^0^4 HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY. i4/ 1£L.i^ i'^'^, hWI SITZUNGS-BERICHTE DER GESELLSCHAFT NAlTRFOßSCHENDER FREUNDE ZU BERLIN. JAHRGANG 1900. BERLIN. In Commission bei R. Friedländer und Sohn. NW. Carl- Strasse U. 1900. SITZUNGS-BERICHTE DER GESELLSCHAFT NATURFORSCHENDER FREUNDE ZU BERLIN. JAHRGANG 1900. ^BERLIN. In CoAiMissioN BEI R. Friedländer und Sohn. NW. Carl-Strasse 11. 1900. 0^"'^» ÜUN 25 1901 Inhalts-Verzeichniss aus dem Jahre 1900. Vorträge: ASCHERSON. Ueber den metallglänzenden „Weinstein" an den Zähnen der Wiederkäuer und die Sage vom Goldkraut. [Nachtrag zu den in diesen Sitzungsberichten 1892, p. 190 ff. u. 1893, p. 79 ge- machten Mittheilungen.] p. 235. Bartels, P. Ein Fall von Geschwulstbildung beim Haushahn, p. 70. Bruehl, L. Photographien lebender Fische, p. 142. Dahl, Fr. Ueber die blumenbesuchenden Vögel des Bismarck-Archipels, p. 106. Hartwig, W. Eine neue Candona der Provinz Brandenburg : Candona reniformis Hartwig, nov. sp., p. 139. — Eine neue Candona der Provinz Brandenburg: Candona Holzlcampfi Hartwig, nov. sp., p. 149. — Eine neue Alona aus der Provinz Brandenburg: Alona Protzt Hartwig, nov. sp., p. 228. Heck, L. [Referat über den Vortrag des Herrn C. G. Schillings.] Ueber die Biologie des deutsch-ostafrikanischen Wildes, p. 153. Jaekel, 0. Ueber die ältesten Wirbelthiere, p. 177. [Nicht zum Ab- druck gelangt.] — Ein Fossil, welches die Mundöffnung eines Orthoceras zeigt, p. 177. [Nicht zum Abdruck gelangt.] KoLBE, H. J. Die Arten der eigenthümlichen Neuropterengattung Nemo2)tera, p. 10. KopscH, Fr. Ueber die KuPFFER'sche Blase bei Knochenfischembryonen, p. 152. [Nicht zum Abdruck gelangt.] Kuhlgatz, Th. Ueber eine neue Plataspidinen-Gattung aus Deutsch- Ost- Afrika mit geweihartiger Verlängerung der Juga beim Männchen, sowie über einige der nächsten Verwandten dieser neuen Gattung, p. 120. VON Martens, E. Einige neue Arten südafrikanischer Landschnecken, p. 117. — Ueber die Bezeichnung der verschiedenen Richtung von Farbenbändern, Rippen und Furchen bei den Schalen der Mollusken, p. 165. — Einige neue von Dr. Fülleborn in Deutsch-Ostafrika gesammelte Landschnecken, p. 177. — Ein von Pfahlwürmern (Teredo) durchlöchertes Holzstück aus Togo, p. 180. Matschie, P. Ueber geographische Formen der Hyaenen, p. 18. — Einige Bemerkungen über die in Berlin aufbewahrten Exemplare von Änthropopithecus, p. 77. — Einige Säugethiere aus dem Hinter- lande von Kamerun, p. 87. — Ueber Orycteropus, Hystrix, FJm- cochoerus und einige andere Säugethiere aus dem Hinterlande von Togo in Deutsch-West-Afrika, p. 100. — Ueber den Schakal des Menam-Gebietes in Siam, p. 144. — Eine neue Abart von Geo- rhychus aus Togo, Deutsch- West-Afrika, p. 145. - üeber einige Formen der Gattung Colohus, p. 181. — Ueber geographische Ab- arten des afrikanischen Elefanten, p. 189. — Ueber die Flecken- Hyaene des Hinterlandes von Kamerun, p. 211. — Lieber ternaere und binaere Nomenclatur. [Im Anschluss an die Darlegung von W. Weltner „über ternaere Nomenclatur", p. 215.] p. 216. — Photographische Darstellungen des Dammbaues eines Bibers, p. 230. — Ueber Equus penricei Thos., p. 231. — Säugethiere aus dem südöstlichen Neu-Guinea, p. 231. Matsumura, S. Ueber zwei neue von ihm gesammelte paläarktische Jassiden-Arten, p. 232. Nehring, A. Das Hörn eines Bos xyrimigenius aus einem Torfmoore Hinterpommerns, p. 1. — Die geographische Verbreitung von Alactcujulus acontion (Fall.) und Alactaga dater (Licht.), p. 61. — Die Schädel von Ctenomys minntns Nhrg., Ct. torqiiattis Licht. und Ct. Pnnati Nhrg., p. 201. — Ut ber Liitra (Pteronura) para- nensis Rengger und ein lebendes Weibchen dieser Art, p. 221. Rawitz, B. Vorläufige Mittheilung über das Rückenmark der Cetaceen, p. 177. [Nicht zum Abdruck gelangt.] Schillings, C. G. Ueber die Biologie des deutsch -ostafrikanischen Wildes [referirt von L. Heck], p. 153. Schulze, F. E. Über Corbitella speciosa Quoy et Gaimard und Cor- hitella corhicida Bowerbank, p. 156. AVeltner, W. Ueber ternaere Nomenclatur. [Im Anschluss an den Vortrag von P. Matschie „über die Flecken-Hyaene des Hinter- landes von Kamerun", p. 211.] p. 215. Werth, E. Geniessen die Nectarinien wirkliche Blumennahrung, oder suchen sie die Blüthen nur der darin sich aufhaltenden Insekten wegen auf?, p. 73. — Ueber Blumennahrung bei Nectarinien und Insekten. [Im Anschluss an den Vortrag von Fr. Dahl „über die blumenbesuchenden Vögel des Bismarck-Archipels", p. 106.] p. 113. Nachruf für Dr. Feodor Jagor, p. 61. Titel der Schriften, über welche referirt wurde: pp. 59, 85, 137, 147, 152, 172, 197, 220, 236. Verzeichnisse der im Austausch und als Geschenk erhal- tenen Schriften: pp. 59, 60, 85, 86, 137, 138, 147, i48, 152, 172, 173, 174, 175, 176, 197, 198, 199, 200, 220, 236, 237, 238. Druckfehler- Verz ei chniss. S. J8, 18, 37, 39, 51, 57, 57, 58, 65, 88, 107, 107, 118, 113, 114, 114, 114, 115, 130, 135, 155, 160, 168, 170, 182, 184, 187, 191, 193, 198, 199, 209, 215, 217, 234, Z. 16 V. 0. lies Tüpfel - Hyaene , B. crocuta statt Tüpfel- Hyaene. H. avcuüt, „ 13 V. u. „ wird, bilden statt wird, bilden, „ 15 „ „ der Siitura zygomatico-temporalis statt des Sutura zygomatico-temporalis, ,, 1 ,, „ der Alveole statt des Alveole, „ 6 „ „ aut statt ant, „ 9 V. 0. „ Körperseiten statt Körperseitin, „16 „ „ Grnndfärbung statt Grundfärbnng, „12 „ „ Oberschenkeln statt Oberschenkein, „ 9 V. u. ,, an der statt an die, „ 4 „ ,, denjenigen statt denjenigen, „ 2—3 V. 0. „ vervollständigen statt vervollständigen, .,10 „ „ Blumensaugern statt Blnmensaugern, ., 14 v. u. ,, vorgefunden statt vorggfunden, „ 10 „ „ tloristisch statt floritisch, „ 19 „ „ Bienenbesuch statt Bienenberuch, „ 18 „ ,, beobachtete statt beobachteter, „18 ,, „ legitimer statt legitime, „ 10 „ „ würden statt würden, ,, 7 ,, ,, annormale statt abnormale, „ 12 V. 0. ,, Westw. statt Wesnw, obere pagina-Inschrift lies vom 12. Juni statt vom 17. Juli. Z. 3 V. 0. lies in den statt in der, „ 235 „ 237 „ 6 ,, „ Schalen statt Schulen, „ 8 ,, „ Mactra statt Mactoa, „ 4 „ „ befindlichen statt befindliehen, „ 8 v. u. ,, schwarzen statt schwären, „ 15 „ „ mischen statt mischan, ,, 2—3 v. 0. „ Verhältnissen statt Verhaltnissen, ,, 2 „ ,, sutura statt satura, ,, 15 ,, „ Deutsch statt Deusch, „II „ „ Horti statt Ilorti, obere pagina-Inschrift lies November statt Navember, Z. 4 V. 0. lies PM4:4l; statt PM44I:, „ 13 V. u. „ lebende statt lebenden. Figuren-Erklärung unten rechts lies Atliysanus Artemisiae n. sp. 9 Genitalorgan •'^ji statt Athysanns Artemisiae n. sp. Geni- talorgan -"/i. Z. 11 — 10 V. u. lies den europäisch-orientalischen statt dem europäisch-orientalischen. Paginirung lies 237 statt 215. Nr. 1. 1900. S i t z u n g s - B e r i c h t der Gesellscliaft naturtbrscliender Freunde zu Berlin vom 16. Januar 1900. Vorsitzender: Herr Ascherson. Herr A. BEHRING sprach über das Hörn eines Bos primigenius aus einem Torfmoore Hinterpommerns. ^) Obgleich mau sich nach den Hornzapfen des Bos pri- migenins, weiche sowohl vereinzelt, als auch im Zusammen- hauge mit gaozeu Schädeln nicht selten gefunden werden, eine annähernd richtige Vorstellung von der Form und der Grösse der Hörner jenes ausgestorbenen Wildrindes machen kann, so ist es doch ohne Zweifel von wissenschaftlichem Interesse, ein wirkliches Hörn desselben kennen zu lernen. Soviel ich weiss, sind bisher nur zwei ziemlich mangel- haft erhaltene Bruchstücke (die Spitzen) von Hörnern des Bos primigenius bekannt geworden; dieselben stammen aus dem Torsholter Moore im Grossherzogthum Oldenburg und befinden sich in dem Grossherzogl. Naturhistorischen Museum zu Oldenburg, Wiepken hat sie in seiner kleinen Schrift „über Säugethiere der Vorzeit'', Oldenburg 1883, kurz be- ^) Eine kurze Notiz über dieses Hörn habe ich bereits in der „Natiu'wissensch, Wochenschrift", 1899, No. 50 veröffentlicht; eine ausführlichere Besprochung wird binnen wenigen Tagen in No. 3 des 77. Bandes des „Globus" erscheinen, doch steht dieselbe neben vor- liegender Beschreibung durchaus selbstständig da. Ein so interessantes Object wie unser Urstier-Horn verdient es, von verschiedenen Gesichts- punkten aus beleuchtet und besprochen zu werden. 1 2 Gesellschaft naturforsdiender Freunde, Berlin. sprochen; eine genaue Beschreibung oder Abbildung der- selben ist bisher nicht publicirt worden. Um so interessanter dürfte deshalb ein fast vollständig erhaltenes Hörn des Bos primigenius erscheinen, welches in einem Torfmoore Hinterpommerns ausgegraben ist und sich seit einigen Monaten im Besitze der mir unterstellten zoologischen Sammlung der Königl. Laudwirtbschaftl. Hoch- schule hiersei bst befindet. Wir verdanken dasselbe der Güte des Herrn Dr. S. von Nathusius. Privatdocenten an der Universität Breslau. Der genauere Fundort ist ein Torfmoor der Oberförsterei Treten im hinterpommerschen Kreise Rummelsburg; hier wurde unser Hörn vor einigen Jahren beim Torfgraben etwa 8 Fuss unter der Oberfläche gefunden und gelangte durch den damals in Treten statio- nirten Oberförster von Nathusius in die Hände des oben genannten Dr. S. von Nathusius. Von dem zugehörigen Skelet ist nichts weiter gefunden worden als die in unseren Abbildungen wiedergegebene Spitze des zu dem Hörne gehörigen Knochenzapfens, welche ursprünglich bei der Auffindung noch in der inneren Höhlung des Horns steckte. Man darf vermuthen, dass auch das zweite Hörn in der Nähe gelegen hat, aber durch den Spaten des Torfgräbers bis zur Unkenntlichkeit zerstochen ist. Nach Mittheilungen der Oberförsterei Treten, welche mir auf eine Anfrage meinerseits zugegangen sind, liegt das betreffende Torfmoor in einem hügeligen Terrain und kann nur bis zu einer Tiefe von ca. 3 Metern ausgebeutet werden, weil der Wasserandraug zu stark ist. Sonstige Objecte, welche etwa eine Altersbestimmung unseres Horus zulassen könnten, sind in jenem Moore, soweit meine Erkundigungen reichen, bisher nicht gefunden worden. Offenbar gehört das betr. Torfmoor von Treten zu den sogenannten sauren Mooren, welche auch im Oldenburgischen vorkommen. Nach einer Mittheilung des bekannten Moor- forschers Geh. Reg.-Raths Prof. Dr. M. Fleischer hierselbst, mit dem ich den vorliegenden Fall zu besprechen Gelegen- heit hatte, finden sich solche sauren Moore hauptsächlich unter den Hochmooren. Sie sind reich an Humussäuren, Sitzung vom 16. Jannar WOO. 3 aber arm an Kalksalzen; in Folge dessen wirken sie auf Knochen ungünstig, auf Hörner relativ günstig ein. Daher werden in solchen sauren Mooren Knochen von Thieren fast niemals in einem brauchbaren Erhaltungszustande ge- funden, während sie Hörner der Cavicornia schon mehrfach in einem leidlich guten Erhaltungszustande geliefert haben. WiEPKEN sagt darüber a. a. 0. Folgendes: „Unser Moor scheint Säuren zu enthalten, welche im Laufe der Zeit Knochen völlig auflösen, dagegen auf Hörner weniger ein- wirken; denn ich habe eine grosse Anzahl Hörner \oü Bos taurus (Hausrind) aus dem Moor bekommen, die mehr oder weniger gut erhalten waren, dagegen waren alle Knochen- reste, die ich bis jetzt im Moor gefunden, butterweich, in- dem aller Kalk darin aufgelöst zu sein schien." Unser Hörn von Treten befindet sich in einem ver- hältnissmässig guten Erhaltungszustände, wie unsere Ab- bildungen zeigen (Fig. 1 u. 2 auf S. 4 u. 5). Nur an der unteren Seite des basalen Theils fehlt ein grösseres Stück, und zwar ist diese Verletzung offenbar erst bei der Aus- grabung entstanden. Die Hornsubstanz ist in Folge des Trocknens ziemlich spröde und rissig geworden, doch zeigt sie noch eine ansehnliche Festigkeit. Jedenfalls ist das Hörn von Treten viel besser erhalten, als das besterhaltene Bruchstück eines Urstier-Hornes im Oldenburger Museum, welches Wiepken a. a. 0. erwähnt, und von dem Herr Dr. Martin, der jetzige Director des genannten Museums, mir kürzlich eine Photographie zugehen Hess. Letztere zeigt, dass jenes Bruchstück, welches ungefähr die vordere Hälfte des Horues bildet, sich in einem sehr blätterigen Zustande befindet. Aehnlich verhält es sich mit dem Horu eines Hausrindes aus dem Burtanger Moore, welches Herr Dr. Weber in Bremen mir kürzlich zum Vergleich zugehen liess; dieses ist offenbar recenteren Datums, als unser Hörn von Treten, erscheint aber dabei sehr blätterig. Die zu dem Hörn von Treten gehörende Spitze des Hornzapfens zeigt an ihrem proximalen Ende eine ab- geschrägte Fläche, welche deutlich die Einwirkung von knochenauflöseuden Säuren erkennen lässt. Der grössere 1* Gesellsclmft naturforsehender Freunde, Berlin. Fig. 1. Rechtes Hörn eines Bos immigenius aus einem Torfmoore bei Treten in Hinterpommern. Von vorn gesehen. Etwa \/6 nat. Gr. Daneben die Spitze des zugehörigen Knochenzapfens. Nach einer Bleifciler- Zeichnuug von K. Rosenthal. Theil des Hornzapfens ist offenbar chemisch zersetzt worden; nur die im Innern des Horns am meisten geschützte Spitze hat sich erlialten. Siehe unsere Abbildungen, in denen die letztere neben dem Horu liegend dargestellt ist. Das Hörn selbst hat ansehnliche Dimensionen und eine schön geschwungene Form. Seine grösste Länge (der äusseren Krümmung nach gemessen) beträgt 76 cm, sein Umfang an der (unterseits lädirten) Basis ca. 35 cm. Letztere Dimension hat ursprünglich (vor der angedeuteten Ver- letzung) etwa 38 cm betragen. Der Querschnitt der basalen Partie ist oval. Der Umfang der inneren Höhlung des Horns beläuft sich an der Basis auf ca. 27 cm, und zwar beträgt der grössere Durchmesser dieser Partie des inneren Hohlraums 10 cm, der kleinere 7 cm. — Die grade Entfernung von der Hornspitze bis zum obersten Punkte des basalen Kandes misst 44 — 45 cm. Dieser basale Rand des Horns, welcher zum Theil ganz unversehrt ist, erscheint verhältnissmässig scharf und dünn; er hat sich offenbar dem basalen Theile des Hornzapfens dicht angeschmiegt. Bemerkenswerth erscheint ferner der Umstand , dass der am meisten proximale Sitzung vom 16. Januar 1900. Fig. 2. Dasselbe Hörn, schräg von oben-hinten gesehen. Etwa Vs nat. Gr. Nach einer Bleifeder-Zeichming von K. Rosenthal. NB. Bei der autot3'pischen Reproduction dieser Zeichnung sind einige Schatten verloren gegangen, so dass die eigenthüinliche Biegung des Horns nicht hinreichend hervortritt. Ausserdem ist die Ver- kleinerung der Zeichnung hier nicht genau in dem gleichen Maassstabe ausgeführt worden, wie in Fig. 1. Abschnitt des Horns an seiner Oberfläche wulstig gebildet und im Uebrigen ringförmig von dem übrigen Theile des Horns abgeschnürt ist. Diese Abschnürimg, welche in unseren Abbildungen deutlich hervortritt, mag durch das Trocknen der Hornsubstanz etwas verstärkt sein, aber sie ist ohne Zweifel auch schon am frischen Hörn deutlich ausgeprägt gewesen. Jenseits derselben findet sich ein zweiter Ringwulst (Fig. 2). Im Uebrigen ist die äussere Oberfläche des Horns glatt, wenngleich die Structur der Hornsubstanz zarte Längs- und Querlinien erkennen lässt. Die Oberfläche der inneren Höhlung zeigt dagegen zahl- 6 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. reiche, mehr oder weniger scharf hervortretende Längsrinnen und Längsleisten; unter den letzteren ist eine besonders starl{: ausgebildet, welche einer stark entwickelten Längs- rinne des Hornzapfens entspricht. Als ich das Hörn vor einigen Monaten für unsere Sammlung erhielt, stand ich vor der Frage, ob dasselbe einem Ur (Bos primigcnms Boj.) oder einem starken Haus- riud {Bos taurus L.) oder einem Wisent [Bison europaeus Ow.) zuzuschreiben sei. Denn andere Arten können bei einem Boviden-Horne, das einem alluvialen Torfmoore Hinter- pommerns entstammt, wohl kaum in Frage kommen.^) Wegen der ansehnlichen Grösse, der geschwungenen Form und der urwüchsigen Erscheinung unseres Horns lag der Gedanke an Bos primigenms sofort nahe. Eingehende Ver- gleichungen von Boviden-Schädeln, wozu namentlich die mir unterstellte Sammlung ein reiches Material bietet, führten mich zu dem Resultate, dass dieser Gedanke richtig sei. Es handelt sich hier thatsächlich um das subfossile Hörn eines Bos primigenins. und zwar scheint es von einem jüngeren Individuum männlichen Geschlechts her- zurühren. Die Hörner des Bison europaeus sind sowohl ihrer Form, als auch ihrer Grösse nach von unserem Hörn ver- schieden. Jene haben eine einfache Biegung seitwärts, aufwärts und mit den Spitzen meist medialwärts, ihr Querschnitt ist von der Basis ab annähernd kreisförmig und sie sind verhältnissmässig klein. Das Hörn von Treten zeigt dagegen in seiner distalen Hälfte eine charakteristische Vornüberbiegung und in Folge dessen eine schön ge- ^) Man könnte hier ja die von Adametz auf Grund eines angeb- lich diluvialen Schädelfragnients aufgestellte neue Wildrind-Species: „Bos hrachyceros ewopaens^'' nennen. Ehe diese neue Species aber nicht auf besser erhaltene und ihren Fundverhältnissen nach sicherer bekannte Fossilreste begründet ist, scheint mir dieselbe als selbst- ständige wilde Form sehr fragwürdig, zu sein. Jedenfalls ist es auf- fällig, dass ihre Fossilreste bei Ausgrabungen in diluvialen Ablagerungen Deutschlands nicht schon häufig zum Vorschein gekommen sind. Ich selbst konnte bisher bei meinen eigenen Ausgrabungen noch niemals einen diluvialen Fossilrest feststellen, der dahin zu rechnen wäre. Sitzung vom 16. Januar 1900. 7 schwimgene Form; es hat in seinem basalen Theile einen ovalen Querschnitt und ist relativ gross. In diesen Punkten weicht es also deutlich von Bison europaeiis ab. Von den- jenigen Rassen des Hausrindes, welche bei einem Funde aus einem hinterpommerschen Moore in Betracht kommen können, w^eicht unser Hörn hauptsächlich durch seine Stärke und seine urwüchsige Erscheinung ab; es ist ein ähnlicher Unterschied, wie zwischen den Hörnern eines wirklich wilden Banteng-Bullen und denen eines in einem zoo- logischen Garten aufgewachsenen, oder wie zwischen dem Schädel eines aus voller Freiheit stammenden Keilers (Sus scrofa ferus) und dem eines solchen, der aus einer seit Generationen im engen Saupark gehaltenen Zucht von Wildschweinen herrührt. Unter den zahlreichen Hausrind-Schädeln unserer Sammlung, w^elche ich verglichen habe, befinden sich einige Schädel von ungarischen, siciliauischen, afrikanischen und brasilianischen Ochsen (c/ castr.), welche in der Länge der Hörner über unser subfossiles Hörn hinausgehen; aber bei keinem derselben zeigen die Hörner den urwüchsigen Habitus, welcher sich bei letzterem findet. Am ähnlichsten in Form und Biegung ist das Gehörn eines „wilden", d. h. von verwilderten Hausrindern abstammenden Pampas- Rindes, das ich durch meinen Vetter, Herrn Consul Chr. Sommer in Braunschweig, aus Argentinien erhalten habe. Dieses Gehörn zeigt auch in der Bildung der Stirnbeine den Primigenius-Tj ^iis in ausgesprochenster Weise, was offenbar durch Rückschlag auf die wilde Stammform zu er- klären ist; aber die einzelnen Hörner desselben sind doch wesentlich schwächer und sozusagen „zahmer" gebildet, als das subfossile Hörn von Treten. Auch die knöchernen Hornzapfen dieses Pampas-Rindes sind weniger energisch gebaut, als unser subfossiler Hornzapfen von Treten; namentlich fehlt jenen die kräftig vertiefte Längsrinne'), welche an letzterem zu erkennen ist. ') Nach meinen Beobachtungen scheint das Vorhandensein einer solchen, stark ausgeprägten Längsrinne, deren Lage übrigens variirt, für die knöchernen Hornzapfen von Bos primigenüis charakteristisch 3 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Diejenigen Rassen des Hausrindes, welche bei einem Funde aus Hinterpommern in erster Linie verglichen werden müssen, also die jetzigen und die frühhistorischen Rassen Norddeutschlands, reichen in der Stärke ihrer Hörner nicht im entferntesten an das Hörn von Treten heran; dagegen harmonirt das letztere in Grösse und Form sehr gut mit schwächeren Hornzapfen des Bos primigenius, d. h. letztere würden den inneren Hohlraum des Horns von Treten gut ausfüllen. Die mir unterstellte Sammlung besitzt in Folge meiner langjährigen Bemühungen ein ziemlich reiches Material an Fossilresten jenes interessanten Wildrindes, so dass ich mir wohl ein Urtheil hierüber erlauben darf.^) Wenn ich oben gesagt habe, dass das vorliegende sub- fossile Hörn wahrscheinlich von einem jüngeren Individuum männlichen Geschlechts herrühre, so stütze ich mich dabei auf den Umstand, dass die Wand der Hornscheide nicht sehr dick, der Umfang des basalen Horntheils aber relativ gross ist; ersteres lässt auf jüngeres Lebensalter, letzteres auf männliches Geschlecht schliessen. Wenn man das subfossile Hörn von Treten mit den Hörnern des oft genannten Augsburger Urstier-Bildes-) ver- gleicht, so wird man in allen wesentlichen Punkten eine Uebereinstimmung finden; nur sind die Hörner des Augs- burger Urstiers etwas schlanker und spitzer gebaut, was sich leicht daraus erklären lässt, dass er als völlig ausge- wachsenes Individuum dargestellt ist. Für die vielerörterte Frage nach dem Verhältniss des Bos primigenius zum europäischen Hausrinde zu sein. Neben ihr kommen am basalen Theile des Hornzapfens noch zahh-eiche, schwächere Längsrinnen vor. ^) Wir besitzen ein montirtes weibliches Skelet, ein uiinioiitirtos männliches Skelet, 4 Schädel mit Hornzapfen, 2 zusammengehörige und eine Anzahl vereinzelter Hornzapfen des Bos prinu'(jenivs Boj. — Ausserdem habe ich >:'m sehr reiches Material dieser Art in anderen Museen untersuchen können. Siehe meine Angaben in den Sitzungs- berichten unserer Gesellschaft, 1888, S. 54—62, und in der „Deutschen Landwirthschaftl. Presse", 1888, Nr. 61—62. 1892, Nr. 73. Vergleiche auch 1889, Nr. 62. *) Dieses Bild ist von mir reproducirt im „Globus", Bd. 71, Nr. 6. Sitzung vom 10. Januar 1900. 9 ist unser Hörn insofern von Wichtigkeit, als es für die Ansicht spricht, dass Iveine specifischen Unterschiede zwischen beiden vorhanden sind, sondern nur solche Unter- schiede, wie sie zwischen einer wilden Thierart und einem von ihr abstammenden Hausthier vorivommen. Die Unter- schiede, welche in der Stärke und Form der Hörner zwischen wilden und zahmen Grunzochsen (Poephagus grun- niens) beobachtet sind, darf man als annähernd ebenso gross bezeichnen, wie die zwischen Bos primigenius und unserem Hausrind beobachteten. Siehe meine Bemerkungen „über den Einfluss der Domestication auf die Grösse der Thiere. namentlich über Grössenunterschiede zwischen wilden und zahmen Grunzochsen" in dem Sitzungsberichte unserer Gesellschaft vom 16. Oktober 1888, S. 133—141. Vergl. auch meinen i\.ufsatz über den Schädel eines Franqueiro-Ochsen aus Brasilien in demselben Jahrgange unserer Sitzungsberichte S. 91—99. Ueber das Zeitalter, in welchem unser subfossiles Ur- stier-Horn einst in dem Torfmoore von Treten zur Ab- lagerung gelangt ist, lassen sich vorläufig nur Vermuthuugen aufstellen, da sichere Anhaltspunkte fehlen. Ich möchte glauben, dass jenes Hörn etwa vor 1000— 1500 Jahren zur Ablagerung gelangt ist; doch soll diese Zeitangabe selbst- verständlich nur ganz ungefähr eine Schätzung des Alters andeuten. Dass der Ur im frühen Mittelalter noch das Gebiet von Hinterpommern bewohnt hat, darf man als sicher annehmen. Siehe meine Angaben im „Globus", 1898, Bd. 74, Nr. 3, S. 44 — 47. aus denen hervorgeht, dass der Ur {Bos primigenius Boj.) um 1400 noch in Ostpreussen (wenn auch als seltenes Wild) vorkam, woraus man wohl schliessen darf, dass einige Jahrhunderte früher dieses Wild- rind noch in Hinterpommern gehaust hat. Auch der von mir vor einigen Jahren beschriebene und abgebildete Ur-Schädel unserer Sammlung, der beim Abbruch der alten Burg in Bromberg gefunden ist^), darf hier erwähnt werden; sein *) Siehe mein kleines Buch über „Herberstain und Hirsfogel", Berlin 1897, DÜMMLER'scher Verlag, S. 89 und Fig. 9. Vergl. auch die Zeitschrift „Wild und Hund", 1896, Nr. 51. jQ Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Vorkommen zwischen den Ruinen jener Burg spricht für die Annahme, dass der Ur im Mittelalter noch lebend im nörd- lichen Theile der Provinz Posen vorgekommen ist, woraus wieder auf sein gleichzeitiges Vorkommen in Hinterpommern geschlossen werden darf. Herr H. J. KoLBE sprach über die Arten der eigen- thümlichen Neuropterengattung Nemoptera. Herr Dr. F. Stuiilmanx in üar-es-Salaam sandte an das Berliner Museum eine Nemoptera aus Usambara in Deutsch-Ost-Afrika. Bisher war noch keine Art der Nemo- pteriden (eine zur Ordnung der Neuropteren gehörige Familie) aus diesem Gebiete bekannt. Das Kapitel „Die Netzflügler Deutsch-Ost- Afrikas" in dem Werke Stuhlmann's „Deutsch- Ost- Afrika" erfährt dadurch auf S. 32 eine Ergänzung. Es war vorauszusehen, dass die Familie auch in Ost-Afrika einen oder mehrere Vertreter habe. Einen eigentlichen Nachtrag zu den „Neuropteren Deutsch-Ost-Afrikas" will der Vortragende erst später liefern. Die Nemopteriden sind, bis auf je eine Species in Indien. Australien und Chile, auf Afrika (in seinem ganzen Umfange), sowie Süd-Europa und West-Asien beschränkt. Es sind jetzt 33 Species bekannt, von denen 12 im palä- arktischen Gebiet (Süd-Europa, Nord- Afrika und West- Asien), dagegen 1 8 in dem afrikanischen Gebiet (Afrika südlich der Sahara und südlich von Aegypteu) heimathen. In Süd-Europa sind vier Arten zu Hause, nämlich 1) Nemoptera lipennis III. 1812 (lusitanica Leacii 1815) in Portugal, Spanien (Andalusien, Granada, Gibraltar) und Süd-Frankreich (Marseille) ; 2) Nemoptera coa L. (coquclcrti Wkstw.) in Griechen- land (Inseln und Continent): Epirus, Athen, Akarnanien, Aetolien, Morea; 3) Nemoptera sinuata Ol. in Südost -Europa (Balkan, Rumelien, Constantinopel) und Klein-Asien, Syrien, Cilicien; 4) Nemoptera (Halter) ledereri Selys bei Tultscha in Bulgarien und auf dem Bodz Dagh, 15 Meilen südlich von Smyrna. Sitzung i'om 16. Januar 1899. \ "[ Die drei ersten Arten sind echte Nemoptera- Avten. die sich alle durch gesättigt gelb gefärbte Vorderflügel mit brauneu Zeichnungen und einige Abweichungen in der Ner- vatur derselben auszeichnen. Die vierte Art gehört zu der Artengruppe Halter, die durch glashelle Vorderflügel und die verkürzte Vena vor dem basalen Hinterrande der Vorderflügel gekennzeichnet ist. Dem Hcdter-Typiis ge- hören unter Berücksichtigung einiger Abweichungen alle afrikanischen Species an, mit Ausnahme der kleinen Croce- Arten. Manche der Arten sind sehr nahe miteinander ver- wandt. Die meisten Arten sind in den Sammlungen selten und nur in einzelnen oder sehr wenigen Exemplaren vor- handen. Die hauptsächlichste Eigenthümlichkeit der Nemo- pteriden besteht in der Form der ausserordentlich verschmä- lerten und sehr verlängerten, und zwar schmal linealförmigen oder lang stielförmigen Hinterflügel. Mit dieser Form der Hinterflügel stehen die Nemopteren in der Ordnung Neuro- ptera isolirt. Bemerkenswerth ist aber die sehr ähnliche Form dieser Organe bei den Himantopteriden, einer kleinen, aus einigen Gattungen mit sehr wenigen Arten bestehenden und im tropischen Afrika und im indischen Gebiet heimathen- den Familie der heteroceren Lepidopteren (vergl. die Synopsis dieser Familie von Elwes in den Transact. Ent. Soc. London, 1890. S. 329 ff.. Taf. X). In der Form der Vorder- und Hinterflügel sind sie den Nemopteriden so ähnlich, dass liimantoptera fuscinervis Wesm. (Java) in älterer Zeit bald zu den Neuropteren. bald zu den Lepidopteren gestellt wurde. Die Arten der Gattung TJiymara Doubl, im indischen Gebiet repräsentiren die Uebergangsform zu den Typen mit breiten Hinterflügeln; denn sie haben wirklich massig breite Hinterflügel mit langem schmalem Fortsatz. Eine solche Uebergangsform ist aber nicht unter den Nemopteriden bekannt. Es ist wohl nicht anzunehmen, dass in der Aehnlich- keit der Flügelform, und gerade der unverhältnissmässig langen und schmalen Hinterflügel der Nemopteriden und Himantopteriden. ein Fall von Mimicry vorliegt. Vielmehr J2 Gesellschaft naturforsehenäer Freunde, Berlin. glaubt der Vortragende aus dem zoogeographischen Pa- rallelismus schliessen zu müssen, dass diese Erscheinung in das Gebiet der Convergenz gehört, indem ähnliche oder gleiche Ursachen in demselben Lande ähnliche oder gleiche Wirkungen daselbst hervorbringen. Betreffs der systematischen Beziehungen der Nemo- pteriden zu den übrigen Familien der Neuroptera Planipennia ist zu bemerken, dass sie mit den Myrmeleontiden und Ascalaphiden in der Bildung der Flügelnervatur und dem Fehlen des Haftläppchens an den Füssen übereinstimmen, dass sie sich aber von diesen durch die borstenförmigen langen Antennen unterscheiden und dadurch Beziehungen zu den Chrysopiden zeigen. Eigenthümlich ist der schnabel- förmige Kopf, der nur bei wenigen Formen der Nemo- pteriden verkürzt ist (Stenorrhachus Lachl., Brachystoma Ramb.). Wie bei den Myrmeleontiden, Ascalaphiden und Osmyliden ist bei den Nemopteriden die Subcosta mit dem Radius vor der Flügelspitze verbunden. Das ist bei den übrigen Neuropteren nicht der Fall. Wie die eigenartige Form der Hinterflügel der Nemo- pteriden hat entstehen können und welchem Zwecke sie dient, das wissen wir nicht. Eine Beobachtung über den Flug dieser Insekten ist nicht bekannt. Vielleicht dienen ihnen die langen schwanzförmigen Hinterflügel bei dem muthmasslich flatternden oder auf- und absteigenden Fluge als Hemmungsapparat, wie den Eintagsfliegen (Ephemeriden) die langen Schwanzfäden, die beim Aufsteigen in die Luft sich zusammenlegen, beim Niedersenken des Insekts in der Luft gespreizt werden, worauf wieder der Aufstieg beginnt. Auffallend ist die zweifarbige spateiförmige Verbreiterung der schmalen Hintcrflügol kurz vor ihrer Spitze bei den meisten Arten. Ob dies als Schmuck gedeutet w^erden dürfte? Es mag indess bemerkt werden, dass die Hinter- flügel in beiden Geschlechtern der Nemopteriden in Form und Färbung sich gleichen und nur in der Länge etwas diflferiren, indem die der männlichen Thiere etwas länger sind als die der Weibchen. Ueber die Lebensweise der Nemopteriden ist wenig Sitzung vom 10. Jamiar 1899. 13 bekannt. In Hagen's Monographie dieser Inselvten befindet sich unter Ncmoptera aegyptiaca Ramb. {hehraica Westw.) die Angabe, dass Angehörige dieser Art auf einem Sumpfe in der Nähe des INIeron (der erste Bassin des Jordan) zwischen Papyrus fliegend gefunden wurden. Nemoptera simmta Ol. fliegt nach Lucas (Bull. Soc. Ent. France 6. ser. III. vol. 1884 p. 11(3—117) im Sonnenschein während des Jnli anf waldigen Bergen in 1000 bis 2000 m Höhe; die Insekten ruhen gern auf Blättern der Eichen. Nemoptera coa L. findet sich nach Hagex (1. c.) während des Mai und des Juni in Morea in der Ebene, niemals auf Bergen. Im Folgenden ist die von Dr. Stühlmann eingesandte Art beschrieben, mit der ein von Dr. Fllleborx gefangenes, gleichfalls im Berliner Museum befindliches Exemplar vom Kyassa-See übereinstimmt. Wegen der langen Rudern gleichenden Hiuterflügel möchte ich diese Art remipennis nennen. Nemoptera rcmip)ennis n. sp. Die Art ist der Nemoptera mpcratrix Westw. aus West- Afrika (nach der Abbildung im „Thesaurus Oxoniensis" Westwood's Taf. 33 Fig. S) sehr ähnlich durch die Grösse und Färbung aller Körpertheile und die spateiförmige Spitze der fadenförmigen Hintei'fliigel. Die Unterschiede, die aus der Vergleichung des vorliegenden Exemplars mit der Be- schreibung und Abbildung der Westwood' scheu Species entnommen wurden, sind folgende. Die schnabelförmige Verlängerung des Kopfes, welche nach Westwood's Be- schreibung (a. a. 0. S. 178) kaum länger ist als der Kopf breit, ist bei der neuen Species deutlich länger. Der Flügelschnitt ist ein etwas anderer, insofern als die Vorderflügel bei N. imperatrix am Hinterrande der apikalen Hälfte deutlich ausgeschweift, bei der neuen Art aber abge- rundet sind. Ferner ist das Fterostigma bei JV. imperatrix weiter von der Spitze entfernt als bei der neuen Art. Die Zahl der Queraderu des Costalfeldes ist bei N. imperatrix 45, bei der neuen Art 61 bis 64. Zwischen der Vena analis und dem Hinterrande des Flügels sind bei N. imperatrix 10, 14 Gesetlsclmft nahtrforschender T'reunde, Herlin. bei der neuen Art 14 bis 15 Queradern. Das spateltonnige Endstück der schmalen Hinterflügel ist bei der neuen Art allerdings ähnlich so geformt wie bei K. imperatrix. nämlich doppelt eingeschnürt (oder vielmehr seitlich doppelt aus- gebuchtet); es ist indess schmäler und länger als bei N. imperatrix und an der Spitze weniger breit abgerundet. Die schwarze Färbung des spatelförmigeu Endstücks nimmt bei der neuen Art nur den proximalen Abschnitt und die anschliessende Hälfte des mittleren Abschnittes ein; bei der anderen Art sind die beiden proximalen Abschnitte ganz schwarz. Der Spitzentheil des spateiförmigen Endstücks ist bei beiden Arten weiss oder weissgelb. Charakteristik der neuen Art: Albido-flava, fronte, an- tennis, dorso segmentorum thoracalium abdominisque fuscis, pedibus infuscatis, femoribus pallide longitudiualiter bistria- tis aut flavo-pallidis fuscoque longitudinaliter striatis; alis anticis hyalinis, veuis fuscis vel nigro-fuscis, plerisque (praesertim venis duabus cubitalibus) fusco et albo alter- natim interruptis; veua subcostali ad conjuuctionem cum Vena radial! plus minusve albescente; pterostigmate minuto fusco'. inter veuulas transversales duas posito ; venulis transversis iutercubitalibus compluribusque venulis basi propioribus, pone venani cubitalem posteriorem positis, nigro- limbatis; venulis furcatis in margiue alae posteriore ple- risque inter se conjunctis; alis posticis angustissimis et longissimis. hastiformibus vel remiformibus venulisque transversis uumerosis praeditis, ad apicem foliaceis vel spatulaeformibus. totis fere infuscatis. ante apicem autem foliaceum flavo-albidis, hoc elongato et bisiuuate leviter coarctato. dimidio basali atro-fusco, apicali flavescente. Expansio alarum anticarum 60 — 72, lougitudine alarum anticarum 34—37 mm; longitudine alarum posticarum70— 90. latitudine majoris partis \'3 — ^,'2, parte foliacea apicali lata 372—4 mm. Es liegen vor 1 Exemplar von der Station Langeu- burg am Nordostufer des Nyassa-Sees, am 10. November 1898 von Dr. Fülleborn erbeutet und dem. Berliner Museum eingesandt; ferner 1 Exemplar aus der Plantage Nderema Sitzung vom 16. Januar 1899. 15 in Ost-Usambara, von Frau v. Hokn gefangen und von Dr. Stuhlmaxx in Dar-es-Salaam dem Berliner Museum überlassen. Ein zweites Exemplar derselben Herkunft be- findet sich nach der Angabe des Herrn Dr. Stuhlmann im Museum zu Dar-es-Salaam. Die glashellen Vorderflügel zeigen am Pterostigma einen bräunlichen Fleck, ferner längs der mittleren Hauptadern schwärzliche Querstrichel, welche nur die schwärzlichen Enden von Queradern sind. So beschaffen sind hauptsäch- lich die Queradern zwischen den beiden Cubiti. dann die wie Queradern aussehenden kurzen Basalstücke der Rami des vorderen Sectors des hinteren Cubitus, ferner die wenigen zwischen dem Cubitus posticus nebst seinem hinteren Sector und der Analader befindlichen Queradern. Ausserdem endigen die unteren Queradern des Costalraumes bei ihrer Einmündung in die Vena costalis mit einem schwarzen Punkte. Die kleinen Gabeladern am Hinterrande der Vorderflügel sind meist unter sich verbunden. Die sehr langen ruderförmigen Hinterflügel sind in ihrem schnur- geraden Verlaufe nur ^'s bis V2 unu t)i*eit und erst am Ende ansehnlich spateiförmig erweitert. Diese spateiförmige Verbreiterung hat SV'-' bis 4 mm im grössten Querdurch- messer, ist länglich und zweimal etwas eingeschnürt. Hieran schliessen sicli noch die Beschreibungen zweier anderer neuer Nemopteriden-Arten aus Afrika. Nemoptera togonica n. sp. Auch diese Art ist der Nemoptera imperatrix nahe ver- wandt, aber weniger nahe als die vorstehend beschriebene Art.^ Sie ist etwas kleiner, der Körper heller gefärbt; die sehr ähnlich aussehenden ghishellen Vorderflügel sind ausser mit dem Pterostigmafleck noch mit einem braunen Fleck an den einander sehr genäherten Mündungen der beiden Venae cubitales geschmückt. Ausserdem sind, ebenso wie bei N. hnperatrix und remipennis, eine Anzahl Queradern der Basalhälfte der Vorderflügel in der Gegend der beiden Venae cubitales schwarz gesäumt. Die Zahl der Queraderu \Q Gesellschaft nrtturforscJienäer Freunde, Berlin. der Area costalis der Vorderflügel ist viel geringer als bei N. remipennis, ebenso die Zahl der Qiieradern zwischen den beiden Venae ciibitales. Die Hinterfliigel sind ebenso dünn und schlank, wie bei den beiden genannten Arten. nur etwas kürzer; aber die spateiförmige Verbreiterung ist breiter, namentlich der basale und der mittlere Theil der- selben; der Einschnitt zwischen dem proximalen und dem mittleren Abschnitt der Spatula ist tiefer, der Apicaltheil ähnlich schmal. Die Beine sind ganz schwarz, nur die Schienen sind mit einem sehr kleineu weissen Ringe unweit der Basis gezeichnet. Charakteristik der neuen Art: Nemopterae remipenni similis, dorso segmentorum thoracalium minus obscuro, brunneo. abdomine pallidiore. utraque ala antica bima- culata, macula pterostigmaticali fusca, macula altera fere aequali in margine alae posteriore posita. ubi venae duae cubitales exiunt; venulis areae costalis minus numerosis (50), quam in illa specie. venulis areae intercubitalis 22—24, areae analis 16; alis posticis itidem angustissimis, sed brevioribus, spatula breviore et paulo latiore, similiter nee non profundius bisinuata vel coarctata, spatulae parte basali et parte maxima media continua fuscis. spatulae parte apicali albida; pedibus nigris, tibiis prope basin albo-annulatis. Expansio alaruni anticarum 56 (62) mm, longitudo „ „ utriusque 30 mm, „ „ posticarum 66, lat. 7^ — \'2 mm, latitudo spatulae 4,5 mm. Das einzige Exemplar des Berliner Museums wurde in Togo (Ober-Guinea) auf der Sokode-Station 350—400 m hoch) von dem Stations- Assistenten Herrn Schröder ge- funden. Nemoptera hiremis u. sp. Etwas abweichend von den vorstehend beschriebenen Arten ist die vorliegende neue Art aus dem Capland ge- formt. In der Körpergrösse und dem Aussehen der Vordor- flügel ist sie der Nemoptera costalis Westw. ähnlicli, die gleichfalls im Capland lebt, aber die Hinterfliigel sind Sitzung fiom 16. Januar 1899. \ 7 kräftiger, kürzer und schon von der Basis an merklich breiter, aber dennoch schmal schaftförmig. im Apicaldrittel jedoch nicht spateiförmig verbreitert, wie bei N. remipennis und togonica, sondern nur allmählich etwas breiter als in der Mitte und nach der Spitze hin wieder verschmälert, also ähnlich wie bei N. costalis. Der Körper ist scherben- gelb, das Rostrum an der Spitze bräunlich, der Rücken des Thorax von einer ungleichmässig breiten braunen mittleren Längsbinde durchzogen. Der Hinterleib ist braun, aber von der Basis bis hinten längs der dorsalen Mittel- linie und längs der Seiten mit je einer braunschwarzen oder schwarzen geraden Binde gezeichnet. Die Beine sind blass scherbeugelb, die Krallen braun. Die Vorderflügel sind glashell, das Costalfeld und das Subcostalfeld sind grösstentheils gelb, ersteres nahe dem Vorderrande theil- weise glashell, auch ein verwaschener Fleck am Ptero- stigma gelb, das kleine Pterostigma zwischen zwei Quer- adern in der Basalhälfte gelbweiss opak durchscheinend. Auch ganz am Grunde der Vorderflügel ist die Mem- bran gelb. Charakteristik der neuen Art: Lutea vel testacea, vitta dorsali longitudinali mediana inaequali brunnea a vertice usque ad abdomen prolongata. hoc atrofusco-trivittato; an- tennis fuscis. articulo primo testaceo-brunneo ; alis anticis hyalinis. areis costali et subcostali cum raacula ditfusa pterostigmatica luteis, pterostigmate ipso minuto. inter venulas duas transversales in basi hujus areolae posito, flavo-albido opace pellucido; area costali venulas 26 — 32 antepterostigmaticas. 