^^ßmm'^^^^ii^mmm .m^ Mm kimk 'ßf\i^e^mp\ 'i^m A- A A> .Cv ^^A':k', ^m^r^rs Uli \^^i^^3Mi:^mrsf^/^^i^mm^. ^^sm ^Ir^^l J AmiAiÄlikl^^: ^5C^'^ ^?^^ A ^.'^rv,--.;. ^.«•iW,AVji£>f^'.1 i ^ .^..^^«■ft*^»**'^^'e^AiAAÄÄÄA^ ^ibrarg üf tb ffiuseum OF COMPARATIVE ZOüLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. The gift of SITZÜNUS- BERICHTE DER GESELLSCHAFT NATURFORSCHENDEE FREUNDE zu BERLIN. JAHRGANG 1893. BERLIN. In Commission bei R. Friedländer und Sohn. NW. Carl- Strasse 11. 1893. T 11 h a 1 1 s - V e r z e i c h n i s s aus dem Jahre 1893. AscHERSON, lieber den metallglänzendeii Weinstein der Zähne von Wiederkäuern und das Goldkraut, p, 79. Bartels, lieber Dr. Holub's südafrikanische Ausstellung, p. 87. — lieber luftgeschorene und wiedererstehende Wälder, p. 121. — lieber Cassave-Brot, p, 189. Frenzel. lieber die Entstehung der Zellen in Drüsen und ähnlichen Epithelien, p. 39. Haase. (Siehe Möbius, p. 168, 242.) Hartmann, lieber Schutzfärbung der Kreuzspinne, p. 73. — lieber Verbreitung der Hyänen in Afrika, p. 74. — Ueber einen interes- santen Bastard zwischen männlichem australischen Känguruhund und weiblicher deutscher Dogge, p. 76. — Ueber die Feliden-Gat- tung Älachairodns, p. 88. — Tod, p. 127. Heider. lieber Gastrodes, eine parasitische Ctenophore, p. 114, 2 Fig. — Ueber die Bedeutung der FoUikelzellen in der Embryo- nal-Entwicklung der Salpen, p. 232. Heymons. Ueber die Entwickelung des Ohrwurms (Forficula cmricu- laria L.), p. 127. ~ Ueber die Entstehung der Geschlechtszellen bei den Insekten, p. 263, 2 Fig. tliLGENDORF. Bemerkungen über zwei Isopoden, die japanesische Süsswasser- Assel und eine neue Munna-Avt^ p. 1. — Ueber Be- zahnung der Gattung Mola (Orthagorwcus) , p. 3. — Ueber die von Herrn Dr. Büttner im Togolande gesammelten Onisciden und zwei neue Macruren, p. 152 u. 181. — Ueber eine neue Süss- wasser-Palaemonide aus Madagaskar (Bithynis hildebrandti), p. 244. Jaekel. Beurtheilung embryonaler Thierformen, p. 104. (Nur Titel.) — Ueber die Ruderorgane der Plaöodermen, p. 178. — Ueber Hölocrimis W. u. Sp. aus dem unteren Muschelkalk, j). 201. — Vorlegung neuer Crinoiden-Funde, p. 263. Kny. Ueber Milchsafthaare der Cichoraceen, p. 191, 1 Fig. Kolbe. Ueber afrikanische Mistkäfer (CatharsiuSj iJiastellopalpus)^ p. 131. KoRSCHELT. Ueber den Laich und die Embryonen von Eledone, p. 68, 2 Fig. IV Inhalts - Verzeichniss. VON Martens. Unio^ an welchen ein Stück der Wirbelgegeud abge- sprengt, p. 169. — lieber das Auftreten von Litho(jlyphus nati- coides C. Pfr. im Rhein bei Walluff unweit Wiesbaden, p. 269. Matschte. lieber einige von Herrn Oscar Neümann bei x\den ge- sammelte und beobachtete Säugethiere, Reptilien und Amphibien, p. 24. — Vorlage einiger Aquarellbilder von Bassaris astuta Lcht., Suricata tetradactyla Schreb. und Virerra ixirdiiia Geoffr. p. 60. — Zwei von Schreber beschr. Affen u. anscheinend neue Säuge- thiere von Afrika, p. 60. — lieber die weissnasigen Meerkatzen, p. 94. — Verbreitung der zur Gatt. ,X)ryx"- .Gehörigen Antilopen, p. 101. — Heber anscheinend neue afrikanische Säugethiere (Lei- macomys n. g.), p. 107. — Einige anscheinend neue Reptilien und Amphibien aus West- Afrika, p. 170. — Einige afrikanische Säuge- thiere, p. 175. — Ueber asiatische Wildesel, p. (190) 206. — Die unterscheidenden Merkmale der Hylohates -Avten, p. 209. — Ergän- zungen zu P. L. Sclater's Arbeit über CercopitJiecus , p. 212. — Zwei neue Affen (CercopitJiecus u. Hapale), p. 22.^. — Beitrag zur Kenntniss der Lebensweise von Frocavia, p. 228. — Ueber einige westafrikanische Säugethiere d. Senckenbergischen Museums, p. 252. Matzdorff. Ueber in Berlin aufgefundene leuchtende Regenwürmer, p. 19. Meissner. Ueber das Einnisten von Crenella marmorata (Forb.) in den Mantel der Ascidiella inrymea (MfLL.), p. 259. — Ueber eine anscheinend neue Süsswasser - Bryozoe (Lophopus jheringi d. siß.) aus Brasilien, p. 260. MÖBius. Ueber den 1. Band der Ergebnisse der Plankton - Expedi-- tion, p. 19. — Berichte der Commissiou für Erforschung des öst- lichen Mittelmeeres, p. 107. (Referat.) — Ueber die zoologische Station des Berliner Aquariums zu Rovigno, p. 119. — Ueber ein eierhaltiges Nest des Seestichlings Gasterosteus spinachia L., p. 167. — Nagelroche, I?. clavata L., Nahrung, Eier, p. 168. — Brief von Herrn Dr. E. Haase in Bangkok (Reise nach Ost-Siara), p. 168. — Brief Dr. Haases (Leuchtkäfer u. Telyphonen), p. 242. — Vorlegung eines Pilzes (Cordyceps), p. 242. — Vorzeigung der Ei- schale von Echidna hystrix, p. 269. MÜLLER. Ueber Durchwachsung der Narbenpapillen durch die Pollen- schläuche, p. 198. (Nur Titel.) Nehring. Bezweifelt die Nothwendigkeit der Einziehung der Gattung Faradoxocarpus , p. 52 , 4 Fig. — Bemerkungen über J. D. Tscherski's Beschreibung der Sammlung posttertiärer Säugethiere aus dem Janalande und von den Neusibirischen Inseln, p. 59. — Ueber Najaden von Piracicaba in Brasilien, p. 159. — Ueber Kreuzungen von Cavia aperea und Cavia cobaya, p. 249. Neuhauss. Vorlage von mikrophotographischen Eis- und Schneekry- stall- Aufnahmen, p. 18. PoTONiE. Ueber die systematische Zugehörigkeit der fossilen Gat- tung FoUicidite.s und über die Nothwendigkeit, die Gattung Pam- Inlialts - ] 'crzcichniss. Y doxocarpufi Nehring einzuziehen, p. 40. — lieber den Bau der beiden „Male" auf dem unteren Wangenpaar und der Seitennärb- chen der Blattabbruchstelle des Lepidodendreen-Blattpolsters, p. 157. — Ueber den Werth der Eintheilung und die Wechselzonen -Bil- dung der Sigillarien, p. 216. — Ueber die Beziehung der Wechsel- zonen zu dem Auftreten der Blüthen bei den Sigillarien, p. 243. Rawitz. Die Gegensätzlichkeit in der Ausbildung specifischer Sinnes- und Drüsenapparate, p. 183. Schulze. Ueber Systeme des Thierreichs, p. 220. — Referat betref- fend Prof. Richard Semon's Arbeit über die äussere Entwicklung des Cemtodus Forsteri, p. 257. Stadelmann. Beispiel der Formübereinstimmung einer Spinne {Myr- mecia sp.) und der bekannten südamerikanischen Ameise Crypto- cerus atratus (F.), p. 169. — Ueber australische Gallen, p. 231. ViRCHOW, H. Ueber die Spritzlochkieme der Selachier, p. 31. — Ueber die Augengefässe der Selachier, p. 33. Waldeyer. Ueber einen Fall von ektopischer Schwangerschaft bei Cynoceplidlus haniadryas, p. 246. Weltner. Ueber Metallausgüsse des Canalsystemes eines Süss- wasserschwammes, p. 4, Fig. 1. — Ueber die chemischen Analysen zweier Quellwasser aus dem Seengebiet von Rüdersdorf, p. 6. — Ueber die Autorenbezeichnung von SpongiUa erinaceus, p. 7. — Bemerkungen über die Gattung Ceratella s. Solanderia, p. 13. — Ueber Fährten, welche Clepsine beim Kriechen im Sande erzeugt, p. 190. Nr. 1. 1893. Sitzungs-Bericht der Gesellsetiaft iiatiirforschender Freunde zn Berlin vom 17. Januar 1893. Director: Herr Bartels. Herr HiLGENDORF machte Bemerkungen über zwei Isopoden, die japanische Süsswasser-Assel und eine neue 2Iuuna-kTt Am 2. Mai 1874 hatte ich zwischen Lemna in Gräben der japanischen Hauptstadt Tokio eine Anzahl Asellus ge- sammelt und nach Vergleich mit Bäte und Westwood, Hist. Brit. Sessile-eyed Crust. I. p. 343. mich zwar für die Verschiedenheit der japanischen von der europäischen Form ausgesprochen (Mitth. d. Deutsch. Ges. f. Natur- u. Völkerk. Ost-Asiens I, No. 5. p. 39, 1874): „Der Leib ist schmaler, das vierte Beinpaar stark verkürzt und am letzten Segment ist die Spitze einfach gerundet (in der Mitte nicht eingekerbt)", bei mangelndem Vergleichsmaterial indess auf eine Benennung Verzicht geleistet. Da in Asien die Asellus sonst fehlen, so ist wohl von vornherein eine artliche Ver- schiedeniieit wahrscheinlich, und C. Bovallius (Notes on Asellidae, Bihaug Svenska Vet. Akad. -Handl. II, No. 15, p. 13) hat denn auch auf obige Notiz hin die japanische Form mit dem Namen A. hilgendorfii'^) als Art unter- ') Bovallius versieht den Gattungsnamen mit einem Fragezeichen. Dazu ist sicher kein Grund vorhanden. Ich kann mir nur denken, dass hier ein sprachliches Missverständniss vorliegt. Ich sagte: „Die fragliche Aaellus-AxV'] diesen Ausdruck scheint B. dahin gedeutet zu 1 2 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. schieden. Die von mir mitgebrachten Exemplare (Zool. Mus. Berlin, Gen.-Kat. Criist. No. 6920) ergeben nun zwar beim Vergleich mit Exemplaren des Ä. aquaticus die Hin- fälligkeit einiger der nach Bäte u. W.'s Angaben hervor- gehobenen Merkmale; dafür lassen sich indess andere, neue einer Diagnose einfügen. Die von mir erwähnte Einkerbung der Telsonspitze fehlt beim europäischen Äselhis gleichfalls; es liegt hier offenbar ein Zeichenfehler bei Bäte vor. Ebenso ist bei beiden Arten das vierte Bein kürzer als das dritte; bei A. aquaticus jedoch weniger auffällig (nur um V» etwa) als bei A. hüg., ^Y0 es ^/s bis % der Länge des dritten Beins besitzt. Bäte zeichnet mit Unrecht das vierte als das längere von beiden. Dass der Leib der japanischen Art schmaler ist. bleibt richtig: As. hüg. hat bei einer Körper- länge von fast 10 mm (Rostrum- bis Telson- Spitze) nur 3 mm Breite, ein aquaticus von 9 mm Länge über 3^2 mm Breite. — Die grossen Fühler des A. liilg. sind kürzer (nur 6 mm gegen 8); das Basalglied der Uropoden ist kürzer und verhältnissmässig breiter, die ganzen Uropoden etwas kürzer {2^1 2 mm). (Die zwei verglichenen Exemplare sind Männchen.) — In der Zahl der Ocellen (4—5 jeder- seits) schliesst sich A. hilg. dem aquat an (der nordameri- kanische A. cmnmunis besitzt erheblich mehr derselben, wenigstens 20) ; nur ist die Vorwölbung der Augengegend bei hilg, schwächer. Auch die Pleopoden, sowohl beim cT als beim $ , zeigen keine erheblichen Abweichungen zwi- schen beiden Arten. Munna studeri n. sp. Bei dem Schleppnetz-Zuge vom 6. Februar 1875 in der Nähe der Kerguelen- Inseln (vergl. Forschungsreise S. M. S. „Gazelle" III 1889, p. 149) wurden von der „Gazelle" in 115 Fd. ausser den schon in der Liste 1. c. aufgefühi'ten Crustaceen auch eine grössere Zahl haben, dass ich den Asellus-ChsLV2Lkter in Zweifel ziehen wolle, während ich das Wort „fraglich" nur als harmloses Synonym von „in Rede stehend" oder „unsere Art" gebraucht hatte. Sitzung vom 17. Januar 1893. 3 Podoceropsis und mit diesen zugleich, an derselben Sertii- larienmasse sitzend, eine 3Iimna-Ai't erbeutet, welche unter den von Studek 1884 veröffentlichten Isopoden der „Ga- zelle "-Expedition noch nicht erwähnt ist. Länge (ohne Antennen) 3 mm. Breite etwa 1^2 mm. Ein Exemplar, das ich öffnete, zeigte die Eier einreihig in beiden Ovarialsträngen angeordnet. Auffallend anders ge- formte Exemplare, die cT hätten sein können, sah ich nicht, auch keine weiblichen Exemplare mit Bruttaschen. Die Augen auf einem deutlichen Stielchen. Kopf oben mit zwei Höckern, die nach der Stirn zu sich nähern (ähnlich scheint es bei Haliacris antarctica Pfeffer zu sein). Die Fuss- paare nehmen nach liinten regelmässig zu (etwa wie bei 31. fabrki in Harger's Abbildung). Die Epimeren laufen in eine massig scharfe Spitze aus. Das Abdomen kugel- ähnlich, vorn deutlich verschmälert, hinten mit einer scharfen Spitze. Die verkümmerten Uropoden besitzen einen starken, nach hinten sehenden Fortsatz an der Spitze (ähnlich wie Bäte u.Westw.. Br. sess. Crust., II. p.325, Fig. 2, zeichnen). Farbe gelb, ungefleckt. (Mus. Berol. Cat. gen. Crust. 8585.) Derselbe sprach über die Bezahnung der Gattung 3Io l a (Ortlmgoriscus). In Anschluss an seinen Aufsatz über die „sog. zu- sammengesetzten Fischzähne" (diese Sitzber. 1886. p. 87) hebt der Vortragende hervor, dass sich die Gattung Mola Cuv. (=rr Orihagoriscus Bl. Schn.) im Gebiss wesentlich von den nächsten Verwandten (Biodon, Tetrodon) unter- scheidet. Das Innere der zahntragenden Knochen ist bei 3Iola nicht mit in Knochenmasse eingebetteten Ileserve- zähnen angefüllt, sondern die Zähne entwickeln sich in geringer Zahl an der medialen (bezw. hinteren) Fläche des Kiefers; sie sind schon beim Entstehen frei, nur zwischen den Weichgebilden der Mundhaut versteckt, zunächst noch beweglich, wachsen dann aber auf dem Kieferknochen fest. Dicht hinter dem schneidenden Kieferrande, welcher ledig- lich aus Knochensubstanz besteht und keine Zähne er- kennen lässt, scheinen sie durch Abnutzung zu verschwinden. 4 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Jeder einzelne Zahn ist mehr oder weniger plattig, die Platte dem Kieferknochen ungefähr parallel gestellt. Bei Mola mola (L.) sind sie kleiner, bei 3L truncata (Retz.) aber so ausgedehnt, dass im Unterkiefer jederseits nur zwei Zähne auf die Kieferlänge kommen, im Oberkiefer gar nur ein einziger. Sehr abweichend ist auch die Struktur der Zähne. Während bei Tetroäon fast nur Schmelz und ab und zu ein w^enig Vasodentin (mit groben, baumförmigen Röhren) anzutreffen ist. bei Diodon aber neben einer kräf- tigen Schmelzplatte eine dünne Unterlage von echtem, parallelfaserigem Dentin und darunter eine gleich dünne Schicht Vasodentin, ist bei 3Iola (mola) nur Vasodentin mit einer homogenen festeren Grenzschicht von geringer Dicke vorhanden, welche kaum als Schmelzsubstanz gelten kann. Es sind also wesentlich nur die äussere Form und die Ent- stehung an der Oberfläche des Knochens, welche die Bezeich- nung Zahn rechtfertigen. Selbst das Vasodentin ist von der Substanz des Kiefers, wenigstens des härteren Theiles, kaum verschieden. --- Auffällig ist, dass bei 3Ioh mola die Knochenspitzchen, welche die äussere Haut des Fisches bedecken, sich auch noch hinter den Kiefer auf den Gaumen nach hinten ziehen, ähnlich wie dies bei Selachiern statt hat. An den vorgelegten Dünnschliffen der Kiefer erkennt man schon mit blossem Auge den Mangel des bei Diodon und Tetrodon sich durch milchweisse Färbung hervor- hebenden Schmelzes. Aehnliche Anordnung der Zähne wie die Scarina haben übrigens wohl auch die Odacina. Bei Coriodax zeigt mir ein Kieferquerschschliff 5 auf einander reitende, mit der Spitze der Kieferschneide zugewandte Zähne. Auch hier wird der Kieferknochen abgewetzt. Auch sonst dürften unter den Labriden wohl noch einige Beispiele von Dentes obtecti auftauchen. Herr W. Weltner zeigte Metallausgüsse des Canal- systemes eines Süsswasserschwammes vor. Eine Vorstellung von dem Verlaufe der ein- und aus- führenden Canäle eines Schwammes gewinnt man durch Sitzung vom 17. Januar 1893. 5 Combination einer Reihe aufeinander folgender Schnitte. Aus diesen lässt sich dann weiter mittelst des Embryo- graphen von His unter Anwendung der Bokne' sehen Platten- methode das Canalsystem körperlich darstellen. Um von dem gröberen Bau dieses Systemes auf einem weniger mühsamen Wege ein entsprechendes plastisches Bild zu er- halten, haben Herr Dr. Tornier und ich Versuche gemacht, an einem Süsswasserschwamm (Ephydatia fluviaülis) die Cauäle mit dem Woou'schen Metall auszugiessen. Zu diesem Zwecke Avui'den Schwammstücke, an denen die Oscula weit entfernt von einander lagen, in 96 Vo Alkohol abgetödtet und au der Luft getrocknet. Das Metall w^urde mit einer Spritze unter massigem Druck in eine Oscularöffnung hin- eingetrieben und die so injicirten Stücke in bekannter Weise mit schwacher Kalilauge von den Schwammtheilen befreit. Es wurden auf diesem Wege Präparate erhalten, die nicht nur gut die Ausgüsse der gröberen ausführenden Canäle zeigten, sondern auch (und zum Theil mit diesen unmittel- bar zusammenhängend) die einführenden Canäle in Gestalt von ziemlich geraden, senkrecht zur Schwammoberfläche verlaufenden, rundlichen Balken zum Ausdruck brachten. Diese Anordnung des senkrechten Hinabsteigens der Ein- strömungscanäle bei den Spongilliden stimmt überein mit den Angaben, welche F. E. Schulze über die einführenden Canäle bei Spongiden, Chondrilla und anderen Schwämmen gemacht hat. Noch besser gelangen die Versuche, das Canalsystem der Spongillide mit dem Metall zu füllen, dadurch, dass eine grössere Menge desselben auf die natürliche Ober- fläche eines befestigten Schwammstückes aus massiger Höhe hinaufgegossen wurde, bis das Stück gefüllt war. Bei allen unseren Ausgüssen ist natürlich in Folge des Trocknens der Schwammstücke das Lumen der Canäle ver- grössert, ebenso sind vielfach die einführenden Gänge und die Aeste der Auströmungscanäle durch dicke Brücken mit einander verbunden, weil sich die feineren Canäle und die Geisseikammern beim Trocknen des Schwammes zu grösseren Lakunen erweitert hatten und sich vielleicht auch ß Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. beim Guss das schwere Metall eigene Bahnen gebrochen hat. Von den Subdermalräumen ist nirgends etwas zum Ausdruck gekommen. Abgesehen von diesen Mängeln geben die Präparate eine deutliche Vorstellung von dem Verlaufe der Canalsystems. Wenn beim Guss die Schwammoberfläche (d. h. die äussere Haut) von einer dünnen Metalischicht bedeckt wurde und diese erstarrt war, so zeigten sich auf ihr viele feine Spitzen. Das sind die Abdrücke der aus dem Schwamm hervorstehenden Enden der Nadelbündel. Metallausguss von Ephydatia fluv. Fast 2/1. a ausführendes Canalsystem. — h Basis des Schwammstückes. e einführende Canäle. — A Oberhaut. — o Osculum. Derselbe theiltedie chemischen Analysen zweier Quellwässer aus dem Seeengebiet von Rüdersdorf mit. Da das Vorkommen von Cordyloplwra lacustris in den Gewässern des Binnenlandes nach den bisherigen Mitthei- lungen ein sehr seltenes ist, so schien es dem Vortragen- den von Interesse, näheres über die chemische Zusammen- setzuDg der Gewässer von Rüdersdorf, in denen Cordylophora nachgewiesen ist (s. diese Blätter, Jahrg. 1892. p. 77), in Erfahrung zu bringen. Herr Dr. C. Roth, Besitzer des Mineral Wasserwerks „Rüdersdorfer Sprudel" hatte die Güte, das folgende darüber mitzutheilen : „Meines Wissens ist eine Analyse der mineralischen Bestandtheile der Wässer der Rüdersdorfer Seen bislang nicht ausgeführt worden. Indessen ist Ihre Vermuthung, dass sich die Quellwässer der Umgebung, die zum über- Aviegenden Theil das Material für die Speisung der qu. Seen liefern, durch einen sehr hohen Gehalt an Kalk und namentlich auch an Magnesia auszeichnen, wohl begründet. Das Gleiche ist hinsichtlich des Kohlensäuregehaltes der Sitzung vom 17. Januar 1893. 7 Fall, nur mit der Einschränkung, dass freies Gas in keinem der mir bekannten Seen bezw. den Zuflüssen zu denselben von mir beobachtet worden ist. Alle Kohlensäure ist viel- mehr im halbgebundenen Zustande mit Kalk und ]\iagnesia vorhanden. Um Dmen Anhaltspunkte zur Beurtheilung der Sie interessirenden Fragen zu bieten, lasse ich die Analyse von zwei Quellwässern — also nicht von Seewässern — folgen, wobei ich bemerke, dass sich dieselben so gut wie ausnahmslos in die umgebenden Seen ergiessen. Von allen diesen Wässern ist — wie ich in Parenthese bemerken will — mein Sprudel der kalk- und magnesiahaltigste." II. Quelle vis-ä-vis vom Rüders- I. Rüdersdoifer Sprudel. dorfer Sprudel, am westlichen Steighöhe 5 m über das Niveau des Ufer des Stinitzsees. Ca. 80 m Stinitzsees. Entfernung von letzterem vom See entfernt. Ausfluss ohne ca. 40 m. Elevation über die Oberfläche. Gesammtrückstand im Liter 267,33 mg. Organische Stoffe - - 21,50 - Mineralische Bestandttheile im Liter 245,83 - Kalk (CaO) im Liter . . . 107,00 - 68,09 mg im Liter. Magnesia - - . . . 13,33 - 10,21 - - Eisenoxyd - - . . . 3,65 - 2,53 - - Natron - - . . . 9,61 - 5,09 - - Chlor - - . . . 5,44 - 6,78 - - Schwefelsäure - . . . 3,94 - 3,26 - - Kohlensäure gebunden und halb gebunden .... 204,046 - Derselbe sprach über die Autorenbezeichnung von Spongilla erinaceus. In den Monatsberichten der Kgl. Akad. Wiss.. Berlin 1841, p. 363, theilt Ehrenberg mit, er sei durch eine Ab- bildung, w^elche Turpin (Compt. rend. 1838, T. 7) von den Nadeln eines als Spongilla lacustris bezeichneten Schwammes gegeben habe, zu der Ueberzeugung gekommen, dass dieser Schwamm nicht S])ongilla lacustris sei, weil die von Turpin gezeichneten Nadeln mit Stacheln bewehrt seien, während bei den nordischen Formen nur glatte Nadeln Yorkämen. Jene mit stacheligen Nadeln versehene pariser Spongille nennt Ehrenberg ^Spongilla (Baäiaga) erinaceus,'' 8 GeseHschaft mxturfwschender Freunde, Berlin. Später (]. c. 1846, p. 100) meldet Ehrenberg, dass ihm nuD auch eine mit rauhen Nadeln versehene Spongille von Sabor in Schlesien zugesandt sei. welche „einen unver- ästelten. zolldicken üeberzug über Wurzelwerk unter Wasser" bilde. Ohne eine weitere Beschreibung zu geben, nennt Ehrenberg auch diese Spongille SpongiUa erinaceus. Er fügt noch hinzu, dass man Sp. erin. bei Berlin noch nicht im lebenden Zustande gefunden habe, dass er aber die meisten Nadelformen, die er in dem Exemplar von Sabor beobachtet habe (1 Aniphidiscus, 1 Litliasteriscus und 22 Spongolithis) auch aus den fossilen Infusorienerden aus und bei Berlin kenne. Als nun Lieberkühn in den Jahren 1853 — 55 seine Untersuchungen über die Spongillen der Spree in Berlin an- stellte, sah er sich genöthigt, nach dem Vorgange Ehrex- berg's die Spongillen nach der Beschaffenheit ihrer Nadeln einzutheilen. Er stellte fünf Arten auf. w^elche er nur kurz aber so treffend beschrieb, dass die von ihm angegebenen Merkmale allen späteren systematischen Arbeiten über die Süsswasserschwämme als Grundlage gedient haben. Die fünf Arten Lieberkühxs sind: SpongiUa erinacetis, müllert^ fluviatilis, lacustris und eine fünfte unbenannte Art, welche synonym mit der von Leidy Sp. fragüis getauften Art ist. lieber die Sp. erin. äussert sich Lieberkühn (Müllers Archiv 1856. p. 404. Taf. 15, fig. 31 u. 32) in folgender Weise: „Eine dritte Art fand ich in solchen Spongillen, deren Gerüst fast ausschliesslich ans knorrigen und auf der ganzen Oberfläche mit kleinen Spitzen versehenen Nadeln besteht. Ehrenberg hat diese Spongillen SpongiUa erina- ceus genannt; sie kamen hier einige Male auf Gegenstän- den vor, welche im Spreewasser gefunden waren. Die in ihnen steckenden Gemmulä waren sämmtlich von Amphi- disken mit ganz abweichender Form besetzt. Diese Amphi- disken bestehen nämlich aus einem Stäbchen, an dessen Enden nicht gezackte, sondern runde Räder aufsitzen; die Räder oder Scheiben haben in ihrer Mitte auf der vom ge- meinsamen Stäbchen abgewendeten Seite eine feine kegel- förmige Erhabenheit. Die Amphidisken stecken mit dem Sitzung vom 17. Januar 1893. 9 eiuen Rade in der Schale fest, in welcher sich entsprechende Vertiefungen vorfinden; das andere Rad ragt frei hervor. Ihre Grösse unterliegt ähnlichen Schwankungen, wie die der bekannten." Auf p. 510 hebt Liebb:kkühn dann noch die Unterschiede zwischen erinaceiis und müllcri hervor. Nach dem bisher Gesagten müsste also die von Ehren- berg benannte Art SpoiKjiUa erinaceiis Ehrenberg heissen und die gleichnamige Form Lieberkühns mit Ehrenbergs Sp. erinaceus synonym sein. In folgendem werde ich zeigen, dass die von Turpin abgebildete ^.SponglUa lacustris^ aller- dings mit der von Ehrenberg Sp. erinaceus von Sabor genannten Form zusammenfällt, dass aber 5^j. erm. Ehren- berg nichts anderes als die SpongiUa lacustris der Autoren ist. Und da nun ferner, wie sich noch ergeben wird, die Sp. erinaceus von Lieberkühn mit der gleichnamigen Form von Ehrenberg nicht synonym ist, so ist zwar Ehren- berg der Vater der Bezeichnung erinaceus, Lieberklhn aber derjenige, welcher erst unter diesem Namen eine neue Art kenntlich beschrieb und abbildete. Die Bezeichnung erinaceus muss aber fallen und ich schlage für die Sp. eri- naceus von Lieberkühn die Bezeichnung Sp^ongilla horrida (nach der Eintheilung von Veidovsky: Trochosp>ongilla hor- rida) vor. In der von Ehrenberg angezogenen Arbeit Turpins sind die Figuren auf der Tafel nicht als SpongiUa lacustris bezeichnet, sondern mit der Ueberschrift .,,Spongilla fluvia- tilis'^ versehen. Die Figuren selbst und die Tafelerklärung lassen keinen Zweifel, dass Turpin nach der Lieberkühn- schen und der heutigen Auffassung eine EusjMngilla lacustris der Autoren vor sich gehabt hat. Er bildet nämlicli so- wohl die glatten Gerüstnadeln (Fig. 6) ab. welche in der Figur weit über die Enden der kegelförmigen Erhabenheiten an der Oberfläche des Zweiges hervorstehen und giebt auch in Fig. 5 Zeichnungen von den Belagsnadeln der Gemmulä. Auch die in Fig. 3 dargestellten Nadeln, welche den Weich- körper festigen sollen, scheinen mir nur stärker vergrösserte Gemmulänadeln zu sein, wie aus ihrer Gestalt und der Art der Bedornung, sowie aus dem Umstände hervorgeht, dass 10 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. neben diesen Nadeln und den abgebildeten Schwammzellen auch eine Gemmula liegt. Es ist aber auch möglich, dass die in Fig. 3 dargestellten Nadeln wirklich die den Weich- körper stützenden Fleischnadeln sind. Man findet diese Microscleren durchaus nicht immer in gleicher Menge bei Eusp. lücustris; in manchen Exemplaren z. B. der Spree, fand ich sie nur sparsam, in den in Teichen und Seen leben- den Schwämmen aus der Umgebung Berlins waren sie stets ungeheuer zahlreich. Auf solche Exemplare mit sehr zahl- reichen Fleischnadeln gründete Noll seine Sp. lieherhühni. Lieberkühn (Müllers Archiv 1856, p. 412 und 1857, p. 378) erwähnt das Vorkommen dieser Nadeln in der Haut seiner Sp. lacustris und fügt hinzu, dass sie den BelagsDadeln der Gemmulä glichen, was ich freilich für die von mir aus der Spree untersuchten Sp. lacustris nicht bestätigen kann. Sehr spät, erst im Jahre 1870 hat Ehrenberg (Ueber die wachsende Kenntniss des unsichtbaren Lebens als fels- bildende Bacillarien in Californien. Abh. Kgl. Ak. Wiss. Berlin. 1870. Tai 3) die 24 Phytolitharienspecies, welche er 1846 aus seiner Sp. erüiaceus von Sabor namhaft ge- macht hatte, beschrieben und abgebildet. Es befindet sich ein Exemplar dieses Schwammes im Kgl. Museum für Natur- kunde in Berlin in der grossen von Ehrenberg musterhaft geordneten Sammlung, die die Belegstücke zu seinen Arbeiten enthält. Es trägt die von Ehrenberg geschriebene Etiquette: ^Spongüla erinaceiis von Saabor." Mb. 1846, p. 100. Es sind drei grössere, unverzweigte Stücke; das eine klumpig und mit kurzen Zapfen versehen, die zwei anderen sind gestreckt. In den centralen Partien derselben fand ich zahlreiche Gemmulä. Wie nun schon ein Blick auf die von Ehrenbrrg gegebenen Abbildungen der Spikula von Sp. erinaceus zeigt, sind hier Nadeln verschiedener Schwamm- species aufgenommen. Die Fig. 1, 21—23 gehören zu JEphy- datiamülleri (Lbkn.). Die Fig. 3—20 sind abnorm gestaltete Spikula (in den Originalzeichnungen Ehrenbergs finden sich noch eine Anzahl anderer und in den von mir gefer- tigten Präparaten kommen deren noch andere vor); sie können möglicherweise alle zu Eusp. lacustris gehören, aber Sitzung vom 17. Januar 1893. H jedenfalls nicht zu Sp. erinaceus Liebekkühn. Durch meine Präparate liess sich weiter feststellen, dass die Gerüst- nadeln (Macrosklere) ziemlich alle von gleicher Länge sind, sie sind aber nicht gleich dick. In Ehkenberg's Fig. 2 ist eine Mittelform wiedergegeben. Was nun endlich die kleine bedornte Nadel. Fig. 24, angeht, worauf Ehrenberg seine Sp. erinaceus gründete, so gleicht diese der im Schwämme ungeheuer zahlreichen Fleischnadel. Obwohl nun auch auf den Gemmulä der Spongille von Sabor neben glatten und schwach bedornten, gekrümmten Nadeln solche Fleischnadeln liegen, so hat Ehrenberg möglicherweise auch eine solche Gemmulanadel, welche der Fleischnadel ganz gleicht, abge- bildet, aber ich glaube, dass Ehrenberg diesen Umstand erw^ähnt haben würde. Es sei dem nun. wie ihm wolle, jedenfalls geht aus Ehrbg.'s Abbildungen hervor, dass Sp, erinaceus Ehrbg. und Sp. erinaceus LIeberkühn zwei ver- schiedene Dinge sind. Ehrenberg hat 1870 keine Notiz von der Arbeit Lbkn.'s genommen. Er würde sonst ge- sehen haben, dass Lbkn. die Abhandlung Turpin's nicht gekannt hat, sondern auf die Autorität Ehbrg.'s hin die- jenige Spongille der Spree, deren Gerüstnadel (Macrosklere) sehr stark dornig war, mit den von Ehrbg. für die TuRPiN'sche Form angewandten Namen erinaceus belegt hatte. Ich habe auch die von Ehrbg. im Atlas der Micro- geologie (1854) im Namenregister p. 28 mit Sp. erinaceus bezeichneten Nadeln mit einander verglichen. Es sind unter dieser Benennung grössere und kleinere, stärker und schwächer bedornte Nadeln abgebildet, die offenbar verschiedenen Arten angehören. Es ist schwer zu entscheiden, ob unter den Nadeln solche von Sp>. erinaceus Lbkn. sind; vielleicht stellt Fig. 120, Taf. 14 (aus Infusorienablagerungen unter Berlin) eine Gerüstnadel dieser Art dar. Auch die auf derselben Tafel in Fig. 116. 117 und 118 als Spongolithis aspera, spinulosa und fistulosa bezeichneten Nadeln gehören wohl hierher, es sind stark dornige mit grossem Centralkanal und seitlichen in die Dornen sich erstreckende Kanäle ver- versehene Nadeln, welche sehr mit den Abbildungen über- einstimmen, die Petr (Sitzber. Kgl. böhm. Ges. Wiss. 1887) 12 Gesellschaft naturfor sehender Freunde, Berlin. von Trochosp. erinaceus gegeben hat. — Die in der Micro- geologie als /S)j. lacustr'is zusammengefassten Nadeln gehören, soweit es sich um die glatte Gerüstnadel (Macrosklere) handelt, anscheinend grösstentheils zu dieser Art; dagegen ist Fig. 55 Taf. Viii eine dornige Nadel irgend eines Süss- wasserschwammes ; Fig. 49 Taf. XVIi kann möglicherweise wieder zu Eiisx). lacustns gehören. Unter den in der Micro- geologie als Spongolithis aspera auftretenden Nadeln stimmen sehr viele mit der kleinen rauhen Fleischnadel von Ensp. laciistris üb er ein. Die Synonymie der Eusp)onyiUa laciistris und Trocho- spongilla erinaceus ist von Vejdovsky (Potts. Fresh Water Sponges. Proc. Ac. Nat. Sc. Philadelphia 1887, p. 172 etc.) gegeben worden. Unter Berücksichtiguug des oben Aus- einandergesetzten und Hinzunahme der seit 1887 erschienenen Litteratur ist die Synonymie der genannten Arten wie folgt zu erweitern: Euspongilla lacustris Autt. Spongilla fluviaülis Türpin, 1838. erinaceus Ehrekberg, 1841, 1846, 1870. lacustris Lieberkühn, 1856. Euspongilla rhenana Ketzer bei Wierzejski, 1888 (Verh. k. k. zool. bot. Ges., Wien, 38. Jahrg.) Euspongilla lacustris bei Girod, 1888 (Trav. Labor. Zool. Fac. Sc. Clermont Ferrand, T. I). Sxjongilla lacustris und rhenana bei Girod, 1889 (Revue Sc. du Boiirbonnais et du Centre de la France, T. II). Spongilla lacustris bei Sowinski, 1889 (Mem. Soc. Natur. Kiew, T. X). Euspongilla lacustris Autt. und Spongilla rhenana Retzer bei Weltner, 1891 (Zacharias, Die Thier- und Pflanzen- welt des Süsswassers) und 1892 (Naturwissenschaftl. Wochenschr., H. Potonie). TrochospongiUa horrida n. sp. Non Sp)ongilla erinaceus Ehrenberg, 1841, 1846, 1870. Spongilla erinaceus Lieberkühn, 1856. TrochospongiUa erinaceus Ehrbg. bei Girod, 1888 (1. c). Sitzung vom 17. Januar 1893. 13 Meyenia erinacea Ehrbg. bei Girod, 1889 (1. c). SpongiUa mülleri? bei Sowinskl 1889 (1. c.)^). Trocliospongilla erhmceus Ehrbg. bei Weltner. 1891 (1. c.) und 1892 (1. c). Der Umstand, dass Ehrbg. die Beschreibungen und Abbildungen der Spicula seiner SpongiUa erinaceus einer Arbeit einverleibt hat, deren Titel hierauf nicht schliessen lässt, ist die Veranlassung gewesen, dass von allen Autoren die Sptongilla erinaceus Ehrbg. 's aufrecht erhalten worden ist. Derselbe machte weiter Bemerkungen über die G-attung CerateUa s. Solanderia. Die Zoologische Sammlung des Museums für Natur- kunde in Berlin besitzt seit langer Zeit eine Anzahl der von Gray als Ceratelladae beschriebenen Organismen, über deren systematische Stellung bis in die neueste Zeit Un- klarheit geherrscht hat, bis es Bale (1888) und Spencer (1892) durch Untersuchung von Exemplaren mit Weich - theil gelang, die Zugehörigkeit der Ceratellen zu den Hydroidpolypen nachzuweisen. Wie schon Carter richtig vermuthet hatte, haben die Ceratellen gewisse Beziehungen, besonders im Bau des Skeletes, zu den Hydractiniiden, sie weichen aber anderweitig nach Bale u. Spencer so erheblich von diesen ab, dass die Beibehaltung einer besonderen, [von ihnen Ceratellidae (Ceratelladae) genannten] Familie ge- rechtfertigt ist. In der neuesten Arbeit über diesen Gegenstand (Spon- giologische Beiträge von W. Marshall, Leipzig 1892) kommt der Verfasser, ohne allerdings von den Abhandlungen von Bale und Spencer Kenntniss genommen zu haben, auf Grund der Untersuchung an getrocknetem (!) Material zu dem Schluss. dass die Ceratelliden polyzoische Horn- schwämme seien. Da keinem der Autoren die Litteratur über die Ceratelliden vollständig bekannt gewesen zu sein *) Die Bestimmungen von Sowinski sind zum Theil unrichtig; ich komme im Jahresbericht (Arch. für Naturg.) hierauf zurück. 14 Gesellschaft naturfmschender Freunde, Berlin. scheint, so will ich ein vollständiges A^erzeichniss der ein- schlägigen Arbeiten mit kurzer Inhaltsangabe geben. 1846. DüCHASSAiNG et Hardouin Michelin, Notes sur deux polypiers appartenant ä la famille de Coraiix. Revue Zoologique, p. 218. Beschreibung von Solanderia gracilis, die zwischen Corallmm und Melitciea gestellt wird. Heimath Guadeloupe. 1850. P. DucHASSAiNG, Auimaux radiaires des Antilles, p. 20—21. Paris. Nur Wiederholung. 1857. H. Milne-Edwards, Hist. nat. des Coralliaires. T. 1, p. 189. Paris. Eine Nachuntersuchung eines der Ori- ginale ergab, dass Solanderia zu den Gorgoniden gehöre. 1860. P. Düchassaing et G. Michelotti. Memoire sur les Coralliaires des Antilles. p. 34. Turin. Wieder- holung des schon 1846 Mitgetheilten. 1868. J. E. Gray, Notes on the CerateUadae, a family of Keratose Sponges. Proc. Zool. Soc. London, p. 575 bis 579, Fig. 1 u. 2. Diagnose von Ceratella u. Dehitella. Beschreibt zwei Arten: C. fusca, New South Wales, Bondy-Bay, und D. atronibens, Australia? — Ohne Berücksichtigung der früheren Arbeiten. 