IKRE RE e BROT r rn ed RT ee were Ale ERFFER | Kalnanke Fire r RER EINE u... 0 N DErEr ET . „.. dur“ ö or >} DOW een Kerne neue BEREICHE: BISIRHUN en 1, WR vu AM ar N ? 1 A [UN I [7 ’ « u“ Ih Alt, vw sr Ah R gi N u ER x ar y SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. JAHRGANG 1901. ERSTER HALBBAND. JANUAR BIS JUNI. STÜCK I— XXXIII MIT VIER TAFELN UND DEM VERZEICHNISS DER MITGLIEDER AM 1. JANUAR 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. ( 50 N/ ) / 1.5. Dina 23, Sept Jo IENTIWAITT: Seite Verzeichniss der Mitglieder am 1. Januar 1901 . e I von Wıramowırz- MoELLENDORFF: Die hippokratische Schrift mepi ipjs vovoov. 2 Monusen: Anceyranische Inschrift des Julius Severus 24 Fucus: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen 34 VoceL: Über die Bewegung von a Persei in der Gesichtslinie Sl Warpever: Festrede e 55 Jahresbericht über die En u a Be ehren 67 - Jahresbericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften . 67 Jahresbericht über die Aristoteles- Commentare . z 69 Jahresbericht über die Prosopographie der römischen Ben zeit. 69 Jahresberieht über die Politische Correspondenz Frıeprıcn’s des Grossen . 69 Jahresbericht über die griechischen Münzwerke . 70 Jahresbericht über die Acta Borussica . zul Jahresbericht über das Historische Institut in Rn 73 Jahresbericht über den Thesaurus linguae latinae . 75 Jahresbericht über die Ausgabe der Werke’ von Wormurens: 75 Jahresbericht über die Kanr-Ausgabe . 75 Jahresbericht über die Ausgabe des Ibn Saad : 76 Jahresbericht über das Wörterbuch der ägyptischen Sorsche i 77 Jahresbericht über den Index rei militaris imperii Romani . 79 Jahresbericht über die Ausgabe des Codex Theodosianus 79 Jahresbericht über die Geschichte des Fixsternhimmels . 79 Jahresbericht über »Das Thierreich.« 89 Jahresbericht über »Das Pflanzenreich« Ze 90 Jahresbericht über die Ausgabe der Werke We voN Homsornrs E 90 Jahresbericht über die Humsorpr - Stiftung 9 _ Jahresbericht über die Savıenv-Stiftung . 91 Jahresbericht über die Borr -Stiftung 2 92 Jahresbericht über die Hermann = Erise Er en w ENTZEL- Stiftung . 92 Jahresbericht der Kirchenväter- Commission für 1900 . ; 93 ‚Jahresbericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen ee für 1900 94 "Bericht über die Nyassasee- und Ringagebirgs-Expedition . 99 Bericht über die Akademische Jubiläums-Stiftung der Stadt Berlin 100 Personalveränderungen a LO Bericht über die Thätigkeit Me de Beneraleonsulate, für es pten attachirten wissenschaftlichen Sach- verständigen Dr. Lupwıs Borc#arpr in der Zeit vom "October 1899 bis Juli 100 . . . . . 106 -H. Baumnaver: Über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Do- lomit des Binnenthals . . . . EN A Le) KoenıGsBERGER: Über die erweiterte Boa sche eeereeeiehung. SE ER RENTE Fischer und E. F. Anustrong: Synthese einiger neuen Disaccharide . - . » 2 2 2 220.0. 128 Inhalt. Scherrer - Borcnorst: Norberts Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung?. Excurs: P. von WinterreLo, Der Rhythmus der Satzschlüsse in der Vita Bennonis W. Saroson: Über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der oe Diers: Zwei Fragmente Heraklit’s A. Grünwsper und G. Hurn: Alterthümer aus der Malakand- ua Swat- eh. E. Gorostein: Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen Toster: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu Ä Fıscuer und G. Rorper: Synthese des Thymins und anderer Uraeile . E. Esen: Der Vulecan Etinde in Kamerun und seine Gesteine Frosenius: Über die Charaktere der alternirenden Gruppe : Fıscner und E. F. Arustroxs: Über die isomeren Acetohalogen - Ihorivare de Tranbenzurkens - Fıscner und W. von Lorzex: Über die Verbrennungswärme einiger Glucoside Hermert: Der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau . Vanten: Über Fragen der Verstechnik des Terentius . Vosen: Über das Spectrum der Nova Persei > Dünnter: Über den Dialog De statu sanctae ecclesiae . 5 Kekurk vos Stranoxıtz: Über ein Relief mit auf den Jupiter tan beangichen Inschrift E. Escn: Der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine. II : van’r Horr und W. Mevernuorrer: Untersuchungen über die Bildungsv Snake de rear eh Sal- ablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI O. Karıscuer: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln . ö Adresse an Seine Majestät den Kaiser und RR zum zweihundertjährigen yreneehen Kr Jubiläum amı 18. Januar 1901 6 J. ee: Über die Bewegung des Polamlart: in Ak Gesichulinie ; J. Romsers: Vorarbeiten zur geologisch-petrographischen Untersuchung des Gebieten von Predaza (Südtyrol) e E. Genzcke: Über den Geschwindigkeisvrlus, welchen die Kathoderswahlen bei iR Reflexion, er- leiden (hierzu Taf. I) R. Hexzoc: Das Heiligthum des Apollo in Halasarıa) (bieza Taf. m. ; Dümsrer: Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historica Branco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit ihrer Erklärung des vuleanischen Ries Ber Nördlingen Herrwic: Strittige Punkte aus der Keimblustlehre der Wirbelthiere Vocer: Der spectroskopische Doppelstern Mizar H. Bückıns: Grosse Carnallitkrystalle von Beienrode Praxck: Über irreversibele Strahlungsvorgänge. Nachtrag SCHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen A van’T Horr, W. Hınrıcasen und F. WeiGErRT: Be renuosen ar die Bildanpsverkaltoinee der ocea- nischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXII . HırscareLp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit . Kreın: Resultate der es der Proben des am 10, Dt 11. März 1901 in Iealiene Österreich und Deutschland gefallenen Staubregens . G. Frirscn: Rassenunterschiede der menschlichen Na er Tat. Mi m m. ScumoLzer: Einige principielle Erörterungen über Werth und Preis M. Ium: Rıcaarno Bentrey’s Suetonkritik . . . . . 2... Coxze: Jahresbericht über die Thätigkeit des Ben zerlich Daufschen aroholee en Inst > L. Horgorw und F. Kurıraum: Über ein optisches Pyrometer 5 Kreis: Über den Brushit von der Insel Mona (zwischen Haiti und Pärtoniof . W. Saromox: Über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Ainelioee 1 . Seite 132 163 170 188 202 222 232 251 268 277 303 316 323 . „328 338 356 362 387 400 420 428 440 VERZEICHNISS DER MITGLIEDER DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN Hr. Anm mn oem Hr. I. BESTÄNDIGE SECRETARE. Auwers Vahlen . Diels Waldeyer . II. ORDENTLICHE MITGLIEDER der philosophisch -historischen Classe Arthur Auwers . Rudolf Virchow . Simon Sehwendener Hermann Munk . Hans Landolt Wilhelm Waldeyer . AM 1. JANUAR 1901. Gewählt von der phys.-math. Classe phil. -hist. - phil. -hist. - phys.-math. - der physikalisch - mathematischen Classe Hr. Albrecht Weber Theodor Mommsen Adolf Kirchhoff Johannes Vahlen . Eberhard Schrader Alexander Conze . Adolf Tobler Hermann Diels Alfred Pernice . Heinrich Brunner . Datum der Königl. Bestätigung 1578 April 10. 1893 April 5. 1895 Nov. 27. 1896 Jan. 20. Datum der Königlich: n Bestätigung 1857 Aug. 24, 1858 April 27. 1860 März 7. 1866 Aug. 18. 1873 Dec. 22. 1874 Dee. 16. 1875 Juni 14. 1877 April 23. 1879 Juli 13. 1880 März 10. 1881 Aug. 15. 1881 Aug. 15. 1881 Aug. 15. 1884 Febr. 18. 1884 April 9. 18854 April 9. 1 Ordentliche Mitglieder der physikalisch - mathematischen der philosophisch -historischen Datum der Königlichen Classe Classe Bestätigung Hr. Johannes Schmidt. . . . 1884 April 9. Hr. Tonzarus: Buchs. 3, nn ee SB = * Branz: Eulhord Schulze +. NP yet. AlSSArumle - Otto Hirscfld . . . . 1885 März 9. - Wilhelm von Bezoldi ee ae nn 20880: - Eduard Sachau . . . . 1887 Jan. 24. - Gustav Schmoller. . . . 1887 Jan. 24. - Wilhelm Düthey . . . . 1887 Jan. 24. = Korl. Klein. na a Be er BB Te =, ‚Karl. Möbius os 2 ma u ee ee SESANDLIRDN - Ernst Dümmlee . . . . 1888 Dee. 19. - Ulrich Köhler. . . . . 1888 Dec. 19. - Karl Wenhold . . . . 1889 Juli 25. Adolf Engler 2... 20 len. EEE E30 ar - Adolf Harnack . . . . 1890 Febr. 10. - Hermann Karl Vogel...» . » 2 2.0 warn nn a 1892 PMaraale - Hermann Amandus Schwarz . - - 2 2.2.2... 1892 Dec. 19. = lzeorg »Brobensüus 1 (sale u een a NE lOJS are ee Hmul «Fischer. ne ee a ES ISEREDEE = Oskar Herhöig 0 0 en nl SyBN re U «Max: Plunck- Se... 2 SS -Ter une - Karl Stumpf . . . . . 1895 Febr. 18. - Erich Schmidt. . . . . 1895 Febr. 18. - „Adolf Erman . . . . . 1895 Febr. 18. - Friedrich Kohlrausch ee RESTE, 13: Ems Warburg. . a N ee re Jakob Heinrich von’t Hoff. » -- - u... nenn 89h Fehr 2 - Reinhold Kosee . . . . 1896 Juli 12. = Max benz: =... 292221896 7Deenelat - Theodor Wilhelm Engelmann. . . 1898 Febr. 14. - Reinhard Kekule von Stra- donitz 1898 Juni 9. - Ferdinand Frhr. von Richthfen . -. - » » : ......189 Ma 3. - Paul Scheffer- Boichorst. . 1899 Aug. 2. - Ulrich von Wilamowitz- Moellendorf. . . . . 1899 Aug. 2. - Wilhelm Branco Fe SU) Dia Ihe SWRobertnHlelmert: su 00. vr Ser al Eee One (Die Adressen der Mitglieder s. S. VIII) II. AUSWÄRTIGE MITGLIEDER der physikalisch-mathematischen der philosophisch -historischen Classe Classe Hr. Charles Hermite in Paris Hr. Otto v von Bihtingk in Leipzig - - Albert von Koelliker in Würzburg . I - Eduard Zeller in Stuttgart - Max von Pettenkofer in München Sir George (Gabriel Stokes ; in Hr. Theodor N Töldekei in en - Friedrich Imhoof- Blumer in Winterthur . ! - Theodor von Sickel in Rom - Rudolf Haym in Halle a. S. - Gaston Paris in Paris - Pasquale Villari in Florenz . - Franz Bücheler in Bonn. Hr. Wilhelm Hittorf in Münster i.W.. Lord Kelvin in Netherhall, Largs Hr. Marcelin Berthelot ın Paris . - Eduard Suess in Wien - Karl Gegenbaur in Heidelberg - Eduard Pflüger in Bonn IV. EHREN-MITGLIEDER. Earl of Crawford and Balcarres mn Dunecht, Aberdeen . Hr. Max Lehmann in Göttingen - Ludwig Boltzmann in Leipzig Se. Majestät Oskar II., König von Schw een m ee Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingefür st. Hr. Gustav von Gossler in Danzig . Hugo Graf von und zu Tachönfelt in Berlin Hr. Friedrich Althoff in Berlin - Richard Schöne in Berlin Frau Elise Wentzel geb. Heckmann in Bao Hr. Konrad Studt in Berlin . 5 - Andrew Dickson White in Berlin I Datum der Königlichen Bestätigung [|—_—— oo _—_{— 1884 1885 1892 1895 1898 1899 1900 Jan. 2. Nov. 30, März 16. Jan. 14: April 4. Mai 22. März 5. Datum der Königlichen Bestätigung 1883 1887 1888 1897 1900 1900 Jul ol: Jan. 24. Juni 29. Sept. 14. März 5: März. 17. Dec. 12. IV Hr. V. CORRESPONDIRENDE MITGLIEDER. Physikalisch-mathematische Classe. Ernst Abbe in Jena Alexander Agassiz in Canprdee, "Mass. Adolf von ‚Baeyer in München Friedrich Beilstein in St. Petersburg . Ernst Wilhelm Benecke in Strassburg Eduard van Beneden in Lüttich . Oskar Brefeld in Breslau Otto Bütschli in Heidelberg John Burdon-Sanderson in Oxford . Stanislao Cannizzaro in Rom Karl Chun in Leipzig Alfonso Cossa in Turin . Luigi Cremona in Rom . Gaston Darboux in Paris Richard Dedekind in Braunschweig . Nils Christofer Duner in Upsala Ernst Ehlers in Göttingen . Adolf Fick in Würzburg Rudolf Fittig in Strassburg Walter Flemming in Kiel Max Fürbringer in Jena Albert Gaudry in Paris . Archibald Geikie in London . Josiah Willard Gibbs in New En a Woleott Gibbs in Newport, R. 1]. David Gill, Kgl. Sternwarte am Das der RER Hot . Paul Gordan in Erlangen Ludwig von Graf in en ; Gottlieb Haberlandt ın Graz . ‚Julius Hann in Wien Victor Hensen ın Kiel Richard Hertwig in München . Wilhelm His in Leipzig . Joseph Dalton Hooker ın Se William Huggins in London . Leo Koenigsberger in Heidelberg . Karl von Kupffer in München. Michel Levy in Paris. Franz von Leydiy in Ba berbure 0. EN T.. Datum der Wahl —— 1896 1895 1884 1858 1900 1887 1899 1897 1900 1888 1900 1895 1886 1897 1850 1900 1897 1898 1896 1893 1900 1900 1589 1900 1885 1590 1900 1900 1899 1889 1898 1898 1893 1854 1895 1893 1896 1898 1587 Oct. Juli Jan. Dec. Febr. Nov. Jan. März Febr. Dee. Jan. Juni Juli Febr. März Febr. Jan. Febr. Oct. Juni Febr. Febr. Febr. Febr. Jan. Juni Febr. Febr. Juni Febr. Febr. 29: 18. IN 5 | SH u ns o®wv-1.0% 2r 24. April 28. Juni Juni Dec. Mai I: E 12. 4. April 30. Juli Jan. 28. aD. em Physikalisch-mathematische Classe. . Gustaf Lindström in Stockholm Gabriel Lippmann in Paris Rudolf Lipschitz in Bonn Moritz Loewsy in Paris Hubert Ludwig in Bonn. Eleuthöre Mascart in Paris . Dimitrij Alendelejew in St. Belerähre Franz Mertens in Wien . Henrik Mohn in Christiania ‚ Alfred Gabriel Nathorst in Stoe hoto Karl Neumann in Leipzig . Georg Neumayer in Hamburg . Simon Newcomb in Washington . Max Noether in Erlangen Wilhelm Pfeffer in Leipzig . Ernst Pftzer in Heidelberg . Emile Picard in Paris Henri Poincare in Paris . Georg Quwincke in Heidelberg Ludwig Radlkofer in München William Ramsay in London Lord Rayleigh in Witham, Essex . Hr. Friedrich von Recklinghausen in Strassburg Gustaf Retzius in Stockholm ; Wilhelm Konrad Röntgen in München Heinrich Rosenbusch in Heidelberg Henry Augustus Rowland in Baltimore George Salınon in Dublin Georg Ossian Sars in Christiania Giovanni Virgimio Schiaparelli in Mailand Friedrich Schmidt in St. Petersburg . Friedrich Schottky in Marburg 2 Hermann Graf zu Solms- Laubach ın Se Johann Wilhelm Spengel in Giessen Eduard Strasburger m Bonn Johannes Strüver in Rom Otto von Struve in Karlsrulie . Julius Thomsen in Kopenhagen August Toepler in Dresden . Melchior Treub in Buitenzorg . Gustav Tschermak in Wien . William Turner in Edinburg . Woldemar Voigt in Göttingen . Karl von Voit in München . Datum der Wahl 1898 1900 1872 1895 1898 1895 1900 1900 1900 1900 1593 1896 1583 1896 1589 1899 1898 1896 1879 18900 1896 1896 1855 1893 1896 1557 1900 1373 1898 1879 1900 1900 1899 1900 1889 1900 1868 1900 1879 1900 1881 1898 1900 1898 Juli 28. Febr. 22. April 18. Dec. 12. Juli 14. Juli 18. Febr. 8. Febr. 2 Febr. 2: Febr. 8. Maı 4. Febr. 27. Jun 2 Jan. 30. Dee. 19: Jan. .19. Febr. 24. Jan. 30. März 15. Febr. 8. Oct. 29. Oct. 29. Febr. 26. Junval; März 12. Oct. WU. Febr. 22. Juni 12. Febr. 24. Oct. 23. Febr. 8. Febr. 22. Juni 8. Jan. 18. Dec. 19. Febr. 5 April 2. Febr. 8. März 13 Febr. 8 Marz: 3. März 10. März 8. Febr. 24° VI Anne - | 4 Physikalisch-mathematische Classe er Hr. Johannes Diderik van der Waals in Amsterdam . . . . 1900 Febr. 22. - Eugenius Warming in Kopenhagen . . . . 2... ...1899 Jan. 19. Heinrich Weber in Strassburg. » .. .....02. 2220 20218967 Tan. 3% - August Weismann in Freiburg .B.. . " . .». . „1897 März 11. - Julus'Wiesner in Wien. . 2... 8 u 2a. uk un - Heinrich Wild n Züich . .. . 1881 Jan. 6. - Alexander William Williamson in High Pitfold, SR BR 1875 Nov. 18. - Clemens Winkler in Freiberg (Sachsen). . . . . . . 1900 Febr. 8. - Johannes Wislicenus in Tr a a AN ESDE =. Adolf Wullner in Aachen 2 2 a 2 ER 7351889 R Marz = Eerdinand ‚Zirkel in Leipzig . 0.2 003 m rn 0 Br er a - Karl Alfred von Zittel in München . . . .» . . . „1895 Juni 13. Philosophisch-historische (lasse. Hr. Wilhelm Ahlwardt in Greifswald . . . . 2 2.2.2 ...1888 Eebr. 2. = Karl von Amira-in München. . - „u... See 2er - Graziadio Isaia Ascokh n Maland . . . » 2 20... 1887 März 10. - Theodor Aufrecht in Bonn . . . ee era eehzelNe - Ernst Immanuel Bekker in Haiders lol fallt» ©.) 2,001 Benndorf in Wien . tu 2 cn.. Me SIE ae = Briedrich Bloss n Halle a.S.. . ..-. wre EE3E7 2900 Tan: = Ingram" Bypwater in Oxford. =. Nun 29.2 DIRT EN SE BRT Nos -. Anionso: Maria Ceriomi m Mailand . . nn 27222721869 7Nov. - Karl Adolf von Cornelius in München . . . . . . .. 1897 Oct. 28. - Edward Byles Cowell in Cambridge. . . . . . .... 189 April 20. = sheopold“.Dehste ın Parıs. |... . wann. ee = #Heimmsch“Densjle.n Rom. . 4 2 u. ns DEEETEE - Wilhelm Dittenberger in Halle a.S.. . . . . 2... ... 1882 Juni 19. - Louis Duchesne n Rom. . . ee ni erBdleiit > 2); - Bernhard Erdmannsdörffer in Harehere a EEAISITKO CEST - ‚Julius Ficker Ritter von Feldhaus in Innsbruck . . . . 1893 Juli 20. = #Kaümo'Bischer in: Heidelberg". 27 er. er ea: - Paul Foucart in Parıs . . ee Vjltorst, Alla liT- - Ludwig Friedländer in sn we AI - Theodor Gomperz in Wien. . . 302893 - Francis Llewellyn Griffith in Ashton nr Te ee REIT - . Gustav Gröber in Strassbug -. - - 20 2....0% ,..1900 Jan. 18: = Allen won Hüärtel in Wien © 0. nn 0.0 939er - Georgios N. Hatzidakis in Athen. . . . . 2. .....1900 Jan. 18. - SAlbert+Hauch ın Leipzie£ .. .:.. 0. 2m. 1. Er - Karl von lHegel in Erlangen . . RR: - Johan Ludvig Heiberg in Bo penkragon Se . 1.2 SM - Mas Hleinze"n Leipzie . u 2020.02 are: hu, 25 ie Hr. Philosophisch-historische Classe. Richard Heinzel in Wien ; Antoine Heron de Villefosse in Paris ? Leon Heuzey in Paris Kr Hermann von Holst in Chicago Theophile Homolle in Athen Vatroslav Jagie m Wien . William James in Cambridge, Mais Karl Theodor von Inama-Sternegg in Wien Ferdinand Justi in Marburg 2 Karl Justi in Bonn Panagiotis Kabbadias in An Georg Kaibel in Göttingen . ah Frederic George Kenyon in London Franz Kielhorn in Göttingen . Georg Friedrich Knapp in Smeiburg Sigismund Wilhelm Kölle in London Basil Latyschew in St. Petersburg August Leskien in Leipzig . Emile Levasseur in Paris Giacomo Lumbroso in Rom ‚John Pentland Mahaffy in Dublin Frederie William Maitland in Cambridge Gaston Maspero in Paris a Konrad von Maurer in München Adolf Michaelis in Strassburg . Alexander Stuart Murray in London Adolf Mussafia in Wien . Heinrich Nissen in Bonn Julius Oppert in Paris Georges Perrot in Paris . Wilhelm Radloff in St. Polträbahs Victor Baron Rosen ın St. Peer e Richard Schroeder in Heidelberg . Emil Schürer in Göttingen . Emile Senart in Paris Eduard Sievers in Leipzig . ; Christoph von Sigwart in Tübingen . Albert Sorel ın Paris . Friedrich von Spiegel in München William Stubbs in Oxford . R Edward Maunde Thompson in Boridem : . Vilhelm Thomsen in Kopenhagen . Hermann Usener in Bonn Girolamo Vitelli in Florenz . vu Datum der Wahl 1900 1893 1900 1889 1887 1880 1900 1900 1898 1893 1887 1891 1900 1580 1893 1855 1891 1900 1900 1874 1900 1900 1897 1889 1888 1900 1900 1900 1862 1884 1895 1900 1900 1893 1900 1900 1885 1900 1862 1882 1895 1900 1891 1897 Jan. 18. Febr. 2. Jan. 18. Juli 25. Nov. 17. Dec. 16. Jan. 18. Jan. 18. Juhezet Nov. 30. Nov. 17. Juni 4. Jan. 18. Dee. 16. Dee. 14. Mai 10. Juni 4. Jane. 18: Jan. 18. Nov. 12. Jan. 18. Jan. 18. Julı 15. Julv ©28. Juni 21. Jan. 18. Jan. 18. Jan. 18. März 13. Yulı 17. Jan. 10. Jan. 18. Jan. 18. Juli 20. Jan. 18. Jan. 18. Jan. 29. Jan. 18. März 13. März 30. Mai 2, Jan. 18. Junze A fs "Als VIIL Philosophisch-historische Classe. Datum der Wahl —— Hr: Kurt Wachsmuh an Leipzen u 2 Neun = ‚Heimnch'Weil in Paris» .. 2 2 rn A 89er 12% - Julius Wellhausen in.Göttngen . . . .......0.0. 1. 1900 Jan. 18. | - Ludvig Wimmer in Kopenhagen . . . . .» ..2.....1891 Juni 4. =). Wühelm Windt in Leipzig . -. 2... 22 2 900 Tan., 18: | - Karl Zangemeister m Heidelberg ... ..... . . . .. 1887 Febr. 10. | WOHNUNGEN DER ORDENTLICHEN MITGLIEDER. ErDr; Auwers, Prof., (reh. Ober-Regierungs-Rath, Lindenstr. 91. SW. von Bezold, Prof.. Geh. Ober-Regierungs-Rath, Lützowstr. 72. W. Branco, Prof., Geh. Bergrath, Passauerstr. 5. W. Brunner, Prof., Geh. Justiz-Rath, Lutherstr. 36. W. Conze, Professor, Villen-Colonie Grunewald, Wangenheimstr. 17. Diels, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Magdeburgerstr. 20. W. Dilthey, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Burggrafeustr. 4. W. Dümmler, Prof., Geh. Ober-Regierungs-Rath, Kaiserin Augusta- Str. 75/76. W. Engelmann, Prof., Geh. Medicinal-Rath, Neue Wilhelmstr. 15. NW. Engler, Prof.. Geh. Regierungs-Rath, Motzstr. 89. W. Erman, Professor, Steglitz, Friedrichstr. 10/11. Fischer, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Hessische Strasse 1-4. N. Frobenius, Professor, Charlottenburg, Leibnizstr. 70. Fuchs, Professor. Rankestr. 14. W. Harnack, Professor, Fasanenstr. 43. W. Helmert, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Potsdam, Geodätisches Institut. IHertwig, Professor, Geh. Medicinal-Rath, Villen-Colonie Grunewald, Wangenheimstr. 28. Ilirschfeld, Professor, Charlottenburg, Carmerstr. 3. vam't Hoff, Professor, Charlottenburg, Uhlandstr. 2. Kekule von Stradonitz, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Landgrafen- SEO I nWE Kirchhoff, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Matthaeikirchstr. 23. W. Klein, Prof., Geh. Bergrath, Am Karlsbad 2. W. Köhler, Professor, Königin Augusta-Str. 42. W. Kohlrausch, Professor, Charlottenburg, Marchstr. 25°. Koser, Prof., Geh. Ober-Regierungs-Rath, Charlottenburg, Harden- bergstr. 20. Landolt, Prof.. Gel. Regierungs-Ratlı, Albreehtstr. 14. NW. Lenz, Professor, Augsburgerstr. 52. W. Möbius, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Sigismundstr. 8. W. Mommsen, Professor, Charlottenburg, Marchstr. 8. Munk, Professor, Geh. Regierungsrath, Matthaeikirchstr. 4. W. Pernice, Prof., Geh. Justiz-Rath, Genthinerstr. 13F. W. Planck, Professor, Achenbachstr. 1. W. Freiherr von Richthofen, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Kurfürsten- stralils. 'W.. Sachau, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Wormserstr. 12. W. Scheffer- Boichorst, Professor, Nürnbergerstr. 71. W. Erich Schmidt, Professor, Matthaeikirchstr. 8, vom 1. April 1901 ab: Derfflingerstr. 21. W. ‚Joh. Schmidt, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Lützow-Ufer 24. W. Schmoller, Professor, Wormserstr. 13. W. Schrader, Prof., Geh. Regierungs-Ratlı, Kronprinzen-Ufer 20. NW. Schulze, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Invalidenstr. 43. N. Schwarz, Professor, Villen-Colonie Grunewald, Humboldtstr. 33. Schwendener, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Matthaeikirchstr. 28. W. Stumpf, Professor, Nürnbergerstr. 14/15. W. Tobler, Professor, Kurfürstendamm 25. W. Vahlen, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Genthinerstr. 22. W. Virchow, Prof., Geh. Medieinal-Rath, Schellingstr. 10. W. Vogel, Prof., Geh. Ober-Regierungs-Rath, Potsdam, Astrophysikali- sches Observatorium. Waldeyer, Prof., Geh. Medicinal-Rath, Lutherstr. 35. W. Warburg, Professor, Neue Wilhelmstr. 16. NW. Weber, Professor, Ritterstr. 56. SW. Weinhold, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Hohenzollernstr. 15. W. von Wilamowitz- Moellendorff, Prof., Geh. Regierungs-Rath, Westend, Eichen- Allee 12. Berlin, gedruckt in der Reiehsdruckerei. : De ab Lich cieR a h ] Auf Dr dee m srl Wr re > Ber N) Bi ie Ri Ve a EN an P 3 ö HER if PrT k 2 v Er Aa 8 a ri D j b8 | } f AN By SITZUNGSBERICHTE > . KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN a. I. I. | een 10. Januar 1901. MIT DEM VERZEICHNISS DER MITGLIEDER DER AKADEMIE AM 1. JANUAR 1901. | BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 1 IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. . de s 39: ) Koma nah } Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der » Sitzungsberichte«. $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. ‘ 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. : 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. S5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden heson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt, Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. ! 38. _ j 5. Auswärts werden Correcturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. sı1. “ 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem e der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigirendenS ecre- tar Anzeige gemacht hat. “ ! $28. i 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen, Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seceretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede. zu überweisen. 4 [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] $29. ER = 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt de geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nieht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich : die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, ” » ” ” » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, » October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 1 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER l. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 10. Januar. Sitzung der philosophisch-historischen (lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. VAuren. 1. Hr. von Wıramowırz-MorLLexvorrr las über die hippokra- tische Schrift mwepti ipns vovVoov. Der Text dieser Schrift erscheint in der besten Überlieferung viel reiner, gleich- wohl sind in ihm fremdartige Zusätze zu erkennen, und mit anderen Schriften der Sammlung steht es nicht anders. Das wird an r. üepov bdarov römov gezeigt und zu Schlüssen auf die Herkunft der Schriften benutzt. 2. Hr. Momnsex legte eine ihm von Hrn. Anperson in Oxford mit- getheilte Inschrift des Julius Severus aus traianisch-hadrianischer Zeit vor. 3. Hr. Koser überreichte Bd. 26 der Politischen Correspondenz Friepricn’s des Grossen (Berlin 1900). 4. Hr. Conze machte eine Mittheilung über die neuesten Fort- schritte der vom archaeologischen Institute unterstützten Untersuchun- gen der westfälischen Alterthümer-Commission bei Haltern an der Lippe. Sitzungsberichte 1901. 1 Die hippokratische Schrift rrepi ipic vovoov. Von ULrıcHh von WILAMOWITZ- MOELLENDORFF. DB Ausgabe von Lirtr£ hat für die hippokratische Schrift von der heiligen Krankheit freilich die unvergleichlich beste Überlieferung der Wiener Handschrift, 6 genannt, in den Anmerkungen erschlossen, aber im Texte lange nicht genügend ausgenutzt. Wirklich geschehen kann das nur in einer Ausgabe':; ich gebe indessen auch hier eine reichliche Anzahl von Proben, da ich ohne dieses Fundament nicht höher bauen kann. Dabei behandele ich die gesammte Überlieferung ausser ® als eine Masse, wie denn eine bestimmte Recension unverkennbar ist; die künftige kritische Ausgabe wird allerdings mehr Unterschiede machen und auch neben # geringere Träger dieser Recension verhören müssen.” Da ist gleich in den Wortformen Einiges, das auch der nicht ver- achten wird, der die Orthographie richtig zu werthen gelernt hat. ipos ist so oft erhalten, dass davor der Vulgarismus iepos weichen muss; dnp neben nepos ist nicht immer, aber so weit erhalten, dass die Regel kenntlich ist. Richtig steht mAnnvpew ohne falsche Ver- doppelung des u°; auf den Accent (MAnuvpeiw) giebt kein Verständiger etwas. Richtig heisst es wie im Attischen oüs @r0s, wie denn Homerismen überhaupt fehlen, nur wird in den Verbis auf ew auch vor einem E-Laute des e geschrieben. Unmittelbar einleuchtend ist das Ionische und Echte, wenn für Wohnung ra oikia statt des Vulgären oikos steht, ns maßns statt rov madovs (beides Cap. 12), eyo bpaow aba statt vadews (Cap. 3), öfter ravria statt Tavavria. Doch ich will lieber der Schrift folgend eine Reihe offenbarer Besse- rungen herausheben. Cap. ı S. 352: oi Ö' avdpwroı Evonıoav Heiov ! Einen Theil der Schrift wird mein griechisches Lesebuch bringen. Hier citire ich nur nach Lrrrre. 2 Vergl. die Ausgabe eines Theiles von r. ötairns I bei ©. Freprıca, Hippokratische Untersuchungen S. ıır. ® Das Richtige hat Srerwsach, Meletem. Graeca 162 gesagt: die handschriftliche Überlieferung pflegt es zu geben, wenn sie nur alt genug ist und von Herodians (Et. M.s. v.) falscher Regel frei. Berker hat ı 486 längst das Richtige; Brass, Bakchyl. 5, 107 trotz dem Papyrus das Falsche. Wenn die antiken Schreiber Anuvpeiv gemeint hätten, würde Anuvpeew stehen. Aber die Accente sind selbstverständlich erst byzantinisch. v. Wıramowırz- MOELLENDORFF: Die hippokratische Schrift ep ipjs vovcov. 3 (rı mpnyua) eivaı. Die geringeren Handschriften lassen die einge- klammerten Worte weg. Dieselben geben S. 354 ein Glossem Aovrpov areyeodaı kekevovres für das einfach kräftige ameyovres. Eine Periode, die bald danach steht, setze ich in beiden Fassungen neben einander (8.356): (0) Eyo de dorew Arßvov Tov rıyv (Vulg.) eyo de dorew Arßvov rov TyVv ueaoyeıov olkeovrwv HEOOyeov oikeovrwv obdev Av oböeva Uyıalveıı OTı Ev alyelorwı depnacı kara- yıalveıv, el Tı Em alyeioıoı depnacıv kelovrar Kal Kpeacı alyeloımı xp@vrar' Emei oUx x: - - 7 kpeaaıv nv" ds Ekel ye oUk Exovaıwv oVre orp@ua oVre iudrıov oVre bmoonua 6 Tı Eyovoıv ovre OTpoua ovre inarıov un alyeıov &arıv' ob yap Earıv abroimıv AAN w e [4 er x v ’ ’ Dunn n e; x [4 ovre bmöönua 6 Tı un alyeıov npoßartıov oVdev 7 aiyes |kaı Poes]. Eorıv, ob yap Eortıv AANo mpoßareıov ovdev 7 aines |xal Boes] Die Vortrefflichkeit von ® leuchtet in Allem ein; der Itacismus mpoßareıov verschlägt nichts. Dagegen sei gleich hier bemerkt, dass die so stark abweichenden Fassungen den sinnlosen Zusatz kat Boes gemein haben, trotzdem er die Argumentation zerstört; er ist von Remnornp getilgt; vermuthlich stammt er aus Herodot, der in seiner Schilderung Libyens öfter von Rindern redet. Der Hippokrateer ist von ihm unabhängig, setzt aber bei seinen Lesern voraus, dass sie die Libyer als die gesündesten Menschen kennen, wie das auch Hero- dot (4, 187) erzählt. Etwas weiter in demselben Capitel r v 0 N 8 r \ r r ” » Ay Ar See (9) katroı Euorye ob mepi ebvoeßins rovs (Vulg.)kairoı Euorye ob mepi ebaeßeins doreoveı r e } r Aoyovs dokeovor moieeoflar, &s olovraı, tous Aoyovs moreadaı, bs olovraı, ANAA aaNa mepi aveßins uaNov kal bs Heol mepi Övoweßeins uaAXov kai &s oi Peoi oVk ir 2 TER s : DR Ray BR: ovk eioı, TO Te eboeßes alrav Es To eioı, TO re ebreßes kal Meiov aurov ae Fe I SRERN RE ae detov areßes Eorı kai avooov. ügeßes kal dvomıov Earıv. Man beachte besonders die immer verschlechternde Änderung der Wortstellung. S. 362 kahapuowwı TE ypwvraı Kkaı Emaoıönıoı Kal AVoOLWTAaTov TE (ye dett.) kaı adewrarov (mpnyua) moıeovow, ws Euorye Öoreeı [TO deiov|: kadaipovoı yap Tovs Eyouevovs rn vovowı aluari (atuacı Vulg.) Te kal [roioıw] aAAoıcı [Toto] Towvrow:. Die verschiedenen Klammern kennzeichnen was # gegen die geringeren zusetzt und auslässt: immer mit Recht. S. 364 »Ich glaube nicht, dass der Leib eines Menschen von einem Gotte befleckt werden kann, vielmehr, wenn er von einem andern Menschen befleckt ist, edeXoı Av ümo Tov Heov kadalperdaı kaı arvileodaı uaAXov. So die Vulgata, wo den Gebrauch von ede- Aeıv nur Sophismen entschuldigen können; in ® fehlt &deAoı av, dafür steht @v auro hinter kadaipeodaı, wieder in gefälliger Weise die beiden copulirten Infinitive trennend. Hier ist es freilich leichter, das Richtige anzuerkennen als die Entstehung des Falschen zu durchschauen. Am j* 4 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. Januar. Schlusse haben beide Redactionen eine nichtsnutzige Interpolation. n waiveodaı (nalveodaı 0 mit einem weiteren Schreibfehler), das ist eine jener falschen Erklärungen des Comparatives uaAXov, wie sie im Thukydides häufig von Krüser und Coger erkannt sind, von der reactionären Thukydideskritik freilich entschuldigt werden. Gleich danach heisst es in der Vulgata TO dewv &orı TO kadaıpov Kal aryvilov kal Epvua "yivouevov nu. Schwerlich würde man es beanstanden, dass die Gottheit der Schutz heisst, wenn es auch nicht recht passt, wo sie erst nach einer Verletzung helfend eintritt. Wenn man aber in ® pVuna findet, so wird man sich sagen, dass dieses Wort nieht durch Schreibfehler entstanden ist, und sich an der ionischen Kraft und Kühnheit freuen, die die göttliche Kraft, die heiligt und reinigt, »unsere Lauge« nennen mag. Cap. 5 S. 370 nachdem erzählt wird, wie die Kinderkrankheiten das schädliche dAeyua aussondern. kal Ta olTw mawevdevra ov Yi- vera EeniAnnTa Tnı vovow Tavrn. So 9; die Vulgata kal Ta oVrw kadapdevra oik EriAnrra Yiveraı Tavrn TA vovowı. Cap. 6 Ende 8.372 kai nv [uev] muRvorepoı Eworiw oi Karappooı, mUKVoTEepa EniAnnros yivera [nv de un, apauörepa|. Cap.7 S. 372 Eviowı de Kal bmoxwpeeı |Kkompos] karw. Cap. 9 8. 376 Nv uev oiv HoAV karappinı Kal Xeıuwvos |[Enı kaupos], amorreivei, amebpa&e yüp Tas avanvoas Kal amennge To aiua. So #: die Vulgata giebt ausser der hässlichen Interpolation arervı&e für are- $pa£e, und schwerlich hätte eine Conjeetur Glauben gefunden, die das Richtige hergestellt hätte. Dagegen wird man wider alle Handschriften das allein erträgliche Errn&e von der Praeposition befreien, die von dem anderen Verbum herübergekommen ist. Cap. ı5 8.358 oi uev |yap| imo |rov] BAEyuaros uawöouevoı Novyol T’eioı kal ol Bonral oüde Hopvßwdees, oi be UMO XoANS KekpdkTaı Te kal kakovpyoı. Die Vulgata hat ausser den ausgesonderten Zusätzen die schönen Nomina in dem ersten Gliede in Bo@oıv oVde Hopvßeovaıv geändert: ausser # geben hier allerdings auch andere Handschriften das Eehte. Dasselbe ist auch durch eine merkwürdige Nebenüberlieferung bezeugt. In der Sammlung der hippokratischen Briefe steht als Nr. 19 eine Abhandlung . wavias, die Demokritos einem Briefe an Hippo- krates beilegt. und diese beginnt mit einem ausdrücklichen Citate aus seiner Schrift repti iepns vovoov', das bei Hippokrates S. 388 Zeile 6 v.o. beginnt und bis zum Schlusse von Cap. 15 reicht. Es erweist sich als ! Ausser diesem eitirt er sein fünftes Buch Emönuia, und die hier namenlosen Geschichten finden sich mit den Namen Androphanes und Nikanor bei Hippokrates Epid. 5, 349 Chart. Hippokrates antwortet dem Demokritos mit einer Abhandlung m. Erxeßopıouov, die in seinen Werken, so viel ich weiss, nicht steht. v. Wıramowıirz- MoELLENDoORFF: Die hippokratische Schrift wepi ipjs vovoov. 5 ein Auszug, der ganz verständig gemacht ist, nicht ohne Modernisi- rungen, auch im Wortgebrauch (&pvdpaiverdau für Epevherdau, npeuatos für arpeuatos); bedeutsam ist nur, dass für kerpaktaı Kal Kakovpyoı hier mAnktaı «k. x. steht. Die Wahl ist schwer, und ich finde keine sichere Entscheidung; die Existenz einer solchen Variante hat an sich für die Schätzung des Textes ihre Bedeutung. ' Cap. ı7 8. 392 heisst es von den d&peves: Emei aiodavovral Ye obdevös TPOTEPoOV T@v Ev TOL TWwparı Eovrwv AAAAd udrnv ToVTo TO ovvoua Eyovaı Kal Tnv airiyv, worep Ta (so Vulg. ws re #) mpös rnı kapöinı [amep]| @ra kaAeeraı oVdev Es rnv akonv avußaAAoueva. Hier ist das Verhältniss etwas anders. Denn von der Interpolation @rrep ist @ freilich frei, hat aber vorher einen eigenen Fehler. Wie es denn bei einer so alten Doppelüberlieferung nicht ausbleiben kann, dass auch die geringere Recension Brauchbares liefert”. wenn auch sicherlich die jüngstvergangene Periode der Philologie, die dem Einquellenprineip huldigte, den Text ausschliesslich auf # aufgebaut haben würde. End- lich muss auch hier noch eine allgemein überlieferte Interpolation be- seitigt werden, kaı nv airiyv. Dass das Zwerchfell für die “mpfin- dung des Menschen verantwortlich gemacht wird, ist damit stümperhaft ausgedrückt und gehört überhaupt nicht her. Der letzte Satz der Schrift lautet y va Rn Et ß z ar SS ES dr, 0. oorıs 0 emioraraı Ev AvOpwmroı more Vulg. dotıs de emioraraı Ev avdpamoıoı moı- EN EEE ß \ STH, R , ‚ Br BETEN Enpov kal irypov [moıeeı] kai Hepuov kai Yruypov eeıv roiabrnv neraßoAnv Kal Öuvaraı irypov Kal e x EN ’ x ’ x x x x G x s ’ vmo dans, Enpöv moıeeıv kal Oepuov kaı Yuxpöv umo diai- rns Tov avdpwmov, 00Tos kal TauTnv TNV vovoov I@LTo Av, Ei TOVS Kaıpovs ÖLayır@akoı T@V Evubepdvrwv üvev kadapuod kal uayins. Statt des letzen Wortes hat die Vulgata uayevudrov Kal maons aAAns Bavavoins roıaurns. Auch hier ist an dem was der Verfasser geschrieben hat kein Zweifel, auch hier nicht an dem Vorzuge von ®: aber ein falsches Wort ist ihm doch mit den Anderen gemeinsam, und dieses, zuerst eine simple falsche Wiederholung, hat dann weiteres Unheil veranlasst. An diesen Proben sei es hier genug. Ich wende mich nun zu einer Reihe Zusätze zu dem ursprünglichen Texte. Nur wenige sind ! Auch Hercner hat in seiner äusserst wenig befriedigenden Ausgabe der Briefe nicht einmal die eitirten Schriften der hippokratischen Sammlung nachgeschlagen. Die zum Theil sehr merkwürdigen Briefe verdienen eine besondere Prüfung, zu der mehrere werthvolle Ansätze (zuletzt von R. Herzos in seinen Koischen Funden) vorliegen. Sie sind zum Theil wenigstens hellenistisch: in dem umfänglichen sechzehnten sind die so- genannten asianischen Satzschlüsse häufig zu erkennen: es ist der Brief, der sicher demokritisches Gut enthält; gleicher Herkunft sind die hier hergehörigen 17—21. ?2 Kurz vorher 7» (ei Vulg.) rı Gvdpwmos Urepxapnı eE adoryrov (Vulg. &£ ampoodo- Kırov madovs 0) 7 Avımdnı (NM avımdein Vulg. om. 6) ist ein schlagendes Beispiel für ein Glossem und eine Lücke in ®. 6 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. Januar. durch die Vergleichung der beiden Redactionen zu überführen, wie ja 6 einzelne Worte massenhaft aussondert. So heisst es gleich nach dem Anfange kara uev Tyv Amopinv alroloı TovV un Yıvookeıv TO Heiov [aurnı] dtaowıferaı, Kara de Tnv Eeimopinv Tov Tpomov TNS iNatos oı iovraı amoAAvraı. Nach dieser feinen Antithese, in der ® sich durch Entfernung eines Flickwortes bewährt, fügt er ein Glossem zu, von dem die anderen frei sind, örı kabapuoro! Te iavraı kal eraoıönıow. Es ist aus den oben ausgeschriebenen Worten 8.362 genommen. Cap. ı 8.354 &uol de Öokeovow oi TP@TOL TOVTO TO vovonua ipw- cavres (so # für abıepwoavres) ToLovroL eivaı Avdpwmoı oioı Kal vuv eig, uaryoı kaı kabapra kal ayüpraı kal üNaloves. |[ovroı de kat (OKoaoı Ön Vulg.) mpoomoıeovraı obodpa Heooeßees eivaı Kal TAeov Tı eiöevan] odroL Toivvv rapaurexöuevoı ... To Helov Tns Aumyavins u.s.w. Das zweite obroı geht auf die Erfinder der Lehre, die sehr fein mit den gegenwär- tigen Vertretern derselben gleichgestellt sind, indem sie mit Praedicaten ausgestattet werden, die zunächst ihre Thätigkeit so bezeichnen, wie sie es selbst nicht ablehnen würden, dann aber mit solchen, die für den Griechen üblen Mitklang haben; denn schon @yvprns, obwohl es eigentlich den bezeichnet, der für eine Gottheit @yeipeı, stipem eolligit, hatte bereits die Bedeutung Schwindler, und aAa{ov kennen wir vollends nur als Renommist, ausser dass es aus Alkaios als dAyrns angemerkt wird. So gut also das zweite odroı anschliesst, so unmöglich ist der Satz, den das erste einleitet und der auf die gegenwärtigen Vertreter der Doctrin geht. Vergebens hat die Vulgataredaetion durch Änderung des Wortlautes helfen wollen. Es ist eine grobe Erläuterung, wesent- lich aus anderen Stellen genommen. mpoomowovraı TAEov TL eidevar S. 358. deooeßns kommt allerdings sonst hier nicht vor. S. 360 »Wenn ein Mensch mit Zauberei den Mond herunterzieht, die Sonne verfinstert u. dergl. ... o0k @v Eywye rı Heiov vouioamı TOVTW@Vv eivan ovdev [AAN avdpwrmıvov], ei On rov Belov 1 Övvanıs in’ avdpwmov yvouns kpareeraı. Aber so ist es nicht, sondern die Menschen be- trügen.« Der freche Zusatz ist klar: Wenn der Zauberer stärker ist als Sonne und Mond, so sind diese keine Heta: aber avdporıva sind sie deshalb doch nicht. Cap. 2 8. 366 ueya Tekunpıov OTı oVdev Heistepov Eorı T@v Aoın@v voonudrwv' Toloı yap bAeynarwdeoı dVceı yiverau, ToLoı de YoAwdeoıv ov npoonimre. Kalroı [ei Beisrtepov Eotı TOV ANAwv] rowwı macıv GuoLws Edeı yiveodaı ruv vovaov ravryv. Der Einschub wird sowohl durch &ori, wo es nv heissen müsste, wie durch das folgende vovoov, das Heiorepnv verlangt, überführt. Wie alt er ist, zeigt am besten die den meisten Handschriften mit 6 gemeinsame Corruptel kat rotwı für katroı ei, das EEE v. Wıramowırz-MoELLENDORFF: Die hippokratische Schrift wept ipns vovcov. 7 wohl erst byzantinische Emendation ist. Übrigens hat hier das Rich- tige rotoı yap bXeyuarwoderı die Vulgata bewahrt; ® hat rowwı de Aoı- row DA. Aus dieser Stelle ist ein Zusatz in den Anfang von Cap. 5 gedrungen, wo die Erklärung der Krankheit als eines Ergusses von Schleim aus dem Gehirne so begonnen wird, n vovaos alrn yivera rotoı [uev Vulg. om. #] bNeyuarinoı [rotoı de yoAwoenıw oV] apyeraı de u.s.w. Der Gegen- satz der Galle macht den Satz nicht nur zu einer leeren Wiederholung, sondern er zerstört den Fortschritt der Deduction. Ich wenigstens bin sehr lange irre gegangen, bis ich den Gedankenzusammenhang erfasste und damit erst die ganz einfache Heilung fand. Cap. 3 S. 366 werden die beiden Hohlvenen (koıAaı dAeßes) be- schrieben, die nach der Lehre des Verfassers mit dem Blute das zveuua durch den Körper verbreiten. kal ı; uev dmo Tov nmaros bO' eye: TO uev Tı Karo Teiver..... NÖ Erepn Avo Teiver... Erst nach langer Beschreibung folgt diareraraı de kal ano Tov onAnvos PAEW. Es lag nahe, hier so zu irren, dass die Verbreitung der ersten Vene nach oben und unten vermischt ward mit der Unterscheidung der bei- den Venen, die von Leber und Milz ausgehen. So steht denn, um dies zu verhüten, in der Vulgata ns $Aeßos hinter TO uev Tı, freilich falsch, da es ja rns dXeßos raurns heissen müsste. In # aber steht mit sachlichem Irrthum rov omAnvos. Cap. 7 beschreibt den Gang des eingeathmeten vevua durch den Körper. Erst wird es dem Gehirne zugeführt, dann theils dem Unter- leib, theils der Lunge, theils den Adern. kai 0600v uev €s nV KoL- Alnv Epyeraı, ToVTo uev THV KoMimv Ötayruyeı Kal ANNo oüdev Evu- BarNerau, 6 6° Es Tas dAEBas Kal Tov mAevuova anp |EvußaAXeraı es Tas koılas] Eoıwv [kai Es Tov EykebaXov Epyeraı Kal oVrw| Tnv &bpövnow kai nv Kivmow Toloı ueXeoı mapeyeı. Es ist an sich sinn- los, dass die Luft, die aus dem Gehirne in Adern und Lunge gelangt, in die Gedärme kommen soll, wohin ja eine andere eben bezeichnete Leitung besteht; noch unsinniger, dass die Luft, die das Gehirn immer zuerst passirt hat, nun wieder dahin befördert wird. Dass die Vul- gata Epyeraı beseitigt hat, hilft wenig. Sprachlich bleibt das Uner- trägliche, dass hier EuußaANXeraı räumlich verstanden werden muss, während es eben übertragen (eine ovußoAn leisten) stand. In Wahr- heit ist kal es rov EykedaAov Epyeraı kai oVrw eine aus anderen Stellen genommene Erläuterung, die zeigen will, wie den Gliedern das Empfindungsvermögen mitgetheilt werden kann; EvußaAXeraı ist auch ein an sieh richtig gedachter Zusatz: er war absolut ge- meint. »Die dem Unterleibe zugeführte Luft hat weiter keinen Effeet, die der Lunge und den Adern zugeführte hat Effeet und 8 Sitzung der philosophisch--historischen Classe vom 10. Januar. gelangt in das Gehirn und bewirkt so ...« Das ist zwar nicht die Rede des ursprünglichen Verfassers, aber eines nicht wider- sinnigen Erklärers. Erst der Zusatz €&s ras koıAlas, die Interpolation einer Interpolation, ist ganz gedankenlos aus der Nachbarschaft ge- nommen. Cap. ıı führt aus, dass Personen, die von Kindheit auf an Epi- lepsie leiden, sie deshalb nicht los werden könnten, weil das Gehirn dauernd zu weich und wässerig geworden wäre. Dafür wird der Be- fund des Gehirnes drehkranker Ziegen als Exempel herangezogen. kai ev TovTwı ÖmAovori yvoayı OTı ouy 6 Heös TO wma Avualvera aA n vovoos. |[oVrws Eyeı kal To avdpwnwı' Okov Av xpovos Eyyevnraı TH voVowi, OUKETL inowuos Yivera ÖLeodieraı yap 6 Eykecaos Umo ToV bAEYuaTos Kal TNKETAL, TO Ö AMOTNKÖHEVoVv Vow@p Yiveraı Kal mepıyeeı (9. mepıexeı Vulg.) Tov EykebaXov ErTos kal mepıkAVleı, Kat dla TOVTO MUKVOTEPOV EriANTTa Yivera Kal pawov. |dıo On MoAvypo- vios ı) vovoos, OT TO Trepıppeov (9. Vulg. Emipp.) Aentov Eortıw Uno moAvnAnBeins kal euhvs kpareeraı imo Tov aluaros Kal ÖLadepuaiverau.] Die erste Einlage, die in 6 noch ganz unverbunden steht (die Vul- gata schiebt ein öde ein), unterbricht die Behandlung der Ziegenkrank- heit; sie ist an sich ganz entbehrlich, aber nicht unsinnig. So notirt sich ein Leser den Inhalt des Capitels in seiner Weise. Dagegen die zweite, die an Cap. 10 anknüpft, hat einen Fehlschluss gemacht. Wenn das im Gehirn vorhandene dAeyua in Folge seiner Menge dünn ist und daher bei seinem Eintritt in das Blut bald untergekriegt wird, so mag sich das oft wiederholen; schlimm ist es dann ja nicht. So ist das ein verunglücktes Weiterführen der originalen Gedanken; der Satz steht ganz ohne Zusammenhang. Cap. ı3 behandelt die beiden Hauptwinde, ßopens und voros, Tramontana und Seiroceo, und ihren Einfluss. Das wird eingeleitet uadıora Tolcı voriorow, Emerra |kai Vulg. om. 0] rorwı Bopeiowıy [Ereıra |kaı Vulg. om. 0] rowı Aoımoccı mvevuacı)' ravra yap (statt yap hat Vulg. de &otiv 00a) T®v Aovım@v (Aoır@v om. Vulg.) mvevud- ToV ioxvportara kaı AAAnAoıs Eevavrıarara. Es wird keines Wortes bedürfen. die Interpolation in ihren verschiedenen Graden zu über- führen. Ebenda S. 386 »Wenn der Witterungswechsel sich an so grossen Dingen wie Sonne und Mond einflussreich zeigt, kat TO c@ua [moıeeı] aiodaveodaı kaı ueraßaNkeıv Ev TOV Aveuwv TOoVTwv TNIOL neraXaynıoıw avaykn, (kat) Toloı uev voriowı Aveodai Te kaı bAvdar rov EeykedaXov u.s.w. Hier ist die Verderbniss so gegangen, dass avaykn falsch bezogen ward, was die Streichung von xal (das kein Correlat hat) und dann die Einsetzung eines neuen Verbums zur Folge hatte. Die hier nothwendige Zufügung eines Wörtchens ist sonst v. Wıramowerz-MoELLENDORFF: Die hippokratische Schrift wepi ipjs vovoov. ) kaum je nothwendig, ebenso wie Buchstabenänderungen kaum vor- kommen." Cap.ı7 8.392 ai bpeves aNAws oVvoua Eyovaı TH TUXNL KEK- Tnuevov Kal ToL vouwi, TO 6 Eov ov [rnı dvce. Man kann ja allen- falls den Dativ rn dVceı zu Eov ziehen, aber die Wortstellung ist zu ungeschickt, und es lag so nahe, dem vouos gegenüber das Schlag- wort antithetisch zu ergänzen, während das &ov övoua im Gegensatze zum TUynı Kektnuevov ganz verständlich ist. Die Vulgata hat stark geändert: T@ı Ö' Eovrı oVk, oVde rnı DVceı. S. 394 Tavrwv ToVTwv 6 EykedbaXos alrıöos Eotıv. W@oTEep (ep om. 0) oiv ka rns dpovijoros TovV Nepos Tp@ros alodaveru [6 &y- kebaXos om. H| T®v Ev Twı owuarı Eovrwv (Eveovrov Vulg.), oVrw kai, nv TIs ueraßoAn ioxvpoTepn YEvnraı Ev T@L NEpL Imo TOv Wpewv, Kal autos Ewvrov Öldbopos Yiverar (so ausser anderen Vulgathand- schriften die, welche @ am nächsten steht: er soll mit anderen Yi- vnraı haben). [ev Twı nepı 6 EykedaXos mpwros aiodavera] do Kai Ta voonuara €s alrov Eumimrew bnu ö&Vrara. Man muss hier, wo die Grundanschauung des Verfassers am umfassendsten ausgesprochen ist, scharf aufpassen. Dem entsprechend, dass die Luft die Fähig- keit zu denken und zu empfinden dem Menschen übermittelt, und zwar zunächst dem dazu bestimmten Centralorgane, dem Gehirne, muss das Gehirn seine Beschaffenheit ändern. wenn die Luft durch Witte- rungswechsel geändert ist, also auch die schlimmsten krankhaften Stö- rungen leiden. Das ist ausser den gewöhnlichen Verwässerungen der Vulgata durch die Randglosse erweitert, die nur das Schlagwort wieder- holt, 6 eykebaXos mpwros aiodaveraı: was vorher Unbrauchbares steht, kann eine mechanische Dittographie sein, es kann auch zu der Rand- notiz gehören, wenn vorn etwa ra fehlt. Das ist irrelevant: auf den Originaltext kommt es an. Diese Reihe von Zusätzen sondert man gern ab. weil sie den sehönen einfachen Stil in seiner Reinheit beeinträchtigen, aber sach- liehe Bedeutung haben erst die, zu denen ich mich nun wende. Im ersten Oapitel steht die interessante Aufzählung der Speiseverbote, ı Zwei solcher kleinen Verbesserungen seien notirt. Cap. ı S.356 raura öe ou Qelov eivera npootıBeanıv bs mAeov rı eidores [kai] arms (aANas Codd.) mpobanıas Ae- yovtes. Cap. 18 S.394 ®ore un deiv amorpivovra TO vovanua Öeiötepov TOv Aoımav vonioa (so ®, vonicew Vulg.). Für zn dew hat 9 undev m, Vulg. undev. Eine grössere Lücke ist vielleicht S.360 an der wohl am schwersten verdorbenen Stelle, wo es von den Sühn- priestern heisst, dass sie nicht an Gott glauben könnten oÜre eipyeodar obdevös äv rav eoyarwv moıeovres, worauf ® folgen lässt os ou dewol abrois Ewouv (d. i. &ooıw), die andern Evekda ye mös ob dewvoi ap’ avroioiv eiow. Das Letzte ist wohl nur ein Versuch, das Un- verständliche irgendwie einzurenken. Mit dem kann ich nicht fertig werden; aber Eveka ye sieht nicht interpolirt aus, und nichts würde so gut den Satz vorher ergänzen als eivera ye (deov). 10 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. Januar. welche die kadaprai verordneten, BaAaooiwv uev TplyAns ueAavovpov Keotpews [eyyeAvos], kpewv de aiyeiwv [kai Tupov aiyeiov] kaı eAabeiwv kal xoıpeiwv [kai kuvös] . . . öpvidov de dNekropidos Kal Tpvyovos Kai 6Tibos ... Aaydvov de uivOns okopodov kpouuvov. Von den einge- klammerten Zusätzen ist der Ziegenkäse nur von ® geboten und fällt am deutlichsten aus. Aber der Aal kann auch nieht in der Reihe der Meerfische bestehen, da er natürlich zu den Ayuvatoı gehört. Und der Hund fällt formal auch heraus, da unweigerlich «vveiov stehen würde, wenn das Wort in einem Zuge mit dem ganzen Satze geschrie- ben wäre. Hat man so die Sätze gereinigt, so zeigt sich, dass der Verfasser (oder auch sehon die Zauberer) je drei Dinge von jeder Gattung verboten hatte, aber die Schrift Leser gefunden hat, welche aus ihrer Sachkenntniss weitere verbotene Nahrungsmittel nachgetragen haben. Wir haben oben sehon einen solchen Nachtrag kennen gelernt, die Rinder, die neben den Ziegen in Libyen vorkommen, S. 356. Ähnlich steht es in der Aufzählung der Gottheiten, denen die einzelnen Erscheinungsformen der Krankheit beigelegt werden (S. 360). ekdorwı eideı rov madeos Hewı ryv airinv mpoorıdevres [ov yap aa, TAeovakıs ye nv TavTa neuiumvrar‘ Mv uev yap alya wuovraıl kaı nv uev Bpvyovra n Ta de&ıa omara, unrepa Hewv bacıv airinv eivau. So giebt ®, und man sieht noch deutlich, wie die Randnotiz sich ein- gedrängt hat, denn der Satz mit yap müsste hinter Av uev yap alya uovraı stehen.‘ Ebenso deutlich wird die Interpolation durch die beiden mit einander unverträglichen uev: für ihre Zeit ist ye unv wich- tig, das dieser altionischen Prosa fremd ist. Natürlich ist uns die Vorstellung, die wir so kennen lernen, werthvoll, dass die Besesse- nen zu dem Thiere der Gottheit werden, die sie verfolgt: es hängt damit zusammen, dass ihnen jede Berührung mit etwas von der Ziege verboten war. Aber der Verfasser hatte diese Lehre nicht mitgetheilt. Es geht weiter: v de ö&VTepov Kal evrovorepov bHeyynTaı, inmwı eikalovoı kal cbacı Mlorewöewva atrıov eivar |nv de kal Tns Kompov mapint, ola (dva 0 6 Vulg.) moAAakıs yiveraw Umo Tns vovoov Bralouevorew, Evoöine mpoorerra 7 mpoowvunin|, Mv de muKvorepov kat AenToTepov ! Die andere Redaction hat dies so in Ordnung zu bringen versucht od yap xadaraE (ein Codex dafür Ev) aAAa mAcovarıs rabra (meist ravra betont) ueuvnvra (dies nicht in allen) xjv ev yap alya wuovra: (einer noch jwuunra) xjv Bpvxövraı xıv Ta dek:a omövraı. Darin wird man die Interpolation nicht verkennen. In der Fassung von ® lässt sich oraraı verstehen, wenn man ra de&ia als Subject nimmt. Ich glaube aber, man thut besser ßpvxira herzustellen, alles mit indefinitem Subject. Die Betonung ist mir unsicher, denn ich kann zwischen ßpvyeo@a: und ABpvxaodaı nicht sicher wählen. 2 Die ’Evoöin gesondert von Ekarn, das wird nicht mehr befremden; wir haben an sie eine Weihung aus Larisa Ath. Mitth. 7, 238. Euripides (Ion 1048) beginnt ein Zauberlied Eivoöia Avyarnp Aanarpos & TOv vurtımo\ov Edodwv üvaaweıs, identifieirt sie also mit ®epoebaooa als Herrin der Gespenster. Ebenso, ohne jede Beziehung auf Zauber ee a a u ze ae anne v. Wıramowrrz- MoELLENDORFF: Die hippokratische Schrift wep! iprjs voveov. 11 ws Opvıdes, "AmoAAwv vowos. Zu dem letzten Satze muss bdeyrynrau ergänzt werden: denn an den Tönen, die der Kranke ausstösst, nicht an der Qualität des Kothes, den er entleert, wird erkannt, ob der Herr der Rosse oder der Herr der Vögel ihn besessen hat.! Es ist also auch hier ein an sich werthvoller Nachtrag vom Rande in den Text gelangt. Nachweisbar können solche Zusätze nur werden, wenn sie formelle Anstösse erzeugt haben: die Möglichkeit, dass sie sich an- derswo verbergen, wo sie in dem Zusammenhang erträglich sind, muss zugegeben werden, hat aber praktisch keine Bedeutung. Eine ganz ähnliche Einlage steht Cap. 17, nachdem dargelegt ist, dass die peves ihren Namen ohne Berechtigung tragen. Aeyovaı de Twes ws kal (kat om. Vulg.) bpoveouev Tnı Kapdin Kal TO Avıwuevov TovT Eori kat To bpovrilov. TO Ö oby oUTws Eyeı, AAAa omaraı ev @step ai bpeves [kat uaAAov.dıa Tavras rüs (ras alras Vülg.) airias' EE amavros (Ydp: om.) Tov awuaTos dAEBes Es aurnv Teivovan (oVvT. Vulg.) kai EvyrXeivaca Exeı, worte aiohaveodaı, hv Tıs movos ih) Tacıs yernra ToL avdpw@nwı, avaykı de Kal Avıwuevov dbpiocew TO Tona kaı Evvreiveoda Kal Ümepyaipovra TWÜTO’ Tovro rdoxew, ori (diorı Vulg.) 7 kapdın aiodaveral re uaxıora A Kal ai (a Kal 9, kai ai Vulg.) cbpeves] Tns uevro bpovncıos oVderepwi uereoTtiw, dAAA Tdvrwv ToUTWV alrıos 6 eykebaXos €stıv. Wenn man das liest, kommt es Einem wie ein Chaos ungeordneter Halbgedanken vor, und auch die gewaltsamste Änderung wird keinen fortlaufenden Zusammenhang hineinbringen. Vielleicht ist Mancher für die sachliche Erwägung am ehesten zugäng- lich, dass die Lehre, welche alle Adern auf das Herz zuführt und dieses als auua rov BXeßov, mit Platon’s Timaios zu reden, betrachtet, nichts in einer Schrift zu suchen hat, die dem Gehirn diese Rolle zuschreibt. Mich dünkt die grammatisch- stilistische Aussonderung noch weit schla- gender, weil die Entstehung der Einlage begreiflich wird. Am Rande stand OTı 7 kapdin aiodavera udAıora a Kal ai cbpeves kal Erı uaAAov dia Tavtas Tas aitias u.s.w. Das giebt sich als berichtigenden Nach- trag, aber ganz wie im ersten Capitel ist der Zusatz nicht in der rich- und Spuk, Soph. Ant. 1199. Die geringere Recension hat voöins ov, d.h. Variante 'Evo- öins und ’Evodiov; leider habe ich die Stelle früher (zu Eur. Hipp. 142) nach einem mo- dernen Texte benutzt, ohne die Überlieferung aufzusuchen. ! Apollon vöwos erscheint als Herr der Vögel Aisch. Ag. 55; er sendet Vögel, um den Menschen Zeichen der Zukunft zu geben und nimmt selbst die Gestalt eines Vogels an, was freilich fast alle Himmelsgötter than. Immerhin ist solch altes Zeugniss der Kathartischen Theologie werthvoll. 2 70 avro rouro Ö, T® imo Tovro oder weiter verdorben ro bmö rovrw die Andern, also in der ungetrennten und unaccentuirten Uneiale aus rwovro verlesen. Ob Elision bezeichnet wird oder nicht, ist immer und überall ganz gleichgiltig; aber für die Zeit und Schrift, der der Archetypus der Vulgata angehört hat, den man annehmen und reconstruiren darf, giebt es einen Anhalt. 12 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. Januar. tigen Satzfolge in den Text eingedrungen. Nach seiner Aussonderung ist der Zusammenhang ohne weiteres vorhanden. Indessen die ganze Partie, zu der dieser Satz eine Berichtigung geben wollte, ist selbst wieder nieht an ihrem Platze innerhalb der ganzen Schrift, sondern die Capitel 14-17 müssen als ein Aufsatz für sich losgelöst von dem Aufsatze 7. ipns vovoov betrachtet werden, von der denn auch in ihnen nirgend die Rede ist. Vielmehr hatte der Verfasser am Ende des 13. Capitels gesagt: oVT@s abrn ı vovoos Yiveral re kai HaAAcı ano T@V TPOCWVTWV TE Kal ANIOVTWV Kal Oldev EoTıv anopwrepn TOv ÜMAwv oure iaodauı olre yvavaı ode Heiotepn n ai AaAAau. Das war doch ein Abschluss. Dem entspricht der Anfang von Cap. 18: alrn Öe n vovoos 7 ipm ka\eouevn Ano Tov altav mpobaciwv Yi- vera [ab @v Vulg.] kal ai Aoımal, ano TOv TPOCWVTWV Kal AMIOVTWVv u.s.w. Eine solehe Wiederholung wäre statthaft, wenn mittlerweile von diesen Dingen gehandelt wäre, so dass der Leser nun die frühere Behauptung als erwiesen anerkennen sollte. Nun ist aber von der Krankheit auch nicht ein Wort gefallen und von der Ernährung auch nicht. Es ist also vielmehr in Folge des Einschubes der vier Capitel der ursprüngliche Satz zerrissen und zum Theil wiederholt. Denn das letzte Capitel gehört nothwendig zu der originalen Schrift, da erst in ihm über die Heilung Näheres gesagt wird. Es wird ursprünglich etwa gelautet haben oVTws aurn ı vovoos Yiveral Te kal HaMNeı amo ToV TPOCLÖVTWV wie in 14, dann aber weiter wie in 18 von denselben Worten ab. Was so aus den Ansatzstellen der vier fremden Capitel gefolgert wird, tritt eben so klar aus der ganzen Disposition der Schrift hervor. Der Verfasser hat begonnen mit der Bestreitung des Glaubens. dass die Epilepsie etwas Übernatürliches an sich hätte, und verliert das nie aus den Augen. Er hat erst die Verkehrtheit dieser Annahme bewiesen, und mit dem Cap. 2 seine positive Darlegung begonnen. Es geht mit der Epilepsie natürlich zu, erstens weil sie sich vererbt. zweitens weil sie nur die Menschen befällt, die zu viel bNeyua haben, nicht aber die zu viel Galle haben. «aAAa yap alrıos 6 &ykedaXos beginnt Cap. 3. d.h. »aber nun endlich zur Hauptsache: der Sitz der Krankheit ist das Gehirn«: man muss dAAa yap scharf fassen. Es wird nun ganz kurz gezeigt, wie das Gehirn aussieht und wie es dureh die Adern mit allen Gliedern des Körpers com- munieirt und ihnen so die Luft, das wvevua, Leben und Empfindung, zuführt. Das ist so zu sagen die anatomisch-physiologische Grund- lage der neuen Lehre. Mit Cap. 5 wird der weitere Schritt gethan. »Nun trifft diese Krankheit die mit dAeyua Behafteten. Dies näm- lich muss aus dem Gehirn ausgesondert werden, wo möglich schon im Mutterleibe oder durch Kinderkrankheiten: ergiebt sich später ein v. Wıramowrız-MoELLENDORFF: Die hippokratische Schrift ep! ipjs vovoov. 13 Erguss von Schleim aus dem Gehirn in die blutführenden Adern, so hat das die oder die Störungen und Symptome zur Folge.« Diese werden im Folgenden ausgeführt, so dass sich alles für die Epi- lepsie charakteristische, insbesondere auch was die Zauberer zu ihren Schwindeleien benutzen, natürlich erklärt, wie denn die Widerlegung des Wahnes nie vergessen wird." Das geht in treffliehem Fortschritt bis Cap. 13, wo der Einfluss der Witterungswechsel behandelt wird. Nun ist der Verfasser wirklich am Ziel: wenn der schöne Schluss Cap. ı8 folgt, vermissen wir nichts an dem in jeder Hinsicht ausge- zeichneten Schriftchen. Ganz ebenso trefflich an sich ist die inhalt- lich wohl noch bedeutendere Abhandlung, die nun Cap. 14-17 bildet. Sie setzt ein mit dem auch in anderen Schriften verrätherischen eidevaı de ypn rovs avdpwrovs OT” »Es muss für das Empfindungsleben des Menschen ein Centrum geben. Dieses ist das Gehirn. Die Störun- gen seiner Gesundheit sind die Geisteskrankheiten. Sie werden durch Schleim oder Galle bewirkt: so erklären sich alle ihre einzelnen Er- scheinungen. Demnach hat das Gehirn die allergrösseste Wichtigkeit, denn die Fähigkeit zu empfinden und zu denken empfängt der Mensch aus der Luft, die er einathmet, und diese wird zunächst dem Gehirn zugeführt, das dann allen Körpertheilen die Empfindung vermittelt (Zwerchfell oder Herz thun das keineswegs), so dass die Affeetionen ! Die polemische Tendenz führt dazu, länger bei Dingen zu verweilen, die für die physiologische Erklärung nichts ausgeben, wie andererseits diese gelegentlich ein Verweilen bei Erklärungen hervorruft, deren Beziehung auf die Polemik wenigstens nicht markirt ist. Cap. rr »Wer von Kindheit auf epileptisch ist, pflegt beim Witte- rungswechsel einen Anfall zu bekommen, zumal bei Eintritt von Seiroceo, und die Krankheit ist dann kaum zu vertreiben. Das liegt daran, dass das Gehirn bereits zu viel Wasser enthält. Analogieschluss aus dem Befunde an dem Gehirne von Ziegen, die an der Drehkrankheit verendet sind. Die chronisch an Epilepsie Leidenden wissen es vorher, wenn ein Anfall droht und ziehen sich daher in die Einsamkeit zurück. Das geschieht keineswegs, um vor dem Gotte, der sie befallen will, zu fliehen, sonst würden es die Kinder auch so machen. Beim Witterungswechsel kommt der Anfall nur deshalb, weil .... u.s.w.« Hier ist der Gedankengang der »die von Kindheit auf Epileptischen werden zu bestimmter Zeit befallen (und es lässt sich nicht mehr helfen... .): dass das so ist, folgt schon daraus, dass sie es selbst vorher ahnen (was ohne Spuk geschieht... .), und findet seine natürliche Erklärung in dem Witterungs- wechsel....« Aber die an sich durchaus zum Thema gehörigen Abschweifungen machen auf den ersten Blick die Disposition unübersichtlich. Das Gehirn der drehkranken Ziegen hat der Verfasser gewiss auch untersucht, um zu beweisen, dass ihr Leiden natürlich, nicht durch Einwirkung der Göttermutter hervorgerufen würde. ® Diese Worte sind auch hier Zuthat dessen, der die Capitel eingeschoben hat. Ungleich kräftiger ist der Anfang »Lust und Frohsinn kommt uns ebendaher wie Schmerz und Trauer«. Dass der Mensch ein Centralorgan besitzen müsse, aus dem alle Eın- pfindung und alles Wollen hergeleitet würde, ist ein Axiom, von dem der Verfasser ausgeht, um von sich aus zu sagen, dieses Centralorgan ist das Gehirn, und dafür den Beweis zu liefern. Das Axiom beweist er natürlich nicht: es durfte also auch nicht mit eidevar de xpy eingeleitet werden: wävres Iruev müsste es heissen. 14 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. Januar. des Gehirns, die unter dem Einflusse der eingeathmeten Luft stehen, die wichtigsten. seine Krankheiten die schwersten sein müssen.« Das ist eine ganz allgemeine Lehre von hoher Bedeutung, liegt doch in ihr die Ahnung des Nervensystems, und die Postulirung eines ein- heitlichen Centrums aller menschlichen Thätigkeit, der geistigen und der körperlichen, mit Vermeidung der »Seele« (die als mvevua freilich wieder hineinschlüpft) hat auch philosophisches Interesse. Aber es muss einleuchten, dass diese Lehre zwar genau dieselbe ist, von der die Schrift von der Epilepsie eine Anwendung macht, aber in dieser nicht vorgetragen werden konnte, oder sollte sie es, nur an der Stelle, wo jetzt ein kurzer Abriss steht (Cap. 3.4). Und auch dann musste die Ein- wirkung von BAeyua und xoAn ganz anders behandelt werden. Denn die Epilepsie geht die Galle eben nichts an. Eine corrigirende Rand- bemerkung ist eine solche lange, schöne, abgerundete Abhandlung frei- lich nieht mehr; sie trägt auch, wie mich dünkt, den Stempel des- selben Verfassers; es sind vielmehr zwei selbständige Stücke in ein- ander geschoben. So sehr verschieden ist der Zustand, in dem die Schrift bisher selbst in dem besten Drucke erschien, von dem was einst der Ver- fasser gegeben hatte. Zwar die Schäden der Byzantinerzeit zu be- seitigen reichen unsere Handschriften unmittelbar aus, und wenn wir dann zwei Recensionen unterscheiden, aus denen sich meist ohne Mühe das Bessere sicher gewinnen lässt, so bewegen wir uns bereits auf dem Boden des Alterthums. Die Schwankungen des Textes sind vielleicht graduell, aber nicht qualitativ von denen verschieden, die z. B. im Demosthenes und Aischines vorhanden sind. Und wenn eine Menge kleiner Zusätze allen unseren Handschriften gemeinsam sind, so wird ein Einsichtiger darum doch noch nicht von einem Archetypus reden, dessen Text tückische Magistelli verwüstet hätten, selbst nicht von einer maassgebenden Ausgabe, mag auch fortschreitende Forschung dazu führen, die Differenzen unserer Redactionen mit den Hippokrates- Ausgaben der Kaiserzeit zu combiniren. von deren Existenz wir Kunde haben. Denn das Herüber- und Hinüberspielen von Varianten, wie es uns die erhaltenen Reste antiker Bücher zeigen, genügt. um die Mischung von Gut und Schlecht zu erklären. Die Erfahrung machen wir allmählich an allen Prosaikern der celassischen Zeit, für die etwas reicheres Material vorliegt, dass eine kanonische Ausgabe von ihnen nicht bestanden hat, wie sie die grossartige Editorenthätigkeit der Alexandriner für die classischen Dichter sämmtlich geschaffen hatte. Auch da zeigt aber z. B. die Medeia des Euripides, wie starke Va- rianten vorhanden sein konnten, deren Entstehung zum grössten Theile in die Zeit zwischen dem Dichter und der alexandrinischen Ausgabe N v. Wıranowrrz-Moettenporrr: Die hippokratische Schrift ep! ipjs vovoov. 15 fallen wird. Erst jene an sich werthvollen sachlichen Zusätze, von denen die Abhandlung über das Gehirn auf den Autor selbst zurück- geführt werden muss, zwingen zu der Annahme eines Archetypus: das war die Handschrift, welche das Werk überhaupt erhalten hat. Und diese zeigt die Einwirkung mindestens einer anderen Hand, denn die Abhandlung über das Gehirn ist nicht durch mechanischen Ein- schub an den Platz innerhalb der Schrift gekommen. während in einem Capitel die Randnotizen ohne Überlegung eingereiht sind. Die hippo- kratischen Schriften werden zur Zeit erst eben in der wirklich über- lieferten Gestalt edirt und zu ihrer Analyse die ersten Schritte gethan. Es kann nicht ausbleiben, dass sie in jeder Hinsicht allgemeinwichtige Sehlüsse über die Fortpflanzung der alten Litteratur gestatten werden, vergleichbar nur dem Nachlasse, der unter Aristoteles Namen geht, bei dem aber in ausgedehnter Weise die Redaction in Betracht kommt, die sich an den Namen Andronikos knüpft. Hier haben wir vielfach mit einer oder ein Paar Rollen zu rechnen, die aus dem Nachlasse dieses oder jenes Arztes nach Alexandreia kamen und dann, als schon in der ersten Generation der alexandrinischen Gelehrsamkeit die hippo- kratischen Studien begannen, vervielfältigt wurden. Es ist eben für Hippokrates kein Eratosthenes oder Aristophanes aufgetreten. Erst wir werden, sobald wir die Überlieferung übersehen, dureh die Analyse der Schriften nach Form und Inhalt sowohl eine ganze Anzahl zwar namenloser aber doch greifbarer Persönlichkeiten unterscheiden lernen, als auch die wissenschaftliche Schriftstellerei der Ionier und die Ge- sehichte der Mediein und Physiologie herausarbeiten, wohl unterstützt, aber nicht gebunden durch die so glücklich erschlossenen Angaben des Menon und durch Aristoteles und Platon. Dass Platon’s Hindeutungen, die aber keine Namen geben, vom höchsten Werth sind, und die An- gaben der aristotelischen Schule und des Aristoteles selber scharfer Prüfung bedürfen, ist schon jetzt kein Geheimniss. Die berühmte Schrift mr. dVoıos avdpwrov besteht aus einer in sich abgeschlossenen Abhandlung über die vier Grundstoffe am An- fang und einer eben solchen über die Diät am Ende, die ganz wohl von demselben Verfasser herrühren können. Zwischen Beiden liegt ein Geschiebe von unzusammenhängenden und zum Theil minderwerthi- gen Abschnitten, unter denen die Beschreibung der Adern das Wich- tigste ist, die Aristoteles dem Polybos zuschreibt: aber Polybos ist schon dem Menon auch Verfasser der ersten Abhandlung, den Späteren meist der des Ganzen. Ich kann daher von der Annahme nicht ab- gehen, dass schon Aristoteles das ganze so unzusammenhängende Buch als Werk des Polybos gelesen hat, kann aber dieser Autorschaft des- wegen keine Verbindlichkeit beilegen. Damals muss die Schrift r. ipns 16 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. Januar. vovoov auch bereits ihre Erweiterungen erfahren haben, und selbst wenn sie einen Verfassernamen trug, konnte er so wenig berechtigt sein wie der des Polybos für die Schrift m. dvoıos avdpwov, von der er so gewiss etwas verfasst hat wie Homer von der Ilias: nur kann auch hier Niemand sagen was. Selbst ein so wichtiges Grundbuch wie . Ötairns 6&ewv ist schon der Überlieferung nach mit einem unechten Anhange versehen; der aufmerksame Leser wird aber auch in dem echten Theile recht häufig anstossen, und es hält schon sehr schwer, die beiden Einleitungen, mit denen die Schrift beginnt, für Erzeugnisse derselben Feder zu halten." Ich will aber dieses Mal nur die Schrift w. aepwv vdarwv TOonwVv näher heranziehen, die ich in Anbetracht der unverkennbaren Über- einstimmungen demselben Verfasser beilege wie . ions vovoov.” Es ! Für ein Buch ep! mrıoavns (und so heisst dieses ja oft) würde als Vorrede Cap. 7—9 Künr. genügen. »Mir scheint ein passender Gegenstand für ein Buch (&&os ypabns: hier wird die Lehrschrift als solche anerkannt: alles Epideiktiche fehlt), was noch unermittelt und wichtig ist. Unermittelt ist die rechte Behandlung des rıoavn, ja die Ärzte haben kein Interesse dafür, und doch führt das mit Recht zur Verachtung der ärztlichen Kunst. Es hängt auch für die richtige Behandlung des Kranken und Gesunden sehr viel davon ab. rıoavn uev oiv...« Das ist eine geschlossene Gedanken- reihe. Vorher steht Cap. 4-6. »Jeder Theil der Kunst verdient sorgfältige Behand- lung, namentlich aber die akuten Krankheiten (das ist nur die den Griechen geläufige Hervorhebung r4 re @AAa kat: ein Absatz, wie hier vor 5 bei Küntewrın gemacht ist, ist sinnwidrig). Von denen verstehen die Laien garnichts und können den guten vom schlechten Arzt nicht unterscheiden, sondern meinen, wenn einer nur die ge- wöhnlichen Mittel, rıoavn, oivos, ueAikpnrov, nennt, so wäre er ein Arzt«. Das ist wieder eine Gedankenreihe, zielt aber weiter, atıf die ganze diara ö£eov, hat noch keinen Abschluss, passt also als Vorrede des Ganzen vor die folgende Vorrede zur rrıo@vy. Nun steht aber in Cap. 1-3 noch davor »Die yrönaı kvidıaı geben gute Krank- heitsbeschreibungen; ihre Vorschriften der Behandlung lassen viel zu wünschen. Der Heilmittel sind viel zu wenig; die Diät ist von den meisten ganz vernachlässigt und wenn einige den Verschiedenheiten derselben Krankheit durch Aufzählungen (d.h. kavcos, Nr. 1,2...) zu genügen glauben, so ist das auch ungenügend«. Das hat weder mit der Vorrede, noch mit dem Haupttheile der Schrift eine Verbindung; vielleicht aber mit einer ihrer Schichten. Diese zu sondern ist die nächste Aufgabe; man sehe, z.B. wie die Capitel 29 (bis Z. 19 bdapes). 31. 33- 43. 44 aus dem Zusammenhange heraus- fallen. Kleinere Zusätze fehlen nicht. 3 ei uev ravra ayada jv ... moNü av afwrepa iv emaivov ... vüv 0 oby ovrws eye. |[oi nevror ÜgTepov Emidtarkevagavres Inrpıkorepov en ru enmAdov mepi TOv MporoıoTewv Eraoroımıv] drap oboe mep! Ölatrns ol apxatoo vveypayrov oddev @&ıov Aoyov. Formell schliesst der Anschluss von ärap obde an obx den Einschub aus; sachlich mussten die Verbesserungen als unzureichend charakterisirt werden. 8 oi uavrıes TOv abrov Opviıda, ei ev apıorepös ein, ayahov voni ovorv eivar, ei de de&iös, Kakov. [xai Ev iepookomin ra roıdde aXNa Em ANXoıs], Evioı de |r@v uavriov] ravavria rovrov. Hier ist das vom Rande Eingedrungene kenntlich erstens durch seine Unverbundenheit, die in A die Ersetzung von ra durch öe erzeugt hat, zweitens durch den nun freilich nöthigen Genetiv röv navriov. Niemand konnte so seinen eigenen Satz und Schluss zerreissen. 2 Entscheidend ist mir die Übereinstimmung r. in der Leugnung jeder ipn vovwos 2. in der Lehre, dass der Samen aus allen Körpertheilen kommt, d. h. der Anerken- v. Wıranowrrz-MoELLenporrr: Die hippokratische Schrift ep! ipjs vovoov. 1% steht da eine Abhandlung, in welcher gezeigt wird, welche periodischen oder endemischen Krankheiten in einem Orte gemäss seiner Lage, seinen Winden und seiner Bewässerung zu erwarten sind. Sie ist mit dem 11. Capitel abgeschlossen und hat mit der folgenden Nichts gemein, als dass offenbar Alles von demselben Verfasser herrührt. Der Über- gang verschleiert das kaum, denn es heisst ep! uev ToVTWwv oUTws exeı: BovAonaı de Kal mepi rns Acins Kal ns Eipomns Aegaı. Da- mit ist das Thema des Folgenden angegeben, und die Behandlung erschöpft es auch. Asien wird zuerst im Ganzen charakterisirt, und örtlich als das Land bestimmt, das zwischen den Punkten des Sonnen- aufganges am längsten und am kürzesten Tage liegt, nach Osten zu und von der Kälte (d.h. dem Norden) noch etwas entfernt: d.h. der nördliche Endpunkt Asiens liegt noch etwas rechts von dem Sonnen- aufgangspunkt der Sommersonnenwende, wenn man sich den Stand- punkt des Beschauers, Front nach Osten, in Hellas denkt; genauer wird man das nicht bestimmen dürfen." Asien und Europa scheidet die Maeotis, und der weitere Nordost ist offenbar als Okeanos gedacht. Danach kam, immerhin noch zu Asien im weiteren Sinne gehörig, das, was rechts von dem Sonnenaufgange des kürzesten Tages liegt, also der südliche Theil der Welt, Aegypten und Libyen. Die Be- handlung ist bis auf die letzten Worte” verloren. Dann wird der nörd- lichste, aber immer noch innerhalb der vorher für Asien bestimmten Grenze gelegene Theil behandelt: mwepi T®v Ev de&im Tov nAlov Tov ävaroX&ov rov Bepıvov uexpı Mawriöos Aluvns' oVros yap Öpos ns Eiponns kat 'Acins‘ @de Eyeı mepi abrav” ra Edvea |ravra] Tavrnı dıabopa aura Ewvr@v HaAAoV EoTtı TWOv Mpodınynuevov dd Tas HeTa- BoAas TOVv bpewv Kal ns Xopns nv diomw. (Z. 20) kat okoca ev 6Alyov Ötabepeı |T®v Edvewv] mapaxeiyw, okoaa de neyada 7 bVceı N vouwi, Epew Tepi aitov ws Eye. Und nun behandelt er die Ma- krokephalen, bei denen der vouos, und die Phasianer, bei denen die &voıs den Unterschied bewirkt. Das ist vortrefflich und vollständig. Ich habe nur den einen Genetiv eingeklammert, der eingesetzt ward, als ein grosses Stück eingeschoben ward, S. 55, 5-19 Künt. »Sowohl nung und Erklärung der Vererbung, wozu die Wichtigkeit der Empfängniss und der Entwickelung des Embryons gehört, 3. in der Schätzung der neraßoxai des Witterungs- wechsels, 4. im Stil, bei dem ich einzelnen Übereinstimmungen im Wortgebrauche und ganzen Wendungen sehr viel weniger Werth beimesse als dem xapaxtıp rou Aoyov. ! Vergl. H. Berser, Erdkunde 57. 2 S. 54, 18 diorı moNUnopba Yiveraı Ta Ev rois Onpioss gehört offenbar zu Libyen. Das Sprichwort aeı rıa 7 Aıßim bepeı kawov kennt schon Aristoteles. 3 Den Zwischensatz als Scholion zu streichen, ist an sich pervers: die Ansichten über die Grenze waren ja getheilt; es widerlegt sich dadurch, dass nur der einge- schobene Satz das Anakoluth hervorrufen konnte. [50 Sitzungsberichte 1901. 18 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. Januar. die Beschaffenheit des Landes wie die der Menschen hängt von dem Wechsel der Witterung ab. Starke Wechsel ergeben Bergland und Waldland und entsprechende Menschen, geringe dagegen kahle Ebenen und wieder entsprechende Menschen.« Diese allgemeinen Gedanken, die übrigens auch in dieser Allgemeinheit einige Übertreibung zeigen, gehören nicht im Entferntesten hierher, wo ein verhältnissmässig kleines Stück speeiell behandelt wird. An den Schluss der Behandlung Asiens! tritt passend die schöne Darlegung, in wie weit der vönos, in concreto die Knechtschaft,” auf den Charakter der Bewohner einen Einfluss hat. der den der Natur überwiegt. weya de Terumpıov, ÖKOCOL Yap Ev rm Acını "EAAnves 9 Bapßapoı 1) Seomogovraı aa aurovönoı eiol Kal Ewvroroı TAAUTW- peovar, odroı nayıu@raroi eioı ravrwv, u.s.w. Diese Erfahrung wird der Verfasser schon auf seiner pontischen Reise an Herakleoten, Bithy- nern, Mossynoiken haben machen können, aber er hat wohl auch über seine ionischen Landsleute günstiger geurtheilt als die Athener. Hinter diesem wichtigen Satze klappt eine Dittographie übel nach: eupnaeıs de Kal rovs Aoınvovs Öıabepovras Ewvr@v ToVs uev BeATiovas Tovs de cbavAoTepovs Eövras' ToVTwv ÖE ai ueraßoAal airiaı TOV WpEwv, WOTTED noı elpnraı Ev ToIs mporepoıs. Ausser dem Anstosse, den der Satz als Doublette bereitet. ist er hier widersinnig, denn der Verfasser be- handelte die Folgen des vouos. Er gehört zu dem vorhin ausgeson- derten Stücke: das zeigt die Verweisung. Von Europa wird nur über die Skythen besonders und sehr aus- führlich gehandelt.” Dann Cap.23 wird nur im Allgemeinen der Gegen- satz gegen die Asiaten herausgearbeitet, sowohl der &bVcıs wie des vouos, und weil das allerdings nieht im rechten Verhältniss steht, sagt der Verfasser Erı de oabeortepov dpaow und giebt vier Categorien, ! Der Übergang ist Dank einer schlimmen Interpolation verunstaltet xal wepi ev rjs bucıos |kal ns diabopas kal rns nopbijs] rov ev ri Acını [kai rn Eipomn] ourws Eyeı. Das mag mit der schwankenden Anordnung der Capitel zusammenhängen. Die Schrift ist ja nur in ganz geringen Handschriften überliefert, aber die beiden längeren Citate bei Galen (die Künteweın nicht voll verwerthet hat) helfen auch wenig. ? S. 59 Tov Toovrwv avdporwv avaykı nuepovodar ryv (öp)yıv bmo Te moNeniwv Kal apyins. Die Ergänzung, die von Zwinger herrührt, ist vortrefilich, aber es ist noch eine nöthig. Weder moXeuiov noch @roXeuiov, das daneben überliefert ist, giebt einen Sinn; aroXewos und amoXewia existiren nicht und thäten sie es, hätten sie hier nichts zu suchen. Unthätigkeit überhaupt ist den Asiaten auch nicht vorzuweıfen: faul macht die Fuchtel nicht. Es ist nur äpyins nach einer Seite, eben den moAewa (58, 17), also Umo Ts TOv moNejiov apyins. ® Eine hübsche Besserung darf ein Plätzchen finden S.61, 20 äyp re kareyeı moXVs ta media |kar]| ev |vJoromı Öarrevvraı. Gleich dahinter ra media... olk Eorebavoraı öpeoıw AN 7) |avrn oder avrn, reine Dittographie] amo rov apkrov. Und eine Zeile weiter ra Onpia ob yivera ueyaxa, aXN ola |re Eotıv] bmo yıv oxemaleodaı. v. Wıramowrrz-MoELLENDoRFF: Die hippokratische Schrift wept ipjs vovoov. 1% die er sich hütet. durch conerete Beispiele zu illustriren. oaoı uev ’ x E ’ 1 bi x en [4 2 ” x e x öpewiv TE Xwpnv oikeovaı'... 6001 Öe koıda ywpia* ... 0001 de uyrnAnv oikeovoı yopnv kai Neinv ... 6001 de Aentd Te Kal avvopa ... damit ist die Classifieirung erschöpft: denn der Satz, der anzuschliessen scheint, ist in diesem Zusammenhange widersinnig. Es ist von den Bewohnern eines leichten, baumlosen, wasserlosen Landes mit stark schwankender Temperatur gesagt, dass sie von schlanker, nerviger Statur und von eigenwilliger Gemüthsart seien: dazu passt wie die Faust auf's Auge: Okov Yap ai ueraßoNal eioı mukvoraraı ToVv Wpewv kal TAEIOTa Ötld- bopa avra Ewurnow, Ekei Kal Ta eldea kal ra ndea Kal ras bVouas eüpnoeıs mAeiorov Ötacbepovoas. Hier wird die Anomalie der Be- wohner dieses Landes betont, dort ihr Unterschied gegen die der an- deren Länder. Und so geht es fort. Neben dem Einflusse der Tem- peraturwechsel hat das Land und das Wasser seine Bedeutung. OKoV uev yap n yn miepa ... 6kov den yopn wıÄn ...” ai uev evavrıw- araı dVcıes TE Kal lÖeaı Eyovaı OVTWS, AMO be TOUTWV TERULALPONEVOS Ta Aoıma Evdvneiodaı, kai oby auaprnon. Da ist wieder eine Gliede- rung, zwar nur in zwei Typen, aber sie entsprechen der obigen Vier- theilung, und namentlich die Charakteristik der zweiten Classe deckt sich mit der obigen vierten. Inhaltlich ist hier kaum ein Widerspruch, aber die Doppelfassung ist genau so anstössig wie oben «die Einlage in der Schilderung Asiens. Endlich ein formales Moment, das mir erst auffiel. als ich dem Inhalt folgend die Aussonderung vorgenommen hatte, das aber an sieh genügen würde: die Schrift über die beiden Welttheile giebt ihre Lehre ganz objeetiv entwickelnd, in diesen Zu- sätzen findet sich überall die direete Anrede und zwar immer in der Form evpnereis. So konnte der Verfasser auch reden, aber bei anderer Gelegenheit und mit anderer Tendenz: jetzt lesen wir das durch ein- ander geworfen. und mögen auch die Stücke an sich nicht verwerf- lich sein, ja der letzte besonders interessant, mögen sie auch keinen fremden Verfasser haben. hier müssen sie fort, und eine fremde Hand hat sie eingefügt. ! So mit besserer Wortstellung Galen für ökooo: (die besseren Codices des Hippo- krates geben fast immer öoo:, wo die gemeinen ördoo: haben, so hier Galen gegen unsere Codd.) uev xyopnv opewnv Te oik. 2 Hier muss trotz der Übereinstimmung Galen’s mit unsern Handschriften etwas ergänzt werden 000: de koı\a ywpia kai .... TOVv depuov mvevuarov mNEov Epos nerex(ovra oike)ovat. ® Der Schluss ist nach Schilderung der Menschen kai raANa ra Ev ri yaı bvo- neva (ebpijveis) mavra akoNovda &ovra [rm ya]: der Interpolator verkannte, dass axoAovda rois avßpsmoıs zu ergänzen war: in Attika ist was der Boden hervorbringt auch owAn- pov, ioyvov, dinpdpwuevov u.s.w., analog dem was von den Bewohnern des Landes ausgesagt war. I® 20 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. Januar. Es sei, obwohl das eine Abschweifung ist, ein wenig bei der Schilderung der Typen unter den Europäern verweilt. Der Verfasser hat sich gescheut, Namen zu nennen, aber es ist kein Zweifel, dass er, und welche bestimmten Stämme er meint. Die Bewohner des Ge- birges, an denen nur körperliche Leistungsfähigkeit und Wildheit her- vorgehoben wird, und die Bewohner der Hochplateaus, die dem gegen- über an diesen Eigenschaften Mangel leiden, konnten aus der blossen Theorie gefunden werden. Allein von den Bewohnern tief einge- scehnittener Thäler heisst es, dass sie nicht wohl kavoviaı! sein könnten und Muth und körperliche Ausdauer ihnen eigentlich nicht zukäme, vouos be TMPoOoyevöuevos Amepyaloır av. Gesund sind sie, wenn ein Fluss das Thal genügend entwässert: ist das nicht der Fall. so be- kommen sie vorstehende Bäuche und Milzsucht. Wer könnte das Eurotasthal mit seinen nur durch den Drill muthig gemachten Spar- tanern und die boeotischen Umwohner des Kopaissees verkennen, vollends wenn er die Leute der Aemra kal avvöpa kat wıXa vergleicht, die »straffen, energischen« Athener. Sollte er hier noch zweifeln, so wird die andere Bearbeitung es ihm deutlich sagen, wo neben diesen Eigenschaften an denselben TO Te Epyarırov 6&V Ev rnı bVce Tnt Tolavrnı Kal TO Aypvrvov, und dann die Begabung für die Treyvaı, Handwerke und Künste. und für den Krieg hervorgehoben wird. Das muss man neben den Reden lesen, die Thukydides in Sparta über die Athener halten lässt: es ist ein schönes Zeugniss für die Werthung der athenischen Art durch einen lonier, konnte aber freilich nicht wohl nach dem Nikiasfrieden ausgesprochen werden. Es ist die Ansicht, mit der die Ionier von der Art Herodot’s dem Kriege entgegengesehen haben: die Schätzung der Freiheit gegenüber der Knechtschaft, d.h. der Autonomie gegenüber der Monarchie, und die Abwesenheit jedes Rassendünkels gegenüber den Barbaren ist ihnen ja auch gemeinsam: als im vierten Jahrhundert ganz Asien, wenigstens das hellenische, dem Könige gehorchte, und die hellenischen Staaten Europas sich auch von ihm Befehle holten, brachte man zum Entgelt für das alte Hochge- fühl des freien Mannes den Rassen- und Bildungsdünkel auf. Der Arzt, der die Abhandlung über Asien und Europa verfasst hat, gilt allgemein mit Recht auch als der Verfasser der allgemeinen Klimatologie in den ersten elf Capiteln, und ich lege ihm auch die ganze Schrift r. ipns vovoov bei. Auf Grund dieser Schriften können wir so viel von ihm sagen, dass er weit in der Welt herumgekommen ! Da der Gegensatz die &s eöpos medvrores sind, ergiebt sich, dass xavovias das- selbe ist, was Simonides z. B. rerpayovos nennt; dem entspricht der kavöv Polyklets. Er hat nur das theoretisch und praktisch geben wollen, was die Volksanschauung bereits als normal ansah. En v. Wırauowrrz-MOELLENDoRFF: Die hippokratische Schrift ep! ipjs vovoo. 21 ist, ganz sicher an der Südseite des Schwarzen Meeres bis Phasis; auch die nördlichen Skythen kennt er, aber nicht die Krim, und setzt ganz wie z.B. Aischylos ein nördliches Randgebirge an, von dem die Ströme Südrusslands kämen. Wahrscheinlich kennt er auch Aegypten und Libyen; denn er hat eine, freilich verlorene, Beschreibung beider Länder geliefert, und auf die Libyer nimmt er auch in der Schrift über die Epilepsie Bezug. Asien ist ihm aber wesentlich die Küste: das Klima der Steppen des Inneren kann er nicht kennen. Das deutet auf die Zeit des attischen Reiches, als die Trennung zwischen dem Reiche des Königs und dem attischen streng war, und auf ebendieselbe Zeit allein passt seine Beurtheilung der Völker des griechischen Fest- landes. Dagegen fällt der ganze Westen ausserhalb seines Horizontes und ebenso der Norden, sonst müssten die wilden Thraker und Ilyrier charakterisirt sein. Inselklima zu beobachten hat er offenbar auch keine Gelegenheit gehabt. Er ist also auf keinen Fall mit den Ver- fassern der Epidemien identisch, die vorwiegend in 'Thessalien, Thasos und an der thrakischen Küste praetieirt haben. An Kenntniss der Anatomie ist der Mann, der ja auch auf Thierseetionen hinweist, vielen der Hippokratiker überlegen; seine Aderbeschreibung ist besser als die der Schrift mw. bvows avdpwrov des sogenannten Polybos. Seine Lehre vom wvevua steht dem Diogenes von Apollonia nahe, aber es scheidet ihn doch schon seine wirkliche Wissenschaftlichkeit von dem sophistischen Schüler des Diogenes, der die Rede m. bvoov gehalten hat.‘ Der weite Blick und die edle Gesinnung hebt diese Schriften über eigentlich alle der Sammlung, die sich an ein weiteres ! Dass es eine Rede ist, folgt aus Cap.ı4 oloı öde Aoyoıoıy Enanröv Ereıoa, Tols abroioı Tovromı Kal ToVs akovovras meideıv meıpaoona, Es folgt auch aus der rhetorischen Forın, lebhaften Fragen, dem Wortschmucke, der uns oft poetisch anmuthet, dem Einwurfe, lows 6’ av rıs eimoı, wie bei Euripides, dem Satzbau, der keine wepiodos, aber scharf antithetische «öAa und naınentlich durch die Aufnahme derselben Wörter strengen Gedankenfortschritt sucht. Die direeten Anreden in zweiter Person, die man meist aus andern Handschriften nimmt, verschwinden durch den erforderlichen Anschluss an die beste, hier den Parisinus A. Es wäre leicht, eine Abhandlung wie diese über den Text zu schreiben; ich gebe als Probe den Schluss nach A: &aivovrai roı obv ai bücaı dia mavrov Tv vormuarov aNoTa moNvmpaynoveovoaı, Ta 0 aANa mavra Evvairıa. Touro Öi To alrıov TOv vovoov Emdedeıkrai nor. breoxonunv de TOv vorwv TO alrıov bparew. Emedeıka de Ta mveüua Kal ev tois öAoıs (d.h. rar mavri, der ganzen Natur) mpıyyuaoı Övvaorevov kal Ev Tols owuacı rov (wıov; Nyayov de Tov Aoyov Em Ta yvopına TOV dppwornuarov‘ Ev oloıv aNnoNs 7 bmooyeoıs Ebavn' ei Yap ep ravrwv TOv Appwornuarwv Neyornı, pakporepos ev Ö Adyos yevoto äv, Atpereotepos de oldauos obde miororepos. Die Verwässerung in der Vul- gata, die ich nicht abschreibe, ist dieselbe wie in . ipjs vovoov. Die Epilepsie be- handelt der Verfasser auch und leugnet ihre übernatürliche Entstehung (die von an- deren Ärzten zugestanden wird: man soll das z.B. im Prognostikon ı nicht tilgen); aber für ihn ist das Blut Organ der &povnous, so dass trotz manchen Berührungen ein starker Gegensatz zwischen den beiden Schriften bleibt. Sie scheinen von einander ganz unabhängig. 22 Sitzung der philosophisch-lhistorischen Classe vom 10. Januar. Publieum richten, hinaus. Sollen wir einen Verfassernamen zu nennen wagen? Unter dem des Hippokrates stehen beide Schriften sicherlich seit dem dritten Jahrhundert v. Chr., und wenn Galen die von der Epilepsie ihm abspricht, so hat sein Urtheil überhaupt wenig Gewicht, und sein Appell an den Stil disereditirt ihn vollends. Nun tritt aber in den hippokratischen Briefen ein zweiter, noch vornehmerer Bewerber auf, Demokritos. Dass das möglich war, nicht nur für diese Schrift, sondern auch für die Epidemien, ist ein schr beherzigenswerthes Factum: allein man wird dem keine Folge geben. Gerade ein Abderite konnte über die Völker seiner nächsten Nachbarschaft nicht hinweg- gehen; auch sind die Schriften um ihrer politischen Haltung willen älter, und das wvevua ist ganz wider die atomistische Lehre. Hippokrates ist zur Zeit ein berühmter Name ohne den Hintergrund irgend einer Schrift, während die hippokratischen Schriften sämmtlich verfasserlos sind. Aristoteles hat in ihm den Sophisten von . dvoov gesehen: das ist schlimm für die Mediein, die er in Stagiros gelernt hatte. Platon hat in ihm denjenigen gesehen, der die Medicin auf die breite wissenschaftliche Basis gestellt hat: er muss also natur- wissenschaftlich -theoretische Schriften von ihm gekannt haben, denn er steht der Zeit so nahe, dass er nicht wohl getäuscht werden konnte. So hat denn Freprien eben in dem Verfasser von 7. depwv (den wahren Hippokrates entdecken wollen, und sachlich würde ich das sehr gern annehmen. Aber über Hippokrates die Person giebt es doch noch eine Überlieferung. die biographische.' Sein Geschlecht hat fortgelebt, den Sohn Thessalos, den Schwiegersohn Polybos wird man nicht an- zweifeln dürfen, der Enkel Hippokrates ist als Leibarzt der Rhoxane von Kassandros getödtet worden.” Dass das Grab des grossen Hippo- krates an dem Wege von Larisa nach Gyrton lag, kann man auch kaum den Biographen abstreiten. Dann aber wird der grosse Hippo- krates nicht von den Epidemien (zunächst ı und 3) getrennt werden können, die in Larisa und anderen thessalischen Städten, in Thasos ! Dazu gehört die Herkunft aus Kos und damit die Tradition von seinen Ascen- denten. Ohne Zweifel war er Asklepiade nicht nur im Sinne des Handwerkes, son- dern auch des Adels. Nur tilge man die verbreitete Vorstellung ganz aus, dass seine Wissenschaft ihre Wurzel in der Heilkunst des koichen Asklepiostempels gehabt hätte. Aus der Ineubation der Asklepiostempel war nur Schwindel zu lernen, keine Wissen- schaft, und die Krankheitstypen der Knidier haben ebensowenig wie die Einzelfälle der Epidemien das geringste mit den Heilwundern zu tlıun. Die Novellen, die Hippo- krates in Kos ansetzen, entbehren jeder Realität, und ich möchte nicht zu viel darauf geben, dass er unter dem Monarchen Habriades auf Kos wirklich geboren wäre. Da- gegen beweisen die Epidemien seinen Aufenthalt in Abdera, es müssen also Berührungen zwischen der Mediein des Hippokrates und Demokritos bestanden haben. Athen fällt für Beide weg. 2 Suidas s. v. v. Wıranowrrz-MoELLENDoRFF: Die hippokratische Schrift ep! ipjs vorvoov. 23 und Abdera, aufgezeichnet sind, und deren thasische Personen auf das Ende des fünften Jahrhunderts dureh die Inschriften bestimmt sind. Wenn in dem jetzigen Chaos der Epidemien zweifelsohne jüngere Partien und auch andere Orte vorkommen, so erklärt sich das sehr gut durch die Annahme, dass die Geschäftspapiere eines der späteren Descendenten der Familie gesammelt und dann als Werk des grossen Hippokrates verbreitet worden sind. Es ist doch weder von diesen Krankheitsgeschichten noch von den Aphorismen darin (Buch 6 z. B.) irgend etwas für irgend eine Publication geschrieben: die Zutheilung einer ganz disparaten Masse an einen berühmten Namen ist auch am begreiflichsten, wenn »der Nachlass des Hippokrates« oder seine Bibliothek nach Alexandreia gekommen ist. Da die Epidemien den Ruhm des Hippokrates nicht begründet haben können, der schon für Platon feststeht, so bleibt das Werk noch immer zu suchen. das Platon im Auge gehabt hat; nur die beiden Bücher, die wir hier behandeln (oder Theile von ihnen), kann Hippokrates nicht geschrieben haben, da sie einen ganz anderen geographischen Horizont zeigen; ich halte sie auch für älter. Der Verfasser aber darf als derjenige bezeichnet werden, der die ionische Wissenschaft des fünften Jahr- hunderts uns am reinsten unmittelbar vorführt: denn die Vorzüge (des Herodotos liegen gar nicht nach der Seite der Wissenschaftlichkeit. Und wenn eine Tradition ihn ausser mit Hippokrates auch mit Demo- krit in Verbindung gebracht hat, so erscheint er auch dieser Ehre nicht unwürdig. 24 Ancyranische Inschrift des Julius Severus. Von Tu. Momnsen. PER zwei seit langem bekannten Inschriften (C. I. Gr. 4033. 4034) eines vornehmen Aneyraners, Namens Severus, welcher nach Erledi- dung der munieipalen Functionen von Hadrian in den römischen Senat aufgenommen in die Reichsbeamtenlaufbahn eintrat, ist vor kurzem (November 1900) eine dritte gekommen, welche jene in wünschens- werther Weise ergänzt. Hr. J. @. ©. Anpersox, dem die kleinasiatische Epigraphik und insbesondere unsere lateinische Inschriftensammlung zahlreiche und werthvolle Bereicherungen verdankt, hat sie mir zur Veröffentlichung mitgetheilt und ich entspreche der Aufforderung gern. — Der Stein, eingelassen in die Festungsmauer von Ancyra. kam zum Vorschein bei den zur Erweiterung der dortigen ottomanischen Bank vorgenommenen Bauten, ist aber bald darauf wieder verdeckt worden. Eine vollständige Abschrift hat Anpersoxn von dem französi- schen Viceconsul Hrn. Pons erhalten, ausserdem Abdrücke der vor- deren im Druck durch eine Zwischenlinie abgesonderten Hälfte, die zum Theil auch mir vorgelegen und manche Fehler der Abschrift be- richtigt haben. [9] zi Moxnusen: Aneyranische Inschrift des Julius Severus. 5 23 BAHE RN /ı fig nomwazınEez _HIOTAPOYKAIAMYNTOY TOYBPIFTATOYKAIAMYNTOY UNTIENE AUT PUWAUAONTETPAPROSN KAIBAZIAERLSAZIAZATTANDOY ANEYIONYTMATIKANIOYAIOY TEKOAPATOYKAIBAZINERE ANEZANAPOYKAIIOYN)NOYA oo IKYAOYKAIKAZEOYHP[OYKAI SITCTDEN HINTEN TUR N TEASER IEITE DM ALANENA HH ONN I VOY AIOYAMYNTIANOYMPRTON ENAAHNDNAPXIEPAZJAMVENO/ s |[KAIYTTEPBAAONT/AENIAOSESEIN KAITAIEANOITAIZGBIAOTIMIAIZTO T2TMOTETMESIOT//HMENONKAI TRIAYTRIETEIKAUENAAIOBGETHEAN TAAIHNEKRZENTHIARNOXAQRMAPO = AQRIKAIZEBAETOBANTHEANTAK-MONDO/ KAITTPRTONAATAIQNOEZEBAZTOLFA/ TIKAXPHMATAEISEPFTONTHIMONEI XAPISAVENOKAIMHZYNXPHZAME NONEIZTOEAAIONTOYTRATRITOP// 2 |//TPOAYTOYTTANTEZKAIAPZANTA []JFQNO®BEHZAN)//KAIAFTOPANO [//JANAKAIUNTYNAIKAKATAEZETH ZANAAPXIEPEIANKAIAYTHNYNMEPB/ ANOYZAMETIAOSEZINAMOAEZEAMEN// 30 | TEZPATEYMATATATTAPAXEIMAZA/ TAENHTONEIKAITPONEMYANTA MAPOAEYONTAENIITONNPOZNA, BSOYZMONAEMONIRNTATEAIKA QEKAINIZOTEIMSIEIYAHM AKA, s |AINMEBTONIAIONEYEPFETHNJY NAPXOYNTOZOYAPOYAOTIOYE TIMHZEN 2.1. Der erste halb erhaltene Buchstabe A (auf welchen ein deutlicher dreieckiger Punkt folgt, während sonst die Inschrift nicht interpungirt ist), steht über dem ersten N der zweiten und dem ersten P der dritten Zeile: da die Buchstaben der ersten Zeile um ein Drittel 26 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. Januar. grösser sind als die folgenden, so fehlen zu Anfang drei bis vier. — 2.3 hat die Abschrift BPIPATOY, der vierte Buchstabe aber ist nach dem Abklatsch wahrscheinlich Fr. — 4 AYTaAoOY die Abschrift; sicher sind zwischen Y und A die beiden Hasten: wahrscheinlich zu lesen AYPIANOY. — Z. 7 Abschrift NE#IAHMENON. — Z. 24 TOYT2, nicht ToYTaı die Abschrift. — Z. 35 Abschrift EYEP EFETHN Gesetzt ist das Denkmal, wie zahlreiche ähnliche, von einer der zwölf Phylen von Aneyra' und zwar von der siebenten MAKA/AINH?, unter dem Phylarchen Varos. Sohn des Logios, falls diese Namen richtig gelesen sind. Der Name des Geehrten ist ©. Iulius Severus. Auf den beiden vorhin genannten Inschriften ist nur das Cognomen gesichert, vor welchem TI oder n stehen soll, ohne Zweifel aber rı steht.” Auf der Inschrift seiner Gattin wird er Iulius Severus genannt." Auf unserer In- schrift steht in Zeilel ....X. 2eovnpov. wo [/. lov]A. zu ergänzen sein wäre: auch heisst der Bruder Iulius Amyntianus. Der Sohn heisst, wie weiter gezeigt werden wird, C. Iulius C. f. Severus. Die Vermuthung Wappiserons. dass er Julius Severus geheissen habe, wird also be- stätiet. Dass die beiden zuerst genannten Inschriften ebenso wie die neu gefundene demselben Manne gehören, zeigen zunächst ihre Daten. Die letzte nennt als einen Vetter desselben den Consular Iulius Quadratus, ohne Zweifel den CGonsul der Jahre 93 und 105; sie spricht weiter von der Bewirthung der durch Aneyra durchmarschierenden für den Parther- krieg bestimmten Truppen. was auf das Jahr 114 oder eines der nächst- folgenden hinweist. Diese Angaben führen also in die letzten Jahre Traians. Nach den beiden früher bekannten Inschriften wird Severus uera maoas Tas €ev T® Edveı cbıAoTiwias von Hadrian in den römischen Senat und zwar in dessen vorletzte Rangelasse aufgenommen, muss also ! Vergl. über diese Phylen Franz im ©. 1. Gr. 4016, Rausay, Bull. de corr. Hell. 7.20 und besonders Morv’rmann, Monuin. Ancyr. (Berlin 1874), p. 23. 2 Obwohl in allen übrigen mir bekannten Inschriften dieser Phylen die Zahl dem Namen voransteht, kann nach dem deutlichen Strich über dem B an der Auf- lösung 'eß(doun) nicht gezweifelt werden. 3 TI las Hanmıtron auf beiden, M auf der einen Doxwaszewskı (arch. epigr. Mitth. 9, 118). Der Geschlechtsname kann nicht fehlen. * 0.1. Gr. 4030: KapakvAatav äpxıepeiav, amoyovov PBarııewv, Ovyarepa rs untpomoNews, yuvaika 'lov\iov Zeovnpov rou mporov av EAAyvav. Ob der Name gallisch ist oder von Tournefort verlesen, steht dahin. Dass sie die Gattin dieses Julius Severus ist, zeigt dessen in der neu gefundenen Inschrift wiederkehrender Titel; mit Unrecht ist sie bisher für die Gattin des jüngeren C. Julius Severus C.1.Gr. 4029 gehalten worden, wahr- scheinlich ihres Sohnes. — Die lulia Severa, Gattin eines Servenius Capito, welche auf Münzen und Inschriften von Akınonia genannt wird (Dessav, Prosopographie 3,224; Ransarv, cities and bishopries of Phrygia, vol. ı,2 p. 647fg.), gehört auch wohl diesem ancyranischen Hause an. in rn ar rer rin | TEE TREE - Monmusen: Ancyranische Inschrift des Julius Severus. ar damals etwa am Ende der Zwanziger gestanden haben. — Weitere Be- stätigung giebt der Inhalt. Die neu gefundene Inschrift, offenbar vor dem Eintritt des Severus in die Reichsbeamtenlaufbahn gesetzt. ver- zeichnet zunächst seine stattlichen Familienbeziehungen in aller Aus- führlichkeit, sodann in gleicher Ausführlichkeit die munieipalen Ämter und Ehrungen. Die beiden anderen Inschriften späteren Datums ziehen beides ins Kurze, ersteres mit den Worten: BaoıAewv kal Terpapyov aroyovov, letzteres mit den eben angeführten. Angemessen treten nach Erhöhung des Ranges diese Vorstufen zurück. Es sollen nun die ein- zelnen auf der neu gefundenen Inschrift angegebenen Momente durch- gegangen und kurz erörtert werden. Z. 2. Die Aufzählung der Familienbeziehungen beginnt mit den Vorfahren königlichen und fürstlichen Ranges. Severus wird auch auf den jüngeren Inschriften bezeichnet als BaoıAewv kal Terpapy@v amo- yovos, wie auch seine Gattin Karakylaia (S. 26 Anm. 4) als amoyovos Baoıkewv.' Der König Deiotarus’ kann sowohl der Zeitgenosse Cäsars sein wie auch dessen gleichnamiger Urenkel. der König Deiotarus Phi- ladelphus von Paphlagonien, der vor der Schlacht von Actium von Antonius abfiel. Indess spricht für den älteren Deiotarus, dass dem Königstitel nicht, wie bei Attalus, das Reich beigesetzt wird, also, da das Denkmal in der Hauptstadt Galatiens gesetzt ist, wohl Galatien verstanden ist. 2.3.4.5. Die beiden Tetrarchen Amyntas, der Sohn des Brigatus(?), und Amyntas, Sohn des Dyrialos (?). — die Lesungen sind nicht sicher und ebensowenig die Nominativendungen — sind anderweitig nicht bekannt, verschieden natürlich von dem «leichnamigen letzten König von Galatien. Der Name selbst ist makedonisch: die der Väter klingen an auf analoge keltische Formen. 3 2.6. Welcher von den drei Königen Attalos von Asia gemeint ist erhellt nicht: gerade an den letzten zu denken nöthigt nichts. Z. 7 fg. Es folgen die Vettern — aveyıor. wohl nicht streng Ge- sehwisterkinder, sondern im weiteren Sinn zu fassen. Da die beiden ersten durch das eingesetzte re verbunden werden. so wird die Be- zeichnung als Umarırol auf diese zu beschränken sein. Der erst- genannte Iulius Quadratus ist ohne Zweifel C. Antius A. Iulius Quadratus Consul 93 und 105, über den aus der Prosopographie (2, 209) des Weiteren zu ersehen ist. ! Ähnliche Formeln begegnen mehrfach in aneyranischen Inschriften; so heisst ex Bacıkeov Latinia Kleopatra (Morvımann, Inser. Ancyr. p. 16), ebenso eine Servenia Cornuta (prospogr. vol. 3 p. 225); eine Claudia Balbina (Domaszewskı a.a.O.n.92) So- gar Er mpoyövov Bacikınca. — Tı. KR. Fevrıkalvov] ..... amoyov[ov .... kai] AokAnmiadov [re]rpapxöv (C. I. Gr. 4058). 28 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 10. Januar. Z.8. Der Consular und König’ Alexander ist derjenige König Alexander‘, dessen Sohn C. Iulius Agrippa als Quästor der Provinz Asia auf einer ephesischen Inschrift genannt wird (prosopogr. 2, 162 n. 87), vielleicht auch der C. Iulius Alexander Berenieianus, der unter Hadrian Proconsul von Asia, also vermuthlich unter Traian Consul war (a.a. 0. S.ı65 n. 94). Sein Königstitel wird so zu fassen sein wie derjenige des C. Iulius Antiochus Epiphanes Philopappus, der eben- falls unter Traian neben der Consularität den Königstitel führt (pro- sopogr. 2, 166 n. 99. Welchem alten Königsgeschlecht er angehört, steht dahin; ich habe früher an das armenische gedacht, wahrschein- licher aber, wegen der Namen Agrippa und Berenicianus, Dessau an das jüdische. 2.9. 10. Die beiden folgenden "Vettern’ Iulius Aquila und Olaudius Severus scheint die Inschrift nieht den Consularen zuzuzählen, wohl aber als angesehene Männer vermuthlich senatorischen Ranges aufzu- führen. Persönlichkeiten, auf die dies mit Wahrscheinlichkeit bezogen werden könnte, finde ieh nicht. Z. ı1. Verwandtschaft mit senatorischen Häusern erwähnen die kleinasiatischen Inschriften häufig. Z.12. Da dem Bruder Iulius Amyntianus kein Amtstitel beigelegt und die letzte Stelle angewiesen wird, so ist er wahrscheinlich, wie der Gefeierte selbst, damals Privatmann gewesen und vielleicht auch geblieben. Seinen Beinamen verdankt er ohne Zweifel den unter den Vorfahren genannten beiden Tetrarchen Amyntas. 2.13. Die galatisch-aneyranische Ehrenreihe beginnt mit dem mp®- Tos EAAyvov, welchen Titel Severus in der Inschrift seiner Gattin (S. 26 Anm.4) ebenfalls und allein führt. Genau die gleiche Formel finde ich sonst nicht, aber sachlich identisch sind vermuthlich die folgenden in aneyranischen Inschriften auftretenden Titulaturen: EiNadapyns Kal apyıepevs: Bull. de corr. Hell. 7 p. ı7; Domaszewskı a. 2. 0.8. 124. u. 88: Madapyns xal üpxiepevs (so, ist | derselbe Ulpius Aelius Pom- wohl zu lesen): Bull. de corr. 5 i peianus, der auch bei Domas- % ( CE ten ZEWSKI a.a.0.n.98 erscheint. IC. 1.Gr. 402 Eradapynoas: Ann. dell’ inst. 1861 p.183; Morprmann a.a.0. 8.9. TP@Tos TNS Eemapyelas: PERROT n. 124. 6 TP@Tos Tns Emapyeiov (so): Bull. de corr. Hell. 7, 16. TP@Tn Tns emapxias: Donaszewskı a.a.0. n. 92. Ohne Zweifel hat dieser Helladarch oder »Erster der Provinz« gleich dem Asiarchen den Vorsitz bei gewissen provinzialen Festspielen ge- Monsmsen: Anceyranische Inschrift des Julius Severus. 29 führt': ob er mit dem Galatarchen zusammenfällt, das heisst mit der Galatarchie das Recht verbunden war sich den ersten der Griechen zu nennen, oder beide Stellungen auf verschiedenartige Festlichkeiten sich beziehen, wage ich nicht zu entscheiden. Für die erste Vermuthung kann man geltend machen, dass die Feste, um deren Vorsitz es sich wesentlich handelt, sämmtlich nach griechischem Muster geordnet waren und dass der Titel des Galatarchen zwar in der Inschrift des mp@ros ns Emapyxeiov neben diesem auftritt, aber mit der mehr titularen Be- zeichnung des EAXadapyns nicht eombinirt begegnet, vielmehr wo der eine von ihnen erscheint, der andere sich nicht findet. Z. 14. Die Inschrift fährt fort: apxıeparauevo|v] kaı bmepBaAovra emiöocenıv kal Taıs Aoımas bAoTWWas TO T@moTe mebıXorl|iu|nuevov. Dies ist der oft (z. B. C. I. Gr. 4016) erwähnte apyıepevs ToV Kowov T@V lararov, welche Stellung mit dem Galatarchen in der Weise zusammen- gefallen sein wird, wie ich dies für den lykischen Archiereus und den Lykiarchen nachgewiesen habe.’ 2.17. kal TO auto Ereı kal e\uodernoavra Ömvekos Ev TN ToV OXAwv Tapoow. Spenden dieser Art begegnen vielfach. In einer an- deren ancyranischen Inschrift (©. I. Gr. 4025) heisst es: uovov T@v po auvrov dı OAns EXawderyoavra Tns huepas, womit eine argivische (C.I.Gr. 1122 vergl. 1123) zusammengestellt werden kann: TO &Aatiov devra Ev mavrı yvuvarıw kal BaAaveiw ddews ano Trpwias Aypıs Nov Övoews mavrı EXevdepw kal boVAw Ex T@v iölov, so wie aus der Be- schreibung des griechischen Gymnasiums bei Vitruvius (5, 11) das ephe- beum in medio und ad sinistram ephebei elaeothesium. Die mdpodos ist wohl so zu verstehen, dass jedem Besucher bei seinem Eintritt das Oel ausgehändigt ward: an eine Procession scheint nach Lage der Sache nicht gedacht werden zu können. 2.20. kat oeßaorodavrnoavra Klal) uovov Kal Tp@Tov Ta am aiovos oeßaorobalv|rıka xpiuara eis Epyov TN mOoNeı yapıoduevov. Dieses Priesterthum ist wie aus anderen Orten so namentlich aus Ancyra bekannt’; dagegen ist vielleicht sonst nicht bezeugt, dass da- mit herkömmlich Einnahmen verbunden waren, vermuthlich Zahlungen aus der Stadtkasse, auf die Severus zu Gunsten der städtischen Bauten verzichtet. ! Dies gilt auch für die anderswo begegnenden Hellenarchen (vergl. Böcku zu =1..G21728): ® Jahreshefte des österreichischen arelı. Instituts 3 (1900) S. 5. 3 0.1. Gr. 4016. 4017. 4031: veßaorrobavryv dia Piov rov deov Zeßaotov. Die ancy- vanische Inschrift Dosaszewskı a.a.O. n.81 nennt in der Datirung nach dem Kaiser und dem Statthalter den Archiereus, die oeßaorodavrovca und den auf Lebenszeit fungiren- den iepodavröav. — Smyrna: €. I. Gr. 3187. Kios: das. 3726. Prusias am Hypios WuappınGroN 1178: Tod Kowov vaov TOv uvornpiov lepobavryv kal veßaatobavrnv. 30 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 10. Januar. 2.23. Kal un Ovvypnoduevov eis TO EAauov TOVTw To TOp[w, @s] rpo avrov mavres. Nach diesen Worten muss dem Sebastophanten eine Ölspende obgelegen haben, was allerdings recht auffallend ist. Ich finde keine Analogien dafür, dass die Ölvertheilung anderen als Ma- gistraten oblag. 2.25. kal ap&avrl[a] | 2.26. [kai alywvodernoavrla] häufig auf aneyranischen Steinen. 2.26. kai ayyopavolune]avra 2.27. kal Tyv yuvalka KataoTyoavra Apxiepeıav Kal auTNv Urep- PBla]Aovoav es Ihr Priesterthum wird auch in ihrer Ehren- inschrift (S... A..) erwähnt. Z.29. De Te OTpareinara Ta rapaxeındoalv|ra ev rn möNeı kal mporeuyavra mapodevovra emi rov mpos lla|p|Bovs roXe- nov. Der Beziehung auf den Partherkrieg Traians ist schon gedacht worden. Analog sind die Inschriften von Prusias am Hypios (Wap- DINGTON 1177): Tapaneuyavra ToVs Kupiovs abrokpatopas kal TA iepa alutov OTpareuuara TmoAAakıs so wie die auf Hadrians Reisen bezüg- lichen von Aneyra (Morprmasn, monum. Aneyr. p. 16): ...... [°C] öAov Erovs Emi] .... Aöpıavov 2eßaorrov [rap]lod» kal Twv aurov orTparevudrov und von Palmyra (C. I. Gr. 4482 = Wappiserox 2585): ypannarea .... Eemiönnia Beov Aöpıavov aXıuua Tapaoyovra Eevous Te kal moNeitas, ev nacıv Umnpernoavra rn T|e TovV] orparevua- T@v ÜmodoyN. 2.33. Tovra re Öwali]ws kaı ivoreluws. Das letzte nicht häufige Prädieat kehrt wieder in den aneyranischen Ehreninschriften C. I. Gr. 4031. 4032. Für die weitere Laufbahn des Severus nach seinem Eintritt in den römischen Senat als Tribunieier, wie sie in den Inschriften C.I.Gr. 4033. 4034 vorliegt, genügt es auf Dessaus Zusammenstellung in der Prosopographie 2. 215 zu verweisen. Dio (69. 14) bezeichnet ihn als einen angesehenen Mann und als einen gerechten und ver- ständigen Beamten. Er gelangte bis zum Consulat und zum Procon- sulat von Asia. Die Annahme Wanpınsrons. dass er der viel ge- suchte von Aristides genannte Proconsul von Asia Severus sei. ist schon mehrfach zurückgewiesen worden: die Verschiedenheit wird jetzt weiter dadurch bestätigt, dass dieser nach Aristides aus Hoch- phrygien stammte, während unser Severus zweifellos Aneyraner ge- wesen ist. Der Consul ordinarius des Jahres 155 C. Iulius ©. f. Fab. Severus ist wahrscheinlich des vorher Genannten Sohn, da Namen und Zeit stimmen und die ihm in Ancyra gesetzte Ehreninschrift (C. I. Gr. 4029) es nahe legt, dass auch er Ancyraner war. Allerdings ist dies ab- ee ee TE TEE ee EEE Mouusen: Ancyranische Inschrift des Julius Severus. 34h hängig von der vorher vorgetragenen Vermuthung über den Vornamen des Vaters. Die jetzt in allen Einzelheiten uns vorliegende Laufbahn dieses vornehmen Galaters erläutert mit grosser Deutlichkeit das Eintreten der alten und vornehmen Familien der griechischen Reichshälfte in den Reichsdienst, welches charakteristisch ist für die dem national- italischen das römisch-hellenische Weltbürgerthum substituirende ha- drianisch-antoninische Epoche. Ausgegeben am 17. Januar. SITZUNGSBERICHTE 1901. DER nl. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 10. Januar. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Fucns las: Zur Theorie der linearen Differential- gleichungen. Es wird für ein Fundamentalsystem, welches aus einer einem beliebigen Umlauf der unabhängigen Variablen zugehörigen Fundamentalgleichung entspringt, eine analy- tische Form aufgestellt, und von den erhaltenen Resultaten auf Systeme von Relationen zwischen den Integralen Anwendung gemacht. 2. Derselbe überreichte ferner eine Mittheilung «des ceorrespon- direnden Mitglieds Hrn. KornıGsBErGER in Heidelberg: Uber die er- weiterte Poısson’sche Unstetigkeitsgleichung. (Ersch. später.) Die Notiz enthält einen Zusatz zur Arbeit des Verfassers in den Sitzungsberichten December 1900. Sitzungsberichte 1901. 34 Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. Von L. Fvcas. D:. folgende Notiz enthält einen Auszug aus einer demnächst zu ver- öffentlichenden Arbeit. Man hatte in den bisherigen auf die linearen Differentialgleichungen bezüglichen Untersuchungen sich darauf be- schränkt. die analytische Form der Lösungen derselben in der Umgebung je einer singulären Stelle der Differentialgleichung festzustellen. Für viele tiefergehende Probleme, welche auf die Natur der der Differen- tialgleichung zugehörigen Substitutionsgruppe Bezug haben, ist es von Wichtigkeit, auch eine analytische Form für ein Fundamentalsystem von Lösungen aufzustellen. welches aus der Fundamentaleleichung für einen beliebigen Umlauf entspringt. Mit dieser Aufstellung beschäf- tigt sich der erste Theil dieser Notiz. Mit Hülfe der erhaltenen Resultate wird alsdann ein auf die Be- schaffenheit der Gruppe von Substitutionen bezüglicher Satz hergeleitet. für den Fall, dass ein Fundamentalsystem von Lösungen der Differen- tialgleichung einem Systeme von homogenen Relationen mit eonstanten Coefficienten Genüge leistet. Um aus diesem Satze weitere Folgerungen zu ziehen, wird vor- läufig der Fall in’s Auge gefasst. dass eine solche Relation mit der besonderen Eigenschaft stattfindet, dass dieselbe durch die Substitu- tionen der Gruppe ungeändert bleibt. In einer späteren Mittheilung sollen diese Folgerungen einer näheren Erörterung unterworfen werden. 15 In den Grundlagen der Theorie der linearen Differentialgleichungen wird Folgendes! bewiesen: Es sei d 2) d" Sf (A) a PP ASENN0, ! Crerre’s Journal Bd. 66, S.ızıfl., Bd. 68, S. 361ff. Fucas: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. 35 WO P,,P>» ---. pP, innerhalb eines Gebietes T der complexen Variablen 2 eindeutige und überall bestimmte Funetionen von = sind. Ist U ein Umlauf von z innerhalb T und d, W 4,; Kar (B) 0 un... dis —B Syn &,n n Inn die zu diesem Umlaufe gehörige Fundamentalgleichung. so giebt es ein Fundamentalsystem von Lösungen von folgender Beschaffenheit: Sind w,,w,,...,w, bez.A,.A,....,?,-fache Wurzeln der Gleichung (B), derart also, dass: A,HX+...+ı=n, so zerfallen die zu w; gehörigen A, Elemente des Fundamentalsystems derart in Gruppen von bez. 4» Ye,» -.-. 4. Elementen, wo also: Ma, t,t.. tu = Ar» dass die einer solchen Gruppe zugehörigen Elemente Umlaufsrelationen der Gestalt Y=ayı (©) Zap ty | y—ay Hr Yun ' genügen. Diese Resultate sind selbstverständlich nicht bloss für einen Um- lauf um eine der Unendlichkeitsstellen der Coeffieienten P,,P,;: ---- Pr — für welehe sie in der Theorie zunächst Anwendung gefunden haben — sondern für jeden beliebigen Umlauf U gültig. In dem Falle, dass der Umlauf U um eine der Unstetigkeits- stellen 2= a der Üoeffieienten p,, PP»... - . P„ vollzogen wird, ist nach- gewiesen worden, dass die analytische Form der zu einer Gruppe (C) zugehörigen Integralelemente die folgende ist: Sei a - log w und setzen wir ——ı — at : fo = |Yo+ x hr Vr+.. Hl le—a), wo\Y,_.:% U, in der Umgebung von a eindeutige Funetionen K— au ee von z sind. und wo ! Vergl. Hamsurger, Crerre’s Journal Bd. 76, S. 121. 3 EEE RETTEN 36 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Januar. I (2) t= —— log (2 —a). | 2mi 4 Alsdann ist Y = erhal) a — nee n—ı ot ' 9/0 (D eh ze rag ) \% (k—ı)(a—2) 0# I de 1, — A Fe | Jr Mm en) oe: 2. Wir gehen nach diesen Vorbereitungen dazu über, eine analytische 3 Form der zu einer Gruppe (C) gehörigen Lösungen der Gleichung (A) j auch in dem Falle aufzustellen, dass U nieht mehr einen Umlauf um einen einzigen singulären Punkt a, sondern vielmehr ’ einen beliebigen Umlauf bedeute. i Sind die sämmtlichen Gruppen (C) eingliedrig, so ist entweder alsdann bleiben Yı = d,.Y: =d.. 23, Yn = ®, beim Umlauf U ungeändert, oder wenn z.B. 2rir DE — NE von Eins verschieden, so setzen wir v"={ alsdann ist ie Tr, in (1a) a a N da wo ®,,@®2::-:,@, beim Umlaufe U ungeändert bleiben. Wenn nicht sämmtliche zu einem beliebigen Umlauf U gehörigen Gruppen (C) eingliedrig sind, so sei 7, der Repräsentant einer mehr- sliedrigen Gruppe, d.h. dasjenige Element derselben, welches sich bei | dem Umlaufe U mit der Wurzel » der Fundamentalgleichung multi- plieirt: ferner sei 7, das zweite Element derselben Gruppe, so dass | (2) 7,.=uwn HN. ‘ Vergl. Crerre’s Journal Bd. 66, S. 136ff., Bd.68, S. 355 ff. und JÜRGENS, ÜRELLE'S | Journal Bd. 80, S.151fl.; vergl. auch Herrwer, lineare Differentialgleichungen S. 107. ww —] Fuca#s: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. Wir setzen nunmehr Six I a so wird £ bei dem Umlaufe U ungeändert bleiben, während Z sieh um Eins vermehrt. Sind nunmehr %,.%Y,,...,%, die zu einer der Gruppen (C) ge- hörigen Elemente des Fundamentalsystems und w, die zugehörige Wurzel der Fundamentalgleichung und werde wieder (2) De ee: gesetzt, alsdann ist in Folge der ersten Gleichung der bezüglichen Gruppe (C) (3) Yr = go, 2 wo d, beim Umlaufe U ungeändert bleibt. Aus der zweiten Glei- ehung (6) Y, = W,Y; n% I : I : k folet, dass % nach dem Umlauf sich um vermehrt. Die gleiche Y w, = t n Y: t Eigenschaft kommt auch — zu: es ist also — — gegen den Um- wW, Yı W, lauf U unempfindlich. Hieraus folgern wir analog wie bei dem ent- sprechenden besonderen Fall für den Umlauf um einen einzigen singu- lären Punkt! (4) U en ot Pkt I wo ®,; ®,, bei dem Umlauf U ungeändert bleibt. Und so fortfahrend erhält man (5) = eootputt:. +0. WO Duos Pars ==> Pau Pei dem Umlauf U ungeändert bleiben. Man kann alsdann analog wie für den Umlauf um einen einzigen singulären Punkt folgern, dass die Funetionen &,, sich als lineare homo- gene Funetionen von 4 linear unabhängigen mit constanten Coefficien- ten darstellen lassen und dass namentlich die Coeffieienten der höchsten Potenzen von f sich von &, nur um einen constanten Factor unter- scheiden. ! Crerre’s Journal Bd. 66, S. 135. 38 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Januar. 3. Wir machen jetzt Gebrauch von folgendem Satze: Ist (1) y= f(z,u) eine Lösung der Gleichung (A), wo « eine willkürliche Grösse bedeutet, von welcher die Coeffieienten dieser Gleichung unabhängig sind, so sind auch die sämmtlichen partiellen Ableitungen von y nach der Grösse u Lösungen derselben Differentialgleichung.' Wir haben? nachgewiesen, dass eine ganze rationale Funetion von loge(z2— a) deren Üoeffieienten abgesehen von einem allen gemeinsamen Faetor (2— a)" in der Umgebung von z=a eindeutige Functionen sind, nur dann identisch verschwindet, wenn die einzelnen Coeffieienten ver- schwinden. I. Ein analoger Satz eilt aueh für einen Ausdruck (2) F=FA+At+...+ Ant", worin £,t dieselbe Bedeutung wie in voriger Nummer haben md RAR BAR, A„ Funetionen von z sind, welche bei dem Umlaufe Uungeeändert bleiben. Das identische Verschwinden von Ruerfordert, dass. A,,A,.,...., A, identisch Null sind. Der Beweis ist ganz so wie bei dem Specialumlauf um z= a zu führen. Dieser Satz gestattet auch eine Erweiterung”. welche der für einen speciellen Umlauf um eine einzige singuläre Stelle gemachten analog ist, dass das Verschwinden einer Summe von Ausdrücken der Form (2). worin die Exponenten r sich nicht um ganze Zahlen unterscheiden, das Verschwinden aller einzelnen Summanden zur Folge hat. I. Ist daher | (3) DE F(z,t) eine eanze rationale Funetion von z und f. deren Öoefficien- ten bis auf einen allen gemeinsamen Factor &£’ bei dem Um- lauf U ungeändert bleiben eine Lösung der Gleichung (A). so ist auch (4) N y= F(z.t+R) für einen willkürlichen Werth von ? eine Lösung der Glei- chung (A). Der Beweis ist wieder analog wie für den Speeialumlauf um <=a zu führen‘. ! Vergl. Köster, Inauguraldissertation, Heidelberg 1879. ® Crerte’s Journal Bd. 68, S. 356. Vergl. TuomeE, Crerre’s Journal Bd. 74. S. 194 und Herrrer, a.a. 0. S. 238. Vergl. HEFFTER, a.a. 0. S. 107. > dh u" Fucas: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. 39 Hieraus ergiebt sich aber analog wie für den Speeialumlauf um (5) N F(z, d) e By “ eine Lösung der Gleichung (A) so ist auch Erz eine Lösung c derselben Gleichung. Wir können daher wie für den Specialumlauf um z2= a in Nr. ı die in den Gleichungen (3) bis (5) Nr.2 enthaltene Integralgruppe durch das System | Yu = ff ’ Ei) Yu—ı a N 7 I o’f(t) RE I, (E) Yn—a („— ı)(u—2) dt? ee) Yı = ' Bl Oge=* ersetzen. WO (5) fi) = EL... 22 vs | RE ee 3). He / und Y,_,,Y .„Y, bei dem Umlaufe U ungeändert bleiben. u—m22** Die Functionen Y,,%:,.--; y, genügen daher den Gleichungen: oe r (F) Yu —— ER : n— k di Wir wollen im Folgenden diese Gestalt der Lösungen als die kanonische bezeichnen. 4. Wir setzen jetzt voraus, dass ein Fundamentalsystem w, , #,, .... 10, von Lösungen der Gleichung (A) einer gewissen Anzahl homogener Relationen des Grades v und mit eonstanten Coeffieienten Genüge leiste. Die Anzahl der linear unabhängigen derartigen Relationen ist eine endliehe: wir bezeichnen dieselbe mit 2. Die Relationen seien (Or (or II \ EL ıw,) \ RRDRDEN 0) (6) Kin \ Dr WERD, 2, WO: (4) (H) 40 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Januar. Es mögen w,, w,,...,w, das kanonische Fundamentalsystem sein. welches zu einem willkürlichen Umlaufe U’ gehört und welches gruppen- weise in voriger Nummer durch die Gleichungen (E) definirt worden ist. Wir lassen eine Abänderung in der Reihenfolge der in einer Gruppe enthaltenen Integralelemente in (E) derart eintreten, dass wir % =w, (re (1) I =. setzen. Die Gleichung (F) nimmt daher die Gestalt an: (F,) m. Wir wollen die Elemente w,. w,...., 0, in folgender Reihenfolge schreiben: (A NE u een 1 ne re en ER EB Un ++... ++ Un HH... t+23... 3 Mt... tut derart, dass wir die zu der %,, %,,... 4-gliedrigen Gruppe bez. ge- hörigen Elemente zusammenstellen. Substituiren wir in (G) für ww,., w,...., w, ihre analytischen Aus- drücke aus (E), so müssen nach Satz I Nr. 3 (Verallgemeinerung) in den f Resultaten die Coeffieienten der einzelnen Potenzen von ? verschwinden. Hieraus folgt FS | „ En 2 Bo =|S N USER HR OR (3) u2 ) 7 =='O, ”„=1,2,3,...,p s ot d. h. nach Gleichung (F) { od, (0) of") - k,—ı)w, ++. (m, —2)u En “Ir dw, 1 ) dw, a 3 lu —ı im a — (PM, I)wu +2+ 02 (u, — 2)Wu, +3 + rr = I Wu, +u, OWy, +1 U, +2 OWu, + u,—1 Uu.Ss.w=o @=1,2,...,P) Nach der über $,, &,..... $, oben gemachten Voraussetzung muss lemnach identisch für beliebige w,. w,,...., I | OB Krabat Op, i — (u, — I)w +- u, — 2) Ww er - bey, dw, “= har dw, i dwy,—ı H op, oo, ob, Ve) an 5 A Me 2 ee I Wu m, oWwu,+ı y fe u, +2 Wu, +, —1 —+u.s.w. —= M, 6, +M.0.-+...+M,.s, @=1,23...,2) sein, wo die Grössen M,; von ıw,.1,..... :c, unabhängig sind. Fuc#s: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. 41. Um die allgemeine Lösung dieses Systeins partieller Differential- gleichungen zu finden haben, wir nach Jacogr') zunächst das System der gewöhnlichen Differentialgleichungen dw, a dw, £ dw,,—ı (WED —r2)to; I-10,, H) =- dw ., AWur2 Au, +0, (u, — I)wu,+r2 (u, — 2)Wy, + 3 I» Wu,-+u, N ru — = =..=- N I NE zu integriren, WO N, = M„®,+M.$.+..:+ M,.®, gesetzt ist. Ein System von Gleichungen der Form (5) dw, dıw, dıw,_, 5 k—ıJw, (m—2)w 0 1m, oder das identische System de, ( — = (u—1I)w,, ds \ dır, ( ' = uH—2)W,. ds a (6) dw, Ze dıw, —— (© dS besitzt die allgemeine Lösung Be: et a 1 ne a WW TH 2 Se u A ERT)A, I dw, WW, = —— — pm —ıdS I dan, (U — N (n— Ar I UND! 10 en — w—ı (u m de 2 „_» A,_,..., A, willkürliche Constanten bedeuten. wo A !) Crerre’s Journal Bd. 2, S. 322; Gesammelte Werke Bd.4, S.3. 42 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Januar. Aus diesen Gleichungen folgt —k ; (5) Su = B.+ B.w,+ Bw, + ... + B,w,: wo die B,,; sich rational aus den Coefficienten A, zusammensetzen. Dem- nach ist . ’ = „\u—k (I) Bet Buw+:.-+ Bw = (B,=.+B,.=.W.--+B,_.uw)"*. (kr, 24..,u- 2) Diese Gleichungen stellen die „— 2 Integralgleichun- gen des Systems (5) oder (6) dar. Von den Constanten A,..... A,_, lässt sich eine willkürlich und so wählen. dass die Gleichungen (J,) die Form annehmen: v=Yy Loy n / —_ (J,) 2 2 L =y M—2 Ju—2? wo U, eine ganze rationale homogene Funetion der Grössen VOTE ı, mit numerischen Coefficienten, y: Y- :---- y._, willkürliche Constanten bedeuten. So ersiebt sich z.B. für u = 4: 5 YV= ww —u; (5) ! 2 3 V, = ww — 3W,w,w, + 2u}. Die Functionen W,.Y,..... U,_, lassen sich in Determinanten- formen umgestalten.' 2Ww, , U (6) ww. W ar : = 0 ID REN SU (6) 20, ans > 10, Te N A ” . n x ! > W,—3 WE W,—: w, eo a ER DENE Ru 2:5 W,—, W.—a ed / ) u. S. w: (J;) \ - 2 Vi RER KOT Se Rs en @; ig ai Wr +: Wa W—ı u SZ), mmzeı 10, A—I W,_2 WW, —— W,_ 1 a 10, br ER W—ıi—2 Wr WW Va-+ı 5 Wen We W,—-r—ı ! Diese Umformung hat mein Sohn Rıcuarv ausgeführt. Fucas: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. 43 Ferner ergiebt sich aus den Gleichungen (H') (9) en =... M,6,+M.9.+:..+M,,$,). (k=1,2.....P) SIT OO Re c, die Wurzeln der Gleichung M.,—c M.. RAM: as, N M,, M,, M.. 2. Mc so werden, wenn diese Gleichung nur ungleiche Wurzeln besitzt. «die hieraus sich ergebenden Integralgleichungen War—ı d,e War == d, (J") Wur—ı A u d, Wa —I ie ur ; Da Ö,, ao. d, willkürliche Constanten bedeuten. Bezeichnen wir die den verschiedenen Werthen w,. 4, aus den Gleichungen (H’) entsprechenden Integralgleichungen (J) mit oberen Indices, so ist die Gesammtheit der Integralgleiehungen von (H') El a N, en a N N a IE a ren ar ur, ur u Cı 7 Wwr—ı de I. Die allgemeine Lösung des Systems d Differentialgleichungen (H) ist demnach: a Ur =6,, „2, Pd, 4 er partiellen Wpı—ı CR — K „me. u ee, eye, A = a0), P wo f, willkürliche Funetionen der Argumente bezeichnen. Diese Argumente sind algebraische Functionen der in das Differen- tialgleichungssystem (H) eintretenden Grössen w,. W,..... ran sein, Sollen demnach die &, algebraische Functionen von w,. 0, so müssen die f, selber algebraische Funetionen ihrer Argumente und War—ı MWyg—ı c% diee "= von "* unabhängig werden. Es muss demnach 0) 3 44 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Januar. sein. Daher muss (R,) Pr fr GurR, vr, regen Ye) : vr), vr, Le | ! u 2 .) I, Hr—2 (k = 2 TO) sein, wo f; die allgemeinste derartige algebraische Zusammensetzung seiner Argumente bedeutet, für welche &, eine ganze homogene Function Von WW, ,:-. wird. Ein ähnlicher Schluss ergiebt sich für den Fall, dass die Glei- chung (10) gleiche Wurzeln hat. Hieraus ziehen wir den Schluss: Wenn die &, nicht durch die Gleichungen (K,) bedingte Gestalten haben, so kann in keiner der zu den Gruppen (C) gehörigen Integrale eine Potenz von ? auftreten. Dieses Resultat besagt: II. Wenn zwischen den Elementen eines Fundamental- SIISBENLE 20, W. re w, von Lösungen der Gleichung (A) ein System (G) homogener Relationen mit constanten Ooeffi- cienten stattfindet, und es haben die Functionen 4, nicht eine der durch die Gleichungen (K,) dargestellten Formen, so werden die Elemente des jedem beliebigen Umlaufe U zugehörigen canonischen Fundamentalsystems in sich selbst multiplieirt mit je einer Constanten (einer Wurzel der Fun- damentalgleichung) übergehen. >. Wir setzen jetzt voraus, dass ein Fundamentalsystem von Lö- sungen der Gleichung (A) einer homogenen Relation (L) DEE mit eonstanten Coeffieienten von der Beschaffenheit genügt, dass RS, ’ S, Or, Sn) für willkürliche Werthe dieser Argumente durch die Substitutionen der Gruppe der Differentialgleichung in sich selbst multiplieirt mit einer ÖOonstanten übergeht. In meiner Arbeit (Acta Math. Bd. 1, S. 323-326) habe ich für den Fall n= 3 gezeigt, dass die Anzahl der Werthe von 2, für welche ae gleichzeitig denselben Werth annehmen können, eine endliche Yı, Yı ist, wenn nicht die sämmtlichen Invarianten der Differentialgleichung verschwinden (was darauf hinauskommt. dass der Grad von & der zweite ist). Fucns: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. 45 - Nach denselben Prineipien lässt sich allgemein! für eine Diffe- rentialgleichung n‘” Ordnung der Satz beweisen, dass die Anzahl der Werthe der unabhängigen Variablen 2, für welche sämmtliche Quo- ! Y Y Yy r 4 | tienten ”,@,...,”” denselben Werth annehmen können, eine end- Yı Yı Yı liche ist, wenn nicht die sämmtlichen Invarianten der Differential- gleichung verschwinden oder die Covarianten der Form $ gewisse Be- sonderheiten darbieten. Sei ı u‘ (M) u=Ay+Ay-+...+A,_.y"), wo A,. A,,..., A,_, willkürlich angenommene rationale Functionen von 2 sind, und es werde (n—ı) (1) u = Ayıt Ay + --- + A,_.Y% gesetzt, so wird 6(u,,%,,---; u„) die Eigenschaft haben, nach jedem Umlaufe der Variablen 2 in sich selbst mit einer Constanten multipli- eirt überzurehen, da u, %, .-.., u, dieselbe Substitutionsgruppe wie Yes Ya: -+.;%n besitzen. Für willkürliche Functionen A, kann aber Plu,.%,,...,%,) nicht identisch verschwinden, da für einen willkür- lichen Werth von z die Werthe ,.%,.....a, willkürlich bestimmt werden können, $($,,%;,...,.%9,) aber nicht für beliebige Werthe der Areumente verschwindet. Sei daher (N) plu, ’ U, ade U, > %(z) ’ so ist %(2) eine nicht identisch: verschwindende Funetion von 2. deren logarithmische Ableitung rational ist, wenn wir voraussetzen, dass die Differentialgleichung (A) zu der Classe gehört, deren Lösungen überall bestimmt sind. Setzen wir (2) so folgt aus (N) (3) lm N) Re: Für zwei Werthe 2 und z, für welche 9,.:%,:.:-.; 7„_, denselben Werth erhalten, folgt dann u)" _ u)” x Re) Hieraus folgt nach den oben angeführten Schlüssen: (4) 2 ! Verel. Lupwıs ScHLESINGER, Inauguraldissertation S.23 ff., Handbuch Il. 1, S. 232. 46 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Januar. Die Anzahl der Werthe von 2, für welche 9,n,-..:.n—ı denselben Werth annehmen können, ist eine endliche, wenn nicht für jede Wahl der rationalen Functionen A,, A,,..., 4, die sämmtlichen Invarianten der Differentialgleichung d”u d? u (A) Fr ar, a Sen arm: welcher die Genüge leisten, verschwinden. Da von den Covarianten der Form & (w,, U,, ..., %,) hier nicht Ge- brauch gemacht worden ist, so kommen die durch das besondere Ver- halten der Covarianten entstehenden Ausnahmen in Wegfall. 6. Sind 2, 2,,2,,...,2,_, diejenigen Werthe von 2, für welche jeder —, der Quotienten 7,:%: ---:%,_, denselben Werth annimmt. so ist! (1) t= (a—2) (@ — 2) (@— 2)... (@—2,_) = dle,0) eine rationale Function von z und es entsprechen einem bestimmten willkürlichen Werthe von ? genau die Werthe 2. 2,..... 2,_,. für welche jeder der Quotienten denselben Werth annimmt. Substituiren wir in Gleichung (A) (2) NR ll): ge I _ 9ı dz — (n—ı) . = z (5) 2 Nee = s dz / wo so geht die Differentialgleichung (A) über in d"v r On +2.) dt” Rule deren Coefficienten rationale Funetionen von Z sind. I. Diese Differentialgleichung hat die Eigenschaft, dass ihre Integralquotienten mit den Functionen 9,9%»... m-ı (B) +..+n,.Wv= 0, übereinstimmen, und dass, wenn feinen willkürlichen Werth der unabhängigen Variablen bedeutet, es nicht noch einen davon verschiedenen Werth £, giebt, für welchen jeder der Quotienten 9,%:..-..1„_, denselben Werth annehmen kann. Nach einem von Hrn. Lupwıs Sontesinser bewiesenen Satze” ist für eine solche Differentialgleichung die Substitutionsgruppe der Quo- ! Acta Math. Bd.ı, S. 335fl. Lupwıs SchtesingGer, Handbuch U r, S. 244fk. ® Handbuch Ilı, S. 2gr. Fuc#s: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. 47 tienten 4: % > :-:-:;1,—,, Welche der Gesammtheit der Umläufe der un- abhängigen Variablen f entspricht. eine discontinuirliche. Da einem willkürlichen Umlauf der unabhängigen Variablen > ein bestimmter Umlauf der Variablen ? entspricht, so lässt sich hier- nach diese Eigenschaft auf die Gleichung (A) übertragen. Wir erhalten also das Resultat: U. Die Differentialeleichung (A), für welehe eine Form lu ,%,,-..,%) mit der durch die Gleichung (N) bestimmten Beschaffenheit existirt. hat die Eigenschaft, dass die den sämmtlichen Umläufen der unabhängigen Variablen 2 ent- sprechende Substitutionsgruppe der Quotienten n,.n,..... Y eine discontinuirliche ist, wenn nicht für jede Wahl A,,A,, .,„ A,„_, die sämmtlichen Invarianten der Gleichung (A) ver- schwinden. ii Dei jetz 3 94,.20=:; Yy„ ein einem gewissen Umlaufe U, der un- abhängigen Variablen 2 zugehöriges Fundamentalsystem die Gleichung (A) in der kanonischen Form und so beschaffen, dass Y,= WY:; Yy.=Ww,)Y,.; (1) Yn = W, Un $) wo W,,%,,....w, die Wurzeln der dem Umlaufe U, zugehörigen Fun- damentaleleichung bedeuten. Sei wieder, wie in Gleichung (M) (2) WANT Ar Ya wo die rationalen Funetionen A,.A,..... A,_, so gewählt seien, dass für einen willkürlich angenommenen Werth 2= 2 (3) UN— Ay, +4 y+ ee oT; A Yen) verschwindet. wobei wir voraussetzen. dass der Modul von wo, von keinem der Moduln der übrigen Grössen w,...., w, über- troffen wird. Durch eine k-malige Wiederholung des Umlaufes U, gehen 2 3 n zellen = (4) e u, u, # u, über in w,\* w,\“ GENE (5) (A) —— Era N: (7) — h Na2. +: (Andı — An W 73} [43] 48 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Januar. Wenn die Moduln von w,,w,.....w, nicht sämmtlich gleich sind, so würde die %-malige Wiederholung des zu U, inversen Umlaufes U" mit wachsenden Werthen von % unzählig viele dem Unendlichen zu- strebende Werthe ergeben: da aber „= %,n = %,..., 1, = X für 2= z, dem Werthbereiche (9,.%,.--; 7.) angehören, so würde hiernach die Gruppe der Substitutionen der 1,92. ++» Nn-ı nicht dis- eontinuirlich sein. Dasselbe würde sich auch ergeben, wenn zwar Mode) x. Male 1 w; W, wäre, aber die Argumente der Quotienten R: nicht rationale Zahlen : wären. Wenn aber eine Gleichung der Form (N) existirt, so ist nach Satz II voriger Nummer eine solehe Annahme nicht zulässig. Wir er- halten also das Resultat: Ist yr>»Y2s- > %n ein einem gewissen Umlaufe U, der un- abhängigen Variablen zzugehöriges Fundamentalsystem von Lösungen der Gleiehung (A) in der kanonischen Form und so beschaffen, dass die Gleichungen (1) stattfinden, und sind die Voraussetzungen des Satzes I voriger Nummer erfüllt. u) W W so sind die Quotienten —,—,...,— Einheitswurzeln. u u, w Wenn wir voraussetzen, ‚dass in Gleichung (A) (6) =: so genügen die Grössen w,.W,....;, w, überdies der Gleichung A il: Alsdann sind die sämmtlichen Grössen selber Einheitswurzeln. (Fortsetzung folgt.) Ausgegeben am 17. Januar. Berlin, gedeuckt in der Reichsdruckerci. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN 4 IH. j ie E 17. Janvar 1901. i h. 5 $ 2 4 Ä BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN ARADEMIE DER WISSENSCHAFTEN, IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. br Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. g5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Dexselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mitteilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der. betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. S7. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung den. Gesammtakademie oder der betreffenden Olisse: 88. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $11. f 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdr ücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er ‚hiervon vechtzeitig demredigir erlaan Secre- tar Anzeige gemacht hat. 828. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichke be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen ‚Sitzung vorgelegt werden. ' Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ilırem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direct bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden DELEBEN zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen "Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 829. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen 'Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die ‚VeriaBaor verant- wortlich, Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schrifioerkelin steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis Apr il in der ersten Hälfte des Monats Mai, ” » ” Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 49 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER in. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 17. Januar. Gesammtsitzung. Vorsitzender Seeretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Lexz trug eine Untersuchung des Hrn. Scu£rrer - BoIcHoRST vor: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? (Ersch. später). Die von Hrn. F. Pımıtıper aufgeworfene Frage wurde verneint. Namentlich wurde gezeigt, dass Jüngere Werke in der Vita nicht benutzt sind, wie Puruıper behauptet hatte. Was er für humanistischen Ursprung geltend machte, muss als verfehlt zurück- gewiesen werden. Doch hat die Vita insofern an Ursprünglichkeit eingebüsst, als Urkunden und Regesten spätere Zuthaten sind. In einem mit abgedruckten Exeurs zeigt Hr. Dr. von Wınverrerv, dass die Sprache zeitgemäss, jedenfalls nicht huma- nistisch ist. 2. Hr. Vocen machte eine Mittheilung »Über die Bewegung von a Persei in der Gesichtslinie«. Mr. Newart in Cambridge (Engl.) hat im September und October 1900 Beob- achtungen über die Geschwindigkeit der Bewegung von a Persei in der Gesichtslinie angestellt, die zusammen mit seinen Beobachtungen aus dem Jahre 1899 zu dem Re- sultate führten, dass die Bewegung Schwankungen von — gm bis -+8km unter- worfen wäre, und zu der Vermuthung, dass diese Schwankungen eine 4- oder eine ı7-tägige Periode hätten. Auf dem Potsdamer Observatorium sind im December 1900 und Januar 1901 Beobachtungen ausgeführt worden, welche die Beobachtungen Nzwaur's nicht bestätigen. 3. Hr. Auwers überreichte ein neues Stück (XV) des Catalogs der Astronomischen Gesellschaft: Zone — 2° bis + 1°, beobachtet auf der Sternwarte Nicolajew von J. Korrazzı. 4. Hr. Diers legte vor: Heronis Alexandrini opera I ı (Mechanik und Katoptrik) herausgegeben und übersetzt von L. Nıx und W.Scnumpr. Leipzig 1901. 5. Die physikalisch-mathematische Classe hat zu wissenschaft- lichen Unternehmungen bewilligt: Hrn. Branco zu einer geologischen Untersuchung des Nördlinger Rieses 4000 Mark: Hrn. Dr. Orro Ka- LISCHER in Berlin zur Fortsetzung seiner experimentellen Untersuchungen Sitzungsberichte 1901. 4 50 Gesammtsitzung vom 17. Januar. über das Grosshirn der Papageien 400 Mark: Hrn. Dr. JuLıuvs Ronger6 in Berlin zu einer geologisch -petrographischen Untersuchung des Ge- bietes von Predazzo 10000 Mark. 6. Die philosophisch -historische Classe hat zu wissenschaftlichen Unternehmungen bewilligt: Hrn. Privatdocenten Dr. FErnınann HruckEx- xkaue in Halle a.S. zur Herausgabe des Quadrilogus von Alain Chartier 500 Mark: Hrn. Oberlehrer und Privatdocenten Dr. Jomannes KromAYER in Strassburg i.E. zur Herstellung und Herausgabe der von ihm auf- genommenen Karten antiker Schlachtfelder 1600 Mark: Hrn. Privat- dlocenten Dr. Lupwıs Nıx in Bonn zur Drucklegung der arabisch er- haltenen Schriften des Apollonius Pergaeus 1200 Mark: Hrn. Dr. Max Reıcn in Berlin zur Fortführung seiner Arbeiten für die Sammlung der handschriftlichen Briefe des Erasmus 900 Mark: Hrn. Privatdocenten Dr. Karı Wırnerm ZETTERSTEEN in Lund zur Herausgabe von religiösen Dichtungen des syrischen Dichters Balai 700 Mark. Durch Allerhöchste Cabinetsordre vom 12. December 1900 ist die Wahl des Botschafters der Vereinigten Staaten von America Dr. Anprew Dicxson Wire in Berlin zum Ehrenmitgliede der Akademie bestätigt worden. Die Akademie hat das auswärtige Mitglied ihrer physikalisch- mathematischen Classe Hrn. Cnartres Herne in Paris am 14. Januar durch den Tod verloren. —— en Über die Bewegung von aPersei in der Gesichtslinie. Von H. C. Voceı. r den Monthly Notices Vol. LXI Nr. ı macht Mr. NewAır in Cam- bridge (Engl.) darauf aufmerksam, dass nach seinen Beobachtungen an ıı Abenden im September und October 1900 und an 3 Abenden im October 1899 die in die Gesichtslinie fallende Componente der Be- wegung von a Persei von — 4°” bis + 8"" variirt, und er vermuthet eine periodische Änderung in 4.2 oder 16.8 Tagen. Da die Witterungs- verhältnisse in Cambridge im Winter aber fortlaufende Beobachtungen nicht zulassen, fordert Mr. Newarı auf, anderwärts Beobachtungen über die Bewegung von a Persei in der Gesichtslinie auszuführen. Seine Beobachtungen wurden mit einem neuen, stark zerstreuenden Spectro- graphen mit vier Prismen in Verbindung mit seinem grossen Refraetor von 63 Auf den im vergangenen Jahre erhaltenen Spectrogrammen ent- °* Öffnung angestellt. spricht, nach den Angaben p. 12 a.a.0., ein Wellenlängenunterschied mm von 06 der linearen Ausdehnung von I und eine Linienverschie- bung von dieser Grösse einer Geschwindigkeit der Bewegung von etwa 400” sind nicht gemacht; immerhin lässt sich aber daraus ersehen, dass die . Genauere Angaben, auf welche Linie diese Werthe Bezug haben, lineare Ausdehnung sehr bedeutend und etwa doppelt so gross ist als die des Mirrs-Spectrographen der Lick-Sternwarte und des neuen Spec- trographen für den grossen Potsdamer Refractor.' Da ich bei unseren, besonders in den letzten Jahren ganz ausser- gewöhnlich, namentlich in Bezug auf Ruhe der Luft, ungünstigen Witte- rungsverhältnissen, zu der Überzeugung gekommen war, dass die speec- trographischen Arbeiten am grossen Refractor bei noch längerem An- halten derartiger Luftbeschaffenheit doch nur langsame Fortschritte machen würden, habe ich für unseren ausgezeichneten photographischen Refraetor von 32°” Öffnung und nur 3”44 Focallänge zu Ende des Jahres 1599 einen Specetrographen construirt, der, vom Mechanieus 'TOEPFER in Potsdam ausgeführt, im Frühjahr 1900 fertig gestellt worden war ! Vergl. meine Zusammenstellung in Vol. XI Nr.5 p.399 des Astrophys. Journal. 52 Gesammtsitzung vom 17. Januar. und im Laufe des Sommers durch Dr. Egrrtarn eine ausserordentlich eründliche Untersuchung und Correetur, nach der von Dr. Harrmann angegebenen Methode', erfahren hat. Das dreifache Gollimatorobjeetiv hat 30°”, das Cameraobjeetiv, eben- falls dreifach, 35°" Brennweite. Die drei Prismen geben ein brauch- bares, überall gleich scharfes Speetrum zwischen A 412“ und A 442“. Die Ausdehnung dieses Speetralstücks beträgt 20”". In der Mitte desselben (A 425") entspricht eine lineare Verschiebung von 0""25 (1" der Schraube des Messapparats) einer Bewegung von 261“; beiHy (X 434“) entspricht dieselbe Verschiebung dagegen einer Bewegung von 291°”. In Bezug auf lineare Ausdehnung des Spectrums leistet der Apparat nur etwa 2/5 von dem des Newarr'schen Instruments. Der Speetrograph ist mit einem Kasten umgeben, der mit Vorrichtungen versehen ist, die eine Constanz der Lufttemperatur im Prismengehäuse innerhalb 0°1 C. erreichen lassen. Mit diesem Apparate waren an 6 Tagen (1900 Nov. 3, 5, 6, 8, 9 und 15) Aufnahmen des Speetrums von a Persei von Dr. Egernarn gemacht worden, von denen ich vier (Nov. 3, 5, 6 und 9) ausgemessen habe, um die Brauchbarkeit und Leistungsfähigkeit des Apparats, der bisher wesentlich nur im Laboratorium untersucht worden war, für seinen eigentlichen Zweck zu prüfen. Die Spectra waren gut, und die Messungen an den vier Platten ergaben keine Abweichungen, die m hätten schliessen lassen. Die Beobachtungen waren aber noch mit einem Fehler behaftet, der auf Bewegungsänderungen von mehr als 2 seinen Grund in einer geringen mechanischen Unvollkommenheit des Apparats hatte, die bei den Beobachtungen im Laboratorium nicht ge- funden werden konnte. Nach Beseitigung derselben und einer noch- maligen Prüfung des Apparats durch Dr. Esernarp hielt ich dieses wohleelungene Instrument für geeignet, die inzwischen bekannt ge- wordenen NewArr’schen Beobachtungen fortzuführen. Die zwei ersten der nachstehend aufgeführten Aufnahmen sind von Dr. Esermarn, die übrigen von Dr. Lupesvorrr ausgeführt worden. Die Ausmessung der Speetrogramme habe ich selbst vorgenommen; sie beziehen sich nur auf eine Differenzbestimmung von Linien des Fe-Speetrums mit entsprechenden Linien im Sternspeetrum, und die Zahl der in den einzelnen Speetren verglichenen Linien variirt zwischen ı4 und 21. Obgleich das Speetrum des Sterns zu den linienärmeren zu zählen ist, denn es gehört streng genommen nicht zur Spectral- elasse Ila, sondern bildet den Übergang von Classe la, nach Ila, sind um Hz doch zwischen Aqı1“o und A441”5 140 bis ı50 Linien auf den ! Zeitschrift für Instrumentenkunde 1900, Heft ı und 2. VogEr: Über die Bewegung von a Persei in der Gesichtslinie. 53 besseren Aufnahmen zu zählen, und zwar sind die meisten Linien von ausserordentlicher Schärfe, da die Spaltweite bei den Aufnahmen von aPersei nur o””o15 betragen hat. Infolge dessen lassen die Spectra eine bei weitem genauere Bearbeitung zu, als ich sie hier zunächst vorgenommen habe. Die Endresultate können daher noch kleine Än- derungen erfahren, die auch allein schon durch die Messung der Ver- schiebung derselben Linien gegen das Vergleichsspectrum nur bei an- derer Lage der Spectrogramme unter dem Mikroskop — ich habe nur in einer Richtung gemessen, und zwar so, dass steigenden Ablesungen der Schraube am Messapparat grössere Wellenlängen entsprachen — eintreten werden. Diese Änderungen haben aber für den Nachweis des etwaigen Vorhandenseins einer veränderlichen Bewegung von der ein- gangs angegebenen Grösse keine Bedeutung. und die Beobachtungen sind daher nur in Bezug auf den absoluten Betrag der Geschwindig- keit der Sternbewegung im Visionsradius als vorläufige anzusehen. Beobachtungen von a Persei. | I | BERUE EZSN A Tempil |) Plätten= | SEE Beil N EIS 1900 L | R | % B63 Potsdam Cels. Nr. lm | auf © | rel. zu © | | | | km km km Dee. 13 | AT + 7.8 — 9.4 —1.6 „14 ET + 5.7 | 417 +62 |, 98 —3.6 » 18 Sr 55T )| 418 + 3.8 —11.4 —2.6 20 ERS +38 | 419 +10.6 — 12.2 —1.6 oT 9717 + 5.0 420 | + 9.3 ı El] —3-4 022 5721 + 4.7 421 | +10.2 — 13.0 —2.8 Jan. ı ShenG — 5.9 422 | +12.4 —16.8 | N Bu > De —93 | 424 +13.4 —17.2 || —3.8 „3 5 Io —10.0 | 426 | -+12.6 | —17.5 | —4.9 4 Bene 94 || 427, +14.4 | 17.8 | —3.4 5 4 55, |. =/9:2 429 +13.8 | 18.2 | —4:4 „9 SunLD) — 3.3 | 432 +16.6 | 19.4 | —2.8 „9 6 322 | — 28 433 +16.9 | 19.5 || —2.6 | | | 32 Die Specetrogramme sind fast durchweg als sehr gut zu bezeichnen. Bei Platte 417 ist zu bemerken: das Sternspectrum ist etwas matt, und die Messungen sind daher von etwas geringerer Sicherheit: bei Platte 420: das Fe-Speetrum etwas matt; bei Platte 422: sowohl das Sternspeetrum wie das Fe-Spectrum etwas matt; bei Platte 426: die Sternlinien sind etwas breit. Aus den vorstehenden Beobachtungen geht nun keine Bestätigung (der Beobachtungen Newarz’s hervor, da die grössten Abweichungen der an den einzelnen Abenden erhaltenen Werthe vom Mittelwerthe nur —ı1'®6 und +17 betragen, Abweichungen, die bei dem erreichten Sitzungsberichte 1901. 5 54 Gesammtsitzung vom 17. Januar. Genauigkeitsgrad der Beobachtungen vorkommen können. Für eine Be- stimmung der Verschiebung zwischen einer Linie im Stern und einer Linie des Vergleichsspeetrums (Mittel aus je drei Einstellungen) schwankt für die verschiedenen Platten der w. F. zwischen #1'"2 und +2'"2. Hiernach würde für den w.F. des aus den Messungen an einer Platte sieh ergebenden Mittelwerthes #0*”3 bis #06 resultiren, während er sich erfahrungsgemäss etwas grösser, und zwar im vorliegenden Fall, aus den Abweichungen der einzelnen Plattenwerthe, zu +0"69, ergiebt. Wie schon erwähnt, sind meine Beobachtungen in Bezug auf den absoluten Werth für die Geschwindigkeit von a Persei in der Ge- sichtslinie noch nicht als definitive anzusehen: die gute Übereinstim- mung mit den Beobachtungen Camrgerr's über diesen Stern: 1896 Nov. ıı —2.o km „ » 12 —ı.8 » 1897 Jan. 19 —3.5 » 1898 Juli 12 —2.I » —2.4 km ist aber jedenfalls beachtenswerth und dürfte wohl auch für die Un- veränderlichkeit der Bewegung des Sterns innerhalb sehr geringer Grenzen sprechen. Ausgegeben am 24. Januar 1901. Berlin, gedruckt in der Reichstruckerei. u u Ze [TTS Sesesesen] SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH es AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN IV. 24. Januar 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redaec- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 86. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. $7. l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auclı 1 | nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. $8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf beson Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $11. M 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdr ücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigiren den Secre- tar Anzeige gemacht hat. 8 28. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder dircet bei der Aksdemie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Kkanenıie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet ‚scheinenden Naar zu überweisen. [Aus Stat. $4 — Für die Aufnahme bedarf es einer a lem der Akademie oder einer der Classen. gestellt und sogleich zur Abstimmung 829. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gebracht werden] 4 E % Ei a 4 E | { } | | na 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen T'heile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, ” ” ” » ” » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers, \ \ 55 SITAUNGSBRRICHTE. / 199- DER IV. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 24. Januar. Öffentliche Sitzung zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Frirprıcn’s II. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung, welcher der vorgeordnete Minister Herr Dr. Stupr Exec. anwohnte, mit folgender Rede: Eine Festsitzung wie die heutige, mit so vielen erhebenden und belebenden Erinnerungen, in den Kreis weniger Tage gebannt, hat unsere Akademie bisher noch nicht begehen können. Konnte ich auch im verflossenen Jahre auf ein ungewöhnliches Zusammentreffen von Er- innerungsmomenten hinweisen, so bietet sich mir ein grösseres Recht dazu in diesem Jahre, dem ersten des anbrechenden Jahrhunderts. Zum Gedächtniss des grossen Friepricn, ihres zweiten Stifters, hat die Akademie diesen Donnerstag im Januar, der in die Woche von FrıEn- rıcn's Geburtstag fällt, als einen ihrer beiden Festtage erwählt, und es hat, so will es die Fügung, der heutige Tag dasselbe Datum, wie vor 189 Jahren der Geburtstag Frıeprıcn's. — Wenige Tage trennen uns nur noch vom Geburtstage unseres Kaiserlichen und Königlichen Herrschers Wirnerm’s Il, und so ist es uns vergönnt, die Feier des Kaiserlichen Geburtstages mit der Feier unseres Frıeprıcns-Tages seit Jahren zu verbinden. Mit besonderer Dankbarkeit und Wärme ge- denken wir heute unseres erhabenen Protectors, der im abgelaufenen Jahre, in welchem wir das Gedächtniss unseres zweihundertjährigen Bestehens in einer für alle Theilnehmer unvergesslichen, edlen, er- habenen und glanzvollen Weise begehen konnten, in echt königlichem Sinne, aus eigenstem Antriebe, gezeigt hat, dass er nicht nur dem Namen nach, sondern auch in der That unser Proteetor regius sein will und ist. Dass ihm und seinem hohen Hause dauernd Glück er- blühe und Gottes Segen bleibe, das sind die treuen Wünsche, die mit dem gesammten deutschen Volke auch wir im Herzen tragen und heute Sitzungsberichte 1901. 6 56 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. um so mehr zum Ausdrucke bringen, als des Todes unerbittliche Hand mehrfache und tiefe Trauer in des Jahres glücklichen Anfang gebracht hat — Gott schütze unsern Kaiser und König! — Der Frıeprıcns-Tag, den wir heute festlich begehen, ist bedeutungs- voll für uns in ganz besonderer Weise dadurch, dass er der erste ist in dem dritten Jahrhundert unseres Bestehens. Wenn heute am Schlusse unserer Feier die Berichte über unsere gethane Arbeit Ihnen mitge- theilt werden, wenn Sie hören, wie viele Namen besten Klanges die Akademie sich hat einfügen können, so zeigt sich zu unserer hohen Befriedigung, dass der Anfang im neuen Jahrhundert ein guter war, und so mag man es uns nicht verdenken, wenn wir mit frohen Hoff- nungen in das neue akademische Jahrhundert vorausschauen. Was aber dem heutigen Festtage seine besondere Bedeutung ver- leiht, ist die Zweihundertjahrfeier des Preussischen Königthums, eine Feier, die wir ganz besonders in unser Festprogramm aufgenommen haben und, dank der Gunst des Frieprıcn's- Tages, vom 18. Januar auf den 24. verlegen durften. Schon einmal, im Jahre 1801, hat die Akademie das Gedächtniss dieses für die Preussische, für die Deutsche und auch für die Welt-Geschichte hochwichtigen Tages als Hundert- jahrfeier begehen können. 1701 hatte die eben gestiftete Societät, die am 6. December 1700 ihre erste Sitzung gehalten hatte, dem Könige, ihrem Stifter, zum 18. Januar durch ein von Leıgnız verfasstes lateinisches Glückwunschschreiben ihre Huldigung dargebracht. — Aber, wenn wir den Frıeprıcn's-Tag von 1801 und von 1901 mit ein- ander vergleichen, welch’ ein Unterschied! Wenn auch FrreprıcH Wiırnerm II das Jahr im tiefsten Frieden begehen konnte und es ihm in den neun ersten Friedensjahren seiner Regierung gelang, Ordnung zu schaffen, so warfen doch die 1806 heraufziehenden schweren W etter- wolken, aus denen der Unglücksstrahl verheerend auf Preussen nieder- schlagen sollte, ihre dunklen Schatten voraus. Heute betheiligt sich nicht nur Preussen, sondern Deutschland, an der Spitze seinen Kaiser, den Urenkel Freprıcn Wirnern’s III, im Ver- eine mit allen grossen Mächten der Erde an einer der grössten poli- tischen Begebenheiten, welche die Weltgeschichte gesehen hat, an dem Aufschlusse des bisher unbeweglichsten und am meisten versperrten Theiles von Asien, ein Aufschluss, der als eulturgeschichtliche Noth- wendigkeit in dem politischen Entwickelungsgange unseres Erdballes kommen musste. Und mit Staunen sieht die Welt, wie, ungeachtet der ungeheuren Schwierigkeiten. welehe die Wahrung der eigenen Inter- essen bei den Mächten einer glücklichen Lösung in den Weg wirft, doch Alle aufrichtig bestrebt sind, das Ziel im gegenseitigen Frieden zu erreichen, und — wir dürfen es mit hoher Befriedigung sagen — nn WALDEyER: Festrede. 57 Deutschland, der Schärfe seines Schwertes und der Einigkeit zwischen Fürsten und Volk bewusst, an erster Stelle, wenn es gilt den Frieden zu wahren. Unter diesem Zeichen einer mit einem Schlage als Morgengabe des zwanzigsten Jahrhunderts in die Erscheinung getretenen Weltpolitik aller Mächte und, wer wollte es leugnen, auch unter dem Zeichen der Erstarkung des Friedensgedankens bei Fürst und Volk, begehen wir den heutigen erhebenden Gedenktag! Nehmen wir dies als ein laetum augurium und so, um mit dem römischen Redner zu sprechen, quasi saeculorum quoddam augurium futurorum! Die Akademie, deren Gründung in so bezeichnender Weise mit der Aufrichtung des Königreichs Preussen verknüpft wurde, ist sich dessen vollbewusst, welch’ bedeutsames Fest sie an dem heutigen Tage feiert, und bringt ihrem Könige, dem Deutschen Kaiser und Träger der Preussischen Krone, welche sein Ahnherr Frıeprıcn I am 18. Januar 1701 zu Königsberg sich selbst auf das Haupt setzte, ihrem Könige und dem Königlichen Hause treugehorsamste Glückwünsche hier öffent- lich dar! Wir nannten soeben die Verknüpfung zwischen dem Preussischen Königthume und der Akademie eine bezeichnende; wir dürfen auch hinzufügen: eine innige und bedeutungsvolle. Wir wollen versuchen, dies näher darzulegen und zu zeigen, was die Erhebung Preussens zum Königreich der Akademie gebracht hat. Zuvor aber möge es mir vergönnt sein, um bei der Bedeutung des heutigen Kron-Ge- dächtnisstages, anlässlich dieser hohen Festversammlung, noch zu ver- weilen, und dieser Bedeutung auch im Allgemeinen gerecht zu werden, in kurzen Zügen die Wegstrecken mit ihren bemerkenswerthen Halt- punkten vorzuführen, auf denen das ‚brandenburgische Kurhaus und seine markigen Fürsten die preussische Königskrone erreicht haben. Hierbei muss vorab des Deutschen Ordens gedacht werden, der unter Herrmann von Sarza begann, das Deutschthum nach jenen flachen, acker-. wald-, see-, und flussreichen Geländen zu tragen, die das heutige Ost- und Westpreussen ausmachen. Und ist es nicht wie ein augurium saeculorum futurorum, dass, angezogen von den Erfolgen der klugen und tapferen Ordensritter, Männer aus Deutschlands besten und ungemischtesten Gauen in grosser Zahl hineinzogen in dies vom Orden ihnen eröffnete Land, in dem die Ritter so gut zu colonisiren verstanden, dass man sie heute darum beneiden möchte! Wurde nicht so, insbesondere in Ostpreussen, ein gleichsam neuer deutscher Volks- stamm geschaffen, der, durch Tüchtigkeit an Leib und Seele und durch treue deutsche Gesinnung, in erster Linie unter den Ange- hörigen unseres Vaterlandes steht, und Männer, wie Kar Exrxsr 6* 58 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. von Baer — ich darf ihn wohl hierher rechnen — und ImmAnuEL Kant hervorgebracht hat. In Zeiten schwerer Noth zogen sich die Preussischen Fürsten in ihr treues ÖOstpreussen zurück; so suchte Geore Wirnerm in der Bedrängniss des 30Jjährigen Krieges, der er nicht gewachsen war, dort sein Asyl, und fast 200 Jahre später Frıep- rıcn Wırnerm II mit seiner Gemahlin, der unvergesslichen Königin Lvsse und ihren Kindern, darunter den nachmaligen ersten deutschen Kaiser aus dem Hause der Hohenzollern, Wırnern I! Von Ostpreussen aus wurde durch York’s kühne That die Austilgung der Schmach von Jena eingeleitet und Frıcemws mit seinem ostpreussischen Landwehr- bataillon erstürmte vor Leipzig das Grimma’sche Thor naclı der grossen Völkerschlacht. Man muss in Ostpreussen gelebt haben, um zu wissen, welch’ guter Kern echt deutschen Wesens dort herrscht bei seinen wetterfesten Männern und seinen klugen, tüchtigen Frauen, denen Gast- lichkeit und Treue, die man als die guten Eigenschaften der Deutschen oft preisen hört, im Blute liegen, so dass selbst die schlimmen Zeiten unter der Lehnsoberhoheit der Krone Polens dies Wesen nicht zu brechen vermocht haben. So war der Boden gut deutsch vorbereitet, auf welchem sich Frıeprıcn I seine Königskrone nahm, und es ist wie eine Ironie des Geschickes, wenn man damals glaubte, den König dadurch, dass er sich König in Preussen nennen musste und ihn sich dort krönen liess, gewissermaassen aus Deutschland herausbefördert zu haben, und wenn erst im neunzehnten Jahrhundert die Provinz Preussen zu Deutschland gezählt wurde. In dies von den grossen Colonialkünstlern, den deutschen Ordens- rittern, so gut deutsch vorgerichtete Land wurde um 1510 der Hohen- zoller Markgraf Ausreent von Brandenburg-Ansbach als Hochmeister eingeführt, freilich unter der Lehnshoheit Polens. Es gelang dem um- sichtigen Fürsten 1525 im Vertrage von Krakau, seinen Lehnsherrn, den König von Polen, dazu zu bewegen, dass das Ordensland Preussen zu einem in AugrecHut's Linie erblichen Fürstenthume erklärt wurde. Als die Linie Arsrecurt’s, die fränkische, bald auszusterben drohte, erreichten die Hohenzollern die Zusage Polens, dass für. diesen Fall die brandenburgische Linie mit Preussen belehnt werden sollte. Dies trat 1618 ein, als Ausrecnt’s I gemüthskranker Sohn, Arsrecut Il, ohne Erben starb und Kurfürst Jomann Sıcısuunp von Brandenburg als Lehnsherzog Polens die Regierung in Preussen übernahm. Damit, kann man wohl sagen, trat das kleine Brandenburg zum ersten Male in die Weltgeschichte ein, indem es ein Gebiet erwarb, welches einem tüchtigen Regenten verstattete, in künftigen Welthändeln mitzusprechen; das Jahr 1618 bildet einen wichtigen Wendepunkt in der preussisch- deutschen Geschichte. Vorerst sollte aber noch ein Menschenalter, 9 a WALDEYER: Festrede. das des Dreissigjährigen Krieges, ablaufen, ehe jener tüchtige Regent entstand, denn Jomann Sıcısnunp’s Sohn, der zaghafte GEORG WiırneLm, zog sich, wie schon erwähnt wurde, vor den Schrecken des Krieges nach Königsberg zurück und wusste aus seinem preussischen Besitze nichts Anderes zu schaffen, als einen Zufluchtsort. Der grösste Wendepunkt auf diesem Wege vom Kurhute zur Königskrone wurde durch GEoR«@ Wirnern’s Sohn, Frieprıcn WILHELM den Grossen Kurfürsten, eine der markigsten und sympathischsten Erscheinungen in der Weltgeschichte, erreicht. Er gewann durch seine kräftige, entschlossene und kluge Politik wie durch sein gutes Schwert, welches er in der Scheide nicht rosten liess, die Souve- ränität über das Herzogthum Preussen und schüttelte 1656 im Ver- trage von Labiau mit Schweden und 1657 im Vertrage von Wehlau mit Polen die Lehnsherrschaft ab. Diese Souveränität wurde dann im Frieden von Oliva, 23. April 1660, allseitig anerkannt. Das waren die Jahre, welche die preussische Königskrone geschmiedet haben! Als souveräne Herren in Preussen konnten die brandenburgischen Kur- fürsten daran denken, nach der Krone die Hand auszustrecken. Sie fühlten jetzt die realen Machtverhältnisse dazu unter ihren Füssen; der Erbe eines Mannes, der mit drei Königen, denen von Frankreich, Polen und Schweden, vielfach siegreich gekämpft hatte, durfte wohl, ohne grosser persönlicher Eitelkeit geziehen zu werden, den Wunsch hegen, in dieselbe Rangstufe einzutreten, namentlich in einer Zeit, in der Etikettefragen eine so grosse Rolle spielten und für den Kurfürsten manche empfindliche Kränkung mit sich gebracht hatten. Ich habe hier den Kurfürsten Frreprıcn von dem Vorwurfe der Eitelkeit nicht frei zu machen: aber Eines glaube ich aus dem Studium der betreffen- den Veröffentlichungen doch entnehmen zu sollen, dass zur Eitelkeit auch sehr wohlberechtigte Gründe hinzukamen, und bei der Krönung selbst, für die längst noch nicht alle Hindernisse hinweggeräumt waren, bewies Frıeprıch III eine anerkennenswerthe Entschlossenheit. Hierfür, sowie für den festen Sinn, mit dem er Alles von sich wies, was die Änderung seines Glaubens betraf, dürfen wir ihm unsere dankbare Anerkennung bewahren. Waren auch harte Bedingungen von ihm dem Kaiser gegenüber zu erfüllen, so erlangte er doch mit seiner Königskrone zugleich auch eines der schönsten Güter für seine Lande, die Einheit der Rechtspflege bis zu einem gewissen Grade in dem Jus de non appellando, durch welches das Berliner Kammer- gericht für die Preussisch - Brandenburgischen Lande die Stelle erhielt, welche heute das Reichsgericht in Leipzig für Deutschland hat. Gerade 200 Jahre später ist die Rechtseinheit in Deutschland durch das bürger- liche Gesetzbuch im Wesentlichen festgestellt worden. 60 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. König Frıeprıca I. erwarb die Würde, die aber noch des sicheren Schutzes entbehrte. Seinem Sohne, Frıeprıcn Wirnern I, war es vor- behalten, den Schutz zu schaffen und zu sichern. und seinem Enkel, Frieprıcn Il, dem ersten Preussischen Könige, der als Königlicher Prinz geboren wurde, dem also die Königskrone gleichsam über der Wiege hing, sie gegen fast die gesammte damalige politische Welt in langem Ringen siegreich zu behaupten, so dass sie nunmehr auf seinem Haupte so fest sass, wie bei den ältesten Geschlechtern. Das war rasch ge- gangen! Hat nun, so drängt sich heute der Preussischen Akademie der Wissenschaften, ihren Freunden und Schirmern, die wir in dieser Stunde um uns versammelt sehen, die Frage auf, hat nun diese Krone uns Frommen und Segen gebracht, ist es für uns von dauerndem echten Werth gewesen, dass wir uns die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften nennen? Es braucht uns Niemand zu sagen, dass der wahre Werth einer gelehrten Gesellschaft in dem wissenschaftlichen und auch persönlichen Werthe ihrer Mitglieder und in deren wissenschaftlicher Thätigkeit, verbunden mit einer gesunden, den Zeitverhältnissen angepassten Or- ganisation, ruht. Die Geschichte aller Akademien und gelehrten Ver- bände hat es gezeigt, dass da, wo einer dieser Factoren mangelte, dies einen Niedergang für die Gesellschaft unausweichlich zur Folge hatte. Auch lehrt uns die Geschichte, wie selbst an den Höfen von Herren und Fürsten geringerer politischer Macht, wenn sie Sinn und warmes Empfinden für Kunst und Wissenschaft besassen, ja, auch in einzelnen Städten, wo Gönner und Mittel sieh fanden, sich Pilege- und Blüthe- stätten für gelehrte Forschung und künstlerisches Schaffen entwickelt haben, die für alle Zeiten Anerkennung, ja selbst Bewunderung heischen. Der Medicäer-Hof in Florenz ist sprichwörtlich geworden, und für unser Vaterland braucht nuran Weimar erinnert zu werden. Aber die Ge- schichte dieser Erscheinung ist zugleich eine unerbittliche Lehrmeisterin: es sind zwar farbenprächtige, aber kurzlebige Blüthen, die sich dort ent- falteten, und es sind auch Blüthen der Kunst mehr als der Wissenschaft. Für letztere mit ihren grossen, immer mehr wachsenden Aufgaben, die der Einzelne wohl fördern, aber nicht bewältigen kann, müssen mächtigere und umfassendere Unterlagen geschaffen werden. Auch im Wesen der Kunst und der Wissenschaft liegt ein tiefer Unterschied. Die Kunst blüht im Leben der Völker, wenn diese überhaupt den für ihre Zeit höch- sten und besten Culturstand erreicht haben, wie die Blumen in einem guten Garten im Jahre. Jedes Jahr, so lange die Pilege gut ist, bringt köstlich prangende Blüthen hervor, an denen wir uns erlaben und erfreuen, aber immer schöner und vollkommener in stetigem Aufstieg können WALDEYErR: Festrede. 61 sie nicht werden. Unsere Zeit, so hoch sie augenblicklich, dank des guten Bodens, der für die Kunst wieder gewonnen ist, auch steht, bringt keine schöneren. keine vollkommeneren Werke hervor, wie der Boden Athens in Prrıxtes’ Tagen, wie der Roms, als dort Juzivs I. und LeoX. die Tiara trugen. Niemand wird sich vermessen zu hoffen, dass einmal die Nachwelt grössere und wunderbarere Dichterwerke schaffen werde, als sie uns in den Psalmen, den lHomerischen Gesängen, in unse- rem Nibelungenwerke überkommen sind, und als sie uns ArscıuvLos, SOPHOKLES, SHAKESPEARE, GOETHE und ScHitrLEr hinterlassen haben. Wir dürfen nur hoffen, dass ab und zu gutes Wetter und ein guter Gärtner komme, den Boden so zu pflegen. dass solche Blumen wachsen und sich entfalten können. Die Kunst ist das innigste und unmittelbarste Erzeugniss der Menschennatur, die Wissenschaft ein mühsam von Tau- senden und Abertausenden aufgeführter Bau, an den wohl einmal dieser oder jener hochbegnadete Geist ein gutes Fundament legt oder einen starken Pfeiler setzt, einen kühnen Bogen baut, der aber seine Krönung nimmer findet. Immer höher ragt er auf, immer harmonischer gestaltet er sich, aber es fällt auch wohl einmal ein Bogen, ein Flügel, ein Thurm, der sicher gegründet schien. in Trümmer, wenn es auch dem Ganzen nichts schadet. Auch gleicht wohl, um ein anderes Bild zu wählen, die Wissenschaft in ihrer Gesammtheit dem schweren Blocke des Sisyphos, an dem Tausende eifriger Menschenkinder emporwälzen. Langsam dreht er sich aufwärts, oftmals auch zurück, allzu kühn Anstemmende zer- schmetternd. Doch halten ihn die Anderen und bringen ihn hoch und höher in der Arbeit der Jahrtausende. Aber den Gipfel erreicht der Block nimmer, nicht deshalb, so glaube ich, weil die Bergesspitze un- erreichbar an sich wäre, sondern weil der Berg selbst stetig in die Höhe wächst: die Welt selbst ist wie die Wissenschaft unendlich! Aus dem in diesen Bildern versinnlichten Wesen der Wissenschaft und ihres Fortschreitens können wir folgern, dass für den Fortschritt des Ganzen zu den epochemachenden Leistungen der einzelnen be- deutenden Persönlichkeiten eine wohlorganisirte stetige Gesammtarbeit Vieler hinzutreten muss. Die Förderung der Wissenschaft kann nur dauernd und wahrhaft erspriesslich werden, wenn sie auf eine breite Grundlage gestellt ist, und —- die Geschichte der Entwieckelung der Wissenschaften hat es gezeigt — mit ihrem Anwachsen muss diese Grundlage immer grösser sich gestalten. Immer mehr nimmt unsere Forschung den Charakter eines planmässig geordneten Zusammenwir- kens Vieler an. Um ein solches Zusammenwirken zu ermöglichen und fruchtbar zu machen, bedarf es aber reicher, für lange Zeit sicher ge- stellter Mittel, bedarf‘ es grosser Massen, die einen Schwerpunkt von gewaltiger Anziehungskraft in sich tragen. Mehr und mehr hat dies 62 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. die Erfahrung und die Geschichte dargelegt. Dies gilt insbesondere für die Naturwissenschaften. Aber es kommt noch ein Anderes hinzu, was freilich auch für die Kunst in gleichem Maasse gilt, und insbesondere den Geisteswissen- schaften nothwendig ist: der Geschichtsschreiber unserer Akademie hat dieses jüngst mit den Worten klargestellt: »Die Geisteswissenschaften aber bedürfen zu ihrer Blüthe den frischen Thau persönlichen Lebens und die feste Unterlage nationalen Volks- und Staatsbewusstseins. Ohne sie führen sie ein blosses Schein- dasein.« Dieser frische Thau, dieses Volks- und Staatsbewusstsein kann aber nur in einem grösseren Staatswesen sich bilden. Gewiss, jedes Städtchen, jedes Ländchen hat, wie jeder Mensch, seine Geschichte, aus der sich ein locales Volksbewusstsein oder ein Familienbewusstsein ent- wickelt; ich bin auch weit entfernt, die Pflege von localpatriotischen Ge- fühlen und Familiensinn als gleichgültig hinstellen zu wollen: es muss bei jedem Bau auch Steinmetzen geben. Indessen erwärmen und zu geistiger Arbeit anregen thun uns doch nur die Geschicke grosser Männer und Völker, welche bestimmend in die Weltgeschichte eingegriffen haben. Als Leissız in seinem nimmermüden, rastlosen Bemühen, seinem grossen Gedanken von einer Alles umfassenden Gesellschaft der Wissen- schaften Verwirklichung zu schaffen, Umschau hielt, machte er nach vielen vergeblichen Versuchen an anderen Stellen am Brandenburgi- schen Hofe Halt, wo eine geistvolle, weitschauende Fürstin, SorniE ÜHARLOTTE, seinen Plänen mit vollem Verständnisse entgegen kam. Inso- fern unter den deutschen Fürsten nächst dem Kaiser in Wien der Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preussen damals die meisten Macht- mittel in seinen Händen hielt, war hier auch die materielle Grundlage für eine gedeihliche Entwickelung eines so grossen Planes gegeben. Es ist wohl zuzugeben, dass dem Kurfürsten Frreprıca III bei dem ihn unab- lässig fesselnden Gedanken, seiner thatsächlichen Macht auch durch den Königsnamen Ausdruck zu geben, Alles annehmbar erscheinen musste, was die Bedeutung seines Staates in helleres Licht setzte. Hätte er nicht seine Hand bereit gehalten, um sie nach der Königskrone auszustrecken, wer kann behaupten, dass er, ungeachtet der Fürsprache seiner Ge- mahlin, überhaupt die Gründung einer Akademie in Erwägung ge- nommen hätte. Sein Enkel, Frıeprıcn der Grosse, sagt mit tiefer Ein- sicht in die menschliche Natur': »On se trompe toujours si l’on cherche hors des passions et du c®ur humain les prineipes des actions des hommes«. So scheint es zum mindesten nicht unwahrscheinlich, dass ! (Euvres de Frederieg le Grand. Berlin 1846. Grosse Ausgabe. Bd.I, S.117. Warpeyer: Festrede. 63 damals die Akademie ohne den Königsgedanken Frreprıcn's III ebenso wenig in Preussen gegründet worden wäre wie in Hannover und Sachsen. Aber dies sind ja für unsere Betrachtung weniger wichtige Dinge. Genug, das preussische Königthum und die Akademie waren zusammen geboren, sie wollten als gesund angelegte Kinder erhalten sein und forderten hartnäckig ihre Rechte, wie jedes gesund geborene Wesen. Für die Akademie that es Lewsız, ihre Seele, damals ihr Ein und Alles — denn es kommt uns so vor, wenn wir die Geschichte der ersten Jahre der Akademie lesen, als ob deren erste Mitglieder, von wenigen Ausnahmen abgesehen, sich nach der Constituirung der Akademie oder Societät, wie sie damals hiess, erst hätten darauf besinnen müssen, was sie denn nun eigentlich geworden wären. Was that nun König Frieprıcn I für seine Akademie? Herzlich wenig, so ist das Ergebniss der Geschichte! Und doch scheint es mir, müssen wir zu einem günsti- geren Urthieile kommen. Ich kann nicht umhin, hier der Thatsache zu gedenken, dass der König, wie kaum zu bezweifeln ist, aus eigenem Entschlusse der Akademie die Aufgabe stellte, die Pflege der deutschen Sprache in ihr Arbeitsprogramm aufzunehmen; leider ist sie dieser Verpflichtung kaum nachgekommen. Aber unter Frırprıcn I ist doch auch dafür gesorgt worden, dass die Akademie unter Dach und Fach kam. Freilich wird, und mit Recht, darüber geklagt. dass erst 1710, zehn Jahre nach Gründung der Akademie, das ihr gegebene Versprechen eines eigenen Heimes eingelöst worden sei. Indessen kann ich nach vielfachen persönlichen Erfahrungen nicht gerade sagen, dass das eine ungewöhnlich lange Frist, namentlich für ein so völlig neues Unter- nehmen, war. Ich stütze mich auf Thatsachen, die unter andern auch bei Gründung der Universität Strassburg, wo die Mittel bereit waren und helle Begeisterung zum Werke trieb, sich erwiesen, ohne damit für den gegenwärtigen Stand der Dinge unsere Hoffnungen auf ein neues Akademie-Gebäude, welches in bestimmte Aussicht gestellt ist, dämpfen zu wollen — mögen sie nicht eine Dekade lang auf Erfüllung zu warten haben! Genug, unter Frieprıcn dem Ersten kam die Akademie auf eigene Füsse, denn ihre Einnahmen waren schliesslich auch derart, dass sie bei einer grösseren Anzahl leistungsfähiger Mitglieder wohl hätte bessere Erfolge auch schon in dieser ihrer ersten Zeit aufweisen können. Ein schlimmer Umstand war, dass Leissız am Preussischen Hofe in Ungnade fiel, und er ist meines Erachtens dabei nicht ohne Verfehlen. Wenn wir die rastlose Unruhe sehen, mit der er, selbst nach Gründung der Preussischen Akademie, überall an anderen Höfen neue Pläne vorbringt und überall Verbindungen anknüpft, so kann es nicht Wunder nehmen, dass er mit Misstrauen angesehen wurde, namentlich in der damaligen 64 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. Zeit der kleinlichsten Eifersüchteleien zwischen den einzelnen deutschen Höfen. Dass dieses Misstrauen nicht bloss dem Preussischen Hofe zur Last fällt, beweist die Thatsache, dass es in Hannover sich auch zeigte. Ich will damit diese Dinge nicht in Schutz nehmen, aber jede Zeit muss aus sich heraus beurtheilt werden; die Meisten verstanden Leissız nicht und würdigten ihn nicht: er war für seine Zeit zu gross. Schlimm ging es der Akademie unter dem Zuchtmeister und Ordner des jungen Preussischen Staates, Frreprıcn Wirnern I. Auch die Aka- demie musste in ihren Knabenjahren seine Ruthe fühlen, nicht ganz unverdient, aber auch nicht gerecht, namentlich nicht in der Form. Ich muss indessen auch hier sagen, es sei nicht unwahrscheinlich, dass das Preussische Königthum, dessen Festigung doch auch Frıeprıcn Wirnern I sehr am Herzen lag, die Akademie vor dem Untergange gerettet hat. Die Factoren wirken in solchen Dingen vielfach, ohne dass man sie genau festlegen kann. Ein besonderes Gläck für die Akademie, und vielleicht ihre Rettung, war, dass der praktisch ge- sinnte König, der der Pflege des Medieinalwesens, und insbesondere auch der Anatomie und Chirurgie in Rücksicht auf sein Heer, leicht zu gewinnen war, sich bewegen liess, der Akademie die Sorge für den anatomischen Unterricht anzuvertrauen. Sie leistete damit. denn sie gewann gleich zu Anfang nicht unrühmliche Vertreter dieser Dis- eiplin, praktische Dienste, die der König gelten liess, obwohl sie ungern nur das Onus dieser Sorge auf sich nahm. Erfreulich ist das Bild nicht, was uns die ersten 40 Jahre der Geschichte der Akademie liefern; aber sie war, wie man durchaus anerkennen muss, auch wohl 40 Jahre zu früh gegründet worden. Man kann ebensowenig eine Armee wie eine Akademie aus der Erde stampfen, und der Preussische Staat, vor Allem Berlin mit seinen 30000 Einwohnern, bot keinen genügenden Anziehungspunkt für die nothwendige Anzahl von Gelehrten, um eine wirksame und aufblühende Akademie zu schaffen. Um so mehr drängt sich die Meinung auf, dass nur durch das neu begründete Königthum die Akademie über ihre ersten schweren Kinderjahre hinweggeholfen ist. Soweit ich aus den von mir eingesehenen Quellen entnehmen kann, lässt sich das allerdings actenmässig nicht feststellen: indessen aus der Sach- lage selbst ergeben sich gute Gründe. Für Frıeprıen I. wäre es eine Unmöglichkeit gewesen, die mit seinem Königthume zugleich verwirk- lichte Akademie, von der doch schon durch Leimsızens unermüdlichen Eifer nicht geringes Aufsehen gemacht worden war, wieder fallen zu lassen. Frreprıcn Wırnerm I hätte es. zumal er sich fast in allen Dingen in Gegensatz zu seinem Vater stellte, leichter gekonnt: er trug sich auch mit dem Gedanken, und ich will nicht behaupten, dass ge- WıALDEvEr: Festrede. 65 rade seine Königswürde ihn abgehalten hat, ihn zu verwirklichen; erschwert hätte dieser Umstand es ihm jedenfalls. Zu allen diesen Erwägungen, dass in der That die preussische Königskrone wie ein Schutz über der ersten Lebenszeit der Akademie geschwebt hat, kommt noch das Zeugniss Lrisxızens, der in der von ihm verfassten Glückwunschadresse der Akademie an den von der Krönung heimkehrenden König Frirpricn sagt: »Friderice, novum decus Regibus addite, ex condito a Te reeno reducem salutat veneraturque Regem Societas Scientiarum Tua, per te Regia, et rebus pulcherrime gestis applaudit. Neque enim in gaudio publico, in gratulatione communi, in triumphali ingresso Tuo silere nos fas est: et quis mutam ferret Societatem, quam fundasti ipse, quam protegis, quam ornas, quae vocales etiam in laudes Tuas facere debet, cum admoneant nos radii ipsi Majestatis Tuae, qui re- flexione perveniunt ad nostram usque mediocritatem. Tu Prutenorum gloriam caelo attollis, Regio diademate dato. Societas Tua, Tuis au- spieiis prutenica orbis coelestis studia benefica continuatura est in humanum genus; neque enim ante Prutenum Astronomum se norat orbis. Per Te Aquila Tua in Summum evecta »cognata ad sidera surgit«. Was Friepricn der Grosse persönlich für die Akademie gewesen ist, wie sie durch sein eigenstes Eingreifen erst zur Akademie wurde, das ist aller Welt sattsam bekannt. Ich will nur darauf hinweisen, wie seine Stellung als König der Akademie zu Gute kam. Er empfand es wohl, wie ihm zu dem Namen noch die Macht fehlte, und wie er als König in die Weltpolitik, soweit es damals eine solche gab, noth- wendig hineingezogen wurde. Er erkannte klar, dass er, wenn er sich von dieser grossen Politik ausschlösse, aufhören würde, König re vera zu sein. Und so nahm er die erste Gelegenheit wahr, sich den Königen neben ihm gleich zu erweisen. Es gelang ihm zum Heile Deutschlands und der Menschheit, dürfen wir wohl sagen. Wenn wir Frieprıcn selbst hören'!, so kann die entwickelnde Kraft, die in der Standeserhöhung liegt, nicht klarer ausgedrückt werden: C’etait, sagt er, une amorce que Frederieg III jetait A toute sa posterite et par la- quelle il semblait lui dire: »Je vous ai acquis un titre, rendez-vous- en digne: j’ai jet les fondaments de votre grandeur, c’est-A vous d’achever l’ouvrage«. In diesem Satze liegt die ganze, ich möchte sagen, magische Zugkraft, die einer solchen vor dem Forum der ganzen eifersüchtig schauenden Welt vorgenommenen Erhöhung innewohnt. Täuschen wir uns darüber nicht und setzen wir uns darüber nicht ara. OL SITET 66 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. leicht hinweg, die äusseren Formen sind von den Dingen nicht zu trennen: Die Fassung gehört zum Edelsteine wie der Rahmen zum Bilde; beide sollen einander werth und würdig sein. Selbst unsere Zeit, die sich oft rühmt, dass sie gleichgültig gegen solche Dinge ge- worden sei, hat eine ganze Reihe von fürstlichen Standeserhöhungen aufzuweisen, und über sie zu lächeln oder gar zu spotten, heisst die Welt nicht kennen. Wir wissen ganz genau, dass die Tüchtigkeit der Preussischen Herrscher es war, welche dem jungen Staate zu solch’ ungeahnter Entwickelung verhalf; aber wie Frırprıcn es selber klar bezeugt und wie es auch so völlig menschenwerth und natürlich ist: das erworbene Königthum hat seinen Theil zu dieser Entwickelung beigetragen. So wuchs der junge preussische Staat gleichsam wie ein neues Rückgrat in die deutschen Lande hinein, um zur rich- tigen Zeit, als das alte Kaiserhaus mehr und mehr hinausglitt, das Ganze tragen zu können. Das neue Königreich fasste die zahlreichen gebildeten Elemente des Protestantismus zusammen, welche in Deutsch- land wenigstens das grössere Kontingent der Männer der Wissenschaft stellten. Alles dieses musste der Akademie zu Gute kommen: ihre Ent- wickelung schritt, sichtbarlich von der Entwickelung des Preussischen Staates getragen, mit diesem voran. Hat nun diese Akademie dem Preussischen Staate diese mit der Königskrone auch ihr zu Gute gekommene Förderung vergolten? Hat sie die ihr damit erwachsene höhere Aufgabe erfüllt? Es würde schlecht ziemen, an dem heutigen Tage, wo wir vor Allem zu danken haben, den Ruhmredigen zu spielen. Aber das dürfen wir wohl sagen, an unserem guten Willen und treuer Pflichterfüllung hat es nicht gefehlt. Im bescheidenen Gefühl dessen, dass uns bei unserem unvergesslichen Jubiläumsfeste vor noch nicht Jahresfrist des Lobes und der Anerken- aber wir freuen uns dessen, weil wir die Herzenswärme sowohl unserer Schirmer und Freunde, vor Allem aber unserer Schwester-Gesellschaften auf dem ganzen Erdenrund wohl dabei herausgefühlt haben —, so wollen nung viel mehr gespendet worden ist, als wir es verdienen wir doch auch freudigen Stolzes am heutigen Tage bekennen, dass wir uns sicher und ruhig fühlen in der Durchführung und Weiterentwicke- lung der Arbeit, die uns obliegt und dass wir ohne Überhebung das Versprechen abgeben können, Fürst und Vaterland werden uns am richtigen Platze finden unter der Kaiser- wie unter der Königskrone. Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 67 Alsdann wurden die Jahresberichte über die von der Akademie ge- leiteten wissenschaftlichen Unternehmungen sowie über die ihr ange- gliederten Stiftungen und Institute erstattet. Sammlung der griechischen Imschriflen. Bericht des Hrn. Kırcuuorr. Die Bearbeitung des zur Vervollständigung des dritten Bandes der Nordgriechischen Inschriften angesammelten Materials ist von Hrn. Prof. Krrv in Angriff genommen worden und hofft er, dieselbe dem- nächst so weit fördern zu können, dass mit der Drucklegung im Laufe des kommenden Sommers begonnen werden kann. Der Druck der von Hrn. Prof. Fränken redigirten ersten Abthei- lung der Peloponnesischen Inschriften ist im Laufe des verflossenen Jahres soweit vorgeschritten, dass der Beendigung und der Ausgabe des betreffenden Bandes gegen die Mitte dieses Jahres entgegen- gesehen werden darf. Mit der Herstellung zwei weiterer Fasceikel des Corpus der Insel- inschriften sind gegenwärtig die HH. Prof. Dr. Freiherr HırLer von GAERTRINGEN und Dr. Hrrzoc beschäftigt, nachdem zum Zweck der Vervollständigung und Revision des Materials der erstere im Sommer vorigen Jahres die Inseln Andros, Tenos, Syros, Keos, Kythnos, Paros und Ios (diese beiden zum zweiten Male) bereist, und der letztere, welchem die Zusammenstellung der Inschriften von Kos und Kalymma übertragen worden ist, gleichzeitig sich mit Unterstützung der Akademie auf den genannten Inseln aufgehalten und gearbeitet hat. Sammlung der lateinischen Inschriften. Bericht der HH. Mounmsen und HırscHreun. Der Druck der Nachträge zu den Inschriften der Stadt Rom (Bd.VI), die sich als über Erwarten umfangreich erwiesen haben, ist von Hrn. Hürsen im vergangenen Jahre von Bogen 432-441 gefördert worden; der Abschluss wird für das Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Die Vorarbeiten für die sachlichen Indices sind in Berlin unter Leitung des Hrn. Dessau in Angriff genommen; die Bearbeitung des Namen- index ist Hrn. Bürckrein übertragen worden. Hr. Bormasn hat die Nachträge zum XI. Band (Mittelitalien) druck- fertig gemacht und den Index auctorum mit Hülfe des Hrn. Krune in Metz, der auch die Redaction der übrigen Indices übernommen hat, im Wesentlichen fertig gestellt. Die von Hrn. Imm übernommene Be- 68 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. arbeitung der Gefässinschriften und des sonstigen Instrumentum von Mittelitalien ist im Satz zu Ende geführt. Die Inschriften von Germanien (Bd. XII, 2) hat Hr. ZAnGEmEISTER bis Bogen 44 zum Satz gebracht und das Manuscript von Obergermanien fast druckfertig gestellt. Sowohl für dieses Gebiet, als auch für den Hrn. ZAnGEnEIsTeEr zufallenden Theil der Belgica hat Hr. von DomaszEewsKı umfassende Vorarbeiten für die Redaetion der Inschriften gemacht. Die Drucklegung des französischen Theils der Belgica zu beginnen ist Hr. Hırscarern durch Krankheit verhindert worden; doch ist das Manuscript druckfertig und soll in wenigen Monaten zum Satz gelangen. Für den dritten Theil des Bandes hat Hr. Bons das umfangreiche Capitel der Gefässinschriften von Gallien und Germanien vom 22. bis zum 40. Bogen gefördert und hofft, diese Abtheilung demnächst zum Ab- schluss zu bringen. Den Druck der dritten Abtheilung des XV. Bandes gedenkt Hr. Dresser im Februar dieses Jahres zu beginnen; die Bearbeitung der Stempel- und Gemmeninschrift ist im Manuscript fertig gestellt. Von den Arbeiten für die Ergänzungsbände ist Folgendes zu be- richten: Der Ill. Supplementband, dessen Redaction den HH. Monnsen, HırscHhrELD, von DomaszEwskı obliegt, hat auch in diesem Jahre massen- haften Zuwachs erfahren, so dass es geboten erscheint, für diese Nach- träge eine Ergänzung zu den Indices zu liefern; mit dieser Arbeit ist Hr. Reeuise beschäftigt. Die Fertigstellung der Karten, deren Vollen- dung seinem Vater nicht mehr vergönnt war, hat mit dankenswerther Bereitwilligkeit Hr. Rıcnarp Kırrert übernommen. So dürfen wir hoffen. dass dieser Band, dessen Herstellung in Folge seiner Ausbreitung über einen grossen "Theil des römischen Reiches besonderen Schwierig- keiten beeeenete, im Sommer dieses Jahres zur Ausgabe gelangen werde. Der IV. Supplementband (Pompeji) hat nur bis zum Abschluss der Wandinschriften gefördert werden können, doch hofft Hr. Mau die noch ausstehenden Amphoreninschriften im Laufe dieses Jahres zu erledigen. Die Drucklegung des Instrumentum von Africa (VII. Supplement- band) ist, theils durch den grossen Zuwachs desselben in den zwei letzten Decennien,. theils durch die Schwierigkeit, genaue Abschriften zu beschaffen, verzögert worden; jedoch stellt Hr. Dessau den Abschluss dieses Theils in baldige Aussicht. Mit den Vorarbeiten zu den Indices, deren Redaetion Hr. ResrLıne übernommen hat, ist begonnen worden. Mit besonderem Danke hat die Akademie es anerkannt, dass in Folge der auf Veranlassung ihrer Säcularfeier ihr gewährten Hülfs- arbeiterstellen eine solche für die Vollendung und Fortführung der lateinischen Inschriftensammlung eingerichtet und auf ihren Vorschlag Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 69 von der vorgeordneten Behörde Hrn. Dessau übertragen worden ist. Da das Unternehmen selbst seinem Wesen nach einerseits zeitlich nicht begrenzt ist, andererseits nach den bestehenden akademischen Ord- nungen der Fall leicht eintreten kann, dass die lateinische Epigraphik in der Akademie selbst speciell nicht vertreten ist, so ist durch diese Einrichtung dafür, dass es an einer geeigneten Kraft für dieses grosse Unternehmen auch in Zukunft nicht fehlen wird, insoweit Sicherheit gegeben, als überhaupt dies bei derartigen Unternehmungen möglich ist. Das in der Königlichen Bibliothek deponirte epigraphische Archiv, das Dienstags von ı11-ı Uhr unter den durch die Beschaffenheit der Sammlung gebotenen Cautelen der Benutzung offen steht, hat in dem vergangenen Jahre einen wesentlichen Zuwachs nicht erfahren. Aristoteles - Commenlare. Bericht des Hrn. Diers. Im abgelaufenen Jahre sind folgende fünf Ausgaben fertiggestellt worden: Themistius in Analytica posteriora (V r) ed. M. Waruies, des- selben in Physiea (V 2) ed. H. ScneskL: Olympiodorus in Meteora (XH 2) ed.G.Srüvr; Elias in Porphyrii Isagogen et Aristotelis categorias (XVII r) ed. A. Busse und endlich Philoponus in Meteora (XIV ı) ed. M. Haypuck. Von Themistius de caelo (V 4) ist der hebräische Text bearbeitet von S. LAxpaver ausgedruckt und die lateinische Übersetzung begonnen worden. Prosopographie der römischen Kaiserzeit. Bericht des Hrn. Mouusen. Hr. Kress hat auch in dem vergangenen Jahre den noch aus- stehenden Theil der Prosopographie nur wenig fördern können. Auch Hr. Dessau hat die Drucklegung der Magistratslisten auf dieses Jahr verschieben müssen. Politische Correspondenz Frırprıcn's des Grossen. Bericht der HH. ScumoLter und Koser. Zur Veröffentlichung gelangte der 26. Band in der Bearbeitung des Hrn. Vorz, enthaltend den Schriftwechsel des Jahres 1767 in 540 Nummern. Das Jahr 1767 erhielt seine politische Signatur durch das be- waflinete Eingreifen Russlands in den polnischen Verfassungskampf zu Gunsten der Dissidenten griechisch-katholischen Glaubens. In der 70 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. Annahme, dass diese Politik der Kaiserin Karnarına zu einem Bruche zwischen Russland und Österreich führen werde, und in der Erkennt- niss, dass er als Verbündeter der Zarin in einen solchen Krieg hinein gezogen werden musste, beantragte König Frievrıcn in Petersburg eine Erweiterung des bestehenden Bündnisses und erhielt darauf von russi- scher Seite am 4. Mai 1767 die vertragsmässige Zusage, dass Preussen im Kriegsfalle auf Kosten des Angreifers eine nicht näher bezeichnete territoriale Entschädigung erhalten sollte. Inzwischen hatte er, um die Stimmung des Wiener Hofes und den Zweck gewisser ihn beun- ruhigender militärischer Vorgänge an den österreichischen Grenzen zu ergründen, seinerseits in augenfälliger Art einige Rüstungen angeordnet und dadurch erreicht, dass der Gesandte Marıa Tuerresıa’s in Berlin beschwichtigende Erklärungen über die Friedensliebe seines Hofes ab- gab. Andererseits bestärkte sich der König je länger je mehr in der Auffassung, dass Russland die polnischen Unruhen benutze und schüre, um seine Herrschaft in Polen dauernd zu begründen, und in dieser Befürchtung zog er bereits ein Zusammengehen zwischen Preussen und Österreich in den Bereich der Möglichkeit, indem er von seinem Ge- sandten in Wien Auskunft darüber heischte, ob dort der alte Gegen- satz gegen Preussen oder der neue gegen Russland stärker wirke. Eine wesentliche Bereicherung erhielt unser Material durch die Reisen, welche Hr. Vorz im vergangenen Jahre nach Wien und dem Haag unternahm. Im k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien wurden die Berichte der kaiserlichen Gesandten vom Berliner Hofe durchgesehen, zumal in Bezug auf ihre Unterredungen mit dem Könige von Preussen. Im Königlichen Hausarchiv im Haag wurde des Königs Briefwechsel mit seiner Nichte, der Prinzessin Wilhelmine. und ihrem Gemahl, dem Prinzen -Erbstatthalter Wilhelm V., durehforscht, wobei sich die Briefe an die Prinzessin als überaus werthvolle Zeugnisse für die persönliche Charakteristik herausstellten. Mit dem Drucke des 27. Bandes wird demnächst begonnen werden können. Griechische Münzwerke. Bericht des Hrn. Monnsen. Von der zweiten Abtheilung des ersten Bandes des von Hrn. Innoor geleiteten nordgriechischen Münzwerkes hat Hr. Pıck gegen Ende des Jahres den Satz wieder aufgenommen und verheisst dessen Förderung. An dem dritten die makedonischen Münzen umfassenden Bande hat eine nothwendige Umarbeitung des Manuscripts Hrn. GÄBLER ver- anlasst, den Druck zu sistiren, welcher demnächst wieder aufgenommen werden soll. Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 71 Von der Sammlung der kleinasiatischen Münzen hat Hr. Kusırschek ausser der Fortführung der Litteraturauszüge an den Vorbereitungen für seine numismatische Reise gearbeitet, welche er im Sommer dieses Jahres anzutreten gedenkt. Mit Hrn. Dr. Hrgerpey in Smyrna ist für die Bearbeitung der lykischen Münzen ein Abkommen getroffen worden, demzufolge derselbe diesen Theil der Publication vorbereitet. Hr. vox Frıirze hat die Bearbeitung der Münzen Mysiens, theils nach den Originalen, theils nach den Litteraturscheden fortgesetzt. Vor allen Dingen ist diesen Unternehmungen eine von Hrn. Innoor- Biuner in Winterthur gemachte Stiftung zu Gunsten der numismatischen Arbeiten der Königlichen Akademie zu Gute gekommen, über welche, da die dafür erforderlichen Festsetzungen noch nicht vollständig ab- geschlossen sind, erst im Folgejahr eingehender berichtet werden kann. Acta Borussica. Bericht der HH. ScumoLLer und Koser. Der Briefwechsel zwischen Frıeprıcn Wiırnerm I. und dem Fürsten LeoroLw von Dessau, dessen Herausgabe in den Händen Prof. Dr. Kravske’s in Göttingen liegt, hat, obwohl seit zwei Jahren gedruckt, immer noch nicht dem Publieum übergeben werden können. Die Ver- zögerung wurde durch die Krankheit des Herausgebers verursacht; doch ist er jetzt wieder hergestellt, so dass zu hoffen ist, er werde die noch nicht ganz vollendete, nur von ihm selbst herzustellende Einleitung bald abschliessen können. Der dritte Band der Acten., welche sich auf die Behördenorga- nisation unter Frieprıcn Wirnerm I. beziehen, umfasst die wichtigste Zeit der Regierung dieses Königs, Januar 1718 bis Ende Juni 1723. Er ist von Dr. Löwr fertiggestellt, bis zu Bogen 20 gedruckt, wird bis Mitte des Jahres 1901 vollendet werden. Wie schon im vorigen Jahre berichtet wurde. ist Dr. Löwe in den Archivdienst getreten, besorgt aber die Drucklegung dieses Bandes noch. An seiner Stelle ist für die Fortsetzung von der akademischen Gommission Dr. W. Storze gewonnen worden, der im Januar dieses Jahres eingetreten ist. Der sechste Band der Aeten (VI. 2), welche sich auf die Be- hördenorganisation beziehen, umfasst die ersten fünf Regierungsjahre Frieprıcn’s des Grossen, 1740 bis Ende 1745. Er ist von Prof. Dr. O. Hıyızz fertiggestellt und liegt gedruckt vor. Dr. E. Bracnr hat ihn dabei unterstützt. Die akademische Commission hat den Band bis- her nicht ausgegeben, weil es richtiger schien, ihn gemeinsam mit der Einleitung zu veröffentlichen, welche Dr. Hıyızr im Auftrage der Com- Sitzungsberichte 1901. [ 72 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. mission dazu geschrieben hat. Diese hat einen solehen Umfang erreicht, dass sie besser als besonderer Band (VI. ı) erscheint; sie ist in der Hauptsache fertig und liegt bis Bogen 26 schon gedruckt vor. Sie giebt einen Überbliek über die ganze preussische Staatsverwaltung im Jahre 1740, gleichsam ein Staats- und Verwaltungsrecht und ein Staatshandbuch des preussischen Staates einschliesslich Schlesiens und Ost-Frieslands um diese Zeit. Der allgemeine wissenschaftliche Werth unserer Publication, sowie ihre Benutzbarkeit, wird durch solche zu- sammenfassende Übersichten sehr gesteigert. Der zweite Band der Getreidehandelspolitik von Dr. W. Naupe, dessen baldige Fertigstellung vor einem Jahre berichtet wurde, ist auch nahezu gedruckt. Er enthält für die Zeit bis 1713 eine über- sichtliche Darstellung ohne Acten. Das erste Buch behandelt die städti- sche und territoriale Getreidehandelspolitik im deutschen Nordosten bis 1640, das zweite die brandenburgische unter dem Grossen Kur- fürsten, das dritte die unter Frıeprıcn I. bis 1713. Auch für die Zeit von 1713-1740 ist im vierten Buche (Die Getreidehandelspolitik und Kriegsmagazinverwaltung Frıeprıcn Wıruerm’s 1.) eine übersicht- liche Darstellung der Actenauslese des fünften (Acten und Urkunden zur Geschichte der Getreidehandelspolitik und Kriegsmagazinverwal- tung Frıeprıcn Wırnern’s 1.) vorausgeschickt. Diese Behandlung er- schien nothwendig, um die Urkunden nicht mit dem Abdruck zahl- loser in ähnlicher Weise sich wiederholender Einzelverfügungen zu be- lasten; ihr Inhalt konnte in der Darstellung meist mit wenigen Worten angegeben werden, während ihr Abdruck viele Seiten und Bogen um- fasst hätte. Es fehlt nur noch der Abdruck einer Reihe statistischer Tabellen. Die Ausgabe des Bandes kann in 2-3 Monaten erfolgen. Dr. Freiherr Fr. von Scnrörter, zugleich Hülfsarbeiter beim Münz- cabinet des Königlichen Museums, hat den ersten Band der branden- burgisch-preussischen Münzpolitik in der Hauptsache vollendet und arbeitet jetzt über die Zeit Frıeprıcn’s des Grossen. Wir haben den Druck des ersten Bandes zunächst nur deshalb verschoben, weil wir nicht an mehr als vier Bänden zugleich drucken wollten. Wir bemerken noch, dass die akademische Commission die von Prof. Dr. OÖ. Hıyızr redigirten, vom brandenburgisch -preussischen Ge- schiehtsverein herausgegebenen Forschungen zur brandenburgischen und preussischen Geschichte seit Band XI in derselben Weise, wie es früher vom vorgesetzten Ministerium geschah, unterstützt und dieses Organ benutzt, um darstellende Arbeiten und Acten aus unserem Ge- biete und unserer Epoche, welche die Veröffentlichung verdienen, aber sich in unsere grosse Publication schwer einreihen lassen, weite- ren Kreisen vorzulegen. Sie hat im letzten Jahre auch beschlossen, Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 73 einer ausgezeichneten Untersuchung über «ie ständischen und steuer- lichen Verhältnisse Ostpreussens von 1683-1704 vom Schulinspector Beremann in Potsdam eine kleine Druckunterstützung zu privater Ver- öffentlichung zu gewähren, da die Arbeit materiell ganz wesentlich zur Aufhellung der ostpreussischen Verwaltungspolitik von 1713-1720 beiträgt, formell aber nicht in den Rahmen unserer Publication passt. Historisches Institut in Rom. Bericht der HH. Koser, Lenz und ScuErrEer-Boıcnuorsr. Von den »Nuntiatur-Berichten aus Deutschland« ist der zwölfte Band der ersten Abtheilung erschienen, enthaltend die Berichte aus der ersten Hälfte des Pontificats Julius’ II. bis zur Flucht Kaiser Karl V. aus Innsbruck im Mai 1552. Ausser den Acten des Vatica- nischen Archivs sind die diplomatischen Correspondenzen der Mediei im Staatsarchiv zu Florenz, der Este im Staatsarchiv zu Modena und der Gonzaga im Archivio Gonzaga und im Familienarchiv der Capilupi zu Mantua herangezogen worden. Der dreizehnte Band, für den Hr. Kurke nach Besuchen in Florenz, Siena, Mantua, Modena, Parma, Venedig, Bologna, Rimini und Ascoli das Material bereits beisammen hat, wird die letzten Regierungsjahre Julius’ II. und die Anfänge Paul’s IV. behandeln. Was die noch ausstehenden Bände V-VI (Ende 1539-1544) und X., XI (1547 Mai bis 1549 November) der ersten Abtheilung anbetriftt, so hat Hr. Frıevensgur6 bei Sichtung und eingehender Prüfung des für den ersten dieser Zeitabschnitte gesammelten Stoffes feststellen können, dass neben dem Vielen, was in Sonderheit aus den Jahren der Religionsgespräche (1540-1541) schon gedruckt ist, den neu er- mittelten Zeugnissen ein erheblicher selbständiger Werth für die Kennt- niss des Zusammenhanges der kirchenpolitischen Entwickelung bei- kommt. Eine Enttäuschung brachten indess die archivalischen Nach- forschungen in München, da die noch vor 80-90 Jahren von ANDREAS Ser. Stuner benutzten Acten zur Geschichte der bayerischen Politik um 1540 ihrem Haupttheil nach, wie es scheint, verloren sind. Hr. Scherznuass hat den zweiten, das Jahr vom April 1574 bis April 1575 umfassenden Band seiner Ausgabe der Nuntiatur-Acten Portia’s (Ab- theilung III, Band 4) dem Druck übergeben; die Veröffentlichung wird im Laufe dieses Jahres erfolgen, der Druck des folgenden Bandes sich un- mittelbar anschliessen. Innerhalb der vierten Abtheilung hat Hr. Hrıprx- HAaın in Jena den Abschluss des ersten Bandes (1603-1605) der Prager Nuntiatur für den kommenden Juli in Aussicht gestellt. Hr. KırwsınG I 4‘ 74 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. in Detmold hat den dritten Band der Berichte aus der Zeit des Man- tuanischen Erbfolgekrieges bereits jetzt nahezu vollendet. Von den Mitarbeitern des Repertorium Germanicum sind ausge- schieden Hr. Kaurmann anlässlich seiner Ernennung zum Archivar am König]. Staatsarchiv in Magdeburg, sowie die nur vorübergehend ein- getretenen HH. Rosenrerp und Knerscn. Hr. Kaurmanw wurde als ständiger Mitarbeiter durch Hrn. KıLinkengore ersetzt. Die Bearbeitung der Regesten Eugen’s IV. hat dem Leiter der Abtheilung, Hrn. Arxorp, die Excerpirung der Lateranregister Bonifaz’ IX. und Johann’s XXI. und der Supplikenregister Martin’s V. sowie der älteren Acten der päpstlichen Finanzverwaltung den Mitarbeitern obgelegen. Bis zum 31. März d. J. wird das ganze Arbeitsprogramm voraussichtlich so weit erledigt sein, dass nur noch für das Pontificat Martin’s V. eine allerdings nieht unbeträchtliche archivalische Arbeit zu leisten bleibt. Nähere Mittheilungen darüber, in welcher Weise der Abschluss auch dieses Theiles der grossen Aufgabe zu erzielen und wie der gesammte binnen acht Jahren gehobene Schatz am fruchtbarsten zu verwerthen sein wird, bleiben der nächstjährigen Berichterstattung vorbehalten. Über das besondere Arbeitsgebiet der einzelnen Mitglieder hinaus ist die Leitung des Instituts bestrebt gewesen, eine allgemeine Orienti- rung über den unermesslichen Inhalt der vatieanischen Sammlungen zu gewinnen. Unter diesem Gesichtspunkt ist in den letzten Jahren namentlich Hr. Kurke damit beschäftigt gewesen, erhebliche Theile der Serie »Lettere«, welche neben den Nuntiatur-Berichten die zweite grosse Fundgrube für die neuere Geschichte bildet, durchzunehmen und in kürzester Form diejenigen Stücke festzuhalten, die von deut- scher Seite ausgegangen sind. Gemeinsam haben die HH. Frıiepens- BURG, ScueLruass und Kurke im letzten Jahre für die Regierung Inno- cenz’ X. (1644-55), das gesammte Material an Briefen aus und nach Deutschland in 600 Regesten verzeichnet, die in der Zeitschrift des In- stituts als Speeimen einer in gleicher Weise fortzuführenden Übersicht veröffentlicht werden sollen. Aus einer späteren Periode ist im gegen- wärtigen Augenblicke von besonderem Interesse das durch einen glück- lichen Fund des Hrn. Friepesssure zu Tage geförderte Actenmaterial, welches den Protest Clemens’ XI. gegen die Annahme der Königs- würde durch Brandenburg in einem neuen Licht erscheinen lässt. Eine auf Grund dieses Materials verfasste Abhandlung wird in der »Histori- schen Zeitschrift« erscheinen. Von den »Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken« liegt der dritte Band vor, mit Beiträgen von D£EPRrEZ (Mitglied der Ecole francaise de Rome), Frırpexsgurs, Harıer, Kaur- MANN, Kurke, MEYDENBAUER und Scnerrmass. Die Forschungen deut- Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 75 scher Gelehrter sowie die wissenschaftlichen Aufgaben der Monumenta Germaniae Historica und der historischen Commission bei der Münche- ner Akademie der Wissenschaften sind durch das Historische Institut wie bisher nach Kräften unterstützt worden. Thesaurus linguae latinae. Bericht des Hrn. Diers. Das im vorjährigen Bericht genannte Bureau in München hat nach Aufarbeitung der Reste der Verzettelung und Excerpirung die Redaetion der Lexikonartikel zugleich bei den beiden Bänden A und An begonnen. Von beiden liegen die ersten Lieferungen vor. Das regelmässige Fort- schreiten des Werkes ist, wie die Conferenz der akademischen Com- mission am 12. und 13. October in München festgestellt hat, gesichert. Als Assistenten neu eingetreten sind in das Bureau im abgelaufenen Jahre die HH. Dr. Prısz (Stipendiat der österreichischen Regierung), Dr. Dıens und Dr. Bıcker (Stipendiaten der preussischen Regierung), ferner Dr. Keupr. Ausgetreten sind die Assistenten HH. Doctoren Ras- BOW, LoMMATzsch und LEHNERT. Die Sächsische Gesellschaft der Wissenschaften hat Hrn. Prof. Marx zum ständigen Stellvertreter in der Commission ernannt. Hr. von Wörrruıs, dessen Stiftung auf 15000 Mark angewachsen ist, hat der Thesaurus-Casse für das nächste Jahr 1200 Mark ge- schenkt, um die Stiftung einer neuen Assistentenstelle zu ermöglichen. Ausgabe der Werke von WEIERSTRASss. Die im letzten Bericht ausgesprochene Erwartung des baldigen Erscheinens von Band IV (Ager’sche Functionen) hat sich nicht erfüllt. Der Druck ist in Folge wiederholter unvorhergesehener Stockungen im abgelaufenen Jahre nur bis zum 58. Bogen vorgeschritten und es bleiben gegenwärtig noch etwa zwanzig Bogen des Bandes zu drucken. Kant- Ausgabe. Bericht des Hrn. Dırraey. Die beiden ersten Bände des Briefwechsels Kaxr’s, welchen Hr. Oberbibliothekar Dr. Reıcke in Königsberg herausgiebt, sind erschienen, mit dem dritten Bande, welcher im Druck ist, wird die Correspon- denz Kanr’s abgeschlossen sein: für den Apparat und die biographisch- litterarischen Erläuterungen ist ein vierter Band vorgesehen. Nach Er- 76 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. ledigung der Vorbereitungen, welche sich insbesondere auf die sprach- liche Behandlung der Originaldrucke bezogen, und nachdem die Edition der Briefe weit genug gediehen war, hat der Druck des ersten Bandes der Werke begonnen. Das Material wurde dankenswerth bereichert durch einen Brief Kanr’s an SEıterR, welchen Hr. Verlagsbuchhändler H. Minden (Dresden) freundlichst überliess, und einen, Briefentwürfe und Concepte Kanr's sowie Briefe an ihn enthaltenden Manuscriptband der Dorpater Univer- sitätsbibliothek. Dieser ist von Hrn. Bibliothekar ScnhLüter, welcher wiederholt der Kanrt- Ausgabe sein Interesse thätig bewiesen hat, auf- gefunden und von der Kaiserlich Russischen Regierung mit gewohnter Liberalität der Ausgabe zur Benutzung überlassen worden. Der Brief- wechsel erfährt auf diese Weise eine nicht unwesentliche Bereicherung. Ferner übersandte Hr. Pfarrer Hass, dessen gütiger Vermittelung die Ausgabe bereits zwei Colleghefte nach Kanr’schen Vorlesungen ver- dankt, eine Nachschrift von Kanr's »Praktischer Philosophie« aus der Pfarrbibliothek zu Strasburg (Westpr.). Ausgabe des Ibn Saad. Bericht des Hrn. Sıacnav. Wir haben in erster Linie zu berichten, dass Seine Majestät der Sultan uns zwei kostbare Codices aus der Bibliothek des Weli-eddin Effendi in Stambul — Nr. 1613 und 1614 — durch gütige Vermitte- lung des hohen Auswärtigen Amtes zur Benutzung in Berlin zur Ver- fügung gestellt hat. Wir unterlassen nicht, für diese Förderung unseres Unternehmens Seiner Majestät unseren ehrerbietigsten Dank auszu- sprechen. Die Verhandlungen mit einzelnen Gelehrten des In- und Aus- landes wegen Übernahme einzelner Theile des Werkes haben zu folgen- dem Ergebniss geführt: Hr. Prof. Dr. C. BrockeLmann, Professor an der Universität in Breslau, wird die Biographien der hervorragenden Frauen in der ältesten Geschichte des Islams bearbeiten; Hr. Dr. J. Horovırz, Hülfsarbeiter an der Königlichen Bibliothek zu Berlin, die Biographien derjenigen Bedr-Kämpfer, welche aus Me- dina stammten; Hr. Dr. J. Lirpert, Bibliothekar und Direetorialseeretär am Seminar für Orientalische Sprachen zu Berlin, die Biographien derjenigen Mus- lims, welehe vor Muhammed's Tod den Islam angenommen, aber bei Bedr nicht mitgefochten hatten: Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. Ir: Hr. Dr. @. van VroreEn, adjutor interpretis Warneriani in Leiden, (die Biographien der ersten und zweiten Generation von Muslims in Kufa, Basra und anderen Orten ausserhalb des eigentlichen Arabiens; Hr. Dr. K. Zertersteen, Privatdocent an der Königlichen Univer- sität zu Lund, die Biographien der zweiten Generation von Muslims in Medina sowie der ersten und zweiten Generation im übrigen Arabien. Zum Schluss ist zu erwähnen, dass zwischen der Königlichen Akademie und der rühmliehst bekannten Firma E. J. Brill in Leiden, vertreten durch Hrn. F. de Stoppelaar, unter dem 8. December 1900 ein Verlagsvertrag für die Herausgabe des Ihn Saad abgeschlossen worden ist. Wörterbuch der aegypüischen Sprache. Bericht des Hrn. Ernman. Unser Unternehmen hat im Jahre 1900 wesentliche Fortschritte gemacht, sowohl in den Vorarbeiten als in der Verzettelung. Mit besonderem Danke haben wir zunächst des Entgegenkommens der Verwaltung der Universität Chicago zu gedenken, die es uns er- möglichte, den dortigen Aegyptologen Hrn. Prof. J. H. BreAsten für die Bereisung der europäischen Museen zu gewinnen. Hr. BrEASTED hat seine Reise am 1. October angetreten und bisher die Sammlungen zu Bologna, Florenz, Rom, Pisa, Livorno, Turin, Marseille, Lyon und Genf besucht; überall hat er bei den Sammlungsvorständen ein freund- liches Entgegenkommen gefunden. Für das Museum zu Budapest erfreuten wir uns einer Mittheilung des Hrn. Dr. Ev. Maurer, der uns Abklatsche der von ihm im dortigen Nationalmuseum aufgefundenen Denkmäler zusandte. In London unter- stützte uns Miss Berrma Porter durch Nachzeiehnungen dortiger In- schriften. Auch die Vorarbeiten in Aegypten konnten wieder gefördert werden. Der wissenschaftliche Attach@ bei dem Kaiserlichen Generaleonsulat in Kairo Hr. Dr. Borenarpr hat mit Erlaubniss des Auswärtigen Amtes in den Monaten Juni und Juli die sämmtlichen Inschriften der Tempel von Abydos eollationirt und diese grosse Arbeit trotz der ungünstigen Jahreszeit glücklich durchgeführt. Hr. Prof. Stemporrr stellte dem Unternehmen das auf seiner Reise in den Oasen Siwa und Bahrije, sowie in Nubien gesammelte inschrift- liche Material zur Verfügung und collationirte ferner die Inschriften im Grabe des Ramose zu Theben für das Wörterbuch. Endlich wurde die Arbeit im Museum von Kairo seitens des Hın. Dr. Scnärer fortgeführt. 78 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. Der Verzettelung kam es zu Gute, dass mehrere Mitarbeiter nach Erledigung anderweitiger Verpflichtungen dem Wörterbuch mehr Zeit widmen konnten. Besonders erfreulich ist, dass dadureh endlich ein beträchtlicher Theil der alten religiösen Litteratur verzettelt werden konnte. Im Ganzen sind bisher verzettelt 8961 Stellen, davon 4027 im Berichtsjahre, alphabetisirt 147388 Zettel, davon 50916 im Be- richtsjahre, eingelegt etwa 75000 Zettel, davon 22000 im Berichts- jahre. Als eine Schwierigkeit des Unternehmens stellen sich immer- mehr die sogenannten Nebenarbeiten (Anstreichen, Beschreiben, Ein- legen u.s. w.) heraus, die sehr vorsichtig erledigt werden müssen und die daher mehr Zeit und Kosten verursachen, als vorauszusehen war. Sie werden derzeit von den HH. Borzacuer, Erman und SETHE und Frl. En. MoRGENSTERN besorgt. Im Einzelnen wurden im Berichtsjahre 1900 verzettelt: An reli- giösen Texten: die Pyramidentexte bis Cap. 158 (etwa ein Drittel des Ganzen) durch Hrn. Serur; das Todtenbuch des neuen Reiches nach Navırıe’s Ausgabe bis Cap. 4I (etwa ein Viertel des Ganzen) dureh Hrn. Mörrer; die Sonnenlitanei der Königsgräber des neuen Reiches durch Hrn. Grafen Scnack. An Zaubertexten: die sogenannte METTER- nıcu-Stele und der magische Papyrus Harrıs durch Hrn. Mörrer. An litterarischen Texten: die Geschichte des Sinuhe und der Papyrus n’Orgıney (beendet) durch Hrn. Erman; das Märchen vom verwunschenen Prinzen (Papyrus HaArrıs 500) durch Hrn. Lanee. An medieinischen Texten: der Berliner medieinische Papyrus (P. 3038) durch Hrn. Laxer. An mathematischen Texten: das Berliner Bruchstück P.6619 (mitt- leres Reich) durch Hrn. Grafen Scnack. An juristischen Texten: der »Papyrus judieiaire de Turin« und die dazu gehörigen Papyrus Lee und Roruıs durch Hrn. Erman. An geschäftlichen Texten: die Rechnungen aus der Zeit Sethos’ I. in Paris durch Hrn. Möurrr: die geschäftlichen Papyrus des Museums von Kairo durch Hrn. Erman. An grösseren historischen Inschriften: die Inschriften der Fürsten von Elephantine aus dem alten Reich, die Stele Thutmosis’ IV. vor der grossen Sphinx, die Inschrift des Pianchi und die Nektanebosstele von Naukratis durch Hrn. Ermax: ein Theil der Annalen 'Thutmosis’ IH. durch Hrn. Mörter auf Grund von Vorarbeiten des Hrn. vox Bıssıne: die Inschrift des Haremheb zu Turin durch Hrn. Sreısporrr; die »Israel- stele« des Menephtha und die Inschrift Amenophis’ II. auf ihrer Vor- derseite durch Hrn. Warxer. An Tempelinschriften: Prrrmw’s Six temples durch Hrn. Warker, Brussen’s Grosse Oase und Prreıe's Koptos durch Hrn. Erna. An Gräberinschriften: die Gräber von Siut durch Hrn. Breasten: die Gräber von Bersche durch Hrn. WArLker; MARIETTE'S Mastaba durch Hrn. Erman. An kleineren Inschriften: die In- Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 79 schriften der Museen von Braunschweig, Budapest, Hannover, Hildes- heim, Oldenburg durch Hrn. Ermax; die Berliner Mentuhotepsärge durch Hrn. Steinporrr: Einiges aus dem British Museum durch Hrn. GAr- DINER, aus Florenz durch Hrn. Mörrer, aus dem Vatican durch Hrn. ERrMmAR. Index rei militaris imperü Romani. Bericht des Hrn. Monunsen. Hr. Rırrerumse hat die Ausnutzung der Papyrussammlungen und der litterarischen Quellen für das römische Heerwesen der Kaiserzeit nahezu vollendet, ist aber durch Amtsgeschäfte, insbesondere die Lei- tung von Ausgrabungen im Auftrag der Reichslimeseommission, an der druckfertigen Ausarbeitung der Materialsammlung bisher verhin- dert gewesen. Codex Theodosianus. Bericht des Hrn. Moumsen. Von der dem Akademiker Hrn. Mounsex übertragenen kritischen Bearbeitung des Codex Theodosianus und seiner Novellen ist das Druck- manuscript für den Text des Theodosianus ganz, für die Prolegomena grösstentheils druckfertig hergestellt. und ist die Drucklegung bis zum 2. Buch vorgeschritten. Von den Novellen, deren Bearbeitung Hr. Dr. Pavr Meyer, Docent an unserer Universität, übernommen hat, sind die auf das Breviarium Alariei sich beschränkenden Handschriften zum grössten Theil verglichen worden. Die Vergleichung der wichtigsten und relativ vollständigsten vaticanischen soll in nächster Zeit in An- griff genommen werden. Geschichte des Fixsternhimmels. Bericht von A. AUwERS. Der Plan des neuen akademischen Unternehmens einer »Ge- schichte des Fixsternhimmels« umfasst: ı. die Sammlung und Ordnung aller in dem Zeitraum von 1750 bis 1900 durch Meridianbeobachtungen (oder aequivalente Methoden) erlangten und in reduecirter Gestalt vorliegenden Bestimmungen von Fixsternörtern:: 2. die Reduetion der vorbezeichneten Bestimmungen auf das Aequi- noctium 1875 und auf ein einheitliches System; 3. die Herstellung eines auf dieses gesammte Material gegründe- ten Generalcatalogs der 1750— 1900 beobachteten Fixsterne für 1875 80 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. mit den zur Übertragung auf andere Aequinoctien erforderlichen An- gaben und mit den Eigenbewegungen derjenigen Sterne, für welche sie sich als aus dem vorhandenen Material bestimmbar ergeben: 4. die Herausgabe der für jeden einzelnen Stern gesammelten, auf 1875 reducirten und chronologisch geordneten Bestimmungen und des Generalcatalogs. Die dringende Nothwendigkeit und die hervorragende Nützlich- keit eines solehen Unternehmens braucht den Astronomen nicht noch nachgewiesen zu werden. Sie haben dieselbe seit langer Zeit empfun- den und des öftern die Ausführbarkeit der Arbeit erwogen, in Beschrän- kung auf ausgewählte Olassen von Sternen auch mehrfach Versuche zur Ausführung gemacht, die trotz aller gerade den in ausgedehnterm Maassstabe vorgenommenen anhaftenden Unvollkommenheiten reichen Dank der Beobachter und der Rechner eingeerntet haben. Indess ist die Herstellung einer vervollkommneten Ausgabe des British Association Catalogue, eine wenigstens alle wiehtigeren Quellen erschöpfende Samm- lung und Verarbeitung etwa der Bestimmungen für die rund zehntau- send hellsten der an der ganzen Himmelsfläche vorhandenen Sterne, ist las höchste Ziel gewesen, welches auch bis gegen das Ende des abge- laufenen Jahrhunderts irgend als erreichbar bezeichnet worden ist — weitergehende Wünsche erschienen schon um die Mitte des Jahrhun- derts der Fülle des in einer Viertelmillion auf nahezu hundert Fund- orte vertheilter Einzelbestimmungen bestehenden Materials gegenüber hoffnungslos, und um so aussichtsloser könnte’ der Versuch erscheinen, dasselbe jetzt noch meistern zu wollen, nachdem inzwischen die Zahl der in Betracht kommenden Bestimmungen auf rund eine Million an- gewachsen ist, die aus nunmehr reichlich dreihundert verschiedenen Quellen zusammenfliesst, und sich auf reichlich eine Viertelmillion ein- zelner Objecte vertheilt. Aber dieses ungeheuere Anschwellen des Materials und seine zuneh- mende Verstreuung macht gerade ein ordnendes Eingreifen zu einer ge- bieterischen Pflicht: einmal um der andernfalls ins unermessliche wach- senden Arbeitsverschwendung Einhalt zu thun, zu welcher die täglich an die Astronomen herantretende Nothwendigkeit, für einzelne Sterne das Beobachtungsmaterial zu sammeln und zu verarbeiten, in unnütz multiplieirt identischer, in ihrer Zusammenhangslosigkeit über den Augenblieksbedarf hinaus gänzlich unfruchtbarer, bei jedem neuen Anlass unter den bis jetzt bestehenden Verhältnissen auch für alle Zukunft immer wieder ebenso selbständig und zusammenhangslos zu wiederholender Arbeit Anlass gibt: sodann aber um dem in bereits'ge- füährlicher Nähe drohenden endgültigen Verlust eines guten Theils der Früchte, welche eine anderthalbhundertjährige Arbeit gesammelt hat, Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. s1 vorzubeugen, um die von derselben gewonnenen Beiträge zur Fixstern- kunde ihrer eigentlichen Zweckbestimmung erst wirklich zuzuführen und für dieselbe in aller Vollständigkeit und für alle Dauer zu sichern, aus den fast schon als unübersehbares Chaos umherliegenden Bausteinen ein ausgedehntes und tragfähiges Fundament für den Ausbau der Mecha- nik des Sternensystems herzustellen und für ein jedes bekannte seiner Individuen dessen eigene Geschichte so vollständig als Daten für die- selbe gesammelt sind in übersichtlicher Darstellung den kommenden Ge- schlechtern zu weiterm Studium und zur Fortsetzung zu überliefern. Die ausserordentliche Erweiterung der Erforschung des Fixstern- himmels, welche in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts durch die grosse von ARGELANDER, SCHÖNFELD und KruEGEr ausgeführte Bonner Durchmusterungsarbeit und die weiterhin auf dieselbe gegrün- deten Unternehmungen sowie die gleichzeitigen Arbeiten GouLp’s auf der Südhalbkugel erlangt worden ist, hat aber nicht bloss das nun- mehr zu bewältigende Material vervielfacht und damit die Schwierig- keit seiner Bewältigung vergrössert, sondern die bezeichneten Arbeiten haben in mancher Hinsicht auch wiederum die der Aufgabe anhaften- den Schwierigkeiten vermindert, und zugleich haben sie einen gewissen zeitweiligen Abschluss, zu einem Theil nunmehr herbeigeführt, zum andern ganz in die Nähe gerückt, so dass es gerade gegenwärtig sich zweckmässig zeigt, eine erste, mit dem Anfang der Präcisionsbestim- mungen anhebende, Periode abzugrenzen und das innerhalb derselben gewonnene Material zur Grundlage und zum Werkzeug weiterer For- schung auszugestalten. Bei solcher Sachlage hat den ersten Anstoss, welcher schliesslich zu dem Ergebniss der Aufnahme dieses Unternehmens in den Arbeitsplan der Akademie geführt hat, ein Schreiben des Dr. Frıeprıcn RısTENPART vom 7. Mai 1897 an den hier berichterstattenden Astronomen der Akade- mie gegeben. Hr. Rısrexparrt erörterte in diesem Schreiben die Übel- stände der maasslosen Zeit- und Kraftvergeudung, welche daraus ent- springt, dass jeder Beobachter, der das Ergebniss einer Anschlussbeob- achtung festzustellen hat, und vielfach weiter nochmals der Rechner, welcher die Beobachtung benutzen will, das Material für die Feststellung des Orts des Anhaltsterns erst aus den Originalquellen zusammensuchen und die Einzelbestimmungen auf eine und dieselbe Epoche überführen muss. Um wenigstens den ersten — thatsächlich beschwerliehern und grossentheils ganz unfruchtbaren — Theil dieser immer wiederkehren- den Arbeit so weit den Astronomen abzunehmen, dass fruchtloses Suchen ihnen für alle Folge erspart werden sollte, nahm Hr. Rıstex- PART in Erwägung, auf Grund der Bonner Durchmusterung und der 82 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. Gourp’schen Cataloge einen allgemeinen Zetteleatalog mit dem vollstän- digen Nachweis des Vorkommens in anderen Quellen für jeden Stern anzulegen. Nach diesem Zetteleatalog könnte man dann einen »General- index« in passlicher Zusammenstellung in Druck legen, würde dabei aber auf einige ernstliche Schwierigkeiten stossen, insbesondere die, dass der unvermeidlich grosse Umfang eines solchen seine Verbreitung sehr beschränken würde, und dass weiter ein gedruckter Generalindex sehr bald nach Ausgabe wieder unvollständig sein würde; deshalb sollte der Zetteleatalog selbst nach seiner Fertigstellung einem eigenen, etwa an eine grössere Sternwarte anzuschliessenden Bureau in Ver- waltung gegeben werden, welches verpflichtet werden sollte, denselben durch Nachtrag der Verweise auf weiter zur Veröffentlichung ge- langende Bestimmungen auf dem Laufenden zu erhalten und alle An- fragen wegen bestimmter einzelner Objeete oder Kategorien von Ob- jeeten durch sofortige briefliche Mittheilung aller bezüglichen Quellen- nachweise zu beantworten. Hr. Rısrexrarr wollte in Erwägung ziehen, ob es ihm selbst möglich sein würde, neben den Verpflichtungen seiner damaligen Stelle als der eines Gehülfen der Grossherzoglichen Stern- warte in Heidelberg die Herstellung dieses allgemeinen Quellennach- weises zu bewirken, wenn ihm Aussicht auf Beistellung der jedenfalls benöthigten Hülfskräfte gemacht werden könnte, vor allem weitern hatte sein Schreiben aber den Zweck eine Beurtheilung seines Planes und der Opportunität und der Ausführbarkeit desselben einzuholen. Die nach eingehender Prüfung der ganzen Frage Hrn. RısresrArr unter dem 23. Mai 1897 ertheilte Anwort erkannte die Nützlichkeit der von ihm geplanten Arbeit an und sagte derselben alle dem Antwor- tenden mögliche Förderung zu, unter der Bedingung jedoch, dass ihr Ergebniss publiei iuris gemacht werde, da die Errichtung eines Aus- kunftsbureaus durchaus nicht den Bedürfnissen entsprechen würde. Aber mit einer verhältnissmässig geringen Steigerung des aufzuwenden- den Betrages an Zeit und Arbeit, welchen die Herstellung eines voll- ständigen Quellennachweises erfordern würde, könnte sich der Nutzen dieser Arbeit noch sehr erheblich steigern lassen, wenn man zugleich die in den verschiedenen Quellen vorkommenden Bestimmungen selbst für jeden Stern sammelte: und wenn man einmal so weit gekommen sein werde. müsse man fragen, ob es nicht geboten sei, sogleich durch das zweite Stadium einer Übertragung der gesammelten Bestimmungen auf ein ausgewähltes mittleres Aequinoetium hindurch bis zur Her- stellung eines Generaleatalogs von Normalörtern vorzugehen, da für die allerdings sehr bedeutende Steigerung des Aufwandes an Arbeit, Zeit und Mitteln durch diese Ausdehnung des Planes die durch diese in noch ungleich stärkerm Maasse zu erzielende Steigerung des Nutzens Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 83 der Arbeit ein reichliches Aequivalent in Aussicht stelle. Übrigens erscheine es möglich, die Schwierigkeiten, die eine so weite Aus- dehnung des Arbeitsplanes mit sich bringen würde, zu grossem Theile durch eine weitreichende Einschränkung hinsichtlich des einzubeziehen- den Materials zu compensiren: die wirklich schwer zu empfindenden Übelstände. welchen abgeholfen werden solle, würden sich für jetzt und für eine längere Zukunft noch beseitigen lassen, wenn man die grossen Zonencataloge aus dem Arbeitsplan ausschliessen wollte. Eine systematische und erschöpfende Bearbeitung alles übrigen aus der Periode von 1750 bis zur Gegenwart vorliegenden Materials aber er- scheine als bis zu vollständigem Abschluss in absehbarer Zeit wohl durehführbar. Hr. Rısrexrart stellte sich sogleich auf den Boden dieses Gegen- vorschlags und erklärte sich bereit, die Ausführung desselben zu seiner Lebensaufgabe zu machen. Damit war die erste und hauptsächliche der drei Schwierigkeiten beseitigt, welche bis da von jedem ernst- lichen Angriff des grossen Projeets abgeschreckt hatten: es war der Astronom gefunden, welcher für den Einsatz seiner ganzen Kraft, und für die Monotonie der Ausführung oder Speeialleitung einer zur grösseren Hälfte mechanischen Arbeit von ungeheuerm Umfange in dem uner- messlichen den kommenden Geschlechtern zufallenden Nutzen der aus- geführten Arbeit eine ausreichende Belohnung und Entschädigung er- blickt. Die beiden anderen Schwierigkeiten: der alsbaldigen Beschaffung von Mitteln zur Ausführung, und einer Sicherstellung der Durchführung bis zu dem Ziele, welches weit jenseits wenigstens der dem Bericht- erstatter in Aussicht stehenden Wirkungsgrenze liegt, glaubte derselbe im Vertrauen auf die Königlich Preussische Akademie der Wissen- schaften und das ihr vorgeordnete Königliche Ministerium weit leichter nehmen zu dürfen. und hat sich in diesem Vertrauen nicht getäuscht. Bevor jedoch der Plan des Unternehmens der Akademie unter- breitet wurde, haben noch mehrere Monate hindurch eingehende all- gemeine und speeielle Erörterungen stattgefunden, die hinsichtlich des Gesammtplanes schliesslich zu dem Ergebniss führten, von der ein- schränkenden Fassung des zweiten Vorschlags wieder abzusehen und ohne weiteres die vollständige Aufarbeitung des in der Periode 1750 bis 1900 durch Meridianbeobachtungen gesammelten und in Gestalt mittlerer Örter veröffentlichten Materials an Ortsbestimmungen für Fix- sterne als Programm hinzustellen. Es ergab sich als zu schwierig, mit Sicherheit eine Grenzlinie zwischen aufzunehmenden und bei Seite zu lassenden Einzelreihen zu ziehen — für den Entschluss von jedem solchen Versuch Abstand zu nehmen ist insbesondere die in dem grossen Catalog der Pariser Sternwarte niedergelegte Neubestimmung der Sterne 84 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. der Laraspe’schen Histoire Celeste ausschlaggebend gewesen — und es war nicht zu verkennen, dass der Nutzen des Generalcataloes, in dessen Darbietung die Arbeit schliesslich gipfeln soll, mit jeder Ein- schränkung seiner Vollständigkeit sich noch mehr als entsprechend ver- mindern würde. Jedes Stückwerk würde für allen künftigen Gebrauch doch eine so grosse Summe von Schwierigkeiten übrig lassen, und, für alle Theile des Werks, so viel Nacharbeit alsbald erforderlich machen, dass es schliesslich auch nur als ökonomisch richtig erkannt werden konnte, die Arbeit von vorn herein in umfassendster Weise anzulegen und sogleich erschöpfend durchzuführen. Es war vorauszuselien, dass, bei günstiger Aufnahme des Projects in der Akademie, doch dessen Proclamirung zum akademischen Unter- nehmen, die allein seine Ausführung sichern konnte, frühestens bei dem herannahenden Jubiläum würde erfolgen können, wenn die Zwei- hundertjahrfeier den Anlass geben sollte, die der Akademie für wissen- schaftliche Unternehmungen zur Verfügung stehenden Mittel derart zu verstärken, dass eine vieljährige Festlegung eines erheblichen Betrages zu Gunsten der Astronomie unbeschadet gleichberecehtigter Ansprüche anderer Fächer zulässig werden würde. Es war aber vollkommen un- bedenklich die Arbeit vor aller weiteren Fundirung in planmässigen Angriff zu nehmen, indem gerade die umfassende Plangestaltung den grossen Vorzug ergibt. dass bei genauer Innehaltung des Planes vom ersten Schritt zur Ausführung ab nichts vergeblich gearbeitet wird und alles Geleistete auch dann seinen vollen Leistungswerth behält, wenn es doch einmal unmöglich werden sollte die Arbeit fortzuführen, und man dieselbe für längere Zeit zu unterbrechen, oder etwa auf einer früheren als der letzten Stufe ganz abzuschliessen genöthigt würde. Um das Werk nun ohne Verzug beginnen zu können, indem dasselbe von der physikalisch-mathematischen Classe der Akademie in der ge- wöhnlichen Form der Subventionirung von Einzelarbeiten unterstützt würde, wurde Hr. Rıstenrarr veranlasst, sogleich nach endgültiger Feststellung des Arbeitsplanes — unter dem 29. November 1897 — eine Denkschrift über die Herstellung eines »Thesaurus positionum stellarum affixarum« bei der Classe einzureichen und im Anschluss an dieselbe um die Bewilligung von Mitteln zu Vorarbeiten für ein solehes Unternehmen nachzusuchen, ausreichend ein Jahr lang einige Gehülfen zu besolden und die ersten, gerade am Anfang nicht un- erheblichen, sächlichen Kosten zu bestreiten. Wie s. Zt. in den Sitzungsberichten angezeigt ist, hat die Classe Hrn. Rısrexrart für das Reehnungsjahr 1898-99 seinem Antrage ge- mäss 5000 M., und alsdann weiter für 1899 in gleicher Form 4700 M. bewilligt. wodurch derselbe in den Stand gesetzt worden ist, 1898 die Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 85 Arbeit zu beginnen und seitdem gleichmässig und ununterbrochen unter seiner Speeialaufsicht, in laufendem Einvernehmen mit dem Berichter- statter, fortführen zu lassen. Die Zweihundertjahrfeier der Akademie hat alsdann den erhofften Anlass gegeben, das Unternehmen als ein solches der Akademie zu fun- diren. Durch den Etat für 1900 wurde ein Posten von 7200M. als stän- dige jährliche Dotation einer »Geschichte des Fixsternhimmels« — welcher Titel für das Unternehmen schliesslich dem zuerst angemeldeten vorgezogen worden ist — bis zu deren Vollendung für die Periode 1750 bis 1900 dem bisherigen Etat der Akademie zugesetzt. Durch denselben Etat wurde eine Anzahl von Stellen »für wissenschaftliche Beamte der Akademie« errichtet, welche für deren grössere Unternehmungen ange- stellt werden sollen, und von diesen Stellen gleichfalls bis zur Vollen- dung der »Geschichte des Fixsternhimmels« dieser eine zugewiesen. Für diese Stelle wurde Dr. Rıstenpart von der physikalisch- mathematischen Olasse gewählt und hat sein Amt mit dem 1.October 1900 angetreten. Zur Leitung des Unternehmens war eine akademische Commission zu be- stellen, welche durch Beschluss der Classe vom 5. Juli 1900 aus den HH. von BezoLn, VosrL und dem Berichterstatter zusammengesetzt worden ist und Letzterm ihre allgemeine Geschäftsführung übertra- gen hat. Aufgabe der Commission und an erster Stelle des geschäftsführen- den Mitgliedes ist die Vertretung der »Geschichte des Fixsternhimmels« als einer akademischen Angelegenheit, die Überwachung der Innehaltung des allgemeinen Planes des Unternehmens und die Feststellung der spe- ciellen Arbeitspläne für die einzelnen Abschnitte desselben — von wel- chen nur derjenige für den oben unter 1. bezeichneten Abschnitt in den Verhandlungen von 1897 bereits in seinen Einzelheiten festgestellt ist; die Entscheidung aller im Verlauf der Ausführung noch sich ergebenden Fragen von grundsätzlicher Bedeutung oder erheblicher praktischer Wich- tigkeit: die Aufstellung der speciellen Jahresetats und der jährlichen Ab- rechnungen: die Entscheidung über alle Veröffentlichungen des Unter- nehmens. Dem für dasselbe angestellten Beamten fällt die Verantwortung für gehörige Ausführung des festgestellten Arbeitsplanes zu. Seine beson- dere Aufgabe ist die Anordnung, Beaufsichtigung und Prüfung der Ar- beiten der Gehülfen, die eigene Ausführung der genauere Sachkennt- niss erfordernden oder sonst verantwortlicheren Theile der Arbeit, die Redaction der Veröffentlichungen und die Beaufsichtigung ihres Drucks, die laufende äussere Geschäftsführung und Correspondenz, und innerhalb der durch Aufstellung der Jahres-Speeialetats oder besondere Beschlüsse der Commission festgestellten Normen die Verfügung über die überwie- 86 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. senen Mittel zur Bestreitung der sächlichen Unkosten und zum Engage- ment von Hülfsarbeitern. Die Arbeit, welche in den drei Jahren 1898 bis 1900 ausgeführt worden ist und noch durch mehrere Jahre fortgehen wird, besteht in der Ausziehung der Sterncataloge in der Folge ihrer Epochen oder Aequi- noetien und ist gegenwärtig für den Zeitraum bis 1842 so weit ausge- führt, als die Bestimmungen in Gestalt von Catalogen — oder sonstigen Zusammenstellungen vollständig redueirter Örter — vorliegen. Die Ge- sammtzahl der für die Periode 1750— 1842 auf den Zetteln eingetrage- nen Örter beläuft sieh auf etwa 240000, (dürfte sich aber durch Nach- träge, für welche durch vorläufige Identifieirung der betreffenden Sterne in den noch der Bearbeitung harrenden Beobachtungsreihen auf den Zetteln gehörigen Orts Raum offen gehalten wurde, späterhin noch um etwa 10 Procent steigern. Jeder Catalog wurde vor Ausziehung nach allen zugänglichen Quellen für Beriehtigungen durcheorrigirt: es konnte aber nicht fehlen. dass die allmähliche Auffüllung der Zettel noch ein grosses Material an weiteren Berichtigungen zusammenbringt, und Dr. Rıstespart beabsichtigt. die Gesammtheit derselben zu einem General- Fehlerverzeichniss zu verarbeiten. welches den Astronomen relativ früh- zeitig wird mitgetheilt werden und in der Zwischenzeit bis zur Fertig- stellung weiterer Veröffentlichungen mancher Arbeit bereits sehr er- wünschte Erleichterung wird gewähren können. Hr. Rıstexrart hat die Arbeit bis jetzt in Kiel ausgeführt, wo- selbst auch alle Hülfsarbeiter unter seiner unmittelbaren Leitung be- schäftigt gewesen sind, und hat bis zum 30. September 1900 als Ge- hülfe der Kieler Sternwarte nur die nach Erfüllung der Aufgaben dieser Stellung ihm übrig bleibende Arbeitszeit auf das bereits seit dem ı. April 1900 auch formell akademische Unternehmen verwenden können. Dass diese für dasselbe frei bleibende Arbeitszeit nicht zu knapp bemessen worden ist, dafür und für ausgiebige Unterstützung mit den litterarischen Hülfsmitteln der Kieler Sternwarte schuldet die Akademie deren Director Hrn. Professor Harzer Dank und unter- lässt nicht. solchen bei gegenwärtigem Anlass durch ihre Commission auszusprechen. Zum 1. April d. J. wird das Arbeitsbureau nach Berlin verlegt werden. — Wenn auch nach dem nunmehr erfoleten Eintritt der vollen Ar- beitskraft des Hrn. Rıstexrart in das Unternehmen noch mehrere Jahre erforderlich sein werden. den ersten Arbeitsabsehnitt der Sammlung und Ordnung des Materials zu erledigen, mögen gleichwohl bereits dem gegenwärtigen Bericht noch einige die späteren Arbeitsabschnitte be- treffende Bemerkungen zugefügt werden. Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. S7 Erstens möchte es nützlich sein bereits jetzt anzugeben, weshalb als das Aequinoctium, auf welches in dem zweiten Arbeitsabschnitt alle Örter der Cataloge überzuführen sind, 1875 zu wählen ist. Es ist hier- für maassgebend, dass 1875 unter allen etwa in Frage kommenden Aequinoctien dasjenige ist, auf welches die weitaus grösste Menge von Catalogörtern bereits gestellt ist, und dass die Hülfsmittel zur Über- tragung für das Aequinoetium 1875 schon in anderweit nicht entfernt vergleichbarer Vollständigkeit bereitgestellt vorliegen. Zugleich liegt 1875 der mittleren Epoche der Gesammtheit der zu bearbeitenden Beob- achtungen zunächst. Zweitens möchte der heutige Berichterstatter, gerade weil die Bear- beitung des zweiten Abschnitts noch nicht in nächster Nähe steht, so- gleich bei gegenwärtigem Anlass als seine eigene sichere und feste Über- zeugung erklären, dass der Schwerpunct des Unternehmens und seiner Bedeutung in diesem zweiten Abschnitt belegen ist. Er ist weit entfernt, den Anderen vielleicht wichtiger erscheinenden Generalcatalog seiner- seits als eine mehr ornamentale Krönung des Gebäudes anzusehen, er- wartet von demselben vielmehr eine unermessliche Erleichterung und Sicherung der täglichen astronomischen Arbeit des zwanzigsten Jahr- hunderts und eine weitreichende Förderung allgemeiner Untersuchungen auf dem Gebiete der Fixsternkunde. Aber ein wie wirksames und un- entbehrliches Hülfsmittel des Fortschritts der Generaleatalog auch dar- stellen wird, seine Herausgabe kann nicht der Nothwendigkeit über- heben, die Grundlagen, auf denen er beruht, vollständig und über- sichtlich klarzulegen und jeder künftig weiter darauf zu gründenden Arbeit unmittelbar zugänglich zu lassen, für jede Zahl, die er enthält, jederzeitige Prüfung ihrer Ableitung ausführbar, und für spätere Be- richtigungen, zu denen es niemals, auch wenn von vorn herein noch so viel Umsicht bewiesen und Sorgfalt angewandt worden ist, an immer- fort wiederkehrendem Anlass fehlen wird, volle Freiheit und leichteste Möglichkeit zu erhalten. Die übersichtliche und gebrauchsbereite Fest- stellung des Thatsächlichen: die Sammlung der auf 1875 redueirten Einzelbestimmungen für jeden Stern ist dasjenige, was sich definitiv herstellen lässt und alsdann seinen Werth und seine Verwendbarkeit für alle Zeit behält, während jede daraus einmal gemachte Ableitung, in die nicht nur rein Thatsächliches eingeht, daran mit der Zeit unver- meidlich Einbusse erleiden wird. Der Umstand, dass die Drucklegung der die redueirten Einzelbestimmungen enthaltenden Sammlung — die wiederum nur wenn sie publiei iuris ist ihren Zweck vollständig erfüllen kann — neben dem Generaleatalog die lediglich für Herausgabe des letztern erforderlichen Mittel auf den vierfachen Betrag steigern wird, darf‘ deshalb seiner Zeit der Erfüllung der Forderung, den aus der & Sitzungsberichte 1901. foto) Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. grossen Arbeit zu ziehenden Gewinn für die Wissenschaft dieser un- verkürzt zukommen zu lassen, nicht entgegenstehen. Endlich ist es nothwendig, rechtzeitig und nachdrücklich darauf aufmerksam zu machen, dass ein an Umfang recht erheblicher und auch an Wichtigkeit nicht gering zu veranschlagender Theil des durch die Bemühungen der Beobachter namentlich in der ersten Hälfte der nun abschliessend zu bearbeitenden Periode gesammelten Materials theils der abschliessenden Arbeit noch ganz unzugänglich, theils für dieselbe nicht ohne umfangreiche Vorarbeit verwerthbar ist, und dass es nothwendig ist, spätestens bis zu der Zeit, zu welcher die erste Hälfte des zweiten Abschnitts der akademischen Bearbeitung der Geschichte des Fixstern- himmels, die Übertragung der einzelnen Catalogörter auf das Aequi- noctium 1875, sich ihrem Ende nähern wird, die noch vorhandenen Lücken auszufüllen. So weit diess nicht noch rechtzeitig geschieht, wird das bis jetzt der wissenschaftlichen Benutzung vorenthaltene oder ihr nur in unzureichender Form dargebotene Material zum Theil definitiv in Verlust zu schreiben sein, zum Theil nur einen mehr oder weniger stark und im Interesse der grossen Arbeit selbst bedauerlich verkümmerten Beitrag zu deren Ergebnissen zu liefern vermögen. Es ist nicht möglich, das akademische Unternehmen selbst noch mit dieser Nebenarbeit zu belasten, ohne dessen Vollendung in eine nieht mehr absehbare Ferne zu rücken. In einzelnen Fällen wird eine Mitwirkung bei derselben aller- dings in das Programm für die Ausführung der beiden ersten Abschnitte noch einzubeziehen sein; so wird für die besonders wichtige definitive Reduction der Besser'’schen Zonen, von einzelnen der Kritik bereits zu- gänglicher gewordenen Stücken abgesehen, eben erst der zweite Abschnitt in weit vorgerücktem Stande die ausreichende Möglichkeit zur Elimi- nation der constanten Fehler der einzelnen Zonen ergeben, ohne welche eine neue Bearbeitung der Weisse’schen Cataloge kaum einen besondern Werth würde in Anspruch nehmen können, so dass es unumgänglich ist dieses bedeutende Stück Nebenarbeit entweder vollständig mit zu über- nehmen oder sonstwie mit der akademischen Arbeit in Zusammenhang zu bringen. Im allgemeinen aber muss die wünschenswerthe Neube- arbeitung älterer Sterncataloge und die Bearbeitung der wichtigen noch als Rohmaterial daliegenden Beobachtungsreihen von dem Interesse erhofft werden, welches insbesondere diejenigen Astronomen, denen Mittel zur Ausführung grösserer praktischer Arbeiten sonst nicht zu Gebote stehen, an der dankbaren Aufgabe nehmen werden zur Er- reichung eines grossen Zieles durch an sich nicht uninteressante Special- arbeiten mitzuwirken. Manches ist in dieser Richtung bereits begonnen, mehreres vorbereitet oder doch in Anregung gebracht: jedoch erscheint es zweekmässig, nähern Nachweis hierüber und die Bezeichnung der Berichte über die wissenschaftlichen Unternehmungen der Akademie. 89 noch weiter durch freiwillige Mitarbeit auszufüllenden Lücken dem nächsten Jahresbericht vorzubehalten. Inzwischen wird aber bereits jede Meldung zu solcher selbständigen Mitarbeit von der Commission dank- bar entgegengenommen werden und leicht mit der Überweisung eines lohnenden Arbeitsobjeets erwidert werden können. Das Thierreich. Bericht des Hrn. ScavuLze. Die Akademie hat sich entschlossen, ein von der Deutschen Zoo- logischen Gesellschaft vor vier Jahren begonnenes Werk im Vereine mit der letzteren herauszugeben, welches die Bezeichnung »Das Thier- reich« führt und eine Zusammenstellung und kurze Kennzeichnung aller bisher erkennbar beschriebenen recenten Thierformen bezweckt. Seit der 13. Auflage von Lins£’s Systema naturae, welche nach dem "Tode dieses grossen Systematikers im Jahre 1788 von Gueum be- sorgt wurde, ist nicht wieder der Versuch gemacht, sämmtliche leben- den und in historischer Zeit ausgestorbenen Thierarten in einem Werke einheitlich geordnet aufzuführen. Inzwischen ist jedoch die Zahl der beschriebenen Species in allen Thierclassen so bedeutend gewachsen, dass sie, fast unübersehbar, von Einigen auf 300000, von Anderen auf 500000 oder noch höher geschätzt wird. Es droht die Gefahr, die Gesammtübersicht ganz zu verlieren, um so mehr, als schon seit Decennien die meisten wissenschaftlichen Thier- beschreibungen nicht mehr wie früher in der alten Gelehrtensprache, dem Latein, sondern in den verschiedenen modernen Sprachen aller an der wissenschaftlichen Forschungsarbeit sich immer zahlreicher be- theiligenden Nationen veröffentlicht werden, und als leider auch die von den einzelnen Autoren befolgten Regeln für die Benennung der Thierformen nicht unerheblich differiren. Daher ist es die höchste Zeit, dass dieses gewaltige Material, sorg- fältig gesichtet und nach einheitlichen Principien geordnet, in einer gleichmässigen, leicht übersichtlichen Weise dargestellt werde, wobei dann auch für die Ermittelung der gültigen Bezeichnung aller syste- matischen Begriffe und für eine möglichst einheitliche Regelung der Terminologie zu sorgen ist. Nach einer von Hrn. Dr. Scuaupınx als Probelieferung ausgeführten Bearbeitung der Heliozoen sind bis zum verflossenen Jahre neun Liefe- rungen erschienen. Die im letzten Jahre herausgegebenen beiden Liefe- rungen X und XI enthalten die Oligochaeten von Hrn. Dr. MicnAELsEN und die Forficuliden nebst Hemimeriden von den HH. pr Bormans und Dr. Krauss. Vier weitere Lieferungen befinden sich im Druck. 8* 90 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. Das Pflanzenreich. Bericht des Hrn. Ensrer. Nachdem durch die vereinte Thätigkeit zahlreicher, vorzugsweise deutscher, österreichischer und Schweizer Botaniker in dem umfang- reichen, von Ensrer und Prantı herausgegebenen und nahezu voll- endeten Werke »Die natürlichen Pflanzenfamilien« eine Übersicht über die Familien, Gattungen und deren wichtigere Arten gegeben worden ist, entstand in den betheiligten Kreisen der Wunsch, nunmehr auf dieser Grundlage eine umfassendere, den wissenschaftlichen Bedürf- nissen entsprechende Bearbeitung des Pflanzenreiches folgen zu lassen, in welcher in knapper Form, namentlich mit Einschränkung der Arten- beschreibungen auf Hervorhebung der wirklich unterscheidenden Merk- male, eine Aufzählung der bekannten Arten und ihrer Varietäten gegeben werden sollte. Die Akademie hat diesem Wunsche Rech- nung getragen, die Herausgabe eines reichlich mit Abbildungen ausge- statteten Werkes »Das Pflanzenreich« oder »Regni vegetabilis conspee- tus« beschlossen und die Leitung des Unternehmens mir übertragen, auch bei der vorgesetzten Behörde die Anstellung eines Beamten zur Unterstützung des Leiters bei den Redactionsgeschäften erwirkt und Hrn. Dr. Harms als solehen gewählt. Es haben nicht bloss zahlreiche deutsche, österreichische und Schweizer Botaniker, sondern auch ein- zelne englische, holländische, schwedische und americanische ihre Mit- wirkung an diesem grossen wissenschaftlichen Unternehmen fest zu- gesagt, so dass in den folgenden Jahren eine grössere Anzahl von Bearbeitungen erscheinen wird. Schon im Jahre 1900 sind 3 Hefte erschienen, die Bearbeitungen der Musaceae von Prof. Dr. KarL ScHv- MANN, der Typhaceae und Sparganiaceae von Dr. Pau GrArBNER, der Pandanaceae von Prof. Dr. Orro Warsurs, von welchen namentlich die letztere ungemein viel Neues bringt. Ausgabe der Werke Wırnzım von Humsorpr's. Bericht des Hrn. E. Scunmipr. Die aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds geförderte Ausgabe der Werke Wirnerm von Hunsorpr's ist durch Hrn. Prof. Dr. Lertzmann in Jena und den Bearbeiter der Politischen Denkschriften, Hın. Prof. Dr. GesuAarpr in Berlin, schon so weit vorbereitet, dass der Anfang des Druckes nur noch von einer genaueren Schätzung handschriftlicher Ma- terialien abhängt. Jahresberichte der Stiftungen und Institute. gl Hvnkoror- Stiftung. Bericht des Vorsitzenden des Öuratoriums Hrn. WALDEYER. Dr. Tmresws, welcher inzwischen zum ausserordentlichen Pro- fessor in der medieinischen Facultät zu Breslau ernannt ist, fährt in der wissenschaftlichen Bearbeitung des reichen, von ihm mitgebrachten Materials fort. Es sind von ihm seither einige Mittheilungen ethno- logischen Inhalts veröffentlicht worden. Dr. Morrıcke, dessen Forsehungsreise in den chilenischen Anden von der Hunsoror-Stiftung unterstützt wurde, s. den Bericht für 1897, ist leider der Wissenschaft durch einen frühen Tod entrissen worden. Die werthvollen, von ihm der Akademie eingesandten Sammlungen, die er selbst nicht mehr zu bearbeiten vermochte, sind im hiesigen Mine- ralogisch-petrographischen Institut aufbewahrt und haben dort in Dr. F. vos Worrr aus Glogau einen Bearbeiter gefunden; s. dessen »Bei- träge zur Geologie und Petrographie Chiles«, Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 1899, Bd. 51. Neu bewilligt wurden: ı. Hrn. Prof. Dr. Tmmwesivs nachträglich 3100 Mark, welche ihm an unvorherzusehenden Mehrkosten erwachsen waren, 2. Hrn. Privatdocenten Dr. L. Diers hierselbst 3800 Mark für eine botanische Untersuchung bestimmter Distriete des Caplandes zur Vergleiehung mit der Flora Westaustraliens. Hr. Dr. Diers hat bereits werthvolle Sendungen aus dem Caplande, woselbst seine Forschungen sehr günstig ausfielen, an den hiesigen Botanischen Garten gelangen lassen. Über 1200 Arten sind gesammelt worden, von denen 890 hier eingetroffen sind. Ferner hat Hr. Dr. Dırrs auch eine genaue Auf- nahme der in jenem Gebiet auftretenden Pflanzenformationen gemacht, welche er an Hrn. Exerer sandte, um sie später bei der wissenschaft- lichen Aufarbeitung seiner Sammlungen benutzen zu können. Da über diese Pflanzenformationen bis jetzt nur sehr unvollkommene Angaben existiren und im Jahr 1900 die Niederschlagsverhältnisse im Nordwesten der Kapeolonie sehr günstige waren, so wird die an die Sammlungen sich knüpfende Bearbeitung ein werthvoller Beitrag zur Pilanzengeo- graphie Südafricas werden. Das Stiftungsvermögen hat sich nicht verändert. Der für das Jahr 1901 verfügbare Betrag beläuft sich auf rund 6850 Mark. Das bisherige Kuratorium wurde zu Beginn der neuen Wahlperiode wieder gewählt. Sarıenr - Stiftung. Bericht des Hrn. Pernıcr. Durch eine reiche Geldbeihülfe. die beim Jubiläum der Akademie aus dem Dispositionsfonds Sr. Majestät gewährt wurde, ist es möglich 92 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. gemacht, die Fortsetzung des Vocabularium iurisprudentiae Romanae zu sichern und zu beschleunigen. Die Neuorganisation der Arbeit wird nächstens formell zum Abschlusse kommen. Neben dem Prof. Dr. B. Küster, der die Hauptredaetion beibehält, treten noch vier Mitheraus- geber ein, unter denen die Arbeit in geeigneter Weise vertheilt ist. Sie wird gleichzeitig an verschiedenen Stellen des Alphabets begonnen werden. Die Herausgeber sind schon alle mit ihrer Aufgabe beschäftigt. Bopr- Stiftung. Bericht der vorberathenden Commission. Zum 16. Mai 1900, als dem Jahrestage der Borr-Stiftung, hat die Königliche Akademie der Wissenschaften aus dem zur Verfügung stehen- den Jahresertrage von 1899 (im Gesammtbetrage von 1350 Mark) die erste Rate (von 900 Mark) dem Dr. phil. WArrer FrieprÄnper hierselbst zur Unterstützung seiner Reise nach England. um Handschriften des Cänkhäyana-Äranyaka u. dergl. einzusehen, die zweite Rate (von 450 Mark) dem Privatdocenten Dr. von Näsczrem in Königsberg zur Drucklegung seiner Arbeit über das Rossopfer zuerkannt. — Der Jahres- ertrag der Stiftung (44300 Mark preussische Consols zu 3% Procent) beläuft sich zur Zeit auf 1550 Mark 50 Pf. Hermann und Erise geb. Hrckmann WENTZEL - Stiftung. Bericht des CGuratoriums. Die beiden Unternehmungen der Ausgabe der griechischen christ- lichen Schriftsteller und der Herstellung eines Wörterbuchs der deut- schen Rechtssprache sind im Jahre 1900 planmässig und ohne Unter- brechung fortgeschritten. Die näheren Angaben sind in den als Anl. I und II hier beigefügten Berichten der Leiter der beiden Unterneh- mungen enthalten. Die Nyassasee- und Kingagebirgs-Expedition ist abgeschlossen, indem kurze Zeit nach dem Tode des Botanikers GörtzEe auch der Zoologe der Expedition Dr. FürLesorn seine Thätigkeit in dem er- forschten Gebiet beendigt hat und seitdem nach Europa zurückge- kehrt ist. Über die von der Expedition seit der letzten Berichterstat- tung eingegangenen Sendungen gibt Anl. III Auskunft. Die Bearbei- tung des gesammelten Materials dauert noch fort. Bewilligungen aus Stiftungsmitteln erfolgten zu Gunsten der Kirchenväter-Ausgabe und des Rechtswörterbuchs mit je 5000 Mark. Weiterhin wurde auf Antrag einer grösseren Zahl von Mitgliedern beider Jahresberichte der Stiftungen und Institute. 93 Classen der Akademie beschlossen, in ein von dem Professor Dr. ALFRED Puuızmpsox in Bonn geplantes Unternehmen einer, vorzugsweise geogra- phischen und geologischen Erforschung des westlichen Kleinasiens ein- zutreten, und für die erste, im Jahre 1901 auszuführende der drei geplanten Reisen die Summe von 4500 Mark bewilligt. Die erste Wahlperiode des Curatoriums lief am 31. März 1900 ab. Sämmtliche gewählten Mitglieder wurden von der Akademie auf weitere fünf Jahre in ihrem Amte bestätigt, und die neue Constituirung hat bezüglich der Geschäftsführung ebenfalls keine Änderungen ergeben. Anl. I. Bericht der Kirchenväter-Commission für 1900. Von A. HaArnacr. In dem Jahre 1900 sind drei neue Bände der Kirchenväter- Aus- gabe erschienen, nämlich: ı. Der Dialog des Adamantius mepi ns eis Heov öpAns mio Tews, hrsg. von W. H. va DE SanpE BAKHUYZEN; 2. das Buch Henoch, hrsg. von Jon. Fremume und L. RapEr- MACHER! 3. die Homilien des Origenes über Jeremias u. s. w. von KLOsTEr- MANN. Im Druck befinden sich zwei Bände, nämlich: Heıker, Vita Constantini, und GErrcken, Oracula Sibyllina. Ausgegeben wurden zwei Hefte des » Archivs für die Ausgabe der älteren christlichen Schriftsteller«, nämlich: Bd. V Heft 3: A. Harnack, Die Pfaff’schen Irenäus-Fragmente als Fälschungen Pfaff’s nachgewiesen. — Miscellen zu den apostolischen Vätern, den Acta Pauli u.s. w. Bd. V Heft 4: Carı Scnmmpr, Plotin’s Stellung zum Gnostieis- mus und kirchlichen Christenthum. — Carr Scnuipr, Frag- ment einer Schrift des Märtyrerbischofs Petrus von Alexan- drien. — O. Sränzın, Zur handschriftlichen Überlieferung des Clemens Alexandrinus. Im Druck befinden sich drei Hefte. nämlich: Bd. VI Heft ı: J. SickENBERGER, Titus von Bostra. Ba. VI Heft 2: E. Nestre, Die syrische Übersetzung der Kirchen- geschichte des Eusebius. Bd. VI Heft 3: Ursam, Ein Martyrologium der christlichen Ge- meinde zu Rom am Anfang des 5. Jahrhunderts. 94 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. Zu Vorarbeiten für die Ausgabe des Epiphanius sind Prof. Horı die Mittel bewilligt worden. Derselbe hat fünf Monate in Italien zu- gebracht und in dieser Zeit etwa die Hälfte der dort vorzunehmenden handschriftlichen Studien ausgeführt. — Prof. Enrnarp wurden weitere Mittel zur Fortführung seiner martyrologischen Forschungen gewährt. Mit besonderm Danke hat die Kirchenväter-Commission es an- zuerkennen, dass die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu Wien, bez. die akademische Kirchenväter- Commission daselbst, nach freund- schaftlichen Verhandlungen nicht nur auf die Ausgabe der Übersetzungs- werke des Rufin (Euseb’s Kirchengeschichte, Origenes’ De prineipiis, Origenes’ Commentare, Clemens’ Recognitionen) verzichtet, sondern ihr auch ihre Collationen gegen eine billige Entschädigung überlassen hat. Die nähere Beziehung, in welche die Akademien in den letzten Jahren zu einander getreten sind, hat sich auch in diesem Falle als etwas nicht bloss Formelles, sondern als eine wirkliche Cooperation bewährt. Endlich hat die Kirchenväter-Commission der hohen Staatsregie- rung ihren wärmsten Dank dafür auszusprechen, dass die Bitte um Anstellung eines ständigen wissenschaftlichen Beamten erfüllt worden ist. Von den vier Beamten, welche der Königlichen Akademie der Wissenschaften als Jubiläumsgabe von der Staatsregierung bewilligt worden sind, ist einer der Kirchenväter-Commission zugeordnet worden. Die Stelle ist, zunächst provisorisch, dem Lie. Dr. Car Scnumr über- tragen. Er wird die Commission bei der Herausgabe der Werke der Kirchenväter unterstützen und ausserdem koptisch-christliche Texte publieiren, zu deren Bearbeitung er in besonderm Maasse berufen ist. Anl. II. Bericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen Rechtssprache, für das Jahr 1900. Von H. Brunner. Die auf Sammlung des Materials gerichtete Thätigkeit hat im ver- flossenen Jahre gedeihlichen und gesteigerten Fortgang genommen, wie aus dem unten folgenden Berichte des Hrn. Geh. Hofraths Prof. Dr. Rıcnarp Schrorver in Heidelberg zu ersehen ist. Im Frühjahr 1900 hat sich unter dem Vorsitz des Hrn. Prof. Dr. Eusen Huser in Bern eine »schweizerische Commission zur Förderung des deutschen Rechts- wörterbuches« gebildet, die es sich zur Aufgabe setzt, die schweize- rischen Quellen für die Zwecke des Wörterbuches zu excerpiren, die hergestellten Excerpte in einer Centralstelle zu Bern zu sammeln und in grösseren Partien nach Heidelberg abzuliefern. Für Herstellung der Jahresberichte der Stiftungen und. Institute. 95 Excerpte liess die schweizerische Commission eine besondere Anleitung drucken. Von der philosophisch-historischen Classe der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften wurde die Bildung der schweizerischen Commission mit lebhaftem Danke zur Kenntniss ge- nommen. Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, hat die akademische Commission einen Aufruf drucken lassen, worin Alle, die etwa in der Lage sind, dem grossen nationalen Werke ab und zu eine freie Stunde zu widmen, dringend zu solcher Mitarbeit eingeladen und gebeten werden, ent- weder eine bestimmte Aufgabe zu übernehmen oder doch wenigstens, wenn ihnen anlässlich ihrer Arbeiten, sei es bei der Lectüre von ge- druckten Werken, sei es bei archivalischen Studien, wichtige oder seltene Rechtsausdrücke und Wortverbindungen vor Augen kommen, die betreffende Quelle auszuziehen, und sich wegen Zuweisung einer bestimmten Aufgabe, wegen Zusendung von Zettelformularen, wegen der erforderlichen Anleitung und wegen sonstiger Auskunft an den wissenschaftlichen Leiter des Unternehmens, Geheimrath Prof. Dr. Rıcharp SCHROEDER in Heidelberg, Neuenheimer Landstrasse 2, zu wenden. Der Aufruf ist in einzelnen Exemplaren versandt und in der Zeitschrift der Savıenv-Stiftung für Rechtsgeschichte, germanistische Abtheilung. Band XXI, S. 365 f. abgedruckt worden. Hr. Prof. Dr. Karı vox Auıra ist aus der akademischen Commission zu deren lebhaftem Bedauern ausgeschieden. Bericht des Hrn. ScHROEDER. Die Arbeiten haben den im letzten Jahresbericht in Aussicht ge- stellten Aufschwung genommen. Die Zahl der Freunde und Mitarbeiter hat sich, zum Theil jedenfalls in Folge des von der Commission er- lassenen Aufrufes. ausserordentlich vermehrt und die Menge der ein- gegangenen Quellenauszüge hat einen Umfang angenommen, der es für die bisherige Leitung unmöglich erscheinen lässt, ohne die Anstellung eines zweiten ständigen Hülfsarbeiters auch fernerhin das einlaufende Material genügend zu verarbeiten und in das Archiv einzuordnen. Das unten folgende Verzeichniss der im Jahre 1900 ausgezogenen (Quellen, unter denen sich zum Theil umfangreiche, viele Bände umfassende Quellenwerke befinden, zählt ungefähr ebenso viele Nummern auf wie das vorjährige Verzeichniss, das das Arbeitsergebniss der drei ersten Jahre zusammenfasste. Besonders zahlreich waren die Beiträge aus dem deutschrechtlichen Seminar in München (vos Auıra) und die von den HH. DES MAREZ. VAN VLEUTEN, LiEsEGANG, Treonor Knapp und Rorr gelieferten Quellenauszüge. Eine durch ihren Umfang wie durch innern Werth 96 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. gleichmässig ausgezeichnete Sendung von Quellenauszügen lieferte die durch Hrn. Prof. Evsern Huser ins Leben gerufene Commission für die Bearbeitung der schweizerischen Rechtsquellen. Ihre Beiträge, die in dem unten folgenden Verzeichniss durch einen beigefügten Stern erkennbar gemacht sind, entstammen grösstentheils dem von Hrn. Prof. Gmür in Bern geleiteten deutschrechtlichen Seminar: mit eigenen Bei- trägen haben sich insbesondere die HH. Frreprıcn von Wyss und STockEer in Zürich, die Professoren Gmür und Smeer in Bern, Dr. ALFRED STÜCKELBERG in Basel und Dr. Emm Werrı betheiligt. Nieht in das Verzeichniss aufgenommen sind die werthvollen Beiträge, die auf Grund von Einzelnotizen oder als Auszüge aus kleineren Quellen von den HH. von AmmaA, Prof. Wire in Heidelberg, Dr. pes Marzz in Brüssel und von Mitgliedern des Gmür’schen Seminars geliefert wurden. Auch an dieser Stelle mag darauf aufmerksam ge- macht werden. wie erwünscht gerade derartige Einzelnotizen für die Förderung der Wörterbucharbeiten sein müssen. Von einer Aufnahme der in Arbeit begriffenen Quellen wurde für diessmal Abstand genommen. Nur darauf sei hingewiesen, dass Hr. Oberlandesgerichtsrath Dr. Tueopor MorrocH in Wien in überaus entgegenkommender Weise es übernommen hat. die grosse CHORINSKY- sche Sammlung in Wien für die Zwecke des Wörterbuches nutzbar zu machen. Zunächst ist die Bearbeitung des Landrechtsbuches Fer- dinand’s I. (Zeiger ins Landrechtsbuch, Institutum Ferdinandi ]), eines Gesetzentwurfes von 1528, in Angriff genommen. Verzeichniss der im Jahre 1900 ausgezogenen Quellen. Acta Tirolensia: Prof. von Vorreuisı in Innsbruck. Adelsheim, Stadtrechtsquellen (Oberrh. Stadtrechte): Schrorper und LoRENTZEN. Altbaierische Freibriefe (Lerchenfeld): Dr. Erzisser (vollendet). *Ammenhausen, das Schadgabelbuch Konrats von Ammenhausen (von 1337), her. von Vetter, 1892: Prof. Dr. Sınger in Bern. *Arberger Stadtsatzung v. 1541 (Z. f. schw. R. IX): Stud. Renseraurt in Bern. Augsburger Stadtbuch (Meyer), Rechtsprakticant CorLexzer in München (vollendet). Baseler Dienstmannenrecht (Wackernagel): Hıs. Baierisches Landrecht von 1346: Rechtsprakticant Geiger in München. Baumann, Geschichte des Allgäus: Prof. Tu. Kxare in Tübingen. Beowulf: Dr. A. Hans in Berlin. *Berner Rechtsquellen, besonders Handfeste und Satzungsbücher (Schweiz. Rechtsqu. Bern I): Dr. Em Werar, Binterim und Mooren, Rheinisch-westfälischer diplomatischer Codex oder Urkun- densammlung zur Geschichte der Erzdiöcese Köln I. II. 1830, 1831: Prof. Dr. Lır- SEGANG in Wiesbaden. Blume von Magdeburg (Böhlau): Dr. G. Sroser in Leipzig. Blütings Glosse zum Jütischen Lowbuch, 1717: Dr. Lurre in Frankfurt. Bolswarder Stadtbücher von 1455 und 1479 (Telting): Hıs. Brünner Rechtsquellen (Rössler): Prof. Scurever in Prag. Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch, 1880: Prof. Tr. Knarr. v. Bunge, Altlivlands Rechtsbücher, 1879: Dr. van Vreuren. *Büron, Herrschaftsrecht von 1455 (Z. f. schw. R. V): Stud. Groger in Bern. _ Jahresberichte der Stiftungen und Institute. 97 Carolina, peinliche H.G.O. (Kohler und Scheel): Prof. Wırry Scheer. Cartulaire de l’abbaye de Bergues: Dr. prs Manrez. Cartulaire du Bourg de Bruges: Dr. nes Marz. Cartulaire de l’abbaye des Dunes: Dr. pzs Marez. Cartulaire de la prevote d’Ypres: Dr. pes Marz. Cleve, Heberegister der Grafen von Cleve im Staatsarchiv von Düsseldorf (1320 bis 1330): Prof. Dr. Liesesane. Olever Schöffensprüche. Liber sententiarum promulgatarum per scabinos Clivenses im Stadtarchiv zu Cleve: Prof. Dr. Lıesesane. Clever Stadtrecht nach dem Hauptcodex im Clever Stadtarchiv A 83 (B ıı1): Prof. Dr. Liesesang, Codex Augusteusl.: Dr. Heınrıcn Tırzz in Göttingen. Colberg. Rolle der Tischler, von 1573: Scuröper und LorEnTzEn. Costumen (Coutumes) von: Aelst (Alost), Aıniens, Antwerpen (Anvers), Assenede, Audenaerde, Bonehaute, Cortrijk (Courtrai), Desseldone, Furnes, Mecheln (Malines), Ninive, Rousse, Termonde (Dendermonde), Waes, Ypern: Dr. pes MaArez. Dederich, Annalen der Stadt Emmerich 1867: Prof. Dr. Lıesecang in Wiesbaden. Dieriex, Het Gends Charterboekje, 1821: Dr. pes Marzz. Dresdener Schöffenrecht (Wasserschleben): Dr. R. Benrenp (vollendet). Duisburg. Kleine, Diplomata Duisburgensia historica I. II. 1839. 1840: Prof. Dr. LiEsEGanG. *Engelberger Thalrecht (Z. f. schw. R. VII): Stud. Raarraug in Bern. Fivelgoer Sendrecht (Hettema): Hıs. *Fontes rerum Bernensium: Dr. Enın Werri. Freiburg i. Br., Stadtrecht von 1520: Dr. K. Brunser in Karlsruhe. Frommhold, Rügisches Landrecht des Matthäus Normann: Prof. Frommnorp in Greifswald. Gaillard, Archives du conseil de Flandre, 1856: Dr. ves Marez. Göttingen, Protokolle des Vereins f. d. Geschichte Göttingens, 1892—1898: SCHROEDER. Grafenthal. Scholten, Robert, Das Cistercienserinnen-Kloster Grafenthal oder Vallis comitis im Kreise Cleve 1899: Prof. Dr. Lıeszsanc. Grimm, Weistümer I: Dr. HrerwAcen in Nürnberg (fortgesetzt). IV: Rechtseandidat Rorr in Hunspach (fertig). V: Dr. Frırz Kırser in Strassburg (begonnen). Hagenauer Statutenbuch (her. v. Hanauer und Klele, 1900): Dr. E. Bruck in Strass- burg. Heidelberger Stadtrechtsquellen (Oberrhein. Stadtrechte): ScHRoEDER und LoRENTZEN. Helbling, Seifried: Dr. Dousrier in Wien (vollendet). Helmkampff, De eo quod iustum est circa vinum adustum: Dr. A. Essers in Karls- ruhe. Hettesheim, Gesch. der Stadt und des Amtes Geldern I 1863: Prof. Dr. Lieszsans. Hilgard, Urkunden zur Geschichte von Speier: Dr. Könxe in Berlin, Hofmeister, De iure coquendi et vendendi cerevisii: Dr. A. Essens. Jäger von Jägersberg, De iure coquendi et vendendi cerevisii: Dr. A. Essers, Ingelheimer Oberhof (Loersch): Dr. van Vreuren. Jütische Lowbuch, das, übersetzt von Eichenberger, 1717: Dr. Lurpe. Kalkar. Kalkarer Schöffenrollen 1353—1379 Stadtarchiv. Einzelurkunden im Stadt- archiv zu Kalkar, im Pfarrarchiv (Nikolaipfarre) zu Kalkar und im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Prof. Dr. Lıirsesang. Kalkarer Stadtrecht in der Berliner Königl. Bibliothek, Manuseripta Borussica 4°, ur. 403: Prof. Dr. Lieszsane. Kieler Varbuch (her. von Luppe, 1899): Dr. Lurre. Kohler, Beiträge zur Gesch. des röm. Rechts in Deutschland, Heft 2: das röm, Recht am Niederrhein. Neue Folge 1892 (Urkunden betreffend Duisburg): Prof. Dr. Lır- SEGANG. Landau (Pfalz), Erbrecht von 1660 (v. d. Nahmer II. 873 ff.): Dr. Wrısmann. Leeuwarden, Stadtbuch (Telting): Hıs. Leininger Erbfolgeordnung von 1726 (v. d. Nahmer II. 835 ff): Dr. Weısmann. Liesegang, Recht und Verfassung von Rees 1890 (Reeser Stadtrecht von etwa 1400): Prof. Dr. Liesesang. Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. Loersch und Schröder, Urkunden z. Geschichte des deutschen Privatrechts: Schroe- per und LorEntzen (vollendet). Loersch, Weistümer der Rheinprovinz I. 1900: Dr. van VLEuTEn. Luxemburger Weistümer (Hardt), fertig bis S.437: Rechtscandidat Rorr in Hunspach. *Luzern, Stadtrecht um 1480 (Z. f. schw. R. V.): Stud. Groser in Bern. Miraeus, Opera diplomatica: Dr. nes Manrez. Mittheilungen der badischen historischen Commission (Zeitschr. f. Geschichte d. Oberrheins, N. F.): Prof. Tr. Kxare (noch nicht vollendet). Monum. Wireiburgensia, Monum. Boica 38—44: Rechtscandidat Koxr. STERNER in München. Mosbach. Stadtrechtsquellen (Oberrhein. Stadtrechte): Scuroeper und LorENTZEN. Münchweier Weistum, Anf. des 12. Jahrhunderts: Hıs. Napiersky, Erbebücher der Stadt Riga: A. von Burneriscq in Riga. Napiersky, Quellen des rigischen Stadtrechts, 1876: Dr. van VLeutEn. Neckargemünd. Stadtrechtsquellen (Oberrhein. Stadtrechte): Scuroeper und LoRENTZEN. Nürnberger Additionaldekrete (Lahner): Rechtspraktikant Anorr Sterx in München (vollendet). *Nydau. Freiheitsbrief von 1548 (Z. f. schw. R. IX): Stud. H. Rexxeraner in Bern, Oberhof Lübeck (Michelsen): Dr. Marrın Worrr in Berlin. Österreichische Reimchronik: Dr. Dovsrier in Wien. 4 *Pestalutz, Züricher Amts- und Hypothekenrecht: Prof. Dr. Frieprıch von Wyss in Zürich. Placaeten van Brabant, Vlaenderen etc. I.: Dr. pes MaArez. Reyscher, Sammlung der württembergischen Gesetze: Prof. Tu. Knarr. *Rusch, Appenzellisches Landbuch von 1409 (1869): Prof. Dr. Gmür in Bern. Saarbrücker Landrecht (v. d. Nalımer): Dr. Weısmann. Sachsenspiegel Landrecht: Schrorper und Stud. Arrr. Berger (vollendet). *Sankt-Gallen. Rathssatzungen des 14. und ı5. Jahrhunderts (Mittheilungen zur vaterländ. Geschichte, 1865: Stud. Fässrer in Bern. *Schaffhausen. Stadtbuch von 1385 (Allemannia V), Testierordnung von 1689, Stadt- gerichtsordnung von 1766: Rechtscandidat Srtaum in Bern. *Schauberg, Zeitschrift I., Beiträge III. (Züricher Rechtsquellen): Prof. Dr. Frieprıch von Wyss. { Scholten, Rob., die Stadt Cleve 1879 (urkundl. Anhang): Prof. Dr. Lıesesang. Scholten, Rob., Geschiehtliche Nachrichten über Clevesham, Brienen, Sombrienen und Griethausen 1888: Prof. Dr. Liıesesane. *Schwyzer Rechtsquellen (Zeitschr. f. schw. R. II): Stud. SrieLmans in Bern. Sloet, Het Stift te Bredbur (bei Cleve), Sonderabdruck aus Letterk. Verhandl. der Kon. Akad. zu Amsterdam, Deel XII.: Prof. Dr. Liesecan. Sneker Stadtbuch von 1456 (Telting): Hıs. Staveren. Stadtbuch (Telting): Hıs. Stralsund. Gerichtsordnung von 1592: Senatspräsident Dr. Fasrıcıus in Breslau. Strassburger Urkundenbuch I. II. IV., 2: Rechtscandidat Rorr in Hunspach. *Tätwil. Oflnung von 1456 (Argovia I): Stud. A. Voser in Bern. "Thun. Satzungs- und Einungsbuch von 1535 (Z. f. schw. R. IX): Stud. Rexs£erAuRt in Bern. Trierer Landreeht von 1713 (v. d. Nalımer): Dr. Weısmann. *Unterwalder Rechtsquellen (Z. f. schw. R. X):-Stud. Morıssmann in Bern. Urkundenbuch des Klosters Indersdorf: Dr. Erringer in München (vollendet). “Wallis, Rechtsquellen des Cantons (Heusler, Z. f. schw. R. N. F. VIU—IX): Dr. Ar- FRED STÜCKELBERG in Basel. Weissenburga.N., Statuten (G. Voltz, Chronik der Stadt W., 1835); Rechtsprakti- cant An. Stern in München. Wendeborn, De iure erigendi cauponas, diss. Gott. 1739: Dr. A. Essens. Weseler Stadtbücher und Urkunden im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Prof. Dr. Lırse- GANG. "Wettingen. Rechtsquellen des ı5. Jahrhunderts (Argovia IV): Stud. KErLer in Bern. Wetzlar. Erbrecht von 1608 (v. d. Nahmer): Dr. Weısmann. Wien, Stadtrechtsbuch (Schuster): Prof. Scnuster (vollendet). *Willisau, Amtsrecht von 1489 (Z. f. schw. R. V.): Stud. A. Groger in Bern. Jahresberichte der Stiftungen und Institute. 99 *Winterthur, Stadtrecht von 1297 (Bluntschli, Zürich. Rechtsgeschichte): Prof. Dr. Friepr. von Wyss. Württembergisches Urkundenbuch I-VIl: Dr. Meurıns in Stuttgart. Württembergische Vierteljahrshefte: Dr. Menrıss (angefangen). Zeitschrift f.d. Geschichte des Oberrheins, N.F.: Prof. Tu. Knarr (angefangen). Zeitschrift des histor. Vereins f. d. Württemberg. Franken: Prof. Tu. Knarr. Zuger Rechtsquellen: Dr. Hass Burcknarpr in Basel. Züricher Rechtsquellen (Z. f. schw. R. IV.), insbesondere die Stadtbücher: Prof. FRrıEDR. von Wyss. — Richtebrief: Altoberrichter Dr. Stocker. ENSH EST: Nyassasee- und Kingagebirgs - Expedition. a. Bericht des Hrn. Mösıvs. Seit Erstattung meines Berichtes vom 6. Januar 1900 sind zwei grosse Sammlungen des Dr. FürLLesory und zwei Sammlungen des Bo- tanikers GoETzE hier eingetroffen. Das gesammte von Dr. FürLrsorv gelieferte Material beläuft sich auf 160 Säugethiere, 470 Vögel, 457 Reptilien und Amphibien, 797 Fische, 400 Schmetterlinge, eine grosse Menge von Käfern, Hymenop- teren, Dipteren, Orthopteren. Rhynchoten, Spinnenthieren und Tausend- füssern, viele Krebse, Würmer. Mollusken. und zahlreiche Gläser mit Planktonfängen aus dem Nyassa- und Rukwasee, deren Untersuchung im Gange ist. Die Gortze’schen Sammlungen umfassen insgesammt 20 Säugethiere, ı Vogel, 78 Reptilien und Amphibien, 1991 Schmetterlinge, 3200 Käfer, 5 Hymenopteren, 8 Dipteren. 744 Orthopteren und Rhynchoten, 29 Spinnenthiere und 9 Mollusken, ferner noch drei und zwanzig Watte- tafeln, belegt mit Käfern, Orthopteren und Rhynchoten. die noch nicht alle sortirt und genadelt werden konnten. Vierzehn neue Vogelarten sind von Prof. Reıcuenow in den Orni- thologischen Monatsberichten, Jahrgang 1900, und drei neue Schmetter- linge von Prof. Kırscn in den Entomologischen Nachrichten, Jahr- gang 1900, beschrieben worden. Die Expedition hat sehr viele werthvolle Beiträge zur genaueren Kenntniss der Thierwelt von Deutsch -Ostafrica geliefert und das zoolo- gische Museum durch eine Menge hier noch fehlender Inseeten be- reichert. b. Bericht des Hrn. Ensrer. Nach dem am 9. December 1899 erfolgten Tode des Reisenden W. Gortze in Langenburg sind die reiche botanische Ausbeute des- selben sowie auch seine weniger umfangreichen zoologischen Samm- lungen und seine kartographischen Aufnahmen nach Berlin gelangt. Die gesammte botanische Ausbeute umfasst etwa 1500 Nummern, welche 100 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. eine sehr wesentliche Bereicherung der Sammlungen des Königlichen Botanischen Museums ausmachen und deren wissenschaftliche, zum grössten Theil schon erledigte Bearbeitung nicht bloss eine grosse Anzahl neuer Arten, sondern auch das pflanzengeographische Resultat ergeben hat, dass auf dem Kingagebirge mehrere südafricanische Typen ziemlich reich entwickelt sind. Zahlreiche photographische Aufnahmen des Verstorbenen, von denen eine Copie dem Botanischen Museum zusteht, geben Aufschluss über die Art der Pflanzenformationen des bereisten Gebietes. Die sehr speciellen kartographischen Aufnahmen wurden der Colonial-Abtheilung für die Herstellung der Karte von Deutsch -Ostafriea überlassen, harren jedoch noch der Verarbeitung. Von Hrn. Stabsarzt Dr. FüLLegorn wurden zahlreiche Schlamm- und Planktonproben gesammelt, welche jetzt zunächst von Hrn. Prof. ScahumrE in Mannheim auf die in ihnen enthaltenen Pflanzen unter- sucht werden. Akademische Jubiläums-Stiftung der Stadt Berlin. Bericht des Hrn. WALDEYER. Die Stadt Berlin hat anlässlich der Zweihundertjahrfeier der Aka- demie ein Capital von Einhunderttausend Mark bei der Akademie ge- stiftet. Die Stiftung ist durch die landesherrliche Genehmigung der- selben, Festsetzung von Statuten und Auszahlung der Summe an die Akademie im abgelaufenen Jahre in’s Leben getreten. Sie wird von der Akademie durch ein Curatorium, in welches der Oberbürgermeister von Berlin als ständiges Mitglied einzutreten hat, verwaltet. Die Zin- sen sollen in einer vierjährigen Periode, also zunächst 1904, für ein grösseres wissenschaftliches Unternehmen, insbesondere aus dem Ge- biete der Naturwissenschaften, verwendet werden. Die Jahresberichte über die Monumenta Germaniae historica und über das Kaiserliche Archaeologische Institut werden in den Sitzungs- berichten veröffentlicht werden, nachdem von den leitenden Central- direetionen die Jahressitzungen abgehalten sind. Sodann berichtete der Vorsitzende über die seit dem FRIEDRICHS- Tage 1900 (25. Januar) bis heute unter den Mitgliedern eingetretenen Personalveränderungen: Die Akademie verlor durch den Tod das auswärtige Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe: Cnartes Hermıre in Paris am 14. Januar 1901: das auswärtige Mitglied der philosophisch -histo- Jahresberichte der Stiftungen und Institute. 101 rischen Classe: Max MüLter in Oxford am 28. October 1900: das Ehren- mitglied der Gesammtakademie: AnaLgert Fark in Hamm am 7.Juli 1900. Die Akademie betrauert aufrichtig und beklagt tief den Tod dieser drei ihr durch lange Zeit hindurch verbunden gewesenen Männer. Cuartes HermitE, einer der bedeutendsten Mathematiker des abgelau- fenen Jahrhunderts, wird besonders schmerzlich von den Fachgenossen in Deutschland betrauert, deren erösster Theil ihm die schönsten und wohlwollendsten Anregungen zu wissenschaftlicher Thätigkeit verdankt. Sein Name wird stets mit den Namen der ruhmreichen deutschen Mathematiker des verflossenen Jahrhunderts, mit denen er vereint arbeitete, in Verbindung bleiben. Frıeprıcn Max Mürrer’s, Sohn des Griechendiehters WiırnerLn Mürrer, Name ist durch die Art eines Theiles seiner Publicationen noch weiteren Kreisen bekannt geworden, als denen seiner speciellen Fachgenossen, den Indologen und vergleichenden Sprachforschern. In England hatte er seine zweite Heimat gefunden, ohne seine erste aus dem Herzen zu verlieren. Von Oxford aus, wo er lehrte und forschte, verbreitete sich sein Name und Ruhm durch die ganze Welt. Grundlegend war seine grosse Ausgabe der Hymnen des Rigveda, unvergesslich und bahnbrechend seine zahlreichen Arbeiten auf dem Gebiete der vergleichenden Linguistik, Religionswissenschaft und Phi- losophie. Es wird für immer ein Ruhmestitel unserer Akademie bleiben, diese beiden Männer lange Jahre zu den ihrigen haben zählen zu können. Der verstorbene Staatsminister und Ober-Landesgerichtspräsident Dr. Anargerr Fark trat zur Akademie in seiner Eigenschaft als Unter- richtsminister in Beziehung. Unvergessen bleibt uns für alle Zeiten das von tiefem Verständniss für unsere Aufgaben getragene thatkräftige Wohlwollen, welches er der Akademie während seiner Amtsführung bewiesen hat. Es hat der Akademie eine besondere Freude gewährt, diesen hochausgezeichneten Staatsmann und Rechtsgelehrten anlässlich ihrer Zweihundertjahrfeier zu ihrem Ehrenmitgliede ernennen zu können; zu unserer tiefen Betrübniss sollten wir uns dieser auch uns ehrenden Mitgliedschaft nicht lange erfreuen. Ferner wurden der Akademie entrissen die correspondirenden Mitglieder der physikalisch-mathematischen Classe: EusEnıo BErrrant in Rom am 18. Februar 1900: ELwın BRUNO CHRISTOFFEL in Strassburg am 15. März 1900: Wırıy Künse in Heidelberg am ı1. Juni 1900: das correspondirende Mitglied der philosophisch -historischen Classe: FEuıx Ravaısson in Paris am 18. Mai 1900. Neu gewählt wurden zum ordentlichen Mitglied der physika- lisch-mathematischen Classe: RoßBEerr HELNERT am 31. Januar 1900; zu 102 Öffentliche Sitzung vom 24. Januar. auswärtigen Mitgliedern der physikalisch-mathematischen Classe: die bisherigen correspondirenden Mitglieder Wırnenn Hırtorr in Münster; Lord Kervıv in Netherhall, Largs: Karr Greensaur in Heidelberg; Epvarp Prrüser in Bonn: ferner Marcrıım BertueLoT in Paris und Epuarp Suess in Wien, sämmtlich am 5. März 1900; zuauswärtigen Mitgliedern der philosophisch-historischen Classe: die bisherigen eorrespondirenden Mitglieder Tıropor NÖLDERE in Strass- burg: Frreprıcn Innoor-Bruner in Winterthur; 'TnEopor vox SICKEL in Rom; Gaston Parıs in Paris; Max MÜLLER in Oxford: Franz BÜcHELER in Bonn; ferner Ruporr Hayn in Halle a.S. und Pasgvare Vırrarı in Florenz, simmtlich am 5. März 1900; zu Ehrenmitgliedern der Gesammtakademie: CntLopwıs Fürst zu HOoHENLOHE-SCHILLINGSFÜRST; ADALBERT Fark in Hamm: Gustav voX GossLer in Danzig: Huwsco Graf von unn zu LerecnenreLp in Berlin; Frieprıcn Arrnorr in Berlin: Rıcmarp Scnöxe in Berlin; Frau Erıse Westzeı geb. Hrckmans in Berlin, sämmtlich am 5. März 1900: KoxraD Stupr in Berlin am 17. März 1900; Awprew Dickson WuurtE in Berlin am 12. December 1900; zu correspondirenden Mitgliedern der physikalisch-mathema- tischen Classe: Kart Cnuux in Leipzig und Jonans WirneLm SPENGEL in Giessen am 18. Januar 1900: Durrres MENDELEJEW in St. Petersburg; Juzus Tuonsen in Kopenhagen; CLEmens WinkLer in Freiberg (Sachsen); Ernst Wıruern BESEcKE in Strassburg; ALBERT GAuDRY in Paris; FRIED- rıcn Schnur in St. Petersburg: Jomasses STRÜvER in Rom; ALFRED GA- BRIEL NATHORST in Stockholm ; LupwıG RApLKoreEr in München: Mercnıor Treug in Buitenzorg und Lupwiıs von GrAarr in Graz, sämmtlich am 8. Februar 1900; Jostan WırrLarp Gises in New Haven, Conn.: GrABRIEL Lıppmann in Paris; Hexry Ausustus Rowranp in Baltimore; JOHANNES DivErIK vAN DER Waars in Amsterdam; Max FÜRBRINGER in Jena: Sir Joun Burnon-SAnDErson in Oxford; Nırs CnristorErR DuNer in Upsala; Pıun Gorvan in Erlangen: Franz Mertens in Wien: Hrexrık Monn in Christiania und Frieprıch Scnorrky in Marburg, sämmtlich am 22. Fe- bruar 1900; Worpemar Voısr in Göttingen am 8. März 1900; zu correspondirenden Mitgliedern der philosophisch -histori- schen Classe:. Max Hemze in Leipzig: Wıruıam James in Cambridge, Mass.; Wıruern Wunpr in Leipzig; Frreprıcn Brass in Halle a. S.; Lupwis FRriepDLÄnDER in Strassburg; Grorsıos N. Harzınarıs in Athen; FREDERIC GEORGE Krsvon in London; Argert Hauck in Leipzig; Joms Prntrann MaAnaArry in Dublin; Hrmrıcn Nissen in Bonn; ALBERT SOREL in Paris; Junıus WerLnausen in Göttingen; Gustav GRÖBER in Strass- burg; Rıcnarp Herszer in Wien: Ausust Leskıex in Leipzig; ADOLF Mussarra in Wien: Epvarn Smevers in Leipzig; L£ov Hrvzey in Paris; Jahresberichte der Stiftungen und Institute. 103 ÄLEXANDER STUART Murray in London; FrAancıs LLEWELLYN GRIFFITH in Ashton-under-Lyne; Vıcror Baron Rosen in St. Petersburg; Emrz SENART in Paris; Vırmern Tnonsen in Kopenhagen; Karı von Anıra in München; Kart Tmeovor von Isama-Stersese in Wien: Emewe Le- VASSEUR in Paris; FrEDErIc Wırrıan MaıtLann in Cambridge und Rıcnarp SCHROEDER in Heidelberg, sämmtlich am 18. Januar 1900. Zum Schluss theilte der Vorsitzende mit, dass die Akademie die Hernnorız-Medaille ihrem auswärtigen Mitgliede, dem Professor an der Universität Cambridge (England) Sir GroreE GABRIEL Stores verliehen habe. Ausgegeben am 31. Januar. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1901. 9 Rt 1 HERRN UL NEN EN rn (ei: «3 A) MR rt. ur DR N cn Ad 6 ei Bu I 2 > von VEN) Ha In re Narr e j re dr RER et Nat TA \ u rn er ee Fe: Be Pe Re ae ee BR? er NEAR FT Ben air j ee WUWa 4 RR: Br ee ee ERW RR Beten Arm} un Enr Er AR as ton AyR et % ee A SITZUNGSBERICHTE | KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN v. v1. 31. Januar 1901. a u u Kt Dt Det Me Be ae er er re = A 1 Ba Le ee ne N BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern, $2. l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. $5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Olasse statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch Mittheilungen von Verfassern, welche - nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden 4 Olasse, S8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes | Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $1l. 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen 4 Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- 3 nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 4 berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere - gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, | ‚sofern er hiervon rechtzeitig demredigirendenSeere- tar Anzeige gemacht hat. $ 28. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen ‚Sitzung H vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. ‚Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der | Akademie nicht angehören, hat er einem hin" geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $al, 2. — Für die Kita bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein An gericliteter Antrag kann, sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung sehrneht werden.] 829. 1. Der vredigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch. nicht für die.darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur = Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr wich) wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. ” ” ” en u 105 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER V. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 31. Januar. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAnuuen. l. Hr. KexuLe von Stranonızz las über ein Relief mit einer auf den Jupiter exsuperantissimus bezüglichen Inschrift C.I.L. VI, 426. (Ersch. später.) Das Relief, das WınckeLmann nicht im Original, sondern nur aus einer Zeich- nung kannte, ist vor einigen Jahren im Kunsthandel aufgetaucht und vor Kurzem in den Besitz der Königlichen Museen übergegangen. Die ursprüngliche tektonische Form, die Herkunft des Reliefs und die Zeitgrenzen, innerhalb deren es entstanden sein muss, wurden erörtert. 2. Hr. Erman legte die von dem wissenschaftlichen Attache beim Kaiserlichen Generaleonsulat zu Kairo, Hrn. Dr. LupwıcG BorcHARDT, im Laufe des Jahres 1900 erstatteten Berichte sowie den unten abgedruck- ten Jahresbericht über dessen 'Thhätigkeit vor. 3. Hr. Dirrs legte Ioannis Philoponi in Aristotelis Meteorologi- corum librum I eommentarium. Ed. M. Haypuck. Berlin 1901 vor. 4. Hr. Coxze überreichte das ı 1. Heft der im Auftrage der Kaiser- liehen Akademie der Wissenschaften in Wien und mit Unterstützung les Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts herausgegebenen Attischen Grabreliefs. Sitzungsberichte 1901. 10 106 Bericht über die Thätigkeit des dem General- consulate für Aegypten attachirten wissenschaft- lichen Sachverständigen Dr. Lupwıe BoRCHARDT in der Zeit vom October 1899 bis Juli 1900. (Vorgelegt von Hrn. Erumax.) D:. ersten Monate nach meiner Ankunft in Kairo waren vorwiegend durch die nothwendigsten Einrichtungsarbeiten in Anspruch genommen. Doch wurden die erforderlichen Besichtigungen und Reisen im Lande hierdurch nieht wesentlich gestört. In der Zeit vom ı1.bis 15. October wurde der Einsturz im Amons- tempel von Karnak besichtigt und darüber berichtet (Sitz.-Ber. 1900, I, S.58). Vom 10. bis 21. November wurden die HH. Prof. Stemporrr und Leutnant von Grünau bei ihren Arbeiten in den Gräbern von Tell Amarna unterstützt. Diese Expedition sollte gleichzeitig als Probe für die Ausrüstung der Sreısporrr schen Expedition nach Siwah dienen. Vom 16. bis 19. December wurden Ausgrabungen in Alexandria besich- tigt. Vom ıı1.Januar bis 27. Februar 1900 leitete ich die Grabungen des Berliner Museums im Re‘-Heiligthum des Königs N-wSr-re‘ bei Abusir. Vom 3. März bis 24. April nahm ich an der Stemporrr’schen Expedition nach Nubien Theil. Vom 6. Juni bis 8. Juli wurden die Insehriften in den Tempeln von Abydos für das Wörterbuch der aegyp- tischen Sprache collationirt und im Anschluss daran die Ausgrabungen in Abydos und in EI Achaiwa besichtigt. Bei diesen Reisen wurden auch thunlichst die Alterthumshändler der bereisten Orte aufgesucht. Es konnten dabei für die folgenden deutschen Sammlungen Erwerbungen vermittelt werden: Berlin, Königliche Museen: Berlin, Sammlung der Technischen Hochschule: Leipzig, Universitätssammlung: Strassburg i. E., Universi- tätssammlung: Karlsruhe. Grossherzogliche Sammlung für Völkerkunde: Braunschweig, Sammlung des Hosianum: Frankfurt a. M., Sammlung eines städtischen Gymnasiums. Bericht des Dr. L. BorcuArp’r über seine Thätigkeit in Aegypten. 107 Soweit deutsche öffentliche Sammlungen ein Interesse daran haben konnten (etwa bei Aussicht auf spätere Überweisung der betreffenden Stücke an eine öffentliche Sammlung), wurden auch Ankäufe für einzelne Privatsammler unterstützt. Mit Empfehlungen von Regierungen deutscher Bundesstaaten hatten sich drei Gelehrte beim Generaleonsulate gemeldet, denen die erforder- liche Unterstützung, soweit dies bei der derzeitigen Unvollkommenheit der hiesigen Einrichtungen möglich war, gewährt wurde. Schriftliche Berichte wurden 16 abgesandt, davon ı3 an die akademische Commission zur Herausgabe des Wörterbuchs der aegyp- tischen Sprache. Wissenschaftliche Anfragen ergingen an den Unterzeichneten 14. und zwar 9 aus Deutschland, ı aus Österreich-Ungarn, 2 von Fran- zosen, I aus England und ı aus den Vereinigten Staaten. Dieselben konnten mehr oder weniger ausführlich beantwortet werden bis auf eine, die wegen der dazu erforderlichen umfangreicheren Vorarbeiten noch unerledigt bleiben musste. Die definitive Übernahme der Esrrs-Bibliothek, die Hr. Dr. vox Bıssng dem Reiche zum Geschenk gemacht hat, konnte noch nicht erfolgen. Leider wird die Instandhaltung der Bibliothek noch grosse An- sprüche an das jährliche Budget der Stelle machen, das schon durch Abonnement auf die nothwendigsten wissenschaftlichen Zeitschriften stark belastet ist. Durch Überweisung vom hiesigen und vom Jeru- salemer Kaiserlichen Consulat wurden neben einigen kleineren Werken von Lrrsrus zwei Exemplare von Lerstus’ »Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien« erworben, deren eines zum Reise-Exemplar bestimmt ist. Auch einige fehlende Nachschlagebücher wurden käuflich erworben. Die photographische Sammlung wurde unter guten Auspiecien angelegt. Die Negativsammlung umfasst bereits 336 eingetragene Nummern, darunter eine vollständige Serie der Stelen des mittleren Reiches aus dem Giseh-Museum, die fast alle von Frau Dr. Lancer, Kopenhagen, aufgenommen sind, welche sich auch um die Ordnung der Negative grosse Verdienste erworben hat. Etwa 1500 Nummern aus früheren Beständen des Berichterstatters, ferner von den Arbeiten bei Iahun, Abusir und Abydos werden zu dem bereits eingetragenen Grundstock demnächst hinzugefügt werden. Sobald die Sammlung ausreichend übersichtlich geordnet ist, soll ein Verzeichniss veröffent- licht werden, so dass es jedem Gelehrten möglich sein wird. die für seine Arbeiten erforderlichen Aufnahmen zu wählen. Abzüge können zum Selbstkostenpreise — etwa ı Piaster für den Abzug, 9 x 12 cm, und etwa 6 Piaster für das Laternbild zu Demonstrationszwecken — abgegeben werden. 10* 108 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 31. Januar. Die Positivsammlung enthält bereits 1385 eingetragene Nummern: es konnten in diesem Jahre die Sesam’schen und Braro’schen Serien angeschafft werden, so dass fast alle Denkmäler Aegyptens vertreten sind. Die Erwerbung der Bonrıs’schen und Scnröper’schen Serien muss für spätere Zeiten verbleiben. Die beschaffte Ausrüstung für Expeditionen und Ausgrabungen lässt, was photographische Hülfsmittel und Maassinstrumente anlangt, noch viel zu wünschen übrig. Zum Glück standen mir ein Universal- instrument der Königlichen Museen und zwei photographische Apparate aus privatem Besitze zur Verfügung. Die Feldausrüstung, Zelte u. s.w., ist, von einigen nothwendig gewordenen Reparaturen abgesehen, in gutem Stande. Zum Schlusse muss noch dankend erwähnt werden, dass der Österreichische Lloyd dem jeweiligen Inhaber der Stelle des wissen- schaftlichen Sachverständigen beim hiesigen Generalconsulat dieselben Ermässigungen auf Fahrten mit den Dampfern der Gesellschaft zuge- standen hat, die er den Mitgliedern des Kaiserlichen Archaeologischen Instituts in Athen gewährt. Auch der Norddeutsche Lloyd ist den deutschen wissenschaftlichen Bestrebungen in Aegypten insoweit ent- gegengekommen, als er in zwei Fällen auf meinen Antrag eine Fracht- ermässigung gewährte. Ausgegeben am 7. Februar. TEE 109 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER VI KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 31. Januar. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. *]. Hr. F.E. Scuusze las: Uber die Ergebnisse seiner Be- arbeitung der von der »Deutschen Tiefsee-Expedition« heim- gebrachten Hexactinelliden. Unter den zahlreichen neuen Gattungen und Arten, mit welchen diese glückliche Expedition die Wissenschaft bereichert hat, nimmt hervorragendes Interesse in An- spruch eine der Gattung Hyalonema nahestehende Form, welche statt des bei allen anderen Hyalonematiden vorhandenen Basalnadelschopfes nur eine einzige, aber bis zu 3" lange und fingerdicke Kieselnadel zur Befestigung im Boden besitzt. Diese Art soll dem verdienten Leiter der Expedition zu Ehren den Namen Monorhaphis chuni erhalten. 2. Hr. Krem legte vor eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. H. BaunnaAuver (Freiburg, Schweiz): Uber den Seligmannit, ein neues, dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals. Von dieser berühmten Mineralfundstätte im Wallis stammt ein neues Mineral her. Dasselbe ist mit dem Bournonit verwandt und krystallisirt wie dieser rhombisch mit Zwillingsbildungen nach dem Prisma. Axenverhältniss und Winkelmessungen werden mitgetheilt. * erscheint nicht in den akademischen Schriften. 110 Über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals. Von Prof. Dr. H. BaumnuAuER in Freiburg (Schweiz). (Vorgelegt von Hrn. Krim.) E Jahre 1896 beschrieb. ich in der Zeitschrift für Krystallographie (26, 593) ein neues Mineral, welches ich im Dolomit des Binnenthals, diesem an schönen Mineralien, insbesondere an Bleisulfarseniten, so rei- chen Gestein. auffand. Das neue Mineral, welches ich nach @. von Raru Rathit nannte, krystallisirt rhombisch mit Winkeln. welche denjenigen des Dufrenoysit nahestehen. Es enthält nach der ersten von BÖöner ausgeführten Analyse neben Blei. Schwefel und Arsen 4.53 Procent Antimon und wurde demgemäss von mir als eine isomorphe Mischung der betreffenden Arsenverbindung mit der entsprechenden Antimon- verbindung aufgefasst. In neuerer Zeit hat sich auch H. Sorry mit dem Rathit eingehender beschäftigt und bisher die von H. Jackson ausge- führten neuen Analysen publieirt'; der Veröffentlichung der Ergebnisse seiner krystallographischen Untersuchung des Rathit sehen wir entgegen. Jackson, welchem ein reichlicheres Material als mir zur Verfügung stand, fand nur einmal eine geringe Menge (0.43 Procent) Antimon, sonst nur Arsen. Seine drei Analysen führen auf die Formel 3PbS.2As,S,, während ich nach der Böner’schen Analyse als constituirende Verbin- dungen im Rathit Pb,As,S, (bez. 2PbS.As,S,+2PbS.As,S,) und Pb, Sb, S, (bez. 2PbS.Shb,S, + 2PbS.Sb,S,) angenommen hatte: dabei wurde also Arsen bez. Antimon theils als drei-, theils als fünfwerthig betrachtet. Die Analysen von Jackson stimmen mit seiner einfacheren Formel ziemlich gut, der etwas zu hoch gefundene Gehalt an Blei und Schwefel wird durch die Annahme einer mechanischen Beimengung von Bleiglanz erklärt. In der Bönmer’schen Analyse, welche 0.97 Procent ! Mineralogical Magazine XII, 282. H. BausmAaver: Seligmannit. al Verlust ergab, ist gegenüber der Jackson’schen Formel ebenfalls der Bleigehalt zu hoch (um 1.61 Procent), der Schwefelgehalt fast gleich dem verlangten, der Arsen-+ dem Antimongehalt hingegen zu nie- drig. Rechnet man 4.53 Procent Antimon zu Arsen um, so erhält man 2.82 Procent, was mit den gefundenen 17.24 Procent Arsen er- giebt 20.06 Procent:;: rechnet man den Verlust 0.97 Procent, was naclı Böner berechtigt erscheint, ebenfalls dem Antimon zu und dann um in Arsen, so erhält man 0.60 Procent, zusammen 20.66 Procent Arsen. Dies weicht immer noch bedeutend ab von der von Jackson geforderten Arsenmenge von 24.51 Procent. Auffallend bleibt auch der grosse Unter- schied in dem von beiden Analytikern gefundenen Antimongehalt. Das von SorLıLy gesammelte Material war vorher hier in Freiburg mit meinen Originalkrystallen verglichen und als Rathit erkannt worden. Für den Skleroklas hält Jackson auf Grund neuer, von ihm aus- geführter Analysen (a.a.O.) an der Formel PbS.As,S, fest, während allerdings die früheren Analysen damit nicht gut stimmen.' Acceptirt man die von Jackson angenommenen Formeln für «den Rathit und den Skleroklas und berücksichtigt, dass nach den neuesten Untersuchungen von Prior und Spencer" der Binnit nur als eine Varietät des Tennantit aufzufassen ist, wobei Fahlerz die allgemeine Formel I Mi 3R,S.(As, Sb),S, + x[6RS.(As, Sb),S,] erhält, so hat man folgende Reihe der im Binnenthal vorkommenden Sulfarsenite: Skleroklas (Sartorit), rhombisch, PbS.As,S,, Rathit, rhombisch, 3PbS.2As,S,, Dufrenoysit, rhombisch, 2PbS.As,S,, Jordanit, monoklin, 4PbS.As,S,, Binnit, regulär-tetraödrisch, 3Cu,S.As,S, (der Gehalt an Eisen bez. 6FeS.As,S Der Binnit ist demnach im Wesentlichen dem rhombisch krystal- lisirenden Bournonit Cu,S. 2PbS.Sb,S, analog constituirt. Letzterer ent- hält zwar zuweilen etwas Arsen, doch ist eine genau entsprechende Arsenverbindung für sich nieht bekannt. Der Guitermanit von Hırrr- BRAND ist derb und unrein und ergab nach Abrechnung der Verun- reinigungen die immer noch etwas zweifelhafte Formel ıoPbS.3As,S.. Ich habe nun ein weiteres neues Mineral im Binnenthaler Dolo- mit gefunden, von dem allerdings zur Zeit nur wenige Krystalle vor- liegen, weshalb eine Analyse noch nicht gemacht werden konnte, welches aber nach seinen krystallographischen Constanten und dem Habitus der , ist gering). ! Vergl. auch meine Abhandlung über Skleroklas, diese Sitzungsberichte 1895, XI, 243: ! Mineralogical Magazine, XII, 184. 112 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 31. Januar. Krystalle eine so grosse Ähnlichkeit mit Bournonit aufweist, dabei nach Farbe, Glanz und Sprödigkeit den Bleisulfarseniten Skleroklas, Jordanit und Dufrenoysit (auch dem Binnit) so nahesteht, dass sich die Ver- muthung aufdrängt, es bilde ein neues Glied dieser Reihe und sei nach I u der Formel z3(R,, R)S. As,S, zusammengesetzt. Indem ich mir erlaube, hier eine erste Beschreibung dieses Minerals zu geben, möchte ich dem- selben, zu Ehren des durch eigene Forschung wie durch liberale Unter- stützung der Untersuchungen Anderer um die mineralogische Wissen- schaft hochverdienten Hrn. G. SeLıemans in Coblenz, den Namen Selig- mannit beilegen. Schon vor einigen Jahren fand ich auf einem grösseren Krystall von Rathit drei sehr kleine (+—-1"" grosse) Kryställchen, deren bei den geringen Dimensionen schwierig auszuführende Messung ergab, 8 dass es sich um ein rhom- Fig. 1. bisches Mineral handelte. => Die Spärlichkeit des Mate- rials und die in Folge von Zwillingsbildung verwickel- ten Verhältnisse der Kry- stalle waren die Ursache, warum die Untersuchung da- mals zu keinem völlig be- friedigenden Abschlusse ge- bracht wurde. Vor einigen Wochen erhielt ich nun zum Zwecke der Bestimmung von Hrn. Miwop. Mineralienhänd- ler in Genf eine grosse Sen- dung Binnenthaler Minera- lien und fand darunter zwei Stufen, auf welchen sich je ein Krystall befand, der sich bei ge- nauerer Prüfung als identisch mit den früher ‚untersuchten Kryställ- chen erwies. Diese beiden Krystalle von 3-4"”" Grösse boten der Er- forschung geringere Schwierigkeiten, und es konnte so das Mineral hinreichend krystallographisch untersucht werden. Einer der grösseren Kıystalle (I) ist fast ringsum ausgebildet und wurde unversehrt vom Dolo- mit abgelöst: der zweite (II) sitzt auf einer kleinen Stufe und ist nur zum Theil frei entwickelt. Die drei anderen sehr kleinen Krystalle seien mit III-V bezeichnet und sollen erst nach I und II besprochen werden. mm Krystall I, in der Riehtung der grössten Ausdehnung 3"" messend, konnte am Genauesten studirt werden. Auf ihn bezieht sich Fig. 1. welehe die an ihm auftretenden Formen in idealisirter Combination auf die Basis projieirt darstellt, dabei aber die Zwillingsbildung nach (110), EEE nn A H. Baumsaver: Seligmannit. 123 welche den Krystall mehrfach beherrscht, nicht wiedergiebt. Der Kry- stall erinnerte auf den ersten Blick stark an Binnit, doch liess die Messung bald erkennen, dass er dem rhombischen System angehört. Die Art der Zwillingsbildung war zudem für ein Binnenthaler Sult- arsenit neu. Die Basis ce erscheint mit beiden Flächen, um welche sich die am besten entwickelten Formen gruppiren. Besonders treten hervor o(1oLI) und n(o1ı). dann auch v(211). Die Kanten zwischen o und n werden abgestumpft durch w(112), zwischen u und o erscheint schmäler «(213). Zum Theil gut entwickelt ist y(ı1r1). Die Ausbildung der genannten Flächen ist im Allgemeinen eine vollkommene. Weniger ist dies der Fall bei den Flächen der Prismenzone, in welcher ausser a(100), b(010) und m(11o) noch beobachtet wurden e(210) ziemlich breit und (120) schmal. Etwas zweifelhaft ist wohl noch eine zwischen (r00) und (210) auftretende, in Fig. ı nicht wiedergegebene Fläche, deren Messung (s. unten) annähernd auf das Symbol g(510) führte. Die Kanten m:» erscheinen bei einer Prismenfläche abgestumpft durch wenig gut ausgebildete Flächen von W(431): die betreffende Fläche (110) ist nach diesen Kanten gestreift. Das Mittel aus den beiden besten Messungen von o:c (43° 18' und 43°22#') = 43°204', sowie die beste Messung n:c = 41°122' dienten neben 0:n = 56°50' zur Berechnung. Zunächst ergiebt sich daraus der von o und n auf ce gebildete ebene Winkel = 89°59+.. Die Axen a und 5b stehen also auf einander senkrecht. Setzt man genau 90°0' ein, so erhält man für o:n den Werth 56°49$'. Hierzu kommt, dass bei der Zwillingsbildung nach m die Basistlächen der beiden Individuen in ein Niveau fallen, demnach steht auch die Axe € auf a und b senkrecht. Weniger gut liess sich dies aus der Neigung der Flächen der Prismenzone zur Basis erweisen, weil der Krystall stellenweise aus zwei nicht ganz genau parallelen Theilen besteht, wodurch gewisse Flächen dieser Zone doppelte Reflexe geben. Doch dand ich a6 = 90°2’ nd’ e:ce = 80°%55'. Aus den, Winkeln c:o = 43°204' und e:n = 41°12$' berechnet sich nun das Axenverhältniss: 2:0: =0.92804 :1:0.87568. Im Folgenden sind einige gemessene und bereehnete Winkel zu- sammengestellt, wobei die für gleichartige Kanten erhaltenen Wertlhe einzeln aufgeführt werden: beobachtet berechnet e(001):o(101) = 43° 16', ı8', 224’ 43°204' (Fund.-Werth) » ın(olI)= 41°12$', 20' 41° 124' » » »y(ırı) = 52°12', 133' 529 94! :u(112) = 32°44', 484, 514' 32° 46' » :v(211) = 64°24$', 27%’ 64° 192" » (213) = 34° 508° 34° 448° 114 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 31. Januar. beobachtet berechnet o(101):n(orı) = 56° 50' 56° 493" » :u(112) = 27°42', 50%' 27° 53%" y(r11):n(orı) = 35° 10%' (cca.), 27' 35° 224’ v(zrI): = =54°54, 57' 54° 508° m(110):v (211) = 30° 50%’, 54$' 30° 59" ylın): » =19%50', 43% 19° 284’ a(100): » =34954', 35°4' 35° 94 » ze (210) = 24° 54' 24° 53#' :f (120) = 61° 504° 61°41' » :q(510)= 99578 10° 31" Die Makropyramide W(431) konnte an diesem Krystall nur ganz angenähert (durch Schimmermessung) bestimmt werden. Besser ist diese Form bei Krystall I ausgebildet. Der Prismenwinkel (110):(110) berech- net sich zu 85° 43#. Kıystall I ist nun mehrfach nach (110) und zwar nach beiden Flächen dieser Form ver- zwillingt, indem sowohl ganze Theile desselben zu den übrigen sich in Zwil- lingsstellung befinden, als auch einzelne schmale Zwillingslamellen denselben durchsetzen. Sehr deutlich tritt die Zwillingsbildung hervor auf den Flächen von 0o und n. So wurden z.B. von € aus nach zwei benachbarten Flächen o und rn hin neben einander (durch die Zwillingsgrenze getrennt) folgende Win- kel beobachtet: ın= 41° 10! (cca.) (e:0=43° 16' c (ec (cp —A3238: le:n=41° 127 Ferner wurde gemessen: berechnet n:0= 3° 39! 3535 am syY218| 510 243' ’ sowie an einer Zwillingslamelle, welche sich über y hinzieht: y:y=6° 483' ber. 6° 44". Krystall II unterscheidet sich u. A. dadurch von I, dass er in der Richtung der Verticalaxe mehr gestreckt ist als dieser: er misst in dieser Richtung 4 Fig. 2 stellt den grössten Theil desselben in der Projeetion auf das Brachypinakoid 5 dar. In der Prismenzone finden sich besonders entwickelt m(110). b(010) und (130) nebst einer schmalen Fläche f(120). Nicht gut ausgebildet ist c(oo01), besser und grösser sind die Flächen von ylııı), n(olı) und e(2ı1): die mm EEE TEE H. Baumuaver: Seligmannit. 115 Kante m:v wird durch eine hier gut ausgebildete Fläche W(431) ab- gestumpft. Endlich treten neben einer Fläche u(ı12) zwei Flächen der an Krystall I nicht beobachteten Brachypyramide p(121) auf. Der Krystall konnte nicht unversehrt von der Stufe genommen werden, er wurde deshalb auf derselben gemessen mit folgenden Resultaten: berechnet b: f=28° 123' 28° ı9' br 319036! 19° 454" bam=47°23" 47° 84 b: m=48° 443! 48° 478° b: p=37?59', 38° 163’ 38208: m: y= 37° 37' 37° 508" m: p— 32° 10! 322.054 y:p= 19° 213' 19° 22$' F: p= 26° 36$' 26° 414" nn ae rol SITE) y: u=19° 15! 19° 238° m:W= 14° 20' 14° 375 Die letzte Messung konnte nur annähernd genau sein, «da »n hier nach den Combinationskanten mit W stark gestreift ist: auch » gab Fig. 3. keinen guten Reflex. Die rechts ge- legene Fläche y wird von zwei sich kreuzenden sehr schmalen Zwillings- lamellen durchzogen, von welchen die eine bis auf «, die andere bis auf ® zu verfolgen ist. Krystall II, nur etwa 1"" gross, unterscheidet sich von I und II nament- lich dadurch, dass y gegen o und n vorherrscht: die Flächen der beiden letzteren Formen sind nur sehr schmal. In der Prismenzone wurden a, e und m beobachtet. Der Krystall ist ein Zwilling: Fig. 3 stellt denselben im Wesentlichen und idealisirt in der Projeetion auf die Basis dar. Die Messungen waren hier, wie bei IV und V. wegen der geringen Grösse, zuweilen auch der Unvollkommenheit der Flächen schwierig auszuführen. Es seien folgende Resultate angeführt: berechnet c:0o = 43° 46}' (cca.) 43° 204' ern An Tol 41° 124" a:m= 42°454' 42° 513! y:0 = 32° 26#' 32° 294’ yın = 35°24' gsca2r! yıv = 19955! 19° 283° ey =52°21' (cca.) 52° g4' m:m= 8°54' (cca.) 8933 116 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 31. Januar. An diesem Krystall erscheint auch noch eine Fläche von W(431). Ich maass: berechnet a:W = 36° 353' 36° 403' v:W= 16° 43' 16° 214" ec: W763 77° 44' Krystall IV. Auch dieser kleine Krystall ist ein Zwilling, was wegen der eigenartigen Ausbildung desselben erst durch eingehendes Studium erkannt wurde. Die Basis ist ziemlich gross, stark entwickelt auch eine Fläche », sehr klein hingegen 0. Ausser diesen Formen wurden noch beobachtet v, m und a. Es wurde u. A. gemessen: berechnet Cem are 41° 12$' c:0o = 43°22$' (cca.) 43° 204' c:0 = 43° 203' 43° 204' c:v» = 64° 56' 64° 192" er mMe—1902 (0) 90° o' m:.0)— 32414, 32351 Krystall V. Dieses winzige Krystallfragment zeigt nur wenige Flächen der Formen a, y und m: es ist ebenfalls ein Zwilling. Es wurde gemessen: berechnet m:y = 37° 51' 37° 50% m:m= 8°%41' 8° 33' Im Folgenden sind die am Seligmannit beobachteten ı5 Formen noch einmal zusammengestellt: Pinakoide : a(100), b(010), c(001) Prismen : m(11o), e(210), f(120), i(130), q(510) Domen : o(1oLr), n(OLI) Pyramiden: y(ıır), vo(211), u(112), 2(213), W(azr). Wie schon bemerkt wurde, ist der Seligmannit mit grosser Wahr- scheinlichkeit als ein Blei-, vielleicht Bleikupfer-sulfarsenit zu betrachten. Derselbe gewinnt ein besonderes Interesse dadurch, dass er eine grosse Formähnlichkeit mit Bournonit aufweist. Er scheint mit diesem isomorph zu sein, möge aber, da seine chemische Zusammensetzung bei der Spär- lichkeit des Materials einstweilen nicht zu ermitteln ist, nur als mit Bournonit homöomorph bezeichnet werden. Die Ähnlichkeit der Dimen- sionen, zu welcher noch die gleiche, allgemein herrschende Zwillings- bildung nach (110) hinzukommt, geht aus folgender Zusammenstellung der Axenverhältnisse und einiger Winkel! deutlich hervor: ! Die Buchstabenbezeichnung der Formen des Seligmannit wurde der für den Bournonit üblichen gleich gewählt. Die Winkel des Bournonit sind Dana entnommen. H. Baunnaver: Seligmannit. 1a Seligmannit @:b:c = 0.92804 :1:0.87568 Bournonit » = 0.93798 : 1: 0.89688 S. B. y:y (Polkante über a) 64° 594" 65054" EEE > “ b) 70° 443° 70° 53' y:y (Randkante) 75° 41' 74° 40' mm 85° 434" 86° 20' nın 82° 25’ 83° 464’ 0:0 86° 404" 87° 26' ea U 320.46" SSL NN (380) 64° 193" 64° 40" 5 are 24° 533° 25° 8 acfı 28° 19" 28° 4' Alle Formen, welche ich am Seligmannit beobachtete, treten auch am Bournonit auf, mit einziger Ausnahme der wohl noch unsicheren (510). Die Figuren ı und 3, namentlich die erstere, zeigen zudem, dass auch der Habitus der Krystalle beider Mineralien sehr ähnlich sein kann. Wir haben also höchst wahrscheinlich im Seligmannit eine dem Bournonit entsprechende Arsenverbindung vor uns. Hoffentlich wird mich ein glücklicher Fund recht bald in die Lage setzen, weiteres Ma- terial des neuen Minerals zu erhalten, um vor Allem die Frage nach der chemischen Zusammensetzung desselben ihrer Beantwortung ent- gegenführen zu können. 118 Über die erweiterte Poisson’sche Unstetigkeits- gleichung. Von LrEo KoENIGSBERGER. (Vorgelegt am 10. Januar [s. oben S. 33].) h den Sitzungsberichten vom December 1900 habe ich für das Wesrer’sche Potential U von Massen, welche einen Raum stetig erfüllen. für alle Punkte des unendlichen Raumes ausserhalb oder innerhalb jener Massen den Ausdruck gefunden in A,„U— Ei 2 = (1+.)+, (+7 +2"2), dt k kA? worin ö die Dichtigkeit in dem betrachteten Punkte, und X, Y,Z die Kräftecomponenten des gesammten nach dem Newrov'schen Gesetze wirkenden Massensystems bedeuten, und zwar hatte ich diese Be- ziehung vermöge des erweiterten Poıssov’schen Satzes hergeleitet. wel- cher, wenn die Geschwindigkeit des von einer mit Masse belegten und nach dem Weser'schen Gesetze wirkenden Fläche angezogenen Punktes die Richtung der Flächennormale hatte und der Grösse nach mit n’ bezeichnet wurde, sich in der Form darstellte ov_ d ar EL DZ Wr n” on, dem) * on, dt on, Frl rs ö Es soll nun dieser Satz erweitert und zunächst gefragt werden, welches die Unstetigkeitsgleichung für das Flächenpotential Kara N — — Ss Jr): beim Durchgange des Punktes längs der Normale durch die mit ruhender Masse belegte Fläche ist. wenn die Geschwindigkeit des Punktes eine beliebig vorgeschriebene Richtung hat. Mit Benutzung der bisher gewählten Bezeichnungen wird der Theil des Flächenpotentials, welcher dem unendlich kleinen Kreise angehört, da elle —p cos 9,” + (Y, — sing’ +3 KoENIGSBERGER: Über die erweiterte Poıssox’sche Unstetigkeitsgleichung. 119 also 4 . I ’ rt’ = (0, — 2 cos PB); + (y,—p sin d)Yyı + 22: ist, indem « stellt sein, ‚=y,=O zu setzen ist, durch den Ausdruck darge- =; | "rdedp (, „aaa con rye sin ren dr N Vr+: (+2) ! oder wie unmittelbar zu sehen, durch x 22 ge x 2 edp a et + V, = and | ——-N\ı+- ——jj V?+z EE +2) Da die Ausführung der Integration w : oa 7 I V. = 2#d|YyR +2 —-y&2|— - — zz | — — — — l | hr . ze | ro 2 2 RR ex x ! Eat 2 2 2 _9Vz + a -+2/R+2—2] | liefert, worin die Wurzeln mit positivem Zeichen zu nehmen sind, so wird zunächst, wenn 2, und R sich wieder so der Null nähern, dass verschwindet, ersichtlich sein, dass V, gegen Null convergirt, und somit das gesammte Flächenpotential endlich und stetig ist. Bildet man nun oVv, 2 2 And » 2, 2, 270 „| — 2 ” B—— — 270 en > #ı Ba eg SR ae Fran 2 ji Tr dz, VR+z2 yz k VR+z yz hr R+ayR+: Br 2: | 2 22 2 es ) | In 2, =® 22, 22, 2.7 7, dr (bau) | Fon BER SE RR en ee ayz| #® Y)BrayRr+z VRer+z ya und so folet N RN u Ber ER N. de, di 02 Der VE k u az: r 2, 2, RE 2 —.2) 28 2 Nennen eH+ayer+2 » » 081929 CO.. Berechnet für C,,H,,0;N, 4 a N C 55.38 Procent C 55.30 ns 55.14 Procent 15122 lolau5 » H 6.29 8% RL 2 N 10.77 » IN — 10.96 — » Die Verbindung verlangt zur Lösung ungefähr 110 Theile kochen- des Wasser. In Alkohol, Pyridin, Aceton ist sie sehr leicht löslich und krystallisirt beim Erkalten nur sehr langsam. Etwas schwerer löst sie sich in Essigaether und viel schwerer in Chloroform, Benzol und Toluol, woraus sie sich in der Kälte rasch in kleinen Nadeln ausscheidet. Toluol empfiehlt sich deshalb als Reinigungsmittel. In Aether und Li- groin ist sie fast unlöslich. Glucosidogalactose. Die Darstellung des Zuckers aus Acetochlorglucose und Galaetose war genau dieselbe, wie im vorhergehenden Falle. Zur Isolirung diente wieder das Phenylosazon. Phenylglucosidogalactosazon. Es wurde ebenfalls aus einer Lösung, die nach der titrirmetrischen Bestimmung 10% Zucker enthielt, dargestellt. Das etwas dunkele leicht lösliche Osazon wog 0°8: es wurde zur Analyse einmal aus Toluol um- krystallisirt und bei 100° getrocknet. Es sah dann hellgelb aus und schmolz scharf bei 172-174° (corr. 175-177°). 0%°1376 Subst. gaben 0%°2790 CO, und 0°%0775 H,O. OFFO2SUN.N at 79 ENTER: Z7ON?). 128 Gesammtsitzung vom 7. Februar. Berechnet für C,,H,,0,N, Gefunden C 55.38 Procent C 55.29 Procent 11,:0.15 » H 6.25 » N ‚10.77 » N 10.94 » Zur Lösung verlangte die Verbindung ungefähr 120 Theile kochen- des Wasser. Gegen die gewöhnlichen Lösungsmittel verhielt sie sich ebenso wie das Osazon der Galactosidoglucose, war aber etwas schwerer löslich in Benzol und Toluol und zeigte unter dem Mikroskop etwas besser ausgebildete Nadeln. Galaetosidogalactose. Auch hier können wir bezüglich der Darstellung auf das bei der (Galactosidoglucose Gesagte verweisen. Das Phenylgalaetosidogalactosazon wird aus der Lösung des rohen Zuckers auf die früher beschriebene Art gewonnen. Die Ausbeute ist etwa ı4 Mal so gross als beim Glucosidogalactosazon. Um das beige- mengte Galaetosazon ganz zu entfernen, ist wiederholte Krystallisation aus heissem Wasser nöthig. Zum Schluss wurde das trockene Praeparat zweimal aus Toluol umkrystallisirt. Die bei 100° getrocknete Substanz sah hellgelb aus und schmolz bei 173-175° (corr. 176-178°). 1. 0®2031 Subst. gaben o®41ı11 CO, und o®1152 H,O, 2% 00789 » » Ret: N (1 72. 768"), 2.:.052040., > » o84126 CO, Berechnet für C,,H,,0,N, Gefunden ö I. 2. 3. C 55.38 Procent en — 55.11 Procent EG » Hr 9630 — — » NEIos77 » N — 10.92 er » Sie löst sich in ungefähr ı ro Theilen Wasser und scheidet sich daraus als flockige Masse ab, welche aus mikroskopisch kleinen Nadeln besteht. Spielend leicht löslich ist sie in Alkohol, Essigaether, Aceton, Pyridin, aber schwerer in Chloroform, Benzol und Toluol und fast un- löslich in Aether und Ligroin. Verhalten der drei neuen Disaccharide gegen Hefen. as) Die Versuche wurden mit der wässerigen Lösung ausgeführt, welche zur Bereitung des Osazons gedient hat und welche ausser den verschiedenen Zuckern noch die Natriumsalze von Essigsäure, Salzsäure und Schwefelsäure, sowie wenig freie Essigsäure enthielt. Unter diesen Bedingungen wird das Disaecharid von Oberhefe entweder gar nicht Fiscuer und E. F. Arusrrong: Synthese einiger neuen Disacchbride.. 129 oder doch nur äusserst langsam vergoren. Man kann deshalb mit dieser Hefe die Monosaccharide grösstentheils entfernen. ohne das Disaecharid zu zerstören. 15°” der Zuckerlösung, welche nach der Titration mit FEnLıse- scher Lösung ungefähr 2° Gesammtzucker enthielt. wurden mit Wasser auf 40°” dem Erkalten mit $° feuchter Oberhefe (Reineultur) unter den üblichen verdünnt, nach Zusatz von 5°" Hefenwasser aufgekocht, nach Vorsichtsmaassregeln versetzt und bei 30° gehalten. Bei der Galactosidoglueose war die Anfangs starke Entwickelung von Kohlensäure schon nach 2 Tagen beendet. Bei der Glucosido- galactose dauert es 4 und bei der Galactosidogalactose 8 Tage. Die Probe mit Phenylhydrazin ergab dann, dass die Flüssigkeit keine nach- weisbare Menge von Monosaccharid, wohl aber recht viel Disaecharid enthielt, und die Titration mit Fenuise’scher Lösung zeigte an, dass von den ursprünglichen 2° Zucker 0.7-0.9 übrig geblieben waren. Derselbe Versuch wurde jetzt mit Unterhefe (ebenfalls Reincultur) wiederholt. Bei Galactosidoglucose und Glucosidogalactose war die intwickelung von Kohlensäure nach 4 bez. 6 Tagen beendet, und die Flüssigkeit enthielt jetzt nach der Probe mit Feuume’scher Lösung oder Phenylhydrazin keinen Zucker mehr. Bei der Galactosidogalac- tose dauerte die Wirkung der Hefe 14 Tage, ohne dass das Disac- charid verschwunden wäre. Verhalten der drei neuen Zueker und der Melibiose gegen Emulsin und Kefirlactase. Für die Versuche diente die Lösung der künstlichen Zucker, welche nach der oben beschriebenen Vergärung der Monosaccharide durch Öberhefe bleibt. Sie wurde erst aufgekocht. um die aus der Hefe aufgenommenen Enzyme unwirksam zu machen, filtrirt und abgekühlt. Zu je 40°“ halt von 0%°7-0°g Traubenzucker entsprach. wurde zugesetzt ent- dieser Flüssigkeit. deren Reductionsvermögen einem Ge- weder 1° frisches Emulsin, welches mit wenig kaltem Wasser an- ’ {m} com gerieben war, oder 5 eines frischen wässerigen Lactase- Auszugs. der durch 48 stündiges Schütteln von 50° zerkleinerter Kefirkörner, 300°" Wasser und 5°” Toluol bei Zimmertemperatur hergestellt und filtrirt war, nebst 1°” Toluol. Jede dieser Proben blieb 72 Stunden im Brutschrank bei 35 stehen, wurde dann mit etwas Thierkohle aufgekocht und filtrirt. Zur Erkennung der Monosaccharide diente die Probe mit Phenyl- reines Phenylhydrazin, 1° gr hydrazin. Zu dem Zweck wurde 1? 5o procentige Essigsäure und 1° Chlornatrium zugesetzt, 13 Stunden 130 Gesammtsitzung vom 7. Februar. im Wasserbade erhitzt. nach völligem Erkalten das Osazon abgesaugt, mit Wasser und später mit Aether gewaschen. Nach dem Trocknen wurde das Osazon mit der 100fachen Menge Wasser + Stunde aus- «ekocht und der unlösliche Theil gewogen. Bei der zum Vergleich herangezogenen Melibiose wurde ange- wandt: 1° Zueker, 15°" Wasser, 4°" Emulsin oder 5°" Lactase-Auszug. So wurden erhalten an unlöslichem Osazon: Emulsin Kefirlactase Galactosidoglucose 0.25 — Glucosidogalaetose 0.35 0.15 Galactosidogalactose 0.25 — Melibiose 0.13 — Zum Beweise, dass die Hydrolyse in der That durch das Ferment und nicht etwa durch das Wasser oder die in Lösung befindlichen Salze verursacht wird, haben wir noch in allen Fällen Controlproben ohne Enzym ausgeführt und niemals unlösliches Osazon erhalten. Da durch die vorhergehenden Versuche die von uns beabsichtigte Synthese des Milchzuckers nicht verwirklicht werden konnte, so haben wir das Ziel mit Hülfe der Kefirlaetase zu erreichen versucht. Be- kanntlich hat Crorr Hırr! vor anderthalb Jahren beobachtet. dass die in der Hefe enthaltene Maltase” den Traubenzucker in eoneentrirter Lösung partiell in ein Disaccharid verwandelt. welches mit der Mal- tose identisch sein soll. Obschon diese Mittheilungen des Hrn. Hırı bezüglich des letzten Punktes nicht bewiesen zu sein schienen und auch thatsächlich nach den Beobachtungen des Hrn. Dr. Emmeruine, welche er uns privatim mittheilte. nicht eorreet sind, so blieb doch immer das interessante Resultat bestehen. dass die Maltose. ähnlich den Säuren, eine reversible Bildung von Polysacchariden bewirken kann. Ähnliche Erfahrungen haben Kastre und LoEvENHART?, sowie etwas später Hanrıor', bezüglich der Lipase gemacht. Man durfte deshalb erwarten. dass die in den Kefirkörnern ent- haltene Laetase” gleichfalls ein Gemisch von Glucose und Galactose zum Disaccharid verkuppeln werde. Der Versuch hat diese Ver- muthung in der That bestätigt. 20°" des früher erwähnten Auszugs von Kefirkörnern wurden mit je 12°5 reiner Galactose und Traubenzucker und ferner 3°” Toluol versetzt. Dieses Gemisch blieb bei 30° drei Monate stehen. Bei ' Journ. Chem. Soc. 1898. 634. ® Enır. Fıscner, Ber. d. D. chem. Ges. 27. 2988 u. 28. 1430. ® Chemisches Centralblatt (1901. 1. 263). * Compt. rend. 132. 212. Exır Fischer, Ber. d. D. chem. Ges. 27. 2991. ee Fischer und E. F. Arusrrong: Synthese einiger neuen Disaccharide. 131 öfterem Umsechütteln löste sich der Zucker fast vollständig auf. Die Flüssigkeit wurde schliesslich filtrirt, mit der rofachen Menge Wasser verdünnt und in der früheren Weise auf Osazon verarbeitet. Dabei resultirte ein in heissem Wasser leicht lösliches Osazon, welches zur Reinigung dreimal aus Wasser und endlich noch einmal aus sieden- dem Toluol krystallisirt wurde. Seine Menge betrug zum Schluss 4 Procent der angewendeten Monosaecharide. Für die Analyse war das Praeparat bei 100° getrocknet. 0®1982 Subst. gaben 0%4004 CO, und o®1130 H,O. Berechnet für C,,H,,0,N, Gefunden C 55.38 Procent Ü 55.09 Procent IE 6S75 » IE 76.33 » Das Osazon schmolz bei 190-193° (193—-196° corr.), krystallisirte in feinen gelben Nadeln und zeigte ziemlich grosse Ähnlichkeit mit dem Phenyllaetosazon. Wir werden versuchen, das Disaccharid selbst zu isoliren, um es mit dem Milehzucker zu vergleichen. 132 Norberts Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? Von PAuL ScHEFFER-BOICHORST. (Vorgetragen am 17. Januar [s. oben S. 49].) I. Der Verfasser der Lebensbeschreibung', die uns beschäftigen soll, Nor- bert, seit 1084 Abt des von Benno gestifteten Klosters Iburg, hatte sich unter der Leitung seines Verwandten, des Kölner Domscholasters, eine gute Bildung angeeignet. Kenner rühmen die ungewöhnliche Rein- heit seiner Sprache; Juvenal und Horaz sind ihm vertraut”; die Regel älterer Theoretiker, der einige feinere Stilisten des Mittelalters immer gefolgt sind, dass nämlich am Schlusse eines Satzes zwischen den beiden betonten Silben mehr als eine unbetonte stehen müsse, hat er nicht ausser Acht gelassen.” Und wie reich ist der Inhalt seines Werkes! Zwar wird der Politiker — um es gleich zu sagen — nicht ganz be- friedigt. Ein Jahr lang hatte Benno, als Beauftragter des Kaisers, mit (em Papste unterhandelt. Mehr zu berichten hat unser Biograph e. 28 verschmäht. Dass Benno einmal seines Amtes entsetzt war, erzählt Norbert auf eine Art, die ein geringstes Interesse für die hohe Politik bekundet: er legt einen Brief Benno’s ein, e. 21: »Der Abgesetzte wünscht dem Angestellten. der Verstossene dem Erwählten Heil«. Nur dieser Gruss enthüllt uns den Vorgang, und Benno’s Rehabilitirung müssen wir vollends errathen.’ Offenbar kann Norbert für die Haupt- und Staatsaetion sieh nicht begeistern: er freut sich an den eultu- rellen und namentlich an den wirthschaftlichen Dingen. Wie Benno ! M.G.SS. XII. 58—84. ed. Wırmans. 2 c.5. Juvenal. VII. 65; c.9. Horat.I Epp. XX. 25. > Eine eigene Untersuchung der Frage verdanke ich der Güte meines Collegen P. von Winterrero. Danach giebt es doch nur wenige Schlüsse, die sich dem Gesetze nicht fügen, und hier wird die schlechte Überlieferung. welche erst der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angehört, die Schuld tragen. Zwei Beweise lassen sich dafür erbringen (vergl. von WintrrreLnp’s Bemerkungen über conseerare vellet und ‚fecit cupidam S. 164.) * Zudem erscheint der Brief, der an einen Erwählten von Köln gerichtet ist, in ganz unmöglichem Zusammenhang, und sein Inhalt bereitet Schwierigkeiten, die ich nieht zu überwinden vermag. SCHEFFER -BoıcHnorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 133 einer Reichsvilla vorsteht, wie er als Vizthum grosse Kirchensprengel verwaltet, wie er den Landbau hebt, wie er Sümpfe entwässert, wie er Einöden bewohnbar macht, wie er dem Könige die Burgen baut und ihm den Speirer Dom durch Substructionen vor dem Einsturz schützt — das Alles hat Norbert mit lebhafter Theilnahme verfolgt, und Justus Möser dachte gewiss an diese Seiten, die ihm so recht aus der eigenen Seele geschrieben waren, als er die Arbeit Norbert’s ein bio- graphisches Meisterwerk nannte.' Die Einseitigkeit der Interessen ergiebt schon, dass dem Autor nichts ferner lag, als in dem grossen Kampfe zwischen Kaiserthum und Papstthum, der die Welt bewegte, eine feste Stellung zu nehmen und zu rechtfertigen. Er hält zum Kaiser, wie sein Bischof, aber es ist ihm doch eine grosse Genugthuung, dass Benno auch mit dem Papste im Ganzen sich gut zu stellen wusste. Norbert will nur zum Gebete für den verstorbenen Stifter anregen. Er macht kein Hehl daraus, dass Benno nicht eben ein Heiliger war: darum bedarf er des Gebetes, und dass er dessen nicht unwürdig sei, soll die Biographie beweisen. Das ist unzweifelhaft keine grosse Tendenz, aber eine unendlich liebenswürdige. Nicht anders erscheint das ganze Werk: das Herz des Verfassers ist von Dank gegen Benno erfüllt, und die Mönche sollen nie vergessen. wie sehr sie zeitlich und geistig von dem Stifter ihres Klosters gefördert worden sind: in keinem Satze aber zeigt sich mön- ehischer Eifer und mönchische Unduldsamkeit. Vor Wundern und Zeichen hat er keine übertriebene Achtung. und dass Benno es höher schätzte, einen Nackten zu bekleiden, als einen Tag lang zu hungern, findet offenbar seinen ganzen Beifall. Scherzworte Benno's verzeichnet er mit Behagen, und er freut sich seiner Klugheit, ob sie auch in List übergeht.” Wenn ich nicht irre, war Norbert ein Mann, der lebte und leben liess: seinem ehemaligen Abte Reginhard von Siegburg legt er die Worte in den Mund: »ein Kloster, das nicht in irdischem Reichthunı gefestigt sei, könne nicht bestehen; nur sehr Wenige oder Keine würden bei körperlicher Entbehrung die mönchische Strenge mit Gleichmuth er- tragen«. Norbert selbst aber kaufte ein Vorwerk. aus dessen Erträg- nissen jährlich an seinem Sterbetage die Armen etliche Schillinge er- halten sollten, die Mönche aber eine refectialis caritas’, d.h. etwa: eine Schüssel über die gewöhnliche Zahl und statt des Bieres ein Glas besseren Weines. So bezeugt er den Seinen ein Wohlwollen. das mit dem Charak- ter des Werkes im Einklang steht. ! Dagegen hat sich L. Tuven gewandt (vergl. Mittheilungen des Hist. Vereins zu Osnabrück IX. 15). 2. Verpl., c. 21. 3 Osnab. U.-B. 1. 183. Nr. 2ıo. 134 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. Wenn der eine und andere Irrthum uns begegnet, wenn man hier und dort grössere Genauigkeit und breitere Ausführlichkeit wünscht, wenn namentlich die sicheren Merkzeichen, deren eine geordnete Historie bedarf — wenn die festen Daten allzu sehr fehlen, so ist wohl zu be- denken, dass Norbert doch nur wenige Schriftstücke' benutzen konnte, lass er im Grossen und Ganzen allein auf sein Gedächtniss angewiesen war. Was er aber daraus mittheilte, waren zumeist nicht eigene Er- lebnisse, sondern die Erzählungen seines Bischofs. Und Benno war ein alter Mann geworden, als Norbert auf der Iburg anlangte. »Durch die Jahre kraftlos«, führte er »ein elendes Greisenalter.«® Da hatte sich in seiner Erinnerung sicher schon Vieles verschleiert, verschoben, ver- wischt. Das brachte zudem noch ein Anderer, wohl nicht einmal gleich nach Benno’s Tode?, auf die Nachwelt. Dieses Denkmal nun, dessen Mängel doch offenbar durch bedeutende Vorzüge aufgewogen werden, hat man jüngst aus dem 11. in’s 16. Jahr- hundert zu versetzen gesucht; nicht ein Mann, der noch dem Kreise Benno’s angehört hatte, soll es ihm errichtet haben, sondern ein Humanist.‘ Im Neuen Archiv XXV. 767 stellt F. Pmwmpri, Director des Staats- archivs und Honorarprofessor der Akademie zu Münster, die über- raschende Frage: »Norbert’s Vita Bennonis eine Fälschung?« 8.785 gelangt er zu dem Resultat, es habe allerdings ehemals eine zeit- genössische Biographie Benno’s gegeben; die uns vorliegende Vita sei die Compilation eines viel Späteren. Als dessen Quelle könne man nachweisen: I. Urkunden des Iburger Klosterarchivs, 2. die Iburger Annalen, die ihm »vielleicht« nur in einer jüngeren Verarbeitung vorlagen, nämlich in der Geschichte Westfalens, die der Liesborner Mönch B. WırrE um 1515 verfasste, 3. die alte Vita, die ihm »höchst wahrscheinlicher Weise« auch nur mittelbar zugänglich war, nämlich dureh E. Errmans, der sie um 1495 für seine Osnabrücker Chronik benutzte. ! Briefe in c. 21. 25. 28, Urkunden in c. 24. 33. 37, Regesten in c. 17. 35. Aber mit den Urkunden und Regesten hat es eine eigenthümliche Bewandtniss (vergl. S. 157 ff.) ® So nach der Rede, die Liudolf e. 40 gegen die Feinde des Verstorbenen richtete. Damals hatte Abt Norbert, der bis 1084 Mönch in Siegburg gewesen war, vier Jahre seines Amtes gewaltet, c. 34- ® Nach c. 22 herrschte zur Zeit Papst Clemens lIl., der ı100 starb; in c. 35 ist eine Urkunde von 1097 wörtlich benutzt worden. Osnab. U.-B. 1]. 187. Nr. 215. Aber dieser Auszug rührt schwerlich von Norbert (vergl. S.157—159). * Das Original der Handschrift ist 1581 im Brande des Klosters verschwunden; zum Glücke hatte ein Dinklager Küster eine Copie genommen; diese liessen die Mönche 1587 abschreiben. Beide Überlieferungen sind heute auch verloren. Den für uns ältesten Text enthält ein Exemplar, das 1671 angefertigt wurde (vergl. M. G. SS. XII. gar). ScHEFFER - Boıchorst" Norbert's Vita Bennonis. 135 Die vorliegende Vita ist also kein originales Werk: alle ihre An- gaben, die nicht durch die angeführten Hülfsmittel »belegbar sind, ent- behren der Beglaubigung und dürfen nicht weiter verwerthet werden«. I. Um das Quellenverhältniss festzustellen, muss ich vorausschicken, dass Errmans' unzweifelhaft einer Biographie Benno’s gefolgt ist. Früher war die allgemeine Ansicht. er habe sich der uns vorliegenden bedient: an deren Stelle setzen wir nun einstweilen »die verlorene«. Auch darin kann ich Prtiprr zustimmen, dass sich Errmanv’s Nachrichten mit denen der Iburger Annalen nicht berühren.” Dann aber geht Pmmiri völlig in die Irre: seine Behauptung über den Ursprung des von Wırrr? be- nutzten Materials muss ich zurückweisen, darum aber auch natürlich entkräften. Was der Liesborner Mönch erzähle, versichert er S.770 — Alles sei den Iburger Annalen entlehnt: eine Vita Bennonis, ob die ver- lorene, ob die erhaltene, hätte Wırre also nieht benutzt. Wie mag Pmuumri da folgende Congruenz erklären? WiırveE 275: triennio ante Saxoniecum bellum loei commissi cuneta euravit verbique dei semina populo spargens moribus subditorum excolendis insudans etc. prorsus se sibi et omnibus utilem et profeeto non minus honorabilem praebuit. ERTMANN 50: triennio ante Saxonicum bellum verbum dei fructifere seminavit. Wenn Errmann hier aus der »verlorenen« Biographie Benno’s schöpft — wird Jeder zugeben —. dann auch der von ihm unabhängige Wirte. Und wer die Art mittelalterlicher Autoren kennt, wird ebenso wenig bezweifeln. dass Wirtz seine Vorlage viel genauer wiedergegeben, ERTMANN sie ungemein verkürzt hat. Zu demselben Ergebniss. dass Wırrz keineswegs den Iburger An- nalen allein gefolgt sei, führt eine andere Betrachtung. Mit ihnen be- richtet er, Benno sei geweiht worden 4. non. Februarü, in festo Ipapanti, also am 2. Februar. Hier genügt ihm die einfache Thatsache; er nennt nieht den Ort der Weihe, nicht die weihenden Bischöfe. Sieben Seiten später kommt er ausführlich auf den Vorgang zurück: nun ist Köln als Ort, sind dessen Erzbischof und die Bischöfe von Münster und Minden als Consecratoren angegeben, und der Tag ist ein anderer ge- worden: Kalend. Februarü. Dass Wırrz gedankenlos zwei einerseits sich widersprechende, andererseits an Reichhaltigkeit sehr verschiedene Werke ausgeschrieben hat. brauche ich Forschern. die solchen Ver- ! Eine ‘brauchbare, von H. Forsr besorgte Ausgabe seiner Chronica findet sich jetzt in den Osnab. Gq. 1. 21-173. 2;.N. A.:a.a. ©. 771 Anm. 2. ® Historia Westphaliae. Monasterii 1778. 136 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. hältnissen einige Aufmerksamkeit geschenkt haben, weiter nicht klar zu machen." Welcher Vorlage aber entnahm Wirtz seine genaueren Angaben und damit das Datum, das zu seiner früheren Darstellung selbst in Widerspruch steht? Die Antwort giebt abermals Errmann, der auch an dieser Stelle von WırrE in nichts sich unterscheidet, als in der Kürze.” So etwa: Wirre 275: dignis etiam in id cooperantibus Frederico videlicet vene- rabili viro Monasteriensi episcopo et Eylberto eque ad opus dei viro probato Myndensi episcopo. SRTNMANN 50: cooperantibus venerabilibus Frederico Monasteriensi et Eylberto Myndensi episcopis. Das heisst: Errmann benutzte die nach Pimmmrr verlorene Vita Bennonis, ihre Darstellung auf den knappsten Ausdruck zurückführend: Wiırre schätzte Papier und Tinte niedriger, und so liess er den Wort- laut unverkürzt. Obgleich WırreE den Thaten Benno’s nur wenige Seiten widmete, er verwerthete dafür doch zwei Quellen: die Lebensbeschreibung Benno’s, deren sich auch Errmann bediente, und die Iburger Annalen. Von diesen sind uns nur Bruchstücke überliefert, und an sich könnte Wiırre ja ihren verlorenen Theilen manche Nachrichten entnommen haben, wie er thatsächlich den erhaltenen einige Sätzchen verdankt. Aber aus den geretteten Blättern erkennt man die knappe Fassung des ganzen Werkes: darin war für so breite Schilderungen, wie WırrE sie bietet, gar kein Raum; und ist nun einmal nachgewiesen, dass ihm eine Lebensbeschreibung Benno’s vorlag. so kann man auch nicht zweifeln. dass er das Beste und Reichste, was er über den Ösna- brücker Bischof mittheilte. eben ihr entlehnt hat. Den sicheren Beweis gewährt das Gesetz des Rhythmus. Der Iburger Annalist hat so oft dagegen gesündigt, dass man gar nicht annehmen darf, er habe es überhaupt befolgen wollen. In der ausführlichen Erzählung Wırte's, die ich auf die verlorene oder erhaltene Vita zurückführe, folgt der vorletzten Hebung im Satze immer mehr als eine unbetonte Silbe. IM. Wırre’s Darstellung. meint Pmimrri, sei eine Quelle des Fälschers gewesen, d.h. des Verfassers der uns vorliegenden Vita Bennonis. In der That — wer genauer vergleicht, könnte wohl einen Augenblick geneigt sein, seiner Hypothese sich anzuschliessen. Freilich nicht in’ ! Vergl. auch die Bemerkung H. Brocr’s im N. A. a.a. O. 836. ® Allerdings macht Errmann 50 einen den Bischof von Münster betreffenden Zusatz. Den verdankt er der Chronik des Florenz von Wevlinghoven. Münster. Gq.1l. 15. Wenn Forsr die Entlehnung angemerkt hätte, würde Psırıppr sich vielleicht gewundert haben, dass sein »Fälscher« sie seinerseits nun nicht von Errwann übernahm. ScHEFFER - BoıcHorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 137 Bezug auf die Sätze, die Wirte aus den Iburger Annalen entnommen hat, denn sie sucht man in der Vita vergebens: wohl aber scheinen einige Wendungen der übrigen Erzählung Wirre’s, von der unser an- geblicher Falsarius in Einzelheiten, wenn auch nicht im Grossen und Ganzen abweicht, das Gepräge der Ursprünglichkeit zu tragen, also dem Wortlaute der »verlorenen« Vita zu entsprechen. Man vergleiche nur: Wrrre | Vita p- 269: rusticam conditionem in maiores c.ıg: rusticam conditionem armavit. armavit. | p- 274: spe veteris gratie adhortante | c.ı3: spe divinae gratiae consensit. consensit.! pontifieis ac martiris egregii diesollempni. pontifieis et martiris die solemni. p- 275: digna susceptione honoratus, ao. | digna susceptione honoratus; ab eodem dom. incar. 1069 kalend. Februarii vero archiepiscopo. ab eodem archiepiscopo. Was Wirte mehr bietet, macht auf mich nicht den Eindruck, als ob er es hinzugesetzt hätte: vor Allem beachte man das Datum, das wir schon bei einem anderen Benutzer der »verlorenen« Vita ge- funden haben, bei Errmann.” Aber auch in der vorliegenden, angeblich gefälschten Lebens- beschreibung fehlt es nicht an Ausdrücken, die offenbar die ursprüng- licheren sind. Einzelnes könnte bewusste Verbesserung am Texte Wırre’s sein, darüber gehe ich hinweg.” Aber wenn es c. 19 heisst, ! gratiae consensit ist ein ungewöhnlicher Satzschluss, nicht so adhortante consensit, Die Form wird, wie P. von WINTERFELD gezeigt hat, vom Autor mehr als 140 Mal angewandt. In c. 13 ist: consecrare vellet ein arger Verstoss gegen unser (resetz; mit Wırve 274 muss gelesen werden: consecrare deberet. Ebenso unzulässig ist in c. 19 ‚feeit eupidam, vichtig heisst es bei WırrE 269: cupidam feeit (vergl. von WINvERFELD’S Bemerkungen S.164 und 165). 2 Benno bevorzugte den Aufenthalt in Iburg, nach WırrE 270: ubi et secretius ad que vellet vacare posset, nach Vita c. 19: ut secretius divinis vacare posset. Weshalb sollte Benno im Geheimen Gott dienen wollen? Zu secretius passt viel besser: ad que vellet. Die Verbindung ad que vellet ist dem Verfasser überdies geläufig, e. 8: ut ad que vellet auditores efficax inclinaret; e.ı2: ubi sibi ad que vellet semper posset esse vicinus. Solche Wiederholungen gleicher Ausdrücke finden sich auch sonst, e.13 und nochmals e. 14: in episcopatu degens, c.20: in palatio degens; c.22: prudentiae oculo, c.23: prudentiae suae oculum. Der Grund der Änderung liegt aber auf der Hand: es sollte eine übelwollende Deutung ausgeschlossen werden. Ich will gleich hinzufügen, dass @. vox KLEınsoRGEN vor mehr als dreihundert Jahren sich mit secretius divinis vacare ebenso wenig befreunden konnte, wie ich heute; da machte er die bequeme Conjeetur securius und übersetzte nun: »desto sicherer Gott dienen mocht« (Kirchengesch. v. Westphalen I. 535). Die Text- geschichte lehrt zugleich, dass Kreınsorsen die Vita in ihrer heutigen Fassung be- nutzte. Anderer Meinung ist PnıLıprı a. a. 0. 775ff., doch scheint er auf den oben dargelegten Zusammenhang nicht geachtet zu haben. 3 So etwa Wırre 269: singulis fwisset circumstantibus montibus densitate silvarum ; Vita c.19: similis. Wıree 270: quod vulgo ibilem Snüden appellatur ; Vita e.19: Suender. Wırre 274: non ad damnationem eorum; Vita c.13 communem. Hier könnten die Les- arten der Vita Verbesserungen sein. Sitzungsberichte 1901. 12 138 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. die Märker hätten den bischöflichen Praefeetus, der über Iburg ge- bot. zur Flucht gezwungen, so scheint mir der Titel ganz sach- und zeitgemäss zu sein: die Lesart Wırre's 269: Villieus kann ich keines- wegs mit Pınvıprı für die richtige halten. Als der Vorgänger Benno's einen Theil der alten Mauern von Iburg wiederhergestellt hatte'!, wird er natürlich auch sofort einen Burgherrn hineingelegt haben. »Die Burgen«. sagt KoErke einmal mit Bezug auf die sächsische Zeit”, »haben Praefeeti«. und noch in den fünfziger Jahren des ı2. Jahrhunderts heisst der Vorsteher der Burg Rusteberg, den der Erzbischof von Mainz ernannte: Dudo prefectus de Rusteberg.” Gegen den Ausdruck unserer Vita lässt sich mithin kein Einwand erheben.* Einen Villieus würde man aber zur Zeit. da der dichte Wald noch nicht gerodet. da die Iburg noch wenig bewohnt war’, schwerlich dorthin geschickt haben. Es bleibt nur die Frage. wie WırrE zu der falschen Bezeich- nung gekommen ist. Sollte der Verfasser des ihm vorliegenden Exem- plars oder der von ihm benutzten Auszüge erwogen haben, dass der klösterliche Amtmann zu seiner Zeit Praefeetus hiess?® Für das I Annal. Yburg. M. G. SS. XYl. 437. ® Widukind von Korvey 155. 3 1151: Gupen, Cod. dipl. I. 207; 1151: Srumpr, Acta Mogunt. 51; 1155: GUDEN I. 222. * Ganz anderer Ansicht ist Prıtıerı 795. In Westfalen habe im ıı. Jahrhundert der vom Bischof unabhängige Graf den Titel praefeetus geführt. Das hätte Tansr in den Mittheil. des oest. Instituts XX. 204 gezeigt. In Walırheit handelt mein verehrter Herr College über königliche Grafen, die im 8. und 9. Jahrhundert zu Fulda und Mainz Praefeeten hiessen. Doch Paırtıprı scheint ja den Beweis, den Tancr für Westfalen und das ı1. Jahrhundert erbracht haben soll, durch einen wichtigen Beleg zu ver- stärken. Sicher nach einem uns verlorenen Theil der Iburger Annalen erzählt Wırve 268, der Vorgänger Benno’s sei gestorben post multos labores, quos pertulit pro repetitione deci- marum a Godescalco comite eiusque flio Ottone, dieser Graf Godeschalk erscheint ein- mal als Praefect: Otto praefecti Godescalei filius. (Osnab. U.-B. 1.138 Nr. 157.) Woher weiss denn aber Prırıppr, dass Godeschalk kein bischöflicher Beamter war? Das ganze ı1. und 12. Jahrhundert hindurch finden sich die vom Bischof ernannten Stadtgrafen, die bald Freie, bald Ministerialen sind, das eine Mal als comites, das andere Mal als praefech, zumeist allerdings mit dem Zusatz civitatis, aber doch nieht immer. 1103 be- gegnet in Paderborn Elverus comes, 1109 comes civitatis istius Elferus, 1118 wieder ein- fach Elferus comes. Dessen Sohn Heinrich heisst 11zo und 1136 auch nur comes; in der folgenden Zeit wird er cieium praefectus genannt. (H. Lövınsox, Beiträge zur Ver- fassungsgeschichte der westfälischen Reichsstiftstädte 73 fl.. wozu für ı136 Erhard Cod. dipl.ıg Nr. 219 zu ergänzen ist). Nicht anders in Köln: 1061,"1074 Franco urbis praefectus, 1083 Franco urbanus comes, 1106 Franco comes, 1116, 1117 Franco burgi comes. (Heser, Chroniken der deutschen Städte XII. Einleitung 23. Anın.5.) So zweifele ich nicht, dass Godeschalk Stadtgraf oder Stadtpraefeet war. Nach den Iburger Annalen hatte man übele Erfahrungen mit ihm geinacht. Daraus mag sich erklären, dass in Osnabrück zunächst der Beamte verschwindet. 5 — (Benno montem) habitabilem fecit. Vita ec. 19 = WırvE 270. 6 — praefechus seu amptmannus noster schreibt zum Jahre 1667 der Iburger Abt M. Rosr. Osnab. Gq. III. 134. Vergl. auch 99. ı19. 124. 129. 132. 137. 155. ScHEFFER-BoıcHorsr: Norbert's Vita Bennonis. 139 geschilderte Ereigniss, das der Stiftung des Klosters um mehrere Jahre vorausgegangen war, bedurfte es durchaus eines vom Bischofe er- nannten Vorstehers.' Ferner verweise ich auf e.1ı3. Da schreibt der vermeintliche Fälscher: Adunatis igitur in villa Goslaria; Wirte 273 aber sagt: Adunatis igitur in Goslaria; wird Jemand Wiırte’s Darstel- lung für die Quelle halten? Mustert man das Goslarer Urkundenbuch, so findet man den Ort im Jahre 1108 zum letzten Male als villa be- zeichnet: fortan heisst er civitas, wie es seiner Entwieckelung ent- spricht” Ganz verständlich also. wenn ein Späterer villa bei Seite liess. Pmuumpr’s Fälscher aber würde sich erinnert haben, dass der Zeit von etwa 1095, in die er sein Machwerk verlegte, Goslar noch als villa gegolten habe. Mit der Hinzufügung von villa glaubte er gewiss — so werde ich Pnmmrmer’s Gedanken ergänzen müssen —., den Firniss des Alterthums aufzutragen. Hatte er etwa aus einer anderen Quelle, die auch über Benno handelte, die für ihn werthvolle Belehrung empfangen? Schon in e.5.7. ı1 ist Benno in Beziehung zur villa Goslar gebracht. Endlich beachte man folgenden Zusammen- hang. Wırrte S. 275 und der Verfasser der vorliegenden Vita ec. 13 berichten ganz übereinstimmend: a pie memorie Annone archiepiscopo, prout villicationis sue tempore optime meruerat (Benno), digna susceptione honoratus. Also war in Wiırre’s Quelle von der Verwaltung des erz- bischöflichen Territoriums durch Benno die Rede gewesen. Das hätte auch PruLmpr’s Fälscher erkannt, und da nun Wırte’s Darstellung. der er ja gefolgt sein soll, über die wichtige Stellung, die Benno einst im Kölner Sprengel als Vizthum eingenommen hatte, aber auch kein weiteres Wort enthielt, so hätte er dem Mangel abgeholfen: fröhlich das ganze 12. Capitel hinzudichtend, hätte er Benno’s Freuden und Leiden als Kölner Vizthums anschaulich geschildert. Die Conjeetur des sinnigen Mannes wird Jeder billigen. Pnirmrr muss wohl an- nehmen, dass er sich beeilt habe. sie in der angedeuteten Weise fruchtbar anzuwenden. Wie man sieht, ist Wırrz’s Werk in der vorliegenden Vita nicht benutzt worden. So hat der Verfasser sich denn der »verlorenen « bedient. Oder sollen wir gleich sagen. die vorliegende ist die als verloren beklagte? Die Frage zu bejahen. setzt die Forschung, soweit ich sie bisher geführt habe, kein Hinderniss entgegen. Dass WırrE einige bessere Lesarten bietet, kann nicht Wunder nehmen: er schrieb ! Nach Puıriprr 795 kam der Ausdruck viliicus als Meier schon gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Westfalen allmählich ausser Gebrauch. Der Fälscher hätte mit ihm »nichts Rechtes anzufangen gewusst« und darum praefectus gesetzt. Aber villicus ist ja ein elassisches Wort, das Kundige immer verstanden. 2 Zuerst 1131, dann 1132. 140 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar, um 1515, er folgte also einer älteren Handschrift, als der heute er- haltenen, die erst aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts rührt. Aber diese verdient doch zuweilen auch den Vorzug. Das ist bei späteren, nieht von einander abhängigen Überlieferungen ja zumeist der Fall, dass bald die eine, bald die andere dem Original näher steht. IV. Wenn Pimurmri glaubte, den Fälscher entlarvt zu haben, weil in dessen Vita Bennonis ein Werk aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts benutzt sei, so schützte er sich doch durch den Zusatz »vielleicht«. Kühner tritt er mit der Behauptung auf, dass die zu Ende des 15.Jahr- hunderts verfasste Chronik Errmann’s ebenfalls eine Quelle des Be- trügers wäre. »Höchst wahrscheinlicher Weise« habe dieser Alles, was Errmann der echten, uns verlorenen Lebensbeschreibung entnahm, aus dessen Chronik wiederholt. Auf die Gründe, die Pıwmri S.785 in’s Treffen führt, um sie dann sogleich selbst zurückzuschlagen, gehe ich natürlich nicht ein. »Auffallender« sei die Thatsache, »dass in unserer Vita, obwohl sie viel ausführlicher ist,« über Errmann hinaus keinerlei Jahresangaben sich finden. Man sollte glauben, der Osnabrücker Chronist pflege zu jeder Notiz ein genaues Datum hinzuzufügen, und sie alle hätte der Fälscher sich zu eigen gemacht. Beides ist irrig. Nur im Todesjahr stimmen unsere Autoren überein. Wahrhaft ein Glück aber wäre es für den Biographen Benno’s gewesen, dass er c.20 allerdings geradeso, wie Errwmans 51, der Entscheidung des Korvey-Ösnabrücker Zehnten- streites gedenkt, dass allerdings auch er die Goldschrift der Urkunde, das Handmal Heinrich’s IV., das Siegel hervorhebt, dann aber das Jahr 1075 bei Seite gelassen hätte: die Verfügung zu Gunsten Osna- brücks gehört nämlich in’s Jahr 1079." Das ist ein Quellenverhältniss, welches eher für Selbständigkeit, als Abhängigkeit des angeblichen Fälschers spricht. Doch dem Comparativ »auffallender« kann Pippi ja den nach seiner Meinung entscheidenden Superlativ folgen lassen. »Am auffallendsten« sei die Erzählung, wie Benno seine Diöcese von Ratten befreite. Die angeordneten Bussen, Gebete, Fasten waren fruchtlos geblieben: da befahl der Bischof, »mit ihnen Almosen zu verbinden«: nun erst hatte die »Plage Pharao’s« ein Ende. Das ganze, über den Vorgang handelnde Capitel 32 sei Errmann’s Chronik 53 nach- ! Wir haben Urkunden Heinrich's 1V. für Osnabrück vom 30. December 1077, 27. Januar 1079, 30. März 1079. Nur die letztere ist mit Goldbuchstaben geschrieben. ScHEFFER-Boıcnorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 141 gedichtet: Errmann berufe sich ausdrücklich auf einen wohl 300 Jahre späteren Autor, den JoHann KLEinkock. Dieser ist freilich der Gewährs- mann Errmann’s, aber nur für die Thatsache, dass nach 280 Jahren das Osnabrücker Land neuerdings von Ratten heimgesucht wurde, weil die von Benno angeordneten Almosen nicht mehr entrichtet worden seien. Davon sagt unser Biograph kein Wort: ein Anachronismus ist ihm also nicht nachgewiesen. Weshalb aber die Erzählung — wie Pippi zur Stütze seiner Hypothese behauptet — eine spätere Sage sein muss, hat er uns leider nicht verrathen. Ob die Vertreibung durch gute Werke bewirkt wurde, ist eine Angelegenheit des Glaubens: und es wird doch Niemand bestreiten, dass man post hoc, ergo propter hoc mit demselben Rechte damals folgern konnte, wie heute. Zur Erhärtung seiner Annahme, dass Errmann’s Chronik die Quelle des »Fälschers« sei — sagt Pmuumprr —, »wird genaue Wortvergleichung wenig Anhaltspunkte bieten«. Ich muss berichtigen: gar keine; ich darf hinzufügen: genaue Wortvergleichung wird die Unabhängigkeit der Biographie erweisen. Um nicht zu ermüden, hebe ich nur Ein Beispiel hervor. Vita c. 36. 38. Sed abbas, quia de morte eius per iuniorem fratrem iam, qui eam per visionem imminere praenoverat, diu ante aliquatenus praemonitus fuerat, ingressus ad aegrum, inter visitationis et consolationis officia de singulis monere coepit, quae morituro cuique consideranda putavit. Atque ille ad singula acquiescens, loceum quidem sepulturae in abbatis electione permittens, in posterum diem, quo erat beati Jacobi celebranda festivitas, distulit unetionem. Primo itaque sur- gentis aurorae diluculo, abbate accersito cum fratribus, tam illi quam omnibus, qui aderant, peceatorum econfessionem publice faciens, statim ab ipso sacer- dotalibus induto dominici corporis viaticum accepit acsice penetriduum supervixisse dignoseitur. — — — Ipse autem linguae paulatim destitutus officio, cum iam vitae immineret occasus, abbate item cum fratribus exitum eius deo com- mendante litaniis et psalmis, in tapetio deponitur et circa horam nonam inter orantium manus spiritum deo reddidit, anno 1088, 6. kalend. Augusti, indietione undecima. ErRTMANN 52. Sed abbas, qui de eius iam morte per iuniorem fratrem, qui eam per visionem quandam imminere prenoverat, eum de singulis monere cepit. Ipse acequiescens, locum sepulture in abbatis eleetione permisit; in die beati lIacobi abbati et omnibus presbiteris confessus fuit publice ac ab ipso sacerdotalibus induto dominici corporis viaticum accepit et sie pene triduum supervixisse dinoscitur, Cireca horam nonam inter oran- cium manus spiritum reddidit anno domini millesimo 88°, ı1r. kal. Augusti, indietione undecima. Der erste Satz Errmann’s, der sich so in allen Handschriften bei- der Auflagen seines Werkes findet, enthält eine Lücke: qwi de eius morte schwebt völlig in der Luft. Die nöthige Ergänzung finden wir in der Vita: diu ante aliquatenus praemonilus fuwerat, Nach Errmann 142 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. mahnt der Abt den Sterbenden de singulis. Die Vita giebt die Er- klärung, was unter den Einzelheiten zu verstehen sei: quae morituro euique consideranda putavit. Der Schluss entspricht aber auch einer der mehrfach betonten Regeln mittelalterlicher Eloquenz: der vorletzten Hebung folgen zwei Senkungen, in deren Mitte die Caesur fällt, zu- letzt eine Hebung, dann eine Senkung. Errmann’s de singulis monere coepit ist dagegen ganz unzulässig. Von ihm erfährt man ferner nicht, wer unter den Betenden, in deren Armen Benno stirbt, denn. gemeint seien. Der Verfasser der Vita hat sie eingeführt: den Abt und die Mönche. die in Psalmen und Litaneien den Ausgang ihres Bischofs Gott empfehlen. Dass Benno beim ersten Strahl der Morgensonne beichtete, dass ihn darauf allmählich die Sprache verliess, dass man ihn zuletzt auf einen Teppich bettete — Alles hätte der »Fälscher« zu Errmann’s Angaben hinzugedichtet! Nein, Errmann hat gekürzt, hier geradeso gut, wie wir es vorhin! schon aus dem Wortlaute Wiırre’s sahen. Jetzt ergänze ich, dass die Vita, in der Wırre’s Werk nicht benutzt wurde, genau mit dessen früher angeführten Text übereinstimmt. Es bleibt nur die Frage, ob Errmanx aus der uns vorliegenden Vita schöpfte oder aus einer verlorenen, deren sich dann in engerem Anschluss auch- der »Fälscher« bedient hätte. Bis zu diesem Punkte haben wir keinen Grund, eine verlorene anzunehmen, kann die vor- liegende durchaus die Quelle Errmanv’s sein. Dagegen wendet sich Punappi S. 774. Errmann würde schwerlich über die Belagerung von Iburg hinweg- gegangen sein, wenn er die Biographie vor Augen hatte. Meine Antwort ist: in der »verlorenen« Vita Bennonis. die Errmans nach Prunmpr's Meinung benutzt hat, musste ihr Verfasser, .den Prıipri für einen Zeit- genossen hält, die Belagerung geradeso gut behandeln, wie der »Fälscher« in der vorliegenden e.25 es gethan hat, denn sie ist eine durch die Iburger Annalen beglaubigte Thatsache von höchster Bedeutung sowohl für das Kloster, als auch für seinen Stifter. Das Räthsel, welches uns Errnaxyv’s Schweigen aufeiebt, bleibt also bestehen, gleichviel welche Biographie er benutzte. Errman scheint mir bei der Auswahl: seiner Nachrichten sehr willkürlich vorgegangen zu sein. Dass unser Bischof als Propst den Hildesheimer Sprengel verwaltet hat, erfahren wir auch von ihm S.50, nieht aber. dass Benno darauf als Vizthum zur Leitung der grösseren Diöcese von Köln berufen wurde, und un- zweifelhaft hat der zeitgenössische Biograph darüber ein Capitel ge- schrieben.” Noch einmal arbeitet Pımniprı mit dem Argumentum ex ! Vergl. die Gegenüberstellung S. 135. 2 Siehe oben S. 139. ne ScHEFFER-BorcHorsr: Norbert'’s Vita Bennonis. 143 silentio, jedoch in umgekehrtem Verfahren. Vorhin fehlte eine Nach- richt dem Werke Errmanv’s, also konnte die Vita, in der wir sie fin- den. nicht seine Quelle sein; nun macht Errmann eine Angabe, welche der Vita fehlt. — und Pruusmri zieht dieselbe Folgerung.' Benno hat das Kloster Iburg erbaut. dazu die Feste: in una parte montis ecclesiam et claustrum religiosorum, in alia vero parte castrum pro se et suis successo- ribus” So Erımans 51: der Verfasser der uns vorliegenden Vita e.ı9 erzählt bloss vom Bau des Klosters. Aber er weiss von einer Feste, nur nicht in alia parte montis, nur nicht von einer bischöflichen: bei ihm ist vielmehr das Kloster selbst die Burg, wie denn zur Zeit wohl alle Klöster ummauert waren.” Der technische Ausdruck für die ganze Anlage ist urbs', und wenn es im 25. Capitel heisst: urbem hane un- dique studiosa obsidione vallantes — urbemque Sawonibus cum iuramento velle tradere — urbem obsidione liberant, so hat der Verfasser eben das befestigte Kloster gemeint.” Von einer bischöflichen Burg, die dazu abseits vom Kloster gelegen hätte, ist keine Rede. Aber auch nicht in den zwischen 1082 und ı118 ausgestellten Diplomen, durch die Pırmniepr beweisen will, dass Benno »auf der anderen Seite des Berges« sich und seinen Nachfolgern ein Schloss erbaut habe. Ein früherer Forscher meinte‘, das castrum der ältesten Urkunden bedeute (die von ! Damit soll gegen das Verfahren an sich kein Einwand erhoben werden; es müsste nur feststehen, dass die eine Nachricht unmöglich von Norbert herrühren könne, dass die andere nun und nimmer als freie Zuthat Errmann’s gelten dürfe. 2 — „es muss hervorgehoben werden, dass Errmann’s Angabe über den Bau der Burg richtig ist, weil sie in Iburger Urkunden ihre Bestätigung findet«. PnıLipri 774. Also meint er die bischöfliche Burg auf der anderen Seite des Berges. Dagegen tadelt er S. 781, dass in der ganzen Vita »die Erbauung der Burg Iburg, in welcher .das Kloster gegründet wurde«, mit keinem Worte berührt sei, obwohl Errmann sie be- richte. Das ist durchaus verkehrt; Errmaxnw unterscheidet ausdrücklich Kloster und bischöfliche Burg: in una parte — in alia vero parte. ® Ob man später, da die gegenüber liegende bischöfliche Burg ausreichenden Schutz gewährte, auf die klösterliche Befestigung noch Werth legte, mögen Andere bestimmen. * Siehe darüber C. Heser. im Neuen Archiv XVIII. 214. Eine sehr interessante Ereänzung bietet die Iburger Urkunde von ırıro im Osnab. U.-B. I. 193 Nr. 225. Danach liess Bischof Wido die Reliquien des abgebrannten Domes in hoc nostrum Yburgense castrum bringen und in altari s. Clementis einschliessen; sein Nachfolger Johann führte sie zurück; aber zwei Reliquien und ein Pfund Zehnteneinkünfte monasterio nostro contradidit. Et sie sanctis reliquüs in principali altari (Osnabrugensis ecelesiae) debito honore reconditis, in urbem (Yburgensem) reversus, forwercum unum in Lina pro sepultura sua domavit. WVerum post eius mortem cum in urbe ei sepulchrum parari debuisset, da fürchten urbis custodes einen Aufruhr; deshalb wird der Leichnam nach Osnabrück überführt. Qui tamen sempiternam nominis sul memoriam supradictis et aliis plurimis caritatis officüs urbi cum benedictione reliquit. Hier sind doch castrum, mo- nasterium und urbs in gleicher Bedeutung gebraucht. 5 Die Überschrift lautet freilich Quomodo — civitatem — Osnabrugensem — liberavit; sie ist aber spätere Zuthat (vergl. auch S. 157 Anm. 5). 6 Tuven in Mittheilungen des Hist. Vereins zu Osnabrück IX. 138. 139. 144 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. Karl dem Grossen zerstörte Burg, deren unser Biograph oft gedenkt. Mir genügt. dass Abt Norbert selbst, als er ı11ıo über Schenkungen berichtet, zunächst sagt, sie seien gemacht: monasterio, dann aber: urbi. Das Verhältniss scheint mir danach zu sein: der Vorgänger Benno’s, wie wir schon in anderem Zusammenhang hörten’, hat einen Theil der zerstörten Burg wieder hergestellt, und diese Befestigung, die Benno gewiss fortgeführt hat, schützt die Mönche, die Kirche, die Wohnungen und alle Räume, welche sie einschliesst.” Dass der Ver- fasser der Vita nur vom Bau des Klosters spricht, kann nicht Wunder nehmen; ihm galt es als Hauptsache, und dann war ja selbstverständ- lich, dass ein Kloster, namentlich in einsamer Lage, nicht ohne Be- festigung blieb. »Einer bischöflichen Burg auf der anderen Seite des Berges«, die schon Benno erbaut hätte, ist zuerst von ErTMmAann ge- dacht.‘ Zu seiner Zeit stand dort eine bischöfliche Burg, und in Benno sah er nun deren Erbauer. Ganz ähnlich sagt er S.52, Benno sei begraben in loco, ubi nunc cernitur. Als Errmann schrieb, ruhte Benno vor dem Kreuzaltare, der unter der Vierung sich befand: im Jahre 1408 waren die Gebeine dorthin übertragen worden, bisher hatte sie ein Platz im südlichen Kreuzarm geborgen.” Hat Erımann auch etwa diesen Anachronismus einer angeblich verlorenen, nach Pur- uıppı zeitgenössischen Biographie entlehnt? Aber ich muss, Hrn. Pruıumprr wenigstens einen Schritt entgegen- kommend, an ein schon früher gewonnenes Resultat erinnern. WiırrE benutzte um i515 eine bessere Überlieferung der Vita als die unsrige, die um 1670 entstand. Hier und da bot er die ursprüngliche Les- art, einmal sogar ein Datum, das in der vorliegenden Fassung der ! Vergl. S.143 Anm. 4, ferner die Urkunde von 1095: in occidentali parte huius urbis. Osnab. U.-B. 1. 182 Nr. 210, endlich Vita c. 38: in hac urbe. ®? Vergl. S.ı33 Anm. 1. ® Dasselbe scheinen auch die Iburger Annalen 1077, denen WırrE 270 folgt, sagen zu wollen: castrum in Yburg propter imminentia bella edificare disposuit, a prede- cessore suo iam inchoata aliquanta parte murorum; ubi et cenobium in beati Olementis ho- nore construxit. Ubi et heisst doch: in der von Benno’s Vorgänger begonnenen, von ihm selbst weiter zu führenden Burg. * Vita c. 19: parvo item tugurio versus occidentem in loco praerupto prae festinatione extructo — ubi et aedificationi praesens intendere et secretius divinis vacare posset. Damit vergleiche man eine Notiz G. von Kreınsorgen’s: »Folgents aber hat er in seinem Stifft das Kloster und Schloss Iborg erbawet, damit er in solch unruhiger Zeit desto sicherer Gott dienen mocht. Ex vita huius Bennonis«. Aber wie ich schon S.137 Anm. 2 gezeigt habe, benutzte Kreıssorsen die auch uns vorliegende Fassung; vom Schlosse des Bischofs sprach er unter der Einwirkung Errmann’s, dessen Chronik er S.533 und 546 gerade für die Geschichte Benno’s anführt. 5 — in brachio meridionali wurde Benno nach c. 39 bestattet. Über die 1408 erfolgte Beisetzung in ecclesiae navi vergl. M. Rosr in den Osnabrücker Gq. Ill. 45. Das ist derselbe Platz, den Wrrrve 275 als ante altare s. crucis bezeichnet. ScHEFFER -Boıcnorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 145 Vita fehlt, gewiss aber in deren Original enthalten war: den Tag für Benno’s Weihe. Kann sich um 1495 Errmann nicht gleichfalls einer correcteren Abschrift bedient haben? Er hat es gethan. Nach unserer Vita e. 16 zerstörte Karl der Grosse die Syburg ad rivam fluvium; der Herausgeber macht daraus Siegburg an der Sieg: die richtige Lesart giebt uns Errmann 50: Sigeburch quoque super Ruram fluvium." Was aber die Sachen angeht, so hat auch Errmanv den Tag der Weihe mitgetheilt; und wenn er S.49 in übrigens gleicher Weise wie die Vita e.7, von dem Verlangen der Eltern nach einem Sohne, von ihrer deshalb unternommenen Pilgerfahrt erzählt, wenn er dann aber die Kinderlosigkeit, über die Vita hinaus, auf fünf Jahre schätzt, so dankt er die Zeitbestimmung wohl auch der reicheren Fassung seiner Quelle. Dass auf der anderen Seite unsere Überlieferung den Auszug Errnans’s weit hinter sich lässt, sahen wir zur Genüge, als wir die Schilderungen von Benno’s letzten Stunden mit einander verglichen. ‘So ergiebt sich denn, dass der Verfasser, der als Zeitgenosse Benno’s gelten will, bis auf Weiteres als solcher auch gelten darf; die beiden viel späteren Werke, deren Benutzung ihn Lügen strafen und als Fälscher verrathen würde, sind seine Quellen nicht gewesen. Deren Verfasser, Ertmann und Wirte, entnahmen ihre Nachrichten einer Vita Bennonis, die recht gut die unserige sein kann, nur mit dem Unterschiede, dass die von ihnen benutzte Überlieferung an einzelnen Stellen reiner und reicher war. Dafür sind wir — ich muss es wieder- holen — auf eine Handschrift aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr- hunderts angewiesen: Errmann und Wirte hatten die Feder geführt, der eine um 1495, der andere um 1515. V. Es bleibt die zweite Möglichkeit, die Pnıumri offen liess, also Benutzung der Quellen Wırre’s und Errmasv’s, der Iburger Annalen und der angeblich verlorenen Vita Bennonis. Eine wörtliche Übereinstimmung mit den Iburger Annalen finde ich nur an zwei Stellen.” Zuerst erzählt ihr Verfasser, dass Bischof Udo von Hildesheim und Markgraf Eekbert von Meissen die Belagerung der Iburg aufge- geben hätten ob antiguam amicitiam domini Bennonis. Nach der uns vorliegenden Vita ec.25 war der Grund, dass Bischof und Markgraf, obwohl seine Feinde, ihn dennoch verehrten und liebten antiqua ami- ! Hohensyburg am Einfluss der Lenne in die Ruhr. 2 Dass Piurıerr sich von der Beschaffenhelt und dem Umfange der Annalen eine falsche Vorstellung gemacht hat, zeigte ich S. 135. 136. 146 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. eitia et privata quadam familiaritate. ‚Diese Fassung macht nicht gerade den Eindruck, als wäre sie die abgeleitete und jüngere. Dann handelt es sich um die Osnabrücker Zehnten, am tanto tempore violenter ablatae, wie es in der Vita e. 20 heisst: per multorum annorum currieula iniuste ablatae, wie der Annalist sagt. Benno ist bei Hofe. Der »Fälscher« lässt ihn da seinen Schmerz enthüllen, ne spatium temporis in palatio degens prorsus inulile duceret, proprüs primitus amieis, deinde regis familiaribus. Die versprechen »Hülfe«. Nach dem An- nalisten ruft er jede nur mögliche »Hülfe« an, cum rege Henrico degens, ne inani otio torperel. Ex erhält das erbetene »Chirograph«. Wie wir in der vorliegenden Vita lesen, war es regio insignitum sigillo; wie der Annalist meint, war es annulo insignitum. »In der Osnabrücker Kirche«., sagt der Biograph, wird es mit grösster Sorgfalt »bewahrt«: der An- nalist: In der Osnabrücker Kirche wird es »bis heute bewahrt«. Jener weiss aber noch mehr als dieser: er berichtet, das kostbare Document sei zu Regensburg, und zwar mit Goldbuchstaben geschrieben worden. Natürlich, der »Fälscher« legte die Iburger Annalen zu Grunde: er strieh »bis heute«, denn der Ausdruck mochte ihm im Munde des unmittelbaren Zeitgenossen, der er sein wollte, nieht recht geeignet erscheinen: dann liess er sich in Osnabrück das Original vorlegen, und da er hier las: sigillo nostro iussimus assignari, so setzte er sigillo statt annulo, überdies konnte er jetzt von der Goldschrift erzählen und den Ausstellungsort ergänzen!" Das königliche Privileg befriedigte Benno nicht: er wollte auch ein päpstliches gewinnen. Da preist ihn der »Fälscher« als einen Mann: omni semper prudentiae circumspectione contectum, e. 21: offenbar folgte er dem Annalisten: prudenti oculo se undique circumspiciens. Dessen Charakteristik hat ihm dann so ge- fallen, dass er sich ihrer gleich im folgenden Capitel nochmals be- dient: prudentiae oculo, quem secum semper portare solebat. Damit nicht genug: wieder im 23. Capitel rühmt er, dass Benno vigilantissimum prudentiae suae oculum ubique eircumtulit. Ja, sollte er nieht schon e. 8 unter dem Einflusse des Lobes, das der Annalist der Klugheit Benno’s spendet, von ihm gerühmt haben, all’ sein Thun sei prudentiae pro- funda arte conditum? Verhält es sieh anders, wenn er e. 11 ihn also preist: prudenti quippe consilio cuncta exteriora, exigua licet et frivola, dispensare callebat? Floss aus der gleichen Quelle auch etwa das un- begrenzte Vertrauen, das nach e. ı1 in eius prudentia Erzbischof Anno setzte?? ı Von dem Ausstellungsort und der Goldschrift spricht auch Errmann; aber dessen Chronik ist in der Vita nicht benutzt worden (vergl. S. 140—145). 2 Ich füge hier noch hinzu: prudentiae et ingenü praeclarum specimen c. 2, vir prudentioris ingenü ec. 4, prudens episcopus ©.19, prudentiae moderatione c. 21, animi pru- —— | — wen .. SCHEFFER - BoıcHörsr: Norbert's Vita Bennonis: 147 Doch ich scheine einen höhnenden Ton anzuschlagen. Wenden wir uns zur Hypothese einer verlorenen Vita als Quelle des »Fälschers«! Nach Lage der Dinge wird ihr ein besonnener Forscher erst dann bei- pflichten, wenn innere Kriterien die uns vorliegende als Fälschung ent- larven. Daran soll es nicht fehlen. VI Einer der vornehmsten Gründe, die Hrn. Prmumnri bestimmt haben. die Biographie für unecht zu erklären, ist das Streben des Verfassers nach absoluter Objeetivität, wie es einem Schriftsteller des ı 1. Jahr- hunderts »kaum« zuzumuthen sei. So 8.780: bald darauf ist das beschränkende »kaum« verschwunden: 8.783 wird »die Objeetivität. welche der Verfasser vor sich .herträgt, ein dem ı1ı. Jahrhundert fremder Zug«: aber nicht bloss dem 11. Jahrhundert, sondern »auch dem ganzen Mittelalter«: Pıinuiepr erkennt hier den Einfluss, den der Kriticismus der Humanisten ausgeübt habe. Diese bei Biographen des Mittelalters einzig dastehende Objectivität sei denn auch schon vielfach aufgefallen. Leider nennt er als seinen Bundesgenossen nur Warrtengacn, und in dessen Ausführungen findet sich kein Wort des Staunens, nur ein Lob der ungesuchten Schilderung, der das Gepräge der Wahrheit aufgedrückt sei.‘ Wie hätte Wartengach auch Anstoss nehmen sollen, er, der die gleiche Objeetivität bei einem Autor un- zweifelhaft des ı 1. Jahrhunderts beobachtet hat, bei Adam von Bremen ?? Ja, gesteht der Biograph des Erzbischofs Adalbert zu, sein Held habe nach Menschenart Einiges um zeitlichen Ruhm gethan°:;: und dann: gegen Ende seines Lebens seien Adalbert's Sitten unerträglich ge- worden‘; zuletzt seufzt Adam: wie gern würde er seinen. Gönner rühmen, jedoch stehe geschrieben: »Wcehe denen, die Bös Gut nennen und Schwarz in Weiss wandeln«.° Hat auch etwa Adam einen Hauch des humanistischen Kriticismus verspürt. so dass er aus dem 11. Jahr- hundert in’s 16. versetzt werden muss?® dentia ce.22. Auch der Bischof von Hildesheim heisst: vir et ipse totius prudentiae c. 6, der Abt von Siegburg ver prudentis ingenü c. 27, die Wittwe Hildeswich futurae saluti prudenter consulens ce. 35. Die zuletzt angeführte Charakteristik ist freilich der Urkunde im Osnab. U.-B. I. 187 Nr. 215 entlehnt, aber diese hat gewiss Norbert verfasst. ! Geschichtsq. ® 11. 30. 31. Aa O1 ST Anmar. ® III. 2 S.97 der Schulausgabe. ZallL6% Sarzo- ° 111.64 S. 143. % Ich billige durchaus Paıtiper’s Aufforderung 780 Anm. 5: »Man vergleiche jedoch, wie Adam von Bremen über Adalbert urtheilt«; ich möchte nur wissen, ob er es selbst gethan hat. 148 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. Aber die Objeetivität Adam’s ist noch eine andere, als die des »Fälschers«. Jener ist objeetiv bloss der Wahrheit wegen, dieser aus einem ganz bestimmten Zwecke: ich habe ihn schon in der Einleitung berührt: da er mir am Wenigsten ein Zeichen humanistischen Fort- schrittes zu sein scheint, muss ich mich hier genauer mit ihm be- schäftigen. Wie der Verfasser sagt, hat Benno oft mit ihm gescherzt, »nach seinem Tode erwarte er von ihm täglich ein .Frühstück«; dar- unter habe er ein Gebet für sein Seelenheil verstanden. Benno aber habe der Fürbitten bedurft. Damit man nun nicht müde werde, »mit allen Kräften die göttliche Barmherzigkeit anzurufen«, schreibt der Iburger die Biographie Benno’s. Hätte er sie nicht objeetiv gehalten, hätte er Benno mit einer Gloriole umgeben, so würde er seinen Zweck völlig verfehlt haben, denn man betet zu Heiligen, nicht für Heilige. Das erklärt er selbst e. 10: »Wenn seine Thaten jeder Unvollkommen- heit entbehrten, dann brauchten wir Niemanden um den Segen des Gebetes für ihn zu bitten: wir hätten nur die allgemeine Willfährig- keit anzurufen, ihm die jedem Heiligen schuldige Verehrung zu zollen«. Diesen Gedanken führt er dann noch weiter aus. Am Schlusse des Werkes wiederholt er seine Ermahnung: zum Gebete für Benno ein- ( ” i zuladen, sei die ganze Absicht seiner Schrift gewesen: er erinnert daran, dass Benno nicht selten das Volk aufgefordert habe, für ihn zu beten. Die Objectivität ist also nur die nothwendige Folge der leitenden Tendenz, und die Tendenz ist wahrlich kein Product des Humanismus. Den Humanisten verrathe auch, wie Pimp 783 behauptet, eine Bemerkung über Wunder. Nachdem der Autor einige erzählt hat, fährt er e. 31 fort, andere lasse er bei Seite, damit sie nicht als ab- geschmackt und erdichtet angesehen würden. Also muss ein mittel- alterlicher Geschichtschreiber jeden Klatsch, dass Unglaubliches sich ereignet habe, kritiklos auf die Nachwelt bringen!' Aber lehnt nicht schon Widukind von Korvey es ab, für die Vision eines Klausners die Gewähr zu übernehmen, die ganze Geschichte als fromme Sage bezeichnend? Ist er nieht über die Wunder des Slaven Wenzel hin- weggegangen, weil er sie nicht zu erweisen vermochte?” Ebenso sagt Anselm in seinen »Thaten der Bischöfe von Lüttich«°, er wolle gewisse Wunder nicht unter die Leute tragen: in Treue über sie zu berichten, möge Späteren vorbehalten bleiben. Das heisst doch, ihm ! B. Lasen, Das Erwachen und die Entwickelung der hist. Kritik im Mittelalter, schrieb S.117— 121 über das »Verhältniss der Autoren zu Wundererzählungen«. Ihm habe ich mich angeschlossen. ® Vergl. Korrke, Widukind von Korvey 72. 73- ® II. 35 M. G. SS. VII. 209. ScHErFER -Boıcnorsr: Norbert's Vita Bennonis, 149 fehle der Beweis für die Wahrheit. Siegbert von Gembloux aber ist aufgeklärt genug, die Tugend höher zu schätzen als das Wunder! — ein Urtheil, ähnlich dem unseres Biographen, wenn er in der Vorrede sich tröstet: »Wunder und Zeichen habe Benno nicht gewirkt: wer indess eines guten Lebenswandels sich befleissigen wolle, dem könne man die meisten seiner Thaten zum Beispiel empfehlen«.’ Erst recht soll der Humanist in e.9 zu Tage treten. Denn Äusse- rungen über die Fasten, wie sie hier sich finden, würde man im Mittel- alter vergeblich suchen. Benno selbst pflegte fleissig zu fasten und dazu auch Andere anzuhalten. Wenn jedoch ein Grund zum Dispens vorlag, ertheilte er ihn gern, nur musste der Befreite zahlen; je reicher er war, desto mehr; dann »gab Benno Alles einem Armen, damit er sich Kleider kaufe«, und scherzend fügte er hinzu, »dass es Gott an- genehmer sei, wenn ein Nackter bekleidet würde, als wenn Jemand den ganzen Tag mit leerem Magen umherlaufe«. Der Bibelkundige sieht sofort, dass Benno im Grunde nur einer Weisung des Jesaia entspricht. Wo der Prophet vom wahren Fasten redet, lehrt er durch- aus human. aber darum nicht erst humanistisch, die rechte Art sei keineswegs, dass ein Mensch seinem Leibe des Tages übel thue: viel- mehr: »Das ist ein Fasten, das ich erwähle: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die, so im Elend sind, führe in das Haus; wenn du einen nackend siehest, dann kleide ihn, und entziehe dich nicht von deinem Fleische.«® Diese Weisheit hatte Benno beherzigt: ihr war vor Kurzem auch einer seiner Amtsbrüder gefolgt: die Gläubigen verehrten ihn jetzt schon als den hl. Bardo. Dass er sich mit Fasten bemüht hätte, bemerkt sein Fulder Biograph, habe man nie gehört, nisi forte hoc ieiunium ieiunavit, quod divinum indieium magis probavit, und nun werden die schon angeführten Verse des Jesaia mitgetheilt.' Auch ein einzelnes Wort hat Pnıipri, einem Bedenken Wırmans' folgend, für den humanistischen Ursprung angeführt. Benno sei, heisst es ce. 3, studentium more vagatus. Nun bedeutet studere ohne weiteren Zusatz auch schon im Alterthum »sich der Wissenschaften befleissigen «, indess studens begegnet doch nicht schlechtweg als Student.” Und auch den ersten Jahrhunderten des Mittelalters scheint die Bezeich- ! Vita Wicberti e.17 M. G. SS. VII. 515. ® Weshalb damals die Wunder in Misseredit gekommen waren, und zwar bis zu dem Grade, dass man auch angeblich gut beglaubigten kein Vertrauen mehr schenkte, hat Wolfhere, der ältere Zeitgenosse Norbert's, in der Vita Godehardi poster. ec. 34 M. G. SS. XI. 216 ausführlich begründet, s LVII. 6-7. * Jarre, Bibl. rer. Germ. Ill. 55. 5 „Bei Quintil. I. 2, ı ist zu söiudentem aus dem Vorausgehenden puerum zu er- gänzen.« So Hr. Dr, W. Wire. 150 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. nung noch fremd gewesen zu sein, man sagte scholares.‘ »Student« beginnt erst im 13. Jahrhundert häufiger zu werden’, aber wenigstens einmal lässt sich siudens als Student auch im ı1. Jahrhundert nach- weisen, und zwar schon in den Jugendjahren Benno’s. Dabei ist von be- sonderer Wichtigkeit, dass ein Zögling derselben Schule, an der Benno bald darauf sein Lehrtalent entfaltete, von Studenten redet. Ein Hildes- heimer kann sich nicht genug wundern, dass ein früherer Commili- tone, der dann Ritter geworden ist, der nun wieder Sehnsucht nach den Büchern empfindet, in has nostri, studentium, miserias zurückfallen will.” Das schreibt also ein Hildesheimer Schüler; — wurde durch den ehemaligen Hildesheimer Lehrer, der als Bischof von Osnabrück gern und lange auf der Iburg weilte, »Student« in den Wortschatz seiner dortigen Mönche eingebürgert? Zuletzt meint Pıurierr: Bei den Inhaltsangaben von Urkunden auch den Ausstellungsort, die Zeugen und die Besiegelung zu ver- merken, sei dem kritischen Sinne der humanistischen Zeit gemäss, »nicht aber der naiven, die Hauptsache betonenden Gepflogenheit des Mittelalters«. Zeugen habe ich in den mitgetheilten Urkundenauszügen überhaupt nicht gefunden: des Siegels wird zwei Mal, ce. 22. 37, des Ausstellungsortes drei Mal gedacht, e.17. 22. 35. Von Siegeln spricht auch der Annalist desselben Klosters’, in dem die Vita entstanden ist: nach Pmumppr 771 schrieb er etwa im Jahre 1090. Wie man sieht: wenn der »Fälscher« humanistisch verfuhr, so nieht minder der Annalist. der nach Pımuprr doch ein Zeitgenosse Benno’s war. Was dann die Anfüh- rung des Ortes betrifft, so empfehle ich eine Leetüre etwa nur der Regesten, die in e. 9. 10.15. 21 der Vita Meinwerei enthalten sind, und alle Ein- rede muss verstummen.® VIL Andere Fehler sollen, wenn sie nicht gerade auf einen Huma- nisten deuten, doch auch gegen den Zeitgenossen sprechen. Die Tendenz der Vita geht nach Pmmmri 783 dahin, den Leser glauben zu machen, ursprünglich sei der ganze Berg dem Kloster ge- ! Die Bezeichnung findet sich auch in der Vita c. 4. 5. ®2 Dass das Wort erst von den Humanisten eingeführt sei, ist eine ganz verkehrte Behauptung. 1227 spricht Honorius Ill. de studio et studentibus Bononie. Epist. pontif. ed. Rovensers 1. 247. Vergl. auch Boncomrasnus, Rhetorica novissima in Bibl. iurid. med. aevi 252, Rhetorica antiqua bei Surrer, Aus Leben und Schriften des Magister Buon- compagno 97. Ich verdanke die Nachweise den HH. E. Seexer und F. Fenrıng. 3 Supenporr, Registrum 111.4 Nr.2. Auf diese Stelle hatte übrigens schon Hauer, Kirchengeschichte Deutschlands III. 932 Anın. ı verwiesen. Vgl. auch den Nachtrag S. 162. * Vergl. hierzu aber S. 157 ff. 5 Annal. Iburg. M. G. SS. XVI. 437. ° Zeit, Ort, Zeugen auch in den viel älteren Annal. Hildesheim. ed. Warrz 44. 45. ns ScHEFFER- Boıcnorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 151 schenkt, die Bischöfe hätten erst durch eine allmähliche Erweiterung ihres Schlosses Boden gewonnen. Und S.781 versichert er, aus keinem anderen Grunde sei auch der Bau der bischöflichen Burg verschwiegen worden. Wie ich nun schon vorhin gezeigt habe, wissen die Urkunden der Zeit nur von einer klösterlichen Burg.‘ Was aber die Tendenz betrifft, so habe ich mich vergebens bemüht. deren Spuren zu ent- deeken.” Vielmehr ist die Ansicht des Verfassers, dass der ganze Berg dem Bischofe gehöre. Benno’s Vogt umgeht den Berg, ce. 19, lotumque spatium, quod hoc ambitu designaverat, ipse propria iurans manu episcopo presenti suisque successoribus aeterna possessione firmavit. Man sollte meinen, es wäre so geblieben, denn nirgends wird erzählt, das Kloster sei an die Stelle des Bischofs getreten. Im Gegentheil — ce. 37 erfahren wir durch die Urkunde, die alle Besitzungen aufzählt, dass Benno »das Vorwerk hier bei der Burg«, also bei dem Kloster, dem hl. Clemens ge- schenkt habe. Das heisst doch: nicht den ganzen Berg: der »Fälscher« würde, indem er die Urkunde aufnahm, seinen angeblichen Zweck völlig ausser Acht gelassen haben.” Gut. dass ich meinestheils die Absicht in keinem Worte merke und daher auch Pnmmimpr’s Verstim- mung nicht theilen kann. »Der Schreiber der Vita«, sagt Pmmwirr S.781. »hat keine Vor- stellung mehr, wie der Iburger Berg zu Benno’s Zeiten ausgesehen haben muss.« Nach ihm sei er bewohnt gewesen, noch ehe das Kloster‘ ge- gründet war! Forstleute, Baumschläger, Holzhacker, Köhler, Schweine- züchter haben in dem weiten Waldgebiete gewiss nicht gefehlt. Das sind die Aabitantes des 16. Capitels: dabei kann aber der Bericht des 19. sehr wohl bestehen: sueeisis syleis et arbustis erutis (montem) habitabilem fecit. Eine Capelle habe sich auf ihm befunden, und darin sei einige Male im Jahre Messe gelesen worden! Weshalb auch nicht? S. Apollinare in Classe liegt heute in völliger Verlassenheit, und I Vergl. S. 143. 144. 2 Früher hatte der ganze Berg dem Stift gehört. Dieses erhielt dafür von Benno das ganze Gut Bohmte. Kann nun bei dem Tausche, den Benno allerdings zum Zwecke der Klostergründung in die Wege geleitet hatte, der Stifter nieht einen Theil des ihm ab- getretenen Berges für sich und seine Nachfolger zurückbehalten haben? Das wollte dem Abte M. Rosr nicht einleuchten; und ihm stimmten die Neueren zu. Osnab. Gq. 11. 4. 5. 3 Wenn die Urkunde später eingeschoben ist — vergl. S. 157 —, so geschah es doch durch den »Fälscher«. Oder sollen wir einen von ihm noch verschiedenen Interpolator annehmen ? * 1581 erstrebte das Kloster, ui praetensum ius principis in confinia monasterii den Hagen extingueretur. Zu dem Zwecke, meint Paırıppi 784, sei das Werk gefälscht; denn „es hätte für das Kloster von grosser Wichtigkeit sein müssen, in der Vita seines Stifters eine allgemeine Anerkennung seiner Ansprüche beibringen zu können«. Dann würde der »Fälscher« doch mit einem bestimmten Worte, Benno’s Grossmuth preisend, der Welt verkündigt haben: »Er hat uns den ganzen Berg geschenkt«. Ferner würde er die Urkunde c. 37. über die ich handelte, nicht eingeschoben, sondern getilgt haben. 152 Gesamnmtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. beim Hain der Egeria findet sich neben der Kirche des hl. Urban nicht einmal ein Bauernhaus. Dass in der Iburger Capelle so selten der Gottesdienst gefeiert wurde, zeugt eben für die ausserordentliche Spärlichkeit der Bewohner. Ein bischöflicher Beamter habe auf dem Berge gewohnt! Pınwieri hat offenbar vergessen, dass WırrE 269 das- selbe erzählt, und dessen Bericht führt ja auch Pmuierı auf eine zeit- genössische Quelle zurück. Wie wir schon hörten, besteht nur der Unterschied, dass der Vertreter des Bischofs bei Wırte villieus, in der Vita e.19 praefectus heisst.‘ Ganz besonders verhängnissvoll soll dem »Fälscher« aber die Erwähnung zerfallener Burgmannshäuser gewor- den sein.” Denn die Auflösung der Iburger Burgmannschaft sei erst im 16. Jahrhundert vollzogen; vor dem 15. könne also nicht von zer- fallenen Burgmannshäusern die Rede sein. Von solchen spricht der Autor aber auch gar nicht; vielmehr von zerstörten: sie sind zu- gleich mit der alten Burg durch Karl den Grossen gestürzt worden.” Darüber lässt der Zusammenhang des 16. Capitels keinen Zweifel.‘ Unverzeihlich findet Pınuiprr S.780, dass Benno als Reformator der Hildesheimer Schule gepriesen wird, e. 5. Schon Bischof Gode- hard, 1022-1038, habe sie zu hoher Blüthe gebracht. Gewiss. Aber kann später nicht ein Verfall eingetreten sein? Die Studien. blühen - ebenso langsam empor, wie sie schnell dahin welken. Und dem ge- lehrten Godehard war nun ein ungelehrter Däne gefolgt. Im Verkehr S.138 Anm. 4. Ebendort zeigte ich auch, dass der Titel praefectus, den PhıLıprı 795 gegen die Echtheit verwerthet, durchaus den Verhältnissen entspricht. ® In demselben Zusammenhang bemerkt PaıLıerı S.782 Anm. ı: Er wolle nur im Vorbeigehen erwähnen, dass die Marchiotae, die nach c.ı8 dem Bischofe Abgaben entrichteten, als solche dazu überhaupt nicht verpflichtet waren. Ich entbehre den Beleg; ich weiss für diese Zeiten nur, dass Bischof Thietmar, rT003—1023, das Stift St. Johann ermächtigte, in der Mark Engter und Venne Bauholz zu schlagen — Osnab. U.-B. 1. 220 Nr. 274 —, dass die Märker von Oesede ı1ı8 dem Kloster Iburg gewisse Befugnisse einräumten consentientibus primum domino Godescalco Osnaburgensi eptscopo etc. Osnab. U.-B. I. 195 Nr. 230. Sollten den Rechten des Bischofs gar keine Verpflichtungen der Märker entsprochen haben? Noch möchte ich darauf hinweisen, dass in der Urkunde von ırı8 und in der Vita c. ı8 die Märker als marchiotae be- zeichnet werden: sonst finde ich diese Form nicht. Den Markgenossen würde marke- noti, marchenoti entsprechen. ° Sollte man zur Zeit Karl’s des Grossen keine eigenen Burgmannshäuser gekannt haben, so wird dadurch natürlich nichts geändert. Norbert's Iburger hielten die Ruinen eben für Reste burgmännischer Einzelwohnungen, die ihnen für das 8. Jahr- hundert geradeso selbstverständlich erschienen, wie sie für das ihrige waren. * Viel eher könnte man an dem Worte burgmanni Anstoss nehmen. Nach Warrz, Verfassungsgesch. VIII. 207 Anm. 3, findet es sich e. 16 und ı8 zum ersten Male; offen- bar kannte er auch keinen Beleg für die zunächst folgende Zeit. Aber wenn durg- gravius in Gebrauch war — vergl. Warrz, a. a. OÖ. Vll. 4ı Anm. 3 —, dann wird man nicht minder burgmannus gesagt haben. Ich bemerke noch, dass Norbert in einer Urkunde von ııro die Burgmannen urbis custodes nennt. (Pniripri, Osnab. U.-B. 1. 193.Nr.225). ee ScuErrFER - Boscnorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 15 konnte Thietmar’s Freundlichkeit ersetzen, was ihm an tieferer Wissen- schaft fehlte', nicht den Studien gegenüber. Wie schon WATTENBACH bemerkte”, möchte es kein Zufall sein, dass sehr bald nach seinem Re- gierungsantritt die Hildesheimer Jahrbücher verstummen.® Im zweiten Jahre Bischof Azelin’s, 1044-1054, wurden dann Stadt und Dom ein Raub der Flammen: unter Trümmern wird die Wissenschaft aber nie gedeihen. Bis dahin hatten die Geistlichen in mönchischer Zucht gelebt; sie ward gelockert, und in ihr erblickte man doch die Ursache für den früher so erfolgreichen Schulunterricht.‘ Die Klage über den Rückgang ist nicht ausgeblieben.” So war für einen Reformator genug zu thun. Freilich mag Norbert die Verdienste Benno’s übertreiben: vor ihm seien die Kleriker in einer »gewissen Bäuerlichkeit aufge- wachsen«, und er zuerst habe Hildesheim erleuchtet. Der Biograph hat die »berühmte Brixener Synode«, während deren Benno sich in einem Schlupfwinkel versteckt hielt, um nicht gegen Gregor VII. stimmen zu brauchen, »nach Pavia verlegt«. Das sei um so bedenklicher, als die falsche Angabe sich bei Errmann wiederfinde. Aber ich meine zur Genüge erwiesen zu haben, dass dessen Chronik in der Vita Bennonis gar nicht benutzt ist. Den Fehler verschuldet der Autor selbst. Wie ist er dazu gekommen? Die Antwort wird be- ruhigend wirken. Eine der Synoden, deren Mitglieder den Papst ver- urtheilten, wurde zu Pavia gehalten.” Daher die Verwechselung. Es ist ganz ähnlich, wenn Donizo von Canossa und Paul von Bernried, Zeitgenossen Norbert’s, einmal statt Piacenza’s, wo die versammel- ten Bischöfe auch über Gregor den Stab brachen, ebenfalls Pavia schrieben.“ ı — si quid ei profundioris Üiteralis scientiae defuit. Vita Godehardi poster. c. 33. M. G. SS. X. 215. 2 Geschichtsq.® II. 27. ® In den Geschichtsq. a. a. O. ist 1040 statt 1043 zu lesen. * Fundatio ecel. Hildenesemens. ed. A. Berrran, Hildesheims Domgruft 14. Da- nach Annal. Saxo M. G. SS. VI. 686. 5 In den Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück IX. 39 Anm. sagt Tuven sehr richtig: »Der Annalista Saxo schildert die Zeit des Verfalles, Norbert aber die darauf folgende Erhebung und Neubelebung«. ° Das hätte erst recht ein Autor, »der objectiv zu schreiben sich bemüht«, nicht vorbringen können. Ein eigenes Urtheil dürfen wir hier, wo es sich um sächsische Verhältnisse der 40er Jahre handelt, bei dem viel später schreibenden, erst 1084 nach Westfalen gekommenen Brabanter schwerlich annehmen; und wenn nun sein Gewährs- mann übertrieben hat, wie konnte er dann das richtige Maass herstellen? Im Übrigen verkennt Prurıper ganz die Art von Norbert’s Objectivität: er will seinen Bischof nicht zum Heiligen machen, denn sonst würde man aufhören, für ihn zu beten, Ob Benno’s Verdienste um die Hildesheimer Studien in lauteren oder leiseren Tönen ge- priesen wurden, war dafür ganz gleichgültig (vergl. S. 148). ? Vergl. Mever von Knonau, Heinrich 1V. II. 676 Anm. 90. 8 Vergl. MEyER, a.a. OÖ. 631 Anm. 24. Sitzungsberichte 1901. 13 154 Gesammitsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. Die chronologische Anordnung macht allerdings Schwierigkeit. Das gilt vor Allem von zwei Ereignissen aus Benno’s Jugend. Wann hat er zu den Füssen Hermann’s des Lahmen gesessen? Wann ist er mit einem Strassburger Bischof in’s heilige Land gezogen? Aber ich finde doch nicht, dass die Schwierigkeiten unlösbar sind. Um 1020 geboren, hatte Benno als Knabe in Strassburg die Elemente der Wissenschaft gelernt. Wenn er sich darauf, »fast schon in das Jüng- lingsalter eingetreten«, also etwa im 17. Lebensjahr, nach der Reichenau begab, dann hatte Hermann, der 1013 geboren war, allerdings erst das 24. oder 25. Jahr erreicht. Doch weshalb sollte der später hoch- berühmte Mann nicht schon um 1037 oder 1038 eine starke Anregung ausgeübt haben? Schüler von allen Seiten hat er schwerlich schon angezogen', doch mochte der Ruf seiner Tüchtigkeit in Schwaben und Elsass verbreitet sein, und überdiess lag ja für den Schwaben, der Benno war, der Besuch des damaligen Tübingen ausserordentlich nahe. Nach der Reichenauer bezog er andere Schulen, endlich folgte die Reise in’s heilige Land, die er mit dem ungenannten Strassburger Bischof unter- nahm. Nun war Bischof Werner im Jahre 1027 von Konrad II. zum griechischen Kaiser gesandt: er wollte auch nach Jerusalem pilgern, aber schon in Konstantinopel ereilte ihn der Tod. Nimmt man mit Pniwiprı an, diesen Werner habe Benno begleitet, so müsste die Reise, gegen die Vita, dem Aufenthalt in der Reichenau vorausgegangen sein, und mehr Kind als Knabe hätte Benno die weite Fahrt angetreten. Aber niehts zwingt, an Bischof Werner festzuhalten: es ist doch auch wahrscheinlicher, dass seine verwaisten Begleiter von Konstantinopel aus sogleich den Rückweg antraten. Recht gut kann der Nachfolger, Wilhelm, der erst 1047 gestorben ist, die Absicht seines Vorgängers zur Ausführung gebracht haben.” Wie auch immer — giebt es wohl ein mittelalterliches Geschiehtswerk von dem Umfange unserer Bio- graphie, das nicht Veranlassung zur Controverse bietet? Die grösste Mühe hat den Forschern von jeher die Chronologie des 24. Capitels verursacht.” Das 23. erzählt den Tod Rudolf’s von Rheinfelden, das 25. die Wahl Hermann’s von Salm. Der Inhalt des 24. würde also zwischen den October 1080 und den August 1081 eehören. ' Das meint Tuves, a.a. 0. 25. Im Übrigen kann ich ganz seinen Ausführungen beiptlichten. ® Auch hier muss ich den Untersuchungen Tnuyrn’s, a.a. O. 28fl., zustimmen. Weshalb PnıLipri, a.a.0.780, die alte Annahıne festhält, ist nicht abzusehen. Warren- »ach; Gq. ° 11. 26, hat sich Tuven angeschlossen. 3 Vergl. Wırnans M. G.SS.X1. 74, Anm. 77; H. Harırnann in den Mittheilungen des Hist. Vereins zu Osnabrück VIII. 274, Anm. ı; L. Tuven ebendort IX. 201, Anm. 1; Pninıpri, a.a. 0. 780fl. ei een ee .T ScuErFFER- Boicnorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 155 Als Rudolf gefallen war, als das »ganze Sachsenland, tief ge- demüthigt, den anfänglichen Trotz abgelegt hatte«, »nahm unser Bischof, nach Hause zurückgekehrt, sein früheres Gelöbniss«, auf der Iburg ein Kloster zu bauen, »mit grossem Eifer wieder auf«. Zunächst »setzte er alle Kräfte daran, die Mauern der Kirche zu erriehten«. Aber nochmals trat eine Verzögerung ein; nun befahl er, wenigstens »den Chor möglichst schnell zu vollenden und dann nach und nach den anderen Theil des Tempels vorzunehmen. Da der Chor fertig war, weihte er den Altar«. Es folgt eine Urkunde, und ein eben in ihr ent- haltenes Jahresdatum, das durch Hinzufügung der Indietion gesichert ist, soll die ganze Chronologie Lügen strafen, denn danach ist die Basilica 1070 eingeweiht worden, also auch vollendet gewesen. Zu allem Überfluss versichert der Autor ec. 41, dass der Tempel selbst noch 1088 des vor Regen schützenden Daches entbehrte, so nochmals die Zeitbestimmung der Urkunde verachtend. Diese Erwägung bedeutet Verniehtung — wofern Kirche und Tempel einer-, Basilica andererseits nicht ganz verschiedene Bauten waren, wofern ein Interpolator die Weihe des Altars in Kirche oder Tempel nicht mit der Weihe der Basilica ebenso willkürlich wie ungeschickt verbunden hat. Am Ölemenstage 1068 wurde Benno zum Bischof ernannt: da ver- sprach er nach e. 13, dem hl. Clemens einen Altar errichten und ein- weihen zu wollen: nach e. 19 that er noch mehr: auf der Iburg baute er zu Ehren des hl. Clemens eine kleine hölzerne Capelle, natürlich als Schutz des darin aufgestellten Altars', und aus den erworbenen Gütern — schliesst der Verfasser — gelobte unser Bischof, eine Abtei für den Orden des hl. Benediet zu gründen. Diese Capelle ist die Basilica, die Benno im Jahre 1070, wie es in der Urkunde heisst’, zu Ehren des hl. Clemens weihte.” Capelle I 0.13. — qued in eius commemorationis honore (sc. s. Clementis), in episcopatu degens, altare construere et consecrare deberet. — e.19. capellam ligneam in honorem s. Olementis struwit. Dass im zweiten Satze die Ausführung des im ersten enthaltenen Gelöbnisses angedeutet wird, kann doch nicht zweifelhaft sein. wenn es auch mit keinem ausdrücklichen Worte gesagt ist. So auch Tuyen, Mittheilungen des Hist. Vereins zu Osnabrück IX. 71. ? Sie enthält ein Reliquienverzeichniss, dem das Datum der Weihe vorausgeht. Ihr eigenes Datum wird nicht angegeben, doch ist es gewiss ungefähr das der Weile. Dafür selreint mir der bunte Wechsel von ae und e zu sprechen; schon bald darauf wird im Osnabrückischen £ vor- und dann alleinherrschend. Wie ich noch bemerken will, wurde das Kloster 1106 beschenkt cost una et alio ossiculo sanclorum Crispini et Crispiniani. Osnab. U.-B. 1. 193 Nr. 225. In unserem Verzeichniss heisst es nur de vestimento sancti Petri ete., Orispini et Orispiniani ete., de costa sancti Pancratii ete., de corpore sancti Syati ete., de capillis sancti Nicolai ete. Wenn ich nicht irre, hatte man zur Zeit überhaupt noch keine grösseren Heiligthümer, sondern nur Partikelchen; der Genitiv Orispini et Crispiniani ist mit de vestimento zu verbinden. ® Von der Capelle des hl. Clemens ist meines Wissens nur in der Vita die Rede, ec. 19. 23. Sie wurde beseitigt; die Reliquien legte man mit dem Verzeichniss, 13* Rp * . a . ” 156 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. und Basilica für denselben Bau zu halten, sträubt sich der moderne Mensch wohl nur deshalb, weil Basilica ilım als der mehrschiffige Dom erscheint, aber im Mittelalter sind auch Capellen mit dem uns so voll- tönenden Namen bezeichnet worden.' Treffen meine Ausführungen das Richtige, dann werden die An- gaben Norbert's. wann die Kirche oder der Tempel begonnen, wann der Altar in dem Chore der Kirche oder des Tempels ein- geweilit ist, durch die Urkunde keineswegs widerlegt. Man muss ihr nur einen anderen Platz anweisen, man muss sie nur aus ihrer jetzigen Verbindung lösen. Die falsche Beziehung aber, in der sie bisher er- schien, möchte ich nicht dem Autor zur Last legen. So könnte der Zeitgenosse Norbert doch nur in einem Momente völliger Abspannung geschrieben haben — lieber wird man eine Interpolation annehmen: ein Späterer fügte die Urkunde ohne jede Überlegung hinzu und ver- wob sie in unpassendster Weise mit dem Texte der Vita.” worüber die vorausgehende Anmerkung handelt, in den Altar der Klosterkirche nieder. ! Nach Capit. reg. Franc. ed. Borertvs et Krause 11.81 Nr. 210 hatten Edle und Mächtige in der Mitte des 9. Jahrhunderts wuxta domos suas basilicas , in quibus divinum audientes officium ad maiores ecclesias rarius venire consueverunt. In Einhardi ep.70 M.G. Ep. Karol. 111.144 heisst die capella in villa Lensi auch basilica. Ludwig der Deutsche überweist dem Kloster Korvey cellulam Fischboeki cum basilieis, domibus ete. Osnab. U.-B. 1.24 Nr. 37. In den Jahren 968—978 findet sich zu Essen im Ösnabrückischen eine basilica wit nur Einem Priester, Osnab. U.-B. 1.84 Nr.106, und die basilica auf dem Heiligenberg bei Höxter, die 1079 der Abt von Korvey ausstattete, hatte eben- falls nur Einen Priester, wenn auch andere »Gottesdiener« dort erwartet wurden. Wırsmans, Additamenta zum Westf. U.-B. 2ı Nr. 21. Nach Norpnorr, Kunst- und Geschichtsdenkmäler Westfalens Il. 56 hiess das Gotteshaus zu Beelen um gro basilica, 1146 capella, noch 1498 gehörten dazu nicht mehr als 293 Communicanten. Hr. Horper- Esser belelirte mich gütigst, dass Helwig von Erfurt 1266 von einer basilica s. Marie redet: ihm folgte später Nicolaus von Siegen, aber statt basilica sagte er: ecelesia sive capella in ambitu monasterü. Mon. Erphesfurt. 421 cf. 422 Anm. ı. Die ebendort S.424 erwähnte basilica inter inferiores turres war, wie derselbe Gelehrte meint, gewiss nur eine kleine Capelle. ? 0.24 — chorum quam vwelocissime iubet perfici et paulatim aliam templi partem urget absolvi. Perfecto itaque uteumque choro altare — consecrat multisque imposilis reli- quüs sanctificat. Huius consecrationis tenorem et sacrorum ossium catalogum altari imposi- tum propomo: » Anno dominicae incarnatiomis 1070 — Iuliae virginis«. c.25. Sed hoc iterum nova Saxonum tumultuatione differtur. Offenbar würde Sed hoc am besten unmittel- bar an wurget absolvi anschliessen. Man könnte geneigt sein, Alles von Perfecto ütaque bis Iuliae virginis auszuscheiden. Überdies ist religuis sanctificat ein vorkommender, doch seltener Schluss. Danach wäre von der Einweihung gar keine Rede gewesen. Jedenfalls sind mit der Urkunde auch die einleitenden Worte: Huius consecrationis tenorem etc. zu streichen. en eg X ScHEFFER-BoıcHorsTt: Norbert’s Vita Bennonis. 157 VII. Nach einer Bestätigung für die vorgetragene Vermuthung suchend, vergleicht man natürlich die beiden anderen Capitel, worin Urkunden mitgetheilt sind, e. 33. 37." In allen dreien muss nun einem Jeden, der das Werk bedachtsam liest, der Singular der ersten Person auffallen. Sonst findet man nur den Plural’, hier aber impositum propono «e. 24°; ’ ’ ienorem subicio ce. 33, copiam ascribere volui e. 37. Ist es Zufall oder führ- ten verschiedene Autoren die Feder? Da der Argwohn einmal erregt ist, müssen auch die Regesten ge- prüft werden. Wie wir sahen, hat sich gegen sie schon Pnuupri ge- wandt; er witterte in ihnen humanistische Art.‘ Seine Darlegung zerfloss in nichts. Doch es bleiben andere wiehtigere Bedenken, die Pmmipri nicht beachtet zu haben scheint. Nach e. 35 schenkte die edle Frau Hildeswich eurtem in Berler in parrochia (rlane ad montem. Man sollte glauben, Benno habe sich Ver- dienste um die Schenkung erworben’: sie erfolgte indess erst mehrere Jahre nach seinem Tode, 1097.° Hatte Norbert etwa gerade damals das Werk unter der Feder? War er von der letzten Erwerbung so erfüllt. dass er nieht unterlassen konnte, seinen Lesern davon zu erzählen?” Aber die Ortsbestimmung: »Berler in der Pfarre Glane am Berge Iburg!« ! Mit den eingelegten Urkunden und Regesten beschäftigte sich auch Ihr. Bresstav. Er hatte die grosse Güte, mir seine Studie aus freien Stücken zu über- senden. Damals aber hatte ich meine Untersuchung schon niedergeschrieben; die Forschung des Strassburger Collegen hat keinen Eintluss auf sie ausgeübt. Unab- hängig von einander sind wir durchweg zu gleichen Ergebnissen gelangt; nur in der Beurtheilung und Verwerthung des soeben besprochenen Reliquienverzeichnisses gehen unsere Meinungen weiter aus einander. ®2 Auch in der Umgebung der mitgetheilten Briefe e. 21. 25: referimus — per- gamus — properamus — distulimus. Die erste Person des Singular finde ich nur noch in der Rede des Liudolf ce. 40. In dieser leidenschaftlichen Apostrophe ist sie durch- aus am Platze. ® Diese Form des Rhythmus konnte von WINTERFELD nur noch fünf Mal belegen. * Siehe oben S. 150. 5 Daher denn auch die Überschrift Episcopo Bennoni — Hildeswich dat bona sua in Berler. Aber die Titel sind insgesammt spätere Zuthaten. Das beweist auch der von e. 25: Civitatem Osnabrugensem — liberavit. »Die Iburg« sollte es heissen, vergl. S.143 Anm. 5. 6° Osnab. U.-B. I. 187 Nr. 215. Die Urkunde ist in ec.35 wörtlich benutzt. Wenn sie das Siegel Benno’s trägt, so hat der Abt, der selbst vielleicht gar kein Siegel hatte, eben des bischöflichen sich bedient: bei Benno’s Tode wird es auf der Iburg zurückgeblieben sein. Es findet sich noch an zwei anderen Urkunden, die ebenfalls Iburg erhielt, dann aber auch an einer vierten, die nieht für das Kloster ausgestellt ist (Osnab. U.-B.1. 138 Nr. 157). ” So könnte man auch erklären, dass von anderen Erwerbungen, die Norbert nach Benno’s Tode gemacht hat, nieht die Rede ist. In Wahrheit wird es sich freilich wohl verhalten, wie Bresst.au vermuthet: der Interpolator wurde durch Benno's Siegel verführt, die Urkunde in dessen Lebensbeschreibung einzuschalten. 158 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. Berler, heute Berdel, liegt weitab, in der Pfarre Telgte." Den dortigen Hof des Klosters nannte man den Bodinghof. 1241 erwarb ihn der Bischof von Osnabrück.” So wäre denn begreiflich, wenn die Iburger in späteren Jahrhunderten die Lage dieses ihres Gutes gar nicht mehr gekannt, wenn sie es mit einem anderen, in ihrem Besitze gebliebenen zusammengeworfen hätten, nämlich mit dem zu Berge, das thatsächlich in der Pfarre Glane lag. M. Rosr behauptete zu Ende des 17. Jahrhun- derts°, Hildeswich habe geschenkt euriam suam in Berlere, quae postmodum Berga‘, nunc Niederhof dieitur. Dieselbe Anschauung könnte einen Archi- var zur gleichen Zeit bestimmt haben, auf die Rückseite der Urkunde von 1097 zu schreiben: Privilegium auf unsen Nedderen Hof tho Glane. Das wäre ein Irrthum gewesen. Aber dem Späteren dürfte man ihn leicht verzeihen, nun und nimmer dem Zeitgenossen. Die Worte: in parrochia Glane ad montem müssten als Interpolation unbedingt gestrichen werden ! Pımrıppı berichtigt im Osnab. U.-B.I. 368 und 375 seine frühere Ortsbestim- mung; er gedenkt zugleich der Urkunden von 1223 und 1241, auf die ich zurück- komme. Weshalb lıat er in seinem Aufsatze nicht die Nutzanwendung gezogen ? ® Unter den Besitzungen Iburgs, deren Vogtei es 1223 wiedererwarb, erscheint domus in Berlere, que Boding dieitur; 1241 giebt der Bischof den Mönchen gewisse Zehnten pro curia ipsorum in parrochia Telgeth, que dicitur Bodinghof. Osnab. U.-B. II. 124 Nr. 169.11. 321 Nr. 408. ® Osnab. Gq. Il. 16. Vergl. dazu Srüve ebendort 183 Anm. 90. 4 Dostmodum ist verkehrt, denn schon zu Benno’s Zeiten hatte das Kloster er- halten Berga in iustam precariam ab Hildesvida nobili femina. Osnab. U.-B.]. 173 Nr. 201. Dass 1097 Hildeswith nobilis femina curtem in Berlere schenkte, war wohl ge- eignet, Berga und Berlere zu identificiren. 5 Weitere Gründe gegen die Echtheit des 35. Capitels wüsste ich nicht geltend zu machen. Wenn es heisst: Donationem hane üuxta eius haeredes Friderunes abbatissa in Hertzebrock commendabat, so liegt offenbar ein Verderbniss vor: mit hurta haeredes commendabat kann ich keinen Sinn verbinden. Dagegen scheint mir die leichte Änderung iusta eius haeres allen Anforderungen zu genügen: »Friderun, die rechtmässige Erbin der Schenkerin, empfahl dieser die Schenkung«. Das Motiv aber, das die Äbtissin zu der Empfehlung bestimmt habe, sei die Gleichheit ordinis et professionis beider Klöster gewesen. Man hat eingewendet, damals hätte es in Deutschland nur einen Klosterorden gegeben, den der Benedietiner. Gewiss; aber ein Publieist der Zeit erklärte doch: — Libelli de lite Il. 266 — in plures sectas iam diu scissus est singularis ile ordo. Dem entspricht, dass in Odonis Cluniac. vita auetore Johanne 11l. 8 nicht bloss von einer congregatio Floriacensis, sondern auch von einem ordo Floriacensis die Rede ist. Mit Bezug auf die ırı2 vollzogene Reformation des Michaelsklosters zu Bamberg — schreibt mir Hr. Horper- Esser — spreche Ebbo in der Vita Otton. Bamberg. I. zo vom novo Hirsaugiensium ordine. Doch ich schweife in die Ferne, derweil e. 23 der Lebensbeschreibung Benno’s selbst. das mir durchaus echt zu sein scheint, die gleiche Anschauung enthält. Benedictiner aus St. Pantaleon und St. Alban, aus zwei Klöstern verschiedener Richtung, waren in Iburg eingezogen; da wurde denn das Einvernehmen bald gestört varietate consuetudinum et sul utriusque ordinis defensione. “Man sieht, was die Verschiedenheit von ordo, womit sich dann natürlich eine Verschiedenheit der professio verband, auch in c. 35 bedeuten kann: die Mönche von Iburg, zur Zeit nicht mehr Albaner und Pantaleoner, sondern nach ce. 27 Siegburger, bekannten sich zu derselben Art der Reform, wie die Nonnen von Herzebrock. en ig ScHErFFER-BoıcHorst: Norbert’s Vita Bennonis. 159 — vorausgesetzt, dass es nicht zwei Berler gab, dass nicht in bei- den das Kloster begütert war. Der Hof zu Berler bei Telgte ging 124I — wie gesagt — in den Besitz des Bischofs über, der zu Berler bei Glane wäre im Laufe der Zeit mit dem Berger Hofe zusammengewachsen und hätte nun Niederhof geheissen. Die Mög- lichkeit ist nicht geradezu ausgeschlossen, doch fehlen mir genügen- de Mittel, ihr Wahrscheinlichkeit zu verleihen. Was ich gegen Berler bei Telgte anführen kann, ist einmal die Tradition der Iburger, wonach ein Berler bei Glane gemeint war, ist dann der Umstand, dass die Grafschaft Amulung’s, in dessen Gericht die Schenkung vollzogen wurde, wohl die Pfarre Glane, schwerlich aber die zum Bis- thum Münster gehörende Pfarre Telgte umfasste." Die Regel war, dass vor dem Grafen, in cwius comitatu bona sita sunt, auch der Verzicht erfolgte. Der Rhythmus zeugt nicht für Norbert’s Autorschaft. Das kleine Gapitel enthält nur vier Sätze. Bloss ein Schluss entspricht den Regeln. die Norbert gewöhnlich befolgt: zwei werden von ihm gebraucht, aber nicht oft: einer scheint ganz unzulässig zu sein.” Viel grössere Beweiskraft hat der Rhythmus für das 17. Capitel. Soweit es sich darin um Aufzählung von Gütern handelt, treten die sonst von Norbert bevorzugten Formen hinter seltener angewandten durchaus zurück: eine findet man nur hier, zweimal”, und im 35. Capitel, einmal. Anders verhält es sich mit den zwei ersten und letzten Sätzen. in denen noch nicht oder nicht mehr Schenker und Schenkungen nam- haft gemacht werden.’ Sie sind im Stile Norbert’s gehalten. Zudem klingen einige der Worte in Wırrr’s Erzählung wieder’, Wırre’s, der zu einer Zeit schrieb, da das Original der Vita noch nicht verbrannt war. Doch macht nun das Wenige, was im 17. Capitel von Norbert herzurühren scheint, neue und grosse Schwierigkeiten. Interea sponsionis suae de exsiruendo monasterio memor lautet der Anfang. Von einem der- t Vergl. über die Grenzen der Grafschaft Lıinpxer, Die Veme 169. 2 villa Schierlo 2 „1; zur Noth könnte man sagen, dass Eigennamen nicht unter das Gesetz fielen. ® (Bene)dicto donat — Glane ofert. Ausserdem begegnet nur ‚noch - fugiantur clamant c.40. Doch vermuthet von WINTERFELD: fugiantur conclamant (vergl. S. 164). 4 — esse praesumerent = J]1 nach WınrErreLn’s Zählung, inde offeruntur — \], extabat pervenit — 1, possent coenobitae = \V1. 5° 0.17. Quilocus Üli ante omnia complacuit, quod et materia ad aedifican- dum esset abundans. Wırrk 270: locus iste omnium oportunitate complacuit, omnis generis edificandi comodissime -reperta materia. In demselben Zusammenhange sagt Wirre: cum iam undique videret bella consurgere, huc se omnimoda cordis et corporis in- tentione contulit; vergl. dazu: iam ingravescente rursus peste bellica. c. 20. — totum se in hune vigllantissimum laborem contulit ce. 23. Wırre’s Worte a predecessore suo vam inchoata aliquanta parte murorum sind den Iburger Annalen entlehnt. 160 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. artigen Gelöbniss war bis dahin gar nicht die Rede." Benno verspricht erst im 19. Capitel. eine Abtei zu gründen. Vielleicht nicht ganz so wunderlich, doch immerhin wunderlich erscheint der Schluss des 17. Ca- pitels. wenn man ihn mit dem Anfange des 18. vergleicht. Hier und dort ein Preis Iburgs, obgleich nicht mit denselben Worten! Also hätte der Verfasser einmal Zukünftiges vorweg genommen und dann in un- mittelbarer Aufeinanderfolge seine Gedanken wiederholt? Oder sollen wir annehmen, der Interpolator habe der Güterbeschreibung zu Liebe einen guten, leider nieht mehr erkennbaren Zusammenhang gelöst und dann verwirrt? Doch um zu den Regesten zurückzukehren — so bedarf wenig- stens die Schenkung der Höfe Aselage und Herssum einer Besprechung. Der Edle Wal soll sie dem Kloster zugeeignet haben »mit Genehmi- gung der Mathilde. der Tochter seiner Schwester Etecha«. Die aber war einverstanden, dass Wal den Hof Riesenbeck dem hl. Clemens darbringe.” Aselage und Herssum widmete er und sein Mündel Helm- lach dem hl. Petrus zu Osnabrück: Helmlach’s Tochter, Emma, gab ihre Zustimmung.” Aselage und Herssum haben niemals dem Kloster gehört und sind auch niemals von ihm beansprucht worden. Aus ! Bisher war nur erzählt, dass Benno einen Altar gelobt habe (vergl. S. 1355 Anm. r). ® Osnab. U.-B.I. 146 Nr. 171. In dem Regest dieser und der gleich zu erwähnen- den Urkunde hat Priuierr schon auf den von mir betretenen Weg hingewiesen. Auch hier ist die S. r58 Anm. ı aufgeworfene Frage am Platz. ® Osnab. U.-B.1. 145 Nr. 170. * Zu c.ı7 sei noch bemerkt: a) Es ist nicht richtig, dass Wal die Zehnten zurückerhalten habe; Benno gewährte ihm nur lbram unam decimationis. Ferner ist die Schenkung Gisela’s nicht genau beschrieben; die wichtigste Gabe, ein Vorwerk zu Glane, blieb bei Seite. b) In der über den Hof Helfern handelnden Urkunde — Osnab. U.-B.1I. 142 Nr.162 — wird man dessen Charakteristik vergebens suchen: (eurem) ab aliquo tempore in nobilium sedem erectam. Woher hat der Interpolator e. 17 sie ent- nommen? Sie kann recht gut älterer Zeit angehören. Vergl. Warız, V.G.? V. 5ı2. Wenn von demselben Besitze gesagt wird, er sei »durch viele Privilegien ausgezeichnet ge- wesen«, so steht Jedem frei, damit die 1629 beanspruchte Exemtion in Verbindung zu bringen. — Rosı in den Osnab. Ggq. III. 107. ce) Mit Ausnahme der irrig genannten Höfe zu Aselage und Herssum kehren alle Schenkungen im Testamente Benno’s wieder — Osnab. U.-B. I. 173 Nr. 201 —c.37 —, oft in wörtlicher Übereinstimmung; aber einige finden sich nur im Testamente, nicht in e. 17. so Huteleshusen oder Hölsen, das 1537 verkauft wurde. — Ros'r in Osnah. Gq. Ill. 7r vergl. 181 Anın. 66. — Schrieb der Inter- polator etwa nach 1537? Hatte der Besitz Hölsens für ihn keinen Werth mehr? Die Frage zu bejahen, scheint mir bedenklich, denn der Hof zu Riesenbeck, der im Testa- ınente genannt wird, aber auch in c. 17, gehörte seit 1436 den Herren von Langen. — Rosr in Osnab. Gq. Ill. 48 vergl. 202 Anm. 278. — Dann fehlen allerdings in c.17 wieder die im Testament erwähnten Güter Rheda und Hart, die 1246 der Bischof er- worben hatte. — Osnab. U.-B. Il. 380 Nr. 479. — Ob Müschen, Hagen und Östenfelde, über die der Interpolator auch hinweggeht, zu seiner Zeit ebenfalls in andere Hände gelangt waren, vermag ich nicht zu sagen. rer Te ScueErrer-Boicnorsr: Norbert’s Vita Bennonis. 161 einem Missverständniss der benutzten Urkunde erklärt sich der Irrthum'; es ist nur das Bedenken, ob der eigene Abt der noch sehr jungen Schöpfung, deren Güterbestand doch leicht zu überschauen war, ihn begehen konnte.” IX. In voller Ursprünglichkeit — wie es scheint -— ist die Lebens- beschreibung Benno’s uns nicht überliefert. Aber die Zusätze — glaube ich behaupten zu dürfen — sind keineswegs in betrügerischer Ab- sicht gemacht. Von zweien der eingelegten Urkunden besitzen wir die Originale, eine ist uns in alter Abschrift erhalten. Ebensowenig fehlt für die Mehrzahl der Regesten die erwünschte Beglaubigung. Und wenn ich soeben nachwies, dass Aselage und Herssum dem Kloster nicht zugeeignet wurden, so konnte ich doch gleich hinzu- fügen, dass es sie auch niemals beansprucht habe. Zur Interpolation kommt die schlechte Überlieferung, die erst dem 17. Jahrhundert angehört. Ältere Ableitungen bieten einen besse- ren und in Einzelheiten reicheren Text. Aber davon abgesehen, be- sitzen wir das Werk in der Form, die Abt Norbert ihm gegeben hat. Wer nicht ohne Noth imaginäre Grössen heranzieht, wird mir zustimmen, es wäre denn, die von Pippi aufgeworfene Frage würde mit triftigeren Gründen bejaht, als bisher. Freilich, nach Lage der Dinge kann der Historiker den Beweis absoluter Eehtheit nicht er- bringen: er vermag nur zu zeigen, dass diese und jene Einzelheit von einem Zeitgenossen überliefert sein müsse, und da würde Piurıprr, wenn er auf seinem Standpunkte verharren sollte. die Spuren der »verlorenen« Vita begrüssen dürfen. Ob er auch die Hypothese, in der uns erhaltenen seien Werke viel späterer Jahrhunderte benutzt ! In der Urkunde, wodurch Wal dem Kloster Riesenbeck schenkt, heisst es weiterhin, er schenke den Hof in supplementum videlicet duarum curtium, quas prius eidem Bennoni in precariam tradiderat, Osalaga scilicet et Harshem. Da lag die Vermuthung sehr nahe, Wal habe auch Aselage und Herssum dem Kloster zugeeignet. Es sollte aber nur gesagt werden, dass Wal erst durch die Schenkung von Riesenbeck dem Bischof sein ganzes Versprechen eingelöst habe; mit Aselage und Herssum hatte er ihm weniger gegeben, guam ei promiserat et iustitia exigebat. (Ganz deutlich ist denn auch in der vorausgehenden Urkunde gesagt, Wal habe die beiden Güter ad Osna- bruggensem ecclesiam sancto Petro apostolo dargebracht. Hierzu stimmt, dass Benno in der Aufzählung aller Güter Iburgs, die seinen letzten Tagen angehört, wohl Riesen- becks, nicht aber Aselages und Herssums gedenkt. 2 Ob auch in dem Gelöbniss Benno’s e.1g9, er wolle ein Kloster gründen, die Worte ex acquisitis bonis et praedüs pro ordine s. Benedieti als Interpolation gelten müssen? Es sei erwähnt, dass ein »aus den Zeiten der Renaissance herrührendes Denkmal« Benno’s — Mıruorr, Kunstdenkmäler und Alterthümer im Hannoverschen VI. 70 — die Inschrift trägt: Benno II. episcopus Osnabrugensis ex bonis acquwsitis pro ordine s. Benedicti etc. Wem gebührt die Priorität? 162 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. worden, auf Grund meiner Darlegung preisgiebt — ihm bliebe als Quelle der »unechten« Biographie die echte, deren Untergang er be- klagt hat. Und würde ich nun etwa ausführen, dass man von den Unterbauten des Speirer Doms nur durch das 27.Capitel wusste, bis Ausgrabungen im Jahre 1824 eine Bestätigung brachten', so liesse sich doch unmöglich beweisen, dass die vortreffliche Nachricht auf eine »verlorene« Vita nicht zurückgehen könne. Um ein anderes Bei- spiel zu wählen — wollte ich daran erinnern, dass im 5., 7., ı1. und 13.Capitel Goslar als »Villa« erscheint, während es doch seit der Mitte des ı2. Jahrhunderts immer »Stadt« heisst”, so würden Alle, die Pmmmprr’s Ansicht vertreten, es als ihr volles Recht beanspruchen, sich des braven »Fälschers«, der an diesen Stellen seine Vorlage so treu abgeschrieben habe, aus ganzer Seele zu freuen. Nur wenn es ein für jeden Satz gültiges Kriterium gäbe, nur wenn jeder Satz ihm gegenüber die Probe bestände, müssten Pnırierer’s Anhänger einräumen, der betrauerte Verlust sei das Gebilde eines quälenden Traumes ge- wesen. Der Historiker entbehrt des Zaubermittels; der Palaeograph kommt wegen der späteren Überlieferung gar nieht in Betracht; glücklicher ist ein Philolog, der die jung aufblühende Wissenschaft der mittel- alterlichen Latinität pflegt: er vermag wenigstens zu zeigen, dass das Werk als Ganzes nicht unter humanistischen Einflüssen geschrieben wurde. ! Darauf hat mich Hr. G. Meyer von Knonau aufmerksam gemacht. 2 Verel. S.139 Anm. 2. Nachtrag zu S.ı50o Anm. 3. Eben theilt mir Hr. Dünuter mit. dass im west- fränkischen Reiche schon Ratramnus von Studenten redet. Zusimus haec de more stu- dentium. De nativitate Christi e.9 ap. Dacnery. Spieileg." I. 344. due 163 Exeurs: Der Rhythmus der Satzschlüsse in der Vita Bennonis. Von Hrn. Dr. PıuL von WINTERFELD. W. Merer (Gött. gel. Anz. 1893, S.24) stellt als Formen des rhythmischen Satzschlusses im Mittelalter die folgenden hin’: De Von diesen vier Formen der strengen Regel beruht jedoch die vierte auf einem groben Fehler der mittelalterlichen Theoretiker; sie hebt den Kern des rhythmischen Schlusses auf (dass nämlich zwischen den beiden letzten Tonsilben mehr als eine unbetonte stehen muss), findet sich aber zahlreich in den feinsten rhythmischen Stücken des Mittel- alters. Bevorzugt wird die dritte Schlussform. Hierzu kommen nun aber vier weitere Formen der freieren Übung: Nele, Eee VI. Schlusswörter von mehr als vier Silben. Das sind die acht Formen, welche die Regel bildeten. »Diese Leute schufen aber gern und kühn neue Formen, und genauere Prüfung wird manche Abart der genannten Formen oder auch neue Arten aufdecken. « Ich habe die Vita Bennonis von Anfang bis zu Ende auf den rhyth- mischen Tonfall der Satzschlüsse untersucht. und zwar die starken Pausen, d.h. besonders die vor dem Punkt und, in längeren Sätzen, vor dem Semicolon. Wie W. Meyer (S.6) habe ich nicht bloss die wörtlichen Citate ausgeschlossen, sondern auch die Worte, womit sie eingeführt werden. Das ist durchaus berechtigt: so steht z.B. 5.78, 11 “psalmistam canitur’ ein für den Biographen an sich unmöglicher Satz- ! _ bedeutet "betont’, „ "unbetont’, ein Komma das Wortende; einsilbige Wörter werfen ihren Accent auf das vorangehende oder das folgende Wort: "factus est’ ist au durib eu = 164 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. schluss (-s. -..), der aber doch nicht zu beanstanden ist, eben weil er ein Citat einleitet. Ferner habe ich die eingelegten Urkunden und Briefe ausgeschlossen, während die lange Rede S.82f. einzubeziehen war, weil sie in der Sprache und der rhythmischen Technik durchaus dem Stil des Biographen entspricht und obendrein mit den Worten »profatus in hune fere modum« eingeleitet wird; der Biograph giebt also ihren Wortlaut gar nicht für authentisch aus und macht von demselben Recht Gebrauch. wie die alten Historiker, wenn sie ihre Helden redend einführen. Endlich habe ich einige Abschnitte der Biographie, weil sie aus geschichtlichen Gründen verdächtig sind, zunächst ausgeschlossen, nämlich Cap. 17 (S.68, 15-43), die einleitenden Bemerkungen der Cap. 24 (S.74, 42-46), 33 (S.78. 37-40), 37 (S.80, 6-14) und Cap. 35 (S. 79. 26-34). Diese Stücke abgerechnet, finden sich die Satzschlüsse I. ı41mal, I. 82mal, II. 2ımal, IV. überhaupt nicht, v*. 9mal'(65,45..66, 4- 69, 20.31..74,2.70,35.50. 7 rar 81.49), NP. 3,mal (66.1.2107, 17.272180, VI. 25mal, VII. '$mal (65, 36. 66, 20. 70, 24. 71,16. 77, 39. 78,35. 008 12.33..82,451 Dass sich der vierte Satzschluss, den die feinsten Stilisten zulassen, obwohl er im Grunde fehlerhaft ist, gar nicht findet, ist besonders wichtig. Überhaupt kommen Satzschlüsse,. zwischen deren zwei letzten betonten Silben nur eine unbetonte steht. verschwindend selten vor: nämlich die Form -.. -. nur 2mal: 66, 38 'consecrare vellet’, doch hat hier die Überlieferung ı* — was der Herausgeber übersah — »consecrare deberet«. 82.26 "ut fugiantur, elamant’ wird zu ‘conelamant zu verbessern sein, was auch dem gehobenen Tone besser entspricht. Ferner findet sich die Form -., -v.u okeinlar 3mal: 67,27 ter esse potuit', wo aber wahrscheinlich die zweisilbige Form des Hülfsverbums mit 'potuit’ zusammenschmelzen soll (VID: sonst müsste eine Verderbniss vorliegen; 69. 20 fecit eupidam’ ist eine falsche Lesart: die Variante von ı* ‘eupidam feeit" stellt den zwar seltenen, aber erlaubten Schluss V® her und den Reim auf 'armavit'; “ussit extrui ist kein voller Satzschluss, sondern Schluss SI [057 (05) einer Parenthese. .——— nern m ScHErFFER - Boicnorsr: Norbert's Vita Bennonis. 165 Wenn darnach der vierte Satzschluss und seine Varianten streng gemieden sind, so finden sich andererseits zwei neue Schlussformen : beide zwar selten, aber häufig genug, um zu zeigen, dass sie nicht auf Verderbniss beruhen, sondern von dem Biographen wirklich zu- gelassen sind: VII. -u., „-uu kommt gmal vor (64,43. 65,13. 67, 36. a1. BOOT 72 7002,52,.834 20), IX. -v., s-, 5mal (62, 46. 64, 24. 65,5. 66, 40. 76,47); dagegen sind zwei andere Beispiele von IX zu streichen, weil sie auf falschen Lesarten beruhen: 60.28 ist nicht uste conqueri non possit', sondern mit ı ‘conqueri iuste non possit' zu lesen, was sich durch die gewähltere Wortstellung empfiehlt und den häufig- sten Satzschluss (I) ergiebt: 66, 31 ist statt "gratiae consensit' vielmehr mit ı* 'gratiae adhortante eonsensit zu lesen: ebenfalls Schluss I. Man könnte hiernach, obwohl sich zwei irreguläre Schlussformen finden, dennoch die Vita Bennonis schon zu den Werken mit dem rhythmischen Satzschluss rechnen, wie er im Ausgange des ı1. Jahrhunderts auf- kommt; sie wäre dann eines der ersten Werke, die ihn aufweisen. Sie wegen jener zwei Ausnahmeformen ohne weiteres mit der Masse von Denkmälern des 8.-ı 1. Jahrhunderts auf gleiche Stufe zu stellen, die nur den Satzschluss -.-. meiden (W. Meyer, S. 23). scheint mir nieht empfehlenswerth; eher wird man sie als das Erzeugniss einer Über- gangszeit anzusehen haben, deren Reformideen dann Roms Autorität zum Siege verhilft. Ich gehe zu den Einlagen über. Der kleine Brief Benno’s S.72, 20 enthält unter fünf Satzschlüssen II ımal (22), VII zmal (24. 26), VII und IX je ımal (beides 28): das ist ein übermässiges Hervortreten der seltenen Formen. Der Brief des Hildesheimer Propstes Adelold S.75, 39 enthält I ımal (76, 6), II ımal (2, wo aber die Lesart von ı 'transmittere necessarium duxi V* ergäbe), III ımal (3, am Schluss der Parenthese). VI zmal (6. 9). VIII 2mal (8. ı2), dazu die in der Vita vermiedene Form -.. -..u 2mal (75,40. 76,11). Ferner der Brief Benno’s an den Abt Reginald, S.77,24: I 2mal (27,31), I ımal (29): aber der ver- pönte Schluss -., -. nicht weniger als 3mal (26 'salutari suo’ als bibli- sche Wendung zu entschuldigen, 30 'sponsioni eius‘, 32 'nostri memor, pater sancte‘). Endlich die Urkunde Benno’s für Iburg, S.78. 41: I ımal (79,5), IH ımal (78, 50), III ımal (42), VI ımal (1 'suis est contentus‘, wonach ein Semikolon stehen sollte), VII ımal (10), IX zmal (46. 48). In dem Verzeichniss der Reliquien S. 74,47. sowie in der Güterauf- 166 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. zählung S.80,15 wird man den rhythmischen Satzschluss von vorn- herein nicht erwarten. Daraus folgt zweierlei. Einmal dies, dass die Biographie nicht, wie Piprı meint, ein Erzeugniss der zweiten Hälfte des 16. Jahr- hunderts ist: der rhythmische Satzschluss, den sie befolgt und der im ı1. und 12. Jahrhundert ausgebildet worden ist, hat sich nicht über 1450 hinaus erhalten (W. Mrver S.26): damit ist die Echtheit so gut wie gesichert: denn gerade die Verhältnisse des 16. Jahrhunderts sollten ja die Fälschung hervorgerufen haben. Zweitens, die Urkunden und Briefe sind nicht das Werk des Biographen, da sie sonst seine Technik des Satzschlusses aufweisen würden: ob er selbst sie eingelegt hat oder eine fremde Hand, darüber giebt natürlich der Satzschluss der Docu- mente keinen Aufschluss. Man könnte einen solchen von den einleiten- den Worten der Cap. 24, 33 und 37 erwarten: aber obwohl diese ge- rade anderweit stark verdächtig sind, so findet sich in ihren wenigen Schlüssen neben den verbreiteten Formen nur ımal (S.74.45) Schluss VIII. Das ist kein Beweis gegen die Eehtheit. aber ebenso wenig dafür: das Material ist eben zu beschränkt, um einen Schluss zu gestatten.' Anders steht es mit Cap. 17. Hier häufen sich die seltensten Formen des Satzschlusses, allenfalls erlaubte und ganz verpönte, in unerträglichem Grade: bemerkenswerth ist, dass allein die zwei ersten und drei letzten Schlüsse correet sind. Schluss I steht zmal (S. 68, 33. 39), I ımal (17), V* ımal (20), V® ımal (31), VI 2mal (17. 43), VII 2mal (18.19). VII ımal (29), dazu 24 "Benedieto donat’ und 30 “in Glane offert’-.,-.. Das sind unter zwölf Schlüssen fünf gewöhn- liche, eben die zwei ersten und drei letzten, fünf seltene. aber zulässige V:®, V®, VI VII, und zwei völlig verbotene — allerdings beide in Eigen- namen. Wenn nun auch unter anderen Umständen eine Lieenz bei Eigennamen am ehesten gefunden werden dürfte, so ist ihr doppeltes Vorkommen hier in der Umgebung so viel anderer seltener Schlüsse doch geeignet, die sonst vorhandenen Verdachtsgründe ganz erheblich zu verstärken. Ebendies muss nun auch von Cap. 35 gelten. Gewöhnlich ist hier nur ein Satzschluss (S. 79, 29 =), selten zwei (33 = VO, 34 =N), verboten einer (31 “in villa Schierlo'). Auch dieser Abschnitt muss also als verdächtig bezeichnet werden. Es bleibt noch übrig, die gleichzeitigen Osnabrücker und Iburger Quellen zu mustern. Die kärglichen Reste der Iburger Annalen (Mon. Germ. SS. XVI, 436f.) weisen eine ganze Reihe fehlerhafter Satzschlüsse ! 8.74.46 Schluss IX ist Einleitung zu einem Citat; darauf wird die Regel nicht angewandt. en ScHEFFER-BorcHorst: - Norbert's Vita Bennonis. 167 auf, die den Gedanken, dass der Annalist mit dem Biographen identisch sein könnte, ausschliessen, wenn man nicht zu der Ausflucht greifen will, der unbeholfene Stilist der Annalen habe sich zu dem Meister der Biographie entwickelt. Ich führe nur die absolut fehlerhaften Schlüsse auf: hier entscheidet nicht der nothwendig regelrechte Satzschluss der Mehrheit, sondern der regelwidrige der Minderheit. S. 436,43 "comes ceeidit'. 437,14 'pluresque alii. 19 (= 438,2) "papam expulit‘. 24 “"Mogontino praesule‘. 26 'obsidere nisus est. 32 'pax dei orta est‘. 39 "auctoritate reddidit‘. Daneben wuchern die seltenen Schlüsse. Von den Osnabrücker Urkunden kommen zwei in Betracht, Nr. 215 und 225 (Urkundenbuch I 187. 192). Die erste weist nur zwei starke Schlüsse auf, "redimere lieebit' (IX) und "stabilire euravit' (N. Die schwachen Pausen führen fast nur auf verbreitete Schlüsse, einmal in schwacher Pause steht "benedietione reddidit‘. Hier scheint ein Urtheil auf den Satzschluss hin ausgeschlossen. Die zweite Urkunde bietet ein reichhaltiges Material, das durch- weg im besten Einklang mit der Vita steht. Die starken Pausen sind folgende: "ignorabatur ab omnibus’ (VD), 'eustodiendos reliquit' (N), "in- sumerentur' (VII: warum Puriprr ein Ausrufungszeichen setzt, verstehe ich nicht: mir scheint Alles in Ordnung), "foret donavit' (D), 'transtulere cadaver (D, "benedietione reliquit’ (D. Dazu die schwachen Pausen: ‘Christi fidelibus’ (II), 'esset eombusta’ (I), ‘conderetur adduxerat' (I), "esse seiebantur' (VD), 'ecorruptum ceeeiderat' (I), "fornice firmissimo’ (VIH), ‘corpora sanctorum (IX), 'servare formidans’ (N), transferendos putavit' (D), “diligenter includens’ (D), 'essent hospitio' (I), "Osenbr[ugge] reduxit' (D), “reduetionis eorum’ (D). 'peteretur religuiis’ (I), 'nostro eontradidit' (I), “dispensandam constituit' (I), "distribueretur et egenis’ (VD), 'provexerat partirentur' (III), 'episcopi haberentur’ (II), Osnaburgensi ecelesia” (I). "honore reconditis’ (ID), 'reversus episeopus (II), 'aequisierat' (VID, 'parari debuisset (VI), 'urbis eustodes’ (I), 'moliretur insidias’ (IM), 'sui memo- riam’' (I). Hier scheint mir nichts gegen, manches für Norbert zu sprechen: ich glaube seine Vorliebe für die Schlussform I zu erkennen und seine mir aus der Vita bekannte Weise, dasselbe Schema öfters nach einander zu wiederholen. Dazu verräth der kühne Schwung der Perioden einen ungewöhnlich gewiegten Stilisten: auch das würde auf den Biographen Benno’s wohl passen. Während des Druckes eeht mir durch W. Mryer’s Güte ein Blatt mit Notizen über die Vita Bennonis zu, die er sich vor etwa neun Jahren bei seinen Studien über den rhythmischen Satzschluss gemacht hat. 168 Gesammtsitzung vom 7. Februar. — Mittheilung vom 17. Januar. Seine Charakteristik der Vita ist so scharf und zutreffend, dass ich sofort wünschte, diese lange vor der Echtheitscontroverse von dem Entdecker des Satzschlusses niedergeschriebenen Bemerkungen voll- ständig aufnehmen zu dürfen. Ich lasse sie mit seiner Erlaubniss hier folgen und füge nur die Bezeichnung der Satzschlüsse in Klammern hinzu. »Die rhythmische Form dieser Schrift ist wichtig: denn sie ist für die Zeit der Entstehung auffallend rein. In den starken Pausen wechseln die drei Arten felieius abundaret' (II), “cantilenae vulgares’ (I), 'nullus existeret' (II), doch sonderbarer- weise ist die erste (III) hier fast selten, die dritte (II) so häufig wie die zweite (I); dazu kommt oft die Art murus videretur’ (VI); die beiden anderen Arten 'eonstituit magistrum’ (IX) und "iu- veniliter addidieit’ (VIID hat sich Norbert wohl sehr selten auch gestattet: auffallend selten sind die daktylischen und die vielsilbigen Schlüsse "visere tractans’ (V*), "temeritatem’ (VD). In den mittleren Pausen finden die Freiheiten sich öfter. Wo hat Norbert diese Formen gelernt? Den neuen, in Rom erst 1088 begonnenen Stil kann er noch nicht kennen; er erlaubt sich auch noch nicht den Schluss 'gentibus deus noster’ (IV). Also muss er noch zur alten Schule gerechnet werden; dann ist die Vermeidung der daktylischen und der vielsilbigen Schlüsse auffallend, aber die Geringschätzung des Cursus velox (III) begreiflich.« Ausgegeben anı 14. Februar. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Er rer ie u dur “ SITZUNGSBERICHTE en PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN VII. IX. 14. FegruAar 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oectav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdeın eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -matliematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophiseh - historischen Classe ungerade Nummern. $2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung BeUeRT, geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten, $5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Desselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $6. l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. T7. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe (es betreffenden Stückes anderweitig, sei es auclı - Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem deutscher Sprache veröftentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- F den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtäkademie oder der betreffenden Classe. . nur auszugsweise oder auelı in weiterer Ausführung, in 1 ‘ $8. 5. Auswärts werden Correefüren ' nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. sı. 5 er 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich. fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, ‚Stü nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter“ Titel der Mittheilung und der Name des Verkumen eialh 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem ‚angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke'bis zur Zalıl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigirenden Seere- tar Anzeige gemacht hat. r REG Se A ee. Ben ee ee ee sr 828. d r 1. Jede zur Kutsche in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der lassen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitglicde zu überweisen. [Aus Stat. $a1,2 2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie ‚oder einer der Classen. Ein darauf“ gerichteter Antrag. kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung grbraebe werden.] a EERTTETER TEE EN re u 1. Der redigirende Sceretar ist für & Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedocH nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der a gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind wortlich. # n 7 Ben nach jeder Richtung nur die Verfasser Be Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichle« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr a | wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich : die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nüchsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. ” ” 169 SITZUNGSBERICHTE 1901. & DER VIH. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 14. Februar. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Kıem las: »Der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine« nach den im Berliner mineralogisch - petrographi- sehen Institute ausgeführten Untersuchungen von Dr. E. Escn. (Ersch. später.) Der Verfasser zeigt, dass der in Rede stehende Vulcan aus Leueit-, Hauyn- und Nephelin- Gesteinen aufgebaut ist. Von besonderem Interesse sind namentlich die Leueit- Gesteine, da Leueit sonst in Africa nur von wenigen Orten bekannt ist. Die Nephelin- Gesteine erregen die Aufmerksamkeit durch ihre Grundmasse und durch eingesprengte, in sehr complieirter Weise verzwillingte Nepheline. 2. Hr. Kreis legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. W. Saronon (Heidelberg) vor über neue geologische Aufnahmen in der öst- lichen Hälfte der Adamellogruppe. Der Verfasser untersuchte die nördliche Grenze des gewöhnlich unter dem Namen »Presanellagebirge« bekannten Theiles der Adamellogruppe. Er stellte fest, dass sie von einer kolossalen, schon früher von ihm auf grosse Strecken verfolgten Dislocation, der Tonaleverwerfung, gebildet wird, und führt die Entstehung des unteren Veltlins, des Apricathales, der oberen Val Camonica und der Val di Sole, als eines einzigen, riesigen Zuges von Längsbruchthälern. auf diese Verwerfung zurück. Wichtige andere Beobachtungen über das Verhältniss von Längsbruchthälern und Dislocationen, sowie über Contaete schliessen sich an. Sitzungsberichte 1901. 14 170 Über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Adamellogruppe. Von Prof. Dr. W ıLueLm SALOMON in Heidelberg. (Vorgelegt von Hrn. Kreim.) I, Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin ge- währte mir im Jahre 1900 zum zweiten Male eine Unterstützung be- hufs Fortführung der sich nun schon über eine ganze Reihe von Jahren hinziehenden geologisch-mineralogischen Untersuchung der Adamello- gruppe.‘ Ich spreche ihr dafür auch an dieser Stelle meinen ehrerbie- tigen Dank aus und möchte kurz über die auf Grund dieser Unter- stützung im Jahre 1900 und aus eigenen Mitteln im Jahre vorher unternommenen Reisen berichten. Der grösste Theil des im Gebirge gesammelten Materials bleibt einer späteren Bearbeitung vorbehalten. Die Grenze des Tonalites gegen die benachbarten Formationen wurde vom Tonalepasse in die Val di Sole hinein verfolgt. Ich hatte schon im Jahre 1891” und dann wieder 1897° darauf aufmerksam gemacht. dass unmittelbar südlich von der Tiefenlinie des Passein- sehnittes nicht gleich Tonalit, wie früher angenommen wurde, folgt. sondern eine Zone von »metamorphen, wahrscheinlich ursprünglich phyllitischen« Schiefergesteinen. die »in ONO.-Richtung streichend äusserst steil nach Süden, also unter den Tonalit einfallen«. Dass es thatsächlich Phyllite, und zwar zum System der Quarzlagen - Phyllite der Val Camonica gehörige Gesteine sind, ist jetzt sehr schön an der ersten südgerichteten Biegung der Fahrstrasse östlich der Caserma dei ! Verel. diese Berichte 1896, S. 1033— 1048 und 1899, S. 27—41; Tschermax's Mittheilungen XVII. S.109— 284; Zeitschr. Deutsch. Geol. Gesellsch. 1890, S.450— 556 und 1900, $.348—359; Neues Jahrb. f. Miner. 1900, Il. S.117—139 und eine Reihe von anderen Mittheilungen. ? Neue Beobachtungen aus den Gebieten der Cima d’Asta und des Monte Ada- ınello (Tscuermar’s Mittheilungen XIl. 1891. S.414). 3 Über Alter, Lagerungsform und Entstehungsart der periadriatischen granitisch- körnigen Massen (ebenda XVII. 1897. S.170 und 171). EIER W. Saromon: Adamello. Il Finanzieri zu sehen, wo sie zur Zeit, wenn auch in zerrütteter Lage- rung, vortrefflich aufgeschlossen sind. Auf der Ostseite des Tonalepasses liegt die Grenze' des Tonalites nur wenig südlich des topographischen Einschnittes, wie man sich beim Anstieg von der Casa Locatori zum Presenapasse überzeugt. Von dort zieht sie in ungefähr N. 70-80 0.-Richtung südlich von der Male: Pece vorbei, wo sie nach dem Farbencontrast zu urtheilen auf dem rechten Ufer des Torrente Vermigliana höchstens 200” über dem Bach verläuft. und behält diese Richtung bis zum tiefen Einschnitt der Val Stavel. Sie überschreitet dann östlich von dieser den vom Croz della Luna” nach NW. ziehenden Ausläufer wenig nördlich des Baito Bunisoj und wurde auf der Westseite der Val Piana etwa 500” südlieh der Malga Pece in einer das Gehänge durchschneidenden Runse wieder beobachtet. Sie streicht also auch von Stavel bis Val Piana unver- ändert weiter. Auf der Ostseite von Val Piana liegt sie dagegen wesent- lich weiter nach N. Sie dürfte den Scavese-Rücken etwa 250” nörd- lich von dem trigonometrischen Signal der Karte überschreiten und somit über das Thal in ungefähr N. 55 O.-Riehtung setzen. Weiter öst- lich konnte ich leider keine sicheren Grenzpunkte mehr auffinden. Im Thal des Torrente Ossaja gegenüber von Castello wurde ich in etwa 1105" Höhe durch ein Gewitter gezwungen umzukehren, war aber dort wahrscheinlich der Tonalitgrenze ziemlich fern. Noch weiter im Osten fand ich in dem Thal, das sich von Malga Marilleva nach Nor- den hinunterzieht. Tonalit in einer jedenfalls an Ort und Stelle aus anstehendem Gestein gebildeten Schutthalde, noch an dem Punkte, wo der von SW. aus Val Leores herkommende Weg den Bach erreicht. Nördlich und östlich von diesem Punkt gelang es mir bei der Mächtig- keit der alten Grundmoräne und der dichten Bewaldung des Terrains nieht, bei meinen wenigen Begehungen Aufschlüsse aufzufinden. Auch ist es nicht einmal wahrscheinlich, obwohl möglich, dass die Grenze hier an irgend einem Punkte aufgeschlossen sein wird, da die Ge- schiebelehme der Glacialzeit den Südabhang der Val di Sole nach Dimaro hin bis zu beträchtlichen Höhen bedecken. Immerhin ergiebt sich aus den angeführten Beobachtungen, dass die Nordgrenze des Tonalites von Val Piana nach Val Marilleva zwischen N.590. und N.660. streicht. Machen wir also die Voraussetzung, dass ihr Streichen auch noch weiter östlich constant bleibt, so würde sie die Tiefenlinie der Val di Sole zwischen Diolasa und Dimaro erreichen. ! Die Ausführlichkeit des zunächst folgenden Abschnittes hat ihren Grund in dem fast völligen Mangel an Angaben über diese Gegend, deren hohes geologisches Interesse eine solche Vernachlässigung nicht verdient. ®2 Man vergleiche zu diesem Abschnitt die vom k. k. militär.-geogr. Institute in Wien herausgegebene Karte der Adamellogruppe in 50000" 14* 172 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 14. Februar. ös scheint mir nun von Bedeutung zu sein, dass auf der Strecke vom Tonale bis zur Val Piana der Tonalit im Norden in primärem Con- taete mit der bisher dort nichterkannten Fortsetzung der Quarz- lagenphyllit-Zone der oberen Val Camonica steht. Ich beobachtete in der Val Piana, dass der in der Nähe der Grenze auftretende Tonalit- eneiss Einschlüsse der benachbarten Schiefer enthält und Gänge in sie ent- sendet. Dagegen fehlen im Gegensatze zu der Val Camonica in den dem Contacte des Tonalites benachbarten Gesteinen jene charakteristischen Hornfelstypen, die ich 1890 vom Monte Aviolo, 1897 von verschiedenen anderen Punkten der Adamellogruppe und anderer südalpiner Central- massive beschrieben habe." Um so interessanter ist es deshalb, dass die mikroskopische Untersuchung der in Val Piana und Val Stavel nahe dem Contaete gesammelten Stücke zum Theil noch Contactmineralien (Andalu- sit und andere). zum Theil noch Andeutungen von Hornfelsstrueturen nachwies. Dabei nähern sich die in weiterer Entfernung vom Contacte deutlich die Charaktere der Quarzlagenphyllite der Val Camonica besitzen- den Gesteine in der Nähe des Contactes zum Theil dem Habitus der später zu besprechenden Rendenaschiefer. Sie werden nämlich etwas krystal- linischer, bleiben aber, soweit meine Erfahrungen reichen, stets deutlich schiefrig und zeigen makroskopisch durchaus keine deutlichen Andeu- tungen von Contactmetamorphose. Die mikroskopische Untersuchung zeigt aber, dass sie eben so wie der in der Nähe des Contactes zum Tonalitgneiss umgepresste Tonalit sehr starke Druckwirkungen ausge- halten haben. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass hier der Ge- birgsdruck die ursprünglich wohl ähnlich wie in der Val Ca- monica ausgeprägte Contactmetamorphose wieder verwischt oder ganz unkenntlich gemacht hat. Ähnliche Erscheinungen sind ja durch Grugenmann und Küxzuı” von den primären Contacten des als Fortsetzung des Adamello zu betrachtenden Iffingermassives bei Meran bekannt geworden. Ja, ich möchte behaupten, dass der auffällige Mangel der Contactmetamorphose rings um so viele der Schweizer Öentralmassive gleichfalls auf einer seeundären Dynamometamorphose beruht, soweit er nicht einfach durch das Fehlen ausreichender mikroskopischer Unter- suchungen zu erklären ist. Was die geologischen Richtungen der Quarzlagenphyllite der Val di Sole betrifft, so streichen sie, wenn wir von ihren zahl- ! Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. 1890, S. 450— 556. — Tscueruar’s Mittheilungen 1897, XVU. S.109— 284. — Vergl. auch H. V. Graser, Jahrb. k. k. Geol. Reichsanst. 1897, S. 225— 294. 2 Über den Tonalitkern des Iffinger bei Meran (Südtirol). Festschr. d. naturf. Ges. Zürich 1896, S. 349—352. — Die Contactzone um die Ulten-Iffingermasse bei Meran (Tsc#ernAax, Mittheil. XVIII, 1899, an vielen Stellen). W.Sıromon: Adamello. 17 reichen Biegungen und Faltungen absehen, auf der Westseite der Val Piana zwischen N.45 0. und N.75 0. bei sehr steilem N.-Fallen. Sie fallen also dort von der Tonalitgrenze weg. Der Tonalitgneiss, der, wie er- wähnt, gegen den Contact hin den normalen Tonalit vertritt', zeigt dort gleichfalls ein ungefähr N. 70 0. gerichtetes Streichen seiner Struetur- flächen bei ungemein steilem, ja beinahe senkrechtem N.-Fallen. Auch in Val Rieolonda östlich von Val Stavel konnte ich die geologischen Richtun- gen der Phyllite bestimmen. Das Streichen schwankt zwischen N. 600. und N.760.: das Fallen fand ich an mehreren von einander ziemlich weit entfernten Stellen steil südlich, also unter den Tonalit gerichtet. Im Merlothale bei Malga Pece nahe der Tonalestrasse streichen sie N. 56 0. und fallen wieder steil nördlich ein. Nach Norden grenzt an die Quarzlagenphyllite, nur durch die Tonale- verwerfung” von ihnen getrennt, das wesentlich aus Gneissen, Glimmer- schiefern, Flaserpegmatiten, Marmorlagern und anderen meist hoch- krystallinen Schiefertypen bestehende System, für das ich den Namen Tonaleschiefer” gebrauchen will. In diesem gelang es mir nun zum ersten Male, einen petrographisch wohl charakterisirten Gesteinstypus horizontal auf grössere Entfernungen zu verfolgen. Es ist das ein eigen- thümlicher, jedenfalls aus einem Eruptivgestein durch Zerquetschung her- vorgegangener und thatsächlich an verschiedenen Stellen sehr verschie- dene Spuren dynamischer Einwirkung aufweisender Augengneiss. Er tritt von Val Piana bis westlich von Val Stavel unmittelbar nördlich der Verwerfung auf und ist auf dieser ganzen Strecke südlich im Contact mit schwarzen kohligen phyllitischen Schiefern, die an einigen Stellen zu einer förmlichen Reihungsbreccie zertrümmert sind. Ich beobachtete sie neben einander auf beiden Seiten von Val Piana, verfolgte sie auf der Südseite der Val di Vermiglio von Pizzano bis nach Val de Ricolonda. fand sie dort und auf der Westseite von Val Stavel beide wieder an- stehend neben einander vor und beobachtete den Augengneiss noch eine Strecke lang westlich von Velon gegen Malga Pece im Vermigliothale hin. Bei dieser Sennhütte selbst muss die Tonaleverwerfung schon nörd- lich. des Vermigliana-Baches verlaufen. Denn ich fand dort beim An- stieg zur Tonalestrasse auf der W.-Seite des Merlothales anstehend eine kurze Strecke lang noch echte Phyllite, die offenbar zu den Quarzlagen- phylliten gehören, im Merlobache aber Augengneiss-Stücke. Doch fehlen ! Schon Lersıus (a.a.0. S. 28) und Sracue (Verh. k. k. Geol. Reichsanst. 1879. S.303) theilten mit, dass der Rand des Presanella-Tonalites von Gneiss (Lersıvs), Tonalitgneiss (Sracne), begleitet wird. ® Vergl. diese Berichte 1896, S.1037, Anm. 3 und Neues Jahrb. f. Min. Beilage Bd.XI, S.356. ® Es ist dasselbe System, über das ich schon früher berichtet habe (vergl. diese Berichte 1899, S. 27). 174 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. Februar. weiter oben in der muthmaasslichen Verwerfungsregion die Aufschlüsse ganz und gar. Durch die Nähe der Verwerfung erklärt sich auch die furehtbare Zerrüttung der Gesteine an der Tonalestrasse in der Umgebung des Merlothales. Die angeführten schwarzen kohligen Gesteine sind zweifellos die- selben. die ich schon 1890! unter der Bezeichnung »kohlenstoffreiche Phyllite« als Einlagerungen der Quarzlagenphyllite der Val Camonica besprochen habe. Die kohlige Substanz in ihnen dürfte mit dem jüngst von Rosexguscn” eingehend beschriebenen Graphitoid mancher Schwarz- waldgneisse übereinstimmen. Es ist bemerkenswerth, dass diese Graphi- toid-Phyllite auch jenseits des Tonalepasses wenig südlich der Verwer- fung in der Val Narcane und Val d’Avio in mächtiger Entwickelung auf- treten und sich bis in die Gegend von Mü bei Edolo verfolgen lassen, wobei indessen nach Westen ihr Abstand von der Verwerfung immer grösser wird, dafür aber ein zweiter Zug durchaus übereinstimmender Gesteine die Verwerfune bis in die Gegend von Musciano, westlich Tirano im Veltlin. begleitet. Der glückliche Zufall, dass die Tonaleverwerfung östlich des Tonale zwischen zwei so ungemein charakteristischen Gesteinstypen entlang zieht, versetzt uns in die Lage, ihren Verlauf sehr leicht und genau bestimmen zu können. Sie folgt dem Tonalepass auf der Pass- höhe nördlich der Fahrstrasse, überschreitet diese zwischen der Casa Locatori und dem Merlothale, setzt bald hinter Malga Pece auf die Süd- seite des Torrente Vermigliana und streicht genau 6"” südlich vom n des Namens Velon auf der Karte in a in ONO.-Richtung über Val Stavel hinweg. Sie durchschneidet dann auf der Westseite von Val Piana den unteren Theil des Buchstabens 7 in Monte Veciaja und streicht über das Thal in nur wenig nach N. von O. abweichender Richtung in eine am Waldrande gelegene Runse hinein. Die Breite der Quarz- lagenphyllit-Zone beträgt in Val Stavel noch etwa 850”, auf der Ost- seite von Val Piana dagegen nur noch ungefähr 500” und dürfte, nach der Convergenz der Tonalitgrenze und der Verwerfung zu schliessen, wahrscheinlich noch vor dem Thale des Ossajabaches auf o herab- sinken. Es dürften daher jedenfalls vom Ossajathale an, wenn nicht schon früher, die Tonaleschiefer in unmittelbaren Contact mit dem Tonalit treten, wenn auch dureh die Verwerfung von ihm getrennt. Eine Prüfung dieser Vermuthung wird durch die Begehung der oberen Theile des Ossajathales stattfinden können. A.a.0. S.468/469 und 532, 534. Vergl. auch diese Berichte 1896, S. 1036 und 1037. ? Studien im Gneissgebirge des Schwarzwaldes (Mittheil. Grossherzog]. Badische Geolog. Landesanst. 1899 IV. S. 21-48). W.Sıaronmon: Adamello. 175 Was die geologischen Richtungen der Tonaleschiefer be- trifft, so beobachtete ich in den unmittelbar neben der Verwerfung gelegenen Augengneissen auf der Ostseite von Val Piana N. 55-60 0.- Streichen bei saigerer Stellung, auf der Westseite N. 70 O.-Streichen bei ganz steilem N.-Fallen, auf der W.-Seite von Val Stavel N. 76 O.- Streichen bei steilem S.-Fallen und in ganz geringer Entfernung davon bei Velon N.65 O.-Streichen mit ganz steilem S.-, seltener N.-Fallen. Auch die unmittelbar nördlich von dem Augengneiss folgenden nor- malen Gneisse von Volpaja, westlich von Pizzano, streichen N. 50-550. und fallen ganz steil nach S. ein. Aus den angeführten Daten geht hervor, dass die geologischen Richtungen der Tonaleverwerfung, der dieser benachbarten Tonale- schiefer, der Quarzlagenphyllite und der Schieferungsflächen des To- nalitgneisses östlich des Tonalepasses nur wenig von einander ab- weichen. Das gilt aber nicht mehr, sobald wir die Richtungen der weiter von der Verwerfung entfernten Tonaleschiefer berücksichtigen. Ich kann an dieser Stelle nicht meine sehr zahlreichen darauf bezüg- lichen Messungen im Einzelnen anführen, bemerke aber, dass schon eine Begehung der Tonalestrasse' zwischen dem Passe und Fueine ausserordentlich wechselnde geologische Richtungen beobachten lässt und dass neben auch hier vorkommendem ONO.-Streichen und N.- Fallen sehr häufig WNW.-, NW.- und NNW.-Streichen bei vorwiegend nördlichem oder östlichem Fallen auftritt. Ja, östlich von Fueine, am Südgehänge des Thales zwischen Ossana und dem Ossajabache, herrschen nördliche bis nordnordöstliche Streichriehtungen und östliches Fallen oanz entschieden vor. Ich kann mir die angeführten Thatsachen im Verein mit schon bei früheren Gelegenheiten von mir mitgetheilten Beobachtungen über die nicht selten vollständige, sehr häufig annähernde Concordanz zwischen der Tonalitgrenzfläche und den geologischen Riehtungen der benachbarten geschieferten und geschichteten Gebilde nur durch eine zuerst von F. Löwr praeeisirte, aber damals von ihm für unmöglich gehaltene Hypothese erklären.” Ich nehme nämlich an, dass »der Tonalit die gefalteten Schiehten durch die mit dem Auftrieb verbundene Span- ! Ich benutze diese Gelegenheit, um dem k.k. österreichischen Corpseommando in Innsbruck und dem Hrn. Hauptmann Scaerrezix (1899 in Strino) meinen besten Dank für das freundliche Entgegenkommen auszusprechen, durch welches mir die Aus- führung der oben aufgeführten Beobachtungen auch in der Nähe der Befestigungen von Strino gestattet wurde. ® Tonalitkerne der Rieserferner in Tirol (Perermann’s Mittheilungen 1893, Heft IV und V, S. 12). Vergl. auch meine darauf bezüglichen Bemerkungen in Tscuer- war's Mittheilungen XVII. 1897, S. 129 und 130, in denen ich bereits die Löwr'sche Hypothese für wahrscheinlich erklärte. 176 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 14. Februar. nung wieder streekte, glättete, ausbügelte«, und glaube, dass durch den kolossalen von dem eingepressten Magma ausgeübten Druck eine Anpassung der Strueturflächen der benachbarten Gesteine an die Tonalitcontactfläche statt- gefunden hat. Ja, es scheint, dass die Tonaleverwerfung ihrerseits durch das Vorhandensein der starren Tonalitmasse beeinflusst wurde oder sich vielleicht sogar in unmittelbarem Zusammenhange mit deren Intrusion herauszubilden begann. Endlich haben die fortdauernden Verschiebungen an der Verwerfung nicht nur den dem Contacte be- nachbarten Tonalit geschiefert, das charakteristische Gepräge seiner Contaetproduete verändert und verwischt, sondern auch noch die Dis- cordanzen zwischen den geologischen Richtungen der in der Nähe der Verwerfung und des Contactes befindlichen Gebilde vermindert oder unkenntlich gemacht. — In den östlich von Fucine beobachteten nord- nordöstlichen Streichriehtungen könnte möglicherweise schon eine Wirkung der dort nieht mehr sehr weit entfernten Judicarien-Ver- werfung erkennbar sein. Zum Schlusse dieser auf die Tonaleschiefer bezüglichen Betrach- tungen möge endlich kurz erwähnt werden, dass, nachdem auf der Nordseite der Val di Sole Peridotit- und aus ihnen hervorgegangene Serpentinmassen seit längerer Zeit bekannt und besonders durch Sracne! sowie auf Veranlassung von Carnreın durch Hammer” genauer erforscht worden sind, ich nun auch auf der Südseite des Thales am Ossajabache eine mächtige Bronzit-Serpentinmasse anstehend beob- achtete. Sie findet sich in etwa 1100" Höhe, scheint sich den von Hammer beschriebenen Typen eng anzuschliessen und stellt topo- graphisch ein Bindeglied zu den von Sracne” aufgefundenen Peri- dotitmassen der Val San Valentino dar. Diese letzteren treten aber nicht mehr in den Tonaleschiefern, sondern in dem gleich zu be- schreibenden Rendenaschiefersystem auf. Während sich die bisher aufgeführten Thatsachen auf die nörd- liche Grenze des Adamellomassivs beziehen, möge im Folgenden über die die Ostgrenze bildende Judiearienverwerfung berichtet werden. Diese gewaltige Dislocation fällt südlich von Dimaro nicht mit der Tiefenlinie des Meledriothales! zusammen, sondern verläuft westlich am Gehänge. und zwar zum Theil in sehr ' Verh. der k. k. Geol. Reichsanst. 1880—188t. ® Olivingesteine aus dem Nonsberg, Sulzberg und Ultenthal (Zeitschr. f. Na- turw. Bd.72. 48 S.). ’ Verh. der k. k. Geol. Reichsanst., Wien 1888, S. 250. ° Lersivs (Südtirol, S. 192) beobachtete bereits, dass »der Meledrio am Hügel der Santa Brigitta nicht unmittelbar in der Verwerfung verläufts. W. Saromon: Adamello. NEL beträchtlicher Höhe über dem Thaleinschnitt. So fand ich sie WSW. der oberen Malga di Presson'! zwischen 1750 und 18235" Höhe, während der Gebirgeskamm dort etwa 2100” Höhe erreicht. der Thaleinschnitt 1200” über dem Meeresniveau liegt. In Cam- piglio zieht sie unter den Gebäuden des Grand Hötel des Alpes hin- durch, denn wenn man von dort auf dem alten Karrenweg rechts von dem Gasthause Dante Alighieri nach Norden geht, so findet man unmittelbar neben diesem durch den Weg aufgeschlossene krystalline Schiefer, die von granitischen und aplitischen Adern durchzogen sind, N.4W. streichen und steil nach ©. fallen. Gleich darauf aber, wo der Wege nach ©. umbiegt, folgen Aufschlüsse in N. 15 ©. streichenden, mit mässiger Neigung O.-fallenden thonigen Kalksteinen von hell- bez. dunkelgrauer Farbe, die bereits zur Brentagruppe gehören. Auch an der neuerbauten Fahrstrasse nach Dimaro stehen unter der Pass- höhe gegen Campiglio hin stark zerrüttete und zerbröckelte hellgraue Kalksteinmassen an, die gleichfalls tektonisch zur Brentagruppe ge- rechnet werden müssen. Von Campiglio aus streicht die Verwerfung zweifellos wieder an dem dort mit einer mächtigen Diluvialdecke ver- sehenen Westgehänge des Sarcathales weiter. Denn wenn man der Strasse nach Pinzolo folgt, so findet man rechts vom Wege in einem em. kleinen Thälchen etwa 05 nördlich des 9 im Namen Fogojard der . I ae . . . . Karte in os mächtige ungeschichtete Massen einer hellgrauen, mit verdünnter Salzsäure lebhaft brausenden Kalksteinbreceie, «den letzten Aufschluss diesseits der Verwerfung. Weiterhin folgt Moräne und 6”" westlich des P im Namen Piazza der Karte in einer kleinen Runse an der Strasse der erste Aufschluss eines bereits zur Adamello- gruppe gehörenden Gesteins. Es ist das eine eigenthümliche weisse, wohl zu den Apliten zu stellende Felsart, die ich am Monte Sabbione in grosser Verbreitung fand und auf die ich später noch einmal zu- rückkommen muss. Die Verwerfung streicht also von Campiglio bis hierher ungefähr SSW., überschreitet die Sarca di Campiglio etwa bei Piazza und ver- läuft nun, wie bereits Lrrstus” richtig erkannte, durch Valagola hinter dem Sabbione” herum, der somit tektonisch noch zur Adamellogruppe zu rechnen ist. Aber auch in Valagola zieht sie nicht etwa. wie man annehmen könnte, in der Tiefe des Thaleinschnittes 1 en malgeier S Eu 1559" der Karte in „ss EN AO SELIT » Der Name ist im Gegensatz zur Karte mit doppelten b zu schreiben, da er von der »sabbia«, dem zu sandigem Grus zerfallenen Granit des Gipfels, herrührt. Bei Lersivs heisst er »Bregn del oro«. 178 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. Februar. entlang, sondern hoch oben am westlichen Gehänge, ja so- gar stellenweise ganz dicht unter dem östlichen Gipfel- kamm des Sabbione. So fand ich, von Bandalors in wenig von N. nach O. abweichender Richtung aufsteigend. den Granit des Sab- bione erst in 1880" Höhe. Die Grenze gegen die zur Brentagruppe gehörigen Kalksteine und Schiefer der Valagola scheint an dieser Stelle ungefähr ONO. zu streichen. Weiter im Norden. unmittelbar östlich vom südlichen Stück des östlichen, dort nur etwa 2000” hohen Höhe, während der T'haleinschnitt (Lago di Valagola) daneben 1589” Höhe erreicht. Sie streicht dort in einer wenige Grade von N. nach O. abweichenden Richtung. muss m Sabbionekammes, liegt sie in 1960 sich aber später, um die schon bezeichnete Stelle auf der Strasse Pinzolo-Campiglio zu erreichen, ziemlich genau nördlich wenden. SW. von Bandalors dürfte sie etwa WSW. streichen und sollte nach Lepsıvs! schon nördlich der bei Giustino in’s Rendenathal ausmündenden Schlucht wieder das Sarcathal erreichen. Ich fand indessen in «dieser Schlucht selbst noch ausgedehnte Aufschlüsse in dem schon vorher erwähnten aplitischen Gestein des Sabbione und in mächtigen Phyllitmassen, so (lass die Verwerfung wohl eine Kleinigkeit weiter südlich verläuft, als Lersıvs annahm. Dass das aplitische Gestein wirklich eine intrusive Bildung ist, geht daraus hervor, dass es in dem Bachbett an einer Stelle einen zweifellosen Gang in die Phyllite entsendet. Auch weiter im Süden folgt die Judicarienlinie, wie Birrxer® zeigte, auf der ganzen Strecke von Verdesina im Rendenathal bis Roncone gleichfalls nicht der topographischen Haupttiefenlinie, son- (lern streicht westlich von ihr durch das Gebirge hindurch. Die eleiche Erscheinung beobachteten wir bei der Tonaleverwerfung. (die, wie ich früher® und in dieser Arbeit festgestellt habe, in der ganzen Val di Sole und von Vezza in der Val Camonica bis Stazzona im Veltlin zwar stets in der Nähe der grossen Thaleinschnitte verläuft, aber nie mit ihnen zusammenfällt. In beiden Fäl- len können wir nicht daran zweifeln, dass die Bildung der Thalsy- steme eine Folge-Erscheinung der gewaltigen Dislocationen ist und dass (lie Thäler ursprünglich ganz nahe den Verwerfungen verliefen. Wir müssen daher «die betreffenden Thäler als Längsbruchthäler auffassen und finden bei ihnen in ausgezeichneter Weise das von F. vox Rıcnr- HOFEN' hervorgehobene Merkmal, dass »die Hohlform zwar einheitlich "22.0, 30097: ® Über die geologischen Aufnahmen in Judicarien und Val Sabbia (Jahrb. k. k. Geol. Reichsanst. 1881, S. 368 und a. v. O.). Diese Berichte 1396, S. 1036 und 1037. Führer für Forschungsreisende S. 642. W. Saromon: Adamello. 179 ist, aber in eine grössere Anzahl von Thalstreeken zerfällt, welche von Strömen in kürzerer Erstreekung eingenommen werden«. Es ist nun eine mir in hohem Maasse beachtenswerth erscheinende That- sache, wie wenig die Verwerfungen bei der weiterschreiten- den Vertiefung der Thaleinsehnitte es zu verhindern ver- mögen, dass die Tiefenlinien allmählich von ihnen abeleiten, bis schliesslich, wie in Valagola. die Verwerfung, statt in der Senke, wenige Meter unter dem Gebirgskamm entlang zieht. Die Gründe dieser Erscheinung. die ja keineswegs auf die hier beschriebene Gegend beschränkt ist. werde ich in meiner Mono- graphie der Adamellogruppe eingehend erörtern. Meine früheren Untersuchungen haben ergeben, dass der Tonalit sich in der Adamellogruppe im Norden, Westen, Süden und Osten überall in primärem Contact mit den angrenzenden Forma- tionen befindet. Eine Ausnahme davon macht nur die NO.- Ecke bei Dimaro und möglicherweise die Strecke von Pin- zolo bis zur Malghetta im obersten Meledriothale (Val Nambin bei Leprsmws). WNW. von Pinzolo, genau 5"ı südlich des # in S. Stefano der Karte, stehen unten am Gehänge des Sarcathales bis zu einer Höhe von 915” krystalline Schiefer an, die zu dem weiterhin als Rendena- schiefer beschriebenen Complex gehören. Über ihnen folgt Tonalit. Der Contact ist unmittelbar aufgeschlossen. Ebenso findet man an den unteren Kehren der Fahrstrasse, die von der Ausmündungsstelle des Nambronethales gegen S. Antonio di Mavienola in die Höhe führen, in sehr geringer Entfernung von der Tonaliteontactfläche Aufschlüsse in phyllitischen Gesteinen. An beiden Stellen ist der Tonalit trotz der beträchtlichen Entfernung von der Judiearienlinie deutlich gequetscht und geschiefert und somit als das ausgebildet. was SrtacneE Tonalit- gneiss nannte. Der dynamometamorphe Ursprung ist hier um so klarer, als auch die dem Contacte benachbarten Schiefer stark zerdrückt. ja an dem Punkte bei Pinzolo zum Theil völlig zermalmt erscheinen. Apo- physen des Eruptivgesteins, wie ich sie doch nun bereits von zalıl- reichen anderen Punkten seiner Grenze nachgewiesen habe. konnte ich hier nicht auffinden. Auch der ganze Habitus der an den beiden Stellen dem Contact benachbarten Schiefer schien es mir bei der makro- skopischen Untersuchung im Felde auszuschliessen, dass eine contact- metamorphe Veränderung stattgefunden habe. Um so erstaunlicher war es mir daher, dass schon eine flüchtige mikroskopische Unter- suchung einiger an den Kehren unterhalb St. Antonio gesammelten Stücke Staurolith nachwies. ein Mineral, das in den Rendenaschiefern nach meinen weiterhin mitgetheilten Erfahrungen nur als Contaet- bildung auftritt, freilich nieht bloss des Tonalites, sondern auch des 180 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 14. Februar. östlich des Tonalitmassives in den Rendenaschiefern aufsetzenden Sabbione-Granites. Ähnliche Anzeichen einer übrigens jedenfalls durch spätere Dynamometamorphose. ähnlich wie in der Val di Sole, ver- wischten contaetmetamorphen Einwirkung gelang es mir bisher an dem zweiten Punkte westlich Pinzolo nicht aufzufinden. Dagegen ent- halten auch die schon wesentlich weiter von dem Tonalit entfernten krystallinen Schiefer oberhalb S. Antonio gegen Piazza gleichfalls Contaetmineralien, und zwar Staurolith und Andalusit, dieselben Mine- ralien, die wir in stets wiederkehrender Paragenese als Contactbildungen sowohl des Tonalites. wie des Sabbione-Granites wiederfinden werden. Bei der Frage nach dem Urheber der so zweifellos anzunehmenden Contactmetamorphose ist zu berücksichtigen, dass, wenn die aufge- führten Fundorte sich der eine in unmittelbarer Nähe des Tonalites, Entfernung von ihm befinden, der Granit des Sabbione im SO. gleichfalls nicht so weit ent- fernt ist, dass er nach meinen Erfahrungen nicht ganz gut dafür ver- die anderen in kaum mehr als höchstens ı'" antwortlich gemacht werden könnte. Dazu kommt, dass die Schiefer zwischen dem Sabbione-Granit und dem Tonalit vielfach ganz be- trächtliche Massen jenes schon vorher erwähnten eigenthümlichen aplit- ähnlichen Gesteines enthalten, das möglicherweise nur eine Apophysen- facies des Sabbione-Granites ist und somit die Metamorphose der Schiefer unterstützt haben könnte. Es sind also zwei bis jetzt nicht mit Sicherheit zu beurtheilende Erklärungen über das Verhältniss der Schiefer zu den Intrusivmassen möglich. Nach der einen würden die Schiefer mit Tonalit und Granit in primärem Contacte stehen und nur an der Tonalitgrenze mit dem Tonalit zusammen stark gepresst worden sein. Nach der anderen würden sie ihre Contactmineralien der Ein- wirkung des Granites verdanken, vom Tonalite aber durch eine von Pinzolo aus bei Carisolo vorbei in NNO.