I we 7 eK ers we en II« RE - e. A ee Et 2 & Teen u 2 nn ech Teer 1 2 om PLN EL En A weht Barmen nn .. 5 HEN \ I. RR Di ji \ Kl Er Mh Ya I Mr Al Yu sth MR OL IUy \ N RR aa { ) A Y IT LE KLEINE NIYRIR Rh uNee) IP \ IN „ An um va $) ii Bl ” 1) _ un, FM u 1a PN) URAN N Aa AN A mi ie ul I, \ AN I 2 A ru IM IR an MM In AN En ii “ fi ar en {N 4 N } N he v2 RATE), Ass AT, wi hi Lu AN \ 1 \ DAL (0 u AR I Ihr 1 I | N Pr iM r iR er Win I N Y ‘ KR PR u N SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. JAHRGANG 1905. ZWEITER HALBBAND. JULI BIS DECEMBER. STÜCK XXXII—LII MIT ZWEI TAFELN, DEM VERZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. BERLIN 1905. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. “hi - } j \ Tr E UT LEN RR] AR y u u [' DI r et IT E NT EEE REED I m "u ew Are) u 3 ee re INHATT: van’r Horr und W. 0. Brasparz: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- ablagerungen. XLII. Der Caleiumgehalt der constanten Lösungen bei 25° . Branpr: Zum ags. Gedichte “Traumgesicht vom Kreuze Christi’ Scrurze, W.: Griechische Lehnworte im Gotischen ER RE RE RER VaAnzen: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. (Fortsetzung.) Catullus II H. Junker: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera . Scnorttky: Über die Convergenz einer Reihe, die zur Integration linearer Differ EeKchungen Man S. Varentiner und R. Scuuipr: Über eine neue Methode der Darstellung von Neon, Krypton, Xenon Togrer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . 5 KoENIGSBERGER: Über die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. G. Tornıer: Pseudophryme vivipara n. sp., ein lebendig gebärender Frosch Adresse an Hrn. Coxze zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 11. August 1905. von Hermnorrz: Über die physikalische Bedeutung des an der kleinsten Wirkung. Bearbeitet von KOENIGSBERGER . . : B ä K. Prrer: Untersuchungen über individuelle arauonen in de khierischen. Be ZiMMERMANN: Der gerade Stab mit stetiger, elastischer Stützung und beliebig gerichteten ale van’T Horr und J.p’Ans: Untersuchungen über die Bildung oceanischer Salzablagerungen. XLIV. Exi- stenzgrenze von Tachhydrit bei 83°. E O. Scaurzze: Über die Frage nach dem Einfluss des Lichts auf die Tabwiekinng und ha der Amphibieneier und Amphibienlarven n E HırscureLp: Die römische Staatszeitung und die Neelamartonfens im era : W. Kaurmann: Über die Constitution des Elektrons Kocn: Über die Unterscheidung der Trypanosomenarten . SacHAu: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch-Turkistan (hierzu Taf. m. R. Herzog: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma - - Auwers: Eine Statistik der unveröffentlichten Branrey’schen Beobachtungen an cn Mer menten der Greenwicher Sternwarte . R Koser: Zur Geschichte der Berufung der Brüder ran nach Berlin c R. Krause: Die Endigung des Nervus acusticus im Gehörorgan des HinBS eunanges E. GEHRcKE und O. vox BArver: Über die Trabanten der Quecksilberlinien 5 F. von Worrr: Bericht über die Ergebnisse der petrographisch - geologischen hen de Oasr 7- porphyrs der Umgegend von Bozen . Bu Srruve: Zur Darstellung der Beobachtungen von Phoche N RT A. Wırkens: Zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen . F. W. K. Mürrer: Eine Hermas-Stelle in manichäischer Version (hierzu Taf. m Adresse an Hrn. Prröger zum fünfzigjährigen Doetorjubiläum am 14. Deeember 1905 . 1062 1077 1054 Inhalt. van’ Horr und W. C. BraspAre: Intersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- ablagerungen. XLV. Das Auftreten von Tinkal und oktaedrischem Borax . A. Sacas: Der Rleinit, ein hexagonales Quecksilberoxychlorid von Terlingua in Texas Harnack: Die Retractationen Augustin’s Druckschriften -Verzeichniss Namenregister . Sachregister Seite 1086 1091 1096 1132 1167 1175 ; Bi SITZUNGSBERICHTE i | | KÖNIGLICH PREUSSISCHEN | | AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. | XXXII. XXXIV. XXXV. 6. 13. Juzı 1905: nl BERLIN 1905. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER Auszug: aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen, Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch-- historischen Classe ungerade Nummern. 52 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersieht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welche nicht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt- Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschritten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 8.7. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte- an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriterkchr sch, * öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden . Classe. 8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit. auf Erscheinen ibrer Mittheilungen nach acht Tagen. $11. 1. Der Verfasser einer unter den »Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich. fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung Ka der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen,, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in Br Regel der Umschlag fort. 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei- hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher Ver- theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzeitig dem redigirenden Secretar angezeigt hat; wünscht er auf seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Secretar weitere 200 Exem- plare anf ihre Kosten abziehen lassen E $ 28. 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte. ER stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direct ‘bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der, Akademie nieht angehören, hat er einem zunächst gediguib, scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen‘ Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf’ gerichteter Antrag "kann, sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abeszeanıg gebracht werden.] S 29. 1. Der revidirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, ‚jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie z” für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind j nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. E NER 5 wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich : , die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, EN - Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, - October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung Ks 1 Bigicen RT IE En X is i kl 4 i N ; hi EN RR 709 SITZUNGSBERICHTE 1905. XXX. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 6. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. 1. Hr. W. Scuuzze las: Griechische Lehnworte im Gotischen und im Lateinischen. Got. haihno gehört zu Eenoc. sabbato ist gleich dem erstarrten Dativ CABBAT®. Lat. sporta gruma Catamitus (= criYPlaA TNOMONA TANYMÄAHc) sind den Römern durch etruskische Vermittelung zugekommen. 2. Hr. Kreıy machte eine Mittheilung über eine im mineralogischen Institut der hiesigen Universität von dem Assistenten Hrn. Dr. Tann- HÄUSER ausgeführte Untersuchung über Circularpolarisation im rhombischen Systeme. Nach derselben krystallisirt das « Methylmorphimethin rhombisch, sphenoidisch- hemiödrisch. Aus der nach Untersuchungen von Knorr als linksdrehend bestimmten Lösung fallen rechtsgebildete und rechtsdrehende Krystalle, die sich ent- sprechend ätzen. Das Axenverhältniss ist @:b:c — 0.726542: 1:0.514265. An Formen sind beobachtet: co P(110), co P2 (120), re #(111), P&(orı). Die beobachtete Rechtsdrehung beträgt in der Richtung einer optischen Axe 6°15 für 1"" (beobachtet 16° bei 2"”6) Dicke. 3. Hr. Deuiste, auswärtiges Mitglied, übersendet: Chantilly. Le Cabinet des Livres. Imprimes anterieurs au milieu du XVI° siecle. Paris 1905, und Hr. Rosengusch, correspondirendes Mitglied: Mikro- skopische Physiographie der Mineralien und Gesteine. Bd.I. Zweite Hälfte. IV. Aufl. Stuttgart 1905. 4. Ferner wurden vorgelegt: ein Heft der mit akademischer Unter- stützung von Dr. F. Römer und Dr. F.Scnaupınn herausgegebenen »Fauna Arctieca« (IV.Band, ı.Lief., Jena 1905) und zwei Hefte (Bd. 27, H.3. 4) der Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Sitzungsberichte 1905. 67 710 Gesammtsitzung vom 6. Juli 1905. mit weiteren Beiträgen zur Bearbeitung der von Hrn. Prof. VorLrzkow auf Madagaskar mit akademischen Mitteln angelegten Sammlungen. Die Akademie hat das correspondirende Mitglied ihrer philosophisch- historischen Classe Hrn. Curr WacnsmurH in Leipzig am 8. Juni durch den Tod verloren. Ausgegeben am 20. Juli. 711 SITZUNGSBERICHTE _ 1905. XXXIV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 13. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Eneermans spricht über ein Verfahren zur Steigerung des Unterschieds in der physiologischen Wirksamkeit von Sehliessungs- und Öffnungs-Inductionsströmen. Für viele Fragen ist es erwünscht, den Unterschied im zeitlichen Verlauf und damit in der physiologischen Wirksamkeit der Schliessungs- und Öffnungsströme der gebräuchlichen Inductionsapparate möglichst gross zu machen. Ein einfaches und sehr wirksames Mittel dazu bietet Einschaltung einer gewöhnlichen secundären Rolle mit eingelegtem Eisenkern zwischen Stromquelle und primärer Rolle. Beim motori- schen Nerven kann dadurch die Differenz der zur eben merklichen Erregung erforder- lichen, galvanometrisch gemessenen Intensitäten der Schliessungs- und Öffnungsströme auf mehr als das Hundertfache gesteigert werden. Diese Differenz ist cet. par. um so grösser, je kürzer die intrapolare Nervenstrecke und je grösser der ausserdem im secundären Kreis befindliche Leitungswiderstand ist. Die Reizschwelle für beide Strom- arten kann sich innerhalb weiter Grenzen unabhängig von einander, unter völlig glei- chen Bedingungen sogar gleichzeitig in entgegengesetztem Sinne ändern. 2. Hr. van'r Horr legte eine weitere Mittheilung aus seinen Un- tersuchungen über die Bildung der Salzlager vor: XLIIH. Der Galeium- gehalt der constanten Lösungen bei 25°. Gemeinschaftlich mit Prof. BraspaLe wurde der Caleiumgehalt der 26 bei der natürlichen Salzbildung bei 25° eine Rolle spielenden constanten Lösungen bestimmt. Damit wurde gleichzeitig derjenige Theil der Untersuchung, welcher sich auf die Caleiumverbindungen bei 25° bezieht, zum Abschluss gebracht. 3. Hr. Enezer überreichte das 21. Heft des Werkes »Das Pflan- zenreich«: Araceae-Pothoideae, bearbeitet von A. EnerLer, und Hr. Lan- poLr die mit akademischer Unterstützung von HH. Prof. Dr. R. Börn- stein und Prof. Dr. W. Mrvernorrer herausgegebene dritte Auflage von: Lanporrt-Börnstein. Physikalisch-chemische Tabellen. Berlin 1905. 67* 112 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 13. Juli 1905. Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen. XLIN. Der Caleiumgehalt der konstanten Lösungen bei 25°. Von J. H. van’r Horr und W. C. BLASDALE. on Abschluß der sich auf die Caleiumvorkommnisse beziehenden Untersuchung bei 25° ist für alle in Frage kommende konstante Lösungen der Caleiumgehalt bestimmt bei Sättigung an demjenigen Kalksalz, mit dem dieselben in Gleichgewicht sind. Nur wurde die Untersuchung soweit vereinfacht, daß bloß Gips, Glauberit und Syn- genit berücksichtigt wurden. Sättigung an den anderen Kalksalzen stellt sich sehr langsam ein, und, weil dieselben, mit Ausnahme von Anhydrit, bei 25° nur ein kleines Existenzgebiet haben, kann die dureh Übersättigung daran etwas zu hoch gefundene Caleiummenge kaum wesentlich vom richtigen Wert verschieden sein. Nur für An- hydrit würde es sich in den an Magnesiumchlorid reichen Lösungen vielleicht lohnen, mit diesem statt mit Gips zu arbeiten, aber hier sind gerade die Caleiumbestimmungen so schwierig, daß die Analyse die immerhin kleine Differenz kaum aufweisen würde. Es handelt sich also um die in umstehender Figur wiedergegebene Paragenese. Darin sind die Caleiumverbindungen durch nachfolgende Felder angedeutet: GIS ne ee eNdh Glauberit 2 20 seele Dyngenit un ee Blibe Die in Rede stehenden Caleiumbestimmungen sind nicht so ganz leicht, und gerade deshalb ist diese systematisch durchgeführte Be- stimmungsreihe an Stelle der früher schon gelegentlich ermittelten Daten gebracht. In den magnesiumfreien Lösungen wurde die Be- stimmung nach Rıcuarps ausgeführt. ! Zeitschrift für anorganische Chemie 28, 71. van'r Horr: Öceanische Salzablagerungen. XLIll. 218 A Z Kieserit Carnallit Kainit W e G F Die Einstellung war bei dem in bezug hierauf trägsten Gips in neun Stunden erzielt: die an Chlornatrium gesättigte Lösung 1000H,0 55.5 Na,0l, gab nach fünf- sowohl wie nach neunstündigem Rühren 0.36 Mol. CaSO, auf 1000H,0. Auch war es nach dieser Zeit unwesentlich, in welcher Form der Gips angewendet wurde. Die feinfaserige Form, erhalten aus Alabaster, Gips und Wasser, und der natürliche Gips gaben in der an Chlornatrium und Chlorkalium gesättigten Lösung 1000H,0 44.5Na,01, 19.5K,Cl, bzw. 0.94 und 0.95 Mol. CaSO, auf 1000H,0. Die magnesiumhaltigen Lösungen bereiteten Schwierigkeit, indem dieselben mitunter gar keine Oxalatfällung zeigten. Deshalb wurde in eine bekannte Menge dieser Lösungen eine gewogene Menge der Calciumverbindung gebracht und nach Absättigung deren Rest be- stimmt. Daß hier, bei der befolgten Arbeitsweise, das Richtige erzielt wird, zeigte ein Versuch mit der letzterwähnten an Natrium- und Kaliumchlorid gesättigten Lösung, welcher zum selben Kalkwert 0.95 führte. Die so erhaltenen Daten sind in folgender Tabelle enthalten: SSHRROWNZEHRFAU. HR HB UOHPB oO NHH= . MgSO,.6H,O, Kainit, Kieserit... 714 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 13. Juli 1905. auf 1000 Moleküle HzO in Molekülen Sättigung an Chlornatrium und n.,c1 "K.Ch MgCk MgSO, Na.80, Caso, ER RERS N. 55.5 — — U JO ERSTEN = EOS RE RR 20 N I 16h — — KR EEE 44.5 19.5 N ee 5I — —- = Ir125 MOL .6H,0, Camalik Wr... I 0:5 105 — — RO SBarnallit 2. Ser A ce — KOCH Glaserit 2... Se man 44 20 -- — 4-5 Na,S0, , "Glaserit 2 cn na 44 10.5 — u Na,SO, , Astrakanı vr a 46 —_ — 16.5: 93 MgSO, . 7H,O, Astrakanit ...... 26 _ 7 34 = ME2'SO, .7H.0, "MgSQ,.6H.0 u — IE — MgSO, .6H,0, Kieserit......... 2.5 — 79 9.5. — Kieserit, MOL .6HO, Are I — 101 5 — KCl, Glaserit, Schönit......... 23 14 20.5, 14. — IC] -Schonit,, Leonik sa oO Le RC, Teomt, Rain. 2 ee SEE, 14.5 — BC Carnalli ve ee 25 6 68° 5 = Carnallit, Kainit, Kieserit ...... I I 85.5 S = Na,SO,, Glaserit, Astrakanit.... 42 8 — 16 6 Glaserit, Astrakanit, Schönit.... 27.51. 1035 Ko ee == Leonit, Astrakanit, Sehönit..... 22 10.5 23 19 — Leonit, Astrakanit, MgSO,.7H,O 10.5 7250. 242 19 _ . Leonit, Kainit, MgSO,.7H,0... 9 os ls 19.5 .— MgSO,.6H,O0, Kainit,MgSO,.7H,0 3.5 4 GG 213 u a 77 10 — Carnallit, MgC1,.6H,0, Kieserit. ı OEENOO 5 — Um welche Sättigung an Caleiumverbindung es sich in den be- treffenden Lösungen handelt, erhellt aus Fig. ı. Vollständigkeitshalber seien noch zwei schon früher erwähnte Bestimmungen beigefügt:' Sättigung an Chlornatrium, Gips, Glauberit und Syngenit: 1000H,0 50Na,Cl, 6K,Cl, ANa, SO, 0.4 CaS0O.. Sättigung an Chlornatrium, Gips und Glauberit: 1000H,0 54Na,Cl, 3Na,SO, 0.25 CaSO.. Für Meerwasser in den verschiedenen Einengungsstadien lassen sich die entsprechenden Kalkmengen aus dem Obigen durch Inter- polation erhalten. ' Diese Sitzungsberichte 1903, 1006. Ausgegeben am 20. Juli. 0.86 0.39 0.94 0.05 0.38 0.26 0.03 0.02 0.04 0.00 0.19 0.12 0.25 0.08 0.09 073 0.24 0.13 0.06 0.08 0.08 0.1 0.09 0.2 or2 Os 715 SERZUNGSBERICH TE 190. XXXV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 13. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. 1. Hr. Branpı las zum ags. Gedicht "Traumgesicht vom Kreuze Christi”. Sprachliche Anzeichen setzen das Gedicht ungefähr an den Anfang des 8. Jahr- hunderts. Der mystische Inhalt erklärt sich aus der kirchlichen Liturgie der Kreuz- verehrung. Veranlasst wurde es durch die Einführung des Festes Kreuzerhöhung 701. Zu dieser frühen Zeit stimmen auch die vielen Nachklänge des germanischen Gefolgschafts- wesens, namentlich das Klagelied beim Scheiden von der Leiche des ruhmvoll ge- fallenen Helden, das sonst nur noch im Beowulf vorkommt. 2. Hr. Erman legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. Hermann JuNKER vor über »Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera«. (Ersch. später.) Bei den Vorarbeiten für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache hat sich der sprachliche Charakter der hieroglyphischen Inschriften griechisch-römischer Zeit — zu- nächst für den Tempel von Dendera — genauer bestimmen lassen. Die meisten In- schriften sind in einer todten Sprache abgefasst, die von den priesterlichen Gelehrten künstlich aus dem ältesten Sprachgut hergestellt ist. Die umfangreichen Texte dagegen, die das Ritual der Feste, die Herstellung des Räucherwerks und Ähnliches behandeln, sind ursprünglich in der Vulgärsprache des neuen Reiches geschrieben und nur durch obertlächliche Überarbeitung dem Charakter der anderen Inschriften angepasst; diese Texte, die für die Geschichte des Cultus so wichtig sind, sind also etwa um ein Jahr- tausend älter, als wir bisher annahmen. 3. Hr. ScnÄrer übergab im Auftrage der Herausgeber Dr. F. GürTEr- Bock und Dr. E. Scuaus: Gesammelte Schriften von PAuL ScHEFFER- Boıcnorst, Bd. I und II. Berlin 1903. 05. 716 Sitzung der philosophisch--historischen Classe vom 13. Juli 1905. Zum ags. Gedichte "Traumgesicht vom Kreuze Christi”. Von Auoıs BrANDL. Di mystische Pracht dieses Gedichtes scheint den vielen Gelehrten, die sich mit ihm bereits beschäftigten, eine Art Scheu eingeflößt zu haben, es realistisch anzufassen. KEmgLE, der es zuerst übersetzte, ging über allerlei unverstandene Stellen hinweg, indem er seine Bewunde- rung für poetical beauty und fancy aussprach (Archeologia XXX, 32). Dierrıcn, der den Dichter ad dictionem aenigmaticam propensus nennt, ließ sich durch allgemeine Ähnlichkeiten mit Cynewulfs 'Elene' veranlassen, es demselben Cynewulf zuzuschreiben und mit dem Epilog zur 'Elene’ in engste Beziehung zu bringen; hiermit geriet es in den Strudel des Cynewulf-Romans, so daß es noch von Swerr als a portion of the epi- logue to the Elene angesprochen wird (OE Texts 125). Angesichts der Reden, die das Holzkreuz hält, des Goldes und der Edelsteine, worin es gekleidet, sowie des Blutes, mit dem es immer noch benetzt ist, lag es allerdings nahe, nicht immer klaren Sinn und streng durch- geführte Absicht zu erwarten. Auch der an sich günstige Umstand, daß wir es in doppelter Über- lieferung besitzen, hat die Forschung bisher eher verwirrt als gefördert. Das ganze Gedicht, 156 Verse, steht in der Vercelli-Hs., in der wesent- lich spätwests. Sprache, die wir bei Kopisten ihrer Zeit, zu Ende des zehnten Jahrhunderts, gewöhnt sind. Vier gesonderte Versgruppen aus der Mitte heraus aber stehen außerdem in rein nordhumb. Dialekt auf dem Steinkreuz zu Ruthwell im südwestlichsten Schottland; sie sind nicht vollständig erhalten, mehrfach aus der metrischen Ordnung geraten und an einer Stelle sogar inhaltlich etwas anders gefaßt (tö pam «@pelinge Vere. 58, appile til dnum Ruthw.); immerhin ist an ihrer Zugehörigkeit zum Urtexte nicht zu zweifeln. Am Schlusse der Steininschrift las Sreruens Kadmon me fau@po (Old North. Runie Monuments 1877), und seitdem bestand die Vermutung, der von Beda beschriebene Hymniker Cxdmon sei der Verfasser gewesen. So hatte man durch Jahrzehnte die Wahl, welchem der beiden frühags. IIauptautoren man das krause . rs . r N) mim Branor: Zum ags. Gedichte "Traumgesicht vom Kreuze Christi’. 717 Erzeugnis zuschreiben sollte: Cedmon aus der zweiten Hälfte des 7., oder Cynewulf aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. Erst Vıöror hat durch genaue Untersuchung des Ruthwellsteins an Ort und Stelle der Cedmontheorie den Boden entzogen; auf seinem Abklatsch blieb vom vermeintlichen Kadmon nichts mehr übrig als ein d (Die nordhumb. Runensteine 1895 S. 12). Andererseits ist man in neuerer Zeit geneigt, den Stein bis ins neunte oder zehnte Jahrhundert herab- zuschieben. Kunstarchäologen schließen dies aus dem Zierat, und A.S.Coox hat gezeigt, daß die altertümlichen Sprachformen, die früher bei der Altersbestimmung stark betont wurden, noch in den nordhumb. Texten des spätzehnten Jahrhunderts wenigstens vereinzelte Parallelen haben (Publ. of the M.L. Assoc. XVII, 367 ff.). In der Tat hat dieser Dialekt eine Reihe sonst längst aufgegebener Laute und Flexionen über- raschend lange festgehalten. Man kann nur einwenden, ob eine solche Masse archaischen Gutes auf so engem Raum — nur 16 Verse des Ge- dichtes sind auf dem Ruthwellkreuz ganz oder teilweise vorhanden — sieh zusammengedrängt hätte, wenn nicht ein ungewöhnlich alter Stock von Schreibung zugrunde gelegen hätte. Unter solchen Umständen empfiehlt es sich, zunächst den Inhalt und Zweck des Gedichtes scharf ins Auge zu fassen, dann die Zeit und Gegend der Entstehung mit Hilfe der sprachlichen Kriterien mög- lichst eng abzustecken, und schließlich in den kirchlichen Verhältnissen dieses Gebietes nach einem Anlaß auszuschauen, der den Dichter in Be- geisterung oder, wie es hier richtiger heißen muß, in poetische Predigt- stimmung versetzt haben mag. Im ersten Teil (Vers I— 26) erzählt er in eigener Person, wie er um Mitternacht das Kreuz erblickte. Es war einerseits mit Licht um- geben, mit Gold und Edelsteinen geziert, von Engeln, Heiligen und dem ganzen Menschengeschlecht geschaut. Andererseits trug es noch die Kampfspur des Erlösers: an der linken Seite war es blutig, be- swyled mid swätes gange. Bald sah es der Dichter in Schmuck, bald in Blut gekleidet. Er hat also nicht etwa ein symbolisches Siegeskreuz im Auge, wie es Konstantin sah, oder eine bloße Kreuzpartikel, son- dern das echte, ganze Jesukreuz, wie es, losgelöst vom Erlöser, im Himmel und auf Erden verherrlicht wird. Im zweiten Teil (Überleitung S. 26f., dann bis 121) erzählt das Kreuz in eigener Person sein Schicksal. Als Baum ward es im Walde ge- schlagen, auf den Berg geschleppt und da im Boden befestigt. Als wäre es ein Lebewesen, begann es zu zittern, sobald es der Erlöser umfing; es hätte am liebsten, wie ein Kriegsheld, seine Feinde erschlagen; doch mußte es fest und ruhig stehen. Erst nach Jesu Tode durfte es sich, erfüllt von Kummer, zu den Männern neigen, die den Leichnam 718 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 13. Juli 1905. abnahmen. Dann wurde es samt den Kreuzen der Schächer in der Erde vergraben, später jedoch von Freunden gefunden, die es in Gold und Silber faßten. “Jetzt’, sagt es, “ist die Zeit gekommen, daß mich verehren weit und breit die Menschen auf Erden.” Weil der Sohn Gottes an mir litt, bin ich mit Kraft ausgestattet (Prymfaest 84) und vermag jeglichen zu heilen, der vor mir Ehrfurcht hat. Mich hat Gott ausgezeichnet vor allen Bäumen wie Maria vor allen Weibern. Sag dieses Gesicht den Menschen! Nicht braucht sich beim Jüngsten Gerichte, zu fürchten, wer dieses Zeichen in der Brust trägt: durch das Kreuz soll jede Seele das Himmelreich erstreben! — Offenbar bezweckte der Dichter eine Aufforderung, das echte Jesukreuz vertrauensvoll zu ver- ehren, allgemein und öffentlich, wie es bisher noch nicht so recht ge- schehen war. Der letzte Teil ist wieder Rede des Dichters selbst. Er freut sich, daß er jetzt seine Zuflucht zum Kreuze nehmen (one sigebeam scan) und ihm — durch seine Verse — ‘mehr als alle Menschen’ huldigen kann. Er ergibt sich dem Kreuze wie ein Untertan dem Herrn. Einst hatte er mächtige Freunde — sie sind ihm ins Jenseits vorangegangen; Jetzt hofit er, daß ihn das Jesukreuz, das er im Traume geschaut hat, zu ihnen in den Himmel bringe. Er gibt sich demnach als Geistlicher, der aus vornehmer Familie stammte und jetzt für die von ihm emp- fohlene Andacht das erste Beispiel mit allem Nachdruck bieten will. Eine einheitliche und praktische Absicht des Gedichtes ist un- verkennbar. Der Verfasser schreibt es nicht aus einer subjektiven Stim- mung heraus; daß er vereinsamt und lebensmüde ist, wird nur als ein Begleitumstand erwähnt, über den ihn eben seine Vision hinaus- hebt. Er tut es auch nicht im Hinblick auf eine frühere Dichtung: kein Wort dieser Art ist zu finden; sondern er gehorcht einem Geheiß des Jesukreuzes, dessen Dasein und Heilsvermögen zu künden, dessen Verehrung zu verbreiten. Die Tendenz ist deutlich eine liturgische. Um die Entstehungszeit zu bestimmen, haben wir als zuverlässigstes Kriterium das Fehlen des bestimmten Artikels vor schwachem Adjektiv mit Substantiv (vgl. A. Licutennern, Ztschr. f. d. Alt., XVI, 325ff.; E. Grorr, Compos. d. Exodus 1883; G. Mürkens, Bonner Beitr., II, 105ff. und besonders A. Barnouw, Krit. Unters. nach d. Gebr. d. best. Art. 1902). Daß es absolut zuverlässig sei, auch bei geringen Prozentunterschieden, ist damit nicht behauptet. Einer Probe können wir es unterziehen, indem wir es auf die wenigen größeren ags. Denkmäler aus der Zeit vor Alfred anwenden, über deren Alter wir anderweitig unterrichtet sind. Es sind dies Guthlae A, verfaßt von einem Manne, der noch mit persönlichen Bekannten des Heiligen (gest.714) sprach, also um die Mitte des 8. Jahrhunderts; und die sicheren Werke Cynewulfs, der, . . Er: . . - Branpr: Zum ags. Gedichte "Traumgesicht vom Kreuze Christi’. 719 weil er sich nicht mehr Cyniwulf schrieb, nach Mitte des 8. Jahrhunderts anzusetzen ist (SIEvERS, Angl. XIII, ı ff.), aber immer noch geraume Zeit vor der Mitte des 9. Jahrhunderts, wo die altanglische Kultur den Dänen erlag. Ich stelle mit Barnouw die schwachen Adjektive mit Substan- tiv ohne Artikel vergleichsweise denen mit Artikel gegenüber, zähle aber nicht die einzelnen Fälle, sondern die Phrasen: Guthlae A: ohne Artikel 6 mit Artikel 42 Cynewulfs Juliana 3 27 » Christ (I) 3 28 » Flene 9 66 Das sind ungefähr Verhältnisse, wie wir sie erwarten durften. Natürlich wäre es überklug, Elene deshalb für das älteste Werk Cyne- wulfs zu halten, weil es im Verhältnis ein paar Artikel weniger hat als Juliana und Christ. Auch war die ags. Metrik dehnbar genug, um späteren Schreibern die Einfügung des Artikels zu erlauben; nach- zuweisen ist solches Azarius 42, 59 gegenüber Daniel 326, 342; solcher Veränderung durch spätere Schreiber ist also Rechnung zu tragen. Aber mit einem scharfen Ruck, der für den Altersunterschied wohl be- zeichnend ist, hebt sich unser Gedicht ab: Kreuz 5 10 Am altertümlichsten liegen die Dinge bei Exodus 14 10 und Beowulf 65 13 Da Beowulf wegen seiner christlichen Elemente nicht vor die Mitte des 7. Jahrhunderts zurück zu datieren ist, darf man für das Kreuzgedicht ungefähr den Anfang des 8. vermuten. Was seine Heimat betrifft, spricht nichts gegen Nordhumberland, wohin die Einmeißelung in den Ruthwellstein in rein nordhumb. Dialekt naturgemäß deutet. Da wurzelte auch Cedmon und seine Schule religiöser Dichter, von der Beda 731 berichtet: alü post illum in gente Anglorum religiosa poemata facere temtabant (Hist. ecel. IV 24). Jetzt ist zu untersuchen, was damals in der abendländischen Kirche und speziell in Nordhumberland auf dem Gebiete der Kreuz- verehrung sich ereignete. In Jerusalem, wo das Jesukreuz unter Konstantin ausgegraben wurde, kam bei der Einweihung der Grabeskirche, 14. September 335, die adoratio erueis durch Kuß und Kniebeuge auf. Da es, wie die Legende meldete, gleich nach der Ausgrabung sich durch eine Kranken- heilung von den Kreuzen der Schächer unterschieden hatte und durch Jahrhunderte in der Erde intakt geblieben war, galt es für wunder- 720 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 13. Juli 1905. tätig. Aus der Erwägung, daß es einen Teil von Christi Blut auf- gesogen hatte, folgerte man ferner, daß es, wie an der menschlichen, so auch an der göttlichen Natur Christi teil habe, und betrachtete es als eine Art heiliger Person. Man faßte es in Gold und Edel- steine und erinnerte noch besonders an das Blut des Erlösers, indem man in der Mitte eine Höhlung mit wohlriechendem Balsam anbrachte: desuper ex auro cum gemmis, intus cavam habens confectionem ex balsamo satis bene olente wird es im Ordo romanus beschrieben. In Worten hat bereits Bischof Paulinus von Nola (gest. 431) gelehrt, das Jerusalemer Kreuz sei in materia insensata, vim vivam habens (Epist. 31 ad Sever.). In allgemeinerer Weise rühmte ihm Johannes Chrysostomus (gest. 407) nach, daß es die Kraft des Teufels breche, den Eingang ins Paradies wieder öffne und am Jüngsten Tage glorreich erscheinen werde (Opp. ed. Mont- faucon 1ı8138ff., besonders III 826). Von Jerusalem kam die liturgische Verehrung des Jesukreuzes samt einer großen Partikel desselben zu Anfang des 5. Jahrhunderts nach Konstantinopel. Drei Tage dauerte hier jedes Jahr die öffent- liche Verehrung, und der Kaiser selbst pilegte sie mit dem Kuß auf das Kreuz zu eröffnen. Auch waren hier wieder Tropfen wohlriechen- den Balsams vorgesehen, die das Holz ausschwitzte; und wenn nur ein kleiner Tropfen auf einen Kranken fiel, so wurde dieser sofort gesund: so berichtete der schiffbrüchige Arculfus dem Schotten Adam- nan, Abt zu Iona (gest. 704), der es in seine Schrift De locis sanctis III 3 aufnahm und bald darauf von Beda De locis sanctis Kap. 20 ausge- schrieben wurde (Itinera Hierosol. ed. T. TogLer und A. Mouiıer I 194 f., 23272.). In der abendländischen Kirche erscheint die adoratio erucis als ein Teil des Gottesdienstes seit dem Ende des 6. Jahrhunderts, be- zeugt durch das Sacramentarium Gelasianum, das Sacramentarium und den Antiphonarius des Gregor und den Ordo romanus. Sie wurde hier mit Hilfe symbolischer Kreuze begangen, am Karsamstag, in dessen Zeremonien sie noch heute ihren Platz hat. Es lohnt sich, etwas näher auf den Ritus Gregors des Großen einzugehen, schon wegen des mächtigen Ansehens, das der Urheber des ags. Missions- werkes in ganz England genoß. Nach einigen einleitenden Gebeten und Lektionen setzen zwei höhere Priester corpus Christi, quod pridie remansit, auf den Altar, auf dem ein Kreuz steht. Dann tritt der Papst zum Altar, adorans crucem Domini; ebenso tun die Bischöfe und alle Anwesenden. Es folgen Hymnen und Psalmen, namentlich das dem Venantius Fortunatus (gest. 600) zugeschriebene Pange, lingua, gloriosi proelium certaminis, worin das Kreuz als Baum und zugleich als Person angeredet wird: Branor: Zum ags. Gedichte “Traumgesicht vom Kreuze Christi’. 721 Crux fidelis, inter omnes arbor una nobilis (Nulla talem silva profert fronde, flore, germine), Dulce lignum, dulce clavo, dulce pondus sustinens. Flecte ramos, arbor alta, tensa laxa viscera, Et vigor lentescat ile quem dedit nativitas, Ut superni membra regis mite tendas_stipite.' Alleluja. Gloria. Schlußgebete. Diese Vorstellungen, die im Laufe des 7. Jahrhunderts Ge- meingut der gebildeten Geistlichen wurden, liegen auch unserem ags. Gedichte zugrunde und sind der beste Kommentar dazu. Es empfing seine Mystik nicht etwa aus keltischen, sondern aus griechisch- orientalischen Quellen. In der Verbindung der Gegensätze Schmuck und Blut am Kreuz, Holz und Person im Kreuz, bot also das Gedicht für die Kirchenleute jener Zeit durchaus nichts Auffälliges oder Neues. Höchstens indem es die Gegensätze kraß nebeneinanderstellt und in ihrer Wiederholung schwelgt, sowie wenn es den "Siegesbaum’ selber seine Geschichte erzählen läßt, neigt es zu der Form des Kunsträtsels, das ja im 7. bis 8. Jahrhundert in England blühte. Tatwine von Canter- bury (gest. 734) und Bonifatius haben direkt de eruce Christi je ein latei- nisches Enigma verfaßt — so sehr eignete sich der Gegenstand zu geistreichem Bilderspiel. Etwas Neues aber trat im Jahre 701 ein; da hören wir zum ersten Male auch in der lateinischen Kirche, daß statt der bisherigen symbolischen Kreuze auch ein Teil des echten Jesukreuzes zur öffent- lichen Verehrung ausgesetzt wurde. Es geschah in Rom durch den Papst selber und unter großem Aufsehen. Sergius I., ein geborener Syrer, hatte eine Vision, die ihn an einen ganz abgelegenen Winkel der Peterskirche zu einer altersgeschwärzten silbernen Kapsel wies. Er zieht an den Ort, betet, nimmt von der Kapsel das Siegel ab und findet darin unter einem Schutzkissen und vier Blechstücken, geschmückt mit Edelsteinen, eine ungewöhnlich große Kreuzpartikel (ineffabilem portionem verae crucis). Seitdem wurde diese Reliquie jedes Jahr am Tage der Kreuzerhöhung in der Kirche San Giovanni im Lateran vom ganzen christlichen Volke geküßt und verehrt, “pro salute hu- mani generis’: so erzählt der Liber pontificalis zum genannten Jahr (ed. L. Duchzsse 1886, I 374; Momusen 1898, 1 213). Die Kunde davon erregte in Nordengland solches Interesse, daß Beda den Bericht des Liber pont. fast wörtlich, nur mit unbedeutenden Auslassungen, in seine ! Der Text nach Ven. Fort. ed. Leo 1881, S. 28. 122 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 13. Juli 1905. Weltehronik ‘De sew aetatibus saeculi’ zum Jahre 701 übernahm: Papa Sergius in sacrario B. Petri apostoli capsam argenteam quae in angulo ob- scurissimo diutissime jacuerat, el in ea erucem diversis ac preciosis lapidibus adornatam, Domino revelante, reperit. De qua tractis IV petalis quibus gemmae inclusae erant mirae magnitudinis portionem ligni salutiferi Domi- nicae crucis interius repositam inspexit; quae ex tempore illo annis omnibus in Basilica Salvatoris quae appellata Constantiniana die exaltationis ejus ab omni occulatur et adoratur populo. Um Bedas Interessenahme zu be- greifen, muß man sich vergegenwärtigen, welche Bedeutung der zeit- gemäße Fund des Sergius hatte: er stellte die lateinische Kirche, was den Besitz einer damals ungemein geschätzten Gnadenquelle betrifft, der griechischen gleich; er gab der bisher wesentlich symbolischen Kreuzverehrung einen konkreteren Charakter; und vor allem, er begrün- dete das Fest der Kreuzerhöhung. Überdies war gerade im Jahre 701 der Abt Ceolfrid von Wearmouth in Rom anwesend gewesen (Regesta pontif. ed. J. Liesıus 1885, S. 245) und hatte gewiß das Seine getan, um das Ereignis sofort nach der Heimkehr in Nordhumberland zu verbreiten. Und da fortan die Verehrung des Kreuzes keine weitere Hebung mehr bekam und auch die Feder keines englischen Chro- nisten, mehr in Bewegung zu setzen vermochte, bis herab zu dem flüchtig erwähnten Geschenk einer Kreuzpartikel an König Alfred (in den Sachsenannalen zum Jahre 335), so möchte ich das Ereignis von 701 als mögliche Veranlassung des ags. Kreuzgedichtes, wegen der engen Übereinstimmung der Entstehungszeit sogar als wahrscheinliche Veranlassung dazu ansehen: der Dichter wollte das neue Fest erklären und empfehlen helfen. Ausdrücklich zu warnen ist dabei vor einem Versuche, das im ags. Text beschriebene Kreuz auf die 701 gefundene Reliquie direkt zu beziehen. Jenes ragte in die Luft (V. 5), diese war in einem un- scheinbaren Kästchen in einem Winkel verborgen gewesen, also mäßiger Größe. Einen weiteren Bericht über die Kreuzpartikel des Sergius besitzen wir nicht. Maphaeus Vegius, der unter Papst Eugen IV. (143 1— 1449) vier Bände “De rebus antiquis memorabilibus Basilicae S. Petri Romae schrieb, fügt zwar (Ausg. der Bollandisten, Antwerpen 1718, Lib. I cap. 4 Nr. 36) der Erzählung des Lib. pont., der er sonst recht genau folgt, ein neues Moment bei: Sergius habe in der Kapsel auch eine Schrift zur Beglaubigung der Echtheit gefunden (veri ligni S. Crucis — sicut additae ibi literae significabant). Aber wozu dann vorher die Vision des Finders? Die Zutat entsprang ohne Zweifel einer rationalistischen Denkanwandlung des Vegius. Die Gepflogenheit, die Reliquie auszu- stellen, ist bei ihm schon in der Vergangenheit erwähnt (ostendebatur), war also aufgegeben. Als ihren Aufbewahrungsort betrachtete er den u £ n . r . r ©_1.5 ri) Brannpt: Zum ags. Gedichte “Traumgesicht vom Kreuze Christi’. 723 Vatikan (unde plane gloriosior videtur nune Vaticanus pretioso hujus erucis). Als Stephan Borgia, Sekretär der Propaganda fidei, 1779 in Rom mit viel gelehrter Mühe seinen Quartband De eruce vaticana ex dono Justini Augusti herausgab, war der Schatz nicht mehr aufzutreiben; die Kreuz- partikel, die Borgia in der Verlegenheit dafür ansehen wollte, ist winzig und hat eine ganz abweichende Originalfassung. Erfreulich ist endlich am ags. Gedicht der reiche Einschlag des germanischen Gefolgschaftswesens, durch den der sehr fremdartige Stoff für die alten Nordhumbrer hier nationalisiert wurde. Nicht bloß das Erlösungswerk Christi wird als ein Kampf dargestellt, bei dem der »junge Held« in Todesmüdigkeit versinkt; sondern auch alles, was mit dem Kreuze geschieht, daß es im Wald gefällt, auf den Berg geschleppt, mit Nägeln wie mit Pfeilen (sir@lum) durchbohrt, mit Blut besehmiert und in die Erde versenkt wird, erscheint als das Tun von Feinden. Gott ist der milde Scharführer, das Kreuz sein treuer Gefolgs- mann, der ihm die Gegner erschlagen möchte; der Dichter will das Kreuz zum Patron haben (min mundbyrd is geriht t6 bare röde 130), und jeder Christ soll ein tapferer Kämpfer sein (113 f.), der dafür mit dem Heldenjubel (dream) im himmlischen Stammsitz belohnt werden wird. Das sind Vorstellungen, mit denen dann die jüngere christliche Epik noch lange, wenn auch schablonenhafter, weiter wirtschaftete. Aber sehr archaistisch nimmt es sich aus, wenn für den ruhmvoll ge- fallenen Helden Christus das Leichenlied (sorhleod) angestimmt wird. Die Seinen singen es bekümmert, bevor sie sich von dem Leichnam trennen (67 ff... Nur im Beowulf wird die Sitte noch erwähnt; Cysewurr und seine Zeitgenossen haben sie bereits vergessen. Auch von diesem Standpunkte aus gewinnt man den Eindruck, als wäre mit einer Datierung des Gedichtes zu Anfang des S. Jahrhunderts den Tat- sachen keine Gewalt angetan. Ausgegeben am 20. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XXXVI XXXVHE XXXVIL 20° 27: Jvir1905; BERLIN 1905. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der » Sitzungshazichtex; 1 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 82. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welehe in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welche nicht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 56. l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie Dicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt- Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. ST: 1. Eine für die Sitzungsberichte te wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Sehrwerkehn steht, Die mimllichen zu einem ad einer der Classen. N N öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden 3 Classe. } Br SB. RR | 5. Auswärts werden Correutnree nur anf" besonderes 3 Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen, 6) BR | 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen 3 Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderahdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- 1 nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der a Titel der Mittheilung Eu der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- 3 berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umsehlag fort. 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche ‘ Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und ‘ auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei- hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher Ver- theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzeitig dem TEaleerendeni Seeretar angezeigt hat; wünscht er auf seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Secretar weitere 200 Exen- plare auf ihre Kosten abziehen lassen $ 28. he 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswäntiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen 5 deren Verfasser der Akademie nicht "angehören, hat er einem aanadk Basic scheinenden Mitgliede zu überweisen, [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigu ng der Akademie oder Ein darauf gerichteter Antrag kann, r sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung Behrane werden. 1 ‚ 829. \ ; 1. Der revidirende Secretar ist für den Inhalt A. s geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch : nicht R B für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte. sind nach jeder Richtung nur as Verfasser Den wortlich. a wofern nichl im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich : die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des. Monats. Mai,‘ .. F - Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats Aut, » October bis December zu Anfang des nächsten kaheeine nach Fertitelung Be "Regiser - - ” “ nz 725 SITZUNGSBERICHTE _ 1905. XXXVI DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 20. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER (1. V.). *]. Hr. Scuwarz las über die Frage, ob in einem speciellen Falle der Kummer’schen Differentialgleichung durch eine rationale Function der unabhängigen Veränderlichen ge- nügt werden könne, oder nicht. 2. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Der soeben voll- endete ı. Band des Thesaurus linguae latinae; Lief. 17 des von der Akademie unterstützten Werkes O. Tascnengerc, Bibliotheca zoologica II. Leipzig 1905; Veröffentlichungen des Königlich Preussischen Meteoro- logischen Instituts: Ergebnisse der Niederschlags-Beobachtungen im Jahre 1901. Von @. Herrmann. Berlin 1905. Die Akademie hat in der Sitzung am 6. Juli den Professor der romanischen Philologie an der Universität Wien Hrn. Dr. WırneLm MEvER-LüskE zum correspondirenden Mitglied der philosophisch -histo- rischen Classe gewählt. Sitzungsberichte 1905. 68 726 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. Griechische Lehnworte im Gotischen. Von WILHELM SCHULZE. (Vorgetragen am 6. Juli 1905 [s. oben S. 709].) je An zwei nicht weit aus einander liegenden Stellen erzählt das Evan- gelium die Geschichte einer wunderbaren Speisung des um Jesu sich schaarenden Volkes: Me 6, 34 —44 Mt 14, 14 — 21 (Speisung der Fünf- tausend), Me 8, ı—9 Mt 15, 32 — 39 (Speisung der Viertausend). Dass es sich hier um eine Doublette handelt, haben sehon Lucas und Jo- hannes gefühlt: sie unterdrücken die von Mareus und Matthäus an zweiter Stelle erzählte Variante ganz und begnügen sich, nur die Spei- sung der Fünftausend zu berichten: Le 9, 12—ı7 Iloh 6, 5—ı3. Bei der Wahl zwischen den beiden Fassungen bevorzugen sie also die erste, die nicht nur durch ihren Platz, sondern auch durch die Ver- hältnisse der mitgetheilten Zahlen einen Vorrang vor der anderen zu behaupten und bei naiver Auffassung eine stärkere Wirkung zu ver- sprechen schien': hier 5 Brote auf 5000 “Männer’’, dort immerhin 7 ! Non otiosus mumerus, non otiosus ordo, non otiosae religuiae manducantium. Cur enim plures, id est quingue milia quinque panibus, hoc est numero minore satiantur: pau- ciores vero, qui sunt quattuor milia, septem panibus, hoc est numero redundantiore pascun- tur? Si enim facti tantum sequamur miraculum, videtur esse divinius quod de minore modo pluribus abundavit. Cur ergo quod minus est ei quod est amplius, quasi praestaret, adiectum est? Ambrosius in Luc. Mısnz PL ı5 col. 1689 — 266,3 ScHenkL. ibi duo pisces, hie sine numero col. 1690 — 268, 14. cur autem quinque milibus hominum plus redundat, quattuor milibus minus? quia quattuor milia ista triduo cum Christo fuerunt et ideo amplius caelestis pabuli receperunt col. 1692 — 271, 10. EKEINOI MEN ATIO ÖNITWTEPWN ÄPTWN Ab- AEKA KO®INOYC KATANEITIOYCIN: OYTOI AE ATIO TINEIONWN ETITÄ CIIYPIAAC, T® X@PHTIKOTEPOI EINAI MEIZÖNON Origenes in Matth. Micne PG 13, 972. 2 Me 6,44 kai Äcan 0i ®ATÖNTEC TOYC ÄPTOYC TIENTAKICXINIOL ANAPEC, Le 9,14 ÄCAN A& Ücei ÄNAPEC TIENTAKICXINIOI, Ioh 6, LO ANETIECAN OYN Ol ANAPEC TON ÄAPIBMÖN WC TIENTA- Kıcxiniol: also überall steht Anarec neben der Zahl 5000, in kaum zufälligem Gegen- satze zu der ganz knappen Angabe Me 8,9 Äcan ae üc TeTPAKIcxInIol. Matthäus 14, 21 interpretirt und unterstreicht zugleich die Bedeutung des die Zahl begleitenden Sub- stantivums, indem er Weiber und Kinder ausdrücklich als nicht miteingerechnet be- zeichnet: oi A& Ecelontec Äcan ÄNAPEC Gceli TIENTAKICKIAIOI XWPIC TYNAIKÖN KAl TTAIAION. Zugleich hat er allerdings dureh eine entsprechende Ausgestaltung auch der zweiten W. Scaurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 127 auf eine Gesammtzahl von 4000 Menschen, hier ausgerechnet nur 2 Fische, dort ‘ein paar’', trotzdem hier 12 Körbe voll übrig geblie- bener Brocken, dort nur 7. Auch sind die Körbe nicht von gleicher Art oder Grösse gewesen, an erster Stelle awaeka kKösınoı |cophini Lat.” | Me 6,43 Mt 14,20 Le 9, ı7 Ioh 6, ı3, in der bescheideneren Fassung entA cmyriaec [sporiae Lat.’] Me 8,8 Mt ı5, 37. xöeınoc, dem die Engländer ihr coffin ‘Sarg’, wir durch die Vermittelung des Französi- schen unser Koffer verdanken’, ist der feste, schwere Weidenkorb°® des Gärtners und des Landmanns’, dessen Name schon die Vorstellung Stelle die ursprünglich vorhandene Diserepanz der beiden Fassungen aufgehoben: 15, 38 0i A& EcelonTec ÄcAN TETPAKICKINIOI ANAPEC XWPIC TIAIAION KAl FYNAIKÖN. Die That- sache der nachträglichen Ausgleichung scheint mir deutlich zu sein. Auch sonst sind sich bei Matthäus die beiden Geschichten ähnlicher geworden, in der Art, wie die Fische eingeführt werden. — Übrigens will ich nicht unterdrücken, was ich beim heiligen Hieronymus zu Mt 14,21 über den Grund der Ausschliessung von Weibern und Kindern gefunden habe: mulieres et parvuli, sexus fragilis et aetas minor, mumero indigni sunt Mıcn& PL 26 col. 105. Spätere führen das mit grösserem Behagen aus: Christian von Stavelot in seinem Matthäuseommentar Mıcne PL 106 col. 1383 mulieres et parvuli non sunt digni numero, quia instabilis sewus et mutabilis est. ı önira IxeYala. Freilich wird dieser Unterschied dadurch einigermaassen aus- geglichen, dass Mc 6, 38.41 Mt 14,17.19 Le 9,13. 16 ixeyec AYo [dafür bei loh 6, 9. ır das vulgäre öYArıa], Me 8,7 Mt 15.34 dagegen ixeYala Onira steht. IxeYac Mt 15,36, das sich auf die ixeYaAla des V. 34 bezieht, gehört der redactionellen Um- gestaltung an, von der ich in der vorigen Anmerkung gesprochen habe. 2 Lactanz 4, 15, 17, den man als Zeugen für cophinus — "Brotkorb’ eitirt, schreibt einfach die Evangelien aus. ® Rornscn Itala und Vulgata * 85 Collect. philol. 196. 4 CYNAGPOIZETW A& (sc. TÄ AEIYANA TÄC TPO®Äc TA EMI TOYAABOC ÄTTEPPIMMENA) EIC ÄPPIXÖN TINA A Kö®INoN A criyPlaa KTA. Pollux 6,94. 5 Mhd. koffer kuffer; lit. kufaras, aus poln. Akufer |tech. kufr|, Leskıen -Bruc- mann Lit. Volkslieder und Märchen 170. 227 (im Lexikon 337: das dort aus Kurscnar angeführte kuferts stammt aus niederdeutschem Auffert). — Bei Steinhöwel Äsop ed. ÖSTERLEY 302. 304 wird cophinus durch truchen übersetzt. Dieselbe Geschichte “de fidei commissa peeunia’ ist auch in einer nordischen Version erhalten: da heisst es kistill. Islendzk zventyri ed. GeringG 1, 293 37: 6 ex virgulis sagt Isidor or. 20, 9,9 Mıcne PL 82 col. 720. cophinus est vas vi- mineum et agreste quo stercorantur agri quod et corbis dieitur schol. in Iuvenal. 3, 14 |Roessecn Collect. philol. 252]. ? O0. Weise Griech. Wörter im Latein 199. KösInoc Korırosöroc Kenophon mem. 3, 8,6. cophinum stercoris lasen, in Übereinstimmung mit cod. D, die Lateiner vor Hieronymus, Le 13,8 (auch Ambrosius in Luc. Mısne PL 15, 1743 |= 356, 17 SCHENKt| de Iacob et vita beata ı,ı, 2 PL 14, 629, vergl. Sabatier 3, 326). cophinus* mistcorb Ahd. Gl. 3, 158553. 21544 corbis vel cofinus" wylige odde meoxberewe (-bearwe) Wrıcmr- WUELoKER 336, — Allfrie’s Gramm. und Gloss. ed. Zurrvza 320,0 [vergl. mistber Heyne Deutsche Hausalterthümer 2, 42]. Dass ein Zusammenhang dieser Glossen mit der gleich zu besprechenden Psalmstelle 80, 7 besteht, zeigt das von Bosworrn -ToLLEr s. v. aus einer Interlinearversion angeführte meozwilige = cophinus. Vergl. S. 728 Anm. 1. Ags. wilige bedeutet etymologisch den aus welig |ne. willow] , “Weiden” hergestellten Korb. Die Blickling Glosses übersetzen in cophino des 80. Psalms mit on wylegan. — In co- phini, die mit Heu ausgefüllt waren, bewahrten die Juden die für den Sabbath vor- bereiteten Speisen. Zweimal spielt Juvenal auf diese Sitte an, 3, 14. 6, 542, zu wel- 08* 728 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. drückender Frohnarbeit zu wecken geeignet ist', crypic dagegen, wie das ihm in der Verwendung genau entsprechende lat. sporta, ein handlicherer, aus Binsen, spartum oder Palmblättern getlochtener Korb” zur Aufbewahrung von Fischen” oder zum Mitnehmen von chem Verse BvEcHErer aus den älteren Scholien die Erklärung mittheilt: guod his [se. cophinis]| pulmentaria sua et calidam aquam die sabbati servare consuerunt. Genaueres bei Rornscn Colleet. philol. 249. Vergl. auch Kkösınoc Jud 6, 19. Von Reise- oder Bettel- körben der Juden, die man früher aus den Worten Juvenals herausinterpretirte, ist dort gar keine Rede. ! Psalm 80, 7 nach der Übersetzung der Septuaginta, deren Verhältniss zum Urtexte ich hier ausser Betracht lassen kann. Ich eitire gleich die Paraphrase Notker’s 2, 3352: PIPER|: AVERTIT AB ONERIBVS DORSVM Eıvs. Got cherta danan sinen rükke one dero burdi. Er intluod in. MANVS EIVS IN COPHINO SERVIERYNT. Is was imo durft. wanda sine hende dienoton an chophenno |mit chophino 3362]. Chophinus ist ein chorb. den man brüchet ad servilia opera. so man sol mundare [fürbin] stercorare [miston] terram portare [erda üztragen]. Die synonymische Weisheit hier, wie z. B. auch bei Christian von Stavelot Mıcne PL 106 col. 1383, stammt aus Isidor or. 20, 9, 9: cophinus vas ex virgulis aptum mundare stercora [so die Ausgabe] et terram por- tare, wozu Psalm 80, 7 eitirt wird. Die opera servilia in der Erklärung von cophinus kehren wieder in Beda’s Marcuscommentar Mıcne PL 92 col. 194 (= Aleuin PL 100 col. 823, Rabanus Maurus 107 col. 966). Davon hängt dann, wie längst bemerkt, Ot- frid 3, 7, 59 ab: korb theist scalklichaz faz |vergl. auch Altdeutsche Predigten ed. Schorn- BACH 2, 6919 der chorp ist ein böses vas|. Ambrosius in Luc. Mıcne PL ı5, 1692 — 272,4 SCHENKL populus qui ante lutum in cophinis colligebat unter Berufung auf den Psalmvers, der auch dem Sidonius an der von Roensca citirten Stelle ep. 7, 6, 4 vor- schwebt: ordinis res est, ut Pharao incedat cum diademate, Israelita cum cophino. 2 AP 6,5,6 cxoınotenelc crıyPlaac. Columella 12,6, ı sporta iuncea vel spartea. Beda in Mare. Mıcne PL 92 col. 208 sportae iunco et palmarum foliis solent contexi. Das wiederholen die späteren Evangelieneommentare [Ahd. Gl. 1,714, Anm.]; in’s Angel- sächsische übertragen kann man es lesen bei T#orre, The Homilies of the Anglo- Saxon Church 2,4023 spyrte bid, swa swa ge sylfe witon, of rixum gebroden, odde of palm-twygum (das ist derselbe Alfrie, der corbis cophinus durch wylige odde meoxberewe glossirt hat, S. 727 Anm.7). In der von Hieronymus übersetzten Regel des Pachomius heisst es c. 74 Mısne PL 23 col. 76 palmarum folia ev quibus texuntur sportae, in der kürzeren Fassung, die bei Palladius hist. Laus. ed. BurLer c. 32 p. 96, 3 steht, TIAE- KON CIIYPIAAC TÄC MerAnac. Die cophini sind ex virgulis |[S.727 Anm. 6], wie die corbes, deren Herstellung und Etymologie Isidor zugleich erläutern will, wenn er or. 20, 9, Io von ihnen aussagt curvatis virgis contexuntur. Die oben schon mitgetheilte und etymo- logisch erklärte ags. Glosse corbis vel cofinus‘ wylige stimmt genau dazu. — Dass Paulus en eriYPlal Act 9,25 [EN cAPrAnH 2 Cor 11,33: die Lateiner in beiden Fällen in sporta] über die Mauer von Damascus herunter gelassen wird, erhöht den Eindruck der Ge- fahr. Sallustius historiarum lib. Il bei Nonius 2, 177, 17M. e muris canes sportis demitte- bant. Die Stelle finde ich schon bei Wetstein im Commentar eitirt, wo überhaupt fast das ganze in Betracht konımende Belegmaterial vereinigt ist. 3 cmyric ixeyHPA Pollux 6,94. 10, 132 (TÄc IxevYaökoyc crıYPlaac AP 6,4,2 coll. 5,6. 28,5). KW@TTMAA@N cTIYPlAAc Aristophanes Pax 1005. harundinem fert sportulamque et hamulum primarium Plautus Stich. 289. redit sporta piscator inani Martial 10, 37, 17. et profusa in medium sportula iubet officialem suum insuper pisces inscendere ac pedibus suis totos obterere Apuleius metam. 1,25 (dazu das Bild bei Erman Aegypten und ägyp- tisches Leben 655). Der bei Rıcn Dictionnaire des antiquites romaines et greeques trad. par Cnerver [Paris 1873] 310 s. v. hamiota abgebildete Angler trägt eine sporta in der Hand; vergl. auch 598 s. v. sporta. Zur vollen Ausrüstung des Fischers gehört W. Scrurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 129) Speisen." Diese terminologische Unterscheidung, die offenbar durch die Gesammthaltung der beiden Fassungen bedingt und deshalb nicht ganz unwichtig ist’, sitzt fest in der Überlieferung des Evangelienstoffes, wie die Übereinstimmung von Me 8, ı9 OY MNHMONEYETE OTE TOYC TIENTE APTOYC EKNACA EIC TOYC TIENTAKICXINIOYC, KAl TIÖCOYC KO®INOYC KAACMATWN TIAHPEIC HPATE; AETOYCIN AYTW' AW- AEKA. 20 OTE Kal TOYC ETITÄ EIC TOYC TETPAKICXINIOYC, TIÖCWN CIIY- PIAWN TIAHPWMATA KAACMATWN HPATE; KAl AETOYCIN ETITÄ und Mt 16, 9 OYAE MNHMONEYETE TOYC TIENTE APTOYC TON TIENTAKICKINIWN KAl TIOCOYC KO®INOYC ENABETE; IO OYAE TOYC ETITÄ ÄPTOYC TON TETPAKICKINIWN KAl TIOCAC CTIYPIAAC ENABETE; indess ein zefroc crıyPlaun AP 6, 28, 5; man trägt sie an den Enden eines Tragholzes, Acıaaa oder iugum Alkiphron 1, 1,4; Varro r.r. 2,2,10 (uf iugum continet sirpieulos vergl. mit Plautus Capt. 816 surpiculis piscarüs); Rıcu 340 s. v. iugum; Erman 606. Auch zum Fangen der Fische bediente man sich der crıyric oder sporta als Reuse oder statt derselben: Herodot 5, 16 KATIEI CXoIN® CTIYPIAA KEINHN EC THN AIMNHN KAl 0% TIOANÖN TINA XPÖNON ETIICX@N ANACTIA TINHPEA IxeYoN. WRIGET-WUELCKER 93 aus Alfrie’s Colloquia ascendo navem et pono retia mea in amne et hamum proicio et sportas |ags. spyrtan], et qwidquid ceperint sumo. Vergl. auch Ahd. Gl. 2, 65;, nassas‘ riusa vel chorba; ScuiLLERr- LüÜBBEN 2,545 S. v. korfstal,; Dırrensach Gloss. latino - german. s. v. fiscellus; VERWIIS- VERDAM 3, 1915; Hırperrannp DW 5, 1799. U cmyPic öY@nıoaökoc Pollux 10,92 (dafür hatte Aristophanes En AmelApew, Kock I, 400, TINEKTH CXOINoC gesagt); vergl. 10, 15T, wo aus Aristophanes En TPI®AAHTI, Kock 1, 530, eitirt wird Emeit’ Ei TOYYoNn ÄKe THN CIIYPIAA NABON. Nonius 2, 177. 18M. aus Varro de vita populi Romani lib. I: neque enim obsonium, in totam cenam coemptum ex varüs rebus, cum coniectum in unam sportam conspieitur. Athenaeus 8 p. 365 A TA Amö cryYPlaoc Aeimna; Epictet 4, 10,21 p. 386, 11 ScHENKL ETTYPICI AEITINICAI. ®2 Die Tüftelei späterer Commentatoren hat freilich zur Verdunkelung ihrer ur- sprünglichen Bedeutung beigetragen. Wunderlicherweise hat man sich, buchstaben- gläubig und kritisch zugleich, den Kopf darüber zerbrochen, woher denn en EpHMo Toro die ı2 Köcınoı zum Brockensammeln beschafft worden seien. Ihre Zwölfzahl hat Anlass gegeben, jeden Apostel mit einem Reisekorbe auszustatten, dessen Inhalt bei dem Zuge durch Samaria seinen Träger vor der Gefahr einer Speisegemeinschaft mit den Bewohnern des Landes bewahren sollte. Diese Ausdeutung. für die man sich zu Unrecht auch auf die S.727 Anm.7 eitirten Juvenalstellen berufen hat, spukt noch in modernen Bibeleommentaren fort. Ihr steht eine andere gegenüber, die unter den cophini die Körbe verstehen will, in denen man die Kranken zu Jesus gebracht habe; nach erfolgter Heilung sind sie natürlich für anderweitige Verwendung frei geworden. So hat Christian von Stavelot, ich weiss nicht welchem Gewährsmanne folgend, die Sache angesehen, und diese Deutung muss ihm so gut gefallen haben, dass er sie auch auf die 7 sportae übertragen hat, mit einer Begründung, die indess deutlich zeigt, dass ihm selbst dabei nicht recht geheuer ist, offenbar wegen der nicht ganz geeigneten Bedeutung des Wortes sporta. Mıcne PL 106 col. 1383. 1393 ‚fiunt autem et ipsae sportae et parvae, quas videmus in basilicis cum oblationibus ferri, et tam |etiam die Ausgabe] magnae, ut tria vel quattuor modia annonae capiant, etiam ut infirmi cum ipsis possint portari. 730 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. beweist. Jede Übersetzung, die die charakteristischen Züge des Origi- nals zur Geltung bringen, nicht verwischen will, müsste den Unter- schied von kösınoc und crıypic nachzubilden sich bemühen. Einfach und unzweideutig ist das Verfahren der orthodoxen slavischen Bibel- übersetzung, die «öeınoc durch A088, crıypic aber durch das zugehörige Deminutivum kosonica wiedergiebt!, so dass vollkommene Übereinstim- mung entsteht mit WELLHAUSEN’s jüngstem Evangeliencommentar, der die beiden Worte durch ‘Korb’ und ‘Körbehen’ verdeutscht.” Die modernen Übersetzungen germanischer Herkunft, die dem kirchlichen Gebrauche dienen, pflegen sonst — mit alleiniger Ausnahme der nieder- ländischen Bibel” — sich um den Unterschied der Bedeutungen nicht zu bekümmern und das gleiche Wort zur Wiedergabe von kösınoc und erıypic zu verwenden; die Engländer haben das etymologisch unklare basket, die Übrigen in wechselnder Lautform das aus lat. corbis ent- lehnte Wort, nhd. Korb dän. kurv schwed. korg isl. karfer, das als korb auch in die wendische, als kurwis in die lettische Bibel Eingang gefunden hat. In den litauischen Drucken finde ich entweder das fremde karbas' unterschiedslos durchgeführt oder das einheimische pin- tinis° Grösser ist die Mannigfaltigkeit in den Übersetzungen romani- scher Zunge“: portug. doze alcofas: sete cestos Mt, doch doze cestos: ! Das hat fortgewirkt bis in die neubulgarische Übersetzung, die ich in einem Drucke der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft benutze. In der serbischen und kleinrussischen Übersetzung ist der Unterschied beseitigt wie bei den Polen, Böhmen, Slovenen und Wenden. Meist steht #085» oder eine Weiterbildung des Wortes sowohl für Kösınoc wie für erıypic, im Serbischen Aotarica, in der oberlausitzischen Bibel das aus dem Deutschen entlehnte korb. ® WELLHAUSEN zu Me 8, 5. 3 Wwaalf korven, zeven manden. mand steht auch Actg, 25. 2 Cor ı1, 33. Über dieses ‘sächsisch-fränkische Wort s. Franck Etymol. Woordenboek der Nederlandsche Taal 610; Schwerter ]’, 1610; DierengacH Gloss. latino-germ. s. vv. calatus cophinus corbis sporta. * So in den Evangelien des Neuen Testaments von 1701, das 1866 bei Tro- wırzsch in Berlin neugedruckt worden ist. Doch steht Act 9, 25 pintinej, 2 Cor ı1, 33 pintineje. karbas, das auch von Larıs Dietionary ‚of the Lithuanian and English languages |Chicago 1903] verzeichnet wird, aus poln. korö oder aus r. korob? Das in der nächsten Anmerkung zu erwähnende kufbas stammt aus dem Deutschen. ° So in dem von Kurschar revidirten Druck von 1869 [Halle]; auch 2 Cor 11,33, doch Aurbe Act 9,25 (kurög auch Iud 6, 19). Die in Wilna 1816 gedruckte Übersetzung hat ebenfalls pintinis, doch steht 2 Cor rı, 33 das femininische ‚pin- tineje. Willent ed. Becmwrer 104, 21 liest Me 8, 22 septinias pintinias; ähnlich Wolon- ezewski Ziwatas Jesaus Kristaus [Wilna 1853] 72 septines pintines. Vergl. Anm. 4 und NESSELNMANN 292 pintinne (wohl aus Mırrere LD 200, DL 306). Dies zur Er- gänzung von Leskıen Bildung der Nomina im Litauischen 257 — 407. Übrigens hat Bretken reisge dafür gebraucht. BrzzEengERGER Zur Geschichte der litauischen Sprache 319. ‘ Ich benutze auch hier die modernen Drucke der Bibelgesellschaft, was mir für meinen Zweck ausreichend erscheint. W. Scrurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 131 sete alcofas Me [und Le Ioh]; span. doce cestas [cestos]: siete espuertas Mt [und Le Ioh], aber doce cofines: siete espuertas Me 6, 43. 8, 8 (doch ohne Unterscheidung espuertas 8, 19. 20); frz. douze paniers: sept cor- beilles; unterengadin. fast überall chanasters, doch chavagnas Me 8, 19: chanasters 8, 20, chavagna Act9,25. 2 Corıı,33 (oberengadin. an allen Stellen chavagnas, chavagna); ital. dodiei corbelli: sette panieri (daneben sporla Act 9, 25. 2Cor 11, 33); rum. unterschiedslos paniere (nur in der Apostelgeschichte und im Corintherbrief ist das slav. kosonica zu Hülfe gerufen). Die synonymischen Unterscheidungen sind offenbar nicht immer fest, doch scheint so viel klar, dass den meisten Ro- manen durch ihre Sprache wenigstens die Möglichkeit einer zwanglosen Abwechselung im Ausdrucke dargeboten wird, die sich scharf und charakteristisch abhebt von der Monotonie der germanischen Über- setzungen. Durch die Autorität der deutschen Lutherbibel, die bei den sprachverwandten Völkern allerdings einen starken Einfluss ge- übt hat, kann man das allein nicht ausreichend erklären. Denn der Mangel an Synonymen, der noch heute den gelehrten Übersetzern die Hände bindet', ist älter als Luther und allem Anscheine nach nicht auf das Deutsche beschränkt. Der Codex Teplensis hat wie das Evangelienbuch des Matthias von Behaim kein anderes Wort als Korb, und ebenso arm sind die von ScHoEnBAch edirten Altdeutschen Predigten: zwelf chörbe 2, 6918. 3, 6111; siben chörbe 1, 11325. 36838. 2,13730. 13820.26. Nicht anders Otfrid: zuelif korbi 3, 6, 48; sibun korbi 56. Auch im Norden wird der Unterschied von cophinus und sporta früh durch einförmige Übersetzung verdunkelt: Bersuem Af bibelen paa norsk-islandsk i Middelalderen [Christiania 1884], 90 aus loh 6, ı3 tolf vandlaupa; 137 aus Act 9, 25 i vandlaupi. Selbst in England, dessen mundartlich reich entfaltete Sprache einst über eine bemerkenswerth grosse Anzahl von Benennungen des Korbes, wie es scheint, ohne sonderlich feste Abgrenzung der Be- deutungswerthe, verfügte”, zeigt sich die gleiche Tendenz schon in der westsächsischen Evangelienübersetzung des ı1. Jahrhunderts, die bei vorherrschendem wyligan, das gleichmässig für die beiden ver- schiedenen Termini der lateinischen Vorlage eintritt, einmal [Le 9, 17] ! WeLtHAUsEen giebt KöeInoc und criypic durch Korb und Körbchen, WEIZSAECKER durch Korb und Handkorb. Deminution und Composition aber verdecken die Armuth des Lexikons nur unvollkommen. 2 Ahd. Gl. ı, 520,, cophino- chorpa [Psalm 80,7; ebenso Grarr Interlinearvers. der Psalmen 385]. 714; sportas: chorba |Mt 15, 37]. 74457: 76435 sporta® chorp [Act 9, 25. 2 Cor 11, 33]. 3 binn cawel cype leap mond spyrte tenel windel wylige, jünger basket hampere hoppere panier. 192, Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. ohne kenntliche Ursache mit twelf cypan' von ihrer sonstigen Gewohn- heit abweicht. Die in den deutschen Mundarten vorhandene ‘Fülle der Korb- namen’, die einst HıLpEegrRAnp verführt hat, den unmittelbaren Zu- sammenhang zwischen Korb und corbis zu bezweifeln”, beweist nur, dass es an speciellen Benennungen für bestimmte, durch Herstellung und Verwendung vermuthlich unterschiedene Korbarten gewiss nicht gefehlt hat, ist aber ganz und gar nicht geeignet den Eindruck ab- zuschwächen, dass die Sprache für eine allgemeinere Bezeichnung der Sache keine rechte Auswahl bedeutungsverwandter Worte von mehr als localer Verbreitung zur Verfügung stellte. Die althochdeutschen Glossen bestätigen diesen Eindruck: der einheimische Wortvorrath reicht in der That für die, übrigens z. Th. selbst entlehnten Korb- namen der lateinischen Litteratursprache nicht aus und muss sich aus fremdem Reichthum ergänzen. Den weitesten Bedeutungsumfang hat, wie der bunte Wechsel der lateinischen Aequivalente erkennen lässt, das wohl schon früh und fest eingebürgerte corb’, das auf deutschem Boden nach naheliegenden Analogien wie got. snorjo tainjo eine Neben- form churpa |= sporta|' und ein recht lebenskräftiges Deminutivum ! Me. cüpe STRATMANN - BRADLEY S. v. Kruse s. v. Kiepe Wırmanns DG 2, 249 — aus lat. capa? Vergl. auch pl. chypfe Mon. boica 36, 528 (zum Transportiren von Obst) SCHMELLER 1?, 1273 S. v. Kipf — aus lat. cuppa (das sonst mit anderer Bedeutung choph chuph ergeben hat)? Dierensach Glossar. latino-german. s. vv. calatus cophinus sporta: kype, kypp. SCHILLER-LUEBBEN 3, 2I S. v. mande. Ahd. Gl. 4, 96;, scutulum* mistikipun? 2 DW 5, 1797. — Wahrscheinlich hat man eine zweimalige, zu verschiedenen Zeiten erfolgte Entlehnung anzunehmen. Das in Dierensach’s Glossar. latino - german. mehrfach belegte a von karb karf, das zu an. karfa korf stimmt, muss doch wohl älter sein als das o der gewöhnlichen Form. Die Art der Lautsubstitution ist aus keltischen Eigennamen und aus goth. alew bekannt. Durch die Vermittelung der Deutschen ist das Wort recht frühzeitig auch zu den Slaven gekommen, TorE ToRBIÖRNSSON Gemeinslav. Liquidametathese 2, 30. ® pl. korbi (Otfrid) und angeblich auch churbi. Doch wissen die Wörterbücher das Letztere erst aus mhd. Zeit zu belegen und zwar mit einem ganz unsicheren Bei- spiele: chuerben Mon. boica 36, 528 (citirt von LExer s. v. korb), das indes eher zu ahd. churpa als zu chorb gehört. Einen brauchbaren Beleg für singularisches churd, mit dem Kruse Zeitschr. f. rom. Phil. 17, 561 und sonst operirt, kann ich überhaupt nicht finden. * churpa |in der Parallelüberlieferung chorp] Ahd. Gl. 1, 74456 [Act 9, 25], dat. churpun 80953 |2 Cor 11, 33]. Vergl. Kruse Stammbildungslehre ® 41, der an das genau entsprechende ags. spyrte |aus lat. sporta], und Wırmanns DG 2, 249, der noch an ags. cype [aus lat. czpa?] erinnert. Kürben fem. SchmELLER 1?, 1287: SCHMELLER’S Vater war ein Kürbenzäuner, ein Handwerker, ‘der aus Holz- und Wurzel-Schienen Kürben flicht, zäunt’. Der Ausdruck Körbe zäunen ist auch dem Niederdeutschen nicht fremd gewesen: ScHILLER-LUEBBEN 2,544 (S. v. korf) se hadden ock korve laten gethunet vergl. mit 4,631 (Ss. v. tımen) eyn huselkyn — de wande dar af mit weden getunet. Da sind wir mitten in Merınger’s “Etymologien vom geflochtenen Haus’. Über Korb als Haus- bezeichnung Hırpesrannp DW 5, 1799. — Merkwürdig sind asl. krabij (krabica- eisH Exod 2, 5 s.) lit. karbija |Baranowski An. szil. 266], die wie ein unbezeugtes ahd. * korbia, die Vorstufe von churpa, aussehen. Torz TorBıörnsson Gemeinslav. Liquidametathese 2, 30. W. Scahurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 133 churbili(n) [= cartallus fiseina fiscella sportella sportula]' erzeugt hat. Ganz geläufig ist chorb den Glossatoren als Wiedergabe der lateini- schen Bezeichnungen corbis cophinus qualus” sporta®, nur ausnahmsweise begegnet es neben canistrum cartallus fiscina'. In dem engeren Kreise der durch die zuletzt genannten Wörter bezeichneten Korbarten herrscht vielmehr das echtgermanische zeinna [got. tainjo an. teinur]|, das seiner- seits niemals neben corbis cophinus qualus sporta auftritt.° Durch das synonyme ceinvaz“ lässt sich die etymologische Bedeutung des Wortes zeinna am einfachsten klar machen: “aus zeina [got. tainos] hergestellter Gegenstand’.” Nur muss man sich hüten zunächst und hauptsächlich U cartallus Ahd. Gl. 1, 3674, — fiscina 2, 67275. 6875. 70053. 4, I4320. 20216. 34861 fiscella 1, 32611. 2, 53556. 54077. 67274- 67354. 69918. 3, 15925. 2I5yr. 23636. 32513. 4, I43no- 2543 — iscella sportella (sportula) 2,7523. 3, 2743- 3001. 31715. 3345: — sportula 3, 15855. 21539 — (fiscellam scirpeam)* corvilin binizzin 1, 338, (curvilin A, 202,6). Neben den «-Formen ist mehrmals auch chorbili(n) belegt. — 2, 39265 churipi: fiscella ist schwerlich ein Plural, eher ein Deminutivum wie sumbri zu sumber (zeinni 1,3703, zainni 3, 6666; coll. 1,62763); oder ist es zu beurtheilen wie die von Braune Ahd. Gr. 2165 $ 2ıo Anm. 2 zusammengestellten Formen ? 2 Die lateinische Hälfte des cod. D hat Le 13,8 für Köeinoc, das die altlateinischen Übersetzer sonst beizubehalten pflegen [cophinum stercoris S. 727 Anm. 7] qualus [Rornscn It. und Vulg. 88]. In gleicher Bedeutung, doch mit unorganischem Anlauts-s [CGL 4, 319,5, Dierensacn Glossar. latino-german. s. v. squalus] hat auch, wie aus Ahd. Gl. 2, 7675 hervorzugehen scheint, Walahfrid Strabo das Wort in seinem Gedichte de eultura hortorum gebraucht. gualus “Mistkorb’ Columella 10,83, viminei quali 8, 3,4. Prudentius ersetzt das cophinus der Evangelien durch gualus: cathem. 9, 60 p. 55 Dresser. fertque qualus ter quaternus ferculorum fragmina. Die ahd. Glossen geben dazu die Verdeutschung cAord. An einer anderen Stelle hat Prudentius corbes bis seni, Ditt. 147 p. 482 Dresseı. ® cophinus qualus corbis Ahd. Gl. 2, 369,. 3, 63422 — corbis cophinus 3, 27030. 29824- 31554 — qualus cophinus 3,3073. 32719. 34267 — corbis 2,629. 3, 21540. 23055- 64244. 666,1. 4, 13763- 2005 |[corf]. 214, — cophinus 1, 520r9. 3, 15832. 21544. 643:8. 64443. 66652. 4, 21332. 27529 — Qualus 2, 488;2 |dat. pl. choreben]. 50352 [chorbin]. 4951;- 53530. 3, 25443. 6QIys. 4, 91z. 15711. 1729. 1959. 20813.16 [COrf]. 217.5; — qualus sporta 3, 37264. 645, — sporta 1, 7146 [sportas: chorba]. 74457. 716435: 2, 73824. 3, 15846. 21533. 41367. Ganz vereinzelt neben clizella 4, 19923, vgl. dazu Schwerer 1, 1664 s. v. Mais und Ahd. Gl. 3, 158,3. 230::. 270,4. 29760. 31523. 333,3 [meissa]. * cartallum canistrum‘ chorp zeine 3, 645; — cartallo‘ zainnun vel chorba 1, 3704»- 4, 260,; — canistrum 4, 250,5 — fiscina® corf 2,699ı3. Vgl. fiscina® casicorf 2, 37718: 4, 202,. sparteus culleus Prudentius Vincent. 457. [— fiscella 492] p. 366. 368 Dresser heisst deutsch suertellin chorp Ahd. Gl. 2, 55539. 560:7. ° GRAFF 5,674. ° Ahd. Gl. 3, 33139. 4, 4314. 18260 [= calathus]. calathus‘ scinevaz 4, 1772: d.h. “aus Holz- und Wurzel-Schienen’ Sc#mELLER 12, 1287. 22, 425, schenevat Dirrengach Glossar. latino -german. s. vv. calatus canistrum. ” Die Bildung von zeinna erläutert Kruse Stammbildungslehre? 41. Es sind eigent- lich substantivirte Adjektivbildungen. Vergl. noch an. gaddr "a goad, spike': gedda “a pike’ [frz. Broche: brochet], Tamu Etym. svensk Ordbog s. v. gädda, Fark -Torr Etym. Ordbog over det norske og det danske sprog s. v. gjedde; ahd. mos‘ palus: musse, roraga mussea GRAFF 2, 872 (eig. die ‘von Sumpfboden umgebene’ Quelle). Koeser's gesuchte Etymologie PB 7, 180. 14, 103 übersieht die nächstliegenden Zusammenhänge. 734 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. 1 an “Weidenruthen’' als Herstellungsmaterial zu denken: dann wäre die Unverträglichkeit von zeinna und corbis cophinus qualus schwer be- greiflich.” Vielmehr wird man sich zum Verständniss der bestimmt um- grenzten Bedeutung des Wortes eher auf die durch Grarr 5, 673 be- legte Gleichung zein —= calamus arundo berufen und das Verhältniss von Reuse und Rohr vergleichen dürfen: canistrum dieitur eo quod de cannis rorun est factum (Ahd. Gl. 2, 352,).” Innerhalb derselben Verwen- dungssphäre wie zeinna halten sich die selteneren cratto’ eretto® erezzo®, satta seta” sumber" sumbrin).” Wie im Lateinischen cophinus und qua- ! SCHMELLER 2°, 1127. Ahd. Gl. 4, 43:, vergl. mit 2, 617,2: vas vimineum* widinaz. ® Ich stelle hier die lat. Aequivalente für das deutsche Wort zusammen. cani- strum kartallum calathus‘ ceina 3,3726; — calathus vel canistrum- zeinna 3,2685 — calathus wel cratallum* zeina wel eretto 3, 2154; — cartallum vel canistrum: chorp zeine 3,6455 — calathus 1,6316. 2, 37923. AIIzs. 4849. 48615. 50163. 52317. 54065. 59024. 7688. 3, 1586r. 22818. 29659. ZIArg. 32438. 3487. 6456 (66665). 4,424. 13359. 17328. 2142 — camistrum 1,2747. 31563. 31730. 31849. 31917. 2, 41624. 48423. 48033. 4905. 4, 4313. 2513: — cartallum 1,2763. 36745. 37039 (51126). 62766. 8I6sr.- 4, 16854. 2IAro- 26025 — ‚Jiscellam scirpeam* zeinnum pinozina 1, 326r0. 3357. Ausserdem deminuirt cartallo- chorbili vel ceinmili 1, 36744, calathum canistrum: sömbri vel ceinlin 2, 32640. Vergl. S. 735 Anın. 3. ® An einer anderen Stelle wird freilich canistrum wieder anders erklärt: cani- strum est vas vimineum widinaz. Ahd. Gl. 2, 617.. * Ahd. Gl. 3,1586, [= calathus] 29655. 31417. 32437 [= cartallum canistrum]. chrettili 3066, [= panariolum]. ScHMELLER 1?, 1385 s. v. Kratten: die dort angegebene Bedeutung “Wagenkorb’ passt schlecht genug zu dem Verhalten der altdeutschen Glossatoren, um so genauer und freilich auch merkwürdiger zu ags. er@t [= carrus carruca|, dessen Consonantismus zu dem alsbald zu erwähnenden crezzo stimmt. Das alt- gallische benna wird von Verrius Flaceus als genus vehiculi definirt; es bezeichnet eigent- lich auch nur den “Korb”. Horver Altkelt. Sprachschatz ı, 399, Körrına nr. 1322, Franck Etymolog. Woordenboek der Nederlandsche Taal 77 s. v. den. Im Alteng- lischen bedeutet das daraus entlehnte din gewöhnlich s. v. a. praesepe, doch in den nordhumbrischen Psalmen 80,7 tritt in binne direct für in cophino ein. Auch unser Krippe ist mit mhd. Arebe “Korb’ [SchmeLLer 1?, 1358] verwandt. — Zum Sachlichen eitire ich aus Tırer’s Gesammelten Novellen 7, 87 |'Eine Sommerreise’] ein paar Sätze: “Ich entsetzte mich nicht wenig, als am Morgen das elende Gespann vorfuhr. Was war es? Ein viereckter, grob geflochtener Korb, der auf zwei hohen Rädern un- mittelbar auf der Axe lag.” In unseren Wörterbüchern scheint die Stelle zu fehlen. ° calathus vel cratallım zeina vel eretto. Ahd. Gl. 3, 215,5; vergl. 158628. calathus" zeina vel crezzo 3, 1586:. den chrezzen, da daz chint (. Moses) inne was, GRAFF 4,593: das ist die iscella seirpea aus Exodus 2,3, deren sonstige althoch- deutsche Reflexe, zeinna churbili, ich bereits an verschiedenen Stellen gebucht habe. SCHMELLER 1°, 1388. 3, 15828. 21542. 4IIrz [canistrum]. calathus: 1,6313 [neben ceina|. 4, 42,. canistrum: 3, 158, [neben seta]. SCHNELLER 2°, 283 Sumber, Sümber (Korb, besonders ein dichter, aus Stroh gefloch- tener; auch als Getreidemaass’; vergl. die &ech. Glosse uborek zu sumber Ahd. Gl. 4, 9333 mit Mixtosıcn Lexicon palaeoslov. s. v. aborsko). ° calathus canistrum: 2,326, |neben ceinlin]. calathus: 1,6319. 4,423. 13358 [stets neben zeina]. 3, 63423. canistrum: 3, 15828. 21542. 4II:z |überall neben satta seta]. — In den Glossae Salomonis 4, 933: lautet zu sumber sumbri das Lemma rusca; 3, 30736 steht riseus: holandir vel sumbir (sonst nur holenter 25550, holder 28725. 34330). Vergl. dazu Diereneach Glossar. latino - german. s. v. riscus. 6 8 W. Scaurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 135 lus', so entsprechen sich calathus und quasilhıs, das Deminutivum von qualus”; auch in den altdeutschen Glossen wird calathus gelegentlich durch ein Deminutivum wiedergegeben: ceinlin 2, 326,0.° Der calathus* diente als Blumen- oder Fruchtkorb, der Spinnerin als Wollkorb’, den Landleuten als Käsekorb"; canistrum |‘Brotkorb’] und cartallus ["Fruchtkorb’], die in die deutsche Glossenlitteratur hauptsächlich aus Gen 40, 16, Deutero- nom 26,2, Ierem 6,9 gelangt sind, stellen sich in ihrer Bedeutung zu calathus. Der sachliche Gegensatz zu cophinus und dem synonymen qualus ist also deutlich genug, aber unklar bleibt mir das Verhältniss zu sporta, das die deutschen Glossatoren zwar scharf von calathus canistrum cartallus zu unterscheiden gewohnt sind, aber gar nicht von corbis cophinus qualus. Die Gruppe corbis cophinus qualus sporta, die in sich, wie wir ge- sehen, doch keineswegs ganz einheitlich ist, wird im Althochdeutschen nur durch das eine entlehnte chorb vertreten. Die Einbürgerung auch von cophinus ist versucht worden, aber nicht gelungen: Ahd. Gl. 1, 520,7 cophino |Psalm 80, 7]: chouinun.” Ebensowenig hat sich das lateinische panarium, das bekanntlich in den romanischen Sprachen zu der all- gemeinen Bedeutung "Korb gelangt ist und zu allen Zeiten starke Answanderungsgelüste verräth‘, auf die Dauer in Deutschland zu be- 1 qualus S. 733 Anm. 2. 2 Paulus ex Festo 33, 10. 529, ı2 Tn. ® Dass dasselbe auch bei cartallus vorkommt |1, 36744], beweist nicht viel nach den einleuchtenden Ausführungen Porzın’s Zur Geschichte des Deminutivums im Deutschen QF 85, 14. * O. Weise Griech. Wörter im Latein 199. > calathus: wearpfet WRIGHT -WUELCKER 152, 21 — Äölfries Gramm. und Gloss. ed. ZuprrzA 320, I2. ° Columella 10, 397. Prudentius h. ante ceibum 68 Dresser p.17 perque coagula densa liquor in solidum coit et fragili lac tenerum premitur calatho. Dazu Ahd. Gl. 2,3923. 40110 U.S.w. 3, 64212. 670.3 chasichar (gelegentlich neben ame): 2, 55219 casiwaz 57215 kiesevath WRIGHT -WUELCKER 379, 27 cysefat. Ahd. Gl. 2, 368;. ‚fiscina — inde diminuitur fiscella. vasculum in quo lac deprimitur et efficitur caseus 37716 ‚fiscna® casicar. vas in quo caseus exprimitur. wel hoc quod theodisce dieitur casicorf |4, 202:]; inde fiscella dieitur. 3, 64427: 64511. 658,, fiscina® chasichar (chesichar) 4, 14320 Jiscina: chaskar vel churbili 63, fiscella- casichar. Das bei Vergil Georg. ı, 266 vor- kommende jiscina wird durch chasibora oder chasichar glossirt, 2, 62833. 67274. 67865- 72056. 4, 3486: [hier auch churbilin]; fiscella Eglog. 10,71 durch churbilin 2, 678;;- 699:8, aber auch durch kasikar 4, 34820. Dazu CGL 6,452 |,fiscella forma s. formula s. formella ubi casei exprmemtur, daher ital. Jormaggio] Heyne Deutsche Hausalterthümer 2, 320. TYPOKOMEIA' OYTW A’ AN KANOIHC TON TÄNAPON W Ö XAWPOC TYPÖC EMMÄTNYTAI, ÜCTIEP TO EYNON TO EKATEPWEEN PEPON TOYTI TO TINETMA TYPo@oPeion Pollux 7, 175. ” In einer Handschrift Z. 18 steht chowinno. Vergl. oben S. 728 Anm. ı CTOXAZÖMENOI TOY KANGC EXONTOC KAl CABÖC KAI TOY MH TENACBAI YTIÖ TÖN AIAKO- NOYNT@N HMIN TTAIAAPION KAl IAIWTÖN TTANAPION EPOYMEN, KAl El BÄPBAPÖN ECTIN, ANA OYK 63 736 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. haupten vermocht: 1, 276, cartallum [Deuteron 26, 2] zeinna, fanari; 62766 ad cartallum |lerem 6, 9]' zi zeinnun, fanare; 2,7679 squalis [vom Mistkorbe, aus Walahfrid Strabo]' fanaren.' Offenbar hatte be- reits das zu Grunde liegende vulgärlateinische Wort seine specielle Bedeutung abgelegt oder vielmehr zur Gattungsbezeiehnung des 'Korbes’ erweitert; sonst wäre die Doppelheit der Gleichungen fanari = cartallus und — qualus nicht zu erklären. Auch im althochdeutschen Tatian ist ein erfolgloser Versuch ge- macht worden, den Synonymenvorrath des deutschen Sprachschatzes um ein Lehnwort zu bereichern. Ni gihuget ir, wanna ih vinf brot prah in vinf thusunta inti wuo manege corba |cophinos] thero aleibono folla namut? Tho quadun sie imo: zwelivi. Danna ir sibun brot in veor Ihu- sunta teiltut, wuo manege sportella |sportas| thero aleibono namut? Inti quadun sie imo: sibuni 89, 5. ‘Das an einer früheren Stelle und von einem anderen Übersetzer [80, 6] zur Übertragung von cophinos ver- wendete Ddirila wird hier nicht wieder herangezogen, vielleicht weil seine Geltung mundartlich zu eng begrenzt war.” Offenbar befand sich der Übersetzer gegenüber dem durch den lateinischen Text markirten Unterschiede von cophinus und sporta in einiger Verlegenheit, aus der er sich nur durch die Herübernahme des fremden Wortes zu retten wusste. Dass er statt der Grundform das abgeleitete Deminutivum wählte®, hat viele Parallelen‘: urceos' urceola Tatian 84,4 Ahd. Gl. 1,63729 urceus urceolus‘ urzil 3, 1562; urceus‘ urcil 3, 21462 urzel 3, 64257 urzol 4, 166, lagena‘ lagella lagilla lagel lagil 3, 15652. 21459 U. 0. (le- gela 4, 216,) labrum‘ lapel (lapelles lapelle) labal labil 1, 63134. 63536. 6429 2, 29066. 