11—12 ponepterostigmaticas, venulas area intercubitali 24 — 25 praebente; alis posticis linearibus, longis, sat robustis. remiformibus, ad partem apicalem tertiam versus sensim latioribus, apice ipso atte- nuato, totis ad maximam partem fuscis (venulis transversis flavescentibus), paulo pone medium ante partem leviter dilatatam apicalem albis. tum fuscis, apice autem paulo elongato albo; tertia parte alae posterioris apicali (in speci- minibus exsiccatis) contorta; pedibus testaceis, tibiis leviter obscurioribus, tar^is paulo infuscatis, unguiculis brunneis. ^3 Gesetlschaft naturf bischender Prcunde, Bertin. Long, alarum anticarum 22 mm. „ „ posticarum 44 mm, lat. „ „ majoris partis 1 — 1,5 mm, „ „ „ tertiae partis apicalis fere 2 mm, long. corp. 13,5 — 14 mm. Es liegen in der Sammlung des Berliner Museums zwei Exemplare aus dem Capland vor, mit der Herkunfts- bezeichnung „Pr. b. sp. (Buquet)" versehen. Das Berliner Museum hat in älterer Zeit sehr viel Inseiiten von dem Entomographen und Insektenhändler Lucien Buquet in Paris erhalten. Herr Matschie sprach über geographische Formen der Hyaenen. Man nimmt bis jetzt allgemein an, dass heute drei verschiedene Arten von Hyaena leben, //. striata, hrunnea und crocuta. Die gefleckte oder Tüpfel-Hyaene. //. crocuta. unterscheidet sich von den beiden anderen durch kürzere Ohren, kürzere Behaarung und gefleckten Körper, sowie durch gewisse Merkmale im Schädel, namentlich durch das Feh- len des Innenhöckers am unteren Reisszahne und durch die Verkümmerung des oberen Molaren. Kaupp hat sie des- halb in der Untergattung Crocotta gesondert. Die gestreifte Hyaene, H. hyaena L. =^ //. striata Zimm. und die braune Hyaeue, welche gewöhnlich als H. hrunnea Thunb. be- zeichnet wird, bilden die Untergattung Hyaena s. str. und zeichnen sich durch längere Ohren, längere Behaarung, quergestreifte Beine, durch einen gut ausgebildeten, läng- lichen, schmalen Molaren im Oberkiefer und einen Innen- höcker am unteren Reisszahne aus. Vor einigen Monaten erhielt der Berliner Zoologische Garten eine Tüpfel-Hyaene, welche in der Nähe von San- sanne Mangu im nordöstlichen Togolande , Deutsch - West- Afrika, gefangen und von Herrn Oberleutenant Thierry als Geschenk dargeboten war. Dieses Thier unterscheidet sich von zwei ebenfalls im Berliner Zoologischen Garten lebenden Tüpfel -Hyaenen aus Deutsch -Ost -Afrika in so vielen Merkmalen, dass ich mich nicht entschliessen konnte, Sitzung rooi 16. Jamtar 1900. 19 die althergebrachte BezeichDung TL crocuta auf beide For- men anzuwenden. Durch Vergleichung des im Berliner Museum für Na- turkunde aufbewahrten Materials au Schädeln und Fellen von Hyaenen und unter Benutzung der älteren Litteratur habe ich die Ueberzeugung gewonnen, dass unter den ge- fleckten Hyaenen eine Anzahl von geographischen Abarten unterschieden werden muss. welche sich nicht nur durch Färbuugsmerkmale. sondern auch durch ganz bestimmte Kennzeichen in der Bildung des Schädels unterscheiden. Leider genügt das mir vorläufig zugängliche Material nicht im entferntesten für die Feststellung aller dieser Formen. Von einigen kenne ich nur die Schädel, von an- deren nur die Felle; andere wieder sind zu jung oder zu defect, als dass sie sichere Schlüsse ermöglichten. In meinen hier folgenden Ausführungen werde ich auf die besonderen Merkmale aller von mir untersuchten Ob- jecte aufmerksam machen und hoffe hierdurch für zukünf- tige Untersuchungen wesentliche Beiträge zu liefern. Es wird sich dann herausstellen, wie weit die Individuen einer und derselben Abart unter einander variiren. welche Merk- male die jungen Thiere von den alten, die Männchen von den Weibchen unterscheiden, welchen Eiufluss der Wechsel von Trocken- und Regenzeit auf das Haarkleid hat und wie viele geographische Abarten zu unterscheiden sipd, die durch verschiedenes Klima, verschiedene Lebens- weise, Nahrung und Bodenbeschaffenheit entstanden sind. 1. Eine gefleckte Hyaene ist nach 1758, dem Beginn unserer zoologischen Zeitrechnung, zuerst von Pennant in seiner Synopsis Quadrupedum, 1771, p. 162, No. 119 als „The spotted Hyaena" beschrieben und auf Taf. 17, Fig. 2 abgebildet worden und zwar nach einem Exemplare, welches in London lebend gezeigt worden war. Erxleben stellte nach der Pennant sehen Beschreibung einen Canis crocuta auf im Jahre 1777 (Syst. Regn. Anim. Mammalia, p. 578 -579, No. 16). Diese Diagnose, eine wörtliche Uebersetzung von dem, was Pennant gesagt hatte, lautet im wesentlichen: V* 20 Gesellschaft naiurforschender Freunde, Berlin. C. cauda recta. corpore nigro maculato, pedibus tetra- dactylis Auriculae breves. subacumioatae. extus ni- grae, intus cinereae. Facies et caput supra nigra. Juba brevis, nigra. Corpus pilis brevibus. molli- bus; cum artubus rufo-fuscum maculis rotundis ni- gris. Crura postica striis transversis nigris. Cauda brevis. nigra villosa. Habitat in Guinea. Aethiopia, ad caput Bonae spei in terrae rupiumque caveis. Canis crocuta Erxl. ist also eine röthlichbraune, kurz- schwänzige Hyaene mit schwarzen, runden Flecken, schwar- zer Mähne, schw^arzem Gesicht und Oberkopf und mit schwarzen Querbinden über die Keulen. Kein einziges mir bekanntes Exemplar passt zu dieser Beschreibung. Ich halte es aber sehr wohl für möglich, dass eine derartig gefärbte Abart der Hyaene irgend wo in Afrika lebt. Ich habe in meinen „Megachiroptera des Ber- liner Museums für Naturkunde 1899. Berlin. G. Reimer" gezeigt, dass die Flughunde der Untergattung Epomophorus s. str. in den meisten der von mir vorgeschlageneu zoo- geographischen Gebieten der aethiopischen Region Abarten bilden. Warum soll dieses nicht auch bei den Hyaenen der Fall sein? Jedenfalls dürfen wir nicht eher annehmen, dass Pen- nant's Beschreibung unzutreffend ist, als bis wir nachge- wiesen haben, dass in keinem Gebiet von Afrika eine Hyaene vorkommt, welche den PENNANTSchen Angaben entspricht. Daniel von Schrebek hat schon im dritten Bande seiner Säugethiere, p. 374, Penxant's „The spotted Hyaena" erwähnt, war aber im Zweifel gewesen, ob diese Hyaene nur eine Varietät der gestreiften Hyaene darstelle oder aber als neue Art angesehen werden müsse. 2. Im Jahre 1802 erschien mit dem Heft LX der ScHREBER sehen Säugethiere die nachgelieferte Tafel XC VI, B, auf welcher eine Tüpfel-Hyaene nach dem Leben abge- bildet worden ist. Schreber hielt sie für den Canis crocuta Erxl.. wie die Unterschrift des Bildes beweist. Sitzung vom 16. Januar 1900. 21 Thünberg wies (Kongl. Vetenskaps Academiens Hand- lingar för är 1820, p. 69 — 71) darauf hin, dass dieses Thier unmöglich mit Peknant's „Spotted Hyaena" zu einer und derselben Art gerechnet werden könne, weil es einen viel längeren Schwanz, viel grössere, schwarze, längliche oder dreieckige Flecken, keine dunklen Querbinden auf den Hinterschenkeln und einen grauen, nicht schwarzen Ober- kopf habe. Er bezog mit Schreber C. crocuta auf das ScHKEBER'sche Exemplar und nannte Pennant's Hyaene (1 c p. 70 — 71) Hyaena maculata. Nach den Nomenclatur - Regeln ist diese willkürliche Festsetzung nicht erlaubt; Pennakt's Hyaene gebührt der Name H. crocuta (Erxl.). weil kein Anlass vorliegt, der genauen Beschreibung dieses Autors zu raisstrauen. Für Schreber's Thier muss ein anderer Name angewendet wer- den und Thunberg's //. maculata wird Synonym zu H. crocuta. Glücklicherweise besitzt das Berliner Museum das Fell einer Hyaene, welche mit Schreber's Abbildung ausser- ordentlich gut übereinstimmt. Wir verdanken es Herrn Major Dr. von Wissmann, welcher es bei Epukiro in Deutsch- Südwest-Afrika gesammelt und dem Museum für Naturkunde später zum Geschenk gemacht hat. Diese Haut ist aller- dings nicht vollständig; es fehlen die Ohren, ein Theil des Gesichts und der grössere Theil der Beine. Auffällig an diesem Exemplar sind der lange und sehr buschige Schwanz (Rübe 28,5 cm, ganzer Schwanz mit Haaren 39 cm), welcher 7 cm länger ist als bei irgend einer anderen mir bekannten Hyaene, mit Ausnahme einer später hier zu besprechenden Art aus Togo, ferner die tiefschwarzen, länglichen und in den einzelnen Reihen sehr dicht aneinander stehenden Flecken, die ockergraue Grundfärbung und die schwarz- grauen Haare an dem äussersten erhaltenen Theil der Hin- terbeine, welche vermuthen lassen, dass die Füsse schwarz gewesen sind. Mit Schreber's Tafel stimmt dieses Fell sehr gut überein. Nur einen Unterschied bemerke ich; nämlich die Unterseite ist nicht so langhaarig und nicht weiss, sondern mit schwarzen Flecken besetzt. 22 Gesellscluift naturforschender Freunde, Berlin. An der im hiesigen zoologischen Garten befindlichen Togo-Hyaene habe ich beobachtet, dass die Bauchbehaarung im Winter viel Länger ist als im Sommer, und dass dann die schwarzen Flecken nicht mehr deutlich hervortreten. Es kann also der oben erwähnte Unterschied der Ausdruck verschiedener Saisonkleider sein. Bei dem Fell von Epukiro ist der Hinterkörper we- niger gelblich als der Vorderkörper und mehr grau tiber- flogen. Die Schwanzrübe ist weissgrau mit 2 dunkelbrau- nen Querbinden, die Quaste ist am oberen Ende schwarz- braun, nach der Spitze zu schwarz. Ich benenne diese Abart der Tüpfel -Hyaene zu Ehren des Sammlers Ilyaena (Crocotta) ivissmanni Mtsch. spec. nov. Das Original - Exemplar ist. wie oben erwähnt, bei Epukiro am Epukiro in Deutsch-Südwest-Afrika gesammelt Avorden. Sehr wahrscheinlich ist es. dass Schrebers Hyaene (Taf. XCVI, B) zu H. ivissmanni gehört. 3. Desmarest hat im Jahre 1817 (Nouveau Diction- naire d'Histoire Naturelle XV, p. 499) den beiden von Cu- viER in seinen Ossemeus fossiles (Bd. VII, p. 319 — 320) beschriebenen, aber nicht besonders benannten Abarten der Tüpfel-Hyaene lateinische Namen gegeben. Cuvier unter- schied damals eine graue Abart mit braunen Flecken und eine rothgelbe (roux) Abart mit schwarzen undeutlichen Flecken. Desmarest nennt die erstere Hyaena capensis, die letztere //. rufa und führt dabei Cüvier's Bemerkung aus der ersten iVuflage seiner Ossemens fossiles an: . . „et porte des oreilles cendrees aussi grandes que celle de l'hyene rayee." Hier scheint eine Verwechselung mit der braunen Hyaene vor- gekommen zu sein; ich berücksichtige daher Desmarest's Hyaena rufa vorläufig nicht. Die von Cuvier beschriebene graue Hyaene mit brau- nen Flecken, welche Desmarest //. capensis genannt hat, existirt wirklich. J. A. Wagner beschreibt in dem Nach- tragsbaude II zu Schreber's Säiigethieren, 1841, p. 451 bis 452 ein Exemplar, welches mit Cüvier's Beschreibung Sitzung vom 16. Januar 1900. 23 gut übereiDstimmt. Auch das Berliner Museum besitzt ein Stück, das ich zu dieser Abart ziehen möchte. Da aber Desmakest im Jahre 1820 in seiner Mam- malogie, p. 216, No. 332 (excl. Synon.) auf seine H. capensis das von Geoffhoy Saint HiLAiitE und F. Cuvier in ihrer Histoire Naturelle des Mammiferes. Lieferung IX gut be- schriebene und abgebildete Exemplar bezieht, und seine dort gegebene genauere Beschreibung wörtlich aus jenem grossen Werke entnimmt, so halte ich es für richtig, dass dem von Cuvier und Geoffroy Saint Hilaire abgebil- deten Thiere, welches von der Expedition Baudin in der Nähe des Cap der guten Hoffnung gefangen und lebend nach Paris gebracht wurde, der von Desmarest vorgeschla- gene Name Hyaena capensis verbleibt. Desmarest' s Be- schreibung lautet: „Belage d'un jaune terne, parseme de taches brunes arrondies. en petit nombre. . . . criniere remarquable; cou- leur generale du pelage d'un blond sale, tirant sur le brun-noir au ventre, aux parties posterieures et sur les membres; des taches d'un brun-noir, plus ou moins fonce, petites, peu nombreuses, sur toutes les parties du corps, excepte le dessous du ventre et de ]a poitrine, l'interieur des membres et la tete; extremite du museau noir; face interne et bords des oreilles garnis de poils blancs; queue brune sans taches." Die am Cap der guten Hoffnung lebende Hyaene ist schwärzlichbraun und spärlich gefleckt, sie hat eine schwarze Schnauze, helles Gesicht, helle Brust und helle Hals- und Nackenmähne. 4. Cuvier's graue Hyaene mird in den Ossemens fos- siles, 3. Aufl., IV, 1825, p. 385 folgendermaassen beschrie- ben: . . . d'un gris blanchätre un peu tirant sur le fauve, et ont des taches brunes, rondes. nettes sur les flaues et sur les cuisses; Celles de l'epaule forment une bände qui se continue avec une ligne longitudinale brune de chaque cöte du cou; leurs pieds sont blanchätres, un peu teints de roux vers le bas; leur (jueue annelee de blanchätre et de brun ä la base, et noirätre dans ses deux tiers inferieurs; 24 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. la tete du meme fond que le dos a un peu de bruii vers les joues et du roux vers le sommet." Das Vaterland dieser Abart wird nicht angegeben. Wagner beschreibt das Stück aus der Münchener Sammlung mit folgenden Worten: „Die Behaarung desselben ist auffallend kurz, zumal am Kopf, der Unterseite und den Beinen. Die Oberseite ist licht fahlgelb, was jedoch auf dem Halse, dem Wider- riste und der Mähne ins Roströthliche übergeht. Der Kopf ist licht gelblichgrau. seine Unterseite, sowie die des Halses, der ganze Unterleib und die Innenseite der Gliedmaassen sind w^eisslich aschfarben. Die ganze Oberseite des Kör- pers, mit Ausnahme des Kopfes und der Füsse. ist mit rost- oder schwarzbraunen Flecken besetzt, von denen einige sich auch auf der Bauchseite finden. Die Füsse sind von der Fussw^urzel an ungefleckt; die hinteren auf der Aussen- seite hell gelblichbraun, die vorderen hier mehr bräunlich; die Zehen sind mit dunkelbraunen Haaren besetzt; die Krallen schwarz. Der Schwanz ist in der oberen kleineren Hälfte von Rückenfarbe mit einigen verwischten Flecken, in der unteren schwarz. Im Berliner Museum befindet sich ein ausgestopftes Weibchen dieser Form. Es stammt von den Reisen, welche Krebs nach dem Liqua -Fluss und Caledon-Fluss gemacht hat. und ist in der Gegend der Bambusberge zwischen dem Oranje, Graaf Reynett und Cradock nördlich vom Liqua- Flusse gesammelt worden. Dieses Thier ist ziemlich kurz behaart; seine Färbung mag etwas vom Lichte gelitten haben. Es ist blass gelb- lichgrau mit weisslichem Kopfe und weisslicher, jedenfalls verblasster Nackenmähne. Die Füsse sind hell graubraun, das Gesicht ist hell. Der Schwanz ist zur Hälfte bräun- lichgrau mit undeutlichen braunen Flecken, die Quaste ist schwarzbraun. Die Flecken auf den Körperseiten und Schenkeln sind rostbraun, rund und treten namentlich auf dem Rumpfe nicht sehr deutlich hervor. Grössere dunkle Flecken auf dem Hinterrücken fallen nicht auf Der Hals, die Brust und die Unterseite sind weiss mit braunen Sitzung vom 16. Januar 1900, '25 Flecken. Länge des Körpers vom Hinterrande des Ohres bis zur Schwanzwurzel: 120 cm; Schwanzrübe 26 cm, Schwanz mit Quaste 32 cm. Diese 3 Beschreibungen lassen sich wohl auf eine und dieselbe Abart der Tüpfel -Hyaene beziehen, welche von allen anderen Hyaenen durch folgende Merkmale unter- schieden ist: Sie gehört zu den grössten Hyaenen, hat aber einen kurzen Schwanz. Dunkle grössere Flecken auf dem Hin- terrücken fehlen ihr; die ganze Oberseite des Körpers mit Ausnahme des Kopfes und der Füsse ist ziemlich gleich- massig mit braunen, runden Flecken bedeckt; die Füsse sind hell; die Grundfärbung ist weissgrau mit gelblichem Ton. Ich schlage für sie den Namen Ilyaena (Crocotta) garie- pensis Mtsch. spec. nov. vor nach dem Oranje oder Gariep. innerhalb dessen Systems sie gefunden worden ist. 5. Aus Ost- Afrika besitzt das Berliner Museum für Naturkunde 5 Felle von Tüpfel-Hyaenen, ausserdem leben im zoologischen Garten 2 Exemplare, welche Herr Feld- webel Wilhelm von Tabora in Deutsch-Ost-Afrika geschickt hat. Die 5 Felle stammen aus sehr verschiedenen Ge- genden. Dr. FüLLEBOKN hat ein cT am 2. VII. 1899 am Eukwa-See nordwestlich vom Nyassa-See erlegt, 0. Neü- MANN ein (f am 1. Juni 1893 bei Mgera in Nord-Nguru, D. 0. A., Oberleutenant Werther sandte ein Fell aus der Wami-Steppe. Hinterland von Bagamojo, G. Schillings ein anderes vom Februar aus der Gegend nördlich vom Kilima Ndjaro in der Nähe von Kibwesi. Dr. Kolb ein weiteres junges cT vom Kenia aus dem Mai oder Juni. Die beiden lebenden Hyaenen aus Tabora. beides cf cf , stimmen miteinander in der Grösse und Zeichnung sehr gut übereiu; dagegen sind sie von den 5 mir vorliegenden Fel- len wesentlich verschieden, und diese 5 Felle zeigen -auch untereinander recht erhebliche Unterschiede. Das Stück aus dem Hinteiiande von Bagamoyo stimmt überein mit der Zeichnung, welche in meinem Buch: Die Säugethiere Deutsch -Ost -Afrikas 1895. Berlin. D. Reimer, p, 60 wiedergegeben ist.. Das. Original zu diesem Bilde 26 Gesellschaft natnrforschcndcf FreuncJe, Berlin. hat im Berliner Zoologischen Garten gelebt und stammte aus der Nähe von Dar-es-Salaam, woher es Herr Apotheker RiCHTKR schenkte. Die beiden Hyaenen aus Tabora sind einander sehr ähnlich und die beiden Stücke aus dem Küsten-Gebiete von Dar-es;Salaam und vom Wami stimmen ebenfalls miteinan- der sehr gut überein. Die Tabora- Hyaene unterscheidet sich aber von der Hyaene des Küsten -Gebietes in einigen Merkmalen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass jedes zoogeographische Gebiet von Ost-Afrika eine besondere Ab- art der Tüpfel -Hyaene aufweist. Thatsächlich zeigt von unseren Exemplaren, die sämmt- lich aus weit von einander entfernten Fundorten stammen, jedes einzelne seine besonderen Merkmale. Leider besitzen wir nur von drei Stücken die dazu gehörigen Schädel, näm- lich vom Kenia, von Mgera und vom Rukwa-See. Dieses Material genügt nicht zur Lösung der Frage. Ich behaupte aber, dass alle 8 von mir untersuchten Tüpfel- Hyaenen aus Ost- Afrika nicht zu irgend einer bekannten Abart der CrocoUa gehören. Sie stimmen am besten überein mit der südafrikani- schen Hyaene, welche ich soeben //. gariepensis genannt habe, unterscheiden sich aber von dieser durch geringere Grösse, durch braungraue Färbung und durch das Vorhan- densein von grossen dunklen Flecken neben der Rücken- mitte. Um darauf hinzuweisen, dass man es hier mit einer besonderen, vielleicht oder vielmehr wahrscheinlich sogar mit mehreren besonderen Formen der Tüpfel -Hyaene zu thun hat. gebe ich einem dieser Exemplare einen neuen Namen und bezeichne die Hyaene vom Rukwa-See als Hijaena (Crocotta) germinans Mtsch. spec. nov. (von ger- minare „knospen", um anzudeuten, dass wahrscheinlich in Ost -Afrika noch mehrere Abarten unterschieden werden müssen). Die Behaarung ziemlich kurz, die Grundfärbung hellbraun [Ridgway, Nomenclature of Colors, Taf. HI, Fig. 19]. was auf dem Scheitel, auf dem Widerrist, in der Mähne und auf der Rückenmitte in's Lehmbraune übergeht [1. c. Taf. V, Fig. 8]. Hals, Brust sind schmutzig weiss- Sitzumj vom 16. Januar 1900. 27 grau, die Unterseite ist weisslichbraun und ebenso wie die Körperseiten sind die Schultern, Hüften und Schenkel mit dunkelbraunen Flecken bedeckt, welche auf den Schul- tern und Hüften bedeutend kleiner als auf den Körper- seiten und nicht sehr scharf umgrenzt sind. Auf dem Hinterrücken befinden sich dicht neben der Wirbellinie jederseits eine Reihe von grossen, schwarzbraunen Flecken. 3 — 9 cm davon eine zweite von etwas kleineren Flecken, die aber dunkler und grösser sind als die auf den Körper- seiten befindlichen. Die Halsseiten sind nicht gefleckt. Die Ohren sind auf der Aussenseite mit lehmbraunen Haaren spärlich besetzt, auf der Innenseite dicht schmutzig weiss- grau behaart. Dieselbe Färbung zeigen die Kehle, das Kinn und die Kopfseiten. Die Unterlippe ist schwarzgrau. Der übrige Kopf ist schmutzig braungrau. Die schmutzig braungrauen Vorderfüsse sind fast ungefleckt, nur vor den Zehen ist eine dunkelbraune Stelle; die Zehen selbst sind heller grau [Ridgway. Taf. II, Fig. 13]. Die Hinterfüsse sind braungrau mit dunkelbrauner Zehen behaarung. Der Schwanz ist von der Farbe der Körperseiten und undeut- lich gefleckt, im letzten Drittel und auf der Unterseite schwarzbraun. Länge des ganzen Körpers ohne Schwanz: 132 cm, der Schwanzrübe: 22 cm, des Schwanzes mit den Haaren. 33 cm. des Rumpfes vom Hinterrande der Ohren zur Schwanzwurzel: 108 cm. Rukwa-See. Deutsch -Ost- Afrika, ö". 2. VII. 1899. Dr. Fülleborx coli. Die beiden im Zoologischen Garten zu Berlin lebenden Tüpfel-Hyaenen, welche Herr Feldwebel Wilhelm geschenkt hat, stammen von Tabora. also aus dem Gebiet des Malaga- rasi, der sich in den Tauganyika ergiesst. Sie sind sehr ähnlich gefärbt wie die eben beschriebene Hyaene, unter- scheiden sich aber dadurch, dass die Halsseiten ziemlich stark gefleckt sind, dass die Schwanzquaste kaum zur Hälfte der Schwanzlänge schwarz ist, dass die Schultern und Keulen ebenso grosse Flecke haben wie die Körperseiten, dass die Unterlippe weiss ist, dass alle Flecken tiefer dunkelbraun sind und dass die Flecken neben der Mitte des -28 Gesellschaft tiaturforsclicndcr Freiuide, Berlin. HinteiTückens sehr gross sind und stark hervortreten. Die Füsse sind erdgrau. Diese Tliiere sind sclion drei Jahre im Garten, haben sich aber in ihrer Färbung noch nicht wesentlich geändert. Ein |Fell, welches Herr Oberleutenant Werther im Hinterlande von Bagamojo in der Wami-Steppe erbeutet und dem Berliner Museum geschenkt hat, ist den eben be- sprochenen drei Exemplaren sehr ähnlich, hat aber rein weissen Vorderhals und .weisse Brust; die Flecken sind viel heller braun auf den Körperseiten als auf den Glied- massen, wo sie schwarzbraun erscheinen und die beiden Reihen grösserer Flecke auf dem Rücken treten nur sehr undeutlich hervor. Die Füsse und der Schwanz fehlen leider. Die Schwanzwurzel ist graubraun mit verwischten dunklen Flecken. Länge des Rumpfes vom Hinterrande der Ohren zur Schwanzrübe: 109 cm. Während diese Stücke vom Rukwa-See, von Tabora und von Bagamojo sich verhältnissraässig wenig von ein- ander unterscheiden, haben die nun zu besprechenden einige besondere Merkmale, die mehr in die Augen fallen. Das von 0. Neumann bei Mgera in Nord-Nguru am 1. Juni 1893 erlegte cf zeichnet sich aus durch eine schmale Längsbinde aus langen, schwarzen Haaren in der Mitte der Halsmähne, durch schwarzbraune Bauchmitte, durch einen schwarzbraunen grossen Fleck vor der Handwurzel und da- durch, dass der Schwanz nur an seiner Wurzel im vierten Theile seiner ganzen Länge hellbraun gefärbt ist. Die Grundfärbung des Körpers ist graubraun, in der Hinterhals- und Nackengegend lehmbraun. Tief schwarz- braune Flecken, die ziemlich scharf umgrenzt und auf den Schultern, Keulen und Körperseiten ziemlich gleich gross sind, bedecken den Körper mit Ausnahme des Kopfes, des Halses und der Füsse. Neben der Rückenmitte stehen einige grössere schwarzbraune Flecken. Das Gesicht ist hell, nur die Nasengegend dunkelbraun tiberflogen. Auf der Schwanzwurzel sind zwei undeutliche, dunkle Quer- binden sichtbar. Die Quaste und Unterseite des Schwanzes ist schwarz. Die Füsse sind hellgraubraun, die Zehen Sitzung vom 16. Januar 1900. 29 röthlich dunkelbraun. Die schwarzbraunen Flecke stehen auf den Körperseiten meistens weiter auseinander als ihr eigener Breitendurchmesser beträgt, und sind auf den Glied- maassen etwas kleiner als auf den Körperseiten. Das Fell, welches Herr G. Schillings nordöstlich vom Kilima Ndjaro bei Kibwesi im Februar erbeutet hat, ist etwas heller als das Mgera-Exemplar, die Mähne ist ein- farbig lehmbraun, der Vorderhals ist weiss, ebenso wie die Brust, der Bauch ist hellbraun mit undeutlichen braunen Flecken. Auf den Vorder- und Hinterbeinen deuten nur einige dunkle Tupfen die Fleckung an, sonst sind die Gliedmaassen in der unteren Hälfte rothbraun überflogen. Die Zehen sind glänzend rothbraun. Auf den Körperseiten, und in der Schultergegend befinden sich verwischte, dunkle Flecken. Von der Mitte des Rückens ziehen sich jederseits von der einfarbigen kurzen Rückenmäbne zwei Reihen tief schwarzbrauner, grosser Flecken zur Schwanzwurzel. Die Schwanzwurzel ist hellbraungrau, nach hinten rostroth und die Schwanzquaste aus schwarzen und dunkelrothbraunen Haaren gemischt. Der Rumpf vom Hinterrande des Ohres zur Schwanzwurzel; 96 cm; Schwanzrübe 23 cm; Schwanz mit Quaste 32 cm. Durch Herrn Dr. Kolb hat das Berliner Museum vom Kenia ein junges Männchen erhalten, welches aber schon das vollständige Gebiss hat. Es zeichnet sich aus durch folgende Merkmale: Rücken lebhaft graubraun (Ridgway's fawncolor, Taf. III. Fig. 22). Körperseiteu schmutzig grau mit sehr schwach bräunlichem Ton. Mähne einfarbig leder- braun mit röthlicher Beimischung. Halsseiten und Brust weisslichgrau. Gesicht grau; Stirn sehr dunkel; Schultern, Körperseiten und Oberschenkel ziemlich dicht mit kleinen braunen Flecken besetzt, die auf den Gliedmaassen befind- lichen sind meistens länglich. Neben der Rückenmitte jederseits eine Reihe grösserer, schwarzer Flecken. Schwanz ähnlich wie bei dem Mgera-Stücke. Zehen grau, lederbraun überflogen. Rumpf vom Hinterrande des Obres bis zur Schwanzwurzel: 106 cm, Schwanzrübe: 20 cm; Schwanz mit' Quaste: 32 cm. 30 Oesellsdiaft nahirfovscliender Freunde in Berlin. G. Ein Fell (cf ad.), welches von Herrn Oberleutenant Thikkry dem Museum geschenkt worden ist, stammt von Sansanne Mangu in Nord-Togo. Es ist graubraun, wie die ostafrikanischen Tüpfel-IIyaenen. unterscheidet sich von ihnen aber durch beträchtlichere Grösse und dadurch, dass sich die Färbung der sehr kurzen Mähne gar nicht von derjenigen der Schultern abhebt, ferner dass auf dem Rücken keine grösseren, schwarzen Flecke besonders hervortreten. Die Bauchmitte ist schwarzbraun, über die Mitte der sehr kurzen Mähne verläuft eine undeutliche, dunklere Längs- binde. Kopf braungrau; Vorderhals und Brust schmutzig grau. Grundfärbung des übrigen Körpers graubraun. (Zwischen Wood Brown und Fawn Oolor, Ridgway Taf. III, Fig. 19 und 22 j Flecken rund, tief schwarzbraun, auf den Gliedmaassen schwarz. Füsse schmutzig grau. Schwanz- wurzel graubraun, schwarzbraun gefleckt, Quaste schwarz. Rumpf vom Hinterrand der Ohren bis zur Schwanzwurzel: 120 cm; der Schwanz ist leider verletzt. — Ich nenne diese Abart nach dem Namen des verdienst- vollen Sammlers: Hyaetm (Crocotta) thierryi, Mtsch. spec. nov. 7. Herr Graf Zech hat das Fell einer Hyaene unserem Museum geschenkt, welche ich mit keiner bisher erwähnten Abart vereinigen kann. Das Thier wurde am 3. VI. 1899 bei Kratji am Volta erlegt. Durch die länglichen, tiefschwarzen, grossen Flecken der Körperseiten, den langen Schwanz und die graue Grundfärbung steht diese Hyaene der H. wissmanni am nächsten ; sie unterscheidet sich aber von ihr dadurch, dass die Flecke nicht so nahe aneinander stehen und sich nicht zu grösseren Flecken vereinigen. Nur auf dem Hinterrücken stehen wenige sehr grosse, schwarze Flecken. Die Hals- seiten sind neben der Mähne sehr stark gefleckt, während an dieser Stelle die Flecken bei //. wissmanni ziemlich undeutlich sind. Die Schwanzwurzel ist hellgrau mit 2 zwei schwarzen Binden. Das Gesicht ist bis zu den Augen schwarz, vor den Augen sehr schwach schmutzig grau überflogen. Das vorliegende Fell ist leider defekt, so dass ich die Sitzung vom IG. Januar 1900. 3 1 Färbung der Füsse nicht angeben kann. Rumpf vom Hinterrande der Ohren bis zur Schwanzwurzel: 120 cm; Schwanzriibe: 28 cm; Schwanz mit Quaste: 38 cm. Herr Oberleutnant Thierry hat dem Berliner Zoo- logischen Garten eine lebende Hyaene aus Togo mitgebracht, welche bei Sansanne Mangu gefangen worden ist. Dieses Thier hat Dr. Heck in seinem Werlie: Lebende Bilder aus dem Reiche der Tliiere. Berlin 1899, p. 104 nach einer Photographie abgebildet. Er schreibt dazu: „Es ist überraschend, diese West- afrikaneriu neben zwei ostafrikanischen Artgenossen aus der Gegend von Tabora im Nachbarliäfig hin- und wiederlaufen zu sehen. Die Ostafrikaner am Körper graubraun, die Flecken dunklerbraun . das Gesicht nur wenig schwarz maskiert, und die Beine grau, ganz ohne schwarz; die West- afrikanerin am Körper hellgrau, kaum gelblich schimmernd; die Flecken kohlschwarz, das Gesicht fast ganz schwarz, und die Beine von unten herauf bis zur Hälfte ebenfalls schwarz, auf der Vorderseite mit grau gemischt." — Diese Hyaene ist noch jung, sie lebt seit dem August 1899 im Garten. Das von Herrn Graf Zech uns geschenkte Fell gehört zu einem ebenfalls noch nicht ausgewachsenen Thiere. Heck weist darauf hin, dass ganz junge Tüpfeihyaenen so dunkel gefärbt sind, dass man kaum die Flecken sieht, dass also die noch nicht ausgewachsene Togo-Hyaeue die Färbung vielleicht verändern wird. Auch meiner Meinung nach ist dieses nicht ausgeschlossen; vielleicht werden die Füsse und die Schnauze noch heller. In der Anordnung und Gestalt der Flecke, in der Länge des Schwanzes wird sich aber sicher nichts wesentliches ändern. Das Exemplar, ein d' , hat jetzt im Winter ein dichteres Haarkleid bekommen. Die Bauchmitte ist schwarzbraun, die Mähne lederbraun. Ich nenne diese Abart der Tüpfel-Hyaene von Togo Hyacna (Crocotta) togoensis Mtsch. spec. nov. und bestimme das Fell, welches Graf Zech bei Kratyi gesammelt hat, zum Original- Exemplar. 32 Gesellschaft haturforschender Freunde, Berlin. Der Umstand, dass sowohl H. togoensis als H. tliierryi in der Nähe von Sansaune Mangu leben, könnte den Verdacht rege machen, dass beide nur individuelle Aberrationen oder Saisonkleider einer und derselben Form seien. Sansanne Mangu liegt ungefähr auf der Grenze zwischen dem Sudan und Guinea, nicht fern von der Wasserscheide zwischen dem Niger und Volta resp. Mono. Wie die Sendung des Herrn Oberleutenant Tiiierry ergeben hat, mischen sich dort Guinea-Formen mit solchen aus dem westlichen Sudan. Es ist also wohl möglich, dass hier die Hyaene des Volta- Gebietes mit der Hyaene des West-Sudans sich begegnet. Dass wir es aber wirklich mit geographischen Abarten zu thun haben, davon können wir uns durch das Studium der Schädel überzeugen. Ich habe die Schädel bei der Beschreibung der einzelnen Abarten vorläufig nicht berück- sichtigt, weil ich die craniologischen Merkmale aller mir vorliegenden SchJidel der gefleckten Hyaene im Zusammen- hang behandeln wollte. Es wird die Uebersicht erleichtern. Ehe ich zu diesem Gegenstande übergehe, möchte ich noch einige Beschreibungen und Abbildungen von Tüpfel- Hyaenen besprechen. In Cuvier's Regne Animal, herausgegeben von Audouin, Blanchard etc. Paris, 1836—42 ist (Taf. 40 Fig. 1) eine Tüpfel-Hyaene abgebildet, welche den Ost-Afrikanern ähnlich ist und dunkle Füsse, dunklen Kopf und keine dunkle Mähnenbinde hat. In Brehm's Thierleben, 3. Ausgabe befindet sich eine Abbildung von Mützel's Hand, welche eine ziemlich dunkle Hyaene mit runden Flecken und auffallend hellen Füssen darstellt. NoACK berichtet in den Zoologischen Jahrbüchern IV, 1889, p. 164 über einen von Dr. Schinz bei Tunobis ge- sammelten Balg der Hyaene mit den Worten: „Er zeichnet sich durch sehr schwarze kaum wahrnehmbare Tüpfel aus. Nur in der Mitte des Rückens stehen grosse schwarze Flecke in 4 weitläufigen Reihen. Der Grundton ist hellgrau, im Nacken schmutzig sepiagelb. Die Haare bilden im Kreuz einen Wirbel und sind von hier bis zu den Schultern nach. Sitzunci vom 16. Januar 1000. 33 vorn gesträubt. Der Bauch ist dunkler als die Seiten. Die schwarze Schwanzquaste ausserordentlich stark, die Haut der Hyaene auffallend dick. Körper 130, Schwanz ohne Haar 25, mit Haar 40 cm." Diese von Schinz bei Tunobis, dem heutigen Rietfontein am Epukiro erlegte Hyaene stimmt mit dem von Wissmann uns geschenkten Felle und mit Schreber"s Hyaene in der grossen Länge und Dichte der schwarzen Schwanzquaste, in der grauen Färbung und darin überein, dass grosse schwarze Flecke auf dem Rücken stehen. Sie unterscheidet sich von ihnen dadurch, dass auf dem übrigen Körper nur schwache, kaum wahrnehmbare Tüpfel sich befinden. Ich gebe nunmehr eine Bestimmungstabelle für die Felle der mir bekannten gefleckten Hyaenen: 1. Flecke auf den Körperseiten in der Mehrzahl läng- lich; Schwanz sehr buschig, länger als 36 cm . 3 2. Flecke auf den Körperseiten und Schultern rund; Schwanz, weniger buschig, nicht länger als 34 cm . 5 3. Auf den Oberschenkeln stehen die Flecke so dicht, dass sie fast Querbinden bilden: //. ivissmanni Mtsch von Epukiro. 4. Auf den Oberschenkeln stehen die Flecke in den Querreihen meistens um ihren eigenen Durch- messer von einander entfernt: H. togoensis Mtsch. vom Volta, West-Togo. (Hiermit zu vergleichen ist die Tüpfel-Hyaene von Tunobis.) 5. Oberkopf und Mähne schwarz, Oberschenkel mit schwarzen Querbinden: H. crocuta Erxl. 6. Oberkopf und Mähne nicht schwarz, Oberschenkel ohne Querbinden 7 7. Die Mähne ist auffallend heller als der dunkel- braun gefärbte hintere Theil des Körpers: H. capensis Desm. vom Gap der guten Hoffnung. 8. Die Mähne ist nicht heller als der hellbraun, hell- grau oder gelblichgrau gefärbte hintere Theil des Körpers 9 34 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. 9. Die Flecke auf dem hinteren Rücken sind nicht grösser und auffallender als die übrigen Flecke auf dem Rumpfe 11 10. Auf dem Hinterrücken befinden sich grössere, auf- fallende Flecke .13 11. Bauchmitte hell mit dunklen Flecken; Grund- färbung des Rumpfes sehr hell, weisslich- oder bräunlichgrau; Nackenmähne ohne dunkle Mittel- binde : H. gariepensis Mtsch. von den Bambusbergen im Oranje-Gebiet. 12. Bauchmitte schwarzbraun; Grundfärbung grau- braun; eine dunkle Mittelbinde in der Nacken- mähne: //. thierryl Mtsch. von Sansanne Mangu in Nord-Togo. 13. Füsse glänzend rothbraun; Schultern, Körperseiten und Oberschenkel schwach und undeutlich gefleckt: H. germinans Mtsch. äff. von Kibwesi, nördlich vom Kilima Ndjaro. 14. Füsse nicht glänzend rothbraun, sondern grau oder bräunlich, höchstens rostfarbig überflogen ... 15 15. Rücken braun; Körperseiten eisengrau; Schultern, Körperseiten und Oberschenkel mit sehr kleinen, braunen Flecken: //. germinans Mtsch. äff. vom Kenia. 16. Der Rücken hat ungefähr dieselbe graubraune Färbung wie die Körperseiten 17 17. Längs der Mitte der Nackenmähne eine Binde aus schwarzen Haaren; Bauchmitte schwarz; grosse, dunkle Flecke auf den Füssen: H, germinans Wy^cu. äff. von Mgera, Nord-Nguru, D.O.A. 18. Nackenmähne ohne dunkle Längsbinde; Bauchmitte hell mit dunklen Flecken 19 19. Die grösseren Flecke auf dem Hinterrücken treten nicht scharf hervor, sondern sind etwas verwischt und dunkelbraun: H. germinans Mtsch. äff. von der Wami-Steppe, D.O.A. Sitzung vom 16. Januar 1900. 35 20. Die grösseren Flecke auf dem Hinterrücken treten sehr scharf hervor und sind schwarz .... 21 21. Halsseiten stark gefleckt; Unterlippe weissgrau; Körperseiten und Gliedmaassen grossfleckig: H. germinans Mtsch. äff. von Tabora. 22. Halsseiten undeutlich gefleckt; Unterlippe schwarz- grau; Körperseiten und Gliedmaassen kleinfleckig: B.germinans Mtsch., Original-P^xemplar vomRukwa-See. Das Berliner Museum für Naturkunde besitzt augen- blicklich 21 Schädel von gefleckten Hyaenen, deren genaue Fundorte bekannt sind, und einen anderen Schädel, welcher zu einem Individuum gehört, das im hiesigen Zoologischen Garten gelebt bat. dessen Herkunft ich aber nicht kenne. Es sind folgende Schädel: 1. 9 ad. Bambus-Berge, nördlich vom Liqua- Fluss. südlich vom Oranje. Krebs coli. 2. 9 ad. Bavians Rivier, Distrikt Somerset, Oestl. Cap-Colonie. Krebs coli. 3. cT jun. Bavians Rivier, Krebs coli. 4. d* ad. Windhoek, Deutsch - Südwest - Afrika. Wassmannsdorf coli. 5. cT ad. Rukwa-See an der Chambue-Mündung, Deutsch-Ost-Afrika. Dr. Fülleborn coli. 6. d* ad. Kilima Ndjaro, Deutsch - Ost - Afrika. Dr. Lent coli. 7. d* ad. Kilima Ndjaro, Deutsch - Ost - Afrika. Dr. Lent coli. 8. 9 ad. Kilima Ndjaro, Deutsch - Ost - Afrika. Dr. Lent coli. 9. d* ad. Mlangali, Süd-Uhehe, Deutsch-Ost- Afrika. Oberleutenant von der Marwitz coli. 10. d* jun. Mlangali, Süd-Uhehe, Deutsch -Ost- Afrika. Oberleutenant von der Marwitz coli. 11. 9 ad. Mlangali, Süd-Uhehe, Deutsch-Ost- Afrika. Oberleutenant von der Marwitz coli. 12. cf ad. Mgera, Nord-Nguru. Deutsch-Ost-Afrika. 0. Neumann coli. 36 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. 13. 9 ad. Mpapiia. Nord - Ugogo, Deutsch -Ost- Afrika. Oberleutenant Böhmer coli. 14. pull. Muansa, Usukuma am Südost-Ufer des Nyansa. Deutsch - Ost - Afrika. Oberleutenant Kollmann coli. 15. (/ juv^ Kenia. Englisch-Ost-Afrika. Dr.KoLBColl. 16. 9 ad. Erythraea. Schiller coli. 17. Q jun. Sennar. Hartmann und von Barnim coli. 18. g ad. Sansanne Mangu, Nord -Togo. Ober- leutenant Thierry coli. 19. cf jun. Kratji am Volta, West-Togo. Ober- leutenant Graf Zech coli. 20. 