1870. P. Wright, Note on Dehitella atrondjens Gray. Quart. Journ. Micr. Sc. London, p. 83—84, Fig. 1 u. 2. Untersucht das Skelet, findet Fremdkörper darin und hält die CerateUadae für verzweigte Hornschwämme. 1870. KöLLiKER, Beiträge zur Kenntniss der Polypen. Verh. phys.-med. Ges. Würzburg. N. F., IL Bd.. p. 1 bis 6 d. Separat., Taf. 3. Untersuchung eines Original- stückes von Solanderia gracilis. Verfasser hält S, „höchst Avahrscheinlich" für eine Spongie, weist die Ueberein- stimmung mit den CerateUadae nach und möchte eine eigene Familie CerateUadae innerhalb der Hornspongien nicht annehmen. 1873. H. J. Carter, Transformation of an entire Shell into Chitinous Structure by the Polype Hydractinia, with Short Descriptions of the Polypidoms of five other species. Ann. Mag. Nat, Hist., (4) Vol. 11. p. 1 — 15, PL 1. Nach Untersuchung der GRAY'schen Exemplare Sitzung vom 17. Janucir 1893. 15 hält Carter die Geratelladae für Ilydractinien- Skelette, zieht die Familie der Geratelladae ein und stellt folgendes System der Hydracünüdae auf: Inkrustirende Arten: Hijdract echinata und levispina n. sp. Verzweigte nieder- liegende Arten: Ceratella fusca Gray, Behitelh atrornhens Gray, Ceratella procumbens n. sp.. Cap der Guten Hoffn. und Port Natal. Ceratella s^nnosa n. sp., Port Natal. Ver- zweigte aufrechte Arten: CJiitina ericojysis n. g. n. sp., Neu -Seeland. Es wird nur Gray's Arbeit berück- sichtigt. 1877. A. Hyatt, Revision of the North American Poriferae. Part II. Mem. Boston Soc. Nat. Hist., Vol. II, p. 550 bis 551, PL 17. Fig. 30. Hält die Geratelladae für Horn- schwämme. vereinigt Geratella und Dehltella in die eine Gattung Geratella, giebt deren Diagnose und beschreibt G. labyrinthica n. sp. von ]\Iauritus und Cap der Guten Hoffnung. Berücksichtigt nur Gray's Arbeit. 1878. H. J. Carter. On new Species of Hydractiniidae, Recent and Fossil. Ann. Mag. Nat. Hist. (5) Vol. 1, p. 298 — 300. Weist auf die grosse Uebereinstimmung zwischen dem Skelet von Hydractima arhorescens n. sp. und Behitella atroruhens hin. 1884. R. v. Lendenfeld, The Australian Hydromedusae, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, Vol. 9, p. 612, führt Gera- tella und Behitella in der Unterfamilie der Hydractininae der Fam. Ilydract'midae Ldf. auf. 1884. W. M. Bale, Catalogue of the Australian Hydroid Zoophytes, Sydney, p. 46 — 50. Wiederholung der An- gaben von Gray und Carter. Stellt Geratella und Behitella zu den Hydractiniden Hincks. 1884. N. Polejaeff, Keratosa. Challenger Rep. Zoology, Vol. XI, p. 32 (1885 erschienen), will die Geratelladae mit Hyatt für Hornspongien ansehen. Keine eigene Untersuchung. 1885. G. C. J. Vosmaer, Porifera im Bronn Klass. Ordn. Tierreichs, Bd. IL p. 232. Lässt die Stellung der beiden Gattungen von Gray zweifelhaft. Geratella sei vielleicht \Q Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Überhaupt keine Spongie, ebenso wenig sei über die Stellung von Behitella zu ermitteln. 1887. R. V. Lendenfeld, Descriptive Catalogue of the Medusae of the Australian Seas, p. 44—45. Wieder- holung des 1884 Gesagten. 1887. J. Brazier, Notes on the Distribution of Geratella fusca Gray. Proc. Linn. Soc. N. S. W., 2. Ser., Vol. 1, p. 575—576. Erwähnt Spiritus-Exemplare von Gerat, fusca und zählt die bisher bekannt gewordenen Fundorte auf. — Behitella atrorubens von der Algoa-Bay. 1887. Whitelegge, Proc. Linn. Soc. N. S. W., 2. Ser., Vol. 1 , p. 578. Demonstrirt Schnitte von Gerat fusca und glaubt, dass weder Bale noch Lendenfeld die Art gesehen haben. 1888. W. M. Bale, On some new and rare Hydroida in the Australian Museums Collection. Proc. Linn. Soc. N.S.Wales, 2. Ser., Vol. 3, p. 748—750. Beschreibt den Weichkörper von Geratella fusca und giebt die Dia- gnose der Geratellidae. Sie sind keine Hydractiniiden. sondern bilden eine eigene Familie der Hydroideen. — Geratella fusca an Laminarien wurzeln. 1890. W. B. Spencer. A new family of Hydroidea, to- gether with a Description of a new species of Flumu- laria. Transact. Roy. Soc. Victoria. Vol. 2, p. 121 bis 122, Melbourne. Aehnlichkeit in der Form des Slve- lettes zwischen Glathrozoon ivüsoni n. g. n. sp. und den Ceratelliden. Untersucht Behitella imd Geratella ohne nähere Mittheilung über das Ergebniss; findet aber auch bei Behitella Hydroplioren. Von Behitella ist der Weich- körper noch unbekannt. 1892. W. B. Spencer, On the Structure of Geratella fusca (Gray). Transact. Roy. Soc. Victoria, Vol. 2, Part 2, 1891, p. 8—24, PL 2— 3A.; Melbourne, Febr. 1892. Die historische Einleitung behandelt nur die Arbeiten von Gray, Carter (1873). Brazier und Bale (1888). Genaue Schilderung des Skelets und Weichkörpers von Gerat fusca. Entdeckt die Gonophoren. Zwischen der Struktur des Skelets eines Hornschwammes und der Sitzung i'oni 17. Janwir 1693. 17 Ceratella sei keine Aehnlichkeit. x\ngabo der lieber - eiüstimmung im Bau der Ilydractinüdae und Geratelladae\ die Unterschiede zwischen beiden. Diagnose der Fa- milie, Gattungen und Arten der ^.Ceratelladac^ . Autor rechnet hierzu: DehitcUa atroruhens Gray Delagoa-Bay; Ceratella fusca Gray Coogee, Bondi (N. S.W.). Broughton Isl. (bei Port Jackson) . Flinders Isl. (Bass-Str.), Lord Howe Isl. ; Ceratella procitmbens Carter, spinosa Carter und CTiitina ericopsis Carter (siehe oben); was Carter hier Hydrothecen nannte, sind Hydrophoren. 1892. W. Marshall. Spongiologische Beiträge. Festschrift für R. Leuckart, Leipzig, p. 8—15, Taf. 4 u. 5. Unter Berücksichtigung der Arbeiten von Duchassaing und Kölliker, welche von den neueren Autoren ganz un- beachtet gelassen waren, weist Marshall nach, dass die Familie nicht Ceratelladae , sondern Solander iidae heissen muss, lässt aber die nach 1887 erschienene Litteratur ganz unberücksichtigt! Diagnose der Familie und der einzigen Gattung Solanderia Düch. et Mich.. da DehäeUa nicht zu halten sei. Beschrieben werden Sol atro-ruhens Gray und rugosa n. sp., beide von Port Natal; 5o?. leiiclairtl n. sp. Aielleicht vom Japanischen Archipel. — Verf. sucht den eigenthümlichen Bau seiner Skelete mit dem der Hornspongien in Einklang zu bringen, führt aber keinen einzigen Beweis für die ' Spongien-Natur der Solanderien an. was ja auch nicht gelingen konnte, da sie Hydrozoen sind. Was Marshall dornartige Tuberkel von S. atroruhens nennt, sind natür- lich die Hydrophoren; die ,,Tuberkel" der beiden anderen Arten halte ich für ebendieselben Bildungen. — Der Versuch Marshall's, noch heute nach trockenen, ihres Weichtheils vollständig beraubten Orga- nismen neue Schwammspezies aufzustellen, ist wohl kaum willkommen. Die Zoologische Sammlung des Museums für Natur- kunde in Berlin besitzt 13 trockene Exemplare von Solan- derien, deren nähere Bestimmung noch nicht erfolgt ist. Einige dieser Exemplare befinden sich schon sehr lange in 1** 18 GesellscMft naturforschemier Freunde, Berlin. der Sammlimg und tragen keine Fundortsangabe ; darunter ein Stück, welches Ehkenbehg aks ^Antipathes llfjalata E/' bezeichnet hat. Die übrigen Exemplare stammen von Grahamstown (Albanv-Museum). Algoa-Bay (Holub), Zam- boanga (v. Martens). Enosima und Hakodate (Hilgendokf). nördl. Japan (Fischerei -Ausstellung in Berlin 1880). Das grösste von Hilgendokf mitgebrachte Stück ist ein flacher Busch von 21 cm Höhe und 10 cm Breite. Ausser diesen ist noch ein Zweigstück von Japan (HiLG.) in Spii'itus vorhanden. Obgleich in diesem Stücke nur noch Reste des Weichtheils vorhanden sind, so Hessen sich doch die Coenosarkröhren mit dem Ectoderm und den Nesselkapseln innerhalb der Maschen des gelben Skelets nachweisen. Ich hatte auch das Glück, ein Stückchen eines Originales der Sohnderia yracilis Duch. ii. Mich., welches ich durch die Bemühungen meines Freundes Prof. 0. Mat- TiROLO aus Turin erhielt, untersuchen zu können. Herr NEUHAUSS:Vorlage von mikrophotographischen Eis- und Schneekrystall-Aufnahmen. Die ersten Abbildungen von Schneekrystallen stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im Ganzen besitzen wir jetzt etwa zehn Abhandlungen mit dergleichen Bildern; doch han- delt es sich ausschliesslich um Zeichnungen. Noch niemals wurde von Versuchen berichtet, die Kry stalle zu photo- graphiren. In den letzten Tagen des soeben verflossenen Jahres stellte Redner seinen mikrophotographischen Apparat im Freien auf. Arbeiten im Freien ist hierbei unumgäng- lich nothwendig. Als Lichtquelle diente eine kleine Petroleum- lampe, als Objektiv ein Projections-System von 31 mm Brvv. (Hartnack). Die Vergrösseruug schwankt zwischen 12 und 20 linear. Um die Wärmestrahlen abzufangen, musste eine concentrirte Alaunlösung eingeschaltet werden; doch hielt sich diese Lösung nur nach starkem Zusatz von Kochsalz flüssig. Bei — 10*^ R. fror selbst die Alaun-Kochlösung ein. Im Ganzen wurden 20 Aufnahmen gefertigt bei — 5 bis — 10^ R. Fünf derselben erstrecken sich auf Eisbildungen; die übrigen fünfzehn stellen Schneekrystalle dar. Einzelne Sitzung vom 17. Januar 189o. J9 Bilder zeigen bis zehn verschiedene Kry stallformen. Die Grundform ist der sechsstrahlige Stern. Nicht selten findet man zwölfstrahlige Doppelkrystalle. Nicht sehr gewöhnlich sind die Prismen. Die mitunter niederfallenden blumen- kohlförmigen Gebilde kommen dadurch zu Stande, dass an Krystalle, die sich in hohen Luftschichten gebildet haben, in niedrigeren Schichten amorphe Wassertropfen anfrieren. Die Mannigfaltigkeit der Schneekrystalle ist eine so überaus grosse, dass man beinahe sagen darf: keiner der bei jedem Schneefall niedergehenden zahllosen Krystalle gleicht genau dem anderen. Herr K. MöBius legte den 1. Band der Ergebnisse der Plankton-Expedition vor. welcher die Reisebeschreibung von Krümmel und Vorberichte von Hansen, Dahl, Apstein, Lohmann. Borgert. Schutt und Brandt enthält und theilte das Wichtigste aus dem zoologischen und botanischen Inhalte mit. Hr. Matzdorff besprach in Berlin aufgefundene leuch- tende Regenwürmer. Duges^) war der erste, der einen Oligochaeten mit dieser bei Landthieren seltenen Eigen- schaft unter dem Namen Liimbricus phosphoreus beschrieb. F. CoHN") bestimmte die von ihm gefundenen Thiere als Lumbricus olidus oder tetragonus. Secchi,^) Hilliger ■*) und F. VON Stein ^) nennen keinen Namen. F. Vejdovsky^ sah Ällolobophara foetida leuchten. Sodann nahm A. Giard^) ^) Ann. sc. nat., 2. ser., t. 8, Zool., Paris, 1837, S. 15: Nouvelles observations sur la Zoologie et lanatoniie des Annelides abranches setigeres. 2) Z. f w. Z., 23. Bd., Lpzg., 1873, S. 459: Leuchtende Regenwürmer. ') Ann. sc. nat., 5. ser., t. 16, Zool., Paris, 1872, No. 9: Nouvelles observations sur les lumieres phosphorescentes animales. ^) Helios, 9. Bd., Berlin, 1892, S. 84: Weitere Mitth. über leuch- tende Würmer und Larven. ^) Der Organismus der Infusionsthiere, 3. Abth., 2. Hälfte, Lpzg., 1883, S. 17. ®) System und Morphol. der Oligochaeten, Prag, 1884, S. 67. ^) 1. C. rend., t. 105, Paris, 1887, S. 872: Sur un nouveau genre de Lombriciens phosphorescents u. s. w. IL C. rend. Soc. de Biol., 20 GesellscJuift naturforschender Freunde, Berlin. den von Duges gewählten Namen für seine Gattung Fho- todrihis auf und nannte den von ihm, von R. Moniez ^) und von Th. Barkois^) gefundenen Wurm FhotodriUis ^^äö5- phoreus Duges. Eine zweite neue Gattung schuf D. Rosa.'') Er rechnet zu dieser den von J. J. Fletcher"^) in Australien aufgefundenen Eudrilus (?) diibins genannten, sowie einen von ihm in Italien beobachteten Regenw^urm. Die vor- liegende Art hielt ich nach meiner Bekanntschaft mit Giards Arbeiten ^) sowie bei der anfänglichen Unmöglichkeit, Rosas Schriften zu erhalten, für Photodrüus. Hr. Dr. A.Collin hatte die Güte, die Bestimmung zu prüfen, und fand, dass der inRede stehende Wurm Microscolex modestus Rosa ist. Beide Gattun- gen, die von den in Deutschland einheimischen Regenwürmern erheblich abweichen, stehen einander sehr nahe. ^) Ich wurde auf die hier vorliegenden leuchtenden Regenwürmer durch einen meiner Schüler am Lessing-Gymnasium') aufmerksam gemacht, der sie zuerst im Jahre 1890 in seinem elterlichen, an der nördlichen Weichbildgrenze Berlins gelegenen Garten beobachtet hatte. Jm Jahre 1891 zeigten sie sich seit dem Ende Juli wiederum abends über der Erde und kamen bis in den September hinein, im folgenden Jahre bis zum Ein- 9. sei'., t. .8, Paris, 1891, S. 252: Sur la (listributiori geographique du Photodrüns phosphorea.s DüGES u. s. f. 111. Bull, scieiit. France et Bel- gique, t. 22, Paris, 1890, 8. 2.57: Le laboratoire de Wimereux en 1889. 1) Revue biol. du Nord de la France, t. 1, Lille, 1889, S. 197: Note sur le lAimhricns (Photodr.) phosph. Duges. 2) eb., t. 3, Lill(j, 1891, S. 117 : Sur la presence du Lumbr. (Photodr.) phosph. Duges a Groffliers (Pas-de- Calais). 3) I. Boll. Mus. Zool. Torino, V. 2, 1887, No. 19: Microscole.c modestus n. gen. n. spec. II. eb., V. 3, 1888, No. 39: Sui generi Pon- todräus, Microscolex e Photodrilus. III. Ann. Mus. Civ. Stör. Nat. Genova, S. 2, Y. 9, 1890, S. 509: I Terricoli Argentini raccolti dal D. C. Spegazzini. IV. Ann. k. k. nat. Hofmus., Wien, 1891 : Die exotischen Terricolen des k. k. nat. Hofmuseums. 4) Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, s. 2, Y. 2, for 1887, Sydney, 1888, S. 375: Notes on Australian Earthworms. Part. 3. ^) s. die Ref. in Soc. litt., 1888, Berlin, S. 35, sowie in Helios, 9. Bd., Berlin, 1892, S. 58. ß) S. F. E. Beddard, Proc. R. Phvs. Soc. Edinburgh, Y. 10, 1891, S. 235, sowie W. B. Benham, Quart. J. Microsc. Sc, Y. 31, S. 201. S. auch Rosa II. ') 10. Jahresber. dess., 1892, S. 21. Sitzuno vom 17. Januar lS9:i. 21 tritt des Frostes im October aus dein Bodeu hervor. Es stimmen diese ]Monate mit den Angaben von Stkin, Ve.iDovsKv. GiARD. MoNiEz und Baruois üherein. die sicli auch auf die Monate Juli bis September beziehen. Eine besonders hohe Lufttemperatur scheinen die Würmer nicht zu beanspruchen, da sie nocli im Anfang des letzten Octobers auch an kühlen Tagen das Erdreich verliessen. Doch mussten Boden und Luft feucht sein. Am besten waren sie nach starken Regen- güssen zu beobachten. Bei trockenem Wetter war es nöthig. ihren Aufenthaltsort tags über mehrfach tüchtig zu besprengen, falls man sie des Abends zu sehen sicher sein wollte. Es stimmt das ja mit dem Verhalten anderer Regenwürmer, sowie mit den Beobachtungen Steins, Vejdovskys, Giakds, MoNiEz' und Rosas übereiu. Sie bewohnen die Erde eines vielfach betretenen, fast gar nicht berasten, mit Kies über- schütteten Weges, aus dessen Rändern sie hervorkommen, und erscheinen weder auf der festgetretenen Mitte des Weges, noch auch auf den benachbarten Beeten. In i^enau der- selben Weise trat PJwtodnhis in Frankreich auf. \) Die Stelle, an der sie zu finden sind, hat sich in den drei Jahren, in denen sie zur Beobachtung gelangt sind, ein wenig aus- gedehnt. Dass hier eine lebhafte Vermehrung^) eingetreten ist, geht aus der ungemein grossen Zahl der vorhandenen Thiere hervor. Auch fanden sich zahlreiche geschlechtsreife Individuen. Der ziemlicli lebhafte Glanz erinnert an den der Lampyrineu. '"^i Er rülirt ohne Frage von einem aus- geschiedenen Schleim*) her, der die Haut der Würmer, dann auch den von ihnen zurückgelegten Weg bedeckt. Oftmals fand man, wenn man die leuchtenden Streifen und Punkte untersuchte, keine Würmer, sondern eben nur ihre Spuren. Auch bedeckten sich Stiefel. Pincette, Hand und Glas- gefässe mit der leuchtenden Absonderung, wenn die Würmer ^) s. GiARD I. S. 874, III. S. 273. Auch die von Stein beschriebene Oertlichkeit ist eine entsprechende. '-) Dieselbe konnte auch Giard (III. S. 273) für Photodrüus feststellen. 3) So auch Giard (I. S. 872). Cohn und Vejdovsky nennen den Glanz bläulich weiss, Giard (I.) grün. *) s. T. L. Phipson, C. rend., t. 75, Paris, 1872. S. .")47: Sur la noctilucino. 22 Gesellschaft naturfoi' sehender Freunde, Berlin. mit ihnen in Berührung gekommen waren. Es stimmen diese Erscheinungen mit den Angaben bei Duges. Cohx, Stein, Vejdovsky, Giard, Hilliger und Moniez. Die Thiere hörten, wenn sie getödtet waren, zu leuchten auf, sobald der Schleim eingetrocknet war. Wenn Cohn von einer Reizung spriclit, infolge derer erst sein Lumhricus zu leucliten begonnen hätte, so ist darunter wolil ein durch die Manipulationen des Einsammelns herbeigeführtes Heraus- drücken des Schleimes aus den Drüsen zu verstehen. Auch fand es seine Belegstücke im Januar auf. Wenn es auch feststeht, dass die Leuchtfähigkeit^) im Winter nicht er- lischt, so scheint doch nach meinen Beobachtungen die freiwillige Absonderung des leuchtenden Schleimes im Boden und andererseits im Winter und Frühjahr nicht stattzufinden. Die von mir zweimal eingewinterten und im Blumentopfe bei reichlichem Futter und unter offenbar günstigen Lebens- bedingungen gehaltenen Würmer kamen im Winter weder aus dem Boden hervor noch leuchteten sie irgend einmal freiwillig. ^) Ueber die Herkunft der leuchtenden Regenwürmer ist folgendes zu sagen. Abgesehen von Äliolobophora foetida (Lumhricus oliäiis Hoffm. . den Cohn nennt, ist nach Vejdovsky dieselbe Art), die in Deutschland einheimisch ist, aber nur unter bestimmten Umständen oder zufällig zu leuchten scheint,-) handelt es sich um drei Arten, Flioto- dri/us pliospJioreus (Duges) Giard, ^) Microscolex duhius (Fletcher) Rosa und 31. modestus Rosa. Dieselben sind in Europa und Australien stets in Gewächshäusern, Gärten und an Topfpflanzen gefunden worden, so dass man trotz der Ausführungen von Moniez und Barrois nur Giard, Fletcher und Rosa Recht geben kann, wenn sie für die ^) Auch Moniez sah sie bei einem im December ausgegrabenen und gedrückten Wurm. S. ferner Giard III, S. 273. In der oben ge- nannten Sitzung führte Verf. lebende Microscolex vor, die nach sanftem Druck zu leuchten begannen. ^) s. auch Giard III, S. 273. ^) Es hat übrigens Rosa (III. S. 515) mit Recht betont, dass der DuGEfs'sche Lumhricus phosphareus vielleicht ein Microscolex ist. Sitzung vom 17. Januar 189.3. 23 von ihnen gefundenen Würmer eine Einsclileppung für sicher halten. Während PJiotodrihis bisher nur in Nordfrankreich, nämlich in Wimereux an mehreren Stellen, in Boulogne. in Lille in mehreren Gärten sowie an drei Orten in Groffliers (Pas -de -Calais), im Freien aber noch gar nicht gefunden worden ist, steht die Sache für die beiden Microscolex anders. M. duhius entdeckte Fletchkk in Südanstralien bei Sydney, zu Mulwala in N. S. Wales, sowie bei Adelaide. Sodann beschrieb ihn W. Micha elsp:n ') von Menorca. Dagegen konnte Rosa für ihn den südamerikanischen Ursprung fest- stellen. Er lernte Exemplare aus der Argentinischen Re- publik,-) ans der Umgegend von La Plata und Buenos Ayres"^) kennen; an letzteren Oertlichkeiten hatte sie Spe- GAzziNi von Kleewurzeln gesammelt. Aehnlich steht es mit M. modesttis. Der erste Fundort war Italien, wahrschein- lich Genua, ^) dann folgten Turin, ^) Teneritfa") und Cagliari in Sardinien.'^) Schliesslich stellte Rosa auch sein Vor- kommen in der von Spegazzini aus Argentinien heimge- brachten Sammlung fest. M. modestiis lebt dort an den Wurzeln von Gräsern, und Spegazzini (s. Rosa III, S. 515) bemerkte ausdrücklich, dass er in der Nacht „come un cerino pestato" sichtbar ist. Es ' scheint demnach festzu- stehen, dass auf Grund der Spegazzini -Rosa' sehen Funde als die Heimath wenigstens der Gattung Microscolex Süd- Amerika, insbesondere vorläufig iVrgentinien anzusehen ist. Auch GiARi), der sich anfangs für den australischen Ur- sprung seines Fhotodr'dns aussprach,'') erklärt in einem an das Berliner jMuseuin für Naturkunde gerichteten, mir durch die Güte der Herren Geheimrath Professor Dr. K. Möbius und Dr. A. Colli x zugänglich gewordenen Brief(\ dass er ^) Jahrb. d. Hamburcrer Wiss. Anst., YIII, Hamburg, 1891, S. 19: Olijo'ochäten des Naturhistor. Mus. in Hainhurg. lY. •') Rosa IV. 3) Rosa III, S. 511. *) Rosa I. ") Rosa II. *) Beddard, S. 272. Von Poulton gesammelt. ') Rosa IV. . «) GlARD II. ^4 Gesellscliaft naturforschender Freunde, Berlin. sich nach dem ErscheiueD der Rosa' sehen Arbeiten der An- sicht nicht verschliessen kann, dass auch Photodrilus viel- leicht südamerikanischen Ursprungs ist. lieber die Art und Weise, wie die Berliner Exemplare des Microscolex inodestus an ihren Fundort gekommen sind, liess sich nichts genaues feststellen. Dass die Regenwürmer leicht mit Erde verschleppt werden, ist ja natürlich; auch bietet die Literatur der leuchtenden Regenwürmer Beispiele genug dar. Der Besitzer des Gartens, in dem die vor- liegenden Thiere gesammelt w^orden sind, erinnert sich, öfters aus Gärtnereien norddeutscher Hafenstädte Pflauzen mit Erde erhalten und diese Erde mit anderer zur Er- höhung des Weges, den die Würmer bewohnen, benutzt zu haben. Aus Italien oder Argentinien hat er keine Gewächse bezogen. Trotzdem ist die Einführung bei der leichten Ein- gew^öhnuüg der Thiere in unser Klima sehr wahrscheinlich. Herr Matschie sprach über einige von Herrn Oscar Neümanx bei Aden gesammelte u. beobachtete Säuge- thiere, Reptilien und Amphibien. Herr Oscar Neumanx hat einen zehntägigen Aufent- halt an der Küste von Süd-Arabien dazu benutzt, zoologisch zu sammeln und nach Möglichkeit biologische Beobachtungen zu macheu. Ausser einer Anzahl von Vogelbälgen und In- sekten umfasst die von ihm dem Kgl. Museum für Natur- kunde zu Berlin übergebene Ausbeute zwei Arten von Fledermäusen und neun Arten von Reptilien und Amphibien. So klein diese Sammlung auch ist, so verursacht dieselbe trotzdem vornehmlich deshalb ein reges Interesse, w^eil nicht weniger als drei der Arten für die Wissenschaft neu zu sein scheinen. Aden selbst liegt unter 12" 47' n. Br. und 44" 59' ö. L. auf einer mit hohen Felsen bedeckten Halbinsel, welche durch eine Landenge mit dem Festlande verbunden ist. Landeinwärts erstreckt sich eine mit dornigem Gebüsch besetzte Sandw^üste, w^elche nur bei Scheich Osman (etw^a 2 engl. Meilen vom Strande) einigermaassen angebaut ist. Ungefähr 30 engl. Meilen von der Küste beginnt eine grosse Sitzung vom 17. ■JoHnnr 189:*. 25 Oase. Lahadsch. welche sehr fruchtbar und von zwei Wasser- läufen eingeschlossen ist. Maynmalia. 1. Po/>/o liamadnjas (L.). Einige Exemplare wurden beobachtet bei Lahadsch. In Aden selbst wurde vor einigen Wochen ein Pavian aus einer grossen Schaar erlegt, welche von den Felsen herabkletterte. — Der Mantelpavian ist verbreitet über die trojnsche Süd- und Westicüste Arabiens sowie über die Ostküste Abessinieus. Herr Professor Dr. ScHWEiNFURTH hatte die Güte, mir brieflich einige Mit- theilungen über die Orte zu machen, an welchen er diesen Pavian beobachtete. Im italienischen Vorlande von Nord- Abessinien sah er ihn in grosser Menge in Lawa, einem vom Mensa-Hochlande herabkommenden Thale, etwa 30 km im Westen von Massaua und in allen Landschaften, welche er in Yemen bereiste, d. h. in den tieferen Thälern und am Fusse der Vorberge am Westabhange des eigentlichen Hoch- landes, ca. 50 km von der Küste. Die Mantelpaviane werden dort, vielleicht aus Aberglauben, nicht erlegt, aber durch beständiges Flintenknallen verscheucht. In grossen Schaaren fallen sie in die Kaffeepflanzungen ein und fressen, wo sie können, die rothen. reifen KafTeebeeren. Ferner findet man sie oft dicht bei den Häusern in Zizyplms Spina c/im^i-Bäumen. die kleinen Aepfelchen derselben abnaschend, natürlich überall in der Nähe grosser Durra-Felder. Am Fusse des Gebel Burra, bei Hodjela. bei Walledje am Gebel Melhan u. s. w. waren sie häutig; bei letzterem Berge war ScHWEiNFüRTH Zcuge ciues wüthenden Kampfes zwischen denselben, welcher durch die Mannichfaltigkeit der Stim- men, das Kreischen, Brüllen, Grunzen und Quieken in allen Tonarten nerveuerschütternd wirkte. Stets waren die alten, grauen, silberbärtigen Männchen die letzten auf der Flucht. Interessant ist die Vorstellung der Yemener, dass es unter den Juden in Sana etliche gebe, welche die Sprache der Paviane („er-robäch" genannt) verstehen und sie anfragen können. Heuglin (Reise nach Abess., p. 88) erwähnt diese Art von Mensa, (1. c. p. 100) von Keren. (1. c. p. 173) vom Takazie-Fluss unter 14" n. Br. . Brehm (Habesch, p. 58) 26 GesellscJuift naturfo7\schender Freunde, Berlin. vorn Bogos-Gebirge. Mensa und der Sarahara. Landeinwärts dicht hinter Keren beginnt das Verbreitungsgebiet des P. anuhis (F. Cuv.). welchen Schweixfürth in einem zum Barka hinunter führenden Thale fand. IIeuglin erwähnt ihn (1. c. p. 180) vom Gebel Arang unter 14*^ 30' n. Br. und 34" 30' ö. L. Es ist die Art, welche Sennaar, Taka und das nördliche Abessinien bewohnt, während P. totli (Ogilb.^ vom 13. Grad ab südlich, westlich von Wogen und dem Bogen des Takazie, in Abessinien gefunden wird und auch im Gebiete des Bahr-el-Abjad bis Dar-Tertit hin lebt. Von P. anuhis erwähnt Schweixfürth, dass derselbe vermittelst eines Steines in der Hand auf Felsen die Kerne von Sderocari/a hirrea aufklopfte. Einige der von diesem Pavian aufgeschlagenen Früchte befinden sich im Berliner Botani- schen Museum. 2. Cynomfcteris straminm (Geoffr.). ^ ad. 9. No- vember 1892. Der fliegende Hund lebt in den in der Nähe von Lahadsch gelegenen, waldähnlichen Palmengärten. Am Tage schläft er in Gesellschaften von 50 und mehr Exem- plaren in der Krone einzelner alter und besonders grosser Dattelpalmen, in welchen er sich durch sein eigenthüm- liches Piufen (szä-ähr), das ihm den dort gebräuchlichen Namen gab, leicht verräth. Er plündert die Obstgärten und häufig werden die Bataten von ihm angefressen. Diese Art wurde bereits von Monticelli (Ann. Mus. Civ. Genova, Ser. IIa, Vol. VfXXV]. 1887—88, p. 524) für Aden nach- esen. 3. Scotophil'iis scJdleffcni (Ptrs.). cT und $, Lahadsch. Fliegt in der Dämmerung. Das cT wurde bei Sonnen- untergang im Freien mit dem Schmetterlingnetze gefangen, das $ flog gegen 8 Uhr Abends in das Zimmer hinein. r^ und 2 sind in der Färbung sehr verschieden; während das cf mehr hell-mäusegrau ist, zeigt das $ eine gelblich- grau-braune Farbe; beide haben die Unterseite weisslich. PM^ bei beiden Exemplaren nicht sichtbar, ]^ sehr klein und an pm^ angedrückt. Von Sc. palUdus Dons, unterscheidet sich diese Art durch geringere Grösse (Unterarm 29 bis 31 mm). Die oberen Incisiven von Sc. schlieffeni zeigen Sitzung vom 17. Januar 1893. 27 sowohl bei dem Original-J]xemp]ar als bei den jetzt vor- liegenden kaum eine Spur eines Basalzackens. Scotophilus minimus Noack (Zool. Jahrb. II, 1887. p. 280), von Böhm in Marungu gesammelt, ist, wie Thomas (Ann. Mus. Civ. Genova, Ser. IIa, Vol. V fXXIX], 1889-90. p. 87) sehr richtig bemerkt, zu Sc. scJilieffeni Ptrs. zu ziehen. Herrn Professor Dr. Noack war ISycticejus scJilieffeni deshalb ent- gangen, w^eil diese Art von Dobson in seiner Monographie an ganz falscher Stelle bei Vesioeruyo unter Scotozous unter- gebracht war. Ausser dem Zahnbau zeigt auch die Ver- ästelung der Adern im Flügel die grösste i^ehnlichkeit mit den Arten der Gattung Scotophilus. 4. Hystrix africae - cmstralis Ptrs., 7 Stacheln vom Bache bei Lahadsch. Die Stacheln der //. cristafa lassen sich leicht von solchen der H. africae-australis dadurch unterscheiden, dass die Stacheln von cristatci bei gleicher Länge dünner und enger gerippt erscheinen, als diejenigen der letzteren Art. Die von mir untersuchten Stacheln der europäischen Form zeigen sämmtlich mehr als 21 Längsrinnen, die der afrika- nischen Form höchstens 18 derartige Pannen. Herr Neumaxx theilt mir brieflich einige Namen mit, die in der Umgegend von Aden für einzelne Thierformen gebräuchlich sind : Fuchs = druen, taleb. Klippschliefer = wobbr. ale-bin-teail. Scotophilus =: choefa, Wolf, Schakal =r daib, öynom/cteris ^= szä-ähr, Leopard = nimr, nebr. Pavian — rubba, assetäni, Antilope = woal, Löwe =: assed, Gazelle = dobbi. Beptilia et Ämphihia: 1. Ghamaelon arabicum Mtsch. spec. nov. c/ und $, 10. November 1892. Gärten bei Lahadsch. Im Leben schön grasgrün ohne Abzeichen, zuweilen mit grossen orangegelbeu oder hellgelben Flecken oder hellblau marmorirt. Ein mehrere Tage lebend gehaltenes Exemplar wurde mit der Zeit dunkelgrün und schwarzgrau. 28 Gesellschaft vaturfM'schender Freunde, Berlin. Diese Art wurde von Boulengek (Cat. Liz. Brit. Mus., 111. p. 144. u. Proc. Zool. Soc. London. 1885. p. 717 u. 833) tur Aden nach einem Yom Major Yerbltry erlaugten Exemplare als Ch. calcarifer Ptrs. aufgeführt. Das Original- stück von calcarifer Ptks. ist bei Bombetoka in Nordwest- Madagaskar von ¥. Barxard gefangen worden und unter- scheidet sich von den beiden arabischen Chamaelons, welche mir vorliegen, in folgenden Punkten: Ch. calcarifer hat flache, polygonale, pflasterartig aneinander gereihte und selten durch kleine Körnerschuppen getrennte Schildchen auf den Körperseiten, die arabische Form dagegen eine aus rund- lichen, konischen, von grösseren und kleineren weniger ge- wölbten Schuppen unterbrocheneu Schildern bestehende Körperbekleidung. Die Helmlappen sind bei Ch. calcarifer schmaler, als bei der arabischen Form; der Rand derselben verläuft bei Cli. calcarifer abgerundet stumpfwinklig, wäh- rend er bei den vorliegenden Exemplaren von Arabien stark ausgebuchtet erscheint. Bei Ch. calcarifer ist der Piand des Helmlappens mit flachen Schildern besetzt, bei den arabi- schen Stücken mit stark konischen Dornschuppen; bei der ersteren Form ist die Entfernung der Helmspitze von dem Mundwinkel grösser als die Länge des Unterkiefers, bei den von Herrn Neumann gesammelten Exemplaren dieser gleich. Hieraus ist es leicht ersichtlich, dass Peters" Ch. calcarifer (Reise nach Mossambique, HL p. 22, Tab. IVA) von der arabischen Form artlich verschieden ist. Ich schlage vor, dieselbe als Ghamaelon arabicum Mtscii. spec. nov. aufzuführeu mit der Diagnose: Ch. äff. calcarifero Ptrs. differt corporis squamulis rotundatis conicis, pholidosi vix homogenea. occipitis lobulis valde sinuatis, inargine externo scutis conicis obtectis. Zu der von Peters gegebenen Diagnose von Ch. calcarifer würde hinzuzufügen sein: squamis corporis lae- vibus, polygoualibus, occipitis lobulis obtuse rotundatis, mar^ine externo scutis laevibus obtectis. Sitziituj com n. J'iii«((j- jsoi yO Ch. calcar. Ptrs. Ch. arab. (/ Ch. arab. 9 M a a s s 0. mm mm mm Lg. tot 435 323 319 Unterkiefer 44 41 38 Von der Schnauzenspitze zur Helmspitze ... 65 58 57 Vom Mundwinkel zur Helmspitze .... 49 42 41 Körper 166 132 106 Tibia 40 32 32 Schwanz 225 (verietztjlöO 175 2. Uemidactylus flavoviridis Rüpp. (/ ^i^d 9 . Villa hei Lahadsch. Häufisier Bewohner aller Keller. Küchen •c und Closets der arabischen Häuser. Steht //. coctaci D. V). sehr nahe und dürfte vielleicht kaum von dieser Art ge- trennt werden können. 3. Cluäcides ocelhtus Foksk. Braun mit schwarzen, oft in Querbinden zusammenlaufenden, mit weissem, cen- tralem Längsstrich versehenen Flecken. Feld bei Lahadsch und Aden. 4. Mobilia xmlchm Mxscii. spec. no^'. M. scuto fronto- parietali duplici . margine auriculari anteriore bilobato. squamis corporis tricarinatis , 32 ad 34 - seriatis. hypo- dactylis carinatis. planta scutis spinosis tecta, palpebra in- ferior! disco hyaline ornata, scuto suboculari marginem labialem attingente. infra non angustato. cauda corpore vix longiore; supra brunneus, maculis nigris sexseriatis, hycho- chondriis nigro-marmoratis ; subtus albus. Hab. Scadi prope Lahadsch. Sieht 21. Isseli und hildehrandÜ am ähnlichsten, hat aber zwei Frontoparietalschilder, einen kürzeren Schwanz und das vordere Zügelschild in Berührung mit dem zweiten Lippenschilde. Frontonasalen breiter als lang. Praefrontalen mit breiter Sutur, Frontale so lang wie Frontoparietale und Interparietale zusammen, in Berührung mit den drei ersten Supraocularen; sechs Supraciliarschilder, das Suboculare unten nicht verengt, berührt den Lippenrand: vor demselben fünf Labialschilder. Ohröflfnuug oval mit zwei deutlichen. 30 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. vorspringenden Schuppen. Sohlenschilder oval mit Stachel- fortsatz, untere Zehenschilder stark gekielt. Hellbraun mit sechs Längsreihen dunkler Flecken und dunkel-marmorirten Weichen. Unterseite weiss. Maasse: Lg. tot. 108, 127; Kopf bis Ohrspalt 13, 14; Kopf breite 9. 10; Körper von der Schnauzenspitze zum After 54, 61; Vorderfuss 19, 21; Hinterfuss 28, 30; Schwanz 54, 66 mm. 5. Acanthodactylus hosldanus Da ud. c/", $. Wüste hinter Scheich Osman, Scadib. Lahadsch. Gewöhnlichste Eidechsen- Art, läuft sehr schnell. 