31244 3, 15628. 2152. 338, fax‘ fachela faccala facla u.s. w. an zahlreichen Stellen, die auszuschreiben nicht lohnt, colus’ chonegla 1, 52649 chunecla 2, 742 chunchla 16,9 chlonachla 364, chuncula 3, 31516 Cumicula 33256 castra‘ chastella 2, 260,0 castrum‘ kastel A, 13447 APTO®oPIAA Sextus Empiricus adv. grammaticos $ 234 (ich kenne die Stelle aus Ronnes Gr. Roman 331"). Epiphanius ı, 266, Dınvorr. Ngr. TIANEPI aus dem Italien. G. Meyer Neugr. Stud. 4, 68. — Germ. 8, 397 ‚fiscellum‘ poner in modum navis [Exodus 2, 3] 398 in cartallo- in paner- de virgis [Deuter 26, 2], vergl. Ahd. Gl. 1, 334 n. 17. 367 n. ı1. 6253. 4, 39934: 59431 (GRAFF 3, 526 coll. 1, LIX Pb). Das ist altenglisch; jünger calatus- a panyer WRIGHT - WUELCKER 569, 29; SIRATMANN-BRADLEY S. v. panier. — paner steht auch in der bretonischen Bibel, sowohl für cophinus (frz. panier] wie für sporta [corbeille]. ! Kruse Grundriss 12, 342, wo Belege für die angegebenen Formen erwünscht gewesen wären. ? GRAFF 3, 156 hat für biril- cophinus keinen weiteren Beleg; fir das damit wohl identische biral (etwa ‘Scheffel’) nur einen [Ahd. Gl. 4, 59426]. Bezeichnenderweise kehrt das Wort im Heliand wieder, 2868 in der gleichen Geschichte und in der gleichen Bedeutung: that man birilos gilas twelidi fulle. Otfrid hat korbi. ? sporta [2 Cor 11, 33]° churpun vel sportalun (sportulun) Ahd. Gl. 1, 30959. fis- cella sportula (sportalla) churbelin 3, 2743. * Einiges bei Porzın a.a.O. QF 88, 14.3. | m» W. Scnaurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. Daszl Imeas‘ linnola 1, 6566' pallü' phelloles 2, 110,0 pallia® fellola 3,6534: dama‘ damili 4, 52,2 dammos' tammili 2, 629,3 cepe‘ ciphol A, 23532 cebolle 4620° cornus‘ cornul 2293 (davon churnelbere 2, 5715; quirnilberi 2, 686,» cornilberi 4, 34429 curnilbom W ansıeın Klein. Altsächs. Sprach- denkm. ıı12, ıı) Übri’ libelles Isidor 16, 8 lumborum‘ lumblo 40, 18.” Mehrfache Übereinstimmungen mit dem romanischen Sprachgebrauche zeigen auf den ersten Blick, dass wir es hier — so gut wie bei dem von Lurr richtig erklärten got. asilus (= asellus) — mit dem vulgär- lateinischen Ersatze lateinischer Grundworte durch die zugehörigen Deminutive zu thun haben." Got. aurkeis ags. ceaster (neben relativ jJungem castel) ceipe corntreco deuten durch das Fehlen der deminutivi- schen Weiterbildung auf eine ältere Entlehnungsepoche hin.’ Zwei Fremdworte haben dem Tatianübersetzer helfen müssen, den Wechsel im Ausdruck, den das Original darbot, in seiner Sprache nach- zubilden, das längst eingebürgerte corba, das von dem cophinos der Vorlage etymologisch unabhängig ist, und das durch die Vorlage un- mittelbar an die Hand gegebene sportella. Einigermaassen vergleichbar ist das von /Elfrie eingeschlagene Verfahren: in einer seiner Homilien heisst es twelf wylian, aber seofon spyrtan.‘ Ähnlich wechselt der mer- eische Matthäus des Rushworth Ms. zwischen ho@lf monde 14, 20. 16,9 und siofun sperta 15, 37. 16,10. Nur die nordhumbrischen Evangelien halten das Lateinische ganz fern, wenn sie, freilich mit arger Regel- losigkeit’, ceawlas [ceulas cewlas ceaulas ceolas ceowlas ceaolas ceoulas; ceoflas|“ und monda mondo neben einander gebrauchen. Im germani- ı 1, 39513. 625; alfabeto: linnole. 2 Koerrına 230 s. v. *cepulla. Kruse Etymol. Wörterbuch s. v. Zwiebel. 3 Kruse Grundriss 12, 346 urceus 339 lagena labrum 338 facula 332 colus 336 castellum 341 palliolum 337 cornus 340 liber lumbus. Es ist sicherlich verkehrt, für lapel libel eine besondere Erklärung suchen zu wollen, wie Krucz es thut. * Graeca Latina [Göttinger Universitätsschr. 1901] 20. Rornscn It. und Vulg. 95 damula facula. lumbulus ist frz. nomble. 5 Dagegen stimmt ags. lebil lefel zum Althochdeutschen und zugleich zu as. law. Weyne PB 30, 106. % Ed. TuorPE 2, 396, 6. 8. 402,6. Vergl. oben S. 728 Anm. 2. An einer anderen Stelle der FHomilien 388, 9 übersetzt auch ZElfrie das lat. sporta durch wylige, wie es die west- sächsischen Evangelien zu thun pflegen: on anre wilian aleton ofer done weall [Act 9, 25]. ” MeS,8 steht im Lindisfarne Ms. cewlas vel mondo, Mt 16. 9. TO cewlas — monda, aber Me 8, 19. 20 gerade umgekehrt mondo — ceolas. ° Ags. cawel, vergl. sporta® cawl WrıGHr-WUELCKER I4I, 14 corbibus® caulum 371,27. 496,32 u.s.w. Die kymrische Bibel, die sonst dasged durchführt, unter- scheidet einmal, Mt 16,9. 10, basgedaid und cawellaid. V. Hexey Lex. etymolog. du breton moderne 56 s. v. kavel. Ich verstehe vom Keltischen so gut wie nichts und von den Subtilitäten der englischen Mundarten nicht viel mehr, ich kann also die offenbar bestehenden Beziehungen und Abhängigkeitsverhältnisse nicht zu erläutern unter- nehmen. An Herleitung aus einem, wie es scheint, ad hoc erfundenen lat. cavellum glaube ich indess nicht. Weyue PB 30, 134. 738 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. schen Alterthum stehen sie damit ebenso isolirt, wie heute die nieder- ländische Bibel mit ihrer Gegenüberstellung von twaalf korven und zeven manden: das Zusammentreffen ist gewiss mehr als Zufall, der Reich- thum der englischen und der niederländischen Sprache entfliesst der Mannigfaltigkeit ihrer mundartlichen Quellen. N. Was haben die Griechen der Sprache des Gotenvolkes gegeben? Das ist die Frage, die mich auf langem Umwege durch die Synonymik des ‘Korbes’ geführt hat.' Natürlich muss man prineipiell unterscheiden zwischen mechani- schen Transscriptionen, die die Hülflosigkeit oder Verlegenheit des Übersetzers verrathen, aber die Geschichte der Sprache meist wenig oder gar nichts angehen, und wirklichen Fremdworten, die trotz ihrer ausländischen Herkunft das Bürgerrecht in einer neuen Heimat er- langen oder doch ernstlich anstreben. amwwaristian alabalstraun aromata byssaun gazaufylakio (dat.) hairaiseis praitoriaun taitrarkes zeloten (gewiss auch /aigaion und spaikulatur, obwohl der Gote sie in dieser griechischen Nominativform auch aceusativisch gebraucht”) bleiben griechisch und fremd trotz der gotischen Buchstaben, die nur eine Verkleidung, nicht die beginnende Einbürgerung bedeuten. Le 16, 19 Kal ENEAIAYCKETO TOPeYPAN Kal BYccon Jah gawasids was paurpaurai Jah byssaun: hier wird paurpaura ganz wie ein gotisches Wort und nach den Forderungen gotischer Syntax behandelt, sYccon aber mechanisch, selbst mit den Zufälligkeiten der Casusform, in die widerstrebende Construction des gotischen Satzes hineingezogen. Ein Nothbehelf rathloser Interpre- tation ist es auch nur, wenn loh 12, 3 nApaoy mictiKAc in nardaus pisti- keinis” tvansseribirt, nicht übersetzt wird. Das gotische Suffix darf ! Die Dissertation von €. Erıs Über die Fremdworte und fremden Eigennamen in der gotischen Bibelübersetzung, Göttingen 1903, kommt nur als Materialsammlung in Be- tracht, deren Angaben überdies in Einzelheiten der Nachprüfung und Correetur bedürfen. ® namo mein Laigaion Nere@on ONomA moi Me 5,9 saei habaida Laigaion TON ECXH- KOTA TON NAereöna 15 insandjands sa biudans spaikulatur ATOCTEINAC 6 BACINEYC CTIEKOYAA- ToPpa 6,27. Hier von lateinischen Lehnworten zu sprechen ist Willkür; einzige Quelle ist der griechische Bibeltext. — Merkwürdig ist es, dass in der Flexion des Namens Cimon gerade der Accusativ seine griechische Form festhält: n. Seimon &. Sei- monis d. Seimona a. Seimona (Me 3, 18. 15.21). Für die im Griechischen indeelinablen Namen wie AsPaAm "lak@e IcaAK gilt dagegen das Paradigma Abraham Abrahamis Abrahama Abraham. 3 Übrigens halte ich es für selır wahrscheinlich, dass man pistikeins lesen muss. Das Geschlecht zu ändern lag kein rechter Anlass vor. pistikeins bleibt dem griechischen mictikHc eben so nahe, wie apaustauleins aipiskupeins ı Cor 9,2. ı Tim 3,ı den grie- chischen Genetiven ArocToAhc Erckormfic. Der Schreibfehler hat eine Parallele an Neh 7,21 Atzaikeiins |so Kaurrmann, Alzaikeiinis Cod.|. Leichter noch konnte pistikeins durch das unmittelbar folgende jilugalaubis beeinflusst werden, das zu balsanis gehört. v W. Scaurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 739 -uns nicht täuschen: auch die Lateiner wussten mit dem Adjeetivum nicht fertig zu werden und nalımen es deshalb ohne den Versuch einer Übersetzung, natürlich mit latinisirter Endung in ihren Text.‘ Wir sind inzwischen nicht klüger geworden und sollten uns hüten ein Wort, das Ulfilas so wenig verstand wie wir heute, mit schnell bereiter Redensart zu einem Terminus der internationalen “Handelssprache’ des Alterthums zu stempeln. Eine Anzahl griechischer Worte ist den Goten nicht in direetem Verkehr, sondern durch römische Vermittelung zugekommen. Für paur- paura steht das fest durch die Lautform, die genau zu lat. purpura, sehleehterdings nieht zu gr. ropeypa passt; darnach darf man Ähnliches vermuthen auch für balsan saban, die von der Wortwahl des originalen Bibeltextes vollkommen unabhängig, also sicher eingebürgerte Bestand- theile des gotischen Lexikons sind’, dann auch für sinap skaurpjo bar- barus nardus smyrn, soweit diese Wörter wirklich Kurs im Leben der Goten hatten: denn ohne Ausnahme gehören sie auch dem lateinischen Wortschatze an. Selbst bei assarjau = Accariovy Mt 10, 29 [asse Lat.]| ist die Frage viel- leicht nicht ganz unberechtigt, ob gr. AccArıon die Quelle ist oder ein lat. assarius; wenigstens setzen die Flexionsformen, in denen ein anderer Münzname, Araxm4, auftritt”, einen Nominativ drakma voraus, den man ohne Zwang nur aus dem latinisirten drachma begreifen kann. Da je- doch sonst das lat. Suffix -arius in der gotischen Flexion ganz anders behandelt wird, halte ich es für glaublicher, dass Ulfilas das AccArıon seiner Vorlage mit obertlächlicher Germanisirung einfach übernommen hat, weil ihm ein passender Ersatz in seiner Sprache naturgemäss nicht zur Verfügung stand. Bei Worten technischer Bedeutung ist mit dieser Möglichkeit überall zu rechnen. Vergleiche sikle -ım- ciknoyc TEccA- PAKONTA Neh 5, 15.' Die grosse Masse der griechischen Fremdworte, die wir bei Ulfilas lesen, gehört dem Vorstellungs- und Gedankenkreise der speciell kirch- lichen Sprache an. Gewiss ist es charakteristisch, dass auch diese Worte ganz überwiegend in der Sprache der lateinischen Kirche wieder- kehren.” Die besondere kirchlich -technische Bedeutung, die sich bei ! Roessca# It. und Vulg. 2 247. ® saban Mt 27. 59 — ciIna@n. balsan an mehreren Stellen, stets — MYPon. 3 drakmans, drakmin ainamma Le ı 5,8 drakmein bammei fralaus 9. Das männliche Geschlecht beweist, dass drakmein nur ungenaue Schreibung für drakmin sein kann. Ein dem gr. APAXMA entsprechendes got. drakmei existiert also gar nicht. Vergl. JeLLıner Beiträge zur Erklärung der german. Flexion 80. * Ourtorr Zeitschrift für Deutsche Philologie 7, 254- ° BernHmarpr Vulfila xxvır Brear Memoires de la Soeiete de Linguistique 7 (1892), 135 fl. 740 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. ihnen vielfach entwickelt hatte, lief Gefahr bei einer Übersetzung ver- wischt oder verfälscht zu werden': das galt für die Lateiner wie für die Goten in gleichem Maasse und mit der gleichen Wirkung. Des- halb haben wir, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, schwerlich ein Recht auch hier den Lateinern eine bedeutsame Vermittlerrolle anzu- diehten. Vielmehr beweist der Gote eine für uns lehrreiche Unab- hängigkeit und Selbständigkeit, indem er manche griechische Ter- mini ohne Scheu übersetzt, die die Lateiner einfach zu entlehnen sich begnügt haben, so ÄByccoc ÖnoKAYTWMA TIAPÄAAEICOC CKHNOTIHFIA BATITIZEIN. Andererseits zeigt die gotische Lautform von aipiskaupeins apaustaulein und aipistaule’, das man wohl unbedenklich dem Kreise der kirchlichen Wörter wird einordnen dürfen, unmittelbaren Anschluss an das griechische Muster; auch praufetus ist als Umbildung von rrosAtHc wohlverständ- lich, widerstrebt aber energisch jedem Versuche einer Herleitung aus lat. profeta. Wie der griechische Text die Grundlage der gotischen Bibel bildet, so ist auch die griechische Kirchensprache das Vorbild der gotischen geworden. Aber sobald man neben und hinter dem kirchlichen Einflusse den profanen sucht, tritt uns statt der Fülle der Beziehungen die bitterste Armuth entgegen: es giebt im gotischen Lexikon fast gar keine griechi- schen, vom Latein unabhängigen Lehnworte, denen man zutrauen möchte, auch ohne christliche Mission, ohne Predigt und Bibelleetion ihren Weg zu den Germanen gefunden zu haben.” Der Masse des römischen oder ! Sobald die speeciell kirchlich-technische Bedeutung fehlt, können einheimische Wörter an die Stelle der griechischen treten. So airus für Arrenoc (aggilus), andbahts für AIAKONOc (diakaunus). Krarrı Kirchengeschichte der germanischen Völker ı, 277. 309. 319. Dass die Unterscheidung indess nicht ganz streng durchgeführt wird, ist begreiflich. 2 aipiskaupeins enickoniAc ı Tim 3, ı apaustauleins AmocTonfc ı Cor 9, 2 du apau- staulein EeIcC ATIOCTOAhHN Gal 2,8 aipistaule emicton# 7mal aipistaulein emictoAA ı Cor 5, 9 aipistaulein emictoaHnN Rom 16, 22 (hairh aipistaulein 2 Thess 2, 2) aipistaulem d. pl. 2 Thess 3, 17 (wohl für aipistauleim). Vergl. Syntykein Cyntyxfn Phil 4, 2. Ganz anders n. d. Magdalene |Me 16, 9] d. Abeileni (ungenau für -ne) |Le 3, ı], also mit einfacher Bei- behaltung der griechischen Flexion. Beides vereinigt sich in der Wiedergabe von cYnArurf. us synagogein loh 12, 42 in bizai synagogein Le 4, 20. 28. 33 in synayogein acc. 4, 16. 6,6 (ohne Präposition 7, 5): in Pizai synagogen Me 1, 23. 29 in synagogen acc. I, 21. 3, I. Der acc. synagogen, der in Me ı auf die Schreibung des Dativs unberechtigten Einfluss ge- wonnen hat, gehört zusammen mit in synagoge en TA cYnarorf Me 6, 2 Ioh 6, 59 syna- gogeis gen. Le 8,49 (di. synagoges). Ulfilas flectirte offenbar entweder ganz griechisch [synagoge] synagoges synagoge synagogen oder halbgothisch [synagoge] |synagogeins] syna- gogein synagogein. Vergl. auch JELLINEr a. a. O. 79. 3 daga azyme HMEPA TON AZYMwoN (die azymorum) Me 14, 12 wird man mir kaum entgegenhalten wollen. Und Aweila bymiamins TA @PA ToY eymiAmatoc Le 1, ro (ähnlich in V.ır) ist durch die Äusserlichkeit der gotischen Endung gewiss nur unwesentlich unterschieden von dem doch in der Form ganz griechisch gebliebenen aromata — AP&MATA Me 16, 8. Es ist denn doch ein allzu mechanischer Schluss, wenn man diese angeb- lichen Lehnworte, die in Wirklichkeit beibehaltene Bestandtheile der Vorlage sind, auf das “Bekanntwerden mit griechisch-orientalischem Luxus’ deutet. W. Schutze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 741 durch römische Vermittelung weitergegebenen Sprachgutes, das im Munde der Goten bereits ganz heimisch geworden ist‘, kann ich überhaupt nur zwei griechische Worte ohne ausgesprochen kirchliche oder biblische Prägung gegenüberstellen, marikreitum ı Tim 2, 9, dessen Endung nach dem ersten Eindrucke besser zu marraritHc als zu margarita zu stimmen scheint, und spyreidans, das Me 8, 8. 20 für gr. crıypiaac eintritt. Beide muss man sich indess ein wenig genauer ansehen, ehe man ihnen traut. Le 9, 17 KnAcmATwN Kösınoı Awacka gabruko tainjons twalif Ich 6, 13 AWAECKA KOPINOYC KAAcMmATon hvalif tainjons gabruko: Me 8, 8 KAAcCMATwN ent crıvpiaac gabruko sibun spyreidans; 8, 19 TöcoYc Kosinovc TIAHPEIC KAACMATON Awan managos tainyons fullos gabruko: 20 TöcWN CTIYPIAWN TIAHP@- MATA KAACMATON Auvan managans spyreidans fullans gabruko. Ulfilas unter- scheidet hier mit Überlegung tainjons und spyreidans, wie der althoch- deutsche Tatian chorba und sportella, wie /Elfrie wylian und spyrtan. Ihm geht’s also wie fast allen Germanen angesichts der durch die Speisungsgeschichte dem Übersetzer gestellten Aufgabe: sein Syno- nymenvorrath reicht nicht aus”, er befindet sich in einer Zwangslage, in der kein anderer Ausweg sich zeigen will als die mehr oder weniger mechanische Beibehaltung des fremden Wortes. Damit verliert aber die Stelle jede Beweiskraft für die Annahme, dass es schon vor Ulfilas und unabhängig von seiner Übersetzerthätigkeit ein aus dem Griechi- schen in's Gotische aufgenommenes spyreida gegeben haben müsse. Mit seinem ganz und gar ungotischen y sieht es ja auch mehr gelehrt als volksthümlich aus. Bleibt der einzige, allerdings durch zwei Öodices verbürgte Beleg für marikreitum, dem man allgemein ein gotisches Masculinum marikreitus entnimmt. Allzu sicher ist indess dieser Schluss ! akeit alew anno |annona‘ cITHPEcION ÜGL 2, 18, AnN@NA' salarium 2285 an- nonam* victum datum annuatim iarlicho Ahd. Gl. 2, 615,;] arka asilus |asellus) aurali [orarium: ahd. orul Ahd. Gl. 2, 39963 orel 4836: orare 41ly, — ‚flammeolum, ags. orel] aurkeis [urceus| faskja | faasgi Ahd. Gl. 1, 622;, cf. 2, 733:7] kaisar kapillon karkara katils kaupon kubitus anakumbjan lukarn mes militon paurpura plapja |wenn — platea] pund sigljo gasigljan sinap, dazu die zweideutigen oder zweifelhaften Fälle wie balsan barbarus drakma maimbrana nardus rapjo saban sakkus skaurpjo smyrn. Besonders wichtig ist die öntlehnung des Suffixes -arius, das sich selbständig nicht nur mit germanischen Wort- stämmen, sondern einmal auch mit gr. AAIMmoNn verbindet: daimonareis AAIMONIZÖMENOC Krarrr a.a. 0. 277. — Ganz merkwürdig ist aipistulans Neh 6, 17 |hier in der Vor- lage emcronAi] 19 [ErmctonAc], das sich von dem neutestamentlichen aipistaule — emicton# doch nicht bloss durch die (von JELLınek a.a. 0. 79 ohne Rücksicht auf die Casus- verschiedenheit in Vorlage und Übersetzung und deshalb falsch erklärte) Flexion, sondern auch durch die Vocalisation der Pänultima unterscheidet. Das lat. epistula, mit regelmässigem u gegenüber gr. Emictoa4, scheint durch die Form aipistulans un- verkennbar durch. Diese Discrepanz zwischen der Nehemiasübersetzung und dem gotischen Neuen Testamente ist jedenfalls beachtenswerth. ® CAPFANH 2 Cor 11, 33 hat Ulfilas als rinerma aufgefasst und dementsprechend durch snorjo übersetzt. Ein Synonym von cryPic ist das natürlich nicht. Sitzungsberichte 1905. 69 142 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. nicht, da es einige Fälle unrichtiger Schreibung mit « statt 0 giebt, supuda statt supoda Me 9, 5, spaikulatur für spaikulator Me 6, 27, sunjus cod. A für sunjos cod. B Eph ı, 13." Jedenfalls wäre marikreitom, zu einem Nominativ marikreita, historisch viel begreiflicher, da es die Her- leitung aus lat. margarita gestatten würde. Auch könnte die vom Latei- nischen abweichende Endung, wenn man doch vorzieht, die überlieferte Form für richtig zu halten, durch irgend welche für uns nicht mehr erkennbare volksetymologische Anknüpfung veranlasst worden sein.” Auch bei dieser möglichen Voraussetzung würde die Nöthigung ent- fallen, das Wort unmittelbar aus dem griechischen mapraritue abzuleiten. Von einem allgemeinen und längere Zeit wirkenden Kulturein- flusse der Griechen auf die Goten hätte ein reichlicherer Niederschlag auch in den Denkmälern ihrer Sprache zurückbleiben müssen. Offenbar hat nichts derart stattgefunden. Erst mit der energisch betriebenen Christianisirung, ohne lange Vorbereitung durch ältere Verkehrsbe- ziehungen, setzt die Wirkung der griechischen Kirche, nicht des grie- chischen Volkes, auf die gotische Sprache ein und hält sich zunächst ganz im Kreise der von der Kirche gepflegten Vorstellungen und Be- griffe. Was sich im weiteren Verlaufe und im Anschluss an diese Anfänge entwickelt hat, wissen wir nicht, da unsere Kenntniss der Sprache auf die Ulfilasbibel beschränkt ist, die eben selbst der Epoche der Anfänge angehört, doch sicher nicht der allerersten Anfänge. Denn die in’s Gotische übernommenen fremden Kirchen- und Bibel- worte bewegen sich zwischen den beiden Extremen mechanischer Trans- seription, die uns den Übersetzer gleichsam bei seiner Arbeit, ringend mit all ihren Nöthen und Schwierigkeiten, zeigt, und volksthümlicher Adaptirung, die ohne Zweifel eine längere Dauer mündlichen Gebrauches voraussetzt. So hat aggelus das ungothische # mit dem in solcher Stel- lung für den Germanen allein möglichen i-Vokal vertauscht” und prau- fetus an den allermeisten Stellen, ganz unabhängig von der griechi- schen Form, die Endung und Flexion von aggilus apaustaulus ludaius und anderen zwar fremden, aber schon eingebürgerten Namen ange- nommen': sing.n. praufetus, g. praufetaus, d. praufetau, a. praufetu, pl. n. ! Umgekehrt kommt auch sunjos für sunjus vor. Offenbar können die Schreiber den gen. sing. sunjos und den nom. pl. sunjus nur schlecht auseinanderhalten. BerwHArDı Vulfilla ıvı. ?2 Vergl. ags. meregreot, ahd. marigreoz. 3 Ahd. angil engil. * Vergl. barbarus jah Skybus Col 3, ır (worüber falsch v. GrienserGErR ZEDA 39, 157). Für Ausländer ist die griechische 2. Declination gleichsam die Normaltlexion der Masculina. Siehe meine Orthographica [Marburg 1894] p. xxxıx. Joh(anne)s Despotus [Despot von Epirus 1323— 1335] auf Münzen [Wiener Numismatische Zeitschrift 3, 498]. Auch im Syrischen kommen ähnliche Beispiele öfters vor. W. Scaurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 743 praufeteis, &. praufete, d. praufetum, a. praufetuns, neben seltenen Aus- nahmen sing. n. praufetes Mc 6, ı5; ı1, 32 loh 7, 40, g. praufetis Mt 10, 41, deren formale Behandlung sich nach den Eigennamen wie Herodes lIohannes richtet. Auch das feste ? von aüwaggeli aiwaggeljo, das in so merkwürdigem Gegensatze zu der sonst doch für Ulfilas maass- gebenden griechischen Form, evarrenıon, steht, muss volksthümlich ge- wesen sein und hängt gewiss irgendwie zusammen mit der Stellung und Wirkung des Accentes, nur weiss ich nicht, ob des griechischen oder des lateinischen Wortes." Denn die Endung des got. aiwaggelista apaustauluns, praufetuns, aiwaggelistans Eph 4, 11, waurstw waurkei ai- waggelistins 2 Tim 4,5 — beweist unwiderleglich, dass dem griechi- schen Eintlusse ein römischer vorangegangen und dass die allerersten Keime christlicher Mission im Gotenvolk nicht von eYarrenıcTai, sSon- dern von euangelistae gelegt worden sind.” Den Slaven ist es später bekanntlich gerade so ergangen; auch in ihrer sonst durchaus von Byzanz beherrschten Kirchensprache sind Spuren einer älteren, vom lateinischen Westen ausgegangenen Einwirkung nicht zu verkennen.“ Bei der Wiedergabe griechischer Wörter hat sich Ulfilas nicht immer ängstlich an den Buchstaben des Originals gebunden, sondern auch dem lebendigen Sprachgebrauch, den er ohne Zweifel aus eigener Praxis kannte, gelegentlich Einfluss gestattet. Me 15,16 patei ist prai- toriaun, Joh 18, 28 in praitoriaum — in praitoria’, 33 in praitauria, 19, 9 in praitauria?. Der griechische Text hat überall den Singular mpaıtweıon im Einklang mit der lateinischen Gewohnheit, die in Prosa nur praetorium anerkennt. Aber ein Grieche oder Griechenschüler des I Solche von der Accentstelle abhängigen Dehnungen sind in der lateinischen Poesie nicht ungewöhnlich bei griechischen Namen, die erst in der Kaiserzeit aufge- nommen werden. Doch ist die Dehnung nicht obligatorisch. Eine genauere Unter- suchung dieser Verhältnisse wäre erwünscht. 2 evangelizare ist noch italienisch. Auch von Bonifatius heisst es in Willibalds vita 37, 17 ed. Levison: evangelizans verbum Dei. Freilich vermag ich euangelista in der Bedeutung “Prediger des Evangeliums ausserhalb des Neuen Testamentes nicht nachzuweisen. 3 Jasıc Zur Entstehungsgeschichte der kirchenslavischen Sprache I Sı [Denk- schriften der Wiener Akademie, philosoph.-histor. Cl. 47. Bd. 1902]. 4 Vergl. Mt 10,41 sa andnimands praufetu in namin praufetaus mizdon praufetis nimib: da variirt Ulfilas ohne Noth die Form. Im Griechischen steht natürlich beide Male rrosHToY. 5 Ulfilas schrieb praitoria, aber in Italien musste man das nach den inzwischen veränderten Aussprachsgewohnheiten praituria lesen. In der rein lateinischen Umgebung störte diese Abweichung der Aussprache von dem ohne Zweifel als verwandt empfun- denen praetorium und um den o-Laut zu retten, führte ein Schreiber das au ein. Aus demselben Grunde tritt gelegentlich Hairodiadins auf, mit ai statt e, das nun wie ö klang, Me 6,17. Bernuaror zu Phil 4, 3. Dauripaius des Kalenderbruchstückes ist, wie der Mittelvocal beweist, direct lateinisch. Scnucnarpr Vocalismus des Vulgärlateins ı, 30. 69* 1744 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. vierten Jahrhunderts, der an den Titel &rmarxoc (Yrrarxoc) oder mPAl- seKkToc (TON) TIPAımwPion [sic] gewöhnt war', mochte leicht dazu ver- führt werden, TPAITWPIoN mit TIPAIT@PIA zu vertauschen. Le 18, 12 Alc TO? cABBATOY, WO cABBAaTon die “Woche” bedeutet, übersetzt Ulfilas twaim sinbam sabbataus. Nach der gleichen Analogie hat er einmal auch pluralisches cassArwon behandelt: sabbatum Col 2, 16. Sonst lässt er dafür vielmehr sabbatim eintreten: Tolc cAssacın sabbatim Me 2, 24, En Tolc cABBacın in sabbatim 3,4 Le 4, 31. Ein dazu gehö- riger Genetiv kommt öfter vor, z. Th. an schwierigen Stellen, KATA MIAN CABBATON qainhwarjanoh sabbate ı Cor 16, 2, TÄc MIAC CABBATWN Pis dagis afarsabbate Me 16, 2, mit dem Zusatze von dags in zwei weiteren Versen, TO cABBaTon 0oY THpei sabbate daga ni witaib Ioh 9, 16, Alareno- MEnoY cAaBBAToY inwisandins sabbate dagis Mc 16, 1.” In der überwiegen- den Mehrzahl der Fälle verfährt indess der Übersetzer ganz anders: An ae cAssaron wasuh han sabbato Ioh 9, 14°, Kal TENOMENOY CABBATOY jah bihe warb sabbato Mc 6, 2, TÖ CÄBBATON AIA TON ÄNEPWTION EFENETO sabbato in mans warb gaskapans 2, 27, KYPiöc Ectin 5 Yiöc TO? ÄNEPWTIOY KAl TO? cABBAToY frauja ist sa sumus mans Jah hamma sabbato 2, 28, En caBBATo in sabbato Ioh. 7, 22. 23 [bis], En cABsATw AeYTeronporw im sab- bato anbaramma frumin Le 6, 1, ö €crın mIPocABBAToN saei ist fruma sab- bato Me 15, 42°, mp&TH caBsAroy frumin sabbato Me 16, 9, En TA Hmera TON cABBAtwn in daga sabbato Le 4, 16°; mit dem Zusatze dags, der im griechischen Texte keine Stütze hat“: KYriöc Ecrın 6 Yiöc TO? Anepwroy KAl TO? caBBAToY frauja ist sa sunus mans jah pamma sabbato daga Le 6, 5, role cAssacın sabbato daga [an einem bestimmten Sabbat] Me ı, 21. 2, 23.’ 3, 2°, sabbato dagam [allgemein] Le 6, 9°, en Toic cABBacın in sabbato dagam [allgemein] Le 6, 2", en T® caBBATw in sab- ! M. Men'z De magistr. Roman. graeeis appellat., Jena 1894. 43. In der Littera- tur kommt dafür TÖN CTPATOTIEA@N vor. loh. Lydus de magistr. 61, 5 WuenseH ücTe oY MÖNON AN TIC AABOI TÖN YTIAPXON TÄC AYAAC, HN Kal TIPAITWPION TIOANAXOY KANOYMENHN KATÄ TON ENIKÖN APIGMÖN EAHNWCAMEN, ANNAA MHN KAl KATÄ TON TIAHBYNTIKÖN KANGC WNOMACMENON " 0Y MÖNON TÄP AETETAI TIPAIBEKTOC TIPAITWPIOY (AANÄ Kal TIPAIBEKTOC TIPAIT@PION) OloNEI HreMÖN TÖN TIPAITWPIANGN , YTTAKOYOMENOY TATMATON H CTIEIPÖN H CTPATEYMATON H AYNA- mewn. Man wusste also nicht recht, wie der pluralische Genetiv zu verstehen war. 2 Die Frage, wie weit sinngemäss übersetzt ist, kann ich hier unerörtert lassen. sabbate daga 9, 16. Hier wie in den folgenden Anmerkungen muss man doch wohl an die Absicht der Variation bei Ulfilas glauben. 4 sabbate dagis 16, 1. in sabbatim 4, 31. BERNHARDT zu loh. 9, 16. sabbatim 2, 24. in sabbatim 3,4. Hier hwa skuld ist sabbato dagam, aber Me 3,4 skuldu ist in sabbatim. Hier hatei ni skuld ist taujan in sabbato dagam, aber Me 2,24 sabbatim hatei ni skuld ist. 2» oo aa u 10 W. Scnhurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 745 bato daga Le 6, 7, En ETErw caBBATw in anbaramma daga sabbato Le 6, 6; X oYx Ö Änepwrioc AIA TO CABBATON ni manna in sabbato dagis Me 2, 27. Da haben wir ein masculinisch behandeltes indeclinables sabbato, das in der Verbindung mit flectirtem dags alle Casus, ohne diesen Zusatz aber nur den Nominativ und Dativ Singularis, nieht auch den Genetiv ver- treten kann: T6 CABBATON AlA TON ÄNOPWTION EFENETO, OYX Ö ÄNEPWTIOC AIÄ TO CABBATON, WCTE KYPIÖC ECTIN Ö Yiöc TOP ÄNSPWTIOY KAl TOT CABBATOY Sab- bato in mans warb gaskapans, ni manna in sabbato dagis, swaei frauja ist sa sunus mans Jah bamma sabbato Me 2, 27 f. (dafür hamma sabbato daga Le 6, 5). Dass die schon ganz geläufige, wenn auch noch nicht obligatorisch gewordene Verbindung sabbato dags mit dem festgefügten ahd. sambaztag, dessen Nasal ich KZ 33, 383 aus einer vulgären, ver- muthlich auch in’s nachulfilanische Gotisch eingedrungenen Neben- form des griechischen Wortes erklärt habe, in Zusammenhang steht, scheint mir ohne Weiteres einleuchtend zu sein. Was aber ist dies erstarrte sabbato, das zur Dativfunction bessere Beziehungen unter- hält als zum Genetiv? Im Neugriechischen antwortet man auf die Frage Ti &xome AaYPpıo; mit cABBATo, und so, mit Accent auf der Pän- ultima, heisst der Sonnabend im volksthümlichen Gebrauche stets! (doch in Unteritalien noch sdvato neben sdmba Perrzerint 219 in Über- einstimmung mit der alten auch von Spaniern und Portugiesen fest- gehaltenen Betonung”). Harzırarıs Einleitung 426 will das durch den Einfluss der zahlreichen Nomina auf -Atoc erklären, und man muss zugeben, dass diese Auffassung unbedenklich ist. Doch bietet sich noch eine zweite Erklärungsmöglichkeit, sobald man sich entschliesst, die Merkwürdigkeit der gotischen Form sabbato und die Besonderheit der neugriechischen Accentuation durch einander aufzuhellen. Es ist eine bekannte Thatsache, dass Zeitbezeichnungen, die oft zu Zwecken der Datirung verwendet werden, gern in der dafür geeigneten gram- matischen Form erstarren: unser Mitternacht und Weihnachten stammen aus den häufig gebrauchten Verbindungen ze mitter naht und ze den wihen nahten, und das lat. meridie, eigentlich ein Locativ *"mediei die, kann noch bei Plautus, ohne das später hinzugetretene Casuszeichen s, den Nominativ vertreten: iam adpetit meridie Most. 651.° So mag im Griechischen der datirende Dativ cassAtw', wenigstens im Osten, ein Übergewicht über die anderen Casus erlangt, dadurch die Accen- ı Wie mich die HH. Dr. Karrınıs und K. Diereriıcn belehrt haben. Der Letztere weist mir auch mehrere Verse aus Volksliedern nach, die diese Betonung bestätigen. ® sdbado, GRoEBER Arch. für lat. Lexikographie 5, 454: ® Leo zu Most. 579. * Brass Grammatik des neutestam. Griechisch $ 33, 4. 746 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. tuation bestimmt und auch den Goten sich als geeignetste Form für die Entlehnung empfohlen haben. Das moderne cAssAro kann man natürlich mit demselben Rechte auch als cassAtw verstehen, und in Fällen, wo der Gote in sabbato für en cassAtw hat, ist die Identität der Formen unmittelbar deutlich. Die griechischen Worte wirkten auf den Goten nicht als todte Schriftbilder, sondern durch den lebendigen Klang der gesprochenen ' und gehörten Laute. Sein Verfahren bei der Umschrift wird durch, das Ohr beherrscht, nicht durch’s Auge." Deshalb schreibt er nicht bloss consequent praizbyterei, sondern selbst Aizleim für "Ecnim Le 3, 25: das ital. egloga (frz. eglogue) und das ngr. raytTönw zeugen noch heute davon, dass im Altgriechischen einst n die Kraft besessen hat, voraus- gehende tonlose Consonanten unter bestimmten Bedingungen in tönende zu verwandeln. Statt Evoaia Phil 4, 2, das Ulfilas wohl zu EYwaia “Wohlgeruch’ missverstand’, lesen wir Aiodia, wie auf griechischen Inschriften ckeoehka KaTecck&wce KaTeckeaca.” Umgekehrt wird das in Aiodia fehlende Element verdoppelt in Aiwwa — Eya und Laiwweis Lahoweiteis = Nevei Neyita: da auch die Lateiner und Slaven Ähn- liches zeigen, muss diese Schreibung in einer Eigenthümlichkeit der griechischen Aussprache begründet sein.‘ Für uns ist es indess nicht immer leicht mit Sicherheit festzustellen, in welcher Lautform Ulfilas die griechischen Worte gehört haben mag. Besonders für die Frage des }-Lautes, der durch Zufälligkeiten der Schriftgeschichte frühzeitig aus der Reihe der Buchstaben verdrängt, aber trotzdem bis fast zum Ausgange des Alterthums lebendig geblieben ist, sind die Überliefe- rungsbedingungen sehr ungünstig. Die grammatische Codification der Kaiserzeit, von der unsere heutige Praxis abhängig ist, soweit wir nicht einfach der Willkür byzantinischer Schulmeister ausgeantwortet sind, galt der elassischen Sprache weit zurückliegender Epochen und vernachlässigte die Zeugnisse des gleichzeitigen Lebens. Erst durch eine planmässige Heranziehung auch der gesammten Nebenüberliefe- rung, deren Zeugnisse bei Lateinern und Goten, Syrern und Kopten in reicher Fülle fliessen, lassen sich die wirklichen Aussprachsgewohn- heiten der Kaiserzeit einigermaassen feststellen. Seit Jahren habe ich I Fynikiska Me 7,26 in Lystrys 2 Tim 3, 11. ® Wohlgeruch ist bekanntlich ein Zeichen christlicher Heiligkeit. ® (QJuaest. ep. 48. 5I1. * Euua Leuui Leuuitis Roernscn Collect. philol. 174 lecuitae di. leguitae wohl für levvitae CIL XI 2589 Jevva Mırrvosıch Lex. palaeoslov. 1149 Altslov. Lautlehre 3 188 (auch Jevga mit einer Lautentwicklung, die sonst nur vor i auftritt und da sicher dureh griechische Aussprachsverhältnisse bedingt ist: vergl. Eugippius aus Buepius Orthographica xxxıx Graeca Latina 7). Siehe auch Kaurrmann Zeitschrift für Deutsche Philologie 31, 97. W. Scnaurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. TAT auf solche Zeugnisse gefahndet und glaube, indem ich mir den Be- weis vorbehalte, mit einiger Zuversicht etwa folgende Aufstellungen ragen zu dürfen. Man hörte die Interaspiration gemeinhin noch deut- lich in der Compositionsfuge, auch in Anänickw und raroimia. Man sprach regelmässig Akron AppaAm “lwännhnc (aber “IcaAk ohne Hauch).' Ganz gebräuchlich war die Aspiration in Eric Eroc Yaıoc Erumoc, viel- leicht auch in ömara, durch Analogie übertragen auf iaein öreceaı (von örAn) und auf die Zahlworte ennea öKTw (von Ex) 2 Dass man neben &enoc auch Eenoc sprach, etwa mit Antieipation des dem e anhaften- den Hauches, lässt sich mit Sicherheit folgern aus dem übereinstim- menden Zeugniss der Armenier, die hefanos für “Heide’ sagen’, und der Kopten, deren Bücher sahidischen Dialeetes eonsequent geanoc transseribiren. Irre ich nieht, so fällt von hier unerwartetes Licht auf ein germanisches Wort, dessen traditionelle Deutung an bedenk- lichen Schwierigkeiten des Sinnes und der Form krankt.' Der Begriff “Heide’, der im Neuen Testamente überwiegend im Plural auftritt, gewöhnlich als &enh oder "Ennhnec, selten als &enikoi, wird von Ulfilas der Regel nach durch Äreks oder biudos wiedergegeben. TA &onh — Diudos Mt 6, 32; Le 2, 32. 18, 32; Rom 9, 24. 30. II, I1.12. Bau lkısn252%5, 97 [bis] 80.4 rr.. 12:;, 1/6or'1, 23} (x0,, 20); 2:Cor LT, PGrE 0312702. 8..9402414.,755Eph 2,17. 3,,1..6.18. 4,17; Col1,'27; ulhesss2n. 70% 4.05; m Dim2z. 34.16 \23’Tim’ 1,0272), aueh in\der Anrede: izwis auk giha biudom Rom ı1, 13 (15,9. 11), Jus biudos simle in leika Eph 2, ıı in izwara biudo 3, ı und im ausgesprochenen Gegen- satze zu Judaieis: ni batainei us Iudaium, ak jah us biudom Rom 9, 24, Iudaium gamarzein, ib pbiudom dwaliba ı Cor 1, 23, Ahwaiwa biudos baideis iudaiwiskon? Gal 2, 14 Iudaieis wisandans jah ni us biudom 15. ! Daher bei Ulfilas Aharon Abraham Iohannes (aber Isak). Natürlich beruht die griechische Aussprache auf der hebräischen Grundform dieser Namen. Aber den wunderlichen Einfall, dass Ulfilas selbst die hebräische Form berücksichtigt habe [Sırerrgers Got. Elementarbuch 25], sollte man endlich aufhören gläubig nachzu- sprechen. ® Ob man auch noch AkXPoc sprach, was für Akpoc in vorchristlicher Zeit in Heraklea am Siris ebenso gut wie im seleukidischen Jerusalem galt, kann ich nicht feststellen. Die Burg in Jerusalem hiess rt, der Name stammt aus der Zeit der Seleukidenherrschaft. WerruAausen Israel. und Jüd. Geschichte 254 Anm. Die Tafeln von Heraklea bieten zweimal AÄkPockipiaı, auf einer korkyräischen Inschrift Sa. 3204 steht Kae’ Akpon. Dass das Alles zusammengehört, ist doch wohl evident. 3 Hüpschmann Armen. Gramm. 1, 360: “alt und häufig, auch in mehreren Ab- leitungen und Composita'. * Für die definitive Redaction des folgenden Abschnittes habe ich Mittheilungen Hrn. Harnacr’s und Einwendungen Hrn. Zınmer’s verwerthen oder berücksichtigen können. 5 Singulär ist Rom 10, 19 Et’ oYK Eenei, Ei Eanei Acynetw in umbiudom, in biudai unfrabjandein. 748 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. “Ennnnec — hiudos Ioh 7, 35 [bis] 12, 20 [rinec “Ernunec = sumai biudo] ; ı Cor 1, 24 [Iudaie jah Piudo], 10, 32 |[jah Iudaium jah hiudom], ı2, 13 yappe Iudaieis jappe biudos]. &enikoi —= hai biudo Mt 5, 46 [hier in Verwechslung mit 5, 47] 6, 7. Ulfilas vermeidet es also, die grie- chische Ableitung nachzubilden und behilft sich lieber mit einer schleppenden Umschreibung, deren syntaktische Form obendrein mehr griechisch als germanisch klingt. Bei der Wiedergabe des Adver- biums &eniköc Gal 2, 14 hat er sich indess doch dazu verstehen müssen, die naheliegende Neubildung hiudisko zuzulassen: jabai bu Judaius wisands pbiudisko libais jah ni iudaiwisko. Nur an einer einzigen Stelle findet sich pluralisches Arekos = “Ernnunec. Um ihre Eigenart klar zu machen, muss ich ein paar Verse ausschreiben. &rse) ‘lovaaioı CHMEIA AITOFCIN Kal EnAHNec Coslan IHTOFcın unte Iudaieis taikne bidjand, ib Krekos handugein sokjand ı Cor I, 22 Hmeic A& KHPYCccoMmeN XPICTÖN ECTAYPWMENON, "loYAAloIc MEN CKÄNAAAON, EBNECIN AC MWPIAN ib weis merjam Jesu ushramidana Iudaium gamarzein, ib biudom dwaliha 23 AyTolc ae Toic KaHrtolc, "lovaaloıc KAl EnAHcıN, XPICTÖN 8E0% AYNAMIN KAl 8E0% COSlAN ib baim galahodam ludaie jah pbiudo Xristu gudis maht jah gudis han- dugein 24. Wo vom Suchen der cosia die Rede ist, kann auch der Germane, der ja selbst ein Griechenschüler war, es nicht über sich gewinnen, das Volk der Hellenen in der namenlosen Masse der &enH biudos verschwinden zu lassen, obwohl er sonst, den Bereich dieses Terminus weiter erstreckend als seine Vorlage, gewöhnt ist, auch "Ennunec consequent durch Diudos zu übersetzen. So bringt der Gote in die Verse 22 und 24 einen charakteristischen Unterschied der Wortwahl hinein, von dem das Original gar nichts weiss." Ihm war das Gefühl für die nationale Bedeutung des Namens Ärekos so lebendig, dass er ihn für den Begriff und die Vorstellung des Heidenthums zu gebrauchen thunlichst vermied und in solchen Fällen lieber durch Piudos ersetzte. Trotzdem hat er ihn für die Bezeichnung des ein- zelnen ‘Heiden’, der im Neuen Testament fast ausnahmslos "ErnHn heisst”, beibehalten müssen, da ihm, wie sein Verhalten bei der Über- setzung von &enıkol bewies, keine passende Weiterbildung von Piuda zur Verfügung stand: Judaiaus jah Krekis Rom 10, 12 nist Iudaius nih Kreks Gal 3, 28 nist Kreks jah ludaius Col 3, 11 Teitus sa mib mis, Kreks wisands Gal 2, 3. Nun aber gab es eine Stelle von ganz be- sonderer Art, an der auch Äreks versagte, Me 7, 26 fin a&E H rynH ! Die Vulgata hat ı Cor, 22 ebenfalls Graeci, aber auch in V.24, wo Ulfilas wieder nach seiner Gewohnheit hiudos giebt. Dagegen gentes, gentiles für" EnAHnec ı Cor 10, 32.12,13. 2 &eniköc nur Mt 18, 17: ücrrer Ö Eeniköc Kal ö TEAONHc. Das setzt die Verse 5, 46 sg. oYxli Kal ol TEAÖNAI (Eenikol) TO AYTO TIOIOYcI voraus. — Leider wissen wir nicht, wie Ulfilas dieses singularische eeniköc übersetzt hat. pa W. Schurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. 749 "Ennnnic, CYpa Poinikıcca TO reneı wasub han so gino haihno, Saurini Fynikiska gabaurpai. Die ausdrückliche Angabe der Nationalität durch Cypa ®oinikicca schloss für den Goten die Möglichkeit einer Verwen- dung von Äreks aus, weil dieser Name die ihm zukommende nationale Bedeutung ja keineswegs verloren oder auch nur abgeschwächt hatte. Da auch eine dem gr. &enıkxöc entsprechende Bildung von Piuda, wie wir sahen, fehlte, sind alle Merkmale einer Noth- oder Zwangslage für den Übersetzer gegeben." Wer den hier ausgebreiteten Thatbe- stand unbefangen auf sich wirken lässt, muss sich meines Erachtens zu dem Schlusse gedrängt fühlen. dass Ulfilas unter dem Zwange der besonderen Situation eine durch sie veranlasste und für sie be- rechnete Neubildung gewagt hat. Denn hätte sich für den Begriff “Heide” schon vor seiner Bibelübersetzung eine nur irgend passende Bezeichnung bei seinen Goten eingelebt, so ist es schwer zu begreifen, weshalb er sie überall sonst mit starrer Consequenz von seinem Texte ferngehalten haben sollte, zumal die von ihm gewöhnlich gebrauchten Übersetzungen — piudos “Völker” und Kreks “Grieche” — für jeden germanischen Hörer und Leser von ärgerlicher, ja unerträglicher Zwei- deutigkeit waren.” Von vornherein spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, dass Ulfilas bei dieser notwendig werdenden Neubildung sich eher durch griechische als lateinische Analogien hat leiten lassen. Das got. haihno, von dem ich glaube, dass es eigens für Me 7, 26 geschaffen worden ist, gilt trotzdem seit Langem als eine Übersetzung des lateinischen paganııs “Heide’. Dass dieser angeblichen Übersetzung, also einem selbst erst abgeleiteten Zeugniss, gerade unter den aller- ältesten directen Belegen für die Ausbreitung des lateinischen paganus ihre chronologische Stelle angewiesen werden muss, mag man merk- würdig, doch nicht unmöglich finden. Schlimmer steht es um die Frage der Bedeutung, die bis vor Kurzem nie ernstlich geprüft worden ist. Aus einer leider verworrenen Stelle des Filastrius haeres. ce. 111 p.75 Marx, die freilich verschiedene Synonyma heillos durcheinander zu mengen scheint, kann man wohl so viel entnehmen, dass die Theologen am Ausgange des vierten Jahrhunderts über den Wortsinn, aus dem sich in der christlichen Vulgärsprache” paganus zur Bedeutung ‘Heide’ ! Damit erledigt sich auch der Gedanke an eine nachulfilanische Interpolation, den BERNHARDT z. d. St. von Hryne übernommen hat. Seine Verteidiger würden durch die Frage, was denn wohl vorher dagestanden haben könne, sicher in die peinlichste Verlegenheit versetzt werden. Erst nachträglich habe ich gesehen, dass schon Zaun die Sonderstellung von Me 7, 26 betont und die Interpolationshypothese abgewiesen hat. Neue Kirchliche Zeitschrift 10 (1899), 18 ff. ® Man vergleiche, wie in den Monseer Fragmenten 31, 12 lat. gentibus über- setzt wird: dea heitniscun deotun. ® Wıssowa Religion und Kultus der Römer 89 Anm. 3. 750 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. entwickelt hatte, keine zuverlässige Auskunft zu geben vermochten. Dass die Lage der Kirche es den Christen des vierten Jahrhunderts nahegelegt habe, die ‘Heiden’ als “Bauern’ zu bezeichnen oder dass irgend ein Zeitgenosse des Ulfilas den Terminus paganus gerade in diesem Sinne verstanden habe, muss mit guten Gründen beweisen, wer es behauptet. Bisher ist ein solcher Beweis von Niemandem er- bracht worden.' Selbst Orosius, um 418, also unter wesentlich ver- änderten Zeitverhältnissen, der, beherrscht von der Idee der eivitas Dei, den alten Gegensatz von oppidani und pagani zu einer allegorischen Deutung benutzt und in diesen Gedankenzusammenhang auch eine, vermuthlich gelehrte Reminiscenz an die ländlichen Cultstätten der heid- nischen compitalia und paganalia” hineinverwebt, sagt kein Wort, das uns berechtigte, ihm eine thatsächliche Gleichsetzung von ‘Heiden’ und “Landvolk’ zu imputiren: qui alieni a civitale Dei” |fast wörtlich aus Eph 2, 12 Arthanotpıwmenoı TAc monıTelac TOP Icpann] ex locorum agrestium compitis et pagis pagani vocantur lib.ı prol. 9. Noch bei Cassiodor ist die Empfindung für das Allegorische dieser Auffassung ganz lebendig, ! Ausser dem eben genannten Aufsatze Zaun’s, dessen gelehrte Nachweise ich mit Dank, doch nicht ganz ohne Kritik benutze, vergl. Harnack Mission und Aus- breitung des Christenthums 298 Militia Christi 69. 122. Beide knüpfen die Bedeutungs- entwicklung an den Wortsinn "Civilist' an, der dem lat. paganus und dem daraus entlehnten rrArANöc in der Kaiserzeit zukommt. Das gr. Wort, dessen Gebrauch für Ulfilas’ Auffassung kaum ohne Bedeutung gewesen sein kann, weist SoPnocLes nur in dem Sinne von ‘Civilist‘, ‘simpler Bürger’ nach (man muss freilich die Stellen nach- schlagen). Vergl. auch G. Meyer Neugriech. Studien 3,50. Die Verse, die aus Prudentius angeführt werden, beweisen gar nicht, was sie beweisen sollen. Contra Symmach. 1,449 p. 237 DresseL Sint haee barbarieis gentilia numina pagis. Die barbariei pagi sind, im Gegensatz zu Rom, die ‘barbarischen Länder” oder “Völker’, die immanes populi in V.459. Peristeph. 10, 1008 p. 433 miserrime pagane 296 pP. 403 stulte pago dedite, womit zu vergleichen ist die ähnliche Stelle ce. Symmach. 1, 619 p. 245 pago implieitos. Hier vertritt pagus, gewagt aber verständlich, das Abstractum von paganus, etwa paganismus, das dem Prudentius noch nicht geläufig sein mochte. Man braucht die Verse gegen Symmachus und die zum Preise des Märtyrers Romanus nur im Zusammenhange zu lesen, wenn man empfinden will, wie unpassend an diesen Stellen eine Beziehung auf den angeblichen Nebensinn rustieus wirken müsste. Man kann auch die Probe auf’s Exempel machen. Wenn einmal paganus wirklich in dieser Bedeutung gebraucht wird, wehrt der Zusammenhang jeden Gedanken an die “Heiden’ ab. Cathem. 11,85 p. 69 Sed cum fideli spiritu concurrat ad praesepia pagana gens et quadrupes. Das sind die Hirten von Bethlehem, also doch wohl Juden. 2 WıssowA a.a. OÖ. 372. Die Verbindung von compita und pagi scheint mir so am einfachsten begreiflich zu werden. ? Schol. in Pers. prol. 6 semıraGanus: pagani dicuntur rustiei qui non noverunt urbem. civitas ist natürlich nur ein Synonym von urbs. W. Scuurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. sl in cant. 7, II EGREDIAMVR IN AGRVM, COMMOREMVR IN VILLIS: COMMOREMYR IN vırııs hoc est ipsis quoque paganis fidem tuam annuntiemus. Nemo neseit paganos a villa dietos: quia mAroc graece, villa dieitur latine; inde pagani dieti quia longe sunt a civitate Dei mısne PL 70 col. 1098. Die ‘Heiden’ heissen pagani, nicht weil sie in Wirklichkeit auf dem Lande wohnen, sondern weil sie ausserhalb der "Stadt Gottes’ leben.’ Reminiscenzen an die attischen Demen, an den “Arecıoc mAroc, an den neutestamentlichen Gebrauch von "Ernun haben anscheinend zusammengewirkt, um aus den Worten des Orosius und des Cassiodor den Unsinn zu erzeugen, der bei Isidor or. 8, 10. ı steht: pagani ex pagis Atheniensium die ubi exorti sunt. Ibi enim in locis agrestibus et pagis gentiles lucos idolaque statuerunt mısne PL S2 col. 314. Selbst hier noch liegt der Nachdruck durchaus auf den ländlichen Cult-, nicht Wohnstätten der pagani, und kein Sterbenswörtchen erinnert an das 'vernachlässigte, rohe, unwissende Landvolk’, in das sich, einer unbewiesenen Wortdeutung zu Liebe, im Widerspruch mit den geschichtlichen Verhältnissen und den Zeugnissen des Sprachgebrauches, der Verbindungen wie pagani principes (von den römischen Kaisern) damals unbedenklich zuliess, die paganitas des vierten Jahrhunderts trotz Julian und Symmachus bei einigen Kirchenhistorikern des neunzehnten verwandelt hat. Darf man unter diesen Umständen dem Ulfilas eine mit den Zeitverhältnissen nur gezwungen in Einklang zu setzende Auffassung der pagani als “Heidebewohner’ wirklich ohne ernste Bedenken zutrauen? Oder soll man glauben, dass er seine Über- setzung lediglich auf eine allegorisch gemeinte Deutung des lateinischen Terminus begründet habe? Von unserem Worte ‘Heide’ nämlich, got. haihi [Stamm haihjo-], pflegt man seit R. v. Rauner’s’ Tagen die germanische Bezeichnung ! Ich finde in der Cassiodorstelle eine durchaus einheitliche Auffassung, nicht zwei verschiedene. unvermittelt neben einander gestellte Erklärungen, wie Zaun be- hauptet. — Merkwürdig ist es, dass dem Süditaliener Cassiodor das aus dem Latei- nischen entlehnte TTAroc — villa geläufiger ist als das Originalwort pagus, das er freilich an einer anderen Stelle selbst gebraucht, Variae 1385. Monusen comoedia a pagis dicta est. comus enim pagus vocatur, ubi rustiei gestientes humanos actus laetissimis carminibus irride- bant. Im Merovingerreiche ist pagus lebenskräftiger geblieben. Da bezieht sich das Wort (mit dem zugehörigen pagensis) auf die Gesammtheit eines grösseren oder kleineren Distrietes, je nachdem mit Einschluss der Stadt oder im Gegensatze zu ihr, ganz wie unser Wort Land. Regalis episcopus |von Vannes] cum clericis et pagensibus urbis suae similia sacramenta dedit Gregor. Turon. 417,8. Quo dum iter carperet |versus civitatem Remorum], obviaverunt ei pagenses territorü illius, precantes supplieiter ut manu propria dignaretur iactare semina Vita Dagoberti e.5 MG Seript. rerum Meroving. 2, 515, 24. Warız Verfassungsgeschichte 2°, 1, 401.407. 2,23. An diesen merovingischen Sprachgebrauch schliesst die Geschichte der romanischen Fortsetzer des vulgärlateinischen pagensis in Frankreich, Italien, Spanien vermuthlich direet an. Im Rumänischen fehlt das Wort nach Körrıne nr. 6781. Die Doppeldeutigkeit ist bis heute geblieben: frz. pays — paysan. ® Einwirkung des Christenthums auf die althochdeutsche Sprache (1845), 286. 752 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. der “Heiden’ abzuleiten, freilich meist ohne sich die entgegenstehenden grammatischen Schwierigkeiten auch nur deutlich zu machen. Und doch sollte man darüber heute kein Wort zu verlieren brauchen, dass die älteste belegte Form, eben das ulfilanische haibno, mit dem Nomen haibj0- ohne Gewaltsamkeit gar nicht vermittelt werden kann. Min- destens müsste man, unter Berufung auf ahd. heidin as. hedin ags. h@den an. heidinn, in dem, wenn auch nicht fehlerfrei, so doch un- gewöhnlich sorgsam geschriebenen Codex argenteus ein Versehen des | Schreibers annehmen und dreisilbiges haihino herstellen.‘ Aber auch damit wäre wenig gewonnen. Denn der Bestand an germanischen n-Bildungen, wie man ihn bei J. Grimm DG 2, 148 ff. d. n. Abdr. und bei Wırmanns DG 2, 299 ff. 432 ff. überblicken kann, lehrt, dass es ein lebendiges, für die behauptete Neubildung haibina- nach Form und Bedeutung geeignetes Suffix in historischer Zeit überhaupt nicht mehr gegeben hat, oder, damit ich nicht zuviel behaupte, dass von seiner Existenz ausser dem zur Discussion stehenden Worte ‘Heide’ bis heute noch nicht die leiseste Spur nachgewiesen worden ist.” Ich darf mich auf das Zeugniss Wırmanss’ DG 2, 433 [vergl. mit 302] berufen: »Denominative Ableitungen mit n-Suffix sind ganz selten: ahd. haidan “heidnisch’ (im Got. nur haibno F. “Heidin’) zu haipi F. ‘Feld’, vergl. 1. paganus zu pagus, |ahd. kristan christlich’ ist Fremdwort, 1. christianus].« Ulfilas hätte also die Neubildung ohne den Rückhalt germanischer Ana- logien gewagt, wie man zu glauben sich schon entschliessen müsste, in mechanischer Anlehnung an die lateinische Wortform paganus, der- selbe Ulfilas, der den “Gaubewohner’ gamya |von gawi], den "Stadt- bewohner’ baurgja |von baurgs] zu nennen gewöhnt war und dem wir nun zutrauen sollen, dass er das so nahe liegende und correct klingende * haibja verschmäht und ein ausserhalb aller lebendigen Analogie stehen- des *haibins erfunden habe. Auch hätte es des Wagnisses einer Neu- bildung eigentlich gar nicht bedurft, da die Sprache der Goten dem Ulfilas ein von haibi abgeleitetes Adjectivum fertig darbot: menı Ärpıon — milip haibiwisk Me 1, 6. ! Got. haihins angesetzt von Kruse im Grundriss 1?, 359, V. GRIENBERGER Untersuchungen zur Gotischen Wortkunde [Sitzungsberichte der Wiener Akademie Bd.142 vırı] 106. Diese Masculinform aus dem belegten haipno zu 'folgern’, wie Kruse sich ausdrückt, ist natürlich die baare Willkür. Diese Willkür ist aber ein lehrreiches Symptom der Verlegenheit, in der sich die traditionelle Erklärung angesichts der Überlieferung befindet. ® Got. piuda-ns kindi-ns ahd. truhti-n bilden eine geschlossene Gruppe, die nicht produetiv und wegen der ganz aparten Bedeutungsentwicklung für die Aufnahme von haipina- ungeeignet war. W. Scuurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. Kay Entscheidend aber scheint mir ein Letztes: die sonstige Verwen- dung des got. haibi erweist für dies Substantivum eine Bedeutung, die sich mit der behaupteten Erklärung von haihno nur gezwungen ver- einigen lässt. Hätte Ulfilas wirklich — was nicht bewiesen ist — den lat. Terminus als "Landbewohner’, ‘Bauer’ aufgefasst, so würde er für eine Übersetzung dieses Begriffes gewiss ein anderes Wort als gerade *haibins gewählt haben. Das gr. Arpoi wird von ihm in sehr verschieden- artiger Weise übertragen. Durch haimopli, wenn es sich um den in der Familie forterbenden Landbesitz handelt': öc AsAken oiklan A AnensoYc A MHTEPA A TIATEPA A TYNalka A TERNA A Arpovc saei aflailoti gard aibpau brobruns aibbau aihein aibpau attan aipbau gen aihpau barna aippau haimoblja Me 10, 29 (ebenso 30). Durch haims oder weihs, die sonst für komH eintreten, überall wo das bewohnte Land im Gegensatze zur Stadt gemeint ist: AmArreınan eic TAN MÖNIN Kal eic ToYc Arpovc galaihun in baurg Jah in haimom |in cieitatem et in agros Lat.| Me 5, 14° gataihum in baurg Jah in weihsa [in civitate et in agris Lat. in civitatem et in villas Vulg.]| Le 8, 34 moreveentec eic TÄc KYknw Kkwmac Kal Tovc Arpoyc galeibandans in bos bisunjane haimos Jah weihsa |in castella villasque Lat.] 9, 12 (Mc 6, 56). Durch haipi nur einmal, und bezeichnenderweise gerade an einer Stelle, wo vom Hüten der Schweine die Rede ist: Erremren AYTON eic TOYc Arpoyc AYTO? Böckein xolroyc insandida ina haihjos seinaizos haldan sweina [in agro suo, in agros oder in villam suam Lat.| Le 15, 15. Daraus ergiebt sich, dass der uns geläufige Gegensatz von ‘Stadt und Land‘, an den man bei pagani nach der Vulgatansicht doch denken soll — pagani a villa dieti sagt Cassiodor — im Gotischen gar nicht durch baurgs und haipi, sondern durch baurgs und haimos bez. weihsa wiedergegeben wird. Dass haibi, gerade im Gegensatz zur menschlichen Behausung oder Nieder- lassung, das Land bezeichnet, soweit es unbewohnt ist, bestätigt auch der Gebrauch der singularischen Formen. TA krina To? Arpo? blomans haibjos Mt 6,28 ron xöPton ToY ArpoY hata hawi haibjos 30 TIc a& € Ymün AOYAON EXxWN APOTPI@NTA H TIOIMAINONTA, ÖC EICENEÖNTI EK TOY ArpoY Epei Awas ! Span. heredad Me 10,29 sq. (6, 56 Le 8, 34. 9, 12). Notker übersetzt domum et agrum mit hüs ünde eigen |ed. Pırer 1, 495,.7]. In Aaimopli steckt bekanntlich das dem ahd. wodil entsprechende Wort. Ivxra PRaEDıvm Qqvop DEnır JakoR losern FILIO svo nah uodile den dar gab lacob Iosebe sinemo sune Tatian 87, ı. — Beachtenswerth scheint mir, dass der Brixianus f, der bekanntlich merkwürdige Beziehungen zum Texte der gotischen Bibelübersetzung hat [Kaurrmann Zeitschrift für Deutsche Philo- logie 32, 305] Mc 10, 29 possessiones, 30 agros bietet, abweichend von den anderen lateinischen Zeugen, die an beiden Stellen agros haben. Das sieht in der That wie eine inconsequente Rückübersetzung des got. haimoplja aus. ? also ganz wie haimom jah baurgim Me ı, 38, aber da steht kwmorröneic, das die Lateiner [vicos et civitates]| wie der Gote als Dvandvacompositum aufgefasst haben, also ganz nach neugriechischer Weise, die sich deutlich auch schon in arfocreas Persius 6, 50 ankündigt. 1754 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. pban izwara skalk aiyands arjandan aippau haldandan, saei algaggandin af haibjai qipai Le 17, 7 5 En T® Arp@ ÖMolwc MH EIICTPEYATW Eic TA örticw saei ana haibjai, samaleiko ni gawandyjai sik ibukana [Gegensatz zu den im Hause befindlichen Menschen] 31. Wenn von unbefangener Fest- stellung der Wortbedeutung der Gedanke an haihno einmal ferngehalten wird, dürfte sich ergeben, was J. Grmm Rechtsalterthümer? 499 so formulirt hat: “Irre ich nicht, so hat Heide stets den Begriff von unbebautem Land, worauf Gras und wilde Blumen wachsen; Feld ist allgemeiner und kann auch urbarem Lande zukommen.’ Die gotische Bezeichnung des wilden Honigs als milib haibüwisk stimmt dazu. Auch Le 17,7 wird die Wahl gerade des Wortes Ahaihjai mehr durch das näherstehende rroımainonta veranlasst sein [vergl. 15, 15] als durch das entferntere AProTpıönta. Sonst hätte Ulfilas wohl akrs gesagt, wie Mt 27.7.8 Me ı5, 21 [gimandan af akra: de villaLat.] Le 15, 25 [ana akra, wo der Gegensatz das Haus, razn, ist: in villa cod. Bezae]. Für die Bezeichnung des bebauten und bewohnten Landes hatte der Gote auch noch das Wort /and zur Verfügung, das gerade so zweideutig ist wie unser “Land” und das merovingische pagus. und deshalb bald für xorAa', bald für Arpöc eintreten kann: Judaialand Me 1,5, aber land bauhta Arpon Hröpaca [villam emi Lat.| Le 14, ı5. Nimmt man noch aus Neh 5, 16 haurp hinzu’, so kommt ein Reichthum geeigneter Synonyma zusammen, unter denen Ulfilas nur zu wählen brauchte, um eine passende Übersetzung für den Begriff ‘Landbewohner’ herauszubringen. Und doch soll er gerade das Wort gewählt haben, das durch die besondere Nuance seiner Bedeutung die Vorstellung der Bewohntheit ausschliessen musste. Wer die nun einmal traditionell gewordene Erklärung von “haihins = paganus auch dieser Thatsache gegenüber aufrecht erhalten will, muss sich schon bereit finden lassen, speciell vom geographi- schen Standpunkte der Donaugoten aus, die ‘Heiden’ mit den Steppen- bewohnern des südöstlichen Europas gleichzusetzen und anzunehmen, dass der in paganus hineininterpretirte Wortsinn bei der Übersetzung auch noch eine Verschiebung erfahren habe; denn für die Steppe mag haihi eine mögliche Bezeichnung sein. In der That hat Zann bei got. haibno an “die Steppen Südrusslands und die Puszten der Donau- länder’ gedacht. Als ob es irgend wahrscheinlich wäre, dass für die Zeit des Ulfilas und für sein Volk, das sich in “Heiden’ und "Uhristen’ zu sondern unlängst selbst erst begonnen hatte, der Gegensatz des Glaubens und des Kultes sich ohne Weiteres mit solchen Unterschieden der Wohnsitze und der Lebensart hätte identifieiren lassen. ! Sonst dient zur Übersetzung von x&PA (regio) das got. gawi. 2 — Arpön. Ob da in einem altlateinischen Bibeltexte vullam stand und den gotischen Übersetzer beeinflusste? Onrrorr a. a. O. 273. W. Scnuurze: Griechische Lelıinworte im Gotischen. 6%) Die Vermuthung v. GRIENBERGER’'S, dass das got. *haipins eine in ihren Ursprüngen von paganus geschichtlich unabhängige, nur parallel entwickelte Bildung sei und zuerst “feld- oder steppenbewohnend'’, dann “ungebildet, bäurisch” bedeutet habe, schwebt völlig haltlos in der Luft. Alle Schwierigkeiten der überlieferten Schreibung und der grammatischen Ableitung bestehen auch für sie, kaum gemindert, fort und die supponirte Bedeutungsentwickelung wäre für die Goten, die seit Generationen nicht recht zur Ruhe und zu sesshafter Stetigkeit gekommen waren, mindestens sonderbar. Auch wissen wir ja, wie das zu Aaihi gehörige Adjeetivum wirklich gelautet hat, haihiwisks, das sich, wenn anders die kulturellen Voraussetzungen gegeben waren, für die behauptete Verschiebung der Bedeutung ebenso gut geeignet haben würde wie das hochdeutsche göwmvisch. Und noch einmal darf ich daran erinnern, dass Ulfilas dies angeblich alte Wort *haibins, von Me 7, 26 abgesehen, überall sonst, wo er es recht gut hätte brauchen können, in eigensinniger Laune verschmäht haben müsste, auch Mt 5, 46. 6, 7, wo doch die Umständlichkeit des Ausdrucks hai biudo — oi &enıko| die Verlegenheit des Übersetzers offenkundig macht. Am Ende wollen wir über all den Schwierigkeiten, die das g0- tische *haibins dem grammatischen und geschichtlichen Verständniss bereitet, nicht vergessen, dass es gar nicht überliefert ist, sondern sein Dasein einer Conjeetur verdankt, die ihren Ausgang von un- bewiesenen und heute mit Erfolg bekämpften Voraussetzungen über die Geschichte des Wortes paganus nimmt und sich auch auf das Zeugniss der anderen germanischen Mundarten nur mit zweifelhaftem Rechte berufen darf. Denn im Althochdeutschen giebt es neben heidin [= as. hedin afv. hethin hethen ags. heden an. heidinn) nicht nur eine gebräuchliche Variante heidan, deren a mehrdeutig, aber sicher nicht mit Z identisch ist, sondern in den Monseer Fragmenten 31, 12 be- gegnet auch die Schreibung heitniscun, die von der durch den Codex argenteus bezeugten Form haihno zu trennen kein zwingender Anlass ist.” Angesichts dieser ganzen Sachlage ist es einmal nöthig, mit Nachdruck auf den merkwürdigen Zusammenklang der koptischen, armenischen, gotischen Überlieferung in geemoec het’anos haihno hin- zuweisen. Denn sobald man die Zweideutigkeit der gotischen Ortho- graphie erwägt, die ai wie © zu lesen erlaubt, scheint sich das räthsel- hafte haihno zu entpuppen als eine Zwitterbildung aus griechischem Wortstamme, wie ihn das naive Empfinden aus der geläufigsten neu- testamentlichen Bezeichnung der Heiden, TA &enH, herauslösen musste, ! ScHMELLER 12, 857 (Gegensatz zu “städtisch’). Anderwärts heidanisc heithinisc. 756 Gesammtsitzung vom 20. Juli 1905. — Mittheilung vom 6. Juli. ' Gewiss ist es eine Zwangsgermani- und gotischer Femininendung. sirung, aber die rohe Form der Entlehnung wird entschuldigt durch die Zwangslage, in der sich der Übersetzer befand, hier so gut wie bei spyreidans. Dass die weitere Entwicklung der gotischen Kirchen- sprache von den drei Übersetzungen, die Ulfilas für den Begriff “Heide’ zugelassen hatte, gerade die seltenste und roheste bevorzugte, ist wahrlich nicht schwer zu verstehen. Jiudos hatte keinen Singular, Kreks keinen Plural, und alle beide waren begrifflich ungeeignet, da auch in der Folge hiudos ganz allgemein die “Völker” — mit Einschluss der christlich gewordenen Gutbiuda — und Kreks den längst nicht mehr heidnischen ‘Griechen’ bezeichnete. Dagegen war haibno ganz isolirt, durch keine Doppeldeutigkeit belastet und liess sich bequem zu einem vollständigen Adjeetivparadigma haihns erweitern. Aber weil es isolirt dastand, ohne alle Anknüpfung im gotischen Wortschatze, konnte es etwaiger volksetymologischer Verführung keinen ernstlichen Wider- stand entgegensetzen und gerieth so in den Bannkreis des nächst an- klingenden germanischen Wortes Ahaihi. Ob diese Umwandlung von höbns |mit kurzem e-Vocal] in haibns [mit ai-Diphthong], die durch die Zweideutigkeit der die beiden Lautwerthe nicht unterscheidenden gotischen Orthographie begünstigt werden mochte, schon in den Donaulandschaften oder später bei den Goten Italiens oder bei der ersten nachhaltigen Berührung gotischer Missionare mit anderen Ger- manenstämmen erfolgt ist: das zu entscheiden haben wir gar keine Mittel. Die weitere Ausbreitung des Wortes über den ganzen Herr- schaftsbereich germanischer Sprache setzt die Umgestaltung der Form bereits voraus, die man sich natürlich als einmaligen Vorgang zu denken hat. Dass bei der Entlehnung die Suffixform leise variirt wurde, ist eine nothwendige, aber auch, wie mir scheint, unbedenk- liche Annahme: ahd. heitnise heidan heidin, wofür man eigan und eigin als Parallelen, vielleicht auch als Muster citiren kann. Bei den übrigen Germanen hat sich die Form mit -in durchgesetzt, die dann auf den Christennamen, as. kristin afr. kersten ags. cristen an. kristinn, zu reimen pflegt, während die alterthümlicheren Verhältnisse des Althochdeutschen den Unterschied der Suffixe und ihrer Herkunft noch deutlich er- kennen lassen. ! heidinn wird schon bei UrLzassy- VıGrusson 247 aus gr. Eenoc erklärt. An die armenische Parallele hat Tore erinnert, bei Busse Indogerm. Forsch. 5, 178, der auch die der herkömmlichen Erklärung entgegenstehenden grammatischen Schwierig- keiten kurz, aber treffend entwickelt. Erst die Heranziehung der koptischen Zeugnisse ge- stattet die historischen Zusammenhänge ohne Zwang und ohne die unglaubliche Annahme armenischer Vermittelung zu reconstruiren und die germanische Bezeichnung der “Heiden ’ direet aus dem Griechischen abzuleiten. Ich darf wohl bemerken, dass mich das koptische Zeugniss auf die neue Fährte gelockt hat, schon ehe der Aufsatz von Busse erschien. W. Scuurze: Griechische Lehnworte im Gotischen. Ta Dass die arianischen Goten das von ihnen mit Eifer ergriffene Christenthum auch über die anderen Germanenstämme auszubreiten be- gonnen haben und dass durch diese Missionsthätigkeit wesentliche Ele- mente ihrer auf griechischem Grunde ruhenden Kirchensprache dem deutschen Wortschatze zugeführt, manche zum Gemeinbesitze des Ger- manenthums geworden sind, hat WALAHFRID StraBo geahnt, R.v. Raumer unter allgemeiner Zustimmung aus der Wortgeschichte erwiesen.' Die historischen Spuren des Arianismus unter Alamannen und Bayern, die Beziehungen Theodorichs zu den Thüringern” bekräftigen und illustri- ren den aus der Sprachgeschichte geführten Beweis. Zu den griechi- schen Wörtern, die auf diesem Wege nach Deutschland gelangt sind, Kirche Pfaffe Pfinztag Samstag, glaube ich jetzt, nach Allem was ich hier auszuführen versucht, auch den Namen der Heiden rechnen zu müssen. ı S. Kruse im Grundriss 12, 358. ® Hauck Kirchengeschichte Deutschlands 13, 96. 367. 384. Dass die gotischen Missionare auch ihre heiligen Schriften mit sich geführt haben, ist selbstverständlich. Als der heilige Bonifatius sich zur letzten Fahrt in’s Friesenland rüstete, nahm er eine theca librorum mit. Sed et linteum, quo meum decrepitum involvatur corpus, in theca libro- rum meorum repone Vita Bonifatii auctore Willibaldo 46, 25 Levison. Vergl. 2 Tim 4, 13. So konnte auch den Germanen anderer Stämme Gelegenheit werden, sich mit der gotischen Bibelübersetzung unmittelbar bekannt zu machen. Das berühmte Wiener Fragment zeigt, wie noch in späterer Zeit ein hochdeutsch sprechender Mann kleine Stücke der gotischen Bibel, halb transseribirend, halb übersetzend, sich zurecht zu legen versucht. Ausgegeben am 15. August. Sitzungsberichte 1905. 70 759 SEFZAUNGSBERICHIEE 1903 XAXVO. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 27. Juli. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. Dies. Hr. Vaurzen las Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung (vergl. Sitzungsbericht vom 21. Juli 1904). Catullus II. Besprochen wird eine Anzahl kritisch eontroverser Stellen aus dem ce. 64 des Catull. 70* 760 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 27. Juli 1905. Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Von J. VAuLen. (Fortsetzung. —_ Catullus ı. in Juli vorigen Jahres habe ich im Anschluss an die damals eben erschienene sechste Ausgabe der Haupt’schen Elegiker über einige wichtigere der jetzt eingeführten Neuerungen Rechenschaft zu geben versucht, und mit Catull den Anfang gemacht; doch wurde von seinen Gedichten nur ein kleiner Theil besprochen, und mit einem vorbereiten- den Hinweis auf ec. 64 geschlossen. Diese Bemerkungen möchte ich heute fortsetzen. Seitdem jener Aufsatz erschienen ist, sind zu den dort S. 1075 erwähnten Bearbeitungen zwei weitere hinzugekommen, die ich nach Thunlichkeit mitberücksichtigt habe, eine neue Edition des Catullus von Robinson Ellis in der seriptorum_ classicorum bibliotheca Oxoniensis ohne Jahr, über deren Ergebnisse K. P. Schulze in der Wochenschr. f. klass. Philologie 1904 n. 48 Bericht erstattet hat, und ein umfangreicher Aufsatz von Theodor Birt über die grösseren Ge- dichte Catull’s (Rhein. Mus. Bd. uıx), der sich zwar überwiegend mit c. 68 beschäftigt, auf das zurückzukommen ich keinen Anlass habe, aber auch zu c. 64 einige Vermuthungen bringt, dem später ein ent- sprechender Aufsatz zu Catulls kleineren Gedichten gefolgt ist (Philo- logus Bd. ıxım). Die götterbesuchte Hochzeit des Peleus und der Thetis hat Catull in ce. 64 mit einer knappen Schilderung der Argofahrt eröffnet, an die er, abweichend von andern Darstellungen, die Liebe des Peleus und der Nereide knüpft. Hierin habe ich die Verse 1 I—19 jetzt so ediert: ıı Illa rudem cursu prima imbuit Amphitriten. Quae simul ac rostro ventosum proscidit aequor, Tortague remigio spumis incanduit unda, Emersere feri candenti e gurgite vultus 15 Aequoreae monstrum Nereides admirantes. Illa, alia atque alia viderunt luce marinas Mortales oculis nudato corpore nymphas Nutricum tenus extantes e gurgite cano. ı9 Tum Thetidis Peleus incensus fertur amore. Vanten: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung. 761 Denn erstlich V.ı4 feri vultus, der Genetiv wie ce. 63, 39 oris aurei Sol, ergiebt einen zierlicheren Ausdruck als das grammatisch mögliche Nereides vultus emersere, wobei zweifelhaft bleibt ob monstrum adınirantes die Nereiden oder die vultus genannt werden. Und Niemand hat, dünkt mich, das Recht einem Dichter zu wehren, das Antlitz der Nereiden, in welchem Staunen mit Schreck und Besorgniss sich mischt, ein wildes Antlitz zu nennen. Was aber nach Johannes Schrader’s Berichtigung Haupt und die meisten Herausgeber bis auf den heutigen Tag schreiben, freti candenti (canenti) e gurgite, bringt zu gurgite eine Bestimmung, die Niemand vermisst; denn gurges heisst für sich das Meer; und candenti e gurgite (incanduit das voraufgeht macht candenti noch nicht verwerflich) ist so untadelig, wie wenige Zeilen weiter (18) e gurgite cano;, und ähnlich 178. 183. Aber der Eingang von V.16 ist verschrieben: denn illa atque alia, wie eine Haupthandschrift mit zahlreichen andern hat, ist ver- stümmelter Versanfang, metrisch wie sprachlich unvollständig, den zu ergänzen viele Vermuthungen aufgewendet sind, illa atque haud alia, illague haud alia, illac haudque alia, illa ut non alia, alles Versuche, die mehr an den Buchstaben hängen als dass sie zu gewinnen suchten, was dem Dichter frommen könnte. Denn Wendungen wie illa atque haud alia sind Plautus’ Sprache angemessen, bei dem es z. B. heisst stultae atque haud malae, meo atque hau tuo u.a. Catull, wenn er diesen Gedanken hatte, hätte ihn in der einfachsten Form ausgedrückt illa non alia (illa nulla alia). Dass er diesen Gedanken nicht gehabt, dafür bürgt die handschriftliche Fassung, die aus jener nicht hervorgegangen sein kann. Wir werden daher bei diesem Gedanken um so weniger beharren, weil nieht zu erkennen oder nicht erklärt ist, warum Catull nicht bei dem schlichten Ausdruck verblieben ist Illa luce viderunt mortales, sondern “jenen Tag’ mit der negativen Versicherung ‘und keinem andern’ so nach- drücklich hervorgehoben hat (s. K.P. Schulze, Berlin. philol. Wochenschr. 1897 Nr. 2), was auch von Lachmann’s andern Vermuthungen weit überlegenem Vorschlag Illa si qua alia zu gelten hat. Es ist nicht thunlich, was sonst der Kritik Halt verleiht, im Voraus festzustellen, welehen Gedanken des Dichters der Zusammen- hang der Erzählung und was in der Überlieferung unversehrt ist er- warten lässt. So bin ich ohne vorgefasste Meinung von der Prüfung der Handschriften ausgegangen. Da nämlich neben der einen Haupt- handschrift, dem Sangermanensis von 1375, mit dem verstümmelten Versanfang Illa atque alia eine andere kaum weniger wichtige, deren Be- sonderheiten mitunter Hülfe gebracht haben, der Oxoniensis saec. xıv, nicht wie jene /lla atque alia, sondern nur Illa alia darbietet, habe ich geglaubt, darin eine Spur des Richtigen zu finden: denn die Vereini- 762 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. gung beider Lesungen Illa alia atque alia ergiebt vollständigen Vers und tadellosen Satz, beides in einer Schreibung, die leicht erken- nen lässt, wie und auf welchen Anlass beide Handschriften so aus einander gegangen sind, wie uns heute vorliegt (vgl. K. P. Schulze a.a. O.). Es kommt aber noch ein zweites nicht minder beachtens- werthes Moment hinzu, um diese mit Hülfe der Handschriften ge- wonnene Form als eine Catull’s nicht unwürdige zu erweisen. Ich habe in dem Programm von 1896/97 durch zahlreiche Beispiele zu zeigen versucht, wie sehr Catull, fast wie mit einer völlig entwickelten Manier, immer wieder auf dieselben Wendungen zurückzufallen liebt, zumal wenn sie in dem zierlichen Ausdruck oder dem rhythmischen Klang etwas gefälliges und dem Ohre angenehmes darbieten. Da nun Catull in e. 68 V.ı52 schreibt Haec atque illa dies atque alia atque alia, und dies so sehr anklingt an das was sich uns aus den Handschriften ergeben Illa alia atque alia, habe ich auf dieses doppelte Argument die Annahme stützen zu können geglaubt, dass damit das Ursprüngliche wieder gewonnen sei und der Vers also gelautet habe Illa, alia atque alia viderunt luce marinas. So hat sich ungesucht ein Gedanke ergeben, dem grade entgegen- gesetzt, den die Kritiker meist herzustellen suchten. Denn entgegen der Versicherung, dass es ‘an jenem Tage und keinem andern’, oder an jenem Tage, wenn je an einem andern geschehen sei’, lässt Catull, wenn wir ihn richtig hergestellt haben, die Nereiden an jenem Tage, einem andern und noch einem andern aus den Wogen hervortauchen und die dahin segelnde Argo begleiten: eine poetische Erfindung nicht unangemessen, wie ich glaube, da ja hieran das Liebesverhältniss von Peleus und Thetis sich knüpfen soll, das Catull daran anschliessend in den knappen Ausdruck gedrängt (19): Tum Thetidis Peleus incensus fertur amore. Tum Thetis humanos non despexit hıymenaeos. Tum Thetidi pater ipse iugandum Pelea sensit. Hr. K. P. Schulze in einer freundlichen Besprechung meines Pro- gramms (a. a. O.) hat sich zwar mit der hergestellten Schreibung ein- verstanden erklärt, aber mit Benutzung einiger auch von mir ange- führter Verse Alexandrinischer Dichter den Worten einen andern Sinn abgewonnen, indem er alia atque alia in localer Bedeutung von den hier und dort auftauchenden Nereiden fassen zu können meinte: was an sich ein nicht ungefälliger Gedanke wäre. Aber die Wortstellung, der unmittelbare Anschluss von alia atque alia an illa und die heraus- gehobene Parallele Catull's machen es, wie mir scheint, kaum zu- lässig, alia atque alia anders als mit illa luce zu verbinden. Vanten: Beiträge zur Berichtigung der römischen Rlegiker. Fortsetzung. 763 Dagegen hat Hr. R. Reitzenstein meinen Herstellungsversuch ver- worfen, indem er Herm. Bd. xxxv, S. 89 schreibt: “abgesehen von der sprachlichen und metrischen Härte und dem Bedenken, dass es hier gar nicht auf das allmähliche Verrinnen ungemessener Zeit an- kommt, scheint mir der Zusatz nutrieum tenus egs. ungezwungen nur an die Schilderung eines Momentes schliessen zu können’. Über das was Reitzenstein sprachliche und metrische Härten nennt, hatte ich a. a. Ö. nicht gesprochen, weil ich der Meinung war, dass Haupt’s Untersuchungen noch nicht vergessen seien, der beides rechtfertigt, sowohl dass bei dreigliederiger Rede die Bindepartikel nur vor dem “dritten Worte steht (illa, alia atque alia), was der ältern Sprache geläufig war, wie Ennius schreibt multis sum modis eircumventus, morbo, exilio atque inopia, und Cato ähnlich, aber auch der späteren, selbst Cicero nicht fremd gewesen ist, von Haupt aber sogar einem Vers des Catullus (e. 11, ı1) vindieiert worden (opp.ı 104); als auch zweitens, dass in la alia die lange Schlusssilbe mit dem kurzen Anlaut coaleseiert, was nicht bloss Lachmann mit seiner Herstellung s’ qu@ alia dem Catullus zu- getraut, sondern Haupt (a. a. OÖ. S. 90) mit reichlichen Beispielen grade aus Catull, aber auch von andern Dichtern, belegt. Was aber Reitzen- stein weiter einwendet, dass die Zeichnung der auftauchenden Nereiden Mortales oculis nudato corpore nymphas Nutrieum tenus extantes e gurgite cano nur mit illa luce sich vertrage und keine Anwendung auf einen zweiten und dritten Tag erleide, so bekenne ich, um davon abzusehen, dass er meinen Gedanken in das Ungemessene steigert, um ihn unmöglich erscheinen zu lassen, dass ich die Empfindung meines gelehrten Freundes nicht theilen kann. Dass die Meerweibcehen (nymphae marinae) bis an die Brüste aus dem Wasser ragen, ist die verbreitete, Künstlern wie Dichtern geläufige Vorstellung, auf der allein die Schönheit der Erschei- nung beruht. Wie sollte also diese treffende Zeichnung des Dichters nutricum tenus u.s.w. dadurch unpassend werden, dass die Nymphen nicht bloss an dem einen, sondern an einem zweiten und dritten Tage so von den Sterblichen gesehen worden? Denn die Erzählung Catull’s schreitet so fort: ‘So wie die Argo rauschend die Fluthen durchsehnitt, tauchten schreekhaft die Nereiden empor, das Wunder anstaunend. So kam es, dass sterbliche Augen an dem Tage, einem zweiten und noch einem die Meeresnymphen entblössten Leibes bis an die Brüste hervor- tauchend aus dem Wasser sahen’, woran dann die weitere Entwicklung sich anschliesst: Tum Thetidis Peleus incensus fertur amore u. s. W. Doch ich sehe wohl, von wo mir der Widerstand gegen meine Annahme erwächst und erwachsen wird. Ich habe zwar a.a. O., was mir Analoges zur Hand war, von Nereiden im Chor Schiffe oder ein Schiff 764 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. umtanzend, bei Euripides, bei Sophocles, erwähnt, aber ein Zeugniss dafür, dass bei der Argofahrt die Nereiden aus dem Meere aufgetaucht und wie Glaucos, der Meergott, zwei Tage und zwei Nächte mit dem Schiffe mitgeschwommen und den Insassen seine Prophezeihungen ver- kündigte, so die Nereiden, einmal aufgetaucht, einen zweiten und dritten Tag die dahinsegelnde Argo umkreist haben, dafür habe ich ein Zeugniss nicht aufweisen können. Nur dass wir überhaupt keinen Dichter oder Schriftsteller kennen, der den Liebesbund des Peleus und der Thetis an die Argofahrt und das Auftauchen der Nereiden geknüpft hat. So wird es gestattet sein, auch ohne Zeugniss anzunehmen, dass der Dichter, dem diese reizende Erfindung gehört, sie so ausgestaltet habe, wie uns Catull’s Worte glauben machen. Als die ersehnten Tage (der Hochzeit) gekommen waren, strömt ganz Thessalien nach Pharsalus. Dies recht anschaulich zu machen, zeichnet Catull in wenigen Versen die dadurch herbeigeführte Vernach- lässigung jeglicher Art ländlicher Beschäftigung: 38 Rura colit nemo, mollescunt colla iuveneis, Non humilis curvis purgatur vinea rastris, 40 Non glaebam prono comvellit vomere taurus, Non falx attenuat frondatorum arboris umbram, 42 Squalida desertis robigo infertur aratris. In dieser Reihenfolge sind die Verse überliefert und sie sind so von Lach- mann und andern unverändert beibehalten worden. Da es aber fünf ein- zelne Verse, ein jeder mit abgeschlossenem Satz und Gedanken, drei dar- unter mit gleichem Anfang, sind, lag es nahe, zu versuchen, ob die Ord- nung sich nicht auch anders und vielleicht besser gestalten lasse. Und es hat nicht an Vorschlägen gefehlt, durch Umstellungen dem Dichter zu Hülfe zu kommen. Diese Versuche alle einzeln durchzuprüfen, lohnt sich heute nicht mehr. Da aber zwei so verdiente Herausgeber des Catull, wie L. Schwabe und B. Schmidt, den V.40 Non glaebam prono convellil vomere taurus vor V.42 Squalida desertis robigo infertur aratris gesetzt; haben, obwohl sie darin noch von einander abweichen, dass der eine 39 Non humilis c. p. vinea EN 41 Non falx attenuat, der andere hingegen umgekehrt 41 Non falx attenuat 39 Non humilis c. p. vinea anordnet, so will ich kurz bemerken, dass, wenn Catullus die Verse (40) Non glaebam prono convellit vomere taurus und (42) Squalida desertis robigo infertur aratris, die beide speciell den Ackerbau angehen, zu- sammen gedacht hätte, er sie im Ausdruck einander angenähert haben - .. - ” .. . a . N mp Vanzen: Beiträge zur Berichtigung der römischen Rlegiker. Fortsetzung. 