9 ad. Bismarckburg, Mittleres Togo. Conradt coli. 21. (/ ad. Zoologischer Garten. Die Schädel von erwachsenen, männlichen Flecken- Hyaenen unterscheiden sich, soweit das mir vorliegende Material ein ürtheil gestattet, nicht in der Grösse, wohl aber in der Breite von den Schädeln der erwachseoen. weib- lichen Hyaenen. Bei 9 9 sind die Schädel an den Jochbogen höchstens 167 mm breit, bei den cTd* mindestens 170 mm. Ich gebe zunächst eine Bestimmungs-Tabelle für diese Schädel : 1. Die Condyli occipitales berühren sich fast an der Incisura intercondyloidea, ihr geringster Abstand be- trägt höchstens 3 mm 3 2. Die Condyli occipitales sind mindestens 4 mm an der Incisura intercondyloidea von einander entfernt 11 3. Die lichte Breite des Gaumen-Ausschnittes, ge- messen am oberen Rande der Sutura palato-ptery- goidea, ist viel breiter als die Entfernung der Bullae von einander, gemessen an dem vor dem Foramen lacerum an der Fissura petroso-occipitalis gelegenen grösseren Foramen 5 4. Die lichte Breite des Gaumen-Ausschnittes ist un- gefähr so breit wie die Entfernung der Bidlae von einander (wie oben gemessen) 9 Sitzung vom 16. Januar 1900. 37 5. Der Processus orhitalis des Zyyomntkum ist "V'iel schmaler und schlanker, von der Seite gesehen, als der Processus gygomaticus des Frontale; die Bullae fallen sehr steil gegen die Schädelbasis ab ; //. togoensis Mtsch. von West-Togo. 6. Der Processus orhitalis des Zijgomnticum ist nicht wesentlich schwächer als der Processus zygomaticus des Frontale 7 7. Die lichte Breite des Gaumen- Ausschnittes ist viel grösser als die Länge des Os sphenoidale posterius in der Mittellinie: H. spec. von Muansa. 8. Die lichte Breite des Gaumen-Ausschnittes ist un- gefähr so gross, wie die Länge des Os sphenoidale posterius in der Mittellinie: H. spec. von Sennar. 9. Die lichte Breite des Gaumen- Ausschnittes ist kleiner als die Alveolar-Länge des letzten unteren Zahnes: H. spec. von der Erythraea. 10. Die lichte Breite des Gaumen-Ausschnittes ist so gross oder grösser als die Alveolar-Länge des letzten unteren Zahnes: H. spec. vom Kenia. 11. Die schmälste Stelle des Jochbogens, am oberen Rande des Sutura sygomatico-temporaUs gemessen, ist ungefähr ebenso breit wie die Alveolarlänge des oberen 3. Praemolaren 13 12. Die schmälste Stelle des Jochbogens ist bei aus- gewachsenen Exemplaren viel schmaler als die Alveolarlänge des oberen 3. Praemolaren ... 19 13. Der obere Reisszahn. (PM4). gemessen vom Vorder- rande des Innenhückers zum Hinterrande der Al- veole, ist ungefähr so lang wie die Breite der Squama hinter den Condyli occipitales: IL gariepensis Mtsch. von den Bambus-Bergen. 14. Der obere Reisszahn ist mindestens 3 mm kürzer als die Breite der Squama hinter den Condyli occipitales: H. germinans Mtsch. vom Rukwa-See und die ähnlichen Schädel von Mgera, Mlangali und vom Kilima Ndjaro. 38 Gesellschaft naturfwschender Freunde, Berlin. 15. Vorderrand des Gaumenbein-Ausschnittes schmal ausgebuchtet, seitlich convex, unterer Reisszahn kürzer als 2,7 cm: H. spec. You Mgera. 16. Vorderraud des Gaumenbein-Ausschnittes breit ab- gerundet, seitlich concav; unterer Reisszahn 2,7 cm lang oder länger 17 17. Geringster Abstand der Orbita an den Frontalia gleich dem äusseren Abstände der Caninen an den Alveolen; unterer Reisszahn 2,9 cm: H. germinans Mtsch. vom Rukwa-See. 18. Geringster Abstand der Orhita an den Frontalia viel schmaler als der äussere Abstand der Caninen an den Alveolen; unterer Reisszahn 2.7 cm: H. spec. vom Kilima Ndjaro und von Mlangali. 19. Das Foramen condyloideum posterius neben dem Oberrande der CondyU occipitales ist nur wenig kleiner als das Foramen palatinum posterius . . 21 20. Das Foramen condyloideum posterius ist viel kleiner als das Foramen palatinum posterius 23 21. Der äussere Alveolar-Abstand der äusseren oberen Incisivi ist geringer als die Breite des Pulatum. in der Höhe der Vorderspitze des Ausschnittes gemessen: H. thierryi Mtsch. von Nord -Togo. 22. Der äussere Alveolar-Abstand der äusseren oberen Incisivi ist gleich oder grösser als die Breite des Palatum in der Höhe der Vorderspitze des Aus- schnittes gemessen: H. spec. von Windhoek. 23. Die Entfernung des Processus styliformis ossis tem- poris vom Hinterrande des Processus jugularis ist viel grösser als diejenige des Proc. styl, von der Mitte des Unterrandes des Foramen magnum; die Bidlae fallen sehr steil zur Schädelbasis ab und überragen den Processus jugtdaris um ca. 20 mm : H. spec. vom Bavians-Fluss, Ost-Capland Sitzung vom 16. Januar 1900. 39 24. Die Entfernung des Processus styliformis ossis tem- poris vom Hinterrande des Frocessus jugularis ist ungefähr so gross wie diejenige des Proc. styl, von der Mitte des Unterrandes des Foramen magnmn 25 25. Der Gaumenbein-Aussclinitt erstreckt sich nach vorn bis zur Höhe des Hinterrandes des Maxillare und ist seitlich convex; die Bullae neigen sich sehr flach gegen die Schädelbasis und sind sehr niedrig: H. spec. aus dem Zoologischen Garten. 26. Der Gaumenbein-Ausschnitt reicht nicht bis zur Höhe des hinteren Randes des Maxillare und ist seitlich concav 27 27. Die Bullae fallen sehr steil zur Schädelbasis ab; der dritte obere Praemolar ist kürzer als der äussere Alveolar-Abstand der zweiten oberen In- cisivi von einander: H. spec. vom Sennar. 28. Die Bullae neigen sich spitzwinklig zur Schädel- basis; der dritte obere Praemolar ist ungefähr so lang wie der äussere Alveolar-Abstand der zweiten oberen Incisivi von einander: H. spec. von Mpapua. Im einzelnen habe ich folgendes über die mir vor- liegenden Schädel zu bemerken: Ich werde mich folgender Bezeichnungen bedienen: ßasilarlänge (Länge) vom Vorderrande des Intermaxillare zwischen den beiden mittleren Incisivi bis zur Mitte des Unterrandes des Foramen magnum. Die grösste Breite des Schädels an den Jochbogen (Breite); Höhe des Jochbogens am oberen Rande der iSt/^wm sygomatico-temporalis (a) und grösste Höhe des Jochbogens auf dem Processus sygomaücus des Temporale (b). (Joch- bogen , a : b.) ; Breite der Squama hinter den Condyli occi- pitales (Squama). Bei der Messung der Zähne ist die Alveolarlänge ge- nommen worden, bei PM4 ist auch die Entfernung des vordem Innenrandes des Innenhöckers bis zum hintersten Punkte des Aussenrandes des Alveole angegeben worden; 4Ö Gesellscliaft naturfwscJiender Freunde, Berlin. EütfernuDg der Condyli occipitahs von einander an der Incisura intercondyloidea (Cottdyli); die lichte Breite des Gaumeiiaiisschnittes aoi oberen Rande der Sutura palato- pterygoidea (P alatal- Ausschnitt) ; Breite des Palatum da wo die Spina nasalis posterior zu denken ist (Palatum); Ent- fernung vom Processus styliformis bis zum Hiuterrande des Processus jugularis (Bullae); Entfernung Ae^ Processus styli- formis vom Foramen magnum (Proc. styl.-For. magn.). 1. 2 ad. Bambus-Berge nördlich vom Liqua Fluss. Krebs coli. Länge: 237 mm, Breite: 167; Jochbogen: 22 : 26, Squama: 39. PMs: 21.5, PAL: 36,8 (37,8); pm4: 29; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 38,8. der zweiten oberen Incisivi: 21.5; Condyli: 4; Palatal-Aus- schnitt: 32; Palatum: 36; Foramen condyloideum posterius ist viel kleiner als das Foramen palatinump)oster ins; Bidlae: 53; Proc. styl.-For. magn. 57; die Btdlae fallen nicht steil gegen die Schädelwand ab; Ausschnitt des Palatum vorn sehr flach abgerundet; der Jochbogen ist hinten viel höher als vorn; seine schmälste Stelle ist noch breiter als PMs lang ist; der Processus orbitalis des Zygomaticum ist an der Vorder- und Hinterseite stark concav. wenn mau ihn von der Seite betrachtet. 2. $ ad. Bavians Rivier, Distrikt Somerset, östliche Cap-Colonie, Krebs, coli. Länge: 230 mm; Breite: 160 mm; Jochbogeu: 18:25; Squama: 40; Entfernung der Foramina infvaorhitalia von einander am inneren oberen Ende: 59; PMs: 23; PAL: 37 (40»; pnu: 29; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 37; der zweiten oberen Incisivi: 21; Bullae: 60; Proc. styl. - For. magn.: 55; Condyli: 4; Palatal -Ausschnitt: defect, daher nicht genau zu messen, ca. 30; Palatum: 32; Foramen condyloideum posterius viel kleiner als das jPorarwe?^ palatinum posterius; die Bullae sind lioch und fallen steil gegen die Schädelbasis ab; der Ausschnitt des Palatum ist vorn flach abgerundet; der Jochbogen ist hinten viel höher als vorn; die niedrigste Stelle ist viel schmaler als die Länge von PM.j; der Processus orbitalis des Zygomaticum Sitzung vom 16. Januar 1899. 4J^ ist bedeutend schmaler als der Processus zyyomaticus ossis frontis und sehr stark nach innen gebogen, so dass er von der Seite gesehen in der oberen Hälfte stiftförmig erscheint, seine Vorderkante ist gerade, die Hinterkante stark concav. 3. "■' jun. Bavians Rivier, District Somerset, Oestl. Cap-Colonie, Krebs coli. Fast erwachsen, aber Sutura occipito-splicnoidca noch nicht verwachsen. Länge: 220; Breite: 157; Jochbogen: 18:23; Squama: 42,5; PMs: 22,5; PM^: 36,5 (39); pm^: 29; äussere Alveolar- Entfernung der äusseren oberen Inciuvi: 37; der zweiten oberen Incisivi: 23,5; Condyli: 4; Palatal- Ausschnitt: 24,5; Falatum: 35; Bullae'. 53; Ftoc. styl. - For. niagn.: 50,5; Foramen condylokleum posterius viel kleiner als das Forameu palutbnim posterius; die Bullae sind leider zertrümmert; der Ausschnitt des Palatum ist schmal und vorn oval; der Jochbogen ist hinten viel höher als vorn, seine niedrigste Stelle ist viel schmaler als die Länge von PMs; der Pro- cessus orhitalis des Zygmnaticum ist viel schmaler als der Processus sygomaticus des Stirnbeins und an beiden Kanten concav. 4. cf ad- Windhoek. Deutsr.h-Südw^est-Afrika, Wassmanssdorf coli. Länge: 234 mm; Breite 171; Jochbogen: 21 : 18; Squama: 41; Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander am inneren oberen Ende: 59; PjVL: 22; PÄü: 34,5 (39); ^m\\ 27; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 35; der zweiten oberen Incisivi: 20; Bullae: 58; Broc. styl. - For. magn.: 53,5; Gondyli: 5,5; Palatal- Ausschnitt: 32,5; Falatum: 34,5; Foramen condyloideum posterius viel kleiner als das Foramen palatinum posterius, in einer flachen, steilwandigen Grube, die ungefähr den- selben Umfang hat wie das eben erwähnte Foramen; die Bullae sind hoch und fallen nur am Sphenoideum steil gegen die Schädelbasis ab, neigen sich aber am Processtts hasilaris des Occipitale sanft gegen sie; der Ausschnitt des Palatum ist vorn elliptisch abgerundet; der Jochbogen ist hinten viel höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist etw^as schmaler als die Länge von PMs; der Processus orhitalis des Zygo- 42 Gesdlschaft naturfwschender Freunde, Berlin. maticum ist ungefähr so breit wie der Processus gygomaticus ossis frontis, seine Vorderkante ist fast gerade, nur wenig concav, seine Hinterkante oben ziemlich gerade, in der unteren Hälfte concav. 5. c/ ad. Rukwa-See. nahe der Chambue-Mün- dung, Dr. FClleborx coli., gehört zu dem oben erwähn- ten Fell. Original-Exemplar von Byaena germinans Mtsch. Länge: 236 mm; Breite: 196; Jochbogen: 23 resp. 24,5:27; Squama: 41; Entfernung der Foramina infraorhi- talia von einander am inneren oberen Rande: 74; PMs: 23,7; PM4: 33 (36,5); pm4: 30; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 38; der zweiten oberen Incisivi: 21; Bullae'. 55 resp. 56,5; Froc. styl.-For. magn.: 56,5 resp. 57; Condyli: 4,5; Palatal-Ausschnitt: 37,5; Falatum: 40; Fo- ramen condyloideum posterius äusserlich vollständig ver- wachsen; die Bullae fallen ungefähr im rechten Winkel zu einander gegen die Schädelbasis ab; der Ausschnitt des Falatum ist vorn ziemlich tief und oval; der Jochbogen ist hinten nur wenig höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist ungefähr so breit wie die Länge von PM3; der Processus orbitalis des Zygomaticum ist ungefähr so breit wie der Processus zygomaticus ossis frontis; seine Vorderkante ist gerade, seine Hinterkante sehr schwach concav. 6. cf ad. Kilima Ndjaro, Marangu-Station. Dr. Le NT coli. Vordere Schädelhälfte mit Unterkiefer. Nach den Nähten zu urtheilen. ist dieses Exemplar älter als No. 5; die Sutura palatina ist nur noch schwer zu verfolgen und zu einem schwachen Kamme aufgetrieben. Schmälste Stelle des Jochbogens: 25 mm; Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander am inneren oberen Ende: 62; PM3: 21; PÄL: 34,5 (37.3); pm4: 28; äussere Entfernung der oberen äusseren Incisivi nicht zu bestimmen, da die beiden äusseren rechten Incisivi fehlen und ihre Alveolen überwallt sind; Palatal- Ausschnitt: ca. 28; Fa- latum: 36. vorn fast rechtwinklig ausgeschnitten; die niedrigste Stelle des Jochbogens ist viel breiter als die Länge von PMs; der Processus orbitalis des Zygomaticum ist wenig schmaler als der Processus zygomaticus ossis frontis; seine Sitzung vom 16. Januar 1899. 43 Vorderkante ist schwach coucav, seine Hinterkante stark concav. 7. cf ad. Kilima Ndjaro. Komboko - Lager, Dr. Lent coli. Länge: 222 mm; Breite: 171; Jochbogen: 23:25,5; Squama: 40,5; Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander am inneren oberen Ende: 58; PMs : 22; PAL: 32,5 (38); pm4: 27.5; äussere Entfernung der oberen äusseren Incisivi: 35; der zweiten oberen Incisivi: 20; Bullae: 54 resp. 55,5; Froc. sUjl.-For. magn.: 54 resp. 55; Condyli: 6; Palatal -Ausschnitt: 29; Palatum: 35; Foramen condyloideum posterius sehr klein, viel kleiner als das Foramen palatinum posterius; die Bullae fallen ungefähr im rechten Winkel zu einander gegen die Schädelbasis ab; der Ausschnitt des Palatum ist vorn fast rechtwinklig ausgeschnitten ; der Joch- bogen ist hinten nur wenig höher als vorn, seine niedrigste Stelle ist etwas breiter als die Länge von PMs; der Pro- cessus orbitalis des Zygomaticum ist ungefähr so breit wie der Processus sygomaticus ossis frontis; seine Vorderkante ist gerade, seine Hinterkaute concav. 8. 9 ad. Kilima Ndjaro. Weg zum Kalkplatz in der Steppe, Wilken coli., durch Dr. Lent nach Berlin geschickt. Linker Jochbogen und linker auf- steigender Ast des Unterkiefers fehlen. Länge: 225 mm; Breite: annähernd 165; Jochbogen: 2J : 24; Squama: 40; Entfernung 6ev Foramina infraorhitalia von einander am inneren oberen Ende: 58.5; PMs: 21; PM4: 34 (38); pmi: 27; äussere Entfernung der oberen äusseren Incisivi: 36; der zweiten oberen Incisivi: 20; Bullae: 57 resp. 58; Proc. styl.-For. magn.: 54 resp. 54,5; Condyli: 5.5; Palatal-Ausschnitt: 28; Palatum: 36; Foramen condyloideum posterius sehr klein, viel kleiner als das Fo- ramen palatinum posterius; die Bullae fallen ungefähr im rechten Winkel zu einander gegen die Schädelbasis ab; der Ausschnitt des Palatum ist vorn fast rechtwinklig ausge- schnitten; der Jochbogen ist hinten nur wenig höher als vorn, seine niedrigste Stelle ist gleich der Länge von PMs; der Processtts orhitalis des Zygomaticum ist ungefähr so breit 44 Gesellschaft nalurforschender Freunde, Berlin. wie der Processus zygmnaticus ossis frontis; seine Vorder- kante ist gerade, seine Hinterkaute concav. 9. cT ad. Mlangali, Südwest-Uhehe, Deutsch- Ost-Afrika, Oberleutenant von der Marwitz coli. Länge: 233 mm; Breite: 174; Jochbogen: 23,5:25; Squama: 39,5; Entfernung der Fommina infraorh'äalia von einander am inneren oberen Ende: 56,5; PMs: 21 ; PM4: 32 (36,5); pnu: 27; äussere Alveolar-Eutfernung der äusseren oberen Incisivi von einander: 35; der zweiten oberen Incisivi von einander: 20; Condyli: 4; Palatal -Ausschnitt: 30,8; Palatum: 41; Bullae: 58,5; Proc. styl.-Fw. magn.: b^\ Foramen condyloideum j^osterius viel kleiner als das Foramen, pulaUnum posterius; die Bidlae stehen zu einander ungefähr rechtwinklig und sind sehr flach gegen die Schädelbasis geneigt; der Ausschnitt des Palutum ist vorn flach, stumpf- winklig abgerundet; der Jochbogen ist hinten nur wenig höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist breiter als die Länge vou PMs; der Processus orhitalis des Zyyomaticum ist etwas schmaler, von der Seite gesehen, als der Processus zygomaticus ossis frontis\ seine Vorderkante ist ziemlich gerade, seine Hinterkante flach concav. 10. 9 ad. Mlangali, Südwest-Ühehe, Deutsch- Ost-Afrika, Oberleutenant von der Marwitz coli. Länge: 228 mm; Breite: 165; Jochbogeu: 19—20:22 — 24,5; Squama: 40; F^nÜQVxmng ^qy Foramina infraorhitalia von einander am inneren oberen Ende: 57; PMs: 20,5; PM4: 33 (37); pnu: 26,5; äussere Alveolar-Entfernung der äusseren oberen Incisivi von einander: 35; der zweiten oberen Incisivi von einander: 19; Condyli: 4; Palatal- Ausschnitt: 31; Palatum: 38; Bullae: 58; Proc. styl.-For. mag. b4:-- bb. Foramen condyloideum posterius sehr klein am äusseren, vorderen Rande einer grossen Grube; die Bullae stehen wie beim c/ flach gegen die Schädelbasis; der Anschnitt des Palatum ist vorn flach, stumpfwinklig abgerundet und sehr breit; der Jochbogen ist hinten nur wenig höher als vorn; seine niedrigste Stelle ungefähr so hoch wie die Länge von PMs; der Processus orhitalis des Zygomaticum ist etwas schmaler, von der Seite gesehen, als der Processus zygo- Sitzung vom 16. Januar 1900. 45 maticHs ossis froyitis\ seine Vorderkante ist ziemlich gerade, seine Hinterkante schwach concav. 11. 9 jun. Mlangali, Südwest-Uhehe. Deiitsch- Ost-Afrika, Oberleutenant von der Marwitz coli. Länge: 189 mm; Breite: 128; Jochbogen: 17 — 18:19 — 20; Squama: defect; Entfernung der Foramina mfraorlltalia von einander am inneren oberen Ende: 45; PMs: 21; PM4: 34 (36.5); pm4: 26; äussere Alveolar-Entfernung der äusseren oberen Incisivi von einander: 34; der zweiten oberen Incisivi: 20; Covdi/li: 4; Palatal -Ausschnitt: 29; Pahtum: 31; Bullae: 48; Proc. styl.-For. magn.'. 45; Foramen condyloideum posterius sehr klein, am äusseren unteren Rande einer grossen Grube; die Bullae fallen nur am vorderen Ende ziemlich steil gegen die Schädelbasis ab. neigen sich aber im hinteren Theile sehr flach gegen sie; der Ausschnitt des Pahtum ist vorn flach, stumpfwinklig abgerundet und sehr breit; der Jochbogen ist hinten nicht viel höher als vorn; seine niedrigste Stelle bedeutend schmaler als die Länge von PM3 ; der Processus orhitalis des Zygomatkum ist noch sehr niedrig; seine Vorderkante erscheint von der Seite gesehen ziem- lich gerade, etwas convex, seine Hinterkante schwach concav. Die Sutura occipito-s^^heno/dea ist noch nicht verwachsen, alle Zähne sind in Function, Js ist noch nicht ganz in seiner endgiltigen Stellung, C ist so hoch heraus wie Ja, Ms steht noch schräg und wird vielleicht noch einen Milli- meter höher; M ist noch vorhanden. 12. (f ad. Mgera, Nord-Nguru, Deutsch -Ost- Afrika, 0. Neumann coli. Linkes Hinterhaupt und linke Gaumenhälfte zerschlagen. Hierzu das oben be- schriebene Fell. Länge: 219 mm; Breite: 176; Jochbogen: 25 resp. 22,5:25; Squama: 41; Entfernung der Foramina infraorbi- talia von einander am inneren oberen Ende: 60,5; PMs: 20,5; PM4: 33 (36,5); pm4: 27; äussere Entfernung der oberen äusseren Incisivi und der zweiten oberen Incisivi kann nicht gemessen werden, weil die beiden äusseren Schneidezähne auf der rechten Seite fehlen und ihre Alveolen verwachsen sind; Bullae: 54; Proc. styl.-For. magn.: 52,5; Condyli: 5; 46 Gesellschaft natttrforschender Freunde, Berlin. Palatal -Ausschnitt ungefähr: 35; Palatum ungefähr: 43; Foramen condyloideum posterius sehr klein, viel kleiner als das Foramen 2)alatimmi posterius; die Bullae scheinen sehr flach zu sein und ungefähr im rechten Winkel zu einander zu stehen; der Ausschnitt des Palatum ist vorn fast recht- winklig abgeschnitten und bildet an der Sutura palatina eine vorspringende quadratische Bucht, so dass die Vorderkante des Ausschnittes neben dieser Bucht convex erscheint; der Jochbogen ist hinten nicht viel höher als vorn; seine niedrigste Stelle gleicht ungefähr der Länge von PMs; der Processus orhitalis des Zygomaticum ist ungefähr so breit wie der Processus sygomaticus ossis frontis; seine Vorder- kante ist sehr flach concav, seine Hinterkante gerade. 13) 9 ad. Mpapua, Ugogo. Deutsch-Ost-Afrika BÖHMER coli, Länge: 209 mm; Breite: 159; Jochbogen: 19:22: Squama: 40; Entfernung der Foramina infraorhitaUa von einander am inneren oberen Ende: 56,5; PMs: 21; PM4: 32 (35); pm4: 27: äussere Entfernung der oberen äusseren Incisivi: 34; der zweiten oberen Incisivi: 19; Bullae: 51; Proc. styl.-Fon magn. 50,5; Condyli: 6; Palatal- Ausschnitt: 24; Palatum: 32,5; Foramen condyloideum posterius sehr klein, viel kleiner als das Foramen jjalatinum ■posterius; die Bullae fallen spitzwinklig zu einander gegen die Schädel- basis ab; der Ausschnitt des Palatum ist vorn ungefähr rechtwinklig ausgeschnitten, aber an der Sutura palatina geradlinig abgestumpft; der Jochbogen ist hinten nicht viel höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist schmaler als die Länge von PM3; der Processus orhitcdis des Zygomaticum ist ungefähr so breit wie der Processus sygomaticus ossis frontis; seine Vorderkante ist gerade, seine Hinterkante flach concav. 14. pull. Muansa am Nyansa, Deutsch -Ost- Afrika, Kollmann coli. Milchgebiss. Länge: 174.5 mm; Breite: 122; Jochbogen: 13.5:14; Squama: 35; Entfernung der Foramina infraorhitaUa von einander am oberen inneren Ende: 44,5; Bullae: 46 resp. 47; Proc. styl.-For. magn.: 42 resp. 44; Condyli; 1,8; Palatal- Sitzung vom 16. Januar 1899. 47 Ausschnitt: 25; Palatum: 33; Foramen condyloideum ungefähr so gross wie das Foramen palatinum posterius; die Bullae fallen im spitzen Winkel zu einander gegen die Schädel- basis ab; der Ausschnitt des Palatum ist vorn sehr stumpf- winklig ausgeschnitten und an der ;S'w^wra^G(?fl^ma geradlinig abgestumpft; der Jochbogen ist hinten nicht viel höher als vorn; der Processus orhitalis des Zjjyamaticum ist breiter als der Processus zygomatkus ossis froutis; seine Vorderkante ist unten concav, oben convex. seine Hinterkante gerade. Ji und J2 sind fast vollständig heraus, von J3 sind die Spitzen zu sehen; C, PM2, PMs, PM4 sind Milchzähne, PMi ist schon gewechselt resp. hatte keinen ausgebildeten Vorgänger. Mi ist fast vollständig sichtbar, ii und i2 sind fast vollständig heraus; h ziemlich bis zur Höhe von ii sichtbar, c. pmi, pm2. pms sind Milchzähne, pmi ist schon verloren und sein Ersatzzahn erscheint eben über der Alveole. 15. cT juv. Kenia, Dr. Kolb coli. Das Gebiss ist bereits gewechselt, die Siitura hasilaris ist noch nicht ver- wachsen. Hierzu das oben beschriebene Fell. Länge: 199 mm; Breite: 146; Jochbogen: 16:21; Squama: 37; Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander am oberen inneren Ende: 48; PMs: 20,5; PM4: 30 (34); pm4: 26; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 34; der zweiten oberen Incisivi: 20; Bullae: 52; Proc. styl.-For. magn : 46,5; Condyli: 1,8; Palatal -x\us- schnitt: 27; Palatum: 35; Foramen condyloideum posterius wenig kleiner als das Foramen 2)alatinum posterius ; die Bullae sind ungefähr im rechten Winkel gegeneinander geneigt und fallen sanft gegen die Schädelbasis ab ; der Ausschnitt des Palatum ist vorn sehr flach abgerundet; der Jochbogen ist hinten deutlich höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist viel schmaler als die Länge von PM.i; der Processus orhitalis des Zygomaticurn ist ungefähr so breit wie der Processus zygomaticus ossis frontis; seine Vorderkante ist ziemlich gerado, seine Hinterkante ebenfalls ziemlich gerade. 16. 9 ad. Erithraea, Schiller coli. Länge: 222 cm; Breite: 165; Jochbogen: 20:21,5; Squama: 36,5; Entfernung der Foramina infraorhitalia von 48 Gesellschaft natiirforschender Freunde, Berlin. einander am oberen inneren Ende: 56; PMs: 20,8; PM4: 32.4 (36); pm4: 28; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 33.5; der zweiten oberen Incisivi: 19; Bullae: 52; Proc. styl.-For. magn.: 49.5; Cond/jli: 1,8; Palatal-Ausschnitt: 26; Palatum: 36,5; Fommen condi/loideum posterius wenig kleiner als ^h.^ Fommen pcd(diniini posterius ; die Bullae sind ungefähr im rechten Winkel zu einander gegen die Schädel- basis geneigt; der Ausschnitt des Palatum ist vorn elliptisch abgerundet; der Jochbogen ist vorn und hinten ziemlich gleich hoch; seine niedrigste Stelle ist etwas schmaler als die Länge von PM.3 ; der Processus orhitalis des Zygomaticum ist etwas breiter als der Processus zygomaticus ossis frontis; seine beiden von der Seite sichtbaren Kanten sind ziemlich gerade. 17. 9 juv. Sennar, von Barnim und Hartmann coli. Das Gebiss ist bereits gewechselt, nur die Eckzähne haben noch nicht ihre vollständige Höhe erreicht; die Sutura hasilaris ist noch nicht verwachsen. — Rechter Joch- bogen zertrümmert. Länge: 180 mm; Breite: ca. 120; Jochbogen: 16:18; Sqiiama: 37; Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander am oberen inneren Ende: 51,5; PMs: 17,5; PM4: 30 (33,5); pm4: 24,5; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 32.5; der zweiten oberen Incisivi: 21; Bullae: 46.5; Proc. styl.-For. mag».: 4:4. b: Coudyli: 2; Palatal -Ausschnitt: 24; Palatum: 36; Fornmen condyloideum }yosterius nicht sichtbar; dieBullae fallen steil gegen die Schädelbasis ab; der Ausschnitt des Palatum bildet vorn einen spitzen Winkel; der Jochbogen ist hinten wenig höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist schmaler als die Länge von PM.3; der Processus orhitalis des Zygomaticum ist ungefähr so breit wie der Processus zygomaticus ossis frontis; seine beiden von der Seite sicht- baren Kanten sind fast geradlinig. 18. 9 ad. Sansanne Mangu. Nord-Togo. Thierry coli, hierzu Fell. Original-Exemplar zu Ilyaena thierryi Mtsch. Länge: 223 mm; Breite: 165; Jochbogen: 20:21.5; Squama: 38,5; Entfernung der Foramina infraorhitalia von- einander an dem inneren oberen Ende: 60; PlMs: 21; PM4: Sitzung vom 16. Januar 1900. 40 32,5 (37): pm4: 26,5; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 37; der zweiten oberen Incisivi: 20; Bullae: 54; Proc. styl.-For. magn.: 52; Condyli: 4; Palatal-Auschnitt: 32; Falatnm: 43; Foramen condyloidemn posterius ungefähr so gross wie das For amen palatinum posterius; die Bidlae neigen sich ungefähr im rechten Winkel zu einander gegen die Schädelbasis; der Ausschnitt des Falatum ist sehr breit und vorn rechtwinklig abgerundet; der Joclibogen ist vorn und hinten ungefähr gleich hoch; seine niedrigste Stelle ist schmaler als die Länge von PMs; der Processus orhitalis des Zygomaticum ist ungefähr so breit wie der Processus z7jgomaticus ossis frontis; seine Vorderkante ist ziemlich gerade, seine Hinterkante concav. auf der Oberkante ist er stumpf abgeschnitten. 19. d" juv. Kete Kratji am Volta. West-Togo. Graf Zech coli, hierzu Fell. Original-Exemplar zu Hyaena togoensis Mtsch. Das Gebiss ist längst gewechselt, die Sutura hasilaris aber noch nicht verwachsen. Länge : 222 ; Breite : 171; Jochbogen : 1 9 : 23 ; Squama : 36 ; Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander an dem inneren oberen Ende: 59,5; PMs : 23; PM4: 34.5 (38); puu 29; äussere Entfernung der äusseren oberen Incisivi: 34,5 der zweiten oberen Incisivi: 19; Bidlae: 51; Proc. styl.-For. magn. : 51 ,5 ; Condyli: 1 ,5 ; Palatal- Ausschnitt : 29 ; Palatum : 44 Foramen condyloidemn posterius ungefähr eben so lang wie das Fm-amen palatinum 2i0sterius\ die Bidlae fallen steil gegen die Schädelbasis ab; der Ausschnitt des Palatum bildet vorn einen rechten Winkel; der Jochbogeu ist hinten nicht viel höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist viel schmaler als die Länge von PMs; der Processus orhitalis des Zygo- maticum ist im oberen Theile viel schmaler als der Processus zygomaticus ossis frontis; seine beiden von der Seite sicht- baren Kanten sind concav. 20. 9 ad. Bismarckburg im Adeli-Lande, mittleres Togo. Conradt coli. Rechter Jochbogen zertrümmert. Länge: 228 mm; Breite: ca. 165; Jochbogen: 18 : 23; Squama: 39; Entfernung der Foramina infraorhitalia von 50 Gesellschaft naturforschender Frenude, Berlin. einanfler an dem inneren oberen Ende: 57; PMs : 22; PM4: 34,5 (38); pm4: 26,5; äussere Entfernung der äusseren, oberen Incisivi: 35; der zweiten oberen Incisivi: 18,5; Bullae: 58—59.5; Froc.styl.-For.magn.: 53 — 56; Condijli: 1.5; Palatal- Ausschnitt: 27,5; Palatum: ca. 39 (verletzt); Foramen condyloideum , Bidlae, Jochbogen, Processus orhitalis genau wie bei dem Exemplare von Kratji. 21. c/ ad. Zoologischer Garten, wahrscheinlich Abessynien. Länge: 222 mm; Breite: 179; Jochbogen: 20:21 — 22; Squama: 37; Entfernung der Fommina infraorhitalia von einander an dem inneren oberen Ende: 63; PMs: 22,5: PM4: 32,5 (36,5); pm4: 25; äussere Entfernung der äusseren, oberen Incisivi: 39; der zweiten oberen Incisivi: 20; Bidlae: 53; Froc. styl.-For. mayn.: 50; Condyli: 4; Palatal- Ausschnitt: 28: Foramen condyloideiim links verwachsen, rechts punlitförmig ; die Bullae sind sehr flach, neigen sich in sehr flachem Winkel gegen die Schädelbasis und bilden mit einander einen rechten Winkel an ihren Vorderflächen; der Ausschnitt des Palatum ist vorn spitzwinklig und an der Sutura palatina TAX einer schmalen spitzwinkligen Bucht nach vorn aus- gezogen; diese Bucht reicht bis zur Höhe des hinteren Maxillarrandes; der Joch bogen ist hinten nicht viel höher als vorn; seine niedrigste Stelle ist viel schmaler als die Länge von PMs ; der Processus orhitalis des Zygomaticum ist viel breiter als der bei dieser Form auffallend lange und schmale Processus sygomaticus ossis frontis\ seine beiden von der Seite sichtbaren Kanten sind concav. Die braune und die gestreifte Hyaene werden in der Gattung: Hyaena s. str. [Euhyaena Gray) vereinigt. Ob Abarten der braunen Hyaene unterschieden werden müssen, weiss ich noch nicht, da unser Material nicht genügt. Von gestreiften Hyaenen besitzt das Museum folgende Exemplare aus sicheren Fundorten: cf jun. Gabes, Tunis, Spatz coli., Fell mit Schädel, (/ ad. Antiochia, Rolle coli., Fell mit Schädel, 9 Massai-Land, Deutsch-Ost-Afrika in der Nähe des Sitzung vom 16. .latmar 1900. 51 Kilima Ndjaro, Schillings coli., Fell mit Schädel, Sendschirli Klein-Asien. von Luschan coli.. 2 Felle. Ausser diesen Objekten sind noch folgende Schädel vorhanden: cT Safje. Todtes Meer. Palaestina, Bacher coli.. ^ juv. Koseir am Rothen Meer. Klunzinoeu coli., 2 Erythraea, Schiller coli.. 9 Gabes Tunis, Spatz coli, Herr Professor Dr. Nehring hat mir hierzu in be- kannter Liebenswürdigkeit zwei weitere Schädel zur Unter- suchung geliehen: 2 ad. Tutapore. Indien durch Gerrard. $ ad. Koseir. Klunzinger coli. Die beiden Felle von Sendschirli sind sich sehr ähnlich und stimmen ziemlich gut überein mit der Abbildung in GoEFFROY St. Hilaire und G. Ci:vier: Les Mammiferes, Livr. 10, Hyene rayee, sowie mit der Abbildung bei P.Gervais Hist. Nat. Mammiferes 1865 p. 96 Taf. Die beiden Schädel von Gabes zeigen eine Anzahl von Unterschieden gegenüber allen anderen; ebenso sind die beiden Koseir-Schädel durch gewisse Merkmale den übrigen gegenüber ausgezeichnet. (^ und 2 unterscheiden sich dadurch, dass das -^ stärkere Zähne und breitere Stirn hat und dass bei ihm die Einschnürung hinter den Orbita breiter als beim ? ist. Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass auch die gestreifte Hyaene in einer Reihe von geographischen Ab- arten auftritt. LiNNE hat seinem Canis hyaena (Syst. Nat. X 1758. Bd.l p. 40 Nr. 3) u. a. folgende Merkmale beigelegt: „Cauda annulis nigricantibus verticillata; crura annulis nigris variegata. Striae corporis fuscae ant nigrae trans- versales, a dorso ad ventrem ductae." Er giebt Indien als Heimath an. Die Diagnose ist: Cauda recta annulata. pilis cervicis erectis, auriculis nudis. Schreber's Abbildung XCVI stellt eine Hyaene dar, auf welche Linne's Beschreibung ganz gut passt. itt 52 (reseUsctiaft naturforsdiender Freunde, Berlin. Zimmekmann's Hyaetm striata [Zool. Geogr. 1777, p. 366) ist eine Neubenennung von Linne's Canis hyaena, wird also Synonym zu Hi/aena hyaena (L.). Dasselbe gleit für H. Orientalis Tiedemann (Zoologie. Landshut, 1808, Bd. I, p. 350), H. antiquornm Temminck, (Ann. Gen. Sc. Phys. III, 1819, p. 51) und H. fasciata Thunberg (Kongl. Vetenskaps Academiens Handlingar för ar 1820, p. 67). H. veterum Kämpf ist 1712 in den „Amoenitatum exoti- carum politico-medicarum fasciculi p. 411. Fig. p. 407" beschrieben und abgebildet worden, also lange vor 1758; H. viryata Hodgson MSS. in W. Ogilby's Memoir on the Mammalogy of the Himalayas (Madras Journ. of Lit. and Sc. XII. 1840, p. 139—171) ist Nomen nudum und würde, w^enn auch eine genügende Beschreibung vorhanden wäre, als Synonym zu H. hjaena (L.), der indischen Hyaene. zu stellen seiu. 2. Hyaena vulgaris Desmaeest (Mammalogie 1820. p. 215) ist offenbar nur ein anderer Name für Canis hyaena L. ; denn üesmarest führt weder H. striata Zimm. noch H. arientalis Tiedemann oder H. antiqiwrum Temminck unter den Syno- nymen an. Der Autor wollte den Doppelnamen Hyaena hyaena vermeiden und gebrauchte deshalb eine neue Be- zeichnung. //. vulgaris. In der von ihm gegebenen Be- schreibuug zählt er aber die Merkmale einer ganz bestimmten Hyaene auf. nämlich derjenigen, welche Geoffroy Saint Hilaire und F. Cüvier in Les Mammiferes, Lieferung 10 abgebildet und beschrieben haben. Die betreffenden Stellen sind fast wörtlich dieselben. Diese Hyaene kann mit der von Linne benannten Form nicht vereinigt werden, da sie weder einen geringelten Schwanz noch schwarze Ringel auf den Schenkeln hat. Dass eine Streifen-Hyaene mit geringeltem Schwänze existirt. dafür scheint die durch Daniel von Schreber im Jahre 1776 veröffentlichte, von Oudri gezeichnete Abbildung zu sprechen. Desmarest's Beschreibung von Hyaena vulgaris passt vorzüglich auf die beiden Hyaenen, welche wir von Send- schirli in Klein-Asien haben. Ich glaube, dass es sich mit den jetzt angenommeneu Nomenclaturregeln verträgt, wenn Sitzung vom 16. Januar 1899. 53 ich H. vulgaris Desm. als Name für die bei Sendschirli lebende Form der gestreiften Hyaene vorschlage. Desmakest sagt: „Fond du pelage. aux parties superieures, d'un gris-jaunätre, varie de bandes transversales d'un brun-noir; parties inferieures grises, excepte le dessous du cou et de la gorge. qui est noir; membres de la couleur du cou, gris-jaunätres, varies de bandes transversales noires; criniere grise, avec quelques taches noires, ainsi que le dessus de la queue, dont les autres parties sont jaunätres; museau et face externe des oreilles d'un brun-violätre." 3. Hyaena suilla de Filippi (Notizie sopra una nuova specie di Jena {Hyaena suilla) in Mem. Accad. Torino, 2. ser. XIII 1853 p. 127-132). Im Museo Civico di Storia Naturale di Genova steht das Original -Exemplar dieser Art, welches hellgelbgrau ist. sehr undeutliche Seitenbinden und stark schwarz melirte Rückenmähne hat. Das Kinn ist schwarz, der Schwanz hat die Färbung der Rückenmähne. Mit diesem Exemplar und mit de FiLiPPi's Beschreibung stimmt ein Stück überein, welches wir von Gabes in Tunis durch Spatz besitzen. 4. H. hienonielas Latkeillc. (Addition a TArticle. Hyene. Buffon, ed. Sonnini. vol. 27, p. 25.) Latreille hat die von Bruce beschriebene und ab- gebildete Hyaene (J. Bruce of Kinnaird: Select Specimens of Natural History collected in Travels to discover the Source of the Nile in Egypt, Arabia, Abyssinia and Nubia; Bd.V, Appendix der „Travels", p. 107—120, Tafel ^Hyaena"") H. hienonielas genannt. Bruce beschreibt sie in folgender Weise: The animal from which this was drawu was slain at Teawa (Atbara) and was the largest I had ever seeu, beiug flve feet nine inches in length. measuring from his nose to bis anus; whereas the hyaena exhibited by M. de Buffon was not half that, it being only three feet two inches nine lines in length. The length of his tail, from the longest hair in it to its Insertion above the anus was one foot nine inches. It 54 Gesellschaft tiaturforscliender Freunde, Berlin. was coraposed of strong hair of a reddish, browQ colour, withüut auy riugs or bands of blackuess upon the points. In the same manner. the mane consisted of hairs exactiy similar both in colour and substance, being longer as they approached the neck, where they were about seven inches long; and though it was obvious that, upon being irritated, he could raise them npon bis back, yet they were not rigid enough, and were too long to have the resistance of bristles of the bog or boar .... The belly is covered with hair vere little softer and shorter than that of bis back .... His colour is of a yellowish brown. the head and the ears the lightest part of him. The legs are marked thick with black bands which begin at the lower hinder Joint, then continue very dark in*' colour tili the top of the thigh. where they turn broad and circular, reacbing across the whole side. Over the Shoulder are two semicircular bands likewise, then come very fre- quent bands down the outside of the fore-leg in the same manner as the bind. The inside of all his legs are withoiit marks, so are the neck, head, and ears. but a little above the thorax is a large black streak which goes up along the throat, and down to the polnt of the lower jaw. His nose is black, and above the point, for some inches. is of a dark colour also. 5. Eine Hyaene, welche Rolle bei Antiochia im nördlichen Syrien gesammelt hat, unterscheidet sich von allen anderen durch folgende Merkmale: Die Grundfärbung ist aschgrau mit wenig bräun- lichem Ton; die Streifung auf den Körperseiten ist sehr undeutlich, auf den Gliedmaassen aber stark ausgeprägt. Schwanzhaare namentlich an der Schwanzquaste breit schwarzbraun gespitzt. Kinn mit schwarzgrauen Haaren. Vorderfüsse hellgrau, bräunlich getönt; Hinter- füsse grau mit dunkelbraun gemischt. Auch im Schädelbau weicht diese Hyaene von allen anderen ab, wie ich weiter unten in der Bestimmungs- tabelle angeben werde. Ich nenne diese Hyaene : Hyaena syriaca Mtsch. spec. nov. Sitzung rom 16. Jßnnar 1900. 