6. PhüocJwrfits neumanni Mtsch. g. n. et sp. n. Philochortus Mtsch. gen. nov. Lacertidarum (cpiXo^-xopToc;, Gras liebend) äff. Tachydromo, differt scutis abdomi- nalibus laevibus, poris femoralibus nee inguinalibus. Interparietale vom Occipitale getrennt; Praefrontal- sutur schmal; Nasenloch zwischen zwei Schildern, vom ersten Labiale durch eine schmale Scheidewand getrennt; Frontoparietalia vorhanden; unteres Augenlid mit Schildern bedeckt; Halsband deutlich; Abdominalschilder ungekielt in sechs Reihen; Inguinalporen nicht vorhanden; Femoral- poren vorhanden; Rückenschilder in vier Reihen, von denen die mittleren grösser als die äusseren, ntävk gekielt; Seiten des Körpers mit körnigen Schildchen bedeckt; Schwanz und Zehen wie bei Tachydromus. Nackengegend mit Körner- schuppen bedeckt. Lässt sich leicht von Tachydromns durch die ungekielten Bauchschilder und die Anwesenheit von Femoralporen und Abwesenheit von Inguinalporen unter- scheiden. PhüocJiortus neumanni Mtsch. spec. nov. Ph. nigerrimus; splendide citrino-lineatus, subtus albus. Hab. Scadi bei Lahadsch. Zwischen den Supraocularen und den Supraciliaren unregelmässig zerstreut einige kleine Schildchen; zwischen dem ersten Supraocular und dem Zügelschilde ein kleines Schild; Temporalgegend mit runden, platten Schüppchen bedeckt; Nackengegend gekörnelt; Rücken mit vier Reihen von stark gekielten Schuppen, welche von der Schulter- SitztiHtj com 11. ■IdKiiiir ISO.'l. 31 höhe bis zum Schwänze sich erstrecken und von denen die Mittelreihen die grössten Schuppen tragen. Bauchschilder glatt in sechs Reihen, ca. 20 Reihen von Körnchenschuppen zwischen diesen und den Rückenschildeni. IT) Femoral- poren auf jeder Seite. Schwanz mit Ringeln von stark gekielten Schuppen bedeckt. Oben schwarz, auf der Wirbel- linie dunkelbraun. Aussenhälfte der Schilder der beiden Mittelreihen und Innenhälfte derjenigen (U^r Seitenreihen des Rückens gelb, so dass je eine citronengelbe Längslinie zu beiden Seiten des Rückgrates gebildet wird. Auf den Weichen zwischen der 5. u. 7. Körnclienreihe je ein gelbei% zwischen der 14. und IG. je ein weisser Längsstreif. Schwanz und Oberkopf ohne Zeichnung. Fnterseite weiss. In sehr hohem Grase gefangen. ^laasse: Lg. tot. 199; Kopf l)is zur Ohrspalte KV, Kopf breite 9; Körper von der Schnauzenspitze zum After 72; Vorderfuss 25; Hinterfuss 47; Schwanz 127 mm. 7. Lijtorhynchus diadana (D. B.). Im Sande in der Nähe des Baches von Lahadsch. 19 Reihen von Schildern, sc. abd. 169, sc. an. Vii sc. caud. ^-/ös. 8. Bufo arahicus Rüpp. juv. Gebüsch bei Lahadsch auf der Erde. 9. Bana ehreuhergi Ptks. 2 ad. u. 1 Kaulquappe. Im Bache bei Lahadsch. Herr Hans Virchow sprach über die Spritzlochkieme der Selachier. — Ich habe über den gleichen Gegenstand schon früher berichtet (Verhandl. der physioL Ges. zu Berlin, Jahrg. 1889 — 1890, Sitzg. am 15. Nov'. 1889). Ich werde mich im Folgenden einige Male auf diese Mittheilung be- ziehen. Neuere Untersuchungen setzen mich in den Stand, einiges Ergänzende hinzuzufügen, darunter auch eine That- sache von fundamentaler Bedeutung, nämlich die, dass ein wahrer Kiemencharakter, charakterisirt durch den Besitz secundärer Blättchen und respiratorischer Capillarnetze, wie ich ihn früher nur bei Heptanclms gefunden und nach dem Aussehen der Kiemen sellist auch bei Hcxanchiis vermuthet hatte, sich bei Baja findet. Ein solches Verhalten ist aller- 32 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. dings schon von früheren ITntersuchcrn angedeutet, am bestimmtesten von Hyrtl ausgesprochen worden. Ein zweites wichtiges Ergebniss besteht darin, dass es mir jetzt geglückt ist, die ^.Vasa miträia^ der Spritzlochkieme deutlich in ihren Verbindungen mit der Ä. eff'ercns nachzuweisen, und zwar bei Hexanchus und bei Raja. Im Einzelnen ergeben meine Untersuchungen neuer- dings Folgendes: A. Zahl der Blättchen der Spritzlochkieme bez. der Schleifen des gleich werthigen Gefässkörpers. 1. HeptcmcTms 18 Blättchen; in einem früheren Falle fand ich 17 (1. c). 2. Hexanchus rechts 25, links 26 Blättchen. 3. Carcluu'las Müherti 13 Schleifen: früher fand ich bei G. (ßaucus 9 Schleifen. 4. Squatina angelus 10 Blättchen: ebenso fand ich es früher (1. c). h. Ttaja 10 bis 17 Blättchen und zwar bei einem Exem- plar von Fl. marglnata rechts 11, links 12, bei einem andern Exemplar 17; bei B. asterias 10, B. punctata 12 (1. c), R, macrorhynchus 17. (Bei der bekannten Schwierigkeit, die Species von Bcvja zu bestimmen, will ich nicht dafür eintreten, dass die Bestimmung immer ganz zuverlässig war.) 6. Torpedo mamorrata 11 Blättchen; früher fand ich 10 (1. c); bei T. ocellata fand ich früher 7 Blättchen (1. c). B. Anordnung der Ge fasse (hier werde ich früher Berichtetes nicht immer wiederholen). 1. Hexanchus. Die A. afferens erzeugt an der vorderen Fläche der Kiemen ein Netz von Gefässen, ganz ähnlich dem von Heptanchus (1. c), jedoch mit dem Unterschiede, dass bei Hexanchus die Ä. afferens an der Basis und bei Heptanchus in halber Höhe der Kieme verläuft. 2. Sphyrna. Das Wundernetz ist gegenüber dem Reste der Spritzlochtasche verschoben, liegt mehr lateral bez. hinten. Das Gleiche habe ich schon von Carcharias mit- getheilt (1. c). 3. Carcharias Müherti. Das Wundernetz hat die denk- bar einfachste Form angenommen, d. h. es giebt weder Sitzung vom 17. Januar 1893. 33 Anastomosen zwischen den einzelnen Schleifen, noch Gefäss- körper an ihnen, wie ich solche früher bei C. (jlaucus ge- funden habe (1. c). Die Anordnung gleicht also der von Galens (1. c), jedoch mit dem Unterschiede, dass bei C. Milberti sämratliche Gefässe leicht geschlängelt sind, und dass einzelne von ihnen vereinigt entspringen oder münden. 4. Myltobaüs schliesst sich Tnjgon darin an, dass jede Spur einer Gefässauordnung, welche auf eine früher vorhandene Kieme schliessen lassen könnte, vollkommen fehlt, so dass also die A. afferens ohne jede Aenderung der Riclitung oder des Volumens sich in die A. efferens fortsetzt. 5. JRaja. Dem oben Bemerkten habe ich nur hinzu- zufügen, dass an der Vorderseite der Kieme kein so reiches, in der Fläche ausgebreitetes Netz vorkommt, wie bei Heptanchus und Hexanclms, so dass in dieser Hinsicht bei den Rajiden vielleicht noch primitivere Verhältnisse be- stehen, als selbst bei den Notidaniden; bestimmt will ich indessen hierüber noch nicht urtheilen. 6. Torpedo. Ich erinnere wieder an das von mir schon früher erwähnte (1. c), von allen übrigen Selachiern ab- weichende Verhalten, dass eine A. efferens spiracularis in der gewöhnlichen Weise nicht besteht. Innerhalb der Kieme sind, so weit ich bis jetzt erkennen konnte, keine secun- dären Blättchen mit respiratorischen Netzen vorhanden wie bei Raja, sondern lacunäre Bluträume der primären Blätter. Derselbe sprach über die Augengefässe der Selachier. Ich habe schon früher über die Augengefässe der Selachier berichtet (Verhandl. d. Physiol. Ges. zu Berlin, Jahrg. 1889—1890, Sitz, am 18. Oct. 1889). Meine Unter- suchungen haben jetzt einige Ergänzungen erfahren, wobei besonders auch auf die Venen geachtet w^urde. Da eine ausführliche Veröffentlichung einstweilen durch die grosse Schwierigkeit, gute Abbildungen herzustellen, ausgeschlossen ist, mache ich die nachfolgende kurze ]\[ittheilung. Gefässe der Netzhaut und des Glaskörpers giebt e& 34 GeselUcMft natu j-forschender Freunde, Berlin. bei erwachsenen Selachiern nicht; auch keine nennens- werthen Gefässe der äusseren Augenhaut. Es kommen somit nur die Gefässe der mittleren Augenhaut in Betracht. Von solchen finden sich eine Arterie der Chorioides. die A. ophthalmica magna von Joh. Müller, aus der A. effer. spiracul. stammend, welche in der Nähe des hinteren Poles die Chorioides betritt; eine Arterie der Iris, die A. ophthal- mica minor von Joh. Mlller. aus der Carotis stammend, welche genau an der ventralen Seite des Bulbus, also im senkrechten Meridiane, zwischen Sclera und Chorioides nach vorn läuft; und zwei Venen der mittleren Augenhaut, eine dorsale und eine ventrale, deren Austrittsstellen im senk- rechten Meridiane, in der Nähe des ciliaren Randes der Chorioides, gelegen sind. 1. Chimaera monstrosa. x\rterien. Die A. chor. tritt hart am Sehnerven ins Innere und läuft dann 1 mm weit dorsalwärts. Hier spaltet sie sich in einen nasalen und temporalen Ast. die jedoch beide durch ein Geflecht vertreten sind. Dieses giebt wesentlich dorsale und nur Avenige ventrale Zweige ab. die geschlängelt verlaufen: auf die dorsalen Zweige setzt sich der geflechtartige Charakter fort. — Die A. iridis ent- springt aus der der Chorioides. Die Venen wurden nicht verfolgt. 2. Heptanchus einer fAis. Arterien. Die Zweige der A. chor. treten dorsal und ventral aus. Venen. Eine dorsale Vene tritt mit zwei Wurzeln aus. welche etwa 6 mm vom Auge entfernt (Thier 112 cm) sich vereinigen. — Eine ventrale Vene wurde nicht con- statirt (die Injection war mangelhaft). 3. Hexanelms priseus. Die Arterien konnten nicht genauer bestimmt werden, weil die feste Verwachsung der Chorioides und Sclera die Isolation verhinderte. Venen. Eine sehr starke ventrale Vene. — Es scheint noch eine. dorsale sehr feine Vene vorhanden zu Sitzumi com 17. Juttnar 1S9S. 3.^ sein, welchr in der Mitte zwischen dem Rande und d«'ni Pol austritt. 4. S^jltijrna ^y(jacna. Arterien. Die Zweige der A. cluir. gehen nur dorsal ab. Venen. Es findet sicli eine dorsale und ventrale Vene, beide gleich stark; ihre Sammelstellen, etwas nasal- wärts verschoben, liegen etwa in der Mitte zwischen Rand und proximalem Pol. 5. Mu Steins vulgaris. Arterien. A. chor. tritt temporaL 6 mm von der Mitte des Sehnerven entfernt (Thier 62 cm), ein; der tem- porale Ast ist so kurz, dass er kaum als Ast bezeichnet werden kann, der nasale läuft fast 2 mm oberhalb des Sehnerven. In den Zweigen ist eine auffallende Ver- schiedenheit, indem gestreckte unter einander parallele Zweige ausschliesslich dorsalwärts verlaufen, wälirend es daneben noch andere geflechtartige Zweige giebt. welche w^esentlich, aber nicht ausschliesslich ventral gelegen sind. Venen. Es wurde eine dorsale Vene bemerkt: ob auch eine ventrale vorkommt, kann ich nicht angeben. 6. Carcharias Milherti Arterien. A. chor. Der nasale und temporale Ast betreten, wie ich schon früher (1. c.) von C. glmicns an- gegeben habe, die Iris, so dass diese drei Arterien enthält. Ich habe dieses Verhalten bisher bei keinem anderen Selachier-Genus gefunden. Venen. Die dorsale und ventrale Vene sind gleich stark; ihre Sammelstellen nach der nasalen Seite ver- schoben. 7. Squatina angelus. Arterien. Der Eintritt der A. chor. in die Cliorioides ist so wTit temporalwärts verschoben, dass der temporale Ast überhaupt gar nicht als Ast erscheint, der nasale ver- läuft 3 mm über dem Sehnerven (Thier 94 cm), also sehr hoch, dem dorsalen Rande der Iris fast doppelt so nahe wie dem ventralen, und vermeidet auf diese Weise ein 36 Gesellschaft naturforschendtr Freunde, Berlin. proximakts Feld der Cliorioides. in welchem diese durch derbes Bindegewebe fest mit der Sclera verbunden ist. Die Zweige gehen im Wesentlichen trotzdem noch dorsal ab und sind durch dichten geflechtartigen Charakter aus- gezeichnet; einige aber gehen auch ventral ab, und unter ihnen treten ein oder zwei in das dichte subsclerale Binde- gewebe des proximalen Poles. Venen, Anscheinend wie bei Trygon. 8. Trygon pastinaca. Arterien. Ueber die Arterien habeich keine neueren Erfahrungen (s. meine frühere Mittheilung). Venen. Ventrale Vene. Ihr Austritt liegt näher am Sehnerven wie am ciliaren Rande. Sie verbreitet sich, mit abweichendem Typus, baumförmig über die ganze hintere Seite der Chorioides: ihre nasale und temporale Ausbreitung ist verschieden. Die dorsale Vene setzt sich zusammen aus a) einem zierlichen Stern mit kurzen Aesten und b) einem geraden, vom ciliaren Rande kommenden Gefäss. welches aus einer nasalen und temporalen Wurzel entsteht, die als Geflechte am Irisrande liegen. — Die Wurzel gebiete der dorsalen und ventralen Vene haben w- eitere, d. h. inehr als capillare Anastomosen. 9. Myliohatis aquila. Arterien. Die A. chor. zeigt in ihren Zweigen geflechtartigen Charakter, jedoch nicht so dicht wie bei Squatinay weiter distal aber radiären Typus. — Die A. iridis tritt dorsal vom Sehnerven ein und geht dann erst an dessen temporaler Seite ventrahvärts; hier erhält sie — ganz ebenso wie ich früher von Trygon mitgetheilt habe (1. c.) — einen ihr an Stärke gleichen Zweig von der A. chor., der au der Eintrittsstelle der letzteren abgeht. Venen. Die ventrale Vene liegt dem ciliaren Rande näher, die dorsale dagegen dicht am Pol. 10. JRaja. Arterien. Die Arterien konnte ich wegen der festen Verbindung der Sclera und Chorioides nicht verfolgen. Sit^KHii fuiii 17. 'ID:j. 37 Veneu. icii habt' luii* v'me dorsale Vene aufetmn'ista zu thun und stehen den rothschwän- zigen Formen C. melanogenys Gray und schmidti Mtsch. weit näher. Ich schlage vor, die Form der Goldküste als Cercopitheciis fantiensis Mtsch. aufzuführen und gebe die Diagnose beider Arten hier au: Cercopithecus petaurista {ScHREB.) C. supra ex nigro-oliva- ceo viridis, ex nigro et aureo-fulvo. sub quadam luce fulgente variegatus; fascia frontali, pone oculos ducta, parte superiore nasi, genis, temporibus. labri lateribus. fascia lata ab oculis ad colli latera, altera trans caput ab aure ad aurem, mani- bus nigris; nasi apice, mento, buccarum parte inferiore, gastraeo, fascia subauriculari candidis; artubus intus pal- lide griseis, ad pedes cinereo-argenteis, cauda nigrescente- cana, subtus grisea. Hab.? Diese Art ist leicht zu erkennen durch die schwarz- braune Oberseite, die schwarze Hinterohrgegend und die goldig glänzenden Ringe der Rückenhaare. Gercopithecus famtiensis Mtsch. C. virescens. dorso cau- daque ex fulvo-olivaceo et nigro variegatis, plus minusve ad rubre -fulvum spectantibus, parte superiore nasi, genis, labri lateribus, temporibus, fascia angusta ab oculis ad , colli latera ducta. altera trans caput ab aure ad aurem, fascia frontali ad auriculas producta, manibus nigris; nasi apice, mento, buccarum parte inferiore, gastraeo, fascia lata subauriculari candidis; artubus intus albidis, ad pedes Sitzung vom 21. Februar 1893. ß5 obscurioribus, cauda dorso paulo obscuriore, subtus albida. Hab. Goldküste, Rio Boutry, Cape Coast. Durch die grünlich gelbe, mehr oder weniger in's Röth- liche spielende Oberseite, welche schwarz betupft erscheint, den Mangel jeden Glanzes auf den Haaren und die den gelblich -grünen Scheitel einfassende, schmale, kreisförmige Binde leicht zu erkennen. Unter den in der letzten Zeit neu eingegangenen Sen- dungen aus Afrika befinden sich zwei Arten, welche ich mit schon beschriebenen nicht zu vereinigen vermag und deren Beschreibung ich hier gebe. 3. Antilope soemmerinyl berberana Mtsch. subspecies nova. A. aft'. soemmerinyl Rlpp., sed multo major, corpore supra cinnamomeo. stria frontali splendide nigra nee nigro- fuliginosa; taenia flavida superciliari , basi cornu ad rhi- uariimi usque descendente, cornubus annulatis reclinatis, non lyratis, sed recurvatis, paululum extrorsum flexis, api- cibis laevibus introrsum uncinatis. A. soemmerinyl Rlpp. lebt in der Erythraea vom 20. Grad n. Br. südlich bis zum Gebiete der Danakil. A. berberana Mtsch. bewohnt das nördliche Somali-Land. Die typischen Exemplare sind von Menges in der Nähe von Berbera erbeutet. Die Grundfärbuug der Somali-Form ist nicht fahl- isabellgelb, sondern hellzimmetfarben , die breite Gesichts- binde ist nicht rauchschwärzlich, sondei*n rein schwarz, die Superciliarbinde nicht rein weiss, sondern gelblich ver- waschen. Das Gehörn von A. berberana ist viel stärker und grösser als bei A. soemmerinyl; die Hörner stehen an der Basis etwas weiter auseinander, biegen sich zunächst in der Richtung der Stirn nach hinten, gehen aber bald in einer seichten Curve nach aussen, um mit den glatten Spitzen sich plötzlich nach innen zu wenden. Bei A. soemmerinyl laufen beide Hörner zunächst ziemlich parallel in der Stirnrichtung nach hinten, biegen sich dann allmählich nach aussen, um plötzlich fast halbkreisförmig sich auszubuchten. während die Spitzen wieder nach innen gekehrt sind. Das Gehörn 66 Gesellschaft naturforscliender Freunde, Berlin. von A. hcrherana bildet ungefähr ein sehr spitzwinkliges, gleichschenkliges Dreieck, die beiden Hörner verlaufen bis vor die Spitze in fast gerader Linie, während bei A. soem- meringi eine stark lyraartige Form vorhanden ist. Maasse der Gehörne von A. herb. Mtsch. A. soemm. Rüpp. Entfernung der Hörn er an der Basis 2 cm Vk cm Länge der Hörner in der Krümmung .... 39,5—48 - 33 V2 - Entfernung der Spitzen von der Basis . . . 30—39 - 29 V2 - Entfernung der Hörner von einander beim 10. Ring 7— 8 - 5 Entfernung der Spitzen von einander .... 7— 14 - I2V2 - Während A. soemmeringi 18 Ringwülste auf den Hörnern zeigt, finde ich bei 6 Exemplaren von A. herherana nicht unter 21. Das Gehörn von A. herherana 9 ist von dem- jenigen des rf ebenso verschieden, wie dasjenige von A. dorcas $ von A. dorcas ildung und meiner eigenen, direct nach dem Modell angefertigten (1 : 1). finden durch Obiges ihre naturgemässe Erklärung. 3. Abbildung des Schädels des MacJiairodus neogaens nach Burmeister, vergrössei't (Descript. physique. II, AtL. Tab. IX, Fig. 1). 4. Originalabbildung eines nur wenio- verstümmelten, im Ganzen recht schön erhaltenen Schädels (ohne Unterkiefer) von Machairodus neogaeus oder wenigstens von einem näheren Verwandten dieser Art, aus Ecuador, im Besitz unseres hiesigen paläontologischen Mu- seums befindlich, von der Direction desselben, unter be- sonderer Betheiligung des Herrn Dr. Futterer mit ge- wohnter, liebenswürdiger Liberalität mir zur augenblick- lichen Verfügung gestellt, in natürl. Grösse. 5. Kopie des Schädels von Machairodus megavtercon nach P. Gervais (Zoolog, et Paleontologie Francaise. Atlas). 6. Kopien von oberen Eckzähnen des Machairodus cuJtridens nach Blain- ville und Mac Enery aus der Osteographie (1:1). 7. Ko- pie des Schädels von Felis macroscelis nach dem o. a. Ca- talogue, p. 13 (2 : 1). 7. Originalabbildungen von Tiger- schädeln (1 : 1). 8. Eigene Originalphotographie eines Jaguarschädels (8 : 1) aus Santa Catalina. 9. Lithogra- phirte Abbildung eines Löwenschädels aus Vimont, Traite de Phrenologie , pl. 14). 10. Verschiedene Kopien von Löwen-, Tiger-. Jaguar-, Leoparden- und Pumaschädeln, nach Blainville, Osteogr.. vol. IL No. 6 — 10 sollen zu Vergleichungen dienen. 11. Originalabbildung eines leben- den Exemplares von F. macroscelis aus dem zoolog. Garten zu Berlin (um 1884). 12. Eine solche eines mangelhaft Sitziwq rom Sl. Mär: 1893. 93 gestopften Exemplares des Pariser Museums. 13. Desgl. aus dem Berliner zoolog. Museum (S. 91). 14. Kopie von Felis lomjihande , F. macrosceUs , nach einer colorirten Aus- gabe von CüRMER s Jardin des Plantes, Paris MDCCCXLII, vol. I. 15. Kopien der Abbildungen von F. macrosceUs in verschiedenen Stellungen nach einem von mir erworbenen (nicht gedrucivten) englischen Amateurwerke in Farben: Illustrations of tlie Feline Carnivora, gr. Fol., mit typo- graphirten Tafelerklärungen (2 : 1). 16. Kopie. Nebel- panter nach Sterndale. ein im Original nur schwer er- kennbares Thier. wohl Binturong?. zerreisseud. 17. Kopie eines scliönen Bildes des englischen Meisters der Thier- zeichnung, Wolf, in einförmig sienabrauDer Färbung. 18. Schöne Holzsclinittdarstellung eines männlichen, auf Tragopan Satyrus jagenden Nebelpanters, in Fol. 19. Ent- wurf dazu, beides aus den vielen schönen, von der Familie RoB. Kretschmers mir verehrten Gedenkblätteru , Nach- lässen des verstorbenen Meisters. 20. Lithograph irte Ab- bildungen des Skeletes von Macliair. neogacus im Museo publico de Buenos Ayres. nach Bürmeister's schöner Zeich- nung in den Verhandl. Naturf. Gesellsch. zu Halle, Bd. VI. 21. Ein von mir angestellter Reconstructionsversuch des M. neogaeus in Farben. Zu Grunde gelegt ist die schleichende Stellung des unter No. 20 erwähnten Skeletes. Dem Ver- suche ist die Idee von einem langgeschwänzten, grossen Nebelpanter. mit Fleckuug. zu Grunde gelegt worden. Ueber den Werth oder Umverth solcher Restaurationsver- suche ausgestorbener, unserer unmittelbaren Beobachtung nur theil weise zugänglicher Thiere lässt sich ja nach man- nigfacher Richtung hin discutiren. Indess tröste ich mich mit der Erinnerung daran, dass unsere grossesten Förderer einer so herrlichen Wissenschaft, wie der Paläontologie, ähnliche Versuche gewagt liaben. Ich bemerke noch, dass alle diese farbigen Abbildungen mit den neueren, noch eine Zukunft beanspruchenden Tempera-Farben ausgeführt wor- den sind. Sie sollen das grossartige, individuelle Va- riiren der einzelnen Form (F. macrosceUs) illustriren helfen. 94 Gesellschaft Ticitmforschender Freunde, Berlin. Schliesslich möchte ich hier noch in aller Kürze die Frage erörtern, ob wohl Machairodus mit dem Menschen zusammengelebt haben könnte. Ameghi^^o schraubt die Funde entschieden in eine zu ferne (tertiäre) Periode hin- auf. Aber der quaternäre Mensch könnte ja wohl, Dank der Verschlagenheit auch der niedrigst stehenden Urmen- schen, das Thier bekämpft, erlegt und zu dessen Ausrot- tung beigetragen haben. Nach jeder Weise befriedigende Belege hierzu bleiben allerdings vorläufig wünschenswerthe Postulate. Man hat ja wohl scheinbare andere Ursachen des Aussterbens jener wehrhaften Dolchzahnpanter aufzu- stellen versucht. So z. B., dass diese Bestie an der Un- möglichkeit, ihre langen Eckzähne richtig gebrauchen zu können, allmählich elend hätte zu Grunde gehen müssen. Stehen denn das seit Aeonen existirende Walross und an- dere Thiere mit langen Eck- und Stosszähnen etwa unter gesonderten Bedingungen? Solche traurigen, z. Th. leider jnit auffälliger Prätention auftretenden Behauptungen ge- hören unter die Kehrichthaufen der Wissenschaft. Auf die sich hier anschliessende Bemerkung des Hrn. VON Marxens, es solle lieber Felis macrocelis — die gross- fleckige Katze — als F. macroscoelis heissen, erwiedert Hr. •Hartmann zustimmend und bemerkt, dass die entschieden bessere Schreibart allerdings von mehreren Autoren, z. B. von RoB. kStrndale, wirklich angewendet worden sei. Herr Matschie sprach über die weissnasigen Meer- katzen. Im Anschluss an die über Gercoiylthecus fantiensis und C. petaurista (Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde, 1893, p. 62 bis 65) gemachten Bemerkungen erlaube ich mir, eine kurze Uebersicht über die wiclitigsten Synonyme, die charakteri- stischen Merkmale und die mit Sicherheit festzustellenden Fundorte derjenigen Meerkatzen zu geben, welche durch einen weissen Fleck auf der Nase ausgezeichnet sind. Durch kritiklose Benutzung älterer Quellen haben viele von denjenigen Autoren, welche sich mit der Bearbeitung dieser Gruppe beschäftigten, eine derartige Verwirrung in Sitzung vom 21. März 1893: 95 der Synonymie der iu Frage kommenden Arten geschaffen, dass eine genaue Untersuch uug der in der Litteratur vor- handenen Abbildungen und Beschreibungen dringend ge- boten erscheint. Bei der Aufstellung der Synonyme habe ich Angaben unberücksichtigt gelassen, welche die Merk- male mehrerer Arten /war in Yerwirreuder Weise vereini- gen, aber in compilatorischen Arbeiten enthalten sind, welche für das Studium unserer Gruppe nicht als Quellen- w^erke zu betrachten sein dürften. Es sei mir gestattet, zunächst auf einige der bedenk- lichsten Fehlerquellen einzugehen. AuDEBERT bildet (Hist. Nat. Singes 1798, Fam. IV, Sect. II, Fig. XIII, pag. 21) unter dem Namen L'Ascagne, Simia ascanius einen Affen ab, welchen spätere Schriftsteller fast ausnahmlos mit C. pdaurista Schreh. oder C. petaurista auct. (C. fanüensis Mtsch.) verwechselt haben. Aus der Besclireibung mögen als charakteristische Merkmale hervor- gehoben werden: au-dessous de chaque oreille on re- marque une grande toufte de poils blancs. qui divergent en partant d'un centre commun et forment une espece de rosette . ... Le sommet de la tete. le cou, le dos et la queue de cet animal sont olivätres; la barbe, la poi- trine, le ventre, I Interieur des quatre membres sont d'un gris fonce, et la partie exterieure des bras est noire. Die- ser Affe, oben olivenfarbig, unten tief grau, mit schwarzer Gesichtsumrahmung, weissem Rosettenfleck unter den Ohren und olivenfarbigem Schwanz lebte in Paris und wurde ausser von Audebert auch von G. Cüvier (La Menagerie du Mus. Nation. d'Hist. Nat. 1801) als Le Blanc Nez abge- bildet. Reichenbach stellte (Naturg. d. Affen, Tab. XVIII, No. 260) fälschlich die Schwanzfarbe als roth dar in einer Copie der AuDEBERT'schen Zeichnung und gab auch (1. c. No. 256 u. 257) die CuviER'sche Tafel wieder, allerdings unter Nichtberücksichtigung der tiefgrau dargestellten Un- terseite, welche auf Reichenbach's Bilde schneeweis er- scheint. Das Original von Audebert's und G. Cuvier's Be- schreibung wurde nicht aufbewahrt, ein zweites Exemplar 96 Gefielhchaft imhirforschenäer Freunde, Berlin. lebte aber im Jahre 1886 nach Mattozo Saxtos (Jörn. Scienc. Math. Phys.. Lisboa. 1886, XLII. p. 96) im Lissa- boner Zoologischen Garten. Mattozo Santos hebt die YoU ständige Uebereinstimmuug dieses Thieres mit Aude- BEKTS Beschreibung hervor, so dass diese Form als gute Art betrachtet werden muss. Rochebrune giebt (Faune de la Senegambie 1883, p. 26) Senegambien als Vater- land an. Gray beschrieb (Proc. Zool. 8oc. London 1849, p. 7) als G. melanogenys eine weissnasige Meerkatze, für welche er angiebt: ..a small spot on each temple white: underpart of the body witish; the middle of the back and upper part of the tail rufous". Dieser Affe ist auf Tafel IX zusam- men mit einer zweiten, neu beschriebenen Meerkatze G. ludio abgebildet, welche nach Gray's Beschreibung (1. c. p. 8): „blackish, minutely yellow grisled; . . . temple crown of head etc. black; lower side of the body whitish" offenbar zu den Weissnasen mit schwarzem, hell gesprenkeltem Fell gehört und in die Nähe von G. nictitans gestellt werden muss. Im Text verweist Gray bei G. md. auf Mamm. PL XI, Fig. 1. Auf der Abbildung ist nun G. mel. links vom Be- schauer. G. ludio rechts dargestellt; unter der Tafel steht: 2. Gercqpitheciis melanogenys. 1 . Gercopithecus ludio. Dieser Druckfehler war die Veranlassung, dass trotz der deut- lichen Wiedergabe der weissen Schläfe und der rothen Schwanzoberseite l3ei dem Bilde von G. mel Schlegel (Simiae p. 88) G. ludio als Synonym zu G. ascanius (Aud.) zog. weil dieser nach Eeichexbach einen rothen Schwanz haben sollte. Dagegen stellte Schlegel (1. c. p. 90) G. melanogenys Gray als nächsten Verwandten zu G. nictitans. Die Folge davon war. dass Mattozo Santos (1. c. p. 96) einen ihm vorliegenden Affen, welcher weder zu S. ascanius Aud., noch zu G. ludio Gray, nach Schlegel identisch mit dem vorgenannten, passen wollte, als neu unter dem Na- men Gercopithecus picturatus beschrieb, obwohl eine Verglei- thung der Abbildung und Beschreibung von G. melanogenys bewiesen haben würde^ dass er diese Art vor sich gehabt Sitzung vom 21. März 1893. 97 liat. Er suchte allerdings, gestützt auf Schlegel, C. md. iü der Nähe von G. nictitans. Jkntink (Notes Leyden Museum. X. p. 10) untersuchte ein Exemplar von Schlegel' s G. melanogenys. d. h, Gray's G. ludio, welches im Leydener Museum steht, verglich das- selhe mit Grays Originaldiagnose von G. melanogenys. er- hielt von Olf. Thomas eine auf dem Original -Exemplar dieser letzteren Art beruhende Beschreibung und kam zu dem Schluss. dass das Leydener Stück nicht zu G. melano- fjenys Gray gehören könne. Er beschrieb dasselbe als G. stampfln. Dieser G. sUmipfUi ist aber nichts anderes als G, ludio Gray. Endlich vermuthe ich, dass der von Sclater (Proc. Zool. Soc. London 1884. p. 177, pl. XIV) abgebildete G. martlni, wenn überhaupt zu den weissnasigen Meerkatzen, zu G. signatus Jent. gehört. Ich gebe nunmehr eine Uebersicht der Arten: Gercopiihecus petaurista (Schreb.) 1775. Le Blaue Nez. Allamand, Edit. Bat. op. Buff. XW. p. 141. tab. 39. — Der weissnasige Affe, Schreber, Säuge- thiere. I. 1775, p. 103, No. 21. — Simia xjetaurisia Schre- ber. L c. p. 187, No. 21. Tab. XIX. B. — St. Müller. Natursystem. Suppl., 1776. p. 8, No. 23a. Tab. II, Fig. 1. — Erxleben, Syst. Regn. An. I. 1777, p. 35, No. 14. — Gatterer, Brev. Zool. 1, 1780, p. 20, N. 14. — Zimmer- mann. Geogi*. Gesch. II. 1780. p. 191. No. 94. Tab. Si- miae 28. — Boddaert. Elench. Anim. I, 1785, p. 60, No. 26. — Gmelin, Syst. Nat. XIII, 1788, p. 35. No. 44. — Lacepede in Buffon Hist. Nat. SuppL VII. 1789, p. mfi. (partim). — Donndorff, Zool. Beitr. I. 1792, p. 34. No. 44. ^— Shaw, Gen. Zool. I. 1, 1800, p. 51 (Vaulting Monkey). — H.N.Jacob, Stör. Nat. d. Scimie 1812 (II Naso Bianco mit Abbildung). — Bennett, Gardens and Men. I, Qua- drupeds 1831, p. 37 (The lesser white nosed monkey, mit Tafel). - Reichenbach, Vollst. Naturg. d. Affen, p. 105. No. 255b. — Gray. Cat. Monk. 1870. p. 20, No. 2. -^ Fetaurista alhinasus Reichenbach. 1, c. p. 106. 98 GesellscMft natiirforschender Freunde, Berlin. Oberseite schwarzbraun; Rückenhaare mit goldig glän- zenden Ringen; Schwanz von der Farbe des Rückens; breite schwarze Binde von Ohr zu Ohr über den Scheitel; schwarze Stirnbinde bis unter das Ohr; Nasenspitze und ein schmaler Streif von Haaren auf den Wangen bis hinter das Ohr, Kinn. Unterseite und unterster Theil der Wangen weiss; oberer Theil der Wangen schwarz. — Vaterland? Cercopitheeus fantiensis Mtsch. 1893, diese Sitz.-Ber. p. 64. Le Blanc Nez , Audebert, Singes 1798, Farn. IV, Sect. II, Fig. XIV. — Latreille, Singes 1800, II, Tab. LIII, p. 72 (sine descr.) — HAscayne femelle F. Cu- YiER et Geoffroy, Mamm. 1820, p. 52, pl. 16. — C. petaurista Geoffroy . Tabl. d. Quadrum. (Ann. Mus. d'Hist. Nat. 1812, p. 95, No. 9). — Desmarest. Mamma- logie 1820, I. ]). 59, No. 21. — Geoffroy. Dict. Scienc. Xat. XX, 1821. p. 30. — Desmoulins, Dict. Class. d'Hist. Xat. VII, 1825, p. 565. — Desmarest, Xouv. Dict. XIII, p. 580, Xo. 11. Encycl. Meth., tab. 12. fig. 3. — Lesson, Man. Mamm. L 1827, p. 37, Xo. 21. — Griffith, An. Kingd. V, 1827. ]>. 13. Xo. 28. — Jardine , Natural. Li- brary. Mamm. I, 1833. Monkeys, p. 210, Xo. 8. — Is. Geoffroy St. Hilaire, Cours d'Hist. Xat. d. Mamm. 1834, 8^^ lec, p. 19; Cat. meth. d. Prim. 1851. p. 19, Xo. 2. — Fräser, Proc. Zool. Soc. 1841, p. 97. — Schlegel, Si- miae 1867, p. 86 (excl. Syn.). — Jentink, Xot. Leyd. -Mus. VIII, 1886. p. 55 — 57. ' Mus. Pays Bas IX, 1887, p. 19 und XI, 1892, p. 22. Oberseite grünlichgelb, mehr oder weniger in s Röth- liche spielend, schwarz betupft; Rückenhaare ohne goldigen Glanz; Schwanz von der Farbe des Rückens; schmale schwarze Binde von Ohr zu Ohr über den Scheitel; schmale schwarze Stirnbinde bis unter das Ohr; eine weitere von den Augen zu den Halsseiten; Xasenspitze. Kinn, unterer Theil der Wangen, breite Unterohrbinde. Unterseite weiss. — Vaterland: Goldküste. Rio Boutry. Cape Coast. Sitzunff vow 21. März 1893. 99 --'• Cercopithecus hüUikoferl Jent. 1886. G. hüttikoferi Jentink, Not. Leyd. Mus. VIII . 188r>, p, 56, 57. — 1. c. 1888, p. 10. Mus. Pays-Bus IX. 1887. p, 20 und XI, 1892, p. 22. Aehnlich /aMf/e;?5/5 Mtsch.. aber durch das Fehlen der schwarzen Scheitelbinde unterschieden. — Vaterland: Liberia, Sierra Leone. Gercopitheciis ascanius (Aud.) 1798. Simia ascanius Aüdebekt. Singes. 1798, Farn. IV, Sect. II. Fig. XIII. p. 21. — Le Blanc Nez G. Cuviku. Menagerie, 1801 cum tabula. — L'Ascagne. Latreille, Singes, 1800, p. 95, c. tab.; Buff. Sonn. XXXVI, p. 95, tab. 57. — Simia ascanius X. H. Jacob, Storia, Xat. d. Scimie 1812. — Simia petaurista Cuv., Regn. An., I, 1817, p. 106, 1829, I (nur Beschreibung). - Voigt, Cuvier's Thierreich 1831. p. 81. Xo. 18. — Reichenbach, 1. c. Tab. XVIIL Xo. 260 (Schwanz fälschlich roth angegeben), Tab. XVIIL Xo. 256, 257 (Unterseite fälschlich weiss an- gegeben). — Cercopithecus ascanias Mattozo Santos, 1. c. p. 96. — RocHEBRUNE. Fauuc Seneg. 1883, p. 26. Oberseite olivenbraun; Schw^anz von der Farbe des Rückens; Stii-nbinde. Augenbrauen, Wangen schwarz; Xa- senspitze, rosettenförmiger Fleck vor den Ohren weiss; Kinnbart grau; Unterseite tiefgrau. — Vaterland: Xach RocHEBRUNE Seuegainbien. Cercopithecus melanogenys Gray 1845. (7. ascanias Wagner. Schreb. , Säugethiere. Suppl. I. 1840, p. 310. — C. melanogenys Gray, Ann. Mag. XVI, 1845, p. 212. — Proc. Zool. Soc. XVII, 1849, p. 7, pl. XI, fig. 2. — Ann. Mag. V, 1850, p. 54. — Wagner, Säuge- thiere 1855, p. 50. Xo. 28. — Monteiro. Proc. Zool. Soc. 1860, p. 112,246. — Gray. Cat. Monk. Lern. 1870, p. 21, 'No. 3. — C. histrio et luäio Reichenbach, 1. c. p. 106, Xo. 262, Tab. XVIII und p. 105, Xo. 255, Tab. XVin. — C. ascanias ScHLEGEii, Simiae 1876, p. 88, excl. Syn. C. mel. Barboza iy\j Bocage, J. Sc. Math. Phys. Lisboa, IQO Gesellschaft naturfor sehen der Fre^inde, Berlin. Ser. II, No. L 1889, p. 11. — C. picturatus Barb. Boc, 1. c. p. 11. Oberseite olivenbraim. röthlich gesprenkelt; Schwanz im Alter ganz rothbraim, in der Jugend von der Farbe des Rückens, au der Spitze nur rötblich; Stirnbinde, unterer Theil der Wangen breit schwarz; Schläfen weisslich. unten olivenfarbig; Unterseite weisslich; Nasenspitze weiss. — Vaterland: Bembe, Ambriz (Portug. Congo). Cercopithecus schmidti Mtsch. 1892. Cerc. spec. Noack, Zool. Jahrb. II,. 1887, p. 290. — C. ascanias Sclater, Proc. Zool. Soc. , 1887. p. 502. — C. schmidti Matschie. Zool. Anz. 1892, p. 161. Unterscheidet sich von C. melanogenys Gray durch den dreieckig abstehenden, weissen, unten schmal schwarz ge- säumten Backenbart, dessen Saum unter den Ohren sich verbreitert, und den Mangel der schwarzen Wangen. — Vaterland: Urua (Bömi) Manyema, Uganda. Wakondjo zwischen Albert -Edward- und Albert -See (Stuhlmann). Cercopithecus signatus Jent. 1886. C. signatus Jentink, Not. Leyd. Mus. VIII. 1886, p. 55. — Mus. Pays. Bas. IX, 1887, p. 20. - 1. c. XI, 1892. p. 22. — Sclater, Proc. Zool. Soc. 1884, pl. Xn. (?) Oberseite und Unterseite wie bei fantiensis\ Schwanz- unterseite w^eiss; schwarzes Stirnband bis zum Ohr; Kopf- seiten weiss, schwarz und gelb geringelt; Schnauzenseite schwarz. — Vaterland: Banana (?). Cercopithecus martini Waterh. 1838. Simia nictitans Linne. Syst. Kat. XII, 1766. p. 40, Xo. 23, I. — La Guenon nez blanc proeminant Buffon. Suppl. VII, p. 72, 1799. — Ph. St. Müller, Natursyst. 1773. p. 132. No. 23. — Erxleben, Syst. Regn. An. I. 1777. p. 35, Xo. 13. — Marcgraw. Brasil, p. 227. — SCHREBER, Säugeth. 1775, p. 103, Xo. 20. — Pennant= Syn. quadr. 1771, p. 120 u. 87. — Audebert, Singes 1789, Farn. IV, Sect. I. p. 9, fig. 2. Le Hocheur. — Sitzung vom 21. März 1893. 