769 würde: jetzt zeigt ihre Form, dass jeder abgesondert vom andern ge- dacht ist, und sieht man näher zu, so erkennt man, da die Folgen der Vernachlässigung des Ackerbaus im Eingang durch (35) molleseunt colla üwencis und zum Abschluss durch (42) Squalida desertis robigo infertur aratris bezeichnet sind, dass nichts angemessener war, als den die Vernachlässigung selbst ausdrückenden Vers, der mit keinem jener beiden sich vereinigen liess, in der Mitte zwischen der Vernach- lässigung des Weinbergs und der Vernachlässigung der Baumpflanzung seine Stelle finden zu lassen. Rura colit nemo: mollescunt colla iuvencis, Non humilis curvis purgatur vinea rastris, Non glaebam prono convellit vomere Taurus, Non falx attenuat frondatorum arboris umbram, Squalida desertis robigo infertur aratris. Man sieht. was zusammen zu gehören schien, ist mit Absicht und nieht ohne Kunst von einander getrennt. Nicht anders verhält es sich mit Horaz ep. 2, worin die V. ı1.ı2 an ihrer Stelle anstössig erschienen sind, aber mag man sie hinter V.ı4 oder mit L. Müller hinter V. 16 einrücken, sie stehen gut an ihrem Platz und helfen mit, die Mannigfaltigkeit ländlicher Beschäfti- gungen zu veranschaulichen. Ohne hierauf und einiges Verwandte bei Tibull und Properz näher einzugehen, begnüge ich mich drei Bei- spiele anzuführen, ein griechisches, ein lateinisches und ein deutsches, an denen sich beobachten lässt, wie Dichter es lieben Zusammenge- höriges zu trennen. Callimachus 4, 260 — 263 XPYCceA TOI TÖTE TIÄNTA BEMEINIA TEINETO, Afne, XPYCD AE TPOXÖECCA TIANHMEPOC EPPEE AIMNH, XPYCEION A EKÖMHCE TENEENION EPNOC ENAIHC, xPYc® A ETINHMMYPE BABYc "INWTIÖC Enıxeeic. Ennius Seipio vr: mundus caeli vastus constitit silentio Et Neptunus saevus undis asperis pausam_ dedit, Sol equis iter repressil ungulis volantibus, Cons"tere amnes perennes, arbores vento vacant. Goethe: Kennst du das Land, wo die Citronen blühn, Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? Wie hier drei Verse mit Non aufgereiht sind, vorher 19, 20, 21 mit Tum, so hat Catull, auch darin etwas von der ihm eigenen Manier 766 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli 1905. aufweisend, bald nachher, indem er die im höchsten Grad des Schreckens um ihre Gewandung unbekümmerte Ariadne zeichnet, drei mit Non an- hebende Verse zusammengeordnet: 60 (uem procul ew alga maestis Minois ocellis Sawea ut effigies' bacchantis prospieit euhoe, Prospieit et magnis curarum fluctuat undis, Non flavo retinens subtilem vertice mitram, Non contecta levi velatum pechis amichı, 65 Non tereti strophio lactentis vincta papillas, Omnia quae tolo delapsa e corpore passim Ipsius ante pedes fluctus salis adludebant. 63 Sie neque tum mitrae neque tum fluitantis amietus Illa vicem curans toto ex te pectore, Theseu, Toto animo, tota pendebat perdita mente. Die Abfolge der Verse hat hier kein Bedenken erregt, um so mehr in dem mittleren Vers der mit non anhebenden (64) das Wort velatum, nicht bei Lachmann oder Haupt, aber bei den Spätern, die mit ver- schiedenen Vorschlägen zu helfen suchten. Von den Neuern hat Schmidt das Wort als verderbt mit einem Kreuz versehen: von Vermuthungen hat am meisten Schwabe’s nudatum sich empfohlen, das er selbst in seinen Text genommen, und nach ihm Postgate. Dennoch lässt sich zeigen (und es würde mich freuen, wenn es gelänge, den verdienten Forscher zu überzeugen), dass nudatum nicht richtig sein könne. Es wäre nicht zu tadeln, wenn non contecla einen Begriff ausmachte, wie intecta, "unbedeckt an der entblössten Brust’. Allein non negiert hier, wie in den beiden parallelen Versen, den ganzen Satz; und was, von non abgesehen, übrig bleibt, contecta levi velatum pectus amichu zeigt, dass nicht nudatum sondern velatum verlangt war: "bedeckt an der umhüllten Brust mit leichtem Gewand’. Was aber darin abundante Redeweise ist (denn conteeta und velatum decken sich), habe ich schon 1884 in einem Programm zu Juvenal S.ıo im Anschluss an die Verse des Juvenal vıu 145 tempora Santonico velas adoperta cucullo (vgl. vu 84) mit Beispielen aus Tibull und Ovid zu rechtfertigen gesucht, wie guamvis non vitta ligatos Impediat crines (Tib. ı 6, 67); vitta nec evinctas impedit alba comas (Ovid am. ım 6, 56). Ist in diesen und ähnlichen meist das abundante partieipium pass. mit einem Verbum finitum verbunden, so kann Tibull 1 7, 6 vidit et evinctos bracchia capta duces, oder Properz m 12, 7 tu tamen iniecta tectus, vesane, lacerna zeigen, dass Catull’s conteeta velatum pectus amictu ohne Anstoss war. Neuestens hat W. Fröhner (Rhein. Mus. xLvm) ı So stand er, Starr wie ein Marmorbild. Vanren: Beiträge zur Berichtigung der römischen Rlegiker. Fortsetzung. 767 noch einen erwähnenswerthen Vorschlag gemacht Non contecta levi le- valum pechus amictu, der sich durch die Leichtigkeit der Änderung em- pfiehlt, sowie durch die hergestellte Coneinnität, dass wie flavo vertice und /actentes papillas auch pectus ein seine Natur bezeichnendes Epitheton erhält. Dennoch lässt mir die sonstige Anwendung des Wortes ein Be- denken, ob es dem hiesigen Zusammenhang sich anpasst. Was aber die Coneinnität anlangt, so ist sie auch mit velatum gewahrt, indem jedes der verbundenen nomina sein Epitheton erhalten hat: flavo vertice subtilem milram; tereti strophio lactentes papillas; so levi amichuw velatum pectus. Und velatum, wie es sich als unverwerflich erwiesen hat, so empfängt es Unterstützung aus Wendungen wie Ovid fast. m 363 caput niveo velatus amietu; Tibull m 4, 55 te fusco Somnus velavit amiehuw, u. a., und wir dürfen es, dünkt mich, nicht preisgeben. In dem V.68 habe ich Sic neque schon in der vierten Auflage geschrieben, aber Niemand hat es beachtet. Die Überlieferung giebt si neque, was verschrieben ist: die aus Handschriften gezogene Vul- gata hat dafür sed (set) neque gesetzt, das aber nur mit dem Parti- eipialsatz neque tum mitrae vicem curans verbunden werden kann. Da- gegen leitet Sic angemessen den Hauptgedanken ein, dem der voran- gestellte Partieipialsatz das Vorige zusammenfassend und wieder auf- nehmend untergeordnet ist: Sie neque tum mitrae neque tum fluitantis amictus Illa vicem curans toto ew te pectore .. pendebat. Ein genau ent- sprechendes Beispiel dieses Sic und der ganzen Satzform bietet V. 169 unseres Gedichtes: das vorangegangene zusammenfassend Sic nimis insultans extremo tempore saeva Fors etiam nostris invidit questibus aures. Catull fährt fort V.7ı Ah misera, assiduis quam luctibus externavit Spinosas Erycina serens in pectore curas Illa tempestate, ferox quo ex tempore Theseus Egressus curvis e litoribus Piraei 75 Altigit iniusti regis Gortynia tecta. Ritschl’s Behandlung dieser Verse ist so gut wie vergessen, obwohl es auch jetzt noch von Interesse ist zu sehen, wie der scharfsinnige Mann alle Einwendungen, die er sich selbst macht, niederkämpft, um die im Voraus fertige Vermuthung durchzusetzen. Die neueren Her- ausgeber bleiben meist alle bei der von den Itali herrührenden Be- richtigung der fehlerhaften Überlieferung: denn feroxque et tempore ist so sicher verschrieben, wie ferox quo ex iempore die unzweifelhafte und nothwendige Verbesserung ist. Da indessen Schwabe die verderbte Über- lieferung, mit einem Kreuz versehen, beibehalten hat, ist es vielleicht 768 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. nieht unnützlich, eine Parallele anzuführen, die der verbreiteten Lesart zur Unterstützung gereichen kann. In Seneca’s Troades beginnt der Chor der gefangenen Troerinnen seinen Gesang (v. 67) mit den Worten Non rude vulgus lacrimisque novum Lugere iubes: hoc continuis Egimus annis, ex quo tetigit Phrygius Graias hospes Amyclas. Denn wie hier continuis annis, ex quo tetigit verbunden ist. so bei Catull assiduis luetibus, ex quo Theseus attigit. Aus Catull nehme man noch hinzu c. 35, 13 Nam quo tempore legit incohatam Dindymi dominam, ex eo misellae Ignes interiorem edunt medullam, das den Begriff ‘seit der Zeit” ausdrückt, der an unserer Stelle uner- lässlich ist. Daher auch unrichtig ist fero@® quo tempore, wie einige schreiben, ebenso unrichtig, wenn andre die Präposition von tempore weg vor tempestate setzen: illa ex tempestate, quo tempore. Denn wenn auch nichts im Wege stand illa tempestate quo tempore trotz dem Wechsel des Nomens in Correlation zu setzen (wie um ein Catullisches Beispiel anzuführen 96, 3 accidere a nostro, Calve, dolore potest, Quo desiderio veteres renovamus amores), hier ist eine solche Correlation nicht beab- siehtigt, sondern illa tempestate umfasst den ganzen Zeitraum seit T'heseus’ Ankunft in Kreta bis zu dem gegenwärtigen Moment. Nach der hier sich anschliessenden Erzählung 76 Nam perhibent olim bis 93 ergeht sich der Dichter von Neuem in beklagenden Ex- clamationen: Heu misere exagitans immiti corde furores 95 Sancte puer, curis hominum qui gaudia misces, Quaeque regis Golgos quaeque Idalium frondosum, Qualibus incensam iactastis mente puellam Fluctibus in flavo saepe hospite suspirantem ! (Quantos illa tulit languenti corde timores! 100 (uanto saepe magis fulgore expalluit auri! Cum saevum cupiens contra contendere monstrum Aut mortem oppeteret Theseus aut praemia laudis. So hat Lachmann diese Verse ediert, ebenso Haupt, und ich habe bei meiner Revision des Haupt’schen Textes keinen Grund gefunden davon abzugehen. Dagegen haben die neueren Herausgeber an mehr als einem Wort Anstoss genommen und Abänderungen eingeführt. So lautet der V.100 bei Schmidt (ebenso bei Postgate) fe Quam tum saepe magis [ulvore expalhut auri, r . .. . . . . . a -( Vanuen: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung. 169 und Quam tum für überliefertes Quanto hat auch Schwabe aufgenommen, appeteret aber (102) mit dem Oxoniensis die Mehrzahl dem im Sanger- manensis und den übrigen überlieferten oppeteret vorgezogen. Von diesen Neuerungen habe ich keinen Gebrauch gemacht, und will ver- suchen in Kürze mein Verfahren zu rechtfertigen. Um mit fulore zu beginnen, das Ritschl mit der ihm eigenen energischen Dialektik empfahl, so hat sich das Wort, was Ritschl nicht bekannt war, in einem späten Gedicht über die Verderbniss des Goldes gefunden: Tiberianus saec. ıv c. 2,27 (Bährens poet. Lat. min. ım p- 266) Inter liventes pereat tibi fulvor arenas. Aber damit ist das Wort in Catull’s Verse noch nicht gesichert. Denn eingeräumt, Catull habe, wie aurum oft das Attribut fulvum erhält, so auch den fulwor auri nennen und zum Vergleich mit pallor und pallere verwenden können, so bleibt doch die Frage übrig, ob denselben Dienst nicht auch fulgor auri versehen konnte, was Ritschl wohl zu rasch als unstatthaft ab- gewiesen hat. Wenn pallere und pallor mitunter das Glanzlose, dem Glänzenden entgegengesetzte bezeichnet, wie bei Ovid met. ı 373 und ıv 203 (Haupt), so nöthigt doch grade der Vergleich des pallere mit dem Golde, wie ausser an unserer Stelle auch e. 81,4 hospes inaurata patlidior statua, zu der Annahme, dass pallor einen von unserer Vor- stellung der blassen und bleichen Gesichtsfarbe verschiedenen Begrifl gehabt habe, und nimmt man ähnliche Vergleichungen hinzu, wie bei Ovid met. ıv 134 oraque buxo Pallidiora gerens (Haupt) oder xı 417 buxoque simillimus ora Pallor obit, ep. ex Pont. ı 10, 28 membraque sunt cera pallidiora nova, oder ausser dem Vergleich met. v 537 sumptaque pallenti septem de cortice grana, vom Granatapfel, und viel anderes, in und ausser dem Vergleich, das hier anzuführen zwecklos wäre, so ist nicht zu verkennen, der Vergleich des pallor mit dem Golde, wie mit dem Wachs und dem Buchsbaumholz galt der bleichgelben Farbe des- selben, und längst hat man bemerkt (s. Haupt a.a.O.), dass die bräunliche Gesichtsfarbe des Südländers beim Erbleichen in das Gelb- liche gehe.' Nun hat Ritschl, um die specielle Bedeutung von pallere wenig bekümmert, einen Unterschied im Golde statuiert und gemeint, wo der pallor mit Golde verglichen werde, sei nicht an Gold gedacht, das glänzt, und noch weniger könne in solchem Vergleich von Goldesglanz geredet werden. Allein eine Goldstatue (inaurata statua) ist ohne Glanz nicht zu denken, und doch heisst es inaurata pallidior statua, und wenn man Ovid’s Erzählung vom Midas, dem alles zu Golde wird, was er ! Ebenso im Griechischen, wofür allein an Theocrit ıı 88 erinnert sei KAl Mey XxP@&c MEN OMoloc EFINETO TIÖNNAKI BAYW. 770 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. berührt (gwidquid contigero fulvum vertatur in aurum met. xı 103), aus der Ritschl die ihm günstigen Stellen herausgehoben, im Zusammen- hang betrachten will, wird man finden, dass von dem Golde, das Midas Berührung erzeugt, sowohl pallere wie radiare ausgesagt wird (110 Lollit humo sawum, saxwum quoque palluit auro; 115 postibus altis admovit digitos, postes radiare videntur) und von Midas ebenso gut (131) splendida bracchia tollere (d. i. eircumlita auro) gesagt wird, wie von den gold- getränkten Fluren (145) arva rigent auro madidis pallentia glaebis, alles zum deutlichen Beweise, dass dem Dichter nicht ein verschiedenes (old vorschwebte, sondern von demselben Golde das eine wie das andre ausgesagt werden konnte. Warum also soll es dem Dichter versagt sein, wie er V.44 in unserem Gedicht sagt fulgenti splendent auro, so an unserer Stelle magis fulgore expalluit auri (d. i. magis expallhut quam fulgor auri pallet\, da ja der Glanz des Goldes der Eigenschaft nicht entgegen ist, auf der allein der Vergleich beruht. Fasst doch auch Oharon bei Lucian ce. ıı beides zusammen, wenn er beim An- blick der maineoı xpycai des Krösus verwundert fragt, Ekeino FAP ECTIN Ö XPYCÖc, TO NAMTIPÖN Ö ATIOCTIABEI, TO YIIWXPON MET &pyeHMmAToc. Und wie bei Ovid (met. ıx 689) die reifen Ähren flavescentes nitido auro heissen, so nennt Goethe “der Flammen blasses Gold’, was Beweises genug ist, dass den Dichtern verschiedene Vorstellungen möglich und gestattet sind. Kurz wer es recht erwägt, muss gestehen, dass es an uns liegt, an unserer Denk- und Redeweise, von der wir nicht loskommen können, dass wir uns an einem Ausdruck stossen, über den kein antiker Leser sich verwundert hätte, dem pallescere in solchem Vergleich so geläufig war wie es uns fremdartig bleibt.' Dass man aber (Quanto saepe magis, worin Ritschl ein putidissimum acumen sah, seit Faerni fast allgemein in Quam tum saepe abgeändert hat, ist fast zu verwundern. Denn von tum nicht zu reden, dessen es nicht bedurfte, da der folgende Temporalsatz cum saevum cupiens contra contendere monstrum morlem oppeteret nicht hieran allein, sondern gleichmässig an den drei gleichartigen Fxclamationen hängt: Qualibus incensam —;, (Quantos illa tulit —;, Quanto saepe magis —;, Cum —, was wäre denn an der Steigerung auszusetzen “Um wieviel mehr als Gold erbleichte sie’? Sagt doch auch Cicero de rep. m 5, 8 iustitiam rem multo omni auro cariorem und Catullus selbst c. 82, 3 multo quod carius illi est oculis, obwohl in beiden Fällen der Ausdruck auch ohne die in multo liegende Steigerung kräftig genug war. ! Genau müsste man übersetzen: “wieviel mehr ward sie blassgelb als Goldglanz blassgelb ist, und daraus ist klar, dass es unserer Sprache an einem Ausdruck für diesen Vergleich gebricht. Vanven: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung. 771 Endlich habe ich mortem oppeteret mit dem Sangermanensis und den übrigen Handschriften festgehalten und bin der Meinung, dass die, welche dem Oxoniensis zu Liebe appeteret vorziehen, den Dichter schädigen. Die für mortem appetere beigebrachten Stellen, Sueton. Nero 2 in desperatione rerum mortem limore appetitam ia expavit, ut eqs. und Seneca epist. ıı 24, 23 quid tam ridieulum quam appetere mortem cum vitam inguietam tibi feceris, scheinen mir zu bekräftigen, dass das Wort in Vers und Gedanken Catull’s nicht passt. Wenn nun auch nicht zu leugnen ist, dass mortem oppetere auch einfach “sterben’ bedeutet wie obire mortem, so können doch zahlreiche Beispiele zeigen, dass mortem oppetere allein das Verbum war, das man in einem Satz wie dem vor- liegenden zu erwarten hatte (vgl. V. 82). Ich greife ohne Wahl ein paar Belege aus Cicero’s Sestiana heraus: 10, 23 adeunda pro patria pericula, vulnera excipienda, mortem oppetendam; ı2, 29 tum pro republica vel mortem oppetere cupiebat; 20, 45 restitisses, repugnasses, mortem pugnans oppeltisses, und so auch sonst. Aber, sagt man, oppetere gehört nur zu mortem. Gewiss, und ist auch nur zu mortem gesetzt. Hätte Catull das Verbum an praemia laudis angeschlossen, würde er ein anderes gewählt haben. Aber zu mortem die vox propria zu setzen, zu praemia laudis ein verwandtes Verbum ergänzen zu lassen, ist ein Ver- fahren, das dem Dichter gestattet sein muss. Tibull (r 4, 66) schreibt dum robora tellus, Dum caelum stellas, dum vehet amnis aquas, das Verbum dahin setzend, wo es allein seine eigentliche Bedeutung hat, bei den andern Satzgliedern aus dem Gedanken was passend ist ergänzend. Die Bezwingung des Minotaurus durch Theseus wird mit dem schönen Gleichniss gezeichnet V. 105—110 105 Nam velut in summo quatientem bracchia Tauro (Quercum aut conigeram sudanti_cortice pinum Indomitus turbo contorquens flamine robur Eruit (illa procul radicibus exturbata Prona cadit late quaevis cumque obvia frangens), 110 Sic domito saevum prostravit corpore Theseus. Den V.ı109 habe ich nach der Verbesserung ediert, die ich in dem Programm von 1897 S.6 mitgetheilt und zu begründen gesucht habe. Als ich diese Ausführung schrieb, wusste ich nieht, dass Robinson Ellis schon vorher im Philologus 1890 S. 270 (später auch in Class. Review) dieselbe Vermuthung bekannt gemacht hatte. Hätte ich es gewusst, hätte ich über diese Stelle, deren Berichtigung auch bei mir schon alt und oft in Vorlesungen besprochen war, vermuthlich nicht geredet. Da ich aber ohne Kenntniss des Vorgängers schrieb, gereut es mich nicht, meine Beweisführung vorgelegt zu haben. Denn 772 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. hier war, meine ich, der methodische Gang entschieden vorgezeichnet, so wenig er auch beachtet worden ist. Nachdem das aus Handschriften gezogene /ateque et cominus, das so lange getäuscht hatte, beseitigt worden, musste einleuchtend sein, dass /ateque .. obvia frangens mit Einschub eines Ablativs wie ruinis (ruineis), tumultibus nicht richtig sein konnte, der Construction wegen und weil die Nomina nichts brachten, was nicht in Prona cadit und dem vorangegangenen enthalten war, schlimmer aber war, die Con- struction zu ermöglichen, frangens in frangüt abzuändern, oder das Parti- cipium zu schützen neben ‘la ein zweites Subject lateque furü vis 0. f. einzuführen und die Einfachheit der Satzform zu zerstören. Man sieht, lategque war des Übels Anfang. Diese Fehler vermied Lachmann mit der Schreibung /ate qua est impetus o. frangens, die aber auf täuschen- der Lesung einer Handschrift beruht; und besser vermied sie, wer zuerst einsah, dass zu Prona cadit late .. obvia frangens nichts als eine verallgemeinernde Pronominalform zu erwarten war. Denn das allein fügte sich dem Gedanken und fügte sich der Construction, prona cadit late quaecumque erant obvia frangens, und fand seine Bestätigung an den von mir angeführten Beispielen analoger Redeweise: quibus quid- quwid obrium daretur transfigerent; impetu omne quidgquid obvium fuerat proterentem; obvia quaeque ruens; quaecumque morantur obvia discutiat. So blieb nur übrig, die früher fälschlich gesetzte Pronominalform zu berichtigen, quaevis cumque, und zu zeigen, wie daraus die hand- schriftliche Schreibung erwachsen sein könne. Möchte es gelungen sein, durch den doppelten Versuch diese Stelle wenigstens endgültig zu erledigen. Viel Vertrauen hege ich nicht: Post- gate, der seines Landsmanns Berichtigung kennen konnte, hat 1894 im Corpus poetarum es vorgezogen, nach eigener Vermuthung /ate casu cuncta obvia frangens zu edieren, worin casu neben prona cadit für meine Empfindung reines Füllwort ist. Aus der Klage der Ariadne habe ich die Verse 139. 140 in der Form in den Text gesetzt, die ich in dem genannten Programm besprochen habe, At non haec quondam nobis promissa_ dedisti Voce, nec haec mihi me miserae sperare üubebas; und will hier nicht darauf zurückkommen, zumal ich bei K. P. Schulze Zustimmung gefunden habe, und Ellis in der neuen Ausgabe wenig- stens eingeräumt hat, dass der mit sperare verbundene Dativ mihi miserae nicht anzutasten sei. Auf anderes in der Klage, worin ich von den Herausgebern ab- weiche und was ich a.a.O. behandelt habe oder jetzt behandeln könnte, will ich nicht eingehen; nur über den V. 1384. Vanren: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung. 773 Praeterea nullo litus, sola insula, tecto, Nee patet egressus pelagi cingentibus undis : Nulla fugae ratio, nulla spes: omnia muta, veranlasst Birt eine Bemerkung zu machen, der a.a.0. vorschlägt nullo laetast sola insula tecto. Dass laetus von Örtern und Gegenden gesagt wird, ist nicht unbekannt, aber eine öde Insel (sola insula) nullo tecto laela zu nennen, hat etwas absonderliches. Birt ist zu seiner Vermuthung gekommen, weil er ein est vermisste, das, wenn gefordert, in mehr als einer Weise sich an- bringen liesse. Aber sollte es mehr gefordert sein als in dem gleich folgenden nulla fugae ratio, nulla spes? Birt tadelt nicht die Wort- stellung, die in älterer und neuerer Zeit viele abzuändern versucht haben; aber seine Herstellung beseitigt sie, doch wohl nicht ohne Absicht, wie er auch die Verbindung ditus nullo tecto, die er nicht tadelt, durch seine Änderung beseitigt. Was die Wortstellung anlangt, so hatte ich in dem Proömium von 1850 S.ı7 durch viele Beispiele zu zeigen versucht, dass es eine Liebhaberei römischer Dichter sei, die Apposition nicht nachfolgen zu lassen, sondern zwischen die Glieder der Hauptbezeichnung einzuschal- ten, non ego natalem, rura paterna, locum (videor celebrare); inceptos, olim promissum carmen, iambos, und nach dieser Analogie, glaubte ich, habe auch Catull statt auseinander zu legen nullo litus tecto, sola insula, die Apposition in die Mitte zwischen die zusammenhängende Bezeichnung eingeschoben. Von anderer Art ist die Wortstellung in dem Enniani- tschen Vers Tonsillas rapiunt, configunt litus, aduncas, aber auch er kann zeigen, was den römischen Dichtern in der Wort- stellung genehm ist (vgl. Proömium 1886/87 S.ı8). Dass man aber an dtus nullo tecto, d.i. ein Gestade ohne Obdach, Anstoss nehme, kann z.B. Cicero verhüten, der pro Flacco e. 11, 24 schreibt si quem infimo loco natum, nullo splendore vitae, nulla commendatione famae, de- ‚fenderem. Unter den nach Pharsalus zur Hochzeit eilenden Gottheiten lässt Catullus auch den Peneus den Fluss der Thessalischen Landschaft er- scheinen 285 Confestim Penios adest, viridantia Tempe, Tempe, quae silvae cingunt super impendentes, 287 Haemonisin linquens Doris celebranda choreis, Non vacuus. So habe ich jetzt den V. 287 ediert, in einer Form, die ich genau so nur bei Postgate in seinen beiden Editionen vom Jahre 1889 und Sitzungsberichte 1905. 71 774 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. im Corpus poetarum Romanorum vom Jahre 1894 wiederfinde, doch ohne dass ich wüsste, wo er sie besprochen und zu rechtfertigen ge- sucht habe. Auch ist Haemonisin eine alte, von Heinsius herrührende Berichtigung, Doris aber die Überlieferung selbst. Bei den übrigen Herausgebern hat Haupt’s Naiasin für das in den Handschriften ver- schriebene Minosim sich besonderen Beifalls erfreut, doris aber ist die Quelle zahlreicher Vermuthungen geworden, wie puleris, crebris, claris, doctis, duris, hilaris, divis, solis, solitis, varüs, die sich durch nichts als die grössere oder geringere Buchstabenähnlichkeit empfehlen: denn zur poetischen Darstellung tragen diese Epitheta nichts bei. Den Anstoss doris zu verlassen, hat Haupt (opp.ı p. 142) gegeben mit der Be- merkung, die Lachmann (Lucrez p. 280) aufgenommen und ergänzt und berichtigt hat, dass doris nur richtig sein könne, wenn die Dorier Dori genannt worden wären; sie hiessen aber von dem griechischen Aurıeic lateinisch Dorüs, wie Lachmann a.a.O. eingehend nachweist, wovon ein Adjectiv Dorus nicht gebildet werden könne. Neuerer Zeit hat Rothstein eine adjectivische Bildung Dorus angenommen für Pro- pertius’ ıı 9, 44 (vgl. Bd. 2 S. 365) Dore poeta, indem er theils auf die auch von Lachmann angeführten Grammatikerzeugnisse Gewicht legt, die Dori für Dorier gesetzt haben, wie Festus p. 250, 3 Th. in speciem sphingum, quod eas Dori ficas vocent, der aber p. 460, 31 Dorüs schreibt stuppam linum impolitum appellant Graeci Dorüs, was ohne Grund be- zweifelt worden, und Servius z. Aen.ı 27 Dorica castra: sane Dorus Neptuni filius fwit, unde Dori originem ducunt, woraus Isidorus orig. ıx 2, 80 das seinige gezogen hat; anderseits für Properz auch die Her- leitung eines adjectivischen Dorus von dem mythischen Stammvater der Dorier Dorus für möglich hält. Bei Properz ist: Dore poeta nicht überliefert und ist schon darum, wie Rothstein selbst anerkennt, min- destens unsicher, mir scheint es nicht richtig zu sein. Dem Catull aber ein adjectivisches Doris von Dori zu vindicieren, reichen meines Erachtens weder die Grammatikerzeugnisse (gegenüber der soviel besser bezeugten Benennung Doris) aus noch die an sich bedenkliche Ab- leitung von Dorus, dem Stammvater der Dorier. Dennoch halte ich Doris celebranda choreis für das ursprüngliche und will versuchen es auf anderm Wege zu rechtfertigen. Ich ver- stehe “Dorische Reigentänze’ nicht von der Landschaft oder deren Bevölkerung, sondern in musikalischem Sinne von der Tonart, wie man griechisch Awrıon Ärmonian (Athen. xıv p. 62524 sqg.), ACMATA Auvrıa (Pausan.) gesagt hat, und lateinisch Dorium carmen, bei Horaz epod. 9,5 Sonante mixtum libüs carmen Iyra, Hac Dorium, ülis barbarum, - Be Sin 20B: EN n „” Vanuten: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung. 44 5 Dorios modulos (Plinius) u. a., und endlich auch Avrıon xopeian selbst. In einem bei Athenaeus xıv p. 617 f. erhaltenen Hyporchem des Pratinas lautet der Schlussvers: KıccöxAıT” ANAE, ÄKOYE TÄN EMAN AWPION XOPEIAN, da ja Reigentänze mit Gesang und Musik verbunden waren, wie bei Callimachus (m 242 sq.) und Tibull (1 3, 59) hie choreae cantusque vigent. Hiernach nun bin ich seit langem der Überzeugung, dass auch Catull in demselben Sinne von Dorischen Reigentänzen gesprochen habe, und leicht ist zu empfinden, wie viel sachgemässer dies sei als alle die Erfindungen der Kritiker, puleris, crebris und wie sie alle heissen, die im Grunde nur inhaltsleere Bezeichnungen sind. Doch hier begegnen wir einer andern Schwierigkeit: Catull sagt Doris, nicht Dorüs ce. choreis. Nun ist zwar bekannt, dass lateinische Dichter sich nieht selten gestattet haben, die beiden i in ein langes i zu verschmelzen, und nicht Junüs, sondern Nonis Iunis (Ennius) und Lavinis, taenis, auch supplicis und flagitis zu schreiben, wofür Lachmann a.a.0. die sämtlichen Belege gesammelt hat. Aber Lachmann be- hauptet, das sei lateinischen Dichtern nur bei lateinischen Wörtern erlaubt gewesen, auf griechische Wörter wie aetherüs, dorüs sei dies nieht angewendet worden. Allein wenn Horaz carmen Dorium schreibt, wird das griechische Wort nicht wie ein griechisches, sondern wie ein lateinisches behandelt, und was hätte lateinische Dichter abhalten sollen, diese rein aus dem Verszwang oder der Versbequemlichkeit hervorgegangene Verschmelzung der beiden Silben auf griechische Lehn- wörter so gut wie auf rein lateinische anzuwenden? Und ist nicht taenia, wovon Virgil taenis geformt, auch von Taınia? Zudem erfinden wir nicht Doris, sondern suchen ein überliefertes Wort zu erklären und zu rechtfertigen, das bisher noch jedem Versuch der Berichti- gung widerstanden hat.' Schwieriger ist es, über den Eingang des Verses zu einer halt- baren Entscheidung zu gelangen; denn Minosim, wie die übereinstim- mende Überlieferung lautet, ist verschrieben und nur soviel zu er- kennen, dass ein von linguens abhängiger Dativ verlangt wird, die Personen zu bezeichnen, denen Peneus das Thal mit Reigentänzen zu feiern überlässt. Wenn man frage, wem Peneus dies zu thun an- heimgebe, könne man, meinte Haupt, nur antworten, den Nymphen. ı Für Doris, sei es aus Dorüs contrahiert oder von Dorus, das neben Dorius Name ’ des Volksstammes gewesen, hat sich W. H. Roscher ausgesprochen (in Fleckeisen’s sesp Jahrb. 1880 S. 785), aber er hat das Epitheton mit Naiasin verbunden, indem er Nym- phen im Tempethal und anderseits dass die Gegend des Peneus von Doriern bewohnt gewesen nachzuweisen sucht. Doris mit Naiasin zu verbinden, widerräth die Wort- stellung, nach der nur Doris choreis beabsichtigt sein kann. {als 776 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. Und gewiss Nymphen gehören an den Fluss, wie bei Apollonius, Argon. ı 501, Orpheus singt OYPeA ©’ WC AÄNETEINE, KAl WC TIOTAMOI KENAAONTEC AYTÄCIN NYMOHCI, Kal EPTIETÄ TIÄNT ErENONTO oder Callimachus ıv 109 Nvmeaı Oeccaniaec, TIOTAMOP TENOC, EITTATE TIATPI, wo unmittelbar vorher 105 der TTuneiöc Enıccömenoc AIA Temmewn ge- nannt war; oder 256 Nvmeaı ÄAHnIAAec, TIOTAMO? TENOC APXAIOIO, und dass der Reigentanz der übliche Zeitvertreib der Nymphen ist, bezeugen oft die Dichter, wie Ilias xxıv 616 nymoAwn AIT AMm® AxemwWIon erpwcanto, oder Euripides Iphig. Aulid. 2054 TIAPA A& neykosah YAMmABON EINICCÖMENAI KYKAIA TIENTHKONTA KöPpAl NHPEWC rAMoYc ExöpevYcan, und Pro- pertius ı 20, 45. 46 cuius ut accensae dryades candore puellae miratae so- litos destituere choros und was dazu Rothstein weiteres aus Theocrit und Apollonius angeführt hat. So hätte also bei Catull auch den Najaden, Nymphen des feuchten Elements, dieser Auftrag ertheilt sein können, und Naiasin, wie Haupt schreibt, würde den überlieferten Zügen (Mino- sim) noch nahe genug bleiben, um von der Seite kein Bedenken zu erregen. Dennoch stört mich dabei ein Zweifel anderer Art. Der Peneus, der Fluss, nicht etwa der Flussgott, sondern der Fluss verlässt sein Bett und sein Thal, an dessen Enge (2386) nicht ohne Absicht erinnert wird, um hinaufzuziehen nach Pharsalus zur Hochzeit des Thessalischen Helden Peleus. Erscheint uns das grotesk, dass es antike Vorstellung war, darf wohl nicht bezweifelt werden. Homer lässt alle Flüsse. bei Zeus sich versammeln, Ilias xx 4: Zeyc A& DEMICTA KENEYCE BEOYC ÄTOPÄNAE KAAECCAI KPATÖC ATI OYAYMTIolo TIOAYTITYXOY' H A’ ÄPA TIÄNTH BOITHCACA, Kenevrce Aldc TIPÖC AQMA NEECBAI. OYTe TIC ofn TIOTAM@N ATIEHN, NÖC® "(IKEANOIO, OYT’ ÄPA NYMOAWN AIT AÄNCEA KANA NEMONTAI, KAl TIHTÄC TIOTAM@N KAI TIICEA TIOIHENTA. "Eneöntec a’ Ec aßma Aıöc KTa. und in ähnlicher Art schildert noch Claudian Rapt. Pros. ın, ı Juppiter interea cinctam Thaumantida nimbis Ire iubet totoque deos arcessere mundo. Illa colorato Zephyros inlapsa volatu Numina conclamat pelagi nymphasque morantes Increpat et fluvios umentibus evocat antris, (vgl. ebenda V.ı4ff.) und Claudian 1253 sqq. Currat qui sociae roget in convivia mensae | | a | Vanten: Beiträge zur Berichtignng der römischen Elegiker. Fortsetzung. Indigenas fluvios, Italis quieumque suberrant Montibus Alpinasque bibunt de more pruinas.' Wenn aber der Fluss sein Thal verlassen hat, möchte es wenig angemessen sein, inzwischen Nymphen, Najaden, die zum Fluss ge- hören und ohne den Fluss nieht sind, in seiner Abwesenheit mit Reigentänzen sich vergnügen zu lassen, die besser mit ihrem Fluss hinauf zur Feier gezogen wären. Dass in Euripides Herakles (785) die Nymphen des Asopos ihres Vaters Wasser zu verlassen geheissen werden, um Herakles mit zu besingen (AcurmiAaec KörAı BÄTE AIMoFcAI TIATPOC YAWP CYNAOIA0ol, NYMoAI, TON "HPAKnEOYC KANNINIKON ArÖNA), ist eine zierliche und begreifliche Erfindung, weniger begreiflich, dass die zurückgebliebenen Nymphen das Thal ihres Flusses mit Tänzen er- füllen. Ist dies begründet, so kann Naiasin eine verlässliche Berichtigung für Minosim nicht sein. Fragt man aber, wem der abziehende Fluss sein Thal mit Reigen zu feiern überlassen konnte (linquens), so kann die Antwort nur sein, den Jungfrauen des Landes, den Thessalierinnen, die jetzt, da der Fluss das enge Thal nicht füllt, willkommenen Spiel- raum für ihre Tänze gefunden haben. Also Haemonisin linquens Doris celebranda choreis. Haemonia für Thessalien ist bekannt (s. Rothstein zu Prop. ı 13, 21), und neben Aimonıevc wird Aimonic von Stephan. Byz. s. v. Oixania be- zeugt, und Ovid (Heroid. xım 2) schreibt Haemonis Haemonio Laudamia viro; Haemonides werden die Thessalischen Zauberinnen bei Lucan mehr- mals genannt. Der Dativ auf sin, obwohl er nicht häufig ist, wird bei Haemonisin nicht bedenklicher sein als bei Naiasin und den ver- wandten. Aus Haemonisin aber, wenn es, wie glaublich, emonisin geschrieben war, ist nicht schwer zu erkennen, wie monisin und mit der Metathesis der Vocale (vielleicht nicht ohne Erinnerung an die in unserem Gedicht mehrmals genannte Minois) minosim entstanden sei. Der Peneus kommt nicht mit leeren Händen zum Fest: Non vacuus: namque ille tulit radicitus altas Fagos ac recto proceras stipite laurus 290 Non sine nutanti platano lentaque sorore ! Von anderer Art ist die Schilderung bei Claudian ı 209: Accepit sonitus curvis Tiberinus in antris Ima valle sedens: adrectis auribus haesit, Unde repentinus populi fragor : ilicet herbis Pallentes thalamos et structa cubilia musco Deserit ac nymphis urnam commendat erilem. Der Flussgott Tiberinus verlässt seinen thalamus und übergiebt die urna des Herrn den Nymphen zu bewachen. 1778 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 27. Juli 1905. Flammati Phaethontis et aeria cupressu. Haec circum sedes late contexta locavit, Vestibulum ut molli velatum fronde vireret. Die Handschriften (290) sämmtlich sororum, und da der Schwestern des in Flammen aufgegangenen Phaethon drei oder mehre waren, hat Birt hiervon ausgehend und den Plural zu schützen bemüht in /enta einen Fehler entdeckt, den er durch fletugue zu verbessern vorschlägt, mit der Bemerkung ‘an der Pappel ist der Bernstein das werthvollste’. Allein, wenn auch fletus sororum kein unschicklicher Ausdruck war zur Bezeichnung des aus den Thränen der in Pappeln oder Erlen verwandelten Schwestern des Phaethon entstandenen Bernsteins, so darf man doch einwenden, dass es nicht so sehr auf den Bernstein als auf den Baum ankam, der mit den übrigen rings um den Pallast des Königs aufgestellt werden sollte, den daher hier durch dieses sein Erzeugniss zu bezeichnen nicht eben rathsam war. An lenta nicht zu rütteln und sorore, die alte Berichtigung, beizubehalten, räth die zierliche Coneinnität, in der die letzten drei Baumarten zu- sammengeordnet sind: non sine nutanti platano lentaque sorore Flam- mati Phaethontis ei aeria cupressu, die durch fletugue sororum in mehr als einer Beziehung gestört wird. lenta aber ist Attribut des Baumes, nicht der Person, die statt des Baumes genannt ist, während umge- kehrt bei Catull e. 36,7 pessimi poetae scripta tardipedi deo daturam in- ‚felieibus ustulanda lignis das Epitheton (fardipedi nach dem griechischen kyanotioalwon) die Vorstellung von dem Gotte hebt, der statt des Feuers genannt ist, nicht unähnlich dem, was Juvenal (vı 25) schreibt et quae componis dona Veneris marito, womit wiederum x 112 ad generum Cereris „. pauci descendunt (vom Pluto) zu vergleichen. Diese Art von Metonymien, für die der einzige Ovid reichlich Beispiele giebt, hat einst Haupt (opp. u S. 166ff.) mit vielen überwiegend griechischen Belegen erläutert, eingehend aber nicht erschöpfend, wie er selbst bekennt, wie er denn die Catullischen Beispiele nicht erwähnt. Dass sorore am Schluss des Verses in sororum verschrieben worden, hat schwerlich die Erinnerung an den Mythus von den drei Schwestern Phaethons veranlasst, sondern ist, so bestechend auch das andre ist, doch nur ein zufälliger Irrthum, wie bei Catull auch sonst nicht selten Endungen der Wörter in Handschriften verschrieben sind, wie 179 ponti des Oxon., das richtig ist, neben pontum der übrigen, oder um- gekehrt viatorum des Oxon. (68, 61) neben viatori, dem richtigen, in den übrigen. Aus dem Parzenliede möchte ich nur den einen Vers 350 kurz besprechen, um zu erklären, warum ich fast von allen neueren Heraus- Vauten: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung. 779 gebern abweichend bei der Vulgata verblieben bin, die, soviel ich sehe, nur K. P. Schulze nicht aufgegeben hat. Saepe fatebuntur gnatorum in funere matres, 350 Cum in cinerem canos solvent a vertice crines Putridaque infirmis variabunt pectora palmis. Es liegt aber zu Tage, wie sehr die handschriftliche Überlieferung selbst die Entscheidung erschwert: cum in ciuium (inciuum) canos s. a v. crines ist die überwiegende Lesart der Handschriften, wozu aus der Oxforder allein das verschriebene crüönen kommt, woraus man crinem hergestellt, indem man zugleich, was sich damit als nothwendig ergab, canos, das auch in der Oxforder Handschrift steht, in cano abgeändert hat. Aus dem verdorbenen Anfang des Verses hat man je nach Umständen entweder ein Epitheton zu crinem, dem mit cano dem Oxoniensis zu Liebe berichtigten, hergestellt in der Form cum incultum cano solvent a vertice crinem, die von Bährens ersonnen, bei Schwabe und Postgate Beifall und Aufnahme gefunden hat, oder unter Festhaltung des in den übrigen Handschriften überlieferten canos.... erines ein Epitheton zu verlice zu gewinnen gesucht: cum incurvo canos solvent a vertice crines, nach einem früheren, jetzt wieder aufgenommenen Vorschlag von Ellis: beides, wenn ich meine Meinung sagen darf, recht schwächliche und nichtssagende Ergänzungen, denen man es nur zu sehr anmerkt, wie sie nur dem Bedürfniss den Buchstaben etwas abzugewinnen verdankt werden. Gegen das erstere hat Schmidt mit Grund geltend gemacht, dass besser canos ... erines als cano a vertice geschrieben würde, und auf Ovid met. xım 427 verwiesen canum de vertice crinem. Und welche Zuverlässigkeit könnte eine Herstellung haben, die rein gegründet ist auf den dem Öxoniensis allein angehörigen Schreibfehler erimen, der um so weniger Gewicht beansprucht, weil in derselben Handschrift wie in allen anderen canos steht, das crines verlangt. Um so mehr wird es geboten sein, scharf in das Auge zu fassen, was die Itali in Handschriften corrigiert haben, deren feines Gefühl für den dichterischen Ausdruck man nicht selten Anlass hat zu be- wundern. Aus den jungen Handschriften stammt, was als Vulgat- lesart verbreitet worden: Cum in cinerem canos solvent a vertice crines. Was die Form des hergestellten Wortes anlangt, würde von Interesse sein sicher zu wissen, was im Öxoniensis geschrieben stand, dessen Lesung Ellis neuestens so angiebt, dass man glauben muss, es habe inciw’of gestanden und sei in inciu’om (inciwöf) corrigiert worden, d.h. inciuerom oder wenn (wie angegeben wird) 0 in « gebessert worden, inciuerum. Ist darauf Verlass, würde man eine Schreibung gewinnen, die dem von den Itali corrigierten in cinerem nicht fernliegt, und selbst 780 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 27. Juli 1905. in in ciwium der andern Überlieferung könnte das letzte i aus dem im Oxon. vorhandenen Zeichen für er entstanden sein. Doch wie dem sei, die Frage ist, ob in cinerem einen richtigen und brauchbaren Gedanken ergiebt. Schmidt meinte, in cinerem solvere sei unlateinisch, und so mögen auch andere Kritiker gedacht haben, neuestens vielleicht auch Birt, der aus in ciuium geglaubt hat in gre- mium canos solvent a vertice crines ziehen zu können, das, wenn ich recht verstehe, einen wenig angemessenen Zusatz ergäbe. Was da- gegen cum in cinerem canos solvent a verlice crines bedeutet, kann nicht zweifelhaft sein: ich verstehe “wenn die Mütter die grauen Haare vom Scheitel lösen werden zum Zweck der Asche d.i. zum Zweck der Bestreuung mit Asche’. Dieses zweckbezeichnende in, das meist einen knapp zusammengefassten Ausdruck ergiebt, der durch einen gan- zen Satz sich wiedergeben lässt, ist der Latinität nicht fremd; den Sprachgebrauch hat Madvig opp. acad.1887 p.135ff. mit zahlreichen Bei- spielen erläutert, mit einigen auch Nipperdey zu Taeitus ann. ıı 13, und neuestens Rothstein zu Properz ıv 5, 48, der auch seine Vorgänger namhaft macht. Prüft man die sämtlichen Belege, so ist zwar eine nicht geringe Mannigfaltigkeit in der Verwendung dieser Zweck an- gebenden Präposition zu erkennen, aber auch zu sehen, dass unser in cinerem kein Bedenken haben kann, obwohl ich es bei keinem der genannten angeführt gefunden habe. Nur um die eigenthümliche Art dieses Gebrauches zu kennzeichnen, sei weniges erwähnt. Seneca Agam. 98 Corpora morbis maiora patent Et cum in pastus armenta vagos Vilia currant, placet in vulnus Maxima cervix, d. h. ut vulnere afficiatur, ut vulmus accipiat; womit Virgil Aen. xı 644 zu vergleichen nec vulnera terrent: Tantus in arma patet d.i. ut armis petatur. Horaz Carm. ıv 2, 56 Te decem tauri totidemque vaccae, Me tener solvet vitulus, relicta Matre qui largis üwenescit herbis In mea vota, d.i. ut mea vota solvat; ganz wie Ovid am. ı 13, 46 commisit nocies in sua vota duas. Wenn wir also in cinerem richtig deuten und der Ausdruck kein Bedenken hat, so bringt der Zusatz einen wirklichen Vortheil für den Gedanken. Denn wenn auch das Lösen der Haare an sich ein Zeichen Vanren: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. Fortsetzung. 781 der Trauer war (vgl. Rothstein zu Properz ıı 13, 56), so kann es bei dem Umstand, dass das andre übliche Zeichen der Trauer, das Schlagen der entblössten Brust, sich anschliesst, nicht auffällig sein, dass das Lösen der Haare mit dem Gedanken an das Aufstreuen der Asche verbunden ist. Wie diese beiden Zeichen vereinigt zu werden pflegten, kann der Chor aus Seneca’s Troades verdeutlichen, S3ff. Hec. Fidae casus nostri comiltes, Solvite cerinem, per colla fluant Maesta capilli tepido Troiae Pulvere turpes — —.: Cingat tunicas palla solutas, Vacet ad crebri verbera planctus Furibunda manus. cuor. Solwimus omnes lacerum multo Funere erinem: coma demissa_ est Libera nodo sparsitque cinis Fervidus ora. Cadit ew umeris vestis apertis Imumgque tegit suffulta latus; Jam nuda vocant pectora dextras. (Vgl. Properz ıı 9, 10. 13.) Aber auch sonst ist Losbinden der Haare und Bestreuen mit Asche verbunden, z. B. Claudian Rapt. Pros. ım 177 laceras effusa comas et pulvere cano sordida. Das Bestreuen mit Asche als Zeichen der Trauer wird in unserm Gedicht v. 224 von Aegeus erwähnt canitiem terra atque infuso pulvere foedans. Und vergleicht man noch Apuleius met. x 6 rigans lacrimis trahensque cinere sordentem ca- nitiem oder vı 27 fuscaque veste contecta ambabus manibus trahens cinero- sam canitiem, so wird man einräumen, dass unseres Verses Form cum in cinerem canos solvent a vertice cerines nach jeder Richtung ohne Tadel ist. | [0 0) L&S) Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. Von HERMANN JUNKER. (Vorgelegt von Hrn. Erman am 13. Juli [s. oben S. 715)].) Einleitung. Die Sprache der Ptolemäerzeit pflegte bisher als eine einheitliche betrachtet zu werden; doch ergibt sich aus der vorliegenden Verglei- chung der Texte Denderas, daß selbst innerhalb derselben Tempel- schule durchgreifende Verschiedenheiten nachzuweisen sind. Die Ab- weichungen sind verschiedener Art und aus verschiedenen Ursachen hervorgegangen. Neben den in der Normalsprache Denderas abgefaßten Texten trägt eine Gruppe von Inschriften eine ausgesprochene neuägyptische Färbung, einige von ihnen könnte man gar schlechthin als neuägyp- tische bezeichnen. Selbst innerhalb der im gewöhnlichen Ptolemäisch geschriebenen Texte macht sich, wenn auch nicht mit gleicher Deutlichkeit, ein Unterschied bemerkbar, der vor allem durch das verschiedene Alter der Inschriften hervorgerufen wurde; die Krypten, der älteste Teil des Baues, zeigen manche besonders orthographische Eigentümlich- keiten, die wir in den jüngern Texten nicht wiederfinden. Endlich ist auch in den derselben Bauperiode angehörigen Texten die Sprache nicht überall vollkommen gleich; hier wird der Inhalt bei dem Auftreten der Abweichungen bestimmend mitgewirkt haben. Bei der Bearbeitung konnten natürlich nur die publizierten Texte berücksichtigt werden; doch ist das Fehlen der übrigen Inschriften für die folgenden Aufstellungen schon darum von geringerer Bedeu- tung, weil die Publikationen Texte jeder Gattung und von diesen die wichtigeren bringen. H. Junger: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 783 I. Neuägyptisch gefärbte Texte. $ı. Der Vergleich der neuägyptisch gefärbten Texte mit denen der regelmäßigen Ptolemäersprache kann nur so gehandhabt werden, daß jede der betreffenden Inschriften einzeln auf ihre Abweichung geprüft wird, da ihre Verwandtschaft mit dem Neuägyptischen eine verschiedene ist, von dem Vorkommen einzelner neuägyptischer Wen- dungen bis zum vollendeten Neuägyptisch; auch ihre nicht neuägypti- schen Besonderheiten sind in den Vergleich aufgenommen. $2. Es folgt zunächst die Aufzählung der in Frage kommenden Texte; für die Reihenfolge ist die größere oder geringere Durchsetzung mit neuägyptischen Bestandteilen maßgebend gewesen. ib ann II md | »Bericht des Geheim- nisses, das man nicht sieht, das man nicht hört, das der Vater seinem Sohne gab« (Rec. V 92', Kol. 133 = Mar., Dend. IV 309); fast ganz neuägyptisch, vgl. die $$ 3, 4, 5, 8, 9, IO, II, 13, KORR7. 1,9,19,20, 21.23.0241. 2. an | ng ... »Bericht des Geheimnisses in S AL] B3 MW dem verborgenen Gemache«... (Rec. V 85, Kol. 99 = Mar., Dend. IV 338); steht Nr. ı am nächsten, vgl. die $$ 5, 6, 8, 9, NOJETT,013, 17520523424: 3. Die Vorschriften für die Feste des Osiris im Choiakh (Rec. II 44—57; IV 21— 33, Kol. 1—99 = Mar., Dend. IV 35 — 38) — I. und 2. bilden die Fortsetzung; enthält einige neu- ägyptische Wendungen und Konstruktionen, vgl. die $S 5, 7; SEO TITEL Ua, 140 20122,723.22. 4. Die Salbenrezepte aus dem Laboratorium (Mar., Dend. I 47 a—e — Dim „Resza3r), vol. die 888, 12.175. 5. Der Kalender von Dendera (MAr., Dend. I 62f—m = Dim., Bauurk. 17— 18), vgl. die $$ 8, 24. Der Übersichtlichkeit halber wird im folgenden mie a, 2. mit b, 3. mil 6, .\4.. mit d. . 5-.jmit, e, bezeichnet. ! Die Abkürzungen sind die gewöhnlichen: Rec.V 92. Kol.133 — Recueil de Travaux relativs... Band V Seite 92, Kolumne 133; Mar., Dend. — MaArterre, Den- derah, Paris 1873; Düm., Res. — Dünıchen, Resultate, Berlin 1869; Dün., Geog. I. — Dünıchen, Geographische Inschriften, Leipzig 1865 ff.; Düm., Kal.I. = Dünmıcnen, Ka- lenderinschriften, Leipzig 1866; Dün., Bauurk. = Dünıchen, Bauurkunde von Dendera, Leipzig 1865; Düm., Baug. — Dünıcnen, Baugeschichte des Denderatempels, Straß- burg 1877. 4 784 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. A. Formenlehre. Personalsuffixe. $ 3. Die dritte Person plur. e. lautet im gewöhnlichen Ptolemäisch Denderas wie im klassischen Ägyptisch $n (vgl. = Gr.'$ 2 und nur in wenigen Ausnahmen findet sich statt dessen | e ZEN, Äg. $ 46).° Da- gegen ist in a das neuägyptische w fast ausschließlich an "Stelle von sn getreten, z. B.: IS an —__ siesollen ihnen Öl geben — evt nar (Rec.V 96, e II<—>® Ö Kol. 156). zen] R e@ . T a IR N alle (rmpo») Glieder (Ree.V 95, Kol. 151); an man (Rec. V 94, Kol. 143), usw. Das w wird zudem oft ausgelassen und das Suffix durch die Plural- striche ausgedrückt, nicht nur, wo es an ein w der Endung tritt, wie in | I ev, sondern auch sonst, wie in Bu und sie sollen Il © al kw sie zerstoßen (Rec. V 94, Kol. 142). $4. Nur in a kommt neben dem Pronomen absolutum' auch das Personalsuffix als Objekt vor (N. Äg. $ 309), z. B.: De m O1 man soll sie zu einer Mumie machen (Rec. V 96, 1@ Ill Kol. 157). Zee il ur Seel ESSE - o man soll s Be ae Tlıezıas Pa N »e man soll sie zerstoßen und in einen Becher (anor) tun (Rec. V 94, Kol. 142). Demonstrativpronomen. $ 5. Als eines der Demonstrativa ist in Dendera nn im Gebrauche, das vor der Kaiserzeit meist EN geschrieben und fast ausnahmslos dem Substantiv nachgesetzt wird.’ In a, b, ce dagegen wird nn immer ha! 4 geschrieben und steht vor dem Substantiv (Äg. Gr. $ ıo1), z. B.: ! — Erman, Ägyptische Grammatik, Berlin 1902. ?2 Nur in In überall und einmal in a (Mar., Dend.I 31). ® Erman, Neuägyptische Grammatik, Leipzig 1880. * Das in a und d häufige wpw-st — es teilen: d. h. die einzelnen Teile aufzählen, zeigt folgende lehrreiche Varianten: U so immer in d, AI (Rec. V 93, Kol. 138), a | ML ne V 93, Kol. 140), VD! (Rec. V 94, Kol. 143) = ce. 5 Vel. zu dieser eigentümlichen Konstruktion $ 47- H. Junker: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 785 NL HT Ir un „ diese Götter in 4 Gewänder hüllen (Ree. IT 49— 50, Kol. Du Be) Tec diese süß duftenden Ingredienzien' (Rec. IV ‚Kol. 47). * SAmilz diese Schiffe (Rec. IV 26, Kol. 78). $ 6. nf» findet sich einmal in den normalen Texten substantivisch gebraucht: = TYA—,)+ (nimm) von jenem, iß von diesem (Düm., Res. 18). In 5 dagegen findet es sich wie nn mit folgendem Substantiv und E isypiischer Orthographie: F— N ee wie das, was im Tempel der Neitlı ZEN ee geschieht (Rec. IV 31, Kol. 87; vgl. IV 32, Kol. 95). $7. Wie im Neuägyptischen (N. Äg. $ı8) wird »das, was« als en in ce behandelt: las ES A a — AB Aacreımnmn ınan tut es am 12. Choiakh (Rec. III 49, Kol. 18/19). I was man in Mendes tut, a Der Artikel. $ 8. Der Artikel ist im allgemeinen in den Texten Denderas ver- pönt, und nur in ganz bestimmten Fällen tritt eine Ausnahme ein. In d und e tritt er häufiger auf, bei der Bezeichnung bestimmter Gegenstände, die, wie in d, bei der Herstellung der Salben gebraucht werden, oder, wie ine, bei den Festveranstaltungen in Frage kommen; doch ist daneben das Fehlen des Artikels ebenso häufig. e: = —K \ zur Nordseite bringen (Mar., Dend.162h: vgl. ebenda D&D 626) — dagegen ? Ni »- N Tr ebenda 62]: indem ihr schönes Angesicht gen Norden schaut. zung en die Zeremonien der Wasserfahrt vornehmen Denn EZ Sa wma (Mar., Dend. II 62j) — dagegen —lehı K | ! ob = woore thus, suffimentum? vgl. Pzryron, Lexicon Copticum S. 284. ®2 Siehe dazu $4ı. In der Götterliste (Mar., Dend.I 28) und der Namenliste Denderas (Mar. 116) steht der Artikel vielleicht auch darum häufiger, weil sich dort die Voraussetzung von $ 27 erfüllt. 786 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. alle Zeremonien des Festrituals ihrer Majestät verrichten (ebenda 62m). = gi 2 . r . = fa Na voben in dem Tempel.... (Mar., Dend. 62j) — da ER & A gegen ey (ebenda 62j). d: GG EIS öl] \f 5 : c a GT, N 5 die Ingredienzien, welche in dem GGE\\ a mm fa (obengenannten) Behälter sind (Mar., Dend.147e); dagegen: pr] den Kessel (von dem eben die Rede war) auf ea den Herd setzen (ebenda 47e). In a, db, ce steht der Artikel bedeutend häufiger als in d und e, manchmal wie im Neuägyptischen, z. B.: S ur HlanS, im Innern des Ankt-Gemaches (Rec. III, 53, Kol. 35); na die Statuen der Könige von Öber- und Unterägypten (Rec. III 54, Kol. 40). Doch sind auch hier noch viele Schwankungen zu verzeichnen; es steht z. B.: te SE En ee | a der Kasten der »Seen« des u. „ja EN a ala Osiris (Rec. III 56, Kol. 44); vgl. ferner: ir n DENT IN (Ree. III 54, Kol. 39) mit: I " (Rec.V88, Kol.ırı). $ 9. Die Verbindung des Artikels mit den Possessivsuffixen ist nur in a, b, c gebräuchlich gebräuchlich (N. Äg. $46; Äg. Gr. $ı27). Man schreibt: BE Ü (Ree.V 87) zweimal; an > „_ (Ree. III 47); = (Rec.V 95). 1f — (e.V) dt (Ree.V 95). : DEN le (Ree.V 95). Auch hier läßt, wie bei dem Artikel, die Anwendung jede Kon- sequenz vermissen; H. Junker: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 7187 Fe N elta: B statt: __ Se SO % | (Rec. II 47, Kol. ı0) m im na Sorge A — i | (Ree. III 46, Kol. 9). Ebenso: <—>- >. .).° D ISA. A A IB ee S n\°. man soll seine Augen far- III \\ um SNOSNo \\ Öle P big(?), seine Haare aus Lapislazuli machen (Rec. V 95, Kol. 146); dagegen: IN ee EL, Ba 2 man soll seine I ER NN | er N\W® Augen malen ... seine Haare einlegen (Rec.V 95, Kol. 150). $10. we (Äg. Gr. $ı28; N. Äg.$ 23; Kopt. Gr.' $1ı52). w< mit folgendem Substantiv steht a) in 5 in der Bedeutung »je einer«e — durch rn verbunden — <> god Do | zsen)® < erhe a A = = 2\E vum Il: je ein Teil der hl N) (6) ooolGo | 7 o Bestandteile von Getreide zu (je einem der) Bestandteile von sJ tun (folgt: eines mit, dem anderen von ihnen mischen) (Rec.V 87, Kol. 104— 105); b) in a und Ö5 allein’ als unbestimmter Artikel, ohne verbinden- des ;»., (= kopt. 09), z. B.: SE BE EN und sie sollen eine s?k (Matte?) ausbreiten (Ree.V 95, Kol.147; vgl. ebenda Kol.ı151); I @ si Ka ES man soll sie in eine Kiste ll oalnll!l DI ao legen (Rec.V 96, Kol. 157). Das Zahlwort. $ıu. ı. Kardinalzahlen. Die im klassischen Ägyptisch übliche Stellung des Zahlwortes ist in den neuägyptisch gefärbten Texten auch außerhalb der Maß- und Gewichtsangaben und der Berechnungen im Gebrauch, z. B.: BEN NSS, NN on den 16 Gauen der 16 Gottesglieder (Rec.V 86, se allrzaeltle ! STEINDORFF, Koptische Grammatik. Berlin 1904. 2 In c (Rec. IV 22, Kol. 50— 51): | Ko — [Fe .Xo ist we nicht der unbestimmte Artikel. 788 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. Daneben ist in a, db, c allein im Gebrauch a) die neuägyptische Konstruktion (N. Äg. $ 83 ff.), bei der das Zahlwort voraufgeht, das Substantiv im Singular folgt: | A NPASPL RUN YES l man soll ihn mit den 4 snd der Kleidung versehen (Rec. V 96, Kol. 152). b) dieselbe Konstruktion wie in a, jedoch mit dem Substantiv im Plural': 32 2 B) to sie sind die vier Götter, welche im Heiligtume von Heliopolis sind (Rec. IV 31, Kol. 89). c) die ganz ungewöhnliche und sonst nicht zu belegende Verbin- dung von Artikel und Substantiv mit nachfolgendem Zahlwort: KR NR S die 34 Schiffe, welche diesen ni 3 => Gott tragen (Rec. IV 27, Kol. 73). ar Kol die acht Tage... (Rec. IV 33, Kol.97). $ı2. 2. Ordinalzahlen. In d tritt neben der Bildung mit nw, welche im regelmäßigen Ptolemäisch ausschließlich angewandt wird, auch die jüngere Umschreibung mit mA auf (Äg.Gr. $ 158; N. Äg. $ 90). ef \ = I trockene Myrrhe zweiter Qualität ı Deben 5 Kite O (MAr., Dend. 147d; vgl. ebenda c). N ax 2 Ä i I ll BBa zweiter bis elfter Teil (MAr., Dend. I 47e), a mn 2 Sull Ko) »Der zweite« wird dabei einmal durch mA-sn-tpj ausgedrückt: en mei © es teilen: der erste Teil 10 Deben, der — are Ne zweite ıI Deben, ı Kite (MAr., Dend.1I 47a). daneben ebenda. Verba. $13. Kausativbildung. Das Kausativ wird in der Sprache Denderas durchweg” mit dem Präfix $ gebildet; in a, d, e tritt jedoch daneben auch die Umschreibung mit rdjt auf (Äg. Gr. $ 175; N. Äg. Sons zeBe: ! Diese Konstruktion findet sich auch zweimal in den Krypten (s. unten $ ar). 2 Wo es sich nämlich um ein wirkliches Kausativ handelt; dagegen braucht z. B. Mar., Dend. IV 30 die Konstruktion mit rdjt kein Ersatz des Kausativs zu sein; z.B. ZI ISIS mache, daß Hathor gesund sei (nicht: mache sie gesund). a ID) A H. Juszer: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 789 Sm Semi — m eine Blume von Lapislazuli an seine Seite stellen (Rec. Im 50, Kol. 24); dagegen 1 | (Rec. II 51, en 26). ee NIS die sntjt in Ddw zum »Sitze = Erdhackens« in 12 Be führen (Rec. V 89, Kol.116 — 117; vgl. ebenda V 90, Kol.ı121); dagegen: =: ERIK EEEEZTIN I die sntjt von T-wr zum »Sitze des Erdhackens« führen (Rec. V 86, Kol. ıor). $14. Zw-sdmf. Die Zusammensetzung von Zw und der sdmf- Form ist nur in € zu belegen. Sie steht: ı. am Ende eines Abschnittes, den Inhalt desselben zusammen- fassend: Henn — das alles nun wird in den Gauen der Götter getan (vorauf geht die detaillierte Be- schreibung der Zeremonien jedes einzelnen Gaues). Rec. IV 52, Kol. 31; ebenso Rec. III 47, Kol. 13— 14. 2. zur Einführung einer Nebenbemerkung, wobei ?w der kopti- schen Partikel e entspricht: Beschreibung einer steinernen /pht; am Schluß: ISars nn 2 a und es ruht der Gott darauf im Sarkophage (Rec. IV 29, Kol. 81). $ı5. Die Form sdmf-pw ist nur in d nachzuweisen. »Ein Feuer darunter machen aus trockenem Akazienholz — rühren — Wasser dazu tun: 0 N <0e < eE1 5 I\N-lNSe und so kocht es ein« (Mar., Dend. I 47a). $16. iwf-(Ar)-sdm (N.Äg.$233; Äg.Gr. $262). iwf-sdm = ergewrm ist in allen Texten Denderas gebräuchlich, zwf-sdm für twf-hr-sdm da- gegen ist nur in a zu belegen. Es steht dort sowohl im Anfange, wie in le Kl: Ins If Ye am 21. Tage soll man die Form (?) en (0. ä.), man soll sie mit Arj-Wasser salben (Rec.V 94, Kol. 144 — 145); <> mm ! Mar. Dend. x ehe BEN Sitzungsberichte 1905. 72 790 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. 2 mit vorhergehenden imperativischen Infinitiven wechselnd: N ERTITIEN EM EN BIT Sl ZITE am 21. Tage: kochen; am 22. es wegnehmen; am 23. man soll das sdh des... kochen, die Kleidung reinigen, den grünen Stoff trocknen (Rec. V 96, Kol. 148). $17. mtwf-sdm. Die Zusammensetzung von mtwf mit dem Verbum ist nur in a und 5 gebräuchlich, und dort nur als mtwf-sdm für mtwf-hr-sdm (N. Äg. $216— 221). Sie wird dort 1. konjunktivisch verwandt a) zur Fortsetzung eines imperativischen Infinitivs: l — i i 5 Q > ia ww =| SO EN ——x_öIlll NIa Or Oo > en A , und man bringe den »Ersten der Westlichen« des ver- gangenen Jahres, man gebe ihm Salbe (Rec.V 89, Kol.114 bis 115). b) des imperativisch gebrauchten ?wf-sdm: ee ey el: 1 man soll seine Augen (farbig) machen... und man soll SZ &... darnach: sie in den Sarg legen... ihn in ein Gewand' tun (?) und man soll ihn bearbeiten (Ree.V 95, Kol. 146). 2. In einigen Fällen scheint die konjunktivische Bedeutung ver- loren zu sein und mtwf-sdm als selbständige Form zum Ausdruck einer Vorschrift verwendet zu werden (vgl. N. Äg. $218—.220). Vielleicht liegt eine Anknüpfung insofern vor, als die voraufgehenden Sätze ähn- liche Vorschriften enthalten. 2 Hlnnı ee) am 21.Choiakh soll man Illlo ZIIIA I die Ak rn die darauf sind (Rec.V 87, Kol.108—-109); il ae = m Dr ae fl: ı Edelsteine: 24 Stück, Aufzählung: Gold usw.; man soll sie eher (Rec.V 93— 94, Kol. 140 — 141). Adverbia, Präpositionen, Konjunktionen, Partikel. $18. Nur in a findet sich das späte m-mnt = murme täglich: go | er MM e 1I—nl—an_ num ihn Nu täglich (Rec. V a Kol. 156). sie sie sollen die Wasserspende über ı Zu swAt vgl. Teti 25; Pepi 742. ui H. Junger: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 791 $19. Die Präposition r wird sonst auch vor Suffixen nur — I». le geschrieben; in a finden sich jedoch dann auch die neu- ägyptischen (N. Äg. $98) Schreibungen wie — — epos; IBS | ESESN Ill IN sie sollen die Horuskinder darauf malen (Ree.V 95, K01.149; vgl. Rec.V 96, Kol. 154). $ 20. »Im Innern« schreiben die meisten Texte Denderas ——_ [am wenn auch nicht ausschließlich, so doch vorwiegend; in abe dagegen ist °F} fast ausschließlich im Gebrauch. $ a Nur a kennt r-bnrw = eboA (N. Äg. $ 95). LeiXe zus, nn Er sie sollen die Dinge des $. hinaus- Ne | ON Sulz tragen (Rec.V 96, Kol. 156; Ree>V\: 97,, Kol-159, !Ree.V 94, Kol. 144). $ 22. dr-nit = weil dient nur in c als kausale Konjunktion. Der durch dr-ntt eingeleitete Satz steht entweder vor dem Hauptsatze wie in Sg 2 SI X TE sile Seren Do A Asseleneı/\ = zen man ihn (den Sokaris) die zerstückelte Mumie nennt, beginnt man diesen Gott zu zerstückeln (Rec. IV 31, Kol. 88 — 89) oder nach demselben: m @ie Dr, & j ses 5] oa ea OÖ I. iv = N ee fa (: Ro5ölu SuN gest, je das ist der Tag, an dem EESA——= OR en man den Osiris begräbt an der Stätte der 5A! in dem Kasten unter den ?d-Bäumen, denn das ist der Tag, an dem die Glieder des Osiris kamen (Rec. IV 32, Kol. 96. Vgl. ebenda Kol. 94). $23. Der Gebrauch der Hervorhebungspartikel | ist in Dendera auf wenige Texte beschränkt’, den anderen Inschriften vollkommen fremd. In a, db, c* dagegen ist er — wie im Neuägyptischen — äußerst häufig. ! Vgl. Pap. Esers 49, 4—6 RU ? Siehe unten $ 49. ® In d und e kommt nur die Zusammensetzung ) vor; Mar, Dend. I en 47/e- Mar. Dend. I 62f. 72% 792 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. Es steht dort ir am Anfange eines Abschnittes zur Hervorhebung ı. eines Substantivs, z. B.: BEN N zaven]] ER a An ER NER | die Kiste der $. des Sp. (Rec. IV 56, Kol. 44); — ur der letzte Choiakh (Rec. IV 32, Kol. 95): nn ni) 2. eines Verbums: Sessel. man soll 3% herbeibringen (Rec. V 86 EN Kol. 106); 3. eines Be se el y Ah en darauf sollst du die a T— Form (?) des Ersten der Westlichen bringen (Rec. V 87 Kol. 106). B. Syntax. Temporalsätze. $ 24. abce eigen ist die Bildung der Temporalsätze durch die Partikel e, welche —- (Mur., Dend. I 62f£.; Rec. V 90, Kol. 121; V 91, Kol. 126), \ (Mar., Dend. 162g zweimal; Rec. V gı, Kol.ı25 usw.), —> (Mar., Dend. I 62)j) geschrieben wird. AU m3fos NR ee am 5. Pao- phi, wenn die erste Stunde kommt, Prozession der Hathor und ihrer Neunheit (Mar., Dend. I 62h). SEN RE =‘ | YR ... wenn die dritte Stunde kommt, Prozession der Göttin (Mar., Dend. I 62)). aloe: wenn die 10. Stunde an diesem Tage kommt (Mar., Dend. I 62]). Daneben wird auch das Pseudopartizip im Temporalsatze ver- wendet: ZN... Söelll, —W San 12.Choiakh ... wenn ol) eo —oÖ die vierte Stunde an diesem l’age kommt (dann erscheine ...). Rec. V 86. Bei doppelter Zeitangabe steht zuerst die Konstruktion mit e, dann die mit dem Pseudopartizip: ui © H. Junger: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 793 N II e <> — 1110 N... nz Sa —>0 _ıa DW mm | JE = wenn der 23. Choiakh kommt, ... wenn die dritte Stunde am Tage kommt, dann soll man diesen Gott auf sein web setzen (Rec. V gı, Kol. 126— 127; vgl. Rec. V9o, Kol. ızı und V 92, Kol. 131— 132). $ 25. Die neuägyptisch gefärbten Texte scheinen bei den Re- lativsätzen mit nt) die Konstruktion mit @o und Nominalsatz oder Verbum zu lieben: z.B. IRN> alle} pe —| har =» =@% Besteigen seines schönen LEN Schiffes, dessen Name ist: psd-bwj (Mar., Dend. I 62k)': IAZRTIERIT EHER am mie Gemach in dem sich die Form (?) des Sokaris befindet (Rec. IV 26, Kol. 69; vgl. V 96, Kol. 154). $ 26. In den in $ ı— 25 angeführten neuägyptischen Bestand- teilen der Texte a, b, c,d, e wird man Reste der ursprünglichen Vorlage der Tempelschreiber zu erkennen haben. Diese Vorlage, etwa in der Sprache des Neuen Reiches oder einer etwas späteren Zeit ver- faßt?, hätte eigentlich vollständig in Dendera-Ptolemäisch umschrieben werden müssen; es ist diese Umwandlung nun bei dem einen der Texte (d, e) fast vollständig, bei dem anderen (c) nur zum Teil durch- geführt worden, bei dem dritten (a,b) ließ man die ursprüngliche Fassung fast unverändert, so daß wir Schattierungen erhalten von Texten mit neuägyptischen Spuren fast bis zum vollendeten Neu- ägyptisch. Warum man so verfuhr, ist nicht ganz ausgemacht. War es pure Nachlässigkeit? — denn Schwierigkeiten bot die Übertragung in das Ptolemäisch Denderas gewiß — oder wollte man einen Text, der wie a, b, c, d, e praktische Anweisung für die Priester enthielt, in einer Form bewahren, die mit ihrer lebendigen Sprache etwas mehr Verwandtschaft besaß? Die erste Erklärung ist die wahrscheinlichere; eine ähnliche Nachlässigkeit kann man ja auch bei Änderungen des Schriftsystems beobachten. Wenn aus einem besonderen Grunde ein in regelmäßiger ! Vergleiche dagegen in gewöhnlichen Texten: NE InJa —| 7 welche Sistrumgemach heißt (Mar., Dend. 1 39a und 39b. a \N—— & in 2 Diese Texte sind also im Neuen Reich verfaßt; wie wichtig das für die Geschichte des ägyptischen Kultus ist, braucht nicht eigens hervorgehoben zu werden. 794 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. Ptolemäerschrift geschriebener Text in die spielende Schrift über- tragen werden soll, verändert der Schreiber denselben das eine Mal vollständig, ein anderes Mal arbeitet er nur einen Teil um oder er begnügt sich gar damit, hier und da nur eine Spielerei anzubringen. So wird es entsprechend bei den neuägyptisch gefärbten Texten ge- schehen sein; von Rechts wegen hätte der Schreiber sie alle in regel- mäßiges Ptolemäisch setzen müssen, hat es aber nur zum Teile bei ihnen durchgeführt. $ 27. Noch zwei Umstände weisen auf Nachlässigkeit hin. Unter den genannten Texten a, db, c, d, e findet sich keine Beischrift zu Dar- stellungen noch eine Randinschrift: es sind alles in zahlreichen verti- kalen Kolumnen stehende Inschriften, bei denen nicht dieselbe Rück- sicht erfordert war, wie etwa bei den sofort ins Auge fallenden kurzen Sätzen, welche die Darstellungen begleiten.' Es bilden ferner a, b, c eigentlich nur eine einzige zusammen- hängende Inschrift; der Anfang derselben — e — ist noch wenig von neuägyptischen Bestandteilen durchsetzt, sie mehren sich bedeutend in db, um in a vollständig vorzuherrschen. Es bestätigt sich da also die alte Wahrnehmung, daß mit der Länge der Inschrift die Aufmerksamkeit des Schreibers nachläßt; im Anfang übertrug er e ziemlich gewissen- haft, um dann aber allmählich so weit zu kommen, daß er seine Vor- lage einfach kopierte. Eine Analogie bietet uns wiederum das Verfahren, das bei einigen Texten bei Änderungen im Schriftsystem angewendet wurde: Der An- fang ist fleißig in spielende Schrift umgesetzt, aber gegen Schluß läßt der Eifer nach, der Text wird in der gewöhnlichen Denderaschrift be- lassen (vgl. z. B. Mar., Dend. III 70a—.b). $ 28. Interessant wäre es, zu erfahren, wer diese Übertragungen der neuägyptischen Vorlagen ins Ptolemäische vornahm. Das Nächst- liegende ist, daß der jeweilige Tempelschreiber, dem die Anfertigung einer Inschrift übertragen wurde, die im Tempelarchiv ruhende neu- ägyptische Vorlage umarbeitete. Daß dies aber nicht der ausschließ- liche Weg war, zeigt uns d. Dieser Text findet sich nämlich wörtlich in Edfu wieder und besitzt in beiden Tempeln genau dieselbe Gram- matik; Verschiedenheit der Schriftzeichen und einige Abweichungen in der Orthographie sprechen ja nicht dagegen. Beide Tempel be- saßen also dieselbe bereits umgearbeitete Vorlage, und auf den Ver- fasser dieser gemeinsamen Vorlage gehen die neuägyptischen Beson- derheiten zurück, wenn Dendera nicht etwa diesen Text bei Edfu entliehen hat. ! Vgl. $8, Anmerkung. H. Junger: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 795 II. Vergleich der Texte verschiedenen Alters. $ 29. Da die Bauzeit des Tempels eine verhältnismäßig kurze ist, etwa 110 Jahre‘, so ist von vornherein klar, daß hier von durchgreifen- den sprachlichen Verschiedenheiten nicht die Rede sein kann; immerhin sind dieselben so regelmäßig und bestimmt, daß ein bloßer Zufall sie nicht hervorgerufen haben kann. Besonders auffallend ist der Unter- schied zwischen der Sprache der Krypten und der des übrigen Tempels, ein Unterschied, der wiederum in der Verschiedenheit des Schrift- systems seine Parallele hat. Wie in den Krypten der damalige Leiter der Schrift eine besondere Vorliebe für einige Zeichen trug, von denen die späteren Tempelinschriften manche kaum kennen und ganz anders verwenden, so hatte er auch seine Eigenheiten in der Gram- matik, die seine Nachfolger im Amte nicht teilten. Unter den Krypten nehmen wiederum Krypte 1, 4, 7, die tiefsten und ältesten, eine Sonderstellung ein und lassen ihre Eigenart scharf hervortreten, scheiden sich auch im Schriftsystem entsprechend von den übrigen Krypten; bei ihnen herrscht nämlich selbst in den Rand- inschriften die denkbarste Einfachheit, während in den darüber liegenden Räumen mit Vorliebe eine Spielerei benutzt wurde, die ihresgleichen sucht und die manches Mal ihren Weg selbst in die Beischriften gefunden hat. $ 30. Nur kurz sei hier darauf hingewiesen, daß diese verschiedene Behandlung der Sprache nicht nur auf die Launen der Tempelschreiber Denderas zurückzuführen ist, sondern daß einige der jeweiligen Be- sonderheiten einer Epoche mit der Wandlung der ptolemäischen Tempelsprache überhaupt im Zusammenhange stehen. $ 31. Der nun folgende Vergleich ist so gedacht, daß die Sprache des Tempelinnern — denn hier steht das Gros der Inschriften — als die Durchschnittssprache Denderas angesehen wird und die jeweiligen Abweichungen der Krypten angeführt werden. Es ist jedoch dabei zu beachten, daß man bei dem Vergleiche die gewonnenen Zahlen nicht absolut sich gegenüberstellen darf — es muß die relative Häu- figkeit bestimmt und die Ausdehnung der Texte in Berechnung ge- zogen werden. Wenn z.B. in den Krypten 1, 4, 7, die etwa ro der Inschriften des Innenraumes und Daches ausmachen, eine Schreibung ıomal zu belegen ist, die sich dort nur 3mal findet, so ist das Ver- hältnis nicht 10:3, sondern 100:3. ! Ich werde an anderer Stelle zeigen, daß der Bau erst unter Ptolemäus XII. (88—50 v. Chr.) begann, dessen Name sich in den tiefsten Krypten findet. 796 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. Lautlehre. $ 32. Wenn auch in allen Texten Denderas ein ziemlich ausge- dehnter Wechsel der Z{-Laute zu konstatieren ist, so scheint derselbe doch in den Krypten bedeutend über das Durchschnittsmaß hinaus- zugehen; besonders auffallend ist das Eintreten von —> für andere i-Laute, z. B.: itn Sonne wird | on O 0.ä. geschrieben in Mar., Dend. III MW 36d, 371, 420, A5s,67b, 18), 23/4. 54, v zweimale Sa Ss Ront (rnmott) II 75b; IRA btn Feind (Mar., Dend. III 56d, III 64); = | NS Og N ERTE Sr yB! im Leute (Mar., Dend. III 27f'); nht stark (Mar., RSIZz—a Te: - ls Dend. III 64); 5 __, inmt Wärterin m Dend. IH 2ıy); IQ bwt Abscheu (Mar., Dend. III 33 g); Er kt-ht andere (Mar., Dend. x a , g 5 = - N III 30e); ei im-wnm nicht seiend (Mar., Dend. II 50i); ZEN % (Artikel) II 278. Vielleicht ist es zum Teil auch auf den Wechsel der /-Laute zurück- zuführen, daß SE (Zeichen für nd) nur in den Krypten für ni des genitiv. fem. verwandt wird. $ 33. Ähnlich scheint in den Krypten — die untersten ausge- nommen — der Wechsel von A und $ häufiger einzutreten, z. B.: OIJ > . —® iht Ding (Mar., Dend. III 70); 5 Imt Krug (Mar., Dend. II 75a); Teer (Mar., Dend. III 20); 92 (Mar., Dend. II 53s, 54u; nh); EN [o /inm Geruch (Mar., Dend. II 73d); NWM RT hf‘ ergreifen (MaAr., Dend. III 76a); tl nht stark (Mar., Dend. III 64); a eN=] x — OR _n&rp opfern (Mar., Dend. III 498, 52p, 54x, 73d). Orthographie. $ 34. Der Unterschied zwischen der Orthographie der Krypten und der des übrigen Tempels ist so durchschlagend, daß er allein genügte, um eine Sonderstellung der Krypten zu begründen. H. Junker: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 7197 Ist auch die Orthographie der Texte Denderas im allgemeinen keine so konsequente wie die der klassischen Sprache, vollkommen willkürlich ist sie keineswegs, vielmehr ist bei vielen Worten und Zeichen der Gebrauch festgelegt. Wenn wir von den spielenden Texten absehen, die ihrer Eigenart wegen hier nicht in Betracht kommen, herrscht bei einem großen Teile der Worte die Tendenz vor, sich mit der bloßen Setzung des Wortzeichens, ohne irgendwelche lautliche Ergänzung, zu begnügen.‘ Im direkten Gegensatze dazu steht die Schreibung der Krypten, die bei vielen dieser Worte gerade die alpha- betische Schreibung vorziehen. Am weitesten gehen darin Krypte 1, 4,7; die übrigen Krypten bilden die Vermittlung zwischen diesen und dem Tempelinnern. Im folgenden seien nur die hauptsächlichsten Beispiele aufgeführt. 1. dr verjagen, bezwingen o.ä. a) In Krypte 1, 4,7 &,1% 1 (Mar., Dend. III 39, 420, 44T, 455). bene Krypte 2.73,5,60,8,9 a) Zn (Mar., Dend. Mi ı7e, 178, Ion, 190, 190, 56d, 20r7,.177.0). £) «OÖ, (Mar., Dend. IH 2ıx, 5ıl, 5ım, 61a). ec) In den übrigen Inschriften fast ausschließlich O7 2. dndn Schrecken o.ä. a) In Krypte 1, 4,7 „5, ,2,.%-4 ausschließlich. (Mar., Dend. III 39, 420, 44T, 455). b) In den übrigen Krypten (Mar., Dend. III 190, 190, 61a, 21x, 72a, 72b, 72c) und im Tempelinnern fast nur SSH. 3. wd a — In den Krypten ea a : er ee &) TER Kun 7218: sl wd mdw (Mar., Dend. II ı2, 3 329 vıab, ı7le, 208, 55k. 7Ab): ®) r I (Mar., Dend. III 9, 10, 68, ı8k, ı8k, 5ın, 55a, 56d, 72e). b) In den anderen Texten ausschließlich ie he 4. hsj loben a) In Rırypterr,. 2,07 SE a oa (Mir Dend-llle371,390, 67a, 67a, 67e usw.). ) In den übrigen Krypten und im Tempelinnern: ;, z. B. Mar., Dendallı5b, 15d, 23, 4,,278, A7.ed: usw. ! Bei einigen von ihnen zeigen Treppen und Tempeldach wiederum abweichende Orthographie. 798 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. 5. Itm Atum a) In den Krypten fast ausnahmslos Ipei: zn] o.ä. geschrie- ben, z.B. MAr., Dend. II 330—p, 9a, gb, 10, 33s—t, 34f, 35b, 66j- k, 67.3, A4rT, 663, 68b, 178, 18], 2m b) Sonst werden stets andere Schreibungen bevorzugt, wie E 337 usw. 6. bs = Gestalt, einführen usw. wird in den Krypten meist alpha- betisch geschrieben u N] 0.ä., z.B. Mar., Dend.IIl 8, Grass2ns 48d, 47a—b, 5Im, 54u. = 7. b(?) Klapper, Sistrum, wird sonst nur 8 geschrieben, und nur in den Krypten findet sich JE, $o& (Mar., Dend. II 190, 32, 39, 39, 420). 8. rwt (in r-rot, m-rıt) findet sich im Tempelinnern nur ideo- grammatisch geschrieben 5; in den Krypten liest man —;.m (MaAr., Dend. II 37h = hinaus; vgl. Maır., Dend. III 30a usw). 9. rt} wird in Krypte ı und 4 auch Ir. IS —M ge- schrieben (Mar., Dend. II ı0, 68s), sonst immer D 10. Schreibungen, die sich außerhalb der Krypten seltener oder gar nicht finden: ?sw Laboratorium Il (BUS, (Mar., Dend. III 7a, 73d) gegen v4 des Tempelinnern. nkr Glanz, Je geschrieben (Mar., Dend. Hl ıgn, 205, 23, 47a — o00o 49f, 72b, 75a), sonst meist EN 000 hcw Glieder, Veen o.ä. (Mar., Dend. III 66d—-e, 67c, 26e, 74 usw.), im Tempelinnern fast ausschließlich aaa. ntwtj nicht seiend, sonst IS geschrieben, nur Mar., Dend. III 47 findet sich die auffallende Schreibung | zweimal. wbn aufgehen wird Mar., Dend. II 73a, 73e, 4ol Sm ge- schrieben; die gewöhnliche Schreibung in den anderen Texten © ist 5 N & BR: “nh leben; den Krypten eigen ist die Schreibung 5 oT ; at (Mar., Dend. III 20, 57i). hb-sd Jubiläum hat nur in den Krypten eine rein alphabetische Schrei- bung: CZ „> (Mar., Dend. II 3349—r, 67a). N H. Junker: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 17199 tnp-hsb Berechnung wird sonst fast ausnahmslos = geschrieben, in fo) | >} 2 Krypte ı dagegen ls (Mar., Dend. II ob, 12). AMMN Ss > findet sich sehr oft 9 {1 (Mar., Dend. Ill 22z, 22z, 22b’, 22€, 5ın, 56d usw.). nht stark; die gewöhnliche Schreibung ist o.ä., in den Krypten ntr Gott wird nur Mar., Dend. II25 & 7 geschrieben, sonst immer ——— mit einem Ideogramm. bnr süß; in den Krypten findet sich IN It (MaAr., Dend. II Arn, 20t), sonst schreibt man (\. nnib Name einer Pilanze; Mar., Dend.Ill 32 Sul ]d geschrieben, sonst immer a shm Klapper; die alphabetische Schreibung n23 findet sich Mar., Dend. III 37h. sps herrlich, schreibt man Ta oder A, Mar., Dend. III 36f steht a I al $ 35. Die Schreibung für Anntt ist in allen Texten gleichmäßig — mm mm DO N ER) oder > ö ‚ nur in Krypte ı, 4, 7 ebenso konstant und ausnahmslos (Mar., Dend. II, 7a; 7e; ı2; 37h; 38; 68t; 68v; 68v) (Mar., Dend. III 66a). —=@ $ 36. Stwt die Strahlen der Sonne; wird fast ausschließlich m Ne geschrieben; lediglich auf Krypte 1, 4, 7 beschränkt sind die Schreibungen NR (Mar., Dend. II 7a; gb; 33m—.n); TA Mar, Dend. II 37h); “PS (Mar., Dend. III 38; 67b). $ 37. Die Endung tj des Pseudopartizips wird viel häufiger mit 2 als mit ) bezeichnet. In den Krypten ı, 4, 7 bevorzugt man jedoch bedeutend die regelmäßige Schreibung; z. B.: 2 . D Sa) Mar., Dend. III 7a; ao] ebenda; N) ebenda; (vgl. II 7b zweimal; III gb zweimal; III 32gh; II 32ij; II 33m —n; dreimal; II 330—p; II 33u— v; UI 34h; III 67a). S00 Sitzung der phil.- hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. Pronomen personale. $ 38. Als Pronomen absolutum 2. fem. sing. gebrauchen alle Texte era re twt, welches S oder (selten) besonders in den Krypten x =» N geschrieben wird, z. B.: BZ ea EN R ' Be un Er erfreut dieh (Mar., Dend. I 49b —c). Nur in Krypte ı und 4 ist das alte Pronomen /n daneben noch im Gebrauch. 1 2] = he (Der Lieblingssitz) er emp- fängt dich in Freuden mit seinen Armen (o Hathor) (Mar., Dend. Il ır). ne | s(h) Sl ee Tax Dein Vater Re- er umarmt dich mit | seinem Schutz (Mar., Dend. III 32). Pronomen demonstrativum. $ 39. In den Krypten allein ist das Pronomen nw (Äg. Gr. $ 102) im Gebrauch, z. B.: — & ma x . = E = h. b r a = abi [9] Gemach des Verbergens dessen, was in dem At-ihj ist (Mar., Dend. III a x 8 Ort, das zu verbergen, was in JE, N | Bar | i SER, . dem whm-hprw Gemach Pe Sonnenauges ist (Dünm., Res. 45/17; vgl. Düm., Kal. 1.55). Ma (Mar., Dend. III 32), sonst immer nl (vgl. Mar., Dend. III 44r). Femininbezeichnung. $ 40. Gewöhnlich wird in Dendera das Femininum, wo es sich um Personen handelt, durch S ausgedrückt. In Krypte I, 4,7 ist da- gegen die einfachere Bezeichnung mit a oft bevorzugt; so schreiben sie: Ant Herrin: S (Mur., Dend. III 38, 38, 38, 39, 39, 401, 40m} 40m, 4In, 4In usw.); zusammen etwa 2omal gegen 6mal _, (Mar., Dend. III 8, ga, 39, 434, 66a, 69a). Schon in den darüberliegenden Krypten ist das Verhältnis umgekehrt: Aw/ ad der Prozentsatz noch mehr zugunsten von 2omal gegen = 4mal; in den übrigen Texten verschiebt sich NY; a8 Vgl. auch int Sonnengöttin in Krypte 1, 4,7 | So (Mar., wm D&D Dend. III 67b, 68a, 68a). m H. Junger: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. s01 Artikel. $ 41. Der Artikel ist auch in den gewöhnlichen Texten Denderas nicht ganz ausgeschlossen; aber die Fälle, in denen er gebraucht wird, sind wenige, dazu bestimmte, begrenzte. Die Krypten — Krypte 1,4, 7 ausgenommen — haben dagegen eine Anzahl von Beispielen aufzuweisen, in denen er auch ohne die genannten Voraussetzungen steht, Beispiele, wie man sie im Tempelinnern vergebens suchen würde. Man schreibt: N der Grundriß (Mar., Dend. Ill 78). ol der herrliche Stab (Mar., Dend. III 63b; III 63).' IHR] die Schöne, die in Dendera ist (Mar., Dend. Ill 278g). AN re die 7 Krüge (Mar., Dend. III 74e). IN 272o mm Il Nr die Ehrwürdige (Mar., Dend. II 33). III ES | Ei Ka die Götter des Himmels (Mar., Dend. III 76i). — > oft die Urgötter (Mar., Dend. III 6ob). YR S die Göttinnen (MaAr., Dend. III 47a—.b; III 76)). a, = die Herren Ägyptens (Mar., Dend. III 60d; II 49d). Da pe wm (13 Be N ß 13 die Herren der Tempel erfreuend (Mar., Dend. III 49d). nen die Ruhenden (Toten) (Mar., Dend. III 568). [N WÄR] die Hathoren Mar., Dend. III 156). Nas die Ehrwürdigen (Mar., Dend. III ı5b). NASNN Mar, Dend. I 723). Verba. $ 42. »Jauchzen« geben die Texte (unter anderem) mit hCC wieder, > die 4 Stätten (Mar., Dend. III 78f). das N fe oder ähnlich geschrieben wird. Die Krypten 1, 4, 7 zZ) dagegen verwenden fast nur Af; z.B.: ! Vgl. dagegen Mar., Dend. IV 2 IE ebenso IV ı2; Düm., Kal.I. 105. In dem oben $8 Anm. erwähnten Texte wiederum: |? (Mar., Dend.I 28 dreimal). ®2 Über die eigentümliche Verbindung mit dem Zahlwort s. $ rı. 3 Sonst nur einmal Düm., Res. XIX. 802 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. A (Mar., Dend. III 7a); vgl. IH ıı dreimal, II 33 m—n, III 33 q—r, III 39 zweimal, II 4om, III 67a, III 67e; dagegen Acc nur Mar. Dend. II 7b, II 7b, III 34c, II 4oe. In Krypte 2, 5, 8 steht ı6 mal A“ und nur zweimal 4°, in Krypte 3, 6, 9 nur A, ebenso benutzen die anderen Texte fast aus- schließlich ACC. $ 43. Das dd-mdw, welches bei dem Opfer, dem Darbringen von Geschenken usw. die Rede des Königs einleitet, schreibt Krypte 1, 4,7 ausschließlich N (z.B. Mar. Dend. Ill 8, ı0, 39, 401, Aın, AIn, 420 usw.). Schon in den darüberliegenden Krypten 2, 5, 8 dringt dafür IM ein und wird ebenso häufig angewandt (5:5), um in den ande- ren vollkoımmen vorzuherrschen. $ 44. Die Eigenart der Krypten kommt dann natürlich auch im 344 S yır Wortschatz zum Ausdruck', besonders in dem häufigen Gebrauch bestimmter, sonst nicht bekannter Redewendungen, z. B.: in Krypte 1, 4,7 im m-“nh (Mar., Dend.Ill 7a, 7b, 330—p, 33s—t, 44r, 67a). S (N) ‚ in Krypte 2, 5, 8: ltd (Mar., Dend. II 27g, 529, 59n, 60f). Ä ren, e in allen Krypten J (Mar., Dend. III 34h, 68i, 68r, 14a usw.). III. Verschiedene grammatische Besonderheiten einzelner Texte. $ 45. Neben den beiden in I und II genannten großen Gattungen von Texten läßt sich noch eine Anzahl von Besonderheiten einzelner Inschriften anführen, die wohl auf verschiedene Ursachen zurückzu- führen sind. So wird bei $ 48 die Eigenart der betreffenden Vorlage die Abweichung hervorgerufen haben, bei $ 46 ist es nicht ohne Bedeutung, daß alle Beispiele aus dem Ösiristempel auf dem Dache stammen, dessen Ausschmückung wohl zeitlich hinter die des Tempel- innern zu setzen ist. Nur einige wichtigere Unterschiede seien angeführt. ! Das Nähere darüber wird einmal das Wörterbuch bringen. NW I ® Ein Pendant zu EIEN ıı der übrigen Texte. WM H. Junker: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 803 $ 46. Die 2. sg. masc. des Pronomen absolutum lautet im ge- jchen Ptolemäisch Denderas hok z. B.: ea —I1Ö& Die Herrin Denderes empfängt dich (Mar., AL a = a rs Dend. I 13). In einigen Texten des Osiristempels ist jedoch daneben die alte Form tv im Gebrauch z. B.: N zT . . . . Te Ad, ce h SzZ Sie sehützt dieh und du hast keine Wider- el SEEN —% sacher (Mar., Dend. IV 67 vgl. ebenda IV 64). Die Texte Mar., Dend. IV 73 und IV 75 gebrauchen sogar aus- schließlich tw z. B.: — eh] m a\ —— IT D R x Laune Fe Me Me En —Us © sie macht dich (o Osiris) mm de a—>N trefflich, ernährt dich, vereinigt dich mit der Sonne (Mar., Dend. IV 751 8.9; vgl. ebenda 1 24.33, IV 73.10; vgl. Dünm. Geogr. 