-Richtung ziehende Verwerfung getrennt sein. Für die erstere Erklärung spricht auch die Beobachtung, dass an dem Punkte westlich von Pinzolo unmittelbar auf die Schiefer nicht gleich der typische Tonalitgneiss, sondern zunächst eine schmale Zone eines eigenthümlichen, dem Auge dicht erscheinenden Gesteines folgt, das möglicherweise als Randfacies des Tonalites gedeutet werden könnte. Für die zweite Erklärung spricht eine andere, weiter im Norden gemachte Beobachtung. die im Folgenden kurz aufgeführt werden soll. Schon Lersws wies in den krystallinen Schiefern westlich der Judicarienlinie im obersten Meledriothal »einen grobkörnigen Granit» nach, der »gänzlich verschieden von dem Tonalit hier einen Stock oder mächtigen Gang im Gneiss bildet«. Er bezeichnete das Thal als »Val Nambin«, «die nächstgelegene Sennhütte als »Malga Mondifra«, während sie jetzt auf der Karte schlechthin als »Malghetta« bezeichnet — ng W.Saronon: Adamello. 181 wird." Ich besuchte dieselbe Stelle und fand dort ein Gestein, das dem Sabbione-Granit nahe verwandt, wenn nicht identisch mit ihm zu sein scheint. Die Grenze zwischen dem Granit und dem Tonalit ist nicht auf- geschlossen; doch sah ich unter den losen Stücken weder Übergänge zwischen den beiden Gesteinen, noch Einschlüsse oder Apophysen des einen im anderen. Der Tonalit ist nahe der Grenze hochgradig zer- malmt,. der Granit so stark zertrümmert, dass es schwer hält, grössere Stücke zu schlagen. Der Contact scheint also secundär zu sein. Da nun dieser Grenzpunkt ziemlich genau im Streichen der Grenzlinie zwischen Carisolo und S. Antonio liegt, so haben wir hier offenbar eine Thatsache vor uns. die für die zweite der oben gegenübergestellten Erklärungen spricht. Eine sichere Entscheidung wird aber erst nach genauer mikroskopischer Untersuchung des gesammelten Materiales und eventuell nach einer Revisionstour an Ort und Stelle möglich werden. Sollte sich dabei die zweite Erklärung als die richtige ergeben, so kann man schon jetzt sagen, dass dann die Verwerfung von dem Punkte bei der Malghetta ein mehr nordöstliches Streichen annehmen und sich bald darauf mit der Hauptlinie der Judicarienverwerfung vereinigen muss. Denn schon an der Eingangs beschriebenen Stelle oberhalb Malga Presson grenzen die Brentakalke unmittelbar an voll- ständig zermalmten gneissigen Tonalit. Während die Quarzlagenphyllite der Val Camonica ganz vor- herrschend echt phyllitische Typen aufweisen, während in den Tonale- schiefern diese nur untergeordnet auftreten und gerade hochkrystalline Typen das charakteristische Gepräge geben, sind unter den zwischen der Val Rendena und dem Tonalit das Gebirge bildenden Schiefern Gesteine, die an der Grenze zwischen Phyllit und Glimmer- schiefer stehen, ausserordentlich häufig. Doch kommen auch echte Phyllite vor, und sehr oft finden sich normale Glimmerschiefer und mehr oder weniger mächtige Einlagerungen feldspathreicher Gesteine, die nicht eigentlich das Gepräge von Phyllitgneissen tragen, sondern als echte Gneisse zu bezeichnen sind. Von all den localen Gruppen der krystallinen Schiefer, die aus der näheren Umgebung der Adamello- gruppe bisher bekannt geworden sind, gleichen sie am meisten dem im Jahre 1890 von mir beschriebenen und für älter als die Quarz- lagenphyllite gehaltenen Schiefereomplexe des Monte Aviolo.’ Beide Systeme wurden von Sracnz zu seinen »Gneissphylliten« gestellt. Ich möchte für diese auf der ganzen Westseite der Val Rendena in ! A.a.0.8.193. Hinsichtlich der vielfach abweichenden Namen bei Lersıus ist zu berücksichtigen, dass dieser Forscher nur die alte Karte in Er 5 zur Ver- fügung hatte. ®2 Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. 1890, S. 482 und 506-511. 182 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. Februar. grosser Mächtigkeit entwickelten Gesteine und deren stratigraphische Aequivalente lieber den Namen »Rendena-Schiefer« wählen. Denn so sehr man den klaren und scharfen Blick anerkennen muss, mit dem SracnE in so weit zurückliegender Zeit und ohne die Unter- stützung der mikroskopischen Untersuchung in seinen »palaeozoischen Gebieten der Ostalpen«' diese einzelnen Gruppen der krystallinen Schiefer richtig trennte, so wird man es heutzutage doch wohl vor- ziehen, für Formationen, die so verschiedenartige petrographische Typen enthalten, Localnamen zu wählen. Werden dann einst die krystallinen Gebiete der Alpen so weit erforscht sein, dass eine sichere Parallelisirung der einzelnen Gruppen möglich ist, dann mögen die Local- namen zu Gunsten einiger weniger auf stratigraphischer Basis ge- wählter Bezeichnungen fallen. Aus diesem Grunde will ieh auch von jetzt ab neben den »Rendena-« und »Tonale-Schiefern« die besonders sehön rings um das Städtehen Edolo in der oberen Val Camonica ent- wickelten Quarzlagenphyllite als »Edolo-Schiefer« bezeichnen. Was das gegenseitige Verhalten der drei Schiefergruppen betrifft, so habe ich mich über die Stellung der 'Tonaleschiefer schon an an- derem Orte? ausgesprochen. Die Rendena-Schiefer aber scheinen älter als die Edolo-Schiefer zu sein. Denn es ist wahrschein- lich. wenn auch nieht sicher®, dass sie am Monte Aviolo wirklich unter ihnen liegen: und es ist ebenfalls nieht ausgeschlossen, dass die in der Umgebung von Cedegolo' in der Val Camonica am Fusse des Monte Elto auftretenden und jedenfalls in ein sehr tiefes Niveau der Edolo-Schiefer gehörenden gneissartigen Gesteine den jüngsten Ren- dena-Schiefern zu parallelisiren sind. Die Untersuchung des Verhaltens der Rendenaschiefer zu dem Tonalit ergab eine Reihe von interessanten Ergebnissen. Schon früher hatte Lersius Beobachtungen gemacht, die eine Contactmeta- morphose der Rendenaschiefer durch den Tonalit in der Val San Va- lentino anzudeuten schienen.” Ich hatte dann 1891 und 1897° den sicheren Beweis dafür erbracht und habe jetzt die Contactmeta- morphose in Val di Borzago, Val San Valentino und Val di Breguzzo eingehend untersucht. Die ersten im Borzago-" und Bre- ! Jahrb. k. k. Geol. Reichsanstalt 1874. S. 135 ff Diese Berichte 1899. S. 27. Vergl. diese Berichte 1896. S.1034 und 1035. Vergl. ebendort S. 1034. A. 2.08.29: 157.198. % Tscaermar's Mittheil. NII, S. 414 und XVI, S. 164. ’ In diesem Thale treten freilich in den Schiefern auch Massen von Sabbione- Granit auf, die selbst eine durchaus ähnliche Metamorphose bewirkt und vielleicht die vom Tonalit ausgehende verstärkt haben. W. Sıronmon: Adamello. 183 guzzothale in etwa 24°” Entfernung vom Contacte beobachteten Anzeichen der Metamorphose sind in bestimmten, meist phyllitischen oder zwischen Glimmerschiefer und Phyllit stehenden Gesteinslagen auftretende Krystalle von Staurolith bez. Andalusit oder beiden zusammen. Erst sind sie nur mikroskopisch nachweisbar, aber schon in Entfernungen von 2" vom Contacte beobachtete ich den Schicht- flächen parallele Staurolith-Krystalle von 2°" Länge und Andalusite von 1°” Dieke und mitunter bis 8° Länge. An den Staurolithen sind die Flächen ooP, }ı 10!, ©P&, }oro! ausgebildet. Den Prismenwinkel maass ich zu 129° 43' am Reflexionsgoniometer. Ihr optisches Ver- halten ist das gewöhnliche. Zwillinge sind selten, doch sah ich ver- einzelte. die offenbar nach 3P2,(232) verzwillingt sind. An den An- dalusiten prüfte ich das optische Verhalten, das sich als normal erwies (e=a., rosa). Beide Mineralien finden sich in Gesteinen, die sonst makroskopisch keine Spur einer Contaetmetamorphose erkennen lassen, ja in denen die glimmerigen Häute noch häufig den typischen Phyllit- Charakter bewahrt haben. Knotenbildungen irgend welcher Art habe ich nie gesehen. Die zwischen den Lagen mit den grossen Krystallen befindlichen anderen Gesteinsschiehten zeigen makroskopisch überhaupt keine Veränderungen. — Nähert man sich nun in einem der drei an- geführten Thäler dem Contacte, so verschwinden nach einiger Zeit, und zwar immer noch in beträchtlicher Entfernung vom Contacte, die grossen Krystalle wieder ganz und gar. Stau- rolith sah ich dort überhaupt nicht mehr: Andalusit ist zwar noch vorhanden, aber in viel kleineren Individuen, die nun auch bei der Verwitterung nicht mehr so deutlich hervortreten. Dafür ist aber in dieser inneren Contactzone meist die ganze Gesteinsmasse vollständige umkrystallisirt. Die ursprünglichen Phyllite und Phillytglimmerschiefer sind nicht mehr wieder zu erkennen. Andalusit- bez. cordierit- reiche Hornfelse haben ihre Stelle eingenommen. Doch auch un- mittelbar an dem primären Contact treten unter diesen neben ganz richtungslos struirten Gebilden auch sehr vollkommen schiefrige Ge- steine auf, ein vortreffliches Beispiel für die Thatsache, dass selbst bei völliger Umkrystallisirung des Gesteinsmateriales eine vollkommene Schieferung erhalten bleiben kann. — Würden wir in unserem Falle die Grösse der Andalusit- und Staurolithkrystalle als Maassstab nehmen, so würden wir scheinbar das paradoxe Ergebniss erhalten, dass die Contaetmetamorphose in grösserer Entfernung stärker wirkt als in geringer. In Wirklichkeit beruht die geschilderte Erscheinung offen- bar darauf, dass in unserer äusseren Contaetzone nur ein relativ kleiner Theil der chemischen Gesteinsconstituenten, und zwar auch nur be- stimmter Gesteinslagen, chemisch beweglich wurde. Der grösste Theil 184 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. Februar. blieb. wie auch die mikroskopische Untersuchung bestätigt, starr und unverändert. Dabei dürften ferner die physikalischen Constanten, die für die Krystallisation der Neubildungen maassgebend waren, keine so raschen Änderungen erfahren haben wie in den dem Contaete nahen Massen." So konnten, von relativ wenigen Krystallisationscentren aus- vehend. allmählich grosse Individuen der beiden Mineralien entstehen, mussten sich aber wegen des starren Zustandes der einschliessenden Gesteinslagen in ihrer eigenen Schicht und parallel der Schichtfläche ausdehnen. Darauf in erster Linie, wenn auch unterstützt durch die orosse Härte und die freilich nur relativ geringe chemische Angreifbar- keit des Staurolithes und Andalusites beruht es, dass die Krystalle dieser beiden Mineralien in der äusseren Contactzone ungewöhnlich leicht her- auswittern und dem Auge in ihrer ganzen Länge sichtbar werden. In (ler inneren Contaectzone wurde ein wesentlich grösserer Theil, ja, in vielen Fällen die gesammte Masse des Gesteins chemisch beweelich, wenn auch wohl, wie ich bei der ausführlichen Darstellung dieser Ver- hältnisse später zeigen werde, nicht alle Theile ganz gleichzeitig und in oleichem Maasse. Auch bei den Contaetbildungen ist nämlich mitunter eine bestimmte Krystallisationsfolge erkennbar, die man gerade ihnen bis jetzt, gestützt auf die Beobachtung poikilitischer und pflaster- ähnlicher Strueturen, gewöhnlich abgesprochen hat. In unserem Falle aber entstanden bei der im Ganzen doch beschränkten Wanderungs- fähigkeit der ihre chemische Anordnung bei der Contactmetamorphose ändernden Substanzen in der inneren Contactzone zahlreiche verschie- (lenartige Mineralien, die von relativ vielen Krystallisationscentren aus wachsend sich sehr schnell gegenseitig störten und darum keine so grossen Individuen entstehen liessen. Die beschriebene Erscheinung kommt übrigens auch in zahlreichen anderen CGontacthöfen vor und ist nur, wenn ich nicht irre. bisher weder als gesetzmässig erkannt noch zu erklären versucht worden. Sie weicht von dem durch Rosensuscn's berühmte Untersuchungen der Steiger Schiefer bekannt gewordenen Typus der Contactmetamor- phose ganz wesentlich ab, stimmt aber auch nicht mit «dem jener zweiten Gruppe von Contacthöfen überein, bei »denen die Knoten- bildung durchaus fehlt« und »sich aus den Schiefern sofort die Horn- felse entwickeln«.” Dass die verschiedene Intensität der Faltung des Gebirges in unserem Falle nicht die Ursache des Unterschiedes gegen- über den Steiger Schiefern sein kann, geht daraus hervor, dass die letzteren durch denselben gebirgsbildenden Process aufgerichtet und ! Die Wärme schon wegen der geringen Wärmeleitungsfähigkeit der Gesteine. ? Rosenguscn, Elemente der Gesteinslehre, Aufl. II, S. 100. zn | TTS u W. Sıaromon: Adamello. 185 Zum Schlusse möchte gefaltet wurden, der die Rendenaschiefer betraf. ich noch hervorheben, dass auch in der Adamellogruppe selbst die geschilderte Art der Contactmetamorphose keineswegs auf die Rendena- schiefer beschränkt ist, sondern sich ebenso in den phyllitischen Ge- steinen der Edoloschiefer, z. B. sehr schön in der Val Adam“, beob- achten lässt. Nur fehlt dort der Staurolith, dessen häufiges Auftreten zusammen mit dem Andalusit, ja, gar nicht selten in einer an grano- phyrische Verwachsung erinnernden Durchdringung mit diesem, einen ganz eigenthümlichen. bedeutungsvollen Zug unserer Contaethbildungen darstellt. Der zweite Theil dieses Berichtes wird im Wesentlichen die in den Rendenaschiefern aufsetzenden Sabbione-Granitmassen, ihr Ver- halten zu den Schiefern und dem Tonalit sowie die Erzgänge der Rendenaschiefer schildern. Er wird ferner den Nachweis zu führen suchen. dass in der That bei der Intrusion des Tonalites die über diesem bleibenden Theile der festen Erdkruste eine Hebung erfahren haben und wird schliesslich eine Reihe eigenthümlicher tektonischer und stratigraphischer Erscheinungen aus dem im SO. an den Tonalit stossenden Triasgebiete darstellen. ! In dem Contacthofe des kleinen von mir aufgefundenen Quarzglimmerdiorit- stockes der Val Rabbia bei Rino treten nach Rıva’s Beobachtungen gleichfalls Staurolith und Andalusit neben einander auf (vergl. Atti Soc. It. Sc. nat. 36, 1896, S. 14undız des Sonderabdruckes). Ausgegeben am 21. Februar. Sitzungsberichte 1901. 15 De is r , x ey, IN a, a ul Br ER RAT BT Ma IT DIOR, rare 4 las , write a Pa PUT) U) Pe TE ee 07 ; j la f N a rege = " la are ET a er Be RS LEUTE Ind air ER? lebe: ee url" U FREHERERN: @ ee it 00 ann en 1 Un bs ME Jin Killers ur + = Puh 18% rr alu N ra Tail We en ur ar a Fe ' u Hl a A u , a al rer ah De a In EEE R j A re rel Ah y ET Ta EEE una 7 re Dar an ER EN PET a MEET) ae HR stone 7 ie‘ i INTER I er 7 Mur " it ir Aran en Far AN e R RR ; wi A ' IF: se aa) \ ö N 27 BU u fi { 4: ® ai, y 2 h er fi Ian‘ N ‘ 4 TER LATE RT | BETEN. Ti. a a Va d en BL Ki - Nur‘ 1 Tem B . 1 A I AFTARE s re # ee f RRBRLUO I. .. NER ” ar Br, 1 Re RE ‚A sup 187 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER IX. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 14. Februar. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAuLEn. l. Hr. Dies las Uber zwei Fragmente Heraklit’s. Die zwei bei Pseudaristoteles de mundo erhaltenen Heraklitfragmente werden in urkundlicherer Form vorgelegt und Bemerkungen über die Überlieferung jener aristo- telischen Schrift und des Apuleius de mundo angeknüpft. 2. Hr. Coxze überreicht den von den HH. Prof. A. Grünweoen und Dr. G. Hvuru abgefassten Bericht über Alterthümer aus der Malakand- und Swat-Gegend. Das Kaiserlich Indische Department of Revenue and Agrieulture hat die Geneigt- heit gehabt, dem Kaiserlich Deutschen Generaleonsulat in Caleutta Photographien von Bau-, Sculptur- und Inschrift-Resten aus der Malakand- und Swat-Gegend zur Ver- fügung zu stellen. Dieses werthvolle Material ist durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes und des Königlich Preussischen Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten der Akademie zugegangen und von dieser den HH. Grün- WEDEL und Hur# zur fachmännischen Beurtheilung übergeben worden. Den Bericht beider Herren bringen wir unter Voranstellung der mit den Photographien uns zu- gegangenen Verzeichnisse im Folgenden zum Abdrucke, indem wir so zugleich am besten der Kaiserlich Indischen Regierung unseren Dank für die Mittheilung glauben ausdrücken zu können. 3. Vorgelegt wurde der zweite Band der von Prof. W. Krorz mit Unterstützung der Akademie herausgegebenen Procli in Platonis Rem publicam commentarii. Lipsia 1901. 188 Zwei Fragmente Heraklit’s. Von H. Dies. B: Gelegenheit einer neuen Bearbeitung der Fragmente Heraklit’s, welehe das Wesentliche kurz zusammenfassen will, habe ich die Über- lieferung der Hauptgewährsmänner im Einzelnen nachgeprüft und dabei manche hergebrachte Textgestaltung und -umgestaltung als irrig er- kannt." Einige methodisch interessante Ergebnisse möchte ich hier in etwas ausführlicherer Begründung vorlegen. Scuuster hat seiner Frag- mentbearbeitung den Satz vorangestellt”, dass auf diesem Gebiete »die diplomatische Kritik gar nichts und die Conjeeturalkritik Alles zu sagen habe«. Dieser Grundsatz erscheint mir nur richtig, wenn man ihn umkehrt. Die Conjeetur hat hier sehr wenig zu thun, mehr die sorg- fältige Recension der Handschriften und Versionen, am meisten freilich die Erklärung, vor Allem die, welche den Schriftsteller aus sich selbst zu verstehen sucht. Ich will hier nur eine Recensionsprobe vorlegen. Der Verfasser der Schrift [lepi koouov eitirt in einem aus Posei- donios geschöpften Abschnitt, wo er die Entstehung der Welt aus den elementaren Gegensätzen entwickelt und diese Gegensatztheorie zum Theil mit heraklitischen Gedanken” ausführt, am Schluss ein Wort des Dunkeln (abo de TovVrT' nv TO Mapa To OKoTEILV® "HparXeitw Aeyouevov) in folgender Form e.5 8.396” 20: ovvarreıas oUXa Kal obyi o0Aa, avudbepouevov kai Öıadepouevov, cvvadov Kal ÖLadov, Kal €K TAvT@v Ev Kal E& Evos MAvTa. So wird das Fragment, abgesehen von kleinen Abweichungen des Dialektes und der Verbindungspartikeln, in den Ausgaben und Frag- mentsammlungen zelesen (n. 59 Bywarer). Es scheint bisher nicht aufgefallen zu sein, dass das erste Wort sinnlos ist. Denn der Optativ kann weder imperativisch aufgefasst werden, wie SCHLEIERMACHER über- ! Durch Mittheilungen über Hdss. haben mich die HH. F. Cumonr (Brüssel), O.vox GeeuAror (Leipzig), E. Prunt (Rom), P. Tromas (Gent), G. Vrrereı (Florenz) auf das Liebenswürdigste unterstützt. ® Rırscur’s Acta soc. phil. Lips. III, Leipzig 1873, S. 12. ° S. 396” ıı Eome de Kal ı) rexvn ıv duo unovjevn Tovro roıeiv vergl. de vietu ec. I ıfl. Beispiele aus der Musik ebenda e.18, Grammatik c. 23, im Einzelnen abweichend. Diers: Zwei Fragmente Heraklit’s. 189 setzt » Verknüpfe Verderbliches und Nicht-Verderbliches«, was ScuustEer nachschreibt, noch, was dem Verständnisse näher liegen würde, poten- tial, da das unentbehrliche @v fehlt. Ferner würde der Schluss, wie SCHLEIERMACHER fühlte, aus der Construction fallen. Alle diese Schwierigkeiten verschwinden, sobald man nur den diplomatisch feststehenden Text vorlegt. Die Schrift De mundo ist uns glücklicherweise in fünffacher Überlieferung erhalten. Die directe Tradition unserer Hdss. führt bis in das ı 1“ Jahrhundert!, eine arme- nische Übersetzung stammt aus dem 8. oder 9. Jahrhundert?, eine syrische (des Sergius) aus dem 6.”, Excerpte des Joh. Stobaeus' aus derselben Zeit, endlich die Bearbeitung des Apuleius führt in das 2. Jahrhundert, also etwa ein Jahrhundert nach Entstehung der Schrift, zurück. Stellen wir zunächst die direete Überlieferung fest! Von den vier Hdss. OPQR, naclhı denen der Berker’sche Text recensirt ist, zeigt keine die Vulgata. Vielmehr haben OR ovvawıes, P ovAAnYies, () ouvayas, die sich alle auf die vollkommen verständliche Lesart ovvayıes ver- einigen. Dasselbe ergiebt auch, wie ich BExker’s Apparat zufügen kann, LE: ee » Verbindungen (d. h. innerlich zusammenhängende Ge- gensatzpaare) sind: Ganzes und Nichtganzes« u. s.w. Statt des ge- wöhnlichen ovvarreı oder ovvnrmrau ist prägnant das Substantivum gesetzt, während die Copula der Energie des Ausdruckes zu Liebe unterdrückt wird. Die Bedeutung und Verbreitung dieser Ausdrucks- ! R (Parisinus 1102) stammt aus s. XI, L (Lips. gr.16) aus s. XIV in., P (Vatie.1339), eine Pergamenthds., aus dem Ende des XIV.s. Die übrigen O (Vatiec. 316; Joh. Rhosos) und Q (Mare. 200 s.XV) und Mare. 216 Paris. 1603. 2992 sind jung. L ist von Berker leider nicht herangezogen worden. Über ihn vergl. Ar. g. f. de IMXG. lib. Abh. d. Berl. Akad. 1900 S. 4. ?2 COoNYBEARE, Anecd. Oxoniens. 1892 p. XXX. Die beste Hds. ist die dort ex- cerpirte aus Edschmiadzin s. XIII, die aber leider erst 397° 16 einsetzt. Die übrigen sind aus der griechischen Vulgata stark interpolirt. ® Edirt in LaGArpe’s Analecta Syriaca (s. Baunsrark Lucubr. Syro-Gr., Jahrb. f. el. Phil. Suppl. XXI 381). 4 2-5 I 255,10 W., c.6 43,15, c.7,5 82, 24. 5 So von der Verknüpfung der Gegensätze Lust und Schmerz im Eingange des Platonischen Phaedon ®oep &k was kopvbjs ovvnunevo du’ övre (60 B). Aristoteles zieht hier das Activ in intransitivem Sinne vor, z. B. Phys. © 8. 264 27 ob yap owvarreı ri) apxn To mepas, ı) de Ton kurAov [nämlich wepıbepera] auvarreı, was Heraklit ausdrückt fr. 70 Evvov Apy) Kal mepas Em kurNov mepibepeias. Später zieht man wieder das Passiv vor, vergl. Magn. mor. B ı1. 1209b 5 owvijrra: yap mus royado TO abro dyabov. Bekannt ist der stoische Terminus ovvnuuevov (hypothetisches Urtheil), der sich auf die Verknüpfung durch ei bezieht. Synonyme Ausdrücke für owvayıs bei Heraklit sind äpnovin, Ev, Evvov. Bei Aristoteles ergiebt sich die begriffliche Bedeutung des Wortes z. B. aus Metaph. K 12. 1069% 8 TO ovveyes Ev rovros EE Ov Ev rı mebure yıyveodaı kara rjv auvayrıv. Verg]. nachher avuugpveis. 190 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 14. Februar. weise will ich später verfolgen. Hier genügt es, die vollkommene Ver- ständliehkeit dieser handschriftlichen Überlieferung darzuthun und zu- gleich auf den Vortheil hinzuweisen, den sie der Verknüpfung des eanzen Bruchstückes bringt. Es ist nunmehr nicht mehr nöthig, mit SCHLEIERMACHER bei Ek TAvTr@v Ev KTA. ein neues Fragment zu beginnen, was nach dem Zusammenhang kaum thunlich erscheint, oder zeug- matisch aus dem ovvaykreıas ein allgemeineres Verbum zu ergänzen. Viel- mehr ist nun Alles gleichmässig durch die zu Grunde liegende Copula zusammengehalten. Bei Stobaeus, der ein grosses Stück des Buches De mundo in seine Eklogen aufnahm (1 270 W.), heisst die handschriftliche Überlieferung ovAXaweı €s, worin das richtige CYNAYIec bereits in einer Trübung erscheint, die auch in dem ovAAawıes des Lipsiensis wiederkehrt. Sergius, der ebenfalls im 6. Jahrhundert die Schrift De mundo in’s Syrische übersetzt hat, scheint, wie man annimmt, den Text des Heraklit nicht völlig gefasst zu haben, was ihm Niemand verübeln wird. Aber wenn er am Anfang übersetzt: » Vereinigung für Alles und für Nieht-Alles«, so ist klar, dass er ovvayhıes OAa Kal olx OXa vor sich gehabt und dies wenigstens richtig begriffen hat.' Der älteste Zeuge, Apuleius, hat in seiner lateinischen Übersetzung olücklicher Weise hier nicht eine ungenaue Bearbeitung, sondern, wie bei manchen Dichterstellen, «den Originaltext vorgelegt. Natürlich geben die Hdss. nur das wieder, was der Schreiber des Archetypus von oriechischen Buchstaben ohne Verständniss nachgemalt hatte. Dies war aber weder ovvareıas der Vulgata noch ovvayraıs, was in der GoLpsacnher’schen Ausgabe steht, sondern CYNAYIAIC, d.i. in schlechter Orthographie ovvanıes. Die Überlieferung des Apuleius wird uns noch später beschäftigen. Ich stelle also fest, dass das Fragment nach der überall einstim- migen Recensio aller Jahrhunderte mit ovvanhıes begann. Diese urkräftige Ausdrucksweise setzt eine verbale Kraft der Bil- dung auf ous voraus, die in der That im 5. Jahrhundert noch vor- handen war, wo eine Fülle soleher Wörter neu aufspross. Bei dem geringen Bestand unserer elassischen Prosa ist es müssig, die Frage aufzuwerfen, ob Heraklit, bei dem ovvayıs zuerst vor Platon auftaucht, etwa als Schöpfer des Wortes zu gelten habe, wie hoch überhaupt in (dlieser Beziehung sein Einfluss zu veranschlagen sei. Nach dem ganzen Stil kann ich mir seine Originalität auch hier nur als sehr bedeutend vorstellen. ! Die armenische Übersetzung überträgt nach CoxvBEARE (briefliche Mittheilung) oyvayreıs oder evvareıas; aber hier fehlt die alte, echte Überlieferung. ne Diers: Zwei Fragmente Heraklit’s. 191 Fruchtbarer ist es, die Geltung dieser Praegnanz in Heraklit’s Stil und weiterhin zu verfolgen. Genau so geprägt ist fr.21ı BywArter Tupös poraı nporov Baxacca, d.h. rUp Tpeneru mpwrov es Ha‘accoav. Der Unterschied liegt auf der Hand. Im Substantivum liegt das Regel- mässige, Dauernde, im Verbum nur der einmalige Vorgang. So schon in der Odyssee das wunderliche 06: Tpomaı neXioo, d. h. 60L dei Tpe- meraı nXtos. Da Heraklit’s Physik im Auf- und Untergehen der Sonne ebenfalls eine Tporn Tupos sah, mag sein Ausdruck durch die be- rühmte Stelle beeinflusst sein. Aber die Stileigenthümlichkeit greift weiter. Man liest bisher aus Plut. deE ap. Delph. S das fr. 22 Bvw. so: TUpos avraueldera TAvra Kal TVP ANdVTW@Vv W@OTED Xpvoov ypnuara Kal ypnuarwv xpvoos. Aber das ist schlechte Vulgatlesart. In den nichtinterpolirten Hdss. DV’F', die zum ersten Male in Parox’s Aus- gabe (Berlin 1893) bekannt wurden, heisst es avrauoißnra (oder avrauoidnra) mavra. Das Fragment hat also künftig so zu lauten: Tvpos Avrauoıdn Ta Tavra Kal rup aravrov. So lauten denn auch die Exceerpte bei Diog. IX 8 mvpös auoıßnv ra mavra, Heraclit. alleg. 43 mupos yap On Kara Tov bvowov HparXeırov auoıßn |auoıßn?| ra mavra Yivera Sie gehen auf Theophrast’s Pvowov dogaı zurück wie Simplie. Phys. 24,4 Tvpos auoıdnv eival dnow H. ravra und Eus. P. E. XIV. 3, 8 auoıßnv eivaı ra navra. Wie in den Excerpten mavra und ra mavra abwechselt, so auch bei Heraklit selbst ra mavra und anavrov und ebenso fr. 26 ravra To nup EmeAhov kpıwei, dagegen 27 Ta de mavra oiakileı Kkepavvos. In den Excerpten ist das ursprüngliche avranoıßn, das erst wie- der bei Chrysostomos und den Byzantinern auftaucht, in das übliche auoıßn geändert worden, nieht ohne eine Feinheit des Originals zu ver- wischen. Heraklit kommt es darauf an hervorzuheben, dass der Wan- del des Feuers in Wasser u.s.w. kein einseitiges Hinabsteigen sei, dass ihm vielmehr die 6dos dvo, von der Erde durch das Wasser zum Feuer, entspreche. Darum ist auch in dem Beispiel von Gold und Waare der gegenseitige Austausch ausdrücklich und breit ausgeführt. Wo aber Heraklit breit zu werden scheint, ist gewiss stets eine beson- dere Absicht dahinter. Denn von der Behaglichkeit seiner Landsleute hat er wenig. Darum spart er auch das Verbum eivaı in allen diesen Fällen. Diese ganz ausserordentlich energische Ausdrucksweise hat auf das Stilgefühl des fünften Jahrhunderts sichtlich gewirkt. Ich will nicht wiederholen, was ich im »Parmenides«, was dann E. Norven in der »Antiken Kunstprosa« im Zusammenhang über den rhetorischen Einfluss der heraklitischen Aphorismen angedeutet hat. Dieser Ein- 192 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. (luss ist ja unwiderstehlich, auch heute noch. Ich will nur zeigen. wie diese Figur der substantivischen Praegnanz die Technik der Folge- zeit beherrscht. Zuerst also, wie billig. Gorgias im Epitaphios kat dioca Arknoavres udAoTa @v del yvoyumv Kal poumv nv uev PBovAevovres ıyv Ö' amoreAovvres, Hepamovres uev T@V Adikws ÖvoTvyovvrwv, koNaortal de TWv Adikws eurvyovvrov statt des coneinnen deparev- ovres und xoAdlovres; oder praedicativisch Hel. 10 ai yap Evdeoı dia Aoywv Erwdal Eraywyol joovns, amaywyol Avrns yivovraı. Hera- klit’s geistloser Imitator De vietu I 18 sagt: dpnovins ovvrafıes ek T@V aurov oly ai alral, Ex Tov Ö&eos kal ek Tov Bapeos. Das klingt so sehr (auch im Weglassen der Copula) an das eben behandelte Frag- ment Heraklit’s an, dass hier einmal eine auelı dem Inhalte nach nach- weisbare (s. S. 188°) unmittelbare Entlehnung vorzuliegen scheint. Thukydides, der in seinem ganzen Charakter zu dieser Praegnanz des Stils neigt, hat Vieles der Art!, auch der blossen Variation halber, die er liebt, z.B. 1 23: oUre yap moAeıs Tooalde Anpderoau npnuwdnoav olre buvyal Tocaide avdpworwv kat dovos, wieder mit harter Auslassung von Av. Weleher Unterschied zwischen der gewöhnlichen verbalen und der künstlichen substantivischen besteht. ist intelligenten Schriftstellern keineswegs verborgen. Ein Künstler wie Platon, der die rhetorische Technik, die er bekämpft, besser kennt als irgend Einer, der sie übt, hat oft anscheinend regellos gewechselt. Aber gerade da, wo er mit scheinbar unerträglicher Abundanz Beides dicht nebeneinanderstellt, springt die Absicht für den Nachdenkenden klar hervor, z. B. im Phae- «don 715: yeyveordai Te auta &E aAANAwv yeveoiv TE Eivan Ekarepov eis aAAnAa. Der Unterschied ergiebt sich aus dem Folgenden (np) €&k Tov kahevdeıv TO Eypnyopeva yiyverdaı kal &k TovV Eypmyopevan To kad- evdew, Kal TÜs yevereıs aurow Tyv ev karadaphaveı eiva, MV Ö äveyeipeodaı. Das Verbum bezeichnet den Vorgang des Werdens im Allgemeinen, das Substantivum fixirt die typischen Zustände: jenes wird concret, das Substantivum abstraet angeschaut. Und so ist diese ganze Ausdrucksweise ein Zeichen, dass die Sprache sich vom An- schaulichen zum Begrifflichen wendet. So steht Heraklit, der unter allen Vorsokratikern dureh die Kraft der Abstraetion, durch die Be- tonung des hinter den Phänomenen verborgenen Gesetzes hervorragt, ' Auch Verkanntes, wie III 82,6 ob yap uera TOv keınevov vouwv GpeXlaı ai Torauraı Eivodor, aANa mapı robs kaderröras mAeove&ia. Hier werden abextar (öbeXtas Hdss.) und mAeove&iat gewöhnlich als Dativ gelesen, richtig nach Dionys (d. Thuc. I 377, 14 Us. — Rıperm. Anm.!) J. C. VoLLGRAFF, Stud. palaeogr. p.50. Mnemos. N.S. XXIX 8ı. Solche Fälle zeigen beiläufig, dass unsere unantike Druckweise, welehe Dativ Sing. und Nom. Plur. für das Auge scheidet, praktische Vorzüge hat. Dıirrs: Zwei Fragmente Heraklit's. 193 mit Recht an der Spitze jener stilistischen Neuerung. In diesem allmäh- lichen Vordringen der substantivischen statt der verbalen Wendung unterscheidet sich die Prosa von der Poesie', die spätere Prosa wieder- um von der classischen, ebenso im Latein die Prosa Cicero’s von dem Verse des Plautus und wiederum — das ist am auffälligsten — der energische Stil des Tacitus von der elassischen Art. Die Grundunter- schiede endlich moderner und antiker Ausdrucksweise beruhen hierauf. Das weiss bereits die Schulstilistik, wenn sie beispielsweise Leser und lector gegenüberstellt und ab urbe condita substantivisch übertragen lässt. Aber wie der Wechsel der Ausdrucksweise im Einzelnen historisch geworden ist, das möchte man einmal durchgeführt sehen in der Art des Norpen’schen Buches, das einen anderen Heraklit’schen Keim, die Antithese, die ebenfalls im innersten Marke der ephesischen Philosophie wurzelt, in seiner Entwiekelung durch die Weltlitteratur lichtvoll und ergebnissreich verfolgt hat. Das Fragment. von dem wir ausgingen, heisst also: ovvayrıes OAa Kal oly öNa, ovubepouevov ÖLacdeponevov, auvaoov ÖLadov, Ek TAvTav ev kal &E &vos navra. Freilich die direete Überlieferung bietet statt dessen meist oöAa kal obyi oVAa”, aber 0Aa kat ouy OAa, was P giebt, steht im Stobaeus (d.h. in den Anmerkungen!) und im Apuleius. Für Heraklit’s Schreibung ist die Orthographie von 6Xos irrelevant, da er auf alle Fälle onA schrieb?: es handelt sich hier nur um die Ortho- graphie des Pseudo-Aristoteles. Bemerkenswerth ist also, dass, da die Recensio 0Aa kal oiy OAa als seine Lesart herausgestellt hat, eine Übersetzung in’s Episch-Ionische (denn Herodot's Überlieferung giebt OAos) erst in spätbyzantinischer Zeit stattgefunden hat. Bemerkens- werther aber, dass die übliche Übersetzung » Verknüpfe Verderbliches und Nicht-Verderbliches«, die nur auf dieser späten Pseudo -Über- lieferung beruht, von selbst hinfällt. SCHLEIERMACHER, der diese Über- setzung aufgebracht hat, bemerkt »Ganzes und Unganzes« gebe keinen »reinen Sinn«. Allein der hippokratische Nachahmer zeigt. wie das zu verstehen sei De vietu Tı5: okvreis ra 0Aa Kata uepea Ölaupeovaı Kal TA Nepea oAa Molwvaı‘ TEuvovres ÖE Kal kevreovres TÜ cadpu byıeca Towvar. Kal avdpwmos de Tavra mdoxeı' Ek T@V OAWv ueped ! Interessant ist es zu sehen, wie Bakchylides 3,85, wo er, Pindar’s Tiefsinn nachahmend (bpoveovrı ovvera yapvo nach OÖ. 2,191), seine heitere Stirn in philosophische Falten legt, die substantivische Praegnanz verwendet: ßadus uev aldijp aylavros, Vomp de mövrov ob oamera ebbpoovva 0’ 0 xpvoos, d.h. dei euppaive. Hoffentlich wird das be- anstandete Wort in der dritten Teubner’schen Auflage wieder erscheinen. 2 oDANa (aus o0Aaa) Kal oby ovANa L, ebenso wie es scheint R, o’Aa al oik ovXa O. 3 Der keische Stein 43 bei Becwrer S.45 öAooyepea kommt nicht in Betracht, da er attischen Einfluss zeigt, was ich wegen W. Scnurze, Quaest. ep. 104°, bemerke, 194 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 14. Februar. Öduupelrau kal €K TOV Hepewv auvrıdeuevov OAa Yiverat', und vor Allem Parmenides in der Polemik seiner AAndea, die so oft direet gegen Heraklit gerichtet ist: das Merkzeichen des Eins ist o0Aov, das in ler ganzen Darlegung seines Monismus eine hervorragende Stellung behauptet.” Auch in der Partikelverbindung hat die byzantinische Textüber- lieferung die archaische Strenge des Fragments übel verwässert. Wir finden hier ovudepouevov kai Ötacbepöuevov, gvvaoov Kal dıadov. Nur fehlt kai vor dıadov in der ältesten Überlieferung RL. Diese Spur bestätigt Stobaeus (d. h. dessen Hdss.), der auudbepouevov, dıabeponevor, rvvadov, Öıadov liest. So FP, nur dass P, wenn die Collation genau ist, kat nach ovubepouevov zusetzt. Nun könnte man ja sagen, dass hier überall, wie sonst oft, KAI vor AlA ausgefallen sei. Aber Apuleius bringt die Entscheidung, der das Asyndeton streng durchführt und wie Stobaeus auch das kai vor ek navrwv Ev Kal €& Evös mavra als Interpolation der Byzantiner erweist. So kann man die Stelle jetzt als diplomatisch durchaus gesichert betrachten. Doch darf ich von diesem Fragment nicht scheiden, ehe ich meine Probe des Apuleius, die mit der letzten.kritischen Edition GOLDBACHER'S nieht stimmt, gerechtfertigt habe. Diese Ausgabe hat leider die beste Handschrift B (Bruxell. 10054-10056, s. X/XI]), die bei ddem Fehlen des Monacensis für die zweite Hälfte von De mundo besonders wichtig ist”, nicht benutzt und über die nächstbeste V (Vatie. lat. 3385, s.XI) un- venaue Angaben gemacht. So bin ich genöthigt. diese wichtigsten Zeugen, und zwar aus einem besonderen Grunde in faesimilirter Schritt. hier vorzuführen. B crnA ATTYIATCOAA)C ATOTXOANYı npıpme wowatape) PEMENoN u CYNANONAJAXONAIKETANTWNENKAIEZENOCEITANTAY V ceynArı yırıcoa AKALTXOAAYINFIPMENONALALEL eNLENOH CYNAAOHALMONALKEFANFCON a Es ist klar, dass die Schreiber in Bezug auf die dem Lateinischen fehlenden griechischen Buchstabenformen, z.B. AENA=ZENYY@, sich so gut geholfen haben wie sie konnten. indem sie entweder die fremden Züge ungeschiekt nachmalten oder ähnliche Surrogate aus «dem lateini- 2. Ki 3 \ x Me S ‚ EN EN B ‚ ‚benso 17 Ta ev oAa oatpEOVTES Ta de OImpNLEeva ovvrıdevres KTA. ® Die Vermuthung Parın’s, Heraklit. Beisp.ls5ı, dass ovAa in schillerndem Doppel- sinn »Verderbliches« und zugleich »Ganzes« bedeute, gehört zu dem Überscharf- sinnigen, das die Leistungen dieses modernen Herakliteers so oft unfruchtbar maclhıt. E. Ronpe, Rh. Mus. XXXVII, 151; P. Tuomas, Remarques critiques sur les euvres philosophiques d’Apulde (Extr. d. Bull. de l’Ac. de Belge. Brux. 1898-1900) 1-4. Diers: Zwei Fragmente Heraklit’s. 195 schen Alphabet nahmen. Dies ist nun freilich stets bei der Abschrift der Graeca so gehalten worden. Aber der Schreiber unseres Arche- typus hat offenbar in diesen schwierigen Fällen zwei Hdss. zu Rathe ge- zogen, deren Schreiber in verschiedener Weise des Griechischen mächtig waren. Der eine hantirt nur mit lateinischen Surrogaten, ohne jede Spur von Verständniss, der andere hat eine Ahnung von griechischen Buch- staben, vielleicht auch von griechischer Sprache, die ja im Abendlande nie ganz ausgestorben ist. Der Schreiber des Archetypus scheint nun diese beiden Versionen nicht selbst benutzt (da alle unsere Hdss. im Wesent- lichen dieselbe Contamination zeigen), sondern vielmehr eine Urhand- schrift benutzt zu haben, in der die zwei Lesungen, die barbarische und die gelehrtere, über einander standen. Denn es finden sich in unseren Überlieferungen Dittographien und Verwechselungen von Buchstaben, die schlechterdings nicht anders zu erklären sind. So gleich zu Anfang ist das cYNAYIAIC der alten Überlieferung offenbar doppelt gelesen worden, einmal CYNATIAIC, das andere Mal CYNAYIAIC. Die Differenz A und A (oder A), sowie TI und YI ist offenbar dann über einander in das Exemplar eingetragen worden, das der Schreiber des Archetypus stupid benutzte. Ebenso stammt YIN®#IPMENON aus einem Exemplar, wo das als CIN®EPOMENON oder ähnlich gelesene Wort die von dem kundigeren Schreiber gegebene Variante mit Y über der Silbe cı zeigte." Der Schreiber des Archetypus, der eben mit Mühe das fremde Zeichen Y hingemalt hatte. glaubte in dem Y wiederum dasselbe Zeichen zu erblicken und setzte es einen Buchstaben zu früh statt c in den Text. Die übrigen Verschreibungen bedürfen keines weiteren Commentars, ausser AIKEIANT@N — €&k ravrwv. Die diph- thongische Sehreibung von € gehört der alten Überlieferung an und liegt wie in CYNAYIAIC vor der barbarischen Transcription: eigenthüm- lich aber ist, dass TT zerlegt wurde in € und [ (oder r), was am Schlusse in EITANrA —= ravra wiederkehrt. Ich fasse hier die beiden ersten Zeichen €ı als Zerlegung des ersten Schreibers, das dritte (P) als die Lesung des zweiten Schreibers auf, die neben einander geschrieben wurden. So ist in AlA®EIPEMENON zuerst das P mit I, dann genauer mit P wiedergegeben, was ruhig neben einander gestellt wurde. Diese kleinlichen Bemerkungen waren nöthig, um Unformen wie Eumavra (Hınnegrann) von dem Texte fern zu halten, vor Allem aber, um ein zweites bei dem Verfasser De mundo erhaltenes Bruchstück des Heraklit methodisch anzufassen, das von hervorragenden Gelehrten mit unbegreiflicher Willkür behandelt worden ist. ı So erscheint das Y an anderen Stellen. Vielleicht ist auch das überschüssige Y am Sehlusse eine Correetur des missrathenen Y. 196 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. »Gott,« sagt gegen Schluss e. 6 f. in schwungvollem Hymnenstil der Verfasser, »Gott ist das wahre Gesetz, das den ganzen Kosmos durehwaltet und sich Jeglichem nach seinem Samen, auch Thieren und Pflanzen, mittheilt. Reben und Palmen, Feigen- und Ölbäume, Platanen und Fichten, zahme und wilde Thhiere, die sich in der Luft, auf Erden und im Wasser nähren, Alles wird und wächst und stirbt, zehorsam den Gesetzen Gottes« (yivera kal arualeı kat bHeiperau Toıs rov Beov meıdoueva Heouoıs). Darauf schliesst das Capitel mit den Worten (p. 401* 10): mav Yap Epmerov Tnv ynv veuera, ws dnaıv "HparXerros. Was bedeutet dieses Citat? Scuueiervacner übersetzte » Alles Gewürm nährt sich von der Erde«:; Scuuster: »Alles, was gehen kann, hat die Erde zum Wohnsitz und zur Weide«, Beides auf die- selbe unmögliche und in diesem Zusammenhange unverständliche Er- klärung hinauslaufend. Aufklärung giebt wiederum die Recensio. Unsere direete Über- lieferung ist freilich einhellig, auch der Lipsiensis weicht nicht ab. Die armenische Übersetzung scheint ebenfalls übereinzustimmen, so- weit die Vulgata in Betracht kommt." Aber in der Vorrede theilt er aus dem alten, uninterpolirten Codex von Edschmiadzin die Lesart rAnynv mit. Ihre bessere Form bringt die Version des Stobzus, die leider hier nur in der einen guten Hds. F vertreten ist, mAnyn. Berex hat das Verdienst, diese Überlieferung zu Ehren gebracht und der entscheidenden Belegstelle aus Platon sich erinnert zu haben.” Im Kritias führt nämlich der Philosoph aus, dass die Götter in friedlichem Wettstreit die Erde unter sich vertheilt und besiedelt hätten (109g c): oiov vouns Toluvia, KTnnara ka Opeunara Eavrov nuas Erpebov mAnv ov awnacı owunara Pıalonevor kadamep MolnEeves KTNVN MANYN veuov- TEs, AM... olov olakı meıdoı wuyns Eebamrouevoı kara Tnv alurov dıavorav, OVTWS Aryovres TO Hvnrov mav ervßepvov.” Es liegt auf der Hand, dass Platon sich auf Heraklit’s Ausspruch bezieht. Aber Bersk hat sieh leider von da ab auf Irrwegen bewegt, welche ihn von der kaum gefundenen Spur wieder weit entfernt haben. Er glaubt nämlich hier eine Polemik gegen Heraklit zu wittern. Dieser habe die Men- schen von Gott körperlich und mit Gewalt leiten lassen. Dagegen ! ConvyBEARE, Anecd. Ox. p.69. Auch die syrische Übersetzung folgt ledig- lich der Vulgata »denn alles Kriechende«, wie Heraklit gesagt hat, »weidet auf der ganzen Erde«. (fs5 »weidet« emendirt Hr. Sıcnau, dem ich die syrischen Über- setzungen verdanke, aus dem überlieferten {&o>, »ist ähnlich gewesen«). ® Hall. Progr. 1861/62 (KT. phil. Schr. II 83). Proclus in rem p. 11. 20,23 Krorr. abrorwnrws yap (oc [nämlich ai wuyxai] kai ob mepıdyovraı j1övov bmo TS eiapuevns Gomep ra mAnyi venoneva bacıv, dANA Kal kavrüs repiayovoıv scheint auf diese Platostelle, nicht direet auf Heraklit anzuspielen. Diens: Zwei Fragmente Heraklit's. 197 wende sich Platon, indem er die sanfte red® an die Stelle der Ba setze. Davon steht nichts in dem Zusammenhange von De mundo. Viel- mehr schliesst dort der Satz: rots rov Heov meıdoueva Heruoıs. Soll nun Platon dieselbe red® gegen Heraklit ausspielen, der doch seinen Aoyos nieht gewaltsam, sondern ebenfalls auf dem Wege der seelischen Ein- wirkung auf Mensch und alle Creatur wirken lässt? Freilich ist He- 'ıklit’s Seele etwas Materielles, aber sie ist doch deutlich gegen das eigentliche Somatische abgesetzt. Platon kämpft also hier nicht gegen Heraklit, sondern er folgt ihm, ja er schmiegt sich ihm an, da der zweite Vergleich, der an den ersten von der Weide angeknüpft ist, ER mpVuvns amevdvvovres olov oları meıdor und der Schluss av Ekv- Bepvov auf die bekannten Worte des Ephesiers ra mavra oiakileı Ke- pavvos (28) und €v TO cobov, Eerioraodaı yvounv, ören Ervßepvnoe mavra Öa mavrwv (19)' anspielt. Nur dieser Gedanke schliesst den Hymnus des Verfassers De mundo richtig ab: Alles steht in Gottes Hand, Alles lebt und webt durch.ihn. »Denn Alles, was da kreucht, wird durch seinen Schlag zur Weide getrieben.« Durch seinen Schlag: das steht freilich nieht da. Ich vermuthe also, dass das Wort deov vor zAnyn früh ausgefallen ist, und glaube in der ältesten Über- lieferung bei Apuleius noch eine schwache Spur davon zu finden. Ehe ich dies nachweise, muss ich wieder die beste Überlieferung vorlegen. Da V hier fehlt, so habe ich F (Flor. S. Marei 284. s. XI) neben B herangezogen. Die übrigen Hdss. weichen übrigens nicht wesentlich ab: B menß ManTaerepreTwmoccärrINAMEPHereronoahytı F menla-MAHNTAe TEPRETWAOSSARKRINA MEFH esseronossahrri - Es ist nicht zu sagen, was aus dieser Zeile Alles herausgelesen worden ist. Bywater zählt folgende Lesungen auf: vovs Aravra evep- Yerov ws Av Twa uEepn OWuaTos dudiov Vossıus; eis amavra ÖLEnWv Koruos Kußepva uenepiouevos es anavra Bennays; Zeus amavra evep- YETEL ÖNOS WS Av TIva uEpom FWwuaTos abTov GOLDBACHER; Zyvos Anavra kußepvaraı vow ÖKWOTED veuera Epmerov nAnyn Berex. Es ist un- nöthig, alle diese zum Theil sprachlich und inhaltlich bedenklichen Versuche ernstlich zu prüfen. Der Ausgangspunkt ist völlig verkehrt. Es ist unmöglich, dass ein fünffach innerhalb von tausend Jahren be- zeugter Text solchen Schaden erlitten haben soll, dass derartige Her- stellungen überhaupt denkbar wären. Auch Berex’s Vorstellung, Apu- ! ren (— its vergl. zu Parmenid. 8, 46) giebt die beste Überlieferung; ervßepvnre (gnomisch) statt xvßepvpra: der Hdss. habe ich gebessert. 198 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. leius habe eine Hds. benutzt. in der das ungenügende Citat des Ver- fassers De mundo aus Heraklit selbst ergänzt worden sei, entbehrt jeder Analogie und Wahrscheinlichkeit. Wir können in der ältesten Quelle des Textes einen in Kleinigkeiten correeteren oder vollstän- digeren Text erwarten, aber ein vollständiges Quidproquo wäre selbst dann unglaublich, wenn sieh die Herstellung mit zwingender Sicher- heit aus den Hdss. des Apuleius ergäbe. Die lächerliche Verschieden- heit der Resultate zeigt, dass dieser Weg ungangbar ist. Eine methodische Betrachtung muss vielmehr von zwei Sätzen ausgehen. Erstens ist an der muthmaasslichen Identität der lateini- schen und griechischen Überlieferung festzuhalten, sodann müssen wir erwarten in dieser, wie schon die Zahl der Buchstaben ergiebt, viel umfangreicheren Tradition dieselben Dittographien der Abschreiber wiederzufinden, die wir bei dem früheren Citate festgestellt haben. Nur dass hier, wo der Inhalt noch schwieriger erscheint, die Hülfe des gelehrten Schreibers noch öfter herangezogen werden musste. Von diesem Visirpunkte aus sieht man zunächst ohne Weiteres, dass die Schlussgruppe offahyri in der Mitte zum zweiten Male als OccayYı erscheint. Ferner ist der von dem barbarischen Schreiber sorglos als menla gelesene Anfang des Citats offenbar sofort wiederholt in der Um- schrift des gelehrteren Abschreibers TTANTA — av yap. Dass €e und & verlesen werden konnte, begreift sich leicht aus einer mehr eursiven Gestaltung dieser Buchstaben. Dieselbe Verlesung findet sich in diesen wie in den anderen griechischen Legenden des Apuleius wiederholt. Das unbekannte TT! ist von dem barbarischen Schreiber als M, das eben- falls unbekannte F als f gefasst worden: P ist einfach ausgefallen. Das folgende Monstrum ererreToM macht nun gar keine Schwierigkeit mehr. Das Original Eprrerov ist unverkennbar. Nur ist die erste Silbe zuerst von dem Barbaren mit lateinischem Alphabet, dann von dem griechisch Gebildeten mit griechischen Buchstaben gegeben worden, und diese Doppellesart er ist friedlich im Archetypus neben einander gestellt worden. Aber es findet sich noch eine dritte Version desselben Wor- tes efferon, die vermuthlich vom Rande stammt. Nun bleibt davon noclı NAMEPH übrig, das mit veueraw zu identifieiren nicht schwierig ist. & = €, wie oben: P =T, weil der Horizontalstrich eursiv mit dem fol- genden Anfangsstrich vom & verbunden wurde. Was dann übrig blieb, musste nothwendig als H gedeutet werden. Das Wort sah also in der alten Vorlage so aus: A,ITERUY ' Auch sonst macht TT den Schreibern Schwierigkeiten. So hat Gurrrvr (Philol. 59, 103) mit Recht Cie. ad Att. XV 29, 2 HOC als Dittographie der letzten Silbe von CKOTTOC erkannt (vergl. 11 18, r). Diers: Zwei Fragmente Heraklit's. 1:99 Der Rest ist am schwierigsten, aber glücklicherweise doppelt er- halten. in der Mitte occaYYı, am Ende olfahyri. Schon Berex hat mehr tastend freilich als sehend die Identität der Schlusszeichen mit mAnynı gemerkt. Wenn man das erste 0 abtrennt, ist in der That die Über- einstimmung schlagend. Das [fist die ungeschiekte Nachahmung von TT, wie in efferon, \—=A wie oft, R=H, Yu =rH. Also hat auch Apuleius (die richtige Lesart mAnyn gehabt. Nur bleibt ein ineommensurabler Rest übrig, jenes 0, das, weil zweimal überliefert, wohl nicht als zu- fälliger Schnörkel eliminirt werden kann. Ich sehe vielmehr darin den Rest des ursprünglichen ©Y, das ich mir erlaubt habe, dem Citate vor rAnyn einzufügen, um den fehlenden Begriff der Gottheit zu ergänzen." © wird regelmässig in diesen Legenden mit O wiedergegeben. Es ist also nur ein Buchstabe Y ausgefallen, der vor den folgenden ff leicht übersehen werden konnte. Die Verbindung deov mAnyn ist seit der Patroklie (MMarporXos de Heov mAnyn kal dovpi danaodeis) getlügeltes Wort. Aischylos nimmt es auf Ars mAayav Eyovoıv eimew (Ag. 379) und Sophokles wendet es noch mehrfach an: oe Ö' örav nAnyn Bros n Tauevns Aoyos ek Aavawv kaködpovs Emıidn und un « Geov mAnyn Tıs nKoı (Aiax 137. 279). Da- durch schleift sich das Wort so ab, dass derselbe Dichter wagen konnte zu sagen deov de Anynv oüy ümepmnda Bporos (fir. 876). wo die Katachrese natürlich willkommnen Anlass zu Conjeeturen gegeben hat. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhundert scheint das fliegende Wort trivial geworden zu sein. Euripides wenigstens meidet es streng. Ähnlich geht es mit dem gleichbedeutenden, ebenfalls aus Homer (MN) stammenden uaorıyı Ars. Pindar (P. 4, 219) und Aischylos (öfter) verwenden es ohne Bedenken, Sophokles und Euripides haben kein Beispiel mehr. Unabhängig von dieser archaischen Entwickelung ist in der Septua- ginta mAnyn in Folge eines Hebraismus (72%) zur Verwendung gekommen, und Philon’, Josephos, die Apokalypse haben diese Verwendung auf- ! Die Abkürzung &C ist in den kirchlichen Hdss. regelmässig und seit dem 3. Jahrhundert nachgewiesen (Kenyon, Palaeogr. of gr. Pap. 32). Wann sie freilich in den Profangebrauch übergegangen ist, ist mir nicht bekannt. Das Material litterarischer, nicht kirchlicher Texte aus den letzten Zeiten des Alterthums ist auch sehr spärlich. ?2 Ich eitire eine an das Heraklitfragment anklingende Stelle leg. alleg. III 33 (I 120 Conun): deod yap ra mavra krynara, Bote 6 &avro rı Tpooveuwv Ta Erepov voobilerar kal mAnyıv Exeı mayyaxerov kai dvoiarov, olnaw, mpayna anahias kal amaneveias auyyeves (vergl. auch Heraklit fr. 132). Von den aegyptischen Plagen Philo de v.Mos.I 16, p.95 M. Vielleicht bezieht sich auf jüdische »Superstition« die Bemerkung Plutarch’s de superst. 7, S.168c 7O 2 deioiarıovi kai aWuaros üppworia maca kal xpnuarov amoßoN kal rervav dd- varoı kal mwepi moAırıkas mpa&eıs Övonuepiaı kal amorevkeıs 'm\yyal Beou’ kai "mpoßoNai dailovos’ ‚ Aeyovraı. 200 Sitzung der pliilosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. eenommen, und dureh das im Lateinischen alte, auch früh bereits meta- phorisch gebrauchte Lehnwort pläga hindurch hat die Vulgata (die »Plage« auch uns wie den meisten übrigen europäischen Sprachen über- mittelt. In diesem Gebrauche wechselt mAnyn bei den jüdischen Schrift- stellern mit udorı&, wie bei Philon in Flace. 10 p.528 M. Aber schon in der Septuaginta erscheint dieses (z. B. Jes. 10. 26: 2. Mace. 9, 11) und im Neuen Testament ist dann Beta uaorıE oder gewöhnlich uaorı& allein für »gottverhängte Plage«, »Krankheit« üblich geworden. Das ist ebenfalls ein Hebraismus (v}Y), den Marcus (3, 10 und öfter) ohne Mil- derung stehen lässt, während der hellenisirende Lucas die Erklärung vorausschiekt (7, 21): edepamevev moAAoVs ATO voowv Kal uaoTiywv. Im Stile seiner Zeit also hat Heraklit das schöne Wort gesprochen: mav Eomerov Heov mANyYN veuerau. Zunächst heisst dies, wie der Zusammenhang in der Schrift De mundo deutlich zeigt, dass jedes Thier (Eprrerov, wie im Homerischen 077° Ei yalav Epmera ylyvovraı) durch den göttlichen vouos gelenkt wird. Und Ähnliches findet sich nicht nur überall in der Stoa, bei Poseidonios so gut wie bei den Älteren, sondern auch bei Heraklit selbst fr. 91: Tpebovraı yap mavres oi avdpwreioı vouoL ÜMO Evos TOV Heiov: kparei yüap ToooVTov ÖKocoV EHeXeı Kal EEapkeı Tacı Kal MEpt- yiveraı (mavrov). Dann würde Eepmerov metaphorisch auch von den Menschen gesagt worden sein, Ähnlich wie «rnuara bei Sophokles und Platon an bekannten und oft verkannten Stellen. Zu dieser all- eemeineren Deutung führt namentlich die Art, wie Platon im Kritias (a. St.) das Citat des Heraklit verwendet. Es könnte aber auch in beschränkterem Sinne von den Thieren im Gegensatz zum Menschen gesagt sein. Denn wie die Stoa, lässt auch Heraklit die Thoren gegen das allgemeine Gesetz Gottes freveln. Seine Schrift beginnt ja mit den Klagen gegen die aovveroı ToV Aöyov ToVde und viel eitirt wird sein Wort nos avdponw datuwv (fr. ı21). Es könnte also der Gegensatz zwischen der ganzen Natur, die willig dem Gebote Gottes folgt. und den Menschen, die sich dagegen verstocken, hervorgehoben worden sein. etwa in der Weise, wie Poseidonios dies ausgeführt hat in der von WenpLanp mit Wahrscheinlichkeit auf ihn zurückgeführten Diatribe des Philon de prov. I 70ff.: terra perpetuo ac patienter easdem producere plantas non cessat, caelum ordinem suum immu- tabilem servat, sol et luna ceteraeque stellae a decenti cursu non cessant, mare regulam mandati non excedit', aquatilia volatilia et terrestria debitis offieüs non desunt”: solus libertate praeditus mundi civis homo, cui etiam prineipatus ı Vergl. Heraklit fr. 29. 23. ® Vergl. jene Stelle De mundo: röv re (owv... ra Te Ev depı kal Emil yıls al Ev u. z ’ a 5 e R 2 vcarı Borköneva ... rols rov Heov refoueva Meruois. ——— EEE Dierrs: Zwei Fragmente Heraklit's. 201 quidam imperialis concessus fuit, talis, inguam, providentiam dimisit legemque iustitiae neglewxit.' Welche von den beiden möglichen Verwendungen des Fragments die richtige sei, die deterministische oder die indeterministische, wage ich nicht zu entscheiden. Denn das zweite Gesicht, das manchen neueren Herakliteern Reihenfolge und Zusammenhang der Bruchstücke geheimnissvoll erschlossen hat, ist mir versagt geblieben. ı Vergl. P. Wennrann, Philo’s Schr. üb. d. Vorsehung (B. 1892) S. 22. Sitzungsberichte 1901. 16 202 Alterthümer aus der Malakand- und Swat-Gegend. Von ALBERT GRÜNWEDEL und GEoOR« Hvrn. (Vorgelegt von Hrn. Coxze.) List of Photographs of seulptures from Swat. By Dr. Tu. Brocn. Im Texte bezeichnet mit einfachen Nummern. The seulptures represented on those photographs come from a place called Lorian Tangai in the lower Swat Valley, and also from various other places. No exact information as to their respective find-spots is available. 'The Lorian Tangai Stupa was excavated by A.E. Canpy in 1896 by order of the Govt. of Bengal, and the sculp- tures found by him were sent to the Indian Museum in Caleutta. The photographs have been taken by Mr. Canpy. They however re- present some selected pieces which are not im the Indian Museum. 1. Large eolleetion of statues of Buddhas and Bodhisattvas. The large, headless statue of a Buddha on the right hand side of the photograph bears a dated inseription on its pedestal: measurement: SR DEERNO: 2. Inseription on pedestal of statue of a Buddha, shown on No. 1. The inseribed area measures 1° 44° X 1 5#”. The inseription is dated in the year 318, 27" day of Pöthavada (Praushthapada). 3. Another colleetion of statues of Buddhas and Bodhisattvas. 4. Statue of a Bödhisattva, standing: 4 6” X ı’1"; and plaster- cast of Kharöshthi Inseription from Swat, edited in Indian Antiquary, Vol. XXVI, 1896, p. 141. 5. Two heads of Buddhas, and other seulptures: not in Indian Museum. 6. Statue ofa Buddha seated on lotus-throne: not in Indian Museum. 7. a) Seated Bödhisattva: 2’S” X 1'535”: b) three standing Buddhas: ı 10" X 110”; c) standing Bödhisattva: 2’ 5” X 7”; d) seated Bödhi- sattva: TS XII, S. Standing Bödhisattva: 3717 X 8”; and two broken statues of Bödhisattvas. u nn A. GRÜNweEDEL u. G. Hvrn: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 203 9. a) Bödhisattva, sitting: 217x173”: b) Bödhisattva, standing: 2’8” X 9”; c) Bodhisattva, sitting: 2’ 4” X 1’ 4". 10. a) Bödhisattva, standing: same as on No. S: b) Bödhisattva, standing: no measurement: ce) Bödhisattva, standing: same as No. gb. ıı. Altar with Buddha on lotus-throne in eentre: 29" x 13". ı2. Buddha on lotus-throne, with two Bödhisattvas: 1/47 x 1’ 10”. 13. A similar seulpture: 175” x 173”. 14. a) Buddha, sitting: 2’ ı" X 1° 2$”: b) Bodhisattva, with lotus: 2Au X LT 3.70) Bodhisattva, "with Jotus: 2/37 x 13”. 15. Fragment of relief, representing Buddha’s birth (salasakha), and seven steps taken by the new-born Buddha (sapta padani): 1’ 6" high. Note the chowree hanging in the air: ef. Lalitavistara. 16. a) A Brahman explains to King Suddhodana the meaning of Maya’s dream (?): not in Indian Museum: d) sapta padani: not in Indian Museum. 17. a) Buddha meeting a Brahminical ascetie (Gaya-Kassapa?): not in Indian Museum: 5) unidentified scene: not in Indian Museum: c) Bathing of new-born Buddha (dee udakadhara): not in Indian Museum. ı8. Mahabhinishkramana: ı’ 77x ı’ 7”. 19. Head of a Buddha: salasakha: fragment of relief: not in Indian Museum. 20. a) Rishi Asita-Devala: ı0” X ı’2”; 5) Salasakha: 9” X 9”; c) Kanthaka-visarjanam: 10” X 9”: d) unidentified scene: 9” high: e) fragment of unidentified scene. 21. a) Prince Siddhattha leaving his harem: 10” X ı’ 24”: b) Sala- säkha: 10” X 10”; c) Supposed Sumedha and Dipamkara Buddha: 10” high: d) fragment of unidentified scene. 22. a) Mahabhinishkramana: 10” X 1° 4”: b) Worship of Buddha’s relies: 10” high: c) fragments of two unidentified seenes: 10” high: d) dve udakadhära: 10” X 10”. 23. The sermon in Benares: 1747 X 2’ 3”. 24. Worship of a Buddha: 1’ 6” x 2’. 25. Buddha teaching the law to his mother in the Trayastrmea Heaven(P?): 2’9” X 3”. 26. Buddha descends from the Trayastrnca Heaven: VORxX 21 and fragment of pedestal. 27. Miscellaneous sculptures and fragments. 28. Buddha sitting inside the Indrasala (or Indracaila) cave and worshipped by Indra: see Proceedings, Asiatie Society of Bengal. 1898, July: measures 3’ 10” X 2’ 8”. 29. Same scene: larger-sized photograph. 30. Mahaparinibbana: 1747 x 2’4”. 16* 204 Sitzung der philosophisch--historischen Classe vom 14. Februar. 31. Mahäparinibbana: same scene, smaller-sized photograph. »2. Mahäparinibbana: also various other seulptures: not in Indian 3 I ! Museum. 3. Miscellaneous seulptures and fragments: the relief represen- so) I ting Buddha meeting Nägas, measures 2’ 9” X 2’ 6”. 34. Miscellaneous sculptures and fragments. 35. Miscellaneous sculptures and fragments. 36. Miscellaneous sculptures and fragments. 37. a) Buddha and Nägas: 2’9”7 X 3’; b) each measuring 2X 1’6”. 38. Three ürdhvapattas: 379” X 1’ 6” each. 39. Miscellaneous sculptures and fragments. 40. Miscellaneous sceulptures and fragments. 41. Indo-Corinthian Capital and pedestal. 42. Three Indo-Corinthian Capitals, two of which show figure of Surya: 3’ broad. 43. Small Stupa: the top-piece shown on the photograph does not belong to it. Height from top of dome to bottom 2’6”. On square basement 2 relief-scenes: Return of the infant Buddha from Lumbini-garden:; Rishi Asita-Devala. £ 44. Three panels of square basement of same, the relief scenes represent: I. Kanthakavisarjanam and Mahabhinishkramana; 2. Brahmin explaining Mayä’s dream, and Maya seeing the white elephant; 3. Rishi Asita-Devala and return from Lumbini-garden. Measurement 272” x 8” each. Of the missing fourth panel fragments only have been found; it represented the two scenes: salasakha and dve udakadhara. The Stupa has been set up (partly restored) in the Indian Museum. 45. A Stupa put together from various pieces by Mr. Canpy. This Stupa is nothing but a tentative and partly incorrect restoration. 46 and 47. Lorian Tangai Stupa (after excavation). 48. Another Stupa. 49 and 50. Dome of Stupa with small worshipping figures around it. 51-54. An ancient doorway. 55-56. Rock-cut images. 57. One of the Stupas at Alı Masjid. 58-63, 64-76. Various ancient sites photographed by Mr. Canpy during his tour in 1896. A. GrRÜNwEDEL u. G. Hure: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat- Gegend. 205 Deseriptive list of seulptures found at Dargai. By Rim Sımecı, Ourator, Lahore Museum. Im Texte bezeichnet mit D und der entsprechenden Nummer. 1. Standing statuette of Prince Siddhärtha with highly ornamented head-dress. On the base Buddha seated in meditation attended by an audience on each side. > 2. Headless standing figure of Buddha. Both arms gone. On the pedestal Buddha seated in meditation attended by worshippers one on each side. 3. Seated figure of Buddha in meditation. Head gone. 4. Pedestal of a statue representing seated figure of Buddha at- tended by worshippers. 5. Square base or pedestal. Birth of Buddha is represented on one side: on the other the Nirvana of Buddha and on the remaining two sides Buddha seated in eontemplation attended by an armed guardl on each side. 6. A very complete representation of a gable end of a chapel comprising four compartments. At the top Buddha’s alm’s-bowl is en- throned as an objeet of worship. In the 2” and 3" compartments Buddha is seated in abstraction. The lower one represents Prince Siddhartha riding through the streets of Kapilavastu when he en- countered one of the four predietive signs. 7. Panel in three tiers. In the upper Buddha attended by Deva Datta is addressing a person standing on his left. In the middle Buddha is seated on a throne with two females on his left hand, one offering a bowl, the other standing behind. I think this scene may represent the offering of the rice and milk by the maiden Sujätä attended by her servant. In the lower Buddha is standing in the middle. A person is prostrating at Buddha’s feet. To the extreme right a female figure holds a bunch of flowers in her right hand and a drum under her left arm whom a person next to her is apparently nd offering something. To the left a female is addressing three monks. $. Three seenes in the story of Prince Siddhärtha’s assumption of a religious life. Upper seene. The Prince resting on a couch with his wife Yaso- dhara sitting beside him. Female musicians in attendance. Middle scene. The Prince and Princess have changed places. She is sleeping on the ecouch while he sits beside her. The female musicians have fallen asleep. (The Prince took this opportunity of slipping away for Renuneiation.) Chanda with horse Kanthaka is waiting ready for Buddha. 206 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. Februar. Lower scene. The armed «euards and an umbrella-bearer are standing 'at the gate. 9. Upright panel comprising six compartments. In each compart- ment Buddha is addressing his followers. In each eompartment on the left side Buddha is seated in abstraetion. In the right side-com- partments boys are daneing. ı0. Fragment in not good preservation. Buddha is addressing his followers. On the left side is a figure of Buddha seated in meditation. ı1. Fragment containing two scenes. In the upper Buddha is addressing his followers and in the lower Buddha attended by the bearded Deva Datta is addressing a person standing on his left. ı2. Fragment containing figures of worshippers. 13. The Nirvana or death of Buddha, who is represented in tlıe usual position lying on his right side with his right arm under his head. 14. Buddha seated on a throne under the Bodhi tree. An armed man is standing on his left, on right a person is receiving something for presentation to Buddha. 15. Panel. Buddha enthroned is attended by several shaven-headed monks and worshippers. Bearded Deva Datta holding his usual staff is standing on the left. 16. Panel containing four standing figures of Buddha in the atti- tude of teaching. 17. Incomplete panel representing the birth of Buddha. 18. Buddha seated in the middle is addressing his worshippers holding some presents for him. 19. The Princess Yasodharäa is resting on a couch with Prince Siddhartha sitting beside her. Female musicians in attendance. 20. Acanthus leaf in low relief. 21. Part of a frieze containing three panels. In the middle Buddha is seated in eontemplation attended by worshippers. In the side panels Buddha is addressing his followers. 22. Part of a frieze comprising 2 panels. In the left Buddha attended by Deva Datta is standing. In the right Buddha again attended by Deva Datta is presenting something to a person probably of a high rank standing on his left. 23. Panel representing Buddha seated in abstraetion attended by two persons on each side apparently of a high rank. 24. A squatted figure. 25. Seated figure of Buddha with leaves round him. Vide No. 24. 7. Part of‘ a frieze. Buddha is seated in meditation attended by his worshippers. D = w A. GrÜNWEDEL u. G. Hvrr: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 207 28. Part of a frieze containing two tiers. In each tier Buddha is addressing his followers. 29. Same as No. 28. 30. Part of a frieze. The upper portion contains a figure of Bud- dha and a worshippers figure in each niche. The lower portion in- dieates a sort of wooden sereen with acanthus-leaf moulding above. 31. Fragment eontaining model of a stupa in the middle and a seated figure of Buddha on the left. 32. Part of surbase-moulding with acanthus-leaf ornament. 33. Cireular part of a frieze containing figures of Buddha and worshippers alternatively. 34. Part of a frieze representing Buddha seated in meditation with votaries on each side. 35. Part of a frieze. Boys in procession earıying garland. 36. Portion of a eireular frieze containing two panels. In the right panel Buddha attended by Deva Datta is addressing a man standing on his left. In the left Buddha seated in contemplation with wor- shippers on each side. 37. Portion of a eireular frieze containing a scroll pattern. 38. Part of a capital with acanthus-leaves. 39. Part of an Indo-Corinthian capital with seated figure of Bud- dha under acanthus-leaves. 40. Upper portion of an Indo-Corinthian capital with abacus over acanthus-leaves. In the midst of the acanthus is a seated figure of Buddha. 41. A very fine representation of the cap of a square pillar with acanthus-leaves. In the midst of the leaves is a seated figure of Buddha. 42. Part of an upper portion of the Indo-Corinthian capital. 43. Small bracket for the support of a cornice of votive stupa. 44. Fragment containing lotus flower-leaves. 45. Lintel. Diaper pattern. 46. Corner pilaster with base and cap complete. 47. Ineomplete model of a stupa in high relief eontaining seated fieures of Buddha. 48. Model of a stupa. 49. Broken brackets in the shape of Hippocentaur. No.3 re- presents 2 figures joined at the back; the male carrying a mashak on his left shoulder with a water vessel in his right hand and the other of female holding a garland. 50. Figures of elephants. 208 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. Die Bedeutung der Sculpturen. Von ALBERT GRÜNWEDEL. Die übersandten Photographien stellen Alterthümer aus der Pe- riode der sogenannten graeco-buddhistischen oder Gandhära- Kunst dar, einer Periode der indischen Alterthumskunde, welche erst seit Kurzem mehr in den Vordergrund getreten ist und noch unend- liche Aufschlüsse nicht bloss für den Verkehr Indiens mit den Län- dern des Westens, für die Geschichte des Buddhismus jener Tage verspricht, sondern deren Einflüsse wir bis in den fernsten Osten wahr- nehmen können. Der Name »graeco-buddhistisch« ist jetzt aufgegeben, da er die Vorstellung nahe legt — welche in der That von einzelnen Forschern aufgestellt wurde —, als ob unmittelbar griechischer Einfluss den abendländischen Charakter derselben veranlasst hätte: besser ist die jetzt allgemein angewandte Bezeichnung Gändhära-Periode (Gändhära ist das Adjeetivum von Gandhära), welche hergenommen ist von dem alten, auch den Griechen geläufigen Namen des Landes, in welchem der grösste Theil der Monumente sich vorfand. Das Volk der Gan- dhära (altpers. Gadärä, griech. lavöapıoı) bewohnte den ganzen Lauf les Käbul-Flusses (Kobyv und Kobns, sanskr. Kubhä) und umfasste so das ganze heutige Afridi-Gebiet und Momand, Swät (2oaoTos, Zova- oTrnvn) Bajaur, Buner u.s.w. Der Yüsufzäi-Distriet, in buddhistischer Zeit ein eigenes Königreich, Udyäna »der Garten« genannt, ein Land, welches im 6.—8. Jahrhundert in der Geschichte des Buddhismus eine hervorragende Rolle spielt, ist ebenfalls mit Monumenten der gleichen Art bedeckt. Ebenso gehörte dazu die Stadt Takshacilä und ihr Ge- biet im Räwalpindi-Distriet, ferner die Kolosse und Reste von Gemälden bei Bämiän an der alten indobaktrischen Königsstrasse. Bis nach Tur- kistän (Afrasiäb, bei Taschkent z. B.) finden wir in den dort gefun- denen Terracotten und anderen Alterthümern die Ausläufer dieser Kunst, ferner in Borazan und der Wüste Takla-Makan. ‘Die ersten Gandhära-Sceulpturen wurden vor etwas mehr als zwei Menschenaltern bekannt, aber das allgemeine Interesse wurde, wie er- wähnt, erst in der letzten Zeit wieder auf diese Gegenstände gelenkt. Den besten zusammenfassenden Bericht darüber hat jetzt Jaurs Bursess, Journal of Indian Art and Industry VIII, 1899-1900, Nr. 62, 63, 69 geliefert, so dass ich, was die Litteraturzusammenstellung betrifft, nur auf ihn zu verweisen brauche, allerdings unter besonderem Verweis auf die Litteraturzusammenstellung in Vıscext Snrmn’ vortrefflichem Aufsatz »Graeco-Roman influence on the eivilisation of Ancient India«, Te e—— A. GrÜNwEDEL u. G. Hu: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 209 Journal of the Asiatie Society of Bengal 58.1. 1589, p. 108 fl. Wie Janzs Bursess (a. a. O.) hervorhebt, sehen wir jetzt, dass wir nur Frag- mente vor uns haben, da nirgends systematisch ausgegraben wurde, ja, man nahm sich nicht einmal die Mühe, genaue Bezeichnung der Localität, wo die Funde gemacht worden waren, zu sichern: für die Museen, für einen Privatgarten sogar nalım man beliebig die best- erhaltenen Stücke aus dem Connex hinweg, stellte sie separat aus, trennte local Zusammengehöriges und vertheilte es an verschiedene Museen ohne Notiz über die Zusammengehörigkeit und liess frag- mentirte Dinge liegen, so dass unsere Materialien jetzt eine an ört- lieher und zeitlicher Herkunft völlig unsichere Masse von Stücken dar- stellen, welche rücksichtslos von überall her zusammengeschleppt worden sind. Diesen von Jaues Bureess zuerst ausgesprochenen Klagen möchte ich meinerseits noch das Folgende beifügen. Möchten sich die Hände finden, welche die zur Bearbeitung und Erklärung der Darstellungen nöthigen Texte bearbeiten. Die buddhistische Litteratur Tibets und Japans enthält massenhaft kunstgeschichtlich wiehtiges Material: ich erinnere nur an die kunstgeschichtlichen Werke im tibetischen Tan- dschur und ihre Angaben über die Proportionen der Statuen, über Malerei, über Aureole, Strahlenkränze und Mandorlen, ich erinnere ferner an die gemäldebeschreibenden Werke der nördlichen Kirche. Abgesehen von diesem positiv kunstgeschichtlichen Material ist es nöthig, dass die volksthümlichen Legenden vollständiger übersetzt, nicht bloss auszugsweise mitgetheilt werden. Denn was nützen uns Auszüge, vom Standpunkte der Litteraturgeschichte aus gemacht, den Reliefs gegenüber, welche gerade mit Vorliebe das Legendenhafte dar- stellen, ja, was Indien betrifft, vielleicht der Ausgangspunkt der Mythen- bildung mit allen möglichen sectarischen Umdeutungen geworden sind? Die ehronologische Frage war lange schwankend. Lrimser's un- möglicher Versuch einer Erklärung der antiken Stilformen durch An- gliederung der Gändhäraschule an die Zeit Alexander’s des Grossen wurde bald und ausreichend aus stilistischen Gründen von Janes FEr- @usson und Vincent Suırn widerlegt. Gelegentlich gefundene Inschriften gaben einige Daten (vergl. Viscexr Smirn’ erwähnte Abhandlung), doch stellt sich dabei eine grosse Schwierigkeit ein dadurch, dass wir nicht wissen, nach welchen Aeren gerechnet werden muss. Aus stilistischen Gründen und den letzten von Vixcent Smrrn, Senart und Bünter be- sprochenen inschriftlichen Funden war die Zeit von 100-300 n. Chr. (und etwas darüber hinaus für die Ausläufer) möglich: der neueste Fund, welehen auch James Burezss’ Journal of Indian Art and Industry VII, Nr. 69, p. 89 nach Sexarr’s Bearbeitung schon wieder mit den Seulpturen in Bezug setzt, rückt, wenn die Erklärung richtig ist, die 210 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. Dinge noch höher hinauf: danach der Beginn um 30 n. Chr. Eine Gliederung der Seulpturen nach dem Alter ist noch unmöglich. Sie ist erschwert dadurch, dass wir es mit einer offenbar handwerks- mässigen Kunst zu thun haben, welche bisweilen Vorlagen des ver- schiedensten Ursprungs, vollkommen freie, gelungene Typen mit rohen und stümperhaften, auf einer Platte vereinigt. Immerhin ist eine Ent- wickelung zu beobachten, und zwar in compositionaler Beziehung. Aus der Thatsache z. B., dass die Triaden eines Buddha mit zwei Bodhi- satvas unter einem Baldachin oder Dache, die Hauptfigur auf einer Lotusblume sitzend, neben der Lotusblume gelegentlich Anbetende oder niedrige Gottheiten sich in der späteren buddhistischen Kunst bis in den Kleinbetrieb hinein erhalten haben, während nach griechischem Muster figurenreich aufgebaute Reliefs nur ein kurzes Leben gehabt haben, möchte ich schliessen, dass sie jünger sind als andere, in denen das antike Element meist auch noch mehr überwiegt. Eine Art Maassstab giebt die Buddhagestalt ab, freilich keinen unbedingt eorreeten; denn, wenn wir auch anerkennen müssen, dass, je älter eine Figur sein mag, desto reiner die griechischen Formen sein müssen, so ist doch andererseits gerade bei dem zweifellos handwerksmässigen Be- triebe nicht ausgeschlossen, dass eine Replik einer sehr stilreinen, guten und alten Form neben völlig rohen und stilistisch verwilderten in der gleichen Schicht, ja auf demselben Relief vorkommen kann. Beachtens- werth ist die Gewandbehandlung, und gerade hier scheint die Anord- nung des Oberkleides, welehe so geschieht, dass die rechte Schulter frei bleibt, eine Eigenthümlichkeit der späteren Buddhafiguren zu sein. Vom kunstgeschichtlichen Standpunkte aus muss betont werden, dass die Gandhärakunst als Ausläufer römischer Provinzial- kunst aus dem Born dieser Periode schöpft und daraus Typen für die buddhistische Mythologie zu schaffen bemüht ist, deren Spuren wir in der indischen und ostasiatischen Kunst auch noch ferner treffen. Im Jahre 1896 gab die britische Regierung den Auftrag, «den Stüpa von Loriyän Tangai im unteren Swätthal zu exploriren. Mr. Cappy brachte den grössten Theil der Originale, welehe dabei gefunden wurden, nach Caleutta und photographirte das ganze Material, welches uns vor- liegt. Darunter sind auch Photographien von Reliefs, welche nicht nach Caleutta gelangt sind: es sind die besten Gändhäraseulpturen, welche wir überhaupt kennen: Reliefs, welche wirklich künstlerisch durehge- führt sind und von den geläufigen Schemen abweichen (vergl. die Ab- bildungen Nr. 5, 6, 7, S im Journal of Buddhist Art and Industry VII, 1900, Nr. 69, P.75 und 76 und die uns vorliegenden Photographien NEO LO): A. GrÜnweneEr u. G. Hura: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 211 Ich habe an einem anderen Orte (Handbuch der buddh. Kunst 2. Aufl. S.109ff.) auszuführen gesucht, dass wir eine Reihe schema- tischer Compositionen vor uns haben, welche immer wiederkehren mit mehr oder weniger Figuren, je nachdem der Raum oder vielleicht die Mittel es gestatteten. Im Folgenden möchte ich nun einen Theil der uns vorliegenden Photographien danach anordnen, welche Scene im Leben Buddha’s sie darstellen. Ich gehe dabei nach dem Verzeichnisse der »zwölf Haupthandlungen« Buddha’s und werde mich bemühen, publieirte Typen der betreffenden Compositionsschemen nachzuweisen. Leider kann ich dabei das Standard-Werk, nach welchem man eitiren müsste, nicht eitiren: die » Ancient Monuments of India«, weil dieselben in Berlin nicht vorhanden sind. 1.-—2. Der Bodhisatva steigt vom Himmel herab. Er geht in den Leib seiner Mutter ein. Mäyä’s Traum: ein Elephant kommt vom Himmel herab und nähert sich der Schlafenden. Die Gän- dhära-Darstellung ist dieselbe, wie zu Bharhut und Säntschi, nur ist der Elephant von einem Prabhämandala umgeben. Verel. A. Cunnınenam, Bharhut Pl. XXVII: J. Fereusson, Tree and serpent worship Pl. XXXIH (145): die Photographien 34, 44. 3. Er wird geboren. Der Bodhisatva tritt als Kind aus der reehten Hüfte seiner Mutter, während sie nach einem Zweige greift. Die Götter empfangen ihn. Core, Preservation of National Monuments India, Yüsufzäi-Distr. ıı (Fragment: zwei Frauen von ders. Comp.), 10, 2: »Handbuch« 2. Aufl. 125: Journ. of Indian Art and Industry = JIAI. Nr. 69, 75 (Mäyä und Zofe ohne Kopf), ebenda Nr.62, Pl. 5,2; Pl. 10, 1. Hierzu: die rhotos: 15 (publ. JIAT. VII, "Nr. 69, S.75, Fig. %), 19 (publ. ebenda S.75, Fig. 5), 20, 21 (sehr zerstört), 35, Dı7, D5. Das Kind macht nach jeder Himmelsgegend sieben Schritte und ruft ein Udäna aus: JIAI. Nr.69, 76: hierzu die Photos 15, 16, Dı7 (zum Theil »Folgescene« der vorigen Darstellung). Das Kind wird gebadet. Die Götter und die Nägas baden es: JIAI. N260..70, Nr. @2.3Pl.10.,2. Hierzu die Photos: 17, 22, 35. Heimkehr mit dem Kinde Phot. 34. Der Brähmana Asita und das Kind: Gemälde in Ajantä bei Grırririt, Ajantä 1, Cave XVI, 45 (in der Ecke). Hierzu: 20; 34. 4.—-5. Er zeichnet sieh dureh alle möglichen Künste aus. Er wird verheirathet. Der Bodhisatva als Bogenschütze Phot. 34. Der Bodhisatva im Harem Phot. 21. 212 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. 6. Er verlässt sein Haus. a) Er erwacht. 5) Er verlässt seine schlafende Frau. »Handbuch« 2. Aufl. 121, JIAI. Nr. 62, Pl.ı2,ı. Hierzu: 27, DS. Die Scene des Erwachens Dı9. Im Verzeichniss nieht ganz richtig er- klärt: Siddhärtha liegt auf dem Lager, und die Prinzessin sitzt zu seinen Füssen, wie auf dem eitirten Bilde im »Handbuch« (oberstes Feld). c) Das Ross Kanthaka verneigt sich vor dem Bodhisatva: Photos: 20, 36, 44. d) Der Bodhisatva reitet durch das von einer Gottheit geöffnete Thor. Compositionen von vorn gesehen: JIAI. Nr. 63, Pl.19, ı: Handbuch 2. Aufl. 97, Bursess, Amarävati and Jaggayyapeta Sı (kürzeste Form). Hierzu die Photos: 33, 35, 39, (Bodhisatva fehlt) D6, DS: von der Seite gesehen: JIAI. Nr: 62,.Pl:13, 2;: Nr.63, Pl..,22, 1: Hierzu'die Photos432% (publ. JIAI VII. Nr. 69, S.76), 22, 36, 39, 44 (vergl. meine Abhandlung im »Globus« 1899, 18. März, S. 169). 7.-8. Er lebt als Büsser. Überwindet den Satan (Mära). Mära’s Heer greift den Bodhisatva an. Handb. 2. Aufl. 95. JIAI. Nr. 62. Pl.5, 2. Kürzeste Form: Buddha in der Mitte, rechts und links je ein Mann mit Schwert. Doch giebt es auch sehr reiche phantastische Compositionen. Hierzu die Photos 36, 39. D5 (ganz kurz), D1r4. Auf 39 sehen wir ein reich belebtes Relief Kämpfender, vorn erscheint ein besehämt zurück weichender Führer: Mära, dessen Daemonenheer ver- gebens gegen den Buddha ankämpft. Die gegen Buddha ansprengenden Daemonen reiten zum Theil auf Raubthieren. Eine abgekürzte Replik dieser Darstellung zeigt Nr.ı4 (Dıqa). Mära’s Krieger, vielleicht er selbst kämpfen gegen Buddha an: im Hintergrunde sehen wir zwei zer- störte Daemonenfiguren: ein Elephantenköpfiger mit einem Speer, ein An- derer, mit einem menschlichen Gesiehte auf dem Bauche, lässt ein Schwert sinken, welches einen Pferdekopf als Griff hat. Über diese Figur vergl. Grerritu, The paintings in the Buddhist Cave-temples of Ajantä, London 1896, Cave I. S Wall-Painting X. wo ebenfalls ein Tigerreiter vorkommt. Noch mehr ist die Darstellung abgekürzt auf dem kleinen Fragment auf Plot. 40 links oben: zwei Krieger dringen auf Buddha ein, zwei stürzen zu seinen Füssen nieder. 9-10. Er wurde Buddha und wirkte als Buddha (»he ran his religious race«): In diese Gruppe gehören eine Menge Reliefs, über welehe am besten Globus 18. März 1899 8.172 ff., in englischer Übersetzung JIAI. VII, 1900, Nr. 69, p.90 zu vergleichen ist. Ich wähle hier nur einige aus: a) Die Predigt im Gazellenhaine von Benares: JIAL Nr. 62, Pl. 10, 5: Nr.69, p.78 die Photos: 23, Dı5. A. GrÜnweDEL u. G. Huwn: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 213 b) Buddha und ein alter Brähmana: Core, Preservation u.s.w. Pl. IX, Veröffentlichungen aus dem Königl. Museum für Völkerkunde V, 8.7: Phot. 17. Nahe verwandt damit die Käcyapa-Legende: JIAI. Nr. 69 p- 87: Phot. 34. c) Buddha in Indracailaguhä JIAI. Nr. 62, 6: Nr. 69 p- 77. Hierzu Phot. 29. Vergl. Tu. Broch, Buddha worshipped by Indra PASB. 1898, 186-189. d) Buddha und die Nägas, zur Sache vergl. Globus 18. März 1900, S. 171 ff. Abgebildet: JIAI.Nr. 69, p. 84. Con, Preservation u.s.w. Pl.8, hierzu: 33, 39, 37 (publ. JIAI. Nr. 69, p. 84, Fig. 27), 40 mit Altar JIAI. Nr.69 So; Handb. 2. Aufl. 102, Veröffent- lichungen aus dem Königl. Museum für Völkerkunde V, S. 131. Hierzu Phot. 38. Das Relief in der Mitte von Phot. 37 ist eine fein dargestellte Replik des oft dargestellten Vorganges, vergl. J. Burszss a.a.O. Fig. 27. Eine andere, aber leider sehr zerstörte rechte Hälfte zeigt die Photo- graphie 59: im Hintergrunde sehen wir Vajrapäni in Action treten, wie auf dem eitirten Relief bei Core. Dieselbe Photographie 39 enthält aber noch ein Fragment eines anderen Reliefs mit derselben Darstellung (das kleine Stück in der Mitte mit der Zebu-Säule zur Seite). Da schlägt Vajrapäni mit dem Donnerkeil auf Nägas los, von denen einer sein Schwert(!) zieht. Was uns aber auf Nr. 37 besonders interessirt, ist die hinter dem Buddha schwebende Nike, deren rechte Hand leider ab- gebrochen ist: wahrscheinlich warf sie Blumen nach Buddha. Ihr Kopfputz (Ohrpflöcke u. s. w.) ist indisch, ihre Tracht aber rein grie- chisceh. Sie hat dieselbe Position, wie die Nike auf dem Relief auf Taf. IV der Marepiaast no 'apxeoaorin Pocein 13 AaBaeNBle HMMEPATOPEROW APXEOAOFHYECKOIO KOMMHCCIEIO, St. Petersburg 1892 (Materialien zur Archaeologie Russlands, herausgegeben von der Kaiserl. Archaeolog. Commission). Ich erwähne gerade dieses Elfenbeinrelief, weil die darauf dargestellte Figur eines siegreichen Kaisers zweifellos die Vorlage zu dem Ausritt des Bodhisatva gewesen ist (vergl. Globus 18. März 1899, S. 169 ff.). Darstellung des Dipamkara-Jätaka vergl. Journal of Indian Art and. Industry N.62, Pl.6; Pl.ı1, 1,.2.. Hierzu Phot. D 7. Buddha bändigt den wüthenden Elephanten Nälagiri (vergl. Corr, Preservation u.s.w. 30, Veröffentliehungen aus dem Königl. Museum für Völkerkunde V, ı31 (93), Journal of Indian Art and Industry Nr. 62, Pl. 74,2. V rHienzut Phot. 35. 11.-12. Buddha geht in’s Nirväna (Parinirväna) ein, seine Reliquien werden nach Verbrennung des Leichnams ver- theilt. Das Parinirväna ist eine ungemein beliebte weitverbreitete Composition (vergl. Handbuch 2. Aufl. rır ff... Weitere Abbildungen Core, Preservation u.s.w. 16,17, 22: Journal of Indian Art and In- dustry Nr.62, Pl.ı3,5. 214 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. Februar. Hierzu die Photos: 30, 31 (publ. JIAI Nr. 69, p.73). 32 (ebenda S. 74), D5, Dız: manchmal ist nur Buddha auf einem Ruhebette dar- gestellt, manchmal aber eine ganze Reihe von Figuren, welche Janrs Bursess im Journ. of I. A. u. s.w. Nr. 69 auf”s Neue eingehend be- schreibt. Phot. 30 bietet die umfangreichste Darstellung, welche wir bis jetzt davon kennen. Nichts wäre für archaeologische Zwecke erwünschter als die Übersetzung des japanischen Textes, welcher das Parinirväna ge- nau beschreibt. Denn obwohl noch viel reicher in den Einzelheiten aus- gestattet, als selbst unser Relief (30), würde doch bei der Güte der japanischen Tradition genug Wissenswerthes für den figürlichen Theil des Bildes sich ergeben. Die Erklärung der einzelnen um das Bett des Sterbenden stehenden Gestalten ist ungemein schwierig. Unser einziges Mittel ist die Vergleichung aller Repliken unter Heranziehung der Texte, welehe Buddha’s Parinirväna beschreiben. Ich will mich auch hier nicht darauf einlassen, da eine solche Untersuchung uns zu weit führen würde, und nur auf einige Neuigkeiten aufmerksam machen. Das sind in erster Linie die schon von James Burgess bemerkten Baum- göttinnen in den Kronen der Atlas-Bäume neben Buddha’s Lager und der nackte Mann, welcher, ein paar Kleiderlappen in der Hand haltend, immer (vergl. JIAI. Nr. 69, p. 74. Nr. 2 und 3) im Gespräch mit einem alten Mönch begriffen ist. welcher einen langen Stab in der Hand hält. Ich enthalte mich jeder Hypothese aus den oben erwähnten Gründen. Eine dritte Merkwürdigkeit — ebenfalls schon von Jamzs Bureess beachtet — ist eine kleine Buddhafigur, welche unmittelbar neben dem Bette in meditirender Pose sitzt. eine Figur. welche innerhalb der späteren Darstellungen des Parinirväna eine ge- wisse Dauerhaftigkeit erlangte. bis sie — um diesen Ausdruck zu gebrauchen — ihre Eigenart einbüsste und unter den Leidtragenden verschwand. Der Umstand, dass der Meditirende bisweilen (Phot. 32, publ. JIAI. VIII, Nr. 69, p. 74. Fig. 2) halb unter dem Oberkleid versteekt dargestellt wurde, mag wohl den Anlass dazu gegeben haben, dass die Figur als Trauernder aufgefasst wurde. Wenn, wie Fovcner zuerst mit Emphase betont hat, die Gändhäraseulpturen der Mahäyänaschule ange- hören. so könnten wir. was diesen meditirenden Mönch betrifft, eine Vermuthung wagen, die ganz im Sinne dieser Schule wäre. Nach dem Mahäparinibbänasutta (um sogar noch einen Päli-Text zu eitiren) durch- eilt der Geist — wenn dieser Ausdruck gebraucht werden darf — des Sterbenden noch die letzten Stufen des Dhyäna, bevor er nach seinem physischen Tode in's Parinirväna eingeht. Die Lehre von den drei Kör- pern eines Buddha, welche die Mahäyänadoetrin bekanntlich aufgestellt hat. könnte den Gedanken nahe legen. dass wir auf dem Relief eine Wiederholung der Figur des Buddha suchen dürfen in seiner medi- A. GrÜNnwEDEL u. G. Huım: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 215 tativren Form. Wir hätten ferner vom künstlerischen Standpunkt eine Parallele zu den Reliefs der Geburt. in welchen neben dem aus der Seite der Mäyä springenden Buddha noch einmal das Kind dargestellt ist, wie es die berühmten sieben Schritte nach jeder Himmelsgegend macht (vergl. JIAI. VIII, Nr. 69, p. 75, 4). Eine andere Bemerkung bezieht sich auf den über dem eigent- lichen Relief befindlichen Streifen. Er ist ungewöhnlich interessant durch die Darstellung von vier Drachenreitern: zwei auf jeder Seite, mit dem Körper je nach der Mitte gewendet. Die Bildung des Drachen ist nun ganz neu: so häufig sonst drachenähnliche Gebilde auf den Reliefs von Gandhära sind, so haben sie, soweit ich sehe, alle nur Fischschwänze. Der uns hier begegnende Typus ist der vierfüssige, also genau derjenige, welcher uns als der chinesische Drache bekannt ist: langer Leib mit vier deutlichen Füssen, zackigen Flügeln, langem Hals und Hörnern auf der Stirn. Dazu kommt, dass die zwei vorderen Drachenfiguren einen geschliffenen Edelstein im Rachen halten. Gerade diese Mittelgruppe nämlich ist ein in Ost- asien viel verbreitetes und viel verwendetes Motiv, besonders ist das von den Drachen gehaltene Juwel, der geschliffene Stein — der so- genannte »Drachenspeichel« — in den modernen Darstellungen unendlich varüirt. Zunächst dürfte unser Relief den Drachentypus aus persischer Quelle haben. Denn auch die Reliefs auf dem Grabe des Wu-liang", welche ebenfalls Drachendarstellungen zeigen, zeigen trotz der gegen- theiligen Ansicht der Sinologen zweifellos persische Stilformen. Dass das stilistisch so ausgeprägte Geschöpf des chinesischen Drachen ein Produet der phantasielosen Chinesen sein soll. war mir immer räthsel- haft: indess will ich mit der hier skizzirten Bemerkung nichts Ab- schliessendes gesagt, sondern nur auf die merkwürdige ungewöhnliche Darstellung hingewiesen haben. Drachenreiter kommen auch weiterhin in der indischen Kunst vor. In Mathurä z. B. sind Reliefs gefunden worden mit reichen Compositionen, welche am stärksten von allen indischen Reliefs die Beeinflussung der Gandhärakunst zeigen (vergl. Epigraphia Indica II, 314, 320). Auf einem dieser Reliefs, welehe nicht buddhistiseh sind, sondern der Jaina-Religion angehören, sehen wir Reiter von Seelöwen und Drachen: und wenn auch die letzteren bezüglich der mporoun des Thieres eine gewisse Ähnlichkeit mit unseren Drachen haben, so fehlen ihnen doch die Hörner, und der Unterkörper ist nach grie- chischer Art ein Fischsehwanz. Phot. 32 (publ. in JIAI. VII, 1900, Nr. 69, p. 74, Fig. 2). Dieses ungemein belebte Relief, welches ebenfalls das Parinirväna des Buddha ! Cuavanses, La seulpture en Chine au siecle des Han. 216 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 14. Februar. (darstellt, scheint nach sorgfältiger Vergleichung der Photographie von der- selben Hand gearbeitet zu sein, wie das Relief, welches das auf Buddha einstürmende Heer Mära’s vorstellt (vergl. »Handbuch«, 2. Aufl., S. 95). Zum Schlusse noch einige Kleinigkeiten. Auf Phot. 37 (publ. JIAI. VIII Nr.69, S.84, Fig. 27) und 38 sind in den Seitenleisten be- sonders interessante nackte Knabenfiguren, die ralyvıa, über welche ich noch auf Vıxcent Samern’ vorzügliche Abhandlung im Journal of the Asiatie Society of Bengal 58, 1, 1839 verweisen möchte. Auf Nr. 38 sehen wir nämlich bereits ein Motiv, welches später in der decorativen Plastik bis in die Kleinkunst hinein (Elfenbeinscehnitzereien besonders im Dekhan und Ceylon) eine Rolle spielt: es ist dies die Darstellung zweier oder mehrerer Figuren mit gemeinsamen Gliedern. Wie die guirlandentragenden ralyvia-Gruppen aber später als Erwachsene auf- gefasst wurden (Handbuch, 2. Aufl. 130 ff.), so geschah es auch bei (liesen Figuren, welche paarig in den Seitenstreifen stehen. Sie wurden später als Frau und Mann aufgefasst und wurden so, für Indien charakte- ristisch genug, die Basis erotisch entarteter Gruppen. Phot. 42 zeigt uns die stark zerstörte Darstellung eines Sonnen- gottes (Sürya) (vergl. zur Sache A. E. Canpy, On two unrecorded Seulptures in the Ananta Cave, Journ. of the Asiatie Society of Bengal 65, 1, 3, 272 ff). Schon früher hatte Cunxıwenan auf die Übertragung des antiken Heliosmotivs hingewiesen (vergl. Archsological Survey of India II, PI.XXVH u. p.97: vergl. auch Räjendralälamitra Buddha- gaya Pl.L). Es ist aber zu beachten, dass die Photographie 42 unter den Pferden die Gigantentypen zeigt, welche ich bei Gelegenheit der Besprechung des Abhinishkramana des Bodhisatva (Handbuch 2. Aufl., S. 99) eingehend besprochen habe. Bezüglich der Blätterschürzen der Kentauren (Phot. 45) möchte ich auf die schon einmal eitirte Abbildung eines Jaina-Reliefs in den Epigraphia Indiea Vol.II, 314, verweisen, wo ebensolehe Kentauren in den Eeken der Reliefs auftreten. Es dürften diese Blätterschürzen im Anschluss an Blätterkleider der indischen Aboriginer stilistisch verwilderte Gewandfalten sein (Panzerstreifen u. dergl., vergl. Journal of Indian Art VII, Nr.63, Pl. ı7, 1); vergl. Phot. D 49/°. Zu Rän Sıscu’s Liste einige Verbesserungen: D 36 ist Vajrapäni statt Devadatta zu lesen, ebenso D 7, ıı, 15. Das untere Feld stellt nach James Bureess das Dipamkarajätaka dar, nicht »a female is ad- dressing three monks«, sondern Vajrapäni; D6 nicht »when he en- countered one of the four predietive signs« — eine Scene, welche in der Gandhärakunst überhaupt nicht nachweisbar ist —, sondern das Mahäbhinishkramana mit der »Erde« unter dem Pferde. A. GrÜnweDEL u. G. Hurra: Alterthümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 217 Der zweite Theil der Photographiensammlung sind nun die Re- produetionen von Inschriften. Ich habe zu den von Senarr u. A. publi- eirten Schriften — die Citate sind der Liste beigefügt — nichts bei- zusetzen als die Thatsache, dass die Photographien viel schärfer sind als die publieirten Tafeln. In noch höherem Maasse ist dies der Fall bei den scheinbar türkischen Inschriften oder sogenannten Jenissei- Inschriften. Da ist eine Entzifferung nach den Reproductionen ohne Zuziehung der Photographien überhaupt unmöglich. Vergl. Aurrr Stemw, Notes on new inscriptions discovered by M. Draxe JASB. 67, 1898, ı ff.: Sur l’expedition du M. Drase et les stupas dans la vallee du Swät. JAs. Ser. IX, T. XI, p.315: SENART, Notes d’Epigraphie Indienne V. Zum Schlusse kann ich nieht umhin, auf die grosse Bedeutung dieser Kunstentwiekelung für die Geschichte der ostasiatischen Kunst hinzuweisen. Ein besonders interessantes Datum giebt uns F. Hırra, Über fremde Einflüsse in der ehinesischen Kunst, Jahresbericht der Geogr. Ges. in München, 1596, S.259 (auch Sep. S.46), indem er erwähnt, dass baktrische Maler an den chinesischen Hof (im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts) gelangt sind und dass ihre Schule von da aus sich über Korea und Japan verbreitet habe. Es ist nun merk- würdig, dass ein Japaner, welcher vor einigen Jahren in der damaligen Hauptstadt Ch’ang-an-fu war, thatsächlich dort Reliefs entdeckt hat. welche stilistisch den Gandhära-Reliefs nahe stehen, am nächsten den Reliefs aus Loriyän Tangai Phot. ı2, 13 (vergl. z. B. F. Mürzer, Chang- an-fu [noch nieht gedruckt]). In diesem Zusammenhang ist es ferner angezeigt, an die Gemälde der von Hrn. Kremenz im Auftrage der Kais. russ. Akademie entdeckten Höhlentempel zu Turfan zu erinnern. da unter den mannigfachen Stilformen dieser Gemälde auch die Bodhi- satvadarstellungen im Stil der Gandhära-Periode vorkommen. In Jaues Bursess’ Abhandlung. Journ. of Indian Art and Industry VIH, 1900. Nr. 69, sind die folgenden Photographien aus der vorlie- genden Serie bereits publieirt: 6 p. 83, Fig. 24;- 11 p. 83, Fig. 25: 42%P.62,1819:5243p.82, Eig.23; 15 p.75, Fig.4:16 9.76, Fig.6und7; aa Kies por ke 2727418 D.,70,.218)9; 199.75. Fig. 5, Px87,Rie.132:123, 9978, Rir’12 5259.84, Rig.26;. 289.77, Fig:ır; SD IE ITEHDNSSRIEN 19, PI87, ns Ba. mer, Big. 37 BeSAz Rip 27:7 47092589, Big. 37, 9.87, Fie.34; 43 p.88, Fig. 35; y Sitzungsberichte 1901. 17 218 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. Februar. Die Entzifferung der Mahaban Inschriften. Von Geore Hurmn. Vorläufige Mittheilung. Die der Akademie übersandten Inschriften aus dem Swat-Gebiete sind in mehreren unbekannten Schriftarten verfasst. deren einstweilige Gruppirung SENART' und Stein” vorgenommen haben. Die Hauptgruppe, die sog. Mahaban-Insehriften. habe ich trotz der von diesen beiden Gelehrten? gekennzeichneten mannigfaltigen grossen Schwierigkeiten. die sich einer Entzifferung entgegenstellten — Fehlen einer Bilingue: geringe Anzahl der »in situ« gefundenen Inschriften und in Folge dessen meist Unsicherheit. wo Kopf und Fuss dieser Denkmäler; Un- gewissheit bezüglich der Richtung der Schrift u. A.m. —., einer Unter- suchung unterzogen, indem ich dabei von «der zuerst von Levı und Cnavannes’ als bedeutsam hervorgehobenen.’ dann auch von Bünter® und Sreis” bestätigten Ähnlichkeit des Grundeharakters und einzelner Zeichen der Schrift mit denen der Orchon-Inschriften und von der von denselben Forschern“ ausgesprochenen Vermuthung. dass die Sprache türkisch sei. ausging. Meine Untersuchung hat zur Entziffe- rung der Schrift und — bis jetzt — zur Übersetzung einer erösseren Anzahl dieser Inschriften geführt und folgende That- sachen dargethan: ! Notes d’epigraphie indienne, par M.E. Senarr, 5° faseieule, Paris 1895, p- 16-18 (Separat-Abdruck aus dem Journal Asiatique pour 1894). ® Notes on new inseriptions discovered by Major Drane, by M. A. Sreın (part I) p- 7-12 (reprinted from the Journal of the Asiatie Society of Bengal, vol. LXVII, part Il, no.r, 1898). ® SENART, a.a.0. p. 11-16. 18— 23; Stein, a.a.0. p.3. 12. 19. Ferner: Notes on inseriptions from Udyäna, presented by Major Deane; by M. A. Sreıw, Journal of the Royal Asiatie Society, 1899, p. 897. E * Litineraire d’Ou-K’ong. par M.M.Syrvaı Levi et Ev. Cnavannes, Paris 1895, P- 43-45 (Separat-Abdruck aus dem Journal Asiatique, 1895, septembre-octobre). 5 Senarr® und Bünzer!" hielten die von ihnen zuerst gesehene Ähnlichkeit einiger Zeichen mit den Orchon-Charakteren für rein zufällig, was sehr begreiflich, da ihnen das erst von Levı und Unavannes entdeckte bestätigende historische Docu- ınent, Ou-K’ong's Reisebericht, nicht bekannt war. ° On the Origin of the Indian Brähma Alphabet, by Geors Bünrer. Second revised edition of Indian Studies, Nr. III, Strassburg 1898, preface, p. IV, n.r. ° Sıeıy, Notes on new inseriptions discovered by Major Deane, p.ı3 und 14. 5 Levi und Cuavannes, a.a.0. p.44 und 45; Bünrer, a.a.0.; Stein, a.2.0. p. 14. ° SENART, a.2.0. p. 19. 1° Bünter, 1. Auflage von »On the Origin of tlie Indian Brähma Alphabet«, Wien 1895, p. 88 und 89. m A. GrÜNWEDEL u. G. Hurn: Altertliümer a. d. Malakand- u. Swat-Gegend. 219 I. Jene beiden Vermuthungen der genannten Gelehrten bezüglich der Schrift und Sprache bestätigen sich. I. Andererseits weist die Schrift in vielen Beziehungen eine sehr weitgehende Verschiedenheit von der der Orchon- und Jenissei-In- schriften auf: nämlich: 1. Es zeigen viele Charaktere ausserordentlich starke Abweichungen von den entsprechenden Sehriftzeichen der Orchon - und Jenissei-Denk- mäler. 2. In den Orehon -Inschriften haben die meisten Consonanten zwei verschiedene Zeichen. je nachdem sie in Verbindung mit harten oder mit weichen Vocalen auftreten. Diese Scheidung ist in den Jenissei- Inschriften weniger streng durchgeführt. In den Swat-Inscehriften nun ist die Vertauschung der beiden Zeichen noch häufiger, ja von manchen in den Orchon- und Jenissei-Denkmälern durch zwei Charaktere ver- tretenen Consonanten findet sich hier überhaupt nur ein Zeichen. 3. In den Swat-Inschriften kommen — ausser den in den Orchon- und Jenissei-Denkmälern auftretenden Verbindungen von Consonanten- Zeichen — noch mehrere andere vor. darunter auch solche. bei denen zwischen den Consonanten ein Vocal zu ergänzen ist. 4. Die Vocale — abgesehen von o und «x — werden fast nie bezeichnet. Auch in dieser Beziehung gehen also die Swat-Inschriften noch weiter als die Jenissei-Denkmäler, in denen die Fortlassung der Vocalbezeiehnung viel häufiger ist als in den Orchon-Insehriften. 5. Der Worttrenner fehlt gänzlich. 6. Die Sehrift läuft — wenigstens in allen von mir untersuchten Insehriften — von links nach rechts: sehr wahrscheinlich wird sich lies auch bei sämmtlichen übrigen Mahaban - Inschriften herausstellen. In «den Jenissei-Inschriften dagegen läuft die Schrift fast stets, in den Orchon-Denkmälern sogar durchweg von rechts nach links. Also auch in dieser Beziehung gehen die Swat-Denkmäler weiter als die Jenissei- Inschriften. UI. Die Sprache ist mit dem alttürkischen Dialekt der Orchon- und Jenissei-Inschriften nahe verwandt. doch nicht identisch. IV. Die von mir übersetzten — und ebenso höchst wahrschein- lich auch alle übrigen — Denkmäler der Mahaban-Gruppe enthalten (Grabinsehriften in Form von mehr oder minder ausführlichen Lob- reden auf die Vorzüge und Fähigkeiten «des Verstorbenen. Die am Schlusse der Erforschung der Mahaban-Schrift anzustellende Untersuchung, ob (dieselbe jünger oder älter als die Orchon- und Je- nissei-Charaktere sei — im Zusammenhang mit dem Problem des Ur- sprungs dieser ganzen Schriftgattung überhaupt, sowie mit «der jenes 220 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. Februar. türkische Volk betreffenden historischen Frage —, würde sicherlich ebensowohl für die central-asiatische, als für die iranische und in- dische Forschung überaus wichtige Ergebnisse liefern. Die Frage, ob die Inschriften mit den buddhistischen Seulpturen in irgend welchem Zusammenhang stehen, kann ich, da meine Unter- suchung noch lange nieht abgeschlossen ist, jetzt noch nicht endgültig entscheiden: die von mir bis jetzt übersetzten Inschriften zeigen jeden- falls keinerlei deutliche Spuren des Buddhismus, dagegen un- verkennbare Einflüsse des Islams und des Araberthums, wie las mehrmalige Vorkommen des Namens Allah, sowie nicht weniger arabischer Lehnwörter, namentlich solcher, die auch in andere — zu- mal östliche — türkische Dialekte Eingang gefunden haben, beweist: wie äsil (asvıl) 'vortrefflich" — adbıl "gerecht' — asik (asork) "Liebe, liebe- voll’ — amäl Arbeit, Handlung’ — ädäb 'Gesittung® — akvıl "Verstand. Auch die Untersuchung dieser religionsgeschichtlichen Frage muss ich mir für später vorbehalten. Ausgegeben am 21. Februar. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN ; AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. X. XI Xu. 21. 28. Fegruar 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. sl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $2. ; l. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den-Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gube des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. . $8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf Verona ; Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 3 11. ) TER 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruekten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei x Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitigdemredigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. 828. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direot bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende \ Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nieht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. ? [Aus Stat. $al, 2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 8.29. 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. 3 Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: .die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, ” ” ” ” ” “ Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach F, erigstellung des Registers. Für diese wie | 1 | ! . Bi 1 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER X. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. Februar. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Coxze las: »Über die Ergebnisse der im Herbst v.J. vom archaeologischen Institute durch Hrn. Dörrrern und ihn ausgeführten Untersuchungen in Pergamon«. (Erscheint später, z. Th.) 2. Hr. v. Bezorp legt vor und bespricht eine Abhandlung des Hrn. E. Gorvsteim: »Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen«. be} Die mittels der Kathodenstrahlen zu erzeugenden Färbungen von Salzen lassen sich an zahlreichen, bisher farblos gebliebenen Substanzen hervorrufen, wenn die letzteren vor der Bestrahlung einer starken Erhitzung ausgesetzt waren. Es wird versucht, diese Farbenwirkung, sowie eine Reihe anderer Effekte der Kathodenstrahlen, Röntgenstrahlen und Radiumstrahlen auf die Wirkung ultravioletten Lichtes zurück- zuführen. Die Akademie hat das auswärtige Mitglied ihrer physikalisch- mathematischen Classe Hrn. Max vox PETTENkOFER in München am ı0. Februar durch den Tod verloren. Sitzungsberichte 1901. 18 Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen. Von Prof. Dr. E. GoLDsTEIN. Vorseleet von Hrn. von Bzzorn. o- o Vor einigen Jahren habe ich Färbungen beschrieben'. welche gewisse Salze nach der Einwirkung der Kathodenstrahlen zeigen, und sie als Nachfarben bezeichnet.” Die damalige Arbeit konnte nur Nachfarben aus der Gruppe der Alkalisalze aufführen. Inzwischen ist es mir durch ein einfaches Mittel gelungen, theils Alkalisalze, die früher noch farblos zeblieben waren, theils zahlreiche Substanzen aus anderen Gruppen in den Kathodenstrahlen zu färben. Das Mittel besteht darin, die Sub- stanzen vor der Bestrahlung einer hohen Temperatur auszusetzen. Die benutzten Salze wurden geschmolzen, nach dem Erstarren gekörnt, in die vorher getrocknete Entladungsröhre gebracht und in ihr bestrahlt. nachdem sie wieder gewöhnliche Temperatur angenommen hatten. Nicht schmelzbare Substanzen wurden im Platintiegel — zu Vergleichs- zwecken bisweilen auch im Porzellantiegel — über dem Glasgebläse ge- elüht. Die Entladungsröhren hatten die einer von mir schon früher” be- ! Gorpswein, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1894 S. 937. ® In der über das Wesen dieser Färbungen entstandenen Discussion scheint die Ilypothese von E. Wırpemann und G.Ü. Scnamr, dass es sich um Subchloride, Subbro- mide u.s.w. handle, vielen Physikern durch die gleichzeitige Behauptung plausibel ge- worden zu sein, dass die Lösung der farbigen Salze alkalisch reagire. In zahlreichen Versuchen zur Prüfung dieser Angabe habe ich bei Verwendung reiner Materialien nie- ınals eine Spur alkalischer Reaction erhalten. Eine schwache Andeutung von Alkalität, die ein einziges Mal auftrat, hatte ihren Grund darin, dass das zur Lösung in diesem Falle benutzte destillirte Wasser das gläserne Aufbewahrunesgefäss angegriffen hatte. Auch Apesc (Wien. Ann. Bd.62) hat nur neutrale Reactionen erhalten. — So sehr die Erschei- nungen der grossentheils stark lichtempfindlichen Nachfarben äusserlich an das Verhalten der lichtempfindlichen Silbersalze erinnern und daher zu einer chemischen Erklärung anregen, ist es mir doch bisher nicht gelungen, einen stichhaltigen Beweis für eine chemische Umänderung bei der Entstehung der Nachfarben zu’ erhalten. Die Frage, ob nicht bloss eine physikalische Allotropie vorliegt, bleibt daher weiter eine offene. ®° Gorpsrein, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1900 S. 819. E. Gorvsrein: Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen. 223 nutzten Form sehr Ähnliche Gestalt Fig. ı. Das horizontale Absaugrohr a war in einem an der Pumpe befestigten Schliff drehbar. Das zu unter- suchende Salz kann daher, wenn es nicht ruhend den Strahlen der Kathodenscheibe K ausgesetzt werden soll, mittels Hin- und Her- neigens der Röhre beliebig oft durch die Kathodenstrahlen gleitend hindurehgeführt werden. Die Untersuchung, über die hier in Kürze berichtet werden soll, ergab. dass die erzeugten Nachfarben in zwei Ulassen von verschie- denem Verhalten zu scheiden sind. Eine und dieselbe Substanz kann Nachfarben aus beiden Classen annehmen. Die Nachfarben. die ich der ersten Classe zurechne, entstehen schon «durch sehr kurz dauernde Einwirkung der Kathodenstrahlen auf Salze von gewöhnlicher Temperatur, schon dureh einen einzigen Öffnungs- schlag des Induetoriums. Analog wird schon bei einmaligem Durch- stürzen «(er Salzmasse durch die Kathodenstrahlen jedes Salzkorn an der von den Strahlen getroffenen Seite gefärbt. Bei ruhendem Salz entsteht die Nachfarbe in dem ganzen von den Kathodenstrahlen ge- troffenen Bezirk B (Fig. ı). Beispiele für diese Farbenclasse sind unter den schon bekannten Nachfarben die violette Farbe des Chlorkaliums, die blaue des Bromkaliums, die braungelbe des Chlornatriums. Ferner ge- hören hierher die weiterhin aufgeführten Nachfarben der geschmolzenen oder geglühten Substanzen, die vor der Bestrahlung wieder auf ge- wöhnliche Temperatur abgekühlt wurden. Der grösste Theil dieser Nachfarben zeigt sehr hohe Liehtempfindlichkeit, vermöge deren die farbigen Substanzen am Tageslicht in relativ kurzer Zeit wieder in die weisse ursprüngliche Substanz zurückgehen. Je schneller die Fär- bung durch Belichtung verschwindet, «desto leichter lässt sie sich auch dureh Erhitzung beseitigen. Die Nachfarben der zweiten Classe entstehen nur an während der Bestrahlung stark erhitzten Substanzen. Durch Hin- und Herstürzen der Substanzen. bei dem jedes Theilchen nur einen Augenblick der 18* 224 Gesammtsitzung vom 21. Februar, Bestrahlung unterliegt, lassen sie sieh nicht erzeugen, sondern vor- läufig nur an ruhender Substanz. Die erforderliche starke Erhitzung der letzteren kann entweder durch Condensation von Kathodenstrahlen auf einen engen Bezirk (z.B. von etwa 1°” Durchmesser) oder durch äussere Erhitzung (Bunsenflamme) bewirkt werden. Im ersten Falle bilden diese Farben sich dann auch nur in dem engen Bezirk, den das eondensirte Strahlenbündel trifft, dagegen bei äusserer Erhitzung des gesammten Bestrahlungsfeldes Bin der ganzen Ausdehnung des letzteren. Die Lichtempfindlichkeit dieser Nachfarben ist nicht Null, aber sehr gering: sie wird in manchen Fällen erst nach einer monatelangen starken Belichtung deutlich, während zahlreiche Nachfarben der ersten Classe in diffuser Belichtung sich schon in Bruchtheilen der Minute er- heblich ändern. — Durch eine Erhitzung, die ihre Entstehungstempe- 'atur übersteigt, können auch die Nachfarben der zweiten Ulasse wieder beseitigt werden. Die erforderlichen Temperaturen sind im Allgemeinen sehr beträchtlich höher als die zur Beseitigung der Farben erster Classe hinreichenden. Sie können schon mittels der condensirten Kathoden- strahlen bei längerer Bestrahlungsdauer erreicht werden. Deshalb bleibt oder wird der innerste. heisseste Theil des von den Farben zweiter Ulasse eingenommenen Bezirks häufig farblos. Es sei nun gestattet, einige Beispiele der durch vorgängiges Schmelzen bez. Glühen neu erzielten Nachfarben anzuführen. Die Zeichen F, und F, mögen dabei als Abkürzung für die Bezeichnungen »Nachfarbe erster Classe« bez. »Nachfarbe zweiter Classe« dienen. Kaliumsulfat: F, kräftig grün, stark licehtempfindlich: Anfangs mit eelbliehgrauem Schleier, der nach kurzer Tagesbelichtung verschwindet. F, dunkelgrünblau. Natriumsulfat: 7, bläulichdunkelgrau, noch lichtempfindlicher als das grüne Kaliumsulfat. Im Finstern aufbewahrt beide Salze nach einem halben Jahr noch unverändert. F,, violett. Lithiumsulfat: F, blaugrau: sehr wenig lichtempfindlich. Lithiumchlorid: #, gelbgrün, geht im Tageslicht durch Grau leicht wieder nach Weiss. #7, (schon in meiner ersten Arbeit erwälınt) dunkel- violett, sehr wenig lichtempfindlich. Natriumearbonat: F, rosa, stark lichtempfindlich. F, tief veilchen- farbig. Kaliumearbonat: F, kräftig heliotrop. Am Licht geht das Heliotrop in wenigen Minuten in Rosa über. das nun monatelang im Licht bestehen bleibt. F grünlichblau. Caleiumehlorid: F, rosagelb (lachsfarben), 7, blaugrau. Die erste Farbe verschwindet im Lieht nach Minuten, die zweite erst nachı mehre- ren Monaten. nu E. Gorvsreın: Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen. 225 Strontiumsulfat (geglüht): F, lilablau, sehr lichtempfindlich: im Finstern nach ı5 Monaten nicht erkennbar geändert. Baryumsulfat: F, grünblau. Baryumphosphat: F, rosa. Dass Flussspath (Caleiumtluorid) sich in den Kathodenstrahlen violett färbt, ist bereits bekannt'!. Das Violett ist die Nachfarbe zweiter Classe und sehr wenig lichtempfindlich. Ist das gepulverte Material aber im Tiegel stark und anhaltend geglüht worden, so nimmt es auch eine Nachfarbe erster Classe an. Dieselbe ist dunkelblaugrau und stark liehtempfindlich. Der Rückgang nach Weiss erfolgt langsam auch im Finstern, und zwar unter Lichtausgabe. Spontanes Leuch- ten der grau gefärbten Flussspath-Modifieationen wurde, all- D mählich schwächer werdend, noch nach Monatsdauer beob- achtet. Durch die Wärme der Hand, mehr noch durch Ein- tauchen in heisses Wasser, wurde das Leuchten, als es nach längerer Zeit nicht mehr spontan auftrat. wieder sehr deutlich. Geglühtes Kieselsäure-Anhydrid (amorph wie als Berg- krystall) wird grau: die durch Schmelzen hergestellten Sili- cate von Kalium, Natrium und Calcium werden gelbgrau. Durch Erhitzung können diese Nachfarben erster (lasse X wieder beseitigt werden. Mit diesen Nachfarben hängt die schon bekannte Verfärbung des Glases von Entladungsröhren an Stellen, die von intensiven Kathodenstrahlen getroffen wurden, zusammen. Noch nicht ganz abgeschlossen sind Versuche zur Prü- fung. wie weit nach dem Obigen die Kathodenstrahlen be- nutzt werden können, um unter Umständen zwischen plutonischer und wässeriger Entstehung eines Minerals entscheiden zu können. Die bei sehr geringen Gasdiehten auftretenden Kathodenstrahlen sind nieht das einzige Mittel zur Erzeugung der Nachfarben. Nachfarben der ersten wie der zweiten Classe kann man bei ziemlich starken Gasdichten, z. B. schon bei 50”” Druck, erzeugen, wenn man in einer einfachen (vertical gestellten) etwa 12" weiten Cylinderröhre (Fig. 2) das Salz so lagert, dass es die eine Elektrode ! In meinen Versuchen färbte sich nur weisser Flussspath unmittelbar. Von Natur farbiger (blauer, grüner oder gelber) nahm erst dann die violette Nachfarbe an, wenn er durch mässige Erhitzung (mittels der Kathodenstrahlen selbst oder durch äussere Wärmezufuhr) zunächst entfärbt worden war. 226 Gesammtsitzung vom 21. Februar. > um einige Uentimeter überragt (z. B. bis ©). Die Entladung zwängt sich dann als schmaler Strang zwischen Salz und Glaswand hindurch. Nach Unterbrechung der Entladung zeigt sich das vorher weisse Salz ent- lang der Entladungsbahn, bei geeignetem Druck auch in ihrer Um- gebung gefärbt. Auch durch das geschichtete positive Licht, in dessen Bereich man die Salze bringt. können die Nachfarben hervorgerufen werden. besonders die der ersten Classe, z.B. bei Chlorkalium. Kaliumsulfät. Natriumsulfat, geglühtem Flussspath u.s.w. Nur ist die für gleiche Sättigung der Farben erforderliche Zeit viel grösser als bei der Ein- wirkung von Kathodenstrahlen. Bei der Röhre Fig. ı breitet man dlas Salz in dünner Schicht entlang dem etwa 14°" weiten Rohrtheil R aus: ist dann e Anode, so wird R vom positiven Licht durch- zogen. Dass auch die von radioaetiven Substanzen ausgehenden Strahlen färbend wirken können, hat bereits Giesen an Steinsalz. Bromkalium und gewöhnlichem Flussspatli nachgewiesen. Auch die hier an geglühten bez. eeschmolzenen Substanzen neu gefundenen Nachfarben lassen sich — mindestens soweit sie der ersten Classe angehören — durch Radium- strahlen hervorrufen. Unter einem von Hrn. Gieseı mir freundlichst leih- weise überlassenen mittelstarken Radiumpraeparat von 0°15 nahmen die betreffenden Salze binnen 24 Stunden deutliche Färbung an der Ober- tläche an, binnen einer oder einigen Wochen ergreift die Färbung Schich- ten von einigen Millimetern Dicke. Da Kathodenstrahlen höchstens wenige hundertel Millimeter tief eindringen. so müssten die die Färbung angeblich bedingenden hypothetischen Subchloride durch lange einwir- kende Radiumstrahlen schliesslich in viel grösseren relativen Mengen erzeugt werden als bei der Färbung dureh Kathodenlicht, die Alka- lität der Lösungen sollte also sehr verstärkt sein. Trotzdem fand ich neutrale Salze auch nach der Färbung mittels Radiumstrahlen neutral. Endlich können die Nachfarben auch einfach durch ultraviolettes Licht, nämlich durch den Funken der Leydener Flasche hervorgerufen werden, wie ich schon vor einigen Jahren erwähnte.‘ Die Färbung. erfolgt auch nach Einschaltung einer Quarzplatte. Eine kleine Zahl von Funken genügt, um geschmolzen gewesenes Kaliumsulfat grün. Natriumsulfat grau zu färben. — Da man (die vom geschichteten positiven Licht und von dem dünnen Entladungsstrang erzeugten Nachfarben ebenfalls auf die Wir- ' "Thätigkeitsbericht der Physikalisch - Technischen Reichsanstalt für 1895; Zeit- schrift für Instrumentenkunde 1896 S. zı1. E. Gorostein: Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen. 227 kung des ultravioletten Lichtes beziehen muss, welches von diesen Entladungstheilen ausgeht, so vermuthe ich, dass die ganz gleich- artigen, durch das Kathodenlicht veranlassten Färbungen ebenfalls auf gleiche Weise entstehen. Vor längerer Zeit bereits habe ich die Hypothese ausgesprochen ', dass die Kathodenstrahlen beim Anprallen an feste Körper ultraviolettes Licht an der Treffstelle erregen. In den letzten Jahren habe ich ein- gehender die Wirkungen des ultravioletten Lichtes mit den Wirkungen verglichen, welche Kathodenstrahlen beim Aufprallen hervorrufen. Das ultraviolette Lieht zeigt folgende Wirkungen: ı. erregt es Phosphorescenzlicht, 2. erzeugt es Nachfarben, 3. macht es Gase leitend, 4. vermindert es den Entladungsverzug an negativ elektrisirten festen Körpern, 5. kann es Kathodenstrahlen hervorrufen (Lexarn), 6. bildet es Nebelkerne, 7. erzeugt es chemische Wirkungen, S. ändert es die Benetzungsfähigkeit von Körpern, 9. wirkt es zerstäubend (Lexarp und Worr). Alle diese Wirkungen werden aber auch beim Auftreffen von Kathodenstrahlen erzeugt.” Daher halte ich es für wahrscheinlich, dass ein grosser Theil der Wirkungen, welche gegenwärtig den Kathoden- strahlen zugeschrieben werden, nicht diesen selbst unmittelbar zu- kommt, sondern sehr kurzwelligem ultraviolettem Licht, das an den Enden der Kathodenstrahlen bez. bei ihrem Anprall gegen ein Hin- derniss erzeugt wird. Über das Wesen der Kathodenstrahlen selbst, die nicht etwa auch identisch sind mit ultraviolettem Licht, soll hierbei nichts ausgesagt werden. — Hinsichtlich der unter 3 und 6 aufge- führten Wirkungen ist zu beachten, dass auch schon Gastheilchen bei den feinen Dimensionen, in denen die Vorgänge der Kathoden- strahlen sich abspielen, auf letztere analog wirken wie ausgedehnte Wände.” Von den in der Litteratur bisher beschriebenen Eigenschaften würden den Kathodenstrahlen, abgesehen von der Wärmeerzeugung bei der Absorption, vielleicht nur die passiven Eigenschaften der magneti- ! Gorpsrein, Sitzungsbericht der Wiener Akad. der Wiss. 1879. Bd. 80 und Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1880, S. 82. 2 Soweit dies nicht schon aus der vorhandenen Litteratur folgt, soll es in einer ausführlicheren Arbeit belegt werden. 3 Vergl. hierzu Lenarn, Wien. Ann. 51, S. 225, und Gorpsteın, WıED. Ann. 67, S. 92. 228 Gesammtsitzung vom 21. Februar. schen Ablenkbarkeit. der Detlexion und der Diffusion verbleiben. Die Bedeutung der Kathodenstrahlen aber würde, abgesehen von ihren noch zu erforschenden besonderen Eigenschaften, zunächst darin liegen. dass sie die mächtigste Quelle ultravioletten Lichtes sind, die man bisher kennen gelernt hat. — In meinen Arbeiten hat diese Auffassung sich als geeignet erwiesen, neue Effecte des Kathodenlichtes wie des ultra- violetten Lichtes kennen zu lehren. Es scheint mir nicht unrationell, die hier angedeutete Auffassung auch auf die Röntgenstrahlen auszudehnen. Ausser der Fähigkeit, «iffun- dirt und relativ wenig absorbirt zu werden, sind, wie mir scheint, noch keine Eigenschaften der Röntgenstrahlen selbst bekannt geworden. Die ihnen bisher zugeschriebenen Wirkungen, den Leuchtschirm bez. phos- phorescenzfähige Körper zu erregen, die photographische Platte zu affieiren und die durchstrahlten Gase leitend zu machen, auch ihre bisher beobachteten physiologischen Wirkungen, erklären sich, wenn die Röntgenstrahlen beim Aufprallen auf wägbare Materie (feste Körper oder Gastheilchen) ebenfalls ultraviolettes Licht von sehr kurzer Wellen- länge erregen, das nun auf die wägbaren Theilchen als solches weiter- wirkt. Die Bestrahlung eines Körpers mit Röntgenstrahlen kommt nach (dieser Auffassung in erster Reihe auf die Erregung von ultraviolettem Licht an und in dem Körper hinaus. Analog kann man auch das Verhalten der Radiumstrahlen auf- fassen, welehe Phosphorescenz erregen, Nachfarben erzeugen, photo- chemisch wirken, Gase leitend machen, entladend wirken und physio- logische Effeete veranlassen. Ultraviolettes Licht, das beim Anprall der Strahlen an wägbare Materie entstünde, würde ganz gleichartig wirken. Neu kommt bei den Radiumstrahlen noch hinzu, dass sie aus messbaren Tiefen der activen Substanz entspringen. Sie treffen daher, schon bevor sie die letztere verlassen, auf wägbare Theilchen und erregen an ihnen ultraviolettes Licht. Da Brombaryum und Chlor- baryum, in welehe das »Radium« eingebettet ist, unter dem Einfluss ultravioletten Lichtes blaues Phosphorescenzlicht aussenden, so erschei- nen die radioactiven Salze selbstleuchtend. Da ferner die genannten beiden Salze bei sehr hoher Temperatur nicht mehr phosphoreseiren, so erklärt sich auch, dass das Leuchten der radioactiven Salze bei starker Erhitzung aufhört, um bei Abkühlung wiederzukehren. Die Färbungen, welche die aetiven Substanzen allmählich annehmen, sind die Nach- farben. die das von den Strahlen an den Theilchen hervorgerufene ultraviolette Lieht in den letzteren erzeugt. — In der Litteratur der letzten Jahre werden auch die sogenannten Entladungsstrahlen von E. WIEDEMANN aufgeführt. Sie gehen nach E. Wıepenann von der Entladungsbahn in diehten und dünnen Gasen E. Gorvsrein: Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen. 229 aus, pflanzen sich geradlinig fort, werden vom Magneten nicht ab- gelenkt und erregen Thermoluminescenz. Soweit ich die bezüglichen Erscheinungen in eigenen Beobachtungen kennen gelernt habe, sehe ich noch keine Veranlassung zu der Annahme, dass diese Strahlen eine besondere Strahlenart bilden und dass sie etwas Anderes sind, als gewöhnliches, aber ziemlich kleinwelliges ultraviolettes Licht, welches von der Entladung in freier Luft wie in verdünnten Medien ausge- sandt wird. - Ausgegeben am 7. März. Sat au * ee » 2 » 4 2 = Pe Se ’ 327 E u 231 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER x1. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 28. Februar. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Vauren. l. Hr. Togrer las: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. Die drei unter einander nicht zusammenhängenden Aufsätze. die er vorlegte, be- schäftigen sich theils mit syntaktischen Eigenthümlichkeiten des Französischen, theils mit seltsamen und nicht unmittelbar verständlichen Verwendungen des Verbums devoir in den älteren Denkmälern jener Sprache. 2. Hr. Harnack las über Probleme im Texte der Leidens- geschichte Jesu. Es wird in der Abhandlung gezeigt, dass Luc. 22, 43. 44 zuversichtlich, Luce. 23, 3 mit grosser Wahrscheinlichkeit als ursprünglich zu betrachten ist, ferner dass in Mare. 15,34 die Lesart dweisıoas (für &ykareXıres) herzustellen ist. 232 Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. — ran Von A. TogBLer. De la maniere dont nous fommes füaits, il eft certain que notre felicite confifte dans le plaifir, liest man in Pre- vosts Manon Lescaut (ich benutze zufällig die Ausgabe von Paris 1823) S.10I, und ich möchte bei diesem Satze einen Augenblick verweilen, nieht als Moralist, sondern als Grammatiker, der den darin sich zei- enden Gebrauch von de nieht ganz selbstverständlich findet. Nicht als ob er in dieser und einigen andern ähnlichen Wendungen selten TEE TEE in un wäre. Man vergleiche car, de la maniere dont les chofes [’arrangeoient, je ne doutois point que je n’euffe la liberte de me derober de la maifon, eb. 35: rien ne pouvait lui etre meilleur que lidee de vous revoir, furtout de la maniere dont j’ai arrange les chofes, Richepin, Cesarine 162'; de la facon dont on m’avoit parle de vous, j'etois perfuadee que Je powvois vous faire cette propofition, Mme de Sevigne, VII 613: du train dont vont les chofes en Italie et en Europe, je vois en vous le pape futur, Fabre, L’abbe Tigrane 301: du train dont vont les chofes, dans moins de div ans, cent mille Italiens feront etablis a Marfeille, Fouillee, Psychologie du peuple fre. 261: du train dont les chofes marchaient, elle avait encore de belles croütes da manger avant d’etre fa femme, Rev. bl. 1899 II 7ı5a: s. auch Littr@ unter train; je Tai affure que, du caractere dont Je vous connoiffois, je ne doutois point que vous n’y repondissiez honnetement, Manon Lescaut 162: du naturel tendre et conftant dont je fuis, J’elois heureux pour toule ma vie, fi Manon m’eit etd fidele, eb. 26: De U’humeur dont le ciel a voulu le former, Je ne fais pas comment il f’avife d’aimer, Moliere, Misanthr. 1171: de Uhumeur dont je fuis, Vamiti d’une feule perfonne me con- tente, Sand, Maitres sonneurs 338. ! Das Buch ist mir nieht mehr zur Hand, so dals ich nicht feststellen kann, ob etwa, wie ich glauben möchte, de la maniere u. s. w. sich blols auf revoir bezieht, nicht auf den ganzen Satz rien ne powvait...revoir. Ist ersteres der Fall, so gehört das Beispiel nicht hieher. Toster: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 233 Überall hier wird mit dem von de begleiteten Substantiv und dem sich daran schliefsenden Relativsatz eine Erklärung, Rechtfertigung oder (bei train) eine Voraussetzung für ein Geschehen, einen Sachverhalt gegeben. die im ganzen folgenden Satze zur Darstellung kommen: es handelt sich nie blofs um eine Bestimmung zum Verbum allein. Dem entspricht denn auch, dafs die uns beschäftigenden Wendungen dem ganzen Satze vorangestellt sind. Wir werden das hier verwendete de am ehesten mit ‚bei’ übersetzen, und die Franzosen werden, wenn sie sinnverwandte Wendungen gebrauchen wollen, etwa zu vw, attendu greifen. Ist denn aber ein derartiger Gebrauch von de nicht im höchsten Grade auffällig? So geläufig jedem agir de cette manire, de la fagon, etre d’un bon caractere u. dergl. sind, kann jemand Wendungen wie *de la marche que laffaire avait prise, *du caractöre que je hu connais, *du naturel qu’on leur fait, wobei de den eben angegebenen Sinn hätte, auch nur für möglich halten? Würde nicht @ in diesen Fällen, wenn nicht das einzig Denkbare, so doch das Nächstliegende scheinen? In der That ist denn auch a, wenigstens in einem Teile der Verbin- dungen, die uns beschäftigen, nicht minder üblich als de: a la maniere dont tu cheriffais et dont tu foignais les miens (enfants), il etait facile de voir que tu ferais une mere fublime, Sand, Jacques 340: nous l’aurions attendue longtemps, au train dont elle vient a nous, eb. 83: helas, j’ai grand’ peur, au train dont la terre tourne maintenant, que la bousculade ne devienne ge- nerale, Dumas fils, angeführt Rev.bl. 1900 1418a: au train dont Jopere, des maintenant, cette implantation (des yankees au Mexique), on peut prevoir que lexpanfion des emigrants bas-alpins .. . [era bien- töt compromise,. Demolins, les Francais d’aujourd’hui 39: au train dont vous marchez, dans cing ans vous Jerez oblige de liquider, Ohnet, Gens de la noce 134: s. auch Littr& unter train. Darf nun diese letztere Sprechweise die zunächst einzig gerecht- fertigte scheinen, hat man ein Recht, zu behaupten, die erstere würde neben ihr nie üblich geworden sein, wenn lebendige Rede je auf dem Wege behutsamen Erwägens, ängstlichen Aufreihens sorglich gewählter Wörter zu stande käme, so wird die Frage zu beantworten sein, wie man sich denn das Aufkommen der minder unmittelbar gerechtfertigten Ausdrucksweise neben oder nach der andern zu erklären habe. Die Antwort aber scheint mir lauten zu sollen: die Verwendung von de (für a) ist herbeigeführt durch die unmittelbare Nähe des im Relativ- satz stehenden Verbums, welches gar keine andre Verbindung als die durch de mit dem Substantivum zuläfst, das für den Relativsatz das Beziehungswort ist: statt oder neben a la maniere dont nous fommes faits 234 Sitzung der philosophiseh-historischen Classe vom 28. Februar. kommt de la maniere d. n. f.f. in Gebrauch, weil etre fait d’une certaine maniöre die einzig übliche Konstruktion ist: dieser ist zwar durch dont völlige Genüge gethan, sie ergreift aber auch noch das Beziehungswort des dont. Man könnte auch von Attraktion des Substantivs durch das Relativum sprechen und die Erscheinung mit jener andern zusammen- stellen, die ich in den Vermischten Beiträgen I 199 besprochen habe. und die darin besteht, «dafs ein determinierendes Pronomen, das im Accusativ zu stehen hätte. Nominativ wird, weil ein Nominativ des Relativums unmittelbar darauf folet. und dafs bei umgekehrtem Ver- hältnis das Umgekehrte eintritt. Doch verdient die erste Fassung darum den Vorzug, weil jenes de für # auch da sich zeigt, wo ein dont gar nicht auftritt, sondern die Sprache. statt zu ihm, zu dem relativen Ad- verbium gue gegriffen hat!. In der That findet man neben Molieres Je la regarde en femme aux termes quelle en eft (bei dem Punkte. in Be- tracht des .Stadiums‘, wo sie sich befindet). Ee. d. Femm. Il ı. 382, wo ein de natürlich ausgeschlossen ist, aber ru /e terme ou elle en eft hätte gesagt werden können. auch: de la fagon qu’il en parle, c’eft etre criminelle que d’avoir du merite, ders., Impromptu de Vers. Se. 5: /a bätiffe ... . dont Tufage weft quere facile a expliquer a prefent (de la maniere qu'il eft conftruit), etait une vote fervant d’entree, Sand. Maitres sonn. 263. Weitere Beispiele «dieser dritten Redeweise füge ich nicht hinzu: man findet deren bei verschiedenen Grammatikern. die das Auf- treten des Adverbiums que an Stelle eines relativen Pronomens oder eines dont bemerkenswert gefunden haben. während, wie man aus ihrem Schweigen schliefsen darf, der Gebrauch des de ihnen selbstverständlich erschienen sein muls: so bei Mätzner. Syntax II 245. Hölder S. 394d, Haase, Synt. $ 36.A, bei Livet, Lex. de la langue de Mol. unter que S.430 Nr.6 und 5. Ob es auch altfranzösische Beispiele der besprochenen Erschei- nung giebt? Wenn wir lesen mout eftoit Marques preudom de la joe- nece dont il eftoit. Marque 55d 4. so scheint dies zunächst ganz gleich- artig mit dem. was uns hier zuerst beschäftigt hat. Und doch möchte ich die zwei Dinge trennen. Einmal ist hier ein mit dont (oder que) eingeleiteter Nebensatz nur selten der Begleiter des mit de eingeführten Substantivs, so dafs die oben für die neufranzösischen Redeweisen ! Sobald man übrigens in den a.a.O. betrachteten Erscheinungen nicht mehr Attraktion an das Relativpronomen, sondern, wie ich jetzt lieber tun möchte, At- traktion an das Verbum des Relativsatzes erkennt, so rücken sie der uns hier be- schäftigenden ganz nahe oder werden mit ihr völlig gleichartig. nur dals die durch die Attraktion angedeuteten Beziehungen zwischen dem Beziehungsworte und dem Verbum des Relativsatzes ungleich beschaffen sind. Toster: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 235 vorgeschlagene Erklärung für die altfranzösischen folgenden keinesfalls bestehen könnte: De fun ae fu bele e granz, MFceF 236: De fun aage fu granz e forz e fenez, Rou Il 2823: De fon aage fu mout fages. Meon II 333. 65: De fon aage eftoit grans et fournis. Enf. Og. 8024: Lors encontrent un chevalier .. Preudome par famblant et bel De [on eage, car viels fu. Ch. II esp. 8047: Quant li rois vit fon fil fi bel De fon eage damoifel, Fl. u. Bl. 202 (wo Bekker nach bel nicht gut ein Komma setzt); Floires li enfes fu moult biaus Dr fon eage damoifiaus. eb. 2846 (auch hier hat Du Meril mit Recht kein Komma gesetzt): Sacies, moult eftoit biaus et grans De leage que il avoit. Pere.19919 (nach avoit ist ein Punkt zu setzen und in der folgenden Zeile ot für et zu schreiben): Mult eft de fon eage biax Guil. Pal. 3477: L’enfant trova foz le mantel De fon eage grant e bel, SMagd. 578: De fa feme ot eut un fl De fon eage asses gentil, Mousk. 213: petis ert et Jovenchiaus; De fon terme fu auques biaus. Cour. Ren. 1886: Ainz plus biax hons ne fu vöeuz De fes jJors. Reinsch, Kindh. Ev. 46, 388: De fon tans eftoit moult fenes, Mousk. 12153: on- ques ne vi fi preu de fon Jouvent. Enf. Og. 3052: Frere, fait il, com eftes [age de vo Jouvente, BComm. 3130; Tant par de- vint des armes buens .. que en France ne en Fempire Ne/n) avoit un meillor efeu De tant com il avoit vefeu, Joufr. 719: Aca- rins fu mult fages et cortois de fa loi, RAlix. 419,18: De lor loi furent preu et gent (zwei Heiden), Mousk. 6605: Molt eft loiax de fa loi Salatrez, FCandie 45. Auch finden wir hier niemals @ im Wechsel mit de, und die mit de eingeführte Bestimmung wird nicht zum ganzen Satze gegeben, son- dern, wie in einem grofsen Teile der Beispiele ganz besonders deut- lich ihre Stellung erkennen läfst, zu einem prädikativen einzelnen \Worte. Wenn wir nun im Deutschen unter gleichen Umständen die Präposition ‚für” brauchen (‚klug für sein Alter’, ‚ein Ehrenmann für die Konfession, der er angehört’), so darf uns dies doch so lang nicht be- stimmen, dem de einen ähnlichen Sinn (etwa: ‚vom Standpunkte des Alters betrachtet‘) zuzuschreiben, bis wir einen solchen auch sonst nachzuweisen vermögen. Wir werden besser thun uns zu erinnern. dafs de ungemein oft den Franzosen alter und neuer Zeit die gleichen Dienste thut wie den Lateinern der Genitiv der Eigenschaft: Aom de grant aage, de noftre loi. und zu bedenken, dafs das, was hier aus- zudrücken war. ganz ausreichend ausgedrückt wurde, wenn man die heilen Eigenschaften jede selbständig mit den sonst üblichen Mitteln angab. ‚Des Alters, in dem er stand. war er klug’ wird man um so 236 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. Februar. eher verstehn: ‚für sein Alter war er klug’, als ja doch ein ‚seines Alters’ ohne den (auch da. wo er gemeint ist, nur durch Nebeneinander- stellung angedeuteten) Bezug auf ein anderes Prädikat ganz ohne In- halt bleibt. Dafs an den temporalen Sinn von de nicht gedacht werden kann, braucht kaum gesagt zu werden. Dieser, der auch als eine be- sondere Art des partitiven gelten darf (arriver de nuit, jamais de la vie, de toute la nuit u. dergl.), liegt weit ab von dem. der uns hier entgegen- tritt. Ist das eine Mal die Zeit, von der gesprochen wird, eine Zeit- dauer, in welche etwas an beliebiger Stelle hineinfällt oder auch (öfter) an keiner Stelle sich verwirklicht. so ist es das andre ein erreichter Punkt des zeitlichen Verlaufes. Was den zuerst betrachteten Gebrauch angeht (de la maniere dont nous f[ommes faits) und die dafür vorgeschlagene Erklärung, so darf man dabei unzweifelhaft des von allen lateinischen Grammatiken erwähnten Vorganges sich erinnern, vermöge dessen aus pro prudentia qua es mit Verlust von pro ein qua es prudentia wird, s. Kühner II 866, 5. Aber ohne weiteres gleich sind der lateinische und der französische doch nieht; bis zu einem *de quelle maniere nous fommes faits in dem Sinne von ‚wie wir nun einmal beschaffen sind’ ist das Französische, glaube ich, nieht fortgeschritten, und offenbar würde erst diese Art sich aus- zudrücken jener lateinischen genau entsprechen. 2 ei. Quant il dut ajorner. In einer Berliner Dissertation vom Jahre 1879 hat auf meine Ver- anlassung Ernst Weber sich mit- einigen Verwendungen der Verba devoir, laiffier, pooir, favoir, foloir, voloir im Altfranzösischen beschäftigt, mit denen vertraut sein mufs, wer alte Texte genau zu verstehen wünscht. So Nützliches er damals dargeboten hat. manches würde zu seinen fleifsigen und besonnenen Darlegungen wohl noch hinzu- zufügen sein. Ich berühre hier nur ein paar Kleinigkeiten, die man über devoir nachtragen könnte. Dafs das von einem Infinitiv begleitete devoir nicht nur über Personen und Sachen ausgesagt wird, an die damit eine Forderung gestellt wird. sondern auch über solche, die etwas thatsächlich ausführen. nur dafs eben durch das hinzukommende devoir dieses Thun als naturgesetzlich, dem Brauche gemäls, der Ge- wohnheit entsprechend hingestellt wird, hat Weber S. 7 fl. gesagt und gezeigt. Dazu kommt aber, dafs auf gleiche Weise man auch aussagt, dals etwas ‚mit Fug’, ‚mit gutem Rechte’ geschieht (selten anders als bei persönlichem Subjekt). Wir Deutschen sprechen in solchem Falle Tostrer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. DIN > eher von Dürfen als von Sollen, und auch das Altfranzösische ver- wendet in fast gleichem Sinne pooir von nicht blofs möglichem, son- dern thatsächlichem Thun', nur dafs in devoir der Hinweis auf be- stimmenden Antrieb. in pooir der auf Nichtvorhandensein irgendwelcher Hinderung liegt. Que as que plores devant moi? — Sire, dift il, faire le doi, (Quant me remembre de ma gent (ich thu’s mit Fug), Wace SNie. 1019: Mult vos dei, dift il, toz amer E mult me pois en vos fier, Rou III 7418: Plaindre fe doit, qui eft batuz. Ch. lyon 502: Vos eftes mes cofins germains, Si nos devons mout antramer, eb.583 Var.: Nus miauz de moi ne fe doit plaindre (keiner hat mehr Ursache), eb. 3860: Car an tanz leus eftoit plaiiez (Que bien devoit eftre efmaüez, eb. 4560. Dahin gehört wohl auch aus dem näm- lichen Gedichte die Stelle. wo Yvain die von ihm aus schwerer Bedrängnis Befreiten an seinen lieben Freund Gavain entsendet: sie kennen ihres Retters eigentlichen Namen nicht und ver- mögen einstweilen mehr nieht zu sagen. als dafs sie vom ‚Ritter mit dem Löwen’ kommen, aber sie sollen Gavain sagen, wenn er auch an dieser Bezeichnung noch nieht erkennen könne, wer sie schicke. so dürfe er sieh darauf verlassen. dafs Ab- sender und Empfänger einander seit lange wohl bekannt seien: Et avuec ce prüer vos doi (Que vos li dites de par moi Qwil me conoift bien et je lu, Et fi (‚und doch’) ne jet qui je me fui, 4293: hier bezieht sich das Grundhaben nicht auf das Bitten allein, noch auch auf die Bitte irgend etwas zu melden. son- dern auf die Bitte eine Botschaft grade dieses Inhalts zu be- stellen. Yvain meint: ich darf von mir sagen, Gavain und ich kennen uns schon lange. also darf ich auch euch bitten ihm das in meinem Namen kund zu thun. Für den, der es nicht gar so eilig hat. giebt es leider sehr zahl- reiche Stellen, wo die Vieldeutigkeit des devoir ihn schwer oder auch gar nicht aus der Ungewilsheit darüber herauskommen läfst. was als der genaue Sinn der ihm vorliegenden Worte gelten dürfe. Wenn Lambert dem Olivier das Lob erteilt: n’eftes mies lainier; Cil fut molt ‚faiges ke (= ki) vos duit anjeignier, GViane (Bekker) 995. heifsen da die letzten Worte ‚der euch zu erziehen die Pflicht hatte, den Auftrag erhielt’? oder ‚der euch erzogen haben mufs’? Denn auch von dem, wovon man nicht durch unmittelbare Kenntnis weils, dafs es ist. sagte man altfranzösisch, wie man heute noch sagt, eftre doit, wofern ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit dafür besteht (La tur d’Arches voleit ! Dies habe ich im Archiv f. d. Stud. der n. Spr. NCI 107 zu Z. 328 gezeigt. Sitzungsberichte 1901. 19 238 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. Februar. garnir, Kar le ble bur deveit faillir ‚er sagte sich, die Besatzung müsse wohl. nach Lage der Dinge, Mangel leiden’, Rou III 3480: Berengier mift fa terre auffi, Et puis dut venir ju/ques ey, Et apres retourna a Romme, ‚er muls hieher gekommen sein’, Mir. ND 28, 1000, welche Stelle auch mit ihrem dut venir für doit eftre venuz sich neben obiges dut anfeignier für doit avoir anfeignie stellt, worüber Verm. Beitr. I 32 gehandelt ist). So können auch die vielen Fälle, wo devoir den Infinitiv eines Verbums begleitet, das einen der regelmäßsig eintretenden Vorgänge in der Natur bezeichnet. Anlafs zu Zweifel geben. Dafs für Webers Auffassung (S.9) gewichtige Gründe sprechen, ist nicht in Abrede zu stellen. Brauchte man devoir, wie seit lange feststeht, von dem. was innerhalb des menschlichen Daseins gewohnheitmälsig geschieht, wie z. B. vom Sehlafengehn, vom Aufstehn. vom Feiern gewisser Feste, vom Benennen gewisser Dinge, bestimmter Personen, vom Verkehren an den oder jenen Orten, warum «dann nicht auch vom Tagen. vom Nachten,. vom Steigen und vom Sinken der Sonne, Dingen. die an Gesetzmälsigkeit des Eintretens von keinen andern übertroffen werden? — Aber es liefse sich doch wohl auch ein etwas anderer Sinn in Worte legen wie quant il dut avefprir, quant devra efelairier, als ‚danach natür- licher Ordnung es Abend ward’, ‚wann es tagen wird. was nicht ausbleiben kann’. devoir faire wird ja auch von einem Thun ge- braucht. «das bevorsteht ohne regelmäfsig einzutreten. Auch dies ist von Weber S.ı1ı ausreichend gezeigt worden, und nur um die Sache noch einmal deutlicher in Erinnerung zu bringen. füge ich hier ein paar weitere Belege hinzu: Je vous demant cel viellart rafote Et fe (= ce) jone home que vous pendre deves (wollt), RCambr. 8030: Jo devie a toz e defent... (Que vos Guilleme n’enterrez El lieu ou metre le devez, Rou Il 9324: tout fons träy, Car nous ferons ja enväy De nos oftes. fort larron font, Noftre avoir ja departi ont Et fi nous doivent au fouper A cafeun la tiefte coper, Rich. 3351: Di va, Franceis,.... Par le tien deu, por qui tu deis combatre (zu kämpfen gedenkst), Olaimes tu Rome com ton dreit eritage? — Tu Torras ja,.. Ge dei combatre a cheval et as armes El nom de deu,.. Par dreit e/t Rome noftre empereor Charle, Cor. Lo. 880: Cift hom fu en peril de mort En la mer ou devoit noier; Ge Üi aidai, nel quier noier, Barb. u. MI SS, 41. Ist dem so, dann könnte dut ajorner auch heifsen ‚als der Tagesan- bruch bevorstand’: und wenn auch nach heutigem sorgfältigem Sprach- gebrauch in diesem Sinne cher ein Imperfeetum als ein Perfeetum zu erwarten sein würde. so darf doch daran erinnert werden, dafs die alte Sprache in der Scheidung der beiden Tempora minder behutsam — u - rn r - . .. se. ,n 4 ” *)*) loster: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 239 vorgeht als die jetzige (s. darüber die Breslauer Dissertation von Krönig. Der syntaktische Gebrauch des Imperfeets und des historischen Perfects im Altfranzösischen, 1883, besonders S. 36, wo ich blofs dem nicht beistimmen kann, was über heute vorkommenden Wechsel zwischen den Zeitformen gesagt ist): auch würde man immer noch geltend machen können, dafs auch das Bevorstehen eines Geschehens als etwas in der Vergangenheit Eintretendes, nicht blofs als etwas in der Vergangen- heit Bestehendes sich anschauen läfst. Eine Stelle in der Fortsetzung des Perceval legt mir aber eine Auffassung nahe, nach welcher, wenn wir ein dut vor einem Infinitive finden, der einen jener regelmäfsigen Naturvorgänge bezeichnet, dabei weder an die Regelmäfsigkeit noch an das Bevorstehen gedacht worden ist. Dem Perceval ist Z. 27887 in finsterer Nacht im Walde unver- mutet eine wunderbare Helle erschienen, die er sieh nieht zu erklären weils (es stellt sich später heraus, dafs sie vom Graal ausgegangen ist): er will ein Fräulein, das er eben noch in seiner Gesellschaft gehabt hat, darüber befragen, bemerkt jedoch, dafs sie nieht mehr bei ihm ist. Tags darauf trifft er sie wieder und frägt nun: Por coi me lai- faftes erfoir, (Quant la clartes dut aparoir Dont la flamme Janloit ver- melle? Hier ist nicht allein jeder Gedanke an etwas, das bevorge- standen hätte, sondern auch, wenigstens für den also Fragenden, jede Vorstellung von ÖOrdnungsmäfsigem, Unausbleiblichem völlig ausge- schlossen. Liegt der Anwendung des dut auch in diesem Falle ein Gedanke zu Grunde, und daran zweifle ich nicht, so kann es, wie mir scheint, nur der sein, dafs auch hinter dem ganz aulserordent- liehen, durchaus überraschenden Vorkommnis eine treibende Macht, ein bestimmender Wille liege, der jenes zu einem Gesollten, zu einem Nichtzufälligen macht. Und gilt dies von dem vereinzelt stehenden, gar nicht vorauszusehenden Vorgang, so wird es in noch höherem Mafse von der regelmäfsig sich einstellenden Naturerscheinung gelten. Wie weit der Einzelne, der sich in der angegebenen Weise ausdrückt, in der Bestimmtheit der Vorstellungen von jener Macht, jenem Willen «echt, worauf er andeutungsweise den Vorgang zurückführt, steht dahin: loch weils man ja, dafs in altfranzösischer Rede der ausdrückliche Hin- weis auf Gott als den Veranlasser (derartigen Geschehens ungemein häufig ist, nicht blofs da etwa, wo es eilt, über den ursächlichen Zu- sammenhang der natürlichen Dinge zu belehren, sondern auch da. wo es sich nur um die 'Thatsache des Vorganges handelt. mout fui efmaüez Tant que li tans fu rapaiiez. Mes deus tant (besser toft) me rafföura, (Que li tans queires ne dura, Et tuit hi vant fe repoferent. (Quant deu ne plot, vanter woferent,. Ch. Iyon 451: Et quant deus redona le bel, Sor le pin vindrent Ü oifel, 19* 240 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. Februar. eb. 807: plovoit a fi grant defroi Con damedeus avoit de coi, eb. 4842 (unter deutlicher Hervorhebung von Gottes Eingreifen mit bestimmter Absicht, Clig. 1704): Dex fift fi biau jor a de- vife Qen mul fens ne en nule quife Ne doit nus plus biau de- mander, Dolop. 108: La nuit fen vait, et dex donna le jor, Gayd. 32: La une eft clere, qui lor donne clartez, Com dex öuft le foleil haut leve, eb. 322: De pierres precieufes Tot bien fait aorner (den Helm): Ja ne fera fi nuit don m’i voie fi cler Com fe dius öuft fait le jour enluminer, Ch. eygne 40: jJusqua Tende- main, (Que damedieus dona le jor, Barb. u. M II 221,35: Li jorz vint, quant dex Tamena, Meon I 215,735: Ainz diew ne fift fi grant froidure qwil (der Täufer Johannes) öuft point de veftöure, Reinsch KE 48, 791: Chaut faifoit con el tans de mai; Parmi la loje vi un rai, Li rais for fa face luifoit, Mout faifoit dex ce quil voloit, Fol. Trist. B 205. Dazu die vielen Stellen. wo vom Donnern Gottes gerade so gesprochen ist, wie vom Donner ohne weiteres geredet sein könnte, s. Holland zu Ch. yon 2350. Bekanntlich sind auch bei den älteren Griechen ver, aortparreı, Ppovra noch nicht subjektlos, sondern haben Zeus oder ‚den Gott’ zum Subjekte. Man erkennt leicht. wie eine Zeit. welcher «derartige Ausdrucks- weise geläufig war. ganz natürlich dazu kam. selbst wenn sie den Ur- heber der Naturerscheinungen nicht namhaft machte. von diesen doeh als von Gesolltem zu sprechen. Auch daran sei erinnert, dafs wir Deutschen von solchen Voreängen,. die wir manchmal als ganz zu- fällige hinzustellen lieben. andere Male als von Gemufstem reden: .als ich vor die Thür trat, mufste eben der Kaiser vorüber fahren’: .ich wollte dieh besuchen. da muls es grade regnen‘, s. Deutsches Wörter- buch VI 2757 unter f. 3. Koordinierte Bedingungssätze. Bei einem belebten Herrendiner läfst E. de Goncourt einen der Gäste folgendermalsen das Wort ergreifen: A propos de dinde aus truffes, favez-vous les trois feules fois, pendant toute fa vie, ou Roffini ait pleurd? C’eft authentique, je Vai lu dans une lettre du mae/tro a Cherubini: le Jour ou fon opera de debut fut fiffle; le jour ot il entendit pour la pre- miere fois Paganini jouer du violon; et le jour ot, dans une promenade fur le lac de Guarde, il laiffa tomber a leau une dinde truffee qui tenait entre fes bras, la Faustin 159. Man erkennt leicht, dafs und aus welchem Grunde es hier nieht möglich sein würde, /e jour nur vor dem ersten Eu DE nn a TogtLer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 241 ot auszusprechen, auf ein einziges /e jour die drei ou sich beziehen zu lassen; es würde dies die durchaus nicht gewollte Vorstellung eines einzigen Tages ergeben, auf welchen die «drei Ereignisse zusammen- gefallen wären. Ebenso leuchtet sofort ein, dafs, wenn es dem Er- zähler beliebt hätte, Ze jour ou durch das einzige Wort lorsque zu re- setzen, er dies alle drei Male hätte thun müssen, dafs ein einziges lorsque,. das vor den beiden nachfolgenden Sätzen durch blofses que vertreten worden wäre, nicht hätte genügen können, während solche Ausdrucksweise durchaus an ihrer Stelle da ist, wo eine und dieselbe Zeit durch drei Vorgänge oder Zustände bestimmt werden soll, die in ihr zusammentreffen. Dafs von einer ‚Vertretung’ einer mit que (als zweitem Teile einer Zusammensetzung) gebildeten Konjunktion durch blofses que streng genommen nicht die Rede sein kann, sondern es sich blofs um die unter Umständen allein gerechtfertigte Nichtwieder- holung desjenigen Teiles der Zusammensetzung handelt, der die Art des Verhältnisses zwischen dem Inhalte des mit que eingeleiteten Neben- satzes und dem Inhalte des Hauptsatzes bezeichnet, ist lange erkannt (s. z. B. Mätzner, Gramm.’ $ 2135 a, BB) und wäre wohl von den Gram- matikern jederzeit gesehen worden, wenn nicht mehrere Umstände die richtige Auffassung erschwert hätten: einmal nämlich werden mehrere jener Wortverbindungen (lorsque, puisque, quoique) seit langer Zeit als je Ein Wort geschrieben. was irre führen konnte: sodann zeigen mehrere der ersten Elemente in der Verbindung mit dem zweiten einen Sinn, der ihnen in der Trennung von diesem nicht mehr eigen ist, oder kommen überhaupt gesondert kaum mehr vor (parce, puis, tandis): end- lich sah man nach comme, quand (und fi) ein que gleichfalls den koor- dinierten Nebensatz einführen. und dies erzeugte den Schein, als könne que in der That die verschiedensten Konjunktionen, wie zusammen- gesetzte, so auch einfache vertreten, während in Wirklichkeit nach comme und quand dem que nur infolge einer unmittelbar nicht gerecht- fertigten Erweiterung seiner Befugnis die gleiche Funktion zugewiesen ist. die nach den sinnverwandten pwisque und /orsque ihm unmittelbar durehaus zusteht.‘ Weniger erkannt scheint dagegen der Unterschied, I Dieses que nach quand ist auch der alten Sprache schon geläufig: Quant je wi poi avoir droiture, Et qu'il n’avoit de ja foi cure, En haut parjure le clamai, R'T'hebes 2764 (Bd. II S. 140); Pwis mift faint Piere en pre Noiron Pour nous pardoner les pechiez, (Quant len en feroit entechiez Et que len fuft venu (}. verais?) confes Et repentanz, H de Berze in Barb. u. M ll 400, 201; Mes la joie ne querez [— crerrez] mie (Que cil ont, quant il lor canta [—- conta] Dou ferpent et qu'il je vanta (Que, fanz ce que mal li fäift, Le prift, Peain Gat. Mart. S4032; ja div ne me prengne, Quant ja mais enfi m’en prendra Ne que mauffez me jozprendra . ., Escan. 2966; quant vous vient a plefir, Et que par mon confeil ne vous voules foufrir (Que ne fachies du tout chen qu'aves en defir, Foi que doi damedieu, je m’en doi bien fouffrir, Gaufr.155; (Quant vous ares vo gent avuec vous affamblee , Et que chafcuns ara la fort broigne endojjee, .. . Par le chajtel irons, BComm. 868: 242 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. Februar. der sich ganz naturgemäls ergiebt, je nachdem die zusammengesetzte Konjunktion (um bei diesem Ausdrucke zu bleiben) im koordinierten Nebensatze vollständig wiederholt wird oder aber ein blofses que diesen einleitet. Er ist im oben Gesagten so gekennzeichnet, wie er sich aus der Natur der Dinge ergeiebt. Dafs die Praxis der Schriftsteller dazu nicht durchweg stimmt, macht mich nieht irre. Wenn Coppee schreibt: quand j’etais jeune et quand ma blanchiffeufe eerivait a la eraie fur la porte de ma chambre: ‚je fuis Venus avec le linge’, J aimais cette touchante naivete, Frane Parler 110, so bin ich so frei, dies für nicht schön zu halten: doch mögen Fälle soleher Art es entschuldigen, wenn auch die Grammatiker, namentlich die ausländischen. nicht recht wissen, was sie zu der Sache sagen sollen. Plattner, Gramm. f. d. Unterr. $ 258 meint, die Wiederholung der zusammengesetzten Konjunktion finde nur .in nachdrücklicher Rede’ statt. was mir nicht verständlich wird: besser drückte sich schon Hölder S. 472 fl. aus, wenn er den Fall. wo ‚die beigeordneten Nebensätze in keinem inneren Zusammenhange miteinander stehen’, von dem anderen, meistens vorliegenden scheidet. wo sie ‚mehr oder weniger in einem inneren Zusammenhange stehen’. Man wird mit gröfserer Deutlichkeit sagen: die Wiederholung der ganzen Konjunktion ist da angemessen, wo durch die Mehrheit von Nebensätzen eine Mehrheit von Zeiten bestimmt werden. zu oder vor oder nach denen ein Thun oder Sein (des Hauptsatzes) statthat, eine Mehrheit von Ursachen, aus denen es sich erklärt. eine Mehrheit von Hemmnissen, denen zum Trotz es sich verwirklicht u. s. w.: dagegen wird die einmalige Aussprache der ganzen zusammengesetzten Kon- junktion und die Wiederholung des blofsen que vor den koordinierten Nebensätzen das Richtige da sein. wo nur eine einzige Zeit. eine ein- zige Ursache, ein einziges Hemmnis angegeben wird, der Sprechende aber zu solcher Einheit eine Mehrzahl von Sachverhalten zusammen- falst. Es mag unter Umständen wenig zu bedeuten haben, ob solche Zusammenfassung erfolet oder nicht. und daher die eine Ausdrucks- weise für die andere eintreten können, ohne dafs ein starker Unter- schied des Sinnes sich ergiebt: in anderen Fällen aber ist es von nicht eeringem Belang. den Unterschied zwischen Mehrheit der Bestimmungen Mais quant li roys ot fait a/jembler fon linage, Et que les deus parties font vifage a vifage, D’un mantel fe coueri, Bast. 1012; quant tei jor feront aconplit et ke tu dormires enfamble tos peres, je fufeiterafi] ta femence apres ti, Gveg. lz. 10,7: quant che vint l’endemain par matin et que chil de le vile feurent . ., RClary 52; quant il a moult mangie, et que jes ventres eft bien plains et li veneor le chacent, il vomift tout por delivrer foi de la pe- /antor de fon cors, BLat. 224. — Auch nach com, das übrigens, wie guand, nicht immer den Sinn hat, der ihm heute zukommt, findet sich que als dessen Vertretung: Si com le qufilert et quwil le trache, Une vies capele a trowvee, G Coins. in Barb. u. MI 3532, 156 (bei Poquet 533: Que qwil la querre fl. quiert], que quil la trace). u Toster: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 243 (von Zeit, Grund, Hindernis) und einheitlicher, wenn auch dureh Kom- bination gegebener Bestimmung aufrecht zu erhalten: und die von der Sprache dazu gebotenen Mittel sollten mit Bedacht verwendet werden. Der Vollständigkeit wegen sei noch erwähnt, dafs Wiederholung der gesamten Konjunktion auch da und zwar mit vollem Recht ein- tritt, wo die koordinierten Nebensätze trotz ihrer Mehrheit eine ein- zige und zwar nicht eine durch Kombination gewonnene Bestimmung darstellen. Wenn der Sprechende mit einem der Rhetorik wohlbe- kannten Vorgehen für einen und denselben (Zeit, Grund u. s. w.) be- stimmenden Sachverhalt nacheinander verschiedenen Ausdruck ver- wendet, den ersten durch einen zweiten, vielleicht auch einen dritten nachträglich ersetzend oder vervollständigend oder erläuternd, durch Verweilen bei der nebensätzlichen Bestimmung auch den Hörer zum Verweilen zwingend, dann ist die Wiederholung der ganzen Konjunk- tion grade so gerechtfertigt wie die Wiederholung der Präposition es ist vor gewissen Substantiven, die zu anderen von Präpositionen be- gleiteten hinzutreten nicht als wirkliche Apposition, die wenigstens neufranzösisch die Präposition auszuschliefsen pflegt, sondern ebenfalls als Ersatz (Hölder $ 70, 3b). Dafs ein que, welches den zweiten von koordinierten Bedin- gungssätzen einleitet, nicht einfach als Stellvertreter von fi angeschn werden darf. und nicht zusammenzustellen ist mit dem que, das wir oben, aber auch nur durch unbefugte Überschreitung seines eigent- lichen Funktionsbereiches, nach comme und quand die gleichen Dienste leisten sahen wie nach /orsque oder puisque, ist lange erkannt und, wenn nicht schon zuvor, von Lücking, Französ. Schulgrammatik $ 562 (1850) ausgesprochen. Die Thatsache, dafs dieses que ausnahmslos den Konjunktiv nach sich hat, während ein fi, mit dem es gleich- bedeutend scheinen konnte, doch meist mit dem Indikativ verbunden auftritt, zeigt hinlänglich, dafs «die zwei koordinierten Sätze nicht gleiches Wesens sind, dafs vielmehr, während der erste ein Kondicional- satz ist, der zweite, wie Lücking sagt, eine Annahme enthält. oder, wie ich im Archiv f. d. Stud. d. n. Spr. XCVIH 465 gemeint habe, eine Aufforderung, Herausforderung, die gar nicht an einen vorhergehenden Bedingungssatz gebunden ist, sondern auch ohne solche Stütze auf- treten kann, ja auch selbst Hauptsatz sein kann (qwil vive!) und noch in Verbindung mit einem folgenden Hauptsatze, zu dem sie logisch eine Bedingung hinzuzubringen scheint, sprachlich ein Hauptsatz zu sein nicht aufhört (qwil parle, tout fe tait; Quil nous vienne un gaı refrain, Et voila le monde en train, Beranger, le bon Francais, wo das Et deutlich genug zeigt, dafs Hauptsätze verbunden sind: zu ver- gleichen mit unsern Wendungen: ‚es sei r = 3, so ist r’r = 9T.). 244 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. Februar. Doch nicht auf diesen wohlbekannten Konjunktiv und seine Ver- wendung zum Ausdruck einer Voraussetzung sollte hier hingewiesen werden. Hier gilt es nur, den Unterschied fühlbar zu machen, der sich für den Sinn ergiebt. je nachdem man zwei koordinierte Sätze, die beide (logisch) als Bedingungssätze gelten dürfen, beide mit fi. oder aber nur den ersten mit fi. den zweiten mit que einleitet. Dar- über weils ich noch immer nichts anderes zu sagen, als was der früh verstorbene Dr. Fritz Bischoff in seiner (Berliner) Dissertation. Der Conjunctiv bei Chrestien (1881) S.124 als meine Aufserung über den Gegenstand mitgeteilt hat. Es stimmt im wesentlichen zu dem, was oben über Wiederholung der ganzen zusammengesetzten Konjunktion und Anwendung des blofsen que an zweiter (und folgender) Stelle gesagt ist. ‚Es ist zu unterscheiden, ob die zwei Bedingungssätze sich so verhalten, dafs die gleichzeitige Erfüllung beider Bedin- gungen die Voraussetzung der Giltigkeit der Aussage des Hauptsatzes ist, oder ob unter jeder einzelnen der zwei Bedingungen das im Hauptsatz Ausgesagte eintritt... Im einen Falle ist die Anwendung von /i im ersten, von que im zweiten Satze unzweifelhaft richtig, im andern Falle ist die Wiederholung von /i das einzig Mögliche. Der Beobachter des thatsächlichen Sprachgebrauchs wird jedoch einzuräu- men nicht umhin können, dafs Beispiele des im zweiten Falle Richtigen im ganzen selten begeenen', weil andere Wendungen mit ungefähr gleichem Sinne (fi .. ou fi, que .. ou que) sich zur Verfügung stellen, vermutlich auch weil, was man bedauern mag. die Wiederholung von fi in weitem Umfange da üblich geworden oder geblieben ist, wo fi mit nachfolgendem que durchaus statthaft sein würde, so dafs fi... et fi den Sinn nicht unmittelbar erkennen läfst. der ihm besser als einziger vorbehalten geblieben wäre (»dann. wenn .. und dann. wenn«). Beispiele des fi .. et fi, das mit unzweideutigem fi .. et que vertauscht werden konnte. sind die folgenden: ' Man wird als solches. betrachten dürfen, das von Hölder aus G Sand beige- brachte Valerio eft un jeune homme fans cervelle, je dirais presque fans moyens (Begabung), SÜ n’etait pas mon fils, et f’il n’avait pas fait parfois preuve d’intelligence. Vielleicht gehört hieher auch folgender Satz des Hrn. Clairin in dem einleitenden Schriftstück. das dem weltbewegenden arrete des französischen Unterrichtsministers vom 31. Juli 1900 voran- steht. Er spricht von dem Unheil, das beim Fortbestehen der bis dahin herrschend gewesenen Gewohnheiten den Examinanden drohen würde, und sagt: is /eront confideres comme ignorants et condamnes, auw evamens de tous les degres, f’Üs ne connaissent pas ces regles et f’ils ne les obfervent pas. Möglicherweise soll hier von zwei Fällen die Rede sein, dem Falle der Unkenntnis der Regeln und dem der Milsachtung von Regeln, die man kennt. Hat der Verfasser jedoch nur das Übertreten der Regeln aus Un- kenntnis im Auge, so hätte er deutlicher gesagt: /i, ne connaiffant pas ces rögles, üs ne les obfervent point oder f’ils n’obfervent pas des regles quils iynorent. Jedenfalls zeigt dies Beispiel wieder, dafs bei heutigem Sprachgebrauch die Verwendung von fi ... et fü Anlals zu Unsicherheit des Verständnisses werden kann. u Toegrer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 245 il ferait refte feul dans cet etat, fi un pauvre mercier . .. ne Veit fait affeoir fur fon petit banc, et fi une fervante ... ne lui et apporte un verre deau. JJ Rousseau IX 251: fi elle eft reconnue et fi elle e/t arretce en fuyant, deft peut-etre fait d’elle pour toujours, Prevost. Man. Lescaut 115: f’d aimait Fernande comme je Faime, et [il y renongait comme il fait, je m’inclinerais devant lui, GSand, Jacques 296; fi vous ne le meprifez pas trop, et fi vous ne m’en empechez pas, je lui ferai une petite fwrprife, dies.. Maitres sonn. 253: fü elle etait marice et fi J’etais [on amant, me tiendriez-vous ce langage? Feydeau, Daniel IV 22: voila le roman que chacun a le droit el, pour dire tout, le devoir de mettre dans fa vie, f’il a le titre d’homme, et [il le veut juftifier, Feuillet, Jeune homme 278: f’Ü agit en con- ‚feience et fi Fon voit quwil peut reuffir, on ne le laiffera pas achever, Comtesse Dash, Sec. empire 66; fi la revifion eft decidee, et fü Dreyfus eft reconnu innocent, le lieutenant-colonel Picquart fera l’homme qui aura evoque la hımiere, Gornely, L’affaire Dreyf. 55: fi la Chambre adopte le deffaififfement et fi le Senat le refuje, je ne nous vois pas propres, eb. 190. Dieser Ausdrucksweise sich auch dann zu bedienen, wenn die erste Bedingung streng genommen gar nicht Bedingung zu «lem im Haupt- satze Ausgesagten, sondern nur Voraussetzung der zweiten, diese im Grunde die einzige Bedingung ist, empfiehlt sich keineswegs. So be- anstandet Pellissier, Etudes de litt. eontemp. I 135, dafs Bourget je- mand sagen läfst /ö jamais je fonde une boutique de parfumerie, et fü je confie a un autre la redaction de la reclame, Duch. bl.; aus gleichem Grunde würde der nämliche Kritiker wohl auch nicht ungerügt lassen fi vous tes etranger et fi vous montez a Dublin fur un de ces cars.. qui fervent de fiacres, il y a beaucoup de chance pour que le cocher vous propofe ..., Bourget, Voyageuses 92: laiffez- moi vous embraffer comme je vous embrafferais fi j avais vraiment rifque de me noyer et fi vous m’aviez tire de l’eau, ders., Cosmop. 109; fi J’etais libre demain et fi je rappelais a M. de Favreuil le propos qwil m’a tenu un jour, il ferait femblant de ne pas comprendre, Duruy, Sans dieu ni m. 158: fi je parviens a deerocher un de ces jours la groffe dot que je cherche et fi j’ai des enfants, tu verras un peu fi je ne leur en fourre pas, de la religion, eb. 229. Zu der Bevorzugung des fi.. et fi unter Umständen, wo fi.. et que ganz ebenso gut oder besser sein würde, mag etwas auch die kindische Scheu vor dem Imperfeetum des Konjunktivs beitragen, die vielleicht über kurz oder lang den völligen Verlust dieser Form herbeiführen wird. Da in den Fällen, wo nach /i das Imperfectum des Indikativs auftritt, das nachfolgende que das gleiche Tempus des Konjunktivs erfordern 246 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 28. Februar. würde, so bleibt, wenn dieser Gegenstand des Schreckens gemieden werden soll, nur übrig das que durch ein zweites /i mit dem Indikativ zu ersetzen, es sei denn, man vertausche das Imperfeetum mit dem Präsens des Konjunktivs, wie es manche über sieh vermögen: fi vous preniez mon fufil et que vous me vifiez (Präs. des Kon).), Je ne bougerais pas, Rev. bl. 1900 I 808a: fi le Dieu tout-puiffant venait dans ce pays et qwil n’ait (eüt ist doch noch am Leben!) pas un demi-million de livres en actions, on ne penferait pas grand’ chofe de lui, eb. Sogb: fi les Frangais venaient aujourd’hui et faifaient notre conquete, et que nous essayions de les jeter drhors....., eft-ce que vous nous appelleriez des revoltes? eb. Sıoa. öndlieh sei noch erwähnt, dafs die Wiederholung des fi das einzig Mögliche und Gerechtfertigte da ist, wo die nebeneinander stehenden Bedingungssätze nur wechselnden Ausdruck für eine und dieselbe Be- dingung darstellen: il tomberait a tes pieds, fi tu t'expliquais a lui, [il te comprenait et f’il favait ce que tu es, GSand, Jacques 329: la fineffe, la mefure, Vefprit ne vous fuffiront meme plus, fi vous n’y joignez encore Üelegance et la gräce du ftyle, fi vous ne faites point @uvre d’artifte, Rev. bl. 1897 I 777a. Im Altfranzösischen finden wir mehrere Ausdrucksweisen, die der heutigen Sprache nicht mehr zur Verfügung stehen. Im Falle der kom- binierten Bedingung Fehlen jeder Konjunktion im zweiten Satze und Beharren bei dem Modus des ersten, und dies auch dann wenn der zweite ein ausgesprochenes Subjekt hat. Zu den bei Bischoff S. 67 gegebenen Beispielen füge ich hier ein paar andere: Sele eftoit d’onor faillanz Et ele eftoit plus bele affez, Si feroit por noient laffez D’amors celui qui l’ameroit, Mer. 529; f’Ül te mort et tu ies mors (= morz), Ki nous gardera de fes dens? Renel. C 68, 5: Se aucun bien föis ne fais Et tu ten vantes, tu mejfais, Tr. En. 554: Bien feroie ore decöue, Se je vos metoie en la voie De m’amor, et je n’i avoie Le cuer, Ombre 532: Se je le fier et je Uen chace, Il eft molt granz pitiez de lui, Barb. u. MI 357,29: S’avenoit que bataille öuft furnie, Et dieus li donoit faire cevalerie, Se Vameroit li rois et la röine, Aiol 129; S’Ul ne vos velt par droit ens en fa cort mener Et il velt faire force et vo droit de- Jeter ... Il le porra.. conperer, God. Bouill. 156; Vaurriemes bien c’a li [Morgain] fuft affenes [nos fix], S’l vous plaifoit et il eftoit fes gres, Aub. 1282: I! n’(i) a homme en ce monde... (Que SüÜ a mort le roy, et je le puis trouver, (Que tantoft ne le (1.i?) fache "ame du cors fevrer, HCap. 216: /r li gentil homme tenoient en querre les bourjois ou ceus de pooft, et li bourjois ou eil de Toster: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 247 pooftE ne pouoient tenir en querre les gentius hommes, il feroient mort et mal bailli, Beauman. 1672; f’Ü avient qu’aucun de mes parens foient en querre, et je fui auffi prochiens de lignage a Fun comme a lVautre, et je ne me melle de la querre ne d’une part ne d’autre, et U une des parties me meffet ..., ine fe puet efcufer du meffet pour droit de querre, eb. 1668. Ob in diesen Fällen die an zweiter und an dritter Stelle stehenden, Bedingungen enthaltenden Sätze wirklich auch dem Ausdrucke nach Be- dingungssätze, ebenfalls durch das /i eingeführt, oder aber Hauptsätze der Form nach sind, ist schwer zu sagen, auch dann, wenn sie ein Verbum im Imperfeetum haben. Bisweilen wird die Stellung des Verbums den Entscheid für die erste Möglichkeit erlauben; aber nicht immer. Auch im Deutschen stehen beide Ausdrucksweisen zu Gebote: »wenn du dich in den Streit nieht mischest (mischtest) und die eine Partei dich angreift (angriffe)« oder »greift (griffe) dich an«: »wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete, und hätte der Liebe nicht. so wäre ich ein tönend Erz«. Daneben trifft man freilich auch schon nicht selten Beispiele der un- nötigen und nicht empfehlenswerten Wiederholung des st: Perduz eft f’il lo [lo mal] feit et [il ne ["en recreit, Poeme mor. 360d: S’il en fa boche mil et mil lengues avoit Et fil a toz jors viere, loz jors parleir pooit, Les biens ke deus ferat fes amis ne diroit, eb. 4585: s. Bischoff a. a. 0.124. Die Stelle im Claris 8916, die der Herausgeber so falst, als gehöre sie hieher, wird man besser so schreiben, dafs man die zwei Bedingungs- sätze zu zwei verschiedenen Hauptsätzen zieht. Das Häufigste ist freilich das, was Diez II® 417 berührt und Bischoff S.124 aus Crestien belegt, die Anreihung des zweiten Satzes ohne fi oder que und im Konjunktiv, welches immer der Modus des ersten sei (s. dazu auch Meyer-Lübke, Syntax $ 674. EHerzog, Untersuch. zu Mace de la Charite, S. 33). So setzt eine Handschrift Se il la puet vers moi conquerre, Et tant face qwil Tan ramaint, wo die andern den zweiten Vers beginnen lassen Et f’il fet tant, RCharr. Sı: dis folz valt [Ü chevals], S’il eft ignels, e füef alt. MFce Fab. 47, 22; Se povres huem li fet homur, E puis demant fun queredun, Ja n’en avra fe mal gre nun, eb. 7. 35: Mais f’en eftour le puis tenir, Et diew me vueille maintenir, Et m’efpee aye en ma main dieftre, Je Üen ferai cauche fenieftre‘, Rich. 1964: en Voftel n’aura chevalier, Se ! Was das heilst, weils ich noch immer nicht. GParis’ Bemerkung Romania IV 480 beruhigt wenig. Vielleicht ist ‚ich werde ihm damit eine linke Hose machen’ 248 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 28. Februar. defous lui na a baillier (Quarante efeus au mains u plus, U ine foit u quens u dus, eb. 4546: Se ce n’eft mors ou maladie, Et li rois ne le contredie, Vouz porrez au jor de demain Tenir, f’il vouz plaift, par la main Tele (Cele?) qui nul mal ne vouz veut, Escan. 22716: Se il eftoient tuit for lor chevax monte, Et fu/fent de lor armes garni et conree, Par force cacheroient le roi de fa chite, Ch. eygne 137: Riens qui en fe garde foit mife, N’iert ja perdue ne maumijfe, Tant ne fera abandonnee, Non fe chis palais ert plain d’or, Et il |s. Nicolas] göuft feur le trefor, JBodel in Th. fre. 177: fi demeine malveife vie, e il feit en peche de dampnation, ‚Jache il veraiement que .., Serm. poit. 3. — Seltsam und doch bei Wiederholung des gleichen Wortlautes kaum zu bezweifeln ist folgendes: fi noftre fires ne Focift, u de fa dreite mort muire u en bataille, Jo ne metrai main fur lu, I,Rois 94 und fi deus möifme ne Vocift, u il murged de fa dr. m. u en b., ne metrai main par mal fur ÜVenuint noftre feignur, eb. 103 (nifi dominus perceufferit eum aut dies ejus venerit ut moriatur, aut in praelium defcendens perierit). wo vor dem muire oder murged die Negation unentbehrlich scheint. — Auch einem mit quant eingeleiteten ersten Satz kann ein zweiter ohne Konjunktion und im Konjunktiv sich anreihen: Dedenz les murs [dou chaftel] eft la fontaine .. Et molin, qui de l’eve muelent Ades, quant eil du chaftel vuelent, Et il aient blE a defpendre, Claris 1022: so auch da, wo Aucassin den nicht ganz einfachen Gedanken auszusprechen hat, Gott möge ihm nie eine Bitte erfüllen, wenn er (Aucassin), Ritter geworden. jemals ein Rofs besteige oder in eine Schlacht ziehe, es sei denn, man habe ihm zuvor die Geliebte zum Weibe ge- geben: Ja div ne me doinft riens que je li demant, quant ere cevaliers, ne monte a ceval ne que voife a eftor ne a bataille la u je fiere cevalier ne autres mi, fe vos ne me dones Nicholete, 2, 22 und fast völlig gleichlautend, doch ohne que vor voife, 23: an dieser letzten Stelle zeigt sich wieder jene gewisse Unbehilflichkeit der Gedankengestaltung. von der oben die Rede war, infolge deren zwei Gedankenglieder koordiniert erscheinen. ee) von denen richtiger das eine dem andern untergeordnet würde. Das gleiche zeigt der zweite Satz auch dann. wenn dem ersten statt der Form eines Kondieionalsatzes die eines beziehungs- als wild scherzhafter Ausdruck für ‚ich werde ihm das linke Bein damit abschlagen’ zu nehmen: wem man das linke Bein (samt Hose) durchschlägt, dem lälst man damit eine neue linke Hose zur Verfügung, er braucht nur das tote Bein herauszuziehn. Oder ist zu verstehen ‚ich werde, indem ich ihm das rechte Bein abschlage, machen, dals man ihn künftig Linkhose nennt’? Das 7 von ”en kann ja so gut /e wie Zi sein. > in —— um. ne ——— u Toster: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 249 losen Relativsatzes (Verm. Beitr. 1 99) gegeben ist: qui treroit a un oifel feur un arbre d'une faiete, et öuft gent entour Tarbre a la vöue et a la feue du traieur, et la faiete recheoit feur aucun et le tuaft ou mehaignaft ou navrajt, li traieres ne feroit pas quites du me/fet, Beauman. 1941 (wo recheoit statt rechöift zwischen den Konjunktiven gewils sehr auffällig ist). Die heute übliche Einleitung des zweiten Satzes, der im Konjunktiv steht, durch que. ist in der alten Zeit ziemlich selten. Bischoff hat bei Crestien kein Beispiel davon gefunden, dagegen eines aus Auberi beigebracht. Wir haben oben eine Stelle aus Aucassin angeführt, die in dieser Erzählung zweimal beinah gleichlautend begegnet und das eine Mal vor dem Konjunktiv ein que zeigt, das das andere Mal fehlt. Weiter sei angeführt Se ce vient al befoing et que mejtier nos ait, Adonc fawurons nos bien ligex Varra mex fait, Ch. eygne So: Car fe de ci eftioumes torne Et que de nous fu/fent li champ pueple .., Ja ne seroient tant hardi ne ofe, Ne f’en foui/fent, c’eft fine verite, Enf. Og. 630: Brunamons jure Mahon, cui eft fougis, Que, f’il efchape de la bataille vis, Ei que de lui puift eftre Ogiers conquis, (Que, tout errant qwiül Vavera ocis, lert Karahues erranment rajfaillis, eb. 3771: dazu die Bemerkungen Eberings über Froissart in Zts. rom. Phil. V 363. Da das Neufranzösische von den ‚herausfordernden” Konjunktiven (Ss. oben S.243) ohne que, die mit bedingenden Nebensätzen ungefähr gleichen Sinnes sind. nur noch in seltenen Fällen da Gebrauch macht, wo sie einzeln auftreten'!, so ist nieht zu verwundern. dafs sie da ganz auf- ! Dieser Gebrauch ist jedoch nicht so selten, wie man bei der Flüchtigkeit der Erwähnung bei Mätzner, Synt. Il ı71, Gramm. $ 23ıbb, Hölder $ 200 I 3 Anın. denken könnte: Et pour lui rendre la fante, Il lui faudrait, vienne l’ete, Les foins coupes, lair de la ferme, EManuel, Po@mes pop. S.15; Vienne un rayon, et la premiere, Tu tourneras vers moi les yeux, Coppee, Les Mois, Mars; j’aurai quarante-deux ans vienne la Chandeleur, Fabre, Les Courbezon 116; vienne U’hiver, vienne la neige, et ce payfage flottant deviendra plus flottant encore, Rev. bl. 1886 Il rooa; s. auch Littre unter venir 21. Er reicht auch weit hinauf und beschränkt sich in älterer Zeit nicht auf wienne: Mais faillet une feiz par fa recreantife, Trencherai li la tefte, KarlsR 697; Meis li anperere fes fire N’i vaingne, ne l’an chaudra il, Clig. 5677 (vor welchen Worten, da sie eine Bemerkung des Dichters, nicht der Fenice enthalten, ein Punkt zu setzen ist); Hui t’afi]nt bien, demain te harra, Chast. II 333: Deus low me dont, toz ces mals abatrait, Rom. u. Past. I 8, 16: il n’eft nus qui de celi boive, Boive en neis plus qu'il ne doive, Qui fa foif en puiffe eftanchier. Rose 6722; S’a li rois en tel point efte Trois cens ans, aviegne en ejte, Perc. V S. 248; je fu encore tous en vie Par dedens une charcre, entre moi et m’amie Et ai efte jet ans, viengne a Pasque(s) florie. BSeb. XIV rı8r. Natürlich gehört hieher der Konjunktiv olıne que auch im Sinne der Einräumung, wie er in dem ursprünglich mit Geberde gesprochenen tant foit peu ‚es sei so wenig’ noch immer vorliegt und früher in zahlreichen andern Redeweisen vorkam, die bente, so weit sie fortbestehen, alle ein gxe aufgenommen haben (Zout, ja, encore). 250 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. Februar. gegeben sind, wo sie, wie es in der alten Zeit so häufig vorkommt. mit Sätzen koordiniert und dureh e? verbunden hätten auftreten können, (die ein fi einleitet, und dafs sie jetzt immer ein que an der Spitze haben, das ihnen das Aussehen von Nebensätzen giebt. Das ist nicht eine Einbulse von grofsem Belang, um so weniger, als «dieses que in den zahlreichen Fällen, wo sich, da pronominales Subjekt kaum mehr unausgesprochen bleibt, ein et il, et elle, et ils, et elles eingestellt hätte, Hiate aufhebt, die den Diehtern nicht gestattet sind und auch der ungebundenen Rede nicht zur Zierde gereichen. Eher mag man be- (lauern, dafs der Sprachgebrauch nicht von selbst dazu gekommen, noch auch dahin gelenkt worden ist, zwischen fi. . et fi einerseits und fi... et que andererseits einen Unterschied anzuerkennen, den aufrecht zu erhalten keine Sache blofser Grammatikerlaune, jedenfalls aber ein Gewinn für die Klarheit französischer Rede gewesen sein würde. Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. Von Avpour HARNACcK. Je Zu Lucr’22, 43: 42. Kai autos ameondoedn an autov waeı Aidov BoAnv, kai Heis Ta yovara TpooNVyero Aeywv: Tmarep, ei BovAcı mapeveyke ToVTo TO ToTnpiov am Euov, mAnv un To HeAnua uov aAAa To oov Yıreodw. @bOn de auto AyyeXos am oVpavov EvıoyVwv auTov. Kal YEVOUEVOS Ev AYwvia EKTEVEOTEPOV TPOTNUXETO. Kaleyevero 6 iöpws aurov woeL Hpoußoı aluaros karaßaivovros |[-es] Er Tnv ynv. Kal üvaotas ano Tns TpoGevynSs. eAHwv Tpos Tovs uahnras EÜDEV KolMWuEVoVS alrovs amo ns Aumns. Die gesperrten Worte finden sich im Sinaiticus [erste Hand und späterer Correetor], nDEFGHKLMQSUVXTAATIA [aber in A nur am Rande als ammonianische Seetion], in fast allen Cursiven, in allen Italacodd. mit Ausnahme des Brix. [f]. in der Vulgata, den drei Syrern [Cureton, Pesch., Hier.] und einigen boheirischen, sahi- dischen und armenischen Manuscripten. Ferner sind sie bezeugt durch Justin, Tatian, Irenäus, Hippolyt. Dionysius Alex., Arius, Eusebius, Gregor Naz., Epiphanius, Hilarius, Didymus, Hieronymus, Augustin. Die gesperrten Worte fehlen inBART 124: im Sinaiticus hat sie der erste Correetor getilgt: inESVTAII und einigen Cursiven sind sie als suspect (dureh Asterisken oder Obeli) bezeichnet: sie fehlen ferner in f, den meisten boheirischen und einigen sahidischen und armenischen Handschriften, dem Syrus Sinaitieus, dem Syrus-Harel. Der Minuskeleodex 13 hat nur die beiden ersten Worte des Stücks von erster Hand, die anderen von zweiter. Die Mss. der Farrar-Gruppe und (die Evangelistarien bieten sie nach Matth. 26,39. Ambrosius und Öyrillus Alex. übergehen die Worte in ihren Commentaren zu Lucas. Hilarius schreibt: »Nec sane ignorandum a vobis est et in Graecis et in Latinis codieibus complurimis vel de adveniente angelo vel de sudore sanguinis nil seriptum reperirie. Sehr werthvoll ist die Bemerkung des Epi- phanius (Ancorat. 31): @AAAa kai »erAavoe« Keira Ev TO kara Aovkav 232 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. Februar. evayyeAio ev ToLs adıop$wroıs avrıypaboıs, Kal Kexpyrau Tn Hap- Tupla 6 Ayıos Eipnvatos Ev TO Kara aiperewv Mpos ToVs Öoknaeı ToV Xpıorov mecnvevar Aeyovras. ophoÖoE&oı de abeiAovro TO pnTov $oßndevres kalt un vonoavres altov TO TEXos Kal TO ioxvporarov' »Kal yevöuevos Ev aywvia löpwee, Kal eyevero 6 iöpws alrov ws Apoußoı aluaros, kat @ebAn aryyeXos EvioyVwv aurov« [Epiphanius scheint hier- nach die Verse in Umstellung gelesen zu haben]. Hieronymus sagt: »In quibusdam exemplaribus tam Graeeis «uam Latinis invenitur scri- bente Luca: Apparuit illi angelus u.s.w.«c Auch noch in späterer Zeit ist man auf das Fehlen der Worte in den Handschriften auf- merksam gewesen. Anastasius (Hodeg.) sagt: Emreyeipnoav rapemapaı rovs Hpöußovs Tov aluaros Tov iöpwros Xpiorov. Photius bemerkt über die Syrer (ep. 138 ad Theodor.): unkerı obv 0oı TovV evayye- Aov TovVro TO xwpiov mepıxekobha, Kav Tıoı Tav 2vpwv @s Edbns doket, eumperes vonle. Nieon beschuldigt die Armenier, die Stelle getilgt zu haben, und denselben Vorwurf erhebt Isaak gegen sie: um- gekehrt erklären diese die Verse für eine häretische Fälschung (des Saturnilus). Dass Athanasius und Gregor von Nyssa sie nie eitiren (auch Clemens Alex., Origenes, Cyrill. Hieros.), macht es wahrschein- lieh. dass sie sie nicht gelesen haben. Lässt man die späteren und minder wichtigen Zeugen bei Seite, so steht die Autorität von 8 D, den Lateinern, Syrern, Justin, Irenäus, Dionysius Alex. und Eusebius gegen die Zeugnisse von BA Syrus- Sinaiticus, Mss. bei Hilarius, Epiphanius. Hieronymus, Cyrillus Alex. und (vielleicht) älteren Alexandrinern. Westcorr und Horr, BERNHARD Weıss und NeEstLe — um nur diese Textkritiker zu nennen — haben die Verse dem Lucas abgesprochen und sie für eine sehr alte Interpolation erklärt. Ich werde zu zeigen versuchen, dass dieses Urtheil vorschnell ist und dass die Verse für echt zu halten sind.' Erstlich trägt das kurze Stück den Stempel der lucanischen An- schauung und Sprache so deutlich, dass es schon deshalb höchst misslich ist, es für eine Interpolation zu erklären. «a) Engelerschei- nungen in der Geschichte sind dem Lucas viel geläufiger als den anderen Evangelisten; man vergl. Luc. ı und 2: 24, 23 und Act. 5, 19; 8, 26: 10, 3.7.22;11,13512, 7.512,23; 23,9: 27, 23. b) Die Ausdrucksweise @bOn de aur® AyyeXos ist wörtlich dieselbe wie Lue. 1. ı1: @$@n de auto ayyeXos; ferner findet sich dieses @&$n bei Matthäus und Marcus nur je ein Mal. dagegen in «den lucanischen Schriften, abgesehen von unserer Stelle, dreizehn Mal. c) Dem Verbum eworyvew begegnet man ! Für die Echtheit hat sich Hr. Brass ausgesprochen mit der kurzen, aber, wie wir sehen werden, richtigen Begründung: »Non cası videntur omissa esse; reliquum igitur est ut in theologos eulpam eonieiainus. « PER Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. 253 im ganzen Neuen Testament nur noch ein Mal, nämlich Act. 9, 19, also bei Lucas. d) ekteveotepov mpoonixero findet sich weder bei Matthäus, noch bei Marcus, noch bei Johannes; dagegen liest man Act. 12, 5: mpooevyn de Mv EKtev@s Yıvonevn, feıner Act. 26, 7: Ev Ekreveia vukTa Kal nuepav Aarpevov. e) Zu Yevöuevos Ev drvywvia .... Kal Eeyevero ist zu bemerken, dass die Constructionen mit yiyveodaı dem Lucas be- sonders vertraut sind und allein in dem Evangelium fast doppelt so häufig begegnen wie bei Matthäus (133 >73): speciell aber die Con- struction Yiyveodaı mit Ev ist für ihn geradezu charakteristisch. Da nun die Worte aywvia, iöpws, Hpoußos im Neuen Testament Hapax- legomena sind, mithin eine Vergleichung überhaupt nicht zulassen, so darf man sagen, dass das Stück in jedem Zuge, der überhaupt eine Vergleichung ermöglicht, lucanisches Gepräge trägt. Zweitens, was die Überlieferung angeht, so fehlt jedes directe Zeugniss, dass die Worte vor e. 300 in den Handschriften gefehlt haben, während sie durch Justin. Tatian und Irenäus bereits für die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts bezeugt sind. Wahrscheinlich ist es freilich nach aller sonstiger Analogie, dass Verse, die in BA sowie in dem Syrus-Sinaiticus fehlen und die Hilarius, Epiphanius und Hieronymus in mehreren! Exemplaren nicht gelesen haben, schon im 3., ja im 2. Jahrhundert in einigen Codices nicht gestanden haben: allein be- weisen lässt sich das nicht. Jedenfalls bleibt es eine blosse Behauptung, das Fehlen müsse älter sein als das J. c. 200. Dies erscheint um so mehr als eine blosse Behauptung, als die Zeugen für die Tilgung der Worte einen bestimmten geographischen Kreis bilden. Auf Aegypten und Umgegend kann sie zurückgeführt werden?” — interpretirt man die Zeugnisse grossmüthig und rechnet auch mit dem argumentum e si- lentio — bis zur Zeit des Origenes und Clemens Alexandrinus. Da- gegen haben die Worte das Zeugniss der übrigen Kirchen, und zwar vom Zeitalter Justin’s an, für sich. Drittens, allen diesen so schwer für die Echtheit in’s Gewicht fallenden Gründen setzt man das Argument entgegen, dass eine Aus- merzung, da sie nicht aus zufälligen Ursachen erfolgt sein kann’, aus ° Ein Gewicht auf das »compluria« des Hilarius und das »quaedam« des Hierony- mus wird nicht zu legen sein. Das Material zur Vergleichung, über das sie verfügten, war beschränkt und ihre Ausdrucksweise schwerlich genau. ® Solche Zufälligkeiten, wie die, dass ein altlateinischer Zeuge die Worte nicht kennt, kommen nicht in Betracht, ebenso wenig dass umgekehrt einige boheirische und sahidische Manuseripte die Worte bieten. 3 Hierüber haben Wesrcorr und Horr das Nöthige bemerkt. Dass einige Handschriften (s. oben) die Worte bei Matth. 26, 39 lesen, gehört nicht hierher, da es sich hier um Conformationen handelt, die sich aus der Perikopeneintheilung bez. der kirchlichen Vorlesung leicht einstellen konnten. Sitzungsberichte 1901. 20 254 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. Februar. i': also seien die Verse doch nicht von Lucas. Allein das ist eine petitio prineipii bez. ein allgemeines Urtheil, welches in jedem einzelnen Fall unbestochen auf’s Neue zu prüfen ist. Nun sagt uns aber gerade in diesem Falle Epiphanius. (lass nicht etwa Häretiker, sondern ängstliche Orthodoxe die Stelle unterdrückt haben. Man erwidert, dies sei eine vage Vermuthung «logmatischen Gründen unerhört se des Epiphanius: allein, vage oder nicht, von Wichtigkeit ist. dass er überhaupt eine solche Vermuthung aufzustellen vermochte. Was er für thatsächlich hält, dürfen wir doch nicht als unmöglich abweisen. Nun aber enthält die Stelle wirklich zwei schwere Anstösse. Erstlich war es anstössig, dass ein Engel den Herrn stärkt — besonders an- stössige in der ältesten Zeit, wo vom Colosser- und Hebräerbrief an für die über die Engel erhabene Würde Jesu gekämpft werden musste. Zweitens war auch die ayovia sammt ihren blutigen Folgen anstössig: denn sie war doch nicht dureh äussere Schläge und Wunden hervor- gerufen, sondern durch den inneren Seelenkampf. Diese Schil- derung ging noch über Hebr. 5, 7 hinaus: je mehr man gegen Juden und Heiden das freiwillige Vrouevew madew des Herrn betonte (s. z. B. Barnabas und Justin), um so befremdlieher musste dieser furehtbare Seelenkampf erscheinen. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass, wenn bei der grossen Mehrzahl der ältesten und besten Zeugen die Worte sich finden und sie nur bei einer Minderheit fehlen, eine Aus- merzung stattgefunden hat —- um so wahrscheinlicher, als sie gut lucanisch lauten. Viertens endlich: die Frage, woher der vierte Evangelist seinen Stoff genommen hat, ist noch nicht in jeder Hinsicht geklärt: gar manche schwere Probleme schweben hier noch, aber dass er in der Leidens- und Auferstehungsgeschichte an vielen Stellen lediglich die Synoptiker als Unterlage hat, obgleich er sich weit von ihnen entfernt, lässt sich erweisen. Nun liest man Joh. ı2, 27ff.: vvv 7 Yvyn nov TETAPAKTU, Kal TI EIMW; MÄTEP, OWTOV HE EK TNS @pas TauTns. AANA dia Tovro MAHov eis Tv @pav TavTnv. TTATEP, ÖOEAa0OV Fov TO OVvoua. nAdev olv bwvn Ek TOoV olpavov: kal eöo&aca kal maAıv do&dew. .... [6] Inoovs eimev: ob Öl Eue 1 dwvn aurn yeyovev aAAA SL Üuas. Das ist die johanneische Umwandlung von Lue. 22, 43. 44. Aus dem aryyyeXos dm olpavov ist eine dovn Ek ToV olpavov geworden — »Einige aus dem Volk sprachen (v. 29): ein Engel hat zu ihm geredet« —, die »Stärkung« scheint geblieben zu sein: aber es scheint nur so: nicht um Jesus, sondern um Andere zu stärken, hat die Stimme gesprochen. ! Wesreorr und Horr II p.66: »There is no tangible evidence for tlıe exeision of a substantial portion of narrative for doctrinal reasons at any period of textual history». Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. 255 ganz so wie in e.L. die Herabkunft des Geistes nur ein Zeugniss für den Täufer, nicht aber für Jesus, gewesen sein soll. Johannes hat also den Engel getilgt. die Stärkung getilgt und den Blut- sehweiss getilgt, d.h. er hat dasselbe gethan, was diejenigen thaten, welche die Stelle ganz strichen. Also beweist er uns, 1. dass die Verse von ihm gelesen worden sind — es wäre aber eine abenteuerliche Annahme, er habe sie anderswo gelesen als bei Lucas —, 2. dass sie um das Jahr 100 Anstoss erregt haben und er sie daher in seinem Evangelium unschädlich gemacht hat. Nach diesen Darlegungen' wird man meines Erachtens nicht mehr daran zweifeln dürfen, dass Luce. 22, 43. 44 ein ursprünglicher Be- standtheil des Evangeliums ist und in BA und Syrus-Sinaitieus ein absichtlich verkürzter Text vorliegt. Wie alt die Ausmerzung ist, lässt sich nicht bestimmen: sie kann schon am Anfang des 2. Jahrhunderts erfolgt sein, sie kann aber auch um viele Jahrzehnte jünger sein. Zumliulen sen Kai ore 7Adav Emi Tov TOmov TovV kaXovuevov Kpaviov, ereı EoTav- pwoav auTov Kal TOVS Kakovpyovs, Ov ev Ek Öe&Lmv Ov de && üpıoTepwv. 0 de Inoovs EXeyev: Ilarep, üabes avroıs, oV yap oldacıv Ti moLovVoıv: ÖtanepıLönevor de TA iudrıa alrov EBaXov KANpovS. Die gesperrten Worte sind bezeugt durch den Sinaiticus [erste Hand und späterer Correetor], den Alexandrinus, ferner durch CL@ xTFAAII, den Corrector von D und fast allen Minuskeln. Dazu kommen 5 der besten Itala-Handschriften, die Vulgata, die meisten boheirischen Handschriften, die syrischen Versionen (Curet., Peshit., Harel., Hier.), die aethiopischen und die armenischen. Endlich fin- den sie sich (im 2. Jahrh.) bei Hegesipp [s. darüber unten], Tatian, [Ephraem Syr.] und Irenäus, (im 3. und 4. Jahrh.) bei Hippolyt, Ori- genes, Ölem. Homil., Gesta Pilati, Eusebius, Athanasius, Constit. Apost., Gregor von Nyssa, Basilius, Diodor, Chrysostomus, Hilarius, Ambrosius, Hieronymus, Augustin. Die gesperrten Worte fehlen im Vaticanus, in D [erst ein späterer Correetor hat sie beigeschrieben] und im Syrus-Sinaiticus [im griech. Sinaitieus hat sie der erste Correetor getilgt, ein späterer wieder hergestellt: auch im Cod.E sind sie mit einem Asteriscus versehen]; sie fehlen ferner in ein paar Minuskeln, in drei ausgezeichneten Itala- ! Sie gelten auch dann noch, wenn.Joh. 12, 27 ff. doch unabhängig von Lue. 22, 43 f. sein sollte. 20* 256 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. Februar. Handschriften, zwei sehr guten boheirischen und in der sahidischen Version. Arethas theilt uns mit, dass Cyrill von Alexandrien die Worte für eine Interpolation betrachtet hat.' Lacnmann, Westcorr und Hort, Berxnmarp Weiss und Prumner (der Letztere unsicher) streichen den Vers als nicht-lucanisch: Brass hat ihn in Kürze vertheidigt und auch Zanx sich beiläufig (Einleitung in das Neue Testament, II, S.359) für seine Beibehaltung ausge- sprochen. Ich werde versuchen zu zeigen, dass die Letzteren keinen unhaltbaren Standpunkt vertreten und dass die Streichung des Verses mindestens vorschnell gewesen ist. Auf den ersten Blick scheinen die Gründe gegen die Ursprüng- lichkeit des Verses unüberwindliche zu sein: denn ı. der Vers durehbricht den Zusammenhang, ÖtauepiLouevor schliesst sich enge an &oravpweav an. 2. Wir sind in der neutestamentlichen Kritik gewohnt, Worte, die vom Vaticanus B und D nicht geboten werden, für Zusätze zu halten: hier aber tritt noch das negative Zeugniss des Syrus-Sinaiticus hinzu. 3. Ein Grund zur Streichung der Worte scheint unerfindlich zu sein’; ausserdem sind absichtliche Streichungen ganzer Verse in der neutestamentlichen Textgeschichte so gut wie unerhört. Als Zusatz aber erklärt sich der Vers sehr wohl aus Act. Apost. 7, 60. Diesen Argumenten gegenüber kommen folgende Erwägungen in Betracht®: I. Gewiss durcehbrieht der Vers, wenn auch nicht in besonders störender Weise, den Zusammenhang, aber dass er nicht ursprünglich sei, kann daraus nicht geschlossen werden. Die Worte nämlich, welche der ganzen Perikope zu Grunde liegen — sie ist ja nicht von Lucas frei eomponirt —, stehen Mare. 15, 22f.: kalt bepovoıv abrov Emi Tov loAyodav Tomov 6 &orıv uedepunvevöuevos Kpaviov Tomos ... kal orav- povow aurov kat Ötauepilovra TA iuarıa abrov, BaAAovres KANpoV ET auTd ..... Kal OVv aUT® OTavpovaw Övo Anortas, Eva Ek de&wv ! Diese Übersicht zeigt, dass die LA nicht einer der beiden Editionen des Lucas, wenn es zwei gegeben hat, zugetheilt werden kann. ® Wesrcorr und Horr p. 68: »Its omission, on the hypothesis of its genuineness, cannot be explained in any reasonable manner. Wilful exeision, on account of the love and forgiveness shown to the Lords own murderers, is absolutely incredible: no various reading in the New Testament gives evidence of having arisen from any such cause«. ®° Dass die Worte, inhaltlich betrachtet, sehr wohl von Lucas geschrieben sein können, hat meines Wissens Niemand bezweifelt. Man kann noch einen Schritt weiter gehen: die Anrede »ärep« ist speeifisch lucanisch. Dazu kommt, dass die Absicht, Jesus als den Sünderheiland darzustellen, bei keinem anderen Evangelisten auch nur annähernd so ausgeprägt ist wie bei Lucas. Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. 25 ka eva EE elwviumv aurov‘. In diesen Text waren die Worte: 6 de Inoovs EXeyev: Ilarep, abes auros, ol yap oldacıy TI mowveıw ein- zuschalten. Dass Lucas dies mit besonderer Ungeschicklichkeit ge- than hat, wird man nicht sagen können’; aber wenn sie noch unge- schiekter eingewebt worden wären, als sie es sind, könnte dem Lucas selbst die Einschiebung ebenso gut missglückt sein, wie einem späteren. Interpolator. Die Annahme einer Interpolation ist daher aus diesem Grunde nicht zu rechtfertigen. 2. B [Vatie.], D und Syrus-Sinaiticus sind ausgezeichnete Zeugen, ja, wo sie zusammenstimmen, gewöhnlich die besten; indessen Tatian, Hegesipp°, Irenäus und Sinaiticus haben ein Gewicht, das schwer auf- zuwiegen ist. Die drei genannten Väter schreiben um das Jahr 170 bez. 180 und sind ganz unabhängig von einander. Der Text, den sie gemeinsam bezeugen, kann daher nicht jünger sein als saec. II. med. Von hoher Bedeutung ist es ferner, dass weder im 2. noch im 3. und 4. Jahrhundert unter den Vätern auch nur ein einziger Zeuge für das Fehlen der Worte nachgewiesen werden kann‘. In ähnlichen Fällen aber wird das Zeugniss von B, D, bez. BD in der Regel von sehr alten Vätern unterstützt; hier fehlt diese Unterstützung. Somit kann Niemand mit irgend welcher Sicherheit behaupten, dass die fraglichen Worte, die für die Zeit um das Jahr 150 als luca- nisch bezeugt sind, vor dem Jahre ce. 300 in irgend einem Bibel- exemplar gefehlt haben. Nur auf die allgemeine Beobachtung ! Matthäus hat diesen Text also reprodueirt (27, 33ff.): kat eAdovres eis romov Aeyouevov [oA yoAa, 0 eorıv Kpaviov Tomos Neyöuevos .... aTavpueavres de abrov Ötelepioavro Ta indrıa abrov BaNNovres KAnpov.... TOTE oravpovvrar aUv auro Övo Ayaral, eis ex dekı@v Kal eis EE eiwvuumv. ? Zeigt nicht das »eyev« die zutreffende Überlegung des primären Schrift- stellers? Hätte ein Interpolator das Imperfeetum gewählt? ® Hegesipp wird in der Zeugenreihe von den Textkritikern nicht gebührend gewürdigt. Er erzählt (bei Euseb. h, e. II, 23, 16), ‚Jacobus der Gerechte habe bei seiner Steinigung gebetet: mapaka\®, kupıe dee marep. abes abrois‘ ob yap oldacı Ti moıovaıwv. Offen- bar ist entweder unser Lucastext von Hegesipp abhängig oder Hegesipp hat den Lucas- text vor Augen gehabt. Nun aber ist Jenes unmöglich; denn aus Tatian und Irenäus ergiebt sich, dass der fragliche Lucastext schon vor Hegesipp [dieser schreibt z.Zt. des römischen Bischofs Eleutherus, also um 180] vorhanden gewesen ist. Also hat Hegesipp den reeipirten Lucastext vor Augen gehabt und nach ihm erzählt. Diesem Schluss kann man durch die Annahme zu entgehen versuchen, Hegesipp folge der mündlichen Über- lieferung oder einem apokryphen Evangelium. Allein diese Hypothese ist deshalb ganz unwahrscheinlich, weil er sich wörtlich mit Lucas deckt [nur «vpıe dee hat er aus einleuchtendem Grunde in der Anrede hinzugefügt]. Umgekehrt wird man viel- mehr sagen dürfen, dass der Lucastext noch Jahrzehnte über Hegesipp hinaufreichen müsse; denn dass Hegesipp die Nachricht, Jacobus habe in der angegebenen Weise für seine Feinde gebetet, frei erfunden habe, ist nicht anzunehmen. * Es muss aber hier daran erinnert werden, dass aus Zeugnissen das Nicht- vorhandensein viel schwerer festzustellen ist, als das Vorhandensein. 258 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 28. Februar. könnte er sich berufen, dass die einschneidend wichtigen Varianten des neutestamentlichen Bibeltextes in der Regel schon dem 2. Jahrhundert angehören. Aber Regeln haben Ausnahmen, und auch die neutesta- mentliche Textkritik weiss von solchen zu erzählen. Zusammenfassend: das negative Zeugniss von BD und dem sinaitischen Syrer fällt des- halb nicht ausschlaggebend in’s Gewicht, weil es nicht von den Vätern unterstützt wird und weil es — füge ich hinzu — die Mehrzahl der Itala-Handschriften'und der syrischen Versionen gegen sich hat. Diese neutralisiren bis zu einem gewissen Grade die Bedeutung von D und dem sinaitischen Syrer. Somit bleibt nur B übrig. Vermag dieser Codex wirklich dem Tatian, Hegesipp und Irenäus sammt dem Sinai- ticus die Wage zu halten? 3. Das stärkste Argument für die Nicht-Ursprünglichkeit des Verses bildet ohne Zweifel die behauptete Unmöglichkeit, seine nach- trägliche Streichung zu erklären. Wer soll es gewagt haben, das Gebet (des Herrn für seine Feinde in der Todesstunde zu tilgen? Welches Motiv soll ihn geleitet haben? Dagegen ist es wohl ver- am Anfang des 2. Jahrhunderts — ein solches Gebet eingesetzt hat, sei es einer ausserkanonischen Über- ständlich, dass man schon frühe lieferung folgend, sei es in freier Erfindung (unter Anschluss an Act. 7, 60). Hat selbst Stephanus im Momente des Todes für seine Peiniger gebetet, so schien es gewiss. dass auch der Herr sie nicht vergessen und sein eigenes Gebot der Feindesliebe erfüllt hat, zumal da Jesaj. 53. 12 zu lesen stand, dass »der Knecht Jahveh’s« für die Übelthäter betet. Diese Argumentation erscheint einleuchtend, und doch erheben sich Bedenken — zunächst gegen den positiven Theil. Sollen die Worte ein späterer Zusatz sein, so ist es auffallend, dass nicht eine einzige Handschrift ihn im Matthäus- oder Mareustext aufweist, die doch an dieser Stelle mit dem Lucastext fast identisch sind. War das Bedürfniss, an dieser Stelle ein Gebet des Herrn für seine Feinde zu lesen, so gross, so begreift man nicht, warum es sich nur in einem Text geltend gemacht hat. Ferner ist auch die Verweisung auf Act. 7, 60 als den Ausgangspunkt des Zusatzes nicht einleuchtend. Stephanus betet: KkÜpıe un oTnons alroıs Taurnv Tv Auapriav. Unter »avrois« sind die Juden, die ihn steinigen, zu verstehen. An unserer Stelle — richtig interpretirt' — ist aber keine generelle Fürbitte für die Juden, die intelleetuellen Urheber des Kreuzestodes, herauszulesen, sondern das Gebet gilt nur ihren Henkersknechten, den Soldaten, und es wird ausdrücklich motivirt und limitirt durch den Zusatz: ! Siehe darüber unten. \ B 1 \ \ Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. 259 ob yap oldacıw Ti mowvow. Hat wirklich die Stephanus-Erzählung den Anstoss zu unserem »Zusatz« gegeben, so erscheint die Fürbitte des Stephanus als die weiter reichende, die Jesu als die begrenztere. Verfährt die fortschreitende und schematisirende Legenbildung so? Gewiss nicht! Wäre die Stephanus-Fürbitte der Ausgangspunkt für unseren Zusatz, so müsste er generell lauten und die Juden einschliessen. In ihrer strengen Begrenzung erweckt also unsere Stelle nicht den Ver- dacht, aus dem Bestreben entsprungen zu sein, Jesus überhaupt ein Gebet für seine Feinde in den Mund zu legen, um ihn nicht hinter Stephanus zurückstehen zu lassen. Aber das negative Argument: wer soll es gewagt haben, das Gebetswort des Herrn aus dem Lucastexte zu tilgen? Nun, es giebt zwei Wege, auf denen man sich den Weefäall der Worte als geschehen vorzustellen vermag.' Erstlich, der Wegfall der Worte kann in einigen Handschriften bez. in einer sehr alten ein zufälliger gewesen sein. Da sie den Zusammenhang durchbrechen und da bei Matthäus und Marcus auf das ortavpovoıv unmittelbar das Öranepilovraı folgt, so ist es möglich, dass im Lucastext von einem Schreiber der kurze Zwischensatz übersehen worden ist. Die so häufigen Conformationen der synoptischen Texte unter dem Prineipat des Matthäustextes brauchen nicht immer eine Bereicherung der Einzeltexte zur Folge gehabt zu haben; sie können auch einmal einen Verlust bedeuten. Indessen ist diese Annahme prekär, weil nicht streng zu beweisen und weil das Gewicht der Worte sie in diesem Falle vor jeder zufälligen Aus- lassung zu schützen scheint. Zweitens aber, die Worte boten der alten Christenheit einen starken Anstoss, sobald sie auf die Juden überhaupt bezogen wurden. Zwar zeigt der Zusammenhang, genau betrachtet, dass sie nur auf die Soldaten gehen; aber da dies nicht direet gesagt ist, so bezog man sie nach der «damaligen weitsichtigen Methode der Exegese auf die Feinde Jesu, die Juden, überhaupt.” Dann aber stritten sie nicht nur mit den unmittelbar vorhergehenden Worten Jesu (e. 23. 28 ff.), in denen er den Töchtern Jerusalems und ihren Kindern das furchtharste Strafgericht ankündigt, sondern sie stritten auch mit dem Antijudaismus der alten Kirche überhaupt, dem nichts sicherer war als die Überzeugung, dass sich das Judenthum durch die Kreuzi- gung Christi eine nieht zu vergebende Schuld und ein unerbittliches ! Dass der Wegfall nicht durch Zerlegung des Textes in Perikopen zu erklären ist, darüber s. Wesrcorr und Horr, ].c.p. 68. 9 ®2 Siehe einen Beleg dafür unten. 260 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. Februar. I Wie soll nun Jesus für die ihn kreuzi- Strafgericht aufgeladen habe. genden Juden gebetet haben, wenn das Gericht feststeht? Wie kann er gesagt haben: »Sie wissen nicht, was sie thun«? Man lese den Barnabashrief oder Justin’s Dialog mit Trypho, und man wird ein- sehen, «ass die Verfasser dieser Schriften die Behauptung, die Juden hätten in Unwissenheit gehandelt, unerträglich und deshalb die Für- bitte unmöglich finden mussten. Dass aber auch noch im 4. Jahr- hundert eine Controverse in Bezug auf Lue. 23, 34 bestanden hat, dafür haben wir in einer Quästio Pseudojustin’s, d. h. Diodor's von Tarsus (Quaest. et Respons. ad Orthodoxos nr. 119), einen Beleg.” Die Quästio lautet: Ei owyyvounv n akovaıos ebeAkeraı aryvora, kadws imo ns ypadns ÖWaoksueda, vos oi uev maAaı lovoawı Tov Xpıorov EE Aryvolas OTavpwoavres TAEITTWV Kal AvumoioTwv Öewm@v Emeipd- Ancav..., oi de vuv aurav TO Apıoro Ameıdovvres TNS Ev oikelas marpidos areXadevres eis maoav rnv ynv EAıkuiohnoav, Toıs de Edvenıw eis dovAeiav &£edoßncav Arınov, ws Ta Tpdyuara ornAns Boa Trept- $baveorepov, TNV de Ev Ekarepoıs alt@v OvvioTnoLw Aryvorav, TOTE uev Aeywv 6 Küpıos »marep aces abroıs' ol yap oldacı TI ToWVaı«, MOTE de 6 amooToXos backwv »ei yap Eyvwoav, OUK Av TOV Kupıov TNs ÖoENS eoTavpwoav« ; Kal Tavra uev Tepi Tav maxaıwv lovöatwv. Trepi de TOv vuv »uaptvp@«, naiv, »aurors oTı InAov Heov Eyovaı, AAN ol kart Eentyvoaı. In der Auflösung dieser Aporie verfährt Diodor so, dass er zeigt, die Juden hätten wirklich den Herrn »unwissend« gekreuzigt, da sie nicht gewusst hätten, dass er wieder auferstehen werde; hätten sie das ge- wusst, so hätten sie das Verbrechen nicht begangen. Also konnte Jesus für sie beten. »Wissend« wurden sie erst nach der Auferstehung, und da sie nun in ihrer feindseligen Stimmung verharrten, ja sich ver- stoekten, die Wächter bestachen und die Auferstehung mit Lüge zu verschütten versuchten, haben sie sich eine nicht zu vergebende Schuld und das Strafgericht zugezogen. Diese Ausführungen lehren ı. Diodor las Luc. 23. 34 in seinem Bibeltexte, 2. er und die Anderen bezogen die Stelle generell auf die Juden, 3. der Text gab damals einen schweren Anstoss, der entweder so lautete: » Wie haben die Juden solch ein Straf- gericht zu erdulden, wenn ihre Sünde doch eine unwissende war und der Herr für sie gebetet hat?«, aber auch so: »Wie konnte der Herr für sie beten, da sie doch, wie der Thatbestand zeigt, die schwerste Sünde begangen hatten?« Diodor hebt den Anstoss mit »geschicht- lichen« Mitteln, sofern er zwischen der Haltung der Juden vor und nach der Auferstehung unterscheidet. Der Ausweg erscheint verzwei- ! Darauf hingewiesen zu haben, ist ein Verdienst von Hrn. Brass. P} 2 Der Text nach Parapvorurus-Keraneus (Petersburg 1895), S. ıııt. 8 1895 Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. 261 felt, aber eben dadurch beweist er, wie drückend die Zweifelfrage war, die der Vers im Lucastexte heraufbeschworen hatte. Sollte es nieht dieser Anstoss gewesen sein, der in einigen alten Handschriften oder in einer sehr alten zur Tilgung des Verses geführt hat? Man wird einwenden, solch eine »dogmatische« Tilgung sei un- erhört: allein dass dogmatische Motive auch in der Textgestaltung des Neuen Testaments eine Rolle gespielt haben, ist unleugbar (s. o. sub 1): hier aber handelt es sich um ein Motiv, welches in vielen Zeiten der Kirche stärker gewesen ist als ein dogmatisches — um den Antijudais- mus. Lässt sich, wie Zany gezeigt hat, nicht verkennen, dass selbst antimarconitische Absichten leise auf den kirchlichen Text des Lucas- Evangeliums eingewirkt haben, wie viel leichter ist die Annahme anti- Judaistischer! — Ich behaupte nicht, dass die Ursprünglichkeit des Verses durch (diese Darstellung zweifellos geworden ist; aber die Gründe, mit denen man seine Nicht-Ursprünglichkeit sicher gestellt zu haben glaubt, sind erschüttert, und gezeigt ist, dass sich zu seinen Gunsten sehr Erheb- liches sagen lässt. Also wird man die Acten dieses Processes min- ılestens offen lassen müssen. Der Vers darf aus dem Text des Lucas keinesfalls gestrichen werden; höchstens ein Fragezeichen muss er sich gefallen lassen. Ich darf aber diese kleine Untersuchung über die beiden Lucas- Stellen nieht schliessen, ohne darauf hinzuweisen, dass sie geeignet ist, einer übertriebenen Schätzung des Cod. B zu wehren. Kein Zwei- fel — fehlten die beiden ineriminirten Stellen nicht in B, so wäre es keinem Kritiker eingefallen, sie zu tilgen. Also ist es angezeigt, wenn sich die Echtheit derselben bewährt, dem Cod. B, obschon er der beste Zeuge ist, den wir für das Neue Testament besitzen, ein geringeres Vertrauen zu schenken. II. Zu Mare. 15, 34. Kai rn evarn wpa EBonoev 6 Inoovs bwvn ueyarn EeAwi EAwi Aeua oaßaydavei, 6 Eorıv uedepunvevöuevov: 6 Heos uov 6 Beos wov, eis TI @veldıads ue. Die von den Textkritikern und Exegeten — Hrn. Nestre und die Engländer ausgenommen — kaum beachtete LA »veidıras soll im Fol- genden eingehend geprüft werden. 1. Die LA wveidıoas ist nicht nur eine, sondern es ist die alte abendländische LA im Mareustext; denn trotz der schmalen Bezeugung des Marcustextes im Alterthum (der Matthäustext wurde ihm in den parallelen Abschnitten stets vorgezogen) ist das wveiöıras heute noch 262 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 28. Februar. fünf Mal zu belegen. Griechisch steht es nieht nur in D, sondern auch bei Prophyrius', lateinisch im Colbert. Paris. (exprobrasti), Vindoh. (in opprobrium dedisti) und Bobbiensis (maledixisti).” Hier- nach ist es gewiss, dass wir es mit einer LA zu thun haben, die bis an die Grenze des 2. Jahrhunderts reicht. Demgegenüber die Zahl der Fälle zu zählen, in welehen auch abendländische Zeugen eykareAımes (»dereliquisti«) bieten, ist nicht wohl möglich und hat keinen Sinn: denn in Citaten (wenn nicht ausdrücklich Marcus als die Quelle ge- nannt ist) ist in der Regel der Matthäustext gebraucht worden: jeden- falls hat man nicht die geringste Sicherheit, dass der betreffende Schrift- steller den Marcus eitiren wollte. Dass aber die eine oder andere vor- hieronymianische lateinische Übersetzung »dereliquistie bietet, kann ebenfalls nicht in’s Gewicht fallen, da die Gorreetur nach Matthäus (bez. nach den LAXX) ausserordentlich nahe lag. 2. Die LA @veidıras ist aber nieht nur die alte abendländische LA, sondern sie ist höchstwahrscheinlich auch die ursprüngliehe LA, die bereits in der ältesten, bez. den ältesten für den Orient maass- gebenden Handschriften durch EeyrareArres ersetzt worden ist. Hätte nämlich der Schriftsteller selbst eykareAımes geschrieben, so begreift man nicht, warum ein Späterer dieses Wort nur im Marcustext und nicht auch im Matthäustext entfernt und durch @veidıras ersetzt hat.” Im Matthäustext bietet aber kein einziger Zeuge das wveidiras. Also ist oveiöioas im Marcus nieht nachträgliche Correetur, sondern ursprüng- liche Überlieferung. Der Vorgang kann mithin nur folgender gewesen sein: Matthäus, der den Marcus benutzt hat, fand in ihm das @veiöıcas, nahm es aber nicht auf, sondern stellte den correeten LAX-Text eykareXıres her.‘ Sofort wurde dieses Wort im Orient auch in den Marcustext aufgenommen, aber im Oceident erhielten sich uncorrigirte Exemplare. Übrigens ist es auch an sich ganz unwahrscheinlich, dass gegenüber der doppelten Autorität des LXX-Textes und der evange- lischen Überlieferung — selbst wenn es nie einen Matthäustext ge- geben hätte — ein Späterer es gewagt hätte, eykareAures in wveidıras ! Er ist der heidnische Philosoph im »Apocriticus« des Macarius Magnes. Dort aber heisst es (p. 2ı ed. Bronner): 'O uev Eis yeipas vov, Aeyeı, mapadıjrouaı To mvedud nov, 6 0& TereAearaı, 6 öde ©ee nov Bee uov, Iva ri je Eykarekımes; 6 de O eos Heos won, RR Dr eis TI @velöi@as fe. ® Siehe Burkrr’r im Journ. of Theolog. Stud. I p. 278. Die Bedeutung des Bob- biensis kann nicht leicht überschätzt werden. Er repräsentirt den Text, den Cyprian selesen hat. 3 Wohl begreift man, dass an dem Gedanken. Gott habe Christum verlassen, Anstoss genommen worden ist — aber warum nahm man diesen Anstoss nur im Marcus- text und nicht auch im Matthäustext? * Beiläufig sei bemerkt, dass sich die Priorität des Marcus vor Matthäus auch an diesem Punkt erweist. Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. 263 zu verwandeln, wenn jenes Wort das ursprüngliche bei Marcus ge- wesen wäre. 3. Aber wie ist das @veiöioas zu verstehen? »Eine nach allen Seiten befriedigende Erklärung ist noch Niemand gelungen«, sagt Nestre (Einf. in d. griech. N. T., 2. Aufl., S.222). Ich kenne überhaupt keine Erklärung‘, also auch keine befriedigende. Versuchen wir es, dem Probleme näher zu kommen. Zunächt muss anerkannt werden, dass @veidıoas in keinem Sinne als Übersetzung von oaßaydavei auf- gefasst werden kann: denn 219 (P2%) heisst »lassen«, »verlassen«, in Verbindungen auch »preisgeben«. An einen Übersetzungsfehler ist aber auch nicht zu denken: denn Marcus las ja die LXX, und sie bot die richtige Übersetzung eykareArres. Mithin ist die Annahme unver- meidlieh: Marcus ist der richtigen Übersetzung absichtlich aus dem Wege gegangen. Der Grund dafür kann schwerlich in etwas Anderem gesucht werden als in der Erwägung, den harten Ausdruck eykareArres abzuschwächen.” Die grosse Schwierigkeit, die in ihm liegt — Jesus in der Todesstunde vom Vater verlassen —, musste ja alsbald empfunden werden. Aber warum @veiöıras? Nun, unzweifelhaft ist die Verhöhnung (Beschimpfung) der hervorstechendste Zug in der Leidensgeschichte, wie sie Marcus erzählt: man vergleiche besonders 15, 17-20: 29-32. Der v. 32 schliesst aber zudem noch mit den Worten: kal ol ovveoravpwuevo oVv auto wveldıTov avrorv. Unmittelbar auf diese Angabe folgt der Bericht über den Ausruf Jesu. Also hat sich Marcus, als er nach einem passenden Ersatz für das oaßayxdavei suchte. an das vorhergehende Stichwort gehalten. Seine Erwägung muss etwa folgende gewesen sein: "EykareAıres, ohne Er- klärung hingestellt, ist zu allgemein und darum missverständlich. Man muss fragen, worin sich das »Verlassen« seitens Gottes zeige. Die einzige Antwort kann nur sein — darin, dass er Jesum den Schmä- hungen preisgegeben hat: denn nur dies war im Vorhergehenden er- zählt. Also war dieses Wort einzusetzen. aber einzusetzen in der Form, die der Psalm fordert, nämlich. dass Gott selbst als der Ur- heber der Schmähungen erschien. Eine solche »erklärende« Über- setzung war in jener Zeit nicht nur nichts Unstatthaftes, sondern etwas durchaus Erlaubtes, ja Gefordertes; der Übersetzer soll zugleich ! Expository Times 1898 August, 1900 Februar, März und April soll etwas über diese LA stehen; ich kenne aber diese Artikel nicht. ®2 Wichtig ist, dass auch der Verfasser des Petrus- Evangeliums den letzten Ruf Jesu bewusst missverstanden hat, wenn er Jesum ausrufen lässt: 'H öuvauis nov, m Ov- vanis nov kareNenvas ne. Er verfuhr nur klüger als Marcus, indem er das kareXenhas stehen liess, aber mit einem Schein des Rechts bez. des Möglichen 7 dvvanis wov schrieb. 264 Sitzung der philosophisch -historischen (lasse vom 28. Februar. »Erklärer« sein." Aber, kann man einwenden. wenn Gott selbst als der Urheber der Schmähungen erscheint, so ist gegenüber &ykareAures nichts gebessert: ja, mancher mag »du hast mich geschmäht« für noch stärker halten als »du hast mich verlassen«. Allein, dieser Einwurf trifft nieht zu. Das wveiöioas weist auf‘ das unmittelbar vorhergehende wveidıLov zurück und zwingt daher jeden Leser zu der Erkenntniss, dass die Schmähung seitens Gottes als die Zulassung der Schmähungen seitens der Juden zu verstehen ist’; das eykareAures aber erlaubt eine solehe mildernde Erklärung nicht oder erschwert sie mindestens in hohem Maasse. Somit bleibt es dabei, dass @vei- Öıvas wirklich gegenüber eykareAres eine Erleichterung ist und zu- gleich den näheren Sinn des &ykareAımes aus der Situation heraus nicht ganz unzutreffend darlegt. 4. Indessen ist es möglich, ja wahrscheinlich, dass Marcus bei der Wahl des Wortes wveidıras für oaßaxdavel noch durch ein nahe ver- wandtes zweites Moment geleitet worden ist. Nicht nur für die Christen war das öveötleodaı Ev Ovouarı Xpıorov (bez. Everev Xpıorov) der Höhepunkt ihrer Bewährung (Matth. 5, 11; Luce. 6, 22: I Pet. 4, 14; Act. 5, 41). sondern man sprach in ältester Zeit auch geradezu von dem »öveudionos Tov Xptorov« als dem Inhalt des Leidens Christi. Dass der Ausdruck ein festgeprägter war, zeigen zwei Stellen im He- bräerbrief.® C. ı1, 26 liest man, Moses habe Töv öveıdıouov Tov Xpıorov für einen grösseren Reichthum erachtet als die Schätze Aegyptens, und ce. 13, 13 heisst es: »Lasset uns nun zu ihm [Jesus] hinausgehen ausserhalb des Lagers, TOv överdıauov alrov Bepov- tes.« Die erste Stelle ist deshalb besonders lehrreich, weil aus ihr die Festigkeit und Geläufigkeit des Ausdrucks deutlich hervorgeht. Der Ausdruck war so bekannt, dass man ihn sogar vermittelst eines Hysteron - Proteron auf einen alttestamentlichen Helden anwandte. Die andere Stelle aber lehrt, dass man mit dem Ausdruck öveutouos ToV Xpıorov gerade das Leiden zusammenfasste, welches er in der Todes- stunde erlitten hat: denn die Kreuzigung ist Hebr. 13, 13 gemeint. Also deckt sich die LA des Marcus wveidıcas mit dem term. techn. överdıouös Tov Xpıorov an der Hebräerbriefstelle. Der Hebräer- ! Hieraus folgt nun auch, dass Marcus nicht zu fürchten brauchte, von Solchen, die des Hebräischen oder der LXX kundig waren, als falscher Übersetzer entlarvt zu werden; er war sich bewusst, als denkender Übersetzer seines Amtes gewaltet zu haben. ® Ganz richtig hat es so der Übersetzer (Vindob.) verstanden; er bietet die doppelt erklärende Übersetzung »ıne in opprobrium dedisti« (s. oben), was dveidiras an und für sich nicht heissen kann. Das »maledixisti« des Bobbiensis ist genaue Über- setzung und besser als das »exprobrasti« des Colbertinus. F: * . - 09) n ’ 4 ° Zu vergleichen ist noch Röm. 15, 3: oi övesiouol rav överdılovrov FE Eremerav Em Eue. Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu. 265 brief ist später geschrieben als das Marcusevangelium. Dennoch wird nieht anzunehmen sein, dass er den Ausdruck nach Marcus 15, 34 gebildet hat, sondern beide Schriftsteller geben dieselbe uralte An- schauung wieder, dass der Höhepunkt des Leidens Christi der öveı- Ötouos gewesen ist. Mareus hat sie in die Übersetzung der geheim- nissvollen und erschütternden Worte: eAwi &Awi Aena oaßaydavei gelegt. 5. Aber der Versuch des Mareus, das eykareAıres zu eliminiren, bez. zu präeisiren, war zu kühn, um Erfolg zu gewinnen. Der alte heilige LXX-Text, mochte er auch noch so grosse Schwierigkeiten bieten, liess sich nicht niederzwingen. So ist denn schon Matthäus zu ihm zurückgekehrt, und die Folge dieser Rückkehr war. dass auch der Mareustext in der Mehrzahl seiner Exemplare das wveidıras ein- büsste. Er wurde hier, wie in anderen Fällen, dem Matthäustexte ceon- formirt. Das. was hergestellt wurde, war wörtlich genommen das Richtigere: aber es verbreitete ein schreckliches Dunkel über das letzte Wort Jesu und musste zu sehr bedenklichen Speculationen Anlass geben. Marcus hat den Text nicht gefälscht, sondern ihn so prä- eisirt, dass er vor Missverständnissen gesichert war. 6. Da Marcus sich bereits veranlasst gesehen hat. den letzten Aus- ruf Jesu zu erklären, so folgt, dass ihm derselbe überliefert gewesen ist. Hätte er ihn erfunden, um die Situation zu illustriren, so hätte er das oaßaydavei entweder nicht gewählt oder nicht durch eine ge- wagte Interpretation angetastet. In allen drei Fällen, die wir hier besprochen haben, haben dog- matische Erwägungen gewaltet. Aber an der dritten Stelle verhält es sich umgekehrt wie an den beiden ersten. An diesen hat der Schriftsteller etwas geschrieben, was der Folgezeit zum Anstoss ge- reichte, und entschlossen tilgte man den Engel, der Jesum gestärkt haben soll, tilgte den Angstschweiss und strich das vermeintliche Gebet für die fluchbeladenen Juden; denn sie haben nicht in Unwissen- heit gehandelt. An der Marcusstelle ist es aber der Schriftsteller selbst gewesen, der Anstoss an dem genommen, was ihm überliefert war, und der diesen Anstoss durch eine erklärende Übersetzung ge- ! Zu dieser erklärenden Übersetzung konnte sich Marcus schliesslich auch des- halb berechtigt wissen, weil im Psalm 21, aus welchem die Worte: »Eloi, Eloi u.s.w.« stammen, die Schmähung so stark hervorgehoben ist; s. v.7.8: &yo de ein orwAnE N a. Me ER 3 RE; i , Kal OUK avdpwros, OVEiOos avdparov kat e£ovdevnua Aaoır. TavTes Ol dewpovvres ne e&euvrrı- r P 10dv ue, eNaAnTav Ev yeiNewev, Eekivpoav kebaAıv, KTA. ’ ’ Tr ’ 266 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. Februar. tilgt hat. Allein die Folgezeit ertrug diese Erklärung nicht gegen- über dem Wortlaut des heiligen LXX-Textes, nachdem derselbe durch Matthäus auch in der evangelischen Geschichte wieder hergestellt war. Alle drei Stellen aber gewähren uns einen Einblick in einen Theil der neutestamentlichen Textgeschichte, der für uns der dunkelste und unsicherste ist — die ältesten dogmatischen Correcturen. Die Mehır- zahl der neutestamentlichen Textkritiker leugnet solche noch immer — wunderlich, wenn man daran denkt. wie Matthäus, Lucas, Jo- hannes und der Verfasser des Petrus-Evangeliums ihre Quellen. bear- beitet haben. Schliessen sich die aufgewiesenen und ähnliche Fälle nicht gleichartig jenen grossen Varianten an, die uns bei einer Ver- gleichung der Evangelien unter einander entgegen treten? Dieser Pro- cess hat mindestens bis zum Jahre + 170, vielleicht auch noch länger, gedauert. Für die Textgeschichte ergeben sich die wichtigen Resultate, (1) dass BA Syrus-Sinaiticus, ja sogar BD Syrus-Sinaiticus keine in- fallible Autorität darstellen — schwere Eingriffe in den Text liegen hinter ihnen —, (2) dass der griechische Sinaiticus dem Vaticanus gegenüber unterschätzt wird, (3) dass in einem sicher nachzuweisen- den Falle allein die abendländische Überlieferung (ohne von der syrischen unterstützt zu werden) das Ursprüngliche bewahrt hat. Ausgegeben am 7. März. 267 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER xn. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 28. Februar. Sitzung der physikalisch-mathematischen (lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Fıscner las eine in Gemeinschaft mit Dr. G. Rorver bear- beitete Mittheilung: Synthese des Thymins und anderer Uraeile. Durch Schmelzen von Harnstoff mit ungesättigten Säuren entstehen Dihydro- uracile, deren Bromverbindungen durch Alkali in Uracile verwandelt werden. Das Product, welches durch dieses neue Verfahren aus Methaerylsäure erhalten wird, ist identisch mit dem von Kosser und Neuxann als Spaltungsproduet der Nucleinsäure gefundenen Thymin. 2. Sodann las Derselbe nach einer in Gemeinschaft mit Dr. W.vox u“ LoEBen ausgeführten Untersuchung: »UÜber die Verbrennungs- wärme der Glucoside«. (Ersch. später.) An der Hand der experimentell bestimmten Verbrennungswärmen wird die Bil- dung der Glueoside besprochen. Synthese des Thymins und anderer Uracile. Von Enmır Fischer und Dr. GEoRG RoEDER. Winrend das von BEHREnD entdeckte Methyluraeil aus Acetessigester und Harnstoff sehr leicht bereitet werden kann, fehlt es bisher an einer allgemeinen Methode zur Darstellung von Uraecilkörpern, und auch die Grundsubstanz, das Uracil selbst, ist synthetisch noch nicht dargestellt. Dagegen kennt man das Dihydrouracil. Dasselbe wurde zuerst von WEıpEL und Rortnxer' einerseits aus dem Suceinamid durch Brom und Alkali nach dem allgemeinen Horuans’schen Verfahren und andererseits durch Schmelzen von 8-Aminopropionsäure mit Harnstoff gewonnen, aber unter dem nicht ganz glücklich gewählten Namen P-Lactylharnstoff beschrieben. Denselben Körper hat kürzlich J. Tareı? durch elektrolytische Reduction der Barbitursäure erhalten. Veranlasst durch das systematische Studium der 8-Aminosäuren haben wir zwei neue Bildungsweisen solcher Hydrouracile gefunden. Die eine beruht auf der Wechselwirkung zwischen Kaliumeyanat und den Salzen der ß-Aminosäureester. So giebt der Ester der B-Amino- buttersäure das bisher unbekannte Methylhydrouraeil NH—CO CO CH, NH—CH.CH, welches dem Benkesp’schen Methyluracil entspricht. Als Zwischen- produet bildet sich dabei wahrscheinlich ein Harnstoffester, der aber äusserst leicht die Elemente des Alkohols verliert. Diese Synthese ist für die Lösung von Structurfragen manchmal zu gebrauchen, hat aber als Darstellungsmethode bei den einfachen Körpern keine praktische Bedeutung, da sie in Bezug auf Ausbeute dem direeten Verfahren von Weier und Rorrnser, welches nach unseren Beobachtungen auch bei der ß-Aminobuttersäure zu demselben Hydrouraeil führt, nicht über- legen ist. ' Monatsh. f. Ch. 17, 172 (1896). ? Ber. d. D. chem. Ges. 33, 3385 und 34, 144 (Igor). Fischer und G. Rorver: Synthese des Thymins und anderer Uraeile.. 269 Anders steht es mit der zweiten von uns gefundenen Methode, welche darin besteht, die ungesättigte Säure selbst mit Harnstoff zu erhitzen, z. B.: CH—COOH NH, CH,—CO—NH CH, +60 7 -CH,—NH—CO NH, Akrylsäure. Harnstoff. Dihydrouraeil. Sie giebt ungefähr dieselbe Ausbeute wie die anderen Verfahren und macht die unbequeme Darstellung der Aminosäuren überflüssig. Wir haben sie bisher in drei Fällen, bei der Crotonsäure, Methakryl- säure und Akrylsäure geprüft. Letztere giebt das Hydrouraeil, die beiden anderen liefern zwei isomere Methylderivate. Wir glauben, dass die Reaction auch bei vielen anderen ungesättigten Säuren anwend- bar ist. Die Hydrouracile würden nur ein untergeordnetes Interesse be- anspruchen können, wenn es uns nicht gelungen wäre, sie in Uracile umzuwandeln. Dass die gewöhnlichen Oxydationsmittel in diesem Falle versagen, hat schon TArer' erfahren. Aber sehr leicht gelangten wir mit Hülfe der Bromverbindungen zum Ziele. Erhitzt man die Hydro- uracile nämlich mit der berechneten Menge Brom in Eisessiglösung auf 100°, so gehen sie in die schön krystallisirenden Monobromderivate über. Diese lösen sich schon in kalten verdünnten Alkalien unter Ver- lust von Bromwasserstoff, und beim Ansäuern scheiden sich die Uracile krystallinisch ab. Wir haben die Reaction in zwei Fällen durchgeführt. Aus dem Methylhydrouracil, welches mit Crotonsäure dargestellt war, entstand das alte Methyluracil von Beurenn. Das isomere Produet aus Methakrylsäure war ein Methyluracil, welches als identisch mit dem von Kosser und Neumann unter den Spaltungsproducten der Nucleinsäure aufgefundenen Thymin” erkannt wurde. Diese Beobachtung bestätigt einerseits die Ansicht von Kosser und StEuDEL? über die Constitution des Thymins, andererseits wird durch die Synthese die interessante Base leichter zugänglich. Beim Dihydrouraeil selbst gelingt die Darstellung der Bromver- bindung ebenfalls sehr leicht. Ihre Verwandlung in Uracil, welche wir wegen Mangel an Material noch nicht ausgeführt haben, wird vor- aussichtlich auch keine Schwierigkeiten bieten und es ist kaum zu be- zweifeln, dass man auf dem Wege zu dem von Ascorı kürzlich aus Hefennuclein dargestellten Körper gelangen kann, der die Merkmale Se \SERL0N 2 Ber. d. D. cheın. Ges. 26, 2753 (1893). ® Zeitschr. f. physiol. Chem. 29, 303; 30, 539 und Chem. Centralblatt ıgor, I 443. Sitzungsberichte 1901. 21 270 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 28. Februar. des freien Uraeils trägt. Wir hoffen den Versuch bald ausführen zu können. Durch die neue Darstellungsweise dürfte sich die Zahl der Uraeile und Hydrouraeile rasch vermehren, und für ihre Unterscheidung wird dann die bisher gebrauchte Bezeichnung mit @ und ß nicht mehr aus- reichen. Es erscheint daher zweckmässig, die den Ring bildenden Atome mit den Zahlen 1-6 zu bezeichnen, wie es in der Puringruppe schon gebräuchlich geworden ist. Wir schliessen uns deshalb dem Vorschlag an, welcher in der grossen Monographie über die sechs- gliedrigen heterocyklischen Systeme von Brünt, Herr und Ascman S. 824 schon gemacht ist, im Uracil wie im Purin nach folgendem Schema zu zählen: ı NH—-CO 6 2 so CH 5 . 3 NH—CH 4 Selbstverständlich halten wir es für richtig, die gleiche Bezeich- nungsweise bei den Pyrimidinen anzuwenden, die durch die neueren Versuche von GABRIEL mit den Uraeilen verknüpft worden sind, und welche in oben erwähntem Lehrbuch auch schon in diesem Sinne be- handelt wurden. 4-Methyldihydrouracil. NH-CO CO—CH, NH—CH—CH, Wie erwähnt, haben wir diese Verbindung auf drei verschiede- nen Wegen erhalten, aus dem Ester der ß-Aminobuttersäure durch An- lagern von Cyansäure, aus der B-Aminosäure selbst durch Schmelzen mit Harnstoff und aus der Crotonsäure durch die gleiche Operation. Für die praktische Darstellung ist das letzte Verfahren am meisten zu empfehlen. 40° Crotonsäure werden mit 30° Harnstoff im Ölbad eine Stunde lang auf 210-220° erhitzt. Es entsteht zuerst eine homogene gelbe Flüssigkeit, welche gegen 200° so stürmisch Gase entwickelt, dass es nöthig ist, das Gefäss aus dem Bade zu entfernen, bis die Reaction schwächer geworden ist. Das Product ist nach dem Erkalten eine ‘n sieden- dem Alkohol gelöst. Beim Erkalten scheidet sich das Methyldihydro- uracil in glänzenden Blättehen ab. Die Ausbeute betrug 14-15°" oder ungefähr 25 Procent der Theorie. Das Product ist für die meisten Zwecke rein genug. Für die Analyse wurde es nochmals aus Alkohol feste gelbe Masse; sie wird fein gepulvert und in etwa 400 j Fischer und G. Rorver: Synthese des Thymins und anderer Uraeile. 271 umkrystallisirt, mit Wasser, Alkohol und Aether gewaschen und bei 100° getrocknet. 0°'2005 gaben o®1131 H,O und 0%3440 CO,. Gefunden Berechnet für C,H3N,O, HH, 6.27 Proeent H 6.25 Procent C 46.79 » C 46.88 » Die Verbindung sintert im Capillarrohr gegen 216° und schmilzt bei 219-220° (corr.). Sie löst sich in etwas weniger als der 4fachen Menge kochendem Wasser. In der Kälte ist sie viel schwerer löslich und fällt deshalb beim Abkühlen sofort in feinen glänzenden Blätt- chen. Von siedendem Alkohol verlangt sie ungefähr 22 Gewichtstheile. In Benzol und Aether ist sie sehr viel schwerer löslich. Bei dem zweiten Verfahren, Methyldihydrouraeil aus 8-Amino- buttersäure und Harnstoff zu bereiten, welches der Vorschrift von Weriper und Rorruner bei der d-Aminopropionsäure nachgebildet ist, haben wir ebenfalls moleculare Mengen der beiden Componenten eine Stunde auf 210-220° erhitzt. Die Erscheinungen sind ungefähr die- selben, wie sie zuvor beschrieben wurden, nur ist unter den ent- weichenden Gasen eine grössere Menge von Ammoniak. Auch die Ausbeute ist ungefähr dieselbe. Das Product hatte nicht allein gleiches Aussehen und gleichen Schmelzpunkt, sondern auch dieselbe Zusammen- setzung. 