101 C. martini Waterhoüse, Proc. Zool. Soc. 1838, p. 58, 1841, p. 71. — Gray, Cat. Monk., 1870, p. 21, No. 4. — Oberseite schwärzlich, mit feinen weissen Punkten überstreuet; Nasenspitze weiss; Brust grau; Unterseite und Schwanzspitze schwarz. — Vaterland; unbekannt. Cercopithcciis nictitans (L.) 1766. C. nictitans Desmarest. Mammalogie I, 1820, p. 58, No. 20. — Lesson, Manuel, 1827. p. 36, No. 20. - Fischer, Synopsis. 1829, p. 18, No. 12. — Geoffroy, Tabl. Quadr. (Ann. Mus. d'Hist. Nat., 1812, p. 95, No. 8). — Kühl, Beiträge II, p. 8, 1820. — Jardine, Natural. Library. Mamm. I, Monkeys, p. 210. — Wagner. Säugeth., 1855, p. 50, No. 26. — Waterhoüse. Proc. Zool. Soc, 1838, p. 58. — Gray. Cat. Monk., 1870, p. 21, No. 5. — Oberseite schwärzlich, mit feinen grünlich -gelbgrauen Strichelchen besprengt; Nasenspitze weiss, Unterseite und Schwanzspitze schwarz. ~ Vaterland: Ogowe (Buchholz). Cercopithecus ludio Gray 1849. White Nose Pexnant. Hist. Quadrupeds, 1781, p. 190, No. 98. — Simia nictitans Shaw. Gen. Zool. I, 1. p. 45. — a ludio Gray. Proc. Zool. Soc, 1849. p. 8, pl. IX, fig. 1. — Wagner. Säugethiere, 1855, p. 51, No. 29. — Gray, Cat. Monk., 1870, p. 21, No. 6. — C. mel. Reichenbach, 1. c p. 105, No. 254, Tab. XVIII. — Schlegel, Simiae, 1876, p. 99 (nur Beschr.). — C. stampflii Jentink, Not. Leyd. Mus. X, p. 10. — Mus. Pays-Bas. XI. 1892, p. 24. — Oberseite schwärzlich, fein gelb gesprenkelt; Gesicht, Schläfe, Oberkopf, Schultern und Vorderglieder schwarz: Aussenseite der Hinterbeine und Schwanzende schwärzlich; Nasenspitze weiss; Unterseite weisslich; Steiss und Unter- seite der Schwanzwurzel dunkelrothbrauu. — Vaterland: Pessy-Country, Liberia. Derselbe sprach alsdann iiber die Verbreitung der zur Gattung ..Onjjr' Blainv. gehörigen Antilopen. Die sog. ., Spiessböcke ^\ welche dip Gattung Oryj; Blaixv. (Bull. Soc. Philom. 1816, p. 75) bilden, sind grosse, 102 Gesellschaft naturforscJiender Freunde, Berlin. etwas plump gebaute Antilopen mit km'zer Kiickenmähne, ziemlich langem, in eine Endquaste auslaufendem Schwänze und mit dunkler Zeichnung auf der Stirn und dem Nasen- rücken, w^elche nach der Interocularregion hin spitz zu- geht. Die Hörner sind gerade oder in flachem Bogen ge- krümmt, sehr lang und an der Wurzel geringelt; dieselben verlaufen in der Nasalebene ziemlich parallel neben ein- ander nach rückwärts. Sowohl Männchen als Weibchen tragen Hörner. Im Berliner Zoologischen Garten leben augenblicklich die Vertreter von 3 Arten: 0. heisa Rtjpp, 0. heatrix Gray und 0. leucoryx Fall. Ausser diesen Formen sind noch bekannt: 0. caUotis Thos., 0. gasella Fall, und 0. oryx Fall. Diese sechs Arten unterscheiden sich folgender- massen : Oryx oryx (Fall.). Büschel langer borstiger Haare am Unterhalse; Oberseite rostgrau, von der weissen Unterseite durch je ein breites schwarzes Band abgesetzt, die Bänder auf der Brust sich vereinigend und einen schmalen schwarzen Streif zur Kehle sendend. Gesicht und Beine weiss. Schwarz sind: Dreieckiger Fleck auf der Stirn. Nasenrücken; je ein Band ^^u der Wurzel der Hörner durch das Auge zum Kinn, von dort hinter dem Mundwinkel um die Schnauze herum und . von der Ohrgegend über den Kinnladenrand; Rückenstreif, an der Schwanz wurzel ausgebreitet; breiter Querstreif am Oberarm, Unterschenkel und Schwanz in sei- ner ganzen Länge. Gehörn bis 120 cm; Schulterhöhe circa 130 cm. — Verbreitung: Süd -West- Afrika. Von Klein- Namaqualand an (Buckle y, Froc. Zool. Soc. London, 1877, p. 455), Damaraland (Buckley, 1. c. 1876. p. 289), Büffel- Fluss (Lichtenstein, Reisen im südlichen Afrika, IL p. 38) bis zum Rio Coroca bei Mossamedes (Capello u. Jvens, De Angola ä Contra-Costa, I. 103). Fedra Fequena unter 15*^ n. Br., 12. 51 ö. L. (Capello 1. c. p. 122) und Capan- gombe (Capello I, 145). Nach Osten dürfte der 27. Grad ö. L. ungefähr die Grenze bilden, nämlich (von. West- Griqualand an) der Hart-, Marico- und Limpopo-Fluss bis zum Ramokweban-Fluss, welcher in den Limpopo iliesst Sitzunn vom ^i. Afärz 1893. 103 (Sklous, Proc. Zool. »Soc, 1881, ]). 755). Nach Norden scheint der Gemsbock , wie nach Selous (A Huuters Wandering, p. 213) die Ori/x genannt wird, das Mababe- Plateau auf der Fliissscheide zwischen Botletle und Chobe nicht zu überschreiten. — Abbildung: Flower u. Ly- DEKKER Mammals. p. 344. — Vulgär -Namen: „Kukama" der Betschuanen und Makalakas, „Ko" derMasaras, ,,Ga- lengues" der Mossamedes. Ori/jc calloüs Thos. Ohren spitz auslaufend, mit langem, schwarzem, pinselförmigem Haarbüschel versehen. Oberseite w^einröthlich zimmtfarben, Unterseite und Beine etwas heller. Rückenmähne von der R.ückenmitte an isabellfarben. Stirn- fleck und Nasenrücken, ein durch das Auge ziehender Streif bis zum Unterkiefer und eine Binde von der Unterohr- gegend bis zum Unterrande der Kinnlade, schmale schwarze Binde von der Kehle zur Brust, je eine weitere von dort zu den Weichen an den Körperseiten, breiter Querstreif am Oberarm, schmaler Ring um die falschen Hufe schwarz. Schvvanzquaste schwarzbraun. Gehörn bis 100 cm. — Ver- breitung: Kismaju, Galla-Land (Fischer), Taveta (Abbott), Kilimandscharo (Willoüghby). Massai-Steppe (Stuhlmaxx). — Abbildung: Proc. Zool. Soc. 1892. pl. XIV, U. S. Nation. Mus. Proc, 1892, pl. 76. — Vulgär-Namen: Suaheli: „Kiroha"; Kirangi : „Muhimbura", Kiniamuesi: ,,Palla-Palla oder Kolongo". Orijx heisa (Rtjpp.). Ohne Pinselohren; Oberseite mehr fahl-isabellfarben; sehr ähnlich caUotis', aber der durch die Augen gehende Streif erreicht nicht den Mundwinkel; die Rückenmähne beginnt kurz vor dem Kreuz und ist dunkel- rothbraun; beim cf ein Flecken vorn auf dem Lauf der Vorderfüsse schwarzbraun. — Verbreitung: Küste von Abessinien von Suakin bis Berbera im Somali-Lande (Mex- ges). — Abbildung: List of Animals Zoolog. Society- London, 1883, p. 138 (als 0. beatrix). — Vulgär-Namen: „Beisa" : Abessinien. „Beid": Somali-Land. Onjx beatrix (Gray.). Oberseite und Unterseite weiss; Schwanzqu'aste, Gliedmassen bis zu den Afterklauen, Brust. Nasenrücken und Wangen schwarzbraun; Fesseln weiss. — 3** ^[04 Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin. Verbreitung: Maskat, Arabien (Proc. Zool. Soc. 1881, p. 819). Bushire (1. c. p. 1872, p. 603. — West-Arabien (Neumann). — x4bbildung: Proc. Zool. Soc. 1857, pl. 55. Oryx leucoryx (Pall.). Ober- und Unterseite gelblich- weiss, am Halse rostfarben überlaufen; ein mattbrauner Streifen an jeder Seite des Kopfes und ein Nasenstreifen Yon derselben Farbe. Länge der etwas gebogenen Hörner 100 cm. — Verbreitung: Vom Atbara an westlich bis Kordofan. im Norden bis zur Regengreuze und nach Westen bis Bork u (Nachtigal. Sudan II. 138). Udunga in Bodele, Tibesti (Nachtigal, 1. c. I. 280, 418). — Abbildung: Lichtenstein, Säugethiere, Taf. I. — Vulgär -Namen; „Wachseh el Bagger" Arabisch; „BuRagaba" Borku; „Zode daz" Turni. Oryx gasella (Pall.). Ober- und Unterseite rostbraun, in der Körpermitte heller. Kopf und Beine weiss. Stirnband und Nasem'ücken rostbräunlich, Hornlänge ca. 100 cm. — Verbreitung: Senegambien (F. Cuvier Mammiferes), Lo- hodscha am Niger (Mocklek, p. 50), Timbuktu (Barth, I, 592). — Abbildung: F. Cuvier, Mammiferes, Tab. — Vulgär -Namen: „Lymhe", ,.Ascliamel" bei den Niger- Tuaregs. Herr 0. Jaekel sprach über die Beurtheilung em- bryonaler Thierformen. Im Umtausch wurden erhalten: Photographisches Wochenbl.. 1893. No. 9—12. Naturwissenschaft!. Wochenschrift (Potonie), VIII, No. 9 bis 12. Sitzungsberichte der Königl. Preuss. Akademie der Wissen- schaften zu Berlin, No. XLI — LV. Verhandlungen des Botanischen Vereins der Prov. Branden- burg. Jahrg. 33 u. 34. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, XII, 1. Hamburg 1893. Sitzung vom 21. März 1893. 105 Jahreshefte des natunvissensch. Vereins für das Fürsten- thiim Lüneburg. XII, 1890-4892. Xeiijahrsblatt herausgegeben von der Naturforsch. Gesellsch. auf das Jahr 1893. XCV. Zürich 1892. Öitzungsber. der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in Wien. Jahrg. 1893, No. 1-6. Mittheilungen aus dem Jahrbuche der Königl. Ungarisclien Geologischen Anstalt. X, 1. u. 2. Budapest 1892. Rendiconto dell' Accademia delle Scienze Fisiche e Mate- matiche. Ser. 2 , Vol. VI. Anno XXXII. Fase. 2, Napoli 1893. Atti della Societa dei Naturalisti di Modena, Ser. III, Vol. XI. (Anno XXVI.) Fase. III. Modena 1893. Rassegna delle Scienze Geologiche in Italia. Anno IL Fase. 3. Roma 1892. Annales de rUniversite de Lyon. Tome I. II, Fase. 1. 2. 3. 4, Tome IIL Fase. 1. 2. Tome IV. V, Fase. 1, Tome VI, Fase. 1. 2. Geologiska Föreniugens i Stockholm Förhandlingar, XV, 2. Bulletin de la Societe imperiale des Naturalistes de Moscou. Annee 1892, Xo. 3. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College, Vol. XXIII, No. 6. Vol. XXIV, No. 2. Psyche. Journal of Entomology. Vol. VI, Xo. 203. Memorias y Revista de la Sociedad Cientif. „Antonio Alzate^ TomoVI (1892/93), No. 5-6 (Mexico). Boletin de la Riqueza Publica de Estados Unidos de Vene- zuela, Ano IIL Tomo IIL No. 45. Caracas 1893. J. F. Starcke, Berlui W. Nr. 4. 1893. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft iiatiirforsclieiider Freunde zu Berlin vom 18. April 1893. Director (in Vertretung): Herr Bartels. Herr K. MÖBIUS sprach über deu Inhalt der ,.Berichte der Commission für Erforschung des östlichen Mittel- meeres. Erste ßeihe. Denkschr. d. Ak. d. Wiss. in Wien. Bd. 59, ISQS-*, insbesondere über die Tiefen, die Tem- peratur und den Salzgehalt verschiedener Theile des öst- lichen Mittelmeeres nach den von J. Lüksch und J. Wolf ausgeführten Arbeiten und üebersichtskarten. Herr Matschie sprach über anscheinend neue afri- kanische Säugethiere (Leimacomys n. g.). Leimacomys Mtsch. gen. nov. Bendromyinariim (X£l|j,a§-ix0^ , Wiesenmaus). Dentes incisivi superiores sub- canaliculati. molares vix convergentes ; cauda brevis. anel- lata, brevi-pilosa; ungues antici posticis breviores. Incisiven vorn convex, obere mit einer flachen, breiten Läugsfurche versehen, welche die vordere Zahnoberflächo in einen schmaleren, inneren und einen breiteren, äus- seren Abschnitt theilt. Molaren mit Höckern; Foramen infraorbitale nach unten nicht verschmälert; Unterkiefer schlank und niedrig . Processus coronoideus desselben dünn und schmal; Orbitalleisten nicht vorhanden; Zahn- reihen wenig nach hinten convergirend; Foramen incisivum 4 108 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. wenig ausgebuchtet, die Seitenränder desselben fast parallel, an der breitesten Stelle kaum um V-s m Quango im Kongo -Gebiet (Teusz) ein Stück vor. Letzteres erhielt die König! Sammlung von Herrn Dr. Theme. Biastellopalpus noctis Th^ms. (?) Diese Stücke sind der Varietät ngra m. von tridens sehr ähnlich, aber glänzend schwarz uiti kleiner; die Stirn- leiste ist gerade, bei tridens bogenfä'mig; das Pronotum Sitzung vom 16. Mai 1893. 151 hiuten in der Mitte niedergedrückt, auch dichter punktirt und vorn grob granulirt. Der Hinterraud des Prothorax ist in der Mitte mehr zugespitzt und deutlich gekielt. Die Schenkel sind roth-kastanienfarben. Thomson sagt in seiner sehr kurzen Beschreibung (Archiv entojn. II, p. 52) freilich nichts von der Färbung der Schenkel. Hinterland von Kamerun bei der ßarombi- Station (Hauptmann Zeuner). Biastellopalpus quinquedens Bat. Die Art ist beschrieben in dem Entom. Monthly Mag. Vol. XXII, 1888, p. 239. Es liegen mir nur 9 von der Nordecke des Nyassa-Sees (Conde- Gebiet) vor, welche sich durch die einfach braunschwarze oder pechbraune Färbung von der mir unbekannten typischen Form, welcher Bates eine metallische Färbung zuschreibt, abweichen. Entsprechende Varietäten sind von tridens und baluhanus (s. oben) bekannt. Die Art steht dem lamelUcolUs Quedp. sehr nahe, unterscheidet sich aber durch den höheren Mittelkiel des Prouotums, die fünfzähnige Scheitelleiste und den etwas grösseren Zwischenraum zwischen dieser und der Stirnleiste. Biastellopalpus thomsoni Bat. Diese ausgezeichnete Species (Entom. Monthly Mag. Vol. XXII, pag. 240) liegt aus Usambara (Conradt, Holst) vor. — Sie unterscheidet sich nebst der gleich- falls ostafrikanischen monapoides Bat. von den übrigen Arten im männlichen Geschlecht durch das einfache ziem- lich grosse Scheitelhorn. Bei kleinen ^ sehen wir statt des Hornes eine kurz zw^izähnige Scheitelleiste. Das Hörn tritt nur bei grossen ^ auf. Durch die Verkümme- rung des Hornes, ebenso durch die schwache mittlere Querleiste des Prouotums sind die kleinen c/ den 9 sehr ähnlich. Herr K. MÖBIUS legte vor: W. Giesbrecht: Syste- matik und Faunistik der pelagischen Copepoden des Golfes von Neapel und der angrenzenden Meeresabschnitte. ^52 Gesellschaft naturforsdtender Freunde, Berlin. Mit 54 Tafeln, welche 2300 Figuren enthalten. Auf fünf Tafeln sind farbige Habitusbilder von solcher Schönheit dargestellt, wie sie Ivcin anderes Copepodenwerlv enthält. Die übrigen Figuren veranschaulichen in vorzüglicher Weise alle zur Unterscheidung der Species dienenden Theile. Da GiESBRECHT nicht bloss mediterrane Copepoden. sondern auch zahlreiche Species anderer Meere untersuchte, so schliesst er an die Charakteristik der höheren Gruppen und die Beschreibungen der Arten, welche letzteren fast 600 Quartseiten einnehmen, noch wichtige Betraclitungen an über die horizontale und vertikale Verbreitung der pelagischen Copepoden überhaupt. Herr F. HiLGENDORF legte die von Herrn Dr. Büttner im Togolande gesammelten Onisciden und zwei neue Macruren vor.^) 1. PerlscypMs (subg. n. Perisci/pJiops) triarticulatus n. sp. Sofort von den übrigen Arten durch die dreigliedrige Fühler- geissel unterschieden, von P. trivialis ausserdem abweichend durch schmalere üropoden. deren mediale Hinterecke weiter herausspringt als die laterale. Epistom, Clypeus und laterale Kante des 1. Rumpfsegments. Fühlerdicke u. s. w. stimmen dagegen sehr gut mit dem Typus von PeriscypJms. Von den 3 Geisselgliedern ist das 1. und das gleich grosse 2. deutlich kleiner als das 3. (auch von dessen End- borste abgesehen), die ganze Geissei (ohne Borste) mag ^) Periscyphis cristifrons n. sp. Diese Art, welche Herr Premier- Lieutenant Morgen am Kribi (Kamerun) auffand, gehört in die Nähe des P. nigropunctatus wenigstens nach der gespaltenen 1. Epimere, dem Bau der Ant. II, der median getheilten Clypeus-Leiste. Aber die Stirn hat eine scharfe Querleiste (daher der Name), der Kopf ist stärker verbreitert und kurz; die Analfüsse sind etwas breiter und das rudimentäre Endglied rückt bereits deutlich auf deren Aussen- fläche; das Telson ist etwas weniger spitz. Die Punkte auf den Ringeln fehlen. Auf dem Hauptglied der Analfüsse ist lateral neben dem Endglied anscheinend eine Oeffnung, auf der eine bräunliche, erhärtete Substanz lagert. 1 9, 12 mm 1., 5 breit (Mus. Ber., Cat. gen. Crust. 8214). — Sehr ähnliche, aber viel grössere Exemplare sandte Herr Dr. Preuss aus dem Kamerun - Gebirge (Buea) und von der Barombi- Station. Sitzung vom IG. Mai 1893. 153 etwa ^/s des 5. Schaftgliedes messen. Auge mit etwa 14 Ocellen. Schwärzlich violettbraun mit 3 Reihen heller Punkte, an den Antennen die 2 ersten Glieder, die Spitze des 5., sowie an der Geissei das 1. und die Spitze des 3. Gliedes weisslich. Drei Expl., das grösste 12 mm L, 5 br., 2V2 hoch, bei Bismarckburg im März 1891 gesammelt (Mus. Berol., Cat. gen. Crust. 8697). 2. Periscyj^his (subg. n. ?) nigropunctatus n. sp. Die vor- liegenden Exemplare weichen durch hinten gespaltene Epi- mere des 1. Körperrings, schmalere Analfüsse und stärkere Unebenheit des Kopfes von den bisher bekannten Arten er- heblich ab, gehören aber sicher zu keiner der sonstigen Armadilliden-Gattungen [Pyrgoniscus Kinahan habe ich nicht verglichen). Auch ist das erste Glied der Fühlergeissel sehr kurz, noch nicht halb so lang als das 2., das 4. Schaft- glied ist nicht dünner als das 2., und eine obere Randleiste des Clypeus gut ausgeprägt (in der Mitte deutlich einge- buchtet), was alles mit der Bildung bei der typischen Art nicht conform ist. Färbung. Leicht kenntlich ist die Art ^) durch schw^ärz- liche Punkttlecke, die sich in einer einfachen oder mehr- fachen Querreihe über jeden Ring fortziehen, auch Kopf und Abdomen haben deren. Beim Trocknen werden sie durch Eindringen von Luft, wenn sie schwächer gefärbt sind, trüb - weisslich ; die äusserst feine Granulirung des Körpers geht über die Fleckchen fort. Kurze Härchen ausserdem vorhanden. Grundfarbe ziemlich hell grünlich- braun, Epimeren und Hinterrand der Ringe dunkel. Die Stirn (oder vielleicht richtiger das Epistom. da die Kanten vor der Stirnleiste liegen dürften) springt in der Mitte schnabelförmig vor, und von der Spitze zieht sich ein Kiel halbwegs bis zum Clypeus. Dieser Kiel und der Schnabelrand begrenzen die ziemlich tiefe Grube für den ^) Bei mehreren schlecht conservirten Exemplaren sehe ich die Flecken nicht. 154 Gesellscliaft natnrforscJiender Freiuule, Berlin. Fühler. An dem Epimereiirande des 1. Rumpfringes zieht sich eine Furche hinten von dem Spalt bis zum Auge; der Hinterrand des Ringes jederseits weniger tief eingebogen als bei trivialis. Auch ist bei triv. das Telson kürzer. — 10 mm lang, 4 breit, 2^1 2 hoch. — Bei Bismarckburg in Togo von Dr. Büttner Juni 1891 gesammelt. — Mus. Be- rol., Gen. Cat. 8698. Eubelum hat mehrfache Aehnlichkeit, so in den Epi- meren des ersten Ringes, in der Kopfbildung (bei Euh. je- doch eine starke quere Stirnleiste vorhanden) und in den Uropoden. Aber das Flagellum der Antennen ist bei Euh. dreigliedrig und das Telson quer abgestutzt. 3. Porcellio scaber Latr. 1 Exemplar, etwas beschädigt, 11 mm 1., 472 br. Zur weissgefleckten Varietät gehörig. Nur durch Schmalheit des Körpers von der gewöhnlichen Form etwas verschieden. 4. Metoponorthus pniinosus Brandt. Mit Tracheen nur an den zwei ersten Fusspaaren, einer erhabenen Bogenlinie auf dem Epistom und mit höckriger Körperobei-fläche. Mandibel reclits mit 4, links mit 5 (6?) Pinselhaaren. Variirt etwas in der Körperbreite, dem Farbenton. der kws- prägung der groben Granulirung. Zahlreiche Exemplare dieser cosmopolitischen Art. 5. Philoscia hüttneri n. sp^ Der 1. imd 2. Rumpfring am Hinterrand seitlich nicht eingebuchtet; die Stirnleiste, abge- rundet und nicht als erhabene scharfe Linie ausgeprägt, springt als abgerundetes Rostrum vor. Die Epimeren der Caudalringe sind dem Körper dicht angelegt (Budde-Lund Sp. 7—12). Die Fortsetzung der (an sich nur undeutlichen) Stirnleiste zieht vor dem Auge vorüber und abwärts sich, wie bei olfersi. als scharfe Leiste hin, während bei angusücauda grade dicht unter dem Auge die Leiste verschwindet. Es fehlt die scharfe durchgehende Querleiste auf dem Epistom, wie sie der Fh. olf,, picta, maculata, angustic, und ehrenhergi zukommt, die aber der pulchella mangelt. Die Skulptur mit der Lupe betrachtet glänzend und glatt, unter dem Mikro- scop sehr fein geschuppt (nicht punctirt wie bei den ver- wandten Sp.; Fh. ehrbr. aber wie büttneti); dies ist der Sitzumj vom 10. Mai 1893. 155 Haiiptunterschied von ^j^f/^^/ie/^rt, ausserdem sollen bei pidch. allerdings auch noch die 2 ersten Caudalsegmente den fol- genden an Länge fast gleichkommen (sie sind bei häUntrl deutlich kürzer) und der Körper soll weisse Fleckchen be- sitzen. Bei lüttneri sind nur die Epimerenzipfel weiss, ausserdem Füsse und theilweise die Fühler und Uropoden. Die Grundfarbe dunkel-violett (Muskelinsertionen der Ringel gelblich). Mus. Ber., Cat. gen. 8705. Auch am Kribi wurde 1 Exemplar dieser Art vom Herrn Premierlieutenant Morgen gesammelt. 6. Falacmon (Eiipalaemon?) jpcmcidens n. sp. Diese Art ist durch den hohen, blattförmigen, aber kurzen Schnabel, der eine verhältnissmässig geringe Zahl (^) von Zähnen trägt, ausgezeichnet; die beiden Zähne der Unterkante weit vorn (im ersten Viertel des Rostrums). Die Schnabelspitze überragt kaum den Stiel der Ant. I, niu' ein Zahn liegt hinter der Orbita. Das 2. Fusspaar massig lang; das Brachium erreicht (wie auch der 5. Fuss) die Spitze der Squama von Ant. II nicht ganz. Am linken (grösseren) Scheerenfuss des grössten (ca. 7 cm 1.) <^ misst: das Brachium 11.3 mm. Carpus 11,5, Palma 15.5, Digiti 9,6. Die Palma ist nur wenig comprimirt (Höhe 3 mm. Breite 2.6 mm), der ganze Fuss trägt feine Stacheln, die scharfe Kante der Scheerenfinger ist basal mit 2 bezw. 3 Höckern besetzt, dann folgen, aber neben der Schneide, 7 Dornen. Das Telson endet spitz mit überragendem medialen und kleinem lateralen Seitendorn. Die 2 dorsalen Dornenpaare stehen weiter hinten als bei P. macrobrachion Herkl. ; die 4 Insertionspunkte bilden ein Quadrat. Die Augen sind kaum breiter als der Stiel; das Ganze länger als breit. Es scheint der P. paucidens dem niloücus einiger- maassen ähnlich zu sein durch die Form des Rostrums und die geringe Zahl der Zähne (bei nil. j^). Aber der Nilkrebs ist kleiner, schlanker an Körper, Telson und Beinen und die unteren Rostralzähne stehen mehr nach hinten. Am 2. Fusspaar wäre, wenn die beschriebenen nil. nicht junge Exemplare sind, die Palma viel kürzer 156 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. als bei paaddens, — P. hrasillensis hat ähnliches Rostrum (aber Zähne ^^) und 2. Fiiss (aber Carpus etwas grösser als Brachium), der Thorax ist indess z. Th. rauh. Bei Fol. ornatus und Verwandten ist die dorsale Hälfte des Rostrums niedriger. (P. asperulus s. unten.) Nach Ortmann's Eintheilung (Zool. Jahrb. V. [Syst.], p. 696) würde F. paucidens am ehesten zur Gruppe Fara- pdlaemon gehören, wennschon die „Schneiden der Finger mit zahlreichen kleinen Zähnen" nicht versehen sind, son- dern die Zähne zumeist neben den Schneiden stehen. Für Macrohracliiiim (restr.) ist die Palma nicht breit genug, für Brachy carpus der Carpus gegenüber dem Brachium zu lang. Bei EHpcdaemou soll der Carpus fast stets länger als das Brachium und die Palma niemals comprimirt sein, was beides nicht ganz zutrifft; indess versetzt Ortmann den F. aspendus v. M. , der in gleichem Falle ist, auch zu Eupcdaemon. Diese chinesische Art ist überhaupt dem paucidens ähnlich, nur der nach vorn und hinten weiter reichende, oben gradlinige Schnabel und die rauhe Schale unterscheidet sie wesentlich von xxmcidens. Adeli bei Bismarckburg, Togoland. (Mus. BeroL, Crust. No. 8465.) 7. Caridina togoensis n. sp. Nahe der ostindischen G- laevis Heller, aber das Rostrum etwas länger (meist bis zum Ende des Stiels der Ant. I reichend, zuweilen selbst darüber), der Dactylus des 5. Fusses kürzer (kaum über Vs der Länge des Propodus, statt nahe V^)- Die Zähne (etwa ^Ve) ^es Rostrums lassen selten die Nähe der Spitze frei (bei l. meist), und nur 2 (oder 3) stehen hinter der Orbita (4—5 bei /.). Die Endldaue des 5. Dactylus ist kleiner, als de Man (Max Weber's Zool. Ergebn. II, Tfl. 23) zeichnet. — Von anderen verwandten Arten hat C. fossarum Heller (Persien) 20—25 obere Rostralzähne und das Carpalglied des 2. Fusses nur etwas länger als das Handglied. C. afncana Kingsley 1882 (Süd -Afrika) besitzt kürzere Dactyli, nur Vs so lang als der Propodus (anscheinend an allen 3 hinteren Fusspaaren). der Dorn am Basalglied der Ant. II soll fehlen (bei tog. unten-aussen Sitzung vom 16. Mai 1893. 157 eine deutliche Spitze) und der Carpus des 2. Fusses wird sehr kurz (nur so lang als die Hand) gezeichnet; die Antennenschuppe ist vorn „regelmässig eiförmig'' (bei tog. schief, medial länger). — Zahlreiche Exemplare, Bismarck- burg (und Adeli). Bis 30 mm lang. Exempl. mit Eiern (über 1 mm lang) vom Aug., Sept., Jan. — Mus. Berol. Crust. No. 8717. — Die Rostralzähne sind übrigens bei Caridina nicht fest, sondern, wie ich es auch bei der japanischen Mlersia comprcssa beobachtete, bew^eglich. Herr H. PoTONiE sprach über den Bau der beiden „Male" auf dem unteren Wangenpaar und der Seiten- närbchen der Blattabbruchstelle des Lepidodendreen- Blattpolsters. — Der Vortragende w^ar in der Lage, an einem dolomitisch- versteinerten Exemplar von Lepidophloios macrolepidotus Gold. die Anatomie der in der Ueberschrift genannten Merkmale des Lepidodendreen -Blattpolsters eruiren zu können. Da- nach sind die Seitennärbchen der Blattnarbe die Quer- bruchstellen dünnw^audig - kleinparenchy matischer Stränge, die durch Zerreissung des Gewebes Lücken bilden, die vielleicht schon im Leben der Pflanze vorhanden waren. Diese Stränge stehen in Zusammenhang mit den in der Titelüberschrift genannten „Malen" des unteren Wangen- paares, d. h. also mit den „Blattpolster-Gefässdrüsen" Stür's. Diese sind nämlich weiter nichts als Lücken, welche das Hautgewebe durchbrechen, so dass die hier vorbei und dann weiter unter dem Hautgewebe des unteren Wangenpaares nach der Ansatzstelle des Polsters hin ver- laufenden beiden Parenchymstränge unmittelbar mit der äusseren Atmosphäre in Berührung treten. Der Vortragende vergleicht die Organe mit den elliptischen Eingangsöffnungen im Hautgewebe der am Stamm haften bleibenden Blattfüsse der Baumfarne, die wohl als Transpirationsorgane anzu- sehen sind. — Näheres und Abbildungen zu dem Gegen- stande wird der Vortragende in den Sitzungsberichten der Deutschen botan. Gesellsch. veröffentlichen. 158 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Im Umtausch wm-den erhalten: Photographisches WochenbL. 1893. No. 17—20. Naturwissenschaftl. Wochenschrift (Potonie), VIII, No. 17 bis 20. Leopoldina. Heft XXIX, Xo. 5-6. Verhandlungen der naturwissenschaftl. Gesellsch. zu Heidel- berg, N. F. V, 1893. Abhandlungen des naturwissenschaftl. Vereins zu Bremen, XII. Bd., 3. Heft, 1893. Jahreshefte des Vereins für Mathematik und Naturwissen- schaften in Ulm a./D., 5. Jahrg., 1892. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau, 1893, März. April. Bericht der Lese- und Redehalle der Deutschen Studenten in Prag über das Jahr 1892. Rendiconto dell' x\ccademia delle Scienze Fisiche e Mate- matiche, Ser. 2. Vol. VII (Anno XXXIL. Fase. 4; Napoli 1893. Videnskabelige Meddelelser fra den naturhistoriske Fore- ning i Kjöbenhavn for Aaret 1892. Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala, 1892, Vol. I, No. 1. Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar, Band XV, Häfter 3—4. Acta Horti Petropolitani, Tom. XII, Fase. H; Peters- burg 1893. Proceediugs of the zoological Society of London, for the year 1892. Pt. IV. Transactions of the zoological Society of London, Vol. XIII, pt. 5. Transactions of the Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Letters, Vol. VIH, 1888-1891. Occasional Papers of the Natural History Society of Wis- consin. Vol. IL Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College, Vol. XVI, No. 12. New York State Museum, Report (44) for the year 1890. Report of the Secretary of Agriculture, 1891; Washing- ton 1892. J. F. Starcke, Berlin W. x\r. 6. 1893. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft natiirforschender Freunde zu Berlin vom 20. Juni 1893. Director: Herr Beyrich. Herr Nehring sprach über Najaden von Piracicaba in Brasilien. Nachdem ich in früheren Jahren mehrfach Gelegenheit gehabt habe, in dieser Gesellschaft über Säiigethiere aus der Gegend von Piracicaba zu sprechen^), erlaube ich mir heute, im Anschluss an eine kürzlich erschienene, umfang- reiche und interessante Abhandlung des Herrn Dr. IL von Ihering^) einige Bemerkungen über Najaden (Süsswasser- ^luscheln) derselben Gegend vorzutragen und zugleich einige Exemplare der wichtigsten Arten vorzulegen. Piracicaba ist eine Stadt von ca. 12 000 Einwohnern, welche im Innern des brasilianischen Staates San Paulo, ') Vergl. Sitzgsb. 1883, p. 49 f.; 1884, p. 115—137. 202; 1885, p. 122-126. 173 f.; 1886, p. 43 ff. ; 1888, p. 91 fi". -) H. VON Ihering, „Najaden von S. Paulo und die geo- graphische Verbreitung der Süsswasser-P'aunen von Süd- amerika", im Arch. f. Katurgesch., herausg. von Hilgendorf, 1893, Bd. I, p. 45 — 140 mit Tafel III u. IV. — Ich halte es für zweck- mässig, etwas ausführlicher auf die Provenienz der hier zu be- sprechenden Arten bezw. Exemplare von Najaden einzugehen, da Herr Dr. v. Ihering dieses nur ungenügend gethan hat, sowie auch einige sonstige thatsächliche Angaben zu machen, welche sich bei dem genannten Autor nicht finden. 6 -^ßO GeseUscJiaft ruitiirforscJiender Freunde, Berlin. etwa unter 2374'^ südl. Breite und ungefähr 200 Kilometer (Luftlinie) von der bekannten Hafenstadt Santos entfernt, am Ufer des Piracicaba-Flusses gelegen ist. Dieser ist ein ansehnlicher Zufluss des Rio Tiete, eines Nebenflusses des Parana; die Gegend von Piracicaba gehört also in hydro- graphischer Beziehung zum Gebiete des Rio de la Plata, indem sie von dem Gebiete der nächstgelegenen Küste bei Santos durch die Serra do Mar abgetrennt wird. In der Stadt Piracicaba hat sich mein Bruder Carl Nehhing seit 1875 als Apotheker niedergelassen und ist nach Kräften bemüht gewesen, in der Umgegend Material für zoologische und anthropologische (bezw. urgeschicht- liche) Forschungen zu sammeln.^) Die zoologischen Objecto sandte derselbe meistens an mich ein, und ich habe die- selben theils selbst bearbeitet, theils anderen Bearbeitern zugeführt. Im Jahre 1885 erhielt ich aus Piracicaba zu- gleich mit zahlreichen Bälgen und Schädeln von Säuge- thieren eine CoUection von Süsswasser- Muscheln, welche mein Bruder theils im Piracicaba-Flusse. theils in einigen Zuflüssen desselben (z. B. im Rio Claro, Rio Mirim) ge- sammelt hatte. ^) Ich legte dieselben Herrn Professor E. V. Marxens hieselbst vor, welcher darunter sofort eine neue Art der Gattung Castalia erkannte und sie demnächst als Castalia undosa beschrieb.^) Da Herr Prof v. Marxens damals keine Zeit hatte, sich auch mit den f/'n/o- Arten näher zu befassen, so sandte ich dieselben auf Wunsch meines Bruders an den bekannten Naturalienhändler Schneider in Basel, durch dessen Ver- ^) Das hiesige Museum für A'ölkerkunde enthält reichliche Proben des Sammeleifers, den mein Bruder auf anthropologischem Gebiete entfaltet hat. 2) Siehe unseren Sitzungsbericht v. 19. Mai 1885, p. 126 f. ^) Ebenda, 1885, p. 147 flf. , wo auch einige von meinem Bruder gesammelte Landschnecken aus der Gegend von Piracicaba besprochen sind, und Concholog. Mittheilungen, Bd. III, 1890, p. 19 u. Taf. 42, Fig. 2 u. 3. — Ich gab von allen Arten, die mein Bruder damals gesammelt hatte, eine Anzahl Exemplare an das hiesige Zoologische Museum ab; auch sandte ich Proben an die zoologischen Museen in Wien und St. Petersburg. Sitzung vom 20. Juni 1893. Ißl mittelling sie sodann an Herrn Prof. Mousson in Zürich gelangten; dieser erkannte darunter nach den von Herrn SciiNEiDKK mir mitgetheilten Etiquetteii: Unio Schneiden Dkr. mss. , Unio effuhjens Lea, Unlo Cor'ianus Dkr. (Vnio piceus Lea). Sowohl von Castalia nudosa, als auch von den ge- nannten Unio-ÄYtaxi überliess ich im Auftrage meines Bruders eine gewisse Anzahl der Naturalienhandlung von Schneider in Basel und der „Linnaea" hieselbst zum Verkauf. Gelegentlich der grossen südamerikanischen Ausstellung, welche 1886 vom hiesigen Central -Verein für Handelsgeo- graphie veranstaltet wurde, sandte mein Bruder unter zahl- reichen anderen zoologischen Objecten auch viele Süss- wasser- Muscheln aus der Umgegend von Piracicaba ein^), welche nach Schluss der Ausstellung in meine Hände über- gingen. Mein Bruder hatte bereits erkannt, dass darunter einige neue bezw. yon ihm früher nicht gefundene Arten vertreten w^aren, namentlich eine 6Wa//a- ähnliche Art, mehrere Anodonta-XviQxi, einige Vnio-kvi^n. Von diesem reichen Materiale gab ich bald nach Schluss der genannten Ausstellung eine Collection an das hiesige Zoologische Museum ab. Im Herbst 1888, als Herr Hr. V. Ihering aus Rio Grande do Sul zum Amerikanisten- Congresse nach Berlin gekommen war, zeigte ich ihm meine Vorräthe an Najaden von Piracicaba und übersandte ihm demnächst auf seinen Wunsch eine Anzahl derselben zum Studium und zur Auswahl nach Göttingen, wo Herr Dr. V. Ihering sich im Winter 1888/89 aufhielt. Derselbe erkannte darunter mehrere neue Arten oder Formen, die er zunächst bis auf weitere Feststellungen als Anodonta Pirackabana, AnodonUi Nelivingi^ Unio Orhignyana Hupe var., Ufiio caipira, Unio Greeffeanus bezeichnete; die ersteren drei sind später von ihm als Fossula fossiculifeni d'Orb., Gla- haris Nehringi und Castalina Nehringi bestimmt w^orden. ^) Siehe Katalog der 1886 er Südamerikan. Ausstellung in Berlin, Berlin 1886, S. 74. Vergl. auch S. 75, 80, 81, 84, 218 u. 219. 162 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Inzwischen hatte sich Herr Dr. v. Ihering auch direct mit meinem Bruder zu Piracicaba in Verbindung gesetzt, um ausser den Schalen der betr. Mollusken auch die Thiere selbst, in Alkohol conservirt. zu erlangen. Mein Bruder hat diesem Wunsche bereitwilligst entsprochen, und so ist in den Händen des genannten Forschers ein inter- essantes Material für das Studium der Najaden von Pira- cicaba zusammengekommen, welches einen "wichtigen Theil der von ihm kürzlich bearbeiteten und zu interessanten Schlussfolgerungen ^) verwertheten Süsswasser - Muscheln Südamerikas bildet. Schliesslich erwähne ich noch, dass ich heute von meinem Bruder Oskar in Altenrode bei Börssum einen ansehnlichen Vorrath von Najaden der (jegend um Pira- cicaba erhielt, welcher dort von meinem kürzlich ver- storbenen Bruder Adolf Avährend eines zweijährigen x\uf- enthaltes gesammelt worden ist. Darunter l3efinden sich ca. 60 Exemplare von Castdlia undosa, 2 Ex. von Castalina Nehringi, ca. 50 Ex. von Fossula fossicuUfera, 2 Ex. von Aplodon lentiformis, ca. 150 Ex. von TJnio Fontaineamis , ca. 40 Ex. von Glabaris Nehringl und 6 Ex. von Glaharis tenehricosa. Diese Collection bildet eine ansehnliche Er- gänzung der schon in meinen Händen befindlichen Najaden von Piracicaba.