1. III 7, 22). $ 47. Das Demonstrativpronomen nn! ist in seiner Orthographie und Konstruktion nicht konstant: ı. Im Tempelinnern ist die Schreibung fast ausnahmslos JLAk, die Stellung nach dem Substantiv z. B.: & a | ö nm e e@ = wor \ N N | 2.10 I = N \ Im Se diese el Bullen Denderas sind mit Gold überzogen (Mar., Dend.I 48e). 2. In den Inschriften des Osiristempels tritt die Schreibung ara (18) häufiger auf, auch wird das Pronomen einigemal vorgesetzt, z. B.: ++ hey DW! wie diese Ehrwürdigen (Mar., Dend. IV 30e, [6572) vgl. Mar., Dend. IV 56, IV 48, IV 87; Düm., Geog. I. IV 40, II 2, vgl. Düm., Kal.l. 114). 3. In der Kaiserzeit (Säulensaal und Außenwand) ist fast nur die a Al ; Aal im Gebrauch, die Konstruktion wie 50 ee: ı< vr | mm | diese Stundenpriester, die in nm a | \ in Oll| am | ten Monaten sind (Mar., Dend. I ı5e, vgl. Mar., Dend. I 9, Düm., Baugesch. XI ı5, XIV 26, XIV 7, XIV o, XVII ESS RELE XEINS). $ 48. In den Texten Mar., Dend.IV 44 ff. (Ösiristempel), welche die einzelnen Stunden der Nacht erklären, wird als Pron. demonstr. ipw gebraucht,” wo die anderen Inschriften ipn setzen, z. B.: ı Vgl. oben $ 5. NWM j 2 ipw wird sonst nur in der Verbindung wm | = | gebraucht (Mar., Dend. ı, 10 zweimal. Dün., Geogr. I. IV 49, 50; V 15). S04 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 27. Juli 1905. — Mittheilung v. 13. Juli. I S IS: diese großen Götter (MAr., Dend. IV 48), vgl. dagegen INT > ; Mar., Dend. I zob lo (vgl. Mar., Dend. IV 48, IV 50a, IV52). $49. In den Texten Mar., Dend.IV 22d, e und Düm., Baug. 29, die beide dem Zimmer an der Nordtreppe angehören und Mar., Dend. II 7 (Krypte) werden Sätze oder Worte mit l eingeleitet, während die übrigen Texte diese Hervorhebungspartikel nie be- nutzen." en SE dan & h N I— De se der Gott kommt um seine... zu sehen —N| en (Mar., Dend. IV 22d, Düm., Res. 47). $ 50. In einigen Inschriften der Kaiserzeit findet sich das Personal- suffix ı.sing. auch a geschrieben, eine Schreibung, die den anderen Texten unbekannt ist, z. B.: N a 0 + = | ? e: ; % —— nv a_ (Var. ) ich (Isis) gebe dir dies Land [NE en nwm Vz N] mit dem was darinnen ist (Dün., Baug. XLV); a (5) ei ® ; 3 ie ee . .: a = un ich (Horus) gebe dir Ägypten 5>k ... (Düm., Baug. XLVII, vgl. XLIV, XLVI, XLVI, L). $ 51. Der tiefste gemeinsame Grund aller angeführten grammati- schen Verschiedenheiten ist offenbar in der Eigenart der Ptolemäer- sprache selbst zu suchen. Wäre die Sprache der Inschriften Denderas eine lebendige, so böte die Erklärung so durchgreifender Unterschiede innerhalb desselben Denkmals die größten Schwierigkeiten; sobald man jedoch weiß, daß sie eine künstliche ist, lösen sich dieselben leichter. In der Studierstube der Priester erfunden und von ihnen künstlich erhalten, ist sie den verschiedensten Wandlungen und Schwan- kungen unterworfen, von denen eine lebendige Sprache nichts weiß. Vorlagen verschiedener Art mußten in die eine konstruierte Sprache umgearbeitet werden; da kam es auf Können und Fleiß des Schreibers an, auf seine jeweiligen Anschauungen in grammatischen Dingen; da konnte durch den Wechsel der Dozenten der Sprache diese selbst in kurzer Zeit Änderungen aufweisen, wie sie sonst nur innerhalb langer Zeiträume möglich sind. = Yalb Srg% H. Junker: Sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 805 Einen tieferen Einblick in das Werden und die Wandlungen der Ptolemäergrammatik wird uns aber erst ein Vergleich mit den Denk- mälern der Ptolemäer früherer und späterer Zeit gewähren, und erst wenn diese (etwa Edfu und Esne) eine grammatische Bearbeitung ge- funden haben, ist ein größeres Verständnis der aus Dendera angeführten Abweichungen zu erhoffen. Ausgegeben am 15. August (SB) Sitzungsberichte 1905. 7 Mi N et r Ba ae an Kun DE Do 2 A Bi $ 4 Di} Baae 773}, nie Aral, DARF Em IN u = - == u en L 807 SITZUNGSBERICHTE 190. XXXVIN. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 27. Juli. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Auwers. l. Hr. Scuorıky las über die Convergenz einer Reihe, die zur Integration linearer Differentialgleichungen dient. In einer Arbeit des Hrn. Frosenıus »Über die Integration linearer Differential- gleichungen durch Reihen« (Örerre’s Journal Bd.76) wird eine Function zweier Varia- beln, @(x,2), bei der Aufstellung der Integrale zu Hülfe genommen. Die Conver- genz dieser Reihe und einige ihrer Eigenschaften werden auf einem neuen Wege ab- geleitet. 2. Hr. Warsure legte eine Mittheilung der HH. Dr. S. VALENTINER und Dr. R. Scumivr vor über eine neue Methode der Darstel- lung von Neon, Krypton, Xenon. Die verschiedenen Edelgase werden nach Dewar in verschiedenem Maasse durch Cocoskohle bei tiefer Temperatur absorbirt. Darauf wird eine Methode zur Trennung dieser Gase gegründet. 13° 808 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 27. Juli 1905. Über die Convergenz einer Reihe, die zur Inte- gration linearer Differentialgleichungen dient. Von F. ScHoTTKY. De in der folgenden Betrachtung auseinandergesetzte Methode lässt sich schon auf lineare Differentialgleichungen mit constanten Coeffi- cienten anwenden. Es sei eine solche gegeben: d’y d’y du” pt Ar nY e) Den Differentialausdruck auf der linken Seite bezeichnen wir mit D(y), wir setzen ausserdem @=e“. Fragen wir uns, ob der Glei- chung D(y) =0 genügt werden kann durch eine Function «* = e*, so erhalten wir: De) = fl), wo f(p) die ganze Function ist: fd="+Pf"+--+P. Es ist also D(a&) =o, wenn f({p) = O0 ist. Besitzt die Gleichung f(p) = 0 n verschiedene Wurzeln, so hat man auf diese Weise sofort n unabhängige Integrale der Gleichung D(y)=0. Um aber auch in dem Falle, wo die Gleichung f(p) = 0 weniger als n verschiedene Wurzeln hat, ein vollständiges System von n Integralen zu erhalten, können wir so verfahren. Wir bilden den Ausdruck: I — G(z,P). AN) Er genügt der Gleichung D(y) = x; aber für diejenigen Werthe, für die f(p) verschwindet, wird G(w,7?) unendlich und giebt unmittel- bar kein Integral der Differentialgleichung. Indess kann man, wenn & ein solcher singulärer Werth ist, @(®,p) nach aufsteigenden ganzen Potenzen von r=?—.a in eine Reihe entwickeln: —_ Scuorrky: Die Function @(@, o). 809 [0,0] Dur): „= —k die mit r* anfängt, wenn « eine kfache Wurzel der Gleichung ie) —Io ist. Dann muss >Dyr=x r=—k sein, und da die Entwicklung von x? keine negativen Potenzen von 7 enthält, so ist: DD go. D(yE,,—o: Das constante Glied in der Entwicklung von G(x,?) ist demnach ein Integral der Gleichung D(y) = x“, und die %k Coeffieienten der negativen Potenzen sind Integrale der Gleichung D(y) = 0. Bestimmen wir die Form der Functionen %,,Y_,:--Y%_;. Es ist a? = x*e". Der reciproke Werth von f(p) ist darstellbar als eine Reihe P(r) nach aufsteigenden ganzen Potenzen von r, die mit 7" anfängt. Das Product e“’P(r) lässt sich ebenfalls nach Potenzen von r ordnen; dabei ist das constante Glied eine ganze Function kten Grades von u,d(u), und die Coeffieienten der negativen Potenzen von r sind die Ableitungen von d(w). Denn ist $(u) das constante Glied in der Ent- wicklung von e”P(r), so folgt durch Differentiation nach u, dass $(u) das constante Glied in der Entwicklung von re” P(r) ist, also der Coeffieient von r”" in der Entwicklung von e” P(r). — d(u) selbst ist offenbar die ganze Function: k w > =) 9 wobei c_, den Coeffieienten von r* in P(r) bedeutet. Demnach ist Yy=x“b(u, wo &(u) eine ganze Function kten Grades von u ist, und %_,,%_,---%_, sind die Producte von x“ mit den Ableitungen von &(u). Die letzteren & Functionen sind offenbar linear-unabhängig. Um aber zu zeigen, dass alle » Functionen, die zu den verschiedenen Wurzeln z,@ u.s. w. der Gleichung /(p) = 0 gehören, linear-unab- hängig sind, bleibt noch zu beweisen, dass ein Ausdruck (u) + a Ylu) + u. s. w., in dem &,® u.s.w verschiedene Zahlen, ®(u), Y(u) u.s. w. ganze Functionen von v=log(x) sind, nur dann identisch © sein kann, wenn &(u), Y(u) u.s. w. einzeln identisch o sind. Dies verschieben wir bis zum Schluss, und gehen jetzt über zu dem Fall, wo die Coefficienten von D(y), die Grössen Pv, nicht Constanten, sondern 810 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe v. 27. Juli 1905. gegebene Functionen von @=e" sind, und zwar reguläre in einem Kreise, der mit dem Radius R um den Nullpunkt beschrieben ist.' Der bisher mit f(p) bezeichnete Ausdruck ist dann eine Function von x und ?; wir nennen sie f(®,p), und f(p) den Werth von f(x, p) für 2=0. f(a,?) und f(p) sind ganze Functionen nten Grades von p, ihre Differenz aber höchstens vom n—Iten Grade. Statt der Gleichung D(a) = f(r)a® haben wir jetzt: Die) = f(x, p). Wir können wieder eine Function G(x,?) einführen, und zwar in der Form: Ga,)= gta +g,0t’+ us. w. in inf, die der Gleichung D(y) = x: genügt. Man sieht leicht, dass die Coeffi- cienten 9,, 9, u. s. w. vollständig bestimmte Werthe haben müssen. Denn aus den Gleichungen D(G(&,p))=%, D(a&*’) = +’ fie,p+») folgt, dass identisch: : ı=9fla,)+gnafla,p +1) +gKÜfle,p+2)+ us. w. sein muss. Innerhalb des Kreises |x|o: EFF IH SFr) = 0: ui Daher ist g, darstellbar als rationale Function von p mit dem Nenner: OR +)... fern. Die Werthe von p, wofür wenigstens eine der Functionen g, unend- lich wird, nennen wir singuläre. Es sind nur solche, wofür eine der ! Bringt man eine solche Gleichung D(y) = o auf die Form: any dan +Ppı msi + t+pmy=0, so sind pr , Ps ‘*' Pn Functionen von x, die im allgemeinen für x» = o unendlich werden, und zwar pı von der ersten, 9» von der zweiten Ordnung u.s. w. Diese Form ist aber weniger geeignet für die Durchführung der Aufgabe. Scaorrky: Die Function G(x, e)- s1l Functionen f(p), f(p+1), f{e-+ 2) u. s. w. verschwindet; in jedem end- lichen Bereich liegt daher nur eine endliche Anzahl singulärer Punkte. Wenn wir beweisen können, dass die aufgestellte Reihe, abge- sehen von den singulären Werthen von p, convergirt für la, so genügt sie auch der Differentialgleichung D(y) = x. Es kommt aber darauf an, auch die Entwickelbarkeit von G(x,pr) nach Potenzen von p—«& festzustellen. Deshalb geben wir dem zu beweisenden Convergenz- satz die Form: Ist a eine beliebige reelle, r eine positive Grösse, die kleiner als R ist, so existirt eine positive ganze Zahl m, von der sich Folgendes aussagen lässt: Für jeden nicht singulären Werth von p, dessen reeller Theil grösser oder gleich a ist, ist das grösste unter den m ersten Gliedern der Reihe %|l, Iar|, zugleich das grösste von allen. Zum Beweise nehmen wir noch eine feste reelle Grösse c zu Hülfe, die kleiner als @ ist, und einen zwischen r und R gelegenen Werth r.. Aus der recurrirenden Gleichung folgt: U.s. w. in inf. 9.7" a Al) —tn A— u) I. NS ae a reas Beschränken wir x auf den Kreis |e|oist, auch richtig bleiben, wenn man p durch op+A—u ersetzt. Da nun |p+r—u—c|<|p+r—c ist, so ergiebt sich: II. IAk+r—u)|< Ferner ist Alp+r—ec|”” ta ö Al I eine rationale Funetion von p, die für = 00 verschwindet. Es ist 812 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 27. Juli 1905. daher möglich, eine ganze Zahl m so zu bestimmen, dass der Betrag dieser Function kleiner als r,—r r wird, sobald der reelle Theil von p den Werth a+m erreicht oder übersteigt. Dann ist aber: Alp+r—cl”" _n.—r <= > ea r wenn der reelle Theil von p grösser oder gleich a, und A>m ist. Aus I, II und II folgt, dass für A>m, und die betrachteten Werthe von p: II. A Doz ee I1< 23 | Bzn o ist. Setzen wir „= |g,r'|, so geht dies über in: r & r\* U, — ES U—u FE Tal k=ı N, Da nun ist, so ist: r r 7 >= (W_.—%) (}) >o. »“=I T, Es ist demnach mindestens eine der Grössen %,, u, u.s. w., die u, vorangehen, grösser als w. Es sei dies w,; ist auch Y\>m, so lässt sich der Schluss fortsetzen. Daher ist wenigstens eine der Grössen U, U, :--U„n_, grösser als . Damit ist der aufgestellte Satz bewiesen. Es sei & einer der singulären Punkte, D seine Entfernung vom nächsten singulären Punkte. Für |p—«@| Im = [73 Wir wählen den Werth a so, dass in diesem ganzen Kreise der reelle Theil von p grösser oder gleich a ist. Beschränken wir p auf einen concentrischen Kreis mit kleinerem Radius d, so werden im Innern und auf der Grenze dieses kleineren Kreises, rk die Functionen 9, nur unendlich für r = 0, und zwar im allgemeinen von verschiedener Ordnung. Die grösste der Ordnungszahlen speciell für 9, 9: --: Im—ı sei /. Da die Funetionen Senowrky: Die Function @(x, 2). 813 l.m—ı I I ni T 95 THIS mr für |r| > (6, ar r*) r=monu=—l unbedingt convergirt für |e| ZW+2rir)t’=S, A=o indem wir unter Z eine Variable verstehen, die, absolut genommen, grösser als a, b u. s. w. ist, so ist S die Potenzentwicklung einer rationalen Function von £, die für f=a,b u.s.w. unendlich gross wird. Denn © (Fo) A=o ist gleich einer rationalen Function von f, die für 2=a und nur für diesen Werth unendlich wird. Da hiernach nicht alle Coeffieienten Z(u+2rir) gleich 0 sein können, so ist Z(w) nicht identisch 0. Hier- mit ist bewiesen, dass zwischen den definirten n Integralen keine lineare Gleichung besteht. 816 Über eine neue Methode der Darstellung von Neon, Krypton, Xenon. Von Dr. S. VALENTINER und Dr. R. Scuamipr. (Vorgelegt von Hrn. WARrBURrG.) Die Schwierigkeit und Kostspieligkeit der von Ramsay und TrAvErs' in ihren bewunderungswürdigen Arbeiten über Edelgase angewandten Methode der fraktionierten Destillation zur Herstellung von Neon, Krypton und Xenon ist der Grund dafür, daß diese Gase in anderen Laboratorien noch wenig zu weiteren Untersuchungen herangezogen worden sind, obgleich dieselben als Glieder der Heliumgruppe ein nicht geringes Interesse verdienen. Es erscheint daher angemessen, eine weit einfachere und gleiche Reinheit der Gase erzielende Me- thode, die wir zur Herstellung der drei genannten Gase im physi- kalischen Institut der Universität Halle a. S. angewandt haben’, hier in Kürze zu veröffentlichen. Die Methode beruht auf der von Drwar’ nachgewiesenen, be- trächtlichen, für verschiedene Gase verschieden starken Okklusions- fähigkeit der Holzkohle bei Abkühlung derselben auf tiefe Tempera- turen (vgl. Tabelle. Wie Ramsay und Travers stellten auch wir zu- nächst ein größeres Quantum Argon, welches von chemisch aktiven Bestandteilen befreit war, her und konstruierten zur Gewinnung des sehr flüchtigen Neons (Siedepunkt bei etwa — 240°) den in nebenstehender Figur wiedergegebenen Apparat. Ein etwa IOo cem großes, durch Ein- führen von Quecksilber veränderliches Volumen v ist verbunden: ı. mit dem Kohlereservoir a (enthaltend 5 g Kohle aus Kokos- nußschale), 2. mit dem mit Neon zu füllenden Gefäß 5 (z. B. Spektralröhre), 3. mit der das Argon enthaltenden Pipette ec, 4. mit der Quecksilberpumpe d ! Ransay und Travers, Phil. Trans. 197 S. 47, 1901. 2 Die hier beschriebene Darstellung von Neon wurde von uns in einer Sitzung der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle a.S. am 4. Mai 1905 demonstriert. ° Dewar, Ann. de chim. et de phys. (8) III S. 5, 1904. S. Varentiner und R. Scanipr: Trennung der Edelgase. 817 unter Vorschaltung je eines Hahnes. Vorerst wird bei verschlossener Pipette unter kräftigem Erhitzen der Kohle der ganze Apparat mög- liehst sorgfältig mittels Quecksilberpumpe evakuiert, dann Pumpe, Kohlereservoir, Spektralrohr abgeschlossen und in das veränderliche ‚B O,und Goldschaum % Pumpe d ee e Kokosnußkohle. l I} I} I 1 I I I ! I ! j | ı Füllkugel Volumen » eine größere Menge Argon aus der Pipette eingelassen; öffnet man nun den Hahn zur Kohle, die auf die Temperatur der flüssigen Luft! gebracht ist, so wird das Argon von der Kohle ab- ı Die flüssige Luft stellte uns Hr. Dr. E. Erpmann in dankenswerter Weise zur Verfügung. 818 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 27. Juli 1905. sorbiert; das im Argon befindliche Neon' und die geringen Spuren Helium, die in der Luft enthalten sind, bleiben in ® zurück. Nach einiger Zeit, etwa I0—1ı5 Minuten, wird der Hahn zur Kohle ge- schlossen. Um kontrolieren zu können, ob sämtliches Argon absor- biert ist, haben wir zwei Elektroden in das Quecksilbersteigrohr e eingeschmolzen und untersuchen die zwischen ihnen übergehende Ent- ladung eines Induktoriums spektralanalytisch. Nach Abschluß der Kohle drückt man mittels des Quecksilbers das Gas in die Spektral- röhre. Durch dieses Verfahren des veränderlichen Volumens erreicht man, daß nur sehr wenig des wertvollen Gases in den Verbindungs- röhren zurückbleibt und so dem weitern Gebrauch verloren geht. Nach Schließen des Hahnes zum Spektralrohr wird man vorteilhaft das Queck- silber wieder herunterlassen und auf diese Weise ein Vakuum herstellen, in welches nach Öffnen des Hahnes zur Kohle das darüber befindliche Neon einströmt; dieses drückt man wieder in die Spektralröhre und kann so fortfahrend nach Art einer Quecksilberpumpe den ganzen Raum über der Kohle, der wegen seiner tiefen Temperatur ziemlich viel Neon enthält, abpumpen, so daß auch dieses Quantum nutzbar gemacht wird. Um Neon auch von Helium vollständig zu befreien, kann man sich die Tatsache zunutze machen, daß die Kohle bei einem Druck, der einige wenige Millimeter übersteigt, verhältnismäßig mehr Neon absorbiert. Man bringt es bei möglichst geringem Volumen unter so hohem Druck mit frisch gereinigter Kohle (in flüssiger Luft) in Ver- bindung, daß es von der Kohle — bis zu einem gewissen Druck — okkludiert wird, schließt dann die Kohle ab und entfernt das zurück- bleibende heliumhaltige Neon mit der Pumpe. Das nach Entfernen der flüssigen Luft aus der Kohle sich loslösende Gas ist spektral- analytisch reines Neon. Das gewonnene Gas wurde sorgfältig spektralanalytisch unter- sucht — zum Vergleich dienten die inzwischen erschienenen Baryschen Messungen des Neonspektrums’, sowie eine im physikalischen Institut in Halle befindliche Neonröhre von Hırerr” (London) — wir konnten auch bei Anwendung der von LitiexreLp' angegebenen, empfindlichen Prüfungsmethode eine hervorragende Reinheit konstatieren. Die Darstellung von Krypton und Xenon gelang uns durch einige den thermischen Eigenschaften dieser Gase entsprechende Modifika- ! Nur äußerst geringe, wenn überhaupt merkliche Spuren werden bei dem ge- ringen Druck durch die Kohle (in flüssiger Luft) okkludiert, unter dem sich Neon in dem verhältnismäßig großen Volumen v bei der Trennung befindet. 2 Bary, Phil. Trans. 202 S. 183, 1904. ®° Die Lirienrerosche Methode ließ in dieser von Hırger bezogenen Röhre im Gegensatz zu den von uns hergestellten Neonröhren sehr deutlich Argon erkennen. * LirıenreLp, Ann. der Phys. 16 S. 931, 1905. S. Varentiner und R. Scauir: Trennung der Edelgase. 819 tionen der Methode. Wie die folgende Tabelle zeigt, besteht offenbar ein enger Zusammenhang zwischen der Größe der von ı cm? frisch ausgeglühter Holzkohle bei 0° bzw. — 185° okkludierten Volumina der verschiedenen Gase und ihren normalen Siedepunkten. Nach Dewar absorbiert unter Atmosphärendruck ıcm? Holzkohle: bei o°in cm? bei—ı85° in cm’ Siedetemp. bei Atmosph.- Druck Sauerstoff 18 23 — 182207! Argon 12 175 — 186°1° Kohlenoxyd 21 190 — 190°° Stickstoff its 155 — 19597 Neon ? ig etwa — 240° Wasserstoff 4 135 — 252°6° Helium 2 15 unter — 265° Diese Erkenntnis ließ mit Rücksicht auf den normalen Siedepunkt von Krypton bei — 151°7' und von Xenon bei — 109°1' vermuten, daß diese Gase sehr stark von der Kohle okkludiert werden würden, und gab die Richtung an, in der die Versuche zur Darstellung dieser Gase abzuändern waren. Wir legten derselben Argon zugrunde, welches aus den letzten 3—4 em? von 3 Liter ruhig verdampfender, sehr sauerstoffreicher, flüssiger Luft gewonnen war, und daher ver- hältnismäßig reich an Krypton und Xenon sein mußte. Unsern Ap- parat veränderten wir dahin, daß wir noch ein zweites Kohlereservoir mit Hahnverschluß an das veränderliche Volumen vo ansetzten und es anfangs mit evakuierten. Zunächst ließen wir nun ein Quantum Argon aus der Pipette in v einströmen, öffneten den Hahn zum ersten Kohle- reservoir, das sich auf der Temperatur des schmelzenden Äthers von etwa —ı20° befand, durch welches das Krypton und Xenon voll- ständig, das Argon bis zu einem gewissen Druck absorbiert wurden. Darauf öffneten wir den Hahn zum zweiten Kohlereservoir, das die Temperatur der flüssigen Luft hatte, infolgedessen das noch im Vo- lumen » vorhandene Gas sofort vollständig okkludierte und ein hervor- ragendes Vakuum herstellte. In dieses strömte aus dem ersten Reser- voir sogleich wieder Argon ein, da es bei —ı120° nur bis zu einem gewissen Druck von der Kohle okkludiert werden kann, und gieng nach Öffnen des Hahnes zum zweiten Reservoir in dieses über. Nach- Horsorn, Ann. der Phys. 6 S. 242, 1901. Rausay und Travers, Phil. Trans. 197 S. 47, 1901. Orszewskı, Compt. rend. 99 S. 706, 1884. Fischer und Ar, Sitzungsber. der Münchener Akad. 32 S. 113, 1902. 5 TrAavers und JAQuEroD, Phil. Trans. 200 S. 177, 1902. TrAvERs und JAQuerop, Phil. Trans. 200 S. 156, 1902. ” Rausay und Travers, Phil. Trans. 197 S.47, 1901. » 0 8 820 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 27. Juli 1905. dem wir etwa drei Stunden lang beide Reservoire offen gelassen hatten, so daß das Argon dauernd in das zweite wandern konnte, trat, wie der Anblick der elektrischen Entladung im Steigrohr e zeigte, im Vo- lumen v ziemlich hohes Vakuum auf. Wir schlossen den Hahn des zweiten Reservoirs und ließen die Kohle im ersten, die sich ursprüng- lich auf —120° befand, sich bis —80° erwärmen. Das dabei frei ge- wordene Gas ist, wie unsere Beobachtungen in der vorhin angege- benen Weise zeigten, spektralanalytisch reines Krypton.' Größere Schwierigkeiten bereitete es anfangs, reines Xenon zu erhalten. Bei Erwärmung der Kohle auf etwa — 15° bis 0° löste sich ein Gas ab, dessen Spektrum sämtliche Xenonlinien, daneben aber auch noch die helle gelbe und grüne Kryptonlinie zeigte. Erst bei Anwendung noch höherer Temperaturen gelang es, merklich reines Xenon in folgender Weise darzustellen: das Krypton-Xenon-Gemisch ließen wir bei der Temperatur der flüssigen Luft in dem einen Kohle- reservoir okkludieren, darauf die Kohle sich wieder allmählich er- wärmen, während nun das andere Reservoir in flüssiger Luft tauchte und das aus dem ersten sich loslösende Gas, das Krypton und einen Teil des Xenons, aufnahm; nachdem auf etwa 20° erwärmt war, und sich, trotz des hohen, durch die in flüssiger Luft befindliche Kohle hervorgerufenen Vakuums, kein Gas mehr loslöste, schlossen wir das in flüssiger Luft befindliche Reservoir ab und erhitzten das andere mit der Spiritusflamme; das dabei frei werdende Gas wurde in die Spek- tralröhre gedrückt. Schon der äußere Anblick der Entladung zeigte bei parallel geschaltetem Kondensator das dem Xenon charakteristische grüne Leuchten. Die Untersuchung des Spektrums bestätigte, daß wir spektralanalytisch reines Xenon gewonnen hatten. Näheres über die Darstellung, über die Eigentümlichkeiten des Spektrums und einiger anderer bei der Darstellung hervorgetretener Eigenschaften der Gase soll an anderer Stelle mitgeteilt werden. Vorstehende Untersuchungen wurden im Physikalischen Institut der Universität Halle a.S. von November 1904 bis Juni 1905 ausgeführt. Es sei uns gestattet, Hrn. Prof. Dr. E. Dorn für das den einzelnen Ver- suchen entgegengebrachte Interesse unsern besten Dank auszusprechen. ! Die Reinheit übertraf durchaus unsere Erwartungen, indem wir eine merk- liche Beimischung von Xenon gefürchtet hatten. Es mag aber bemerkt werden, daß die Operationen mit größter Sorgfalt ausgeführt und bzw. zwei bis dreimal mit frisch gereinigter Kohle wiederholt werden müssen, um eine solche Reinheit zu erzielen. Ausgegeben am 15. August. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. 3 # Ya er | er ; DER NIGLICHEN , ran DER WISSENSCHAFTEN. Auszug aus dem Reglement für ‚die Re Redaetion der PRDAUBE SL 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe we Nummern. 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu ler das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. Mittheilungen, welehe nicht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsieht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden es deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt-Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschritten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- ' dem redigirenden Secretar angezeigt hat; wünscht er : auf . stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Si Bemelk und SEO zur Abstimmung gebrac N Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte= an ee Ta sie im Sch wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mas » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, HERREN % » October bis December zu Anfang des nachalen Jahres nach Fertigung de ‚Registers. "Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre ei, j für alle übrigen Theile der Sitzungsbe berie chte sind nach en Richtung nur. die V asser verant- _ wortlich. 2 ’ ET REN SPREHN .F.V- ei öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach Da gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu ‚der Ein- willigung der Gesammt - Akademie spe der kreipelienelen Classe. 55 ; un un lg er 88. : 5. Auswärts werden Correeturen nur "auf besonderes. Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten ‚damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht DE Sr BE ei ni a Bir $ 117:.%% 1. Der Verfasser einer unter den »Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält ı unentgeltlich. fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem: der Kopf der Sitzungsberichte ‚mit Jahreszahl, ‚Stück- n nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der. E hg Titel der Mittheilung und der Name ‚des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei 3 Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag. fort. k 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie 4 ‚ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere ‚gleiche 3 | Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und. 4 auf seine Kosten noch weitere bis z zur Zahl von zwei- hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher Ver- ; theilung abziehen zu lassen, sofern er diess x rechtzeitig 2 seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Gesammt- 1 Akzdenie oder der BEER Classe. a Bee bei dem vedlbsrenden Secretar weiten plare auf ihre Kosten abziehen lassen, ; 8:28. 1.0 0 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsherichte be- vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, ‚sowi Nichtmitglieder, haben I hierzu die Vermittelung eines ihr Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen spondirender Mitglieder direet bei der Akademie . er bei einer der Classen eingehen, so hat sie der r vor tzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der | Akademie nicht ‚angehören, ‚hat er einem zun chst geeignet 58 scheinenden Mitgliede zu überweisen. R £ [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufna — einer ausdrücklichen Genehmigung. der Akademie ‚oder $ einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antı rag k an, E sobald das Manuseript druckfertig vorl egt, x ‚ er Pr SR 1. Der revidirende Secretar ist für den n Inha für die darin. Snenommenen kurzen Inhaltsangabı gelesenen Abhandlungen verantwortlich. uir ‚diese Fax. ea SITZUNGSBERICHTE 1905. XXXIX. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 19. October. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAuten. l. Hr. TosLer setzte die 1902 begonnene und im März 1905 weitergeführte Mittheilung vermischter Beiträge zur französi- sischen Grammatik fort. Er handelte von der Verneinung in der rhetorischen Frage, von n’etait im Sinne von »wenn ... nicht wäre«, von gewissen Fällen des Ausbleibens des unbestimmten und des Theilungsartikels, endlich von einer noch kaum beachteten Verwendung des reciproken Pun Pautre, un pour Pautre u. dgl. 2. Hr. KornissBERGER, corr. Mitglied, übersendet eine Mittheilung: Über die Differentialgleichungen dermathematischen Physik. Verf. behandelt die Frage, welche Systeme totaler und partieller Differential- gleichnungen die Form der erweiterten Lacrange'schen Gleichungen der allgemeinen Mechanik besitzen oder sich als Hauptgleichungen der Variation einfacher oder mehr- facher Integrale darstellen lassen, und somit dem erweiterten Prineip der kleinsten Wirkung Genüge leisten. Die hiermit identische Frage nach den nothwendigen und hinreichenden, von einander unabhängigen Bedingungen für die Existenz des allge- meinen kinetischen Potentials beliebiger Ordnung mit einer unbeschränkten Anzahl unabhängiger und abhängiger Variabeln wird mit Hülfe einfacher analytischer Betrach- tungen beantwortet und liefert eine wesentliche Ergänzung der früheren in den Sitzungs- berichten veröffentlichten Untersuchungen des Verf. 3. Hr. Scnmivr legt im Namen der Deutschen Commission die von ihrem ausserordentlichen Mitglied Prof. Dr. B. SEuFFErT in Graz nunmehr abgeschlossenen »Prolegomena zu einer Wieland-Aus- gabe« vor, Stück 3—5, worin besonders die Herstellung des Textes und der Lesarten bestimmt wird. (Abh.) 4. Hr. Diers legte im Namen der Commission zur Herstellung eines Cataloguscodicum medicorum antiquorumden ersten Theildieses die Hand- schriften des Hippokrates und Galen umfassenden Katalogs vor. (Abh.) 5. Hr. Mösıus legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. Gustav TornıEr aus Berlin vor: »Pseudophryne viviparan. sp. ein leben- dig gebärender Frosch.« - Pseudophryne vivipara ist eine neue deutsch -ostafrikanische Bufonidenart, die Sitzungsberichte 1905. 74 822 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. in Daressalam, in Rungwe und im Kingagebirge gesammelt wurde. Die Art ist lebendig gebärend. Die Jungen entwickeln sich im Eileiter und werden zweifellos voll entwickelt geboren, da die untersuchten Exemplare bereits an Kopf und Mund metamorphosirt sind, einen drehrunden Schwanz und Gliedmaassenanlagen, aber auch noch viel Dotter in der Leibeshöhle haben. 6. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: WILHELM voN Hunsorpr’s Gesammelte Schriften. Herausgegeben von der Akademie. Bd. 4. Berlin 1905; O. ScHMIEDEKNECHT, Opuscula Ichneumonologica. Fasc. 10. Blankenburg i. Thür. 1905 und J. Karst, Armenisches Rechts- buch. Bd. ı.2. Strassburg 1905 4°, beide mit Unterstützung der Aka- demie erschienen; H. Driers und W. Scnugart, Anonymer Commentar zu Platon’s Theaetet (Papyrus 9782). Berlin 1905 (Berliner Classikertexte Heft 2); ferner von Hrn. von WıLamoWwITz - MOELLENDORFF Die griechische und lateinische Literatur und Sprache. Von U. vos Wıramowırz-MoELLEN- DORFF, K. KRUMBACHER, J. WACKERNAGEL, Fr. Leo, E. NorDEn, F. SKkuTscH. (Aus Kultur der Gegenwart’ Th.r Abth.VIII.) Berlin und Leipzig 1905; von Hrn. Sacnau Geschichte der Augenheilkunde bei den Arabern. Von J. Hırscngere. Leipzig1905: Die arabischen Augenärzte. Von J. HırscH- BERG, J. Liepert und E. Mırrwocn. Th. 2. Leipzig 1905; schliesslich H. Moıssan, corresp. Mitglied, Trait® de chimie minerale, Tome 2 Fase. 2; Tome 4 Fasc. 2. Paris 1905; G. F. Knarr, corresp. Mitglied, Staatliche Theorie des Geldes. Leipzig 1905. 7. Die Akademie hat Hrn. Coxze die unten abgedruckte Adresse zu seinem fünfzigjährigen Doctorjubiläum überreicht. S. In der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leisxızischen Jahrestages am 29. Juni d. Js. hat die Akademie eine Bewerbungsschrift um den Preis aus dem Corzenıvs’schen Legat (Entstehung und Verhalten neuer Getreidevarietäten) mit dem Motto »On juge l’arbre A ses fruits« als preisfähig bezeichnet, wenn sie ihr auch den Preis aus dem Grunde nicht ertheilen konnte, weil eine noch vollständiger die gestellte Aufgabe lösende Arbeit vorlag. Zugleich hat sie vorbehalten, den Namen des Verfassers mitzuteilen, sobald dieser zur Eröffnung des zugehörigen versiegelten Zettels seine Einwilligung gegeben haben würde. Diese ist nunmehr erfolgt. Verfasser der Arbeit ist Hr. G. Marrıser, Chef de l’etablissement federal d’essais et de eontröle de semences, in Lausanne. Zu wissenschaftlichen Unternehmungen hat die Akademie bewilligt: Hrn. Dr. GortnuoLp Lupwıs Mamrock in Berlin zur Herausgabe der Cor- respondenz Frıeprıcn's des Grossen mit Ärzten 8oo Mark; ferner durch die physikalisch-mathematische Classe Hrn. Prof. Dr. JuLıus BAUSCHINGER Gesammtsitzung vom 19. October 1905. 823 in Berlin zur Bearbeitung einer achtstelligen logarithmisch -trigonome- trischen Tafel 4000 Mark und Hrn. Prof. Dr. Orro ScHMIEDERNECHT in Blankenburg i. Th. zur Fortsetzung seiner »Opuscula Ichneumono- logiea« 600 Mark; endlich durch die philosophisch -historische Classe Hrn. Prof. Dr. Oskar Mann in Berlin zur Drucklegung des ı. Bandes seines Werkes über kurdisch -iranische Dialekte 1000 Mark; Hrn. Prof. Dr. Ruporr ScHsEIiDEr in Mühlberg a. d. Elbe als Reiseunterstützung zur Aufnahme der Abbildungen von antiken Geschützen in Handschriften 50oo Mark; Hrn. Prof. Dr. Anporr ScHhuLten in Göttingen zur Unter- suchung der antiken Überreste von Numantia und anderen Ibererstädten 5oo Mark; Hrn. Pfarrer W. Tünrer in Unterrenthendorf bei Roda zur Herausgabe von Band 3 des Werks »Das deutsche evangelische Kirchen- lied des 17. Jahrhunderts« nach den Materialien des verstorbenen Ober- pfarrers D. ALsert Fıscner 600 Mark. Seine Majestät der Kaiser und König haben durch Allerhöchsten Erlass vom 12. August die Wahl des Professors der Chemie an der Universität München, Königlich Bayerischen Geheimen Rathes Dr. Anorr von BAEYER, bisher correspondirenden Mitgliedes, zum auswärtigen Mit- glied der physikalisch-mathematischen lasse zu bestätigen geruht. Die Akademie hat durch den Tod verloren das ordentliche Mit- glied der physikalisch-mathematischen Classe Ferpınann Frhrn. von Rıchtuorrn am 6. October, das correspondirende Mitglied der physi- kalisch-mathematischen Classe Hrn. WALTHER Frenmme in Kiel am 4. August, das correspondirende Mitglied der philosophisch -historischen Olasse Hrn. JuLiıus Orrert in Paris am 20. August. 74* 824 Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. Von A. TogLer. 8. Die Verneinung in der rhetorischen Frage. Zi der Form fragender Rede wird bekanntermaßen sehr oft gegriffen, ohne daß Antwort gewünscht oder erwartet wird; insonderheit werden sogenannte Bestimmungsfragen’, d.h. solche, welche zur Bezeich- nung eines Subjekts, eines Objekts, eines Adverbials zum Verbum des Fragesatzes aufzufordern scheinen, sehr oft gebildet, ohne daß auch nur an die Möglichkeit einer solchen Bezeichnung gedacht wird. Der- jenige, der frägt »wer weiß, wie nahe mir mein Ende?« »wie groß ist des Allmächtigen Güte?« »wo find ich Rettung?«, ist keiner Ant- wort gewärtig, will nur sagen, in völliger Unwissenheit bleibe ihm nur Fragen übrig, und nimmt in der Regel an, auch andere wüßten ihm nieht Aufschluß zu geben. Sätze solcher Art werden denn auch gar nicht im Tonfall der Frage gesprochen, sondern eher in dem des staunenden, klagenden, preisenden Ausrufs, demgemäß in der Schrift eher mit dem Ausrufs- als mit dem Fragezeichen versehen und etwa Ausrufe in Frageform von der Grammatik benannt. Gar nieht selten finden wir nun derartige Sätze in germanischen und in romanischen, in toten und in lebenden Sprachen mit verneintem Verbum gebildet, während doch der Sinn kaum ein andrer wird als der, den sie ohne Verneinung haben. Zwischen quel ne fut pas fon contentement de voir ..., Arene, Domnine 59 und quel fut son conten- tement de voir ... besteht zwar ohne Zweifel ein gewisser Unterschied, und von ihm soll nachher die Rede sein, aber nicht der, der sonst Bejahung und Verneinung trennt; es wird vielmehr hier wie dort staunend von einer wirklich eingetretenen Befriedigung gesprochen. ! Siehe Sitzungsberichte 1905 S. 346 — 358. ® Von Ausruf in der Form positiver Bestätigungsfrage ist Verm. Beitr. III ı8 gehandelt. ToerEer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 825 Ebenso sagt im Deutschen »was tut die Liebe nicht!« kaum viel an- deres als »was doch die Liebe tut!«' Von dem Gedankenvorgang, der zu solchem Gebrauche der Ne- gation geführt haben könne, handelt u.a. das Grimmsche Wörterbuch (Lexer) unter »nicht«, VII 7ı1 und meint, »das auch heute noch ge- bräuchliche pleonastische nicht vertrete die Stelle eines verstärkenden doch” und sei wohl aus einer doppelten Form der Fragestellung, die in eine verschmolzen wurde, zu erklären: aus wieviel tut die Ein- bildung? und tut die Einbildung nicht viel? entsteht wieviel die Einbildung nicht tut!« Verschmelzungen der hier angenommenen Art kommen ohne Zweifel in der Entwickelung der Rede vor, aber doch wohl nur von Sätzen unter sich gleicher Natur, was die hier angeb- lich zusammengeflossenen nicht sind, indem der eine als ein Ausruf in Frageform, der andere als eine echte Frage gelten muß. Es ließe sich auch an ein allmählich ununterbrochen, einheitlich gewordenes Lautwerden dessen denken. was ursprünglich ein fragender Ausruf mit eingeschaltetem fragendem nicht? (= nieht wahr?) gewesen wäre: wieviel die Einbildung — nicht? — tut!” Doch würde solcher Deu- tung, soweit das Französische in Betracht kommt, im Wege stehn, daß in der allenfalls denkbaren Parenthese die Negation doch nur in der betonten Form (non?) hätte auftreten können, und der begeg- nen wir in dem angenommenermaßen einheitlich gewordenen Satze niemals. Das Einfachere wird auch hier das Richtigere sein. Wenn durch die rhetorische Bestimmungsfrage mit positivem Verbum der Sprechende zu erkennen gibt, die Bestimmung, nach der er zu fragen scheint, wisse er selbst nicht zu geben und er nehme an, andere wissen es ebensowenig. sie sei überhaupt nicht auffindbar (wer zweifelt? — keiner zweifelt: was bleibt mir übrig? — nichts bleibt mir übrig; aus wel- chem vernünftigen Grunde könnte er das tun? — es gibt keinen ver- nünftigen Grund. aus dem er ..), so wird folgerichtig bei negativem Verbum jede Bestimmung als zulässig oder doch jede genaue Ab- grenzung, jede bestimmte Ausschließung als untulich hingestellt (wer weiß nicht? — jeder weiß; was habe ich nicht versucht? — alles habe ich versucht: mit welchen Schwierigkeiten habe ich nicht zu kämpfen gehabt? — eigentlich mit jeder Art, dann mit unsäglichen). So ist ! Wenn Voltaire sagt: oh, que d’hommes conjiderables ... ne font point regus dans ce temple (du Goüt) malgre les diners qwils donnent. (Euvres II 540b, so ist hier der fragende Ausruf nicht als Ganzes negativ, sondern nur sein Verbum; statt ne font point regus könnte man setzen /ont exchus, renvoyes de ce temple, »wie vielen bleibt die Auf- nahme versagt!« ® Über den Sinn eines solchen doch s. Verin. Beitr. II 152. ® Ein Beispiel soleher Entwickelung s. Verm. Beitr. III 79. 826 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. denn ohne weiteres klar, was gesagt wird mit Que ne permettra-t-il a fon reffentiment? Ei ju/ques a quel point ne porte fa vengeance (Akkus.) Une ju/fte colere avec tant de puiffance? Il nous perdra, Gorneille, Polyeucte 14a; Et quels triftes hafards ne court point mon epouwx? eb. Il 3; quand au- rons-nous ce precieux enfant de Famour qui fera Veleve de la vertu? (Que ne deviendra-t-il point fous de tels aufpices! de quelles fleurs charmantes, de quels fruits delicieux ne couronnera-t-il point les liens de fes dignes parents! Mais cependant quels nouveaux foins vous font impofes! (hier zuletzt bloß Ausruf und keine Negation), JJRousseau, (Euvres XI 124; de quoi n’etois-je pas capable avec les motifs qui m’animoient, Prevost, Manon Lescaut 104; quweft-ce que cette voiw ne deviendra pas, quand il aura eu les meilleurs maitres? Rev. bleue 1889 Iıo7a. Leicht erkennt man hier noch meistens, daß die Gedankengestaltung dieselbe ist wie in quid non mortalia pectora cogis, auri facra fames? Virg. Aen. Ill 56, d. h. »zu jeder Missetat vermag Goldgier menschlichen Sinn zu treiben«. In einigen Fällen aber ist die ursprüngliche Kraft der Redeweise doch schon merklich gemindert. Nicht mehr jedes Subjekt, jedes Objekt, jede Beschaffenheit eines Dinges, jede Menge, jeder Grad sollen zu- gelassen sein; der Sprechende will kaum mehr sagen, als daß er darauf verzichte, genaue Angaben zu machen, daß er dem Hörer, der ja doch ein verständiger Mensch sein wird, freiesten Spielraum gewähre jene Bestimmungen nach Zahl, Menge, Grad sich so gewaltig vorzustellen, wie ihm angemessen scheinen mag. So auch in folgenden Fällen: oh, pourguoi avait-elle permis a fa tante de fe fixer a Saint-Xift! de quel poids enorme ne pejfait-elle pas fur fa vie! que n’eüt-elle pas donne pour la voir f’eloigner! Fabre, Les Courbezon 181; la Pancole publie deya dans tout le pays que nous devorons fa niece; que ne dirait-elle pas alors? eb. 183; in den beiden letzten Sätzen ist die Negation sicher ganz gut angebracht, während im ersten es sehr wohl heißen könnte de quel poids enorme elle pefait fur fa vie, wie 8.182 man liest avee quelle joie elle en (du chagrin) eüt du moins pris fa part! Ferner: avec quelle joie ne leuffe-je point fait! Chateaubr. bei Pailhes 185; de quels ‚fecours n’aurois-je pas befoin pour oublier les charmes de Manon? Prevost, Manon 102; dieuw! de quels mowvements n’ctois-je point agite! eb. 157; quel £tre fublime ne pourras-tu pas faire de celle qui eft ta femme et qui poffede ton amour! Sand, Jacques 118; quelle amitie, quelle tendre folli- citude ne m’a-t-elle pas temoignee! Cherbuliez, Gageure 78; quelle ne fut pas fon angoiffe, le jour ou .. il f’imagina .. qu' Anais definitivement fe detachait de lui! Richepin, Cadet 149: combien de deceptions ne devait-il pas eprowver! Arago, Monge 4: combien n’ai-je point pa/fe aupres delles de douw et fahutaires moments! Sainte-Beuve bei Seche II 210; combien de fois ne m’ctait-il pas arrivd de reconcilier mon grand-pere et ma grand’- in Togrer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 827 mere? M”° Adam, Enfance 127; Frau Desbordes-Valmore bezeugt, sie habe selbst zahlreiche Äußerungen der Dankbarkeit in Briefen von Personen empfangen, die Sainte-Beuve in seiner Gutherzigkeit ver- pflichtet habe, und fährt fort de plus, que ne m’a pas appris fa mere qui l’adorait, en le grondant, Seche, Ste-Beuve Il ı2; que de fois ne l’ai-je pas vu repondre aux differentes deputations qui fe fuccedaient a U’ Hötel de Ville! Rev. bleue 1892 II 228a: que de progres n’a-t-on pas fait depuis einquante ans! Ducamp, Souv. litt. 161. Vgl. dove non giungera, quel caro fignor Armodio? Certo, non pajfera gran tempo che in Italia fi par- lera molto di luwi, Barrili, Diamante nero 38. Haben wir einige Fälle kennen gelernt, wo es kaum einen Unter- schied zu machen scheint, ob das Verbum des in Frageform gebrachten Ausrufs verneint sei oder nicht, so darf man doch nicht glauben, daß die beiden Möglichkeiten des Ausdrucks im Sinne völlig zusammen- fallen oder doch jederzeit zusammengefallen seien. Ich lasse dabei außer Betracht, was Emile Rodhe im dritten Hefte seiner Essais de philologie moderne, Gothenburg 1903, S. 16 mit Bezug auf Plattners Grammatik für den Unterricht, 1899, S.313 sagt (es konnte auch auf $ 331 der zweiten Auflage der Schulgrammatik und auf $ 353 der zitierten Aus- führl. Grammatik hingewiesen werden). Denn daß, wie er meint, die Ausdrucksweise mit Negation von den heutigen Franzosen als einiger- maßen geziert und buchmäßig empfunden werde, steht für mich noch nicht fest, möchte ich vielmehr auf Grund eigener Beobachtung eher bestreiten. Wohl aber ist zu sagen, daß der nicht negative, durch ein Fragewort eingeleitete Ausruf fast überall da, wo die Wortstellung die Natur des Fragesatzes bestimmt zu erkennen erlaubt, die Form eines in- direkten, eines abhängigen Fragesatzes zeigt, so daß auch in den Fällen, wo die Wortstellung, die Inversion von Subjekt und Verbum, die Form des direkten Fragesatzes zu erblicken gestatten würde, man doch die andere darin zu erkennen nicht allein berechtigt, sondern beinah ge- nötigt ist. Wo dagegen das Verbum negativ auftritt, ist nie zu ver- kennen, daß die Satzgestalt die der direkten Frage ist. Der Ausruf (Quelle fut notre furprife! zeigt gleiche Wortstellung wie die direkte Frage quels sont vos motifs?, darf aber als indirekte Frage gelten, weil der gleichartige Ausruf Quel il m’a vu jadis, et quel il me retrouwve! nur letz- teres sein kann. Der Ausruf quel ne fut pas fon etonnement! könnte in- direkte Frage scheinen wie on devine aifement quels ne font pas jes veri- tables motifs, ist aber der Form nach direkte, weil bei Anwendung des pronominalen Suhjekts nur quwel ne fut-il pas! gesagt werden könnte." ! Mir ist bekannt, daß auch der positive Ausruf bisweilen in der Form der direkten Frage getroffen wird. Quelle l’eit-on trouvce au fort de fes faveurs! Lafontaine, F. XI126, 32; Je t’aimais incon/tant; qu'aurais-je fait fidele, Racine? Androm. IV 5; 828 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. Hierin liegt schon ein stilistischer Unterschied zwischen den beiden Redeweisen; denn es unterliegt keinem Zweifel, daß der Gebrauch der direkten Frage größerer Lebhaftigkeit der Gemütsbewegung entspricht als der der indirekten, selbst wenn der Gedanke und damit die Rede gar nieht bis zur Gestaltung eines Gedankens und eines Satzes fort- schreiten, wozu die indirekte Frage im Verhältnis der Abhängigkeit stünde, wenn also für dieses Unformulierte gewissermaßen bloß Raum gelassen wird. Auch insofern ist die negative Ausdrucksform die leb- haftere, kräftigere, als durch sie nach der Grenze für Maß, Zahl, Art, Grad gefragt, somit angedeutet wird, eine solche sei unfindbar, während bei positiver Rede bloß der Verzicht auf Angabe jener Dinge ausge- sprochen, dem Hörer überlassen wird sich dieselben so oder so zu denken. Also nicht von vornherein fallen beide Redeweisen zusammen, sondern höchstens infolge einer Nachlässigkeit der Sprechenden, die die erfor- derliche Vorsicht im Gebrauch der Ausdrucksmittel zu üben vergessen, und derer, die das Sprachgewissen wach zu halten versäumen. Von den im Deutschen entsprechenden Erscheinungen will ich nicht auch noch reden; hier wäre noch von dem oft hinzutretenden »alles« be- sonders zu handeln (s. Grimmsches Wörterbuch I 212, 4). s n’etait ... „wenn .. nicht wäre‘. Die Erscheinung, von der hier gesprochen werden soll, ist schon mehr als einmal berührt worden, wahrscheinlich an noch andern Stellen als denen, die ich im folgenden erwähnen werde; aber einiges scheint mir zum bereits Gesagten hinzugefügt werden zu sollen und zu ihrem Verständnis beigetragen werden zu können, was mir noch nirgends be- gegnet ist. Eine Reihe unter sich völlig gleichartiger Beispiele gehe voran. a) la vie leur ferait facile, n’ctaient, d'une part, les depenfes exagerees de Laurent et, d’autre part, les exigences de Mathilde, Rev. bleue 1895 1602b; n’cait le elocheton aigu de l’eglife, cette maffe de bäti- ments donnerait plutöt Pidee d’une groffe ferme, eb. 1900 168ıb; un habitud des theätres, conduit rue de Richelieu les yeux bandes pour en- tendre la Blanchette de M. Brieux, des les premieres repliques de M. de combien de fois la pauvre Adele. .avait-elle les yeux humides ü la fuite d’une observation humiliante! Ducote, Servage 79. In diesen Fällen scheint ınir die Rede von dem ur- sprünglichen Wesen der Frage noch mehr bewahrt zu haben, noch nicht völlig Ausruf mit bloßem Gewande der Frage geworden zu sein. Ein bloßes que als Einleitung in- direkter Frage ist ja auch neufranzösisch nicht mehr zulässig, müßte im zweiten Bei- spiele nit ce gue vertauscht werden. j % Toter: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 829 Feraudy, fe croirait boulevard de Strasbourg, n’etait Pinclinaifon des parquets et le moölleux des tapis, eb. 1903 1 539b; je eroirais l!avoir reve, n’etait Pindifcutable realite du denouement, Bourget, Voyag. 227; n’etaient les pleurs quelle fait couler, il faudrait benir et remercier la Mort pour les extraordinaires fpectacles qu’elle procure gratis aux vivants, Lavedan, Sire 250; de la, ... cette touchante opinidtrete (seines wohl- meinenden Freundes Tiberge) @ /aquelle des Grieux ne reflerait pas infenfible, n’etait fa folie, Schroeder, L’abbe Prevost 297; /a these de M. Gröber (daß die Endung -ain altfranzösischer Feminina auf tonlosem lateinischem -am beruhe) ferait affurdment foutenable, n’e- tait Pobjection que ..., Romania XXXI 202 A. 2; n’tait ma mou/ftache retrouffee en chat, j’aurais lair d’etre entre dans les ordres, O’Mon- roy, Dix minutes 140. Die Verhältnisse bleiben im übrigen (die- selben, wenn das Subjekt zu tre statt eines Substantivs ein mit que eingeleiteter Satz ist: Et je fuivrois encor un fü noble exercice (das Waffenhandwerk), n’etoit que Vautre Inyver faifant icy ma cour, je vous vis, et je fus relenu par lamour, was schon Hölder S. 452 aus Corneille anführt, bei dem man es im Menteur 13 findet; on ‚fe demanderait en vain ce que le XVIII' fiecle a pu goüter dans le ‚Payfan perverti’, n’dtait qu'il y retrouvait les lieux communs de la phi- lofophie a la mode, Rev. bleue 1898 II 494b. Auffälliger ist es, wenn der Nebensatz mit n’elait, n’elaient sich mit einem Hauptsatz verbindet, dessen Verbum im Präsens des Indikativs, nieht im Kon- dizionalis steht: n’etaient les petites lächetes, infoupgonnees d’eux- memes, ou les entraine la neceffilE de marier leur fille, M. et M"* Peter- mann meritent notre refpect, Lemaitre, Les Contempor. VII 288. Ein Satz wie der zuletzt angeführte dürfte zunächst den Eindruck des nicht völlig Korrekten machen, und man könnte geneigt sein ein meriteraient, feraient dignes de für allein richtig zu halten, da doch ein Bedingungssatz in derjenigen Form voranzugehen scheint, die dem Aus- druck der nicht erfüllten Bedingung zu dienen pflegt, und man erstaunt für dasjenige, dessen Verwirklichung von der Erfüllung derselben ab- hängen zu sollen scheint, den Ausdruck zu finden, der der verwirklichten Tatsache entspricht. Aber der eigentliche Sinn der in Rede stehenden Wendung wird eben überhaupt nicht mehr überall empfunden: und, ist sie hier zu einem bloßen abftraction faite de, ‚wenn man absieht von ..', ‚wenn mansich ... hinweg denkt’ geworden, so zeigt sich anderwärts, daß sie vielfach auch ihren temporalen Charakter eingebüßt hat und daß sie die unerfüllte Bedingung des Nichtbestehens auch für die Vergangenheit zum Ausdruck bringt, während sie nach heutigem Sprachgebrauche streng genommen es nur für die Gegenwart tun sollte. Darauf hinzuweisen war hier hauptsächlich meine Absicht und damit einen Nachtrag zu geben 830 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. zu dem, was ich in den Verm. Beitr. Il ı ff. über ‚piec’a, guere n’a und ähnliches ohne temporale Bestimmtheit’” geäußert habe. Wenn man in den folgenden Sätzen die Wendung mit n’ctait in die mit fans! ver- wandelt, so ist jeder Anstand beseitigt, da der Präposition jener temporale Charakter abgeht, der dem Verbum eigen ist. b) et n’eftoit la gencracion divine, qui eft la vifve racine qui les conferve, fuffent retournes a leur naturel, (vom Jahr 1523), Becker, Marguerite d’Alencon et Guill. Briconnet 40; il eüt ete beau n’etait (= net ee) une cicatrice profonde qui labourait la joue, Rev. bleue 1891 I 5ı5b; n’etaient le bruit des lames .. et la trepidation de Ühelice, on fe fereit cru a terre, eb. 1894 1 740a: n’elaient fes cheveux blanes aux tempes et fa mouftache deja grifonnante, peut-etre aurait-il pu paffer encore pour un jeune premier, eb. 1897 1 622b; n’ctait le refpect voifin de la veneration qwelles profe/faient a Fegard de M. Fad- miniftrateur, elles eu/fent protefte, eb. 1904 ll 556a; plufieurs fois, n’etaient fes fentiments religieus, il fe ferait jet dans la Seine, Balzac, Birotteau 39; m’etait cette päleur de cire, on eüt dit quil dormait, Le Roy, Jacquou 275. Richtiger in den Augen des analysierenden Grammatikers: n’eüt die le fouci qui pefait lourdement fur fon prefent, il fe fit eftime heureux, Veber, Amour 283. Die Grammatiker, die des unter a) belegten Gebrauches überhaupt gedenken,’ tun es entweder unter dem Gesichtspunkte der Anwendung der bloßen Negation ne ohne Zutritt der Bezeichnung kleinster Menge (pas, point), als ob nicht das ne ohne weiteres hier das zu Erwartende wäre (so Plattner, Schulgramm.” $ 367, 3, Ausführl. Gramm. $ 390, 3). oder unter dem der Inversion (ders., Ausführl. Gramm. $ 328 Anm. ı) oder, was dem Richtigen näher kommt, aber mit ihm noch nicht zu- sammenfällt, unter dem einer Ellipse von si (Hölder, S. 451 unten; Littre unter ätre 16). Von jeder Ellipse sieht, ohne übrigens auf die uns hier beschäftigende neufranzösische Erscheinung irgend einzugehn, Dubislav S.ı4 der Dissertation ‚Über Satzbeiordnung für Satzunter- ! Von dem Gebrauche von /ans im Sinne des angenommenen Nichtbestehens eines wirklichen begleitenden Umstandes handelt weder Littre noch der Dietionnaire general. ®2 Man darf bei solehem Gebrauch des Imperfekts (im Indikativ) wohl auch an den des Imperfekts (im Konjunktiv) denken, den älteres Italienisch im kondizionalen Nebensatze zeigt: il creder mio veniva intero, Se non fo/je (= fojfe Jtato) il gran prete, Inf. XX VII, 70 oder E je non foffe (= fosse stato) che da quel precinto Piu che dal altro era la cofta corta, Non fo di lu, ma io farei (— jarei /tato) ben vinto, eb. XX1V 34; aber man wird nicht übersehen, daß es sich hierbei um einen Gebrauch des Imperf. Conj. handelt, das in allem älteren Romanisch oft noch im Sinne des lateinischen Tempus auftritt, aus dem es entstanden ist. ® In Bililers Aufsatz ‚Die französischen Bedingungssätze’ in der Neuen philo- logischen Rundschau vom 18. Oktober 1902 ist von ihm überhaupt nicht die Rede. r r v On re 4 ® y* Togrer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. s31 ordnung im Altfranzösischen’, Halle 1385, ab, wo er von Sätzen kon- dizionalen Sinnes handelt, die allenfalls auch mit sö hätten gebildet werden können, und hält sie um der Inversion willen für einfache, direkt fragende Hauptsätze, nur daß von den bei ihm beigebrachten altfranzösischen Beispielen kaum eines genauerer Betrachtung Stich hält, sie entweder durch ihn mißdeutet oder einer Umgestaltung bedürftig sind, die durch die Überlieferung oder durch Varianten meist sehr nahe gelegt ist. Die Annalıme eines auch nur im Anfang fragend ge- wesenen Sinnes der Wendung scheint mir gänzlich ausgeschlossen. Dem Sprechenden liegt der Gedanke durchaus fern, es könnte vielleicht in der Tat das nicht sein oder nicht gewesen sein, was das Subjekt zu jenem netait oder n’etaient ist. An der Wirklichkeit dieses Subjektes besteht für ihn kein Zweifel: er will nur, daß es einen Augenblick als nicht vorhanden gedacht werde, und dafür würde die Frage nie- mals der angemessene Ausdruck gewesen sein. Was hier zu sagen war, das sagt dagegen auch schon in einem Hauptsatze das Imperfektum (beziehungsweise das umschreibende Plusquamperfektum) des Kon- junktivs, das einen Sachverhalt als nur gedacht, gewollt, angenommen hinstellt. Und in der Tat finden wir neufranzösisch noch jene zweite Verbalform n’eüt etE in dem Sinne, um den es sich handelt, und die erste, ne fuft, wenigstens in der alten Sprache, während diese ein weftoit oder niert in der angegebenen Bedeutung, glaub ich, noch gar nicht kennt. Erst seitdem das einfache Imperfektum des Konjunktivs in den bedingenden Nebensätzen durchweg dem des Indikativs Platz gemacht hat, seitdem das afz. je fuft, fe pöuft, fe ofaft außer Übung gekommen und dem nfz. f’il etait, [Ü powait, f’il ofait gewichen ist, hat man auch jenes im Hauptsatze fordernde ne fu/t mit wetait zu vertauschen begonnen. Im einräumenden Hauptsatze hat jener Kon- junktiv sich bis heute unangefochten behauptet (ne füt-ce pas vrai; vouhit-il renoncer; püt-i s’y refoudre;, eüt-il ete capable); hier hat er mit der Konkurrenz des Indikativs nicht zu kämpfen gehabt. Von der alt- französischen Konstruktion hat schon Diez III? 359 gehandelt; ich führe hier bloß wenige Beispiele an, wo eben das gesagt werden soll, was heute in n’etait oder n’eüt did liegt: Ne fufent herbes qu'il planterent .., Ne fuft la perte reftoree, Ambr. Guerre s. 4253; ja ne lan öuft Menee por rien quil feuft, Ne fuft Keus, Ch. Iyon 3923; Ne fuft ore voftre venue, Tote öu/fons France perdue, Parton. 2783, wo übrigens allemal fu/t neu- französischem eüt ete entspricht, während im folgenden ne fuft igou que durch heutiges n’ctait que wiederzugeben sein würde: Vous öissies Ja gries noveles .., Ne fuft icou que je vos port Compagnie et fi vos condui, Percev. 9036 (zwei von diesen Beispielen schon bei Bischoff, der Con- jJunctiv bei Chrestien, S. 117). 832 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. Nur flüchtig und bloß um der Ähnlichkeit der Bedeutung willen sei hier noch der Präposition /ans und der Konjunktion fans que ge- dacht, insofern nämlich durch beide nicht bloß die Beteiligung eines vielleicht nur gedachten Seienden oder eines Sachverhaltes an einem tatsächlichen Sachverhalte verneint, ausgeschlossen, sondern die An- nahme des Nichtbestehens eines doch Wirklichen zum Ausdrucke ge- bracht wird, bei welchem Nichtbestehen eine Folge eingetreten sein würde, die in Wahrheit sich nicht eingestellt hat. Die Präposition erscheint in solchem Sinne in dem öfter angeführten Satze aus Mar- montel: ans la bataille de Cheronde, Demofthene eüt fauve la Grece, wo es sich nicht um ein Retten handelt, das auch ohne Jie Schlacht statt- gefunden hätte, sondern um eine tatsächlich ausgebliebene Rettung, die sich verwirklicht haben würde, wenn die Schlacht nicht geschlagen worden wäre, die in Wahrheit erfolgt ist. Entsprechend verhält es sich mit fans que: j'y aurais fait plus töt reponse, [ans que (‚nur daß’) Jai fu que vous couriez par votre province, öfter angeführt aus M"”* de Sevigne. Letzterer Gebrauch ist wiederholt nachgewiesen, so bei Littre unter fans ı0, bei Haase $ 82, bei Hölder S. 439 Anm. 21; Littre meint, er könnte gar wohl wieder belebt werden, und Deschanel, Deformations S. 168 bedauert, daß er außer Übung gekommen ist. Daß nach Jans que in derartigen Fällen im Nebensatze der Indikativ steht, kann nicht wundernehmen, da doch eben der Sachverhalt, von dem abgesehen werden, der als nicht bestehend gedacht werden soll, in Wahrheit verwirklicht ist.‘ In gleicher Weise wie das ältere Neufranzösisch dieses /ans que, verwendet das ältere Neuhochdeutsch ‚ohne daß’, wie im Grimmschen Wörterbuch (Lexer) VII 1217 gezeigt ist. 10. Ausbleiben des unbestimmten und des ‚Teilungs’-Artikels. Ferdinand Brunot hat im letzten der von ihm der Geschichte der französischen Sprache gewidmeten Abschnitte, die sicher zum besten gehören, was in dem großen, unter der Leitung von Petit de Julleville zustande gekommenen Werke Aufnahme gefunden hat, S.743 Anmerkung jener Annäherungen sei es an ehemaligen sei es an heute noch, aber nur in der Sprache der ungebildeten Leute bestehenden Gebrauch ge- dacht, die in neuester Zeit auch in der Buchsprache sich zeigen, dar- unter der ‚Ellipse des Artikels’, wie er es mit mehr Kürze als Ge- ! Eine davon verschiedene, jetzt ebenfalls unüblich gewordene Verwendung von Jans que (‚ganz abgesehen davon daß’), in der es gleichfalls den Indikativ nach sich hat ımd haben muß, ist im Archiv. f. d. Stud. d. n. Spr. XCVII 466 berührt. Er Tosrer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 895 nauigkeit nennt. Er wird darauf vermutlich in der Geschichte der französischen Sprache zurückkommen, von deren zusammenhängender und ausführlicherer Fassung er uns unlängst den ersten Band darge- boten hat. Bis dahin sei mir gestattet meinerseits den Gegenstand zu berühren, der auch meine Aufmerksamkeit seit längerer Zeit auf sich gezogen und mich zum Sammeln von Beispielen und zum Nach- denken darüber veranlaßt hat. Von Fällen, wo das Wegbleiben des bestimmten Artikels auffallen kann, habe ich in den Verm. Beitr. II g6ff. gehandelt: hier sei bloß von dem des unbestimmten und des ihm dem Sinne nach nahestehenden ‚Teilungs’-Artikels die Rede, da auch Brunot, übrigens ohne darauf ausdrücklich hinzuweisen, sich auf Beispiele solcher Art beschränkt. Gedenken wir zunächst des Nicht- auftretens eines unbestimmten Artikels, wo man ihn allenfalls erwarten könnte. Es wird bei der Betrachtung der Beispiele zunächst auffallen, daß in einer großen Zahl der Fälle es sich um Vergleichung handelt: a) c’etait um petit vieillard fec comme allumette, Feval, M”“ Gilblas II 130: il vous plante la raide comme balle (vgl. raide comme un trait d’ar- balete), eb.VI 105; .. le reconduifait ju/qu’au perron, plat comme punaijfe, prodiguant les » Monjeigneur«, Coppee, Jeunesse 54; nous Jommes entres, nus comme ver, dans une falle ou chacun fe plaga droit dans un petit baffin de pierre, Rev. bleue 1896 I 453a; il Faut fe defier un peu auffi de celles (jeunes filles) qui affectent d’adorer les petits enfants, qui fe precipitent fur eux comme epervier fur co- lombe avec un enthoufiafme tumultueux, eb. 1902 I 33 b; elaguemurde comme belette en fon terrier, dans fa maifon, eb. 1903 I 495a; M”“ Robert ... erut pouvoir raconter l’accident de Courtaut, qui pajfa comme lettre a la pofte (keinen Eindruck machte), Boylesve, L’Enfant A la balustr. 296; elle joue des differents bourgeois et bour- geoifes frangais .., comme chat de fouris ou preftidigitateur de pan- ins, Faguet in Debats, ed. hebdom. 1905, 126a. Andrer Art: Videe lui vint de faire conftater par d’autres yeuw que les fiens ce dont elle fe croyait füre, avant de demander une explication a plus Javant qu’elle-meme, c’eft a dire a fon pere, Rev. bleue 1899 I 495; aupres de plus faible que foi, il oubliait fa faibleffe, Ducote, Ser- vage 77; etre contraint de l’abandonner a lui-meme, parmi les pires exemples, c’etait de quoi terrifier moins timore que M. Lauriere, eb. 136. Und wiederum etwas anders: c’elait merveille de voir comment Cecile ... Vavait adopte, le regardait auffi comme fien, Zola, Fecond. 531; c’elait merveille que la maniere dont il parvenait a les (les idees abftraites) rendre dans fon langage ru/tique, Sand, Mauprat 23. End- lieh: dans les »Freres Karamazof« ou il y a bien plus grande place a lobfervation, Rev. bleue 1899 Il 623a; il n’y a pas grande diffe- 834 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. rence entre eux et des employes de bureau, Lemaitre, Massiere I 7; "»Infini«c, ceuw memes qui naguere y croyaient fans reflechir, avaient bien de la peine a f’en faire idee, d’Avenel, Les Francais 173. Auch bei den Beispielen für das Nichtauftreten des sogenannten Teilungsartikels wird man die Fälle des Vergleiches überwiegen sehn: b) fes yeux ... luifaient comme braife, Cherbuliez, Gageure 39; des yeux luifants comme braife, Le Roy, Jacquou 292; un tourbillon de paroles rudes comme caillouw ou fluides comme miel, Mendes, Mouvem. poet. 12; devant les fontaines gelces ou hufaient, comme diamant, de longues aiquilles de glace, Arene, Domnine 30; ferrees comme epis de blE dans un champ, Rev. bleue 1898 II 718b; plus ‚ferrces que flocons de neige, eb.719b; dru comme grele, eb. 1902 I ı1ıSb; des... archiviftes [’abattirent, comme mouches en te, fur P’hiftoire de Vart, eb. 1903 1 300b; elle le bat comme plätre, mais pas affez, Feval, M" Gilbl. IV 133; fa mere la battait comme plätre, Rev. bleue 1901 Il 362b; elle »attrape« la maitreffe de maifon comme vendeurs de la Halle le client a cing heures du matin, Debats, ed. hebdom. 1904, 1223b:; id wi fallait ... franchir le vafte falon au parquet dangereux comme verglas, Ducote, Servage 1; au premier ecart, J’euffe die brife comme verre, Descaves, Colonne 200; une lutte ou il ferait brife comme verre, Le Roy, Jacquou 196; un bruit trop fort menagait de la brifer comme verre, Zola, Feeond. 437. Doch ist auch hier die Vergleichung keineswegs Bedingung des in Frage stehenden Verfahrens: reparer une erreur, [’Ü ya eu erreur (= une e. oder de l’e.?), ce n’eft pas une honte, au contraire, Rev. bleue 1898 II 403 b: un Iyrifme echauffe qui n’a avec l’obfervation et la logique que rapports lointains, Rev. latine 1902, 6: c’eft pain benit (wohlverdiente Strafe), Rev. bleue 1899 II 701a; ce font la mer- veilleuw effets du genie, eb. 1903 Il 699b; ils penfent jeter poudre aux yeux du public, Debats, &d. hebdom. 1904, 1222b; depuis fi longs fiecles V’efelavage exiftait ..., que nul n’y voyait de mal, d’Ave- nel, Les Francais 202; je te cauferais frayeur, Glouvet, Marie Foug. 213. Hergehöriges ist an manchen Orten schon zusammengestellt, wohl an mehr als ich anzuführen weiß, meistens allerdings ohne die Sonde- rung der ungleichartigen Fälle, die doch ganz wesentlich, übrigens erst noch nichts weniger als schwierig ist'; hier sei noch auf die nicht bloß für den Grammatiker anziehende Sammlung mehr oder ! Die Klage darüber ist schon in der zweiten Reihe der Verm. Beitr. S. 104 Anm. laut geworden. io, Togter: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 835 weniger volksüblicher Vergleiche verwiesen, die man in Roberts Quel- tions de grammaire et de langue francaifes, Amsterdam (1886), S. 300 bis 313 findet (amer comme chicotin, amis comme cochons, rouge comme braife, ec comme br£fil, aller et venir comme pois en pot, [’entendre comme larrons en foire u. dgl. neben einer Mehrzalıl anderer, wo der unbe- stimmte oder der Teilungs-Artikel nicht wie in diesen vermißt wird). Viel mehr aber als auf eine vollständige Sammlung der etwa be- gegnenden Fälle von Gebrauch des Substantivs ohne unbestimmten oder Teilungs-Artikel unter Umständen, wo dieser oder jener etwa denkbar sein würde!, kommt darauf an zur Klarheit über das wahre Wesen der Erscheinung zu gelangen. Und da wird denn vor allem zu sagen sein, daß zu dem bloßen Substantiv im Singular der unbe- stimmte Artikel, zum bloßen Substantiv im Singular oder auch im Plural der Teilungs- Artikel in einer sehr großen Zahl von Fällen durch- aus nichts hinzubringt, worauf der Sprechende oder der Hörer irgend Wert legen könnten, namentlich dann nicht, wenn über den Numerus des Substantivs so wie so ein Zweifel nicht aufkommen kann.” Und Entsprechendes wird vom Teilungsartikel gelten. Ursprünglich mag wohl ein gewisser Unterschied empfunden worden sein zwischen du verre und verre, indem ersteres, genau genommen, etwas bezeichnete, was in den Bereich der Gesamtmenge fällt, die Ze verre genannt wird, letzteres die Vorstellung der Zugehörigkeit zu einem weiteren Umfange nicht andeutet. Heute wird schwerlich mehr irgend eine Ungleichheit des Sinnes zwischen den zwei Ausdrücken wahrgenommen. Das Alt- französische machte bekanntlich von un und von du, de la, des bei weitem nicht so reichlichen Gebrauch wie die Sprache der Gegen- wart, und wenn auf Fälle von der Art der oben unter a) und b) vor- geführten die Grammatiker als auf etwas im Neufranzösischen Be- merkenswertes hinweisen, so begegnen in alten Texten sie auf Schritt und Tritt, und viel eher als Beispiele von Ausbleiben des Teilungs- Artikels ziehn die seines Auftretens die Aufmerksamkeit eines Lesers auf sich, der an die ältere Ausdrucksweise gewöhnt ist. noir comme choe, hardis comme lupars, douce con torterelle, lais com leus warous en gaut; a plus vaillant et a plus fage ... que je ne fui, Avez vos dit fo- vant anui; co’ft grant merveille que pitet ne t’en prift. blanc comme woire, rouge comme fanc, Auffi le fwient ... Com pour le leu font aignel et mouton; il a ifles ci pres, Jorz avoit pa/fez ne fai quanz. Beispiele zu ı Vollständigkeit würde übrigens auch gar nicht zu erreichen sein, da der lebendige Sprachgebrauch zum bereits Üblichen jederzeit Neues fügen, von jenem auch nach Belieben einzelnes aufgeben kann. ® Warum sollte man sagen il est un medeein, da doclı zum Subjekte :/ das Prä- dikativ medeein sicher nur Singular sein kann? (Anders, wo das Subjekt ce ist.) 836 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. häufen tut um so weniger not, als Siegbert Schayer in seiner wert- vollen Schrift »Zur Lehre vom Gebrauch des unbestimmten Artikels und des Teilungsartikels im Altfranzösischen und im Neufranzösischen «, Berlin 1897 ihrer eine große Zahl zusammengestellt und je nach den Bedingungen ihres Vorkommens vorsichtig gesondert hat. Auf ihn sei jeder hingewiesen, der den Gegenstand neuerdings zu behandeln Lust haben sollte. Da oder dort wird man von seiner Auffassung abweichen dürfen und der Darstellung größere Klarheit geben können; zum Tat- sächlichen der Erscheinungen wird sich Wesentliches kaum hinzutun lassen. Dafür daß im Laufe der Zeit die Verhältnisse sich nieht wenig verschoben haben, wird die Erklärung nicht allein in abweichender Gedankengestaltung zu suchen sein: unter ganz gleichen Umständen und oft genug im nämlichen altfranzösischen Texte erscheinen nicht selten die Ausdrucksweise mit und die ohne unbestimmten, seltener die mit und die ohne Teilungs-Artikel, so daß an eine wenn auch nur geringe Verschiedenheit des Sinnes man nicht glauben kann. Un- beteiligt an dem Vorgange, der das in alter Zeit Häufige zum Selte- neren hat werden lassen, wird auch der Umstand nicht sein, daß seit dem immer weiter fortschreitenden Verstummen der Endkonsonanten die Numerustlexion vielfach nur noch für das Auge vorhanden, auch sonst die Zahl der Homonymen ungemein groß geworden, die Mög- lichkeit des Mißverstehens, auch der absichtlichen, mutwilligen Miß- deutung immer gewachsen ist. Sie schwindet in vielen Fällen be- trächtlich oder ganz, wenn jene an sich nicht unentbehrlichen Artikel häufig zur Anwendung kommen. Hinwieder kann es für den Sprechen- den von Wert sein durch dieses Mittel seiner Rede eine gewisse Kühle und Farblosigkeit zu geben, wo ein Beigeschmack von Altertümlich- keit, Volksmäßigkeit, Vertraulichkeit, wie er mit der anderen Aus- drucksweise sich verbinden würde, ihm weniger gut angebracht er- scheint. Jule la premiere vue lun de Vauire. Das Deutsche besitzt an seinem unbiegbaren »einander« in der Tat, wie das Grimmsche Wörterbuch II 141 urteilt, ein bequemes Wort. Das nämliche Werk legt auch dar, wie unsere Sprache all- mählich zu diesem Besitze gelangt ist, wie sie sich früher ohne ihn beholfen hat, wie andere Sprachen zu gleichem Dienste andere Aus- drucksweisen verwenden. Die romanischen stehn der deutschen darin näher als der lateinischen, daß sie zwei verschiedene Wörter in der Redensart paaren, unus alterum statt alter alterum sagen, darin aber r . * .. e .. = . I Bari TosLer: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 837 bleiben sie jener fern, daß sie es zu völligem Verwachsen der beiden Bestandteile, zur Flexionslosigkeit nicht haben kommen lassen, und daß, wo zur Bezeichnung der zwischen den zwei Seienden bei einem Tun bestehenden oder durch es entstehenden gegenseitigen Beziehung — und hier soll nur von dieser die Rede sein — eine Präposition erfordert wird, sie diese zwischen die beiden flektierten Wörter, nicht vor das daraus gewordene Adverbium setzen (»für ein- ander« neben /’un(e) pour lautre, les un(e)s pour les autres). Der richtige Gebrauch des französischen Ausdrucks macht kaum Schwierig- keit; es wird so vorgegangen: Über zwei oder mehr Subjekte wird zunächst einfach ein und dasselbe Tun ausgesagt, ein Tun, für welches eben jene Subjekte auch wieder die durch reflexives Pro- nomen zu bezeichnenden direkten oder indirekten (Akkusativ- oder Dativ-) Objekte sind (is je deteftent, nous nous demandcmes), oder auch ein Tun, für welches es jene durch bloßen Kasus aus- drückbaren Objekte nicht gibt (vous travaillez, is luttent), zu dem aber die als Subjekte auftretenden Seienden außerdem in einer der Be- ziehungen stehn können, welche durch Präpositionen ausgedrückt werden (pour, avecu.a.). Hernach treten um die Reziprozität anzuzeigen die beiden in Rede stehenden unbestimmten Pronomina je in dem ange- messenen Numerus hinzu, sei es ohne Präposition, sei es durch die dem besonderen Verhältnis entsprechende verbunden (l’un l’autre, les uns les autres, l’une a lautre, Fune aux autres; Dun pour lautre, les uns avec les autres). Dabei wird !’un den Träger des ausgesagten Tuns, /’autre dessen Ziel oder dasjenige Seiende bezeichnen, das zu jenem Tun in dem durch die Präposition angegebenen Verhältnisse steht. Z’un wird als eine besondere Art der Apposition zum Subjekte anzusehen sein, der sich ohne oder mit Präposition Z’autre zugesellt, um mit jenem ver- eint einen erklärenden Zusatz zur vorangehenden gesamten Aussage darzustellen. Das eben als Subjekt, als Träger eines Tuns Bezeich- nete braucht solches nicht grade zu einem Verbum finitum zu sein und aus einem Nominativ zu bestehen; es kann auch als ausgesprochenes oder nur gedachtes Subjekt zu einem Infinitiv hinzutreten oder darin liegen, und dann darf !’un wie jenes auch als Akkusativ angeschn werden, sobald das Subjekt des Infinitivs nicht mit dem des ihn regierenden Verbums zusammenfällt (on les voit lutier les uns — Akk. — avec les autres, is veulent lutter les uns — Nomin. — a.l!.a.). Nicht immer will man mit dem Ausdruck der Reziprozität anzeigen, daß die beteiligten Seienden oder Gruppen von solchen in ihren Stellungen als Subjekt oder aber als Objekt einander ablösend zu denken seien; es kann auch gesagt werden sollen, daß vielmehr das direkte und das indirekte Objekt zum nämlichen Tun eines und desselben Subjekts jedes Sitzungsberichte 1905. 75 838 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. auch die Stellung des andern einnehme, wie das z. B. bei gegen- seitigem Empfehlen, Verdächtigen, Aufhetzen u. dgl. der Fall ist (recommander, rendre fufpects, denoncer "un a lautre, dechainer un contre lautre). In diesen Fällen wird, wofern das Verbum aktiv ge- braucht ist, Z’un immer als Akkusativ gelten müssen. Da auch Ad- jektiva präpositionale Bestimmungen zu sich nehmen können zur Be- zeichnung dessen, mit Beziehung worauf eine Eigenschaft beigelegt wird, so kann der in Rede stehende Ausdruck auch zu ihnen treten (jaloux un de l’autre, contraire..a.., invifible.. pour .. u. dgl. Mille profperites "une a l’autre enchainees, Racine, Beren. v 7). Welchen Kasus man hinter Adjektiven in /’un zu sehen hat, hängt natürlich von des Adjektivs Kasus ab, mit welchem derjenige von !’un immer zusammen- fallen muß. Es kann sich immer nur um Nominativ oder Akkusativ handeln, ist das Adjektiv prädikativ zu £tre, paraitre, devenir u. del., so ist /’un Nominativ; schließt es sich prädikativ an croire, trouver, rendre u. dgl., so kann es nur Akkusativ sein; attributiv richtet es sich nach seinem Beziehungswort und ist wie dieses Nominativ oder aber Akkusativ, letzteres natürlich auch dann, wenn das Substantivum von einer Präposition begleitet ist (entre deux adverfaires inconnus Fun a Pautre). Hieraus folgt, daß eigentlich nur da, wo ein Verbum vorliegt, zu dessen ausgesprochenem oder involviertem Subjekt oder zu dessen Objekt Z’un (les uns) Apposition sein kann, oder unter den angegebenen Umständen ein Adjektivum, die uns beschäftigende Ausdrucksweise statthaft ist. Ist jene Bedingung erfüllt, dann ist gegen den Gebrauch von Z’un lautre (auch mit zwischentretender Präposition) nichts ein- zuwenden, wäre selbst die Beziehung zwischen dem Verbum und dem mit autre gemeinten Wesen eine nichts weniger als einfache. Man darf nicht allein sagen nous devons parler les uns des autres avec beaucoup de circonfpection, sondern sicher auch mit Moliere: vous Javez quenire nous autres auleurs, nous devons parler des ouvrages les uns des autres avec beaucoup de circon/pection, Crit. de l’Eeole des Femmes Sc. 6, wo im Deutschen »einander« ohne starke Änderung des Satzbaus kaum mehr anwendbar sein würde. Und so dürften folgende Sätze aus Schriftstellern unserer Zeit noch unangefochten durchgehn, obschon auch sie darum nicht nach jedermanns Geschmack sein mögen, weil die Funktion von !’un im Ganzen des Satzes schon ziemlich schwer erkennbar ist: a) les individus n’ont aucun pouvoir fur la liberte les uns des autres, Rev. bleue 1902 II 3865; !’humanitd devrait fe morceler en peuples diftinets, contraints a fe defendre des entreprifes les uns des autres, eb. 570a; ils reculent encore l’inftant ou ü leur faudra recevoir et Tosgter: Vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 839 enfoncer dans le caur faignant Uun de l’autre la pointe aiguäö de la verite, Bourget, Romans III 386; is commencerent & tourner autour les uns des autres, Le Roy, Jacquou 431. Dagegen dürften nachfolgende Sätze, weil sie der oben formu- lierten Forderung nicht entsprechen, von mehr als einem Leser mit einigem Mißbehagen aufgenommen werden: b) Nous avons mal fervi vos haines mutuelles, Aus jours "une de V’autre egalement cruelles, Corneille, Rodog. V 4, wo Z’une und T’autre sich nicht etwa auf die haines sondern auf die zwei direkt gar nicht bezeichneten, durch vos nur angedeuteten Todfeindinnen beziehn, an die sich die Rede des Antiochus wendet: combien de fois nous nous fommes racont? limpreffion que nous caufa la premiere vue Dun de lautre, Sand, Jacques S1; notre pofition a tous eft diffieile, et notre contenance difficile en prefence Pun de lautre, eb. 384; je recueillais certaines paroles prononcees en l’abfence les uns des autres, M”“ Adam, Enfance 165; le don complet de deux etres un a l’autre, Rev. bleue 1903 II 4695: ce font les femmes qui vont en decider. A vrai dire, le verdict des unes aux autres nefl pas fans appel, eb. 471a; quel a et le refultat? la banqueroute ei la depopulation de ce puiffant royaume, la perte de fes poffeffions les unes apres les autres, eb. 1904 I 541a; il avait beaucoup reflechi auw rapports des deux fexes "un avec l’autre, Bourget, (Euvres III 176; le duel des deux fewes l’un contre lautre, eb. 1291: la haine des citoyens les uns contre les autres, Cornely, Notes fur laff. Dreyf. 