0®°1939 gaben 01107 H,O und 0%3338 CO,. Gefunden Berechnet für C,H3N,O, H 6.34 Procent 6.25 Procent C 46.95 » 46.88 » Bei dem dritten Verfahren diente der bisher unbekannte ß-Aminobuttersäureaethylester als Ausgangsmaterial. Zur Bereitung desselben wurden 40° ß-Aminobuttersäure, welche nach der Vorschrift von Eneer! aus Crotonsäure und Ammoniak dar- gestellt war”, in 200°" absolutem Alkohol gelöst und mit gasförmiger * Bull. soc. chim. Paris, 50, 103. ®2 Die Kenntniss dieser Säure ist bisher recht lückenhaft geblieben, wahrscheinlich deshalb, weil sie ausserordentlich leicht löslich ist und nur sehr langsam krystallisirt. Selbst über ihre Structur konnte man noch zweifelhaft sein, da Enger nur aus der Verschiedenheit von der a-Verbindung die ß-Stellung der Aminogruppe gefolgert hat. Durch die Verwandlung des Esters in das 4-Methyldihydrouraeil wird diese Frage allerdings im Sinne der Enger’schen Ansicht entschieden. Aber um die Säure leichter kenntlich zu machen und ihre Auffindung zu erleichtern, schien es uns nöthig, einige 91* a 272 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 28. Februar. Salzsäure gesättigt, zuletzt 10 Minuten gekocht und dann der Ester in der früher mehrfach beschriebenen Weise! isolirt. Derselbe ist eine farblose ammoniakalisch riechende Flüssigkeit, welche unter 12"”5 Druck bei 59-60° siedet und sich mit Wasser, Alkohol, Aether und Ligroin in jedem Verhältniss mischt. 0®1246 gaben o®ı14o H,O und 0%2495 CO,, oF1635 » bei 19° und 761”°5 15°" Stickstoff. Gefunden Berechnet für C;H,, NO, GC 54.61 Procent Ü 54.96 Procent B 10.14 1, > H.} DDewew> N 10.61 » N. 18.09, 15» Um den Ester in das Methyldihydrouracil zu verwandeln, wurden 2®6 in 10°” Normalschwefelsäure gelöst, und in der Kälte eine Lösung von 1®6 Kaliumeyanat in 10°” Wasser hinzugefügt. Als die Flüssigkeit nach zweistündigem Stehen bei gewöhnlicher Temperatur auf dem Wasserbad eingedampft wurde, schied sich ein Theil des Methyldihydrouraeils schon während des Einengens in schönen Blätt- chen ab, der Rest wurde der zum Syrup concentrirten Flüssigkeit durch Alkohol entzogen. Schmelzpunkt, Löslichkeit, Krystallform und Zusammensetzung stimmen mit den auf anderen Wegen erhaltenen Producten überein. schwer lösliche und gut krystallisirende Derivate zu bereiten. Wir haben dafür die Benzoyl- und die Phenyleyanatverbindung gewählt. Die erste wurde genau so dargestellt, wie die Benzoyl-a-Aminobuttersäure.? Sie krystallisirt aus heissem Wasser in schönen Nadeln, welche bei 155° (corr.) schmelzen. 0%°1947 gaben bei 20° und 762”"5 ı1°°”4 Stickstoff. Gefunden Berechnet für C,, H,, NO, N 6.75 Procent N 6.76 Procent. Die Ausbeute lässt zu wünschen übrig, weil die Trennung der Benzoylverbindung von der Benzoesäure Verluste verursacht. Für die Erkennung der Aminosäure ist deshalb die Phenyleyanatverbindung vorzuziehen. Dieselbe wird auch in der gleichen Weise wie das entsprechende Derivat der a-Aminosäure® dargestellt. Aus der 5ofachen Menge heissem Wasser krystallisirt die Substanz beim langsamen Abkühlen in schönen prismatischen Nadeln, welche gegen 148° unter Aufschäumen zu einer farblosen Flüssigkeit schmelzen. In heisser 25 pro- centiger Salzsäure .lösen sie sich ziemlich leicht und beim Abdampfen bleibt ein neues Product zurück, welches gegen 200° schmilzt und wahrscheinlich ein Methylphenyl- dihydrouraeil ist. ! Ber. d. D. chem. Ges. 34, 443 (1901). ® Ber. d. D. chem. Ges. 33, 2388 (1900). ® Mouneyra', Ber. d. D. chem. Ges. 33, 2395. Fischer und G. Rorper: Synthese des Thymins und anderer Uracile. 273 0°®2067 gaben 0®1179 H,O und 0°3540 CO,, 0®1790 gaben bei 16° und 752”” 3386 N. Gefunden Berechnet H 6.34 Procent H 6.25 Procent C 46.71 » C 46.88 » NM 219723 » N 21.87 » Verwandlung des 4-Methyldihydrouraeils in 4-Methyluraeil. Zur Bereitung des Bromderivates löst man das Methyldihydro- uracil in der vierfachen Menge heissem Eisessig, fügt die für ein Mole- kül berechnete Menge Brom hinzu und erhitzt im geschlossenen Rohr eine Stunde auf 100°. Die Lösung wird dabei hellgelb und scheidet schon in der Wärme Krystalle des Bromkörpers aus. Um denselben vollständig zu gewinnen, verdampft man die essigsaure Lösung auf dem Wasserbad und wäscht den Rückstand mit kaltem Wasser. Die Ausbeute beträgt ungefähr 33 Procent der Theorie. Zur Reinigung wurde das Product aus etwa 25 Theilen heissem Alkohol umkrystalli- sirt und für die Analyse bei 100° getrocknet. 0#'2028 gaben 0”0641 H,O und 0%2156 CO,, 0°1907 gaben 0%1735 AgBr. Gefunden Berechnet für C,H, O,N,Br H 3.51 Procent H 3.38 Procent 6023.99 773 O2 UF Br 38.72 » Br 38.65 » Das 4-Methylhydrobromuracil, für welches die Wahl zwischen folgenden beiden Formeln bleibt, a NH—CO 00 CH Br und CO CH, Bas NH—OBr CH CH, krystallisirt aus Alkohol in farblosen Nadeln, welche beim raschen Er- hitzen von 315-320° unter Dunkelfärbung und Abspaltung von Brom- wasserstoff schmelzen. In kaltem Wasser ist es so gut wie unlöslich, in der Siedehitze wird es davon in erheblicher Menge aufgenommen und lässt sich daher auch aus Wasser umkrystallisiren. In kaltem verdünnten Alkali löst sich der Bromkörper sofort und wird dadurch unter Abspaltung von Bromwasserstoff in das 4-Methyluraeil verwan- delt. Wie glatt die Reaction verläuft, zeigt folgender Versuch. 127 Bromverbindung wurden mit 10°” einer 15 procentigen Natron- lauge bei Zimmertemperatur übergossen, wobei sie unter schwacher 274 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 28. Februar. Erwärmung in Lösung geht. Höhere Temperatur ist zu vermeiden. Als die Flüssigkeit nach 4+stündigem Stehen mit verdünnter Salzsäure schwach angesäuert wurde, fielen 0°6 Methyluraeil aus, welches völlig bromfrei war. Die Mutterlauge gab noch o®2 desselben Productes, so dass die Ausbeute etwa 80 Procent der Theorie betrug. Aus heissem Alkohol umkrystallisirt, bildet das Präparat oft stern- förmig vereinigte Nädelchen, welche für die Analyse bei 100° ge- trocknet wurden. 01890 gaben 0%082ı H,O und 0%328Sı CO,. Gefunden Berechnet für C,H;0,N, H 4.33 Procent H 4.76 Procent 047.34 » C 47.62 » Der Vergleich mit einem Methyluraeil, welches aus Acetessigester dargestellt war, und welches wir Hrn. Prof. GABrıeL verdanken, ergab völlige Übereinstimmung in Aussehen, Löslichkeit und Schmelzpunkt. Letzterer, welcher noch unbekannt war, wurde von uns gegen 320° gefunden, wobei aber Gasentwickelung stattfindet. 5-Methylhydrouraeil (Hydrothymin). NH—CH, co CH--CH, NH--CH, Für die Bereitung der Verbindung aus Harnstoff und Methakryl- säure gelten dieselben Bedingungen wie für das Isomere. Auch die Ausbeute ist ungefähr die gleiche. Ein kleiner Unterschied zeigte sich darin, dass während der Schmelze ein reichliches Sublimat von Am- moniumcarbamat entstand. Das Produet wurde erst aus siedendem Alkohol, dann aus heissem Wasser unter Zusatz von etwas Thierkohle umkrystallisirt und für die Analyse bei 100° getrocknet. 0°1928 gaben o®1105 H,O und 0%°3325 CO,. Gefunden Berechnet für C,H30,N, H 6.36 Procent H 6.25 Procent C 47.03 » Ü 46.88 » Die Substanz krystallisirt aus Wasser und Alkohol in mikroskopisch kleinen wetzsteinartigen Formen. Sie ist in kaltem Wasser schwer, leicht in heissem löslich. Von Alkohol wird sie etwas schwerer auf- genommen. Schmelzpunkt 264-265° (corr.). Fıscuer und G. Rorper: Synthese des Thyınins und anderer Uracile. 275 Bromirung des 5-Methylhydrouraeils. Die Bromirung geht auch hier am besten in eisessigsaurer Lösung bei Anwendung molecularer Mengen von Statten. Dem entsprechend wurden 4°° Hydrothymin in 16° Eisessig gelöst, 5°6 Brom zugegeben und im geschlossenen Rohr zwei Stunden auf 100° erhitzt. Das Brom war dann fast verschwunden; die Lösung schied aber erst Krystalle ab, nachdem sie mit dem doppelten Volumen Wasser verdünnt und gekühlt war. Die Menge des ausgefällten Bromkörpers betrug4®. Die Mutterlauge gab beim Verdampfen auf dem Wasserbade und Anrühren mit Wasser noch 1°. Zur Analyse wurde das Produet einmal aus Wasser und einmal aus Alkohol umkrystallisirt, lieferte jedoch keine stimmen- den Zahlen. Die erheblich geringere Menge Brom, welche gefunden wurde, zeigte, dass ein Theil des Broms wahrscheinlich schon während der Bereitung in der heissen eisessigsauren Lösung abgespalten war. Auf‘ die Isolirung des reinen Bromkörpers haben wir verzichtet. Thymin (5-Methyluraeil). Die Behandlung des zuvor erwähnten Bromderivates, welches als Rohproduct benutzt werden kann, mit Alkali wurde ebenso wie bei der isomeren Verbindung ausgeführt und gab auch ungefähr die gleiche Ausbeute. Das Produet war identisch mit dem Thymin. Für den Vergleich stand uns ein Originalpraeparat der HH. Kosser und NEUMANN zur Verfügung; wir haben keinen Unterschied zwischen dem natür- liehen und dem synthetischen Produete finden können. Ein Schmelz- punkt ist bisher für das Thymin nieht bekannt. Wir haben gefunden, dass das ganz reine Präparat bei raschem Erhitzen gegen 318° sin- tert und bis 321° schmilzt, wobei es Gas entwickelt, aber sich nur wenig färbt. Auch hier verhielt sich das synthetische Produet genau wie das natürliche, nachdem es sorgfältig gereinigt war. Für die Analyse war das künstliche Präparat bei 100° getrocknet. 0o®1882 gaben 0%0824 H,O und 0°3294 CO, 01588 gaben bei 16° und 759"” 304 N. Gefunden Berechnet für GC. H6O,N, C 47.73 Procent C 47.62 Procent HL... 4:86 » EB. 6 » x NN 22537 » NYo2,22 » 276 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 28. Februar. Bei Anwendung von 25° Methakrylsäure betrug die Ausbeute an Thymin ungefähr 4° oder 10 Procent der Theorie. Um die gleiche Menge Thymin aus Nucleinsäure herzustellen, sind nach dem ver- besserten Verfahren von A. Neumann etwa 6% Kalbsthymus erforder- lich. Für den Chemiker dürfte deshalb die Synthese als Darstellungs- methode des Thymins bequemer sein, während der Physiolog wahr- scheinlieh die ältere Methode vorziehen wird, solange die Methakryl- säure nicht leichter zu haben ist. Dihydrouraeil. 5° Akrylsäure wurden mit 4°5 Harnstoff ı Stunde auf 210-220° erhitzt. Die Erscheinungen waren die gleichen wie bei der Darstel- lung des 4-Methylderivates. Zur Isolirung des Productes wurde die Schmelze in Wasser gelöst und auf dem Wasserbade bis zur beginnen- den Krystallisation eingedampft, nach starkem Abkühlen filtrirt, ein- mal aus heissem Wasser unter Zusatz von Thierkohle und ein zweites Mal aus Alkohol umkrystallisirt. Die Ausbeute an reinem Präparat betrug 1°. Dasselbe entsprach in Bezug auf Schmelzpunkt (275°) und Form der Krystalle ganz den Angaben von Tarer. Die von WEIDEL und Rortnser beschriebenen Nadeln haben wir nicht beobachtet, und da ein Präparat, welches nach ihrem Verfahren dargestellt war, auch in viereckigen Blättchen krystallisirte, so muss jene Angabe wohl auf einem Irrthum beruhen. 0®1900 gaben 0%0926 H,O und 0%2942 CO,. Gefunden Berechnet für C,H;0,N, H 5.42 Procent H 3.26 Procent 0.42.23 » C 42.10 » Erhitzt man ı° Hydrouracil, welches in 4° Eisessig gelöst ist, mit ı®@4 Brom im geschlossenen Rohr auf 100°, so ist das Halogen nach ı$+ Stunden verschwunden und die Lösung hellgelb geworden. Beim Verdünnen mit dem gleichen Volumen Wasser, Abkühlen und Reiben der Gefässwandung beginnt bald die Krystallisation des Brom- körpers, von dem nach + Stunde 0°%g als rein weisse krystallinische Masse abgeschieden waren, Die Mutterlauge gab beim Eindampfen noch 0®5 eines schwach gefärbten Productes. [92 =1 -1 Der Vulean Etinde in Kamerun und seine Gesteine. Von Dr. E. Esch in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Kreıv am 14. Februar [s. oben S. 169].) 1b Deslsekende Arbeit, welche einen Theil der von mir auf meinen, im Auftrage der Colonial- Abtheilung des Auswärtigen Amts unternom- menen Reisen in Kamerun gesammelten Gesteine behandelt, wurde im Mineralogischen Institut der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin ausgeführt. Dem Hrn. Geheimen Bergrath Prof. Dr. C. Krrın sage ich an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank für manchen werthvollen Rath und seine gütige Unterstützung bei der Unter- suchung der Gesteine. Ich behandele hier ausschliesslich die Gesteine eines Vulcans, der, obwohl dicht an der Kamerunküste gelegen und dessen Fuss von Vietoria aus gut in drei Stunden zu erreichen ist, doch von den Reisenden wenig beachtet wurde. Der Etinde bildet in dem mehr als 150%” grossen Vulcangebiet des gewaltigen Kamerunberges, dessen Hauptkrater der Mango ma Loba bis zu 4000" aufragt, einen zwar verhältnissmässig kleinen, aber durchaus selbständigen Gebirgsstock. Sein Gipfel liegt fast genau in der Linie, durch welche man den Mango ma Loba mit dem Pik von Fernando Poo und weiterhin mit den Eruptionscentren von Prineipe, Säo Thome und Annobon sich ver- bunden denkt. Bei etwa 1000” Meereshöhe ragt er aus dem breiten Sockel des grossen Kamerunberges, kaum 5"” von der Küste entfernt, wie ein Dorn hervor, und erhebt sich, frei von den umhüllenden Laven, Aschen und Tuffen, mit denen der Mango ma Loba und viele seiner kleinen Nebenkratere seinen Fuss verdeckt haben, bis zu fast 2000" Meereshöhe empor. Nach der Küste zu fällt er äusserst steil, oft um mehrere hundert Meter absolut senkrecht, ab. Nach Norden und Osten hin senkt er sich erst allmählich. dann immer steiler, bis er, scharf ab- setzend, in den Tuffen des Hauptberges verschwindet. Im Gegensatz 278 Sitzung der phys.- math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. zu dem grossen Kamerunberg und den zahlreichen kleinen vulcani- schen Kegeln an dessen Fuss, die in ihren charakteristischen Formen vorzüglich erhalten sind und nur geringe Spuren von Erosion erkennen lassen, zeigt der Etinde schroffe Hänge und Schluchten und schmale scharfe Kämme, die an manchen Stellen, wenn sie nicht mit Busch- werk bestanden wären, kaum passirbar sein würden. Aus diesem Grunde ist es auch vor mir, trotzdem mehrfach der Versuch gemacht wurde, Niemandem geglückt, den Gipfel des Berges zu erreichen. Die kessel- förmige Bildung des Kraters in Gedanken zu reconstruiren, ist durch die überall üppig wuchernde Vegetation sehr erschwert. Welches Alter dem Vulean zuzuschreiben ist, kann unmittelbar nicht bestimmt werden, da er in keinem Verband mit aufgeschlossenen Sedimenten steht; jeden- falls repraesentirt er aber eine der ältesten Eruptionen in jenem Ge- biet. Die Laven des grossen Kamerunberges durchbrechen und be- decken theilweise die Kalk- und Sandsteinschiehten der oberen Kreide, und seine jüngsten Tuffe führen Pflanzenreste, die der jetzt lebenden Flora entsprechen. Ebenso wie in seiner äusseren Erscheinungsform, steht der Etinde auch in petrographischer Beziehung völlig isolirt da. Während in dem weiten Gebiet des grossen Kamerunberges nur Basalte und Andesite auftreten, ist der Etinde nur aus Nephelin-, Leueit- und Hauyn-Ge- steinen, denen Feldspathe durchaus fehlen. aufgebaut. Der Erhaltungszustand der Gesteine ist durchweg ein sehr guter, Verwitterungserscheinungen an denselben zeigen sich, mit wenigen Ausnahmen, nur in sehr dünnen braunen Krusten, welche die Blöcke oder das Anstehende überziehen. I. Leueitit. Es sind dunkelgraue, zum Theil in’s Blaue, zum Theil in’s Gelblich- grüne spielende Gesteine mit flachmuscheligem Bruch. Die Ober- fläche ist meist glatt und mattglänzend, bei einer Varietät ein wenig rauh und ohne Glanz. Sie sind deutlich porphyrisch struirt. In der auch mit starker Lupe kaum auflösbaren Grundmasse liegen. Nepheline von o""2-2""o Grösse in nicht geringer Zahl. Ihr Aussehen ist in den einzelnen Varietäten der Gesteine verschieden. Sie sind glasig und dunkel, auch wohl braun, grau oder milchweiss bis eelblichweiss mit fettigem Glanz und heben sich gut von der dunkleren Grundmasse ab, oder sie sind matt graubraun gefärbt, fast ohne Glanz und sind dann nur bei scharfem Hinblieken erkennbar. Die Formen der Schnitte sind rechteckig, sechsseitig oder unregel- mässige Figuren. E. Esca: Etinde. 279 Hauyn ist in gleich grossen und ebenso zahlreichen Krystallen wie der Nephelin vorhanden. Seine Farbe ist dunkelgrau bis tief- schwarz, er zeigt deutlichen Fettglanz. Häufig umschliesst einen schwarzen Kern eine mehr oder weniger dieke weisse Rinde. Die Formen der Durchschnitte sind meist sechseckig und rechteckig, seltener rundlich. Seine Spaltbarkeit nach &©O (110) ist makroskopisch recht deutlich. Augite sind nur selten makroskopisch erkennbar. Pyrit kommt in vereinzelten winzigen Kryställchen vor. Leueitit. mm _ Gar nicht selten treten o""s5-2""o grosse tiefschwarze diamant- glänzende Perowskite auf. U.d.M. erweist sich die Grundmasse, Fig.ı, als ein panidio- morphkörniges Gemenge von Leueit, Nephelin und Augit mit reichlich als Nebengemengtheil auftretendem Apatit und Perowskit. Nur in einer Varietät ist ein Rest des Magmas unvollkommen individualisirt, wo- durch jedoch der Charakter der Grundmassenstruetur wenig beeinflusst wird. Die durchaus idiomorphen Leueite und Nepheline, deren Di- mensionen ungefähr gleich sind und zwischen 0" ı und 0"”o3 schwanken, bilden ein scharf gezeichnetes Pflaster, dessen verhältnissmässig weite Fugen von wild auf einander gehäuften, winzigen, mehr oder weniger scharf begrenzten Augit-Kryställchen, seltener von einheitlich orien- 280 Sitzung der plıys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. tirter, nur durch den vorhandenen Raum in ihrer Form bedingter Aueit-Masse ausgefüllt sind. Nur in einer Varietät nimmt Augit auch in Kryställchen von gleicher Grösse wie Leueit und Nephelin Theil an der Zusammen- setzung des Pilasters. Bei sämmtlichen Gliedern dieser Gesteinsgruppe tritt in mehr oder weniger grosser Menge, nie aber einen wesent- lichen Theil des Gesteins ausmachend, als gelegentliche Zwischen- klemmungsmasse Melilith auf. Erz fehlt den Gesteinen vollständig. Die Nepheline als Einsprenglinge und als Grundmassenbestand- theile unterscheiden sich nur durch ihre verschiedene Grösse. Die Formen sind nur ooP (1010) und oP (0001): parallel diesen Flächen ist auch stets deutliche Spaltbarkeit vorhanden. Fast ausnahmslos ist der Nephelin vollständig frisch, nur vereinzelt zeigt er auf Sprüngen Absonderungen von Kalkspath (einaxig negativ, in sehr verdünnter Essigsäure unter Co,- Entwickelung ohne Rückstand löslich). An Einschlüssen enthält der Nephelin vereinzelt Perowskit, häufiger Apatit. Hauyn tritt nur als Einsprengling auf. Im Schliff ist er voll- ständig farblos, aber er enthält häufig grosse Mengen von opaken, kugeligen, ovalen oder stabförmigen Einschlüssen welche ihm makro- skopisch das dunkelgraue bis tiefschwarze Aussehen verleihen. Die Einschlüsse sind fast nie regellos in dem Schnitt vertheilt, sondern bilden meist die bekannten Liniensysteme parallel den okta&drischen Axen. Auch treten sie nicht gleichmässig in dem ganzen Krystall auf, sondern stets wird ein an Interpositionen reicher Kern umschlossen von einer einschlussarmen oder einschlussfreien Schale oder umgekehrt: der Kern ist klar und die Schale dunkel, oder einschlussreiche, ein- schlussarme und einschlussfreie Zonen wechseln in jeder möglichen Reihenfolge und Breite mit einander ab. Häufig beobachtet man, dass die winzigen Stäubehen sich zu grösseren Säulchen, die bis o"”oo5 dick und o””o3 lang werden, vereinigen, wodurch dann einschluss- freie Höfe um die grösseren Interpositionen entstehen. Hauyn-Schnitte, welche arm oder frei sind von diesen opaken Einschlüssen, enthalten häufig Interpositionen von ehemaligem Magma. Es sind klare, stärker als der Wirth lichtbrechende kugelige oder oblonge Partikelehen von theils glasiger, theils augitischer Natur. Fast jeder dieser Einschlüsse enthält ein äusserst winziges Erzkörnchen. Zuweilen zeigt der Wirth um diese Einschlüsse herum doppelt- brechende Höfe. Vereinzelt treten auch Gasbläschen und bewegliche Libellen als Einschlüsse im Hauyn auf. Verwitterungserscheinungen sind selten, ee E. Escn: Etinde. 281 zuweilen ist Zeolithisirung zu beobachten. Die Schnitte bleiben dabei völlig klar; die Umwandlung giebt sich u.d.M. nur dadurch zu er- kennen, dass die Strichsysteme nur noch in mehr oder weniger grossen Schollen im Schnitt auftreten. Bei gekreuzten Nicols zerfallen dann die einschlussfreien Partien in ein Pflaster von unregelmässig umgrenzten, länglichen Krystallpartikelchen, welche Interferenzfarben von der Höhe der Nephelinschnitte und eine Auslöschungsschiefe von höchstens 8° haben. In ihrer Längserstreckung sind sie positiv, sie erreichen eine Grösse von 0”"2 bez. 0""”o5; vereinzelt liegen in diesem Pflaster auch Körnchen von Caleit eingeschaltet. Leucit macht fast die Hälfte des Gesteins aus; er ist nur in einer Generation vertreten, gleichalterig den kleinen Nephelinen, welche mit ihm und den jüngst ausgeschiedenen Augiten die Grundmasse bilden. Im Durchschnitt erlangen die Kryställchen kaum eine Grösse von o"”1, nur selten messen sie 0”"15, gehen aber auch nicht häufig unter o"!"’o5 im Durchmesser herab. Die Formen der Durchschnitte sind abge- rundete Sechs- und Achtecke: scharf gezeichnete Figuren findet man selten. An Einschlüssen enthält er vereinzelt Perowskit, häufiger Apatit. Kornkränzehen wurden nicht beobachtet. Nicht selten treten in ihm auch bis zu 0””o2 grosse rechteckige bis quadratische Einschlüsse mit einem mittleren Brechungsexponenten gleich dem des Apatit und blauen Polarisationstönen auf, die wohl als Melilith zu deuten sind. Zwillingslamellirung zeigt der Leucit stets in den grösseren Indi- viduen, aber sie ist auch noch recht häufig zu beobachten in Körn- chen von o®”"o5; selbst die allerkleinsten Kryställehen von o""’o2 er- weisen sich bei Anwendung des Gypsplättchens als nicht isotrop. Augit tritt in drei Generationen auf. Als Einsprengling ist er recht selten in kaum millimetergrossen, grasgrünen bis gelbgrünen, schwach pleochroitischen Schnitten mit einer Auslöschungsschiefe bis zu 40° vertreten. Als Grundmassenbestandtheil tritt er einmal in zweiter Generation, ungefähr gleichalterig mit Leueit und Nephelin, in diesen auch gleich grossen, aber verhältnissmässig seltenen Kryställchen, und drittens als jüngstes Ausscheidungsproduet auf; als solches füllt er die Fugen des Leueit-, Nephelin-, Augit-Pflasters aus. Die zweite Generation ist bis auf geringe Reste vollständig zer- setzt. Sie bietet sich jetzt dar in durch Eisenoxyd bräunlichgelb ge- färbten länglichen Schnitten von ausserordentlich feinfaserigem, ser- pentinartigem Zersetzungsproduct, umrahmt von zahlreichen frischen, parallel dem früheren Krystall gelagerten grünen Augitsäulchen Jüngster Generation. Wo im Kern der Schnitte noch die Pyroxensubstanz er- halten ist, ‘erscheint sie ganz schwach gelblich mit ziemlich hohem 282 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. Relief, hellgelben bis fast rothen Polarisationstönen und stets orien- tirter Auslöschung: offenbar liegt ein rhombischer Pyroxen vor, nur ist er seines schlechten Erhaltungszustandes wegen nicht sicher mit einem der Glieder dieser Gruppe in Parallele zu stellen. In dritter Generation tritt der Augit meist in sehr wenig gut um- grenzten Individuen auf, er bildet Körnchen, kurze dicke oder schlanke Säulehen und erscheint zuweilen auch in Formen, die nur durch die Grenzen der benachbarten Mineralien bedingt sind; doch fehlt es auch nicht an einzelnen auch terminal scharf begrenzten Säulchen. Die Grösse mm mın mm der Kryställchen schwankt zwischen 0""o4 bez. o""oı und o"”o1 bez. 0””002. Die grösseren sind fast stets saftig grasgrün, die kleinen häufig ganz farblos, die grösseren und mittleren grünen Partikelchen gehen terminal oft in die farblose Varietät über. Diese hat ein höheres Relief als die grüne. Die Polarisationstöne der grünen sind höher als die der farblosen Kryställchen. Die Auslöschungsschiefe des grünen Minerals geht bis zu 35°, sehr häufig sinkt sie jedoch bis auf 0° herab: manche gut ausge- bildete Kryställchen löschen überhaupt nicht aus. Fast niemals löscht ein Individuum einheitlich aus, es bedarf meist einer Drehung von 10- 30°, um die verschiedenen Theile eines Individuums nach einander in Dunkelstellung zu bringen. Die dunkle Welle wandert beim Drehen des Praeparats langsam von einer (meist Längs-) Seite der Krystalle zur anderen: concentrisch schaligen Aufbau zeigen sie fast nie. Der Pleochoismus ist nur schwach (|| ce schwingend gelbgrün, __ c grasgrün). Wahrscheinlich gehören diese Augite dritter Generation zur Gruppe der Aegirin- Augite und sind titanhaltig. Apatit liegt in recht zahlreichen kleinen, bis äusserst winzigen Kryställchen vor: vereinzelt erscheint er in Krystallen bis zu o""s5 Länge und 0”"2 Dieke. Diese enthalten meist recht bedeutende Mengen von opaken Körnchen und kurzen Stäbchen eingeschlossen von der- selben Art wie im Hauyn, nur liegen sie im Apatit regellos in dem Schnitt verstreut. Perowskit ist recht häufig, bei der Varietät, welche analysirt wurde, zählt man in einem Gesichtsfeld von 2”" Durchmesser stets über 50 dieser Kryställchen, deren Grösse zwischen o"”o16 und 0"'"'07 schwankt, zuweilen trifft man jedoch auch Schnitte von einem Durch- mm messer bis zu 1"”5; sie sind tief rothbraun gefärbt, nur sehr wenig durchsichtig, haben grobe unregelmässige Sprünge und in den grösseren Exemplaren oft mehrere Einschlüsse von Apatit. Doppelbrechung zeigen sie nicht. Titanit tritt in vereinzelten kleinen spitzwinkeligen Krystall- splitterehen auf. — um E. Esca: Etinde. 283 Melilith erscheint als Zwischenklemmungsmasse in klaren, kaum merklich gelb gefärbten, stark wie Apatit lichtbrechenden formlosen sehr kleinen Partien, die sich aus dem Gesteinsgewebe deutlich her- vorheben durch ihre auffallenden tiefblauen Polarisationstöne. Zur Analyse wurde diejenige Varietät gewählt, deren Grundmasse eine äusserst niedrig individualisirte, nicht typisch glasige, Basis führt, die zu Leueit im Mengenverhältniss von etwa ı zu 3 steht. Hauyn, mit Ausnahme vereinzelter, randlich ein wenig angegriffener Krystalle, Nephelin, Leueit, Grundmassen - Augit, Perowskit, Titanit und Apatit sind absolut frisch, nur die verhältnissmässig seltenen (rhombischen) Augite zweiter Generation zeigen Zerfall, der aber wohl schon in noch flüssigem Magma statthatte. Die Analyse Nr. ı wurde an lufttrockenem Material ausgeführt (s. die Tabelle am Schluss). I. Leueitnephelinit. Einen Übergang der Leucitite zu den Nepheliniten stellen folgende Gesteine, die zum Theil sich den Hauynophyren nähern, dar. I. Grüngelblich graues, etwas schlackiges Gestein, wel- ches als Einsprenglinge ausser unregelmässig begrenzten Opacit-Körn- chen nur matt glänzende schwarze Augittäfelchen (nach ©Px[1o0]) von o””3-6”"” Länge führt. Nephelin und Hauyn fehlen als Ein- sprenglinge. Im Schliff kommen auf 1%” etwa 25 Augit-Einsprenglinge. Dieselben zeigen neben der prismatischen eine fast ebenso gute Spalt- barkeit nach ooP&x (010); sie haben ausserordentlich praegnante Zonar- struetur in Verbindung mit Sanduhrform, nicht selten zeigt ein Schnitt bis gegen 200 Anwachsstreifen. Die Farbe des Augits ist je nach der Lage der Schnitte mehr oder weniger grünlich oder oliv gelb, bis grau’ oder röthlich violett. Schwingt das Licht ||a, so erscheint er klar gelb, ||b grau grünlich gelb, ||c röthlich grau. Die Auslöschungsschiefe geht über 40°. Perowskit von klar gelblich brauner Farbe und deutlicher Doppel- brechung, Apatit und »Erz«, bez. Opacit (jedenfalls als Umwand- lungsproduet), alle drei häufig mit einander verwachsen, sind recht zahlreich in Schnitten bis zu 0"”3. Die Grundmasse ist noch eine panidiomorphkörnige zu nennen und wird auch hier von Nephelin, Leueit und Augit gebildet, aber der Leueit tritt gegen den Nephelin mehr zurück. Die Formentwicke- lung dieser beiden Mineralien ist weniger exact als in den typischen Leueititen. Sie sind allem Anschein nach übereilt gebildet, die Zufuhr der Moleküle zu den Krystallisationscentren erfolgte so schnell, dass eine streng gesetzmässige Gruppirung derselben nicht mehr erreicht wurde. 284 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. Dies ergiebt sich sowohl aus den weniger exacten Umrissen der Schnitte wie aus häufiger skelettartiger Bildung der Nepheline und einer grossen Menge magmatischer Einschlüsse in beiden Mineralien. Die Skelettform der Nepheline stellt sich in den Schnitten so dar: der Nephelin in ziemlich scharf gezeichneten Sechs- und Rechtecken oder mit unregelmässigen Conturen zeigt sich in seinen peripherischen Theilen durchaus normal, nach dem Innern zu aber nimmt sein Doppel- brechungsvermögen ganz allmählich ab, so dass es scheint, als sei er im Inneren isotrop. Dieser nieht doppelbrechende Kern ist dann Leueitnephelinit. häufig durchsetzt von ganz verschwommenen breiten, allmählich in ihn übergehenden Streifen doppelbrechender Substanz, so dass der Schnitt fleckig wird durch normal polarisirende und nicht oder nur schwach polarisirende Substanz. Von glasigen bez. magmatischen Ein- schlüssen sind diese Flecken eigenartiger Nephelinsubstanz leicht zu unterscheiden durch ihren allmählichen Übergang in normalen Nephelin, durch ihren dem des Nephelin absolut gleichen Brechungsexponenten (der der glasigen Einschlüsse ist höher als der des Nephelins) und durch den Mangel jeglicher Färbung. Der Augit der Grundmasse ist auch hier jünger oder doch höchstens gleich alt wie Leueit und Nephelin; er tritt nur in einer Generation auf, die Kryställchen sind aber durchschnittlich grösser E. Escn: Etinde. 285 als die der dritten Generation in den Leueititen. In den Formen stimmt er mit jenen überein, seine Farbe aber ist intensiv orangegelb bis klar grüngelb, er ist ebenso wie in den Leueititen sehr wenig ein- heitlich aufgebaut. Wahrscheinlich gehört er zu den titanhaltigen Gliedern der Akmitreihe. Der Leueit zeigt geringe Formentwickelung; scharfe achteckige Schnitte sind recht selten, meist sind seine Conturen durch die an- grenzenden Mineralien bedingt, und man erkennt ihn nur an oktogo- nalen bis runden Kornkränzchen und an äusserst schwacher, wolkig fleckiger oder gänzlich fehlender Doppelbrechung. Zwillingslamellirung wurde an ihm nur äusserst selten beobachtet. Zuweilen hat er auch unregelmässig gruppirte Einschlüsse von klaren winzigen Augitkryställ- chen und Erzkörnchen. Glas nimmt nicht Theil an der Zusammen- setzung der Grundmasse, es tritt nur in winzigen Einschlüssen in Nephelin auf. Bezüglich der Analyse vergl. Nr.2 Tabelle am Schluss. 2. Rein dunkelgraues Gestein mit rauhem Bruch, welches als Ein- sprenglinge nur Augit bis zu 4”"” Länge und kleine Hauyne führt. Auf ein Quadrateentimeter eines Schliffes kommen etwa 5-6 Augite von oO®””6-4”"o Grösse und etwa 30-35 Hauyne von o””1-o””3 Durch- messer. Der Hauyn enthält sehr viel opake Einschlüsse; dieselben häufen sich vielfach so sehr, dass die Schnitte fast ganz oder ganz undurehsichtig werden, randlich ist er häufig verwittert. Der Augit ist schwach gelblichgrün bis ganz schwach oliv gefärbt; er ist sehr wenig pleochroitisch, seine Auslöschungsschiefe beträgt etwa 40°. Apatit (ausnahmsweise bis zu 0””65, häufig bis O"”ı gross) und Perowskit (bis zu 0””ı5) röthlich grau bis röthlich violett mit deut- licher Doppelbrechung sind ziemlich reichlich vertreten; mit diesen verwachsen, aber auch selbständig, oder als Rest von einschluss- reichen verwitterten Hauynen, tritt auch »Erz« auf in kleinen (meist o""02—0”"04, ausnahmsweise bis 0””5) opaken Körnern ohne krystallo- graphische Begrenzung. Die Grundmasse zeigt sehr niedrige krystalline Entwickelung. Der Nephelin hat nur noch selten krystallographische Umgrenzungen, meist zerfliessen die Ränder der verschiedenen Individuen in einander oder sie gehen langsam in nicht oder nur äusserst schwach doppel- brechende formlose Substanz von genau demselben Brechungsvermögen wie sie selbst über: diese Substanz, welche wohl als in der Indivi- dualisirung zu Nephelin und Leueit begriffenes Glas aufzufassen ist, macht zusammen mit dem krystallisirten Nephelin etwa die Hälfte der Grundmasse aus. Leueit ist auf optischem Wege oft nicht mehr mit voller Sicherheit nachzuweisen. Aus der Analyse aber, die 3.56 Pro- D 1807 2 Sitzungsberichte 1901. 286 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. cent K,O aufweist, welches unmöglich ganz dem Hauyn zugeschrieben werden kann, ist wohl auch mit Bestimmtheit auf die Anwesenheit des Leueitmoleküls zu schliessen. Augit ist von den Grundmassenbestandtheilen verhältnissmässig am besten individualisirt; er bildet Körner, kurze, meist schlecht, zuweilen aber auch ziemlich gut umgrenzte dicke Säulchen oder un- regelmässig lappige, aber doch optisch einheitlich struirte Formen, er nimmt etwa ein Drittel bis ein Viertel der Grundmasse ein, seine Farbe ist licht gelblich grün, Pleochroismus ist kaum merklich, die Auslöschungsschiefe beträgt bis zu 45°. Eine Altersfolge der Mine- ralien der Grundmasse aufzustellen, ist nicht durehführbar: Augit hat den Nephelin und Leueit, und Nephelin hat andererseits wieder den Augit an freier Formentwickelung gehindert. Im höchsten Grad auffallend ist in dieser Grundmasse das massen- hafte Auftreten eines sehr stark liehtbrechenden und ausserordentlich stark doppeltbrechenden wasserklaren bis schwach gelblich gefärbten Minerals als jüngstes, dem Augit höchstens gleichalteriges, vielleicht auch jüngeres Ausscheidungsproduct, welches ohne jede krystallogra- phische Begrenzung in lappig zerrissener Form, zum Theil als Füll- masse, zwischen dem Leueit und Nephelin erscheint. Diese Fetzen erscheinen wie ein Haufwerk von dicht gedrängten losen, aber im optischen Sinne parallel gelagerten Körnern. An Grösse übertreffen diese Partien meist die übrigen Grundmassenbestandtheile: sie nehmen fast ebenso breiten Raum ein wie der Augit und machen mit diesem zusammen etwa die Hälfte der Grundmasse aus. Im convergenten Licht zeigen günstige Schnitte das Curvensystem von zweiaxigen, senk- recht zur I-Mittellinie getroffenen Mineralien, der Axenwinkel erscheint recht klein, die Dispersion ist sehr deutlich roth, grösser blau; der Charakter der Doppelbrechung ist positiv. Die Analyse des Gesteins ergiebt einen Titangehalt von 3.34 Procent, das Mineral kann also nur als Titanit' angesehen werden. Da solcher in Eruptivgesteinen, sonst aber nur als eins der ältesten Ausscheidungsproducte auftritt, wäre vielleicht der Gedanke naheliegend, dass derselbe hier als Zer- fallproduct eines in der Tiefe gebildeten, beim Ausbruch des Magmas aber nicht mehr bestandfähigen titanreichen Minerals aufzufassen sei. Irgend einen Anhalt für eine derartige Erklärung habe ich aber in den zahlreichen Schliffen nicht auffinden können. 3. Graugrünes Gestein mit vielen feinen zackigen Schnitzchen von weichem schneeweissen Zeolith. Als Einsprenglinge führt das Ge- ! Wie es scheint, haben die Gesteinstitanite einen kleineren Axenwinkel als die isolirt aufgewachsenen Krystalle. PIE SSE. IR E. Escn: Etinde. 287 stein in gleicher Menge wie das eben beschriebene feine, dünne Augit- nadeln bis zu 5”" Grösse und kleine verwitterte, hell ockergelb aus- sehende Hauyne. Die Einsprenglinge machen aber zusammen kaum !/ıo des Gesteins aus. Unter dem Mikroskop erscheint die Grundmasse ohne Analysator betrachtet als ein vollkommen wasserklarer einheitlicher Teig, in dem zahlreiche, mehr als die Hälfte des Raums einnehmende, kleine hell- grüne Körnchen und mehr oder weniger gut umgrenzte Säulchen von Augit, formlose Titanitpartikelehen und vereinzelt Erzkörnchen ein- gebettet liegen. Bei gekreuzten Nicols aber, unter Anwendung von mindestens 250 facher Vergrösserung und unter Zuhülfenahme des Gypsplättchens zeigt die scheinbar glasige Basis vereinzelt doch ganz geringe Doppelbrechung: die Conturen solcher polarisirenden Partieen, wenn dieselben auch mit grosser Wahrscheinlichkeit auf in der Indi- vidualisirung begriffene Nephelinsubstanz schliessen lassen, sind fast ausnahmslos so verschwommen und unregelmässig, dass man aus ihnen keinen sicheren Schluss auf die Natur des vorliegenden Minerals ziehen kann. Ganz vereinzelt beobachtet man allerdings, dass der Augit recht- eckige Schnitte der klaren Basis freilässt, die dann randlich, und im Innern verschwommen fleckig, deutliche Interferenztöne zeigen, da- her wohl auf schwach entwickelten Nephelin schliessen lassen. Auch zeigen sich wohl, aber nur sehr selten, klare achteckige oder runde Schnitte (in einem Fall mit Kornkränzchen), die wohl auf Leueit zu beziehen sind. Der Augit nimmt etwa die Hälfte, der Titanit ein Achtel der Grundmasse ein; ihr Auftreten ist genau dasselbe wie in dem unter 2 beschriebenen Gestein; auch Hauyn, Apatit, »Erz« und Perowskit zeigen sich hier in demselben Mengenverhältniss wie dort. Demnach ist dieses Gestein als eine minder hoch krystallin ent- wickelte, vielleicht theilweise glasige Varietät des unter 2 beschriebenen aufzufassen. IH. Hauynophyr. ı. Röthlieh graue Gesteine mit vielen kurz säulenförmigen Augiten und fast ebenso vielen äusserlich verwitterten, daher mit rost- brauner Rinde versehenen Hauynen. Auf 1%” des Schliffs kommen etwa 20 Hauyne von o””1-1"" Grösse mit vielen opaken Einschlüssen in Form der bekannten Strichsysteme, und etwa 25 Augit-Schnitte mm. mm von o”®3 -6”®o Grösse. Zudem treten noch zahlreiche o""3 —2 grosse, meist mit Augit verwachsene formlose Opaeit- und Erzkörner und sehr häufige, ihrer besonderen und recht gleichmässigen Grösse (o""3-0®"®5) wegen zu den Einsprenglingen zu rechnende, an opaken II*t au 288 Sitzung der phys. -math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. Einsehlüssen reiche, auch rothe Eisenglimmerschüppchen führende A pa- tite hinzu. Perowskit fehlt in diesem Gestein. Die Grundmasse ist in ihrer mineralogischen Zusammensetzung und ihrer Structur sehr ähnlich der im vorigen Gestein beschriebenen, nur ist die Nephelinsubsanz hier krystallographisch etwas höher entwickelt. Stellenweise sieht man die, ohne Analysator betrachtet, klar glasige Basis in Flecken bis zu 0”"7 Grösse bei gekreuzten Nicols in typischen graublauen Tönen aufleuchten. Diese Nephelinflecke haben Fig. 3. Hauynophyr. durchaus unregelmässige, zackige, löcherig-lappige Form; sie sind eben optisch einheitlich erstarrte Nephelinbasis, die die vorher ausgeschiede- nen Mineralien verkittet. Diese Partien von formlosem Nephelin neh- men etwa '/;; des Schliffs ein, die übrigen Theile der Grundmasse sind wie im vorigen Falle ausgebildet. 2. Dunkelgraues Gestein mit einem Stieh in’s Bordeauxrothe. Besonders charakterisirt ist das Gestein durch seinen grossen Reich- thum an Augit, der etwa die Hälfte des Schliffs einnimmt, an Hauyn und »Erz«, auch sind schon makroskopisch Apatite zu erkennen. Der Aueit ist der gewöhnliche basaltische mit kaum merklichem Pleochroismus, er enthält vielfach grosse Erzkörner eingeschlossen; randlich führt er häufig eine dünne röthlich violett bis olivgrüne, wohl 7 E. Esca: Etinde. 289 alkalireiche Zone. Der Hauyn ist, wenn überhaupt durchsichtig, im Innern blau; diesen Kern umgiebt eine nicht scharf begrenzte Zone, die röthlichbraun gefärbt ist, und diese wieder geht nach aussen hin allmählich über in eine durch unzählige opake Einschlüsse, die un- regelmässig vertheilt oder in Strichsysteme geordnet sind, tiefschwarze undurchsichtige und stellenweise metallisch glänzende Rinde. Eigen- thümlich ist dabei, dass diese braunen und tiefschwarzen Zonen nicht krystallographischen Begrenzungselementen des Minerals entsprechen, sondern an die den Schnitten durch sogenannte magmatische Fig. 4. Hauyn aus Hauynophyr. Corrosion der Krystalle gegebene Form gebunden sind (Fig. 3 und 4, gewöhnliches Licht), mit anderen Worten, dass die gefärbten und die erzreichen Zonen stets den magmatischen Corrosionsbuchten folgen, woraus sich unweigerlich der Schluss ergiebt, dass diese opaken Einschlüsse nicht primärer Natur sind, sondern, entweder äusserer chemischer Einwirkung des Magmas auf die Mineralsubstanz oder einer Umwandlung des Minerals in sich, veranlasst vielleicht durch Tem- peratur oder Druckschwankungen im Magma, ihre Entstehung ver- danken. Dass die tiefschwarzen randlichen Zonen auch wirklich durch eine immer mehr gesteigerte Anhäufung der opaken Körnchen und (wenn diese regelmässig in Linien geordnet sind oder sich zusammen- gelegt haben zu einheitlichen strichförmigen. geradlinig begrenzten 290 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. Körpern) durch Übereinanderschichtung der Strichsysteme gebildet werden, ist deutlich durch Übergänge der einschlussfreien in die ein- schlussreichen Zonen an ein und demselben Schnitt erkennbar. Dass auch die blaue Färbung des Minerals nicht primär ist, zeigen einige Schnitte dadurch, dass sie erkennen lassen, dass die Blaufär- bung ebenso zonar angeordnet ist, wie die anderen Färbungen. Die blauen Partieen sind nicht gleichmässig tief gefärbt, sondern weisen im Innern kaum merkliche, nach aussen hin immer intensivere blaue Töne auf, so dass die Hauyne um den mehr oder weniger wasser- klaren Kern drei Zonen führen, zunächst eine tiefblaue, dann eine röthlichbraune und eine äussere tiefschwarze. Die schwarze erzhaltige Zone dringt häuflg so tief in das Mineral ein, dass fast der ganze Schnitt von ihr überwuchert wird, und man glaubt einen typischen Schnitt von Magnetit vor sich zu haben, bis man eine winzig kleine Stelle des Schnittes als ein wenig durch- sichtig erkennt; dieselbe zeigt sich dann bei starker Vergrösserung als braungefärbte Hauynsubstanz mit diehtgedrängten strich- oder punktförmigen opaken Einlagerungen. Derartige Erscheinungen legen natürlich die Vermuthung nahe, dass vielleicht auch andere gar nicht durchsichtige grosse »Erz«-Ein- sprenglinge auf Hauyn. der mit opakem Material überreich beladen ist, zu beziehen sind. An Apatiten bis zur Grösse von o””5 ist das Gestein sehr reich dieselben führen grosse Mengen von kleinen opaken Einschlüssen, diese sind zuweilen zu Strichsystemen parallel den Nebenaxen geordnet. Perowskit tritt nicht auf. Titanit in unregelmässig umgrenzten Schnitten, die aber zu- weilen auf spitzrhombische Formen schliessen lassen, ist ziemlich häufig. Die Grundmasse besteht in der Hauptsache aus einem dichten Augit-Mikrolithenfilz. Die Mikrolithen sind meist recht gut ausge- bildete flache Stäbehen von o"”o2-0""”06 Länge und 0"”002—-0""007: Breite oder Dicke; in einem o"””015 dicken Schliff sieht man meist drei oder vier Schichten der Kryställchen über einander liegen, was natürlich das Studium derselben ausserordentlich erschwert. Ihre Färbung ist nur sehr schwach in grüngelben bis grauvio- letten Tönen, z. Th. auch erscheinen sie durchaus wasserklar und haben dann nur ganz schwache Doppelbrechung. Als Augite sind sie aber doch stets charakterisirt durch ihre grosse Auslöschungsschiefe. Dieser Mikrolithenfilz, der auch ziemlich zahlreiche Erzkörnchen enthält, scheint ohne Analysator betrachtet mit einem wasserklaren Glas ge- tränkt, bei gekreuzten Nicols aber und bei Anwendung des Gyps- E. Esc#: Etinde. 291 plättchens erweist sich die Basis stets in grösseren wolkig geformten Partieen als schwach doppeltbrechend. Das Streben der Basis nach mineralischer Individualisirung führt an einigen Stellen des Schliffs zur theilweisen oder seltener gänzlichen Ausstossung der Mikrolithen und Bildung klarer, lappig geformter, deutlich polarisirender und op- tisch einheitlich orientirter Nephelinschnitte. 3. Einen dem unter 2 beschriebenen verwandten Typus stellt ein Hauynophyr dar, der, von rein aschgrauer Farbe mit ziemlich ebenem, aber nicht glattem Bruch, als Einsprenglinge zahlreiche bis 3”” grosse blaue und schwarze Hauyne, viele zuweilen millimetergrosse Apatite und nur wenige ı bis höchstens 2” grosse Augite enthält. U.d.M. zeigen die Hauyne ganz dieselben Erscheinungen wie in dem unter 2 beschriebenen Gestein; hier sind sie aber noch zahl- reicher wie dort, ihre Schnitte machen etwa '/s des Schliffs aus. Augit- Einsprenglinge von gelbgrüner bis röthlich oliver Farbe sind nicht selten, aber sie sinken in ihren Dimensionen bis zu 0”"ı herab. Apatit ist nicht so häufig wie in 2. Perowskit tritt in vereinzelten grösseren Krystallen auf. Die Grundmasse zeigt nur schr niedrige krystalline Entwicke- lung, ähnlich der weiter oben beschriebenen. Sie besteht etwa zur Hälfte aus gelbgrünem Augit, der, in winzigen Schüppchen (bis zu oW"o02 in ihrer Grösse herabgehend) in äusserst kleinen wulstigen, knolligen oder traubigen Formen, in kleinen und grösseren Körnchen und dünnen lappigen Plättchen, aber nur sehr selten in Säulchen, krystallisirt und mit ebenso unregelmässig geformten Partikelehen von Titanit (Titanit zu Augit wie I zu 20), sowie mit kleinen Erzkörnchen untermenet ist. Zur anderen Hälfte ist sie eine wasserklare Substanz, die hier aber höhere Formentwickelung zeigt. Der Hauptsache nach herrscht allerdings noch amorphe Basis, zum Theil aber bildet sie schon kleine rundliche oder angenähert rechteckige, mit Aueit- und Eızein- schlüssen überladene Krystallkörnchen, die zwar wegen ihrer mangelnden Wirkung auf das polarisirte Licht ihrem mineralogischen Charakter nach nicht ganz sicher bestimmbar sind, es aber doch wahrscheinlich machen, dass die Basis Nephelin und Leueitsubstanz ist. Rücksichtlich der Analyse. vergleiche Nr. 4 des Schlussblattes. Der verhältnissmässig hohe Wassergehalt des Gesteins ist wohl zum grössten Theil auf die Basis zu beziehen, denn das zur Analyse verwandte Material zeigte makroskopisch wie auch in Schliffen nur äusserst geringe Spuren von Zeolithisirung. 4. Eine besonders charakteristische Varietät der Hauynophyre stellt ein Gestein dar, welches in ganz dichter dunkelbräunlicher Grund- mm mm masse erosse Mengen von hellblauen 0""2—2 grossen Hauyn-Ein- 292 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. sprenglingen, dagegen verschwindend wenige kaum 0"”5 grosse Augite führt. (Fig. 5, gewöhnliches Licht). Im Schliff zeigt der Hauyn kaum merkbare Farbe, nur vereinzelt zeigen seine Schnitte dünne randliche Zonen, die schwach blau gefärbt sind. Als Einschlüsse führt er zu- weilen grosse Mengen von äusserst winzigen Glaspartikelchen und Flüssigkeitsbläschen mit Libellen; die bekannten opaken Körnchen und Stäbehen fehlen ihm in diesem Gestein ganz. Die wenigen Augitschnitte, die meist mit Erz verwachsen sind, haben schwach gelblich grüne Farbe und sind nicht merklich pleochroitisch: sie zeigen stark ausge- Fig. 5. Hauynophyr. prägten zonaren Aufbau und stellen das älteste Ausscheidungsproduet dar. Apatit ist selten, Perowskit und Titanit fehlen. Die Grundmasse besteht aus einem sehr dichten Filz von Augit- mikrolithen, der mit wenig, theilweise klarem, theilweise braunem, auch wohl äusserst fein globulitisch gekörneltem Glas getränkt ist mm und auf 19°” etwa 200 Erzkörnchen von 0”"o15 durchschnittlicher Grösse führt. Die Augitmikrolithen schwanken in ihrer Grösse zwischen o"”"”ı bez. 0""oı und o""oır bez. 0”"004; sie sind nur schwach gefärbt, zeigen aber doch stets deutlichen Pleochroismus: ||c schwingend blass grünlichgelb, ||b oder a blass röthlich bis grauviolett. Ihre Aus- löschungsschiefe geht bis zu 40°, sie ist in Folge der geneigten Di- spersion unvollkommen: nur Schnitte, die orientirt auslöschen, also E. Esc#: Etinde. 293 aus der Zone oP (001): ooPoo (100), werden vollständig dunkel. Bei Anwendung sehr lichtstarker Objective mit bedeutender Vergrösserung lässt die klare glasige Basis an manchen Stellen eine äusserst schwache Doppelbrechung erkennen. Vereinzelt zeigen sich in derselben qua- dratische, sechs- oder achteckige Schnitte, die ohne Wirkung auf das polarisirte Licht sind, aber doch vielleicht auf Leueit bezogen werden können. Die Analyse steht unter Nr.5 am Schluss. IV. Nephelinit, von Sonderstellung, d. h. mit zum Theil mangelhafter Individualisirung der Nephelin-Grundmasse. Die hierher gehörenden Gesteine kommen denen nahe, die Borıckv 1874 Nephelinitoid nannte; sie dürften von besonderem Interesse sein, da das Vorkommen von allotriomorphem Grundmassen-Nephelin von RosenguscH in seiner Mikroskopischen Physiographie II, 1896, S. 1247 in folgendem Satze bezweifelt wird: »Es widerspricht den sicheren Erfahrungen und der Natur der Krystallbildung, dass aus und in einem Magma krystallisirender Nephe- lin allotriomorph sei, man dürfte in solchen Fällen wahrscheinlich Zeolithe für Nephelin halten, welche secundär in der Glasbasis ent- standen sind.« Die Gesteine haben dunkelgraue Gesammtfarbe, der Bruch ist sehr rauh und stumpfzackig. 1. In einer dunkelgrauen, zuweilen in unregelmässig begrenzten kleinen Partien hellgrau bis gelblichweiss gefärbten Grundmasse liegen sehr zahlreiche meist o"”5-1””, nicht selten aber auch 3 Augite und viele röthlichbraune oder auch schwarze, braunumrandete, meist 0”.3-0”. 5, selten 2 Unter den Mineralien erweist sich der Augit als der gewöhn- liche basaltische, mit stark ausgeprägter Zonarstructur, fahl-grünlich- mm grosse mm grosse Hauyne. gelber bis matt-röthlicholiver Farbe und geringem Pleochroismus; er nimmt fast die Hälfte des Schliffes ein. Hauyn tritt neben dem ausserordentlich häufigen Augit zurück, obwohl er gar nicht selten ist. Er ist durch opake Einschlüsse fast ganz schwarz und undurchsichtig, randlich zeigt er oft Verwitterungs- erscheinungen. Ebenso häufig wie Hauyn treten unregelmässig sechs- und recht- eckige bis 0""5 grosse Schnitte von Opaeit oder Erz auf, die auch hier vielleicht als ehemaliger Hauyn zu deuten sind; auch Apatit Grösse recht häufig; seine mm ist in kurzen dieken Säulchen bis zu ı Schnitte sind stets mit grossen Mengen von opaken Einschlüssen er- füllt, die |} den Tracen der Prismenflächen angeordnet sind. Titanit 294 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. in spitzrhombischen Schnitten und unregelmässig umgrenzten Körnern bis zu 0"”3 Grösse ist ebenso häufig wie Apatit. Die Grundmasse macht, ohne Analysator betrachtet, den Ein- druck, als bestehe sie aus einem einheitlichen wasserklaren Teig (Fig. 6, gewöhnliches Licht), in welchem Wölkchen von winzig kleinen Augit- kryställchen und Erzkörnchen mit wechselnder Dichtigkeit eingestreut sind. Erstere zeigen vorzügliche krystallographische Begrenzungen; es sind scharf gezeichnete Säulchen und (scheinbar nach oo Po [100]) flache Stäbchen, drei- bis viermal so lang als breit, die auch stets Fig. 6. Nephelinit von Sonderstellung. terminal gut ausgebildet sind. Es lässt sich allerdings wegen der Kleinheit der Kryställchen kaum bestimmen, durch welche Flächen dies geschieht. Ihre Farbe ist die der Einsprenglinge, nur ein kleiner Theil erscheint völlig klar: in ihren optischen Eigenschaften ähneln sie sehr den Augiten dritter Generation in den Leueititen. Vielfach löschen sie in keiner Lage vollständig aus. Die Erzkörnchen zeigen keine krystallographische Umgrenzung, es sind unregelmässig geformte Partikelehen von o””o1-o"”"o2 Grösse. Die klare Basis, in welcher diese Mikrolithen zum Theil dieht gedrängt und einander in o””015 dicken Schliffen in 2-3 Schichten überlagernd, zum Theil weniger dicht und auch sehr dünn gesät ein- mm. gebettet sind, zerfällt, bei gekreuzten Nicols betrachtet, in ı""-ı"" 5 m tn 0. E. Escn: Etinde. 295 grosse löcherig lappige, rund oder scharfzackig ineinandergreifende Partieen, die mehr oder weniger stark auf das polarisirte Licht wirken; die Interferenzfarben schwanken zwischen tiefdunklen, kaum merkbaren und kräftigen blaugrauen Tönen. Wie oben erwähnt, liegen die Mikrolithen unregelmässig wolkig in der Basis vertheilt: diese Vertheilung ist keine zufällige oder durch Bewegung im Magma oder durch schlierig wechselnde chemische Natur des Magmas bedingte Erscheinung, sondern sie ist bewirkt durch mehr oder weniger hohe mineralische Entwickelung des Magmarestes, der nach Ausscheidung der Hauyne, Einsprenglings- und Grundmassen-Augite übrig blieb. An solcher Stelle, wo dieser Rest ein kräftigeres Indi- vidualisirungsbestreben entwickelte, wurden die kleinen Mikrolithe mit einem jenem Streben proportionalen Erfolg ausgestossen und häuften sich demgemäss dort, wo die Krystallisationskräfte weniger stark wirkten, an. Dieser Vorgang documentirt sich im Schliff dadurch, dass die Partieen, welehe arm an Mikrolithen oder im Innern frei von ihnen sind, weit deutlicher den Charakter des bestimmten Minerals tragen, als die an Mikrolithen reichen Stellen. Vereinzelt schreitet die Indi- vidualisirung auch so weit vor, dass es zur Bildung angenähert recht- eckiger Schnitte mit lappigen Anhängseln kommt, die dann deutlich zwei auf einander senkrecht stehende Systeme von Spaltrissen und im convergenten Licht die Interferenzfigur eines || der Axe geschnittenen hexagonalen Minerals zeigen. In einem Fall konnte auch in einem ganz unregelmässig geformten Schnitt, welcher im || Licht beim Drehen nur wenig aufhellte, im convergenten Licht das wenig excentrische Interferenzkreuz von negativem Charakter mit Sicherheit constatirt werden. Es muss also hier formloser Nephelin vorliegen. Etwa ein Drittel der formlosen klaren Partien wirkt nicht einheitlich auf das Licht, sondern zeigt bei sehr geringer Doppelbrechung mehrere sich kreuzende Systeme von Zwillingslamellen: diese Partien sind nur als Leuecit zu deuten. Sowohl die mikrochemischen Untersuchungen. die mit den beiden Mineralien angestellt wurden, wie das Resultat der Bauschanalyse (vergl. Schlussblatt Nr. 6), die einen Natrongehalt von 4.35 Procent und einen Kaligehalt von 2.44 Procent ergiebt, be- stätigen diese Annahme durchaus. Hier liegt der Nephelin im Stadium der Individualisirung begriffen und nicht mit der gesetzmässigen Form- umgrenzung begabt vor. Die Sache erinnert oder stimmt zum Theil genau mit dem, was Bokıcky seiner Zeit ausführte.' Ich werde, wenn ich die oben charakterisirte Nephelinsubstanz im Sinne habe, von Nephelinmasse reden. Besonders möchte ich aber bemerken, dass ! Bokıcry, Petrographische Studien an den Basaltgesteinen Bölımens, 1874, S. 62 ff. 296 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. die hier besprochenen Sehnitte nicht etwa in der Hauptsache aus nach der Basis getroffenen Nephelinsäulen bestehen, auch nicht ehemals glasig erstarrte und nachträglich zeolithisirte Basis darstellen. Auch glaube ich nicht eine genaue Begründung, weshalb die betreffenden Schnitte nicht als Sanidin bez. Plagioklas anzusehen sind, erbringen zu müssen. 2. Eine weniger praegnant entwickelte Ausbildungsform der oben geschilderten Nephelinite stellt folgendes Gestein dar. Seine Farbe ist rein dunkelgrau; die Structur ist deutlich por- phyrisch. In der rein grauen dunklen Grundmasse, die durch äusserst feine, ein wenig hellere Schnitzchen kaum merkbar marmorirt er- scheint, liegen als Einsprenglinge zahlreiche meist o""3— 1"" mm ,‚ nur aus- nahmsweise bis 4”” grosse dunkle mattglänzende a vereinzelte blaue Hauyne, bis 2”” gross, und sehr zahlreiche 0"?3— 1"” grosse, durch ihren starken glasigen, fast diamantartigen Glanz auffallende, zuweilen mattgrau durchscheinende, vielfach aber ganz schwarz un- durchsichtige Apatite in scharf sechsseitigen oder rechteckigen Formen. U.d.M. erweist sich der Augit als ein gewöhnlicher basaltischer mit schr schwachem Pleochroismus in matt grünlichgelben bis grau- oliven Tönen, er ist deutlich zonar aufgebaut. Seine Schnitte nehmen 1-+ des Schliffs ein. Hauyn, der bei makroskopischer Untersuchung des Gesteins nur selten zu beobachten ist, tritt im Schliff in recht zahlreichen Sehnitten auf. In vielen Fällen sind dieselben so sehr erfüllt von den bekannten opaken Einschlüssen, dass sie kaum oder auch gar nicht mehr von grösseren »Erz«partieen zu unterscheiden sind. Solche scheinbaren Erzpartieen ziehe ich daher mit zu den Hauynschnitten. Auf ein Quadrateentimeter des Schliffs kommen etwa 50 von diesen Hauynen bez. Erzschnitten, die eine durchschnittliche Grösse von o""10-0""5 haben, im Ganzen nehmen sie etwa 4 bis '/; des Raums ein, den der Augit beansprucht. Apatit ist nicht ganz so häufig als es nach der makroskopischen Beurtheilung scheint, auf 19°” des Schliffs kommen etwa 5 der kurz- säulenförmigen Kryställchen von o""3—-1""o Grösse. Sie sind sehr reich an opaken Einschlüssen. Die Grundmasse besteht aus einem sehr fein struirten Filz von meist scharf ausgebildeten, schwach gelblich grün gefärbten Augit- mikrolithen, wenigen Melilithmikrolithen und vielen Erzkörnchen; dieser Filz ist mit Nephelinmasse getränkt. Diese zeigt ein Individualisirungs- bestreben. welehes dem Wesen nach dasselbe ist, wie in dem zuletzt beschriebenen Gestein; in dem erreichten Grad der Krystallisation aber, mit welchem die Basis hier in Erscheinung tritt, unterscheidet sie sich E. Escn: Etinde. 297 von jener. Der Rest des Magmas, welcher nach Ausscheidung der Mikrolithen seiner chemischen Natur nach flüssige Nephelinsubstanz (vielleicht untermengt mit Leueit-Molekülen) darstellte, suchte nicht über weite Strecken hin seine Moleküle gewissermaassen wie mit einem Schlage zu orientiren, fast gleichgültig, ob er dabei Einsprenglinge und Mikrolithen umfasste, wie es in dem unter IV ı beschriebenen Gestein geschah, sondern er suchte hier durch Bildung vieler, selten mehr als o””2 von einander entfernter Krystallisationscentren seine Individuali- sirung zu erreichen. Von diesen aus wurden die Mikrolithen unter beständigem Zuströmen von Nephelin-Molekülen, weg und nach in- differenten Stellen des Magma zusammengedrängt. Dieser Vorgang docu- mentirt sich aus folgendem Bild, welches die Grundmasse unter dem Mikroskop zeigt. In dem graugrünen, wenig durchsichtigen Mikrolithenfilz leuchten zahlreiche kleine o""0o5—-o””ı ausmessende, unregelmässig zackig be- grenzte klare Partieen auf; dieselben sind ganz oder fast ganz frei von Augit und anderen Mikrolithen. Bei gekreuzten Nicols zeigen sie eine verschieden starke, vereinzelt gar keine Einwirkung auf das Licht; die Interferenzfarben schwanken zwischen hell und dunkel Blaugrau. Mit verdünnter Salzsäure werden sie leicht angegriffen, weshalb ich sie für Nephelin halte. Einige dieser klaren Partien zeigen in roher An- näherung wohl auch rechteckig, sechseckige oder rundliche Formen und führen in einer der äusseren Form concentrischen Zone kleine Augitmikrolithen, auch scheinen sie isotrop; mit einiger Wahrscheinlich- keit kann man sie als Leucit deuten. Aus welchem Grunde in diesem wie in dem vorher beschriebenen Gestein die Nephelinsubstanz keine Krystalle bildete, ob es in der chemischen Beschaffenheit des Magmas, seinem physischen Zustande, Druck oder Temperaturgrad, oder aber in der eigentlichen Natur, der individuellen Eigenart der Nephelinmasse liegt, lässt sich hier nicht entscheiden. 3. Einen Übergang dieser besonderen Nephelinite zu echten Nephe- liniten einerseits und je nach der Menge des vorhandenen Leueits zu Leueititen stellt ein Gestein dar, welches in seiner mineralischen Zu- sammensetzung dem unter I ı beschriebenen, zwischen Leueitit und Nephelinit vermittelnden Gestein sehr nahe verwandt ist, in der Struetur der Grundmasse aber sich den Nepheliniten von Sonderstellung anschliesst. Es hat rein dunkelgraue Farbe. In äusserst fein schwarz und hell- grau gekörnelter und geäderter Grundmasse liegen sehr zahlreiche o"”5—2”” grosse Augiteinsprenglinge in dick. tafelförmigen und stab- bis nadelförmigen Krystallen. Andere Einsprenglinge sind makrosko- pisch nicht zu erkennen. 298 Sitzung der phys.-matl. Classe v. 28. Febr. — Mittheilung v. 14. Febr. U. d. M. zeigt der Augit deutlichen Pleochroismus; seine Ab- sorptionsfarben sind |ja schwingend matt Blaurosa, ||b Grau, auch röthlich oliv, ||c grünlich Gelb: er nimmt +-% der Schlifffläche ein. Zonarer Aufbau, Sanduhrform mit erkennbarem Skelett, sternförmige Verwachsung mehrerer Individuen und Zwillingsbildung ist häufig zu beobachten. Neben dem Augit tritt als Einsprengling in recht zahl- reichen o”"1-0o”"3 grossen, sechs- und rechteckigen oder auch un- regelmässig umgrenzten Schnitten »Erz« und Opacit (wohl ehemalige Hauyne) auf. Die Grundmasse scheint ohne Analysator betrachtet der Haupt- sache nach als ein wasserklarer, einheitlicher Glasteig, in welchem, meist gleichmässig vertheilt, nur selten etwas zusammengedrängt, Augit- kryställchen und Erzkörnchen und einzelne Titanitkörnchen und Apatit- säulchen eingebettet sind. Die Mikrolithen machen etwa +, die klare Basis 3 der Grundmasse aus. Die Grösse der Augitmikrolithen wech- selt zwischen 0"”"o3 und 0"””15, die der Erzkörnchen zwischen 0"”016 und o""o7; an Zahl überwiegen die Augitkryställchen die Erzkörnchen. Obwohl den kleinen Augiten genügend Raum zu guter Formentwickelung zur Verfügung stand, zeigen sie doch nur sehr wenig exacte Begrenzung. Meist haben sie die Form unregelmässiger, zum Theil mehr oder weniger scharf zugespitzter Säulchen, die nieht selten auch noch einen »Bart« oder eine lappig anhängende Zone grün gefärbter wohl alkalireicher Augitsubstanz führen. Häufig wachsen die im Kern den Einsprenglingen gleich gearteten Säulchen in klarer, nicht gefärbter, nur schwach polari- sirender Substanz als sanduhrförmige Skelette weiter. Dieses skelett- förmige Wachsthum führt zu fast unglaublichen Bildungen, deren rich- tiges Verständniss ich allerdings auch nur dem vorzüglichen Zeiss’schen Immersionsobjecetiv Apochromat von 2"” Brennweite und 1.40 nume- rischer Apertur und dem mir von dieser Firma gütigst leihweise über- lassenen apochromatischen Objectiv 2””5. 1.60 mit Monobromnaphthalin- Immersion verdanke: Man beobachtet nämlich neben den erwähnten Augitkryställchen und Skeletten auch solche, die in ihrer Breite bis zu "003-0”"005 erreicht haben, wachsen sie nur noch in der Richtung der Prismen- o”"ooI herabsinken. Nachdem sie eine Länge von etwa O kanten weiter und bilden dann scheinbar durchschnittene kantige Röhr- chen, die bei einem Durchmesser von o"”"ooı bis zu einer Länge von o””15 auswachsen, also 150 Mal so lang als breit werden. Die klare Basis erweist sich bei gekreuzten Nicols meist als deutlich doppelt brechend in blaugrauen Tönen; sie zerfällt in unregelmässig begrenzte optisch verschieden orientirte, körperlich aber nicht getrennte kleine Partieen, oder sie bildet. den ihr von den Augiten übrig gelassenen Raum einheitlich ausfüllend, Körner: ihren optischen und chemischen eurer E. Escn: Etinde. 299 Eigenschaften nach kann sie nur als Nephelin gedeutet werden. Nicht selten auch zeigt sie nur dort, wo sie an die benachbarten Augite grenzt, also in einer äusseren Zone, Doppelbrechung; nach dem Innern zu geht dann diese Zone ganz allmählich in nicht polarisirende Substanz über, für die amorphe Nephelinsubstanz (bez. Nephelinglas, wenn der Name erlaubt wäre) der einzig bezeichnende Ausdruck ist. Neben der klaren Nephelinmasse und in diese übergehend tritt in geringen Mengen noch eine glasige Basis auf, die durch äusserst winzige Augit- und Erzpartikelehen getrübt ist und daher ein schmutzig graubraunes Aussehen hat. Leueit war hier nicht nachweisbar. Te 2. 3. 4. 5. 6. Procent Procent Procent Procent Procent Procent SiO, = 46.48 40.10 39.97 39.30 39.37 38.39 TiO, = 1.22 3.64 3.34 3.62 SR 4:44 Al,O, = 19.00 15.27 17.30 13.66 16.50 12.64 F&,0,= 4:74 10.13 7.41 7.42 2.28 nRAOE Re07 = 72.30 1.85 3.05 4-45 7.97 6.15 MnO = Spur 0.08 0.09 0.08 0.06 0.02 MgO = 2.49 4-59 3.82 4.46 4.48 6.46 GaOE era 12.08 10.53 11.37 10.22 14.17 Na,0 = 8.46 4.78 5.14 5.78 4-73 4-35 R207 6.78 3:34 3.56 1.44 3.38 2.44 20) 2.93 4.11 4.53 4.77 1.62 Or 0.87 0.84 0.85 0.13 1.16 S0, = 046) Be 0.06 2.17 2.14 0.47 cl = 0.08 — 0.14 0.48 0.09 0.37 C052=2:0:36 0.23 0.33 0.15 0.64 0.23 210204 Summa = 99.91 99.89 99.89 99.76 100.07 100.31 Spec. Gew.= 2.58 2.91 2.86 2.79 2.82 3.10 1. Leueitit 2. Leueitnephelinit 3. Leueitnephelinit » vom Vulcan Etinde in Kamerun. 4. Hauynophyr 5. Hauynophyr 6. Nephelinit von Sonderstellung ! x=Zr oder andere seltene Erden. Ausgegeben am 7. März. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. RAR” u ee Y ar 9 wur wo r 12; BEA A up isfb HER r ee ie 2.70 ER ET 08 EEE EN a, aa Hari rn Be . \ 73 A: nt rt re En RN Fer 1. Taf Be i a $ £ a ci} v IH Bi er r Ar Ä ar x, 4 f f 4 A i BL: Luem i - Dre; x he EIER 3% Me» r 2 Pu FA br 0 Aa 7 LT rk an BUN & 4 . ; ee fi Pe er % # 5 N? ar F P- » sn, Ify en F ns # % ir x % n% [a . e & + Sr v Im EHMZ. = a: * 2 -SITZUNGSBERICHTE | & = ei KÖNIGLICH PREUSSISCHEN I AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN, XI. 7. Mäxz 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. sl. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gelun rigen Stücken nieht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $6. 1. Für die Aufnalıme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden .beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch | | | I I nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- . schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf ‚er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden ‚Classe. . 5 g8 = 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes ? Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht TER $11. 1. Der Verfasser einer unter den „Wissenschaftlichen Mittheilungen « ‚abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der ‚Sitzung, darunter ı Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht‘ über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag | ‚fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredi | eizendenz Sepre- tar Anzeige ie hat. Er ’ $28. i \ 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte = stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung e eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes z zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direct bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.) w RN $ 29. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser) verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftzerkehr ‚steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, Jährlich drei Mal, nämlich : die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach F\ ertigstellung des Registers. 301 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER XI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 7. März. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Frogenivs las: »Über die Charaktere der alterniren- den Gruppe«. Die 2u+v Charaktere der symmetrischen Gruppe bestehen aus « Paaren asso- eiirter Charaktere und » sich selbst associirten Charakteren, die für alle Classen ausser einer gerade Werthe haben. Die «+ 2» Charaktere der darin enthaltenen alternirenden Gruppe bestehen aus v Paaren conjugirter Charaktere und x sich selbst conjugirten. Die Werthe der letzteren sind dieselben wie bei der symmetrischen Gruppe. Ein sich selbst associirter Charakter spaltet sich in der alternirenden Gruppe in zwei eonjugirte Charaktere, deren Werthe die Hälften jener geraden Zahlen sind, für das eine Paar conjugirter Classen aber, wofür sie verschiedene Werthe besitzen, durch Auf- lösung einer quadratischen Gleichung gefunden werden. 2. Hr. Fiscner las nach einer in Gemeinschaft mit Hrn. Arn- STRONG ausgeführten Untersuchung: »UÜber die isomeren Aceto- halogenderivate des Traubenzuckers«. Durch Einwirkung von flüssigem Halogenwasserstoff auf die beiden Pentacetyl- glucosen entstehen zwei isomere, krystallisirende Acetochlor- oder Acetobromglueosen, welche ein neues werthvolles Hülfsmittel für die Synthese complieirterer Kohlenhy- drate sind. 3. Hr. Voger las: »Über das Spectrum der Nova Persei«. (Ersch. später.) Die in Potsdam angestellten specetrographischen Beobachtungen vom 23. Februar d. Js. ergaben, dass das Speetrum der Nova ein continuirliches war mit verwaschenen matten, stark nach Violett verschobenen Absorptionsbändern vorwiegend des Wasser- stoffs. Spätere Aufnahmen vom 26. und 27. Februar und in den ersten Tagen des März liessen das Spectrum als das für neue Sterne typische erkennen, indem helle und dunkle Linien paarweise auftraten. Hr. Voser weist die Beziehung nach, in welcher die abweichende Erscheinung des ersten Beobachtungstages zum typischen Spectrum steht. 4. Die philosophisch --historische Classe hat zu wissenschaftlichen Unternehmungen bewilligt: Hrn. Dr. Ersst Dieuz in München zur Her- ausgabe des Proclus-Commentars zum Platonischen Timaeus 1860 Mark; DD D} 2] Sitzungsberichte 1901. r 302 Gesammtsitzung vom 7. März. Hrn. Archivdireetor Prof. Dr. Joseru Hansen in Köln zu fortgesetzten Untersuchungen über die Geschichte der Inquisition in Deutschland ı000 Mark; Hrn. Privatdocenten Dr. GEORG KAmrrrmeyEer in Marburg zum Studium arabischer Dialekte in Marokko 1000 Mark. Die Akademie hat das correspondirende Mitglied ihrer philoso- phisch -historischen Classe Hrn. BERNHARD ERDMANNSDÖRFFER in Heidel- berg am ı. März durch den Tod verloren. 303 Über die Charaktere der alternirenden Gruppe. Von G. FRoBEnIus. Dr Charaktere der alternirenden Gruppe der Permutationen von n Symbolen lassen sich durch ein Verfahren bestimmen, ähnlich dem, das ich (Sitzungsberichte 1900) zur Berechnung der Charaktere der symmetrischen Gruppe benutzt habe. Die alternirende Gruppe 5 des Grades n besteht aus den geraden oder positiven Permutationen der symmetrischen Gruppe 5. Eine Permutation, die aus s Cyklen C,, (,,.-. C, von je G,%,:--6, Sym- holen besteht, ist gerade oder ungerade, je nachdem 3 (c-1) = n-s gerade oder ungerade ist. Die Gruppen 5 und 5 haben die Ord- nungen A —= + n! und W = 2h, ihre Elemente mögen in k und A'Classen zerfallen. Auch in 59 können zwei Permutationen nur dann conjugirt sein, wenn sie aus gleich vielen Cyklen derselben Ordnung bestehen. Es fragt sich aber, ob alle solche Permutationen auch in 5 nur eine Classe bilden. Denn zwei gerade Permutationen R und $ sind in 9 stets und nur dann conjugirt, wenn es eine gerade Permutation P giebt, die der Bedingung P”RP = S genügt. Sind R und S in 5 conjugirt, so ist diese Bedingung stets er- füllt, wenn R mit einer negativen Permutation 7 vertauschbar ist. Denn in 5 giebt es eine solche Permutation Q, dass Q"RQ = 8 ist. Berner ist (7Q) "R(TQ) = Q(TTRTYQ = QIRQ = S, und von’den beiden Permutationen Q und TQ ist immer die eine gerade. In diesem Falle ist also die Classe von 9 durch die Zahlen c,. 6, --- c, vollständig bestimmt. Ist aber R mit keiner negativen Permutation vertauschbar, so können R und T"RT = S in 9 nicht conjugirt sein, falls T ungerade ist. Denn sonst gäbe es eine solehe positive Permutation P, dass P"SP= R wäre, und daher wäre die negative Permutation TP mit R vertauschbar. Sind P,, P,.... P, die A positiven Permutationen, so sind TP,, TP,.... TP, die hAnegativen. Daher sind PZRB,, P-TRTP, =, 2,2.) 23° 304 Gesammtsitzung vom 7. März. alle Permutationen, die mit R in 5 eonjugirt sind. Sie bilden in 5 eine, in H aber zwei Classen, die durch R und T”RT = S repraesen- tirt werden. Zwei solche conjugirte Classen von 9 haben dieselbe Ordnung. Damit aber R nur mit positiven Permutationen vertauschbar sei, ist nothwendig und hinreichend, dass die Ordnungen der Cyklen von R lauter verschiedene ungerade Zahlen sind. Denn jeder einzelne Cyklus EC von R ist eine mit R vertauschbare Permutation, und zwar eine nega- tive, wenn seine Ordnung c gerade ist. Ist aber e ungerade, und sind zwei dieser Cyklen, etwa (1, 2,...c) und(c+1,c+2,...2c) von gleicher Ordnung, so ist R mit der Permutation (1. c+1)(2,c+2) .-. (c, 2c) ver- tauschbar, die aus einer ungeraden Anzahl c von Transpositionen be- steht, also ungerade ist. Wenn aber die Ordnungen 4,%,:-.-c, der Cyklen 0,,0,,.--C, von R lauter verschiedene ungerade Zahlen sind, so ist R nur mit positiven Permutationen vertauschbar. Diese bilden eine Gruppe ver- tauschbarer Elemente (1.) Ed ENG RER En 1 BEE u Ba 7 ee der Ordnung (2.) P = Cı6a*''6s und sind alle gerade, weil die Basiselemente (€, , C,, ... C, alle gerade sind. In der symmetrischen Gruppe 9 sei die Anzahl der ungeraden, u+v die der geraden Classen. Dann ist » die Anzahl der Classen von 9, deren Permutationen aus lauter Cyklen verschiedener unge- rader Ordnungen bestehen. In der Gruppe 9 zerfällt jede dieser v Classen von $ in zwei conjugirte Classen, jede der « anderen ge- raden Classen von 5 bleibt aber auch in 9 eine Classe. Daher ist (3-) k=u+%, k' = Qu+v, und da u>» ist, so ist auch X>Ä. N 2. Mit Hülfe der Regeln, die ich in $1 meiner Arbeit Über Re- lutionen zwischen den Charakteren einer Gruppe und denen ihrer Unter- gruppen, Sitzungsberichte 1898 (im Folgenden mit U. eitirt), ent- wickelt habe, lassen sich die % Charaktere von 5 zum grössten Theile aus denen von $ ableiten. Setzt man in einem Charakter (5) von $ für $S nur die A Elemente R von 9, so ist %(R) eine lineare Verbindung von den % Charakteren 9" (R) der Gruppe 9, 5 Frosenıus: Über die Charaktere der alternirenden Gruppe. 305 xR)= Erg" (R) mit positiven ganzzahligen Coefficienten r,, und mithin ist = xXalx(k) = hir. Für die symmetrische Gruppe sind die beiden (im Allgemeinen eonjugirten complexen) Werthe %(R) und %(R”) gleich. Durchläuft S die 2% Elemente von 9, so ist Ist T eine bestimmte negative Permutation, so durchlaufen R und RT zusammen die 2A Elemente S von 9, und mithin ist Zx(R”+2x(RT)% = 2h. R R Der zu. x,(5) assoeiirte Charakter von $ hat die Werthe v(R)=x(R), w(RT)=-y,(RT). Ist nun %(S) nicht sich selbst associirt, so sind %(S) und w(S) verschiedene Charaktere von 9, und folglich ist 2x(8)2(I) = 0, Zx(R’=3x(RT), also Zx(R)x(Rd)=h 2Zn=l Daher ist von den % positiven Zahlen r, eine gleich 1, die anderen gleich 0, und mithin ist g(R) ein Charakter von 9. So entspringt aus jedem der u Paare assoeiirter Charaktere von 9 ein Charakter von 5, der die Be- dingung (1.) x(T®RT) = x(R) erfüllt, d.h. der sich selbst conjugirt ist. Ist aber (5) sich selbst associirt, so ist (RT) = 0, > x(R)2 =.2h, By, —2. Folglich sind zwei der Zahlen r, gleich 1. die anderen gleich 0, und %4(R) ist gleich der Summe von zwei verschiedenen Charakteren $(R) und Y(R) von 5. Nach U. $ 2 sind dies, da $ eine invariante Unter- gruppe von $ ist, zwei conjugirte Charaktere, also (2.) w(R)= g(T-RT), x(R) = HR)+ WR) = p(R)+(T-RT). Gehört R zu einer der v nicht zerfallenden Classen von 9, so sind R und T"RT auch in 9 eonjugirt und mithin ist für ein solches Element R (u.) o(R)=uw(R)=*yx(R). Insbesondere gilt dies für R= E. Die Grade der beiden conjugirten 306 Gesammtsitzung vom 7. März. Charaktere & und X sind also einander gleich und gleich dem halben Grade von %. Sind aber die Ordnungen der Cyklen von R lauter ver- schiedene ungerade Zahlen, gehört also R zu einer der v zerfallenden Classen von $, so können die Werthe von $(R) und Y(R) verschieden sein, und zwar ist, wenn man T"RT = S setzt, (v.) ol — u(S), o($S)= uR). Aus jedem der v sich selbst assoeciirten Charaktere von $ entspringen also zwei verschiedene, und zwar conjugirte Charaktere von 9. Die so erhaltenen u+ 2» = %k Charaktere von 9 sind alle unter einander verschieden. Denn seien d(R) = %4(R) und &(R) = %(R) zwei der ersten u Charaktere von 9. und sei. wenn S die 2A Elemente von 9 durchläuft, %(S) sowohl von %(5) wie von dem zu %(S) assoeciirten Charakter verschieden. Dann ist Z x(R) X(R) +2 x(RT) (RT) = 0, und wenn man %(R) durch den associirten Charakter ersetzt, auch 2 x(R) x(R)-2 x(RT) x(RT) = 0 und folglich 3 p(k) P(R) = 0, also ist $(R) von $(R) verschieden. Ist aber 9(R) = %(R) einer der v ersten. und $(R) einer der 2» letzten Charaktere von 9, der aus y(R) = d(R)+\Y(R) entspringt, so ist 50 (Dom) 0 also SEES) 208 x o(R")(p(R)+ u(R)) —ı0. Nun sind $ und X verschieden. Wäre daher $ einem dieser beiden Charaktere gleich, so wäre diese Summe gleich A. Endlich erkennt man in derselben Weise, dass je zwei der letzten 20 Charaktere von 9 verschieden sind. Um also die +20 = %k verschiedenen Charaktere von 9 zu be- stimmen, ist nur noch jeder der v sich selbst associirten Charaktere % von $ in zwei conjugirte Charaktere $ und % zu spalten, und zwar nur noch für die vo Permutationen R, die aus lauter Cyklen von ver- schiedenen ungeraden Ordnungen bestehen. Die X — 2u+rv Charaktere von 9 bestehen aus u Paaren asso- eiirter Charaktere und © Charakteren, die sich selbst associirt sind. Die = u+?2» Charaktere von 9 bestehen aus v Paaren conjugirter Charaktere und # Charakteren, die sich selbst conjugirt sind. Frosenius: Über die Charaktere der alternirenden Gruppe. 307 e 3° 72 Ich verweise zunächst auf die Beispiele n=4undn=5 in $3 meiner Arbeit Über Gruppencharaktere und n—= 6 in $4 meiner Ar- beit Über die Composition der Charaktere einer Gruppe, Sitzungsberichte 1896 und 1899. In diesen Fällen ist o=1, ebenso für n=[1. Ich gebe daher hier noch das Beispiel n= 8, wo v = 2 ist. In der ersten Spalte der beifolgenden Tabelle ist die Classe einer Permutation durch die Formel n = 1:#+2-8+:-: gegeben, d.h. da- dureh, dass sie aus « Öyklen der Ordnung 1, 8 Cyklen der Ordnung 2, u.s. w. besteht. Kommt nur ein Cyklus einer bestimmten Ordnung vor, so ist der Multiplieator #, ®, --- weggelassen. Erst kommen die u = 10 ungeraden Classen, dann die w+v — 12 geraden. Von jedem der « = 10 Paare associirter Charaktere ist nur der eine angegeben. Der andere entsteht daraus durch Multiplieation mit dem Charakter ersten Grades x(0) der dem Hauptcharakter % (‘) = assoeürt ist. In den beiden letzten Spalten stehen die v=2 sich selbst associirten Charaktere. Die Charaktere sind gegeben durch die Formeln (11.), $4 und (3.);, $5 meiner Arbeit Über die Charaktere der symmetrischen Gruppe und durch die folgenden: al, x )=tz@-9e@-4-r. (1) X lon_5) = ala-Da-la-5)+B6-2)-(a-1)7, ( - )=te4@-2 2)(a-3)(a-5)-+u(a-3)8-z6(8-1)+6, 0 1.32 Ä g 3 BR £ 2 .) = Hala- 1)(a-2)(a-5)(a-7) + zala—- 1)(a-5)8 ++(a-1)8(8-1)-3(a-1)(a—-2)y + 8y-(a-1)0. In der alternirenden Gruppe zerfällt die Classe (1+7) in zwei Classen, die ich durch ein angehängtes Zeichen + oder — unterscheide. N A | 03\., : 5 ; Ebenso zerfällt der Charakter % (6:] in zwei. Dasselbe gilt von der Classe r h | 12 +5) und dem ihr entsprechenden Charakter x(1,): In derselben Art wie in diesen Beispielen findet man für jeden Werth von n die Charaktere der alternirenden Gruppe 9. Seien () GES 22a: FEN N (eı <03<...<6,) s verschiedene ungerade Zahlen, deren Summe I- ) Z ) 9— e ei) e— G S % = — r 9— im F = er ° 20 0 R 0 zZ fi) E N) Ss un v 0 3 0 0 0 ) 308 | €0 Gl ) OL [ei ru) ) | 01 N IO 0880 21 ME HERE 7 = s=,y oddnag oyasımomurkg 889% 0919 0951 098€ g0ol 0891 o@ll 085€ Prel 01% ll l 0F08 0@1l 0981 098€ 2£0F 098€ 0er OGLl 0er S6 Er / Gage] v6 + Sl GEHE (A A 69] 8-1 8 GAEIEG r+6:6 || TE! ro! 86 +61 eat FSEVel et9-1 .++9-7+91 309 Frogentus: Über die Charaktere der alternirenden Gruppe. A 0 0 [3 =... 5 a -(S+$) (IA le) (SIT): 0 0 I 0 ZT DE Acer) 0 0 Ve leer ee) I ) 12205 20:2 00.0 1210888 (2EEE) 0 ee 088% 22 D) ne Sn): = I) I 0 e I 0 1 Ptretel I I 0 0 ee! I I 8 1 %:cH+Pr-1 Aus (I 0 0 ee LE [R2 Gr Gy 8-1 €0 el FO DEDEHEDEmEDEHEHEUEN ‘09108 = 187 = 4 ‘oddnuy opusarmuayy d-a+®-1 310 Gesammtsitzung vom 7. März. {3°) + + Pr en ist. Der Classe (2.) der symmetrischen Gruppe 9 entspricht der sich selbst associirte Charakter x en As 14.) % aa, 0)" und umgekehrt diesem Charakter die Classe (2.). Auf diese Art sind die v sich selbst associirten Charaktere (4.) der Gruppe 9 und die v Classen (2.) einander gegenseitig eindeutig zugeordnet. Gehört R der Classe (2.) an, und ist T irgend eine negative Permutation, so repraesentiren R und T"RT= S die beiden conjugirten Classen, worin die Classe (2.) in der alternirenden Gruppe 9 zerfällt. Ebenso zerfällt der Charakter (4.) von 5 in zwei conjugirte Charaktere von 9. (5.) x(P)=e(P)+w(P), wo w(P)=g(T-PT) ist. Dann ist für jede durch Q repraesentirte Classe von 9 (6.) P(Q)=v(Q)= 3x(Q) mit Ausnahme der beiden Classen (R) und (8). Ich habe schon in $ 2 gezeigt, dass diese Gleichung für die v Classen von 9 gilt, deren Cyklen nicht den Bedingungen (2.) genügen. Sie gilt aber auch für 20-2 der übrigen Classen. Dagegen ist (7) p(R)=z(e+Yep), WR) le - Yep), p(S)=z(e - Yep), v(S)=z(e+YVep), wo Dr h er (p-ı) a 4 (n-s) (8.) PI—ICHG Ge e=(—1) (-1) IR ist. Die eyklische Permutation C= (0,1,2,...a,a+1, ... 20-1, 2a) der Ordnung ce = 2@a+1 wird durch die Permutation G = (1,2a)(2,2a—1)--- (a,a+1) in GRrORF= (0,2 Ba Ra transformirt. @ besteht aus a = ;(ce—1) Transpositionen. Daher wird R= (,C,... C, durch eine Permutation Z, die aus 33 (c-1) = #(n-s) Transpositionen besteht in A’RH= R" transformirt. Nun sind unter der Voraussetzung (2) die Permutationen, die R in R” transformiren, entweder alle gerade oder alle ungerade. Daher gehören R und R7 in 9 zu derselben Classe oder zu zwei verschiedenen eonjugirten Classen, je nachdem e = +1 oder —1 ist. Im ersten Falle ist (R) = $(R”) reell, im anderen sind p(R) und H(R”) = YL(R) eonjugirte complexe Grössen. Frosenius: Über die Charaktere der alternirenden Gruppe. 31 un 4. Dem Beweise des oben aufgestellten Satzes schicke ich zwei Be- merkungen voraus, die für beliebige Gruppen gelten. 1. Seien 9, und 9, zwei Gruppen der Ordnungen A, und A,, die nur das Hauptelement gemeinsam haben. Ferner sei jedes Element von 9, mit jedem von $, vertauschbar. Dann ist 9= 9,9: = 9,9, eine Gruppe der Ordnung A=h,h,. Zerfallen die Elemente von 9, und 9, in k, und %k, Classen, so zerfallen die von 9 in k= k,k, Classen. Sind A,, B,,---Rı,--- (A,. B,,--- R,,---) Repraesentanten der X, (k,) Classen von 9, (9,), so repraesentiren A,A,, A,B,, A,B,, AB, , -:- RıR,, :-- die A,k,—kllassen von 9. Ist X, (R,) (X, (R,)) ein Charakter von 9,(9.), und ist R= RR, so ist „(R) = x, (R,)x,(R,) ein Charakter von 9. Setzt man für %, (%,) der Reihe nach jeden der %, (k,) verschie- denen Charaktere von 9, (9,). so erhält man die k,A,—=%k verschie- denen Charaktere von 9. Diese Sätze ergeben sich ohne Weiteres aus den Eigenschaften, durch die ich in $ ı meiner Arbeit Über die Darstellung der endlichen Gruppen durch lineare Substitutionen, Sitzungs- berichte 1897, die Charaktere definirt habe. 2. Zwischen den Charakteren % einer Gruppe 9 und den Charak- — teren X einer ihrer Untergruppen © besteht nach U. $ ı (5.) die Relation h (1.) Zrax®a(R) = —- 23 Yu (P). a x gh, (2) Die positiven ganzen Zahlen r,, sind von der Classe (2) des Ele- mentes R unabhängig. Die g, in & enthaltenen Elemente P der p”* Classe von 5 vertheilen sich auf mehrere, etwa auf m, verschiedene Classen von ©. Sie seien durch P,. P,.--. P,„ repraesentirt. Besteht die Classe von P, aus /, Elementen, so ist Lan! = Iw(P)+Lu(P)+ + mb (Pn). Die Gruppe der Elemente von ©, die mit P vertauschbar sind, ist enthalten in der Gruppe der Elemente von 9, die mit P vertausch- bar sind. In dem Falle, den ich im Folgenden zu betrachten habe, sind diese beiden Gruppen identisch für jedes der g, Elemente P von 6, die einer bestimmten Classe (p) von $ angehören, oder jedes mit P vertauschbare Element von 9 ist in & enthalten. Die Anzahl der mit P v2 zn h : i vertauschbaren Elemente von 9 ist m die Anzahl der mit P, ver- t, R U) ! tauschbaren Elemente von © ist 7: Daher ist 9: h g gm hl, = "Sell s gr 312 Gesammtsitzung vom 7. März. und nach (1.) (2.) VB) + WB) ++ + U (Pa) = Era x OR). a $5- Ich wende mich jetzt zu dem Beweise der Regel, die ich in $ 3 zur Berechnung der Charaktere der alternirenden Gruppe 9 des Grades n aufgestellt habe. Ich nehme dabei an, diese Regel sei für jede alter- nirende Gruppe 9, des Grades n, 1 voraus. Ich theile die a Symbole in die c, ersten und die n-c, letzten und bilde die symmetrische und die alternirende Gruppe 9, 5, und 5, 5, für jene c, und für diese n—c, Symbole. Ist c =1, so bedürfen die folgenden Entwickelungen einer Modification, die ich ihrer Einfachheit halber übergehe. Dann ist 6 = 9,9, eine Untergruppe der alternirenden Gruppe 9 des Grades n. R, bestehe aus einem Cyklus der e, ersten Symbole, R, aus s-1 Cyklen von je &,..-c, der letzten n—c, Symbole. T,(T,) sei eine bestimmte negative Permutation von $/(9;). Ferner sei TTR,T, —sS mund 2,0, 1,8. Ist dann pı =, fpr =0''6, ı = Rn Er a so giebt es in 9, zwei conjugirte Charaktere $,(P,) und 4,(P —= 9,4, BR, I)s wofür oı(R,) — ıb,(S) = — +(e ı+VaPpı &1Pı)> o(Sı) — U, (R}) = (4 —-Vapı), und in 9, zwei conjugirte Charaktere &, () undblP) Es TB wofür @2(R;) —— u; (2) == s(& + VsPp2), @.(S;) = U (R;) = 1(e—Vz3p3) ist, während für jede andere Classe ®,(Q,) = Y,(Q,) und $,(Q.) = Y;(Q.) eine rationale ganze Zahl ist. Daraus RE sich nach $ 4 vier ver- schiedene Charaktere von ©, ®,®:. dı%., &W%ı. $aV%;. Ist Tu R,S: — 0, Nele so ist T eine positive Permutation, und es ist DR 188: a Bl — Ss VEYRIE IS: Daher vereinigen sich die beiden Classen (R,R,) und (S,8,) von & zu einer Classe (R) von 9, und die beiden Classen (R,S,) und (S,R;) zu einer Ulasse (S), die beiden Classen (R) und (8) aber von 9 sind ver- schieden, weil 7, ungerade ist. nn Frosentus: Über die Charaktere der alternirenden Gruppe. 313 Die Classe (R) kann nur solche Elemente von © enthalten, die einer der beiden Classen (R,%R,) oder (S,8,) angehören. Denn jede Permutation P der Classe (R) besteht aus s Cyklen €,, €C,. --- ©, von je €, €, ..- Symbolen. Soll sie der Gruppe & angehören, somus P=_P,P, sein, wo P, nur die ersten «,, P, nur die letzten n—c, Symbole ver- setzt. Dies ist aber nur möglich, wenn P, =C, und PR = (,---C, ist, weil c, die kleinste der Zahlen &,.c,, --- c, ist, also nicht als Summe von einigen der Zahlen c,,.-- c, dargestellt werden kann. Das ist der Grund, aus dem ich die n Symbole gerade in dieser Weise in zwei Abtheilungen von n, = c, und n, = n—c, Symbolen ge- theilt habe. Denselben Zweck erreicht man aber auch. wenn man N, = 6, —=G+G+--.+C, setzt, und man hat dann noch den Vor- theil, dass nicht n, = 1 sein kann. Demnach gehört P, der Classe (R,) oder (S,) an, und P, der Classe (R,) oder (S,). Wie oben gezeigt, sind aber nur die Combi- nationen (R) = (RıR.) + (5, 8.). (8) = (RıS) + (SıR;) möglich. Die mit R vertauschbaren Elemente von 9 sind nach (1.), $Sı sämmtlich in © enthalten. Daher giebt es einen zusammengesetzten Charakter #(P) von 9. für den o(R) = 4(& + Vapı)(& + VEP.) + ale -Varpı) le -Ve,P.) ist. Setzt man DD, — 104 6 zeug, und ist Y(P) = #(T;'PT,) der zu #(P) conjugirte Charakter, so ist o(R) = WS) = 2 +Vep), P(8) = WR) = S(e-Vep). Für jedes Element Q, von 9,. das der Classe (R,) nicht angehört, ist &,(Q,) = $,(T5'QT,). Wendet man nun die Formel (1.), $4 auf das Element Q = R,Q, von 9 an, so steht rechts neben jedem Gliede &,(R,)®,(Q,) auch das Glied #,(T"R,T,)9,(T'QT,) und die Summe dieser beiden Glieder ist eine rationale Zahl, die sich nicht ändert, wenn man Q durch T7’QT, ersetzt. Daher ist $(Q) = Y(Q) eine ganze rationale Zahl, und dasselbe gilt für ein Element Q= Q,R, oder Q= QR:- Folglich hat 5 einen zusammengesetzten Charakter o-V=$, der die Werthe (1.) S(R)=yep, 3(8)=-Yer, >(Q)=0 314 Gesammtsitzung vom 7. März. hat, falls (Q) irgend eine Glasse ist, die von den beiden bestimmten conjugirten Olassen (R) und (S) verschieden ist. Für jede dieser beiden h Classen ist h, — = und mithin [542 h. h, 9, = » M falls ic die zu S, conjugirte Dee Grösse bezeichnet. Ist also, wie in$2, {P)A=xr,#"(P), so ist 3r!—=2, daher sind zwei der Zahlenr, gleich +1, die übrigen gleich 0. Nun ist #(E) eine positive ganze Zahl und S(E) = 0. Folglich ist $(P) die Differenz von zwei einfachen Charakteren von 9. Die beiden Charaktere & und Y von 9, als deren Differenz $ oben erhalten ist, können zusammengesetzt sein. Von jetzt an bezeichne ich mit $ und „ die beiden einfachen Charaktere von 9, deren Differenz 9-Y = $ ist. Ist „(P) einer der v Charaktere von 9, die aus einem Paare asso- eiirter Charaktere von 5 entspringen, so ist y(R)—=%,(S), und nach (1.) ist mithin X MI, Hr =(. Folglich ist keiner der beiden Charaktere & oder U gleich %, sondern $ und U gehören zu den 2» Charakteren von 9, die aus den v sich selbst associirten Charakteren von $ entspringen, und die in v Paare conjugirter Charaktere zerfallen. Der zu $ eonjugirte Cha- rakter w ist also von & verschieden. It4=# + w, so ist y(R) = 4,($) und mithin 3 A, 3,%, = 0 oder $ A, (9-1); +w,) = 0, und weil & von V und von w verschieden ist, x A,V,»,— h. Folglich ist »„=\, oder $ und X sind conjugirte Charaktere. Das Paar conjugirter Classen (R) und (S$) und das Paar conjugirter Charaktere ® und Y ordne ich einander zu. Dann entsprechen nach (1.) verschiedenen Paaren (R), (S) verschiedene Paare #, YV und um- gekehrt. Die Werthe eines Charakters sind ganze algebraische Zahlen. Daher ist %(R) = 4(S) = 2$(R)-Vep eine ungerade (rationale) Zahl, dagegen 4(Q) = 2P(Q) = 2P(Q) eine gerade Zahl. Um den Induetionsschluss anwenden zu können, ist bisher s>|1 vorausgesetzt. Ist also 2 ungerade, so bleibt ein Paar conjugirter Classen (R), (S) übrig, deren Permutationen aus einem einzigen Cyklus von n rg bestehen, und mithin auch ein Paar conjugirter Charak- tere $, W%. deren Summe und Differenz ich mit % und $ ne: Ist dann (R), (8) i irgend ein anderes Paar conjugirter Classen, und das entsprechende Paar conjugirter Charaktere, und ist $=P-V, so IS NIS I,d, = 0 und mithin $(R) = = B(8) = YUR) = = US). Ist also (Q) irgend eine von (R) und ($) verschiedene Classe, die von der con- jugirten verschieden ist, so ist I(Q) = 0, #(Q) = Y(Q) = 5% (Q). Nach $2 ist o(R) = VS) und $(S) = VRR). Die Elemente R und R” ge- hören derselben Classe an, wenn 2 l (mod. 4) ist, zwei conjugirten nn nn ——— u | Frogenius: Über die Charaktere der alternirenden Gruppe. 315 Classen, wenn n =—1 (mod. 4) ist. Im ersten Falle sind daher #(R) und $(S) reelle Grössen, im zweiten conjugirte complexe. Nun ist 3h,$,S, = h, also wenn e = (-1)?"® — +1 ist, hr($(R)S(R) + #(S)S(S)) —halso Sa) —- . —=n=n. It abere=-1, so ist hr(PR)S(S) + H(S)SR)) = A, also $(R)’ = -p. Mithin ist $(R) = Yep,$(S$) = —Vep und dem- nach gelten für diese Zuordnung dieselben Gesetze wie oben. Durch die Bedingung, dass %(R) = %(S) ungerade, sonst aber %(Q) gerade ist, ist die Zuordnung zwischen einem Paar conjugirter Charaktere, deren Summe % ist, und dem entsprechenden Paar con- Jugirter Classen (R), (5) vollständig bestimmt, und zwar muss, wie oben behauptet, % die Charakteristik haben, wenn Gau Hr 1, 9 = 2m +1," G=124a-+]1 die Ordnungen der Cyklen von R sind. Denn nach der Formel (rr.) $ 7 meiner Arbeit Über die Charaktere der symmetrischen Gruppe ist a,‘ I(p-ı I(n-s lea ji ungerade. Damit sind die A Charaktere von 9 vollständig bestimmt. Entspricht die Classe (x) und die eonjugirte dem Charakter x” und dem eonjugirten, so ist nach der Formel (9.), $4 der eben eitirten Arbeit und der Formel (6.), $3 dieser Arbeit n! Alay--- a,)” 1 2 (ala) Il(a, +5 +1) Nun ist — = (2a, +1) (24,+1) und folglich ist (2.) hy a!---a,!IV(a.+ a5+1)\? rn | STINE SIER das Quadrat einer ganzen Zahl. Das Product IT ist nur über die 5s(s—1) Paare verschiedener Indices zu erstrecken. Die in 4%) auftretende @Quadratwurzel kann daher aus eh eh PR oder zer gezogen werden. Sie kann in Ausnahmefällen rational sein, z.B. wenn n—=9 und R aus einem Cyklus von 9 Symbolen besteht. 316 Über die isomeren Acetohalogen-Derivate des Traubenzuckers. Von Enmır FıscHer und E. FRANKLAND ARNSTRONG. Die von Correr! vor 31 Jahren entdeckte Acetochlorglucose hat für die Synthese anderer Zuckerderivate eine stetig wachsende Bedeutung erlangt. MicnarL? benutzte sie bekanntlich zum künstlichen Aufbau der Phenolglucoside, und Einer® von uns hat gezeigt, dass sie auch zur Bereitung der Alkoholglueoside verwandt werden kann. Ferner giebt MarcuLewskı an, dass er durch Combination dieses Chlorkörpers mit Fructosenatrium Rohrzucker erhalten habe, und wir haben kürzlich * dieselbe Verbindung, sowie die ähnlich constituirte Acetochlorgalactose, für die Synthese neuer Disaecharide vom Typus der Maltose benutzt. Leider mussten alle diese Versuche mit einem amorphen und stark verunreinigten Präparat ausgeführt werden: denn wenn auch CoLzEv im Laufe seiner Arbeiten zweimal durch Zufall das Chlorid krystallisirt erhielt, so ist doch keiner seiner Nachfolger mehr so glücklich gewesen. Es war deshalb mit Freuden zu begrüssen, dass es vor ungefähr einem Jahre den HH. W. Kösıes und E. Knorr’ gelang, die entsprechende Bromverbindung, die Acetobromglucose, durch Einwirkung von Acetyl- bromid auf Traubenzucker krystallisirt zu gewinnen und einige ihrer Umsetzungen zu studiren. Wir verdanken ihnen die bemerkenswerthe Beobachtung, dass die Bromverbindung einerseits in das #-Methyleluco- sid und andererseits in die bei 134° schmelzende Pentacetylglueose ver- wandelt werden kann. Sie ziehen daraus den berechtigten Schluss, dass sowohl die Brom- wie die betreffende Pentacetylverbindung in dieselbe stereochemische Reihe wie das ß-Methylglucosid gehören. Auf die Analogie zwischen den beiden Methylglucosiden und den Pentacetylglucosen hat der Eine” von uns früher ausführlich hinge- ! Annales de Chimie et de Physique (IV) 2ı, 363 (1870). 2 Ameriean Chemical Journal ı, 305 (1879), 6, 336 (1884). E. Fıscner, Ber. d. D. clıem. Ges. 26. 2407 (1893). * Diese Berichte 1901, 123. RK. Bayer. Akad. d. Wiss. 30. 103 (1900). 6 E. Fıscner. Ber. d. D. chem. Ges. 26. 2404 (1893). Per Fischer und E. F. Arnstwrone: Acetohalogenglucosen. au“ wiesen, und es lag auf der Hand, dass auch eine zweite isomere, der a-Reihe angehörige Acetohalogenglucose existiren müsse, deren Besitz der Synthese neue Wege eröffnen konnte. Es ist uns gelungen, diese Verbindungen aus der bei 112° schmel- zenden Pentacetylglucose durch Einwirkung von trockenem flüssigem Chlorwasserstoff oder Bromwasserstoff im krystallisirten Zustand zu ge- winnen. Bei gewöhnlicher Temperatur beschränkt sich die Wirkung des Halogenwasserstoffs auf die Ablösung von einem Acetyl, und wenn man für die Pentacetylverbindung die zuerst von Erwıc und Könıes! in Betracht gezogene Structurformel annimmt, so vollzieht sich der Vorgang für den Chlorkörper nach folgendem Schema: Y U H,O) CH al 6 CH(0C, H,O) % CH (0C,H, 0) . CH(0C,H,0)+HCl = CG,H,0,+ JH (0C, H,O) \oH CH CH (0C,H, 0) CH (0C, H, 0) CH,(0C,H, O) CH, (0C,H, 0) Pentacetylglucose Acetochlorglucose Ganz die gleiche Reaction erfolgt bei der isomeren Pentacetyl- glucose vom Schmelzpunkt 134° und liefert die isomere Acetochlor- glucose, ebenfalls sofort im krystallisirten Zustand. Dieses Product ist aller Wahrscheinlichkeit nach identisch mit den Krystallen, welche Correy unter den Händen gehabt hat. Die Anwendung von Brom- wasserstoff gab hier, wie zu erwarten war, dieselbe Acetobromglucose, welche Könıss und Knorr aus Traubenzucker und Acetylbromid er- hielten. Wir stellen die vier Producte mit den Schmelzpunkten zusammen und unterscheiden sie als @- und ß-Verbindungen: a-Acetochlorglueose 63—64°, a-Acetobromglucose 79-80°, ßB-Acetochlorglueose 73—-74°, B-Acetobromglucose 88S-89° (Könıss und Kxorr). Die Beziehungen der B-Acetobromglucose zum 8-Methylglucosid sind von Könıss und Knorr festgestellt. Sie erhielten aus dem Brom- körper in methylalkoholischer Lösung durch Schütteln mit Silberearbo- nat zunächst ein Tetracetylmethylglucosid, welches durch Verseifung in 3-Methylglueosid verwandelt werden konnte. Auf dieselbe Art ge- wannen wir aus der a-Acetochlorglucose ein isomeres Tetracetylme- thylglucosid, welches bei der Verseifung mit Baryt @-Methylglueosid lieferte. i Ber.d.D. clıem. Ges. 22, 1464 (1889). Sitzungsberichte 1901. 24 318 Gesammtsitzung vom 7. März. Wie später ausführlich mitgetheilt wird, geht die Wirkung des flüssigen Halogenwasserstofls auf die Acetylkörper recht glatt von Statten. Aber man ist genöthigt, die Gase zu eondensiren und im verschlossenen Rohr zu arbeiten. Bei Anwendung von flüssiger Luft als Kühlungsmittel gelingt diese Operation ausserordentlich leicht. Um aber auch ohne dieses nicht allen Fachgenossen zugängliche Hülfsmittel zum Ziel zu ge- langen, haben wir noch eine andere Methode, zunächst allerdings nur für die B-Acetochlorglueose, ausgebildet, bei welcher die Pentacetyl- glucose in Acetylchlorid gelöst. dann die Flüssigkeit bei — 20° mit trocke- ner gastförmiger Salzsäure gesättigt und hinterher in geschlossenem Rohr, auf 45° erhitzt wird. Von anderen Zuckern haben wir nur die Galactose in Form ihrer Pentacetylverbindung geprüft und auch hier mit flüssigem Chlorwasser- stoff ein schön krystallisirtes Chlorderivat erhalten. Wir beabsichtigen, die neuen Halogenverbindungen in verschie- dener Richtung für die Synthese zu verwerthen. B-Acetochlorglucose. Für die Versuche mit dem flüssigen Chlorwasserstoff sind uns einige kleine Kunstgriffe von Nutzen gewesen, die auch wohl in anderen ähn- lichen Fällen Verwendung finden können und die wir deshalb in die Beschreibung aufnehmen wollen. 5° reine Pentacetylglucose vom Schmelzpunkt 134° werden in ein Einschmelzrohr von widerstandsfähigem Glase eingefüllt und dann der obere Theil des Rohrs vor der Gebläselampe stark verengt, um das spätere Abschmelzen zu erleichtern. Zu beachten ist, dass der Wasser- dampf der Gebläseflamme nicht in das Rohr eintreten darf. Nachdem das Rohr in flüssige Luft eingestellt ist. leitet man durch den engen Hals mit Hülfe eines langen und nicht zu engen Capillarrohrs einen ziemlich starken Strom von Chlorwasserstoff, welcher mit eoncentrirter Schwefelsäure getrocknet ist. Wenn die Capillare zu eng ist oder zu tief herabgeht, so verstopft sie sich leicht durch Gefrieren des Gases. Die Salzsäure wird bei der niedrigen Temperatur sofort fest und lagert sich an den kalten Wänden des Rohrs an. Wenn man aber dafür sorgt, dass zunächst nur der untere Theil des Rohrs von flüssiger Luft um- «eben ist, so lässt sich die Menge der Salzsäure ziemlich genau schätzen. Wenn dieselbe ungefähr 7-10“ beträgt, entfernt man die Capillare und schmilzt das Rohr an der vereneten Stelle mit der Stichflamme ah. £s wird jetzt bei gewöhnlicher Temperatur 15-20 Stunden auf- eehoben, wobei eine klare farblose Lösung entsteht, dann wieder in flüssiger Luft abgekühlt und nach dem Öffnen der Spitze an einem Fiscner und E. F. ArusıroxG: Acetohalogenglucosen. 319 ruhigen Orte frei hingestellt. Es erwärmt sich dabei durch die äussere Luft so allmählich, dass die Verdunstung des Chlorwasserstoffs unter ruhigem Kochen stattfindet. Jede stärkere Erwärmung durch Wasser oder Anfassen ist zu vermeiden. weil sie starkes Schäumen zur Folge hat. Als Rückstand bleibt ein farbloser dünnflüssiger Syrup. Er wird in etwa 25 schüttelt und so lange Natriumbicarbonat zugegeben, als noch starkes Aufschäumen stattfindet. Diese Operation, welche zur Entfernung der Essigsäure und anhaftenden Salzsäure dient, soll möglichst beschleunigt ccm reinem Aether gelöst, mit etwa 10°" Eiswasser ge- werden. Zum Schluss wird der Aether abgehoben, durch Schütteln mit wenig Chlorcaleium getrocknet und im Vacuum-Exsiccator verdunstet. Zunächst bleibt dabei ein syrupöser Rückstand, der nach kurzer Zeit völlig erstarrt. Er wird in kochendem Ligroin (60-70°) gelöst. Beim Erkalten fällt zunächst ein Syrup. der aber bald, besonders beim Impfen, zu kleinen farblosen, meist stern- oder kugelförmig vereinigten Nadeln vom Schmelzpunkt 73-74° erstarrt. 10° Pentacetylverbindung gaben 9° krystallisirte Acetochlorglueose, so dass die Ausbeute nahezu quanti- tativ ist. 0%2005 Subst. gaben 0°3370 CO, und 0°%0948 H,O. 0°3864 >» » 0#'1480 AgCl. Berechnet für C,,H,,0,0l Gefunden C 45.83 Procent C 45.83 Procent Es » Hi 25.25 ” Cl 9.68 » e2.8:47 » Die Krystalle sind in Alkohol, Aether, Chloroform und Benzol sehr leicht löslich und zeigen die Verwandlungen, welche für die rohe Acetochlorglucose bez. die krystallisirte Acetobromglucose be- kannt sind. Insbesondere haben wir festgestellt, dass sie ebenso wie die letztere in methylalkoholischer Lösung bei Gegenwart von Silbercarbonat das Tetracetyl-d-methylglucosid, welches Könıss und Knorr beschrieben haben, liefert. Nur geht der Austausch des Chlors gegen Methoxyl viel langsamer von Statten als derjenige des Broms. Denn bei einer Lösung von 4° B-Acetochlorglueose in 50°” Methyl- alkohol bei Gegenwart von 2° fein vertheiltem Silbercarbonat war 24-stündiges Schütteln bei gewöhnlicher Temperatur nöthig, um die Reaction zu Ende zu führen. Die Ausbeute an Tetracetyl--methyl- glucosid vom Schmelzpunkt 104-105° war fast quantitativ. Um die B-Acetochlorglucose ohne flüssige Salzsäure darzustellen, löst man 3° ß-Pentacetylglueose in 10° frischem Acetylehlorid, kühlt die Flüssigkeit in einem am obern Theil verengten Einschmelzrohr auf —20°, wobei zuerst eine krystallinische Abscheidung stattfindet, 24° 320 Gesammtsitzung vom 7. März. leitet dann trockene Salzsäure bis zur Sättigung ein, schmilzt das Rohr an der verengten Stelle ab und erhitzt 25-30 Stunden auf 45°. Nach dem Abkühlen auf —20° wird das Rohr geöffnet und die Salz- säure sowie das Acetylehlorid unter stark vermindertem Druck ab- destillirt. Der Rückstand wird ebenso behandelt wie zuvor beschrieben. Die Ausbeute ist auch hier recht befriedigend. ß-Acetobromglucose. Diese von Könıss und Kxorr' in reinem Zustand gewonnene Ver- bindung entsteht aus der Pentacetylglucose und flüssigem Bromwasser- stoff unter den gleichen Bedingungen wie der Chlorkörper. Die Aus- beute ist ebenfalls fast quantitativ. Unser Präparat zeigte den Schmelz- punkt 89° und entsprach auch sonst genau der Beschreibung von Könıses und Knorr. o®'2021 Subst. gaben 0°3032 CO, und 0%0838 H,O, 0%2104 » » 0%0957 AgBır. Berechnet für C,,H,,0,Br Gefunden C 40.88 Procent C 40.91 Procent H 4.62 » H 4.61 » Br 19.46 » Br 19.36 » a-Acetochlorglucose. Die Darstellung bei Anwendung von flüssiger Salzsäure war genau dieselbe wie bei der 8-Verbindung. Wesentlich ist die völlige Reinheit der verwandten a-Pentacetylglucose. Aus der warmen Lösung in Li- groin fällt der Chlorkörper beim Abkühlen zuerst als dickes Oel, welches nach einiger Zeit namentlich beim häufigen Reiben erstarrt. Ist man einmal im Besitz der Krystalle, so kann man neue Krystallisationen sehr rasch durch Impfen einleiten. Die reine Verbindung schmilzt bei 63° und krystallisirt aus Ligroin in farblosen feinen, manchmal eentimeter- langen Nadeln, welche für die Analyse im Vacuum getrocknet wurden. 02018 Subst. gaben 0°3380 CO, und 0%0g951 H,O, 072632 0% » o#1010 AgCl. Berechnet für C,,H,,0,Cl sefunden C 45.83 Procent C 45.67 Procent Bar 5 H 3.237 00% Cl 9.683 » Cl 9.49 » IHANAOE Fıscner und E. F. Arusrrong: Acetohalogenglucosen. 321 In Löslichkeit und Verwandlungen ist sie der d-Verbindung ausser- ordentlich ähnlich. Die Zugehörigkeit zur a-Reihe wurde durch Um- wandlung in das «-Methylglucosid bestätigt. Als Zwischenproduct ent- steht dabei gerade so wie in dem Versuch von Könsss und Knorr das Tetracetyl-a-methylglueosid. 3% a-Acetochlorglucose wurden in 40°” Methylalkohol gelöst und mit 2° Silbercarbonat bei gewöhnlicher Temperatur 24 Stunden ge- schüttelt. Die filtrirte Flüssigkeit, welche kein Chlor mehr enthielt, hinterliess beim Verdampfen das Tetracetyl-@-methylglucosid als farb- lose Masse, welche durch einmaliges Umkrystallisiren aus ungefähr 30 Theilen kochendem Wasser ganz rein wurde. Für die Analyse war das Präparat im Vacuum über Schwefelsäure getrocknet. 0%°2033 Subst. gaben 0°3694 CO, und o®1102 H,O. Berechnet für C,,H,,0,o Gefunden C 49.72 Procent Ü 49.56 Procent Hanaoa 23 Ei on Die Verbindung ist in kaltem Wasser sehr schwer, in Alkohol da- gegen leicht löslich. Sie krystallisirt in glänzenden kleinen Prismen und schmilzt bei 100-101°, mithin nur 4° niedriger als die isomere Verbindung. Zur Umwandlung in das Methylglucosid wurde die Substanz mit der doppelten Menge krystallisirtem Barythydrat in heissem Wasser ge- löst, + Stunde gekocht, dann der überschüssige Baryt mit Kohlensäure gefällt, das Filtrat zur Trockene verdampft und der Rückstand mit heissem Alkohol ausgelaugt. Aus der alkoholischen Lösung schied sich beim Abkühlen das a-Methylglucosid in den charakteristischen Prismen vom Schmelzpunkt 165-166° ab, deren Reinheit noch durch die Ana- lyse controlirt wurde. 02027 Subst. gaben 03200 CO, und 0°1317 H,O. Berechnet für C,H,,Os Gefunden Ü 43.30 Procent C 43.05 Procent u 7.22 p H 1:23 » a-Acetobromglucose. Bezüglich der Darstellung aus a-Pentacetylglueose und tlüssigem Bromwasserstoff' gilt das früher Gesagte. Es ist vortheilhaft, den Brom- wasserstoff durch Überleiten über amorphen Phosphor völlig von Brom zu befreien. Die Verbindung wurde auch aus Ligroin umkrystallisirt. 322 Gesammtsitzung vom 7. März. Die kleinen farblosen Prismen schmolzen bei 79-80° und waren für die Analyse im Vacuum getrocknet. 02100 Subst. gaben 0%3145 CO, und 0%0888 CO,, 0®222I » » 0%1009 AgBır. Berechnet für C,,H,,0,Br Gefunden Ü 40.88 Procent Ü 40.84 Procent H 4.62 » H 4.69 » Br 19.46 » Br 19.32 » Die Bromverbindung ist hier ebenso wie in der 8-Reihe etwas un- beständiger als die Chlorverbindung, denn beim Aufbewahren in ge- wöhnlichen Flaschen beobachtet man schon nach etwa S Tagen eine beginnende Zersetzung. Acetochlorgalactose. Als Ausgangsmaterial diente die einzige bisher bekannte Pentacetyl- galactose' vom Schmelzpunkt 142°. Die Behandlung mit flüssiger Salz- säure war dieselbe wie zuvor. Die Verbindung krystallisirt aus Ligroin langsamer als das Derivat der Glucose. Die Gewinnung der ersten Kry- stalle hat sogar 4 Tage in Anspruch genommen. Kann man impfen, so ist kaum ein Tag nöthig, um den aus dem Ligroin abgeschiedenen Sy- rup in kleine, aber schön ausgebildete, vielfach zu kugelförmigen Aggre- gaten vereinigte Prismen zu verwandeln. Schmelzpunkt 74-7 5°. 0°2366 Subst. gaben 00908 AgÜl, OE2OL7 mu » 0#3378 CO, und 0%0966 H,O. Berechnet für C,,H,,0,Cl Gefunden Cl 9.68 Procent Cl. 9.5. Procent. GC 45.83 » ‚C 45.67 S I) » EI 75,88 » Die Verbindung ist, wie zu erwarten war, den Derivaten der Glu- cose sehr ähnlich. Nach der Darstellung der als Ausgangsmaterial dienenden Pentacetylgalactose gehört sie wahrscheinlich zur B-Reihe und ist wohl auch das Hauptproducet der rohen Acetochlorgalactose, welche Ryan und wir” aus Galaetose und Acetylchlorid darstellten. ! Erwiıc u. Köniıss, Ber. d. D. chem. Ges. 22, 2207 (1889). 2 Diese Berichte 1901, 123. rn ne Über die Verbrennungswärme einiger Glucoside. Von Enır Fischer und Dr. W. von LoEgen. (Vorgetragen am 28. Februar [s. oben S. 267].) B:i der Synthese der Glucoside aus Zucker und Alkohol bei Gegen- wart von wenig Salzsäure entstehen, wie früher nachgewiesen wurde, zwei isomere Formen, welche als #- und $-Verbindung bezeichnet wurden, und ausserdem ein drittes Produet, welches wahrscheinlich das Acetal des Zuckers ist.' Alle drei Substanzen werden durch wässe- rige verdünnte Salzsäure sehr leicht in Alkohol und Zucker gespalten. Ferner konnte nachgewiesen werden, dass jedes dieser Producte unter den Bedingungen, unter denen es selbst entsteht, auch theilweise in die beiden anderen verwandelt wird, so dass also schliesslich immer ein Gleiehgewichtszustand zwischen den drei Körpern, dem Zucker und dem Alkohol eintreten muss. Diese Erscheinungen erinnern an die bekannten Phänomene bei der Esterbildung und der kürzlich von Der£rine” ausführlich studirten Bildung der Acetale. Um diese Ana- logie weiter zu verfolgen, schien es uns nützlich. den Verlauf der Reaetionen thermisch zu untersuchen. Wir haben dafür die schön kry- stallisirenden Methylglucoside gewählt und nicht allein die Derivate des Traubenzuckers, sondern auch diejenigen der Galaetose und Man- nose zum Vergleich herangezogen, um den Einfluss der Stereoisomerie auf die thermischen Eigenschaften gleichzeitig zu prüfen. Da ferner von den natürlichen Glucosiden keine thermischen Daten bekannt sind, so wurden noch Saliein und das nahe verwandte Heliein zugefügt. Die Bestimmungen sind nach der ausgezeichneten Methode von BERTHELOT ausgeführt. Der Wasserwerth der Bombe und des Calorimeters war mit reinster Benzoesäure (6322.0 cal pro Gramm)? festgestellt und durch Rohrzucker, bei dem der Mittelwerth zwischen den Bestimmungen von Srtonmann und BerrnueLor benutzt wurde, controlirt. Die Einrichtung des Arbeitsraumes und die Ausführung der Be- stimmungen geschah unter den von BERTHELOT und STonmann ange- gebenen Vorsichtsmaassregeln. Als grösste erlaubte Fehlergrenze wurde ! E.Fıscner, Ber. d. D. chem. Ges. 28, 1145 (1895). ® Compt. rend. 131, 684 und 745, ferner 132, 331 (1901). 3 BerrueLor und Lonsinine, Ann. chim. [6] 13, 330. Sroumann, Journ. pract. Chemie 40, 128. Vergl. Berrurtor, Thermochimie II, 549. Mit dem dort angegebenen Mittelwerth würden die späteren Zahlen für Verbrennungswärmen etwas anders werden. 324 Gesammtsitzung vom 7. März. — Mittheilung vom 28. Februar. bei mehreren Bestimmungen mit derselben Substanz eine Differenz von ı0o cal pro Gramm angenommen. Als Beispiel für die Ausführung der Operationen, die Art der Correetionen und der Berechnung wollen wir für das -Methylglueosid die ausführlichen Daten anführen. Wasser- werth des Calorimeters 2856°. I u v —0°0010 —0°0026 v' +0°0026 0?00I0 T 16°921 16°082 z' 182468 17°776 n—ı >» 55.184 53.051 z n 4 Minuten 4 Minuten a 17°697 17°780 zAt +0°008 +0°002 Sn 189473 17°774 So 16°913 16°074 Differenz 19560 12700 II Produeirte Wärme 4455 cal 4855 cal Correetur für Eisen II» II» » » Salpetersäure Io » RN Substanzmenge 12'0167 121071 Verbrennungswärme pro Gramm 4361 » 4365 Verbrennung im Mittel 4363 cal. Die Zeichen beziehen sich auf die Formel zur Correetur der Strah- lung von ResnAuLt und PFAUNDLER. fe} DA =m+ De (F+ tt ae) » 7 —rT 2 ı wobei » die Minutenzahl des Hauptversuches, vo und v’ das mittlere Fallen des Thermometers pro Minute in Vor- beziehentlich Nachver- such, 7 und r’ die mittleren Temperaturen des Vor- und Nachversuches und $ die Temperaturablesung am Ende jeder Minute des Hauptver- suches sind. Verbrennungswärme - Moleeular- pro Gramm Formel : Sn ze gewicht I II Mittelwerth ß-Methylglueosid C,H,,06 194 4351 cal 4360 cal 4355 cal «-Methylgalaetosid C,H,,Os 194 4324 » 4331 » 4327 ” Methylmannosid C,H,,0s 194 4343 * 4343 ” 4343 ” Saliein C,,;H,80, 286 5330 » 5320 * 5325 * Heliein 0,,H,60; 284 5211 » 5216 » 5213 » Moleculare s 8, Verbrennungswärme Bildungswärme Const. Vol. Const. Druck Cpiam.+ HGas + OGas «- Metlıylglucosid 846.4 Cal 846.7 Cal 296.5 Cal ß-Methylglueosid 844.9 * 845.2 » 298.0 » a-Methylgalactosid 839.4 » 839.7 » 303.5 » » Methylinannosid 842.6 » 842:9 300.3 * Saliein 1523.0 1523.6 » 323.4 » Heliein 1480.5 » 1480.38 » 297.2 # Fiscuer u. W. von Loggen: Über die Verbrennungswärme einiger Glucoside. 325 Bei 8-Methylglucosid, Methylmannosid und &-Methylgalaetosid wurde zum Zünden eine genau gewogene Menge Benzoesäure (etwa 003) zugesetzt und die erzeugte Wärmemenge in Abrechnung gebracht. Bezüglich der Präparate ist Folgendes zu bemerken: das 8- Methyl- glueosid enthält Krystallwasser, welches bei gewöhnlicher Temperatur auch im Vacuum nicht entweicht. Da das Präparat schon bei 100° sintert, so wurde es bei 80° im Vacuum über Phosphorsäureanhydrid bis zur Gewichtseonstanz getrocknet. Die Operation nahm aber mehrere Tage in Anspruch. Da die wasserfreie Substanz bisher nicht analysirt worden ist, so wollen wir hier die erhaltenen Zahlen anführen: 0®2242 gaben 0%°3559 CO, und 0%1457 H,O Berechnet für C,H,,Og Gefunden C 43.30 Procent © 43.29 Procent E70 » Kerr » Beim @-Methylgalaetosid, welches ebenfalls das Krystallwasser ziem- lich hartnäckig zurückhält, wurde das gleiche Verfahren zum Trocknen angewandt. Die übrigen Präparate sind bei 100° getrocknet, und ihre Reinheit ist jedesmal durch die Elementaranalyse controlirt worden. Der Einfluss der Isomerie ist bei &- und 3-Methylglueosid ver- schwindend klein, denn die Differenz zwischen den molecularen Ver- brennungswärmen beträgt nur 1.5 Cal und liegt mithin innerhalb der Fehlergrenzen der Methode. Dagegen ist die moleculare Verbrennungs- wärme des «-Methylgalactosid um 7 Cal kleiner als die des «-Methyl- glucosid. Die Abweichung entspricht fast genau derjenigen zwischen Glucose und Galaetose, welche 7.3 beträgt, wenn man für den ersten Zucker den von BEerrneror und Recoura' gefundenen Werth 677.2 Cal und für Galaetose die von Stonmann” angegebene Zahl 669.9 annimmt. Diese Beobachtung steht in Übereinstimmung mit der Erfahrung, dass die Galactose ım Allgemeinen ein stabileres System ist als der Trauben- zucker. Die Verbrennungswärme des Methylmannosid liegt ungefähr in der Mitte zwischen den beiden anderen. Nimmt man für Methylalkohol den von Sronmann’ und LAnGBEın ermittelten Werth 170.6 Cal und für Glucose, beziehentlich Galactose die schon oben benutzten molecularen Verbrennungswärmen an, so ergiebt sich, dass die Reaction (,H,,O, (fest) + CH,O (flüssig) = C,H,,O, (fest) + H,O (flüssig) folgenden thermischen Effect hat: bei «-Methylglueosid + ı.1 Cal » B- » +2.6 » » a-Methylgalactosid + 0.8 » ! A.Ch. [6] 13, 304. ® J. pr. Chem. 45, 321. ® J. pr. Chem. 40, 343: bD DI Sitzungsberichte 1901. 326 Gesammtsitzung vom 7. März. — Mittheilung vom 28. Februar. Ferner würde Saliecin nach der Gleichung C,H,,0+C,H,0 = C,H,0,+H,0 — 0.4 Cal Glucose Saligenin Saliein entstehen. wenn man für Saligenin und Glucose «die von BErTHELOT gegebenen Werthe 846.0 und 677.2 einstellt. Endlich ergiebt sieh mit dem von Berrneror für Salicylaldehyd ermittelten Werth (807.6)' die Bildungswärme des Helieins aus Glucose und Salieylaldehyd zu + 4.0 Cal. Die Differenz zwischen Heliein und Saliein ist 42.8 Cal, während die zwischen Salieylaldehyd und Sali- genin 38.4 Cal beträgt. Man ersieht daraus, dass die Bildung der Glucoside ebenso wie die der Acetale nur sehr geringe thermische Veränderungen hervor- ruft, was mit der oben erwähnten Erfahrung, dass der Process leicht umkehrbar ist, in Übereinstimmung steht. Schliesslich haben wir noch anhangsweise den Triacetonmannit” untersucht. mit folgenden Resultaten: Verbrennungswärme pro Gramm Bone Moleeular- "gewicht I u Mittelwerth Triacetonmannit Cy;H3606 302 6633 cal 6633 cal 6633 cal Moleculare E 2 Verbrennungswärme Bildungswärme ————— ——————— a Const. Vol. Const. Druck CDiam + Hgas+ OGas Triacetonmannit 2003 Cal 2005 Cal 306.6 Mit den Werthen für Mannit 728.5° und Aceton 426.9' berechnet sich die Bildungswärme des Triacetonmannit aus drei Molekülen Aceton und einem Molekül Mannit zu +4.2 Cal, ein Werth, der auch nahe an der Grenze der Versuchsfehler liegt. Das entspricht wiederum dem äusserst leichten Zerfall der Verbindung in die Componenten und steht auch in Übereinstimmung mit der Beobachtung Derfrme’s über die sehr geringe Bildungswärme der Acetale mehrwerthiger Alkohole. Bereneror, Thermochimie Il, 3524. ®2 Ber. d. D. chem. Ges. 28, 1167. ® A. Ch. [6] 10, 456. Compt. rend. 130, 1049. Ausgegeben am 14, März. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. ee SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XIV. XV. 14. März 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. . v Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Situngaberichtg«, $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oectav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtliehen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band olıne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematisehen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 86. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 ler Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden besun- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welehe der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgeselien von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Notliwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. "s$7. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Austin "a deutscher "Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden + Classe. r F % ur ar $8. g Ach 0 1 5. Auswärts werden Correcturen nur auf Veoindii T, Die Verfasser verzichten damit Verlangen verschickt. auf Erscheinen. Er a an‘ nach acht Tagen. q “ h 5 j TER sun 2 N 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen « abgedruckten Arbeit erhält: unentgeltlich fünfzig, Sonderabdrücke mit einem Umschlag, : auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück“, nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. _ 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei "Seiten füllen, fallt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine "Kosten weite > gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung. abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigi irenden Seere- \ tar Anzeige gemacht hat. =; Frei a - R g28. £ y * 1. Jede zur Aufnahme in die Sitngsbuichle be stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung . vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, . sowie ‚alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ilırem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen,, deren Verfasser der Akademie nicht ‚angehören, hat er einem zunächst geeignet: scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung ‚der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, { sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abaöinang: Sa re y I PT % 1. Der redigivende Secretar ist. für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der zelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die MertnneeR verant- wortlich. f Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen , irn dee sie im Schriften steht, A wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, . 2 - ” ” Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach F: ertigstellung des Registers. “ 1 327 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER XIV. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 14. März. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. *]. Hr. Mösws las: Uber die äusseren Lebensverhältnisse der arktisehen und subarktischen Pantopoden oder Meerspinnen. Von den 52 bekannten Arten sind 23 rein arktisch. Sie leben in Wasserschichten mit gleichmässig kalter Temperatur, nahe 0°C. Die übrigen Arten können grössere Temperaturschwankungen ertragen und sind daher über arktische und subarktische Meergebiete verbreitet. 2. Hr. Hermert las: »Der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau«. Die Anzahl der Orte, wo die Intensität der ‚Schwerkraft durch relative Pendel- ınessungen bekannt ist, hat sich in den letzten Jahren ungemein vergrössert. Nach- dem es auch gelungen ist, die verschiedenen Messungsreihen in gute Verbindung mit einander zu bringen, wird es möglich sein, genauer als bisher die Grösse der Schwer- kraft auf der Erdoberfläche als Funetion des Ortes zu bestimmen. Verfasser giebt zu- nächst eine vorläufige Untersuchung fir den normalen Theil. der sich aus Festlands- und Küstenstationen fast genau übereinstimmend findet. 3. Hr. C. Kıeım legt vor: E. Escn: Der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine. Il. (Ersch. später.) Die Arbeit bildet den Schluss der früher. erschienenen. Es werden hier die Nephelinite mit ihren nach mehreren Zwillingsgesetzen aufgebauten Nephelinen von triklinem Charakter besprochen, andere besondere Einsprenglinge erwähnt und die Gesteinsstructur erörtert. * erscheint nicht in den akademischen Schriften. Sitzungsberichte 1901. 26 328 Der normale Theil der Schwerkraft im Meeres- niveau. Von F. R. Heınmerr. As Berichterstatter über die Messungen der Schwerkraft auf der Allge- meinen Conferenz der Internationalen Erdmessung zu Paris im September 1900 habe ich eine kritische Zusammenstellung aller mir zugänglichen Ergebnisse der Beobachtungen mit Pendelapparaten für relative Schwere- messungen angefertigt, wobei wohl der grösste Theil des im 19. Jalır- hundert auf diesem Gebiete gewonnenen Materials berücksichtigt sein dürfte. Bekanntlich stellt sich derartiges Material in der Form von relativen Bestimmungen der Beschleunigung 9 der Schwerkraft für einzelne Reihen von Stationen dar. Zur Verwerthung desselben ist die Verbindung der Reihen untereinander wesentliche Voraussetzung, damit alle Bestimmun- gen auf ein einheitliches System redueirt werden können. Diese Ver- bindung der Reihen wurde in den letzten Jahren so gefördert, «dass es nunmehr möglich ist, die Hauptmasse der Bestimmungen zu vereinigen und gegen 1400 Werthe von g der Benutzung für Untersuchungen über die Grösse der Schwerkraft auf der Erdobertläche als Function «des Ortes zueänglich zu machen. Da die Drucklegung der » Verhandlungen der Allgemeinen Conferenz der Internationalen Erdmessung zu Paris, 1900«, in die mein Bericht aufgenommen werden soll. nicht vor dem Sommer d.J. beendet sein wird, und da sich auch die nachher in Aussicht genommene genauere Zusammenfassung aller Bestimmungen und ihre eingehendere Discussion längere Zeit hinziehen dürfte, so habe ich mich entschlossen, einige vor- läufige Rechnungsergebnisse für den normalen Theil der Schwerkraft im Meeresniveau mitzutheilen. Den Rechnungen liegen nur Werthe von 9 für Festlandsstationen und für Küstenstationen zu Grunde, während Inselstationen — genauer ge- sprochen: Stationen auf kleinen Inseln in tiefem Wasser — nicht be- nutzt sind. da dieselben erfahrungsmässig erheblich zu grosse Werthe von 9 aufweisen, welcher Umstand auch durch das Condensationsver- fahren nicht ganz zu beseitigen ist. HeErmeErT: Der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau. 329 Die in der Meereshöhe H beobachteten 9 sind entsprechend dem soeben genannten Verfahren aufs Meeresniveau so redueirt, als befänden sich ausserhalb des letzteren keine Massentheile des Erdkörpers: be- kanntlich entspricht diese Reductionsweise auch dem Ausdruck für die Abhängigkeit der Beschleunigung 9 von H, welchen von STERNECK aus zahlreichen Messunesergebnissen abgeleitet hat.' Stationen auf hohen Berggipfeln, (die auch systematisch beeinflusst sind, habe ich aber aus- geschlossen. Als Küstenstationen wurden, wie bei meiner Berechnung von 1854 in den »Theorien der höheren Geodäsie, II« nur solche Stationen ange- sehen. die sich in der Nähe des steilen Abfalls der Meeresküste befinden: Stationen. die weithin von Flachsee umgeben sind. wurden als Fest- landsstationen betrachtet. Anstatt die strengere Reduction der Küsten- stationen nach dem Condensationsverfahren anzuwenden, begnügte ich mieh für diese vorläufige Untersuchung damit, die Werthe von g einfach um eine Constante zu vermindern. Ich achtete aber darauf, ob im Mittel der Stationsgruppen, von denen weiterhin die Rede sein wird, auch die örtlichen Verhältnisse genügend gleich sind, was in der That der Fall ist. Bei der beabsichtigten definitiven Berechnung wird aber das Con- densationsverfahren genauer durchgeführt werden, weil nur dadurch der besonderen örtlichen Lage Rechnung getragen werden kann. Alle Werthe g sind auf das » Wiener System« redueirt, d.h. auf die gebräuchliche Annahme für 9 im Militär-Geographischen Institut zu \Wien, die nach Maassgabe der absoluten Bestimmung der Grösse der Schwerkraft durch von OPrrorzer erfolet ist. Als Ausgang der Rechnung diente meine Formel von 1884, wo- nach der normale Theil der Beschleunigung der Schwerkraft im Meeres- niveau in der geographischen Breite ® gleich ist Y = 978°”000 (T+0.005310 sin’$) ] y, = 980597 (I— 0.002648 cos 29). | — „ — oder Die Abweichungen der wegen H reducirten 9 von y,. die ich mit 9.—y, oder Ag bezeichne, wurden für die Zonen zwischen den Parallel- kreisen von 0°, 10°, 20°... 80° Breite gemittelt. Bei dieser Mittel- bildung wurden zunächst Festlands- und Küstenwerthe getrennt be- handelt: der Unterschied der nördlichen und südlichen Erdhälfte ist aber nicht beachtet. Die Mittelbildung erfolgte im Allgemeinen nicht unmittelbar aus allen Einzelwerthen, sondern in soleher Weise, dass die Mittel möglichst auch dem Idealfalle entsprechen sollten, wo die Stationen gleichmässig ! Mittheilungen des Kaiserl. und Königl. Militär- Geogr. Institutes. XVII. Wien 1898, S. 108. 26* 330 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. März. auf der Oberfläche vertheilt sind. Innerhalb jeder Zone wurde daher zu- nächst in der Regel nach Ländern oder Regionen gemittelt und unter Umständen nochmals nach Erdtheilen. Um die Willkür einzuschränken, habe ich in Zweifelsfällen auch in verschiedener Weise gerechnet und die gefundenen Gesammtmittel nochmals gemittelt. Auch habe ich die Rechnung wiederholt ausgeführt. Für genauere Rechnung wird man zunächst die Beträge der mittleren localen, regionalen und conti- nentalen Abweichungen abzuleiten haben, um danach geeignete Ge- wichte für die Mittelbildung ansetzen zu können. Indessen sind auch meine vorläufigen Mittel brauchbar, wie die Übereinstimmung der Zonenwerthe zeigt. Die folgende Übersicht giebt die Ag für die genannten Zonen in Tausendstel-Centimetern, zunächst getrennt für Festland (F) und Küsten (X), dann noch gemittelt. In Klammern beigesetzt sind Ge- wichte, die der Art der Mittelbildung entsprechen und im Allgemeinen kleiner sind als die Anzahl der benutzten Einzelwerthe. Diese Ge- wichte kamen zur Verwendung bei der Bestimmung des Unterschiedes K—F sowie bei der Mittelbildung aus F und X. Bei der weiterhin folgenden Ausgleichung jedoch erhielten alle Zonenwerthe gleiches Ge- wicht 1. Für X—F ergab sich 0036. Abweichungen Ag in Tausendstel-Centimetern gegen die Formel von 1834. fe Mittelbreite F K—36 Gesammtmittel 5% 45 (3) 54 (21) 53 (24) 15 43 (8) 45 (17) 44 (25) 25 17 (12) 24 (14) 21 (26) 35 41 (30) 47 (16) 43 (46) 45 42 (54) 38 (15) 41 (69) 55 48 (54) 28 (10) 45 (64) 65 30 (21) 27 (12) 29 (33) 75 20 (5) 44 (7) 34 (12). Bei der Ausgleichung nach der Methode der kleinsten Quadrate wurden zunächst nieht nur Verbesserungen der beiden Constanten der Formel von 1884 bestimmt, sondern es wurde auch noch eine Kugel- funetion 4. Ranges mittelst eines in sin’2$ multiplieirten Gliedes be- rücksichtigt. Die F allein geben: \1+ 0.005296 sin’® + 0.000010 sin’2@ | / E14 14 \ (2) 6 = 930.636, [vv] = 803, Mk: Hierin sind die mittleren Fehler der Coeffieienten von sin’® und sin’2® mit & beigefügt; & ist der Werth in 45° Breite, [vv] die Quadrat- summe der Verbesserungen, M der mittlere Fehler einer Gleichung. 1, ==078030 HErLnerr: Der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau. 331 Die (X — 36) allein geben: \1+ 0.005302 sin’® — 0.000013 sin’2®| / =Er2 ER? ae & = 980.629, BEl=’577: Mer yo = 978°"049 Die Gesammtmittel von F und (X — 36) geben: A \1+ 0.005 300 sin’® — 0.000002 sin’2& | N One) & 97 in za, 73 arte) & = 980.634, [vo] = 638, M— 11: Da der Coeffieient von sin’2$ nur ganz unsicher herauskommt, so habe ich noch eine andere Berechnung bewirken lassen, wobei ich denjenigen Werth dieses Coefficienten einführte, den E. Wircnerr und G. H. Darwır bei Annahme hydrostatischer Schichtung der Erd- masse fanden. Obwohl die Voraussetzungen über das Dichtigkeits- gesetz im Erdinnern bei beiden Autoren wesentlich verschiedene sind, erhalten sie doch nahezu denselben Betrag des Üoeffieienten: WIECHERT sehr nahe — 0.000007, DArwIın — 0.0000074.' Die F allein geben nunmehr: AR \1+ 0.005301 sin’® — 0.000007 sin’2d | Be #15 ( & = 980.629, [vv] = 1082, ee Y— 978° oa — Die (X — 36) allein geben: _\1-+ 0.005 300 sin?$ — 0.000007 sin’2@ ( ) Zen Era) 6 = 980.632, [v2]-=:629; M==1ıo. Yo = 978”04 Die Gesammtmittel von F und (KX— 36) geben: I-+ 0.005302 sin’® — 0.000007 sin’2® | = 978046) % 21 2) E62 her slz) 6 = 980.632, [vv] = 689, Mr sr, Die Einführung des Werthes — 0.000007 für den Üoeffieienten von sin’2® erscheint insofern nicht ungünstig, als einestheils der mittlere Fehler M einer Gleichung dadurch im Ganzen etwas vermin- dert wird und anderntheils die Übereinstimmung der Ergebnisse. für Festland und Küsten sich erhöht. Beachtenswerth ist aber, dass bei ! E. WIEcHERT, Über die Massenvertheilung im Innern der Erde. (Nachr. d. K. Ges. d.W. zu Göttingen. 1897.) G. H. Darwın, The Theory of the Figure of the Earth carried to the second order of small quantities. (Monthly Notices of R.A.S. London. Dec. 1899.) 332 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 14. März. beiden Reehnungsarten die Gesammtmittel kein wesentlich kleineres 7 aufweisen als die # und A allein. Dies deutet auf die Anwesenheit regionaler und continentaler Störungen hin. Schon bei der Mittel- bildung für die Zonen hatte ich den Eindruck hiervon, besonders bei den Festlandswerthen: ich hatte von Haus aus auch mehr Vertrauen zu den Küstenwerthen. Diese besitzen in der That für sich allein sogar noch eine bessere Übereinstimmung in sich als die Gesammt- mittel, indem ihr M etwas kleiner ist als bei den letzteren. Bringt man (7) auf die Form: y. = 980°"632}1— 0.002644 c0s 2® + 0.000007 cos’2#|. (7*) so zeigt die Vergleichung mit (1), dass der wesentlichste Unterschied der alten und neuen Ergebnisse für y, in einer Erhöhung der Haupt- constanten © bei den letzten um 0°°035 besteht. Dies beruht aber nur darauf, dass verschiedene absolute Bestimmungen zu Grunde liegen. Wie ich schon in diesen »Sitzungsberichten«, 1896, S. 409 angegeben habe, muss y, aus (1) zur Reduction auf das »Wiener System« (die Verbesserung + 0°"035 (1*) erhalten, mit welchem Betrag also das Ergebniss der neuen Unter- suchung zufällig genau übereinstimmt. Die nachfolgende Übersicht giebt die abgerundeten Werthe der Verbesserungen der Zonenwerthe in den verschiedenen Fällen. Ich habe in dieselbe auch die der Formel (1) entsprechenden Werthe von 1884 (»Theorien« Il, S. 240) mit aufgenommen. Verbesserungen in Tausendstel-Centimetern: 1884 Festland Küsten Gesammtmittel (1) (2) (5) (3) (6) (4) (7) 5° —14 >g 2 er em] — | 15 —5 —5 —_ 2 +0 —ı —ı —_—o 25 +24 +23 +21 +16 +17 +20 +20 35 —ı [e) — 7 —ı2 —ı0 4 — 6 45 —i2 3 10 2,6 —u3 ii! au 55 =4 —ı12 — +4 5 #9 — 65 +6 +1 +3 +3 +8 +6 +7 75 —.,! +6 +14 6 8 Fl u °. Auffallend ist hierin besonders die Abweichung hei 25°: hei der Rechnung von 1884 nahmen hier an der Mittelbildung Theil: 9 Werthe aus Vorderindien und 2 aus America: jetzt sind hinzugetreten: 18 Sta- tionen von der Küste des Rothen Meeres, ı Station aus Ostasien, 4 Stationen aus Westafrica und 4 aus America. Alle diese Orte, mit Ausnahme derjenigen in Westafrica, haben vorherrschend kleine Schwer- kraftswerthe. Näher auf die Anomalien einzugehen, ist mir jedoch zur Zeit nieht, möglich. HErLneErr: Der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau. 3 Um erkennen zu können, wie die einzelnen Zonenwerthe auf die Constanten der Formeln (5). (6) und (7) einwirken, habe ich noch folgende Relationen zwischen den Änderungen dy der Zonenwerthe und den entsprechenden Änderungen der Constanten abgeleitet. Hier- bei ist b der Coeffieient von sin’® und g, der Werth von y, für $=0. 99, = + 0.3509, + 0.32 89,, + 0.2609,, + 0.1804, + 0.0909, + 0.01 89,, — 0.07 894. — 0.13 04, \ Sr 8 10°00 = — 0.5289, — 0.45 89,,— 0.3 109,, — 0.13 4,, \ 2) + 0.0709, + 0.280g,. + 0.4689... + 0.5994, Hiernach entspricht der Abweichung bei 25° in allen Fällen ein db von etwa 6 Einheiten der 6. Deeimalstelle. und zwar würde b um so viel kleiner werden, wenn man 9%, um 0.020 verbessern wollte. Die Formel (S) gestattete mir auch zu erkennen, dass die An- wendung genauerer Condensationsreductionen bei den Zonenwerthen für die Küsten die Coeffiecienten b in den Formeln (6) und (7) nur um wenige Einheiten verändern und zwar vergrössern dürfte. Man kann auch noch den Eintluss einer Ungleichheit der nörd- lichen und südlichen Erdhälfte schätzen. Iwawow fand in g ein Glied 3. Ranges: — 0016 (sine — ° sin’o 5 angedeutet." Dieses würde bei den vorliegenden Rechnungen dadurch zur Geltung kommen, dass die beobachteten g auf der nördlichen Erd- hälfte überwiegen. Nimmt man als Extrem an, es fehlten auf der südlichen Erdhälfte beobachtete y ganz, so würden die der nördlichen eine Verbesserung gleich dem negativen Betrage dieses Gliedes be- dürfen, um sie vom Einfluss der Ungleichheit der Erdhälften zu be- freien. Damit würde db = — 0.000012. Aus den Küstenwerthen allein wird wegen der vorhandenen Südstationen der Betrag nur etwa halb so gross, für Formel (7) aber nur wenig kleiner. Wenn er reell wäre, so verdiente er Berücksichtigung. Indessen ist der Öoeffiecient des Gliedes sehr unsicher, und Iwawnow’s Rechnung führt auch trotz der Berück- sichtigung dieses Gliedes zu wesentlich demselben Werthe des Coeffi- cienten b wie in Formel (7). wie ich weiterhin zeigen werde. Bei den Ausgleichungen habe ich, wie bemerkt, den Zonenwerthen gleiches Gewicht beigelegt. Im Sinne einer Entwickelung von g nach Kugelfunetionen wären aber Gewichte proportional cos ® vorzuziehen ? A. Iwanow, De l’influence des termes du troisicme ordre de la fonction perturbatricee du mouvement de la terre autour de son centre de gravite sur les formules de la nutation. (Bull. de l’Acad&mie Imperiale des Sciences de St.-Pet. 1898.) 334 Sitzung der physikalisch-ınathematischen Classe vom 14. März. gewesen. Indessen schienen mir diese aus anderen Gründen weniger geeignet. Nimmt man sie jedoch an und setzt zugleich voraus, dass auch ein Zonenwerth g;, gegeben sei, so lässt sich nach der Theorie der Kugelfunetionen für diese Gewichtsannahme leicht eine der Relation (8) für öb entsprechende Relation angeben, die ich schon 1884 benutzt habe. Es wird 10°0b = — 0.644, — 0.5 109,. — 0.28 dy,.— 0.010, = +0,23 0945 + 0.3889, + 0:41 8955 40.3189, + 0.1189, ©) (vergl. »Theorien« II, S. 235: die Coefficienten sind jetzt etwas schärfer berechnet). Führt man die negativen Werthe der Verbesserungen, welche Formel (7) fordert, in (8*) ein, so folgt dd = + 0.000003. Allerdings muss dabei dg,, = © angenommen werden. Nach den Berechnungen von Scniorz ist nun zufolge der Beobachtungen bei Nansex’s Polar- expedition y im Eismeer in Bezug auf Formel (1) normal. Da Formel (7) bei 85° Breite y, um 0“%038 grösser giebt, so folgt in Bezug auf diese Formel 0g,, = — 0.038. Benutzt man diesen Werth mit für (8*), wozu die Berechtigung wegen möglicher systematischer Beeinflussung durch die Örtlichkeit allerdings zweifelhaft ist, so wird db = — 0.000001, also nur wenig geändert, obwohl der für dg,, angenommene Werth recht bedeutend ist. Hieraus ist ersichtlich, dass die Ausgleichung nach der Methode der kleinsten Quadrate mit den 8 Zonenwerthen von 0° bis 8o° für b in (7) nahezu denselben Werth wie die Entwickelung nach Kugel- funetionen ergiebt. Nach Iwanow ist. mit Weglassung des Gliedes vom 3. Range, die Länge des einfachen Secundenpendels in der geocentrischen Breite &# im Meeresniveau: cm — 99. Setzt man hierin sin’® = sin’®—asin’2$, wo a die Abplattung 0997 + 0.5240 sin’ ®". der Erde bezeichnet, und geht man zugleich durch Multiplication mit 7’ zu y, über, so folet: y. = 978°"075}1+ 0.005287 sin’®— 0.000018 sin’2#l. (9) Da bei der Ableitung von ZL ein Glied 4. Ranges nicht mitge- nommen wurde, so ist in dem Ausdrucke für y, der Coeffieient von sin’2® nicht vollständig. Sein angegebener Betrag ist indessen von dem Werthe, den die hydrostatische Hypothese fordert, nieht sehr verschieden. Um mit Formel (7) vergleichen zu können, ist noch dem Um- stand Rechnung zu tragen, dass Iwanow die Stationen auf den kleinen HELMErRT: Der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau. 335 oceanischen Inseln mit berücksichtigt hat, während ich dieselben wegen ihrer zu grossen Schwerkraftswerthe weggelassen habe. Dies tritt auch noch trotz der von Iwasow bewirkten Condensationsreduction hervor. Die Inseln liegen fast ausschliesslich zwischen 40° Nord- und 40° Südbreite. Eine Näherungsrechnung nach (8) ergab, dass dem Weg- lassen der Inselwerthe eine ungefähre Vergrösserung des Coefficienten von sin’p auf den Betrag 0.005300 und eine angenäherte Verminde- rung des Hauptgliedes auf 978.060 entspricht. Die noch bestehenden Unterschiede mit Formel (7) dürften zum Theil darin ihre Ursache haben, dass die eondensirten Küstenwerthe g noch immer einen systematischen Überschuss gegen die Festlands- werthe aufweisen. Ausserdem verfügte ich bei meiner Rechnung über neu hinzugekommenes, einflussreiches Material. Die Berechnung der Abplattung des Normalsphaeroids, das zu der normalen Schwerkraft gehört, geschieht nach den Formeln der »Theorien« II, S. 80-85. Ist y = 9.(1+Bb, sin’ +b, sin’) = 9,(1 + sin’® — +b, sin’ 29). worin bD=b,+b,, so folgt die Abplattung worin (= 0.0034672 das Verhältniss der Centrifugalkraft am Aequator zu g, ist._ Setzt man b= 0.005310-+ 06, so ergiebt sich 6 I s I — 299.26 + 0.089 X 10°06 — 0.034 X = Dr Es wird 10°6 10° b4 \ 4 a aus Formel (2): —14 0) 298.3 (3): —8 +13 298.1 (4): —Io +2 298.3 (5): = 298.2 (6): —I0 +7 298.1 2 (1): — 8 +7 298.3. Die modifieirte Formel (9) von Iwanow giebt 1:a = 296.6, welcher Betrag mit der angedeuteten Verbesserung von b aber auf rund 298 steigt. Als Endergebniss vorstehender Untersuchung betrachte ich die Formel (7) für die normale Schwerkraft im Wiener System: 336 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. März. y. = 978""046}1 + 0.005302 sin?® — 0.000007 sin?’2b| oder y. = 980%"632}1— 0.002644 cos 2P + 0.000007 cos’2p| mit dem reeiproken Abplattungswerth ı:a = 298.3. Wie ich in dem eingangs erwähnten Bericht näher dargelegt habe, würden nach den besten absoluten Bestimmungen von 9 im Mittel die hiernach bereehneten y, noch einer Verbesserung von etwa — o”015 bedürfen. In der Regel wird anstatt der neuen Formel auch die um cm + 0'035 bez. + 0°"020 verbesserte Formel (1) ausreichen. Ausgegeben am 21. März. 337 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER XV. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 14. März. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAuLEn. Hr. Vanten las über Fragen der Verstechnik des Terentius. Die erörterten Fragen bezogen sich auf die sogenannten hyperkatalektischen trochäischen Tetrameter und die trochäischen Pentameter. Über Fragen der Verstechnik des Terentius. Von J. VAHLENn. Die Verstechnik des Terentius weist gewisse Ausnahmeerscheinungen auf, die gemeinhin als unzulässig angesehen und von den Kritikern dureh conjecturale Änderungen beseitigt werden, ohne dass das ein- geschlagene Verfahren überall schon jedes Bedenken beschwichtigt hätte. Einige derselben will ich versuchen einer erneuten und möglichst unbe- fangenen Prüfung zu unterziehen, und beginne meine Betrachtungen mit Hautontim. ıv 3, 35 ff. Der Sklave Syrus entwickelt im Gespräch mit Clinia, dem einen der beiden Jünglinge, seine Pläne, die beiden Alten zu täuschen und den beiden Jungen zu helfen: aber Clinia fürchtet, dass dabei des andern (Clitipho) Interesse besser als sein eigenes gewahrt sei und entgegnet: At enim spem istoc pacto rursum nuptiarum omnem eripis: Nam dum amicam hane meam esse eredet, non eommittet filiam. 715 Tu fortasse quid me fiat parvi pendis, dum illi consulas. In dem V. 715, dem meine Erörterung gilt, hat Guyet und mit ihm Bentley für fortasse. das einhellige Überlieferung der Handschriften ist, fors geschrieben, und die Berichtigung, die einen untadeligen Vers er- giebt. hat sich bis auf den heutigen Tag in den Texten des Terentius erhalten: Tu fors quid me fiat parvi pendis, dum illi consulas. Für den adverbiaseirenden Gebrauch dieses fors verweist Bentley selbst auf Aen.v 232 El fors aequatis cepissent praemia rostris, und für Virgil zeugt Priseian xv p. 78, 17 H. similiter fors cum sit nominativus aceipitur pro adverbio. Virgilius in xı (50) Fors et vota facit cumulatque altaria donis, und noch einmal p.79,6 mit demselben Verse, indem er diese vom Nominativ fors abhängigen adverbiellen Bildungen fors, forte, for- san, forsitan usw. aufzählt. Fors und fors et hat Virgil mehrmals auch ausser den angeführten Versen. und letzteres ist auch sonst Augustei- schen Diehtern wie Horaz und Properz nicht fremd. Bei Terentius hingegen hat Bentley augenscheinlich kein Beispiel gefunden, und überliefert ist es nirgends. Nur Fleckeisen hat in seiner zweiten Vauten: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. 339 Bearbeitung (1898) noch einmal ein adverbiaseirendes fors in den Text des Terentius eingeführt, Andr.v 5,1 957 CH. Quid agat Pamphilus proviso: atque eccum. PA. Me aliquis fors putet Non putare hoe verum, at mihi nune sie esse hoc verum lubet. Doch stellt man diesem berichtigten und sehr ansprechenden Text den überlieferten an die Seite CH. Proviso quid agat Pamphilus: atque eeeum. PA. Aliquis for- sitan me putet Non putare hoc verum, wird das Urtheil schwankend und die Berichtigung scheint wenig ver- trauenerweckend zu sein. Zwar ist der Vers nicht ohne Fehler über- liefert, über deren Beseitigung ich nicht zu entscheiden wage (nicht ohne Wahrscheinlichkeit schlug G. Hermann vor Aliquis me forsitan Putet non putare); aber das scheint mir nicht zweifelhaft, dass forsitan nicht anzutasten sei, dies darum, weil dasselbe Wort in verwandtem Gedanken wiederkehrt Eun. ı 2.117 197 TH. Me miseram, forsitan hie mihi parvam habeat fidem. Ob man försitan hie mihi schreibt (denn forsitan ist Compositum und wird als solehes immer empfunden, wenn auch als Ganzes geschrieben) oder mit der kleinen Umstellung försitan mi hie (s. Haupt opp. m p. 520). macht keinen Untersehied. Aber Fleckeisen änderte und schrieb fors Juat an mi hie parvam habeat fidem, obwohl kaum zu sehen ist, was diese Schreibung vor forsiläin mi hie p. h. f. voraus hätte. Dass er aber dasselbe forsitan in gleichartiger Anwendung hier in fors fuat an, dort in fors abgeändert, ist nicht geeignet, die Berichtigung zu empfehlen. Für forsitan hatte Bentley beidemal forsan geschrieben oder beibehalten. dessen Gebrauch bei Terentius durch nichts zu erweisen ist (s. Haupt a.a.0.). Um so sicherer wird forsitan gelten müssen, das noch durch ein drittes Beispiel geschützt wird, Phorm. ıv 5,5 Nam si ältera illa magis instabit, forsitan nos reiciat, von Fleckeisen freilich auch hier in fors fuat an abgeändert, das für den Vers keinen Vortheil bringt. Was Fleckeisen bestimmt habe, for- sitan dem Terentius abzusprechen und durch fors oder fors fuat an zu ersetzen, ist nicht ersichtlich; denn dass bei Plautus Pseud. ı 5,18 die Pfälzer Handschriften Forsitan ea tibi diela sint mendacia haben, der Ambrosianiseche Palimpsest Fors fuat an istaee d.s. m., kann nicht be- rechtigen. bei Terentius gut bezeugtes forsitan zu verdächtigen und in ähnlicher Weise abzuändern. Was aber Hec. ıv 3,3 auf Laches’ Äusserung 608 Istue est sapere qui ubieumque opus sit animum possit fleetere, Quod faciundum sit post fortasse, idem hoe nune si feceris. 340 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. März. Sostrata erwidert Fors fuat pol, d.h. wenn ich recht verstehe, "möge das wahrlich so sein’ scheint anderer Art und könnte ein fors fuat an nicht rechtfertigen. Überdies kennen die Grammatiker nur dies eine Beispiel des Terentius: Diomedes ı p.380, 2 K. quod verbum est apud antiquos, quod dicebant fuo fuas fuat; unde et Terentius ait ‘fors fuat pol’: Probus Cathol. ım p. 37; 12K. novo more unam declinationem ex hac quasi descendentem legi apud Terentium ‘fors fuat pol’, in Hecyra seilicet: und übereinstimmend Marius Plotius Sac.vı p. 489, 14 K. Ebenso Servius Aen.ı 377 Forte autem nomen est a nominativo fors, ut Terentius ‘fors Fuat pol’. Doch wie dem sei (denn viel Gewicht ist darauf nicht zu legen). forsitan sitzt fest in der Überlieferung des Terentius. für ein adver- bielles fors hingegen hat sich bei ihm nicht die Spur eines Beleges gefunden. Blicken wir nun auf die überlieferte Form des Verses zurück. von dem ich ausging. Tu fortasse quid me fiat parvi pendis., so bietet sich auch hier eine genaue Parallele in den Worten des Eun. v8, 31 dar 1061 Tu fortasse quae facta hie sient | Neseis. die, dünkt mich, allein schon bedenklich machen müsste Tu fortasse in unserm Verse abzuändern. Und füge ich noch einige Beispiele analoger Verwendung dieser bei Terentius bei weitem am häufigsten gebrauchten Partikel hinzu, wie Phorm. v 8,45 (935) vos me indotatis modo patro- cinari fortasse arbitramini: Eun. ı 2, 49 (280) Detineo te: fortasse tu pro- fectus alio fueras; Heec. ıv 1, 35 (550) Audisti ex aliquo fortasse qui vidisse eum diceret, u.a., so zeigt sich um so mehr, wie wenig räthlich es sei. ein bezeugtes fortasse gegen ein sehr zweifelhaftes fors preiszugeben. Behalten wir aber fortasse bei, wie sich gebührt, Tu fortasse quid me fiat parvi pendis, dum illi consulas. so erhalten wir zwar einen sprachlich wie rhythmisch vorzüglich ge- bauten Vers, aber er ist zu lang. reieht mit seiner trochäischen Kata- lexis noch um eine Silbe über den vollen Tetrameter hinaus. Um dies zu verhüten und den Vers in die leeitimen Grenzen einzuschliessen. ergab sich die Nöthigung, fortasse zu kürzen. Faerni meinte freilich versus trochaicus hypercatalectus. obwohl er auch noch eine Möglichkeit ersann, durch unmögliche Aussprache einen katalektischen zu messen. Doch Bentley warf dagegen ein Apage tales versus Iypermetros cum tam recla et proclivis sit ad emendationem via, und hat an mehreren Stellen in ähnlichem Sinne geurtheilt, und dabei ist es geblieben. Ja mancher würde vielleicht schliessen, da sonst keine Möglichkeit sich zeigt den Vers zu kürzen, sei dies Beweises genug. dass Terentius hier wenigstens VaAuten: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. 341 Jors und nicht fortasse geschrieben habe. Doch könnte ich diese Schluss- folgerung nicht für richtig halten, so sehr auch einleuchtend ist, dass der Vers in seiner fein abgemessenen Form jedem sonstigen Versuch einer Abänderung widerstrebt. So ergiebt sich die Frage, die ich als erste vorurtheilsfreier Prüfung unterzogen sehen möchte, ist es wahr. dass die Verstechnik des Terentius die ehemals so genannten hyper- katalektischen Tetrameter absolut ausschliesst? Die Frage lässt sich an Einem Verse nicht entscheiden. Ich versuche daher vor Allem, was mir Ähnliches sonst in den Komödien des Terentius begegnet ist. zu- sammenzustellen. 2. In demselben Hautontimorumenos. von dem ich den Ausgang nahm, liest man ım 3, 34, 3 CH. Quid tu? eequid de illo quod dudum tecum egi egisti, Syre, aut 596 Repperisti tibi quod placeat an nondum etiam? SY. De fallacia Dieis. est: inveni nuper quandam. Chremes. der früher (m 2, 21 ff. u. 32 ff.) dem Sklaven Syrus den Ratlı gegeben. eine List gegen Menedemus zu ersinnen, um dem Sohn zu helfen. erkundigt sich jetzt bei ihm. ob er in der bewussten Sache etwas gethan oder -etwas gefunden, das ihn befriedige, oder noch nicht. Und Syrus antwortet, ja. er habe etwas gefunden. Über aut am Schluss des Verses 595 habe ich unlängst gesprochen in der Abhandlung “über die Versschlüsse in den Komödien des Terentius’ (1900) S. 40 ff.. und halte die Partikel für genügend gesichert an ihrem Platz. Im Übrigen ist die Form des Verses 596. wie die Handschriften sie übereinstimmend geben, Repperisti tibi quod placeat an nondum etiam? | De fallacia von der Art, dass sie nicht nur keinen Anstoss gewährt, sondern sich dureh den sprachlichen Ausdruck wie den rhythmischen Wohlklang be- sonders empfiehlt. Nur hat auch dieser Vers die überschiessende Silbe, und Guyet hatte das Mittel gefunden ihn zu kürzen: er schrieb an non für an nondum etiam, und das ist die Lesung der spätern Ausgaben ge- blieben. Nur Bentley, dem Guyet’s Berichtigung nicht unbekannt sein konnte, folgt ihr nieht, sondern schlug, um dasselbe Ziel zu erreichen. einen andern Weg ein: er kürzte repperisti und begann den Vers mit Aut est. Sein Verfahren, das ich nieht weiter illustriren will, ist nicht ohne Künstliehkeit und hat mit Recht keine Nachfolge gefunden: was mir beachtenswerth schien, ist nur dies, dass Bentley an nondum etiam unangetastet liess: und Jeder, meine ich, müsse einräumen, dass dies das Bessere war bei einer Sache, deren Ausführung, wenn sie noch nicht erfolgt ist, wenigstens erwartet wird. “Hast du etwas gefunden oder noch nicht?’ fragt Chremes angemessener, und selbst eine Stelle wie Phorm.ı 2, 97 (147) Pater eius redüt an non? GE. Nondum hat in der Ant- 342 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. März. wort wenigstens das Nondum, das auch in der Frage am Platze war, wie ebend. ıı 4. 5 (445) vise redieritne iam an nondum domum. Überdies ist die pleonastische Ausdrucksweise nondum etiam, worin das temporale etiam nur ausdrückt, was nondum schon enthält, dem Terentius geläufig, wie namentlich zwei sehr vergleichbare Fragen zeigen mögen. Andr. ı 2. 30 (201) Hoc intellextin an nondum etiam ne hoc quidem? und ebend. ıv 5. ı1 f. (806 f.) UR. Quid Glycerium iam hie suos parentes repperit? MY. Utinam. CR. An nondum etiam? Vgl. Hec. 192. 745 u.s. Sollen wir also, fragen wir auch hier, was lem Gedanken und der Weise des Dichters vorzüglich entsprechend ist, aufgeben. um den Vers von der überhängenden Silbe zu befreien, oder dürfen wir glauben, dass auch diese Versbildung «dem Dichter nicht ent- gegen war? 3. Adelph. ıv 2 (540) hebt der alte Demea an: Ne ego homo sum infelix: primum fratrem nusquam invenio gentium, Praeterea autem, dum illum quaero, a villa mercennarium Vidi: is filium negat esse ruri: nee quid agam seio. Ihn drückt ein doppeltes Unglück: erstens hat er seinen Bruder Mieio nieht gefunden, den er zu suchen ging, um ihn über den Unfug seines Adoptivsohnes zur Rede zu stellen (510): dazu kommt das andre, dass er unterwegs erfährt, sein Sohn Chesipho sei nicht auf dem Lande, wie Syrus (400 ff.) ihm vorgeschwindelt und er geglaubt hatte (435 ff.), und sein Arewohn, dass auch der verdorben sei, der ihn in die Stadt geführt (m 3). kehrt wieder. So ist er aus doppeltem Grunde rathlos: nec quid agam scio: und daraus fliessen seine weitern Betrachtungen über sein Unglück (544). Weil der Vers 540, wie ihn die Handschriften geben, zu lang ist, scheidet Bentley sum aus, was an dem von ihm selbst angeführten Vers Hautont. ıv 6, 21 (825) Ne ego homo sum fortu- natbus oder wie er selbst ihn edirt (die Handschriften schwanken in der Wortstellung) Ne ego fortunatus homo sum keine Unterstützung findet. Aber seit G. Hermann (Philolog. ım p. 466) zwar sum beibehalten, aber primum beseitigt hat, an dem Bentley keinen Anstoss nalım, haben die Spätern fast allgemein sich dieser Neuerung angeschlossen: Ne ego homo sum infelix: fratrem nusquam invenio gentium, Praetere: autem etc. Und wer wollte behaupten, «dass primum unentbehrlich sei; aber wer ohne vorgefasste Meinung zusieht, wird auch einräumen, dass es gar sehr an seiner Stelle war: denn es sind zwei in bestimmtem Zusammen- hang stehende Erlebnisse, die Demea’s Unglück herbeigeführt haben, und es war schieklich, gleich beim ersten anzudeuten. dass ihm ein VaAnten: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. 343 zweites folgt. So schüttet z.B. Adelph. m 2, ı6ff. (314ff.) Geta seinen Rachedurst in den Worten aus: Seni animum primum exstinguerem ipsi, qui illud produxit seelus; Tum autem Syrum impulsorem vah quibus illum lacerarem modis; ähnlich drückt ebend. 46 ff. (344 ff.) Sostrata sich aus: Peiore res loco non potis est esse quam in quo nune sitast. Primum indotatast, tum praeterea, quae secunda ei dos erat, Periit: pro virgine dari nuptum non potest. Vgl. auch Eun. ı 2, 65 ft. (145 ff.): Multae sunt causae quamobrem cupio abducere: Primum quod soror est dieta, praeterea ut suis Restituam ac reddam. Ebenso, denke ich, würde auch an unserm Vers Ne ego homo sum infelix: primum fratrem nusquam invenio gentium, Praeterea autem —, der weder sprachlich noch metrisch anfechtbar ist, Niemand zu ändern versuchen, wenn nicht die überzählige Silbe irgendwo eine Kürzung verlangte. 4. Phorm. ur 2, 30 in dem Gespräch der beiden Jünglinge Phaedria und Antipho mit dem Kuppler Dorio liest man in den Handschriften: PH. Nequeo exorare ut me maneat et cum illo ut mutet fidem Triduum hoe, dum id quod est promissum ab amieis argentum aufero: Sı non tum dedero, unam praeterea horam ne oppertus sies. 515 DO. Optundis. AN. Haud longumst id quod orat, Dorio, exoret sine: Idem hie tibi quod boni promeritus fueris eonduplicaverit. Schrickt man nicht vor der Länge des Verses zurück, wird man an der Überlieferung von V. 515 nichts auszusetzen finden. Denn optundis des cod. Bemb. ist allein die richtige Lesung, wie Andr. 348 optlundis, tametsi intellego?, und war es nicht vielleicht Optundis (me). wie Adelph. ı13 ne me optundas de hac re saepius, mag die Kürze der Endung der Per- sonenwechsel entschuldigen; obtunde der übrigen Handschriften aber ist des Verses wegen gemacht: doch ist nicht wahrscheinlich, dass ein jambischer unter die trochäischen Verse gemischt sei: der Imperativ aber so wenig angemessen, wie die von Fleckeisen edirte Frage in der Futurform Optundes? Bentley’s Optume liegt weit ab und hat noch eine weitere Änderung nach sich gezogen. Die meisten neuern Herausgeber haben die verlangte Kürzung des Verses durch Streichung der Anrede Dorio erreicht. Optundis. Haud longumst id quod orat: exoret sine. So Fleckeisen. Ebenso Dziatzko und Umpfenbach: ich kann nicht sagen, wer zuerst diese Neuerung aufgebracht. Aber erstlich hat die Sitzungsberichte 1901. 344 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. März. Anrede die fast einhellige Überlieferung der Handschriften mit dem cod. Bemb. für sich: denn was in zwei Handschriften steht id quod Dorio exoret mit übergeschriebenem orat zeugt nicht gegen. sondern für Dorio. Und zweitens war nichts passender, als den schwer zugäng- lichen Kuppler in dieser angelegentlichen Bitte mit Namen anzureden. wie er auch im Eingang der Scene 485 und wieder 526 angeredet wird. Sollen wir also die mit erkennbarer Absicht gewählte Anrede beseiti- gen, weil dies das einzige Mittel ist. den zu langen Vers zu kürzen? Denn zu geschweigen, dass Optundis unentbehrlich ist, jede andre Än- derung in der zweiten Hälfte des Verses von Haud longumst an erweist sich als unstatthaft und unmöglich.' 5. Hec.ım 3. 48 (408) in Pamphilus’ lang ausgesponnenem Monolog Std iam prior amor me ad hane rem exereitatum reddidit, 408 Qucm ego tum consilio missum feei: idem nune huic operam dabo. Die zweite Hälfte des Verses 408 geben so die Handschriften , cod. Bemh. und die übrigen. und was davon abweicht. ist der Erwähnung nicht werth. Der Gedankenausdruck scheint einfach: ödem, das Donat seltsam missverstanden, verbindet sich mit operam dabo, wie man id operam do. id dare operam (Andr. 157. 307) sagt. und item für idem zu setzen, war erundlos. Auch Arie, meine ich, hat kein Bedenken: idem (nämlich ut missum faciam) huie (amori) operam dabo: "die frühere Liebe habe ich damals mit Überlegung preisgegeben: um dasselbe (nämlich 'sie los zu werden’) will ich jetzt dieser meine Bemühung zuwenden. Dass die beiden Sätze unverbunden neben einander stehen, darf keinen Anstoss begründen, und Bentley war im Unrecht. dass er eine straffere gegen- sätzliche Zusammenfassung nicht ohne Gewaltsamkeit durchzusetzen versuchte. Die Beziehung beider Sätze. deren erster an dem voran- gegangenen hängt. ist durch tum und mune genügend zum Ausdruck gebracht. Die neuern Herausgeber, Fleckeisen, Umpfenbach. Dziatzko. schreiben nach einer Vermuthung von Bothe item (idem) hune operam dabo. Das hat den verkürzten Vers ergeben. den man suchte, aber zugleich den Ausdruck nicht unerheblich geschädigt. Schon die Verbindung hunc operam dabo, worin Aume nicht von «diesem. sondern dem hinzu- gedachten ut missum faciam abhängig ist, ergiebt eine Härte, «die dem Dichter nieht ohne Noth aufzubürden ist: die Tilgung von nune aber bringt uns um den angemessenen Gegensatz zu fun. Wen (dagegen (das metrische Bedürfniss nieht blendet, wird zugeben, dass der Gedanken- ausdruck, wie er aus den Handschriften hervorgeht, (Jucm ego tum eonsilio missum feei: idem nune huie operam dabo ! Uber Dorio urtheilt, wie ich nachträglich sehe, E. Hauler in der Neubearbeitung von Dziatzko’s Phormio richtige: dem ich indessen im Übrigen nicht folgen möchte. Vanwex: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. 345 besser kaum geformt sein konnte. und nicht verkennen, dass im Übrigen auch der metrische Tonfall nichts zu wünschen lässt. 6. Andr. m 2. 26 ff. (506 ff.). SI. Hoc ego scio unum, neminem peperisse hie. DA. Intellexti. Sed nihilo setius mox puerum hue deferent ante ostium. Id ego iam nune tibi renuntio. ere, futurum, ut sis sciens, 509 Ne tu hoc mihi posterius dicas Davi factum eonsilio aut dolis: Prorsus a me opinionem hanc tuam esse ego amotam volo. In der Umgebung des V. 509, der mich allein beschäftigt, bestehen Be- denken über die Schreibung wie über die metrische Form. Der V.509 dagegen, bin ich der Meinung, werde so richtig geschrieben, wie er aus den Handschriften gezogen ist Ne tu hoc mihi p.d. (zwei Handschriften Ne tu mihi hoc, was nicht unrichtig war) d.i. ne tu mihi posterius dicas hoc ‚faetum esse D. ce. wie Bentley erklärte, und sei ein trochäischer Tetrameter mit überzähliger Silbe Ne tu hoc mihi posterius dieas Davi factum eonsilio aut dolis, wie ich auch geneigt bin den vorangehenden und nachfolgenden Vers für trochäische Tetrameter zu halten. Aber die Kürzung des zu langen Verses durehzusetzen. haben Bentley und die Neuern mihi, um jambische, oder fu und »nihi gestrichen, um trochäische Messung zu erhalten, Ne tu hoc posterius dicas Davi factum consilio aut dolis oder mit Fleckeisen Ne hoc posterius dieas Davi factum eonsilio aut dolis, beides nicht zum Vortheil der an sich sehr gefälligen Form. Denn was hu betrifft. so können Verse, wie Andr. 205 neque tu hau dices tibi non praedietum oder 502 (Quasi tu dicas factum id consilio meo, zeigen, welcher Wirkung das Pronomen dienlich ist. Für mihi aber spricht der ganze Zusammenhang, und insbesondere der nachfolgende Vers, der denselben Gedanken positiv noch einmal aufnimmt: Prorsus a me opinionem hanc fuam esse ego amotam volo. Wenn aber Bentley bemerkt et sane cum Davi dieit, qui potest dicere Mihi, so hätte er nicht mihi verwerfen. das festsitzt in der einmal gewählten Redeform, sondern Davi anfechten sollen. Aber wer weiss es nicht, woran Bentley zufällig nieht gedacht, wie häufig bei Griechen und Römern und wie anmuthig und wirksam solcher Wechsel in der Selbstbezeichnung der sprechenden Person verwendet wird: worüber ich bei anderer Gelegenheit (Prooem. 1887/88 S. 8) ge- sprochen und an Lucilius 635 L. tu Lueilium ceredis contenturum, cum me ruperim, summa omnia fecerim, und an Tell’s Worte 'bedürft ihr meiner zu bestimmter That, dann ruft den Tell, es soll an mir nicht fehlen‘ u. a. erinnert habe. Aus Terentius sei Eun. 925 erwähnt, wo Parmeno so von sich spricht quam veram laudem capiet Parmeno: nam ut mittam ete.. und ebenda 129. Nicht anders Ajax 863 xaiper' & rpocns Euol- Tovd’ Dir Ä 346 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. März. üuuiv Alas robmos Vorarov Bpoei und Camillus bei Plutarch e. 12 rayv "Poynatovs cbavepovs yeveodaı deouevovs avrov Kal modovvras KauımNor. Man erkennt auch hier, die gewaltsame Herstellung des gekürzten Verses gereicht dem sprachlichen Ausdruck nicht zum Heile. 7. Nicht ganz so einfach, weil doppelte Überlieferung in Frage kommt, liegt es bei Eunuch. ın 3,66 (358). Parmeno unterhält sich mit Chaerea über das Geschenk, das sein Bruder Phaedria für seine Geliebte Thais in Bereitschaft hat. PA. Immo enim si seias quod donum huie dono contra comparet, Tüum magis id dieas. CH. Quodnam quaeso herele? PA. Eunuchum. CH. Illumne obsecro Inhonestum hominem, quem mercatus est heri, senem mulierem ? 358 PA. Istum ipsum. CH. Nimirum homo quatietur certe cum dono foras. So, meine ich, lautete der Vers 358, den cod. Bemb. so überliefert Istum ipsum. | (Quatietur homo certe cum dono foras; die übrigen Hand- schriften alle Istune ipsum. | Homo quatietur certe cum dono foras. Letztere Schreibung ergiebt einen tadellosen Vers und ihr folgen meist die Heraus- geber; die Lesung des cod. Bemb. dagegen ist fehlerhaft. Hinzu kommt ein Zeugniss des Nonius, der p.272 M. schreibt Quatit eweludit. Terentius in Eunucho : 'nimirum homo quatietur certe cum dono foras. Die Anführung des Grammatikers stimmt von homo ab mit der Lesung der Handschriften des Calliopius. Was aber nimirum anlangt, so haben die Herausgeber des Nonius den Sinn des Citates nicht verstanden, und in dem Bemühen. einen emendirten Nonius herzustellen, den Niemand begehrt, Alles ver- dorben. ‘So schreibt Quicherat: T. in Eunucho: "Istune ipsum. | Homo quatietur certe c. d. f., als ob des Nonius nimirum aus Istune ipsum der Terenzhandschriften entstanden sei; L. Müller 7. in Eunucho: - Nimirum (istum). | Homo quatietur certe c.d.f., damit Nimirum istum der Lesung der Handschriften des Terentius Istune ipsum entspreche. Allein Nonius hat von Istum ipsum keinen Gebrauch gemacht, sondern hat, um vollen Satz zu haben. nur die Antwort Chaerea’s, die für seinen Zweck voll ausreichend war, eitirt, diese aber mit Nimirum anhebend: Nimirum homo quatietur certe cum dono foras. Fleckeisen in der zweiten Bearbeitung hat in richtiger Beurthei- lung des Citates Nömirum aus Nonius aufgenommen, womit diese Ant- wort eine treffende Ergänzung erhält (s. über nimirum Eun. 268. 508. 754), und Istum ipsum des cod. Bemb. mit Ninirum verbindend folgenden Vers hergestellt Istum ipsum. | Nimirum homo quatietur cum dono foras, an dem nichts zu tadeln ist. Auch ist leicht zu sehen, wie das allein von Nonius erhaltene nimirum hinter Istum ipsum der Terenzhand- Vauten: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. 347 schriften übersprungen werden konnte.‘ Um aber dem Vers die legi- time Länge des Tetrameters zu wahren, hat Fleckeisen certe, das auf dem doppelten Zeugniss der Handschriften des Terentius und des Nonius beruht, aus dem Texte entfernt. Und gewiss dass cerie nicht zu entbehren sei, wird Niemand dagegen einwenden. Aber ebenso sicher wäre im Unrecht, wer certe neben nimirum für fehlerhaft halten wollte. Denn so nahe verwandt sind beide Partikeln nicht, dass sie nicht zusammen in Einem Satz stehen könnten: "Kein Wunder, er wird sicherlich mit seinem Geschenk aus dem Hause gewiesen. Schreibt doch auch Cicero de off. 20,69 sed animadvertendum est diligentius quae natura rerum sit. Nimirum enim inops ille, si bonus est vir, etiamsi referre graliam non potest, habere certe potest. Und Terentius selbst Andr. 494 OÖ Dave, itan eontemnor abs te aut itane tandem idoneus Tibi videor esse, quem tam aperte fallere incipias dolis? Saltem accurate, ut metui videar certe, si resciverim. ‚Überdies ist solche Combinirung gleichartiger Ausdrücke, die oft ein- ander näher verwandt sind als nimirum und certe. bei Terentius und andern ältern Diehtern nicht selten. So ergiebt sich also auch hier die Frage: ist certe, die doppelt bezeugte und an ihrer Stelle nicht unpassende und nicht unrichtige Partikel zu beseitigen, oder darf man glauben, dass Terentius mitunter die gesetzmässige Länge des Tetra- meters um eine Silbe überschritten habe? Beachtenswerth ist dabei noch, dass dieser Vers in seiner ganzen Formation Istum ipsiim. \ Nimirum homo quatietur certe cum dono foras genau entsprechend ist dem n. 4 besprochenen Optundis. Haud longumst id quod orat, Dorio, exoret sine. Es giebt noch andre. Fälle, in denen gleicher Zweifel sich auf- drängt, aber sie sind meist nicht so einfach wie die hier behandelten und könnten darum den Beweis, der erst zu erbringen ist, nicht son- derlich stärken. Wenn aber die hier entwickelte Ansicht sich bestä- tigen sollte, so würde, was sich hier ergeben, noch auf manchen andren Vers Anwendung finden und könnte zur Entscheidung diver- girender Überlieferung beitragen. Aber selbst wenn ich im Irrthum sein sollte, würden meine Zusammenstellungen doch vielleicht nicht ! Auf ähnlichem Wege lässt sich vielleicht Eun. 319 herstellen: PA. Quid tua istaec? CH. Nova figura oris. PA. Papae. CH. Color verus, corpus solidum et-suei plenum, PA. Anni? CH. Anni? sedeeim. 319 PA. Flos ipse. CH. Verum. hance tu mihi vel vi vel clam vel precario Fac tradas. Flos ipsum. hane Bemb. Flos ipse. hanc die übrigen Handschr. Die vor hanc fehlende Silbe gewinne ich aus ipsum mit der Schreibung ipse. || Verum. hanc. Das affirmirende Verum in der Antwort s. Adelph. 543. 578. Eun. 347. 402. 348 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. März. ohne Nutzen sein, weil in dem ewigen Streit zwischen Sprache und Vers an den hier besprochenen Beispielen Gewinn und Verlust, wenn auch im Kleinen. gegen einander sich abwägen liesse. II. Im Phorm.ı4, in der bewegten Scene, in der die beiden Jüng- linge Antipho und Phaedria den durch die unerwartete Ankunft des Vaters des einen aufgeregten Sklaven Geta, ohne dass er sie gesehen, mit ihren Bemerkungen begleiten GE. Sed ubi Antiphonem reperiam aut qua quaerere insistam via? PH. Te nöminat. AN. Nescio quod magnum hoc nuntio exspecto malum. PH. Ah 194 Sanun es. GE. Domum ire pergam: ibi plurumumst. PH. Revo- cemus hominem. AN. Sta ilico. GE. Hem Satis pro imperio, quisquis es hat Bentley den V. 194 als trochäischen Pentameter gemessen und nicht unterlassen, zur Unterstützung seiner Annahme, an das bekannte, oft (zuletzt von Leo, Die Plautin. Cantica‘. Berl. 1897, S. 69. 71) an- geführte Zeugniss des Hephaestion (S. 20f. W.) zu erinnern, der häu- fige Anwendung dieser Versart bezeugt (kai T® mevrauerpw Öe |Tpo- xuk®]| katmep ovrı Ümepuerpw MoAAoVs keypmodu ovußeßnkev) und einen Vers des Kallimachus als Beleg eitirt, dem Bentley einen zu- gehörigen zweiten aus der Antholog. beigefügt hat (s. Callim. Fragm. n. 115, S. 383 Schn.) Epyera moAVs uev Aiyatov Ötarungas am oivnpns Xiov Aubopevs, moAVs de Acoßins Awrov vekrap oivavdns üywr. Und wenn man sieht, was die neuern Herausgeber des Terentius, um dieser Messung zu entgehen, angestellt haben, deren einige AN, Sta ilico. GE. Hem als Clausula abgetrennt und nachgeschiekt, andre Sanun es als Glosse ausgeschieden haben (welches letztere noch weniger wahrscheinlich ist als das erstere, das auch eine wenig gefällige Form ergiebt; aber wozu ausscheiden, was so gut wie dieses Ah sanun es in die Situation und den Charakter des Sprechenden sich fügt'), so wird man geneigt sein Bentley beizustimmen, der mit seiner Messung ein sprachlich und metrisch geschlossenes und wohlgefügtes Ganze her- gestellt hat, an das sich weiterhin trochäische Tetrameter anschliessen. Zwar hat G. Hermann, der früher Bentley beitrat (de metris PS später (Elem. d. m. S.93, vgl. 182), um des Pentameters nicht zu ! Der Gebrauch des formelhaften sanun es oder satin sanus es, das dazu dient, die Meinung des Andern abzuweisen, ist bekannt: genau so wie hier Adelph. 336, Andr. 912; vergl. OÖ. Plasberg, Wochenschr. f. el. Phil. 1899, Nr. ı tr, S. 2gr. Vauten: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. 349 bedürfen. eine andre Vertheilung der Verse mit Annahme einer Olau- sula Te nominat in Vorschlag gebracht, die Billigung nicht gefunden und wohl auch nicht verdient hatte. Wenn aber Hermann meint. die trochäischen Pentameter seien nur von lyrischen Dichtern gebraucht worden, so ist dies weder bezeugt noch wäre es das einzige Beispiel, dass römische Dichter, was Griechen nur in Iyrischen Maassen ver- wendeten. in den Dialog übertragen hätten (s. auch Leo a.a.0. 8.71). Noch einmal in derselben Komödie hat Bentley diese Versart an- genommen, um 2 im Eingang (485) PH. Dorio, audi obseero. DO. Non audio. PH. Parumper. DO. Quin omitte me. und hat den Hiatus zwischen Dorio und audi durch Verweisung auf Adelph. v 8, 24 (947) Hegio | est his cognatus proximus, Adfinis nobis mit gleichgeformtem Namen zu rechtfertigen gesucht, welches Beispiel Bentley früher selbst und nach ihm Andre in andrer Weise abge- ändert haben. Doch empfand Bentley richtig, dass Dorio hier kein selbständiger Anruf sei (wie z. B. @eta Phorm. 682 oder Dromo Andr. 860), sondern Dorio audi obsecro auf das Engste zusammengehöre (wie Adelph. 160 Aeschine audi, vel. 679. oder Nausistrata exi Phorm. 986). Daher, wenn auch die Anrede Dorio trotz enger Verbindung mit dem Fol- genden den Schluss des Verses ausmachen konnte, wie Adelph. 549 CT. Syre | Obsecro, Phorm. 526 Dorio | Itane tandem —, es doch hier, wo es möglich war, angemessener erscheint, den Namen mit dem Fol- genden in Einen Vers zu vereinigen. Dem Hiatus aber liesse sich, wenn es nöthig wäre, in mehr als Einer Weise begegnen: Dorio (audi) audi obsecro; Dorio audi (te) obsecro, beides nach sonst gebräuchlicher Aus- drucksweise. Bentley hätte noch ein drittes Mal einen trochäischen Pentameter herausstellen können: Eun.ı 3, auch im Eingang der Scene (293) CH. Oceidi, neque virgost usquam neque ego qui illam e con- spectu amisi meo. Schon G. Hermann (Elem. d. m. p. 152) hatte bemerkt, dass hier ebenso wie in dem Vers des Phormio Alles in Einen Pentameter sich ver- einigen liesse. Und in der That bildet ocedi keinen selbständigen Ausruf, wie Andr. 592, sondern steht in nächster Beziehung zum Fol- genden, das die Begründung des Ausrufs enthält, etwa wie Eun. 827 Hem misera oceidi infelix siquidem tu istaec vera praedicas; oder Hee. 633 sensit peperisse: occidi; Adelph. 265. Dass an den trochäischen Penta- meter jambische Octonare sich anschliessen, dürften die nicht bean- standen, die Plıorm. a. a. O., indem sie Dorio als Clausula abtrennten, einen jambischen Oetonar herausgestellt haben , an den trochäische Tetra- meter sich anschliessen. Überdies fehlt es überall nicht an Beispielen 350 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 14. März. für diese Abfolge trochäischer Tetrameter (denen die trochäischen Penta- meter völlig gleich zu halten sind) und jambischer Tetrameter, wie um einiges anzuführen, Phorm.nı 2, 489. 490ff. 495. 496 oder in demselben Drama 159. 160ff. 180. 181: u. S. Dass ich mich zu diesen Ansichten Bentley’s bekannt habe, trotz- dem sie im Allgemeinen wenig Zustimmung gefunden, hat noch einen besondern Grund darin, dass ich auch unter den Bruchstücken des Ennius einige zu erkennen glaube, die unter dieser Voraussetzung, ohne dass ein Federstrich daran geändert wird, rhythmisch wohl- gegliederte Verse mit abgerundetem Gedanken ergeben. Sc. 186 Per vos et vostrum imperium et fidem, Myrmidonum vigiles, eommiserescite 177 At ego', omnipotens, te exposco ut hoc consilium Achivis au- xilio fuat zwei Bruchstücke, die beide der Tragödie Heetoris Iytra angehören, die auch noch ein drittes, aber unvollständige erhaltenes darbietet. Ich rechne dahin auch das Wort des Achilles ı2 'Eo ego ingenio natu’ sum: amieitiam atque inimicitiam in fron- tem promptam gero und 130 OÖ pie(tas), eam secum advocant, eunt ad fontem, nitidant corpora. Bei einem dieser Verse hat schon Bergk auf die Möglichkeit dieser Messung hingewiesen. Und wer Ribbeck’s letzte Redaction der Bruch- stücke römischer Dramatiker vergleichen will, kann sich leicht über- zeugen, wie seine Abneigung gegen diese Annahme zu Änderungen ge- führt hat, die weder metrisch noch sprachlich diesen Überresten zum Vortheil ausgeschlagen sind. Wenn man nun zu dieser von zwei Seiten gestützten Versart Ver- trauen schöpfen darf, würde es gelingen, zwei Verse der Andria des Terentius, an denen die Kritik sich bisher ohne rechten Erfolg abgemüht hat. mit leiser Änderung zu einer probabeln Gestaltung zu bringen. Andr.ı 5. Nachdem Pamphilius seiner Verzweiflung über seines Vaters Anspruch, dass heute die Hochzeit sein soll, Luft gemacht hat, schliesst Mysis, die ancilla seiner Geliebten, die ihm unbemerkt zugehört hat, an seine letzten Worte Incertumst quid aegam die Äusse- rung an: Misera timeo incertumst hoc quorsum aceidat. 265 Sed nune peropus est aut hune cum ipsa aut aliquid de illa me adversum hune loqui. ! Vgl. Pacuvins bei Gellius xır 8,4 (348R.). Ego | odi homines ignava opera et philosopha sententia. Vanten: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. abp! Dum in dubiost animus, paulo momento huc vel illue impellitur. Man erkennt bald, dass der V.265 über das Maass eines vollständi- gen jambischen oder trochäischen Tetrameters hinausreicht, und man suchte ihn einzuengen. Bentley dachte daran, de illa zu tilgen, ver- warf aber die Vermuthung und entfernte aliquid: mit dieser Kürzung ergab sich ihm der trochäische Septenar Sed nune peropust aut hune cum ipsa aut de illa me adversum hune loqui. Diese Berichtigung fand bei den Spätern Aufnahme, nur dass sie der trochäischen Messung die jambische vorzogen: Sed nüne peropus est aut hune cum ipsa aut de illa me adversum hune loqui. Dass die Kritiker über die Tilgung dieses aliqgwid so leichten Herzens sich hinweggesetzt, wäre zu’verwundern, wenn nicht die Ausmerzung der falschen Zusätze seit Langem zu den Glaubenssätzen der Kritik des Terentius gehörte. Aber schon Bentley war im Unrecht, als er aliquid, zwar auch wegen schwankender Stellung in den Handschriften, die für uns bedeutungslos geworden ist, hauptsächlich aber des Sinnes wegen mit den witzigen Worten verwarf: tolle illud aliguid: id enim hie minus nihilo est. Aliquid loqui? Immo omnia quae ex arte meretricia blande loqui didicerat. Allein die ancilla hat besser, d. h. bescheidener geredet, als Bentley sie reden heisst. ‘Jetzt ist hohe Noth, dass entweder er mit ihr oder ich ein Wort über sie zu ihm rede’, und der folgende Vers zeigt, dass sie dieses bescheidenen Ausdrucks sich bediente: dum in dubio est animus, paulo momento huc vel illue impellitur. So- weit urtheilte Fleckeisen in der zweiten Bearbeitung richtig, als er beides, aliguid und de illa, beibehielt, aber er stellte um aut de illa aliquid, und musste noch eine Umstellung im Eingang sed peropust nunc aut zu Hülfe nehmen, um seinen jambischen Octonar auf die Füsse zu stellen. Ich frage nicht, wie viel Glauben das Verfahren verdient, aber die Bemerkung will ich nicht unterdrücken, dass über dem Bestreben, einen Vers herzustellen, der Sinn für die sprach- liche Form nicht ganz zu seinem Recht gekommen zu sein scheint. Denn täusche ich mich nicht, war es besser zu sagen fimeo incertumst hoc quorsum accidat. Sed nunc peropus est, und aliguid de illa besser als umgedreht, dies um so mehr, da so auch ein angemessener Versaus- gang gewonnen wird: aut hunc cum ipsa aut aliquid de illa me adversum hune loqui. Fasst man ohne Tilgung und Umstellung Alles in einen Vers zu- sammen, so stellt sich ein wohlgefügter trochäischer Pentameter heraus: Sed nune peropus est aut hunc cum | ipsa aut aliquid de illa me adversum hune loqui, Sitzungsberichte 1901. 28 352 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. März. bei dem nur der Hiatus cum | ipsa ein Bedenken zurücklässt. Wer ihn verfechten könnte, würde einen unversehrt erhaltenen Vers gewinnen. Jetzt, da ich für Terentius diesen Hiatus nicht zu rechtfertigen wage'. halte ich zwar den Pentameter für gesichert, aber einer kleinen Nach- besserung bedürftig, durch die der Hiatus verschwinde. Ich vermuthe nämlich. der Vers habe so gelautet: Sed nune per (pol) opus est aut hune cum ipsa aut aliquid de illa me adversum hune loqui. Dass die bekräftigende Partikel den Gedanken hebt, bedarf keines Wortes. Wie sehr sie gerade in der Rede der ancilla am Platze ist, können viele Beispiele zeigen, und wenn man Eun.go1 CH. Non faciam Pythias. PY. Non pol eredo, Chaerea ein pol aus den Worten der ancilla entfernt. mag man zusehen, mit welchem Recht es geschieht. Dass po/ in die Mitte zwischen die Bestandtheile des Quasicompositum peropus tritt, erleichtert den Ausfall und entspricht der Weise des Dichters, bei dem Hec. 58 die meretrix Philotis Per pol quam paucos reperias meretrieibus fideles und Andr. 486 die obstetrix sagt Per ecastor seitus puer est natus Pamphilo, ganz wie selbst Cicero (de or. ıı 67, 271) geschrieben per mihi scitum videtur. Endlich soll ich noch rechtfertigen, dass ich, wie Bentley, einen trochäischen Vers hergestellt habe, dem jambische sich anschliessen, so kann die ganze Scene über diesen Wechsel beruhigen: doch wird es genügen, 260. 261 mit 265. 266 zu vergleichen (s. oben S. 350). Die andere Stelle, in der ich glaube einen trochäischen Penta- meter zu erkennen, steht Andr. m ı in der Unterredung des Sklaven Byrria mit seinem Herrn Charinus. BY. Quaeso edepol, Charine, quoniam non potest id fieri quod vis, Id velis quod possit. CH. Nil volo aliud nisi Philumenam. BY. Ah 307 Quanto satiust te id dare operam qui istum amorem ex animo amoveas tuo, Quam id loqui quo magis lubido frustra incendatur tua. Der V.307 ist so ohne handschriftliche Varietät überliefert: nur Do- natus, der auch diese Lesung kennt. führt noch eine andre an: ew corde eiicias, die Bentley wohl zu rasch an die Stelle jener gesetzt hat (vgl. Hec. 347 cura ex corde excessit.. Aber um den Vers richtig zu stellen, hat Faerni und hat nach ihm Bentley die Tilgung von fuo verlangt”, was einen vollständigen trochäischen Tetrameter ergiebt ı Vergl. Fr. Leo Plautin. Forschungen S. 306. ® Wenn man Hautont. ıı 3. 66 (307) SY. Ubi dieimus redisse te et rogare uti Veniret ad te, mulier telam desinit Continuo et lacrumis opplet os totum sibi, 307 Ut facile sceires desiderio id fieri fuo Vauren: Über Fragen der Verstechnik des Terentius. 353 Quanto satiust teid dare operam qui istum amorem ex animo amoveas. Aber so einfach und so wirksam diese Entfernung des Pronomens scheinen mag und so wenig an dem Ausdruck ex animo amoveas aus- zusetzen ist, wenn man darauf achtet. wie beliebt dem Dichter der- artiger Versschluss ist, wird man bedenklich. ob das überlieferte Wort mit Recht aus dem Text gewiesen werde. Hec. 683 huc animum ut adiungas tuum; Ebend. 685 animum rursum ad meretricem adiunxti tuum Adelph. 597 aliter atque es in animum induxi meum Ebend. 68 et sie animum induco meum: Andr. 553 cum ita animum induxti tuum. Ebend. 646 qui tuum animum ex animo spectavi meo Adelph. 170 cave nunciam oculosameisoculis qguoquam demoveas tuos Eun. 293 e conspectu amisi meo Andr. 308 lubido frustra incendatur tua Haut. 408 teneone te, Antiphila, maxume animo exoptata(m) meo. von Fleckeisen nieht gut behandelt. Hec. 687 impulsu duxisti meo. Adelph. 563 in manibus gestavi meis Hecyr. 331 quod sane nolim maxume eri causa mei, von Fleck- eisen umgestellt (mei eri causa maxume), um dem Dac- tylus maxum ert zu entgehen. Ebend. 482 haud invito ad aures sermo mihi accessit tuus, auch abgeändert und umgestellt von Fleckeisen: ad auris mi aceidit sermo tuos. Adelph. 764 lauteque munus adıministrasti tuum. Diese Beispiele, die sich leicht vermehren lassen, erzeugen den Zweifel, ob der Dichter hier sein Zwo gespart und nicht vielmehr den ihm so sehr geläufigen Versausgang ex animo amoveas tuo auch hier vorgezogen habe. Fleckeisen ist in der zweiten Bearbeitung zu dem überlieferten Versausgang zurückgekehrt in der Form ab' animo amoveas tuo, ver- muthlich aus andern Gründen als mich bestimmen: denn da eine vermeintliche Responsion ihn genöthigt, die VV. 307. 308, die unver- tuo v. 307 beseitigt und geschrieben hat desiderio id fieri, so will ich zwar über den Vers nieht aburtheilen, bin aber der Meinung desiderio tuo sei unerlässlich und sehe wenigstens, dass Bentley die Kürzung des Verses auf anderm Wege gesucht hat. ! ab animo amoveas zu schreiben statt er animo war nicht nöthig: amovere heisst “entfernen und kann mit ex so richtig wie mit a verbunden werden. Wechsel der Praepositionen ist nicht selten. Adelph. 170 oculos a meis oculis demoveas; Phorm. 484 ab sua palaestra exit foras; Eun. 296 deleo omnes dehince ex animo mulieres. Eun. 293 e conspecht amisi meo;, Lucretius uı 57 verae voces tum demum pectore ab imo Biiciuntur. Plautus Pseud. 144 nis? somnum socordiamque ex pectore oculisqgue amovetis (so Palat., exmovetis Ambr.). 354 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. März. kennbar als trochäische markirt sind, in jambische umzusetzen, war es nahe gelegt, den handschriftlichen Schluss von 307 zu verwerthen. Die Form, die er beiden Versen giebt Quanto id te satiust dare operam, istam qui ab animo amoveas tuo Quam id eloqui — bleibt. von der Willkür der Änderung nicht zu reden. meines Er- achtens auch sprachlich hinter der überlieferten weit zurück. Betrachten wir die handschriftliche Fassung (Juänto satiust te id dare operam qui istum amorem | ex animo amoveas tuo, so giebt sich, meine ich, ein wohlgeformter trochäischer Pentameter zu erkennen, an dem nur der Hiatus hinter amorem zu beseitigen bleibt. Da der Sklave zu seinem Herrn spricht und ihm eine eindringliche Mahnung ertheilt, ergiebt sich die Ergänzung leicht: es fehlte vermuth- lieh hinter amorz die übliche Anrede ere, die wie sie hier leicht über- sehen werden konnte, so gerade an der Stelle ihre besondere Wirkung that. Dass Byrria zwei Zeilen vorher denselben Herrn mit Charine angeredet, ist kein Hinderniss. Anreden in diesen Komödien häufen sich oft, und die Sklaven pflegen zwischen ere und dem Namen ihres Herrn zu wechseln. Hautont. 591 spricht Syrus zu seinem Herrn, ihn erst 591 Chremes, dann zwei Zeilen weiter 593 ere anredend: quid illum porro ceredas facturum, Chremes, Nisi eum, quantum tibi opis di dant, servas castigas mones? CH. Ego istue eurabo. SY. Atqui nunc tibi, ere, isticadservandus est. Ähnlich nennt Davus in der Andria seinen Herrn 503 Simo, 508 ere. Die beiden Fragen, die ich hier zusammengestellt habe und ein- dringendem Urtheil anheimgebe, stehen, wie leicht zu erkennen, in engem Zusammenhang mit einander, indem, wenn das Eine wahrschein- lich ist, auch dem Andern etwas an Wahrscheinlichkeit zuzuwachsen scheint. Denn von dem Dichter, der über das Maass des trochäischen Tetrameters (vollständigen und unvollständigen) hinaus bis zum Penta- meter gegangen, ist unschwer zu glauben, dass er auch schon gleich- sam auf einer frühern Etappe über dasselbe Maass mit einem Fuss hinausgeschritten sei, und umgekehrt, wenn er letzteres gewagt hat, dann auch jenes versucht haben werde. Was aber über den trochäischen Pentameter, der noch als einheitlicher Vers anzusehen ist, hinausgeht, nahm die Form der mit dem Tetrameter verbundenen Clausula an. Ausgegeben am 21. März. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ‚ ZU BERLIN. xXVi. 21. Mäxzz 1901. | BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jalır gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band olıne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der plıysi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Sceretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar fülırt die Oberaufsicht über die Redie- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nielıt übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Anden: nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberiehte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Kontee in. deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. ; 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese ‚anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Recltsregeln zusteht, so bedarf er en der Ein- willigung der Gesammtakademie 2 der betreffenden lasse, u $8. j ee 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes. Verlangen verschiekt. Die Verfasser verziehten n damit auf RE ihrer Mittheilungen nach acht. Tagen. Dt ' sı1. - er % 2 1. Der Verfasser einer unter den »Wissenschaftlichen Mittheilungen « abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig. Sondernbärücke ‚mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzung gsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Käkegorie der Sitzung, darunter di Titel der Mitteilung und der Name des Verfassers s chen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der - berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag ‚fort. ha 3. Dem Verfasser steht a auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vi ertheilung abziehen zu lassen, sofern er lekron rechtzeitig demre di, giren den Seere- tar Anzeige gemacht hat. RE er $ 28. 5 Jede zur Aufnahme in die Bibungahenl stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung « eines ‚ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. . Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direct bei der Akademie oder bei einer (der Cinssen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied | zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu. überweisen. Va [Aus Stat. $4l, 2. — Für die Kakialane: baint ich 3 einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manusceript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.) g29. Be 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch. nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile, der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. RG; Br Ye Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftrerkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: F Ale Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, v » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats 4 R October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertig igstellung des R Ray, ” ” ” Pr ’ August, % SITZUNGSBERICHTE 1901. DER xVi KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 21. März. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. *]. Hr. Pernıce las: »Römisches Gewohnheitsrecht und un- geschriebenes Recht«. Es wird über die Voraussetzungen und die Wirkungen des Gewohnheitsrechtes im römischen Reiche und über die Bedeutung des Unterschiedes von geschriebenem und ungeschriebenem Rechte im Alterthume gehandelt. 2. Hr. Coxze legt im Anschlusse an seinen eigenen Vortrag in der Gesammtsitzung am 21. Februar die Abhandlung des Hrn. Wiırnerm Dörrrerp in Athen über das südliche Stadtthor von Pergamon vor. (Abh.) 3. Hr. Auwers übergab 17 Briefe von F.W. Besser an das ver- storbene Mitglied der Akademie Oberlandesbaudirector G. Hasen, welche dessen Tochter, Frl. Hrıma Hasen, nebst einigen weiteren von B&ssEL herrührenden, auf die totale Sonnenfinsterniss von 1819 sich beziehenden Schriftstücken der Akademie für die Sammlung der Besser’schen Cor- respondenz überreicht hat. Ferner übergab derselbe 37 Briefe an F.W. BesseL: 22 Briefe seines Mindener Lehrers des Conrectors Tito aus den Jahren 1802-1805, 5 Briefe von J.H. ScuroFTEr und Io von ver- schiedenen Correspondenten aus der Bremer und der ersten Königs- berger Zeit. Diese Briefe haben sich im Besitze der Frau verw. Super- intendent Besser in Traben befunden und sind von derselben auf An- regung ihres Enkels des Hrn. Dr. W. Crösert in Göttingen der Akademie überreicht worden. 4. Die philosophisch-historische Classe hat Hrn. Prof. Dr. Bexe- pıcrus NiesE in Marburg zu einer Reise nach Italien zum Zweck der Vergleichung von Handschriften des Strabon 1500 Mark bewilligt. * erscheint nicht in den akademischen Schriften. Sitzungsberichte 1901. 29 356 Uber das Speetrum der Nova Persei. Von H. C. Voeer. (Vorgetragen am 7. März [s. oben S. 301].) Mi hochgespannten Erwartungen hat man wohl allgemein die Kunde aufgenommen, dass ein »neuer Stern« von beträchtlicher Helligkeit im Sternbilde des Perseus erschienen sei. Haben doch die neuen Sterne von je her zu den räthselhaftesten Objeeten des Himmels gehört, und keine von der grossen Anzahl von Hypothesen über die Natur dieser Sterne, die auf mehr oder minder sicherer wissenschaftlicher Basis beruhen, hat bisher mehr bringen können als eine vorübergehende Befriedigung. Die Anwendung der Spectralanalyse hat auch hier manches Dunkel gelichtet, und die Entwickelung der Methoden, die auf dem Dorrrer- schen Prineip beruhen, haben zu interessanten Resultaten geführt. Mit Hülfe der vervollkommneten Apparate der neuesten Zeit, namentlich aber seit Einführung der Spectrographie, erkannte man, dass in den Spectren neuer Sterne Paare von hellen und dunklen, stark verbreiterten Linien auftreten, die die Vermuthung nahe legten, dass man es nicht mit einem Körper, sondern mit zwei Körpern zu thun habe, von denen der eine vorwiegend ein Emissionsspeetrum, der andere ein Absorptionsspectrum besitze. Die aus dem Abstande der Mitten der sich berührenden hellen und dunklen Linien abgeleitete relative Be- wegung führte aber zu recht unwahrscheinlich hohen Geschwindig- keiten beider Körper. Ich habe in meiner Abhandlung »über den neuen Stern im Fuhrmann«' ausführlich die von mir und von Anderen angestellten Beobachtungen und die Folgerungen aus denselben nach dem damaligen Standpunkte der Wissenschaft mitgetheilt, auch die wichtigsten Hypothesen besprochen. Inzwischen sind nun unsere Kenntnisse über die Spectra ver- schiedener Elemente wesentlich erweitert worden, und wir haben durch die Untersuchungen von Hunmriureys und Monter, von EpEr und Varenta und von Wiırsıss erfahren, dass nicht alle Linienverschiebun- gen als Folgen des Dorrrer'schen Prineips anzusehen sind. Ich habe der Königlichen Akademie am 4. Mai 1899 eine Abhandlung des Prof. Abh.d. K. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin 1893. VoGeEL: Über das Spectrum der Nova Persei. 357 Wirsıs in Potsdam »Über die Deutung des typischen Speetrums der neuen Sterne« vorlegen können, welche eine sehr ungezwungene, auf eigenen Experimenten basirende Erklärung der Doppelspeetra neuer Sterne und damit zugleich von den physikalischen Vorgängen in der Atmosphaere einer Nova gibt. Von der Nova Persei. die zuerst am 23. Februar 1901 in Potsdam specetrographisch beobachtet werden konnte und zur Zeit der Beob- achtung der hellste Stern am nördlichen Himmel war, konnte mit Recht eine weitere Bestätigung für die Zulässigkeit der erwähnten Hypothese erwartet werden, und die Enttäuschung war nicht gering, als die photographischen Aufnahmen des in einfachen Oecularspeetroskopen hellleuchtenden Sternspectrums auf den ersten Blick so gut wie gar kein Detail erkennen liessen. Von mir und Dr. Harrmann an den erhaltenen Spectrogrammen ausgeführte Messungen ergaben das Vorhandensein der Wasserstofl- °®_ Refractor angefertigten Aufnahmen von geringer Dispersion die neun Linien linien, von denen Dr. Harrmanv auf den von ihm am So des Wasserstoffs von Hß bis Hx erkennen und messen konnte, während auf den von mir untersuchten und von Dr. Lupenporrr am 32°”-Refractor bei starker Zerstreuung aufgenommenen Platten — auf denen nur ein kleinerer Theil des Spectrums (A 4040 bis A4520) zur Abbildung gelangt — bloss die beiden Linien Hy und Hd zu sehen waren. Die Wasserstofflinien erschienen als breite. ganz matte, ver- waschene und nur sehr schwer aufzufassende Absorptionsbänder, die nach der weniger brechbaren Seite etwas stärkere Verwaschenheit zeigten. Ausserdem waren noch matte Absorptionsbänder anderen Ursprungs zu sehen, jedoch fehlte jede Andeutung von Emissionslinien oder Emissions- bändern. Sehr auffällig waren aber zwei ganz scharfe schmale Ab- sorptionslinien auf den Harrmanv'schen Aufnahmen, die mit den Cal- eiumlinien A 3934 und A 3969 identifieirt wurden. Diese Linien im Sternspeetrum zeigten eine geringe Verschiebung nach Roth, die nach den vorläufigen Messungen einer Bewegung des Sterns in der Secunde von etwa +45" relativ zu Erde oder etwa +18" relaliv zu Sonne ent- sprechen würde. Ich möchte gleich hier bemerken, dass auf späteren Aufnahmen die Lage der Linien unverändert geblieben ist und die angegebene Geschwindigkeit wohl als die dem Stern zugehörige an- gesehen werden kann. Auf den von mir ausgemessenen Platten vom 23. Februar befanden sich keine scharfen Linien, wohl aber ein etwas besser aufzufassender verwaschener Absorptionsstreifen, für dessen Wellenlänge ich 4473 ableiten konnte. Identifieire ich den Streifen mit der Linie A 4471.6 des Cleveitgases, so resultirt ebenfalls eine Bewegung des Sterns von +10" bis +20“" relativ zu Sonne. Anders 358 Gesammtsitzung vom 21. März. — Mittheilung vom 7. März. verhielt es sich nun mit den Wasserstoffbändern. Unsere Messungen stimmten unter sich und mit einander gut überein und ergaben eine sehr grosse Verschiebung nach der Seite kürzerer Wellenlängen. aus km in der der eine Bewegung des Wasserstoffgases von rund — 700 Secunde relativ zu Sonne geschlossen werden könnte. Alles, was wir am 23. Februar beobachten konnten: die auffallend seharfen Caleiumlinien, das Fehlen der Emissionslinien. die starke Verschiebung der Absorptionslinien nach der brechbareren Seite des Speetrums, widersprach dem, was man nach der vorerwähnten Theorie zu erwarten hatte. Aufnahmen des Speetrums, die von den Doetoren Hartmann. EBEr- HARD und LupEnporrr an den beiden genannten Instrumenten am 26. und 27. Februar und am 2.. 3. und 4. März ausgeführt wurden, zeigen nun eine erhebliche Veränderung des Specetrums insofern, als die Ab- sorptionslinien viel deutlicher geworden und von intensiven. sehr breiten Emissionsbändern,. die schon in kleinen Oeularspeetroskopen als helle Linien leicht gesehen werden konnten, begleitet sind. Die Emissionslinien sind sehr breit. nach der weniger brechbaren Seite allmählicher verwaschen, ihre Intensitätsmaxima sind wenig. die Mitten der Linien aber sehr stark nach Roth verschoben: die Absorptions- linien sind jedoch noch erheblich weiter als auf den Spectrogrammen vom 23. Februar nach der entgegengesetzten Seite gerückt. Das Spee- trum ist mit einem Worte zum typischen Speetrum der neuen Sterne geworden und zeigt im grossen Maassstabe die Veränderungen, die nach Wirsıne’s Beobachtungen bei Metallspeetren und beim Wasser- stoff ' unter höherem Druck auftreten. Nur die beiden erwähnten Ca- Linien sind unverändert scharf geblieben. Der Versuch, eine Erklärung des Verhaltens der beiden Caleium- linien 7 und A zu geben, hat mich auch darauf gebracht, die am 23. Februar beobachteten starken Verschiebungen der Wasserstofflinien nach der Wirsıse’schen Hypothese zu deuten. Das rapide Anwachsen der Helligkeit des neuen Sterns (nach Pıckerıns am 19. Februar sicher nieht ı1", am 23. Februar ı0" nach «den Potsdamer Beobachtungen 0"24), lässt enorme Störungen in der Atmosphaere des Sterns und damit in Verbindung stehende erheb- liche Drucksteigerungen voraussetzen, bei denen die sich sehr leieht verbreiternden Caleiumlinien kaum als schmale, ganz scharf geschnittene Absorptionslinien denkbar sind; ihre ausserordentliche Schärfe dürfte daher wohl nur als Umkehrungserscheinung gedeutet werden können. ! Sitzungsberichte d. K. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin; Gesammtsitzung vom 27. Juli 1899. VoGEL: Über das Speetrum der Nova Persei. 359 Macht man aber diese Voraussetzung, so folgt weiter, dass eine schmale Absorptionslinie als Umkehrung nur in einer breiteren Emissionslinie entstehen kann, und ich nehme an, dass Schichtungen in der Stern- atmosphaere, wie sie die Wırsıne’sche Theorie voraussetzt, stattgefunden haben, von denen die eine von den betreffenden Linien breite Ab- sorptionslinien, die andere breite Emissionsbänder mit Umkehrungs- erscheinungen für sich gegeben hätte. Heben sich nun bei der Über- einanderlagerung der Schichten Absorption und Emission nahezu auf, so Fig. 1. bleibt nur die scharfe Absorptions- linie der Umkehrung übrig. Die beistehenden Diagramme sollen das A veranschaulichen. In Figurı A ist ine x nach oben die Intensitätscurve des i Roth. Spectrums (Emissionslinie mit Um- B kehrung), nach unten die Intensitäts- = = curve des Absorptionsspectrums ge- zeichnet. Figur ı B gibt die bei der Ca a 3 : UÜbereinanderlagerung der Schichten resultirende Intensitätscurve. Die punktirte Linie deutet die Lage der Ca-Linie an, wenn keine Bewegung stattfände: die schmale Absorp- tionslinie ist, den Beobachtungen entsprechend, in der Richtung nach Roth etwas verschoben. Die Erklärung, weshalb am 23. Februar nur Absorptionslinien des Wasserstoffs, stark nach der Seite der kürzeren Wellenlängen ver- Fig. 2. schoben, erschienen sind, macht bei ähnlichen Betrachtungen keine A, Schwierigkeiten. Lagern wieder ETLE 7! mehrere Schichten verschiedenen RR: Drucks über einander, so kann es leicht kommen, dass die bei S 5 höherem Druck nach Roth zu ver- schobene Emissionslinie so schwach 2 ist, dass sie die Absorptionslinie nieht über das Niveau des continuirlichen Spectrums »n in den Fi- guren aufhellt. In Figur 2 A, sei wieder nach oben die Intensitätseurve des Emissionsspeetrums, nach unten die des Absorptionsspeetrums ge- zeichnet, Figur 2 B, stellt die bei Übereinanderlagerung der Schichten resultirende Intensitätseurve dar, die derjenigen entspricht, welche am 23. Februar beobachtet wurde. Die grosse Verschiebung des Intensitäts- maximums nach der brechbareren Seite ist demnach nur eine schein- bare: in Wirklichkeit braueht die Mitte des Absorptionsbandes nur wenig nach Roth verschoben gewesen zu sein, wie in Figur 2 A.. Sitzungsberichte 1901. 30 360 Gesammtsitzung vom 21. März. — Mittheilung vom 7. März. Wie gesagt, sind schon bei den Speetrogrammen vom 26. Februar Emissionslinien vorhanden, die in den späteren Aufnahmen immer Fig. 3. deutlicher hervortraten. Die Curve C in Figur 3 gibt eine ungefähre Vor- stellung der Intensitäten des Linienpaares Hy nach Roth den Platten vom 3. und 4. März. Die eigenthümliche Form der Curve ist ohne Schwierigkeit in der angegebenen Weise zu erklären. Ich möchte nieht unerwähnt lassen, dass die letzteren Betrach- tungen nur weitere Ausführungen, unter Bezugnahme auf die an der Nova Persei beobachteten Erscheinungen, dessen sind, was WırsınGe in seiner Abhandlung über das typische Spectrum der neuen Sterne (a.a. 0. S. 435) gesagt hat. Nach dem Vorstehenden glaube ich nun aussprechen zu können, dass die Beobachtungen am Spectrum der Nova Persei bisher nur eine Bestätigung der Wırsıne’schen Ansicht gegeben haben, und dass keine Veranlassung vorliegt, die grosse Verschiebung der Absorptionslinien des Wasserstoffs nach dem Dorrrer'schen Prineip als Bewegungen, sei es auch nur des Wasserstoffgases, anzusehen. Spielten schon in der Nova Aurigae die Linien des Wasserstoffs in Bezug auf Ausbreitung und Verschiebung eine grosse Rolle, so seheint nach den bisherigen Beobachtungen das bei der Nova Persei in noch höherem Maasse der Fall gewesen zu sein. Es sind im Speec- trum nur wenige Bänder und keine so beträchtliche Zahl von Linien und Linienpaaren wie in der Nova Aurigae wahrzunehmen, besonders sind Blau und Violett ganz arm an Spectrallinien anderer Elemente. Das ausserordentlich schnelle Anwachsen der Helligkeit des Sterns und die nun wieder sehr rasche Abnahme der Intensität der brech- bareren Theile des Speetrums lässt die Vermuthung aufkommen, dass es hauptsächlich der Wasserstoff gewesen ist, der das helle continuirliche Speetrum in diesen Thheilen gegeben hat, was unter gewissen Druck- und Temperaturverhältnissen bekanntermaassen leicht eintreten kann. Anderenfalls würde die Erklärung der sehnellen Abnahme der Liehtstärke Schwierigkeiten verursachen. Der weitere Verlauf der Erscheinung muss jedoch erst abgewartet werden, ehe man hierüber zu sicheren Vor- stellungen gelangt: vielleicht führt derselbe auch dazu, aus den vielen Hypothesen über die neuen Sterne einige definitiv auszuscheiden. Ausgegeben am 28. März. Berlin, gedruckt in der Reichsilruckerei. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XVH. XVII. 98. März 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. SET Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. i 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 86. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden Bepn deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie o:ler der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch | nur auszugsweise oder auch in ‚weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. } 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- x schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betr oiEEn Classe. ; - Ba “ $8. ‚er BER 4 [% 5. Auswärts werden Correeturen nur auf e Tino Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Ba . rn su. TYre 1. Der Verfasser einer unter den „Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält“ unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers steh 2. Bei Mittheilungen, ‚die mit dem Kopf der Sitz berichte und einem angemessenen Titel nicht über z Seiten füllen, fallt in der Regel der Umschlag fo 3. Dem Verfasser steht frei ‚ auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert - zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, x sofern er - hiervon rechtzeitig dem redigi ren de ns eere- tar Anzeige gemacht hat. NER \ 5 s28. Ki 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte we stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung « eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu Re Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder Ire- spondirender Mitglieder direct bei der Akademie oder bei “einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum. Vortrage zu bringen. Mittheilungen,, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Nitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf” es einer ausdrücklichen ee der Akademie ‚oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, 5 gestellt und sogleich zur A RnIEUE gebracht werden.] Dan SM $ 29. . 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. ri Ps Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schri ftverkehr steht, ; wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Register 28 Abwesende Mitglieder, sowie alle en 361 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER xVH. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 28. März. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. l. Hr. Dümurer las über den Dialog de statu sanctae ec- clesiae. Er versuchte Herkunft, Entstehungszeit und Absicht dieser merkwürdigen Schrift genauer zu bestimmen, deren Text nach dem einzigen Drucke mit einigen Verbesse- rungen wiederholt wurde. 2. Hr. Kekure von Stranoxıtz überreichte das Manuscript seiner in der Sitzung am 31. Januar cr. gelesenen Mittheilung »über ein Relief mit einer auf den Iupiter exsuperantissimus bezüg- lichen Inschrift C.1.L. VI. 426«. 3. Hr. Erman übergiebt das Manuseript seiner in der Sitzung der Classe am 29. November 1900 gelesenen Abhandlung »Zaubersprüche für Mutter und Kind. Aus dem Papyrus 3027 .des Berliner Museums«. (Abh.) 4. Hr. Kırcnnorr überreicht einen Aufsatz des Hrn. Dr. Ruporr Herzog in Tübingen über »das Heiligthum des Apollo in Hala- sarna«. (Ersch. später.) 5. Hr. Diers überreicht im Namen des Hrn. Prof. F. Rünn in Königsberg zwei Briefe W. v. Hunsorpr’s an Hrn. v. Orrers aus dem Jahre 1821, die der neuen Ausgabe zur Verfügung gestellt werden. 6. Weiter wurden durch Hrn. Erman vorgelegt zwei von dem correspondirenden Mitgliede der Akademie Hrn. L£ox Hruzey einge- sendete Sehriften: Egypte ou Chaldee, par L. Hruzey, Paris 1899, und pE Sarzec et Hruzey, Une villa Royale Chaldeenne vers l’an 4000 avant notre ere. Paris 1900. Sitzungsberichte 1901. 3l 362 Über den Dialog De statu sanctae ecelesiae. Von E. Dünnter. len Deseordes (Joh. Cordesius), Priester und Domherr zu Limoges, veröffentlichte im J. 1615 eine kleine Sammlung von Schriften und Actenstücken unter dem Titel "Opusceula et epistolae Hinemari archi- episcopi Rhemensis’, welche er dem grossen Staatsmann und Geschicht- schreiber Jakob August de Thou widmete, mit der Begründung, dass dieser ihm aus seiner reichhaltigen Bibliothek freigebig die Hand- schriften dargeliehen habe, auf welchen sein Werk beruhe. Nur für ein einziges, ausdrücklich bezeichnetes Stück bemerkte er, die Hand- schrift von Franz, dem Bruder von Peter Pithou, erhalten zu haben. Wollte man aus dieser Angabe nun den Schluss ziehen, dass Des- cordes alle von ihm herausgegebenen Quellen aus Handschriften geschöpft habe, so wäre dieser freilich falsch, denn einen ganz erklecklichen Theil seiner Sammlung, Briefe von Hinkmar sowie solche, die zum Theil mit Hinkmar gar nichts zu thun haben, hat er einfach und ohne jede Quellenangabe oder Andeutung' aus der zweiten (oder einer späteren) Ausgabe von dem Catalogus testium veritatis des Flacius entlehnt.” Er scheute sich nicht, diesen Erzketzer zu plündern, aber er scheute sich doch, es offen einzugestehen, und hat dadurch bisweilen irre geführt.” Unter den Stücken aber, die wir ihm allein und nicht Flacius ver- danken, befindet sich die Abhandlung eines namenlosen Verfassers, die ! ZarnckeE, der in Bezug auf die Vorrede zum Heliand den Sachverhalt richtig erkannte (Leipziger Berichte, phil.-histor. Cl. XVII, ııı-ır2), irrte darin, dass er in der Überschrift auf S.711: "Nicolai I Ioannis X Leonis IX sanctae sedis Rom. pontifie. et alior. epistolae nondum editae’ die Andeutung erblicken wollte, diesen vorher un- gedruckten Briefen gingen schon gedruckte voran. Dies ist unmöglich, denn gerade unmittelbar vor diesen Briefen S. 646—710 stehen gleichfalls ungedruckte Stücke. Der Herausgeber wollte vielmehr sagen, dass er den schon von Anderen gedruckten Briefen jener Päpste diese bisher ungedruckten hinzufügen wolle. ® Nicht aus der ersten von 1556, die unvollständiger ist. Ausser mehreren auf Bischofswahlen bezüglichen Briefen Hinkmar’s sind hier noch zu erwähnen die Vor- rede zum Heliand, Otfrid’s an Liutbert und ein Schreiben Liutbert’s, der Brief der Ravennater an Karl den Kahlen, das Schreiben Theotmar’s von Salzburg und seiner Suffragane u.s.w. Vergl. meine Gesch. des Ostfränk. Reiches II, S.80; III, S. zrı. ® Scnrörs (Hinkmar v. Reims, S.7) nennt zwar Cordesius, nicht aber Flacius unter den ersten Herausgebern von Schriften Hinkmar'’s. Dünuter: Über den Dialog De statu sanctae ecclesiae. 363 vielleicht nach der Handschrift betitelt ist: "Dialogus de statu sanctae eeelesiae. Dieser Abdruck, der im Ganzen einen zuverlässigen Eindruck macht und nur ein paar kleine Lücken aufweist, ist bisher meines Wissens nirgend wiederholt worden — nicht einmal bei Misse — und hat über- dies ausserordentlich wenig Beachtung gefunden, so dass eine genauere Prüfung der merkwürdigen Schrift sich doch wohl lohnen dürfte — leider nur nach der einzigen Ausgabe, denn eine handschriftliche Grund- lage habe ich dafür (auch mit der stets bereiten Hülfe Deriste’s) bisher nieht zu ermitteln vermocht. Schon Mabillon scheint eine solche nicht mehr gekannt zu haben.' Wenn auch die Neueren diese Schrift achtlos übersehen haben, so entging sie doch einst weder dem Scharfblick Mabillon’s noch dem Sammelfleisse der Verfasser der Histoire litteraire. Jener hielt sich zu- erst an den Namen des einen der beiden darin auftretenden Unterredner, Eutitius, und weil ihm in karolingischer Zeit ein Abt Eutitius von Baume bekannt war, so glaubte er in ihm zugleich den Verfasser erblieken zu dürfen.” Denselben Eutitius meinte er auch in dem sogenannten Astro- nomen, dem Biographen Ludwig’s des Frommen, wiederzufinden. Als er aber weiterhin zu der Überzeugung gelangte, dass dieser Abt Eutitius mit dem bekannten Benedikt von Aniane identisch sei, der bereits 821 starb, nahm er jene Vermuthungen® ausdrücklich als zeitlich unverein- bar zurück. Die Hist. litter. hatte nun zwar von Mabillon’s Annahme, nieht aber von diesem Widerrufe genügend Kenntniss genommen, und so liess sie wohl den Astronomen fallen, stellte aber Benedikt unmittel- bar als wahrscheinlichen Verfasser unseres Dialogs hin‘, obgleich schon die für so frühe Zeit unmögliche Benutzung der pseudoisidorischen Decretalen, auf welche sie selbst zuerst aufmerksam machte (p. 459), sie eines Besseren hätte belehren sollen. Mabillon kam indessen in seinen Annalen viel später noch einmal auf die Schrift De statu sanetae ecelesiae zurück, und indem er nicht ohne Grund die Sprache derselben rühmte, äusserte er, freilich mit einer gewissen Vorsicht, die Vermuthung, der berühmte Abt Lupus von Ferrieres könnte wohl der Verfasser sein. Wenn dies auch zeitlich ! Er schweigt darüber und vermuthet nur, dass unsere Schrift im Jahre 992 sich unter den Büchern des Abtes Adso von Montier-en-der befunden habe, als "Eutieius ].’ (Annal. ord. S. Bened. III, 126); doch mit Recht hat Omoxr (Biblioth. de l’ec. des chartes a. 1881 t. XLII, 160) diese Angabe auf den Grammatiker (Eu- tychius d.i. Eutyches) bezogen. ?2 Acta SS. ord. S. Bened. saec. IV, r, 655. 3 Ebenda saec. IV, 2, 571: 'quos post annum 840 hoc est annis ab obitu Bene- dieti minimum XIX editos fuisse constat'. * Hist. litter. de la France IV (a. 1738) 458: "l’auteur avoit du talent pour eerire ce qui convient parfaitement A S. Benoit d’Aniane'. Bärr, sonst der getreue Nach- treter der Hist. litt., hat diese Vermuthung nicht aufgenommen. az 364 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. März. allerdings' eher möglich wäre, so vermag ich doch keine stilistische Übereinstimmung wahrzunehmen und vermisse überdies in der uns sonst ziemlich gut bekannten Wirksamkeit des Lupus jede bestimmte Mög- lichkeit einer Anknüpfung, obwohl er ja vielfach weltliche Eingriffe in (las Kirchengut zu bekämpfen hatte. Schon MarckwAıp” verwarf daher diese Annahme als unbegründet. Ebenso möchte ich aber auch die noch nicht ausgesprochene, doch nahe liegende Möglichkeit zurückweisen, dass etwa Abt Radbert von Corbie der Verfasser gewesen sein könne, da er fast als der Einzige in dieser Zeit Dialoge von Personen mit erdichteten Namen hinterlassen hat. Hier ist aber noch viel weniger als bei Lupus von einer Ähnlich- keit des Stiles zu reden, und auch die auf beiden Seiten beliebten Terenzeitate sind wegen ihrer Häufigkeit” nicht beweiskräftig genug. Auffallend wäre auch die bei ihm sonst nicht nachweisliche Benutzung Pseudoisidor’s. Bleiben wir zunächst bei den spärlichen Zeitmerkmalen stehen, welche die Schrift selbst darbietet — Anspielungen auf Zeitereignisse, wie etwa auf die normannischen Verwüstungen, fehlen leider ganz —, so wird darin die Capitulariensammlung des Ansegis angeführt, unter Berufung auf Karl den Grossen und Ludwig den Frommen als ihre Urheber. Der Beiname des Letzteren lässt darauf schliessen, dass seit seinem Tode im Jahre S40 wenigstens einige, wenn auch vielleicht nicht viele, Zeit vertlossen war.’ Etwas weiter abwärts führt die wiederholte und starke Benutzung der pseudoisidorischen Decretalen, da diese nicht vor 852 auftauchen. (Aus ihnen kann auch die An- führung der sogenannten Canones der Apostel und des Coneils von Antiochien stammen.) Würde uns dies etwa frühestens in die Zeit Karl’s des Kahlen versetzen — es ist nur von einem königlichen, nicht von einem kaiser- lichen Hofe die Rede —, so darf doch nieht verkannt werden, dass ! Ann. ord. S. Bened. III, 126: ‘Sed tamen in eius stilo, non omnino bar- baro et impolito, nonnihil Lupini salis et genii deprehendere mihi videor’, weiterhin p- 127: "Certe ne Lupo nostro eum confidenter tribuamus, obstat dialogi stilus tantis- per asperior et Pii cognomen Ludovico Augusto tributum, quod a Lupi formula et tempore fortasse videbitur nonnihil alienum’. Der letztere Grund ist nicht ganz stichhaltig. ? Beiträge zu Servatus Lupus (Strassburg 1894) S.43; doch ist es etwas zu viel gesagt, dass Mabillon »einen jeden Beweis« für seine Annahme schuldig ge- blieben sei: er fand ihn in der Ähnlichkeit des Stils. ® Siehe besonders auch den von WınterreLp (Hrotsvithae opp. p- NN—-XXII) wieder herausgegebenen Dialog, in welchem Terentius selbst redend eingeführt wird. * Vergl. Sınson, Jahrb. des Fränk. Reichs unter Ludw. dem Fr. I, 45—46, doch ist die Grabschrift Ludwigs, weil offenbar jüngeren Ursprungs, unter den Zeugnissen zu streichen. Dünmnter: Uber den Dialog De statu sanctae ecclesiae. 365 die in unserer Schrift gerügten Missstände der Kirche auch weiterhin unter seinen Nachfolgern ungestört fortdauerten. Die Klage z. B. über die Plünderungen, denen die Habe eines Bischofs nach seinem Tode ausgesetzt sei, kehrt ganz ähnlich auf der Synode von Trosly-Breuil' im Jahre 909 wieder. Die hierbei von uns vorausgesetzte westfrän- kische Herkunft selbst ist ganz sicher, denn der Verfasser spricht am Schluss im Gegensatz zu seiner Heimat von kirchlichem Brauche in Germanien und Sachsen, d.h. in Ober- und Niederdeutschland, also im Östfränkischen Reiche. Denken wir demnach zunächst an die Zeit Karl’s des Kahlen, mit ihrer Schwäche der Königsgewalt gegenüber den Anmaassungen der Grossen, so wäre doch die Möglichkeit der Hervorbringung eines litterarisch immerhin hervorragenden Erzeugnisses trotz des Nieder- ganges der Studien für einen späteren Zeitpunkt, wie etwa die Re- gierung Karl’s des Einfältigen, nicht ausgeschlossen. Lebten ja damals noch Männer von vielseitiger Bildung, wie Abbo von St. Germain, Hukbald von St. Amand und Remigius von Auxerre, denen sich Odo von Cluni anschloss, als würdige Fortsetzer der früheren Leistungen.” Die jüngsten Stücke, welche Descordes in seine Sammlung (S. 685-7 10) aufnahm, sind ein um 914 verfasstes Schreiben des Erzbischofs Heriveus von Reims an Wito von Rouen’ und Satzungen des Bischofs Rieulf von Soissons aus dem Jahre 989. Neben den vorstehenden Zeitmerkmalen ist aber vielleicht noch ein anderer Umstand zu berücksichtigen. Der Verfasser unseres Dialogs erwähnt nicht nur unter anderen Helfern der Kirche die Archidiakonen im Allgemeinen, sondern er spricht auch von ihren Sprengeln, den Archidiakonaten‘, als einer von Alters her bestehenden Einrichtung, deren Grenzen von dem Bischof durchaus nicht willkürlich verrückt werden dürften. Obwohl nun Archidiakonen schon im 9. Jahrhundert öfter vorkommen und auch wohl mehr als einer innerhalb desselben Bisthums, so ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass vor dem 10. Jahr- hundert eine so bestimmte Regelung und Abgrenzung ihrer Sprengel ! Coneil. Trosleian. e.14 (Mansi Coll. eoneil. XVII, 302): ... "inter nostrates hie pessimus inolevit mos, ut defuncto ecclesiae episcopo mox a quibuscumque potentioribus pervadantur res ecclesiasticae, quasi episcopi fuerint propriae, cum etiam si eius essent. contra omne ius id fieret. Hoc tam immane sacrilegii facinus et iam saepius factum scientes dolemus et ne ulterius a quolibet praesumatur.... interdieimus’. Auf dieser Synode wird auch Pseudoisidor mehrfach angeführt (col. 273. 277— 279), ebenso Ansegis: nach den Canones folgen 'eorum pedissequa regum capitularia’ (col. 273). ® WarrengacH, Deutschlands Geschichtsquellen I, 406. ® Vergl. dazu Forsch. zur deutschen Gesch. VI, 373 A. 2. * Eine der frühesten Erwähnungen dieses Wortes bei Flodoard, Ann. a. 922 (SS. III, 371): "Seulfus, qui tune urbis eiusdem ministerio fungebatur archidiaconatus’; Hist. Rem. ecel. c.35 (SS. XIII, 585) aus dem Jahre 948. 366 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 14. März. stattgefunden hat.‘ Wenn auch unsere Zeugnisse über die Entwickelung der Archidiakonen keineswegs klar und vollständig genug sind, um ganz sicher zu urtheilen, so neige ich hiernach dazu, unseren Dialog doch erst in die späteren Jahre Karl’s des Einfältigen zu setzen. Dazu würde einerseits das sonst auffällige Schweigen über die normannischen Verheerungen passen, weil diese mit der festen Besitzergreifung der Normandie im Jahre gıı im Wesentlichen ein Ende nahmen, anderer- seits die Voranstellung Sachsens, die durch Heinrich’s Wahl zum deut- schen Könige 919 gerechtfertigt war, wiewohl natürlich diesen beiden Gründen keine zwingende Gewalt beiwohnt. Wenden wir uns nach diesen allgemeinen Erörterungen zu dem Inhalte der kleinen Schrift selbst, so stellt sich dieselbe als ein Zwie- gespräch zweier Bischöfe dar, die mit den erdichteten Namen Eutitius und Theophilus bezeichnet werden. Dass der Verfasser selbst gleich- falls ein Bischof gewesen sein müsse”, folgt daraus natürlich nicht, aber ebenso wenig wird man mit Mabillon seinen Namen in dem eines der beiden Sprecher wiederfinden können. Es ist ein wirklicher Dialog, der ohne jede erklärende Einleitung des Verfassers als solcher in lebhafter Wechselrede beginnt und auch in der Folge nicht durch längere Vorträge unterbrochen wird. In dieser Hinsicht steht er in der Litteratur jener Zeit ziemlich allein, da die Lehrgespräche Alkvin’s doch ein wesentlich anderes Gepräge haben. Die beiden Sprecher, die demnach keineswegs aus der Rolle fallen, sind durehgehends deutlich unterschieden: Theophilus, der gelehrtere und vermuthlich ältere, als ein Mann, der mit unbeugsamer Folge- richtigkeit auf streng kirchlichem Standpunkte verharrt, Eutitius da- gegen biegsamer, viel mehr geneigt. den bestehenden Verhältnissen Rechnung zu tragen, sich wo möglich mit ihnen abzufinden. Den Man- gel einer streng logischen Gedankenfolge, welcher zu Wiederholungen führt, möchte ich dem Gespräche mehr zum Vorwurf machen als ober- tlächliche Behandlung des Gegenstandes, die von der Hist. litter. ge- ! Vergl. Hınscarus, Lehrbuch des Kirchenrechts II, 189-193; ALFR. SCHRÖDER, Entwiekelung des Archidiakonats, Augsburg 1890, S.60 und S.56. »Am frühesten und allgemeinsten verbreitete sich im Westfränkischen Reich die Sitte, mehrere Archidiakonen für eine Diöcese zu bestellen.«e Walahfrid (De exordiis et inerementis rer. eccles. c. 32, Capit. reg. Frane. II, 516) bemerkt: "similiter in quibusdam ecclesiis archidiaconos fa- ıniliae respieit gubernatio’. Vergl. Walter von Orleans a. 868 c.2 (Delalande Supplem. coneil. 183). ® So auch die Hist. litter. IV, 459 im Anschluss an Mabillon (Acta SS. IV, 1, 655): "lllud tamen obstare videtur, quod E. et T. huius dialogi interlocutores epi- scoporum nomen aliquando assumunt. At illud fit rhetorico more, cum quis personam induit eins, de quo sermo instituitur'. Hierin mit ihm einverstanden, vermag ich doch nicht den Namen Eutitius für den des Verfassers zu halten. Er ist ebenso erdichtet wie bei Radbert Adeodatus und Theophrast. Dümuter: Über den Dialog De statu sanetae ecelesiae. 367 tadelt wird." Die einleitenden Worte, welche sich ähnlich wie der Eingang eines Schreibens von Agobard” auf eine in der Pfalz geführte, aber abgebrochene Unterredung beziehen, die nun unter vier Augen fortgesponnen werden soll, können ebensowohl einen wirklichen wie einen erdichteten Anlass meinen: in beiden Fällen würde ein gelehrtes Gespräch dieser Art gut auf den Hof des geistig so angeregten Königs Karl’s des Kahlen passen’, aber doch nicht auf diesen allein. Als Gegenstand des früheren und jetzigen Gespräches wird zu- nächst eine geschichtliche Betrachtung hingestellt über den ursprüng- lichen Zustand der Kirche, über die Ausbildung ihrer Organe und ihre Wandlungen bis zu ihrer Erniedrigung in der Gegenwart herab, und zwar in Gestalt einer raschen Übersicht nach Art eines Handbuches. Wer hiernach eine kirchenhistorische Entwickelung, sei es auch nur in aller Knappheit, erwartet, wird bald enttäuscht.“ Auch reicht die Belesenheit des Verfassers nicht sehr weit: er benutzt nur Terenz, Rufinus’ Kirchengeschichte, Gregor's Homilien, Ansegis und Pseudo- isidor. Theophilus, der Belehrende, berührt ganz kurz die Stiftung der Kirche, um, ohne auf ihre Entfaltung irgendwie weiter einzu- gehen, an die Geschichte der Bestrafung von Ananias und Saphira so- fort die Nutzanwendung für die Gegenwart zu knüpfen, dass schlimmer als jene, die der Gemeinde nur einen Theil ihres Eigenthums betrüge- risch vorentlhielten, diejenigen seien, die sogar das raubten, was andere zu ihrem Seelenheil gestiftet hätten. Eutitius bemerkt dagegen — und er kommt hiermit auf die Frage, welche eigentlich den Mittelpunkt des Gespräches bildet —, dass von solchem unrechtmässigen Besitze doch Schenkungen der Bischöfe an ihre Freunde oder Verwandten völlig zu unterscheiden seien. Theo- philus giebt dies mit der Beschränkung zu, dass das Eigenthum Gottes überhaupt nicht angetastet werden dürfe’, nur gewisse Einkünfte und ! IV, 458: "il est assez bien eerit pour le temps, mais on ne fait qu’y ebaucher une si belle matiere, bien loin de l’y approfondir’. 2 M.G.EE.V, 164 ep.4. ® Aber nach Rıcaer (Historiar. 1. Ic.14) war auch Karl der Einfältige "litteris liberalibus admodum eruditus’. j * Bei Weitem mehr bietet eine solche Abbo’s Sermo V: ‘De fundamento et in- eremento christianitatis’ bei Dacaerv, Spieileg. IX, ror-ı1o, zwischen 927 und 936 verfasst. 5 Vergl. das Coneil. Trosleian. ce. 4 (Mansı Coll. cone. XVII, 274): 'omnia, quae Domino offeruntur procul dubio et consecrantur, oblationes fidelium dieuntur, sed quid- quid ei a fidelibus offertur, sive homo fuerit, sive animal sive ager vel quodlibet artifieium, aedifieium, vestimentum, quodeumque mobile vel immobile de his rebus, quae supplementum sanctae Dei ecclesiae eiusque ministris atque ornatum praestare possunt, indubitanter Domino consecratur et quieumque ab ecelesia aliquid ex his yuocumque modo alienaverit ... procul dubio sacrilegium committit'. 368 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. März. Lehen seien von Alters her von den Kirchen zu Gunsten ihrer welt- lichen Helfer abgetrennt worden, sie dürften aber in keiner Weise vermehrt werden, und wer sich also Übergriffe zu Schulden kommen lasse, sei dem höllischen Feuer verfallen. Dieser Hinweis giebt ihm Anlass zu einer leidenschaftlichen Klage über die Fürsten und Bischöfe seiner Zeit und die durch sie verschuldete völlige Unsicherheit alles kirchlichen Gutes. An biblischen Beispielen wird sodann gezeigt, welche Strafe jene zu gewärtigen haben, die sich an Gott geweihten Gegen- ständen vergreifen. Mit seiner beredten Schilderung stimmt nieht nur das Concil von Trosly überein, sondern ganz besonders Abbo von St. Germain', der das Elend der Kirche durch Beraubung und Ver- kürzung ihrer Rechte in den dunkelsten Farben malt. Eutitius scheint diese erschreckende Abschweifung, zu der sich Theophilus durch seinen Eifer ohne Noth habe fortreissen lassen, viel zu weit zu gehen; er lenkt daher zu der Frage zurück, die er vorher schon gestellt hatte, was denn einem Bischof zu verschenken gestattet sei und was nicht. Theophilus beantwortet sie, indem er den er- laubten Niessbrauch von der unerlaubten Übertragung kirchlichen Eigen- thums unterscheidet. Eutitius findet. dass dieser Theorie die kirch- liche Praxis sehr wenig entspräche, und wirft nunmehr die weitere Frage auf, was mit denen zu geschehen habe, die ungerechte Geschenke an Kirchengut behalten wollten, und ob der Nachfolger eines Bischofs das Recht habe, unrechtmässige Schenkungen seines Vorgängers, zumal auch schriftliche, zu widerrufen. Theophilus versichert dagegen. dass ungerechte Schenkungen stets ungültig seien und auch zwischen Welt- lichen stets rückgängig gemacht werden könnten. Kein Bischof sei an ungerechte Handlungen seines Vorgängers gebunden, z. B. nicht an dessen Ketzerei, wie dies durch biblische Beispiele dann noch weiter ausgeführt wird. Diejenigen, welche die Kirche nicht aufhörten zu zerreissen, könne man nicht mehr als Söhne, sondern müsse sie als Feinde der Kirche betrachten. ! Sermo V (Dacaery, Spieil. IX, 105—106): "Ergo hanc religionem tam Deo caram ... quotidie dissipant illi, qui nune sunt prineipes mundi, reges videlicet, comites, vicecomites, consules, proconsules eorumque vicarii, vassi dominiei, horum satellites omnesque mali iudices. Auferunt namque perversa calliditate urbalibus ecclesiis neenon monastieis res et villas, quibus debent episcopi, monachi et canoniei vivere. Diversis plane dolis et fraudibus praedieti invasores ecelesiae destruunt praesidia christianitatis, oe est sedes episcopales et monasteria, praedis seilicet, rapinis, precariis falsidieis, manufirmitatibus iniquis. Habentes enim eas inscriptum contemnunt reddere censum. Sie autem res Christi transferunt sibi in praedium et alodium possessores sacrilegi. Interdum vero violenter easdem res ecclesiae diripiunt sibique inlieite possident’; 109: ‘Istam profeeto eivitatem Dei quotidie certant penitus destruere huius saeculi amatores iniusti et sacrilegi praedando omnibusque flagellis affligendo. Quidnam sunt isti lupi rapaces, qui sine cessatione persequentes devorant et depannant christianitatem?" — Dünster: Über den Dialog De statu sanetae ecclesiae. 