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem sofern er hiervon rechtzeitig ee Ss eere- zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. i Be Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschliessen. 8 6. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Aiedennet nieht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft, 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen ‚auf durchaus tar Ban Bemgeht hat. 177 4 % ee 2 & RL BNR Den Bericht über See einzelne Sitzung stellt de Seeretar zusammen, welcher B darin den Vorsitz ‚hatte. Derselbe Seeretar führt ‚die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem leichen Stück | | nenden wissenschaftlichen Arbeiten; a Eigenschaft, ‚heisst er der a 3 vr N 9 % PL $2. EM f Re Pa ln Der edletrende, Voss ist für den Takakt “ en Theils der Sitzungsberie ichte eakeosieh] Für alle übrigen Theile derselben : sind nach. Jede . Richtung nur ‚die Verfasser a. g f a A Kar oe. a TR a SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN _ AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Lin. 17. Decemger 1891. BERLIN 1891. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Anzeige, Mit dem Decemberheft des eh, 1881 haben die „Mönatsheriehte, RN, Königlich, Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, und es sind 1 an deren Stelle »Sitzungsberichte« getreten, für welche unter anderen folgende : Bestimmungen gelten. Be (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der -Siungsbericten) BEN Ba SE 3, Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtliehen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlanfehder Paginirung. ausserdem eine use den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ördnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematisebhen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 82. b 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung EERIENSFR oO S > “Pie geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberi ehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten , Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, Aeklerhe übergebenen, ‘dann die, welche in früheren . Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen SAZUNBEN, gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der eingegangenen Drucksehriften wird vierteljährlich ausgegeben. 828, 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Niehtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger ‘oder correspon- -dirender Mitglieder, welche direet bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat die Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Sehriften ordnungsmässig zu beschliessen. j 8 6. 2. Der der Mittheilung darf 32 Seiten in Umfang Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern , welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser ‚Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. Re BIN 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Die einzelnen Stücke erhalten und zwar in der Mittheilungen, deren auszugsweise oder auch in weiterer Anstrhlune ST deut- Mittheilung tar Anzeige "gemacht. hab ER eapgenen Per werden. 12 Text euschälterden Holzschnitte fertig sind und von 1 besonders beizugebenden Tafeln die volle ‚efonderliohlg 4 Auflage EInBEhERITE ist.n.,® A RR F Eine für fi Sitzung gsberichte Dee ie liche Mittheilung darf in keinem Falle vor ‚der Ausgabe des betreffenden” Stückes anderweitig u, sei, es auch nur scher Sprache veröffentlicht sein oder, "werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen ‚diese anderweit früher zu . verö öffentlichen beabsichtist, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf er, 4 dazu der Einwilligung der Gesammtakademie ‚oder der. betreffenden Classe. RK Pr Ru, >) % $ 8. RR RN { - 3 Anewirts werden Correeturen nur a Ss Verlangen verschickt. "Die Verfasser | ee damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen En Tagen. - ’ ie %, abe Neben, der vollständigen Ausgabe der an 4 ) IA berichte können. "bestimmte Kategorien wissensehaftlicher Mittheilungen "auch. abgesondert. in. der Weise publieirt Fee "dass dieselben mit ‚Sondertitel und, fortlaufender 4 RN er ur: Er Jeder Verfasser einer une de geltlich fün zig. Sondermbarudke, mit. aaa \ hen auf N welchem der Titel der Arbeit, wiederholt wird. ' Dem N, steht, ES auf seine weitere FEIN 2" Nasa Re Den Bericht” über. jede ee steile el f Seeretar zusammen , welcher darin den "V orsitz. ‚hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über ‚die Redac- Y tion. und den Druck de, dem en Stück 'erschei- on; in nz Eigenschaft SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. (Ei \ W En, Ws er 24 O l ri l 20, 6 Jahrgang sg1. 890 VERZEICHNISS DER IM VIERTEN VIERTELJAHR EINGEGANGENEN DRUCK- SCHRIFTEN, TITEL, INHALT, NAMEN- UND SACHREGISTER. Anzeige. Mit dem Deremherhäk: des Jahrganges 1881 haben’ die »Monatsberichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften« zu erscheinen aufgehört, getreten, Bestimmungen gelten. an deren Stelle » Sitzungsberichte« und es sind für welche unter anderen folgende (Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«.) Stel; 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die an Stücke erhalten ausserdem eine durch‘ den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der ne kalisch- mathematischen Classe allemal Ba die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 8:2, 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftliehen Mit- theilungen und über die zur ET REREREESRURE, en geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Stalhechertehiee über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das, Stück gehört, ‚druckfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- vigen Stücken nieht erscheinen konnten. SA. 2. Das Verzeichniss der RIBSEANBEUCN Druckschriften wird vierteljährlich ausgegeben. N 28. 1. Die zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung druckfertig er werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle NEN haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Einsendungen auswärtiger oder correspon- dirender Mitglieder, elche direct bei der Gesammt- akademie oder bei einer der Classen eingehen, hat der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mit- glied zum Vortrage zu bringen. Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. Unter allen Umständen hat Air Gesammtakademie oder die Classe die Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Schriften ordnungsmässig zu beschlossen. 86. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in ; Octav in der gewöhnlichen Schrift "er Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern , welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Überschreitung: dieser Grenzen ist Umfanges beschränkt. nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Mittheilungen , deren heisst er gr ‚Seeretan. Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzsehnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die ale erforderliche Auflage eingeliefert ist. $7 SEEN Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte wissenschaft- liche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Ausgabe ‚des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur ‚auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deut- scher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissenschaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm dies gesetzlich zusteht, bedarf eı dazu der Einwilligung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. AL EIKLLSHBE 3. Auswärts werden RE nur auf besonderes Verlangen verschickt. , Die Verfasser verziehten damit auf Tlcheiflen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. * 8 9, x N 1. Neben der vollständigen Ausgabe der Sitzungs- berichte können bestimmte Kategorien wissenschaftlicher Mittheilungen auch abgesondert in der Weise publieirt werden, dass dieselben mit Sondertitel und fortlaufender Paginirung versehen und mit besonderem VZESUDBEER in ER Buchhandel gebracht werden. . | ! $ 11. E 1. Jeder Verfasser einer ER den » Wissenschaft- liehen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unent- geltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf en der Titel der ‚Arbeit "wiederholt wird. 2. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere x\ gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem re di Biren gi en 8 ecre- tar. Anzeige gemacht hat. Den Bericht über jede einzelne Sitzung. stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten; in dieser Eigenschaft | ER En Sr SED Der religirende Seeretar ist, für den Inhalt des geschäftlichen. "Theils der Sitzungsberichte verantwortlich. Für alle übrigen Theile derselben sind nach jeder r ale nur Be \ 'erfasser verantwortlich. RN EN A ii \ al Rn) I Ir Ih Y) ( aRıll