265; ce paffage des claffes les unes dans les autres, Bourget, (Euvres I 134: l’amour des citoyens les uns pour les autres, (Quinet in Rev. bleue 1902 Il 7725: notre vie fentimentale me/t-elle pas faite tout entiere de ces empietements de penfees les unes fur les autres? Rev. bleue 1900 II 402.a. Es wird kaum nötig sein ausdrücklich zu bemerken, daß ich mir nicht herausnehme französischen Sprachgebrauch meistern zu wollen; wie weit die Aufgabe und das Recht des Grammatikers dem gegenüber reicht, was einmal wirklich üblich geworden ist, bei sorg- sam Sprechenden und Schreibenden begegnet, ist auch mir bewußt. Aber nicht alles, was hier oder dort in lebender Sprache gelegentlich vorkommt und allenfalls auch in seiner Entstehung begriffen werden kann, ist darum nun gleichermaßen der Empfehlung und des Nach- ahmens wert, und auf Vorkommnisse als auf solche hinzuweisen, die bei genauerem Zusehn Bedenken erregen dürften, die außerhalb dessen zu liegen scheinen, was die sonst herrschende gute Zucht zuläßt, die die unmittelbare Verständlichkeit der Rede gefährden, wird wohl Yo) 840 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. gestattet sein, selbst dem, der von fremder Sprache handelt. Die hier besprochene Sache hat Ebeling (1901—1903) in Vollmöllers Jahresbericht Bd. V, I 194 im Vorbeigehn berührt; G. Krueger in seiner ‚Übertragung im sprachlichen Leben’ (1900), S.14 hat nur mit der Stellung der Präposition vor each other zu tun, die der im Deutschen bei ‚einander’ üblichen entspricht, also mit einem Verfahren, das dem französischen gerade entgegengesetzt ist. 841 Über die Differentialgleichungen der mathe- matischen Physik. Von Leo KOoENIGSBERGER. Der in der neueren Zeit so rasche und an wichtigen Resultaten reiche Fortschritt der mathematischen Physik verlangt die Beantwortung der Frage, welche Systeme totaler und partieller Differentialgleichungen, die der mathematischen Physik angehören, mechanischen Ursprungs sind, also die Form der erweiterten Lasranse’schen totalen und par- tiellen Differentialgleichungen der allgemeinen Mechanik besitzen, oder welche — was dasselbe ist — sich in der Form der Hauptgleichungen der Variation eines einfachen oder mehrfachen Integrales darstellen und somit dem erweiterten Prineip der kleinsten Wirkung Genüge leisten. Da diese Untersuchung im Wesentlichen darauf hinauskommt, die nothwendigen und hinreichenden, von einander unabhängigen Bedin- gungen für die Existenz des kinetischen Potentials anzugeben, will ich zunächst diese Frage für kinetische Potentiale erster Ordnung mit be- liebig vielen unabhängigen und abhängigen Variabeln nach einer auch in analytischer Beziehung nicht uninteressanten Methode behandeln, welche eine unmittelbare Ausdehnung auf den allgemeinsten Fall des Problems gestattet. Sollen » Funetionen zweiter Ordnung N,,N,,... N, von p unab- hängigen Variabeln %,,%,,...£, und u abhängigen Variabeln 9,, 2:,---- P, ein gemeinsames kinetisches Potential erster Ordnung M besitzen, oder, wenn 2 — p®, Kr N) a Ron z gesetzt wird, u am am u Er op, dt, op) EN dt, pe era dt, Ip? 23 °°. ! sein, so folgt zunächst, dass N, eine lineare Function der zweiten partiellen Differentialquotienten der p sein wird von der Form 842 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. 0’M 2 0M RO = Ir (18 are (ze) Tı (2) N, ==, > way Pr a2 + a dp9 dp PEN HN, worin N, eine Function erster Ordnung bedeutet, und dass somit, wenn (3) N,= — > = A (9 +2, A@) pe) + ” DA | + N; gesetzt wird, zwischen den Coeffieienten die Beziehungen bestehen ß) Am 0) Am (4) TI Ne, n,nr— 12, ...p5 2%, m, mı—= 2 een)s Op Top welche leicht in die entsprechenden Relationen zwischen den Coeffi- cienten der nach den zweiten Ableitungen der p geordneten Form von N, umgesetzt werden können, die aus (3) durch Zusammenfassen der Coeffieienten der Glieder p(” und p(” hervorgeht. Differentiirt man ferner die Gleichung (1) nach p®, so erhält man aus bekannten! Beziehungen N iM _d 0?’M in ROM we 0’M KL 0M om dp, duoproe diuopdp? Opon di, opMdm und durch Vertauschung von x und A ON, iM d. mM ud oM I 0?M Ey Haag 0M Ip" pp de Te er a, Te so dass sich durch Summation dieser beiden Gleichungen oN, 0N, d 0®M 0° M pe pe al pe pe 7) „.d 2 .d oM ka 0®M 2 Op a ap * I oder nach (2) oN, daN, doN, d oN, oN, Te Ta TR ergiebt, woraus, wenn 2#=X gesetzt wird, u.a an me, opO dt, ap dt, op” * dt, 0p%” folgt. Bildet man endlich aus (1) DARIN d ®M d or Mi op, N iop.op, dt on)op, m: Nat dpWon, ! Vergl. $1 meiner Arbeit »Die Principien der Mechanik für mehrere unabhän- gige Variable« im Journal für Mathematik Bd. 124. KornıGsgerger: Die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 843 und stellt dieselbe mit der total nach Z. differentiirten Gleichung ON 0?”M dr oam d 0®M 0’M d 0?M op dp, ar, pe a, A A de, IpWdpl zusammen, so ergiebt sich aN don, d oN, d ON, Mm. dt, op" 277 pa una 0?M de aM I aM Ede 0 M d2M un nn SERIEN An ar, A, (7 Ba ß : ARMOR ea ORTE) 0p,op, 7° di. 0p,op: vadi. op.” op; u did, \opdp) ; Opdpt oder nach (1), und weil 0’M oN, 0o°’M a 0?M oN, dp“ dp 7 op a op dp op® op\“ Dy op!e®) ist, (7) ne > oN, & de .eMN, ar oN, / «dt, per aß dt,dt; op? Op, Die letztere Gleichung kann noch in eine wesentlich hiervon verschiedene Form transformirt werden, indem man die durch Sub- stitution von A statt x sich ergebende Gleichung (6) nach /. differentiirt und die für e=1I,2,...2 genommene Summe aller dieser Gleichun- gen von (7) abzieht, so dass sich AN,—N) x d ıN,—N) X de (NW, —N,) _dN dMN a (5) ergiebt. Es soll nun untersucht werden, ob die eben aufgestellten identisch zu befriedigenden nothwendigen Bedingungen auch die hinreichenden sind, und welches die geringste Anzahl dieser hinreichenden Bedin- gungen sein wird. Seien P,, P,.... P, Functionen zweiter Ordnung der unabhängigen Veränderlichen 4, £,,...Z, und der abhängigen Variabeln p,,P,---P, von der Form ı (0) = 2,3, Bpm+ 3, Bope+... +2, Bp +, worin P! von der ersten Ordnung, deren Coefficienten die Bedingungen EUER d dB“ ") mn MyRT, op dpi (ER 2 AT ITE—T, 2) (10) identisch befriedigen, und welche ferner den Gleichungen unterworfen sind op, > di, ’ Ip Zum > dt, dt; dp) > op, nn: op, ) 844 Gesammtsitzung voın 19. October 1905. d. op op en DR Ne I x “oo Da 7 er 67 Sue er 7 (a nee 2yosap)h so wird die nach p, genommene Variation des ‚-fachen, über die un- abhängigen Variabeln Z%,t,,.. .t, sich erstreckenden Integrales von 122, unter der Beschränkung des Verschwindens der Variationen von p, und dessen ersten Ableitungen in dem Grenzgebiete () (2) DE |" de a op,dt (d (En ee 2, Aa nd ee dt, dpi) und somit nach (II) 6) op. 12 Jer (oh —öp,dt en |: -|% z sein. Bestimmt man nun 7 Functionen erster Ordnung w,,,W.....%, von der Art, dass (13) Ve heninehrson)n was nach den der Voraussetzung nach identisch befriedigten Beziehungen (10) möglich ist. so genügt bekanntlich‘ die Function zweiter Ordnung ' 5, _ dm, , Mn Do (ra ee a ? der en 20209, ? d’ on, => u, Zee identisch oder Be unter den erwähnten Grenzbedingungen die Gleichung 6) (15) Dr [oa = o. e/ ! Ich verweise auf meine nächstens in den mathematischen Annalen erscheinende Arbeit über die identischen Lösungen der totalen und partiellen Hauptgleichungen der Variation einfacher und mehrfacher Integrale. KoEnIGSBERGER: Die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 845 so dass sich aus (12) und (15) 6) -() ergiebt, oder wenn (16) P,-2\,=M, gesetzt wird, worin vermöge (9) und (13) M, eine Function erster Ordnung der p bedeutet, (&) (2) (&) N 2 ae und daher ee VPE ame dd d om, I z Fr =) m OT Fr Sa), op, op, di, dp” di, Op® folgt. Wir finden somit zunächst, dass, wenn eine Function P, von der zweiten Ordnung und linear in den zweiten Ableitungen der 9,,...p, nach la,...t, sieh in die Form (9) setzen lässt, worin die Coeffi- eienten den Gleichungen (Io) Genüge leisten, und P, ferner die Gleichung (11) identisch befriedigt, die Function zweiter Ordnung a ein kinetisches Potential M, von der ersten x Ordnung besitzt. Unterwerfen wir ferner die Functionen P,,... P, der Bedingung, dass für einen bestimmten Werth von x und jeden Werthi=1,2,...? die Gleichung besteht Er el RO oP, 8 er —_ rege ER = op, a de, op +2. dt.dt, Op? 9p, oder, wie aus (II), der Transformation der Gleichung (7) in (8) analog, hervorgeht, = pP) = PP) is d a(P,—B,) (1 9) nn — ® dt „dis opk®) —20% so ergiebt sich aus letzterer, da Be SM N BR QM, 846 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. und 2,—2, als Summe von nach t,t,,..., genommenen totalen Diffe- 2 3 rentialqguotienten nach einem bekannten Satze! ebenfalls die zu Functio- nen zweiter Ordnung gehörige Hauptgleichung identisch befriedigt, dass 0(M,— M,) x d 0(M,— M,) op, ie, op" ist, weil M,— M, eine Function erster Ordnung darstellt, und somit, da nach (17) op, er oM, Br d oM, op, 0, zer wenn M, für ein bestimmt gewähltes x mit M bezeichnet wird, op, DM a Mm op es besitzen somit alle Differentialquotienten Ip op: 02, u) dasselbe kinetische Potential, falls zu den oben bezeichneten Bedingungen (9), (10) und (Ir) noch die für ein beliebig, aber bestimmt gewähltes x und für jeden WerthvonA=1,2,...p identisch zu erfüllende Gleichung (18) hinzutritt. Setzt man nunmehr Er = N, 9 ur ——I NE ’ ur —— ii 5 op, op, op, so werden die # Functionen zweiter Ordnung N,.N,,... N, vermöge (9) die Form (3) annehmen, und die Coeffieienten nach (10) den Be- dingungen (4) Genüge leisten, während die Gleichungen (11) in die Bedingungsgleichungen (6), und die Beziehungen (18), wie durch Differentiation dieser identischen Gleichungen nach p, ersichtlich ist, in (7) übergehen: und wendet man für beliebige Functionen NEIN EN, 1 die bekannten Schlüsse durch Reduction des Problems an, so ergiebt sich das nachfolgende Theorem: Die nothwendigen und hinreichenden Bedingungen dafür, dass x Funetionen zweiter Ordnung N,, N,,... N, von punab- hängigen Veränderlichen %&,4,...t£, und x abhängigen Varia- beln 9,.P,....p, ein gemeinsames kinetisches Potential erster Ordnung besitzen oder # zusammengehörigen erweiterten La6ranGe'schen partiellen Differentialgleichungen äquivalent ! Vergl. meine oben erwähnten Arbeiten im Journal für Mathematik und in den Matlematischen Annalen. r . pp . . . . - KOENIGSBERGER: Die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 841 sind oder endlich aus dem verallgemeinerten Prineip der kleinsten Wirkung hervorgehen, sind die, dass die » Func- tionen in den zweiten Ableitungen linear sich in die Form setzen lassen Aa T: = \ - (ex) „(1E) S (ex) „(2:) Q (22) (el I ns un nr. =D Aue EN en. I worin die Coeffieienten den Bedingungen unterliegen Dam AA mn MyN; ——— ——- (e,N,n, = 1,2,...f;5 4A, m, Mm, =T,2,...P), ph) dph) und ferner für <,A=1,2,...# die Gleichungen oN, d oN, d oN, d oN, oN, > — 2 a ol. nn = on =1,2,...P), ap dr on.) di, op") dt, op” Ip? und oN, ON RN: ri FER- ser * S >= ”_ we N I Ze, dp6 + Zeusat.dt, Apr” ap, identisch befriedigt werden. Um zu zeigen, dass mit Hinzuziehung eines nachher näher zu erörternden Hülfssatzes die eben angewandte Methode auch auf den allgemeinen Fall der kinetischen Potentiale beliebiger Ordnung aus- dehnbar ist, wird es der Kürze der Darstellung halber genügen, die Reduction auf kinetische Potentiale für Funetionen dritter oder vier- ter Ordnung zu behandeln, und, um von der in meinen früheren Ar- beiten abgekürzten Bezeichnung ger? 1 fe) dt“ dt? re Gebrauch machen zu können, nur zwei unabhängige Variable zu Grunde zu legen. Seien also N,.N,.... N, Functionen dritter oder vierter Ordnung von zwei unabhängigen Veränderlichen {, und &, und 4 abhängigen Variabeln p,,p,,.-.p, von der Art, dass dieselben ein gemeinsames kinetisches Potential zweiter Ordnung M besitzen, also N oM d o8M d oM d’ 0M d o0M d’ o0M pda pe ar: Oper" ad, Apee "az ap ist, so wird N, wieder eine lineare Function der 4. Ableitungen der abhängigen Variabeln von der Form sein 848 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. 0°M 0M 2 0?M (31) SEIN ee Mer (22) (2 I) ->, Op) Opa =>, op) ap u on pP: . 8»M ER in, +2, dp) dp! ea cn: opt) op! san) Pr m. Tara i Sa te ae ler (x ee ß % Te 9p») op pa" >, pop Be 2, op) IpeaPr ee N: ’ worin N, eine Function 3. Ordnung darstellt, so dass, wenn N, in die Form gesetzt wird (22) N, —_ Alter x) pn >, AR®: PN, A®: pe I + = Asp + > AD 2, AN Ab: x) ana >, A x) pa, Ale: A! San die Coefficienten den Bedingungen unterworfen sind gen DAS ae a en ae (a2) op.) ap 7a an aan pe 3) ads. Aalen Fa aa Be II — my 20 2 F (02 u 20) ? o = I pe op pl op) Opl 2) opt”) und den ähnlichen Gleichungen, welche aus (23) entstehen, wenn statt des oberen Index (20,%) der A die Indices (II,x), bez. (02,x) sub- stituirt werden. Differentiirt man die Gleichung (20) nach 29, p® Sp pP, 29, p), so ergiebt sich vermöge der in meiner oben bezeichneten Arbeit her- geleiteten Differentialbeziehungen, dass am. don, „am aan. 0 na: Op, pe a, Op a ap > are, pen * > ar ap) d@ ®M d’ 0’M d’ 0’M eo, 37 == N er = er PeRWTTE di? dp di2dt, op dpl?) dt,dt:\ ap) Ip) op) di? pl) dp» I oder wie unmittelbar aus (21) zu ersehen, die identische Gleichung: oN, ON... ON. 1 dr, ON. dream Op ap >, Oper ri op. 5 dt,dt, pt ® di? dp d: ON, de N, ao. ‚d: ON, rer Targa (24) KoENIGSBERGER: Die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 849 und genau ebenso oN, GONE cd oON.. 2 dad, Eh oN, ” au x (25) Op > dt, Op dt, er 2 dt? Oper) ge 2 dt, 4 Ip dt? op) ONE! ...:d’ ON, > oN, EUER = — ee Werne — 3 Ip > aid, Op = did Ip” a Open Endlich ergiebt sich als nothwendige Bedingung für die N,, genau wie oben für kinetische Potentiale erster Ordnung, die identisch zu erfüllende Beziehung ON. rd od ON, < aa: A en 29 op, dt, op) dk, Op ee: ® dt dt? Ape® RR ON, 10, Vera pe ae ee T 9, und es wird wieder die Frage zu beantworten sein, ob die eben ge- fundenen nothwendigen Bedingungen auch die von einander unab- hängigen hinreichenden Bedingungen für die Existenz eines gemein- samen kinetischen Potentials zweiter Ordnung von u näher zu definiren- den Funetionen der 3. oder 4. Ordnung darstellen. Seien wiederum P,, P,,... P, # Functionen 3. oder 4. Ordnung von zwei unabhängigen Veränderlichen # und Z,, und den u abhängigen Variabeln p,.P:: .-.?,, welche linear in den vierten partiellen Ab- leitungen der p sind, und, in die der Gleichung (22) analoge Form gesetzt, Coeffieienten B£%, BR%9, B@%9,.... besitzen, welche den den Beziehungen (23) und den zugehörigen analogen identischen Glei- chungen genügen mögen, so wird sich genau wie oben, wenn die P, den identischen Bedingungen (24) und (25), in denen N, durch P, ersetzt wird, genügen, (2) (2) N OP. (27) | ln An op,dt « ergeben. Bestimmt man nun eine Function »,, der zweiten Ordnung von t,.t,,Pı>...P,, welche den Bedingungen genügt was nach den für die B angenommenen, den ae (23) analogen , möglich ist, so wird er nn Be n+3, Be: x) P’+N, Bi: An), I u). 850 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. worin w, eine Function zweiter Ordnung ist, und daher =>, Br Be, Be Ip +2, BR: en, d’ W,, IE wenn w/, eine Function 3. Ordnung bedeutet, an bestimmt man ebenso zwei Funetionen zweiter Ordnung w,, und w,, durch die den Gleichungen (28) analogen Beziehungen, in aan der Fe Index (20,x) der B durch die Indices (II, x), bez. (02, x) ersetzt wird, so wird sich ähnlich d’w Er we (30) er En = Rah E> Ber pe +>, B= Ad, und d’ = (31) —- Sen m+B, Be; I ES Be; Ba) Dale a ergeben, wenn w/,, w,, wiederum von der dritten Ordnung sind. Setzt man nunmehr dw. du, = ZW, de “did de so wird auf Grund der oben näher bezeichneten Untersuchungen (2) Ö,, [2« = (6), und daher nach (27) ie (2) (2) (2) Ä JB N N , | (P-2,)d= 5 p.dt = 3, | Ara I p2 folgen, worin P,—0,= M, vermöge der Gleichungen (29), (30), (31) eine Function dritter Ordnung darstellt, so dass op, oM, dam. aM Er 2 ne a FIu.saraiz Ip”) —>,: a Om, ( =1I,2 ) 2 die? dpe® oP wird, und somit en ein kinetisches Potential 3. Ordnung besitzt. Unterwerfen wir endlich noch die Functionen P, für ein beliebig, aber bestimmt angenommenes x und alle Werthe A=1.2,...u der identisch zu erfüllenden Beziehung oP, dr dr op, do x d oaR ap. dt, Bl ah, Open FI sand Apled Ze sairäiE dped 4 De er vn = en : ar5=4 - a ir a a+% KoENIGSBERGER: Die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 851 so folgt wieder, wie oben, aus dieser Gleichung und den nach 1, und Z, differentiirten Gleichungen (24) und (25), in denen N, durch P h j OPER oP, ersetzt worden, dass die Functionen -—-, u — 5... Op, OP. op, sames kinetisches Potential M der dritten Ordnung besitzen, und somit OD, am ad oM d 0oM 33) Oo, op, dp di, dp 2 Y 73 AT RS d oM IS d oM eu ee aa aa 9 „=2 ” ein gemein- ist. Setzt man wieder wie oben z in 7 so folgt unmittelbar, dass die nothwendigen Bedingungen dafür, dass diese so erzeugten # Functionen 3. oder 4. Ordnung N,,N,,...N, von zwei unabhängigen und u abhängigen Veränderlichen ein kineti- sches Potential zweiter Ordnung besitzen, und die darin bestanden, dass diese Funetionen in den 4. partiellen Ableitungen linear mit Coeffieienten versehen sind, welche den Gleichungen (23) und den analogen unterworfen waren, ferner den Gleichungen (24) und (25) für z=1,2,...4 genügten und endlich für ein bestimmt gewähltes x und A=1,2,...u die Gleichungen (26) identisch befriedigten, zunächst die von einander unabhängigen hinreichenden dafür sind, dass die- selben ein gemeinsames kinetisches Potential 3. Ordnung besitzen, und wendet man wieder für beliebige Functionen N,,N,,...N, die bekannten Schlüsse durch Reduction des Problems an, so werden die obigen, für verschiedene Indices A und x genommen, der Gleichung (5) entsprechenden Gleichungen (23) und (24), und die analogen, mit den partiellen, nach p”, p'”, p”, ... genommenen Differentialquotienten von N beginnenden Gleichungen nothwendig und hinreichend für die Existenz der Function M sein. Es ist ersichtlich, dass genau dieselben Aus- einandersetzungen für # Funetionen 2v— 1“ oder 2v‘" Ordnung von z unabhängigen und u abhängigen Variabeln unter den analogen Bedin- gungen auf ein gemeinsames kinetisches Potential 2,— ı“" Ordnung führen werden. Dass aber dann auch stets ein gemeinsames kineti- sches Potential v‘” Ordnung existirt, wird sich aus den nachstehenden Betrachtungen ergeben. Sei zunächst M eine Function A" Ordnung von einer unabhän- gigen Veränderlichen ? und x abhängigen Variabeln p,.p,,.-.p,., und N,,N,,... N, Functionen von niedrigerer Ordnung als der 22—ı", 852 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. welche das gemeinsame kinetische Potential M besitzen, also die iden- tische Darstellung zulassen re BT a a 0 u N a nn dom +(— 1) AP Ip GeElyayoao)h so wird, da die 27” Ableitungen der p auf der rechten Seite dieser Gleichung fortfallen müssen, 0M pn = © em sein, und somit M die Form haben (35) = Im Hp +... 4hm 4 worin Ja Functionen der A—1'" Ordnung sind. Da aber die 2%— 1“ Ableitungen der p nur aus den beiden letzten Posten der rechten Seite der Gleichung (34) hervorgehen, die vermöge (35) die Form annehmen RA—ı Q lin = |; F pP®+...+ Br Pr in) Op» ter worin f eine Function A— I setzung nach von niedrigerer Ordnung als der 2%— 1" sein soll, so liefert das Verschwinden der Coeffieienten der 2%— 1“ Ableitungen auf der rechten Seite von (34) die identisch zu a Beziehungen Ordnung darstellt, und N, der Voraus- ten VE A ee DE iss nn ses en =, 2 W=l,2... opr =» pr =”) 2 Op% =) op» > pr =) op) r oder F, FL. 2 an een Bildet man nun eine Function w der A— 1" Ordnung von £,p,, Ps2>--.?,, welche den Gleichungen dw ow ow — le a Tea genügt, und für welche die Beziehungen (36) die Integrabilitäts- bedingungen TR so wird op" —ı) = ns urn KoEnıGsBERGER: Die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 853 ten worin w, von der A— 1" Ordnung ist, und daher nach (35) (37) M—2=M, eine Function A—1'" Ordnung darstellen. Da aber @ als totaler Differentialquotient der Function A— 1 Hauptgleichungen Od 02 EB N® ter Ordnung » bekanntlich. den S)) a — at... +1)" —— + (39) op, dt dp, = N OD 22009 ee erenn identisch Genüge leistet, so wird sich vermöge (34) und (38) nach (37) oM, dom, ae OM, (39) N, — Op. dt dp. Sro00 + (— 1) dp pe) (BE) ergeben, worin M, nur von der A— 1“ Ordnung ist, und wir finden, dass wenn u Kumetiomen N, ,..!.M von t,9.P,:..D, von niedrigerer Ordnung als der 2A— 1" ein kinetisches Po- tential A” Ordnung besitzen, ihnen auch ein gemeinsames kinetisches Potential von der A— 1°" Ordnung zugehört. Sind jene Funetionen von niederer Ordnung als der 2% — 3", so redueirt sich das kinetische Potential auf eine Function der A— 2“ Ord- nung, u.s.w., so dass, wenn jene Functionen von der 2 — 27” Ord- ‘= Ordnung existiren wird. nung sind, ein kinetisches Potential A—r Eben diese Reduction der Ordnung des kinetischen Potentials ist aber auch für Funetionen von mehr als einer unabhängigen Variablen leicht ersichtlich, wenn die Untersuchungen zu Hülfe genommen werden, die ich in der oben bezeichneten Arbeit über die identischen Lösungen der partiellen Differentialgleichungen, welche die Hauptgleichungen der Variation mehrfacher Integrale darstellen, durchgeführt habe. Legen wir z. B. den speciellen, der oben behandelten Classe an- gehörigen Fall einer Function M der zweiten Ordnung zweier unab- hängiger und einer abhängigen Variablen zu Grunde, für welchen der Ausdruck oM doeM d oM d’ oM dom d’ 0M oo H=-- —-— — ns: + + nt (40) 7 Eee Tee ap di op von niedrigerer als der dritten Ordnung sein soll, so wird das Ver- schwinden der Coefficienten der vierten partiellen Ableitungen von p die Bedingungen nach sich ziehen 0’M 0M 0°M 0M Pr Cr) Cry) ”g a 0’M oM op) op =oO, Ip” =oO, Sitzungsberichte 1905. 76 854 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. und M somit die Form annehmen (4) M=fP"+jp EyPe,p2 —eänn worin ff: 4; /,,/ Funetionen erster Ordnung bedeuten. Nun wird aber in der oben erwähnten Arbeit gezeigt, dass, wenn noch die Glieder dritter Ordnung auf der rechten Seite der Gleichung (40) herausfallen sollen, zwei Funetionen zweiter Ordnung w, und w, von der Form Kl 0," ee: Da Zur ® ’ a, = —— Be ng 6,9 =t7 7 D worin ®,, ®,, &, Y von der ersten Ordnung sind, sich bestimmen lassen von der Art, dass die Function zweiter Ordnung dw, dw, a 2 @2), DZ Sen poor wird, worin F wiederum nur von der ersten Ordnung ist, und da nach bekannten Sätzen die Gleichung ee Cr ar: X0> d 0Q Da 00 We 0400 ZU0aH 02 I ET a, PT a Ip =o identisch befriedigt wird, so folgt aus (40) und (43), wenn die Function M—2, welche nach (41) und (42) nur von der ersten Ordnung ist, mit M, bezeichnet wird, oM, d oM, d oM, " .0p di, op) dt, dp)’ so dass eine Reduction der Ordnung der Function M erzielt ist. Im allgemeinsten Falle vollzieht sich die Reduction der Ordnung der kineti- schen Potentiale beliebiger Ordnung mit beliebig vielen abhängigen und unabhängigen Variabeln nach genau denselben Principien auf Grund der in der erwähnten Arbeit entwickelten Sätze. 855 Pseudophryne viwipara n. sp. ein lebendig gebärender Frosch. Von Prof. Dr. Gustav TorRNIER in Berlin. (Vorgelest von Hrn. Mößıvs.) Die. Tierform, um die es sich hier handelt, ist nicht nur interessant als neue Batrachierart, sondern auch, weil sie aus Deutsch -Ostafrika stammt, während sonstige Vertreter der zugehörigen Gattung bisher nur aus Australien beschrieben wurden; das wichtigste aber ist, daß sie die einzige bisher bekannt gewordene Froschart darstellt, die lebendig gebiert. Die Hauptcharaktere der neuen Art sind folgende. Das Trom- melfell ist, wenigstens bei erwachsenen Tieren, ausgebildet. Die Spitze des vierten Zehs reicht weit über die Schnauzenspitze hinaus. Der fünfte Zeh ist kürzer als der dritte. Die Art ist lebendig gebärend. — Ausführlichere Beschreibung. Schnauze zugespitzt, mit deutlichem Canthus rostralis, unter dem die Lorealgegend etwas aus- gehöhlt erscheint. Die Schnauze selbst ein wenig länger als der Augen- durchmesser. Die Naslöcher liegen unter dem Oanthus rostralis und sind schwach nach hinten gerichtet. Der Interorbitalraum so breit wie das obere Augenlid. Pupille horizontal. Tympanum schwach aus- gebildet, aber vorhanden, klein, + des Augendurchmessers, dunkelbraun gefärbt. Kopf im ganzen relativ groß, vom Halse gut abgesetzt. Finger ansehnlich lang, sehr weit voneinander abgespreizt und im Leben sicher nicht aneinanderlegbar. Der erste Finger, an den zweiten an- gedrückt, erscheint viel kürzer als der zweite, der zweite, an den dritten angelegt, nur halb so lang als dieser, und der vierte 4 kürzer als der dritte, aber länger als der zweite. Die Haut unter den Fingern und an der Handfläche ohne hervorragende Wülste, wie geschwollen. — Der erste Zeh, an den zweiten angelegt, wesentlich kürzer als der zweite, der zweite wesentlich kürzer als der dritte, der dritte kürzer als der vierte, der fünfte kürzer als der vierte und kürzer als der dritte. Unter den Zehen und an der Fußsohle sind die Höcker sehr wenig 76* 856 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. hervorragende, abgerundete Wülste, dasselbe gilt von dem innern und äußern Metatarsaltuberkel. — Die Hintergliedmaßen am Körper ent- langgeführt, erreichen bereits mit dem Sprunggelenk die Schnauzen- spitze; die Zehen ragen weit über dieselbe hinaus. Die Haut ist glatt. Die Parietaldrüsenlager sind von ansehnlicher Größe, aber nicht hoch aufgewulstet. — Keine Neigung vorhanden zur Bildung einer Hautfalte, die quer über das Brustbein von einer Aclısel- grube zur anderen zieht. Die Tiere sind in der Jugend gleichmäßig braunschwarz, blassen dann aber sehr stark ab, und zwar erhält der Bauch zuerst hellgelbe, verästelte Flecke, die zum Schluß so überhandnehmen, daß der weiß- gelbe Bauch zahlreiche braunschwarze Pünktchen aufweist; die Ober- seite des Rückens und der Gliedmaßen hellen ebenfalls partienweise in Hellschokoladenbraun auf, so daß zum Schluß Tiere entstehn, die auf der Oberseite unregelmäßig schwarzbraun und hellschokoladen- braun gefärbt sind. Die Art ist lebendig gebärend. An mehreren Stellen in Deutsch-Ostafrika nachgewiesen, so in Daressalam (Werth und Emm Pascna Sammler); in Rungwe und im Kingagebirge (FüLLesorn S... — Die Exemplare, an welchen das Lebendiggebären konstatiert werden konnte, stammen aus der Samm- lung, die Hr. Stabsarzt Dr. FüLLegorn mit Unterstützung der Akademie für das hiesige zoologische Museum heimgebracht hat. Über das Lebendiggebären dieser Art wäre folgendes mit- zuteilen. Das untere Ende jedes der beiden Eileiter eines Weibehens ist sackartig aufgetrieben, hat aber eine ganz glatte Innenfläche ohne Scheidewände oder Vorsprünge, zwischen denen Eier oder Larven liegen oder sich anheften können, ganz unten sind die Eileiter dann mit- einander zu einem einzigen Hohlraum verwachsen. In diesen Eileiter- säcken liegen dann eine große Anzahl fast erwachsener Froschlarven völlig unabhängig voneinander und lose nebeneinander. Bei einem besonders großen Weibchen waren im rechten Eileiter 37, im linken 30 vorhanden, also im ganzen 67; ein junges Individuum trägt ent- sprechend weniger. Die Jungen selbst haben keine Eihaut und sind bereits weit ent- wickelt, denn sie haben schon die Kopf- und Mundform des erwachse- nen Tieres, die Augen sind groß, voll entwickelt, und ihre tiefschwarze Iris sticht auffällig von dem nur spärlich mit schwarzen Pigmentzellen bestäubten und daher noch farblos erscheinenden Individuum ab. Die Wirbelsäule sitzt auf dem blasig aufgetriebenen Leib wie der eben ge- schlossene Medullarstrang auf dem durchfurchten Ei. Die Leibeshöhle selbst ist mit einer großen Masse noch ungebrauchten Dotters ange- G. Torvıer: Pseudophryne vivipara n.sp. ein lebendig gebärender Frosch. 857 füllt. Die Wirbelsäule endet mit einem langen, drehrunden Schwanz. Die Hintergliedmaßen und auch die vorderen sind bereits als Kegel von beträchtlicher Größe hervorgesproßt; die hinteren scheinen den vorderen in der Entwicklung etwas voraus zu sein. Der After liegt zwischen den Hintergliedmaßen und höher als sie. Die Tatsachen, daß diese Larven keinen mit Borten besetzten Schwanz, d. h. keinen Ruderschwanz haben, daß ihre Gliedmaßen bereits hervorgesproßt sind, der After bereits über den Gliedmaßen liegt und Kopf und Mund der Larve die definitive Form angenommen haben, während die Leibeshöhle des Tieres noch große ungebrauchte Dottermassen enthält, läßt es als sicher erscheinen, daß diese Frosch- art nicht nur lebendig gebiert, sondern sogar Junge zur Welt bringt, die bereits metamorphosiert sind. 858 Adresse an Hrn. Gonze zum fünfzigjährigen Doetorjubiläum am 11. August 1905. Hochverehrter Herr College! Wenn Ihnen die Akademie zu Ihrem heutigen Ehrentage dankbare und herzliche Glückwünsche sagt, so darf sie dabei etwas Selbstzu- friedenheit empfinden, denn es ist nicht ganz ohne ihr Zutun ge- schehen, daß Sie vor nunmehr 28 Jahren aus Wien hierhergezogen sind. Der Entschluß wird Ihnen nicht leicht geworden sein; aber wir vertrauen, daß Sie ihn niemals bereut haben. Sie verziehteten damit auf das akademische Lehramt, ohne das man sich den deutschen Ge- lehrten nur schwer denkt, und übernahmen eine besonders wichtige Verwaltungsstelle, von der Sie dann an die Spitze des deutschen archäologischen Institutes getreten sind und so die organisierte archäo- logische Arbeit Deutschlands in Italien und Griechenland, seit kurzem dank Ihrer unermüdlichen Energie auch in dem einst der römischen Cultur unterworfenen Teile unseres Vaterlandes geleitet haben. Wir alle wissen, daß eine solche Stellung den rechten Dank gemeiniglich erst von der Zukunft erwarten kann. Gewiß hat Sie vor allem das Pflichtgefühl geleitet, das den Mann zwingt eine Arbeit zu übernehmen, nicht weil er sie gern tut, sondern weil sie getan werden muß. Aber doch nicht allein das Pflichtgefühl, sondern auch die richtige Einsicht, daß der Betrieb Ihrer Wissenschaft mit Notwendigkeit zu gutem Teile von der Universität losgelöst bleiben muß, und daß es eine Haupt- aufgabe unserer Zeit ist, diesen neuen Betrieb zu organisieren. Endlich werden Sie doch auch das berechtigte Gefühl gehabt haben, daß die Eigenart Ihres Wesens in diese Richtung wies. An der Universität, die Ihnen vor 50 Jahren den Doectorhut ver- lieh, ist das Gedächtnis an den lebensfrohen rüstigen reisigen Studenten und Privatdocenten lebendig: rüstig und reisig empfangen Sie heute das erneuerte Diplom, und die Jugend, die das Glück hat, mit Ihnen im Sonnenbrande zu der Athena von Pergamon emporzuklimmen oder auf hurtigen mysischen Pferdehen über das Kaystrische Gefilde zu galoppieren, fühlt sich noch immer von Ihrer Bedürfnislosigkeit und Ausdauer beschämt. So sind Sie einst aus eigenem Antriebe hinaus- Adresse an Hrn. Conze. 859 gezogen und haben die Erforschung des geschichtlichen Bodens in der richtigen Weise begonnen. Wahre Entdeckerfahrten waren es, die Sie auf die Inseln des thrakischen Meeres und das liebliche Lesbos führten. In dem buschigen Bergtale Samothrakes, das die Schatten geheimer Gottesdienste umwehen, erkannten Sie mit sicherem Blick eine Stätte, wo der Spaten nur angesetzt zu werden brauchte, um einen reichen Schatz geschichtlicher Belehrung zu heben, und das Glück war gerecht genug, Ihnen selbst die Einleitung der Ausgrabung und die ersten schönen Entdeckungen zu gewähren. Die Fortsetzung gaben Sie mit Ihrer Übersiedlung nach Berlin auf; aber Sie wußten, daß Sie nur Samothrake gegen Pergamon eintauschten, dessen Aufdeckung nun Ihr Lebenswerk geworden ist, ein Werk, lohnend und dankbar in Gegen- wart und Zukunft. Allein nur darum ist es das, weil Sie sich nicht mit dem Zufallsfunde prächtiger Museumsstücke begnügten, sondern unbeirrt das Ziel verfolgten, das allein solchen Ausgrabungen den Cha- rakter der Wissenschaftlichkeit gibt, die Erschließung aller Zeugnisse, die der Boden abgeben kann, und die geschichtliche Verwertung aller Zeugnisse, woher immer sie stammen, zu dem Vollbilde des vergan- genen Lebens. Eine solche Aufgabe läßt sich nicht in der Studierstube lösen; auf dem Boden, den der Spaten durchwühlt, aber ebensowenig. Sie ist nicht eine Aufgabe für einen Einzelnen; Teilung der Arbeit ist notwendig, Teilung unter viele; aber nicht Zersplitterung, sondern Zu- sammenarbeit tut Not. Und wie die Leitung einheitlich sein muß, so kann nur ein Blick, der das Viele beherrschend überschaut, die letzten wahrhaft geschichtlichen, wahrhaft wissenschaftlichen Folgerungen ziehen. Hundert Hände regen sich um tausend Einzelheiten: das Ganze wird immer nur aus einem Geiste geboren. Die Arbeit am Einzelnen ist unendlich; Sie werden ihrer niemals müde werden, aber was wir Ihnen heute vor allem als besten Wunsch aussprechen, ist, daß die Befreiung von der Bürde des Amtes Ihnen Kraft und Lust gewähre, Ihr Gesamtbild Pergamons zu vollenden. Diese große Arbeit an Pergamon und pro Pergamo steht mit Ihrem Wirken in der Akademie in naher Beziehung; aber was man so specifisch akademische Arbeit nennt oder nannte, ist sie doch noch nicht. Auch die Sammlung der attischen Grabreliefs ist es noch nicht, die Sie schon in Wien begonnen hatten und deren Vollendung Sie nun glücklich genug sind absehen zu können: ein Corpus, das fertig wird, ist wahrlich eine Seltenheit. Aber Sie haben auch das stille zu- sammenfassende Denken geübt, neben der geschichtlichen Betrachtung des Kunstwerkes jene noch höhere, die der Grieche wenigstens philo- sophisch nennt. Des sind kleine, aber köstliche Abhandlungen in den Schriften der Wiener Akademie und in den unseren Zeuge. So etwas 860 Gesammtsitzung vom 19. October 1905. ist nicht aus dem Momente geboren noch auf den Tag berechnet: es tönt nicht laut, aber es gibt den Ton an, einerlei, wann er aufgenom- men wird. Nur eins zu nennen: so rege die Forschung sich um den Stil der vorgriechischen und der ältesten griechischen Kunst abmüht, so großartig die Erfolge sind: Sie dürfen sich sagen und wir dürfen rühmen, daß die Grundlinien für das Verständnis des geometrischen Stiles und seiner Bedeutung nicht nur für die Geschichte der ältesten Kunst, sondern für das Wesen der griechischen Kunst und der grie- chischen Art überhaupt mit sicherer Hand von Ihnen gezogen sind. So lassen Sie uns vertrauensvoll hoffen, daß der heutige Tag eine neue und reiche Schaffensperiode stiller zusammenfassender Arbeit für Sie einleitet; und wenn Sie dabei müde werden, dann ziehen Sie wieder hinauf in Ihr Pergamon: Athena, die Siegesspenderin, hat es Ihnen gedankt; Asklepios, der Ihrer harrt, wird nicht minder dank- bar sein. Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 26. October. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei, Eulen aut En Lu nn nn nl nn nn a an hu a Tine SITZUNGSBERICHTE «DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XL. XU. 26. Octoger 1905. | BERLIN 1905. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die simmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine dureh den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch-mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welehe nicht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind dureh ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte, Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt-Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschritten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. F 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- “ willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. ) s8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $1l. N i 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich % fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, 'Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. ii 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nieht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 4 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei- hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher Ver theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzeitig dem redigirenden Secretar angezeigt hat; wünscht er auf seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Seeretar weitere 200 Exem- plare auf ihre Kosten abziehen lassen. “ IA 8 28. n 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende / Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum 7 Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der ; Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. £ [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf geriehteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.) 829. } 1. Der revidirende Secretar ist für den Inhalt des geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. IR ; Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, f, » October bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. 861 SITZUNGSBERICHTE 22 XL. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 26. Oetober. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Munx macht eine weitere Mittheilung über die Fun- etionen des Kleinhirns. Die Mittheilung behandelt die Zwangsbewegungen der Thiere infolge von Ver- letzungen des Kleinhirns, und weist ihre engen Beziehungen nach zu den anderen Abnormitäten, die nach jenen Verletzungen auftreten. 2. Hr. KoEnıGsBERGER, corr. Mitglied, übersendet eine nach hinter- lassenen Papieren von H. v. Herrunorız bearbeitete Abhandlung »Über die physikalische Bedeutung des Prineips der kleinsten Wirkung«e. Die Arbeit ist eine zusammenfassende Darstellung einiger kurzen Notizen, die sich im wissenschaftlichen Nachlasse von Hernnorız gefunden, und ursprünglich einen besondern Paragraphen in dessen berühmter grossen, ebenso betitelten Arbeit bilden sollten. Das hier behandelte Problem, welches identisch ist mit der Aufstellung der nothwendigen und hinreichenden Bedingungen für die Existenz des kinetischen Potentials erster Ordnung mit einer unabhängigen Variabeln — eine Frage, welche für kine- tische Potentiale beliebiger Ordnung mit einer unbeschränkten Anzahl unabhängiger und abhängiger Variabeln mit Hülfe der Variationsrechnung in letzter Zeit endgültig beantwortet ist — löst Hermnorız für drei abhängige Parameter mit Hülfe bekannter Sätze der Potentialtheorie, und dehnt, um die Frage für kinetische Potentiale erster Ordnung mit einer beliebigen Anzahl abhängiger Variabeln zu beantworten, mit Hülfe des erweiterten Green’schen Theorems jene Sätze auf den mehrdimensionalen Raum aus. Die unverstanden gebliebene Andeutung S. 237 seiner grossen Abhandlung (wissen- schaftliche Abh. B. III) findet hierdurch ihre Erledigung. 3. Hr. Warpever berichtet über Versuche des Hrn. HEsEr jun. (Brüssel) betreffend die Funetionen des Omentum majus. Dieselben ergeben wichtige Beziehungen zur Resorption. 4. Derselbe legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. Oskar ScaurzzE in Würzburg vor: »Über die Frage nach dem Einfluss des Lichtes auf die Entwicklung und Pigmentirung der Am- phibieneier und Amphibienlarven.« (Ersch. später.) 5. Derselbe legte ferner eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. Sitzungsberichte 1905. 77 862 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. Karı PETER in Greifswald vor: Über individuelle Variationen in der thierischen Entwicklung. In der Wärme gezüchtete und schnell sich entwickelnde Gastrulae von Sphaer- echinus zeigen grössere Schwankungen in der Zahl der primären Mesenchymzellen, als solche Gastrulae, die in kaltem Wasser sich langsam entwickeln. Die betreffenden Untersuchungen zu den Mittheilungen 4 und 5 sind mit Unterstützung der Akademie ausgeführt worden. 863 Über die physikalische Bedeutung des Prineips der kleinsten Wirkung. Von H. von HernnoLtz, aus dessen hinterlassenen Papieren bearbeitet von Leo KOENIGSBERGER. Dee. hat in seiner Arbeit »Über die physikalische Bedeutung des Prineips der kleinsten Wirkung«' für bewegte Systeme, welche dem Minimalsatz der kinetischen Energie unterliegen, Beziehungen auf- gestellt, welche sich unmittelbar aus den von LasrangeE für die Kräfte entwickelten Ausdrücken (1) a ee ergaben, wobei diese nicht bloss, wie in den ruhenden Systemen, als Functionen der Coordinaten p,, sondern auch als solche der Geschwindig- d keiten q, und der Beschleunigungen q, = 1 zufzufassen sind. Er dt fand für dieselben, in den Bezeichnungen jener Arbeit, die auch im Folgenden beibehalten werden sollen, die identisch zu erfüllenden Gleichungen az hal, “ rer da (3) BR op, — a 3P, 04 0q, dt og A er a en we | IT ) >P ? aa von denen die letztere aussagt, dass die P, lineare Funetionen der % sind. Er fügt hinzu, dass diese Bedingungen auch genügend seien, um nachzuweisen, dass ein kinetisches Potential existirt, dass also, 1 Journal für Mathematik Bd. 100; Wissenschaftliche Abhandlungen Bd. III, CXX. dd 364 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. wenn jene identisch erfüllt sind, die Kräfte P, in der von LAGRANGE angegebenen Form durch die Differentialquotienten desselben ausge- drückt werden können, oder dass diese Beziehungen eine vollständige Charakterisirung derjenigen Bewegungen enthalten, welche dem Prineip der kleinsten Wirkung unterliegen. »Der Beweis für diesen Satz lässt sich mit den bis jetzt vorbe- reiteten Hülfsmitteln der Analysis für den Fall, dass nicht mehr als drei Coordinaten p, vorkommen, unmittelbar geben. Dazu werden aber Sätze aus der Theorie der Potentialfunetionen im Raume von drei Di- mensionen gebraucht. Will man auf mehr Coordinaten p, übergehen, so braucht man die entsprechenden Sätze für eine grössere Anzahl von Coordinaten. Dieselben lassen sich bilden, so weit sie für unseren Beweis nöthig sind. Da dies aber eine Sache von selbständigem In- teresse ist, so schien es mir nicht passend, sie hier nur nebensäch- lich abzuthun, und ich ziehe deshalb vor, den genannten Beweis bei einer anderen Gelegenheit zu geben.«' In meinen ersten Untersuchungen über die Prineipien der Mechanik hatte ich die von HeımHoLzz aufgestellten Beziehungen (2)—(5) auf den Fall eines kinetischen Potentials beliebig hoher Ordnung ausgedehnt, welches also nicht nur von den Coordinaten und den Geschwindigkeiten, sondern von den Ableitungen beliebiger Ordnung der Coordinaten ab- hängt, und die Bedingungen aufgestellt für die durch die erweiterten LagrangeE' schen Ausdrücke gegebenen Kräfte höherer Ordnung als Func- tionen der Coordinaten und deren Ableitungen. Den Beweis, dass diese Bedingungen auch die hinreichenden sind, hatte ich dort zunächst für den einfachsten Fall eines kinetischen Potentials erster Ordnung mit zwei abhängigen Variabeln gegeben, der bald darauf von Aporpu MAYER auf den Fall des kinetischen Potentials erster Ordnung mit beliebig vielen Parametern, und von A. Hırscn und C. Bornnm auf kinetische Potentiale beliebig hoher Ordnung mit einer unabhängigen Variabeln ausgedehnt wurde. Die Aufstellung der von einander unabhängigen nothwendigen und hinreichenden Bedingungen für die Existenz eines kinetischen Po- tentials beliebig hoher Ordnung mit einer unbeschränkten Anzahl un- abhängiger und abhängiger Variabeln habe ich in der letzten Zeit auf Grund analytischer Untersuchungen über die identischen Lösungen der Hauptgleichungen der Variation einfacher und mehrfacher Integrale end- gültig erledigt. j Der Beweis des von HELmnoLTz für die kinetischen Potentiale erster Ordnung behaupteten Satzes, welcher den Eingang zu der Inangriffnahme des grossen, bis an sein Lebensende von ihm verfolgten Problemes ! Wissenschaftliche Abhandlungen Bd. Ill, S. 237. a von Heruworız: Über das Prineip der kleinsten Wirkung. s65 bildete, alle physikalischen Erscheinungen dem Prineip der kleinsten Wirkung einzuordnen, ist somit für den allgemeinsten Fall der erwei- terten Mechanik erbracht, aber aus all diesen hierauf bezüglichen Unter- suchungen liess sich nicht erkennen, wie Heınnorrz seiner Behauptung nach diesen Satz für kinetische Potentiale erster Ordnung mit drei Para- metern mit Hülfe der Potentialfunetion von drei Variabeln erwiesen, und worauf seine Bemerkung beruhte, dass sich mit Hülfe der Aus- dehnung der Theorie des Potentials auf einen Raum von mehr als drei Dimensionen die Gültigkeit des von ihm ausgesprochenen Satzes für kinetische Potentiale erster Ordnung mit einer beliebigen Anzahl von Parametern nachweisen liesse. Im Nachlasse von Hermnortz findet sich nun eine Aufzeichnung, welche ursprünglich als $ 5 der oben angeführten Arbeit bezeichnet war und die Überschrift »UUmkehr des Problems« trug, die aber wegen der Schwierigkeiten, welche sich der analytischen Durchführung und Darstellung entgegenstellten, ein Bruchstück geblieben ist. Der Beweis für drei Variable ist jedoch mit Hülfe bekannter Eigenschaften der ge- wöhnlichen Potentialfunetion im Allgemeinen streng durchgeführt und von grossem Interesse. Ich werde mir erlauben, im Folgenden, den Überlegungen von HrımnorLtz genau nachgehend, dessen Beweis mit einigen Änderungen in der Form und dem Gange desselben zu con- struiren und schliesslich noch an der Hand jener Notiz in Kürze auf die von Hrımnorrz erwähnte Ausdehnung der Potentialtheorie auf einen mehrdimensionalen Raum näher eingehen. Ich habe es vorgezogen, statt einer wörtlichen Wiedergabe der Aufzeichnung eine Bearbeitung des nicht ganz leicht verständlichen Bruchstückes zu geben, um die Hernnortz’sche Untersuchungsmethode klarer in’s Licht zu stellen, hebe aber ausdrücklich hervor, dass alles Wesentliche in der nachfolgenden Darstellung Hrımnorrz angehört. Setzt man der Beziehung (5) gemäss (6) ER == D Au + B, ’ worin A,. und B, nur Functionen der p und g sind, so folgt aus (2) (7) Ass = Ay; und somit durch Substitution der Werthe für P, aus (6) in (3) oB 08, 0A aA dA a > | N «) —= 9% ba re 366 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 26. October 1905 woraus sich, da die Gleichung eine identische ist ( ) IA. a. 0A, 2 OA, —o < 9m 0 Te 0B, + = his m 0, >> op. 7 ergiebt. Durch Vertauschung von b mit c folgt ferner aus (9) (a) Av Ri Be „ An ni 94. One reg und durch Subtraetion von (9) und (11) dA. Ay 1092 De 0q 4 so dass Add, — (dib, I, Audg. = dg gesetzt werden kann, worin &, eine Function der qg und p ist in bekannter Weise aus ‚ die og, 99, (13) 2, a Era gefunden werden kann Aus (13) folgt aber weiter, dass auch > d.dg. = dH, ein vollständiges Differential ist st, worin oH, 0q — aı also El) I : ——A, ( 4) Goran u Er b ist, woraus ersichtlich ‚ dass die Gleichung (9) identisch erfüllt ist während (10) nach (14) in OB, = 5 en en Ru Dr Er übergeht. Setzt man nun (16) 0°H, UT Dry e von Hernsorrz: Über das Prineip der kleinsten Wirkung. 867 so lässt sich die Gleichung (15) in 0, Io, 0°H, 0°’H Eh Drag KT RT oder f) oH, GER (17) 94, le + 37 j J 9, [6+ | =o transformiren, und da nach (6) und (14) ZH ne oH, e°H, = Me im Pr eine IER B.+?2, 09.0q. % a: 9q, - dq, Ip, I: ist, so wird sich nach (16) d 0H, (18) P,,=(+ Ei rn ergeben, worin die C, Functionen der p, und g, sind, die vermöge der Gleichungen (4) bestimmt werden können. Setzt man nämlich in diese die durch (18) gegebenen Werthe der P ein, so folgt °C, °6, 0 d 0H, er d 0H, or m op dag om, d dq, _,d(8G 3 daB, 9C, 9 a am, 2 ns dg, dt dq, ® dtldq, + dt 94, oder nach bekannten Differentiationsbeziehungen 2006, |: ( =) 0) ( =) I - +: G+- )-+- | ++ )|= 0. I ale m) ut Da diese Gleichung aber wiederum eine identische sein muss, so werden die Coeffiecienten von g, verschwinden, und daher, da die C die Ableitungen der g nicht enthalten, 0 d oH, d 0oH, un (6+ dp, . 34 (+ dp: ) = und wenn 9 oH,\ 9 Ve > 0q (9+ +)- 34 (+) =% gesetzt wird, f, von den g unabhängig, also eine reine Function der p sein, welche nach (20) den Bedingungen genügt Te = — fie 9 a =0; und nach (19) die Beziehung liefert 0, oc, war I U Bin Ya, Fu er a (21) 368 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. Da aber aus (17) und (20) d 04H, EINE: f) 04H, 3q, (a+2,,) = fu» Ig, (&+ dp, = Zi: folgt, so wird sich ee d = DI? ergeben, worin die W sowie die f wieder nur von den p abhängen, und sonach aus 90, ODER 00, He + Op, Op.dp, 2, Ip, n ZT in nn >77 durch Subtraction die Beziehung °C, = Ir Va, SV od, WM, m >37 mn en op, \ welche vermöge a in a, U, CR RE ae+ Ur Air TE ee> 1 Eee übergeht, die endlich, da die f und X die g nicht enthalten, in die beiden wesentlichen Beziehungen zerfällt (22) oW, = a, Ga m Op. i (24) is fie Ir = 5. +." + op. 0m A Da nun den Gleichungen (23) gemäss D,Y.dp, = dh h ein vollständiges Differential, also =, ist, so wird die Glei- op a ehung (18) nach (22) in 2 imdH. ne oH, = fat op, Fa 0q oder, da A nicht von den q in dd f) 6) R=—, [Alt gg, [A] 2 2,fad. übergehen. von Hermnmorrz: Über das Prineip der kleinsten Wirkung. 869 Nehmen wir nun an, dass aus den Gleichungen (24), wie in der That nachgewiesen werden soll, gefolgert werden könne, daß sich die Functionen f, in der Form darstellen lassen müssen ok, 0%, (26) =, op, Pa worin die % nur von den p abhängen, so wird, da dk, ok, nt ist, die Gleichung (25) die Form annehmen TR ' R er 1" =: hal ar I" an >71 und wenn H,—h— >>, RG ER die LasrAngE sche Normalform besitzen oH ach 27) eg: in welcher H das kinetische Potential erster Ordnung bedeutet. Es ist somit, um in jetzt geläufiger Ausdrucksweise zu reden, nachgewiesen, dass’-die für die Existenz eines kinetischen Potentials erster Ordnung nothwendigen Bedingungen auch die hin- gesetzt wird, P a reichenden sind, wenn gezeigt werden kann, dass, wenn die Functionen /, von 9,,P.,...p2, den Bedingungen unter- worfen sind is ne an up o = ’ ad — Io > a9; op. Pa op, I I % diese Funectionen sich stets in der Form darstellen lassen werden a ER a worin die Functionen % ebenfalls nur von den Parametern p abhängen. »Dabei wird im Allgemeinen das Gebiet der Werthe von p, durch die Form der Functionen P,, welche als gegeben betrachtet werden, eingeschränkt sein, da nur Werthegruppen der p, vorkommen können, welche die P, reell und endlich machen; sollten jedoch alle oder mehrere unendlich werden können, so wird man sich darauf be- 870 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. schränken müssen, die Darstellbarkeit der Functionen f,, in der ver- langten Form für ein zwar beliebig ausgedehntes, übrigens aber immer noch als endlich betrachtetes Gebiet zu erweisen, in welchem die posi- tiven Werthe der (p,)’ innerhalb einer gewissen, durch eine Gleichung festzusetzenden Grenze bleiben, die aber bis zu beliebig hohen end- lichen Werthen der (p,)’ hinausgerückt werden kann.« Es soll nun dieser Hülfssatz zunächst für drei Parameter bewiesen oder, wenn wir dieselben mit ©,y,2z, die von ihnen abhängigen Funectionen fi. , fs; /,, mit u,v, w bezeichnen, gezeigt werden, dass, wenn die nur von den Coordinaten &,y,2 abhängigen Func- tionen 4,v,w für alle vorkommenden Werthe derselben end- lich sind — was unter der Voraussetzung der Endlichkeit der P, im obigen Problem der Fall ist — und in dem vor- geschriebenen Gebiete der Gleichung ou vo dw Do a (28) identisch genügen, dieselben in der Form dargestellt werden können oM 98N I Kae ON (29) = as: _8L 08M u — a wenn ZL, M, N unmittelbar darstellbare Funetionen von @,y,2 bedeuten. Dass, wenn drei Functionen «%,v, w in der Form (29) dar- gestellt werden können, diese umgekehrt den Gleichungen (28) identisch genügen werden, geht, wie ersichtlich, aus den Beziehungen au or ao N 0 0’N 0°’L dw 0’L 0’M 92 dad Hyd’ Ody Ay deiy’ de Hyde dadz hervor. Die Aufgabe, die drei Funetionen Z, M, N wirklich zu bestimmen, welche den Gleichungen (29) Genüge leisten, ist, wie auch HELmHoLTz in seiner Aufzeichnung bemerkt, im Prineip bereits von Liesckitz in dessen Arbeit »Beitrag zur Theorie der linearen partiellen Differential- gleichungen«' durch die Lösung der Aufgabe erledigt, vier Functionen PP» Par: Pu zu finden, ‚die den vier’ Gleichungen ! Crerre’s Journal B. 69. von Herusorrz: Über das Prineip der kleinsten Wirkung. 871 ap 9P, 9P, Pe ye 2 Bra er, er 02 Be, ar ee: e dx oy 02 God. a genügen, wenn &,y,2 die rechtwinkligen Coordinaten eines Raum- punktes bedeuten, und %,v,w,g gegebene, innerhalb eines gewissen endlichen Raumes 7 eindeutige, endliche und stetige Functionen des Ortes sind. Um nämlich die Darstellung dreier Functionen %,;, v;, 0; welche innerhalb eines endlichen begrenzten Raumes S; mit den Coordi- naten %,,Y;,2; die der Beziehung (28) entsprechende Gleichung a ae (30) dy; — z (6) [2 zu finden, identisch befriedigen, braucht man offenbar nur drei Potentialfunetionen U,V,W zu bilden für die im Innern von $; liegenden Dichtigkeiten U;,d;, w;, so dass im Innern dieses Raumes 31) AU=—4u, A—=—4m, AW—= —4ru, ist. Bestimmt man nämlich sodann drei Functionen L,M,N durch die Gleichungen ov 0W oW U oe WW (a2) 1210 = a? 4mM — ae AN = ar und setzt oM O08N NIE oL 0M Sl Ban, ra Ar FEN ae so sind einerseits, wie für (29) gezeigt worden, u,®,w Funktionen, welche im ganzen unendlichen Raume der Gleichung (23) identisch genügen, andererseits lässt sich zeigen, dass sie innerhalb des Raumes S; mit den gegebenen Functionen u;,v;, w;, welche die Gleichung (30) identisch befriedigen, zusammenfallen. Setzt man nämlich 2 r=(@3,’+y—y’+@—2)", so wird vermöge der Definition 7 872 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. sein, und daher = : ds; = — [u 7 a u gg, OR EN. ANGER vr ds, und ebenso oy en: oW dw, ee ds; 02 r 6% wenn dw das Element der den Raum S,; begrenzenden Fläche, ,®, y die Winkel, welche die nach aussen gerichtete Normale mit den drei Coordinatenaxen bildet, und u, v9, "9 die Werthe von u,,v,,w; an der Grenzfläche bedeuten. Da aber nach (30) (34) I& E= a ae) ds; = — fer cos & + 0!) cos ß + w eos y) du = © 04; ; ; v ? [} ist, so folgt aus den vorstehenden Gleichungen die im ganzen Raume identische Beziehung U av awW_ 35) oma at | 67 und somit aus (33) und (35) GEW U 0V UT RUE 0° — um — -——- — - = ——+ Pe nr 0002) d2 N 0y% 1 0209 ori, ya mıe0e oder AU=—ymu, AV=—y4mv, AW=—yrw, und daher für alle Punkte im Innern des Raumes S$; nach (31) uz=U;, v—=VD,;,, wz=W;. Wir finden somit, dass, wenn drei endliche, einwertige und stetige Functionen %,v,, w; innerhalb des endlichen be- grenzten Raumes $; der Gleichung (30) identisch genügen, diese sich durch die für den ganzen Raum definirten Po- tentiale für die im Innern von 8; liegenden Dichtigkeiten %,d,w;, und mit Hülfe dieser durch die für den ganzen Raum definirten Funetionen L,M,N in der durch die Glei- chungen (33) gegebenen Form ausdrücken lassen, wenn &,%,2 durch %,4;,2; ersetzt werden. Die für den ganzen Raum geltenden Formen (33), welche für $S; in %,v,,w,; übergehen, genügen auch, wie oben gezeigt worden, im ganzen Raume der Gleichung von Hersmorrz: Über das Prineip der kleinsten Wirkung. 873 cu vd dw = erarng identisch. Diesen aus den Prineipien von Liescnrtz leicht herleitbaren Weg für die Lösung der Aufgabe schlägt nun HerLmnortz nicht ein, sondern liefert ebenfalls mit Hülfe der Potentialtheorie »die Lösung in etwas anderer Form, die sich nachher Schritt für Schritt verallgemeinern lässt«, nachdem er den Grern’schen Satz auf den mehrdimensionalen Raum ausgedehnt hat. Bezeichnet man die Grenzfläche des Raumes $,;,, innerhalb dessen für die Functionen ;, v;, w; die identische Beziehung ou, ev dw; (36) een dw; 0; Ol FEE besteht, mit g und die Oberfläche einer um den Nullpunkt gelegten Kugel mit unendlich grossem Radius mit k, so dass der ganze äussere Raum durch g und % begrenzt ist, so kann man bekanntlich, wenn %> Ya, 2. die Coordinaten dieses äusseren Raumes bezeichnen, eine der Differentialgleichung 0 0b 0b +. =o (37) Fe oy: 02? im äussern Raume genügende Function $ bestimmen, für welche die 2 ob auf den Grenztlächen g und %k gegebenen Werthe von a der Be- oN, a dingung unterworfen sind (38) (a.@ = ©, @ a worin N, die nach aussen gerichtete Normale der aus g und Ak ge- bildeten Begrenzung des Raumes S,, dw das Oberflächenelement der Begrenzung bedeutet, und das Integral über die gesammte Oberfläche auszudehnen ist. F & [0X4)) HeınmnorLrz denkt sich nun eine Function der Art, dass ae oN, an der Begrenzung 9 durch den Ausdruck gegeben ist 99 ) EN M) (39) IN” um cosa + v9 cosß-+ uw” cos y, so dass zunächst nach (34) über diese Begrenzung 9 genommen (40) „du = 874 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. ist. Dann wird, damit auch auf der unendlich weit entfernten Kugel- tläche die Gleichung (38) gelte, die Function $ für wachsende Werthe des Kugelradius X sich dem Werthe 6 (41) Gr — (mer lag nähern müssen, worin c eine endliche Constante und e der Winkel ist, den die Richtung von R mit irgend einer festen Richtung einschliesst. Die Funetionen %,, v;, w; waren zunächst nur in dem abgegrenzten Gebiete S; gegeben, und es soll nunmehr eine Fortsetzung dieser Func- tionen für den Raum $, mit Hülfe der eben gefundenen Function & durch die Gleichungen 0 N 0 nn ee gegeben werden; dann wird für dieselben vermöge der Gleichung (37) in dem ganzen äusseren Raum die identische Beziehung bestehen De u, , Mm, MW _ 43) DE während an der Begrenzung g nach (42) f) (44) um eos a + v9 cos + w cosy = 4% oder nach (39) (45) (u9 — u) cos a + (v9 — v9) cos + (w9 — wP) cosy = 0 ist; für die unendlich entfernte Kugelgrenze ist nach (41) und (42) (46) NZZ) —io. Nachdem zu den Werthen ;, v;, w,;, im Raume $; die Funetionen U,, d,, w, im Raume 8, bestimmt sind, so dass die Functionen u, v, w im ganzen unendlichen Raume vermöge (36) und (43) der Gleichung an ou % dw = u = — 4 02 dy 0 identisch genügen, stelle man nunmehr drei Potentialfunetionen U, V, W auf für Massen, deren Dichtigkeiten im Raume S$; bez. u,, v;, w;, im Raume S$, bezw. u,, d,, w, sind, so dass im Raume S$;: (48) AU= —uru, AV = —yrv,AW= —uyrw, im Raume $.: (49) AU = —uru, AV = —y4m,,AW= —uru, von Herumorrz: Über das Prineip der kleinsten Wirkung. 875 ist, und diese Potentialfunetionen werden für endliche Entfernungen vom Anfangspunkte der Coordinaten endlich trotz der in unendliche Entfernungen hinausreichenden Dichtigkeiten. Denn die Grössen u, nalımen nach (42) vermöge des Werthes (41) von & für sehr grosse R ab wie R7?, und es wird somit die bei der Berechnung der Po- tentialfunetion zu bildende Grösse 2 dR wie 1% wachsen, und be; der Integration in das Unendliche hinaus die Wahl der Grösse R keinen Einfluss mehr haben. Sind nun Z;, n;, &; die Coordinaten der Raumelemente dS;, &,, 9» £ die der dS,, so wird nach den getroffenen Bestimmungen, wenn a n= .—E’+y—n)’+l@— 9), n = (&—2)”+(y— 1) +(2— Ga gesetzt wird, U; U T— = & a Ss (50) U [has (Has. und somit oU fir ae ae fe: (#) fr dr (=) a8, oder mittels bekannter Transformation mit Berücksichtigung von (46) oU U; cos & 1 0u, u, cos & ı ou (51) — = — I) — dvu+ | dS;+ | <——— du — (|—rdS, 0x 1 r,0£ r, r,0£& sein, worin & den Winkel bedeutet, den die auf der Grenzfläche g des Raumes S; nach aussen gerichtete Normale mit der x-Axe bildet. u oV Aus den der Gleichung (51) entsprechenden Ausdrücken für Ar ow : und a, erhält man durch Addition der drei Gleichungen vermöge der Beziehungen (34), (45), (46) und (47) die identische Beziehung oU 08V 9W (52) nen gültig für den ganzen unendlichen Raum. Die Bestimmung der Func- tionen Z,M,N durch die Gleichungen ov 0W oW 9U ou 09V (53) 4rL > A 0 A ’ 4M = a E33, 4= N — oy om oz 09 0: liefert nun nach (52) 876 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. oder nach (48) und (49) w; im Raume $, und «, im Raume $,, so dass die Beziehungen aM 9N ae 109 a AL, (54) "rede Be om I kr drei für den ganzen unendlichen Raum gültige Darstellungen der Func- tionen %,v,w liefern, welche für den Raum S; in die gegebenen Funectionen ;, v;, w; übergehen, und es ist damit zugleich gezeigt, wie die Functionen L, M, N aus den oben aufgestellten Potentialausdrücken unmittelbar herzuleiten sind. Die hier angewandte Methode will nun Heımnorrz auch für die Beweisführung des allgemeinen in Rede stehenden Satzes von der Dar- stellung der f, Funetionen in Form der Gleichungen (26) verwenden, indem er zunächst das Theorem von GREEN, »die wesentliche Grund- lage aller Potentialsätze«, auf mehr als drei Variable erweitert, und I zu dem Zwecke statt des Potentials = für drei Coordinaten für den Fall von rn Coordinaten p,, wenn (55) "= ı(m—})’ gesetzt wird, die Function (56) =, 2 (57) ae a ist. »Ferner treten statt der Zahlen 27 für den Umfang des Kreises und 4” für die Oberfläche der Kugel andere complieirtere Zahlen ein, die ich für ein überall gleichmässig gekrümmtes Gebilde von m Di- mensionen mit %, bezeichnen will. Die höheren Zahlen kann man finden nach derselben Integrationsmethode, wie die Oberfläche der Kugel aus Ringen zusammenzusetzen ist, die durch Ebenen heraus- geschnitten werden.« Diese Zahlen will Hrrmmorrz offenbar, so wie £, aus dem Um- fange des Einheitskreises durch £, = | 2ryds = £,| sin «de, wenn & oO 2 I £} o von Hermsorrz: Über das Princip der kleinsten Wirkung. 877 den Normalenwinkel bezeichnet, &, aus der Oberfläche der Einheits- kugel durch £, = [my — B.|sin’aae hergeleitet ist, allgemein durch die Formel m 9. = an, I| sin” ade o bestimmen, so dass sich auf diesem Wege die Zahlen ergeben m—ı Du m Tr und Bin = SI Er \» m! 1-3-5...(2m— 1) 27 en = und die Oberfläche der Kugel im Raume mit n Dimensionen durch ß,„_,r"" bestimmt ist. Wenn wir den Grern’schen Satz für irgend ein umgrenztes Gebiet von Werthen bilden wollen und das Raumelement im Innern, welches gleich dem Producte aller dp, ist, mit dS bezeichnen, ein Element der Grenze mit dw, ein Linienelement senkrecht zu dw und nach der Seite von S; gerichtet mit dN, so wird unter der Voraussetzung, dass Y und ® sowie ihre ersten Differentialquotienten im ganzen Raume stetig und endlich sind, 0» dY oY 8 e Sei I a I lan: ar ds — fr ar cos (N, p,) dw |» dp dS, und daher, wenn gesetzt wird, 0B 0Y Be f dS I, -— -— en Kia dw + | A, VdS = |Y ee ow+ |YA,®dS sein. * “ I * ” ” r “ Setzen wir "= _., so wird, wie oben gezeigt, A,Y = o mit r Ausnahme des Punktes r= Oo, und schliessen wir also vom Raume $ einen unendlich kleinen Kugelraum aus, welcher durch die Fläche r=p abgegrenzt ist, so ergiebt sich aus der Gleichung (58) 0 0 ı (59) iL ie a) aNr de = -A,®dS, Sitzungsberichte 1905. ” 878 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. worin die Grenz- oder Oberflächenintegrale auch über die Grenze des kleinen Kugelgebildes vom Radius p zu nehmen sind, wo en = d To EN, Br I ON N met) FE a ist. Da nun die Kugelgrenze selbst nach der früheren Bestimmung die Ausdehnung Br ep hat, so giebt der Theil des ersten Integrales in (59), welcher sich auf diese Kugeloberfläche erstreckt, den Werth —(n—2)®,_,®,, wenn ®, den Werth von ® am Orte des verschwin- denden Kugelradius darstellt, und ist somit von p unabhängig, während der auf die Kugelgrenze sich beziehende Theil des zweiten Integrales und den Factor p behält und daher mit 5 verschwindet, ebenso wie der Theil des Raumintegrales auf der rechten Seite der Gleichung (59), welcher in das Kugelgebild hineinfällt. Es folgt somit der Werth ®, der Function ® am Orte des verschwindenden Kugelraumes durch die Beziehung d I Oo ı A,®b en —= Ip = —, je Eee ee f oN (a) (ir a 2 = ds, worin die beiden ersten Integrale jetzt wieder nur über die Oberfläche der ursprünglichen Begrenzung des Raumes 5 zu nehmen sind. Die Function ® wird dadurch für jeden Punkt des Raumes S dargestellt als Potentialfunetion einer Raumdichtigkeit, einer Grenzdichtigkeit des Raumes S und einer Doppelschicht an dieser Grenze, wobei die Raum- dichtigkeit e gegeben ist durch (60a) A.) = —(n— 2)B,_.-8; dieser Satz wird den späteren Ausführungen zu Grunde gelegt werden. Sind nun im Innern eines einfach zusammenhängenden Gebietes S; die Grössen fı gegeben, welche durch das ganze Gebiet hin den Bedingungen genügen 0) 0) 0) 6 of O8 d nugerrEe wi (i) ( I) a0 un ja @) = ee] =o0, üb — fu 9 op c pP b c P: ı Hermnorrz bemerkt, dass, wenn man sich die Function $ in den äusseren Raum fortgesetzt denkt, so dass längs der Grenze ®; = #, ist, das Integral über die Doppelschicht fortfällt, und man nur die einfache Grenzschicht behält, deren Dichtig- keit gegeben wird durch die Gleichung ap aP n AN; + ON. — — (n = 2)On—ı .e; für n = 3 reducirt sich der Zahlenfactor der Dichtigkeit hierbei in der That auf den bekannten Werth 4r. von Herumorrz: Über das Princip der kleinsten Wirkung. 879 so bestimme man für den Raum S; die Functionen - df® (62) vd —— > ap m > Bey eh welche nach (61) — den Grössen z;, v;, w; für drei Coordinaten analog — innerhalb des Raumes S; der (30) De Gleichung en S30 9 3 Een 3 a6 ap = identisch genügen, und (34) analog an der Grenze g des Raumes S, der Beziehung unterliegen (64) R 9 cosa,duv =o, wenn «, den Winkel bedeutet, welchen die nach aussen gerichtete Nor- male der Grenze mit der Axe der p, macht. Um die Function /® ähnlich wie früher in den Aussenraum von S; fortzusetzen, soll zunächst wieder gezeigt werden, dass es möglich ist, eine in diesem Raume S5 der Gleichung (65) A, —D, genügende Function $ zu bestimmen, für welche die auf einer Grenz- d fläche @ von 5 gegebenen Werthe von Eu nur der Bedingung unter- worfen sind, dass ef") 66 — He > oN, ist, wenn N, die nach aussen gerichtete Normale, dw das Oberflächen- element der Begrenzung @ bedeutet, und das Integral über die gesammte Oberfläche auszudehnen ist. Hermuorrz will diesen Satz durch das bekannte Minimumprineip erweisen, indem er alle Functionen Q, Ja p. in’s Auge fasst, welche der Bedingung unterliegen, im Raume S der Gleichung identisch zu genügen ; (67) > ee > ge — —_ >3 Q, cos a, dw op, Er 78* 850 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. nach (67) die Gleichung befriedigen müssen (68) > N,cosa,du =O, und nun unter allen im Raume 5 der Gleichung (67) genügenden Func- tionen Q,, welche auf der Begrenzung dieselben willkürlich gegebenen Werthe haben sollen, die nur der nothwendigen Bedingung (68) unter- worfen sind, diejenigen sucht, welche das stets positive Integral (60) a [ So:as zu einem Minimum machen. Wenn man die Gleichung (67) mit einer zunächst noch willkürlichen Funetion & der Coordinaten multiplieirt und mit unter das Integrationszeichen stellt, wodurch der Werth von Q nicht geändert wird, so liefert die unter der gleicher Randwerthe der Q, ausgeführte Variation von o=2[Z(: +0, *)as=[2,(e. a 37 \n.as für den Multiplicator ® der Gleichung (67) die Beziehung wonach zunächst die Bedingungsgleichung (67) innerhalb des Raumes S in die Gleichung (65) übergeht, und bemerkt man weiter, dass die für die Grenzwerthe nothwendige "Beziehung (68) dann für sonst BR DIOR: 3 beliebige Randwerthe von In, die Bedingung dp [Eito« du — ar liefert, so wird der oben ausgesprochene Satz, soweit die Anwendung des Minimumprineips zulässig, erwiesen sein. Mit Hülfe dieses Satzes sollen nun die innerhalb des Raumes S$; definirten Funetionen /® in den Aussenraum hin fortgesetzt werden, der wieder zwischen der Begrenzung g des Raumes S; und einer unendlich weit entfernten Kugelgrenze liegt. Bilden wir nämlich für diesen Aussen- raum S, eine Function &, welche in diesem der Gleichung (65) genügt, und für welche die Werthe von EN auf der Grenzfläche g durch die a Gleichung bestimmt sind (70) ar = Zul Neosa,, vox Hernsorrz: Über das Prineip der kleinsten Wirkung. ssl so dass zunächst nach (64) über diese Begrenzung 9 genommen ist, so wird, damit auch auf der unendlich weit entfernten Kugelfläche die Gleichung (66) gelte, die Function ® für wachsende Werthe des Kugelradius R so gegen Null convergiren müssen wie eine Potenz von R mit negativem Exponenten —k, wenn k>n— ı ist, da die Kugelober- fläche durch $,_,R”” bestimmt war. Setzen wir nun mit Hülfe der eben gefundenen Funetion & die Functionen Y® in den Raum $, durch die Gleichungen fort AO a (71) eis (a) ? so wird auch für dieselben vermöge der Gleichung (65) in dem ganzen äusseren Raum die Beziehung bestehen au (72) yo während an der Begrenzung g nach (71) 0 (73) Ixr9cosa, = DE oder nach (70) (74) I We — LE9) cosa, = 0 a ist; für die unendlich entfernte Kugelgrenze ist nach der Festsetzung für $ der Werth von YÜ9 = o. Nachdem zu den Werthen Y/V im Raume S, die Functionen Y® im Raume S, bestimmt sind, so dass die Funetionen /, im ganzen unendlichen Raume vermöge (63) und (72) der Gleichung U, (75) Sn —/o identisch genügen, bestimme man nunmehr für den ganzen unendlichen © Raum eine Potentialfunetion, deren Raumdichtigkeit im Innern von S$, den Werth Z®, im Raume S, den Werth /® habe, oder für welche im Raume $;: A,U, = —(n—2)d,.,® ® ob ım Raume SB A,U, — — (n—2)P,_; = —(n— 2): (a) epa sei, so ist diese der Gleichung (60) zufolge, wenn }{) die Coordinaten der Raumelemente dS;,»p die der dS, bedeuten, und a (76) (77) Min 832 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. In, Mn a gesetzt wird, im ganzen unendlichen Raume durch Od ne eK E). 0) T = EN nl ) 0p®9 r (a ea u an u a HS: [we vr) n—2 dargestellt, worin aus denselben Gründen wie oben für n=3 die Functionen U, trotz der unendlichen Ausdehnung des Gebietes 5, endlich werden. Aus (76) folgt durch Differentiation nach p, = el de ee op, Lö" (a)" oder mittels bekannter Transformation mit Berücksichtigung von aM io worin «, den Winkel bedeutet, welchen die nach aussen gerichtete Nor- male der Grenze g des Raumes S; mit der Axe der p, macht. Durch Summation nach a erhält man vermöge der Beziehungen (74) und (75) OU (78) >> a Op gültig für den ganzen unendlichen Raum. Um nun nach Vorausschiekung dieser Hülfssätze zum Beweise des Satzes überzugehen, dass, wenn im Innern eines einfach zusammen- hängenden Gebietes S, die Grössen /,, den Bedingungen (61) genügen, diese Funetionen sich stets in der Form =o OK oR, > na ausdrücken lassen, worin die Functionen %, für den ganzen unendlichen Raum definirt und bestimmbar sind, werde zunächst bemerkt, dass jeden- falls die Ausdrückbarkeit der Functionen f,, in Form der Gleichung (79) die Gültigkeit der Beziehungen (61) nach sich zieht, wie sich aus den Gleichungen 0°A, 0°%, Of ANKER. 0°%, De. 0°%, S. COS &, Tr EN COS &, "ı ne —- — —- 48; + [I _ — dS d =— [us m 1 (4 Op Fi Ka apıı — pop. pop.” dp, dpdp, pp,” dp, Ap.dp, Ap,cp‘ unmittelbar ergiebt. Um nun die geforderte Umkehrung zu beweisen, setze man mit Hülfe der in (76) gefundenen T, ou, ol; (So) — (r — 2), 1 — op 0m,’ Ex . von Hrrnnorız: Über das Princip des kleinsten Wirkung. 883 woraus sich mit Benutzung der nach p, differentiirten Gleichung (78) 0 U, U, > ac ee I >3 za en = A N c op. (n— 2), c op. op. op, op. (n— 2)R,_: ergiebt, welehe wiederum vermöge der partiellen Differentialgleichung für U, der Gleichung (62) entsprechend liefert. Durch Abzählung der von einander unabhängigen Functionen f,;, folgert Hrımnorrz, dass die Gleichungen (2) bis (5) die hinreichenden Bedingungen für die Existenz des kinetischen Potentials erster Ordnung mit einer unabhängigen Variabeln sind und findet zugleich mit Hülfe des Potentials im mehrdimensionalen Raume durch die Gleichungen (25) und (80) die Darstellung des kinetischen Potentials H selbst. 884 Untersuchungen über individuelle Variationen in der tierischen Entwicklung. Von Prof. Dr. Karı, PETER in Greifswald. (Vorgelegt von Hrn. WALpever.) Die Untersuchungen, welche ich im Frühjahr 1905 in der Zoologischen Station zu Neapel anstellte, und zu deren Ausführung mir die König- lich Preußische Akademie der Wissenschaften eine Beihilfe in Höhe von 1200 Mark gewährte, für welche ich der hohen Körperschaft er- gebensten Dank ausspreche, betrafen die individuellen Variationen in der tierischen Entwicklung. Während der Abfassung der Normentafel zur Entwicklungsgeschichte der Eidechse wurde meine Aufmerksamkeit auf die Verschiedenheiten der einzelnen Embryonen gelenkt, und an dem daselbst verarbeiteten Material ließen sich bereits einige Fragen über die Größe der indi- viduellen Variation beantworten, wie ich in einem Vortrag auf der vor- jährigen Naturforscherversammlung in Breslau dartun konnte. Für viele andere Punkte versagte aber das Material infolge der verhältnismäßig geringen Anzahl der Wirbeltierembryonen, und einige dieser Fragen habe ich in Neapel in Angriff genommen, wo mir die leicht zu züchten- den und in großer Menge zu beschaffenden Echinodermenlarven bessere Ausbeute verhießen. Hauptsächlich handelte es sich darum, eine Ver- mutung zu prüfen, welche sich mir beim Studium der Eidechsenembryo- nen aufgedrängt hatte, ohne indes bei diesen zahlenmäßigem Beweise zugänglich zu sein, die Vermutung, daß schneller vor sich gehende Entwicklung eine größere Veränderlichkeit der Embryonen schaffe. Der Gedanke ließ sich auch so präzisieren: je schneller ein Entwicklungs- vorgang abläuft, um so verschiedener, mit um so größeren Abweichungen wird er ausgeführt; langsamer verlaufende Ausbildung ergibt einen kon- stanteren Modus. Sollte sich dies bestätigen, so wäre ein Faktor ge- funden, der auf die embryonale Variabilität einwirkt. Als Untersuchungsobjekt dienten mir die Eier des Seeigels Sphaer- echinus granularis, als Mittel, die Entwicklung der Larven schneller K. Prrer: Individuelle Variationen in der thierischen Entwicklung. 885 oder langsamer vor sich gehen zu lassen, die Anwendung verschiedener Temperaturen. Ich züchtete die gleichzeitig mit dem Sperma eines Männchens befruchteten Eier eines Weibchens zum Teil im Seewasser- aquarium bei 13— 15°C, zum Teil im Zimmer bei 17— 18° C und zum Teil auf dem Wärmeofen bei 23— 26°C. Die Schnelligkeit der Ent- wicklung ist bei diesen Zuchten eine sehr verschiedene; ich habe die Beschleunigung für Sphaerechinus auf 2,148 für 10° berechnet, d. h. eine Kultur bei 15° entwickelt sich fast 24mal so rasch, wie eine andere bei 25°. Zum Nachweis einer größeren oder geringeren Variabilität ist es notwendig, ein in Zahlen auszudrückendes Merkmal zu verwerten, und nach langem Suchen bot sich mir in der Anzahl der primären skelett- bildenden Mesenchymzellen ein gut brauchbarer Anhaltspunkt. Die Resultate meiner Zählungen waren selbst für mich über- raschend, so auffallend bestätigten sie meine oben ausgesprochene Vermutung. 4 (bis 5) Versuche liefern das zu verarbeitende Material und er- geben übereinstimmend dasselbe Ergebnis: die Zahl der Mesenchym- zellen schwankt viel beträchtlicher bei den Wärmelarven als in den Kältekulturen. Im ganzen wurden 215 Wärmegastrulä und 300 Kälte- gastrulä gezählt; die Anzahl der Mesenchymzellen betrug bei ersteren 18—86, bei letzteren 26—56, — es besteht also eine sehr erheb- liche Verschiedenheit in der Variation. Im einzelnen verteilen sich diese Zahlen auf die einzelnen Zuchten, wie beifolgende Tabelle zeigt. Die erste und vierte Rubrik enthält die laufende Nummer des Ver- suchs, a bedeutet, daß die Zucht in Wasser von 23 bis 26°, ce, daß sie in Wasser von 14 bis 15° stattfand. Darauf folgen die Anzahl der gezählten Individuen und die Zahl der beobachteten Skelettbildner. Anzahl Zahl Anzahl Zahl der der der der Kultur Individuen Mesenchymzellen Kultur Individuen Mesenehymzellen 134 36 32— 783 I3c 50 29— 56 14a 50 24— 74 14C 50 30—55 18a 4 3451 204 50 18— 72 20€ 100 27 —5I 21a 75 21— 86 2Ic 100 26--55 Diese Zusammenstellung lehrt, daß bei allen Kulturen die Zahl der Mesenchymzellen in der Wärme weit variabler ist, als in der Kälte. Auffallend ist, daß der Ausschlag der a-Zuchten nach beiden Seiten zu bedeutender ist, als der c-Kulturen. Größer ist er allerdings nach der höheren Zahl zu, und dementsprechend ist das Mittel der Skelettbildnerzahl für Wärmegastrulä etwas höher als für Kälte- larven; für erstere beträgt es 48,395, für letztere 41,387 Zellen. Aber Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 26. October 1905. 886 Ausgezogen: Wärmekultur. Gestrichelt: Kältekultur. nwrunonaoos2z2 Fig. 1. K. Perrer: Individuelle Variationen in der thierischen Entwicklung. 