369 Eutitius, nachdem er dies im Prineip zugegeben, knüpft die Frage daran, die damals wohl nur zu sehr ein praktisches Interesse hatte, was ein Bischof für sein Recht thun solle, wenn der unberechtigte Inhaber von Kirchengut seinen Besitz gewaltsam vertheidigen wolle. Theophilus verweist zunächst auf die göttliche Hülfe, sodann aber auf den Rechtsweg, nach welchem sich der Bischof an seinen Metropoliten. an den Primas und endlich an den Papst halten solle, der nach drei- maliger Vorladung den Bann über den schuldigen Kirchenräuber aus- zusprechen habe. Diese Auskunft befriedigt Eutitius wenig, denn er sieht vorher, dass die Übelthäter sich an die weltlichen Gerichte wenden und unter Anwendung jeglicher Gewalt ihren Raub behaupten würden. Theophilus findet, dass die Schuld an diesen traurigen Zuständen die mangelnde Eintracht der Bischöfe selbst trüge, von denen der eine seinen Vortheil in dem Schaden des andern suchte, einer den Wider- sacher des andern in seinen Schutz nähme. Eutitius, der sich durch diesen Vorwurf offenbar getroffen fühlt, wirft dagegen ein, dass es ilım doch wohl freistehen müsse, seine Verwandten oder Freunde unter seinen Schutz zu nehmen, wenn sie durch Theophilus nach Verhängung (des Bannes der Habe wieder beraubt werden sollten, die sie von dessen Vorgängern empfangen hätten. Man sieht, dass es sich hier um einen ganz bestimmten einzelnen Fall handelt, dass es Theophilus selbst ist, der einem Verwandten des Kutitius ein diesem von früher her übertragenes Kirchenlehen wieder entziehen will. Schon die Pariser Synode von 829 und im Anschluss daran die in Worms versammelten Bischöfe! erliessen ein Verbot da- gegen, dass Bischöfe mit dem Vermögen ihrer Kirche Besitzungen an- kauften, um dieselben dann ihren Verwandten zu schenken: nur für die Kirche selbst sollten sie erwerben. Obgleich Eutitius nun offen seine Freunde in Schutz nehmen möchte, muss er nach den weiteren Ausführungen des Theophilus, die sich auf die früheren Zugeständnisse seines Gegners stützen, im Prineip zustimmen und einräumen, dass ein Recht auf den Besitz jener Kirchengüter nicht bestehe, aber er wendet doch ein, dass die Inhaber gutwillig nichts herausgeben, sondern, wenn kein anderer Ausweg sich finden liesse, ihren Besitz mit Gewalt behaupten würden. Theo- philus setzt ihm nun aus einander, dass Rechtsmittel, die für zweifel- hafte Dinge passten, da nicht anzuwenden seien, wo über die Eigen- schaft als Kirchengut gar kein Zweifel obwaltete; der nackten Gewalt gegenüber will er seine Sache Christus anbefehlen. ! Capitularia reg. Francor. II, 34, ec. 15 370 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. Eutitius hebt dagegen hervor, dass die Anrufung göttlicher Hülfe nur den Spott der Kirchenräuber herausfordern würde, Theophilus aber will sie nach biblischem Vorbilde wie ein Unkraut ausreuten. Dennoch kommt er trotz dieser Drohung noch einmal auf die Rechts- frage zurück. Wenn ein Rechtsverfahren stattfinden solle, so müsse zunächst nach der exceptio spolii die Kirche wieder in den Besitz ihres streitigen Eigenthums gesetzt werden, wie solches ja auch bei den Weltlichen üblich sei, um dann vor dem Könige, den Bischöfen und andern Richtern eine Verhandlung darüber zu eröffnen. Eutitius gesteht zu, dass bei der gegen die Kirche herrschenden Unbilligkeit (diese berechtigte Forderung schwer zu verwirklichen sei. Anders ver- halte es sich in Deutschland, wo bei der Einsetzung eines neuen Bischofs alle Vasallen der Kirche nur friedlich und demüthig um die Erneuerung ihrer alten Lehen nachsuchten, denn in’ Frankreich sei man sofort mit Drohungen gegen die Bischöfe bei der Hand. Dieses Zeugniss über wenig bekannte Verhältnisse ist vielleicht das wertlı- vollste der kleinen Schrift. Theophilus mahnt zum Schluss und ohne dass ein Widerspruch von der andern Seite erfolgte zur Standhaftig- keit in der Behauptung der kirchlichen Rechte und stellt eine Fort- setzung der abgebrochenen Unterredung in Aussicht, welche auf die hier übergangene Geschichte der Kirche zurückgreifen solle. Dies ist in der Hauptsache der Inhalt unseres Dialogs. Sein Er- eebniss wäre also dies, dass Eutitius, der aus menschlichen und per- sönlichen Rücksiehten die weltlichen Inhaber des Kirchengutes zuerst in seinen Schutz nehmen möchte und für sie nach irgend einem recht- lichen Rückhalt sucht, durch Theophilus’ starre Consequenz zu ihrer völligen Verdammung gleichfalls fortgezogen wird. Freilich verbindet sich mit der Mahnung zum Frieden der Ausdruck der Hoffnungslosig- keit dieser Bestrebungen. In ähnlich entsagender Stimmung fordert auch Abbo von St. Germain dazu auf, die räuberischen Wölfe zu dulden und ihrer eigenen Bestrafung zu überlassen.‘ So sehen wir, dass Winemar, der ruchlose Mörder des Erzbischofs Fulko von Reims (7 900), obeleich von den Bischöfen deshalb gebannt, dennoch vollkommen straf- frei blieb. Unleugbar haben wir es hier mit einer für jene Zeit seltenen litterarischen Hervorbringung zu thun. Wir können nur be- dauern, dass unsere völlige Unkenntniss ihrer Überlieferung es uns erschwert, zu einem sicheren Urtheil über die Entstehungszeit und Herkunft dieser eigenthümlichen Schrift zu gelangen, wie ja auch über die in ihr erörterten besonderen Verhältnisse ausdrückliche Zeug- ı A. a.0. 8.110: 'Itaque o ecclesia Dei, o civitas Dei, patienter fer hos lupos devorantes vos Christi agnos. Siquidem hoc malum, quod vobis aestimant nostri facere adversarii, multo magis sibi illud ingerunt”. Dünuter: Über den Dialog De statu sanctae ecelesiae. 37] nisse sonst nicht vorliegen und auch nicht zu erwarten wären. Als ein bezeiehnendes Beispiel aber für die in ihr gerügten und den Bischöfen zu geringer Ehre gereichenden Missstände führe ich noch den Erzbischof Heriveus von Reims (900-922) an. Obgleich ihm nachgerühmt wird, dass er so manche von seinem Vorgänger Fulko ausgeliehenen Besitzungen seiner Kirche wieder eingelöst habe', be- dachte er doch selbst seinen Bruder Odo und seinen Neffen Heriveus mit vielen Gütern der Reimser Kirche.” Sein Nachfolger Seulf aber musste, um ihnen diese wieder abzujagen, ein für seine Kirche sehr bedenkliches Bündniss mit dem ehrgeizigen Grafen Heribert von Ver- mandois schliessen. So sehen wir, dass allerdings der ideale Stand- punkt des Theophilus nicht gerade als der herrschende in der west- fränkischen Kirche jener Zeit erscheint, wie ja auch die Rücksicht auf die Verwandtschaft bei der Besetzung der Bisthümer oft eine ent- scheidende Rolle spielt.” Es möge nun der Text des Dialogs selbst nach der einzigen Ausgabe folgen. Dialogus de statu sanctae ecclesiae. Eutitius. Residentibus nuper sanctis et gloriosis sacerdotibus in palatio regio, simulque plurimis astantibus nobilibus viris, me quoque contigit affuisse: ortusque est sermo inter eosdem venerabiles sacerdotes de statu sanctae ecelesiae, qualis in primordio sui fuerit, qualiter sub procellis perseceutionum pugnaverit; quomodo his sopitis efiloruerit; uandiu in eodem flore permanserit, et qualiter nune in fine saeculorum pene usque ad terram deiectus sit. His sermonibus alternatim per- eurrendo, dum me hiantem avidumque audiendi profunda suspenderet consideratio, repente surripientes quorundam saecularium negotiorum turbines sermones exortos de magna et communi utilitate diseiderunt. Meum autem desiderium eum de his vel cogitandi vel retraetandi mi- nui non posset, festinavi ad te, mi Theophile, ut quod secularium tu- multus abruperant, tua duleis et grata semper mihi suppleret oratio. Quodam enim ardore ita inflammatus sum, ut si de his sufficientem non hausero potum, nullatenus me requiescere patiatur anima mea. ! Flodoard, Hist. Rem. ecel. 1. IV c.ır (SS. XIII, 576). 2 Ebenda c.18 (p. 578): 'sublatis sibi ecclesiae possessionibus, quas plures ex hoc retinebant episcopio’, und die Klageschrift des Erzbischofs Artold vom Jahre 943 ebd. e.35 (p. 585). Von dem Auxerrer Bischof Gualdrieus (9r8—933) heisst es in den Gesta episcop. Autissiodor. (Duru, Bibl. hist. de l’Yonne I, 377): 'diligebat militum contubernia, sed maior illi inerat erga propinquos affectio et largitas profusior'. 3 Siehe die von mir angeführten Beispiele, Geschichte des Ostfränkischen Reiches III, 638, die sich leicht vermehren liessen. p- 646 ed. Cordesius. Pp- 647. 372 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. Theophilus. Cum tu in schola Christi educatus sis, et veteris ac novi testamenti notitia tibi sit tradita, quid novi in palatio audisti, ut tam subito, tam vehementer inflammatus sis? Eutitius. Eorum quae audivi partim nova, partim mihi vetera visa sunt: nova quidem de erebrescentibus malis, vetera vero de re- cordatione transacte felieitatis. Sed quia solet praesentium malorum dolores recordatio preteritorum bonorum aliquando linire‘, nonnunquam “augere, declinata ea parte, qua exasperantur dolores, ei animum inten- damus, qua liniri” solent. Theophilus. Quae est illa? Eutitius. Ut mihi videtur, spes evadendi: his enim qui sie aftli- guntur, ut spem evadendi amiserint, transacta felieitas poena est, his vero, quibus spes liberandi arridet, solamen. Theophilus. Sie videtur. Eutitius. Cum ergo sie videatur, peto ut collatione tuae dilee- tionis mihi satisfiat et quae diu intacta quasi inveteraverunt, mutua alloceutione atque retractatione innoventur. Theophilus. Bonum desiderium omnimodis adiuvari fas est, morem ergo geram tibi seeundum quod dederit divina propitiatio, dum tu ipse quid desideres et qualiter, cur etiam, assignaris. Eutitius. Quid desiderem, in promptu est: ea seilicet que in pa- latio degustavi plenius haurire. Qualiter autem ut quae dieuntur non decurso pereant sermone, sed scriptis adhibitis fiat mihi quidam en- chiridion', quem prae manibus ferens secreti silentii mei habeam con- solatorem. Cur etiam manifestabo, ut non solum meae, sed etiam aliorum utilitati proficere possit. Theophilus. Oportet igitur quae necessaria sunt per singulas dividi species, ut his capitulatim adnotatis atque propositis subsequens ordo expositionis nullo errore turbetur. Eutitius. Cum de statu ecelesiae res agatur, hie erit quasi supre- mum genus: dividatur autem in his speciebus, qualiter fuerit in prin- eipio, qualis sub passionibus, qualis post passiones, quibus auetoribus proveetus sit, quibus deeretis confirmatus, cur olim solis spiritualibus intentus, postmodum ad instar rei publicae magistratibus et defenso- ribus fultus sit. Erunt autem forte et aliae quae his explanatis sub- dividi possint. Theophilus. Magna sunt quae postulas et ipsa sui propositione iam mihi metum praestantia, neque enim vires meae suffieiunt ad por- tandum quod imponis onus. * lies lenire. b Zies leniri. ! Hiermit scheint er unseren Dialog selbst zu meinen. — — «+ Dünnter: Über den Dialog De statu sanetae ecclesiae. 373 Eutitius. Gregorius dieit': "Vires quas imperitia denegat, caritas ministrat': non ergo subterfugiendus est pius labor, quem caritas ex dileetione proponit archario. Ex hoe pia fidueia erescere debet, quia non tantum tuis, quantum patrum scriptis, ad haec* effieienda flagitaris; simulque volo, ut audias te admonitum enchiridion cudere, non im- mensa volumina adunare. Ne ergo dubites, sed Christo reetore de priori statu ecelesiae iam nune incipe disputare. Theophilus. Suaves quidem sunt sermones tui, sed dura imperia; vis enim, ut tuis coniieio dietis, ut ampla contraham, eontracta quaeque testimoniis aceingam: quae quam“ laboriosa sint, tuo intentus desiderio non perpendis. Eutitius. Vide ne comici” illo verbo te notaveris: Nulla res tam Ffacilis quin diffieilis siet quam invitus facias. Cum ergo tibi proposuerim adiutorem fortem sapientiae qui dieit: Omnia possibilia credenti, cur am- plius dubitare mavis? Theophilus. Non dubito, ut qui os asinae articulata voce resol- vit, inertiae quoque meae fatuitatem sale sapientiae suae condire pos- sit. Itaque soluto rudente spiritui eius carbasa nostra committentes, hine optati navigii ordiamur exordium. Ad redimendum hominem invidia diaboli ab aeternitate deieetum Deus pater omnipotens filium suum eoaeternum sibi et consubstantialem mittere dignatus est, qui de virgine carnem assumens, ita divinam na- turam humanae univit naturae, ut illius ad infima descensio nostra fieret ad summa proveetio. Hic est fundamentum ecclesiae, de quo Paulus dieit: Fundamentum aliud nemo potest ponere praeter id quod positum est, quod est Christus Iesus. Qui, antiqui hostis superbia triumphata, a mortuis potenti virtute resurgens et caelorum summa conscendens, apostolis suis undecim cum septuaginta duobus diseipulis et aliis quam plurimis in Hierusalem residere praecepit dieens: Vos autem sedete in eivitate quoad- usque induamini virtute ew alto. Hi ergo perseverantes erant unanimiter in oratione, sicut Lucas in Actibus apostolorum testatur, cum mulieribus et Maria matre lesu et fratribus eius. Decimo igitur die post ascensionem redemptoris ad caelum hora tertia super hos omnes Spiritus sanctus in igneis linguis apparuit et inflammavit eos sicut ferrum inflammatur ab igne. Nulla igitur mora in discendo fuit, sed mox ut iste incomprehen- sibilis et ineffabilis”spiritus corda eorum replevit, omnium linguarum scientiam dedit et caeperunt Christum loqui in aliena lingua, qui eatenus eum confiteri non praesumebant in propria. Huius igitur novitate mira- ! Diese Stelle habe ich nicht gefunden. * cum ed., quam verb. TRAUBE. 2 Ter. Heautontim. IV, 6, 1.2, vergl. Hieronymi in Ezech. VII prolog., Opp. ed. Vallarsius V, 239. pP: 648. Mare. 9, 22. 2. Cor. 3, 11. Luce. 24, 49- Act. 1, 14. P- 649. Act.2, 4. Act.2,4r. lolı. zr, 25. 2. Cor. 10,3. Act.4, 32. ih. 2, 45. ih. 4, 35: p- 650. Act. 5, 1-5. 374 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 28. März. euli multitudo eonveniens percellitur et duce Petro uno die tria millia, altero quinque millia convertuntur. Dehine infinita erescente turba pri- mitivae ecelesiae status exortus est, qui, sieut sol mundum irradiat, sie Spiritus saneti praesentia illuminatus, miraculis corusceus, linguarıum varietate admirandus, benefieiorum diversitate munificus apparuit, ut nee diei nee seribi possit, quanta elaritate divini radii totum mundum perfuderit. Neque enim quae Christus per semetipsum vel diseipuli eius operati sunt. omnia seripta sunt teste Iohanne, qui dieit: Quod si omnia seriberentur, quae lesus fecit, nee ipsum mundum capere arbitror eos qui seri- bendi sunt libros. Eutitius. Placet valde quod dieis, sed quaeso te, qualiter communi vita, id est seecundum earnem, vivebant, ut ex eorum conversatione ali- quid in usu nostrae conversationis trahere possimus? Theophilus. Hi in carne ambulantes non seecundum earnem vive- bant: seeundum enim earnem vivitur, quando carnis desideria perpetran- tur. Sed quia simplieiter requisiisti, simplieiter tibi respondendum est. Quaeris enim de cibo et potu eorum et de his quae ad corpus pertinent. Eutitius. Ita est. Theophilus. Lucas dieit: Multitudinis eredentium erat cor unum et anima una; praedia et possessiones vendebant et afferebant pretia ante pedes apostolorum et dividebatur singulis, prout cuique opus erat. Et in deeretis pontificeum' legitur: Quia apostoli Iudaeam erant relicturi et in gentibus dispergendi, ideirco praedia in Iudaea® minime sunt adepti, sed pretia tantum- modo ad fovendos egentes. Creaturam autem aliquam, quae usibus homi- num concessa est, non repudiabant. ne si ex parte spernerent, totam damnasse viderentur. Eutitius. Non ergo eis erant praedia et possessiones. quae ab im- probis quibusque diripi possent. Theophilus. Minime. Eutitius. Quid ergo ex eorum auctoritate contra eos agendum est, qui res ecelesiae et peierant et usurpant? Theophilus. *Magnum quoddam labarum ex eorum auetoritate contra hos erigere possumus. Certe Ananias conscia uxore sua Sapphira agrum vendidit et facta de suis fraude partem quandam ad pedes aposto- lorum posuit. Sed Petro per Spiritum sanetum euneta eognoscente frau- dis eonvietus est et illico eum uxore morte subita damnatus. Nota quod dieitur: Qui de suis fraudem feeit morte damnatus est. Si ergo ille morte damnatus est, qui de propriis fraudem feeit, quid illi passuri sunt, ui non ea quae dederint repetunt, sed quae alii pro remedio animarum suarum eontulerunt, invadunt? a Iudaeam ed. ! Deeretal. Pseudoisid. Epist. Melchiad. ce. 9, p. 247 ed. Hıyscaivs. Dünnter: Über den Dialog De statu sanctae ecclesiae. 305 Eutitius. Qui invadit invasor, qui usurpat usurpator dieitur. Tali- bus autem leges divinas atque humanas resistere manifestum est. Quo- modo autem is, qui ab episcopo donum aliquod ex aliquibus rebus eccele- siae percepit. invasor vel usurpator dieetur? Eece tu cum sis episcopus. si aligua proximis vel amieis tuis ex rebus ecelesiae largitus es, nunquid hi invasisse dieentur? Theophilus. Ex iniusto dono nulla iusta retentio. Sunt autem divisa que episcopus dare potest et quae nom debet: ex his quae dare potest iustum dieimus donum, ex his quae non debet iniustum. Eutitius. Ita mihi videtur. Theophilus. Non tibi soli, sed omni reete sapienti ita viden- dum est. Eutitius. Rogo ergo te, ut distinguas quae danda sunt et quae non danda. Theophilus. Non hoe verbis meis distinguendum est, sed eorum canonibus, de quibus locuti sumus, apostolorum et qui eos reeto calle prosecuti sunt. Sie ergo in canonibus apostolorum eapitulo trieesimo nono seriptum est': Non liceat episcopo ex his aliquid contingere ommino aut parentibus proprüs, quae Dei sunt, condonare” nec eorum occasione ecelesiae negotia depraedetur. Eutitius. Omnia quaecumque sunt, Dei sunt, quomodo ergo di- eitur, ut aliquid ex his quae Dei sunt, episeopo non liceat contingere vel propriis parentibus condonare? Certe quotidianus vietus ex his est quae Dei sunt: prohibetur ergo quotidianus vietus ab episcopo con- tingi vel propriis parentibus denegari, qui iubetur episcopi manibus etiam pauperibus tradi? Theophilus. Qui sophistiee loquitur® odibilis est.” Tu ergo te ipsum reprehende, qui in sacris scriptis*cavillari ausus es. Prohibetur igitur episcopus ex his quae Dei sunt aliquid contingere vel proprüs parentibus condonare, non quod eibum vel vestitum ipse non contingat, aut parentibus vel quibuslibet egenis deneget, sed ne praedia et possessio- nes, quae a fidelibus oblata sunt, aliquatenus alienare presumat. Eutitius. Quod si episcopus hae auetoritate contempta propinquis ve] amieis que Dei sunt donare praesumpserit, quid faciendum censes? Theophilus. Nihil censeo, nihil iudieo: Est qui quaerat et üudicet. Interim autem audi simplieiter, quid sacra auetoritas contineat. Karolus * Vielleicht ist hier Deo zu ergänzen. Maxsr Coll. conc. I, col. 55, Decretal. Pseudoisid. ed. Hıyscams p. 29. 2 Im den Canones folgt hier: Quod si pauperes sunt, tanquam pauperibus subministret. 3 Vergl. Gunzonıs epist. ad Augienses (MARTENE et DuranD Coll. ampliss. I, 306): Caret enim maledieto, de quo per quendam sapientem dieitur: Qui sophistiee loquitur, Deo odibilis est ete. 1 P- 65T. Io. 8, 50. p- 652. 1.Cor. 6, 12; 10, 22. 376 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. Magnus et filius eius Hludovicus eognomento Pius, fortissimi sanctae ecclesiae tutores, antiquas canonum sanetiones inviolabiliter conservan- tes, de rebus ecelesiae non dividendis sie in suis edietis septuagesimo sep- timo dieunt capitulo': Res ecelesiae vota sunt fidelium, pretia peccatorum et patrimonia pauperum. Statuimus ergo, ut neque nostris neque filiorum et successorum nostrorum fidelibus’, qui nostram vel progenitorum nostrorum voluntatem vel exemplum imitari voluerint, ullam penitus iacturam aut di- visionem patiantur. Rursus de iisdem rebus ecelesiae, quibus et qualiter dividantur, in eodem libro capitulo oetogesimo*: Statutum est, ut quie- quid a fidelibus tempore nostri imperü ecclesiae sponte collatum fuerit, in ditioribus locis duas partes in usus pauperum, tertia(m) in stipendia (ce- dere) clericorum aut monachorum, in minoribus vero aequaliter* inter clerum et pauperes fore dividendum. Eutitius. Et ego hoe legi, sed eum dieunt: "quiequid collatum fuerit tempore nostri imperii, videntur exclusisse quae ante data sunt. Theophilus. Ita est. Nam sancta ecelesia postquam sibi sub- didit eulmen imperii, ex consilio regum vel optimatum per sanctos sacerdotes elegit sibi in singulis ecclesiis vicedominos, advocatos, de- fensores et caeteros adiutores, quibus tantum de rebus ecelesiae dele- gatum est, ut sine querela fideliter servitio sanctae ecelesiae et imperio pontificum obedirent, sicque confirmatum et sancitum est, ut res talibus delegatae per succedentia tempora nee cerescere vel minui praesume- rentur, sed idoneis et dignis collatae equalem constantiam in perpetuo con*tinerent. Sed Karolus et Hludovieus filius eius, iam intelligentes hane quam patimur avaritiam, ad comprimendam ambitionem hane de- derunt legem, ut antiquis essent eontenti benefieiis et de erementis et auctionibus pontificum aures non inquietarent. Eutitius. Si ita est, ut dieis, nihil nune sacerdotibus novare licet. Theophilus. Omnia licent, sed non omnia expediunt. Ut autem in- telligas res ecelesiasticas stabili et iusto ordine olim dispositas, sie ac- eipe: Certe archidiaconatus in eccelesia olim ordinatos putas, an minime? Eutitius. Archidiaconatus olim certis terminis distributos non dubitaverim. Theophilus. Nunquid licet episcopo pro libitu suo hune augere, hune minuere? Eutitius. Promovere super eos quem placuerit, ipsos autem archi- diaconatus augere vel minuere puto non oportere. U Ansegisi Capitul. 1. I c. 77 (Capit. reg. Franc. I, 405), vergl. Warrz, Verfassungs- gesch. IV, 185 n. 2. ” temporibus Ans. ® Ibid. p. 406. aeque Ans. Dünnter: Über den Dialog De statu sanctae ecclesiae. TUR Theophilus. Sie quoque de exterioribus aceipiendum puta. Ce- lum est enim saneta ecelesia et sicut sydera certum non deserunt ordinem, sie ministeria ecclesiastica, olim a Deo et sanctis patribus ordinata, nulla confusione convenit permiscere. Qui autem confundunt et permiscent ea, alieni ab ecclesia Dei sunt; qui autem alieni ab ec- elesia sunt, ab ipso Deo alieni sunt, qui autem ab ipso Deo alieni sunt, diaboli partieipes sunt. Diabolo autem et sociis eius paratus est ignis, qui non extinguitur et vermis qui non moritur. Eutitius. Ohe! quam terribilem eonsequentiam nexuisti? Quid ergo facient prineipes et sacerdotes nostri? Theophilus. Prineipes et sacerdotes vestri* quid amplius facere habent, nisi ut tantum Deo reddant rationem, quantum illis summam tradidit potestatem. Apud prineipes enim et sacerdotes vestros” ius confunditur, lex abrogatur, fasque nefasque miscentur, Dei timor con- temnitur; sacri eanones conculcantur et ita omnia permixta sunt, ut nihil aliud nisi iudieium Dei supersit. Decedente episcopo substantia eius invaditur, bona eius sieut hostium spolia dividuntur. Iste in- vadit ecelesiam, alter usurpat abbatiam. Exilit in medio miles dieens: Hoe et hoc dedisse mihi dominum meum qui decessit, sacramento fir- mabo. Ipse episcopus nondum perunctus nee sedi im*positus residuas reliquias rerum ecclesiasticarum patronis dispertit, et dum desiderat nomen pastoris, iam lupus faetus est. Talia ergo facientes dieitis vos christianos, cum manifeste antichristi sitis? Dieit enim Christus: Qui non est mecum, contra me est, et qui non colligit mecum, dispergit. Vos que Christus eonstruxit, destruitis et quae collegit dispergitis; et christia- nos vel cum Christo vos esse putatis? frustra venistis ad ecelesiam, cuius inimiei estis; frustra offertis ad altare nummum, quem ipsi altario tulistis. Quid de vobis diecam, seculares, qui non solum ececlesias, sed etiam ipsa altaria possidere vultis? Nunquid vos, qui oblationes pauperum comeditis et bibitis, ad offerendas Deo hostias pro ipso populo accedetis? vos horrea frumento et cellaria ex his, quae ecelesiae sunt, vino complebitis et sacerdotes eius fame affligetis? Cur non pertimeseitis iudieium Dei? Panes propositionum non licet comedere, nisi mundis et purificatis sacerdotibus: et vos cum uxoribus et ancillis vestris et quod peius est, nonnulli cum scortis decimas et oblationes fidelium manducabitis? Coram vobis ardebit candela, que Deo est oblata et eius altare et sacrifieium sine lumine erit? Chore, Dathan et Abiron contra Moysen et Aaron pro sacerdotio murmurant et ea quae Dei sunt auferre moliuntur. Chore cum ducentis sociis suis! igne nostri? nostros? ! ducentos quinquaginta viros nach der Vulg. [3 [597 Sitzungsberichte 1901. Mare. 9, 47. P- 653. Luc. ı1, 23. Num. 16, 1 sgg. Num. 16, 32. 33. 35. los. 7, 1. 25. 2. Reg. 6, 7. Dan. 5, 2. 3. ib. 25—30. P- 654- Exod. 7—15. Dan. 7, 7- Ioh. 8, 47. Act. 5, 29. p- 655. 378 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. divino exustus periit, Dathan et Abiron cum uxoribus et liberis et universa familia et suppelleetili tota vivos terra absorbuit. Acham quia usurpavit de anathemate, cum omnibus suis vivus incensus est. Oza quia praesumpsit arcam Dei tangere, mortuus est in eodem loco. Balthazar rex in convivio suo decimas et oblationes Dei non apposuit, sed in saeris eius vasis bibere praesumpsit; ob hoc eoenanti ei apparuit manus quae scriberet in pariete Mane Techel Phares: euius rei inter- pretationem a Daniele saneto in testimonium sui accipiens, ea nocte interfeetus est et re*gnum eius dissipatum. ur induratis cor vestrum sieut Pharao, qui servituti subigebat populum Dei? decem hie plagis pereussus ad ultimum in mari rubro cum omni suo exereitu suflocatus est. Similiter vos populum Dei manducatis et dispergitis, sacerdotes eius contemnitis, praecepta eius non auditis, flagella eius dispergitis, beneficiis non fleetimini: seitote quia, sicut mare rubrum Pharaonem, sie infernus devorabit vos, et non dixeritis: Nos christiani sumus, vos christiani non estis. Sed bestia illa quae apparuit in visione Danieli prophetae, fortis et terribilis nimis, dentes et ungues eius ferrei, con- terens et comedens omnia et reliqua pedibus suis conculecans. Verbo do- minico concludam sententiam: Qui est ex Deo, verba Dei audit, prop- terea vos non auditis, quia ex Deo non estis. Eutitius. Vehementer te video commotum et illius sententiae oblitum': Obseguium amicos, veritas odium parit. Theophilus. Obedire oportel Deo magis quam hominibus et qui propter timorem reticet veritatem, veritatis proditor est. Et vere fateor, quia qui nune per ambitionem vel avaritiam vel timorem vel vanam gloriam eito mendaciis favent, apparente omnium malorum capite. id est antichristo, eito fidem negaturi sunt. Nee eius tune erunt mani- festi defensores, euius nune sunt subdoli eultores. Eutitius. Dura sunt verba tua neque omnibus placitura, sed quia ista per excessum deplorasti, ad propositum reverti oportet. Theophilus. Proposuisti distinguendum tibi quae episcopo dare liceret, quae minime. Eutitius. Ita est, sed peto recapitulari breviter ea quae prohi- bentur, ut ad concessa postmodum veniamus. Theophilus. Tutoribus et actoribus patrimonium heredis alie- nare omnium gentium quae legibus utuntur leges prohibent, usum autem fruetus salvo iure haeredis legare non defendunt: sie quoque patrimonium sanctae ecelesiae, quae Christi cohaeres est, tutoribus et actoribus, id est episcopis et elerieis, alienare vel parentibus et*amieis contradere, leges et divinae et humanae terribiliter contradieunt: usum ı Ter. Andr. I, 1, 41, vergl. Sulpic. Sev. Dial. I c.9, p. 161 ed. Harn. Dünuter: Über den Dialog De statu sanctae ecelesiae. 37) autem fructus et sibi et cunctis egentibus cum timore Dei fideliter committunt®. Si autem episcopus vel a parentibus dimissa vel aliunde adquisita habuerit, ea suis posse relinquere, sie in Canonibus aposto- lorum capitulo XL. seriptum est!: Manifestae sunt res episcopi (si tamen habet proprias) et manifestae dominicae” et potestatem habeat episcopus mo- riens de proprüs, sicut voluerit et quibus voluerit, derelinguere: nee sub occasione ecclesiasticarum rerum quae episcopi probantur esse, intercidant et” rursus pro rebus episcopi ecclesia detrimentum patiahır. Item in eon- eilio Antiocheno capitulo XXIII. eisdem pene verbis, sensu vero toto integro idem diffinitum est.” De dispensatione quoque fructuum sie in eodem concilio capitulo ultimo seriptum est‘: Si episcopus minime his, id est vietu et tegumento, contentus fuerit, comvertat autem res ecclesiae in suos domesticos usus et eius commoda vel agrorum fructus non cum presbyterorum conscienlia diaconorumque pertractet, sed horum po- testatem domesticis suis aut propinquis aut fratribus aut filüs committat et per huiusmodi personas occulte caeterae laedantur ecclesiae, iste poenas sy- nodo provinciae persolvat. Vides igitur, quod ipsa procuratio agrorum ad laesionem ecelesiae domesticis vel propinguis episcopi non con- ceditur, quanto magis alienatio concedetur? Eutitius. Valde diversa sunt quae a te audio et quae in ecelesiis perpetrari cognosco. Sed quia satis distineta puto quae episcopus dare possit, quae vero minime, ad eos, qui iniusta dona susceperunt et iniustius retinere conantur, sermonem converti peto. Theophilus. Anacletus papa in epistola de laceratione et oppressione christianorum omnibus episcopis direeta sie dieit’: Pater noster sine dubio Deus est, qui nos creavit, mater vero nostra ecclesia, quae nos spiritualiter in baptisterio regeneravit. Ergo qui Christi pecumias et ecclesiae rapit, aufert, vel fraudatur, homicida est atque homicida ante conspectum üudieis esse de- putabitur. Qui rapit pecuniam proximi sw, iniquitatem ope* ratur; qui autem pecuniam vel res ecclesiae abstulerit, sacrilegium facit. Privilegia enim eeclesiarum et sacerdotum sancti apostoli iussu salvatoris intemerata et in- violata eius decreverunt manere temporibus. Eutitius. Haee quaerimonia satis superius deplorata est. Nune vero diligenter intende quae proponere paro. Theophilus. Propone et audiemus. Eutitius. Si quilibet episcopus res, quas dare superius non posse commitunt ed. al. * ve am Rande. \ Mansı Coll. conc. I, col. 55; Deeret. Pseudoisid. p. 29. ut nee ecel. detr. pat. ignoratione rerum pontifieis steht in den Canones ap. ® Mansı II, col. 1327 ex interpret. Dionysü Ex. ; Pseudoisid. p. 272. * Cap. 25, Maxsı col. 1328; Pseudoisid. p. 273. 5 Epist. spur. I c.14.15:; Decret. Pseudoisid. ed. Hıyscuivs p. 793. ib, ıı. 1. Maccab. r. 380 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. März. demonstrasti, parentibus vel fratribus aut quibuslibet aliis dederit, alienaverit, seripto quoque sua dona firmaverit, episcopus qui succedit, num repetere potest res, quae iniuste datae sunt? Theophilus. Omne quod iniuste sublatum est, iuste debet resti- tui. Die ergo mihi, si tutor patrimonium haeredis, quod tutandum sus- ceperat, inscio pupillo alienaverit: nunquid idem haeres suae redditus potestati, quod iniuste sublatum est, legibus repetere potest? Eutitius. Sie videtur. Cum ergo liceat morituro homini iniuste sibi sublata repetere, ecelesiae quae semper vivit, non licebit eadem facere? Theophilus. Ut enim iam superius audisti, ex iniusto dono iusta non est retentio: ubi non est iusta retentio, iusta consequitur repetitio. Eutitius. Quibus argumentis adstipulabitur, ut quod decedens episcopus quolibet modo* dederit, a succedente repeti possit? Theophilus. Die mihi, si episcopus praecedens haeretieus esset, succedens deberet in eadem haeresi permanere? Eutitius. Non est dubium, quin haereticum sequens ipse quoque haeretieus sit. Certe Paulo Samosateno eum omni heresi damnato et ab ecelesia pulso, successores ei catholiei subrogati sunt.' Cum ergo errorem eius, qui circa fidem deviaverit, non modo liceat, verum etiam necesse sit corrigi ab eo, qui succedit: res quae praecedens iniuste alienaverit, succedens iuste repetere non poterit? ÖOphni et Phinees, filii Heli sacerdotis, ipsi quoque sacerdotes, arcam testamenti a tabernaculo foederis abduxerunt et contra hostes dimicaturi capien- dam hostibus exposuerunt. Pugnatum est acriter, uterque sacerdos mortuus est, arca Dei capta est, sed ipsis debito supplicio condem- natis, arca Dei demum post*multas plagas hostibus inflietas loco suo restituta est. Templum Dei a Chaldaeis incensum et subversum, ipsa quoque Hierusalem desolata post septuaginta annos a redueibus cap- tivis et restituta et possessa est. Quanta mala Antiochus in Hieru- salem fecerit, qualiter templum spoliaverit, legem aboleverit, arcem Sion ad eonfusionem sanctifieationis erexerit, tibi notissimum seio. Sed Judas Machabaeus et frater eius constantissime resistentes non ante cessarunt, quam leges et patriam ab hostibus tuerentur. Quid ergo vel arca testamenti vel templum Domini, ipsa quoque Hieru- salem, nisi sanctam ecelesiam designat? quae vel exposita vel deso- lata hostibus a suis vere filiis usque ad sanguinem certantibus vin- dieari et restitui debet. Eutitius. Modo martyrii tempus non est, quia vero nos omnes sumus filii ecelesiae, de maternis stipendiis nutriri et foveri habemus. malo ed. ı Eusebü hist, eccles. I. VII c. 29. 30. Dünnter: Über den Dialog De statu sanctae ecclesiae. 381 Theophilus. Filii eeelesiae non sunt, ut superius quoque dietum est, qui eam contra leges divinas invadunt, quin immo atrociores inimiei manifestissimis hostibus sunt, qui intra eam positi lacerare et disrumpere eam non desistunt. Audi vero quid Pius Romanae sedis episcopus in epistola Italieis fratribus directa de talibus dieat!: Ad sedem apostolicam perlatum est, quod sint inter vos contentiones* et emu- lationes; et praedia divinis usibus tradita quidam humanis applicant usibus et Domino cui tradita sunt ea sublrahunt, ul suis usibus inserviant. (Qua- propter ab omnibus iüllius usurpationis contumelia depellenda est, ne praedia secretorum caelestium iudicata a quibusdam irruentibus vexentur. Quod si quis praesumpserit, sacrilegus habeatur et ut sacrilegus iudicetur. Ipsos autem qui hoc agunt clericos et Domini sacerdotes persequi eosque infamare audivimus, ut malum super malum addant et deteriores fiant, non intelli- gentes, quod ecclesia Dei in sacerdotibus consistat et crescit in templum Dei; et sicut qui ecclesiam Dei vastat, eius praedia et donaria et expoliat et in- vadit, sit sacrilegus, sic et ülle, qui eius sacerdotes insequitur, sacrilegü reus ewistil et sacrilegus iudicatur. Et post pauca’: Non est gravius pec- catum fornicatio quam sacrilegium et sicut”maius peccatum est quod in Deum committitur, quam quod in hominem, sie gravius est sacrilegium (agere) quam fornicari. Eutitius. Probatum est igitur res ecelesiae non licere episcopo vel ceuilibet ita alienari, ut revocari non possint. Restat ergo ut”) qualiter revocari debeant, sequens sermo declaret: forte enim hi, qui res ecclesiae susceperunt iniuste, non iustitiam doni, sed nudum donum defendere molientur. Defensio autem, quae iustitiam deeclinat, iniusta est; si autem defensio, quae iustitiam declinat, viribus humanis sit fulta, episcopus autem, qui iustitiam defendit et res alienatas de- fendere temptat, nec regio neque suorum, qui esse debuerant, ful- ciatur auxilio, quid ei faciendum erit? Theophilus. Sieut Philo maximus legatorum a Iudaeis Gaio di- reetorum dieit”: Necesse est adesse divinum, ubi humanum cessat auxilium. Metropolite ergo suo, si suffraganeus est, id intimare debet: qui con- eilium cogat et quod facto opus sit edoceat. Quod si ibi causa ter- minata non fuerit, primatem suum metropolitanus adhibeat secundum canonicam auctoritatem. At vero si coram eo causa supradieta com- petenti termino definiri nequiverit, episcopus cuius causa est, primatis et metropolitani sui auctoritate roboratus, sedis apostolice praesulem * eonsentiones ed. ‚Fehlt in der ed. ! Epist. spur. II c.7. 8, Decretal. Pseudoisid. ed. Hıyscaıvs p. 118. 119. 2 Ibid. c.9 p. 1139. ® Eusebü Hist. eceles. interpr. Rurıno I.II c.5, ed. Caccıarı I, 68. = Matth. 16, 19. Eecli. 34, 28. 29. p- 659. Rom. 1, 32. Matth. 10, 37. 382 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. März. petat et causa sua pleniter exposita, summam huius consilii requirat. Summa autem consilii haec est, ut hi, qui res ecelesiasticas occupa- verunt, tertio vocentur, non acquiescentes anathematis et excommuni- cationis vinculo a vieario sancti Petri adligentur, eui dixit Christus: (Juaecumque ligaveris super terram, erunt ligata et in caelis et quaecumque solveris super terram, erunt soluta et in caelis. Eutitius. Quia ista frequentius fiunt in cordibus reproborum, she Re relieto igitur timore Dei ad iudieia secularia convolabunt, patritiis' se munient, castellis vallabunt et deteriores ex correetione fient, homicidiis, incendiis et rapinis cuncta vastantes. Theophilus. Non hee diutius permanerent, si inter episcopos vera pax et firma concordia permaneret, sed, sieut Salomon dieit: Unus aedificans et alter destruens, quid profieit ilis, nisi* labor? Unus benedicens et alter maledicens, cuius vocem exaudiet Deus? Cum istius dispendium alterius videatur luerum, et unius deiectio alterius sit elatio’, inter haee verae caritatis divortia refugium restat ecelesiae de- sertoribus et quem unus deiieit, alter suscipit, non considerans neque pertimescens sententiam apostoli quae dieit: Quoniam qui talia agunt, digni sunt morte, non sohım qui ea faciunt, sed qui consentiunt facientibus. Initium ergo superbiae ab ipsis oritur, a quibus destrui debuerat. Eutitius. Testimonium, quod de apostolo protulisti, de forni- cariis dietum est, sed tu cum sis episcopus et fratrem vel nepotem meum vel quemlibet propinguum aut amicum a rebus, quas a prae- cessoribus tuis acceperat, divertere velis, et eum ibidem excommu- nicaveris vel eum a sede apostolica excommunicari feceris, ego qui episcopus sum, sieut et tu, amicum meum a te deiectum recipere et consolari negabo ? Theophilus. Testimonium, quod supra de apostolo protuli, de fornicariis quidem dietum non abnuo, verum si recordari velis, quae a Pio episcopo superius scripta audisti, atrocius recognosces sacri- legium, quam fornicationem. Sacrilegium autem dieit' res ecelesiasticas occupare. Qui autem sacrilegium faeit, sacrilegus est, quamvis id (lialeetico sophismate refelli videatur non posse aliquem denominare ab aliquo, quoad passio in habitum convertatur. Tu ergo, qui for- nicariis consentire erubeseis, sacrilegos suscipies? num sententiam do- ininicam parvipendes qua dieitur: Qui amat patrem aut matrem aut filium vel filiam plus quam me, non est me dignus. Eutitius. Sed ideo eos reeipio, ut mea receptione ad satisfaetionem venire possint. Considera ergo, ne eos iniuste a communione segre- vielleicht patronis zu verb. relevatio am Rande. ! Vergl. oben S. 381. b Dünnter: Über den Dialog De statu sanctae ecelesiae. 383 gaveris et dieatur de te illud, quod in propheta sceriptum est: Morti- ‚ficabant animas quae non moriuntur et vivificabant animas quae non vivunt. Scis vero promptissime quae res aequitatem iudieii pervertunt, a quibus dum te immunem videro, necesse est ut amplius sententiam tuam pertimescam. Theophilus. Quia video te personam resistentium *assumpsisse, eodem schemate tibi respondere congruebat, sed eo habitu non omnino assumpto, quid melius sit, inter nos videamus. Equidem, ut tu as- seris, quatuor novi quae iudieii dissipant aequitatem: gratiam videlicet, odium, cupiditatem et metum. Age igitur, praecessores" mei res ec- clesiae, cui auctore Deo deservio, eas videlicet res, quas alienari nulla- tenus, ut supra diffinitum est, posse, parentibus et amicis tuis tradi- derunt, alienaverunt, seripto quoque talia confirmaverunt. Ipsi quo- gueaanie qui defunetis datoribus alia oceuparunt quae illis quidem data non sunt, sed sibi data legibus et sacramento confirmare conten- dunt. Tu ergo, qui episcopus es, da sententiam, cui possim inniti et eave ne quatuor superiora, quae mihi opposuisti, iudieii tui recti- tudinem subvertant. Eutitius. Undique me comprimis et artificiosissimo loco coarctas. Si enim dixero praecessores tuos ista largitos, ea res occurrit, quam concessisse me memini: Res quae Dei sunt ab hominibus alienari non oportere. Quod si iniustum donum praecessorum tuorum dixero, ........ econcessum est enim superius ex iniusto dono justam retentionem non esse. Quod si ita est, immo quia ita est, cogor iudicare amicos meos quae sibi iniuste eonlata sunt, juste retinere non posse. Sed si inter has duas necessitates aliquod medium inveniri posset, a te deside- rarem audire. Theophilus. Te oportet medium perquirere, qui causidicus et assertor partium amicorum tuorum coepisti esse. Eutitius. Cum superiora ita sibimet opponantur, ut uno consti- tuto alterum perimatur, quid medium adiieiam, non invenio. Esse autem contraria mediis carentia, rursus alia quae medietates habent, alia plures, alia pauciores, alia singulares, dialectiei nostri asseverant: inter iustum autem et iniustum medium esse, quod utriusque nega- tione perfieitur. Quod cum ita sit, quid tuis obieetionibus respon- deam, non invenio. Impossibile tamen scio, eos, de quibus sermo est, donum quod semel susceperunt, aliquibus ad reddendum vel nullis legibus cogi posse. Eorum enim medium erit quod iusti”tia non pos- sunt, vi tuebuntur. Theophilus. Si vi terrena divinae atque humanae leges eoncul- * f. possessores, aut usurpatores am Rande. Ezech. 13, 19. p- 660. P- 661. Ps. 73, 22. Eeel. 8, ıı. Matth. ıo, 22; 24, 13. Matth. 5, 44. p- 662. ef. Ioh. 15, 2. 384 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 28. März. ‘antur, fidei vigor atque auctoritas infirmatur, quantum autem fides infirmatur, tantum perfidia convaleseit. Eo ergo valentius pugnare debemus, dum iam non contra fideles, sed contra perfidos certamen assumpsimus. Eutitius. Ut superius quoque dietum est, hi nudum donum tanta iustitia defensuri sunt. Theophilus. Quid nudum donum suppressa iustitia consequatur, satis ostensum puto. Restat igitur, ut qualiter id defendere velint. manifestes. Eutitius. Judicio, pugna, sacramento. Theophilus. Haec omnia de incertis et dubiis fieri solent. Ego autem incerti et dubii leges non requiro, sed manifesti iustitiam peto, quae si mihi negata fuerit, non ad vestras dubietates, sed ad ec- clesiasticorum dogmatum certitudinem me convertens, causam suam Christo consignabo dicens: Exurge, Domine, iudica causam luam. Eutitius. Ita facere oporteret, nisi ipsi, de quibus sermo agitur, pias preces et divina et humana iura floeci penderent. Sed in tantum eorum efferbuit superbia, ut cum sacros presules ad arma divina re- currere viderint, quasi inertes et ignavos despiciant, seque mutua‘ alloeutione cohortantur dicentes: Dimittite hos insanos verberare pec- tora, aera quatere, funes disrumpere, inaniter lectitare, canonicas auctoritates praeferre: nos interim castellis et patronis fortibus muniti quae invasimus teneamus. Theophilus. Verum est quod asseris. Qui enim, ut scriptum est, non cito profertur iudicium, absque retractatione homines” perpetrant mala, non tamen eos defatigari vel taediari convenit, quibus dieitur: Qui perseveraverit usque in finem, hie salvus erit. Gregorius quoque dieit': Cum malorum perversitas crescit, non solum frangi praedicatio non debet, sed etiam augeri. Eutitius. Si Deum contra inimicos rogaveris, nonne potius hoc dieetur imprecatio, quam praedicatio? Die ergo, si in inimicos im- precationes vel maledietiones fieri oportet, cum Dominus dieat: Orate pro persequentibus et calumniantibus vos. Theophilus. Postquam assidua praedicatione mixta simul oratione fideli duritia improborum non emolleseit et incorrigibilis indi*catur pravorum nequitia, quid amplius faciendum est, nisi ut oretur omni- potens agricola, quatenus de vinea sua sarmentum tollat, lolium de messe et igni perpetuo tradat, ut his evulsis vinea et messis uberius fruetum ferant. Certe Petrus Simonem magum in felle amaritudinis muta ed. filii hominum Vulg. ! Homil. in evang. I. I hom. 18 c.2, Opp. I, col. 1508. b Sn. Dünuter: Über den Dialog De statu sanctae ecclesiae. 385 et obligatione iniquitatis videns esse, eum iaculo aeternae maledietionis confodit dieens: Peeunia tua tecum sit in perditione, quoniam donum Dei existimasti pecunia possidere. Paulus quoque vas electionis Elimam magum tali invectione pereussit dieens: O plene omni dolo et omni fallacia, veritatis inimice, fili diaboli, non desinis subvertere vias Domini rectas et ecce erit manus Domini super te et non videbis solem usque ad tempus. Et ut ostenderetur non esse hoc motus hominis irascentis, sed sen- tentia interni iudieis, continuo ceeidit super eum caligo et tenebrae et quaerebat qui ei manum daret. De Alexandro quoque idem Paulus ad Timotheum: Alexander, inquit, aerarius multa mala mihi ostendit, red- dat ei Dominus secundum opera eius, quem et lu devita, valde enim re- stitit verbis nostris. Non autem hoc passim vel pro libitu faciendum est, sed cum grandi cautela et consilio metropolitani et vieinorum episcoporum. Sic enim beatus Gregorius dieit!: Tune iusta est sen- tenlia praesidentis, quando arbitrium interni sequitur üudieis. Eutitius. Cum his reniti non possit, cumque dixeris te in hac tua causa non pugnam, non sacramentum, non iudieium perquirere, quippe cum his egerent et incerta, te autem manifestorum iustitiam poscere, quam iustitiam in tuis manifestis expetas, intimato. Theophilus. Justitiam canonica auetoritate munitam, ut quibus- cumque ecclesia iniuste nudata est, iusto ordine vestiatur. Cum autem suis spoliis vestita fuerit, legitimum spatium tractandi ei causam con- cedatur. Tune qui iustitiam se habere putaverint, in conspectu regis et sanctorum sacerdotum virorumque sapientum causam suam dicant. Et quieumque in huiusmodi negotio, sieut iam supradietum est, gratia, odio, cupiditate et metu a recto scienter exorbita”verit, sciat se non in hominem, sed in Deum peccare, reumque se illius sacrilegii, quod deterius esse fornicatione, Pio episcopo auctore, superius comprobatum est. Nonne vides”, quod seculares quaeque personae, si rebus propriis expoliatae fuerint, si ad iudiecium coguntur, his quibus exute sunt, primo se revestiri clamabunt? Quod ergo non tam maioribus, quam etiam minoribus licet, sanctae ecclesiae, que mater est omnium, non licebit? Eutitius. Justissime liceret, si hoe humana iniustitia econsentiret. Sed heu pro dolor! nobis iustitias quantum possumus, perquirimus et iustitiam sanctae Dei ecclesiae, quantum possumus, eonculcamus. Unde video tuam superiorem sententiam veram esse, qua tales pronunciasti ecelesiae non esse filios, sed inimicos. In Saxoniae autem et Germaniae partibus quandam umbram iustitiae in hae re adhuc reservari opinio est. Inthronizato enim episcopo omnes quicumque ecelesiae beneficia ! Homil. in evang. l. II hom. 26 c. 6, Opp. I, col. 1555. ® Vergl. Damasi papae ec. 13, Decret. Pseudoisid. p. 503. Act. 8, 20. Act.g, ı5. Act. 13, 10.17. 2. Tim. 4, 14. 15. p- 663. Ps. gr, 8. Prov. 29, 2. Prov. 30, 33. Act. 21, 10 —I3. p- 664. ef. Iolı. 14, 6. cf. Matth. 7, 14. 386 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. tenent, ante pedes episcopi inthronizati ea deponunt in potestate episcopi, quem honorare antiquo benefieio vel quem expoliare malit, relinquentes. Neque timor est aliquis, ut“ qui rebus ecelesiastieis ab episcopo nudatus fuerit, per fortitudinem saecularium, nisi supplex et humilis, ad eas aspi- rare possit. Inter nos autem si de iustitia sanetae Dei ecclesiae episcopus vel mutire praesumpserit, non solum de rebus, sed de vita illius quem- libet profanum minas inferre vilissimum est. Tu ergo eo tempore quaeri- moniari coepisti, de quo psalmista canit: Cum exorti fuerint peccatores sicut foenum et apparuerint omnes, qui operantur iniquitatem. Et de quo Salomon dieit: Cum impü sumpserint principatum, gemet populus. Rursus quoque eonsidero quod idem dieit Salomon: Qui fortiter premit ubera ad eliciendum lac, exprimit butyrum, et qui vehementer emungit, elicit sanguinem et qui provocat iras, produeit discordias. Itaque dum desideramus lac vel butyrum elicere, forte dieemur a quibusdam iras et discordias provocare. Theophilus. Paulo apostolo Hierusalem profeeturo Agabus pro- pheta zona illius sibi manus et pedes alli*gavit dicens: Virum cwius est zona haec, sic alligabunt Iudaei in Hierusalem. Quod cum audissent fideles, qui praesentes erant, flentes et lugentes dieebant Paulo, ne ascenderet Hierusalem. Sed Paulus respondit dieens: (Quid faeitis flentes et affligentes cor meum? Ego enim non solum alligari, sed et mori paratus sum in nomine domini mei Iesu Christi. Certe Christus est veritas. Quae pars ergo con- stantiae in nobis invenietur, si pro veritate verba calumniatorum metui- mus? quid in verberibus, quid etiam in ipsa morte faceremus? Patres nostri per arctam et angustam viam transierunt, nos autem, qui amplam et latam diligimus, adversariis veritatis resistere non praesumpsimus. Verumtamen quia ista in quorundam persona per excessum loeuti sumus, longe a proposito digressi videbimur, eum propositum sit de priori statu ecelesiae. Nam ab ipso ineipientes usque ad ultima tem- pora mundi, mediis speciebus quasi postpositis, jam pervenimus. Suc- eingendus est ergo sermo hodiernus, ut ad loquendum de reliquis noc- turna intercapedine vires reformentur. a vel ed. 387 Über das Relief mit der Inschrift C.L.L. VI,426. Von R. KEkULE voN STRADONITZ. (Vorgetragen am 31. Januar [s. oben S. 105].) Zn den Einsichten, die WINcKELMANN gewonnen und in seinem für alle Zukunft grundlegenden Werke der Geschichte der Kunst im Alter- thum dargelegt hat, gehört, wie ihm mit Recht nachgerühmt wird, (lie Unterscheidung des altgriechischen, echt alterthümlichen und des nachgeahmt alterthümlichen Stils. Seine Warnung lautet: »Man kann aber hier nicht behutsam genug gehen in der Beurtheilung des Alters einer Arbeit, und eine Figur, die hetrurisch oder aus der ältern Kunst der Griechen zu sein scheinet, ist es nicht allezeit. Es kann dieselbe eine Copie oder Nachahmung älterer Werke sein, welche vielen griechischen Künstlern allezeit zum Muster dieneten. Da dieser ältere Stil sich vornehmlich durch Bilder der Gottheiten geformet hatte, so wurde in den Figuren derselben dieser Stil annoch in den besten und spätern Zeiten der Kunst nachgeahmet, vermuthlich um denen- selben in solcher Gestalt ein höheres Alterthum und durch dieses mehrere Verehrung einzuprägen. Es finden sich Werke mit Figuren der Götter, die sonderlich in der Bekleidung und in den gezwungenen Parallelfalten derselben aus gedachter Zeit der Kunst zu sein scheinen; aber die Zierraten an denselben sprechen ihnen dieses Alter ab und deuten auf eine weit spätere Kunst«. Und hernach heisst es: »Wenn es also Figuren -der Gottheiten sind, die aus andern Zeichen und Gründen das Alterthum, welches sie zeigen, nicht haben können, so scheinet alsdann der ältere Stil etwas angenommenes zu sein, zu Er- weckung grösserer Ehrfurcht. Denn, wie nach dem Urtheile eines alten Scribenten die Härte in der Bildung und in dem Klange der Worte der Rede eine Grösse giebt, so machet die Härte und Strenge des ältern Stils eine ähnliche Wirkung in der Kunst. Dieses ist nicht allein von dem Nackenden der Figuren, sondern auch von ihrer Kleidung und von der Tracht der Haare und des Bartes zu verstehen, 388 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 28. März. wie sie an den hetrurischen und an den ältern griechischen Figuren sind«.' Unter den wenigen Beweisstücken, die WmckKELMAnN im Einzelnen ausdrücklich und ausführlicher vorbringt, nennt er schon in der ersten Ausgabe ein Relief mit lateinischer Inschrift. In der späteren Fassung lautet der Satz: »Noch deutlicher war eben diese Nachahmung in der erhobenen Figur eines Jupiters, mit einem längeren Barte als gewöhn- lieh und mit Haaren, die vorwärts über die Achseln fielen, welcher ebenfalls nach Art der ältesten Figuren bekleidet war; und dennoch war es ein Werk von der Römer Zeiten, unter den Kaisern, wie die Inschrift 10v1 EXSUPERANTISSIMO nebst der Form der Buchstaben zeigeten: diese Inschrift ohne die Figur ist vom Srox bekannt gemachet. Es scheinet, dass hier die Absicht gewesen, durch eine solche uralte Ge- stalt dem Jupiter mehr Ehrfurcht zu erwecken und ihm gleichsam eine entlegenere Ursprünglichkeit zu geben«. Hier ist, und ebenso schon in der ersten Ausgabe, WINcKELMANN Ss Ausdrucksweise sehr auffällig. Er spricht von dem Relief wie von etwas nicht mehr Vorhandenem, und doch aus genauer Kenntniss. Der Thatbestand wird klar durch seine Angaben in der Beschreibung der Sroscn'schen Gemmen, auf die er in einer Anmerkung selbst hinweist. Er beschreibt da S.46 eine moderne Glaspaste (Päte de verre): Une figure barbue vetue de la robe longue qu’on appelloit talaris, avec le modius sur la tete, une corne d’abondance A la main gauche, et A la main droite une patere, sur laquelle est pose un papillon. La Chaussee l’explique, en disant que c’est un sacrifice aux manes d’un defunt, mais c’est un sujet bien plus noble: e’est Jupiter meme, et celui qu’on appeloit par excellence Exsuperantissimus, parole imaginee pour exprimer toute la force du terme gree mavvrepraros. Car selon l'inseription I. ©. M. SVMMO EXSVPERAN T.1.58 1 m. O Jupiter etoit represente avec les m@mes attributs sur un bas-relief du Commandeur del Pozzo, mais sans le modius, et avec un diademe qui s’eleve en pointe (fastigiatum) et tel le trouve-je parmi les dessins dans la Bibliotheque de Mr. le Card. Alexandre Albani; on peut voir sur l’epithete d’Exsuperantissimus, les remarques de Spanheim dans ! WinckELMANN’s Werke, herausgegeben von H.MEver und J. Schutze. V, S. 226. Geschichte der Kunst des Alterthums, erste Ausgabe S. 239 f. Anmerkungen über die Geschichte der Kunst S. 33. Kextre v. Sıravontrz: Über das Relief mit der Inschrift C.1.L.VI, 426. 389 les Cesars de Julien p. 422. Au surplus c’est la le seul Jupiter qu’on voie avec une corne d’abondance u. s. w. Also WınckErmann kannte das Relief nicht im Original, sondern nur aus einer Zeichnung, die mit anderen aus Dar Pozzo’s Sammlung in den Besitz des Cardinals ALessanpro Arzanı gelangt war. Spon hatte das Relief noch selbst gesehen. Er giebt (Miscellanea eruditae antiqui- tatis p. 7I) an, dass es sich im Hause des Dar Pozzo befunden habe: Romae, in aedibus Equitis del Pozzo 1.202. S-V MIM7O EX SZVRZERR AN 1 2SSS21E MIO Sculptus ibidem vir togatus prolixä barbä, dexträ pateram gestans, cum Cornu — copiae retro illius caput. Exseripsi. Seitdem war das Relief von Niemand mehr gesehen worden, auchı von E. Q. Vıscontı nicht. Denn in seiner Beschreibung einer mit der Srosc#'schen Glaspaste übereinstimmenden Darstellung auf einem ge- sehnittenen Stein der früher Orr£ans’schen Sammlung! bezieht er sich auf Spov und WiısckerLmansn. Er wiederholt dabei auch WINckELMANN’s Irrthum, dass durch die Inschrift auf dem Relief eine besondere dem Jupiter exsuperantissimus eigenthümliche feststehende Form bezeugt sei. Das Beiwort exsuperantissimus bezeichnet keine besondere typi- sche Cultform, sondern ist ein Beiname für Jupiter wie viele andere. Und keinesfalls könnte die Figur, wie sie das Relief zeigt, die eine und ausschliessliche Form des Jupiter exsuperantissimus sein. Denn auf den Münzen des Commodus erscheint er in anderem Aussehen und mit anderen Attributen. Er sitzt, mit nacktem Oberkörper, und hält Zweig und Scepter.? Ich kenne keine spätere Anführung der von WinckELMAnN be- nutzten Daun Pozzo’schen Zeichnung und kann deren Verbleib nicht nachweisen. Ich habe mich an Hrn. OÖ. Kerry gewendet, und er hat mir seine Auszüge aus den von ihm benutzten Bänden des von Dar Pozzo zusammengebrachten Museum cartaceum ebenso wie die ihm von An. MicnAaruıs mitgetheilten Auszüge aus den Bänden bei A. W. Franks freundlich zur Verfügung gestellt. Nirgends findet sich eine auf das Relief mit der Inschrift des Jupiter exsuperantissimus bezügliche Nachricht. Die Zeichnung muss also entweder verloren sein oder in den von MicnaerLis und Krrv nicht verzeichneten Bänden stecken. ! Opere varie II p.ı60. S. Reınaca, Pierres gravees Taf. 123,3, S.134. Vergl. Taf. 120, 3, S. 124. 2 Conen III? S.261 Nr. 241. 242. 390 Sitzung der philosophiseh historischen Classe vom 25. März. Dass sie bisher nicht zugänglich ist, schliesse ich auch daraus, dass im ©. I.L. VI, 426 die Inschrift ohne weitere Angabe ausschliess- lich auf die Abschrift von Srox hin wiedergegeben ist. Fig. 1. Aber das so lange verschollene Relief ist noch vorhanden. Es ist vor einigen Jahren, im Frühjahr 1897, im römischen Kunsthan- del aufgetaucht und schon damals den Königlichen Museen zum Ankauf ange- boten worden. Doch war die Preisforde- rung so unverhältniss- mässig hoch, dass der Ankauf unterbleiben musste. Vor Kurzem ist es von Neuem an- geboten worden, und dieses Mal unter Be- dingungen, welche die ürwerbung thunlich machten. Das Relief besteht aus sehr schönem kleinkörnigem _pari- schem Marmor und zeigt die 81°” hohe Figur in der von Sron und WiNckELMANN be- schriebenen Weise, im Profil nach rechts. und mit der von ihnen angegebenen Inschrift über und neben der Figur im Reliefgrunde. Nur steht die erste Zeile anders zu den folgenden, und diese sind anders angeordnet, als man nach dem Druck bei Srox und WIxcKELMANN voraussetzen konnte: und ferner fehlen in der dritten Zeile am Ende die Buch- 2 a Kexvre v. Srravoxtrz: Über das Relief mit der Inschrift C.1.L.VI, 426. 391 staben AN und ein Theil von R, am Ende der letzten Zeile das O. Entweder muss also das Relief, als es Srov sah und die Inschrift ab- schrieb und der Zeichner Dar Pozzo’s es zeichnete, noch etwas voll- ständiger gewesen sein, oder Sros, und mit ihm Wrxckemasn, hat AN in der dritten und O in der vierten Zeile als selbstverständlich still- schweigend ergänzt. Ich komme noch auf diese beiden Möglichkeiten zurück. Nach der Anordnung der Figur geräth man zunächst auf den Ge- danken, dass ihr eine andere Figur, und zwar eine Siegesgöttin, gegen- über gestanden habe, wie so oft dem Apoll eine Nike gegenüber steht und ihm in die Schale, die er ihr entgegen hält, eingiesst. Dann müsste also die Reliefplatte sehr viel grösser gewesen sein oder etwa ursprüng- lich eine zweite Platte angeschlossen haben. Vielleicht wäre an sich die Möglichkeit zuzugeben, dass die Inschrift Jovi optimo maximo sum- mo exsuperantissimo, die an und für sich genügt und in sich abgerundet und vollständig scheint, dennoch nicht vollständig sei, sondern nach rechts hin eine Fortsetzung gehabt habe, dass also beispielsweise in der ersten Zeile oder auch in der zweiten nach summo noch Dolicheno und nach exsuperantissimo in der dritten Zeile noch andere Superlative ge- folgt sein könnten, deren einem das tissimo der vierten Zeile angehört habe. Aber die Annahme dieser Möglichkeit ist künstlich und unbequem und wegen der Anordnung der Buchstaben nichts weniger als wahr- scheinlich. Sie wird ausgeschlossen durch die ursprüngliche Form des Denkmals, die sich aus dem gegenwärtigen Zustand noch mit Sicher- heit erschliessen lässt. Zunächst freilich war die ursprüngliche tekto- nische Form ein Räthsel, und bei der ersten Untersuchung wusste auch der viel erfahrene Bildhauer unserer pergamenischen Werkstatt, Hr. Possestı, den ich zu Rathe zog, nicht, wie sich der gegenwärtige Zu- stand der Reliefplatte erklären lasse. Aber immer erneute Beobachtung und allerlei mit Hülfe eines kleinen Modells in Gips angestellte Versuche haben schliesslich den Thatbestand völlig aufgeklärt, so dass kein Zwei- fel möglieh ist. Das Relief steht auf einer, die Relieferhebung mit eingerechnet, 21°” dieken Platte. Die Rückseite erscheint als rohe Bruchfläche, mit unregelmässigen Erhebungen und Vertiefungen. Es ist ausgeschlossen, dass dies der ursprüngliche Zustand sein könnte. Denn die Rück- seiten von Reliefplatten pflegen regelmässig mit dem Spitzeisen wenigstens oberflächlich geglättet zu sein. Nun findet sich auf der Rückseite neben ihrer, wenn man vor ihr steht, linken Kante ein etwa 10°" breiter von oben nach unten entlang laufender Streifen mit deutlichen Spuren des Spitzeisens — offenbar die Seitentläche einer in den Marmor eingearbeiteten Furche. Diese Furche kann nur 392 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. zum Absprengen der das Relief enthaltenden Vorderfläche von einem soliden Block von viereckigem Querschnitt gedient haben. Auf der entgegengesetzten Seite sieht man einen schräg, etwa 45° zur Vorder- fläche geführten Sägeschnitt, der jetzt die Seitenfläche der Reliefplatte bildet. Durch diesen Sägeschnitt, in den man das Spitzeisen, das deutliche Spuren hinterlassen hat, hineintrieb, wurde die Absprengung unterstützt. Warum aber begnügte man sich nicht mit der auf der anderen Seite eingearbeiteten Furche, die für sich allein für die Ab- sprengung ausreichte? Der Sägeschnitt sollte die Absprengung nicht nur unterstützen, son- dern beschränken. Man wollte die linke Seitentläche des Denkmals schonen und erhalten, während man die rechts, in die man die Furche eintrieb, preisgab. Offenbar also war die rechte Seitenfläche ganz und gar oder stark zer- stört, während von der linken Seiten- fläche noch so viel vorhanden war, dass man sie zu erhalten und vermuthlich ebenso wie die Vorderfläche in irgend eine Wandfläche eingemauert in der in Italien seit den Zeiten der Renaissance so vielfach angewendeten Weise zur Ausschmückung anbringen wollte. Denn das Relief der Vorderseite muss, ehe -“ es in den Kunsthandel kam, in solcher Weise verwendet und angebracht ge- wesen sein. Das zeigen die reichlichen Reste von Mörtel an der Rückseite, und dass es lange Zeiten im Freien den Unbilden der Witterung ausge- setzt. lässt sich aus dem Zustand der Oberfläche der Reliefseite er- kennen. Es war, als das Relief im Jahre 1897 einer sachverständigen Prüfung unterzogen wurde, noch deutlicher an der schmutzig braun- grauen Patina zu erkennen, die es bedeekte. Seitdem muss es einer Reinigung unterzogen worden sein, die indess, soviel man sehen kann, die Formen nicht geschädigt hat. Nur in einem Nebenpunkt ist viel- leicht ein leiser Zweifel möglich. Der Schnitt am rechten Reliefrand ist genau in derselben Weise hergestellt wie der am linken Rand, und ich halte deshalb beide für gleichzeitig. Aber der Schnitt rechts sieht, wenn auch vielleicht nur zufällig. etwas heller und frischer aus als der links. Ich will deshalb die Möglichkeit nicht leugnen, dass er, erst als das Relief wieder aus der Vermauerung herausgenommen wurde, eemacht worden sei, um den beschädigten Rand zu glätten, und dass anmımar III Drkanamtmnnnn N ER mn FASSSTTETNIAQII Kexute v. Srravontrz: Über das Relief mit der Inschrift C.1.L. VI, 426. 393 also Seovn und Dar Pozzo’s Zeichner das Relief noch etwas vollstän- diger gesehen haben könnten, als es jetzt ist. Aber das ist nur eine schwache, nicht sehr glaubliche Möglichkeit. Das für die ursprüngliche Form des Ganzen nur durch Beobach- tung gewonnene Ergebniss hat nachträglich eine unerwartete äussere Bestätigung gefunden. Ich bemühte mich, nähere Nachricht über die Herkunft des Reliefs, das nicht aus erster Hand hierher gelangt ist, zu erhalten. In Rom auf meine Bitte freundlich angestellte Nachforschungen haben ergeben, dass sich das Relief früher in einem Hause in Via dei Chiavari in der Nähe von S. Andrea della Valle befand, das, wie man meine, einst von Perruzzı erbaut, seit mehreren Jahrzehnten als Kloster der Bar- nabiti diene. Gewiss Jahrhunderte lang, so lautete die Auskunft, sei das Relief an der Loggia über dem Hof eingemauert gewesen. Ich konnte nicht zweifeln, dass dies das Haus sei, in dem einst Cassıano par Pozzo wohnte. Die ausdrückliche Bestätigung giebt Lumgroso in seinen Notizie sulla vita di Cassiano dal Pozzo p. 142, wo es heisst: Carl’ Antonio, il minore, giovane di mite, sano e delicato ingegno, andö con Cassiano in Roma, del 1620, e d’allora in poi i due fra- telli vissero sempre insieme, dapprima alla Trinitä de’ Monti in via Alla Croce, quindi nella casa dei PP. Teatini di S. Andrea della Valle, regione di S. Eustachio, piazza dei Chiavari. Hier hat Spox das Relief gesehen. Es hat seine Stelle nicht gewechselt, bis es — ich kann nicht angeben wann — herabgenommen und in den Kunsthandel ge- bracht wurde. Wichtig aber war die Nachricht, in demselben Hause sei früher, ebenfalls einst zum Schmuck eingemauert, noch ein anderes, gleich grosses, einen Dioskuren darstellendes Relief gewesen, das offen- bar mit dem in den Besitz der Königlichen Museen übergegangenen zusammengehöre. Dieses zweite Relief, das sich noch im Kunsthandel befindet, lernte ich zuerst durch eine Photographie kennen, der eine Skizze des Durchschnitts beigefügt war. Seitdem habe ich auch das Original sehen können. Es ist die linke Nebenseite, die man beim Absprengen zu er- halten Sorge getragen hat. Es zeigt den entsprechenden schrägen Sägeschnitt, so dass es genau anpasst. Dadurch ist zugleich, da das Relief im jetzigen Zustande 44°” breit ist, die ursprüngliche Breite der Seitenflächen auf etwas mehr als 44°” bestimmt. Die Vorderseite, auf der ebenfalls jederseits einige Centimeter fehlen, ist gegenwärtig 45°” breit. Es ergiebt sich daraus, dass das ganze Denkmal qua- dratisch war und jede Seite eine Breite von etwa 50°” hatte. Jedes- mal steht die Figur auf einer vorspringenden Leiste, und der Relief- grund ist oben durch eine schmale Erhebung abgeschlossen. Darüber em Sitzungsberichte 1901. 33 394 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. befand sich ursprünglich ein aus demselben Block in Einem gearbeitetes bekrönendes Glied, das, wie der Zustand der Oberfläche erkennen lässt, modern abgearbeitet worden ist — offenbar, weil es nur schlecht und unregelmässig erhalten war. Der Dioskur auf der Nebenseite war von der Figur des Jupiter auf der Hauptseite abgewendet. Ihm muss .ein zweiter Dioskur entsprochen haben, vermuthlich nicht auf der Rückseite, sondern auf der anderen Fig. 3. Nebenseite und natürlich wiederum vom Jupiter abgewendet. Für eine diesem eingiessende Siegesgöttin, die man zunächst als Gegenstück zu ihm voraussetzen möchte, bleibt also keine Stelle; natürlich nicht auf der Hauptseite, die keine zweite Figur enthielt, aber auch nicht auf der rechten Nebenseite. Dass sie etwa auf der Rückseite angebracht ge- wesen sei, ist vielleicht möglich, aber nicht wahrscheinlich. Oft genug kommen Götter und andere Gestalten mit der Schale in der Hand vor, ohne dass eine eingiessende Siegesgöttin oder eine andere ein- giessende Figur ihnen gegenüber- steht, für sich allein die Schale hal- tend oder ausgiessend, und so wird man sich die dafür freilich etwas steife Haltung des rechten Armes des Jupiter gefallen lassen müssen. Ob und in welcher Weise die Rück- seite des vierseitigen Denkmals, das als Altar oder Basis gedient haben wird, mit Reliefs geschmückt war, muss wohl unentschieden bleiben. Die Inschrift hatte Hr. HürLsen im Jahre 1897 zu untersuchen die Freundlichkeit, und er hat erklärt, sie könne nicht älter sein als das dritte Jahrhundert n. Chr. Mit diesem Urtheil stimmte Hr. Hüsner, der als Sachverständiger bei der Erwerbung des Reliefs mitgewirkt hatte und kurz vor seinem Tode das Original selbst genau unter- suchte, im Wesentlichen überein. Er wollte die Inschrift etwa um 200 n. Chr. setzen, nicht viel früher, aber auch nicht viel später. Im Einzelnen hervorzuheben ist wohl die nicht ganz symmetrische Kexute v. Srrapontrz: Über das Relief mit der Inschrift C.I.L. v1,426. 395 Anordnung der zweiten Zeile, während die Vertheilung der ersten Zeile durch den verfügbaren Raum gegeben war; © stand ober- halb des Kopfes der Figur gerade in der Mitte der Reliefbreite, und nach M wird ein Blättehen gefolgt sein, wie hinter I und O. Die Buchstaben sind schlank und eng gestreckt, in Haltung und Schwung der geschriebenen oder gemalten Schrift ähnlich, ganz entsprechend einer Reihe von Beispielen seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts n. Chr. Auf dieselbe Epoche führt der Inhalt der Inschrift. Die Münzen des Commodus, die ich schon anführte, sind aus den Jahren 186 und 187. Das Consulatsjahr des L. Mummius Niger, der dem Jupiter Dolichenus exsuperantissimus die Weihinschrift ©. I. L. IX, 948 gesetzt hat, ist noch nicht festgelegt, aber er gehört in die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr., in dieselbe Zeit die Inschrift des @. Antistius Adventus bei Bramsaca 55. Die Zeit der Inschrift C.1.L. III, 1090, in der der Jupiter optimus maximus exsuperantissi- mus zugleich noch als divinarum humanarumque rerum reetor und fatorum arbiter bezeichnet, ist nicht genauer zu bestimmen. Aber man ist, soviel ich sehe, allgemein darüber einverstanden, dass der Gebrauch des Beinamens exsuperantissimus unter Commodus, wenn nicht auf- gekommen, jedenfalls zuerst allgemeiner geworden ist. Der Beiname Urrepaipwv, den sich, nach Cassius Dio, Commodus mit Vorliebe bei- legte, ist die Übersetzung von exsuperator; SPANHEIM wollte von ex- superantissimus.' Ich habe Zweifel äussern hören, ob das Relief und die Inschrift gleichzeitig seien und nicht vielmehr das Relief, wenn nicht noch älter, etwa aus augusteischer, doch wenigstens aus hadrianischer Zeit und die Inschrift erst später hinzugefügt sei. Ich halte dies nicht für richtig, sondern glaube, dass Relief und Inschrift gleichzeitig sind. Die als Jupiter optimus maximus summus exsuperantissimus be- zsichnete und also auch so verstandene Figur erinnert durch das Füll- horn, das sie im linken Arm trägt, an Sarapis; sonst hat sie unter den ! SpanHeım, Les Cesars de l’empereur Julien, Remarques, p.gı ff. Die Stelle lautet: kat TeXos kai oi uijves am abrov mavres erer\nOncav, woTe karapıdueioda: aurovs oVTws, Aualovios Avikyros Ebruyns Evoeßns Aovkıos Alrıos AupyAıos Konnodos Auyovoros 'HparAeıos Ponatos "Yrepaipwv. abrös ev yap aANore aANa jereNaußave T@v ovouarov, rov d' Ayaloviov kal rov "Ymepaipovra rayios &avro Edero ws kal maoıv ün\os mavras avÖpwmovs kad’ vmepßoAnv vıröv. Nach Aelius Lampridius, cap.ır (vergl. cap.ı2), war Name des November Ex- superatorius, was also von exsuperator abgeleitet ist: menses quoque in honorem eius pro Augusto Commodum, pro Septembri Herculem, pro Octobri Invietum, pro No- vembri Exsuperatorium, pro Decembri Amazonium ex signo ipsius, adulatores vocabant. Vergl. Eckzer D. N. V1l, S.ı115, 130. Dio Cassius ed. Srurz VI, adnotationes ad librum LXXII, p. 738 ff. IE w 396 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 28. März. römischen Kunstdenkmälern ihre nächsten Verwandten in den mannig- fachen Geniusdarstellungen. Wie immer man das für Jupiter ungewöhn- liche Attribut des Füllhorns und die dadurch in ihn hineingetragene Beziehung erklären möge, die auf dem Relief vor Augen stehende Ge- stalt ist deutlich unter Benutzung eines älteren griechischen Musters entstanden, und zwar wird eine Form des Segen spendenden Pluton zu Grunde liegen. Auch Darstellungen des Dionysos können sehr ähnlich ausgesehen haben. Auf eine weit zurückliegende Kunststufe weisen hin Haltung und Bewegung der Gestalt, das Gewand in seiner Gesammtanordnung, bei der die Körperformen deutlich hervortreten, und im Einzelnen besonders die Faltenzüge vor dem vortretenden linken Bein und im Rücken, am deutlichsten die Bildung von Haar und Bart. Der Kopf ist mit dem vorn über der Stirn in der Mitte erhöhten Schmuckband versehen, das auf den sogenannten neuattischen Reliefs häufig wiederkehrt. Das Haar ist auf dem Kopf selbst in der archaischen Weise gestrichelt. Unter- halb des Schmuckbandes fällt nach hinten eine breite, durch ein Band zusammengefasste Haarmasse in den Nacken. Vorn ist es an der Schläfe tief herabgeführt, geht hinter dem Ohr her in einer dicken Haarsträhne wieder nach vorn über die Schulter herab. Der Bart, lang und breit und etwas eckig geschnitten, ist in einzelne Löckehen gekräuselt, der Sehnurrbart biegt an dem Mundwinkel scharf abwärts. Auch das Bart- stückehen unter der Unterlippe war, soweit die Zerstörung erkennen lässt, in der alterthümlichen Weise geformt. Aber wir haben keine äusserliche und gedankenlose Nachahmung vor uns. Sichtlich war der Bildhauer bestrebt, sich von Form und Bewegung des Körpers wie des Gewandes und ihrem Zusammenhang Rechenschaft zu geben und sie verstehen zu lassen. Er hat sich bemüht, den gewählten Typus der Wahrheit. der Natur möglichst nahe zu bringen, entweder indem er die Vorzüge in der Auffassung der Natur, wie sie das Vorbild bot, treulich wiederholte, oder indem er den alten Typus zwar festhielt, aber in den Formen nach eigener Beobachtung der Natur umbildete. Besondere Sorgfalt ist auf die Durchführung des vorgestreckten Armes verwendet, die weit über das hinausgeht, was archaistische Reliefs zu bieten pflegen. Im Gesicht ist besonders das Auge mit bewusster Feinheit zur Wirkung gebracht. Wenn wir annehmen dürfen, dass ein bestimmtes einzelnes Vorbild leidlich genau wiedergegeben sei, so müssen wir dies in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts v. Chr. ansetzen. Die Marmor- arbeit ist gewissenhaft, sorgfältig und zierlich, ganz derselben Art, wie sie die besten römischen Sarkophagreliefs, z. B. der schöne Medea- sarkophag in unserem Museum, zeigen. Ich finde nichts, was auf die augusteische Zeit hinwiese, und nichts, was die Entstehung im Zeit- Kexrune v. Srrandontez: Über das Relief mit der Inschrift C.1.L. VI, 426. 397 alter der Antonine, im Besonderen die Entstehung unter Commodus aus- schlösse, während ich sie freilich nicht gern sehr viel später ansetzen möchte. Von der besonderen Art der Kunstfertigkeit gerade unter Com- modus legen die Portraitbüste im neuen Capitolinischen Museum' und die lange Reihe schöner Medaillons deutliches Zeugniss ab. Es bleibt noch die Nebenseite mit der Relieffigur des Dioskuren in Betracht zu ziehen. Sie wirkt weit weniger günstig als die Figur der Hauptseite, und daran ist nicht nur die schlechtere Erhaltung Schuld. Die Arbeit ist geringer, und das kleine Pferd neben dem Dioskuren macht einen etwas kümmerlichen Eindruck. Gewiss werden Nebenseiten sehr ge- wöhnlich vernachlässigt, und auch dafür lässt sich der Medeasarkophag als Beispiel anführen. Aber keinesfalls ist dieses Dioskurenrelief der Art, dass es räthlich schiene, mit der Entstehung auch nur in die hadrianische Zeit zurück zu gehen. Irgend eine Beziehung zur ar- chaischen Kunst weist der Dioskur nicht auf, weder in der Compo- sition noch in den Formen und der Reliefbehandlung. Er wiederholt fast genau die Anordnung der bekannten, auf dem Capitol im Freien aufgestellten Colossalstatuen, also einen späten Typus, wie dasselbe bei den beiden Dioskuren der Fall ist, die auf einer Münze des Com- modus einem sitzenden Jupiter beigesellt sind.” Nur ist das Pferd noch auffälliger klein gebildet, und seine Vorderbeine sind anders be- wegt. Sehr ähnlich ist der neben dem Pferd stehende Jüngling auf dem oe bei Rogerr II, Taf. 16. 17, 26° und Taf. 22. 23, 47" ‚ähnlich auch der zur Jagd ausziehende Adonis bei RoßErT Il, 2. 3, 12. Überhaupt sind in ihrer Haltung vergleichbare Gestalten auf Men Sarkophagreliefs nicht selten, und wieder kann ich auf die eine Neben- seite des Medeasarkophags verweisen. Wenn man indess für die Art, wie die Figur des Dioskuren in’s Relief gebracht ist, nach älteren Vor- bildern sucht, so bietet sich der Vergleich mit einzelnen Gestalten des Parthenonfrieses dar, z. B. Micuaeruis, Parthenon Taf. 9, 9. Das Denkmal, von dem die beiden Reliefplatten mit dem Jupiter und mit dem Dioskuren herrühren, kann nicht im gewöhnlichen und engen Sinne archaistisch genannt werden. Es ist, wie viele der so- genannten neuattischen Werke, nicht einheitlich im Stil, indem es Vorbilder oder Muster aus verschiedenen Zeiten neben einander benutzt. Diese sogenannten neuattischen Reliefs, die so vielerlei Spielarten um- fassen, pflegen in die augusteische Zeit, in Anfängen und Vorläufern ! Peversen, Römische Mittheilungen, 1888, S. 303 ff.; Heusıs, Führer”, 1S.388 ff. Nr. 574 — 576. 2 2 Couen 1112, S. 290 Nr. 473. ® Fr. Hauser, Die neuattischen Reliefs. Stuttgart 1889. 398 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. März. früher, in Ausläufern später gesetzt zu werden; aber soviel mir er- innerlich ist, ist man dabei bisher nieht bis in die Zeit des Commodus herabgegangen. Für die schwierige Frage, wie diese im weitesten Sinne sogenannten neuattischen Reliefs chronologisch einzuordnen sind, wird unser Jupiterrelief durch seine, wie ich nachzuweisen suchte, eng umschriebene Datirung ein wesentliches und entscheidendes Hülfsmittel abgeben können. Ausgegeben am 11. April. 399 SITZUNGSBERICHTE 1901. xvim. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 28. März. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Wargurg legte eine Mittheilung des Hrn. Ernst GEHRCKE in Berlin vor: Über den Geschwindigkeitsverlust, welchen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion erleiden. (Ersch. später.) Homogene Kathodenstrahlen von bestimmter Geschwindigkeit oder magnetischer Ablenkbarkeit werden durch Reflexion an zur Erde abgeleiteten Metallplatten in un- homogene Strahlenbündel verwandelt. Die reflectirten Strahlen geben nämlich, magne- tisch abgelenkt, ein magnetisches Spectrum, dessen besondere Natur von der Natur des Reflectors abhängt, welches aber in jedem Falle anzeigt, dass die Geschwindigkeiten im refleetirten Bündel zwischen o und der Geschwindigkeit der einfallenden Strahlen liegen. Diese Thatsachen erklären sich aus der Annahme, dass die Kathodenstrahlen nicht nur an der Oberfläche, sondern auch im Innern des Retlectors reflectirt werden und dass sie, denselben durchlaufend, mehr und mehr an Geschwindigkeit verlieren. 2. Der Vorsitzende legt vor das mit Unterstützung der Akademie erschienene Werk: Tu. LoEsener, Monographia Aquifoliacearum. Pars 1. o Halle 1901. 4°. 400 Der Vulean Etinde in Kamerun und seine Gesteine. Von Dr. E. Esch in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Kırın am 14. März [s. oben S. 327].) I. V. Nephelinite. D:. eigentlichen Nephelinite des Etinde, die sich ihrem ganzen Cha- rakter nach in mineralogischer, struetureller und chemischer Beziehung eng an die vorher beschriebenen Gesteine anschliessen und nur des- halb von dem Leueitnepheliniten und Nepheliniten von Sonderstellung getrennt wurden, weil bei ihnen einmal in dem Mengenverhältniss von Leueit und Nephelin letzterer stark überwiegt und dann, weil der Nephe- lin hier gut auskrystallisirt ist, sind dadurch besonders charakterisirt, dass der Nephelin sehr häufig eine scharf ausgeprägte Zwillingsbildung und nicht die von einem normalen hexagonal krystallisirenden Mineral zu erwartenden optischen Eigenschaften zeigt. Sowohl als typischer Einsprengling wie auch als Grundmassen- bestandtheil in einem Sinne, wie ich ihn bei Beschreibung des Ge- steins ausführen werde, tritt der Nephelin nur selten in Einzelindi- viduen auf; fast stets durchwachsen einander mehrere, zwei bis sechs, Individuen in einer Weise, die nach eingehendem Studium einer grossen Zahl von Schliffen als eine bestimmten Gesetzen folgende erkannt werden konnte. So zerfallen z. B. sechsseitig umgrenzte Schnitte bei gekreuzten Nicols in sechs doppelbrechende Felder, an denen besonders auf- fällt, dass die einander gegenüberliegenden bei Anwendung des Gypsplättchens häufig sich nicht gleich färben. Es müssen daher in den gegenüberliegenden Sectoren die Elasticitätsaxen sich in der gegenseitigen Lage nicht entsprechen. Von einem normalen hexagonalen nach der Basis getroffenen Durchschnitt von Nephelin erwartet man, dass er bei gekreuzten Nicols in jeder Stellung dunkel erscheint und dass er im umge- wandelten Mikroskop die bekannte Interferenzfigur eines einaxigen, senk- recht zur Axe geschnittenen Minerals von negativem Charakter der Doppelbrechung zeigt. Rechteckige Schnitte sollen zwischen gekreuzten Nieols im Allgemeinen einheitlich über die ganze Fläche aufleuchten und, wenn ihre Umgrenzungslinien oder die Spaltrisse, die jenen E. Escn: Etinde. 401 parallel verlaufen, beim Drehen des Praeparats mit den Polarisations- ebenen der Nicols zusammenfallen, auslöschen. Schnitte parallel der c-Axe sollen im umgewandelten Mikroskop das Curvensystem eines || der optischen Axe geschnittenen einaxigen Minerals und positiven Cha- rakter der Doppelbrechung zeigen. Die in den vorliegenden Gesteinen auftretenden Nepheline ver- halten sich aber in der grossen Mehrzahl der Schnitte nicht so. Prüft man die einzelnen, also nicht verzwillingten Individuen genauer auf ihre Auslöschungsrichtungen und sonstigen optischen Eigen- schaften, so findet man sehr häufig, dass Schnitte parallel der an- genommenen e-Axe nicht dann auslöschen, wenn ihre Längsrichtung mit der Richtung eines der polarisirenden Nicols zusammenfällt, son- dern dass man den Schnitt fast stets um einen merkbaren Winkel aus seiner orientirten Stellung drehen muss, um das Maximum der Dunkel- heit in ihm hervorzurufen. Diese Schiefe der Auslöschung beträgt durchschnittlich 4-5° und steigt in vereinzelten Fällen bis zu 8°. Schnitte, die sich in ihrer Form dem regelmässigen Sechseck nähern, zeigen grössere Schiefe, öfters von 5-10°, gegenüber der Hexagonseite; das Maximum der Schiefe befindet sich in Schnitten, die die geringste Doppelbrechung und scheinbar regelmässig sechs- seitige Umgrenzung zeigen, hier beträgt sie häufig 15-20°. Im eonvergenten Licht zeigen die annähernd sechsseitigen Schnitte in dieken Schliffen fast stets das Interferenzbild eines zweiaxigen, negativen, annähernd senkrecht zur spitzen Mittellinie getroffenen Mine- rals mit kleinem Axenwinkel. Vergleicht man derartige Axenbilder mit solchen, welche Spaltblättchen von Phlogopiten geben, so lässt sich der Winkel der optischen Axen auf ungefähr 5-ı0°, in seltenen Bei- spielen auf 20° schätzen. In rechteckigen Schnitten beobachtete ich mit dem Zeiss’schen Apochromat-Objeetiv von 2”" Brennweite und 1.40 num. Apert. ver- einzelt das Interferenzbild eines senkrecht zur positiven, also stumpfen Bissectrix getroffenen Nephelins, bei dem in Diagonalstellung noch beide Axenbarren zu sehen waren. Daraus ist wohl mit Sicherheit zu schliessen, dass, wenn auch der Öffnungswinkel des Objeetivs ein sehr grosser ist, der Winkel der optischen Axen um die negative Bisseetrix bedeutend über den Werth von 10° steigen kann. Der Güte des Hrn. Geh. Bergraths Prof. Dr. C. Krems verdanke ich die Kenntniss eines Nephelins vom Vesuv, der einen Axenwinkel von ungefähr 50° aufweist. Aus den Formen der Schnitte der vorliegenden gesteinsbildenden Nepheline oder den Spaltrissen derselben, Schlüsse auf den Grad der Symmetrie des Minerals zu ziehen, war wegen unvollkommener Aus- bildung derselben zu unsicher; aus der oben beschriebenen doppelten 402 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. Nichtorientirung auf der Basis und dem Prisma folgt aber, dass der hier vorliegende Nephelin nur in das trikline System zu verweisen ist. Die hexagonale Combination: ooP (1010); oP (oo01); P(ıo11) zerfällt in: ooP (110); ooP’(110); ooP&%8 (010), oP/(oor), "PliTz); PlıiT):„P(TID)@P,(1 19); 3» oolaeı. und 2’P,© (021). Bei der folgenden Betrachtung der Zwillingsbildung des Minerals werde ich mich, wegen der einfacheren Darstellung, der hexagonalen Deutung der Formen bedienen. Wie gesagt zerfallen sechsseitige Schnitte zwischen gekreuzten Nicols häufig in sechs Einzelindividuen. Untersucht man die einzelnen Sectoren auf die Lage der Haupt- schwingungsrichtungen, so findet man: 1. Im convergenten Licht das fast centrische Bild um die nega- tive Mittellinie des kleinen Axenwinkels. Die kleinste Elastieitätsaxe, also mit ihr die Ebene der optischen Axen, steht annähernd senkrecht auf der Randkante, Fig.7 oben. Die Grösse der Schiefe wurde an der Riehtung mittlerer Elastieität bestimmt, die mit der Randkante einen Winkel von 10-15° bildet. Dies bestätigt im parallelen Licht die Untersuchung mit dem Gypsblättchen. 2. Der dem ersten gegenüberliegende Sector zeigt im conver- genten Licht die Erscheinung einer fast centrischen zweiten, positiven Mittellinie. Die grösste Elastieitätsaxe und also auch die Axenebene steht schief zur Randkante; diese Schiefe ergiebt sich aus der Lage der mittleren Elastieitätsaxe, die mit der Randkante einen Winkel von 5—5° bildet, Fig. 7 unten. Bei der Untersuchung mit dem Gypsblättchen wird dieses Verhältniss ebenso erkannt, und es erklärt sich aus der Lage der Elastieitätsaxen in Fall ı und 2 die differente Färbung der gegenüberliegenden Seetoren in sechsseitigen Schnitten. Treten Erscheinungen ı und 2 in sechsseitigen Schnitten auf, so muss E. Escn: Etinde. 403 eine Zwillingsbildung nach P(ro1r) vorliegen. Denn P (1011) bildet nach Dana, Miner. 1892 S. 424 mit oP (0001) einen Winkel von 135° 55'; wird ein Individuum um die Normale zu dieser Fläche durch 180° gedreht, so fällt sehr angenähert ooP (1010) in die Lage von oP (0001); genau würde ein Winkel von 135° erfordert werden. 3. Nicht selten kommt es auch vor, dass der dem ersten gegen- überliegende oder auch ein benachbarter Sector im convergenten Licht das fast centrische Axenbild, scheinbar um die zweite, positive Mittel- linie, in Wahrheit ungefähr || der Axenebene, zeigt. Die Richtung grösster Elastieität liegt hier annähernd || der zugehörigen Kante des Sechsecks, sie bildet mit derselben einen Winkel von etwa 5-8°. Die gegenüberliegenden Sectoren färben sich bei Anwendung des Gyps- Fig. 9. blättehens im parallelen Licht in gleichem Sinne (Fig. 8). Tritt diese Erscheinung auf, so muss eine Zwil- lingsbildung nach ©/; P2 (3365) vor- liegen. Denn 6/, P2 (3365) bildet (be- rechnet) mit oP (0001) einen Winkel von ungefähr 135°, genau = 134° 48#'; wird das eine Individuum um die Normale zu dieser Fläche um 130° gedreht, so fällt, wie aus dem in Fig. 9 gegebenen Schema ersichtlich ist, hier cooP2 (1120) in die Lage von oP(oo0or)', das dann die Axenebene, wie es Fig. 9 zeigt, enthält. In den verzwillingten Individuen liegen in der Ebene gleichwerthige Elasticeitätsaxen (cundc, bunda, letztere beide>c) annähernd parallel Fig.8; die Färbung gegen- überliegender Secetoren mit dem Gypsblättchen ist also eine gleiche. Im convergenten Licht erweist sich auf der Basis (Fig. 9) eines solchen Zwillings positive Doppelbrechung, aber kein Axenaustritt, der bei gleichem Charakter der Doppelbrechung und sehr grossem Axenwinkel auf dem ersten Prisma (Fig. 9) zu beobachten ist. In Folge dessen liegt die Axenebene, die vormals sich annähernd in der Fläche des zweiten Prismas befand, jetzt, wo durch Zwillings- ! Hierbei kommt aber auch die Kante ooP (1010): 0P2 (1120) bez. die Richtung der hexagonalen c-Axe, als Kante gedacht, in die der Kante oP (ooo1): coP (1010) und nimmt an der Umgrenzung der Figur Theil. Der Einfachheit wegen wird hier, da es nur darauf ankommt, die Richtung zu bezeichnen, von der Kante des Hexagons, am Krystall ausgedrückt durch oP (ooor): &P (1010), gesprochen. 404 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. bildung das zweite Prisma in die Lage der Basis gekommen ist, an- nähernd auch in derselben. Zieht man zur Controle dieser Erscheinungen solche Schnitte heran, welche senkrecht zu den beiden Basisflächen in nach beiden eben erwähnten Gesetzen verzwillingten Individuen liegen, so bestätigt sich obige Annahme durchaus. Rechteckige Schnitte, die zwischen gekreuzten Nicols ohne Anwendung des Gypsblättchens kaum merk- liche Differenzirung zeigen, zerfallen bei Einführung desselben in (ich nehme hier den einfachsten Fall) zwei, sich scharf gegeneinander ab- grenzende, nicht selten dreieckige Theile (von rechtwinkeligen Drei- ecken gebildet), von denen, wenn die Spaltrisse parallel den Elasti- eitätsaxen des Gyps verlaufen, das eine in lebhaft blauen, das andere in hellgelben Tönen aufleuchtet. Im convergenten Licht zeigen beide Individuen das kaum merk- lich excentrische Interferenzbild parallel der Axenebene oder das Bild senkrecht zur zweiten, positiven Mittellinie. Bei der Unsicherheit der Beurtheilung in vielen Fällen und Unterscheidung derartiger Inter- ferenzbilder ist es wohl angebracht, dass ich hier besonders betone, dass es mir an einem derartigen Zwilling mit Hülfe des Zeiss’schen Ob- jeetivs 2"”5 u. 1.60 Apert. mit Monobromnaphtalin-Immersion gelang, das ganze Axenbild um die zweite, positive Mittellinie zu übersehen. 4. Ausser diesen beiden Zwillingsgesetzen wurde noch ein drittes beobachtet. “in annähernd sechsseitiger Schnitt zerfällt in sechs Theile, von denen jeder im convergenten Licht ein excentrisches Bild um die spitze, negative Mittellinie zeigt. Der Grad der Excentrieität scheint, soweit man sich auf die Genauigkeit derartiger Messungen verlassen kann, bei allen Theilen gleich zu sein. Zur Erklärung dieser Erscheinung kann nur eine Zwillingsbildung nach einer Pyramide mP (hohl) herangezogen werden. In den zu- gehörigen prismatischen Schnitten, die also senkrecht zu den Basis- flächen in beiden Individuen getroffen sind, findet man, dass die c-Axen beider Individuen einen Winkel von 45-50° miteinander bil- den. Daraus folgt, dass die Zwillingsebene mP mit oP einen Winkel von 113-115° bildet. Diesem Werth entspricht annähernd die Pyramide. 2P. (202+). (eP:oR =a17?1%:.] Einem dieser Zwillingsgesetze, vielleicht auch allen drei, entsprechen wohl auch die Zwillingsrosetten mit dreiseitigen, optisch verschiedenen Seetoren und die Durchkreuzungszwillinge, welche FovguE und Micner- Levy'an dem von ihnen künstlich dargestellten Nephelin beobachteten. ! Compt. rend. 16. Dec. 1878 87 p.961ı und Synthese des Mineraux et des Roches 1882 p. 156. E. Esc#: Etinde. 405 Dass bei diesen Untersuchungen auch wirklich Nephelin zu Grunde gelegen hat, wird aus folgenden Angaben wohl hervorgehen. Die Schnitte des Minerals haben sechsseitige oder rechteckige, etwa um ein Viertel mehr nach der einen als nach der andern Seite gestreckte Formen. In mässig dünnen Schliffen steigen die Interferenzfarben nicht über ein lichtes Blaugrau der ersten Ordnung. In rechteckigen Schnitten liegt parallel der längeren Erstreckung die grössere Elastieitätsaxe. Das Relief ist gering. Mit Hülfe des Totalrefleetometers findet man einen mittleren Brechungsexponenten von 1.5376. Von verdünnter Salzsäure wird das Mineral ziemlich leicht unter Abscheidung von gallertartiger Kieselsäure angegriffen. Lässt man Salzsäure auf ein durch Kanadabalsam im Schliff isolirtes Kryställchen wirken und die dadurch entstehende Lösung eintrocknen, so scheiden sich aus derselben zahlreiche Würfelehen von Chlornatrium aus; durch Zusatz von Schwefelsäure zu einer derartig hergestellten Lösung des Minerals entstehen nur selten Gypskryställchen. Bei der obigen Entwickelung der Zwillingsgesetze habe ich nur die einfachsten Fälle behandelt, indem ich aus den sechsgetheilten Schnitten nur zwei Fel- der auswählte und von Prismenschnitten nur solche heranzog, wo nur je zwei Individuen in Zwillingsverwachsung auftreten. Es ist wohl leicht ersichtlich, dass schon allein eins der betreffenden Gesetze, wenn es. sich wieder- holt, Veranlassung ge- ben kann zu Bildungen, dieim Schliff, auch wenn von den Schnitten die regelmässigsten ausge- sucht werden, nur mit einer gewissen Wahr- scheinlichkeit gedeutet Nephelin. werden können. Wenn aber, was hier thatsäch- lich der Fall ist, zwei von den Gesetzen oder gar alle drei an dem ! Der Schnitt ist photographirt, ein Abzug des Negativs wurde, um die Einzel- heiten besser auszuprägen, mit Tusche angelegt u. s. w. und dieser wieder photographirt. 406 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. Aufbau eines Complexes betheiligt waren, so schrumpft die Zahl der diseutirbaren Beispiele ausserordentlich zusammen. Einige der einfachsten will ich an der Hand von Photographien näher be- schreiben. 1. Der dunkle Sector links in Fig. 10 entspricht dem unter 1. beschriebenen Fall; er zeigt im convergenten Licht centrisch das Curvensystem um die spitze, negative Mittellinie, der Axenwinkel ist etwa 20° gross. Die Fig. 11. mittlere Elastieitätsaxe . bildet mit der äusseren Umgrenzungslinie einen Winkel von 15°. Der ihm gegenüberliegendeSector (in der Photographieauch dunkel) zeigt im conver- eenten Licht das fast centrische Curvensystem um die zweite Mittellinie von positivem Charakter, er entspricht dem un- ter 2. beschriebenen Fall. Die Axenebene steht an- nähernd senkrecht auf der Randkante, sie bil- det mit derselben einen Winkel von 84°. Nephelin. Die übrigen Sectoren entziehen sich einersiche- ren Deutung, denn sie zeigen mehr oder weniger excentrische Inter- ferenzbilder um die erste oder zweite Mittellinie; sie gehören Bildungen an, die wahrscheinlich nach mP erfolgt sind. 2. Fig. ıı (die Nicol-Hauptschnitte bilden einen Winkel von 85° miteinander).‘ Der im Grossen und Ganzen sechsseitige Schnitt (der Schliff ist etwa o"”ı5 dick) besteht aus sechs Einzelindividuen, die je einem der sechs Sectoren des Hexagons entsprechen; das helle Individuum links unten (es entspricht dem Fall 3) zeigt im conver- genten Licht das centrische Curvensystem parallel der Axenebene. Die Riehtung grösster Elastieität a bildet mit der Randkante und den der- selben parallelen Spaltrissen einen Winkel von 5°. An seinem freien Ende ! Von einer Retouche ist in diesem Falle, obwohl die Sechstheilung nicht ganz zum Ausdruck kommt, abgesehen, um nicht den Eindruck einer exaeteren Ausbildung der Zwillingsformen hervorzurufen, als sie thatsächlich beobachtet wurde. E. Escn: Etinde. Nephelin. ig. 13. Nephelin. 407 beobachtet man ausser der an der Zusammen- setzung des Hexagons be- theiligten Kante (aus der Zone oP:P2) klein und rechtwinkelig dazu die Kante oP:coP. Das gegenüberliegende Indi- viduum entspricht dem unter I. beschriebenen Fall; im convergenten Licht zeigt es centrisch das Curvensystem um die spitze, negative Mittel- linie, die mittlere Elasti- eitätsaxe b bildet mit der Randkante oP:ooP einen Winkel von 20°. Die übrigen Sectoren zeigen nur excentrische Axen- bilder und sind daher nicht sicher zu deuten. 2 Ross (Or nL5 dicker Schliff, Nicols ge- kreuzt).' Der rechteckige Schnitt zeigt zwischen gekreuzten Nicols nur kaum erkennbare Diffe- renzirung; bei Einfüh- rung des Gypsblättcehens aber zerfällt er in zwei zapfenförmig in einander sefügte Individuen, wo- bei die Axe grösster Elastieität in dem einen senkreeht zu der Axe grösster Elastieität in dem anderen liegt. Beide ! Das Bild ist retouchirt, denn der Unterschied in der mit dem Gypsblättchen erzeugten Färbung giebt sich auf der photographischen Platte nicht im Geringsten zu erkennen, weder auf gewöhnlichen, noch auf sogenannten isochromatischen Platten. 408 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. zeigen im convergenten Licht das centrische Curvensystem um die zweite positive Mittellinie. Es liegt also das Gesetz nach ©/;P2 vor. 4. Fig. ı3 (etwa 0"”2 dicker Schliff, Nicols gekreuzt). Der Schnitt stellt einen, senkrecht zu den Basisflächen beider Individuen getroffenen Durchkreuzungszwilling dar. Beide Individuen zeigen centrisch das Curvensystem, welches zwar dem um die zweite positive Mittellinie ähnlich ist, aber, da kein Axenaustritt beobachtet werden konnte, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dem parallel der Axenebene zukommt. Die Richtungen grösster Elastieität bilden in beiden Individuen einen Winkel von 50° mit einander, mithin ist Zwillingsfläche 2P. 5. Eine besondere Ausbildungsform der Zwillinge zeigt Fig. 14 (etwa o"”o2 dicker Schliff, die Nicolhauptschnitte bilden einen Winkel Fig. 14. von 80° mit einander). Der rechteckige Schnitt zeigt ein der Kreuzform sich annäherndes grosses Mittelfeld, welches im convergenten Licht ein beim Drehen unver- änderliches einaxi- ges centrisches In- terferenzkreuz giebt, und vier getrennte, aber einem Individuum ange- hörende Ecekfelder; diese zeigen im convergenten Lieht centrisch das Cur- vensystem ähnlich dem um die zweite positive Mittellinie, dem parallel der Axenebene oder dem parallel der optischen Axe bei Einaxigkeit. Ob die beiden Individuen nach P oder ©/,P2 Nephelin. verzwillingt sind, lässt sich aus obiger Unbestimmtheit nicht ent- scheiden. 6. Fig. 15 (die Nieolhauptschnitte bilden einen Winkel von 80° mit einander) stellt einen sechsseitigen Schnitt dar, der von drei In- dividuen gebildet wird. Das grösste derselben, welches hauptsächlich die Form giebt, zeigt eentrisch das Curvensystem um die negative Mittellinie, der Axenwinkel ist etwa 10° gross, die Axenebene steht E. Escr: Etinde. 409 Fig. 15. annähernd senkreehtauf \ der Seite links oben; das hellste Individuum rechts unten ist senk- recht zur zweiten, po- sitiven Mittellinie ge- schnitten. Die Axen- ebene liegt parallel sei- ner Längserstreckung und also auch senkrecht zu der Kante links oben des grössten In- dividuums, also parallel der Axenebene_ dessel- ben. Die beiden Indi- viduen sind also nach P verzwillingt:; das EN. dritte, rechts oben von Nephelin. dem zweiten liegende, Fig. 16. ungefähr rechtwinklig dreieckige Individuum scheint, dem Interfe- renzbild nach zu ur- theilen, durch eine Ebene, die etwa 45° gegen seine C-Axe ge- neigt ist, geschnitten zu sein. Wahrschein- lich ist es mit dem am hellsten erscheinenden Individuum nach einer P-Fläche verzwillingt. die der vorhin erwähn- ten als Zwillingsebene fungirenden benachbart ist. 7. Fig. 16 (die Ni- Ns. colhauptschnitte bilden einen Winkel von S5° mit einander) zeigt einen einfachen Zwilling nach °/,; P2 (3365): das grosse dunklere Individuum giebt im convergenten Licht das cen- trische Interferenzbill um die spitze negative Mittellinie, der Axen- Sitzungsberichte 1901. 34 410 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. winkel ist etwa 10° gross: die Axenebene bildet mit der Kante rechts einen Winkel von 70°. Das hellere dreieckige Individuum links zeigt im eonvergenten Lieht eentrisch das Curvensystem parallel der Axen- ebene. Auch bei Anwendung des Apochromatobjeetivs 2"”5 u. 1.60 Apertur bleiben die scheinbaren Axenbarren beim Drehen, besonders in Diagonalstellung. nieht im Gesichtsfeld. Die Schnittfläche ist also || der Axenebene, Riehtung grösster Elastieität liegt parallel der kürzesten Dreiecksseite. In den beiden verzwillingten Individuen entsprechen sich a und b, c und c. b und a ungefähr in ihrer Lage. 8. Fig. 17 (die Nieols sind gekreuzt) zeigt einen annähernd qua- dratischen Schnitt, der aus zwei mit einander nach /,; P2 (3365) ver- zwillingten Individuen besteht. Beide zeigen im eonvergenten Licht wenig excentrisch die Interferenzbilder senk- recht zur positivenzwei- ten Mittellinie. Bei dem dunklen Individuum, rechts, bleiben dieAxen- barren, bei Anwendung des Apochromatobjee- u. 1.40 Ap. in Diagonalstellung im Ge- sichtsfeld. Bei dem helleren liegen ähnliche mm tivs 2 Verhältnisse vor, sind aber nicht so genau zu eonstatiren. Im pa- rallelen Licht bei An- Nephelin. wendung des Gyps- blättehens erkennt man, dass die Richtung grösster Elastieität, also die der Axenebene, in dem einen annähernd senkrecht auf der Richtung grösster Elastieität in dem anderen Individuum steht. Jede dieser Richtungen bildet zur Trennungsnaht links oben, rechts unten etwa 45°. Der Zwilling ist also annähernd senkrecht zu den Basisflächen beider Individuen geschnitten. 9. Fig. ı8 (Nicols sind gekreuzt) zeigt einen nicht orientirten Schnitt durch drei mit einander verzwillingte Individuen. Die vorliegenden Untersuchungen erweisen im jetzigen Zustand ein triklines, vielfach verzwillingtes Mineral. E. Escn: Etinde. 411 Bei Beurtheilung der Frage, ob die zweiaxige Doppelbrechung ursprünglich oder secundär ist, kommt neben der durchgreifend be- fundenen triklinen Anlage in Betracht, dass die Wärme die optischen Erscheinungen nicht fundamental verändert. Dies spricht für ursprüngliche Anlage, und es könnte bei An- nahme des Gegentheils wesentlich sich nur um eine isomorphe Mischung mit Begleiterscheinungen handeln. Die nicht selten beobachtete Ein- axigkeit könnte solche oder Zweiaxigkeit mit sehr kleinem Axenwinkel oder Einaxigkeit, erzeugt durch Kreuzung zweiaxiger Lamellen, sein. Wenn auch nur nebenbei, so will ich doch nicht unerwähnt lassen, dass ich an mehreren Schnitten zwar nicht absolut sicher, in einem aber sehr deutlich, die Interferenzfigur des » Achters« oder der opti- schen Brille beobachtet habe. Genaues über diese theoretischen Fragen kann erst durch Unter- suchungisolirterKry- stalle, die ja auch sonst mancherlei Eigenthüm- lichkeiten, z.B. bei der Ätzung zeigen, gewon- nen werden. Auch wären die bekannten Nephelin- gesteine auf die oben aus einander gesetzten Er- scheinungen zu prüfen. Die vorliegenden Ne- Nephelin. phelinite des Etinde sind durchaus frische Gesteine von dunkler und heller, rein grauer Farbe. Ihre Structur ist zum Theil eine typisch porphyrische, zum Theil nähert sie sich dem körnigen Charakter. Der Bruch ist bei den porphyrischen Gesteinen ziemlich glatt, bei den scheinbar körnigen sehr rauh und stumpfzackig: schlackige Varietäten sind selten. Als Einsprenglinge mm mm mmı lange und o”"2-1"" dicke mm führen die Nephelinite zahlreiche 3-10 mm Nadeln und Tafeln von Augit und viele 0”"2 bis höchstens 2" grosse glasige oder gelblich weisse, schwach fettglänzende Nepheline. In einigen Varietäten tritt auch Apatit in zahlreichen schwarzen diamantglänzenden Körnchen von o""ı-o”"5 Grösse makroskopisch deutlich hervor. 34° 412 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. Die porphyrische Varietät führt im Gegensatz zu der mehr körnigen, ausser Augit Nephelin in zwei scharf getrennten Generationen. Hier sind es die Einsprenglinge, welche in vorzüglichen Beispielen die be- schriebenen Zwillingsverwachsungen zeigen: einfache Individuen sind unter ihnen nicht häufig. Die Grösse der einfachen Krystalle wie mm mm, der Zwillingscomplexe schwankt meist zwischen o""2 und ı"":; selten mm sinken ihre Dimensionen unter 0"”"2 und nur sehr vereinzelt steigen 5. Ihre Schnitte bilden mehr oder weniger scharf be- mm sie über ı erenzte Rechtecke, Sechsecke, und, wenn Durchkreuzungszwillinge vor- liegen, unregelmässige Figuren mit einspringenden Winkeln. Zuweilen treten Einzelindividuen wie Zwillingsgebilde auch in abgerundeten Körnern auf. Die optischen Eigenschaften wurden auf den vorher- gehenden Seiten behandelt. Der Augit zeigt wenig praecise Formentwickelung und ausser- ordentlich praegnante Zonarstruetur und skeletförmiges Wachsthum: deshalb ist es kaum durchführbar, die Lage der Elastieitätsaxen zu den Spuren der Kıystallflächen zu bestimmen. Sein Pleochroismus ist recht deutlich , || a rein gelb, |] grünlich gelb und I|e röthlich grau. Der Grad der Absorption wechselt in den verschiedenen Zonen sehr, so dass man den schaligen Aufbau der Krystalle meist schon ohne Analysator erkennt. Seine Auslöschungsschiefe geht über 40°. An Einschlüssen führt er häufig Apatit und Perowskit: nicht selten ist er mit grösseren Erz- oder Apatitkörnern verwachsen. Der Apatit führt meist grosse Mengen von äusserst winzigen opaken Einschlüssen, die regellos in den Schnitten vertheilt sind. Perowskit in o""o2-0”"2 grossen rundlichen Körnern ist recht häufig: er hat gelblich rothe bis röthlich violette Farbe und zeigt meist geringe Spuren von Doppelbrechung. Als Übergemengtheil tritt ferner noch recht häufig »Erz« in o"”08-o””5 grossen quadratischen, dreieckigen und unregelmässig, aber geradlinig begrenzten, seltener in rundlichen Schnitten auf: sie führen nicht selten Einschlüsse von Apatit. Die Grundmasse besteht etwa zur Hälfte aus einem hypidio- morphkörnigen Gemenge von Augit und Nephelin mit wenigen ein- gestreuten Titanit- und Erzkörnchen. Augit und Nephelin stehen in einem Mengenverhältniss von etwa 3:2. Der Augit zeigt wenig gute Formentwickelung, er liegt in Körnehen und Säulehen von o""oı bis mm höchstens o""o4 Grösse vor. Seine Farbe ist graugrün bis grünlich gelb. Er zeigt deutlichen Pleochroismus. Seine Auslöschungsschiefe steigt bis über 40°: die Auslöschung ist häufig unvollkommen, die Polarisationstöne sind verhältnissmässig sehr hoch. Wahrscheinlich ge- hört er zu den alkalireiehen, wohl auch titanhaltigen Gliedern der E. Esecn: Etinde. 413 Pyroxen-Reihe. Der Nephelin der Grundmasse tritt selten in idio- morphen Kryställchen auf; meist zeigt er unregelmässig geformte Sehnitte, die ihre Umrisse von den offenbar früher ausgeschiedenen Augiten erhalten. Der Titanit tritt in rundlichen Körnchen oder in grösseren lappigen einheitlich orientirten Massen, ähnlich wie bei den Leueitnepheliniten beschrieben, auf. Die andere Hälfte der Grundmasse besteht aus einem hypidio- morphkörnigen Gemenge von einem isotropen Mineral, Erz und wenig Augit. Dieselben stehen in einem Mengenverhältniss von 3:1:1. Das isotrope Material zeigt Fig. 19. niedrigen Brechungsex- ponenten und unregel- mäÄSSIgQe Umerenzung, vielleicht ist es Leueit: es ist vielfach durchsetzt vonäusserstfeinen langen klaren Augitnädelchen. Der Augit ist derselbe wie der oben beschrie- bene. Die zweite Ausbil- dungesform der Grund- masse tritt in der ersteren in oO""I-I "5 grossen unregelmässig begrenz- ten verschwommenen Flecken auf. Man kann sie als eutaxitische Diffe- Auıgit. renzirung des Magmas auffassen oder aber, was mir wahrscheinlicher scheint, als Neubildungsproducte eines intratellu- risch gebildeten, unter niedrigem Druck aber nieht mehr bestandfähigen eisenhaltigen Silieats. Die mehr körnigen Nephelinite führen in zwei Generationen nur Augit. Derselbe zeigt prachtvolle Zonarstructur (vergl. Fig. 19) und ausgezeichnete skeletförmige Wachsthumserscheinungen, die noch da- durch besonders interessant sind, dass auch die das Skelet ausheilende Augitmasse in sehr vielen optisch und wohl auch chemisch verschie- denen Zonen auftritt. Seinen optischen Eigenschaften nach, Farbe, Pleochroismus, Doppelbrechungsvermögen und Lage der Elastieitäts- axen ist es ein basaltischer Augit, der ein wenig zu den Aegirin- Augiten hinneigt; aus der Bauschanalyse geht hervor. dass er einen 414 Sitzung der phys.-math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. kleinen Gehalt an Mangan hat. Seine Umrisse sind in Folge von Weiterwachsthum noch während der jüngsten Ausscheidungsperiode, was sich durch dünne, zackig lappige, meist grüngefärbte wohl alkali- reiche äussere Zonen kundgiebt, wenig exact. Zwillingsbildungen und strahlenförmige Verwachsung von mehreren Individuen sind recht häufig. Die Augiteinsprenglinge machen etwa 4 der Gesteine aus; im Übrigen bestehen dieselben aus einem körnigen Gemenge von mehr oder weniger iliomorphem Nephelin, gänzlich formlosem Leueit, grossen und kleinen Erzkörnern und zahlreichen Augitsäulchen. Als Übergemengtheile treten in meist grosser Zahl Perowskit, Apatit und Titanit auf. Eine Grundmasse bildet dieses Gemenge im Gegensatz zu den Augiteinsprenglingen nur insofern, als man die Bildung der letzteren auf eine intratellurische Krystallisationsperiode beziehen kann: ihrer ganzen Erscheinungsform, ihrem Volumen und mit gewisser Beschrän- kung ihrer Formentwickelung nach stehen Nephelin und Leueit, die jeder für sich ebenso oder doch fast ebenso breiten Raum einnehmen wie die grossen Augite, gegen diesen wenig zurück. In der Reihenfolge der Ausscheidung dieser Mineralien zweiter Krystallisationsperiode geht der Augit voran, doch dauerte seine Ent- wickelung bis zum letz- ten Moment der Erstar- rung des Gesteins. Leu- cit und Nephelin zeigen keine Merkmale zeitlich verschiedener Bildung. Der Gang der Verfesti- eung der Gesteine nach dem Erguss hatte offenbar folgenden Verlauf. Zu- nächst schied das Magma den grössten Theil der eisen- und magnesiahalti- gen Moleküle unter Bil- dung von kleinen Augit- kryställchen aus; darauf begann die Krystallisa- tion von Nephelin und Leueit und gleichzeitig Nephelinit. mit dem fortschreitenden Waehsthum dieser Mineralien wurden die Augitmikrolithen auch unter stetigem aber langsamem Fortwachsen bei Seite und zusammengedrängt, und Nephelin und Leueit wuchsen so lange weiter, bis sie sich gegen- E. Escn: Etinde. 415 seitig entweder unmittelbar oder mit Zwischenschaltung von Augit- mikrolithen berührten und dieser Moment war gleichzeitig bez. gleich- bedeutend mit der Erschöpfung des Magmas an beweglichen Molekülen, er war der Verfestigungsmoment des Gesteins selbst. So lange die krystallisirenden Mineralien noch unbehindert in dem zum grössten Theil flüssigen Magma schwebten, hatten sie die ihnen charakteristische Form. sie verloren dieselbe erst dann, als sie theilweise durch die be- Die Bauschanalyse ergab;ı Nachbarten Individuen in ihrer regelmässigen SiO, 40.15 Procent, Fortbildung eingeschränkt wurden und den DD, na.21 natürlich unregelmässig begrenzten noch ver- = ne i fügbaren Raum ausfüllend weiter wuchsen. FeO 400 » Der Nephelin ist besonders ausgezeich- NETT A net durch die oben beschriebene Zwillings- ne URe \ bildung und dureh die nicht normalen op- Na,0 5.9 » tischen Eigenschaften; hier möchte ich nur K,O 378 » noch nachtragen, dass zuweilen solche Com- Ei in j plexe von verzwillingten Individuen, deren das Mei: Schnitte keine gesetzmässige Umgrenzung auf- ZrO, 035 weisen, Zonen von winzigen staubförmigen Summa 100.38 Procent. Einsehlüssen führen, die den Tracen von in SpecyGew.,.,.307, |” einem bestimmten Wachsthumsstadium vor- handen gewesenen Krystallflächen entsprechen. Die Grösse der Nepheline schwankt zwischen o"”15 und 2"””, nur selten sinkt sie bis auf 0"”o5 herab. Der Leueit zeigt, wie schon oben gesagt, gar keine Krystall- formen, er liegt nur in unregelmässig begrenzten Körnern vor, die Dimensionen derselben schwanken zwischen o0””o5 und ı"", erkannt wurde er an niedrigen Brechungsexponenten, seiner sehr schwachen Doppelbrechung und stets vorhandener Zwillingslamellirung in zwei, drei und auch vier sich durchkreuzenden Systemen (vergl. Fig. 21). Die Augite zweiter Generation treten meist in wenig gut um- erenztem langen Säulchen und Nädelchen auf, ihre Länge schwankt zwischen 0”"3 und 0”"o8, ihre Dieke zwischen 0"”o5 und 0""003. Ihre optischen Eigenschaften sind dieselben wie die der Einsprenglings- Augite, auch sie sind deutlich zonar und in Skeletform aufgebaut. Häufig haben sie verhältnissmässig breite äussere Zonen von Aegirin- Augit. Erz in 0”"ı bis 0”"7 grossen Schnitten, deren Form auf das reguläre System hinweist, sind ziemlich häufig, vielfach führen sie Einschlüsse von Apatit. ! Diese und die anderen Analysen dieser Arbeit wurden von Hrn. Dr. Drrrrich in Heidelberg ausgeführt. 416 Sitzung der phys.- math. Classe v. 28. März. — Mittheilung v. 14. März. Leueit in Nephelinit. Fig. 22. Perowskit-Skelete (Vergr. ı: 1000). Apatit tritt in den verschiedenen Typen der Gesteine in wech- selnden Mengen auf, in einigen Varietäten ist er recht häufig. Seine Dimensionen schwan- ken zwischen o""o2 und o""6, meist sind die Kryställchen ge- trübt oder auch ganz schwarz von regellos in den Schnitten ver- theilten winzigen opa- ken Einschlüssen. Titanit ist in den meisten Gliedern dieser Gesteinsreihe ziemlich selten, in einigen Va- rietäten tritt er aber auch häufiger auf. Er wurde stetsnurino”"o5 o”"ı grossen Körneri, nie in idiomorphen Kry- stallen beobachtet. Perowskit tritt in all den hierhergehöri- gen Gesteinen ziemlich häufig auf. er hat röth- lichgelbe bis röthlich- violette Farbe, nur ver- einzelt zeigt er sehr ge- ringe Doppelbrechung. Gleich wie Apatit und Erz gehört er im Allge- meinen zu den ältesten Ausscheidungen. nur in einigen Varietäten der Nephelinite tritt er ausserdem noch in Ske- letform als eins der jüngsten Krystallisationsproducte auf. Er bildet weit verzweigte, ästige, kammförmige, federfahnenähnliche oder auch E. Esch: Etinde. 417 korallenstockähnliche Skelete, die aus einem oder mehreren Haupt- ästen und vielen einander parallelen oft wieder verzweigten Neben- ästen bestehen. Solche Gebilde nehmen nicht selten einen Raum von O2 ein: Die einzelnen Zweige werden selten dieker als 0"”o02, in ihrer Längsrichtung wachsen sie bis zu 0”"2. Sie sind schwach gelblich gefärbt, ihr Relief ist sehr hoch, Doppelbrechung zeigen sie nicht. Vielfach liegen sie aber so dicht neben einander und über einander, dass sie schöne leuchtende Gitterspectren erzeugen. Senkrecht zur Längs- erstreckung scheinen sie unter starker Spannung zu stehen, denn im polarisirten Licht zeigen die senkrecht zu ihrer Längserstreckung ge- troffenen kreisförmigen Schnitte der Skelete deutliche Interferenzkreuze. Um diese Erscheinung zu beobachten muss man allerdings 1500fache, besser noch 2000fache Vergrösserung anwenden. Vielfach tragen, so wie die Äste eines Baumes Früchte, die Enden dieser feinen Zweige deutliche Perowskitkryställchen, die vereinzelt bis zu o"”o2 gross werden und deutlich schwache Polarisationstöne und Zwillingsbildung erkennen lassen Ausgegeben am 11. April. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 190] 35 ir: RR 9 er Fu Ar jr: a A Eraser ; # ver art Arc be Pd. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN, XIX. 11. Aprır 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. eSeSesagee “ N 2; . nr mE Auszug aus dem Reglement für die Reduction der ‚Sitzung a TER er ge, TER en DE? $1. nur auszugsweise EN ER; ii ee, 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in n Gross- ei deutscher Sprache - veröffentlicht sein oder werden, se ie Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 2. Wenn der Verfasser eine re: z jeder Sitzung. Die sämmtliehen zu einem Kalender- _ schaftlichen Mittheilung. diese ande = jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit öffentlichen beabsichti D als. ihm Ye Ge de fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten den Rechtsrege In. zuste so bedarf ‚er da in- ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der willigung der aan. ee der betı effend Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- Ole % 34 AT TE MR nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- ’ kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über j 2: Aare werde Co Verlangen verschickt. ey Sitzungen der philosophisch - «historischen Classe ungerade . Nummern. Ei auf Erscheinen ihrer 82. » 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Terstenhiähung a see geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten ine YH wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der. _ Mittheilun en« abe edruc I \ am ıäl Ainfaig Sonderabärücke Sn cn nr aschla der Kopf der Sitzungsbericht it Jahı nummer, Tag ‚und Kategorie ya zung Titel der Mittheilung und der Name des Verfasse Er: Bei Mittheilungen, die m it dem Kopf der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück: gehört, { Sitzu BES drnckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren z 2 en an de Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen ‚gehö- "Seen Ale Er Fr A der Un xy A 3 2 : rigen Stücken nicht erscheinen konnten. We 3 Dem Ver RR af K ER en N 5 f Re ScndersBilrike bis sur ZaBl h zweihur er zu unentgeltlicher eigener Ver SR ice f Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der sofern er hiervon ee redigir Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- “ 6) Te ne tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- x y N BR F nenden wissenschaftlichen Arbeiten. . 1. Jede zur Aı Ye simmte Mikeiong m Be vorgelegt werden. A Aycans e San Nichtmitglieder, haben hierz Fu _ Fache angehörenden ordentlich hen D n. Wenn schriftliche Einsendun En nn spondirender Sieled, en = ' Akadı mie ‚oder be einer der Classen 0 ha dan; r vors N ei 6, 7 Pie 1. Für die Aufnahme einer Inka Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden Bol, deren Bestimmungen. “ 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten: in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akdamie: nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- x demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den | Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 1. Der ee "Senre geschäftlichen Zueta les für die darin au gelesenen A een für alle Ehren ae nach jeder Richtung. nur V hi w N ER Ws 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch Die Akademie versendet ihre TEE ER an diejenigen Stell, mit denen u 0 im wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nam die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats n- Eh » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats An » = October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach F ' FR 419 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER XIX. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 11. April. Gesammtsitzung. 1. Hr. van’r Horr las eine gemeinschaftlich mit Hrn. Dr. MrvEr- HOFFER bearbeitete Abhandlung über die Bildung des Kainits bei 25°. Der Kainit (SO,Mg.KCl. 3H;0) entsteht bei 25° aus Lösungen, die an Magnesium- sulfat und Chlorkalium gesättigt sind. Die Umgrenzung seines Gebietes durch Leonit, Magnesiumsulfat, Carnallit und Chlorkalium wird für 25° bei gleichzeitiger Sättigung an Chlornatrium festgestellt. 2. Hr. Branco erstattete Bericht über den Erfolg der im abge- laufenen Winter mit akademischen Mitteln ausgeführten Untersuchung des Nördlinger Rieses, indem er zwei in Gemeinschaft mit Hrn. Prof. Dr. E. Fraas in Stuttgart bearbeitete Abhandlungen überreichte. In der einen, grösseren und für die »Abhandlungen« der Akademie be- stimmten: Die Bedeutung des vulcanischen Rieses bei Nörd- lingen für die allgemeine Geologie, legen die Verfasser ihre An- schauungen über die Entstehung des Rieses dar: die andere, später hier folgende, liefert durch Besprechung der durch einen Schacht auf dem Buchberg bei Bopfingen gewonnenen Resultate den Beweis für die Richtigkeit der von HH. Brauco und Fraas gegebenen Er- klärung des Nördlinger Rieses. 3. Hr. Muxk legte eine weitere Mittheilung von Hın. Dr. Orro Ka- LISCHER hierselbst vor: Zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. Im Anschluss an frühere Versuche wird durch elektrische Reizung am Grosshirn von Taube, Huhn, Ente und Papagei bezüglich der den verschiedenen Functionen dienenden Rindenabschnitte, insbesondere der sogenannten motorischen Regionen, eine weitgehende Analogie mit den Verhältnissen bei den Säugethieren nachgewiesen. Für einige von der Rinde ausgehende Erregungen werden die leitenden Bahnen bestimmt. 4. Hr. Prof. Dr. Hveo Maenus in Breslau übersendet ein Exemplar seines Werkes: Die Augenheilkunde der Alten. Breslau 1901. 5. Eine zum zweihundertjährigen Preussischen Krönungsjubiläum am 18. Januar d. J. von der Akademie an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtete und von Allerhöchstdemselben huldvollst ent- gegengenommene Adresse wird mit gegenwärtigem Bericht mitgetheilt. Sitzungsberichte 1901. 36 420 Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. Die Bildung von Kainit bei 25°. Von J. H. van’r Horr und W. MEYERHOFFER. A. Andeutung des Auftretens von Kainit in den Tensionsbestimmungen. ! wurde erwähnt, dass die dort an- In einer früheren Mittheilung geführten Tensionsbestimmungen auf die Bildung von Kainit bei 25° hingewiesen haben. Wesentlich war in dieser Beziehung das Verhalten der auf der grossen Krystallisationsbahn befindlichen Lösungen, welche an Magne- siumsulfathexahydrat gesättigt sind. Dieselben liegen zwischen R (Sättigung an Hexahydrat, Chlornatrium, Chlorkalium und Leonit) und S (Auftreten von Carnallit statt Leonit) und hatten bei den direeten Krystallisationsversuchen das Magnesiumsulfat mit weniger als sieben Molekülen Wasser, wesentlich als Hexahydrat, zur Ausscheidung ge- bracht. Bei Bestimmung der Tension dieser Lösungen R und S, je in Berührung mit Überschuss der bez. vier Bodenkörper, zeigte sich mm nun ein allmählich ansteigender Werth, der schliesslich auf 13"”2 im einen und ı12"””4 im andern Fall sich einstellte, also ganz bestimmt oberhalb 12"”, bei welchem Dampfdruck erst das Magnesiumsulfat- heptahydrat sein Krystallwasser zu verlieren anfängt. Drei- bis vier- malige Wiederholung dieser Tensionsbestimmungen führte zum gleichen Resultat. Eine mögliche Erklärung dieses Widerspruchs wurde darin ge- sucht, dass sich bei den mehrere Wochen in Anspruch nehmenden Tensionsbestimmungen in den Lösungen R und S ein Körper ausge- schieden hatte, an welchem dieselben bei den Krystallisationsversuchen (wobei diese Lösungen nur einige Tage zur Beobachtung gelangen) ' Diese Sitzungsberichte 1900, S. 018. van”r Horr und W. Mevernorrer: Oceanische Salzablagerungen. XXI. 421 übersättigt blieben. Thatsächlich stellte sich alsbald der Kainit (SO, Mg.KCl.3H,O) als dieser Körper heraus. Das Feststellen des Auftretens von Kainit geschah in der Weise, dass die Lösung S, gesättigt an Chlornatrium, Chlorkalium, Carnallit und Magnesiumsulfat, von der Zusammensetzung: 1000H,0 24Na,Cl, 6K,Cl, 68MgCl, 5MgSO, vor der Hand ohne Chlornatrium mit einer kleinen Menge Kainit bei 25° zusammengebracht wurde: derselbe blieb, auch während längerer Zeit, wesentlich ungeändert. Nunmehr wurden die Bestandtheile des Kainits, Magnesiumsulfatheptahydrat und Chlorkalium, in aequimole- cularer Menge beigefügt und bei 25° gerührt. Allmählich trat jetzt eine Änderung ein, der Chlorgehalt der Lösung sank, und die mikro- skopische Beobachtung zeigte in den Bodenkörpern die zunehmende Menge eines Körpers. allerdings in wenig charakteristischen sechs- eckigen Formen: derselbe löste sich langsam in Wasser unter vorüber- gehender Schönitbildung. Als dann nach 14 Tagen Magnesiumsulfat und Chlorkalium verschwunden waren, wurde eine Probe der Neu- bildung von der Mutterlauge entfernt, mit Alkohol gewaschen und getrocknet: dieselbe zeigte sämmtliche Bestandtheile des Kainits und auch sehr annähernd dessen Wasser- (22.7 Procent statt 21.7 Procent) und Chlorgehalt (13.7 Procent statt 14.1 Procent), womit das Auf- treten von Kainit genügend festgestellt ist. B. Die Umrandung des Kainitfeldes. Nach Auffindung des Kainits bei 25° stellte sich die Aufgabe, das Gebiet des Auftretens genau zu umgrenzen. Der Kainit, welcher bei diesen Versuchen in Verwendung kam, wurde nach pr ScnuLten! aus einer Lösung von 500° Magnesium- ehlorid (MgCl,.6H,0), 40° Kaliumsulfat und 56° Magnesiumsulfat (M&SO,.7 H,O) durch Erwärmen auf dem Wasserbade dargestellt. Nach eingetretener Kainitbildung wurde dann zur Erhaltung einer grösseren Menge noch 74° Magnesiumsulfat und 224°" Kaliumchlorid, je in 50° Wasser gelöst, eingetragen und unter Rühren (mit Wırr’s Rührer in einer Krystallisirschale) 1214°° Wasser abgedampft: nach Filtriren in “ der Wärme, schnellem Waschen mit Alkohol und Trocknen erhält man ein genügend reines Product (10.2 ProcentMg, 39.6 Procent SO,, 14.6 Procent Cl statt 9.8 Procent Mg, 38.6 Procent SO,, 14.3 Procent Ol). ! Compt. rend. ıtr, p. 928; Karsten, Phil. der Chemie, 1843, S. 107. 171. 422 Gesammtsitzung vom 11. April. ı. Sättigung an Kainit, Chlornatrium, Carnallit und Magnesiumsulfat. In erster Linie wurde nun festgestellt, wie weit das Gebiet des Kainits sich der Krystallisationsbahn entlang in der Richtung zum Krystallisationsendpunkt ausdehnt, also die Lösung aufgesucht, welche gesättigt ist an Kainit, Chlornatrium, Carnallit und Magnesiumsulfat. Die obige Lösung, worin sich die Kainitbildung vollzogen hatte, wurde dazu benutzt und, anfangs unter Zufügung von Chlornatrium, Magne- siumsulfatheptahydrat und Carnallit, dann, als die Menge der Boden- körper sich anhäufte, mit Magnesiumsulfathexahydrat und eoncentrirter Magnesiumchloridlösung bei 25° gerührt. Als sich der Chlorgehalt innerhalb ı2 Stunden nieht mehr änderte (22.53 Procent, 22.62 Pro- cent und 22.6 Procent nach je ı2 Stunden) und die Lösung wohl- ausgebildete Krystalle der Körper, woran Sättigung verlangt wurde, ungeändert liess, wurde die Analyse vorgenommen, welche ergab 22.56 Procent Cl, 0.0285 ProcentK, 2.885 Procent SO,, 8.345 Procent Mg, entsprechend: ı000H,0 0.5Na,Cl, 1.0oK,Cl, 85.6MgCl, 8.2MgSO,. Das nähere Eingehen auf die Hydratform, in welcher das Magne- siumsulfat hier am Boden liegt (sowohl Hexa- als Tetrahydrat hielten sich während längerer Zeit in Berührung mit der Lösung ungeändert), sei bis auf Abschluss einer Arbeit über Kieseritbildung verschoben. 2. Sättigung an Kainit, Chlornatrium, Chlorkalium und Carnallit. Zur Darstellung der weiteren für die Umgrenzung des Kainitge- bietes entscheidenden Lösungen wurde von der anfangs erwähnten Lösung T, worin sich die Kainitbildung vollzog (jedoch jetzt auch mit Chlornatrium), also von: ıoooH,O 24Na,Cl, 6K,Cl, 68MgCl, 5MgSO,, ausgegangen und festgestellt, wie weit sich das Kainitgebiet auf der Grenze Carnallit. Chlorkalium ausdehnt, also mit diesen sowie mit Kainit und Chlornatrium bei 25° gerührt. Die constante Chlorein- stellung nach je ı2 Stunden Rührens (21 Procent, 20.93 Procent, 21.01 Procent) und das Ungeändertbleiben wohlausgebildeter Krystalle der vier gewünschten Bodenkörper war wiederum Merkmal der Sätti- gung. Die Analyse ergab 20.93 Procent Cl, 1.886 und 1.887 Pro- cent K, 1.838 Procent SO,, 6.754 Procent Mg, entsprechend: ı000H,0 3.4Na,Cl, 6.4K,Cl, 68.3MgCl, 5.1MgSO,. en van”ı Horr und W. Mevernorrer: Oceanische Salzablagerungen. XXI. 423 Die Zusammensetzung ist so wenig verschieden von den früher unter- suchten Lösungen 7 und V', dass wohl anzunehmen ist, dass auch dort Sättigung an Kainit vorlag, jedoch der Beobachtung entgieng, weil die mikroskopische Untersuchung der Bodenkörper damals noch nicht stattfand. Wir stellen also die dortigen Analysen (worin Natrium direct bestimmt wurde) mit der jetzigen zusammen und nehmen das Mittel unter Abrundung auf halbe Moleküle: Na,Cl, Cl MgCı, MgSO, 2.38 6.2 67.87 4.77 (BAper) 2.39 6.22 68.14 4.82 » 2.41 6.21 67.98 4.8 » 2.4 6.22 67.94 4.81 » 3.4 6.4 68.3 5.1 (Bascn) 24Na,Cl, 6K,C, 68MgCL 5MeSsO, 3. Sättigung an Kainit, Chlornatrium, Chlorkalium und Leonit. Die sehr bedeutende Ausdehnung des Gebietes von Kainit, der Krystallisationsbahn entlang in der Richtung zum Krystallisationsend- punkt, liess eine entsprechende Ausdehnung in entgegengesetzter Rich- tung erwarten, und die Anfangs erwähnten Tensionsbestimmungen deuteten schon an, dass sogar eine Überschreitung des Punktes R zu erwarten sei, wo der Leonit auftritt. Dieser Erwartung entsprechend bezog sich auch die nächste Bestimmung auf Sättigung an Kainit, Chlornatrium, Chlorkalium und Leonit. Ausgegangen wurde dabei wiederum von der anfangs erwähnten T-Lösung, nunmehr unter Rühren bei 25° mit Chlornatrium, Chlorkalium, Magnesiumsulfat und einer Spur Kainit. Unter Abnahme des Chlorgehalts (Anfangs 20.6 Pro- cent) traten grosse Mengen Kainit unter Aufzehrung von Chlorkalium und Magnesiumsulfat auf; derselbe wurde nochmals durch qualitative Analyse und eine 21.3 Procent ergebende Wasserbestimmung als solcher erkannt. Beim Überschreiten der Leonitgrenze, was sich im Chlorgehalt zeigte, wurde nunmehr letzteres und Chlorkalium beigefügt, und bei Eintreten der Chloreonstanz (17.56 Procent und ı2 Stunden später 17.54 Procent), als die Lösung auch wohlausgebildete Krystalle der Bodenkörper ungeändert liess, ergab die Analyse 17.48 Procent Cl, 2.741 und 2.731 Procent K, 5.159 Procent SO,, 5.581 Procent Mg, entsprechend: 1000H,0 9.7 Na,Cl, 9.3K,Cl, 46.9 MgCl, 14.4 MgSO.. ! Diese Sitzungsberichte 1898, S. 819. 424 Gesammtsitzung vom 11. April. 4. Sättigung an Kainit, Chlornatrium, Leonit und Magnesiumsulfat. Bei diesem Versuch wählten wir eine Lösung zum Ausgang, welche nach früheren Bestimmungen gesättigt war an Chlornatrium, Leonit, Magnesiumsulfat und Chlorkalium, aber sich nunmehr als über- sättigt an Kainit gezeigt hatte. Dieselbe wurde mit so viel Leonit, Magnesiumsulfat. Chlornatrium bei 25° gerührt, dass nach Rechnung die Astrakanitgrenze mit: ı04Na,Cl, 74K,Cl, 42MgCl, ı9MgSO, (X)' erreicht werden konnte. Wir hatten Grund zu vermuthen, dass man dieser Grenze ziemlich nahe rücken würde, da uns ein Handstück aus Stassfurt zur Verfügung stand, in welchem Kainit und Astra- kanit mit Steinsalz neben einander auftreten. Nach Zusatz von etwas Kainit und Rühren sank unter dessen vermehrter Bildung der Chlor- gehalt (anfangs 18.1 Procent), stellte sich jedoch noch kurz vor Er- reichen des Astrakanitgebietes constant ein (16.08 Procent, 16.2 Procent, 16.15 Procent nach je ı2 Stunden). Die Lösung liess auch die vier Bodenkörper ungeändert. Sicherheitshalber wurde jedoch noch die oben erwähnte X-Lösung, gesättigt an Chlornatrium, Astrakanit, Magnesiumsulfat und Leonit, dar- gestellt und mit Chlornatrium, Leonit, Magnesiumsulfat und Kainit gerührt; unter Aufzehrung von Kainit stieg der Chlorgehalt (anfangs 15.9 Procent) an, und bei eingetretener Constanz und Sättigung war offenbar dieselbe Lösung (Nr. 2) erhalten wie oben (Nr. ı). was folgender Vergleich zeigt: d? cl Mg Nr. ı 1.3068 16.15 5.852 Nr. 2 1.3075 16.21 5.826 Dann wurde die erste Lösung in Analyse genommen mit dem Ergeb- niss 16.15 Procent Cl, 2.164 und 2.152 Procent K, 7.015 Procent SO,, 5.852 Procent Mg, entsprechend: 10o0o0oH,0 8.9Na,Cl, 7.4K,Ül, 44.3 MgOCl, 19.6 MgSO,. 5. Sättigung an Kainit, Chlornatrium, Magnesiumsulfat- hepta- und -hexahydrat. Wir haben zur Feststellung der Zusammensetzung dieser Lösung zunächst nochmals diejenige, welche nur an Chlornatrium und den beiden Magnesiumsulfathydraten gesättigt ist, untersucht. Dabei wurde ! Diese Sitzungsberichte 1900, S. 1148. van’v Horr und W. Meyernorrer: Oceanische Salzablagerungen. XXI. 425 ausgegangen von einer nach Früherm an Magnesiumsulfat und Chlor- natrium gesättigten Lösung mit der Zusammensetzung: ı000H,0 103Na,Cl, 53MgCl, 15 MgSO,.. Indem sich zeigte, dass, damit in Berührung, Magnesiumsulfat- hexa- sich in -heptahydrat verwandelte, wurde, nach Zusatz von etwas Chlornatrium und viel Magnesiumsulfat, täglich concentrirte Magne- siumchloridlösung beigefügt, jedesmal nur so viel, dass die gänzliche Ver- wandlung von Magnesiumsulfathepta- in -hexahydrat ausgeschlossen war. Ein regelmässiges Ansteigen des Chlorgehalts (anfangs 17.2 Pro- cent) um 0.3 bis 0.4 Procent machte dabei schliesslich einer Abnahme und Constanz (19.3 Procent und 19.26 Procent nach je 12 Stunden) Platz, unter mikroskopisch erkennbarer Bildung von Hexahydrat, das jeden Tag eingeimpft worden war. In der Lösung blieben dann wohl- ausgebildete Krystalle von den beiden Magnesiumsulfathydraten und Chlornatrium ungeändert. Die Analyse ergab 19.27 Procent Ül, 4.327 Pro- cent SO,, 7.326 Procent Mg, entsprechend: 1000H,0 4.2Na,Cl, 67.4MgCl, 11.9 MgSO.. Nunmehr wurde die T-Lösung mit Chlornatrium, Magnesiumsul- fatheptahydrat und etwas Kainit gerührt, bis zur eingetretenen Sätti- gung an diesen Körpern, und dann in derselben Weise verfahren wie oben, bis sich unter Hexahydratbildung die Chlorabnahme und -eonstanz (19.35 Procent und 19.29 Procent) zeigte. Die gewünschte Sätti- gung zeigte sich wiederum an wohlausgebildeten Krystallproben und die Analyse ergab 19.33 Procent Cl, 1.15 Procent K, 4.62 Procent SO,, 7.136 Procent Mg, entsprechend: ı000H,0 3.6Na,Cl, 3.9K,Cl, 65.7 MgCL, 12.9MgSO,. C. Zusammenstellung der Resultate, graphische Dar- stellung und Schlussfolgerungen. Tragen wir nunmehr die auf halbe Moleküle abgerundeten Re- sultate in die folgende Tabelle ein: gene en E auf 1000H,O Sättigung an Kainit, Chlornatrium und xa,C,, K,C, MgCl, Mgs0O, V,. MgSO,.7H,0, Leonit 9 75 45 19 V,. Chlorkalium, Leonit 9 94 47 144 V,. Chlorkalium, CGarnallit 24 6 68 5 V,. MgSO,.6H,O, Carnallit TI 1 S5+ I) V,. MgS0,.6H,0, MgSO,.7H,0 34 4 654 13 Zur graphischen Darstellung fügen wir dann einige früher ermit- telte Werthe hinzu: 426 sokkhaube Gesammtsitzung vom 11. April. Sättigung an Chlornatrium und Na, Cl, TUN MeCl,.6H,O 24 = 103 MgC1,.6H,O, Carnallit I + 1034 KCl, Carnallit 2 5+ 704 MgCl,.6H,O, Magnesiumsulfat I — 102 MgSO,.7H,0, MgSO,.6H,O 4 — 67+ MgSO,.7H,O, Astrakanit, Leonit 10% 7 42 C1K, Schönit, Leonit IA II 37 Magnesiumsulf., Carn.,MgCL.6H,0O o > 100 schriebenen Weise fat, Leonit. Chlorkali unterbricht die gro und W. Entsprechen ergibt sich dann mehr dieZusammens ergibt, dass, von I2 19 144 3 Beim Eintragen dieser Werthe in der früher be- erlaubt die Figur einen Überblick, und zeigt sich das Kainitfeld umgeben von Magnesiumsul- um (Syl- vin) und Carnallit. Dasselbe sse Kry- stallisationsbahn zwischen Q d ändert sich der Krystallisationsgang bei V, unter Kainitausschei- dung; der weitere Vorgang aus der Construction, indem nun- etzungs- änderung der Lösung der Bewegung einer Linie ent- lang entspricht, welche sich von derjenigen Lösung ent- fernt, die nur an Kainit und Chlornatrium gesättigt ist. Auch die Rechnung führt zum Ziel, und beides V, aus- gehend, unter Kainit- und Chlornatriumausscheidung ein Punkt auf V,V, ganz nahe V, erreicht wird, bei einer Zusammensetzung: van'r Horr und W. Mevernorrer: Oceanische Salzablagerungen. XXI. 427 1000H,0 24Na,Cl, 6K,Cl, 684MgCl, 5MgSO, (Punkt »,). Von hier an findet Ausscheidung von Carnallit und Chlornatrium statt, und Construction sowie Rechnung zeigen, dass danach wiederum die Krystallisationsbahn unweit V, getroffen wird, bei einer Zusammen- setzung: 1000H,0 ZNa,Cl, ıK,CL, 874MgCl, 73MgSO, (Punkt v,). Auch auf die Ausscheidung beim Einengen des Meereswassers hat die nunmehr festgestellte Kainitbildung Einfluss, wesentlich darauf hinauskommend, dass die Ausscheidung von Chlorkalium hinfällig wird; die genaue hierauf bezügliche Angabe sei jedoch verschoben bis zur Feststellung der eventuellen Rolle, welche möglicherweise auch schon Kieserit bei 25° spielt. Wir haben schliesslich Hrn. E. Bascn zu danken für die werth- volle Unterstützung bei den vielen obiger Arbeit zu Grunde liegenden Analysen und Löslichkeitsbestimmungen. Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. Von Dr. Orro KALıscHER in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Munk.) Nachdem ich constatirt hatte, dass bei Papageien' nach Exstirpation von Theilen der Oberfläche des Grosshirns deutlich ausgesprochene Störungen der Bewegung auftreten, war ich dazu übergegangen, die Grosshirnrinde elektrisch zu reizen, und hatte dabei eine Reihe von differenten »motorischen Centren« durch Reizung verschiedener Rinden- stellen feststellen können.” Mein weiteres Bestreben gieng dahin, an der Hand grössern Materials die bisher gewonnenen Resultate in Bezug auf Lage und Ausdehnung der motorischen Felder nachzuprüfen, die Unter- suchungen auch auf andere Vogelelassen auszudehnen, und über den Verlauf der von den Centren ausgehenden Bahnen Aufschluss zu erhalten. Auch diese Untersuchung wurde wie die früheren im physiolo- gischen Laboratorium der Thierärztlichen Hochschule ausgeführt, mit Hülfe von Mitteln, welche mir von der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin gütigst zur Verfügung gestellt waren. Über die Reizung des Grosshirns bei Tauben finden sich in der Litteratur zahlreiche Angaben: jedoch geht aus allen diesen hervor, dass die Auffindung und Abgrenzung motorischer Felder bisher nicht ge- lungen ist. Soweit die Angaben nicht vollständig negativ lauten (Bıcker’), werden nur Pupillenverengerung (FERrRIER*) und Augenbewegungen, die öfters mit Bewegungen des Kopfes verbunden sind, erwähnt. StEıer’, ' ©. Karıscner, Über Grosshirnexstirpationen bei Papageien. Sitzungsber. d. Königl. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin, Sitzung vom 5. Juli 1900. ® OÖ. Karıscner, Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation beim Papagei. Fortschritte der Medicin, Bd.ı8, Nr. 33, 1900. ® Bicrer, A., Zur vergleichenden Physiologie des Grosshirns. Prwöser's Archiv, Bd. 72, S.190, und Über einige Erfahrungen aus der vergleichenden Physiologie des Centralnervensystems der Wirbelthiere. Prrüscer’s Archiv, Bd. 83, S. 155. 4 FErRIER, The functions of the brain. II. Autl., London 1886. ° SrEINER, J., Sinnessphaeren und Bewegungen. Pr rüser’s Archiv, Bd. 50, S. 603 u na ı rn O. Kauıscaher: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. 429 welcher auf die Augenbewegungen hinweist, fügt ausdrücklich hinzu, dass motorische Rindenfelder nicht existiren. BovycEe und WARrRmGToN' endlich erhielten ausser der Pupillenverengerung von einem bestimmten Punkte des Gehirns aus noch complieirte Pick- und Schlingbewegungen; aber selbst bei sorgfältigster Reizung der Grosshirnoberfläche konnten sie keine weiteren Bewegungen erhalten. Im Gegensatz zu diesen Autoren ist es mir gelungen, regelmässig bei der Taube verschiedene motorische Rindenfelder durch die elek- trische Reizung des Grossbirns abzugrenzen. Bei dem operativen Verfah- ren, dessen ich mich zur Freilegung des Gehirns bediente, folgte ich den Vorschriften, welche H. Munk” gelegentlich der Exstirpation der Hemisphären bei der Taube gegeben hat. An der durch ein Handtuch eingewickelten, möglichst gross ge- wählten Taube wird durch einen Sagittalschnitt die von den Federn be- freite Kopfhaut gespalten. Mit flachen Messerzügen wird alsdann die compaete Knochensubstanz über einer Hemisphäre abgetragen, so dass das von der Dura bedeckte Gehirn sichtbar wird. Jetzt bricht man mit einer anatomischen Pincette oder einer kleinen Knochenzange Stückchen für Stückchen von dem Schädeldache ab und vergrössert die Schädel- lücke nach hinten, nach vorn, medial- und lateralwärts. Medialwärts sucht man möglichst nahe an den Sinus longitudinalis heranzukommen. Nach hinten legt man ohne Gefahr der Blutung das Gehirn soweit frei, dass das Kleinhirn und die Lobi optiei sichtbar werden. Schwieriger, aber wichtig für die Reizversuche ist die genügende Freilegung des Ge- hirns nach vorn zu und lateralwärts. Die dorsale Grosshirnoberfläche besteht bei der Taube aus zwei Abschnitten, die ungefähr zu einander senkrecht stehen: der vordere dieser beiden Abschnitte fällt zur Basis ab und ist der Freilegung weniger leicht zugänglich, da derselbe von stärkerer poröser Knochensubstanz bedeckt ist. Man bricht von dieser Knochensubstanz vorsichtig soviel ab, dass man sich dem Bulbus olfac- torius nähert. Je weiter man nach vorn kommt, desto besser für die Reizung. Jedoch sei bemerkt, dass hierbei leicht eine stärkere Blutung entsteht, welehe die Fortsetzung des Versuchs verhindern kann. Auch die Freilegung des Gehirns nach den lateralwärts gelegenen Partien er- fordert Vorsicht, da man hier nahe an das Auge herankommt, und auch hier leicht störende Blutungen sich einstellen können. Einen Wegweiser für die Freilegung bildet ein grösseres Gefäss (s. Fig. I), welches regel- mässig von vorn her über die Convexität nach hinten zu verläuft und stets deutlich zu verfolgen ist. Die lateralwärts von diesem Gefäss ge- ! Boyce und WARRInGTon, Observations of anatomy, physiology and degenerations of the nervous system of the bird. Proceedings of the Royal Society, Vol. 64, p. 176. 2 H. Mus, Über die Funetionen der Grosshirnrinde. II. Aufl., 1890, S. ıgr fl. 430 Gesammtsitzung vom 11. April. legene Grosshirnpartie muss der Reizung zugänglich gemacht werden. Es bleibt schliesslich bei genügender Freilegung nur eine schmale Kno- chenbrücke zwischen Gehirn und Auge übrig. Jetzt wird die Hemisphäre von der Dura befreit. Auch ohne dass man die Dura vorher entfernt, kann man, wie ich mich über- zeugte, zu positiven Reizerfolgen gelangen. Jedoch ist, abgesehen davon, dass alsdann viel stärkere Ströme nothwendig sind, eine ge- naue, einwandsfreie Localisation nicht möglich. Augenbewegungen z.B. beobachtet man bei erhaltener Dura von so zahlreichen Stellen aus, dass dieselben, wenn nicht auf Stromschleifen, auf Reizung der Dura zurückzuführen sind. Das Abziehen der Dura von der Hemisphäre ist bei den Tauben mit gewissen Schwierigkeiten verbunden, da die Dura als sehr zarte Membran dem Gehirn dicht aufliegt und leicht durch Verletzung von Piagefässen Blutungen ein- treten können. Im hintern Theil des Gehirns, an einer Stelle, die weniger gefässreich ist und ausserdem für die Reizung weniger in Betracht kommt, wird zunächst mit einem spitzen, kleinen Messerchen die Dura eröffnet. Die weitere Spal- tung derselben erfolgt zweckmässig in der Weise, dass man mit einer Hakenpincette allmählich die Bee Adnpenrepien Dura vom Gehirn abhebt und das abgehobene C. Augenschlussregion. Stück von Stelle zu Stelle mit einer feinen Scheere S. Sehsphäre. durehschneidet. Wird jetzt die Dura nach allen a: Seiten zurückgeschlagen, so liegt die Grosshirn- oberfläche zur Reizung bereit. Bei der aus dem Handtuch ausge- wiekelten Taube fixirt der Gehülfe mit der einen Hand den Körper, mit der anderen den Schnabel. Häufig kann man die elektrischen Reizungen ausführen, ohne durch willkürliche Bewegungen der Taube gestört zu werden: einige Male jedoch waren diese Bewegungen so heftig und andauernd, dass ich mit der Reizung nicht zu Stande kam. Für die Reizungen benutzte ich das gebräuchliche Dusois’sche Schlitteninduetorium mit einem Danıerr’schen Elemente. Ganz feine, knopflose Kupfer- oder Platindrähte wurden als Elektroden für diese Versuche verwendet. Grosshirn der Taube. A. Extremitätenregion. Durch Reizung einer Stelle, die ganz vorn und medial an der Fissura longitudinalis gelegen ist (s. Fig. ı, A). erhielt ich bei etwa So bis 75mm Rollenabstand isolirte Zehen- und Fussbewegungen: in man- chen Fällen erwiesen sich schon schwächere Ströme (etwa 100-90 mm Rollenabstand) als ausreichend. Die Zehen wurden gestreckt und ge- beugt. Die Reizstelle findet sich auf einer kleinen, meist nur schwach O. Karıscner: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. 431 angedeuteten wulstförmigen Erhebung, welche dem viel stärker vor- springenden Wulste der Papageien entspricht. Die Zehenbewegungen waren meist sehr deutlich; mitunter zeigten sie sich etwas weniger deutlich; nicht ein einziges Mal aber vermisste ich dieselben ganz. Glückte es einmal nicht sogleich, sie hervorzurufen, so lag das stets daran, dass das Gehirn nicht genügend weit nach vorn und innen freigelegt war; holte ich diess nach, so gelang es stets, die zunächst vermissten Zehenbewegungen zu erzielen. Je weiter medialwärts man reizte, um so sicherer erhielt man ein positives Resultat, um so stärker waren die Bewegungen, um so schwächere Ströme erwiesen sich als ausreichend. Bei den schwächsten Strömen traten die Zehenbewegungen aus- schliesslich an der der Reizstelle gegenüber liegenden Körperseite auf: waren die Ströme etwas stärker, so nahmen auch die Zehen der gleich- seitigen Körperhälfte an der Bewegung Theil, allerdings in geringerm Maasse; auch setzte hier meist die Bewegung etwas später ein. Bewegungen des Fusses waren schwerer zu erzielen: die Reiz- stelle lag dieht vor derjenigen, von der aus die Zehenbewegungen zu erhalten waren. Ausser diesen Reizstellen für die Zehen und den Fuss konnte ich ein motorisches Centrum für die Kiefer- und Zungenbewegungen fest- stellen, welches ebenfalls regelmässig anzutreffen war. Während das motorische Extremitätencentrum ganz vorn und medial gelegen ist, hat das Centrum für die Kiefer-Zungenbewegungen seinen Sitz an einer lateralwärts gelegenen Partie des vordersten Theiles des Grosshirns (s. Fig. ı, B). Man erkennt auf der Figur, dass das Centrum nach aussen von dem grossen Gefässe gelegen ist, welches von vorn her über die Uonvexität in sagittaler Richtung nach hinten verläuft. Bei Reizung dieses Centrums sehen wir Öffnung und Schliessung des Schnabels als isolirte Bewegungen auftreten. Je weiter lateralwärts man reizte, um so sicherer ist hier der Reizerfolg hervorzurufen. Zur erfolgreichen Reizung war eine erheblichere Stromstärke (etwa 75-70omm Rollenab- stand) und eine längere Reizdauer erforderlich. Zungenbewegungen waren nicht mit derselben Regelmässigkeit wie die Kieferbewegungen zu erhalten; am sichersten gelang es sie hervorzurufen, wenn man die Elektroden möglichst lateralwärts und nach vorn in der in der Figur bezeichneten »Kiefer-Zungenregion« aufsetzte. Auf die Reizung der zwischen der Extremitäten- und der Kiefer-Zungenregion gelegenen Hirnpartie beobachtete ich keinerlei Bewegung: diese Stelle erwies sich als nicht reizbar. Augenschluss durch Senkung des obern Augenlides, und zwar oft gleichmässig auf beiden Augen, war von einer dicht hinter dem 432 Gesammtsitzung vom 11. April. Zehencentrum gelegenen Stelle aus (s. Fig. ı, C) schon bei einem Rollen- abstand von etwa 100”" zu erzielen. Gehört mithin der vordere kleinere Theil des Grosshirns der motorischen Sphäre, der Fühlsphäre Munk’s, an, so bildet der bei weitem grössere hintere Theil des Grosshirns die Sehsphäre; nicht nur sprechen dafür die Exstirpationsversuche, sondern auch die Ergebnisse der elektrischen Prüfung, welche zeigen, dass bei Reizung dieses Hirn- abschnittes Augenbewegungen und Pupillenverengerung eintreten. Die Augenbewegungen sind häufig mit gleichzeitig erfolgenden Kopfbewe- gungen verbunden; bei Reizung der rechten Grosshirnhemisphäre sieht man Drehung des Kopfes nach links, bei Reizung der linken Hemi- sphäre Drehung des Kopfes nach rechts. Auch hier erwies sich schon ein Rollenabstand von etwa 100”” als ausreichend. Nicht unerwähnt bleibe, dass die Hervorrufung der Augenbewegungen in mehreren Fällen nicht gelang. Wenn die hier angegebenen Reizstellen für die Zehen- und Fuss-, für die Kiefer- und Zungenbewegungen den bisherigen Untersuchern entgangen sind, so hat man den Grund wohl darin zu suchen, dass die betreffenden Reizstellen wenig umfangreich sind und ihre Freilegung gewisse Schwierigkeiten bietet; erst meine vorausgegangenen Reizver- suche bei Papageien wiesen darauf hin, die Centren an den genannten Stellen zu suchen. Was ich für die Taube ausgeführt habe, gilt nun ebenso auch für das Huhn, bei welchem die elektrischen Reizungen des Grosshirns im wesentlichen dieselben Ergebnisse liefern. In Aethernarkose wurde der hier ziemlich starke Schädel zunächst trepanirt und von der trepanirten Stelle aus in genügender Ausdehnung mittelst einer Knochenzange weiter eröffnet. Auch beim Huhn war es von Wichtigkeit, die beiden Stellen, auf welche ich besonders bei der Taube hinwies, von denen die eine ganz vorn medial, die andere vorn lateral in unmittelbarer Nähe des Augapfels gelegen ist, der Reizung zugänglich zu machen. Störende Blutungen traten dabei nicht so häufig wie bei- der Taube ein. Die Spaltung und Zurückschlagung der Dura war dagegen auch beim Huhn häufig mit Schwierigkeiten verbunden. Nachdem die Thiere aus der Narkose erwacht und vollständig munter geworden waren, wurde mit den Reizversuchen begonnen. Die Bewe- eungen der Zehen wurden von der wulstförmigen Erhabenheit aus, welche, ganz vorn und medial gelegen, deutlicher als bei der Taube ausgesprochen ist, regelmässig als isolirte Bewegungen auf der der Reiz- stelle entgegengesetzten Körperhälfte hervorgerufen. Je mehr medial- wärts man die Elektroden aufsetzte, um so sicherer und stärker trat der Reizerfolg ein. Oft genügte zur Erzielung der Zehenbewegungen une ri nen ne O. Karıscaer: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. 433 mn, ein Rollenabstand von etwa 110"”"; bei noch grösserem Rollenabstand konnte man häufig Bewegungen einzelner Zehen beobachten. Bei einem Rollenabstand von etwa S0”"” nahmen auch die Zehen der gleichseitigen Extremität an der Bewegung Theil. Schwerer als die Zehenbewegungen waren die Bewegungen des Fusses und Beines zu erzielen; der geeignete Reizpunkt war etwas nach vorn von dem Reizpunkte für die Zehen an- zutreffen. Kiefer- und Zungenbewegungen waren wie bei der Taube von einer ganz vorn und lateralwärts gelegenen Partie des Grosshirns bei einem Rollenabstand von etwa 80-70mm zu erhalten. Auch beim Huhn dient ein grösseres Gefäss, welches von vorn her sagittal über die Convexität nach hinten verläuft, zur Orientirung bei der Freilegung Reizung des Gehirns. Es verläuft dieses Gefäss zunächst in der den und Wulst abgrenzenden Furche, während bei der Taube das Gefäss schon in seinem vordern Verlauf etwas mehr lateralwärts gelegen ist. Mit- unter liessen sich Kiefer- und Zungenbewegungen nur von einer Seite aus deutlich hervorrufen, ohne dass übrigens eine bestimmte Seite sich dabei bevorzugt erwies. Augenschluss erhielt man wie bei der Taube durch Reizung einer dicht hinter dem Zehencentrum gelegenen Stelle. Von der hinteren als Sehsphäre fungirenden Partie des Grosshirns liessen sich, wenn auch nicht regelmässig, Augenbewegungen, die auch hier wie bei der Taube häufig mit Kopfbewegungen vergesellschaftet waren, hervorrufen. Das Grosshirn der Ente, welches ich gleichfalls in den Bereich der Untersuchung zog, bot bei der elektrischen Prüfung ganz ähnliche Resultate, wie ich sie bei der Taube und beim Huhn hatte feststellen können. Spaltung und Zurückschlagung der Dura gelingt hier ohne Schwierigkeit, da dieselbe eine dicke, starre Membran bildet, welche sich vom Gehirn leicht abheben lässt. Auch sonst eignen sich die Enten gut für diese Untersuchung, da sie dieselbe weniger als Tauben und Hühner durch willkürliche Bewegungen erschweren. Auch das Grosshirn der Ente besitzt auf der Höhe der Convexität, dieht an der Fissura longitudinalis, jene wulstförmige Erhebung, die wir gering bei der Taube und dem Huhn ausgesprochen fanden. Die Lage dieses Wulstes ist bei der Ente insofern eine etwas andere, als seine Spitze weniger weit nach vorn reicht. Er ähnelt in seiner Lage und in seiner scharfen Begrenzung gegen die Umgebung durchaus dem Wulste der Papageien; nur ist er im Verhältniss zur Grosshirnoberfläche erheblich schmäler und kleiner als bei diesen Vögeln. Wie nach den früheren Ergebnissen zu erwarten stand, folgten auf die Reizung der vordersten Partie des Wulstes Bewegungen des Fusses auf der der Reizstelle ent- gegengesetzten Körperhälfte; fast regelmässig waren dieselben von 434 Gesammtsitzung vom 11. April. schwachen Bewegungen des gleichseitigen Fusses begleitet; nur bei sehr schwachen Strömen blieben letztere aus. Hervorzuheben ist, dass Zehenbewegungen nur schwer zu erhalten waren, und wo sie ein- traten, waren sie unbedeutend und nicht mit den viel feineren Zehen- bewegungen der Tauben und Hühner zu vergleichen. Es stimmt dieses Ergebniss mit der Beobachtung überein, dass Enten Bewegungen mit ihren Zehen nicht ausführen; dagegen entsprechen die Bewegungen des Fusses, die auf die Reizung hin erfolgten, den Bewegungen, deren sich die Thiere beim Schwimmen bedienen. Bei Reizung eines auf dem Wulste gelegenen, etwas nach vorn von der Reizstelle für den Fuss befindlichen Punktes trat Bewegung der Flügel ein, die beide Flügel gemeinschaftlich betraf. Die Flügel wurden ausgebreitet. Beim Huhn und bei der Taube war es uns nicht gelungen die Flügelbewegung zu erzielen. Die Kiefer-Zungenregion ist wie bei der Taube und beim Huhn in der seitlichen Partie des vordern Theiles des Grosshirns gelegen. Regelmässig und mit Deutlichkeit waren von dieser recht umfang- reichen Region aus Kiefer- und Zungenbewegungen zu erhalten, und zwar die isolirten Zungenbewegungen am besten dann, wenn man in dieser Region möglichst weit vorn die Elektroden aufsetzte. Endlich gelingt es von dem hintern Theile des Grosshirns aus, der, wie auch die Exstirpationsversuche ergaben, als Sehsphäre zu be- trachten ist, Augenbewegungen hervorzurufen; und zwar gelingt diese Reizung bei der Ente weit sicherer, und die Augenbewegungen sind ausgiebiger als bei der Taube und beim Huhne. Beide Augen nahmen gleichzeitig an der Bewegung Theil. Es sei noch bemerkt, dass die für die verschiedenen Regionen erforderliche Stromstärke nicht wesentlich von den beim Huhn und bei der Taube angegebenen Zahlen differirt. Zum Vergleiche gebe ich hier eine Übersicht über die elektrischen Reizungen der Grosshirnobertläche beim Papagei unter Hinzufügung neu gewonnener Erfahrungen. Die vordere Partie des Wulstes, welcher beim Papagei scharf gegen die Umgebung abgesetzt ist und einen ver- hältnissmässig grossen Theil der Grosshirnoberfläche einnimmt, enthält, ebenso wie bei den anderen untersuchten Vögeln, insbesondere die motorischen Centren für die Bewegungen des Beines, des Fusses und der Zehen (s. Fig. 2, A). Zehenbewegungen waren meist schon bei einem Rollenabstand von etwa 120-110 mm zu erhalten. Liessen sich ver- schiedene Punkte für die Beugung und Streckung der Zehen feststellen, so lag der Reizpunkt für die Beugung am weitesten nach vorn. Um Bewegungen des Fusses zu erzielen, bedurfte man einer etwas grösseren Stromstärke: Bewegungen des ganzen Beines waren noch schwerer hervorzurufen. Meist erfolgten die Zehenbewegungen nur auf der der O. Karıscaer: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. 435 Reizstelle gegenüberliegenden Körperseite; bei erheblicherer Strom- stärke, die bei den einzelnen Versuchsthieren etwas schwankte, nahmen auch die Zehen der gleichseitigen Körperhälfte an der Bewegung Theil; jedoch war diese Bewegung stets wenig ausgiebig und setzte oft etwas später ein. Zur Erzielung der Flügelbewegung, wel- che beide Flügel gemeinsam, den Flügel der entgegengesetzten Seite allerdings stärker betraf, bedurfte man einer be- trächtlicheren Reizgrösse als zur erfolg- reichen Reizung des Zehencentrums; der geeignete Reizpunkt lag vorn auf dem Wulst, ganz nahe der den Wulst vom übrigen Gehirn abgrenzenden Furche. Augenschluss durch Senkung des obern Augenlides erfolgte meist auf bei- Grosshirn des Papageis. A. Extremitätenregion. B. Kiefer-Zungenregion. den Seiten zugleich bei Reizung einer auf €. Augenschlussregion. dem Wulst gelegenen, etwas hinter der Ex- S. Sehsphäre. T tremitätenregion, dicht neben der Grenz- furche befindlichen Stelle (s. Fig. 2,0). In der jenseits der Furche gelegenen Partie des vordern Theiles + Wulst. des Grosshirns finden sich dicht neben einander die Centren für die Kiefer- und Zungenbewegung (s. Fig. 2, B). Von den Kieferbewegungen, durch die der Schnabel geöffnet und geschlossen wurde, waren häufig Kieferschluss und Kieferöffnung nicht gleichmässig gut von einer Seite aus zu erhalten. Konnte man beide Bewegungen von einer Seite aus hervorrufen, so war die Lage der beiden Reizpunkte zu einander stets derart, dass der Reizpunkt für den Kieferschluss weiter nach vorn lag. Bei mehreren Kakadus, bei zwei Rosenkakadus und bei zwei nicht zahmen Gelbhaubenkakadus, welche letztere ein scheues, ängstliches Wesen zeigten und dabei stets den Schnabel weit aufsperrten, war das Centrum für die Kieferöffnung besonders umfangreich und erstreckte sich über die Furche hinaus bis auf die hintere, laterale Partie des Wulstes, ein Verhalten, welches wir bei den zumeist untersuchten Amazonen-Papageien niemals beobachteten. Es ist dabei zu bemerken, dass die Extremitätenregion bei diesen Kakadus, welche den Fuss nur wenig als Hand gebrauchten, einen nur geringen Umfang aufwies; es steht diess in Übereinstimmung mit der schon früher gemachten Beob- achtung, dass bei den Papageien, welche ausgiebige Bewegungen mit ihren Zehen auszuführen pflegen und den Fuss gut als Hand zu be- nutzen wissen, das Centrum für die Zehenbewegungen besonders um- fangreich und schon bei schwächerer Reizstärke erregbar ist. Sitzungsberichte 1901. 37 436 Gesammtsitzung vom 11. April. Die Zungenbewegungen waren am sichersten von möglichst lateral- wärts gelegenen Stellen aus zu erzielen: oft erhielt man, da beide Centren dieht benachbart sind, zugleich Kieferschluss und Vorstrecken der Zunge, niemals dagegen Kieferöffnung zugleich mit einer Zungen- bewegung. In manchen Fällen konnte ich constatiren, dass Kiefer- öffnung besser von der einen, Kieferschluss besser von der anderen Seite zu erhalten war, ohne dass bisher für eine dieser Bewegungen eine be- stimmte Seite sich bevorzugt erwies. Die Kieferbewegungen waren im allgemeinen bei einem Rollenabstand von etwa 80”" hervorzurufen, die Bewegungen der Zunge schon bei einem etwas grössern Rollenabstande. Wie bei den anderen Vögeln, so liessen sich vom hintern "Theil des Grosshirns aus Augenbewegungen erhalten, die öfters mit Bewe- gungen des Kopfes verbunden waren. Bewegung des Schwanzes nach der der Reizstelle gegenüberliegen- den Körperseite sah ich in zwei Fällen bei Reizung einer auf dem Wulste dicht hinter dem Extremitäteneentrum, nahe der Fissura longi- tudinalis, gelegenen Stelle. Weiter suchten wir Kenntniss über den Verlauf der Bahnen zu erhalten, welche von den motorischen Rindenfeldern ihren Ursprung nehmen und die denselben zufliessenden Erregungen fortleiten. Bei unseren an dem Grosshirn der Papageien ausgeführten Exstirpations- versuchen, nach denen wir eine wesentliche Schädigung des Fusses und der Zehen beobachteten, hatte die nach der Marcnur’schen Methode vorgenommene Untersuchung des Gehirns vornehmlich eine Degene- ration des Tractus septo-mesencephalicus ergeben. Dieser Faserzug — Bunm’s strahlige Scheidewand — entspringt von der vorderen media- len Partie der Convexität und überzieht die mediale Seite des Gross- hirns wie ein »breiter weisser Fächer«. Er reicht nach vorn bis an die Spitze der oben mehrfach erwähnten wulstförmigen Erhebung. Ebensoweit nach vorn erstreckt sich auch der Ventrikel, dessen mediale Wand durch die strahlige Scheidewand gebildet wird. Die durch die Exstirpationsversuche gewonnene und durch die Reizversuche bestätigte Erfahrung, dass sich auf dem Wulst vor allem das Rindenfeld für Fuss- und Zehenbewegung befindet, ferner die eben genannte Lage- beziehung des Traetus septo-mesencephalieus zum Wulste liessen im Verein mit dem oben erwähnten Degenerationsresultate erwarten, dass dieser Tractus dazu dient, die von dem Wulste ausgehenden, speciell also die für Fuss und Zehen bestimmten Erregungen fortzuleiten. Es sprach dafür auch die bei der elektrischen Reizung gemachte Beob- achtung, dass die Fuss- und Zehenbewegungen bei der Reizung um so ausgesprochener hervortraten, je weiter medial die Reizung erfolgte. Diese Annahme von der Function des Traetus septo-mesencephalicus O. Kauıscner: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. 437 fand nun eine Bestätigung durch folgenden Versuch, welcher wegen der grösseren Verhältnisse besonders gut bei den Papageien und Enten ausführbar war: wir durchschnitten das Bündel durch einen sagittal von der Spitze des Wulstes nach hinten zu geführten Schnitt, indem wir das Gehirn mit einem Messerstiel leicht von der Mitte nach der Seite zu abdrängten (s. Fig. 2. Der Schnitt ist auf der rechten Hemi- sphäre durch eine gestrichelte Linie markirt). Vorher hatten wir die Lage der verschiedenen motorischen Felder genau durch Reizung ermittelt und die zur erfolgreichen Reizung nothwendige Stromstärke festgestellt. Bei der nach der Durchschneidung des Bündels von neuem vorgenommenen Reizung zeigte es sich nun, dass von dem Wulste aus Fuss- und Zehenbewegungen selbst bei Verwendung stärkerer Ströme nicht mehr sich hervorrufen liessen. Wohl aber traten diese Bewegungen, und zwar in verstärktem Maasse, ein, wenn wir den medialen Theil des durchschnittenen Bündels, d. h. die nach innen von der Schnittlinie ge- legene Hirnpartie, der Reizung unterwarfen. Der vor der Durchschnei- dung von dem Wulste aus erhaltene Lidschluss war nach der Durchschnei- dung nicht mehr zu erhalten. Dagegen zeigte die Kiefer-Zungenregion nach der Durchschneidung keinerlei Veränderung. Nach wie vor liessen sich von hier aus die typischen Bewegungen bei gleicher Stromstärke wie vorher erzielen ; ja selbst dann noch, wenn der ganzeWulst abgetragen war. Dieser Versuch liefert mithin als bemerkenswerthes Ergebniss, dass der im Septum verlaufende Tractus septo-mesencephalieus nur von den auf dem Wulst gelegenen motorischen Regionen, insbeson- dere dem Fuss- und Zehencentrum, seinen Ursprung nimmt, um so die einzige Verbindung dieser Region mit den unteren Gehirntheilen darzustellen. Weiter zeigt uns der Versuch, dass die von der Kiefer- Zungenregion ausgehenden Erregungen nicht durch den Tractus septo- mesencephalieus fortgeleitet werden, sondern das Grosshirn auf einem anderen Wege verlassen. Es kommt hierfür ein Bündel von Nerven- fasern in Betracht, welches von den vorderen, lateralen Theilen des Grosshirns aus mitten durch das Stammganglion zum Thalamus opticus verläuft und wohl dem Tractus strio-thalamieus dorsalis (Bumm, EoinGer) angehört. Mittelst der Marcar'schen Methode liessen sich nach Exstir- pation der betreffenden Gegend in diesem Bündel degenerative Ver- änderungen constatiren. Die genauere anatomische Darstellung der De- generationsresultate wird später im Zusammenhange erfolgen: es wird alsdann über den Verlauf des Traetus septo-mesencephalieus, insbe- sondere wie weit derselbe sich bei den Papageien abwärts verfolgen lässt, zu berichten sein. Nach der Durchschneidung des Traetus septo-mesencephalieus und theilweiser Zerstörung dieses Bündels von der Schnittlinie aus waren 3 438 Gesammtsitzung vom 11. April. bei den Papageien (nicht aber bei den Tauben, Hühnern und Enten) am Flügel und am Bein der Gegenseite Störungen motorischer und sen- sibler Natur zu erkennen, welche denen durchaus glichen, die ich nach Entfernung bestimmter Theile der Grosshirnoberfläche beobachtet und beschrieben habe. Diese Störungen blieben nicht dauernd bestehen, sondern bildeten sich innerhalb kurzer Zeit zurück, indem sich von Tag zu Tag eine Besserung bemerkbar machte: jedoch liess sich auch nach Monaten bei aufmerksamer Beobachtung noch ein Rest der ursprüng- lichen Störung erkennen. Fassen wir die Hauptergebnisse der vorliegenden Untersuchung zusammen, so können wir, gestützt auf unsere Versuche bei Tauben, Hühnern, Enten und Papageien, das Vorhandensein motorischer Rinden- felder nunmehr als ein dem Grosshirn der Vögel allgemein zukommen- des Verhalten ansehen. Bei allen untersuchten Vogelarten konnten wir, wenn wir von feineren Unterscheidungen absehen., in der vorderen Partie des Grosshirns eine Extremitätenregion und eine Kiefer-Zungenregion als zwei vollständig von einander getrennte, in ihrer Lage analoge Ge- biete unterscheiden, während die hintere grössere Partie des Gross- hirns von der Sehsphäre eingenommen wird. Wenn auch innerhalb der Regionen selbst individuelle Unterschiede sich zeigten, so war die Lage der Regionen selbst eine durchaus constante. Die Extremitäten- region hat ihren Platz stets ganz medial zunächst der Fissura longi- tudinalis, während die Kiefer-Zungenregion die lateralwärts gelegene Partie des vordersten Theiles des Grosshirns einnimmt. Bei weiterer Ausdehnung verbreitert sich die Extremitätenregion mehr lateralwärts, während die Kiefer-Zungenregion bei grösserer Ausbreitung mehr me- dialwärts vorrückt. Doch nicht nur der Lage nach sind beide Re- gionen, die Extremitäten- und die Kiefer-Zungenregion, scharf von einander unterschieden, sondern vor allem auch dadurch, dass die von den beiden Regionen ausgehenden Erregungen auf zwei ganz verschiede- nen Wegen das Grosshirn verlassen. Die von der Extremitätenregion ausgehenden Nervenfasern verlaufen in der medialen Scheidewand als Traetus septo-mesencephalicus; die Nervenfasern aber, welche von der Kiefer-Zungenregion ihren Ursprung nehmen, verlaufen mitten dureh das Stammganglion, um schliesslich, wie auch der Traetus septo-me- sencephalieus, zum Thalamus optieus zu gelangen. Aus den mitgetheilten Resultaten geht hervor, dass in Bezug auf die Grosshirnlocalisation eine weitgehende Analogie zwischen dem Gross- hirn der Vögel und der Säuger besteht. Wie bei den Säugern sich die höheren von den niederen Säugern durch die Funetion des Grosshirns und der motorischen Rindenfelder unterscheiden, so finden wir einen ganz ähnlichen Unterschied bei den verschiedenen Vogelelassen, und O. Karıscner: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. 439 wir können auf Grund des Verhaltens des Grosshirns höher und nie- driger stehende Vogelelassen unterscheiden. Hatte ich schon früher auf die Analogie aufmerksam gemacht, welche zwischen dem Grosshirn der Papageien und dem der höheren Säuger besteht, so kann ich heute ergänzend auf die Ähnlichkeit hinweisen, welche das Grosshirn der Taube mit dem Grosshirn der niederen Säuger zeigt. Lage und Aus- dehnung der durch die elektrische Reizung feststellbaren motorischen Rindenfelder ist bei der Taube und dem Kaninchen eine durchaus ana- loge; hier wie dort liegen als eng umschriebene Stellen die Extremi- tätenregion ganz medial und vorn an der Fissura longitudinalis, die Kiefer-Zungenregion ganz lateralwärts, während die zwischen den beiden Reizpunkten liegende Grosshirnoberfläche als nicht reizbar sich erweist. Ferner spricht für die zwischen den Vögeln und Säugern bestehende Analogie die Beobachtung, dass Zehen- und Fussbewegungen auf der mit der Reizstelle gleichseitigen Körperhälfte bei Papageien viel schwerer zu erhalten sind, als bei Tauben und Hülınern, bei welchen schon eine geringe Vergrösserung der Stromstärke ausreicht, um auch die Zehen bez. den Fuss der gleichseitigen Körperhälfte an der Bewegung Theil nehmen zu lassen. Bei den Säugern findet sich ein ähnliches Verhalten. Bei Kaninchen kann man durch Reizung der Extremitätenregion Bewegun- gen der Extremitäten auf der mit der Reizstelle gleichseitigen Körper- hälfte viel leichter hervorrufen, als bei den höherstehenden Hunden. Wie die elektrischen Reizungen, so lassen auch die Exstirpations- versuche am Grosshirn die zwischen Säugern und Vögeln bestehende Analogie deutlich hervortreten. Während bei den niederen Säugern selbst nach Entfernung einer ganzen Grosshirnhemisphäre keine deut- lichen Motilitätsstörungen zu bemerken sind, bei den höheren Säugern aber schon die Exstirpationen kleiner Theile der Grosshirnrinde be- trächtliche Bewegungs- und Gefühlsstörungen im Gefolge haben, so sehen wir in gleicher Weise bei den verschiedenen Vögeln einen er- heblichen Unterschied. Die Tauben entsprechen dabei in ihrem Ver- halten den niederen, die Papageien den höheren Säugern. Bei den Tauben, übrigens ebenso bei den Hühnern und Enten, lassen sich nach Exstirpation einer ganzen Grosshirnhemisphäre Bewegungsdefecte nieht nachweisen, während bei den Papageien die Entfernung schon kleiner Theile der Grosshirnoberfläche deutliche Störungen motorischer und sensibler Art nach sich zieht. 440 Gesammtsitzung vom 11. April. Adresse an Seine Majestät den Kaiser und König zum zweihundertjährigen Preussischen Krönungs- jubiläum am 18. Januar 1901. Allerdurchlauchtigster, Grossmächtigster Kaiser und König! Allergnädigster Kaiser, König und Herr! a Kaiserlichen und Königlichen Majestät als ihrem erhabenen Protector naht sich an dem Jubelfeste der Monarchie die ehrfurchts- vollst unterzeichnete Akademie der Wissenschaften und bringt mit dem Ausdruck unverbrüchlicher Treue ihre huldigenden Glückwünsche dar. Mit dem Königthume gegründet und mit dem Königreiche ge- wachsen, blickt sie heute zurück auf den Tag, an dem sie vor zwei- hundert Jahren ihren kurfürstlichen Stifter, der sich die Krone aufs Haupt gesetzt hatte, in festlicher Rede feiern durfte. »Ultra majores« lautete der Wahlspruch, den ihr Präsident Leıssız in der Geschichte des Brandenburgischen Staates verwirklicht gesehen, und er fügte die prophetischen Worte hinzu: »Die Aufrichtung des neuen Preussischen Königreichs ist eine »der grössten Begebenheiten dieser Zeit, die nicht, wie andere, auf »wenige Jahre ihre Wirkung erstreckt. Sie ist eine Zierde des neuen »Jahrhunderts, das mit dieser Erhöhung des Hauses Brandenburg an- »gefangen und sich ihm mit einem so herrlichen Eingang zu dauer- »haftem Glück verbindet. « Der Glaube, dass die Zukunft Deutschlands auf den Preussischen Königen beruht, ist nieht getäuscht worden. Die Regierungen Euerer Majestät glorreicher Vorfahren haben zu dem Glanz der jungen Krone die Kraft und die Dauer gefügt. Das Preussische Königthum ist zum Deutschen Kaiserthum geworden, der märkische Staat zur centralen Grossmacht Europas. Und mit dem Wachsthum und der Festigung des Reiches haben Wohlstand und Gesittung sich verbreitet und sind die Wissenschaften und Künste emporgeblüht. In einer grossen Zeit neuer Wandlungen und Aufgaben führen Euere Majestät das Scepter, das Erbe der Väter kraftvoll hütend, mit starker Hand daheim und in der Ferne gebietend, weitschauend das Adresse an Seine Majestät den Kaiser und König zum 18. Januar. 441 Entscheidende erkennend und mit unbeugsamer Energie das Noth- wendige durchsetzend. Nicht ziemt es der Akademie der Wissen- schaften an dem heutigen Jubelfeste, die stolzen Gefühle zum Ausdruck zu bringen, die jedes Preussenherz bei dem Rückblick auf zwei Jahr- hunderte Preussischer Geschichte bewegen. Was wir uns aber ge- drungen fühlen bei diesem Anlass auszusprechen, ist der tiefe Dank, den wir, wie allen unseren erhabenen Protectoren seit den Tagen Frieprıcn’s I., so auch Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät schulden für das verständnissvolle Interesse und den Schutz, die Aller- höchstderselbe der Akademie der Wissenschaften und ihren Bestrebungen gespendet haben. Insonderheit gedenken wir des jüngst vergangenen, mit dem heu- tigen Tage enge verbundenen akademischen Festes, welches die Gnade Euerer Majestät uns so herrlich gestaltet hat. Unvergessen werden uns die Worte huldreicher Anerkennung sein, mit denen Euere Majestät uns beglückt haben, unvergessen aber auch die hohen Ziele und die neuen Aufgaben, welche uns von Euerer Majestät in Bezug auf die Pflege der deutschen Sprachforschung und der technischen Wissenschaften gestellt worden sind. Die Akademie blickt zu Euerer Kaiserlichen und Königlichen Maje- stät mit dem festen Vertrauen empor, dass sie bei ihrem erhabenen Pro- teetor jederzeit die gleiche Huld und die gleiche thatkräftige Förderung finden wird, deren sie namentlich jetzt bedarf, wo es gilt neue grosse Aufgaben neben den alten würdig der Akademie und würdig des Vater- landes durchzuführen. Mit dieser unerschütterlichen und erhebenden Zuversicht verharren wir in tiefster Ehrfurcht Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät allerunterthänigste und allergetreueste Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Ausgegeben am 18. April. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. ei 2 ia 7 ai Bi) a so Per‘ wii dm) ans t DET Er R tataraöh ayobe ie ra bi Hr RR Ale ale Hr) BERSTST RAR HrITE 4 7 UNE LTE I U: AULIDE as HAHNRN ı N ee ie Y An "ch Pal nt Are A ln Bet {pi Ark FERN a end u Tal Be > a1 h DE ET ET ME RT, Tri RENNER m en He Ai In at { a ee ee fir tl j ee Ar oe rn Mile ur A ll Kuren le ; AU, kb ar Tr rs Kati VE N r, Yr Ast hie [IT ] » SE u | IR ih vrameN > via Y mnditikueribe “ d k " „4 Dies te N x Bor EEE WTB 7ER DA u a a a a ee Ki Be Be ee Fe Sie ee 1 ee ee rn La ee SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XX. XXL 18. Arrır 1901. MIT TAFEL I vxo Il. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. sı. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. ; $2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oıler der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Ilolzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. $7 St. ö 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auclı ‚einer der Classen. nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der N Siena pl oder der betreffenden - ‚Classe. De - S8. : I R 5. Auswärts werden. Correeturen nur auf besonderes L Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit di j auf Erscheinen ihrer Mittheilungen mach. acht Tagen. R ? s 11% i 1. Der Verfasser einer unter den Wissenschaßlichän Mittheilungen « abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem < der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der j Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers ste 2. Bei Mittheilungen, die mit, dem Kopf ı der Sitzungs- Set berichte und einem angemessenen Titel nieht. über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere. dr Bleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert F zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigirendenS eere- tar Anzeige gemacht hat. - } IR s28. Y Baur: 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte, be stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung. eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direct bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] Fr $29. 2 2 ner 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt ih geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung mur die Verfasser ZUR wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr ati, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des PR Abwesende Mitglieder, ‚sowie alle g a $ . , 443 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER xXX. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 18. April. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. *]. Hr. Vosen las über die in den letztverflossenen Jahren auf dem Potsdamer Observatorium ausgeführten, auf die Be- wegung der Gestirne in der Gesichtslinie bezüglichen Ar- beiten. 2. Derselbe legte im Anschluss an diesen Vortrag eine Abhand- s 5 lung des Observators am Potsdamer Observatorium Hrn. Dr. Hartmann vor: Über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. Es ist dem Verfasser durch äusserst feine Beobachtungen gelungen, die kleinen regelmässigen Schwankungen in der Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie, die von CAamPBeLL auf dem Lick-Öbservatorium entdeckt worden waren, zu bestätigen und ihre Periode mit grosser Sicherheit zu bestimmen. 3. Hr. Kreıy legte eine Mittheilung des Professors an der Uni- versität Strassburg Hrn. H. Bückme vor: Grosse Carnallitkrystalle von Beienrode bei Königslutter. (Ersch. später.) Die Krystalle wurden chemisch, krystallographisch und optisch untersucht. Da- bei zeigten sie die normale chemische Constitution, mehrere neue Formen und eine gute Übereinstimmung in optischer Hinsicht mit den früher untersuchten Vorkommen. 4. Derselbe legte ferner eine Mittheilung des Hrn. Dr. J. Ron- BERG hierselbst vor: Vorarbeiten zur geologisch-petrographi- schen Untersuchung des Gebiets von Predazzo. Die Mittheilung enthält Angaben über anstehend aufgefundene Nephelinsyenite, Nephelinsyenitporphyre, frische Typen der Liebeneritporphyre, noch nicht beschriebene Ganggesteine im Monzonit, Monchiquit u. s. w. Sitzungsberichte 1901. 38 444 Über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. Von Dr. J. HARTMANN in Potsdam. (Vorgelegt von Hrn. Vocer.) Am 8. September 1899 machte Camrgerr der in Chicago tagenden Dritten Conferenz von Astronomen und Astrophysikern die interessante Mittheilung, dass es ihm gelungen sei, den Polarstern a Ursae minoris auf speetroskopischem Wege in ein System von mindestens drei Kör- pern aufzulösen. Er publieirte sein Beobachtungsmaterial, welches zu dieser Entdeckung geführt hatte, im Astrophysical Journal Vol. X p. 180 (1899) sowie, etwas erweitert, in den Publications of the Astrono- mical Society of the Pacific, Vol. XI p. 195 (1899). Es ergab sich aus Campgeıv's Beobachtungen, dass der uns sichtbare Stern a Ursae mi- noris eine veränderliche Geschwindigkeit in der Gesichtslinie hat, und zwar bewegt sich der Stern zunächst in einer Periode von 3° 23" 15" um den Schwerpunkt, den er mit einem uns unsichtbaren Körper ge- meinsam hat. Die Amplitude dieser Bewegung ist sehr gering, so dass die Maximalgeschwindigkeit nur # 3“ beträgt. Die Bewegung des Schwerpunkts des genannten Systems ist nun aber nicht con- stant, sondern langsam veränderlich, so dass man zur Annahme eines dritten Körpers gedrängt wird. Da die letztgenannte Bewegung eine — noch unbekannte — Periode von vielen Jahren umfasst, so sei es mir gestattet, sie zum Unterschiede von jener kurzperiodischen Bewegung als die säculare Bewegung zu bezeichnen. Zur Zeit der genannten Entdeckung war der grosse photographische Refraetor des Astrophysikalischen Observatoriums soeben aufgestellt worden, und im Februar 1900 konnten die ersten Aufnahmen mit dem daran montirten neuen Sternspectrographen (Nr. III) ausgeführt werden. Da die kurzperiodischen Geschwindigkeitsänderungen des Polarsterns von so geringem Betrage sind, dass sie nur auf Grund sehr genauer Be- obachtungen nachgewiesen werden können, so schien dieser Stern ein recht gutes Prüfungsobjeet für die Leistungsfähigkeit des neuen Speetro- J. Harımann: Über die Bewegung des Polarsterns iu der Gesichtslinie. 445 graphen zu sein, und diess um so mehr, als von anderer Seite ver- gebens der Versuch gemacht worden war, Canpgerr's werthvolle Beob- achtungen zu bestätigen. Allerdings zeigte es sich später, dass die Wahl gerade dieses Sterns insofern nicht günstig war, als zu einer vollkommen unabhängigen Ermittelung der Periodendauer wenigstens einmal eine Reihe von fünf auf einander folgenden Beobachtungstagen erwünscht sein musste. Bei der sehr ungünstigen Witterung, die im Frühjahr 1900 herrschte, ist es mir nur gelungen, einmal vier auf einander folgende Beobachtungstage zu erlangen. Es ergaben sich fol- gende Geschwindigkeiten V (relativ zur Sonne): km 1900 April 2.38 V=-13.8 3-37 17.7 4.36 —ıN5:3 5.42 — 9.8 Diese Beobachtungen bewiesen eine Schwankung von kurzer Periode, und als es dann noch gelang, am 23., 24. und 25. April drei weitere Beobachtungen zu erhalten, die sich bei Annahme einer viertägigen Periode sehr gut an die obigen anschlossen, so durfte man schon damals sagen, dass eine Bestätigung der Öampgern’schen Entdeckung erreicht war. Bei diesen ersten Beobachtungen mit dem neuen Spectrographen hatte es sich jedoch gezeigt, dass die Aufnahmen in sehr merklicher Weise von den Schwankungen der Lufttemperatur beeinflusst wurden. Um diesem Übelstande abzuhelfen, wurde der ganze Speetralapparat mit einem Kasten aus leichtem Holz umgeben, in dessen Innerm die Lufttemperatur auf elektrischem Wege automatisch constant erhalten werden kann. Durch diese Umänderung des Apparates erlitten die Beobachtungen eine Unterbrechung bis zum Herbst, der leider wieder sehr ungünstiges Wetter brachte. Erst im Januar 1901 konnte ich die gewünschte Anzahl Beobachtungen erhalten, die eine genaue Fest- legung der Geschwindigkeitscurve erlaubten. Da diese Beobachtungs- reihe nunmehr schon ı4 Jahre von den Messungen ÖAmpgerr's entfernt ist, so werde ich sie im Folgenden benutzen, um daraus einen ge- nauern Werth für die Dauer der Periode abzuleiten. Hierdurch wird es sodann ermöglicht, alle bisherigen Beobachtungen der Geschwindig- keit des Polarsterns von dem Einfluss der kurzperiodischen Bewegung zu befreien und auf diese Weise das Beobachtungsmaterial für die Ermittelung der säcularen Bewegung zu gewinnen. In Tabelle I folgt zunächst eine Zusammenstellung meiner Be- obachtungen. Um die Vereinigung mit den Resultaten anderer Beob- achter zu erleichtern, gebe ich die Epoche der Aufnahme in mittlerer Greenwicher Zeit, sowie, in der dritten Columne, diese Epoche in Julianischen Tagen ausgedrückt: hierbei sind stets die drei ersten 38* 446 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. April. Ziffern, welche 241 lauten, fortgelassen. Wie ich an anderer Stelle' dargethan habe, sind mangels definitiver Werthe für die Wellenlängen der benutzten Speetrallinien die bis jetzt aus den Speetralaufnahmen abgeleiteten Geschwindigkeiten nur als vorläufige Werthe zu betrachten: jedoch werden bei einer definitiven Bearbeitung des Materials die ein- zelnen Resultate nur um Bruchtheile eines Kilometers verändert werden. Tabelle I. Plaiten- Mittl. Zt. Greenw. Julian. Zt. | 14 nummer | m m II 54 | ı900 März Tongm 5086442 Se 61 9 10 30 5088.44 — 14.2 64 | Io Io Io 5089.42 —13.1 66 v0 25 5090.31 —1I1.7 71 14 1035 5093.48 —17.1 77 2 ııSc5o 5100.49 — 12.7 92 | April 2 902 511228 — 13.8 94 | 3 8750 5113.37 rl 101 | 4 840 5114.36 —15.3 102 Br TOO | EELLnd2 — 9.8 130 23 940 | 5133.40 — 16.4 134 24 10 50 | 5134.45 — 13.6 135 25 842 5135.36 47 228 Noyember. 72 28720 Ai72583133 — 14.2 234 8 6 5332.25 — 12.8 235 | BEER | 5332.38 — 14.0 236 ERS) — 12.6 237 915025 5333.22 zug 241 December 3 935 5357-40 — 9.6 254° | ı901 ‚Januar 825,300 025393:23 —10.7 255 | 8 840 5393.36 —I15 256 9.439 5394.19 —12.4 258° | 9856 5394-37 —13.9 266 102 4,12 5395.18 —17-3 269* RE 2 5396.17 —13.5 272 11 9 20 5396.39 —12.9 275 14 425 | 5399.18 15.4 277“ 14 855 | 5399.37 —15.9 278 15 420 | 5400.18 — 12.6 280 16 74025 | 5401.18 — 9.5 284 16, 19535 | 5401.40 —11.2 289 ı7 425 | 5402.18 —12.0 290* IN 503 || Sao2l2T —14-7 295° | 17 10 33 5402.44 —15.3 296 . 18 830 | 5403.35 —15.1 Anmerkung. Die mit * bezeichneten Platten habe ich von Hrn. Haxsky aus Pulkowa, der sich zur Ausbildung in speetroskopischen Arbeiten in Potsdam aufhält, ausmessen lassen. Die Platte III 290 wurde als Probe auf die Lichtstärke des 80o“®-Refraetors nur ro" belichtet; sie ist zwar gut messbar, aber doch etwas zu schwach. Das daraus abgeleitete Resultat soll daher nicht weiter benutzt werden. ' Astron. Nachrichten, Bd. 155, S. 81 (1901). 447 J. Harımann: Über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. "UBPSIOT NZ UMLIONAADSIG uayosıpeytsäydonsy ump ne uedungygpegoag yoru AtuıfsIoTsEN) AEp UT SLioumm Husıf) 9 U0A NoySıpurmypsern) ap Sumdopuy oyostpoLIad 81 Li— 9I= Sı- rı— eı- A Ir OL ———._. I 6 — o-10r$ 0,00#$ 0,66€ 0,86€ onL68S 0,9685 0p56€5 0'g91 0"ST ot o'EI o'z1 o'TT 00T .tenunp To6T 448 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. April. Die Beobachtungen vom 8. bis 18. Januar 1901 zeigen die perio- | dische Änderung von V sehr deutlich. In der umstehenden Tafel habe ich dieselben, auf zwei auf einander folgende Umläufe redueirt, einge- 1 tragen und die Geschwindigkeitseurve gezeichnet. Diese zeigt sehr grosse Ähnlichkeit mit der von Campgern nach seinen Messungen construirten Curve. Auch bei Canrgerı ist der Abfall vom Maximum zum Minimum steiler als der Anstieg zum Maximum, doch ist bei meinen Beobach- | tungen dieser Unterschied noch etwas stärker ausgeprägt als bei Canr- | gern’s Messungen. Ob diese Änderung der Curve reell ist, kann erst durch ein umfangreicheres Beobachtungsmaterial entschieden werden. Die Amplitude der ganzen Geschwindigkeitsänderung ergibt sich hier, genau wie bei CAmpgELL, zu 6o. Aus der Curve ergeben sich nun folgende Epochen: Maximum: ıgor Januar ı2 = 5397248 Minimum : 1901 Januar 13 = 5398.97 Meine übrigen Beobachtungstage liegen so vereinzelt, dass sie zur Construction der Curve nichts Wesentliches beitragen können, jedoch rei- chen sie aus, um die Anzahl der vollendeten Umläufe sicher zu ermitteln. Es wurde beobachtet: r Dift. Maximum: 1900 April 5 5115.42 ie November 9 5333.22 Er: us ‘ Bro December 3 5357.40 an 1901 Januar 12 5397.48 282206 u Aus einer Öurve, die ieh.nach Campgeır’s Beobachtungen gezeich- net habe, ergeben sich als Resultat seiner Aufnahmen aus dem Jahre 1899 die Epochen: Maximum: 1899 August 0 = 4897429 | Minimum : 1899 September r = 4899.06 Nun beträgt die Zwischenzeit von 1899 August 30 bis 1900 April 5 218 Tage, denen 55 Umläufe entsprechen. Zwischen 1899 August 30 und 1901 Januar 12 liegen somit 71+355 = 126 Umläufe, woraus sich folgende Bereehnung der Umlaufszeit U ergibt: Maxima Minima 5397°48 539897 4897.29 4399.06 soodıg 499491 | U= 3'9698 U= 319675 | Der geringe Unterschied zwischen beiden Werthien rührt davon her, dass sich, wie schon oben erwähnt, die relative Lage der Minima gegen die Maxima etwas verschoben hat. Als wahre Umlaufszeit hat man das Mittel aus beiden Zahlen U = 319686 J. Harımann: Über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. 44V anzusehen. Nimmt man an, dass das benutzte Intervall von 500 Tagen noch um o’ı unsicher sei, so folgt, dass U auf ein Fünftausendstel sei- nes Werthes oder auf 0°0008 sicher bestimmt ist. Erst nach 2500 Um- läufen, d.h. in mehr als 27 Jahren, wächst die Unsicherheit auf einen halben Umlauf an, so dass man dann über die Anzahl der vollendeten Umläufe im Zweifel sein könnte. Mit absoluter Sicherheit müssen sich daher nun die Beobachtungen CAampgerv's aus dem Jahre 1896 sowie diejenigen VogEr's aus dem Jahre 1388 anschliessen lassen. Die sieben Aufnahmen Campgern's vom Jahre 1896 liegen so un- günstig vertheilt, dass man daraus keine unabhängige Geschwindigkeits- eurve herleiten kann; nimmt man dafür Campgerr'’s Curve vom Jahre 1899 an, so ergeben sich die beiden Epochen: Maximum: 1896 October 8 = 3841977 Minimum : 1896 October 10 = 3843.55 Zwischen den angegebenen Epochen von 1896 und 1899 liegen nun 266 Umläufe, mithin zwischen 1896 und 1901 266+126 = 392 Um- läufe. Zur definitiven Bestimmung von U aus dem Zeitintervall von 1896 bis 1901 hat man daher: Maxima Minima 5397°48 5398°97 3841.77 3843.55 1555%71 1555441 U = 3496865 U = 3296791 Als definitiver Werth für die Umlaufszeit ist nach dem oben Ge- sagten das Mittel dieser beiden Zahlen zu betrachten, und es ergibt sich somit U = 319683 = 3% 23” 14" 21“. Schätzt man die Unsicherheit des zuletzt benutzten Intervalls von 1555 Tagen auf #025, so ergibt sich die Unsicherheit von U zu + 00006. Diese Umlaufszeit ist genau gleich derjenigen des bekann- ten speetroskopischen Doppelsterns ß Aurigae. Die Beobachtungen, welche VogEL und ScHEiEr zur Ermittelung der Geschwindigkeit von a Ursae minoris ausgeführt haben, beruhen auf zwei Aufnahmen des Spectrums, die am 14. November und am 6. December 1888 erhalten wurden. Zu einer schärferen Bestimmung der Periodendauer können diese vereinzelten Beobachtungen nichts bei- tragen, dagegen haben sie grossen Werth für die Untersuchung der säcularen Bewegung. Um letztere zu finden, hat man die Werthe vonV, die sich an den einzelnen Beobachtungstagen ergeben haben, von dem Einfluss der periodischen Bewegung zu befreien. Den Betrag der zu diesem Zwecke anzubringenden Correction B habe ich in Tabelle II mit dem Argument A tabulirt, wo A die in Tagen ausgedrückte Zeit be- deutet, welche seit dem letzten, der Beobachtung vorangegangenen 450 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. April. Minimum verflossen ist. Die Üorreetionen B sind einer Ourve ent- nommen, welche sich an Campgerr’s und an meine Beobachtungen gleich gut anschliesst. Als Ausgangsepoche für die Berechnung der Zeiten der Minima be- nutze ich das Mittel aus den beiden am sichersten festgelegten Epochen, nämlich aus Campgeiv's Minimum vom I. September 1899 und meinem Minimum vom 13. Januar 1901; man erhält so die Ausgangsepoche: Minimum = 5149101. Mit Hülfe dieser Zahlen werde ich nun im Folgenden die bisher bekannt gewordenen Geschwindigkeitsbestimmungen des Polarsterns von der periodischen Bewegung befreien, um so das Beobachtungs- material für die Untersuchung der säcularen Bewegung vorzubereiten. 1. Beobachter Vosen und ScHEINER. (Publ. des Astrophys. Obs. zu Potsdam Bd.VIlI, Theil I, S. 96. | | | Nr. | Mittl. Zt. Greenw. Jul. 2:7) V > Minimum | | | Nr. | Epoche | 4 | a | z km I 1888 November 14 6"ı | 095625 | —23.5 | 0954152 | ıd73 | —2.0 Bi 2 December 6 8.2 | 0978.34 | —28.2 7 | 0978.33 | o.or | +3.0 || Wie man sieht, kommen nach Abzug der periodischen Bewegung die beiden Beobachtungen (Mittel aus Voser's und Scuemer’s Messun- gen) in überraschend gute Übereinstimmung. kın Mittel: R=—25“"35, gültig für 1888 November 25.3 (096773). J. Harımann: Über die Bewegung des Polarsterns in der Gesiehtslinie. 451 2. Beobachter GAmPBELL. (Publ. of the Astr. Soc. of the Paeifice Vol. XI, p. 195.) Nr. Mittl. Zt. Greenw. Jul. Zt. V Minimum An R Nr. | Epoche | km | | km km I 1896 September 8 22.8 3811995 —20.1 721 | 3811969 | 0426 +2.7 || —17-4 2 15 22.8 3818.95 | —19.1 722 | 3815.66 | 3.29 | +0.8 | —ı8.3 3 22H 3826.89 | —ı8.9 724 ı 3823.60 | 3.29 -+0.8 || --ı8.1 4 October 5 21:0 3838.88 | —ı9.0 727 | 3835.50 | 3.38 | #1.5 || —17.5 5 November ıı 19.3 3875.80 | —20.1I 737 | 3875.18 | 0.62 | +1.6 || —ı8.5 6 ı2 (18..) | 3876.75 | —ı6.9 737 | 3875.18 | 1.57 | —ı.5 || —18.4 7 December 8 16.7 3902.70 | —20.3 743 | 3898.99 | 3.71 | +#2.7 | —17.6 8 1899 August 9.08 4876.03 | —13.0 989 | 4875.20 | 0.83 | +0.9 || —ı2.1 9 9 20.1 4876.84 | — 10.8 989 | 4875.20 1.64 | —ı.7 | —ı2.5 10 14. 22.8 4881.95 | — 8.9 990 | 4879.17 | 2.78 | —2.3 || —ı1.2 1 16% 01 4883.00 | —13.9 990 | 4879.17 | 3.83 | +2.9 || —ı1.0 12 230 10:3 4890.01 | —1I0.7 992 | 4887.10 | 2.91 | —ı.6 | —ı2.3 13 24 08 4891.03 | —15.0 992 | 4887.10 | 3.93 | +3.0 || —ı2.0 14 26 09 | 4893.04 | — 9.0 993 | 4891.07 1.97 | —2.5 | —ı1.5 15 27 0.3 | 4894.01 | —10.6 993 | 4891.07 | 2.94 | —1.5 | =12.1 16 27 16.2 | 4894.68 | —14.0 | 993 | 4891.07 | 3.61 | +2.5 | —ı1.5 17 28 0.8 | 4895.03 | —14.5 | 993 | 4891.07 | 3.96 | +3.0 | —11.5 18 28 16.3 | 4895.68 | —ı3.7 994 | 4895.04 | 0.64 | +1.5 || —12.2 19 20 OR | 4896.02 | —ı2.1 994 | 4895.04 | 0.98 | +0.5 || — 11.6 20 29 18.8 | 4896.78 | — 9.6 994 | 4895.04 | 1.74 | —2.0 | — 11.6 21 307 700 4897.00 | — 8.9 994 | 4895.04 1.96 | —2.5 |) —IT.4 22 30 16.2 4897.68 | — 9.3 994 | 4895.04 | 2.64 | —2.6 | —ı1.9 23 September 4 16.2 4902.68 | — 14.1 995 | 4899.01 | 3.67 ı +2.6 | —ı1.5 24 | 6 18.1 | 4904.75 | — 9.2 996 | 4902.98 | | | —2.I || —I1.3 25 | ıT 16.2 | 4909.68 | — 9.4 997 | 4906.94 | 2.74 | —2.4 | —ı1.8 26 | II 22.5 | 4909.94 | —10.7 997 4906.94 | 3.00 | —ı.2 | —I1.9 27) IT 23.1 | 4909.96 | — 11.0 997 | 4906.94 | 3.02 | —ı.ı | —ı2.1ı 28 | ı2 23.6 | 4910.98 | —ı14.6 || 998 4910.91 0.07 | +2.9 || —I1.7 Aus der guten Übereinstimmung der redueirten Geschwindigkeiten R geht zunächst die ausserordentlich grosse Genauigkeit der Beobach- tungen CAamvegeır's hervor. Als w.F. des Resultates aus einer Auf- nahme ergibt sich für die Beobachtungen vom Jahre 1896 +o"31, für die vom Jahre 1899 #026. km Mittel: R= —ı7.97, gültig für 1896 October 17.3 (385013), R=-—11.75 » » 1899 August 28.6 (4895.6). 3. Beobachter Frost. (Astrophys. Journ. X, p.184, 1899.) e ET E | . | & Minimum Nr. Mittl. Zt. Greenw. | Jul. Zt. | V | see | | l m | | km || km I 1899 August 10 208 | 4877487 989 | 4875420 | 2467 | —2.6 || —14.6 2 September 20 19.2 | 4918.80 | 999 | 4914.88 | 3.92 | +3.0 | —14.7 3 27 16.0 | 4925.67 | —ı0.6 | 1001 | 4922.82 | 2.85 | —12.5 Mittel: R=—ı3“"93, gültig für 1899 September 9.4 (490744). Sitzung der plıysikalisch-mathematischen Classe vom 18. April. Beachtenswerth ist der Unterschied von 2'"18 zwischen den für nahe denselben Zeitpunkt gültigen Resultaten von OampgeL und von Frost: diese Zahl lässt auf einen systematischen Fehler in einer von den beiden Beobachtungsreihen, wahrscheinlich derjenigen von Frost, schliessen. Der Unterschied ist jedoch immer noch so klein, dass man in der Übereinstimmung beider Resultate einen sichern Beweis für die Richtigkeit des Werthes von R erblieken kann. 4. Beobachter BeLororskv. (Astron. Nachrichten Bd. 152, S. 199.) Nr. | Mittl. Zt. Greenw. | Jul.Zt | V nun, a Blue | | Nr. | Epoche | | I 1899 November 23.34 | 4982434 | — 85 || 1016 4982434 | odoo | +3.0 I Er 2 | 29.25 4988.25 = 6.9 1017 | 4986.31 | 1.94 | —2.5 | — 9.4 3 30.34 4989.34 | — 7.1 1017 | 4986.31 | 3.03 | =1.0 || — 8.1 4 December 3.30 4992.30 | — 8.2 1018 | 4990.28 2.02 | —2.6 | —ı0.8 5 19.37 5008.37 | — 8.2 1022 | 5006.15 2.22 | —2.9 | —II.I 6 1900 Januar 3.24 5023.24 — 10.6 1026 | 5022.02 1.22 | —0.4 | —I1.0 za 12.24 5032.24 | — 7-9 1028 | 5029.96 2.28 | —3.0 | —10.9 8 | 14.21 5034.21 | —ı0.7 1029 | 5033.93 0.28 | +2.6 | — 8.1 9 | 15.28 5035.28 | — 8.7 | 1029 | 5033.93 1.35 | —0.8 | — 9.6 10 16.22 5036.22 | — 5.5 1029 | 5033.93 2.29 | —3.0 | — 8.5 IT | 18.22 5038.22 | — 8.1 1030 5037.90 0.32 | +2.5 | — 5.6 12 März 22.43 5101.43 | —I0.7 1046 | 5101.39 0.04 | 43.0 | — 7-7 13 | 23.41 5102.41 = 9.9 1046 | 5101.39 1.02 | +0.3 || — 9.6 14 24.41 5103.41 | —II.7 1046 | 5101.39 2.02 —2.6 | —14.3 15 25.40 5104.40 | — 9.6 1046 | 5101.39 3.01 —1.I || —10.7 16 | 26.37 5105.37 | —10.4 1047 | 5105.36 0.01 | +3.0 || — 7-4 Ge] 30.43 5109.43 | — 9.7 1048 | 5109.33 0.10 | +2.9 || — 6.8 An dieser Beobachtungsreihe zeigt sich die eigenthümliche Er- scheinung, dass durch die Anbringung der Correetion die Überein- stimmung der einzelnen Resultate nicht verbessert, sondern erheblich verschlechtert wird. So hätten namentlich die fünf auf einander fol- genden Beobachtungstage Nr. 12— 16 die periodische Veränderung von V deutlich zeigen müssen; statt dessen wurde V sehr nahe constant gefunden, während in den R nun die Periode stark zu Tage tritt. Zur Zeit der betreffenden Aufnahmen war die Geschwindigkeit des Polarsterns relativ Ich glaube hierfür folgende Erklärung geben zu können. zur Erde sehr nahe Null, so dass das Sternspeetrum nur eine ge- ringe Verschiebung gegen das künstliche Speetrum zeigen konnte. Derartig kleine Verschiebungen sind nun bei der von BELOPOLSKY an- gewandten Methode der Messung von Coineidenzen sehr schwer zu messen, und der Beobachter ist hierdurch veranlasst worden, aus den hinreichend seharfen Aufnahmen für die aufeinanderfol- wohl nicht genden Tage immer wieder nahe dieselbe Verschiebung, nämlich Null, nn J. Harrmann: Über die Beweguug des Polarsterns in der Gesichtslinie. 453 abzuleiten. Der Werth von V ist in seiner Hauptsache nur dureh die kw) entstanden. Brrororsky zieht daher Reduetion auf die Sonne (—12 ganz richtig den Schluss, dass seine Resultate wegen ihrer grossen Unsicherheit wohl kaum etwas zu unserer Kenntniss von den Ände- rungen der Geschwindigkeit des Sterns beitragen können. Für (die in obiger Tabelle gegebenen Werthe von R bez. V, die zumeist den Mittelwerth aus zwei an demselben Tage aufgenommenen Platten geben, folgt der w. F. #ı“"5. Mittel: R= —9“"ı2, gültig für 1900 Januar 26.2 (504692). Dieser Mittelwertli weicht sowohl von Campgerr's als auch von meinen gleich noch zu besprechenden Beobachtungen in dem Sinne von „km ) ab, dass der Betrag der negativen Geschwindigkeit um etwa Berorousky zu klein gefunden wurde. Da auch dessen Beobachtungen von < Geminorum'! im gleichen Sinne von Camrgert's Resultaten ab- weichen, so darf man den Schluss ziehen. dass die von BELoPoLSKY benutzten Speetrogramme jedenfalls noch mit recht merklichen syste- matischen Fehlern behaftet sind. 5. Beobachter Harrnmann. (Vergl. Tabelle 1.) Nr. | Mittl. Zt. Greenw. | Jul.Zt. | V en | A | B| I 3 y | km km km I 1900 März 7-42 5086442 | —15.1 1042 5085452 | odgo | +0.7 || —14.4 2 9.44 | 5088.44 | —14.2 1042 | 5085.52 | 2.92 | —1.6 | —ı5.8 3 10.42 5089.42 | —13.1 1042 | 5085.52 | 3.90 | +3.0 || —ıo.1 4 | 11.31 5090.31 —11.7 1043 | 5089.49 | 0.82 | +0.9 || —ı0.8 5 14.48 | 5093.48 | —ı7.1 1044 | 5093.45 | 0.03 | +3.0 | —14.1 6 21.49 5100.49 | —12.7 1045 | 5097.42 3.07 | —0.8 | —13.5 7 April 2.38 | 5112.38 | —ı3.8 1048 | 5109.33 3.05 | —0.9 | —14.7 8 3.37 | +s113.37. | 177 1049 | 5113.30 | 0.07 | +2.9 || —14.8 6) 4.36 5114.36 | —15.3 1049 | 5113.30 | 1.06 | +0.2 || —ı5.1 10 5.42 | 5115.42 | — 9.8 1049 | 5113.30 | 2.12 | —2.8 | —12.6 II 23.40 | 5133.40 | —16.4 1054 | 5133.14 0.26 | +2.7 | —13.7 12 | 24.45 | 5134.45 | —ı3.6 1054 | 5133.14 | 1.31 | —0.6 || —14.2 13 | 25.36 | 5135.36 | — 4.7 | 1054 | 5133.14 | 2.22 | —2.9 || — 7:6 14 | November 7.33 5331.33 | —14.2 1103 | 5327-58 | 3.75 | +28 | —ı14 15 | 8.25 5332.25 | —ı2.8 1104 | 5331.55 | 0.70 | +13 | —ır.5 16 | 8.38 5332.38 | —14.0 1104 | 5331.55 | 0.83 | +0.9 || —I3.1 17 | 8.69 5332.69 | —12,6 1104 | 5331.55 1.I4 | —0.I || —12.7 18 9.22 5333.22 | — 9.7 || 1104 | 5331.55 1.67 1 —1.8 | —I1.5 19 December 3.40 5357.40 | — 9.6 | 1110 | 5355.36 ! Vergl. Cameserr, The Motion of © Geminorum in the Line of Sight. Astro- phys. Journ. XIII, p. 90 (1901). 454 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. April. R a ll Minimum | | Nr. Mittl. Zt. Greenw. | Jul. Zt. V eg: oa 4A b R | km | I km | km 20 | 1901 Januar 8.23 | 5393423 | —ı0.7 | ı1ıg | 5391908 | 2dı5 | —2.8 | —ı3.5 21 8.36 | 5393.36 | —ı1.5 | 1119 | 5391.08 2.28 | —3.0 | —14.5 22 9.19 | 5394.19 | —12.4 | zııg | 5391.08 | 3.11 | —0.5 12.9 23 9.37 5394.37 | —13-9 | 1119 | 5391.08 3.29 | +0.8 | —ı3.1 24 10.18 5395.18 | —17.3 1120 | 5395.04 0.14 | +2.9 | —14.4 25 TI 5396.17 | —13.5 1120 | 5395.04 1.13 0.0 | —13.5 26 11.39 5396.39 | -12.9 1120 | 5395.04 1.35 | —0.8 | —13.7 27 14.18 5399.18 | —ı5.4 1121 5399.01 0.17 | +2.8 | —ı2.6 28 | 14.37 | 5399.37 | —15.9 1121 | 5399.01 | 0.36 | +2.4 | —13.5 29 | 15.18 5400.18 | —ı2.6 1121 | 5399.01 1.17 | —o.2 | —ı2.8 30 16.18 5401.18 | — 9.5 1121 | 5399.01 2.17 | —2.9 | —ı2.4 31 16.40 | 5401.40 | —I1.2 1121 | 5399.01 2.39 | —3.0 | —14.2 32 | 17.18 | 5402.18 | —ı2.0 1121 5399.01 3.17 0.0 | —12.0 33 17.44 | 5402.44 | —15.3 1121 | 5399.01 3.43 | +1.8 | —ı3.5 34 18.35 | 5403.35 | —ı5.1 || 1122 | 5402.98 | 0.37 | +2.4 | —ı2.7 Diese Beobachtungen sind in zwei Gruppen zu theilen. Wie schon oben bemerkt wurde, zeigen die im März und April 1900 erhaltenen Aufnahmen, bei denen der Speetrograph allen Temperaturschwankungen ausgesetzt war, noch keine befriedigende Übereinstimmung; der w. F. einer Aufnahme ergibt sich für diese Zeit zu #1""6. Die stärkste Ab- weichung zeigt die Aufnahme vom 25. April 1900: im Beobachtungs- buche ist besonders vermerkt: Bei plötzlicher Aufheiterung wurde sehr eilig mit der Beobachtung begonnen. In Folge hiervon ist die Einstellung des Sterns auf die Mitte des Spaltes nicht gut ausgeführt, das Sternspectrum liegt ganz seitlich am Vergleichsspeetrum und ist nur sehr unsicher auszumessen. Auch mag die schnelle Temperatur- änderung, die beim Öffnen der Kuppel eintrat, diese Aufnahme be- sonders ungünstig beeinflusst haben. Man hätte somit wohl Grund, diese Platte auszuschliessen: die übrigen würden dann jedoch immer noch den w. F.# 1" 2 ergeben, der in Anbetracht der grossen Sicher- heit, welche die Messungen auf jeder einzelnen Platte besitzen, noch recht gross ist. Man erkennt nun schon durch einen Blick auf die Werthe von R, wie ausserordentlich günstig die Anbringung des Ther- mostaten auf die Übereinstimmung der Beobachtungen gewirkt hat; es ergibt sich für die seit November 1900 gemachten Aufnahmen nur noch der w. F. #049 für eine Platte. Hieraus geht deutlich genug her- vor, wie wichtig es ist, während der Aufnahme den Spectrographen auf eonstanter Temperatur zu erhalten. Wie aus den hier gegebenen Zahlen zu ersehen ist, besitzen die jetzt mit Speetrograph Nr. II ausgeführten Aufnahmen schon einen sehr hohen Grad von Genauigkeit, wenngleich sie auch noch ein wenig hinter den bis jetzt noch von keiner anderen Seite erreichten Aufnahmen zurückstehen, die Campgern mit dem Mırıs-Speetrographen Z— - 5 - - — une m J. Hırımann: Über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. 455 ausgeführt hat. Dass sich die Genauigkeit meiner Aufnahmen bisher nicht noch weiter hat steigern lassen. scheint seinen Grund in einem kleinen systematischen Fehler zu haben, der an denjenigen Abenden, an welchen mehr als eine Aufnahme gemacht wurde, sieh meistens deutlich zeigt. Vergleicht man die an diesen Abenden erhaltenen Werthe von R mit einander, so erhält man folgende Zusammenstellung: Erste Aufnahme Zweite Aufnahme II—I 1900 November 8 Se sh u 1901 Januar 8 —13.5 —14.5 —1.0 9 —12.9 — 13.1 —0.2 11 —13.5 — 13.7 —0.2 14 — 12.6 —13.5 —0.9 16 — 12.4 —14.2 —1.8 17 —12.0 —13.5 —1.5 An allen sieben Abenden folgt demnach aus der zweiten Auf- nahme eine stärker negative Bewegung, als aus der ersten, und es kann daher wohl kaum einem Zweifel unterliegen, dass bei den Auf- nahmen noch eine entweder von der Zeit oder vom Stundenwinkel des Sterns abhängige Fehlerquelle störend eingewirkt hat. Ich hoffe, dass es mir gelingen wird, auch diesen Fehler noch aufzufinden und zu beseitigen; wie man sieht, würde hierdurch die Sicherheit der Resultate eine sehr grosse Steigerung erfahren. So lange diese un- bekannte Fehlerquelle noch besteht, können auch alle gemessenen Ge- schwindigkeiten um einen kleinen Betrag systematisch fehlerhaft sein. Da meine Beobachtungen zeitlich durch grössere Zwischenräume getrennt sind, so fasse ich sie in folgende drei Mittelwerthe zusammen: km R=-ı3.18, gültig für ı900 März 29.3 (510843) R=-12.07, » » 1900 November 12.5 (5336.5) R=-13.29, » 1901 Januar 13.1 (5398.1) Der erste dieser drei Werthe ist nach dem eben Gesagten als unsicher zu bezeichnen. Um auf Grund des hier zusammengestellten Materials zu einem vorläufigen Überblick über den Verlauf der säcularen Bewegung zu gelangen, sei noch Folgendes bemerkt. Die Potsdamer Beobachtung von 1888 kann zwar erfahrungsgemäss wohl einen systematischen Fehler von einigen Kilometern besitzen: allein hierdurch wird der grosse Werth, den sie wegen ihres frühen Datums besitzt, nicht beeinträchtigt. Dagegen kommt das von Frost gefundene Resultat, welches nur auf drei Beobachtungen beruht, gegenüber den gleich- zeitigen Beobachtungen Campgerr’s nicht in Betracht. Wegen der Möglichkeit stärkerer systematischer Fehler lasse ich ausserdem die Resultate aus Berororsky's Aufnahmen, sowie aus meinen ohne den 456 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. April. Thermostaten ausgeführten Aufnahmen fort. Es verbleiben dann die folgenden Werthe der säcularen Bewegung: 1888 November 25 En (Vocer und Scneixer) 1896 October 17 —17.97 (CAMPBELL) 1899 August 29 —11.75 (CAmPBELı) 1900 November 12 —12.07 (Harrmasn) 1901 Januar 13 —13.29 (HArTmasn) Aus diesen Zahlen geht hervor, dass seit 1899 die Umkehr in der säcularen Bewegung eingetreten ist: die negative Bewegung, welche seit 1888 immer kleiner wurde, ist jetzt wieder im Zunehmen begriffen. Zur genauen Bestimmung dieser Bewegung wird es noth- wendig sein, den Stern speetroskopisch noch Jahre lang zu verfolgen. Doch auch für direete Mikrometermessungen dürfte der Polarstern ein interessantes Object werden. Zieht man nämlich aus den für die säculare Bewegung gefundenen Beträgen vorläufig in ganz roher Schätzung den Schluss. dass der sichtbare Stern gemeinsam mit seinem unsichtbaren Begleiter um einen dritten Körper in ungefähr 15 Jahren eine Bahn mit einer Geschwindigkeit von etwa 6°" durchläuft, so ergibt eine leichte Rechnung. dass der Durchmesser dieser Bahn mindestens dreimal so gross sein muss als der Durchmesser der Erdbahn. Hier- aus folgt, dass im Verlauf jener grossen Periode der Stern Orts- veränderungen erleiden muss. die zum mindesten den sechsfachen Betrag seiner Parallaxe erreichen. Nimmt man letztere nach Prrers zu 0'07 an, so ergibt sich für die periodische Ortsveränderung des Sterns eine Amplitude von wenigstens 0'4, ein Betrag, welcher gross genug ist, um sich auch schon in absoluten Ortsbestimmungen des Sterns bemerklich zu machen. 457 Vorarbeiten zur geologisch-petrographischen Untersuchung des Gebietes von Predazzo (Südtyrol). Von Dr. JuLıus RomBErRG in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Krrıx.) ee nach Predazzo unternahm ich in den Jahren 1598. 1899 und 1900. Touren im Quarzporphyrgebiet bei Bozen sowie auf die Hochgipfel der Dolomiten der Pala-, Latemar- und Rosengarten -Gruppe (mit ihren Eruptivgesteinsgängen und Tuffen) verschafften mir Kennt- niss der weiteren Umgebungen, während das durch Mineralfundstätten und für die vergleichende Betrachtung seiner Gesteine wichtige Monzoni- Gebirge specieller begangen wurde. Sehon die Durehmusterung der auf den ersten Wanderungen im Fassa- und Fleimser-Thale gesammelten Gesteine liess die Unvollstän- digkeit der bisherigen Kenntnisse trotz der überreichen Litteratur er- sehen. Die daraufhin in Angriff genommene speciellere Durchforschung führte zu verschiedenen neuen Ergebnissen. die ich kurz erwähnen will. Im Juni 1899 entdeckte ich an der SO.-Seite des Monte Mulatto' ein Gebiet mit anstehenden Nephelingesteinen, meist von lichtgrauer "arbe, sowohl körnige Nephelinsyenite als auch Gänge von Nephelin- syenitporphyr. Einzelne Rollstücke letzterer waren bereits bekannt. Von den nach Struetur und Mineralbestand ziemlich verschiedenen Varietäten will ich auf folgende recht frische Gesteine hinweisen. Ein eigenartiger Nephelinsyenit zeigt grossen Reichthum an langen schwarzgrünen Augit- und Hornblendekrystallen in Nadelform, die im Dünnschliff von gras- auch blassgrüner Farbe, bez. kastanien- bis gelb- braun erscheinen. wohl alkalireich sein dürften. Orthoklas, Plagioklas, Nephelin, Titanit, Granat u. s.w. nehmen noch am Gesteinsaufbau Theil. In einem anstehenden Nephelinsyenitporphyr ist der Orthoklas zum Theil mikroperthitisch, die Nephelineinsprenglinge haben ausgeprägte ! Die genauen Angaben für die Fundorte behalte ich mir für die spätere zu- sammenfassende Arbeit vor. 458 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 18. April. Spaltbarkeit nach oP (0001), von farbigen Gemengtheilen ist Aegirin- augit, öfter mit Melanit verwachsen, schwarz zu gelbbraun pleochroiti- scher Biotit und Titanit vorhanden: die feinfiedrige Grundmasse besteht hauptsächlich aus Feldspathleistehen und Granatkörnchen. Das längst gesuchte Ursprungsgestein der Liebeneritporphyre wurde von mir an der W.-Seite des Monte Mulatto aufgefunden. Das völlig frische Gestein von schwarzgrüner Farbe mit glasglänzenden Feldspath- nadeln und röthliehen Flecken geht am gleichen Vorkommen in die be- kannte liehtgraugrüne und gewöhnliche ziegelrothe Modification über. Im mikroskopischen Befunde ist es obigem Nephelinsyenitporphyr ähn- lich. Doch zeigt der Nephelin hier ausser der gleichen Spaltbarkeit eine Zwillingsbildung. wohl nach P (1011) (wie solche kürzlich von Esch aus afrieanischen Gesteinen beschrieben wurde), und, während Aegirin- augiteinsprenglinge gleichfalls auftreten, enthält die glasige Grund- masse grüne Aeeirinnädelchen im grosser Menge. Auch die als Camptonite bezeichneten dunklen Ganggesteine — in Form von Decken treten solche nicht auf — enthalten Nephelin. wie sich dureh Ätzen und Färbung erweisen lässt, vielleicht auch frühern Analeim bez. Leueit nach der Krystallbegrenzung mancher Pseudo- morphosen im Dünnschliff. Eine ganze Reihe von Monchiquiten und Camptoniten mit glasiger und körniger Grundmasse (auch Amphibol- Monchiquite und Camptonite) nebst vielen Übergängen liegt vor. deren Stellung zum Theil nur durch grössern Reichthum an Plagioklasleist- chen, auch in Form von Einsprenglingen, fraglich wird. Auffällig ist ferner das Zurücktreten des Biotits. der nur in einem Gange reichlich wird, welcher sich im Steilabsturze unterhalb des alten Marmorbruchs über Canzoeoli mit einer Augitporphyrit-Apophyse (?) vereinigt. Kuge- lige Absonderung in der Randzone, auch fremde Einschlüsse sind nicht selten. Ausser den makroskopisch sichtbaren zum Theil recht grossen Augit- und Hornblendekrystallen ist Apatit in bis 2°” langen Nadeln ziem- lich häufig, auch Olivin (z. B. am Riceoletta-Grate, etwa 2600"). Letzterer umschliesst im Dünnschliffe meist Pieotit: der titanhaltige Augit und die barkevikitische Hornblende in nadelförmigen Krystallen sind typisch; ersterer erscheint auch als Fortwachsung zum Theil resorbirter Ein- sprenglinge der letzteren, welche übrigens in schlierigen Bildungen auch in lichterer Färbung und mit Biotit zusammen nochmals auftritt. Für die Olassifieation ist eine Anzahl von Analysen erforderlich. Die Beziehungen der Monzonite und ihrer Ganggefolgschaften erweisen sich wesentlich eomplieirter, als man bisher annahm. Die Anreicherung an rothem Orthoklas, an Biotit, sowie die Bildung der Hornblendesäume um Augit dürfte wahrscheinlich auf die Einwirkung (les jüngern Granitmagmas zurückzuführen sein. Eine feinkörnige bez. J. Ronsers: Untersuchung des Gebietes von Predazzo. 459 porphyrische Structur fand sich nur bei Angrenzen gegen ältern Augit- porphyrit. Eine basische Randfacies liess sich weder hier noch am Contact mit Kalk (auch nicht an den in solehen eindringenden Apophysen) feststellen. Dagegen sind Gangbildungen grobkörniger basischer Ge- steine (Pyroxenite), die zum Theil kurze feinkörnige Apophysen aus- senden und scharfe Grenzen aufweisen, ziemlich häufig. Grosse stock- förmige Vorkommen solcher Gesteine, wie jene, die im Monzoni-Gebirge die Gipfel der Punta Allochet und der Riecoletta (hier bei 2643” durch Blitzschläge zu schwarzem Glase geschmolzen) bilden, sind echte Oli- vingabbros. Mit den erwähnten basischen Pyroxenitgängen, die oft grosse, spiegelnde Biotite führen (Shonkinite?), treten zusammen im Monzonit, wohl aus der gleichen Spalte, wiederholt lichtblaugraue, grosskörnige Gänge auf, sehr reich an Feldspath, arm an dunklen Gemengtheilen, vielleicht ecomplementär zu ersteren (Fahrweg zur Malgola, zum Marmor- bruch am Canzocoli). Einzelne der dunklen Varietäten werden fein- körnig, führen zum Theil Hypersthen, wie auch Gänge von eigent- liehem Monzonit, die Monzonit durchsetzen, aber eine veränderte Struetur, mehr Diabas ähnlich, annehmen. Gleichfalls bisher nicht beschrieben sind feinkörnige aplitische Ganggesteine von weisser Farbe, die auf den Monzonit beschränkt sind, Monzonitaplite, während ähnliche Aplite von fleischrother Farbe im Granit auftreten, sich auch als kleine Apophysen in die Nach- bargesteine erstrecken. Erstere führen etwas Biotit, zum Theil auch Hornblende und nicht selten Orthit. Letzteres Mineral ist weit ver- breitet in den granitischen Gängen und Apophysen, die sich sowohl in den Monzonit als auch in den Augitporphyrit erstrecken und in diesen basischeren Gesteinen zum Theil arm an Quarz werden. Doch treten auch echte Augit- und Hornblendesyenite in fleischrothen Gängen im Mon- zonit auf, z.B. am Gipfel des Monte Mulatto, der in allen bisherigen Dar- stellungen ungenügend geschildert ist. Von grösserm Umfange ist ein Vorkommen SW. von Malga Gardone. Verschiedene weitere Varietäten, die in der Nähe des Viezzena-Thales vorkommen, theilweise auch un- frisch sind, müssen erst in ihrem Zusammenhange studirt werden. Die von Rosengusch vorausgesetzten Alkalisyenite dürften vorhanden sein. Der Turmalingranit selbst hat eine grössere Verbreitung, als bisher angegeben ist. Ausser pegmatitischen und aplitischen Ganggesteinen finden sich nur Camptonite, welche ihn durchsetzen. Eine Stelle, wo der Granit emporgekommen, dürfte NO. von Predazzo am Monte Mulatto liegen, da an der Grenze gegen den Augitporphyrit eine Reihe von Anzeichen dafür vorhanden ist. Eine granitporphyrische Ausbildung wurde nahe dem Contacte mit Augitporphyrit beobachtet. Sitzungsberichte 1901. 39 460 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. April. Die Untersuchungen über die in Form von Deeken und Gängen auftretenden Porphyrite sind noch wenig vorgeschritten. Einspreng- linge von Plagioklas und monoklinem Augit sind stets, aber in stark wechselndem Mengeverhältniss, vorhanden: Olivin ist recht selten. Ge- steine von andesitischem Typus, zum Theil mit Glasbasis und zweierlei Augit (Gang an der N.-Seite der Malgola), solche mit körniger Grund- masse (SW.-Gipfel des Monte Mulatto), aber auch andere von Diabas- und Gabbro-Porphyritcharakter kommen vor. Die Anreicherung an Biotit, die Uralitisirung des Augits, die Opalisirung des Feldspatlıs dürfte auf die Einwirkung der jüngeren Magmen zurückzuführen sein, da sie mit der Nähe des Contacts wächst, ebenso wie die Bildung der Quarzknauer stets vom benachbarten Granit abhängig ist. Auch die Erzführung (Eisen- und Kupferkies) dürfte in gewisser Beziehung stehen, worauf schon der Turmalingehalt des Gangmittels hindeutet. Endomorphe Contaetwirkungen lassen sich in der eigenartigen Spinellisirung von Plagioklaseinsprenglingen erkennen, allerdings nur in einem der acht Plagioklas- Augitporphyrit-Gänge oder -Apophysen (?) im alten Marmorbruche über Canzocoli. Ausser einem Mosaik farb- losen Augits und derben Granats hat sich viel grüner Spinell gebildet, der sich sowohl in Reihen kleiner Körnchen in mehreren Zonen im Innern der Plagioklaseinsprenglinge angesiedelt hat, als auch die früheren äusseren Krystallumrisse derselben zum Theil markirt. Auf’ manche andere Gesteinsvorkommen, Hornfelse, Tuffe u.s. w. kann ich im Rahmen dieses vorläufigen Berichts nicht eingehen, nur ein Conglomerat aus dem Sacina-Thale will ich erwähnen, weil es nach seiner Zusammensetzung aus Marmorbrocken und Stücken von Eruptivgestein (Krystalle farblosen Augits in glasiger Grundmasse, nicht vom Monchiquittypus) von relativ jungem Alter sein dürfte. Das Anstehende desselben habe ich noch nicht erreicht, trotzdem ich es bis zu grosser Höhe verfolgte. Jahrelange Arbeit ist zur Klarlegung der recht verwickelten Ver- hältnisse des Gebiets von Predazzo noch nöthig; die Mittel zu ihrer Ausführung sind von der Königlichen Akademie der Wissenschaften unlängst bereitgestellt worden. u nn u 461 Über den Geschwindigkeitsverlust, welchen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion erleiden. Von ERNST GEHRCKE in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Warsure am 28. März |s. oben S. 399].) Hierzu Taf. 1. Ir un Foren Kathodenstrahlen auf einen Körper und ist V die Potential- differenz zwischen der Kathode und dem Körper, i die in der Secunde durch die Kathodenstrahlen geförderte Elektrieitätsmenge, alles in ab- solutem elektromagnetischem Maass, so wird der Körper in der Secunde von einer Energiemenge iV Erg getroffen. Wird die ganze Energie vom Körper absorbirt und in ihm in Wärme verwandelt, so muss die pro Secunde zugeführte Wärmemenge Q=iVEıg sein. Falls ein Theil der Kathodenstrahlen refleetirt wird, ohne dass die Geschwin- digkeit der Corpuskeln bei der Reflexion eine Änderung erfährt, so bleibt diese Gleichung bestehen, wenn man unter i die an den Körper abgegebene Elektricitätsmenge versteht. Erleiden aber bei der Re- flexion die Corpuskeln oder ein Theil derselben einen Geschwindig- keitsverlust, ohne jedoch an Ladung einzubüssen, dann wird durch diese Corpuskeln dem Körper zwar Wärme, aber keine Elektrieität zugeführt, und in diesem Falle muss nothwendig Q>iV sein. av Hr. Capy' fand für den Quotienten Q Werthe, welche zwischen 0.80 und 0.86 liegen; diess würde also für einen Verlust der Ge- schwindigkeit der Corpuskeln bei der Reflexion sprechen. Ist diess wirklich der Fall, dann muss die magnetische Ablenkbarkeit der re- fleetirten Kathodenstrahlen direct diesen Geschwindigkeitsverlust er- kennen lassen, nämlich ein von den refleetirten Kathodenstrahlen er- zeugter Fluorescenzfleck durch den Magneten stärker abgelenkt werden als ein von den direeten Strahlen erzeugter. Hr. Merkırr” hat diesen ! W.Capy, Ann.d. Phys. ı, 678. 1900. E. Merrrrr, Plıys. Rev. 7, 217. 1898. 39* 462 Sitzung der phys.-matlı. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. Fall experimentell untersucht, doch kam er zu dem Schlusse, dass der genannte Effeet nicht besteht: die refleetirten Kathodenstrahlen zeigten ein in keiner Weise von den direeten verschiedenes Verhalten. Die Versuche von Merrırr sind indessen in mehrfacher Hinsicht wenig beweisend, und es erschien in Anbetracht der Bedeutung der vorliegenden Frage wünschenswerth, diese Versuche nachzuprüfen. Auf die Anregung von Hrn. Prof. Warsure habe ich die Arbeit über- nommen und konnte in der That nachweisen, dass die Corpuskeln bei der Reflexion einen Geschwindigkeitsverlust erfahren. un 2. Die endgültig von mir getroffene Versuchsanordnung ist die fol- gende. Eleetrisirmaschine Pumpe Die Kathode X, ist eine kreisrunde Kupferscheibe vom Durch- messer 0°'g, deren Zuleitung durch Glasrohr geschützt und in einen abnehmbaren Schliff luftdieht mit Siegellack eingekittet ist. X, ist eine Hohlspiegelkathode aus Aluminium von 2°°6 Durchmesser, ähnlich wie K, nach hinten geschützt durch Glasteller und Glasrohr und in einen entsprechend weiten Schliff eingekittet. X, und X, sind unter ein- ander und mit dem negativen Pol einer 20-plattigen Influenzmaschine verbunden, durch welche sie auf nahezu eonstantem Potential gehalten werden. (Die Schwankungen betragen bis 100 Volt.) Der positive Pol E. Geurcre: Geschwindigkeitsverlust refleetirter Kathodenstrahlen. 463 der Maschine ist zur Erde abgeleitet. Der Reflector R wird an einem Aluminiumstreifen angehängt, der am Diaphragma D, einer zur Erde abgeleiteten messingenen Trommel (Durchmesser und Länge etwa 8°”), befestigt ist. Die Endflächen des Diaphragmas tragen neben einander je zwei horizontale, rechteckige Spalte, o,, o,, o,, 0, (s. Fig.). Die Di- mensionen dieser Spalte sind: ORIENE- Re Ur RE Or: 1.5 X I5» DRS. 24 x 208 € ist ein Zinkblecheylinder, in welchem ein verticaler Blechstreifen B, etwas seitlich zur Axe, angelöthet ist. Alle Metallstücke €, D, R sind unter einander verbunden und zur Erde abgeleitet, dienen somit als Anode. Jede der Kathoden X, und X, sendet Kathodenstrahlen aus; die einen, von Ä,, fallen direet durch die Spalte o, und o, des Dia- phragmas, die anderen, von Ä,, treffen erst auf R und durchdringen nach der Reflexion die Spalte o/ und o). Um die beiden von Ä, und X, herkommenden Kathodenstrahl- bündel möglichst stark ablenken zu können, ist das Entladungsrohr an einen Kasten M aus Messingrothguss angesetzt. Derselbe hat, um dem Luftdruck genügend Widerstand zu leisten, eine Wandstärke von 1” und ist 19° hoch, 12°5 breit, 9” 3 tief. An der Rückwand be- findet sich ein Loch, in welches das Entladungsrohr eingesetzt und mit Siegellack luftdieht aufgekittet ist. Die Vorderwand von M ist mit einer Spiegelglasplatte verschlossen, hinter welcher der Fluorescenz- schirm steht, auf dem die direeten Kathodenstrahlen einen Fluorescenz- fleck F, die refleetirten einen Fluorescenzfleck F’ erzeugen. Der Fluo- rescenzschirm besteht aus Seidenpapier. das mit hartem Fett und Caleiumsulfid als fluoreseirender Substanz bestrichen und mit horizon- talen parallelen Linien im Abstande 1°" durchzogen ist. — Am Boden des Metallkastens M stehen noch zwei flache Porcellanschälchen , die mit Phosphorpentoxyd gefüllt sind und zum Trockenhalten des ganzen Vacuums dienen. Die Fluoresceenzflecke F und F’ werden durch die beiden völlig gleichen Inductionsspulen J, und J, in verticaler Richtung abgelenkt. Es sind diess die von Hrn. Smox' eonstruirten und ausführlich beschrie- benen Spulen. Diese bilden je eine einfache, um einen Zinkblech- eylinder gewickelte Lage von Kupferdraht und enthalten keinen Eisen- kern; sie sind so gestellt, dass die nicht genau in der Axe des Ent- ! S. Sınon, Wien. Ann. 69, 595. 1899. 464 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. ladungsrohres liegende Mitte der Fluorescenzflecke von jeder Spule eleich weit entfernt ist. Als Stromquelle dient die städtische Centrale: ein vorgelegter Widerstand erlaubt die Stromstärke und damit die magnetische Feld- stärke passend zu verändern. So können unter diesen Verhältnissen die beiden Fluorescenzflecke F und F’ um den bedeutenden Betrag von 7°” aus der Mittellage, vertical nach oben und, durch Strom- wenden, nach unten, abgelenkt werden. $3- Als Refleetoren wurden nach einander benutzt: Magnesium, Platin, Kupfer, Aluminium, Kohle. Nr. II und II auf Taf. I zeigt das Ver- halten der Fluorescenzflecke bei der Erregung des Magnetfeldes in den Spulen J, und J,. Man erkennt in der Mitte die beiden Flecke in der unabgelenkten Lage, links den direeten F, rechts den von refleetirten Strahlen herrührenden F’. Der letztere ist, der diffusen Reflexion entsprechend', breiter als F und, der bedeutenderen Spaltlänge ent- sprechend, länger als F (vergl. die Dimensionen der Spalte S.463). F’ ist an den Rändern verwaschen und nur links scharf begrenzt: diese ein- seitige scharfe Begrenzung wird von der in den Zinkeylinder © (vergl. Fig. S.462) eingesetzten Mittelwand B hervorgerufen, welche einen Theil der diffus verlaufenden reflectirten Kathodenstrahlen vor dem Auf- treffen auf den Fluorescenzschirm scharf abschneidet. Erregt man durch Schliessen des Stromes in den: Spulen J ein Magnetfeld, dessen Kraft- linien also horizontal verlaufen, so werden beide Fluorescenzflecke zu- gleich, entweder nach oben oder nach unten, abgelenkt. Dabei zeigt sich, dass der Fleck F keine wesentliche Verbreiterung erfährt, F’ aber erhält die in der Zeichnung dargestellte bedeutend veränderte Gestalt. Nr. II bezieht sich auf Magnesium, Nr. III auf Platin ‚als Re- fleetor. In beiden Fällen wird der reflectirte Fleck F’ durch das Magnetfeld etwa in dieselbe Höhe wie F gerückt, aber nach aussen zu einem breiten, bis zum Rand des Fluoresceenzschirmes verlaufenden Lichtschweif ausgezogen, mit dem Unterschied, dass die maximale Helligkeit beim Platin an den inneren Rändern concentrirt bleibt, während beim Magnesium der Übergang von stärkerer zu geringerer Helligkeit mehr in continuirlicher Weise erfolgt.” — Das magnetische Feld ist nieht genau homogen; daher rührt die seitlich nach aussen stattfindende Ausbiegung der Fluorescenzflecke. Dieser Umstand thut ! Vergl. H. Starke, Wien. Ann. 66, 49. 1898. ® Diese Verhältnisse treten leider auf den Abbildungen nicht besonders deutlich hervor. en Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1901. Taf. ll. (Al) (Cu) E. GEHReRE: Über den Geschwindigkeitsverlust, welehen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion erleiden. E. Geurere: Geschwindigkeitsverlust refleetirter Kathodenstrahlen. 465 indess den Beobachtungen keinen Abbruch, denn das Magnetfeld ist zu einer durch den Zwischenraum von F und F’ gelegten Vertieal- ebene hinreichend symmetrisch. Kupfer, Aluminium und Kohle zeigen ein ähnliches Verhalten wie Magnesium und Platin und ordnen sich, was die Helligkeitsver- theilung im »magnetischen Speetrum« anbetrifft, zwischen letztere bei- den Körper. Kupfer und Aluminium, die ein so verschiedenes Re- flexionsvermögen' besitzen, lassen hier nur einen sehr geringen Unter- schied bemerken, doch scheint das Kupfer dem Platin näher zu stehen als das Aluminium. Kohle (in Form eines Plättchens, das aus einer Bogenlampenelektrode geschnitten war) steht zwischen Aluminium und Magnesium, und zwar dem letztern näher. — Es mag noch bemerkt werden, dass alle Refleetoren gute Leiter und zur Erde abgeleitet waren. — Wenn das Rohr längere Zeit benutzt war und sich auf der Innenwand ein leitender Beschlag gebildet hatte, so stellten sich oseil- lirende Entladungen ein; diese gaben sich dadurch kund, dass sowohl das Elektrometer grössere Schwankungen ausführte, als auch besonders durch den Umstand, dass auch der direete Fleck F bei der Ablen- kung zu einem langen, meist ziemlich gleichmässig hellen Liehtband ausgezogen wurde. Es blieb dann nichts weiter übrig, als den ganzen Apparat aus einander zu nehmen und den störenden Beschlag der Wände durch Säure zu entfernen. $4 Ich habe auch versucht, die Fluorescenzflecke photographisch fest- zuhalten. Diess gelang insofern nicht, als der refleetirte Fleck F’ nicht hell genug war, um in der durch die Verhältnisse gegebenen längsten Expositionsdauer von etwa zwei Minuten noch in hinreichender Weise auf die photographische Platte einzuwirken. Der directe Fleck F war be- deutend heller (bei Nr. H und II der Tafel I ist also ebenfalls der directe Fleck heller zu denken) und gab eine gute Photographie; der reflec- tirte Fleck F’ liess sich aber dadurch beträchtlich intensiver machen, dass die Kathode X, von der Elektrisirmaschine abgenommen und zur Erde abgeleitet wurde, so dass die ganze Entladung durch die Ka- thode X, gieng. Bei dieser Schaltung konnten Photographien der Fluo- rescenzflecke F’ erhalten werden. Taf. I zeigt die so aufgenommenen Bilder. Nr. ı bezieht sich auf Magnesium als Refleetor; man sieht auch hier in der Mitte den unabgelenkten, dann oben und unten die abgelenkten Flecke F’. Der obere Fleck ist hier nicht so deutlich zum Ausdruck gekommen wie ! Vergl. H. Starke, a.a. 0. 466 Sitzung der phys.-math. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. der untere, da ein Aussetzen der Maschine vorzeitig die Aufnahme abbrechen liess. Nr. 2, 3, 4 zeigt der Reihe nach dasselbe bei Platin, Kupfer', Aluminium. Man erkennt auch, wie die Flecke nach oben und unten nieht genau um den gleichen Betrag abgelenkt erscheinen, in Folge der Gasentwickelung während der Entladungen und der da- durch herabgedrückten Entladungspotentialdifferenz. Diese Gasent- wiekelungen bilden eine Hauptschwierigkeit beim Arbeiten mit Ka- thodenstrahlen, wenn ein möglichst ceonstantes Potential nothwendig ist. Um die Helligkeit der Fluorescenzflecke auf die höchste erreich- bare Intensität zu bringen, bedarf es dabei eines ziemlich hohen Po- tentials; die unter Nr. 1, 2, 3, 4 mitgetheilten Photographien sind alle bei demselben Potential von etwa 11000 Volt aufgenommen. In der Regel gelang es erst nach etwa zwölfstündigem Pumpen unter fortwährendem Hindurchsenden von Entladungen, ein Potential der gewünschten Höhe während 6 Minuten annähernd constant zu halten. — Für die Kohle konnte keine brauchbare Photographie gewonnen werden, da es nicht möglich schien, die hier sehr starke Gasentwickelung zu beseitigen. Es muss noch bemerkt werden, dass die Photographien nur die Maximalhelligkeiten der Fluorescenzflecke deutlich wiedergeben. Dieser Umstand lässt aber nichtsdestoweniger die Verschiedenheiten unter den einzelnen Reflectoren hervortreten. $ 5. Zu quantitativen Messungen ist wohl die Methode der Fluorescenz- fleeke nieht geeignet. Indessen lässt sich immerhin behaupten, dass innerhalb des Intervalls von 3000 bis etwa 13000 Volt eine Ver- breiterung des Fluorescenzflecks F’ der reflectirten Strahlen beob- achtet wurde, die darauf schliessen lässt, dass der Geschwindigkeits- verlust der Corpuskeln bei der Reflexion den halben Betrag der an- fängliehen Geschwindigkeit sicher erreichen kann. Es scheint nicht schwer zu sein, sich im allgemeinen von den beob- achteten Thatsachen Rechenschaft zu geben. Nach der Entdeckung von H. Hertz werden dünne Metallblätter von Kathodenstrahlen durch- drungen. Daraus folgt, dass die Corpuskeln sich innerhalb eines Metalls bewegen können, ohne ihre Ladungen zu verlieren. Macht man nunmehr die Annahme, dass die Corpuskeln, je tiefer sie in das Metall eindringen, um so mehr an Geschwindigkeit verlieren, und dass auch im Innern theilweise Reflexion stattfindet, so kommt man ı Für Kupfer (Nr. 3) ist leider die Reproduetion der Photographie nicht sehr I 3 I > I gut gerathen. E. Genrere: Geschwindigkeitsverlust refleetirter Kathodenstrahlen. 467 zu dem Schluss, dass das aus einem homogenen Kathodenstrahlen- bündel durch Reflexion entstehende Strahlenbündel aus unzählig vielen Strahlengattungen besteht, deren Geschwindigkeiten zwischen © und der vor der Reflexion vorhandenen liegen können. Dabei wird ein stark absorbirender Körper, wie Platin, weniger Corpuskeln wieder aus seinem Innern hergeben als ein schwächer absorbirender Körper, wie Magnesium, so dass das Speetrum des Magnesiums einen sanftern Übergang von hell in dunkel zeigen wird als das des Platins. Auf diese Weise finden die beobachteten Erscheinungen, wie sie in den Photographien und Zeichnungen so gut wie möglich wiedergegeben werden, ihre einfache Deutung." ! Nach dieser Darlegung ist zu erwarten, dass die Kathodenstrahlen auch beim Durchdringen eines dünnen Metallblättchens oder irgend eines andern wägbaren Kör- pers an Geschwindigkeit verlieren; hiervon findet sich eine Andeutung bei J. J. Tuonson, Die Entladung der Elektrieität durch Gase; deutsche Übersetzung von Ewers 1900, 8. 111. Ausgegeben am 25. April. ni FAR J Sr R — male a RR RR. 7 mg ek lieg) AN tahiırulon ur u vo sen Mh u ee ea eh Au T Wu ee RO Head ee hir Be RI 17, 7 Orr 27 Dr Auind Er ine run re heimcht | D BER Ton Are ee br u vr tenle DL PFaRe eat 02 na le ae - ie BAR lea at RI LTE PRRTIE AR IN on bin ;c DE ee a ET 5 27 76 2 27; s ea ar et ehe Aa ind, na era legen Ey. ROH arkun a huasnl il aA gta ER, Be, AH DT gel MER I ran En IE SER EP 22779 a N ee TE TAT, & BR? Pr f ara a ae er N ur 5 \ Ba t nen Er I MR heit er ER, Pas PR] ET / D En f ul MIR, ren! “ \ LE TUT RT ri Arte \ ” L R a Be. ent Or Wi Pa DM, h, Be A iR 4 u AR PR Maul! u Br. hr u ne lneh Am Ze ’ t Fee y Er ' . I we Are % d ! Wr RN x EEE, m ex A y Kalııf en a 15 N 1 DPF Ve v RAN A LER 4 Kan Far | ne IR G ff ER mer ü A ni vn 469 SITZUNGSBERICHTE a: DER XXL. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 18. April. Sitzung der philosophisch -historischen Olasse. Vorsitzender Secretar: Hr. VAuLEn. Hr. J. Scumiwr las über scheinbar lautgesetzwidrige Laut- wandlungen im Griechischen. Es wird gezeigt, dass proklitische Worte vielfach anderen Lautgesetzen unter- liegen als hochtonige. Diese Erscheinungen, in weiterer Ausdehnung verfolgt, ergeben mehrfach neue Erklärungen für Laut- und Formenlehre. 470 Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. Von Dr. RupoLr HERZOG in Tübingen. (Vorgelegt von Hrn. Kırcnnorr am 28. März [s. oben S. 361.) Hierzu Taf. II. 1: der Mitte der Südküste von Kos, im Winkel zwischen den Aus- läufern des hohen Prionmassivs und den Hügeln des zerklüfteten Mittel- landes, liegt eine kleine fruchtbare, vor den Winden geschützte Ebene mit flachem Strand. An ihrem Südende, wo die Hügel beinahe an’s Meer heranreichen, liegt seit einigen Jahrzehnten das Dorf Kapdaueva. Früher lag es versteckt in dem Flussthälehen zwischen der ersten und zweiten Hügelreihe, wegen der Seeräubergefahr, die jetzt nicht mehr besteht.‘ Neu-Kardamena hat sich angeschlossen an die Ruine der alten, aus Steinen eines griechischen Tempels erbauten Kirche Ayıa O©eorns.” Seit einigen Jahren wird im Dorf selbst eine neue Kirche erbaut, und zu diesem Zweck werden die von einer dünnen Erdschieht bedeckten Tempelreste neben der Ruine als Steinbruch benützt.” Das Heiligthum, dessen Stelle die stattliche alte Kirche einnahm, war dem Apollo geweiht und der Mittelpunkt des Demos AAacapva.‘ Die nächst- gelegene Landspitze an der Südküste hiess im Alterthum Nanrnp. -Es muss dies das jetzt (nach einer Capelle des Meeresheiligen) Ayıos NıxoAaos genannte, auf der englischen Seekarte (Nr. 1898) als Anti- ' Die Häuser des alten Dörfleins, /Taraı Kapdaneva, stehen noch alle um die Kirche Ayıoı Avap’yvpoı. 2 Schon Ross sah 1844 die Kirche als Ruine. Inselreisen IV, 21. Im August 1900 sah ich an einer Stelle den Stylobat mit Resten ionischer Säulen in situ offen liegen. * Inschriftliche Form Axacapva und Axaoapvn. Hesychius Anacapvn, Koov Önuos. Strabo Axicapva, wie die mysische Stadt. Der Name erinnert auch an ®aXaoupva oder PaXacapvn an der Nordwestküste von Kreta und gehört der »kleinasiatischen« (karisch- Iykischen) Sprache an. Krerscuser, Ein]. in die Gesch. d. gr. Spr. S. 406, sieht in -arna einen Ausdruck für »Stadt«. Im Zweifel könnte man über den Anlaut sein (vergl. ALarıanva, Phalasarna). 3 R. Herzos: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 471 machia Point bezeichnete Cap sein." Zum Schutze gegen die Seeräuber, welehe namentlich das Heiligthum anziehen mochte, hatte der Demos ———{ul{fs/Aldy/ullllizil SS UM Kerle, G \ \ Ze —IN ZANEIIISAN /\ p se AN N ArkauoNBowo)N SZ ANTIMAXIA_ Ss N \ S N 1 Ay: NıkoAaos ANNEADINA 2 Ay. ©eorns (Kapdaneva) (Heiligthum des Apollo) 3 Ay. Avapyvpoı 4 AKPONONIE ? 5 Ay. Arsuaros 27. 7 ne N NS? Seo AAKHTHP (Antimachia Pt) rer Een Verne Seemeilen eine Burg. In der sehr verstümmelten Inschrift PH 7 = DI 3621", die Parox in die Zeit Ptolemaios’ II. und des chremonideischen Krieges setzt, ist die Rede von dem moAtona To ev AAaoapvar und von einer mpeoßeia mori BacıAn - -, um mapakarlioyew Tav kadaipeoıw, mit ! Strabo XIV p.657 as de vroov TO ueyehos dvov mevrarooiwv TTadiav kal mevrn- Kovra® ... Eyeı de mpos vorov jzev arpav rov Aakyrijpa (db’ od &Enkovra eis Niovpov), mpos de 70 Naknrnpı xopiov AAdoapva, amo Övoews öde To Apekavov kal kon kakovnevnv ZronaNiuvmv TOVTO ev olv Omov Ölakomiovs Ts MOAews dieyeı oradiovs‘ 6 de Nakıryp mpooAajıßaveı mevre kal TpIakovra TO unkeı rov mAoV. Plut. Quaest. gr. 58 Hparıjs raıs EE vavaiv dmo Tpoias avaydeis eyeınaodn, kal Tov veov Ötabdapeıomv ja jovn mpos nv Ko imo Tou mveiuaros (Ze- phyros nach Pindar bei Strabo VII p. 331) &Xavvouevos e£ereoe kara rov Naknrijpa kakov- nevov, zur Erklärung eines Cultbrauchs in Antimachia, dessen südliche Marina eben Halasarna ist, wo Herakles mit Apollo verehrt wurde. Mit diesen Zeugnissen ist die bisher herrschende Gleichsetzung des Laketer mit Cap Krikelo nicht zu vereinigen. Krikelo ist zwar das südlichste Cap, aber von Halasarna sechs Mal so weit entfernt als’Ay. Nıkoxaos, zugleich das Westende der Insel, dessen Sichelform zum Namen Ape- kavov am besten passt, während C’ap Daphni zu unbedeutend ist, um auf diesen Namen Anspruch zu machen. Dass die 35 Stadien bei Strabo zu kurz gerechnet sind, kann den Gegengründen gegenüber nieht in’s Gewicht fallen. Auch Newron, Gr. Insr. in the British Museum II p. 103, gelangt zu derselben Gleichsetzung wie ich. ®? PH = Paron and Hıcks, Inseriptions of Cos. — DI = Corrrrz-Becurer, Gr. Dialektinschr. III, 1. — Syll. = Dri'rengerser, Sylloge Inser. Gr. 2. Aufl. — Mıcner — Micaer, Recueil d’inseriptions greceques. — Br. M. — Newrron, Greek Inseriptions of the British Museum ll. — He — Herzog, Koische Forschungen und Funde. 472 Sitzung aer phil.-hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. der Bitte, Onws TO moAtoua un |xadaıpednı kai] Ev anbaXeı oikewvrı [rot Öauorau.' Auch in dem Öpfergesetz von Halasarna PH 369, 13 ist diese axpomoAıs erwähnt. Sie stand wohl auf der Spitze des Hügels zwischen Neu- und Alt-Kardamena, wo allerdings von Mauer- resten niehts mehr bekannt ist.” Die Ptolemäer wurden zwischen 250 und 220 in der Hegemonie über die südliche Hälfte des Aegäischen Meeres durch die Rhodier ab- gelöst, welche die Seepolizei im eigenen und gemeingriechischen Inter- esse energisch betrieben.” Hier galt es namentlich im letzten Jahr- zehnt des 3. und im ersten des 2. Jahrhunderts, die von den Königen Nabis und Philipp V. unterstützten Seeräubereien der Kreter abzu- wehren. In diese Zeiten gehört die Inschrift N.ı. Sie war bei den Grabungen nach Steinen zum Bau der neuen Kirche zu Tage gefördert und von meinem trefflichen Freunde Jaxopos Zarrarutıs in Eile abgeschrieben worden. Als wir Ende August 1900 Kardamena zusammen durchforschten, war wie so oft der Stein spurlos verschwunden und kam trotz alles Suchens und Fragens nicht mehr zum Vorschein. So musste ich mich mit der Abschrift in Jakogos’ Notizbuch begnügen: Eis nv Oeornra ns Kap- Öauevns Emi Aevkod napudpov OTMAaOuEVoV MKOS 47. MAATOS 33—40, mayos 21, ypdun. ı €. 23. lavovapiov 1900. ı Denselben Zweck hat die Gesandtschaft der Samothraker an den Gouverneur der thrakischen Besitzungen unter Ptolemaios 111., Syll. 221, 26 ff. ? Das 'Eßpaskaorpo mit unbedeutender mittelalterlicher Ruine im Süden und die grosse Johanniterburg /araıı Avrınayıa, die im Mittelalter als hohe Warte gegen Feinde zur See vom Süden diente, im Norden von Kardamena, wären für den un- mittelbaren Schutz des Demos zu weit entfernt gewesen. 3 Es steht mir hier nicht der Raum zu Gebote, um meinen Standpunkt zur Geschichte von Rhodos, Kos und Kalymna in dieser dunkeln Zeit zu begründen; ich kann ihn nur als Grundlage der folgenden Ausführungen kurz darlegen: Kos ist schon seit spätestens 220 in der politischen Gefolgschaft von Rhodos, die allerdings am deutlichsten zwischen 200 und 168 hervortritt. Rhodos führt kein drückendes, die Autonomie von Kos einschränkendes Regiment, sondern übt die Hegemonie ovanaxırös aus. Seit ungefähr derselben Zeit (jedenfalls vor 200) und wahrscheinlich in innerem Zusammenhang damit ist Kalymna ein Demos von Kos geworden, in ähnlichem Ver- hältniss wie Karpathos zu Rhodos. In seinen inneren Verhältnissen mag Kalymna eine gewisse Selbständigkeit gewahrt haben, auch scheint es am inneren Leben von Kos wenig Antheil genommen zu haben. — Dies steht im Wesentlichen im Einklang mit den Ansichten von DrrrensErGer, Syll. 223. 224. 264. 265 (denn wenn Rhodos die Hegemonie über den Inselbund hat, dann gewiss auch über Kos) und Paron, PH p- 352 f. Die Polemik Ansero Serinzi’'s, der in seiner verdienstvollen Abhandlung »Kalymna« die Selbständigkeit von Kalymna gegen Pırox verficht, scheint mir ver- fehlt; ich werde mich mit ihr an anderem Ort auseinandersetzen. R. Herzog: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 473 2-8 ı OTIOZTOYTEPITL MYOHZAZMAı AKATEZXETOZYTS ONIONKONOnOTHOZIZNIKOZTPATRINIKOZTPATOYO 5 NTATOZEAA®POTATOZENTOIZOTAOIZTONZYNEZOAEY ZYMMIZAIOYTAPAPENOM-NOYKATANTPONOIAN®IAOTI TOTTONMITPOKATAMAM®OHMENTOZTEENBAAONTAZ O-PIM.I-_AEZAMENOYZıAAIKHMAKATAZXNRPAZKATA ING ASTOLSITTENUEBREN EI MOTITAEEN N TISMENIMIENGVIERAC o TONTOTITANTRNOERNETIKOZMHZINAIATEAEINAOIAIA ZITQNAAMOTANBOAOEI$PONTIAATTOIEYMENO_-OY' TOIZAPXHIOISEZMHOENAYZXEPEZEMTIMTRENT ENOZKAOYZTEPRQNTIKATAAYNAMINTANAYTOYO AAAZAPNITAN®AINHTAITANKAIATOIONTOZ_..TC 15 YMENHZAIOKAIIZTETIMA 'EIZS TOAYTTPOOYMOTEPO ZTATOYAAMOYZYN®EPONTAAIVOXPOAIETAINE RO ANZ NDSENIENKAKKAWENNON ABIT AS ETF TON ZEIT O ONAAMONTONAAAZAPNITANZTE®ANDZAIAEAYTO!: SEOSEASTEOBN PANSSTSENTATN EIS AINZEPIEFOZNENV ZT OLUATE 20 ATPAYAITOYA®AZMATOAEIZTTANANN OINANKAI -TOYATOAARQNOZEZTONETIPANEZETATON Die eilige Abschrift eines im Lesen von Inschriften noch wenig geübten Griechen ist bei einem solchen Bruchstück eine ungenügende Grundlage. Doch hoffe ich, dass es mir gelungen ist, im ersten Theil den Sinn im Ganzen zu treffen und im zweiten den Wortlaut annähernd richtig herzustellen. Die Zeilenlänge kann aus den letzten Zeilen auf etwa 50-53 Buchstaben berechnet werden, mit Schwankungen nach dem Prineip der Silbentrennung und der verschiedenen Breite der Buchstaben. Von den Buchstabenformen wechselt in der Abschrift die am meisten charakteristische zwischen T und T. Vielleicht ent- sprach dem auch auf dem Stein ein Übergangsstadium. Auch das Schwanken zwischen -os und -ovs im Acc. plur. masc. ist wohl dem Original zuzuschreiben. Meine Umschrift lautet: @(s) . OTIOS TOV TEpIM. - - uußnoas? malp)akareoye TOSs Um. ORION (kK)o(uvo(A)oyn(Be)is Nikoorparwı Nıkootparov (w)|oTre s eyßıBaralvra Tos eAabporaros Ev Toıs OmAoıs T(@)v avve£odevoav- Tov abroı ovunigaı, od rapaly)evou(e)vov karav mpovorav BAoTi|uws ovvenpa&e Tov] TOmov (un) mpokaralA)aub(Ö)nuev ros Te evBaAovras |bv- yeiv un|(Hev E)m|reläeranevovs (a)dirnua karas yopas' Kara [kowov Te — — 474 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. ev rowv m|(d)vras Toıs Te iepevoı mori Ta(s) avvr(eA)evuev(a) iepa (a)|vv- xopn|(yo)v mori rav rav Hewv Emikooumaw drareXei (k)a(H') iöia|v Te Tois evrvyxavovloı T@v Öauorav Boa(d)ei bpovrida moteunevols) Olm)|ws dtarpißovres Ev] roıis apxnıoıs €s un(Ö)ev Övoyepes Eumimtwvr|ı unde Ödıkatov undlevos kahdvorepavrı Kara Övvanıy Tav abrov: ölnrws oUv 6 Te dauos 6] AAacapvırav batvnraı Ta (ö)kaıa mouo)v rolı)s |es aulro|v $aAoriuo|vuev(o)s (A)uorAln)s Te Tıu(aß)eis moAV mpoßvuorepo|s yivnraı Es Ta Tov Öduov ovvbepovra: Öleö)oydaı Erraweloau ev ArorAn Aewöanav]ros aplera)s Evefv)ka kat eivolas Tas Emi ToVs TO- Altas kai emi]| Tov dauov Tov AAacapvırav, orebavocaı öde alrol|v orebavwı xpvo|(e)wı amo xpvowv ANe&avöpeiwv (44): ToL öde |vamoaı eydovrw ävlla)ypayaı To wadlı)ona Tode (Ev)rarav Aı)divav kat |ava- Hevrw &s TO iepov(?)| rov AnoAAwvos Es Tov Emubaveotarov |Tomov. Im Anfang des erhaltenen Textes wird als lobenswerthe That des Geehrten, eines aus dem Demos Halasarna stammenden Koers, aufgeführt die Abwehr eines feindlichen Einfalls, höchstwahrschein- lich im Gebiet von Halasarna. Gelungen ist die Abwehr durch die Mitwirkung eines Nikostratos, Sohn des Nikostratos, der mit den be- weglichsten seiner Mannschaften zu ihm stiess, so dass die Einge- fallenen abziehen mussten, ohne die Plünderung zur Ausführung zu bringen." War Nikostratos ein koischer Landofficier? Kaum, denn dann wären keine Verhandlungen über das Zusammenwirken nöthig gewesen. War er etwa der Commandant einer fremden (rhodischen oder aegyptischen) Besatzung der Akropolis? Auch dann wäre sein Eingreifen, ja seine Initiative zum Schutz des Demos, selbstverständ- lich gewesen. Als wahrscheinlich bleibt übrig eine Flottenabtheilung* unter fremdem (rhodischem) Obereommando, die gerade bei Halasarna lag. Ein solcher Thatbestand liegt vor in der kalymnischen Inschrift DI 3586 = Br.M. 259: Erreiön To avuravrı dauwı MoAEuov E&eveydev- ros imo Iepanvrviwv adıkws Kal mAnpwdeırav narpav Te vaov Kai Aentov nAolwv, Avoavopos Poivıros keyeiporovnuevos Apywv Ümnpe- TIKOD Kal OTpaTevoduevos &v aUToL, MoTayyeXlas yevouevas OTI UEA- Aovrı Toi molAewoı EemimAleiv Em Tav MoAw Kal Tav yopav Kal Tas varos tüs Ka[Avödvas EToAjwı(?) kai mAelovi, Kal TOV vavapyov Kpivav- Tos amavra|v Tois moAewioıs|, avnp ayados Eyevero Ev TE Ta Ouu- mAoraı Ta |re Öw£er kaı TOs TjoAenios kara rov Aaknrnpa avu- ı 2. 7f. vielleicht ovveßn — amerdeiv, wobei dıAoriuos zu mapayevouevov gehörte. Verlockend wäre die Conjeetur (m)ä(e)av mpovorav dı%oriluws Emoieiro ou Tov] Tomov u) por. (vergl. Syll. 220,10. 246,17). Doch dazu ist der Raum zu knapp, und xarav für ard rav ist durch karas (oder xaras Ace. plur.?) Z.8 und xaravra (sic!) DI 3632 = Micnkı. 720. 7.18 geschützt. ®2 Der Ausdruck &£odevew kommtgerade bei See-Expeditionen vor, z. B. Polyb. V 94,7. R. Herzoc: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 475 Tapaueiva|vras - - - kıv|övvevoas avayaye aiyuaA@ros---. Die Hiera- pytnier von Kreta haben ungerechten, d.h. Seeräuber-Krieg angefangen gegen den Staat Kos (den ovuras dauos). Dieser rüstet eine Flotte aus, zu der auch Kalymna sein Contingent stellt. Die Hierapytnier bedrohen Stadt und Insel Kos und die kalydnischen Inseln, d.h. Kalymna, Pserimos und die kleinen Inseln nördlich von Kos. Man fährt ihnen entgegen und schlägt sie in zwei Seeschlachten südlich von Kos. Bei der zweiten ist die Stellung der Feinde am Laketer. In (diese Kriegszeit gehören die Subseriptionslisten von Kalymna DI 3590 Bra. 208 Kund' wvontKos!' PHro'= DI 3624 = Br. M!'34 3."* In’ der letzteren ist als Anlass der Subseription die xowa aodaxeıa und die FWTrnpta a Tas marpidos Kal Tov Ovundywv angegeben. Das sind vor Allem die Rhodier.” Rhodos hat am Ende des 3. Jahrhunderts mit Hierapytna einen Allianzvertrag geschlossen, wohl als Abschluss eines für Hierapytna ungünstigen Krieges, da das foedus iniquum ist.” An der Spitze der Subscription PH ı0o steht mit dem weitaus höchsten Betrage von 7000 Drachmen der Mann, der sie in’s Leben gerufen hat, ArAns Aewdauavros (a 2f. 36f.). Der in unserer Inschrift Geehrte heisst, wie aus Z. ı5 und 17 hervorgeht, AvorAns........ TOS. An der Identität Beider dürfte kein Zweifel sein. Sehr wahrscheinlich ist ferner identisch PH 45,3 Aro[kAns Aew]öduavros, Dionysospriester unter dem Monarehen AAdauuevns - - odevevs (vergl. PH ı0 d 70). Dieser Althaimenes war im Jahre 203 apyıdewpos von Kos in Delos (PH p- 321). Rhodos lag im Krieg mit Kreta vom Jahre 204 an. Die kretischen Seeräuber werden aufgereizt und unterstützt von Philippos und Nabis.‘ In den nächsten Jahren nahm der Aetoler Dikaiarchos im Dienste Philipp’s an den Seeräubereien der Kreter Theil.” Die Rhodier konnten sich erst seit dem Jahre 201 im Bund mit Attalos und den ' In DI 3586. 3590. PH ıo erscheinen zum Theil dieselben Personen. Die Litte- ratur über die Beziehungen und die Chronologie dieser wichtigen Urkunden habe ich zusammengestellt in meinen Koischen Forschungen S. 49°. 178 ff. ® Die Inschrift PH ıo ist bekanntlich in Rhodos in der Kirche St. Johannis ge- funden und erst von Drvrengerger als koisch erkannt worden. Man nimmt an, dass sie durch die Johanniter verschleppt worden sei. Man könnte sich aber auch denken, dass sie schon im Alterthum nach Rhodos gekommen wäre, indem sich die Rhodier eine der drei in Kos aufgestellten Copien erbeten hätten, um den Gemeinsinn der koischen Bürger auch im Vorort des Bundes ehrend zu verewigen. ® D1 3749 = Micner 21. Vergl. Nırse II 430%. 431°. 571°. Es könnte auffallen, dass Rhodos das Bündniss nur in seinem Namen schliesst, aber es ist selbstverständ- lich, dass, solange Rhodos das Proteetorat über das Aegaeische Meer ausübt (Polyb. IV 19.8), seine Schützlinge und Bundesgenossen nicht von Hierapytna belästigt werden dürfen. Kos hat vielleicht als autonomer Bundesgenosse einen gleichen Vertrag ohne die Bestimmungen über das &evoAöyıov mit Hierapytna geschlossen. * Nızse ll 571. Polyb. XII 4. 5. 8. ° Nıese 11 581. Diodor. XXVII ır. (Polyb. XVIII 54,7.) Sitzungsberichte 1901. 40 476 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. Römern wirksam wehren. Sie suchten Philipp nördlich von Kos auf, besiegten ihn in der Seeschlacht bei Chios, zogen sieh dann aber wieder südwärts, wohl um sich gegen die Kreter zu wenden. Bei Lade brachte ihnen Philipp durch Überfall eine Schlappe bei, sie fielen auf Myndos zurück und nahmen am nächsten Tag Stellung bei Kos." Dass in der Flotte auch ein koisches Contingent war, wie für das Jahr 190 aus- drücklich bezeugt ist (vergl. Nese I 725 £.), versteht sich von selbst und wird indireet bewiesen durch die koische Ehrenstatue für T. Quine- tius PH ı28.” Die Flotte scheint nun den Winter über hier gelegen zu haben, mit der schwierigen Aufgabe des Schutzes nach mindestens zwei Fronten, gegen Kreta und gegen Philipp, der sich inzwischen in Karien und vielleicht zur selben Zeit auf Nisyros festsetzte” Wenn die rhodische Flotte bei Kos blieb, verstehen wir es auch, dass es Philipp nieht gelang, die Seestadt Knidos zu erobern: wenn sie durch die Kreter und Dikaiarchos im Rücken beschäftigt wurde, wird es erklärlich, dass Philipp Anfang Winters mit seiner Flotte nordwärts, durch den Golf von Bargylia, entkam (Polyb. XVI 24). Im Jahre 200 vereinigte sich dann die rhodische Flotte wieder mit Attalos und den Athenern und säuberte auf dem Rückwege die Kykladen von den See- räubern.* In den nächsten zehn Jahren war die Gegend von Kos nie Kriegsschauplatz. Auch das Unglück des rhodischen Nauarchen Pau- sistratos bei Samos im Jahre 190 gegen Polyxenidas konnte die Sicher- heit von Kos nicht bedrohen.” Die Kreter belästigten das Meer nicht mehr, sie kämpften nur noch unter sich (Livius 37. 60). Versuchen wir die avaykatoı Kaıpoı unserer koischen und kalym- nischen Urkunden in diese allgemeine Kriegsgeschichte einzuordnen, so erscheint es als das Einfachste, sie alle in das Jahr 201/200 nach den Schlachten bei Chios und Lade zu setzen, jedenfalls nicht später." Der Einfall in’s Gebiet von Halasarna wäre dann von den Hierapyt- ! Nıese Il 583 —86. ® Er wird vom Demos von Kos geehrt äperas Evera [kai kaAokalyalias ras eis abrov |rat rös o]vunuayos kaı ros |vvuravras (om. Paron)]| "EAAavas. 3 Nıese Il 587. Syll. 263. * Nıese 11 587 f. 591f. 635. Syll. 264. 265. 5 Nıese 11 725f. Liv. 37, ı1, 13. Es entkamen damals fünf rhodische und zwei koische Schiffe. An dem darauf folgenden Seesieg über Hannibal unter Eudamos nahın eine koische Pentere Theil, Liv. 37. 22,2. Also haben die Koer sieh 190 nicht über- mässig angestrengt, und damit fällt der Hauptgrund, den Preuner (Hermes 29, 549) für die Datirung von PH ro auf 190 anführt. ° Die Subseription von Kalymna DI 3590 mit ihren bescheidenen Beiträgen be- zieht sich wohl nur auf das kleine Contingent und den Kriegsschaden des Demos Kalymna. Mindestens fünf reiche Kalymnier haben in Kos beigesteuert (PH p. 21". 354). Das Fragment PH rı gehört in dieselbe Zeit; PH ı2 und ein von mir im Sommer 1900 in Kos gefundenes neues Fragment einer solchen Liste sind einige Jahrzehnte älter. —— _— R. Herzoc: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. AIR niern als Bundesgenossen Philipp'’s vom Laketer aus geschehen, um die rhodische Flotte bei Kos im Rücken zu belästigen. Diokles hätte ein Detachement von der Flotte unter Nikostratos zur Landung re- quirirt, um die Plünderer zu vertreiben. Später hätte dann die Flotte sich entschlossen, den Schiffen der Hierapytnier selbst auf den Leib zu rücken und sie zu vertreiben, wobei sich der Kalymnier Lysandros auszeichnete. Die Folge wäre das Bündniss mit den Hierapytniern gewesen, wodurch Rhodos sich freie Hand und sogar Hülfe gegen die übrigen kretischen Seeräuber verschaffte. Ist diese Gruppirung richtig, so kann Z.4 Anfang ONION zu PJolö)iov oder Poödw)v er- gänzt werden. Weitere Vermuthungen über die ersten Zeilen wage ich nicht.' Um dieselbe Zeit hat sich auf Karpathos ein Karpathier dasselbe Verdienst erworben wie Diokles. Syll. 270 (= DI432ı = IMAel 1033 — MicHEL 437) rovs in auto] Terayuevovs eida|pows - -- eov Yevndev- Tos ovvlenpa&e Tovs uev E|vavriovs amooravras ras E|mıBoXas ümpak- To|vs ameAdewv, aue de kıvövvevov|tas uera T|ervwv Kal yvvamkov Tuyeiv owrnptilas, TO Te] mepımoXıov Öternpnoe Toı Öduwı. Auch die weiteren Verdienste Beider sind dieselben. Diokles ist wohlthätig und unter- stützt die Priester in ihren Ausgaben für die reichliche Ausrichtung der Opfer und prächtige Schmückung des Heiligthums.” Wenn die Leute von Halasarna in die Stadt herabkommen, so wenden sie sich an ihn, und er nimmt sich ihrer an, damit sie im Verkehr mit den Behörden keine Schwierigkeiten haben und zu ihrem Rechte kommen: gerade so kommen heutzutage die Leute von Kardamena zu ihrem Patron in die Stadt.” Das Hortativ kehrt ganz ähnlich wieder auf einer älteren koischen Ehreninschrift für einen Kalymnier DI 3611 (Br. M. 247), ı3ff.‘ In Zeile 19 ist der Preis des Kranzes wohl aus AA verlesen. Dies ist ! Der Versuch, den Nikostratos mit dem Trierarchen zu identificiren, der sich in der Seeschlacht bei Chios auszeichnete (Polyb. XVI 5,1) dürfte bei meiner Datirung daran scheitern. dass dieser dabei ertrunken und nicht mit dem rhodischen Gesandten von 168 (Polyb. XXIX 10, 4) identisch zu sein scheint. Vergl. auch van GELDER, Gesch. der alten Rhodier S.150°. — Die Ergänzung reprm]oAıov fügt sich nicht ein. ® 2. gf. erregt das zweimalige ori in verschiedener Beziehung zum Verbum Anstoss, so dass sich die leichte Anderung Z. 10 wor! (re) rav r.8.£. empfiehlt. Vergl. dann Syll. 727,8. 651.6. Man kann an Weihgeschenke denken, wie sie unten (In- sehrift N. 3) aufgeführt sind. Z.9 Anfang kann man auch an £evilov mlavras denken. > Z.ı2 stelle ich auch xpnuarilovres] rois apyyos zur Discussion. Die eher zu erwartende Beziehung auf Diokles (während er im Ant ist) müsste wohl im Haupt- satz stehen. Er hat eben immer grossen Einfluss. * Z. 14f. ist die Emendation ro(?)s — dıAorınolvnev(o)s durch das H in letzterem Wort nahe gelegt und erscheint nothwendig, da ra dikara moew nur mit dem Dativ zu belegen ist, z.B. Syll. 330, 3, Frinper’'s Petrie Papyri II, X r, Schluss Iva dvvoneda Ta dikaı moıeiv ro BawıXer. 4u* 478 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. schon «das Doppelte des gewöhnlichen Preises, das aber bei den be- sonderen Verdiensten des Mannes am Platz ist.‘ Diokles war der reichste, mächtigste und «emeinsinnieste Bürger von Kos um das Jahr 200. ; Weniger ausgesprochen sind die Verdienste anderer Leute um Heiligthum und Demos von Halasarna, wie des Symmachos, Sohn des Philiskos, dem die Inschrift He 210 gilt, und wohl auch des Mannes, den die folgende Urkunde ehrt. N. 2. Linker unterer Theil einer Stele von weissem Marmor. Kardamena, gefunden bei Ay. O©eörns. jetzt im Besitz des daokaAos Ioavvns 2Zra@n. Erhaltene Länge 30, Breite 20, Dicke 6, Buchstaben 1°”, wenig tief eingegraben und versintert. Formen AT (mit schwachen Apices, aber noch nicht T) =. 3. Jahrhundert. Abklatseh und Ab- schrift. 29. 8. I9OO. Alvöpas Tuu[. ., deooydaı Emaweoau Te H]poöorov Hipar]Aei[rov - -- Emi re raı nori ros Heös kalı mori Tos Ödauoras? evyapıoria kal oreblavwoa auTov Xpv- s oewı or(e)bavwı ano xpvl|owv Öera üpe- Tas Eveke Kal eivolas T|as Es aurov' Omws de Kal a avayyekia yevn|raı Tov orebavor, ävöpas &Xeodaı rpeıs [ek mavrwv T@v Öa- uorav non, olrıwes Eme|lAdovres Emi Tos ‚» mpootaras kal rav Bov[Aav kaı Tav ErkAN- ciav TO Te wadbıoua an|odwrovoı Kal Tapa- kalAerevvrı TOs moAl[ras Öonev alrav Eu m]olA]eı? Ev ro ayolvı Two Tparwı, Ov avvre- Aelıraı 6 Ödanos |rwı Awovivowı' Tol de aipe- delvres avaylpayavro To wadıoua Tode kaı alvadevrw [es TO iepov rov AnoMMw- vos’ T]ö de avfarwua TO Yevöuevov Es TE av rolv oreljbavov moimaw KTA. Das Bruchstück beginnt mit dem Schluss des Hortativs, OTws ovv x ’ 7 r e Lan 4 x ’ x „ en ka 6 Öanos 6 AXacapvırav batvnraı Tos ayados Alvöpas Tıulov, oder @ - ur . } ’ [4 u _ 1 als Schluss einer ausführlicheren Fassung eidores oTı — Tuulaı. Der Ge- ! Aus der Berechnung in xpvaror Axe£ävöpeıo: kann keine genauere Datirung ab- veleitet werden. Die Einführung des Alexander-Fusses (= attischen Fuss) in Kos in der Silberprägung nach dem Vorbild von Rhodos setzt Paron PH p.zır um 200 an, Heap, Cat. of gr. coins in the Br. M. Caria and Islands p. XCIV f. erst um 190. Aber die Alexander-Goldmünze war schon früher internationaler Courant, also kann man mit ilır jedenfalls schon um 200 gerechnet haben. R. Herzos: Das Heiligthum des Apoilo in Halasarna. 479 ehrte ist vielleicht Vater des Hpdr‘eıros Hpocorov PH 368 II ı5. 27. 12£. ist nicht ganz sicher, da Z. 13 eher .OOEI durchscheint. Die Urkunde lehrt uns den hochoffieiellen amtlichen Verkehr zwischen den Demen und der woAıs kennen und steht damit auf einer Linie mit der kalymnischen DI 35865, wo der Demos Kalymna bei en apyaıpeotaı in Kos denselben Antrag auf Verkündigung des Kranzes für Lysandros stellt.! Die Ordnung der Gultverhältnisse im Heiligthum des Apollo, (deren wichtigster Theil die Schaffung einer neuen Liste der Gulttheil- nehmer war (PH 367. 368 = DI 3705f. Syll.614), konnte wohl erst nach den avaykatoı kaıpol, d.h. nach 197, stattfinden.” Meine Revi- sion von PH 367 und 368 ergiebt einiges Neue. Die Schwierigkeit in 367, 43f. dürfte gelöst, die Conjeetur BEecnter's, die DirTENBERGER »ingeniosa, sed paulo audacior« nennt, aber annimmt, gesichert sein: roranoypabeodwv de ka Tav marpida kaı rivos (Alvyalrnlp) kai & narn|p Yeyovle. Denn nach Tivos kann ein runder Buchstabe ge- standen haben, und THZ hat der Steinmetz in THP corrigirt. Nur ist der Raum der beschädigten Stelle etwas knapp.” ı Zu Emepxeoda Z.9 gehört als Subst. &bodos “der Antrag’, was auch auf Kos zu belegen ist. Der Schluss von PH 2 lautet nämlich nach meiner Revision |xp]|yoP«: raı Ze|vorpirov] eb[o]6w.. Die Inschrift ist vollständig und in Ordnung. Die zwei Buch- stabenreste über der ersten Zeile bei Paron existiren nicht. ®2 Die annähernde Gleichzeitigkeit der Urkunden PH ıo und 367 f. habe ich schon Koische Forsch. S. 179 ff. gegen die Datirung von PH 367 f. vor PH 10 zu er- weisen gesucht. Wenn ich jetzt noch weiter gehe und PH 367 f. um etwa drei Jahre nach PH ro ansetze, so macht dies keinen grossen Unterschied mehr. Die Palaeo- graphie widerspricht dem nicht. ® Mit der früheren Lesung wird auch meine hypothetische Notherklärung Koische Forsch. S. 184 ff. unnöthig. Die Aufweisung der Ascendenz der Mutter ist nicht eine öigenthümlichkeit im Cult von Halasarna. Sie findet sich ausser PH 405 noch auf einer weiteren Culttheilnehmerliste vom Demos Isthmos. Am 2. September 1900 fand ich dort, unterhalb von /avayia MMaxarıavy, den obersten Theil einer grossen Stele, mit Schrift auf drei Seiten, von denen zwei lesbar waren. Schrift und Zeit wie PH 367 f. A (Vorder- oder Rückseite): Toide areypa|yravro Ta dvonara Kata To ypa - bev wabıoya bm|o ToV deivos Em rou deivos unvos Tlavano|v - -. Folgt die Liste, Namen mit Vatersnamen, unter einander geschrieben; erhalten 20 Namen, die mit A- beginnen. Der erste "AyAaos OevrAlevs ist wohl Sohn oder Vater von O©exäjs AyAdov (PH 10c 50). B (Schmalseite): A]rmeypawavro | de] kai xah’ vodeoilav] roie: Tepalorıs Niro- orpa|rojv narpos de Aloiyjväivns ras TinolA]|vrov, kad’ vodeoli\av] de Nirootpa|rojv Tov Vepaorıos. | Ni]kavöpos Inmi[a, | x]a0’ vodeni|av de | Xplyariov Tfınofevolv, uarpo|s oe - - -ovs tTjas -- -wvos --. Die auf Seite A Eingetragenen müssen die Ascendenz der Mutter nicht aus- drücklich nachweisen, dagegen müssen die Theilnehmer durch Adoption trotzdem die Ascendenz ihrer leiblichen Mutter nachweisen. Das weist darauf hin, dass doch auf Kos der Mutterstamm mehr Bedeutung hatte als anderswo. 480 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. Die Liste der Theilnehmer PH 368 ist aufgezeichnet auf einer ı"0o7 hohen achtseitigen Säulentrommel. Auf der obersten Trommel stand unter dem Capitell das Psephisma PH 367. Während 367 nach Antimachia verschleppt ist, war 368 in Kardamena selbst bei der Kirche Ay. Aorwuaros eingegraben. Purzan liess durch einen Corpo- ral einen Abklatsch machen, der nie veröffentlicht wurde (Newron, Halicarnassus u.s.w. I 2 S. 641). Auch Ravyer nahm sich nicht die Zeit zur Abschrift. er begnügte sich mit einem schlecht gelungenen Ab- klatsch (Annuaire de l’association pour l’encouragement des etudes grecques IX 1875, 8.292 ff.). Parox bekam den Stein gar nicht selbst zu sehen, er konnte nur durch Karuısperis Abklatsche anfertigen lassen. Er hat trotzdem die Anordnung in drei den Phylen entsprechende Alpha- bete erkannt. Da zwischen den einzelnen Columnen beträchtliche Lücken sind und Rayer die Höhe fälschlich auf 150 angegeben hatte, nahm Pırox an, die Säule sei oben stark beschädigt. Dem ist nicht so. Die obere Fläche mit Dübelloch ist erhalten, die erste Zeile der I. Co- lumne beginnt mitten in einem Namen. Es war also zwischen 367 und 368 eine Trommel eingeschoben, von der der Text auf 368 dureh- eine. Wenn sie noch gefunden wird, so werden wir den Bestand der koischen Geschlechter um 200 vollständig haben. Ich konnte den Stein 368 in Musse revidiren und Abklatsche machen, wodurch der Text etwas gefördert wird. Gleichzeitig mit der Mitgliederliste wurden auch die iepot vouot neu geordnet. Ein Beleg dafür ist das Bruchstück PH 369 = DI 3707. das stark an das grosse koische Opferreglement DI 3632 = MicneL 720 erinnert.‘ Das Fragment He 2ıı gehört wohl in ältere Zeit. Das Cultpersonal war ziemlich stark. An der Spitze steht der iepevs, der in dieser Zeit schon durch Combination von Los und Kauf zu seiner Würde kommt.” Neben ihm stehen als vornehmstes Colle- gium die 6 iepomouol. Priester und ieporroiol sind Jahresbeamte. Sie bringen zusammen während ihres Amtsjahres der Hekate Stratia ein Weihgeschenk dar. Zwei Weihinschriften dieser Art sind PH 370 und 388 (letztere zwar in Antimachia gefunden, aber gewiss aus Halasarna). Eine chronologische Liste solcher Weihungen, bez. ein Inventar, stellt die Inschrift dar, die ich Koische Forsch. N. 220, S. 224 ff. auf Grund einer ungenügenden Abschrift von Jaxoros Zar- raftis publieirte, dann aber am 30. August 1900 selbst revidiren konnte. ! Micher 720 gehört in die Zeit nach dem Kriege: Hegemonie von Rhodos, Kalymna zu Kos gehörig, Cultus des Poseidon, der Rhodos und Kos, Hervortreten der Marine. Dazu passt der Schriftcharakter. 2 PH 367, p.gı fl. 369, p.5f. 386, p. 276 1.; Syll. 591°. R. Herzoc: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 481 N. 3. Platte von weissem Marmor, Kardamena, Fundort Ay. ©eorns, jetzt in die Treppe des Mlaras eingemauert, dabei die Breite auf 34" redueirt, während Jaxosos noch 44 maass. Doch sind wenig lesbare Buchstaben dadurch verloren gegangen (ich schliesse sie in runde Klam- mern ein). Höhe 75, Dicke 9. Buchstaben 1°", sehr sorgfältig, Apices, AMTZ, etwas alterthümlicher als PH 367£. Abschrift und Abklatsch. ıL NL Aparos Alp)orin(rov) ı okov dyovra ÄXe. HM. (2) 6 deiwwa Tov dewos Kal iepo- mol HparXeıros Aaul[- - 6 dewa Api?- s orov Aynoias Nikayöpla 6 dewa Tov Öewos Nı- koortparos Nixavopo|s 6 deiıva Tov dewos - - - üyov Are. r. (3) Apiotapy[os rov Öewos kai iepomot- or AnorNoöcwpos Apıo|r -- 6 dewa - -' x6a Kovwv XapuvAov |6 dewa Tov Ödewvos - - ns Apıoraiyuov 2]-- rov Ödewvos ayov AXe. Pr. (4) Apı- oroußporos PıXiorelvs Kjat-iep[omooı 6 dewa Ovaoıyevevs Ovaoır\nls Pawinmov? Aauorpı- ros Oevruuda PıiXiwvos Kplarida) [NooovAos? Nooovrov Nooowv Erarodwpolv ayov ANe. m. (5) Plaodpwv Evbirnrov Kal iepomoilol 6 dewa Av- ö]poodevevs Aauörpıros Aaulea Apıor)|iov? M]vaoıdeov Kreivos TıuorXevs M(vrv?. . (ö)|as ®irivov Opaowv Apyıdauov ayo|v Are. r.] (6) (Tıuav)- Ans Tıuavdevs Kal iepomowol Ltluos Allivnoia)- u(o)v Oevyerns Aynropos ..1-- Apıoriov Apıoriwvos - - Daivınnos Pawin|mljov ı.nan-- - ° [en n Le) ujevevs ITvdo - - .evs KAevkplıros - - .ov lepwv - - Evbiänrov 2 - - TEN N Ovlaropli]das |Ppacıundevs - - (vergl. PH 10c 12) 3» ..10OTOS E vw 07 Folgt noch etwa für 20 Zeilen Raum, ganz verscheuert, mit ein- zelnen Buchstabenresten. In den zwei letzten Zeilen ist zu erkennen ERT NNOERD OT XHr+rr ! Diese Zeile fehlte in Jaxosos’ Abschrift. 482 Sitzung der phil.-hist. Ülasse v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. Hier war vielleicht die Summe des Gewichts gebucht. Einige der hier Genannten habe ich schon mit Personen der ande- ren Urkunden in Beziehung gesetzt (Koische Forsch. S. 180f.226). Dazu kommen noeh Z.15 Prodpwv EbbAyrov, der zum Stammbaum Koische Forsch. S. 18o gehört, und 2tuos Aivnoıdauov 2.19 als Vater oder Sohn von Aivnoiönuos 2tuov PH 368 I 55. DI 3590, 29 (vergl. PH ı1, 8). Vier sind mit Stiftern in PH 10 identisch, zwei mit Stiftern in PH 387. Am häufigsten von den Cultbeamten werden bis in die Kaiser- zeit genannt die varrotaı oder varoaı. Ihnen lagen wie überall die Ver- waltung des Heiligthums und seines Archivs und die damit zusammen- hängenden finanziellen Funetionen ob. Sie bildeten ein Collegium von (rei älteren Männern, von denen jeweils einer ev apya ist. Ihr Amt dauerte also vielleicht länger als ein Jahr. Die apyevovres und Emı- wayvıor traten wohl nur als Festordner in Function (PH 367, 86 ff.). Einen Beinamen des Apollo in Halasarna lernen wir aus den Ur- kunden des Ortes nicht kennen. Da seine Panegyris im Monat Dalios war (PH 367, 55), so war es wohl der AaAios, nicht der auch auf Kos verehrte [Id6ios und Kapveios.' Das Fehlen des Beinamens, bez. die Benennung nach dem Ort, lässt darauf schliessen, dass die dorischen Einwanderer hier einen uralten Cult, der kleinasiatisch war wie der Ort, vorgefunden und auf Apollo umgebildet haben. Dazu stimmt die Gultverbindung mit dem ErrnAvs Herakles (PH 367), der bei Halasarna an’s Land gestiegen und in Kampf mit den Meropern gerathen war. Antimachia hat wohl seinen Namen von diesem unentschiedenen. mit Versöhnung endenden Kampf, d.h. dem Kampf zwischen den einwan- dernden Doriern und den Eingeborenen (vergl. Koische Forsch. S. 172 f.). Ausser Herakles ist mit Apollo verbunden "Ekara 2Tparia, gewiss kleinasiatischen Ursprungs (PH 370. 388)’, ferner Artemis (PH 372, He 223) und Aphrodite (PH 369). Asklepios hat eine Capelle in Hala- Samnan(BEIne Em) Das religiöse Leben dürfte sich in dieser Zeit, wie überall, um Feste und Opferschmäuse gedreht haben. Vom 2. Jahrhundert haben wir keine weiteren Urkunden. Das Heiligthum scheint in dieser Zeit ein Stillleben geführt zu haben. Mit dem Beginn der Kaiserzeit kommt wieder frisches Leben in Demos und Heiligthum. Diese Zeit wird ' Das Priesterthum des Apollon Dalios, das nach PH ı25 eines der bedeuten- deren von Kos war, scheint nicht das von Halasarna gewesen zu sein (vergl. unten zu Inschrift 4, N. 26). So wird auch das Aaxıov Pl 43a 30 nicht unser Heiligthum sein. 2 Vergl. die Weihinschrift auf einer kleinen runden Basis von schwarzem Lavastein, zwischen Palaeopyli und Pyli, Hs 217, am 12. Juli 1900 von mir revidirt, aus dem 4. Jahrhundert: ZodıAos Znvolöorov iepareious 'AmoA\ovı | "Eraras llovrias | TO er IEpov LOPVOATO, R. Herzog: Das Heiligthum des Apollo in Ilalasarna. 483 erhellt durch eine Urkunde, die an Werth neben die Geschlechterliste gestellt werden darf, eine Priesterliste über 133 Jahre. N.4. Stele von weissgrauem Marmor. Höhe mit Giebel 200, ohne Giebel 168, Breite Seite A und © 57-60, B und D 20-26. Seite BCD haben in der Mitte des oberen Drittels ein Dübelloch, in dem noch das Eisen steekt. Seite D trägt nur in der Mitte die Marke A. Photographie von Seite A und © s. Tafel. Abklatsche, Abschrift. — Die Stele bildete den Deckel eines mittelalterlichen Brunnenlochs neben Ay. O©eorns und war verschüttet. Als der Brunnen zum Theil aufgedeckt wurde, schrieb JaxoBos Zarrarrıs im Winter 1898/99 die Inschrift der allein sichtbaren Seite B ab. Seine Copie konnte ich noch in den Nachträgen der Koischen Forsch. S.226{f.N.221 publieiren. Als ich am 30. August 1900 einen Abklatsch der Inschrift machen wollte, be- merkte ich, dass der Stein auch oben und unten beschrieben sei, liess ihn freilegen und aufstellen. Die Epidermis von Seite B und © war durch die Feuchtigkeit weich geworden, aber die Schrift nirgends zerstört. Ich empfahl dann die Stele der Obhut der Behörden. A Ermi wovapyov PnryiAXov unvos Yarıwdl- ıSn.Chr. ov rerpadı: Apıotiwv Xaıpinov 6 Ev äpya vla- moas eimev: Errei Ö1aver@s ToANdkıs EeWa- dıouevas TAS T@V lEDATEUKOTWV KATU s ragıv EotaNav Eenıypabas areXeoros €s TO Tapov Enew' a yvoua, Kadıykeı de vuv ye aurav Emi TeAXos AayÖnuev, ayada TU- xa, Öedoydaı Kal maAıv ravas uev Tas d- vvywpnTos Eenıypabas kaı Tas Tapavo- U@S Evkeyapayuevas EkkoAayaı dıd Tov dauoriov, €s de AevroAıdov avaoradeı- av €s TO iepov OTaXav Kata TaEıv ws lepa- TEUKAVTL MATPIAOTEL TAavras avardasaı. 1. Iarov ß 30 v.Chr. 2. Pirov B 29 57. Neikavöpos "Iowvos 27 n.Chr. 3. Eibayns Zwriovos 28 58. Aayas B rov IIro- 28 4. Apırroyeirov Erırvv- 27 Aenatov ‚xavovros 5. Epnorparns B 26 6. Zexevros Adnvalov 25 59. Aevkıos- Zrarıos 29 7. Apıorava& IloAvKparovs 24 Nevkiov vios Povbos 8. Apıotovvuos Xapuimmov 23 60. IMXovs- Nırmbopov 30 9. Apiorov Bırrokevov 22 10. Macias ß 21 484 11. 12. N . Mikov ®iArofevov (ve) de 50. 51 Kxe Unaxos Nikon dov Nixayyöopas Zomipou Mikwvos . AmoaXovions Awpiwvos . AorkAnmaoys Anymrpiov . Evaparos PıXiokov - o . Mäpros Z#evios Aevkiov v Arox‘odwpos Xaıpedanov . Täios 'lovAıos Evaparov vios Evaparos Oeworos Kievbovros . AroAAwvions Oeapıjronw = b de AmoAAovidov . Mapneviokos MNpa&ta . Taios Tpeßıos Anabaıs . Eikapros Oevöoron Nıkayopas AaXtor\eovs . Eipnvaios Eiaparov . Zyvov Oevöwpida . Pirokevos B . Taios Mapkıos Taiov vios Kpaooos . Epuias Apıorea . Nevrıos AupyAıos Evda- nov vios Arövuapyos . Koivros Tloumnios Koiv- rov vios PAakkos . AmoAAwvios ß 7 . Morris 'PomiAXıos [To- mXlov vios Aovyelvos . Mapneviokos PB rod Mpaia . Nikayopas Evoauov . Oviuavdpos Apıariovos . Apıoriwv Xaıpimmov eboeßjs . Mäpros Aiyuixtos [alov vios ‘Poübos . Ayaßnnepos Emyovov . Avkawv Nikita . Eipnvaios Zevodanov . Mevimmos MeverXkous . Avrioyos Avöpovikov 45- . NMoceıdwvios MMpwrapyov Aauörpıros Nırmböpov . Zijvov '"Ovnoubopov . Apxedanas Apıorodanon . Avrinayxos B ; 2 y , Eraroöwpos Ekraralov 11jE P Hövovos Atovvaiov 20 19 18 17 16 15 14 13 12 16 Sitzung der phil.- hist. Olasse v. 18. April. — Mittheilung v. 28 v.Chr n.Chr. 61, Immias 'Immia Tov Ekarooupov 62. Arovioıos Nırayopa 63. Mäpxos KoiXtos Maprov viös mpeoßvrepos 64. Thoidanos Nikonayov 65. laios 'Erepıjios IMorAtiov vios Aauros önnov vi- os jpws veos dbıAooe- Paoros 66. Mavıos LImedios Daüoros 67. 'lepevs 6 danos 68. "Exevos Arovvorov 69. Oewyevns AmoAAovior a rov ArmoAAwviov 70. Eüpermiöns Nikita 71. Avrioyos Ayadavyer|ov 72. EixAns PB veorepos 73. Zömvpos Aeovros 74. Mavıos Iredios Pavoros To devrepov kara Aokka- PR , ma Ta neyaka 75- "ArtaXos Evpermidov 76. Aauobınos PB 77. Mepoias Auevov 78. Ayadiov Mapwvos 79. (A)vraov Aapa jr B . ea 80. M. Koiktos M. vios Karitwv 81. Nixias Avrıoxoluv rov Epyuia 32. "Ipnvaios B UN ZIHHLIRTHITTTTTIG . März. 31 n.Chr. 32 33 34 35 37 43 45 46 47 5ı 52 Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1901. Taf. 11. Priesterliste von Halasarna. R.Hrrzos: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 89. 90. gl. 92. 93- 94- 95- 96. 97: 98. 99. 100. IOI. 102. 103- R. Herzog; Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 2. Inmias Exaroopov . vios 'Poubos 54. Zomvpos- Nırayopa 55. lepeus-6 danos 56. Idios- Kanıos Talov vios 'Poübos Map. Av| ro- voos M[ap. viös Ko|yvi- Tos Map. KoiXios Map. vios Aov- yivos Eituxos B (Sehlaugenstab) Ane&avöpos Okwvos Atockovpiöns Xapyılda Avxos MaviAuos AvAov vios 'Pov- &bos (Schlangenstab) N. Tepevrıos AyadorAns Taı. Kanos Taı. vios Poubos Nevrıos Avrov|ı- os Aev. vios TinoAaros Zw- mUpov (Schlangenstab) O AnorAwv Taı. Kacıos laı. vios Niypos DO AmorAov Taı. Kacıos. laı. e - € vios Poubos v(@repos) Aev. Avrovıos Nev. vios Baroos 3. Mäpros KoiXtos (M)apkov 22 n.Chr. 59 n.Chr. 60 61 62 66 83. [dios BerAyvos Ta. 53 n.Chr. vios Baowos 34. O Anoaaov 54 85. Ko » IM@rıos » Ko » viös 55 'Poübos (Schlangenstab) 56. Auxos MaviXios Ayad|ı- 56 epov vios 37. N: [pavıos TE vios Poucos 57 38. KaAXivıros EukAeovs 58 [6 108. /LHHMINIILITIUHIINTTIHITLTITIETTTLITIN ID! 78 n.Chr. ZULHITIIIEITTTILELITLTRTITITDDEITLIHRNTITTI IN 109. M. Zepßirtos 'Poubos 79 110. /HNNMITTNTTINIIINII NG R]peop.? 80 /LHEITILTTTITITTLLITTLTTTILLIHTTTITTTTT IHN ı11. la. Kacıos la. vios Niypos 1 112. /NHMTIITTTITIINTTILTTTETEDHITGTIT ING 82 113. Povbiov Ayadavyerov (Schlangenstab) 83 114. ®ikımmos Mooxiwvos 54 115. MMooıovios Zomipov 85 116. [dios Zreprivios Hryovyevos (Schlangenstab) 86 117. laios Bißıos Talov vios KAwdtavos 87 118. AYAOZ-+TTA=KRAYSOYYIEIKA 88 119. Map » Avrövios Map » vi- 89 os Koyviros velorepos) 120. /lo. Erepyjios Io. vios PıAofevos 90 121. Iaios Kaoıos latiov vios Niypos gL 122. AyadavyeXov Tov Ö 92 123. lo. Erepyios Tlo. vios IAnvos 93 124. MoANiov ß LZepyıavos 94 125. Aov. Oviyrravios Aov. vios 95 DiNobpaw, Ös era To uvapyıjoaı) Komv ieparevoe yevvndeis ev AXaoapvn 126. Ekaraiov roü AyadavyeXov 96 127. Map. Zerrıxiov Map. viov Epuepwros 97 128. Map. Zerrikıos Map. vios AXe£avöpos 98 129. laios [lerikıos Ta. vios Poubos 99 130. Kö. Kaioıos Kö. vios KAovevros 100 456 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. 104. Aev. Zepyıos 74 n.Chr. | 131. MoAAiov PB Zepyıavos ie- 101 n.Chr. Nev. vios Mox- peus ro ß 105. Alov. la. Kacı- 75 132. Ta. Io. 'Erepyios Tlo. vios Ppov- 102 os la. vios [lovAxep (Schlangenstah) yı nera TO apxieparevaa 100. N. Erepyios 'IAa- 76 abrov piov* Em rourov 133. EiBovAos Pavorov 103 oi vono dmo- kareotaßyrav 107. Ko ITRenoe Ta. 77 vios 'Poubos Das Psephisma und die Liste bis N. 48 sind vom Steinmetzen auf einmal eingehauen. Mit N. 49 beginnen die jährlichen Nachtra- gungen der Priester', die zugleich eine werthvolle Tafel zur Entwicke- lung und individuellen Ausbildung der Schrift in einem Zeitraum von S5 Jahren bieten. Seite B ist ziemlich sorgfältig und gleichmässig eingetragen, im selben Schrifteharakter wie die letzten Nummern von Seite A. Der Beschluss ist in einer sorgfältigen, geziert schwungvollen Periode mit langen, tönenden Gliedern unter Vermeidung des Hiatus abgefasst, jedoch ohne Schwulst, in der für den nicht panegyrischen Kanzleistil der ersten Kaiserzeit charakteristischen Art.” Die Form Ötavek@s (7.3) kommt auch in einer Urkunde der ersten Kaiserzeit von Byzanz, DI 3059, 26 vor und wird von BecHteL a. a. 0. als affeetirter Hyperdorismus bezeichnet.” Auch marpıaorel (2.13) statt marptaori ist wohl eher künstliche Analogiebildung als itaeistische Freiheit. Der mit der Aufzeichnung der Liste auf der Stele ausgeführte Be- schluss war schon mehrere Male gefasst worden, aber nie in Kraft getreten. Der Hinderungsgrund lag wohl in seinem ersten Theil, ra- as uev Tas AovvywpyTos Eerıypabas Kal Tas TapavouWs EvKeyapay- uevas erkoAdyaı Ötla Tov danoctov.‘ Um was und um wen es sich (dabei handelte, lehrt das Tyrannengesetz von Ilion (Sitzungsberichte 1894, 8.477 = Micnen 524) IN zıff. ös av TUpavvos N hyeuwv Yevn- raı ÖAryapylas N TÜUpavvov oryon 7 ovveravdorn N ÖnuoKpariay KATa- Avon, 6mov üv Tı Övona N ToVTwv Edv TE Ev Tois iep(nr)evaanı edv ’ & E ’ ” ” ’ x Te &v awaßruarı eav T' Em Tadbov, Exkonrtew mavrodey kat ey ev ToV iepmrevkotwv Ekkowavras TWAELy Kal TOu Tptiduevov Ovoua EMt- ! Vergl. die rhodische Priesterliste Syll. 609 mit den Bestimmungen 610. ? von Wıiramowrrz, Athen. Mittheil. 1899, S. 292. ® Die kalymnische Inschrift Br.M. 321,9 hat dunveri]. * Der dauscıos ypanunarevs, Staatssclave wie in Rhodos (DI 3772. 4123,18. Scuu- MACHER, De rep. Rhodiorum 53f.). R. Herzos: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 487 ypayracdaı 6 rı av HeAn ois uereorı. Der Tyrann von Kos ist Nikias.' Sein Regiment fällt in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts vor Chr. Genauere Bestimmung ermöglicht, was noch nicht beachtet worden ist, das Epigramm des Krinagoras auf das Schicksal des Nikias nach dem Tode (N. 25 Rusensonn, APIX 8r). Dieses Gedicht gehört nach Inhalt, Bau und Ton auf's Engste zusammen mit dem Epigramm auf das Schicksal des Akademikers Philostratos (N. 23 Rusessons, dazu S. 10, APVI 645), also auch in dieselbe Zeit, 31/30 vor Chr.” Nikias muss, wie Philostratos Freund der Kleopatra, Parteigänger des Anto- nius gewesen sein, Kos muss wie Rhodos auf dessen Seite gestanden haben. Seine Tyrannis wurde, wenn er nicht schon früher gestorben war, jedenfalls nach der Schlacht von Actium weggefegt. Über Kos erging das Gericht des Siegers, der sofort ras uev ToXeıs xpnuarwv Te eiompag&eı kal ns Aoımns &s ToVs moAlTtas Ob@v Ev Tals EKKAN- olas Ee£ovolas mapaıpeoeı uernAde, ToVs de Ödvvdaoras ToVs Te Bacı- Aeas theils der Schenkungen des Antonius verlustig erklärte, theils absetzte, theils tödtete (Dio Cassius 51,2). Nun konnten die Geener des Nikias ihren Hass an seinem Leichnam auslassen. Dass aber der Hass nicht im Volke wurzelte, beweisen die vielen Weihungen ürep Vyıelas kal o@rnpias des Nikias, die der memoriae damnatio entgangen sind.” Diese Volksstimmung war auch der Grund, warum die sofort und wiederholt von Neuem beschlossene Reinigung der Priesterlisten von den Namen seiner Parteigänger — von denen wir sieben aus seiner Münzreihe PH S. 319 kennen — so lange nicht zur Ausfüh- rung kam. Bei dieser Sachlage sind wir berechtigt, die neue Priesterliste genau mit der Neuordnung nach Actium in den Jahren 31 und 30, also mit dem Jahr 30, beginnen zu lassen, wenn andere Erwägungen ungefähr auf dasselbe Jahr führen. Dies ist der Fall. Der Antrag- steller, der endlich den Beschluss zur Ausführung gebracht hat, ist Apıosriov Xapin(r)ov als Ev apya vanoas. Er erscheint auch in der Priesterliste als N.38 mit dem Ehrentitel evoeßns.‘ Zehn Jahre später hat er den Antrag gestellt, denn bis zum 48.Priester geht die erste Aufzeichnung. Man darf daher wohl auch sonst annehmen, dass man erst als älterer Mann, nach dem Priesteramt, in das Collegium der *PELDIRTEITZS NET. MEI ENS. 64: ® Die in den beiden Epigrammen zum Ausdruck kommende Stimmung des Kri- nagoras passt gut zu seinen Beziehungen zu Octavian. Vergl. Cıcnorıs, Rom und Mytilene S. 56. ® PH 76-80. He 17-20. * Dieser Titel ist auf Kos in dieser Zeit häufig, kommt aber auch anderwärts vor (vergl. Kern, Inschr. v. Magnesia a. M. 156, 10. 193,17). 488 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. varroaı kam. Zwei Priester unserer Liste sind als varoaı sicher zu datiren, nämlich N.63 auf das Jahr 37 n. Chr. dureh die Inschrift N. 5 (unten S. 493) und N.75 durch die Inschrift PH 373 zwischen 50 und 54 (s. unten S.489). Ist das erste Jahr der Liste 30 v. Chr., dann war N.63 Priester im Jahre 33 n. Chr., N.75 im Jahre 45. In dieses Gefüge passen alle anderen Priester, die identifieirt werden können, ausge- zeichnet hinein. Der Beschluss ist demnach im Jahre 18 n. Chr., unter ler Regierung des Tiberius und «dem koischen Monarchen Regillus', zur Ausführung gekommen. N. ı1. Krevuayos Nixoundov scheint ein Nachkomme der Familie PH 227 zu sein. N.ı9. C. Julius Euarati f. Euaratus, Priester ı2 v. Chr., von Augustus mit dem Bürgerrecht beschenkt. ist identisch mit dem Eua- ratos von Kos, der gleichzeitig mit dem spartanischen Tyrannen ©. Julius Eurycles (Syll. 360f.) um das Jahr 8 v. Chr. am Hofe des Königs Herodes eine Rolle spielte (Josephus Ant. XVI 10, 2. Bell. Jud. II 26,5). Während Eurykles den Familienzwist zwischen Hero- des und seinen Söhnen Alexandros und Aristobulos durch Zwischen- trägereien sehürte, suchte der mit Alexandros eng befreundete Eua- ratos versöhnend zu wirken, freilich vergeblich. Die Beziehungen (les Euaratos zum jüdischen Hof dürften sich von dem mehrtägigen Aufenthalt des Herodes auf Kos im Frühjahr 14 v. Chr. herschreiben (Jos. Ant. XVI2 817 Nıese). Damals nahm wohl auch Herodes Anlass zu seinen Schenkungen an die Koer (Bell. Jud.Iıı $423 Nıese). N. 25. Nixayöpas AaAıorXeovs, 6 v.Chr., war unter dem Monarchen Antanor Priester des Kaisers Augustus im Demos Haleis (PH 344). ausserdem selbst Monarch” unter Augustus (PH Münznamen, S.319, N.242 Nixayöpas Aa.). N.26. Eipnvatos Evaparov, 5 v. Chr., hat seinem Vater Evapa- Tos AyeAwov, Monarchen, Priester des Apollo Dalios und anderer Götter, ein Denkmal gesetzt (PH 125). Wäre Apollo Dalios der Gott von Hala- sarna, so müsste der Vater das Amt mehr als 26 Jahre vor dem Sohne bekleidet haben.” N. 36. Nikayopas Evöduov, 6 n.Chr. ist in Halasarna dureh eine ! Römische Bürger als Monarchen werden, wenn nach ihnen datirt wird, nur mit dem Cognomen benannt. Dadurch wird meine Vermuthung, dass (. Ster- tinius Xenophon auch Monarch gewesen ist, zur Gewissheit (s. Koische Forsch. S. 196 f.). Oder bedeuten die Münznamen auf den Kaisermünzen die eponymen Priester der Kaiser ? ® Pantelidis (bei Raver, Annuaire de l’assoeiation IX 270) hat den Vater Euaratos mit dem von Josephus erwähnten identifieirt, Es ist aber klar, dass von den vielen koisehen Ebaparoı nur N.19 in Betracht kommen kann, R. Herzoc: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 484 Statue und die Ehrentitel dAoTaTpıs Öduov vios Npws bAoöKawap geehrt (He 212). N.60. Interessant ist, dass der kleinasiatische Name /IAovs (Inschr. von Magn. 4. Krersenner, Einl. in die Gesch. d. gr. Spr. 397) sich noch im Jahre 30 n. Chr. auf‘ Kos findet. N.63 s. unten Inschrift N. 5. N.65. Den Ehrentitel npws veos trägt auch Lesbonax auf einer Münze von Mytilene (Syll. 340°). N.75. “Arrtaxos Eüpermidov, Priester 45 n. Chr., hat als ev apya varoas die Weihung einer Statue für Nero als Kronprinz besorgt (PH 373). Der Name |Nepwv| KAavcıs Katvap Apovoos [epuavırds weist auf die Jahre 50-54. Im Jahre 5ı oder 52 hielt Nero grie- chische Reden für die Rhodier und Ilieer (Prosopogr. Imp. Rom. I 369 n.690). Vergl. Inschrift N. 6. N.8S2. Hier scheint der im Tyrannengesetz von Ilion (oben S. 486 f.) vorgesehene Fall vorzuliegen, dass sich in das Jahr eines aus der Liste gestrichenen Priesters ein Anderer eingetragen hat. N. 105, im Jahre 75 werden die iepot vouoı revidirt. Die Neu- ordnung scheint aber nur zu Unregelmässigkeiten geführt zu haben, denn die Namen von N.78, 80, 82 sind getilgt. Auf Seite © werden die Aufzeichnungen allmählich nachlässiger (Genetiv statt Nominativ, N.122. 125. 127) und mit persönlichen Be- merkungen versehen. N.116. C. Stertinius Hegumenus. 85 n. Chr., gehört zur Familie des grossen C. St. Xenophon.' N.1ı17. C.Vibius C. F. Clodianus 87 n. Chr., ist vielleicht iden- tisch mit dem uovapyos KAwötavos der Inschrift Hs 198 und einer noch nicht edirten. N.ı18, 8S n.Chr. Hinter den sonderbaren Abkürzungen steckt der Name AöXos Ilarw(vios) Av(A)ov vilös) Eika? Vergl. PH 337. N.ı23. Das Cognomen [Anvos ist ein seltener, mythologischer griechischer Name. ‘ Es ist sehr auffallend, dass Xenophon selbst, der einflussreichste Mann um die Mitte des Jahrhunderts, nicht das Priesterthum bekleidet hat, um so auffallender, als er nieht nur alle Ehrenämter und Titel auf sich vereinigte, sondern auch so ziemlich alle bekannten Priesterthümer von Kos bekleidete, wie aus einer von mir in der Festung von Kos entdeckten Inschrift hervorgeht. Er hat darunter auch alte Culte, die seit dem 4. Jahrhundert verschollen sind, so den der "Hpa 'Exia Apyıa Ba- cıXla und der "Erara Tovria, ferner den des Merops und wahrscheinlich der Kos, auf- gelrischt. ein Beweis dafür, wie sehr ich Recht hatte, wenn ieh dem Xenophon anti- quarische und mythologische Studien zuschrieb (Koische Forsch. S. 176. 193). Das wird wenigstens Jeder zugeben, der an Philochoros und Phanodemos denkt (vergl. Syll. 6383). — In der Inschrift ist Nenophon auch Priester des Apollo Karneios und eines Anderen, dessen Beiname fehlt, aber wahrscheinlich Aarıos war. 490 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. N.ı125, 95 n. Chr. Beide persönliche Bemerkungen sind inter- essant. Die erste zeigt, wie n.131, dass das Priesterthum des Apollo im ceursus honorum eine gute Stelle hatte, die zweite, dass noch in (lieser Zeit im Allgemeinen das Priesterthum nichts mit dem Wolin- sitz im Demos zu thun hatte. Fraglich ist, ob der dauos, der zweimal (25 und 37 n. Chr.) aus Mangel an Candidaten das Priesterthum übernehmen muss, der koische Staat (vUwras Öauos) oder llalasarna ist. Dass nur dreimal (54. 69. 71 n. Chr.) das Amt gar nieht besetzt wurde (6 AmoAAwv), ist noch kein schlimmes Zeichen. In der Stephanephorenliste von Antandros Micnher 668 muss Apollo viel öfter herhalten. Auch die sicheren Fälle zweimaliger Bekleidung des Amts durch dieselbe Person sind nur zwei, und beidemal ist es ausdrücklich bemerkt (N.74 und 131), das erste Mal damit motivirt, dass in dieses Jahr die grosse Panegyris von Kos, die AokAamıa ra ueyaxa, fallen, also besondere Ehre und besondere Ausgaben für den Priester abfallen. Wenn nun von da an einzelnen Namen der Schlangenstab des Asklepios bei- gefügt wird, so liegt die Annahme am nächsten, dass damit diese Panegyris bezeichnet werden soll. Nur kann aus der Jahresreihe 44. 55, 61, 64. 68, 75, 83,°86 n. Chr. mit dem besten Willen kein regel- mässiger Festeyklus construirt werden.' Familienzusammenhänge unter den Priestern sind nicht selten festzustellen, manchmal wird darauf aufmerksam gemacht, z.B. N. 22 und 35, 30 und 81, 52 und 61. Der Zeitabstand zwischen Vater und Sohn schwankt zwischen 5 und 30 Jalren, z.B. N.22 und 35. 52 und 61, ‘58 und 79, 70 und 75, Grossvater und Enkel N. 30 und 81. Besonders stark sind betheiligt die römischen Familien der Cassii (7 Mal. 26-91 n. Chr.), Hetereii (5 Mal, 35-102 n. Chr.), Coelii (4 Mal, 23-60 n. Chr.) und Antonii (4 Mal, 53-89 n. Chr.). In der ge- sellschaftlichen Zusammensetzung fällt auf, dass bei den Griechen die alten aristokratischen Namen, die wir aus der Zeit um 200 n. Chr. kennen, stark zusammengesehmolzen sind und dass gerade ihre Träger Tendenz zur Romanisirung zeigen (N. 19 und 31). Muss man schon daraus schliessen, dass die Exelusivität der alten Matrikel nicht mehr galt, so strömen nun seit dem Jahre 14 n. Chr. immer mehr Römer und Italiker herein, von denen man wohl nicht immer annehmen kann, dass sie dureh Heirath mit einer Koerin Culttheilnehmer geworden ! Es wäre wohl verfehlt, daraus zu schliessen, dass die späteren Einträge der Priester lückenhaft und unregelmässig seien. Im 2. Jahrhundert müssten doch Flavii u. s. w. erscheinen. Unwahrscheinlich ist es auch, dass der Schlangenstab als Staats- wappen (Koische Forsch. S. 45. 228) bedeuten sollte, dass der Träger auch Monarch gewesen war (vergl. N. 125). R. Herzos: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 491 ' Die Römer kommen als Fremde herein, werden ansässig” und seien. gründen durch Heirathen in Kos, durch Adoption und Freilassung — was aber für die Priester nicht in Betracht kommt — römisch- griechische Familien. Sie hellenisiren sich und können durch Ver- wandtschaft auch zu griechischen Cognomina kommen. Die Griechen selber streben immer mehr nach dem römischen Bürgerrecht, sie romanisiren sich und können sogar römische Cognomina anneh- men.” Die Nationalität ist daher manchmal schwer zu bestimmen. Den Grund dieser Invasion des Römerthums und der damit zu- sammenhängenden Romanisirung der Koer muss man auf wirthschaft- liehem Gebiet suchen. Kos darf in dieser Beziehung nur mit den anderen Inseln, nicht mit den Städten der Provinz Asia (zu der es allerdings administrativ gehörte), wie Magnesia a. Maeander, ver- elichen werden.‘ Thera ist das Gegenstück zu Kos. Es hat nur eine sehr schwache Romanisirung erlitten, die Priesterthümer erben sich in den alten Geschlechtern fort” Auch auf Rhodos finden wir nur sehr wenig Romanisirung. Die lange (Ölverkäufer-?)Liste vom Jahre 70 n. Chr. IMAeg I4 = DI 3759 enthält nur einen Römer und nur ganz oberflächlich durch Vorsetzung der Dynastienamen lulius Ölaudius Flavius vor den griechischen Namen mit Vaternamen roma- ! Der Process lässt sich am klarsten durch eine Tabelle darstellen: Priester | 30-1 v.Chr. 1-50 n. Chr. 51-103 n. Chr. Griechen | 26 36 ıı | 13 I 30 vor— 103 n. Uhr. Romanisirte Griechen u. | hellenisirte Römer . . I | Romana reis are | 3 | 11 26 | 40 DEINER SA ee _ | 2 | — | 2 EN DOUO re aan ed | eu | — | B | 3 Getilgte Namen... .. —_ | — 3 | 3 Das Eindringen der Römer ist nicht auf diesen Cult beschränkt. Auf dem oben S.479 erwähnten Bruchstück einer Culttheilnehinerliste vom Demos Isthımos haben noch auf dem Kymation der Stele, da wohl alle Flächen vollgeschrieben waren, Römer ihre Namen nachgetragen. ® Von den 27 römischen Familien der Priesterliste sind 16 auch sonst auf Kos nachzuweisen. 3 In drei Generationen vollzieht sich diese Romanisirung in dem wohl einwand- freien Stammbaum Ayaßynepos ’Emyovov Io n. Chr. — A. Manilius, Ayaßnepov vios 56 n. Chr. A. Manilius, A. f. Rufus 64 n. Chr. * Die koische Urkunde Inschr. von Olympia 53 sagt von Augustus 2.5 f. mAjova Tov aAAmv em is Actas ExAn|vov euvorav evepyeniaıs Ta] NuETEpa mONEL neyaNaıs emobpayılonevos. Vergl. Koische Forsch. S.141—-150. Die libertas allerdings hat Kos wohl, aber vielleicht nur für einige Zeit, wahrscheinlich nach der Schlacht von Actium (s. oben S. 487), verloren. Vergl. Brannıs, Asia bei Paury-WıissowaA I 154 fl. gegen Hıcks, PH XL. 5° HırLer von GAERTRINGEN, Thera I 176. Sitzungsberichte 1901. 41 492 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. nisirte Griechen.' Aber ähnliche Verhältnisse wie Kos zeigt Lesbos, z.B. in der Liste IMAeg I 88. Rhodos konnte vermöge seiner trotz aller Schicksalsschläge noch bedeutenden Finanzkraft und gefestigten Handelstradition entsprechend seinem Unabhängigkeitsdrang und stolzen Bürgersinn die Römer fern- halten. Thera war kein grosses Werthobjeet und führte fern von der Weltstrasse ein Stillleben. Aber Kos und Lesbos waren wie noch heute die fruchtbarsten Inseln an wichtigen Handelsstrassen. Die Bürger- schaft war durch Erdbeben geschwächt, und im Gefolge der reichen Geldspenden, mit denen Augustus, Tiberius und Claudius der Asklepios- insel aufhalfen’, scheinen auch die römischen Geldmänner gekommen zu sein. Die darauffolgende Entwickelung können wir uns ähnlich veranschaulichen wie in Delos zwei Jahrhunderte früher.” Für den Handel spielte nun, da Rhodos die römische Coneurrenz nicht herein- liess, Kos eine wichtige Station zwischen dem Orient und Puteoli, das an Stelle von Delos getreten war. Die Ansässigkeit und der Ein- tluss mancher römischen Familien beweist, dass die Römer auch den Grundbesitz an sich brachten und die Latifundienwirthschaft betrieben, wie sie auch heute noch in den Händen weniger reicher Türken und Griechen die Insel ruinirt.‘ In allen Demen finden wir sie als Be- amte, Priester’, Stifter, überall stossen wir auf ihre Weihungen, Ehren- und Grabdenkmäler. Mit den Römern dringt der Cult des kaiserlichen Hauses in die Heiligethümer der Stadt und der Demen ein. Im Heiligthum von Ha- lasarna wird Julia als Gemahlin des M. Agrippa und Tochter des Augustus eikovı Apramoos geehrt.“ Ihr Sohn C. Caesar hatte eine Capelle in Halasarna.” Eine Statuenbasis trug vielleicht die Tyche des Kaisers Tiberius (He 185). ! Im Gegensatz dazu finden wir in unserer Priesterliste nur einen solchen Dy- nastienamen, und zwar in frühester Zeit bei einer politischen Persönlichkeit, €. Iulius Euaratus N.1g9, der doch wohl von Augustus selbst das Bürgerrecht erhalten hat. ?2 Für Augustus vergl. Koische Forsch. S. 142-150. Für Tiberius und Claudius beweisen unedirte Inschriften dasselbe. Die Bürgerschaft von Tralles hat Augustus nach dem Erdbeben durch eine Colonie ergänzt (Koische Forsch. S.147). 3 Jch verweise auf das treffliche Bild, das Homorre entworfen hat, Les Romains a Delos BACH VIII 75f. } * PH 344, 4fl. unter Augustus, Tol karoıeüvres ev TO dam TO AXevriov kat Toi everrnuevor kal Tol "yenpyeüvres ev AXevrı kal [IeAy, Tov re moAeırav kal Poyaiov Kal HETOIKWV. 5 Charakteristisch ist aber, dass die Römer die Priesterthümer des kaiserlichen Hauses und die Ehrungen desselben meist den nach Romanisirung und Ausdruck ihrer Loyalität strebenden Griechen überlassen. 6 Hs 223. Auch im Heiligthum von Isthmos hatte sie eine Statue (unedirte In- schrift). Vielleicht besuchte Agrippa mit seiner Gemahlin Kos auf dem Wege zu oder von dem Besuche bei Herodes im Jahre 15 v. Chr. ” Hs 222. Z.5 ist nach den Resten zu ergänzen rov [va]ov, nicht rov [Bo]uov. R. Herzog: Das Heiligthum des Apollo in Halasarna. 493 Unter Galigula fällt die Inschrift N.5. Basis von bläulichem Marmor, oben beschädigt, Oberfläche vertieft. Kardamena, in die neue Kirche verbaut. Höhe So, Breite 42, Tiefe 34. Buchstaben 2°”, nachlässig eingehauen. Abschrift und Ab- klatsch 29. 8. 1900. OAAMOZOANAZI O öauos 6 AXaloap - NEITANKAGIEPREZE verrav Kadıepwore ZEBAZTANOMONOIAN 2eßaotav Ouovorav VIRRITIRIIIRTITNIITTITIRNIERTUIIENN |ApovoiAAav] s AIANAMOANAER dıa varoav New- NIMMOYTOYAPTEMIANPOY vinmov Tov Aprendopov AYAOYTEPENTIOY Avrov Tepevriov AYAOYYIOY Avrov viov MAPKOYKOIAIOYMAPKOY Mapkov Komiov Mapkov 1» YIOYMPEZBYTEPOY viov mpeoBvrepov ®INOKAIZAPQN BiAoKausapwv In Z.4 glaube ich unter der Rasur noch sicher zu erkennen die Buchstaben A.O.=....N. Dass die Geehrte Drusilla die Schwester des Kaisers Gaius war, kann nicht zweifelhaft sein. Auf der Münze Conen I p- 237, Caligula 4, vom Jahre 37, sind auf dem Revers dargestellt und mit ihren Namen bezeichnet seine drei Schwestern, Agrippina als Securitas, Drusilla als Concordia, Julia als Fortuna. Die Drusilla hat Caligula am meisten geehrt, was im ganzen Reich nachgemacht wurde. Im Jahre 38 ist sie gestorben und conseerirt worden, was hier zum Ausdruck kommen müsste, wenn die Inschrift später wäre. Vergl. Syll. 365°”. Prosopogr. Imp. Rom. II 228, N.439. Die Weihung geschah also im Jahre 37. Den dritten varoas haben wir als Priester N.63 im Jahre 33 kennen gelernt. Der Titel BAökamap kann hier individuell auf ©. Caesar bezogen werden. Ein anderes Beispiel der memoriae damnatio für Drusilla (als Schwester und Maitresse des Ca- ligula) ist noch nicht bekannt. Der grösste Wohlthäter von Kos. Kaiser Claudius (und gleich- zeitig wohl sein Adoptivsohn Nero PH 373, s. oben zur Priesterliste N.75) ist ebenso durch eine Statue geehrt worden. N.6. Basisblock von weissem Marmor, Höhe 90, Breite 57, Tiefe 49, Buchstaben 3°”, Apices, AH=. Kardamena, Fundort Ay. Oeorns, jetzt in der neuen Kirche eingemauert. Abschrift und Abklatsch 29. 8. 1900. Als Deckplatte gehört sicher dazu He 186, so dass die ganze Inschrift lautete: 494 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 18. April. — Mittheilung v. 28. März. O öauos 6 AXacapvırav kadıepwarev Tıßepıov Kravöıov Tepyavırov Kaivapa 2eßaorov. Tov EavTovV OWTNpPa Kal El- epyerav. In der letzten Insehrift führe ich eine Persönlichkeit vor, welche die traditionellen Beziehungen zum jüdischen Hof fortgeführt hat. N.7. Basisblock von weissem Marmor. Höhe 68, Breite 60, Tiefe 48, Buchstaben 2°”, geziert, aber nicht sorgfältig. A u.s.w. Abklatsch und Abschrift 29. 8. 1900. O öauos 6 AXavapvırav AroMwvı ümep ras PiAiwvos rov AyAdov dVlceı) de Nikwvos ow- Tnpias kal T@V TEKVWV AaUTOV Nikwvos kaı Avkadiov. Derselbe Mann hat in der Stadt Kos den Tetrarchen Herodes (Antipas), rov @rov Eevov kal BiXov, durch eine Statue geehrt. PH 75 (von mir in der Festung wiedergefunden. Auf dem Stein steht PıAiwrv, nicht ®iAwv). Herodes kann Kos auf seinen Romreisen 4 v.Chr. oder 38 n. Chr. besucht haben. Vergl. BACH III 365. So enthüllt der Boden von Halasarna ein gut Theil Geschichte von drei Jahrhunderten. Die ältere Geschichte des uralten Heiligthums liegt noch tiefer begraben und harrt dessen, der siean’s Licht bringen soll. Ausgegeben am 25: April. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. u SITZUNGSBERICHTE DER h KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. xx. 25. Arrır 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. e #7 nid te Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«.- $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oetav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band olıne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 52. l. Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $6. 1. Für die Aufnalıme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuselialtenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. $7. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auclı nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. $8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. g1l. 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers steh 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. 8.28. l. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benützen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 829. l. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Silzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfany des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 495 SITZUNGSBERICHTE _ 190. DER xXXo. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 25. April. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Hırscurerp las über die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. (Ersch. später.) Es wird versucht darzulegen, welche Wandlungen sich in den Rangtiteln der römischen Beamten bis auf Justinian vollzogen haben. 2. Hr. Dünnter erstattete den Jahresbericht über die Her- ausgabe der Monumenta Germaniae historieca. 3. Hr. Mögıus übergab das I. Heft des II. Bandes der »Mittheilun- gen aus dem zoologischen Museum in Berlin«. Es enthält zwei Ab- handlungen von Forer und Daur über Ameisen des Bismarck -Archipels, welehe Prof. Danı mit Unterstützung der Akademie dort sammelte. Sitzungsberichte 1901. 42 496 Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Grermaniae historica. Von E. Dünmnter. Di. 27. Plenarversammlung der Centraldireetion der Monumenta Ger- maniae historica wurde in diesem Jahre vom 15. bis 17. April in Berlin abgehalten. An der Theilnahme durch Reisen verhindert waren die HH. Gehkeimerath Brunxer, Prof. Momnsen und Prof. Scherrer - BoIcHorsT. In der Versammlung wirkten demnach mit die HH. Prof. BressLau aus Strassburg, Geheimerath Dünnter als Vorsitzender. Geheimerath vox Hrser aus Erlangen, Prof. HoLper- Esser als Schriftführer. Prof. Ritter Luscnın Von EBENGREUTH aus Graz, Prof. MüntLsacner aus Wien, Prof. von RiEZLErR und Prof. Traugz: aus München, Prof. Zeumer. Im Laufe des Jahres 1900/1901 erschienen in der Abtheilung Scriptores: 1. Deutsche Chroniken III, 2 (Jansen Enikel’s Werke von Strauch, Schluss): 2. Ioh. Codagnelli Annales Placentini ed. HoLper-EssEr (in 8°): in der Abtheilung Diplomata: 3. Diplomata regum et imperatorum Germaniae Il, ı (Heinrici II et Arduini Diplomata ed. BressLav); 4. von dem neuen Archiv der Gesellschaft Band XXVI, heraus- gegeben von H. Bressrav. Unter der Presse befinden sich 6 Quartbände, ı Octavband. Für den als Abschluss der Auctores antiquissimi geplanten 14. Band, dessen erste Hälfte die Gedichte des Merobaudes. Dracontius und Eu- genius von Toledo umfassen soll. verglich der mit der Herausgabe betraute Prof. VorLner in München Handschriften in St. Gallen, Bern, Verona, Rom und Neapel; für die schwer zu erreichenden spanischen fand er dankenswerthe Unterstützung an Hrn. P. Hrrıgert PLExkErs und an Hrn. Prof. Arrnuur Farımerrıı in Innsbruck, für die englischen an Hrn. Prof. A. Dirrerien in Giessen. Da überdies noch Vorarbeiten Prirer's, von der Wiener Akademie erworben, vorliegen, so steht zu hoffen, dass der Druck dieses Halbbandes zu Anfang des nächsten Jahres Dünmnmter: Monumenta Germaniae historica. Jahresbericht. 497 beginnen kann. In etwas weiterer Ferne liegt noch die andere Hälfte, der von Hrn. Prof. Traugr übernommene Codex Salmasianus. Für die als Brücke zwischen den Auct. antig. und den Poetae latini gedachten vorkarolingischen Gedichte konnte von demselben eine genauere Übersicht noch nicht vorgelegt werden, doch wurde beschlossen, die bisher nur ganz ungenügend herausgegebenen Werke Aldhelm’s wegen ihrer hohen litterarischen Bedeutung jedenfalls mit dieser Sammlung meist kleinerer Stücke zu verbinden. Für die Gesta pontificum Romanorum, zumal die Vitae Gregorü, ist durch Hrn. Dr. Brackmann auf seiner italienischen Reise, über welche ein gedruckter Bericht vorliegt, neuerdings ein schätzbares Material gesammelt worden, doch fehlt, nachdem Hr. Prof. Keıur von dieser Aufgabe wieder zurückgetreten ist, noch der geeignete Bearbeiter. In der Abtheilung der Seriptores ist der durch Hrn. Archivar Kruscn seit October 1898 begonnene Druck des 4. Bandes der Merowingischen Geschichtsquellen, die Fortsetzung der immer werthvoller werdenden Heiligenleben, regelmässig bis zum 72. Bogen weiter gediehen, während gleichzeitig der Mitarbeiter Hr. Dr. Levısox die Vorarbeiten für den 5. Band so emsig förderte, dass bis zum nächsten Frühjahr ein grosser Theil desselben fertiggestellt sein dürfte. Mit grosser Zuvorkommenheit unterstützten diese Arbeiten wieder die Bollandisten von DEN GuEyn und A. Poncerer in Brüssel, der Bibliothekar P. Warzr in Heiligenkreuz und die HH. Epw. Scott und J. P.GıLsox vom Britischen Museum. Der durch die neue Ausgabe der Merowingischen Heiligenleben entfachte Streit über das Martyrologium Hieronymianım wurde von Hrn. Krusch im Neuen Archiv weitergeführt. Im Bereiche der staufischen Quellen wurde von Hrn. Prof. HorLper- Esser der für die italienischen Chroniken des 13. Jahrhunderts be- stimmte 31. Band der Seriptores in diesem Jahre zu drucken angefangen und mit ihm auch für die bisherige Folioreihe der Übergang zum Quart- formate gemacht. Durch die sehr schwierigen Voruntersuchungen, na- mentlich über Sicard von Cremona, war der Abschluss dieses Bandes längere Zeit verzögert worden. Für die nächstfolgenden, gleichfalls den Italienern zu widmenden, Bände ist durch die Mitarbeiter EBERHARD und ÜARTELLIERI erheblich vorgearbeitet worden. Die schon im vergangenen Jahre von Hın. Prof. HoLper-Esser beabsichtigte italienische Reise, welche sich in der gleichen Richtung bewegt, soll in diesem statt- finden. Für die zweite Hälfte des 30. Bandes hat Hr. Staatsarchivar Diererich die ihm früher übertragenen Arbeiten nunmehr eingeliefert und dadurch dessen baldigen Abschluss möglich gemacht. Als Handausgabe wurde von Hrn. HoLper-Eeser das Chronicon Placentinum des Johannes Codaenellus, eine der wichtigsten Quellen 42* 498 Gesammtsitzung vom 25. April. für das ı2. bis 13. Jahrhundert, noch einmal herausgegeben, da der frühere Abdruck im 18. Bande der Seriptores durchaus ungenügend war. Für Cosmas von Prag setzte Hr. Landesarchivar Brrrnorz seine hand- schriftlichen Studien fort. Für die von ihm geplante Ausgabe des bis- her unter dem Namen Ekkehard verborgenen Frutolf verglich Hr. Prof. Bre&ssrau wegen der Feststellung des Schriftcharakters der Fortsetzungen die Cambridger Handschrift unmittelbar mit der in dankenswerther Weise dorthin entsandten Jenaer. Der 3. Band der Deutschen Chroniken, die von Hrn. Prof. Strauch in Halle bearbeiteten Werke Jansen Enikel’s, ist, nachdem die Krankheit des Herausgebers gehoben war, glücklich an’s Ziel gelangt, mit ihm das von Hın. Dr. Jos. Lanrer in Wien hinzugefügte Österreichische Land- buch. Für den 6. Band hat Hr. Prof. Sermürzer in Innsbruck noch 12 weitere Handschriften für die Chronik Hagen’s verglichen und hofft vor Ablauf des Jahres 1902 zum Drucke schreiten zu können. Für die Sammlung der politischen Sprüche und Lieder ist Hr. Dr. Her. Meyer in Göttingen zunächst noch mit der Herstellung der Texte bis zum Jahre 1300 beschäftigt. In der Abtheilung Zeges ist der Druck der grossen Ausgabe der Leges Visigothorum durch Hrn. Prof. Zzumer so regelmässig fortgeschritten, dass die Vollendung im laufenden Geschäftsjahre gesichert erscheint. Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz erwarb sich unseren Dank durch Übersendung einer Handschrift. Als unent- behrliche Vorbereitung und Ergänzung steht dieser Ausgabe die vor- läufig im Neuen Archive abgedruckte, demnächst in Buchform erschei- nende Geschichte der westgothischen Geschichtschreibung zur Seite. Die Vergleichungen für das bayrische Volksrecht sind durch den Frei- herrn Prof. von Scnuwmp in Wien bis auf zwei Wolfenbütteler Hand- schriften abgeschlossen. Zum Benedietus Levita hat Hr. Prof. SEckEL Vorstudien im Neuen Archive veröffentlicht. Hr. Dr. Werummenorr setzte die Ausarbeitung einer weiteren Reihe von Synodalaeten aus den Jahren 742-843 fort, unter ihnen die der Aachener Decrete von 816, über deren Quellen und Bedeutung ebenso wie über Fälschungen aus Sens sich eine besondere Untersuchung ver- breiten wird. Die Fortsetzung des Verzeichnisses der Synodalacten von 843-918 wurde im Neuen Archiv veröffentlicht. Seit März in Italien weilend, hat er bereits mehrere Bibliotheken mit befriedigendem Erfolge aufgesucht, um sodann seine Hauptthätigkeit Rom zuzuwenden. Besonderen Dank erwarben sich um diese Arbeiten die HH. Archivar Dorez in Auxerre und DE Vrıes, Direetor der Leidener Bibliothek. Hr. Prof. Tansr wird seine Vergleichungen für die fränkischen Gerichtsurkunden, für welche inzwischen einige aus Paris entsandte Dünuter: Monumenta Germaniae historica. Jahresbericht. 499 Handschriften hierselbst benutzt werden konnten, im nächsten Herbst auf der Pariser Nationalbibliothek weiterführen. Hr. Dr. Schwarm hat nach der Heimkehr von seiner für den 3. und 4. Band der Constitutiones imperü sehr fruchtbaren Reise nach Italien in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres, auf der er u. A. auch das vielbestrittene Datum der Sachsenhäuser Appellation entdeckte, sich mit einigen Pariser Hss. beschäftigt, von denen die eine den Planctus ecclesiae in Germaniam des Konrad von Megenberg enthält. Im Übrigen darf die Sammlung für den 3. Band nunmehr als fast abgeschlossen gelten, vorbehaltlich eines Besuches der Archive von Besancon und Dijon, welcher bis zum kommenden Herbst verschoben werden musste, aber auch für den 4. ist schon ein sehr umfassendes und schwieriges Material vorbereitet. In der Abtheilung Diplomata konnte durch Hrn. Prof. Bresszau der grössere Theil des 3.Bandes, die Urkunden Heinrich’s II. und des Königs Arduin umfassend, ausgegeben werden. begleitet von eingehenden Er- läuterungen im Neuen Archiv. Die Ergänzung durch die von dem Mit- arbeiter. Hrn. Dr. Horrzmans, bearbeiteten Register wird im Laufe des Jahres nachfolgen. Für Konrad II. wurde eine Reihe einzelner Stücke in Belgien und den Niederlanden, sowie in London, Paris und Besancon verglichen, so dass nur eine kleine Nachlese übrig bleibt. In dem ersten von Hrn. Prof. Müutsacner bearbeiteten Bande der Karolingerurkunden, welcher bis zum Tode Karl’s des Grossen reichen soll, rückte der Druck bis zum 25. Bogen fort, und der Rest dürfte etwa noch ein volles Jahr in Anspruch nehmen. Gelegentliche Beihülfe leisteten Hr. Seetionschef von Sıcken und Hr. Dr. STEIACKER, als regel- mässiger Mitarbeiter wirkte wie bisher Hr. Dr. Lecnser, neben welchem aber auch die Professoren Dorscn und Tasse sich weiter daran be- thätigten. Der Druck des 6. Bandes der Epistolae musste noch ausgesetzt werden, obgleich eine grössere Partie desselben druckfertig vorlag, weil die von dem Mitarbeiter Hrn. A. Mürrer übernommenen Briefe des Papstes Nicolaus I. noch nicht abgeschlossen werden konnten. Ein etwa dreimonatlicher Aufenthalt desselben in Rom im Frühjahr 1900 diente den dafür erforderlichen Vergleichungen, welche darauf im ver- gangenen Winter fortgesetzt wurden, so dass nunmehr der Vollendung dieser Ausgabe nichts mehr im Wege steht, obgleich Hr. MürtLer aus seiner Stellung ausgeschieden ist. Eine werthvolle Genter Handsehrift sandte in sehr zuvorkommender Weise Hr. Oberbibliothekar VAnDER- HAEGHEN. In der von Hrn. Prof. TrausE geleiteten Abtheilung Antiquitates ist der Druck der Register des 2. Bandes der Neerologia Germaniae 500 Gesammtsitzung vom 25. April. bis zum. So. Bogen fortgeschritten, und mit den Todtenbüchern des Bisthums Freising, welche den 3. Band eröffnen sollen, hofft Hr. Reichs- archivrath Baumann im Laufe des Jahres fertig zu werden. Eine Ab- schrift aus Bamberg wurde dafür in gefälliger Weise von Hrn. Biblio- thekar Fıscuer daselbst geliefert. Die von Hrn. Dr. von Winterrern vorbereitete Sonderausgabe der Werke der Nonne Hrotsvith von Gandersheim, der einige verwandte Stücke hinzugefügt wurden, ist in der Hauptsache gedruckt und nur die sehr umfänglichen Register haben das Erscheinen noch ein wenig verzögert. Es ist dadurch eine auch für die Germanisten sehr wich- tige Arbeit geliefert. Im Übrigen widmete derselbe gleichzeitig seine Thätigkeit den für den 4. Band bestimmten Rhythmen wie den im 5. herauszugebenden Sequenzen und beutete für die noch nicht zu über- sehende Fülle der letzteren Handschriften von Berlin, Bologna, St. Gallen, München, Paris, Pommersfelden, Wien und Zürich aus. Weitere Hülfe leisteten ihm Hr. P. Prexkers und unser Mitarbeiter Dr. Scnwarn auf seiner italienischen Reise. Einige Aufsätze, namentlich im Neuen Archiv, verdienen als vorläufige Frucht dieser Studien erwähnt zu werden. Ausser den Rhythmen soll der 4. Band noch eine Anzahl Ergänzungen zu den Dichtungen der karolingischen Zeit liefern, unter denen eine kürzlich von den Bollandisten gemachte Entdeckung von Gedichten auf den heil. Quintinus als besonders werthvoll zu erwähnen ist. Der verstärkte Umfang des Neuen Archivs hat sich bei der stetig zuströmenden Fülle neuen Materiales als durchaus zweckmässig er- wiesen: zu unseren Ausgaben bildet es eine unentbehrliche Ergänzung. Mit dem Ausdrucke des Dankes nach allen Seiten, an die Be- hörden des Reiches wie an die Bibliotheken des In- und Auslandes, vor Allem die unerschöpfliche Pariser Nationalbibliothek, sowie an manche einzelne Gelehrte für opferwillige Förderung unserer Bestre- bungen, haben wir wie gewöhnlich zu schliessen. 501 Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung des vuleanischen Ries bei Nördlingen. Von W. Branco und Prof. Dr. E. Fraas. (Vorgetragen am 11. April [s. oben S. 419].) Di. bisher mit Recht als räthselhaft bezeichneten Bildungen des vul- canischen Riesgebietes bei Nördlingen, schwäbisch -fränkische Alb, sind der Gegenstand einer gemeinsam von uns Beiden unternommenen Arbeit, welche in den Abhandlungen dieser Akademie erscheint. In dieser Arbeit bemühen wir uns das Räthsel zu lösen, indem wir alle jene fraglichen Erscheinungen auf das Wirken des Vulcanis- mus, genauer auf dasjenige eines unterirdischen, bisher von der Erosion noch nicht herauspräparirten Laceolithen, zurückführen. Gegenüber dieser Auffassung ist in mehrfachen Arbeiten durch Koxen ein völlig entgegengesetzter Standpunkt vertreten worden. Kokex' hat sich wiederholt gegen die von uns angenommenen »Überschiebun- gen« ausgesprochen, hat unsere ganze Erklärung der Riesbildung als »unklar«, als einen »Rückschritt«, als »uferlose Anwendung des Wortes Laceolith«, als »unvereinbar mit dem intrusiven Erstarren« derselben bezeichnet. So gänzlich verneinende, absprechende Kritik, mit der unser ver- ehrter College uns entgegentrat, hätte auf uns wohl lähmend gewirkt haben können, wenn uns nicht die feste Überzeugung von der Richtig- keit der von uns gegebenen Deutung der Lagerungsverhältnisse und der Unhaltbarkeit der von Koxen aufgestellten durchdrungen hätte. Aus dieser Überzeugung heraus erbat dann der Eine von uns, \W. Branco, von der Akademie, nachdem er derselben unter dem 25. Oetober 1900 unsere Auffassung vorgetragen hatte, die Gewährung ! Koken, Geologische Studien im fränkischen Ries. Neues Jahrbuch für Minera- logie, Geologie, Palaeontologie. Beilageband ı2. 1899. — Beiträge zur Kenntniss des schwäbischen Diluriums. Ebenda. Beilageband 14. 1900. S. ı20. — Centralblatt für Mineralogie u.s.w. 1900. S.ır5. — Vortrag vor der Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Frankfurt a.M. Herbst 1900. Zeitschrift dieser Gesell- schaft Bd. 52. 1900. S.64. — Unsere Anschauungen über die Entstehungsweise der Riesphaenomene waren Koren schon vor Drucklegung unserer erst jetzt erscheinen- den Arbeit bekannt geworden, tleils durch E. Fraas’ Arbeit über das Steinheimer Becken, theils durch briefliche Mittheilung. 502 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. der Mittel, welche uns zu der exaeten Beweisführung für die Richtigkeit unserer Anschauungen nothwendig erschienen. Um so mehr aber glaubten wir diese Mittel erbitten zu sollen, als die Lösung dieser Riesräthsel, denn so darf man sie ohne Übertreibung nennen, nicht nur für das Ries, sondern, weit darüber hinausgehend, für die Lehren der allgemeinen Geologie von hoher Bedeutung sein musste: insofern, als durch die von uns gegebene Hypothese, wenn sie sich be- wahrheitete, vollkommen neue Anschauungen gewonnen würden. Indem wir unseren ersten Bericht über das, was bisher in dieser Beziehung von uns Beiden gethan ist und erreicht wurde, hiermit übergeben, sprechen wir der Königlichen Akademie zugleich unseren tiefsten Dank für diese Förderung unserer Arbeiten aus. Zur Entscheidung der strittigen Fragen haben wir zunächst am Buchberg bei Bopfingen, woselbst sich eine jener Dogger Massen hoch oben im Malmgebiet befindet, einen Schacht abteufen lassen: ein Vor- gang, der, weil zu kostspielig, zur Entscheidung geologischer Fragen leider sonst wohl kaum je Anwendung finden kann. Dieser soeben beendete Schachtbau hat in zweifelloser, einwand- freier Weise bewiesen, dass unsere Auffassung, hier finde anormale Überlagerung statt, es liege Überschiebung vor, die Glättung und Schrammung des Weiss-Jura ß sowie die Kritzung der »Buchberg- Geschiebe« seien Folgewirkung der Überschiebung, richtig, dass da- gegen Koxen’s Anschauung in jedem Punkte unhaltbar geworden ist. Nach unserer Berechnung musste in etwa 25” Tiefe die Lösung begraben liegen. Was eine solche, auf schwachen Fallwinkel des Weiss-Jura 8 be- gründete Berechnung zu bedeuten hat, ist ohne weiteres klar. Wir waren uns wohl bewusst, wie ganz unmöglich eine sichere Berechnung war, wie sehr wir des Glückes bedurften. Wie leicht hätte es sein können, dass durch eine geringfügige Änderung im Fallen des Weiss- Jura ß nicht schon in 25”, sondern erst in vielleicht 40-50” Tiefe die Lösung zu finden gewesen wäre. Dann hätten wir unser Ziel, die hier vergrabene Wahrheit auszugraben, nicht erreichen können; denn für eine viel über 25” hinausgehende Tiefe wäre unser leichtgezimmerter Schacht nieht geeignet, zu gefahrvoll gewesen: wir hätten das Beginnen resultatlos aufgeben müssen. Von der Richtigkeit unserer Anschauung würden wir Beide freilich nach wie vor durchdrungen gewesen sein. Anderen aber hätten wir das nieht beweisen können; und damit wäre der schwere Vorwurf auf uns hereingebrochen, dass wir, trotz so dringender Abmahnung, dennoch unserem thörichten Hirngespinnste. zu Liebe — denn wir vertraten völlig neue Anschauungen — das Geld der Akademie vergeudet hätten. Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 503 Es gehörte ungemein viel Glück zur erfolgreichen Durchführung unseres Vorhabens. Es gehörte aber noch bei weitem mehr Glauben an unsere Sache dazu, um freiwillig die Last des Risicos auf uns zu nehmen. bei unentschieden bleibendem Verlaufe mit der Wahrheit auch selbst Schiffbruch zu leiden. Aber es war, als wollte die Wahrheit selbst es verhindern, dass sie hier in ihrem Grabe verborgen bliebe; und in 2625 Tiefe lag sie dort unten vor uns in, wir dürfen wohl sagen, leuchtender Klarheit, so, wie wir sie erwartet hatten: weisser Jura unter dem braunen, geglättet und geschrammt, bedeckt von Sand und »Buchberg-Geschieben«, d.h. völlig analoge Verhältnisse wie bei der »Lauchheimer Breceie«. Das Problem war das folgende. Hoch oben auf der aus Malm gebildeten Hochfläche der schwä- bischen Alb trifft man grosse Doggermassen. Das ist völlig räthselhaft. da die fast horizontale Lagerung der Alb und das Fehlen jeglicher Faltung oder seitlichen Gebirgspressung den Gedanken an Überschie- bungen zur Erklärung dieser abnormen Verhältnisse auszuschliessen scheinen. Während wir Beide nun die Ansicht gewonnen hatten, dass hier wirklich der Dogger dem Malm aufgelagert sei, sich der Malm also unter allen diesen Doggermassen als Unterlage dahinziehe, suchte Kokes, im Anschluss an die von Quenstepr aufgestellte Hypothese, darzuthun, dass der Dogger auf Spalten von unten herauf durch den Malm hindurch- gepresst sei; worin ausgesprochen liegt, dass der Malm sich nicht unter dem Dogger als Unterlage dahinziehe, also keine Überlagerung des Malm durch den Dogger stattfinde, sondern wesentlich eine Ein- lagerung des Dogger im Malm. Während wir Beide weiter der Ansicht waren, dass es sich hier um wirkliche Überschiebungen und Abrutschungen handle, welche einst von dem durch einen Laccolith hochgepressten Riesgebiete aus auf die rings umgebende Albhochfläche stattfanden, hatte Koxen sowohl die Annahme von Überschiebungen als auch die eines Laccolithes als völlig unhaltbar verworfen. Während endlich wir Beide gewisse andere jener Riesphänomene: das Erscheinen zahlreicher gekritzter Gerölle (Koren’s »Buchberg-Ge- schiebe«), die Glättung und Schrammung des Weiss-Jura ß, welcher die Unterlage jener Doggermassen bildet, endlich den Transport der »Lauchheimer Breeeie« als Folgen jener Überschiebungen anzusehen suchen, meint Koxen das alles auf das Wirken diluvialer Gletscher zu- rückführen zu müssen. Dementsprechend endlich erblickt Koren auch in einer Anzahl anderer Vorkommen Grundmoränen, während wir — soweit wir diese 504 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. Örtlichkeiten bisher gesehen haben! — hier lediglich Gehängeschutt, also keine Glaeialbildungen. zu erkennen vermögen. Man sieht, Koken und wir Beide sind an die Lösung dieser Pro- bleme von diametral entgegengesetzten Seiten herangetreten. Es ist nur ein einziger und zwar negativer Punkt, in dem sich unsere An- schauungen berühren: nämlich die Anschauung, dass die gewaltige Doggermasse des Buchberges unmöglich durch Eis dort oben hinauf gebracht worden sein könne. Das verneinen beide Parteien. Ein Zweifel in diesen Fragen ist: jetzt nicht mehr statthaft; denn die Sprache, welche der Schacht zu uns sprach, ist eine geologisch so schöne, klare, unzweideutige, dass die Räthsel, was das Thatsäch- liche betrifft, nun in unserem Sinne, also gegen Koxes, gelöst sind. Das Thatsächliche aber ist zunächst einmal die Hauptsache. Etwas zweifelhaft könnte jetzt nur noch sein, ob wir auch in der theoretischen Ausleeung der Entstehung dieser Thatsachen Recht haben, dass nämlich alle diese Riesphänomene auf vulcanische Kraft zurückzuführen sind, und ganz speciell ob — was jedoch nebensäch- licher als alles andere ist — ob ein unseren Augen verborgener Laceo- lith diese Kraft hergab: oder ob beide Parteien. Kokex wie wir, gleich- zeitig Unrecht haben, indem dennoch durch Eis diese Überschiebungen bewirkt sein könnten. Wir werden zeigen, dass mit ganz überwiegender Wahrscheinlich- keit auch die von uns gegebene theoretische Erklärung die richtige ist. Im Folgenden geben wir zunächst den thatsächlichen Befund in dem Schachte. Da jedoch eine Controle unserer Beobachtungen und Angaben völlig unmöglich sein wird, weil der Schacht, sobald jetzt das Wasser in demselben nicht mehr gehoben wird, sehr schnell er- säuft, derselbe auch gleich wieder zugeschüttet werden muss, so hat sich auf unseren Wunsch eine Commission von fünf Unparteiischen, bestehend aus den HH. Bergreferendar Baur, Dr. Beck, Oberinspector ReseLmann, Prof. Dr. Saver. Baurath Wexpt, an Ort und Stelle be- geben, um den Befund zu prüfen und ein Protokoll über denselben aufzunehmen. Wir geben dieses Protokoll im Anhange wieder. In dem Schachte wurde durchsunken bis zu 1158 hinab typi- sches Braun-Jura ß mit Peeten personatus und Eisensandsteinen. So- weit das feste Gesteine waren, zeigten dieselben ein Fallen von etwa 45° gegen NO. Die weicheren Schichten dagegen bildeten ein »gequältes« Gestein, in welchem thonige und sandige Elemente durcheinander geknetet sind. ' Damit ist ausdrücklich ausgesprochen, dass wir uns über die uns nicht be- kannten, in unserer Arbeit nicht erwähnten Localitäten, kein Urtheil erlauben. Brasco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 505 Fig. 1. Unter diesem Braun -Jura Bar ß folgte bis zu 25"60 Tiefe | faule eisenschüssige sandige Felsen das a in Gestalt fetter, blau- grauer Letten, in scharfer Ab- grenzung gegen das ß. Die Geoden-Schichten, von wel- hartes Material braunes sandiges Material chen die Letten durchzogen nn sind, liessen keinen Zweifel dar- über, dass man das a vor sich Be Torheöliimse habe. Diese Thone waren durch- weg verruschelt, von zahllosen Eisen -Sandstei ä ST en kleinen Gleitflächen durchsetzt. a gelber Personatensandstein Mit Hülfe jener Geoden- eG Schichten konnte das Fallen der Thone genau festgestellt Re werden. Anfänglich war es dasselbe wie bei dem ß, näm- gelbes weiches sandiges Material Jich steil gegen NO. Dann aber stellten sich die Schichten saiger und in noch grösserer Tiefe bogen sie wieder um. Zuerst das Übergehen in völlig saigere Stellung, dann das Umbiegen der Schichten deuten a er A darauf hin, dass die ganze Ge- birgsscholle vorwärts geschoben worden ist, wobei die liegend- sten Schichten auf der Unterlage geschleppt wurden. Es weist mithin allein schon dieses Ver- halten auf eine Überschiebung, nicht aber auf eine senkrechte Aufpressung hin (s. Fig. 2). Auch der weitere Umstand deutet darauf hin, dass dieses Schichtensystem über seine Un- terlage fortgeschoben wurde, N kosne dass nämlich die Thone gegen ={- Polirte Überschiebungsfläche die nun unter ihnen folgende — Weiss- Jura P Geröllsehieht nicht scharf ab- setzen, sondern oben in dieselbe etwas hinein verknetet sind. 506 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. Diese unter dem Braun-Jura a folgende Geröllablagerung ist eine etwa 0”65 mächtige, völlig wie eine Grundmoräne aussehende Masse. In überaus fester, theils sandiger, theils mehr thoniger Packung liegen zahlreiche Gerölle von Weiss-Jura (6 und e), die völlig übereinstimmen mit den von Koxen sogenannten »Buchberg-Geschieben«. Alle sind Pseudo -Grundmoräne typisch gekritzt. Ausserdem aber finden sich grössere Kalkstücke, dar- unter ein etwa 1” langer, prächtig geschrammter und geglätteter Block: sodann Fetzen schwarzer Thone (Derrser’s »Braunkohlen -Thone« ?) und seltenere Stücke bunter, rother und schwar- | Fig. 3. | zer Feuersteine. Die ganze Masse ist un- m geschichtet, wirr gelagert, nach oben hin B I. . r . GL STERE\ mit dem Thon verknetet, nach unten hin —ßr Ja N \ ganz fest in alle Ritzen des nun folgenden Weiss-Jura hineingepresst (Fig. 3). Die Oberfläche dieses anstehenden Weiss-Jura ß ist vollkommen eben ab- geschliffen, also polirt, dabei dicht mit Schrammen bedeckt, die ungefähr O.-W. verlaufen. Hr. von Kneser, der später noch mehrmals anfuhr, bestimmte die Richtung im Mittel als N. So° O. redueirt, so dass sie genau auf das Riescentrum deutet. Die Fläche des Weiss-Jura ß fällt leicht, 5-6°, gen WSW. ein (Fig. 3). Aus diesem Befunde ergiebt sich eine Anzahl von Folgerungen, die wir oben schon kurz andeuteten, nun hier eingehender begründen. ı. Da der von uns abgeteufte Schacht sich weitab von dem Rande, vielmehr nahe der Mitte der Braun-Jurakappe des Buchberges be- findet, und da auf dem Boden dieses Schachtes sich der blankpolirte Brasco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 507 und geschrammte Weiss-Jura 8 befindet, so ist zunächst bewiesen, dass dieser Weiss-Jura sich, wie wir voraussetzten, unter dem ganzen Braunen dahinzieht, dessen Unterlage bildend; und dass er überall unter der Braun-Jurakappe geglättet und geschrammt ist. Die An- nahme Koren’s, die Glättung bestehe nur ganz am Aussenrande, weil dort die (senkrecht aufgepresste) Buchbergkappe später durch einen Gletscher randlich umgearbeitet sei, ist mithin irrig; und dasselbe gilt von der Annahme, Weiss-Jura 8 bilde nicht überall die Unterlage der Braun-Jurakappe. 2. Es ist mithin die Frage, in welcher Weise die gewaltige Braun-Jurakappe des Buchberges an ihre jetzige Stelle oben auf der Alb gelangt sei, dahin gelöst, dass die QuEnsTEDT-Koren’sche Hypothese, der Braun-Jura sei auf einer den Weiss-Jura durchsetzen- den Spalte von unten herauf gepresst, sich als völlig unhaltbar ge- zeigt hat. Dagegen ist die von uns Beiden aufgestellte Erklärung, nach wel- cher hier eine anormale Überlagerung des Weiss-Jura durch den Braun- Jura vorliege, nun zweifellos erwiesen. 3. Es würde sich sonach nur noch um die Frage handeln, welches die Kraft gewesen sei, die diesen (natürlich aber auch die anderen analogen Gebirgsmassen am Riesrande) gewaltigen Gebirgsstock älte- rer Juraschichten hier oben herauf auf die jüngeren Juraschichten ge- schoben habe. Wenn man das vorstehende Profil betrachtet: die Glättung und Schrammung des Weiss-Jura 8, die darüberliegende, einer Grund- moräne absolut gleichende Masse mit ihren gekritzten Geschieben — so kann es für den, welcher der Sache ferner steht, zunächst nur einen Gedanken geben: Eis. Vor langen Jahren schon hat Derrxer dies als die einzig mögliche Lösung vorgeschwebt. Sie ist naturgemäss auch an uns Beide hart herangetreten. Man gebe das Eis als transportirende Kraft hier zu, und alles ist in befriedigendster, d.h. einfachster Weise gelöst. Wenn das die richtige Lösung sein sollte, so würden beide Par- teien Unrecht haben; denn in ganz demselben Maasse wie wir, erklärt Koxen es als unmöglich, dass die riesige Buchbergmasse durch Gletscher in seine abnorme Lage gebracht worden sein könne: »Von jeher ist von mir behauptet worden, dass das glaciale Phänomen mit der ab- normen Lage des braunen Jura auf der Höhe des Buchs (über weissem Jura) nichts zu schaffen habe und dass man den tektonischen Vorgang, welcher den braunen Jura dislocirte, und den glacialen, welcher den 508 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. disloeirten braunen Jura randlich und oberflächlich verarbeitete, sorg- fältig zu trennen habe«.' 4. Wenn nun beide Parteien, die sich von so entgegengesetzten Standpunkten aus der Lösung dieses faseinirenden Problems gewidmet haben, das Eis hier in gleicher Weise verneinen zu müssen glauben; wenn das also auch Koxrex thut, dessen Studien doch gerade ihn dazu geführt haben, im Ries und auf der Alb diluviale Gletscher anzu- nehmen — dann ist die Wahrscheinlichkeit gewiss sehr gross, dass in der That das Eis am Transporte der Buchbergscholle (und anderer ana- loger Schollen) unbetheiligt ist. Wir wollen aber hier nochmals die in unserer Arbeit weiter aus- geführten Gründe wiederholen, die uns Beide veranlassten, das Eis auszuschliessen, müssen jedoch wegen näherer Begründung auf unsere Arbeit verweisen. Schon eine erste Erwägung gebietet uns, das Eis auszuschliessen: Wir sahen, dass die Streichriehtung der Schrammen auf der polirten Fläche des Weiss-Jura 8, unter der Dogger Kappe des Buchberges, ungefähr in O.-W., genauer N. So° O., verläuft. Dieselbe ostwestliche Streichrichtung der Schrammen zeigt sich an einer später zu erwähnen- den Örtlichkeit, welche für die Erklärung der Riesphänomene sehr wichtig ist, bei Lauchheim. Dort liegt nämlich die wesentlich aus Braun-Jura-Thonen bestehende »Lauchheimer Brecceie« ebenfalls auf geglättetem und geschrammten Weiss-Jura ß. Da nun beide Orte, nur wenige Kilometer von einander entfernt, im W. des Ries auf der Alb liegen, so weisen die Schrammen in ihrer Verlängerung nach O. in das Ries hinein, und zwar weist die N. 80° 0. Richtung am Buchberge genau auf das Centrum des Ries hin. An und für sich, im allgemeinen, könnte man aus dieser Rich- tung der Schrammen natürlich zunächst nur folgern, dass die Bewe- gung entweder vom Riesmittelpunkte, auf die Alb hinausgehend, also von OÖ. nach W. herkam, oder aber umgekehrt, von der Alb her- kommend, in das Ries hinein gelaufen sei, also von W. nach O. Nun liegt aber in diesem speciellen Falle auf der Hand, dass die letztere Bewegungsrichtung hier völlig ausgeschlossen gewesen ist; denn oben auf der Alb, im W., findet sich ja nur Weiss-Jura, während die überschobene Masse des Buchberges aus Braun-Jura gebildet wird, der nur im O., im Ries, zu finden war. Aus diesem Grunde nıuss die überschiebende Kraft von O. nach W., vom Ries ausge- gangen sein. | ! So äussert sich noch in seiner neuesten, soeben erst uns zugegangenen Arbeit IKoren (Neues Jahrbuch f. Miner., Geol,, Pal. Beilageband 14. 1901. S.162). Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 509 Damit ist nun aber sogleich das Eis als bewegende Kraft aus- geschlossen: denn wenn man auch zunächst einmal annehmen wollte, dass das Eis diese gewaltige Gebirgsscholle nicht nur vorwärts, son- dern auch so hoch aufwärts hätte schieben können, so wäre das doch nur denkbar in der sanft ansteigenden Thalsohle des Egerthales. Der Buchberg liegt aber gar nicht in dem Egerthale, sondern hoch oben über demselben auf der Alb, wenn auch in der Nähe des Thales. Man müsste also annehmen, dass die Buchbergscholle im Egerthale aufwärts und dann, links abbiegend, am steilen Gehänge hinauf ge- schoben worden sei. Wenn das schon unmöglich erscheint, so wird es thatsächlich unmöglich, sobald man die Richtung der Schrammen auf dem Weiss-Jura 8 in Betracht zieht, welche nicht in das Thal hinab, sondern in den Rieskessel hinein deutet. Es würde also diese gewaltige Scholle, ohne ihren Zusammenhang und Verband zu ver- lieren, direct an dem steilen Gehänge des Rieskessels in die Höhe geschoben sein müssen! Dieser Beweis vermehrfacht sich aber insofern, als es sich nicht nur um diese eine Scholle am Buchberg, sondern um eine Mehrzahl von solchen handelt, und weil («diese alle (fast) nie in einem vom Ries ausstrahlenden Thale liegen, sondern oben auf der Hochfläche der Alb. Wenn nun auch allenfalls ein Transport auf sanft ansteigenden Thal- ebenen bergauf durch Eis! erfolgen konnte, so wäre doch, wie Hr. vox Drysarsky uns mündlich belehrte, eine Verfrachtung dieser Schollen aus dem Rieskessel heraus, am steilen Gehänge desselben in die Höhe auf die Hochebene hinauf, eine Unmöglichkeit. In dritter Linie bedenklich macht die bedeutende Ausdehnung der Buchbergscholle: 350” Länge, 200” Breite, an 30” Dicke: und früher mag wohl diese Ausdehnung eine wesentlich grössere noch ge- wesen sein. Ja, wenn man (den, allem Anschein nach ebenfalls mit überschobenen Weiss-Juragries mitrechnet, der neben dieser Dogger- masse liegt, so kommen gegen 1000” Länge ev. viel mehr heraus. Weiter spricht das Gefüge der Buchbergkappe gegen einen Trans- port als Grundmoräne; denn wir konnten deutlich nachweisen, dass diese Doggermasse einen Sattel bildet; von einer grundmoränenartigen Durchknetung kann gar keine Rede sein (s. Fig. 2). Nur als Oberflächen- oder Stirnmoräne also könnte diese Masse transportirt gedacht werden. Zum Transporte so gewaltiger Massen aber genügt nicht ein kleiner Riesgletscher, dazu bedurfte es eines gewaltigen, weite Flächenräume überdeckenden Inlandeises von viel- leicht 1000” und mehr Dicke. Ein solches besässe jedoch keine Ober- ı Vergl. unsere Arbeit, die auf die Beobachtungen vow Drysarskv’s sich hierin stützt. 510 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. tlächenmoräne: und wenn doch, dann hätte es den, den Boden des Rieskessels bildenden unteren Braun-Jura, der also unter dem Glet- scher lag, nicht auf seinen Rücken hinaufbekommen können. Ferner zeigt sich, dass alle diese Doggermassen auf der Alb doch nur in relativ geringer Entfernung vom Riesrande auftreten. Eine so gewaltige Eismasse, welche die ganze Alb bedeckte, hätte also nur die Kraft gehabt haben sollen, diese Doggermassen wenige Kilometer weit zu schieben? Warum nicht auch weiter? Ganz speciell die Buch- bergscholle liegt auf einer nach WSW. geneigten Fläche des Weiss- Jura 8, d.h. auf einer Fläche, die vom Ries abfällt. Auf dieser sanft abwärts gleitenden Bahn hätte also das Eis mit seiner Scholle, an- statt dieselbe so weit zu schieben wie das möglich war, nämlich bis hart an den Breitwang-Berg heran, ohne ersichtlichen Grund vorher Halt gemacht. Endlich aber finden sich an anderen Orten des Riesrandes die aus Weiss-Jura bestehenden »Klippenkalke«, die ob ihrer gewaltigen Masse unmöglich durch Eis überschoben sein können. Da sie aber ganz unbestreitbar überschoben sind, so muss eine andere Kraft wirk- sam gewesen sein. 5. Wenn nun Eis ausgeschlossen erscheint; wenn senkrechte Auf- pressung absolut ausgeschlossen ist — was bleibt dann übrig? Man mag vielleicht an rein tektonische, vom Vulcanismus unabhängige Über- schiebungen denken wollen, die sich während des Einsturzes des Ries- kessels vollzogen hätten. Gewiss, in den beiden peripheren Zonen des eigentlichen Rieskessels selbst, also in seiner Tiefe, da können und werden beim Einsturz Überschiebungen in Folge desselben sich vollzogen haben. Es mögen auch hinauf auf den nächstgelegenen, randlichen Theil der Alb solche Überschiebungen erfolgt sein. Hier, in diesen eventuell durch Einsturz hervorgerufenen Fällen von Überschiebung könnte man also den Vulcanismus ganz ausschalten wollen, weil ein jeder, aus anderen, rein tektonischen Gründen er- folgte Einsturz ebenso gewirkt haben müsste bez. könnte. Schwerlich aber kann erst bei dem Einsturze der Braun-Jura über den Weiss-Jura hinübergeschoben worden sein bis hin nach Unter- Riffingen, bis nach Lauchheim. Das musste schon vorher, bei der Hebung, geschehen, als das Gebiet des heutigen Rieskessels noch hoch lag. Somit sprechen schwerwiegende, kaum widerlegbare Gründe, spricht ebenso die Meinung dessen, der uns bekämpft, der sonst für das Eis eintritt, Koxex’s, wie unsere eigene Meinung dagegen, dass der Transport hier durch Eis erzeugt worden sein könne. So sehr daher auch die altgewohnte Anschauungsweise uns drängt, jene »Grund- Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. Sll moräne«, jene gekritzten »Geschiebe«, jene polirte und geschrammte Weiss-Jura ß-Fläche als eine Wirkung des Eises anzuerkennen, so sehr sich das bisherige geologische Empfinden in uns dagegen sträubt, dass hier das gerade Gegentheil von Eis, der Vulcanismus, Urheber dieser glaeialen Wirkungen sein solle — wir werden gewaltsam zu dem Schlusse gezwungen: alles das sind grossartige pseudoglaciale Wirkungen; und somit ergeben sich alle unsere hier folgenden weite- ren Schlüsse als ein Nothwendiges. Da nun zunächst, weiter, mit dem Ausdrucke » Vuleanismus« keinerlei genauere Definition der Art und Weise des Vorganges ge- geben ist; da auch die Ausdrücke, welche Koxen als Ursache der Emporpressung allein gestattet wissen will: »vulcanische Spannung«, »vuleanischer Auftrieb«, ebenso wenig diesen Vorgang zu erklären ver- mögen, so bleibt nothgedrungen wiederum nur das Eine als Ursache: der von uns angenommene Laccolith. Damit aber haben wir zum ersten Male den Vulcanis- mus, (bez. einen Laccolith) als einen Factor nachgewiesen, welcher Überschiebungen zu erzeugen vermag, die dann ganz in derselben Weise erscheinen, wie die durch gebirgsbildende Kräfte, im kleinen auch durch Eis, hervorgerufenen Überschiebungen. 6. Indem die Unterlage der überschobenen Masse, Weiss-Jura ß, völlig ebenso blank polirt und geschrammt worden ist, als wenn ein Gletscher dies bewirkt habe, ist damit ein neuer Beweis dafür er- bracht worden, dass durch Überschiebungen eine ähnliche Glättung und Schrammung anstehenden Gesteines hervorgerufen werden können, wie durch Eis. Da jedoch im vorliegenden Falle diese pseudoglaeciale Glättung und Schrammung einer echt glacialen nicht nur ähnlich, sondern absolut gleich, von derselben so ununter- seheidbar sind, dass ein Kenner glacialer Bildungen, wie KokEN es ist, dadurch völlig irregeführt werden konnte — denn er vermochte dieselbe am Aussenrande der Buchbergmasse zu sehen, kannte sie auch von der später zu erwähnenden »Lauchheimer Breceie« her — so er- giebt sich die dringende Mahnung, im allgemeinen Vorsicht in den Schlüssen auf ehemalige Vergletscherungen walten zu lassen. 7. Diese Mahnung aber klopft noch ungemein viel dringlicher an die glaciale Thür; denn auf diesem. Weiss-Jura und unter dem braunen liegt eine Masse, die nun wieder völlig ununterscheidbar von einer Grundmoräne ist, dieselbe Packung besitzt, dieselben gekritzten Ge- schiebe führt wie eine solehe — und doch nicht glacialen Ursprun- ges, sondern durch eine Überschiebung erzeugt worden ist. Sitzungsberichte 1901. 43 512 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. Zwar kannte man bisher auch schon durch Überschiebungen her- vorgerufene pseudoglaciale Glättung und Schrammung des anstehenden Gesteines. Zwar kannte man, unter den Überschiebungsmassen liegend, auch bereits »gequälte« Gesteine, so den Lochseitenkalk. Aber unseres Wissens zum ersten Male lernen wir jetzt unter einer Über- schiebungsmasse und durch dieselbe erzeugt eine Bildung absolut gleich einer typischen Grundmoräne, voll von ty- pisch gekritzten Geschieben und doch nicht glacialen Ur- sprunges, kennen. Die Entstehung der zahlreichen Kritzen auf den Geröllen ist eine sehr erklärliche: wenn über eine Ablagerung, die aus Quarz- sand und Kalkgeröllen besteht, eine Gebirgsmasse von gewaltigem Gewichte langsam oder schnell fortbewegt wird, so muss noth- wendig das kalkige Gesteinsmaterial durch das quarzige geritzt werden. $S. Da nun weiter in jener scheinbaren Grundmoräne ganz die- selben gekritzten »Buchberg-Geschiebe« Korev’s liegen, welche Letzterer in ziemlich weiter Verbreitung am Ries nachwies, auf welche er seinen Nachweis einer diluvialen Vergletscherung des Ries mitgründete, so fällt dieser Theil seines Beweises nun zusammen. Wir dürfen vielmehr jetzt diese gekritzten »Buchberg- Geschiebe« als Leitgesteine ehemaliger nichtglacialer Überschiebungen am Ries be- trachten. Wie schon in unserer Arbeit hervorgehoben wurde, können die heute noch auf der Alb vorhandenen Überschiebungsmassen, deren eine der Braun-Jura des Buchbergs ist, nur die letzten Reste einer ehe- maligen weiten Überschiebungsdecke sein. Offenbar war vor Beginn der Überschiebungen, also der Riesberg- Bildung, die ganze dortige Alb mit einer Decke dieser Kalkgerölle' bedeckt. Sie bilden wohl ein Aequivalent der sogenannten Kalknagel- fluh, welche an anderen Orten der Alb auftritt, und mögen wie diese eine marine Strandbildung des Tertiärmeeres sein. Daher haben sie sieh offenbar im Liegenden aller Überschiebungsmassen des Riesgebietes einst befunden, die später darüber hinwegglitten. Jene »Buchberg-Geschiebe« also sind nicht mit über- schoben, sondern lagen schon vor der Überschiebung auf der Alb. Sie beweisen folglich an allen den Orten, an denen Koxen sie fand, nicht etwa das Vorhandensein dilu- vialer Gletscher: sondern sie deuten nur an, dass hier ehe- ! „Gerölle«, denn die »Buchberg-Geschiebe« sind sicher im Wasser gerollt worden und würden nur wegen ihrer (scheinbaren) glacialen Umarbeitung Geschiebe zu nennen sein, wenn diese eben stattgefunden hätte. ee A Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 513 mals auf ihnen noch Überschiebungsmassen lagen: sie sind nun, wie der überwiegend grösste Theil der letzteren, durch Ab- waschung längst abgetragen. Erklärlicherweise können diese »Buchberg-Geschiebe« bei der stets fortschreitenden Abtragung der Alb auch verstürzen. So versteht es sich sehr leicht, wie sie in Gehängeschuttmassen gerathen konnten, die unten am Fusse der Berge lagern. Diese erscheinen nun in Folge dieser »Geschiebe«-Führung fälschlich als Grundmoräne. Aus solchem Grunde z. B. können wir auch den Aufschluss an der Papier- fabrik, den Koxen in der letzteitirten seiner Arbeiten, S. 162 derselben, als Grundmoräne deutet, nicht anders denn als Gehängeschutt deuten, wie wir das in unserer Arbeit auch von einigen anderen Punkten geltend machen mussten. Koxen hat diese »Buchberg-Geschiebe« auch an anderen Orten im Ries nachgewiesen, wo sie freilich nicht vom Gehänge abgestürzt sein können. Dort sind sie dann wohl ein Beweis dafür, dass sich auch dort früher überschobene Massen befanden bez. noch befinden; denn da, wo heute die Tiefe des Rieskessels liegt, befand sich ja vordem auch die Alb. So viel wir übersehen können, handelt es sich bisher hierbei nur um Örtlichkeiten, die nahe der Peripherie des Kessels gelegen sind, an welchen daher das Dasein von Überschiebungen auch einleuchtend wird. Des Ferneren ergiebt sich, dass diejenigen »Buchberg-Geschiebe«, welche sich oben auf der Alb befinden, nicht etwa aus dem Ries her- stammen, aus dem sie erst durch Gletscher in die Höhe, auf die Alb hinaufgeschoben wären, sondern sie sind ursprünglich schon oben auf der heutigen Alb ausgebreitet gewesen, und finden sich jetzt unten im Rieskessel nur darum, weil eben auch an Stelle dieses sich einst die mit diesen Geröllen bedeckte Alb ausdehnte. 9. Helles Licht wird jetzt auch geworfen auf jene räthselhafte Bildung des Riesgebietes, welches als »Lauchheimer Breccie« bezeich- net wird. Unter dieser liegen ja ebenfalls jene leitenden »Buchberg- Geschiebe«! Unter dieser ist gleichfalls der Weiss-Jura 8 polirt und geschrammt! Man sieht, die Verhältnisse sind absolut dieselben wie am Buchberg; nur mit dem Unterschiede, dass die Doggermasse des Buchbergs ihre Schichtung bewahrt hat, während die der »Lauchheimer Breecie«, nur aus weichen Thonen bestehend, eine grundmoränenartig durchknetete Masse mit gekritzten Gesteinsstücken und Tertiärgesteinen darstellt. (Über Letztere s. unsere Arbeit.) Nun meint Koxen, die Lauchheimer Breccie sei wegen dieser ihrer Beschaffenheit, wegen der Glättung und Polirung des unter ihr liegen- den Weiss-Jura 8, wegen ihrer Unterlagerung durch die »Buchberg- Geschiebe«, welche letztere er irrthümlich als gleichaltrig mit den di- 43* 514 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. luvialen Goldshöfer Sanden betrachtet, ganz sicher durch einen Ries- gletscher bis an ihre jetzige Stelle geschoben. Da nun aber die »Buchberg-Geschiebe« tertiären Alters sind, älter als die Entstehung des Riesberges, und da ihre Kritzung sowie die Poli- rung und Schrammung des Weiss-Jura 8, wie am Buchberg bewiesen, durch Überschiebung hervorgerufen wurden, so fällt wiederum auch dieser stärkste Beweis für das Dasein von Gletschern. Die Lauchheimer Breceie ist mithin, wie wir das ver- mutheten, ebenfalls eine überschobene Masse und keine Moräne. Darüber hinaus enthalten wir uns selbstverständlich des Ur- theiles über die glaciale Frage des Riesgebietes. Ist und wird zweifel- lose Moräne nachgewiesen, so ist natürlich an der betreffenden Stelle das Dasein einer Eismasse nicht zu bezweifeln. 10. Weit hinaus aber über die Württembergischen Lande bis nach Süd-Africa, Australien, Vorderindien und weit zurück in längst ver- gangene Jahrmillionen der Erdgeschichte wirft möglicherweise das Ries sein aufklärendes Licht. Jene merkwürdigen, einer Grundmoräne ähnlichen Abh- lagerungen mit gekritzten Geschieben, welche sich in permocarboner Zeit bildeten und bisweilen auf polirtem, geschrammtem Gesteine aufliegen, muss man sie nun auch noch als Zeugen einer carbonen Eiszeit betrachten? Eıst kürzlich hat Prxck' seine Bedenken in dieser Beziehung geäussert. Schwerlich wird man allerdings den Gedanken hegen können, dass jene Ablagerungen gerade in Folge von Überschiebungen entstanden sein müssten; dazu ist das in Frage kommende Gebiet, welches den indischen Ocean umgiebt, ein zu grosses. Wenn wir aber sehen, dass am Ries durch Überschiebungen Er- scheinungen hervorgerufen werden, welche täuschend ähnlich den gla- cialen sind, so wird man mit vollem Rechte erwarten dürfen, dass auch durch andere Arten von Gebirgsbewegungen unter Umständen gleiches erzeugt werden könne. Dieselbe Überlegung gilt natürlich ebenso von den im Rothliegen- den Englands sowie in jüngeren Formationen anderer Länder auftreten- den, als glacial gedeuteten Bildungen. Fern liegt es uns, damit die Frage jener praediluvialen Eiszeiten endgültig gelöst haben zu wollen. Vielleicht aber geben unsere Be- obachtungen am Ries doch den Schlüssel, welcher jenes Geheimniss für manche dieser Vorkommen in anderer als glacialer Lösung mit erschliessen hilft. ! Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Bd.35. 1900. S.239— 286. Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 515 Doch natürlich nicht nur auf die Frage der praediluvialen Eiszeiten bezieht sich das. Auch der Nachweis diluvialer Vergletsche- rungen kann eventuelleinmal dadurch in Frage gestellt wer- den: bisher galten hier Glättung, Schrammung und Grundmoränen- Struetur als unwiderlegliche Beweise für diluviale Vergletscherung. Nun- mehr ist durch das krasse Beispiel des Ries die Unfehlbarkeit jener Kennzeichen für glaciale Bildungen erschüttert. 11. Wir müssen nun schliesslich noch nach ganz anderer Richtung hin denjenigen Theil der von uns aufgestellten Hypothese gegen Koken’s Angriffe vertheidigen, welcher besagt, dass wir die Riesphänomene als Folge einer Laccolithbildung betrachten. Den ersten dieser Einwürfe kleidet Koken in die Worte: »Dass die vuleanische Spannung sich auf zahlreichen Spalten des Riesrandes in heftigen Explosionen und Ausbrüchen Luft gemacht hat, ist nicht das Symptom eines Laccolithen«. Damit stellt sich Koxren offenbar auf den, aber irrthümlichen Stand- punkt, ein in Action getretenes Magma könne entweder nur intrusiv sein, also Laccolithe u.s.w. bilden. oder nur extrusiv, also Vulcanberge u.s. w. erzeugen. Wir vermögen nicht einzusehen, warum aufsteigender Schmelz- fluss, wenn er, wie Laccolithe thun, die überlagernde Erdrinde hoch- hebt, dabei zerbricht, zerspaltet, so dass diese Spalten zum Theil bis zur Tagesfläche aufreissen, trotzdem nur im Stande sein sollte, kurze Apophysen in diese Erdrinde hineinzuschicken, nicht aber auch Apo- physen von solcher Länge, dass sie oben über Tage als Asche oder Schlacken, wie im Ries der Fall, herausspratzen bez. überfliessen. Ob ein Schmelzfluss an einem und demselben Orte nur als Intrusiv- masse sich bethätigt oder nur als Extrusivmasse, oder ob er beides gleichzeitig, bez. in Zwischenräumen nach einander thut — in jedem Falle bleibt doch derjenige Theil des Magma, der sich unterirdisch aus- gebreitet, in die Erdrinde eingelagert, eingezwängt hat, eine Intrusiv- masse. Da nun aber solche rundlichen oder länglichen Intrusivmassen »Laceolithe« genannt werden, so ist es keineswegs etwa eine »uferlose Anwendung des Wortes« Laceolith, wenn wir eine solche Intrusivmasse in der Tiefe des Ries als Laccolith bezeichnen; sondern es ist, neben »Batholith«, überhaupt der einzige in der Geologie dafür zur Verfügung stehende Ausdruck.‘ Wir haben den allgemein ge- bräuchlichen Terminus angewendet, nichts weiter. ! Denn die nach Absicht Sıesröm’s eine etwas abweichende Bedeutung be- sitzende Bezeichnung Taphrolith hat keinen Anklang gefunden, läuft aber auch auf dasselbe hinaus wie Cosen darthat. Vergl. Zırker, Petrographie, 2. Aufl., I., 547. 516 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. Dass wir das Richtige getroffen haben, indem wir die Hebung des Riesgebietes auf einen Laccolith zurückführen, das geht aus eben dieser Hebung hervor. Gerade weil ein Pfropfen rundlichen Umrisses hier gehoben ist, darum muss ein Laeceolith die Ursache sein; denn nur Laccolithe sind bisher als ein Agens bekannt, welches senkrecht von unten herauf die Erd- rinde an der betreffenden Stelle hochhebt.' Die von Koren als hebendes Agens an die Stelle des »Laceolith « gesetzten Begriffe »vuleanische Spannung, vulcanischer Auftrieb« sind ganz unbestimmte Ausdrücke, die nichts näheres bezeichnen, die auch von der Geologie keineswegs als Kräfte anerkannt werden, welche die Erdrinde senkrecht hochzuheben vermögen. Diese unsere Ansicht findet nun eine unwiderlegliche Stütze in Thatsachen, welche an anderen Orten der Erde beobachtet wurden, welche daher anderen Forschern die Veranlassung gegeben haben, seit langem schon das zu vertreten, was Koken für unmöglich erklärt. Haben denn HocnstETTER, E. Suess und viele Andere nicht zur Genüge dargethan,. dass ein und dasselbe Magma an einem und dem- selben Orte nicht nur extrusive, sondern auch intrusive Bildungen bewirken kann? Hat nicht E. Suess überzeugend ausgeführt und mit Beispielen belegt, wie inmitten jung vulcanischer, aber schon melır oder weniger abgetragener Bildungen hier und da die laccolithischen Trachyt-, Granit-, Diorit- u.s. w. Kerne dieser Vulcane herauszu- schauen beginnen? Wie ist von ihm die Denudationsreihe der Vul- cane uns vor Augen geführt, die aus den Vulcanbergen der Jetztzeit” hinüberführt zu den aus der Tiefe herauspraeparirten Kernen derselben, den Lacecolithen. Zeigt nicht E. Surss u. A. am Beispiele des Monte Venda der Euganeen die Intrusionen, die in die Masse des ehemaligen Vulcans, d.h. des durch Extrusionen aufgebauten Berges, eingedrungen sind?” Haben nicht WeEp und Pırsson die Laccolithe beschrieben, welche in Nordamerica aus ehemaligen Vulcanen allmählich herausgearbeitet worden sind‘, während von den Vulcanen selbst noch die extrusiven Lavaströme, die Aschen und vuleanischen Breccien erhalten blieben? Wenn ferner irgend ein Forscher in- und extrusive Bildungen, also Tiefen- und Ergussgesteine, scharf auseinandergehalten, sich ! Vergl. darüber das Nähere in unserer Arbeit über das Ries. S. auch Neu- MAYER, Erdgeschichte. 2 Antlitz der Erde I, S. 130— 223. ® Ebenda I], S. 195. * Sıruıman, American Journal of geology 1895, 11I. Ser., Vol. 50, p. 467. Ferner Bulletin geological soc. of America, Rochester 1895, Vol.6., p. 389. Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. DET also dem Standpunkt genähert hat, auf den Koxen sich hier stellt, so ist das Rosenguscn gewesen. Aber dennoch sagt Letzterer, nach- dem er seine Eintheilung in Tiefen-, Erguss- und Ganggesteine er- läutert hat: »Es würde den Thatsachen nicht entsprechen, wenn man sich diese drei Hauptelassen der Eruptivgesteine als streng geschieden und unvermittelt vorstellen wollte« ..... ' »Eine zufolge geodynami- scher Vorgänge aus dem Erdinnern bis zu einer vulcanischen Öffnung empordringende Eruptivmasse wird, wenn wir uns die ganze Reihe der Ausbruchsprocesse bis zum vollständigen Erlöschen abgespielt denken, an der Erdoberfläche Ergussgesteine und lose Auswurfsmassen gebildet haben, während sie in geringerer und grösserer Tiefe Gesteine von abyssischem Habitus und als Ausfüllung von Spalten Ganggesteine geliefert haben muss. « Dieser selbe Gedankengang aber ist schliesslich, mindestens zum Theil, gerade der Grund, warum ZırkeL in seinem Lehrbuche der Petrographie genau umgekehrt jene Eintheilung in Tiefen-, Erguss- und Ganggesteine überhaupt nicht anerkennt. Es genügt an den genannten Beispielen und Citaten; denn es er- giebt sich zur Genüge, dass Koren, indem er den oben eitirten Ein- spruch gegen die von uns gegebene Erklärungsweise macht, sich in Widerspruch versetzt ebensowohl mit den an anderen Orten beob- achteten Thatsachen als auch mit den Ansichten, welche von hervor- ragendsten Forschern auf dem Gebiete der Petrographie und des Vul- canismus zur Geltung gebracht worden sind. Zwingende Logik also ist es, wenn wir uns vorstellen, dass das Riesgebiet, diese pfropfenartige Scholle von 5 Quadratmeilen Grund- fläche, nur hochgehoben worden sein kann durch einen Laccolith, welcher in das altkrystalline Grundgebirge eingepresst wurde und so die Scholle auf seinen Rücken nahm. 12. Den zweiten Einwurf macht Koken gegen unsere Erklärungs- weise, indem er sagt, ganz »unvereinbar mit der Vorstellung von dem intrusiven Erstarren der Laccolithe« sei der Umstand, dass der Hebung des Riesgebietes ein Zusammensturz gefolgt sei, »der geradezu auf eine Erschöpfung des Magmaherdes schliessen lässt«. Nun wohl, setzen wir also an die Stelle des Laccolithes einmal den einfach in einer Röhre aufsteigenden Schmelzfluss, der dann später wieder in der Tiefe verschwindet, einen Hohlraum hinterlassend, dessen Decke schliesslich einstürzt. Das giebt einen Einsturzkrater, ein Bild, das nach dem bei manchen Vulcanen Beobachteten vollkommen statt- haft ist. Wir möchten es jedoch nicht für unwahrscheinlich halten, ! Mikroskopische Physiographie der massigen Gesteine, Stuttgart 1896, S.7 und 8. 518 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. dass da, wo solche Einsturzkratere entstanden, lediglich nur die Erup- tionsröhre leergelaufen sei. Vielmehr wird hier wohl angenommen werden dürfen, wenigstens bei grösseren Einsturzkrateren, dass die Lava sich auch seitlich von der Röhre noch weithin ausgebreitet hatte: entweder das Innere des Berges rings um sich herum wieder ein- schmelzend: oder als Intrusion in das Innere eindringend. So dass also ein rings um die Röhre ausgebreiteter Feuersee entstand, der, leer- laufend, dann eine gewaltige Höhlung entstehen liess, die zusammen- stürzte. Gleichviel aber, wie dem sei, ob bei solehen Vulcanen nur die relativ enge Ausbruchsröhre sich entleerte, oder ein grosser Feuersee: Wir dürfen doch dieses Bild nicht auf das Ries übertragen, denn sobald wir das thun wollen, tritt uns die Hebung des Riesgebietes verwehrend entgegen. Hat denn jemals Schmelzfluss, der in einer relativ engen! Röhre aufstieg, ein im weiten Umkreise um diese Röhre herum sich aus- dehnendes Gebiet hochgehoben? Niemals. Wohl aber haben Intru- sionen, Laceolithe das gethan, weil sie eben seitlich aus der Röhre heraus. in das Nebengestein hineingingen. Magma, das einfach in seiner Röhre oder Spalte auf- steigt bez. heraufgepresst wird, kann überhaupt nun und nimmer hebend auf die Erdrinde wirken: denn die Erdrinde wird ja von der Röhre bez. Spalte einfach durchsetzt! In einer Spalte oder Röhre giebt es nicht viel zu heben. Bricht sich das Magma erst den Weg durch die Erdrinde, er- öffnet es sich selbst erst die Röhre, so wird es das wohl nur mittels Explosionen thun, wie im benachbarten Gebiete von Urach der Fall war. Hierbei wird das Gestein der Erdrinde zerschmettert und her- ausgeschleudert; aber nie wird es gehoben in der Weise, wie das Ries gehoben wurde, als ein Ganzes, als ein Pfropfen. Haben dagegen gebirgsbildende Kräfte die Spalte eröffnet, so ist sie offen und wird höchstens in explosiver Weise noch erweitert. In beiden Fällen also wird nicht einmal das in der Röhre oder Spalte ursprünglich vorhanden gewesene Material als Ganzes gehoben. ' In einer engen Röhre sagen wir; denn wer etwa behaupten wollte, im Ries sei diese Röhre gar nicht eng gewesen, sie habe den Querschnitt des Rieskessels von 5 Quadratmeilen besessen, der nähme damit eine gigantische Ausbruchsröhre an, welche doch wohl einen entsprechend gewaltigen Vulcan erzeugt haben müsste. Aber gerade die extrusiven Äusserungen des Vulcanismus sind hier schwach; sind auf vielen, kleinen, dünnen Ausbruchsröhren erfolgt, die unserer Ansicht N von dem Lac- eolith aufstiegen; haben nur Asche und Schlacken geliefert. Das ist doch nicht das Äussere eines Riesen-Vulcanes! Es ist nur ein äusserst kümmerlicher Anlauf der Natur bei dem Versuche, ‚einen Vulcan zu bilden. Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 519 Noch viel weniger aber wird das im weiten Umkreise um diese Spalte herum gelegene Gebiet als ein Ganzes gehoben. Nur dadurch, dass Magma aus dem relativ engen Be- reiche seiner Ausbruchsröhre heraus und seitlich in die Erd- rinde eintritt bez. eingepresst wird, nur dadurch konnte überhaupt diese Hebung der Erdrinde bewirkt werden. In demselben Augenblicke aber, in welchem Magma aus der Röhre heraus und seitlich in die Erdrinde eintritt, wird es zum Laceolith. Folglich muss man bei dem Ries von einem Laceolith reden. 13. Noch ein Drittes wirft Koken ein. Er sagt, dass ein Wieder- abfliessen des Magmas »unvereinbar mit der Vorstellung von dem in- trusiven Erstarren der Laceolithe« sei. Auch das kann gar nicht richtig sein. Warum sollte Flüssiges denn nur zufliessen, nicht aber auch abfliessen können, natürlich so-' lange und soweit es noch nicht erstarrte? Oder wird etwa eine Intrusivmasse bestimmter Gestalt erst in dem Augenblick ein Laceolith, in dem sie zu festem Gesteine erstarrt ist? Ist sie es nicht auch bereits, solange sie noch flüssig ist? Ist sie es nicht schon vom ersten Augenblicke ihres Eintritts zwischen die Erdschichten an? Ebensowenig wie nur der todte Mensch Mensch genannt werden darf, wie er vielmehr gerade während seines Lebens, vom Augenblick der Geburt an, Mensch war, so kommen auch einem Intrusivstocke, einem Laccolith, einem Lavastrom diese Titel bereits zu während der ganzen Zeit, in der sie noch flüssig waren. Spricht man doch auch von der Contactwirkung einer Intrusion, eines Laccolithes, eines Ex- trusivgesteines, obgleich natürlich eine Contactwirkung gerade nur so lange sich äussern kann, als das Magma, das sie bildete, noch nicht erkaltet und erstarrt war. Wir dürfen bei einem Laccolith nicht haften an dem Bilde der Erstarrung, welches er uns jetzt gewährt. Das ist ja nur der Leichnam des Laccolithes! Folglich sind wir durchaus berechtigt, uns den Laccolith als eine Intrusivmasse zu denken, die lange Zeit flüssig, lebendig, beweglich war. Den Vorgang der Bildung eines Laccolithes wird man sich mit Recht so vorzustellen haben, wie Reyer ihn ausmalte: nämlich lange Zeit andauernd, allmählich sich vollziehend, durch immer wieder neue Injeetionen in die bereits gebildete Lacceolithmasse hinein neues Leben bekommend, dadurch immer höher anschwellend, die überlagernden Schichten immer höher hebend. An der Übertragung dieses Bildes auf unseren Fall ändert auch der Umstand nichts, dass Rever speciell die Intrusivmassen auf dem Boden des Meeres, gleichzeitig mit den sie Sitzungsberichte 1901. 44 520 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. allmählich bedeckenden Sedimentmassen, entstanden sein lässt — eine Vorstellung, der wir nicht beipflichten. Sie ist aber nebensächlich: denn mit Recht macht Rever dieses Allmähliche. durch erneute In- jeetionen immer weiter Anschwellende auch für andere Eruptivmassen geltend. Auch auf ein anderes Buch müssen wir verweisen, auf Srtüger’s grosses Werk über die Vulcane in Ecuador." Mag man den weit- gehenden Folgerungen Srüger’s beistimmen oder nicht, so viel jeden- falls wird ihm auch ein Gegner seiner Anschauungen zugestehen müssen, dass aufgestiegener Schmelzfluss lange Zeit hindurch im flüssigen Zustande verharren kann, wenn er nur nach oben hin gegen Abkühlung durch eine dicke »Panzerung« geschützt ist. Man stelle sich nur eine grosse, ausgedehnte Intrusivmasse vor, welche hier zu einem mächtigen, kuchenartigen Laccolith hochgewölbt sich aufgestaut hat. dort zu kleineren und niedrigeren, da endlich zu flacheren, mehr lagerhaften Intrusionen sich ausbreitet — also eine mächtige Intrusivmasse, welche an verschiedenen Stellen ganz ver- schiedene Dicke besitzt: die an verschiedenen Stellen durch hinab- setzende Kanäle gespeist wird: die an verschiedenen Stellen ganz ver- schieden starke Nachschübe erleidet, weil sie hier schon unbeweglich geworden ist, so dass neue Masse nur schwer ihr injieirt werden kann, während das dort, an anderen Stellen noch leicht der Fall ist. Ein solcher Laccolith wird keine Masse von gleichem Aggregats- zustande bilden; er wird vielmehr hier noch lebendig, dort schon todt sein können. Es werden grosse Theile desselben, namentlich die äusseren, schon längst mehr oder weniger erstarrt sein, während im Inneren immer wieder neues lebendiges Magma eingespritzt wird. Genau wie ein Gestirn schon Gestirn heisst, solange es noch nicht völlig er- starrte, genau so, wie an einem und demselben Gestirne gleichzeitig zwei, ja alle drei Aggregatszustände auftreten können: der Körper aus Schmelzfluss, seine Hülle aus glühenden Gasen des Körpers bestehend, dazu bereits grosse Schlackenfelder sich bildend — genau ebenso wird ein Laccolith Anfangs nur flüssigen, später gleichzeitig flüssigen und festen Aggregatszustand haben können. Ist dem aber so, dann wird selbstverständlich auch der- jenige Theil des Laceolithes, der sich noch im flüssigen Zu- stande befindet, wieder abfliessen können, sowie die Kraft er- lischt, durch welche das flüssige Magma überhaupt injieirt wird. Stellen wir uns also vor, dass durch den Druck einer niedersinkenden Scholle der Erdrinde das Magma aufwärts gepresst wird, so bedürfte es nur 1 Die Vulcanberge von Ecuador. Berlin 1897, gross 4°, XXI und 556 Seiten. [89] Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 521 der Beendigung dieses Absinkens, um auch eine Beendigung des Druckes und damit des Aufsteigens von Schmelzfluss zu erzielen. Genau ebenso aber wie Lava im Schlote eines Vulcans aufsteigt, zum Theil in den Spalten erstarrt, nach Aufhören der Eruption aber wieder in der Tiefe verschwindet, genau ebenso kann auch bei einem Laceolith der flüssige Theil desselben wieder in der Tiefe verschwin- den. Ein Laccolith ist ja gegenüber einem Stocke' nichts anderes, als seitlich in der Erdrinde weiter ausgebreiteter Schmelzfluss gegen- über dem nur die Eruptionsröhre füllenden. Kann dieser abfliessen, warum nicht auch jener? Er »kann« sagen wir. Damit aber ist noch keineswegs gesagt, dass eine Intrusivmasse ebenso leicht wird abfliessen müssen, ebenso oft es thut wie der Schmelztluss, welcher lediglich die Eruptions- röhre füllt. Im Gegentheil, bei dem letzteren wird das leichter statt- finden können, also öfter vorkommen, als bei der Intrusivmasse. Bei dieser müssen die weite seitliche Ausbreitung und die grössere Ent- fernung von der Röhre ein Wiederabtliessen erschweren. So mag es sich erklären, dass bei Intrusivmassen ein Wiederabtliessen selten auf- treten dürfte. Kommt es aber doch einmal dazu, dann wird ein im Inneren hohler Laccolith entstehen, der plötzlich oder allmählich, im ganzen oder an einem Ende, zusammenbrechen kann, wodurch dann an der Erd- oberfläche ein Einsturzkessel, gleich dem Ries, entstehen mag. Ist dagegen die Wandung des Laccolithes bereits dick genug, so mag er als Gewölbe erhalten bleiben und keinen Einsturz erleiden bez. über sich hervorrufen — genau so, wie sich auch in Lavaströmen Höhlen bilden und bestehen bleiben können. Ist endlich der Laccolith von grösserer Ausdehnung, hat er eine langgestreckte Gestalt, wird er vollends von zwei oder mehreren Röhren aus gespeist, bildet sich schliesslich sogar eine Vielheit grösserer und kleinerer, gewissermaassen parasitischer Laccolithe dicht nebeneinander (vergl. unsere Arbeit), so ist in jedem dieser verschiedenen Fälle die Möglichkeit gegeben: dass an einem Ende der Laceolith nur schwach bleibt, also sein Deckgebirge wenig oder gar nicht hebt, während er am anderen Ende stark anschwillt und dementsprechend hebend wirkt, und dass um- gekehrt hier, nach Aufhören des Druckes, das noch Flüssige wieder in der Tiefe verschwindet, während das dort nicht mehr der Fall ist, so dass hier dann eventuell einmal ein Einsturz erfolgt, dort aber nicht. ! CrepxER, Geologie, 8. Aufl. S. 289. 522 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. Indessen wir können von dem soeben bezüglich des Abfliessens Gesagten völlig absehen, da wir den Einsturz auch erklären können durch denselben, jedoch tiefer hinab verlegten Vorgang, so dass der Hohlraum nicht im Laceolith selbst entstände, sondern unter dem- selben. Woher stammt das Magma, das als Laceolith eine Intrusion bil- dete? Aus der Tiefe. Ebenso nun, wie in einem Vulcane, also einer Extrusion, sehr wohl der oberste Theil der Magmasäule in der Röhre, in den Gängen und in den Intrusionen, die radial von dieser Röhre ausstrahlen, erstarrt sein kann, während der untere Theil in die Tiefe wieder abfliesst, so dass nun hier unten ein Hohlraum entsteht — ebenso kann auch bei einer Intrusion der oberste Theil der Magma- ınasse als Laccolith erstarren, während der untere Theil derselben wieder in der Tiefe verschwindet. Wie dort unter dem Oberen, der erstarrten Lavasäule, so entsteht dann hier unter dem Oberen, dem erstarrten Laceolith, ein Hohlraum. Stürzt nun die Decke dieses letz- teren ein, so senkt sich alles Überlagernde, also auch der Laceolith selbst, in ihn hinab. Wie dort, bei dem Vulcan, unter Umständen auf solche Weise ein Einsturzkrater entstehen kann (Somma, Santorin, Krakatau), so hier, bei der Intrusion, der Rieskessel. An den Stellen, an welchen unter einer ausgedehnten mehrköpfigen Laccolithmasse ein solcher Abfluss sich vollzog, ein solcher Hohlraum entstand, kann dann eventuell die Laceolithmasse Einstürze erleiden, während sie an den übrigen erhalten bleibt. Hierbei liesse sich auch erwägen, dass, worauf Saromon hinwies, diese Kanäle der Laccolithe, wenigstens an ihrem oberen Ende, keines- wegs so schmale Röhren zu sein brauchen, wie man sich das nach den Zeichnungen GiLBerr’s vorstellen möchte; sondern sie können oben in ziemlich weite Trichter übergehen. Diese letzteren aber, eventuell leer- gelaufen, bieten ansehnlich grosse Höhlen zum Einsturze dar. Diese Einsturzfrage würde sich eventuell noch in ganz anderer, einfachster Weise beantworten lassen: wenn nämlich bei der Abkülı- lung eine Volumverminderung stattfinden sollte, dann würde sich in Folge dieser die überliegende Decke einsenken können. Darüber bitten wir die Ausführungen in unserer Arbeit nachlesen zu wollen. Letzteres gilt auch bezüglich der Frage, ob nicht der Einsturz ganz oder zum Theil auf Kosten des’ herausgeförderten Materiales ge- setzt werden könne. Wenn die sich selbst ausweidende Erde hier grosse Massen von Gasen und Schmelziluss heraufbeförderte, so sind zwei Fälle denkbar: entweder der Materialverlust in der Tiefe unter dem Ries wurde im gleichen Maasse wieder durch neue Nachschübe Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen. 523 ersetzt; in diesem Falle erfolgte keine Hohlraumbildung. Oder die Nachschübe fehlten hier bez. an den betreffenden Stellen; dann musste entsprechende Hohlraumbildung vor sich gehen. Aus den obigen Darlegungen folgt, dass die bis jetzt gegen un- seren-Erklärungsversuch geltend gemachten Einwürfe sich ohne Schwie- rigkeit widerlegen lassen. Das gilt unserer Ansicht nach auch hin- sichtlich des von uns angenommenen Laccolithes. Aber man wolle nicht vergessen, dass, wie schon Eingangs gesagt, die Frage recht nebensächlich ist, ob man dem aufwärts drängenden Schmelzflusse, welcher alle diese Riesphaenomene bewirkte, den Titel eines Lacco- lithes geben oder ihn nur als Stock bezeichnen will. Die Hauptsache ist, dass, wie wir sagten, aufwärts drängender, bez. gedrängter Schmelz- fluss das Alles bewirkt hat und dass er es in der Weise gethan hat, wie wir das gesagt haben. Protokoll über eine Besichtigung des neuen Schachtprofiles im Buchberge bei Bopfingen. Auf Einladung des Hrn. Prof. Dr. E. Fraas besichtigten die Unterzeich- neten am I. April 1901 das Schachtprofil des Buchberges ber Bopfingen, durch welches die Überschiebung des Braun-Jura a—3, mit schwachem Einfallen ge- gen den Horizont, über Weiss-Jura ß erwiesen worden ist. Die Tiefe des Schach- tes beträgt 26%25; bis zu 25”6 Tiefe steht der Braune Jura an, die Sohle des Schachtes besteht aus den harten splitterigen Bänken des Weiss-Jura 8; sie bilden eine geschlossene feste Basis. Zw ischen Weiss- Jura und Braun- Jura schaltet sich eine eigenartige, gerölleführende Schicht ein, die weiter unten noch näher beschrieben wird. Der Braune Jura des Schachtprofiles besteht zu oberst aus Braun 8, das ganz typisch entwickelt ist und, wie Hr. Dr. Beck constatirte, Pecten personatus führt; zu unterst aus Opalinusthon in nor- malem Verbande mit €. In seinem unteren Theile zeigt der Opalinusthon beträchtliche Lagerungsstörungen und geht schliesslich in eine stark ver- quetschte thonige Masse über. Mit solcherlei Beschaffenheit grenzt er an die liegende gerölleführende Schicht. Diese besitzt eine Mächtigkeit von etwa 0”6 und macht sich schon bei Grubenbeleuchtung durch lichtere Fär- bung unterscheidbar von dem hangenden Opalinusthon. Doch ist die Grenze ee egs scharf, vielmehr ist der Opalinusthon in mehr oder minder be- trächtlichem Maasse in die eerölleführende Schicht mit hineinverknetet, dass es gerade schwer ist, eine deutliche Grenzlinie zwischen beiden Festeustellen, Diese gerölleführende Schicht gleicht in structureller Hinsicht aufs Haar einer aus dem heterogensten Material zusammengesetzten Grundmoräne, ist im Bruche rauh - grandig, bald mehr zäh thonig, bald mehr sandig, chaotisch in ihrem Aufbau, zum Theil von verbogenen Schmitzen eines lichtgelb- braunen Quarzsandes durchzogen und im Allgemeinen reich an Geschieben. Diese sind nuss-, ei-, faust- bis kopfgross und gehören vorwiegend splitte- rigem Weiss-Jurakalk an; seltener, aber immer noch häufig, sind Feuer- Sitzungsberichte 1901. 45 524 Gesammtsitzung vom 25. April. — Mittheilung vom 11. April. steine, bräunliche Hornsteine und rothe Jaspise, Geröllchen von Fettquarz, gelegentlich beobachtet man auch einen Granit (?). Die Jurageschiebe erweisen sich meist vollendet gekritzt und geschrammt. Dieses gerölle- führende Gebilde ist überaus fest gepackt und wie einerseits mit dem han- genden Opalinusthon innig verknetet, so andererseits überaus fest dem liegenden Weiss- Jura angepresst und in feine Fugen desselben eingequetscht. Die Oberfläche aber des Weiss- Jura bietet sich in vollendetster Weise hori- zontal oder nahezu horizontal abgeschliffen dar und ist gleichzeitig geschrammt und mit feinen parallelen Streifensystemen bedeckt, so typisch, wie man es nur auf einem alten Gletscherboden beobachten kann. Verschiedene über die Riehtung der Schrammen auf dem anstehenden Weiss-Jurafels angestellte Beobachtuneb n und Messungen mit Hülfe des bergmännischen Compasses er- gaben die hereinsiikmrneade‘ Örientirung von OÖ Ach W. Nach Schluss der Untersuehung, an der ausser den Unterzeichneten Hr. Bergreferendar Baur jun. theilnahm, traf Hr. Oberinspeetor REGELMANnN ein, der beabsichtigte, Tags darauf das Schachtprofil und das herausbeför- derte Material ale ichfalls zu studiren. Hr. Dr. Becx fuhr nicht mit an, konnte aber an dem zu Tage beför- derten, nach der Aufeinanderfolge im Profile neben einander geschütteten Materiale über Tag einen grossen Theil der mitgetheilten Beobachtungen bestätigen. Stuttgart, den 3. April 1901. Baurath Wunpr. Prof. Saver. Zu ÖObigem ist hinzuzufügen, dass von Hrn. stud. geol. von KxEsEL später der Schacht noch mehrfach befahren und eontrolirt worden ist. Wenn in dem Protokoll gewisse Dinge, welche wir bei der Beschreibung des Schachtes anführen, nicht erwähnt sind, so kommt diese scheinbare Disharmonie beider Berichte nur daher, dass die Wände des Schachtes mit Holz verkleidet waren, als jene Herren anfuhren, so dass sie nur das Tiefste desselben frei sehen konnten. Hr. Baurath Wuxpr ist jedoch auch schon früher angefahren ge- wesen, so dass er das über die Schiehtenstellung Gesagte bestätigen kann. Ausgegeben am 2. Mai. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. ln ai 0 ann) > ia Ban us a Zu Le Zu a SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXI. XXIV. 2. Maı 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER, Seseseses sl. REN 27 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtliehen zu einem Kalender j jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen. ‚Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen ı Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne 2 Vnrlerschled ‚der | willigung der @ Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- j nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen ‚der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - - historischen ‚Classe ungernde Nummern. e AZ . N 2. E Y ri 1. Jeden Sitzungsbericht. eröffnet. eine Übersicht a die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2 2. Darauf folgen die den Sitzungsberiehten üher- Ri wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der ‚das Stück ‚gehört, N, druckfertig übergebenen, dann die, "welehe in früheren Sitzungen“ mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen Se rigen Stücken A erscheinen ‚konnten. 5 s Yo RE Den Bericht über, jede einzelne Sitzung: stellt RS ‘ Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz. hatte. | Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redaec- tion und den Druck der in dem gleichen | Stück. exschei- EN nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. N v 1. Für die Aufnalıme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $4l,2der Statuten und $ 28 dieses Reglements. die folgenden beson- a) deren Bestimmungen. IE : 2. Der Umfing der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte. nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, FR welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses ie Umfanges beschränkt. Überschreitung. dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgeschen von einfachen in den Text ‚einzuschal- ni tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. theilung wird erst begonnen, wenn die ‚Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte ‚fertig ‚sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. ” s7. en 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte EN REL, ; schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch ; A %, BT R Die Akademie versendet ihre »Sitzungaberichte« an diejeni wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, ideen c die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte Pr ne Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Honatı A October bis December z zu Anfang des nächslen, Seine ” ” . U Bi { ' Fache angehörer einer der Der Satz einer Mit- ir geschäftlichen Th gelesenen ne nach jeder. aan \ wortlich. ar = nur x auszugsweise ‚oder mi ‚deutscher Sprache veröff Sch ‘Wenn der Ve schaftlichen“ Mitthei öffentlichen ee ehtgt, als ım den Ku I Gen zusc, o be Olasse. RK. N #T Kr Ausw. En ver gleiche Bouderat Zah zu a, ‚eigen ‚er Verthe sofern er hierv rechtzeitig. ni entlichen n Mit, A a ng Seeretar ‚selb od 1 oe “ m. 1: Der redigi nde Presan "Si = en | Are | | s für die darin aufgeno für alle übrigen T} ei Eon } \ v I SETZUNGSBERICHTE ‚1291. DER XXIn. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 2. Mai. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Dies. *]. Hr. Sacnau las über einige Vorläufer Muhammed’s. Er besprach die religiöse Bewegung in Arabien kurz vor dem Auftreten Muham- med’s und während der ersten Periode seiner öffentlichen Wirksamkeit in Mekka. In diesem Zusammenhange treten besonders drei Männer als markante Erscheinungen her- vor, Zaid Ihn Amr, der Vater eines der ältesten Gefährten Muhammed’s, Ubaidallah Ibn Gah$ und Osman Ibn Main, beide Gefährten des Propheten aus seiner ältesten und schwierigsten Zeit. Der Vortragende wies im Einzelnen die Beziehungen dieser Männer und ihrer Angehörigen zu Muhammed besonders auf Grund der Biographien Ibn Saad’s nach und erörterte ihre religiösen Ansichten im Hinblick auf die Frage, wie weit dieselben Quellen der Anregung und Information für Muhammed sein konnten. 2. Der Vorsitzende legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. M. Inn in Halle vor: Rıcuarnp BEentreyY’s Suetonkritik. (Ersch. später.) 3. Derselbe legte vor das mit Unterstützung der Akademie er- schienene Werk: Die Triumphe Francesco Petrarca’s. In kritischem Texte herausgegeben von Carr Arper. Halle a. S. 1901. 4. Derselbe legte ferner vor: Tituli Asiae minoris conlecti et editi auspieiis Caesareae Academiae Litterarum Vindobonensis Vol. I Tituli Lyciae enarr. Ern. Kalinka. Vindob. 1901. Ausgegeben am 9. Mai. * erscheint nicht in den akademischen Schriften. Sitzungsberichte 1901. 46 527 e SITZUNGSBERICHTE _ 190. DER XXI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Herrwiıe las: »Strittige Punkte aus der Keimblatt- lehre der Wirbelthiere«. Unter Vorlegung zahlreicher Abbildungen geht der Vortragende näher ein auf die Gastrulation bei den Amnioten, auf die Beziehungen des Urmunds zum Längen- wachsthum des Wirbelthierembryos und auf die Missbildung der Spina bifida, welche als fortbestehende Urmundspalte erklärt wird. 2. Hr. Vocer las: »Der spectroskopische Doppelstern Mizar«. Die hellere Componente des bekannten Doppelsterns Mizar im grossen Bären ist wieder ein Doppelstern, der aber nur durch speetroskopische Beobachtungen als solcher zu erkennen ist. Die Verhältnisse über das System, die bisher noch nicht sicher er- mittelt worden waren, sind durch Beobachtungen und Messungen, die im März und April dieses Jahres auf dem Potsdamer Observatorium ausgeführt wurden, vollkommen aufgeklärt. Die Umlaufszeit beider Körper beträgt 204 Tage, die Bahn ist eine Ellipse von der Excentrieität $, deren grosse Axe, von 70 Millionen Kilometer Länge, nur ıı Grad von der Richtung der Gesichtslinie abweicht. Die Gesammtmasse beider Körper ist etwa das Vierfache der Sonnenmasse. 46* 528 Strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere. Von Oscar HEr'rwiıc. T: der Lehre von den Keimblättern der Wirbelthiere weichen die Em- bryologen in ihrer Beurtheilung einiger sehr wichtiger Verhältnisse noch immer weit aus einander. Zu drei strittigen Fragen wieder von Neuem Stellung zu nehmen gab mir Veranlassung die Herausgabe eines grösseren Handbuches der Entwickelungslehre, für welches ich selbst die Bear- beitung des Capitels von den Keimblättern übernommen habe. Die eine Frage betrifft das Studium der Gastrula bei den drei höheren Wirbelthierelassen. Bekanntlich hat Kuprrer zuerst bei einigen Reptilien beobachtet, dass sich an ihrem Embryonalschild eine kleine Einstülpung bildet, deren äussere Öffnung er als Urmund, deren Hohl- raum er als Urdarm deutete. Der nach vorn gerichteten Einstülpung der Reptilien hat später van BEnepen den Kopffortsatz der Säugethiere verglichen und einer kleinen Höhlung, die bei manchen Arten sich findet, dem Chordakanal, ebenfalls die Bedeutung eines Urdarms zugewiesen. Ragı, Bonner und Andere haben sich seiner Auffassung angeschlossen. So richtig nun auch die Homologisirung des Kopffortsatzes der Säuge- thiere und Vögel mit dem Einstülpungsschlauch der Reptilien ist, so kann ich doch auf der anderen Seite die Ansicht der oben genannten Forscher nicht theilen, dass die fraglichen Bildungen der Gastrula- einstülpung der amnionlosen Wirbelthiere entsprechen, und zwar aus mehreren Gründen. Denn einmal ist der Keim der Amnioten zur Zeit, wo bei den Reptilien das Einstülpungssäckehen und bei den Vögeln und Säugethieren der Kopffortsatz entsteht, bereits zweiblättrig. Das tiefer gelegene Blatt liefert die Begrenzung von Darmkanal und Dotter- sack und entspricht schon in vergleichend anatomischer Hinsicht im Ganzen dem Darmdrüsenblatt oder Entoderm der niederen Wirbelthiere, welches dureh die Gastrulation gebildet wird. Es hat daher keinen Zweck, ihm einen besonderen Namen: zu geben, wie es von KUPrFrEr und van BENEDEN gethan haben, von denen der eine es Paraderm oder Dotterblatt, der andere Leeithophor genannt hat. Zweitens nimmt das Einstülpungssäckehen der Reptilien und der Kopffortsatz der Vögel Herrwıs: Strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere. 529 und Säugethiere an der Bildung des Darms und seiner Drüsen keinen Antheil; denn sein mittlerer Streifen wird zur Chorda, während seine seitlichen Theile das mittlere Keimblatt liefern und als zwei flügel- förmige Fortsätze zwischen die beiden primären Keimblätter hinein- wachsen. Das Zellenmaterial entspricht in dieser Hinsicht nur der Zellschicht,. welche beim Amphioxus an der Decke des Urdarmes ge- legen, sich in Chordaanlage und die beiden Cölomsäcke sondert (der dorsalen Zellenplatte von Lworr). Es ist daher bezeichnender und zu- treffender, wenn man die Einstülpung bei Reptilien Mesodermsäckehen nennt, dagegen nicht Urdarm. von dem er nur einen kleinen dorsalen Abschnitt vertritt, aus dessen dorsaler Wand sich Chorda und mitt- leres Keimblatt entwickelt. Wenn man die bei den Amnioten beob- achteten Verhältnisse auf die entsprechenden Verhältnisse bei den am- nionlosen Wirbelthieren’ zurückführen will, so muss man bei ersteren, wie dies zuerst von WEnkEBAcH geschehen ist, zwei aufeinanderfol- gende Phasen der Gastrulation unterscheiden, ein erstes Stadium, auf welchem sich das Darmdrüsenblatt anlegt, und ein zweites Stadium, auf welchem Chordaanlage und mittleres Keimblatt (also die dorsale Zell- platte des Urdarms von Amphioxus) zur deutlichen Sonderung gelangen. Auf dem ersten Stadium ist bei den Amnioten kaum noch zu er- kennen, dass sich die Anlage des inneren Keimblattes auf einen Ein- stülpungsvorgang zurückführen lässt, welcher beim Amphioxus, bei den Fischen, Dipneusten und Amphibien so deutlich ausgeprägt ist; dagegen zeigt die zweite Phase deutlich, dass die mittleren Keimblätter nebst Chor- daanlage aus Zellenmassen entstehen, die vom Urmundrand aus zwischen die beiden primären Keimblätter einwachsen; dabei ist sogar eine je nach den Arten grössere oder kleinere Einstülpungshöhle zu beobachten. In dieser Hinsicht sind die Vorgänge bei den Amnioten als ge- eignete Beweisstücke für die Richtigkeit der Cölomtheorie zu verwer- then. Denn bei den Amnioten ist es ja vollkommen ausgeschlossen, dass das mittlere Keimblatt durch Delamination. sei es vom Ektoderm, sei es vom Entoderm entsteht. Die zweite strittige Frage ist die Rolle, welche der Urmund bei der Bildung des Wirbelthierkörpers spielt. Nach meiner Ansicht, welche auch von einigen anderen Embryologen getheilt wird, ist dieselbe eine sehr bedeutungsvolle. Denn der Urmund ist an der Bildung der Rücken- gegend des Wirbelthierkörpers, so weit wenigstens als das Rücken- mark reicht, betheiligt. Seine Ränder oder die Urmundlippen, an denen sich das äussere in das innere Keimblatt umschlägt, beginnen von ihrer ersten Anlage an, wie ich glaube beweisen zu können, sich längs der Medianebene, nach welcher sie von links und rechts ein- ander entgegenwachsen, zusammenzulegen und in einer Naht zu ver- 530 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 2. Mai. schmelzen. Während dies am vorderen Körperende geschieht, wachsen die Urmundlippen nach hinten weiter, so dass der vorn durch die Ver- schmelzung eintretende Verlust am hinteren Ende wieder ersetzt wird, so lange das Längenwachsthum des Wirbelthierkörpers vor sich geht. Von gegnerischer Seite wird die Verwachsung der Urmundlippen in Ab- rede gestellt und behauptet, dass das Längenwachsthum der Wirbelthier- embryonen von einer besonderen dicht vor dem Urmund gelegenen Wachs- thumszone aus erfolge und dass der Urmund verkümmere, bis auf einen Rest, welcher, wie Alle übereinstimmend lehren, zu dem After wird. Die Streitfrage, wie der Wirbelthierembryo in die Länge wächst, ist eigentlich nicht neu und älter als die Lehre vom Urmund. Zur Zeit, als noch Niemand daran dachte, dass die Primitivrinne der Vögel und Säugethiere dem Urmund der niederen Wirbelthiere homolog sei, haben über ihre Antheilnahme an dem Längenwachsthum des embryonalen Körpers dieselben Gegensätze bestanden. Dürsy und BaLrour behaup- teten, dass das Wachsthumseentrum für die Längenzunahme unmittelbar vor der Primitivrinne zu suchen sei und dass letztere ein rudimen- täres Gebilde sei und allmählich zu Grunde gehe. WALDEYER und LieBEr- küns dagegen vertraten, der Eine für den Vogelkeim, der Andere für den Säugethierkeim, den Standpunkt, dass die Axenorgane (des Em- bryo auf Kosten des Primitivstreifens und der Primitivrinne in die Länge wachsen, in Ähnlicher Weise, wie sich die Ursegmentplatten nach vorn in immer neue Ursegmente differenziren, und dass bei diesem Vorgang Primitivstreifen und Primitivrinne allmählich aufgebraucht werden. In die Lage versetzt, die strittige Frage von Neuem zu prüfen, komme ich wieder zu dem Endergebniss, dass die Urmund- und Con- cereseenztheorie die beobachteten embryonalen Vorgänge in der ein- fachsten Weise erklärt und den Thatsachen am besten entspricht. Einen Hauptbeweis für ihre Richtigkeit sehe ich namentlich in dem Umstand, dass bei den Keimen der verschiedensten Wirbelthiere sowohl auf jün- geren wie älteren Entwickelungsstadien sich immer vor dem vordersten Ende des Urmundes eine Nahtlinie beim Studium von Sehnittserien auf das Deutlichste nachweisen lässt. Nahtlinien entstehen im Laufe der Entwiekelung bei den Wirbelthieren an verschiedenen Stellen, bei der Umwandlung der Nervenrinne zum Nervenrohr oder bei der Verwachsung der Amnionfalten zum Amnionsack, und dabei spielen sich immer in gleichartiger Weise dieselben Vorgänge ab und liefern bei der Unter- suchung von Querschnitten dieselben typischen Bilder. Zwei parallel verlaufende Falten der Keimblätter nähern sich mit ihren Firsten, an denen sich das äussere in das innere Faltenblatt umschlägt, sie be- ginnen sich von einem Punkte aus dieht aneinanderzulegen und schliesslich zu verschmelzen. So kommt, wie man in der Embryo- Herewis: Strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere. RN logie sich ausdrückt, eine Naht zu Stande, die aus einem einheitlichen schmalen Zellenstreifen besteht, der sich beiderseits in zwei Blätter, in das äussere und innere Blatt der ursprünglichen Falten, trennt. Die Naht ist stets nur eine vorübergehende Bildung. Sie schwindet all- mählich von der Stelle aus, wo sie zuerst entstanden ist, dadurch, dass sich rechtwinkelig zu der Richtung, in welcher die Verschmelzung erfolgt ist, eine Spaltung vollzieht, durch welche ein äusseres Blatt von dem darunter gelegenen in der Nahtlinie getrennt wird und zwei gesonderte Organe gebildet werden. Es ist nun ein Leichtes, dieselbe Reihe von Vorgängen an Wirbel- thierkeimen der verschiedensten Classen an einem kleinen, median und unmittelbar vor dem Urmund gelegenen Bezirk nachzuweisen, wenn man nur sein Augenmerk einmal auf sie richtet. Man hat die Vor- gänge bei Selachiern und Teleostiern beobachtet; sehr schön lassen sie sich bei den verschiedensten Arten der Amphibien, bei Anuren und bei Tritonen verfolgen. Ich habe sie jetzt wieder genauer bei Reptilien und Vögeln studirt. Hierauf bezügliche Abbildungen aus Querschnitt- serien finden sich auch in den Abhandlungen verschiedener Forscher. Vom niedersten Wirbelthiere, dem Amphioxus, ist zwar das Vor- handensein einer Nahtlinie bei Untersuchungen, die auf ihren Nach- weis besonders gerichtet waren, in Abrede gestellt worden. Doch scheint mir dieses negative Resultat wenig in’s Gewicht zu fallen, da die Eier des Amphioxus sehr klein sind und die Gastrulae sich nicht für die Schnittführung orientiren lassen. Zur Entscheidung der Frage können aber nur Serien dienen, bei denen die Schnitte genau recht- winkelige zur Längsaxe angefertigt worden sind. Was wollen daher die hierauf basirten Einwürfe bedeuten gegen die zahlreichen, bei den ver- schiedensten Wirbelthierarten erhaltenen positiven Ergebnisse? — In manchen Wirbelthierclassen hebt sich die Stelle, wo die Vereinigung der Urmundlippen vor sich geht, durch eine sich deutlich markirende Verdiekung gegen ihre Umgebung ab. Bei den Knochenfischen springt die Stelle als kleiner Höcker an dem hinteren Rand der Keimscheibe in der Verlängerung der sich differenzirenden Embryonalanlage hervor und wird als Knopf bezeichnet. Dem Knopf der Teleostier entspricht beim Keim der Säugethiere der Hrxsen’sche Knoten, der sich auch am vordersten Ende der Primitivrinne, also des spaltförmigen Urmundes, vorfindet und durch das Zusammenströmen des Zellenmaterials an der Verwachsungsstelle hervorgerufen ist. Eine gleiche Verdiekung kommt auch an dem Keim der Vögel am vorderen Ende der Primitivrinne vor, wie von verschiedenen Seiten (von RABL, ScHAumsLanp und von mir) beobachtet worden ist, und kann auch hier als Hrxsen’scher Knoten bezeichnet werden. Der Knopf der Teleostier, der Hrnsen’sche Knoten 532 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 2. Mai. der Vögel und Säugethiere sind nun nichts Anderes als die am vor- deren Rand des Urmundes gelegenen und sich besonders markirenden Nahtstellen. Nach vorn von ihnen geht die Abspaltung des äusseren vom inneren Faltenblatt in der Nahtlinie vor sich. Eine Ansicht, nach welcher die Lehre von der Verwachsung des Urmunds halb angenommen, halb abgelehnt wird, haben einige For- scher, wie z. B. Korsen, ausgesprochen. Bei den Knochenfischen, meint er, werde die Kopfgegend durch Verschmelzung des linken mit dem rechten Urmundrand gebildet, und auch der früh sich bildende Knopf entstehe durch Vereinigung einer linken und rechten Anlage des Urmundrandes. Nachdem aber einmal der Knopf angelegt sei, stelle er ein selbständiges Wachsthumscentrum der Embryonalanlage dar, welches das Zellen- material für das Längenwachsthum des Körpers liefere. Bei dieser Fassung finde ich nur die Vorstellung nicht richtig, dass der einmal angelegte Knopf auf den jüngeren und späteren Stadien der Entwicke- lung immer ein und dasselbe Gebilde sei; vielmehr ist er nach meiner Auffassung aller einschlagenden Verhältnisse ein transitorisches Gebilde, nämlich die sich als Verdiekung markirende Verwachsungsstelle, die sieh einerseits in der früher beschriebenen Weise nach vorn in die Axenorgane des Embryo differenzirt und ihr Längenwachsthum ver- mittelt, andererseits aber von hinten her sich immer wieder ergänzt durch Vereinigung des weiter rückwärts gelegenen Theiles der Urmund- ränder, bis schliesslich der hinterste Rest des Urmundes in die After- anlage übergeht. Von dieser Interpretation weicht übrigens die Ansicht von Korscn im Grunde genommen nicht viel ab. Denn auch er lässt den hinteren Körperabschnitt vom Knopf aus gebildet werden unter Zuhülfenahme von Randring- bez. Urmundmaterial. Er setzt also an Stelle der klaren Fassung, gegen welche er polemisirt, nur den un- bestimmten und dehnbaren Begriff der »Zuhülfenahme von Randring- bez. Urmundmaterial« und schafft einen künstlichen Gegensatz zwischen dem Entwickelungsmodus der vorderen und der hinteren Körperhältte. Einen wichtigen Beweis für die Richtigkeit des von mir einge- nommenen Standpunktes finde ich endlich in einer Reihe höchst imter- essanter Missbildungen, die sowohl spontan in der Natur entstehen, als auch durch verschiedene experimentelle Eingriffe, namentlich bei Fisch- und Amphibieneiern, leicht hervorgerufen werden können. Ich meine die Missbildung der Spina bifida oder Rückenspalte. Bei Keimen von Forelle und Hecht, sowie namentlich auch vom Frosch, geht durch ihren ganzen Rücken, etwa von der Hinterhauptsgegend an, wenn die Missbildung in hohem Grade entwickelt ist, eine Längsspalte hindurch, durch welehe man in die von Dotter ausgefüllte Darmhöhle gelangt. Durch den Längsspalt sind abnormer Weise die median ge- nn Herrwıc: Strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere. 533 >- legenen Axenorgane, Rückenmark und Axenskelet, in zwei sym- metrische Hälften getrennt, in eine halbe Nervenplatte, die sich später in ein halbes Nervenrohr umwandelt, und in einen halben linken und rechten Chordastrang, welcher auf diesem frühen Entwiekelungsstadium noch die Anlage der Wirbelsäule repräsentirt. Links und rechts grenzt nach aussen an die halbirten Axenorgane in normaler Weise eine Reihe von Ursegmenten an, aus welchen später die Muskelmassen des Körpers hervorgehen. Früher hat man derartige Monstrositäten als Doppel- missbildungen aufgefasst, als zwei auf einem gemeinsamen Dotter ent- standene Keime, von denen aber jeder nur aus einer Körperhälfte zu- sammengesetzt ist. Man hat sie daher Hemididymi genannt. Gegen die Deutung als Doppelbildung sprechen aber zwei wichtige Punkte. Einmal gehören die beiden sogenannten Hemididymi zu einander, indem der eine die rechte, der andere die linke Hälfte eines normalen Embryo darstellt; auch vereinigen sie sich nach vorn stets in einen gemeinsamen einfachen Kopf mit einem einfachen Gehirn, mit zwei Augen und zwei Ohren. Nach hinten kann sich allerdings die Tren- nung in zwei Hälften vom Rumpf noch auf den Schwanz fortsetzen, der ebenfalls in einen Doppelschwanz gespalten ist. Zweitens lehrt die weitere Entwiekelung der monströsen Eier, dass in der Regel die Störung noch in einer Weise, wie man es kaum er- warten sollte, ausgeglichen wird. Es beginnen nämlich auch bei hoch- gradiger Spaltung doch schliesslich noch die beiden getrennten Rücken- hälften zu verschmelzen, so dass aus den vermeintlichen Halbembryonen ein ziemlich normaler Vollembryo wird, der häufig nur noch in der Lumbalgegend eine Spur von Spaltung aufweist. Damit widerlegt sich die Ansicht, dass die Missbildung von einer doppelten halben Embryonalanlage herrühre. Dagegen erklärt sich leicht in einfachster Weise die Entstehung der Spina bifida, wenn wir von der oben begründeten Lehre der Verschmelzung der Urmundlippen ausgehen. Der Spalt in der Rückengegend rührt dann daher, dass in sehr früher Embryonalperiode die normaler Weise erfolgende Ver- schmelzung der Urmundlippen in Folge irgend einer Schädigung des Eies unterblieben ist, während die Sonderungsprocesse der Keimblätter in Rückenmark, Chorda und Ursegmente ihren Fortgang genommen haben. Die Spina bifida gehört demnach in die sehr formenreiche Gruppe der Hemmungsmissbildungen. 534 Der speetroskopische Doppelstern Mizar. Von H.C. Voceı, ar hellere Componente des bekannten Doppelsterns Mizar (I Ursae majoris) ist nach den auf dem Harvard College Observatory Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erhaltenen photographischen Aufnahmen des Speetrums selbst wieder ein Doppelstern. Aus dem zahlreichen Beobachtungsmaterial' ist abgeleitet worden, dass beide Componenten hell sind und ein Speetrum der I. Speetralelasse zeigen. Die Bewegung der Componenten gibt sich durch eine zeitweilige, nur kurz anhaltende Verdoppelung der Spectrallinien kund, die mit einiger Regelmässigkeit alle 52 Tage eintritt. Aus der Verschiebung der Speetrallinien resultirt als grösste relative Geschwindigkeit beider Körper etwa 100 miles (160°). Nach Pıckerime” entspricht den Beobachtungen die Annahme einer stark excentrischen elliptischen Bahn, deren grosse Axe nahezu senkrecht zum Visionsradius gelegen ist. Nur zur Zeit des Periastrons, alle 104 Tage, würden dann die in die Gesichtslinie fallen- den Componenten der Bewegung eine Grösse erreichen, dass die Linien des aus der Übereinanderlagerung der Speetra der beiden Componenten gebildeten Speetrums getrennt sind, während sie zur Zeit des Apastrons in Folge der geringeren Geschwindigkeit in der Bahın jedoch nur stark verbreitert oder verwaschen erscheinen. Nach den Cambridger Beobachtungen sollen aber Unregelmässig- keiten vorkommen, so dass bis jetzt die Verhältnisse über das System als noch nicht ganz aufgeklärt anzusehen waren. Die Potsdamer Beobachtungen aus den Jahren 1ı8S9 und 1890 sind zu wenig zahlreich und liegen zu weit aus einander, um zur Ent- scheidung hierüber beitragen zu können: anders aber verhält es sich mit den im März und April dieses Jahres hier von Dr. Esernarn und Dr. Lupennorrr mit dem Speetrographen IV am 33°”-Refractor aus- geführten sehr schönen Speetralaufnahmen des interessanten Doppel- sterns, deren Ausmessung ich vorgenommen habe, und über welche ! 113 Photographien, 8o Beobachtungsabende. ® Monthly Notices R.A.S. Vol.L, p. 297. VoseEL: Der spectroskopische Doppelstern Mizar. 335 ich die folgenden vorläufigen Mittheilungen mache, die die bis- herigen Ansichten über das System vollkommen umstossen. Über die Spectra ist zu bemerken, dass sie linienarm sind (Cl. Ia 2), dass zur Zeit, wo die Linien der Spectra beider Componenten nahe- zu zusammenfallen, in dem zur Untersuchung gelangenden Theil des Specetrums (A 4120 bis A4500) ausser der breiten Linie Hy und der stets kräftig hervortretenden Mg-Linie A 448ı mehrere der stärksten Linien des Fe-Speetrums und einiger anderer Elemente (z.B. Si) sehr zart angedeutet sind. (Auf Platte 602 von April 27 sind 65 Linien gut zu erkennen.) Sind die Speetra stärker gegen einander verschoben, so werden die meisten Linien, die nun als Doppellinien erscheinen, so schwach, dass die Messung ihres Abstandes nur mit Mühe gelingt. Auf einigen Platten konnten dann sogar nur die Mg-Linien (A 4481) ge- messen werden, während auf besonders guten Platten (die feinen Linien der Spectra der Classe Ia2 sind nur bei genau richtiger Exposition und vorsichtiger Entwickelung zu erhalten) sich ausser an einigen Linien des Fe-Speetrums, besonders bei weiter Trennung, auch Messungen an der Linie Hy ausführen liessen. Im Allgemeinen sind die Messungen, entweder in Folge der ausser- ordentlichen Feinheit oder, bei den Mg- und H-Linien, einer zu grossen Breite und Verwaschenheit der Linien, schwierig. Die Me-Linien erscheinen auf mehreren Platten ungleich breit, und ich habe versucht, ob ein Wechsel in diesem Verhalten nach einer Deckung eintritt — wie ich das früher bei ß Aurigae, wo bekanntlich ebenfalls periodische Verdoppelungen der Spectrallinien auftreten, be- obachten konnte!' —, bin aber bisher zu keinen übereinstimmenden Resultaten gekommen. Ich halte es jedoch nicht für ausgeschlossen, dass aus einer grösseren Anzahl von Beobachtungen auch darüber Sicher- heit zu erlangen sein wird. Messungen über die Bewegungen des Systems in der Gesichts- linie sind an Platten ausgeführt worden, auf denen die Linien nicht mehr als doppelt zu erkennen waren. Sie besitzen keine grosse Sicher- heit, indem die Distanzen zwischen den einzelnen Linien des Stern- speetrums und den entsprechenden Linien des Eisenspeetrums stärkere Abweichungen zeigen, als bei Aufnahmen mit dem vorzüglichen Appa- rat zu erwarten ist. Es mag das darin begründet sein, dass bei der nicht vollkommenen Deckung der Spectra die Componenten verschie- dener Linienpaare nicht dieselben Intensitätsunterschiede besassen, dass also bei einer der einfach erscheinenden Linien die mehr nach Roth ge- legene Componente die stärkere, bei einer anderen Linie die mehr nach ' Publieationen des Astrophys. Obs. Bd. VII, S. 143. nee u . EEE One an En Bro To IE 12 13 TAI TOT TE18TI20 721 22723024 250 26027 287.205 30431 = März 24.5 April 3.5 April 13.5 April 23.5 5 6okım 5 ea FoeTe Feizbere) +44 1 s „SEERF Eee Bi SOSE 5 Ei Bear: eK eesr net se : REnEEEEE BEEF ABER SESNNER 5 6 I E = | Ba SRH E | De RARHALNNEBBER E 1 Ba ZIERT Bern E 5 a PReereaialetels 3 A PR: Esel 4 3 g ser E ee = = 2 Veile 2 ee 3 r | ee ee ” he | ie Bee ae E = | EB? lee 2 Der speetroskopische Doppelstern Mizar ({ Ursae majoris). Vocer: Der speetroskopische Doppelstern Mizar. 587 Violett gelegene Componente die stärkere war und dadurch eine ver- schiedene Auffassung der Linienmitte verursacht wurde. Endlich habe ich noch versucht, ob mit Berücksichtigung der Bewegung des Systems in der Gesichtslinie eine Verschiebung der Mitte der Linienpaare gegen die entsprechende Linie des Vergleichsspeetrums in den verschiedenen Phasen der Periode stattfindet, um über das relative Verhältniss der Massen beider Körper Aufschluss zu erhalten; das bisherige Beobach- tungsmaterial ergab sich aber für diese Untersuchung als unzureichend. Der Stern wird noch weiter verfolgt werden, um derartige Verhält- nisse zu ergründen, besonders aber um die Periode so genau zu be- stimmen, dass ein Anschluss an frühere Beobachtungen möglich wird. Datum | Mittl. Zt. Platten- Relative 1901 \ Potsdam nummer‘) Bewegung März 24 9 37®| 537 lei „26 9 52 542 124 2 87 .0017.,546 117: „28 Io 22 549 31 a2 129 550 119 2030 8 33 | 554 158 April 2 822371556 93 5 8 32 559 19 we 11 12 561 23 RS 14 20 | 563 31 5 16 15 565 21 ) 8 24 | 570 33 I ST 73: » 16 8 25 575 128 I] 8 30 | 577 109 „18 8 24 578 32 » 20 8022 580 148 “21 8 37 586 138 »9,22 8 20 589 111 "23 8 22 594 87 „24 8 49 597 61 „26 9 21 600 30 "27 9 24 602 15 „30 1027 604 36 Mai ı ıı 28 605 63 Für die Bewegung des Systems ergibt sich nach meinen Messungen der Werth von —ı6"" in der Secunde. Auf der beigefügten Tafel habe ich die Curve, welche sich den Beobachtungen am besten anschliesst, gezeichnet. Mit Punkten sind die Beobachtungen der ersten Periode, mit kleinen Kreisen die mit ler Periodendauer 20°6 aus der zweiten Periode auf die erste über- tragenen Beobachtungen markirt, während die aus der ersten Periode 538 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 2. Mai. auf das noch mit abgebildete Stück der zweiten Periode übertragenen Punkte mit Kreuzen bezeichnet sind. Aus der Gurve sind die folgen- len vorläufigen Elemente von Dr. Egermarp nach den Entwickelungen von Lenmann-Firues', unter der Annahme: P= 206. A= 128“, B = 156*" (Maxima der relativen Geschwindigkeiten im Visionsradius), gerechnet worden. T, = 1901 März 28.60 (Relat. Bew. im Vis.-Rad. = 0) T= 1901 März 28.38 MO 8 2 —:0.502 log u = 9.4843 AM = 17.476 asini= 35 Millionen Kilometer m-+ m, — ae i sin? i Eine mit Hülfe dieser Elemente bereehnete Curve schliesst sich gut an die direet nach «den Beobachtungen gezeichnete Curve an. I Astr. Nachr. Nr. 3242. 339 Grosse Carnallitkrystalle von Beienrode. Von H. Bückıne in Strassburg i. Els. (Vorgelegt von Hrn. Kreıs am 18. April [s. oben S. 443.) Von Hrn. Consul Dr. Ochsenivs in Marburg erhielt ich im August v. J. eine grössere Zahl von Bruchstücken und aussergewöhnlich grossen Krystallen eines weingelben Carnallits, welche aus dem Kalisalzwerke von Beienrode bei Königslutter stammen. Hr. Ocusexws theilte mir mit. dass dieser Carnallit 1-2 Procent KCl mehr enthalten solle als der gewöhnliche Carnallit. Ich liess des- halb durch meinen Assistenten Hrn. KreisreLpr eine Analyse eines ausgesuchten. vollkommen homogen aussehenden Stückes vornehmen. Dahei ergaben sich die folgenden, unter I. aufgeführten Werthe, welche von den unter II. genannten theoretischen Zahlen so wenig abweichen, dass man auch für den Carnallit von Beienrode die Zusammensetzung MeCl,.KC1.6H,0 annehmen muss. I. II. Me 8.80 8.65 K 13.51 14.05 Cl 38.16 38.38 H,O (39.53) 38.92 100.00 100.00 Wenn die Gesammtmasse des Carnallits von Beienrode in den von den Teehnikern genommenen Durchsechnittsproben 1-2 Procent KÜl mehr enthält als der gewöhnliche Carnallit, so hat das seinen Grund in der Verwachsung des Minerals mit Sylvin, auf die ich unten noch zu sprechen komme. Die Carnallitkrystalle von Beienrode besitzen bei einer Breite und Länge von je 8° eine Dicke von etwa 6°. Sie zeigen, im Gegen- satz zu den bekannten, besonders von Hrssengere (Miner. Notizen in Abhandl. d. Senckenberg. Naturforsch. Gesellsch., Frankfurt a. M., 1366. VI. S.ı2 ff.) beschriebenen Krystallen von Stassfurt, die Basis in der Regel ziemlich gross entwickelt; im übrigen aber sind sie den Stass- 540 Sitzung der phys.-math. Classe v. 2. Mai. — Mittheilung v. 18. April. furter Krystallen ähnlich ausgebildet. Nur konnte ich die an jenen Krystallen nie oder fast nie fehlenden Flächen = Poo}ıo1} und BD 2/,Poo|o23} an den Krystallen von Beienrode — ich habe deren etwa 30 untersucht — nicht auffinden. Die dem Carnallit von Beienrode und von Stassfurt gemeinsamen Formen sind, bei Annahme des Axenverhältnisses 0a2.b2 c=’0,5968:1 21.3891, folgende: c= oP}ooı} s=/Pluiz| o=1/,Plira!} k=Pliın m = wP}ııo!| e=Pojorı! f= 2Pw!ozaı! b= ooPojono!t. Ausserdem treten aber an den Krystallen von Beienrode noch einige bisher am Carnallit nicht beobachtete Formen auf. Sie wurden mit Hülfe des Anlege-Goniometers bestimmt. Es sind die folgenden: 1. n =! Po }103}, als gerade Abstumpfung der vorderen Pol- kante von s= !/P}ıı13|, etwa 5"” breit und matt; nur einmal beob- achtet. Der Winkel gegen e wurde zu 142° (berechnet 142° 12’), der gegen die anliegenden Flächen von s zu 160° (von Dana berechnet 160° 1‘) bestimmt. 2. t='/,P}114|, mehrmals beobachtet, zum Theil ziemlich breit (5-10””). Der Winkel gegen e wurde zu 145° gemessen (berechnet 145°52'). 3. w='/sP}ıı8}, immer ziemlich schmal (2-4”” breit); der Winkel gegen c gemessen 162° (berechnet 161°17’). 4. h=3jl: Poojoz2!, nur einmal beobachtet, ziemlich schmal; der Winkel gegen ce zu 1164° bestimmt (berechnet 115°39'). je Poolor2], etwa 5”” breit und 7”" lang, nur einmal beobachtet; der Winkel gegen ce gemessen 1464° (berechnet 145°37). 6. el P3!136|, nur mit einer Fläche (136) an demselben Krystall ausgebildet, welcher die Fläche gjo12! zeigte, und ebenso gross als jene. Es wurden die Winkel von (136) gegen c (001), y(012) und o(112) zu 142° bez. 163° und 155° bestimmt, während die berechneten 141°30’ bez. 162°20’ und 153°54’ betragen. Dass die drei Flächen (012), (136) und (112) einer Zone angehören, war an dem Krystall klar zu erkennen. Die Fläche (136) wurde auch H. Bückıng: Grosse Carnallitkrystalle von Beienrode. 541 noch an einem zweiten Krystall, etwa 1°” breit und 24°" lang, beob- achtet. 7 ER P2}126J}, nur mit einer Fläche (126) neben der Fläche (136) an dem zuletzt erwähnten Krystall ausgebildet. Die etwa 1°” lange und +” breite Fläche ist ziemlich eben und spiegelnd. Die Winkel gegen © und s (113) wurden zu 149$° bez. 1634° bestimmt; die berechneten Werthe sind 148°52’ bez. 163°58’. Die Combinations- kante der Flächen (126) und (136) ist der Combinationskante zwischen (126) und (114) annähernd parallel. Die Löslichkeit des weingelben Carnallits von Beienrode ist übri- gens nicht derartig, dass er an der Luft zerfliesst. Ich habe Bruch- stücke des Minerals etwa vier Monate lang in einer offenen Schale im mässig temperirten Zimmer aufbewahrt, und es hat sich während dieser langen Zeit nur eine dünne klebrige Schicht concentrirter Lösung auf den Bruchflächen gebildet, ganz Ähnlich wie bei dem Steinsalz; auf dem Boden der Schale war nur eine Spur von Lösung zu erkennen. Ob der geringe Eisengehalt, der die weingelbe Färbung der Krystalle bedingt, sie vor rascherer Auflösung schützt, ist noch näher zu unter- suchen.' An allen von mir gemessenen und beobachteten Krystallen ist die Basis immer stark glänzend. Auch die Flächen der Pyramide k\ııı! sind, ähnlich wie die Basis, besonders widerstandsfähig gegen die Auflösung und deshalb noch stark glänzend und spiegelnd, wenn die anderen Flächen bereits ziemlich stark corrodirt sind. An Einschlüssen ist der Carnallit von Beienrode sehr reich. Er enthält bis 3°” lange Flüssigkeitseinschlüsse mit grosser, leicht be- weglicher Libelle, sowie wasserhelle Chlorkaliumwürfel, deren Kanten- länge bis 1°" beträgt. Dem Gehalt an letzteren ist es wohl zuzuschrei- ben, dass die Durchschnittsanalyse des geförderten Carnallits 1-2 Pro- cent Chlorkalium mehr aufwies als der gewöhnliche Carnallit. Die mit Flüssigkeit gefüllten Höhlungen sind stets von glatten, spiegelnden Krystallflächen begrenzt; auch unter letzteren waltet die Basis vor. Beim Auflösen von Krystallbruchstücken erhält man einen flocki- gen Niederschlag von Eisenhydroxyd: auch mikroskopisch kleine rings- um ausgebildete wasserhelle Quarzkrystalle und ein gelbgrünes, schwach- pleoehroitisches Prisma eines rhombischen Minerals (vielleicht Augit) fanden sich in dem im Ganzen sehr spärlichen Rückstand. Nach Mittheilung des Hrn. Ocnsenws explodiren einzelne Partien des Car- ! Ramserssers, Handbuch der krystallogr.- physikal. Chemie, Leipzig 1881, I, S. 273, erwähnt übrigens auch vom künstlichen Carnallit: »Luftbeständig; gegentheilige Angaben beziehen sich auf beigemengtes Chlormagnesium«. Sitzungsberichte 1901. 47 542 Sitzung der phys. - math. Classe v. 2. Mai. — Mittheilung v. 18. April. nallits beim Lösen, verhalten sich also ähnlich wie das Knistersalz von Wieliezka. Derartiges habe ich beim Auflösen mehrerer Bruch- stücke nicht beobachtet. Bei der verhältnissmässig geringen Löslichkeit und bei der im allgemeinen homogenen Beschaffenheit der Krystalle schien es wün- schenswerth, auch ihren optischen Axenwinkel und mittlern Breehungs- exponenten zu bestimmen. um so mehr, als bis jetzt meines Wissens nur durch Des CLoizeaux (Nouvelles recherches, Paris 1867. p. 47) eine Messung des optischen Axenwinkels an künstlichen Krystallen und an solehen von Stassfurt ausgeführt worden ist. Ich fand in Übereinstimmung mit Des Croizeaux, dass die optische Axenebene dem Brachypinakoid und die spitze Biseetrix der Axe a parallel verläuft. Mein Assistent Hr. Kremreipr bestimmte an 2 von ihm hergestellten Platten parallel dem Makropinakoid und der Basis die Axenwinkel und fand: für Lithiumlicht: 2E= 117°40° 2zHa= 69° 4’ 2Ho = 100? 160! » Natriumlicht: 118 14 69 35 109 37 » Thalliumlicht: I1Ig 30 70 39 I1IO 22 Daraus ergibt sich: für Lithiumlicht: 2Va=69°39 ß= 1.4985 » Natriumlicht: 69 51 1.4992 » "Thalliumlieht: 70 ı9 1.5002 Zum Vergleich wurde auch ein künstlicher Carnallitkrystall unter- sucht. Wegen zahlreicher Flüssigkeitseinschlüsse war aber nur die eine Platte parallel der Basis brauchbar: sie erlaubte die Bestimmung folgender Grössen: für Lithiumlicht: 2Ho = 109° ı5 » Natriumlicht: 109 42 » Thalliumliecht: ITIo 24 Der künstliche Krystall und die natürlichen Krystalle von Beien- rode dürften demnach die gleichen optischen Constanten besitzen. Auch mit den Angaben von Des CLoizEAux: 2H—7L5 d’ou 2E — 1752 Hereronser 2H = 70.28. dou 2. — 11710 rubleus: zeigen «die neuen Messungen eine immerhin recht gute Übereinstimmung. Berlin, gedruckt in der Reichsdriurkerei, SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. AÄXV. 9. Maı 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. IS 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen* von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Notliwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, ‘wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zustelit, so bedarf er dazu der Ein-- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden Olasse. $8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. s1l. 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig dem redigirenden Secere- tar Anzeige gemacht hat. $ 28. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 8.29. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberiehte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, u » ” Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 543 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER XXV. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 9. Mai. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Praner las: Über irreversible Strahlungsvorgänge (Nachtrag). Da die in der letzten Mittheilung aufgestellte Definition der Entropie elektro- magnetischer Strahlung sich nach neueren Erfahrungen als zu eng erwiesen hat, so wird dieselbe entsprechend erweitert und auch für den neu gewonnenen Ausdruck der Entropie der Nachweis seines beständigen Wachsthums geliefert. 2. Hr. SchwEnDener las: Zur Theorie der Blattstellungen. Es wird betont, dass die von Tübingen aus erhobenen Einwände gegen die Veröffentlichungen des Verfassers in der Blattstellungsfrage gerade die wichtigsten Er- gebnisse der Untersuchung kaum berühren und nur das eine Ziel verfolgen, die An- ordnung seitlicher Organe auf unbekannte innere Kräfte, unter Ausschluss mechanischer Faectoren, zurückzuführen, was aber voraussichtlich nicht gelingen wird. 3. Hr. vay'r Horr las über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. Gips und Anhydrit. 2. Der lösliche An- hydrit (CaSO,). j Die Umstände, unter welchen aus Gips der (lösliche) Anhydrit entsteht, werden festgestellt und dazu die Maximaltension des Krystallwassers in Gips bei dieser Ver- wandlung bestimmt. Dieselbe ist von der früher für die Verwandlung in Halbhydrat ermittelten Tension verschieden, und dementsprechend zeigt der Gips eine zweite, unweit 89° gelegene Umwandlungstemperatur, bei welcher die vollständige Spaltung in Wasser und (löslichen) Anhydrit erfolgt. Die Akademie hat das correspondirende Mitglied der physikalisch- mathematischen Classe Hrn. Heseky Ausustus Rowrann in Baltimore am 16. April und das correspondirende Mitglied der philosophisch - histo- rischen Classe Hrn. Wiırııam Stusgs in Oxford am 22. April durch den Tod verloren. Sitzungsberichte 1901. 48 544 Über irreversible Strahlungsvorgänge. Von Max PLaAnck. (Nachtrag.) Ih den Mittheilungen über irreversible Strahlungsvorgänge, die ich in dem Zeitraum vom 4. Februar 1897 bis 18. Mai 1899' der Akademie vorzulegen die Ehre hatte, konnte ich zeigen, dass eine Theorie, welche die Erscheinungen der Licht- und Wärmestrahlung als rein elektro- magnetische Vorgänge auffasst, auch für die beiden Hauptsätze der Thermodynamik in ihrer Anwendung auf strahlende Wärme eine Er- klärung und einen Beweis auf rein elektromagnetischer Grundlage zu führen gestattet, wofern man nur eine Voraussetzung einführt, die ich als die Hypothese der natürlichen Strahlung bezeichnet habe. und die im Wesentlichen darauf hinauskommt, dass ein jeder auch noch so homogen erscheinender Licht- und Wärmestrahl als ein aus sehr vielen einfach harmonischen Elementarschwingungen von nahezu gleicher Pe- riode unregelmässig zusammengesetzter Vorgang anzusehen ist. Der wichtigste und zugleich schwierigste Punkt dieser Unter- suchung lag in dem Nachweis, dass eine durch den jeweiligen physi- kalischen Zustand des betrachteten Systems vollkommen bestimmte Grösse existirt, welche die Eigenschaft besitzt, bei allen in dem System sich abspielenden Vorgängen sich immer nur in einem bestimmten Sinne zu ändern, also, je nach der Definition ihres Vorzeichens, entweder immer zu wachsen oder immer abzunehmen. Sobald eine derartige Function des Zustandes sich angeben lässt, ist zugleich auch der Nach- weis geliefert, dass die physikalischen Vorgänge in dem System ein- seitig, irreversibel, verlaufen, und dass sie beständig einem gewissen Endzustand, dem stationären Zustand, zustreben, welcher erreicht ist, wenn jene Function ihr absolutes Maximum bez. Minimum annimmt. Daher erschliesst die vollständige Kenntniss des Ausdrucks dieser Function zugleich auch die genaue Kenntniss des stationären Strahlungszustandes in seiner Abhängigkeit von den Energien und den Schwingungszahlen aller in dem System vorhandenen Strahlen, insbesondere auch die Ver- ! Vergl. auch Ann. d. Phys. 1, S. 69, 1900. Prancx: Über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) 545 theilung der Energie auf die einzelnen Gebiete des stationären, so- genannten Normalspectrums. Eine derartige sich beständig in demselben Sinne ändernde Grösse von sehr einfacher mathematischer Form, machte ich zuerst für con- centrische Kugelwellen, in deren Centrum sich ein linearer Resonator befindet, später auch für beliebige Strahlen in einem hinreichend aus- gedehnten evacuirten Raum mit eingelagerten linearen Resonatoren direet namhaft, und damit war der Nachweis der Irreversibilität der betrachteten Strahlungsvorgänge erbracht. Wegen ihrer Analogie mit der aus der Thermodynamik bekannten Funetion nannte ich diese Grösse die elektromagnetische Entropie des Systems; bei allen betrach- teten Strahlungsvorgängen nimmt ihr Werth beständig zu. Das Maxi- mum dieser Entropie ergab für den stationären Zustand diejenige spec- trale Energievertheilung, welche einige Jahre vorher Hr. W. Wiırs, von anderen Hypothesen ausgehend, als normale Energievertheilung hingestellt hatte, und welche damals durch die neuesten und genauesten Speetralmessungen, namentlich von Hrn. F. Pascnen, als der Wirklich- keit nahe entsprechend erkannt worden war. In meiner letzten Mittheilung über irreversible Strahlungsvorgänge, vom 18. Mai 1899, sprach ich daher die Vermuthung aus, dass jener von mir unmittelbar durch Definition eingeführte Ausdruck der elektro- magnetischen Entropie, als der einzige seiner Art, den ich damals an- zugeben wusste, auch der allgemeine sei, woraus dann nothwendig her- vorgehen würde, dass das Wırv’sche Energievertheilungsgesetz für alle Temperaturen und Wellenlängen Gültigkeit besitzt. Diese Vermuthung hat sich aber nicht bestätigt. Zuerst ergaben Beobachtungen von H. Beck- Mann! auf dem Gebiete sehr langer Wellen, nämlich an sogenannten Reststrahlen des Flussspaths, gewisse Abweichungen vom Wirv’schen (Gesetz, dann zeigten zahlreiche systematische Specetralmessungen von O. Lummer und E. Prinesntem” an längeren Wellen, hierauf besonders deutlich mehrere Versuchsreihen von H. Rusens und F. Kurısaum” mit Reststrahlen von Flussspath, Steinsalz, später auch Quarz, und endlich neuere Messungen von F. Pascnen', dass das Wirn’sche Gesetz keine vollkommen allgemeine Bedeutung besitzen kann, sondern dass seine Gültigkeit auf ein allerdings praktisch sehr ausgedehntes Gebiet, nämlich auf kürzere Wellenlängen bez. tiefere Temperaturen. beschränkt bleibt. ' H. Becksann, Inaug.-Dissertation, Tübingen 1898. Vergl. auch H. Rusenxs, Wien. Ann. 69, S. 582, 1899. ® O. Lunmer und E. Prısssaein, Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 2. S. 163, 1900. > H. Rusens und F. Kurtsaun, diese Berichte vom 23. October 1900, S. 929. Ann. d. Phys. 4, S. 649, 1901. * F. Pıscuen, Ann..d. Phys. 4, S. 277, 1901. 45* 546 Gesammtsitzung vom 9. Mai. Hierdurch wurde nun die Theorie wiederum vor die Aufgabe ge- stellt, einen neuen Ausdruck für die Entropie zu finden, von umfassen- derer Bedeutung, welcher einerseits, ebenso wie der früher von mir aufgestellte, bei den betrachteten Strahlungsvorgängen sich beständig vergrössert, andererseits aber für den stationären Strahlungszustand eine Energievertheilung liefert, die allen durch die Messungen fest- gestellten Verhältnissen entspricht. Selbstverständlich muss dieser Aus- druck der Entropie für kurze Wellenlängen oder tiefe Temperaturen in den früheren dem Wirn’schen Gesetz entsprechenden einfachen Aus- druck übergehen. Es mag vielleicht auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, dass nicht nur ein einziger, sondern dass mehrere verschiedenartige Functionen des Zustandes existiren können, welche alle die Eigenschaft besitzen, bei den betrachteten Strahlungsvorgängen beständig an Grösse zuzunehmen. Doch erklärt sich dieser Umstand wohl aus der wieder- holt von mir hervorgehobenen Thatsache, dass die hier betrachteten Strahlungsvorgänge noch lange nicht die allgemeinsten sind, welche in der Natur stattfinden können. Würde man im Stande sein, die allgemeinsten in der Natur möglichen Strahlungsprocesse einer ent- sprechend genauen Analyse zu unterwerfen, so würde man wahrschein- lich finden, dass es nur eine einzige Function giebt, welche die Eigen- schaft der Entropie besitzt, unter allen Umständen an Grösse zuzu- nehmen. Doch scheint bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnisse dieser Weg zur Bestimmung des Ausdrucks der Entropie noch nicht eangbar zu sein. Wenn es aber nur auf den Nachweis der Irreversibilität der be- trachteten Vorgänge ankommt, dann genügt es offenbar, wenn auch nur eine einzige Function des Zustandes namhaft gemacht wird, welche die Eigenschaft besitzt, mit der Zeit beständig zu wachsen. Ich habe diesen Punkt schon in meiner Mittheilung an die Akademie vom 7. Juli 1898 in gleichem Sinne besprochen und kann mich daher hier mit einem Hinweis auf jene Bemerkungen begnügen. Für die oben bezeichnete Aufgabe hat sich mir nun in der That eine Lösung ergeben, da ein Ausdruck für die Entropie abgeleitet werden kann', welcher nicht nur mit den theoretischen Anforderungen, sondern auch mit den bisher durch direete Messungen festgestellten Thatsachen” verträglich zu sein scheint. Ausserdem hat mich dieser Ausdruck, wie bei der allgemeinen physikalischen Bedeutung desselben nicht zu verwundern ist, durch eine naheliegende Combination mit ! M. Pranck, Ann. d. Phys. 4, S.553, Igor. ® H. Rugens und F. Kurrsaum, a.a. O.; F. Pıscaen, a.a. O.; O. Lumner und E. PrınssHein, Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 3, S. 39, 1901. Pranxck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) 547 entsprechenden, von Hrn. L. Borrzuann aufgefundenen Sätzen der kine- tischen Gastheorie, zu neuen eigenthümlichen Folgerungen bezüglich des absoluten Gewichts der chemischen Atome, und dadurch auch zu einer Bestimmung des Elementarquantums der Elektrieität geführt.' Hier ist es jedoch lediglich die Aufgabe, den Nachweis zu erbringen, dass die entsprechend definirte Entropie der Strahlung bei allen in der bisher entwickelten Theorie betrachteten irreversibeln Strahlungsvor- gängen thatsächlich immer an Grösse zunimmt, und dies soll in der folgenden Mittheilung geschehen. Im Interesse grösserer Kürze und Bequemlichkeit beziehe ich mich dabei unmittelbar auf die Definitionen, Bezeichnungen und Sätze meiner letzten Mittheilung” vom ı8. Mai 1899 und führe auch die Numme- rirung der Paragraphen und der Gleichungen einfach in fortlaufender Reihe weiter. $ 27. Umfassendere Definition der elektromagnetischen Entropie. Wir definiren jetzt, ebenso wie in $ 17, eine neue durch den physikalischen Zustand des Systems bestimmte Grösse S,, die wir die totale elektromagnetische Entropie des Systems nennen: S, = S+ Isor. Die Summation 3 ist wieder über alle Resonatoren, die Integration über alle Raumelemente dr des durchstrahlten Feldes zu erstrecken. Daher nennen wir S die Entropie eines einzelnen Resonators und s die Entropiedichte in einem Punkte des Feldes. Die Entropie $ eines Resonators mit der Schwingungszahl v und der Energie U definiren wir folgendermaassen: Le A ea a a ee wobei A und k zwei universelle positive Constante bezeichnen. Für Be (53) r y Ü - : kleine Werthe des Arguments , d.h. für kurze Wellenlängen oder y kleine Energien, fällt diese Funetion mit dem früher, in Gleichung (41) ! M. Pranck, a.a.O. S. 564. 2 Oder auch Ann. d. Phys. 1, S. 69, 1900. >48 Gesammtsitzung vom 9. Mai. eingeführten Ausdruck von S zusammen. Denn hierfür ergiebt sich, mit Weglassung der kleinen Grössen höherer Ordnung: kU U S=--- loc — iv Pelv’ während die frühere Definition nach Gleichung (41) lautete: Man sieht daraus zunächst, dass der Gültigkeitsbereich der früher aufgestellten Definitionen und der daraus abgeleiteten Sätze sich auf dasjenige Gebiet der Wellenlängen und Energien beschränkt, für welches Dre. ; ; : — klein ist gegen h. Ferner lassen sich offenbar die Zahlenwerthe der 5 seg Constanten A und k durch Vergleich mit den früher von mir aus den Messungen von F. Kurısaun und von F. Pascnen berechneten Werthe von a und d leicht bestimmen. Denn durch Vergleichung der beiden letzten Ausdrücke von S ergiebt sich: b i=bunddk=-—. a Nun hatte ich im $ 25 gefunden: a = 0.4818:10°'" sec x grad b = 6.885-10°” erg X sec. Folglich: h= 6.885-107” erg’X sec -. erg k = 1.429-10 Li grad Die inzwischen aus den Messungen von F. Kurısaum und von O. Lunner und E. Prinesuem von mir berechneten Werthe' sind da- gegen: h = 6.55-10°° erg X sec erg k= 1.346-10° —S. 1346-107 aa (59) Die Divergenz der Zahlen entspricht den Abweichungen in den Messungen der verschiedenen Beobachter und giebt ein ungefähres Bild der zur Zeit noch bestehenden Unsicherheit. Die räumliche Entropiedichte s in einem Punkte O des durch- strahlten Feldes bestimmen wir ebenso wie die räumliche Energiedichte u aus der Betrachtung aller Strahlen, die diesen Punkt durchkreuzen. Wir schreiben nämlich jedem Strahlenbündel ausser einer bestimmten Energie auch eine bestimmte Entropie zu, die sich mit dem Bündel ! Ann.d. Phys. 4, S. 563, 1901. Praxcy: Über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) 549 zusammen fortpflanzt. Denken wir uns, ganz ebenso wie im $ı1, vom Punkte DO aus in irgend einer Richtung ($. y) eine kleine geradlinige Strecke r gezogen und sowohl im Anfangspunkt als auch im End- punkt der Strecke je ein Flächenelement, de und de’, senkrecht zu r gelegt, so sei der Gesammtbetrag der Entropie, welche in der Zeit dt durch die Fläche de der Fläche de’ zugestrahlt wird, gleich dem Ausdruck: dt-——-L, (60) wobei L, die Intensität der Entropiestrahlung in der Richtung (S, y), auf sogleich näher anzugebende Weise von der Beschaffenheit der Strah- lung abhängt. Wir setzen L, ebenso wie X im $ ıı, gleich einer Summe, deren Glieder durch die einzelnen monochromatischen in derselben Riehtung fortschreitenden Strahlen bedingt werden, und definiren die Intensität «der Entropiestrahlung eines monochromatischen, vollständig! polarisirten Strahles von der Intensität & durch den Ausdruck ®: x kv’ \ ER ER ER ER | RT © - — © In dem allgemeinen Fall, dass der monochromatische Strahl nicht geradlinig polarisirt ist, sondern die Hauptintensitäten ® und KR be- sitzt”, beträgt die Intensität seiner Entropiestrahlung: R+WV, wobei € den Werth bedeutet, den der Ausdruck (61) für ®’ statt & annimmt. Daher ist die Gesammtintensität der Entropiestrahlung in der Riehtung (S,g): ige di(® +®) und die räumliche Entropiedichte, analog der Gleichung (27): „= 1[1.ae. C © Sind speeiell alle dureh O gehenden Strahlen unpolarisirt und ı Ob der Strahl geradlinig oder elliptisch polarisirt ist, macht für seine Entropie keinen Unterschied, da man jeden vollständig elliptisch polarisirten Strahl ohne Weiteres, z.B. durch totale Retlexion, in einen geradlinig polarisirten verwandeln kann. ?2 Dieser Ausdruck ergiebt sich, wenn man die Gleichung (58) mit den allgemein gültigen Gleichungen (10) und (6) meiner Abhandlung über Entropie und Temperatur strahlender Wärme, Ann. d. Phys. 1, S.719, 1900, combinirt. : Vergl. oben $ ıı. 550 Gesammtsitzung vom 9. Mai. ihre Intensität unabhängig von der Richtung, so wird =, t!=V, und: In = 2|d-% (62) Daher: ArL 357 = s— ee dy.W (63) $ 28. Vermehrung der Entropie. Wir wollen nun, auf Grund vorstehender Definition, die Ände- rung berechnen, welche die totale Entropie 5, unseres Systems im Zeit- element dt erleidet. Wir halten uns dabei genau an die analoge im sı6 für die Energie des Systems durchgeführte Rechnung. Wenn gar kein Resonator vorhanden ist, so behält ein jedes der im Felde vorhandenen unendlich vielen Strahlenbündel beim gerad- linigen Fortschreiten zugleich mit seiner Intensität seine Entropie un- verändert bei, auch bei der Reflexion an einer als eben und absolut spiegelnd vorausgesetzten Grenzfläche des Feldes. Durch die Strahlungs- vorgänge im freien Felde kann also keine Entropieänderung des Systems hervorgerufen werden.‘ Dagegen bewirkt jeder Resonator im allge- meinen eine Entropieänderung der ihn treffenden Strahlenbündel. Be- rechnen wir die ganze Entropieänderung, welche der oben betrachtete Resonator in der Zeit dt in dem ihn umgebenden Felde hervorruft. Dabei brauchen wir nur diejenigen monochromatischen Strahlen zu berücksichtigen, welche der Schwingungszalil v des Resonators ent- sprechen, da die übrigen durch ihn gar nicht alterirt werden. In der Richtung ($. 9) wird der Resonator von einem irgendwie polarisirten Strahlenbündel getroffen , dessen Energiestrahlung die Haupt- intensitäten ® und ®, und dessen Entropiestrahlung daher die Inten- sität Q+W besitzt. Dieses Strahlenbündel lässt. der Bedeutung des Ausdruckes (36) gemäss, in der Zeit dt die Entropie: } 3c°’c (F+P)-de- 2.48 Arv auf den Resonator fallen. und dadurch wird auf der Seite der an- kommenden Strahlen der nämliche Entropiebetrag dem Felde entzogen. Auf der anderen Seite geht vom Resonator in derselben Richtung ($. ) ein in bestimmter Weise polarisirtes Strahlenbündel aus, dessen !) Vergl. hierzu W. WıEn, Ann. d. Plıys. 3, S. 534, 1900, ibidem 4, S. 422, 1901, ferner J. D. van ver Waars jr., Jubelband für H. A. Lorenz, S. 587. 1900, welche theilweise abweichende Meinungen geäussert haben. En DE ner, wu Praxex: Über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) Bl Energiestrahlung die Hauptintensitäten R’ und 8”, und dessen Entro- piestrahlung daher die entsprechende Intensität +%” besitzt. Da- durch wird dem umgebenden Felde in der Zeit dt die Entropie: (X’+%”)dte- — -dQ 4rv zugeführt. Im ganzen beträgt also die in der Zeit dt eingetretene Entropieänderung des den Resonator umgebenden Feldes, durch Sub- traction des vorletzten Ausdrucks vom letzten und Integration über d®: 3cto dt: dQ v U it | rt ). (64) Nimmt man dazu die in derselben Zeit erfolgte Entropieänderung des Resonators: ds dS dU ie .dt. Re Le so ergiebt sich durch Addition zu (64) und Summation über alle Reso- natoren die gesuchte Anderung der totalen Entropie des Systems: dS, 3c?:c m dS dU dt: dQ war u_R_® li Be > | SG an = Wir wollen nun weiter den Nachweis führen, dass der Ausdruck hinter dem 38-Zeichen stets positiv ist, inbegriffen den Grenzfall Null. : 5 Kae dU: : 2 Zu diesem Zwecke setzen wir für Er den in (40) gegebenen Wertlı C und erhalten dadurch: ds, 3c 77 Pr — Sr je (e- a Rn ds ds = dS ER) a 3 a 48) Es erübrigt jetzt nur noch zu zeigen, dass der eingeklammerte Ausdruck für alle beliebigen Werthe der positiven Grössen U, R,&', $,w positiv ist, während nach Gleichung (38): RK’ — Reos? w+ KR’ sin? w (65) und nach Gleichung (39): 0) 8’ — (RKsin? w+R’cos?w) cos?S+ = sin? S Setzen wir zur Abkürzung: Ksmuotfeootv ek + - VER, (66) so ist hiernach: U. > RR’ — Kl'cos®?Ss+ : = sın? = (67) ce Wir wollen zunächst das Glied: E ds Br, BZ ger -— F (R ) dU 552 Gesammtsitzung vom 9. Mai. =, as & ; a 3 ds in’s Auge fassen, indem wir darin U und folglich auch AU als constant, dagegen &” und folglich auch ®” als variabel betrachten. Mit Berück- siehtigung von (61) und (58) ergiebt sich dann: das AR” —— AR” == dU ER kı [MW ’ Se hy : a a d’f k 1 FT Zr "7 Se T Zoll 8: hy3 m Daraus folgt, dass die Function f(R”) ein einziges Maximum besitzt, 2 Van und zwar für K’=-U. 3 N \ EL. Re Da nun nach (67) &” zwischen &/’ und — liegt, so ist jedenfalls: / 0 e& le) J FR") > 0); O=h: N ar_gm dS gr an ds AUT ER ER und um den Beweis durchzuführen, genügt es, den Ausdruck: dS N ee dS dS ar _ar RE en N} ae] lie w_R Fr; Ser? RT oder, was nach (66) dasselbe ist, den Ausdruck: ("+ I(L+R) als positiv zu erweisen. Hierzu wollen wir setzen: A IS &” und 8% liegen nach (65) und (66) zwischen K und E. Betrachten wir jetzt die Grösse: L+W— FR) als Funetion von X allein. indem wir © constant nehmen und daher ® als von X abhängig ansehen, so handelt es sich nur noch um das Vorzeichen des Ausdrucks: F($R")- F(R). Nun ergiebt sich nach (61) durch Differentiation: dE _k, :(% gef heei RR m len )- a DE. „ak Kai El N AR? MR EN ER MR ER E hy? hy? za na Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) 553 Daraus folgt. dass die Function F(R) ein einziges Maximum besitzt, und zwar für == = und dass sie zu beiden Seiten dieses Maxi- mums symmetrisch abfällt. Je näher also das Argument 8 dem Werthe = kommt, einerlei von welcher Seite her, desto grösser wird der Werth von F. Nun liegt &’ dem Werthe —, welcher das arithmetische Mittel so- w 9 wohl von 8 und &, als auch von ®” und &“ bildet, jedenfalls näher als 8. weil ®’ und 87 zwischen 8 und liegen. Folglich ist FRM)> FR), und damit ist der Beweis für die Vermehrung der Entropie geliefert. Jeder der betrachteten Strahlungsvorgänge verläuft also einseitig in dem Sinne wachsender Entropie. bis mit dem Maximum der En- tropie auch der stationäre Strahlungszustand erreicht wird, welcher dureh die Beziehungen charakterisirt ist: ‚ [7 ZZ NZ ”U Bw Nu &® Betrachten wir die in dem Beweisgang benutzten Voraussetzungen Bau: > D) so erhellt leicht. dass genau der nämliche Beweis auch in dem all- gemeineren Falle geführt werden könnte, dass statt der Definition (53) eine andere Definition der Entropie S zu Grunde gelegt würde, falls nur stets: und falls für @ als Funetion von ® der nach der zu (61) gemachten Anmerkung zu berechnende Ausdruck genommen wird. Diesen Satz habe ich schon bei einer früheren Gelegenheit! ausgesprochen, ohne jedoch damals einen Beweis dafür mitzutheilen. $ 29. Thermodynamische Folgerungen. Durch Identifieirung der elektromagnetischen mit (der thermischen Entropie ergiebt sich eine Reihe von thermodynamisehen Beziehungen, deren wichtigste im Folgenden berechnet werden sollen. Zunächst erhält man aus (58) für die Temperatur $ eines mono- ehromatisch sehwingenden linearen Resonators mit der Energie U: 1 = 48, 2 oe (r i ET EN 08 Da oder: = hy u — Lu, et —ı ! M.Pranck, Ann. d. Phys. ı, S. 730, 1900. 554 Gesammtsitzung vom 9. Mai. und ebenso aus (61) für die Temperatur $ eines monochromatischen geradlinig polarisirten Strahles mit der Intensität R: 1 hy: (68) let!) oder: hy? 1 L=5.—- er _] Im stationären Strahlungszustand besitzen alle Strahlen und alle Re- sonatoren die nämliche Temperatur. Daher ergiebt der letzte Aus- druck die Vertheilung der Energie auf alle verschiedenen Schwingungs- j zahlen v im Normalspeetrum. Die Gesammtintensität X der Strahlung in irgend einer Richtung ist dann nach (25): ao z oo 3 ß MI — : [84 == 2 je E c® 0 > “ et —1 und durch Entwiekelung des Integrandus in eine Potenzreihe und gliedweise Integration derselben: Kr, (eV, ea N | Ta aA ana ar Som wobei zur Abkürzung gesetzt ist: 1 Fr +... 1.0823 =e. I IHat Die räumliche Energiedichte der Gesammtstrahlung ist nach (28): _.4aK _ 48ncktst U nn c c3h® Dagegen die räumliche Energiedichte der monochromatischen Strahlung von der Schwingungszahl v: In analoger Weise lässt sich auch die Entropie 5 des Resonators und die Entropie & der fortschreitenden Strahlung, sowie die räum- liche Entropiedichte $ der monochromatischen Strahlung und die räum- liche Entropiediehte s der Gesammtstrahlung durch die Temperatur 3 ausdrücken. Pranck: Über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) 555 $ 30. Temperatur homocentrischer Strahlen. Zum Schlusse berechne ich noch, den Gültigkeitsbereich einer früher! von mir aufgestellten Formel erweiternd, die Temperatur einer monochromatischen unpolarisirten Strahlung, die von einer kleinen Fläche (Spalt) in senkrechter Richtung emittirt worden und durch ein beliebiges System centrirter brechender Kugelflächen nahe der Axe hindurchgegangen ist. Eine solche Strahlung besteht aus homocen- trischen Bündeln und entwirft daher hinter der letzten brechenden Fläche ein reelles oder virtuelles Bild der ersten emittirenden Fläche, wiederum senkrecht zur Axe. Bezeichnet man ebenso wie früher die gesammte Intensität der monochromatischen Strahlung mit J,. die Grösse der Bildfläche mit F, den räumlichen Öffnungswinkel des in einem Punkte des Bildes zu- sammentreffenden Strahlenkegels mit », so ist nach Gleichung (18) der eitirten Abhandlung: J,— 28 Fu, folglich durch Berechnung von & hieraus und Substitution in (68): iv 1 "Tr fahre, | 08 eJ, +1) Wenn das Medium, in welchem die Strahlung verläuft, nicht das Vacuum ist, sondern den Brechungsexponenten n besitzt, so ist m dem c = . HR letzten Ausdruck — statt ce zu setzen, und man erhält, mit Einsetzung n von c=3:10", sowie der Werthe von A und k aus (59): 0.487: 10-10.» r = Bas - Grad Cels. log — 7, Hierbei ist der natürliche Logarithmus zu nehmen, und J, ist in erg, v in reeiproken Secunden, F in gem auszudrücken. Diese Formel giebt die Temperatur eines monochromatischen Strahles für jede Intensität und jede Wellenlänge. Doch wird man bei sichtbaren Strahlen den Summanden 1 im Nenner fast immer weglassen können; dann redueirt sich die Formel auf die früher angegebene. U M. Pranck, Ann. d. Phys. 1, S.734, 1900. Zur Theorie der Blattstellungen. Von S. SCHWENDENER. Die »Untersuchungen zur Theorie der Blattstellungen« von Hans Winkter' geben mir jetzt schon, noch bevor der in Aussicht gestellte II. Theil erschienen ist, Veranlassung zu einer kurzen Entgegnung, welche zunächst meine eigene Theorie gegen Entstellungen und ein- seitige Deutungen schützen, zugleich aber auch zeigen soll, dass die von Tübingen ausgehende Opposition sich ganz vorwiegend auf Vor- kommnisse bezieht, die mit den Hauptpunkten meiner Darstellung nur in sehr lockerem oder in gar keinem Zusammenhang stehen. Um die- sem doppelten Zweck zu genügen, wähle ich für meine Entgegnung die Form eines gedrängten historischen Rückblickes. Als ich meine Untersuchungen zur Theorie der Blattstellungen begann, stellte ich mir zunächst die Aufgabe, die weitgehende An- näherung der Divergenzen bei Sonnenblumen, Tannzapfen u. s.w. an die von den Brüdern Bravaıs berechneten Grenzwerthe mechanisch zu er- klären. Mein Augenmerk war hierbei naturgemäss auf dieselben Ob- jeete gerichtet, die schon meine Vorgänger für ihre Beobachtungen ausgewählt hatten. Diese Aufgabe betrachte ich als definitiv gelöst. Die fraglichen Annäherungen kommen zu Stande: ı. durch die geschilderten Dach- stuhlverschiebungen, die sich für Organe von constanter Form genau berechnen lassen, am leichtesten natürlich für kreisförmige; 2. durch das allmähliche Kleinerwerden der Organe. Jeder dieser Vorgänge würde, in infinitum fortgesetzt, für sich allein den Grenz- werth der gegebenen Reihe herbeiführen. In der Natur sind beide ver- treten, aber beim Aufbau der Blüthenköpfe giebt der zweite Vorgang, das relative Kleinerwerden der Organe, den grösseren Ausschlag. Bezüglich der Dachstuhlverschiebungen ist nun zu bemerken, dass die Frage, wo und wie die jungen Organe angelegt werden, gänzlich ausser Betracht fällt. Wir haben es hier bloss mit gegebenen Organ- systemen zu thun, die in mindestens zwei Richtungen, oft in dreien, ! Jahrb. f. wiss. Bot. 1901, Bd. XXXVI. ScHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen. 357 Contactlinien bilden. Eben diese Contactlinien sind die Sparren des wirksamen Dachstuhls, auf welche die beim Wachsthum entstehenden Druck- oder Zugkräfte übertragen werden. Und dass die einzelnen Organe auf den genannten Linien sich unmittelbar berühren, das lehrt die mikroskopische Beobachtung und geht überdies aus den thatsäch- lichen Verschiebungen, die durch Messung bestimmt werden können, unwiderleglich hervor. Mit diesen rein mechanischen Vorgängen, die sich unter ganz be- stimmten, deutlich erkennbaren Bedingungen vollziehen, stehen die Wiskzer’schen Angaben über Blattbildung bei Linaria littoralis, pur- purea, repens u.s.w. — angeblich immer ohne Contact — in keinem Zusammenhang: ebenso wenig die früheren Mittheilungen Vöcnrixse's über Linaria spuria, bezüglich deren ich übrigens auf meine Erwiderung in den Sitzungsberiehten der Berliner Akademie verweise.‘ Für die in Rede stehenden Dachstuhlverschiebungen sind daher die Beobachtungen an den genannten Laubsprossen und die hieran geknüpften Deutungen vollkommen belanglos. Etwas anders liegen die Verhältnisse in Bezug auf das Kleiner- werden der Organe. Aber auch dieser Vorgang kann doch nur an Ob- jeeten studirt werden, an welchen derselbe zu beobachten ist und wo als resultirende Wirkung eine bemerkenswerthe Annäherung der Di- vergenzen an den Grenzwerth thatsächlich stattfindet. Das sind also in erster Linie wieder die bekannten Blüthenköpfe mit ihren Über- eängen von den Laub- zu den Hüllblättern und von diesen zur Blüthen- region. Hier habe ich denn auch die nahe liegende Frage, wie die neu hinzukommenden Organe sich an die schon vorhandenen anreihen, schon bei meinen ersten Untersuchungen sorgfältig geprüft, und das Ergebniss war, dass die Neubildungen, sobald sie höckerartig vor- springen, mit den nächstgelegenen älteren nach mindestens zwei Rich- tungen in Contact treten. So entstehen die bekannten Anschlussfiguren, die bei ungefähr gleich grossen Organen gewöhnlich die Gestalt eines Rhombus besitzen (Fig. 1), bei abnehmendem Durchmesser aber etwas complieirter ausfallen (Fig. 2 und 3) und überdies mit der Querschnitts- Fig. 1. 1g. 2. ne 3: 8% es = = form der betreffenden Contaetkörper variiren. Für die Hüllblätter von Helianthus ergiebt sich z. B. das Bild Fig. 4 ! Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1899, S. 94- 558 Gesammtsitzung vom 9. Mai. Gegen die Annahme eines unmittelbaren Anschlusses der neuen Anlagen an die schon vorhandenen wendet nun WIxKtEr' ein. »es liegen dieser Annahme einige Hülfshypothesen zu Grunde, deren Prüfung uns Fig. 4. obliegt. zunächst die, dass zur Neubildung von Organen immer nur eine bestimmte Zone .... befähigt ist«. fer- ner »dass auf dieser Zone an und für sich ein jeder Punkt ... die Fähigkeit hat. zum Bildungseentrum einer Anlage zu werden« und endlich »dass die jungen Anlagen, sowie sie sich dureh einige Zelltheilungen als solche zu erkennen gegeben haben. sofort in der ganzen Grösse ihres Ent- wickelungsfeldes wirksam sind. d.h. in dessen Bereich das Entstehen anderer Neuanlagen verhindern«. In der Wiedergabe dieser angeblichen Hülfshypothesen habe ich die Worte, die mir überflüssig oder unzutreffend zu sein schienen, weggelassen. Es ist z. B. nicht richtig, dass die zu Neubildungen be- fähigte Zone bei Spiralstellungen schraubenlinig verläuft: bei den hier in Betracht kommenden Objeeten besitzt sie immer Ringform. Auch die Annahme. dass ein jeder Punkt dieser Zone »nicht nur die Fähig- keit. sondern auch das Bestreben hat. zum Bildungscentrum einer An- lage zu werden«. ist keineswegs nothwendig; es genügt, ein solches Bestreben auf die wirklichen. mikroskopisch erkennbaren Bildungs- centren einzuschränken. deren jedesmalige Lage durch die Anschluss- regeln gegeben ist. Doch das sind untergeordnete Dinge. Was nun aber die Bezeichnung der erwähnten Annahmen als » Hülfshypothesen« betrifft. so muss ich dagegen Verwahrung einlegen. Es handelt sich hier gar nieht um Hypothesen. sondern um entwicke- lungsgeschichtliche Thatsachen und um Folgerungen, die sich daraus mit Notliwendigkeit ergeben. Das Vorhandensein einer organbildenden Zone braucht doch nicht erst bewiesen zu werden, ebenso wenig die akropetale Entwickelungsfolge der Neubildungen und das Fehlen von Einschaltungen. In all diesen Dingen liegt absolut nichts Hypothe- tisches. Aber auch die Annahme, dass jeder Punkt der organbildenden Zone befähigt ist, zur Erzeugung neuer Anlagen angeregt zu werden, stützt sich auf‘ beobachtete Thatsachen. Wenn der nach oben offene Rhombus etwa die Form Fig. ı aufweist. so wird ein einziges gleich- erosses Organ die Lücke vollständig ausfüllen. und ein solches Organ kommt thatsächlieh an der vorgezeichneten Stelle zur Entwickelung. I Aa UF SET: —— nn nn DT EEE EGESEEREDESERENEEEEEEEEE EEE SCHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen. 1, örfährt dagegen der Rhombus durch vorwiegendes Tangentialwachs- thum eine erhebliche Verbreiterung (Fig. 2 und 3). so wird auch die Lücke breiter, und es müssen jetzt zwei Organe angelegt werden, um sie auszufüllen. Die Zahl der Schrägzeilen wird dadurch vergrössert. Kommt hierzu noch eine allmähliche Grössenabnahme der Neubildungen. so wird die Vermehrung der Schrägzeilen beschleunigt und verstärkt. Nicht selten kommen alsdann die zwei neuen Organe paarweise neben einander zu liegen (Fig. 3) oder lassen sogar noch eine Lücke zwischen sich. Es ist klar, dass so verschiedene Gruppirungen nur verständ- lich sind. wenn beliebige Punkte der Bildungszone zu sprossen ver- mögen und «den offenen Rhombus je nach Lage der Dinge durch 1. 2 oder 3 neue Organe vervollständigen. Mit Anlagen, die man schon vor Beginn des tangentialen Wachsthums als vorhanden annimmt. ist in solehen Fällen schleehterdings nicht auszukommen. Es ist ferner wohl zu beachten. «dass die Dachstuhlverschiebungen und das Kleinerwerden der Organe sowohl für die mathematische Be- trachtung wie auf Grund der Beobachtung die nämlichen Wirkungen ergeben. Irgend eine störende Beeinflussung durch unbekannte innere Kräfte kommt also auch beim Kleinerwerden der Organe nicht zur Geltung. Diese Bemerkungen glaubte ich einschalten zu sollen. um («die Wiskter'schen »Hülfshypothesen« in’s richtige Licht zu stellen. Ich nehme jetzt den historischen Faden wieder auf. Es war nicht zu ver- kennen. dass meine Änschlusstheorie mit der Auffassung NÄGELT's. wo- nach die Spiralstellungen von der Segmentirung der Scheitelzelle ab- hängig sein sollten, in schroffem Widerspruch stand. Deshalb war ich schon in den »Blattstellungen« bemüht. meine abweichende An- sicht zu rechtfertigen. Es gelang mir aber erst in den achtziger Jahren (1885), definitiv nachzuweisen. dass bei den Gefässkryptogamen irgen«d eine Beziehung zwischen Blattstellungen und Segmentspirale nicht be- steht. Damit war ein wesentliches Bedenken. das ich selbst nicht gering anschlug. aus dem Wege geräumt. Für die Phanerogamen. von denen wir jetzt wissen. dass sie keine Scheitelzelle besitzen. hatten solche Bedenken schon damals wenig Gewicht. Die Sonderstellung. welche die Laubmoose in gewissem Sinne ein- nehmen. beruht bloss darauf. dass hier jedes Segment einem Blatte (die Entstehung giebt. Damit ist allerdings die Gleichläufigkeit der Segment- und der Blattspirale gegeben: allein die Divergenzen erfahren auch hier nachträgliche Veränderungen. welche eine mehr oder weniger weitgehende Annäherung an den Grenzwerth zur Folge haben. In diesem Punkte bieten also die Laubmoose niehts Besonderes. ' Vergl. Hans Seer'r, Beiträge zur mechanischen Theorie der Blattstellungen bei Zellenpfllanzen. Botan. Centralblatt 1901. Sitzungsberichte 1901. 49 560 Gesammtsitzung vom 9. Mai. Meine Beobachtungen aus dem Jahre 1880 hatten ferner ergeben, dass auch die wenigen Florideen, welche Spiralstellungen aufweisen, diese Eigenthümlichkeit den Gontactverhältnissen in der Scheitelregion zu verdanken haben. Dem wurde zwar widersprochen; allein die eben eitirte Abhandlung von Hans Seckt enthält neue, gewichtige Belege für die Richtigkeit meiner Auffassung. Auf die Einwände Racısorskt's, welcher das Vorhandensein eines Contactes für die jungen Anlagen von Nymphaea, Nuphar u.a. ein- fach in Abrede stellt. brauche ich hier nicht zurückzukommen, da ich (dieselben vor wenigen Jahren besprochen und auf Grund eigener Unter- suchungen gezeigt habe, dass sie unbegründet sind.' Ebenso würde ieh mich in unnöthige Wiederholungen verlieren. wenn ich auf die Angriffe von K. Scnumann hier nochmals eingehen wollte. Aus meiner Erwiderung” geht für Sachverständige zur Genüge hervor. dass unter Anderem alle auf mechanische Fragen bezüglichen Erörterungen dieses Autors — und dazu gehören in erster Linie die Dachstuhlverschiebungen — gänzlich verfehlt sind. Wenn WinKkLEr trotz- lem die Scuumann’sche Kritik meiner Theorie für »einwandfrei« hält”. so verräth er damit nur seine eigene Unkenntniss auf diesem Gebiet. Solehen Opponenten gegenüber verzichte ich gern auf jede weitere Discussion über mechanische Probleme. Die Zukunft mag entscheiden. wer Recht hat. Am Ende werden doch wohl diejenigen Autoren die Oberhand gewinnen, welche die Wirkung von Druck und Zug auf ein geschlossenes Organsystem besser zu beurtheilen im Stande sind als SCHUMANN und \VINKLER. Die Mechanik der Verschiebungsvorgänge ist ohnehin schon in meinen »Blattstellungen« so fest begründet. dass ich seitdem etwas wesentlich Neues nicht hinzuzufügen hatte und darum auch jetzt kein Bedürfniss empfinde. auf Angriffe in dieser Richtung immer wieder zu antworten. Die Contactfrage habe ich dagegen im Laufe der Jahre wieder- holt geprüft. und zwar gerade an denjenigen Objecten, auf welche meine Opponenten ihren Widerspruch gestützt hatten. Das Ergebniss war immer dasselbe: der Contact zwischen den jungen Anlagen war un- zweifelhaft vorhanden. aber freilich im Allgemeinen nicht auf den Ortho- stiehen. sondern auf denjenigen Parastichen. welche am Scheitel den wirksamen Dachstuhl bilden. Eine Ausnahme hiervon bilden nur wenige Objeete, die auch sonst mancherlei Abweichungen vom gewöhnlichen Aufbau darbieten. so z. B. die Kolben von Zea-Mais, die dreikantigen ! Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1895, S. 645. Ges. bot. Mitth. I, S. 184. ? Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1899, S. 895. SAY OR SUL- SCHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen. 561 Caeteen und dergl. Diese Objecete gebe ich preis. Was verschlägt es. wenn in der Fülle der Gestaltungen bei höheren Pflanzen eine kleine Anzahl nieht in den Rahmen meiner Theorie hineinpasst? Man wird es bei dieser Sachlage begreiflich finden, wenn ich in dieser vielumstrittenen Frage das Meine gethan zu haben glaube. um den Vorgang der Neubildungen in der Scheitelregion, soweit mög- lieh, zu ergründen, und es nunmehr ablehne, auf jeden neuen An- griff immer wieder eine Entgegnung folgen zu lassen. Die Einwände Vöcnrise’s. die sich auf die Blattbildung bei Linaria spuria bezogen. habe ich noch geprüft und beantwortet; die Angaben Winkter’s, die sich in ähnlicher Richtung bewegen. werde ich einstweilen unerwidert lassen. Es erscheint mir indessen nicht ganz überflüssig, noch einen Blick auf die Methode zu werfen, welche meine Tübinger Facheollegen in ihrer Kritik befolgen. Wie schon oben erwähnt, hatte ich mir die Aufgabe gestellt, eine mechanische Erklärung zu finden für die in vielen Fällen so auffallende Annäherung der Divergenzen an den Grenzwerth der gegebenen Reihe. Es ergab sich, dass bald die seitliche Verschie- bung nach dem Dachstuhlprineip, bald die relative Grössenabnahme der Organe, bald auch das Zusammenwirken beider Vorgänge die frag- liehen Stellungsänderungen herbeiführt. In welchem Maasse der eine oder der andere Factor in einem bestimmten Falle betheiligt ist. konnte nur durch Beobachtung entschieden werden. Und selbstverständlich war ich hierbei auf solche Organsysteme angewiesen, bei denen ent- weder die Dachstuhlverschiebung oder das Kleinerwerden der Organe oder Beides zu beobachten war. Man sollte nun meinen, es wäre für meine Kritiker angezeigt ge- wesen, für die Nachprüfung dieselben oder doch ähnliche Objeete zu wählen. Das geschah aber nicht. Sie beriehten bloss über Beobach- tungen an Laubsprossen von Linaria, Anagallis, Antirrhinum u. s. w., bei welchen Stellungsänderungen durch Dachstuhlversehiebung oder dureh Kleinerwerden der Organe gar nicht vorkommen. Die Haupt- frage blieb also ausser Betracht. Das ist eine eigenthümliche Methode. die im Wesentlichen darauf hinausläuft, Vorkommnisse zu bestreiten. die man nicht selbst gesehen hat und auch nicht sehen wollte. Über- dies sind manche der von WinkLer aufgeführten Pflanzen durch noto- rische Unregelmässigkeiten in der Blattstellung ausgezeichnet, die nach meiner Auffassung durch die veränderliche Grösse der Blattanlagen ver- ursacht werden. So z. B. Linaria purpurea.' Es leuchtet ein, dass die Inconstanz der Grössenverhältnisse auch Störungen in den Anschluss- ! Vergl. Wınkter, a.a.0. S. 24. 49* 562 Gesammtsitzung vom 9. Mai. formen mit sich bringt. Beobachtungen an solchen Laubsprossen sind jedenfalls gänzlich ungeeignet. über das Vorrücken der Contactzeilen durch Sparrenwechsel oder durch Kleinerwerden der Organe irgend welehe Aufschlüsse zu gewähren. Von einem solchen Vorrücken ist nun allerdings bei WinKLer nicht die Rede; er legt das Hauptgewicht darauf, dass bei den untersuchten Laubtrieben die Stellungsänderungen sich ohne Contaet vollziehen. Das ist der Kernpunkt seiner Beobachtungen. Diese Annahme ist be- kanntlich schon öfter gemacht worden: sie hat sich aber in allen Fällen. lie ich nachuntersuchen konnte, als unrichtig erwiesen. Ich habe auch nicht den Eindruck gewonnen, dass die Wınkter'schen Belege beweis- kräftiger seien als die der früheren Opponenten. Da jedoch ein Ein- eehen auf Einzelheiten hier zu weit führen würde. so beschränke ich mich darauf, meine eigene Auffassung durch Wiedergabe einer Scheitel- ansicht von Linaria purpurea, welche im Jahre 1898 aufgenommen wurde (Fig. 5). zu rechtfertigen. Die Figur zeigt, dass die zu drei sue- Fig. 5. cessiven Wirteln gehörigen Blattanlagen I. II. ı. 2 und a.b,c in den Richtungen II, 25 und ıÖd Con- 2 N. tactlinien bilden, während die Wmkrerschen Ab- (2) oA bildungen für dieselbe Pflanze das Fehlen des IN I Contactes beweisen sollen. Voraussichtlich würde sich im Falle der Nachuntersuchung auch bei an- deren Ptlanzen derselbe Gegensatz in den Befunden herausstellen. Eine Verständigung wäre also doch nieht zu erwarten. Wie übrigens nach Wın&kLer. der den Contact leugnet, die An- näherung der Divergenzen an den Grenzwerth. der bei Sonnenblumen oft bis auf‘ die Minute erreicht wird, zu Stande kommen soll. ist mir nicht ganz klar geworden. Nach dem Eifer zu schliessen, mit «dem er gegen die Annahme von Druckwirkungen zu Felde zieht (S. 47-57). scheint er in keinem Stadium der Entwiekelung irgend eine mecha- nische Beeintlussung anzuerkennen. Wir hätten es also stets nur mit inneren unbekannten Kräften oder, wenn ich die Bezeichnung NÄGeELTs gebrauche, mit idioplasmatischen Anlagen zu thun. Allein die Vor- stellung, dass das Idioplasma befähigt sei, bei der Neubildung von Or- ganen (die Divergenzen genau nach der Regel des goldenen Schnittes abzumessen, muss von vorn herein als unstatthaft bezeichnet werden. Solche Leistungen in der Präeisionsmechanik dürfen wir dem Plasma nicht zumuthen. Nägerı selbst war auch weit davon entfernt. an seine idioplasmatischen Anlagen so weitgehende Anforderungen zu stellen. Er hat gegen nachträgliche Verschiebungen gedrängt stehender Blätter nichts einzuwenden, sondern vertheidigt seine bekannte Auffassung nur bezüglich der »an den Caulomspitzen primär auftretenden Stel- nn ee ie en ee une ae SCHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen. 56: lungen«.'" WınKLEr vertritt also, wenn er mechanische Divergenz- änderungen durchaus verwirft, eine ganz extreme Ansicht, welche mit unzweifelhaften Thatsachen im Widerspruch steht. Über diesen Punkt habe ich mich indessen schon früheren Opponenten gegenüber geäussert: es hätte keinen Zweck, hier nochmals darauf einzugehen. Ich bleibe dabei, dass meine Angaben über Stellungsänderungen in Folge von Stauchung oder Streckung der untersuchten Organsysteme auf zuver- lässiger Beobachtung beruhen und dass die Theorie dieser Vorgänge auf sicherer Grundlage aufgebaut ist. Auf die bisher erwähnten Einwände Wiskter’s. die sich wenig- stens an Beobachtungen, wenn auch nach meinem Dafürhalten an un- zutreffende oder belanglose Beobachtungen, anlehnen, folgen andere. welche einzig und allein dureh Missverständnisse hervorgerufen sind. Dahin gehören z. B. die Erörterungen über den Abortus (S. 27). die an meine hierauf bezüglichen Betrachtungen in den »Blattstellungen « anknüpfen. Der Autor glaubt »nachgewiesen zu haben, dass die SCHWENDENER sche Abortustheorie mit den Prineipien der mechanischen Theorie unvereinbar ist«. Diese irrthümliche Behauptung wird einiger- maassen begreiflich, wenn man sich an den Stufengang in meiner Theorie der Blattstellungen erinnert. Es ist hier zunächst nur von Organsystemen die Rede, welche radiär gebaut sind. deren Tragaxe folglich weder Punkte noch Zonen aufweist, die zu Neubildungen un- fähig sind. Das war der einfachste Fall, von dem ich ausgehen wollte. Im vierten Abschnitt habe ich dann den Versuch gemacht, die erhal- tenen Resultate, soweit möglich, auf die Blüthe der Angiospermen zu übertragen, beispielsweise auch auf solche, bei «denen wir Abortus an- nehmen müssen. Selbstverständlich musste hier die Voraussetzung. dass alle Punkte des Blüthenbodens für die Organbildung gleichwerthig seien. fallen gelassen werden; denn es gehört ja doch zum Begriff des Abortus, dass gewisse Stellen, die früher Kelchblättern oder Staub- gefässen u. s. w. die Entstehung gaben, in der zygomorph gewordenen Blüthe die Befähigung zu Neubildungen heute nicht mehr besitzen. Für die Anschlusstheorie sind jedoch derartige kleine Änderungen in den Prämissen ohne alle Bedeutung. Man kann z. B. ebenso gut an- nehmen, dass statt der ganzen nur die halbe Oberfläche der Trag- axe bei der Organbildung betheiligt sei; die gesetzmässigen An- schlüsse und die Dachstuhlverschiebungen werden dadurch nieht ge- stört. Sterile Punkte oder Zonen sind also wohl vereinbar mit meiner Theorie, die sich überhaupt den verschiedensten Verhältnissen leicht anpassen lässt. ! Vergl. Näcerı, Abstammungslehre S. 494. 