^) Nach diesen Vorbemerkungen führe ich die von H. V. Ihering für Piracicaba festgestellten Arten auf, indem ich zugleich Probe-Exemplare der in meiner Sammlung befindlichen Arten vorlege und einige Ergänzungen zu der V. iHERiNG'schen Arbeit liefere. 1. Mycetopns siliquosiis Spix. von Ihering in einem Exemplare festgestellt (Arch. f. Naturgesch., 1893, Bd. I, p. 56 f.); fehlt in meiner Sammlung. ^) Siehe H. v Ihering, Arch. f. Naturgeschichte, 1890, Bd. I, p. 123 ff.; 1893, Bd. I, p. 113-140; „Ausland", 1890, p. 941—944, 968—973; 1891, p. 344—351. ^) Für Sammler bemerke ich, dass diejenigen Arten, welche durch zahlreiche Exemplare vertreten sind, durch eine hiesige Naturalien- handlung bezogen werden können. Sitnouf vom ^0. Juni 1893. 163 2. GJaharis traj^ezca Spix. aou Iukhinu in einem Exemplare aus dem Piraclcaba-Flusse festgestellt; dasselbe hat eine Länge von 60, eine Plöhe von 49 und einen Dia- meter von 33 mm. Arch. f. Naturgesch. . 1893, pag. 57. In meiner Sammlung fehlt diese Art. 3. Glabaris Nehrinyi v. Ih. (= Mycetopus plicatus Clessin). In meiner Sammlung durch sehr zahlreiche Exemplare vertreten, welche meist aus dem Flüsschen Mirim stammen. Unter den heute von meinem Bruder Oskar erhaltenen Exemplaren befinden sich manche, welche über die von Iheking angegebene Maximallänge von 60 mm (Arch. f. Naturg., 1893, p. 60) wesentlich hinausgehen; ich theile deshalb einige Messungen mit. In Millimetern Länge Höhe Dia- meter Glabaris Nehringi No. 1 . n » ?5 ^ • n 55 55 5 . 83 80 75 74 68 35,5 33 31 30,5 28 20,5 18 15 18 14,5 4. Glabaris tenehricosa (Lea). von Iiieking in zwei Exemplaren für Piracicaba festgestellt. Arch. f. Naturg., 1893. p. 61 f. Unter meinejn Materiale befinden sich sechs Exemplare, welche hierher zu gehören scheinen.^) Ich gebe einige Messungen, mit welchen ich diejenigen Ihekixg's zu vergleichen bitte. In Millimetern Länge Höhe Dia- meter Glah. tenehricosa No. 1 . . 55 55 55 - • • 55 5) 55 3 . . 55 55 55 4 . . 81 79 73 61 42 39 35,5 33,3 27 25,5 22 18,5 ^) Meine bezügliche Bestimmung ist nachträglich von Herrn Prof. V. Martens bestätigt worden. 164 Gesellschaft naturforschenäer Freunde, Berlin. Einige andere Exemplare scheinen nach ihren Form- verhältnissen zwischen Glab. Nehringi und Glab. tenehricosa zu vermitteln. 5. Fossula fossicidifera d'Okb. (= Änodonta oder Fossula piracicabana v. Ih. mss.). Diese leicht in die Augen fallende Art ist in meiner Sannnhmg durch sehr zahlreiche Exemplare aus dem Piracicaba-Flusse yertreten, welche genau der Ihering' sehen Beschreibung entsprechen. Siehe Arch. f. Naturgesch.. 1893. p. 64 f. und Tafel III, Fig. 2a, 2i und 2h. 6. Aplodon lentiformds Lea. Diese seltene Art, von der bis vor Kurzem nur ein Exemplar bekannt war, wäh- rend Iheking unter den von meinem Bruder Carl an ihn gesandten Muscheln 3 Stück erkannte, habe ich auf Grund der iHERiNG'schen Beschreibung (a. a. 0., p. 67 ff.) unter meinen Vorräthen durch 7 Exemplare festgestellt^); Herr Prof. v. Marxens, der unserer heutigen Sitzung beiwohnt, hat meine bezügliche Bestimmung bestätigt. Meine Exem- plare entsprechen genau der Ihering" sehen Beschreibung; die Grrössenverhältnisse sind folgende: In Millimetern Länge Höhe Dia- meter Aplodon lentiformis No. 1 9 55 55 55 ^ 55 55 55 3 55 55 55 4 5) 5J 55 0 55 55 55 6 55 55 55 ' 48 47 45 41 40 39 38 37 37 36 32 31 32 30 22 22,5 22 19 19,5 18 17,5 7. Castalina Nehringi \. Ih. Arch. f. Naturg., 1893, p. 75 ff. und Taf. III. Fig. 4a und 4i. Von dieser inter- essanten Species des von Ihering aufgestellten neuen Genus Castalina (Zoolog. Anzeiger, 1891, p. 478) enthält meine 1) Zwei derselben habe ich der zoolog. Sammlung des hiesigen Museums für Naturkunde übergeben. — Bei flüchtiger Betrachtung von aussen sehen die Exemplare von Apl lentiformis wie juvenile Exemplare von Fossula fossiculifera aus. Sitzung vom ,'20. jioii 1803. 165 Sammlung noch 10 Exemplare, nachdem ich früher eine Anzahl an das hiesige Museum für Naturkunde, sowie an Dr. VON Iherinu abgegeben habe. Wie der genannte Forscher betont, steht diese Art dem Un'to Orhignyanus Hupe nahe. 8. Castalia iindosa v. ]\Iaktens. Von dieser schönen Art. welche mein Bruder Cakl 1884 beim Baden im Pira- cicaba-Flusse^) auf einer Schlammbauk entdeckt hat (eine Entdeckung, welche ihn überhaupt zum Sammeln der dortigen Najaden ernumterte), besitze ich ca. 100 Stück, sowohl jüngere, als auch namentlich ältere Exemplare. — Abgebildet ist diese interessante Castalia von Marxens in den Concholog. Mitth., Bd. III, 1890. Taf. 42. Fig. 2 -3; genauer besprochen ist sie von Iiiering im Arch. f. Natur- geschichte, 1893, p. 84—88. 9. Unio Fontaineanus d'Orb. (= Unio Schneiden Dkr. mss.). Diese Species, welche eine schön gerundete, kräftige Schale zeigt, scheint bei Piracicaba besonders häufig zu sein; sie ist in meinen Vorräthen durch ca. 200 Exemplare vertreten. Einige derselben gehen über die Maximalmaasse Ihering's ein Wenig hinaus; ich gebe des- halb ihre Dimensionen an: In Millimetern Länge Höhe Dia- meter Unio Fontaineanus No. 1 9 „29 )) „ n ^ d' 75 74 64 55 54 49,5 31 31 32 Meine obigen Angaben über das Geschlecht der ge- messenen Exemplare stützen sich auf die höchst inter- essanten Beobachtungen, welche Ihering bei dieser Species über geschlechtliche Unterschiede in der Form der Schalen gemacht hat. Vergl. Arch. f. Naturgesch., 1893, Taf. IV, ^) Wie mein Bruder Carl mir mittheilte, war diese an und für sich in die Augen fallende Art, welche er zunächst lür eine Triyonia hielt, den Fischern von Piracicaba bis dahin völlig unbekannt ge- blieben; sie mögen allerdings früher kaum darauf geachtet haben. Ißß GesellscJmft mdurfoi'scliender Freunde, Berlin. Fig. 6 (/ und 6 9 , sowie die zugehörigen Bemerkungen p. 90 ff. 10. Unio paulista v. Ih. Arch. f. Naturgesch., 1893, p. 93 ff. u. Taf. IV, P'ig. 7. Diese von Ihering neu auf- gestellte Art war 1885 nach der mir noch vorliegenden, deutlich geschriebenen Etiquette des Herrn Naturalien- händlers Schneider durch Prof. Mousson in Zürich als TJnio Corianus Dkr. [ü. piceus IuY.a) bestimmt und ist unter dieser Bezeichnung durch die genannte Naturalienhandlung verkauft w^orden. Ob Herr Schneider die Mousson' sehe Original-Etiquette unrichtig gelesen und „Corianus" statt „coriaceus'^ geschrieben hat, weiss ich nicht. Ihering sagt: „Von dieser massig grossen Art sind durch ver- schiedene Naturalienhandlungen Exemplare als IL corianus Dkr. verkauft worden, offenbar corrumpirt aus coriaceus Dkr.". Da ich nicht beurtheilen konnte, ob die von Herrn Schneider mir mitgetheilte Bestimmung zutreffend war, oder nicht, hatte ich die betr. Exemplare meiner Sammlung bisher, wie oben angegeben, bezeichnet; es sind ungefähr 20 Stück, w^ eiche mein Bruder Carl im Piracica Mirim gesammelt hat. 11. Unio Greeffeaniis Dkr. Arch. f. Naturg. . 1893, p. 96 ff', und Taf. IV, Fig. 8. In meiner Sammlung durch ca. 10 Exemplare vertreten, welche aus dem Ptio Claro bei Piracicaba stammen. 12. Unio Gaipira v. Ih. Arch. f. Naturgesch., 1893, p. 98 ff. und Taf. IV. Fig. 9. Diese Art hat mein Bruder Carl 1886 in einem Teiche der Facenda Paraiso bei Piracicaba entdeckt und die betr. Exemplare zur südameri- kanischen Ausstellung hierher gesandt; Ihering erkannte sie 1888 in meiner Sammlung als neue Art und bat mich um Ueberlassung einiger Exemplare, welche er nunmehr unter dem Namen U. Gaipira beschrieben hat. Ich besitze noch 4 Exemplare dieser Art. welche sämmtlich sehr bauchige Schalen aufweisen. 13. Unio aethiops Lea. var. piracicahana v. Ih. Arch. f. Naturgesch., 1893, p. 102 ft^ Durch eine Anzahl von Sitztwfj vom 20. Juni 1893. 167 Exemplaren vertreten, welche ich jedoch nicht mit Sicher- heit gegen die nahe stehenden Arten (JJ. Grceffeanus und U. paulista) abzugrenzen vermag. 14. Unio firmus Lka , var. Boettgerl \. lii. Arch. f. Naturg. . 1893, p. 105 f. Diese Art vermag ich unter den Exemplaren meiner Sammlung nicht mit Sicherheit zu er- kennen. Uebrigens hat Iheking den Fundort Piracicaba bei dieser Art mit ? versehen. 15. Unio effulyens Lea. Arch. f. Naturgesch., 1893, p. 106. Mehrere Exemplare meiner Sammlung stimmen nach der Untersuchung des Herrn Prof. v. Maktens mit dieser Art resp. mit U. eurhynchus (Bronn) Küster über- ein. Ihering erwähnt ein Exemplar von Piracicaba. 16. Unio elUpticus Spix. Arch. f. Naturgesch., 1893, p. 108 f. Ihering hat von meinem Bruder Carl zwei Exemplare dieser Art erhalten; vermutlilich ist sie auch unter meinen Vorräthen durch einige Exemplare vertreten. Obige 16 Arten bilden bisher die verhältnissmässig reiche Najaden-Fauna von Piracicaba; 15 derselben hat mein Bruder Carl daselbst aufgefunden. Die sehr inter- essanten zoogeographischen Betrachtungen und Hypothesen, welche Iherin(4 an die Besprechung der Najaden von San Paulo angeknüpft hat, bitte ich im Arch. f. Naturg., 1893, Bd. I, p. 113 — 140 nachlesen zu wollen. Herr K. WIÖBIUS legte vor und beschrieb ein eierhaltiges Nest des Seestichlings Gasterosteus spinachia L., welches er am 12. Juni 1893 auf einer Austernbank bei der Insel Amrum fand. Es ist länglich rund, hat einen Durchmesser von 5—7 cm, besteht aus übersponuenen Massen verschiedener Florideen und Hydroidpolypen und ist an 5 — 7 cm langen Bäumchen der Ohelia gelatinosa (Pall.) befestigt, welche sich auf der Schale eines ausgewachsenen lebendigen Buccimim undatiim angesiedelt hatten. Inter- essant ist die Befestigung des Stichlingsnestes an einem Thiere, welches seineu Ort wechselt und daher das Stichlingsmännchen, welches die Eier und Embryonen be- l(3g GeseÜschaft naturforschender Freunde, Berlin. wacht, nöthigt, mit dem Neste zu wandern. Im Betreff der Eigenschaften und des Ursprunges der Schleimladen des Seestichlingsnestes verwies der Vortragende auf seine Abhandlung im Arch. f. Anat., 1885. Derselbe theilte mit, dass er in einem männlichen Nagelrochen, Eaja clavata L., von 84 cm Länge, welcher am 11. Juni 1893 auf einer Austernbank bei Föhr gefangen wurde, im Darm entkalkte biegsame Beine des Einsiedlerkrebses, Cancer pagiwus L. , fand. Gleichzeitig erhielt er Eier des Nagelrochen, an deren Dotter makro- skopisch noch kein Embryo wahrzunehmen war. Derselbe theilte aus einem Briefe des Herrn Dr. E. Haase, Directors des Museums in Bangkok in Siam, vom 25. April 1893 folgende Stelle mit: „Meinen ersten Ausflug machte ich im März nach den Chantaboon- Bergen (des Ostens von Siam). an deren Wasserfällen ich viele für Siam neue Arten, besonders nur aus Java, nicht aus Vorderindien bekannte, auffand, und bestieg auch, nachdem ich in brennender Sonne zwei lange Tage auf Büffelkarren mit acht Fuss hohen Rädern, die lose auf den Achsen laufen, über Flüsse gesetzt und dürre Sandstrecken durchfahren, das Ziel meiner Reise, den Kau (Berg) Dakup , was bei 28 ^ R. im Schatten und der Steilheit des fast 5000 Fuss hohen, direct aus dem Vorlande aufsteigenden Berges eine zwar kurze, aber fast erschöpfende Anstrengung war. Leider läuft die Spitze dieses Granitkegels, der von einem aus haushohen Roll- steinen gebildeten Kamme gekrönt ist. in dem ich auch übernachtete, zu scharf zu, um die Entwickelung einer be- sonderen Thierwelt zu gestatten. Dagegen fand ich eine characteristische Flora: neben den rosenrothen Blüthen der Melastomen, die an unsere Rhododendren erinnern, zahlreiche Selaginellen . Lycopodien, Adianthen, ein herrliches Cypri- pedium und emeVaccinhim- Art, die -mich derart an frühere Berg- wanderungen erinnerte, dass ich auf der Spitze des Kan Dakup Heimweh nach den nordischen Bergmooren bekam. Sitzumj vom ^0. Juni 1893. 169 Ausser guten Insekten fing ich in den Thälern aucli noch einige interessante Rei)tilien, so Cahtcs cmma und einen ebenfalls für Siam neuen Draco, der den Nasenlöchern nach zu maculatiis gehört, aber rothe Kehlsackinnenflanken und eine orangene Flughaut besitzt. Im Gebirgswasser fand ich Telj^husa, Palaenwn und zahlreiche Dineutes, die wie unsere Taumelkäfer sich benehmen." Herr v. Martens legte einige Stücke von dickschaligen Arten der Muschelgattung Unio vor, an welchen durch einen Hammerschlag ein Stück von der Wirbelgegend abgesprengt worden war; diese abgesprengten Stücke zeigen an ihrer Innenseite Schlosszähne und Muskel- eiudrücke in entsprechend verkleinertem Maassstabe, wie sie in derjenigen Jugendzeit gewesen w^aren, als die ganze Muschel erst so gross war, wie das abgesprengte Stück. Die grosse Muschel, von welcher sie abgetrennt sind, zeigt an der betreffenden Stelle Vertiefungen, welche den Schloss- zähnen entsprechen. Es löst sich also in diesen Fällen die ganze jugendliche Schale glatt von dem späteren, durch Auflagerung von innen gebildeten Nachwuchs ab, was eben zeigt, dass die Schale auf diese Art sich vergrössert hat und dass auch das Schloss nicht durch Ausdehnung und Umformung, sondern nur durch Auflagerung neuer Schichten wächst. Dass sich dieses derart ad oculos demonstriren lässt. W'Urde dem Vortragenden von Herrn P. Hinze in Berlin, Schinke- Strasse 8—9, gezeigt. Die meisten der vorliegenden Stücke sind von dessen Hand geschlagen, eines auch von dem Vortragenden selbst. Dieselben ge- hören den Arten Unio plicatus Lesueur, pyramidatus Lea und ligamentinus Lam. an. Wie w^eit ein solches Absprengen auch mit anderen, weniger dickschaligen Muscheln und bei anderer (nicht perlmutterartiger) Schalenstructur möglich sei, müssen erst weitere Versuche lehren. Herr Stadelmann zeigte ein Beispiel der Porm- übereinstimmung einer Spinne [Myrmecia sp.) und der bekannten südamerikanischen Ameise Cryptocerus 170 Gesellsclrnft naiiirforschender Freunde, Berlin. atratus (F.) vor. Die Spinne wurde von Herrn Dr. Drake auf seinen Sammelausflügen in Argentinien und Paraguay zwischen Individuen der oben erwähnten Ameise erbeutet. Herr Matschie legte einige anscheinend neue Reptilien und Amphibien aus West-Afrika vor. 1. Mabuia hüttneri Mtsch. spec. nov. — M. affinis Mtsch. Zool. Jahrb. V. 1891 p. 612. M .palpebra inferiore media hyalina. plantis hypodactylis- que laevibus, scuto suboculari singulo, subtus non angustato, frontoparietali duplici, postnasali triangulo, corporis squa- mis tricarinatis, 26-seriatis, margine auriculari anteriore lobu- lato, supraciliaribus utrinque quinis. supranasalibus dis- junctis. cauda longissima; supra olivaceo-viridis, nigro macu- lata, linea temporali nigra, laterali alba, maculis nigris mar- ginata; subtus alba. Hab. Bismarckburg, Togo. West- Afrika. Kling et Büttner coli. Diese Eidechse unterscheidet sich von M. megalura Ptrs. (Mon. Berl. Ac. 1878, p. 204, pl. H, flg. 4) durch die gekielten und in 26 Längsreihen stehenden Rücken- schilder, sowie durch die sich nicht berührenden Supra- nasalschilder, von affinis Blgr. (Cat. Liz. Brit. Mus. III, 1887, p. 166, Taf. X, flg. 2) durch kürzere Beine, kürzeren Kopf, das vorn stumpfwinklig endigende Frontale, die ge- ringere Anzahl der Schuppenreihen auf dem Rücken und durch die getrennten Supranasalen. Unteres Augenlid mit transparenter Scheibe, Schilder der Fusssohlen ohne Stachelfortsätze, Uuteraugenschild unten nicht verengt, Nasenlöcher gerade über der Naht zwischen dem Rostrale und ersten Labiale. Frontoparietali a,, Parietalia und Interparietalia deutlich getrennt, Postnasale vorhanden, ein Labialschild berührt das Auge, Parietal Schilder treffen sich hinter dem Interparietale, Ohröffnung vorn mit 4 grösseren Schildchen. Die jneisten Rückenschilder tragen je drei deut- liche Kiele, 26 Reilien um die Mitte des Körpers, 5 Supra- ciliaren jederseits. Supranasalschilder durch das Fronto- nasale getrennt; Schwanz beim 9 mehr als dreimal so laug Sitzumj vom 20. Juni 1893. 171 wie der Körper, beim cf etwas kürzer; Subdigitallaraellen ziemlich glatt. Lg. t. 238(0^)— 250( $) mm, Kopflänge 16, Kopf breite 8 - 8.5, Körper 62 (rf) — 46,5 (^;), Vorder- fuss 20 — 19, Hinterfuss 29—26, Schwanz 160 — 195 mm. Hellolivengrün mit unregelmässigen schwarzen Flecken auf der Kückenmitte; schwarzer Streif vom oberen Rande der Subocularen zum oberen Rande des Ohres; weisser, mit dreieckigen schwarzen Flecken oben und unten ge- säumter Streif vom Ohr bis zu den Weichen an der Grenze von Bauch und Rücken. 2. Psammophts toyoensis Mtsch. spec. nov. — Fs. acutct togoensis (?) Mtsch. 1. c. p. 615. Zu den von Herrn Kling gesammelten Stücken, welche 1. c. besprochen wurden, hat unsere Sammlung durch Herrn Dr. Büttner Aveiteres Material erhalten, so dass kein Zweifel mehr über die Artselbständigkeit der Togo-Form obwalten kann. Die Diagnose w^ürde sein: Fs. acutae Gray similis, scutis praeocularibus binis, quorum superius scuto frontali non incumbit. ventralibus 171 — 179, subcaudalibus 66 — 71; subtus stria nigra laterali angusta. Hab. Bismarckburg, Togo, West -Afrika. Kling et Büttner coli. Rostralschild breiter als tief, von oben sichtbar, Schnauze vorn sehr stark konisch und kurz; Nasenöffnung zwischen zwei Schildern. Internasalschilder erreichen un- gefähr 73 der Länge der Praefrontalen; Frontale länger als seine Entfernung von der Schnauzenspitze, fast doppelt so lang als die Breite der Parietalia und länger als die Länge derselben; Loreale fast quadratisch; 2 Praeocularia, von welchen das obere nicht mit dem Frontale in Berührung steht; 2 Postocularia; Temporalia in der Formel 2 + 3 + 4; 8 Supralabialia. von welchen das erste sehr klein ist, das vierte und fünfte das Auge berühren; 6 Sublabialia in Be- rührung mit den vorderen Kinnschildern, welche fast doppelt so lang sind w4e die hinteren; Schilder in 17 Reihen. Alle vorhandenen Exemplare sind sehr gleich in der Färbung: Oberseite hellbraun mit dunklem, zuweilen in zwei parallele Streifen zerlegtem Bande über die Wirbel- 172 Gesellschaft nutur forschender Freunde, Berlin. linie, welches auf dem Hals und Oberkopf sich etwas ver- breitert und, wiederum schmaler werdend, mit der vom Schw^anz durch das Auge verlaufenden breiten dunklen Seitenbinde sich am Rostralschilde vereinigt. Diese Seiten- binde bedeckt die dritte und vierte Schilderreihe jederseits vollständig, die zweite und fünfte zur Hälfte. Die andere Hälfte der zweiten Schilderreihe, die erste Reihe und die Unterseite sind weiss; eine schmale schwarze Linie zieht vom Kinn zum After jederseits auf der Bauchkante. Ganze Länge: 42— 65 cm, V. 171 — 179, Sc. 66-71, Schwanz 9,5—16 cm. 3. Gonionotopliis Idingi Mtsch. spec. nov. G. corporis squamis carinatis, 19-seriatis; scuto prae- oculari angusto; scutis temporalibus 2 + 2, vertebralibus ab occipite ad caudae apicem bicarinitis, ventralibus 170. sub- caudalibus 92. Hab. Bismarckburg, Togo, West -Afrika. Büttner coli. 1 exempl. Kopf sehr abgeplattet, wie bei Simocephahts, aber Bauch- schilder ohne Kiel. Zahnreihe zusammenhängend; Zähne ziemlich gleich lang. Pupille vertikal; Rückenschilder mit einem sehr starken, vierkantig aus der Schuppenplatte her- vorragenden Kiel versehen, in 19 Reihen; die Schilder der Vertebralreihe stark vergrössert und zwischen dem Hals und der Schwanzspitze im ganzen Verlauf doppelt gekielt; Bauchschilder ohne Kiel; Unterschwanzschilder in zwei Reihen; Analschild einfach; Hals vom Kopf wenig abge- setzt; Nasenloch gross; Rostrale stumpfwinklig dreieckig, von oben kaum sichtbar; Internasalia viel breiter als lang; Praefrontale etwas länger als, breiter, vorn viertelkreis- förmig abgerundet; Frontale so lang wie die Praefrontalia und Internasalia zusammengenommen, kürzer als die Parie- talia; Supraoculare länger als breit, klein; Loreale mehr als doppelt so lang als breit; 1 Praeoculare, 2 Postocularia, 2 + 2 Temporalia, 7 Supralabialia, von welchen das 4. und 5. das Auge berühren; 5 Sublabialia mit den vorderen Kinnschildern in Berührung, welche länger als die hin- teren sind. Oberseite schwarzbraun, jedes Schild schmal Sitzung vom 20. Juni 1803. 173 hellgerandet, Unterseite gelblich. Ganze Länge 42 cra, Schwanz 12,5 cm. Diese Art unterscheidet sich von G. hrussauxl Mocq. und G. vossi Bttgü. durch das Vorhandensein eines Prae- ocularschildes. von yranü Gtiir. durch die Anordnung der Temporal ia, ausserdem von allen drei Arten durch die An- zahl der Längsreihen auf dem Rücken und der Bauch- und Unterschwanzschilder. 4. Dijjsadohoa assimüis Mtsch. spec. nov. D. unicolori similis, 8 supralabialibus, 205—215 ven- tralibus, 73—77 subcaudalibus. Hab. Bismarckburg, Togo, West-Afrika. BOttner coli. 3 exempl. Nahe verwandt mit D. unicolor Gthk. von Kamerun, aber leicht von dieser zu unterscheiden durch das Vor- handensein von nur 8 Supralabialschildern, von welchen nur 2, das 4. und 5.; an das Auge herantreten, und durch die Zahl der Bauch- und Unterschwanzschilder. Bei assimilis erreicht das Frontale nur ausnahmsweise das Praeoculare und ist stets so lang wie die Naht zwischen den Parietalia, während B. unicolor ein kürzeres Frontale hat. Hinterster oberer Zahn sehr stark vergrössert; Körper zusammengepresst; Kopf dreieckig abgeplattet, scharf vom Halse abgesetzt; Augen gross mit senkrechter, elliptischer Pupille; Nasenlöcher zwischen zwei Schildern: Loreale vor- handen, 1 vorderes, 2 hintere Ocularschilder; Temporalia 1 +2; Rückenschilder glatt in 17 Reihen, von welchen die mittelste Reihe breiter ist als die seitlichen; Subcaudalia ein- fach; V. 205, Sc. 77; 209,76; 215.73. Ganze Länge 51—54, Schwanz 13—14 cm. Oberseite schwarzbraun. Unterseite heller; Hinterseite der Rückenschilder milchweiss gerandet. 5. Arthroleptis variahilis Mtsch. spec. nov. — A, dis- par Ptrs.. Mon. Berl. Ac. 1875, p. 210, tb. 3, fig. 1 — 3. 1. c. 1877. p. 618. — Blgr.. Cat. Batr. SaL 1882 p. 117 partim. A, dispari similis, tuberculo metatarsali singulo, rostro distincte minus acute, apicibus digitorum vix, sed perspicue 174 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. dilatatis, digito tertio secundo dimidio longiore, membrana tympani distincta. Hab. Buea, Barombi, Kamerun, West- Afrika. Preiiss. coli. 80 exempl. Diese Art hat Peters von Kamerun (1. c. 1875. p. 210) imd Tscliintschoscho (1. c. 1877, p. 618) erhalten und zu dispar Ptrs. von Ilha do Principe gezogen. Bei der Ver- gleichung der Abbildungen von A. dispar (1. c. 1870, p. 649, tb. II, flg. 3) und der Festlandsform (1. c. 1875, p. 210, tb. 3, fig. 1—3) wird man leicht erkennen, dass eine Ver- einigung beider nicht möglich ist. Bei dispar ist der Maxillar -Winkel spiti^. bei den Kamerun -Exemplaren rechtwinklig; bei jenem linden sich drei, bei diesem nur ein Metatarsaltuberkel, bei dem Stück von Ilha do Principe ist das Trommelfell undeutlich, bei den letzteren sehr deutlich. Es dürfte demnach erwiesen sein, dass A. dispar bis- her in Kamerun nicht gesammelt worden ist. Die Kamerun- Stücke sind nahe verwandt mit A. macrodadyla Blgr. und wahTbergi A. Sm., unterscheiden sich aber von der ersteren Art durch kürzeren dritten Finger und deutliche Haft- scheiben, von der letzteren Art durch die deutlichen Haft- scheiben und die längeren Beine, welche angelegt über das Auge hinausreichen. Ich glaube, dass die Kamerun-Form mit keiner bereits benannten Art identisch ist und schlage für dieselbe den Namen variahilis Mtsch. vor. Unter den ca. 85 Exemplaren, welche mir von dieser Species vor- liegen, haben kaum zwei genau gleiche Färbung. Die Beine sind bald gebändert, bald ungebändert, die Farbe derselben grau, röthlich oder goldgelb. Die Oberseite ist entweder hellbraun mit dunkelgraugrüner Zeichnung oder braun mit olivenbraunen Flecken oder grünlichbraun, schwarz puuktirt. Die Unterseite erscheint zuweilen bläulich und röthlich ge- fleckt. Stets ist ein schwarzer Strich über dem Trommelfell vorhanden, welcher hinter demselben halbkreisförmig herabzieht. Junge Thiere haben den Unterkieferrand weiss getüpfelt, ausgewachsene Exemplare stets auf dem dunkel gesprenkelten Kinn einen hellen mittleren Längsstreif. Peters Abbildungen (1. c. 1875) Sitsuvg vom 20. Juni 1893. 175 geben einige der charakteristischen Färbungen wieder; fast einfarbige Exemplare sind nicht selten. 6. Bufo preussl Mtsch. spec. uov. Bufo, supra subtusque laevis, digitus primus secundo brevior, membrana tympani indistiucta. palpebra superior non elongata. tubercula subarticularia obsoleta. Hab. Buea, Kamerun. 950 m. Pkeuss coli. 60 exempl. Ober- und Unterseite glatt, mit sehr kleinen Ver- tiefungen. Oborkopf ohne Leisten; erster Finger kürzer als der zweite; Zehen nur an der Basis mit Schwimmhaut. Parotiden undeutlich, lang, bogenförmig, setzen sich in der Seitendrüsenfalte fort; Tympauum kaum zu unterscheiden; Tarsalfalte vorhanden; zwei schwach hervortretende Meta- tarsaltuberkeln; Subartikulartuberkeln einfach, treten so wenig liervor, dass die Unterseite der Finger fast glatt er- scheint. Kopfseite nahezu vertical; Entfernung des Nasen- loches vom vorderen Rande des Auges grösser als der Augendurchmesser; oberes Augenlid ohne die für supra- c'diaris Blgk. charakteristische hornartige Verlängerung; Interorbitalraum ungefähr so breit wie das obere Augenlid ; Tibiotarsalgelenk reicht bei an den Körper angelegten Beinen bis zur Spitze des Unterkiefers; Grössenfolge der Finger 1. 2. 4. 3. Oberseite schwarz mit rother Binde vom hinteren Rande des Auges bis zu den Weichen. Unterseite dunkelbraun mit zahlreichen hellen Punkten und Flecken. Grösse bis 45 mm von der Schnauzenspitze zum After. Die vorliegende Art hat sehr viel Aehnlichkeit mit B. siqjra- ciliaris Blgr. (Proc. Zool. Soc. London. 1887, p. 565), unter- scheidet sich aber sowohl durch die Färbung als durch den kürzeren ersten Finger, das normale obere Augenlid und die glatte Unterseite von demselben. B. huchner iFtr^., bei welchem ebenfalls der erste Finger kürzer als der zweite ist (Mon. Ak. Berl. 1882, p. 147), sieht B. regularis REm>i sehr ähnlich und hat ein deutliches Trommelfell. Derselbe sprach alsdann über einige afrikanische Säugethiere. 1. In diesen Berichten (1892, p. 228) war Golobus velle- rosus (Is. Geoffr.) nach Peters (Mon. Ak. Berl. 1876, 176 GeselUclmft naturfm-schender Freunde, Berlin. p. 471) für Kamerun angegeben worden. Das betreffende Stück, ein sehr junges Exemplar, befindet sich in Alcohol; der Schädel war bisher nicht herausgenommen worden, so dass eine Untersuchung desselben nicht möglich gewesen war. Die Färbung des von Buchholz am Mungo gesam- melten Thieres ist folgende : Stirnbinde, Wangen, Kinn, Hinterkopf, Rücken. Schwanz weiss. Sacralgegeud und Hinterschenkel weiss, schwarz gesprenkelt, Fleck auf dena Oberkopf, Unterseite. Gliedmaassen schwarz. Pro- fessor Peters hatte angenommen, dass ähnlich wie bei C. giierem Rüpp. das ganz junge Thier rein weiss gewesen ist und, da der Hinterrücken zwischen den weissen Haaren bereits schw^arze erkennen lässt, w^ährend die Gesichtsum- rahmung und der Schwanz rein wxiss erscheinen, dass ein Uebergangskleid von C. vellerosus vorliege. Nun ist es aber ebenso möglich, dass wir es mit einem Uebergangs- kleid von (7. satanas Waterh. zu thun haben, welcher im Alter ganz schwarz ist, und dessen Gebiet an dasjenige Ton C. vellerosus angrenzt. Andere Arten kommen nicht in Betracht, da dieselben eine weisse oder wxissliche Schulter- mähne tragen, die Schulter aber bei dem vorliegenden Stück schw^arz ist. Nach Herausnahme des Schädels hat es sich erwiesen, dass wir es mit einem C. satanas zu thun haben. Der Schädel von C. vellerosus zeichnet sich durch fol- gende Merkmale aus: Processus orbitalis des Jugale fast doppelt so breit als die schmälste Stelle des Jochbogens, breiter als die halbe Entfernung der Foramina palatina von einander. Maxillarrand des Jochbeins flach, breit, am un- teren Rande der Sutur über den Molaren scharfkantig. Der Schädel von G. satanas dagegen hat am Jochbogen die breiteste Stelle nicht viel breiter als die schmälste, nicht so breit als die halbe Entfernung der Foramina pa- latina von einander. Der Maxillarrand des Jochbeins ist nach oben gewölbt und erscheint von vorn gesehen schmal, am unteren Rande der Maxillarsutur über den Molaren zeigt er keinerlei Kante, sondern ist abgerundet. Der Schädel des jungen Kamerun -Exemplares stimmt Sitzufifj vom. 20. Juni 1893. 177 gut ZU dem für C. satanas angege))Pnen Merkmalen. C. velle- rostis ist daher südlich von Togo nicht bekannt, C. sakinas vom Ogowe, Gabun imd Kamerun nachgewiesen. 2. In der Sammlung von Säugethieren. welche Herr Dr. Preuss von Buea im Kamerungebirge zusammengebracht hat, befindet sich eine kleine Spitzmaus, welche zu einer bisher nicht beschriebenen Art der Gattung Myosorex Gray zu gehören scheint. Myosorex preussi Mtsch. spec. nov. 31. dentibus man- dibularibus senis. cauda corporis dimidium vix superante; supra rufescente bruuneus, subtus griseo brunnescens. Lg. t. 118 — 128 mm, caud. 44—49 mm. Hab. Buea, Kamerun. 950 m. Preuss coli. 8 $ $ . Diese Art steht 31. morlo Gray sehr nahe, unter- scheidet sich jedoch durch die bedeutendere Grösse, den kürzeren Schwanz, die kürzereu Füsse und durch die stark in's Graue ziehende Färbung der Unterseite. M. joJmstoni DoBS. (Proc. Zool. Soc. London 1887, p. 577) ist viel kleiner, hat einen längeren Schwanz und andere Färbung. M. varius Smuts ist zwar ebenso gross wie die vorliegende Form, hat aber 7 Zähne jederseits im Unterkiefer und eine sehr verschiedene Färbung. Oberseite vandyck-braun, Unterseite graubraun, Schwanz oben und unten ziemlich gieichmässig gefärbt. Seitendrüsen nicht sichtbar. Gebiss wie bei M. jolmstoni (1. c. p. 577, Abbildung), nur ist der hintere Höcker des ersten oberen Schneidezahns halb so hoch als der zweite Schneidezahn, welcher eine oblonge Form hat. Die drei ersten Praemo- laren nehmen nach den Molaren zu an Grösse ab; der vor- letzte Praemolar ist etwas niedriger als der vordere Basal- höcker des letzten Praemolar. Einem Exemplare fehlt dieser Zahn. Im Unterkiefer ist jederseits der vorderste der drei \'ie]zackigen Molaren der höchste; der dritte Unter- kieferzahn besitzt nur eine Spitze. Maase: Von der Schnauzenspitze zum After 74, 78, 79 mm. Schwanz 44. 47, 49, Hand ohne Kralle 6, Fuss 12, obere Zahnreihe 9,3, Abstand der Spitzen des ersten In- cisivus und letzten Praemolar oben 4, grösste Länge des 178 Gesellschaft natu r forschender Freunde, Berlin. Unterkieters 13 mm. Die drei vorliegenden Stücke wurden in der Umgebung von Buea auf dem Kamerun-Gebirge von Dr. Preuss gefangen. Herr Otto Jaekel sprach über die Ruderorgane der Placodermen. Die Asterolepiden der devonischen Formation haben bekanntlich sehr eigenthümliche vordere Extremitäten, welche als Ruderorgane, Arme oder Brustflossen bezeichnet worden sind. Dieselben sind aussen mit kräftigen Kalk- platten gepanzert, aber wie die älteren Wirbelthiere über- haupt ohne verkalktes Innenskelet. Die Skeletbildung dieser Extremitäten ist also eine ähnliche gewesen, wie etwa bei den Crustaceen. Das Bemerkenswerthe an diesen Organen ist aber die Art ihrer Gelenkung an dem koffer- artigen gepanzerten Rumpf. Obwohl Ch. Pander in seinem Werk über die Placodermen die Einzelheiten in der betref- fenden Bildung auf das Genaueste beschreibt und dabei be- tont, dass derart gelenkte Extremitäten unmöglich kräftiger Bewegungen fähig waren, ist doch das ganz Absonderliche dieser Gelenkung nicht genügend hervorgehoben Avorden. Nur diesem Umstände schreibe ich es zu. dass neuerdings H. SiMROTH in seinem Buch über die Entstehung der Land- thiere (Leipzig 1891, p. 343) jene Ruderorgane der Astero- lepiden als die ursprünglichste Ausbildung der Wirbelthier- Extremitäten hinstellt, wie er überhaupt jene Formen als Ausgangspunkt für die Entwicklung der Wirbelthiere be- trachtet. Er nimmt an, dass die Placodermen Landbew^oh- ner waren und sich auf jene Extremitäten gestützt in halb aufgerichteter Stellung vorwärts bewegten. Hierbei legt er besondere Bedeutung auf den Umstand, dass die jene Ruderorgane umschliessenden Platten und Schienen, in der Mitte der Ruderorgane beweglich mit einander verl)unden waren, so dass sich ein Ober- und Unterarm unterscheiden lässt. Pander sagt nun aber 1. c, p. 35: „Versucht man es. die einzelnen Knochen der beiden Hälften der Arme so an einander zu fügen, wie sie im lebenden Zustande fest zusammen gewachsen waren, und bringt dieselben durch Sitzung vom :>0. Juni 1893. 