55 6. Vor kurzer Zeit haben wir durch Herrn G. Schillings aus der Massai-Steppe in der Nähe des Kilima Ndjaro das Fell und den Schädel einer Streifen-Hyaene erhalten, welche offenbar einer noch nicht beschriebenen Form angehört. Sie ist weissgrau mit sehr dunkler, aus schmutziggrauen, dunkel geringelten und dunkelbraunen Haaren gemischter Mähne, sehr breiten, schwarzen, scharf abgesetzten Streifen über die Schultern und Oberschenkel, schwarzen Querstreifen über die Körperseiten, schwarz gebänderten Beinen, dunkel- braunen Füssen, schwarzem Kinn, grossem, schwarzen Brust- fleck ^und schmutziggrau mit dunkelbraun melirtem Ober- kopf. Die Schwanzbehaarung ist aus weissgrau und dunkel- braun gemischt. Der weissgraue Zwischenraum zwischen den schwarzen Oberschenkel-Binden, welche von der Rücken- mähne bis zum Schenkelrande durchlaufen, ist nicht breiter als diese Binden zusammengenommen. Ich nenne diese Hyaene zu Ehren des Sammlers, Herrn Rittergutsbesitzer J. G. Schillings in Düren, Hijaena (liyaena) scliillingsl Mtsch. spec. nov. C V. Hunter erwähnt die gestreifte Hyaene von den Ebenen am Kilima Ndjaro (Willoughby, East Africa and its Big Game. London 1889, p. 285) und Emin nennt sie von Tabora (P. Z. S. 1890, p. 648). Da ich aber bis- her noch niemals ein Exemplar von dort gesehen hatte und eine Verwechlung mit Proteles mir sehr wahrscheinlich dünkte, so habe ich bis jetzt daran gezweifelt, dass im deutschen Ost -Afrika eine gestreifte Hyaene vorkommt. Ich habe (Säugethiere Deutsch -Ost -Afrikas, 1895, p. 61) gesagt: „Bis jetzt fehlt der zuverlässige Nachweis zweier Formen. Wenn ausser der Zibeth-Hyaene noch ein Raub- thier mit Querstreifen über dem Körper im Schutzgebiet vorkommt, so ist dieses eine noch unbeschriebene, für die Wissenschaft neue Art." C. M. Werther hat 1894 (Zum Victoria Nyanza, Berlin, p. 57) bei Unyangwira nördlich von Ugogo eine Streifen- Hyaene gefunden, die er folgendermaassen beschreibt: Die Grösse war etwa 1 m; das Fell war grau mit schwarzen Streifen, der Kopf kurz und gedrungen mit spitzer Schnauze. 50 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Vor drei Jahren hat Herr Schillings (Weidmann, Bd. 28, 1897, p. 182) die Auffindung einer gestreiften Hyaene am Natron- See in der Massai-Steppe angekündigt. Leider ist damals das Belag-Exemplar verloren gegangen. Auf seiner vor kurzer Zeit unternommenen zweiten Reise ist es ihm gelungen, wieder ein Exemplar zu erlegen, welches mir jetzt vorliegt. D. G. Elliot bespricht (Field Columbian Museum; Publ. 19, Zoolog. Ser., Vol. 1, No. 6. p. 149—150, Chicago 1897) die von ihm während seiner Reise ins Somali-Land erlegten Streifen-Hyaenen. Er führt 4 Stück auf in zwei verschiedenen „forms"; die eine wird „Dedar", die andere „Werra" genannt. Die „Werra" soll viel gefährlicher als die „Dedar" sein und mehr Thiere tödten, als sie verzehren kann. Sie ist kleiner als die „Dedar". „The stripes are more numerous and intensily black. Standing out clearly and distinct from the other colors of its coat." Die „Dedar" wird von Las Durban und südlich von der Toyo-Ebene erwähnt, also nicht weit von der Küste, die „Werra" von Hullier und Hersi Barri in Ogaden, also vom Somali-Plateau. Nach der Beschreibung scheint die „ Werra'' der Hi/aetia schillingsi sehr ähnlich zu sein. 7. In Algier soll es nach Haktmann (Zeitschr. Ges. f. Erdkunde 111. 1864. p. 60) dunkelgelbbraune Exemplare geben. Auch ich habe sehr dunkle und sehr grosse Hyaenen mit stark gestreiftem Körper und sehr breiter, dunkelbrauner Rückenraähne in Menagerien und zoologischen Gärten ge- sehen, welche aus Afrika gekommen sein sollten. Im Museum für Naturkunde steht ein, allerdings stark ausgeblasstes, aber wahrscheinlich hierher gehöriges Exemplar. Vielleicht lebt in den Küstenländern von Algier noch eine besondere Abart der gestreiften Hyaene. Für die Exemplare, welche ich bis jetzt kenne, gebe ich folgende Bestimmungstabelle, in welcher auch die Schädel-Unterschiede angegeben worden sind: Sitzung vom 16. Januar 1000. 57 1. Die Streifen auf den Körperseitea sind verwaschen und undeutlich; Die Foramina infraorbitalia sind am oberen, inneren Rande weiter von einander ent- fernt als 48 mm; der Schädel ist am vorderen Aussenhöcker des oberen vierten Praemolaren breiter als 82 mm. Ausschnitt des Palntum über 21 mm breit; (in der früher angegebenen Art und Weise gemessen) 3 2. Die Streifen auf den Körperseitin sind scharf und deutlich; die Foramina infraorbitalia sind am oberen, inneren Rande höchstens 47 mm von ein- ander entfernt; der Schädel ist am vorderen Aussenhöcker des oberen vierten Praemolaren höchstens 81 mm breit; Anschnitt des Palatum entweder schmal oder breit 5 3. Grundfärbnng gelbgrau; Schwanzspitze dunkelbraun und gelbgrau gemischt; P>eine undeutlich braun gestreift. Der Processus zyyomaticus des Stirnbeins ist ungefähr so breit wie der Processus orhitalis des Zi/gomaticum; die äussere Entfernung der hinteren Höcker des dritten oberen Praemolaren ist so gross wie diejenige vom Hinterrande der Incisura palatina bis zur Spina nasalis posterior; Körper vom Hinterrande der Ohren zum Anus: 82 cm: H. suiJla de Filippi von Gabes in Süd -Tunis. 4. Grundfärbung aschgrau; Schwanzspitze tief dunkel- braun; Beine sehr stark schwarzbraun gestreift; dar Processus zygomaticus des Stirnbeins ist viel schmaler als der Processus orhitalis des Zygo- maticum; die äussere Entfernung der hinteren Höcker der dritten oberen Praemolaren ist kleiner als diejenige vom Hinterraude der Incisura palatina bis zur Spina nasalis posterior, Körper 90 cm: H. syriaca Mtsch. von Antiochia im Küstengebiet von Syrien. 5. Schwanz dunkel gestreift; Ausschnitt des Palatum breiter als 21 mm; Entfernung der Foramina in- 58 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. fraorbitalia von einander grösser als 45 mm ; Körper 80 cm : H. hyaena (L.) von Indien. ') 6. Schwanz nicht gestreift; röthlich braun; Grund- färbung des Körpers gelblichbraun; Körper 99 cm: H. hienomelas Latreille vom Atbara. 7. Schwanz hell mit dunklen Spitzen; Ausschnitt des Palatum schmaler als 21 mm; Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander höchstens 45 mm 8 8. Grundfärbung gelblich grau; Füsse hellgrau; Kinn hellgrau; Streifen auf den Oberschenkeln schmal. (Der Schädel ist mir nicht bekannt); Körper 99 cm: H. vulgaris Desmarest von Sendschirli, Klein-Asien. 9. Grundfärbung aschgrau; Füsse dunkelbraun; Kinn schwarz; Streifen auf den Oberschenkeln und Schultern sehr breit. Entfernung der Foramina infraorhitalia von einander kleiner als 43 mm; lichte Breite des Palatal- Ausschnittes 20 mm; Körper; 82 cm: H. schillingsi Mtsch. vom Massai-Lande. ') Ein männlicher Schädel von Safje am Todten Meer, Palaestina stimmt mit einem mir gütigst durch Herrn Professor Dr. Nehring zu- gänglich gemachten indischen Schädel aus der zoologischen Sammlung der Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin, ziemlich gut überein; er stammt von Fulapore und ist ein 9- D^s Exemplar von Safje hat eine etwas breitere Stirn und breitere Temporalgegend. Die Unter- schiede können aber sehr wohl auf der Verschiedenheit des Geschlechtes beruhen. Die Schädel von Koseir sind sehr ähnlich dem Schädel vom Massai-Lande. Sitzumj vom 16. Januar 1900. 59 Referierabend am 9. Januar 1900. Herr von Wartens über: Rawitz, Ueber Megaptera hoops. Archiv für Naturgeschichte, 1900, I, 1. Herr 0. Heinroth über: Blaauw. Breeding of the Snow- Goose. Proc. Zool. Soc, 1899, p. 414 und Hauth, Bastardzüchtimg zwischen den beiden Gouldsamandinen. Geüederte Welt. 1899, No. 49. Herr Fr. Kopsch über: Oskar Schnitze. Ueber das erste Auftreten der bilateralen Symmetrie im Verlauf der Entwicldung. Arch. micr. Auat., Bd. 55, 1899, p. 171 bis 201. Taf. XI, XII. Im Austausch wurden erhalten: Naturwissenschaft!. Wochenschrift. Band XIV, No. 52—53. Berlin 1899. — Band XV, No. 1-2. Berlin 1900. Mittheil. Deutsch. Seefisch. -Ver. — Band XV, No. 12. Berlin 1899. Berliner Entomol. Zeitschrift, Bd. 44, Heft 3 u. 4. Berlin 1899. Zeitschr. Naturwiss. (G. Brandes), Bd. 72, Heft 3. Stutt- gart 1899. Ann. K.K. Naturhist. Hofmus. Wien. Bd. XIV, No. 1 -2, 1899. Glasnik Soc. Hist.-Nat. Croatica. X, 1—5 und 6. Zagreb 1898 resp. 1899. Korrespondenzbl. Naturf.-Ver. Riga, XLII, 1899. Arbeit. Naturf.-Ver. Riga. N. F. Heft 8-9. 1899. Aunuaire Mus. Zool. Acad. Imp. Sei. St. Petersbourg 1899. No. 3. Verh. Russ.-Kaiserl. Mineral. Ges. St. Petersburg. Ser. IL Bd. 37. Lieferung 1. 1899. Bull. Mus. Compar. Zool. Harvard College. Vol. XXXV- No. 7. Cambridge, Mass. U. S. A. Decemb. 1899. Journ. Roy. Microsc. Soc. Part 6. Decemb. 1899. London. Trans. Zool. Soc. London. Vol. XV. Part 4. London 1899. Bollett. Pubbl. Ital. Num. 336. Firenze-Milano 1899. 60 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Als Geschenke wurden dankbar entgegengenommen: Der Praeparator. Jahrg 1. No. 4. Chur 1900. Nerthus, Illustr. Wochenschrift f. Tier- u. Pflanzenfreunde. Jahrg. 2, No. 1. Altona-Hamburg 1900. Mutter Erde. Wochenschrift Technik, Reisen und nützliche Naturbetrachtung in Haus und Familie. Berlin und Stuttgart. Jahrg. 2. No. 1 u. 13. j. Y. Starcke, Berlin W Nr. 2. 1900. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft natiirforscheiider Freunde zu Berlin vom 20. Februar 1900. Vorsitzender: Herr Ascherson. Der Vorsitzende gedachte in warmen Worten des ani 11. d. Mts. in tioheni Alter hingeschiedenen Ehrenmitgliedes Dr. Feodor Jagor. Der Gesellschaft seit 1862 angehörig, hat der Verstorbene von seinen ersten grossen Reisen, im Indischen Archipel, auch umfangreiche und werthvolle natur- historische Sammlungen mitgebracht. Obwohl seine Be- strebungen später vorwiegend anderen Wissenszweigen, be- sonders der vergleichenden Ethnologie und Culturgeschichte, zugewandt waren, behielt er doch stets ein lebhaftes Inter- esse für Naturwissenschaften und eine grosse Anhänglichkeit an unsere Gesellschaft, deren letzter geselliger Nachsitzung am 16. Januar er noch beigewohnt hat. Herr A. Nehring sprach über die geographische Verbreitung von Alactagulus acontion (Pall.) und Alactaga elater (Licht.). In dem Sitzungsberichte unserer Gesellschaft vom 16. November 1897 habe ich pag. 151 — 155 einige Mit- theilungen über „Gebiss- und Schädel -Unterschiede von Alactaga elater Licht, und A. acontion FalIj.'' veröffentlicht. Bei dieser Gelegenheit gab ich eine kurze Aufzählung der- jenigen Exemplare, auf welche sich meine Untersuchungen stützten, unter Angabe ihrer Herkunft, soweit sie mir damals bekannt war. Durch diese Angaben war meines Erachtens die geographische Verbreitung des Alact. acontion Fall. 2 62 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. (= Mus jaculus var. pygmaeus Fall.) hinreichend angedeutet worden; d. h. die Fundorts-Angaben der von mir benutzten Exemplare ergaben, dass Alact. acontion Fall, in West- Sibirien, in einem Theile der Kii-gisensteppe und ferner in der Gegend von Sarepta an der unteren Wolga vorliommt. Die Mehrzahl meiner Exemplare (resp. Schädel) stammt aus der Gegend von Sarepta, wie ich a. a. 0., p. 152, an- gegeben habe. Alle meine Exemplare des A. acontion zeigen die von mir festgestellten Gebiss- und Schädel- Unterschiede übereinstimmend. Leider sind meine bezüglichen Mittheiluugen kürz- lich von K. Satunix missverstanden worden, vielleicht weil ich am Schluss meiner bezüglichen Mittheihmgeu die geo- graphische Verbreitung der beiden besprochenen Arten nicht noch einmal kurz und scharf präcisirt habe, was ich für unnöthig hielt, da die Herkunft der von mir benutzten Exemplare schon auf Seite 152 deutlich angegeben war. Die oben erwähnte missverständliche Auffassung meiner betr. Mittheilungen findet sich in dem kürzlich veröffentlichten Band I des ., Museum Caucasicum'', eines grossen illustrirten Werks, dessen Herausgabe mein hochverehrter Freund G. Radde in Angriff genommen hat. Eine Anzahl von Artikeln des auf die Säugethiere der Kaukasus -Länder bezüglichen Abschnittes ist von Herrn K. Satünin in Tiflis bearbeitet und mit „Sat. " unterzeichnet worden; so auch der auf A. acontion Fall, bezügliche Ar- tikel. In letzterem wird, S. 103, unter Hinweis auf unseren Sitzungsbericht vom 16. November 1897 u. A. gesagt: „Dagegen ist A. acontion Fall, eine wenig bekannte central- asiatische Species, welche eine besondere Zahnformel und anderen Bau des Schädels besitzt, so dass man sie sogar in ein besonderes Genus (Alactagiilus) abtrennen muss." „Obgleich das garnicht mit dem Verbreitungsgebiet, welches Fallas seinem A. acontion beilegt, übereinstimmt" etc. „Auf diese Weise ist J.. acontion in A. elater umzunennen." Ich wundere mich, dass der geschätzte russische Autor meine Mittheilungen so völlig missverstanden hat, obgleich er der deutschen Sprache mächtig ist. Ich habe weder ge- Sitzung vom 30. Februar 1900. 63 sagt, dass Ä. acontion Pall. „eine wenig bekannte central- asiatische Species", noch dass A. acontion in A. elater um- zunennen sei. Ich habe nur auf Grund meines a. a. 0. aufgezählten, zuverlässigen Materials nachgewiesen, dass A. acontion Pall. von dem äusserlich ziemlich ähnlichen A. elater Licht, durch sehr auffallende Gebiss- und Schädel- unterschiede abweicht, und habe ferner die Ansicht aus- gesprochen, dass viele Exemplare, welche man als A. acontion bezeichnet hat. zu A. elater gehören^). Diese Bemerkung bezieht sich aber keineswegs auf das von mir 1897 be- nutzte Material; im Gegentheil, dieses Material ist durch- aus zuverlässig und richtig bezeichnet, entspricht auch seiner geographischen Herkunft nach durchaus den Angaben von Pallas über die Heimath seines A. acontion. Im Interesse der Sache gehe ich auf die geographische Verbreitung der beiden genannten Arten etwas näher ein. I. Alactagulus acontion (Pall. sp.). Die Mehrzahl der von mir benutzten Exemplare bezw. Schädel des A. acontion Pall. stammt aus der Gegend von Sarepta an der unteren Wolga. Auch kürzlich erhielt ich von dort ein frischgefangenes Exemplar in Spiritus. Andere Exemplare, die ich benutzen konnte, stammen aus West- Sibirien und aus dem angrenzenden Theile der Kirgisen- steppe. Aus „Centralasien" habe ich überhaupt kein Exem- plar des A. acontion Pall. in Händen gehabt oder gesehen; ich weiss nicht, wie Satunin aus meinen Angaben heraus- lesen konnte, dass Pallas bei seiner Beschreibung des A. acontion zufällig nur „die centralasiatische Art in Händen gehabt habe", was diu^chaus unrichtig ist. Ich werde hier zunächst nochmals einige genauere und vervollständigte Angaben über die von mir untersuchten Exemplare des echten A. acontion Pall., den ich 1897 a. a. 0. wegen des abw^eichenden Gebisses etc. Alactagulus acontion genannt habe, mittheilen. ^) Zum Beispiel manche von Brandt, Kessler, Walter und Satunin besprochenen Exemplare. 64 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Die mir unterstellte zoologische Sammlung der Kgl. Landwirthschaftlichen Hochschule besitzt von A. acontion Pall. folgende Objecte: 1. Ein Yollständiges Skelet aus Südostrussland. Nr. 2768. 2. Zwei Schädel aus Sarepta an der Wolga. Nr. 948 und 1049. 3. Ein Spiritus -Exemplar aus Sarepta, dessen Schädel ich herauspräparirt habe. Nr. B. 682. 4. Ein ausgestopftes Exemplar aus Südostrussland. Nr. B. 159. Aus der Zoologischen Sammlung des hiesigen Museums für Naturkunde konnte ich mit freundlicher Einwilligung des Herrn Geh. Reg.-Raths Möbius und des Herrn Gustos MATSCHiE untersuchen: 5) den Schädel eines von Pallas selbst bestimmten, aus Westsibirien herrührenden Original-Exemplars des Dipus pygmaeus Pall. (= A. acontion Pall ), Nr. 1328, speciell für meine Untersuchungen aus dem gestopften und montirten Balge herauspräparirt; 6. den vorderen Theil des Schädels eines von Evers- MAXN in der Kirgisen-Steppe gesammelten ^Scb-tetes pygmaeus'-' (=: A. acontion Pall.), Nr. 1331, für meine Untersuchungen aus dem betr. Exemplar herauspräparirt; 7. mehrere andere gestopfte Exemplare, welche aJs A. acontion bezeichnet sind und theils von der unteren Wolga, theils aus Westsibirien und der Kirgisen-Steppe herrühren. Ausserdem besitze ich privatim ein Skelet des A. acontion Pall., welches Henke, der im Auftrage des bekannten Naturalienhändlers Schlüter (Halle) den Nordwesten der Kirgisen-Steppe als Sammler bereiste, von dort und zwar aus der Gegend der Ryn-Peski ^) mitgebracht hat. Alle diese Exemplare zeigen, soweit sie durch prä- parirte Schädel repräsentirt werden, die von mir a. a. 0. dargelegten Eigenthümlichkeiten der Schädel- und Gebiss- Bildung; insbesondere fehlt ihnen durchaus der obere kleine ') Die Ryn-Peski bestehen aus einer langgestreckten Reihe von sandigen Hügeln zwischen der unteren Wolga und dem unteren Ural- Fluss, im Gebiet der sog. inneren Kirgisen-Horde. Sitzung vom 20. Februar 1900. 65 Präraolar, den andere Alactaga- krien besitzen, und die Molaren 1 und 2 zeigen, sofern sie noch nicht zu starlc ab- gekaut sind, die von mir durch Fig. 1 augedeutete Falten- bildung. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 1. Linke obere Backenzahnreihe (Kaufläche) eines A. acontion Pall. aus der Gegend von Sarepta. SV« n. Gr. Fig. 2. Linke obere Backenzahnreihe (Kaufläche) eines A. elater Licht. aus der Gegend von Urdschar (Kirgisensteppe). 3V2 n. Gr. (Aus dem Sitzungsbericht unserer Gesellschaft vom 16. November 1897 wiederabgedruckt.) Am zierlichsten finde ich die aus Südostrussland (aus der Gegend von Sarepta) stammenden Schädel der Land- wirthschaftlichen Hochschule Nr. 948. 1049 und 2768. ob- gleich dieselben von erwachseneu Individuen herrühren \) ; auch zeigen dieselben alle von mir nachgewiesenen Charak- tere des A. acontion Pall. in der ausgeprägtesten Weise. Hiernach steht das Vorkommen des A. acontion Pall. für Südostrussland und speciell für die Gegend von Sarepta absolut fest; dieses Vorkommen harmonirt auch durchaus mit den Angaben, welche Pallas über das Vorkommen seines Mus jaculus var. pygmaeus {= Dipus acontion) ge- macht hat. (Siehe Nov. Spec. Glir., S. 284, wo die Steppen an die Wolga und am unteren Ural-Fluss als Heimath dieser kleinen Springmaus angegeben werden.) Nach Nordmann kommt A. acontion auch in den Steppen der Krim vor, nach Czernay bei Bachmut im Gouvernement Ekaterinoslaw. Siehe die bezüglichen An- gaben in meinem Buch über „Tundren und Steppen", S. 77. ') Der von Pallas (Glires, Tab. 27) abgebildete Schädel gehört einem relativ starken Exemplare an; Pallas selbst betont dieses und sagt, es gebe viele Exemplare, die zierlicher seien. (36 Gesellschaft naturfwsehender Freunde, Berlin. Modest Bogdanow keuiit diese Art von den Ergeui-Hügelu südlich von Sarepta und aus der Gegend von Kamyschin nördlich von Sarepta. Siehe meine Abhandlung über die Verbreitung der Säugethiere am rechten Wolga-Ufer in der Zeitschr. d. Berl. Gesellsch. f. Erdkunde. 1891. Bd. 26, S. 321 f. EvERSMANN gicbt den 49. Grad u. Br. als Nord- grenze dieser kleinen Species an. ^) Dass der echte A. acontion auch noch in einem Theile der Kirgisen-Steppe und Westsibiriens vorkommt, ist sicher; aber es fehlt bisher noch an einer exacten Feststellung. wie weit sein Verbreitungsgebiet sich hier erstreckt. Meistens wird die Kirgisen-Steppe nur im Allgemeinen angegeben, ohne nähere Fundortsbezeichnung. Nach Brandt fand Lehmann diese Art in der Wüste Karakum und bei Gurjew an der Mündung des Ural-Flusses, ferner an der Ostküste des Kaspischen Meeres-). Ob es sich aber hier in allen Fällen um den echten Ä. acontion handelt, müsste erst noch näher untersucht werden. Brandt hat überhaupt A. acontion Fall, und A. dater Licht, nicht genügend unterschieden, wie seine Angaben im Bull, de la classe phys.-math. de l'Acad. Imp. des sc. de St. Petersbourg. 1844, Bd, II, S. 60—63, zeigen. Nach ihm soll A. acontion auch in der „provincia Tiflisiensis" von Trauskaukasien vor- kommen; aber ich werde unten bei A. eJater zeigen, dass jener kleine transkaukasische Alactaga nicht A. acontion Fall. ist. Freilich giebt auch Satunin in seiner verdieostvollen „Säugethierfauna der Kaukasusländer" (Zoolog. Jahrbücher, Bd. 9, 1896—97. S. 308) an, dass er A. acontion Fall, in Trauskaukasien gefunden habe; aber er sagt selbst, dass „bedeutende Abweichungen von der typischen Form" vor- handen seien. Ob der von Radde und König 1894 bei Kasi-jurt in den nordöstlichsten Vorbergen des Kaukasus erbeutete kleine Springhase A. acontion Fall, oder A. elater Licht, ist, würde eine Untersuchung von Schädel und Ge- ') Vergl. Eversmann, Nouv. Memoires Soc. Nat. de Moscou, 1855, X, S. 273. ') Siehe zoolog. Anhang zu A. Lehmann's Reise nach Buchara etc., Petersburg 1852, S. 304 (Beitr. z. Kenntn. d. Russ. Reiches, Bd. 17). Sitzung vom 20. Februar i900. 67 biss leicht darthuu. Satuxin nennt ihn a. a. 0. der Zoolog. Jahrbücher A. acontion Pall. ; aber auf der im „Museum Caucasicum" Bd. I hinter dem Säugethier -Abschnitt einge- fügten Verbreitungs- Karte ist er A. elater genannt worden. Die von RADoe und Walter bei Karybend am Flusse Tedschen erbeutete kleine .4/acto^a-Species, welche diese Autoren in den Zoologischen Jahrbüchern. 1889. Bd. 4. S. 1049 ff., als A. acontion Pall. bezeichnen, dürfte kaum dieser Species augehören. Uebrigeus betonen die genannten Autoren, dass die betr. Exemplare nach den äusseren Merk- malen noch besser mit A. elater Licht., als mit A. acontion Pall. harmoniren. Ueber Schädel und Gebiss wird leider nichts gesagt. II. Alactaga elater Licht. ^) nebst A. elater caucasicus, nov. var. Von dieser Art nebst ihrer kaukasischen Varietät konnte ich folgendes Material untersuchen: 1. Ein ausgestopftes, von E versmann in der Kirgisen- Steppe gesammeltes Original-Exemplar des hiesigen Museums für Naturkunde (Nr. 1336) nebst dem zugehörigen, etwas lädirten Schädel, welcher 1897 speciell für meine Unter- suchungen aus dem genannten Exemplar herauspräparirt wurde. 2. Den Schädel des einzigen von 0. Finsch gelegent- lich seiner westsibirischen Reise gesammelten Exemplars, welches von Prof. Peters sehr richtig als Alact. elater Licht, bestimmt worden ist. Dasselbe wurde am 20. Mai 1876 zwischen ürdschar und Bachty (Bakty) nahe der chinesischen Grenze, also im östlichsten Theile der Kirgisen- Steppe, erbeutet. Siehe Finsch. Reise nach West-Sibirien im Jahre 1876, Berlin 1879, S. 194. Peters in d. Monatsb. d. Berl. Acad. d. Wissensch., 1877, p. 735. Der Schädel gehört dem hiesigen Museum f. Naturk. und ist bezeichnet A. 2158. Eine Abbildung der oberen Backenzahnreihe ist von mir in unserem Sitzungsberichte vom 16. November 1897 durch Fig. 2 veröffentlicht und hier p. 65 wieder ab- gedruckt worden. ') Vergl. Lichtenstein, über die Springmäuse, Abb. d. Berl. Arad. d. Wiss.. 1828, p. 155. 68 Gesellschaft natnrforsdiender Freunde, Berlin. 3. Den Schädel eines von Satunin bei Baku ge- sammelten, in Spiritus couservirten Sandspringers (Museum f. Naturk., Nr. 8926). welcher letztere von Satlnin irrthüm- lich als Alact. acoution Fall, bezeichnet ist. Der Schädel wurde speciell für meine Untersuchungen kürzlich heraus- präparirt. 4. Vier Spiritus-Exemplare aus der Gegend von Saljany in derMugan-Steppe (Trauskaukasien), welche ichHerbstl897 von dem Naturalienhäudler W. Schll-ter in Halle für die mir unterstellte zoologische Sammlung der Laudwirthschaft- lichen Hochschule erworben habe. Als Heimath derselben war mir zunächst die Umgegend von Krasnowodsk in Trans- kaspien bezeichnet worden, weil Schlüter sie von einem dortigen Händler bekommen hatte. Nachträglich stellte sich aber in Folge meiner speciellen Nachfrage heraus, dass der betreffende Händler sie aus der Mugan-Steppe erhalten hatte. Ich habe diesen Irrthuin schon in unseren Sitzungsberichten 1898. p. 22 berichtigt; doch ist diese Berichtigung von Satunin übersehen worden. Siehe »Museum Caucas.". Bd. I, a. a. 0. Aus dreien von jenen vier Exemplaren habe ich die Schädel herauspräparirt; dieselben stehen dem A. elater Licht, hinsichtlich des Ge- bisses und der unterscheidenden Formverhältnisse des Schädels sehr nahe. 5. Einen Schädel aus der Mugan-Steppe in meiner Privatsammlung, den mir G. Radde 1898 freundlichst als Geschenk übersandt hat. Nachdem ich 1897 die Gebiss- und Schädel-Unterschiede des Ä. elater Licht, an zwei sicher bestimmten Exemplaren (Nr. 1336 u. 2158) des hiesigen Museums für Naturlmnde gegenüber denen des A. acoution festgestellt hatte'), war es leicht nachzuweisen, dass die Exemplare aus der Mugan- Steppe dem A. elater sehr nahe stehen. Auch das oben ^) A. elater hat stets 4 obere Backenzähne, Ä. acontion stets nur 3. Dazu kommen die durch meine Abbildungen a. a. 0. ange- deuteten Unterschiede in der Bildung der Schmelzfalten bei m 1 und m2, Unterschiede, welche selbstverständlich nur an wenig abgekauten Gebissen deutlich zu sehen sind. Sitzung vom 20. Februar 1900. 69 erwähnte Exemplar von Baku liarmouirt mit dem Finsch- schen Exemplar und mit den kräftigeren Exemplaren aus der Mugau-Steppe in der Grösse des Schädels. In den Formverhältnissen des Gebisses herrscht völlige Ueberein- stimmung; hinsichtlich der Form des Schädels sind die mir vorliegenden transkaukasischen Exemplare in der Gestalt der eigentlichen Schädelkapsel und in der Gestalt der Kno- chenbrücke oberhalb des Foramen infraorhitale etwas breiter, gebaut, als die beiden vorliegenden Schädel des typischen A. elater Licht, aus der Kirgisen-Steppe. Ich glaube, dass man hiernach die transkaukasische Form als Ä. elater caucasicus abtrennen darf, zumal da sie geographisch von der typischen Form weit entfernt ist. In den äusseren Charakteren schliesst sich dieser kleine transkaukasische Sandspringer aus der Mugau-Steppe nahe an Ä. elater Licht, an. (Siehe meine Angaben vom 16. Nov. 1897.) Sein Verhältniss zu A. indica Gray festzustellen, fehlt mir das Material, da ich nur ein juveniles Exempkr dieser Art in Händen habe. Höchst auffallend erscheint der Umstand, dass nach Satuxin's Angabe Alaciaga Williamsi Thos. im Kreise Kuba, also auf der Nordseite des östlichen Kaukasus, vor- kommen soll. Siehe „Museum Caucasicum", a. a. 0. Diese Art hat 0. Thomas aus Armenien nachgewiesen, und das Kaukasische Museum besitzt 2 Exemplare von dort aus Kulp. Von Armenien ist aber der Kreis Kuba weit entfernt und durch natürliche Grenzen getrennt. Auch schiebt sich das Gebiet des A. elater caucasicus dazwischen. Stammt das betreffende Exemplar, dessen Dimensionen Satünin angiebt, wirklich aus dem Kreise Kuba? Könnte nicht eine Etiquetten- Ver- wechselung vorliegen? Ob A. elater Licht, in Transkaspien vorkommt, muss noch durch exacte Untersuchungen festgestellt werden. Man weiss es bisher nicht. Nach Satünin soll dort nur A. indica vorkommen oder von ihm beobachtet sein. Vor- läufig kennen wir den typischen A. elater Licht, mit Sicher- heit nur aus der Kirgisen-Steppe und eine Varietät desselben aus der transkaukasischen Mugan-Steppe. 70 Gesellschaft nahirfor sehender Freunde, Berlin. Zum Schluss stelle ich die unterscheidenden Merkmale von ÄlactaguJus aconüon (PaLL.) und Älactaga elater (Licht.) in einer vergleichenden Uebersicht kurz zusammen. 1. Alact. acontion (Pall.). Im Oberkiefer jederseits nur drei Backenzähne. Die Schmelzfalten von ni 1 luid m2 sup. et inf. relativ einfach ge- baut. Die oberen Nagezähne bilden einen flachen Bogen und springen weit vor. Das Rostrum relativ lang u. schmal. Die Knochenbrücke über dem Foramen infraorbit. ist relativ schmal. 2. Alact. elater (Licht.). ' Im Oberkiefer jederseits vier Backenzähne. Die Schmelzfalten von ml und m2 sup. ei inf complicirt gebaut, wie bei Alact. saliens Gmel. Die oberen Nagezähne sind viel stärker gebogen und springen deshalb weniger vor. Das Rostrum kürzer und breiter. Die Knochenbrücke über dem Fo- ramen infraorbit. ist relativ breit, besonders bei d. kaukas. Varietät. Die Schädelkapsel in ihrem vor- deren Theile schmal, flach, scharfkantig. Basilarlängedes erwachsenen Schä- dels 21 — 22 mm, Länge vom Yorderende der Nasenbeine bis ■ zur mittl. Wölbung des Hinter- haupts 24 — 26 mm, Jochbogen- breite 20,8—21,4 mm. Die Schädelkapsel in ihrem vorde- ren Theile breiter und gewölbter, besonders bei d. kaukas. Varietät. Basilarlängedes erwachsenen Schä- dels 21 — 23 mm, Länge vom Vorderende der Nasenbeine bis zur mittl. Wölbung des Hinter- haupts 25,5 — 27,5, Jochbogen- breite 20—20,6. Ohren meist nur Vs der Kopflänge. Schwanz im proximalen Theile relativ dick, fleischig, die Fahne am Ende des Schwanzes weniger entwickelt, an der Spitze nur relativ wenig weiss. Der ganze Schwanz meist nicht viel länger, als der Körper. Ohren ungefähr von Kopfeslänge. Schwanz im proximalen Theile relativ dünn, mager, die Fahne am Ende des Schwanzes deutlich entwickelt (weiss-schwarz -weiss), namentlich von der Unterseite gesehen. Der ganze Schwanz wesentlich länger, als der Körper. Herr Paul Bartels demonstrirte einen Fall von Ge- schwulstbildung beim Haushahn. Es handelt sich um einen Fall von kolossaler Ge- schwulstbildung, der sowohl durch die Zahl und Grösse der Geschwülste an sich, wie auch hinsichtlich der Möglich- keit der Entstehung derselben und durch seine Vorgeschichte mancherlei Interessantes bietet. Das Thier stammt von einem Hühuerhol'e eines Dorfes Sitzung vom 20. Febmar 1900. 71 aus der Umgegeud von Berliu. Im Dorfe erkrankten ina Monat August vorigen Jahres eine grosse Anzalü von Hühnern unter diarrhoischen Erscheinungen; viele starben, andere erholten sich wieder, nachdem man ihnen ver- ändertes Futter gegeben hatte. Auch dieser Hahn, vor dem auf dem betreffenden Hühnerhofe schon 3 Hühner ein- gegangen waren, starb, nachdem er 4 Wochen lang das Bild schwerster Krankheit gezeigt hatte, und wurde mir vom Besitzer übergeben, mit der Bitte nachzusehen, was eigentlich vorläge. Leider war es aus äusseren Gründen nicht möglich, die Untersuchung bis zum Tage der Demon- stration nach allen Seiten vollkommen durchzuführen; eine weitere Untersuchung, die dieser vorläufigen Mittheilung folgen soll, bleibt vorbehalten. Schon beim Hautschnitt fiel mir auf, dass im Unter- hautfettgewebe zahlreiche gelbe Knötchen, von Hirsekorn- grösse etwa, sich vorfanden. Die Eröffnung der Leibes- höhle liess dann eine kolossale Entwickelung von Ge- schwülsten zu Tage treten. Am Praeparat fällt zunächst die bedeutend vergrösserte Leber auf, die im frischen Zu- stande stark bluthaltig war und sich derb anfühlte. Die Leber ist durchsetzt von zahlreichen gelben Knötchen und Knoten. Die auffallendsten Veränderungen aber finden sich am Mageudarmkaual: Auch am Magen finden sich diese Knötchen. Duodenum und Pancreas sind mit kleinen Ge- schwülsten besetzt, die ihnen meist gestielt aufsitzen. Im weiteren Verlaufe des Darmkanals finden sich dann im Gekröse und Bauchfell massenhaft Geschwülste, die zum Theil verhältnissmässig ganz riesige Dimensionen, bis zur Grösse einer mittleren Kartoffel oder eines kleinen Apfels, annehmen. Dabei ist es zu entzündlichen Prozessen in der Nachbarschaft, zu Verklebungen und Verwachsungen ge- kommen. — Auch der Herzbeutel ist mit gelblichen Flecken bedeckt. Die Lungen und der Urogenitalapparat sind dagegen frei. — Für mich entstand nun die Frage: Welcher Art sind diese Tumoren und wodurch sind sie hervorgerufen? Da ich Coccidien als Ursache vermutete, brachte ich das Thier 72 Gesellschaft natwforschender Freunde, Berlin. nach dem zoologischen Institut, für dessen Sammlung es, in dieser vorliegenden Form') von Herrn Dr. Schaudinn praeparirt, auf Wunsch von Herrn Geheimrath Schulze überlassen wurde. Herr Schaudinn, bekanntlich ja einer der besten Kenner der Coccidien, übernahm die weitere Untersuchung. Er fand nun in der That in der Leber massenhaft Coccidien. die er mit Wahrscheinlichkeit als Coccidium teneUurn bestimmte. Dagegen blieben seine Bemühungen, Coccidien im Darminhalt, im Darmepithel oder in den Geschwülsten nach- zuweisen, erfolglos; allerdings war der Erhaltungszustand des Cadavers, speziell der Darmschleiinhaut, kein guter mehr. Mit Sicherheit konnte also eine allgemeine Coccidiosis, von der wir ein schönes und wohl einzigartiges Beispiel vor uns zu haben glaubten, nicht nachgewiesen werden. Es entstand der Verdacht, dass es sich, mit Ausnahme der Leber, um einen tuberculösen Process handeln könne. Doch war andererseits Coccidiosis, wenngleich nicht nach- weisbar, so doch auch nicht auszuschliessen, da es sich sicher um einen sehr langdaueruden Process handelt; in den Geschwülsten konnten die Coccidien zu Grunde ge- gangen sein, und von der Darmschleimhaut waren nur sehr spärliche Reste noch vorhanden. — Ich habe nun die Geschwülste in anderer Absicht untersucht. Mir kam es darauf an . ihren histologischen Bau, ihren Zusammenhang mit den nächstgelegenen Organen, das etwaige Vorhandensein von Zellwucherungen etc. fest- zustellen. Der vorläufige Befund ist folgender: Die gestielten Geschwülste des Magendarmkanals sind bindegewebiger Natur; es bestehen keine epithelialen Bei- mischungen, keine Fortsetzungen des zugehörigen Organes in sie hinein. Die Schnitte lassen eine derbe bindegewebige Kapsel erkennen, in die der gleichfalls aus Bindegewebe- fasern bestehende Stiel ausstrahlt. Nach innen zu wird das Bindegewebe reicher an zelligen Bestandtheilen ; ferner ') Es wurden nur die Organe der Bruet- und Bauchhöhle im Zu- sammenhang aufgehoben. Sitzung vom 30. Februar 1899, 73 finden sich reichlich Gefässe. in der Mitte Ein grosser Detritusherd. der zuweilen gelappten Bau zeigt; darum herum Anhäufungen von zahlreichen kleinen Rundzellen; zuweilen ein bindegewebiges Maschenwerk, in dessen Maschen eigeuthümliche schollige Zellelemente liegen, die aber sicher nicht epithelialer Natur sind. Riesenzellen finden sich niemals. Ebenso liessen sich mittels Thionin- Färbung keine Bacterien nachweisen. Besonders wichtig scheint mir, dass das histologische Bild in der Leber ein durchaus ähnliches war. Eine genaue bacteriologische Durchsuchung werde ich später vornehmen. Jedenfalls bleibt der Fall, auch wenn sich die Ge- schwülste als tuberculös herausstellen sollten, durch das Zusammentreffen mit Coccidiosis und durch seinen epide- mischen Charakter interessant. Herr Emil Werth behandelte die Frage: Geniessen die Nectarinien wirkliche Blumennahrung, oder suchen sie die Blüthen nur der darin sich aufhalten- den Insekten wegen auf? Es ist eine viel umstrittene Frage, ob die Honigvögel oder Blumeosauger (Nectarinüdae) bei ihren Blumenbesuchen lediglich die in den Blüthen vorkommenden Insekten er- beuten oder auch wirkliche Blumennahruug, also Honig, geniesseu. In neuerer Zeit neigt man, wenigstens auf zoologischer Seite, mehr und mehr dahin, die letztere Mög- lichkeit vollständig zu verwerfen und den Nectarinien vege- tabilische Kost abzusprechen. Da ich mir für meinen Auf- enthalt in Ostafrika (1896—99) vorwiegend blütenbiologische Aufgaben gestellt hatte, so war es natürlich, dass sich auch dieser Gruppe von Blumenbesuchern meine Aufmerksamkeit zuwandte. Für die Beurtheilung der Bedeutung unserer Vögel als KreuzuDgs vermittler in der tropischen Blumenwelt ist es nun zunächst von wesentlichstem Interesse, darüber Klar- heit zu erlangen, ob dieselben, gleich den Kreuzung ver- mittelnden Insekten, stets an gleicher Stelle der Blüthe dargebotene Nahrung, speciell Honig, zu erlangen suchen, 74 Gesellschaft naturfwschenäer Freunde, Berlin. oder nur den bald hier, bald dort in den Blüthen sich auf- haltenden kleinen Insekten nachstellen. Nur in ersterem Falle würde der Vogel bei wechselnden Besuchen ver- schiedener Blüthen derselben Art stets in derselben Weise, in gleicher Körperhaltung, vorzugehen gezwungen sein, und dabei in gleicher Reihenfolge die Blüthenorgane berühren müssen. Und nur in diesem Falle würde er im Stande sein, einen wesentlichen züchtenden Einfluss auf die Blumen- welt auszuüben, wie ihn unsere ßlumentheoretiker für die verschiedenen Gruppen der Bhiraen-Inselcten als erwiesen annehmen. Für denjenigen, der sowohl Insekten, als auch Honig- vögel in freier Natur bei ihren Blumenbesuchen beobachtet hat, kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass auch die letzteren Blütenhonig zu sich nehmen und seinetwegen die Blumen aufsuchen. Die Auswahl bestimmter, eine reichliche, im Verhältniss zur Grösse unserer Vögel stehende Menge Nectar absondernder Blüthen, das ganze Gebahren des Vogels lassen keinen Zweifel über den Zweck des Be- suches. Nichtsdestoweniger verhindert die Bergung des Honigs in der Blüthe unsere Frage durch die direkte Beobachtung zu beantworten. Wir können sie aber als in dem eben angedeuteten Sinne beantwortet ansehen, wenn es uns gelingt nachzuweisen, dass die Honigvögel gleich den intelligentesten Blumenbesuchern unter den Insekten einen Saugapparat besitzen., und denselben, auch abgesehen von ihren Blumenbesuchen, zu gebrauchen wissen. Man war vielfach geneigt, die lange, mit einer Längs- rinne versehene Zunge der Nectarinien als Saugorgan an- zusprechen. Dieselbe ist jedoch für sich nicht im Stande, die gedachte Wirkung hervorzubringen. Als Saugrohr functionirt vielmehr der Schnabel des Vogels. Der Ober- schnabel greift seitlich mit seinen Rändern über den Unter- schnabel, wodurch bei leichtem Oeffnen der Schnabelspitze ein Rohr gebildet wird, von dessen Brauchbarkeit zum An- saugen -von Flüssigkeit ich mich experimentell überzeugen konnte. Ich verband die abgeschnittenen und in natürlicher Weise auf- bezüglich ineinander gelegten Schnabelhälften Sitzung vom 30. Februar 1899. 