564 Gesammtsitzung vom 9. Mai. Auf einem Missverständniss. das freilich ein recht mangelhaftes Studium meiner »Blattstellungen« verräth, beruht ferner der angeb- liche Gegensatz zwischen den beiderseitigen Anschauungen betreffend die relative Grösse der Anlagen (S. 41). Diese ist nämlich nach Beob- achtungen WiInKkters nicht constant. und das soll ein Ergebniss sein, welches mit den Voraussetzungen der mechanischen Theorie im Wider- spruch steht; denn »für diese ist die relative Grösse der Anlagen con- stant«. Wie kann man nur so etwas behaupten? Meine Dachstuhl- verschiebungen kommen ja gerade dadurch zu Stande, dass das Ver- hältniss der Organe zum Umfang des Systems, d.h. die relative Grösse derselben, sich allmählich ändert. Dasselbe gilt von den Stellungs- änderungen durch Kleinerwerden der Organe, welche z. B. in der Hüll- blattregion der Compositenköpfe, also bei gleichnamigen Gebilden, sehr leicht zu beobachten sind. Auch der Wechsel zwischen Spiral- und Quirlstellung bei den Aroideen ist auf Änderungen im relativen Grössen- verhältniss zurückzuführen. All das ist schon in meinen »Blattstel- lungen« nicht bloss angedeutet, sondern ausführlich dargelegt. Die weiteren Angaben Wiıskter’s über relative Grössenverhält- nisse scheinen mir zum Theil ebenfalls auf missverständlicher Auf- fassung zu beruhen. Er eitirt z.B. eine Stelle aus der Abhandlung von Juzivs Kreiıv' über Bildungsabweichungen an Blättern, in welcher betont wird, dass besonders kräftige Sprosse keineswegs immer Stellungs- änderungen zeigen. Von der relativen Grösse der Organe ist indess in der eitirten Stelle nicht die Rede. Der Verfasser beschäftigt sich überhaupt vorwiegend mit ganz anderen Fragen. Wozu also das Citat? Dass im Übrigen die Grössenverhältnisse bei Stellungsänderungen den Ausschlag geben, betrachte ich im Gegensatz zu Wınkter als festge- stellt. Ich habe diese Dinge im Laufe der Jahre oft genug untersucht, um darüber ein auf Thatsachen basirtes Urtheil fällen zu können. Auch meine letzten Untersuchungen über Divergenzänderungen an den Blütlıen- köpfen der Sonnenblumen” haben unzweifelhaft ergeben: ı. dass schon die ursprünglichen Stellungen der peripherischen Blüthenanlagen von dem Verhältniss ihres tangentialen Durchmessers zum Umfang des Systems abhängig sind; 2. dass dieses Verhältniss im Verlaufe des Wachsthums der Köpfe sich ändert und im Jugendstadium beispiels- weise durch 1:80, zuletzt durch etwa 1: 115 ausgedrückt werden kann; 3. dass die Divergenzen in Folge dieser Veränderungen sich mehr und ınehr dem Grenzwerth nähern. Ebenso ist das fragliche Verhältniss bei den sogenannten Wasserschossen nach meinen Beobachtungen unver- kennbar der entscheidende Factor für die hier vorkommenden Stellungs- ! Jahrb. f. wiss. Bot. 1892, Bd. XXIV, S. 493. ® Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1900, S. 1042. SCHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen. 365 änderungen. Um diese letzteren richtig darstellen zu können, muss frei- lich auch das Flächenbild mit seinen Schrägzeilen, d.h. die Anordnung der Organe auf der abgerollten Cylinderfläche, bekannt sein; Querschnitts- ansichten, wie sie uns WIsKkLEer vorführt, genügen nicht (man ver- gleiche z. B. seine Figuren 27-32 auf Taf. IM). ZuMissverständnissen kann auch der Umstand führen, dass Wınkter'! unter dem Titel »Die Drucktheorie« nur die Erscheinungen bespricht, welche bei Axillarknospen und einigen anderen Objeeten zu beobachten sind, wo bereits vorhandene Organe einen Druck auf neu entstandene Scheitel ausüben. Es ist zwar Sache des Autors, seine Überschriften nach Gutfinden zu wählen; ich möchte aber doch betonen, dass meine Dachstuhl- verschiebungen ebenfalls durch Druckwirkungen zu Stande kommen und dass auch die Querschnittsformen der Organe häufig mehr oder weniger davon abhängig sind, in sehr augenfälligem Maasse z.B. bei den Pinus- Zapfen, deren Apophysen in jedem Stadium ein geschlossenes Netz von Polygonen bilden. Wo immer Stauchung oder Streckung eines Organ- systems bei gegebenem Contact stattfindet, sind Druckwirkungen unver- meidlich. Meine mechanische Theorie ist also gerade in den wichtigsten Fragen eine »Drucktheorie«. Und dass in den hierher gehörigen Fällen das Vorhandensein eines Druckes »erst zu beweisen« sei, wie WINKLER” meint, das kann ich nur als haltlosen Einfall bezeichnen. Die einzelnen Beobachtungen meines Opponenten an Axillarsprossen (lureh Nachuntersuchung zu prüfen, muss ich Anderen überlassen. In Bezug auf die S. 51 erwähnten Achselknospen von Linaria spuria glaube ich aber doch auf meine frühere Mittheilung” hinweisen zu sollen, wo- nach die eitirte Vöcntise’sche Angabe einige Bedenken erregt. Die Figuren 2 und 7 der zur Mittheilung gehörigen Tafel lassen sieh mit »ringsum freistehenden« Knospen schwer vereinbaren. Ebenso sind in Betreff der eigenartigen Vorkommnisse bei Victoria regia die bisherigen Untersuchungen kaum als endgültig abschliessende zu erachten.‘ Hat Schumann richtig beobachtet, so liegt hier wieder eine jener seltenen Be- sonderheiten vor, die für die allgemeinen Stellungsfragen nur wenig Inter- esse gewähren. Ich habe deshalb meine Aufgaben, so oft ich eigenem Antrieb frei folgen konnte, stets mit Vorliebe aus der reichen Fülle nor- maler Gestaltungen geschöpft, ohne mich viel um Abnormitäten zu kümmern, die zu allgemein gültigen Schlüssen ja doch nicht führen können. RS a. 0 Se Age A.a.0. S.49. ® Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1899, S. 94. * Bezüglich der Blattanlagen verhalten sich junge Exemplare von Victoria regıa nach eigenen Untersuchungen vollkommen normal. Vergl. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1895, S. 645; Ges. bot. Mitth.,Bd. 1. S. 184 und Taf. X. 15 566 Gesammtsitzung vom 9. Mai. Ähnliche Erwägungen haben mich auch beim Studium der Blatt- stellungen geleitet. Es schien mir geboten, mit Laubtrieben und In- florescenzen zu beginnen und erst nach Erledigung der hier vorliegenden Fragen einen vergleichenden Blick auf die Blüthen zu werfen, wo be- kanntlich die Verhältnisse in Folge von Zygomorphie, Verbreiterung des Blüthenbodens, intercalaren Einschaltungen u.s.w. sehr viel verwickelter sind als bei Laubsprossen und Infloreseenzen. Der Versuch, einige der erhaltenen Resultate auf die Blüthenphyllome zu übertragen, war auch nicht ohne Erfolg. Aber immerhin kommen bei complieirteren Blüthen so mancherlei Besonderheiten vor, dass ich es nicht für zulässig halten kann, daraus Schlüsse zu ziehen, welche für die Stellungsver- hältnisse im Allgemeinen maassgebend sein sollen. Darum lege ich auf die von Wiıskter'! erwähnten Angaben über die Blüthen der Loasaceen kein Gewicht. Die von Tübingen ausgehende Opposition zieht überhaupt die heterogensten Thatsachen herbei. um die eine These zu vertheidigen, (lass der morphologische Ort der Neubildungen durch innere Kräfte, nicht durch Anschlussfiguren und Druckverhältnisse bestimmt sei. Das Hauptthema meiner Abhandlung wird kaum berührt. Gegen die Annahme innerer Kräfte ist nun meinerseits auch nicht «las Geringste einzuwenden; sie ist in meinen Augen selbstverständlich. weil Neubildungen ohne solehe Kräfte undenkbar wären. Ich stimme auch darin mit WınkLer überein. dass wir »über diese inneren Kräfte noch herzlich wenig aussagen können«. Wenn er aber trotzdem weit davon entfernt sein will. sich ihre Wirkungsweise als » geheimniss- voll« vorzustellen. so ist mir das unverständlich. Ich möchte indessen nicht um Worte streiten. Eines aber glaube ich in Betreff der inneren Kräfte noch hervor- heben zu sollen. Bei den Objeeten, die für mich vorzugsweise in Betracht kamen, ist das Zusammenwirken (dieser Kräfte stets derartig, dass die neuen Anlagen gerade da sichtbar hervortreten, wo sie nach len Anschlussregeln zu erwarten sind. So viel weiss ich, und an (dieser Beobachtungsthatsache wird auch die weitere Erforschung der inneren Kräfte, auch wenn sie recht erfolgreich sein sollte, nichts ändern können. Die Resultate mögen ausfallen. wie sie wollen. meine Theorie der seitlichen Verschiebungen ist davon unabhängig. Es hat deshalb keinen Sinn. wenn Racısorskı und Winkter” »jede Theorie der Blattstellungen für verfehlt halten, welche die Vor- gänge im Innern der wachsenden Sprossspitze nicht in Betracht zieht«. N HAHALONSEIE: 2 "WINKLER, a. 2..0..S.72. SCHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen. 567 Das sind stimmungsvolle, aber ungerechtfertiste Worte. welehe auf dieselbe Unkenntniss der theoretischen Grundlagen hinweisen, die ja auch sonst bei meinen Opponenten hier und da zu Tage tritt. Nach solehen Grundsätzen beurtheilt. müsste die bekannte Abhandlung der Brüder Bravaıs gleichfalls als »verfehlt« bezeichnet werden; denn von inneren Kräften ist darin nicht die Rede. Aber auch die Entschiedenheit, mit welcher derselben These zu Liebe Druckwirkungen bei Axillarknospen bestritten werden, erscheint mir so wenig gerechtfertigt, dass ich keine Veranlassung habe. hierüber neue Untersuchungen anzustellen. Es ist doch nicht zu bezweifeln. dass turgescente und im Wachsthum begriffene Zellen. Gewebe oder Organe. wenn sie einander berühren, sich immer auch wechselseitig drücken. Das Holzparenchym drückt z.B. auf die todten Spiral- und Ringgefässe und bewirkt deren Abplattung, wenn die Spiralwindungen oder Ringe zu weit von einander abstehen, um die nöthige Versteifung herzustellen. Der Cambiumring drückt die Rinde in radialer Riehtung nach aussen. wobei ihm das Holz als Widerlager dient. Junge seit- liche Organe verbreitern in Folge von Druckwirkungen ihre Berührungs- flächen u. s.w. Der Vöcntıne’sche Satz. »dass auch eine vollkommene Berührung noch keinen Beweis für einen wirklich vorhandenen Druck liefert«. auf den Wisktrer' mit besonderem Nachdruck hinweist. hat für turgescente wachsende Organe keine Geltung. Diese drücken sich zum mindesten mit ihrer Turgorkraft. die beispielsweise bei einer mittleren Höhe von 5 Atmosphären 50° pro Quadratmillimeter beträgt. Schon auf Grund dieser allgemeinen Erwägungen geht es schlechter- dings nicht an. Druckwirkungen bei Axillarknospen von vorn herein zu verwerfen. Wo Contact vorhanden, kann bei wachsenden Organen oder Geweben der Druck nicht ausbleiben. Mit Rücksicht auf die Vorliebe meiner Opponenten für »innere Kräfte« sei zum Schlusse noch erwähnt, dass ich meinerseits niemals behauptet habe, derartige Voraussetzungen seien a priori widersinnig. Ich habe nur betont, dass meine Untersuchungen keinerlei Anhalts- punkte zu Gunsten vorgezeichneter Bildungscentren geliefert haben, und noch neuerdings auf die Schwierigkeiten hingewiesen, die sich für die nachträglichen Verschiebungen aus einer solchen Annahme er- geben.” Die Beobachtung hat mich immer wieder, so oft ich geeignete Objeete einer Prüfung unterzog, in der Ansicht bestärkt, dass jedes- mal, wenn gesetzmässige Anschlüsse wegen sprungweiser Grössen- ! "Ara. 048,485 ® SCHWENDENER, Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1900, S. 1059. 568 Gesammtsitzung vom 9. Mai. abnahme der Organe oder aus anderen Gründen nicht mehr möglich sind, beliebig abweichende Stellungen zu Stande kommen. Schon eine aussergewöhnliche relative Kleinheit der Neubildungen hat häufige Stö- rungen im Gefolge, so z. B. im Fruchtstand von Philodendron giganteum, Anemone pedata u. a. Mit vorgezeichneten Anlagen sind solche Vor- kommnisse nicht wohl vereinbar. Auch für Polysiphonia ist als fest- gestellt zu erachten, dass 2-3 sterile Gliederzellen, die zwischen die blattbildenden sieh einschalten, gesetzmässige Anschlüsse verhindern und dadurch Unregelmässigkeiten in den Stellungsverhältnissen verur- sachen." Ich kann also nur wiederholen, dass ich bis dahin bei nor- malen Gewächsen nicht einen einzigen Fall kennen gelernt habe, wo eine regelmässige Spiralstellung auf die alleinige Wirksamkeit innerer Kräfte zurückgeführt werden müsste. Die Wıskter'schen Querschnitts- ansichten, welche das Gegentheil veranschaulichen sollen, können in dieser Frage keineswegs als beweiskräftige Belege gelten. Insbesondere ist Fig. 39 (Taf. IV) nicht geeignet, die Natur der Anschlüsse beim Übergang zur Spiralstellung irgendwie aufzuklären. Mit so ungenü- zenden Daten ist in der Stellungsfrage überhaupt nichts anzufangen.” Derartigen Einwänden gegenüber, die sich nur auf ganz unzu- reichende Gelegenheitsbeobachtungen stützen, darf ich mir wohl eine Ruhepause in der Bekämpfung derselben schon gestatten. So eilig ist ja die Sache nicht. Es wäre überdies zwecklos, alle die angeblichen T'hatsachen nachzuprüfen, welche in der Winkter’schen Kritik einen so breiten Raum einnehmen und zuweilen den Eindruck einer förmlichen Raritätensammlung hervorrufen. Es handelt sich hier oft um »com- plieirtere Gestaltungsvorgänge«, die schwer zu beurtheilen und zur Zeit offenbar ungenügend bekannt sind. Für die Theorie der Blattstellungen bieten natürlich solche Objeete keine sichere Grundlage. Und selbst angenommen, die betreffenden Beobachtungen erweisen sich im einen oder anderen Falle als zweifellos richtig, so könnte ich darauf doch kein Gewicht legen, weil ich weiss, dass die von mir untersuchten Blüthenköpfe, Tannzapfen u. s.w. sich anders verhalten. Auf Organ- systeme der letzteren Art, nicht auf allerlei Seltenheiten, war ich aber bei meiner Fragestellung in erster Linie angewiesen. Damit glaube ich meinen Standpunkt hinlänglich gewahrt zu haben. Weitere Angriffe, die ja bereits angekündigt sind, immer wieder zu berücksichtigen, liegt nieht in meiner Absicht. Es mag genügen, gC- legentlich diejenigen Punkte in den Veröffentlichungen meiner Gegner ! Vergl. Hass Seckr, Beiträge zur mechanischen Theorie der Blattstellungen bei Zellenpflanzen. Inauguraldissertation 1901, S.ıgff. Bot. Centralb. 1901. ? Auch die eitirte Originalmittheilung von G. Barıcka-Iwanowska (Flora 1897. 3d. LXXXII) füllt die hier angedeutete Lücke nicht aus. nn nn ScHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen. 569 zu beleuchten, die mir etwas mehr Interesse einflössen als dieser un- erquickliche Streit um die »inneren Kräfte«, von denen wir so gut wie nichts wissen. Den Opponenten aber, welche die nachträglichen Verschiebungen leugnen und von Zeit zu Zeit die Behauptung wiederholen, dass bei einem gegebenen Organsystem Bewegungen, wie ich sie geschildert habe, niemals zu beobachten seien, habe ich nichts Neues zu sagen. Auf Angriffe dieser Art kann ich nur mit dem bekannten Ausspruche GaLers antworten: E pur si muove. 570 Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. Gips und Anhydrit. 2. Der lösliche Anhydrit (CaS0,). Von J.H. van’r Horr. Dr. W. HınricHsen und Dr. F. WrIGERT. I. Vorläufige Bestimmungen. (Gemeinschaftlich mit Dr. Hınrıcasen.) Nee festgestellt war'!. «dass bei 107° der Gips (CaSO,. 2H,0) sich unter Bildung von sogenanntem Halbhydrat (CaSO,.+H,O) verwandelt und bei dieser Temperatur (bei 970”" Druck. Maximaltension des Wasser- dampfs bei 107°) ein Gleichgewicht besteht, entsprechend dem Symbol: CaSO,.2H,O = CaSO, .+H,0-+14H,0 (flüssig). wurde die Temperatur aufgesucht, bei welcher die weitere Abspaltung des Wassers unter Anhydritbildung erfolgt. Es lag auf der Hand. diese Temperatur oberhalb 107° zu suchen; einmal weil im allgemeinen der stufenweise Wasserverlust bei Hy- draten bei allmählich ansteigender Temperatur stattfindet. Dann auch findet bekanntlich beim Gipsbrennen, nach Bildung des gewöhnlichen Handelsgips, welcher dem erwähnten Halbhydrat entspricht, bei höhe- rem Erhitzen unter Anhydritbildung das sogenannte Todtbrennen statt, und seitens LE ÖHAtELier's” liegt sogar eine Bestimmung vor, nach der gleichmässig erhitzter Gips bei 163° eine zweite Verzögerung im T’em- peraturanstieg zeigt. Da dieselbe bei einem Druckwechsel von 760 auf 200"”” ungeändert bleibt. kann die betreffende Erscheinung nicht darauf zurückgeführt werden, dass die Maximaltension des Krystall- wasserdampfs bei 163° Atmosphärendruck überschreitet. und wurde also seitens LE CHATELIER's an die Umwandlung von Halbhydrat in Anhydrit gedacht. ! Diese Sitzungsberichte, van"r Horr und ARMSTRONG, 1900, S. 559. ® Recherches experimentales sur la constitution des mortiers hydrauliques 1887, 8. van"r Horr: Oceanische Salzablagerungen. XXII. 571 Wir haben diese Beobachtung zum Ausgang gewählt. sind jedoch nicht in der Lage gewesen. die betreffende Erscheinung zu beobachten. weder bei gleichmässigem Erwärmen mit eingetauchtem Thermometer. noch im Dilatometer, wo eine etwaige abnorme Volumänderung die Ver- wandlung zeigen könnte. Dennoch wollen wir nicht verneinen, dass unter Umständen beim Erhitzen von Gips gegen 163° eine Verwandlung vor sich gehen kann; jedoch haben wir die in dieser Riehtung liegenden Versuche abgebrochen. als sich ganz unerwartet zeigte, dass die gesuchte Anhydritbildung nieht oberhalb. sondern unterhalb 107° vor sich geht, allerdings aber durch Verzögerung so lange ausbleiben kann, dass. wie in der mit ARMSTRONG ausgeführten Arbeit. nur die gegenseitige Ver- wandlung von Gips und Halbhydrat zur Beobachtung gelangt. Andeutunge von einem derartigen Verhalten lag einerseits schon in der natürlichen Anhydritbildung vor. welche, falls Anhydrit erst bei höherer Temperatur entsteht als Halbhydrat. wohl bei einer kaum an- nehmbar hohen Temperatur hätte stattfinden müssen. Andererseits lag die Beobachtung vor, dass Gips schon bei verhältnissmässig niederer Temperatur sämmtliches Wasser als Dampf abgeben kann. Die Gewissheit, dass die Bildung von Anlıydrit derjenigen von IHalbhydrat, bei Ausschluss von Verzögerung, vorangeht, bekamen wir aber erst bei Anwendung der Salpetersäure als wasserentziehendes Mittel. Die mit Arustrone ausgeführten Versuche hatten ergeben, dass eine Säure von der Zusammensetzung NO,H 2.38 H,O bei 50° mit Gips und krystallisirtem Halbhydrat in Gleichgewicht ist, also von 50° an Gips in Halbhydrat verwandelt. Als nun eine Säure von dieser Zu- sammensetzung mit «durch Entwässern von Gips erhaltenem Halbhydrat (Handelsgips) im Dilatometer erwärmt wurde. um die weitere Wasser- entziehung zu verfolgen. zeigte sich, dass dieselbe. allerdings erst nach einiger Zeit. schon bei 50° stattfindet und auch bei tieferer Temperatur weiterschreitet. Nachdem einmal dieser Einblick gewonnen war, konnten wir sofort eine von uns beobachtete Thatsache hinzuziehen. die bis dahin unerklärt geblieben war. Aus den mit Arustrone durchgeführten Bestimmungen ging hervor, dass Chlornatrium erst bei 76° den Gips unter Halbhydrat- bildung zu entwässern anfängt, weil erst bei dieser Temperatur das Krystallwasser im Gips bei der Halbhydratbildung eine höhere Tension bekommt als diejenige der gesättigten Chlornatriumlösung. Als nun zur Prüfung dieser Schlussfolgerung ein aus Handelshalbhydrat gebildeter Gips im Dilatometer mit Chlornatrium und dessen gesättigter Lösung erwärmt wurde, zeigte sieh die erwartete Volumzunahme oberhalb 76°; ! Tuoxsen, Thermochemische Untersuchungen Bd. III, S. 249 (bei 120°); SnEn- stone, Cunpart, Chem. Soc. J. Vol. 53, p. 544 (bei 70°). 572 Gesammtsitzung vom 9. Mai. dieselbe ging aber unterhalb 76° nicht zurück, sondern ein weiteres Steigen des Niveaus in der Capillare fand statt und schritt sogar noch bei 50° weiter. Wesentlich ist für das Gelingen dieses Versuches aller- dings, dass nieht gewöhnlicher, z.B. präcipitirter Gips genommen wird, denn dieser zeigt. auch nach mehreren Wochen, nur die Halbhydrat- bildung. Am einfachsten gelingt derselbe, falls das Dilatometer mit Handelsgips. Chlornatrium und dessen gesättigter Lösung beschickt wird. Bei gewöhnlicher Temperatur zeigt sich dann das Erhärten unter Contraetion und darauf, schon von 50° an, eine bedeutend grössere Ausdehnung. nach deren Vollziehung der Inhalt des Dilatometers sich in Anhydrit verwandelt hat. wie die Wasserbestimmung des von Chlor- natrium und dessen Lösung befreiten Inhalts zeigte. II. Bildungsverhältnisse des löslichen Anhydrits. (Gemeinschaftlich mit Dr. WEIGERr.) A. Die Maximaltension des Krystallwassers im Gips bei der Anhydritbildung. Aus den oben erwähnten Versuchen, welche zeigten, dass beim Gips die Bildung von Anhıydrit. bei Ausschluss von Verzögerung, der- jenigen von Halbhydrat vorangeht, ging hervor, dass die Maximal- tension des Krystallwassers im Gips bei der Bildung von Anhydrit grösser sein muss als diejenige bei der Bildung von Halbhydrat. Letztere war ermittelt, erstere blieb zu bestimmen übrig, was uns nach vielen orientirenden Versuchen im Einklang mit der Erwartung gelang. %s kam dabei auf die geeignete Verwendung des löslichen Anhy- «lrits an. In Bezug auf den Anhydrit ist zu bemerken, dass von demselben sicher wenigstens zwei Modifieationen zu unterscheiden sind: die be- kannte in der Natur vorkommende. welche sich äusserst schwer löst und entsprechend sehr langsam erhärtet; damit identisch ist vielleicht das aus Salzlösungen von Rose und Horrr-Sevzer'! erhaltene Product, möglicherweise auch der todtgebrannte Gips. Daneben existirt jedoch ein verhältnissmässig leicht lösliches und äusserst schnell erhärtendes wasserfreies Caleiumsulfat, das aus Gips beim Entwässern bei niederer Temperatur erhalten werden kann; ob dasselbe mit einer der von Lacroix” erhaltenen Modifieationen zu identifieiren ist. mag einstweilen dahingestellt bleiben.’ Der lösliche, schnell erhärtende Anhydrit bildet in unserer Unter- suchung eine geeignete Zwischenstufe zwischen dem untersuchten Halb- ! Varer, diese Sitzungsberichte 1900, S. 270. ® Ebenda S. 292. ® Siehe auch Porı.rrzın, Chem. Soc. J. Abstr. 1895. p. 350. Er EEE DEE er Q Dee ES url Ll lv Lt vax'r Horr: Oceanische Salzablagerungen. XXI. 73 | | IHRUTBBRBURORDRGBRUBRONIEN | I | rrler DILL TODTIIGIELONEEDIEDTEIT) DIDI IRHERILEIRADLERIBLERNTRDERLPRFRUETDEFTDUDERRRERDHODDDNLAHAON LITT IT TTT [IMMIIHENN I " anna als Sperrflüssigkeit. hydrat und dem natürlichen Anhydrit. auf dessen Bildung es schliesslich ankommt. Der- selbe wurde aus präeipitirtem Gips im Vacuum bei 60-90° unter Anwendung von Phosphor- pentoxyd oder Schwefelsäure als Entwässe- rungsmittel erhalten. Eine noch bequemere Darstellungsweise ist die, dass man von aus Halbhydrat (Handelsgips) durch Hydratisirung (Erhärtungsprocess) mit sehr viel Wasser (um das Festwerden zu vermeiden) erhaltenem Gips ausgeht. Derselbe zeigt die Eigenschaft, beim Erwärmen auf 100° ohne im Vacuum arbeiten zu müssen in den löslichen Anhydrit überzu- gehen, während unter diesen Umständen präei- pitirter Gips sich meistens in Halbhydrat ver- wandelt. Da das Ziel der Untersuchung in erster Linie auf die Tensionsbestimmung ge- richtet war. wurde auf eine völlige Entwässe- rung verzichtet und meistens bis auf ein Pro- eent Wasserrückstand fortgeschritten. Die Beobachtung der äusserst grossen Leichtigkeit, mit welcher der lösliche Anhydrit erhärtet, d.i. Wasser unter Gipsbildung auf- nimmt. worin derselbe sogar den Handelsgips bedeutend übertrifft. führte dann zur Methode der Tensionsbestimmung. Unsicher war es, die Maximaltension des Gipses bei der An- hydritbildung unter Anwendung‘ von Gips im Tensimeter zu bestimmen, da sich bei der Wasserabgabe aus dem Gips dann in erster Linie Halbhydrat bildet, wie die seinerzeitige Bestimmung von Donnan' zeigte. Der um- gekehrte Weg aber, ausgehend vom Anhydtrit. unter Zuführung von Wasserdampf, erschien geeignet. Der lösliche Anhydrit wurde deshalb in bekannter Menge mit einer genügenden Menge Wasser in Dampfform zusammengebracht und die Einstellung der Maximaltension in einem etwas modifieirten Tensi- meter verfolgt. Dasselbe hat einerseits (in B) Phosphorpentoxyd, anderer- seits (in A) den löslichen Anhydrit unter Anwendung von Quecksilber Dann aber ist die Anhydritseite noch mit einem ! Diese Sitzungsberichte 1900, S. 569. 574 Gesammtsitzung vom 9. Mai. Ansatzgefäss C versehen. in welche («ie Hälfte der Wassermenge ge- bracht wurde. welche aufgenommen werden konnte. Beim Evacuiren liess man das Wasser gefrieren und wurde dann in der üblichen Weise beobachtet. anfangs bei 72°, weil auch für diese Temperatur eine Ten- sionsbestimmung seitens Donsan’s für Gips-Halbhydrat vorlag. Als sich dlann thatsächlieh zeigte. dass der so erhaltene Tensionswerth den von Doxnan erhaltenen bedeutend überstieg, wurde ganz in der erwähnten Weise die Tensionsbestimmung mit krystallisirtem Halbhydrat wieder- holt und dann drittens noch ein Tensimeter angefertigt, welches erlaubte. «direct die Tensionsdifferenz abzulesen unter Anwendung von Anhydrit einerseits und Halbhydrat andererseits mit zwei entsprechend angebla- senen Wassergefässen. Die Ablesungen (mit Lufteorreetur) waren in Millimeter Queck- silber bei 0°: 1. Lösliches Anhydrit zeigte anfangs bei 72° (corr.) 252.6, was (ler Maximaltension des Wasserdampfes (254. 3) nahezu gleichkommt: (lie Tension sinkt dann regelmässig und schwankt nach drei Tagen zwischen 207.1 und 205.9. Endwerth 206.1. 2. Halbhydrat zeigte anfangs 265.5. sinkt dann schnell bis zum nächsten Tag auf 173.9. Bisweilen zeigen sich in diesem Tensimeter plötzliche Schwankungen. die den Werth fast auf den obigen hinauf- führen (Maximum 199) und, wie nachher zu erörtern. wohl veranlasst sind dureh locale Verwandlung von Halbhydrat in Anhydrit und Gips. Endwerth 179.8. 3. Die Differenz stellte sich nach einigen Tagen auf 17°” ein. mit einem Mehrbetrag seitens der Gipsanhydritmischung. Da die Tensionsbestimmungen. so ausgeführt, immer nur einem von höherer Tension herabsinkenden Maximalwerth entsprechen, wurde nunmehr von niederer Tension aufsteigend beobachtet und deshalb zu- nächst abgekühlt. bei abnehmender Tension beobachtet und dann er- wärmt, um die Bestimmung bei zunehmender Tension zu wiederholen. Die nachfolgende Tabelle enthält die so ermittelten Endwerthe: Temperatur Anhydrit- Gips Halbhydrat - Gips Ditferenz Bemerkung l II 728 206.1 — 179.8 (179) 27 Abn. Tension M2 204:6 204.9 — (8.5) Zun. » 60 LO747, — 89.7 (91.4) 15.5 Abn. » 60 T042711,.10545 89.2 15.6 Zun. » 48.8 57-7 57.8 46.9 (46.4) 12 Abn. » 48.8 57-4 52 43.9 14.4 Zun. » 25 14.3 TAR2 9.6 (9.1) 3.9 Abn. » 13-3 7-3 1: BER 2:5 R 2 van'r Horr: Öceanische Salzablagerungen. XXH. >75 Wir fügen hinzu, dass das zur Bestimmung der Halbhydrat-An- hydrit-Differenz benutzte Tensimeter, nachdem es mehrwöchentlich von 72° auf 1ı5°3, dann von 15°3 auf 72° erhitzt wurde, schliesslich bei 72° einen allmählich abnehmenden Werth zeigte, wohl daher rührend, dass die Verwandlung von Halbhydrat, worüber nachher ausführlich zu berichten ist. weit vorgeschritten war. In erster Linie sei bemerkt, dass die beim Gips-halbhydrat beob- achteten Tensionen, besonders bei fallender Tension, wo noch die Ver- wandlung des Halbhydrats am wenigsten vorgeschritten war, mit den früher ermittelten Werthen befriedigend übereinstimmen. Letztere sind zum Vergleich in Klammern rechts von unseren Zahlen angeführt. In zweiter Linie lassen sich die Werthe für Gips-anhydrit durch eine Formel wiedergeben, die wir benutzt haben, um weitere Consequenzen zu ziehen. Am besten geeignet erschienen dabei wieder die bei fallender Tension gemachten Beobachtungen, weil dabei die Halbhydratbildung ausgeschlossen ist. Diese Formel ist aus der bekannten Beziehung: erhalten, worin P die Maximaltension, qg die Wärmeentwickelung bei Bindung von ı3 Kilogramm Wasserdampf an Anhydrit. Wird diese Beziehung auf die Tension des Wasserdampfes (P,) angewendet, so entsteht: an A 31°, worin q, die latente Verdampfungswärme von ıS® Wasser, also: nn Bee RR: 2 worin Q die Wärme gebildet bei Bindung von 18°: flüssigem Wasser an Anhydrit. Eine befriedigende Übereinstimmung wird dann erst erzielt, falls berücksichtigt wird, dass diese Wärme sich mit der Temperatur ändert, entsprechend der Differenz (A) der specifischen Wärme von Gips und dem Complex Anhydrit-wasser, also: Qr — Q, = kT S In dieser Weise entsteht schliesslich: log P= log P,+ SED + 25.905 log T— 75.5198, welche Beziehung in der folgenden Tabelle benutzt ist, unter der Bemer- kung, dass wir derselben nur einen empirischen Charakter beilegen möchten: Sitzungsberichte 1901. 50 bit SI je) Gesammtsitzung vom 9. Mai. Temperatur Tension gefunden Tension berechnet 72° 206.1 (206.1) 60 107.7 (107.7) 48.8 57-7 (57:7) 25 14.3 14.5 15.3 Ted: ) B. Bildungstemperatur des löslichen Anhydrits. -Im Einklang mit dem anfangs erwähnten Befund, dass die Bil- dungstemperatur des Anhydrits unterhalb derjenigen des Halbhydrats liegt, hat sich die Tension der Gips-anhydritmischung höher gezeigt als diejenige der Mischung von Gips und Halbhydrat. Bei der nun- mehrigen Bekanntheit dieser Tension lässt sich die Umwandlungstem- peratur für den Vorgang: CaSO,.2H,0 = CaSO, + 2H,O (flüssig) annähernd schätzen, und dazu hat wesentlich unsere obige Formel gedient, welche eine bedeutende Extrapolation für tiefe Temperaturen erlaubt, was wohl zu einer kleinen Extrapolation nach oben berechtigt. Bei dieser Umwandlungstemperatur wird die Tension des Wassers im Gips-anhydrit derjenigen des Wassers gleich, also: P=P,, woraus sich nach der angeführten Formel ergibt: T. 75.5198. 23% 3 + 25.905 log T. also: T= 273+39. Die Umwandlungstemperatur würde demnach unter 100° liegen, was sich vollkommen bestätigte. Dazu wurde ein Dilatometer mit lös- lichem Anhydrit oder Handelsgips angefüllt und bei 100° mit Wasser als Füllflüssiegkeit versehen. Nachdem die die Gipsbildung begleitende Contraetion vollzogen war, liess sich die gesuchte Umwandlung von Gips in Anhydrit bei 105° einleiten. Dieselbe schritt dann unter starker Ausdehnung weiter hei 100°, langsamer bei 92° und liess sich noch bei 90° beobachten. Eine Rückverwandlung trat jedoch nicht ein, weil, was sich bei Unter- suchung des Dilatometerinhalts zeigte, der gebildete lösliche Anhydrit sich in die unlösliche Modification umgewandelt hatte. Aus demselben Grunde ist auf eine bei 100° durchgeführte Lös- lichkeitsbestimmung nicht allzu viel Werth zu legen: dieselbe ergab van'r Horr: Oceanische Salzablagerungen. XXI. 577 allerdings. nach Erwartung, dass Gips bei dieser Temperatur löslicher ist (0.21 Procent) als der lösliche Anhydrit (0.19 Procent), welcher sich aber bei diesem Versuch auch schon in unlöslichen Anhydrit umge- wandelt haben mag. 6. Metastabilität des Halbhydrats. Tritt, wie gezeigt, die Bildung des Anhydrits aus Gips schon bei einer tieferen Temperatur ein als diejenige von Halbhydrat, so muss letzterer Körper sich gemäss der Gleichung 4CaSO,.+H,0 = CaSO,.2H,0+ 3CaSO,, verwandeln können, mit anderen Worten: nicht stabil resp. meta- stabil sein. Darauf weist auch schon in den natürlichen Salzlagern das Fehlen einer Zwischenschicht von Halbhydrat an der Grenze von Gips und Anhydrit hin, wovon wir uns noch absichtlich an Ort und Stelle über- zeugt haben. Wir konnten jedoch auch direet den Nachweis der Nicht- stabilität dieses Halbhydrats liefern. Einerseits, besonders beim Erwärmen, zeigt der Handelsgips eine starke Contraetion, die sich bei 90° in wenigen Tagen vollzieht, wie aus einem Versuch mit Dilatometer, und Petroleum als Füllflüssigkeit. hervorgieng: diese Contraction wird von einer kleinen Ausdehnung nachgefolgt. Die tiefgehende Änderung, welche hierbei das Halbhydrat erlitten hat. zeigte sich an einer gleichzeitige ohne Petroleum erhitzten Probe; dieselbe war nach Abkühlen zusammengebacken. Offenbar ist also (die Umwandlung in Gips und Anhydrit unter Volumabnahme er- folgt und dann (oberhalb 89°) die Theilschmelzung des neugebildeten Gipses unter Ausdehnung. Noch ein zweites charakteristisches Merk- mal liess sich hierbei zur Beurtheilung der stattgefundenen Änderung anwenden: der Handelsgips, der 6.7 Procent Wasser enthielt, verlor im Dampftrockenschrank nach vier Stunden nur 1.7 Procent: nach voll- zogener Verwandlung bei 90° war der Wasserverlust unter diesen Um- ständen 5.4 Procent, was der Verwandlung des neugebildeten Gipses in Halbhydrat entspricht. Schliesslich kann noch auf die obigen Ver- suche im Tensimeter hingewiesen werden. bei welcher die Tension von Gips-halbhydrat bisweilen sprungweise sich in diejenige von Gips-an- hydrit verwandelte, während beim lange fortgesetzten Versuch im Difte- rentialtensimeter der Unterschied sich allmählich ausglich. Es sei bemerkt. wie uns von Hrn. Prof. SEGEr mitgetheilt wird, dass auch beim Lagern der Handelsgips eine allmähliche Verwandlung zeigt, indem der Wasserbedarf‘ bei Herstellung einer zum Giessen ge- 50* 578 Gesammtsitzung vom 9. Mai. eigneten Mischung geringer wird. Ein Gips z. B., der, frisch gekocht, 91 Procent seines Gewichts an Wasser verbrauchte, bis die flüssige Schicht über dem eingestreuten Gips verschwunden war, verbrauchte nach vier Wochen nur noch 72 Procent, nach drei Monaten nur 59 Pro- cent. Ob diese so schnell stattfindende Verwandlung sich mit dem oben Bezeichneten deekt, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls aber unterscheiden sich nach unseren Bestimmungen alte Gipsproben ganz im Sinne des oben bei 90° erhitzten Präparats, und zwar durch die Fähigkeit, in vier Stunden bei 100° eine bedeutende Wassermenge ab- zugeben. Wir schalten hier die diesbezüglichen Resultate ein mit Pro- ben, angeblich von beigefügtem Alter: Gesammtwasser Wasserverlust nach 4 St. bei 100° Frische Probe 7.74 Procent 1.24 Procent ı Jahr alt 7-62 » 3.8 » 2 Jahre » 9.3 » 4.06 » St72) » 6.7 » 1] » Eee 2, Bisgare® 4-3 Bei 90° verwandelt 6.7 » 5.4 » und bemerken, dass die Mehrabgabe des Wassers, bei genauer Be- trachtung der obigen Zahlen, nicht nur von der Feuchtigkeit herrührt. welche einige der angeführten älteren Proben offenbar aufgenommen haben. Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. Von Orro HirscHreELD. (Vorgetragen am 25. April [s. oben S. 495].) Das Titelwesen, das bei den Aegyptern eine auch in unserer Zeit nicht erreichte Blüthe gehabt hat, ist den Griechen und in republikanischer Zeit auch den Römern durchaus fremd geblieben. Erst der Kaiserzeit und zwar der späteren Epoche derselben war es vorbehalten, die Beamten- classen durch fest abgestufte Rangtitel äusserlich kenntlich zu machen und auch in dieser Hinsicht den Übergang zu dem Byzantinismus vor- zubereiten, ja selbst den Ausgangspunkt für das mittelalterliche und moderne Titelwesen zu bilden. Von älteren Arbeiten über diesen Gegenstand verdient Erwähnung das Werk des englischen Philologen John Selden: files of honor, das in englischer Sprache im Jahre 1614 erschien: ich eitire die nach der dritten Auflage (1672) angefertigte und mit Zusätzen versehene lateinische Übersetzung: tituli honorum von S.J. Arnold. Franefurt 1696. 4. Den antiken Titeln ist nur ein Capitel (IL, 10) gewidmet. Fast gleichzeitig hat Gothofredus (7 1621) an zahlreichen Stellen seines Commentars zum Codex Theodosianus die darin genannten Titel in vortrefflicher Weise behandelt, jedoch fast ohne Benutzung des in- schriftlichen Materials und ohne eine zusammenfassende Darstellung anzustreben. Aus neuerer Zeit ist das Buch des Franzosen Naudet: de la noblesse et des recompenses d’honneur chez les Romains, Paris 1863, zu nennen, der das von Gothofredus gesammelte Material geschickt benutzt und auch die damals in neueren Sammlungen zugänglichen Inschriften einigermaassen herangezogen hat. Über die Titel der ritterlichen Beamten habe ich in den Unter- suchungen zur römischen Verwaltungsgeschichte S. 272 ff. gehandelt, über den Titel vir clarissimus in der älteren Kaiserzeit Friedländer in der Sittengeschichte I® S. 398 ff., über senatorische und ritterliche Titel der Kaiserzeit Mommsen im Staatsrecht II®S.47ı und 565, über >80 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. die Titel in der Ostgothenzeit derselbe in den Ostgothischen Studien: Neues Archiv 14 S. 3509 ft. Ich will versuchen, eine kurze Darstellung der im römischen Reiclı bis auf Justinian im Gebrauch gewesenen Titel zu geben, ohne das gesammte von mir gesammelte, aber für diesen Zweck nicht noth- wendige Material vorzulegen. Dass Nachträge, insbesondere aus den Schriftstellern der späteren Zeit, nicht ausbleiben werden, bezweifle ich nicht: doch wäre es unthunlich gewesen, für eine Specialuntersuchung diese ungeheure Masse zu bewältigen. In der republikanischen Zeit Roms ist von Rangtiteln keine Spur nachzuweisen. Wohl nennt Cicero in seinen Reden kaum je den Namen eines hervorragenden oder vornehmen Mannes, ohne ihn als vir cla- rissimus, bisweilen auch mit anderen Epitheta, wie amplissimus, for- tissimus, nobilissimus, ornatissimus zu verzieren, so dass man wohl an- nehmen darf, dass die Anrede vir clarissimus, die kaum anders als von Senatoren gebraucht wird, damals bereits, wenn auch nicht als stehen- der Titel derselben, so doch als ein ihnen zukommendes Ehrenprädicat angesehen worden sei. Auch die Schaffung eines geschlossenen Sena- torenstandes durch Augustus hat nicht zur Einführung eines festen Titels für die Mitglieder desselben, geschweige denn für ihre Familien geführt. Zwar wird in einer kürzlich in dem Phrygischen Apamea gefundenen In- schrift aus der Zeit des Augustus des Statthalters von Asien als elarissimı viri Caesaris | Augusti amici'] gedacht, doch ist dies nicht anders aufzu- fassen, als die Hinzufügung eines solchen Prädicates bei Cicero. Aber im Laufe des ersten und im Anfang des zweiten Jahrhunderts mehren sich die Beispiele dieses Gebrauchs in so bedeutender Zahl, dass ofien- bar damals bereits, wie Friedländer bemerkt und durch Beispiele belegt hat?. 'vir clarissimus allmählich ein offieielles und feststehendes Prädicat der Männer von senatorischem Stande” geworden ist. Allerdings ist zu beachten, dass noch im Jahre 82 ein Legat nicht elarissimus, sondern ornatissimus vir genannt wird*?, dass ferner in dem ganzen ersten Jahr- ! JII (so eitire ich durchgehends die Bände des Corpus inseriptionum Latinarum) S. 12240 — Athenische Mittheilungen des Instituts 16, 1891, S. 235 ff. Diese Ergänzung, bez. (nesaris [nostri amicus] giebt Mommsen im Corpus als möglich an, vorausgesetzt, dass das Schriftstück nicht von Paullus Fabius Maximus selbst, sondern etwa von seinem Nachfolger herrührt, er zieht jedoch vor, elarissimi viri auf Augustus zu beziehen und diesen Zusatz durch die enge Freundschaft des Fabius Maximus mit dem Kaiser zu ent- schuldigen. Ich gebe der ersteren Erklärung unbedingt den Vorzug. ® Besonders aus Statius, vgl. Friedländer a. a. O. S. 398. VI, 3828. ev Hirschrerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 581 hundert der Titel voll ausgeschrieben wird! und erst im Anfang des zweiten Jahrhunderts, dann freilich nicht nur die Abkürzung cf(la- rissimus) v(ir), sondern auch sofort e(larissimus) i(uvenis) und c(larissimus) p(uer)” auftritt. Als officieller Titel erscheint ferner e(larissimus) v(ir) in dem Armeebefehl Hadrian’s in Lambaesis vom Jahre 128 dem Namen (les Legaten Catullinus regelmässig hinzugefügt” und bei dem Namen des Petenten in den sc. Beguense vom Jahre 135 (VII, ı 1451 = 270), so dass in Hadrian’s Zeit diese Titulatur offenbar bereits eine solenne geworden war. Dagegen nimmt Mommsen (Staatsrecht III S. 47 1). dem Friedländer (Sittengeschichte I® S. 276) beigestimmt hat, an, dass erst durch ein die beiden privilegirten Stände gleichmässig umfassendes Ranggesetz der Kaiser Marcus und Verus die längst für den Senator übliche Ehrenbezeichnung clarissimus in der Weise dem senatorischen Stande titular beigelegt worden sei, dass sie fortan von den Männern, Frauen, Jünglingen und Kindern beiderlei Geschlechts unmittelbar hinter dem Eigennamen in fester Abkürzung geführt wird‘. Aber in diesem Ranggesetz, auf das wir noch zurückkommen werden, ist, soweit wir es besitzen, nur von den Rittertiteln, nieht von dem senatorischen die Rede, und dass der letztere bereits vorher im Gebrauche gewesen ist, ehe man solche für die Ritter einführte, ist an und für sich natür- lich und wird durch die oben erwähnten und andere Beispiele er- wiesen‘, während andererseits auch unter und unmittelbar nach Marcus’ Regierung, wie Mommsen selbst hervorhebt?, der Titel vir elarissimus in ' So in dem Senatusconsult vom Jahre 56: X, 1401; aber auch noch in einen Decurionenbeschluss, wahrscheinlich vom Jahre 101: VI, 1492; ferner 1l1l, 7086 aus dem Ende der Regierung Traian’s; selbst noch in dem Deeretum Tergestinum aus Pius’ Zeit: V, 532 ist der Titel mehrfach ausgeschrieben, aber auch zweimal (I, 18, e.v. abgekürzt. Vereinzelte Beispiele der Ausschreibung finden sich auch in späterer ken. 2 Vgl. Friedländer, a. a. O0. S.399; die Inschrift des Antonius Felix c. p. (V, 34) ist wohl aus Trajan’s Zeit; die des c. ’. genannten Juristen Aburnius Valens (VI, 142r) fällt unter Hadrian. > VIII, 2532, vgl. 13042; ausgeschrieben ist der Titel nur in dem Fragment 18042 F. * Vel. VIII, 98 (Hadrian’s Zeit): [proJcos. e. v.; VIII, 11799 (a. 154): [a]nno Sexti Laterani procons. c. v.; VIII, 2637 (a. 158): leg. c. v.; v III, 20144 (a. 160): leg. Aug. pr. pr. e. w.; IX, 5939 (wohl vor Pius): er sententia Aemili Frontonis cl. vir., postea deinde Arri Antonini cl. vir. Wenige Tage nach dem Regierungsantritt des Marcus N, 1814: Flavi Longini cl. v.; im Jahre 160 oder bald nachher VIII, 2353 (vgl. Ephem. epigr. VII, 798): Fontei Frontiniani leg. Aug. pr. pr. e. v. ° Ausser den von Mommsen, a.a. O. Anm. ı erwähnten Beispielen VI. 3420 (a.183); II, 4125 (a.193); XIV, 2970 (gewiss unmittelbar nach Pius’ Tod gesetzt) habe ich nur folgende gefunden: II S.6278 (aes Italicense a. 176/180) v. 41. 53. = II, S. 7505 (a. ı7o oder bald nachher, mehrere Namen mit dem Prädicat ce. v.); VI, 1490 (a. 180) und 7582 (ce. a. ı87); VIII, 2495 (a. 188). 4228-29 (a. 172/5). 4230 : 188). VIII S. 21567 (a. 172/4); X, 7237 (Commodus); XIII, 1805, vgl. 1806 (Marcus); 7556 (wohl Commodus). In das Jahr 161, also wahrscheinlich vor den Erlass des Ranggesetzes, fällt VI, ırı9Ö. 582 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. den Inschriften nicht häufig auftritt und erst seit Severus mehr und mehr, wenn auch bis auf das vierte Jahrhundert keineswegs durchgängig, zur Geltung gelangt ist.' Unter Severus Alexander ist der Titel bekanntlich auch den Prä- torianerpräfeeten beigelegt worden’, wenn auch noch später einzelne Präfeeten dem Ritterstande angehört haben.” Vor Alexander hat, ab- gesehen von Seianus und Plautianus, sicher Opellius Maerinus den Titel e. v. geführt, wie die Inschrift einer Wasserleitungsröhre beweist (XV, 7505): M. Opelli Maerini pr. pr. e. v. und M. Opelli Diadumenianı e. p., und da er unmittelbar von der Präfeetur auf den Thron stieg, so muss er bereits während des Amtes den Titel gehabt haben. Dieser wird ihm auch, zusammen mit seinem Collegen Oclatinius Adventus im Codex Justinianus IX, 51, ı unter Caracalla’s Regierung beigelegt. was richtig sein kann, obgleich Letzterer nach Dio (78, 14) erst von Macrinus in den Senat aufgenommen worden ist. Auch Cornelius Re- pentinus, Präfeet unterPius, wird auf Wasserleitungsröhren (XV, 7439) pr. pr. c. v. genannt, jedoch ist ihm der Titel vielleicht erst nach seinem Rücktritt verliehen worden.* Der Clarissimat geht auf die Familienmitglieder über, so dass die Frau als clarissima femina, die Söhne als clarissimus iuvenis oder puer’, «ie Töchter als clarissima puella bezeichnet werden.” Dass ein sicheres Beispiel einer clarissima femina vor Septimius Severus nicht nachzu- weisen ist, dürfte Zufall sein, da elarissimus duwvenis und puer, wie wir gesehen haben, schon im Anfang des zweiten Jahrhunderts nachweisbar ! Auch auf den Ziegeln beginnt der Zusatz ce. v. oder c. f. erst ganz am Ende des zweiten Jahrhunderts; nur XV, 475 schreibt Dressel der Buchstaben wegen der Zeit des Marcus zu, n. 416. 419 datirt er 'aetatis fere Commodianae', n. 427. 428. 432. 434 'saec. II exeuntis'. Besonders deutlich tritt dies bei den Ziegeln des opus Sala- re(n)se (XV p. 139 ff.) hervor, wo der Titel e. v. zuerst dem Flavius Titianus gegen Ende des zweiten oder Anfang des dritten Jahrhunderts beigelegt wird. — Dass der- selbe zuweilen nur als Ehrfurchtsbezeugung von dem Dedicanten zugefügt wurde, zeigt z. B. VIII, 1170 (a. 193): anno Corneli Anullini procos. ce. v. et Valeri Festi leg. eius, wo er bei dem letzteren fehlt. ® Vita Alexandri e.21. wo wohl zu schreiben sein wird: quod antea vel raro /uerat vel omnino nondum (non diu non ist überliefert) fuerat. ® Vgl. meine Untersuchungen zur Verwaltungsgeschichte S. 235. * Wenn Fronto, bei dem sich sonst nie eine Titulatur bei den zahlreichen von ihm genannten vornehmen Männern findet, den dem Ritterstande angehörigen Prätorianer- präfeeten des Pius, Gavius Maximus, als elarissimum et nobis obsercandum virum be- zeichnet (ad M. Caesarem p. 167 N.), so ist dies nicht als offieielle Titulatur zu fassen: durch die consularischen Ornamente, die Maximus besass, wird der Titel v. c. nicht erworben. ° [P]ver laticlavius: XI, 516; vgl.Vl, 1538, wo /atielavius titular von einem im 30. Jahr verstorbenen Mann, der keine Ämter bekleidet hatte, gebraucht wird. ° Vgl. Mommsen Staatsrecht 3 S. 468, auch über die Erstreckung des sena- torischen Standes bis auf das dritte Glied. HırscHrern: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 583 sind. Der Titel elarissimus puer oder puella wird bereits ganz kleinen Kindern, selbst einem im Alter von ı$ Monaten verstorbenen Mäd- chen', andererseits noch einem als gqwaestor designatus oder als tribumus” Verstorbenen beigelegt, während wiederum eine Inschrift (V, 2089) einem clarissimus iuvenis von seinem Selaven bei der Anlegung der toga virilis, also etwa im Alter von 15 Jahren, gesetzt wird. Ganz ausnahmsweise tritt dafür adulescens clarissimus (V, 4870) oder sogar in einer Inschrift des Jahres 557 (X, 4503) ein elarissimus adultus von ı8 Jahren ein, womit die clarissimi adulti bei Cassiodor 4, 42 zusam- menzustellen sind. Wenn schliesslich ein Jüngling von noch nicht ı9 Jahren als c(larissimus) v(ir) bezeichnet wird (IX, 2340), so wird man in diesen Varietäten nichts als individuelle Willkür zu sehen haben. Wird der Sohn eines Senators von einem Manne geringeren Standes adoptirt, so verliert er nach Paulus (digg. I, 9, 6 $ 1) nicht seinen sena- torischen Rang: wenn dagegen die Tochter eine Ehe geringeren Standes eingeht, so verliert sie ihren Clarissimat, wie Ulpian (digg. I. 9, 8) ohne Einschränkung erklärt, vorausgesetzt dass nicht durch kaiserliche Verfügung, wie bei der Cousine des Kaisers Severus, Julia Mamaea, die in erster Ehe an einen Mann ceonsularischen Ranges’, in zweiter an einen Ritter verheirathet war, ihr der durch die erste Ehe erworbene Rang belassen sei, was aber nur selten geschehen sei (a.a.0. $ 12). Allerdings finden sich in mehreren Inschriften Frauen von Rittern als elarissimae feminae bezeichnet‘; doch können sie alle der Zeit nach Ul- pian angehören, und es wird demnach wahrscheinlich im Laufe des dritten Jahrhunderts den Frauen höherer ritterlicher Beamter dieses Pri- vileg eingeräumt worden sein. Der Titel lautet in älterer Zeit häufiger c/arissimus vir, in späterer Zeit meist ver elarissimus: in den sonstigen Verbindungen steht elarissimus regelmässig an erster Stelle: er folgt mit wenigen Ausnahmen® unmittel- ! VI, 1334; ein im Alter von 63 Monaten verstorbener Knabe heisst ce. p.: VI, 1458, ebenso ein einjähriger: XII, 5804; vergl. dazu den mit 4 Jahren in den Senat aufgenommenen Sohn eines Ritters: XIII, 1808. 2 VI, 6993; X, 1697; III S. 8571; ein Legionstribun heisst c(larissimus) i(uvenis), wird aber von seinem Vater als infans bezeichnet: V, 5032. ® Denselben Fall hat der Biograph des Elagabal c.4 im Auge: si umquam aliqua matrona consularis coniugüi ornamentis esset donata, quod veteres (!) imperatores ad- finibus d etulerunt et üs maxime, quae nobilitatos maritos non habuerant, ne innobilitatae remanerent. Über die Seltenheit des Titels consularis femina vgl. Mommsen Staats- recht 3 S. 468 A. 3. * C.f. als Frauen eines vir egregius: V, 4057; VI, 31731 (= Bull. erist. 1879 p- or): VIII, 2665. Der Mann v.p.: VI, 31955—-56 (= Murat. 1834, 8; Grut. 1139, 14); X, 5395. Der Mann emin. mem. vir: VI, 31953 (= Mur. 1839, 4: christlich). 5 Am Ende der Ämter steht er VIII S.ı8270 und in der Inschrift des Aburnius Valens (VI, 1421), wo jedoch e.:. nachträglich zugefügt ist. Zwischen Priesterthümern und Ämtern steht e.®.: X, 6439: nach dem Proconsulat der Narbonensis und vor 584 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. bar dem Namen, wenn er nicht erst im Laufe der Carriere erworben worden ist." Griechisch wird er durch Aaumporaros wiedergegeben’, doch wird dieser Titel seit der Mitte des zweiten Jahrhunderts, statt des bis dahin geführten Prädieates kpartoros, auch den ritterlichen Prä- feeten von Aegypten beigelegt.’ Bis auf Marcus ist dieser Titel der einzige geblieben: erst unter ihm sind auch den ritterlichen Beamten, die durch Hadrian eine neue, vielfach abgestufte Organisation erhalten hatten, Titel, und zwar sofort (drei verschiedenen Grades beigelegt worden: für die Prätorianerprä- fecten vir eminentissimus, für die sonstigen Präfeeturen, die höchsten Pro- curaturen und die Abtheilungsvorstände der kaiserlichen Kanzlei vir perfectissimus, für die übrigen Procuratoren vir egregius', vgl. Cod. den geringeren Ämtern: XII, 3170; zwischen Prätur urd Volkstribunat: VI, 1431. Vor dem Namen in einer der Kaiserin Eudoxia im Jahre 403 gewidmeten Inschrift III, 736: v. ce. Simplicius praef. urb. ! So in der Inschrift des Vaters des Elagabal Sex. Varius Marcellus X, 6569 e.e. zwischen den ritterlichen und senatorischen Ämtern; X, 7237: equo publ. exornato, c. v., adlecto inter tribumicios; Dessau n.1252: praesidi Mauretaniae et Tingitanae, v. C., consulari Tusciae et Umbriae. 2 Vel. Friedlaender a.a.0. S.399; Goetz corp. glossar. lat. VI, ı p.219 s. v. clarus; vgl. auch z.B. Kaibel inser. graec. Ital. n.879: vavkAnpos Zvunayov TOv Nanmpo- rarov und ind. p.732 bei den Namen der Consuln in später Zeit. In der in der vorher- «ehenden Anmerkung eitirten bilinguen Inschrift des Marcellus wird e. v. wörtlich durelı Naumpordrw ävöpi wiedergegeben, während sonst Aaumporaros allein dafür steht. 3 Hrn. Dr. Paul Meyer verdanke ich über diesen Gebrauch in den Papyri fol- sende Mittheilung: "seit Nero (UBM. 112, 8 n.59/60: L. Iulius Vestinus) führen die Prae- fecti Aegypti den Titel «parıoros |vgl. auch Bormann zu XI, 5213]; das Epitheton Aau- mpdraros erscheint zuerst im Jahre 150: Pap. Brit. Il, 358 v.ı7 bei L. Munatius Felix. sodann bei M. Sempronius Liberalis a.154 ff. (Fayıım Towns n. 24,11; UBM.780 v. tr), Volusius Maeeianus a.161 (Pap. de Geneve I n. 35); M. Annius Suriacus a.162/3 (UBM. 198. 6; Pap. Brit. IIn.328; Fayüm Towns n.33, 11), dagegen heisst derselbe in anderen Urkunden (Greek Pap. II n.53, 6; Oxyr. Pap. II p.151) xparıoros, ebenso Flavius Priscus a.181 (UBM. 12, 13); wiederum Aaumporaros T. Longaeus Rufus a.184/5: Oxyr. Pap.]I n.237 VI, ı4, während er ebenda VI, 34 und VII, 6 diaonusraros genannt wird. Die späteren Praefecti Aegypti führen alle, soweit mir bekannt, das Epitheton Aaumporaros. das offenbar abusiv auf sie angewandt ist, während in ihren Edieten und Deereten bis auf Diocletian sie sich selbst niemals einen Titel beilegen. Der ihnen zukommende Titel daaomusraros (— perfectissimus) wird dem Longaeus Rufus gegeben (s. oben). Seit der diocletianischen Reform ist der offieielle Titel für die Praefecti Aegypti dtaonuöraros (Oxyr. Pap. I n.71: a. 303; II n.78: a. 307; 1. 60,5: a.323; 1, 37,10: a. 342), da- gegen seit der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts wiederum Aaumporaros.' * Bei den Rittertiteln überwiegt die Voranstellung von vir; wie willkürlich aber die Stellung ist, zeigt z.B. IX, 2702 (a. 224). wo derselbe Mann einmal v. e., einmal e.v. genannt wird. Dieser Titel ist übrigens keineswegs auf die kaiserlichen Beamten beschränkt, sondern ist z. B. den ‚flamines perpetui in Africa und anderen hervorragende: Munieipalen häufig verliehen worden. — Bei Cyprianus epp. 80, ı werden in einem Er- lass des Valerianus als Repräsentanten der ritterlichen Beamten nur egregä viri (zwischen Hırscurerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 585 Just. IX, 41, 11: divo Marco placuit eminentissimorum quidem nec non etiam perfectissimorum virorum usque ad pronepotes liberos plebeiorum poenis vel quaestionibus non subici. Mommsen (St.-R. 3 S.565 A.4) hat daraus, dass bereits im Jahre 168 der Titel eminentissimus vir und zwar zweimal ab- gekürzt! auftritt (IX, 2438), geschlossen, dass zu Lebzeiten des Verus das Gesetz erlassen worden sei. Unmöglich wäre sogar nicht, dass diese Rangtitel bereits früher eingeführt waren und Marcus nur die Exemtion von den plebejischen Strafen den sie führenden und ihren Agnaten ge- währt habe. Jedoch ist bisher keine Urkunde mit einem dieser Rang- titel, die über das Jahr 168 hinaufginge, gefunden worden; denn wenn auch vir egregius (ausgeschrieben) schon unter Pius in dem Deeretum Ter- gestinum (V, 532 col. Il, 28) erscheint, so braucht dies nicht titular ge- fasst zu werden.” In die Zeit des Mareus und Verus gehört vielleicht® (die Inschrift des Procurators von Tingitana ©. Vallius Maximianus, der II, 2015 proc. Augg. e. v. heisst, dagegen I, 1120 den Titel nicht führt. Sicher aus der Zeit des Mareus und Verus sind die afrieanischen In- schriften des Procurators Baius Pudens VII S. 20834—-35, wo der Titel (in n. 20835 ist egregio zerstört) vir egregius ausgeschrieben ist und gegen den Gebrauch dem Namen vorangeht.' In die erste Zeit des Commodus (180/3) gehört VII, 10570, IV, v.ı0: exemplum epistulae proc(uratoris) e(gregü) v(iri), also abgekürzt und offenbar als fester Amtstitel verwandt.’ Derselben Zeit gehört das Verzeichniss der Priester des Kaiserhauses VI, 2010 an, in dem zahlreiche vfiri) e(gregü) oder e(gregü) v(iri) ver- treten sind. — Der Titel p(erfeetissimus) v(ir) ist zuerst in einer Inschrift des Jahres 201 (VI, 1603) nachweisbar. Wenn auch die Beispiele in der Zeit von Marcus bis auf Severus vereinzelt sind und erst seit dieser Zeit, wie wir das bereits bei dem _ Clarissimat bemerkt haben, die Zufügung des Titels Sitte wird, so reichen sie doch vollständig aus, um die Existenz dieser Rittertitel in jener Zeit durchaus sicherzustellen. senatores und equites Romani) genannt, doch mögen die höheren Rangstufen von Cyprian ausgelassen sein. — Eigenthümlich ist das Grabmal egregiorum XIII: VI S.12429 (= 901); dass dies mit dem Herausgeber titular zu fassen sei, möchte ich bezweifeln. \ Und zwar durch e. v., was sonst die Abkürzung für egregius vir ist, aber doch zuweilen (VIII, 9368; X, 214; vgl.VI, 31836 und unten S.9 A.5) auch für eminentissi- mus sich findet. ? So wir egregius schon öfter bei Cicero und bei Seneca de clementia ll, 1, 2: Burrus praefectus tuus, vir egregius, dagegen de benefic. 11, 21 von einem Senator. 3 Vgl. Huebner zu II, rı2o0. * In der Grabschrift desselben Mannes (IX, 4964) ist der Titel fortgebrochen, Jagegen heisst seine Frau [v.] e. m(emoriae) filia. — Im Jahre 175 setzt ein proc. Aug. er... die Inschrift VIII, 2276, wo allem Anschein nach eyr(egius) zu ergänzen ist. 5 Diese und die folgende Inschrift eitirt auch Mommsen St.-R. 3 S. 565 A. 4, der die Zeit der Reform richtig bestimmt lat (vgl. auch Borghesi @uweres 7 pP. 494). 586 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Eminentissimus und perfectissimus sind Amtstitel, die nicht, wie der Clarissimat, auf Frauen und Kinder übergehen, wenn auch die ritter- lichen Standesrechte durch Marcus bis auf das dritte Glied (usque ad pronepotes) erstreckt worden sind‘; das einzige Beispiel eines iuvenis) ‚plerfeetissimus) in einer Inschrift des Jahres 286: VI, 2137 steht nur auf der Lesung des Jucundus. Auch der Egregiat wird nur ganz ausnahms- weise, was bei der grossen Zahl der hierfür in Betracht kommenden Inschriften besonders ins Gewicht fällt, den Familienmitgliedern bei- gelegt”; so heisst der Sohn eines v(ir) p(erfectissimus) in einer Inschrift des vierten Jahrhunderts” puwer egregius, doch braucht auch diese Be- zeichnung, da sie im Gegensatz zu dem Titel des Vaters ausgeschrieben ist, nicht titular gefasst zu werden. Jedoch wird auch abgekürzt p(uwer) e(gregius) dem Namen beigefügt VI, 163 1°, und e(gregia) flemina) findet sich in einer in den Ardennen gefundenen Inschrift etwa aus dem Anfang des dritten Jahrhunderts’, die aber doch nicht als voller Be- weis für einen allgemeineren Gebrauch dieses Titels angesehen werden kann. — Dieser Unterschied in der äusseren Stellung der Familien der ritterlichen Beamten von den Senatorenfamilien ist nicht ohne Bedeutung. Auch die Rittertitel folgen in der Regel, wie vir elarissimus, unmittel- bar dem Namen: ausnahmsweise steht v. e. zwischen der Legionsprä- feetur und einem ritterlichen Flaminat (XI, 5215 = Henzen 6747), d.h. an der Stelle der Laufbahn, an der der Betreffende die Ritterwürde empfangen hatte®: nach dem Amte stehen die Titel öfter (vgl. z. B. Eph. epigr. VIln. 1204 ff.), dem Namen voraus geht der Titel in den oben S. 585 erwähnten Inschriften des Baius Pudens. Griechisch wird vir egre- gius durch kparıoros' wiedergegeben, ein Prädicat, das bereits in der Apostelgeschichte (23. 26; 24, 3; 26, 25) und bei Lucas (I, 3) dem ! Em(inentissimi) v(irt) fil(ia) wird die Frau eines römischen Ritters genannt, die als die vornehmere an erster Stelle vor ihrem Manne steht. Die personae egregiae bei Paulus digg. ı2, 2, ı5 sind davon ganz verschieden. ® X,ı815, der Vater X, 1813, wo v. [c.] ergänzt ist, doch scheint er mit dem v.p. X, 3714 identisch. Vgl.IIl, 5652: eg. m. p., was Renier melanges epigr. p.215 und 289 eq(uestris) m(emoriae) p(uella) erklärt; Mommsen zu d. Inschr. will e[g.] für eg. einsetzen. * Juvenis egregius kommt nicht vor und wird geradezu vermieden ll, 1649: v. e. infelieissimo iwveni (25 Jahre alt), vgl. III, 3044: duobus adulescentibus Val. Dineti v. e. ann. XXVII (es folgt seine Gattin). ° Heron de Villefosse bull. epigr. 3 p. 125: Divixtille e(gregiae) fleminae) Macrini leg. filie c(oniux) f\aciendum) e(uravit). Villefosse ergänzt leg(ati), doch bemerkt Dessau in der Prosopographie II D n. 94 mit Recht: 'wix Juit mulier nomine Geallico filia legati provinciae Belgicae'. Vielleicht wird man leg(ionarii) zu ergänzen haben, was zwar auch nicht unbedenklich, aber doch in dieser barbarischen Gegend erträglich ist. % Demselben Mann gehört die Inschrift III S. 7795 an, wo aber v. e. vor den Ämtern steht. ’ ” Corpus glossar. latin. ed. Götz III p. 298; fälschlich wird in den Glossae latino- graecae (vol. 11 p. 58) egregius durch ££oyos, egregia durch &£oyorarn wiedergegeben. Hırsc#reLp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 587 Procurator von Judäa und im ersten Jahrhundert den Präfeeten von Aegypten (s.oben S.583 A. 3) beigelegt wird.' Perfectissimus ist grie- chisch dtaonusraros’, eminentissimus eEoyoraros.' ' Der letztere Titel kommt eigentlich ausschliesslich dem Gardeprä- feeten zu‘; doch wird er in mehreren Inschriften des dritten Jahr- hunderts auch den Praefecti vigilum beigelegt’; man wird daher eine Verleihung des Titels, die nicht dem Amt, sondern der Person gilt, hier anzunehmen haben°®, etwa wie bei uns der Titel Excellenz ebenfalls vielfach als Personalverleihung erscheint. Denn dass der praefectus vigilum auch im dritten Jahrhundert, ebenso wie der im Range eher höher stehende praefectus annonae’ regelmässig nur den Perfeetissimat besass, beweist die Fullonen- Inschrift vom Jahre 226 (VI, 266), in der die Praefeeti vigilum als p.p.v.v. bezeichnet werden, und andere In- schriften aus etwas späterer Zeit.“ ! Über den ursprünglich allgemeineren Gebrauch von «paneros und kpariern vgl. Friedländer a.a. O. S. 399 fg. ?2 Eusebius vita Constantini IV, ı $ 2; Corp. gloss. lat. III p. 298, vgl. VI p. 378 und VII p.70. Ungenau wird der Präfeet von Aegypten zu Commodus’ Zeit xparıoros kai evdo&oraros Erapyos Aiyvrrov genannt: Kaibel inser. graee. Ital. n. 1072. ® Glossae ed. Goetz VI p. 385 s. v. eminentissimus; Dositheus sent. Hadr. 5: 6 e&oyo- raros (oder nach anderer Überlieferung &monusraros) dvjp Emapyss nov; Kaibel inser. gr. Ital. 2433: e&oyorarov avöpos. * Mommsen Staatsrecht 3 S. 565; vgl. besonders die Inschriften der Subalternbeam- ten, wie Il, 2664 (a. 234): ex corni|cul. praeff. prjaett. ee. mm. vv.; VI, 1641: [a for|mulis v. [e]m. praef. praet. et c. v. [praef.] urbi; VIII, 4325: e[«] cornic|ul]ario praeff. praett. ee. mm. vv., VlIl, 9368: @ commentaris praefectorum praetorio ee. vwe.; X, 214: bf. p. praetorio ee. v[v]; XI, 6168: ex exceptore praeff. praett. eemm. vv; Eph. epigr. VII, n. ı2rı (a. 244): v(ices) a(gens) praef. praet.” ee. mm. vv. — Vgl. ausser den in meinen Unter- suchungen S. 275 A. 6 zusammengestellten Inschriften noch Ill S.12052. 12326. 13734 (a. 315/9). 14137; VI, 1644 (vgl. n. 31836); XI, 1836 und ohne den Präfectentitel: VI, 1414. 3857 (= 31848). 31352. 31953- 5 VI, 30960 — Eph. epigr.4 n.746 (a. 223): [per] ©. Julium Paternum praef. vigil. em. |v.]; Eph. epigr. VII n.1207 (a. 2ır): sub CO. Julio (Quintilliano pr. vig. em. v.; Eph. epigr. VII n.ı209 (a. 217): Valerio Titaniano praef. vig. e. m. v., wo mit Recht be- ınerkt wird: “seribendum en. v. (lälschlich behauptet Schmidt zu Eph.VII, 274, es könne auch ein noch Lebender als e{gregiae) m(emoriae) v(ir) bezeichnet werden). Auclh in den drei ebenfalls, wie die eben eitirten, in Ostia gefundenen Inschriften Eph. epigr. VII n.1204—1206, in denen pr. vig. e. v. steht, ist sicher e(minentissimo) v(iro) zu ergänzen, da nie der Egregiat statt des Perfeetissimats (unten A. 8), den praefeeti vigilum beigelegt wird (fälschlich ist VI, 1226 v. e. statt v. p. ergänzt); die Abkürzung e. v. für eminentissimus vir ist zwar nicht correct, aber doch mehrfach belegt, vgl. oben S. 585 A.r. % Zu Ephem. IV n.746 bemerkt Mommsen: “cum praefeetus vigilum proxime acce- dat ad praefecti praetorü locum, potuisse et ipsum consimili honoris gradu aliquando_ certe impertir?'. Ein Beispiel soleher Personalverleihung bieten zwei Inschriften eines Pro- curators von Sardinien unter Aurelian, der in diesem Amt vom v. e. zum ®. p. avaneirt: Ephem. epigr. VIII 2.775 und 796. ? VI, 1603 (a. 201); XIV, 13r (Constantin’s Zeit). 5 Ephem. epigr. VII n. 1210. 1211 (a. 239 und 241/4); XII, 2228 (a. 269) und sanz unzweideutig Nd, 1836 (a. 261): prarf. praet. em. v., praef. viqul. p. v. 588 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Die grosse Verfassungsreform, die sich unter Diocletian und Con- stantin vollzog, ist natürlich auch für das Titelwesen von umgestalten- der Bedeutung geworden. Da jedoch, wie besonders die Inschrift des Caelius Saturninus gelehrt hat, die Ritterlaufbahn wahrscheinlich nicht vor der Beseitigung des Lieinius im Jahre 323 abgeschafft worden ist, so haben sich bis dahin auch die ritterlichen Rangtitel erhalten. Seit jener Zeit aber verschwindet der Titel vir egregius vollständig; er lässt sich zum letzten Mal im Jahre 321 nachweisen." Allerdings würde man die Abschaffung dieses Titels bis auf Valentinianus herabrücken müssen, wenn wirklich in einer sowohl von Wilmanns, sowie auch von Schmidt verglichenen Inschrift (VIH, 7014, vgl. I p. 1847) VE SACERDOTALE stände. Durch die freundliche Vermittelung unseres Correspondenten, Hrn. Heron de Villefosse ist es jedoch gelungen, eine Revision der Stelle durch Hrn. Vars in Constantine ausführen zu lassen, die, wie ich vermuthete, ergeben hat, dass nicht E, sondern ein etwas beschädigtes P auf dem Stein steht, also ein v(ör) p(erfectissimus), nicht ein v(ir) e(gregius). Auch der Titel vir eminentissimus erscheint zum letzten Mal unter Constantin, sowohl im Jahre 316, in einer neuerdings in Adam-Ülissi gefundenen Inschrift (III S. 13734 = Arch.-epigr. Mitth. 17 S.ıgo) als Amtstitel des Prätorianerpräfeeten Julius Julianus, während sein an erster Stelle stehender College Petronius Annianus den Titel v. c. führt, als auch noch im Jahre 320: C.Th.VI, 20, 2 = Cod.J. X, 46, ı: Imp. Constantinus A. cum .. salutatus esset a praefectis et tribunis et viris eminentissimis. Gänzlich verloren hat der Titel seine ursprüngliche Rangbedeutung in der afrieanischen Inschrift aus Gratian’s Zeit VII S. 14728, wo er mit dem Titel elarissimus verbunden erscheint. Aber allerdings ist er gegen Ende des fünften Jahrhunderts, anknüpfend an die später zu besprechende Anrede eminentia tua, wiederum für die ı. Vol. Gothofred zu Cod. Th. VI, 22, ı und meine Untersuchungen zur Ver- waltungsgeschichte S. 273 Anm. 4. In dem nur wenige Monate später, als VI, 22, r, ge- gebenen Erlass ©. Th. II. 17. ı $2 werden nur senatores, perfectissimi, equites Romani, nicht egregüi erwähnt; wenn auf die Datirung Verlass wäre, möchte man daher die Abschaffung des Titels in das Jahr 321 zu setzen geneigt sein, doch können die egregü unter den equites R. einbegriffen sein. In einer Dedication an Constantin erscheint noch ein e. e.: V], 1145; ebenso in den bekannten Worten des Lactantius in seinen zu Beginn der Regierung dieses Kaisers abgefassten Institutionen V, 14, 18: nemo egregius nisi qui bonus et sincerus fuerit, nemo clarissimus nisi qui opera misericordiae largiter fecerit, nemo perfectissimus nisi qui omnes yradus virtutis impleverit. Aus Constantinischer Zeit ist vielleicht auch die kurze christliche Inschrift eines Fortunius v. e.: VI, 31994. Wenn ferner im Jahre 336 die egregii noch existirt hätten, würden sie wohl in dem Erlass Constantin’s im C. Th. IIl, 6, 3 erwähnt sein, in dem nach den senatores und perfectissimi sofort die duumviralici, quinguennaliei und die Muniecipal- und Provinzialpriester folgen. — In einem Papyrus aus der Mitte des 6. Jahr- hunderts (Marini pap. diplom. p.ııı n.74 col.II) wird allerdings ein Fl. Gaudentius v. e. genannt; doch zweifle ich, ob die Lesung richtig ist; ein Mann desselben Namens heisst (ir) d(evotus) p(ro)ieetor) Kateris) d(ieini): VI, 32940 (= de Rossi Bull. crist. 1873 pP. 32). Hırscurerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 589 höchsten Würdenträger in Gebrauch gekommen. So benennt Cassiodor (Variae X, 26, 2) den Praefecetus praetorio Orientis als sublimis et emi- nentissimus vir. und Solomo, der Heerführer Justinian’s, wird neben seinen officiellen Titeln auch als aeminentissimus (sie) vir bezeichnet VII, 1863; in das Jahr 470 gehört die christliche Inschrift eines Achilles emv (VI. 31936), wo wohl auch emlinentissimus) v(ir) zu lesen sein wird.' Überdauert hat die Zeit Constantin’s der Titel vir perfectissimus, der bis gegen Ende des vierten Jahrhunderts für die unter dem Clarissimat rangirenden Beamten in Verwendung geblieben ist, so inschriftlich be- zeugt für die Praesides”, Duces (s. S. 591), Magistri”, Correetores (S. S.592), Rationales’, den praefectus elassis et curator reipublicae Misenatium’., den praepositus fabricae in Ravenna” und einige andere Beamte’, ferner für die curatores und die im Jahre 364 eingesetzten defensores reipublicae®, für provinziale Priesterthümer” und für die Archiatri.' ı Aurelius Theodorus eminentissımae memoriae vir: VI, 31953 (= Mur. 1839. 4) gehört wohl noch der Constantinischen Zeit an; vielleicht ist er nicht verschieden von Aur. Theodorus v. p.: VI, 31954 (= 13249). > Vel. unten S.592. Einen v. p. destinatus provinciae (also wohl ein designirter Praeses): X. 3846; v. p. com(es) Maur. Ting(itanae): XII, 673; v. p. p(raesidi) et comiti plrovinciae) TXripolitanae): VIII S. rrozı mit Mommsen’s Anmerkung; v. p. rect{or) pro- v(inciae): IX, 703. Vgl. C. Th. Il, 26, ı (a. 330): v. p. comes dioeceseos Asianae. > Der militärische Magister Bouosus (vgl. Ill, 4669. 11376) führt den Titel p». v. auf einem neuerdings in Carnuntum gefundenen Ziegel. * XI, 831: p. ev. bis ration(alis) urbis Rom(a)e et Africae;, Notizie degli scavi 1899 P- 491: ©. p. rat. summae privat., 111 S. 6585 (unter Constantin): v. p. rat. Aeg., wozu Mommsen anmerkt: ef. ClGr. 4807: 6 Aaumporaros kadoAıkös Alyvmrov'); 111 S. 6586 (Constantin’s Zeit): v. p. mag. privat. Aeg. et Lib. Vgl. C. Th. X, 8,1 (a. 313): v. p. ra- tionalem; Eusebius X, 6: Ödtaomuorarov kadoXırov; Symmachus (ich eitire stets nach der Ausgabe von Seeck) rel. 41, 2: virum perfectissimum rationalem. Der v. p. comes largi- tionum im C. Th. X1,7,5 (a. 345) ist vielleicht nur ein Diöcesanbeamter; vgl. jedoch “X,8,2 (a. 319): virum perfectissimum comitem et amicum nostrum (vr. p. für v. p. will Boecking not. dign. 2 p. 375 schreiben, gewiss nicht richtig). X, 3344; Mommsen setzt die Inschrift, ich weiss nicht aus welchem Grund, in das fünfte Jahrhundert; sie kann aber sehr wohl dem vierten angehören. ° XI, 9 (Constantin’s Zeit). ° Ein wir praefectissimus (sie) curator aedium sacrarum: Notizie degli scavi 1899, p- 432; v. p. comes ohne nähere Bezeichnung: V, 1658; zwei vv. pp. p(rae)p(ositi) corp(oris) mag(nariorum): VI, 1696 (wo allerdings der Titel nichts mit dieser Collegialstellung zu tun haben wird). > Curator eiwitatis: XIV, 2919; curator reipublicae: VIII, 5367 (wohl noch aus dem dritten Jahrhundert, vgl. XI, 3089-92 aus Gallien’s Zeit). Ein v. p. civitatis Venafranae |d]efensor: X, 4863, vgl. n. 7017. Ein v. p.‘prin(ceps) coloniae): III. S. 9540 (ehristlich); auch die dexampwro: tragen den Titel &aonuoraros in einer Inschrift aus Constantin’s Zeit: Kaibel inser. gr. Ital. n. 1078. ” Der coronatus Tusciae et Umbriae, pontifex gentis Flaviae ist v.p.: XI, 5283; ein v. p. sac(erdotalis): VIII, 7035 (vgl. S. 10 über VIII, 7014); apxtepevs kat dtaonu(ora- ros): Kaibel inser. gr. Ital. 1268—71. Wenn auch ein muniecipaler lamen) pl(erpetwus) im Album Thamugadense vir p(erfectissimus) heisst (VIII, 2403 v. 13), so hat das mit dem Priesteramt wohl nichts zu thun. 1% Symmachus relat. 27 $2 u. 3; betreffs ihrer Privilegien vgl. C. Th. VII, 3, 2 (a.326). 590 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Ist bereits hieraus ersichtlich, dass der Perfeetissimat im 4. Jahr- hundert eine weitere Ausdehnung erfahren hat'!, so ist sein Ansehen in dieser Zeit besonders dadurch herabgedrückt worden, dass er einer- seits. wie auch die später geschaffenen Rangelassen, ohne Bekleidung eines Amtes als rein titularer verliehen wird” und in dieser Form keinen Anspruch auf die dieser Rangelasse sonst zustehenden Privilegien ge- währt’, andererseits und weit mehr noch dadurch, dass er Subaltern- beamten der kaiserlichen Verwaltung nach vollendeter Dienstzeit, also bei der Pensionirung, als Auszeichnung vom Kaiser beigelegt worden ist. Bereits in einer Verfügung Constantin’s vom Jahre 317 wird aus- (lrücklieh ausgesprochen. dass die kaiserlichen Subalternbeamten, so lange sie activ seien, nicht den Perfectissimat erlangen könnten, aber wenn sie ihre Dienstzeit abgeleistet hätten, diese oder eine der ge- vingeren Würden nebst ihren Privilegien erhalten sollen und zwar nicht nur sie, sondern auch die Decurionen und Prineipales in den Muni- eipien, wie auch die ausgedienten Primipilaren.' In der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts wird der Per- feetissimat dann auf noch tiefere Classen der kaiserlichen Subaltern- beamten erstreckt: so bestimmt ein Erlass Julian’s vom Jahre 362 (C. Th. VIIL, 1, 6), es sollten die numerarü nach guter Amtsführung im 7. Jahre als ex perfectissimis, also mit dem titularen Perfeetissimat, ! Diese schreibt Eusebius vita Constantini IV e.ı $2 ausdrücklich dem Constantin selbst zu: dıaryuorarwv Ö’ woavrws kal Erepwv mAeiotwv d&ıouaros uupioı ANA 01 uereiyov. ?2 Aus der Zeit vor Diocletian kann man die Verleihung der ornamenta und die adlectio zur Vergleichung heranziehen; letztere gab aber die gleichen Ehren wie die Bekleidung des Amtes selbst; jedoch hat bereits Pertinax (vita 6 $ 10, vgl. Mommsen Staatsr. 3 8.972 A. ı) die adlecti den gewesenen Beamten durch ein Senatusconsult, das aber wohl keine dauernde Wirkung hatte, nachsetzen lassen. ® Über den Unterschied der vacantes und honorarii vgl. besonders C. Just. XL, 8, 2 (a. 440/1); ferner Gothofred zu C. Th. VI, 18, ı und sein Paratitlon zu VI, 22: de honorarüs eodieillis, sodann Naudet a. a. ©. S.142 ff. und Mommsen im Neuen Archiv 14 S.509. Die illustres honorarii bezeichnet der Kaiser Zeno im €. Just. Il, 24, 3 $ 2 als solche, gıws sine administratione honorarüs decorati fuerint codieillis, licet talem prae- rogativam nostrae iussionis meruerint, ut quod non egerint videantur egisse. Zahlreiche Verordnungen richten sich gegen diejenigen, die den titularen Perfectissimat durcli Protection (suffragio) erlangt haben und daraufhin Anspruch auf Dispens von den Curial- und anderen Lasten erheben, der nur den wirklichen Perfectissimi zustehe; vel. ©. Th. XU, 1, 5 (a. 317): perfeetissimatus suffragio impetrati dignitas im Gegensatz, zu denen, qui merito amplissimarum administrationum honorem penfectissimatus adepti sunt; l.15 (a. 327); 1.26 (a. 338): ex perfectissimis honorariis; 1.42 (a. 354); 1. 44 (a. 354); quicumque intra palatium perfectissimus aut comes provectus suffragio est, spolietur honoris indebiti dignitate. Über die ex comitibus (= comites honorarü) vgl. Mommsen eph. epigr. V p. 634; auclı sie führen in den Inschriften den Titel v. p.: VI, 31980; VIII, 9255; X, 1680. 4755- * Zu diesem Erlass ad Bithynos gehören drei Gesetze im Cod. Theod.: VIII. 4,35 N,7,1; XU, 1,5. Ausser dem Perfectissimat werden als geringere Würden die ducenae evl centenae vel egregiatus dignitates genannt; über die ersteren vgl. meine Be- merkungen in diesen Sitzungsberichten 1893 S.428 ff. — Ein v. p. ex pro|t]ectore: Ill, 4185. Hırscnrerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. >91 entlassen werden, und es wird in sehr charakteristischer Weise dies mit folgenden Worten motivirt: hie abolebit honor dignitatis additae vete- rem vilitatem. Im Jahre 365 wird dann von den Kaisern Valentinian und Valens auch den actuarii palatinorum et comitatensium numerorum nach zehnjähriger Dienstzeit der Perfectissimat zugesichert und ein noch höherer Grad (also der Clarissimat) bei weiterer Dienstzeit in Aussicht gestellt (C. Th. VIII, ı, 10); derselbe Rang wird den manei- pes cursus publici nach fünfjähriger Dienstzeit versprochen (C. Th. VII, 5, 36). Aber aus einem kaiserlichen Erlass vom Jahre 3584 (C. Th. VI, 30, 7, ausführlicher Cod. Just. XII, 23, 7) geht sogar die merk- würdige Thatsache hervor, dass es damals drei Abstufungen des Per- feetissimats: ordinis primi, secundi, tertü, gab, die für die Subaltern- beamten des Finanzministers, je nach ihrer höheren oder geringeren Stellung, fixirt werden. Diese können in der Titulatur sich von den höheren Beamten, die denselben Titel trugen, noch weniger unter- schieden haben, als unsere geheimen Kanzlei- und Rechnungsräthe von den übrigen, ja gleichfalls mannigfach abgestuften Geheimräthen, denn natürlich führen diese activen und inactiven Subalternbeamten in den Inschriften den Titel vir perfectissimus' genau ebenso wie die Praesides und Duces. Sicherlich ist es daher kein Zufall, dass gerade in jener Zeit diese hohen Beamten aufhören perfectissimi zu sein und den Clarissimat, später sogar die Speetabilität erhalten haben. Von den Duces bezeugt dies ausdrücklich Ammianus 21, 16, 2: nec sub eo (Juliano) dux quisguam cum clarissimatu provectus est; erant enim, ut nos quoque meminimus, perfectissimi. Der erste inschriftlich bezeugte dux limitaneus, der den Titel vir clarissimus führt, gehört dem Jahre 369 an (II, 6159 = 7494). aber der dux Valeriae ist nicht nur in derselben Zeit (II S. 10596: a. 365/7). sondern noch im Jahre 377 (II, 3761 mit Mommsen’s Anmerkung) v(ir) p(erfeetissimus). Dagegen werden in einem kaiserlichen Erlass des Jahres 336 die duces insgesammt als viri elarissimi titulirt (Cod. Th. XI, ı, 113), so dass wohl unter Gratianus oder spä- testens kurz nach seinem Tode (+ 383) die Beförderung derselben statt- gefunden haben wird, was mit der Angabe Ammian’s, der um das Jahr 390 seine Geschichte verfasste, gut stimmt. In der Notitia dignitatum sind die Duces bereits speetabiles’, was sie frühestens in dem letzten Decennium des vierten Jahrhunderts geworden sein können. U 2. p. primicerius: VI, 33719, vgl. 33720: der höchste unter den Bureaubeamten, dem später sogar die Spectabilität gegeben wird. — Pensionirte Bureaubeamte: v. p. ec me|mo]rialibus: VI, 8620 (vgl. Not. digen. oce. X, 6: memoriales de scriniüs diversis); v. p. ex tabulario palati: V, 6182; v. p. ex militia comitatenssi: IX, 5649. — Auch die vor- nehmeren mensores, die unter dem zmagister officiorum stehen (Not. dign. or. XI, 12), besitzen in dieser Zeit den Perfectissimat, vgl. Mommsen zu den Gromatiei Il S. 175 ff. 2 2 Ebenso Cod. Th. VII, 4, 30 (a. 409); VIII, 4, 27 (a. 422) und später. Sitzungsberichte 1901. 5l 592 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 29. April. Ganz ebenso steht es mit den Praesides, wenn auch einzelne unter ihnen bereits zu Constantius’ Zeit den Clarissimat besessen haben.' Jedoch ist der praeses Thraciae noch in den Jahren 34'/, v. p. (III, 12330 — arch. epigr. Mitth. 15 S. 100): ebenso (der Praeses von Sitifensis unter Constantius (VIIL, 8811 = 20618), ja sogar noch in den Jahren 379/383 (VIII S. 20266): ein Praeses der Alpes Poeninae führt denselben Titel im Jahre 377 (XIL 138). Dasselbe gilt schliesslich für die Correctores, die noch unter Constantius (IX, 1117), Julianus (V, 8987: a. 362];, vgl. auch den undatirten v. p. com(es) et corr(ector) Ven(etiae) et Hist(riae): V, 4327/28), ja selbst noch im Anfang der Regierung des Theodosius (IX, 333)” den Titel perfectissimus führen, während sie.in der Notitia dienitatum den Clarissimat haben. Demnach scheint für alle diese Classen die Rangerhöhung um das Jahr 380 sich vollzogen zu haben, und wenn daher in der Notitia dig- nitatum der praeses Thebaidos (und mit ihm die anderen Praesides des Orients) den Titel vir elarissimus führt (Or. e. 44), der praeses Dalmatiae (und mit ihm die anderen Praesides des Occidents) nur vir perfectissimus heisst, so wird man nicht. wie Seeck vermuthet. elarissimus in per- ‚feetissimus, sondern, wenn überhaupt‘. umgekehrt ändern müssen, da einerseits der Praeses von Dalmatien schon unter Constantius elarissimus gewesen ist (vgl. Anm. ı), andererseits weil der Titel perfectissimus zur Zeit der Abfassung der Notitia für höhere Beamte überhaupt bereits verschwunden war. Wenigstens (ie inschriftlichen Zeugnisse, in denen er erscheint, gehen nicht über Theodosius hinab! und auch die Er- wähnungen des Titels bei Symmachus und im Codex Theodosianus ! Ein Praeses von Sardinien wird bereits zu Licinius’ Zeit v. c. genannt: Eph. VIII, 783; im Jahre 316 ein Praeses der Tarraconensis in Cod. Th. II, 6, 1; im Jahre 336 ein Praeses vonLusitanien: Il, 191; unter Constantius ein Praeses von Dalmatien: Ill, 1982. 1983. 2771. S. 8710, vgl. aus unbestimmter Zeit III, 1938. Die Praesides von Numidien sind bereits seit Constantius consulares, vgl. Mommsen VIN, p. XVIN. Dagegen ist der vr consularis praeses prov. Callaeciae: Il, 2635 sicher nicht mit Huebner in die frühe Zeit Constantin’s zu setzen; vel. II, 4911 (a. 383/8): a nova provincia [|OJeilJaleeia?] primus consularis, [ante praeses. Der consularis von Campanien wird in einem Erlass des Jahres 363 vir clarissimus genannt: Cod. Th. XIV, 4, 3. ® Die Inschrift ist dem Andenken seines im Jahre 376 gestorbenen Vaters ge- weiht, also wohl bald nach seinem Regierungsantritt. ® Hr. Mommsen ist nach mir gewordener Mittheilung der Ansicht, dass 'hier, wie auch sonst mehrfach in der Notitia, ältere Satzungen stehen geblieben sind’. Dass der Praeses von Dalmatien damals den Clarissimat besass, betont auch Boecking 11 S. 1189. ' IN, 333 (Anm. 2); derselben Zeit (379/383) gehört der v. p. Praeses der Siti- fensis VIII, S.20266 an; dass N, 3334 mir nicht aus dem fünften, sondern dem vierten Jahrhundert zu sein scheint, habe ich bereits S. 589. Anm. 5 bemerkt. Der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts dürfte die Inschrift eines v. p. p(raeses) et comes p(ro- vineiae) IXripolitanae): VII S.ırozı angehören. Hırsc#rerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 593 nicht über das Jahr 387." Dass aber im Jahre 412 der Perfeetissimat als Rangelasse nicht mehr existirte, darf man wohl, wie bereits Naudet a.a.0.S.135 bemerkt hat. aus dem in dieses Jahr fallenden Erlass im Cod. Th. XVI, 5, 52 schliessen, in dem nach den illustres, specta- biles, clarissimi die sacerdotales, principales, decuriones, aber nicht perfec- tissimi folgen. Auch glaube ich nicht, dass der Titel für Municipalbeamte oder für die Subalternbeamten fortbestanden habe. Denn wenn auch in einem Papyrus der Wiener Hofbibliothek vom Jahre 489 (Marini papiri diplom., p.130 n.83) zweimal sicher, wie mir Hr. Kubitschek schreibt. der ihn auf meine Bitte revidirt hat, v. p. X primus (col. IV 2.8: col.V 2.6, hier X p. nach Hrn. Kubitschek’s Lesung, nicht X 1, wie Marini giebt, abgekürzt: ergänzt ist der Titel col. IV Z.4) sich findet, so darf das wohl zu efir) p(rineipalis) ergänzt werden.” In einem Erlass vom Jahre 472 (Cod. Just. I, 3, 31 pr.) wird zwar der magister census in Konstantinopel vir perfectissimus genannt, doch ist das nicht als Amtstitel aufzufassen, da derselbe in anderen Erlassen aus nicht viel späterer Zeit (Cod. Just. VII, 53, 32: a. 496 und IV, 66, 3 $3: a. 53!/,) vir clarissimus genannt wird. Bei Cassiodor erscheint der Titel perfectissimus nirgends. Nach der Constantinischen Reform ist der Titel vir clarissimus län- gere Zeit der einzige für die höchsten Beamten geblieben. Jedoch hat Constantin, wie die origo Constantini S 30 berichtet, in seiner neuen Hauptstadt: senatum constituit secundi ordinis: claros vocavit. Bei der Vor- trefflichkeit des Gewährsmannes ist die Nachricht nicht in Zweifel zu ziehen, doch hat dieser sonst nie bezeugte Titel sicher nur kurze Zeit Bestand gehabt.” Auch der Patrieiat in seiner späteren, nicht erblichen‘ ı ! Zuletzt, soweit mir bekannt, in dem Erlass vom 31. December 387 im Cod. Th. 1, 32.6: procurato[res] nostri perfectissimatus honore donati ab iniurüs vin|di]centur. Bei Vegetius, Macrobius, Hieronymus, Augustinus, Ambrosius findet sich der Titel nicht, wie mir Hr. Dr. E. Diehl, Mitarbeiter am Thesaurus linguae latinae, mittheilt, dem ich für mehrfache Angaben aus den dafür gemachten Sammlungen zu Dank verpflichtet bin. 2 Über die Identität der prineipales mit den decemprimi vgl. den mir während (der Drucklegung zugehenden Aufsatz von Seeck: Decemprimat und Dekaprotie in den Beiträgen zur alten Geschichte I S.148 Anm.4. Dass aber, wie Seeck S.164 an- nimmt, der Clarissimat den Decemprimi seit der Mitte des 4. Jahrhunderts zugekommen sei, muss ich bezweifeln. ® Die Gleichsetzung des Senats in Byzanz mit dem römischen ist nach Seeck’s Ansicht (Zeitschrift für Numismatik 2ı S. 63) bereits durch Constantius im Jahre 339 erfolgt. Valesius zu Ammianus 22, 9. 2 hatte vermuthet, dass Julian den konstantinopoli- tanischen Senat dem römischen gleichgestellt habe. mit Rücksicht auf Mamertinus gra- tar. actio ITuliano Aug. ce. 24: cum senatui non solum veterem reddideris dignitatem , sed plurimum etiam novi honoris adieceris. * "Patriciae familiae vir (VI, 1725) fordert nur die factische Verleihung des Patri- eiats durch mehrere Generationen’, bemerkt Mommsen im N. Arch.14 S.484 Anm. 3; "unter und nach Justinian wird er auch Frauen verliehen’: ebenda S. 483 Anm. 2. Sile: 594 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Gestalt ist nach dem Zeugniss des Zosimus' eine Schöpfung Constantin’s und ist auch zu seiner Zeit an einige hervorragende Persönlichkeiten verliehen worden.” Wäre die Datirung des Erlasses im Cod. Th.\XI, 1, 1, in der ein Datianus vir clarissimus patricius genannt wird. auf das Jahr 315 richtig, so würde diese Einführung sogar in seine ersten Regierungs- jahre fallen. Aber bereits Valesius und. wenn auch zweifelnd, Gothofredus haben diesen Erlass, da die in ihm genannten Persönlichkeiten der Zeit des Constantius angehören, dem Constantin abgesprochen’, und auch Hr. Mommsen setzt nach mir gemachter Mittheilung in seiner im Druck be- griffenen Ausgabe des Codex Theodosianus den Erlass in die letzten Jahre des Constantius.‘ Seit dem Ende des vierten Jahrhunderts er- scheint der Patrieiat häufiger in unseren Quellen’ und ist bis zum Aus- gang des Alterthums® und darüber hinaus die höchste Würde” geblieben. (lie zeitweise selbst über das Consulat gestellt worden ist.* Erst nach Constantin sind zwei neue Rangtitel für die hohen Ämter hinzugetreten: inlustris’ und spectabilis, die griechisch durch ! Zosimus I] e. 40: Orrarov (Consul a. 334) 0s mapa Kovoravrıvov rjs alas Terv- XyKeı TOD marpıkiov, TPWTov Tavrnv Emvonoavros ryv Tıumv kal mpokadjodaı Tous ravrns 7Eio- uevovs T@v Ts auAjs Urapyov vouoßernoavros. Vgl. auch Eusebius vita Constantini IV e. 182: eis yap TO mAeiovas rınav Ötabopovs Emevocı Pawıkevs dkias. ? So an Optatus nach Zosimus’ Zeugniss; das Jahr 334 wird auch bei Athanasius epist. 6 (Mai nova patr. bibl. 6 p.60) in der lateinischen Übersetzung des syrischen Textes bezeichnet: consulibus Optato patricio et Anieio Paulino; ferner an Julius Constantius, den Halbbruder Constantin’s, Consul im Jahre 335 nach Athanasius apol. c. Ar. $ 75: umareia 'lovAiov Kovoravriov ToV Aaumporarov marpıkiov, adeXhbov Tou evaeßeotarov Baoı\ews Kovoravrivov rov Auyovorov (vgl. jedoch über diese Datirung unten S.597 Anm.4). Auch die Inschrift VIII, 7040: M. Cocceio Anicio Fausto Flaviano patricio consulari wird in diese Zeit gehören (vgl. Seeck praef. ad Symmachum p. XC1£.). ° Ebenso Seeck, Ztschr. f. Rechtsgesch. ro S. 248. * Der Patrieiat des Datianus ist auch von Philostorgius hist. eceles. VIII, 8 für das Jahr 364 bezeugt. In dieselbe Zeit fällt socer (des Kaisers Valens) Petronius ev praeposito Martensium militum promotus repentino saltu patricius: Ammianus 26, 6,7. ° Dies bemerkt schon Tillemont, Aist. des empereurs 4 p. 285; ich habe ausser der in Ann. genannten keine Inschrift gefunden, die mit Sicherheit vor diesen Zeit- punkt fällt. ° Die späteste mir bekannte Inschrift, die des Patrieiats Erwähnung thut, ist die nach 640 gesetzte VII, 2389 (vgl. 10965). " Patriciatus splendor: C. Th. VI, 6, ı (a. 382); patriciatus culmina: Ammianus 28, 2, 9. 5 Zeno stellt den Patrieiat über das Consulat: Cod. Just. III, 24. 3 und XII, 3, 3 (so stehen die Patricii vor den Consuln in der in justinianischer Zeit zurechtgemachten Ulpianstelle digg. 1, 9, 12 $ 1, s. unten S.595), dagegen steht bei Cassiodor variae VI, ı die formula consulatus an erster Stelle, und er sagt ausdrücklich vom Patriciat (VI, 2, 4): praefectorios et aliarum dignitatum wiros praecedit, uni tantum cedens fulgori (nämlich consulatus), quem interdum etiam a vobis (den Kaisern) constat assumi, und Sidonius (epp. V, 16,4) spricht die Hoffnung aus, dass, wie er seine familia praefectoria zu einer patricia gemacht habe, so seine Kinder sie zu einer consularis machen sollten. ° So in der Regel in den Inschriften und auch in guten Handschriften. HırschrerLn: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 595 Movorpios und epiPAernros wiedergegeben werden.‘ Der Titel in- lustris erscheint zwar bereits in der Einleitung zur Biographie des Kaisers Aurelianus, doch ist dies, wie Seeck bereits bemerkt hat”, nur ein Beweis mehr, dass diese Einleitung nicht vor der Mitte des vierten Jahr- hunderts geschrieben sein kann. Denn er ist zum ersten Mal sicher be- zeugt in einem Erlass des Jahres 354 im Cod. Th. XI, ı, 6, in dem Ru- finus, der Oheim des Gallus, vir elarissimus et illustris praefectus praetorio, parens amicusque noster genannt wird. Dagegen ist erin einer Verfügung des Constantinus vom Jahre 317 im Cod. Just. III, 24, ı offenkundig interpolirt: quieumque non illustris, sed tantum clarissima dignitate praeditus virginem rapuerit, da in der echten Fassung im God. Th. IX, ı, ı die Worte non illustris, sed tantum fehlen.” Ein sehr spätes Einschiebsel ist ferner das Wort illustres in einer dem Ulpian zugeschriebenen, aber in Form und Inhalt ihren späten Ursprung deutlich verrathenden Digesten- stelle (I, 9, 12 $ ı): senatores accipiendum est eos (sic), qui a patricüs (im Constantinischen Sinn) et consulibus usque ad omnes illustres viros descen- dunt.‘ In den Inschriften ist der Titel nicht vor dem Ende des vierten Jahr- hunderts nachweisbar’, und, was schwerer ins Gewicht fällt, es werden selbst in Erlassen nach dem Jahre 354 (Cod. Th. VI, 4, ı5: a. 359; NINO, 72 8433502 VIL.7, 172.365, vel. VII, 7,4: 2.354) die praefech praetorio nur als viri elarissimi bezeichnet: im Jahre 380 (Cod. Th. II, II, 1) wird dagegen dieser Präfectur das Praedicat ilustris beigefügt, das damals bereits zum solennen Amtstitel geworden sein muss, wie es auch als solcher sehr häufig in den Briefen des Symmachus er- ! So oft im Codex Justinianus und in Papyrusurkunden; vgl. auch die Vita der S. Theophano (Menol. magn. 16 Dee.): @uvyarnp Kovoravrivov iNAovorpiov. Den griechischen Titel führen z.B. auch die Geschichtsschreiber Procopius und Hesychius Milesius. In den Glossen (ed. Götz VI, ı p. 542) wird illustris durch embavns, Evöo£os, mepıdavys u. a.m. wiedergegeben. /TepißXerros — spectabilis: Corp. glossar. VII p. 283: wepißAerros und mepıPAertorns; Justinian. nov.7 epü.: ol re as ueoas Exovres TOv Apyov, ovs dn mepıPAer- rovs ka\ovoı — medias habentes administrationes, quos spectabiles vocant; 20 €.2; 43, I,1 und sonst, vergl. besonders die Notitia zu Nov. Just. 8, ferner in Papyrusurkunden (vel. z.B. UBM. n. 303. 401. 547. 669; rıjv Uuerepav mepıßAemt|oryra]: 547, 3 und sonst). ® Jahn’s Jahrbücher 1890 S. 619. ® Die Interpolation ist, wie schon Gothofredus bemerkt, aus Anlass der Ver- fügung des Zeno (Cod. Just. III, 24, 3) gemacht worden, nach der die Illustres nur der kaiserlichen Gerichtsbarkeit unterworfen sein sollten. * Aus später Zeit muss das fälschlich dem Diodor beigelegte Fragment bei Photius cod. 244 p.393 ed. Bekker stammen: ro rov iAAovorpiwv dfioua Tpirmv ano av marpırlov a&ıv emexeiv obros bycw; über diese angeblichen Ulpian- und Diodorstellen urtheilt schon richtig Selden S. 664. 5 Der Stadtpräfeet Fabius Felix Passifilus Paulinus heisst v. c. et inl(ustris): VI, ı120 und 1656 und wurde bisher, da auf der rechten Seite des letzteren Steins das Jahr 355 angegeben ist, in dieses gesetzt, aber, wie Hülsen VI n. 31882 nachweist, mit Unrecht, da die Seiteninschrift nicht zu der auf der Rückseite angebrachten des Stadtpräfeeten gehört. 596 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. scheint. Bis dahin scheint es aber mehr als Ehrenprädicat'!, das einem dem Kaiserhause so nahe stehenden Mann wie Rufinus beigelegt werden konnte, denn als offieieller Rangtitel angesehen worden zu sein, zu dem es nothwendig werden musste, als eine zweite Rang- stufe, die Speetabilität, geschaffen wurde. Es liegt nahe, dieselbe auf die Ämterordnung des Valentinianus zurückzuführen’, der singulis qui- busque dignitatibus certum locum meritumque praescripsit (God. Th. VI, 5, 2), wenn auch die erste sichere Erwähnung dieses Titels, der bei Sym- machus bereits in zahlreichen Beispielen sich findet, erst drei Jahre nach dem Tode dieses Kaisers, im Jahre 378, nachweisbar ist (Cod. Th. VII, 5, 35: spectabilis viri officiorum magistri). Interpolirt ist der- selbe freilich bereits in einem Citat aus dem Juristen Paulus Digg. ı, 15, 3 pr.: speetabili viro qui praefectus vigilum appellatur, während zu Paulus’ Zeit dieser Beamte den Titel perfeetissimus führte. Auch in einer pannonischen Inschrift (III, 3407). die spätestens dem dritten Jahrhundert angehören dürfte, werden die Siglen vo. s. als v(ir) s(peectabilis) erklärt; doch hat eine auf meine an Hrn. Hampel gerichtete Bitte von Hrn. Dr. Kuszinzky in Budapest vorgenommene Revision ergeben, wie auch der an mich gesandte Abklatsch bestätigt, dass nicht VS‘, son- dern vet auf dem Steine steht, eine Abkürzung, die ich zwar nicht zu deuten weiss (denn an den gegen Ende des fünften Jahrhunderts ge- bräuchlichen Titel vor strenuus ist schwerlich zu denken), die aber sicher nicht zu vir spectabilis ergänzt werden kann. Diese Titel bilden gewissermaassen nur einen Zusatz zu vir cla- rissimus (vir ortu elarissimus, privilegio spectabilis sagt Sidonius epp. VII, 6) und werden, insbesondere der Titel inlustris, in der officiellen Sprache in der Regel nicht allein gesetzt. sondern mit ». ec. durch et verbunden, für welchen Gebrauch sowohl die Inschriften, vorzüglich aus dem Ende des vierten und dem fünften Jahrhundert, zahlreiche Belege bieten’, als ! So wird noch unter Julianus ein Proconsul von Africa ilhustris genannt: VIII, 5334, während er später zu den Spectabiles gehört. Nicht titular ist [inlu]stri viro von dem Stadtpräfeeten des Jalıres 307 gesagt: VI, 1696; vgl. auch IX, 1683: in- lustr(is) et principalis viri. 2 Auch den Titel ’/lustris, das heisst ohne Zweifel den officiellen Gebrauclı des- selben, wollte Gothofredus, der seine Ansicht leider nur angedeutet hat (zu €. Th. Vl, 7, 1, vgl. zu VI, 4, 15) auf Valentinian zurückführen. Natürlich war ihm der Erlass des Jahres 354 wohlbekannt, und die Polemik Naudet’s S.124 gegen Gothofredus ist daher gegenstandslos. ® Dieselben aufzuzählen ist überflüssig; auch die Diptychen des fünften Jahrhunderts haben überwiegend den Titel ©. ce. et inl., vgl. W. Meyer: Elfenbeintafeln p. 56 n. 3. 5. 6; vgl. n. 33, ev. ec. allein n.1. 7, vgl. n. 44. 45; vir inlustris allein nur auf der Silber- scheibe des Aspar vom Jahre 434, dagegen im sechsten Jahrhundert regelmässig (Aus- nahme machten n.29 und 32 a. 530 und 541) wir inlustris allein. Auch die handschriftlichen Subseriptionen bieten dafür Belege. Die Überschrift zu Macrobius’ Saturnalien lautet: Macrobi wiri clarissimi et illustris, ebenso wird auch Cassiodor in dem Titel seiner HırschreLp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 37 vor Allem Symmachus. der in seinen Privatbriefen den Titel inlustris ohne Zusatz gebraucht', dagegen in seinen Relationen an die Kaiser durchaus v. c. et inlustris dafür setzt.” Dem entspricht es, dass in Inschriften, selbst in ganz officiellen, Männer, die nach ihren Ämtern illustres ge- wesen sein müssen, nur als elarissimi bezeichnet werden’, und auch die Consuln, die seit dem Jahre 381 regelmässig den Beisatz vo». ce. führen‘, mit Ausnahme des Stilico und Belisar, wie de Rossi inser. christ. I p.21 hervorhebt, nie den Titel intustris tragen.’ In der ersten Zeit nach seiner Einführung scheint der Titel spec- tabilis noch nicht so fest gegen inlustris abgegrenzt gewesen zu sein als später. denn Symmachus nennt in derselben Relation denselben Mann bald clarissimum atque inlustrem (28, 2. 3.10), bald spectabilem (28, 4. 9) und auf einem Wasserleitungsrohr (XV, 7583) erscheint so- gar |v. s.|p. et Ünlustris), wenn nicht doch etwa P für C fälschlich eingravirt ist. Seit dem fünften Jahrhundert sind jedoch Titel und Variae genannt. Q. Aur. Memm. Symmachus wird in der Widmung des Boethius zur Schrift de trinitate genannt: v. ce. et inl. ex cons. ord. (a. 485) at patricius und Boethius selbst in den Subseriptionen: ®. c. et inl. ex cons. ord. Vgl. auch die Gesta de codice Theodosiano publicando vom Jahre 438. Inlustris et praecla[rus ir] heisst Stiheo: IX, 4051. ! Als Ausnahme habe ich nur notirt V, 76, 3: clarissimo et inlustri viro praefecto. = So auch clarissimae ‚et inlustris memoriae wir in den Relationen 30, 3; dagegen inlustris memoriae wir epp. V, 66, ı; VII, 116 und 126; eir sanctae memoriae atque inlustris: IX, 44. Nur in der ı1. Relatio finde ich: excessum viri inlustris ohne v. c., was hier natürlich fehlen konnte, ferner in der 28. Relatio heisst Olybrius $ 3 und ıo clarissimus atque (oder et) inlustris vir, dagegen heisst es von seinem Procurator $ 6 procurator inlustris viri, wo der Zusatz v. c. et auch nicht erwartet werden kann. Vgl. auch Juretus ad Symmachum X, 37. ® Die Beispiele sind so zahlreich, dass ich mich auf eine kleine Auswahl be- schränke (vgl. auch S. 596 A. 3 über die Diptychen; auch die Subseriptionen liefern dafür Belege). In Inschriften von Stadtpräfeeten (abgesehen von älteren Beispielen): VI, 1659 (a. 414). 1660—61 (a. 421). 1662 (a.450); ferner n. ır98 (nach 443): post qua|tt\uor praefecturas et duos ordinarios consulatus; 9920 (Arcad. Honor. Theodos., ganz officiell): ex auctoritate Postumi Lampadi ve. c. praef. urb. Auch der Stadtpräfeet Sym- machus nennt sich in seinen Berichten an die Kaiser stets nur ©. c. Vel. ferner VI, 1782: Virio Nicomacho Flaviano v. e. praef. praet. iterum cos. ord. (a.394). Dessau inser. sel. n.1293: Fl. Felix v. c. magister utriusque militiae, patricius et cons. ord. (n. 428). Stilico wird in der Überschrift e. e., in der Inschrift selbst inlustrissimus vir genannt: Vl, 1730; ebenso Tarrutenius Mareianus (in der Inschrift v. ec. et inl.): VI, 1735; Vettius Agorius Praetextatus heisst VI, 1777 ®. e. et inl.. 1778 v. c. und so fort. Vgl. auch Boecking not. dign. occ. p. 176. * Aus der früheren Kaiserzeit findet sich nur in dem oben S. 581 A.ı citirten Senatuseonsult elarissimis viris, aber voll ausgeschrieben den Namen der Consuln nach- wesetzt. Bei Athanasius apol. contra Arianos $ 75 ist der Brief der Maraeotischen Pres- byter datirt: Umareia 'lovAlov Kovoravriov ... ka 'Povlov AXPßivov Tav Aaumporarwv — a.335; aber dies ist nur ein Zeichen mehr dafür, dass wenigstens in der Datirung wie in der Adresse (vgl. diese Sitzungsberichte 1893 S. 432) eine spätere Interpolation vorliegt. 5 Auch in der Inschrift n.965, wo Agapito cons. inl. überliefert ist, will de Rossi a. a. 0. in|dietione)| für inl. lesen. 598 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Ämter so fest abgegrenzt, dass eine Substitution des einen für den anderen undenkbar wäre. Der Titel inlustris geht, obgleich er eigentlich an dem Amt hängt bez. auf kaiserlicher Verleihung beruht, auf «ie Ehefrauen über', auclhı in der Form clarissima et inlustris femina”, und dasselbe gilt von dem Titel spectabilis’, wenn auch vielleicht in spätchristlicehen Inschriften, in denen Frauen öfter als speetabiles bezeichnet werden‘, bisweilen das Wort nicht als Rangtitel, sondern im eigentlichen Sinne aufzufassen sein dürfte.” Vereinzelt finden sich auch inlustris puella V, 3897 (a. 532)°; dass aber der Titel inhıstris (von spectabilis ist dies überhaupt in Ab- rede zu stellen) regelmässig auf die Kinder übergegangen sei, halte ich für ausgeschlossen.’ In der im Anfang des fünften Jahrhunderts abgefassten Notitia digni- tatum werden neun Kategorien von Beamten als illusires bezeichnet: 1. die vier Praefeeti praetorio; 2. die Stadtpräfeeten von Rom und Constantinopel: 3. die magistri peditum und equitum: 4. der praepositus sacri cubieuli; 5. der magister officiorum: 6. der quaestor sacri palatü; 7. der comes sacrarum largitionum; 3. der comes privatarum; 9. die comites domesticorum equitum und peditum.“ Dieselben Beamten zählt, zum Theil als illustres charakterisirt. ein Erlass derselben Zeit (Cod. Th. XI, ıS, ı a.409) und in Umschreibung eine Verfügung des Kaisers Zeno aus den achtziger Jahren des fünften Jahrhunderts (Cod. Just. II, 24, 3) auf. ı Feminae inlustres: V, 365. 6268; VI. 32030. 32042; X, 4630; XIII, 5657 — Leblant inser. chret. de la Gaule n.ı;, Dessau n.1293; Huebner inser. christ. Hisp. n.105; Cassiodor Index zu Mommsen’s Ausgabe p. 542 s. v. femina; Passio Felieitatis ed. Künstle p. 60 Z.4 (s. unten S.605 A.2); Ennodius carm. ll, 98 und 117 u.a. m. 2 VI, 512 (a. 390); X1, 1524. 3 VIII S. 20410 (a. 454): cl(arissima) e|t] splectabilis) femina); ein v(ir) s(pectabilis) mit seiner splectabilis) lemina): IX, 1378 (a. 508); sp(eetabilis) flemina) mehrmals bei Marini pap. dipl. n.84 (a. 491). Cassiodor var. Il, 10, 2. * de Rossi inser. christ. 1, n. 868. 903. 998. 1081; V, 5415; XIV, 3897. 5 Vgl. z.B. V, 5420 (a. 463): spectabilis et penetens femina. ° In der Anthologia latina (ed. Riese n. 20) stehen Verse Octaviani viri inlustris annorum XVI; filius Orescentini viri magnifiei. Haupt (opuse. I, p. 217) erklärt: “also Jugendgedichte eines später zu Amt und Würden gelangten Octavianus’; mir scheint der Titel inlustris bereits dem Knaben, als Sohn des sehr vornehmen Vaters (s. unten S. 602), beigegeben. Prosapia inlustris bei Sidonius epp. VII, 7, 3. ” Die (allerdings vielleicht an einen v. c. verheirathet gewesene) Tochter eines wir inlustris heisst elarissima femina: de Rossi inser. christ. 1] n. 844; clarissima puella scheint die Tochter eines senator vir ispectabilis zu sein: VI, 31968 (= Murat. 1821, 4). > Gothofredus (in der Notit. dign. ed. Ritter VI, 2 p.21) und Boecking not. dign. orient. p. 262 fg. nehmen an, dass die Comites domesticorum im Anfang des fünften Jahr- hunderts noch spectabiles gewesen seien; die Worte in dem Erlass des Honorius und Theo- dosius vom Jahre 415 (Cod. Just. 12, 16, 1): inter viros Ülustres vor comites domesticorum hält Boecking ohne Grund für eine Interpolation der Justinianischen Zeit. Vgl. über diese Comites Seeck bei Pauly-Wissowa s. v. comes. HırscHhreLp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 599 Ursprünglich sind jedoch (abgesehen von den in der Notitia nieht er- wähnten Consuln und Patrieiern) nur die Prätorianer- und Stadtpräfeeten zu den illustres gezählt worden: erst in dem Ranggesetz Valentinian’s vom Jahre 372 werden die magistri militum den Präfeeten gleichge- setzt!, während sie noch unter Julianus, wie Gothofredus mit Recht aus Ammianus” folgert, wie auch alle übrigen Beamten, ausser den Consuln und den Stadtpräfeeten, den Prätorianerpräfeeten nachstanden. In dem- selben Gesetz bestimmt Valentinian (God. Th.VI, 9,1): ut quaestor atque officiorum magister nec non duo largitionum comites proconsularibus honori- bus praeferantur, doch ist ihnen, wie auch Gothofredus bemerkt, da- durch nicht der Rang der ilustres verliehen, da der magister officiorum noch im Jahre 378 spectabilis vir heisst (Cod. Th. VII, 5, 35 $ 1).” Aber bereits in mehreren um das Jahr 355 verfassten Relationen des Sym- machus (34. 8: 38, 4: 43, 2) wird dieser Beamte v. c. et inlusiris titu- lirt, er muss also bald nach 378 den Ilustrissimat erhalten haben. Dagegen dürfte der in der Notitia ihm vorangestellte Oberstkämmerer erst unter Arcadius und Honorius, wahrscheinlich durch den Einfluss des in dieser Stellung allmächtigen Eunuchen Eutropius zu dieser Rang- classe erhoben worden sein." Die comites sacrum largitionum, rei privatae und der ihnen noch vorangehende gquaestor sacri palatii sind nach Gothofredus’ Ansicht durch einen Erlass des Jahres 380 (Cod. Th. VI, 9, 2) illustres geworden: doch geht das aus dem Wortlaut nieht hervor’ und noch in einem Erlass des Jahres 390 (Cod. Th. IX, 27,7) wird der comes rei privatae als spectabilitas Be angeredet, wie auch die Worte der Verordnung des Jahres 389 /Cod. Th. XU, 1, 120): datis litteris ad illustrem virum ma- gistrum ‚offieiorum, comitem (sie) sacrarum ac privatarım eher dafür sprechen, dass diese Comites damals noch nicht den Ilustrissimat Tr besessen haben. Andererseits aber werden sie im Jahre 386 illustres ! 0. Th. VI, 7, 1: praefectum wurbis, praefectum praetorio, magistros equitum ac peditum indiscretae ducimus dignitatis. ? Ammianus XXI, 16, 2: nec occurrebat magistro equitum provinciae rector nec contin,i ab eo civile negotium permittebat; sed cunctae castrenses et ordinariae potestates ut honorum omnium apicem priscae reverentiae more praefectos semper suspewere praetorio. ® Im Jahre 357 wird der comes et magister officiorum als clarissimus vir bezeichnet: €. Th. VIll, 5, 8 pr.; interpolirt ist ohne Zweifel der ihm in dem Erlass des Jahre 365: €. Th. VIII, 5, 22 ertheilte Titel wir illustris. * Im Jahre 422 wird er sogar den Präfeeten und Magistri militum gleichge- stellt” CHTHEVUIEESWRTE 5 Es wird nur verordnet, dass diese Beamten nach Ableistung des Amtes so gehalten werden, als ob sie quasi gesserint praefecturas; aber die vorangehenden Worte: ut non aequandi illis, qui gesserint praefecturas zeigen, dass sie ihnen nicht gleichgestellt werden sollen. Übrigens wird gerade noch in einem Erlass aus demselben Jahre 380 der comes (rei privatae) vir clarissimus genannt: C. Th. X,ro,13, wie auch natürlich im Jahre 365 der largitionum comes: C. Th. X1, 16,17. 600 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. riri genannt im Cod. Th. VIII, 8. 4 und bereits im Jahre 355 (C. Th. X, 1, 13) magnifiei viri titulirt, ein Titel, der nur den vornehmsten illustres zukommt, ebenso wird im Jahre 359 von den comes rei privatae ge- sagt (©. Th. IV. 22. 3): offieium magnificentiae tuae. Wenn hier nicht, was jedoch nach Hrn. Mommsen’s Ansicht bei dem Charakter dieses Gesetzbuches nicht anzunehmen sei, eine Interpolation vorliegt (vgl. unten S. 602), so müssen diese Comites noch in den achtziger Jahren des vierten Jahrhunderts den Illustrissimat erhalten haben und jener örlass vom Jahre 390 dann nicht richtig datirt sein." Etwa gleich- zeitig mit ihnen. wenn nieht schon früher, wird auch der Quaestor in die Rangelasse der Illustres befördert worden sein.” Derselbe Rang ist auch dem erst vom Kaiser Anastasius einge- setzten Comes patrimonii verliehen worden (Cassiodor ind. p. 523): ja selbst die jüdischen Patriarchen haben ihn gegen Ende des vierten Jahr- hunderts besessen.” Die Amter, die zu der zweiten und dritten Rangelasse, den spec- tabiles und clarissimi" gehören, aus der Notitia dignitatum hier auf- zuzählen, halte ich nicht für geboten.” Dass sie zum Theil, wie die Duces, erst gegen Ende des vierten Jahrhunderts statt des Perfeetissimats zuerst den Clarissimat, dann die Spectabilität erhalten haben, ist bereits oben (S. 591) bemerkt: andererseits sind in der Zeit des Cassiodor" U Praecellens auctoritas tıa vom Comes sacrarum largitionum im Jahre 392: €. Th. IN AT 2 ]Iım Jahre 346 war der comes domesticorum selbstverständlich elarissimus: C. Th. XII, r, 38. — Die im Colosseum gefundenen Inschriften eines ®. c. et inl. com. r(erum) p(ri- vatarum): VI, 32222, vgl. 32213, ferner ®. ce. et inl. ex c(omite) dom(esticorum) pat(ricius): VI, 1796, 32 = 32158 und ®. il. ex com. dom. patr|ile.: VI, 32224 gehören, wie Hülsen nachweist, sämmtlich in das fünfte Jahrhundert. Der Comes sacrarum largitionum wie der Comes rei privatae tragen den Titel wir inlustris in der Verordnung vom Jahre 400: GR, Seas > 0. Th. XV1, 8,8 (a. 392): e. ec. et inlustrium patriarcharum; XVI, 8, ır und ı3 (a. 396. 397): inlustrium patriarcharum. Dagegen im Jahre 404 (C. Th. XVI, 8, 15) werden sie viri spectabiles genannt, was jedoch Gothofred vielleicht mit Recht auf die localen Patriarchen geringeren Grades bezieht. * Zwischen den speetabiles und clarissimi stehen die senatores in dem Erlass vom Jahre 412: C. Th. XVI, 5, 52; vgl. dazu Symmachus Ill, 87: Severianus c. v... in ordinem senatorium lege transscriptus est, wo es freilich zweifelhaft ist, ob er schon vorher den Clarissimat hatte. ° Die im Codex Theodosianus erwähnten (die später gefundenen Stücke geben nur geringe Nachträge dazu) stellt Gothofredus zusammen in seiner Notitia dignitatum vol. VI p. 2ı ff. ed. Ritter. Für die Beamten des Orients in Justinianischer Zeit ist besonders lelırreich die Notitia am Schluss der 8. Novelle. % Vgl. den ınusterhaften Index von Traube in Mommsen’s Ausgabe S. 586a@ und 595a. — Inschriftlich sind als speetabiles bezeugt: 111, 572/573: v. c. et spectab. proc(onsul Achaiae); X, 4859: v. sp. ree(tor) prov(inciae); V1, 1724: ©. sp. com(es) s(acri) c(onsistorü), vgl. VI, 32185: ...ris consisto[rü ... v. c.) et sp.; Vl, 32229: [v. c.] e£ sp. c(omes) ...; vgl. auch die Subseriptionen zu Mela und Martianus Capella bei Jalın, Leipzig. Sitzungs- HırschreLp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 601 auch die Correetores und Consulares, die in der Notitia, ja noch im Jahre 479' nur den Clarissimat führen, zu spectabiles geworden, ebenso der cura palatii genannte Beamte, die adrocati fisci, die tribuni et no- tarü, die alle früher nur den Perfeetissimat oder den Olarissimat ge- habt haben.” Nach der Bekleidung eines der zweiten Rangelasse angehörigen Amtes ist nicht selten den Pensionirten «der Illustrissimat verliehen worden°®: die wenigen Fälle, in denen noch während der Bekleidung des Amtes dieser Titel erscheint’, gehören wohl der Zeit an, in der illustris noch nicht zu einem festen Rangtitel geworden war (vel. S. 596), (la die Personalverleihung eines höheren Titels seit der strengen Schei- dung der Rangelassen am Ende des vierten Jahrhunderts sehr un- wahrscheinlich ist. ber. 1851 S. 345 und 351 ®. ec. et spec. com. consistor. und .v. sp. com. consist. rhetor (urbis) R(omae); VI, 32017: v. s. tr(ibunus); VIII, 989: e. spectabilis trib. et not. (vorher v. c. ex adiut. inl. eiri mag. officiorum);, Rossi inser. christ. n. 968 (a. 519): v. c. et [sp.] ex silen- tiario sacri palatii und n. 1003 (= VI, 32031: a. 525): v. s. fogatus inll. p(raefectorum) ‚p(raetorio); VI, 32043 = Rossi inser. christ. n. 978 (a. 522): ®. s. pree (so Rossi) anns. — praefectus annonaes, der noch zu Symmachus’ Zeit nur den Clarissimat besass (relat. 23, 35 35, 2) und gerade in der Zeit, in der die Inschrift gesetzt ist, nichts weniger als angesehen war, vgl. Boethius de consol. 3.4: nunc ea praefectura quid abiectius? — Auch der Bischof Simplieius führt den Titel speetabilis bei Sidonius epp. VIL, 8, 2, vgl. VII, 9, 18: eum inter spectabiles principem locum tenere. Über den gefälschten Erlass, durch den die Speectabilität den Mensores beigelegt wird. vgl. Mommsen zu den Gro- matiei II S. 176. ' Vel. die Aufzählung in dem Erlass des Kaisers Zeno: Cod. Just. I, 49, 1: nemo ex viris clarissimis praesidibus provinciarum wel consularibus aut correctoribus, dann folgen die viri spectabiles proconsules vel praefectus Augustalis aut comes Orientis aut cuiuslibet tractus vicarius aut qwicumque dux vel comes cuiuslibet limitis vel divinarum comes domorum. 2 Der advocatus fisci wird in einer wohl dem Anfang des vierten Jahrhunderts angehörigen Inschrift (IX, 1682) v. p. genannt; der tribumus et notarius ist noch bei Syınmachus (relat. 23 $ 6-9 a. 385, vgl. aber €. Th.VI, 10, 2 a. 381, wo sie den wcarü mindestens gleichgestellt werden) wir elarissimus, aber bei Augustinus epp. 128. 129 (a.411) eir elarissimus et spectabilis, die curae palatiorum (Not. or. 17, 5, occ. 15, 6) stehen sub ddispositione viri spectabilis castrensis. 3 So VI, 512 (a. 390): v. c. et inlustr|is| ex vicario Asi(a)e; Vl, 1790: |e. c. et] in- lustris ex primicer(io) notarior(um) sacri palat|ü| (betreftfs der Verleihung des titularen Ranges eines magister officiorum an die er primiceris notariorum: C. Th. V1, 10, 4); auch der in der Anthol. Lat. ed. Riese n. 254, etwa um das Jahr 500, genannte Victorianus vo. inl. et primiscriniarius wird gewiss auch inactiv gewesen sein; VI, 32053: vr inl. ex |rectore] decuriar(um), dagegen bei Cassiodor var. 5,21 und 22 wird der zum rector decuriarum — vgl. Mommsen St.-R. I S. 370 — ernannte Capuanus wir spectabilis genannt. ' Über den Proconsul von Afriea, Clodius Hermogenianus, der diesen Titel unter ‚Julianus führt, s. oben S. 596 Anm.r; nicht datirt ist VIII, 1412 = S. 15204: | proconsulatu Ae\mili Flori v. e. et inlustris; der ev. ce. et inlustris cons(ularis) Camp(aniae): X, 3860 kann schon inactiv gewesen sein. Der ver inluster preses: Xlll, 5252—53 — Mommsen inser. Helv. append. n. 26. 27 gehört dem Ausgang des Alterthums an. 602 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Neben diesen Rangtiteln, die noch weit über Justinian hinaus sich erhalten haben', werden für die höchsten Chargen unter den Ilustres, die in Justinian’s Zeit sogar als höher stehend von diesen geschieden werden’, verwandt: magnificus, excellentissimus, gloriosissimus. Der erste Titel wird bereits in einem im Jahre 364 gegebenen Erlass (Cod. Th. I. 6, 3) dem praefeetus urbi und von Symmachus dem Consul beigelegt (epp. VI 95 a. 398: ad officium magnifiei consulis evocatus) und in einem Erlass des Jahres 409 (Cod. Just. I, 55,8) werden die illustres et magnifiei viri praefecti praetorio geschieden von den nur illustres ge- nannten magistri equitum et peditum, den magistri officiorum und comi- tes largitionum, während merkwürdigerweise, wie wir S. 600 gesehen haben, die letzteren als magnifiei viri bereits in einem Erlass des Jahres 385 und der comes rei privatae als magnificentia bezeichnet wird. In die Notitia dignitatum hat dieser Titel ebensowenig als die beiden anderen oben genannten Eingang gefunden, doch ist er im fünften Jahrhundert für die höchsten Würdenträger auch in Inschriften und besonders bei Ennodius, wo er auch mit sublimis verbunden wird, mehrfach bezeugt.* ! Isidorus origin. IX, 4, 12: primi ordines senatorum dieuntur illustres, secundi spectabiles, tertii clarissimi; iam inferius quartum aliquod genus non est. Diese Angabe wird man doch auf seine eigene Zeit beziehen dürfen. Das letzte mir bekannte in- schriftliche Zeugniss für den Titel v(ir) e(larissimus) ist aus dem Jahre 629: XII, 2097. 2 Z.B. Cod. Just. IV, 32, 26 $ 2: illustribus personis sive eas praecedentibus; vgl. ähn- liche Stellen bei Selden S. 665, auch über die nicht antike Bezeichnung swperillustris. 3 In den Glossen wird magnificus neyaNorperns, excellentissimus e£oxotaros, glorio- sissimus evöo&oraros wiedergegeben (Corp. glossar. VI p. 408. 497. 669), letzteres Wort findet sich häufig in den Justinianischen Novellen. Sehr oft gebraucht die Anrede neyakorpereıa (daneben auch Bavuanıorys) Theodoret in seinen Briefen. Vgl. auch Du- cange: glossarium ad ser. med. et inf. graecitatis unter den betreffenden Worten. * V], 1761 (Mitte des fünften Jahrhunderts) heisst Rufius Praetextatus lius magni- ‚fiei viri Mariniani praefecti praetorio et consulis ordinarü;, VI, 32096: [di]spone[ntle viro magnif|ico], wahrscheinlich, wie Hülsen annimmt, ein Stadtpräfeet; der jugendliche Dichter Octavianus ilius Orescentini viri magnifici ist bereits oben S. 598 Anm.6 er- wähnt worden; illustres et magnifici viri praefecti praetorio: C. Just. I, 55,8 $ı (a. 409). Öfters findet sich der Titel bei Ennodius, vgl. Hartel’s Index S. 683. — C. Th. ], 1, 6 $ 2 (a. 435): Bubulus inlustris ac magnificus comes et quaestor noster, Subscription zu Priseian 1. 8 und ı2: adiutor v(iri) m(agnifici) (l. 5 fälschlich magni aufgelöst) quaestoris sacri palatii. Der magister militum Germanus (a. 440/41) wird titular magnifieus ge- nannt: €. Just. XII, 8, 2; vir magnificus Hesperius: Sidonius epp. IV, 22, 1; viro magni- fico et illustri Goiarico comite: Subscription unter der Lex Romana Visigothorum, vgl. Mommsen Ber. d. Sächs. Ges. 1851 S. 382 ff. Magnificentia tua (was freilich nicht für den Titel magnifieus beweisend ist) von einem hohen Beamten, vielleicht dem Comes sacrarum largitionum: Cod. Th. V1 29,19 (mit Gothofredus’ Commentar), von dem magister officiorum im Jahre 415: Cod. Th. VI 27, 17, vgl. Cod. Just. 11l, 24, 3 $ 2 (Zeno): wiri magnifieci magistri officiorum und Marini pap. dipl. n. 82 (a. 489), wo mehr- mals v(ir)ö(nlustris) adque magnificus magister officiorum sich findet; vgl. auch n. 79 (a. 557), 83 (a. 489), 92 (saec. VI-VII). Nov. Just. 71 ce. ı (zweimal) und 74 @4$ 1: heyaNompereotarovs iNAovorpiovs — magnificentissimos illustres, ebenso 43, I, I; illustres ac magnifiei iudices: C. Just. VII, 62, 32 $ 5. Magnifiei vwiri stehen noch vor den pa- trieii, consulares, praefectorü: C. Just. VII, 62, 34 (a. 520/24). Hırscurerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 603 Bei Cassiodor führen der praefectus praetorio und der comes patrimonü diesen Titel!, und auch eine Frau, die Mutter des Theodahadus, wird als magnifica femina bezeichnet (var. 5, 23, 2). — Den Titel ewxcellentissimus verwendet Symmachus (epp. IX,148) in Verbindung mit elarissimus für den Stadtpräfeeten: inschriftlich habe ich ihn nur für Belisar, Narses und Solomo verwendet gefunden.” Der Titel gloriosissimus, der auch den westgothischen Königen regelmässig beigelegt wird®, findet sich in einem Erlass des Jahres 435° und bei Cassiodor bei vornehmen Patrieiern (Ind. p. 544 s.v.) und ist unter Justinian für die Präto- rianer- und Stadtpräfeeten wie für die sonstigen höchsten Würden- träger” titular geworden. ! Vgl. den Index S. 595; ein vir magnificus atque patrieius: Variae ll, 32. — Magni- fiel iudices bei Ammianus 29, I, 29 ist nicht titular. 2 VI, 9936; X, 8045'+ (über Solomo vgl. unten Anm. 4); doch wird auch ein Pentadius, der vice praefecti praetorio war, excellentissimus in einem Erlass vom Jahre 440/41 titulirt: Cod. Just. XII, 8, 2; wir excelsus der quaestor sacri palatii: Nov. lustin. 35 pr. und Tribonianus magister officiorum et ex quaestore sacri palatii et ex consule: Consti- tutio fanta prine. und $g9.ır, vgl. Instit. Just. I, 5,3 und 1, 23,12; vr excellentissimus wird derselbe genannt in derselben Constitutio $ 17; excelsi heissen die praefecti prae- torio und der praefectus urbis ibid. $ 24. Sublimis excellentia tua sagt Symmachus epp. 1V, 9 von Stilicho und nennt ihn VIII, 105 sublimis wir et praecellentissimus comes; praecellen- tissimus heisst bei Cassiodor der König Odovacer (ebenso wird Theoderich von Ge- lasius genannt und Amalasuintha praecellentissima domna soror mea von 'Theodahadus: Cassiodor ind. p. 570 s. v.), praecelsus heissen bei demselben Schriftsteller die Gothen Theodahadus und Tuluin, praecelsae recordationis sagt er von König Alarich; vir prae- celsus et spectabilis nennt Auspieius v. 7 (Migne patrol. lat. 617 p. 1006) den Comes Treverorum Arbogastes. 3 XII, 2097. 5345; Huebner inser. christ. Hisp. 115. 119. 155. 172. 175; in der Synode vom Jahre 5or (Cassiodor ed. Mommsen p. 426) heisst es: ex praecepto glorio- sissimi regis Theoderiei und dieses Epitheton begegnet bei Königen sonst häufig in den Conceilien (vgl. Maassen coneil. Merov. Ind. p. 270 s.v.). In der Subseription zu der Lex Romana Visigothorum: ex praeceptione domini nostri gloriosissimi regis Alariei. Auch die römischen Kaiser führen im vierten Jahrhundert, wenn auch selten (z. B. VIII 2656. 17681) den Titel gloriosissimus. * Cod. Th. 1, 1, 6 $ 2: Antiochus amplissimus atque gloriosissim[|us] praefectorius ac consularis (ich eitire nach Mommsen’s im Druck befindlicher Ausgabe, die einzu- sehen mir verstattet wurde). | 5 Gloriosissima urbicaria praefechıra und gloriosissimus praefectus urbis in einem Er- lass Justinian's vom Jahre 530: Cod. Just. V, 70, 7 $ 6; evöo&oraroı Erapyoı ——- gloriosissimi praefecti praetoriorum finden sich mehrfach in der Notitia am Ende der’8. Justinianischen Novelle und sonst, vgl. Iuliani epit. ed. Hänel c. 21 $ 73: apud gloviosissimum pro tempore praefectum praetorio und gloriosissima sedes: Cod. Just. Il, 7, 17 $ı. Narses nennt sich in einer von ihm im Jahre 565 gesetzten Inschrift (VI, 1199): vir gloriosissimus, und von Solomo heisst es VIII, 1863: per Solomonem gloriosiss(imum) et excell(entissimum) magistro militum (vgl. n. 1259 und 14547). — In der 79. Novelle Justinian’s (ed. Schoell — Authenticum ed. Heimbach nov. 80) heisst es am Schluss des Epilogus (a. 539): scripta exemplaria Ioanni viro gloriosissimo (griech. evdo&oraros, z. B. nov. 7 epilog.) prae- recto sacrorum Orientis praetoriorum secundo, ex consule et patricio. Scripta exemplaria Basilidi gloriosissimo magistro sacrorum officiorum. Seripta exemplaria Longino glo- fiosissimo praefecto urbis. Auch der (uästor heisst unter Justinian gloriosissimus: 604 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Der Titel nobilissimus ist dagegen von Geta an den zur Thron- folge in Aussicht genommenen Prinzen! reservirt geblieben und im vierten Jahrhundert auch weiblichen Mitgliedern des Kaiserhauses bei- gelegt”, aber an ausserhalb desselben stehende Personen in dieser Zeit nie verliehen worden. Von den bisher ins Auge gefassten Rangtiteln im eigentlichen Sinn wenden wir uns zu der Betrachtung der zahlreichen Ehrenbe- zeichnungen. die als Substantivirung der den Betreffenden beigelegten Eigenschaften und mit fua oder später vestra® verbunden, als Anrede der höheren Beamten in den Quellen der letzten Jahrhunderte des Römerreiches uns entgegentreten und sich theilweise sogar durch das Mittelalter bis auf die Neuzeit fortgepflanzt haben. Es würde einer eigenen Abhandlung bedürfen. die zahlreichen hier nachweisbaren Nuancen des Gebrauches zu erörtern: ich muss mich aber in diesem Zusammenhang und mit Rücksicht auf das mir nur theilweise zur Ver- fügung stehende Material’ auf einige Andeutungen beschränken. Diese appellativischen Prädicate scheiden sich in zwei Classen: in Bezeichnungen erstens «der Kaiser, sei es, dass sie von diesen selbst für sich verwandt oder von Anderen auf sie angewandt werden, zweitens der Beamten. abgestuft nach den Rangelassen, denen diese angehören. Aus der älteren Kaiserzeit wüsste ich für diesen uns be- sonders unantik erscheinenden Gebrauch kein Beispiel anzuführen, wenn auch die Verwendung von maiestas tua bereits bei den Dichtern der Nov. 20 e.1. 2.4.5; vgl. Nov. 35 pr.: temporibus Thomae gloriosissimae recordationis, cum ?s quaestoriam nuper tam sacri scrinü memoriae quam epistolarum gubernabat censuram , und luliani epit. ec. 47 $ 183: gloriosissimum quaestorem. Gloriosissimi senatores: mov. 43, 1, I} vir g(loriosissimus): Marini pap. dipl. n.74 eol.Vll und VIII, vgl. p. 2545 und p. 2585 über gloriosa sedes. Singulär ist, dass einem Legaten des Proconsuls von Africa unter Diocletian, der sicher einen Sieg erfochten hatte (es ist eine Weihung an Fortuna vietriw cum simulacris Vietoriarum), das Epitheton gloriosus gegeben wird: VIII, 5290. ! Mommsen Staatsrecht 2 S.ıı4ı Anm. 2. Bei Cassiodor ist ein titularer Ge- brauch des Wortes nicht nachweisbar, und wenn Jordanes in der Vorrede zu seinen Romana die Anrede nobilissime frater Vigili (wohl nicht der Papst, vgl. Mommsen prooem. p- XIV) gebraucht, so ist auclı dies ein Zeichen, dass der Titel von der kaiserlichen Familie nicht mehr geführt wurde. ® Münzen der Helena n. f. und Fausta n. f. bei Eckhel d. n. VIII p.ro2 und 118. Valeria Maximilla: XIV, 2826 (mit Dessau’s Anmerkung); Galla Plaeidia: XV, 7153. vel.n. 7152, wo nach Dressel’s Ansicht N - R - aus Versehen eingravirt ist statt n(obilissi- mae) p(uellae). 3 Über den sogen. Pluralis maiestatis vgl. Chatelain in Revue de philologie 4 S.ı2g9 ff. und Mommsen im Hermes 17 S. 540 ff. * Zwar hat Hr. Diehl auf meine Anfragen aus den Sammlungen des Thesaurus mir werthvollen Bescheid ertheilt; jedoch reichen einerseits für diesen Zweck die Aus- züge nicht aus, andererseis müsste auch die griechische Litteratur dieser Zeit dafür ausgenützt werden. Hırschrerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 605 Augusteischen Zeit eine Vorstufe dazu bildet." Erst unter Diocletian lassen sich die ersten sicheren Spuren davon nachweisen, und zwar sofort für beide Classen, da sowohl die Kaiser Dioeletian und Maximian von sich als serenitas nostra und tranquillitas nostra sprechen’, als auch von ihnen der Proconsul von Africa als devotio, sollertia, prudentia tua ange- redet wird.” Unter Constantin ist dann dieser Gebrauch vollständig durch- gedrungen', und seit dem Jahre 315 werden die hohen Beamten in zalhıl- reichen Erlassen mit celsitudo, gravitas, sinceritas, sollertia, sublimitas tua” angeredet, während amplitudo, auctoritas, dicatio, eminentia (vergl. jedoch S.606 A.7). ewxcellentia, experientia, laudabilitas, magnificentia, magnitudo, praestantia, prudentia nicht unter Constantin, manche dieser Prädicate erst in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts bezeugt sind.” Bis- weilen wird in einem Erlass derselbe Beamte mit verschiedenen Prädi- caten bedacht: so die Prätorianerpräfeeten mit excellentia, celsitudo, pru- dentia: GC. Th. IX, 17, 2 (a. 349), eminentia (sedis tuae) und magnificentia: C. Th. XIL, 12, 3 (a. 364), sinceritas, culmen und illustris praestantia: C. Th. VII, 7, 10 (a. 369); der Proconsul von Africa mit devotio, sollertia, pru- dentia: Cod. Gregor.: Collatio XV. 3 (Diocletian); der Vicarius von Africa mit sinceritas und sollertia: GC. Th. XI, ı,13 (a. 366), der Dux von Arme- nien mit ewperientia und laudabilitas: C. Th. VII, 5, 57 (a. 397). Vielfaclı werden diese Substantive durch adjeetivische Prädicate, wie ewcellens, praecellens, praecelsus, illustris, insignis, laudabilis und laudandus, magni- ! Horatius epp. II, 1, 258: neque parcum carmen maiestas recipit tua und öfters bei Ovid. vgl. A. Fincke de appellationibus Caesarum honorificis (Königsberg 1867) S.rı und 23. ® Cod. Gregorianus: Collatio NV, 3 84: serenitas nostra, 8: tranquillitas nostra, dagegen wird el/ementia und pietas nostra: Ü. Greg.: Collatio I, ro, ı; VI, 4, 2.3 mehr iim eigentlichen Sinne zu fassen sein. — Auch in der Passio quattuor Coronatorum (Berl. Sitz.-Ber. 1896 S.1292 ff.), deren Redaction aber gewiss nicht in Diocletian's Zeit erfolgt ist, führt Diocletian bereits die Bezeichnung claritas, clementia, man- suetudo, pietas, serenitas. Wenn ferner der Kaiser Antoninus, unter dem man Marcus verstehen will, in der Passio Felieitatis (Künstle, Hagiographische Studien S. 60 Z. ır) pietas vestra genannt wird, so ist dies, ebenso wie die Bezeichnung der Felicitas als inhustris femina, nur ein Zeichen einer späteren Abfassung. ® Cod. Gregor.: Collatio XV, 3 $ 4.5.8. * Als inschriftlicher Beleg sei der Erlass des Constantinus betreffs Oreistus (1Il S.7000) angeführt, wo von dem Kaiser cel/ementia, indulgentia, lenitas nostra ge- sagt wird. 5 celsitudo: C.’Th.1, 16,5 (a. 329); gravitas: C. Th. ], 2,1 (a. 314?); XIV, 8, ı (a3 35), 146,2 (a-320)3, 11, 77,282 und VI; 35,4 (a.321); I, 5, tundI, 15,1 (2,325); VI, 53. XI, 30,13. XIV, 4,2 (a. 326); I, 16,4 (a. 328). CIL. III'S.7000‘col. II v. 3 (a. 323/6). — sinceritas: C. Th. IX, 40.3 (a. 319); CIL. III S.7000 col.II v.3 (323/6). — sollertia: C. Th. VII, 1, 3 (a. 333). — sublimitas: C. Th. XII, 1,4 (a. 317), XI, 30, 1 pr. (a. 321), 1, 5,3 (a. 331), XIII, 4,1 (a. 334). 6 So finde ich z.B. ercellentia nicht vor 349: C. Th. VII, 1,3; IX, 17, 2 pr., magnificentia nicht vor 364: C. Th. I,6, 2; XII, ı2, 3; XIV, 22. 1. magnitudo nicht vor 365: C. Th. XII, 6, 5: doch kann das Zufall sein. 606 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. ‚ficus, mirus und mirandus, sublimis verstärkt, für welchen Gebrauch der Codex Theodosianus zahlreiche Beispiele bietet. Auf Kaiser oder Könige beschränkt sind, abgesehen von zmaiestas, mit verschwindenden Ausnahmen aeternitas, beatitudo, benignitas. elemen- tia', dignatio, felicitas, gloria, gratia, humanitas, indulgentia, iustitia, lar- yitas, lenitas, liberalitas, magnanimitas, mansuetudo, perennitas, pietas”, pro- videntia, serenitas, tranquillitas und andere mehr.” Der höchsten Rangelasse, den Illustres’, kommen die Titel amplitudo, auctoritas (vielleicht nur zufällig nicht bei niedereren Chargen bezeugt), celsitudo’, culmen”, emi- nentia'. magnificentia”, magnitudo, praestantia zu, während excellentia”, gravitas. prudentia, sinceritas, sollertia‘, sublimitas"', summitas'” auch ein- zelnen Spectabiles, die Prädicate gravitas und sinceritas selbst den Cla- rissimi beigelegt werden. Nur bei den Spectabiles finden sich di- ! Clementia gebraucht Aleimus Avitus epist. 56 zwar auch von einem vir illustrissi- mus Messianus; ferner von dem Sohne des Königs Sigisınund epist. 31. ? Pietas gebraucht Avitus nicht selten von dem Bischof Apollinaris, zuweilen auch von anderen vornehmen Männern, vgl. Index von Peiper S. 343 s. v. 3 Claritas wird in der Passio III Coronatorum von Diocletian gebraucht, dagegen in den Acta SS. Claudii et Asterii e.ı gewiss missbräuchlich von dem Praeses von Ly- cien; aber auch Pelagonius veterinaria c.14 in. sagt claritas twa zu dem von ihm öfters in dieser Schrift angeredeten Festianus. * Die Belege findet man grossentheils, allerdings bei den einzelnen Ämtern zer- streut, in Gothofredus’ Notitia dignitatum des Codex Theodosianus (ed. Ritter V], 2 p.4ft.). Symmachus redet epp. X,1,ı den Kaiser Theodosius mit celsitudo tua an; auch Aleimus Avitus gebraucht es, sogar ausschliesslich, von dem Kaiser und dem König: Index von Peiper S. 327 s. v. 6 Oulmen vestrum gebraucht Aleimus Avitus ep. 32 von König Sigismund; dies Wort konnte natürlich auch fürstlichen Personen beigelegt werden, vgl. regale culmen bei Claudianus VI cons. Honorii v. 64. ° Dieser Titel wird fälschlich dem Praeses von Lycien beigelegt in den Acta SS. Claudii et Asterii c.5. — Eminentissima praefectura schon im Jahre 319: €. Th. 1, 16, 3. ° Den König Theoderich redet Gelasius magnificentia vestra an: Epist. Theoderie. 3 und 6 (bei Cassiodor ed. Mommsen p. 390f.). Vgl. auch oben S.602 Anm. 3. ° Unter den speetabiles finde ich diese Bezeichnung, die sonst nicht selten sogar dem Praefeetus praetorio beigelegt wird, nur bei dem Proconsul von Africa, also dem höchsten Provinzialstatthalter: C. Th.VIIl, 5, 7 (a. 354). Über excellentissimus s. oben S. 603. 0 Sollertia bei dem Praefeetus praetorio: C. Th. VIll. ı, 3 (a. 333), bei dem vicarius Africae: C. Th. X], 13, ı (a. 366). !l Sublimitas wird im Jahre 317 von dem Comes Hispaniarum (C. Th. XI], 1, 4), später auch von dem Comes Orientis (C. Th. XII, 1, 33), dem Proconsul Africae (Cod. Th. XI, 1, 24; XI, 1, 149) und dem Vicarius Africae (C. Th.1, 15, 2) gebraucht (vgl. C. Th. V1, 4, 12: proconsulari honore sublimes), während es sonst im Cod. Theodos. sich bei den Stadt- und Prätorianerpräfeeten und den Comites largitionum findet (vgl. auch C. Th. XI, 9, 2: sublimium potestatum); über den Gebrauch von sublimis bei Cassiodor vgl. Mommsen Neues Archiv 14 S. 514. Eine subllimis) f(emina) als Frau eines v(ir) subl(imis): Marini papiri dipl. n.86 Z.62 und 63 (a. 553). !? Cassiodor gebraucht summitas von dem primicerius notariorum, während es im Cod. Th. VI, 10,4 (a. 425) von dem Magister offhieiorum heisst: /llustrem magistri sum- mitatem. Hırscnrerp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 607 catio' und laudabilitas, wie auch bereits bei Symmachus ein Mann 2 dieser Rangelasse v. c. et laudabilis genannt wird’: ein Titel, der auch in Inschriften des vierten” und der folgenden Jahrhunderte in der abgekürzten Form v. /!. häufig erscheint und selbst Frauen nicht selten beigelegt wird‘, während er bei Cassiodor vielleicht zufällig (da die In- schriften zum Theil seiner Zeit angehören) fehlt. — Für die unterste Rangstufe der Clarissimi sind, soweit ich sehe, nur die auch für die Speetabiles verwandten Anreden gravitas® und experientia® bezeugt. Bei den Subalternbeamten erscheint seit der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts der Titel vir devotissimus, der auch in den In- schriften häufig, meist v. d. abgekürzt, auftritt.‘ Dieser Titel, der das nahe Treuverhältniss zum Kaiser bezeichnet, ist daher vorzugsweise den zu ihm in näherem Verhältniss stehenden Soldaten, insbesondere den ! Nur bei dem Proconsul von Africa: C. Th. XI, 30, 21 (a. 340). ? Symmachus relat. 23 $ 3.4 und 26 $ 3: w. c. et laudabilis vicarius, derselbe heisst 23 $ı3: clarissimo et spectabili viro vicario. Ein vir laudabilis ex comitibus bei Symmachus epp. 11, 10; /audabilis vir episcopus: velat. 21, 6; vgl. auch epp. 1, 67; VII, 127. ® Das älteste mir bekannte Zeugniss für diesen Titel ist aus dem Jahre 341: XI, 4096 und 4097: omnibus honoribus funeto, laudabili viro. Ein vir laudabilis sacer- dotalis aus den Jahren 383/8: VIII, 27 = 11025. Andere Inschriften: VIII, r0482°5; IX, 2074; N, 1354. 5349; XI, 67208; XV, 7122-24 (vgl. die Anınerkung dazu); Notizie degli scavi 1879 p. 187; zwei Bronzetäfelchen neuerdings, wie mir Hr. Dessau nach- weist, in Africa gefunden mit den Aufschriften: Silbani v. I. und Secundi v. l.: Delattre revue Tunisienne 1900 p. 418 und 426. Häufig ist der Titel vo. /. bei Marini pap. dipl: n. 74. 79. 88. 113. 1145 vgl. n.83, IV Z. 5: vo(ir) Kaudabilis) et pr(i)m(us) civit|atis| Syra- eus(arum). — Laudabilitas tua finde ich zuerst im Jahre 397: C. Th. VIII, 5, 57. * ]11, 4389; X, 1346; abgekürzt /. f.: X, 1350. 1355; Rossi inser. christ. I p. 401 und p. 480. 5 Für den praefectus annonae in den Jahren 367 und 403: C. Th. XIII, 6,5; XIV, 3.21. Auch der praefectus vigilum und der Praeses Corsieae werden in den Jahren 314(?) und zı9 (C. Th. I, 2,1 und II, 6, 2) so titulirt, doch waren sie wohl damals noch wöri perfectissimi; der praefectus vigihum hat freilich schon unter Constantin den Clarissimat erhalten: VI, 1144. Auch der Praeses Sardiniae, der im Jahre 319 ua sinceritas angeredet wird (C. Th. IX, 40, 3), ist damals wohl nur perfeetissimus gewesen. % Allerdings erst bei Cassiodor (Index S. 541 s. v.), der es auf den Praefectus annonae, der auch vir evperientissimus titulirt wird, und den Cancellarius provinciae anwendet; von Spectabiles findet es sich angewandt bei dem P’raefeetus Augustalis, dem Dux Armeniae, ja selbst dem Comes rei privatae im Jahre 382 (C. Th. X, 10, 16), als dieser noch nicht Illustris war (s. oben S. 599 fg.). ” Auch in den Papyri ist v. d. ausserordentlich häufig, so Marini pap. dipl. n.74- 75- 79- 93- 95 (a. 639). 113. auch von mehreren Personen gebraucht vv. dd. oder vw. ddd. Pfuer). d(evotus) bei Rossi inser. christ. I n. 1069 (a. 540) ist trotz der Ab- kürzung gewiss nicht titular zu fassen. Griechisch wird das Wort durch kadworwuevos wiedergegeben, vgl. Nov. lust. 20 c. 9: rov kadvaımuevov ArßeAAnoiov — devotissimorum libellensium , vgl. Corp. gloss. lat. VI p. 337 devotus — kadweıwuevos, devotissimus — kado- oıbraros; Suidas s.v. nayıorpıavos: Ovpdvios 6 kaßworwuevos uayıorpıavös, vgl. dazu Ducange glossar. s. v. magisterianus. Theodoretos epist. 79: Tröv kabwaımuevov Ebpoviov Tov aTpa- TnNarıavov. — Devotio tua, womit bei Cassiodor die den Apparitores gleichstehenden saiones angeredet werden (Mommsen im N. Arch. 14 S. 509 Anm. 4), tituliren im Cod. Gregor.: Collatio XV, 3, 8 Diocletian und Maximian den Proconsul von Africa. Sitzungsberichte 1901. 52 608 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. domestici und proteetores' und den militärisch organisirten agentes in rebus’, sodann aber auch den kaiserlichen Kanzleibeamten” beigelegt worden. — Von der bei Cassiodor ebenfalls verwandten Bezeichnung vir strenuus, die sich öfters in den Papyri des sechsten Jahrhunderts findet", ist mir ein inschriftliches Zeugnis nicht bekannt.’ Zum Schluss noch ein Wort über den Titel honestus, der bei Privat- leuten besseren, aber nicht senatorischen Standes eine ausgebreitete Verwendung gefunden hat und nicht nur auf die Männer, sondern auch, als bescheidenes Gegenbild zu dem Clarissimat, auf die ganze Familie erstreckt worden ist.“ Als ehrendes Prädicat gebraucht bereits Cicero homo oder vir honestus oder honestissimus, öfters in Verbindung mit bonus, für achtbare, aber nicht zu seinen Standesgenossen gehörende ! Dewv. domm. (devotissimi domestici): 11 2699; v. d. dom(es)t(icus): Nl 1731 (a. 423); (. Th. VI, 25,1 (a. 416); devotissimae domesticorum scholae, vgl. C. Th. VI, 24: de do- mesticis et protectoribus 1.6.8.9; v. d. p(ro)t(ector) Kateris) d(ivini): VI 32940; viri devo- tissimi protectores domestiei: Coneil. Karthag. a.4ıı und sonst. Ein ®. d. scolar(is) bei Marini pap. dipl. 93 (sechstes Jahrhundert). Von anderen Truppentheilen z. B. III, 88 (a. 371): manus devotissimorum equitum Nono- Dalm(atarum); 111 S.7494: [devotissilmorum militum suorum Primanorum; V1, 32967: milix de numero devoto. Vgl. auch Marini pap. dipl. n.95 (a. 639). 2 Vel. Mommsen im N. Arch. 14 S. 470, auch über die den agentes in rebus gleichstehenden comitiaci und dazu VI, 32966 (= Rossi inser. christ. I, n. 887); III S. p- 2328" ad.n. 9556; Marini pap, dipl. n. 79 (a. 557) Z. 105-106. Über die magisteriani s. oben S. 607 Anm. 7. ® Ebenso wie die Kaiser Leo und Zeno von der schola devotissimorum (oder devotissima) agentium in rebus sprechen (Cod. Just. XII, 21, 7. 8), so bezeichnet der letztere auch die Zibellenses sacri nostri scrinü als viri devotissimi: Cod. Just. 11], 24,3 pr. (vgl. Nov. 2o c. 9). Ein devotissimus vir princeps (des Officium des Stadtpräfeeten) bei Symmachus relat. 23,13; v. d. scriniarius inl. patriciae sedis (a. 451): Vl, 8406; ein ex tribunis wird v. d. genannt: V1, 31979. Auch in den Subseriptionen zu Priseian lib. 5. 8.12 ist ©. d. memo- vialis s(acri) s(erinit) epistolarum sicherlich nicht, wie es in alter und neuer Zeit ge- schehen ist, v(iri) d(isertissimi), sondern, wie bereits Osann gesehen hat, v(iri) d(evo- tissimi) aufzulösen, vgl. auch Nov. Just. 35 pr.: inter viros devotos memoriales tam sacrı nostri scrinil memoriae quam epistolares nec non libellenses. * Marini pap. dipl. n. 75. 93. 116. 138, vgl. p. 257b. 5 Nicht als solches ist anzusehen X. 7234: strenuo ac praedicabili iudiei. 6 Vlir) h(onestus) und h(onesta) flemina) ist sowohl in Inschriften wie auch in Papyrusurkunden (Marini pap. dipl. n. 74. 88. 93. 114.124) nicht selten; honesta matrona ahgekürzt on. m. XIV, 2220, ausgeschrieben VIII S. 12183; X], 2702; ho. mul. in einer Inschrift zweifelhafter Lesung: VIII, 2867; A(onestus) p(wer): Marini pap. dipl. n. 80 (a. 564) Z.2; h(onesta) p(uella): de Rossi inser. christ. In. 816 und 1325; XV, 7413 (H-9); ausgeschrieben IX, 3180. Auch Aonestissimus wird von Mann und Frau gesagt, z. B.: VII, 5341. 9255; X, 478. 4523; micht titular IX, 4894 und vielleicht auch Symmaclıus epp. V, 81; VI, 27. Weit vornehmer ist honorificus; so von einer Priesterin in einer ihr von zwei h(onestae) f(emininae) im Jahre 259 gesetzten Inschrift: Notizie degli scavi 1892 p- 407, vgl. auch XI, 381: Aonorif|icae]) feminae; von noch vornehmeren Leuten wird honorabilis gebraucht: Symmachus epp. 1, 25; IV, 73; vgl. über die honorabiles Gotho- fred zu Cod. Th.Vl, ı8, 1. Die speciosae personae umfassen nach Ulpian digg. 50, 16, 100: clarissimas personas utriusque sexus, item quae ornamentis senatorüs utuntur. Hırsc#reLp: Die Rangtitel der römischen Kaiserzeit. 609 Leute. Bei Plinius und Quintilian wird das Wort für Leute, die den besseren Ständen angehören‘, und noch schärfer bei dem jüngeren Plinius im Gegensatz zur Plebs in einem Schreiben an Trajan (79 $3) verwandt: quod sit aliquanto melius honestorum hominum liberos quam e plebe in curiam admitti. Daraus hat sich dann im Anfang des dritten Jahrhunderts die für das Criminalrecht bedeutsame Scheidung der honestio- res von den plebeii oder humiliores entwickelt, die eine feste Abgrenzung der ersteren Classe voraussetzt.” In derselben Zeit und ohne Zweifel im Zusammenhang damit ist auch die Bezeichnung vir honestus oder honesia femina oder auch matrona (bei den Frauen wird im Gegensatz zu den Männern das Wort honesta, ebenso wie clarissima, regelmässig vorgesetzt) zu einer titularen geworden. Das älteste mir bekannte Beispiel dieses Gebrauchs gehört dem Jahre 218 an und zwar tritt der Titel hier be- reits abgekürzt bei einer Frau auf”; ein zweites Beispiel, ebenfalls einer Frau, gehört dem Jahr 224 an." Demnach wird man annehmen dürfen, dass gleichzeitig mit der 'ständischen Scheidung der Bürger- schaft in honestiores und humiliores, vielleicht nachdem die Reichsstädte sämmtlich das Bürgerrecht empfangen hatten” (Mommsen Strafrecht S. 245), dieser Titel eingeführt worden ist; jedenfalls verbieten die Inschriften, diese Neuerung später als unter Caracalla anzusetzen. Es führen ihn im dritten und vierten Jahrhundert ausschliesslich solche Personen, die dem Ritterstande oder den höheren Municipalkreisen an- gehören’. also dieselben, die auch im Rechtsinne zu den honestiores gezählt werden. Erst in den späteren Jahrhunderten, in denen der ! Plinius n. h. 35 $ 77 semper quidem honos ei (der Malerei) fuit, ut ingenwi eam exercerent, mox ut (vielleicht vel) honesti, perpetuo interdicto ne serwitia docerentur; Quinti- lianus inst. orat. I, 1. 23: non est aliena res, quae fere ab honestis neglegi solet, cura bene seribendi. ® Vel. darüber Mommsen Strafrecht S. 245 und 1033 ff. ® XI, 4127 — Fabretti 637, 315: in praedüs o(nestae) f(eminae) Aureliae Fr- hieitatis. * XI, 2702: honestam matronam. — Auch in der Eingabe des Colonen Geminius öutyches bei Bruns fontes 6 p. 331 n. 140 aus dem Jahre 227 wird v(ir) o(nestus) statt statt o(ptimus) aufzulösen sein, wenn auch der Titel dem (freigelassenen?) Quinquen- nalen des Collegs wohl widerrechtlich von dem höflichen Petenten beigelegt wird. > Honestae feminae oder matronae werden Frauen von römischen Rittern genannt: XI, 2702; XIV, 2220, vgl. VIII, 2396 und dieselbe Frau S. 17905, wo der Mann a militüs, die verstorbene Frau honestae memoriae femina heisst; ferner von Munieipalbeamten: VIII S.ı2260, der Mann, der selbst den Titel wir h(onestus) führt, ist (a)edilieius et duovira- licius; die Tochter eines römischen Ritters heisst honesta puella: IX, 3180. Der nach- constantinischen Zeit gehören an ein wir honestissimus curator re(i) p(ublicae): VIII, 5341 und die 4. f. titulirten Frauen eines v. p. und eines v®. p. ex militia comitatenssi: V1, 32081 und IX. 5649. Ein wir honestus Laurentum Lavinatium defensor bei Symmachus epp. 1, 71. ‘ Mommsen Strafrecht S. 1033 ff. 610 Gesammtsitzung vom 9. Mai. — Mittheilung vom 25. April. Titel, besonders in den Papyri, massenhaft auftritt, sind auch Schank- wirthe, Wechsler und Andere mehr zu viri honesti geworden." An dem Wendepunkt des Alterthums und Mittelalters, in Justinian’s Zeit, muss ich mit der Untersuchung über das Titelwesen im römischen Kaiserreich Halt machen. Gewiss wäre es auch für den Alterthums- forscher von Interesse, zu verfolgen, was von diesen Titulaturen sich noch jahrhundertelang, selbst bis auf unsere Zeit erhalten hat.” Aber eine solehe Betrachtung liegt ausserhalb des Kreises meiner Studien, und so kann ich nur dem Wunsche Ausdruck geben, es möge einem auf dem (Gebiete des Mittelalters heimischen Forscher gefallen, diese Untersuchung zu ergänzen und weiterzuführen. ı Ein Zabernarius: de Rossi inser. chr. I n.ıı25 —=VI, 9919: a. 584; argentarius: Rossi inser. christ. 1 n.977: a.522 und ebenfalls aus der ersten Hälfte des sechsten Jahr- Iıunderts: Marini pap. dipl. n. 113.114; negotiator: V, 4084: a. 540. negotiator Syrus: Marini a.a.0.n.93; (h)orrearius: Marini n.93; bracarius: Marini n.88 und 88°: a.572. Ausser- dem er cubieularüs: Marini n. 90; tabelliones urbis Romae (n.92) und civitatis Ravennae (n. 88); schliesslich ein scoclatarius: de Rossi inser. christ. I n. 950 = CIL. VI, 32959 (a. 505), dessen Bedeutung unbekannt ist. ?2 Vgl. Selden S. 66g f. Ausgegeben am 23. Mai. Berlin, gedruckt in «er Reichsdruckerei. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXVEL XXVI. 23. Maı 1901. MIT TAFEL Ill uxo IV. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. * Bedaction. der »itzu Rad: ANAL aus dem Reglement für die 1 5 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- sr Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach 4 jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- je jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig ‚einen Band mit 2: fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erh: ten. FR: ausserdem eine durch den Band olıne Unterschied“ der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- ö nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der EhlnepErhT historischen Classe ungerade le Nummern. EN %% nur auszugsweise ee auch in. deutscher ee Be = VER IR PIERRE LEDER 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über a An 3 die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung ‚geeign Ion ib | did gen rerape- 2 geschäftlichen Angelegenheiten. A he £ de x Sitzung eh 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten“ Sen Ve und. "Kat RR wiesenen wissensehaftlichen Arbeiten, und ‚zwar in der Titel, der Mitt Fre Tag Regel zuerst die in der Sean: zu der das Stück ‚gehört, HERR ; RS: druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren % De m Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- Seiten füllen, “Re in a ER a { rigen Stücken nicht erscheinen konnten. N Ver rfasser sicht Fre, anf. an er <= u a a leiche Sonderabdrücke bis zur Zahl 1 von noch zy gl och zweihu “i der I DESR $5. { a 3 er. at Br TR i zu unentgeltlicher eigener Vertheilung ab Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der S _ sofern er hiervon rechtzeit 2 ‚edi ziven Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. | tar Anzeige gemacht I Me N Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- Ba tion und den Druck der in dem gleichen Stück ‚erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. Se e 5 ART a ee zur Aufnahme in die Si er erichte Yo } .s6 a Ei; stimmte Mittheilung“ rende I EN : Ve 1 vorgelegt werden. Abwesen« ‚Mi jiede 1, sowie a na 1. Für die Aufnalıme einer "wissenschaftlichen Mit- j - Nichtmitglieder, ‚oben hierzu die Verm a} ae De theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der | Fache angehörenden ordent Hichen Mitgliedes 2 : 2 Statuten und $ 28 dieses Reg Tank die Aölzenaen beson- £ Wenn schriftliche ‚Einsendungen. a 1 deren EN 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten: in Ri Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte — nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche einer der. - Classen ( einge a ai ecretar selber oder du ich ei _ Vortrage der Kiedentier nieht angehören, sind auf die Hälfte dieses Akademie niahe angehören a ein nem Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist | m an ‚üb e as nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- CR [Aus Stat. al,‘ 2 demie oder der betreffenden Classe statthaft. R einer aus rüc) ichen Gene 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal-. ‚einer der Classen. _ Ein darau g ge c Me tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus BE ‚das Manu KERN dr er: Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- Ei ‚gestellt ind ‚sogleich & Bean theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Be Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist, TaE a Ar 7 f “7; 4 d Rare) NE r! für Ir darin. ee 87. RL ar ME bhandlungen en 1. Eine für die Sitzungsberichte. bestimmte wissen | für alle übrigen. Theile & ee itzun schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus er nach ‚jeder Richtung nur gabe des betreffenden Stückes AulergaNe 2 e es ‚auch. vB a Die Akademie versendet ihre ea ebar in ae iejenigen 1 Stellen , wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart "wird, jährlich ‚drei Mal, > .n die Stücke von Januar bis April ı in der ersten ‚Hal Ifte des Monats Mai, Se » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats Fa ER NRaDER., » October bis Bea: zu ale, des nächsten Der 611 SITZUNGSBERICHTE _ 1901. DER XXVI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 23. Mai. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Scnwarz las über eine von ihm ausgeführte Untersuchung betreffend die conforme Abbildung der Oberflächen einiger speciellen Tetraeder auf die Oberfläche einer Kugel vermittelst mehrdeutiger elliptischer Functionen. (Ersch. später.) 2. Hr. €. Krem sprach über: Resultate der Untersuchung der Proben des am 10. bez. 11. März 1901 in Italien, Österreich und Deutschland gefallenen Staubregens. Die Untersuchung der von Süditalien bis nach Holstein gefallenen Proben er- giebt eine röthlich-gelbliche Färbung derselben und ein Bestehen aus Thon, Quarz, Kalk und Eisenerz in wechselnden Mengen. Von letzterem Bestandtheil stammt die Farbe. In der Nähe grösserer Städte werden die Proben schwarz und enthalten die aus der Steinkohlenverbrennung und Einwirkung derselben auf die die Kohle begleitenden thonigen und erdigen Massen eventuell neu gebildeten Mineralien. 3. Hr. ExeErnans legte vor eine Untersuchung von Prof. Gustav Frirscn: »UÜber Rassenunterschiede der menschlichen Netz- haut«. Schon an der schwach vergrösserten Fovea centralis des Menschen lassen sich deutliche Rassenunterschiede nachweisen. Es werden vier Typen unterschieden, ver- treten durch Berberiner, Sudanesen, Aegypter und Europäer. 4. Vorgelegt wurden die Werke: Vorlesungen über Mathematik von LEOPOLD KronEcKER. Theil 2. Abschnitt ı: » Vorlesungen über Zah- lentheorie. Band ı. Bearbeitet von Kurr Henser. Leipzig 1901«, und: Phycomyceten und Aseomyceten. Untersuchungen aus Brasilien von ÄLFRED MÖLLER. Jena I90I. Das erstgenannte Werk erscheint unter Mitwirkung einer von der Akademie eingesetzten Commission: der Ver- fasser des zweiten ist zu seiner Reise von der Akademie unterstützt worden. Sitzungsberichte 1901. 53 Resultate der Untersuchung der Proben des am 10. bez. 11. März 1901 in Italien, Österreich und Deutschland gefallenen Staubregens. Von C. Krem. Di vom Königlichen Meteorologischen Institut eingesandten und ge- fälliest zur Untersuchung übergebenen Proben (über 50 Stück) wurden nach Fundorten so geordnet, dass die Reihe im Süden (Catania, Pater- no, Cosenza. Sorrent. Neapel. Arco. Pusterthal. Windiseh-Matrei) an- fing und im Norden (Celle, Bremen, Hamburg, Stettin, Holstein) endete. Hierdurch trat sofort zu Tage, dass die Proben aus dem Süden und aus dem äussersten Norden gleich an Farbe (röthlich-gelb) und Bestandtheilen waren. Mit fremden Bestandtheilen, namentlich Russ und Kohle, ver- mischt, waren die Proben von Salzungen, Wolfenbüttel. Potsdam, Neu- babelsberg. Bremen (zum Theil). Es ist dies aus den an diesen Orten verbrannten Kohlen zu erklären, die die Luft mit Russ u. s.w. erfüllen. Untersucht wurden alle Proben, die das nicht präparirte Pulver enthielten. Alle schon hergestellten und eingesandten Präparate wurden ausgeschlossen, ebenso die Proben, die eine zu geringe Menge darboten. Der reine Staub besteht aus Quarz, Thon, Kalk und Eisenerz in wechselnden Mengen. ı. (Quarz wurde erkannt durch die optische Methode und die Un- löslichkeit in gewöhnlichen Säuren. Der Staubquarz ist sehr fein zer- rieben: grössere Körner kommen aber auch vor: wo sie sich häufen, ist anzunehmen, dass sie aus der betreffenden Umgebung stammen. 2. Bei dem Thon wurde das Hauptaugenmerk auf die Constati- rung der Thonerde gerichtet. Zu diesem Behufe wurde die Substanz mit Salzsäure zur Entfernung des Eisens behandelt, dann mit Kalium- bisulphat aufgeschlossen und die Sulphatlösung für sich und mit Cäsium- chlorid behandelt. Es bildeten sich in beiden Fällen Alaunkrystalle. Im ersten Falle waren es isotrope Kaliumalaune. im zweiten anisotrope Kaliumeäsium- alaune, beide Male beweisen sie das Vorhandensein von Thonerde. 3. Kalk wurde am Brausen mit Säuren erkannt, denn kohlen- saurer Kalk verliert die Kohlensäure schon in der Kälte. Der Kalk Kreiv: Staubregen vom 10./11. März 1901. 613 selbst wurde an der Gypsbildung in Lösung 2 nachgewiesen und ausser- dem vor dem Spectralapparat durch die Caleiumlinien constatirt. 4. Das Eisenerz, in den meisten Fällen Brauneisen, giebt die Farbe, die sich bei Gegenwart von etwas Rotheisen in’s Röthliche steigert. Dies erklärt das Ansehen, sofern nicht organische Stoffe nebenher dazu beitragen. Um das Eisen nachzuweisen, wurde die Substanz in Salzsäure gelöst und mit Ferrocyankalium der für Eisen- gehalt charakteristische Niederschlag von Berlinerblau erzeugt. Auch gab sich der Eisengehalt neben der Thonerde kund, als die direet aus der Aufschliessung erhaltene Sulphatlösung mit Ammoniak gefällt wurde und ein gelatinöser, zum Theil gelblich gefärbter Niederschlag entstand, der, abfiltrit, sich fast ganz in Kalilauge löste. Dies sind — in wechselnden Mengen an den einzelnen Orten natürlich — die Bestandtheile des Staubes im Süden und im Norden. Es tritt dort nichts aus den Vulcanen hinzu, der Staub kommt also nur aus der Sahara. Aber auch im Norden zeigt er, wo er rein, z.B. auf Schnee gefallen ist, dieselbe Beschaffenheit wie im Süden. Wenn einzelne schwarze Proben, vornehmlich von Potsdam, früher ein anderes Resultat gaben, so kommt dies daher, weil solcher Staub, stark mit Producten der Kohlenverbrennung vermischt, auf- genommen worden war. Konnte man auch schon seiner Zeit von der Potsdamer Probe die organischen Theile und die Kohle durch Glühen entfernen, so kamen in ihr doch eine Reihe von Silicaten u. s. w. in kleinen Mengen vor: Anorthit, Glimmer, Augit, Olivin, Leucit, Glas und Eisenerz, die dem röthlich-gelben Staube fehlen. Diese Producte sind unter Beihülfe hoher Temperaturen ge- bildet und finden sich in den vuleanischen Aschen vom Ätna, Vesuv, Vultur u.s.w. Es hätte daher sehr wohl sein können, dass ein Orcan von diesen Vuleanen Staub aufgewirbelt und wie den Saharastaub fortgeführt hätte. Dann müssten aber auch die italienischen Staubproben und ebenso die aus dem Norden dies ausweisen. Da sie dies beide aber nicht thun, ist der Beweis erbracht, dass die Silicate am Orte der Aufnahme des Staubes entstanden sind. Dafür ist die Mög- lichkeit durch die Kohlenverbrennung gegeben, da die Steinkohlen erdige und thonige Substanzen führen, aus denen jene Mineralien — wie man dies von Kohlenbränden her kennt — entstehen können. 614 Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. Von Prof. Dr. G. FrırscH. (Vorgelegt von Hrn. ExgELmann.) Hierzu Taf. III und IV. D: allgemeine Grundlage für die vergleichenden Untersuchungen der menschlichen Netzhaut. über welche ich im verflossenen Sommer die Ehre hatte einer Königlichen Akademie der Wissenschaften Mittheilung zu machen', bildete den Ausgangspunkt für die Beurtheilung der Be- funde, welche die genauere Vergleichung der gesammelten Rassenaugen enthüllte. Es wurde dabei der auf sehr verschiedenen Gebieten liegenden Schwierigkeiten gedacht. welche eine befriedigende Erledigung der ge- stellten Frage: ob die verschieden grosse Leistungsfähigkeit des Seh- organs bei den einzelnen Rassen des Menschen auch durch den ana- tomisch - histologischen Befund der Netzhaut sowie anderer Bestandtheile des Auges zu begründen sei, als recht zweifelhaft erscheinen liessen. Zu den damals schon erörterten Übelständen gesellten sich neue, unerwartete, welche gerade das beste, zuverlässigste Material, das durch Salpetersäure conservirte, mit Vernichtung bedrohten oder wenigstens eine ungewöhnlich zeitraubende Behandlung als unerlässlich hinstellten. Dabei ist an erster Stelle an das ganz auffallende Wider- streben so behandelter Netzhäute. sich mit Celloidin zu durchtränken, gedacht. Die viel leichtere Durchtränkung mit Paraffin ergiebt leider gerade bei der Retina des Menschen sehr wenig brauchbare, unansehn- liche Bilder. Die mangelhafte Durchtränkung wird besonders ver- hängnissvoll durch die gleichzeitig vorhandene. häufig sehr beträcht- liche Brüchigkeit dieser zarten Häutchen, die dem Untersuchenden oft schon bei ganz leiser Berührung in Scherben auseinanderfallen und dadurch eine unausfüllbare Lücke in das schon gesichert erachtete Beobachtungsmaterial reissen. ! Vergleichende Untersuchungen menschlicher Augen. Sitz.-Ber. d. Königl. Akad. d. Wiss. 1900 S. 636. G. Frrrsch: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 615 Nach mehrfachen, sehr trüben Erfahrungen in dieser Art entschloss ich mich, lieber auf eine prompte Erledigung der Frage zu verzichten und in aller Ruhe die Vorbehandlungen zu beendigen, einem trotzdem aber immer noch möglichen Fehlschlag dadurch zu begegnen, dass ich zunächst feststellte, was aus den Objeeten etwa schon bei Lupenvergrösserung zu lernen wäre. Eine sichere Vergleichung war nur zu gewährleisten, wenn natur- getreue Abbildungen nebeneinandergestellt wurden, und es erschien daher ganz naturgemäss geboten, auf eine photographische Dar- stellung des Augenhintergrundes im auffallenden Licht zu- rückzugreifen. Die anfänglich in Aussicht genommene Vergrösserung von etwa 20 lin. erwies sich nach den eingehenden Vorversuchen aus verschie- denen Gründen als ungeeignet und wurde wieder aufgegeben, um eine solche von etwa 6 lin. an ihre Stelle treten zu lassen. Solche Auf- nahmen wurden consequent von allen Präparaten, welche genügend vollkommene Üonservirung zeigten, durchgeführt, so dass nunmehr gegen sechzig Fovea-Photogramme zur Vergleichung vorliegen, von denen je sechs auf einen Carton unter Berücksichtigung zusammen- gehöriger Rassen gruppirt wurden. Ich leugne nicht, dass mir das Ergebniss der mühevollen Arbeit anfänglich selbst als ein wenig befriedigendes erschien, und ich fürchte, dass es auch dem Beschauer der vorliegenden neun Tafeln zunächst ebenso ergehen wird. Zu der grossen, hinlänglich bekannten Schwierig- keit des Gegenstandes durch die Zartheit und Vergänglichkeit der Theile kommen die cadaverösen Veränderungen, die Zufälligkeiten der Präparation und die Nebenwirkungen der in Anwendung gebrachten Chemikalien. um berechtigte Zweifel in die richtige Beurtheilung der erlangten Bilder zu tragen. Zur Charakterisirung der Grösse thatsächlich vorhandener Schwie- rigkeiten der Beurtheilung möge hier beiläufig daran erinnert werden, dass neuerdings Hr. H. Vırcnow'! in seinem interessanten Aufsatz über die Retina der Hatteria offenbar nieht ohne Grund es als zweifelhaft hinstellen muss, ob ein anderer Autor (OsawA) bei seiner Beschrei- bung die Papille oder die Fovea vor sich gehabt habe. Kaum weniger befremdend muthet es aber an, wenn man in Hrn. Dinner’s” schätzens- werthen Mittheilungen über den Bau der menschlichen Retina liest, ! Die Netzhaut von Hatteria. Sitz.-Ber. d. Ges. naturf. Freunde. Berlin 1901, Nr.2 S.44: »Osawa, G., Beiträge zur Lehre von den Sinnesorganen der Hatteria 4 5 5 punetata. Arch. f. mikrosk. Anatomie. 352. Bd. S. 268—366.« ® Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Macula lutea des Menschen. Leipzig 1894, 8.6. 616 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 23. Mai. dass die Papille und die Fovea etwa die gleiche Grösse hätten oder die Fovea sogar grösser sei. Es soll durch diese Hinweise kein Vorwurf gegen die betreffenden Autoren erhoben werden, sondern nur der Maassstab für die Schätzung der hier vorgelegten Darstellungen richtig gestellt und zu nachsichtiger Beurtheilung aufgefordert werden. Was Papille, was Fovea ist, wird sich ohne Schwierigkeit entscheiden lassen, ebenso wenig steht es in Frage, dass der grösste Durchmesser der Papille mindestens das Dop- pelte von dem der Fovea beträgt. Aber noch sehr viel mehr lässt sich aus den unscheinbaren Bild- chen lernen und ich bin überzeugt, dass bei einem eingehenderen Stu- dium die anfänglichen Zweifel an der Realität der Merkmale mehr und mehr beim Beschauer schwinden werden. Zu meiner grossen Freude gewann das anfänglich so verschwommen erscheinende Bild zusehends an Klarheit, und es unterliegt für mich keinem Zweifel mehr, dass sich schon an der schwach vergrösserten Fovea centralis des Menschen deutliche Rassenunterschiede nachweisen lassen, und diese Überzeugung wird weiter dadurch gestützt, dass sich die Besonderheiten. die Richtigkeit der Auffassung vorausgesetzt, in er- freulicher Übereinstimmung mit den physiologischen Beobachtungen befinden. Ja, man kann behaupten. dass ein Theil der auffallenden Widersprüche in den Angaben maassgebender Autoren über diesen Gegenstand sich in befriedigender Weise durch Zurückführung auf in- dividuelle und Rassenunterschiede erklären lässt. Mehrere Momente wirkten zusammen, um die sachliche Basis für die eben ausgesprochene Überzeugung zu bilden. Abgesehen von der weiteren Ausdehnung des Mas&erials, welches nunmehr über 60 mensch- liche Foveae umfasst, erwies es sich als besonders belehrend. dass von einer Reihe von Individuen die beiderseitigen Augen der Vergleichung unterbreitet werden konnten, was meines Wissens beim Menschen überhaupt bisher noch nicht ausgeführt wurde. Sehr nützlich zur Gewinnung fester Unterlagen für die allgemeine Beurtheilung zeigte sich auch die Hinzuziehung der Fovea-Bildung bei den höheren Affen, weil hier Material zur Verwendung ge- bracht werden konnte, dessen Frische über allen Zweifel erhaben war. Dass diese Möglichkeit sich darbot, verdanke ich an erster Stelle der verständnissvollen und werkthätigen Unterstützung des Hrn. Director Dr. Heck vom Zoologischen Garten, dem ich dafür an dieser Stelle meinen wärmsten Dank aussprechen möchte. Dem absolut zuverlässigen Material gegenüber konnte man sich vollkommen objectiv in die Leiden und Freuden der Conservirung ver- G. Frrrsch: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 617 senken und aus der Vergleichung des Ergebnisses die Norm für die typische Bildung der Theile ablesen. Die Bulbi der Affen zeichnen sich durch eine ganz besondere Zartheit besonders der Selera aus. was für das Eindringen der Chemi- calien vortheilhaft erscheinen könnte; der Erfolg stellte sich leider nicht entsprechend. Es gilt dies besonders für die Mürzer’sche Flüssig- keit, mit der ich doch selbst an weniger frischem Material des Menschen vielfach recht brauchbare Resultate erzielt hatte, und die mir gleich- wohl bei der Gonservirung der Affenaugen zu meinem lebhaften Be- dauern wieder so sehr versagte, dass ich ihre Anwendung aufgeben musste. Somit wurde ich genöthigt auch jetzt wieder die heroische aber zuverlässige Salpetersäure an die Spitze zu stellen. Die unangenehmen Nebenwirkungen, welche durch die brutale Einwirkung dieser Säure auf die Netzhautelemente entstehen und be- reits im vorigen Aufsatz von mir als ein Zusammensintern der Schichten bezeichnet wurden, zeigen ihren Einfluss auch auf die Stäbchenzapfen- schicht, bei der durch “entstehende innere Spannung eine Winkel- stellung der Aussenglieder veranlasst wird. Noch verhängnissvoller wird diese Spannung aber häufig im Gebiet der Fovea selbst, auch wenn das Material dem lebenden Thier entnommen war; ja man möchte glauben, dass die üble Nebenwirkung der Salpetersäure sich daselbst weniger leicht einstellt, wenn vor ihrer Einwirkung die naturgemässe Gerinnung der Eiweisssubstanzen bereits eingetreten war. Da die Fovealzapfen der Retina die bei Weitem zartesten Gebilde der Retina sind, so ist es ganz begreiflich, dass die bei der allge- meinen, durch die Salpetersäure bewirkten Erhärtung entstehende Spannung am Ort des geringsten Widerstandes zu einem Auseinander- weichen der zarten, locker gruppirten Fovealzapfen führt. Der Grund der Fovea, welcher im Allgemeinen wegen des dunkel durehschimmern- den Pigmentepithels wie ein feines Loch mit verwaschenen Rändern erscheint, lässt im Falle des Auseinanderweichens der Zapfen eine unregelmässige, wechselnd gestaltete, noch dunklere Zeichnung er- kennen, welche thatsächlich auf das nunmehr unverhüllt vorliegende Pigment zurückzuführen ist. Jedenfalls ist auch anderen Beobachtern das gleiche Missgeschick öfters zugestossen, doch scheint es unbeachtet geblieben zu sein. Sind die Elemente sonst wohl erhalten, so darf diese Abnormität mehr als ein Schönheitsfehler der Präparate betrachtet werden, da sich das ideale Bild für die Beurtheilung leicht wiederherstellen lässt. (Der im vorigen Aufsatz als Fig.2 abgebildete Flachschnitt der Fovea eines Europäers stammte von solchem Material mit nicht ganz ge- schlossenem Fovealgrund, während Fig. ı die enge Anlagerung der 618 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 23. Mai. normalen Stellung zeigt.) In seltenen Fällen freilich erfolgt das Ein- reissen des Foveagrundes in so unglücklichen Richtungen, dass ein Ausfall ganzer Gruppen der Fovealzapfen dadurch herbeigeführt wird. So ereignete es sich an dem einen Auge eines durchaus frisch prä- parirten Hwylobates lar, dessen Foveagrund ein deutliches, unregel- mässig begrenztes Loch erkennen lässt. Diese gelegentlich auftretende Störung des Bildes hat man bei der Beurtheilung der vorliegenden Photogramme zu beachten; sie sind genügend scharf, um mittelst der Lupe etwa vorhandene Risse des Foveagrundes leicht zu erkennen, so dass dadurch falsche Vor- stellungen über die normale Bildung nicht wohl hervorgerufen werden können. Zuweilen erscheinen auch an vorzüglichem Material im Gebiet der Fovea Gruppen von Körnchen, die wohl auf Exsudationen zurück- zuführen sind und die Beurtheilung nicht beeinflussen dürfen. Irgendwie ungenügende Fixirung (wie z. B. nach Einwirkung von Osmiumsäure) oder cadaveröse Entartung des Objectes zerstört unweiger- lich die normale Gestalt der Fovea, wie bereits früher erwähnt wurde, und es entsteht durch die Zerrung der Netzhaut nach der Papille zu die Anfangs leichte, bei stärkerer Störung doppelte Pliea eentralis, welche auch die Fovea selbst in eine quere Form zerrt. Wird die Quellung noch stärker, so schlagen von allen Seiten die Netzhaut- falten über dem Grübchen zusammen, welches unter den wogenden Falten verschwindet, zuweilen auch in die Höhe gehoben und um- gestülpt wird. Vorgängige Behandlung mit Mürzer’scher Lösung verändert auch da, wo die Figur der Fovea noch wesentlich erhalten blieb, doch für die Photographie das Bild des Präparates schon sehr stark, weil eine unregelmässige und ungleich gefärbte Granulirung der inneren Netzhautfläche dabei eintritt. Es schien angezeigt, um das Vertrauen zu den normalen Aufnahmen zu stärken, einzelne Proben solcher Ver- änderungen hier gleichzeitig im Bilde vorzulegen. Was haben wir denn nun nach Besprechung dieser verschiedenen Verwahrungen gegen abnorme Merkmale als die normale typische Bildung zu erwarten? Noch als ich den ersten Aufsatz über diesen Gegenstand schrieb, hätte ich geglaubt, darüber eine sehr prompte, positive Antwort in wenigen Worten geben zu können. Es erscheint mir als ein recht er- freuliches Resultat der weiter fortgesetzten Vergleichungen, dass ich behaupten darf, die Antwort lässt sich gar nicht in einer gedrängten Form geben. Gleichwohl bin ich durchaus nieht im Zweifel, was ich als den Grundtypus der in Rede stehenden Bildung betrachten darf. G.Frriscn: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 619 Im Sinne der Abstammungslehre ist es recht bedeutungsvoll, dass es eine niedriger stehende Affenform ist, welche bereits diesen Grundtypus am reinsten aufweist, also nieht sowohl die dem Menschen in ihrer Ge- staltung am nächsten stehenden eigentlichen Anthropoiden ohne den später darunter aufgenommenen Gibbon, sondern ein schmalnasiger Schwanzaffe, Cercopithecus eynomolgus, davon das vollkommenste Bild bereits darbietet. Auch Augen vom Gorilla, Orang und Schimpansen kamen mir zu Händen. wenn auch leider nicht in soleh frischem Zustande, um eine einwandsfreie Photographie des Augenhintergrundes davon anfertigen zu können. Doch war die Foveabildung noch genügend kenntlich, um sich davon zu überzeugen, dass dieselbe in ihren Merkmalen thatsächlich der menschlichen näher steht als derjenigen der Meer- katze, was wiederum in erfreulicher Weise mit den Ergebnissen der Vergleichungen aus anderen Systemen des Körpers überein- stimmt. Das Netzhautgrübchen erscheint bei ihnen einfacher, gleichsam abgeschliffen und zeigt daher die Merkmale des Grundtypus nicht mehr so deutlich als bei der Meerkatze: im Sinne der Abstammungs- lehre könnte man es daher bereits als regressiv metamorphosirt be- zeichnen. Man wird sieh nicht wundern. dass beim Menschen und hier wiederum gerade beim Europäer am meisten Abweichungen der typischen Bildung vorkommen. Wie die vorliegende Photographie des Cercopithecus- Auges erkennen lässt, charakterisirt sich diese durch eine auffallende Präcision und Zierlichkeit der Gestaltung. Die relativ grosse Fovea ist regelmässig aber etwas oval gerundet. mit glatten Rändern und steilem Abfall der Böschung gegen den wiederum ganz flachen Grund, in dem die Foveola mitten innen als regelmässiges. sehr deut- liches Grübehen sichtbar wird. Dies sind notorisch die gleichen Merkmale. nach denen wir auch beim Menschen suchen; aber ich bin überzeugt, dass sie bei ihm nir- gends mehr in dieser Reinheit und Schärfe gleichzeitig gefunden werden. Dagegen sehen wir sie sogar schon bei noch niedriger stehenden Affen, als die Meerkatzen sind. z. B. bei den breitnasigen Klammeraffen, von denen eine Abbildung (beider Augen) des Ateles ater vorliegt. Auch hier sind die bezeichneten Merkmale vorhanden, aber noch nicht so wohl ausgeprägt und regelmässig gestaltet: der Fovea-Durchmesser ist dabei relativ kleiner als bei der Meerkatze. Sonderbarerweise fällt Cynocephalus, von dem man eine ähnliche Fovea erwarten sollte. wie sie die Meerkatze zeigt, aus der Reihe. Sie erscheint etwas verwaschen und ausdruckslos. doch möchte ich sie nicht als typisch anerkennen, sondern starke individuelle oder dureh 620 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 23. Mai. Präparationseinfluss entstandene Abweichung annehmen, was weitere Vergleichungen feststellen sollen. Die sonst noch hier in die Untersuchung einbezogenen Affen, nämlich Semnopithecus flavimanus und entellus. sowie Hylobates lar und siamang entsprechen durch den Befund vollkommen unseren Erwar- tungen. d.h. sie führen uns unter steigender Feinheit der ganzen Ge- staltung und dadurch bedingter geringerer Deutlichkeit der Merkmale des Grundtypus zu der menschlichen Bildung hinüber. Gleichwohl er- scheint auch bei diesen Affen noch der ganze Aufbau des Augen- hintererundes in seiner Zartheit und Zierlichkeit der Elemente immer noch der Netzhautbildung des Menschen überlegen. und ich bin fest da- von überzeugt, dass ihre Augen die unserigen an Sehschärfe übertreffen. Am nächsten kommt der Meerkatzen-Fovea in Betreff der prä- cisen und regelmässigen Ausbildung bei weit geöffnetem, kreisförmigen Grund die Bildung der Theile bei Hylobates siamang: also auch in soleher Hinsicht ist der Anthropoiden-Charakter des Gibbon, welcher erst durch die geologischen Befunde eine kräftigere Bestätigung er- langt hat, nur unsicher ausgeprägt. An dieser Stelle ist die Frage zu erörtern, in wie fern oder wie weit man berechtigt ist, aus der bei Lupenvergrösserung festzustel- lenden Anordnung der Netzhautgrübchen Schlüsse auf die Leistungs- fähigkeit des Organs zu machen. Die Antwort darauf ist nicht ganz einfach, weil verschiedene Gesichtspunkte dabei in Betracht zu ziehen sind. Ohne der genaueren mikroskopischen Untersuchung vorgreifen zu wollen, ist schon hier im Allgemeinen zu bemerken, dass bereits zahlreiche mikroskopische Präparate auch der Affenretina der Beur- theilung unterliegen, und in denselben im ganzen Gebiet des Fovea- gerundes und selbst noch darüber hinaus, ausserordentlich zierlich ge- ordnete Fovealzapfen mit verhältnissmässig schmalen Innengliedern gefunden werden, die zumal in der Gegend der Foveola von beson- derer Feinheit sind. Dass auf solchen Elementen sich ein hervor- ragend feines Bildmosaik entwickeln wird, ist man gewiss berechtigt anzunehmen. Dazu kommt die regelmässige Ebenheit des Grundes und Glätte des scharf abgesetzten Walles, woraus man ebenfalls nach Ana- logie künstlicher optischer Instrumente auf vorzügliche Leistungsfähig- keit schliessen darf. Indem wir die zu den menschlichen Verhältnissen hinüberführen- den Vergleichungspunkte aufsuchen, ist noch auf eine trotz der über- reichen Literatur bisher zu wenig betonte Schwierigkeit der Beur- theilung verschiedener Sehschärfen hinzuweisen, welche unvermeid- lich eine nicht ganz zu beseitigende Unsicherheit in die Ergebnisse bringen muss. —— - G.Frrerscn: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 621 Die Bildung der Foveola überhaupt, mit ihren extrem feinen Ele- menten von geringer Verbreitung, weist schon darauf hin, dass die höchste Schärfe des gesehenen Bildes auch bei den leistungsfähigsten Augen, vielleicht sogar bei diesen an erster Stelle, nur von einer ge- ringen räumlichen Ausdehnung sein wird. Dazu wäre auch ein Auge befähigt, dass bei vorzüglich ausgebildeter Foveola im Übrigen für die Sehschärfe ungünstige Verhältnisse zeigt, also z. B. trichterförmig sich einsenkende Böschungen ohne ebenen Grund und gewulsteten, unregelmässigen Rand darbietet. Gerade bei unseren europäischen Rassen dürfte dieses räumlich beschränkte Auftreten der höch- sten Sehschärfe besonders häufig vorkommen. wie im Folgenden weiter auszuführen sein wird. Höher zu schätzen wären jedenfalls aber solche Augen, bei denen es zu einer ausgedehnten Ausbildung des Fundus mit einer derjenigen der Fo- veola annähernd gleichen Feinheit der Elemente kommt. Hier wird die räumliche Ausdehnung des mit sehr hoher Sehschärfe erfasstenBildes er- heblich grösser sein und man darf solchen Augen gewiss eine bedeuten- dere Leistungsfähigkeit zutrauen, da die Einstellung der Augenaxe keine so peinlich genaue zu sein braucht, und feinste Einzelheiten der Umgebung daher mit grösserer Schnelligkeit und Sicherheit erkannt werden können. Unter der erstaunlichen Zahl von Autoren, welche Mittheilungen über die Sehschärfe des menschlichen Auges gegeben haben, finden sich auch nicht wenige, welche der Verbreitung derselben ihre Auf- merksamkeit zuwendeten, darunter schon in sehr frühen Jahren Doxpers, der im dunklen Raum verschieden gestellte Sehproben bei momentaner Erleuchtung durch den elektrischen Funken beurtheilen liess. Der bei Weitem grösste Theil der Beobachter legte auf die räumliche Ver- breitung der höchsten Sehschärfe keinen besonderen Werth, kaum jemals ist aber, so weit mir die Literatur bekannt wurde, bei der Beurtheilung solcher seitlichen Verbreitung die Frage nach dem Einfluss von möglichen Rassenunterschieden aufgeworfen, worauf an anderer Stelle zurückzukommen sein wird. Ein Helgoländer Lootse, der mit sicherem Blick ein dunkeles Pünktehen am Horizont. von ausserordentlich kleinem Sehwinkel, als Schiff in seiner Eigenart erkennt und dadurch den Beweis ausser- gewöhnlich hoher Sehschärfe liefert, ist darum doch in Betreff der Leistungsfähigkeit seiner Augen noch nieht dem Bedauin gleich werthig zu achten. wenn letzterer im Stande ist, unter demselben oder noch kleinerem Sehwinkel des einzelnen Öbjectes, auf enorme Entfernungen nicht nur sein »Schiff der Wüste« sicher zu erkennen, sondern mit dem schnellen Blick des Erkennens einen ganzen Trupp in Abständen weidender Kameele richtig erfasst. 622 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 23. Mai. Zur Annahme solcher Unterschiede der Sehschärfe leitet die Ver- gleichung der Rassenaugen unmittelbar hin, wie wir sehen werden, und zwar sind es eben die Bedauin Ägyptens, welche sich durch eine besondere Feinheit und Regelmässigkeit in der Ausbildung des Augen- hintergrundes auszeichnen. Man wird nicht umhin können, dabei der gerade bei diesen Volksstämmen experimentell festgestellten, ganz ungewöhnlich über das Normale hinausreichenden Sehschärfe zu ge- denken. Aber selbst wenn man zur Zeit noch den Rückschluss von der bei Lupenvergrösserung beobachteten Bildung des Netzhautgrübchens und seiner Umgebung auf die Leistungsfähigkeit als unsicher und ver- früht betrachten möchte, so ist es gewiss nicht ohne Interesse, die bisher erkannten Unterschiede und Besonderheiten in den Merkmalen dieser Theile in vergleichender Zusammenstellung zu überblicken. Da die Verhältnisse nicht gestatten, an dieser Stelle die gesammten neun Tafeln, welche zur Beurtheilung vorliegen, vollständig wiederzu- geben und dem Urtheil des Lesers als Beweismittel zu unterbreiten, so ist es angezeigt, die verschiedenen auftretenden Merkmale in Gruppen zusammenzufassen und Repräsentanten solcher Gruppen zur Darstellung zu bringen. Nach dem bisher vorliegenden, leider ja immer noch beschränkten Material verschiedener Rassenaugen möchte ich zunächst vier, von einander in bestimmten Merkmalen abweichende Typen der Fovea- bildung abgrenzen und in den beifolgenden vier Photogrammen zur Darstellung bringen. Es liegt im Charakter jedes Rassenmerkmales, dass es nicht durch- aus streng gesondert werden kann, sondern dass Mischformen und Über- gänge von einer Form in die andere gelegentlich zur Beobachtung ge- langen, und somit wird uns solche Erscheinung auch bei dem vor- liegenden, besonders schwierigen Objeet nicht überraschen dürfen. Gleichwohl kann man die vier hier in’s Auge gefassten Typen der Foveabildung nach dem hervorstechendsten Merkmal etwa folgender- maassen charakterisiren: 1. Die fein und scharf umrandete Fovea mit ebenem Grunde. Die flache, seitlich verstreichende, glatte Fovea. 3. Die ebene Fovea mit strahliger Umwallung. 4. Die unregelmässige, häufig stark umwallte Fovea. Die Vergleichung lehrt, dass die bezeichneten vier Formen mit einer bemerkenswerthen Häufigkeit bei bestimmten Rassen aufgefunden werden und die Bildung somit in der That unter die Rassenmerkmale aufgenommen werden kann. Selbstverständlich ist damit nicht gesagt, dass jede differente Rasse ihre besondere Anordnung ausschliesslich D ent G.Frırscn: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 623 zu eigen hätte, ebenso wenig wie die Schädelbildung, die Hautfarbe oder den Haarquerschnitt. Es bleibt daher zunächst die Frage offen, welche sonst vielleicht sehr abweichende Rassen im Punkte der Foveabildung mit einander über- einstimmen, sowie inwieweit Lebensweise und Umgebung von Jugend auf zur Ausbildung einer bestimmten Form beitragen mögen. Ich persönlich glaube nicht, dass gerade im vorliegenden Falle diese Mo- mente von hervorragender Bedeutung sind, sondern dass sicherlich die ererbte Anlage die wesentliche Grundlage der Besonderheit bildet. Typus 1. Wie sich aus dem Vorstehenden ergiebt, schliesst sich der unter ı angeführte Typus (Taf. II Fig. ı) am nächsten an die Bildung bei den hochstehenden Affen, z.B. bei Semnopithecus an, doch unterscheidet sich derselbe wesentlich durch die viel weniger deutliche Ausbildung der Foveola im Vergleich zu der des Affen: auch ist die Umrandung des Fundus bei letzterem schärfer abgesetzt. Der tiefste Theil des Netzhautgrübchens ist an den vorliegenden Präparaten von dieser Form vermuthlich aus solchen Gründen ge- schlossen geblieben und hat der durch die Erhärtung eintretenden Spannung Widerstand geleistet. Typus 2. Der zweite oben aufgestellte Typus der Bildung (Taf. III Fig. 2), die flache. seitlich verstreichende, glatte Fovea, ist im Sudan zu Hause. Sie macht am meisten den Eindruck einer vereinfachten, wenig differenzirten Form, wie sie auch den höchsten Anthropoiden (Gorilla, Orang, Schimpanse) eigen ist. Soweit die Lupenvergrösserung eine Beurtheilung erlaubt, erweckt die Anordnung der Theile nicht die Vorstellung höchster Leistungsfähigkeit; doch könnte hier die mikroskopische Untersuchung der Elemente sehr leicht die Abänderung eines solehen Urtheils herbeiführen, was der Zukunft vorbehalten bleiben muss, wenn eine grössere Reihe vergleichsfähiger Präparate vorliegt. Unverkennbare Einflüsse der Präparation, wie postmortale Auf- lagerungen auf die innere Oberfläche des Netzhautgrundes oder eine deutlich ausgeprägte Plica eentralis duplex, welche das zarte Netzhaut- grübehen in querer Richtung stark verzerrt hat, erschweren mir gerade bei diesem Material die Entscheidung über das normale Verhalten. Als charakteristisches Merkmal bleibt das flache Verstreichen des Grundes gegen die wenig deutliche, unregelmässige Umwallung. Unter 624 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 23. Mai. diesen Umständen ist es erfreulich, dass zur Ergänzung des Bildes eine Reihe von Übergangsformen zwischen Typus ı und 2 vorliegen. welche geeignet erscheinen, das Wesen derselben weiter zu beleuchten. Es ist höchst bemerkenswerth, dass hier wie bei dem gleich zu besprechenden Typus 3 die Besonderheiten der Formation parallel gehen mit dem Auftreten bestimmter, sonstiger Rassenmerkmale, welehe durch allgemein anerkannte Namen zusammengefasst werden. Die in Rede stehenden Übergangsformen finden sieh nämlich bei den in Ägypten als »Berberiner« und »Nubier« bezeichneten Stämmen. d.h. bei Mischrassen, welche durch die Beimengung nigritischen Blutes zu den ägyptischen Bevölkerungen entstanden sind; und zwar lehnen sich die Berberiner mehr an die letzteren, die Nubier mehr an die sogenannten Negervölker an. Zufällig oder nicht, Thatsache bleibt es, dass die vorliegenden Darstellungen des Augenhintergrundes der Berberiner sich nahe an den bereits besprochenen Typus bei den Bedauin anreihen, die als Nubier-Augen eingetragenen mehr dem Bilde der Sudanesen entsprechen. Unter dem hier in Frage kommenden Material ist ein sehr frisch eonservirtes Auge eines Berberiners (XXX der allgemeinen Liste), welches ich für die idealste Bildung dieser Theile ansprechen möchte, die mir bisher vom Menschen vorgelesen hat und daher als Bei- spiel für Typus I hier zur Darstellung gebracht wurde. Ich bemerke noch, dass auch das zugehörige Auge conservirt wurde und genau die gleiche Gestaltung zeigte; leider wurde es verarbeitet, bevor die Form photographisch festgelegt war, und ergab ungenügende Präparate, da die Durchtränkung missglückt war. Die Fovea ist hier etwas breiter angelegt. als es bei den Bedauin durchschnittlich der Fall war, aber dabei von bemerkenswerth regel- mässiger Rundung und von einem nur leicht angedeuteten Wall um- zogen, während in dem glatten Fundus eine zarte Foveola deutlich wird. Ich bin überzeugt, dass gerade diese Augen sich im Leben durch eine ganz hervorragende Sehschärfe ausgezeichnet haben werden. Der Augenhintergrund der vorliegenden Nubier-Augen ist dem- jenigen der als »Sudanesen« eingetragenen in einem Maasse ähnlich, dass ich nicht wagen möchte. bestimmte Unterschiede aufzustellen. Thatsäch- lich gehen aber die nubischen Stämme überhaupt fast unmerklich in die »Sudanesen« Ober- Ägyptens über, so dass die Übereinstimmung auch im Punkte der Augenbildung nur erfreulich sein kann. Die Kreuzung mit ägyptischem Blut hat die Körperformen veredelt und die Neger- merkmale zurückgedrängt. Wir sehen dieselben vertlachten Böschungen um den unregelmässigen Fundus. in welchem eine Foveola nur undeut- lich erscheint, wie sie auch die Sudanesen-Augen charakterisirten. G.Frresch: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 625 Typus 3. Von den verschiedenen bisher zur Beobachtung gekommenen For- men des Netzhautgrübehens erscheint wohl keine hinsichtlich ihrer Na- türlichkeit auf den ersten Blick bedenklicher wie die hier als Typus 3 (Taf. IV Fig. 3) angeführte mit strahliger Umwallung bei ebenem, aber unregelmässigem Grunde. Thatsächlich lässt sich aber keine durch die bereits vorliegenden Beweisstücke so sicherstellen und als normal nach- weisen wie gerade diese, und sie wird so eben wegen ihrer Besonderheit zur besten Stütze der behaupteten Rassenverschiedenheit der Retina. Drei Tafeln mit je sechs Photogrammen des Augenhintergrundes, darunter zwei mit je drei Augenpaaren, bilden zusammen das stolze Material, auf dem die obige Behauptung mit voller Sicherheit aufge- baut werden kann. Das Auftreten der eigenartigen Bildung an besonders frischen und ersichtlich günstig conservirten Augen, die Übereinstimmung der Gestaltung an den paarigen, zur Vergleichung vorliegenden Augen, die hochgradige Ähnlichkeit der Form bei den einzelnen Individuen derselben Rasse, das Fehlen entsprechender Bildungen bei anderen, entfernter stehenden Rassen, gleichviel ob die Augen gut oder schlecht eonservirt waren: Alles dies beseitigt bei vorurtheilsfreier Beurtheilung jeden Zweifel, dass man es dabei wirklich mit einer normalen, typi- schen Bildung zu thun hat. In der That ist das Hinzutreten En Optieusfasern zur Fovea offen- bar nicht immer ganz das nämliche und nicht so schematisch, wie es in den Handbüchern als die Regel beschrieben wird. Die von der Papille aus eintretenden Nervenfasern, welche zum Theil auf kürzestem Wege zur Fovea ziehen, zum Theil dieselbe bogen- förmig von oben und unten umgreifen, um zu ihr zu gelangen, zeigen in ihrem endlichen Verlauf ersichtlich auch eine erhebliche Breite der Variation, was die Gruppirung anlangt. Bei den bisher beschriebenen Formen (Typus ı und 2) erscheint die Anordnung allerdings so regelmässig und fein, dass besondere Faserbündel bei Lupenvergrösserung nicht zur Beobachtung gelangten, aber Typus 3 lehrt, dass dieses Verhältniss keine allgemeine Gültig- keit hat und dass auch eine deutlichere Gruppirung in Bündeln vor- kommt. Auffallend möchte daran zumeist der radiäre Verlauf der Strahlen erscheinen. wenn man den angeblich bogenförmigen Verlauf im Gedächtniss hat. Indessen ist gerade dieses Verhalten der Fasern, wie es scheint, als ein Ausdruck der besonderen mikroskopischen Anordnung der Elemente in der Stäbchenzapfenschicht aufzufassen, welche Anordnung in verschiedenem Grade der Ausbildung ange- 626 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 23. Mai. troffen wird; die genauere Erläuterung dieser complicirten Verhält- nisse soll den Inhalt einer späteren Abhandlung darstellen. Bei richtiger Würdigung derselben ist nicht sowohl die radiäre Strahlung, sondern die stärkere, stellenweise auftretende, engere Grup- pirung solcher Strahlungen als das unterscheidende Merkmal des Typus 3 aufzufassen. Im Fundus des Grübchens überwiegt hier stets der horizontale Durchmesser über den senkrechten, doch wird die Figur in der Regel nicht zu einem Queroval, sondern sie erscheint in vorspringende, stumpfe Ecken ausgezogen, welche dann als Ausgangspunkt stärkerer Strahlenbündel dienen. Die Foveola ist von wechselnder Deutlichkeit, häufig erscheint sie nur unvollkommen ausgeprägt. Was nun das Vorkommen der beschriebenen Gestaltung des Netz- hautgrübchens anlangt, so ergiebt sich mit überraschender Regel- mässigkeit ihr Auftreten bei Individuen, welche als »Ägypter« ver- merkt wurden. Unter dieser Bezeichnung ist die arabisch-ägyptische Mischrasse zu verstehen. welche zur Zeit den wesentlichsten Theil der Einge- borenen-Bevölkerung in den Städten bis hinein nach Mittel- und zum Theil selbst nach Ober-Ägypten darstellt. An der Hand zahlreicher anthropologischer Photogramme habe ich versucht', die Körperbildung dieser Bevölkerungselasse zu cha- rakterisiren, indem ich darauf hinwies, dass die allmählich steigende Zufuhr arabischen Blutes zu den speeifisch ägyptischen Volksschichten im Laufe der letzten Jahrhunderte zur Ausbildung einer Rasse geführt hat. welche einen eigenartigen Habitus zeigt und weder arabisch noch fellachisch noch bedauinisch ist. Ich glaube in der Beobachtung der beschriebenen Netzhautbildung eine ebenso unerwartete als erfreuliche Bestätigung meiner Behauptung sehen zu sollen, dass hier gleichsam unter unseren Augen eine Misch- rasse entstanden ist, deren Merkmale schon eine unverkennbare Be- sonderheit erlangt haben. Blicken wir auf die angeführten Netzhautvergleichungen der ägyp- tischen Stämme zurück, so sehen wir, dass die historisch nachweis- baren Abgrenzungen sich noch in der Bildung des Augenhintergrundes wiederspiegeln. Die ursprünglich stammverwandten, wesentlich nur durch ihre Lebensweise geschiedenen, feldbebauenden Fellachin und nomadisiren- den, viehzüchtenden Bedauin haben auch eine bemerkenswerthe Über- ! Über die Körperverhältnisse der heutigen Bevölkerung Ägyptens. Corresp.- Blatt d. Deutschen Anthrop. Gesellsch. 1899 Nr.ıo. Bericht d. Vers. in Lindau. ne — G. Frrrsch: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 627 einstimmung in der Gestaltung des Augenhintergrundes. Die Bedauin scheinen sich die ursprüngliche Bildung besser bewahrt zu haben als die der Vermischung mit syro-arabischen Elementen noch stärker aus- gesetzten sesshaften Fellachin. Die strahlige Anordnung der Nervenfasern um die eigentliche Fovea scheint ein besonderes Merkmal der syro-arabischen Stämme zu sein und ist wohl durch diese in die ägyptische Bevölkerung hineingetragen worden. Mit solcher Anschauung würde die Thatsache in guter Über- einstimmung sein, dass unter allen hier vorliegenden Abbildungen des Augenhintergrundes nur die Augen eines Syrers die fragliche Bildung gleichfalls erkennen lassen, während sie bei den zur Zeit nur schwierig abzugrenzenden echten Fellachin allerdings gelegentlich auch andeu- tungsweise zu finden ist. Es schliesst sich somit für die aufgestellten Behauptungen in der Kette der Beweise ein Glied willig an das andere an und dürfte da- durch das anfängliche Misstrauen, welches von den Fachgenossen dem hochinteressanten Gegenstande wegen der Schwierigkeit der Unter- suchung vielleicht entgegengebracht wurde, hoffentlich schwinden. Typus 4. Wie stellen sich denn aber andere Rassen, vor allen Dingen die europäischen, zu den angeregten Fragen? Was die Bildung der Theile bei anderen asiatischen oder ameri- :anischen Rassen anlangt, so fehlt es zur Zeit noch an brauchbarem Material für die Untersuchung: die Antwort muss daher vertagt werden, bis es gelingt, solches zu beschaffen. Über die in Europa vorkom- menden Formen wird man aber begreiflicher Weise Auskunft ver- langen: vielfach dürfte man geneigt sein, solche Auskunft für eine besonders einfache Sache zu halten, da es sich nur darum zu handeln scheint, die darüber vorhandenen zahlreichen Angaben in der Literatur übersichtlich zusammenzustellen. Diese Meinung ist indessen nicht zutreffend und kann es nicht sein. wie sich aus einer einfachen Be- trachtung ergiebt. Gerade in Europa haben wir ein so unentwirrbares Gemisch ver- schiedener Rassen, ausser den Urbevölkerungen bekanntlich die Ro- manen, Kelten, Germanen, Slaven durchsetzt mit semitischen Elementen. um nur die wichtigsten zu nennen, dass es einen »europäischen« Typus gar nicht geben kann. So wenig wie die Beschaffenheit der Schädel- form, der Haar- und Hautfarbe, der allgemeinen Körperentwickelung eine einheitliche, übereinstimmende ist, ebenso wenig ist eine Bildung der Augen gemeinsam, weder die Farben der Regenbogenhaut, noch die Gestaltung des Augenhintergrundes. Sitzungsberichte 1901. 54 628 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 23. Mai. Je nach dem Material. welches der Zufall ihnen in die Hände spielte, haben die Autoren die Verhältnisse nach ihren speciellen Beob- achtungen beschrieben und die bemerkenswerthen Abweichungen, welche zu constatiren gewesen wären, eher auf Einflüsse der postmortalen Zersetzung, der Präparation oder der krankhaften Veränderungen ge- schoben als für Merkmale des Individuums und der Rasse betrachtet. Ein Theil der Specialforscher, wie schon Max: ScuuLtze, in neuerer Zeit die HH. SchuwaLge, Torpr und Andere haben aus ihrem reichen Schatz von Beobachtungen ein halb schematisches Bild unter Aus- schaltung abweichender Merkmale hergestellt und zu einem Durch- schnittscharakter der Foveabildung des Europäers abgegrenzt, ohne es eigentlich zu beabsichtigen. Ich selbst darf mich der Zahl dieser Autoren zurechnen, da in dem histologischen Atlas von Hrn. Bexpa mit meiner Zustimmung und nach meinem Präparat ein ganz ähnlicher Durchschnitt der Fovea cen- tralis des Menschen zur Abbildung gelangte. Jetzt, wo mir die Vergleichung von etwa 20 derartigen Präpa- ‚aten vorliegt, komme ich allerdings zu einer anderen Beurtheilung der auftretenden Abweichungen, die ich nicht mehr ohne Weiteres als abnorm anzusprechen wage, sondern geneigt bin als individuelle oder Rassenvariationen aufzufassen, wenn es zur Zeit auch nicht möglich ist über das europäische Material eine bestimmte Entscheidung in einem oder dem anderen Sinne zu treffen. Das dem von obigen Autoren entworfenen Durchschnittsbilde ent- sprechende Flächenbild ist offenbar unter europäischen Rassen sehr verbreitet. Es wurde von mir in diesem Aufsatz als Typus IV be- zeichnet und charakterisirt sich als eine Fovea von mittlerer Weite bei ziemlich beträchtlicher Tiefe mit gleichmässig abfallenden Böschungen. die in den wenig ausgedehnten Fundus unmerklich übergehen. Eine Foveola pflegt ausgeprägt zu sein. Die deutlich markirte Umwallung des Fovearandes zeigt keine Strahlen, wie bei Typus III. sondern breite, flächenhaft ausgebreitete, unregelmässig vertheilte Faserbündel, welche der Umgebung meist ein helleres Ansehen verleihen. Dasselbe verliert sich allmählich in die Nachbarschaft und ist offen- bar der Grund des beim Augenspiegelbilde am Lebenden zu beobachten- den leichten Reflexes in der Umgebung der Fovea, welcher so häufig als »Macula lutea« von den Untersuchenden angesprochen wird, wenn auch im Bilde keine Spur des schwachen, gelblichen Pigmentes sicht- bar wird. Die soeben beschriebene Form des Netzhautgrübchens ist aber unter der europäischen Bevölkerung sicherlich nicht die einzige, welche G.Frrrsc#: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 629 normalerweise auftreten kann, sondern es finden sich daneben andere Bildungen, wo die Umwallung weniger ausgeprägt erscheint und der Ha- bitus dadurch dem hier als II beschriebenen der Nubier und Sudanesen nahe kommt. Endlich verstreicht auch zuweilen die Fovea in erstaunlichem Maasse, die Begrenzung wird unkenntlich, der Fundus ist wenig ver- tieft, und nur das Gebiet der Foveola erscheint stärker markirt. Hier ist Veranlassung, auf die verdienstvollen Untersuchungen Hrn. Dimmer’s zurückzukommen, welcher mit besonderer Sorgfalt den auftretenden Abweichungen nachgegangen ist und durch genaue Messun- gen die Durchmesser und Böschungswinkel festgesetzt hat. Seine schema- tisirte Durchschnittsfigur einer Fovea entspricht offenbar der flachen, verstreichenden Form und würde ohne den auffallenden Fehler der egalisirten Foveazapfenlängen sehr wohl auf Natürlichkeit Anspruch erheben können.' Misslich bleibt an den Zahlen des Autors für die allgemeinere Verwerthung das Nebeneinanderstellen von Objeeten sehr verschiedener Präparation, also Osmiummischungen, Sublimat, Mürrer’sche Lösung und Salpetersäure. Ist es schon bei den Dinmer’schen Resultaten schwie- rig. eine Correction für den Präparationseinfluss anzubringen, so gilt dies in noch höherem Maasse für die Angaben von BorvsıEkıEwicz’, bei dessen reichem Material die Osmiumsäure häufig leider eine sehr verhängnissvolle Rolle gespielt hat. Im Allgemeinen scheinen bei dem vermuthlich. meist ungarischen Augenmaterial des letztgenannten Autors enge, tiefe Netzhautgrübchen mit ziemlich steilen Böschungen die Regel gewesen zu sein, doch kommt auch bei ihm eine auffallend flach verstreichende Fovea gelegentlich zur Darstellung. Die Ergebnisse der Vergleichungen an europäischen Augen, so- wohl des eigenen Materials als auch desjenigen, welches von anderen Autoren beschrieben wurde, führen mit grosser Wahrscheinlichkeit zu der Anschauung, dass in unseren und vermuthlich auch in anderen eivilisirten Ländern nicht nur die Rassenvermischung eine ursprünglich vorhandene typische Anlage verwischt hat, sondern dass auch lang- jährige Anpassung an eine besondere Lebensweise und Thätigkeit in hohem Maasse umgestaltend auf diese zarten Theile einwirkte. Ein solches Ergebniss wäre indessen auch für Europa noch nicht als ein negatives zu bezeichnen. wohl aber werden die Untersuchungen ! A.a.0. Fig.ı. Dimser’s Fig. 2 entspricht dem gewöhnlichen europäischen Typus. ® Weitere Untersuchungen über den feineren Bau der Netzhaut. Wien 1894. S.46 Fig. 58. 54* 630 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 23. Mai. unübersichtlich und verwickelt. Es erwachsen aus der Betrachtung für den Untersuchenden die Anforderungen, nicht nur die Rasse, sondern auch Lebensweise und Beschäftigung, womöglich sogar der Eltern, fest- zustellen, um den einzelnen Fall richtig zu beurtheilen, sowie die Zahl der zu vergleichenden Objeete noch höher zu steigern. Es liegt auf der Hand, dass eine solche Aufgabe äusserst um- fangreich und zeitraubend sein muss; indessen wäre wohl eine Er- leichterung derselben möglich. wenn zunächst nur die sesshafte Land- bevölkerung verschiedenster Gegenden Europas, welche ja noch am meisten Rasseneinheit bewahrt hat, für die Untersuchung herangezogen, und die bisher gewiss in der grössten Überzahl zur Beobachtung ge- kommenen Städtebewohner vorläufig ausgeschaltet würden. Ich hofte, im Vorstehenden gezeigt zu haben, dass in uncivilisirten oder halbeivilisirten Ländern es thatsächlich möglich ist, eine Summe von Merkmalen des menschlichen Augenhintergrundes aufzufinden, deren Vorkommen mehr oder weniger scharf an bestimmte Rassen gebun- den ist. Der Natur der Sache nach konnte die Untersuchung zur Zeit nur als Stückwerk gegeben werden, wenn ich auch annehmen muss, dass keinem Forscher bisher eine gleiche Zahl wohl conservirter Rasse- augen vorgelegen hat. Der Anfang dieser hochwichtigen Vergleichung musste doch einmal gemacht werden, deren positives Ergebniss mir die aufgewandte Mühe wohl zu lohnen scheint. Möchten andere Forscher Zeit und Gelegenheit finden, sich noch besseres und mannigfaltigeres Material zu beschaffen, um auf dem be- treffenden Pfade weiter vorzugehen und das Vorstehende zu erweitern oder nach Bedarf zu berichtigen. Die zur Unterstützung der angeführten Behauptungen vorliegenden neun Tafeln mit je sechs Photogrammen von Netzhautgrübchen bei Lupenvergrösserung sollen später ausführlich veröffentlicht werden. Die beifolgenden zwei Tafeln sind aus der Reihe der vorhandenen Darstellungen als typische Beispiele ausgewählt. EEE tieren G.Frrrsch: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. 631 Photogramme des conservirten menschlichen Augenhintergrundes, in auffallendem Licht auf- genommen. Lin. Vergr. 6. Tafel II. Fig. ı. Berberiner. Fein und scharf umrandete Fovea mit ebenem Grunde. Typus I. Fig. 2. Sudanese. Flache, seitlich verstreichende, glatte Fovea. Ty- pus II. TartelIV. Fig.3. Aegyptisch-arabische Mischrasse. Ebener Grund der weiten Fovea mit Foveola und strahliger Umwallung. Typus III. Fig. 4. Europäer (häufigste Form). Unregelmässige, häufig stark um- wallte Fovea. Typus IV. 2 Lane BHSHRENON 5% 2 a 1 Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1901. Fritsch: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. Taf. III. Typus 2. Vergr. 6 lin 6 lin. Typus ı. Vergr. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1901. Fritsch: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. Taf. IV. Typus 4. Vergr. 6 lin Typus 3. rer. 6 lin. 633 SIEZUNGSBERICHTR 7901: DER xXxXVı. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 23. Mai. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. Hr. SchmoLzer las einige principielle Erörterungen über Werth und Preis. Er legte die psychologische Entstehung der Werthgefühle und Werthurtheile, das Wesen des wirthschaftlichen Werthes, die Wirkung von Angebot und Nachfrage auf den Marktwerth dar und kam dann auf den Begriff des gerechten Werthes, das Tax- wesen in Vergangenheit und Gegenwart, sowie auf die Preisbildung in den Tarifen der Verkehrsanstalten. 634 Einige prineipielle Erörterungen über Werth und Preis. Von GusTAav SCHMOLLER. T; Ess des Werthesüberhaupt. Wir haben in den beiden letzten Abschnitten den Mechanismus, die rechtlichen und wirthschatt- lichen Institutionen geschildert, auf denen Handel und Verkehr beruhen. Wir haben jetzt das überall im Bisherigen vorausgesetzte und gestreifte innerste Triebrad desselben, die nächstliegende Ursache des wirthschaft- lichen Handelns überhaupt, den Werth, zu untersuchen. Der Werth ist eine allgemein unser ganzes Seelenleben begleitende, all unser Handeln beherrschende Erscheinung. An jede Vorstellung, an jeden Eindruck knüpfen sich gewisse Gefühle der Lust und Unlust der Billigung und Missbilligung an, die bei einer gewissen Stärke zum Bewusstsein kommen. Diese Gefühle deuten das für das körperliche und geistige, individuelle und gesellschaftliche Wohlbefinden Förder- liche oder Hemmende an (s. 1.$ 11, S. 20-22). Es sind die Werthgefühle, die entsprechend dem Gesammtzustand des vorstellenden und fühlenden Wesens sich auslösen, je nach ihrer Stärke und ihrer Fähigkeit andere Vorstellungen und Gefühle zu verdrängen, den Vorstellungsverlauf und das Handeln beherrschen, das Begehren erzeugen, je nach Erinnerung, ordnendem Denken , klarem Causalverständniss zu Werthurtheilen werden. Das Werthgefühl giebt eine dunkle Directive, das Werthurtheil sagt klar: das fördert dich, das schadet dir oder der Gesellschaft aus dem und dem Grunde. Das Lebensförderliche erscheint »werth«, das Lebens- schädliche »unwerth«. Alle Gefühlsthätigkeit hat Werthe zum Ergeb- niss. Diese Ergebnisse können irren, sie werden von allen normalen und anormalen Ursachen des Seelenlebens beeintlusst; aber je gesunder und tüchtiger wir sind, je richtiger wir die Zusammenhänge von Ursache und Wirkung überblicken, je höher und reiner unser gesammtes Urtheil steht, desto richtiger leitet uns das zum Werthurtheil gewordene Werthgefühl. ' Die folgenden Ausführungen bilden den Anfang der »Werth- und Preislehre«, wie ich sie im zweiten Theile meines »Grundrisses der allgemeinen Volkswirthschafts- lehre« demnächst veröffentlichen werde. Die Citate beziehen sich auf diesen. a nr ne Scaxorcer: Einige prineipielle Erörterungen über Werth und Preis. 635 Stets handelt es sich dabei um einen complieirten Vorgang der Seele, um ein Abwägen von Nutzen und Schaden, von Vortheil und Opfer, um ein vibrirendes Schwanken, Wählen, Taxiren und Ordnen; denn die Vorstellung. die ein Werthgefühl erzeugt. setzt sich mit anderen neben ihr vorhandenen Vorstellungen , das eine Gefühl mit anderen wider- streitenden, auseinander: eine Reihe von Zwecken und meist für jeden Zweck eine Reihe von Mitteln stehen vor unserer Seele: unser Werth- gefühl sagt: aus dieser Mehrzahl von Möglichkeiten, Zwecken, Gütern und Handlungen ist im Augenblick, ist morgen oder zukünftig, ist in dem oder jenem Zusammenhang dies zu wählen, zu bevorzugen. Werth stammt vom mittelhochdeutschen Wort »var«, wählen: das Werthe ist das von uns Auserwählte. Jedes Werthgefühl und jedes Werthurtheil schliesst so eine Werthordnung von mehrerem Möglichen und Ver- gliehenen ein. Alle Werthgefühle und -urtheile knüpfen neben der momentanen Erregung von Lust- und Unlust-, Billigungs- oder Miss- billigungsgefühlen an die Erinnerung und den ganzen Schatz früherer Gefühle und vorhandener Urtheile an, basiren so auf einem in der Erinnerung bereits vorhandenen Maassstab. Oder anders ausgedrückt: alle Werthung. so sehr sie zunächst einen subjeetiven Ausgangspunkt hat, beruht darauf, dass das Individuum das Gewerthete und Begehrte sich vergegenständlicht, als ein ausser ihm Vorhandenes betrachtet, es mit Anderem vergleicht. in seinem Zusammenhang sieht. Damit wird das Gewerthete für ihn ein Objectives. durch Ideale und Normen Geordnetes. Eben deshalb werden die Werthe sofort von der Seele in die Dinge hinein verlegt. Es entsteht die Vorstellung des vom Subjeet unabhängigen Normalwerthes, als dem Festen, von dem die augenblickliche subjeetive Werthung wohl abweichen. aber nicht sich losmachen kann. Die Maassstäbe. welche diese Ordnung alles Werthes beherrschen, sind nicht bloss aus subjecetiven Erlebnissen erwachsen. obwohl schon diese das einzelne Werthurtheil durch Erinnerung in einen allgemeinen Werthzusammenhang stellen: sie sind ein Ergebniss der Sprache, der Verständigung, der gesellschaftlichen Zusammenhänge. Und so steckt in jedem subjeetiven Werthe ein Objectives. Jedes Werthgefühl und Werthurtheil hat so eine Doppelnatur: es ist in der Seele des Einzelnen entstanden, von dem Individuum, seinen Trieben und Anlagen, seinen Schicksalen. seiner augenbliceklichen Lage und Reizung bedingt, aber es ist zugleich der Ausdruck von Gefühlen, Vorstellungen und Überlieferungen eines gesellschaftlichen Kreises, einer geistig-socialen Atmosphäre. Der Egoist werthet anders, als der, welcher sich auf den Standpunkt der Familie oder eines sonstigen weiteren Krei- ses stellt. Aber auch der Egoist glaubt sicher nur an sich, wenn er sich in einer gewissen Übereinstimmung mit Anderen weiss. Die Mehr- 636 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 23. Mai. zahl der Menschen halten das für werth, was eine Autorität, ein ge- sellschaftlicher Kreis bereits so geschätzt hat. was bisher von der öffentlichen Meinung dafür erklärt wurde. Und das um so mehr, je naiver und primitiver er ist, je mehr er noch als Herdenthier fühlt und urtheilt. Der hochgebildete, moderne Mensch ist individueller, wird also auch individuellere Werthurtheile haben. Auch bei ihm jedoch wird oft. ja meist das freieste subjeetive Werthgefühl nichts als eine Modifieation des gesellschaftlich-objectiven Werthes sein, die der Ein- zelne nach seiner persönlichen Stimmung und Lage gegenüber dem Ur- theil der Übrigen vorzunehmen wagt. Der ganze historische Entwickelungsprocess menschlichen Fühlens und Urtheilens ist der Boden, auf dem der Werth erwächst. Wie das Thier im Instinet das ihm Nützliche durchschnittlich riehtig werthet, so sind es beim Menschen erst instinetive Gefühle, dann die Triebe und Be- dürfnisse, die ihm dabei beherrschen: aus dem physisch-animalischen Leben, aus den praktisch-technischen Erfahrungen erwachsen die Werthungen, die dem Menschen zeigen, was ihn am besten nährt, wärmt, fördert. womit seine Arbeit am weitesten kommt. Und indem er höhere Gefühle ausbildet, indem die feineren und edleren Bedürf- nisse entstehen, verfolgt er höhere Zwecke auf Grund der höheren Ge- fühle: es entstehen so neue Gruppen von Werthen. Werthurtheilen und -Vorstellungen, die theilweise nicht mehr auf ein Haben, Besitzen, Arbeiten, sondern auf die Existenz gewisser Verhältnisse, auf ein An- schauen und Geniessen, auf die Herstellung socialer Einrichtungen, ästhetischer Erscheinungen, sittlicher Zustände gerichtet sind. Das wirthschaftliche Werthurtheil in dem Sinne der Schätzung der Nährmittel, der Bekleidung, des Obdachs für die menschliche Exi- stenz ist vielleicht eines der ältesten: aber es paart sich früh mit dem socialen Werthurtheil der Ehre, mit dem Bedürfniss des Geschätzt- seinwollens: indem gesellschaftliche Institutionen entstehen, bildet sich das politische Werthurtheil, die Schätzung der Institutionen für die Zwecke der politischen Organisation; mit der Musik, den Künsten entsteht das ästhetische, das musikalische Werthurtheil, mit der Wissen- schaft das wissenschaftliche Werthurtheil. Es bildet sich kein Sonder- gebiet aus, ohne dass neue Arten des Werthes entständen. Aber sie hängen alle zusammen, wie die menschlichen Zwecke selbst: sie haben im mensch- lichen Selbstbewusstsein ihren Mittelpunkt. Sie kämpfen und ringen nothwendig mit einander. Die alten Gefühlsdispositionen werden nach und nach von neuen modifieirt und verdrängt. Es findet stets mit der Entwickelung eine grössere oder kleinere Umwerthung aller Werthe statt. Aber stets muss sich ein Gleichgewichtszustand, eine Ordnung, eine Hierarchie der Werthe wiederherstellen. Und das kann nur ge- SchwoLzer: Einige principielle Erörterungen über Werth und Preis. 637 schehen von einem Überblick über das Ganze des Lebens, d.h. alle Werthe müssen sich jederzeit im sittlichen Werthurtheil zusammen- fassen. Das sittliche Urtheil beruht ja gerade auf der richtigen Werthung der verschiedenen menschlichen Zwecke unter einander, auf ihrer ge- ordneten Einheit. Die sittliche Werthordnung ist das höchste und letzte Ergebniss des Werthgefühls und -urtheils. Alle anderen ge- sellschaftlichen, ästhetischen, technischen, politischen und sonstigen Werthurtheile, vor Allem auclhı das wirthschaftliche, sind nach der Seite der Zweckordnung und der sittlichen Folgen im sittlichen Werthbewusstsein mit enthalten. Es handelt sich gleichmässig bei allen Werthungen um das Suchen und Finden des Lebensförder- lichen, vom niedrigsten Mittel äusserer Zweckmässigkeit bis zur idealen Ordnung des sittlich vernünftigen Lebens. Das Nützliche, das Brauchbare ist das Lebensförderliche, aber auch die Tugend, die moralische Handlung ist es — vom höheren Standpunkt aus gesehen. Wir haben es im Folgenden nur mit dem wirthschaftlichen Werthe zu thun. Über sein Verhältniss zum sittlichen Werthurtheil aber sei hier noch Folgendes bemerkt. Da wirthschaftliche Mittel für alle Zwecke nöthig sind, für die höchsten wie für die niedrigsten, so kann die Frage, wie die wirth- schaftlichen Kräfte und Mittel auf die Gesammtheit dieser Zwecke zu vertheilen seien, nicht bloss eine wirthschaftliche sein: d.h. die Ord- nung der Nachfrage nach den verschiedenen wirthschaftlichen Gütern enthält die Ordnung der Lebensführung überhaupt: ob wir von unserem Einkommen mehr für Essen oder mehr für Wohnung. mehr für uns oder die Erziehung unserer Kinder ausgebe, ist nicht bloss eine wirtlı- schaftliche, sondern noch mehr eine sittliche Frage. Da der wirthschaftliche Werth auf ein Haben und Besitzen bez. ein Arbeiten hinzielt, so fragt sich. wie die wirthschaftliche Arbeit und der wirthschaftliche Erwerb in die Gesammtheit menschlicher Lebens- zwecke eingefügt werden soll, welchen Rang diese Bestrebungen haben sollen, wie weit wirthschaftliches Streben Selbstzweck oder Mittel sein soll. wie weit und wo die wirthschaftlichen Werthurtheile gegenüber höheren zurücktreten sollen. Es beruhen die grössten sittlichen Fort- sehritte der Menschheit darauf, dass das Individuum nach gewissen Seiten als höchster Werth, als Selbstzweck erschien, jenseits alles wirthschaftlichen Werthes, dass gewisse Handlungen nicht als käuf- liche. bezahlbare mehr erscheinen. Die Nichtbezahlung von Leistung und Gegenleistung in der Familie, die Vergütung gewisser Amts- thätiegkeit mit Ehre statt mit Geld und vieles Ähnliche beruht darauf. Alles volkswirtlischaftliche Handeln ist so auf höherer Culturstufe be- 638 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 23. Mai. gleitet von einer säuberlichen Grenzregulirung zwischen den wirth- schaftlichen und den höheren Werthen. Endlich wird auch gegenüber jedem wirthschaftlichen Werthe, der auf dem Markt als ein Ergebniss von Kräften und Grössenverhält- nissen sich neu gebildet hat, regelmässig die Frage aufgeworfen. ob er als ein diesen Elementen und den gesammten gesellschaftlichen Ver- hältnissen angemessener, als ein billiger oder unbilliger, als ein ge- rechter oder ungerechter erscheine. Darauf komme ich nachher ein- gehender zu sprechen. 2. Der wirthschaftliche Werth, sein Wesen, seine Arten, seine Dogmengeschichte. Die wirthschaftlichen Werthgefühle und Werthurtheile bilden sich mit dem zweckbewussten wirthschaftlichen Handeln des Individuums und der Gesellschaft. Selbst im primitivsten wirthschaftlichen Zustand steht der Mensch einer Mehrheit von Bedürf- nissen und Zwecken (Nahrung, Kleidung, Wohnung, Werkzeuge) gegen- über, die er nach ihrer Wichtigkeit ordnet: und diesen Zwecken stehen gewisse Mittel, natürliche Schätze, Früchte, Thiere, vor Allem aber die menschlichen Arbeitskräfte gegenüber: letztere können zwar mit Mühe und Opfer, mit Anstrengung und Entsagung, aber doch mehr und mehr mit Erfolg, das schaffen, was zur Erreichung dieser Zwecke dien- lich ist. Der Mensch bemerkt, dass er bald reichlich, bald sparsam versorgt sei, dass er das Eine mit viel, das Andere mit wenig Schwie- rigkeit, Mühe und Arbeit sich verschaffen kann. Je complieirter das wirthschaftliche Leben wird, desto zahlreicher werden die Bedürfnisse und Zwecke, für die wirthschaftliche Mittel nöthig sind, die Güter, die Arbeitsleistungen. die hierfür in Betracht kommen. Die natürliche Erfahrung, die fortschreitende technische Erkenntniss, die Einsicht in den natürlichen und gesellschaftlich-sittlichen Causalzusammenhang der Dinge führt zu einer immer eomplieirteren Werthung und Ordnung der wirthschaftlichen Zweeke und der wirthschaftlichen Mittel, die immer erfolgt von einem höher oder niedriger gegriffenen Standpunkt des Überblicks über ein Ganzes von wirthschaftlichen Zwecken und Mitteln. Es kann der des Haushalts des Einzelnen oder der Familie, es kann der einer Unternehmung, einer Gemeinde, des Staates sein. Man fragt sich, was ist im Augenblicke, in der gegebenen Lage, nach der Menge der vorhandenen Mittel. der wichtigste Zweck, welcher folgt dann; man überlegt, welche Mittel dem Zwecke dienen, bevorzugt das Bessere; wenn dasselbe Mittel mehreren Zwecken dient, so sieht man zu, wie weit es über den wiehtigen Zweck hinaus den unwichtigen dienen könne. Man späht nach der Grenze des Nutzens, den ein in grösserer Menge vorhandener Gegenstand haben könne, nach dem sogenannten Grenznutzen. Man werthet im Überfluss vorhandene Güter und Arbeits- SchworLer: Einige prineipielle Erörterungen über Werth und Preis. 639 leistungen, die bis zur Verwendung für ganz gleichgültige Zwecke reichen, weniger als solche, welche nur für die wichtigsten genügen. Da die meisten Güter, welche wirthschaftliche Bedürfnisse befriedigen, und die Productionsmittel. hauptsächlich die Arbeitskräfte, welche sie herzustellen gestatten, bei etwas gestiegener wirthschaftlicher Cultur in beschränkter Menge vorhanden sind, so pflegt man »wirthschaft- lichen« Werth überhaupt den Gütern nicht mehr beizumessen, die in verhältnissmässig unbegrenzter Menge vorhanden sind. Sie erscheinen als wirthschaftlich werthlos. man braucht sich um sie nicht zu be- mühen, für sie nicht zu arbeiten: man pflegt sie als freie Güter den wirthschaftlichen entgegenzusetzen. Alle übrigen Güter schätzt man um so höher, je seltener sie sind, je schwieriger, mit je mehr Opfer und Anstrengung sie herzustellen sind, sofern sie gleich wichtigen Zwecken dienen: dienen sie verschieden wichtigen. so drückt sich in ihrem Werth neben der Schwierigkeit der Erlangung die Rangstufe des Zweckes aus. Jede Ueberlegung, die zu einer wirthschaftlichen Werthbildung führt. erfolgt coneret zu bestimmter Zeit, auf bestimmtem Gebiet, in bestimmtem Klima, innerhalb eines Gesellschaftszustandes mit einer bestimmten Besitzvertheilung und Classenordnung, d. h. unter con- ereten Voraussetzungen, welche Allen und dem Einzelnen den wirth- schaftlichen Erwerb leicht oder schwer machen. Und so werden alle wirthschaftlichen Werthurtheile durch Vorstellungen über die vorhan- dene Menge der erreichbaren oder verfügbaren Güter und Arbeitskräfte, über die vorliegende leichte oder schwierige Beschaffbarkeit derselben beherrscht. Auch wer von seiner augenblicklichen Lage etwa ab- strahirt, hat einen angenommenen Durchschnittszustand der Natur und der Gesellschaft, der Triebe und Bedürfnisse, der wirthschaftlichen Zwecke und Mittel im Auge, von dem aus er nun seine Werthgefühle und -urtheile gestaltet. Der psychologische Vorgang bei der Bildung des wirtschaftlichen Werthes in der Seele des Einzelnen und der Gesellschaft ist dabei derselbe wie bei jeder Werthbildung. Ein Individuum oder eine Gruppe von solchen. deren Zwecke, und zwar geordnet nach ihrer Bedeutung in einer hierarchischen Ordnung, die aus natürlich-technischen wie gesellschaftlich -sittlichen Elementen sich ergiebt. das ist die Grund- lage: auf die Personen und Zwecke werden die vorhandenen und er- warteten Mittel (bez. die Möglichkeiten ihrer Neubeschaffung) bezogen; Lust und Unlust, Nutzen und Schaden, Lebensförderung und Lebens- hemmung, welche sich mit einem Gute und seinem Eigenthum, seinem Genuss und seiner Entbehrung verknüpfen. werden gegen einander ab- gewogen: man fragt sich stets zugleich, was nützt dich diese Mahlzeit, 640 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 23. Mai. was entbehrst du, wenn du sie nicht hast. welche anderen Güter ent- gehen dir, wenn du dieses erwirbst, welche Mühe und Arbeit, die auch Anderes schaffen könnte, musst du aufwenden, um in den Besitz dieses Gutes zu kommen. So steht auf den zwei Wagebalken der inneren Überlegung stets hier der Nutzen, die Brauchbarkeit, dort die Frage der Entbehrung, der Opfer und Kosten, der Beschaffbarkeit. Diese letztere schliesst die Frage der Seltenheit wie der Kosten. der aufzu- wendenden Arbeit in sich. Aller Werth ist so ein Relationsbegriff, und zwar ein sehr com- plieirter: es handelt sich um die Relationen, in welehen Personen und Zwecke, Zwecke und Mittel stehen, um die Beziehungen, Gefühle und Urtheile, welche hieraus entstehen, um die gegen einander abgewogene Ordnung der Zwecke und der Mittel, um die Bedeutung der ersteren, um die Nutzbarkeit, die Grössenverhältnisse, die Beschaffbarkeit der letzteren. Je nach dem dabei angenommenen Standpunkt kann aus den- selben Verhältnissen ein verschiedenes Werthurtheil folgen. Der Werth liegt nie in den Dingen selbst, sondern im Urtheil der Menschen oder Menschengruppen, in den Beziehungen und Culturverhältnissen, in dem sie stehen, aber er erscheint den Menschen stets so, als ob er in den Dingen liege, weil die objeetive Ordnung der Natur und der Gesell- schaft das Urtheil im Wesentlichen bestimmt. Man wird so den wirthschaftlichen Werth bezeichnen können als das durch Vergleichung und Schätzung entstandene Bewusstsein über das Maass von Bedeutung. welches das einzelne Gut oder die einzelne Arbeitsleistung gegenüber anderen durch ihre Brauchbarkeit und Be- schaffbarkeit für die wirthschaftlichen Zwecke des Menschen hat. Das Werthurtheil wird sich stets ausdrücken in einer Gleichsetzung des einen mit einem anderen als in seinem Werth bekannt vorausgesetzten Gute oder in einer Unter- oder Überordnung: a = b,a > b oder a Jun Are BAR A SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXVH. 6. Junı 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Me : a Aa Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der : » »Sitzungsberichte«. ae 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathiematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. ‘2 . Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über ae in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetleilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nielıt erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welelier darin den Vorsitz hatte, Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 86, l. Für die Aufnalıme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akadamten nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe stutthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf, durchaus Notliwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. $7. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gübe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen ‚ mit denen sie im Sehrfierkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: RE die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, ESTER g - „ » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, - " » October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach ort des. pie, nur auszugsweise oder, aueh in weitere Ausführung, gun. deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. a5 ) 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen BR schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den selig‘ ide den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein willigung der Gesammitnkademie ‚oder der etreflfnden Classe. Kr > = “4 ’ r ER y se Es j BEE B* i Verlanken verschickt auf Erscheinen ihrer Micheitungen unch acht 3 I; 1. Der Verfasser einer unter den "Wissenschaftlichen. = Mittheilungen « abgedruckten Arbeit. erhält” unentgeltlich R elchem ey ; ut ie fünfzig. Sonderabdrücke mit einem Umschlag, : auf der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, nummer, Tag und Kategorie der ‚Sitzung, daru er Titel der Mittheilung und der Name des Verfassen: stehe 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf « der & berichte und einem angemessenen ee ! ei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, aufs sei oster gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von zu unentgeltlicher eigener Vertheilung ‚aba, ke: sofern er hiervon rechtzeitig dem redi gi x a Aa ; tar Anzeige gemacht hat. Kr. 528. St 1. Jede zur Aufnahme in die Sizingrbeetaie ber stimmte Mittheilung muss in einer akademische vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, so! Nichtmitglieder, "haben hierzu die ermittelung eines ih Fache aneehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger ‚oder corre, spondirender Mitglieder diveet bei der Akademie oder bei L einer der Ohssen eingehen, so hat sie ‚de Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied“ zum Vortinge zu Bauen; en, deren, ee der we v EN EP TRE u einer ausdrücklichen ne Me einer der Classen. Ein darauf gerichtet« sobald das Manus eript druckfer gestellt und sogleich zur Abstimmung 3 ach fir die darin aufgenommenen kurzen Inka ner “ für alle übrigen Theile br Sitzungsbericht nach jeder et nur die Verfasser er | [fe [ wortlich. ne > A u S Fr ‘ 697 SITZUNGSBERICHTE _ 1901. DER XXVIH. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 6. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. *]. Hr. Dırrney las über » die Staatslehre ScuLEIERMACHER’S«. Es wurde von einer erneuten Untersuchung der Manuscripte ausgegangen, welche von Branvıs benutzt worden sind. Der Entwurf von 1808/09 wurde dargestellt und der Zusammenhang der Abhandlungen von 1814 und 1820 mit den schwebenden po- litischen Fragen erwiesen. Schliesslich wurde im Zusammenhang mit den Grund- richtungen der damaligen Staatslehre das politische System SchHLEIERMACHER’sS von 1829/33 entwickelt. 2. Hr. Conze überreicht den Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts. 3. Hr. Stuner überreichte Heft 1-3 der von ihm herausgegebenen Beiträge zur Akustik und Musikwissenschaft. Leipzig 1898-1901. 4. Hr. Mögıws überreichte das 2. und 3. Heft des 2. Bandes der Wissenschaftlichen Ergebnisse der Reisen in Madagascar und Ostafriea in den Jahren 1339-95 von Dr. A. VorLrzkow. Frankfurt a.M. 1900. FOOT 4%. 5. Die physikalisch-mathematische Classe hat bewilligt: Hrn. ExeLer zur Fortführung des akademischen Unternehmens »Das Pfilanzenreich « 2300 Mark; Hrn. Krem behufs Vervollständigung und Reparatur eines der Akademie gehörigen mikroskopischen Apparats 500 Mark; Hrn. SPENGEL zu photographischen Aufnahmen von Schmetterlings-Variationen 500 Mark; Hın. Privatdocenten Dr. ALgrecut BETuE in Strassburg zur Fortsetzung seiner Untersuchungen über das Gleichgewicht niederer Thiere und zu Untersuchungen aus dem Gebiete der allgemeinen Nerven- physiologie bei Evertebraten 1000 Mark; Hrn. Prof. Dr. Hermann Braus in Heidelberg zu Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte niederer Selachier 4000 Mark; Hrn. Privatdocenten Dr. Rıcnarnp Hry- * erscheint nieht in den akademischen Schriften. Sitzungsberichte 1901. 60 698 Gesammtsitzung vom 6. Juni. mons in Berlin zu zoologischen Studien, insbesondere über die Ent- wickelung der Solpugiden, im südlichen Russland und in Armenien 2000 Mark; Hrn. Prof. Dr. Orro JAekeL in Berlin zu Studien über die Pelmatozoen 1200 Mark; Hrn. Prof. Dr. Wıruıam Küster in Tübingen zur Fortsetzung seiner Studien über den Blut- und den Gallenfarb- stoff 1000 Mark; Hrn. Prof. Dr. Wırueım Saromon in Heidelberg zur Beendigung seiner geologisch-mineralogischen Durchforschung der Ada- mellogruppe 1000 Mark; HH. Dr. Max Sanrer und Dr. Wırnenu WELTNER in Berlin zur Erforschung der Relietenfauna norddeutscher Binnenseen 1500 Mark. 6. Die philosophisch-historische Classe hat für ihre eigenen Un- ternehmungen bewilligt: Hrn. Diers zur Fortführung der Herausgabe der Commentaria in Aristotelem graeca 7200 Mark; Hrn. Kırcnnorr zur Fortführung der Sammlung der griechischen Inschriften 3300 Mark; Hrn. Koser zur Fortführung der Herausgabe der Politischen Corre- spondenz Frieprıcn s des Grossen 6000 Mark. 7. Dieselbe Classe hat ferner zu wissenschaftlichen Unternehmun- gen bewilligt: Hrn. Micraeuıs zur Vollendung der 3. Ausgabe der De- seriptio areis Athenarum des Pausanias 1000 Mark; Hrn. Pfarrer Dr. Gustav Dierrricn in London zu einer textkritischen Ausgabe der Pesittö zum Propheten Jesaia 550 Mark; Hrn. Prof. Dr. Heımrıcn GEL- zer in Jena zur Fortführung der Herausgabe der Notitiae episcopatuum ecclesiae orientalis I000 Mark; Hrn. Prof. Dr. Frıeprıcn WiıEsann in Erlangen zur Herausgabe des sogenannten Homiliars Karr's des Grossen 1000 Mark. Die Akademie hat das eorrespondirende Mitglied der physikalisch- mathematischen Classe Hrn. Gusrar Linoströn in Stockholm am 17. Mai durch den Tod verloren. 699 Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts. Von ALEXANDER ÜoNZE. Die jährliche ordentliche Gesammtsitzung der Centraldireetion fand im Jahre 1900 vom 2. bis 5. April statt. Es hatten sich dazu alle Mit- glieder eingefunden, nur Hr. HırscareLn war durch Krankheit. Hr. KörtE durch eine wissenschaftliche Reise am Erscheinen verhindert. Nach der Gesammtsitzung hat die Centraldireetion mit Bedauern. aber mit der Hoffnung ihn zu gelegenerer Zeit wieder aufnehmen zu dürfen, Hrn. Diers aus ihrer Mitte scheiden sehen, da er wegen Über- lastung mit Geschäften seinen Austritt erklärte. Eine Neuwahl an seine Stelle fand nicht statt, da Hr. von WıLAmoWITZz- MOELLENDORFF, bisher nach $ 2. 