887 auch geringere Zahlen von Mesenchymzellen wurden in der dritten Reihe vermerkt als in der sechsten; als niedrigste Anzahl wurde bei Kältezuchten 26, bei Wärmezuchten aber ı8 verzeichnet. Und doch sehen die Gastrulä mit solch hoher oder geringer Mesenchymzellen- anzahl völlig normal aus, bilden auch ein normales Skelett. Fig. I bis III zeigen 3 Gastrulä mit 72, bzw. 40 und 18 Mesenchymzellen in ganz normaler Anordnung. Dieser eigentümliche Befund läßt sich leicht durch eine Kurve ausdrücken. Trägt man auf der Abszisse die Zahl der Skelettbildner auf, als Ordinaten die Zahl der Individuen, bei denen die bestimmte Menge von Mesenchymzellen gefunden wurde, so erhält man für die Kältezucht eine kurze, aber steile Kurve, für die Wärmekulturen eine langgestreckte, aber flache. Eine solche graphische Darstellung, die in Fig. IV wiedergegeben ist, lehrt weiter noch, daß innerhalb der langen a-Kurve die Verteilung der Individuen eine sehr unregelmäßige ist, so daß ein eigentlicher Gipfel kaum herausgelesen werden kann, während bei ce ein ziemlich geichmäßiger An- und Abfall die Kurve weit regelmäßiger gestaltet. Auch zahlenmäßig lassen sich die beiden Kurven durch Varia- bilitätsindex, Momentquotienten und erste kritische Funktion charakteri- sieren. Duncker, dem ich in Bezeichnung und Rechnung streng folge, sagt in seiner für Variationsstatistik grundlegenden Arbeit von dem Variabilitätsindex e: »Er ist ein Maß für die Streuung der Reihe und verhält sich umgekehrt proportional der Genauigkeit, mit welcher die Individuen derselben sich ihrem Durchschnittswert annähern, ist also groß bei starker, gering bei schwacher Variation«, er gibt also die Intensität der Variation an. Ich berechnete ihn für die Wärmekulturen (e,) auf 13.1867, während e, nur 5.239 beträgt. Der dritte Moment- quotient (3,) drückt aus, ob diese Kurve symmetrisch um eine in A (arithmetisches Mittel) auf der Abszissenachse fußende Ordinate gestaltet ist oder nicht. Im ersteren Falle ist ö, —=0. Ich fand für die Wärme- zuchten P, (a) 0.20712, für ß, (c) 0.03 4465; die Asymmetrie der Kurven ist also bei a erheblicher als bei ce. Mittels des vierten Moment- quotienten ß, läßt sich die erste kritische Funktion bestimmen (K,), welche angibt, ob die Variationskurve einer Reihe dem » geometrischen « oder dem »hypergeometrischen« Kurventypus angehört. Die Kontur einer geometrischen Variationskurve («, negativ) ist am Gipfel stärker abgeilacht, in den Flanken voller und an ihren Extremen steiler, als die einer hypergeometrischen (k, positiv) von gleichem Variabilitätsindex. Es ergaben sich nun die Werte für x, (a) — 1.15184, für x, (6) + 0.195406. Diese Zahlen geben also an, daß die Variation bei den Wärme- gastrulis viel erheblicher ist als bei den Kältelarven (e, größer als e,), 888 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 26. October 1905. daß die Wärmekurve unsymmetrischer gebaut (P, [a] größer als ß, [c]) und flacher (x, [@] negativ) ist als die Kältekurve; letztere gehört dem hypergeometrischen, erstere dem geometrischen Typus an. Auch ein Einblick in die absolute Breite der Variation während der Entwicklung läßt sich aus unseren Zahlen gewinnen. Während der Veränderlichkeit der Embryonen seit C. E. von Baer oft gedacht wird, ist ihre absolute Weite noch nicht oft festgestellt worden. Ich be- stimmte sie für Lacertaembryonen von o bis 62 Urwirbeln auf 2 Ur- segmente. Für Sphaerechinus erhielten wir ein Schwanken der Skelett- bildnerzahl von ı8 bis 86 bei 25°, von 26 bis 56 bei 14°, das ist im ersten Falle fast von ı bis 5, im anderen etwa von I bis 2. Ob sich dasselbe Verhältnis bei anderen Arten wiederholt, soll später unter- sucht werden; jedenfalls hat der Entwicklungsphysiologe, besonders bei Bastardierungsversuchen, bei denen die Zahl der primären Mesen- chymzellen eine große Rolle spielt, mit diesem weitgehenden Schwanken der Anzahl zu rechnen. Zum Schluß muß ich noch einigen Entwürfen begegnen. Einmal könnte man annehmen, daß der verschieden hohen Zahl der Mesen- chymzellen eine andere Bedeutung zukäme, daß sie nämlich auf ein verschiedenes Alter der beobachteten Gastrulä schließen ließe. Damit fiele die Möglichkeit, die Larven mit hoher und mit niedriger Anzahl der Skelettbildner zu vergleichen. Gerade für Sphaerechinus hat DrızscH nachgewiesen, daß die Zahl dieser Elemente von 25 bis 30 auf 40 zu- nimmt. Doch gilt dies nur für frühe Stadien; vom Auftreten des Skeletts an ist ihre Zahl konstant, eigens daraufhin gerichtete Unter- suchungen zeigten mir dies. Ich zählte die Mesenehymzellen derselben Kultur morgens und abends; die Entwicklung der Larven war wäh- renddessen erheblich fortgeschritten, wie die weitere Ausbildung des Skeletts bewies, und doch war die Anzahl der Mesenchymzellen fast unverändert geblieben. Zweimal zählte ich je 50 Gastrulä derselben Kultur, also im ganzen deren 200. In einem Falle erhielt ich beide Male als Mittel 44 Zellen, im anderen Falle notierte ich früh 38, nach- mittags 39 Skelettbildner. Auch andere Zählungen, welche sich über einen ganzen Tag erstreckten, ließen eine Zunahme der Mesenchym- zellen im Laufe dieser Zeit nicht erkennen, so daß der Einwand, es handle sich bei großer Mesenchymzellenzahl um ältere Gastrulä, hin- fällig wird. Dasselbe ist aus Fig. I—II ersichtlich: die Gastrula mit 72 Mesenchymzellen besitzt das am wenigsten weit entwickelte Skelett. Weiterhin muß noch bewiesen werden, daß die Wärmelarven mit der so ungemein verschiedenen Zahl von Skelettbildnern lebensfähig seien. Handelt es sich um pathologische Gastrulä, welche bald zu- grunde gehen, so ist zwar ein Einfluß der Entwicklungsgeschwindig- K. Perer: Individuelle Variationen in der thierischen Entwicklung. 889 keit auf die Variabilität nicht widerlegt, aber geringer anzuschlagen, als unsere Zahlen angeben. Auch hierfür wurden eigene Untersuchungen angestellt, welche lehrten, daß die Wärmelarven eine nur sehr wenig höhere Sterblichkeit besitzen als die Kältelarven. Es fanden sich in einer Wärmezucht auf 515 normale Plutei 12 im Wachstum zurück- gebliebene lebende Larven, 9 abgestorbene sowie 19 als alte Plutei zugrunde gegangene Individuen — in der Kältekultur auf 500 normale 9 zurückgebliebene und 2 abgestorbene Larven. Dabei ist zu bemerken, daß diese letzteren Plutei viel jünger waren als die der ersten Zucht, daß sie das Alter von jenen 19 abgestorbenen Pluteis nicht erreicht hatten. Man wird also die Wärmelarven für normal und mit den Kältelarven vergleichbar ansehen können. Endlich ist noch der Entscheid darüber zu treffen, ob die Wärme an und für sich oder die durch dieselbe hervorgerufene Beschleunigung der Entwieklung den eigenartigen Einfluß auf die Mesenchymzellenzahl ausgeübt hat. Ich habe versucht, Verschiedenheiten in der Entwick- lungsgeschwindigkeit nach Lorss Vorgang auf chemischem Wege her- vorzurufen, durch Zusatz von Natronlauge oder Salzsäure zum See- wasser. Leider gelang es auch mir nicht, bei Sphaerechinus oder Echinus auf diese Weise normale Larven zu erzielen; nur Lorss Objekt, Ar- baria pustulosa, vertrug die Chemikalien und entwickelte sich im al- kalischen Wasser in der Tat viel schneller als in saurem. Die Eier dieses Seeigels sind aber infolge starken Pigmentgehaltes so undurch- sichtig, daß ein Erkennen oder gar Zählen der Mesenchymzellen ein Ding der Unmöglichkeit ist. Hier bietet wohl nur das Skelett An- haltspunkte für eine geeignete Lösung der Frage. Natürlich ist es da sehr schwer, zahlenmäßig vorzugehen; es bedarf noch besonderer Vorstudien, welche neben anderen zu demselben Thema gehörigen Fragen im nächsten Frühjahr in Neapel in Angriff genommen werden sollen. Fürs erste darf unser Resultat also nur in folgender Weise formu- liert werden: Gastrulä von Spähaerechinus, welche in Wärme gezüchtet sind und sich schnell entwickeln, zeigen weit größere Schwankungen in der Zahl der primären Mesen- chymzellen, als solche, die in kaltem Seewasser kultiviert werden und sich langsam entwickeln. Ausgegeben am 2. November. 891 SITZUNGSBERICHTE 1905. XLE. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 26. October. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. *]. Hr. Diezs sprach Über einen orphischen Demeterhymnus. Auf der sehr schlecht erhaltenen Rückseite des in den Abhandlungen 1904 unter dem Titel Zatereuli Alexandrini publieirten Berliner Papyrus befindet sich in der Schrift etwa des r. Jahrhunderts n. Chr. eine Erzählung der Demetersage, die sich als eine mit Versen untermischte Prosaparaphrase einer orphischen Umarbeitung des homerischen Demeterhymnus erweist. Ausser einigen Textverbesserungen ergiebt der Papyrus einen werthvollen Einblick in die Tradition dieser Hymnenlitteratur. 2. Vorgelegt wurde Monumenta Germaniae historica. Necrologia Germaniae III. Berolini 1905; von Hrn. SacHau Jahrgang VIII (1905) der Mittheilungen des Seminars für Orientalische Sprachen: ı. Ost- asiatische Studien, 2. Westasiatische Studien, 3. Afrikanische Studien ; von Hrn. Oberbibliothekar Prof. Dr. C. pr Boor das von der Akademie unterstützte Werk Excerpta historica iussu Imp. Constantini Porphyro- geniti confecta. Vol. III Excerpta de insidiis. Berolini 1905. Ausgegeben am 2. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. H N lie ee! DER we XLH. XL. XLIV. 2. 9. Novenuser 1905. RZ VBEREIN. 1905: ee: | 2 Er Ch 2 He BE “day 5 Pike, 2... IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. = . R % na ar, LAN r = Se Bet, * Wr > ”% AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Auszug: aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch -mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $ 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2, Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welche nieht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Seeretar zusammen, weleher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht über die Redae- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 86. l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- tbeilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 Jer Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten im Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mitteilungen von Verlassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt-Aka- demie oder der betreffenden Classe stattlaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschritten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- teilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. BT. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- | | 1 öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. 5 88. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. sıl. a 1. Der Verfasser einer unter den »Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- “berichte und einem angemessenen Titel nieht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei- "hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher Ver- theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzeitig dem tedigirenden Seeretar angezeigt hat; wünscht er auf seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Secretar weitere 200 'Exem- plare auf ihre Kosten abziehen lassen . $ 28. 1. Jede zur Aee in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufnahme bedarf‘ es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden.] $ 29. l. Der revidirende Seeretar ist für den Inhalt Br = geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie > für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte= an diejenigen Stellen, mit denen sie im Steak ehh, wofern nichl im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich : die Stücke von Januar bis April in der ersten Häljte des Monats Mai, » Mai his Juli in der ersten Hälfte, des Monats August, ! - » October bis December zu eurag: des nächsten ae nach Bertosling des Registers. ] 4 Ein darauf gerichteter Antrag ‚kann, 3 ’ . x 4 ’ l A % 4 4 893 SITZUNGSBERICHTE _ 1905. XL. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 2. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLENn. l. Hr. Srruve las über die Darstellung der Beobachtungen von Phoebe. (Ersch. später.) Es wird gezeigt, dass die bisherigen Beobachtungen von 1897 bis 1904 sich nicht in genügender Weise mit einander vereinigen lassen und daher nicht ausreichen, die Bahn des Trabanten sicher abzuleiten und die retrograde Bewegung zu erweisen. Die bedeutenden Abweichungen, welche die einzelnen Örter übrig lassen, können durch die Sonnenstörungen allein nicht erklärt werden. 2. Vorgelegt wurden: Theodosiani libri XVI edd. Mommsen et MEyer vol. II. 1905. Berolini; vom Kaiserlich Deutschen Archäolo- gischen Institut “Mittheilungen der Alterthums-Commission für West- falen. Heft IV. Münster 1905’; von Hrn. Hrrrwıs sein Werk ‘Allge- meine Biologie’. Zweite Auflage des Lehrbuchs ‘Die Zelle und die Gewebe’. Jena 1906. Die Akademie hat das correspondirende Mitglied der philosophisch- historischen Olasse Hrn. Herrmann Üsener in Bonn am 21.October durch den Tod verloren. Am 16. October starb der verdienstvolle Mitarbeiter an dem aka- demischen Kant-Unternehmen Hr. Oberbibliothekar Prof. Dr. R. Reıck£ in Königsberg Pr. Ausgegeben am 16. November. Sitzungsberichte 1905. 79 895 SEBZUNGSBERICHEE 1205 XLIM. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 9. November. Sitzung der philosophisch -historischen Ulasse. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. *]. Hr. Brunner las über die Strafe des Pfählens imälteren Deutschen Rechte. Die Abhandlung sucht an der Hand der Quellen auszuführen, dass die Pfählung ursprünglich nicht den Charakter der eigentlichen Strafe hatte. Vielmehr sollte sie den lebendig begrabenen Missethäter nach dem Vorbilde der Leichenpfählung derart im Grabe festhalten, dass es ihm unmöglich wurde, nach seinem Tode als Wieder- gänger Unheil zu stiften. Dem gleichen Zwecke diente die nicht selten der Pfählung vorausgehende Umhüllung des Körpers mit Dorngestrüpp- 2. Hr. von Wıramowırz- MOELLENDORFF legte vor eine Mittheilung fo) ie) des Hrn. Prof. Dr. RuporLr Herzos in Tübingen: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. (Ersch. später.) Hr. Herzog hat in Kos eine Inschrift gefunden, die vornehmlich einen Volks- beschluss von Milet enthält, der um die Anerkennung der Spiele von Didyma als pan- hellenisches Fest bittet. Dieser Beschluss ergibt sich als gefasst in den ersten Jahren des Seleukos 11. 3. Hr. Erman überreicht im Namen der Deutschen Orient-Gesell- schaft von den wissenschaftlichen Veröffentlichungen derselben Heft 6 “Griechische Holzsarkophage aus der Zeit Alexanders des Grossen’ von C. Warzinger, Leipzig 1905. 4. Die Generalversammlung der Königlichen Museen überreicht ein Exeımplar des 3. Heftes der Berliner Classikertexte “Griechische Papyri medieinischen und naturwissenschaftlichen Inhalts’ bearbeitet von K. Kargrteısch und H. ScHöne. Ausgegeben am 16. November. 897 SITZUNGSBERICHTE 190. XLIV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 9. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Zınmermann las über die Eigenschaften eines Stabes, der in der Querrichtung ununterbrochen elastisch gestützt und mit Einzelkräften beliebiger Richtung belastet ist. Er behandelte zunächst die Aufgabe allgemein. Es zeigt sich, dass die in end- licher Form dargestellte Gleichung den Fall des nur in der Querrichtung belasteten Stabes (Träger auf stetiger elastischer Unterlage), ferner den Fall der sogenannten excentrischen Belastung des freien Stabes einschliesslich der Knickung, und schliesslich auch den der excentrischen Belastung oder Kniekung eines quergestützten Stabes um- fasst. Die Rechnung wird für einen Stab mit unveränderlichem Querschnitte und ein- seitigen Längskräften an den Enden im Einzelnen durchgeführt. Für den Fall, dass die Längskraft in die Axe fällt, werden die wichtigsten Ergebnisse der Zahlenrechnung mitgetheilt. Sie finden technische Anwendung auf stabförmige Körper, die unter Längs- druck stehen und durch quergerichtete, dem Elastieitätsgesetz unterliegende Wider- stände am Ausknicken verhindert werden sollen. 2. Hr. van’r Horr übergab eine weitere Mittheilung seiner Unter- suchungen der Bildung natürlicher Salzlager: XLIV. Die Bildungs- verhältnisse des Tachhydrits bei 33°. Gemeinschaftlich mit Hrn. p’Ans wurde festgestellt, aus welchen Lösungen bei 83° die Tachhydritausscheidung erfolgen kann. 3. Derselbe überreicht eine von ihm in der Zeitschrift für an- organische Chemie Bd. 47 veröffentlichte Arbeit zur Bildung der oceani- schen Salzablagerungen: »Die Caleiumvorkommnisse bis 25°.« 898 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 9. November 1905. Der gerade Stab mit stetiger, elastischer Stützung und beliebig gerichteten Einzellasten. Von H. ZımmERMANN. Die Gesetze der Biegung eines Stabes, der in seiner ganzen Länge ununterbrochen elastisch in der Querrichtung gestützt ist, sind bisher stets nur für den Fall untersucht worden, daß auch die angreifenden Kräfte lediglich quer zur Stabachse wirken. In meinem Buche »Die Berechnung des Eisenbahnoberbaues« (Berlin 1883) habe ich die all- gemeine Lösung dieser Aufgabe entwickelt. Von etwa in der Längs- richtung wirkenden äußeren Kräften ist dabei abgesehen. Solche Kräfte können aber in der Wirklichkeit sehr wohl auftreten und unter Umständen zu bedeutender Größe anwachsen. So z. B. wenn die Aus- dehnung der Schienen infolge großer Wärme durch ungenügende Weite der Stoßlücken oder zu festes Anziehen der Laschen verhindert wird. Es ist dem Fachmanne bekannt, daß hierdurch gefährliche »Gleisver- werfungen« hervorgebracht werden können. Welchen statischen Be- dingungen dieser Vorgang unterliegt, wußte man bisher nicht. Andererseits ist der Einfluß von Kräften, die in der Längsrich- tung des Stabes wirken, zwar schon vor langer Zeit untersucht wor- den, aber immer nur unter der Voraussetzung, daß der Stab nur an den Enden gestützt sei. Etwaige Kräfte in der Querrichtung wurden als gegebene Belastungen angenommen. Der für die technische An- wendung besonders wichtige Fall, daß die Längskraft in der Achse des Stabes liegt, und daß quergerichtete Kräfte nicht vorhanden sind, hat im wesentlichen schon durch Eurer seine Lösung gefunden. Es ist das der Fall der Knieckfestigkeit oder — wie man in früheren Zeiten mit Rücksicht auf die am häufigsten vorkommende Anwendung auch sagte — der Säulenfestigkeit. Für den unter Längsdruck stehenden Schienen- strang haben alle diese Berechnungsweisen offenbar keine Gültigkeit. Auch auf anderen Gebieten der technischen Statik liegen übri- gens ähnliche Aufgaben vor. So z. B. bei der Berechnung der Druck- gurte oben offener Brücken. Auf die von den Knotenpunkten be- grenzten Teilstücke dieser Gurte läßt sich zwar die Eurersche Formel ZimmERMANN: Stab mit elastischer Querstützung. 899 anwenden. Nicht aber auf die Gurte in ihrer ganzen Länge; denn als solche werden sie in Zwischenpunkten durch die Querrahmen der Brücke elastisch gestützt. Auch für diesen Fall mangelte es bisher an einer strengeren Untersuchung, so daß man sich mit mehr oder weniger willkürlichen Annahmen begnügen mußte. In den folgenden Zeilen soll nun eine sehr allgemeine Lösung der Aufgabe vorgeführt werden. Sie gibt die Formänderungen des biegsamen Stabes, der dem Einflusse beliebiger, quer oder längs wir- kender Einzellasten ausgesetzt ist, nicht nur für den Fall der stetigen, elastischen Querstützung, sondern auch für fehlende Zwischenstützen an. Sie umschließt also die Grundgesetze der ganzen Oberbauberech- nung, der sogenannten exzentrischen Belastung von Zug- und Druck- stäben, sowie schließlich des Knickens bei vorhandener oder fehlender seitlicher Stützung. Die Lösung ist eine vollkommen strenge, soweit die nachstehenden drei Voraussetzungen erfüllt sind. Erstens: Die durch Druck in der Achsenrichtung erzeugten Form- änderungen sind so klein, daß sie gegenüber den Formänderungen durch Biegung verschwinden; und letztere sind ihrerseits so klein, daß der aus der Gleichung der Biegungslinie folgende Wert von (dy: dx)’ gegen ı vernachlässigt werden kann. Beides trifft bei allen technischen Anwendungen mit sehr großer Annäherung zu. Zweitens: Der Querschnitt des Stabes ist entweder überall gleich oder nur sprungweise veränderlich. Diese Annahme ist in der Wirk- lichkeit fast stets erfüllt. Drittens: Das Elastizitätsmaß des Stoffes, aus dem der Stab her- gestellt ist, ist überall dasselbe; und ebenso ist das Maß für die ela- stische Querstützung entweder überall gleich oder nur sprungweise veränderlich. Auch diese Annahmen sind in der Ausführung stets er- füllt, soweit überhaupt eine ununterbrochene Querstützung vorhan- den ist. 1. Die Differenzialgleichung der Biegungslinie. In der umstehenden Abbildung ı ist ein Stabteilchen mit den daran wirkenden Kräften dargestellt, wobei als X-Achse die Anfangs- lage des Stabes gewählt und die Achsenkraft S im Sinne eines Druckes positiv angenommen ist. Die Gleichgewichtsbedingung für Drehung lautet (M + dM)— M— Sdy— Qde = 0. Hieraus folgt (1) een 900 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 9. November 1905. | Andererseits ist (bei Vernach- ee en lässigung von (dy: dx)’ gegen I) Aue a ee für einen nach oben hohlge- krümmten Stab bei dem in ı der Abbildung angenommenen Sinne der positiven M: d’y da” 2) M=-W Hierin bezeichnet E das Elastizitätsmaß, J das Träg- heitsmoment des Querschnittes bezogen auf die wagerechte Schwerpunktachse, wobei an- y 4bb. 7. Gleichgewicht der Kräfte am Stabelement. genommen ist, daß diese eine Hauptachse sei. Damit er- gibt sich aus (1) durch Differenzieren nach «: | | E | | | ey 2 dy dq Bar et Der bei einer Ausbiegung = I auf die Längeneinheit des Stabes ausgeübte Stützendruck werde mit 9 bezeichnet. Da hiermit aus der Gleichgewiehtsbedingung für Verschiebung im senkrechten Sinne dQ = pydx folgt, so ergibt sich schließlich d’y S d’y En a Ze EI de EI} > als Differentialgleichung der Biegungslinie des Stabes. (3) 2. Die Stammgleichung. Die Integration der Gleichung (3) läßt sich nach bekannten Regeln ausführen. Es sind dazu die vier Wurzeln der Gleichung m’ + - ar m+- =ß® EJ EJ zu bestimmen. Diese sind enthalten in der Gleichung | ”s de ap = EV — —n || in, W i; V EI (ar) EI Bezeichnet man die vier Einzelwerte mit > I RT: ZimMERMANN: Stab mit elastischer Querstützung. 901 so lautet die gesuchte Stammgleichung (5) y= Ae"”’+ A,c""+ A,d"” + A,e”*. Dabei ist zunächst vorausgesetzt, daß alle Wurzeln m verschieden seien. Von der Beschaffenheit dieser Größen hängt nun der weitere Gang der Rechnung wesentlich ab. Sie müssen daher zuerst näher untersucht werden. Wir setzen mit leicht verständlicher Abkürzung von (4): ! + II | + = | ee = —m; m, = a EN = —m,. + 7 | = m, Es sind nun drei Fälle zu unterscheiden, je nach den Vorzeichen und Größenverhältnissen der beiden Glieder der inneren Wurzel. Dabei soll S stets als an sich positiv vorausgesetzt werden, d.h. nach Ab- bildung ı als Druck. Es bietet zwar keine Schwierigkeiten, die Rech- nung nach demselben Verfahren auch für negative S, also für Zug, durchzuführen; es ist dies aber für die Anwendung nur von geringem Interesse. Der Raumersparnis wegen sehe ich deshalb hier davon ab. SE) 9 (7) I. Fall: (sEr) > Dann hat die innere Wurzel von (4) einen reellen Wert, der ab- solut genommen kleiner ist, als das erste Glied der äußeren Wurzel. Es sind mithin alle m in (6) imaginär. Wir setzen deshalb Mr — — m U, WO UM. — Vene >; und et. era ya : „ S 1 a SE) m = —m, = ip, , wo u, = ae \ 2EJ DEI RE Hierin sind nun «, und u, gemäß (7) stets reell und größer als Null, solange p>o. Führt man diese Werte in die Gleichung (5) ein und setzt man zur Abkürzung (9) BE uud na Er ferner Ar Ar—=UÜ,: AA U WA,—A,)=V,; i(4,—A,)=V\,, so erhält man mit Rücksicht auf die bekannten Beziehungen zwischen den Exponential- und den Kreisfunktionen die Stammgleichung in der nur reelle Größen zeigenden Form: (10) y=TU,cos&-+V,sin&+TU,cos&,+V,sing,. 902 Sitzung der plıysikalisch- mathematischen Classe v. 9. November 1905. Hiernach ist die Ausbiegung y eine rein periodische Funktion der Abszisse w. Wird #=0, verschwindet also die Seitenstützung, so folgt aus (8) BE (I1) Oel ] EI Hiermit geht (10) über in (12) y=UÜrU cos 5 — + V, sin ve . und dies ist die allgemeine Gleichung des in der Querrichtung freien Stabes mit der Achsenkraft 8. Sum (13) I. Fall: (. Er) o vorausgesetzt ist, kann 4 — SEI und damit auch 2 die Nennerdeterminante 24* nicht Null sein. Die Gleichungen werden also nur erfüllt durch (38) DC, ==0. Weiter folgt nun hiermit unter Anwendung der Beziehungen 2 2 S 2 aus. (28) und“ (24) ur 1:- A — u cos ul» C,+ (2u? cos ul — v?l sin ul) C, — „> sinul-C,+( Wsinul—u’lcosul)C, = O0. Wird die erste Gleichung durch — u? geteilt, so erhält die rechte Seite den Wert 2%. Teilt man die zweite Gleichung durch u? und setzt man zur Abkürzung (39) H=N, so ergibt sich die Nennerdeterminante in der Form (40) N = -(3sin2\—2X). Für C, und (©, erhält man die Gleichungen NC, = 2h(sinA—Acos}); @ı NO, =— 2hsinA. Zimmermann: Stab mit elastischer Querstützung. 909 Die Einführung dieser Werte in (23) ergibt (sin — A cos) cos&— sinA Esind) 42) Ma 3sin 2X —2X Nach (2) erhält man hieraus noch die Gleichung für das Biegungs- moment im Punkte «: (35inA— A cos) cos&— sin‘ (E sin ar M=28Sh- (43) E 3sin2\— 2X Hiermit ist auch der dritte Fall erledigt. 4. Stab von überall gleichem Querschnitt, in dessen Enden Kräfte wirken, die mit der Achse zusammenfallen. Die Gleichungen (30), (34) und (42) für y enthalten auf der rechten Seite sämtlich den Faktor A. Gleichzeitig mit Ah verschwindet also im allgemeinen auch y; d.h. der Stab wird durch eine in seine Achse fallende Kraft überhaupt nicht verbogen. Dieses Ergebnis ist aber an die Bedingung geknüpft, daß die Nennerdeterminanten N der Gleichungen, aus denen die U, V und © berechnet wurden, nicht verschwinden. Umgekehrt ist die Gleichung (44) N=o die allgemeine Bedingung dafür, daß auch bei verschwindendem Hebel- arm A der Angriffskraft endliche Werte von y möglich sind, d.h. daß ein Zustand eintritt, der bei Säulen, Druckstäben u. dgl. als Kniekgrenze bezeichnet zu werden pflegt. In (44) treten die Größen #&, J, !,p und S auf. Wenn vier von ihnen gegeben sind, kann die fünfte mit Hilfe dieser Gleichung als Funktion der übrigen dargestellt werden. Um besser übersehen zu können, welcher Art die hierbei erwachsenden Aufgaben sind, mögen die Einzelgleichungen für die drei oben be- handelten Fälle in entwickelter Form angegeben werden. Abkürzende Bezeichnungen lassen sich dabei freilich nicht ganz vermeiden, wenn nicht unhandliche Formeln entstehen sollen. Ss \’ _ » Knickbedingung gemäß (28): (45) N=o= u:sinu,lcosu/—usin u,lcosu,;l. Sitzungsberichte 1905. so 910 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 9. November 1905. Hierin ist nach (8): “Vi e- ER ih - und == = +V es =. ES) 2 p Knickbedingung gemäß (35): (46) N=o0= [a, ß]lsin 281-+[ß, «] Sin 2®l. Hierin ist nach (15) und EIaR Tr - VVz 4E ne =). nor na rd hen 55) Se III. Fall: n Er Knickbedingung gemäß (40): (47) N=o= 3sin 2ul— 2ul. „= 8 2EJ Der Anblick dieser Gleichungen lehrt, daß nicht daran zu denken ist, irgendeine der in ihnen enthaltenen Größen explizit als Funktion der übrigen darzustellen. Man ist also auf den Weg der näherungs- Hierin ist nach (20): weisen Berechnung angewiesen. Auch dieser gestaltet sich übrigens bei dem verwickelten Aufbau der Formeln recht beschwerlich. Wenn die Untersuchung für die Anwendung brauchbare Ergebnisse liefern soll, ist es deshalb nötig, die Gleichungen ein für allemal für eine größere Zahl von Fällen aufzulösen. So gelingt es, die in Betracht kommenden Gesetze in einfacher Weise zu veranschaulichen und ihre Ergebnisse zum Gebrauche bequem bereitzustellen. Ich habe dies ausgeführt, nachdem die Gleichungen in eine für die Zwecke der Zah- lenrechnung bequemere Form gebracht waren. Über den nicht un- interessanten Weg, der zu diesem Ziele führt, sowie auch über die Zimmermann: Stab mit elastischer Querstützung. 911 Einzelheiten der Auflösung, die einen beträchtlichen Raum erfordern, hoffe ich in einer unserer technischen Zeitschriften Näheres berichten zu können. Hier will ich nur noch die wichtigsten Ergebnisse ganz kurz anführen. Besonders wichtig ist natürlich die Frage ob und inwieweit durch die seitliche Stützung mit wachsendem Einheitsdruck p die Knick- grenze hinausgeschoben wird. Die Antwort, die ich gefunden habe, läßt sich in nachstehende Betrachtung zusammenfassen, die die Wirkung der Stützung von p=o bis p = x verfolgt. Wenn p=0 ist, so führt die Gleichung (45) auf die Euzersche Knickformel, also auf m EJ ee Der Kürze wegen möge dieser besondere Wert von S mit K be- zeichnet werden. Wenn nun p wächst, so nimmt nach (45) auch S stetig zu, aber SE nur in so geringem Maße, daß an der Grenze des Gültigkeitsbereiches dieser Gleichung, wenn also der dritte Fall eingetreten und 8 2 a Sn BE ) geworden, erst S=1,052...K ist. Das Durchlaufen des ganzen Bereiches des ersten Falles bringt also nur einen Zuwachs der Knick- festigkeit um 5,2 vom Hundert. Wenn p weiter wächst, so nimmt S verhältnismäßig schneller zu, bis wieder ein eigentümlicher Grenzfall eintritt. Ist nämlich er S_\° ja a Er) geworden, so ist $ = 2,085...K. Von hier an wächst mit zunehmendem p die Knickfestigkeit so, daß das vorstehend angegebene Verhältnis von p zu 8° immer be- stehen bleibt. Man kann also auch umgekehrt schließen: Ist die Achsenkraft eines Stabes von der Länge 2/ (49) S=2,085... so muß das Maß der stützenden Seitenkräfte (d.h. der Stützen- druck auf die Längeneinheit des Stabes bei der Querver- schiebung ı) 8” (50) pP = 1,366... 80* 912 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 9. November 1905. sein, wenn sich der Stab gerade an der Knickgrenze be- finden soll. Da nun bei den Stäben mit Seitenstützung fast immer von dieser eine größere Steigerung der Tragkraft verlangt wird, als bis zum 2,085fachen des Wertes X, so bildet die Bedingung (49) für die An- wendung die Regel. Das mindestens erforderliche p ist dann aus der sehr einfachen Gleichung (50) zu berechnen. Ist der vorhandene Wert von p größer, so ergibt der Vergleich mit (50) den Grad der erreichten Knicksicherheit. 913 Untersuchungen über die Bildung ozeanischer Salzablagerungen. XLIV. Existenzgrenze von Tachhydrit bei 83°. Von J. H. van’r Horr und J. v’Ans. IN echdem es gelungen ist, für 25° einen vollständigen Einblick in die bei der Salzlagerbildung eine Rolle spielenden Caleiumverbindungen zu gewinnen, bleibt nunmehr die entsprechende Aufgabe für die obere Temperaturgrenze 83° übrig. Zum Ausgang dabei sei das verhältnismäßig einfache Schema ge- wählt, welches die Sachlage bei 25° zusammenfassend darstellt': Fig. 1. aa nn np Bischofit Tachhydrit Y In —— 2: E Z F Y Kieserit Carnallit A re —— m eG Een Vo MgSO,.6H,O n Kainit d ? = z h o : p MgSO,.7H,0 29 3 r Caleiumchlorid Leonit A Sta) Kan LM | omg EG ee CK Sehönit m Glaserit Na, SO, m —— > m —— ! Zeitschrift für anorganische Chemie, Bd. 47 (1905) S. 244. 914 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 9. November 1905. In dieser Figur ist die Paragenese der Nichtealeiummineralien in der früheren Weise wiedergegeben. Eine rote Linie zerteilt die Ge- biete von Chlorkalium, Carnallit und Chlormagnesium (Bischofit). Links von dieser Linie liegen die Lösungen, welche mehr Schwefelsäure, oder besser SO,, enthalten als Caleium; sie trocknen schließlich im Endpunkt Z zu Kieserit, Carnallit und Chlormagnesium ein, und das Caleium scheidet sich als Sulfat oder Doppelsulfat aus. Rechts von der Grenzlinie liegen die Lösungen, in denen das Caleium der SO,-Menge übertrifft; dort tritt also ein Gebiet für Chlor- caleium und Tachhydrit auf, wie angegeben, und diese Lösungen kri- stallisieren schließlich im Endpunkt Y aus, unter Bildung von Tach- hydrit, Carnallit und Chlorcaleium, wie die durch Pfeile angedeuteten Kristallisationsrichtungen anweisen. Eine geringe Caleiummenge schei- det sich auch hier als Anhydrit ab. In welcher Sulfatform sich dann das Caleium ausscheidet, ist durch die gestrichelten Grenzlinien angegeben, und zwar: Glauberit in dbe, Syngenit in emqr, Polyhalit in mop, Krugit in bnpo, Pentacaleiumkaliumsulfat in qnAr, Gips in Akl und Anlıydrit im übrigen Gebiet, auch rechts von der roten Grenz- linie. Bei ansteigender Temperatur vereinfacht sich das Bild links von der roten Grenzlinie, rechts bleibt es ungeändert, nur daß vom Chlor- caleium sukzessive niedere Hydrate auftreten. Links fallen bei etwa 35° Gips und Magnesiumsulfathexahydrat fort; Heptahydrat und Schönit sind schon früher zum Fortfallen gekommen, so daß die Paragenese sich gestaltet wie in Fig. 2 auf > 5, Auch für 83° ist es nach den nunmehr vorzuführenden Bestim- mungen möglich ein Gesamtschema zu entwerfen, nur daß noch die Umgrenzung der Caleiumsulfate einer späteren Untersuchung verbleibt. Die Fig. 3 auf S. 915 gibt dieses Schema wieder. Die nach dieser Überlegung zu machenden Versuche waren nicht zahlreich. Es handelte sich um sieben Lösungen, die in Fig. 3 durch J, M, B, K, D, E und Y angegeben sind. Diese Aufgabe vereinfacht sich dann noch dadurch, daß, wiewohl Sättigung an Chlornatrium vor- liegt, davon (durch die Anwesenheit der großen Mengen Caleium- und Magnesiumchlorid) kaum Wesentliches in Lösung geht. In der an Magnesium- und Natriumchlorid allein gesättigten Lösung wurde früher 915 van’ Horr: Oceanische Salzablagerungen. XLIV. Fig. 2. Bischofit Tachhydrit Carnallit Kieserit Rainit b n h 0 22 p q r elite Chlorealeium Leonit Astra kanit m Glaserit Bischofit Tachhydrit K Kieserit Langbeinit Loeweit Chlorealeium Vanthoffit Glaserit Na, SO, J B der Betrag an Natriumchlorid in 1000H,0 auf ı Na,0l, abgerundet. In obigen Lösungen muß derselbe noch geringer sein und ergibt sich bei Sättigung an Caleium-, Kalium- und Natriumchlorid auf 0.52 Na, Cl,. 916 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 9. November 1905. Es ist also zulässig, für alle Fälle, auf 0.5Na,Cl, abzurunden und der ohne Chlornatrium gemachte Versuch an Caleiumchlorid allein! hier für J zu übernehmen. Da die an Chlorcaleium und Tachhydrit gesättigte Lösung X nach mit Kenkıck gesammelten Daten” kaum Magnesium ent- hält, deckt sich X praktisch mit J sowie auch die an Chlorcaleium, Tachhydrit und Carnallit gesättigte Lösung F. Die anderen Bestimmungen wurden in der bekannten Weise aus- geführt und ergaben: B. Sättigung an Chlorcaleium, Chlorkalium und Chlornatrium: 21.1 Prozent Ca, 1,78 Prozent K, 0.05 Prozent Na, 39 Prozent Cl, entsprechend: 1000H,0 249Ca0l, 10.3K,Cl, 0.5 Na,Cl.. M. Sättigung an Tachhydrit, Chlormagnesium und Chlornatrium: 14.89 Prozent Ca, 2.92 Prozent Mg entsprechend: 10o00H,0 141.4 Ca0l, 45.7 MgCl, 0.5 Na,Cl,. Die überdies an Carnallit gesättigte Lösung D dürfte hiervon kaum verschieden sein. E. Sättigung an Chlorealeium, Chlorkalium, Carnallit und Chlor- natrium: 1.75 Prozent K, 18.77 Prozent Ca, 1.43 Prozent Mg entsprechend: IoooH,O 215.3CaCl, 27MgCl, 10.3K,Cl, 0.5 Na,Cl.. So entsteht folgende Tabelle unter Abrundung auf ganze Zahlen für Chlorealeium, halbe für die anderen Chloride: in Molekülen auf 1000 Moleküle H,O Sättigung an Chlornatrium und Call. MgC. KO. NaCl J. Chlorealeium (CaCl, .2H,0)...... 239 (6) o 0.5 M. Tachhydrit, Chlormagnesium.... 141 45-5 (6) 0.5 B. Chlorcaleium, Chlorkalium...... 249 o 11 0.5 K. Chlorcaleium, Tachhydrit ...... 239 _— o 0.5 D. Tachhydrit, Chlormagnesium,, Car- HAIE. 26, een oe IAI 45-5 — 0.5 E. Chlorcaleium,Chlorkalium, Carnallit 216 27 Toss 0.5 Y. Chlorcaleium, Tachhydrit, Carnallit 239 — — 0.5 ! Barnvıs & Roozesoonm, Zeitschr. f. physik. Chemie 4, 31. ?2 Diese Sitzungsberichte 1897, 514. 917 Über die Frage nach dem Einfluß des Lichtes auf die Entwicklung und Pigmentierung der Amphibieneier und Amphibienlarven. Von Prof. Dr. Oskar SCHULTZE in Würzburg. (Vorgelegt von Hrn. WAarpryer am 26. October 1905 [s. oben S. 861].) D:. Frage, wie weit die Lichtstrahlen und im speziellen die Strahlen verschiedener Wellenlänge auf den tierischen Organismus zu wirken imstande sind, ist bekanntlich in verschiedenster Weise behandelt und beantwortet worden und hat durch die zum Teil vortrefiliche Resultate ergebende moderne Lichttherapie erneutes Interesse ge- wonnen. Ein großer Teil der Arbeiten, welche sich mit der Frage nach der Bedeutung verschiedenfarbigen Lichtes befassen, erscheint zwar von vornherein bedeutungslos, weil einfach von der Verwendung farbiger Gläser die Rede ist, deren spektroskopische Prüfung unter- lassen wurde, wodurch natürlicherweise die gröbsten Irrtümer zustande kommen können. Demgegenüber können Angaben wie diejenigen von N. R. Fınsen' als fest gegründete gelten. Ich erwähne aus diesen hier zunächst nur diejenigen des dänischen Forschers, welche die Einwir- kung monochromatischen Lichtes auf Amphibien betreffen, da es sich im folgenden um Mitteilung von Versuchen handelt, welche nur diese Tierklasse betreffen. Finsen prüfte, welche Strahlengattung die Be- wegungen der noch in den Eihüllen eingeschlossenen Larven von Triton eristatus begünstigt und fand durch eine Anzahl von Versuchen, daß es in besonderem Grade die blauvioletten Strahlen sind, welche die Bewegungen hervorrufen. Auch die durch plötzliche Belichtung bereits ausgeschlüpfter Larven eintretenden typischen, das Licht fliehen- den Bewegungen werden nach Fınsens Beobachtungen durch den kurz- welligen Teil des Spektrums bedingt, während die Reaktion der Larven auf die helleren gelben und grünen Strahlen viel geringer ist oder über- ! N.R. Fınsen, Über die Bedeutung der chemischen Strahlen des Lichtes für Medizin und Biologie. Drei Abhandlungen. Leipzig. W. Vogel. 1899. 918 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. 1905. — Mittheilung v. 26. Oct. haupt ausbleibt. Der naheliegende Schluß, daß der kurzwellige Teil des Spektrums für die Larven des Triton cristatus von unangenehmer Wirkung ist, wird durch Versuche bewiesen, die von V. GrABER'! an demselben Tiere angestellt wurden. Er stellte fest, daß das Ultra- violett und das äußerste Violett die weitaus unangenehmste Licht- gattung für Triton cristatus sind, so daß das an und für sich nach- weislich lichtscheue Tier sogar das hellere Blau dem Ultraviolett vor- zieht, während das Rot die von dem Tier bevorzugteste Farbe ist. GRABER zog aus seinen zahlreichen Versuchen an verschiedenen Tieren den Schluß, daß ein höherer oder geringerer Grad von Ultraviolett- Empfindlichkeit überhaupt den meisten Tieren zukommt, ein Schluß, der mit älteren Beobachtungen von Lussock” an Ameisen überein- stimmt, welche erwiesen haben, daß der stärker brechbare Teil des Spektrums von diesen Tieren am meisten gemieden wird. Auch ergab sich, daß die in den violetten und ultravioletten Teil des Spektrums hineingelegten Puppen zunächst in den helleren Teil und schließlich in das Ultrarot gebracht wurden; es fehlte jedoch hierbei die Aus- schaltung der Wärmestrahlung. Scheiden wir im ganzen die einwandfreien von den zahlreichen wenig sichere Resultate liefernden Angaben, so können wir, zugleich im Hinblick auf die in der Behandlung des Lupus so erfolgreich ver- wendete Tatsache der abtötenden Wirkung kurzwelligen Lichtes auf Bakterien sowie auf den von Wınmark’ und Hammer‘ gelieferten Nach- weis, daß das Erythema solare bzw. photoelectricum ganz vorwiegend durch die ultravioletten Strahlen und nicht durch Wärme hervorge- rufen wird, als feststehend betrachten, daß das kurzwellige Licht in vielen Fällen von unangenehmer Wirkung auf den tierischen Organis- mus ist. Da eine solche Wirkung nach den Angaben von FıinsEn und GRABER für Amphibien besteht, legte ich mir die Frage vor, inwieweit Ent- wicklung und Wachstum der Amphibien durch kurzwelliges Licht beeinflußbar seien. Gleichzeitig mit dieser Frage war die zweite zu be- antworten, ob für die Amphibien eine verschiedenartige Beeinflussung des Hautpigments durch Licht verschiedener Strahlengattungen mög- lich sei, und drittens sollte die Frage, inwieweit völliger Lichtabschluß wirke, einer erneuten Prüfung unterzogen werden. ! V. GrABER, Grundlinien zur Erforschung des Helligkeits- und Farbensinnes der Tiere. Prag und Leipzig 1884. ® J. Lussock, Observations on ants, bees and wasps. Parts V. ants. Linnean Society Journal. — Zoology Vol. XIV u. XV. 3 WınomARk, Über den Einfluß des Lichtes auf die Haut. Hygiea, Festband IN. * T. Hammer, Über den Einfluß des Lichtes auf die Haut. Stuttgart 1891. O. Scaurrze: Einfluss des Lichtes auf die Entwicklung und Pigmentirung. 919 Bei der Prüfung dieser Fragen erfreute ich mich der Unterstützung der Kgl. Akademie, wofür ich an dieser Stelle meinen ergebensten Dank ausspreche. I. Zur Ausführung der die erste Frage betreffenden Versuche dienten drei Behälter aus Zinkblech mit quadratischem Querschnitt ohne Boden. Sie waren nach dem Muster der von J. Sacus gelegentlich seiner Studien über die Bedeutung des ultravioletten Lichtes für die Blütenbildung verwendeten Zuchtkasten angefertigt (vgl. Fig. ı). Die Kasten wurden in einen mit Sägespänen gefüllten quadratischen Untersatz gestellt, so daß von unten her kein störendes Licht einfallen konnte. Die Vorder- wand war mit einem großen Fenster versehen und doppelwandig zur Aufnahme der großen, eine 3cm dicke Flüssigkeitsschicht fassenden Glasküvetten, die durch eine aufgelegte Glasplatte geschlossen gehalten wurden. In dieser Weise vorbereitet sind die beiden ersten Behälter Fig. 1. Im in der Figur dargestellt. Um das Innere zu übersehen, ist in dem Kasten 3 die vordere Küvette weggelassen. Man sieht so die ein wenig geöffnet dargestellte Tür an der Hinterwand des Zuchtbehälters, die naturgemäß so gearbeitet sein muß, daß sie lichtdicht schließt. Im Innern der in fünfzehnfacher Verkleinerung dargestellten Zinkkasten wurden auf erhöhter Unterlage die Aquarien aufgestellt. Um die Tiere bzw. die Eier unter möglichst normalen Bedingungen zu halten, war außer dem Einlegen von Wasserpflanzen in die Aquarien und gegebenenfalls nötiger Nahrung (vornehmlich Crustaceen) eine ausgiebige Durchlüftung erforderlich. Die betreffende Einrichtung ist ohne weiteres aus der 920 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. 1905. — Mittheilung v. 26. Oct. Abbildung verständlich. Die Luftpumpe führte zu dem mit Mano- meter verbundenen Metallkessel, aus welchem die komprimierte Luft in die Aquarien der drei Behälter gelangte. Die zuführenden Glas- röhren liefen durch einen eine am Dach des Zinkbehälters angebrachte Öffnung verschließenden Korkstopfen und trugen innerhalb des Aqua- riums eine die Luft in feiner Perlung durchlassende gepreßte Kohle. Eine zweimal tägliche Füllung des Luftkessels mit stark komprimierter Luft sorgte auf diese Weise für eine ausgiebige Durchlüftung der Aquarien. Die Küvette des Behälters ı enthielt eine durch in mehr- tägigen Pausen ausgeführte mehrmalige Filtration völlig geklärte wäß- rige Lösung von Kupferoxydammoniak, die in Dreiprozentgehalt an- gesetzt war und sich bei spektroskopischer Untersuchung so verhielt, daß sie alle schwächer brechbaren Strahlen bis zur Linie Z des Sonnen- spektrums absorbierte. Der Behälter 2 enthielt Licht, das durch eine ungefähr achtprozentige wäßrige Lösung von Kaliumbichromat passierte und ein wenig über die Linie D hinaus reichte. Eine Reihe von Ver- suchen mit anderen möglichst monochromatischen Flüssigkeiten ließ mich wieder zu diesen altbewährten Mitteln zurückkommen. Der dritte Behälter diente zur Kontrolle, seine Küvette enthielt Aqua destillata. Durch diese Versuchsanordnung wurde also zunächst der früher durchaus nicht immer erfüllten Forderung monochromatischen Lichtes genügt. Zugleich befanden sich die Kontrollobjekte hinter dem weißen Licht unter sonst vollkommen gleichen Bedingungen. Diese selbst waren die der Norm möglichst entsprechend gewählten. Jeder Be- hälter nahm im Innern ein Thermometer auf, das später fortgelassen wurde, nachdem sich ergeben hatte, daß kein Temperaturunterschied in den Behältern bestand. Die Versuche wurden in mehreren Sommern angestellt, und zwar immer mit dem gleichen Resultat. Sie wurden kontrolliert durch gleichzeitig angestellte Versuche unter doppelwandigen, mit Kalium- bichromatlösung, Kupferoxydammoniaklösung und Aqua destillata an- gefüllten Glasglocken, wie sie in botanischen Instituten gebräuchlich sind. Die Zuchtbehälter befanden sich auf einem ungefähr ı m von dem Fenster entfernten Tisch. Das Fenster lag nach Westen. Das direkte grelle Sonnenlicht wurde nachmittags durch einen Vor- hang von dünnem Mullstoff schwach gedämpft. Ich teile hier aus- führlicher nur einen Teil der Versuche mit. Sie stammen sämtlich aus dem Sommer 1905. I. Am 2. Juni wurden in die Aquarien der drei Zuchtkasten ungefähr je 15 frisch ausgeschlüpfte Larven von Rana esculenta und Je 6 noch in den Eihüllen befindliche Embryonen mit eben hervor- tretender Schwanzknospe gebracht. In allen drei Aquarien war die O. Scuurrze: Einfluss des Lichtes auf die Entwieklung und Pigmentirung. 921 Entwicklung am folgenden und am nächstfolgenden Tage gleich weit fortgeschritten. In den darauf folgenden Tagen fand tägliche Kon- trolle der Aquarien statt, und nirgends wurden Unterschiede in der Entwicklung beobachtet. Zwar starben — aus unbekanntem Grunde — in dem durch die blaue Küvette verschlossenen Behälter einige Larven ab, die übrigen desselben Behälters aber hielten vollkommen gleichen Sehritt mit allen anderen. Das kurzwellige Licht hatte also an und für sich nicht schädigend gewirkt. Am 23. Juni, also nach drei- wöchiger Dauer, wurde der Versuch abgeschlossen. In jedem Be- hälter bestanden Differenzen in der Entwicklung der stattlichen Larven, wie sie in derartigen relativ kleinen Aquarien stets zu beob- achten sind. Der anfängliche 1—2tägige Unterschied in der Ent- wieklung der beiden Versuchsportionen kam hier nicht mehr in Betracht. 2. Am 4. Juni brachte ich in jeden Zuchtbehälter eine Portion Eier von Rana esculenta, welche im Stadium vorgeschrittener Furchung standen, und eine zweite, welche das Endstadium der Gastrulation erreicht hatten. Die Aquarien wurden abwechselnd mit den gleich- zeitig in den Zuchtbehältern stehenden des Versuchs ı durchlüftet. Auch diese Eier zeigten in der Weiterentwicklung keine zeitlichen Unterschiede. Nach 14 Tagen enthielten alle Aquarien munter schwim- mende, schon weit entwickelte Larven. 3. Am 23. Juni wurden in alle Behälter eingestellt: a) eine Schale mit je 5 Larven von Triton taeniatus, die seit 8 Tagen ausgeschlüpft waren, und mit je 5 Larven von Rana escu- lenta von 1.5 em Länge; b) eine Schale mit je drei Larven von Salamandra maculata, die 4 Wochen vorher dem trächtigen Weibehen entnommen und im Aqua- rium weitergezüchtet waren. In dieselbe Schale kamen je zwei große Larven von Triton cristatus, die an Größe den Salamanderlarven gleich- kamen und frisch aus einem der Institutsbassins gefangen waren. Die Schalen wurden alle reichlich mit Crustaceen und Pflanzen ver- sehen. Am 24. und 25. Juni befanden sich alle Larven gleich mun- ter; der Versuch wurde bis zum 3. Juli fortgesetzt. Es war nicht der geringste Unterschied in dem Befinden der verschiedenen Larven zu bemerken. 4. Ich befand mich in der spät vorgeschrittenen Jahreszeit, dadurch daß ich trächtige Salamanderweibcehen in feuchtem Laub in der Nähe der zur Aufbewahrung der Leichen verwendeten Eiskammern hielt, noch im Juli in der Lage, dem trächtigen Weibchen alte Larven zu entnehmen. Diese Weibehen waren seit März in der kühlen Temperatur in feuchtem Laub gehalten und öfters mit Regenwürmern gefüttert 922 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. 1905. — Mittheilung v. 26. Oet. worden. Ich wählte ein Weibchen, das in der rechten Tube 20,' in der linken 17 muntere Larven enthielt. Abgesehen von Unterschieden in der Färbung, über die ich unten berichte, war in keinem der Aquarien bis zum Iı. Juli etwas Auffallendes zu bemerken. Das Ergebnis dieser wie früherer Versuche ist, daß die Ent- wicklung und das Befinden der Larven durch das gewählte Licht ver- schiedener Strahlengattungen in keiner Weise beeinflußt wurde. Dieses Resultat steht in einem gewissen Widerspruch mit dem- jenigen von Yune.” Er experimentierte mit Eiern von Rana fusca, die er hinter verschiedenen spektroskopisch geprüften, möglichst mono- chromatischen Flüssigkeiten aufzog. Er gibt an, daß die Kiemen der erzielten Larven hinter Rot und Grün kräftiger wurden als in den übrigen Zuchtbehältern, daß im übrigen zunächst aber keine Unter- schiede auftraten. Später eilten die im blauen Licht gezüchteten Larven den sämtlichen anderen etwas voraus. Da jedoch in den Behältern vielfach Sterblichkeit eintrat, entsteht der Verdacht, daß störende Momente unbekannter Art eingewirkt haben. Insofern als Schenk® bei Anwendung ungleichfarbiger Gläser keinen Unterschied in den ersten Tagen der Entwicklung von Eiern von Rana Fusca und Bufo vulgaris fand, stimmen seine Versuche mit den meinigen überein. Später sollte jedoch wenigstens insofern ein Einfluß sichtbar sein, als — im Gegensatz zu den späteren Befunden Fımsens — die Bewegungen der Larven im roten Licht häufiger seien als im blauen. Nach meinen Versuchen muß ich also schließen: wenn auch nach V. GrABER und Fınsen das kurzwellige Licht von Amphibien unan- genehmer als die übrigen Lichtstrahlen empfunden wird, so besteht selbst bei tagelanger Wirkung dieser Lichtstrahlen keinerlei störender Einfluß auf die Entwicklung. Alle Strahlengattungen wirken in gleicher Weise, falls wir überhaupt von einer Wirkung des Lichtes zu sprechen berechtigt sind (vgl. ID). I. Die mitgeteilten Versuche liefern zugleich einen kleinen Beitrag zu der Frage von der Beeinflussung der Pigmentbildung durch das Licht. Daß eine solche besteht, unterliegt keinem Zweifel mehr. Wir ! Über die typischen Unterschiede der Larvenzahl in der rechten und linken Tube bei Salamandra maculata habe ich dem 82. Band der Zeitschrift für wissenschaft- liche Zoologie berichtet. ®2 E. Yung, Contributions a l’histoire de l’influence des milieux physiques sur les ötres vivants. Arch. de zoologie experimentale Band 7. 1878. S. 251 ° Schenk, Zur Lehre über Einfluß der Farbe auf das Entwicklungsleben der Tiere. Ref. im Zentralbl. der med. Wissenschaften 1886. S. 227. O. Scaurrze: Einfluss des Lichtes auf die Entwieklung und Pigmentirung. 923 wissen heute nicht nur vornehmlich durch die Untersuchungen von V. GRrABER (a.a.0.), daß in vielen Fällen die Haut der Sitz photo- dermatischer Empfindung ist; wir können auch nach den Experimenten von Wınmark (a.a. O.) und Hammer (a. a. O0.) als gesichert betrachten, daß die nach starker Bestrahlung der Haut mit Sonnenlicht oder elektri- schem Licht eintretende Pigmentbildung der menschlichen Haut nicht eine Folge der Wärmewirkung ist, sondern durch den violetten und ultravioletten Teil des Spektrums bedingt wird. Die reichliche Ent- wicklung des Pigmentes in vielen Amphibieneiern und in der Haut der Amphibienlarven sowie das gelegentliche Vorkommen albinotischer Larven! bei Salamandra maculata und albinotischer Axolotl legen es nahe, die Frage nach der Bedeutung der Belichtung und weiterhin die qualitativ verschiedenen Lichtes für die Pigmentierung der sich ent- wickelnden Amphibien zu prüfen. Bei dieser Prüfung hat man sich der Tatsache zu erinnern, daß unter äußeren und offenbar auch inneren im Einzelfall oft unerklärt bleibenden Einflüssen vorübergehende Ver- färbungen der Larven beobachtet werden, welche nicht auf verschie- dener Pigmentbildung, sondern auf dem wechselnden Kontraktions- zustand der Chromatophoren beruhen. So wies FiscHer” nach, daß bei Salamanderlarven der Farbenwechsel derart von äußeren Umständen abhängt, daß die dunkle Färbung durch kältere, die hellere durch höhere Temperatur erzielt werden kann. Die Einwirkung des Lichtes ist bei Salamanderlarven in Übereinstimmung mit Frenmines® Angaben auch unter Umständen nachweisbar. Auch L. Herrmann hat solchen Einfluß für Froschlarven beschrieben. In beiden Fällen kann das Licht die Larven dunkler färben. Genaueres noch stellte Fıscner fest: »Kälte, kurzdauernde Belichtung und langdauernde Verdunklung — wirken schwärzend; Wärme, lange Belichtung und kurzdauernde Verdunklung — sie wirken bleichend.« Bei langdauernder Einwirkung der Wärme und des Lichtes kommt es bei Salamanderlarven zu einer Verringerung der Pigmentmenge selbst. Daß diese Beobachtungen keine Verallge- meinerung erlauben, geht aus der auch bei Amphibien nachgewiesenen Pigmentbildung unter langdauerndem Einfluß des Lichtes hervor, wie sie von Proteus bekannt ist, der, seinem normalen dunklen Aufenthalts- ı ©. Senurrze, Über Albinismus und Mikrophthalmie. Sitzungsber. der phys.- med. Ges. zu Würzburg, 2o. Juli 1905. — Derselbe, Über partiell albinotische und mikrophthalmische Larven von Salamandra maculata. 2. f. wiss. Zoologie Bd. 82. 2 A. Fıscner, Über Beeinflussung und Entwieklung des Pigmentes. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 47, 1896. — Derselbe, Über Beeinflussung der Pigmentierung durch Wärme und Licht. Sitzungsber. des deutschen naturw.-med. Vereins Lotos 1896, Nr. 8. 3 W.Fremnms, Über den Einfluß des Lichtes auf die Pigmentierung der Sala- manderlarve. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 48. 924 Sitzung der phys.-math. Classe v.9. Nov 1905. — Mittheilung v. 26. Oct. ort entnommen, im Aquarium dunkel wird, was ZELLer! auch bei der Proteuslarve beobachtete. Im Anschluß an die unter I mitgeteilten Versuche will ich hier zunächst mitteilen, daß in allen dort beschriebenen Versuchen keinerlei Einfluß des verschiedenfarbigen Lichtes auf die Pigmentierung hervor- trat. Nur in dem Versuch I, 3 ergab sich insofern ein Unterschied, als die hinter dem Kupferoxydammoniak gezüchteten Salamanderlarven eine Spur heller waren, als die in den anderen Aquarien (vgl. auch unter III). Dieser Unterschied war jedoch so gering, daß mikrosko- pisch kein Grund für die Annahme von Pigmentschwund vorlag. Es kommen hier die so häufig beobachteten individuell variierenden Re- aktionen in Anrechnung, die auch Fischer als solche bezeichnet, deren Ursachen zu ermitteln nicht gelingt. Übrigens glaube ich, daß die Verschiedenheiten der Angaben der Autoren bezüglich individueller Variationen auch zum Teil auf innere Gründe, verschieden reichliche Fütterung und verschiedene oder mangelhafte Durchlüftung der Aqua- rien zurückgeführt werden müssen. Meine negativen Befunde stehen im Widerspruch mit den An- gaben ScHEsks (a. a.0.). Er fand bei Kaulquappen im blauen Licht viel reichlichere Pigmentbildung als im gelben (Kaliumbichromatlösung), in welchem nicht nur die Pigmentzellen pigmentfreie Fortsätze besaßen — die ich in Übereinstimmung mit Fischer niemals bei »kontrahierten« Chromatophoren der Amphibienlarven gesehen habe —, sondern auch das Pigment an Masse abgenommen hatte. Il. Die Beobachtung, daß eine große Zahl von Tieren an der ven- tralen Seite eine geringere Pigmentierung oder Pigmentmangel im Gegen- satz zu der dem Licht zugekehrten stärker pigmentierten Dorsalseite aufweist, hat wohl zuerst zu der Prüfung der Frage angeregt, inwie- weit das Licht überhaupt — ohne Unterschied der Strahlengattung — im Einzelfalle die Pigmentbildung begünstige oder bedinge. Der am Licht dunkel werdende Proteus ist ein weiterer deutlicher Beleg für die Berechtigung dieser Frage. Gleichwohl führen einfache Beobachtungen zu dem Schluß, daß man sich vor Verallgemeinerungen zu hüten hat. Hierher gehört — um nur bei den Amphibien zu bleiben — die Tat- sache, daß der Grad der Pigmentierung der Larven bis zu der Größe von I—2 cm allgemein von dem Grade des Pigmentgehaltes des im ! Zerrer, Über die Fortpflanzung des Proteus anguineus und seiner Larve. Jahresber. d. Vereins f. vaterl. Naturk. in Württemberg XLV, S. 135, 1891. ©. Scnurrze: Einfluss des Lichtes auf die Entwicklung und Piementirune. 925 te} > > also unter Lichtabschluß — sich entwickelnden Eies abhängig ist, und ferner die Beobachtung, daß aus den pigment- losen Eiern von Salamandra maculata auch Salamandra atra gehört wohl hierher — innerhalb des Muttertieres, also ohne Lichteinwirkung, die bei der Geburt dunkelpigmentierten Larven hervorgehen. Auch die folgende Beobachtung weist darauf hin, daß ererbte Anlagen eine bedeutende und unabänderliche Rolle spielen. Gelegentlich früher von mir bei meinen Untersuchungen über die Reifung und Entwicklung des Axolotleies vorgenommenen Untersuchungen züchtete ich öfters große Mengen von Eiern zu Larven bis zur Länge von mehreren Centimetern und darüber. Hier konnte ich in mehreren Fällen die Entwicklung albinotischer Larven deutlich verfolgen. Während die Eier anfangs alle die gleiche einseitige dunkle Pigmentierung aufweisen, tritt nach Aus- schlüpfen der Larven in den Fällen des Albinismus eine ganz all- mähliche Aufhellung ein, so daß die ungefähr 2 em langen Larven sich schon auffallend durch ihren hellgrauen Farbenton von den übrigen in demselben Behälter gezüchteten unterscheiden. So schwindet all- mählich sowohl das von dem Ei herstammende Pigment, als auch fehlt die Fähigkeit neuer Pigmentbildung in der Haut, d. h. in den Chro- matophoren der Epidermis und denen des Corium. Der Umstand, daß hier unter völlig gleichen äußeren Bedingungen neben der normalen Pigmentbildung Pigmentmangel auftritt, legt es nahe, den Albinismus als durch ererbte Anlage und im Einzelfalle nicht durch äußere Um- stände bedingt aufzufassen. Inneren des Tieres Die hier mitzuteilenden Versuche stimmen mit der letztgenannten Auffassung überein. Indem ich zu meinen Versuchen solche Eier und Larven wählte, bei welchen sowohl das dem Ei von vornherein inne- wohnende, später innerhalb der Epidermiszellen gelegene (und an Masse bis zu einem gewissen Stadium zunehmende) Pigment, als auch das in den Chromatophoren der Epidermis und des Coriums neu gebildete Pigment in Betracht kam, ergab sich die Frage, ob eine Einwirkung des Liehtabschlusses auf diese beiden Pigmentierungen nachweisbar sei. Gleichzeitig mußte sich die Frage entscheiden lassen, wie weit oder ob überhaupt völliger Lichtabschluß die Entwicklung der Amphibien be- einflusse. Hatte zwar Hıiecınsorron' vor Jahren gefunden, daß die mehrere Monate lang in unterirdischen Höhlen (bei Nottingham) vor- genommene bis zur Metamorphose sich ausdehnende Züchtung von Froschlarven trotz völligen Lichtabschlusses normale Larven lieferte, so behauptete doch Yuns (a. a.O.), daß die Dunkelheit zwar die Entwicklung ' J. Hıscıneorrom, Influence des agents physiques sur le developpement du tetard de la grenouille. Journal de la physiologie Bd. 6. 1863. S. 204. Sitzungsberichte 1905. 81 926 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. 1905. — Mittheilung v. 26. Oct. der Froscheier nicht verhindert, aber doch eine deutliche Verlangsamung der Entwicklung nach sich zöge. Auch Bauprımont und St. Ange! scheinen ähnliche Resultate erhalten zu haben; jedoch bleibt fraglich, wie weit hier Temperaturunterschiede mitwirkten. Noch früher (im Jalıre 1820) will Wıruıam Enwaros beobachtet haben (s. Hammer a. a.0.; Literaturverzeichnis Nr. 30), daß unter mangelhafter Liehtzufuhr Frosch- eier und Froschlarven sich nur ganz dürftig entwickelten, wobei schwarz umhüllte Gefäße verwendet wurden. Auch Curaruer und Livisı” beob- achteten — bei Salamandrina perspieillata — ein geringes Zurückbleiben der Entwicklung an Eiern, die von der Furchung an im Dunkel ge- halten wurden. Diese Empfindlichkeit gegen Lichtmangel wird auf späteren Stadien der Entwicklung noch bedeutender. Um absolute Dunkelheit zu erzielen, ließ ich einen genau gear- beiteten hölzernen Kasten ohne Boden aus starkem altem Fichtenholz anfertigen, der hermetisch in einen Boden hineinpaßte, dessen er- höhter Rand über die Seitenwände 3 em übergriff, wie es aus dem nebenstehenden Durchsehnittbild in fünfzehnfacher Verkleinerung er- sichtlich ist. Nachdem einige bei Unter- suchung gegen das Sonnenlicht noch erkenn- bar gewordene Spältehen mit schwarzem Papier sorgfältig verklebt waren, wurde die Lichtdichte des Kastens durch Einlegen einer empfindlichen photographischen Platte ge- prüft. Nach mehreren Stunden in den Ent- wickler eingelegt erwies sich die Platte noch völlig klar. Die Höhen- und Seitenlänge be- trug 50 cm. Der Kasten enthielt also eine reichliche Luftmenge. Die Aquarien wurden mit Crustaceen als Futter und Wasserpflanzen (Ceratophyllum und Potamogelon) versehen. In diesem Kasten züchtete ich wiederholt Eier von Rana fusca, Bufo einereus und Rana esculenta und erhielt immer normale Larven. Die letzten Versuche im Sommer 1905 gingen Hand in Hand mit den unter-I mitgeteilten. In allen diesen Fällen wurde stets ein gleiches V ‘:hsmaterial in das Aquarium des Dunkelkastens gebracht. Der Ka. »* wurde nach Bedarf geöffnet, die Tiere bzw. die Eier wur- den sc nell mit den in den übrigen Zuchtbehältern befindlichen ver- ı A. Bauprınowr und Marrın-Saımr-Ange, Recherches sur les phenomenes chimiques de l’evolution embryonnaire des oiseaux et batraciens. Annales de chimie et de physique. 3. Reihe XXI. Paris 1847. (Dem Autor nur aus Preyers Physiologie des Embryo bekannt.) 2 Cnrarucı, G., e Lıvinı, F., Della influenza della luce sullo sviluppo delle uova degli anfibi. Monitore zoologico italiano. VIII Anno 1897. Nr.4 und 5. 0. Scaurrze: Einfluss des Lichtes auf die Entwicklung und Pigmentirung. 927 glichen und sofort wieder ins Dunkle gebracht. Das Resultat war, daß kein Einfluß auf die Entwicklungsdauer der Eier und deren Pig- mentierung vorhanden ist. Die Versuche mit den Salamanderlarven des Versuchs 4 ergaben jedoch folgendes: im Laufe der eine Woche umfassenden Beobachtungszeit trat bei den in den belichteten Zucht- behältern gehaltenen Larven eine zunehmende Hellfärbung der Larven ein, die zu Beginn des Versuchs (s. oben S. 921), frisch dem Mutter- tier entnommen, alle in der Dunkelfärbung völlig übereinstimmten. Diese Hellfärbung zeigte sich schon nach 24 Stunden hinter dem Kupferoxydammoniak und war nach 7 Tagen derart, daß die in dem kurzwelligen Licht gezüchteten Larven am hellsten und die im weißen Licht gezogenen ebenfalls heller als zu Beginn erschienen. Auch die im gelbroten Licht befindlichen Larven waren deutlich heller ge- worden, doch relativ am geringsten. Alle diese Larven aber unter- schieden sich sofort von den im Dunkeln verweilten, die sämtlich ihre Dunkelfärbung bewahrt hatten. Dieses Resultat stimmt also gut mit den Beobachtungen A. Fıscners überein, nach welchen bei Salamanderlarven lange Belichtung bleichend und lange Verdunkelung schwärzend — in unserem Falle die Dunkel- färbung erhaltend — wirken. Mit den Ergebnissen von Cmiarucı und Livmı (a. a.0.) an Larven von Salamandrina perspieillata besteht jedoch nur eine teilweise Über- einstimmung, insofern als nach ihnen violettes Licht bleichend wirkte. Bei Larven, die am Licht gehalten wurden, trat nach diesen Autoren stärkere Pigmentierung auf (wie bei Proteus), jedoch sind die Unter- schiede nicht konstant, so dal nach diesen Forschern auch noch an- dere Umstände in Betracht kommen müssen. Daß wir es bei den Salamanderlarven mit einem keine Verallge- meinerung zulassenden Fall zu tun haben, bei welchem die Frage, wieweit wirklicher Pigmentschwund in Betracht kommt, noch ge- nauerer Untersuchung bedarf, liegt auf der Hand. Beweist ja doch die Belichtung des Proteus u. a., daß das Licht pigmentbildend wirken kann. Ich will hier noch die Beobachtungen an im Dunkeln lebenden und dem Licht ausgesetzten Lamellibranchiern (Mytilus und Lith "us) von List! anführen, welche die Bedeutung des Lichtes für ” aent- bildung erweisen. Wie aber steht es andererseits mit dem tief: ıwarzen Pelz des im Dunkeln lebenden Maulwurfs? Und gibt es einen auf- fallenderen Gegensatz bei nah verwandten Tieren — Proteus und Sala- mander — als den, daß aus unpigmentierten Eiern unter Lichtab- ! Ta. List, Über den Einfluß des Lichtes auf die Ablagerung von Pigment. Arch. f. Entwicklungsmechanik Bd. 8, 1899. 928 Sitzung der phys.-math. Classe v. 9. Nov. 1905. — Mittheilung v. 26. Oet. schluß in dem einen Falle pigmentlose, in dem anderen dunkelpig- mentierte Larven hervorgehen? Formulieren wir unser Urteil: wenn auch in Einzelfällen ein Ein- fluß der Belichtung auf die Pigmentbildung zweifellos besteht, so ist die Entwicklung des Pigmentes doch ein mit der Gesamtentwicklung der betreffenden Tiere so innig verknüpfter, durch die Vererbung fixierter Vorgang, daß von einer allgemeinen Abhängigkeit von der Belichtung keine Rede sein kann. Ausgegeben am 16. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. JeSpSE! rc DER I DIE ulm | el KÖNIGLICH PREUSSISCHEN I:tr:l I =Ti-T—. ADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. _-XLV. XLVL XLVIE 16. 23. Noveuser 1905. MIT TAFEL I. OMMISSION BEI GEORG REIMER. er 7 = u # pr F a n — fl - f a e; r x che Pr _ Auszug aus dem Reglement 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. $2% 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welche nicht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41,2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt-Aka- demie oder der betreffenden Classe stattlıaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzusehal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Schriftverkehr steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämMich: ee die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Ma ee ; » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, - October bis December zu Anfang des nächsten Jaesr nach Fertigstellung ges eBay. für die Redaction der »Sitzungsberichte«. geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht FR rin a ne | | i öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- || den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der = | IN willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. d | | $8. 4 5. Auswärts werden Correcturen aur auf besonderes. Verlangen verschickt. $1l. 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlich. Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält | fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- | nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der | Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- | berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 7 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche \ Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei- hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher vr . theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzeitig dem redigirenden Secretar angezeigt hat; wünscht er auf | seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der ‚Gesamt | Akademie oder der betreffenden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Secretar weitere 200 Exem- plare auf ihre Kosten abziehen lassen. a 4 h $ 28. : 41 1. Jede zur Aufnahme in die Site vos stimmte Mittheilung muss in einer akademischen a : vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle alle: Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines Iren Faehe angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- 2 spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei, hi einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzende 4 Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der i Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst u “= scheinenden Mitgliede zu überweisen, f ie [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufnahme bedarf es einer ausdrücklichen ee der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung ergEu $29. } 1. Der revidirende Secretar ist für EN Tai für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für | diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte sind nach jeder Richtung nur die Verfasser YorBnlE wortlich. " er a r = Br, = Ka SITZUNGSBERICHTE 1905. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 16. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLENn. 1. Hr. Hırscarerv las über die Römische Staatszeitung und die Acelamationen im Senat. Er suchte den durchaus officiellen Charakter dieser von Caesar in’s Leben ge- rufenen Publication zur Zeit der Republik zu erweisen und knüpfte daran Bemer- kungen über die Redaction derselben in der Kaiserzeit und über die in ihr verzeich- neten Acclamationen im Senat. 2. Hr. Wargure überreichte eine Mittheilung von Hrn. Prof. Dr. W. Kaurmans in Bonn über die Constitution des Elektrons. Verf. hat seine Versuche an ß-Strahlen des Radiums über die Beziehung zwi- schen der Masse und der Geschwindigkeit der Elektronen mit verfeinerten Hülfsmitteln wiederholt. Die Abweichungen zwischen Theorie und Beobachtung ergaben sich etwa dreimal so gross für die Lorenz’sche Annahme des bei der Bewegung sich defor- mirenden Elektrons als für die Arranau’sche Annahme des starren kugelförmigen Elektrons. Die Versuche sprechen für die Arranaw’sche und gegen die Lorenrz’sche Grundannahme und deren Consequenzen. 3. Hr. Heınerr besprach die Potsdamer Aufzeichnungen der Wellen des Erdbebens auf der Balkanhalbinsel vom 8. zum 9. November d.J. Diese Aufzeichnungen sind dadurch interessant, dass man danach einen voll- ständigen Umlauf der Wellen um den Erdkörper herum annehmen möchte. 4. Hr. Diers überreichte Commentaria in Aristotelem Graeca. Vol. XII. Pars I. Ioannis Philoponi in Aristotelis Analytica priora commentaria ed. Maxmitıanus Waruies. Berolini 1905. Die Akademie hat das auswärtige Mitglied Hrn. ALBERT von KorL- LIKER am 2. November durch den Tod verloren. Sitzungsberichte 1905. 82 930 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. Die römische Staatszeitung und die Acelamationen im Senat. Von Orrto HırscHFELn. IE Se vielfach auch in neuerer Zeit die Frage nach der Beschaffenheit der römischen Staatszeitung erörtert worden ist'!, so gehen doch die Ansichten über ihre ursprüngliche Gestalt und ihre Bestimmung in wesentlichen Punkten auseinander. Bekanntlich verdanken wir Sueton (Caesar e. 20) die Nachricht, dass Caesar in seinem ersten Consulat (59 v. Chr.) primus omnium institut, ul tam senatus quam populi diurna acta confierent et publicarentur. Die verkehrte Erklärung Le Clere’s”, die merkwürdigerweise zahlreiche Anhänger gefunden hat’, dass Sue- ton nur habe sagen wollen, Caesar habe die Senatsacten in gleicher Weise wie die bereits längst bestehenden populi diurna acta veröffent- lichen lassen, kann man wohl auf sich beruhen lassen, da über die Falschheit der sogenannten Dodwell’schen Fragmente, die wesentlich diese Ansicht veranlasst haben, heute keine Meinungsverschieden- heit besteht. Eine andere Erklärung hat neuerdings Mommsen (Staats- recht 3 S.1018 mit Anm.ı) gegeben. Er vertritt die Ansicht, dass die “Tageblätter dieser Epoche aus der Privatindustrie hervorgegangen seien’, und dass “die von Caesar angeordnete ordentliche Publication der Verhandlungen im Senat und vor der Bürgerschaft wahrscheinlich hauptsächlich dadurch bewirkt worden sei, dass den Anfertigern dieser Tagesberichte die betreffenden Actenstücke zugestellt oder auch. sie ermächtigt wurden, durch ihre eigenen Agenten die Verhandlungen in der Curie nachschreiben zu lassen’. Auch Kubitschek (bei Pauly-Wis- sowa Il S. 291f.) meint, “dass Caesars Reform sich lediglich darauf bezog, Am besten von E. Huebner, de senatus populique Romani actis in den Jahr- büchern für Philologie Suppl.-B. Ili, 1859 S. 559 —632 (auch separat erschienen), wo S. 559 ff. über die älteren Schriften gesprochen ist. Vergl. dazu E. de Ruggiero, Dizion. epigr. 1, 1886 S.48 ff.; Kubitschek bei Pauly-Wissowa ı S. 287 ff.; H. Peter, die ge- schichtliche Litteratur über die römische Kaiserzeit ı (1897) S. 205 ff.; A. Stein, die Protokolle des römischen Senats. Prag 1904. ® J. Viet. Le Clere, des journaux chez les Romains (Paris 1838) S.ı97ff. und S. 250 fi. ® Lieberkühn, Ad. Schmidt, Zell. Hırscarern: Die römische Staatszeitung und die Acclamationen im Senat. 931 dass die Privatindustrie durch amtliche Mittheilungen unterstützt werde, nicht aber, dass eine eigentliche Staatszeitung ins Leben gerufen wurde: man thäte daher besser daran, in Caesar’s Anordnung nur etwa eine prineipielle Bestimmung in Betreff amtlicher Publication zu erkennen und anzunehmen, dass erst im Laufe der Zeit aus der Verbindung von Berichten, wie sie auf Bestellung des Caelius gemacht worden sind, und aus jenen amtlichen Mittheilungen eine Art Zeitung entstanden sei”. Ich kann mich dieser Erklärung der Worte Sueton’s nicht an- schliessen. Zunächst deshalb nicht, weil Sueton, wie das offenbar seine Worte diurna acta besagen, an eine regelmässige Publieation, an ein Journal gedacht hat, das auf Caesar’s Initiative entstanden sei. Was er unter der Bezeichnung diurna acta versteht, ergiebt sich deutlich aus dem Sprachgebrauch seiner Zeit. Denn er selbst bezeichnet in der Biographie des Claudius! die Zeitung als diurna oder, wenn die Än- derung Burmann’s von ac in actis das Richtige trifft, als acta diurna und an einer anderen Stelle nennt er sie diurni commentarü”, während er daneben’, wie auch regelmässig der jüngere Plinius’ und an einer Stelle Tacitus’ sich dafür des wohl officielleren Ausdrucks acta publica bedient. Aber an anderen Stellen benennt sie auch Taeitus” als diurna urbis acta oder diurna populi Romani und spricht von der diurna ac- torum scriplura, nicht weil sie täglich erschienen wäre, sondern wegen ihrer Anordnung nach Tagen, die bereits aus den Erwähnungen bei Cieero’ und bei seinem Commentator Asconius® deutlich erhellt. Dem- nach ist sicherlich die Angabe Sueton’s, wie es dem Wortlaut ent- spricht, dahin zu erklären, dass Caesar, und zwar er zuerst, ange- ordnet habe, dass die Verhandlungen des Senats und des Volkes, nach ! Cap. 41; über die zu dieser Stelle gemachten Verbesserungsvorschläge vergl. Bücheler, de Ti. Claudio Caesare grammatico p. 29 A. 2. ® Augustus c. 64. wo das vorausgehende propalam zeigt, dass auch hier — ent- gegen Huebner's Ansicht S.615 — die Staatszeitung zu verstehen ist; vergl. Wilcken im Philologus 53, 1894 S.116. ® Tiberius ce. 5. Blinius 'epp.V, 13, 8; VII, 33, 3; panes. 75. 5 Tacitus ann. 12, 24. ° Ann.13, 31. — 16, 22. — 3,3. Über die sonstigen Benennungen dieser acta vergl. Huebner, a. a.O. S. 618 f., der ganz ohne Grund annimmt, dass Taeitus diese Be- zeichnungen in verächtlichem Sinne gebraucht habe. ” Cicero ad Atticum III, 15, 6: expecto Thessalonicae acta Kal. Sext., d.h. den Bericht über die Senatssitzung am 1. August; ad Att.VI, 2, 6: habebam acta urbana usque ad Nonas Martias. Vielleicht ist die Zeitung an den drei Stichtagen des Monats: an den Kalenden, Nonen und Iden herausgekommen, aber wohl nicht nur an diesen. ° Vergl. die Stellen bei Huebner S. 599 n. 3—7, besonders die letzte, die die Acten des letzten Februars und r. März des Jahres 52 v. Chr. betrifft. — In der be- kannten Travestie der Acten (fanguam urbis acta) bei Petron. e.53 beziehen sich alle Nachrichten auf einen einzigen Tag. 4 g9# 932 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. Tagen geordnet, zusammengestellt und veröffentlicht werden sollten. In dieser offieiellen Publication haben neben ihnen die Tagesereignisse gewiss ursprünglich nur insoweit Berücksichtigung gefunden, als sie eine politische Bedeutung beanspruchen durften, wie etwa Todesfälle angesehener Männer, religiöse Handlungen, bedeutendere Processe .. u.ä.m.; dass Caesar die Zurückweisung des ihm angebotenen Königs- titels auch in die Acta (Dio 47, ıI, 3: &c TA Yrmomnfmara) eintragen liess, stimmt sehr wohl zu ihrem Charakter wie auch die sonstigen Erwähnungen aus ihnen, die wir bis auf Caesar’s Tod besitzen', mit Ausnahme einer einzigen, die einer besonderen Erörterung bedarf. Daher ist auch an eine Sonderpublication der acta senatus, aus der erst die Mittheilungen über die Senatssitzungen in die Staats- zeitung übernommen worden wären, in jener Zeit nicht zu denken’, sondern überall handelt es sich, wo man sich auf die acta dieser Zeit beruft, nur um diese eine Gesammtpublication. Bei der Begrenztheit des Stoffes dieser officiellen Publication ist es nun leicht begreiflich, dass man ihr eine Ergänzung geschaffen hat durch private Zusammenstellungen der nicht politischen Ereignisse und des Stadtklatsches in Rom, wie wir mit einer solehen besonders durch Caelius’ Briefe an Cicero’ und durch die von Cicero an ihr geübte scharfe Kritik‘ bekannt gemacht werden. Selbstverständlich kann aber ! Huebner a. a.0. S.4r fi. n.ı-ı3. Besonders charakteristisch ist hierfür die Angabe des Asconius in Milon. p. 39 K.: in quibus (actis) cognovi pridie Kal. Mart. s. c. esse factum, P. Olodi caedem et incendium curiae et oppugnationem aedium M. Lepidi contra remp. factam; ultra relatum in actis illo die nihil. — Die Antwort Cicero’s an Caelius (ad famil. Il, 15, 5), der ihm mitgetheilt hatte (VIII, 7, 2), dass der in den Briefen an Atticus mehrmals erwähnte Servius Ocella innerhalb dreier Tage zweimal des Ehebruchs überführt worden sei: de Ocella parum ad me plane scripseras et in actis non erat, ist gewiss scherzhaft zu fassen, ebenso wie die folgenden Worte: Zuae res gestae ita notae sunt, ut trans montem Taurum etiam de Matrinio (matrimonio codd. Harlei. und Paris.) sit auditum. ®2 Wie z. B. Huebner a. a.O. S. 594 annimmt: guod (Sueton’s Angabe) non ita intellegendum est, quasi uno eodemque cum senatus actis volumine etiam populi acta publi- cari voluerit. ® Caelius ad fam. VIII, 1, 1-2: omnia enim sunt ibi senatus consulta, edicta, JFabulae, rumores, also eine bunte Mischung von Politik und Stadtklatsch, zusammen- gestellt auf Befehl des Caelius von Lohnschreibern (operarü $ 2), die er als commentarium rerum urbanarum bezeichnet (VIII, 2,2 und 11,4): guam quisque sententiam dixerit (im Senat), in commentario est rerum urbanarum ... multa transi, inprimis ludorum ex- plosiones (?) et funerum et ineptiarum ceterarum, plura habet futilia (so doch wohl mit Weiske für das überlieferte xtla zu schreiben); denique malo in hanc partem errare, ut, quae non desideres, audias quam guicquam, quod opus est, praetermittatur. * ad fam. VIII, 8,1: gwid? tu me hoc tibi mandasse existimas, ut mihi gladiatorum compositiones, ut vadimonia dilata, ut Chresti compilationem (sicher nicht auf diese Zu- sammenstellung mit Huebner, Mommsen und Anderen zu beziehen, sondern auf eine von Caelius berichtete, an oder von einem Chrestus begangene Ausplünderung, wie es Manutius, Orelli, Peter fassen) e? ea, quae nobis, cum Romae sumus, narrare nemo audeat? Hırsc#rern: Die römische Staatszeitung und die Acelamationen im Senat. 933 die Existenz solcher privater Zusammenstellungen an dem gleichzeiti- gen Forterscheinen der officiellen Acta nicht irre machen.' Nur eine Angabe besitzen wir, die, wenn sie mit Recht auf die Caesarische Zeit bezogen worden ist, mit dem streng politischen In- halt der Staatszeitung in jener Zeit nicht in Einklang zu bringen wäre. Es berichtet nämlich Plinius (n. h. 7, 186): inmvenitur in actis Felice russei auriga elato in rogum eius unum e faventibus iecisse sese .. cum ante non multo M. Lepidus” nobilissimae stirpis, quem divortü anxietale diximus mortuum, flammae vi e rogo eiectus recondi propter ardorem non potuisset, iuxta sarmentis alüs nudus crematus est. Die Nachricht, auf die Plinius sich hier bezieht, findet sich in demselben Buch $ 122: M. Lepidus Appuleiae caritate post repudium obüt. Dieser M. Lepidus wird allgemein mit dem Consul des Jahres 78 v. Chr., dem Vater des Triumvirn Lepidus identifieirt”, der nach Sulla’s Tod die Verfassung desselben umzustürzen suchte und in Sardinien nach seiner Besiegung in Etrurien seinen Tod fand. Diese Identification beruht auf der Angabe Plutarch’s über die Ursache seines Todes. Während nämlich Appian (b. e. I, ec. 107) ihn an Auszehrung (nöcw THKEAÖNI XPWMENOC), Sallust (bei Exuperantius $ 6 p. 9 ed. Landgraf) morbo gravi, Livius (nach Florus II, ı1, 7) morbo et paenitentia sterben lassen, berichtet Plutarch (Pompeius 16): xKAkel nocHcac ETEeneYTHce Al’ Aoymian, 0% TON TIPATMATWN, ÜC ®ACIN, AANÄA TPAMMATIW TIEPITTECWN, EE OY MOIXEIAN TINÄ TÄC FYnaıköc @ewpace. Wie man sieht fand Plutarch in seiner Quelle* als die gewöhnliche Tradition, dass Lepidus aus Verzweiflung über seine Lage gestorben sei und fügte, fraglich nach welchem Gewährs- mann, die nur bei ihm sich findende Angabe hinzu, dass der Kum- mer über die von ihm entdeckte Untreue seiner Gattin ihm den Tod gebracht habe. Indem man nun auf diese Notiz hin den bei Plinius genannten mit dem im Jahre 77 v. Chr. gestorbenen Lepidus identi- fieirte, war man gezwungen, die bald nach Lepidus’ Tode erfolgte Verbrennung des Wagenlenkers Felix entweder vor die Zeit des Con- sulates Caesar’s zu setzen und damit die Begründung der Zeitung ihm abzusprechen’, oder jenes Ereigniss kurz nach Caesar’s Consulat anzusetzen®, wobei man allerdings die Worte des Plinius ante non ! Dies betont mit Recht Huebner, a.a. 0. S. 596. 