75 luftdicht mit einem Glasrohr, lüftete den Schnabel an der Spitze etwas und tauchte die letztere in Syrup; ich konnte so bequem die Flüssigkeit in beliebiger Menge aufsaugen, wenn ich das andere Ende der Glasröhre in den Mund nahm. Mit dem Schnabel allein würde der Vogel also im Stande sein, von in grösserer Menge gebotenem Safte so- lange zu sich zu nehmen, als die geöifnete Schnabelspitze noch in die Flüssigkeit eingetaucht ist, nicht aber die letztere bis auf den letzten Rest auszubeuten, sowie überhaupt geringere Mengen von Honig zu gewinnen. Dazu bedarf der Saugapparat einer Vervollständigung, und diese Ist durch die Zunge gegeben. Dieselbe entspricht der Länge des Schnabels, verjüngt sich nach der Spitze zu schnell und ist hier in zwei Fäden gespalten, welche vorzüglich geeignet sind, die kleinsten Honigtröpfchen aufzulecken. Die seitlichen Ränder der Zunge bilden an der Basis der- selben seitliche erhabene Leisten, welche sich entsprechend der Verschmälerung der Zunge bis auf eine ganz feine, seichte, in sie eingelassene Furche nähern und schliesslich in die beiden Fäden der Spitze auslaufen. Die Zunge bildet auf diese Weise keine eigentliche Rinne, geschweige denn eine Röhre, und ist, wie ich schon sagte, nicht be- fähigt. Flüssigkeit aufzusaugen. Die leistenförmige Auf- wulstung der Zungenränder dürfte vermuthlich nur dazu dienen, die Zunge zu versteifen, da diese, wenn sehr bieg- sam, wenig geeignet sein würde, in sehr enge oder durch dichte Haarkränze gegen unberufene Gäste geschützte Honig- behälter einzudringen. Die Zungenbeinhörner enden bei den Nectarinien nicht wie bei den meisten Vögeln frei im Fleische, sondern sind stark verlängert und verlaufen am Hinter- kopfe in Bogen aufwärts bis zur Mitte des Schädels, wo sie angewachsen sind. Hierdurch wird es dem Vogel möglich, die Zunge etwa 1 cm weit über die Schnabelspitze hinaus vorzustrecken, wenn die Zungenbeinhörner dem Schädel dicht angelegt werden, während die letzteren bei einge- zogener Zunge in ihrem Bogenzuge vom Schädel um einige Millimeter abstehen. Der Zunge kommt demnach bei den Nectarinien dieselbe Function zu, wie derjenigen beim Saug- Yß Gesellschaft naiurforschender Freunde, Berlin. apparate der Bienen, nämlich den Honig aufzulecken, welcher dann nach dem Zurückziehen der Zunge von dem Saugrohr, hier durch die beiden Schnabelhäfteu, bei den Bienen durch Kieferladen und Lippentaster gebildet, aufgesogen wird. Dass der Apparat wirklich in dieser Weise gebraucht wird, davon konnte ich mich beim lebenden Thiere über- zeugen. Ein gefangenes Exemplar von Cinnyris microrhynchus, dem ich in einem kleinen Löffelchen Himbeersaft darbot, nahm die Flüssigkeit begierig zu sich. Er tauchte die aus der gelüfteten Schnabelspitze vorgestreckte Zunge ein, zog sie sogleich wieder zurück und wiederholte dies in der Weise, wie ein Hund mit der Zunge eine Flüssigkeit zu sich nimmt. Einzelne Tropfen waren bald mit der Zunge aufgeleckt. Eine vorgehaltene Blüthe der Musa paradisiaca, deren Labellum theilweise mit Honig erfüllt war, wurde von dem Vogel in kurzer Zeit ihres Saftes beraubt, und einige dabei oberhalb des Safthalters augeschmierte Tropfen zuletzt sorgfältig weggeleckt. Auch die beschriebene Be- wegung der Zungenbeinhörner konnte ich direkt beobachten. Als ich nämlich bei einem fast flüggen Jungen von Cinnyris gutturalis Federn und Haut des Hinterkopfes und Halses gewaltsam auf eine Seite zog. sodass die betreffenden Partien nur von der zwischen den Federfluren gelegenen nackten, ziemlich durchsichtigen Haut bedeckt waren, konnte ich, wenn der Vogel die beschriebenen Saugakte ausführte, die Bewegungen des einen Zungenbeinhornes deutlich ver- folgen. Beim Vorstrecken der Zunge legte es sich dicht dem Kopfe an. um beim Rückziehen derselben sich im Bogen vom Schädel zu entfernen. Wir sehen also, dass die Nectarinien nicht nur einen vollendeten Saugapparat, so gut wie die fleissigsten Blumen- Insekten, besitzen, sondern denselben auch zu gebrauchen wissen, überhaupt auf Süssigkeiten versessen sind. Wenn ich dem eben erwähnten Cinnyris microrhynchus den vor- gehaltenen Syrup etwas weit wegnahm, so reckte er den Hals gewaltig und suchte die Süssigkeit zu erlangen, näherte ich dieselbe dann wieder zur Gentige, so fing er begierig an, in der beschriebenen Weise zu saugen. Auch im Freien Sitzung vom 30. Februar 1900. 77 suchen unsere Vögel neben dem Blüthenhonig andere Süssig- keiten zu erlangen. So ist es den Suahilinegern eine be- kannte Thatsache, die auch ich wiederholt beobachten konnte, dass die Nectarinien die in den Cocospalmen zum Auf- fangen des Palmweins angebrachten Gefässe aufsuchen und die süsse Flüssigkeit naschen. Die Neger behaupten sogar, dass der Vogel daher nicht selten des Guten zu viel thue und berauscht vom Baume falle. Meine Beobachtungen am Neste machen es auch wahr- scheinlich, dass die jungen Vögel neben Insekten mit wieder ausgespienem Honige gefüttert werden. Ich sah nämlich bei wiederholtem, längerem Ueberwachen eines mit Jungen besetzten Nestes von Cinnyris microrhynchus beide Eltern fast stets ohne einen sichtbaren Gegenstand im Schnabel zu tragen an das beuteiförmige, mit seitlichem Schlupfloch versehene Nest anfliegen und dann wiederholt und tief den Kopf in dasselbe einstecken. In den wenigen Fällen je- doch, wo ich im Schnabel des Vogels ein Insekt oder der- gleichen wahrnehmen konnte, sah ich ihn den Kopf nur einmal in das Nest eintauchen. Ich kann mir dieses Ge- bahren nur in dem angedeuteten Sinne erklären. Mag diese letztere Deutung nun auch noch eines direkteren Beweises bedürftig sein, so geht doch aus dem Gesagten mit Sicherheit hervor, dass Blütenhonig eine hervorragende Nahrungsquelle der Nectarinien bildet, und diese Thatsache kann nicht im Geringsten beeinträchtigt werden dadurch, dass unsere Vögel ausserdem auch Insekten verzehren und solche gelegentlich auch einmal aus Blüthen hervorholen. Herr Matschie machte einige Bemerkungen über die in Berlin aufbewahrten Exemplare von Anthro- popitheciis. Herrn A. Keith verdanken wir ausserordentlich wich- tige Beiträge zur Kentniss der afrikanischen Menschen-Affen. Er hat (Natural Science 1896, vol. 9, p. 26—37 und p. 250 bis 265) eine gute Zusammenstellung der über den Go- rilla imd Schimpansen erschienenen Arbeiten gegeben und 7g Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. (Proc. Zool. Sog. 1899. p. 296—312) die Unterschiede zwischen Gorilla und Schimpanse eingehend erläutert. Er weist auch auf gewisse besondere Meriimale des central- afrikanischen Schimpansen gegenüber der gewöhnlichen Form hin. Ich theile die Ansichten des Herrn Keith im allge- meinen, möchte aber einige Bemeri^ungen über das Material an Schädeln und Fellen des Schimpansen hier veröffentlichen, welches im Königlichen Museum für Naturliunde. im I. Ana- tomischen Institut und in der zoologischen Sammlung der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin aufbewahrt wird. Herr Geheimrath Professor Dr. Waldeyee ist augenbli cimlich selbst mit einer grössern Arbeit über den Gaumen der Menschenaffen beschäftigt, hat aber in liebens- würdiger Weise gestattet, dass ich die im I. Anatomischen Institute aufbewahrten Schädel des Mbam-Affen aus Uando's Reich, Central -Afrilva, sowie einige Schimpansen-Schädel vom Ogowe zu meinen Untersuchungen benutze. Der Güte des Herrn Professor Dr. Neheing verdanke ich zwei Schädel von Schimpansen, welche der zoologischen Sammlung der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule gehören. Beiden Herren sage ich hier meinen aufrichtigsten Dank. Herr Keith schliesst seine Arbeit in den Proc. Zool. Soc. (p. 312) mit den Worten: „The Gorilla may be distinguished in life from the Chimpanzee by its sullen, untamable, ferocious nature; its long nasal bones descending far below the level of the infra-orbital margin; its great alar nasal folds ruuniug to the margin of the upperlip; its great peculiar molar, pre- molar and canine teeth; its broad, short, thick webbed hands and feet; its long heel and the great length of its upperarm with the smaller development of the forearm." Den ersten Satz möchte ich nicht unterschreiben; mehrere Gorilla, welche ich lebend gesehen habe, waren sehr liebenswürdig und gutmüthig. Der Gorilla unterscheidet sich vom Schimpanse nicht nur durch die oben angegebenen Merkmale, sondern auch noch durch folgende: Die Nasenlöcher sind beim Gorilla weit und oval, beim Schimpanse schmal, fast halbmondförmig, Sitzung vom 20. Fehrvar 1900. 79 nach oben verschmälert. Die Brust ist beim alten Gorilla nackt, beim Schimpanse behaart. Das Haar auf den Schultern und im Nacken ist beim Gorilla gewellt, beim Schimpansen glatt. Herr Keith hat aus den Sammlungen von Emin Pascha 3 männliche Schädel des central-afrikanischen Schimpansen in Händen gehabt. Nach seiner Ansicht unter- scheiden sich diese in der Gestalt des Palatum von den gewöhnlichen Schimpansen. Bei ihnen verhält sich die Breite zur Läüge des Gaumens wie 71 : 100, bei den ge- wöhnlichen Schimpansen cf n t m Bolet. Mens. Observ. Meteorol. Central Mexico. 1899, Juli. Als Geschenke wurden dankbar entgegengenommen: DiEK G Die Moor- und Alpenpflanzen (vorzugsweise Eis- ;eitflora) des Alpengartens Zöschen bei Mersebm-g und ihre Cultur. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Halle a. S. 1900. Natur und Glaube. Naturwiss. Monatsschrift. Jahrg. 111, Heft 2 Leutkirch (Württemberg) 1900. SARS, G. 0. An Account of the Crustacea of Norway. Vol in: Cumacea; Part 1-2. Bergen 1899. Der Praeparator. Jahrg. I, No. 5. Chur 1900. J. F. Btarcke, Berlin W. Nr. 3. 1900. Sitz u 11 gs-Be rieht der Gesellschaft iiatiirforscliencler Freunde zn Berlin vom 20. März 1900. Vorsitzender: Herr Ascherson. Herr Matschie sprach über einige Säugethiere aus dem Hinterlande von Kamerun, welche Herr Major VON Kämptz, CoDimandeur der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun, gesammelt hat. Auf der Karte von Kamerun, welche dem Werke: „Deutschland und seine Kolonien im Jahre 1896. Berlin 1897 bei Dietrich Reimer" beigegeben ist, habe ich an- gedeutet, dass die zwischen Ngaundere und Tibati ge- legenen Gegenden eine von dem übrigen Kamerun ver- schiedene Thierwelt besitzen. Ich hatte damals noch keinerlei Material an Säugethieren aus jenen Ländern unter- suchen können und konnte diese Ansicht lediglich auf die Erfahrung gründen, dass jedes grössere Wassergebiet eine ihm eigenthümliche Fauna besitzt, dass darum diejenigen Gegenden, welche zum Atlantischen Ocean ihre Gewässer senden, eine andere Thierwelt aufweisen müssen, als die zum abflusslosen Tschadsee abwässernden Gebiete. In den Sitzungsberichten der Gesellschaft naturforschender Freunde 1898, p. 86 habe ich behauptet, dass „zwei benachbarte Faunengebiete im allgemeinen nur dann scharfe Grenzen zeigen werden, wenn sie durch sehr hohe Gebirgszüge ge- trennt sind. Gewöhnlich wird zwischen je zwei Thier- gebieten eine Uebergangszone vorhanden sein, in welcher die Arten resp. Abarten beider Gebiete neben einander leben werden, wenigstens in gewissen Gegenden". In den 3 38 Gesellscliaft naturforscJiender Freunde, Berlin. Grenzgebieten zwischen zwei zoogeographischen Regionen werden wir immer eine Mischzone nachweisen können, in welcher Thierformen aus beiden Gebieten gefunden werden. Herr Major von Kamptz hat uns. den Beweis geliefert, dass schon am oberen Sanaga, bei Yolvo. diese Mischzone zwischen der Kamerun - Fauna und der Hinterlands - Fauna zu finden ist. Nur 7 Säugethierarten hat er mitgebracht; sie sind aber sehr wichtig für die Kenntniss der dortigen Fauna. Die Zibethkatze und die Weissnasen-Meerkatze, welche er gesammelt hat, stimmen vollständig mit den Abarten überein, welche wir vom südlichen Kamerun, von Yaunde und Bipindi sowie vom Gabun kennen, Viverra civetta port- manni und Cercopithccus nictitans. Von den beiden Leo- pardenfellen, welche in der Sammlung enthalten sind, sieht das eine genau so aus, wie viele, die ich aus den Küsten- gegenden kennen gelernt habe, das andere zeichnet sich durch einige sehr charakteristische Merkmale vor den west- afrikanischen Artgenosseu aus. Der Seidenaffe stimmt mit dem Benue-Seidenaffen überein. 3 andere Arten sind für Kamerun neu. Bisher hatte man ausser der Gattung Cercopithecus von Hundsaffen nur den Drill, Papio leuco- pJiaeus, aus Kamerun kennen gelernt. Jetzt erfahren wir, dass auch ein echter Pavian im oberen Sanaga-Gebiete lebt, der mit einem Pavian aus dem Sudan am nächsten verwandt ist; wir erfahren ferner, dass die Verbreitung des Löwen bis in's Hinterland von Kamerun sich erstreckt und dass auch eine echte Wildkatze bis dorthin verbreitet ist. Also neben rein westlichen Formen kommen dort typische Sudan-Formen vor. Ich behaupte seit längerer Zeit, dass jedes kleinere Faunengebiet in Afrika eine ausgeprägte indigene Fauna besitzt. Ist diese Ansicht richtig, so muss sowohl der Löwe als auch der Pavian im Hinterlande von Kamerun anders aussehen als in denjenigen Gebieten ausserhalb Kamerun, von denen man diese Formen schon genauer kennt. Dies ist thatsächlich der Fall, wie ich weiter unten versuchen werde zu beweisen. Sitzung vom 20. März 1900. 89 Die Sammlung des Herrn Major von Kamptz enthält folgende Arten: 1. Colohus occidentaUs RociiEBRu::iE. 3 Felle, Yoko am oberen Sanaga. Das Berliner Museum für Naturkunde be- sitzt bereits je ein Fell von Marienburg am Sanaga durch Dr. Pkeüss und aus der Gegend zwischen Tibati und Banyo durch Hauptmann Morgen. C. occidentalis unterscheidet sich von C. matschiei Neu- mann aus dem Zwischenseen-Gebiet durch folgende Merk- male : Die Stirnbinde ist bei C. occidentalis über den Augen breiter als 10 mm, bei 0. matschiei schmaler als 10 mm; die Schwanzquaste ist bei ersterem ca. 50 cm lang, bei letzterem höchstens 40 cm; der Schwanz hat bei ersterem eine Länge von mindestens 70 cm bis zum Ende der Wirbel- säule, bei letzterem von höchstens 65 cm. 2. Cercopithecus nictitans L. 4 Felle aus der Land- schaft Cheme, halbwegs zwischen Yoko und Tibati. Alle vier gehören zu der graurückigen Form mit grauem Schwänze, wie wir sie von Yaunde und von Bipindi am Lokundje be- sitzen. Von Yaunde haben wir auch ein grünrückiges Exemplar mit dunldem Schwanz, welches vielleicht mit der Congo-Form übereinstimmen könnte. 3. Paxjio yoliocnsis Mtsch. spec. nov. 2<^(T und 1 9 aus Yoko am Sanaga. Für diejenigen, w^elche durch die Nomenclatur Verwandtschaftsbeziehungen ausdrücken wollen, schlage ich die Bezeichnung Papio anubis yokoensis vor. Zwei riesige Männchen und ein kleineres, altes Weibchen liegen vor mir, dazu die Schädel der beiden Männchen, welche beide noch nicht ganz ausgewachsen sind. Der Yoko-Pavian gehört offenbar zu der am<&?5-Gruppe, zu den grünen resp, olivenfarbigen Pavianen. Er sieht dem Fapio doguera Puch. vom Siemen-Gebirge in Abessynien ähnlicher als irgend einer anderen Abart imd ist oliven- braun mit dunklen Wellenlinien. Diese Wellenlinien sind aber nur auf dem Mittelrücken deutlich. Von anuhis und von olivaceus, wie ich ihn aus Togo kenne, unterscheidet er sich dadurch, dass er nicht fein gesprenkelt ist, sondern eben diese Wellenlinien zeigt. Im übrigen ist anuhis oliven- 3* 90 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. grün, ölivaceus im Alter oliveuschwärzlich mit röthlich dunkelgraubraun gemischt. Der Kamerun-Pavian unterscheidet sich von P. doguera dadurch, dass die Färbung der Stirn und der Schultern deutlich olivengraubraun, also viel heller als der Rücken ist, welcher eine olivengraue Färbung zeigt. P. dogiiem hat auf der Stirn und auf den Scliultern denselben Farben- ton wiQ auf dem Rücken. Die verschiedenen Paviane der awM&w-Gruppe sind äusserlich einander sehr ähnlich, unter- scheiden sich aber sehr gut durch Schädel-Merkmale. Man kann den Schädel des Yoko-Pavians sehr leicht von den Schädeln aller anderen oliven grünen Paviane daran erkennen, dass die Zwischenkiefer zwischen Nasale und Maxillare weit nach hinten reichen bis über ein Drittel der Naht zwischen Nasale einerseits und Intermaxillare und Maxillare andrerseits. Bei allen anderen Schädeln der a«M&^s-Gruppe erreichen sie nur ein Viertel von der Länge der Sutura. Die Molaren sind bei dem Yoko-Pavian sehr gross wie beim typischen Papio anubis\ die grösste Alveolarlänge von M2 ist mindestens 15 mm, bei P. doguera nur 13 — 14 mm; die grösste Länge von m2 ist mindestens 18 mm gegen 16—17 mm bei P. doguera. Die Entfernung der vorspringenden Ränder des Meatus auditorius externus von einander ist bei P. yolcoensis über 100 mm, bei P. doguera höchstens 95 mm. Die geringste Breite der beiden Choanen zusammen- genommen ist bei P. yolioensis über 22 mm, bei P. doguera unter 20 mm. ^) ^) An den beiden männlichen Scliädeln habe ich ferner noch folgende Messungen gemacht: Grösste Länge: 215, 221; Basallänge: 151, ?; Breite am Jochbogen: 129, 135; Gnathion bis zum unteren Augenrande: 115, 120; Hinterrand des Occiput bis zum unteren Augenrande: 112, 118; Länge der Nasalia in der Mitte gemessen: ?, 89; Breite der Nasalia: ?, 11; Höhe der Orbita: 24,5, 26; Entfernung der äusseren Orbita- Ränder von einander: 72,73; Entfernung der inneren Orbita-Ränder von einander: 12,5, 11; von der Crista nasalis posterior bis zum Hinterrande des Occiput: 110, 113; von dieser Crista bis zum Basion 52, ?; Länge des knöcheren Gaumens: 97, 105; seine Breite am Aussenrande der Alveolen von M2: 58, 56; ebenso am Innenrande Sitzung vom 20. März 1900. 91 4. Sciurus spec. nov. äff. mutahilis Ptrs. Ein zer- rissenes Fell von Yoko am Sanaga. Länge vom Hinter- rande des Auges zum After 23 cm; Schwanz 26,5 cm; bis zum Ende der Wirbelsäule 23,5 cm. Oberseite dunkelbraun mit weissen Stricbelchen dicht bestreut, in der Rückenmitte rostbraun mit hellrostbraunen Strichelchen. Die Beine uud die Unterseite tragen die Färbung von Terra di Sienna. Das Haarkleid ist sehr dicht. Die Haare des Schwanzes sind an der Basis ocker- ' farbig, in der Mitte schwarz und an der Spitze weiss, so dass der Schwanz schwarz erscheint mit weiss stark gemischt. Dieses Eichhörnchen sieht dem Zambese-Eichhorn, Sc. mutabilis, sehr ähnlich ; ob es sich von diesem unterscheidet, was sehr wahrscheinlich ist, kann ich vorläufig nicht fest- stellen. 5. Viverra civetfa iwrtmanni OgIlby. Ein Fell vom Ticka-Fliiss in Ngambe. Das vorliegende Exemplar sieht genau so aus wie die Felle, welche ich von der Yaunde-Station und von der Kamerun-Küste kenne. Es ist schwarz mit breiten weissen Querbiuden über die Körperseiten und Hinterschenkel, die ungefähr um die eigene Breite von einander getrennt sind. Auf den Schultern stehen diese Binden näher an einander. Die Beine sind schwarzbraun; neben der vom Nacken über die Wirbellinie zur Schwanzwurzel verlaufenden schwarzen Längsbinde stehen auf dem Hinterrücken einige grössere schwarze Flecke. Die Hals- und Kinnzeichnung ist die typische. Die Stirn ist weisslich grau, dunkel melirt, der Alveolen von M2: 29, 33; Länge der oberen Molaren-Reihe: 57,5, 56 mm. Die hinteren Zahlen gelten für das etwas jüngere Männchen, dessen Zähne noch nicht abgekaut, daher breiter sind. Die Gaumen- länge würde noch erheblich grösser geworden sein, wenn das Thier länger am Leben geblieben wäre. Die Maasse an den Fellen sind folgende: Von der Nasensi^itze bis zum After: ^ 90,5; (^ 105,5; Q 80 cm; Schwanz bis zum Ende der Wirbelsäule: (^ hl; cf 57; 9 49 cm; Schwanz bis zu den Spitzen der äussersten Haare: cf 65 ^T ^4; 9 52 cm; Hinterfuss bis zum Ende der nackten Sohle: ^ 2\\ cf 21; 9 18 cm. 92 Gesellschaft natuiforschender Freunde, Berlin. Nacken hellgraubraun, der duokle Fleck auf der Seite der Nase dehnt sich nicht auf den Nasenrücken aus. f). Felis spec. äff.: F. manicidata Ripp. Ein Fell aus einem Busch bei der Stadt Tibati. Hellgraubraun, fein mit weiss gestrichelt. Rückenmitte röthlich. Körperseiten isabellfarbig gebändert. Unterseite weiss, isabellfarbig überflogen. Nase und Ohren roth. Auf den Gesichtsseiten zwei röthlichbraune Binden. Schwanz an der Spitze dunkel geringelt. Diese Katze macht den Eindruck einer Wildkatze und die Färbung und Zeichnung ihres Felles erinnert ausser- ordentlich an nordabessynische Wildkatzen. 7. Felis leopardus L. Zwei Felle aus der Nähe von Yoko. Bei dem einen Fell umgeben breite Rosettenflecken einen schmalen Hof; es befinden sich 2 Reihen Rosetten neben der Wirbellinie, während die Oberschenkel und Hüften mit Vollflecken besetzt sind. Auf der Schwanzwurzel stehen Reihen von 5—6 langen schmalen Flecken hinter einander. Das zweite Fell zeichnet sich dadurch aus, dass schmale Rosettenfleckeu einen breiten Hof umspannen, dass Hüften und Oberschenkel mit 5 — 7 Reihen Rosetten besetzt sind und erst hinter diesen die Vollflecken stehen, endlich dass die Schwanzwurzel mit Querreihen von 7 — 8 sehr schmalen Flecken geziert ist. So wie dieses letztere Fell, sehen alle Leoparden aus, welche ich von Kamerun bisher kenne. Die zuerst beschriebene Form muss einer Abart augehören, welche ausserhalb des Wassergebietes der Küstenflüsse zu Hause ist. 8. Felis leo hamptd Mtsch. neue Abart. 9 Fell mit Schädel. Yoko am oberen Sanaga. Die Auffindung des Löwen im Flussgebiete des Sanaga ist sehr bemerkenswerth. Wir wissen durch Bakth uud Morgen, dass in Adamaua, also im Benue-Gebiet der Löwe häufig ist; innerhalb des Gebietes, dessen Flüsse in die Bay von Biafra sich ergiessen, war er bisher noch nicht nachoewiesen. Sitzung vom 20. März 190Ö. 93 Untersuchen \vir. ob der Yoko-Löwe zu irgend einer der bisher bekannten Abarten des Löwen gerechnet werden darf. Wissenschaftlich beschrieben sind bisher folgende Ab- arten des Löwen: 1. Felis leo L.. Syst. Nat. Edit. X, Bd. 1. p. 41. No. L F. cauda elongata. corpore helvulo. Felis cauda elon- gata tloccosa, thorace jubato. Syst. nat. 6. p. 4, n. 1. — Color luteo rufus . . . Maris thorax hirsutus, caudaque floc- cosa. Habitat in Afrika. Also ein gelbröthlicher Löwe mit Brustmähne, aber ohne Bauchmähne. Er stimmt mit keiner später beschriebenen Abart überein. 2. Felis leo harharus Fischer, Synopsis Mammalium I, 1829, p. 197, No. la. Magnus, fusco-fulvus; juba (maris) amplissima ex nigri- cante fuscoque mixta. Wagner (Schreber's Säugthiere, Supp. II, p. 460) fügt dieser Diagnose hinzu: veutris linea media longissime cristata. Vergleiche auch Fitzingek, Sitzber. Akad. Wien, 1868, November, p. 12—16. Vater- land: Nord-Afrika. Die Mähne bedeckt die Schultern und reicht fast bis zur Hälfte des Rückens, wo sie ziemlich geradlinig begrenzt ist. Auch über die Bauchmitte verläuft eine starke Mähne. Färbung fahl gelblichbraun. Beim Weibchen ist die Innen- seite der Vorderbeine weiss. 3. Felis leo capensis Fischer, Syn. Mamm. II, 1830, p. 365 ad p. 197, s; FrrziNGER, 1. c' p. 16 — 18. Capite rotundo crasso molossino; juba nigra. Bei diesem Löwen ist die Körperfärbung bräunlichgelb; eine grosse schwarze Mähne bedeckt den Kopf, Hals, die Schultern und die Brust und ist rund gegen die Körper- seiten abgegrenzt. Ueber die Bauchmitte verläuft ebenfalls eine starke Mähne. Ohren grösser als beim Berber-Löwen. Vaterland: Capland. 4. Felis leo senegalensis Fischer, 1. c. p. 197, No. l |3; FrrziNGER, 1. c. p. 18—20. Mediocris, flavicans; juba (maris) mediocri fulva. 94 Gesellschaft natnrforschender Freunde, Berlin. Die Mähne ist schwach entwickelt, lässt die Schultern frei und läuft gegen den Widerrist in eine Spitze aus. Färbung des Körpers lebhaft röthlichgelb. Dieser Löwe wird niemals so gross wie der Berber- und Cap-Löwe. Vaterland: Senegal. 5. Leo gamhianus Gray, List of the Specimens of Mammalia in the Collection of the British Museum, 1843, p. 40. Ohne Beschreibung. Vaterland: Hinterländer des Gambia. 6. Felis leo persicns Fischer, 1. c. p. 197, No. ly; FiTZiNGER, 1. c. p. 20—23 partim. Minor, pallidissime helvolus, juba (maris) mediocri ex nigro et saturate fusco mixta. Blass isabellfarben, sehr klein, ohne Bauchmähne. Vaterland: Teheran in Persieu. 7. Leo asiaticus Jarüine. The Naturalist's Library. Mammalia. IL p. 121, Taf. 3; Leo persicus Fitzinger, 1. c. partim. The Asiatic differs from the South African lion in being rather less in size with the mane much more scanty, and of a light yellow colour, tipt with grey. the whole body being of a uniform fawn colour. Hellbraun, hirschfarbig. Die Mähne bedeckt die Schultern, greift aber nicht weiter auf den Rücken über. Ueber die Bauchmitte verläuft ebenfalls eine Mähne. Kleiner als der südafrikanische Löwe. Vaterland: Bussorah = Basra am unteren Euphrat und Babylon (cf. Zool. Gart. HI, 1862 No. 5, p. 97). 8. Felis leo goojrattensis Smee. Trausact. Zool. Soc. London I, 1833, p. 170, Taf. 24. Juba maris cervicali brevi erecta, venire ejubato; caudae flocco maximo. Sehr gross; kurze Mähne am Kopf und Hals, welche nicht auf die Schulter übergreift und gegen den Widerrist in gerader Linie abgeschnitten ist. Schwanzquaste besonders stark entwickelt; Färbung des Körpers fahlgelbbraun. Vaterland : Guzerat. Sitzung vom 20. März 1900. 95 9. Felis leo somaliensis Noack. Jahrb. Hamb. Wissensch. Anst. IX. 1891. p. 48. Er ist ziemlich klein, besitzt ein auffallend grosses Ohr, sehr langen Schwanz nnd hellgraue Färbung. Die Mähne bedeckt die Schulter nicht. Vaterland: Somali- Halbinsel. Die Löwin von Yoko hat eine Länge von 3,050 Meter, wenn man das Fell von der Lippe bis zur Schwanzspitze misst. Der Schwanz ist 93 cm, bis zu den Spitzen der Quastenhaare 95 cm lang. Vom Ohr bis zur Schwanzwurzel beträgt die Länge 168 cm. von dem zwischen den Schultern verlaufenden niedrigen Haarkamm bis zu den Zehenspitzen 110 cm. Die allgemeine Färbung ist ockerfahl wie PI. V No. 10 (ochraceous-buff) in Rigdway's Nomenclature of colours. Die Beine sind chamoisfarbig (PI. V, No. 13, buflf), auf dem Kinn und an der Unterseite ist der Farbenton rahmgelb = Cream buft', PI. V. No. 11. Nur in der Weichengegend und in einem schmalen Striche an der Innenseite der Vorder- beine ist das Haar weiss. Zwischen den Augen beginnt ein sehr niedriger und schmaler Kamm von dunkelbraun gespitzten Haaren, welcher sich über den Hals bis zur Nackenraitte erstreckt. Die Mitte des Hinterrückens ist dunkler als die Körperseiten, lebhaft ockergelb. Der Hinter- körper erscheint von vorn gesehen sehr schwach grau über- flogen, während er von hinten gesehen einen fahlockergelben Ton zeigt. Schwarze Haarspitzen treten nirgendwo auf dem Körper stärker hervor, ausser an dem Haarkamm auf dem Nacken und an dem Schwanz, der deshalb gelblich grau erscheint. Die weiblichen Löwen haben ungefähr dieselbe Färbung wie die Männchen. Die Kamerun-Löwin ist ockerfahl, der Kamerun-Löwe wird also wohl auch diese Färbung haben. Von den bereits beschriebenen Abarten ist Felis leo L. gelb- röthlich, der Berber-Löwe fahl gelblichbraun, der Cap-Löwe bräunlichgelb, der Senegal-Löwe lebhaft röthlichgelb, der Perser-Löwe blass isabellfarben, der Euphrat-Löwe hell- braun, der Guzerat-Löwe fahlgelb, der Somali-Löwe hellgrau. 96 Gesellschaft naturfwschender Freunde, Berlin. Die Kamerun-Löwin unterscheidet sich von ihnen allen durch ihre ockerfahle, sehr reine Färbung und durch die rahnigelbe Unterseite. Aber nicht nur ihre äussere Erscheinung weist darauf hin, dass wir es hier mit einer besonderen geographischen Rasse zu thun haben, sondern auch ihr Schädel bau. Zur Vergleichung stehen mir zur Verfügung die Schädel folgender Individuen: d" direlvt importirt über die Delagoa-Bay aus Nord- Transvaal, ging im hiesigen Zoologischen Garten ein. cf bei Masinde zwischen dem Pangani und Englisch Ost-Afrika von Herrn J. G. Schillings gesammelt. cT im Kibaya-Massailand zwischen Nguru und Irangi, Deutsch-Ost-Afrika, von Herrn 0. Neumann gesammelt. 2 von Tabora, Deutsch-Ost-Afrika, durch Herrn Haupt- mann Langheld nach Berlin geschickt. c/ bei Bell am Tarabba, einem südlichen Nebenflusse des Benue in Adamaua von Herrn Hauptmann Morgen gesammelt. Ausserdem 3 Schädel von Thieren, welche in der Ge- fangenschaft gelebt haben, darunter ein männlicher Löwe, der mit Blainville's Abbildung eines Schädels von F. leo harharus gut übereinstimmt. Er stammt aus der alten Thierarzneischulsammlung; ich werde ihn mit No. 1 be- zeichnen. Die Bullae sind bei der Kamerun-Löwin nur 25 mm von einander entfernt, hei dem Delagoa-Löwen 37 mm, beim Mgera-Löwen 36 mm, bei dem Löwen No. 1 36 mm, bei der Tabora-Löwin 31,5 mm, bei dem Masiude-Löweu 27 mm, bei dem Adamaua-Löwen 24 mm. Die lichte Breite des Gaumenausschnittes am oberen freien Ende der Sutura palato-pterygoidea ist bei der Kamerun -Löwin 33,5 mm, bei dem Delagoa-Löwen 41 mm, beim Löwen No. 1 45 mm. beim Masinde-Löwen 27.5 mm, beim Mgera-Löwen und der Tabora-Löwin 36 mm, bei dem Adamaua-Löwen 35 mm. Das Jugale greift zungenförraig am oberen Rande über den Processus zygomaticus ossis temporis hinweg, wie bei Sitmng vom SO. Mars 1900. 97 Schädel von Felis leo kamptsi Mtsch. 9 98 Gesellschaft naturforscJmider Freunde, Berlin. dem Löwen No. 1, dem Delagoa-Löwen und dem Adamaua- Löwen. Bei allen anderen greift das Jugale nicht über den Processus hinüber. Die schmälste Stelle des Jochbogens au der Sutura zygomatico-temporalis (29,5 mm) ist nicht so breit wie die Länge des oberen Reisszahnes (PMs = 32,5 mm), aber etwas grösser als die halbe Länge von PMa und PMs zusammen- (32 5 + 22 \ "^' = 27,25 I. Aehnliche Verhältnisse zeigen der Mgera-Löwe (PMs = 36 mm, Jugale = 32,5 mm, PM2 = 24 mm), die Tabora-Löwin (Jugale = 30.5, PMs = 32,5, PM2 = 22 mm), der Adamaua-Löwe (Jugale = 32,5, PMs = 37, PM2 = 26 mm) und der Löwe No. 1 (Ju- gale =31,5, PMs = 35, PM2 = 25,5mm). Dagegen ist beim Masinde- und beim Delagoa-Bay-Löwen der Jochbogen an seiner schmälsten Stelle nicht so breit wie die halbe Länge der beiden Zähne zusammen genommen; denn beim Masinde-Löwen'ist das Jugale — 27,5, PMs = 37, PM2 = 25, beim Delagoa-Löwen aber das Jugale = 29,5, PMs =; 38,5 und PM2 = 25 mm. Wir sehen also, dass die Löwin von Yoko in allen hier erwähnten Maasen am besten mit dem Adamaua-Löweu übereinstimmt; dieser aber ist kaum 50 Meilen von Yoko erlegt worden. Allerdings liegt Bell im Gebiet der Benue- Zuflüsse, Yoko im Gebiet des Sauaga; es ist deshalb wohl möglich, dass der Beli-Löwe vom Sanaga-Löwen wiederum durch gewisse Merkmale abweicht. Jedenfalls unterscheiden sich aber beide Schädel von allen mir zur Verfügung stehenden Löwen-Schädeln sehr erheblich. Ich halte es für meine Pflicht, auf diese Abart da- durch aufmerksam zu machen, dass ich sie beschreibe und den Namen Felis ho lianiptzi Mtsch. für sie vorschlage, zu Ehren des glücklichen Schützen und Sammlers, des Com- mandeurs in der Kaiserlichen Schutztruppe für Kamerun, Herrn Major von Kamptz. Sie unterscheidet sich von allen bisher beschriebenen Löwen dadurch, dass die Färbung des Körpers ockerfahl ist und dass die Unterseite bis auf die Weichen und einen Sitzung vom 20. März 1899. 99 schmalen Strich an der Innenseite der Vorderbeine nicht weiss, sondern rahmgelb ist. Im Schädelbau zeichnet sie sich aus durch sehr nahe aneinander stehende Bullae, durch das über den Jochfortsatz des Stirnbeins vorspringende Jugale und dadurch, dass die lichte Breite des Gaumen- ausschnittes um ein Drittel breiter ist als die Entfernung der Bullae von einander. Individuelle Abänderungen wird man wahrscheinlich auch bei Löwen stets nachweisen können; die Färbung wird nicht bei allen Exemplaren aus einer und derselben Gegend dieselbe sein, und man wird Individuen finden, die lebhafter gefärbt sind, neben solchen, welche stumpfere Töne im Haarkleide zeigen. Bis jetzt ist aber noch nicht nachge- wiesen, dass z. B. im Senegal-Gebiet jemals ein grauer Löwe oder auf dem Somali-Plateau jemals ein gelber Löwe erlegt worden ist. Der Grundton der Färbung ist eben nach dem Vaterland verschieden. Ebenso mag es wohl möglich sein, dass ein kurzmähniger Löwe in der Gefangen-' Schaft unter dem Einfluss eines anderen Klimas und anderer Nahrung eine schönere, längere und dichtere Mähne be- kommt; die Mähne wird aber genau auf denselben Körper- stellen wachsen und die Haare werden dieselbe Richtung behalten wie in der Freiheit. Der Massai-Löwe z. B. be- hält immer die freie Stirn und beim Somali-Löwen reiclit immer die Mähne mit einem Haarbusch in die Stirn hinein; der Berber-Löwe wird immer die Bauchmähne erhalten, der Senegal-Löwe wird sie niemals bekommen; bei dem Cap-Löwen wird immer die Schulter von der Mähne be- deckt sein, beim Guzerat-Löwen dagegen niemals. Wenn Selous aus demselben Busch zwei alte Löwen herausgeschossen hat, von denen der eine sehr dunkelfarbig und vollgemähnt, der andere sehr hellfarbig war und kaum eine Spur von Mähne zeigte, so beweist dies noch nicht, dass überall in einem zoogeographischen Gebiet vollmähnige und kurzmähuige Löwen nebeneinander vorkommen, sondern nur, dass an der Grenze mehrerer zoogeographischer Ge- biete die für jedes charakteristischen Formen neben einander leben können. Selous sagt, dass am Mababe, im Matabele- 100 Gesellsclmft na tu r forschender Freunde, Berlin. und Mashona-Lande beide Formen neben einander zu finden sind, natürlicli in den von ihm besuchten Gegenden. Selous ist aber damals nur in Gebieten gewesen, in welchen die Quellländer der Zuflüsse des Sambese, des Sabi und Limpopo aneinauderstosseu, wo also die für diese Wasser- gebiete eigenthümlichen verschiedenen Abarten des Löwen neben einander leben werden. Ich glaube, dass in abseh- barer Zeit wir alle die Gewissheit erlangen werden, dass genau wie der Pavian, wie das Zebra, wie die gefleckte Hyaene auch der Löwe in einer grossen Anzahl von geo- graphischen Abarten auftritt und dass diese Abarten beim Löwen im wesentlichen dieselbe Verbreitung haben werden wie bei allen anderen Scäugethieren. Wenn in zwei Ge- bieten die Hyaenen verschieden aussehen, so zeigen auch die Löwen, die Zebras, die Schakale, die Hasen u. s. w. u. s. w\ Verschiedenheiten. Jedes Säugethier trägt ge- wisse Merkmale an sich, aus welchen man auf das engere Vaterland, das eng begrenzte zoogeo- graphische Untergebiet, in welchem es lebt, schliessen kann. Herr MatSCHIE sprach über Orycteroptis, Hystrix, Phacochoerns und einige andere Säugethiere aus dem Hinterlande von Togo in Deutsch-West-Afrika. Herr Dr. Kersting, Leiter der Station Sokode-Basari im nordöstlichen Hinterlande von Togo, in der Nähe der Grenze von Dahome, hat dem Königlichen Museum für Naturkunde zu Berlin vor kurzer Zeit einige Säugethiere zum Geschenk gemacht, welche für die Kenntnisse der Thierwelt jener Gebiete von grosser Wichtigkeit sind. Basari ist ein Savannen -Land und seine Fauna enthält, wie die vorliegende Sendung beweist, eine Anzahl von Steppenformen, die an der Guinea-Küste unbekannt sind. Daneben scheinen noch typisch westliche Arten vorzu- kommen. Wie mir Herr Kersting mittheilt, ist Colobus vellerosus in kleinen Waldparzellen östlich und südlich von Paratau häufig, ein kleiner grüner Pavian, wahrscheinlich Papio olivaceus Js. Geoptr., lebt dort; auf den Felsen des Sitzung vom 20. März 1899. 101 Suda-DanoPlateau's kommt aber schon ein mächtiger brauner Pavian vor. Eine rothe Meerkatze mit schwarzer Stirn- binde, schwarzer Nasenspitze und grauer Brust ist häufig, ebenso eine graue Meerkatze mit weisser Stirnbinde. Im Kara lebt ein ziemlich kleines Fliisspferd, dessen Haut- färbung ausgesprochen rosa ist. Elefanten kommen selten zwischen Blita und Paratau vor und in Nord-Lama, nord- westlich von Kabu 10 "^ n. Br. Der Löwe ist selten; ein in Tschaudjo erbeutetes Fell ist 182 cra lang von der Nase zur Schwanzbasis und hat einen 82 cm langen Schwanz; es ist hellbraun. Unter den kleinen Hunden der Eingeborenen kommen ausser den gelben, schwarzen und gefleckten auch sehr schön braungetigerte vor. Ein grosser, 55—60 cm hoher Hund wird diu-ch die Fulbe zuweilen vom Norden hierher gebracht. In Barba östlich von Mangu ist ein ganz dicht- und langhaariger Hund zu Hause. Die jetzt nach Berlin gelangte kleine Sendung enthält folgende Arten: 1. Equus cahallus. 2 Schädel eines kleinen Ponny- artigen Pferdes. 2. Sus domesüca L. juv. Schädel eines jungen Haus- schweines aus Tschyeti an der Dahome-Grenze. Diese Rasse wird sehr gross, ist schwarz und stark behaart. 3. Phacochoerus africanus Gm. (?) Schädel eines alten cf des Warzenschweines. Ich habe kein Exemplar aus dem Senegal-Gebiete zur Vergleich ung, weiss daher nicht, ob diese Gattung im Hinterlande von Togo nicht durch eine besondere Abart vertreten ist. Das vorliegende Stück stammt aus Kabure-Sumdiua. Die eingeborene Bezeichnung für das Thier ist „Te". 4. Procavia herstingi Mtsch. 6 Skelette von c/ 2 ad. und jungen Thieren. Sie stimmen mit den seiner Zeit be- schriebenen Original -Exemplaren dieser Art durch die sehr langen Nasalia und die lange Molaren-Reihe überein. Sie stammen von Aledgo Kadara und Kumonde auf dem Suda- Dano-Plateau. 102 Gesellschaft naturforscliender Freunde, Berlin. 5. Lepus zechi Mtsch. 1 Schädel von Basari, Sokode cf , 20. X. 99. 5. Hystrix senegalica F. Cuv. (?) 2 Felle und Skelette von Basari. Ich kann auch bei diesen Stücken nicht den Nachweis erbringen, dass sie von IL senegalica verschieden sind, weil ich diese Abart nicht kenne. Jedenfalls hat das Togo -Stachelschwein weder mit galeata noch mit africae- australis etwas zu thun und unterscheidet sich auch von //. cristata aus Süd-Europa. 7. Orycteropus haussanus Mtsch. spec. nov. 1 Fell mit Skelett. Ich glaube beweisen zu können, dass das Erdferkel von Togo nicht mit der Senegal -Form überein- stimmt, sondern einer besonderen Abart angehört. Wahr- scheinlich werden auch Phacochoerus und Hystrix als be- sondere Formen abgetrennt werden müssen; denn wenn in einem Gebiet irgend eine zu Abarten neigende Art eine solche bildet, so thun es auch alle solche Arten. Von Phacochoerus und Hystrix kennt man schon mehrere geo- graphische Abarten, also wird sich wohl auch die in Togo lebende Form als eine besondere Form herausstellen. Ich habe einen Orycteropus aus dem Senegal - Gebiete nicht untersucht. Nach Düvernoy's ausfürlicher Arbeit (Ann. Sc. Nat. 1853, p. 195) ist aber der letzte untere Molar im Schädel des Senegal -Erdferkels so gross wie der vor- letzte untere Molar bei Orycteropus aethiopicus, die grösste Breite des Schädels am Jochbogen ist nach den 1. c. p. 195 gegebenen Maasstabellen bei 0. scnegalensis ähnlich wie bei 0. aethiopicus; die grösste Länge der Mandihula stimmt ebenfalls bei diesen beiden Formen überein. In allen diesen Merkmalen steht aber die Togo-Form viel näher 0. capensis; die Breite des Schädels an der Spitze des Processus jugularis ossis temporis ist 85,5 mm, die grösste Länge der 3Iandihula 207 mm; der letzte untere Molar ist bei der Togo-Form so gross wie bei 0. capensis. Nun ist allerdings zu berücksichtigen, dass vielleicht alle diese von Dövernov angegebenen Unterschiede auf Verschiedenheiten im Geschlecht und im Alter beruhen. Männliche Orycteropus sind, wie es scheint, immer erheblich Sitzung vom 20. März 1899. 103 grösser als gleiclialterige Weibchen; deshalb kann man vielleicht zu falschen Schlüssen kommen, wenn man den Schädel eines Männchen vom Cap, wie ihn Cuvier be- schrieben hat, mit den Schädeln von weiblichen Orycteropus aus dem östlichen Sudan und eines Männchens vom Senegal vergleicht. Ich glaube aber ein Merkmal zu kennen, welches auf- die Tafel IX der Annales des Sciences Naturelles XIX angewendet, uns doch beweist, dass die Togo-Form von der Senegal-Form verschieden ist. Der Processus anr/ularis erhebt sich bei 0. aethiopicus nur wenig über die Höhe des Alveolar-Randes; sein oberer Rand ist von der Alveolar-Ebene lange nicht so weit ent- fernt wie vom oberen Rande des Processus condyloideus; dagegen sind diese beiden Entfernungen bei 0. capensis un- gefähr gleich, und der Processus angularis erhebt sich viel höher über die Alveolar-Ebene. Dieses Merkmal bewährt sich bei 4 Schädeln aus Süd-Afrika und bei 2 Schädeln aus dem Sudan, welche mir vorliegen. 