3 des Statuts zwölftes Mitglied, als eines der vier Mitglieder der Berliner Akademie der Wissenschaften einrückte. Nach Ablauf der statutenmässigen Fünfjahr-Periode seiner Mitgliedschaft schied am 28. April 1900 Hr. ZAnGENEISTER aus der Öentraldireetion aus. An seine Stelle wurde Hr. Pucnsteis-Freiburg gewählt und nahm die Wahl an. Zu ordentlichen Mitgliedern des Instituts wurden ernannt die HH. Drasarsıs-Piräus. Evans-Oxford, Ficker-Strassburg. LEONARDoSs. Stais und Tsusvas in Athen, Graf WALDERSDORFF-Regensburg: zu cor- respondirenden Mitgliedern die HH. Vıxeras-Athen, Boxt-Rom, Vry- sanrınos-Athen, BLiskEsger6-Kopenhagen, Frenrıcn-Berlin, jetzt Posen, Marques pe Monsarup-Madrid, Navpriorıs-Paros, Persıcnerti-Aquila, Ru- BENSOHN-Berlin, Schirr-Athen, Tsororos-Volo. WıLBers-Wien, WıLskı- Lieenitz und Zanv-Berlin. Dureh den Tod wurden von unseren Mitgliedern hinweggenommen: R. Augrosı (+ 29. December 1900), Aporr Horm (7 3. Juni 1900), Enır Hüsser (F 21. März 1901), dessen wir in einem Nachrufe im »An- zeiger« des Jahrbuchs besonders gedacht haben, Emil Osere (7 im December 1900), WoLreAang REıcHen (} 17. December 1900, als Secretar des österreichischen Instituts zu Athen) und, schmerzlich vermisst auch 60* ler} . * 700 Gesammtsitzung vom 6. Juni. als Mitarbeiter bei der Herausgabe der Berliner Schriften des Instituts, GonrAD WERNICKE (F 20. August 1900). Durch Bestätigung der Wahlen der Centraldireetion erhielten das Stipendium für classische Archäologie die HH. Rassow, Tmerscn und Warzısger, je ein Halbjahrsstipendium die HH. Massus und Supnaus, und das Stipendium für christliche Archäologie Hr. Sauer. Bei der Herausgabe der Berliner Publicationen des Instituts traten nach dem Hingange Cosrap Wernicke’s in dankenswerther Weise die HH. Braspıs und Pernıcz ein, der Erstere für die Bibliographie, welche er auch weiter zu führen sich hat bereit finden lassen, nachdem mit dem Beginne des laufenden Reehnungsjahres Hr. Botno GrAEr die übrige Hülfsarbeit bei der Redaetion übernommen hat. »Jahrbuch« und »An- zeiger«, der letztere auch in Sonderausgabe, sind regelmässig viertel- jährlich weiter erschienen, unterstützt namentlich für die Bibliographie auch im vergangenen Jahre von ausländischen Freunden der Sache. Das Zehnjahrregister des Jahrbuchs und Anzeigers hat leider wegen anderweitiger Inanspruchnahme des Bearbeiters noch immer nicht fertig gestellt werden können. Auch die Herausgabe eines neuen Heftes der » Antiken Denkmäler« ist nicht zum Abschlusse gelangt; die theilweise umständlich herzustellenden Tafeln sind aber bis auf eine in Auflage fertig, der Textdruck soll alsbald beginnen. Überschuss-Tafeln, nament- lieh Buntdrucke, der früheren Hefte der »Antiken Denkmäler« sind den archäologischen Apparaten der deutschen Universitäten unentgelt- lich zur Verfügung gestellt und von den meisten mit Dank angenommen worden. Der Generalseeretar war im vergangenen Jahre mehrfach und ein Mal auf längere Zeit auf Reisen. Die Vertretung übernahmen ausser Hrn. Scnöxe die HH. HmschreLn und von WILAMoWITz- MOELLENDORFF. Die längere Reise fiel in die Monate September, October, November. Sie ging nach Pergamon, wovon weiterhin bei den Angelegenheiten des athenischen Secretariats die Rede sein wird. Kleinere Reisen des Generalsecretars wurden gefordert zur Wahr- nehmung der Instituts-Interessen bei der archäologischen Forschung innerhalb Deutschlands. Dass dafür dem Institute im Reichs-Etat Mittel bewilligt waren, wurde bereits im vorigen Jahresberichte er- wähnt; aber, wie damals, so stand auch im vergangenen Jahre die Entscheidung über die an jene Bewilligung geknüpften organisatorischen Fragen noch aus. Um nun den Beginn zweckmässiger Verwendung der verfügbaren Mittel nicht ganz und gar darauf warten zu lassen, geneh- migte die Reichsregierung wiederum das Vorgehen der Centraldireetion an den drei Stellen, an welchen bereits im Rechnungsjahre 1899 thätig hatte angesetzt werden dürfen, in Süd-, Mittel- und Norddeutschland. Conze: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts. 701 Die Herausgabe einer »Karte der römischen Überreste in Bayern « dureh Hrn. OntenscHhLaser - München ist bis zum Beginn des Textdrucks in zwei Bogen gediehen. Wir rechnen auf das Erscheinen eines ersten Heftes in diesem Jahre. Die Ausgrabung einer von ihm entdeckten prähistorischen An- siedlung bei Neuhäusel im Regierungsbezirke Wiesbaden wurde von Hrn. SoLpan-Darmstadt kräftig gefördert und dem Abschlusse nahe gebracht. Die Fundstücke fallen dem Museum in Wiesbaden zu, die Veröffentlichung der ganzen Ergebnisse soll in den Schriften des Vereins für Nassauische Alterthumskunde nnd Geschiehtsforschung er- folgen. Als Drittes wurde schon die im Jahre 1899 inaugurirte, für unsere raterländische Geschichte so bedeutsame Erforschung der Römerspuren an der Lippe fortgesetzt, indem das Institut der vom Alterthumsvereine in Münster bestellten Alterthums-Commission für Westfalen Mittel und sonstige Unterstützung zur Weiterführung von Ausgrabungen der Römer- festung bei Haltern gewährte. Die Veröffentlichung der erheblichen Resultate steht im zweiten Hefte der »Mittheilungen der Westfälischen Alterthums-Commission« nahe bevor. Aus den reichen Fundstücken ist, mit Entgegenkommen der städtischen Behörden und unter rühm- liehem Eintreten namentlich des Hrn. ConrAaps-Haltern, ein kleines Museum in Haltern selbst gebildet worden, und das Localinteresse hat sich durch Gründung eines dem Münsterer Vereine affıliirten Hal- terner Alterthumsvereins in höchst erfreulicher Weise bethätigt. Die Arbeiten bei Haltern gaben den Anlass zum Besuche des Platzes auch durch den Generalsecretar, zwei Mal im April und je ein Mal im August und December vorigen Jahres, während mit den Mitgliedern des Mün- sterer Vereins, besonders vertreten durch die HH. Pınzierı und Korpr, Hr. Scnucnnarpr-Hannover an den von ihm für den Verein eröffneten Ausgrabungen fortgesetzt sich betheiligte, und von Seiten des Instituts die HH. Lorscueke-Bonn und Rırreruıns-Wiesbaden sich bereit finden liessen, abwechselnd am Platze mit einzutreten, auch Hr. Hrrrner- Trier und, bei zufälliger Anwesenheit in der Nähe, der erste Secretar in Athen, Hr. Dörrrerv, ein Mal an den Besichtigungen Theil nahmen. Um die für das Institut im Interesse der Sache wesentlichen Be- ziehungen zu den Alterthumsvereinen wahrzunehmen, wohnte auf Er- suchen der Centraldirection Hr. Hrrrser-Trier im October der Tagung des Gesammtvereins des deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine in Dresden bei, so wie, um damit allerdings schon in das laufende Rechnungsjahr überzugreifen, der Generalsecretar zur ersten Gesammt- sitzung des Sonderverbandes süd- und westdeutscher Alterthumsvereine nach Trier reiste. 702 Gesammtsitzung vom 6. Juni. In diesem Zusammenhange ist auch zu erwähnen, dass der Reichs- kanzler den Generalsecretar des Instituts zum Mitglied des Gesammt- ausschusses des römisch-germanischen Centralmuseums in Mainz er- nannte. Unser Bericht hat nunmehr zu den sogenannten Serien-Publica- tionen überzugehen. Zur Herausgabe der »Antiken Sarkophage« gedachte der Leiter dieses Unternehmens, Hr. Rogerr, im vergangenen Jahre den Druck des Textes zu Band III, 2, dessen Tafeln fertig sind, beginnen zu können; aber ungewöhnliche Inanspruchnahme durch andere Verpflichtungen sind hindernd in den Weg getreten, so dass der Beginn des Druckes erst in diesem Jahre möglich sein wird, wie auch eine im Interesse des Werkes beabsichtigte Reise nach Italien erst jetzt wird ausgeführt wer- den können, nachdem soeben Schloss Wolfegg in Württemberg von Hrn. Rogßert um eines von Hrn. MicnAerıs dort untersuchten, für die Sarkophage zu benutzenden Skizzenbuches aus dem 16. Jahrhundert willen besucht worden ist. Über die Sammlung der »Antiken Terracotten« berichtet Hr. Kr- KULE VON STRADONITZ, dass die Vollendung des Typenkatalogs durch Hrn. Winter im vorigen Jahre nicht erreicht worden ist, aber jetzt in naher sicherer Aussicht steht. Vom zweiten, abschliessenden Bande sind be- reits 30 Bogen gedruckt, Bogen 31-34 im Manuscript vollendet. Der im Drucke fertige, erste Band soll erst mit dem zweiten zusammen erscheinen. Nicht so weit ist die Herausgabe der Campana-Reliefs gediehen, obwohl der Text des ersten Bandes im Manuseript nahezu fertig vorliegt und der des zweiten Bandes nur noch mit einzelnen Ab- schnitten und einer Gesammtredaetion aussteht. Mit dem Bearbeiter des Bandes, Hrn. von Ronpen, ist Hr. Wınnererp für die Arbeit fort- gesetzt eingetreten, an der auch Hr. Freprıcn eine Zeit lang sich be- theiligte. Die Reproduction der in den Vorlagen vorhandenen Abbil- dungen wartet auf die Fertigstellung des Textmanuscriptes. Hr. @. Körte hat für die »Etruskischen Urnen« die Tafeln des dritten Bandes jetzt alle zum Drucke gebracht, ist aber durch seine kleinasiatische Untersuchung bei Gordion an Förderung des Textes be- hindert gewesen, eine Hinderung, welche auch für das Supplement zu GERHARD’S »Etruskischen Spiegeln« es nur zu einiger Vermehrung des Materials, z. B. in Konstantinopel und München, hat kommen lassen. Indem wir andere vom Institute unternommene oder unterstützte Unternehmungen, die keinen Fortgang zu verzeichnen bieten, übergehen, haben wir von der Sammlung »Antiker Schnitzereien in Elfenbein und Knochen«, welche in photographischen Nachbildungen von Hrn. H. Grar- Conze: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts. 703 vEn herausgegeben werden sollen, zu berichten, dass das Erscheinen eines ersten Heftes nahe bevorsteht. Von den im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften zu Wien mit Unterstützung des Instituts erscheinenden » Atti- schen Grabreliefs« ist das ı 1. Heft ausgegeben und damit der Abschluss des zweiten Bandes erreicht, während es Hrn. vox Kırserırzky seine amtlichen Obliegenheiten nicht gestattet haben, die Herausgabe der »Südrussischen griechischen Grabreliefs« über einigen weiteren Zuwachs an Material hinaus zu fördern. Von der »Ephemeris epigraphica« ein neues Heft erscheinen zu lassen, lag auch im vergangenen Jahre kein Anlass vor. In Ausar- beitung befindet sich eine für diese Zeitschrift bestimmte Arbeit des Hrn. ZieBartn »de antiquissimis inscriptionum syllogis«. Das römische Seceretariat hat den ı5. Band der dortigen »Mit- theilungen« herausgegeben. Ein Register zu den ersten 10 Bänden der Zeitschrift ist im Drucke. Die Vorträge des ersten Secretars. Hrn. PrETERSEn, über altitalische Kunstgeschichte fanden vom December bis März in den Museen statt. Der zweite Seeretar, Hr. Hürsen, trug im November und December über Topographie von Rom vor und ver- anstaltete im Februar und März Übungen in lateinischer Epigraphik. Auch die Sitzungen nahmen ihren Fortgang unter zahlreicher Betheili- gung, wobei eine Zunahme des Besuchs von Damen bemerkt wurde. Hrn. Mau’s pompejanischer Cursus hat in der ersten Hälfte des Juli stattgefunden. Von Rom aus wurden wissenschaftliche Ausflüge unter- nommen nach Conca und Antium, nach Veji und Primaporta und nach Ostia. Der erste Seeretar bereiste namentlich Süd-Etrurien, wobei in Chiusi die Sammlung Paulucei, hauptsächlich aus Vasen dortigen Fund- gebietes bestehend, verzeichnet wurde, besichtigte von Florenz aus das alte Kuppelgrab in Quinto Fiorentino, betheiligte sich ausserdem, einer Aufforderung des italienischen Unterrichtsministeriums folgend, an der Reise und den Arbeiten einer Commission zur Begutachtung der Bosco- reale-Fresken. Der zweite Seeretar benutzte eine Urlaubsreise, um in Paris in der National-Bibliothek für römische Topographie wichtige Handschriften einzusehen und in Südfrankreich die wichtigsten Museen und Baudenkmäler der Römerstädte zu besuchen. Im Herbste haben beide Secretare und Hr. Mau wiederum die Führung im Cursus der deutschen Gymnasiallehrer übernommen. Es waren dazu gekommen sieben Herren aus Preussen, drei aus Bayern, zwei aus Sachsen, zwei aus Württemberg und je einer aus Hessen. Meklenburg - Schwerin, Sachsen-Coburg, Schwarzburg-Sondershausen, Bremen und Elsass-Loth- ringen. 704 Gesammtsitzung vom 6. Juni. Das Unternehmen eines Katalogs der Antikensammlungen im Vati- can ist so weit gediehen, «dass Hr. Amerune sein Manuseript eines ersten Bandes, zu welchem auch die Photographien fertiggestellt sind, druck- fertig geliefert hat. Die römische Institutsbibliothek hat sich um 523 Nummern ver- mehrt. wozu die Programm-Schenkungen der deutschen und namentlich auch schwedischen Universitäten und der im Austausche gewonnenen Schriften höherer Lehranstalten in Deutschland, ausserdem zahlreiche Schenkungen beitrugen. Der Munificenz des Hrn. von SWENIGORODSKOI verdankt die Bibliothek dessen Prachtwerk und sonstige Publicationen über byzantinisches Zellen-Email, Einzelgaben sonst den HH. Acneuıs, EngELmAnn, For, O. Harnack, Hartmann, Grafen Havewırz, Heueıe, Scnurrten und Anderen. Von wissenschaftlichen Körperschaften und An- stalten gingen reiche Gaben ein von der Königlich Preussischen Aka- demie der Wissenschaften zu Berlin, der Generalverwaltung der König- lichen Museen und der Generaldireetion der Königlichen Bibliothek und der Archäologischen Gesellschaft dort. von der Centraldireetion der Monumenta Germaniae, von der Reichs-Limes-Commission, der König- lichen Akademie der Wissenschaften zu München, der Königlichen Ge- sellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, «dem Österreichischen Cultus- Ministerium. sowie der Wiener Akademie der Wissenschaften, dem Italienischen Cultus- Ministerium, der Vatiecanischen Bibliothek und der Societa Reale zu Neapel, der Archäologischen Gesellschaft in Athen, der Rumänischen Akademie zu Bukarest, der Akademie der Wissen- schaften zu St. Petersburg, der Ungarischen Akademie zu Budapest, dem Ministerium des öffentlichen Unterrichts in Paris, den Trustees des Britischen Museums und denen des Museums zu Boston U. S.. Von dem Realkataloge der Bibliothek ist der zweite Band im Manu- scripte grossentheils vollendet, der Druck hat begonnen. Die athenische Zweiganstalt erlitt einen schwer zu ersetzenden Verlust durch den Abgang des zweiten Secretars Hrn. WoLTters, welcher am 1. October einem Rufe als ordentlicher Professor der elassischen Archäologie an die Universität Würzburg folgte. Da die Wahl eines Nachfolgers der diesjährigen ordentlichen Gesammtsitzung der Central- direetion vorbehalten bleiben sollte, trat mit dankenswerther Bereit- willigkeit der beim Secretariate als Hülfsarbeiter beschäftigte Hr. von Prorr für die Zwischenzeit in gesteigertem Maasse für die Geschäfte des zweiten Seeretars ein, unter denen die Verwaltung der Bibliothek unge- wöhnlich hohe Anforderungen stellte, da in Folge des im Jahre 1899 vollendeten Neubaus eines grossen Bibliotheks- und Sitzungssaales eine Neuordnung der Bibliothek noch im vollen Gange ist. Hrn. von Prorr Conxze: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts. 705 dabei zur Seite zu treten, liessen sich die HH. Prruwer und WATzInGER bereit finden, welche auch für eine Neuordnung der grossen photo- graphischen Sammlungen in Anspruch genommen worden sind. Der Zuzug von Stipendiaten und anderen Gelehrten zum Institute in Athen war fortdauernd ein zahlreicher. Die Sitzungen fanden, begünstigt durch den jetzt grösseren Raum im neuen Sitzungssaale, sehr reichlichen Besuch; zum WixckeL- MAnNS-Tage beehrten auch die Königlich griechischen Majestäten die Fest- sitzung mit ihrer Gegenwart. Bei den Vorträgen fand das Skioptikon häufige Verwendung. Unter lebhafter Betheiligung von Zuhörern hielt der erste Secretar, Hr. DörrreLp, seine Vorträge vor den Baudenkmälern in Atlıen und im Piräus. Für den Ausfall von Vorträgen des ausgeschiedenen zweiten Seeretars wurde einiger Ersatz geboten durch Theilnahme an den epi- graphischen Vorlesungen des Secretars des österreichischen Instituts, Hrn. Wiıruerm, und an den Vorträgen über Vasen und Terracotten, welche, für zwei Monate bei der französischen Schule dafür eintretend, Hr. Porrtıer aus Paris hielt. Dieses Eintreten von Professoren aus dem Heimatslande, wie es auch bei der americanischen Schule in Athen üblich ist. hat bei unserem Institute den schon früher angeregten Gedanken an ein solches zeitweiliges Eintreten auch von deutschen Professoren für Vorträge ihrer Fächer in Athen und Rom auf’s Neue zur Erwägung ge- bracht. Im April v. J. haben die drei, bereits üblichen Studienreisen unter Führung des ersten Secretars, und wiederum unter zahlreicher Be- theiligung, stattgefunden. Auf der Peloponnesreise wurden zum ersten Male auch Sparta und Messene besucht, die Inselreise führte auch bis Kreta, zur Besichtigung der englischen Entdeckungen zu Knossos. Das Ziel der dritten Reise war Troja. Kreta hatte auch der zweite Secretar, Hr. Worrers, noch vor seinem Abgange besucht und einen Bericht über die Funde von Knossos im »Anzeiger« unseres Jahrbuches geliefert. Der erste Secretar nahm auch die Ausgrabungen der americanischen Schule in Korinth in Augenschein und fuhr zwei Mal nach der Insel Leukas, wo er die Ausgrabungen eines holländischen Liebhabers, des Hrn. GoEkoor, leitete und nach seiner Rückkehr von da durch Hrn. Krüser weiter beaufsichtigen liess. Als wichtiges neues Unternehmen des Instituts, welches der athe- nischen Abtheilung zufällt, ist die Übernahme der Ausgrabungen in Pergamon zu nennen, zu welcher die Verwaltung der Königlichen Museen zu Berlin, zunächst für eine Reihe von Jahren, ihre Zustimmung gegeben hatte. Seine Excellenz der Reichskanzler ermöglichte es durch einen einmaligen Zuschuss zu den Institutsmitteln, in den Herbstmonaten des Sitzungsberichte 1901. 61 706 Gesammtsitzung vom 6. Juni. vorigen Jahres hiermit zu beginnen. Mit dem ersten Secretar, Hrn. Dörr- FELD, vereinigte sich dieses Mal noch der Generalseeretar, dem in seiner früheren Stellung an den Königlichen Museen die Leitung der perga- menischen Arbeiten anvertraut gewesen war, zu der gemeinsamen drei- monatlichen Arbeit. Deren Ergebnisse entsprachen vollauf den Erwar- tungen, worüber in den »Athenischen Mittheilungen« berichtet werden wird. Die Probe auf die Zweckmässigkeit der Neuinangriffnahme der in Pergamon noch nicht zu Ende geführten grossen wissenschaftlichen Untersuchung ist damit gemacht. Für den Fortgang ist dem Institute jetzt der Weg geöffnet, indem Reichsregierung und Reichstag inzwischen laufende Mittel im Etat dafür bereitgestellt haben. Eine kleine Recognoseirung, welche vom athenischen Institute unterstützt wurde, war die des Hrn. WEsEr-Smyrna in den Ruinen von Erythrae. Eine kleine Grabung im Gräberfelde an der Agia Triada in Athen wurde von Hrn. Dersrück ausgeführt. Sonst ist die Bear- beitung der Ergebnisse früherer Ausgrabungen betrieben worden. Die Pläne der von einer Anzahl von Gönnern in Deutschland mehrere Jahre hindurch ermöglichten Ausgrabungen im Westen der Akropolis zu Athen wurden fertiggestellt, um demnächst in den »Antiken Denk- mälern« des Instituts zu erscheinen. Hr. Rugensonun bereitete die Her- ausgabe seiner Funde auf Paros vor. Die Verfolgung der Aufdeckung des Brunnenhauses des Theagenes in Megara musste noch auf die Expropriirung der Grundstücke warten. Die grosse Unternehmung der Herausgabe der auf der Akropolis von Athen bei den griechischen Ausgrabungen gefundenen Vasenscherben schreitet unter den Händen der HH. Grarr und Harrwıe fort. Zur Herausgabe der Funde am böotischen Kabirenheiligthume ist ein An- fang mit der Herstellung der Tafeln gemacht worden. Beiden Werken sich in Fortsetzung seiner athenischen Obliegenheiten zu widmen, hat Hr. Worrers dankenswerth übernommen. Der 25. Band der athenischen »Mittheilungen« ist erschienen, in Angriff genommen auch die Herstellung eines Registers aller 25 Bände. Die ganze Reihe der Bände ist jetzt wieder im Handel zugänglich, nachdem im vorigen Jahre der vergriffen gewesene 8. Band neu ge- druckt ist. Dass für die Bibliothek in Folge des Neubaues eines Saales eine Neuordnung unternommen werden musste,.ist bereits erwähnt worden. Der Zuwachs der Bibliothek belief sich im Jahre 1900 auf 352 Nummern. Unter den Schenkgebern sind wir ausser den bereits unter den Wohl- thätern der römischen Bibliothek genannten Behörden und Anstalten besonders zu Danke verpflichtet dem Königlich Preussischen Unter- richts-Ministerium, der Französischen Schule in Athen, sowie den Conze: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts. 707 HH. Jacogsen, LATyscnhEw, PAnTAsıDIs, SCHRÖDER, STSCHUKAREW und noch anderen Freunden unserer Anstalt. Die Sammlung der photographischen Negative beim Institute in Athen hat sich auch im vorigen Jahre erheblich vermehrt, in erster Linie durch zahlreiche Aufnahmen in Pergamon, auf Ithaka und Leukas. Kine grössere Anzahl ist auch durch die Aufnahmen aller wichtigeren Porträtköpfe aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Chr. im athenischen Nationalmuseum hinzugekommen. Die ganze Sammlung ist jetzt gut auf- gestellt und umfasst mehr als 7000 Nummern. Die photographischen Positive sind alle in Sönnecken’schen Ordnern in der Bibliothek auf- gestellt und stehen dort zur Benutzung aus. Ihrer Nutzbarmachung durch Katalogisirung, Revision der Bezeichnungen und Eintragen der Litteratur auf den Bildern hat sich Hr. Preuser gewidmet. Die Samm- lung der photographischen Diapositive ist auf 900 Nummern gestiegen. Zur Benutzung bei Vorträgen nicht nur im Institute selbst ist davon vielfach Gebrauch gemacht worden. Der Verwaltungsrath der Dampfschifffahrts-Gesellschaft des Öster- reichischen Lloyd hat dem Institute auch im vergangenen Jahre durch Erleichterung der Reisen der Secretare und Stipendiaten seine Förde- rung zu Theil werden lassen. Wie ihm, gebührt unser Dank auch der Direetion der Deutschen Levante-Linie in Hamburg, welche uns gleichartige Vergünstigungen gewährt hat. Ausgegeben am 13. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, ie ae reihe leere ee [a a Are hen UN 7 fi£ Be ni . I Eh if Pr i ah Mi eities uie Rn art w a! dein lan Aral aha Fatmabaifeli.. I Area ri int ne BT Ay rk len ER par ie ae 22, IE a N t 3 kbmatıter 2 HN al ur Be. r y x Ei AREA 1 ar tin er lie w 39 EFT ER i A j N l 1, . u s va | ae | j \ I, Haas Tri rktint ee) { | ä 8 f R TE SBTEBER SH Rn, hr in uhr nut £ REN, 7 ee oe ner, ie n | 2 | en RE f nor ae wi n us in a % r ? + - Kap Eva, ch u nn a en an de . are bs De ' E1% IR he u u ah Tr a a 3 0 ct ee 2 % - SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN Ü AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. XXIX. XXX. Es: Juni 1901. BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. - IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Bass Auszug aus dem Reglement für die Redaction Br itzungsberichten, A $ı. ne 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade; die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Narnia 52... . Jeden Sitzungsberieht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissensehaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in’ früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85, Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der | Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte, Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41,2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht fhersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Net nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung id a begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche. Auflage eingeliefert ist. un ’ 87: l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gube des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch I jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band ‚mit | | | nummer, Tag und Kategorie der Sitz - y nur auszugsweise, Bash auch in weiterer Ausfaheii deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden TE 2. Wenn der V: erfasser © einer aufgenommenen w wissen- j schaftlichen Mittheilung diese anderweit frühe zu Br u öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies ‚nach den ge „ den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu Pe } willigung der Gesammtakndemie. ‚oder der betreffenden ” Classe. La; 2 - { ey. se j 5. Auswärts werden Parking: nur | eı Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehter \ di auf Erscheinen. ‚ihrer. De Be Tag _ Mittheilungen« Be erhält unentgeltlich 5 fünfzig Sonderabdrücke ı ‚mit einem ‚Umse der Kopf der Sitzungsberichte mi veszahl, tzung, ee Titel der Mittheilung un | der Name « ‚des Verfassers stehen. 2» Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Si ngs- berichte und ‚einem angemessenen Titel | nicht: über wei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umsel fort. 3. Dem Verfasser steht ‚frei, auf seine Kosten weitere n gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von ‚noch zweihundert Kr zu unentgeltlicher eigener Vertheilung ‚abziehen zu assen, sofern er hiervon rechtzeitig: dem re di i: Bi i ren de n jeore- : tar Anzeige BEmBEN ‚hat. er Ur u £ RR & x 4 $ > 2 & r es Bar Ha Sr IE ner zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte .be- stimmte Mittheilung muss in einer eg er vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu. die Vermittelung eines en Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 2 Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder eome- spondirender Mitglieder direct bei der Akademie ‚oder bei j ‚einer der 'Classen eingehen, so hat sie, der vorsitzende ‚ Seeretar selber oder durch ein’ anderes Mitglied E um “ Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser ı er Akademie nicht angehören, hat er einem Busen h scheinenden Mitgliede zu überweisen. ” n [Aus Stat. $al, 2. — Für die Auidlime" bedarf es : einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder rs einer der Classen. Ein darauf ‚gerichteter Anı kann, == sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, a gestellt und sogleich zur ee. A i IN FR 52 Die Akademie versendet ihre „Sileunseberichden an BER ‚Stellen , mit 127 sie im Schriterkehr. steht, # 4 wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, 0 © October bis December zu Anfang des achagen) Saba nach Fertigstellung de „ ” ” ” ” “Di 709 SITZUNGSBERICHTE 19. DER XXIX. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Vorsitzender Seeretar: Hr. Diers. Hr. Brunner las: Uber ein verschollenes merowingisches Königsgesetz des 7. Jahrhunderts. (Ersch. später.) Eine Reihe von Rechtssätzen der Lex Baiuwariorum und der Lex Alamannorum ist auf ein merowingisches Königsgesetz zurückzuführen, das die Verhältnisse der Kirche und die Stellung der Herzoge zu regeln bestimmt ‚war, vermuthlich in der Zeit Dagobert's 1. für eine Mehrheit von Herzogthümern des fränkischen Reiches abgefasst und bei der Redaction der beiden oberdeutschen Volksrechte benutzt worden ist. Ausgegeben am 20. Juni. Sitzungsberichte 1901. 62 1 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER . XXX KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 13. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Kontrauscn las über photothermometrische Messun- gen in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Dieselben verfolgen den doppelten Zweck, auf Grund der Strahlungsgesetze des schwarzen Körpers erstens die Teinperaturscale auf Höhen auszudehnen, in denen das Gasthermometer versagt, und zweitens einfache Mittel zur photometrischen Messung von Glühtemperaturen herzustellen. Es wurde ein von den HH. Lunmer und Prıngs- HEIM construirter elektrischer Ofen, bestehend aus einem durch einen Strom in seiner Wandung geheizten Kohlehohlkörper, der einen theoretisch schwarzen Körper darstellt, demonstrirt. Mit den so bis jetzt erzielten Temperaturen liess sich die bis ı150° abge- leitete Formel für die Spannung von 'Thermoelementen (HotLsorn und Day, Sitzungs- berichte 1899, S.691) bis 1550°C. photometrisch prüfen und wesentlich bestätigen. Ferner wurde ein von den HH. Horsorn und Kurzzaun hergestelltes Photopyrometer vor- gelegt. Die Stromstärke, welche dem Faden einer elektrischen Glühlampe zugeführt werden muss, damit er sich, durch ein rothes Glas betrachtet, von dem zu ınessenden glühenden Hintergrunde nicht mehr abhebt, lässt aus einer Tabelle oder einer einfachen Formel die Temperatur des Hintergrundes entnehmen. 2. Hr. Krem las über den Brushit von der Insel Mona (zwischen Haiti und Portorico). Das von Hrn. Dr. Srorrerr in Hamburg aufgefundene seltene Mineral kommt in den dortigen Guanohöhlen vor und lässt chemische Zusammensetzung und optische Eigenschaften näher erkennen als dies früher der Fall war: die chemische Zusammen- setzung ist 2CaO, H?O, P?O°+5H?’O, das System monoklin, die optischen Axen liegen senkrecht zum Klinopinakoid, auf demselben steht die erste positive Mittellinie senk- recht und man beobachtet gekreuzte Dispersion. 3. Hr. Hrrnerr legte vor: Veröffentlichung des Königlich Preussi- schen Geodätischen Instituts. Neue Folge Nr. 5: Bestimmung der Längendifferenz Potsdam-Bukarest im Jahre 1900. Berlin 1901. 4°. _ Über ein optisches Pyrometer. Von L. Horzorn und F. KurLBsAun in Charlottenburg. (Mittheilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Vorgelegt von Hrn. KontrAuscn.) B.i der Messung sehr hoher Temperaturen versagen die meisten Me- thoden, bei denen das Thermometer mit dem erhitzten Körper in Be- rührung gebracht werden muss. Am weitesten kommt man mit dem Thermoelement. dessen Benutzung aber schon über 1200° hinaus wegen ungenügender Isolation oder wegen der leicht möglichen chemischen Än- derung der Drähte so grossen Schwierigkeiten begegnet, dass genaue Er- gebnisse jenseits der Grenze von 1500° ausgeschlossen zu sein scheinen. Auch das Luftthermometer, die Grundlage unserer Temperaturmessung. wird kaum höher hinauf grosse Zuverlässigkeit beanspruchen dürfen. so dass wir uns vor die Aufgabe gestellt sehen, für die extremen Tem- peraturen eine besondere Scale zu schaffen, von der man zunächst ver- langen wird, dass sie mit einer gewissen Genauigkeit reprodueirbar ist. Das passendste Mittel hierfür bietet die Strahlungsmessung, die auf beliebig hohe Temperaturen ausgedehnt werden kann, weil die An- wendung der Messverfahren durch physikalische und chemische Ände- rungen nicht begrenzt wird. Dabei wird man zweckmässig die leuch- tende Strahlung vorziehen, für deren Untersuchung einfachere Methoden vorliegen als bei der Gesammtstrahlung. In verschiedener Richtung ist diese Aufgabe schon in Angriff genommen. So hat zuerst DrArer' versucht, die Ausdehnung des sichtbaren Speetrums eines Körpers bei verschiedenen Temperaturen zu bestimmen. Diese Erscheinung, die neuerdings u. A. von Heurer” wiederum zu pyrometrischen Zweeken verwerthet worden ist, kann wegen der unscharfen Grenzen des Spectrums und der veränderlichen Empfindlichkeit des Auges nur unsichere Ergebnisse liefern. Ferner hat Crova” die Temperatur mit dem Spectralphotometer aus dem Ver- DrAPErR, Phil. Mag. 30, 345. 1847. ® W. Henmper, Zeitschrift f. angew. Chemie 14, 237. 1901. 3? Crova, Annales de Chim. et de Phys. (5) 19, 472. 188o. L. Horsorw und F. Kurtsaun: Über ein optisches Pyrometer. ls hältniss der Helligkeiten zweier Farben zu bestimmen unternommen, während zuerst E. BEcQuEREL' und später Le CuAteLier” eine homogene Strahlung bei verschiedenen Temperaturen photometrirt haben. Beide haben das Gesetz, nach dem die Intensität einer homogenen Strahlung mit der Temperatur fortschreitet, auf empirischem Wege zu ermitteln gesucht und es auf die Bestimmung von Schmelzpunkten und Flammen- temperaturen angewendet. Nachdem alsdann neuerdings Pascnen und WANNER°, sowie LumMER und Prmesuem* gezeigt haben, dass das von W. Wırn aufgestellte Gesetz innerhalb des leuchtenden Theiles der Strahlung des schwarzen Körpers im Wesentlichen gültig ist, hat die Methode der Temperatur- messung auf photometrischem Wege an Bedeutung gewonnen. Der grösste Vorzug des Verfahrens besteht darin, dass an die Genauigkeit der photometrischen Messung nur geringe Ansprüche ge- stellt werden, weil die Helligkeit sehr schnell mit der Temperatur ansteigt.° Aus demselben Grunde bringt auch ein geringer Mangel in der Schwärze des strahlenden Körpers keinen grossen Unterschied in der leuchtenden Strahlung hervor. Schon BecquErEL fand, dass die Lichtstärke nicht sehr von der Beschaffenheit des glühenden Körpers abhängt, und Lummer und Prinesuem (a. a. O. S. 44) haben gezeigt. dass bei gleicher Helligkeit der Temperaturunterschied sogar zwischen dem schwarzen Körper und dem blanken Platin bei 800° nicht 50° und bei 1500° nicht 130° übersteigt. Eine Unbequemlichkeit der Methode liest in der Verwendung einer constanten Vergleichsflamme. Denn da deren Helligkeit bekannt- lich in ihren einzelnen Theilen sehr variirt, so pflegt man das hellste Stück durch ein Diaphragma herauszuschneiden, was eine sehr sorg- fältige Justirung erfordert. Deshalb haben wir als Vergleichslichtquelle zunächst einen elek- trisch geglühten Platiniridiumdraht gewählt, dessen Temperatur sich leicht durch den benutzten Heizstrom variiren lässt. Dies bietet zugleich die Möglichkeit für eine neue photometrische Anordnung, welche bei grosser Einfachheit eine ausserordentliche Empfindlich- keit giebt. Versuchsanordnung. Die Figur zeigt die Versuchsanordnung schematisch in einem Horizontalschnitt. ! E. BecQuEreL, Annales de Chim. et de Phys. (3) 68, 49. 1863. ® H. Le CnarELier, Comptes rendus 114, 214 und 470. 1892. ® F. Pascnen und H. Wanner, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1899, 5 und H. WAnneER, Ann. d. Phys. 2, 141. 1900. * ©. Lunner und E. Prınesnem, Verhandl. d. Deutschen phys. Ges. 3, 36. 1901. ° OÖ. Lunmer und F. Kurtzaum, ebenda 2, 89. 1900. 714 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juni. K ist ein elektrisch geheizter schwarzer Körper mit grosser Off- nung, welcher schon bei einer früheren Arbeit benutzt wurde.' Von der leuchtenden Offnung O0 entwirft die Linse Z, ein Bild, welches in die Öffnung: des Diaphragmas D fällt: an derselben Stelle befindet sich ein Bügel aus Platiniridiumdraht. dessen Horizontal- schnitt durch die beiden Punkte angegeben K ist. Durch die Linse Z, mit dem vorge- Ir setzten rothen Glase @ wird das Bild der leuchtenden Offnung betrachtet, von wel- cher sich der Drahtbügel zunächst schwarz W abhebt.” Th 0 Wird der Bügel durch Strom erhitzt und erreicht die Intensität seiner rothen IN Strahlen die des schwarzen Körpers, so mer verschwindet der Bügel vollständig, wäh- rend sich seine durch Wärmeableitung IR der gleichmässig leuchtenden Fläche ab- 2 - gekühlten Schenkel noch deutlich von heben. Diese photometrische Anordnung ist sehr empfindlich, weil sie die Bedingung erfüllt, dass die Grenzkanten der zu vergleichenden Flächen vollkommen verschwinden; in der That ist man bei richtiger Einstellung nicht im Stande, den Ort des Kohlebügels anzugeben. Es macht den Eindruck, als löse sich der Drahtbügel in einer feurigen Flüssigkeit auf, während die kälteren Schenkel noch auf die Stelle hinweisen, auf welehe die Aufmerksamkeit zu lenken ist. Durch Änderung des Widerstandes W kann man diese Erschei- nung stets leicht hervorrufen. Notirt man bei jeder am Strommesser A abgelesenen Stromstärke die durch das Thhermoelement TA angegebene Temperatur des schwarzen Körpers, so hat man ein leicht zu hand- habendes Pyrometer mit direeter Ablesung. Es sei hervorgehoben, dass an die optischen Eigenschaften der Linsen keine Anforderungen gestellt werden. Denn erstens wird homo- genes Licht benutzt, zweitens kommt von den Linsen nur das mittelste Stück, ungefähr von der Grösse der Pupille, zur Verwendung. Des- halb genügten in diesem Falle als Objeetiv und Ocular Brillengläser mit den Brennweiten ı2 und 20°”. Ferner ist es nieht nöthig, die ı H.Rusens und F. Kurrzaum. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d.Wiss. 1900, S. 929. ® Das Kupferrubinglas wurde von dem Glaswerk Schott und Genossen freundlichst zur Verfügung gestellt und gab ein homogeneres Licht als Goldrubinglas. L. Horsorn und F. Kurı.saum: Über ein optisches Pyrometer. 715 Flächenhelligkeit für das beobachtende Auge hiervon nicht abhängt. Dagegen ist es natürlich vortheilhaft, ein deutliches Bild des Bügels zu sehen. Leider verträgt der Platiniridiumdraht keine sehr hohe Tempera- tur, weil er schon bei 1200° dureh Zerstäubung seine Oberfläche ver- ändert und rauh wird. Wir sind deshalb zu kleinen 4 Volt-Glüh- lämpehen mit bügelförmigem Kohlefaden übergegangen. Die Befürch- tung, dass die Erscheinung unter der kugelförmigen Glashülle leiden werde, hat sieh nicht bestätigt. Es zeigte sich nämlich, dass auch in diesem Falle der Bügel sich von einer ziemlich gleichmässig hell erscheinenden Fläche gut abhebt. Dies liegt wohl daran, dass die vor- handenen Helligkeitsdifferenzen bei ihrem continuirlichen Übergange nieht auffallen, allerdings erscheint jedes im Glase eingeschlossene Luft- bläschen als schwarzes Pünktehen auf hellem Grunde. Auf das Photo- metriren selbst ist dies jedoch ohne Einfluss, da es hierbei nur auf die Grenzlinie zwischen Bügel und leuchtender Fläche ankommt. Eine Glühlampe bildet daher innerhalb ihrer normalen Beanspru- chung, also etwa bis 2000° eine bequeme, variable Vergleichslampe. Da das Auge nur innerhalb gewisser Lichtintensitäten Differenzen leicht wahrnimmt, so ist es nöthig, bei hohen Temperaturen noch ein zweites rothes Glas vor das Auge zu setzen, während es bei Temperaturen unter 800° vortheilhaft ist, ohne rothes Glas zu photometriren. Die beiden Lichtquellen sind hier hinreichend homogen, und das rothe Glas beeinträchtigt nur die Empfindlichkeit der Einstellung. Aus den Messungen, die zwischen 600 und 1500° angestellt wurden, ergiebt sich, dass die Stromstärke bei dem Platiniridium- draht eine lineare, bei der Glühlampe eine quadratische Funetion der Temperatur ist. Dieser Unterschied wird wahrscheinlich durch die Verschiedenheit im Temperaturcoefficienten des elektrischen Leitver- mögens von Kohle und Metall verursacht. Jedenfalls ist es über- raschend, dass eine Erscheinung, bei der die Veränderungen vieler Eigenschaften des erhitzten Körpers, wie der Strahlung, des elektri- schen und des Wärme-Leitvermögens, in’s Spiel kommen, so einfachen Gesetzen folgt. Beziehung zwischen Temperatur und Stärke des Heiz- stroms eines elektrisch geheizten Körpers. Von einer gewissen Temperatur an gelten diese einfachen Beziehungen nicht nur für einen elektrisch geglühten Draht oder Faden, sondern auch im Allgemeinen für elektrische Öfen, die durch Jourr’sche Wärme gespeist werden. Als Beispiel möge hier der schwarze Körper angeführt werden, welchen wir bei unserer Untersuchung ständig benutzt haben. Er besteht aus einem horizontal liegenden inneren Rohr von 8°" äusserem Durchmesser 716 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 13. Juni. und o°4 Wandstärke mit mehrfachen Diaphragmen und einem con- centrischen äusseren Schutzrohr von 11°” äusserem Durchmesser und o°5 Wandstärke. Das innere Rohr wird durch eine Spule aus Platin- band geheizt, ebenso die Vorder- und Rückwand von spiralig einge- legten Metallbändern. Die Rückwand ist geschlossen bis auf zwei kleine Löcher für die Drähte des Thermoelements, welches die Tem- peratur im Innern des Körpers angiebt, während die Vorderwand eine 3°” weite Öffnung für den Austritt der Strahlung besitzt. Die 12% langen Rohre bestehen aus Marauarpr'scher Masse und können ohne zu schnelle Abnutzung bis auf 1500° geheizt werden. Tabelle I enthält die Werthe des Heizstromes J für verschiedene Temperaturen f, die an zwei Beobachtungstagen am Thermoelement während des stationären Zustandes abgelesen wurden. Dieser tritt wegen der geringen zu erwärmenden Masse verhältnissmässig schnell ein. Tabelle I. J t (Auıp.) beobachtet berechnet 3.49 128° _ 4.28 236 _ 6.54 387 u 8.01 536 532° 10.06 775 777 13.15 1127 1127 9.92 756 754 11.62 948 945 13.00 1103 1096 14.57 1303 1315 16.21 1478 1478 Zwischen J und £ besteht von 500° aufwärts die Beziehung J= 3.300 + 0.008728 t. Die letzte Spalte der Tabelle I enthält die aus dieser Formel be- rechneten Werthe von ? für die beobachteten Zahlen von J. Ein zweites Beispiel gewährt keine so grosse Genauigkeit der Beobachtung, weil die Herstellung des stationären Zustandes wegen der viel grösseren Masse des Ofens eine ungleich längere Zeit bean- sprucht. Wir führen es hier an, um die angenäherte Gültigkeit der- selben Beziehung unter ganz anderen Bedingungen zu zeigen. Es han- delt sich um einen 80° Jangen Ofen, der für die Bestimmung der Ausdehnung von 05 langen Stäben dient. Er besteht aus drei con- centrischen dieken Porzellan- bez. Chamotteröhren, von denen die innerste durch eine Nickelspule elektrisch geheizt wird. Tabelle I giebt die Stärke J des Heizstromes für verschiedene Werthe der Tem- peratur Z, welche in der Mitte des Heizrohres gemessen wird. L. Horsorn und F. Kurtsaun: Über ein optisches Pyrometer. TG, Tabelle I. er t (Amp.) 13.5 250° 165 375 20.3 500 24.2 625 27-5 750 31.2 875 34-5 1000 Im Mittel bewirkt also eine Vermehrung der Stromstärke um je 2.8 Amp. mit nur 0.4 Amp. Abweichung eine 'Temperaturerhöhung um 100°. Photometrische Messungen. Wir kommen nun auf unsere photometrische Vergleichungen zurück. Tabelle III enthält die Beob- mm achtungen mit einem Platiniridiumdraht von 0””3 Durchmesser, der horizontal in einer freien Länge von 5°°5 quer, durch das Gesichts- feld gespannt war. Störend war bei dieser Anordnung, dass sich der Draht in Folge der Ausdehnung in hoher Temperatur stark durchbog, so dass er an den Rand des Gesichtsfeldes kam. Man kann diesen Nachtheil durch eine bügelförmige Anordnung vermeiden, muss aber dann grössere Unregelmässigkeiten durch den aufsteigenden Luftstrom in Tausch nehmen. Tabelle I. = 1.3214 0.003513 1. D t (Amp.) beobachtet berechnet 3-56 635° 633° 3.93 745 747 4.30 848 852 4.64 946 948 Be 1100 1104 5.25 1114 IIIo Die Abweichungen zwischen den beobachteten und berechneten Zahlen von £ für die einzelnen Werthe der Stromstärke ö fallen in die Grenze der Beobachtungsfehler. Von den Beobachtungen mit der Glühlampe theilen wir in Ta- belle IV bis VI einige Beispiele mit, bei denen überall derselbe Typus einer 4 Volt-Lampe zur Verwendung kam. Die ersten beiden Tabellen beziehen sich auf je ein Paar Lampen von nahezu gleichem Wider- stande, die sich in ihrer Stromstärke bei den verschiedenen Tempe- 'aturen nur um wenige Milliampere unterscheiden. Die Zahlen sowie die Formel sind für das Mittel gültig. Die letzte Tabelle enthält mehrere Beobachtungsreihen, die mit einer Lampe an verschiedenen Tagen angestellt wurden. 718 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. ‚Juni. Tabelle IV. i.10°=157.2 + 0.21643 + 0.00011574 8°. i t (Amp.) beobachtet berechnet 0.388 757° 1552 0.466 946 945 0.538 1104 1106 0.628 1293 1298 0.730 1477 1476 Tabelle V. i.10° = 166.0 + 0.162838 ? + 0.00013045 1°. ü t (Amp.) beobachtet berechnet 0.364 756° 755% 0.440 947 940 0.505 1103 1102 0.591 1294 1304 0.692 1478 1477 Tabelle VL i.10°= 169.6 + 0.14456 t + 0.00014015 f°. i t (Amp.) beobachtet berechnet Mai 13. 0.344 718° T2an 0.425 929 929 0.507 1115 Tırı 0.614 1348 1358 0.685 1468 1466 Mai 135. 0.353 735 731 0.515 1135 1133 Mai 21. 0.515 1135 1133 0.705 1507 1508 Juni 3. 0.364 774 775 0.507 1127 1132 Extrapolirtt man die Formel für die Glühlampe über die bei 1500° liegende Beobachtungsgrenze hinaus, so kann man bis zu der Temperatur des normalen Glühens, die bei den benutzten Lampen zwischen 1850 und 2000° liegt, dieselbe Anordnung für die Messung benutzen. Höher darf man die Lampen nicht beanspruchen, ohne ihre Constanz zu gefährden, obwohl das Durchbrennen des Kohlefadens erst bei 2800 bis 2900° erfolgte. Ferner wird man sich vor der Wahl einer Glühlampe von ihrer Haltbarkeit überzeugen müssen. Die Ab- nutzung wird nicht so gross sein wie bei anderen photometrischen Messungen, da nur kurze Brennzeiten in Frage kommen. Die grösste Zeit beansprucht vor jeder Einstellung das Abwarten des stationären Zustandes, der aber selbst bei den tiefsten Temperaturen 2 Minuten nach dem Schliessen des Stromes eintritt. L. Horsorn und F. Kurtsaun: Über ein optisches Pyrometer. 719 Da man mit Hülfe des Wırv’schen Gesetzes für jede Intensität des rothen Lichts die zugehörige Temperatur berechnen kann, so ist die Anwendbarkeit der Methode nicht durch die Temperatur der Glüh- lampe begrenzt, sondern man kann bei einer passenden Schwächung der Strahlungsquelle, etwa durch Reflexion an Glasplatten, dem Strom- messer eine zweite Scala für höhere Temperaturen beifügen. Wir beabsichtigen, diese Untersuchung mit Heizquellen für höchste Tem- peraturen fortzuführen. 120 Über den Brushit von der Insel Mona (zwischen Haiti und Portorico). Von Ü. Krim. Vor einiger Zeit erhielt ich von einem früheren Zuhörer, Hrn. Dr. Apourn Storrert aus Hamburg-Borgfelde, einige Proben eines wachs- gelblichen, nach einer Fläche wohl spaltbaren Minerals, mit der Bitte, es zu bestimmen. Hr. Dr. Srorrerr schreibt: »Das Mineral stammt von der Insel Mona in Westindien, woselbst es in den dortigen Guanohöhlen ziem- lich häufig vorkommt. Es wurde stets als eisenhaltige Gypskrystalle angesprochen und auf Anordnung der damaligen Directoren bei Ent- deekung neuer Höhlen und zur ewigen Vernichtung dem Meere preis- gegeben. Als ich seiner Zeit die Direetion übernahm, fiel mir die wachsgelbe Farbe auf, und ich gab Ordre, die Stücke gleichfalls sorg- fältie zu sammeln, aber nicht in’s Meer zu werfen, sondern sie in Säcken an einem trockenen Orte aufzubewahren. Die politischen Unruhen und Aufstände vertrieben mich von der Insel. Zwei kleine Stückchen habe ich damals mitgenommen und eine Probe bei einem mir befreundeten, beeidigten Handelschemiker ana- lysirt, welche folgende Resultate gab: Spec. Gew.: 2.28, Strich: weiss, 41.63 Procent P°O°, mit molybdänsaurem Ammoniak bestimmt. Eine vollständige Analyse ergab: 2.54 Procent H’O bei ı1ıo°?C. 20.07 » Glühverlust vor dem Gebläse (Wasser) Ba. 30. 48 CaO 41.76 » PO? Summe 97.67 Procent.« Nach diesen Daten theilte ich Hın. Storrerr mit, das Mineral sei Brushit, und behielt mir nähere Untersuchung vor, die nun folgt. Wenn man zunächst die chemische Zusammensetzung in's Auge fasst, so kann man bei dem Resultat der Analyse entweder den Ver- Krein: Brushit. Tal lust auf alle Bestandtheile gleichmässig vertheilen oder ihn auf Rech- nung des Wassers schieben. Nach E.S. Dana, Mineralogy 1892, woselbst auch die bis dahin bekannte Litteratur nachzusehen ist, gilt Folgendes: Brushit Metabrushit Mineral Mineral auf 100 berechnet — Wasser auf 100 gebracht Spec. Gew. 2.208 2.28-2.36 2.28 H°O 26.2 22.1 23.14 24.94 CaO 32.5 34-3 34.10 22630 PO? 41.3 43.6 42.76 41.76 Ein Vergleich dieser Daten befriedigt wenig: das specifische Ge- wieht scheint dem Metabrushit' zuzuneigen, spricht aber in Wahrheit weder für das eine noch für das andere Mineral; ebensowenig kann ıman mit Sicherheit aus der chemischen Zusammensetzung das Rich- tige ersehen. ; Unter diesen Umständen bat ich meinen verehrten Collegen, Hrn. . Geh. Rath Fınkexer, mit dem spärlichen Material eine neue Unter- suchung zu machen, die derselbe in dankenswerthester Weise aus- führte. Er erhielt folgende Resultate: »Beim Erhitzen geht Wasser fort. dieses reagirt sauer, enthält aber weder Chlorwasserstoffsäure, noch Fluorwasserstoffsäure. Verlust beim Erhitzen bis 130° 25.17 Procent » » » u ,200 25,074,1.9 Verlust beim starken Glühen (ca. 600°) = 30.88 Procent Kalkerde —=130.834.2 Phosphorsäure = 37.96 >» Schwefelsäure EV Summe 100.16 Procent.« Da die analysirte Probe an einer Stelle einen weissen Überzug hatte und Schwefelsäure nachgewiesen ist, so muss derselbe nach der ge- fundenen Schwefelsäure entweder als Gyps oder Anhydrit abgezogen werden, und die Analyse stellt sich unter der Annahme von Gyps: Auf 1oo nach Abzug des Analyse Gypses berechnet Glühverlust (Wasser) = 30.66 30.94 CaO — lo 8) 30.76 PO» —=37:.96 38.30 CaSO'+ 2H?°O — #108 100.16 100.00 ! Für Metabrushit ziemlich gut stimmende Analysen veröffentlichte A. GauviEr, Annales des Mines (9) 1894, V, p. 1-53. Ref. N. Jahrb. f. Min. u. s. w. 1895, ll, S. 277. M22. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juni. Wie ersichtlich, gibt die Analyse für Metabrushit einen zu hohen Wassergehalt. — Inwieweit sie mit Brushit stimmt, zeigt folgende Tabelle: Analyse auf 100 2Ca0.H?O.P?03 berechnet +4H?°0 +5H°0 +53H?0 MO = 30.94 | 26.2 | 29.84. 426 31.54 GO’ =30.76 2 30.93 | 30.18 POTTER 41.3 39.23 | 38.28 Aus dieser Tabelle geht hervor, dass eine befriedigende Überein- stimmung nicht vorhanden ist. Sehr wahrscheinlich liegt dies mit (daran, «dass die Beimengung als Gyps angesehen wurde, während sie Anhydrit' ist. Unter der Annahme von Anhydrit gibt die Analyse: Auf 100 berechnet nach Abzug des Anhydrits Ho —=3088 31.09 Ca0 = 30.49 30.69 Po) =37.08 38.22 Anhydrit = 0.83 Summe 100.16 100 Hiermit stimmen die Annahmen von 5 und 54+H?O (lose gebunden) gut, und es wäre die Frage aufzuwerfen. ob dem Brushit nicht über- haupt diese Constitution zukäme? Nach Analogie des künstlichen und natürlichen Pharmakoliths, die H. Durer vergleicht (Bull. Soe. fr. de Min. XI, 1888, p. 189), ist dort für den künstlichen krystallisirten 4H’O, für den natürlichen 5H?O anzu- nehmen. Bei unserem Mineral entsprechen ER ebenso 5H?’O (noch besser 5+H?O) dem Be- eg fund. Ob hier verschiedene Mineralien, ob diverser Wassergehalt eines Minerals vor- liegt. muss die Zukunft lehren. Ich neige letzterer Ansicht zu, würde aber, wenn erstere sich bewahrheiten sollte, für das untersuchte Mineral den Namen Stofertit vorschlagen. Nimmt man mit E.S. Dana (a.a.0. p.828) das Axenverhältniss zu “ | a.b..e = @.622EL1 J0:.3415,19- - BarAs, an, so zeigt unser Mineral an deutlichen Formen nur b = o0Px (010) und n = EBxo (or). Gemessen: "b:n = 1T084 517 n:!n = 142929, Berechnet — te 3. = 142,20. ! Mikroskopische Untersuchung, nachträglich vorgenommen, bestätigt dies. Krein: Brushit. 2 Ausserdem ist noch ein gewölbtes, geknicktes und nicht mess- bares Orthodoma vorhanden, das in eine Pyramide übergeht. Der dureh die Projection dieser Gestalt und von n auf b entstehende Rhombus hat einen spitzen Winkel von 21° 30". Über Brushit und Metabrushit handelt H. A. Lacroıx, Bull. Soc. francaise de Mineral. 1897, XX, p. 112 u.f., nachdem er vorher sein Ma- terial auf Grund des speeifischen Gewichts = 2.3 als zum Metabrushit gehörig bestimmt und den Wassergehalt von 25.5 Procent, der allein für Brushit spricht, aufGrund nachgewiesener organischer Verunreinigungen als nicht maassgebend angesehen hatte. Er gibt, a.a.0. p. 116-117 an: »Le plan des axes optiques est perpendiculaire a g' (010), de meme que la bisseetriee obtuse positive. Dans g' la bisseetrice aigu& negative fait avec les traces de p (001) un angle de 25° environ (Paris) dans l’angle aigu de ph’ (001) (100). Ces proprietes optiques sont tout a fait identiques avec celles de la pharmaeolite naturelle (Des-Croizeaux)' ou artificielle (M. Durer)*, dans laquelle la bisseetrice aigu& fait avec p un angle de 29°. L’Ccarte- ment des axes optiques est, aussi tres voisin de celui de ce dernier mineral, en effet l’angle 2V,, deduit de la mesure de l’angle 2d autour de la bisseetrice obtuse (rayon jaunes), en admettant pour n, la valeur 1.59 est de: 2V, = 79° Isles-des 'Oiseaux DIVE — an ars 2V, = 84 Sombrero 2V,=37 Solutre (Saöne et Loire). alorsque M. Durer a mesure pour la raie D=2V, = 79° 24' dans la pharmacolite artificielle. « Verfasser ist nach den optischen Verhältnissen geneigt, sein Ma- terial für Brushit anzusehen, und hält nähere Aufklärung für erwünscht. Die Resultate meiner Untersuchungen stimmen nur zum Theil mit denen des Verfassers. Auch ich finde, dass die Ebene der optischen Axen senkrecht auf b=&P&(010) steht. Dagegen steht auf dieser Fläche die spitze positive Mittellinie senkrecht. Bestimmt man nämlich die Auslöschungsschiefen auf b, so machen dieselben: ! A. Des-Croızeaux, Notes sur les caracteres optiques de la pharmacolite natu- relle. Bull. Soc. Fr. de Mineral. XI, 1888, p. 192—195. ® H. Durer, Reproduetion de la pharmacolite (etude eristallographique et op- tique). Bull. Soc. Fr. de Mineral. XI, 1888, p. 187—192, —] DD > Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 13. Juni. 14° 30' für Li-Licht, 15 30 für Na-Licht, ı6 30 für Tl-Licht, mit der Kante n:b, vergl. Figur; die Neigung zur &-Axe ist daher für die II. negative Mittellinie, und zwar im spitzen Winkel der Axen aje: 9° ı5' für Li-Licht, IO 15 für Na-Licht, 11 15 für Tl-Licht. Prüft man, welcher Elasticitätsaxe die längere Ausdehnung des Rhombus entspricht, und wendet das Gypsblättchen vom Roth I. Ordnung im Mikroskop an, so sieht man, dass die Farbe steigt, wenn diese längere Ausdehnung mit der Axe der kleineren Elastieität im Gyps (von vorn links nach hinten rechts sich erstreekend) eoineidirt. Diese Richtung ist also in der Plattenebene die Axe kleinerer, die darauf normale Axe die grösserer Elastieität. Für den Krystall wird letztere Richtung = a, erstere =b und die Normale zu oPxo (010) = t. Um den Axenwinkel zu messen, wurden mehrere Platten unter- sucht und die, welche die besten Resultate gaben, ausgewählt': Anisöl n = 1.55 Mandelöl n = 1.47 Platte I Platte II Li 86°%41' 86° o' 92°40' Na 86 ıo 85 43 92 36 T1185 23 85 26 233 Unter Bezeichnung von «>ß>y (Des-Croizeavx) ist n des Anis- öls nahezu =% des Krystalls (1.545). Die Axenwinkel in Anisöl entsprechen daher den wahren 2V, und auf b = xPx (010) steht die erste, überdies positive Mittellinie senkrecht. Um die- selbe gibt sich eine deutliche gekreuzte Dispersion zu erkennen, da- neben zeigt sich: p>v. Ob Hr. Lacrorıx berechtigt war, zur Berechnung seiner Axen- winkel 2V den mittleren Brechungsexponenten = 1.59 zu setzen (a.a. 0. S. 117), erscheint mir zweifelhaft: denn die Bestimmungen am vorliegenden Material ergaben vermöge des Totalreflectometers: & = 1.5509 B= 1.5455 Y.— 1.5302 I Il für gelbes Licht (Na). ! Öfters ist der Axenwinkel an verschiedenen Stellen der Platten verschieden. Kreın: Brushit. 29 Daraus bereehnet sich nach: n (& + B) (e — ß) ee y‘ +) («—®) er (+ y)(d—y) 2V,Na = 85° 16), während 2V,n=85°43' aus einer der besseren Messungen folgt.‘ Dies ist, in Anbetracht der empfindlichen Formel, eine Bestätigung für die Richtigkeit der er- brachten Daten und auch dafür, dass die erste, positive Mittellinie senkrecht auf dem Klinopinakoid steht. Vielleicht nimmt Hr. Lacroıx seine Untersuchungen noch ein Mal auf, da man ja jetzt mit Leichtigkeit die drei Brechungsexponenten auf einer Fläche mit dem Totalrefleetometer bestimmen kann. Die Untersuchung der Krystalle in höherer Temperatur war wegen des überaus spärlichen Materials leider nicht möglich. ! Aus den Messungen in Mandelöl, dessen Brechungsexponent zu 1.47 ange- nommen wurde, und dem mittleren Brechungsexponenten =1.5455 folgt 2Vana = 87° 8". — Das Resultat ist in Anbetracht der Schwankungen von 2H, befriedigend. Ausgegeben am 20. Juni. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1901. 63 Kae Er: f En ar Pa BOR 3: ik j TA N ER ‚ah e Role f : ET Ei TIGE Ar Gt a he | ! Be > | “ SITZUNGSBERICHTE DER ZU BERLIN. XXXIL XXXIL XXXI 20. 27. Junı 1901. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN | AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nielıt erscheinen konnten. $5. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsielit über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. : $6. l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Notliwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. i 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch P" nur auszugsweise oder auclı in weilerer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. > 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- x schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies naclı den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. $8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf Der i Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. sıl. 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen £ Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers ‚stehen. 2 2. Bei Mittheilungen; die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Bozen weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigirenden Secre- tar Anzeige gemacht hat. h $28. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direct bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeiguek) scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, ‚gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 829. 1. Der redigirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht“ für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte E nach jeder Richtung nur die Verfasser TEA wortlich. u ’ Die Akademie versendet ihre »Silzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, - ” - ” - » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Ferkgelhing di des Registers , Fe Abwesende Mitglieder, sowie alle Für diese wie 727 SITZUNGSBERICHTE 191. DER XXXI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 20. Juni. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Enerer las: Über die systematische Gliederung der africanischen Anonaceen und neue Gattungen derselben. Die in Gemeinschaft mit Dr. L. Dıers unternommene Bearbeitung der africanischen Anonaceen führte zu dem Ergebniss, dass von diesen nur die Monodoreen durch den Bau ihres Gynäceums eine Sonderstellung einnehmen, die übrigen im Bau des Gynä- ceums sehr variablen Gruppen, die Uvarieen, Miliuseen, Xylopieen sich hauptsächlich durch die Form und Consistenz ihrer Blumenblätter unterscheiden. Es ergaben sich 7 neue Gattungen und 85 neue Arten, welche in der demnächst erscheinenden Mono- graphie der africanischen Anonaceen beschrieben sind. 2. Hr. Kreiv legte vor eine Mittheilung des Prof. Dr. Wıruerm Saromon (Heidelberg): »Uber neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Adamellogruppe. N.« Der Verfasser zeigt, dass die sogenannten Sabbione-Granite Iudicariens jünger sind als die Rendenaschiefer, diese durchbrochen und verändert haben. Er theilt eine Reihe von Beobachtungen über die Entstehung der in den Rendenaschiefern auftretenden Erzlagerstätten mit und zeigt, dass in der Gegend des jetzigen Rendenathales eine Insel im permisch-triadischen Meere existirte. Er weist endlich nach, dass die unter- irdischen Schmelzflüsse, aus denen der das Adamellogebirge wesentlich zusammen- setzende Tonalit entstanden ist, ein Minimalgewicht von 4860 Milliarden Tonnen be- sessen haben und um wenigstens 5250" bei ihrer Intrusion gehoben worden sein müssen. 3. Die physikalisch-mathematische Classe hat bewilligt: Hrn. Ober- lehrer Dr. Wırnerm Hatsrass in Neuhaldensleben zur Anstellung von Seichesbeobachtungen am Madüsee 1000 Mark; Hrn. Dr. Orro KAuıscnHEr in Berlin zur Fortsetzung seiner Arbeiten über die Physiologie des Grosshirns der Vögel 500 Mark; Hrn. Prof. Dr. Anrox Reıcnenow in Berlin zur Herstellung von thiergeographischen Karten zu seinem Werke »Die Vögel Africa’s« 750 Mark. 4. Die philosophisch-historische Classe hat Hrn. Prof. Dr. Gustav Sitzungsberichte 1901. 64 728 Gesammtsitzung vom 20. Juni. Kxop in Strassburg i.Els. zu einer Reise nach Orleans zum Zwecke von archivalischen Studien über deutsche Studenten in Orleans 500 Mark bewilligt. Die Akademie hat Hrn. Hexey SweET in Oxford zum correspon- direnden Mitgliede in der philosophisch-historischen Classe gewählt. 729 Über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Adamellogruppe. Von Prof. Dr. WıruerLm SALOMON in Heidelberg. (Vorgelegt von Hrn. Kreım.) I. I dem ersten Theile dieses Berichtes' war gezeigt worden, dass die im Westen der Val Rendena an den Tonalit grenzenden Rendena- schiefer durch diesen intensiv metamorphosirt worden sind und sich, wenn man von der Strecke zwischen Pinzolo und der Malghetta im Meledriothale absieht, sicher stets in primärem Contacte mit dem Tiefengestein befinden. Eine weitere zu lösende Frage war die nach dem Verhältniss desselben Schiefersystems zu den in der Gegend von Pin- zolo auftretenden Granitmassen, die schon im ersten Theile dieser Arbeit wiederholt als Sabbionegranite aufgeführt worden sind. Die drei zu dieser Gruppe gehörigen Vorkommnisse sind durch Lersmus” und Terrer® entdeckt und sofort als durchaus verschieden von dem Tonalit erkannt worden. Das erste im obersten Meledrio- thale gelegene ist bereits auf S.ı8o und 181 erwähnt. Ich vermuthe, dass die auf S.177 kurz aufgeführten granitischen und aplitischen Adern, die die krystallinen Schiefer unmittelbar bei Campiglio durch- setzen, entweder von dieser Masse selbst oder von einem anderen mit ihr eng zusammengehörigen Vorkommniss ausgehen. — Die bei Pinzolo gelegene Granitmasse des Monte Sabbione grenzt im Osten an die Judicarienverwerfung an.‘ Im Westen und Norden aber be- Diese Berichte 1901, S. 170—185. Das westliche Südtirol. Berlin 1878. S.193. Vergl. auch meinen Bericht I, S.180 und 181. ® Über porphyritische Eruptivgesteine aus den Tiroler Centralalpen. Jahrb. d. k.k. Geol. Reichsanst. 1886, S.717—722. Vergl. auch Sracaz, Verh.d.k.k. Geol. Reichs- anst. 1879, S. 303 fl. * Vergl. S.177 und 178. 64* 730 Gesammtsitzung vom 20. Juni. findet sie sich, wie ich durch einige Begehungen nachweisen konnte, in primärem Üontaete mit den Rendenaschiefern. Denn ganz abge- sehen von den auf 8.178 und 180 angeführten Beobachtungen über das Verhalten der nahe dem Sabbionegranit in beträchtlichen Massen in den krystallinen Schiefern auftretenden aplitähnlichen Gesteine zu diesen konnte ich am Westgehänge des Berges in der Gegend der Malga Fosadei eine unzweifelhafte vom Granit bewirkte CGontact- metamorphose der Schiefer von wenigstens 1200 bis wenigstens 1440" Höhe feststellen. Andalusitreiche, zum Theil auch Stau- rolith führende Gesteine, theils noch vom Habitus der Phyllite, theils mehr hornfelsähnlich struirt, sind dort ungemein weit ver- breitet und dürften im W. und N. einen breiten Gürtel rings um den Granit bilden. Gegen die vom Granit eingenommene Hochregion hin treten auch oberhalb Fosadei gegen Malga Cioca und südwestlich von dieser wieder vielfach die auf 8.177. 178 und 180 citirten aplitähn- lichen Gesteine auf, deren Lage an dieser Stelle zwischen dem eigent- lichen Granit und den Schiefern mir dafür zu sprechen scheint, dass sie als eine eigenthümliche Rand- und Gangfacies des Granites zu deuten sind. Die dritte und grösste der Sabbione-Granitmassen ist die des Corno alto. westlich von Pinzolo, über die wir in TeLLEr’s schon eitirter Arbeit eine Reihe von werthvollen Angaben finden. TerLer zeigte, dass entlang der Westgrenze der granitischen Gesteine sich durch den grössten Theil der Val Seniciaga und über den die Val di Borzago nördlich begrenzenden Kamm des Monte Fornace hinweg ein Streifen von »Phyllitgneissen« zwischen Granit und Tonalit ein- schiebt, während auf der Nordseite des Granitmassivs zwischen Val Seniciaga und Pinzolo der Granit unmittelbar auf dem in der Nähe der Grenze gneissartig struirten Tonalit zu ruhen scheint. Ich habe schon 1891 und dann wieder 1899 Val Seniciaga begangen, eine An- zahl von Stücken der Schieferzone zwischen Granit und Tonalit ge- sammelt und einen Theil davon auch bereits mikroskopisch unter- sucht. Dennoch bin ich bis jetzt nicht klar darüber, ob diese Schiefer eine Contactmetamorphose von einem der beiden Tiefengesteine oder gar von beiden, wie wahrscheinlich. erfahren haben. — Etwas mehr Licht über das gegenseitige Verhältniss der drei Gesteinsgruppen er- hielt ich auf der Südseite des Granitmassivs in der Val di Borzago. Dort sind die die Fortsetzung der Seniciaga-Grenzzone bildenden krystallinen Schiefer des Rendenasystems, wie schon auf S.182-184 geschildert, intensiv vom Tonalit metamorphosirt. Auch fand ich in der Nähe der Grenze mehrfach in den Bächen Schieferblöcke mit schmalen Gängen von dioritischen Gesteinen, die zweifellos als Apo- W. Saromon: Adamellogruppe. II ZaN physen des Tonalites aufzufassen sind. Der Tonalit befindet sich also in primärem Contact mit den Schiefern. — Steigt man vom Orte Borzago aus schräg in das gleichnamige Thal hinauf, so hat man bald nach der kleinen Capelle den ersten steilen Anstieg überwunden und beobachtet nun rechts am Wege in etwa 900" Höhe ausgedehnte Aufschlüsse von Sabbionegranit, der demnach viel weiter als man bisher wusste, nach Süden reicht, ja nach ıneinen Beob- achtungen sich wahrscheinlich auch noch südlich über das Borzago- thal hinaus erstrecken wird. Der Granit entsendet in die Schiefer mehrere zum Theil nur wenige Decimeter mächtige, zum Theil 10" erreichende, ja wohl noch übersteigende Gänge; er umschliesst grössere Schollen und kleine Bruchstücke der Schiefer und hat in ihnen eine stellenweise sehr ausgesprochene und auch hier gerade wie in der Tonaliteontactzone und am Sabbione durch das Zusammenauftreten von Andalusit und Staurolith charakterisirte Contactmetamor- phose hervorgerufen. Beide Tiefengesteine haben also die Rendenaschiefer intensiv durchbrochen und sind jünger als: sie. Es wäre nun weiter festzustellen gewesen, in welchem Verhält- niss der Tonalit zu den Graniten steht. Leider ist es mir aber bis jetzt nicht gelungen, Beobachtungen zu machen, die in dieser Hin- sicht von Bedeutung wären. Petrographisch sind die beiden Gesteine durchaus verschieden. Selbst in der Val Seniciaga und oberhalb der Glasfabrik am Ausgange der Val di Genova, wo ich Gelegenheit hatte, beide in geringer Entfernung von einander zu beobachten, fehlen Über- gänge vollständig. Auch sah ich hier ebenso wenig wie an der S. 181 eitirten Stelle Einschlüsse oder Gänge des einen Gesteins im anderen. Aplitische und dunkel gefärbte Ganggesteine setzen in beiden auf; Schlierenknödel sind im Granit sehr viel seltener als im Tonalit. Dabei führt der Granit, wie schon Terzer erkannte, an einigen Stellen neben dunklem Glimmer auch hellen, und zwar, wie die mikroskopische Unter- suchung zeigt, zum Theil zweifellos primären Glimmer', dagegen, so- weit meine Beobachtungen reichen, nie Hornblende. Im Tonalit aber habe ich, soviele Tausende von Stücken ich seit 1888 untersucht habe, noch nie eine Spur von primärem hellen Glimmer finden können, wäh- rend Hornblende ein in ihm weit verbreiteter Gemengtheil ist. Ich glaube in Folge dessen, dass die beiden Gesteine nicht in ! Aber nicht überall, wie Terrer glaubte. Am Sabbione z.B. sah ich keinen zweifellos primären Muscovit, ebenso wenig in einem Stück aus dem Thalgrunde von Val Seniciaga, dagegen sehr viel bei Malga S. Giuliano, wenig und möglicherweise nur auf Quetschzonen beschränkten am nordöstlichen Ausläufer des Corno alto zwischen Malga di Campo (auf den Karten fälschlich Campol) und dem Lago di Lamola. 732 Gesammtsitzung vom 20. Juni. einem syngenetischen Verbande zu stehen brauchen und halte einen beträchtlichen Altersunterschied für möglich. Vielleicht wird es noch bei den Revisionstouren gelingen, durch weitere Begehungen des Südgehänges der Val di Genova zwischen Pinzolo und Val Senieciaga Gänge oder Einschlüsse des einen Gesteines im anderen zu entdecken. Über die Tektonik des Rendenaschiefer-Gebirges wurden sehr zahlreiche neue Beobachtungen gemacht, da die älteren Angaben sich zum Theil widersprechen. Es muss übrigens hervorgehoben wer- den, dass dabei die Stacne'schen Mittheilungen im Wesentlichen bestä- tigt wurden.’ Stacne gab ganz richtig an, dass der »zwischen der Linie der Porphyrdurchbrüche und der Grenzspalte des Tonalitgebirges ge- legene Gneiss- und Glimmerschiefereomplex gefaltet ist und daher theils gegen den Tonalit einfallende, theils davon abfallende Schichtstellungen beobachten lässt. Unmittelbar an der Tonalitgrenze herrschen aber die westwärts gegen den Tonalit gerichteten Fallrichtungen vor«. Diese Thatsache belegte ich z. B. bei einer Wanderung von Pelugo in die Val S. Valentino hinein und hoch oben an deren Nordgehänge” ent- lang bis nach Malga Co&l durch etwa 100 sorgfältige Compassmessungen. die nach vielen in den äusseren Theilen des Thales sehr wechselnden Resultaten hinter Malga Praino constant ungefähr nordöstliches Streichen bei sehr steilem unter den Tonalit gerichteten Fallen ergaben.” Bei Pinzolo selbst zeigen die östlich und westlich des Thales anstehenden Schiefermassen sehr wechselnde Fallrichtungen. Steigt man aber auf der W.-Seite zu dem auf S.179 dieser Arbeit beschriebenen Tonalit- eontact in 915” Höhe an, so beobachtet man erst unten am Gehänge ONO.- bez. NO.-Streichen bei mittlerem SO.-Fallen, unmittelbar neben dem Tonalit aber N.- bez. N25W.-Streichen bei steil nach Westen, also unter den Tonalit gerichtetem Fallen der Schiefer-Structurflächen.* Über die Bedeutung dieses mit wenigen Ausnahmen rings um das ganze To- nalitmassiv beobachteten trichterförmigen Einfallens der Sedimente unter die Tonalitgrenzfläche habe ich mich sehon früher: ausgesprochen.’ ! Verhandl. d. k.k. Geol. Reichsanst. 1879, S. 303 ff. ?2 Die Hauptwege unten in den breiten Nebenthälern der Val Rendena zeigen fast gar keine Aufschlüsse. ® Man vergleiche übrigens auch meine älteren Angaben in Tscuerwar’s Min. u. Petrogr. Mittheil. XVII, 1897, S.ı65 und die aus besonderen Gründen erst auf S.736—739 dieser Arbeit angeführten Beobachtungen aus Val di Breguzzo. In Val di Borzago habe ich trotz mehrfacher Begehungen bisher nicht genug Beobachtungen über die Schichtstellungen in der Nähe des Contactes erhalten. * Doch berücksichtige man, dass nach S. 179-181. es zweifelhaft bleibt, ob der Contact hier primär ist. ® Diese Berichte 1899, S. 31— 33. W. Sıaromon: Adamellogruppe. II. 733 Ein weiterer Gegenstand der Untersuchungen war die Frage, ob die auf der Ostseite der Adamellogruppe in den Rendena- schiefern auftretenden Erzlagerstätten in einer genetischen Beziehung zu dem Tiefengestein stehen oder nicht. In der dureh Lerstvs’ Mittheilungen über die Contactmetamorphose des Muschel- kalkes bekannt gewordenen Val Buona di Daone fand ich innerhalb des Contacthofes mitten in den zu Marmor umgewandelten Schichten des Muschelkalkes einen mehrere Meter breiten Gang von Aplit, dessen eines Salband von einem wenige Deeimeter mächtigen Pyritgange begleitet wird. Ausser dem Pyrit nehmen noch Quarz und eine offenbar durch die chemische Einwirkung des in Zersetzung begriffenen Pyrites aus einem unbekannten ursprünglichen Mineral entstandene graue bis schwarze thonige Substanz an der Zusammensetzung des Erzganges Theil. Da ich in der Adamellogruppe derartige Aplitgänge niemals ausserhalb des Tonalitmassives bez. seiner Contaetzone fand, so dürften der Aplit und die Pyritanhäufung längs seines einen Salbandes jedenfalls in einer syngenetischen Beziehung zum Tonalite stehen. Die in den Erzlagerstätten der Val di Breguzzo auftretenden Erze sind, wenn ich mich auf die Angabe der von mir selbst ge- sehenen beschränke, Bleiglanz, Eisenkies, Kupferkies und etwas Zink- blende. G. von Rarn! eitirt Bleiglanz, Kupfer- und Magnetkies. — Von den genannten Erzen sollen nach den Mittheilungen eines alten Bergmannes in Breguzzo, von dem ich eine Reihe von Stücken erhielt, in einem in der Grube »S. Maria di sopra« und »di sotto« ausgebeu- teten Gangsysteme Bleiglanz zusammen mit Quarz und wenig Kupfer- kies, nach vom Raru auch Magnetkies auftreten. Von einer anderen Grube unterhalb der Cima Agosta auf dem rechten Ufer des Breguzzo- thales sollen mir gezeigte Stücke mit Eisenkies, Kupferkies und Zink- blende stammen. — Ich überzeugte mich davon, dass das Nebengestein des Erzganges von S. Teresa, der nach meinem Gewährsmann unter allen dortigen Erzvorkommnissen am weitesten von der Tonalitgrenze entfernt sein soll, zwar makroskopisch keine Spur von Contactmetamor- phose aufweist, wohl aber mikroskopisch ; denn ich fand darin Krystalle des in unserer Gegend ausserhalb der Contactzone ganz fehlenden Stau- rolithes. Das betreffende Gestein lag also jedenfalls bereits in dem Bereiche der vom Tonalit ausgehenden metamorphosirenden Agentien. Ebenso soll sich nach Mittheilungen von Hirten ein angeblich gold- führendes Erzvorkommen, in Wirklichkeit wohl nur ein gemeiner Pyritgang, auf dem hohen Kamm zwischen Val S. Valentino und Val di Borzago in ganz geringer Entfernung vom Tonalit befinden. — Doch ! Zeitschr. d. Deutschen Geol. Ges. 1864, S. 264. 734 Gesammtsitzung vom 20. Juni. darf nicht unerwähnt bleiben, dass G. vom Rarn von der rechten Bre- guzzothalseite noch unterhalb der Einmündung der Val d’Arnö, also von einer Stelle, die wahrscheinlich keine Contactmetamorphose der Schiefer aufweisen dürfte, einen Bleiglanzgang eitirt. Und auch für die westlich von Verdesina im Thale des Rio Finale auftretenden Erzlagerstätten, die ich noch nicht selbst besuchen konnte, ist eine Lage ausserhalb der Contactzone bisher wenigstens nicht auszuschliessen. — Die Spath- eisensteinlager und -gänge, die auf der Westseite der Adamellogruppe besonders im Servino, aber auch im Perm auftreten, stehen keinesfalls in irgend einer Beziehung zu dem Tonalit. Übrigens fand ich zwischen Pinzolo und Caderzone einen losen Block von Phyllit mit sich gabelnden Trümern von Eisenspath, was es wahrscheinlich macht, dass analoge Lagerstätten auch auf der Ostseite, und zwar hier als Gänge in älteren Ablagerungen, vorkommen. Die bisher mitgetheilten Beobachtungen beziehen sich auf die den Tonalit von der Val di Breguzzo an im Osten und Nordosten umgrenzen- den krystallinen Schiefer. Eine bisher noch ungelöste Frage ist nun die, warum die südlich von der Val di Breguzzo im Contacte mit dem Tonalit befindliche Trias in diesem Thale plötz- lich den krystallinen Schiefern Platz macht und nach Nor- den zu westlich der Judicarienlinie völlig verschwindet. G. vom Rarn beschrieb das von ihm in seiner ganzen Ausdehnung be- gangene Breguzzothal schon 1864." Er beobachtete bereits, dass das Streichen der krystallinen Schiefer des Thales der Tonalitgrenze parallel läuft und glaubte, dass das Fallen überall SO. gerichtet sei, während der Fallwinkel vom Ausgange des Thales gegen den Tonalit hin von 30° auf 75-85° zunehme. »Auch die Grenzfläche zwischen Schiefer und Tonalit, welche im obersten Hintergrunde des Thales liegt, setzt in gleicher Weise nieder.« Lersms” nahm an, dass in der Val d’Arnö, einem rechten südlichen Seitenthale der Val di Breguzzo »der untere Muschelkalk dem Glimmerschiefer mit Verwerfung anliege«. Und auch an einer anderen Stelle’ sagt er: »Interessant ist die Verwerfung zwischen der Trias und dem Glimmerschiefer, welche vom Casino Arno her quer durch das obere Arnothal hinüber zum NO.-Abhange des Monte Giu- gia zieht«. Brrrser® scheint gleichfalls ein Abschneiden an einer Ver- werfung anzunehmen; denn er sagt’: »Thalabwärts (unterhalb der Malga am Ostabhang des Monte Penna auf der Südseite des Breguzzothales) A.a. 0. S.263—-264. Das westliche Südtirol. Berlin, 1878, S. 202. Aa ONS2TT: Jahrb. d. k. k. Geol. Reichsanst. Wien, 1881. A.a.0. S.223. an BB wm W. Sıromon: Adamellogruppe. 1. 735 schneidet dieses Vorkommen (von Rauchwacken und Werfener Schiefern) aber schon unmittelbar bei dieser Malga — sowie auch ostwärts ober- halb derselben — ab an sehr alt aussehendem, zum Theil gneissartig ausgebildetem Glimmerschiefer des Val Breguzzo«. Auf S.230 hebt er hingegen eine Beobachtung hervor, die besonders im Hinblick auf die im Folgenden zu schildernden Verhältnisse von Bedeutung ist. Vom unteren Muschelkalk sprechend sagt er: »Gegenüber seiner riesig mäch- tigen Entwickelung im Val Daone erscheint seine geringe Mächtigkeit an der Abdachung gegen Val Breguzzo um so auffallender; insbesondere ist er ausserordentlich redueirt an der Ostseite des Monte Penna, und hier könnte man bei den thatsächlich sehr gestörten Lagerungsverhält- nissen an der Grenze von unterer Trias und Glimmerschiefer leicht ge- neigt sein, diese anscheinend geringe Mächtigkeit mit Zuhilfenahme von Brüchen und Verwerfungen erklären zu wollen, wenn andererseits nicht gerade hier wieder stellenweise die vollkommen ungestörte Über- lagerung und das Vorhandensein sämmtlicher Schichtglieder vom Werfe- ner Schiefer an durch den Zellendolomit zum unteren und oberen Muschel- kalk u. s. f. für das Gegentheil, d. h. für das thatsächliche Vorhanden- sein der Gesammtmächtigkeit des unteren Muschelkalks an diesen Stellen spräche«. Auf S.273 heisst es aber wieder von einer Stelle zwischen Monte Giugia und Monte Penna, dass »hier etwa der aus Val d’Arnö erwähnte, die Masse des Monte Penna im NO. abschneidende Bruch durchsetzen wird. Übrigens habe ich diesen Abhang viel zu flüchtig begangen, um hier etwas Bestimmtes aussagen zu können«. Auf ihren Karten lassen sowohl Bırrser wie Lersıus die Trias nicht mehr in den obersten Thalkessel der Val di Breguzzo hineinreichen. Doch scheint aus ihren Darstellungen hervorzugehen, dass sie beide den nördlichen Hauptzweig des Thales nicht mehr selbst begehen konnten. Anders verhält es sich mit Rever', der ebenso wie G. vom Rarn das ganze Breguzzothal durchwanderte und sich ausdrücklich über die Stellung der Schiefer- und Tonalitbänke an der Grenze ausspricht: »Auf der Südseite des Thales scheint der Schiefer” mit etwa 50° vom Tonalit weg zu fallen; auf der N.-Seite aber fällt er 60-80°, local streicht er auch N.-NW. und fällt 70° O. bis senkrecht. Die Schiehtköpfe des Schiefers und die eoncordant ausstossenden steil aufgestellten Bänke des Tonalit’ bilden hochaufragende Zinnen und Kämme. Von der Malga Trivena wandert man durch Tonalit bis zu einer kleinen sumpfigen Wiese, welche den Schluss des Thales bildet. « Über die Ursache des Abschneidens der Trias zwischen Val d’Arno und Val di ! Neues Jahrb. f. Min. Beil. Bd. 1881. S. 421. 2 NB. Es ist immer nur von krystallinen Schiefern die Rede. ® Auch bei RevEr gesperrt gedruckt. 736 Gesammtsitzung vom 20. Juni. Breguzzo äussert sich Rever nicht. Löwr!', der letzte Forscher, der sich meines Wissens über diese Frage aussprach, glaubte, wohl wesentlich auf Grund der hier geschilderten Angaben, auf der W.-Seite des Ada- mellomassivs eine WNW. gerichtete Verwerfung annehmen zu müssen und sagte von ihr: »Die Verlängerung der Bruchlinie trifft dort (am Ostrande des Tonalitgebirges) in dem südlichen Thalaste von Breguzzo (Val d’Arnö) die bekannte Stelle, wo der Gneiss als Hülle des Tona- lits sprungweise durch die Trias abgelöst wird.« — Dass eine solche Verwerfung auf der W.-Seite der Adamellogruppe nicht vorhanden ist, habe ich schon früher gezeigt. Sehen wir nun, wie die Verhältnisse auf der O.-Seite liegen. Nach all den im Vorhergehenden mitgetheilten Beobachtungen erwartete ich gleichfalls zwischen dem obersten Thalabsehnitt der Val di Breguzzo und der Val d’Arnö eine Trias und Perm von den Rendena- schiefern trennende Verwerfung zu finden und beging daher beide Thäler, um den Verlauf der Verwerfung genau festzustellen.” Zu- nächst beobachtete ich nun zu meinem Erstaunen, dass der Grödener Sandstein das Arnöthal in seiner unteren Hälfte nach Norden über- schreitet, ja dass auch die gesammte Trias vom Servino aufwärts bis zum Esinokalk in die zwischen dem Hauptzweige des Arnöthales bei Malga Magiassone und dem Hauptzweige des Breguzzothales gelegene Val Boldone® hineinstreicht. Noch grösser aber war meine Verwun- derung, als ich im obersten Thalkessel der Val di Breguzzo zwischen den krystallinen Schiefern und dem Tonalit ganz normal Grödener Sandstein, Werfener Schichten und beträchtliche Massen der über dem Servino folgenden, hier natürlich in blendend weissen Marmor um- gewandelten Schichten der mittleren Trias fand. Ja, diese Zone be- schränkt sich nicht einmal auf die Südseite der Val di Breguzzo, son- dern zieht sich noch auf ihrer Nordseite gegen den Toff bianco ge- nannten Gipfel des Kammes zwischen Val Breguzzo und Val S. Valen- tino hinauf. Ich gebe der Controle und des grossen Interesses wegen, dass die Lagerungsverhältnisse im Breguzzothal beanspruchen, meine Beobachtungen etwas ausführlicher wieder. Wir stiegen von Bondo in Judiearien zu der 1615” hoch gelegenen Malga Lodränega am N.-Abhange des Breguzzothales hinauf, wanderten hoch am Hange entlang bis zur Malgola und stiegen von dort nach S. Teresa hinunter, ! Prrermann’s Mittheil. 1893, S. 14 in Heft IV. 2 Ich hatte bei dieser und anderen Wanderungen des Jahres 1900 die Freude, meine Schüler, die HH. Dr. ©. H. ErDsmANnNSDÖRFFER und stud. geol. H. Prırıpp in die alpine Geologie einführen zu können und danke ihnen auch an dieser Stelle für die bei den Aufsammlungen und Beobachtungen gewährte Hülfe. 3 Der österreichischen Generalstabskarte in 1: 75000. W. Sıromon: Adamellogruppe. II. 287 um nun auf dem Hauptwege des Thales den obersten Thalkessel zu erreichen. Aus einer grossen Zahl sorgfältiger Compassmessungen, welche in Folge der starken Faltungen der Rendenaschiefer nöthig war, ging hervor, dass das Streichen, von wenigen unwesentlichen Ausnahmen abgesehen, stets zwischen NO. und ONO. bei mässigem bis mittlerem SO.-Fallen schwankt, wie schon G. vom Rartu angegeben hat. Gegen Malga Malgola hin wendet es sich allmählich immer mehr nach NNO. (gewöhnlich etwa N. 35 0.) bei immer noch nicht sehr starkem SO.- Fallen. Bei S. Teresa stellen sich die ersten allerdings nur mikro- skopisch erkennbaren Anzeichen der Contactmetamorphose ein. Hinter S. Teresa, wo ich unmittelbar neben dem Stollen des erwähnten Ganges noch einmal N. 750. bei mittlerem SSO.-Fallen beobachtete, wendet sich das Streichen immer mehr von NO. gegen N., ja es herrscht schliesslich etwa N. Io O. vor, wenn auch unmittelbar in der Nähe der von Rever erwähnten nieht mehr weit vom Tonalit ent- fernten Malga Trivena (1619") noch stellenweise N. 15-25 0., ja ein- mal sogar N. 40 O. beobachtet wurde. Das Streichen passt sich also auch hier, wie ich das nun schon so oft aus der Umgebung des Tonalitmassivs beschrieben habe, dem Streichen der Tonalit- grenzfläche möglichst an. Was das Fallen betrifft, so bleibt es noch nach S. Teresa eine Strecke weit südöstlich gerichtet, wird aber immer steiler und schlägt schon lange vor Trivena nach der NW.- Richtung um. Es ist also dort unter den Tonalit gerichtet, bleibt aber sehr steil und nimmt oberhalb der Malga von Neuem SO.-Richtung bei nur unbedeutender Abweichung von der Verticalen an. Jenseits der Malga, in geringer Entfernung, folgte nun aber auf diese naturgemäss hochgradig metamorphosirten, auf der letzten Strecke meist vollständig zu Hornfelsen umgewandelten Rendenaschiefer' nicht Tonalit, wie G. vom Rarn und Rever angaben, sondern Perm und Trias. Freilich treten auch diese Ablagerungen in dem charak- teristischen Habitus, der ihnen in der innersten Contactzone des Tona- lites überall eigen ist, nämlich als Hornfelse bez. als Marmor auf. Sehr auffällig ist auch hier die von Brrrxer bereits vom Östgehänge des Monte Peuna hervorgehobene geringe Mächtigkeit der einzelnen Bil- dungen. Der Grödener Sandstein und der Servino entsprechen genau den am stärksten metamorphosischen Typen der wenig entfernten Val ! Die ersten grossen Andalusite und Staurolithe sah ich nach dem zweiten Drittel des Weges von Malga Stablei nach Malga Acquaforte. Echte Hornfelse, aus- gezeichnet durch Cordierit- und Andalusit-Reichthum sah ich zuerst bei dem steilen Anstieg von Acquaforte nach Trivena; und damit scheinen auch in diesem Thal, wie auf S. 183 beschrieben, die Staurolithe ganz zu verschwinden, die Dimensionen der Andalusitkrystalle wieder abzunehmen. 738 Gesammtsitzung vom 20. Juni. Daone, des Lago d’Arnö, des Forcellinapasses und anderer Orte; aber während der Grödener Sandstein der Val Daone 3-400"”, der Servino der Val Daone weit über 100” Mächtigkeit besitzt, erreicht hier der Grödener Sandstein höchstens 50, der Servino wahrscheinlich noch nicht einmal 6-8”. Die Schichtstellung des Grödener Sandsteins ist, wie gewöhnlich, nicht mit Sicherheit zu erkennen. In dem Servino und den zwischen diesem und dem Tonalit folgenden dünnschichtigen Marmorbänken maass ich an mehreren Stellen N. 250.-Streichen bei 80° SO.-Fallen, N. 40 O.-Streichen bei ähnlich steilem, nicht näher be- stimmtem SO.-Fallen, am Contacte mit dem Tonalit N. 19 O.-Streichen bei ebenfalls steilem SO.-Fallen. Was die Beschaffenheit der einzelnen Schichteomplexe betrifft, so ist der Grödener Sandstein zum Theil als grobes CGonglomerat entwickelt mit hier ebenfalls hochgradig meta- morphosirten Phyllitgeröllen sowie Geröllen eines grobkörnigen Feld- spathamphibolites, die auf den ersten Blick an manche Schlierenknödel des Tonalites erinnern, aber zweifellos amphibolitischen Einlagerungen der krystallinen Schiefer entstammen." Der Servino zeigt die charak- teristische dünnschichtige Bänderung der einzelnen Hornfelslagen, wie sie in ähnlicher, aber immer noch verschiedener Weise nur noch bei den metamorphen Wengener Schichten der innersten Contactzone auf- tritt. Die über dem Servino folgenden Marmorlagen sind sehr rein und enthalten nur relativ wenig Silicate, darunter übrigens stellen- weise grosse gelbgrüne Knollen einer dem Pseudophit von Markirch im Elsass’ sehr ähnlichen Substanz. Der Marmor ist dünnplattiger, als es bei dem contactmetamorphen Äquivalent des Zellendolomites normal ist. Er entspricht in seinem Aussehen mehr den normalen Umwandlungsproducten des unteren Muschelkalkes. Doch bemerke ich, dass auch auf der Westseite der Adamellogruppe, z.B. am Monte Elto® eine Faeies des Zellendolomites entwickelt ist, die ungefähr die- selben dünnplattigen Marmorschichten liefern würde, wie wir sie im Trivenakessel finden. — Die Mächtiekeit des Marmors habe ich leider nicht genau bestimmt; doch dürfte sie nach meinen Notizen und Ein- tragungen auf der Karte möglicherweise 200” erreichen. Würde diese Ziffer der Gesammtmächtiekeit von Zellendolomit und unterem Muschel- kalk entsprechen, so wäre sie gleichfalls viel geringer als in der Val Daone. Doch lässt sich das natürlich nicht ermitteln, da der Marmor vom Tonalit abgeschnitten wird. ' Amphibolite sind in allen drei Systemen der krystallinen Schiefer rings um die Adamellogruppe häufig. Vergl. z. B. Zeitschr. D. Geol. Ges. 1890, S. 535. — Diese Berichte 1896, S. 1037. ®? Vergl. Grorn, das Gneissgebiet von Markirch im Ober-Elsass. Abhandl. zur geolog. Specialkarte von Elsass-Lothringen. I. 1877, S. 453—458. ® Diese Berichte 1896, S. 1041. W. Sıronon: Adamellogruppe. 11. 7199 Es ist dabei hervorzuheben, dass sich die Marmorschichten voll- ständig concordant auf den Servino legen und dass dieser offenbar ebenso eoneordant auf dem Grödener Sandstein liegt, während die sicher ursprünglich zwischen diesem letzteren und den Rendenaschie- fern vorhandene Discordanz durch das Andrücken der Sedimente an den Tonalit und die damit verbundene » Ausbügelung«' der Schichten unkenntlich geworden ist. Zur Annahme von Störungen oder Sedi- mentationsunterbrechungen zwischen dem Grödener Sandstein, dem Servino und den Marmorschichten fehlt jeder Grund. Die auffällige Reduetion der Schichtsysteme in der Val di Breguzzo und nach Bırr- ner am Östhange des Monte Penna sowie das reichliche Auftreten von groben Geröllen im Grödener Sandstein deuten vielmehr überein- stimmend darauf hin, dass wir uns in dieser Gegend in der Nähe einer alten Insel des Perm- und Triasmeeres befinden und dass gegen die Küste hin die Mächtigkeit der Sedi- mente schnell abnimmt. Dadurch erklärt sich dann auch ganz ungezwungen der etwas wechselnde petrographische Charakter des Zellendolomithorizontes. Dass wirklich zur Zeit des Perm und wenig- stens auch der mittleren Trias in unserem Alpentheile Inseln bez. Landbarren vorhanden waren, darauf deuten eine ganze Reihe von Thatsachen, wie die Pflanzenreste im sandigen Muschelkalke der Val di Bresimo° und der Umgebung von Tione, die Conglomerate im un- teren Muschelkalk der Dolomitenregion’, das Auftreten von Gyps bez. Anhydrit im Zellendolomite, einige von Bırrser® angeführte und noch eine ganze Reihe von anderen hier nicht näher zu besprechenden Thatsachen. Ich werde diese Frage in meiner Adamello-Monographie noch eingehender behandeln. Jedenfalls ist aber schon durch die vor- hergehenden Mittheilungen die Abnahme der Mächtigkeit von Trias und Perm zwischen Val Daone und Val di Breguzzo zur Genüge er- klärt, und wir sehen, dass genau in derselben Weise, wie sich auf der Westseite der Adamellogruppe ein schmaler Zug von Trias- und Permbildungen zwischen dem Tonalit und den krystallinen Schiefern weit nach Norden verfolgen lässt, dasselbe auch wenigstens für das südlichste Stück der ÖOstflanke gilt. Der Grund, warum Perm und Trias zwischen Val di Breguzzo und Val S. Valentino ganz verschwinden, ist vom Südgehänge des Thalkessels von Trivena aus deutlich zu übersehen. Man erkennt von dort, dass die ja in der ganzen Gegend zweifellos primäre Tonalit- ! Vergl. S.176 in diesen Berichten. ®2 Vergl. Lersıus, Südtirol, S.47 und 298. von Mossısovics, Dolomitriffe, S. 46. — Saromon, Marmolata, S. 14. A.a.0. S. 226— 227. no » 740 Gesammtsitzung vom 20. Juni. grenze zwar das Thal noch in NNO.-Richtung kreuzt, auf der Nord- flanke aber gegen den Toff bianco hin sich gegen ONO. wendet und so die hier ohnedies stark redueirten Perm-Trias-Schichten abschneidet. Eine eigentliche Verwerfung, wenn man nicht etwa ganz ungewöhnlicher Weise die primäre Contactfläche des To- nalites mit den Sedimenten als eine solche bezeichnen will, ist nicht vorhanden. Ein derartig unregelmässiger, die Schichten der an- stossenden Sedimente schräg schneidender Verlauf der Tonalitgrenze ist übrigens keineswegs auf die Val di Breguzzo beschränkt. Ich habe ihn schon früher von mehreren Grenzpunkten des Massivs, z. B. von der unmittelbar nördlich anstossenden Val S. Valentino und aus der Gegend zwischen Val Malga und Val Gallinera beschrieben." Die geschilderten Beobachtungen haben eine gewisse Bedeutung auch für die Auffassung der Schichtstellungen im Breguzzothal. Dem beobachteten Fallen nach würde man nämlich zu dem Schlusse kom- men”, dass die Schichten sich auf den Tonalit auflegen. Aus ihrer Reihenfolge aber geht hervor, dass sie überkippt sind und dass man in Folge dessen trotz ihres steil nach SO. vom Tonalit weggerich- teten Fallens sagen muss, dass sie unter den Tonalit einfallen. Die Ursache der Überkippung kann aber nur in dem von der eingepressten Tiefengesteinsmasse ausgeübten Seitendruck gesucht werden, der hier offenbar in der Tiefe stärker wirkte als in höherem Niveau. Die sehr interessanten Schlussfolgerungen, die sich daraus für den Mechanismus der Intrusion ergeben, muss ich leider auch noch späteren ausführ- licheren Auseinandersetzungen vorbehalten. Ich hätte nun noch eine ganze Reihe mir wichtig erscheinender Ergebnisse der in den letzten beiden Jahren gemachten Aufnahmen zu schildern, will mich aber mit Rücksicht auf den verfügbaren Raum kurz fassen. In erster Linie ist hervorzuheben, dass sich nach meinen Beobachtungen der Esinokalk nicht etwa, wie man bisher glaubte, auf die Ostseite der Val Daone beschränkt. Ich habe ihn vielmehr, soweit das überhaupt die Lagerung der Schichten ge- stattet, fast eontinuirlich von der Val Daone aus nach Westen bis zum Caffarothal verfolgen können, bis zu dem ich ihm schon früher von Breno im Westen ausgehend gefolgt war. Er ist ein an seiner petro- graphischen Beschaffenheit wie an seiner Lage über den Buchensteinen und Wengener Schichten stets leicht erkennbares Glied der Contaet- zone in Val Redotem, Val della Nuova, der obersten Val Aperta, am Monte Rema und Doja und westlich von ihnen. Er zieht sich also ! TscHermar's Mittheilungen, 1891, XII, S.4ı5. Ebenda 1897, XVII, S.165 und 167—169. ® Wie G. von Rark und Rever. W.Saromon: Adamellogruppe. II. 741 auf der ganzen Südseite des Adamellomassivs entlang, während man ihn früher nur von der Ostseite der Val Daone und aus der unmittel- baren Umgebung von Breno kannte'!. Übrigens ist seine Mächtigkeit starken Schwankungen unterworfen, was auf intensivem Facies- wechsel beruht. In der obersten Val Aperta wird er zum Theil von den ihn stets regelmässig unterlagernden Wengener Schichten ver- treten, so dass diese zu beträchtlicher Mächtigekeit anschwellen und die Grenzfläche zwischen ihnen und dem Esinokalk mit ihrer Auf- lagerungsfläche auf den Buchensteiner Schichten einen nicht unbe- trächtlichen Winkel bildet. Auch die eigenthümliche schon von Brrrxer” erwähnte und für eine in der Nähe von Störungen entstandene Rei- bungsbreccie gehaltene Bildung in der Nähe des Lago della Nuova ist nichts anderes als eine primäre, wahrscheinlich an relativ steilen Hängen von Diploporenanhäufungen des Esinoniveaus entstandene Brandungs- breeeie, die lange vor der Intrusion des Tonalites und den tertiären Gebirgsbewegungen vorhanden war. Sie besteht nämlich nach meinen Untersuchungen aus Bruchstücken von Esino- kalk, der ebenso wie das die Fragmente verkittende etwas thonreichere Cement durch die Contactmetamorphose hochgradig umgewandelt ist. In dem Cement liegen unregelmässig verstreut prachtvoll scharfe Na- deln eines hellen, zum Tremolit zu stellenden Amphiboles. Ausser dem Facieswechsel des Esinokalkniveaus, der intensiven Contaetmetamorphose der Schichtsysteme und der durch diese her- vorgerufenen meist vollständigen Zerstörung der Versteinerungen” er- schweren auch noch zahlreiche Störungen das Verständniss des Ge- birgsbaues in der Nähe des Tonalitmassivs. Und zwar kommen nicht nur einfache Verwerfungen, sondern auch echte Überschie- bungen vor. Ja diese letzteren bewirken mitunter eine vollständige Wiederholung der Schichtserie innerhalb der Contactzone, sehr schön z. B. im Kamm des Monte Rema, ja möglicherweise auch des Monte Doja, wo das berühmte Profil von Lersıus, das zuerst auf die ungemein interessanten Verhältnisse dieser Gegend aufmerksam machte, eine kleine Correetur erfahren muss; denn es folgen dort über den Knollenkalken der Buchensteiner Schichten noch Wengener Schichten, Esinokalke und unmittelbar am Tonalit entweder Raibler Schichten oder ein älteres dureh Überschiebung dorthin gebrachtes Schichtsystem, das ich dann ! Nur Caccramarı machte schon 1898 (Rivista mensile Club alpino italiano p- 335) auf das Vorkommen des Esinokalkes in der Contactzone südlich des Adamello- massivs westlich der Val Caffaro aufmerksam. 2 A.a.O. S.365, Anm.ı. ® Doch fand ich am Gehänge des Monte Doja im contaetmetamorphen Muschel- kalk einen recht gut erhaltenen Crinoidenkelch. 742 Gesammtsitzung vom 20. Juni. freilich seiner petrographischen Beschaffenheit nach nicht mit Sicher- heit identificiren kann. Eine Störung ganz eigenthümlicher Art bewirkt es, dass die Wengener Schichten des Pissalat genannten Berges westlich des La- vaneck unmittelbar auf Zellendolomit in scheinbar ganz flacher Lagerung aufliegen. Das Fehlen der ganzen Muschelkalkreihe und . der Buchensteiner Schichten kann hier nur darauf beruhen, dass die Wengener Schichten an einer sehr flachen Verwerfung, die die Schichtserie schräg durchschneidet, über Buchensteiner Schichten und Muschelkalk hinweg auf den Zellendolomit geglitten sind; denn in ganz geringer horizontaler Entfernung von dem betreffenden pracht- voll aufgeschlossenen Punkte ist die ganze Schichtreihe normal ent- wickelt. Von meinen sehr zahlreichen Beobachtungen über die Contact- mineralien will ich nur erwähnen, dass ich den Dipyr, den ich in meinem letzten darauf bezüglichen Bericht! östlich der Val Blu- mone nur von einem Punkte eitiren konnte, jetzt durch die ganze Grenzregion des Tonalites von Val Blumone bis Val Buona di Daone an allen Stellen sah, wo Muschelkalk und zwar nicht bloss seine untere Abtheilung, wie ich früher annahm, sondern auch die obere an der Zusammensetzung der äusseren Contactzone theilnimmt. Neu ist ferner auch der Nachweis echter Lagergänge von Tonalit in der metamorphen Trias der Val Buona di Daone. Sie erinnern in ihren geologischen Verhältnissen sehr an die früher von mir beschriebenen Lagergänge von Tonalit in der Trias der Gegend westlich des Lago d’Arno.° Weiter sei noch kurz erwähnt, dass ich in dem Triasprofile Esine-Cividate in der Val Camonieca® den Prezzokalk Judicariens, also das Niveau des Ceratites trinodosus jetzt mit Sicherheit nachge- gewiesen habe und ihn auch von einigen Stellen der Triascontact- zone westlich der Val Caffaro zu kennen glaube. Der kartographischen Darstellung wegen wurde der mir zum Theil noch unbekannte Verlauf der Tonalitgrenzlinie zwischen Val di Breguzzo und Val Caffaro genau festgestellt; doch dürfte es zwecklos sein, ihn an dieser Stelle eingehend zu beschreiben, da ich die Hoffnung habe, der Monographie eine Karte im Maassstabe von 1: 75000 beigeben zu können. Ich möchte diese Mittheilung nicht beschliessen, ohne wenigstens etwas näher auf eine Frage einzugehen, die ich in diesen Sitzungs- 1 Diese Berichte 1899, S. 23—29. ® Tsceermar’s Mittheilungen. XVII. 1897, S. 159. ® Vergl. diese Berichte 1896, S. 1042-1043. W. Saromon: Adamellogruppe. 1. 743 Berichten! schon einmal kurz gestreift habe und die mir bestimmt zu sein scheint, wieder einmal etwas mehr in den Vordergrund der wissen- schaftlichen Discussion zu treten. Es ist die Frage, ob die In- trusion so gewaltiger Tiefengesteinsmassen wie z.B. des To- nalites der Adamellogruppe und der übrigen alpinen central- massivischen Tiefengesteine nicht doch, wie man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts annahm, einen beträchtlichen Antheil an der Gebirgsbildung hat, ja haben musste. Man hat diese An- schauung jetzt lange Zeit hindurch als vollständig unbegründet an- gesehen’, obwohl doch schon die kuppelförmige Auftreibung der Schichtsysteme über den nordamericanischen Laccolithen zeigt, dass eine Hebung von Sedimentschichten durch intrusive Gesteinsmassen wirklich vorkommt und beträchtlichen Umfang erreichen kann. Ich möchte nun heute dieser Frage auf eine, wie mir scheint, neue Weise näher treten und führe zu diesem Zwecke die folgende Berech- nung aus. Der Tonalit war zweifellos zur Zeit seiner Intrusion von einer Kruste von Sedimenten bedeckt. In der südlichen Hälfte des Adamellomassivs lagen und liegen noch heute an einigen Stellen auf ihm Schichten der mittleren und oberen Trias. Die Schichtsysteme, die an ihn heran- treten, spalten sich in der Nähe des Contactes. Ein Theil sinkt trichter- förmig unter ihn ein, der obere Theil dagegen breitete sich als ein gewölbtes Dach über ihm aus. In der nördlichen Hälfte muss diese bedeekende Kruste aus dem gesammten Perm-Triassystem bestanden haben, ganz abgesehen davon, ob nicht über der Trias noch Jura, Kreide und ein Theil des Eoeän, unter dem Perm krystalline Schiefer vorhan- den waren oder nieht. Nun sind auf den höchsten Gipfeln des Massivs. dem Adamello und der Presanella, wie ich mich persönlich bei ihrer Besteigung überzeugte, keinerlei Reste der alten Sedimentdeeke mehr vorhanden. obwohl sie die beträchtlichen Höhen von 3554 und 3564" erreichen. Ja, der Tonalit dieser hohen Gipfel zeigt nicht einmal den Habitus der Grenzfaeies, sondern den des normalen Kerntonalites. Es muss also die Contaetfläche der Sedimente noch wenigstens um einige hundert Meter höher als die jetzigen Gipfel gelegen haben, wenigstens etwa in 4000" Höhe. Berechnen wir nun die Mächtigkeit der Sedimente, wobei ich Mittelzahlen wähle, um mich keiner Übertreibung schuldig zu machen. Ich will das Perm, das in der Val Daone im Süden und in der l 1899, S.4I. 2 Diener schreibt in seinen »Bemerkungen über die stratigraphische Stellung der Krimmler Schichten« u. s. w. (Jahrb. d. k. k. Geol. Reichsanst. Wien, 1900, S. 393): »Ansichten, die man längst todt und begraben wähnte, wie jene von der Hebung der Centralmassive durch tertiäre Granitintrusionen sind in jüngster Zeit wieder gleich Gespenstern aus der Vergangenheit aufgetaucht. « Sitzungsberichte 1901. 65 744 Gesammtsitzung vom 20. Juni. Val Camoniea im Westen Mächtigkeiten von 3-500"” erreicht. im Osten der Adamellogruppe aber, wie in diesem Bericht gezeigt, stark redueirt ist, über dem weit nach Westen gelegenen Adamello zu 200" rechnen. Servino und Zellendolomit, die in der Val Camonica zusammen ungefähr 200-280” umfassen, will ich auf 150” veranschlagen. Dazu würde eine unbekannte Zahl von Metern für die Mächtigkeit der wahrscheinlich noch zwischen den Tonalit und das Perm eingeschalteten krystallinen Schiefer kommen. Vernachlässigen wir aber diese selbst ganz und gar, so ergiebt sich doch immer noch als Minimum für die Höhe der unteren Fläche des Muschelkalkes über dem Adamello die Zahl von 4350". Sehen wir nun, in welcher Höhe dieselbe Fläche sich neben dem Tonalitmassiv befindet. Im Osten sind «die Sedimente von dem Massiv durch die Judicarienlinie getrennt; und auch die Triasscholle von Breno wird durch die von mir beschriebene Verwerfung von Pillo im Norden abgeschnitten. Da- gegen steht die Gebirgsscholle des Monte Elto westlich der Val Camonica in ununterbrochenem Zusammenhange mit dem Adamello: und in dem Elto erreichten die Triasstufen der ganzen Umgebung des Adamello- massivs gleichzeitig auch ihre grössten Höhenlagen. Der Muschelkalk liegt aber an dem Elto' in etwa 2150" Höhe auf dem von mir als Elto- dolomit bezeichneten stratigraphischen Aequivalente des Zellendolomites auf. Die Höhendifferenz zwischen der unteren Grenzfläche des Muschelkalkes auf dem Elto und über dem Adamello be- trägt also etwa 2200”. Dabei ist aber noch zu berücksichtigen, dass der Elto derjenige Punkt in der nicht durch Verwerfungen abgetrennten Umgebung der Adamellogruppe ist, an welcher diese Differenz ihren kleinsten Werth besitzt. Der Muschelkalk am Fusse des Concarena nördlich Breno würde viel grössere Werthe ergeben. Der Elto ist aber zu dem Vergleiche auch aus dem Grunde noch besonders geeignet, weil der Adamello annähernd im Streichen des Eltozuges liegt. Suchen wir nun nach einem Grunde für die um wenigstens 2200” höhere Lage der- selben Schicht über dem Tonalitmassiv im Verhältniss zu ihrer Lage neben dem Massiv. so wird bei dieser Präcisirung der Frage wohl Niemand (len so oft für die grosse Höhe der Gentralmassive verantwortlich gemach- ten grossen Erosionswiderstand der granitischen Gesteine nennen wollen: und es seheint mir kein anderer Grund möglich zu seinals der. dass die Intrusion des Tiefengesteines die Sedimente empor- hob und zum Gebirge aufwölbte. Gegen diese Annahme wurde aber nun lange Zeit hindurch an- geführt, dass man ja keine Kraft kenne, die eine derartige Hebung ! Vergl. diese Berichte 1896, S. 1040 und ro4ı und Tscaeruar’s Mittheilungen XVII. 1897. S. 156. Profil IN. W.Saromon: Adamellogruppe. 1. 745 zu leisten im Stande sei. Und in der That war die hebende Kraft der Eruptivmassen, wie man sie in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts voraussetzte, ein durchaus unklarer, beinahe mystischer Begriff. Ich will nun vor allen Dingen zu zeigen suchen, dass bei der Intrusion solcher Tiefengesteinsmassen in der That enorme hebende Kräfte thätig sein müssen und will zu diesem Behufe eine weitere Berechnung ausführen. Nach einer, wenn auch nur rohen Messung, beträgt die vom Tonalit der Adamellogruppe eingenommene Horizontalfläche zwischen 600 und 700°". Der höchste aus Tonalit bestehende Gipfel, die Pre- sanella, hat eine Höhe von 3564”: der niedrigste Aufschluss von Tona- lit dürfte am Ausgang der Val di Genova bei Carisolo in ungefähr 785" Höhe liegen, die Höhendifferenz beträgt also in der Presanella- gruppe genau 2779”. Nun fallen aber die Tonalitgrenztlächen fast überall steil ab', so dass Tonalit jedenfalls noch in beträchtlichen Tiefen unter den tiefsten Aufschlüssen zu erwarten ist. Ich bleibe daher, wenn ich die verticale Mächtigkeit seiner Masse überall auf 3000" ansetze, sicher weit hinter dem wirklichen Mittelwerthe zurück. Gehen wir aber dennoch von diesem Minimalwerth aus, so ergiebt sich das Volumen der Tonalitmasse zu im Minimum 600-3 —= 1800", Das speeifische Gewicht des Tonalites beträgt nach G. vou Rarn? 2.724. Rechnen wir nur rund 2.7, so ergiebt sich als Gesammtgewicht der Tonalitmasse der Adamellogruppe die Zahl von 4860 Mil- liarden Tonnen’, eine Zahl, die übrigens wahrscheinlich um ihren mehrfachen Betrag zu klein ist. — Diese Tonalitmasse lag nun vor ihrer »mise en place« in einem viel tieferen Niveau der festen Erd- kruste, bez. unter dieser, und stieg bei der Intrusion bis in das Ni- veau des Esinokalkes hinauf. Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, wie tief sie ursprünglich lag. Jedenfalls muss sie weit über 2"s unter den tiefsten jetzt in ihrer Nachbarschaft aufgeschlossenen und eine Contactmetamorphose aufweisenden krystallinen Schiefern gelegen haben. Denn deren Contactmetamorphose ist bestimmt erst bei der Intrusion entstanden, und die ersten Zeiehen der Metamorphose sind in den krystallinen Schiefern häufig in 2“”5 Entfernung von der Con- tactfläche wahrnehmbar. Nehmen wir also als Minimalzahl für die Tiefe des Tonalitmagmas unter den jetzt tiefsten Aufschlüssen contactmeta- morpher krystalliner Schiefer 3"" an, so müssen wir zu dieser Zahl jetzt noch die gesammte Mächtigkeit der über diesen Aufschlüssen vorhan- ! Die Verringerung des Querschnittes nach unten vernachlässige ich hier, da die Rechnung dadurch nur ganz unwesentlich beeinflusst wird. SEN SEAN ° Zu 100088. 65* 46 Gesammtsitzung vom 20. Juni. denen, vom Tonalit durchbrochenen Sedimente rechnen. Die tiefsten Aufschlüsse contactmetamorpher krystalliner Schiefer in der Adamello- gruppe finden sich am Ausgange der Val Gallinera bei Rino in der Val Camonica. Sie bestehen aus Edoloschiefern (Quarzlagen-Phylliten), die von einer von mir aufgefundenen und auf meine Veranlassungvon meinem Freunde Dr. Rıva' beschriebenen Apophyse des Tonalites durch- brochen sind. Ihre Höhenlage beträgt nur 800” über dem Meere. Darüber aber steigen die krystallinen Schiefer an den Hängen des Monte Aviolo noch bis zu Höhen von 2350” an, und wenn sie auch stark gefaltet sind, so dass die Höhendifferenz nicht ihre Mächtigkeit ergiebt, so ist doch zu berücksichtigen, dass ihre Faltung im Wesent- lichen schon lange vor der Tonalitintrusion vollzogen war. Wir dürfen also die Höhendifferenz als verticale Dicke des von ihnen bei der In- trusion des Tonalites zusammengesetzten und von diesem durchbro- chenen Theiles der Erdkruste rechnen, wobei ich bemerke, dass diese Zahl von 1550” sicher wesentlich hinter der wirklichen Zahl zurück- bleibt. Über den krystallinen Schiefern lagen zur Zeit der Intrusion wohl in flacher Lagerung das Perm (wenigstens 200”), Servino und Zellendolomit (wenigstens 150”), der Muschelkalk, die Buchensteiner und Wengener Schichten, sowie der noch vom Tonalit durchbrochene Theil des Esinokalkes (zusammen wenigstens 350"), wobei wir natür- lich von den nieht mehr durchbrochenen Sedimenten absehen. Die Gesammtsumme der einzelnen Beträge (3000, 1550, 200, 150, 350") ist 5250”. Um wenigstens 5250” ist also die im Minimum 4860 Milliarden Tonnen schwere Tonalit -Magmamasse bei ihrer Intrusion emporgehoben worden. Und das ist eine Thatsache, keine Hypothese! Es muss also in der That eine enorme Kraft die Tiefengesteinsmagmen in die Höhe pressen, eine Kraft, von der man sich nur dann eine richtige Vorstellung machen wird, wenn man berücksichtigt, dass die hier angegebenen Minimalzahlen ja aller Wahrscheinlichkeit nach die eine noch nicht den vierten, die andere noch nicht den zwölften Theil der wirklichen Beträge erreichen. Ich halte es nach dem Gesagten nicht für wunderbar, wenn die- selbe Kraft, welche so gewaltige Magmamassen um solche Beträge in die Höhe zu pressen vermag, auch die über den Magmamassen liegen bleibenden Sedimente um einige Tausende von Metern in die Höhe hebt, zu Gebirgen aufwölbt. Ja, ich würde es geradezu unbegreiflich finden, wenn dieser von unten nach oben mit solcher Energie wirkende Druck gerade an der unteren Schichtfläche der ersten nieht mehr von dem Magma durchbrochenen Schicht Halt machen würde. ! Atti Soe. ital. Scienze nat. Milano 1896. p- 139. W. Saronon: Adamellogruppe. 11. 747 Fragen wir nun zum Schlusse nach der Ursache der Hebung des Magmas und der Sedimente, so erscheint es hier von vorn herein aus- geschlossen, sie in der Expansionskraft der im Magma enthaltenen Gase suchen zu wollen. Sie kann ihren Grund, wie BröseEr, ich und Andere schon früher ausgeführt haben, nur in dem hydrostatischen Druck be- sitzen, den das Einsinken benachbarter, wesentlich grösserer Theile der festen Erdkruste in den darunter befindlichen flüssigen Magma- massen hervorruft. Dieser Druck zwingt sie, in der Richtung des ge- ringsten Widerstandes auszuweichen. — Das einsinkende Gebiet war, wie ich schon früher einmal zeigte‘, in unserem Falle das weite peri- adriatische Senkungsfeld. ! TscuermaX, Mitth. XVII, 1897. S. 242. Ausgegeben am 4. Juli. ae er De u Be a Lu 9o Zi 1 ae he 749 SITZUNGSBERICHTE 1901. DER XXXuo. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. 27. Juni. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. *Hr. WALDEYer las: Bemerkungen zur Anatomie der Sper- mien. Es ist zu empfehlen an den Spermien allgemein noch ein besonderes »Halsstück« zu unterscheiden und das bisher so genannte »Mittelstück« der Urodelenspermien als „Halsstück« zu bezeichnen. Dem Halsstücke kommen mehrere wichtige Functionen zu. Die am vorderen Ende der Spermienköpfe befindlichen Durehbohrungsvorrich- tungen, Perforatorien, sind entweder bohrende (Spiesse Rerzıus) oder schneidende. Die von Barrowrrz entdeckte Steuermembran hängt wahrscheinlich mit den Neben- fadenbildungen zusammen. Ausgegeben am 4. Juli. * erscheint nieht in den akademischen Schriften, ul he ZN 751 SPIEZEUNGSBERICHTE . 10l DER XXX. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN. Vorsitzender Secretar: Hr. Dieıs. *], Hr. Erman las über die Inschrift des Vezirs Rechmere. Diese unlängst von Newserry veröffentlichte Inschrift aus der Zeit Thutmosis’ Ill. (15. Jahrliundert v. Chr.) stellt die Obliegenheiten und Rechte des höchsten Beamten des aegyptischen Staates zusammen. 2. Hr. Lenz legte das mit Unterstützung der Akademie bearbeitete Werk vor: Joszru Hansen, Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im Mittelalter. Mit einer Untersuchung der Geschichte des Wortes Hexe von JOHANNES FRANCK. Bonn, Carl Georgi 1901. Ausgegeben am 4. Juli. * erscheint nieht in den akademischen Schriften. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1901. 66 3 ‚ÜBEL. 3 NER N a Bi Pr R ‚e) on we oe wa >: > ) 4 re; Pr IE # BR) 22152, up, uw er er Pi | 3 VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St.I und I. Seite von Wıramowırz- MoELLENDORFF: Die hippokratische Schrift mept ipjs vovaov. . » 2» 222... 2 Moxmsen: Aneyranische Inschrift des Julius Severus . . 2. 2 nn nn ne ne 24 Eucu#s: Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . . . . nenne Wann. dk Abhandlungen der Akademie. Als handlängen ausrdem#Jahro 1808 Sana REN EN ai a ARD EIN AREA RR ale Lan DD) Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . Le I EEE E Au all) - Philosophisch -historische Ange: BER KIN TRRLER RE KALTES Fa kp ESTER nk) Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900, Weimeorp: Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . El Vırcsow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen Bi ee es nebst Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare. . . 2. 2 2 2 nn nn on Bd Dümmesr: Gedächtnissrede auf Wırserm WATTENBACH . » 2 2 2 on nennen nn ho EnGELmann: Gedächtnissrede auf Esır pu Boiıs-Reymonn - . . . 2 2 2 2 2 2 2 m a. = Lo Damzs: Gedächtnissrede auf Ernst Berrien. . oo 0000 nn en Lo Scaurze » Hexactinelliden (des-IndischennOceanesı II een N Dies: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus.. . . . 2 2 2 2 nn nn do Dünmter: Radbert’s Epitaphium Arseni . . . LO En A le ke) Vauten: Über die Versschlüsse in den Komödien a te Re En OLE ON DE SENT, Rıcaarz und Krıar-Menzer: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen. . . re Scausann: Die Verbreitung der ee im NV erhäliare zu five EN eredene ..» 500 ScrAupinn: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . » 7.— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Afen . . 2 2 2.2.2... 3.50 Sitzungsberichte der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—1899 . . . „2... 0 son nn en ee AR Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1852—1897. Preis des Jahrganges . . M. 8.— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AnpoLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — ‚if. 60.— Jie Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften ' am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. Vu. 1718., 6 Taf. . 6— « Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. Il. Halbjahr 1900, Warsgure: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoll . O. Kauıscner: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . A. Lapengure und C. Krüser: über das Krypton. II. A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . . . 2... 00 Zwölf Briefe von BesseL an OLpers . A. Bıcker und P. Jacop: N Dein Binde, Wr rohe: Munk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II. . W. Tonkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . ; Köster: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im dahe a Ä E. Gorostein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate e L. GrunmAca: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase von Wıramowırz- MoerLEnDoRFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . H. Kraatscn: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris Weıneorp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects he von RıcHtHoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in ae "Mürphelggie Ost- Arten k H. Rusens und F. Kurrsaus: Emission langwelliger Wärmestrablen . . ». ». 2... W. Crönert: der Epikureer Philonides Ä Hermert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke du Geoida aus Löthabwreichehsen init Rücksicht auf Lothkrümmung HaArnAck: zu den Amnerst-Papyri . Könter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Krane Philonides. Kosurauscn: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali- Jodkır ind eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen L. Hoısorn und A. Day: über die Ausdehnung von Platin, Platiniridium, Palladium, Super, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur \ van’r Horr und H. von Eurer-Cnerrın: Untersuchungen über die Bilduneivedhaltaiss dch oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. M. Baver: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . B SCHwWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnäuiifimen ! im ı Verlaufe ihr Entwicklung . . . NENNEN EUREN. ON: sul Werd 23 Fischer: über die Ester där‘ Asntribskir en > Harzıparıs: Umwandlung eines Potentialis in Piikgnaimperfedt ünd Per fect E Köster: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV, en Fischer: Synthese der «,3-Diaminovaleriansäure . . . A E. Conen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der en bin Hehe Meteoreisea er- haltenen Resultate . M. LewAnpowsky: über die AusnRe Ach EN nsäuschen. OEL Kun) am Knie anal Beobachtungen . . . Kills van’r Horr und Harorp A. Wırson: ae über dis Bildungsverhältnisse iR Pe Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXL. .» . 2 2 202.0. KoENIGSBERGER: über das erweiterte Newron’sche Potential Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von WırAmowırz-MoELLENDORFF; die hippokratische Schrift ep! ipijs vovoov Momusen: ancyranische Inschrift des Julius Severus Fucns: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . 0.50 0.50 0.50 0.50 _ VERZEICHNIS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN « zu St. IH. Seite F; Abhandlungen aus dem Jahre N an Nice 2 Wa a EHE NR ee Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . a RE ERTRE Az E 330) et, Eulepphled- -historische Abhandlungen ER NE ne RE HEN. EN. j ’ ! N Einzelne Ana dlingen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. "Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . A A Über die ethnologische Stellung der prähistorischen ie ones Ägypter Arne we ‚über. ER und Verfärbung dewrHaare man ae Re — nn: er: auf Ernst RN RN DE a REINER. i6r DE ne en DER ehe Te 1 Sonvuze: een des Indischen Oceanes. m. URELTR REN RT LEER ae ESP TER Sitzungsberichte der Akademie. i Nee der einzelnen Jahrgänge, EEE N ERBE EEK LER SEO DRM SAN RRRE D ER ER Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche 2 Mittheilungen. 1882—1897. Preis des Jahrganges . . AM. 8— Be: N Be ur Gesehiehte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften, Im 'Auftrage der Akademie bearbeitet von AnoLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — fl. 60.— \ , N ; Die Zwihunderjhri der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. RB Berlin 1900. V u. 1718, 6Taf. #. 6.— 1 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. Warsurs: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff. . . . . . . A. 050 O. Kauıscaer: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . . .». » 2». 2 2 2 2 222.0 050 A. LAdeszurc und C. Krüser: über das Krypton. . . . 2... N. 22270050 A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . » © » 2 2 2 2 nn 2 2 2.2.02 050 Zwölf Briefe von BesseL an Orpers. . . N LS A A. Bicker und P. Jacog: Beeren vr Hunde ee ee es RE Musk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. 11. a Ne Dee W.Toxkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . . » 0,50 Köster: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Aare au = ..0,50 E. Gorpstein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate . . . N 015,0 L. Grunssaca: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Ge ne 5,0) von WıLAmowırz - MOELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . . -. . » » . » 050 H. Kraazscn: der kurze Kopf des Museulus biceps femoris - .» 2 2.2 2 22.2.0002.» 050 Wersuorp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialeets . . . ... 1— von RıcHTHOFEN: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in Da Morphologie Ost- Kniatıh a u 2 H. Rusens und F. Kurtsaum: Emission langwelliger Wärmestrahllen . . . 2. 2.2.2...» 050 W. Crösert: der Epikureer Philonides . . . .„ 1— Hrrmert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke 2 Geo aus Löthabweiollangen abi Rücksicht auf Lothkrümmung. nn He ee ie N EEE Harnack: zu den Amnerst-Papyri . . . . Fe 2.051.) Köster: ein Nachtrag zum Lebenslauf des ok Phifonides En » 0.50 Kosrrausca: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali- Todara A eine wordl SR zur Berechnung von Leitvermögen . . » 0.50 L. Horsors und A. Day: über die Ausdehnung von n Platin, Platiniridium, Palladium, ‚Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur . . . » 0,50 van’ Horr und H. von EuLer-Cnerrin: Untersuchungen über die Katdumgeverhäftiiade air oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . . 2...» 050 M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . . . „ 1 SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Shdhenbiimert im 1 Verlanfe irer Entwicklung . . . EL ee SR FıscHer: über die Ester Br Ban NE en ee ee Pe Harzıvarıs: Umwandlung eines Potentialis in Pine R Perfect NET a DEE Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV. Ne ER NN 0.3 Fischer: Synthese der «,3-Diaminovaleriansäure . . . 5) E. Coren: Zusammenfassung der bei der Untersuchung dee, Wörnighe 6. Nahen Meteor eigen er- haltenen Resultate. . . » 0,50 M. Lewanpowsky: über die Kane ai en Een en am Kuge angestellte Beobachtungen . . . ..» 050 van’ Horr und Harorp A. Wrikon: Vnkerägkanken über die Bildungsverkälniene de PEN Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XX. . . 2.2.2.0...» 050 KornIGsBERGER: über das erweiterte Newron’sche Potential . . » » » 2 2 22 2.08.0050 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz-MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift epl ipjs vovoov . . 2... .. M L— Mommsen: ancyranische Inschrift des Julius Sevrus . . . . 2. 2. 2 2 2 2 2 20.0.» 2.050 Fucas: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . . . ». » 2»... 2 2.2.22...» 050 Vocer: über die Bewegung von a Persei in der Gesichtslinie. . . » » 2 2.2.2. 2.2.2...» .050 _ VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MIT Ent er zu St. IV. Seite Bin 'Festrede . . . BE ERTL ENN EE ARET 4200 Bericht über die Sammlung der Setechrichen Tocchn iten. BE EN a Da TE AL EA Bericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften 67 5 t über die Aristoteles-Commentare . . EOS RAR I LLERTTETER IE 3 ER N RT ST) die Prosopographie der römischen Kakerzeit;, RE EN EN ER R OREE e RN eh) die Politische Correspondenz Fareorıcn's des Grossen . 2 2 2 2.22 220202..68 ieteniechischen MM Unzwerkeen Baia ee LE Nele ern Ba he über die Acta RUE NEN GE A 1626 AN Me er TE IE ERLERNEN ER | über das Ai surieche Institut in Rom 73 75 75 75 76 BR 17: k ‚Bericht über din Index rei militaris ‚imperii a r 79 "Bericht über die Ausgabe des Codex Theodosianus | 79 Bericht über die Geschichte des Fixsternhimmels . R 79 Bericht über ‚Das Thierreich hu 89 - Bericht \ über Das Pflanzenreich RR 90 _ Bericht ‚über die Ausgabe der Werke ee VON en Hedi‘ s 90 Bericht über die Huxsoror- Stiftung 91 Bericht über die Savıany- Stiftung . 91 En über die Borr-Stiftung . ; R 92 N: Bericht über die Hermann und Erısz Se ke w ENTZEL- Stiftung 92 Be Bericht der Kirchenväter- Commission für 1900 . 93 NT Bericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen Hechieöhn ae für ir das "A 1900 . 2.94 Bericht über die Nyassasee - und Ringagebirgs-Expedition . URN INE BT ARTE, Bericht über die Akademische Jubiläums- Stiftung dernatadte Berlin Baer te ee OO B. ‚Personalveränderungen a RENTEN SUR Ki: 100 E. e RR ; ee a. ne der Akademie. h Abhandlungen aus dem Jahre 188. 2... . NIE HEN SA RARTRN TR N MD B:- Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . EIN LEEREN, A ARNO, Aa 50) Bi: N » _ Philosophisch - historische Abhandlungen . RS Be . ihr Einzelne Abhandlungen aus den Jahren ı 1808, En 1900. anins Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . - . Med Vircrow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und en Keypten! nahe Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare. . ». » » 2 22 2 nn. B— Düsmeer: Gedächtnissrede BIO HEIM NVIATTENHAGHAN \2. 0, wre Me ae ee ee en ee ENGELNANN: Gedächtnissrede BON Ei nV4BOIST REYMOND 1: Ken 1 ee ie ee Damss: Gedächtnissrede auf Erxst Beyrion . . . BE RR ARE LTE RE TRNNE FA. Scnunze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. u. BR A Se REES RE el ee Ni Dirıs: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus . . » 2 2 2 2 nn nn. 2 Dümmmer: Radbert’s Epitaphium Arsenü . . . LE Se ee LS Vanuen: Über die Versschlüsse i in den Komödien Rex erste RE RE TE 0 A I nie 2,00 E Bes und Krısar-Mexzer: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit s der Erde durch Wägungen. . . . .» nee All Scuusann: Die Verbreitung der Cactaceae im Verhältniss zu a kein N . = .550 SCHAUDINN: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . » 7.— _ Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen . . . ... 2.» 350 Sitzungsberichte der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—189 . . . 2... 2 nn nn nenn nenn MI Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882—1897. Preis des Jahrganges . . M. 8.— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AnoLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — ‚f. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. Vu. 171 8., 6 Taf. M. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1900. Warsurs: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff . ‚fl. 0.50 O. Kauıscher: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . Dur -» 050 A. Lapengure und C. Krüger: über das Krypton. II. » 0,50 A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . » 0,50 Zwölf Briefe von Besser an OLsers. » 1— A. Bıcker und P. JAcop: Bewegungsregulation beim Hunde” : » 0.50 Muxk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II. » 1 W. Toxkorr: experimentelle Erzeugung ‚von Doppelbildungen bei Triton . . ...» .0,50 Könter: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Jahre 411 . » 050 E. Gorpsteix: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate » 0,50 L. Grunsacn: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase ». 0,50 von WiLAmowırz- MOELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . ”» 0,50 H. Kraatscn: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris e » 0,50 Weısnorn: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects . » 1— von RıchtHoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Ost-Asiens. » 2— H. Rusens und F. Kurısaum: Emission langwelliger Wärmestrahlen - R s » 0,50 W. Cröxert: der Epikureer Philonides „ 1 Hernmert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht auf Lothkrümmung . . ER NE OR RN I N: Harnack: zu den Auserst- Papyri Be ER en 103") Könrer: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides . » 0.50 Kosrrauser: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali- Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen . . » 0,50 L. Horrors und A. Day: über die Aus ehnung von n Platin, Platiniridium, Palladium, 'Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur b » 0.50 vay’r Horr und H, vox Eurer-Onkrrix: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. RE N M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . » 1— SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den OD der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . SR 5 Te = 1.— FiscHer: über die Ester der Aminosäuren E Harzıvarıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusqu: immerleet und Perfect A Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. ERBEN R Fısch£r: Synthese der «, ®-Diaminovaleriansäure E. Corner: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der. körnigen bis dichten Meteoreisen er- PO De Ye SoOrr or oO haltenen Resultate . » 0,50 M. Lewaxpowskr: über dıe Automatie des "sympathischen Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . » 0.50 vav’r Hore und Haroro A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagerıs. XX. . . . 2.....2..0....050 KoeniGsBErGEr: über das erweiterte Newrox’sche Potential . - » » . 2 22 2 2.2.0.» 050 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz- MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift ar ipns vovoov . . 2.2... dd 1 Monmusen: ancyranische Inschrift des Julius Severus . . . a PL ne Ey mern A are ee Fuchs: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . . ı.. . 2. „un. en ea m 000 VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. V und VI. Br. \ Seite E Be ‚ Bericht über die Thätigkeit des dem Generalconsulate für Aegypten attachirten wissenschaftlichen Sach- verständigen Dr. Lupwıs Borc#arpr in der Zeit vom October 1899 bis Juli 100 . . . . .. 106 wi}. BAUMHAUER: Über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Do- Be erlomit, des Binnenthals. .... . ERROR ER ENTER dan SEN 0) CAR KoENIGSBERGER: ‚Über die erweiterte 5 Are re a Ran N Sale 0 ZELRS ne ae der Akademie. Fe laäkengen aus dem Jahre 1898. . . . . ERSTEN N ET IR EER REBEL I Date, 7 RL RE ER j Daraus: _ Physikalische Abhandlungen . Eu: Ale K5)E) ' . AL DRanBIECh- - historische Abhandlungen EN a a em a Te 5. & Be: RER Kphendiunsenians Kcı Jahren 1898, 1899; 1900. Wammorb: Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . . HB ! Vircnow: ‚Über die ethnologische Stellung der prälistorischen und ER nahen) en ab Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare. . » 2... mn .n ee Gedächtnissrede auf WırseLm WATTENBACH . 2 2 2 2 nennen Lo _ EnoeLmann: Gedächtnissrede auf Emysnu Borw-REvymonDasn ce ee re m Damss: Gedächtnissrede auf Erst Beyricn . . . DS NER TR Scaurze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. II. ER EUSTE N a ge A er Bei fa Disıs: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus TEN N EN REES Tao) um pi Dünnter: Radbert’s Epitaphium Arsenü . . . EN Ra RT BE TEN EEE ICH Vanren: _ Über die ie Versschlüsse in den Komödien He Mena a A RR VE Rimane und Krısar-MenzkL: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen. . . AI — en Die Verbreitung der De im Fenkältnies zu Hiber Seerelatlaehen Cheilernag = 5.50 ScHAuDinN: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . » 7.— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Aln . . . 2...» 3.50 2... Sitzungsberichte der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882-189 . 2... 2 nennen MR 9 . Daraus besonders zusammengestellt: a Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1382—1897. Preis des Jahrganges . . M. 8— ir _ Geschichte der ‚r Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AnoLr Harnack. a Drei Bände. — Berlin 1900. — #. 60.— Die 2 Shanderfahrieier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. V u.171S., 6 Taf. A. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. Il. Halbjahr 1900. Warsurg: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff . O. Karıscner: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . A. LapengurG und C. KrüceL: über das Krypton. II. A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . Zwölf Briefe von Besser an OLBErs. ir A. Bıcker und P. Jacop: Beau Darm ER ER Nr ne Musk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II. . W. Toxkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . 2 Körzer: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Bee a s E. Gorpsteıx: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate L. Grunsach: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase von Wıramöwırz-MoELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . H. Kraatscn: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris Weısnorp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects vox Rıcutuoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in Dee Mornholoens Ost- N 5 H. Rugexs und F. Kurısaum: Emission langwelliger Wärmestrallen . . ». 2» 2 .2.% W. Crösert: der Epikureer Philonides HeLsert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke de Beine aus ee mit Rücksicht auf. Lothkrimmungl ar au 2 men 1a Rare Rn Harnack: zu den Amnerst-Papyri . Köster: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Klee Ehilgäides, Konrrausch: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali- Todite ma eine Forael zur Berechnung von Leitvermögen . . . . 3 L. Horsorx und A. Dar: über die Ausdehnung von Platin, Platiniridium, Paladin, Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur Sr van’ Horr und H. von EuLer-Crerrin: Untersuchungen über die Bildnr ale as oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . . ». 2... ScuWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe fhrer Entwicklung . E Fıscher: über die Ester = an % Harzıpvakıs: Umwandlung eines Potentialis in En fect Bi Perfect . Köster: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. ERST Fısc#er: Synthese der «, $-Diaminovaleriansäure Be - E. Cosex: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der Köniaen “€ en Men er- haltenen Resultate . - M. Lewanpowsky: über die Ruloinakie‘ des Seen en ad am a Be Beobachtungen . S van’t Horr und Harorp A. We en über die Bildangsverhältniese Rs re Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XX. KoenIGsBErGER: über das erweiterte Newrox’sche Potential Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. vox Wıramowırz-MoELLENDoRFF: die hippokratische Schrift repı iphs vovgov Mo»mmsen: ancyranische Inschrift des Julius Severus . Fucas: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . £ . H. Baumnaver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit hdmabnkor A Mixeral aus den Dolomit des Binmerthale. KoEnIGsBERGER: über die erweiterte ae ER EN fM. 0.50 » 050 » 050 » 0.50 se -» 0,50 Pe » 0,50 » 0.50 » 0,50 » 0.50 » 0,50 » 0,50 Ru > - 232 » 050 N A » 0.50 » 0.50 - 050 » 0.50 » 0,50 ee a ee » 0.50 -» 0.50 "» 0,50 » 0,50 » 0,50 » 0.50 » 050 NM. 1.— » 0.50 » 050 - 0.50 -» 050 SITZUNGSBERICHTE 7 = ; KÖNIGLICH PREUSSISCHEN ADEMIE DER WISSENSCHAFTEN REN ZU BEREIN N RS ER N RSEEBRUAR LOOT: hard? IE he 3 et “ h h ı > ae Na Van az NR BERLIN 1901. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. N aTE IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit | fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über | die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren | Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seceretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden heson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammtaka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. l. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auelı Redaction der »Sitzungsberichte«. nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammtakademie oder der betreffenden Classe. $8. 5. Auswärts werden Correcturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 811. 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welehem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jalıreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Dem Verfasser steht frei, auf seine Kosten weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch zweihundert zu unentgeltlicher eigener Vertheilung abziehen zu lassen, sofern er hiervon rechtzeitig demredigirenden Seere- tar Anzeige gemacht hat. $ 28. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte 'be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fachıe angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] 8.29. 1. Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichtes an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, ” ” ” Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. Seite 123 132 we BR ER EN LN . N REREN ER RE 2 M. 14.50 BE TE a eran VEREEN, 7, ER! 22 > Zur s Rn Bes 1898, 189, 100 ı Ce M. 3.— \ |proisorischen Ar ypter nebst FR RT Re JR N ER Be ap RE SE u Bois-Rex : NR LEARIRE TER PLe® N Ocea 3 RR el Re RR A Nr RUE var A Melis eh libellus . 7 AL BI RE 7 ART 7. Preis des Jahrganges cd hrfeier der Königlich Br Akademie der Wissenschaften Fin Er 0 am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. vu MUS, 6 Taf De Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. Warsurs: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff. . . » . . O. Kauıscher: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . A. LApengurs und CO. Krücer: über das Krypton. II, . . A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . Zwölf Briefe von BesseL an OrLsers. A. Bıcker und P. Jacog: Beeren Be Bade BR RER Muxk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II. . W. Tonkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . Könter: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im dalıe a ‘ E. Gorostein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate B L. Grunsacn: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase von Wıramowırz- MoeLLEnDoRFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . H. Kraatsecn: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris Weimsmorp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialeets von Rıcntnoren: über Gestalt und Gliederung einer 'Grundlinie in E rnlioihen Ost- Aktkns : H. Rusexs und F. Kurısaun: Emission Jangwelliger Wärmestralilen W. Cröxert: der Epikureer Philonides R HrLmErT: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke IR Geaide aus Lobahreichenen nit Rücksicht auf Lothkrümmung Harnack: zu den Amnerst-Papyri Könter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikurkafa Philonidis Konrrauscn: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali- Solhie Da eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen L. Horeorn und A. Day: über die Ausdehnung von n Platin, Platiniridium, Peilädiont, Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur EINE van’t Horr und H. von Eur£er-Onerrin: Untersuchungen über die Bild unzerkchälkeiien Aa oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. M. Baver: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der SENSE im Merlin ihrer Entwicklung . . . EEE Lan le DEN a Rees = D vORS TRNERARE IreyE CSA EEE Fıscner: über die Ester dar Wuniadeliren m Harzıvaxıs: Umwandlung eines Potentialis in na “ Perfect ; Köster: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. une : Fischer: Synthese der «, $-Diaminovaleriansäure . E. Conen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung Er körnieen bis Biekten Mr er- haltenen Resultate . - M. Lewanpowsky: über die PER, ae De anvfschen N Hack am RR fen Beobachtungen . . van’t Horr und Haroro A. Was: Teck über Br Bildungsverhältnisse 5 REES Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. IX. KoENIGSBERGER: über das erweiterte Nkwron’sche Potential Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz-MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift wepl ipjs vovoov Monwsen: aneyranische Inschrift des Julius Severus Fuchs: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . H. BaumnAver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit ne Mineral” aus do Dolomit des Binnenthals KoENIGSBERGER: über die erweiterte Boss! ah Ur elahane Fischer und E. F. Armstrong: Synthese einiger neuen Disaccharide N ScHEFFER-BoicHorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? NM. 0.50 0.50 0.50 - 0.50 1— 0,50 IE 0.50 0.50 0.50 0.50 0.50 0.50 1.— 2.— 0.50 1.— 1 0.50 0.50 0.50 0.50 0.50 Ih 1— 1.— 0.50 0.50 0.50 0.50 0.50 0.50 0.50 1.— 0.50 0.50 0.50 0.50 0.50 2.00 u ee Do r ER > VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. VI und IX. Seite w. Satomox: Über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Ilälfte der Adamellsgiuppe . . . 170 Diers: Zwei Fragmente Heraklit’s . . . RER LE EEE PER TER ” BA. Grünweoen und G. Hurn: Alterthümer aus ME Salbe ER Swat- Ge il Ba DR VOR D 0 ; SEN USE der Akademie. h Abhandlungen aus dem Jalıre 1898. . . . . IE NE a Re FAR 101783,7792203 0) Daraus: "Physikalische Abhandlungen. . . EN a REST MR TKOO \ » _ Philosophisch - historische Aunanahnren ON DEN een) — ” Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. ee Die‘ N erehrung der Quellen in Deutschland . . . . 5 NM. 3.— Virenow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und Broichieidaschen. En Br HIER ? 7 Bemerkungen über. Entfärbung ‚und Verfärbung der Haare... ... ul. Nur Bd Dünseer: Gedächtnissrede BULAWIHEREMINVARTENBACHST EL EN NL ee ee et Saar ENGELMANN: 'Gedächtnissrede BIERDELSNILLADUE JHOTRS HRECFMONDIILT TEE Reln Ere nn, Bam DOREEN Dames: Geh anesrsdanf DESSERT U RR a EU a MR ze Br a RP 122 SCHULZE: Hexactinelliden desalndischen Ü)eganesse EIN U Ron each eu ee Dies: ‚Aristotelis qui, fertur de Melisso MennpHane, Gorfiar Ibelluse an nee ee ae re ale en Dünster: Radbert’s Epitaphium Arsenii . . Re RER DISS ROLE) AU Ford NEE, Vanrex: ‚Über die Versschlüsse in den Komödien des Teer A a ER 50] c“ eu ln me Rıcaaaz und Bei Maar Bestimmung der Gravitatiousconstante und der mittleren FH ‚der Erde durch Wägungen. . . . . M11,— Scaumann: Die Verbreitung der Oactaceae im ‚ Verhältniss zu er en Ohelenne), = .5.50 _ Schaupinn: Untersuchungen“ über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scas. . » T.— - Knause: Unter sehen über den Bau des Centralnervensystems der Affen . . 2 2.2.2.2.» 350 ne, Yo Sitzungsberichte der Akademie. Preis « die einzelnen Jahrgänge, EBD RI EN Uri elune ern ne ee Re re SE eat or Darans besonders zusammengestellt: | Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1582 —1897. Preis des Jahrganges . . AM. 8.— Het NR x Geschiehte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AnpoLr Harsack. Drei Bände. — Berlin 1900. — ff. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. Vu. 1718., 6 Taf. . 6.— ur Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1900. Warsurs: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff . M. 0. Kauıscner: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . Sul os - A. Lavengure und C. Krücer: über das Krypton. II. „ A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . » Zwölf Briefe von BesseL an OLsers . N . A. Bıcker und P. Jacos: Bewegungsregulation beim Hunde 5 » Musk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. I. » W. Tonkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . Be Körter: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Jahre 411. » E. Gorpsıein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate ; Se ” L. Grunmaca: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase ” von Wıranowırz - MoELLENDoRFF: neue Bruchstücke der hesiodischen N . ” H. KraAtsen: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris ” Weınnorn: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects “ln von Rıc#tHoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie ( Öst-Asiens. » H. Rusens und F. Kurısaum: Emission langwelliger Wärmestrahlen . . a: » W. Crönerr: der Epikureer Philonides » HELMERT: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht auf Lothkrümmung . . EAN CHE RE TEE FR IBLEÄR ON RENTE ne Harnack: zu den Ammenst- Papyri 3 Ta NENNE Fe rt rR Könter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides . ” Konrrrauscn: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen . . » L. Horzors und A. Day: über die Ausdehnung von n Platin, Platiniridium, Palladium, ‚Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur . » van’r Horr und H. vos Eurer -Cneıeis: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . . 2...» M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . » SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den a der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . ce » Fıscner: über die Ester der Aminosäuren ; » Harzınasıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquamperfeet und Perfect . ” Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. a = " Fısca£r: Synthese der «, $-Diaminovaleriansäure » E. Conen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der kör nigen bis diehten Meteoreisen” er- haltenen Resultate. . ” M. Lewanpowsky: über dıe Automatie des sympathischen“ Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . ” van’r Horr und Harorn A. Wıuson: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlageıs. XXX. . . . 2 2 2 22.0. KoENIGSBERGER: über das erweiterte Newrox’sche Potential . . 2 2» 2 2. nn m mono Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz-MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift FR TON SSVOUCOU ee EIER RER Monssen: aneyranische Inschrift des Julius Severus . . . Sr A PR ar Ncae a BEe Fuchs: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . . . “ H. Baumnaver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals . . BARS Ra ek ARE cl Karpe Korsıosperser: über die erweiterte Porsson’sche Unstetigkeitsgleichung REN RL BA NL Fıscner und E. F. Arusrroxs: Synthese einiger neuen Disaccharide . . aan LER ek SCHEFFER-BoıcHorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? RENTE, W. Saromox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der ar et Dies: zwei Fragmente Heraklit's. . 2 en A. Grünweper und G. Hurn: Alterthümer | aus s der Malakand- und Swat- Gegend BEE L N 5 Bi VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. N, XI und X. Seite : ; Über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . 2. 2 2 2 2 n0n...222 08 R: ermsshta Beiträge zur französischen Crane NT RE NER TE EEE 17 07, AR K: Probleme im Texte der Leideusgese ROTER ZA a Te en scner und G. Rokper: Synthese des Thymins und anderer Uracile. . . 2 2. 2 20.202. 20.202.268 a Kan Ben Etinde in Kamerun und seine Gesteine . . . 2. 2 cn 2 u nn... 277 Abhandlungen der Akademie. aus dem Take NEST SEN N oe a AR RE Ban 0 EHEM TERN Bkkalere Y AVDR\0) “ : Physikalische Abhandlungen. . . A RE EN a Mr A LH) u historische Abhandlungen . Be I LE ERS EI EER RE E30) NM. 3.— ge a De: a + SErTRE SAD LER » 4,50 » 2.50 has Ke der Erde dürch, a ehe 2. AI — SCHUMANN: Die Verbreitung ‚der Cactaceae im \ Verhältnis zu Hizee le Ehiedertins Nee 2 cm. UDINN: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scun » 1 USE: ‚Untersuchungen ‚üben: den Bau ‚Se Centralnervensystems der Affen » 3.50 r > f art n Pa s r ie 36 re der Akademie. M.12.— . Preis des Jahrganges . . AM. 8— we # Geschichte ir Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. IR = * Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AnorLr Harnack. e: i a y 2 Sa Drei Bände. — Berlin 1900. — ft. 60.— er Die Zweihundertiahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften EA am 19. und 20. März 1900. s R rl Berlin 1900. Vu. 171 8., 6 Taf. Mt. 6— G ”; FR NA Br. + r Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. Warsurg: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff. ©. Karıscher: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . A. LaApengurc und C. Krüger: über das Krypton. Il. A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . Zwölf Briefe von Besser an OLpeErs . A. Bıcker und P. Jacog: Bewegungsregulation beim Hunde” ee Munk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. IL . W. Toskorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . - Körzer: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen inı Jahre All . E. Gorostein: über die Phosphoreseenz anorganischer chemischer Praeparate . L. Grunsacn: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase” vox Wıramowırz- MoeLLenporrr: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . H. Kraatscn: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris WeıxnoLp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects - vox Rıc#tuoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Öst- Asiens . H. Rusess und F. Kurızaum: Emission langwelliger Wärmestrahlen BER W. Cröxert: der Epikureer Philonides Hsınert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothahweichungen mit Rücksicht auf Lothkrümmung . £ Harnack: zu den Amnerst- -Papyri se Köurer: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides . Kourrausen: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermö SER L. Horsorx und A. Day: über die Ausdehnung von von Platin. Plstiniridim: Palkaiman "Silber h Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur N van’r Horr und H. vox Eurer-Cazrpix: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den re der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . e Fısoner: über die Ester der Aminosäuren 2 Harzınarıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquampeı feet und Perfect . Köster: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. Eiern ö Fischer: Synthese der «, d-Diaminovaleriansäure 3 E. Cosex: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der" körnigen bis Huhn Meteoreisen er- haltenen Resultate . M. Lewasoowsky: über de Automatie des sympathischen Systems nach aın Auge "angestellten Beobachrungen . vax’r Hork und Hanorp A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XX, KOENIGSBERGER: über das erweiterte Newrox’sche Potential Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz- MOELLENDORFF: die hippokratische Schrift SR ipfs vovoov Monusex: ancyranische Inschrift des Julius Severus Fucus: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen h H. BaussAuer: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals Korstosperoer: über die erweiterte Porssox’sche Unstetickeitsgleichung Fiscner und E. F. ArsstroxG: Synthese einiger neuen Disaecharide Sonerrer-Botenorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? ; W. Saromox: über neue geologische Aufnahmen in der” östlichen Hälfte der Adamellogruppe £ Diets: zwei Fragmente Heraklit's.. > A. Grünweper und G. Hure: Altertbümer : aus s der Malakand- and Swat- -Gegend e E. Gorostein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . TosgLer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . . Fıscrer und G. Roeper: Synthese des Thymins und anderer Uraeile BE 10 Dee ya Se DS JE Ne U LE ER | 0.50. Su MewHesspg KERPEN oe: 8% 2 [37 oO DOoO0o o0- za] a] zasaaa a8] SSPSmS VERZEICHNIS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« Be; zu St. XIM. Re 8 Frosexuus: ': Über die Charaktere der alternirenden Gruppe . . . En 4 Fisoner und E.F. Armstrong: Über die isomeren Acetohalogen - Dans ie Ehen): v3 316 x ‚Fisonen und W. von Lozeen: Über die Verbrennungswärme einiger Glueoside . » .» ...2....3% { ; AREIıER der Akademie. Abhandlungen a aus dem Jahre 1898. . . . . BEN RE RE NE Re RT BR ee I HE ZA er ehe Physikalische Abhandlungen. . . BT en rer. rl ie us: -historische Abhandlungen A NR 670,0) ar lies Abhandlungen a den Jahren 1898, 1899, 1900. FR Wenmorn: Die: Verehrung der Quellen i in Deutschland . . . . AM. 3:— Be Viremow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und Tao or a Be na Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare. . . 2... nen 3 _ Dimmer: Gedächtnissrede auf Wırnzın. NVATTERBACHEL NEN RT RE ee * ENGELmAnK: Gedächtnissrede auf Esır pu Boıs-Reymosn . . » . . » u 0... e re Lo RN Dauss: Gedächtnissrede. auf Ernst Berricn RAT, ST, EEE CS RL KERN RE Sonunze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. II. re ON RUN Re RT Deus: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia fibellus N N N 2 _ Dünen: Radbert’s Epitaphium Arseni . . . N AN Le NORA ee 400 VAnLEn: Über die Verschlüsse in u Komödien a Terentius NET RD sh a NZ « ei Yv z er er oe ; _ Rıcmanz und Kulona -Menzei: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen . TE A . . All b _ Sonumanı: Die Verbreitung der Cactaceae im Verhältniss zu EN REN Ebadarlıe RE 1) x Amon: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . » 7.— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems derfAlten MER antenne» 23.00) # N Wir N Sitzungsberichte der Akademie. >, Preis der einzelnen ‚Jahrgang, 1882-1899 2 © 0.0.0, ea a Leenera del eat ana Ml2— | H Daraus besonders zusammengestellt: F ee und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882—1897. Preis des Jahrganges . . M. 8— 3 Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. E' ER Im Auftrage der Akademie bearbeitet von Anporr Harnack. 3 BR Drei Bände. — Berlin 1900. — #. 60.— z n 2 # Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. Vu. 171 S., 6 Taf. A. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. Warsurs: über die Bildung des Ozons hei der Spitzenentladung in Sauerstoff . O. KAuıscner: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . a A. Lapensure und C. Krüger: über das Krypton. I. A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . N ER Die: Zwölf Briefe von BesseL an Orsers. . EBEN RR RU LINSE: A. Bıcker und P. Jacop: Bewegungsregulation beim Hunde b Movxk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II. W. Toxkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . 2 Körer: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Jahre 411 . E. Gorostein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate . L. Grunmacn: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase von Wıramowrrz- MoELLENDoRFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . H. Kraassen: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris BASE Weıinnorp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialeets - vox Rıcatsoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morpliologie O Ost-Asiens . H. Rusens und F. Kurtsaum: Emission langwelliger Wärmestrahlen : : Are W. Crösert: der Epikureer Philonides Hrımerr: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht auf Lothkrümmung - » : An . Harnack: zu den Amuerst- Papyri MR Köster: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides . KonrrauscH: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von aa L. Horsorx und A. Day: über die Aus ehnung - von Platin, "Platiniridium, Palladium, 'Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur vaw’r Horr und H. vos Eurer-Carrein: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . Schwenpener: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklun E AA Fıscaer: über de Ester der Aminosäuren . A Harzıpaxıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusguamper feet und Perfect . Köster: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. Epiphanes . Fıscner: Synthese der a, 3-Diaminovaleriansäure E. Conen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der körnigen bis dichten Meteoreisen er- haltenen Resultate . M. Lewanpowsky: über dıe Automatie des sympathischen“ Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . va'r Hor« und Haroro A. Wıusox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XX. KoENIGSBERGER: über das erweiterte Nxwron’sche Potential Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz-MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift za: ipns vovoov Monusen: ancyranische Inschrift des Julius Severus Fucns: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . H. BausmmAuer: über den Seligmannit, ein neues dem Bour nonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals KoRNIGsBERGER: über die erweiterte Poısson’sche Unstetigkeitsgleichung Fiscrer und E. F. Armstrong: Synthese einiger neuen Disaccharide 5 Sonerrer-Borcnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? ; W. Saromox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der a c Diers: zwei Fragmente Heraklit’s . 5 A. Grünwsper und G.Hura: Alterthümer aus der Malakand- und Swat- -Gegend : E. Gorostein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . Tosrer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . Fıscher und G. Rorper: Synthese des Thymins und anderer Uracile Frogentvs: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . Fıscrer und E. F. Arystrong: über die isomeren Aloe Derivate des Traubenzuckers . ER EL LER a Dh VRR Tem) ER EEE LER 2er Be Er 1 a N ; Mi BER VERZEICHNIS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« ! ARE | nz St. XIV und XV. Seite Henumer: Der normale Theil der Schwerkraft i IDYMBERESDIVERIN. nn 1 a N en 2728 Bi" BEN er Een der Netsjeckul des Terentius . essen a aus ‚ dem Jahre 1898 . RR EEE EINE RS EL Br, BR Daraus: Physikalische Annsadanen Een N EEE Re Re LA-D0 De: Ne. N Br ton Abhandlungen . 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Warsurs: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff. Er a 0. Karıscuer: über Grosshirnexstirpationen bei REN: Bis en les A. Lanengurs und C. Krüger: über das Krypton. I ee A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . . Da Eee Z a Zwölf Briefe von BesseL an OLBErs. . sr N ern REEL A. Bıcker und P. Jacoe: Bewegungsregulation beim Hunde . . REN SCREEN SS Musk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshiminde ERST ES W.Toxkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . . 3 Köster: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Jah 41 1. E. Gorosteix: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate . . . . L. GrunsacaH: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase vox Wıramowırz- MoELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge Er E LTE ARE ER H. Kraasscn: der kurze Kopf des Musculus biceps femors . » » » 2 222... Weisoro: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialeets . . BL von Rıc#THorEn: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in n der Morphologie Ost- -Asie H. Rusens und F. Kurtsaum: Emission langwelliger Wärmestrahlen ERS ng 2 One W.Cnrösert: der Epikureer Philonides . FEN ER Hrımert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Loihabweichungen mit Rücksicht x auf Lothkrümmung . EI EEE SUHEADEN el Harnack: zu den Ammerst-Papyri Rn BI EEE Fi ER a 0,5 Könter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides® A % Kontrausch: über das elektrische TR Een von Lösungen der MlERUS Jodate und "eine F rmel zur Berechnung von Leitvermö, RAR VORN) L. Horsors und A. Day: über die Auadıhı hnung- von Platin, "Platiniridium, Palladium , Silber, Nickel, a Ne Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur EN ARE R van’r Horr und H. vos Eurer-Onerris: Untersuchungen über die Bildlngeverkähni der Oce schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . .. .. M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . AH s re i die Divergenzänderungen an den en der Sonnenblumen i im Verlaufe ihrer ntwicklun. = 27 N Tee EEE Fischer: über die Ester der Aminosäuren . 3 Harzivakıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquamper feet und Perfect SR Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. en ER; Seas Ve i Fischer: Synthese der «,d-Diaminovaleriansäure . . un 1 KU. E. Conen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der köruigen bis dichten Meteoreisen % haltenen Resultate . k = ). M. Lewanpows&y: über die ER des sympathischen” Systems a am Auge” angestellten. REN Beobachtungen . . RE a £ 050. van’r Horr.und Haroro A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse. der öndanischenk ie Be f Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter ES RE IE 2 a DR IR 0.50 KoENIGSBERGER: über das erweiterte Nzwron’sche Potential Ban SET Te RE - 0.50. S > Mr \ Sonderabdrücke aus den S re 22% Halnjahe 1901. 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Karıscher: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . A. Lavengure und C. Krüger: über das Krypton. L A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . Zwölf Briefe von BesseL an OLzers . A. Bıcker und P. Jacog: Bewegungsregulation beim Hunde & AN Musk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II. . W. Toxkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . H Körrer: der thukydideische Bericht über die oligarehische Umwälzung in Athen im Jahre 411 . E. Gorpstein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate ! L. Grunsacn: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase von Wıramowırz - MoELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Be - H. Kraarsen: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris A Weıinnorn: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects 2 vox Rıcntnoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Ost-Asiens . H. Rusexs und F. Kurısaun: Emission langwelliger Wärmestrahlen ET W. Cröxert: der Epikureer Philonides Hrımert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht 18] | 88388%& | *"ODHOOSsoo auf Lothkrümmung . . SEE Le HT: FE AR BES RE = HARNACK: zu: den ANHERST- Papyri S ee Körter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides a » 0.50 Kontrauscn: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen . . -» 050 L. Horsors und A. Day: über die Ausdehnung von n Platin, "Platiniridium, Palladium, 'Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur e » 0.50 van’r Horr und H. von Euter-Onerrin: Untersuchungen über die "Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . . ...» 050 M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . . » 1— ScuwEnpener: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . RT, . » 1— Fıscner: über die Ester der Aminosäuren . . » 1— Harzıvaxıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquaniper feet und Perfect . » 0,50 Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. Er } - 0.50 Fıscher: Synthese der «, 3-Diaminovaleriansäure » 0,50 E. Couex: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der körnigen bis dichten Meteoreisen er- haltenen Resultate. . » 0,50 M. Lewanpowsky: über dıe Automatie des sympathischen Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . » 0,50 van’ Horr und Harorn A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildungsver hältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter FaEBRIG, DS a NT) KoenIGSBERGER: über das erweiterte Newron’sche Potential ER ne Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowıtz-MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift ie ips vvoov . 2.22... M 1— Moxssen: aneyranische Inschrift des Julius Severus . . . Rn on 2) Fucns: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . . » 0.50 H. Bausnauer: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals » 05 Korsıcsperser: über die erweiterte Porssox’ sche Unstetigkeitsgleichung » 0.50 Fischer und E. F. Armstroxg: Synthese einiger neuen Disaccharide : » 0.50 Scenerrer-Boicnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? - » 2.00 W. Saromox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der FÜ TER S » 0.50 Diers: zwei Fragmente Heraklit’s . . » 0,50 A. Grünweper und G.Huru: Alterthümer aus der Malakand- und Swat- Gegend 5 » 1.— E. Gorvstein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . » 0.50 Tosrer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . » 1— Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . » 0.50 Fıscner und G. Roeper: Synthese des Thymins und anderer Uracile » 0,50 Frogenıus: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . . » 0.50 Fischer und E. F. Arustrong: über die isomeren Acetohalogen - Derivate des Traubenzuckers . » 0,50 Hernerr: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresnivean ; » 0,50 Vanten: über Fragen der Verstechnik des Terentius . .- 1— Vocer: über das Spectrum der Nova Persei . » 050 _ VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN « ee zu St. XVII und XVIH. - Dünnzer: "Über den Dialog De statu sanetae ecclesiae . Kekure von STRADONITZ : Über das Relief mit der Inschrift C.1. 1% Y, 26. Be a are 5 E Eson: Der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine. II 5 4 % I 7 ae der Akademie. E Abhandlungen. aus dem Jahre 1898... . . a RR ee ea nt A ZEN) Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . EN RB E3, Rn OR EEE ERT ES NY? (/Ayel 25530) an = ‘ Philosophisch - historische Abhanlongan De RR AN UT SEAT okleeine Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. a Die V erehrung der Quellen in Deutschland . . . VA ai: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen karl hen Ä eyhian dehkt Sf Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare. . . 2. v2 2 un nn n B— Dünser: Gedächtnissrede auf WirszLm ‚WATTENBACH EN ER RENNER De are a een 7 een, Gedächtnissrede Ark Eimrienu BOIsÄRREMONDI NE Ley NT ee Daums: Gedächtnissrede auf Ernst Beykich . . . EEE ER AH TREE ER 0 Home k) Sonurze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. IL. SEN SUSE EL ET ler erde 0 No ak N } _ Diers: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophanei.Gorgia ibellus. 0, mn. 2... am 2 _ Dünen: Radbert’s Epitaphium Arsenüi . . . N ER et 0) Maren: Über die ‚Versschlüsse, in den Komödien des. Targus BR a EN 0) 1 Rıcnaaz und Meekasr Bestimmung der Giavitntionsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen. . . 222.2 2..% ars Be U Scnumans: Die Verbreitung der Cactaceae im Verhältniss zu nei earelen Eidg SER, Sonaupiss: Untersuchungen über den Generationswechsel von 7) richosphaerium sieboldi Scan. . » 7.— = Knause: Untersuchungen über den: Bau des Oentralnervensystems der Afen . . 2» 2.2.0.0» 350 2 Br Ur anne der Akademie. _ Preis ee einzelnen Jahrgänge, EINER EN Ne BO ae EEE SO EEE er 4 Ve Daraus besonders: zusammengestellt: 5: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittlieilungen. 1882—1897. Preis des Jahrganges. . M. 8— a der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AnporLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — #. 60.— > Is Ei 7 Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften m am 19. und 20. März 1900. Se h ; * - Berlin 1900. Vu. 171S. 6 Taf. MH. 6.— je nn NR ie ee an ERTEn Ph RIND Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. U. Halbjahr 1900. Warsurg: über die Bildung des Ozons bei der Spitzenentladung in Sauerstoff. . . . . . O. Kauıscher: über Grosshirnexstirpationen bei Papageien . Ale Es A. LapengurG und C. Krücer: über das Krypton. ir A. Sauer: geologische Beobachtungen im Aarmassiv . » . 2 2 2 2 mn m nn nn Zwölf Briefe von BzsseL an OLBers . A. Bıcker und P. Jacop: Bewegungsregulation beim Hunde .. & Musk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II. W.Toxkorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . Könrer: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Jahre 411 . E. Gorpstein: über die Phosphorescenz anor: ganischer chemischer Praeparate ANE PN L. Grunsaca: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase von Wıramowırz- MOoELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen er ne Bo H. Kraatscn: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris EUR ABS SR Weıs#orLp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects = von Rıchtuoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Ost-Asiens . H. Rusens und F. Kurtsaum: Emission langwelliger Wärmestrallen . ». . 2.2.2... W. Crönerr: der Epikureer Philonides Herrmert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht | auf Lothkrümmung . . Eee A N a ae Ne FeeR te EN» Sun 1122 Harnack: zu den AuHERST- -Papyri ne ee er Körner: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides . -» 0.50 Kosrrausch: über das elektrische BE von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermö ee -» 050 L. Hosors und A. Day: über die Aus ne von n Platin, Platiniridium, Palladium, Silber e Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur . » 0.50 vaw’r Horr und H. vos Eurer-Cnzıpix: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagera, IX. 727 urn ae M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . » 1 SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . . Re BE -» 1— Fısener: über die Ester der Aminosäuren” 5 -» 1— Harzivarıs:; Umwandlung eines Potentialis in Plusquamper feet und Perfect . -» 0.50 Köster: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. Epiphanes . - 0,50 Fiscn£er: Synthese der «, 3-Diaminovaleriansäure h -» 0,50 E. Couzx: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der kör nigen bis dichten Meteoreisen er- haltenen Resultate. . » 0,50 M. Lewasvowsky: über dıe Automatie des sympathischen "Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . » 0.50 vaw’r Hor® und Hanorp A. Wirsox: Untersuchungen über die Bildungsv erhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. X. . » 22.2.2222.» 050 KoEnIGSBERGER: über das erweiterte Newron’sche Potential . » » 2 2 2 2 2 nn 22.0» 050 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. vox Wıramowırz- MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift ze ipjs vVvoov .» 2 2.2.2... dA L— Monusen: ancyranische Inschrift des Julius Severus . . . ee ee er N en Me EL Fuchs: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . : » 0.50 H. BausnAuer: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals - 5 0.50 Korsıosp£rGer: über die erweiterte Poıssox’sche Unstetigkeitsgleichung Fiscner und E. F. ArustroxG: Synthese einiger neuen Disaccharide 5 ScHErFEr-Boicnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? W. Saromox: über neue geologische Aufnahmen in der "östlichen Hälfte der ar Diers: zwei Fragmente Heraklit’s . b A. Grüxweer, und G.Hura: Alterthümer aus der Malakand- und Swat- -Gegend . E. Gorpstein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . : Toster: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . Er Hansack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . . Fıscaer und G. Rorper: Synthese des Thymins und anderer Ursbile Frossnius: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . Fischer und E. F. Arustroxe: über die isomeren Acetohalogen - Derivate des Traubenzuekers . Hernerr: der norinale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau > Vasen: über Fragen der Verstechnik des Terentius . Voser: über das Speetrum der Nova Persei. . . Eee Dünnrer: über den Dialog De statu sanctae ecelesiae . Kexure vox Srravoxitz: über das Relief mit der Inschrift C. LE vl, 426 E. Esc#: der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine LET ER TTEE Sa Wen ae oO or oO VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XIX. Seite van’ Horr und W. Meyverncerer: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- ablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI . 2. 2 2 2 2 22 202000. 420 ©. Karısorer: Weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögen . . . . nr 428 Adresse an Seine Majestät den Kaiser und König zum zweihundertjährigen Preussienken Krönungs- HARIRUE EUR ARTEN DaT AOL ee eh a a ee a EN AAO Een der Akademie, Abhandlungen aus dem Jahre 1898. . . . . ER N ER Er RN TE AR TTDN Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . Rue BR SET aan N Eee Ale AO) » Philosophisch - historische Antennen ER Se ee Tepe RL TERDU Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. Weıssorp: Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . . AM. 3:— Vırc#ow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und oa Ägypter ehe Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare. . . ..... ER RB 2 Düsmter: Gedächtnissrede auf WırseLm WATTENBACH . . 2» 2 2 2 nn nenne.» Lo EngsLmann: Gedächtnissrede auf Emir pu Bois-Reymonn . . » 2 2 2 nenne. Lo Damzs: Gedächtnissrede auf Erwst Beyricn ) . » 2 2 2.2.0 onen een Lo Scaurze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. IL. . . . 2.2 2 2 2 nn nennen. To Diers: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus . . ». 2 2 2 2 2 2m nm Bo Dümmter: Radbert’s Epitaphium Arseni . . . N EN ee Ba a Frech wer. AD) VaArren: Über die Versschlüsse in den Komödien Es Be EORER : » 2.50 Waıpever: Die Kolon-Nischen, die Arteriae colicae und die Aetekbnteider ner Bauchhöhle, ehe Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Pankreas. . ». » 2 2 2.2 2.2...» 450 Rıcaarz und Krıckr-Menzer: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen. . . 2. A 11— Schumann: Die Verbreitung der aan im ‚ Verbältniss zu het eadurhen Gliederung a u m SchAupisn: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . » 7.— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen . . 22.2...» 350 Sitzungsberichte der Akademie. - Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—189 . . . . 2 2 2 2 nn 2 nn nennen M12— Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882 —1897. Preis des Jahrganges . . M. 8— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von Anorr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — #. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. V u. 1718., 6 Tal. M. 6— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. A. Bıcker und P. Jacog: Bewegungsregulation beim Hunde . SE ERST RE LER REN ATNET Musk: über die Ausdehnung der Sinnessphären in der Grosshirnrinde. II, » 1— W.Toskorr: experimentelle Erzeugung von Doppelbildungen bei Triton . . . .» 050 Könrer: der thukydideische Bericht über die oligarchische Umwälzung in Athen im Jahre 411 . » 0.50 E. Gorostein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate s ... 270,50 H. Grunmacn: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gas 2 A von Wıramowıtz- MoELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge . . . . 2...» 050 L. Kraatson: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris . . » 2» 2 22 22 202.0» 050 Weıssorp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects .. 1— von Rıcatuoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Ost-Asiens.. » 2— H. Rusens und F. Kurrsaum: Emission langwelliger Wärmestrabllen . -. ». ». 2... . 050 W. Crönert: der Epikureer Philonides » 1— Hrımert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht auf Lothkrümmung ’ Be Pe \ N So 2 ee Harnack: zu den Amnersr- Papyri De 2 ne el ae a N EEE Könter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides . » 0.50 Kontrausca: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermö » 0.50 L. Horsorn und A. Day: über die en ehnung von Platin, "Platiniridium, Palladium, 'Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur ae » 0.50 vax’r Horr und H, vox Euter-Cnereis: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- = schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . .» . 2...» 050 M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . » 1 SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . . EN Eh RE EN ER SER ER OMBACIE » 1L— Fıscner: über die Ester der Aminosäuren EEE Harzıvakıs; Umwandlung eines Potentialis in Plusquamper feet und Perfet . 2 2 2.22.20..050 - Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. Epiphanes. . » » 2» 2.2.2... -» 0.50 Fıscnuer: Synthese der «, 3-Diaminovaleriansäure E » 0.50 E. Conen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der körnigen bis diehten Meteoreisen. er- haltenen Resultate. . » 0,50 M. Lewanpowsky: über dıe Automatie des sympathischen "Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . » 0.50 vax’r Horr und Haroro A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlageıs. XXX, . . 2... 2.2... 050 KoeniGsBERGER: über das erweiterte Newron’sche Potential . » » » 2 2 2 2 20.2.0» 050 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz- MOoELLENDORFF: die hippokratische Schrift ER es vovoov ni ae Mommsen: ancyranische Inschrift des Julius Severus . . . BE en ll Fucns: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen ER » 0.50 H. BaumnAuer: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals £ Koxsıcspenser: über die erweiterte Poıssox’sche Unstetigkeitsgleichung Fıscner und E. F. Arustroxg: Synthese einiger neuen Disaccharide Sch£rrer-Boıcnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episeopi eine Fälschung? W. Saromonx: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der EEE L Diers: zwei Fragmente Heraklit’s. A. GRÜNWEDEL und G. Hura: Alterthümer aus der Malakand- und Swat- -Gegend . E. Gorpsteiın: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . ; Togter: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . 2 Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . e Fischer und G. Rorper: Synthese des Thymins und anderer Uracile ; Frosenıus: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . Fischer und E. F. Armstrong: über die isomeren Acetohalogen - Derivate des Traubenzuckers . Heınert: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau Varren: über Fragen der Verstechnik des Terentius . VosGer: über das Spectrum der Nova Persei. Dünsrer: über den Dialog De statu sanctae ecclesiae F KekvLe von Srtranonxırz: über das Relief mit der Inschrift 0. 1. = VI, 426 E. Esca: der Vulean Etinde in Kamerun und seine Gesteine . . van’r Horr und W. Mevernorrer: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI EN Fa O. Kauıscher: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. . . ».. ....» 050 EFB en A a er EAN ED © s = or‘ oO _ VERZEICHNIS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MIT THE ILUNGEN« Me zu St. XX und XXI. r Seite ? I Han: Über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie . . . i . 44 I. Romsere: "Vorarbeiten zur geologisch-petrographischen Untersuchung des Gebietes von Br e a andegroljs DL Aura. . 457 ER Gennexk: Über den Baschwindigkansgeriise, Sehe die Ken adöiktrahlen bei Er ee: er- r leiden (hierzu RT). 2 BT Re RER SANN R Henzoc: Das Heiligthum des Apollo in Km (de Taf. I). ED IE ER Ne, 6 RO ee ser, ROSE) a { Rn. | handlungen der Akademie. Kiriadnen = EIN AB) Jalre 139807 Sr Ra RR ES EEE ee Te or 250 a ag Physikalische Abhandlungen, . . ER en re ee Me 1400 » u ante -historische Abhandlungen RN ET ER ee a gar re n n T- &X Einzelne Ks hdlnneen aus des Jahren 1898, 1899, 1900. er Weismorn: D Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . . Me Be Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und Keuleiieigpisshen a gYy Be Det _ Bemerkungen über Entfärbung und#Verfarbanender Haane sn san ee me nun Ser ang m Ma ; Dean: Gedächtnissrede auf Wırueım WartennacH . oo 220er Lo ExazLaann: Gedächtnissrede EN ee re ER eg F- - oe: Gedächtnissrede auf Ensst RT ee REES NE Te Scnvrze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. II. . . VE ee Beaey ee nn 0 LEE KEN) > Se en SR Aristotelis qui ferıur de Melisso Xenophane Gorgia libellus 2 ed @ Baer: Radbert’s Epitaphium INSRERN ER NT A RR N ; Br: Über die Versschlüsse in den Komödien es Terentins ers 7) [ALDEYER: Die Kolon-Nischen, die Arteriae colicae und die Ar Feten el ir Bauchhöhle, nebst hu Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Papksaue ER A EN Be 40 Is ui Rıcnarz und Keichet SMenzetz Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Eu en der Erde durch Wägungen. . . ae: M1l— B Scnumans: Die Verbreitung der Pakenie, im Verhältniss zu aber ern Gliederang‘. wo‘ Scnaubısx: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Sonn. . » T.— y Krauss: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen . . 2.2.2.2...» 350 x = f ur Y Sitzungsberichte der Akademie. d rei der RER dahrginge, KRDEIET TEE RE ERBONRN Daraus besonders zusammengestellt: Ri Mathematische und ze ann Mittheilungen. 1852—1897. Preis des Jahrganges . . A. 8.— EN RE ieh der Konigiich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von Anorr Harnack. ki: ” - E su Drei Bände. — Berlin ale — N. 60.— 4 Die Zweihundertjahrfeie der Königlich Pı Preussischen Akademie der Wissenschaften Br u am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. V u. 171S., 6 Taf. A. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. 1. Halbjahr 1900. 3 E. Gouostein: über die Phosphorescenz anorganischer chemischer Praeparate Se a RR 3 H. Grunssaca: experimentelle Bestimmung von Capillaritätsconstanten condensirter Gase von WirAmowırz - MOELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge ” L. Kraatsen: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris . . . . . Weıisnorn: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialeets . . . . von Rıcnrnoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie € Os H. Rusens und F. Kurısaum: Emission langwelliger Wärmestrahlen . . 2. W. Cröserr: der Epikureer Philonides Hrrmert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus us Loihabweichungen. auf Lothkrümmung . . EL E EICÄERN }5 | en Harnack: zu den Amnerst- -Papyri B ER N Körter: ein: Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides“ re Kontrausch: über das elektrische a von Lösungen der Alkali-Jodate und "ein zur Berechnung von Leitvermögen . L. Horsorn und A. Day: über die Ka ehnung von Platin, - Platiniridium Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur . van’r Horr und H. von Eurrx-Cnerrin: Untersuchungen über die "Bildun; Svertälise der ‚oee schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter ‚Salzlagers. a. Y vr M. Bauer: Beiträge zur Kenntuiss der niederhessischen Basalte . . . SchwEnDENER: die Divergenzänderungen an den On ‚der Sonnenblumen i im i Verlaufe i Entwicklung . . 2ER Er Er = FEN Fıscner: über die Ester der Aminosäuren . . ES . Harzıvarıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquamperfect dl Perfect ar Könwer: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV. ee Ken PL SEHEN Fischer: Syntliese der @«,3-Diaminovaleriansäure . . . . - NY EN act: E. Conen: Zusammenfassung der bei der De der a bis dichten 1 Neleoreisn er- haltenen Resultate . . M. Lewannowskr: ad Beobachtungen . . SER 2% vay'r Horr und Haroıp A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildung serie der aeeasichen. Be Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. BeoN TE ra KosniosBerser: über das erweiterte Newrox’sche Potentiül . 2 22.2. # ES K - 0 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. var Halbjahr 1901. von WirAmowitz-MOoELLENDORFF: die hippokratische Schrift mepi DR vovoov. SR Monmnsen: anceyranische Inschrift des Julius Severus . . » 2» 2 2 2 0.20. Fucns: zur Tlieorie der linearen Differentialgleichungen . . . - - a ae H. BaumuAver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes. Mineral au den Dolomit des Binnenthals . Pt EL EN KorsıosBerGer: über die erweiterte Poıssox’ sche Unstetigkeitsgleichung REN, In Fischer und E. F. Armstroxg: Synthese einiger neuen Disaccharide . ». . 2... Scherrer-Borcuorsr: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? | Be W. Saromon: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der a ER Diers: zwei Fragmente Heraklit’s. . . ; A. Gröxweoer und G. Horn: Alterthüner aus der Malakand- und Swat- Gegend . Si E. Gouostein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . . . . . Toster: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . er ENDE Harsack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . . . EEE II Fischer und G. Roever: Synthese des Thymirs und anderer Uraeile. DO en FE Fropexius: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . . . » < 3 Fıscnzr und E. F. Arustrox6: über die isomeren Acetohalogen -Derivate des Traubenzuckers. Hersierr: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau ER EORE T Vanten: über Fragen der Verstechnik des Terentius. . . .. 2. 2. 2 nn 0.0. Vocer: über das Spectrum der Nova Persei. . . 2... „U. 2. > NEN. Dünnter: über den Dialog De statu sanctae ecclesiae . REES Kixvıs vox Stravonitz; über das Relief mit der Inschrift C.1. L. VI, 126 BR E. Escn: der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine . . . a, van’r Horr und W. MeEyErHorrer: Untersuchungen über die Bildungsverhältuisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI O. Karıscner: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. . . J. Harımanı: über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie . E. Genrcke: über den Geschwindigkeitsverlut, welchen die Kathodenstrahlen bei ‚der 1 erleiden . N ER Rn re R. Herzoc: das Heiligthum des Apollo in Halasarna j | | VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XXI Seite Dümnrer: Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historica . . . . 496 Branco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung des vulcanischen Ries bei Nördlingen 50k Ban der Akademie. Abhandlungen aus dem Jahre 1898. . . . . HARTEN Res SR a EL, 0) Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . Br N 2... 14.50 » Philosophisch - historische A hänslkunpen TEEN? NE ELTERN IR >>) 0) Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. Weinsorn: Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . .. NM. 3.— Vircnow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und neStolfäksfischai Ka nen Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der llaare. . ee Disaster: Gedächtnissrede auf WırueLm, WATTENBAOR 202. neh EnozıLmann: Gedächtnissrede auf Esıız pu Bois-Reymonn . . 2.22 2 nn mn nn nn m ho Hanzas Gedachtnissrederant ERNST. BEXRICH. oo nee ee a aa 1 SCHUEzZE. sHoaxacunelliden des. Indischen Ogeanes.wIHlen u re nr ze Dirıs: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus . . . 2 2. 2. 2 nn non Dünster: Radbert’s Epitaphium Arseni . . ee TERN Ur DER RE Dee Je 73 0 VAHLEN: Über die Versschlüsse in den Komödien ee Trans KEN; N, WaArpever: Die Kolon-Nischen, die Arteriae colicae und die Atertentehler der Bauchhöhle, nebst Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Pankreas. . . 2 2 2 2 2 n.2.20n 450 Rıcaarz und Krıcar-MenzeL: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen.. 3 £ EEE ME AO Schumann: Die Verbreitung der ae im , Verhältniss zu dr el Gisdene ET SCHAUDINN: Üntersnchmigen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . » T.— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen . 2. 2 2..2.2.2..= 350 Sitzungsberichte der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1832—1899 . .. .n. 2. Kr. 2er ah 2 Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1852— 1897, Preis des Jahrganges . . M. 8— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AnouLr Harnack. + Drei Bände. — Berlin 1900. — AH, 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. Vu. 1718S.,6 Taf. #. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. von Wiramowıtz- MOELLENDORFF: neue Bruchstücke der hesiodischen Kataloge » . . » . . . d. 050 L. Kraatscn: der kurze Kopf des Musculus biceps femoris . 2... 2... 2 0.02 022. % 222722050 Weıstorn: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialeets . . Pa zu Br von Rıcatnoren: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morploogie ( Ost-Asiens. » I H. Rugens und F. Kurteausı: Emission langwelliger Wärmestrahlen . . . RE N W. Crösert: der Epikureer Philonides _. „Lo Hrımert: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht auf Lothkrümmung . . Be ES ER En Re ET ENTE N 1 Hansack: zu den Asumenst- Papyri - ee ee Köster: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides . » 0.50 Konrrausen: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen . . -» 0.50 L. Horsors und A. Day: über die Ansdehmuag wor von Platin, Platiniridtin, Palladiugt, Silber Nickel Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur . » 0.50 van’r Horr und. H. vos Euer-Cnerpix: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. KIX. N. 2 9 ee M. Bauer: Beiträge zur Renntniss der niederhessischen Basalte . . 1 SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den a DIL RSERDIRn der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . . . N N Dir ES ers Klee ee Fiseuxr: über die Ester der Aminosäuren . ee ee Harzıvakıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquamipei feet und Perfeet . . 2 2.2.2200» 050 Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos IV. a area ee ae A Fıscuer: Synthese der «,3-Diaminovaleriansäure . » 0.50 E. Couex: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der körnigen bis dichten Meteoreisen er- baltenen Resultate. . » 0,50 M. Lewaxpowsky: über die Automatie des sympathischen Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . rer lolt) vax’r Horr und Hanoro A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XX. . . 2... ......050 KoeniGsBenger: über das erweiterte Newrox’sche Potential . . » » 2. 2 22 nenn...» 080 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz- MOELLENDORFF: die hippokratische Schrift ze ipijs VOUOOD, u. 0.16 ern a Monsnsen: ancyranische Inschrift des Julius Severus . . . Re Ve Ve are An RU Fucns: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . . » 0.50 H. Baunnaver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals . . ENDE Kr Kossıosuensen: über die erweiterte Poissox’sche Unstetigkeitsgleichung Ra Ni) Fıscner und E. F. Anusrroxe: Synthese einiger neuen Disaccharide . . EN Scu£rrer-Borcnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? 2.2.00 W.Sıaromox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der IDEERIERE Br) Diers: zwei Fragmente Heraklits. . . 9 0a A. Grüsweoer. und G. Hura: Alterthümer aus der Malakand- und Swat- Gegend . En E. Gorpstein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . . . . 2. 2. 23.0... 050 Torrer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . . ». » ». 2. 2. 2 2 2 2 2... Lo Harsack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . . a a en er 3,3. Fıscner und G. Roeper: Synthese des T’hymins und anderer Dradils. 2. 2 2 Frogesius: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . - 40,0 Fıscner und E. F. ArusteoxG: über die isomeren Acetohalogen - Derivate des Traubenzuckers. . » 0,50 Hersert: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveun - © 2 = = 2220.20 0.4050 VARLEn: über, Fragen. der Verstechnik des Terentius. .. x... . u. u... Eur San | Voser: über das Spectrum der Nova Persei. RD ee ee Er Ne RE Dümsrer: über den Dialog De statu sanetae ecclesiae . ae An ee ee Kexurz vox SrrAvoxırz: über das Relief mit der Inschrift C.LL. VI, AB Ra N te E. Escn: der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine . . nr | van’r Horr und W. MeEyErnorrer: Untersuchungen über die Bildungsv erhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. QXI . . . 2... .. 0.» 0.50 O. Karıscner: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. . . . . 2.2.» 050 J. Harrmann: über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. . . » 0.50 4 E. Genrcke: über den ee welchen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion | erleiden . ni ET De ehe RE BR ae ee R. Herzogs: das Heiligthum des Apollo in Halasarna » 1— }: Branco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung "des vulcanischen® Ries "bei | Nördlingen‘... 2.28 ya ee ee ERS REEL ER len | VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XXIN und XAIV, Seite Herrwis: Strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere 528 Voser: Der spectroskopische Doppelstern Mizar . 534 H. Bücxıns: Grosse Carnallitkrystalle von Beienrode 539 en der Akademie. Ablıandlungen aus dem Jalıre 1898 . - BE Re RR LER Re ana 47750) Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . a a BE ee a er Me E00 ‚ Philosophisch - historische PR EEE NN SLTERRE 20,0) Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. WeıiseoLp: Die Verehrung der Quellen in Deutschland AM. 3:— Vircnow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und Prerelueriaehe EN eb Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare . "3. Dünsrer: Gedächtnissrede auf WırneıLsm WATTENBACH - 1. EnGeELsann: Gedächtnissrede auf Esır pu Boıs-Reysosn en Dases: Gedächtnissrede auf Erxst Beyrıch . r 1.— Scrurze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. III. : -» T.— Dies: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus . 2.— Dünurer; Radbert’s Epitaphium Arsenii A 4.50 VArzen: Über die Versschlüsse in den Komödien des Terentius E ß » 2.50 WArpeyver: Die Kolon-Nischen, die Arteriae colicae und die Kedeneider der Bauchhöhle, Bene Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Pankreas . „4,50 RıcHarz und Krıcar-Mexzer: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen.. } A. 11.— ScHumann: Die Verbreitung der RR im , Verhältniss zu Baer Seiatisetien Elibarraig. » 5.50 SCHAUDINN: Untersuehungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Schs. .- 1— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen -» 3.50 Sitzungsberichte der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—1899 . M. 12.— Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882 — 1897, Preis des Jahrganges . N. 8.— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von ApoLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — 4. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900, Berlin 1900. Vu.171S.,6Tafl. MH. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. Weısnorp: die Zeitpartikeln des schlesischen Dialects . . ä von RıcHTHorEn: über Gestalt und Gliederung einer Grundlinie in der Morphologie Ost- Asiens . H. Rusens und F. Kurısaus: Emission langwelliger Wärmestrallen . . . TERN, W. Crösert: der Epikureer Philonides HrLmeRT: zur Bestimmung kleiner Flächenstücke des Geoids aus Lothabweichungen mit Rücksicht auf Lothkrümmung Gen a Pe RE RER LEE a HarnAcK: zu den Anserst-Papyri . ne 2 TE a Körter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des Epikureers Philonides 5 Konrrauscn: über das elektrische Leitvermögen von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen . . L. Hozsors und A. Dar: über die Ausdehnung vor von Platin, Platiniridium, Palladiunı, 'Silber a Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur van’t Horr und H. von Eurer-Cnerrin: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . .... M. Baver: Beiträge zur Kenntniss der niederliessischen Basalte . . . SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . . DR a Te Ra AT EA ENGE Fıscner: über die Ester der Aminosäuren . NT RR Harzivarıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquampei feet und Perfect . Ele Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV, une RN RER EEE end Fıscner: Synthese der «, 3-Diaminovaleriansäure : E. Conex: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der "körnigen bis dichten Meteoreisen er- haltenen Resultate . M. Lewaspows&y: über die Automatie des sympathischen "Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen s vax’r Horr und Hanoıo A. Wırsox: Unter suchungen über die Bildungsverhältnisse der oeeanischen Salzablageruugen, insbesondere des Stassfurter Se ER ESF KoENIGSBERGER: über das erweiterte Newron’sche Potential na ER ET BE Pe Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowıtz- MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift a" PR ED Re ee = Mownssen: ancyranische Inschrift des Julius Severus . . . . Be ee Fuchs: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . R H. BaunuAuer: über den Seligmannit, ein neues dem Boumonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals . . Er N a a KoENIGSBERGER: über die erweiterte Poıssox’sche Unstetigkeitsgleichung RR RR Fıscuer und E. F. Arustroxe: Syntliese einiger neuen Disaecharide ScHEFFER-Boıcnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine > Fälschung? : W. Saromox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Adamellögropke 3 Diers: zwei Fragmente Heraklit's. A. Grüsweper und G. Hurn: Alterthüner aus der Malakand- und Swat- -Gegend . E. Gorvstein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen Toter: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . : Hannack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . ® Fiscuer und G. Roever: Synthese des Thymins uud anderer Uraeile . Fropexıus: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . . Fıscner und E.F. Arustroxs: über die isomeren Acetohalogen - Derivate des Traubenzuckers . Hersert: der normale Theil der Schwerkraft inı Meeresniveau 3 Vanten: über Fragen der Verstechnik des Terentius . Voser: über das Spectrum der Nova Persei . Dünnter: über den Dialog De statu sanetae ecelesine . Kexvrz vox Srrapoxirz: über das Relief mit der Inschrift C.1.L. vl, 426 E. Esen: der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine van’r Horr und W. MEvernuorrer: Untersuchungen über die Bildungsv erhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI Be O. Kauıscner: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln . J. Harrması: über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie . E. GEHRcKE: über den Geschwindigkeitsvenlust, welchen die Rathodenstrahlen bei der ‚Reflexion erleiden = ? R. Herzos: das Heiligthum des Apollo in Halasarna . Branco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung “des vulcanischen Ries bei Nördlingen . . ET BERN RE Herrwig: strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere . Hg Voser: der spectroskopische Doppelstern Mizar . Ba ST ee Be ed VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN « zu St. XXV, Seite PrAnck: Über irreversible Siahlünesyorkauseas (Nachtrag) em Set ne ie a DAR SCHWENDENER: Zur Theorie der Blattstellungen . . 2006 van’r Horr, W. Hınkıensen und F. Weigert: Untersue oe über die Bildungwvrhälnis der ocea- nischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. Ne a NR zz) Hısscarkrn: Die Rangtitel' der römischen Kaiserzeit... . s..: 2 0 m mn en nn. 2579 en der Akademie. Abhandlungen aus dem Jahre 1898. . . . . ger A a FR Er PEN) Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . ER er Ay Nr Aa ©: 1210) » Philosophisel -historische Akendhuneen N RE NEE ee A Re 5) Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. Weıin#orn: Die Verehrung der Quellen in Deutschlaud . . . . Me Vircsow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und He khistanschenn Bere Gebet Bemerkungen über Entfärbung und Vertärbung der Haare, . » . 2 2 2 vn nn nn Dünseer: Gedächtnissrede auf WırueLm WATTENBACH . . . . SR N RER > EngeLmann: Gedächtnissrede auf Emız pu Bois-Reysmonv . : 2 2 on 2 nn nn nn Lo IDRMER= öBdschtnissvedesaufv. ERNST) BEYRICHN. er ee Re Scruze: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. ID. . Re ER ee a Diers: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia "libellus ERREEE NE ea ea eo ee a RL Dümnmter: Radbert’s Epitaphium Arseni . . ER N EN 230) Vanten: Über die Versschlüsse in den Komödien dr Tareirdus Sa a A, Warpeyer: Die Kolon-Nischen, die Arteriae colieae und die Ar eteliker tler Bauchhöhle, nebst Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Pankreas. . . » 2 2 2 2 2.2.2000 450 RıcaArz und Krıcar-MexzeL: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen. . . 2. AM 11l— ScHUmAnN: Die Verbreitung der Ge} im Verhältnies zu ihrar N Giant . 550 SCHAUDInN: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Sch. . » 7.— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen . » 2 2.2.2.2.00=..350 Sitzungsberichte der Akademie. Era /denkeinzelnen Jahrgänge, 1382-1831 1, NN a, ee A ee MILE Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittlieilungen. 1552— 1897, Preis des Jahrganges . . M. 8— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AporLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — AM. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. Vu. 171S., 6 Taf. M. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. Il. Halbjahr 1900. Harnack: zu den Amnerst-Papyri . FE RE RE NEIN" Könter: ein Nachtrag zum Lebenslauf des en Philonides . » 0,50 Kontrausch: über das elektrische Leitver REN von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitver Ren 5 » 050 IL. Hotsors und A. Day: über die Aus ehnung. von Plan, Pleindium. Palladiim- 'Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur . » 0,50 van’r Horr und H. vox Eurer-Onkrpis: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. » 0.50 M. Bauer: Beiträge zur Keuntniss der niederliessischen Basalte . . » 1— ScHWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer r Entwicklung . . BEER : » 1— Fischer: über die Ester der Aminosäuren 3 » 1— Hartzıpvakıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquamper fect und Perfect . » 0.50 Köurer: zwei Inschriften. aus der Zeit Antiochos’ IV. ee ne .- 0,50 Fıscner: Synthese der «, %-Diaminovaleriansäure ; -» 050. E. Conen: Zusanmenfassung der bei der Untersuchung der körnigen bis dichten Meteoreisen er- haltenen Resultate. . -» 0,50 M. Lewasvowskr: über dıe Automatie des sympathischen Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . -» 0.50 vas’r Hors und Hanoıo A. Wınsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Re Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XX. . .» ... 2.2.2... 050 KosniasgerGer: über das erweiterte Nwros’sche Potential . » = 2 22a 202 0. 050 Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz-MoELLENDORFF: die hippokratische Schrift “n ER vovaou: ee Mosıusex: ancyranische Inschrift des Julius Severus . . . N NE Fucas: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen Erg. „ 050 H. BausuAver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes. Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals I n 0.50 Koxsıoseeroer: über die erweiterte Poisson’sche Unstetigkeitsgleichung 0.50 Fıscner und RE. F. Armstrong: Synthese einiger neuen Disaccharide 0.50 Senerrer-Boicnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? 2.00 W. Saroxox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der AND EEE : 0.50 Disers: zwei Fragmente Heraklit's. 5 0,50 A. Grüxweoer und G. Hurn: Alterthüner aus der Malakand- und Swat- ‚Gegend . 1— E. Gorpstein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen Tozrer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . Harsack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . - Fiscrer und G. Rover: Synthese des Thymi:s und anderer Uraeile . Frosexıus: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . Fischer und E. F. Arustroxe: über die isomeren Acetohalogen - Derivate des Traubenzuckers . Hermert: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau VaAnten: über Fragen der Verstechnik des Terentius . VoseL: über das Speetrum der Nova Persei. Dünmster: über den Dialog De statu sanctae ecelesiae . Kexvure vox Srrapoxız: über das Relief mit der Inschrift C.1.L. v1, 426 E. Escn: der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine . . van’r Horr und W. MeyvErHorrer: Untersuchungen über die Bildungsv erhältnisse der oceanischen =) = Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. . . .». 2. 2.2.2.2.» 050 | O. KarıscHer: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. . . . .». 2.2.» 050 J. Harrmann: über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. . » 0,50 E. GeRrcke: über den Geschwin rn welchen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion erleiden . . PR NE 0) R. Herzog: das Heiligthum des Apollo i in Halasarna . . » 1— Branco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung “des vulcanischen Ries bei Nördlingen ; Fe - ... Lo | HerTwiG: strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere . » 0,50 | Voser.: der spectroskopische Doppelstern Mizar . 5 » 0,50 Prasck: über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) j » 0,50 SCHWENDENER: zur Theorie der Blattstellungen . N Ne Ne TER van’r Horr, W. Hınrıcasen und F. Weicerr: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter u RRU2S HET ER Hırscarerp: die Rangtitel der römischen Kaiserzeit . . » » 2.2... TIER | VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XXVI und XVII. Seite Kerry: Resultate der Untersuchung der Proben des am 10. bez. 11. März 1901 in Italien, Österreich und Deutschland gefallenen Staubregens RN BREI G. Feırscn: Rassenunterschiede der menschlichen Netrhank An Tat 1 Sa Ivy). SE NE RO LA Scumoter: Einige principielle Erörterungen über Werth und Preis . . 2.2 mn 2 220202..634 NETENESTIGHARDEBENTRES'S SUetonktitileie Merkel EL OT Emaee der Akademie. Abhandlungen aus dem Jahre 188. . . . . NEN EN RE I 2 ME AREN) Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . A Dez SE Nee A AS 3300) » Philosophisch -historische Kbkedlakiiken, EEE Te Tier DE Abhandlungen aus den Jahren 1399-100 . » 2. 2. 2 2 2 nr N Daraus: Physikalische Abhandlungen . . . RT EN N ee er ee Philosophisch - Kistorische Abh: ee: a N ee RIEHO Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. Weıxeorp: Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . . Re a Virenow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und nrolakiefärischen Aer pter nebst Bemerkungen über Entfärbung und Vertärbung der Haare. . 22. 2 nn m nn Bd Dünuter: Gedächtnissrede auf Wırgxım WATTENBAB 202. 2 en nn een Lo ENnGeELmAnn: Gedächtnissrede auf EmıLr pu Boss-Reymonsn - . . 2 2 2 2 2 2 a2 2. = Lo BEER SR EGRCHINSSTRGETAUIHERNSTH BETRICH U en See ee ee ee Ale SbRHuTzEN Hexactiellden des* Indischen Ok8anes: "UL = ea RE Nine at Va Diers: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus . .-. . 2. 2 2 2 2 20 nn 2 Dünster: Radbert’s Epitaphium Arseni . . EEE RE Le Re 150 VaArtex: Über die Versschlüsse in den Komödien des Fern a Men N A er) WaAıpever: Die Kolon-Nischen, die Arteriae colicae und die Anterientelden der Bauchhöhle ‚ nebst Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Pankreas. . . 2 2 2. 2.2.2.2. 450 RıcaArz und Krıcar-Menzer: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit GBESESFÄBDUUTEHOVV ARUNBEN RE Re et ee ee nee ee Scausann: Die Verbreitung der Cactaceae im Verhältniss zu ihrer systematischen Gliederung . . » 5.50 ScuAaupıinx: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . » 7.— Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen . . 2 2 2.2.2.» 3.50 Sitzungsberichte der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—1899 . . 2... nun n.ı Senne MIR Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882—1897. Preis des Jahrganges . . M. 8— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von AporLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — . 60,— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. Vu.171S., 6 Taf. M. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten, OD: Halbjahr 1900. Konrrausch: über das elektrische LEWErMNORER von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen L. Hozsorx und A. Dar: über die Aus ehnung von 1 Platin, "Platiniridium, Palladium, Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur . van'r Horr und H. vox Eur£r-Onerpis: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen,, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIN. . . .. .. M. Baver: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte .„ . SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den a der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwieklung : . BEN EN re Fısoner: -über- die Ester der Aminosäuren - . TE nA Harzıpakıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquamperfeet und’ Peifeur . 4.0.0: Ar SEE Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV. PRDImIET AED, Fischer: Synthese der «, d&-Diaminovaleriansäure :E. ConHEn: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der, körnigen bis dichten Meteoreisen er- haltenen Resultate . M. Lewaspowsky: über dıe Automatie des sympathischen Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen Ä va’r Horr und Hanorp A. Wirsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischeu Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. 2 NE Tree KoENIGSBERGER: über das erweiterte Newroy’sche Potential . NEE N SEE RO ni Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. vos Wıramowirz-MoELLEnDoRFF: die hippokratische Schrift wepi ipns vovoov» . . ..... Monsssen: aneyranische Inschrift des Julius Severus .. » . . 2. 2... 00 ne. Fuchs: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . E H. Baunnaver: über den Selismannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals . . EN a ee KoENIGSBERGER: über die erweiterte Poıssoy’sche Unstetigkeitsgleichung Fıscner und E. F. AnustroxG: Synthese einiger neuen Disaccharide £ ScHherrer-Boicnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? B ; W, Sırosiox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Amelie & Dies: zwei Fragmente Heraklit's. . . R A. Grünweoer und G. Hurn: Alterthümer aus der Malakand- und Swat- -Gegend . E. Gorpstein: über Nachfärben und die sie erzeugenden Strahlungen Toeıer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik... . Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . Fischer und G. Roeper: Synthese des Thymins und anderer Uracile Frogenıus: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . . x Fischer und E. F. ArmstroxG: über die isomeren Acetohalogen - Derivate des Traubenzuckers. . Hersert: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau ’ VAnHıen: über Fragen der Verstechnik des Terentius . ee EEE SE 5 VoseL: über das Spectrum der Nova Persei. . . Ta Re Bar Ka te Dünster: über den Dialog De statu sanctae ecclesiae . Kexvure vox Srraposirz: über das Relief mit der Inschrift C.LL. VI, 426 E. Escn: der Vulcan Etinde in Kamerun und seine Gesteine van’t Horr und W. MEvERHOFFER: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. . . .» v2... O. Karıscaer: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögen. . . . . ... J. Harrmars: über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie . E. GEHRoRE:- über den Geschwin ler welchen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion erleiden en EN N R. Herzoc: das Heiligthum des Apollo in Halasarna . Branco ax E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung “des vulcanischen Ries bei Nördlingen Herrwic: strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere . RR EN Vocer: ‚der spectroskopische Doppelstern Mizar . Pa LE ea aa or DRS Praxck: über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) . a a ee TR SF RER SCHWENDENER: zur Theorie der Blattstellungen . RG van’t Horr, W. Hınrıchsex und F. WeiGerr: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI... . .. . Hırscrrerp: die Rangtitel der römischen Kaiserzeit . © 2 = 22 m ana. G. Fritscn: Rassenunterschiede’ der menschlichen Netzhaut. : TEE ERTE SS Sc#morzer: Einige prine Be Erörterungen über Werth und ee ee M. Inn: Rıckarn Bextrev’ s Suetonkritik - ” Du a a a an su uw a, 3857 35 HFo2mosoo Bar x sera zasuse, e9r 0.50 u 4 Selaieiir EANER ul a Ve ner en VERZEICHN ISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« Hr Zack zu St. XXVII. Sei 2% Re, i eit „°. Conze: Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen archäologischen Instituts. . . . 699 Ay FERNEN der Kelenie % ‚Abliandlungen aus en Jahre 1898. . . ... EN NE en N ET ERS Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . EN ER Re 50 LRSLSU 5 Be _ Philosophisch - historische Alnandingene RER a a ee A nt Abhandlungen Dis denwJahren,1899 19001 Er ar ee Eee EN AAO i Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . RE Ne el ME ZB » Philosophisch- Eos: Abkahalaneene BE A a ee ee Mean Einzelne Abhandlungen aus den Jalıren 1898, 1899, 1900. 1901. Weisnorn: Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . . er Au Fu Vinenow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und protohistorischen BE pter EN: e “ - _ Bemerkungen über Entfärbung und Verfär Bun rkl RATE ee N Dünseer: Gedächtnissrede auf Wırnkrm ER ee N EI a - Esazımann: Gedächtnissrede auf Esır PUEBOISTERKERONDE N HE a ee ee Dans: ‚Gedächtnissrede auf Ersst Bevı RICH... . a ee Scnvize: Hexactinelliden des Indischen Oceanes. IL. an EN EEE EN BE RE et ae ul Disıs: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus . . .. . 2... 00m 2 . Dürnten: Radbert’s Epitaphium Angela. wenn a ee et) x Vantex: Über die Versschlüsse in den Komödien I Tin KERN RE DAN) a Waınexen: Die Kolon-Nischen, die Arteriae colicae und die Ar terienfelder a Bauchhöhle, nebst _ Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Pankreas. . . 2 2. 2 2 2.2.2200. 450 RıcHarz und Krısar-Mexzer: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen. . . Re N Scuumann: Die Verbreitung der ER im \ Verhältniss zu Keen Suicherzellen here ee - ScHaupinn: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trichosphaerium sieboldi Scan. . - 7— : Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Allen . . 2.2.2.2... 350 " Dörprern: Das südliche Stadtthor von Pergamon . . 2». 2... nn nn nn en nn 2,50 & Silennesherichte der Akademie. Bra der einzelnen JOHTEAn ESS SO Re ee ae ee ee en Be Me Oarans besonders zusammengestellt: 3 5 Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1582 — 1897, Preis des Jahrganges . . A. 8— r Br "Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. iR Im Auftrage der Akademie bearbeitet von ApoLr Harnack. Be X : Drei Bände. — Berlin 1900. — A. 60.— Die Zweiundertjahrfeie der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften 7. am 19. und 20. März 1900. PR Berlin 1900. Vu. 1718., 6 Taf. Mt. 6— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. Kontrausch: über das elektrische an von Lösungen der Alkali-Jodate und eine Formel zur Berechnung von Leitvermögen L. Horgorx und A. Day: über die Aus ehnung von n Platin, "Platiniridium, Palladium, "Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur va’r Horr und H. vox Eurer-Onerrin: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . 2»... M. Bauer: Beiträge zur Renntniss der niederliessischen Basalte SchwEnDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung . ET N Eee ee EDEN EEE AR Fıscner: über die Ester der Aminosäuren . . EEE ee Harzıvaxıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquampeı feet und Perfect . RT Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV. le ae ee FTP IT ER FRE Fıscner: Synthese der «,3-Diaminovaleriansäure . . Eile E. Conex: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der- körnigen bis dichten Meteoreisen er- haltenen Resultate . M. Lewanopowsky: über dıe Autonıatie des sympathischen Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen i van’r Horr und Haroıp A. Wıusos: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlageıs. XXL. . 2. 2.2.2.0. KOFNIGSBERGER: über das erweiterte Newrox’sche Potential . » 2» 2 2 2 2 0 ne nn Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1901. von Wıramowırz-MoELLEnDoRFF: die hippokratische Schrift repı ipjs vovoov» . . .. . Moxssen: ancyranische Inschrift des Julius Severus . . » . v2 nr L 2 2 2 200. Fucus: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . H. Baunnaver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals . . Re a KostosBeRGER: über die erweiterte Poissox’sche Unstetigkeitsgleichung Auae. Sul ea ae ee Fischer und E. F. Armsrtrons: Syntliese einiger neuen Disaccharide Scuerrer-Borcnonst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? S W. Sırowox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der RODERIP - Diers: zwei Fragmente Heraklit’s. . . ERREN, A. Grünwenper und G. Hurn: Alter thiiner” aus der Malakand- “und Swat- Gegend . ah" E. Gorostein: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen . ». » 2... Toster: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . Be En ee RR TA RATEN Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu Ser aa Te Fischer und G. Rover: Synthese des 'Thymits und anderer Uraeile Frogenıus: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . Fıscner und E.F. Arsstroxne: über die isomeren Acetohalogen - -Derivate des Traubenzuckers . Hernerr: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau VaAnzen: über Fragen der Verstechnik des Terentius . Vocer: über das Spectrum der Nova Persei. . . ET NER NER SR Dünster:, über den Dialog De statu sanctae ece lesine . I RE HET Auer Kexure von Stranonıtz: über das Relief mit der Inschrift C.1.L. VI, EN E. Esen: der Vulcan Etinde in Kamerun und seine (Gesteine van’r Horr und W. MEvErHoFFeErR: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagerssı ER I; sn ne 0. Karıscner: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln . J. Harrmann: über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. E. GeRrckeE: über den Geschwindigkeisverhust, welchen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion erleiden R. Herzoc: das Heiligthum des Apollo in Halasarna Braxco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung “des vulcanischen Ries bei Nördlingen E - : Hertwis: strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere . Voser: der speetroskopische Doppelstern Mizar . 2% Praxck: über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) . SCHWENDENER: zur [Theorie der Blattstellungen . ee res. de 00 PLapRe vas’r Horr, W. Hısrıonses und F. Werserr: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXU.. HırschreLp: die Rangtitel der römischen Kaiserzeit EN G. Frırscn: Rassenunterschiede der menschlichen Netzhaut. . . el u ee I er ee Schumotter: Einige prineipielle Erörterungen über Werth und Preis. M. Ins: Rıcnaro BentLev’s Suetonkritik BELA zu St. KUN ad RX F j Seite aunaun: Über ein ns; PerieRt Ba a BR EN Re hit von der Insel Mac er Su a Porter). a er] eu a N ECHT]. ER NASE ® “ Dana 2 a5 le 3.007 rss N AN ERAET RE ERDE N ar: A PEN RN DE EEE ö BE a ion Al: hunlehn A Br nebst Aen ar SEELE ERSTE RE RL RB £\ f re en IL DU TEvsoxn EICH SE N TO NS A OL bi 3 er = HER le 4 ne p no i ER RER RO AN Dr a jum- m 2 TEN a RL I sschlüsse ein. en Ko des Terentius EHI RER » 2.50 „Nischen, Ar cae und die Ar terienfelder der Bauchhöhle, a uodennm und Pankreas . »„ 450 RE. n \ R 7, 5 R= vitationsconstante, und der mittleren Dichtigkeit (du: F} Sen dd ie N Aline BASE NE AI — an L.- u ir im Verhält ; en Ayerematigehen led Fe 0) Mi gen übe \ Dnswi sel von T ne sieboldi 'SCHN. 5. Wi IT en über den N: De Ar ER ä tadtthor vo ER on ?. AT EEE N 1882 — 1897. Preis des Jahrganges nd ee Va: von EN Drei Bände, _ - Berlin. 1900. — Me 60.— ter Kniglich Dredachen Akademie der Wissenschaften ; ae 19. und ‚20. März 1900. Benin is N. x 1718, ‚6Talı M. 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1900. L. Horgors und A. Day: über die Ausdehnung von Platin, Platiniridium, Palladium, Silber, Nickel, Eisen, Stahl und Constantan in hoher Temperatur A van’r Horr und H. vox Euter-Onerrin: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- i schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . . ... » 050. M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte . . . . 2. 2 2 22 2... SCHWENDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen im Verlaufe ihrer Entwicklung a N er eyt Fischer: über die Ester‘der Aminosäuren . . . 2. 2... ..0n 2. Harzıpvarıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquamperfeet und Perfect . Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV. Epiphanes . s Fiscrer: Synthese der «,8®-Diaminovaleriansäure . . 2. on 0. 0. una nn ‚ E. Couen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der körnigen bis dichten Meteoreisen er- H haltenen Resultate. . » 050 2 ' E -_ m I * ee eeS: 3 M. Lewanpowsky: über dıe Autoniatie des sympatliischen Systems nach am Auge angestellten Beobachtungen". nun 3 nr a TR ee RE van’r Horr und Haroro A. Wırsox: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen i Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. a Koznı6sgerger: über das erweiterte Nxwrox’sche Potential . . 2 22 2 nen 2 0.0» 050° - D 1 } Sonderabdrücke aus den Sitzungsberiehten. I. Halbjahr 1901. Pre von WırAmowıtz- MoELLENDORFF: die hippokratiseche Schrift epi ipjs vovoov» . . 2.2... AM 1— Mommsen: ancyranische Inschrift des Julius Severus EEE NANNTE -» 0.50 Fucus: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen . . - ». .. 2 2 22 22.20... .050 H. Baumuaver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit homöomorphes Mineral aus dem Dolomit des Binnenthals TI ee er ee ek » 0,50 Kornıgsgerger: über die erweiterte Poıssox’sche Unstetigkeitsgleichung » 0,50 Fıscner und E. F. Arustroxg: Synthese einiger neuen Disaccharide . . . RE » 0.50 Scuerrer-Borcnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi eine Fälschung? ” 2.00 W.Sarosiox: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Adamellogruppe . » 0.50 Dies: zwei Fragmente Heraklit’s. NE ee VE a NE Ren Ka La il Re » 0,50 A. Grünweper und G. Hurn: Alterthümer aus der Malakand- und Swat-Gegend . » 1— E. Gorpsteim: über Nachfarben und die sie erzeugenden Strahlungen » 0,50 Togrer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . - » 1— Harnack: Probleme im Texte der Leidensgeschichte Jesu . RE » 0.50 Fıscner und G. Roxver: Synthese des Thymins und anderer Uracile . » 0,50 Fropenıus: über die Charaktere der alternirenden Gruppe . » » 2. 2 2 2 2 2 m .. » 0,50 Fıscner und E. F. Arusrrong: über die isomeren Acetohalogen-Derivate des Traubenzuckers . » 0.50 Hermerr: der normale Theil der Schwerkraft im Meeresniveau » 0,50 VAsLen: über Fragen der Verstechnik des Terentius . » 1.— Voser: über das Speetrum der Nova Persei. . . . » 0.50 Dümsrer: über den Dialog De statu sanetae eeclesae . . 2... » 1.— KexuE von Strapoxıtz: über das Relief mit der Inschrift C.I.L. VI, 426 » 0.50 E. Escn: der Vulean Etinde in Kamerun und seine Gesteine . » 2— van’r Horr und W. Mevernorrer: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. . . » » 2. 2...» 050 OÖ. Karıscner: weitere Mittheilung zur Grosshirnlocalisation bei den Vögeln. . . . »....» 050 J. Harımans: über die Bewegung des Polarsterns in der Gesichtslinie. - . » >» 2.2.2.2...» 050 E. GeHRcKE: über den Geschseindipkeethrerkeit, welchen die Kathodenstrahlen bei der Reflexion erleiden. "222%. 2.2 1.1.7 Vs BAAR TE Er al Sa ET R. Henzoc: ‘das Heiligthum des Apollo in Halasarna .. „m. Braxco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung des vulcanischen Ries bei Nördlingen . . . IN ö 1.— Herrwis: strittige Punkte aus der Keimblattlehre der Wirbelthiere . Voczr: der speetroskopisehe Doppelstern Mizar . RE SU Pranck: über irreversible Strahlungsvorgänge. (Nachtrag.) . SCHWENDENER: zur Theorie der Blattstellungen . Pe A FE ET EEE van’r Horr, W. Hınricnsex und F. Weiserr: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der LIE Do Ma va; 2Bagaaı & oO oceanischen Salzablagerungen, ‚insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XXI. . » 0.50 Hırscnrerp: die Rangtitel der römischen Kaiserzeit . . . de a ae age » 1— G. Frırscn: Rassenuntersehiede der menschlichen Netzhaut . Er » 1— Senmorrer: Einige prineipielle Erörterungen über Werth und Preis. » 2.— M. Inn: Rıcuarn BentLey’s Suetonkritik BEE » 1— L. Horsorn und F. Kurtsaum: über ein optisches Pyrometer . EN » 0.50 Kreis: über den Brushit von der Insel Mona (zwischen Haiti und Portorico) » 0,50 De “ f VERZEICHNISS »DER WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XXXI, XXX und XXXIH. Seite FW: Saronon: Über nene geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der Adamellogruppe. II... . 729 | ee der Akademie. Abhandlungen aus dem Jahre 1898. . . . . EN RE RE ER ren A070, Daraus: Physikalische Abhandlungen. . . EEE RA ER 1 a 0: 3610) n Philosophisch -historische Kbkanälaneen A RE Re ER) BShbandlungen aus den) Jahren! LEII—1900) un. neh a a er) MO Daraus: Physikalische Abhandlungen . . . N a Er a » Philosophisch -historische Arleelaneer: a ee Br a Jel,ar EAALDO Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1898, 1899, 1900. 1901. - Weınnorp: Die Verehrung der Quellen in Deutschland . . . . : M. 3:— VircHow: Über die ethnologische Stellung der prähistorischen und nrhhskienschen Ber nen Bemerkungen über Entfärbung und Verfärbung der Haare. . . 2 2: 2 2 2 m nn er Bo Dünneer: Gedachtnissredegauf WITHEENYVMATTENBACHEN I ee ee en ande Engermann: Gedächtnissrede auf Emır ou Bors-Reymonn - » » 2 2 2 2 2 m m nn nn = Lo StR Beluchtminsrelßt aufyERnETnBESHIOHE. Scaurze: Hexactinelliden BESBEaEhRchen Obsaase DIE ee ee 7 _ Dies: Aristotelis qui fertur de Melisso Xenophane Gorgia libellus . . . ». 2» 2 2 2 2 220m 2 - Dünmwer: Radbert’s Epitaphium Arsen ae ET EEE ER N RR: I 0) _ Vanten: Über die Versschlüsse in den Komödien Ber Wetenrtus ER ; - 2.50 i Waıpever: Die Kolon- Nischen, die Arteriae colicae und die Krterionfolder m Bauchhöhle, a Bemerkungen zur Topographie des Duodenum und Pankreas . . . » 4,50 ' Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei Nördlingen in seiner Bedpukunk für Biden, dee BUUTGENEIDENELLBIIOETE. Sr Eee leer a AR ae aa den ats Bi | Besiker und KrısAr-Menzer: Bestimmung der Gravitationsconstante und der mittleren Dichtigkeit der Erde durch Wägungen. . . BR nr AR N le ' Scaumann: Die Verbreitung der ae im | Verhältniss zu BER elek Ghedetunp A 5} ) _ Scnaupisx: Untersuchungen über den Generationswechsel von Trickosphaerium sieboldi Scan. . - 7.— "Krause: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Afen . 2. 2 2.2.2.2.» .8350 Dönersip: Bas suldliches Stadtihounkv ons Pete am pr ee u 2‘ EN SE Sitzungsberichte der Akademie. N Preis Herseinzeinen Jahreänges RED 1800 0 a ea MID _ Daraus besonders zusammengestellt: - | Bulle und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882— 1897. Preis des Jahrganges . . M. 8— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von ApoLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — #. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften Er. am 19. und 20. März 1900. EEE Berlin 1900. Vu.171S. 6 Taf. #. 6— ‘Sonderabdrücke aus den Silähnshberrehten N: Halbjahr 1900. van’r Horr und H. von EuLer - Herrin: Untersuchungen über die Bildungsverhältuisse der oceani- schen Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter Salzlagers. XIX. . . . . . . M. Bauer: Beiträge zur Kenntniss der niederhessischen Basalte _ ’ Se SCuwEnDENER: die Divergenzänderungen an den Blüthenköpfen der Sonnenblumen i im Verlaufe ihrer Entwicklung . . BEHRENS A SORT AREA SER r Fıscuer: über die Ester der Aminosäuren . age ae Harzıvarıs: Umwandlung eines Potentialis in Plusquampeı feet und Perfect RER TE Könter: zwei Inschriften aus der Zeit Antiochos’ IV, ‚Epiphanes . a e Fischer: Synthese der «,3-Diaminovaleriansäure . .» ... 2... BE E. Conen: Zusammenfassung der bei der Untersuchung der körnigen Si dichten Meteoreisen er- haltenen Resültate . M. Lewanpowsky: über dıe Automatie des sympathischen Systems nach am Auge "angestellten Beobachtungen . . Rn % vanır Horr und HaAroro A: Woraon:. "Untersuchungen ü über die Bildun: sverhältnisse der oceanischen u Salzablagerungen, insbesondere des Stässfurter Salzlageis. X xx RE - KOENIGSBERGER?“ über ehe: De RI : ee wi er ın? f Kosiben ach aus dem Sitzungsberichten., LE Ibjahr DO = uulbua [4 von WırAmowirzt MokLLEnnoRERt die een Schrift. mept. ipis vovoov . . Monäsen:, aneyranische Inschrift des Julius Severus . . 2:1... m nr 2 Fucus: zur Theorie der linearen Differentialgleichungen regel : at % H. Baunnaver: über den Seligmannit, ein neues dem Bournonit en MR) ‚ans, ( dem Dolomit des Binnenthals . . RER ZEN: ie KoENIGSBERGER: über die erweiterte Poissow’sche Unstetigkeitsgleichung ET TREE Fischer ünd"E. F. Armstrong: Synthese einiger neuen Disaccharide . . ande Scouerrer#Boscnorst: Norbert’s Vita Bennonis Osnabrugensis episcopi ‚eine Fälschung? u : -W.-Satosios: über neue geologische Aufnahmen in der östlichen Hälfte der AdemelBErilps A Dies: ei, Frägniente. Heraklit’s. . . BE ı iS A. Gnüswenet und G. Hurm: : Alter thümer aus der Malakand- und Swat- Gegend . EN tr) E. GoLDszEin über>Nachfarber ‚unddie sie .erzeugenden Strahlungen . Fa er 9 ‚ToBLEr: KR Beiträge z ur französischen Grammatik... - =». = ARE HEHE HarnAcKt roblem im .T xte, ‚den Eetenseeeshichie Jesu... ER re ae RE Fıscner und G, Rokver: „Synthese Thymins, und, anı rer Upaeile.. .. h | ah Sir ae reiklen. Grup { ; Wi iber. die someren ne rigen. ‚ds, Aenhgien “ar eh i i I: DRRUNEN,. ’ t Frösznıus: über“ = ee Fiscuer® und ‘EB: F j Kekuren VON eh “über: des Relief” mit der ie in C: I. e I; 26 N, Re: E. Esenz der Vulean:BEtinde in’ Kamerun ‘und seine Gesteine w| „ws N... er a van’r Hore und ,W. Mevernorrer: Untersuchungen über- die; Eldunkarerfahkiaee der, ‚oeeanischen. zer Salzablagerungen, insbesondere des Stässfurter Salzlagers. : RX. ER E FE Sn KR O0. Karıscher: weitere Mittheilung zur Grosshirnloealisation bei den Vögeln Be ESTERE... J. Hawımans: über die Seh des: Polarsterns in der Gesichtslinie. \. a : E. GeurckeE: über den Geschwin ikeilereluet, welchen- die. Kathode ns erleiden . R Ba R. Herzoc: das Heiligthum des Apollo in.Halasarna . Eee: BRANco und E. Fraas: Beweis für die Richtigkeit unserer Erkthrung "des vulcanischen Ries bei -._.. Nördlingen ...,.. an an ra ns a Herawıc: str Tene Punkte aus der. Keimblattlehre” der Wirbelthiere N) 3 Vocer: der spectrosl )ische, Doppelstern Mizpre se. ® ; Präxck: über irreverstble Strahlungsvorgänge. Nachtrag.) ; SCHWENDENER: ZUr Theorie der Blattstellungen °. 2 RS h van’r Horr,, -W. Hınrıcasen ‚und +F. Weigert+ "Dftersuchungen über“ die. Bildung sverhältni den oceanischen -Salzablagerungen, insbesondere des Stassfurter ‚Salzlagers:“ 2 ERALSER ESER HırscnreLp: die Rängtitel- ‚der römischen. Kaiserzeit RER SE Are Be G. Frırson: Rassenunt erschiede der menschlichen Netzhaut. RE Scnuorrer: Einige prinäpielle Erörterungen über Werth "und. Pieis. M. Inst: Rıcnanp Bexteey’s Suetonkritik__. .... 320 L. Horzorx und F. Kurısaun: über ‚änSoptisches yre ER Krein: über den Brusliit von der"Insel-Mona, (zwischen | Haiti und Por: torico). Sur q W. Saromox: über neue ee Aufnahmen in. der östlichen. ‚Hälfte ‚der Adanellogruppe. 1% LB N 05 - D Pre de 4 dı Le NL 01298 9562