2 Lepidus fehlt in den Handschriften, ist aber aus $ r22 mit Sicherheit ergänzt. 3 So Drumann ı S. 3f. n.12.13—=1? S.3 n.15; Huebner a. a. O. S.598 und Andere. * Wahrscheinlich Livius, vergl. Maurenbrecher, Prolegomena zu Sallust, p. 18. 5 So Ad. Schmidt, Das Staatszeitungswesen der Römer in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft ı, 1844 S. 312. % Die Annahme Huebner’s a.a. O. S. 598, dass der Bericht über das Begräbniss des Felix vielleicht erst einige Jahre nach diesem Ereigniss in der Zeitung erschienen sei, bedarf keiner Widerlegung. 934 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. multo auf einen Zeitraum von etwa 20 Jahren beziehen musste." Jeden- falls aber war man dann genöthigt anzunehmen, dass sofort mit der Schaffung der Staatszeitung auch die geringfügige Tageschronik in ihr eine Stelle gefunden habe, was mit der obigen Annahme über ihren offieiellen Charakter in Caesar's Zeit sich nicht vereinigen lassen würde. Nun sprechen aber auch andere Bedenken gegen die Richtigkeit der mit der ganzen übrigen Überlieferung im Gegensatz stehenden Angaben Plutarch’s. Schon an und für sich wird man mit Rücksicht auf die obwaltenden Umstände geneigter sein, als Todesursache jenes Lepidus Krankheit und Verzweiflung über seine hoffnungslose Lage anzunehmen, als Gram über die Untreue seiner Gattin. Ferner muss es in hohem Grade Befremden erregen, dass Plinius, wenn es sich bei seiner Nachricht um den bekannten Consul und Revolutionär han- delte, ihn an der einen Stelle ohne jeden Zusatz genannt hat, an der anderen ihn als nobilissimae stirpis bezeichnet, als ob seine vornehme Geburt und die eigentümlichen Umstände bei seinem Tode das einzig Bemerkenswerthe in dem Leben dieses wenn auch nicht bedeutenden, so doch sehr bekannten Mannes gewesen wären. Auch berichtet er über dies Leichenbegängniss so, als ob Lepidus nicht als Geächteter in Sardinien, sondern friedlich in Rom verbrannt worden wäre Nun giebt Plinius an, dass die ungetreue Gattin des Lepidus eine Appuleia gewesen sei. Von einer vornehmen Frau: Appuleia Varilla (Varilia Medie.), der Tochter des Consuls des Jahres 29 v. Chr. Sex. Appuleius, einer Grossnichte des Augustus”, berichtet aber Taeitus (ann. 2, 50), sie sei im Jahre 17 n. Chr. wegen Majestätsbeleidigung und Ehe- bruch verklagt, von der ersteren Anklage zwar freigesprochen, da- gegen wegen des letzteren Vergehens sei sie sowohl als ihr Buhle Manlius verbannt worden. Den Namen des Gatten nennt Taeitus nicht; aber die Annahme ist wohl nicht zu gewagt, dass es kein Anderer als der bei Plinius genannte M. Lepidus gewesen sei, und dass Plutarch oder sein Gewährsmann in Folge eines Missverständnisses diese Nach- richt auf den gleichnamigen Consul des Jahres 78 v. Chr. übertragen habe.” Trifft diese Vermuthung das Richtige, so stand der Bericht ! Das von Plinius oft für Ereignisse der Augustisch- Tiberischen Zeit gebrauchte Wort nuper ist gewiss mit Rabenhorst, Quellenstudien zur naturalis historia des Plinius (Berlin 1905) S. 51 Anm. 2 daraus zu erklären, dass er gedankenlos seine dieser Zeit angehörende Quelle ausgeschrieben hat. ®2 Nach ihrem sehr seltenen Cognomen zu schliessen, dürfte ihre Mutter eine Verwandte des P. Quinctilius Varus gewesen sein, der bekanntlich auch durch Heirath mit einer Grossnichte des Augustus dem kaiserlichen Hause nahestand. ® Wenn auch die Fassung bei Plutarch etwas abweicht, so ist doch kaum an- zunehmen, dass noch ein anderer Lepidus aus Gram über die Untreue seiner Gattin gestorben sei. HırschreLn: Die römische Staatszeitung und die Acelamationen im Senat. 935 über das Begräbniss des Wagenlenkers Felix nicht zur Zeit Caesar’s in der Staatszeitung, sondern zur Zeit des Kaisers Tiberius, in der einen solchen zu finden ebenso natürlich ist, als es in jener Zeit be- fremdlich sein würde. Die Zusammenstellung auffallender Todesfälle bei Plinius (n. h. 7, 1ı80— 186) ist, wie er selbst angiebt', aus einer reichhaltigeren Samm- lung des Verrius Flaceus ausgewählt, aus der ohne Zweifel auch das Citat aus den Acta mitübernommen worden ist. Dass diese Sammlung sich in dem nur von Gellius (IV, 5, 6) eitirten Werk des Verrius: rerum memoria dignarum libri befunden und dieses eine wichtige Quelle des Plinius gebildet habe, hat bereits Otfried Müller in der Vorrede zu seiner Festus-Ausgabe S. XIII vermuthet und neuerdings Rabenhorst in der oben (S. 934 Anm. ı) genannten Dissertation S. 49 ff. begründet; das uns im Auszug erhaltene Werk de verborum significatu hält er gewiss mit Recht für älter, da nirgends in ihm auf dieses Bezug genommen wird, und setzt die Abfassung des letzteren in die Jahre 23-30 n. Chr. Da nun diesem Werk nachweislich zahlreiche der Augustisch-Tiberischen Zeit angehörige Beispiele entnommen sind, so hat die Annahme, dass der Tod des Lepidus, wahrscheinlich im Jahre der Verurtheilung seiner Gattin 17 n. Chr., wie auch das kurz darauf erfolgte Leichenbegäng- niss des Felix darin gestanden habe, nicht das geringste Bedenken. Jedoch noch eine andere Erwägung spricht entschieden dafür, den Tod des Felix nicht in die Caesarische, sondern in die Kaiserzeit zu setzen. Der Wagenlenker wird von Plinius als russei (zu ergänzen: panni, ähnliche Beispiele stellt Ihm im Hermes 40 S. 189 zusammen) auriga bezeichnet. Dies wäre aber das einzige Zeugniss dafür, dass die in der Kaiserzeit zu so grosser Ausbildung gelangten Factionen der Rennbahn bereits in republikanischer Zeit vorhanden gewesen seien, ein Zeugniss, aus dem, wie Friedländer” meint, “hervorgeht, dass die Parteibildung damals schon sehr vorgeschritten war’. Zwar wissen wir, dass die factio albata und russata die ältesten unter den Parteien waren’, zu denen sich erst später die prasina und veneta ge- sellten. Wenn nun auch die Möglichkeit nicht geleugnet werden kann, dass ihre Existenz bis auf die Caesarische Zeit zurückreiche, so ist es doch in hohem Grade bedenklich, auf dieses ganz allein stehende ! Plinius zn. h. VII, 180: plurimas prodidit Verrius, nos cum delectu modum_ serva- bimus;, vergl. Münzer, Beiträge zur Quellenkritik der Naturgeschichte des Plinius (Berlin 1897) S. 320 f., der die grundlose Annahme Maurenbrechers (a. a. O.S. 18), dass Plinius hier aus Nepos geschöpft habe, mit Recht zurückweist. ®2 Bei Marquardt, Staatsverwaltung 3?S. 517, warum aus den Worten des Plinius: adversis studiüs copia odorum corruptum eriminantibus zu schliessen sei, dass damals nur eine Partei den Rothen gegenübergestanden habe, sehe ich nicht ein. ® Tertullian de spectac. ce. 9. 936 Gesainmtsitzung vom 16. November 1905. Zeugniss hin jene bei dem Schweigen aller gerade für diese Zeit so reichhaltigen Berichte sehr unwahrscheinliche Annahme als erwiesen zu bezeichnen. Auch aus diesem Grunde bin ich überzeugt, dass Felix unter Tiberius, nicht in Caesar's Zeit, seinen Tod gefunden habe' und dass wir daher keinen Anlass zu der Behauptung haben, dass derartige Nachrichten aus dem Grossstadtleben Roms bereits in der Caesarischen Staatszeitung Aufnahme gefunden haben. I. Bekanntlich hat Augustus die von Caesar verordnete Veröffent- lichung der acta senatus verboten. Trotzdem sind Mittheilungen aus dem Senatsprotokoll auch später in den acta urbis erfolgt; jedoch hat man sich anscheinend bis auf Traian auf die Wiedergabe der Senats- beschlüsse und der von den Kaisern im Senat gehaltenen Reden d.h. ihrer motivirten Anträge, beschränkt, während die eigentliche Verhand- lung, also die Voten der Senatoren, wie auch die bereits früh üblichen Acclamationen in die Staatszeitung nicht Aufnahme gefunden haben.? Seit Traian’s Zeit haben dieselben in den Senatsberichten der Staats- zeitung sicherlich nicht gefehlt und sind einige, wenn auch nicht direct, aus ihr in die Scriptores historiae Augustae übergegangen’, bei denen zahlreiche Senatssitzungsberichte mit den besonders bei Begrüssung des neuen Kaisers herkömmlichen Acelamationen über- liefert sind. Leider sind aber, wie heute allgemein anerkannt ist, diese Actenstücke mit wenigen Ausnahmen, zu denen die Verwün- sechungen des Commodus’ und wahrscheinlich auch die Zurufe, durch die Severus Alexander zur Annahme der Namen Antoninus und Magnus bewogen werden sollte, gehören, plumpe Fälschungen, die sich als solche durch Anachronismen und andere Verstösse verraten.” In zweien dieser Senatsberichte, die in die Biographien des Claudius Gothieus (e. 4) und des Taeitus (ec. 3—6) eingelegt sind, wird nun zu den einzel- nen Acclamationen hinzugefügt, wie häufig dieselben wiederholt worden sind, 2.B.: Auguste Claudi, di te praestent: dietum sexagies; Claudi Auguste, ! Le Clere a. a. O. 392 ff. setzt Felix ganz willkürlich unter Nero mit der Be- gründung (S. 395 Anm. 1): “ce fait, dont Pline n’assigne point la date, parait convenir assez au regne de Neron. Dessau führt ihn ohne Motivirung in der Prosopographie der Kaiserzeit (ll p. 58 n. 106) auf. ®2 Plinius paneg. e.75; vergl. Mommsen St.-R. 3 S. 951 und 1020. 3 Als Quelle dafür eitirt sie die vita Alewandri e. 6. * Vergl. Heer, Der historische Werth der vita Commodi S.137 ff.: “die Echtheit der Senatsacten’. 5 Leerivain, Efudes sur Phistoire Auguste (Paris 1904) S.98f. und zu den einzelnen Biographien; vergl. auch Peter, die geschichtliche Litteratur I S. 208. HırscarerLn: Die römische Staatszeitung und die Acelamationen im Senat. 937 [te] prineipem aut qualis tu es, semper optavimus : diehum quadragies und so fort. Dass nun die hier mitgetheilten Senatsacten gefälscht sind, kann keinem Zweifel unterliegen. Besonders der Bericht über die Senats- verhandlung bei der Kaiserwahl des Taeitus ist unsagbar läppisch; ein Machwerk, wie die Rede des Maecius Faltonius Nieomachus, dessen Name gewiss ebenso gefälscht ist wie der am Anfang genannte Velius Cornifieius Gordianus, zeugt von dem Tiefstand dieser schriftstellerischen Producte; Witze, wie Commodos seu potius semper incommodos und die breite Ausführung darüber, dass Knaben nicht auf den Kaiserthron kommen sollten, denen ihre Schreiblehrer noch die Hand beim Unterzeichnen ihrer Erlasse führen müssten und die sich vor den Ruthenstreichen ihrer Erzieher fürchteten, solche Absurditäten sind sicherlich selbst in jener Zeit des tiefsten Verfalls im römischen Senat nicht vorge- bracht worden. Charakteristisch ist ferner die Einsetzung von deus für das sonst stets übliche di (ce. 4, 2: deus te servet) und die Zurufe zur Beschwichtigung der Bedenken des Kaisers wegen seines hohen Alters: et Traianus ad imperium senex venit; et Hadrianus ad imperium senex venit; et Antoninus ad imperium senex venit, während Traian und Hadrian im Anfang der vierziger Jahre zur Regierung kamen und Pius (der unter Antoninus wohl gemeint ist) noch nicht sein 52. Jahr vollendet hatte. — Die bei Claudius’ Thronbesteigung berichteten Acclamationen sind zwar kürzer, erwecken aber auch nicht höheres Vertrauen. Abgesehen von dem sehr verdächtigen Eingang über den Zusammentritt des Senats, ist die Erwähnung des Tetrieus (Tetrieus nihil faciet) anstössig, da bei Claudius’ Erhebung der Vorgänger des Tetricus in Gallien, Vietorinus, allem An- schein nach noch am Leben war'; ferner wird die Mutter des Letzteren, die bei Victor wohl richtig Victoria heisst, hier Vitruvia (überliefert ist Vitruria) genannt; offenbar war Trebellius Pollio, der Verfasser dieser Biographie, zweifelhaft, welches der richtige Name sei, da er sie an anderen Stellen als Victoria sive Vitruvia oder umgekehrt bezeichnet.” Auch die Anrufung des Kaisers als frater® und amicus ist unpassend. Überhaupt ist aber die ganze Biographie des Claudius in einer Weise verfälscht, dass schwerlich Jemand heutzutage den Muth haben wird, die Vertheidigung dieser Senatsacten zu übernehmen. Auch Mommsen hat den von den Seriptores mitgetheilten Acten- stücken mit tiefem Misstrauen gegenübergestanden. Er spricht‘ von ! Homo, de Claudio Gothico (Paris 1903) S.ıı. Stein bei Pauly-Wissowa III Sp.1666; allerdings setzen Vietor und Eutropius die Erhebung des Tetrieus noch unter Gallienus. ®? Prosopogr. III p. 432 n. 430. ® Vielleicht so im Hinblick auf die Vita Marei 18.1: ab aliis modo frater, modo Rlius ... diceretur. * Hermes 25 S. 251; Staatsrecht 3 S.951 Anm. 2. 2Q \ : = 2 938 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. den ‘berüchtigten falschen Urkunden’ und erklärt!, dass “das einzige zuverlässige Protokoll über eine Senatsverhandlung das dem Theodo- sischen Codex vorgesetzte vom Jahre 438 ist’; da aber die in den Biographien des Claudius und Tacitus mitgetheilten “im Schema wesent- lich übereinstimmen’, so benutzt er sie doch zur Charakterisirung der Acclamationen in der vordiocletianischen Zeit. Demgegenüber wird man daran festhalten müssen, dass diese apokryphen Zeugnisse auch für das Schema’ jener Zeit nicht beweiskräftig sind, und man wird daher von allen Angaben, die sie enthalten, keine einzige als beglaubigt ansehen können.” Dies gilt demnach auch von den in den Biographien des Claudius und Tacitus, und zwar in ihnen allein den Acclamationen beigefügten Iterationszahlen, die man unbedenk- lich als Beweis dafür zu verwenden pilegt, dass die Sitte, die Accela- mationen zu zählen und die Zahlen in die Senatsprotokolle aufzunehmen, bereits in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts üblich gewesen sei. Diese Zahlen sind aber, abgesehen von der Umgebung, in der sie auftreten, auch an und für sich sehr bedenklich. Denn in der Bio- graphie des Taeitus finden sich nur runde Ziffern, die zwischen 10, 20, 30 variiren, während man bei solchen doch bis zu einem gewissen Grade spontanen Kundgebungen durchaus verschiedenartige Ziffern er- warten müsste. Nicht weniger anstössig sind die Zahlen in der Bio- graphie des Tacitus, denn sie schwanken zwischen 5, 7, 40, 60 und So. In früherer Zeit hat man nun nicht daran gezweifelt, dass diese Ziffern die Zalıl der Wiederholungen dieser Zurufe an den Kaiser be- zeichnen. Dagegen ist jetzt die Ansicht herrschend geworden, dass damit die Zahl der Senatoren gemeint sei, die sich an den einzelnen Zurufen betheiligt hätten. Ja Huebner, bei dem ich zuerst diese Meinung vertreten finde, geht so weit, die ältere Auffassung als ın- eptiae zu bezeichnen, an die kein verständiger Mensch glauben könne.” Dieselbe Erklärung der Zahlen giebt aber auch Mommsen in seinem Staatsrecht II S. 951 und 1019, dem sich neuerdings Stein a. a. 0. S. 14, wenn auch nicht ohne ein gewisses Bedenken, angeschlossen hat. Den Anlass zu dieser, an sich doch keineswegs durch jene Be- richte nahe gelegten Erklärung hat offenbar die Höhe der Zahlen in I Staatsrecht 3 S. 1019 Anm. 3. 2 Vergl. Leerivain a. a. O. S. 98: “cette ressemblance (mit dem Protokoll vom Jahre 438) prowe simplement que Capitolin et Pollion ont imite ici des senatuscon- sultes de leur temps’. — Auch die unmittelbar an die Senatssitzung sich anschliessende Bekanntmachung der Walıl des Kaisers Taeitus auf dem Marsfeld durch den hier schon als Haupt des Senats auftretenden Stadtpräfeeten (Vita Taciti e. 7), die Mommsen (St.-R. 2 S. 791 Anm. 4) als eine “Besonderheit derjenigen Imperien des 3. Jahrhunderts, in denen versucht wurde, das Imperium des Senats zu realisiren’ zu erklären sucht, ist nur, wie Leerivain S. 368 bemerkt, ein weiteres Zeichen der Fälschung. ® Huebner a.a.O. S. 593. Hırsc#reLp: Die römische Staatszeitung und die Acelamationen im Senat. 939 der Biographie des Claudius gegeben, da man es für unmöglich er- achtete, dass solche Acclamationen 60 oder gar Somal wiederholt worden wären. Aber dieser Grund ist hinfällig, da wir hier offenbar, wie sich ergeben hat, Phantasiezahlen vor uns haben, die in Wirk- lichkeit schwerlich jemals erreicht worden sind. Jedoch fehlt es nicht an Zeugnissen dafür, dass solche Zurufe sowohl im Theater wie im Senat sehr oft wiederholt zu werden pflegten. So berichtet Dio (72, 20) aus der von ihm als Senator durchlebten Zeit des Commodus, in der diese Acclamationen auszuarten begannen: Ertesow@men TA TE Anna ÖcA EKENEYÖMEEA Kal AYTO TOFTO CYNEXÖC- 'KAl KYPIOC EI Kal TIPÜTOC ET Kal TÄNTWN EYTYXECTATOC- NIKAC, NIKÄCEIC- ATI" Al@Noc, AmALöNIe, NIKÄc. So heisst es in der Zpitome de Caesaribus bei der Conseeration des Per- tinax im Senat: ob cuwus laudem ingeminatis ad vocis usque de- feetum plausibus adclamatum est: “Pertinace imperante securi viximus, neminem timuimus, patri pio, patri senatus, patri ommium bonorum’. Das einzige zuverlässige Zeugniss für die Sitte, die Zahl der Acclamationen in dem Senatsprotokoll zu verzeichnen, bietet bekannt- lich das Protokoll über die Senatssitzung, in der die Reception des Theodosianus erfolgte." Hier sind 49 solcher Acelamationen mit Hin- zufügung der Zahlen verzeichnet; die Gesammtzahl beträgt 828, die Zahlen bei den einzelnen Zurufen variiren zwischen S und 28. Mommsen (St.-R. 3 S. 1019 Anm. 3) bezieht auch hier diese Zahlen, obschon sie sich doch in mässigen Grenzen halten, nicht auf die Wiederholung der Rufe, sondern auf die ihnen zustimmenden Senatoren, ‘so dass die höchste Zahl der Einzelrufe (25) die der Anwesenden ist oder ihr nahekommt’. Schon an und für sich ist wenig wahrscheinlich, dass in einer so bedeutsamen Sitzung eine so geringe Mitgliederzahl er- schienen sein sollte, während im Jahre 356 für die Prätorenwahl die Anwesenheit von mindestens 50 Senatoren gefordert wird.” Noch auffälliger ist bei dieser Erklärung, dass bei dem an erster Stelle stehenden Zuruf: Augusti Augustorum, maximi Augustorum sich nur acht Senatoren, an dem Zuruf: haece sunt vota senatus, haec sunt vota populi Romani nur zehn sich betheiligt haben sollten, wobei zu be- denken ist, dass diese Acclamationen damals thatsächlich die Abstim- mung vertraten. Erwarten würde man daher, dass, wie öfters bei den Seriptores historiae Augustae den schmeichlerischen Zurufen an den Kaiser omnes oder uniersi hinzugefügt wäre”; wie hätte man aber da- ! In Mommsen’s Ausgabe des Theodosianus S. ff. 2 iheodos- VIE A209: ® Valerianus 5 und 8: addiderunt “omnes’; Taeitus 7, ı und Probus 12, 8: ad- clamatum est 'omnes, omnes’; vergl. Maxim. et Balb. 2, 9; Claudius 18, 2; Tacitus 4, 1. So schon Sueton. Nero 46: conclamatum est ab universis: tu facies, Auguste. 940 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. rauf verfallen sollen, derartige kleine Minoritäten in dem Senatsprotokoll zu buchen, die nur dazu angethan gewesen wären, die Wirkung dieser Beifallsrufe vollständig abzuschwächen? Dass es sich aber hier nicht minder als bei den Seriptores um die Zahl der Wiederholungen, nicht um die der Senatoren handelt, erhellt unzweideutig aus den christlichen Documenten, in die dieser Gebrauch spätestens im Anfang des 5. Jahrhunderts übergegangen ist.! Am frappantesten ist die Übereinstimmung mit den echten und apo- kryphen Senatsaeten in dem Bericht über die Wahl des Presbyters (H)eraclius zum Coadjutor Augustin’s in dem Episcopat von Hippo im Jahre 426°; da heisst es: ‘Deo gratias; Christo laudes; dictum est vicies ter. Exaudi Christe; Augustino vita: dielum est sewies decies. Te patrem, te episcopum: dietum est octies” Nach einer Ansprache Augustin’s @ po- pulo acclamatum est trigesies sewies: Deo gratias, Christo laudes; dann ı3mal: exaudi Christe, Augustino vita und andere zahlreiche Zurufe in 5-, 6-, 8-, 12-, 16-, 20-, 26maligen Wiederholungen. Zum Schluss fordert Augustin die Gemeinde nochmals ausdrücklich auf, durch Acclamation ihren Willen kundzuthun; a populo acclamatum est: fiat, fiat; dietum est vicies quinquies; dignum est, iustum est: dietum vicies octies und andere Rufe in 14-, 25-, 13-, ı8maliger Wiederholung. Noch entscheidender für die Beurtheilung der Acclamationsziffern sind die Coneilacten, in die seit der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts öfters die Zahl der Acelamationen eingetragen ist.” Dieselben werden mindestens 5mal, in der Regel viel häufiger wiederholt; einmal steigt die Zahl bis 37.° Dass die Zahl der Wiederholungen bisweilen vorher ! Vergl. Casaubonus zu der Biographie des Avidius Cassius c. 12; France. Bern. Ferrarius, de veterum acclamationibus et plausu libri septem (Mediolani 1627) S. 268 ff. 353 ff. ? Augustinus epist. 213 (— Acta ecclesiastica) bei Migne patrol. lat. 33 p. 966 ft. Über ähnliche, allerdings nur zwei- oder dreimal wiederholte Acclamationen seitens der Geistlichen bei der Consecration des neuen Papstes vergl. Ferrarius a. a. O. S. 67. — Überhaupt hat die Sitte der Acclamationen auf die Betheiligung der Gemeinde am Gottesdienste (vergl. z.B. die von Baluze, Miscellanea II S. 143 f. mitgetheilten Zitaniae veteres ecclesiae Bellovacensis mit ihren dreimal wiederholten, den heidnischen ganz ähn- lichen Zurufen und besonders Ducange, glossarium s. v. /audes; über die melodisch eingeübten Acclamationen besonders bei den Kirchenfesten am byzantinischen Kaiser- hof: Constantinus Porphyrogenitus, de caerim. aul. Byz. 1 e. 2 ff.) bekanntlich bedeuten- den Einfluss geübt. Gegen die wohl von den Rhetorenvorträgen übertragene Unsitte soleher Zurufe bei Predigten eifert in mehreren seiner Homilien Johannes Chrysosto- mus; vergl. Ferrarius a. a.0. S. 229 ff. — Noch jetzt ist, wie ich einer Mittheilung meines Collegen Zimmer entnehme, diese Sitte in Wales in dem in der National- sprache abgehaltenen Gottesdienst der protestantischen Secten ganz allgemein; von einer Predigt, die von solchem spontanen Beifall begleitet ist, heisst es, sie habe Awyl d. h. vom Winde geschwellte Segel. ® Vergl. Ferrarius a. a.0. S. 268 fi. * Coneil. Rom. II unter dem Papste Gelasius (im Jahre 496): Mansi VIII p. 134. HırschreLp: Die römische Staatszeitung und die Acclamationen im Senat. 941 festgesetzt war, geht besonders aus den Acten der 6. Römischen Synode (unter Theoderich) hervor, wo zum Schluss zahlreiche Acclamationen stetig steigend 5-, 6-, 7-, 8-, IO-, II-, I2-, 13-, 14%, 15-,' I6-, 15-, ıgmal und dann mehrere hintereinander 20omal wiederholt werden’; wahrscheinlich ist die 9 aus Versehen ausgefallen und für 17 und 18 fälschlich ı5 eingesetzt. In diesen Acten kann nun gar kein Zweifel darüber obwalten, dass die Ziffern als die Zahl der Wiederholungen der einzelnen Rufe aufzufassen sind, da sie regelmässig von omnes oder universi episcopi et presbyteri oder von der universa synhodus ausgehen. Demnach ist sicherlich auch in den Senatsacten jede andere Deutung ausgeschlossen; gehen doch auch bei Augustin und in den Synodal- acten die Wiederholungen bis 36 und 37, also noch wesentlich höher als in dem Senatsprotokoll über die Einführung der Theodosianischen Gesetzsammlung. Den Ziffern 60 und 80 in der Biographie des Claudius wird man dagegen jegliche Glaubwürdigkeit zu versagen haben. Es bleibt noch die Frage zu beantworten, wann es Sitte gewor- den ist, diese Acclamationsziffern in das Senatsprotokoll aufzunehmen. Schwerlich wird man mit der Annahme fehlgehen, dass die Proto- kollirung in den Senatsaeten das Beispiel für die Aufnahme in die kirch- lichen Acten gegeben habe, da auch hier, wie im römischen Senate, die Acclamationen die Stelle der Abstimmung vertreten und daher genau gebucht werden. A notarüs ecclesiastieis, sagt Augustin a.a.0.$ 2, ex- cipiuntur quae dicimus, excipiuntur quae dieitis; et meus sermo et vestrae acclamationes in terram non cadunt. Apertius ut dicam, ecclesiastica nunc gesta conficimus; sic enim hoc esse, quantum ad homines attinet, confirmatum volo.” Wären die Acten aber des heiligen Sabinus vom Jahre 303° echt, in denen zu dem Rufe des Volkes: Christiani tollantur hinzugefügt ist: dietum est duodecies iteratumque: Auguste, Christiani non sint, clamatum decies, so würde man vielleicht geneigt sein, die Verzeichnung von Ac- clamationszahlen auch in den Senatsaeten bereits dem 3. Jahrhundert zuzuschreiben.* ! Mansi VIII p. 312. 2 Vergl. die Synodalacten vom Jahre 499 (bei Mommsen als Anhang zu der Cassio- dor-Ausgabe S.405): adelamationes ‚vestras synhodique iudicium praesentia gesta suscipient; ebenso in der 6. Römischen Synode (unter Theoderich) bei Mansi VIII p. 312. 3 Gedruckt bei Baluze, Miscell. II p.47ff. als Passio Sancti Savini aus dem "ve- tustissimus codex bibliothecae Colbertinae’ (n. 18); in verstümmelter Fassung bei Baronius Annales ecclesiastici zum Jahre 301 $ 18. * Dass die ganz gleichartigen Acclamationen der Arvalbrüder in den Acten der Jahre 213 und 218 ohne Iterationsziffern verzeichnet sind, mag hier erwähnt werden. Dasselbe gilt von den griechischen Urkunden aus dem Ende des 2. und der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts, in denen nach römischer Sitte, einmal sogar mit den latei- nischen Worten sucelam(atum) est, die Acclamationen im Senat (Am AKToNn BoYAhc: Kaibel, IG. XIV, 830 = Dittenberger, inser. Or. 595) und in Akten von Kollegien ver- 942 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. Nun erklären zwar Baronius und Baluze diese Acten, deren Fas- sung bei ihnen übrigens wesentlich verschieden ist, als "sincerissima’, aber bereits Tillemont in seinen Memoires pour servir a lV’hisioire eccle- siastique, ed. 1702, V p.603f. hat an ihnen eine sehr scharfe Kritik geübt und Ruinart hat sie aus seiner Sammlung der echten Martyrien ausgeschlossen. In späterer Zeit hat man milder über sie geurtheilt; insbesondere ist Marini für die Echtheit des Anfangs, der hier allein in Betracht kommt, eingetreten', ohne die gegen die Fassung des übrigen Theiles sprechenden Bedenken in Abrede zu stellen’, und diesem Urtheil haben sich die Neueren, wie Mason’, Allard’, ja auch G. B. de Rossi’ und Leblant‘, angeschlossen, die allerdings eine spätere Überarbeitung zugeben, aber besonders den Anfang mit den Acclamationen für authentisch und auf echter Überlieferung beruhend ansehen.” Dementsprechend hat auch Preuschen in Harnack’s Alt- christlicher Litteratur I, 2 S. 822 den Acten einen Platz unter den echten angewiesen, während Hr. Harnack selbst, nach mündlicher Mit- theilung, "nur die Person des Sabinus für echt, die Acten dagegen für sicher gefälscht hält”. Zu demselben Urtheil war auch ich ge- kommen. Der Bericht über die Zertrüämmerung des Jupiter-Bildnisses, wie auch über die Heilung und Bekehrung des Statthalters, dem der unerhörte Titel Augustalis Tusciae beigelegt wird‘, verräth unzweifel- haft den späteren Fälscher, dem sicherlich auch das Ediet des zeichnet sind; vergl. darüber Th. Reinach, Bull. corr. Hell. 20, 1896 S. 541 ff. — L’histoire par les monnaies S. z12ff.,; Dittenberger, sylloge ? 607 Anm. 7 und inscr. Or. 515 Anm. 30. Auch in den Papyri von Oxyrhynchus I p. 84 n.41 sind, worauf mich Hr. von Wila- mowitz aufınerksam macht, solche Acelamationen des Volkes ohne Zählung derselben verzeichnet. Die Herausgeber setzen die Urkunde iu die Diocletianische Zeit. ! Arvali p.637: © questo luogo sincerissimo, siccome la maggior parte di tali Atti. ®2 In dem Güornale de’ letterati 10 (Pisa 1773) S. 306 ff. hatte er sich sehr ent- schieden gegen die Echtheit der Acten ausgesprochen. Für die Echtheit trat beson- ders ein (Di Costanzo): Disamina degli scrittori e dei monumenti risguardanti S. Rufino (Assisi 1797) S. 213 ff., der Tillemont's Verdachtsgründe eingehend zu entkräften sucht. The persecution of Diocletian (1876) p. 212 ft. La perseceution de Diocletien (1890) p. 358 ff. Bullettino di archrologia Cristiana 1871 p.89f.; 1833 p. 156. Les Actes des Martyrs (1882) p. 44 und p. 186 ff. De Rossi, Bull. erist. 1883 p. 156: "la sedizione di Roma contro i Cristiani ... narrata con si evidente stile di verita e tante minute particolarita che il Marini ed altri critici giustamente lodano quel passo come genuinissimo’. Leblant a. a.0. S. 187: “quelgue soit d’ailleurs le desordre introduit dans plusieurs points de ce paragraphe, les marques d’antiquite y abondent. Les acclamations vociferces dans le cirque par une foule turbulente ..., leurs repetitions dont le chiffre est note comme dans plusieurs textes anciens ... tous ces details se justifient par le rapprochement de textes authentiques et constituent des lors ... autant de marques de sincerite’; ähnlich S. 44. s Marini im Giornale de’ letterati 10 p. 307 (vergl. Papiri diplomatiei p.351” Anm. 19), der auch die Ungehörigkeit der kaiserlichen Anrede des Statthalters mit pafer hervor- hebt; vergl. De Rossi, Bull. crist. 1871 p. 90. ao oa» ww 7 » . . X . . . . . u} HırscHreLp: Die römische Staatszeitung und die Acclamationen im Senat. 943 > Kaisers Maximianus zur Last fällt. Aber auch der Eingang ist schwerlich von älterer Mache. In dem von Baluze wieder gegebenen Text scheint der Kaiser selbst als Besieger der ‘Blauen’ genannt zu sein, was in der Version des Baronius vermieden ist.’ Ferner wird als Präfeet von Rom’ Hermogenianus genannt, von dem sich in dem bei dem Chronographen vom Jahre 354 erhaltenen Verzeichniss der Stadtpräfeeten vom Jahre 254—354 keine Spur findet. Diesen Na- men führen dagegen die Stadtpräfeeten der Jahre 369/70 und 374 und von einem derselben mag er in den Acten entlelint sein. Ist dies der Fall, so erhält man als terminus post quem die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts, wozu auch der Titel Augustalis stimmen würde, der erst in dieser Zeit, allerdings nur als Titel der Statthalter von Aegypten auftritt” Auch die Zählung der Acclamationen, die als be- sonders Vertrauen erweckend geltend gemacht worden ist’, ist, wie sich gezeigt hat, in echten Documenten vor dem Anfang des 5. Jahr- hunderts nicht nachweisbar, und es liegt kein Grund vor, die Redaec- tion der Acten des Bischofs Sabinus einer älteren Zeit zuzuschreiben. Bei der grossen Ähnlichkeit der Acclamationen in der Senats- sitzung des Jahres 438 mit den von den Seriptores verzeichneten könnte man nun vielleicht zu der Annahme geneigt sein, dass jene das Vorbild für diese gebildet hätten. Aber unter den nachträglichen Zusätzen in dieser Sammlung, die Dessau zuerst entdeckt und gedeutet hat’, weist kein einziger auf eine spätere Zeit hin, als auf das letzte Drittel des 4. Jahrhunderts; demnach sind offenbar diese Zurufe nach dem üblichen Schema im 5. Jahrhundert sowohl im Senat fest- gehalten, als mit den nöthigen Änderungen auf die christliche Ge- meinde und die Synoden übergegangen. Zu den Einlagen aus dem Ende des 4. Jahrhunderts gehören meines Erachtens auch die Se- natsacten in den Biographien des Claudius und Taeitus.” Ist diese ! Während bei Baluze der Eingang lautet: Maximiano Augusto quintodecimo Kalendas Maii in circo maximo misso sexto Venetos vincente heisst es bei Baronius: cum Maximianus Herculius Romae esset et decimo quinto Kal. Maias in circo mawimo spectaret circenses ludos: sexto misso Veneto vincente; die Lesung Veneto fand auch di Costanzo a.a.0. S. 220 in mehreren Handschriften. ® Baronius nennt ihn freilich Zugenius Hermogenianus praefeetus praetorio, doch muss der Stadtpräfeet die Sache im Senat vertreten. ® Seeck bei Pauly-Wissowall Sp. 2361. An die Augustales, deren primicerius Cassio- dor (Variae 11,30) nennt (vergl. Marini, Papiri p.351Ö Anm. 19), ist gewiss nicht zu denken. * Siehe oben S.942 Anm.7. Auch in den unzweifelhaft gefälschten Acta S. Te- rentiani (Bolland. 1. Sept. S. 113 $ 4) heisst es: clamaverunt omnes: Auguste semper vincas ; hoc dietum est decies septies. ° Hermes 24 (1889) besonders S. 348 ff. ° Man beachte die gleichartige Einführung an beiden Stellen mit interest. Auch der Name des Senators Maecius Faltonius Nieomachus (vila Taciti 5, 3) passt gut für diese Zeit; vergl. dazu Dessau a.a.0. S. 352 Anm. 3. 944 Gesammtsitzung vom 16. Noveinber 1905. Annahme richtig, so besitzen wir vor jener Zeit kein Zeugniss für die Sitte, die Zahl dieser Zurufe in dem Senatsprotokoll zu verzeichnen und es ist diese Aufzeichnung allem Anschein nach erst in der nach- constantinischen Zeit eingeführt worden, als die Senate in Rom wie in Constantinopel ‘nicht viel mehr als Publicationsstellen für die Kai- sergesetze’ waren‘ und an die Stelle der Abstimmung die lediglich in Form von Acelamationen gegebene Zustimmung getreten war. IN. In wessen Händen sich die Redaction der Staatszeitung in re- publikanischer Zeit befunden hat, wissen wir nicht; doch dürfte, da die Senatsberichte wohl den wichtigsten Theil ihres Inhaltes damals aus- machten, die Oberaufsicht den Consuln zugestanden haben; die eigent- liche Redaction wird ohne Zweifel durch ihre Schreiber besorgt wor- den sein.” Als mit der Kaiserzeit die Publication der Senatsverhand- lungen in der Staatszeitung aufhörte® und auch später nur in beschrän- tem Umfang wieder aufgenommen wurde, dagegen der kaiserliche Hof- bericht den grössten Raum und das wesentlichste Interesse in An- spruch nahm, ist die Redaction in die kaiserliche Verwaltung über- gegangen. Ein sicheres Zeugniss dafür hat eine vor etwa 20 Jahren in Africa gefundene Inschrift (C. VII, 11183 = Dessau 1410) gebracht, in der ein dem Ritterstand angehöriger proc(urator) Aug(usti) ab actis urbis erscheint; die Inschrift gehört dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. an*; wahrscheinlich wird vor Hadrian auch diese Funetion sich in den Händen von kaiserlichen Freigelassenen befunden haben. Dagegen möchte ich nicht, wie es geschehen ist’, den in einer afrieanischen Inschrift“ genannten optio ab actis urbi, so sehr es sein Titel nahe zu legen scheint, auf die Staatszeitung beziehen, bei der schwerlich solche Unteroffiziere oder militärische Kanzlisten Verwendung gefun- den haben werden. Da die sonst bezeugten optiones ab actis (ohne den Zusatz urbi) sämmtlich den städtischen Cohorten angehören’, so ! Mommsen, Abriss des römischen Staatsrechts S. 360. ® Vergl. Mommsen, CIL.I ed.ı p. 294 Anm.; de Ruggiero, Dizion. epigr. ], p- 50. ® Über die Redaction der acta senatus in der Kaiserzeit und die dafür einge- setzten Beamten vergl. Mommsen, Staatsrecht 2, S. goof. * Rostowzew in Archäol.-epigr. Mittheilungen 19 S. 134; vergl. meine Verwal- tungsbeamte ? S. 85 Anm. 1. ° Heron de Villefosse, Bull. epigr. 4, 1884, S. 156; ihm stimmt zu de Ruggiero Dizion. epigr. ı S. 52. ® CIL. VIII, 4874 = Dessau 2116. ” Vergl. Cauer, de muneribus militaribus in Ephemeris epigraphica IV S. 430 n. ı7ff. und S. 450. HırscHreLp: Die römische Staatszeitung und die Acclamationen im Senat. 945 wird er wohl, wie diese, im Bureaudienst des Stadtpräfecten thätig ge- wesen sein; vielleicht darf man sogar annehmen, da wrbi, nicht urbis, auf dem Steine steht, dass durch Versehen des Steinmetzen vor diesem Wort praefleeti) ausgefallen ist. Auf kaiserliche Freigelassene, die mit der Redaction der Staats- zeitung betraut gewesen seien, hat Mommsen (zu CIL. VII, ı1133) die in zwei stadtrömischen Inschriften des ı. Jahrhunderts! genannten ab aclis und adiutor ab aclis bezogen; da aber hier der Zusatz urbis fehlt, so halte ich dieselben für Unterbeamte im kaiserlichen Cabinetsdienst, denen die Registrirung und Bewahrung der acta imperatoris obgelegen haben wird. Auch diese Function ist in späterer Zeit von einem Pro- curator aus dem Ritterstand versehen worden, wie eine in diesem Jahr in der afrieanischen Stadt Sieca Veneria zum Vorscheine gekommene Inschrift eines procurator sewagenarius ab actis gelehrt hat. Es sei mir gestattet, hier noch ein Wort über diese Inschrift an- zuschliessen. Die Mittheilung derselben verdanke ich meinem Freunde Heron de Villefosse, der sie am 25. August d. J. der Academie des Inseriptions et Belles-Lettres vorgelegt hat’; sie lautet folgender- maassen: NBESRLOSIITIPASNEOZSSESSVZ- BIRFOLELI STERNE TEN ASRITE® AOBE ALCHTIZIESE- BERSOLCHIEIEINEIEEINFAGRSICO 5 BRIMAET@EATHEDRAE OIRSDIOEZSTILEIEIEINESIIEVEN EeIVITET €EONDEEVRIONI D D DEE Ganz singulär ist darin der procurator centenarius primae cathedrae, der unzweifelhaft ebenso wie das erste Amt nicht auf Sicca, son- dern auf Rom zu beziehen ist. Von den cathedrarü philosophi seiner Zeit spricht Seneca (de brev. vit. c.10) verächtlich, im Gegensatz zu den veri et antiqui, von den cathedrarü oratores Sidonius epp. IV, 3, 10." Die Griechen haben das auch von uns in gleichem Sinn ver- wannte Wort kasearı nicht zur Bezeichnung des Lehrstuhls gebraucht, sondern sie verwenden dafür das Wort erönoc, mit dem auch Philo- strat den Lehrstuhl der Rhetoren an dem von Hadrian in Rom ge- ı CIL. VI, 8694-95 — Dessau 1687—88; die zweite Inschrift ist von einem Freigelassenen der Flavier gesetzt; auch die erste Inschrift ist schwerlich älter; die kurze, gewiss der frühen Kaiserzeit angehörige Grabschrift der Frau Tigellia M. f. Po- testas ist gleichfalls in Rom gefunden worden: CIL. VI, 27412. ®2 Das Heft der Comptes-rendus ist noch nicht erschienen; doch hat mir Hr. Heron de Villefosse einen Correcturabzug freundlichst zur Verfügung gestellt. ® Vergl. auch Juvenalis 7, 203; Martialis J, 76, 14; Ausonius profess. 10, I. 2 [2] [02] Sitzungsberichte 1905. )46 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. gründeten Athenäum bezeichnet', den er, im Gegensatz zu dem Lehr- stuhl in Athen, Tön Anw epönon nennt.” Dass auch das Gehalt der Professoren in Rom ein höheres gewesen ist, war an und für sich anzunehmen und bestätigt unsere Inschrift; denn während die von Kaiser Marcus in Athen angestellten Professoren der vier philosophi- schen Schulen nur 10000 Drachmen, also 40000 Sesterzen°, ausnahms- weise wohl auch 600 Goldstücke, d. h. 60000 Sesterzen, erhielten‘, hat Nepotianus ein Gehalt von 100000 Sesterzen bezogen, also die dritte Stufe des Procuratorengehalts. Bereits Verrius Flaceus hatte das- selbe Gehalt von Augustus als Lehrer der Prinzen Gaius und Lueius erhalten’, und von dem kargen Vespasian berichtet Sueton®: primus e fisco latinis graecisque rhetoribus annua centena constituit; unter den Ersteren ist mit Recht Quintilian verstanden worden, der nach Hie- ronymus zum Jahre 2104 = 89/90 n. Chr.’: primus Romae publicam scholam et salarium e fisco accepit. An dem Hadrianischen Athenäum sind ohne Zweifel mehrere Lehrstühle für Rhetorik und andere Fächer begründet worden’, da selbst in Athen die philosophischen Professuren unter Marcus theil- weise wenigstens doppelt besetzt gewesen zu sein scheinen.” Unser Nepotianus hat also den ersten mit 100000 Sesterzen (= 21750 Mark) U TON KATA THN "PomHN epönon: Vet. sophist. Il 8, 2. 33, 2, vergl. c.ı6 und die bei Weber: de academia literaria Atheniensium (Marburg 1858) S.8 angeführten Stellen. ® Vit. soph. 11, 10, 5. ® Philostrat soph. ll, 2,1: (Theodotos) TIPoYcTH AE Kal TÄc AeHNAloN NEÖTHTOC MPÖTOC Em TAIC EK BAacınewc MYPlaic, vergl. II, 1ı, 1; Lucian, Eunuch. 3: TA Aena AN... MYPIAl KATÄ TON ENIAYTÖN und $ 8: TAIC MYPlaıc, Äc XPH TIAPA BACINEwC ÄTIOPEPECBAI. Vergl. Salmasius zur Vita des Pius e. ıı; Zumpt in Abhandlungen der Berl. Akad. d. Wiss. 1842, S. 44 ff.; Weber a.a. O. S.19; Zeller, Philosophie der Griechen 33 S. 683 ff. * Tatianus TIPOC "ENAHNAC c. 32: Oi FÄP TIAP’ YMIN @IA6COPOI TOCOYTON ATIOAEOYCI TAC AcKkHcewc, BCTE TIAPA TOY "PwmAloN BACINEWC ETHCIOYC XPYCOfC EZAKOCIOYC NAMBÄNEIN TINAc. Sicher verkehrt ist die Vermutung von Salmasius a. a. O., dass 10000 nur ab- gerundet für 12000 (richtig 15000) gesetzt worden sei; auch Tatian deutet an, dass das Gehalt von 600 Aurei nur von Einigen bezogen worden ist. ° Sueton, de grammat. 17. %° Vespasianus c. IS. ” In diesem Jahre hat er nach zwanzigjähriger Thätigkeit sein Lehramt nieder- gelegt, vergl. Teuffel-Schwabe $ 325,1; die Anstellung ist demnach wohl erst unter Vespasian, nicht unter Galba, der ihn aus Spanien nach Rom führte, erfolgt. ® Vita Hadriani 16, 10: grammaticos, rhetores, musicos, geometras, astrologos ha- buit, prae ceteris ... eminente Favorino. Doctores, qui professioni suae inhabiles videbantur, ditatos honoratosque a professione dimisit, was, wie Zeller a. a. O. S.683 Anm. 3 mit Recht bemerkt, auf eine feste Anstellung bezogen werden muss. Auf die Provinzen dehnte das Pius aus, vergl. Vita ıı, 3: rhetoribus et philosophis per omnes provincias et honores et salaria detulit. ° Lucian, Eunuchos ce. 3: TINA ®ACIN AYTON ENAFXOC ÄTIOBANEIN, TON TTEPIMATHTI- KÖN OIMAI TON ETeron; vergl. Zeller, a.a.0.3 S. 685 Anm. 3 gegen Zumpt’s Auslegung a.a. O. S. 50. nern HırscareLp: Die römische Staatszeitung und die Acelamationen im Senat. 947 dotirten Lehrstuhl der Rhetorik eingenommen', während der zweite wahrscheinlich mit dem niedrigsten Procuratorengehalt von 60000 Se- sterzen (= 13050 Mark) ausgestattet gewesen sein wird.” Auffallend ist der dem Nepotianus beigelegte Titel procurator. Aber es ist nicht nothwendig, daraus den Schluss zu ziehen, dass mit dieser Stellung Verwaltungsgeschäfte verknüpft gewesen seien, da in späterer Zeit auch mit anderen, nicht zur Finanzverwaltung gehö- rigen Ämtern dieser Titel, wohl zur Bezeichnung der Rangstellung, verknüpft worden ist.’ Die Inschrift fällt, da Nepotianus den Titel e(gregius) v(ir) führt, frühestens in die Zeit des Marcus, wahrscheinlich aber nicht vor Septimius Severus'; sie dürfte wohl, nach ihrer einfachen Fassung zu schliessen, noch dem Anfang des 3. Jahrhunderts angehören. Merkwürdig, ins- besondere in einer Ehreninschrift, ist, dass er nur mit dem Cognomen genannt wird. Man wird annehmen dürfen, dass diese Dedication zu einer grösseren Reihe gehörte, die verschiedenen Mitgliedern derselben Familie gesetzt war, und dass der Gentilname derselben auf einer ge- meinsamen Basis, auf der die vollen Namen verzeichnet waren, gestan- den hat. In der That befindet sich, worauf bereits der Herausgeber hingewiesen hat, an demselben Ort eine längst bekannte, in der Fassung ganz analoge Ehreninschrift, die offenbar zu derselben Gruppe gehört und einem wahrscheinlich derselben Familie angehörigen Victor gesetzt ist, der ebenfalls nur mit seinem Cognomen bezeichnet ist.’ ! Vielleicht hat Gellius diesen ersten Lehrstuhl gemeint mit den Worten XIII, 22,1: T. Castricius, rhetoricae disciplinae doctor, qui habuit Romae locum principem declamandi ac docendi (unter Hadrian). ®? Ganz singulär ist das an Eumenius in Augustodunum gezahlte Gehalt von 600000 Sesterzen, vergl. Eumenius pro instaurandis scholis e. ı1: salarium me liberalissimi principes ex huius rei publicae viribus in sexcenis milibus nummum accipere iusserunt ... ut trecena illa sestertia, quae sacrae memoriae magister acceperam, in honore privati huius magisterü addita pari sorte geminarent. Die Vermuthung von Casaubonus zu Sueton, Otho c.4, dem andere Gelehrte gefolgt sind, es sei sexagenis für sexcenis und tricena für Zrecena zu schreiben, ist verfehlt, da 300000 Sesterzen als Gehalt des magister me- moriae durchaus angemessen sind (vergl. meine Verwaltungsbeamte > S. 435), dagegen dasselbe unmöglich 30000 betragen haben kann. Vielleicht haben die Kaiser (libera- lissimi prineipes) die Summe den Augustodunensern theilweise ersetzt; auch muss man die Entwerthung des Courants in jener Zeit in Betracht ziehen. Vergl. über die Stelle diese Sitzungsberichte 1893 S.426f.; Seeck (Wiener numismatische Zeitschrift 28 S. 178 f.) setzt den Sesterz jener Zeit dem Münzfollis gleich und berechnet danach das Gehalt des magister memoriae auf etwa 11000 Mark, was gewiss viel zu niedrig bemessen ist. 3 Über den procurator a cognitionibus und a studiis vergl. meine Verwaltungs- beamte 2 S. 330 und 333. * Meine Verwaltungsbeamte ?2 S. 451 ff.; nach Constantin ist der Titel nicht nachweisbar. 5 CIL. VIII, 1647: Victori | centurioni | legionario ‚ficentiam | ordo Siccensium | civi et | condecurioni | d. d. p. p. ex equite Romano | ob muni- 83* 948 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. Der Name Nepotianus ist zwar nicht ganz selten, aber doch nicht so häufig, dass man von vornherein die Hoffnung auf eine Identifica- tion aufgeben müsste. Allerdings halte ich eine solche mit dem in einer spanischen Inschrift (CIL. II 354) genannten Q. Julius Maximus Gal|Xeria)] Nepotianus orator für ausgeschlossen, da dieser offenbar ein Spanier, jener ein Afrikaner war. Bekannt ist ferner Januarius Nepo- tianus, der Epitomator des Valerius Maximus. Bergk' hat ihn mit dem Professor in Burdigala identificiren wollen, dem Ausonius das 16. Gedicht seiner Professores gewidmet hat. Kempf will dagegen in seiner Ausgabe des Valerius Maximus vom Jahre 1854 ihn wegen seines 'sermo corruptus et interdum fere barbarus dicendique genus rude prorsus alque incultum’” dem 6. oder 7. Jahrhundert zuweisen, was sicher weit über das Ziel hinausschiesst; dass diese Epitome von En- nodius, also am Anfang des 6. Jahrhunderts, bereits benutzt worden ist, hat Mommsen in hohem Grade wahrscheinlich gemacht.” Gewiss ist sie eine geringwerthige Leistung‘, doch sehe ich keinen Grund, sie für jünger als das 3. Jahrhundert zu halten. Auch spricht sich Ne- potianus in der Dedieationsepistel sehr bescheiden über sein Mach- werk aus, das er auf Wunsch seines jungen Freundes oder wohl Ver- wandten angefertigt habe. Dieser Jüngling führt aber den Namen Vietor, also denselben Namen wie derjenige, dem die neben der In- schrift des Nepotianus gefundene Dedicationsinschrift der Siecenser ge- widmet ist. Gewiss kann hier ein merkwürdiges Zufallsspiel täu- schen; aber andererseits sehe ich unter diesen Umständen keinen Grund, dem Nepotianus der afrikanischen Inschrift die Autorschaft der Epitome des Valerius Maximus abzusprechen. ! Rheinisches Museum n. F. 4 S.127 ff. ® Praefatio p. 69; auch in der Ausgabe vom Jahre 1888 praef. p. XVII wird er als homo plane insulsus et indoctus bezeichnet. ® Zeitschrift für Rechtsgeschichte ro, 1872 S.47f.; über die Benutzung der Epi- tome in der Historia miscella vergl. Droysen, Hermes ı3 S.ı22ff.; sie hat also in später Zeit in einem gewissen Ansehen gestanden. * Allerdings ist sie auch durch die traurige Überlieferung ausserordentlich ent- stellt; dass z. B. Nepotianus (21, 3) den Sertorius loricatus hastam fivam oculo gerens die Rhone habe durchschwimmen lassen, ist doch nicht glaublich, und die von Gertz (bei Kempf ed. 1888) gegebene Erklärung macht die Sache nicht besser. Überliefert ist ricam, wofür Mai und Halm wohl richtig »iram schreiben; für oculo vermutete Christ collo; zu schreiben ist vielmehr scuio, vergl. Plutarch, Sertor. 3: TÖN PoAANON AIETIEPACEN AYTÖ TE TO EWPAKI KAI EYPEß TIPÖC ENANTION -PEYMA TIOAY NHXÖMENOC. 949 Über die Konstitution des Elektrons. Von W. KAUrmaAnn. (Vorgelegt von Hrn. WaArpure.) li einigen früheren Mitteilungen‘ hatte ich gezeigt, daß die Masse der in den £-Strahlen des Radiums bewegten Elektronen mit zu- nehmender Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit bedeutend wächst, und daß das Gesetz des Anwachsens mit den von Hrn. M. Asranam” berechneten Formeln übereinstimmt. Die von Hrn. Arranam bei der Berechnung gemachte Voraussetzung lautete: Das Elektron ist als eine über ihre Oberfläche oder ihr Volumen gleichmäßig geladene starre Kugel zu betrachten. Die gute Übereinstimmung meiner bisherigen Messungen mit den aus dieser Annahme durch Anwendung der Maxwerr-Lorentzschen Gleichungen gezogenen Folgerungen schien zunächst zu dem Schlusse zu berechtigen, daß die Frage nach der Konstitution des Elektrons endgültig gelöst sei. Eine neuere Untersuchung von Hrn. H. A. Lorentz’ führte jedoch zu dem überraschenden Ergebnis, daß auch bei gänzlich anderen An- nahmen über das Elektron eine Übereinstimmung mit meinen bisherigen Versuchen zu erzielen sei. Hr. Lorentz zeigte nämlich, daß die Sehwierigkeiten, die sich einer Erklärung des negativen Erfolges ge- wisser Versuche zum Nachweise eines Einflusses 2. und höherer Ord- nung der Erdbewegung auf optische und elektrische Erscheinungen entgegenstellten, völlig beseitigt wurden, wenn man annahm, daß alle Körper, eingeschlossen das Elektron, sich in ganz bestimmter Weise bei ihrer Bewegung durch den Äther deformierten. Ist qg die Geschwindigkeit des bewegten Systems, c die Licht- geschwindigkeit, und setzt man ®=g/e, so sollten sich alle Abmes- ı Gött. Nachr. 1901, Heft 1; 1902, Heft 5; 1903, Heft 3; Phys. Zeitschr. 4, 55, 1902. 2 Gött. Nachr. 1902, Heft ı; Ann. d. Phys. (4) 10, 105, 1903. ® Versl. Akad. Amsterdam, 27. Mai 1904. 950 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. sungen parallel zur Bewegungsrichtung im Verhältnis (1—£°)? ver- kürzen, die Abmessungen senkrecht zur Bewegungsrichtung sollten unverändert bleiben. Durch diese Dimensionsänderung wird, wie Hr. LorENTz zeigte, jeder Einfluß der Absolutbewegung auf optische und elektromagneti- sche Erscheinungen bis zu beliebig hoher Ordnung, d.h. streng be- seitigt. Obgleich nun die Gleichung für die Abhängigkeit der elektro- magnetischen Masse des Elektrons von der Geschwindigkeit, wie sie Hr. Lorentz aus seiner Annahme des deformierbaren Elektrons erhält, von der Agrananschen Gleichung für das starre Elektron sehr verschieden ist, so ließen sich doch meine Versuchsresultate auch der Lorenzzschen Gleichung anpassen. Der einzige Unterschied bestand darin, daß die Werte von 3 für ein und denselben Kurvenpunkt sich nach Lorentz um 5 bis 7 Prozent kleiner ergaben, und daß für das Verhältnis: € Ladung % Masse für: B=o ebenfalls ein kleinerer Wert herauskam. Da nun bei meinen bisherigen Messungen die 8-Werte nicht aus den Apparatkonstanten, sondern aus den Kurven selbst unter Zu- grundelegung der Agrananschen Formel nach der Methode der klein- sten Quadrate so bestimmt waren, daß ein möglichst guter Anschluß an die photographierte Kurve herauskam, so war eine Entscheidung nicht möglich, denn der mittlere Fehler der beobachteten Kurve gegen die berechnete war auch bei Anwendung der Lorrntzschen Formel kein wesentlich anderer. Eine Entscheidung zwischen den beiden genannten und eventuell auch noch anderen Theorien über die Konstitution des Elektrons war nur möglich, wenn es gelang, die beiden Konstanten der erhaltenen Kurve (die Zahl der Kurvenkonstanten ist stets gleich 2) in absolutem Maße aus den Dimensionen des Apparates und der Stärke des ablenkenden magnetischen bzw. elektrischen Feldes zu berechnen und diese »Apparatkonstanten« mit den »Kurvenkonstanten« zu ver- gleichen. Aus der Geringfügigkeit der Unterschiede in den Werten für ® € P MN . ® . . und für — ging jedoch hervor, daß zur Erreichung dieses Zieles die fe} Beobachtungen mit weit größerer Genauigkeit ausgeführt werden muß- ten als bisher. Nachdem mir die hierzu nötigen Mittel von der Kö- niglichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der ich auch hier W.Kaurmann: Über die Constitution des Elektrons. 951 meinen besten Dank ausspreche, gütigst zur Verfügung gestellt wor- den waren, habe ich die Versuche im Laufe des letzten Jahres aus- geführt und berichte im folgenden kurz über die allgemeine Versuchs- anordnung und die Resultate; eine ausführliche Mitteilung mit genauer Angabe der Versuchsanordnung, der Resultate sämtlicher Hilfsmessun- gen usw. soll in den Annalen der Physik erscheinen. Die Versuchsanordnung war im Prinzip dieselbe wie früher; die Hauptunterschiede bestanden in folgendem: An Stelle des früher benutzten Elektromagneten wurden zwei übereinandergelegte sehr kräftige Hufeisenmagnete benutzt, die ein innerhalb #2 Prozent längs der Strahlenbahn homogenes und infolge des hohen Alters der Magnete auch zeitlich völlig konstantes Feld erzeugten (H etwa 140 0.G.S.E.). Der das Radiumkörnchen, die zur Erzeugung des elektrischen Feldes dienenden Kondensatorplatten und die photographische Platte enthaltende kleine Apparat hatte etwa dieselben Dimensionen wie früher (gesamte Strahlenbahn = 4 em). Alle Teile waren jedoch mit äußerster Präzision hergestellt, und die photographischen Platten waren besonders für meine Versuche auf Spiegelglas gegossen, so daß die Länge der Strahlenbahn in ihren einzelnen Teilen und die für die Ablenkung in Betracht kommenden »Feldintegrale« auf '/,. mm bzw. auf Bruch- teile eines Prozentes sicher ermittelt werden konnten. Die Entfernung der beiden optisch eben geschliffenen Kondensatorplatten wurde da- durch bestimmt, daß sie durch zwei isolierte Schräubehen gegen vier zwischengeschobene Quarzplättchen gedrückt wurden, die aus einer einzigen planparallelen Platte geschnitten waren, und deren Dieke von der Firma Zeiß zu 1.242 mm #&ıu bestimmt war. Der Verlauf des elektrischen Feldes längs der Strahlenbahn wurde dadurch bestimmt, daß von dem ganzen Kondensatorapparat eine Kopie in 29facher Vergrößerung hergestellt wurde, in der die Feld- verteilung mittels eines schwingenden Metallspiegelchens von 5 mm Durehmesser durch Beobachtung der Schwingungsdauer bestimmt wurde. Die Potentialdifferenz am wirklichen Apparat wurde mittels einer Hochspannungsbatterie erzeugt; die maximale Spannung betrug etwa 1600 Volt. Durch eine automatische Wippe wurden zwei mit den Kondensatorplatten verbundene Leidener Flaschen auf einer konstanten Spannung von +V bzw. —V Volt gehalten, so daß die ganze Potential- differenz der Platten 2V betrug, wenn V die verfügbare Batteriespannung. Die letztere wurde vor und nach jeder etwa zwei Tage dauernden Ex- position mittels Kompensationsapparates und Westonnormalelements ge- messen. od oa ID Gesammtsitzung vom 16. November 1905. Die Stärke des magnetischen Feldes wurde längs der ganzen Strahlenbahn mittels einer kleinen Induktionsspule gemessen und für einen Punkt mit dem Felde einer stromdurchflossenen, genau ausge- messenen Drahtspule verglichen. Der Strom in dieser wurde an einem Präzisionsamperemeter gemessen, dessen Angaben mittels Normalele- ments, Normalwiderstands und Kompensationsapparats geprüft wurden. Zur Ausmessung der Kurven diente ein kleiner Aggescher Kom- parator, auf dessen Schlitten rechtwinklig zu seiner Bewegungsriehtung ein zweiter Schlitten montiert war, der die photographische Platte und ein auf sie gelegtes, in ‘/. mm geteiltes Glasmikrometer trug. Als Einstellmarke diente ein in der Brennebene des 6fach vergrößern- den Mikroskopes befindlicher, auf eine Glasplatte geritzter Kreis von o.2 mm Durchmesser. Die magnetische Ablenkung wurde an dem Glasmikrometer, die elektrische an dem Maßstabe des Hauptschlittens abgelesen; die Schrauben dienten nur zur Interpolation. Zur Ausmessung gelangten im ganzen 5 Platten, wobei jeder einzelne Punkt das Mittel aus je 10 Messungen darstellt. Alle Kurven wurden auf gleichen Ordinatenmaßstab, einer Spannung von 2500 Volt an den Kondensatorplatten entsprechend, reduziert und dadurch zu einer einzigen Kurve vereinigt. Obgleich nun die mittleren Fehler jedes Punktes, wenn man sie aus den Einstellungsfehlern berechnet, nur 2 bis 4 Mikron betrugen, so waren doch die Abweichungen der von den verschiedenen Platten herrührenden Kurvenpunkte von einer durch alle hindurchgezogenen stetigen Kurve beträchtlich größer, bis zu etwa 30 Mikron. Der Grund dieser Abweichungen scheint einer- seits in der sehr starken Verschleierung der Platten durch diffuse Strahlung zu liegen, die, wenn.von räumlich variabler Intensität, die Schwerlinie der Kurve in unregelmäßiger Weise verschieben muß, andererseits in einer Verziehung der photographischen Schicht, die von Platte zu Platte unregelmäßig variiert und, wie besondere Ver- suche gezeigt haben, in der Nähe des Randes bis zu etwa 4 Prozent betragen kann, in den für die Messung in Betracht kommenden Teilen allerdings sicher kleiner ist und stets die beobachteten Ablenkungen zu groß erscheinen läßt. Es wurde deshalb — was bei der schwachen Krümmung der Kurve durchaus zulässig erscheint — durch Vereinigung von durch- schnittlich etwa 5, den verschiedenen Platten angehörigen Punkten zu einem Schwerpunkte unter Berücksichtigung der Gewichte der Einzel- punkte eine aus 9 Punkten bestehende ausgeglichene Kurve her- gestellt, die von den Individualabweichungen der Einzelkurven möglichst befreit ist. Die so erhaltene Kurve wurde dann der Vergleichung der verschiedenen Theorien zugrunde gelegt. W. Kaurmann: Über die Constitution des Elektrons. 953 Allgemeine Theorie der Kurve.! Sei e die Ladung des Elektrons in elektromagnetischem Maß, u seine Masse bei der Geschwindigkeit g, 4, dieselbe bei sehr kleiner Geschwindig- keit. Seien ferner 2’ und y’ die auf Proportionalität mit den Ablenk- barkeiten reduzierten magnetischen bzw. elektrischen Ablenkungen; endlich seien EZ und M das »elektrische« bzw. »magnetische Feld- integral«, d. h. zwei Größen, die gleich dem Produkte der mittleren Feldstärke mit je einem von den Apparatdimensionen abhängigen Faktor sind. Endlich sei = g/c, wo e die Lichtgeschwindigkeit. Es ist: u=u.o(9), wobei #(%) eine Funktion der Geschwindigkeit, deren Form je nach der Grundannahme über die Konstitution des Elektrons verschieden ist. Dann ist: N € EN eM I m 0, ug vB co wc Rb(R) a a a eM 3 Be Eu) a 5. 1/B6(ß) =u, 6. AM) == flu), so kann man schreiben: 7 Bm Bsf(Ar2). Ist also eine Hilfstabelle berechnet, die zu einer möglichst engen Reihe von v-Werten die zugehörigen v angibt, so läßt sich, wenn die Konstanten A und B bekannt sind, zu jedem 2’ nach Gleichung (7.) das zugehörige y’ berechnen und mit dem beobachteten vergleichen. Es gelingt leicht, für die beiden »Kurvenkonstanten« A und B ange- näherte Werte zu finden, und dann die noch anzubringenden Ver- besserungen nach der Methode der kleinsten Quadrate zu berechnen. Die so bestimmten Kurvenkonstanten kann man dann mit den- jJenigen Werten vergleichen, die sich teils aus den Apparatdimensionen ! Vgl. die oben zitierten Abhandlungen des Verfassers und von Ü. Runge, Gött. Nachr. 1903, Heft 5. 954 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. allein, teils aus ihnen in Verbindung mit dem an Kathodenstrahlen € gefundenen Wert von — ergeben. Der mehr oder weniger genaue - a 0 Grad der Übereinstimmung entscheidet dann zugunsten oder zuun- gunsten der betreffenden Theorie. Es wurden folgende drei Theorien über die Konstitution des Elektrons miteinander verglichen: ı. Starres Elektron (Agranuam), 2. deformierbares Elektron (Lorentz), 3. deformierbares Elektron (BucHErer). Nr. ı und 2 sind bereits erwähnt: Bucherer' nimmt an, daß das Elektron sich zwar wie bei Lorentz in ein abgeplattetes Ellipsoid mit dem Achsenverhältnis (r— 8°)” ?:ı (sog. »Heaviside-Ellipsoid«) defor- miert, aber so, daß sich gleichzeitig die Querdimensionen vergrößern und das Volumen konstant bleibt. Die die Abhängigkeit der Masse von der Geschwindigkeit aus- drückende Funktion #($) hat nach den genannten drei Theorien fol- genden Wert: I ( I+9 _ ı+B ) 1 1), D m > > S & II ne. > N 3. 99) = a. Endlich ist noch eine von Hrn. A. Emsrtem” kürzlich publizierte Theorie der Elektrodynamik zu erwähnen, die zu Folgerungen führt, die mit denen der Lorentzschen Theorie formell identisch sind, und für die deshalb auch die zweite Gleichung in Anwendung kommt. In den Fällen (1.) und (3.) ergeben sich aus den Gleichungen (1.) bis (3.) folgende Beziehungen zwischen den Apparatkonstanten, den = € Kurvenkonstanten und —: Ko 8. — = c/[AM = Be]E = c-(Be/AME)* 9. AB.— E/Me — B»yil2r. Im Falle (2.) (Lorentz-Emsteis) ist eine Trennung der Variablen möglich, so daß man als Gleichung der Bahnkurve erhält: 10. yr = 02°. D2t, wobei 17. C= B/Me und B 12. — —=.c0|MD = €. C?)DE = cC]D. (cCIME)*. A w ° ! Mathematische Einführung in die Elektronentheorie, Leipzig 1904. ®2 Ann.d. Phys. (4) 17, 891; 1905. W. Kaurmans: Über die Constitution des Elektrons. 955 Die Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate ergibt als Werte der Kurvenkonstanten für die ausgeglichene Kurve: nach Asranam: A = 2.169 -%/, B=.0.@8355. 3, » Lorenzz: (?= 0.02839 2072072, » Bucuerer: A = 2.9337 Bi =I08023A%. Die folgende Tabelle I enthält eine Vergleichung der beobachteten und der berechneten elektrischen Ablenkungen, wobei die magneti- schen Ablenkungen als unabhängige Variable betrachtet werden. Alle Zahlen bedeuten Zentimeter, bloß die Abweichungen sind in Mikron angegeben. Tabelle ı. y' Ge- y' ber. in 12 ß z'l 2, N — Tr Se u ren ar ROTE 0.1350 0.0246 + 0.0251 0.0246 0.0254 —5 —o —8 0.974 0.924 0.971 0.1919 0.0376 I 0.0377 0.0375 0.037799 —I +I —3 0,922 0.8375 0.919 0.2400 0.0502 T 0.0502 0.0502 0.0502 [6) [6) oO 0.867 0.323 0.864 0.2890 0.0545 I 0.0649 0.0651 0.0647 —4 —6 — 2 0.807 0.765 0.805 0.3359 0.0811 I 0.081I 0.0813 0.0808 o —2 +3 0.752 0.713 0.750 0.3832 0.1001 I 0.0995 0.0997 0.0992 +6 +4 +9 0.697 0.661 0.695 0.4305 0.1205 I 0.120I 0.1202 0.1200 +4 +3 +35 0.649 0.616 0.647 0.4735 0.1404 4 0.1408 0.1405 0.1409 —4 —ı —5 0.10 0.579 0.608 0.5252 0.1666 4 0.1682 0.1678 0.1687 —ıI6 —ı2 —2ı 0.566 0.527 0.564 Aus der Tabelle geht zunächst hervor, daß man aus der Gestalt der Kurven allein, ohne Berücksichtigung der Absolutwerte der Kon- stanten, schwer eine Entscheidung zugunsten der einen oder andern Theorie treffen kann. Der mittlere Fehler der einzelnen Kurven- punkte beträgt: Für (1): 5 Mikron (Asranam), DR) » (LORENTZ), 2 » (BucHERER). Eine endgültige Entscheidung ist nur möglich durch Vergleichung der Kurvenkonstanten mit den Apparatkonstanten und dem Kathoden- € strahlwert von —. 1% Dabei ergibt die dritte der Gleichungen (8.) und (12.), wie leicht er- sichtlich, den Mittelwert zwischen den aus der ersten und zweiten be- rechneten Werten, die nur in dem Maße voneinander abweichen, als sich Gleichung (9.) nicht genau erfüllt zeigt. ! Eine nachträgliche Vergleichung des Glasmikrometers mit dem Schlittenmaß- stab des Komparators ergab einen Fehler im Abstand der Teilstriche von —2.5 Pro- mille. Die 2’-Werte sind.also um diesen Betrag zu hoch, die Konstanten A zu klein. Die entsprechenden Korrektionen sind an den weiter unten mitgeteilten Endresultaten bereits angebracht. 956 Gesammtsitzung vom 16. November 1905. Die Ausmessung des elektrischen und magnetischen Feldes er- gab, daß: E= 315- 10" EI. Magn. Einh. (bei einer Potentialdifferenz von 2500 Volt), M=ES7E: Somit ist: E/Me = 0.1884. Dagegen ergibt die Berechnung mittels der Kurvenkonstanten nach (9) und (11): Diff. (Kurvenapparatkonstante) nach Agranım: AB = 0.1817 — 3.5 Prozent » Lorentz: C = 0.1639 — 10.4 » » BucHErEr: AB = 0.1831 — 28 » Die Differenzen stellen zugleich auch die Abweichung zwischen den aus den Kurvenkonstanten und den aus den Apparatkonstanten ermittelten ©-Werten für einen beliebigen Kurvenpunkt dar. Die Werte für a sind Mo a) Kathodenstrahlen': 1.885 - 107 b) -Strahlen: Diff. (8-Kathodenstrahlen) nach AgBrAHuAm: 1.858; 1.788; 1.823 — 3.3 Prozent » LoRENTZ: 1.751; 1.569; 1.660 —11.9 » » BucHERER: 1.833: 1.780; 1.808 — 4.0 » Die vorstehenden Ergebnisse sprechen entschieden gegen die Richtig- keit der Lorentzschen und somit auch der Eıssteısschen Grundannahme. Erachtet man diese Grundannahme als hierdurch widerlegt, so würde der Versuch, die ganze Physik, einschließlich der Elektro- dynamik und der Optik auf das Prinzip der Relativbewegung zu gründen, einstweilen als mißglückt zu bezeichnen sein. Eine Entscheidung zwischen den Theorien von ABrAHAN und BucHERER ist einstweilen unmöglich und scheint durch Beobachtungen der oben beschriebenen Art wegen der weitgehenden numerischen Über- einstimmung der Werte von $(®) überhaupt nicht erreichbar. Ob die Bucherersche Formel für die Optik bewegter Körper im Bereiche der möglichen Beobachtungen dasselbe leistet, wie die Lorrxtzsche, muß erst ermittelt werden. ! S.Sımon, Ann. d. Phys. (3) 69, 589, 1899. Der dort angegebene Wert von — = 1.865 - 107 ergibt, auf oo kleine Geschwindigkeiten extrapoliert, die obige Zahl. m Ausgegeben am 30. November. 957 SITZUNGSBERICHTE 190. XLVi. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 23. November. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. l. Hr. Koc# las über die Unterscheidung der Trypano- somen-Arten. Die Unterscheidung der als Krankheitserreger bekannten Trypanosomen stösst oft auf unüberwindliche Schwierigkeiten, wenn sich die Untersuchung auf diejenigen Formen beschränken muss, welche im Blute des Wirths vorkommen. Erst bei der weiteren Entwicklung der Trypanosomen im Zwischenwirth (Glossina), treten Formen auf, welche constante und zur Unterscheidung der Arten ausreichende Kennzeichen aufweisen, wie an den männlichen und weiblichen Typen von Tr. Brucei und Tr. gam- biense gezeigt wird. 2. Hr. Herrwiıe legt eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. Runorr Krause, Berlin, »Über die Endigung des Nervus acusticus im Gehörorgan des Flussneunauges« vor. (Ersch. später.) Die marklosen Nervenfasern treten in das Epithel der Maculae und Cristae acusticae ein, wobei sie kolbenartige Anschwellungen zeigen und die fibrilläre Structur verlieren ; an den Haarzellen enden sie, indem sie deren Basis becherförmig umfassen. Ferner gehen von der Basis der Hörhaare sehr feine Fäden aus, die als Wurzelfasern bezeichnet werden, am Kern zum Theil dicht vorbeiziehen und an der Oberfläche der Zelle mit ausserordentlich feinen Enden aufhören. Ein unmittelbarer Übergang zwischen den Wurzelfasern und den Endausbreitungen der Nervenfasern konnte nicht nachgewiesen werden. 958 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 23. November 1905. Über die Unterscheidung der Trypanosomenarten. Von R. Kocu. Us den pathogenen Protozoen sind, soweit es sich zur Zeit über- sehen lässt, die Trypanosomen am weitesten verbreitet. Man trifft sie als Blutparasiten in allen Classen der Wirbelthiere. Eine praktische Be- deutung haben aber für uns vorläufig nur diejenigen, welche bei den Säugethieren und insbesondere beim Menschen vorkommen. Auch von diesen kennt man bereits eine nicht geringe Anzahl, von denen als Bei- spiele aufgeführt werden mögen: Tr. Brucei (Tsetsekrankheit), Tr. Evansi (Surra), Tr. equiperdum (Dourine), Tr. equinum (Mal de Caderas), Tr. gambiense (Schlafkrankheit). Dazu kommen aber fortwährend noch wei- tere Befunde in Thieren, welche bis dahin noch nicht untersucht wurden, und aus Gegenden, die noch nicht durchforscht waren. Es wäre nun sehr erwünscht, wenn man die bislang beschriebenen und als besondere Arten aufgeführten Trypanosomen mit Sicherheit von einander unterscheiden könnte, denn die Maassregeln, welche gegen die betreffenden Seuchen zu ergreifen sind, müssen sich in erster Linie auf eine zuverlässige Diagnose stützen. An einer sicheren Diagnose fehlt es aber noch bei den meisten und gerade bei den wichtigsten Trypanosomen- Nur ganz wenige Arten besitzen constante morphologische Kennzeichen, an denen man sie ohne Weiteres von den anderen Trypanosomen unter- scheiden kann. So ist namentlich das Trypanosoma Theileri durch seine bedeutende Grösse und durch die Form und Stellung des Blepharoplasten, ferner das Tr. Lewisi durch die Lage der Blepharoplasten gut charakterisirt. Diese beiden zeigen ausserdem ganz bestimmte pathogene Eigenschaften, indem das erstere nur für Rinder, das letztere ausschliesslich für Ratten pathogen ist, während die anderen Trypanosomen auf mehr oder weniger zahlreiche Arten von Thieren übertragen werden können. Der Grund dafür, dass letztere so schwierig oder gar nicht zu unter- scheiden sind, liegt darin, dass die morphologischen Eigenschaften der Trypanosomen sehr schwankend sind. Sie können schon bei einer und derselben Thierart in Grösse und Gestalt recht verschieden sein, aber ganz auffallend werden diese Differenzen, wenn man Exemplare des- Bu. Kocn: Über die Unterscheidung der Trypanosomenarten. 959 selben Trypanosoma mit einander vergleicht, die sich im Blute verschie- dener Thiere entwickelt haben. Um nun zu einer sicheren Unterscheidung der weniger gut charak- terisirten Trypanosomen zu gelangen, hat man verschiedene Wege ein- geschlagen. Man hat zunächst versucht, ihre pathogenen Eigenschaften zu ver- werthen, und hat eine besondere Art aufgestellt, wenn das betreffende Trypanosoma sich zwar für mehrere Thierarten pathogen, aber für eine derselben, z.B. für das Rind, Pferd oder Dromedar, besonders virulent verhielt. Sehr bald stellte sich aber heraus, dass man die Virulenz der Try- panosomen für diesen Zweck doch nicht verwerthen kann, weil dieselbe ebenso wie die morphologischen Eigenschaften eine sehr schwankende ist. Es lassen sich nämlich die Trypanosomen durch fortgesetztes Weiter- impfen in einer bestimmten Thierart, z.B. im Hund oder Pferd, zu einer für dieses Thier grösseren Virulenz künstlich heranzüchten. Man würde also, wenn die Virulenz als maassgebende Eigenschaft angesehen wird, aus einer Art leicht und in verhältnissmässig kurzer Zeit mehrere neue Arten herauszüchten können. Derselbe Einwand gilt auch für die von Laveran vorgeschlagene Methode. Dieselbe besteht darin, dass Thiere mit einer bestimmten Try- panosomenart immunisiert und dann darauf untersucht werden, ob sie durch ein anderes zu prüfendes Trypanosoma noch infieirt werden können. Der negative Ausfall des Experiments würde für die Identität, der posi- tive für die Differenz der beiden Trypanosomaarten sprechen. Nun ist aber nachgewiesen, dass Hunde und Pferde, welche sich gegen den wenig virulenten Stamm eines Trypanosoma immun verhielten, durch denselben Stamm, nachdem er zu einer höheren Virulenz herangezüchtet war, infieirt und sogar getödtet wurden. Man würde also auch in diesem Falle auf Grund des Verhaltens gegen die Immunität eine Art in mehrere zerlegen müssen. Es bleibt also nichts weiter übrig, als wieder auf das morpholo- gische Verhalten der Trypanosomen für ihre Unterscheidung zurückzu- greifen; man muss sich aber nicht, wie bisher, auf die im Blute des Wirthsthieres vorkommenden Formen beschränken, sondern den ge- sammten Entwickelungsgang der betreffenden Trypanosomen unter- suchen. Es liegen hier ähnliche Verhältnisse vor wie bei anderen Proto- zoen, wie z.B. bei den Malariaparasiten, welche in ihrem Entwicke- lungskreis in dem einen oder dem anderen Stadium Formen annehmen können, z.B. die einfache Ringform, in welcher Tertiana-, Quartana- und Tropicaparasiten nicht mit Sicherheit von einander zu unterschei- 960 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 23. November 1905. den sind, während dies in anderen Stadien ohne Schwierigkeit mög- lieh ist. In Bezug auf die Entwickelungsgeschichte der Trypanosomen ist allerdings bis jetzt noch recht wenig bekannt. Das, was man dafür gehalten hat, beschränkt sich auf einfache Theilungsvorgänge. Nur für das Trypanosoma Lewisi scheint es ProwAzek gelungen zu sein, im Zwischenwirth dieses Parasiten (Haematopinus) einige Entwickelungs- formen nachzuweisen. Aber gerade für die wichtigsten Trypanosomen fehlt es noch an jedem Anhaltspunkt. Es ist mir nun gelungen, diese Lücke durch Untersuchungen, welche ich im Laufe des letzten Jahres in Ostafrica über Trypano- somen angestellt habe, bis zu einem gewissen Grade auszufüllen. Ich fand nämlich in der Glossina morsitans und @I. fusca, welche beide die Tsetsekrankheit (Tr. Brucei) übertragen, ferner in der @!. palpalis, welche dieselbe Rolle für die Schlafkrankheit (Tr. gambiense) spielt, unzweifelhafte Entwickelungsformen und unter diesen auch solche, mit deren Hülfe man diese beiden Trypanosomen auf Grund morpho- logischer Kennzeichen sicher unterscheiden kann. Höchst wahrschein- lich werden sich auch bei der vollständigen Aufdeckung der Entwicke- lungsgeschichte derselben noch weitere derartige Unterscheidungsmerk- male ergeben. Im Verdauungscanal der infieirten Glossinen wachsen die Trypano- somen zu erheblicher Grösse heran und lassen dann zwei ganz ver- schiedene Typen erkennen. Der eine Typus ist charakterisirt durch starken Breitendurch- messer, reichlichen Gehalt an Plasma, welches bei Anwendung der durch Gıeusa modifieirten Romanowsky-Färbung einen blauen Farben- ton annimmt, und einen rundlichen Kern von lockerem Gefüge. Der zweite Typus zeigt dagegen einen geringen Durchmesser und in Folge dessen eine schlanke Gestalt, vollständigen Mangel an blau- gefärbtem Plasma und einen langgestreckten, fast stabförmigen Kern von dichtem Gefüge, welcher eine dunkle gleichmässige Chromatin- färbung annimmt. Diese beiden Typen kommen in der Glossina neben einander vor, ohne vermittelnde Übergänge, so dass sie beim ersten Anblick den Eindruck machen, als ob sie zwei ganz verschiedenen Arten von Try- panosomen angehören. Da sie aber immer zusammen auftreten und nur in den infieirten Exemplaren der Glossinen gefunden werden, so müssen sie zusammengehören und Abkömmlinge der mit dem Blute aufgenommenen Trypanosomen sein. Auch im Entwickelungskreis anderer Protozoen finden sich ana- loge Vorkommnisse und zwar immer beim Übergang von dem asexuellen Koch: Über die Unterscheidung der Trypanosomenarten. 961 zum sexuellen Stadium. Am bekanntesten sind dieselben bei den Ma- lariaparasiten, welche in einem gewissen Stadium in Formen einer- seits mit reichlichem Plasma neben kleinem Chromatinkörper von lockerem Gefüge, und andererseits mit geringem Plasma neben einem grossen Chromatinkörper von sehr dichtem Gefüge übergehen. Auch beim Proteosoma und Halteridium kommt dasselbe vor. Nun wissen wir aber, dass bei diesen Protozoen die beiden ver- schiedenen Formen verschiedenen Geschlechtstypen entsprechen, und dass der eine Typus dem weiblichen, der andere dem männlichen Geschlecht entspricht. Ich glaube daher nicht fehl zu gehen, wenn ich die geschilderten Typen der Trypanosomen in analoger Weise auf- fasse und den einen Typus für den weiblichen, den anderen für den männlichen halte, obwohl es mir bisher nicht gelungen ist, die wei- teren Beziehungen derselben zu einander in einwandsfreier Weise zu ermitteln. Bei einer genaueren Vergleichung dieser Geschlechtsformen des Tr. Brucei und des Tr. gambiense hat sich nun weiter herausgestellt, dass dieselben Unterschiede zeigen, welche sich für ihre Trennung in zwei verschiedene Arten verwerthen lassen. Zunächst in die Augen fallend ist das Verhalten des Blepharo- plasten bei dem weiblichen Typus. Das Tr. Bruceihat einen kleinen rundlichen Blepharoplasten von 1"”o Durchmesser. Das Tr. gambiense besitzt dagegen einen auffallend grossen und bei der Romanowskv-Färbung intensiv gefärbten Blepharoplasten. Derselbe ist 1"”5 breit und 2””5 lang; er hat eine ovale Gestalt und kann mitunter ein geradezu stäbehenartiges Aussehen annehmen. Sehr auffallend ist es, und ich möchte hierauf besonderen Werth legen, dass der längliche Blepharoplast immer quer zur Längsachse des Try- panosomenkörpers gestellt ist. Ein zweites Unterscheidungsmerkmal, welches vielleicht einen ge- ringeren Werth beansprucht, liefern die Grössenverhältnisse der männ- lichen Typen der beiden Trypanosomen. Obwohl die weiblichen Exemplare des Tr. Brucei im Allgemeinen kleiner zu sein scheinen als diejenigen des Tr. gambiense, sind um- gekehrt die männlichen des letzteren auffallend schlanker und zier- licher als die von Tr. Brucei. Die genaueren Abmessungen sind folgende: Länge Breite Tr. Brucei h 20 auG * \ Weibchen 5 3 Tr. gambiense 37 3.0 Tr. Brucei y 0.2 DT f Männchen 4 Tr. gambiense \ 34 0.85 Sitzungsberichte 1905. s4 962 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 23. November 1905. Die beschriebenen Kennzeichen sind so deutlich ausgeprägt und so constant, dass man in jedem einzelnen Falle sofort erkennen kann, welcher Art die betreffenden Trypanosomen angehören. Ich zweifle nicht, dass in gleicher Weise die wichtige und leider immer noch offene Frage, ob Tr. Brucei und Tr. Evansi identisch oder verschieden sind, entschieden werden kann. Es muss überhaupt verlangt werden, dass in Zukunft eine Try- panosomenart nur dann als hinreichend charakterisirt gelten kann, wenn ihre Entwickelungsgeschichte, wenigstens in den wesentlichsten Theilen, ermittelt ist. Ausgegeben am 30. November. 963 SERZENGSBERICHTE. 1905. AÄLVH. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 23. November. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEn. l. Hr. Sacnuau hält einen Vortrag über Litteratur-Bruch- stücke aus Chinesisch-Turkistan. Es werden drei Syrische Texte vorgelegt, welche der liturgischen und hymno- logischen Litteratur der Nestorianer angehören. Ausserdem wird ein in Syrischer Schrift, aber in fremder Sprache verfasstes Schriftstück besprochen und der Sprach- charakter untersucht. Der Dialekt, in dem das Blatt geschrieben ist, giebt sich als ein mitteleranischer zu erkennen. 2. Im Anschluss an den Vortrag des Hrn. SacnHau erstattete Hr. Pıscaen Bericht über die Ergebnisse der Expedition, die die Königlich Preussische Regierung unter Leitung des Hrn. vox Lecog nach Chi- nesisch-Turkestan entsendet hat. Die Expedition hat reiche Funde an Brahmı-, uigurischen, köktürkischen, manichäischen, chinesischen, tibetischen, syrischen u. a. Manuseripten und Blockdrucken gemacht. Sehr reich sind auch die archäologischen Funde. Unter ihnen ragt besonders hervor eine ganze Serie höchst interessanter und mit wenigen Ausnahmen völlig unbeschädigter Bilder aus den Gängen des Tempels 2 in Dakianus. Es wurden Photographien eines Theiles dieser Bilder sowie von Manuseriptblättern vorgelegt. Die neue Expedition unter Leitung von Hrn. Prof. GrÜNwEDEL war am 19. October in Andidschan angekommen, wird sich also jetzt mit der des Hrn. von Lecog in Kasch- gar vereinigt haben. 3. Hr. Dırraey legte eine erste Abhandlung über Heser's Jugendjahre vor. (Abh.) Die Abhandlung beschäftigt sich mit den theologischen Arbeiten Hzser’s, welche in der Zeit seiner Hauslehrerstellungen in Bern und Frankfurt entstanden sind. Sie erörtert den systematischen Zusammenhang der Bruchstücke, die auf der Königlichen Bibliothek zu Berlin liegen. S4* 964 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 23. November 1905. Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch-Turkistan. Von EpvARrD SacHauv. Hierzu Taf. II. Wir verdanken Hrn. A. von Lecog, der gegenwärtig in Chinesisch- Turkistan archäologischen Forschungen obliegt, eine Sendung von acht Photographien, welche mit Brief, datirt Kara Khoja den 24. Juni 1905, am 30. August in Berlin eingetroffen sind. Sie stellen vier mit syrischer Schrift geschriebene Doppelseiten aus verschiedenen Handschriften dar, also vier Texte, jeden in zwei gleichen Aufnahmen, einer auf röth- lichem und einer auf grauem Grunde. Von diesen vier Texten sind drei nicht allein in syrischer Schrift, sondern auch in syrischer Sprache, dagegen ist der vierte in syrischer Schrift, aber in einer fremden Sprache geschrieben. Über den Fundort und die näheren Begleitumstände der Auffindung reserviren wir das Wort dem verdienten Finder in der Erwartung, dass er seiner Zeit nach glücklicher Heimkehr über diese Dinge selbst be- richten wird. I: B 55. ı8 Blätter 16x 22 cm. Erste Seite. ,,ax 7 mwarah ı „aaa : Karls „amsunls arm Ar sohn an numam Ka Kia »dhra Kann Kran Hrn aA rum lan wanra 'nimına warn Ar lacdur ac asarah - Amırs Muir ‚madurd ur am mlısata Azad „rar rhazıa> m\ stodu wann mh Kam naar Kir smadur‘ UN dm as : walln wall LAGER unsar\ „als ! usı ? Ruımamna ’ tod ' Exn.ıo 5 Ausat Sıchau: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch-Turkistan. {‘ ’ # . ls f ’ on 7 De _ N, w er » \ ” r > E e, F 1}; . B dr ner} % u Er Yu a 70 x 2 4 ae ne RE Fa j . on ui “ TE E D ö a f r a A. IE ne s ‘ “ ee . i 2 « PN “ F „ r : 3 ”. r t Ri 4, “% 3 v » ‘ “ ” i u x # “ 4 n N « P Er un 3 4 d * rr iz - “ 4 PRRR.E, ERIE ; ‘ . o , ‘ ne i a ‘ = 4 L Pr x » u B es & 4 D Er . 