0. senegalensis verhält sich in dieser Beziehung ähnlich wie 0. aethiopicus, der Togo-Schädel aber wie 0. capensis. Hierdurch wird es sehr wahrscheinlich, dass am Senegal eine andere Abart von Orycteropus lebt als im Hinterlande von Togo. Auch in der Färbung und Gestalt unterscheidet sich das Togo-Fell von 0. senegalensis. wie ihn Lesson (Species des Mammiferes, 1840, p. 277—288) schildert. Bei 0. senegalensis verhält sich die Länge des Schwanzes zur Länge des übrigen Körpers, von der Nasenspitze bis zur Schwanzwurzel, wie 142 : 1022 oder wie 1 : 2,3, bei dem Exemplar aus Togo wie 470 : 1305 oder wie 1:2,77. Das Ohr ist bei 0. senegalensis länger als bei 0. capensis, nämlich 180 mm gegen 162 mm, bei dem Togo - Exemplar kürzer als bei 0. capensis, nämlich 155 mm. Von 0. senegalensis sagt Lesson (1. c. p. 284): „Des soies blondes et des soies d'un rouge fauve ardent, couchees, couvrent les quartre membres sur les regions les plus 3* 104 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. externes et leur donnent une nuance roux vif qui s'arrete a la base des ongles oii les pinceaux de soies reprennent ime teinte jaune blond franche." Bei dem Stück aus Togo sind die Beine dunkelbraun. Die Färbung des übrigen Körpers ist bei senegalensis weissblond, an der Schnauze und um die Augen mit roth überflogen und erscheint goldroth auf der Rückenmitte. Das Togo-Exemplar ist marsbraun (Ridgway, Nomen- clature of Colours, Taf III, Fig. 13) zwischen zimraetfarbig und hellbraun, überall röthlich überflogen, am meisten auf der Wirbellinie. Ich halte das von Herrn Dr. Kersting bei Sokode im Hinterlande von Togo gesammelte Erdferkel für den Ver- treter einer neuen Abart, für welche ich den Namen Orycteropus haussanus Mtsch. spec. nov., „das Erdferkel der Haussa-Länder" vorschlage. Gewissermaassen in Klammern möchte ich hier auf eine Inconsequenz in unserer Nomeuclatur aufmerksam machen. Wir haben uns daran gewöhnt, einen Orycteropus capensis von einem 0. aethiopicus zu unterscheiden, wir be- trachten also diese beiden Formen als zwei verschiedene Arten der Gattung Orycteropus. Es wird dagegen nur sehr wenige Zoologen geben, welche den Berber-Löwen vom Senegal -Löwen als besondere Art abtrennen. Und doch sind die Unterschiede zwischen den beiden Orycteropus für den Laien viel schwerer zu begreifen, als die Unterschiede zwischen dem kurzmähnigen Senegal-Löwen und dem weit bemähnten Berber-Löwen. Letztere sind Rassen einer Art, weil sie in der Litteratur nicht genügend scharf unter- schieden sind, erstere nehmen den Rang von Arten ein. weil zufälligerweise einige bekannte Zoologen sich mit ihnen etwas genauer beschäftigt haben. Sowohl die beiden Orycteropus als die beiden Löwen stellen nur Abarten einer und derselben Form dar, welche sich geographisch vertreten, müssten also auch gleichartig bezeichnet werden. Dies kann entweder geschehen durch eine consequente Anwendung der ternaeren Nomenclatur für jede geographische Abart oder durch Aufstellung sehr vieler Untergattungen. Sitzung vom 20. März 1899. 105 Im ersteren Falle müsste man die Erdferkel als Oryctero- pus capensis Gm., 0. capcnsis adhiojMCiis Suxd., 0. capensis senegalensis Less. , 0. capensis wertheri Mtsch., 0. capensis haussamis Mtsch. und 0. capensis gaudryi F. Major bezeich- nen. Ich glaube nicht, dass diese Methode besonders glück- lich genannt werden darf. Darum beschränke man die ter- naere Ausdrucksweise auf diejenigen Formen, welche man vorläufig noch zu wenig kennt, als dass man ihre cha- rakteristischen Merkmale in einer kurzen Diagnose dar- stellen könnte. Alle anderen aber benenne man binaer und sondere sie in Gruppen, deren jede die sich geogra- phisch vertretenden nächsten Verwandten enthält. Diese Gruppen würde man besonders bezeichnen müssen. Sie entsprechen zuweilen unsern alten Gattungen, häufig den bisher gebrauchten Untergattungen. Nach dieser kleinen Abschweifung komme ich noch einmal auf die Unterschiede zwischen Orycteropus haussanus und den übrigen bekannten Formen zurück. Zwischen 0. haussanus und 0. capensis finde ich folgende Unterschiede : Die Grundfärbung ist bei 0. capensis gelblichgrau mit rothem Anfluge, die Behaarung ist an den Hinterschenkeln viel dichter, die dunkelbraune Färbung der Gliedmaassen bedeckt auch die Schultern und Oberschenkel. Der Schwanz ist viel länger (558:1011). Das Hinterhaupt ist an der Occipitalkante viel schmaler als die Breite des Schädels dort, wo die Sutura fronto-lacrymalis in den vorderen Augen- rand eintritt. Die Frontalia sind in der Mitte nicht so auf- gebeult, dass an der Sutura frontalis eine Grube entsteht. Der Hinterrand der Nasalia bildet gegen die Frontalia bei 0. capensis einen rechten oder stumpfen Winkel, der wenig unter seiner Spitze kurz und bogig abgestumpft ist, bei 0. haussanus einen viel tiefer, geradlinig abgestumpften rechten Winkel, dessen Schenkel nach aussen gebogen sind. Pas Lacrymale legt sich bei 0. haussanus bis auf ^/i der Länge an die untere Frontal-Sutur an, bei 0. capensis kaum auf 73 der Länge. Es ist bei 0. haussanus da, wo es die Frontal-Sutur verlässt, viel schmaler als am Vorderrande 1^06 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. des Foramen infraorbitale, bei 0. capensis ungefähr eben so breit. Die Entfernung des Punktes, wo die Sutura naso- maxillaris mit der S. naso-intermaxillaris und der 5'. maxillo- intermaxUlaris zusammenstossen. von dem Gnathion, der vordersten Spitze des Intermaxillare , ist bei 0. capensis kleiner als die halbe Länge der Sutura nasalis, bei 0. haussanus ungefähr gleich dieser halben Länge. Das Foramen magnum ist bei 0. haussanus oval, bei 0. capensis aber elliptisch. Bei 0. aethiopicus bildet der Hinterrand der Nasalia wie bei 0. capensis einen an der Spitze abgerundeten rechten oder stumpfen Winkel, das Lacrymale reicht bis auf -'s der Länge der unteren Frontal-Sutur oder sehr wenig darüber nach vorn, ist aber vorn viel schmaler als hinten. Das Foramen magnum ist kreisrund, das Hinterhaupt an der Occipitalkante so breit wie an den Orbita, eine Frontal- grube ist vorhanden. Die Entfernung der Stelle, wo die 3 Maxillar-Suturen zusammentreffen, von dem Gnathion ist kleiner als die halbe Länge der Sutura nasalis. Der Pro- cessus zygomaticus ossis frontis zeichnet sich durch seine Schlankheit und Länge aus. Die Entfernung der Spitzen dieser Fortsätze von einander ist bei den cT 66, bei den 2 64 mm , während der Schädel an " der Sutura coronalis 45,5 resp. 43,5 mm breit ist. Bei dem Togo-Exemplar sind die betreffenden Maasse 64 :-52.5; bei den Stücken aus Süd-Afrika: 64 : 47; 67,5 : 50; 57,5:42,5; 58:45 mm. Herr Friedr. Dahl sprach über die blumenbe- suchenden Vögel des Bismarck-Archipels. Nachdem wir in der Vortragssitzung des vorigen Monats eine Mittheilung über die blumenbesuchenden Vögel des tropischen Afrikas gehört haben, erlaube ich mir heute, das von mir im Bisraarck- Archipel gesammelte Material, soweit ich es aus meinen Tagebuchnotizen zusammengefunden habe, vorzutragen. Ich thue dies um so lieber, da Herr Dr. Heinroth sich demnächst in das von mir besuchte Sitzung vom 20. März 1900. 10? Gebiet begeben und demnach in der Lage sein wird, meine Beobachtungen entweder zu bestätigen und zu vervoll- ständigeu oder nach dieser oder jener Richtung hin zu corrigiren. Auch ich habe einen nicht geringen Theil meiner aller- dings ziemlich vielseitigen Thätigkeit bliithenethologischeu Problemen gewidmet und da mir namentlich die Kolibris als Blüthenbefruchter aus der Literatur sehr W'Ohl bekannt waren, vermuthete ich ähnliche Beobachtungen an den sogenannten Honigfressern und Blnmensaugern (Meliphagidae und Neda- riniidae) der Bismarck-Inseln machen zu können, zumal da mir, wie früheren Beobachtern, die Vorliebe dieser Vögel für gewisse Blumen sehr bald auffallen musste. Unter den von mir erbeuteten Vögeln sind es sieben Arten, die ich in erster Linie auf Blüthen • beobachtete: Drei kleine Papageien, zwei Meliphagiden und zwei Nekta- riniiden. Von diesen sieben Arten w^aren aber nur fünf so häufig, dass ich mir ein sicheres Urtheil über ihre etho- logische Bedeutung erlauben darf; es sind je zwei Ver- treter aus den drei oben genannten Familien. Auf die Bedeutung der Vögel für die Befruchtung der Pflanzen werde ich hoffentlich bei einer späteren Gelegenheit zurück- kommen können, sobald die von mir gesammelten Insekten bearbeitet sind. Zunächst handelt es sich hier um die Nahrung der genannten Vögel. Um diese festzustellen, hielt ich es für das Sicherste, den Mageninhalt zu unter- suchen. Aus den Magenuntersuchuugen, die, wie bei allen anderen Vögeln, auch bei den Blütenbesuchern auf eine grössere Zahl von Individuen ausgedehnt wurde, geht nun unzweideutig hervor, dass die beiden kleinen Papageien {üharmosyna -Avten) Pollenfresser, die Meliphagidae und Nectariniidae Insektenfresser sind. Unter den Pollenmassen, die ich im Magen der Papageien fand, entdeckte ich zwar hin und wieder ein kleines Insekt, einen Blasenfuss etc., aber der Masse nach traten diese Thierchen so sehr zurück, dass ich sie als zufällige Bestandtheile des Inhaltes auf- fassen konnte. Bei den Honigfressern und Blumensaugeru 108 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. fanden sich neben Spinnen und Inselcten stets auch einige Polleuliörner, aber bei ihnen Icounte ich den Pollen im Verhältuiss zu der unendlich viel umfcingreicheren thierischen Nahrung für zufällig ansehen. Die Frage, ob die blüthen- besuchenden Vögel auch Honig aufgenommen haben könnten, habe ich in der ethologischen Bearbeitung der Vögel des Bismarck-Archipels') unbeantwortet gelassen und zwar aus dem Grunde, weil sich diese Frage durch Aufzählung der besuchten Blüthen erledigte. Bei sämmtlichen Blüthen nämlich, auf denen ich Vögel beobachtete, habe ich keine Honigbehälter entdecken können, es sind sämmtlich soge- nannte Pollenblüthen , d. h. Blüthen, welche die Besucher des Pollen wegen anlocken. — Als erste Pflanze, welche drei der genannten Vögel zu ihren regelmässigen Besuchern zählt, ist die Kokospalme zu nennen. Ein kleiner Papagei Charmosijna subplacens (Scl.) kommt besonders auf den Blüthen höherer Palmen, nicht selten aber aucli auf mittel- hohen Bäumen vor. Ginnyris frenata (S. Müll.) liebt halbhohe und C. Corinna (Salvad.) höhere Kokospalmen. Ich habe von den Blüthen der Palme keine Zeichnung ent- worfen, weil ich glaubte, ihre Form als bekannt annehmen zu können. Zwei weitere Blüthenbesucher, Channosyna rubrigularis (Scl.) und My^omeJa cineracea Scl. fand ich besonders auf den Blüthen zweier Waldbäume Evodia Fig. 2. Fig. 1. Blüthe von Evodia tetragona. Blüthe von Elaeocarpus parkinsani. ') Mittbeilungen a. der Zool. Samml. d. Mus. f. Naturk. Berlin, Y. 1, Heft 3, p. 107—222. SitziDKj vom 20. März 1900. 109 tetragona K. Scii. imd Elaeocarpus parlcinsoni Warb. Ich habe dieselbeu in Fig. 1 und 2 in annähernd natürliclier Grösse dargestellt. Meine negativen Resultate in der Frage, ob Vögel Honig saugen, sind um so interessanter, als im Bismarck- Archipel Pflanzen vorkommen, deren Art- oder Gattuugsge- nossen in Afrika von Honigvögeln ihres Honigs wegen auf- gesucht werden sollen. Ich gebe in Fig. 3 die grosse Fiff. 3. Blüthe von Erythrina indica. Schmetterlingsblüthe von Erythrina indica Lam. in natür- licher Grösse wieder. Die leuchtend rothe Blüthe fällt um so mehr in die Augen, da sie gerade dann erscheint, wenn in der trockenen Jahreszeit die Blätter des Baumes fast sämmtlich abgefallen sind. Ich war deshalb im höchsten Grade gespannt darauf, welche Blüthenbesucher diese Pflanze wohl anlocken möchte. Natürlich dachte ich sofort an Vögel und Tagfalter. — Aber so oft ich auch den Baum beobachtete von morgens früh bis abends spät, niemals habe ich die Blüthe von irgend einem Thier regelmässig absuchen sehen. Gelegentlich kam wohl ein Schmetterling 110 Gesellschaft naturfwsckender Freunde, Berlin. an eine Blüthe herangepflogeu, aber von einem richtigen Blumenbesuch Ivonnte nicht die Rede sein. Vögel blieben ganz aus, obgleich Cimiyris frenata auf benachbarten Kokos- palmen eifrig ihre Nahrung suchte. — Ich weiss wohl, dass Blüthen mit vollkommener Anpassung an einen bestimmten Bestäuber verhältnissmässig seltener besucht werden als Blüthen mit geringerer Anpassung, ja, ich glaube, dass die Zahl der Besuche in genau umgekehrtem Verhältniss zu der Complizirtheit der Anpassung steht, und im vorliegenden Falle könnte man einen besonders hohen Grad der An- passung erkennen wollen. Allein wenn der speciell ange- passte Bestäuber in grosser Zahl an demselben Orte vor- kommt, so sollte man doch denken, dass er sich gelegentlich einmal seiner Blüthe zuwende, zumal da er Honig auf der Kokospalme nicht findet. — Ich bin zu dem Schlüsse ge- langt, dass die im Bismarck- Archipel von Eingeborenen und Europäern vielfach gehegte Erijtlirina inclica zu den eingeführten Pflanzen zählt und dass deshalb ihre Befruchter dort fehlen. Ob die Pflanze dort Früchte trägt, kann ich leider nicht sagen. Noch eine zw^eite Pflanze kommt dort vor, deren Blüthe in Afrika von Vögeln besucht wird, es ist die Banane. Freilich sagt Scott Elliot, dass die Banane schon auf Mauritius ausschliesslich von Bienen besucht werde. Im Bismarck-Archipel fand ich eine Bienenart, Melipona, auf den Blüthen der Bananen fast überall häufig. Aber niemals habe ich eine Cinnyris die Blüthen besuchen sehen, obgleich dieser Vogel auf den benachbarten Kokospalmen zahlreich genug vorhanden war. Nach alledem kann ich mit grosser Bestimmtheit den Satz aufstellen, dass die blumenbesuchenden Vögel der Bis- marck-Inseln keinen Honig saugen, ich möchte aber noch einmal ausdrücklich hervorheben, dass meine negativen Resultate vorläufig nur für das von mir besuchte Gebiet Geltung haben. Da ich ziemlich viel mit lebenden Thieren experimentirt habe, sei es mir gestattet, mit ein Paar kritischen Be- Sitzung vom 20. März 1000. Hl merkuügen auf die Experimente, welche Plerr Werth uns in der vorletzten Sitzung mitgetlieilt hat. zurückzukommen. Es hat immer sein Missliches, aus Experimenten mit gefangenen Thieren auf die Lebensweise dieser Tliiere schliessen zu wollen, da derartige Experimente unendlich leicht zu Irrthümern führen können. — Ein Thier, das man eben eingefaugeu hat, frisst natürlich nicht sofort gutmüthig aus der Hand, wie es nach der Darstellung des Herrn Werth leicht den Anschein haben könnte. Erst durch Hunger und Durst oder durch gewisse Kuiffe kann man es zum Fressen bewegen. Am leichtesten gelingt dies noch bei manchen Säugethieren. Viele Säugethiere haben nämlich die loicht verständliche Gewohnheit, in jeden vorgehaltenen Gegenstand hineiuzubeissen. Knüpft man an diese Gewohnheit an uud steckt z. B. einem Vesperugo pipistrellus mittels einer Hornpinzette eine kleine Fliege in den Mund, so kann mau diese Fledermaus oft sofort, nachdem man sie ein- gefangen hat. zum Fressen bringen. Gesetzt nun den Fall, das Experiment gelinge und die Fledermaus schlucke die kleine Fliege wirklich herunter, so darf man noch durch- aus nicht glauben, den Beweis erbracht zu haben, dass man dem Thier seine normale Nahrung gereicht habe. Die Fledermaus hatte vielleicht noch nie eine Museide gefressen, weil die echten Fliegen abends nicht umherschwärmen. Gleichwohl frisst sie die Fliege. Ja, sie schluckt in ihrer ersten Wuth uud Angst oft sogar ein kleines Stückchen von einer gekochten Kartoffel hinunter, wenn man es ihr in den Mund steckt. Der in den Mund gebrachte Gegenstand be- wirkt, wenn er in den hinteren Theil des Rachens gelangt reflectorisch Schling- und Schluckbewegungen und die un- gewohnte Speise wird verzehrt, vorausgesetzt, dass sie bei dem Thier nicht geradezu ekelerregend wirkt und dadurch einen entgegengesetzten Reiz auslöst. Oefter erreicht man seinen Zweck, ein Thier zum Fressen zu bewegen, indem man es einige Zeit fasten lässt und diese Methode scheint Herr Werth angewendet zu haben. Das Ergebnis ist aber dann genau eben so unzu- verlässig wie in dem anderen Falle. Der Experimentator 112 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. hätte mindestens einen Gegenversuch mit Wasser (für den Plimbeersaft) machen müssen und auch dann würde man noch eine Reihe von Einwänden machen liönnen. Die Beobachtungen, welche Herr Werth im Freien ge- macht hat, halte ich für ebensow^enig beweisend. Es ist nachgewiesen, dass die blumenbesuchenden Vögel Insekten fressen. Wir brauchen also nur die Annahme zu machen, dass diese Insekten honigsaugeude Thiere ^ind; dann kann eine Anpassung einer Blüthe an den Vogel ebensogut er- folgen, als wenn der Vogel den Honig selbst aufsaugt. Das Naschen der Vögel aus den Palmweinnäpfen führt uns auch nicht weiter. Es müsste schon nachge- wiesen werden, dass sich reichlich Wasser in nächster Nähe befand und der Vogel dennoch dem Palmwein den Vor- zug gab. Trinkt doch auch der Mensch derartige Getränke oft, um seinen Durst zu stillen. Wer sagt ausserdem dem Thier beim ersten Anblick der Näpfe, dass der Inhalt Saft und nicht Wasser ist? Sagt der Vogel sich etwa selbst, dass aus der Palme nicht Wasser sondern nur Saft fliessen kann? Der Napf ist doch keiner Blüthe ähnlich, so dass der Vogel dadurch auf die Vermuthung kommen könnte, es sei Saft darin. Das Auswürgen der Nahrung vor den Jungen kann ebenfalls nicht beweisen, dass die Vögel Honig gesogen haben. Die meisten unserer einheimischen Vögel würgen ihren Jungen die Nahrung vor. Wer in der Heimath je- mals Vögel beobachtet hat, wird das wissen. Auch unser populärster Vogel, der Storch, bringt seinen Jungen die Nahrung nicht im Schnabel, sondern würgt sie ihnen vor und zwar keinen Honig, sondern ganze Frösche und Fische, Hechte von 20 — 30 cm Länge. Dass es viele Vögel giebt, welche saugend eine Flüssig- aufnehmen können, ist eine allgemein bekannte Thatsache. Als Beispiel nenne ich nur unsere gewöhnliche Haustaube. Eines entsprechenden Experimentes bedurfte es da also kaum. Der Beweis, dass die sogenannten Honigvögel jemals Honig aus einer Blüte entnehmen, ist also immer noch nicht erbracht. So viel ich sehe, ist der bequemste und Sitsung vom 20. März 1900. 113 zugleich sicherste Nachweis dadurch zu erbringen, dass man bei dem von der Blüthe heruntergeschosseuen Vogel den Inhalt des Vormagens untersucht. Ich bin fest über- zeugt, dass man dann mittels geeigneter Reagenzien Blu- mensaft leicht wird nachweisen können. Herr Emil Werth hielt im Anschluss an die Aus- führungen des Herrn Friede. Dahl folgenden Vortrag: Ich gebe Herrn Professor Dahl Recht, wenn er die Magenuntersuchung als eine sichere Methode zur Bestimmung der Nahrung eines Thieres bezeichnet, sofern man sich nur an den rein positiven Ergebnissen solcher Untersuchungen genügen lässt. Wenn daher die von den Blüthen der Cocos- palme und zweier anderer, gleichfalls keinen Honig pro- duzirender Pflanzen heruutergeschossenen Nectarinien nur Insekten im Magen enthielten, so dürfte damit wohl noch keineswegs der Beweis erbracht sein, dass diese Vögel in houighaltenden Blüthen nicht auch dem Honige nachgehen. Aber auch wenn Herr Professor Dahl meint, dass die beiden Nectarinienarten der Bismarckinseln sich stets oder mit Vorliebe an solche Blüthen halten, die gar keinen Honig absondern, so mag es vielleicht sein, dass dort die Vögel ursprünglich nicht die ihnen zusagenden Blumenformen, deren Verbreitungsgrenzen sich naturgemäss langsamer ver- grössern, als die der leichtbeschwingten Vögel, vorggfunden haben und sich daher ausschliesslicher von Insekten nähren, afs es bei ihren in weniger isolirten Gebieten wohnenden Vor- eltern der Fall war. Natürlich Hesse sich eine solche Frage nur durch eingehende floritisch-blüthenbiologische Erforschung der Inselgruppe beantworten. Wenn trotzdem auf den Bismarckinseln zweifellos ornithophile Blumen vorkommen, wie Erythrina indica und Musa, welche Professor Dahl zu verschiedensten Tageszeiten und andauernd überwachen konnte, aber niemals von Nectarinien besucht sah, so findet das vielleicht eine genügende Erklärung darin, dass diese Pflanzen, wie auch Professor Dahl selbst meint, erst durch den Menschen dort eingefülirt wurden, und die Honigvögel sich noch nicht an dieselben gewöhnt haben. Es wäre It4 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. unter diesen Verhältnissen von Interesse gewesen, festzu- stellen, ob Eri/thrina indica auf den Bismarcliinseln zur Fruchtreife gelangt. Galpin giebt einen Fall von Unfrucht- barkeit der Erythrina caffra in Graharastown au und führt dieselbe auf die Ausrottung der Honigvögel in dieser Stadt zurück, da die Bäume derselben Pflanze ausserhalb der Stadt; deren Blüthen er von Nectarinien besucht gesehen hatte, entwickelte Früchte trugen. Auch auf Tunibatu, wo ich Erythrina indica von Nectarinien besucht sah, trug diese Pflanze reife Früchte. Ausserdem wurde Nectarinienbesuch auch von Volkens an Erythrina tomentosa und von Scott- Elliot gleichfalls an Erythrina caffra beobachtet. Das negative Ergebniss Professor Dahl's bei der Ueberwachung der jEV^^/irma- Blüthen dürfte daher keineswegs zu allge- meineren Schlüssen berechtigen. Dasselbe gilt für die Banane (Miisa); hier wurde Nectarinienbesuch ausser von mir, auch von Scott-Elliot (Natal und Ruwenzori) und von Keulemann (Prince's Island) nachgewiesen. Wie Pro- fessor Dahl, so sah auch ich an den Blüthen dieser Pflanze Bieuenberuch. jedoch ist wenigstens die von mir beobachteter Art viel zu klein, um als legitime Bestäuber von Musa in Frage zu kommen; die Dimensionen der Blüthe entsprechen vollkommen den Grössenverhältnissen der Nec- tarinien. Dies gilt ebenso für eine ganze Reihe anderer Blüthenformen, die als Nectarinieublumen angesprochen werden müssen, und es ist auffallend, dass gerade derartige Blüthen es sind, deren Nectarinienbesuch auch in der rein zoologischen Litteratur^) immer wieder angegeben wird. Lippenblüthige Formen, wie Salvia, Leonotis, Kiyelia etc., zeichnen sich verwandten bienenblumigeu gegenüber ausser durch Farbe und Grösse zumeist durch das Fehlen der vorgestreckten Unterlippe aus, die den Bienen als bequemer Anflugsplatz dient, den Nectarinien, da sie frei schwebend die Blüthen besuchen, oder am Blüthenstande oder einem nahen Zweige angeklammert, nur den Kopf in die Blüthe einführen, nur hinderlich sein würde. Viele röhrenförmige. *) Vergl. namentlich auch in dem neu erschienenen Werke von Shelley „Birds of Afiica", Vol. 11, Part. I, S. 17 ff. Sitzung vom 30. März 1900. 115 von Nectarinien besuchte Blüthen, wie Kniphofia- und Erica-Avten, Halleria und viele andere, zeigen eine charak- teristische, genau der Form des Nectarinienschnabels ent- sprechende Krümmung, die verwandten bienen- oder falter- blumigen Arten fehlt. Schon die Grösse derartiger Blumen weist in den meisten Fällen auf Nectarinien als regelmässige Kreuzungsvermittler hin. Ebenso ist die lebhafte, in sehr vielen Fällen Scharlach- bis purpurrothe Färbung ein auf- fallendes Merkmal solcher Bliithenformen. Arten der Gattungen Älo'e, Erica, ErytJirina, Kigelia, Lobelia, Lorantlms, Leonotis u. s. w. zeigen in ihren Blüthen eine derartige, Bienen nachweislich unsympathische Farbe. Häufig lässt sich dieselbe noch als eine secundäre, aus einem weniger brennenden Farbenton entstandene, nachweisen. Alle diese Merkmale nun, deren detailirte Darstellung ich mir hier um so eher versagen kann, als ich gerade eine ausführlichere Arbeit über ostafrikanische Nectarinien- blumen abgeschlossen habe und demnächst an anderer Stelle veröffentlichen werde, weisen mit Bestimmtheit auf eine Anpassung an Nectarinien als regelmässige Kreuzungsver- mittler hin. Eine solche Anpassung kann aber, wie ich auch in der vorigen Sitzung hervorhob, nur zu stände kommen, wenn den Vögeln stets an bestimmter Stelle innerhalb der Blüthen ein Nahrungsmittel geboten wird. Nun könnte man ja geneigt sein, anzunehmen, dass die Ausscheidung von Honig es eben bewirke, in solchen Blüthen kleine Insekten dauernd genug an der Nectarquelle zu fesseln, dass sie von den Nectarinien regelmässig hier auf- gelesen würden. Einer solchen Deutungsweise der Necta- rinienbliimen widersprechen aber verschiedene Einrichtungen derselben. So ist häufig der Safthalter durch Haare gegen Eindringlinge vollständig geschützt (Kigelia, Bruguiera), oft ist dem Nectarbehälter ein enger röhrenförmiger Zugang aufgesetzt, der ebenso das Eindringen von Insekten verhin- dert (Poineiana regia, Caesalpinia ptilcherrima), oder die Honig- quellen liegen so versteckt, dass nur die intelligentesten Blumeninsekten sie aufzufinden vermögen [Hibiscus- und verwandte Arten). Bei Barringtonia, Jambosa vulgaris u. a. 1 1 (3 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. sind es die zahlreichen Staubfäden, welche honigsuchenden Insekten eine Ausbeute verwehren. Bei manchen Hibisciis- Arten treffen wir extranuptiale Nectarien an. die nutzlose Besucher von den Blüthen ablenken Auch die kurze Blüthezeit vieler Nectarinienblumen spricht wenig zu Gunsten der Annahme, dass sie von den Vögeln der Insekten wegen besucht werden. Die Blüthe der Kigelia z. B. öffnen sich morgens kurz vor Sonnenaufgang, um schon nach wenigen Stunden abzufallen. Aber gerade in der ersten Morgen- stunde, wenn bei der Kühle der Luft noch kaum ein Insekt zu bemerken ist, sah ich die Blüthen am eifrigsten von den Vögeln besucht. Auch schon die Reichlichkeit der Honigabsonderuug, die oft so enorm ist, dass kleinere Insekten einfach im Nectar ertrinken, entspricht durchaus dem Nahrungsbedürfnisse der Nectarinien selbst, und nicht jeuer kleinen Insekten. Dass die Nectarien sehr gut wissen, wo in einer von ihnen besuchten Blüthe der Honig zu suchen ist, davon konnte ich mich gelegentlich durch folgende Beobachtung überzeugen. Ich sah nämlich ein Pärchen von Cinnyris gutturalis nachmittags an den noch ungeöffneten Blüthen der Kigelia damit beschäftigt, den Schnabel von aussen zwischen Kelch und Krone, wo letztere an ihrem Grunde sich leicht ablösen lässt, einzuführen. Dass es sich hierbei nicht um zufällig verirrte Insekten, sondern um den im Grunde der Blüthe abgeschiedeneu Honig handelte, scheint mir mit Sicherheit daraus hervorzugehen, dass die Vögel sich an- dauernd dieser Beschäftigung hingaben; sie betrieben offen- bar diese Art des Honigraubes, die sehr an das bekannte Verfahren vieler Bienen erinnert, in langröhrige Blüthen ein Loch zu beissen, um hierdurch den Nectar zu erlangen, mit Erfolg. Ergiebt sich so aus der Betrachtung der Blüthenformen und dem Gebahren der Vögel allein eigentlich schon ein genügender Beweis dafür, dass die Nectarinien Blumen- nahrimg bedürfen und zu sich nehmen, so schien es mir, da die Entnahme von Honig aus der Blüthe nicht direkt gesehen werden kann, doch von nicht geringem Werthe, Sitzung vom 20. März 1900. \ \ 7 auch in der Organisation des Vogels und seinem Veiiialten anderweitigen Süssigkeiten gegenüber eine wirksame Unter- stützung dieses Beweises gefunden zu haben. Ich glaube daher, dass in dieser Beziehung die Thatsache, dass die Nectarinien einen vollendeten Saugapparat besitzen, nicht von so geringem Interesse ist, wie Herr Professor Dahl anzunehmen geneigt scheint; ganz abgesehen davon, dass Einrichtung und Funktion desselben meines Wissens bisher überhaupt nicht bekannt w^areu. Wenn Professor Daiil ferner meint, dass meine Fütterungsversuche mit gefangenen Vögeln nicht einwandsfrei seien, so möchte ich bemerken, dass die wiederholte begierige Annahme der Süssigkeit mir doch zu beweisen scheint, dass die letztere eine den Nec- tarinien zusagende Nahrung darstellt; auch wurden diese Versuche durch die wiederholten Beobachtungen im Freien, an den in den Kokospalmen aufgehängten, mit Palm wein gefüllten Gefässen, wesentlich ergänzt und in ihrer Beweis- kraft gestützt Was endlich die mitgetheilten Beobachtungen am Neste angeht, so habe ich denselben von vornherein keinen allzugrossen Werth beigelegt. Herr VON Martens zeigte einige neue Arten süd- afrikanischer Landschnecken vor: 1. Helix (Phasis) sesquicincta. Testa depressa, per- forata, sat tenuls, leviter radiatim striatula, nitidula, vires- centi-flavida, fasciis angustis fuscis 2, superlore peripherica, altera infra peripheriam, approxlmata, pallidiore; spira paulum elevata; anfr. 4V2, convexiusculi, modice cres- centes, sutura leviter impressa distincti, ultimus infra magis convexus, antice non descendens. Apertura late lunata, modice obliqua, marginibus distantibus, peristomate recto, tenui, basali leviter arcuato. columellari triangulatim reflexo. Diam. maj. 22, min. 18, alt. 13; apert. diam. 13, alt. obliqua 1 1 V2 nim. Im Bambusdickicht des Kraters des Vulkans Ngosi am Rukwa-See im südwestlichen Theil von Deutsch-Ostafrika. Dr. Fülleborn. 17. Juli 1899. Unterscheidet sich von II. Menkeana Pfr. sofort durch ü 3 Gesellscluift natmfwschender Freunde in Berlin. die horaartige, etwas durclischeiuende, nicht kalliweisse Schale und ferner durch die Stellung der Bänder, von H. Schärffiae Mouss. durch die viel schwächere Skulptur, engeren Nabel und dünnen Müudungsrand. 2. Buliminus hamhuseti. Testa rimata. conoideo- ovata, suboblique leviter striata et in anfractu ultimo leviter reticulatim rugulosa, rufofusca; anfr. 6^/2, regulariter cres- ceutes, sat convexi, priores 2 laeves. ultimus sutura albi- cante, basi inflatus. Apertura parum obliqua, piriformi-ovata, peristomate leviter incrassato, retlexo, rufescenti-fulvo, mar- gine exteruo valde arcuato, basali late rotundato, columellari verticali, ad inserlionem extrorsum paulum dilatato, fauce rufescenti-fusca. Long. 25, diam. maj. 16, min. 13 mm; aperturae long, iucluso peristomate 13, excluso 11. diam. incl. perist. 9V2, excl. 7V2 mm. Im Bambusdickicht des Kraters des Vulkans Ngosi mit der vorigen, Dr. Fülleborn. Nächstverwandt mit B. retirugis Makts. (Sitzungs- berichte 1895, Juni, S. 128 und Möbius, Thierwelt Deutsch- Ostafrikas, II, S. 60, Taf 3, Fig. 25), der im Bambuswald des Runssoro-Gebirges Ton Dr. Stuhlmann gefunden wurde, aber von demselben verschieden durch schwächere Skulptur röthliche Färbung der Mündung und stärkere Rundung des Aussenrandes. 3. Achatina sehrula. Testa ovata, crassiuscula, le- vissime striatula. albida, strigis fuscis crebris latiusculis subundulatis, interdum inter se confluentibus; spira brevius- cula, apice obtuso, latiusculo, albo; anfr. 6V2, convexiusculi, sutura crenulata, linea impressa plerumque nulla; columella sat obliqua, leviter arcuata. crassiuscula, distincte truncata; apertura ovalis, intus albida, strigis pelluceutibus, margine externo parum arcuato, basali arcuato. Long. 57 — 72. diam. 35—4172, apert. long. 3372—41, diam. 21— 26 mm. Spitzenwinkel 41". Transvaal, auf dem Weg von der Delagoa-Bai nach Lydenburg, Dr. Wilms 1886. Sehr nahe der A. sehra Chemnitz und zwar nament- Siizuny vom SO. März 1900. 119 lieh der var. ügrina Fer. (bist. nat. Moll. terr. pl. 133), in der Zeichnung mehr mit der var. Borniana, in der Ge- stalt mehr mit typisciien zcbra Chemn. übereinstimmend (vgl. Albers Heliceeu, 2. Ausgabe, S. 203, 204), aber die Umgänge rascher an Breite zunehmend als bei beiden, und, wie es scheint, stets kleiner bleibend, da Dr. Wilms 9 Exemplare dem Berliner Museum übergab, von denen keines länger als 72 mm war, und auch schon das kleinere, nur 57 mm lange durch seinen festen, nicht dünnen Aussen- rand den Eindruck einer erwachsenen Schale macht; auch ist bei dieser kleineren die Columelle unten stärker und mehr in die Quere abgestutzt, was für Erwachsensein spricht. Ach. Graivfonli Morel Journ. de Conch. 1889, tab. 1, fig. 3 von Port Elizabeth ist mehr länglich, unten nicht so bauchig, oben noch stumpfer und hat viel schmälere Striemen. Mit dieser Art hat Dr. Wilms auf dem Wege nach Lydenburg auch noch die folgenden gesammelt: Ach. ini- maculata Lam., mit blassbraunen, unter sich ungleich breiten, geraden Striemen und rosenrothem Columellarrand und Mündnngswand, trcmsvaalensis E. Sm., simplex E. Sm. und Aerope caffra Fer. 4. Achatina passargei. Testa conoideo-oblonga^ solida, regulariter confertim striatula et granulata, alba, strigis pallide fuscis angustis verticalibus picta; spira conica, apice acuminato, gracili; anfr. 7V2> sat convexi, regulariter crescentes, sutura modice impressa subcrenulata distrincti. ultimus infra convexus. Apertura subverticalis, parva, piri- formi-ovata, margine columellari verticali, sat tenui, albo, abrupte truncato; margine externe leviter arcuato, basali anguste rotundato. Long. 61 Va, diam. 3OV2, apert. long. 29, diam. 17 mm. Bei Sodanna, in der nordöstlichen Ecke von Deutsch- Ostafrika, Dr. PassARGE, 1898, zusammen mit A. Schin- siana Mouss. (Journ. de Conch., XXXV, 1887). 120 Gesellschaft naturfoischender Freunde, Berlin. Herr Th. Kuhlgatz sprach über eine neue Platas- pidinen-Gattung aus Deutsch-Ost-Afrika mit geweihartiger Verläugeruug der Juga beim Männchen, sowie über einige der nächsten Verwandten dieser neuen Gattung. Elapheozygum n. g. ^) Corpore fortiter convexOj postice dilatato; lateri- bus prothoracis antice marginatis; scutello basi in utro- que latere foveola sat profunda praedito; femoribus an- ticis et intermediis tibiis paullo longioribus, femoribus posterioribus tibiis paullo brevioribus; tibiis tarsis longio- ribus; capite lato, capite marium latissimo; tylo distincto; jugis ante tylum contiguis illo longioribus; vertice oculis parvis circiter sextuplo latiore; ocellis inter se quam ab "oculis minus longe distantibus; antennis fere in medio inter rostrum et oculos insertis ad oculos paullo appropinquatis; rostri articulo tertio articulo quarto nunc paullo breviore nunc aeque longo nunc paullo longiore; corpore sexuum difformi; pronoto marium capite circiter dimidia parte latiore; marium utroque jugo in processum longum liberum interdum corpus longitudine fere aequautem vel apice modo cervi cornuum biramosum vel apice leviter incisum producto; jugis femiuarum multo brevioribus antice rotundatis fere usque ad apicem contiguis; segmento ventrali sexto marium antice in angulum acutum apice angustatum nonnihil rotun- datum basin segmenti quinti fere attiugentem producto; segmento eodem feminarum basi angulum obtusum minus productum formante. Elapheozygum n. g. generibus Pia- taspis Westw. et Severiniella Montand. affine. Der Körper nimmt nach hinten erheblich an Breite zu, so dass die grösste Breite etwas vor dem Hinterende liegt. Beim Männchen bilden die seitlichen Ränder des Körpers fast eine gerade Linie, die beiderseits nur durch die seit- lich etwas vorspringende buckeiförmige Erhebung der hinteren Pronotum-Region unterbrochen wird. Die geweihartige Ver- längerung der Juga giebt dem Körperuniriss des Männchens eine charakteristische Form. ^) Gebiklet aus: ^/.ct-^cto; = hirschartig und to C'-»y'>v = jugum. Sitzumj vom SO. März 1900. l2l Beim Weibchen ist der Umriss des Körpers in Folge der vorn abgerundeten Juga oval; die seitlichen Buckel der hinteren Prouotiim -Region unterbrechen aber auch hier die Linie etwas. Dorsal ist der Körper stark konvex. Die Wölbung erreicht ihren Höhepunkt in der vorderen Scutellum-Gegend, von wo aus die Böschung nach vorn über der hinteren Pronotum-Gegend zunächst noch etwas anhält und dann ziemlich abrupt nach dem Kopf zu abfällt. Die Veutralfläche ist nur sehr wenig konvex. Der Kopf ist deutlich breiter als lang, besonders beim Männchen. Hinter den Ocellen ist er dem Pronotum mit einem dünnen halsförmigen Stielfortsatz inseriert, dessen Breite die Ent- fernung der Ocellen von einander nur wenig übertrifft. Die seitlichen Hinterränder des Kopfes verlaufen dem Vorder- rande des Pronotums parallel, sind also fast rechtwinklig zur Längsachse orientirt und bilden mit dem halsförmigen Stielfortsatz des Kopfes einen nahezu rechten Winkel, der jedoch im Schnittpunkt seiner Schenkel abgerundet ist. Da die hinteren Ecken des Kopfes seitlich bis auf die Höhe der vorderen Pronotum-Ecken vorspringen, so liegt hier die grösste Breite des Kopfes. Unmittelbar vor dem Hinter- rande bildet der Seitenrand des Kopfes jederseits die Höhlung für die Augen, erreicht aber vor den Augen nicht mehr die Breite des Hinterrandes, so dass also die Augen, deren hintere und innere Partie in einer flachen Mulde liegt, mit ihrer vorderen und seitlichen Fläche stark vor- treten. Das Auge erscheint, von oben gesehen, deutlich breiter als lang, mit einem grössten Durchmesser, der etwa sechsmal kürzer ist als die zwischen beiden Augen gedachte kleinste gerade Linie. Unmittelbar hinter dieser Linie vor der hinteren halsförmigen Verengung des Kopfes liegen die Ocellen. Sie sind einander näher als den Augen, und zwar viel näher beim Männchen, nur etwas näher beim Weibchen. Der Tylus ist deutlich sichtbar. Beim Weibchen sind die Juga seitlich blattförmig erweitert, vorn bogenförmig ab- gerundet und bilden vor dem Tylus einen nach innen ein- gebogenen, stumpfen Winkel, wobei sich das eine Jugum 122 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. etwas über das andere legt. Die Entfernung von dem vorderen Berührungspunkte der Juga bis zur Spitze des eingeschlosseneu Tylus gleiclit etwa der Entfernung zwisclien dem Ilinterrande des Tylus und einer zwischen den Ocellen gedachten geraden Linie. Auch beim Männchen stossen die Juga vor dem Tylus zusammen, doch verschmelzen sie, ohne sich über einander zu legen und klaffen vorn ein wenig. Charakteristisch für das Männchen ist die Verlängerung der Juga in etwas schräger Richtung nach vorn, derart, dass sie jederseits einen starken dorsoventral zusammengedrückten Fortsatz bilden, der zunächst an Breite abnimmt, sich aber vor dem Ende wieder verbreitert und sich in zwei stumpf endigende kurze Arme gabelt, von denen &qy innere etwa doppelt so lang als der äussere ist und ziemlich gerade verläuft, während der äussere etwas nach innen gekrümmt ist. Diese beiden Verläugerungen der Juga können nahezu die Länge des ganzen Körpers erreichen und ähneln einem Geweih. Ihre Länge variirt aber ausserordentlich. Im allgemeinen sind sie bei grösseren Exemplaren auch relativ grösser, bei kleineren Exemplaren relativ kleiner. Bei den letzteren machen sie auch insofern einen rudimentären Eindruck, als ihre Spitze nicht mehr geweihartig gegabelt, sondern nur leicht gekerbt ist. Das Rostrum erreicht in beiden Geschlechtern die Coxen des dritten Beinpaares. In der Regel ist Glied 2 etwas länger als Glied 4; Glied 4 ist länger als Glied 1, Glied 1 länger als Glied 3. Glied 3 ist also am kürzesten. Der Fall, dass das dritte Glied kürzer als das vierte ist, trifft übrigens nicht für alle Exemplare zu. Die relative Länge dieser Glieder variirt vielmehr; manchmal ist Glied 3 = Glied 4, manchmal ist Glied 3 sogar ein wenig länger als Glied 4. Der Insertionspunkt der Antennen liegt den Augen etwas näher als dem Rostrum. Das erste Antenuenglied ist etwas kürzer als das dritte. Im übrigen sind aber die relativen Längen der Antennenglieder für beide Geschlechter verschieden. Beim Männchen ist Glied 3 etwas länger als Sitzung vom 20. März 1900. 