179 ihre Articiilationsflächen in Berührimg, so wird man sich leicht davon überzeugen, dass die mögliche Bewegimg zwi- schen beiden von keiner grossen Bedeutung sein konnte." Das geht auch schon daraus klar hervor, dass jene Arti- culation für den Unterarm nicht einmal eine einheitliche war, sondern dass seine Platten theils durch Furchen und Zapfen, theils durch einfaches Ueberschieben mit denen des Oberarmes articulirten. Wenn hiernach Panüer von jener beweglichen Verbindung als einem Ellbogengelenk sprach, so konnte er wohl nicht erwarten, hinsichtlich der Function desselben so missverstanden zu werden, wie es in jener Auffassung Simroth's geschehen ist. Ein physiologisch höheres Interesse verdient aber un- streitig die G(?lenkung der Kuderorgane am Thorax. Da dieselben als Hautskelet Hohlcylinder darstellen und über- dies Muskeln, Nerven und Gefässe in ihrem Innern auf- nehmen mussten, konnten sie nicht mit einer Gelenkfläche bezw. einem Gelenkkopf am Rumpf articuliren, sondern mit einem ringförmigen Gelenkrande. Um diesem nun am Thorax ein Widerlager zu geben, hat sich von der das Ge- lenk bildenden Thoracalplatte aus ein Zapfen in den Hohl- cylinder hineingeschoben und innerhalb der ihn umklam- mernden Wände erweitert. Um ihn herum an seiner Basis haben die Gelenkränder einen tiefen Graben ausgehöhlt, durch welchen der vorspringende Gelenkzapfen bis auf einen ganz dünnen Ansatz fast abgeschnürt ist. Hinter bezw. unter jenem Zapfen, der innen ausgehöhlt ist. und an welchem jedenfalls die Muskeln des Armes Halt fanden, ist der Durchtritt für Blutgefässe und Nerven. Das ganze Gelenk documentirt sich als ein Sperrgelenk, welches den Armen, wie Pander schon hervorhob, sicher nur eine sehr geringe Bewegungsfähigkeit in der Horizon- talen von vorn nach hinten ermöglichte. Diese Ruder- oi'gane werden also wesentlich dazu gedient haben, den ziemlich hohen Körper am Umkippen zu hindern und ihm Drehungen auf dem Boden zu ermöglichen. Es kann aber keine Rede davon sein, dass derart unvortheilhaft eiuge- lenkte Extremitäten befähigt gewesen wären, auf dem Lande 130 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. den schweren Rumpf zutragen oder gar in complicirter Be- wegung, wie es sich Simroth vorstellt und in einer Skizze veranschaulicht, über den Boden fortzuhew^egen. Es ist aber vollends undenkbar, dass aus einer derart speciali- sirten Extremitätenbildung sich phylogenetisch die Extre- mität der Wirbelthiere herausgebildet habe. Diese konnte unzweifelhaft nur von einer Innenskeletbildung ausgehen, wie sie bei älteren Ganoiden z. B. bei Eusthenopteron be- reits vorliegt, aber nicht von der röhrenförmigen Haut- skeletbildung. Avelche. wie uns die Asterolepiden beweisen, es nur durch die complicirtesten Gelenkbildungen zu einer äusserst mangelhaften Beweglichkeit bringen konnten. Eine höhere Differenziruug derselben war auch ausgeschlossen, da bei weiterem Aushöhlen der Gelenkgruben die Function des schon bei Asterolepis fast ganz abgeschnürten Gelenk- zapfens gefährdet w^ar. Wenn H. Sdirotft ferner ausgehend von ..der Thatsache. dass die Placodi^rmengliedmasse die einfachste sei", annimmt, dass die Bauchflossen der Fische sich von der bei den Placodermen allein vorhandenen, vor- deren Extremität abgegliedert habe und von jenen Paider- organen das biseriale Archipterygium Gegenbaur's herleiten will, so genügt es wohl, folgende Sätze Simroth' s zu citi- ren, durch welche er obige Auffassung zu stützen sucht. Er sagt 1. c. . p. 351 betretfs jener Ruderorgane: „Man braucht nun bloss ihr Aussenskelet näher zu betrachten, um die Urflosse der Anatomen mit der biserialen Anord- nung der Flossenstrahlen an einer medianen Axe darin vorgebildet zu finden.'- und über den Process der Umbil- dung sel])st: „Das Ellbogengelenk verschwindet wieder, Festigkeit wird gewoimen. indem allmählich für die zurück- gehenden Haiitplatten sich innere Knorpelanlagen bilden, eine mediane Spange an Stelle und unterhalb der medianen Reihe von Längsdeckplatten, für die Randplatten nach bei- den Seiten ausstrahlende Knorpelfäden, nach mechanischen Grundsätzen.'' ! ? Wo soll da eine Kritik einsetzen? -- H. Simroth wurde wohl durch einige Irrthümer zu jener sonderbaren Beurtheiluug der Asterolepiden veran- lasst. Er hielt dieselben für die ältesten Wirbelthiere, Sitzung vom 20. Juni 1893. 181 was keineswegs der Fall ist. er nahm ferner an. dass sie nicht nur in Binnenseeen, wie dies gelegentlich von geolo- gischer Seite behauptet worden ist. sondern auf dem Lande gelebt hätten. Das aber ist schon, abgesehen von allen geologischen Rücksichten, undenkbar, weil die Placodermen ausgezeichnet entwickelte Seitenlinien, also jene typischen Sinnesorgane des Wasserlebens besassen. Simroth geht von der im Allgemeinen doch sicher nicht zulässigen An- nahme aus. dass starke Kalkpanzer nur auf dem Lande ent- standen, und erklärt damit auch z. B. die terminale Auf- biegung des Schwanzes bei Fterichtliys. dessen Flosse ihn aber schon von den Irrthümlicheu seiner Ansicht hätte überzeugen können. Jene Aufbiegung findet sich ausserdem in ganz analoger Weise z. B. bei den auf dem Meeresboden lebenden Scyllien. Auf einige weitere Schwierigkeiten der diesbezüglichen Auffassungen Simkoth's ist kürzlich E. Ko- ken näher eingegangen, ich möchte hier nur noch einmal meine Ansicht dahin zusammeüfassen. dass die Placoder- men alte, aber ausserordentlich specialisirte Wirbelthiere sind, welche durch ihr Leben auf sandigem Meeresboden ihr Hautskelet in extremer Weise entwickelten und dabei eine Reihe morphologischer Umgestaltungen erfuhren, unter denen ihre ursprünglichen Ganoidencharaktere sehr zurück- traten. Herr HiLGENDORF wünscht den von ihm in voriger Sitzung S. 155 gewählten Namen FaJaemon (Eupalaemon?) paucidens in P. (Eii.) raridens umzuändern, weil in der benachbarten Gattung Leander ein paucidens (der ehe- malige Palaemon paucidens de Haan) bereits vorkommt und bei Verschiebungen in der Gattungsnomenklatur Ver- wechselungen leicht eintreten könnten. Im Umtausch wurden erhalten: Photographisches Wochenbl.. 1893. No. 21—25. Naturwissenschaftl. Wochenschrift (Potonie), VIII, No. 21 bis 25. 182 Gesellschaft noturforsckender Freunde, Berlin. Leopoldina, Heft XXIX, No. 7 — 8. Societatum Litterae. 1893, No. 1—3. Helios, 10. Jahrgang, No. 10—12; 11. Jahrgang, No. 1. Berliner Entomologische Zeitschrift, 36. Bd. (1891). II. Heft; 37. Bd. (1892), I.-IV. Heft. Die Europäische Längengradmessung in 52 Grad Breite von Greenwich bis Warschau. 1. Heft. Berlin 1893. Jahresbericht des Directors das Kgl. Geodätischen Instituts (1. April 1891 bis 1. April 1892), Berlin 1892. Abhandlungen der naturforsch. Gesellschaft in Görlitz, XX. Band. Mittheilungen aus dem Naturhist. Museum in Hamburg, X. Jahrgang. 1. Hälfte. Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft. Bd. 11, München 1892. X. Bericht der meteorologischen Commission des naturforsch. Vereins in Brunn. (Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen im Jahre 1890.) Verhandlungen des uaturforschenden Vereins in Brunn. XXX. Bd. (1891). Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 37. Jahrgang, 3.-4. Heft. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau, 1893, Mai. Földtani Közlöny, XXIII. Kötet. 4.-5. Füzet, Budapest 1893. Bollettino delle Pubblicazioni Italiane. 1893, No. 177 — 178. Atti del Congresso Botanico internazionale di Genova, 1892. Atti della Societa Toscana di Scienze Naturali. Vol. III, Februar, März. Rendiconto dell' Accademia delle Scienze Fisiche e Mate- matiche, Ser. 2, Vol. VII (Anno XXXII). Fase. 5; Napoli 1893. La Notarisia Commentario Ficologico Generale (Parte speciale della Revista Neptunia), 1893, No. 1. Meddelanden af Societas pro Fauna et Flora Fennica (Sjuttonde Haftet). Helsingfors 1890—1892; desgl. (Adertonde Haftet). Helsingfors 1891—1892. J F. Starcke, Berlin W, Nr. 7. 1893. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforscheiider Freunde zu Berlin vom 18. Juli 1893. Director: Herr L. Kny Herr B. Rawitz (als Gast) sprach über die Gregen- sätzlichkeit in der Ausbildung specifischer Sinnes- und Drüsenapparate. Meine Untersuchungen über den „Mantelrand der Ace- phalen" (Jenaische Zeitschr. für Natur wissensch., Bd. XXII, XXIV und XXVII) hatten mich zu dem Ergebnisse geführt, dass, wie ich es (Theil III) ausdrückte, „die Ausbildung specifischer Sinnesorgane in einem deutlichen Gegensatze steht zur Ausbildung sekretorisch thätiger Apparate". Es hat sich nämlich gezeigt, dass diejenigen Acephalen. deren Mantelrand mit Sinnesorganen besonderer Function (Augen, Geruchsorganen) versehen ist, wie bei Pecten und Area, in diesem Mantelrande gar keine oder nur wenige und in Folge ihrer geringen Zahl auch nur wenig in Betracht kom- mende Drüsen enthalten. Diejenigen Acephalen dagegen, welche keine solchen Sinnesorgane von sogenannter höherer Function besitzen, haben im Mantelrande sehr beträchtlich entwickelte Drüsenmassen, um so beträchtlichere, je mehr die mit dem umgebenden Medium in einen directen Contact tretende, tactil empfindliche Körperoberfläche an Umfang reducirt ist. Am mächtigsten und massigsten sind darnach die drüsigen Apparate bei den Siphoniaten. 7 Ig4 Gesellschaft naUi.r forschender Freunde, Berlin. Mir schien diese Differenz innerhalb der Acephalen- klasse von allgemein biologischen Gesichtspunkten um so interessanter, weil sie zurückzuführen ist auf die Einwir- kung der sedentären Lebensweise. Muscheln mit hochent- wickelter freier Beweglichkeit, wie die Pectiniden, haben hochentwickelte Augen und gar keine Drüsen; Muscheln dagegen, die. wie z. B. Pholas und 3Iya, kaum oder gar nicht mehr sich vom Flecke rühren, besitzen, abgesehen von den Zellen, welche die tactile Erregbarkeit vermitteln, nur noch drüsige Organe im Mantelrande. (Auf die Aus- nahmen, welche, wie meistens, die Regel bestätigen, habe ich in meinen Abhandlungen bereits hingewiesen, dort sind auch die theoretischen Erörterungen über diese Frage nach- zulesen.) Diesen an nur einer Thierklasse gewonnenen Resul- taten durch anderweitige Untersuchungen eine allgemeinere Giltigkeit zu geben, war eine der nächsten mir erwachsen- den Aufgaben. Zu meiner Freude konnte ich während meines vorjährigen Aufenthaltes in der zoologischen Station zu Rovigno, der mir durch Ueberlassung eines Arbeits- platzes seitens des kgl. Cultusministerii ermöglicht wurde, eine solche Erweiterung vornehmen und damit den Nach- weis liefern, dass in der That in der Ausbildung von Sinnesorganen und sekretorischen Apparaten ein entschiedener Gegensatz obwaltet. Vielleicht ha- ben wir es hier sogar mit einem allgemein giltigen Natur- gesetze zu thun. Meine Objecto waren dieses Mal Anneliden und zwar: Serpula contortuplicata, Frotula tuhularia und Spirographis spallamanii, an denen ich zu folgenden Resultaten gekom- men bin. Es ist seit langer Zeit bekannt, dass Serpula ein licht- empfindlicher Wurm ist. Irre ich nicht, so hat zuerst der amerikanische Forscher Ryder in „Science" von 1883 die Thatsache publicirt, dass, wenn der Experimentator seine Hand über ein mit Serpein besetztes Aquarium hin- überführt, die Thiere sich sofort in ihre Röhren zurück- ziehen. Selbstverständlich muss bei dem Versuche jede Sitzung vom 18. Juli 1893. 135 Erschütterung vermieden werden. Ich kann diese Ryder' - sehe Angabe ebenso bestätigen, wie ich seine gleichlautende Behauptung bezüglich der Ostrea als irrig zurückweisen musste. Eine genauere Abstufung des Experimentes zeigte einige bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten , auf die ich näher eingehen möchte. Führt man eine Hand, einen Finger oder einen Glas- stab schnell über ein mit Serpein besetztes Aquarium hin- weg, wobei jede Erschütterung zu vermeiden ist, dann ziehen sich in dem Momente, in dem der Schatten der Hand etc. über die Kiemenspitzen hinweggeht, die ausgestreckten Serpein blitzschnell in ihre Röhren zurück. Dabei ist es nicht nothwendig, dass der bewegte Gegenstand sich in un- mittelbarer Nähe des Beobachtungsaquariums befinde, selbst noch in 1 V2 Meter Entfernung von der Oberfläche des Was- sers ruft die Bewegung von Hand oder Finger den gleichen Effect hervor; nur der Glasstab muss etwas näher an das Aquarium gehalten werden. Führt man Hand, Finger oder Glasstab seitlich heran, d. h. so, dass nicht die Spitzen der sogenannten Kiemen überschattet werden, dann tritt keine Wirkung ein; eine solche erfolgt vielmehr nur dann, wenn der Schatten der bewegten Objecto auf die Kie- menspitzen fällt. Hat man, wie ich das that, die vier Seitenflächen und die Unterfläche des (tragbaren) Aquariums mit schwarzem Papier beklebt — die schwarze Seite nach innen — und führt dann die Hand etc. auf der oberen Seite über das Aquarium hinweg, dann reagiren diejenigen Ser- hein, deren Kiemenspitzen nach aufwärts gerichtet sind, diejenigen Thiere dagegen, die in Folge ihrer besonderen Lagerung nach den Seiten schauen, reagiren in solchen Aquarien gar nicht. In besonders günstig beleuchteten Aquarien zeigte sich, dass es der Schatten der vorüber- geführten Gegenstände ist, welcher die Reaction hervorruft. Denn fiel das Licht seitlich auf die Hand und lag somit der Schatten hinter derselben, dann trat ein Zurückschnellen erst dann ein, wenn der Schatten über die Kiemenspitzen ging, aber nicht, wenn nur die Hand hinüber geführt wurde. 7* j[3ß Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Hat sich eine Serpel in Folge des Experimentes in ihre Röhre zurücl^gezogen und beschattet man nunmehr dauernd, indem man z. B. ein geschwärztes Brett zwischen Lichtquelle und dem mit schwarzem Papier beklebten Aqua- rium anbringt, so streckt sich das Thier allmählich wieder vollständig aus, unbekümmert um die relative Dunkelheit, die hervorgebracht ist. Wird das Brett plötzlich wegge- zogen, sodass wieder volles Licht zutreten kann, so bleibt ebenfalls jede Reaction aus. Erst wenn von Neuem ein Schatten auf die Kiemen geworfen wird, gleichgiltig in welcher Weise dies geschieht, tritt wieder das blitzschnelle Zurückziehen in die Kalkröhren ein. Beleuchtete ich bei Nacht, indem ich das Licht einer Lampe durch eine Sam- mellinse gehen liess, die Serpein auf das Intensivste, so wurde gar kein Effect erzielt; weder zogen sich die aus- gestreckten Thiere zurück, noch streckten sich die zurück- gezogenen aus. Je häufiger der Wechsel von Licht und Schatten vor- genommen wird, um so mehr werden die Tbiere beunruhigt und um so länger bleiben sie in den Röhren; manchmal kann man bis V2 Stunde w^arten, ehe die Kiemenspitzen wieder erscheinen. Es ist höchst interessant, dabei zu sehen, wie vorsichtig und langsam die Serpein sich wieder ausstrecken. Minutenlang sind nur die Kiemenspitzen in der Oeffnung der Röhre zu bemerken, denen ganz allmäh- lich das Thier folgt; eine Beschattung der zunächst allein sichtbaren Spitzen genügt, um die Retraction zu bewirken. Protula tuhularia verhält sich ganz wie Serpula, nur insofern ist ein Unterschied vorhanden, als Protula viel nervöser ist, wenn ich so sagen darf. Eine einmalige Be- schattung genügt, um das Thier zu veranlassen, stundenlang nicht aus der Röhre herauszukriechen. SpirograpJiis spallansanii wird weder durch Licht, noch durch Schatten alterirt; diese Species verhält sich auf optische Reize völlig indifferent. Erst w^enn die soge- nannten Kiemen direct berührt werden, schnellen die Würmer in ihre Rähren zurück. Welche besonderen Organe in den Kiemenspitzen von Sitzung vom 18. Juli 1893. 187 Serpula und ProtuJa vorhanden sind, die als Sitz der opti- schen Empfindung zu betrachten wären, konnte ich wegen der mir für Rovigno knapp bemessenen Zeit leider nicht fest- stellen. Die seitdem Yorgenommene histologische Unter- suchung hatte für die Kiemen ein negatives Ergebnis, das, wie ich vermuthe. auf die nicht genügende Conservirung zurückzuführen ist. Im Centralvervensystem fand ich bisher ein Pigmentorgan von eigenthümlichem Bau, das vielleicht mit den beschriebenen Phänomenen in Beziehung steht. Ich hoffe später einmal diese Lücke ausfüllen zu können. Aber wenn ich auch z. Z. nicht sagen kann, welche Organe der Sitz des oben ausführlich beschriebenen Phä- nomens sind, dieses selber ist doch constatirt und das ge- nügt für die vorliegende Betrachtung. Festgestellt ist, dass Serjnda und Protida auf optische Reize reagiren, wäh- rend Spirogra2)his nur durch tactile Insulte zum Zurück- ziehen des Körpers veranlasst werden kann. (Ob diese Reaction auf optische Reize als ein primitives Sehen zu betrachten ist oder nicht, will ich hier nicht erörtern, ich möchte vielmehr deswegen auf die „Allgemeine Betrach- tungen" im IIL Theile meiner Abhandlung über den „Man- telrand der Acephalen" hinweisen.) Es fehlen also bei Spirographis diejenigen Einrichtun- gen, welche bei den ersteren Species die Reaction bedingen. Nun sind bei den tubicolen iknneliden diejenigen Partieen der Körperoberfläche, welche in directen Contact mit dem umgebenden Medium treten, die sogenannten Kiemen; wir müssen also, wenn die am Eingange dieser Mittheilung ausgesprochene und auf anderem Wege gewonnene Er- kenntniss allgemeinere Giltigkeit besitzt, in diesen Kiemen ähnliche Differenzen antreffen, wie sie z. B. der Mantelrand von Fecten und Pholas darbietet. Und dies ist in der That der Fall. Untersucht man die Kiemenfäden von Serpula und Protula frisch in See- w^asser, so erkennt man zwischen den schnell schlagenden Wimpern relativ wenig Sinnesborsten, die träge in dem Wimperstrome hin und her schwanken und nur um weniges [gg Gesellschaft natur forschender Freunde, Berlin. die Höhe der Wimpern überragen. Von Drüsen ist keine Spur vorhanden. Die Kiemenfäden von Spirographis dagegen, von denen der vorigen Arten schon durch die Existenz eines (dort fehlenden) knorpeligen Axeustabes unterschieden, haben zunächst sehr viel zahlreichere Sinnesborsten, welche die Wimpern um das Doppelte bis Dreifache an Höhe über- ragen und die hohe tactile Erregbarkeit d"eser Thiere be- dingen. Ausserdem aber finden sich hier zahlreiche Drüsen, deren Anwesenheit sich in dem vom frischen Materiale angefertigten mikroskopischen Präparate dadurch kund giebt, dass nach kurzer Zeit der ganze Kiemenfaden von einer zähen Schleimschicht dicht umhüllt ist. deren Austritt durch das Wimperepithel hindurch unter dem Mi- kroskope sich beobachten lässt. Es zeigt sich also auch hier bei Anneliden, ganz wie bei Muscheln, ein Gegensatz in der Ausbildung von specifischen Sinnes- und sekretorischen Apparaten. Wo erstere vorkommen, möge ihre Function auch noch so primitiv sein, da fehlen die Drüsen, und wo die Drüsen vorhanden sind, da kommen keine specifischen Sinnesorgane vor. Es ist daher vielleicht nicht unberechtigt, wenn ich sage, dass dieser Gegensätzlichkeit in der Ausbildung eine allgemeinere Bedeutung zukommt. Die durch die spe- cifischen Sinnesapparate geschützten Thiere bedürfen keiner besonderen Vertheidigungsmittel ; die ohne specifische Sinnes- organe wehrlosen Thiere besitzen durch die grössere Zahl der Sinnesborsten eine erhöhte mechanische Irritabilität und haben als Schutzapparate Drüsen in beträchtlicher Menge. Und wenn wir uns fragen, auf welches Moment diese Differenz zurückzuführen ist, so, glaube ich, kann die Ant- wort nur lauten: es ist die Annahme der sedentären Le- bensweise, welche hier functionsbildend und -umbildend eingewirkt hat. Die freilebenden Anneliden des Meeres besitzen mehr oder minder complicirte Augen. Unter den tubicolen ist die Sehfunction auf ein Minimum bei den For- men reducirt, welche sich am wenigsten weit von der frei- lebenden Stammform entfernt, bezw. welche noch nicht Sitzung vom 18. Juli 1893. l89 allzulange die sedentäre Lebensweise angenommen haben. Und dieses Minimum ist ausreichend, um die Aus- bildung besonderer drüsiger Schutzapparate zu verhindern. Dagegen ist die Sehfunction bei den weiter entfernten bezw. länger sessilen Formen ganz geschwnmden und vicariirend für dieselbe haben sich neu als Schutz- organe Drüsen in reichlicher Menge ausgebildet. Herr BARTELS legte Cassave-Brod vor, um den An- wesenden einen Begriif von dem Geschmack desselben zu geben. Er verdankt es Herrn Prof. Dr. W. Joest (Berlin). Es ist von den Indianern in Guayana (Karaiben) gefertigt und bildet dort ein Hauptnahrungsmittel. Die Bereitung ist nach Joest (Ethnographisches und Verw^andtes aus Guayana, Leiden 1893) ganz ähnlich, wie in Brasilien. Die Maniok-Wurzeln werden geschält und auf Keibeeisen. jetzt schon von europäischer Einfuhr, zerrieben. Der Brei kommt in einen geflochtenen Cyliuder von mehr als Manneshöhe und von der ungefähren Dicke eines Armes. Der Cylinder hat oben und unten einen Bügel; mit dem oberen wird er an einem Dachsparren aufgehängt und an den unteren hängt man Gewichte, die den Cylinder in der Längsrichtung strecken. Durch diese Procedur wird der giftige Saft aus dem Maniok-Brei herausgepresst und in einer untergestellten Schaale aufgefangen. Er wird dann zu einer schwarzbrau- nen Flüssigkeit eingekocht, welche unter dem Namen Casi- ripo ein beliebter Zusatz zu Speisen ist. Der Geschmack erinnert Vortragenden an Malzextract. Die Rückstände in den Cyliudern werden an der Sonne getrocknet, in grossen Mörsern gestossen und mehrfach durchgesiebt. Mit Wasser angerührt, zu flachen Fladen geformt und in irdenen Pfan- nen gebacken, wird dann das Cassave-Brod daraus her- gestellt. Dieses Brod liefert den Indianern auch ein berauschen- des Getränk. Namens Cassiri. Das Brod wird gekaut, in ein Canoe gespieen und mit Cassave-Mehl und Wasser ge- mischt. Dann deckt man das Ganze mit Blättern zu und überlässt es einem Gährungsprocess. Bei geeigneten Ver- anlassungen wird es dann in grossen Quantitäten getrunken. 190 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Herr Matschie gab einige Bemerkungen über asia- tische Wildesel. (Der Vortrag wird in der nächsten Nummer zum Druck gelangen.) Herr W. Weltner sprach über die Fährten, welche Clepsine beim Kriechen im Sande erzeugt. Bringt man eine Clepsine auf rein gewaschenen Sand, der mit so viel Wasser versetzt ist, dass ein dicker Brei entsteht, so kriecht der Wurm auf der ebenen Saudfläche hin und her und hinterlässt Fährten, welche sich besonders gut markiren, wenn der Sand trocken geworden ist. Diese Fährten stellen gerade oder gekrümmte, lange, flache Gänge dar, welche eine Breite von 5—6 mm haben. In den Gän- gen sieht man in Abständen von 3 oder 4 mm tiefe Gruben von rundlicher bis zuweilen halbmondförmiger Gestalt. Diese Fährten kommen in folgender Weise zu stände. Die Clepsine streckt den Vorderkörper weit aus und hält sich dabei mit der Haftscheibe im Sande fest. Sie setzt dann den Saugnapf in den Sand ein, mitunter zuvor hin und her tastend. Nun wird der Hinterkörper nachgezogen und die Haftscheibe in ziemlicher Entfernung von dem Saugnapf in den Sand eingesetzt. (Bei einer im Wasser kriechenden Clepsine wird die hintere Scheibe entweder unmittelbar hinter oder in eine gewisse Entfernung von der vorderen gesetzt. Apathy, Zool. Jahrb. System., Bd. 3, 1888.) Jetzt hat unser Thier drei tiefe Gruben in dem Sande gemacht, näm- lich zwei hinten mit der Haftscheibe und eine vorne mit dem Saugnapf. Es wird nun wieder der Vorderkörper aus- gestreckt und dann das Hinterende nachgezogen. Dabei sind zwei neue Gruben hervorgebracht. Indem man das kriechende Thier und seine Bahn weiter verfolgt, fällt auf. dass hinter dem Thiere weniger Gruben zum Vorschein kommen, als nach der Berechnung vorhanden sein müssten. Dies rührt daher, dass die Clepsine die meisten der durch den Saugnapf hervorgerufenen Gruben durch den nach- schleppenden Hinterkörper wieder zerstört. Sitzung vom 18. Juli 1893. 191 Herr L Kny sprach über die Milchsafthaare der Cichoraceen. Wie Trecul^) berichtet, wurde von Carradori im Jahre 1805 zuerst die interessante Thatsache beobachtet, dass die Hüllblätter der Blüthenköpfchen von Lactuca sativa in Folge leichter Berührung Tröpfchen von Milchsaft aus- treten lassen. Schon eine einigermaassen starke Erschüt- terung fand dieser Forscher zuweilen hinreichend, solche gleichzeitig an mehreren Stellen hervorzulocken. Trecül, der die Erscheinung, ausser bei Lactuca sativa, auch bei L. altissima, virosa, Scariola, augustana, stricta, Bregeana, quercina, Gracoviensis und livida sah, giebt an, dass von den Milchsaftgefässeu, welche die Leitbündel der Hüllblätter begleiten, sich einzelne senkrecht oder schief gegen die Aussenfläche wenden und zwischen den Epider- miszellen bis zur Cuticula vordringen. „ Celle -ci etant al- teree, et la fine membrane du lati eifere aussi, 11 suffit quelquefois du contact des fourmis pour en faire jaillir du suc laiteux." Delpino^), welcher die Erscheinung von Neuem bei Lactuca virosa und L. sativa beobachtete, ohne von seinen Vorgängern Kenntniss zu haben, hält dieselbe ebenso wie Carradori für die Folge einer besonderen Reizbarkeit und vermuthet, dass der Milchsaft aus den Spaltöffnungen her- vortrete. Er hebt besonders hervor, eine wie hohe Bedeu- tung dieser Einrichtung zukomme, um schädliche Thiere von den Blüthen fernzuhalten. PicciOLi^), welcher die Milchsaft -Ausscheidungen bei Lactuca -AviQW als Schutzmittel gegen Schnecken bespricht. ^) Des laticiferes daus les Cichoracees (Comptes rendus de l'Acad. des Sciences, t. 61 [1865], p. 789); abgedruckt in den Ann. des sc. nat. (Botaniqiie), Vme serie, t. 5 (1866), p. 71. 2) Osservazioni e note botaniche (Malpighia, III (1890), p. 21 des Sonderabdruckes). 5) Rapporti biologici fra le piante e le lumache, scconda nota (Bullettino della Societä botanica italiana, 1892, p. 339). 192 Gesellschaft natm'for sehender Freunde, Berlin, giebt an, class die letzten Auszweigiingen der Milchsaft- gefässe papillenartige Fortsätze nach aussen hervortreten lassen, welche bei der geringsten Berührung bersten. Nach meinen eigenen Beobachtuugen ist die Erschei- nuDg der Milchsaftausscheidung bei Berührung keineswegs auf die Gattung Lactuca beschränkt, sondern scheint bei den Cichoraceen ziemlich verbreitet zu sein. Ich fand sie bis- her bei: Lactuca satka L. „ virosa L. „ Scariola L. „ perennis L. Sonchus arvensis L. „ oler accus L. Mulgcdhmi macro])hyllu')n DC. „ Plumicri DC. Prenanthes purpurea L. Ficris Jdcracioidcs L. Lampsana communis L. Bei allen genannten Arten sieht man bei warmer Wit- terung den Milchsaft in Folge von Berührung in Form kleiner Tröpfchen aus den Hüllblättchen der Blüthenköpfe hervortreten. Lactuca Scariola, L. virosa und Mulgcdium Plumieri zeigten dieselbe Ausscheidung auch an den Stütz- blättern der Inflorescenz-Auszweigungen. Inwieweit andere Arten sich unter günstigen Verhältnissen hierin älmlich ver- halten, muss zunächst dahingestellt bleiben. Da mir von Lactuca Scariola das reichlichste Unter- suchuugsmaterial zur Verfügung stand, wurde die Erschei- nung der Milchsaftausscheidung bei dieser Art etwas näher verfolgt. Die 15—20 Schuppen, welche in den untersuchten Blü- thenköpfchen das Involucrum zusammensetzten, waren sämmt- lich von unten nach oben verschmälert, zeigten im Uebrigen aber sehr verschiedene Form und Grösse. Die äussersten Sitzung vom 18. Juli 1893. ^193 Hüllschuppen waren sehr kurz und spitzten sicli von breiter Basis scharf nach oben zu. Sie waren in allen Höhen bis zum Rande krältig gebaut. Die innersten, die Blüthen un- mittelbar umgebenden Schuppen waren unten nur unerheb- lich breiter als oben und trugen auf dem abgestumpften Scheitel ein Büscliel verzweigter Haare. Im unteren Theile waren sie beiderseits von einem zarten Saume eingefasst, im oberen Theile bis zum Rande kräftig gebaut. Die mitt- leren Schuppenblätter bildeten nach Form und Bau Ueber- gänge zwischen den vorstehend bezei'chneten Extremen. Will man ein übersichtliches Bild von der Vertheilung der Milchsaftgefässe in den Hüllschuppen gewinnen, so em- pfiehlt es sich, Alcohol - Material zu benutzen. Um den Milchsaft möglichst reichlich in den letzten Auszweigungen des Röhrensystems zu erhalten, bog ich den gesammten Blüthenstand einer kräftigen Pflanze, während er mit der- selben noch in Verbindung stand, in ein mit absolutem Alcohol gefülltes Gefäss hinab und schnitt ihn erst nach einiger Zeit ab. Es durfte vorausgesetzt werden, dass nun der Milchsaft in den letzten Auszw^eigungen des Röhren- systems geronnen war. Werden dagegen die Blüthenstände oder Theile derselben vor dem Einlegen in Alcohol von der Pflanze abgetrennt, so muss die Verwundung ein Ab- fliessen des Milchsaftes, bis von den letzten Auszweigungen des Systemes her, zur Folge haben. Bringt man die Blättchen eines Hüllkelches, nachdem aus ihnen durch mehrtägiges Verweilen in Alcohol der Chlorophyllfarbstoff ausgezogen ist. in Wasser und darauf in eine concentrirte Lösung von Chloralhydrat (8 Theile in 5 Th. Wasser), so lässt sich nach wenigen Stunden der Verlauf der Leitbündel und Milchsaftgefässe gut verfolgen. In den kurzen, äusseren Hüllschuppen der Blüthen- köpfchen fand ich die Leitbündel vom Grunde bis zur Spitze reich verzweigt. Sie bildeten durch seitliche Anastomosen in allen Theilen ein eng geschlossenes Maschennetz. In den langen, inneren Hüllschuppen war dies nur im oberen Theile der Fall, während im unteren Theile die Leitbündel 194 Gesellschaft natmforschender Freunde, Berlin. in vorwiegend loDgitudinaler Richtung verliefen und hier nur sparsame seitliche Verbindungen aufwiesen. Die Milch- saftgefässe folgten im Allgemeinen den Hauptsträngen der Leitbündel; ihre letzten Auszweigungen trennten sich aber häufig von diesen, um in einem der Felder des Maschen- netzes zu enden oder quer durch ein solches hindurch- zulaufen. Diese letzten, unter die Epidermis der Aussenseite vordringenden Zweige des Milchröhrensystemes sind es, welche die Epidermis an bestimmten Stellen durchsetzen, um sich in Form von Haaren über ihre Aussenfläche zu erheben. Die Stellen der Epidermis, wo dies geschieht, sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre Zellen einen relativ geringen Tangentialdurchmesser besitzen, dass ihre Aussen- wände schwach verdiclvt, ihre Seitenwände schwach w^ellig gefaltet sind, und dass Spaltöffnungen sich zwischen ihnen finden. An den übrigen Stellen der Aussenseite sind die Epidermiszellen verhältnissmässig gross und erheben sich mit stark: verdickter Aussenwaud zu kegelförmigen Papillen. (Siehe den folgenden Holzschnitt.) Diese letzbezeiclmeten Zellen liegen in solchen Theilen. wo die Schuppenblätter derbe Consistenz besitzen, einzeln oder gruppenweise über den Hauptnerven und sind auf den übrigen Theilen der Spreite ziemlich regellos vertheilt. Die haarartigen Hervorstülpuugen der Milchsaftgefässe treten fast durchweg nur aus solchen Theilen der Hüll- schuppen hervor, welche durch eine andere Hüllschuppe nicht gedeckt sind. An den kleinen, äussersten Schuppen sind sie über die ganze Oberfläche vertheilt, bevorzugen übrigens hier ein wenig die flügeiförmigen Randpartieen des Grundes. Die langen, inneren Schuppen führen sie nur in ihrem oberen Theile. Ihre Zahl schwankt nach einigen Zählungen zwischen ca. 60 und ca. 100 auf je einem Schuppenblatte. Die Milchs-afthaare sind sowohl auf Querschnitten als auf unverletzten, durchsichtig gemachten Blättern durch ihre Form und ihre zarte Wandung leicht zu erkennen. Sie sind etwa 3- bis 5-mal so lang als breit, am oberen Ende Sitzung vom 18. Juli 1893. 195 abgerundet, nach unten hin ein wenig verbreitert. Zwischen den benachbarten Epidermiszellen, welche das Haar fast stets zu dreien umgeben, setzt es sich in einen mehr oder weniger engen Kanal fort, der dasselbe mit dem Milch- röhrensysteme der Blattspreite in Verbindung bringt. (Siehe untenstehenden Holzschnitt, welcher ein Milchsafthaar auf dem Blattquerschnitte von Laduca Scariola bei 640-facher Vergr. darstellt. Die Erweiterung am Grunde des schmalen Verbindungskanales ist die Einmimdungsstelle in eine sub- epidermidale, querdurchschnittene Milchröhre.) Die drei Nachbarzellen des Milchsafthaares. Yon denen auf unserer Querschnittsansicht natürlich nur zwei sichtbar sind, wölben sich gemeinsam über die sie umschliessenden Zellen hervor und bilden für das Haar ein niedriges Posta- ment. Sie machen in ihrer gerundeten Form ganz den Ein- druck, als ob ihre Membran sich unter starkem Turgordruck befinde. Auch stofflich sind sie von den umgebenden Zellen verschieden , da sie sich in Chloralhydrat - Lösung stärker als diese bräunen. Die Membran der Milchsafthaare ist im oberen und mittleren Theile sehr zart, im unteren Theile ein klein wenig stärker verdickt. Hier zeigt eine innere Schicht unter Einwirkung von Chlorzinkjodlösung deutliche Blau- färbung, während die darüberliegende zarte Membran nur Spuren von Blaufärbung erkennen lässt. Im Uebrigen färbt sich die Membran der Milchsafthaare mit dem genannten Reagens gelbbraun; bei Behandlung mit Aetzkali nimmt sie eine schwach goldgelbe Färbung an; der Einwirkung con- 196 GesellscJwft naturforscJiender Freunde, Berlin. centrirter Schwefelsäure widersteht sie ziemlich lange. Alles dieses spricht für starke Verkorkimg. Um festzustellen, ob die zartwandigen Haare nur durch die Spannung, welche eine Folge der vom Milchsaft auf ihre Membran geübten Druckes ist, oder auch durch mine- ralische Einlagerungen in die Membran ihren hohen Grad von Zerbrechlichkeit erhalten, wurde in bekannter Weise auf etwaige Einlagerung Ton Silicium, Kalkcarbonat und Kalkoxalat geprüft, jedoch mit negativem Erfolg. Die kör- nige Auflagerung, welche die Membran meist sehr deutlich zeigt, löst sich ebenso wie die auf den Aussenwandungen der nahen Epidermiszellen befindliche, in Alcohol, scheint also harziger Natur zu sein. Schneidet man einen kleinen, mit Blüthenköpfchen be- setzten Seitenzweig ^) von Laetuca Scariola bei warmem Wetter, wo die Erscheinung des Tröpfchenausflusses an unverletzten Pflanzen besonders deutlich auftritt, ab, und wartet einige Minuten, bis kein Milchsaft mehr aus der Wunde hervortritt, so vermag eine leichte Berührung mit einem harten Körper meist keine Tröpfchen von Milchsaft mehr hervorzulocken. Um zu sehen, ob ein auf künst- lichem Wege erzeugter Druck von etwa V/2 Atmosphären im Stande sei, die Milchsafthaare unserer Pflanze in eine Spannung zu versetzen, welche ähnliche Erscheinungen her- vorruft, wie die in der unverletzten Pflanze beobachteten, wurde ein vor mehreren Minuten abgeschnittener, blüthen- tragender Seitenzweig, nachdem die Schnittfläche noch ein- mal erneuert war. wasserdicht in einen Kork und mit die- sem in das kurze Ende eines U- förmigen, bis zum Rande des kürzeren Schenkels mit Fuchsin-Lösung gefüllten Glas- rohres eingefügt. Auch nachdem die Höhe des Quecksilbers ^) Schneidet man dagegen den ganzen oberen Theil einer blühen- den Pflanze ab, so können aus den Hüllblättern durch Berührung noch Tröpfchen hervorgelockt werden. Es zeigt dies, dass der Milch- saft an den Wandungen des Eöhrensystems einen so grossen Reibnngs- widerstand findet, dass bis zum Verschluss der Wunde der hydrosta- tische Druck in den letzten Auszweigungen nicht so erheblich vermin- dert wird, i>m die straffe Spannung der Haare unmöglich zu machen. Sitzung vom 18. Juli 1893. 