123 die anderen Glieder. Das nächstlängste, Glied 1, ist nur wenig länger als Glied 5; Glied 5 ist nur wenig länger als Glied 4. Weitaus am kürzesten ist Glied 2. Beim Weibchen sind Glied 3 und Glied 5 gleich lang und länger als die anderen Glieder; Glied 4 ist länger als Glied 1; Glied 2 ist auch hier bei weitem das {kürzeste. Die grösste Breite des Kopfes (am Hinterrand) ist der kleinsten Breite des Pronotum's (Pronotum-Vorderraud) gleich. Beim Männchen ist das Pronotum mehr als dop- pelt so lang wie der Kopf — die Verlängerungen ' der Juga nicht eingerechnet — , während das Pronotum des Weibchens nur etwa um 7^ der Kopflänge länger als der Kopf ist. Das Pronotum ist bei beiden Geschlechtern deutlich breiter als lang. Es ist an der lusertionsstelle des Kopfes nur wenig ausgerandet. Die Yorderen seitlichen Ecken sind stumpf. Parallel dem Vorderrande, um V^ der ganzen Länge des Pronotums von diesem entfernt, verläuft eine Querfurche, die beiderseits nicht ganz den Seitenrand er- reicht; in der Mitte ist sie flacher und schärfer, nach den Seiten zu tiefer und breiter. Sie trennt das Pronotum so- •mit in eine vordere und eine hintere Region. Die vordere Region, die etwa ein Drittel des Pronotums umfasst, ist nur w^enig gewölbt, beiderseits vorn etwas eingedrückt und au den Seiteuräudern mit einer deutlich abgesetzten, scharfen, etwas abwärts gerichteten, nach der hinteren Region sich verlierenden Kante versehen, die sich auf den Vorderrand des Pronotums in Gestalt eines schmalen Randwulstes fort- setzt. Von einer blattförmigen Verbreiterung des Pronotum- Randes keine Spur! Die hintere Region, die etwa zwei Drittel des Pronotums umfasst. ist stark buckeiförmig er- hoben. Sie zeigt von oben gesehen den Umriss eines Sechseckes mit der Pronotum-Furche als vorderem, längstem und dem Hinterrande des Pronotums als nächstlängstem Rande. Von den vier seitlichen Rändern der hinteren Pronotum-Region sind jederseits die vorderen Ränder etwas kürzer als die hinteren und bilden mit diesen nahezu einen rechten Winkel, dessen Schnittpunkt jedoch völlig abge- J24 GescUscliaft naturfwscliend&r Freunde, Berlin. rundet ist und die Basis darstellt für eine buckeiförmige, steil zum Rande abfallende Erbebung der seitlichen Ecken der hinteren Pronotum-Region, welche über die sonst fast gerade verlaufenden Körperseiten ein wenig vorspringen. Der Hinterrand des Pronotums ist in der Richtung nach vorn sehr wenig eingebogen. Das Scutellum ist viel breiter als lang. Seine Breite nimmt nach hinten stark zu. Die grösste Breite liegt nahe dem Hinterrande. Im Basalfelde des Scutellums erreicht die dorsale Wölbung des Körpers ihr Maximum. Die ausserordentlich seichte bogenförmige Furche, welche das Basalfeld hinten begrenzt, erreicht den Rand des Scutellums nicht, erweitert und vertieft sich aber jederseits unweit desselben zn einer deutlichen Grube: die Basalgrnben des Scutellums. Vom Hinterrande des Basalfeldes aus fällt die Fläche gleichmässig nach hinten und seitlich ab. Beim Männchen ist der bogenförmig abgerimdete Hinterrand des Scutellums über dem Geuitalsegment nur auf eine kurze Strecke leicht ausgerandet; beim Weibchen verläuft er in ununterbrochener Linie. Das Mesosternum trägt vorn in der Mitte einen kurzen kräftigen Längskiel, der auf das Prosternum übergreift bis zwischen die Coxen des vorderen Beinpaares. Die Schenkel erreichen beim Männchen die Seiten- ränder des Körpers und überragen sie um etwas, besonders die Hinterschenkel. Beim Weibchen erreichen die Schenkel des ersten und zweiten Beinpaares die Seitenränder kaum. Die Schenkel des dritten Beinpaares ragen ein wenig über den Seitenrand hinaus. In beiden Geschlechtern sind die Schenkel am ersten und zweiten Beinpaare etwas länger als die Tibien, am dritten Beiupaare etwas kürzer als die Tibien. Die Tibien tragen auf der Oberseite eine breite und tiefe Furche. Sie sind deutlich länger als die Tarsen mit den Klauen. Die schwach gewölbte Ventralregion des Abdomens ist seitlich mit einer massig breiten, etw^as dorsalwärts ge- neigten Kante, dem Connexivum, umgeben. Dort, wo diese Sitzung vom 20. 3Idrz 1900. 125 Kante mit der eigentlichen Ventralfläche zusaramenstösst, liegen die Stigmen. Jede Stigmenöflfnimg ist von einem sehr schmalen Wulst der Ventralfläche überdacht, so dass sie nur schwer sichtbar ist. Die erste und zweite Bauchschiene sind in derÜIitte ziemlich breit eingedrückt. Eine Längsfurche ist nicht vor- handen. Die zweite, dritte, vierte und fünfte Bauchschiene tragen parallel ihrem Vorderrande eine in der Mitte unter- brochene lineare Vertiefung oder Querfurche. Beim Weib- chen reichen diese Querfurchen nicht so weit bis zur Mitte des Segmentes wie beim Männchen. Beim Männchen ist die zweite Bauchschiene in der Richtung parallel -zur Körperachse länger als die dritte, die dritte Bauchschiene länger als die vierte. Beim Weibchen sind die Bauch- schienen 2 — 4 in dieser Hinsicht kaum verschieden. Die sechste Bauchschiene des Männchens ist in spitzem Winkel nach vorn vorgezogen und zertheilt so die fünfte Schiene in der Mitte fast bis zur Basis; doch erreicht der Winkel die Basis der fünften Schiene nicht ganz. Beim Weibchen ist die sechste Bauchschiene in sehr stumpfem und rundem Winkel nach vorn vorgezogen und erreicht die Basis der in der Mitte nur wenig verschmälerten fünften Bauchschiene bei weitem nicht. Elapheosygum goetzei n. sp. Corpore magnitudine vario; longitudine marium — 7,5 mm — 9,9 mm, feminarum =: 7,5 mm — 8,65 mm; latidudine marium =: 6 mm — 7,7 mm, feminarum = 6 mm — 7,2 mm; capite supra subtusque, pronoto, scutello, ab- domine, antennis, rostro, pedibus, marginibus lateralibus prosterni mesosterni metasterni nigro piceis metallice ni- tentibus; pronoto scutelloque modice punctatis; disco pro- sterni mesosterni metasterni rugoso cinereo; oculis plerum- que subfuscis nonnihil rufescentibus; oculis interdum luteis maculo subfusco praeditis; coxis utriusque generis fusces- centibus; tibiis, rostro feminarum paullo fuscescentibus; pro- cessubus jugalibus marium longitudine et apicis forma vari- antibus; processu labiali ') c/ medio distinctius in lobum 1) Vide: Haglund, OefVers. Kgl. Vet. Ak. Förh. 1894, p. 391. 126 Gcsellscliaft naturforschender Freunde, Berlin. Fig. 1. Elapheozygum goetzein.s-p. r^ Dorsalansicht. */i. lingueformem producto, lateribus eins utrimque modice pro- diictis in angulum parvum apice obtuse rotundatum lobo mediali multo breviorem. Die Grundfarbe des Körpers ist ein metallisches Schwarz. Ober- und Unterseite des Körpers, Pronotum, Scutellura, Abdomen, Antennen, Rostrum, Beine sind schwarz. Die ziemlich runzelige Fläche des Sternums ist aschgrau, seine Seitenränder aber wie der übrige Körper schwarz. Die Coxen zeigen eine bräunliche Färbung, das Schwarz der Tibien und des Rostrums spielt beim Weibchen ein wenig ins Bräunliche. Die ziemlich reichliche Behaarung der Tibien und Tarsen ist hellbraun. Die Farbe der Augen ist ein dunkeles, bisweilen etwas ins Röthliche spielende Braun. Doch kommt auch gelb als Hauptfarbe vor mit bräunlichem Fleck. Das Corium, sowie die Aderung der Membranen Sitzung vom so. März 1900. 127 und Flügel ist schwarzbraun. . Pronotum und Scutellum sind massig gepünktelt, das Abdomen ist etwas nadelrissig. Die Körpergrösse variiert ziemlicli stark. Von den mir vorliegenden vierzig Männchen kann ich eine kontinuierliche Reihe allmälig kleiner werdender Formen herstellen, eben- falls von den zweiundvierzig Weibchen, bei denen das Variieren in der Grösse jedoch nicht so deutlich ist. Eins der grössten männlichen Exemplare misst von der Mitte des vorderen Kopfrandes bis zum Scutellura- Hinterrande 9,9 mm; seine grösste Breite beträgt 7,7 mm. Das Ideinste Männchen ist nur 7,5 mm lang und 6 mm breit. Eins der grössten ^^ eibchen ist 8,65 mm lang und 7,2 mm breit. Das kleinste Weibchen zeigt eine Länge von 7,5 mm und eine Breite von 6 mm. Im übrigen sind die Proportionen des Körpers durch- weg die gleichen ; nur der geweihartige Kopfaufsatz der Männchen variiert hinsichtlich seiner Länge und Gabelung beträchtlich, und zwar geht dieses Variieren Hand in Hand mit dem Variieren der Körpergrösse: je grösser der Körper, desto beträchtlicher ist die relative Länge des Kopfauf- satzes, je kleiner der Körper, verhältnissmässig desto kürzer ist auch der Kopfaufsatz. Auch hier findet genau der- selbe Uebergang statt wie bei der Gesammtgrösse des Körpers. Die folgenden Maasse beziehen sich auf je eins der grössten Männchen und Weibchen. Länge des Kopfes beim Männchen: 1,4 mm, beim Weibchen: 1.3 mm. Länge des Pronotums beim Männchen : 3,3 mm, beim W^eibchen: 2,3 mm. Das Verhältniss der Breite eines Auges zur Breite des Vertex ist beim Männchen = 1 : 6,19, beim Weibchen = 1 : 5,77. Länge der geweihartig verlängerten Juga beim Männchen: 9,1 mm. Breite des Pronotum -Vorderrandes beim Männchen: 4,5 mm, beim Weibchen: 3,6 mm. Die Länge des Scutellums in der Mittellinie beträgt beim Männ- chen: 4,97 mm, beim Weibchen 4,99 mm. Das Scutellum ist also beim Weibchen relativ länger als beim Männchen. Die Glieder des Rostrums messen beim Männchen: 1 = 0,77 mm; 2 = 1,54 mm; 3 = 0,71 mm; 4 = 0,89 mm, beim 128 Gesellschaft naturfoi-sclienäer Freunde, Berlin. Weibchen: l = 0,68 mm; 2 = 1.25 mm; 3 == 0,61 mm; 4 = 0,77 mm. Setze ich das erste Glied = 1, so erhalte ich für das Männchen: 1 + 2 + 0,92 +1,15; für das Weibchen: 1 + 1,84 + 0,89+ 1.13. Hierzu muss jedoch bemerkt werden, dass dies Verhältuiss der Länge von Glied 3 zu der von Glied 4 nicht für alle Exemplare das gleiche ist. In der Regel ist freilich Glied 3 kürzer als Glied 4, manchmal ist ihre Länge jedoch eine gleiche, manchmal auch ist Glied 3 ein wenig länger als Glied 4. Die Antennenglieder messen beim Männchen: 1 = 1,14 mm, 2 = 0,27 mm. 3 = 1.37 mm, 4 = 0,995 mm, 5 = 1,12 mm; beim Weibchen: 1 = 0.64 mm, 2 = 0,14 mm, 3 = 1 mm, 4 = 0,86 mm. 5 = 1 mm. Für Glied 1 = 1 erhalte ich für das Männchen: 1 + 0,24 + 1,2 + 0,87 + 0,98; für das Weibchen: 1 +0,22 + 1,56 + 1,34 + 1,56. Die Tibien sind länger als die Tarsenglieder und Klauen zusammen. Es verhält sich die Länge der Ti- bien zur Länge der Tarsenglieder + Klauen beim Männchen wie: [Erstes Beiupaar:] 1,39 : 1, [Zweites Beinpaar:] 1,38 : 1, [Drittes Bein- paar:] 1,84: 1; beim Weibchen wie: [Erstes Beinpaar:] 1,17 : 1, [Zweites Beinpaar:] 1,39 : 1, [Drittes Bein- paar:] 1,8 : 1. — Der „Processus labialis" des männlichen ({enitalsegments, dessen Fig. 2. Elapheozyyttmgoctzcin.sp Q. Dorsalansicht. Vi- Bedeutung für die Unterscheidung der Arten dieser Subfamilie von Haglund (Oefvcrs. Kgi. Vet. Ak. Förh. 1894, p. 391) zur Geltung gebracht wurde, zeigt bei der vor- liegenden Art in der Mitte einen läugeren zungenförmigen, etwas zugespitzten Fortsatz und rechts und links davon je eine winzige an der Spitze abgerundete etwas nach der Mitte zu geneigte Ecke. Diese neue Plataspidine wurde im März des Jahres 1899 im Lande der Uhehe in Deutsch-Ost-Afrika von Sitzung vom 30. März WOO. 129 dem Botaniker W. Goetze entdeckt und in über 80 Exem- plaren nach Berlin geschickt, wo sie dem Kgl. Museum für Naturkunde überwiesen wurde, in dessen Besitz die typischen Exemplare voraussichtlich dauernd übergehen werden. Dem Andenken des ausserordentlich tüchtigen Sammlers W. Goetze zu Ehren, der leider vor kurzem am Schwarz- wasserfiber verstorben ist, gebe ich dieser Art den Namen goetzei. Biologische Daten über diese Form, die einigen Anhalt zur Erklärung der Geweihfortsätze des Männchens geben könnten, fehlen leider gänzlich, sodass man höchstens Ver- rauthungen aufstellen könnte. Einen direkten Nutzen hat das Thier von dieser starren unbeweglichen Geweihbildung schwerlich, sie wird sich weder als Angriflfswaflfe noch als Vertheidigungswatfe be- nutzen lassen; im Gegentheil, sie macht ihren Träger schwerfällig und seinen Feinden leicht bemerklich. Die Möglichkeit einer Erklärung liegt vielleicht in der Auffassung dieses Kopfaufsatzes als eines sexuellen Schmuckes. Auffällig ist, dass wir bei den Plataspidinen mehrfach solche Kopffortsätze im männlichen Geschlechte finden, während sie hei den übrigen Heteropteren, soweit ich sehe, nicht vorkommen. Es fragt sich, welche Schutzmittel gegen äussere Feinde diesen Formen einen solch auffälligen sexuellen Schmuck gestatten. Ein sehr wirksames Schutz- mittel besitzen sie in ihren Stinkdrüsen. Aber über diese verfügen die übrigen Heteropteren auch. Ein Schutzmittel je- doch, das speciell bei den Pentatomiden, und unter diesen am besten bei den Plataspidinen ausgebildet ist, ist die auffällige Flächenausdehnung des Scutellums, durch welche die Flügel in der Ruhelage und die Dorsalseite des Ab- domens verdeckt werden, und welche so für den Hinter- körper die Bedeutung einer sehr kräftigen Panzerung hat, wie sie in dieser vollkommenen Ausbildung unter den Heteropteren eben nur bei den Plataspidinen und ihren nächst verwandten Subfamilien zu finden ist. 130 Gesellschaft nuturfor sehender Freunde, Berlin. Eine Insektenordnung. in welcher sich ähnliche Kopf- aufsätze im männlichen Geschlecht finden, ist die der Käfer. Es kommen hier Geweih- und Hornbildungen vor, theils als Umwand ehmgen der Mund Werkzeuge, theils als einfache Chitinfortsätze, Bei den Käfern verweist man wohl zur Erklärung solcher Fortsätze auf das Gebiet des sexuellen Schmuckes. Gerade die Käfer haben aber mit den Scutellerinen, Plataspidinen u. s. w. die ausserordentlich wirksame Panzerung der Oberseite des Abdomens gemeinsam. Bei den meisten Käfern ist nämlich das ganze Abdomen einschliesslich des Hiuterraudes von den chitinigen Flügel- decken geschützt, wärend bei den weitaus meisten Hetero- pteren das Hinterende des Abdomens nur durch die zarten quer über einander gelegten Flügelspitzen und durch die Mem- branen der Elytren, bedeckt ist. Dieser Nachtheil ist nun bei den Plataspidinen und Verwandten dadurch beseitigt, dass das Scutellum eine derartige Grösse und Form an- nimmt, dass es sich völlig über die Oberseite des Abdomens hinwölbt und so nicht nur das Abdomen sondern gleich- zeitig auch die membranösen Flügel in der Euhelage be- deckt. Hier entspricht das Maass des Schutzes, welches das Scutellum, den Flügeln und der Oberseite des Ab- domens verleiht, genau dem Grade von Schutz, den die harten, cliitinigen Oberflügel beim Käfer den Unterflügeln und der Dorsalseite des Abdomens geben. Das Scutellum der Plataspidinen und Verwandten ist also den zusammen- gelegten Oberflügelu der Käfer hinsichtlich der Unterflügel und der Dorsalseite des Abdomens analog zu nennen. Vielleicht macht diese Thatsache die Auffassung der Kopf- fortsätze bei Plataspidinen-Männchen als eines sexuellen Schmuckes wahrscheinlicher. Eine etwas abnormale Kopfbildung finde ich bei einem Weibchen der vorliegenden Art. Es zeigt hier nämlich der Vorderrand des linken Jugums eine unverkennbare Tendenz zur Fortsatzbildung. Es ist dies vielleicht ein Beitrag zu den Fällen des äusseren abnormen Hermaphroditismus, wie er bei den Insekten nicht allzu selten ist. Er findet sich z. B. bei Schmetterlingen; bei den Forficuliden tritt er ge- Sitzimg vom 30. März 1900. \ 3 1 legentlich in der Weise auf, dass die eine i^bdominalzange männlich, die andere weiblich gebildet ist. Endlich verdient noch besonders her- Fig- 3. vorgehobeu zu werden, dass die Körper- grösse und die Geweihbildung der Männ- chen ausserordentlich, dass die Körpergrösse der Weibchen nicht unbeträchtlich variiert. Elapheozyyum ^^ aber von dem grössten Exemplar bis tjoetzei n. sp. ?. zum kleinsten eine konstante Uebergangs- Kopf mit abnoim yq\\\q hergestellt werden kann, so ist kein linkeii''/if'^uni.^ Vi. Grund zu der Annahme vorhanden, dass es sich hier um Angehörige verschiedener Arten handeln sollte. Die Gattung Elaplieozygum gehört zweifelsohne zu jenen Plataspidiuen-Gattungen, die Stat. in seinen Enumerationes durch das Merkmal „ocellis inter se quam ab oculis minus longe distautibus" den näheren Verwandten von BracJiy- platys BoisD. gegenüber zusammenfasst. Ausser den von Stal bereits hierher gestellten Gattungen Ileterocrates Am. IServ., Aphüiwpneuma Westw., Ceratocoris White und Fla- taspis Westw. sind von anderen Gattungen hierher zu stellen: Cratoplatys Montand., Handlirschielh Mo^•TAND., Cantharodes Westw., Apotomogonius Moxtand., Severiniella MoNTAJs'D., Niamia Hoiiv. Von diesen 11 Gattungen, welche in die eigentliche Pla- /fl5^/s-Gruppe gehören, sind Hderocratcs, CratopJatys, Eand- lirschiella, Cantharodes, Apotomogonhis, Apßianopnemna wegen ihrer sofort auffallenden sehr geringen dorsalen Wölbung den Gattungen Ceratocoris, Severiniella, EJaplieozyyum,Flataspis und Niamia, die sämmtlich in der Rückengegend sehr stark gewölbt sind, gegenüber zu stellen. Von den Gattungen mit geringer dorsaler Wölbung kann man vielleicht Hctero- crates, Cratoplatys und Handlirschiella, bei denen das erste Antennenglied deutlich länger ist, als das dritte, den Gattungen Cantharodes, Apotomogoniiis und Aphanopneuma, bei denen das erste Antennenglied nicht länger ist oder kürzer ist als das dritte Antennenglied, gegenüberstellen. 132 GesellscJuift naturforschender Freunde, Berlin. Schon der Umstand, dass bei Heterocrates das dritte Glied des Kostriims doppelt so laug ist als das vierte, scheint diese Gattung deutlich von Cratojjlatys und Bcmdlirschiella zu scheiden. Cratoplatys und HandlirscMeUa sind durch ihr ver- schiedenes Breitenverhältniss von Kopf und Pronotum leicht von einander zu trennen, da bei Cmtoplcdys das Pronotum kaum breiter als der Kopf ist, während es bei Hamllir- schiella den Kopf deutlich an Breite übertrilft. Äplmnopneuma unterscheidet sich von den Gattungen Cantharodes und Äpotomogouius schon durch die Länge des Kopfes, die der Länge des Pronotums gleichkommt, während bei Cantharodes und Apotomogonius der Kopf deutlich kürzer ist als das Pronotum. Nach Montandon (Annales de la Societe Entomologique de France, 1896, p. -137) sind aber die Gattungen Cantharodes und Apotomogonius vielleicht identisch. In der Untergruppe der Genera mit starker dorsaler Wölbung zeichnet sich die Gattung Nlamia durch einen sehr geringen Breitenunterschied zwischen Pronotum und Kopf aus und kann deshalb vielleicht den anderen Gattungen gegen- übergestellt werden. Das Pronotum ist hier kaum mehr als um den vierten Theil breiter als der Kopf. Bei Ceratocoris ist das Pronotum etwa doppelt so breit als der Kopf, bei Severinidla jedenfalls sehr deutlich breiter als der Kopf, bei Elapheosygum ^ um 7^- bei Elapheozygum $ um '/2 breiter als der Kopf, bei Plataspis etwa doppelt so breit. Immer- hin hat nach IIaglund (Oefvers. Kgi. Vet. Ak Förh. LI, 1894, p. 389) Niamia Horv. so wenig abweichendes von Plataspis Westw., dass Hac4Lund die beiden für iden- tisch hält. Die Thatsache, dass bei Ceratocoris und Severiniella der Tylus fehlt oder jedenfalls nicht sichtbar ist, scheint auf eine engere Zusammengehörigkeit dieser beiden Genera gegenüber den Gattungen JElapheosf/gum und Plataspis, die einen deutlich sichtbaren Tylus besitzen, hinzuweisen. Ein einfaches Unterscheidungsmerkmal zwischen Cerato- coris und Severiniella finde ich in dem Umriss der Augen voü Sitzung vom 20. März 1900. "_ 133 oben gesehen. Bei Ceratocoris sind sie deutlich breiter als lang, bei Scueriniella etwas länger als breit. Elüphcozygum und Flatasjjis sind schon dadurch unter- schieden, dass die Ventralfläche des Abdomens bei Elapheo- zygum deutlich, wenn auch schwach konvex ist, Avährend sie bei Flaiaspis. nach dem Material des Berliner Museums zu urtheilen. nicht nur nicht konvex, sondern sogar ein wenig konkav ist. Ferner sind bei Plataspis die seitlichen Ränder des Pronotums einerseits deutlich blattförmig erweitert und etwas nach abwärts gedehnt, andererseits ohne irgendwelche Randbildung, während bei Elupheosugum die seitlichen Ränder des Pronotums vorn einen deutlich abgesetzten, wenn auch massig breiten Rand und weder eine blattförmige Er- weiterung noch irgendwelche Ausdehnung nach unten zeigen. Auch ist die seitlich etwas vorragende Buckelbildung an den Ecken der Pronotum-Region vielleicht für Elapheozygum charakteristisch, und jedenfalls bei Plataspis nirgends zu finden. Der Dimorphismus, der besonders in der Kopf- bildung zu Tage tritt, kommt noch als Unterscheidungs- merkmal Plataspis gegenüber hinzu; denn bei Plataspis ist die Kopfbildung für beide Geschlechter conform. Von Sevcriniclla wird ElopJieozygum unterschieden durch den deutlich sichtbaren Tylus. durch die relativ geringere Entfernung der Ocellen von den Augen, durch den Umriss der Augen, die von oben gesehen deutlich breiter als lang sind, durch die geringe Ausrandung des Pronotums an der Insertionsstelle des Kopfes und durch die abweichende Kopfbilduug im männlichen Geschlecht. Im folgenden soll der vorläufige Versuch gemacht werden im Anschluss an die von Stal in den Enumerationes gegebene Analysis mit Hülfe der soeben berührten Punkte eine Uebersichtstabelle über die besprochenen elf Platas- pidinen-Gattungeu anzudeuten. Die in dieser Tabelle zur Geltung gebrachten Eigenschaften sollen aber umsomehr mit einem gewissen Vorbehalt aufgestellt werden, als ich für die Gattungen Cratoplatys^lo^TA^T)., Cantharodes \Yest\v., Äpotomogonitis Mo^;TA^'D. . Severiniella Montand. , Niamia HoRY.. von denen das Museum für Naturkunde zu Berlin 134 Gesellschaft nattirfoi'schender Freunde, Herlin. noch keine Vertreter besitzt, lediglich auf die Litteratur angewiesen bin. 1 (20). Ocellis iutor se quam ab oculis minus longe dis- tantibus. 2 (11)- Corpore dopresso. 3 (8). Articulo primo anteunarum articiilo tertio per- spicue lougiore. 4 (5). Rostri articulo tertio articulo quarto duplo longiore. Heterocrates Am. Serv. Histoire Naturelle des Insectes. Hemipteres. Paris 1843, p. 62. Java. Sumatra. Borneo. Müs. Berol: Siugapore. 1 c/, 1 $. 5 (4). Rostri articulo tertio articulo quarto haud duplo longiore. 6 (7). Pronoto capite vix latiore; pronoto antice fere recto. Cratoplatys Montand. Annali del Museo Civico dl Storia Naturale di Genova. Ser. 2. Vol. XIV (XXXIV). Genova 1894, p. 119—121. Palon, Pegou. Hinterindien. 7 (6). Pronoto capite perspicue latiore. Ilandlirschiella Montand. Revue d' Entomologie, publice par la Societe Fran^aise d'Entomologie. Tome XI. 1892. No. 1. Caen 1892, p. 294—297. Gaboon. Kamerun. Africa trop. Mus. Berol: Gaboon: 3 cT- — Congo: 1 eciosum is that ligured by MM. Qüoy and Gaimard in the „Voyage de l'Astrolabe" and now in the Museum of the Jardin des Plantes. It is represented (PL IV, Fig. 2) reduced one third, from a photograph of the natural size, by M. PoTTEAU. The specimen is labelled ,,Alci/onceUum corhicula Val. Tire par 80 brasses de profondeur dans la rade de St. Denis de Bourbon par M. Leschenault 1819" scheint, wie schon J. E. Gray 1868 in einer kleinen Notiz — Annais et Mag. nat. bist., S. 4, Vol. I, p. 173 — her- vorgehoben hat, auf einer Etiquetten -Verwechselung Wyv. Thomson' s zu beruhen. Die von Wyv. Thomson mitge- theilte Etiquetten = Bezeichnung dürfte sich wohl nicht auf Corhitella speciosa Quoy et Gaimard, sondern vielmehr auf (Alcyoncellum oder) Corhitella corhicula Bowerbank bezieben, von welcher Art sich nach Wyville Thomson's eigener Angabe mehrere (3) Stücke im Pariser Museum befinden. Während das abgebildete Stück von Corhitella corhicula Bowerbank nach Wyv. Thomson's Angabe, 1. c, p. 131, mit der Etiquette: „Alcyoncellum corhicula Val. Doune par M. Saches 1857" bezeichnet war, hat wahrscheinlich eines der anderen Stücke dersell)en Form die obengenannte Etiquette gehabt. Auch diese Frage Hesse sich wahrscheinlich jetzt noch durch eine Revision des voraussichtlich noch im Museum des Jardin des Plantes in Paris aufzufindenden Originale entscheiden. Ein im Museum des Zoolog. Gartens in Amsterdam aufbewahrter hohler keulenförmiger Schwamm, welcher von Sitzung vom 17. Juli 1900. 165 W. Marsiiall im Jahre 1875 in der Zeitschr. f. wiss, Zool., XXV. Band, Supplement p. 211, als Etididi/on (zu corrigiren in Eudictyuni) elegans W. Marshall beschrieben wurde, gehört vielleicht zu CorhiteUa speciosa Quoy et Gaimard. Sein Fundort ist nicht beivannt. Sollte sich durch genauere Untersuchung des noch vor- handenen Materiales die Vermuthung Carter's als richtig herausstellen, dass die beiden von J. E. Gray generisch, von Wydville Thomson wenigstens specifisch unter- schiedenen Formen zu ein und derselben Art gehören, so wäre diese nach den deutschen Nomenclaturregeln als Cor- hiteUa speciosa Quoy und Gaimard, dagegen nach dem bekannten Entwurf zu internationalen Nomenclaturregeln als CorhiteUa corhicida Bowerbank zu bezeichnen. Würden sie sich dagegen (entsprechend Wyville Thomson' s Auffassung) als zwei Arten derselben Gattung darstellen, so würden diese die beiden oben genannten Namen ge- sondert zu führen haben. Wäre endlich J. E. Gray's An- sicht von der Nothwendigkeit, dieselben zwei verschiedenen Gattungen zuzuweisen, berechtigt, so würden sie nach seinem Vorgange CorhiteUa speciosa Quoy et Gaimard und Hetero- tella corhicida Bowerbank heissen müssen. Auch in den letzteren beiden Fällen könnte jedoch der Speciesnamen speciosa nur nach den deutschen Nomenclatur- regeln bleiben, wäre dagegen nach dem Entwürfe zu internatio- nalen Regeln durch einen neuen Speciesnamen zu ersetzen. Herr VON MARXENS sprach über die Bezeichnug der verschiedenen Richtung von Farbenbändern, Rippen und Furchen bei den Schalen der Mollusken. Am häufigsten begegnet man den Ausdrücken längs (longitudinal) und quer (transvers), aber diese Ausdrücke, bei manchen in einem Durchmesser langgezogenen Schalen nahe liegend und selbstverständlich, werden eben bei anders geformten Schalen unklar und von verschiedenen Schrift- stellern in verschiedenem Sinne gebraucht, so nannte Linne z. B. bei den Muscheln die Richtung von den Wirbeln zum Rande längs, die dem Rand parallele quer, was bei einigen 166 Gesellschaft nakuforscTiender Freunde, Berlin. Pectcn u. a. recht gut passte, aber sehr wenig bei vielen Venus, Tellinen und andern langgezogenen Muscheln, um so weniger, als wir jetzt bei den Muscheln nach der Lage des Mundes und Afters das als die Länge der Schale be- zeichnen, was bei manchen Pecten immerhin die liürzere, aber bei der Mehrzahl der Muscheln allerdings die längere Dimension ist und die Längsrippen im Linne sehen Sinne (z. B. bei Cardium und Äsaphis) kreuzt. Bei den lang- gewundenen Schneckenschalen nannte Linne nach dem Augenschein längs die Richtung von der Spitze (Wirbel) zur Mündung, z. B. die Leisten oder Klammern von Scalaria, und quer die Richtung der Nähte, also z. B. die Rippen von Turritella, aber das passt dann wieder schlecht auf die flachgewundenen Schneckenschalen, am wenigsten auf Planorhis, bei denen diese Richtung mehr als eine aus- strahlende erscheint. Eine Anzahl Conchyliologen gebrauchen nun neuerdings, um eine einheitliche Bezeichnung wenigstens für alle Schneckenschalen durchzuführen, längs für die Richtung des Fortschrittes im Wachsthum, quer für die diesen kreuzende Richtung, also die Wachthumsabsätze selbst, ganz abgesehen davon, w^elche Dimension in der Figur der Schale die längere ist; demgemäss hat Turritella Längsrippen, Scalaria Querleisten, Helix nemoralis Längs- bänder, //. costata Querrippen. Wenn man dasselbe Princip nun auch auf die nichtgewundenen Schneckenschalen und auf die Muscheln anwendet, so stimmt das allerdings sehr anschaulich bei Dentaliiim (Längsrippen und quere Farben- bänder) und mit der LiNNE'schen Terminologie bei den Muscheln (Längsrippen bei Pecten und Cardiüm, Querfurchen bei den meisten Venus), aber es ist gerade das Umgekehrte von Linne's Ausdrucksweise bei den Schnecken und, was wichtiger ist, solche Längsbänder oder Längsrippen kreuzen regelmässig die Längsrichtung des lebenden Thieres bei den gewundenen Schalen, und bei den nicht spiral gewundenen fällt nur die in der Medianlinie liegende vorderste und hinterste mit der Längsrichtung des ganzen Thieres zu- sammen, während die Querbäuder und Querrippen nach dieser Bezeichnung eben Bogenlinien sind, die vorn und Sitzung vom 17. Juli 1900. 167 hinten mit dem Qiierdurchmesser des Thieres annähernd parallel sind, an den Seiten aber mit dem Längsdurch- raesser. Andrerseits hat man daher auch vorgeschlagen, die Ausdrücke längs und quer ganz aufzugeben, da es sich doch auch in der Mehrzahl der Fälle um Bogenlinien handelt, und andere Bezeichnungen gesucht; am besten und unzweideutigsten ist der Ausdruck spiral für Alles, was in der Richtung des Wachsthumsfortschrittes, also der Naht parallel, verläuft, aber es gilt eben nur für spiral gewundene Schalen, also die Mehrzahl der Schnecken und^ einige wenige Muscheln (CJiama, Isocardia). Eben so nahe liegend und selbstverständlich sind für die nicht gewundenen Schnecken und die Muscheln die Ausdrücke ausstrahlend (radial) für die Richtung von der Spitze (Wirbel) zum Rande und concentrisch für die Bogenrichtung parallel dem Rande, da alle die einzelnen Linien der ersten Richtung den Wirbel zum Ausgangspunkt, die der zweiten denselben zum gemein- schaftlichen Mittelpunkt der in sich geschlossenen Bogenlinie haben. Nur für die die spirale kreuzende Richtung bei den gewundenen Schnecken ist es schwer einen geraeinsamen leicht verständlichen Ausdruck zu finden; bei den niedrig oder gar in Einer Ebene gewundenen, wie TrocJms, Solarium, Helix, Planorhis, könnte man es ausstrahlend, radial nennen, wie denn in der That auch Troclms radiatiis, Helix radiata und radiolata darnach benannt sind, aber derselbe Ausdruck bedeutet eben bei den ungewundenen Schalen etwas ganz anderes, die direkt vom Wirbel zum Rand gehende Aus- strahlung in der Richtung des Wachsthums. bei der spiral- gewundenen dagegen die durch die fortlaufende Spiral- drehung nur scheinbar vom Wirbel ausgehende, auf die Seitenwand, nicht auf den freien Schalenrand (Mündungs- rand) ausstrahlende Richtung, rechtwinklig zum Wachsthum. Bei langgewundenen Schalen wurde diese Richtung auch senkrecht (vertical . perpendiculär) genannt , weil die Schneckenschalen jetzt in der Regel so gezeichnet werden, dass die Spitze oben, die Mündung unten ist und in dieser Stellung die betreffenden Bänder oder Rippen senkrecht stehen, aber bei der lebenden Schnecke wird die lang- 168 Gesdlsehaft naturforschender Freunde, Berlin. gezogene Schale in der Regel nach hinten gesenlct getragen, ja ganz schief rückw.ärts gelegt nachgeschleift (Chusilia, Turritdla, Cerithium), so dass die betreffende Richtung durchaus nicht senkrecht zur Hauptachse des Tliieres steht. Es ergiebt sich somit, dass wegen der Formverschiedenheit der einzelnen Schulen, namentlich der spiralgewundenen, jede sozusagen geometrische Bezeichnung der beiden Richtungen in mehr oder w^eniger Fällen unpassend und anscheinend widersinnig wird, jedenfalls leicht zu Miss- verständnissen führt. Und doch hat jede dieser beiden Richtungen ihr Eigen- thümliches, durch alle Formverschiedenheit gewundener und nicht gewundener Schalen Bleibendes, das sich auch mit einem Worte ausdrücken lässt. Die Richtung ent- sprechend dem Fortschritt des Wachsthums, radial bei Pa- tellen und Muscheln, spiral bei den gewundenen Schnecken, vom Wirbel ausgehend und den Rand rechtwinklig treffend, setzt sich nämlich, so lange die Schale weiter wächst, direct fort, eine Vermehrung der betreffenden Streifen oder Rippen tritt nur durch Einschaltung neuer zwischen schon vorhandenen oder durch Gabelung der vorhandenen ein und die so oder so entstandenen setzen sich nun auch direct bei weiterem Wachsthura fort. Die Richtung parallel den Wachsthumsabsätzen oder parallel dem Rande (was dasselbe ist, da jeder Wachsthumsabsatz einmal Rand war), also concentrisch bei Patella und den Muscheln, dem Mündungsrand parallel und mehr oder weniger rechtwinklig zur Naht bei den spiralgewundenen Schalen, ist mit jedem Wachsthumsabsatz abgeschlossen und kann sich bei weiterem Wachsthum nicht fortsetzen, sondern nur in einer ähnlichen parallelen Bildung wiederholen. Das hängt mit dem eigenthümlichen Gegensatz des Wachsthums zwischen Schale und Weichtheilen zusammen: die einmal gebildeten und hart gewordenen Schalentheile können sich nicht mehr ausdehnen und von innen aus wachsen, sie bleiben wie sie sind oder nützen sich nur ab, der Mantel aber, der den Stoff zur Schale liefert, wächst durch allseitige Ausdehnung wie andere organische Glieder, sein Rand tritt dadurch bei fort- Sitzung vom 17. Juli 1900. -^QQ schreitendem Wachsthum über den Eand der gleichbleiben- den Schale hervor und sondert mm ein neues Stück Schale, einen Wachsthumsring ab, der sich an den Rand der früheren Schale ansetzt und dadurch die Schale grösser macht. Wenn nun an einer oder einigen Stellen dieses Mantel- randes continuirlich ein besonderer Farbstoff oder eine grössere Kalkmenge abgesondert wird, so entsteht auf dem neugebildeten Schalenstück ein Farbenfleck oder eine Er- höhung und jedes von beiden schliesst sich direct an das schon vorhandene gleiche auf dem nächst früheren Schalen- stück an, da dieses auch von demselben Mantelrande, nur etwas früher gebildet wurde; so entstehen die mit dem Wachsthum fortschreitenden Farbenstreifen oder Rippen, wie man deutlich an lebenden oder mit den Weichtheilen aufbewahrten Exemplaren der einheimischen Helix nemomlis oder hortensis sehen kann, wo jedem Spiralbande ein Fleck am jMantelrande entspricht. Wenn dagegen die Absonderung von Farbe oder mehr Kalk am Mantelrande periodisch auftritt und dann wieder aussetzt, so entsteht, sofern das- selbe am ganzen Mantelrande gleichmässig der Fall ist, ein Farbenstreifen oder eine Rippe parallel dem Schalen- oder Mündungsrand in dem einen Wachsthumsabsatz und fehlt wieder im nächsten, es entstehen also Bänder oder Rippen in der zweiten Richtung, sich wiederholende, oder, wofern diese periodische Absonderung sich auf einzelne Stellen des Mantelrandes beschränkt, eine theil weise Combination beider Richtungen, unterbrochene Farbenbänder, d. h. Fleckenreihen, und Höckerreihen. Die Bedingung zur Entstehung auf den Rand auslaufender, in der Richtung des Wachsthuras fort- schreitender Bänder oder Rippen ist also die continuirliche Absonderung an bestimmten Stellen des Mantelrandes, die Bedingung der Entstehung von dem Rand parallelen Bändern oder Rippen das periodisch sich wiederholende Absondern am Mantelrande. Es dürfte daher dem Bildungshergange entsprechen und passt für alle die verschiedensten Formen der Conchylien. wenn man die erste Art der Bänder oder Rippen fortlaufende oder auch fortgesetzte, mit lateini- schem Ausdruck continuale nennt, dagegen die zweite 6/7* 170 Gesellsclmjt naturfor seilender Freunde, Berlin. wiederholte, iterale. Continual sind also z. B. die Rippen von Pecten, Cardhim und Dcntaliuni, sowie die radialen Rippen vieler Patellen, die Farbenstrahlen von Patellen und Fissurellen, ferner die Spiralbänd^r und die Spiralrippen der Schueckenschalen, z. B. von Ilelix und TurriteUa. Iteral sind die concentrischen Farbenringe von Fatella und DcntaUum, die bogenförmigen Farbenbänder vieler Muscheln, z. B. Cardhim üiberculutum und Mactoa solida, die mit den Wachsthumsabsätzen zusammenhängenden Farbenstreifen der einheimischen Änodonten und Unionen, die Rippchen von Helix costata und striata, die „Längs- bänder" oder Striemen von Buliminus detritus (radiatus Brug.), die Rippen der Clattsilien, die Klammern von Sca- laria, die Varicen von Tritonitim. Fortlaufende Reihen wiederholter Flecken sind die Fleckenbänder vieler süd- europäischer Helix, zuweilen auch bei unserer Ilelix hor- tensis und obvia, fortlaufende Reihen wiederholter Höcker die Körnchenreihen vieler Trochus, die Höckerreihen vieler Arten von Purpura u. s. w.; man kann es oft aber ebenso gut als unterbrochene iterale Reihen auifassen. wie an den Stachelreihen von Murex und den Höckern von Nassa reti- cidata u. a. zu sehen; es ist eben eine Combination beider Richtungen. Allerdings kommen bei den Molluskenschalen, doch seltener, auch Farbenbänder oder Rippen und Furchen in anderen Richtungen vor, welche die zwei bisher besprochenen unter mehr oder weniger grossen Winkeln kreuzen, man nennt sie mit Recht schief (oblique) und kann dabei noch nach vorn schief und nach hinten schief unterscheiden, je nachdem sie in ihrem Verlauf nach dem (Schälen- oder Mündungs-) Rande zu den Wachsthumsabsätzen voraneilen oder hinter diesen zurückbleiben. Sie lassen sich nur da- durch in ihrer Entstehung erklären, dass bei fortschreiten- dem Wachsthum die Stelle am Mantelrand, welche vorher Farbstoff oder mehr oder weniger Kalk als normal abge- sondert hat, das zu thun aufhört, aber dafür die nächste dasselbe auf kurze Zeit übernimmt, also ein periodisches Wechseln in der Lokalisirung, aber doch kontinuirliches Sitzung vom 17. Jidi 1900. 