197 in dem langen Schenkel 110 cm erreicht hatte, erwies sich leichte Berührung mit festen Körpern unwirksam, das Her- vortreten Yon Milchsaft -Tröpfchen zu bewirken. Dass die Milch saftgefässe an der unteren, der Fuchsin- Lösung benachbarten Schnittfläche nicht etwa sofort durch geronnenen Milchsaft vollständig verstopft w^aren, ging daraus hervor, dass. sobald der obere Theil des Blüthenstandes mit einem scharfen Messer abgetragen wurde, Milchsaft aus der Wunde hervortrat und sich, nachdem er mit Fliess- papier aufgenommen worden war. unter Einfluss des Queck- silberdruckes mehrere Male erneuerte. Nach etwa einer halben Stunde trat aber nur noch w^asserhelle Flüssigkeit hervor. Bei der microscopischen Untersuchung zeigte sich nur das unterste Ende der Milch saftgefässe und der Holz- gefässe mit Fuchsin-Lösung injicirt. Es ergiebt sich aus diesem Versuche, dass die Mem- bran der Milchsafthaare durch einen Druck gespannt ist, welcher den von 110 cm Quecksilber übertrifft^). Wahr- scheinlich übertrifft er ihn um das Mehrfache; denn die Milchröhren von Lactuca Scariola stehen ja unter dem Ein- flüsse des Turgordruckes der benachbarten Zellen, und der Werth, welchen der Turgordruck der Parenchymzellen er- reichen kann, ist bekanntlich ein sehr hoher ^). ErwähnenswTrth ist noch, dass die in Folge des Ab- brechens eines Milchsafthaares entstehende Wunde sich rasch wieder schliesst. Es geht dies daraus hervor, dass die auf den Hüllschuppen befindlichen Milch safttröpfchen stets nur geringe Grösse erreichen. Wahrscheinlich erfolgt der Verschluss durch den Turgor der benachbarten Epi- dermiszellen. w^elche, einem Quetschhahne gleich, die Mem- bran des engen Verbindungskauales von der Seite her zu- ^) Auch ScHWENDENER (Einige Beobachtungen an Milchsaftge- fässen, Sitz.-Ber. d. Akad. d. Wiss. in Berlin, 1885, p. 327) kam auf Grund anderer Erwägungen zu dem Resultate, dass der Druck in den Milchsaftröhren zum Mindesten mehrere Atmosphären erreiche, ^) Nach WiELER (Jahrb. f. w. Bot., XVIII [1887], p. 82) beträgt derselbe in den Markstrahlzellen von Pirm.s sUrestris und Fopulus nigr) 1. c. •5) 1. c. 234 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin rend des Furchungsprocesses der Salpen die Zellen der inneren Brutsacklamelle proliferiren und in das Innere des Brutsackes einwandern. Der Embryo ist an der Wand des Brutsackes dicht angewachsen. Die einwandernden Zellen legen sich der Oberfläche des Embryos dicht an, sie um- hüllen denselben und gelangen sodann zwischen die Blasto- meren. Die einzelnen sehr grossen Blastomeren sind dann durch die dazwischen liegenden FoUikelzellen vollständig von einander getrennt. Diese FoUikelzellen, welche sich den Embryonalzellen beimischen, haben in neuerer Zeit An- lass zu mehrfachen Discussionen gegeben. Nach Todaro sollen sie sich von den Embryonalzellen durch ihre gerin- gere Färbbarkeit unterscheiden. Todaro nennt diese Zellen „Dotterzellen (cellule lecitiche"; er ist der Ansicht, dass sie an dem Aufbaue des Embryos nicht direct betheiligt sind. Sie dienen dem Embryo nur als Nährmaterial , in- dem sie von den Embryonalzellen aufgenommen und ver- daut werden. Der Embryo selbst aber wird bloss von den Blastomeren und deren Abkömmlingen aufgebaut. Dagegen hat Salensky^) diesen sogen. FoUikelzellen einen w^esentlichen Antheil an dem Aufbaue des Embryos zugeschrieben. Nach Salensky soll die Embryonalentwick- lung der Salpen nach ganz anderen Gesetzen vor sich ge- hen, als die sind, die wir sonst im Thierreiche eingehalten sehen. Die grossen, als Eesultat des Furchungsprocesses aus dem Eie hervorgegangenen Blastomeren sollen nach Salensky bei den meisten Salpenarten (bei den Arten der Gattung Cyclosalpa und Salpa s. str., sowie bei Thalia, wäh- rend Fegea eine Ausnahme macht) sich nicht weiter an der Entwicklung und dem Aufbaue des Embryos betheiligen. Sie bleiben bald stationär, theilen sich nicht weiter und gehen schliesslich zu Grunde. Sie dienen nach Salensky dem Embryo bloss zur Nahrung und nehmen auf die mor- phologische Ausgestaltung desselben höchstens insofern Ein- fluss, als sie gewissermaassen ordnend auf die Follikel- ^) 1. c. Sitzung vom 2t November 1893. 235 Zellen, welche zwischen ihnen zerstreut sind, einwirken. Wir hätten sonach bei den Salpen einen Embryo, der. ob- gleich bei seiner ersten Anlage die Eizelle in normaler Weise befruchtet wurde und zunächst eine totale Furchung erfolgte, schliesslich gar nicht mehr aus Abkömmlingen der Blastomeren besteht. Die Blastomeren gehen nach Sa- LENSKY sämmtlich zu Grunde. Dagegen entwickelt sich der Embryo durch Concrescenz verschiedener Theile des mütterlichen Körpers. Aus dem sogen. Epithelialhügel oder der äusseren Brutsacklamelle, einem Theil des mütterlichen Athemhöhlenepithels , soll das Ectoderm des Embryos her- vorgehen. Salensky bezeichnet daher auch den entspre- chenden Theil des Epithelialliügels als Ectodermkeim. Andere Organe des Embryos liefert die innere Brutsack- lamelle. Dieser entstammt das die primäre Leibeshöhle der Salpen erfüllende Mesenchym, ferner soll aus ihr auch die Darmanlage hervorgehen. Schliesslich bleibt noch die das Innere des Brutsacks erfüllende centrale Masse, welche aus grösseren Blastomeren und aus Follikelzellen zusam- mengesetzt ist. Diese liefert, während die Blastomeren einem allmählichen Schwunde entgegengehen, die Anlagen des Nervensystems und des Pericardialsäckchens. So lie- gen die Verhältnisse nach den Schilderungen Salensky's we- nigstens für Cyclosalx>a pinnata, denen sich Salpa maximal punctata und fuslformis anschliessen. Wenn sich die erwähnten Beobachtungen Salensky's bewahrheiten würden, so könnte bei der Embryonalontwick- lung der Salpen im Grunde genommen von einer Keim- blätterbildung gar nicht die Rede sein. Die Embryogenese würde nur zum Scheine mit der Befruchtung des Eies und der Furchung desselben beginnen; diese Processe müssten hier als abortive bezeichnet werden. Da der definitive Embryo durch Concrescenz verschiedener Theile des mütter- lichen Körpers entsteht, so nähert sich für Salensky die Embryonalentwicklung der Salpen dem Bilde der Knos- pung; daher denn Salensky dieselbe auch als „folliculäre Knospung" bezeichnet hat. Der Auffassung Salensky's steht die neuerdings von 236 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Brooks^) formulirte Ansicht über die Bedeutung der Fol- likelzellen für die Einbryonalentwicklung der Salpen eini- germaassen nahe. Auch nach Brooks steht die Embryonal- entwicklung der Salpen einzig im Thierreiche da. Nach Brooks wird der ganze Embryo mit all seinen Schichten und Organanlagen zunächst von den Follikelzellen aufgebaut. In diesem so entstandenen, complicirten Gebäude liegen die durch Furchung aus der Eizelle hervorgegaugeoen Blasto- meren da und dort zerstreut. Erst nachdem der morpho- logische Ausbau des Embryos durch die Follikelzellen im Wesentlichen vollendet ist, treten die Blastomeren in eine Periode grösserer Activität ein. Sie theilen sich und ihre Abkömmlinge rücken allmählich an die Stelle der Follikel- zellen, welch' letztere nun erst von den Embryonalzellen aufgenommen und allmählich assimilirt werden. Meine Untersuchungen an Salpa fusiformis und maxima haben mich nichts derartiges erkennen lassen. Sobald die ersten Organanlagen an dem Salpenembryo zu erkennen waren, schienen sie mir bereits — wenn ich mich so aus- drücken darf — aus der definitiven Zellsorte zusammen- gesetzt zu sein. Ich habe nirgends einen derartigen Ersatz, wie ihn Brooks in Kurzem schildert, wahrnehmen können und wüsste gar nicht anzugeben, in welche Stadien ich diese Processe zu verlegen hätte. Dagegen stimme ich be- züglich der allgemeinen Thatsache, dass die Blastomeren an dem Aufbaue des Embryos Theil nehmen, mit Brooks gegen Salensky überein. Schon vor dem Erscheinen der BROOKs'schen Mitthei- lung habe ich in jenem Vortrage, in welchem ich dem CoDgress der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Göt- tingen-) über meine diesbezüglichen Resultate berichtet habe, die Ansicht vertreten, dass jene grossen Zellen, welche als unverkennbare Abkömmlinge der Eizelle in dem ^) W. K. Brooks. The Origin of the Organs of Salpa. Johns Hopkins University Circulars, Vol. 12, No. 106, June 1893. ^) K. Heider. Mittheilungen über die Embryonalentwicklung der Salpen. Verhandl. d. Deutsch. Zool. Gesellsch. auf der dritten Jahres- versammlung zu Göttingen (Mai 1893). Derzeit noch nicht erschienen. Bitzunc) vom ,'>l November 1803. 237 Salpenembryo frühzeitig sich erkennen lassen und welche ziemlich lange auf dem gleichen Stande der Entwicklung beharren, also jene eigenthümlichen Zellen, welche Sa- LENSKY als „Blastomeren" bezeichnet, nicht zu Grunde gehen, sondern sich später durch Theilung vermehren und schliesslich die mesodermalen und entodermalen Parthien des Embryos liefern. Ausserdem glaubte ich aber auch schon in frühen Stadien das aus kleineren Zellen zusam- mengesetzte Ectoderm des Embryos unterscheiden zu kön- nen und nahm für dasselbe embryonale Herkunft, d. h. Ab- stammung von den Furchungskugeln der früheren Stadien in Anspruch. Noch immer blieb aber die Frage nach dem endgiltigen Schicksal der Follikelzellen für mich unerledigt. Jene von Salensky als „Blastomeren" kat' exochen bezeichneten grossen Zellen zeigen in der Regel ein merk- würdiges Aussehen. Sie sind durch ihren äusserst grossen Kern deutlich erkennbar. Das jedoch, was man als Zell- leib in Anspruch nehmen möchte, besteht aus einer Anzahl polygonaler Stücke von eigenthümlicher , homogener, ziem- lich stark lichtbrechender Beschaffenheit, so dass es den Anschein gewinnt, als habe sich die Zellsubstanz der „Bla- stomeren" wie durch einen Furchungsprocess in eine An- zahl polygonaler Theilstücke zertheilt, welche sich durch ihr Ansehen Nahrungsdotter -Elementen nähern. In dieser Weise hat Salensky die Verhältnisse der sogen. „Blasto- meren" geschildert und ich habe mich in meinem Göttinger Vortrage dieser Auffassung angeschlossen. Hierbei war mir jedoch schon seit Langem zweierlei auffällig. Erstens dass diese eigenthümliche Umwandlung der Zellsubstanz der „Blastomeren" plötzlich eintreten müsse. Es war mir nie möglich, ihre ersten Anfänge zu beobachten. Immer fand ich an jüngeren Furchungsstadien die Furchungskugeln mit einem ganz gleichmässigen, ziemlich fein granulirten Zell- leib versehen, während ältere Furchungsstadien mit einem Schlage die oben angeführte Umwandlung erkennen Hessen. Zweitens konnte ich mir nicht verhehlen, dass die erwähn- ten Theilstücke der Zellsubstanz der Blastomeren in ihrem Aussehen oft sehr jenen kleineren Zellen ähnlich sind, 238 Gesellschaft naüirforschoider Freunde, Berlin. welche in den späteren Furchungsstadien zwischen den Blastomeren vorkommen und z. Th. jedenfalls als Follikel- zellen anzusprechen sind. Eine genauere Untersuchung der in Rede stehenden Theilstücke ergab das Resultat, dass in denselben trotz ihres gleichmässigen , homogenen Aussehens häufig der schwach gefärbte Rest eines Zellkernes zu erkennen sei. Bei Salpa fusiformis war dieser Kern im Allgemeinen ziem- lich selten und meist nur undeutlich zu erkennen. Man musste lange suchen und starke Vergrösserungen zu Plülfe nehmen. Dagegen zeigten die Embryonen von Sal2M maxima die erwähnten Kerne in aller erwünschter Deutlichkeit, so dass es gar nicht möglich war. dieselben zu übersehen. Besonders deutlich erschienen sie mir an jenen Schnitten von Salpa maxima, w^elche ich auf die Stadien der Sa- LENSKY'schen Figur 6af und 7 af auf Tafel 16 beziehen möchte, also in jenen Stadien, in denen die Faltenhülle den Embryo noch nicht vollständig überwachsen hat. Mit dem Nachweise der Zellnatur der erwähnten Theil- stücke erschien mir mit einem Schlage das Räthsel dieser Theilstücke und gleichzeitig die Frage nach dem Verbleiben der Follikelzellen gelöst und zwar in einem Sinne, welcher durchaus eine Bestätigung der oben erwähnten Ansichten ToDARo's darstellt. Diese Theilstücke sind nichts An- deres als Follikelzellen, welche in grosser Menge von den Blastomeren aufgenommen werden; ihre Umwandlung inhomogene, polygonale Körper geht ihrem endgiltigen Zerfall voraus. Kurz, die Folli- kelzellen werden von den Blastomeren in Menge aufgenommen und assimilirt. Im Grunde hat dasselbe auch Brooks^) behauptet. Meine Anschauung unterscheidet sich von dem Standpunkte, den Brooks einnimmt, hauptsächlich darin, dass ich den Untergang der Follikelzellen im Anschlüsse an Todaro in viel frühere Stadien verlege, als Brooks dies thut. Meiner Ansicht nach sind die Follikelzellen bei den Salpen an ^) 1. c. Sitziimj vom 31. Norcmhcr 1803. 239 dem morphologischen Aufbau des Embryos in keiner Weise betheiligt. Der Embryo geht hier — wie ich Ursache habe, anzunehmen — ausschliesslich aus embryonalen Zellen her- vor, d. h. aus Zellen, die sich ihrer Abkunft nach auf die Blastomeren und in letzter Linie auf die Eizelle zurück- führen lassen. Ein derartiges Resultat musste theoretisch Yon vorne herein als wahrscheinlicher bezeichnet werden. Ich habe natürlich keine Gewissheit darüber gewinnen können, ob sämmtliche Follikelzellen in der angegebe- nen Weise zu Grunde gehen. Ein solcher Nachweis wäre um so schwerer zu erbringen, als es nach meinen Erfah- rungen nicht möglich ist. Follikelzellen und kleinere Em- bryonalzellen zu unterscheiden. Der Embryo der Salpen stellt in jenen Stadien, welche als spätere Furchungsstadien zu bezeichnen sind und ungefähr der Salensky' sehen Figur 15 pin auf Taf. 11 entsprechen, eine rundliche Masse dar, welche aus den schon mehrfach erwähnten grösseren Blastomeren und aus zahlreichen kleineren Zellen besteht. Letztere sind zum Theil jedenfalls eingewanderte Follikel- zellen. zum Theil möchte ich in ihnen auch Embryonal- zellen erblicken. Da die Furchung der Salpen eine in- äequale ist, so werden die kleineren Blastomeren durch raschere Theilung sehr bald Abkömmlinge liefern, die sich an Grösse nicht mehr von den eingewanderten Follikel- zellen unterscheiden. Diese kleineren Embryonalzellen möchte ich als Quelle für das Ectoderm des Embryos be- trachten, während die erwähnten grösseren Blastomeren als primäres Entoderm oder Entomesoderm zu bezeichnen wären. Wir haben nun meines Erachtens kein Mittel, jene erwähnten kleinen Embryonalzellen von Follikelzellen zu unterscheiden. Es ist richtig, was Todaro anführt, dass die Follikelzellen sich schwächer färben, als die Embryonal- zellen; aber dieser Unterschied tritt erst an jenen Follikel- zellen zu Tage, welche bereits von den Blastomeren erfasst und in dieselben aufgenommen worden sind. Die freien Follikelzellen dagegen unterscheiden sich, so Aiel ich weiss, in keiner Weise von kleineren Embryonalzellen. Wenn es mir aus diesen Gründen nicht gelungen ist, den exacten 240 Gesellschaft naturfor seilender Freunde, Berlin. Nachweis zu erbringen, dass sämmtliche Follikelzellen in der von mir beobachteten Weise zu Grunde gehen, so wird doch bei der Feststellung der Thatsache, dass jeden- falls ein grosser Theil dieser Zellen dem erwähnten Schick- sale unterliegt, eine solche Annahme als wahrscheinlich bezeichnet werden dürfen. Da überdies nach meiner Mei- nung sich die Thatsachen der Embrj^onalentwicklung der Salpen befriedigend erklären lassen, ohne dass wir genö- thigt wären, den Follikelzellen eine bedeutende Rolle an dem morphologischen Aufbau des Embryos zuzuschreiben, so werden wir von einer solchen Annahme um so eher ab- gehen, als für dieselbe nicht genügende Gründe zu sprechen scheinen. Es ist von Interesse, analoge Vorgänge des Einvvan- derns von Follikelzellen auch in anderen Gruppen der Tu- nicaten zum Vergleiche heranzuziehen. Bei den Pyrosomen wurde die Einwanderung von Follikelzellen in die FoUikel- höhle von Kowalevsky ^) und Salensky ^) beobachtet. Nach KowALEVSKY solleu die Follikelzellen an dem Aufbaue des Embryos keinen Antheil nehmen. Nach ihm sind es ,.üot- terbildungszellen", welche in späteren Stadien der Ent- wicklung sammt dem „Dotter von der Keimscheibe um- wachsen und als Nahrungsmaterial oder als Blutkörperchen verbraucht werden." Salensky dagegen war geneigt, die- sen Zellen, welche er als Kalymmocyten bezeichnet, einen gewissen Antheil an dem Aufbau des Embryos zuzuschrei- ben. Ein Theil dieser Kalymmocyten geräth zwischen die Blastomeren, ja sogar in den Zellkörper der Blastomeren. In späteren Stadien, wenn die Blastomeren sich vielfach getheilt haben und die Keim Scheibe (bei Fyrosoma ist die Furchung eine discoidale) aus zahlreichen kleinen Zellen besteht, ist es nicht mehr möglich, zwischen Kalymmocyten und Embryonalzellen zu unterscheiden, daher über das end- giltige Schicksal der ersteren sich nichts bestimmtes sagen ^) A. Kowalevsky. Ueber die Entwickhmgsgeschichte der Pyro- soma. Arch. f. microsc. Anat., 11. Bd., 1875. ') W. Salensky. Beträge zur Erabryonalentwickkmg der Pyro- Sitzung vom 21. November 1893. 241 lässt. Ein anderer Theil der Kalymmocyten wandert in den Nahrungsdotter ein. Diese „Dotterkalymmocyten" sol- len nach Selensky an der Bildung des Mitteldarms Theil nehmen. Den inneren FoUikelzellen oder Kalymmocyten der Salpen und Pyrosomen entsprechen offenbar die sog. Testa- zellen der Ascidien. Es ist hier nicht der Ort auf die Con- tro Versen, die bis in die neueste Zeit bezüglich der Her- kunft der Testazellen geführt wurden, näher einzugehen. Hier sei bloss darauf hingewiesen, dass die Beobachtungen an Salpen und Pyrosomen geeignet sind, die Ansicht zu stützen, dass die Testazellen der Ascidien in das Innere des Follikels eingewanderte FoUikelzellen darstellen, eine Ansicht, welche von Kowalevsky^) und später von van Beneden und Julin^) und von Morgan^) vertreten wurde. Auch bei den Ascidien hat man den Testazellen einen ge- wissen Antheil an dem Aufbaue des Embryos zugeschrie- ben. Man glaubte, dass die Bildung des Cellulose-Mantels von ihnen ausgehe, eine irrthümliche Ansicht, welcher diese Zellen den Namen „Testazellen" verdanken. Seitdem die Bildung des Cellulose - Mantels der Tunicaten durch die Untersuchungen von 0. Hertwig'*) und Kowalevsky ^), denen sich die neueren Julin's^) und Seeliger's^) an- schliessen, genauer bekannt geworden ist, wird man von ^) 0. Kowalevsky. Weitere Studien über die Entwicklung der einfachen Ascidien. Arch. f. Micr. Anal, 7. Bd., 1871. 2) E. VAX Beneden et Ch. Julin. Recherches sur la morpho- logie des Tuniciers. Arch. de Biologie, Tora. 6, 1887. 2) T. H. Morgan. The Origin of the Test-cells of Ascidians. Journ. of Morph., Vol. 4, 1891. *) 0. Hertwig. Untersuchungen über den Bau und die Entwick- lung des Cellulose - Mantels der Tunicaten. Jen. Zeitschr. , 7. Bd., 1873. ^) A. Kowalevsky. Einige Beiträge zur Bildung des Mantels der Ascidien. Mem. Acad. Imper. St. Petersbourg, (7), 38. Bd. 1892. ') Ch. Julin. Les Ascidiens des cotes du Boulonnais, I. Re- cherches sur TAnatomie et Tembryogenie de Styelopsis grossularia. Bull, scientif. de France et Belgique, Tom. XXIV, 1892. ^) 0. Seeliger. Einige Beobachtungen über die Bildung des äusseren Mantels der Tunicaten. Zeitschr. f. wiss. Zool., 56. Bd. 1893. 9* 242 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. der Ansicht, dass die Testazellen daran Theil nehmen, wohl abgehen müssen. Allerdings glaubt Salexsky. der die Beobachtungen Kowalevsky's an Pyrosoma^) bestätigen konnte, doch für DistapUa^) annehmen zu können, dass bei dieser Form der Cellulose-Mantel der Hauptsache nach von den Kalymmocyten gebildet werde. Herr K. MÖBIUS theilte aus einem Briefe des Herrn Dr. E. Haase, Directors des Museums in Bangkok, (vom 15. Oct. 1893) Folgendes mit: „Eine der Erscheinungen, welche allen Siam-Reisenden auffallen muss, bildet das feenhafte nächtliche Schauspiel, das die Tausende von Leuchtkäfern (Luciola sp.) gewäh- ren, die an Flussufern, zwischen den Zweigen gewisser Bäume (Sonneratia acida etc.) im Fluge auf und nieder tan- zend, ihr Licht gemeinsam in secundenlangen Intervallen aufblitzen lassen. Alle untersuchten Thiere waren Männ- chen. Im Mai fand ich eines Abends in meinem Hofe auch die Weibchen dazu, ungeflügelte, unförmliche, gelblich weisse, weiche Thiere, welche in Fühlern, Muudtheilen und Anal- organ durchaus den Larven gleichen, ebenso wie die Mäun- chen leuchten und sich nur durch die Facettenaugen als Imagines erkennen lassen. Auch die anatomische Unter- suchung bestätigte ihre Natur; leider gelangen Begattungs- versuche nicht. Ein anderes zu einer mir unbekannten Lam- pyride gehöriges schwarzbraunes Weibchen, das ich noch lebend halte, zeigt jederseits des Körpers 12 in blauem, stetigem Licht erstrahlende Leuchtflecke. Bekanntlich halten sich die foetalen Thelyphonen am Hinterleibe der Mutter fest. Dies geschieht durch be- sondere provisorische, trompetenförmig gestaltete, als Saug- scheiben wirkende Endanhänge an den Spitzen der Beine. Derselbe legte vor ein Präparat eines Pilzes (Cor- dyceps robertsi) auf einer neuseeländischen Raupe. *) W. Salensky. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Pyro- somen. Spengel's Zool. Jahrbücher. Abth. f. Anat., 5. Bd. 1892. *) W. Salensky. Die Thätigkeit der Kalymmocyten der Syn- ascidien. Festsclir. f. Leuckart. Leipzig 1892. Sitzung vom 21. November 1893. 243 Herr H. POTONIE sprach über die Beziehung der Wechselzonen zu dem Auftreten der Blüthen bei den Sigillarien. Die folgende ^littheilung bildet eine Ergänzung zu meinem Vortrag in der vorigen Sitzung (p. 216—220). Aus der Untersuchung der im Titel genannten Be- ziehung ergiebt sich eine wichtige Stütze für meine An- schauung, dass die Wechselzonen -Bildung der Sigillarien als Reaction auf die äusseren (namentlich die Ernährungs- [Feuchtigkeits-]) Verhältnisse aufzufassen ist. Ueberblicken wir die Fälle, bei denen Wechselzonen gleichzeitig mit Blüthenbildung auftritt (mir sind bis jetzt neun solche Fälle bei Sigillarien bekannt geworden), so zeigt sich, dass die Blattnarben-Zonen über den Blüthen-Ab- bruchsstellen lockerer narbig sind als darunter, resp, dass die Blattnarben über den Blüthennarben höher sind als die Blattnarben unter den Blüthennarben, mit ande- ren Worten, dass das Wachsthum nach der Blüthen- bildung ergiebiger gewesen ist als vorher, dass die Ernährungsverhältnisse vorher ungünstigere waren als nach der Blüthenbildung. Stücke, bei denen über und unter der Blüthenregion ein Unterschied in der engeren oder lockereren Stellung der Blattnarben nicht zu bemerken ist, sind mir und auch sonst ebenfalls bekannt, aber ich habe weder in der Litteratur noch sonst wo bis jetzt einen Fall constatirt, bei welchem die Blattnarben über der Blüthenregion enger ständen, als unter der genannten Region. Es ist demnach mindestens zu behaupten, dass die Blüthenbildung in Quer-Zeilen oder -Regionen an Stücken mit Wechselzonen aufzutreten pflegt nach einer engnarbigen Blattzone. Dem Botaniker ist es — namentlich durch H. Vöchtixg's Untersuchungen — bekannt, dass die Blüthenbildung von äusseren Einflüssen mehr oder minder abhängig ist. Licht und Trockenheit befördern die Blüthenbildung, Schatten und Feuchtigkeit die Entwickelung der vegetativen Organe. Es ist gewiss eine treffliche Bestätigung meiner Erklärung der Entstehung der Wechselzonen-Bildung, dass dieser That- 244 Gesellscluift naiurforschendcr Freunde, Berlin. Sache entgprecheüd in der Tliat Blüthennarben io Quer- Zeilen häufig gerade als Abschluss einer Laubblattzone mit engeren Narben beobachtet sind, während also Blüthen- bildung als Abschkiss einer Laubblattzone mit lockereren Narben nicht vorgekommen oder doch noch nicht beobachtet worden zu sein scheint. Ein besonderes Interesse gewinnt durch die gegebene Beleuchtung das von mir anderwärts ^) citirte, von W. Car- RUTHERS bekannt gegebene Stammstück mit ,,Aspidiaria''- Felderung. dessen Zweig mit Feldern besetzt ist, die all- mählich von der Basis dieses Zweiges bis zu seiner ab- gebrochenen Spitze an Höhe abnehmen, sodass das Zweig- stück in seiner oberen Hälfte .,5er^em"- Felde rung zeigt. In dem obersten Drittel des Zweigstückes etwa sind die Felder am niedrigsten, hier durchaus an typische Polster von Lcpidophloios erinnernd. Was nun aber für uns von besonderem Interesse ist. das ist die Thatsache, dass das ganze Fossil nur „jETö/oma" -Wülste, d. h. also Blüthen- tragende Emergenzen^) in der Region mit den schmälsten Feldern, also nur in dem oberen Drittel des Zweigstückes entwickelt hat, also übereinstimmend wie die in Rede ste- henden Sigillaria-'PvestQ in der Zone, in der das Längen- wachsthum weniger intensiv gewesen ist. Herr HiLGENDORF legte vor einen neuen Süsswasser- Palaemoniden ausMadagaska^(i?^7/i?/^^w.^ hildehrandti). Aus den Sammlungen Hildebrandt's erhielt das Ber- liner Museum im Sept. 1882 zusammen mit Telphusa goudoti und Astacoides madagascariensis mehrere Stücke des oben- genannten neuen Makruren, die zwar nicht sehr gut erhalten waren, aber doch immer noch ein ausreichendes Bild der Art zu geben vermochten. Als Fundort war Central-Ma- dagaskar bezeichnet. Die grössten Expl. maassen 50 mm (von der Rostrum- bis zur Telsonspitze). Mus. BeroL, Gen. Cat. Crust. 8797 u. 8798.. ^) Die Zugehörigkeit von Halonia (Ber. d. Deutsch, bot. Ges., 11. Jahrg., Berlin 1893) p. 492. -) A'ergl. meine obeji citirte Arbeit über Halonia Sitzung vom 21. Nevemhcr 1893. 245 Ob die Form zur Gattung BitJiynis zu rechneu ist, könnte zweifelhaft sein, da der Mandibular-Taster zwei (statt drei) Glieder besitzt. Es ist dies ein Charakter der Gattung Palaemonclla, indess ist der Taster bei B. hild. weniger verkürzt. Von Palaemonella weicht B. hild. aber wesentlich durch den fast bis zur Basis gespaltenen Aussen- ast der Ant. I ab. und die Palacmotiella- Arten sind bisher nur im Meere angetroffen worden. Da nun auch in anderen Charakteren die neue Art dem einzigen bekannten Vertreter von Bithynis [B. gaudichaudi aus Chile) nahe steht, mag sie vorläufig neben ihm im System Platz finden. Eine auffällige Aehnlichkeit mit Bith. besteht in dem Vorhandensein eines einzigen Stachels jederseits am Vorder- rand des Schildes, während die Leander jederseits 2 unter- einander gestellte, alle Süsswasserpalämouiden (Falaemon s. Str.) aber 2 hintereinander folgende besitzen. Innerhalb der Gattung Palaemonella kommen sowohl 2 (hintereinander stehende) als auch ein einfacher Seitenstachel vor, worüber De Man, Bkock's Decapoden, 1887, zu vergleichen. Aehn- lich mit B. gaud. ist ferner die Gestalt des Rostrums, nur wird es bei hild. länger, indem es das mittlere Schaftglied 8 8 der Ant. I etwas überragt; die Rostralzähne meist -^ oder—, aber von — bis ^ schw^ankend [B. gaud. ^~ ). Am Tel- son ist der Hinterrand breit und stellt einen noch flacheren Bogen als bei gaud. dar, er ist mit über 20 Borsten ge- säumt; die beiden Stacheln an der Ecke massig entwickelt. Auch die medianen Höcker unten an den Abdomiual- segmenten sind wie bei B. gaud. angeordnet; beim ^ sind sie am 1., 2., 3. u. 5. Somit, beim $ nur am 5. vorhanden. Der Maxillipes HI hat eine Endkralle. Die vertieften Punkte des Rückenschildes wie bei B. gaud. Als Unterschiede gegenüber B. gaud. wären etwa her- vorzuheben ausser den bei der Gattungsbestimmung schon discutirten: Körper und Füsse sind hei B. hild. dünner, be- sonders die grossen Scheeren vieP weniger geschwollen; die Gliederung der letzteren ist aber ähnlich: Dactylus = Car- pus — Brachium = Humerus (7 mm am grössten Expl.); 246 GeseUscimft natiirforschender Freunde, Berlin. Palma 9 mm, deren Höhe 2^4, deren Dicke 2 mm. Die Bestaclielung der Füsse fehlt bei B. lüld. an der Hand gänzlich, nur Carpus und Brachium zeigen Spuren von Höckerchen. Die Schneiden der Scheerenfinger sind als scharfe Kante entwickelt, in der Nähe des Gelenkes trägt die Kante des unbeweglichen Fingers 1, die des beweg- lichen 3 Höckerchen; die Finger besitzen Haarbüschel. Der Carpus ragt nur ein wenig unter die Antennenschuppe nach vorn, während er bei gaud., auch an der kleineren Scheere. die Schuppen spitze überragt. Die Scheeren der c/ scheinen die der $ an Grösse nicht so sehr zu übertreffen, wie bei der chilenischen Art. Allerdings ist es nicht sicher, dass die Hildebrandt' sehen Stücke schon völlig entwickelt sind; doch zeigen Exemplare mit nur 4 mm langem Carpus schon dieselben Verhältnisse in den Gliederlängen, wie solche von- 7 mm Carpuslänge, was auf eine geringere Grösse der Art deuten dürfte. Herr Prof. Waldeyer demonstrirt einen Fall von ektopi- scher Schwangerschaft bei Cynoceplialus hamadryas. Bei der ersten Besichtigung schien es, als ob das Ei als- bald nach der Befruchtung in dem das Ovarium umhüllen- den Peritoneal -Recessus sich festgelagert habe und der Eileiter intact geblieben sei. Diese Auffassung hielt jedoch der mikrosli epischen Untersuchung nicht Stand. Es zeigte sich nämlich auf Reihenschnitten, welche durch den Eileiter und, in dessen Verfolgung, durch die Wand des erwähnten, die Placenta bergenden Peritoneal-Recessus gelegt wurden, dass eine gewisse mittlere Strecke des Eileiters fehlte, während das Rohr desselben gegen das Abdominal -Ostium wieder erschien. Man ist deshalb zu der Annahme gezwungen, dass eine primäre Tuben-Schwangerschaft vorlag, die durch Berstung der Tube sich in eine gravidltas recessus ovarialis umwandelte. Eine eingehendere Darlegung mit einigen Ab- bildungen wird demnächst im Arch. f. mikrosk. Anatomie erscheinen. SlLuufj vom 21. Kovemher 1S03. 247 Im Austausch wurden erhalten: Naturwissenschaft!. Wochenschrift (Potoxii':). VIII, No. 43 bis 47. Leopoldina, Heft XXIX, No. 17 — 18. Verwaltungsbericht über das Märkische Provinzial-Museum für die Zeit vom 1. April 1892 bis 31. März 1893. Jahresbericht und Abhandlungen des Naturwissenschaft.]. Vereins in Magdeburg, 1892. Bericht über die Senckenbergische Naturforsch. Gesellschaft in Frankfurt a. M. für 1893. Katalog der Reptilien-Sammlung im Museum der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M., I. Theil. Abhandlungen der Naturhistorischen Gesellschaft zu Nürn- berg, X. Band, 1. Heft. 7. Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braun- schweig für die Vereinsjahre 1889—90 u. 1890—91. Mittheilungen aus dem Naturhistorischen Museum in Ham- burg, X. Jahrgang, 2. Hälfte, 1892. Sadebeck, R. Die tropischen Nutzpflanzen Ostafrikas, ihre Anzucht und ihr ev^ Plantagenbetrieb. (Aus dem Jahr- buch der Hamburgischen wissenschaftl. Anstalten, IX.) (Arbeiten des botan. Museums.) Sadebeck, R. Die parasitischen Exoasceen. (Ebenda, X, 2.) (Arb. d. bot. Mus., 1892-93.) Brick, C. Ueber Nectria cinndbarina (Tode) Fr. (Ebenda.) (Arb. d. bot. Mus., 1892.) Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1892, No. 1279—1304. Verhandlungen u. Mittheilungen d. Siebenbürgischen Vereins für Naturwissensch. in Hermannstadt, XLII. Jahrg. Seeland, F. Diagramme der magnetisclien und meteorolo- gischen Beobachtungen zu Klagenfurt. (Naturhistor. Landesmuseum in Kärnten.) Jahrbuch des naturhistorischen Landesmuseums von Kärn- ten, 22. Heft. 248 GesellscJmft naturforschender Freunde, Berlin. Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau. October 1893. Földtani Közlöny, XXIII. Kötet, 9 — 10. Füzet. Budapest 1893. Jahresbericht der Kgi. Ung. Geologischen Anstalt für 1891. Budapest 1893. Mittheilungen aus dem Jahrbuche der Kgl. Ung. Geolog. Anstalt, X. Bd., 3. Heft. Budapest 1892. Bergens Museums Aarbog for 1892. Bergen 1893. Bollettino delle Pubblicazioni Italiane, 1893, Xo. 188—189. Bulletin de la Societe des Sciences Naturelles de l'ouest de la France. Tome 3, Xo. 1. Nantes 1893. Memoires de l'Academie imperiale des Sciences de St. Petersbourg, VIT. Serie, Tome XXXVIIL Xo. 11 — 14; Tome XL, No. 1. Proceedings of the Zoological Society of London for the year 1893, Pt. II, III. Transactions, desgl, Vol. XIII, part 7. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College, Vol. XVI, No. 14; Vol. XXV. No. 1. Psyche, Journal of Entomology. Vol. 6, No. 211. Memorias y Revista de la Sociedad Cientiiica „Antonio Alzate", Tomo VI, No. 11 — 12. Als Geschenke wurden mit Dank entgegengenommen: Resultats des Campagnes Scientifiques accomplies sur son Yacht par Albert L, Prince Souverain de Monaco. Fase. I— VL J. F. StÄTcke, Berlin W. Nr. 10. 1893. Sitzungs-Bericht der Gresellschaft natiirlbrschender Freunde zu Berlin vom 19. December 1893. Director: Herr E. v. Martens. Herr Nehring sprach über Kreuzungen von Cavia aperea und Cavia cohaya. Nachdem ich vor etwa fünf Jahren über die Herkunft des Haus - Meerschweinchens (Cavia cohaya) einen Vortrag in dieser Gesellschaft gehalten habe^), erlaube ich mir heute, einige kurze Mittheilungen über Kreuzungen von Cavia aperea und Cavia cohaya vorzutragen. Genaueres über dieselben habe ich in einer Abhandlung berichtet, welche demnächst im „Zoologischen Garten" erscheinen wird; die Hauptresultate der betr. Versuche sind von mir bereits in der ,. Naturwissenschaftlichen Wochenschrift", herausg. von H. PoTONiE, 1893. p. 473. angegeben worden^). Dass ich über die betreffenden Kreuzungen überhaupt berichten kann, verdanke ich der besonderen Freundlichkeit unseres Mitgliedes, des Herrn Dr. Heck, Directors des hie- sigen zoologischen Gartens. Herr Dr. Heck hat in Folge einer Anregung von mir sich bemüht, einige lebende Exem- ^) Sitzungsbericht vom 15. Januar 1889, p. 1 — 4 nebst 4 Abbil- dungen. Yergl. auch „Zoolog. Garten", 1891, p. 65 — 77. ^) Abgedruckt auch in der Revue des sciences naturelles appli- quees, Paris, 1893, p. 523. 