171 Fortdauern der Absonderung an sich. Ein jedes solcher schiefen Farbenbänder, Rippen oder P'urchen setzt sich da- her während des Wachsthums der Scliale eine Zeit lang continuirlich fort, kommt aber dabei dem vorderen oder hinteren Ende der Schale bei nicht gewundenen, dem oberen oder unteren der Mündung bei gewundenen immer näher und muss zuletzt abbrechen, weil liein Raum zur Fortsetzung mehr da ist. Dagegen müssen sich im vor- wärts oder rückwärts liegenden Tlieil der Schale immer wieder ähnliche Farbenstreifen, Rippen oder Furchen neu- bilden (wiederholen), wenn die betreffende Zeichnung oder Skulptur überhaupt bei fortschreitendem Wachsthum be- stehen bleibt. Es ist also hier auch eine eigenthümliche Kombination von F'ortlaufen und Wiederholen vorhanden. Beispiele von nach vorn schiefen Farbenstreifen bieten Fatella venosa und Trodms cincrariiis, nach vorn schiefen Rippen oder Runzeln viele Haliotis und Calcar, unter letzteren namentlich die westindischen C. imhrkatum, coelatum und tuher, unter den Muscheln die fossilen Trigouia navis und scabra von nach hinten schiefen Rippen Cardmm (Discors) hjratum in seiner vorderen Hälfte, von nach hinten schiefen Furchen Tellina (StriyUla) splendida und senegalensis in ihrer hinteren Hälfte. Eine Verbindung von nach vorn und nach hinten schiefer Richtung ergiebt die V-förmige Zeichnung von Circe castrensis und Tapes textrix (texüle), die netzartige Durchkreuzung bei manchen Exemplaren von Tapes literatus und radiatus, die Furchung von Tellina (Strigilla) carnaria und Lucina (DivariceUa) divaricuta, im vorderen Theil schief nach vorn, im hinteren Theil schief nach hinten, und ähn- lich nur mehr bogenförmig, nicht scharfwinklig die Furchung von Woodia digitaria, welche Linne ganz passend mit den Furchen an den Fingerspitzen des Menschen verglichen hat. 6/7** 172 Gesellschaft nalurforschender Freunde, Berlin. Referierabend am 19. Juni 1900. Herr F. E. Schulze über: 1) J. J. Lister, Astrosclera iviUeyana A. Willey's Zoological Kesults. Part IV. April 1900. 2) W. Wedekind, Junge oder Mädclien? Herr L. J. Brühl über: Justus Gaule, Ueber den Einfluss der Nacht. Centralbl. Physiol., Bd. XIV, No. 2, p. 25ff. Referierabend am 10. Juli 1900. Herr H. Virchow über: 1) F. Reulaux, „Kinematik im Thierreich" aus Lehrbuch der Kinematik. II. Bd.. p. 723 — 777. 1900. Braunschweig bei Vieweg. 2) A. Dendy, „On the Development of the Parietal Eye and adjacent Organs in Spheuodou (Hatteria). Quart. Journ. raicrosc. Sc. Vol. 42, N. Ser. 111—154. Herr Fr. Kopsch über: 1) Rabaud et Monpillard, Atlas d'histologie normale. Paris 1900. Carre et Naud. 2) Hans Winkler, Ueber die Furchung unbe- fruchteter Eier unter der Einwirkung von Extractiv- stoffen aus dem Sperma. Nachricht. Kgl. Ges. Wiss. Göttingen 1900. Herr L. Kny über: Stahl, Der Sinn der Mycorrhiza-Bildung. Herr Waldeyer über: Fforiep, Topographie des Gehirns „Die Lagebeziehung zwischen Grosshirn und Schädel- dach". Leipzig 1897. Kl.-Fol- Im Austausch wurden erhalten: Sitzungsber. Kgl. Preuss. Akad. Wiss. Berlin. I~XXII. Berlin 1900. Naturwissenschaftl. Wochenschrift. Band XV, No. 18—25. Berlin 1900. Mittheil. Deutsch. Seefisch.-Ver. Band XVI, No. 6—8. Berlin, Juni — August 1900. Veröffentl. Kgl. Preuss. Geodät. Inst. Neue Folge. 2—3. Berlin 1900. Verh. Naturhist Ver. Preuss. Rheinlande, Westl., Reg. -Bez. Osnabrück. Jahrg. LVI. 2. Hälfte. Bonn 1899. Sitzung vom 17. Juli 1900. 173 Sitzungsber. Niederrh. Ges. Natur- u. Heilkunde. Bonn 1899. 2. Hälfte. Mittheil. Ver. Erdkunde Leipzig 1899. Leipzig 1900. Schrift. Physik. -Ökonom. Ges. Königsberg i. Pr. Jahrg. 40. 1899. Königsberg i. Pr. 1899. Verh. Naturhist.-Med. Ver. Heidelberg. N. F. Bd. VL Heft 3. Heidelberg 1899. Sitzungsber. Physik.-Med. Soc. Erlangen. Heft 31. 1899. Erlangen 1900. Leopoldina. Heft XXXVI, No. 4—6. Halle a. S. April- Juni 1900. Schrift. Naturforsch. Ges. Dauzig. N. F. Bd. X. Heft 1. Danzig 1899. Naturw. Ver. Hamburg. Verhaudl. 1899. 3 F. VII und Abhandl. Bd. XVI. Hälfte 1. Hamburg 1900. Mittheil. Zool. Station Neapel. Bd. 14. Heft 1 u. 2. Berlin 1900. Ann. K. K. Naturhist. Hofmus. Wien 1900. Bd. XV, No. 1. (2 Exempl.) Ber. Lese-Redehalle Deutsch. Stud. Prag 1899. Prag 1900. Sitzungsber. „Lotos" Prag. Jahrg. 1899. N. F. Bd. XIX (Bd. 47). Prag 1899. Ber. XVII. Meteorol. Commiss. Naturf Ver. Brunn 1887. Brunn 1899. Mittheil. Jahrb. Kgl. Ungar. Geol. Anst. Bd. XIII, Heft 2. Budapest 1899. Jahrb. Ungar. Karpathen-Ver. XXVII. Jahrg. Iglö 1900. Soc. Hist.-Nat. Croatica XI. 1 -6. Zagreb 1900. Naturf Ges. Zürich. Vierteljahrsschrift Jahrg. 45. 1900. Heft 1 u. 2 und Neujahrsbl. auf das Jahr 1900: Lunge, G., Beleuchtung sonst, jetzt und einst. — Zürich 1900. Tijdschr. Nederl. Dierkund. Vereen. Serie 2, Deel VL Aflev. 3. Leiden Dec. 1899 und Aanwinsten van de Bibliotheek. 1. Jan. —31. Dec. 1889. Ver. Luxemb. Naturfreunde „Fauna". Jahrg. 8 — 9. Luxem- bourg 1898—99. Journ.Botan.Soc.Botan. Copenhague. Tome 23, Fasel. 1900. 174 GesellscJiaft naturforschender Freunde, Berlin. Geol. Foren. Stockholm Förhandl. Bd. 22, Hafte 3-4, No.- 199—200, März— April. Stockholm 1900 und Generalregister tili Band XI— XXI. Overs. Vidensk.-Selskabets Moder in 1899. Christiania 1900. Christiania Videnskabs-Selskabs Förhandl. 1899. No. 2, 3. u. 4. Christiania 1899. Bergen Museum. — Aarsheretning for 1899. Aarborg 1899. — Sars, G. 0. Au Account of the Crustacea of Norway. Vol. III: Cumacea; Part V, VI. Diastylidae. Publi- shed by the Bergen Museum. — Bergen 1900. Bull. Sog. Sei. Nat. Ouest France. Tome 9; Trimestre 4. 1899. Nantes et Paris 1899. Ann. Fac. Sei. Marseille. Tome X. preface et fasc. 1—6. Paris 1900. Rendic. Accad. Sei. Fis. Matem. Ser. 3, Vol. VI, [Anno XXXIXJ, Fasc. 3—4. März— April. Napoli 1900. Atti Sog. Toscana Sei. Nat.; Proc. Verb. Vol. XII, p. 29-60. Pisa. Bollett. Pubbl. Ital. No. 344-349. — Ind. Alfab. 1899, p. 33—128. Firenze-Milano 1900. Sog. Ligust. Sei. Nat. Geograf. Nel primo decennio dalla sua fondazione (1889—99) uud Vol. XI. Anno XI, No. 1. Genova 1900. Annuaire Mus. Zool. Acad. Imp. Sei. St. Petersbourg. 1899, No. 4. St. Petersbourg 1 900. Reeueil Trav. Jard. Bot. Tiflis. IV. St. Petersbourg 1899 (russisch!). Bull. Com. Geol. 1899. Vol. XVIII. No. 3-10. St. Petersbourg 1899-1900. Mem. Com. Geol. Vol. VII. No. 3—4; Vol. IX. No. 5; Vol. XV. No. 3. St, Petersbourg 1899. Bull. Soc. Imp. Nat. Moscou. Ann.l899,No.2-3. Moscoul900. Sog. Nat. Kiew, Russie. No. 57. 1899. Bd. 1. Journal Roy. Microsc. Sog. 1900. Part 2—3. London. Proc. Zool. Soc. London for 1899. Part IV; 1900, Part L London 1900. Mem. Proc. Manchester Liter. Philos. Sog. 1899—1900, Vol. 44, Part II -III. Manchester 1900. Sitzung vom 17. Juli 1900. 175 Cambridge Philos. Soc — Proc. Vol. X. Part V und Trans. Vol. XVIII— XIX, 1. — Cambridge 1900. Ann. South Afric. Mus. Vol. II — Part 1. London. U. S. Geol. Surv. Ann. Rep. 19. 1897-98, Part III, Part V with Atlas. - Ann. Rep. 20, 1898—99, Part I — Mouographs. Vol. XXXII, Part 11; XXXIII-XXXIV; XXXVI — XXXVIII. — Bull. No. 150 — 162. - Washington 1898—99. Proc. Ac. Nat. Sei. Philadelphia 1899, Part III. Octob.- Dec. Philadelphia 1899. Proc. Amer. Philos. Soc. Philadelphia 1900. Vol. XXXIX. No. 161. Proc. Amer. Ac. Arts Sei. Vol. XXXV. No. 10—19. Dec. 1899— März 1900. Boston. Bull. Mus. Compar. Zool. Harvard College. Vol. XXXV. No. 8. Cambridge, Mass., U. S. A. 1900. Bull. Illinois State Laboratory Nat. Hist. Vol. V. Urbana, 111. 1900. Journ. Elisha Mitchell Sei. Soc; XVI, Part. 2, Juli— Dec. 1899. Chapel Hill N. C. Proc. Trans. Nova Scotian Inst. Sei. Vol. X. [Ser. II, Vol. III.] Part I. Session 1898—99. Halifax 1899. Bol. Mus. Paraense Hist. Nat. Ethngr. Vol. III. No. 1. Para 1900. Veröffentl. Deutsch. Akad. Ver. Buenos-Aires. Bd. I, Heft III, Buenos-Aires. Comunic. Mus. Nac. Buenos-Aires. Tomo I, No. 6. Buenos- Aires 1900. Als Geschenke wurden dankbar entgegengenommen: Philippi, R. A. Las Tortugas Chilenas. [Separ. aus: Anales de la Universidad. Tomo CIV. Santiago de Chile. 1899.] Philippi, R. A. Sobre las Serpientes de Chile. [Separ. aus: Anales de la Universidad. Tomo CIV. Santiago de Chile 1899.] New York Acad. Sei. Mem., Vol. II, Part I, 1899. — Bashford De\n. The Devonian Lamprey Palaeo- spondylus Gunni, Traquair etc. New-York 1900. 176 Gesellschaft naturforschender Freunde, Berlin. Harle, E. Rochers creuses par des colimacoas a Salies- du-Salat (Haute-Garonne). [Separ. aus: Soc. Hist. Nat. Toulouse 1900.] Bull. Lloyd Library Botany, Pharm., Mater. Med No. l. Reprod. Ser. No. 1. Cincinnati, Ohio 1900. Bull. Wisconsin Nat. Hist. Soc. Vol. 1. (N. Ser.) No. 2. Mihvaukee, Wis. April 1900. Der Praeparator. Jahrg. 1, No. 8—10. Mai— Juli. Chur 1900. J. F. BtMXkc, BwIiD Vr. Nr. 8. 1900. Sitzungs-Bericht der Gesellschaft naturforscliender Freunde zu Berlin vom 16. Oktober 1900. Vorsitzender: Herr F. E. Schulze. Herr Jaekel sprach über die ältesten Wirbelthiere. Herr Jaekel demonstrirte ein Fossil, welches die Mundöffnung eines Orthoceras zeigt. Herr Rawitz machte eine vorläufige Mitteilung über das Rückenmark der Cetaceen. Herr VON Martens zeigte einige neue von Dr. FtJLLE- BORN in Deutsch - Ostafrika gesammelte Land- schnecken vor. 1. Helix infrafusca. Testa globosa. perforata, leviter striatula, opaca, siipra pallide grisea, fascia unica fusca, infra aequaliter fusca; spira pyramidata; anfr. öVs, leviter convexi, sutiira sat im- pressa, ultimus subinflatus, infra paulo magis convexus, an- tice paulum descendens; apertura paulum obliqua, late lunata, Vs altitudinis occupans, peristomate recto, tenui, margine supero oblique descendente, infero valde arcuato, coliimellari oblique ascendente, ad insertionem leviter trian- gulatim reflexo. Diara. maj. 13, min. 10 V2. alt. 9 mm; apert. alt. obliqua 7, diam. 7 mm. Ukinga östlich vom Rickwa-See, in einer Wald- schlucht. Dr. Fülleborn. JY8 Gesellschaft natiirforsclienäer Freunde, Berlin. Erinnert in der Gestalt an Zimjis Gregorii E. Smith Proc. Mal. Soc. London I. 1894. p. 164 vom Kenia, aber die letzte Windung nicht so gleichmässig aufgeblasen, oben mehr schief abfallend und die Färbung bei allen 3 vor- liegenden Exemplaren gleich, oben bloss mit einem dunkeln Band, unten gleichmässig dunkelbraun. Die Farben verthei- lung erinnert an diejenige, welche bei der kleinasiatischen Helix Botlii Pfr. typisch ist. auch bei H. Syriaca und der kaukasischen H. Narmnensis öfters vorkommt. Fijiedr. Wiegmann konnte noch Weichtheile und Radula untersuchen und fand dieselbe mit den eigentlichen Helix (Beloyona sipJwnadenia Pilsbky's) übereinstimmend und nicht wesent- lich von Fruticicola (Hygromia) abweichend. Pfeilsack doppelt. 2. Helix Füllehorni Testa globosa, perforata. unicolor, fusca, opaca; spira elatiuscula, conoidea; anfr. 5V2, raodice convexi, sutura im- pressa, ultimus supra et infra aequaliter convexus. antice leviter descendens; apertura sat obliqua, late lunata, Va ^1- titudinis occupans, peristomate recto, tenui, margine supero et, infero sat arcuatis, columellari ad insertionem triangu- latim dilatato et reflexo. Diam. maj. 11 V2. min. 10%, alt. 9 mm; apert. alt. obliqua 6V2. diam. 6V2 mm. Bulongva, im Kiuga-Gebirge in einer Höhe von 2000 bis 2300 m, Dr. Fülleborn. 24. Sept. 1899. Radula ähnlich der vorhergehenden Art. Diese beiden Schnecken sowie die in der „Thierwelt Ost- Afrikas" Bd. III beschriebenen E. Jcarevia, kilimae, Con- radti, runssorina, hukohae und htdumhiana scheinen demnach das Vorhandensein von i^rw^/c/cö^a-artigen Schnecken in den Berggegenden des tropischen Ost-Afrikas darzuthun. 3. Macrochlamys aureofusca. Testa subdepressa. perforata, leviter striatula, nitidula, aureofusca; spira depressa, parum promiuula; anfr. 4V2, convexiusculi, sutura sat impressa. modice crescentes, ultimus infra magis quam supra convexus, antice non descendens; apertura sat obliqua, Vt altitudinis occupans. ample lunata, peristomate recto tenui. margine supero yix. infero valde Sitzung vom 16. Oktober 1900. 179 arcuato, columellari aequaliter obliquo, ad insertionem bre- vissime triangulatim reflexo. Diam. maj. 12, alt. 7V2 mrri; apert. alt. obliqua 6V2, diam 7 mm. Bulongva, 2000— 2300 m., Dr. Fülleborn. Kiefer oxygnath; Zähne gegen die Mitte zu dreizackig, aber an den sichelartigen Eandzähnen ist der Innenzacken verschwunden, der Aussenzacken nach hinten gerückt und nur als im Verhältniss zur Hauptspitze kleines, etwas ent- ferntes Spitzchen erhalten. Dieses Verhalten stimmt mit MacrocMamys, namentlich deren Unterabtheilung Everettia überein und ich stelle die vorliegende Art daher lieber zu dieser sonst indischen Gattung als zu den afrikanischen Thapsien; auch die goldbraune Farbe der Schale passt zu Macrochlamys jucunda und fulvocarnea. 4. Helix hinaria. Testa depressa, perforata. striatula, nitidiuscula, pallide olivaceo-flavescens, fasciis diiabas fuscis angustis, superiore arcte super peripheriam, altera aliquanto inferiore; spira vix elevata, apice prominulo; anfr. 473, convexiusculi, su- tura modice impressa, sat lente crescentes, ultimus infra magis convexus, antice descendens ; apertura paulum obliqua, ^5 altitudinis occupans, late lunata, peristomate recto tenui, margine supero paulum, infero magis arcuato, columellari subrecte ascendente, ad insertionem triangulatim reflexo, albido. Diam. maj. 10, min. 8V2, alt. 572 mm; apert. alt. obliqua 5, diam. 5 mm. Bulongva. Dr. FtJLLEBORN. Verwandt mit meiner H. sesquicincta (S. B. nat. Freunde 1900, p. 117), aber viel kleiner bei gleicher Windungs- zahl, verhältnissmässig flacher und beide Bänder gleich stark. Leider waren in den Schalen dieser Art Weichtheile und Radula nicht erhalten; bis auf näbere Kenntniss der- selben möchte ich diese Art und H. sesquicincta an die süd- afrikanische Phasis anschliessen. 5. Ennea cruciata. Testa pupiformis, sublaevis, rimato-perforata, pallide cerea, apice obtuso; anfr. 6V2, 37^ superiores conulum 8* 180 GesellscJiaft naturfoischender Freimde, Berlin. obtusum efficientes, convexi, sat crescentes, antepenultimus et peniiltimus subaequales, leviter convexi, sutura siiper- ficialt, ultiinus distincte augustatus, basi non cristatus, an- tice non descendens ; apertura subverticalis, oblonga, quadri- plicata: plica 1 parietalis compressa, modica, subflexuosa, 1 marginis externi tuberculiformis, non intrans, 1 basalis tuberculiformis intramarginalis, l columellaris valida, con- torta, intrans. Long. 8V2, diam. 4 mm; apert. long. 372, diam. 2V2 mm. Bulongva. Dr. Fülleborn. Herr VON Martens zeigte ferner noch ein von Pfahl- würmern ("Tere^^o^ durchlöchertes Holzstück aus Togo, von 20—25 cm Durchmesser; dasselbe stammt von einem Pfahl einer provisorischen Brücke am Meeresstrand, welcher innerhalb der Zeit von 2 — 3 Monaten derartig durchlöchert wurde, dass er unbrauchbar geworden; im Innern ist er noch verhältnissmässig fest, nur von einzelnen senkrechten Bohr- gängen durchzogen, aber in seinen peripherischen Theilen bis 4 — 5 cm einwärts völlig wabenartig durchlöchert, ein Bohrgang dicht am andern. Bemerkenswerth ist auch, dass die Gänge verhältnissmässig länger als sonst ge- wöhnlich eine horizontale Richtung, rechtwinklig auf die Holzfaser, haben und dabei ihre Ränder quergestreift er- scheinen. Einige Schulpen und Schaufelstücke (Paletten), welche noch darin vorgefunden wurden, ergaben, dass es die Art Teredo (X.ylotrya) fimhriata Jeffkeys = T. pal- mulata Forb. u. Hanl. (non Lam.) ist, welche schon wieder- holt in verschiedenen englischen Häfen, in zum Schiffsbau eingeführtem Teakholz vorgekommen ist, deren eigentliches Vaterland aber bis jetzt noch nicht näher bekannt war. Nach Erkundigung beim Kolonialamt ist das zu diesen Pfählen verwandte Material aus Ostpreussen eingeführtes Kiefernholz und also höchstwahrscheinlich der Bohrwurm erst in Togo in dasselbe eingedrungen; er dürfte daher da- selbst in anderem im Meerwasser stehenden Holzwerk auch noch vorkommen. Sitzung vom IG. Oktober 1900. 181 Herr Matschie sprach über einige Formen der G-attung Colohus. A. T. DE RocHEBRUNE hat (Faune de la Senegambie. Suppl. p. 96) für Colohus ferrugineus, houvieri, tholloni und kirki den Untergattungs-Begriff Püiocolobus eingeführt. Er vereinigt unter dem Namen C. ferrugineus (1. c. p. 105 — 106) folgende Species: Simia ferruginea Shaw, Colohus ferrugi- nosus E. Geoffr., C. fidiginosus Ogilby, C. rufofuliginus Ogilby, C. rufoniger Ogilby, C. temminckü Kühl und C. pennanti Waterhouse. E. de Poüsargues (Ann. Sc. Nat. 1895, p. 259/60) ist der Ansicht, dass S. ferruginea Shaw mit C. fuliginosus nicht vereinigt werden darf, dass C. rufoniger und C. rufofuliginus als geographische Abarten von C. fuliginosus aufzufassen sind, dass C. houvieri und C. pennanti dieselbe Form dar- stellen und dass Cxiennanti von C /M%mo6'H5 verschieden ist. Derselbe Autor hat (1. c. 1896. p. 162—169) eine „Re- vision des Colobes Roux" veröffentlicht, in welcher er u. a. auch eine Bestimmungstabelle für diese Gruppe von Seiden- alfen giebt. Im allgemeinen stimme ich den von meinem hoch- verehrten Collegen de Poüsargues in diesen Arbeiten nieder- gelegten Ansichten jetzt zu; nur in einigen Punkten kann ich mich ihm nicht anschliessen. C. ferrugineus, Pennants „Bay Monkey", ist nach Shaw „ferruginea, artubus caudaque nigris"; sein Rücken soll „of a deep bay colour" sein. J. A. Wagner (Schreber's Säugthiere. Suppl. I, p. 309) weist darauf hin, dass in Wien dasselbe Exemplar aufbewahrt wird, welches ehemals im Leverianischen Mu- seum w^ar und Pennant zur Ansicht vorlag. Dieses Stück steht dort unter der Bezeichnung Colohus ferruginosus; bei ihm sind „Scheitel, Hinterhaupt, Rücken, hintere Hälfte der Oberarme und Schenkel schw^arz, das am Schwanz mit dunkelroth gemengt ist. Wangen, Kinn, Leibesseiten und alles Uebrige von den vier Beinen ist glänzend und dunkel rostroth; nur der sehr spärlich behaarte Unterleib und die Innenseite der Oberarme und Schenkel fällt mehr oder 132 GesellscJiaft naturfwscheiider Freimde, Berlin. weniger in's licht Röthlichgelbe''. Wagner sagt: „Pennant's Beschreibung passt darauf, blos mit der Abweichung, dass er den Rücken von deep bay color angiebt." Weil aber Pennant nach dem jetzt in Wien befindliehen Stücive seine Beschreibung gemacht hat, „so liegt bei letzterem ein kleiner Irrthum in der Angabe der Rückenfärbuug zu Grunde". Der „Bay Monkey" Pennaxt s stammt von Sierra Leone; die oben gegebene Beschreibung passt sehr gut auf die von BüTTiKOFER und SCHWEITZER in Liberia gesammelten Stücke. Ich trage deshalb kein Bedenken, für den rotheu Colohus von Liberia und Sierra Leone den Namen Colohus ferru- gineus (Shaw) zu gebrauchen. Mit E. de Pousargues ziehe ich vorläufig auch G. rufo-niger Ogilby als Synonym zu C. ferrugineus (Shaw). Den rothen Colohus des Gambia-Gebietes benenne ich, indem ich streng nach den Nomenclaturregeln verfahre, mit seinem ältesten Namen: Colohus tcmmincki Kühl 1820. E. de Pousargues hat gezeigt, dass C. fuliginosus Ogilby mit C. rufo-fuliginus Ogilby und mit C. temmincki zusammen- fällt, gebraucht aber für die Gambia-Form den Ausdruck: G. fuliginosus var. rufo-fuliginus (Ogilby). Ich sehe nicht ein. weshalb C. rufo-fuliginus Ogilby und C. rufo-niger Ogilby als zwei Varietäten von C. fuli- ginosus Ogilby betrachtet werden sollen, während G. foai DE Pousargues (cf. Bull. dHist. Nat. V, 1899, p. 278— 280) als eine besondere Art angesehen wird, trotzdem der Autor ihn als (n. sp.?) aufführt und nicht einmal ganz genau weiss, ob diese Form nicht vielleicht zu C. tholloni als (/ zu ziehen ist. Alle Piliocolohus sind gleichwerthig. Alle bekannten Formen von Piliocolohus stehen einander in der Gestalt und den Schädelmerkmalen sehr nahe und unterscheiden sich am leichtesten durch Färbungsmerkmale. Sie stellen eine einzige Thierform dar, welche in den verschiedenen Theilen des tropischen Afrika unter dem Einflüsse der besonderen geologischen, klimatischen und floristischen Verhältnisse ge- wisse eigenthümliche Merkmale zeigt. Entweder muss man also alle diese geographischen Sitziintj rom 16. OMohcr 1900. 183 Formen ternaer beüenoen, als geographische Varietäten von Colohus ferrugineiis Shaw, oder mau bezeichnet sie binaer und vereinigt sie in der besonderen Untergattung Püiocolohus ROCHEBRUNE. Ich selbst ziehe die biuaere Bezeichnung vor und nenne die Gambia-Form nicht Colohus ferrugineus temminclci, son- dern PiUocolohus tcmmmcU und ferner die Form von Sierra Leone und Liberia nicht Colohus ferrugineus ferrugineus, sondern Piliocolohus ferrugineus. E. DE PousARGUES zieht (1. c. p. 163) Colohus fuligi- nosus Temmixck nee Ogilby (p]sq. zool. cöte Guinee. p. 24 bis 26, 1858) als Synonym zu seinem C fuliginosus var. rufo-fuliginus (Og.), von dem er sagt: „Dessus de la tete, du Corps et de la racine de la queue d'une teinte brun noirätre eufume, qui descend sur la partie superieure des flaues et la face externe des cuisses et des bras." Nach Temminck bedeckt bei den Exemplaren von Elmine und aus Pel's Sammlungen ein glänzendes Roth die Aussenseite der Glieder, während die schwarze Färbung nicht auf die Oberschenkel und Oberarme sich ausdehnt. Ich habe die im Leydener Museum aufbewahrten Stücke allerdings noch nicht vergleichen können, kenne aber vier Exemplare aus dem nördlichen Kamerun, die mit Temminck's Beschreibung recht gut übereinstimmen. Ich vermuthe. dass der rothe Colohus, welcher die Goldküste bewohnt, nicht mit der Liberia-Form übereinstimmt und deshalb besonders benannt werden muss. Ua ich nicht weiss, ob die Form von Nord-Kamerun mit der Goldküsten-Form genau übereinstimmt, mir aber Felle von ersterer vorliegen, so beschreibe ich diese und gebe einem von Dr. Preuss bei Barombi am Elefanten-See in Nord-Kamerun gesammelten Exemplar (No. 6588 des Berliner Museums) den Namen: Piliocolohus preussi Mtsch. spec. nov. mit folgender Diagnose : Piliocolohus äff. P. ferrugineus ex Liberia, differt humeris femoribusque latere externo cocci- 184 Gesellscluift nalurforschender Freunde, Berlin. neis, latere iuterno partim albis; pectore rufo-al- bido; cauda purpureo-rufa. Von P. ferriigineus Shaw unterscheidet sicli P. preussi hauptsächlich durch folgende Merkmale: Die Oberschenkel und Oberarme sind an der Aussenseite roth, an der Innen- seite weiss; die rothe Färbung der Unterseite und der Rumpf- seiten schneidet nicht scharf gegen die Oberseite ab, sondern nimmt allmählig nach dem Rücken zu mehr und mehr schwarz in sich auf; der Schwanz ist dunkelroth ; die Brust ist weiss. Bei P. temmincki ist die Aussenseite der Oberarme und Oberschenkel ebenso wie bei P. fernigineus dunkel, die dunkle Färbung des Rückens ist scharf gegen die helle Färbung der Unterseite abgesetzt und die Wangenhaare sind gelblichroth, nicht so dunkelroth, wie bei ferrugineus und preussi. Während bei preussi nur eine sehr schmale weisse Längsbinde über die Mitte des Bauches verläuft, ist bei temmincki der ganze Bauch hell gefärbt. Mit P. pennanti kann P. preussi nicht verwechselt werden, weil P. pennanti einen weissen Wangenbart und dunkelbraune Hände und Füsse hat, während bei P. preussi die rothe Färbung der Unterarme und Unterschenkel bis auf die Hände und Füsse sich ausdehnt. Die Finger und Zehen sind nur etwas dunkler roth. P. thoUoni unterscheidet sich von P. preussi durch die gleichmässig helle, gelblichweisse Unterseite, den rothen Hinterrücken und die dunklen Hände und Füsse. P. foai ist P. tholloni sehr ähnlich, hat ebenfalls einen rothen Hinterrücken, besitzt aber längeres Haar und röthlich- schwarzen Scheitel und Vorderrücken. P. hirlci ist leicht zu erkennen durch die weisse Unter- seite, den rothen Hinterrücken, die schwären Arme, die schwarzen Schultern und den zweifarbigen Schwanz, der oben roth, unten weiss ist. Das von Dr. Preuss bei Barombi gesammelte Exemplar ist ein cf und hat eine Körperlänge von 720mm, eine Schwanz- länge von 720 mm. Auf der Stirn befindet sich ein Wirbel, welcher aus einfarbig schwarzen Haaren und solchen mit eiuer schmalen rothen Binde vor der Spitze gemischt ist. Das Sitzung vom 16. Oktober- 1900. 185 Hinterhaupt, der vor dem Ohr liegende Theil der Wangen, der Nacken und der Vorderrücken sind schwarz; auf dem Hinterrücken treten, wie auf der Stirn, zahlreiche vor der Spitze mit einer schmalen rothen Binde versehene Haare zwischen den schwarzen Haaren auf, so dass hier die schwarze Rückenfärbung roth überflogen erscheint. Gegen die Körperseiten erscheinen mehr und mehr Haare, die zum grösseren Theil roth sind und nur eine schwarze Spitze haben, und sie werden auf der Unterseite des Körpers, auf den Ober- und Unterschenkeln, den Ober- und Unterarmen, den Hals- und Kopfseiten und auf dem Schwänze durch carminrothe Haare ersetzt. Nur eine schmale Längsbinde, w^elche von dem Kinnwinkel über die im übrigen röthlich- weiss gefärbte Brust bis zur Nabelgegend sich erstreckt, ist weiss, ebenso sind die Innenseite der Oberarme und Unterschenkel und je eine schmale Läugsbinde, welche über die Mitte der Innenseite der Unterarme und Unterschenkel verläuft, weiss. Auf den Fingern und auf der Endhälfte des Schwanzes ist die Behaarung dunkler roth, gegen die Schwanzspitze sind die Haare an der Basis carminroth, an der Spitze so tief braunroth, dass der Schwanz dort schwärz- lich erscheint. Ausser diesem Balg besitzt das Museum für Naturkunde noch ein unvollständiges Fell eines rothen Colohus, welches Herr Heim geschenkt hat und das von Banyangs an die Küste gebracht worden ist. Bei diesem Stücke ist der Schwanz 73 cm lang; vom Nacken bis zur Schwanzwurzel sind 48 cm. Es ist also ungefähr so gross, wie das Ba- rombi-Exemplar, diesem sehr* ähnlich und unterscheidet sich nur dadurch, dass auf dem ganzen Rücken zwischen den schwarzen Haaren solche mit einer rothen Binde vor der Spitze stehen. Zwei andere unvollständige Felle hat Herr Gouverneur Zimmerer dem Münchener Museum geschenkt. Ihren ge- nauen Fundort habe ich noch nicht erfahren können. Bei ihnen ist die Schw^anzlänge 75 resp. 80 cm, die Körperlänge vom Auge bis zur Schwanzwui'zel gerechoet 57 resp. 58 cm. Die Rückenfärbung ist nicht so ausgeprägt schwarz, sondern 186 GesellscJiaft naturforschender Freunde, Berlin. grau überzogen und mit roth gemischt, und die Theile des Körpers, weiche roth sind, zeigen nicht eine tief carmin- rothe. sondern eine mehr chinesisch orangerothe Färbung. Auch die Unterseite ist viel heller als bei den anderen beiden Fellen. Das Barombi-Exemplar ist an der Schwanzwurzel kahl, bei den drei anderen Stücken kann man erkennen, dass die dunkle Rückenbehaarung ungefähr eine Hand breit auf die Oberseite des Schwanzes übergreift. Aus Ostafrika kannte man bisher nur ein Mitglied dieser Gruppe, nämlich Coldbus kirlti von Zanzibar. Neuer- dings haben aber die Herren Hauptmann von Prittwitz und Gaffron und die Gebrüder von Gordon im südlichen Theile von Deutsch-Ostafrika noch eine zweite Form ent- deckt, welche ich hier beschreiben will unter dem Namen : Filiocolobus gordonorum Mtsch. spec. nov. supra nigerrima, subtus alba; vertice splendide rufo- castaneo, vitta frontali et temporali nigra, mystaci- bus albis, cauda supra nigra, subtus albida. tibiis griseo-albidis. Hab. Utshungwe Montes, Uhehe. Deutsch -Ostafrika. Herr Hauptmann von Prittwitz und Gaffron brachte mir seiner Zeit ein Stück Fell mit, welches er in einer Wahehe-Hütte gefunden hatte. Dieses Stück Fell war langhaarig, die Rückenhaare maassen bO — 110 mm und hatten eine glänzend schwarze Färbung. Vor der Schwanz- wurzel waren zahlreiche dunkel kastanienbraune Haare zwischen den schwarzen Haaren eingemengt. Die Unterseite des Körpers war weiss und hob sich scharf gegen den schwarzen Rücken ab. Beine, Schwanz und Kopf fehlten. Vom Hinterkopf w^ar nur ein kleines Stück erhalten, welches röthlich-kastanienbraune Haare trug. Den Herren von Gordon glückte es, zwei Exemplare dieses Affen zu erlegen im Utshungwe-Gebirge in Uhehe, Deutsch-Ostafrika, südlich von Iringa, östlich vom kleinen Ruaha, zwischen diesem und dem Ulanga. Leider sind die Schädel auf dem Transport verloren gegangen und auch die Süzuny vom IG. Oktober 1900. 187 Felle haben sehr gelitten. Es fehlen die Unterarme, die Füsse, der Schwanz, ausser einem 15 cm langen Basal- theile, und das Gesicht. Ein Exemplar ist dem Museum für Naturiiunde geschenkt worden. Die vorliegende Form steht am nächsten Piliocolohus hirJd und hat wie dieser einen zweifarbigen Schwanz, weissen Bacl^enbart, weisse Unterseite, schwarze Vordergiiedmaassen und weissgraue Unterschenkel. P. gordonorum unterscheidet sich aber von P. kirki dadurch, dass der ganze Rücken langhaarig und bis auf die dunkelroth gewässerte Gegend vor der Schwanz- wurzel rein schwarz ist, ferner dass der ganze Oberkopf eine prächtig röthlich-kastanienbraune Färbung zeigt. Die Schwanzwurzel ist unten weiss, oben schwarz mit rothen Haaren durchmischt, ebenso wie der Hinterrücken. Die röthlich- kastanienbraunen Haare, welche den Oberkopf zwischen der schwarzen Stirnbinde und dem Nacken und seit- lich bis zu der zwischen dem Auge und Ohr verlaufenden schwarzen Binde bedecken, sind an der Wurzel stumpf schwarzbraun mit grauem Ton. Auf der Aussenseite der Arme ist die schwarze Färbung ebenso scharf gegen das Weiss der Innenseite abgesetzt, wie zwischen Rücken und Unterseite. Auf der Aussenseite der Oberschenkel greift die schwarze Färbung der Flanken nur bis vor das Kniegelenk über. Dort mischan sich schon stark silbergraue Haare ein und treten bald völlig an die Stelle der schwarzen Haare. Die Schwanzwurzel ist von der Stirnbiude 65 cm ent- fernt; der Affe ist also grösser als P. JdrJä. Hinsichtlich der Farbenvertheilung steht P. gordonorum näher dem jungen P. hirld, wenn er sein weisses Jugend- kleid eben verloren hat. Dann sind die Rückenhaare bei diesem sämmtlich schwarz und zeigen, mit Ausnahme der- jenigen, welche in der Schultergegend und zwischen den Schultern stehen, je einen hellbraunen Ring vor der Spitze. Dieser Ring ist auf dem Hinterrücken und Scheitel viel breiter als auf dem Vorderrücken und Nacken. Bei diesem von Oscar Neumann auf Zanzibar im Januar gesammelten jungen Stück sind die Vorder- und 183 GesellscJinft naturforschender Freunde, Berlin. Hinterbeine weiss; während aber die Haare auf den Armen eine dunkle Basis haben, sind sie auf den Beinen bis zur Wurzel weiss. Die Stirnbinde und Unterseite des Körpers sind weiss. Zur Unterscheidung der verschiedenen Coldbus mit rothen Abzeichen möge folgende Tabelle dienen: 1. Wangen hellroth oder dunkelroth. aber nicht rein weiss: ferrugineus, temmincki, thoUoni, foai und preussi, s. 3—10. 2. Wangen rein weiss: pcnnanti, gordonorum, kirki, s. 11 — 14. 3. Ganze Aussenseite der Oberarme und Oberschenkel schwarz oder dunkelgrau: ferrugineus und temmincki, s. 5—6. 4. Aussenseite der Oberarme und Oberschenkel zum grössten Theile roth: thoUoni, foai und preussi, s. 7 — 10. 5. Schwanz schwarz. Brust und Kehle roth : ferrugineus. 6. Schwanz roth oder roth mit schwarz gemischt; Brust und Kehle weisslich oder gelblich . , temmincki. 7. Hinterrücken schwarz, wenig mit roth gemischt: preussi. 8. Hinterrücken roth: . . foai und thoUoni, s. 9 — 10. 9. Die Mittellinie des Vorderrückens und der Scheitel braunroth tJioUoni. 10. Scheitel und Vorderrücken schwärzlich roth . foai. 11. Oberseite gegen Unterseite scharf abgesetzt: kirki und gordonorum, s. 13 — 14. 12. Die Färbung der Oberseite geht allmählich in die der Unterseite über pennanti. 13. Oberkopf glänzend röthlich-kastanienbraun, Hinter- rücken schwarz gordonorum. 14. Oberkopf an der Stirn weisslich, auf dem Hinterkopf kastanienbraun, Hinterrücken nur in der Jugend schwarz mit gelbbraun gemischt, im Alter roth: kirki. Unsere Kenntniss der geogr. phischen Verbreitung dieser Affen stellt sich ungefähr in folgender Weise dar. Es be- wohnen; Sitzung vom 16. OTctoher 1900. 189 Pillocolohus temminchi (Kühl) das Gebiet des Gambia. P. ferrugineus (Shaw). Sierra Leone, Liberia, Kong. P. preussi Mtsch. Barombi, Nord-Kamerun. [Ob P. preussi mit dem von Temminck als fuligi- nosus beschriebenen Affen übereinstimmt, ist zu untersuchen.] P. pennanti (Waterh.). Fernando Po, Congo Fran^ais, das Gebiet des Ogowe. P. tliolloni (A. M.-Edw.) das Gebiet des Unteren Congo. Brazzaville. P. foai (de Pousargues). Urua, zwischen dem Tanga- nyika und den oberen Congo-Zuflüssen. P. gordonorum Mtsch. Uhehe in Deutsch-Ostafrika, die Utshungwe-Berge. P. hirhi (Gray). Zanzibar. Herr Matschie sprach über geographische Abarten des afrikanischen Elefanten. Je besser wir die Säugethier-Fauna Afrikas kennen lernen, desto mehr stellt es sich heraus, dass die von mir so oft betonten engen Beziehungen zwischen den Thier- gebieten und den Wassergebieten thatsächlich vorhanden sind. Für immer mehr Säugethier-Formen hat man nach- gewiesen, dass sie in einer grösseren Reihe von Abarten auftreten, deren jede ein ganz bestimmtes Wassergebiet be- wohnt. Mehr und mehr stellt es sich aber auch heraus, dass die jedem dieser Gebiete endemischen Formen viel zahlreicher sind, als man je vermuthet hat. dass jede Säuge- thiergruppe. die man genauer untersucht hat, in jedem dieser Gebiete durch eine mit eigenthümlichen Merkmalen versehene Abart vertreten ist. Ich möchte behaupten, dass es in Afrika keine einzige Säugethier-Form giebt, die nicht geographische Abarten bildet. Sobald man von irgend einer von ihnen etwas grösse- res Material zu untersuchen in der Lage ist, so findet man, dass sie in verschiedenen Thiergebieten verschieden aus- sieht; man ist gezwungen, Abarten von ihr zu beschreiben. Bildet aber ein Säugethier in einigen durch besondere 190 Gesellschaft naturfoi'schender Freunde, Berlin. endemische Formen ausgezeichneten Wassergebieten je eine eigenthümliche Abart, so liegt die Wahrscheinlichkeit vor, dass es in jedem innerhalb seines Verbreitungskreises ge- legenen Faunengebiete durch besondere Merkmale sich aus- zeichnet. Je mehr sich unsere Kenntniss der afrikanischen Säuge- thiere erweitert, desto grösser wird die Zahl derjenigen Formen, welche in Abarten auftreten, desto geringer wird die Zahl derjenigen, die eine weite Verbreitung haben. Bis 1894 kannte man z. B. nur 4 Tigerpferde aus Afrika, von denen eines. Equus hurcheUi, von Transvaal bis Uganda verbreitet sein sollte; heute muss man 18 gut kenntliche Formen unterscheiden, deren jede ein besonderes kleines geographisches Gebiet bewohnt. Zu denjenigen Säugethieren, welchen man heute noch eine grosse Verbreitung nachsagt, gehört der afrikanische Elefant, welcher zum Vertreter der Untergattung Loxodonta F. Cuv. gemacht worden ist. Blumenbach hat im Jahre 1779 den afrikanischen Elefanten vom indischen durch einen besonderen Namen, Elephas africamis, unterschieden, weil die Backenzähne von Elefanten aus Afrika sich durch die in der Mitte winklig auseinandertretenden Schmelzleisten von solchen aus Asien immer gut unterscheiden lassen. Cüvier hat dann im Jahre 1798 auf die Unterschiede in der Schädelbildung zwischen beiden aufmerksam gemacht und für den süd- afrikanischen Elefanten nach einem Exemplar aus dem Ca- binet des Prinzen von Oranien den Namen EJe^nhas capensis aufgestellt. Von E. africanus Blbch. kennen wir einen genauen Fundort nicht. Sollte es möglich sein, nachzu- weisen, dass der Elefant in den verschiedenen Theilen von Afrika gewisse unterscheidende Merkmale besitzt, dass er also in mehreren Abarten auftritt, so darf man E. capensis Cuv. nicht ohne weiteres als Synonym zu E. africanus Blbch. ziehen. Es müsste dann E. capensis den Elefanten des Orange-Gebietes bezeichnen und E. africanus würde irgend eine andere Abart darstellen. Nun giebt es thatsächlich sehr bedeutende Unterschiede Sitsung vom IG. OMober 1900. 191 in der Gestalt, der Färbung und den craniologischen Ver- haltnissen der Elefanten aus gewissen Gegenden. Das erste Individuum, welches lebend nach Europa ge- langte, wurde 1668 dem König von Frankreich durch den König von Portugal geschenkt; es stammte aus dem Congo- Gebiet. Pekrault hat dieses Thier genau untersucht und beschrieben (Mem. de l'Ac. R. Science III, 1733, p. 503 bis 549, Taf. LXXXIII und LXXXIV). Er erwähnt, dass der Kopf hinten zwei starke Buckel gehabt habe, dass die Stirne breit und die untere Kinnlade sehr zugespitzt ge- wesen sei. dass die Ohren eine ovale, flach ausgebreitete Form hatten und dass die Haut bräunlichgrau gefärbt war. In Büffon's Histoire Naturelle Bd. XI, 1754, p. 115 ff., Taf. V. findet man eine Abbildung des Schädels. Ein zweites Exemplar, welches Cüvier in seinem Werke: Histoire Naturelle des Mammiferes abgebildet hat, wurde aus dem Sudan nach Paris gebracht. Fast alle später in Europa gezeigten afrikanischen Ex- emplare hatten im Sudan ihr Vaterland. In diesem Jahre schenkte Herr Oberleutnant Dominick dem Berliner Zoologischen Garten einen jungen Elefanten, der im Yaunde-Gebiete, Süd-Kamerun, gefangen worden war. Dieses Thier unterscheidet sich von einem ebenfalls in Berlin lebenden Sudan-Elefanten auffällig durch mehrere Merkmale. Ich habe durch Vergleichung des im Berliner Museum vorhandenen Materiales und unter Berücksichtigung der in der Litteratur vorhandenen Abbildungen und Beschreibungen versucht, festzustellen, ob Eleplias africanus geographische Abarten bildet. Folgende Angaben werden für eine weitere Bearbeitung dieser wichtigen Frage willkommen sein : Zur Untersuchung standen mir, abgesehen von Abbil- dungen und ausser den beiden im hiesigen zoologischen Garten lebenden Exemplaren, zur Verfügung: 2 ausgestopfte junge Elefanten, welche Kkebs im oberen Oranje-Gebiete erlegt hat. 1 erwachsenes ausgestopftes Thier aus dem Zoologischen Garten, das seiner Zeit Hagenbeck aus dem Sudan eingeführt hat. 192 GeseUscImft naturforschender Freunde, Berlin. 3 Schädel, cT ad., c/ juQ- und cT pull., die Krebs im Orange -Gebiete sammelte. 3 Schädel, (/ med., 9 und 9 pull, von Sudan-Elefanten aus der Gefangenschaft. 4 Schädel aus Deutsch-Ostafrika, cf ad. aus der Nähe A'On Barikiwa. im Hinterlande von Kilwa, im süd- lichen Deutsch-Ostafrika, ein Geschenk des Herrn Knochenhauer; cT pull, aus Uhehe, aus dem Nach- lasse des Herrn R. Schmitt; ein cT med. von Herrn Forstassessor Krüger nördlich vom Umha im So- gonoi-Massai-Lande erbeutet und dem Museum ge- schenkt; cT pull, vom Kilima-Ndjaro aus den Samm- lungen des Herrn Dr. Lent. 1 Schädel eines jungen 9 von Dr. Stuhlmann aus Buddu erhalten. 1 Schädel, cf ad., Edea am Sanaga, Süd-Kamerun, den Herr Oberleutnant von Brauchitsch schenkte. 1 Schädel,