10 250 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. plare der Cavia aperea zu bekommen, und es gelang ihm schliesslich im Anfang des Jahres 1891, durch die Güte einiger deutschen Landsleute, welche zu Kosario und S. Nicolas in Argentinien wohnen, ein Päärchen und ein ver- einzeltes Männchen der genannten Art zu erhalten. Das Päärchen wurde zunächst zur Keinzucht, demnächst zur Kreuzung mit Cavia cobaya verwendet, der vereinzelte Bock mir zu Kreuzungsversuchen überlassen. Die erzielten Resultate stehen in einem starken Widerspruche mit den Beobachtungen, welche Reng- GER in seinem bekannten Werke über die Säugethiere von Paraguay hinsichtlich der genannten Cavia- kvi^n veröffentlicht hat^), und welche seitdem in zahlreichen zoologischen Werken als allgemein gültige Thatsachen hin- gestellt worden sind^). Ich fasse die Hauptresultate" der von Heck und mir ausgeführten Zu chtungs versuche^) in folgende Sätze zu- sammen : 1. Cavia aperea pflanzt sich in Reinzucht nicht nur ein Mal im Jahre fort, wie Rengger behauptet, sondern mindestens 2 — 3 Mal. Die Zahl der Jungen eines Wurfes beträgt zwar gewöhnlich nur zwei, doch kommen auch Würfe von 3 Jungen nicht sehr selten vor. (Uebrigens gilt dieses auch für die frei lebenden Individuen in Brasilien. Vergl. Aug. von Pelzeln, Brasil. Säugethiere nach Nat- terer, zool.-bot. Ges. in Wien 1883. p. 79.) 2. Im Allgemeinen bleibt die gleichniässige. feinmelirte Färbung auch bei den in Gefangenschaft gezüchteten Nach- kommen der C. aperea bestehen; dennoch kam schon bei einem der ersteren Würfe der in Reinzucht gezüchteten Apereas ^) J. R. Rengger. Naturgeschichte der Säugethiere von Para- guay, Basel, 1880, p. 276 ff. 2) Siehe z. B. Giebel, die Säugethiere, Leipzig 1859, p. 460. Blasius, Säugethiere Deutschlands, p. 430. Brehm's llkistr. Thier- leben, 2. Ausg., Bd. II, p. 424 f. ^) Diese Versuche wurden theils im hiesigen zoolog. Garten, theils in dem kleinen Yersuchsstalle des mir unterstellten zoolog. Instituts der kgl. Landwirthschaftl. Hochschule ausgeführt, Sitzung vom J9. December IßO.'i. 251 ein Junges zur Welt, das einen weissen, länglichen Fleck am Rumpfe aufzuweisen hatte. (Leider ist dasselbe ge- storben, ehe es zur Zucht verwendet werden konnte.) Es ist hiermit also die Möglichkeit einer Farben-Abänderung in Form von Flecken bei C. aperea nachgewiesen. 3. Die Kreuzung von C. aperea mit C. cohaya kann ohne Schwierigkeit ausgeführt werden, sowohl zwischen C. aperea cf und C. cohaya 9 . als auch zwischen C, cohaya (^ und C. aperea 9. Natürlich ist das Geschlecht der Ver- suchsthiere mit voller Exactheit zunächst festzustellen, da- mit jnan nicht etwa cT mit cT zusammensperrt. Die Zahl der bisher seit 1892 erzielten Bastard-Würfe ist eine sehr bedeutende. Hieraus ergieht sich die Unrichtigkeit der oft wiederholten Behauptung, dass C. aperea sich nicht mit C. cohaya paare. 4. Die Bastarde sind fruchtbar, sowohl bei sog. Anpaarung, d. h. Vermischung mit einer der Stammarten, als auch bei Paarung unter einander. Letzteres Resultat erscheint besonders interessant; dasselbe ist bis jetzt schon durch sechs Würfe sicher gestellt^). Die Zahl der durch Anpaarung erzielten Würfe ist noch viel grösser. Die Trächtigkeit der Bastarde dauert, wie bei C. cohaya, durch- schnittlich 63 Tage. 5. Die Haarfarbe der wilden Art wird mit auffallen- der Zähigkeit vererbt. Unter den zahlreichen halbblütigen Bastarden befinden sich bisher nur 2 Exemplare, welche ein wenig von Fleckenbildung (analog der bei C. cohaya) zeigen; alle anderen sind wildfarbig, d. h. aperea - fd^rhig. Das- selbe ist von den Doppelbastarden (d. h. den Producten der Paarung von Bastarden unter einander) zu sagen; dieselben sind bisher durchweg aperea -farbig. 6. Auch in der Schädelform, namentlich in der Form der Nasenbeine, macht sich das Apereablut bei den Bastar- den in hervorragender Weise geltend. Es sind allerdings ^) Anfangs schien es mir, als ob die Fortpflanzungsfähigkeit der Bastarde unter einander eine verminderte wäre. (Siehe Naturwiss. Wochenschr. , a. a. 0.) Doch hat sich dieses in den letzten Wochen als unrichtig oder nicht allgemein gültig herausgestellt. 10* 252 Gesellschaft natwrfcyi'schender Freunde, Berlin. bisher nur einige wenige Exemplare in dieser Hinsicht exact untersucht worden, da die übrigen noch leben. 7. Trotz der aus obigen Angaben ersichtlichen, nahen Verwandtschaft Yon C. aperea und C, cohaya darf erstere nicht als wilde Stammart der letzteren angesehen werden; Yielmehr ist aus historischen Gründen, welche ich im „Zoologischen Garten'S 1891, p. 75 ff. angeführt habe, das wilde peruanische Meerschweinchen {Cavia CuthriKv&G resp. TscHUDi) als Stammart des Haus -Meerschweinchens anzu- sehen. Man könnte aber die Frage aufwerfen, ob Cavia Cutleri überhaupt von G, aperea specifisch verschieden sei; vielleicht genügt es, die erstere als eine westliche Lokalform (geographische Rasse) der G. aperea aufzufassen. Jedenfalls stehen G. GiiÜeri und G. aperea sich sehr nahe, sowohl physiologisch als auch morphologisch. 8. Die Fleckenbildung, welche wir an dem Haarkleide des Haus-Meerschweinchens gewöhnlich beobachten, ist erst durch Domestication entstanden; eine geringe Beimischung vom Blute der wilden G. aperea genügt, um die gleichmäs- sige Haarfarbe der Stammform des Haus-Meerschweinchens wieder zur Entwickelung zu bringen. Auch diejenigen Bastarde, welche V^ l^l^t von G. cohaya in sich haben, sind meistens ap)erea-iMh\^\ einige von ihnen zeigen einen deutlichen Melanismus, indem sie einfarbig glänzend schwarz erscheinen. Ganz analoge Erscheinungen in Bezug auf Ab- änderung der Haarfarbe kommen bei Lcp)us cimiculus dorn, vor, sowohl hinsichtlich der Fleckenbildung, als auch hin- sichtlich des Melanismus, sowie des leichten Rückschlages auf die Haarfarbe der wilden Stammart. Herr Matschie sprach über einige westafrikanische Säugethiere des Senckenbergischen Museums. Im vergangenen Herbst bot sich mir endlich die längst erwünschte Gelegenheit, die in den meisten deutschen und schweizerischen Museen aufbewahrten afrikanischen Säuge- thiere einer Untersuchung zu unterziehen. Besondere Auf- merksamkeit verwendete ich auf die allerdings verhältniss- mässig geringe Anzahl derjenigen Exemplare, deren genauer Sitzung vom 19. Becemher 1893. 253 Fundort auf dem Etiquett verzeichuet war, um möglichst viel Material für eiue zoogeographische Bearbeitung der Säugethier-Fauna von Afrika zu sammeln. Auf dieser Studien -Reise erhielt ich durch die grosse Liebenswürdigkeit des derzeitigen Directors der Sencken- bergischen Stiftungen, des Herrn Oberlehrers J. Blum, die Erlaubniss. die von Herrn P. Hksse im Gebiete des unte- ren Congo gesammelten Säugethiere mit den von Buchiiolz und Falkenstein am Gabun und bei Tschintschoscho zu- sammengebrachten Collectionen, Avelche sich in Berlin be- finden, vergleichen zu dürfen. — Das Gebiet des unteren Congo gehört zur westafrikanischen Subregion, welche sich vom Gambia bis zur Flussscheide zwischen Cuanza und Cunene ausdehnt, und zw^ar speciell zu dem Faunen - Ge- biete von Unter-Guinea, welches ungefähr bei Kamerun be- ginnt. Nieder -Guinea weist eine Anzahl von Formen auf, welche in Ober- Guinea fehlen oder durch sehr nahe ver- wandte ersetzt werden; so entsprechen sich z. B. Colohus sütanas und ursimis, Cercocehus collaris und aethiops, Cereo- pithecus nictitans und ludio, melanogenys und büttikoferi, Ce- phaloloplms castaneus und dorsalis und viele andere. Die von Herrn Hesse heimgebrachten Exemplare sind durch Herrn Professor Noack im Jahre 1889 in den Zoologischen Jahrbüchern, Bd. IV, p. 94 ff. ausführlich behandelt wor- den. In dieser für die Kenntniss des Congo-Gebietes sehr wichtigen Arbeit sind mehrere Arten erwähnt, welche für Nieder - Guinea bis dahin noch nicht nachgewiesen waren und in den letzten 4 Jahren auch niemals wieder dort ge- funden worden sind. Es sind dieses Cercopithecus camp- helli, Cephaloloplms maxivelli und Epmnophoms macrocephalus. 1. Cercopithecus campbelU Waterh. wurde 1838 von Waterhouse zu Ehren des Gouverneurs von Sierra Leone, Major Campbell, beschrieben, welcher eine unvoll- ständige Haut dieses Affen nach London gebracht hatte. Später liess Fräser in der Zoologia Typica diese Form nach einem Exemplar zeichnen, w^elches 1849 im Londoner Zoologischen Garten lebte. Der Reisende Pel sammelte mehrere Cerc. campibeUi an der Goldküste und Büttikofer 254 Gesellschaft natui-forschender Freiinde, Berlin. erlegte eine grössere Anzahl in Liberia. Schon im Togo- Gebiete fehlt G. camphelli und es tritt die nahe verwandte Mona -Meerkatze auf, welche auch für den Mungo nachge- wiesen worden ist und weiter südlich am Gabun und bei Tschintschoscho durch Cerc. erxlebeni ersetzt wird. Diese letztere Form ist von Herrn Hesse bei Kakamöeka am Kuilu, also nicht weit von Tschintschotscho gesammelt wor- den, (7. camphelli wird (Zool. Jahrb., IV, p. 250) für das Banana-Creek angegeben. Es erschien mir sehr unwahr- scheinlich, dass zwei so nahe verwandte Formen wie C. cam2MU und erxlebeni in demselben Gebiete leben sollten; ich verglich deshalb bereits vor längerer Zeit einmal die betreffende Beschreibung mit der Diagnose, welche Water- HOüSE gegeben hatte, und fand sehr wenig Uebereinstim- mung. Jetzt ist es durch die Untersuchung des vorliegenden Exemplars, eines in Alcohol conservirten, erwachsenen Weibchens, möglich, diese Frage zu lösen. Wir haben es nicht mit Cercopithecus camphelli Waterh. zu thun, sondern mit Cercopithecus talapoin (Erxl.). C. camphelli hat die Unterseite weiss, die Halsseiten grau weiss, die Hinterschenkel schwarz; das Banana- Exem- plar zeigt eine hell umbragraue Unterseite, hellgelbe Hals- seiten und ein rostiges Olivengelb an den Hinterschenkeln. Alle diese Merkmale passen sehr schön auf Cercopithecus talapoin; das vorliegende Stück unterscheidet sich nicht von den in der Berliner Sammlung befindlichen Exemplaren dieser Art. Der Schädel von C. camphelli ist viel grösser als derjenige von talapoin; während bei C camphelli die grösste Schädellänge von der Alveole der oberen Incisiven circa 87 mm beträgt, erreicht kein Stück unserer talapoin eine grössere Länge als 78 mm. Der Schädel des Banana-Exem- plars misst 75 mm. Wie schon Eeuvens ^) richtig bemerkte, darf C. talapoin generisch nicht von Cercopithecus getrennt werden. Auch die Berliner Exemplare haben 4 Höcker auf dem letzten unteren Molar, wie alle Meerkatzen. — Das Gebiet von ^) Notes Leyden Museum, 1890, XII, p. 41 fi". Sitzung vom 19. Bec.emher 1803. 255 Get^opithccus talapoin erstreckt sich nach den bisher vorlie- genden Angaben von Ambacca nördlich vom Ouanza in Angola^) bis Dongila am Gabun ^). Cerc. erxUhcni Dahlb. Puch. und Gere, cephus EiixL., welche beide vom Kuilu vorliegen, kommen neben einander auch am Ogowe^) vor, beide hat neuerdings Zencker bei der Yaunde Station im südlichen Kamerun-Gebiet gefunden. Der von Benguela beschriebene Cerc. werneri ist bei- läufig nicht mehr im Senckenbergischen Museum vorhanden, den Schädel, welcher mir vorliegt, kann ich von demjenigen eines Cerc. cynosunis nicht unterscheiden. Cerc. ivenieri gehört zu der. Gruppe der grünen Meerkatzen, welche in jedem der afrikanischen Faunen -Gebiete durch eine Form vertreten sind. Wir kennen vom Nordwesten C. sabaeus, vom Nordosten C. griseoviridis, vom Seengebiet C. pyge- rythrns, von Deutsch-Ost-Afrika C. rnfoviridis, vom Kaffern- land C. Icdandci, von Benguela C. cynosurus; zwischen Gam- bia und Cuauza ist in West - Afrika eine grüne Meerkatze noch nicht gefunden worden. Das Vaterland von C. Kemeri, des nächsten Verwandten von C. sahaeus aus Senegambien, ist unbekannt. Pogge^) nennt zwar von Lubuku in seinem Reisebericht diese Form und auch Capello und Ivens'^) erwähnen von Cuculo-Bale C. iverneri, aber keiner von die- sen Reisenden hat ein Exemplar als Beweisstück heimge- bracht. Dass C. 'werneri in Benguela lebt, ist unwahr- scheinlich, weil der sehr nahe verwandte C. cynosurus von Cahama^) bekannt ist, und die von Benguela erwähnten Säugethiere alle bis zur Flussscheide zwischen Ouanza und Cunene verbreitet sein werden. Die Beschreibung, welche 1. c. p. 248 von dem fraglichen Stück gegeben wird, passt viel besser auf C. cynosurus, als auf C. werneri, C. cyno- surus hat einen „weissgrauen, steil nach oben gerichteten Backenbart, fleischfarbene Augenlider, einen olivenfarbenen ^) Jörn. Scienc. Math. Phys. Lisboa, 1889. p. 10. 2) Sitzungsb. Berl. Akad., 1876, p. 471. 5) Wissmann. Unter deutscher Flagge, 1889, p. 351 *) De Angola a Contra Costa, 1886, I, p. 180. ^) Notes Leyden Museum, 1893, p. 262. 256 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. mit schwärzlichen Haarspitzen versehenen Rücken, einen oben schwarzgrauen , unten weisslich gelben Schwanz. •" Cerc. iverneri dagegen hat nach Js. Geoffroy's Beschrei- bung und Abbildung einen gelblichen Bart, schwarzes Ge- sicht (die Abbildung zeigt das untere Augenlid hell), einen rothgelben, schwarz melirten Rücken und einen an der Un- terseite und Spitze gelben Schwanz. Der von Herrn Hesse aus Benguela eingesandte Affe ist sicher nicht C. iverneri, sonder wahrscheinlicli C. cynosurus. 2. Cephalolophus maxivelli H. Sm. ist bisher nur bekannt von Ober-Guinea; seine Verbreitung erstreckt sich^) vom Gambia bis zum Aschante-Land. Von den kleinen, graubraunen Zwerg-Antilopen ist Ceph. maxivelli die grösste ; sie wird von Kamerun an bis zum Gabun ersetzt durch Ceph. melanorheus Gray. Der in Banana gesammelte Schädel eines kleinen Ce- phalolophus gehört nicht zu Ceph. maxivelli, sondern zu Ceph. melanorheus. Zum Beweise stelle ich die Schädelmaasse beider Formen neben die des fragliclien Schädels: Ce])h. Schädel Ceph. ■maxivelli. von Banana. melanorheus. Basallänge 120 115 116 Nasenbeine 47 43 44 Länge der oberen Zahn- reihe 41,5 35 ■ 37 Länge der Hörner . . 50 41 40 Breite derselben an der Basis 20 13 15 Die Hörner von Ceph. maxwelli sind an der Basis sehr breit, w^ährend die von Ceph. melanorheus mehr rundlich sind. — Ceph. maxivelli ist aus der Reihe der Säugethiere von Nieder -Guinea zu streichen. 3. Epomophorus macrocep>halus Ogilb. unterschei- det sich von Ep. gamhianus Gray durch die grössere Länge und geringere Breite der Schnauze, sowie dadurch, dass ^) Proc. Zool. Soc. London, 1892, p. 420. Sitzimff vom 19, Decemher 1893. 257 hinter dem letzten oberen ]VIolar noch 2 Gaumenfalten sich befinden, deren vordere in der Mitte durchlocht ist, wäh- rend Ep. gamhianus eine viel kürzere und breitere Schnauze und hinter dem letzten oberen Molar nur eine einzige, in der Mitte unterbrochene Gaumenfalte hat. Wir besitzen Ep. macrocephühis von Accra und von Lagos. Die von Don- gila und Angola erwähnten Berliner Exemplare^) gehören nicht zu Ep. macrocephahs , sondern zu gamhianus, ebenso ein Exemplar von Tschintschoscho, welches als E. macroce- pJialus etiquettirt war. Barboza du Bocage^) hat bereits auf das Fehlen von Ej). macrocephalus in Angola und am Congo aufmerksam gemacht. Das von Hesse gesammelte Stück gehört, wie die Abbildung des Gaumens auf Taf. V, No. 51 zeigt, und wie eine Vergleichung mit unserem Ma- terial ergiebt, nicht zu Ep). macrocephalus, sondern zu Ep. gamhianus. Im Vorstehenden ist der Beweis erbracht, dass alle drei Arten, deren Auffindung im Congo-Gebiete das grösste Interesse in Anspruch genommen haben würde, für diese Region nicht aufzuführen sind, weil die Erwähnung dersel- ben in den Zoologischen Jahrbüchern auf missverständlicher Auffassung längst für den Congo bekannter Formen beruht. Herr F* E. SCHULZE legte eine Abhandlung des Herrn Prof. Richard Semon über die äussere Entwicklung des Ceratodus Forsteri vor. Diese erste reife Frucht der zoologischen For- schungsreise, welche der junge Gelehrte in Australien und dem malayischen Archipele ausgeführt hat. füllt eine be- deutende Lücke der Wirbelthier-Embryologie auf das Glück- lichste aus; da wir bisher von der Entwicklung der Dipnoer überhaupt noch keine Kunde hatten. Die Ausbildung der äusseren Gestalt ist von dem reifen Ei an durch sämmtliche wichtigsten Furchungsstadien und durch die erste Embryonalanlage hindurch continuirlich ^) Sitzungsber. Berl. Ak., 1807, p. 474. 2) Jörn. Scienc. Math. Phys. Nat., 1889, p. 14. 258 Gesellschaft naturfoi'schender Freunde, Berlin. bis zum Alter des jungen Fischchens von 10 Wochen ver- folgt und in ebenso gründlicher als klarer und übersicht- licher Darstellung wiedergegeben, wozu die auf 15 Tafeln enthaltenen vortrefflichen Abbildungen eine willkommene Ergänzung bilden. Eine eingehende Darstellung der Organogenie soll später folgen. Als allgemeinstes Resultat dieser verdienstlichen Ar- beit hat sich die interessante Thatsache ergeben, dass Cera- todus iü seiner Entwicklung sich den Amphibien nähert, aber auch manche Züge mit den Cyclostomen gemein hat. Es findet eine totale, inäquale Furchung des etwa 3 mm dicken, anfangs kugeligen, später mehr linsenförmigen Eies statt. Zuerst entstehen durch 2 rechtwinklig sich kreu- zende und durch 2 intermediäre bald darauf durchschnei- dende Längsfurchen 8 im Kranze neben einander liegende, ziemlich gleiche Furchuugszellen, welche zwar noch eine Zeit lang am unteren vegetativen Pole zusammenhängen, sich aber doch alsbald völlig von einander trennen. Dar- auf entsteht die erste Querfurche, welche diese 8 Zellen in der Nähe der oberen, animalen Poles quer durchschneidet, so dass 8 obere Micromeren von 8 bedeutend grösseren unteren Macromeren getrennt werden. Eine zweite, etwa in der Gegend des Aequators gelegene Querfurche zerlegt die 8 Macromeren wieder in einen Ring von 8 äquatorialen und 8 etwas grösseren unteren Zellen, welche letzteren abermals durch eine (dritte) Querfurche in zwei Kränze von je 8, nun ziemlich gleich grossen, Zellen zerlegt werden. Auf diese Weise ist also das Ei durch 4 Längsfurchen und 3 Querfurchen in 32 Zellen getbeilt. welche sich als- dann in ziemlich unregelmässiger Weise noch weiter theilen, bis schliesslich eine kleinzellige Blastula entstanden ist. Nach dem Ablaufe der Furchung beginnt die Gastru- lation, wobei sich der Urmund zunächst in Form einer graden, kurzen, transversalen, linearen Einfaltung anlegt. Die Enden dieser Querfurche ziehen sich, nach hinten um- biegend, so aus. dass zuerst eine Sichel-, sodann eine Huf- Sitzung vom 10. Vecemher 1893. 259 oisenform entsteht, und darauf ein rundlicher Dotterpfropf umschlossen wird. Bald zieht sich aber diese Ringfnrche des Urmundes in die Länge und wird durch weiteres Nä- hern der beiden Seitenwände zu einer longitudinalen Spalte, welche sich nach vorne zu bedeutend verlängert und zu einer langen linearen Urmundnaht ausdehnt, während au ihrem hinteren Ende die rundliche, grubenför- mige Vertiefung bleibt. Alsdann erheben sich zu beiden Seiten der Primitivrinne die MeduUarwülste , welche zwar vorn und hinten etwas auseinander weichen, dann aber im breiten Bogen vorn vor dem Vorderende der Ur- mundnaht. hinten unmittelbar hinter der grubenförmigen Vertiefung des Urmundes in einander übergehen, w^odurch eine ähnliche bisquitförmige erste Embryonalanlage ent- steht, wie wir sie bei Amphibien kennen. Aus dem weiteren Verlaufe der Entwicklung sei hier nur noch hervorgehoben, dass sich weder äussere Kie- men, noch larvale Haftapparate ausbilden. Der Durch- bruch der Kiemenspalten erfolgt erst nach der Bedeckung der Kiemenbögen durch das Operculum. Herr M. MEISSNER besprach das Einnisten von Cre- nella marmorata (Forb.) in den Mantel der AscidieUa virginea (]\[üll.). Die zoologische Sammlung erhielt von der biologischen Station auf Helgoland mehrere Exemplare dieser Ascidie, in deren Cellulose-Mantel die erwähnte kleine Muschel aus der Familie der Mytiliden sass. Ein Stück, das der Vor- tragende vorlegte, enthielt 3 dicht aneinander gelagerte Exem])lare der Muschel. Das Vorkommen der Crenellen (Modiolarien) in Seescheiden ist längst bekannt ^). Das vor- liegende Stück ist aber durch die relativ grosse Anzahl der Einwohner und auch dadurch interessant, dass man den ') Cf. Da Costa. British Conch., 177S, p. 222: „Dr. R Pul- TENF.Y of Blandford in Dorsetshire found it (Mytilus discors) on aii Ascidia at Weymouth in that countv". 260 Gesellschaft naturforschenäer Freunde, 'Berlin von LovEN \) zuerst erwähnten Schlitz im Tunikatenmantel. der nach aussen führt, und durch den die Bivalve ihr Athemwasser erhält, deutlich erkennen kann. Diese nach aussen liegende Oeffnung lässt vermuthen, dass die Crenella Yon aussen sich in den Cellulosemantel und zwar mit ihrer Schlossseite voran — ähnlich wie Lithodomus in Stein — einbohrt. Der Schlitz wird anscheineud durch den durchgesteckten Analsipho des Mollusks offen gehalten. Interessant ist es nun, dass die Biologische Station dem Museum von demselben Fundorte freilebende Exem- plare der Crenella marmorata zugesandt hat. Es lag nahe, die Grösse des Fusses der sich einnistenden und der frei- lebenden Form zu vergleichen, da vielleicht der Fuss der in der Gallerte des Tunikatenmantels sitzenden in Folge des Nichtgebrauchs verkümmert sein konnte. Es fand sich jedoch keine Verschiedenheit in der Ausbildung dieses Organs. Der ausgesprochenen Ansicht, dass die Crenellen die x^scidien durch ihr Einnisten kaum behelligen, kann sich der Vortragende nicht anschliessen, da, wie das vorliegende Stück ^) zeigt, durch eine grössere Anzahl der Muscheln eine nicht unbeträchtliche Raumbeschränkung der von dem Kiemen -Eingeweidesacke der Äscidiella ausgefüllten Man- telhöhle stattfindet. Herr M. MEISSNER legte ferner vor und besprach eine anscheinend neue Süsswasser - Bryozoe (Lophopus jheringi n. sp.) aus Brasilien. Unter einer kleinen Collection von Süsswasserformen, die die zoologische Sammlung von Dr. von Jherixg aus Rio grande do Sul erhielt, befanden sich auch 2 Süss- wasser-Bryozoen. Die eine davon ist Plurnatelh princeps Krpln. , die schon KrIpelix^) von Brasilien erwähnt, die andere ist anscheinend neu. ^) Abh. Kgl. Schwed. Akad. d. Wiss., 1848. Beiträge zur Keniit- niss d. Entw. etc. Neu herausgegeben 1879, p. 5. -) Catalog. gener. Musei Berol.: Mollusca, No. 46369. ^j K. Kräpelin. Die Deutschen Süsswasser - Bryozoen. Eine Sitzumi vom 19. Deceniher 1893. 261 Die vorliegende Form gehört zu der Familie der Lo- phopodidae. die Jullif:n ^) 1885 als Lophopiisidees aufstellte. Sie gehört nach ihrem Statoblasten und dem äusseren Ha- bitus zur Gattung Lo2)1wpus, Avenn auch die Anordnung der Polypide etwas abweicht. In der Mitte nämlich der leider von ihrer Unterlage losgelösten Colonien, die in Spiritus eine scheibenförmige Gestalt haben, erheben sich einzelne freistehende Polypide. Am Rande sind immer, wie bei allen LopJiopus meist 3 — 4 Einzelthiere in einem ge- meinschaftlichen Sack eingeschlossen. Von unten gesehen gleichen die Colonien, deren grösste 7 mm und deren kleinste 4 mm im Durchmesser misst, sehr derjenigen ro- settenförmigen Form, welche Jullien-) von einer jungen PectinatelJa-QolomQ abbildet. Leider sind, wie gesagt, die Colonien von ihrem Substrat losgelöst, so dass ich eine eingehendere Beschreibung erst, nachdem ich neues Material, bei dem die Unterlage auch conservirt ist. besitze, liefern kann. Den Statoblasten der neuen Form, die ich zu Ehren des Sammlers jheringi zu nennen vorschlage*^), haben die Form, welche die obenstehende Figur zeigt. Fig. 1 stellt den Umriss des Statoblasten von oben in 25 fa eher Vergr., Fig. 2 denselben schräg von der Seite dar. Seine Maasse Monographie, I. — in Abh. Geb. d. Natui-^-. Festschrift z. oOjähr, Best, d, natiirw. Ter. Hamburg, 1887, p. 81. 1) Bull. soc. zool. France, X, 1885, p. 139. ') 1. c. p. 153, fig. 197 — 200. ^) Cat. gener. Musei Berol. Bryozoa Xo. 554. 262 GesellscJmft natwfor sehender Freunde, Berlin. sind: Länge 1 mm. Breite 0.8 mm. Schwimmringbreite an der Seite 0,15 mm. oben 0,2 mm, Centralkapsel 0,5 mm breit, 0,6 mm lang. Der Statoblast ähnelt demjenigen, den RiDLEY ^) von seinem Lo2)kopus lendenfeldi abbildet , aber er ist grösser, seine Form nicht so länglich und die Central- kapsel (Discus) ist viel rundlicher bei der vorliegenden, als bei der australischen Species. Was die Färbung be- trifft, so ist der Discus in Spiritus tief dunkelgrünbraun, der Schwimmring milchweis ^ Für die Zugehörigkeit der neuen Form zur Gattung Lophopus spricht auch noch der Umstand, dass nämlich viele Polypide in Spiritus noch ausgestreckt sind, obgleich Dr. VON Jhering anscheinend keine besonderen Conservi- rungsmethoden angewendet hat. Lophopus ist bekanntlich auch ziemlich unempfindlich gegen Reize und man findet oft an dem Spiritus -Material dieser Gattung ausgestreckte Polypide. Die Gestalt der Einzelthiere ist der der anderen Lo- phopus-Arten gleich. Die in der Mitte der Colonien stehen- den Polypide sind nur mit ihrer untersten Spitze in die Scheibe eingesenkt, sie stehen ganz frei. Ihre Länge be- trägt ohne Tentakel gemessen ca. 1,6 mm. Die Zahl der Tentakel ist ca. 50. Die Länge der Tentakel ist 1 mm. Die am Rande in ähnlicher Weise wie bei Lophopus cri- stallinus in einem Sack vereinigten Polypide sind meist zurückgezogen und etwas kleiner, als die freistehenden. Der Fundort der neuen Form ist ein Tümpel bei Rio grande do Sul. Für die Arten der Gattung Lophopus ergiebt sich also jetzt folgende Tabelle nach den Statoblasten : 1. Statoblast an den beiden Enden in Spitzen ausgezogen .... cristallinus (Pall.) 2. Statoblast oval, an den Enden nicht zugespitzt ^) Journ. Linn. Soc. London, Yol. XX, Zoology, 1887, No. 117, tab. 2, fig. 4. Sitzung vom 19. Deccmher 1893. 263 a. Statoblast deutlich langellip- tisch lendenfddi Kidley h. Statoblast fast 6 eckig, rund- lich jhey'onji n. sp. Die geographische Verbreitung der Gattung Lophopus erstreckt sich jetzt auf Europa, Asien (?) (Indien, cf. Mit- chell. 1862. Quarterl. Journ. Micr. Sc. (3), II, p. 61). Australien (Ridley 1. c), Nord- und nun auch Süd-Amerika. Aus Afrika ist das Genus noch nicht bekannt geworden. Die Zahl der bisher beschriebenen Süsswasser-Bryo- zoen - Arten steigt durch diese neue Art auf 20. Es sind dies: I. Entoprocta: 1 TJrnatella. — II. Ectoprocta: a. PhyJactoIaemata: 1 Fredericella, 4 Flumatella (im Sinne Kräpelin's). 3 Lophoims, 3 Pectinatella, 1 Cristatella\ b. Gym- nolaemata: 2 Faludicella, 1 Victorella, 1 Pottsiella, 2 Noro- doniUy 1 Hislopia. Herr Ctto Jaekel legte einige neue Crinoiden- funde vor. Herr R. Heymons sprach über die Entstehung der Geschlechtszellen bei den Insekten. Nach der jetzt allgemein herrschenden Anschauung sind die Geschlechtsorgane der Insekten mesodermaler Ab- kunft. Fast alle Untersuchungen führten zu dem überein- stimmenden Resultat, dass die Genitaldrüsen aus localen Wucherungen oder Verdickungen hervorgehen, die sich an den Wandungen der Cölomsäckchen bilden. Derartige Ver- dickungen befinden sich zumeist an den dorsalen, dem Dotter zugewendeten Theilen der Säckchen und kommen in der Regel bei mehreren aufeinander folgenden ürseg- menten zur Anlage. Nur für wenige Insekten darf ein anderer Entstehungs- modus als erwiesen gelten. So z. B. für die Aphiden und Dipteren. Bei ihnen tritt die erste Anlage der Genital- organe bereits in einem Zeitpunkt auf^ in welchem die Keimblätter noch nicht gesondert sind. Bei den Aphidea 264 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. ist es eine Zelle, welche am hinteren Ende des Eies von der noch iindifferenzirten Blastodermschicht sich abschnürt, die durch weitere Theilung die späteren Fortpflanzungs- drüsen liefert. Bei den Dipteren kommen die Geschlechts- zellen sogar noch vor der Bildung des Blastoderms zur Anlage und zwar am hinteren Eipole als sog. Polzellen. Allein das Verhalten bei diesen beiden Insektengrup- pen durfte um so weniger entscheidend in's Gewicht fallen, als sowohl die Aphiden wie die Dipteren als relativ ein- seitig entwickelte und isolirt stehende Formen aufzufassen sind, bei welchen die eine schnelle Aufeinanderfolge der einzelnen Generationen bedingende rasche Vermehrung (Parthenogenese, Pädogenese) sehr. wohl die Entwicklung der Geschlechtsdrüsen beeinflusst haben konnte. Gerade für sehr ursprüngliche Vertreter der jetzt leben- den Insekten, für die Orthopteren und zwar für verschie- dene Abtheilungen der Ortlioptera gemiina war dagegen die mesodermale Entstehung der Sexualdrüsen sicher nachge- wiesen worden. Es seien hier nur die Beobachtungen er- Wcähnt von Ayers^), an Oecanthus (Gryllide), Heymons^) an Phi/Uodromia (Blattide), Gräber^) an Sterwlothrus (Acri- dide) undWHEELER*) an Xiphidium (Locustide). Bei allen diesen Formen kommen die Geschlechtszellen in einer Reihe aufeinander folgender Abdominalsegmente an den Cölom- säckchen zur Anlage. Nur bei Fhyllodromia differenzirt sich bereits ein Theil dieser Zellen innerhalb der noch un- segmentirten Mesodermschicht. Die Entstehung der Sexualzellen bei den Orthopteren dürfte um so mehr Interesse beanspruchen, als auch bei *) How. Ayers. On the development of Oecanthus niveus and its parasite Teleas. Mem. Boston soc. nat. bist., vol. 111, 1884. ^) R. Heymons. Die Entwicklung der weiblichen Geschlechts- organe von Phyllodromia (Blattei) germanica L. Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. LIII, 1891. ^) V. Graber. Beiträge zur vergleichenden Embryologie der In- secten. Denkschr. d. k. Akad. d. AViss., Wien 1891. *) W. M. Wheeler. A contribution to Insect Embryology. Journal of Morphology, Vol. VlII, 1893. Sitzung vom 19. Dccemher 1893. 265 Anneliden die Entwicklung der Geschlechtsorgane in ganz entsprechender Weise an den Wandungen der Cölomsäcke vor sich geht. Hierzu kommt, dass noch für einen an- deren Zweig des Arthropoden -Stammes, für die Crusta- ceen und Spinnen, mehrfache Belege für die mesodermale Abkunft der Geschlechtsdrüsen beigebracht worden sind. Die Abstammung der Geschlechtszellen von der Meso- dermschicht schien daher auch für die Insekten sicher gestellt. Die Untersuchungen, welche der Vortr. an den Eiern des Ohrwurms (Forflcula auriculana L.), sowie an denen einer Anzahl von Orthopteren angestellt hat. dürften in- dessen geeignet sein, die jetzigen Anschauungen von der Entstehung der Geschlechtszellen bei den Insekten zu mo- difiziren. Bei Forficula treten die Sexualzellen auf ehe noch das Mesoderm gebildet ist, und zwar wandern sie am hin- teren Ende der Embryonalanlage von der noch undifferen- zirten Blastodermschicht in das Innere des Eies ein. Die Verhältnisse liegen hier also ähnlich wie bei den Aphiden, nur findet sich nicht, wie bei den letzteren, eine einzige ürgenitalzelle, sondern man beobachtet gleich eine grössere Anzahl von Geschlechtszellen. Zu dem Mesoderm haben dieselben keine Beziehung, indem sich letzteres erst später bildet. Bei der Feldgriile [Grißlus campestris L.) entsteht zu- nächst durch eine Art Invaginationsprocess das Mesoderm („unteres Blatt", „Entomesoderm" der Autoren). Erst später und zwar gleichzeitig mit dem Auftreten der Amnionfalten bildet sich am hinteren Ende des Embryos eine kleioe Ein- senkung aus. von deren Boden sich Zellen loslösen. Diese geben sich durch ihre charakteristischen Kerne mit deutlich differenzirtem Chromatiugerüst sogleich als Geschlechtszellen zu erkennen. Die Einsenkung. welche die Geschlechtszellen liefert, mag den Namen Geschlechtsgrube führen. Es zeigt sich somit auch hier, dass eine Ableitung der Genitalzellen von Mesodermzellen nicht möglich ist. Ganz ähnlich wie bei der Feldgrille liegen die Ver- hältnisse bei der Hausgrille, dem Heimchen [Gryllus do- mestkus L.). Doch findet sich bei dieser Form der eine 10* 266 Gesellschaft naturf&i'schender Freunde, Berlin. interessante Unterschied, dass die Zellen, welche sich von dem Boden der Geschlechtsgrube ablösen, sich zunächst in keiner Weise- von den gewölmlichen Mesodermzellen unter- scheiden lassen. Erst viel später, nachdem sie in die Wan- dungen der Cölomsäckchen gelangt sind, gewinnen sie die charakteristischen Merkmale von Geschlechtszellen. Würde man die Entwicklung des Heimchens verfolgen, ohne Kennt- niss von den Vorgängen bei der Feldgrille zu haben, so könnte man sehr leicht die Geschlechtszellen des ersteren Insekts irrthümlich vom Mesoderm ableiten. Die Entwicklung der Genitalzellen bei der Küchen- schabe {Periplaneta Orientalis L.) vollzieht sich in ganz der- selben Weise wie bei Gryllus campestris. Figur 1. , anr am Gg Keimstreif von Periplaneta^ von der Ventralseite gesehen. Gg = Geschlechtsgrube, am = hintere, am^ = vordere Amnionfalte. Figur 2. ..^-©® Gz --' Querschnitt durch den Keim- streif von Periplaneta, Gg = Geschlechtsgrube, am = hintere Amnionfalte, Gz = Genitalzelle, mes = Me- sodermzelle. Auch hier findet sich am hinteren Ende des Keim- streifens eine Geschlechtsgrube (Fig. 1 Gg), und von dieser wandern die Geschlechtszellen ein. Die Einwanderung lässt sich an Querschnitten deutlich beobachten (Fig. 2). Eine directe Beziehung der Genitalzellen zu dem Mesoderm ist bei Ferijjilaneta anscheinend nicht vorhanden. Sitziuif) vom 19. Decv^ mm^. ^.ß^i^ß: '^^""mmm^m /-\Vv«\' 1^ CA!'A'y> '/^ .^ '/s mw^'f^. ^^.Of^^n'kf fwM^mm TW^iTlWYi rmpw mh WW/xf^ imllM Ti§mi^mmmhmm wmmmMa^ A'A'A! ^ßatäMjfmi * A A'/^ r\ A A AÄl%lÄ Ä Ä A A A A A A Aß