3 u x rn ji Y i - \ z' A © - 1 ‘ Y a 4 > ” N % e d r f rt “N } 2 ’ va D ‘ \ I ye “ « P { - h “ [ji Y e N i ’ + rn n - > 3 1 ” Pr « Fi g « ‘ i } 4 #i u I ‚* - a en: x or - 4 * F ni 4) # “ aur Li D f ” [} P ... .. . f N ir ur Pr Y =. dl {' « 5 n s ü BR aE 7 - L - - . vo % Y - e i Zu N » . "T h » * ‚) An ’ “ 2 x u { „a u 5 f % . Fr . Ye \ ’ nt „4 2. 4 E " wi ‘ “ - PR A . Be \ h , D x FF) Pr - 1 14, - „si k; j x a z + ei Zu » Ad R v > E f Dam > u 4 & es & « a 2 ya ae vr , ? h [m E — \ 2 1 . nass Ta a Age AA RE 30 y a ’ ‚ fi ; ”A a 4 f a j f kur \ 6 4 Mer N wa. rn r SacHau: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch - Turkistan. 965 mm Miodua io wılka al,> hlah> «m var mawiaa ne ur ml Abu > Lana vo » ala\ sanısı mdus Ar Sn ‚mal>r | > ‚madunı Dioaja mama» ui „aa ıLdr ss Bo etmrna > na mhurn> Dur Fra „aa A‘ wa „Alaar „ u - Se ar) wasar hana Lsh Kim „im = waoi Ar gta Kharid as malısı naar ausa Kur aa „im url = lamana asca dui> imı malıoı Ri 2 Oman... Zweite Seite. Mr „arıe Da air gria ı lar (ermiı Dasar > har * mim ‚At Kara m uiaı m im Kinds sr > dat Ki ‚aan ; To tm nıoı ‚als onları Kia ur Al mim m | u aiva riaaia mi gs rma mi, Kinras Mitar 5 ‚ls onlal wis sm: nama nam au hm e1 wär ‚ala rän Mistan ‚ers Kharı ale) wasar german wird ni läs walr la > mia) Dal, wiawa rin Ir lea Kain » Imslazs - mio = m ‚Als „smur : In sin © em» isal, hair \a win dumdinda Im nun \aisansa haus, > ui 2 .chno haha RN dam nam sr N nam al haaımı ‚Iula Zur Mana) wedurd! „Im N 'IMastımıs ?) Sorte N Kasar Kris As naar YNOT ss ! B Rıstasa ” ‚Jaz.> RTL.) !nıstTm>. 966 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 23. November 1905. rar) Sb ch m sar : ur Bi ‚ars ı nläulmsr MS1 .Kriao sa fuar Kim hlahs Ainwa Aascırdı (!) mal . ahısı\ Aa wis ler Dieser Text ist ein Stück eines nestorianischen Kirchenbuchs, einer Sammlung von Gesängen für alle Fest- und Gedenktage des ganzen Jahres sammt Angabe der Melodien, nach denen sie gesungen werden, und gelegentlichen, auf den Gottesdienst bezüglichen Notizen. Das Blatt ent- hält den Schluss der Gesänge für Weihnacht sar.-sı Kal. und den Anfang derjenigen für das Marien-Fest mi ‚Aht=ı Xür<ı, das am Freitag nach Weihnacht begangen wurde. Vergl. meine Übersetzung von ALBERUNI, The chronology of ancient nations S. 311, 2—8. Jenes von den Nestorianern im fernen Osten gebrauchte Kirchen- buch ist identisch mit dem Codex Mess. orient. fol. 620 der Königlichen Bibliothek zu Berlin, welcher den Titel A = Thesaurus führt. Eine Beschreibung desselben s. in dem Verzeichniss der Syrischen Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Band ı (1899) S. 159--163. Die Identität ist eine vollständige, abgesehen von einem Mehr oder Weniger in der Zahl der Strophen und von solehen un- wesentlichen Differenzen, wie sie zwischen verschiedenen Handschriften eines Werkes dieser Art vorzukommen pflegen. Die in der Photo- graphie und daher wohl auch im Original fehlenden rechtsseitigen Zeilenanfänge der ersten Seite konnten aus der Berliner Handschrift ergänzt werden. Der in der Photographie enthaltene Abschnitt befindet sich auf Bl. 42° 2. 8—42”1. Z. Einzelne Strophen kehren aber auch noch an anderen Stellen wieder, z. B. die Strophe wur A saıT (zweite Seite, 4) auf Bl. 17” und die Strophe st dumärla (zweite Seite, ıı) auf Bl. 33°, 24— 28. Unter dem Text sind einige Varianten aus der Berliner Handschrift notirt. Die syrische Schrift ist ein Estrangelo jüngerer Form, kann aber immerhin dem 10. oder 9. Jahrhundert angehören. Eine solche Alters- schätzung darf indessen nur mit grosser Reserve gegeben werden, weil in abgelegenen Gegenden fern von den Centren des syrischen Volks- und Sprachgebietes zum Theil ältere Buchstabenformen bei- behalten wurden, während sie in ihrer Heimat sich zu jüngeren Formen umgestalteten. Ich halte die Handschrift für einen Palimpsest- Codex. Um denjenigen Lesern, welche sich an der archäologischen Er- forschung Östturkistans und der verschiedenen Schichten seines Volks- thums und seiner Religionen betheiligen, ohne das Syrische zu kennen, eine Einsicht in den Inhalt dieser Blätter zu gewähren, geben wir die Übersetzung der dem Preise der Mutter Gottes gewidmeten Strophen. SıcHau: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch - Turkistan. 967 „Fest unserer Herrin Maria. Hymnus. (Folgen die Anfänge dreier Gesänge.) Was vor dem Herrn dem heiligen (?). Die Mauern des grossen Geheimnisses. Aufgegangen ist das Licht. Aufgegangen ist uns aus Maria, der Messias-Gebärerin, die Hoff- nung der ganzen Welt. Zuerst hat die Wiege ihn getragen, und nun erheben ihn die Cherubim und Seraphim. Aus der Brust hat er ge- trunken, und nun giebt er Leben der ganzen Welt. Es freuen sich die Hirten, die Magier bringen Geschenke, die Engel aber sprechen ohne Rast mit der Stimme des Bekenntnisses: Preis sei Gott in der Höhe, Heil auf Erden und gute Hoffnung den Menschen. (Folgen Gesang- anfänge.) Mit Recht, o Herr, preisen alle Geschlechter die heilige Jungfrau. Denn während das Menschengeschlecht in Irrthum und Sünde des Heidenthums versenkt war, trug sie in ihrem Leibe dich, o Herr, der du ein ruhiger Hafen bist. Niemand ist heilig gleieh dir, der du die Menschen liebst. Lobpreis dir. (Folgen weitere Stichworte und rAc BacınıkAc; vergl. Assemanı, Bibliotheca orientalis III, I, 528.) Die Messias- Gebärerin, die Jungfrau, ist die gepriesene Wohnung des heiligen Geistes, an der der Herr des Universums Gefallen fand, um zu erneuern sein Bild, das verdorben worden war.« Die Berliner Handschrift des Gazzä ist in Assyrien, in einem Kloster in oder bei Mosul 1537 geschrieben. Von Assyrien und Baby- lonien ist die nestorianische Mission ausgegangen. Dass sie die Liturgie und die Kirchenpoesie der Väter auf der grossen Wanderung durch Mittel-Asien unverändert bewahrt und jenseits des Thienschan in un- entwegter Treue gepflegt hat, beweist das von Hrn. von LecoQ ge- schickte Blatt und seine vollständige Übereinstimmung mit der Berliner Handschrift. IE B 7.0.6: Blätter #13, X’Lgsem. Erste Seite. Auarda ra N, m nina! hier rar dan r rund al. aardı „aaa al, > Kan 177 Mua jdn z hlahal nl om, was wlra errcdha hiamıhı ul „laoh znahırı > 968 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 23. November 1905. Ramasa nais \Ndırm inc Kl > Msci Mam aa Kan > ra such z mdaaia m dsara hlahsı mais ee N, u: aslrı war nis la Kaum Hiei> nimsara no Kal : Kamamır Kai: eo GENE vera zu wraim mar his Ahrl ya e) & tal nasar nm «ma tachır? aa za tadmrdı Knaus \u im : mha Kinds narla wharidı Khan hausıı am mar Krim ‚maalı dam amın läası Kharaı m eis Minlısı .Kimas sur = Lin „am urn Zweite Seite. adharmı was amsi + „Im amsi ı drin „nlar r atmna „ira ar Dale u am Ar mind whaahars mar 1» mıara hiso : amlar Kino : nlal mia Mari rn hlahal AEG man Kur haı ar wimass 1 LI Baur als ana (um Aa mir miNa> nr amuas II2ı lan weio Khan naar - ° 15 SıcHau: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch - Turkistan. 969 wrina dimars | ham] wat Khars : Sa has za com as Ali halis nur mals wien was Don Kisaach nam et [LA walaı moara ‚hä ins] Das eingeklammerte ist aus der Berliner Handschrift ergänzt. Dieses Blatt entstammt einer Sammlung von Kirchenliedern. Vor jeder Strophe ist durch die Anfangsworte eines anderen Gesanges die Melodie, nach der sie gesungen werden soll, angegeben, dagegen fehlen anderweitige liturgische Angaben über Zeit und Ort des Vortrags. Bekannt sind die meisten der zur Bezeichnung der Melodie dienen- den Versanfänge, sie finden sich z.B. in der oben genannten Hand- schrift der Königlichen Bibliothek Mss. or. fol. 620: nlıe isr Bl. 5%, 56%, 61%, 67”, 85°. um smar Bl. 49%, 68°. \du urn Bl. 60°. imay auı Bl. 2”, 67”, 609”. weis ah Bl. 54°, 56°. „amlaı am Bl. 19", 20”. onla> dazu BI. 16”, 17", 31%. Dagegen habe ich von den Strophen selbst bisher nur die letzte hs har» gefunden, in der genannten Handschrift auf Bl. 16” Z.16 bis Bl. 17° Z.1. Aus dieser Quelle habe ich den Schluss der Strophe, der in der Photographie fehlt, hier hinzugefügt. Die Handschrift, zu der dies Blatt gehört, ist also ein anderes Exemplar desselben Thesaurus ra, von dem ein Abschnitt in Blatt I vorliegt, und zwar bilden die hier vorliegenden Strophen einen Theil des Kapitels der Weih- nachtsgesänge 10 >sham (s. mein Verzeichniss der Syrischen Handschriften I, S. ı61 Col. r). Die Schrift ist eine sehr junge Form des Estrangelo, jünger als in Blatt I und Blatt III, und kann dem ı1. oder 12. Jahrhundert ange- hören. Auffallend ist mir die Form des He a &, z.B. in Wörtern wie mılıs, mas, mar, „amım. Diese Form wechselt mit der älteren m und dürfte erst auf der Wanderung nach dem Osten ent- standen sein. Von dem Inhalt der Strophen giebt die folgende Übersetzung eine Probe. »Geschickt hat Gott. Nach Nazaretlı wurde geschickt die Harfe, dass sie verkündige das Empfängniss unseres Erlösers. Und den Gruss der Gnade gab er der Jungfrau, wie ihm aufgetragen war: 970 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 23. November 1905. Du wirst empfangen ein wundersames Empfängniss und wirst ge- bären ein wundersames Kind. Es gebietet über die Höhe und Tiefe. U. s. w. Der Herr möge geben (Bezeichnung der Melodie). Am Tage, dla dem Geschlechte der Sterblichen verkündigt wurde die Botschaft der Versöhnung, erhoben sich die Engel in Staunen, da sie lernten las Geheimniss, das verborgen gewesen war, dass die Menschen be- freit werden von der Knechtschaft des Bösen durch den Messias, der aus ihrer Mitte geboren wird. U. s. w. Kommt, lasst uns knien. Bei seiner Geburt lasst uns es anbeten, das Kind von der heiligen Jung- frau Maria. Ein Herold hat über ihn die wahre Botschaft verkündet (tar): Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und gebären, und wir wer- den ihn Emanuel nennen, Erlöser aller Creatur. Gross ist unser Herr. Gross ist das Geheimniss, welches aufgegangen ist aus der Höhe. (So) ruft uns der Bote zu. Ist es doch ein göttliches Geheimniss, dass er unseren Leib erwählt und darin gewohnt und ihn gleich mit sich gemacht hat durch die Theilnahme an seiner Ehre, auf dass er uns würdige der Hoffnung auf ihn in Ewigkeit. Die Hoffnung Aller. Die Botschaft des Friedens hat Gabriel verkündigt der Jungfrau Maria, dass der König Messias geboren wird in der verachteten Wohnung des Geschlechtes Adams. Durch seinen Leib reinigt er alle Makel und durch sein Blut vergiebt er die Sünden. Gesegnet sei der Vater, der seinen Geliebten geschickt hat.« Die metrische Form dieser Gesänge ist complicirt; sie bestehen aus fünfsilbigen, zum Theil auch viersilbigen, siebensilbigen und acht- silbigen Zeilen. Vergl. zum Beispiel die letzte Strophe: 1x4 Silben Er, 4x7 D IX8 » Die achtsilbige Zeile bildet in der Regel den Schluss der Strophe. IN. B 26. Etwa 60 Blätter 22'/,X 14°), cm. Erste Seite. ham) wis aaa ormldr ar Aanı „aamıy Burn nal aan daran atanı aa wilr > musar dus As Aid „aamııı aA. wusirz dus war Arm „amsı maär rn an > han ; SıcHav: Litteratur-Bruckstücke aus Chinesisch - Turkistan. Kasar Tau „aArr „.ammır uma Ass wärt dus artarnı Mar rehaalo Jun ardhı „tn wamısı hrs Khan „am „ON KaIRD ": ana : Ani en N ı „aahäl.n aan m Kür Ku am nat Kan („ha sis Zur lau „am „ aum .amındlaı naar Miu . ramar null Adıs „als Nam ala, u ala aimırdı sc na nass wasi\ Mahn „aahalıs „am I hart „aaalı wei> 7 una \ Aärn ma wis m aa mitm laı Min ammı Karin ann ass RES amı\,> rahzı „aamııı ale as gan str Mad Kmaa ap ven Kimas le jagıı man Na „asıin Kun „Aa RN 2 I „ABsTDaNT was A. Kaser al, Aldr ar mhass na > ellsdn nl aa, Kid RE SENN Nee was arı um „Arc ai ua m Kur aloı Sarı nal sa Kim aa DARr 2.) Zweite Seite. ws aul\ maus nat als ra Kom Jana vun ahıra Kira aları wduma al. ‚1 wdhaalm dus u I „au ihhmı msa „Aräsal Kiar Ram m va. wamı as. 2 Sets Aarkı ‚manas R) ZEN) aarl, air maıı) nn aan $ na was ve Qi Ira in hasısa Kain alar wo una 971 972 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 23. November 1905. Kasar Ian Marfa „aa ı nam auıa ara N oma ‚mazız IE a .mlaısı win As RAY.) hrs „a om uhr ar aim Mans > wiasa Aw Marias mi ed .ma \ (1. alas) mlar oa ‚nat, ao Arge. \\ Kmuma m daun a5 ee ad rain zhrmrd\ gKnuisa Kür mar ma Minzna Mlaanmar Are Zunma : lasına ılanı mlaıza MZalos = lands pelz>=a „lem wor „Amıain zal Kal han al daıdha - ‚mawrdrn ar Aus der Schlussnotiz auf Seite 2, 12 ergiebt sich, dass dieses Blatt ein Theil eines sogenannten Hudhrä ist, eines TTınakiaıon TÜN TÄZE@N KAl KANÖNON TOY KYkrnoy (= hudhrä) mAnTöc To? EnıayTo?, und zwar der letzte Theil eines solehen und der Anfang eines neuen, betreffend die Kirchweih &sarıan. Letztere fand statt am Sonntag zwischen dem 30. October und dem 5. November (s. Chronology of ancient nations S. 307). Kirchenbücher dieser Art, meist sehr umfangreich, sind nicht selten in den Sammlungen Europas, z. B. in denjenigen des Britischen Museums. Sie geben dem Geistlichen alle heiligen Texte, theils voll ausgeschrieben, theils durch Stichwörter angedeutet, für alle heiligen, imm Laufe des Kirchenjahrs wiederkehrenden Fest-, Sonn- und Gedenk- tage Zıtaaı, sammt einer Beschreibung der betreffenden Cultushand- lungen. Die Überschriften der einzelnen Strophen der Propheten, der Märtyrer, der Priester, der Mönche, einer Person N.N., der Verstorbenen, des Kreuzes besagen. dass in der betreffenden Strophe die Vermittelung der Propheten, der Märtyrer u. s. w. für den Sıcuau: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch - Turkistan. 973 Betenden oder die betende Gemeinde angerufen wird. Danach folgt die Beschreibung der heiligen Handlung für die Kirchweih. Die Schrift dieses Blattes ist Estrangelo mittlerer Zeit ohne irgend welche Besonderheiten, älter als diejenige in Blatt I und II. Die Hand- schrift kann im 9. oder 10. Jahrhundert geschrieben, kann aber auch erheblich älter sein. Von dem Inhalt geben die folgenden Strophen eine Probe. Der Propheten (d.h. ein Gebet, in dem die Vermittelung der Propheten für den Betenden angerufen wird). ı. Die Propheten, durch welche der Geist über verborgene Dinge gesungen hat, Würdige uns neben ihnen, dass wir Gloria singen im Himmel- reich. 2. Die Propheten, welche unter ihren Geheimnissen eine neue Freudenbotschaft verkündigt haben, Mögen dir, o Gott, zureden, dass du uns rettest vor Gehenna. Der Märtyrer. ı. Märtyrer, welche harte Qualen von den Verfolgern erduldet haben, Durch eure Gebete wird Friede herrschen in den vier Seiten (Weltgegenden). 2. Die Märtyrer, welche dein Wohlgefallen erlangt haben durch die reinen Opfer ihrer Personen, Sie werden für uns Anwälte sein am Tage deiner Offenbarung. Der Priester. 1. Keusche Priester, welche die Welt durch ihre Lehre erleuchtet haben, Durch eure Gebete werden wir am Auferstehungstage der Gnade gewürdigt werden. 2. Gesegnet sei, der euch erwählt hat zu Hirten über seine Ge- meinde, Auf dass ihr sie vor Schaden und Vergehen behütet. Jede Strophe besteht aus vier Langzeilen von je 12 Silben (Metrum des Jakob von Serügh). IV. Bag. Ein Blatt. 31x20 cm. Dies Blatt, zur Zeit ein Unicum seiner Art, enthält 32 Zeilen in syrischer Estrangelo-Schrift, welche zum Zweck der Wiedergabe einer dem Syrischen stammfremden Sprache um ein neues, aus dem .a ab- geleitetes Zeichen & vermehrt worden ist. 974 Sitzung der philosophisch-historischen Classe. vom 23. November 1905. Dies Zeichen ist bekannt aus den nestorianischen Grabinschriften aus Semirjetschie in Südsibirien (vergl. D. Cuworsox, Syrisch - Nestoria- nische Grabinschriften aus Semirjetschie, St. Petersburg 1390. 1897). Eine deutlich erhaltene Form desselben findet sich z. B. auf Tafel I Nr. 75,2 in dem Namen Ayzaa. Es bezeichnet einen k-Laut be- sonders in nichtsyrischen Eigennamen und erscheint in Verbindung mit der dumpfen Vocalelasse der turkotatarischen Sprachen. Ich füge hinzu, dass die Schrift unseres Blattes viel älter ist als diejenige der genannten Grabinschriften, welche der Zeit von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts entstammen. Dasselbe Zeichen findet sich ferner auch in Denkmälern, welche zeitlich unserem Blatt näher stehen als die Grabsteine aus Semirjetschie, in der von FrIEDrIcH MÜLLER enträthselten syrisch-manichäischen Schrift (vergl. Handschriften-Reste in Estrangelo-Schrift aus Turfan, 1894, von F. W.K. MüLrer, die Schrifttafel S. 5). Das Blatt hat demnach drei k-Laute a, a und &. Das letztere entspricht möglicherweise dem 7 des Neupersischen. Ob sich in einigen undeutlichen Stellen noch weitere für besondere Zwecke adaptirte oder neu erfundene Zeichen verbergen, mag künftiger Forschung vorbehalten bleiben. Ein .\ 9 findet sich auf diesem Blatt nicht, und das » h kommt nur in dem Fremdworte sax> vor. Die Vocal- und Inter- punctionszeichen sind die in nestorianischen Handschriften üblichen. In dem folgenden Text bezeichnen die Zahlen über den Wörtern die Zeilen, in denen dieselben oder verwandte Wortformen vorkommen. 8. 14. 32 8. 15. 25 2.3 u.S.w. 24. 14.16 7. 30 3.14 u.5.W. 2.5u.5.w. ? aal=ı SAın Ir es wur Ayı= Ara us eo as ‚2 Sesaljare 32 32.8? 3.8. 9.15. 24 25.32 L\ar Is a >D EN En a Ir Ana nmwaar LO sr wardaı Are sau -_e Aus ‚on Ama es ja io N,säresh Ber. 6.9.14. 14. 6.12.13. HaST9.ELS 20.26.31.32 15. I6 9. 11.30 1a Ar Aartart al, aa Za,i 1a ur in’ „jo anzu omlsia L 15.15. 16. 12. 2I ? 7. 20. 29? Ra ar »o Kin Anraz ai ja el ans a „ar „nlamıı IO. 10. 22, 26.29. 30 10, 16. 30 urke I radurk vis ao »o seh air dann can sn m EA) REN Nas Aareası air an ua Kr Ara Team 11. II. 16. 18. 21. 20? ‚La tan a nn and a,>3 Ndan I. kan Aırzare ae Sacnav: Litteratur - Bruchstücke aus Chinesisch - Turkistan. 975 26. 12? 15.15, 16 10 4 naja Ania sr are star an aturi Munie uniau o 18 Ira 3 ee. Ar 2 sch wa Ne N Tino.a ac a es so a Arc ann Aal Nat Ava ar „0 \.inar as ads ana Ara0 ir’ intmai Sen Atas » „ma ala Amimsär inisai No ER as ja \ua in Aura \nıwar : are re 3a ar ass muta „au\ are \ıs Ser % seat an N Do an Aa a so ia Knien 1a Minen na ymala 5 Isar ja Iran, Aare ind Kira ja \ılamır „0 \zı za Nas 3a 16 EN \ ira ja Are rin ja Ar Sram ia Yas Ya warla so Yeıra ı en ee ei 5 IQ. 26 A,rara Sram „ua 1% a 3 Se ee 13 a" Re „.>a Ja artartı 19 a 33 „a ia ur ATEN N zorar „ua \rastrza sa Ar a N anal a ea Nrirne \ rare aa ini __ ea \aıe\a> Sa IS alar \o Sue arm Ar... air a eh ER „Do ‚> As Nr 2 .dum -_e Sum du siai\ti ao al. rail 13.3 ar „iA 23 jal\>a ER oe m ars HLıo Alu ara Ar Alla \a Pr „D in ar "dan a Er DR, ia al Aw \,o > nur Aa »asja Tnan al, „> Aan z nu. Far Ian 5 er A,waa a Ar miir wlan us zltamım ja rt amd. law 27 Fan 4 a\,03 mtr BEN izamı\, „7,0 Aiaı »D nn Ars ira „seh a 28 976 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 23. November 1905. Ber Tan Aırar a ia sa sindrco Anasız res aa .n AT ar Nana Ar ah mi jardı Duntaunian ‚arm anduaas a aa A... wen 21 __ eg Amir una ja Alla la aurkgurca ‚se ala mn ‚ar \yıa jarcı a insam Die Sprache dieses Blattes ist nach meiner Ansicht ein Dialekt des eranischen Mittelalters und, nach der Provenienz zu urtheilen, ein Dialekt des fernsten Ostens des eranischen Sprachgebietes. Sie berührt sich nahe — und ist vielleicht identisch mit demjenigen Idiom, von dem Frieprıcn MÜLLER in den Abhandlungen unserer Akademie 1904, S. 96 bis 103 aus manichäisch geschriebenen Blättern einige Proben mit- | getheilt hat.‘ Pnemjk (26) ist schwerlich etwas anderes als pandamik — der fünfte (M. S. 98). Zprt (23) ist identisch mit zapart = heilig I in zapartvdkh$ (heiliger Geist, M. S.ıor). Vergl. zpryjä Z. 3 (= Heilig- keit?). Das Wort nmde (20) ist = neupersischem }&k Gebet, und spds (19. 27) ist = ‚rL Lobpreis. Zdwr (8. 30. 32) ist = 35 die Kraft und pr smäncik zdwr (32) kann bedeuten auf (durch?) göttliche Kraft. Z.1 »2 = ki M. 97. = Ye can M. 98, jan M. 100. Ir = MEOTT- aul,>ı steht überall vor ‚. Der zweite? Ebenso stehen ua 20, > ua 7 und murius 24 vor dem- | selben Worte. | 2.3. 0 = Kl M.007. 33 = par- M. 07.7103. 2.4 ur. = cädnu (wie) M. 99. 1.6 3A = khadiy M. 97. 103. Z.8 „ua —= vini M. 97. Z. 20 sa = vani M. 103. 24 Burns der zwölfte? .27 mZıanna. Zusammenzustellen mit vispü M. 97? 25 „ala. Etwa zu combiniren mit pataxa (zus \,a, ‚pteask)? 28 A,r> = bät M. 102. Eine Endung, Suffix der Flexion oder Wortbildung liegt vor in Ira ua 29 und acc ı verglichen mit a. la 7, in \arcan 7 verglichen mit „an 2. Vielleicht ist mit diesem XL und nn ! Ich eitire diese Abhandlung mit M. Sacaauv: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch - Turkistan. 977 >\, die Endung —ı\,, falls Zu ır, ma verberge. Wahrscheinlich ist indessen Auserunt's Nach- richt mit der Überlieferung über 2; (Assemanı: Barsabas) als den ersten Bischof von Merw zu combiniren (vergl. Mari’s Amri et Slibae de patriarchis Nestorianorum commentaria ed. Gısmonpı I S. 26. 27 und G. Westpmat, Untersuchungen über die Quelle und die Glaub- würdigkeit der Patriarchenchroniken des Märi S.ı13. 114). Die beiden Schreibungen L*, und L&, gehen auf dieselbe Namensform l», zu- rück, indessen die Lesung Barsabbä empfiehlt sich schon dadurch, dass der Name in der Apostelgeschichte vorkommt. 37J Das panhellenische Fest und die Kultlexende von Didyma. Von Prof. Dr. RupoLr HrErzoc in Tübingen. (Vorgelegt von Hrn. von Wıramowırz- MoELLENnDorFF am 9. November 1905 [s. oben S. 895].) Ba den Ausgrabungen im Asklepieion von Kos wurde am 6. Okto- ber 1904 in einem Gemach der Östhalle von Terrasse I (vgl. den Plan Archäol. Anzeiger 1905, S. 3) eine Marmorstele mit Inschrift auf der Vorder- und Rückseite lose in der Erde gefunden. Sie war vorher verbaut gewesen, wie Mörtel- und Stuckspuren auf der Rückseite zeigen. Noch früher war die Rückseite zur Anbringung einer von unten nach oben roh eingehauenen Weihinschrift des 2. bis 3. Jahr- hunderts n. Chr. verwandt worden, der die ursprüngliche Inschrift bis auf die drei ersten und Anfang und Ende der übrigen Zeilen zum Opfer fiel. Die Stele ist 122 cm hoch, 45—50 em breit, 7.5—8 cm dick. Die Buchstaben sind 1.2— 1.5 em hoch. Die Vorderseite ist auf S. 980 abgebildet. Der unbeschriebene, mit gerauhtem Spiegel versehene Absatz unter dem Kymation findet sich ebenso auf Asylieurkunden des As- klepieions (um 250 v. Chr.). Der Text der Vorderseite lautet: 980 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 23. Nov. 1905. — Mittheilung v. 9. Nov. R. Herzoc: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. Io 20 25 30 40 "Em "ImokpArterc MHNnöc APTemirtioy. *Eaoze TAI BovAÄı Kal TÖI AAMUI, FNOMH EITICTATÖN’ "HPAKAEWTHC Nionvcoawroy einen’ "Erreian To? AH- MOY KATÄ TÄ TÄTPIA TAC TE TIANHTYP- PEIC KAl TOYC AFT@NAC CYNTEAOYN- Toce en Aıaymoıc TOI Arönnonı TÖI Al- AYMEI TÄC TE TIÖnEWC Kal TÄC xWPAC KABIEPWEEICHC AlA THN EN TÖIAE TÖI tonwı AHToFc Kal Aldc MEIEIN KAl TÄC TO? BEOF MANTEIAC, EE ON EoNH TE 0Y- K ÖnIrA Kal TIÖNEIC KAl TON BACIAEWN Ol TETEYXÖTEC TON MEFICTWN THÄC TAPÄ TO? 8E0Y CYMBOYNIAC THN TE KABI- IEPWCIN KAl THN ACYAIAN ANHFÖPEY- CAN ATTAPAKAHTOI AYTOI, TÖI TE BEWI KAl TÄaı Töneı TÄN AZIAN TIEPI TOYTWN ATIO- NEIMANTEC XÄPIN, TIPOCHKEI AC TÜI AH- MwI TIPACCONTI TOIC EZENHNEFMENOIC XPHCMOIC AKÖNOYSA TON TE ATÜNA TIGE- NAI TON AIAYMEIWN CTESANITHN KAl ToYc ”EnnHNAC EIC TAYTA TIAPANAMBA- NEIN, KOIN®DN TON EYEPFECIÖN EIC TIAN- TAC AYTOYC YTIÖ TO? 8E0? TETENHME- NWN’ AcAÖXBeAl TÄI BoYAHı EnEceAl TIPEC- Bevytäc tiPöc Kwioyc »InoYc Kal CYMMA- xXoYc YITÄPXONTAC TOY AHMOY' TOYC AL Al- PEBENTAC ABIKOMENOYC AÄTIOAOTICACEAI TIeEPl TÖN AIA TO? MANTEIOY TEFONÖTWN TOIc BAcıne?cı Kal Tolc Annoic "EnnHcı KAl TIEPI TON YITÖ TO? AHMOY TIETIPATMENWN eic AYTOYC EYEPFECIÖN, KAI TIAPAKANEIN KAl ÄEIOYN, BEWPOFNTAC THN TIPOAIPECIN An 6 AAMocC AlIA TIANTOC TOT XPÖNOY AIATE- NEI TIOIOYMENOC TON KATÄ TOYC ÄTWNAC ENAOEWN, KAl AYTOYC AKÖNOYOA TIPÄEAN- TAC CYNAYEÄCAI TÄC TE TO? 8E0Y TIMÄC KAl THN TO? AHMOY TIEPI TAYTA CTIOYAHN KAl ®INOTIMIAN, ÄTIOACZAMENOYC TON ATONA CTESANITHN KAl TAZANTAC ToIc nıköcı TIMAc üc Merictac, elaöTalc öTı 6 AAMocC EYXÄPICTOC WN meipAce TAI 981 982 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 23. Nov. 1905. — Mittheilung v. 9. Nov. CYNANTÄN AYTOIc Azlwc TAc eic |TO eelon evcegelac Kal TAC TIPöC THAN TIÖRIN 4s eynolac. TIpecseytal Älp&eH|can Anmoceenne "Errinoy Cimoc Arıclt-. Bei dem so schwer verstümmelten Text der Rückseite habe ich eine Ergänzung nur so weit versucht, als die Reste den allgemeinen Sinn zu sichern schienen. Einen weiteren Anspruch macht sie nicht. "Em @ıninoY NOYMHNIAI MHNÖC YAKINBIOY. "Eaoze TAI BoYnÄl KAl TÖI AAMWI, TNW- MAI TIPOCTATAN. "ETIEIAN TOI BeWPol TO) TIA- PArEnö[menoı mapA| MinHcion $lawN EYN- s TWN [Kal cYMmmAxWuNn Em TÄN TON Alalyme- wn? [emarrenlan mori TÖ mAleoc? [ejmen- sön|Tec Er TÄN BOYAÄN Kal TON AAMo|N Kal moin|cAmenoı ANÖFOYC TÄN TE oılalan €- NEGA[NIZAN Kal ATTEAOTIEANTO TÄ| AcA0- zo rmelna MinHcioic Trepi TE TAn| evclılan? An |eyntene9nti To Arönnun|| Kal TON & Ara[non OYc TIPOAIPEFINTAI AYTOı TIele- men [cTesanitac' TYxaı TAı| Arlasaı,| ae- aöxelaı - - - = = -Jcofaı TJAn Is AN SE EEE SEES ZA ARE ne EEE TON | Stmole - - = = = 0-0 = = NO | Mein. „= Je en a ee in 20.10 mer ln Due 2 ec, AQr ehlmen Ec ATIAPxÄN TÖI eewı HP Tolc| ÄlpH- ME[noıc eewPoic? Ec TAN TIANATYPIN| TON Aılvmeion - - - = - Mınluci- or|o®: == 0) = 2 So Sa ss crAaale - - - = = = = Ana DPA = = = === = TÄN A& rılno- MEN|AN Ec TAYTA AATIÄNAN TEICÄNTW TOI XI- Piz[ontec TÄN AloIKHcIN? T@N TOY seo?] xp[HMATON ?]. Entsprechend der stattlichen Größe der Stele sind die beiden Ur- kunden mit peinlicher Sorgfalt und großer Feinheit eingegraben in einer scharf ausgeprägten Hand, die ich unter den im Asklepieion gefundenen Inschriften sonst nicht nachweisen kann. Ihre Eigentüm- R. Herzog: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. 83 lichkeit zeigt sich hauptsächlich in der Verlängerung der Buchstaben PY® nach unten. Auch das ı steht oft nach oben oder unten über. aber nicht so stark. Diese Manier des Steinmetzen würde, allein be- trachtet, das Alter der Inschriften herabsetzen, wenn nicht alle übrigen Einzelheiten (ATOETMEZ) und der Schriftcharakter im ganzen in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. weisen würden, d.h. zwi- schen die zeitlich festgelegten Gruppen der Asylieurkunden (um 250, Schriftprobe Athen. Mitteil. 1905, Taf. VII) und der mit dem kreti- schen Krieg zusammenhängenden Dekrete (um 200, Beiträge zur alten Geschichte II, 316ff.). Die Arbeit des Steinmetzen ist revidiert worden. Zweimal ist die Verdoppelung bei der Silbentrennung (vgl. CROENERT, Mem. Herc. S. 10?) verbessert: Z. 5/6 manHryplpeic durch Rasur des ersten P, Z.14/15 «aeılıerwcın durch Korrektur in E und dann Rasur des zweiten I. Auch die Verschreibung £Eaeceaı Z.25 ist durch Rasur in Enecea verbessert. Die Orthographie ist im ganzen milesischen Dekret normal. Abweichungen finden wir nur in dem koischen Re- gistraturzusatz zu demselben', Z. ı “ImokrAtevc (eine bei Namen mit inmoc häufige Schreibung) und im milesischen Protokollzusatz Z.45 AıpeeH[can], Mischform aus dorisch Aıpesen und Koine Hır&eucan. Im koischen Dekret fallen zwei Abweichungen auf, Z. 2/3 rnömaı TIPOCTATAN (vielleicht als Dativ statt des üblichen Nominativ aufgefaßt?) und Z. 27/28 xılepır-, was doch wohl zu xeıpirw gehört. Das mahnt uns, die Aufzeichnung nicht zu hoch ins 3. Jahrhundert hinaufzurücken, wenn sich auch schon im Asyliebrief des Ziaälas (Athen. Mitteil. 1905, S.ı72ff., 2.50) die Form Ymein findet. Grammatisch wäre anzumerken das Anakoluth des Motivsatzes, dessen erste Hälfte kein Verbum finitum hat. Die unmögliche Zu- sammenstellung der beiden Genitive Z. 13 f. kann dem verlangten Sinn entsprechend geheilt werden durch Einsetzung eines Wörtchens Tün BACINEWN Ol TETEYXÖTEC TON METICTWN (AIA) TÄC TIAPÄ TO? 8E0% CYMBOYAlAC oder einfacher nach Hrn. von Wiıramowırz durch Umstellung TarA TÄc ToY eeo? cymsoynlac. 2. 33f. ist mroAlpecıc konstruiert wie TIPÖNOIA. Eine genauere Datierung der Urkunden ist leider aus den drei darin genannten milesischen Persönlichkeiten zur Zeit nicht möglich. In den bisher bekannten milesischen Urkunden kommen sie nicht vor, und weder HaussouLLier aus den unedierten Inschriften von Di- dyma noch Renm aus denen von Milet konnte mir auf Anfrage einen von ihnen nachweisen.” ! Die milesische Datierung fehlt leider. Vielleicht hat sie der Steinmetz über der koischen vergessen. ?2 Der Antragsteller *HrakneotHc führt als Namen das Ethnikon der befreundeten Nachbarstadt Herakleia am Latmos. Sein Vatername Aıionycöawroc erscheint später 984 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 23. Nov. 1905. — Mittheilung v. 9. Nov. Einen besseren Anhalt ergeben die koischen Eponymen, die am Kopf der beiden Urkunden stehen, wohl direkt aufeinander folgend, “InrrokpAtuc und ®ininoc. Beide erscheinen als Eponyme (mönapxoı) von Kos auf einem Geburtsregister der Teilhaber am Kult des Apollo Dalios auf Kalymna, das um 225 v. Chr. angelegt worden ist (Dialekt- inschriften III, 3593).' Nach demselben sind zwei Frauen (Z. 20. 57) geboren Em “ImmorrpAtevc, ein AnHBoc (2.90) emi ®ıninov. Das würde auf die Zeit von 245 bis 240 führen. Dieselbe Datierung ergibt sich aus dem Inhalt der milesischen Urkunde. Wie sich zeigen wird, ist mit den Worten T@n BAcınewn ol TE- TEYXÖTEC TON MErTIcCTWN KTA. Vor allem auf das Haus der Seleukiden hin- gewiesen, daher kann der Anstoß zu dem Beschluß nur unter ihrer Oberherrschaft gegeben worden sein. Wie steht es damit im 3. Jahr- hundert? Das erste Viertel ist durch die äußeren Merkmale der Ur- kunden ausgeschlossen. Im zweiten Viertel kommt die Stadt unter die Oberherrschaft Ptolemaios’ II. (um 275 nach HaussouLLier, a. a. O. S. 69 und Berocn, Griech. Gesch. II 2, 271£.). Sie wird abgelöst durch die Tyrannis des Timarchos, die bis nach 259/38 dauert (HaussouLLier S. 70—74). Durch den Befreier, Antiochos II., der dafür von den Milesiern ®eöc genannt wird, wird Milet wieder seleukidisch und bleibt es noch unter seinem Nachfolger Seleukos I. Kallinikos, bis diesem im Bruderkrieg, nach 239, lonien entrissen wird. Damit beginnen die Wirren in Kleinasien, während welcher die Seleukiden und Milet an keinen solchen Plan denken konnten. Sie dauern bis zum Jahre 200 (HaussourLier, Chap. VII und VII. Beroca II 2, S. 277). Somit bleibt ein Spielraum von 20 Jahren, zwischen 259 und 239. Auch dieser Spielraum wird durch die weitere Erklärung der Urkunde auf die Anfangszeit der Regierung Seleukos’ II. verengert werden, d.h. auf die Jahre 246 — 240. Dieser Ansatz der Urkunde muß sich mit der Frage auseinander- setzen: Was wissen wir sonst über die Didymeia? Die erste Er- wähnung der Didymeia ist durch eine nicht zu beanstandende Er- gänzung hergestellt in der Demodamasinschrift (Or. Gr. Inser. 213, um die Mitte des ı. Jahrhunderts v. Chr. bei einem Eponymen (HaussouLLirr, Etudes sur l’histoire de Milet S. 252, BZ.5). Der Name des einen Gesandten, Cimoc, er- scheint bei einem milesischen Münzbeamten zwischen 250 und 190 v. Chr. (Cat. of greek coins in the Br. Mus. Ionia, S.193, Nr.98) und nach 190 (ebenda S.196, Nr.128), der des anderen AhmoceenHhc auch zwischen 250 und 190 (S. 194, Nr. 108). Hier darf man vielleicht Identität annehmen. ! Daß die Eponymen dieser Urkunde die koischen Monarchen sind, ist von Paron, Inser. of Cos S. 352 ff. erwiesen und gegen den Widerspruch von Scrınzı, Kalymna, Atti del reale Istituto Veneto LVIII S. 226ff. durch neue Zeugnisse, auf die hier einzugehen zu weit führen würde, bestätigt. Dasselbe gilt von der Datierung. R. Herzog: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. 985 HaussouLLier S. 35) Z. 37, also vor 293. Es ist aber aus der Stelle nicht zu entnehmen, daß es sich nicht um das lokale, alte Fest handle, auf das unser Beschluß Z. 5f. Bezug nimmt. Anders steht es mit der Inschrift MıcneL 197 (Inschr. v. Olympia 39), in welcher die Eleer über ein Ehrendekret für Demokrates von Tenedos bestimmen, örwp aoeAı Top seAPolp TOoIP Em MinHTON ATIOCTEANOMENOIP TIOTI TÄN OYCIAN KAl TON ATÖNA TON Aravmeion. Das setzt natürlich das panhellenische Fest voraus. Leider ist der Sieg des Demokrates im Ringkampf in Olympia und der Bildhauer Dionysikles von Milet, der seine Siegerstatue ge- ınacht hat (Pausan. VI 17, 1), noch nicht datiert. Nach Schriftzeichen und Sprache hat MıcneL die Inschrift in die Mitte des 4. Jahrhunderts, DiTTENBERGER und HaussouLLuier (S. 46°) in die erste Hälfte des 3. Jahr- hunderts gesetzt. Mir scheinen die Schriftzeichen nach dem Faksimile ein Herabsteigen bis um 240 durchaus zu erlauben, wie es durch den Ansatz unserer Inschrift geboten ist, in das 2. Jahrhundert aber zu verbieten. Nun kann der Inhalt der Urkunde eingehender betrachtet werden. Gegenstand des Beschlusses ist, was aus Z. 20ff. zu entnehmen ist, die Verwandlung des alten (einfachen und lokalen) Agon'! in einen Kranzagon und die damit aufs engste verbundene Ausdehnung der Einladung auf alle Griechen, d. h. die Erhöhung des Festes auf den Rang der panhellenischen Nationalfeste” Der Kranz ist, wie wir von Magnesia her wissen, an Stelle des Geldpreises getreten.” Genauer ist der Rang nicht angegeben (als iconymmoc, icoryeioc oder icon&meoc), ebensowenig die Periode und die Art der Spiele. Es wäre von Interesse, die koische Antwort vollständiger zu kennen. Sie scheint nicht übermäßig zuvorkommend gewesen zu sein. Das zeigt sich darin, daß sie erst im folgenden Jahre vom Ratsausschuß, also ganz geschäftlich, abgefaßt und bedeutend kürzer ist. In den Beschluß von Z. 14 an lassen sich nicht viele Komplimente und Zusagen hinein- konstruieren. Aber zusagend war sie jedenfalls, denn wir finden die Koer im ı. Jahrhundert v. Chr. mit einer Festgabe in der üblichen Gestalt einer silbernen Schale von 100 Drachmen in den Inventaren von Didyma (HaussovLLier S. 209, Nr.19, Z.8. S. 228f. 233£.). ! Der Gegensatz liegt natürlich nicht in KATA TA TIATPIA, vielmehr ist die Heili- gung der Stadt und die Erhöhung der Spiele der Lohn für die sorgfältige Erfüllung der Vätersitte, die namentlich Delphi beständig predigt. Diese Worte müssen gewiß auch in den delphischen Sprüchen für Kyzikos, Sylloge 791, Z. ı oder 2, und Dialekt- inschr. 2970 ergänzt werden. ®? Natürlich blieb ein großer Abstand zwischen den vier altheiligen National- festen und diesen neuen panhellenischen. ® Inschr. v. Magn. 16 (Sylloge 256), Z. 22f. Are Kal TÜN Annan ATON@N THN APXHM MEN EIT" APFYP@I TEBENTWN, XPÖNWI AE YCTEPON AlA XPHCMOYC CTESANITÖN TETONÖTWN. 986 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 23. Nov. 1905. — Mittheilung v. 9. Nov. Der hauptsächlichste Nebenzweck, den wir sonst bei der Stif- tung oder Erneuerung von Festen höheren Ranges erstrebt sehen, die Garantie der Asylie für das Heiligtum oder gar für Stadt und Land, ist für das Didymeion und Milet schon vorher erfüllt, muß also den Einladungen nicht mehr als Bitte zugefügt werden, steht aber doch im engsten Zusammenhang mit ihr. Die Einrichtung des Kranzagons erfolgt auf die xpucmoi (Z.19f.) hin, zu denen eben auch einer über die Heiligung und Asylie gehört.‘ Ein Spruch des Gottes muß ja doch den Anstoß gegeben haben zu der »freiwilligen«, d.h. nicht direkt durch die Milesier erbetenen Erklärung der Heiligkeit und Asylie von Stadt und Land durch die dankbaren Kunden des Orakels, Könige, Städte und Völker (2. S—ı3). Als Motive für dieses Entgegenkommen werden sakral die Kultlegende des Heiligtums (Z. gf.) und die man- tische Tätigkeit des Gottes (Z. ı1) genannt, politisch die Wohltaten Milets (Z. 17. 31f£.). Von den Beziehungen der &enH Te oYk önira Kal möneıc zum Orakel von Didyma erfahren wir auffallend wenig, und nichts vor der Zeit unserer Urkunde.” Bei den Königen werden wir auch nicht an die Perser” oder an Alexander denken, den der erste Spruch des neu erschlossenen Orakels begrüßte.” Die Worte Tün merictwn TETEYXÖTEC weisen aufs deutlichste auf das Haus des Seleukos, das dem Rat des Örakels von Didyma Marschallstab und Königskrone dankte.’ Dafür hat er als König das Orakel von Didyma zu seinem Haus- orakel gemacht und das Band, ohne Zweifel mit Hilfe des Orakels, dadurch verstärkt, daß er den Apollon zum APpxHröc To? renovyc AYTo?F erklären ließ.“ Unter seinen Nachfolgern ist dies zum Dogma ge- worden.” Antiochos II. hat durch die Milesier, vielleicht durch den ' Ein genau entsprechendes Bündel von Sprüchen des Trophonios-Orakels von Lebadeia für die Ptoia von Akraiphia ist im Wortlaut erhalten, Sylloge 557 II, Del- phische Sprüche für Kyzikos Sylloge 791 und Dialektinschriften II 2970, sonst sind delphische Sprüche zitiert in den Asylieurkunden, wie z. B. für Magnesia (Kern, Magnetische Studien, Hermes 36, 492). ® Vgl. darüber HaussouLtier S.223 fl. ® Vel. HaussoutLier S. 268; Sylloge 2. * HaussouLLier S. XX Nr. X. ° Haussourtier Nr. NXXI—XNXIV S.125f. Ich möchte doch den Spruch mA erreYa’ EYPürthnae mit dem klaren Wortlaut Appians um 330 setzen. Der junge Offizier hat das Orakel gefragt, wie Xenophon in ähnlichem Fall hätte fragen sollen (Xenoph. Anab. II, 1, 7). © OGl 212,13 f. = HaussoutLier S.62. Er geht S. 126 zu weit in der Leug- nung der Mitwirkung der ersten Könige bei diesem Stammbaum. Vgl. auch unten S.992 Anm. 2. ” OGI 219, 26 (Antiochos 1.). 227, 6 (Seleukos 11.). 237, 5 (Antiochos III.). Haus- SOULLIER S. 126 (Antiochos 11.). Inschrift von Xanthos unten $.988 Anm.2 (Antio- chos 111.). R. Herzog: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. 957 Mund Apollons, für die Befreiung vom Tyrannen Timarchos den Bei- namen ®eöc erhalten." Sein Sohn Seleukos II. nimmt auf alle diese Orakelsprüche im Dienste seines Hauses Bezug in einem in Didyma aufgestellten Schreiben an die Stadt Milet aus dem Anfang seiner Regierung, das zur Er- klärung unserer Urkunde so wichtig ist, daß ich es im Wortlaut her- setzen muß?: Bacıneyrc Cenevykoc MinHcion TAI BoYARIı Kai TOI AHMwI XAlPEIN. TOM TTPOTÖN®N HMÖN KAl TOY TITATPOÖC TIOANÄC KAl METÄNAC EYEPFECIAC KATA- TEBEIMENWN EIC THN YMETEPAM TIÖNIN AIA TE TOYC ETAEAOMENOYC XPH- CMOYC Ek TOoY mar YMIn Tepo? TO? Aıaymewc ÄTIönAWNOC Kal AlA THN TIPOÖC AYTON TON 8EON CYTTENEIAN, ETI AC Kal AlA THN TOP AHMOY EYXAPICTIAN ÖPONTEC Kal AYTOI EK TE TÖN AAAWN TON TIETTONITEYMENWN YMIN AlA TIANTÖC TOY XPÖNOY TIPOC TA HMETEPA TIPÄTMATA, TIAPABENTWN HMIN TOM TIA- TPIKÖN ®IAWN, KAl EK TOY ATIOAOTICMOY 0Y ETIOIHCANTO | nAYKITToc Kal Alö- MANAPOC Oi TIAP” YM@N KEKOMIKÖTEC TON TEPÖN CTESANON TON EK TOY AAYTOY Öl ECTESANWKEI HMAC Ö AMMOC, EINIKPINÄ KAl BEBAIAM TIOIOYMENOYC YMAC TIPÖC TOYC ®InoYc ATIÖAEEIT KAl MEMNHMENOYC WN AN EY TIÄCHTE, ÄTTEAEzAMEBA TÄN r L EIC EITIBANECTEPAN AIÄBECIN ÄTATEIN Kal TA TIAP’ HMON| eInänerwTaA, Em ale AlPECIN KAl TIPOEYMOYMENOI KAl EN TOIC METICTOIC HFOYMENOI |KAI KAANICTOIC, TOYTOoIC --. Damit bricht die Inschrift ab. Welchen Gnadenbeweis kündigte der junge König seinen lieben getreuen Milesiern an? Was er in den- selben Jahren den Smyrnäern zur Belohnung und Stärkung ihrer Treue gewährt hat, erfahren wir aus zwei Inschriften: OGI 228, 2 ff. ee) BAcıneYc Cenxevrkoc Bacınewc ÄNTIOXOY ÄTIOCTEINAC TPAMMATA TIOT| TÄN TIÖAIN (Delphi) Azıol T6 Te iepon TO TAc Aspoaitac TÄc CTPAToNIKlAoc Kal TAN TIÖAIN TON CMYPNAIWN TEPÄN KAl ÄCYAON EIMEN, AYTÖC TIPÖTEPON TIETIEICMENOC TÖI TO? 8E0% XPHCMWI KAl TIETIOIHKWC A KAl TÄN TIÖRIN Azıol, KTA. OGI 229, II AIö Kal 5 Bacıneyc CenevKoc ... ErPAYEN ... Kal TIPÖC TOYC BACINnEIC KAl TOYC AYNACTAC Kal TÄC TIÖNEIC KAl TÄ EONH AZIWCAC ATIOAEZACBAI TÖ TE fepön TAc CTtPpAatoniklaoc AsPoAITHc ÄcYAoN EINAI KAl THM TIONIN HMON TEPÄN KAl ÄCYAON.” Es ist klar, daß Seleukos den Milesiern noch eher als den Smyr- näern diese Gunst erweisen mußte wegen des Orakelgottes und seiner eyrreneıa mit ihm. So ist die Vermutung gewiß nicht zu kühn, daß der weitere Inhalt des Schreibens an Milet aus den Smyrnäischen Ur- ! Haussouruier S.72ff.: »Pour Antiochus II, on peut sans teınerite supposer qu'il s’adressa a l’oracle de Didymes, pour faire proclamer par le dieu me&me sa filia- tion divine.« 2 OGI 227 = Haussoutrier S. 114 ff. ® Vgl. Haussoutier S. 118 fl. 988 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 23. Nov. 1905. — Mittheilung v. 9. Nov. kunden zu ergänzen ist', und daß unser Beschluß die direkte Folge der königlichen, durch die milesischen Huldigungsgesandten angeregten Initiative darstellt.? Nun können wir auf den wichtigsten Punkt der Urkunde ein- gehen, die neue Erkenntnis, die wir ihr verdanken. Es ist die Grün- dungssage des Heiligtums von Didyma: Al TAN EN TOIAE TÖI TOnwı AHtosc Kal Aıöc melzın. Solche Legenden wurden auch sonst, wenn sie eine emioAneia der Götter am Platz bezeugten, als Rechtstitel für die Asylie verwendet, denen mehr Gewicht beigelegt wurde als den Urkunden der Menschen. Klassisch ist dafür das Beispiel von Ephesos, das am besten das Verständnis für Milet vermittelt, Tacitus Ann. III 61: Primi omnium Ephesü adiere, memorantes non, ut vulgus crederet, Dianam atque Apollinem Delo genitos: esse apud se Cenchreum amnem, lucum Ortygiam, ubi Latonam partu gravidam et oleae, quae tum etiam maneat, adnisam edidisse ea numina, deorumque monitu sacratum nemus, atque ipsum illice Apollinem post interfectos Cyclopas Jovis iram vitavisse. mox Liberum patrem, bello vietorem, supplicibus Amazonum, quae aram insiderant, igno- visse. auclam hine concessu Herculis, cum Lydia poteretur, caerimoniam templo, neque Persarum dicione deminutum ius; post Macedonas, dein nos servavisse. Die Priesterschaft von Ephesos setzt sich also, um ihre Interessen zu vertreten, in schärfsten Gegensatz zu Delos. Der einzig echte Gna- denort der Geburt der Zwillinge Apollon und Artemis ist nicht Delos, sondern Ephesos. Das war nicht so schlimm, als es aussieht. In der Praxis tat der Streit ja keinem Abbruch, da Delos dem Apollon, Ephesos der Artemis geheiligt war. So trat eine reinliche Scheidung ein.” Anders lag es bei dem Verhältnis des Apollon von Milet-Didyma ! Man erwartet zunächst die Hinzufügung eines äußeren Anstoßes zu der an sich vorhandenen Bereitwilligkeit. Ich möchte daher fortfahren &m Afe ToYToıc Tie- TIEICMENOI TÖI TOY 8E0Y XPHCMÜI - -. ® Usener hat schon Rhein. Mus. 1874, S. 39 darauf hingewiesen, daß ganz besonders die Seleukiden Städte ihres Machtgebiets zu lepai Kal Acyaoı machten, um sie in wohlwollender Neutralität zu erhalten und vor den Angriffen ihrer Gegner, namentlich der Ptolemäer, zu schützen. Wie weit die Heiligkeit respektiert wurde, ist freilich eine andere Frage. Daß die Städte damit auch an das Haus der Seleukiden gekettet werden sollten, sehen wir daraus, daß die Weihung meist an die ÄPxHreTal ToY renoyc erfolgt. Beispiele: Milet, Smyrna (Kultverbindung mit Stratonike), Ala- banda (OGI 234), Amyzon(?) (OGI 217), Xanthos (0. Bennporr, Historische Inschriften vom Stadttor von Xanthos, Festschrift für O. Hırschurerp S. 77: Bacınerc Merac ANTIoXxoc A®IEPWcEN THN TIÖNIN TAI AHTOI Kal TOI Art6anoNI Kal TAI APTEMIAI AIA TÄN TIPÖC AYTOYC CYNÄTITOYCAN CYNTENEIAN). Das sind natürlich zugleich die alten Stadtgötter. ® Die übrigen Geburtsorte der Letoiden (zusammengestellt von WERNICKE, Apollon, Paury- WıssowaA ll 22, dazu Araxa in Lykien, BENNpDorRF-Nırmann, Reisen in Lykien S. 76. 53 B ı0) waren zu unbedeutend, um für eine Konkurrenz in Betracht zu kommen. Interessant ist der Fall von Tegyra wegen des Eingreifens der delphischen E R. Herzos: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. 98) zu dem von Delos und Delphi. Das allgewaltige Delphi nahm die erste Tat des jungen Gottes für sich in Anspruch, Delos die Ge- burt, wofür es auf asiatisch-ionischem Gebiet schon einen Rivalen in Ephesos hatte. So hat Milet für Didyma Apollons Empfängnis mit Beschlag belegt, um damit die andern zu übertrumpfen. Noch weiter ist Kos gegangen, indem es Letos Geburt für sich in An- spruch nahm." Es ist aber auch klar, daß der Erfolg immer geringer wurde, je weiter sich die Legende vom Gott des Heiligtums entfernte. Das Verhältnis zeigt sich in den literarischen Niederschlägen der Le- genden. Von der milesischen Gründungslegende von Didyma wissen wir sonst gar nichts. Die Verbindung des Zeus mit der Leto ist über- haupt im Mythos vernachlässigt, der erst die Leiden der Leto weiter ausgestaltet hat. Dies hatte für Milet immerhin den Vorteil, daß man sich nicht mit anderen darum streiten mußte. Jedoch die einzelnen Elemente der Sage, Zeus, Leto, Artemis, erscheinen im Kult von Didyma. Was Zeus angeht, hat Haussouruier zuletzt gesammelt.” An erster Stelle steht der Vers aus Kallimachos’ Gedicht Branchos (fr. 36 ScHNEIDER): A AlmoNnec EYYMNOTATOI, #OIBE TE Kal Zet, AIAYMWN TENAPXAI. Man möchte daraus schließen, daß Kallimachos als Einleitung zum Mythos von Apollon und Branchos unsere Gründungssage erzählt habe. Die renApxaı klingen an den ApxHrerHc To? renoyc der Seleukiden an. Nikandros von Kolophon (AitwnıkA fr. 1 SCHNEIDER — Athen. XI 477b) verdanken wir eine Notiz über den Kultbetrieb: en TA jepomoılH To? Aıaymalov A1öc KICCOo% CTIONAOTIOIEONTAI TIETANOICIN, OBEN TÄ APXAIA EKTIWMATA KICCYBIA #wne&etal. Ein Schluß daraus auf das Alter des Kults ist unnötig. Epheuranken als Ornamente der Gefäße sind aus der Toreutik bekannt. Die feroroılh erinnert an die iepoypria Z.7 der von HaussouLLIEr a. a. O. behandelten Inschrift. Kurz und deutlich heißt es bei Stephanus Byzantius: Aiayma, OYAETEPWC. TÖTIOC Kal MANTEION MınHToY Asiepwmenon All Kal Arıönnonı. Als Priesterschaft zu ungunsten von Delos, Plutarch. de def. orac. 5, p-4ız B—D. — So zeigen sich auch in der mythologischen Literatur über Branchos Bestrebungen, Didyma von Delphi genealogisch abhängig zu machen (Escher, Art. Branchos bei Paury-Wıssowa Ill 813). ! Darauf habe ich im Hermes 1895, S. ı54f. kurz hingewiesen (vgl. meine Koischen Forschungen S. 174 ff... Es kann kein Zweifel sein, daß Herondas II 95 ft. und Taeitus Ann. XII 61 auf Dokumente der Priesterschaft zurückgehen, wie sie für die Asylie von Magnesia, Ephesos, Milet usw. teils hervorgeholt, teils fabriziert wurden (Ann. III 61 ff.). . 2 Le culte de Zeus & Didymes. La sohria. Melanges Weir. 1898. Nachträge Etudes sur V’hist. de Mil. S. 232f. 990 Sitzung der phil.-Lhist. Classe v. 23. Nov. 1905. — Mittheilung v. 9. Nov. erixnAceic des Zeus lernen wir aus den Inschriften von Didyma kennen Cut#p und “YErioc, beide im Zusammenhang mit der soHria, einer zu einem Agon ausgestalteten Leiturgie (s. S. 989 Anm. 2). Leto erscheint im Inventar der Schenkung des Seleukos und Antiochos OGI 214 (= HaussouLuer S. 195ff.) Z. 34 neben AraeH TYxH, “Ocırıc, "ErATH, Arrönnwn, Arptemic, Zeyc Curt#4p mit einer goldenen Schale bedacht. Die eeol cwrArec Z.45 werden dann Zeus und Leto (und Apollon und Artemis?) sein, die Cwurteıra wieder Leto. Die ganze Fa- milie sehen wir als Inhaber des Heiligtums von Didyma auf der Weih- inschrift HaussouLLier S. 2603: AytokrAtorpı Kaicarı TPpaıandı Aarıandı Cesacroı Arrönnwnı Aıaymel, Arptemıaı Tlveikı, AHtol, All Kal BoYAAı Kal anmwı T@ı MinHcion. Auf Münzen der Kaiserzeit von Milet ist Leto dargestellt fliehend mit den bogenschießenden Kindern auf den Armen (Cat. of gr. coins in the Br. Mus. Ionia, Miletus Nr. 158. 164 Tafel XXI 13). Nach freundlicher mündlicher Mitteilung von Tu. WırsAnn war in den Reliefs vom Altar der Artemis Bulaia in Milet unter anderm Leto, von Tityos verfolgt, dargestellt, derselbe Mythos, auf den die Münzen deuten. Artemis wird in Didyma wie in Milet mit der enikaucıc TTyeeik verehrt (HaussouLuier S. 67. 73. 252. 253. 265) und steht in enger Beziehung zur “Arrtemic BovaHsöroc Ckırpic der Stadt Milet (Haussour- LIER S. 2163. 217. Sylloge 660). Auf Münzen von Milet ist sie häufig. Die offizielle Legende sagt nun also: Das Heiligtum von Didyma ist auf der Stelle gegründet worden, wo die meizıc, der iepöc rAmoc des Zeus und der Leto stattgefunden hat, der Bund, dem Apollon und Artemis entsproßt sind. Diese Legende muß in den Kultbauten, vor allem in der Anlage des großen Tempels und Chresterions zum Ausdruck gebracht sein. Durch die bisherigen Ausgrabungen haben wir nur eine noch unvollständige Kenntnis vom neuen Tempel erlangt, und schon kann die neue Sage zur Erklärung der Reste nutzbar ge- macht werden. HaussourLier und PonrrEnorı sagen in ihrem schönen Architekturwerk Didymes S. 84 von den gewaltigen Kapitellbüsten des Zeus und Apollon vom Tempel, deren jede nach ihrer Anbringung ein Pendant erfordere: »Il est d’ailleurs tres vraisemblable qu’une figure de deesse correspondait A une figure de dieu, et nous avons oppose au buste d’Apollon un buste d’Artemis; nous opposerions de m@me un buste d’Hera au buste de Zeus.« Dieser treffliche Einfall wird zur vollen Gewißheit, wenn wir für Hera Leto einsetzen. Nun ist die Familie beisammen. ! Vel. unten S.993 Anm. 1. R. Herzog: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. 991 Ich glaube, wir können auch eine Vermutung über den Grund- riß des neuen Tempels wagen. Der Plan von Tnomas und Raver!, der durch die neueren Ausgrabungen nur in unwesentlichen Details korrigiert worden ist, beruht zwar zum Teil auf Konstruktion, ist aber, was die Cella betrifft, im wesentlichen gesichert. Die Grabun- gen in die Tiefe haben mit Sicherheit ergeben, daß in der Mitte kein Pflaster gelegt war, sondern der rauhe Felsboden zutage trat. Dieser Teil der Cella wird gewiß mit Recht für das Aayron gehalten, aus dem der Lorbeerkranz für Seleukos II. gepflückt wurde (OGI 227, ı1, s. oben S.987) und die heilige Quelle der Weissagung entsprang. Die Lorbeerpflanzung wie die Quelle brauchen den bloßen Boden unter sich und den freien Himmel über sich. Daß die Cella in ihrem inne- ren Teil xwric öposAc blieb (Strabo XIV 634), war also im Bauplan vor- gesehen. Das Aayton mußte Ymaıeron sein. Jetzt dürfen wir wohl sagen: die Kultmale des Heiligtums im Aayron des neuen Tempels sind die Naturmale des iepöc rAmoc. Das Lager, das Zeus durch die- sen Akt geweiht hat, darf nicht durch Menschenwerk bedeckt und ebensowenig überdacht werden, auch muß es Asaron sein für das profanum volgus.” Zeus hat sein Beilager gefeiert im Schatten des Lorbeerbaumes, wie in Gortyn das Beilager mit Europa unter der Platane” Zur Reinigung der Leto nach der meizıc strömt die Quelle’, die dafür weissagende Kraft erhält, wie der Lorbeer ent- sühnende.° ! Bequem wieder abgedruckt bei Haussovrıer, Etudes $.157 und Rev. de philol. 1905, S. 259. ®2 Diesen Gedankengang hat mir Useners Aufsatz Keraunos, Rhein. Mus. 1905, S.ı ff. nahegelegt. Die Kultlegende kann die Bezeichnung der heiligen Stelle durch einen Blitz erzählt haben, aber schon die Epiphanie des Zeus genügt. Die nächste Analogie bietet das Erechtheion in Athen, wo auch die c#MATA, Dreizack und Ölbaum, hypäthral waren (Dörrrern, Athen. Mitteil. 1903, S. 456 f.; Usener S. 23). 3 ÜsENER, a.a.0.S.28. Auch beim leröc rAmoc des Zeus und der Chthonie im Märchen des Pherekydes (Dıers, Sitzungsber. der Berl. Akad. d. Wiss. 1897, 149) spielt ein Baum eine Rolle, beim berühmtesten ieröc rAmoc mit Hera auf dem Ida eine Tanne (Ilias 14, 287). — In Delos und Ephesos haben Palme und Ölbaum als Kultmale eine andere Funktion: Leto lehnt sich in den Wehen an den Baum. * Die Belegstellen für das Reinigungsbad der Göttinnen nach der meizıc hat Heroıng, Attis S.175 Anm.7 gesammelt. Seiner Freundlichkeit verdanke ich den Hinweis. ° In der Kaiserzeit erfahren wir von myct#Pia im Heilistum, bei denen die YAro- »öroc der “APTeMmic TTyeeiH eine Rolle spielte (Haussourrier S. 281; Gerzer, De Bran- chidis S. 29). Wurde dabei vielleicht auch der iepöc rAmoc den Mysten vorgeführt, wie die cYmmeizic des Dionysos mit der BAacininna in Athen (Foucartr, Le ceulte de Dionysos en Attique S. ı28f. 148 ff.), oder vielleicht der rAmoc des Zeus mit der Demeter in den Mysterien von Eleusis (Foucarr, Recherches sur l’origine des mysteres d’Eleusis S.49), oder in phrygischen Kulten (Herpıng, Attis S.192 ff.; Diererich, Mithras- 992 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 23. Nov. 1905. — Mittheilung v. 9. Nov. Ich habe mich in diesen theologischen Ausführungen nicht vom Boden der uns als Tatsache gegebenen offiziellen Priesterlegende des Heiligtums entfernt und habe den Blick nicht über die durch Hauvs- sOuULLIER’s mühevolle Arbeit in den Grundzügen gewonnene neue Ge- schiehte des Orakels zurückgerichtet, die mit dem Wiederaufbrechen des verschütteten heiligen Quells ums Jahr 333 beginnt." Es ist alles genügend aus den kirchenpolitischen Verhältnissen und theologischen Anschauungen der hellenistischen Zeit zu verstehen. Vom alten Tempel hat sich bis jetzt noch keine Spur gefunden; von der alten Geschichte des Heiligtums und Orakels wissen wir nichts, an was sich die Legende anknüpfen ließe. Über den Ursprung der Legende können wir daher vorerst nur Fragen stellen: Ist sie bei der Neubelebung des Heiligtums und Orakels zum Zweck der Propaganda frei erfunden worden? Ist sie zu diesem Zweck aus alten Elementen zusammengesetzt wor- den? Haben Leto und Zeus schon im alten Heiligtum ihren Kult liturgie S. 128), oder das freche Spiel des Alexandros von Abonuteichos (Lukian ANEEANAPOC c. 28 f.)? ! HaussouLLier und von Wıramowrrz haben sich auf Grund der antiken Schrift- quellen dahin ausgesprochen, daß es zwischen 494, der Zerstörung durch Dareios und 333 keine Geschichte von Didyma, Orakel und Kult, gebe. Inzwischen haben die neu- gefundenen Eponymenlisten von Milet gezeigt, daß die erste Aufzeichnung der Satzun- gen der milesischen monnoi (Sitzungsber. 1904, S. 619 ff.) erst 448 stattgefunden hat (Sitzungsber. 1905, S. 543; nach freundlicher brieflicher Mitteilung von Reum ist der Nachtrag emi Xarorinoy, Z. 40, auf das Jahr 477 zu datieren). Also haben noch nach der Zerstörung regelmäßige staatliche Prozessionen nach Didyma stattgefunden. Dies dürfte nur ein scheinbarer Widerspruch sein: die Prozessionsordnung weiß von Didyma selbst nichts zu sagen. Das Heiligtum lag öde, aber seine Heiligkeit mußte um des Staatskultes willen festgehalten werden. — Stammt die Prägung der Münzen mit der Legende Er AıaYmwn iepH erst aus dem Anfang des neuen Heilig- tums? Ihre Datierung ist jedenfalls für die Geschichte des Heiligtums von größter Wichtigkeit. ? Ausgangspunkt dafür wäre gewesen die sehr nahe liegende etymologische Be- ziehung des Ortsnamens auf die AlaymoI, die Letoiden (der zufällig erhaltene Versuch bei Macerob. Sat. 117, Zeus und Apollo, beweist nur eine halbe Kenntnis der Legende. Vater und Sohn sind keine Alaymoı). Die richtige alte karische Namensform Didyma gibt die Satzung der monnoi und Stephanus Byzantius. Daneben scheint aber, da der Name gewöhnlich nur im Dativ gehört wurde, in der Zeit des neuen Heiligtums auch die volksetymologische Form Alaymoı in die lebendige Sprache gekommen zu sein. Aus dieser hat sie Pausanias Vll 2, 6 in einer topographischen Notiz: I6NT@®N €c Al- AYmoYc. — Voraussetzung ist die Legende schon für die erste Tat des neuen Orakels. Zeus und Apollon offenbaren sich durch die neuströmende Quelle, um Alexander als Sohn des Zeus, d.h. neoc Zeyc, Zeyc EmisanHc, zu begrüßen. So dürfte auch der Kult Seleukos’ I. als Zerc NikAtop und seines Sohnes Antiochos I. als Artöan@n CoTHP durch die eeoi Cothrec von Didyma sanktioniert worden sein. Auf denselben Ge- danken kommt Bevan, House of Seleucus I S.ızı Anm.ı. Fraglich ist eben nur, ob die Milesier es wagen konnten, sofort so mit einer neu erfundenen Legende zu operieren. R. Herzog: Das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. 993 gehabt?! Ist sie selbst uralt, vorgriechisch, wie der Apollon von Didyma?’ Mehr Licht über. diese Fragen kann vielleicht der Boden von Milet und von Didyma selbst bringen durch neue Urkunden aus dem neuen Heiligtum, die in die ältere Zeit zurückweisen, durch Urkunden aus dem alten Heiligtum und durch Auffindung der alten Kultbauten unter oder neben dem neuen Tempel. Das erhoffen wir von den neuen Ausgrabungen in Didyma. ' Artemis und Leto und in dritter Linie Zeus wären für das alte Heiligtum aus rein griechischen Anschauungen wegen der Familienbeziehungen als rrAPeAPoI des Apol- on ohne die lokale Fixierung der Legende denkbar. Auf die Frage, ob überhaupt überall Apollon als Orakelgott erst den alten Zeus verdrängt habe, kann ich hier nicht eingehen. In der Stadt Milet ist durch die Ausgrabungen der Kult des Zeus Soter und der Artemis (Lochie und Pythie) schon für das 5. Jahrhundert nachgewiesen (W ır- GAND, Sitzungsber. 1901, S. gII. 1905, S. 542). Die ErmikaHcic der Artemis als TTyeeiH oder TTyeiu spräche für Einführung des Kults aus Griechenland, wie beim Apollon Delphinios in der Stadt Milet. Diese Version kennt Kallimachos (Hymn. in Dia- nam 225). ® Die Hauptträgerin der Kultlegende, Leto — sie steht auch in der Weihin- schrift oben S. 990 vor Zeus und in Xanthos ohne Zeus, S.988 Anm.2 —, ist am stärksten im karisch-Iykischen Gebiet lokalisiert. Daß Kult und Orakel des Apollon von Didyma vorgriechisch, also wie der Ortsname karisch-lykisch sei, sagt Pausanias VII 2, 6 aus richtiger Überlieferung. Nicht minder stark ist der Kult des Zeus als vorgriechischen Gottes in Karien und Lykien, als Chrysaoreus, Labraundeus, Osogo, Panamaros u. a., und bei ihnen tritt die Eigenschaft als ermaneic und cwTAPec beson- ders in den Vordergrund, was auch in Beziehung zu der &rikaHcıc in Didyma gesetzt werden könnte. Wenn man mit von Wıramowrrz (Apollon, Hermes 1903, 575 ff.) die Heimat des griechischen Apollon überhaupt in Lykien sucht, so kann man auch die Entstehung der Kultlegende in die vorgriechische Zeit des Heiligtums verlegen. Leto- Zeus wäre dann natürlich das legitime karisch-lykische Götterpaar, das dem griechi- schen Hera-Zeus entspräche. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1905. 86 u W ie) R En 1% Min Te a a 8 ev fi {if 117 % ’ hi 4 # re a re en ; [; + 1 Ks ı TERHP KASTEN % L De Be Ü 5 1 a Hufe pi = 12 ZI F Sr En PR A 2 une il wlan TRITT EHRE rare A IE JE se$] SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XLVI. 30. NovemBEr 1905. # F # ; BERLIN 1905. 3 VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. u Ne Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. 7 $1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Oectav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der plıilosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. y $2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. Mittheilungen, welche nicht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 8 6. l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41, 2 der Statuten und $ 28 (dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberiehte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nielır angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt- Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschritten sollen Abbildungen auf durchaus Notliwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- Die Akademie versendet ihre „Sitzungsberichte« ( an diejenigen Stellen y mit. denen sie im wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, Jährlich drei Mal, nämlich: die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Re » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, » October bis December zu Anfang des Auchhian, Jahres nach F ‘öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- { den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein’! } willigung der Gesammt - Akademie oder ‚der Bee Classe. ns hr fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, aı der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahresz \ nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, Titel der Mittheilung und der Name den Verf 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf d gs berichte und einem angemessenen Tit icht Br ZW: Seiten füllen, fällt in der Regel d Umschlag fo m x a et Re 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der N gie Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert Bi: ae | auf seine ‚Kosten noch weitere bis zur Zu en Y dem a Seeretar RR, has; Eu ji seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Verthei g 2 zu En A erhalten, so bedarf es der Genehmigung der r 4 Akademie oder der betreffenden Classe. a ieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nac ae > Anzeige bei dem redigirenden Secretar weit i | plare sage ihre Kosten abziehen lassen, Ei ss 1% 22 RE PS Bunt i $ 28. NZ an #1 [Mr 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sit vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sow Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines il hrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu 4 Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger ( dei r corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie Re bei einer der Classen eingehen, so hat sie der v ) Bande Secretar selber oder durch ein anderes ] um Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren \ Akademie nicht angehören, hat er einem zu, scheinenden a TOR 5 ‘ En ie d das Manns eript Se ck ertig vo: gestellt und sogleich zur Aheaknamiig: ern ve x $29. 1% Der revidirende Secretar ist, für den Tue de geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nic bi für die darin. aufgenommenen kurzen Tehaleug für all übrigen Theile der Sitzungs ;beri nach jeder Richtung nnr ‚die Verlasse wortlich. _ 995 SITZUNGSBERICHTE 1905. XLVII. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 30. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLeEn. l. Hr. Auwers las: Eine Statistik der unveröffentlichten Braprer'’schen Beobachtungen an den Meridianinstrumenten der Greenwicher Sternwarte. Die auf der Greenwicher Sternwarte vorhandenen Tagebücher Branrtey’s aus den Jahren 1743—1753 enthalten sehr umfangreiche Beobachtungsreihen an den alten Meridianinstrumenten (über 71000 Coordinaten - Bestimmungen für Fixsterne und nahe 8000 solche für Körper des Sonnensystems), von denen nur die von Sept. 1750 bis Ende 1753 beobachteten Zenithdistanzen durch eine spätere Veröffentlichung bekannt geworden sind. Eine von H. Brezn 1864 begonnene Bearbeitung der Sternbeobachtungen von 1743— 1750 wurde unvollendet abgebrochen und hat sich, wie sich jetzt heraus- stellt, überhaupt nur auf einen geringen Theil des ganzen Materials bezogen. Von einer gegenwärtig unternommenen Bearbeitung darf ein Catalog von 4400—4500 Sternen für Ep. 1745 erwartet werden. 2. Hr. Koser gab einen Beitrag »Zur Geschichte der Beru- fung der Brüder Grimm nach Berlin«. Mittheilung eines Briefes Frıeprıca Wırnern’s IV. vom 2. December 1840 mit einer Anlage und Erläuterungen. 3. Die HH. Erman und Meyer legen eine Abhandlung von Hrn. Dr. Lupwıe BorcnAarpr über die altägyptischen Nilmesser und Nilstandmarken zur Aufnahme in die Abhandlungen vor. Der Verfasser hat die erhaltenen ägyptischen Nilmesser der griechisch-römischen Zeit mit den zugehörigen Inschriften neu aufgenommen und nivellirt, und die Resultate durch die Angaben der älteren Denkmäler und der griechischen Schriftsteller über Nilhöhen und Nilmesser ergänzt. Es ergiebt sich, dass die Nullpunkte der Nilmesser auf einer geraden Linie liegen, die dem Gefäll des Nils nicht entspricht, sondern etwas flacher verläuft. 4. Hr. Srruve legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. A. Wırkens in Wien vor: »Zur Erweiterung eines Problems der Säcular- störungen«. (Ersch. später.) Der Verfasser zeigt, dass die Integration der linearen Differentialgleichungen, welche die Säcularstörungen der Elemente e sin o, ecoso, & sin d, & cos Ö im Drei- körperproblem bestimmen, auch bei Berücksichtigung solcher periodischer Glieder der Sitzungsberichte 1905. 87 996 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. Störungsfunetion, die zu Störungen langer Periode Anlass geben können, auf die in der Theorie der Säcularstörungen bekannte Form zurückgeführt werden kann. 5. Vorgelegt wurden: Theodor Mommsen als Schriftsteller. Ein Verzeichnis seiner Schriften. Von K. ZAnGENEISTER. Fortgesetzt: von E. Jacoss. Berlin 1905 und Gortues Sämtliche Werke. Jubiläums- Ausgabe. Bd. 5. West-östlicher Divan. Mit Einleitung und Anmerkungen von K. BurpacnH. Stuttgart und Berlin 1905. Die Akademie hat das correspondirende Mitglied der physikalisch- mathematischen Classe Sir Jomn Burpon SANDERSON in Oxford am 24. November durch den Tod verloren. 997 Eine Statistik der unveröffentlicehten BRADLEY'schen Beobachtungen an den Meridianinstrumenten der Greenwicher Sternwarte. Von A. Auwers. Es ist aus Aıry’s Jahresberichten über die Thätigkeit der Greenwicher Sternwarte von 1864 und den folgenden Jahren bekannt, dass den 1750 anfangenden Beobachtungen an den Bırp'schen Meridianinstru- menten eine umfangreiche an den älteren, von Harrey auf der Stern- warte aufgestellten aber kaum benutzten Instrumenten ausgeführte Beob- achtungsreihe vorangegangen ist, die BRADLEY 1743 begann, und die ausser der regelmässigen Verfolgung der Körper des Sonnensystems eine wiederholte Durchbeobachtung des FrLansterp’schen Fixsterncatalogs zum Hauptzweck gehabt hat. Veröffentlicht ist von dieser Beobachtungs- reihe nichts; 1864 hat aber H. Brern eine Bearbeitung der Fixstern- beobachtungen angefangen und nach vier Jahren die Reductionsrech- nungen als in der Hauptsache abgeschlossen abgeliefert. Nach einigen Revisionen wurde in Greenwich nach den von Brrrn angefertigten Ledgers ein Catalog zusammengestellt, der nach Aıry's Bericht von 1871 im Manuscript vollendet war, in dieser Gestalt aber im Archiv der Sternwarte verblieben ist. Mit dem Vermerk a.a.O.: »The Cata- logue of Stars from Bradley’s old observations is drawn out in manu- script, and is in my hands for examination and final deeision upon the use to be made of it«, bricht die Geschichte des Unternehmens ab; augenscheinlich hat die starke Belastung mit den Vorbereitungen für die Beobachtung des Venusdurchgangs Aıry die Angelegenheit da- mals so gänzlich aus dem Gesicht verlieren lassen, dass er auch später nicht wieder darauf zurückgekommen ist. Ich habe im Jahre 1868 Gelegenheit gehabt mich mit den alten Braptev’schen Beobachtungen sowohl, als mit den Brern’schen Re- duetionsarbeiten oberflächlich bekannt zu machen, genügend um von diesem unbekannt gebliebenen Theil der Thätigkeit Branzer’s in seiner Stellung als Astronomer Royal einen tiefen Eindruck zu erhalten, nicht genügend um eine Täuschung voraussehen zu lassen, wenn ich der 87* 998 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. Meinung war, dass nur noch eine verhältnissmässig wenig umfangreiche Arbeit erforderlich sein würde, um nach den Brern’schen Reductionen den Sterncatalog vollständig herzustellen. Diesen Abschluss der von BrEEN aufgegebenen Arbeit herbeizuführen, habe ich seitdem im Auge behalten, in der langen Zwischenzeit seit der Beendigung meiner Be- arbeitung der späteren Branıry’schen Beobachtungen aber bis vor Jahres- frist nicht die Möglichkeit gefunden dieser Aufgabe näher zu treten, und inzwischen war es mir ganz wieder entfallen, dass der Abschluss in Greenwich bereits vorgenommen und die Sternwarte seit 1871 im Besitz des Catalog-Manuseripts war, in welchem man die aus BrRADLEY's Fixsternbeobachtungen von 1743—1750 zu gewinnenden Resultate vollständig gesammelt zu haben vermeinte. Bei der ersten Anregung des Gegenstandes durch mein Ersuchen, mir die Fertigstellung der Bearbeitung zu gestatten und die benöthigten Papiere mir anzuvertrauen, erinnerte Sir W. H. M. Crkıstie, indem er bereitwilligst seine Zustimmung aussprach, an die Existenz jenes Catalog- Manuseripts, und hatte dann im August v. J. die Gefälligkeit zunächst dieses mir zur Einsichtnahme zu übersenden. Der in Greenwich nach den Beobachtungen der Durchgänge am alten 5füssigen Passageninstrument und der Zenithdistanzen an dem von Grauam verfertigten Sfüssigen Mauerquadranten für Epoche 1750 aufgestellte Catalog enthält 3558 Sterne, aber nur für 765 Sterne beide Coordinaten, für 1951 nur die Rectascension, für 842 nur die De- clination; von den 1951 Sternen ohne Declinationsbestimmung lagen etwa 750 Circumpolarsterne ausserhalb des Bereichs des Quadranten, der sich während der ganzen Beobachtungsperiode unverändert in der Aufstellung gegen Süd befand. Die Rectascensionen sind mit durch- schnittlich nur 2, die Decelinationen mit durchschnittlich 3 Beobachtungen angesetzt. Eine Vergleichung der ersten Stunden mit dem Catalog für 1755 zeigte grosse und unregelmässige Unterschiede. Da die Daten des letztern mit wenigen Ausnahmen gut verbürgt sind, ergab sich zunächst der niederschlagende Eindruck, dass die alte Beobachtungs- reihe für die in der späteren vorkommenden Sterne überhaupt keine Be- deutung mehr zu beanspruchen hätte, und ihr Werth für die zahlreichen nur vor 1750 beobachteten Sterne auch nur ein sehr beschränkter wäre. In der That sind die Instrumente, mit denen BrApırY vor 1750 arbeitete, ja recht unvollkommene gewesen, so dass man von vorn herein nicht auf Ergebnisse von gleicher Verlässlichkeit wie bei der späteren Reihe rechnen darf. Allein die Dürftigkeit des vorliegenden Catalogs stand in solchem Widerspruch mit meiner Erinnerung an die Fülle des 1868 durchgesehenen Materials, und die ersichtlich mangel- hafte Qualität der abgeleiteten Declinationen derart in Widerspruch Auwers: Die unveröffentlichten Bradley’schen Beobachtungen. 999 mit den Erfahrungen, die nach Ausweis von Sect. VI der Fundamenta Besser bei der Bearbeitung eines Theils der 1750—1753 mit dem- selben Quadranten angestellten Beobachtungen gewonnen hatte, dass ich die Mängel des Catalogs eher in der Reduction als in den Beob- achtungen selbst suchen zu sollen glaubte und in der Hoffnung, doch noch einen vergrabenen Schatz heben zu können, auf letztere zurück- zugehen mich entschloss. Sir WırLıam ÖnrıstieE hat mich zu grossem Dank verpflichtet, indem er mir nun nicht nur die auch von Brern benutzte, mit den Originalen verglichene Abschrift der Greenwicher Beobachtungen von 1743— 1753, sondern auch alles was von der Brern’schen Arbeit mir möglicher- weise von Nutzen sein könnte, im ganzen eine Ms.-Sammlung von fünfzig starken Bänden, für die neue Bearbeitung aushändigte. Diese muss indess, wie sich alsbald herausstellte, ganz von vorn anfangen und erhält damit eine solche Ausdehnung, dass ich gegenwärtig, ein Jahr nach dem Beginn, noch kein Ergebniss der Arbeit vorlegen kann. Aber es wird den Astronomen von Interesse sein zu erfahren, in welchem Umfange sie BrApey und seinen Gehülfen für Leistungen verpflichtet sind, von denen bis heute gar nichts näheres bekannt geworden ist, und ich gebe deshalb hier die folgende Übersicht über diese Beob- achtungsreihen. Beobachtungen am Passageninstrument. Die Beobachtungen beginnen mit 1743 Jan. ı a. St. und gehen bis 1750 Sept. ı a. St. Auf die einzelnen Jahre (des alten Stils) ent- fallen folgende Zahlen: beobach- darunter Beobachtungen von Tkihe tete — — 1 | BrEEN En Er Se ‚Polar. Sonnenrändern Mondrand Plan: Com. a 1743 10326 988 16 272 an 148 Tagen 63 an 58 Tagen 33 3 8951 1975 1744 4921 592 8 281 » 170 » Da 2er 16, EP — 3972 579 1745 3919 680 12 294 >» 1560 ©» 42 n 42 n 22 — 2869 195 1746 4389 534 19 302 » 162 n BOoEPE20E> 8 — 3496 881 1747 2829 657 8 336 » 180 » 31 31 » 10 | — 1787 472 1748 2902 604 10 298 » 163 » Aa PA Er | 14 | 17 1916 817 1749 2401 714 9 ZU ITT » Mor» 7or 35 | — 1268 260 1750 | 1434 491 190 UST ER ro RK | | 585 60 Total 33131 5260 83 |2342 (1287 Tage) | 418 (410 Tage) | 164 | 20 24844 | 5239 Beobachtungen am Quadranten. Die Beobachtungen beginnen ebenfalls am ı. Jan. 1743 a. St. und reichen in der Südlage des Instruments bis zum 29. Juli 1753 n. St. Mit etwa zwei Dritteln der beobachteten Zenithdistanzen sind auch 1000 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. die Antritte an einen oder den andern der drei Stundenfäden beob- achtet, mit denen auch der Quadrant versehen war, auch finden sich längere Reihen von Durchgangsbeobachtungen ohne Ablesung der Theilung. Beobachtet sind: a. Durchgänge. darunter Beobachtungen von Jahr) überhaupt) una 2 a | | | Catalog- | Sternen | Sonnenrändern Mondrand | Plan. | Com. Siomen 1743 | 7509 | 725 304 an 160 Tagen | 139 an 136 Tagen IN To 3 | 6259 ee | as | u m Ne = a I 2290 1745 | 2749 237 149) »..83 >» 113» IT 3 | 22937, = a ans 1746 || 1918 | ı65 | 94 =» 753 II9 » 118 » 52 — | 1488 1747 | 1495 | 160 Ulmen a 76 — | 973 1748 | 1397 || 183 105 » 59 » 113 In Zaınz N «ee — 936 1749 | 1014 EET28 1350» 281 106 » IO2 » | = 593 1750 | 570 133 133 a1 55 Sy | 128 (en 229 1751 | 1037 || su 1601 » 87 » 45 43 | 331 1752 || 604 1422 | 145 nn 34 » 47 Su Ba: || 252 1753 || 192 | 25 5I » 30 » I6 n» 16 » 8 — | 92 Total|| 20902 2212 |1559 (868 Tage) 979 (963 Tage) | 553 4 5595 b. Zenithdistanzen. beobach- darunter Beobachtungen von | Jahr Zenith- Fund. z | | Catalog- | Breex Dane ine Sonnenrändern | Mondrand | Plan. | Com. Se - - 1 1743 | 8342 723 | 36ı an ı97 Tagen | ı35 an ı35 Tagen 82| 3 | 7038 | 1565 1744 | 3699 | 200 27m un 117 9 nor | 58 I 3049 945 1745 3937 | 233 281 148 IıI 110 98 | — 3214 658 1746 3673 | 198 | 291 152 I19 » 118 51 — 3014 644 1747 1742 143 321 170 I09 » 108 » 76| — 1093 320 1748 | 1619 U ae 2922.52 ” DIS 3.102 60 — 983 288 1749 | 1176 119 290 » 152 120» D003 | 653 | — 584 236 1750 1258 151 317 » 169 120, Dr » all — 635 28 1751 1330 159 331 175 DIS En Tr ” 4 | — 641 — 1752 | 1154 | 164 | 321 171 140 » 134 In52: | 477 — 1753 598: ji ©» 34. | 179m SOSE N ET Bi 185 = Total| 28438 | 2295 |3258 (1730 Tage) |1272 (1245 Tage) | 696 | 4 20913 | 4684 In der Gesammtzahl und in der Zahl der Beobachtungen von Catalogsternen sind 1746 und 1748 Zenithdistanzen eingeschlossen, zu- sammen in Zahl von 105, die nur mit einem für die Bestimmung des Collimationsfehlers des Quadranten angebrachten Hülfsbogen beobachtet wurden. — Die von September 1750 ab beobachteten Zenithdistanzen gehören nicht mehr zu dem unveröffentlicht gebliebenen Bestande, son- dern sind in dem I. Bande der gedruckten Branrer’schen Beobachtungen Auwers: Die unveröffentlichten Bradley’schen Beobachtungen. 1001 enthalten, aber — mit Ausnahme der von Besser berechneten (425 Beob- achtungen der Zwillings- und einiger Fundamentalsterne und 145 Sonnen- eulminationen) — bis jetzt unreducirt geblieben. In der letzten Columne der Nachweise für die Durchgangsbeob- achtungen am Passageninstrument und für die Zenithdistanzen ist die Zahl der von Breen, ausweislich seiner 15 Bände » Transits as observed, and caleulation of Right Ascensions« und der ıı Bände »Zenith Dist- ances as observed, and caleulation of North Polar Distances«, berech- neten Beobachtungen der Catalogsterne — d. i. aller beobachteten Sterne mit Ausnahme der 36 Maskeryne’schen Sterne und des Polarsterns —- angegeben. Die Summen stimmen nicht völlig mit dem Catalog, wel- 8) cher die Gesammtzahl der den Rectascensionen zu Grunde liegenden Beobachtungen nahe um 200 grösser gibt, während die Gesammtzahl der für die Declinationen benutzten um einen etwas geringern Betrag hinter der hier gefundenen zurückbleibt. Aber der Catalog bestätigte, während ich erst eher geneigt gewesen war an eine Unvollständigkeit der mir übersandten Reductionsrechnungen zu denken, dass BrEEn nur wenig mehr als den fünften Theil der Beobachtungen von Catalog- sternen am Passageninstrument, und noch nicht den vierten Theil der beobachteten Zenithdistanzen redueirt hat (die Durchgänge am Qua- dranten hat er überhaupt bei Seite gelassen). Diese Thatsache bleibt völlig unbegreiflich. Unter den übergangenen Beobachtungen befinden sich zwar nicht wenige, die wegen Mangels an Anhaltsternen sich nieht mit Sicherheit werden reduciren lassen und zu dem Catalog daher nichts werden beitragen können, aber diese machen doch nur einen geringen Procentsatz der grossen übergangenen Menge von fast 36000 Beobachtungen aus. Der neue Catalog, den ich für die Epoche 1745.0 aufzustellen beabsichtige, wird auch eine beträchtlich grössere Anzahl von Sternen, voraussichtlich 4400 bis 4500 enthalten. Der vorliegende Catalog ent- hält 2286 wieder in dem Catalog für 1755 vorkommende Sterne und 1272 andere, unter den Beobachtungen finden sich aber weiter noch etwa 800 Sterne der Fundamenta und 100 andere. In dem Gewinn alter Positionen für fast 1400 nachher erst wieder bei LaLanne, Prazzı oder GROONBRIDGE, oder noch später, vorkommende Objeete und in der besseren Sicherung zahlreicher in dem Catalog für 1755 nur auf eine ganz geringe Anzahl von Beobachtungen gegründeter Örter wird die Bereicherung bestehen, welche die Fixsternkunde von ler Bearbeitung der alten Branrev’schen Beobachtungsreihe erwarten darf. Noch mehr gerade für diesen Theil der Astronomie zu erhoffen erscheint nicht angezeigt, oder würde zum mindesten voreilig sein; man hat einmal die Unvollkommenheit der Braprey anfänglich zur 1002 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. Verfügung stehenden Instrumente zu bedenken, zweitens stösst die Reduction der daran angestellten Beobachtungen auf empfindliche Un- vollständigkeit der Angaben, die zu einer die reine Beobachtungs- genauigkeit erschöpfenden Berechnung erforderlich sein würden. Das Harrev’sche Passageninstrument war zwar 1742 durch Sısson mittels verschiedener Änderungen verbessert worden, doch hatten diese seine Hauptmängel nicht beseitigen können: die Schwäche der Axe und den unsymmetrischen Bau, welcher die Anwendung auf eine Lage beschränkte. Auch scheint die Collimationslinie Störungen leicht zu- gänglich gewesen zu sein. Die Antritte wurden für die Catalogsterne in der Regel nur an einem der drei Fäden genommen; diess war bei der späteren Reihe ebenso und hat nicht verhindert sehr zuverlässige Rectascensionen aus derselben abzuleiten, aber die Sicherheit der An- tritte ist für das alte Instrument einmal wegen seiner geringeren opti- schen Kraft und der entsprechend gewählten schwachen (anfänglich nur 30fachen oder noch schwächeren, vom I. Aug. 1743 an etwa 40fachen) Vergrösserung, zweitens deshalb geringer zu schätzen, weil die Beob- achter sich auf Viertelung der Secunde beschränkten. Der Quadrant, das sonst in jeder Hinsicht viel stärkere Instrument, war mit dem Constructionsfehler behaftet, dass ein Messinglimbus mit einem eisernen Rahmen verbunden war. Hieraus ist, wie Besser gezeigt hat, eine Veränderlichkeit der Bogenlänge mit der Temperatur entsprungen, die leicht in Rechnung gebracht werden könnte, wenn Temperaturangaben vorhanden wären; aber diese, auch für die Refraetionsberechnung un- erlässlichen Daten fehlen. Bis zum September 1750 wurde nur Mittags das Barometer, ein ersichtlich innerhalb des Beobachtungsraums bei dem Passageninstrument und ein ebenso bei dem Quadranten befind- liches Thermometer abgelesen, und Aıry hat sich vergeblich bemüht, dem schwerwiegenden Mangel abzuhelfen, indem er ganz ohne Er- folg nach meteorologischen Beobachtungen gesucht hat, die gleichzeitig etwa angestellt sein möchten. Wie weit sich die aus allen diesen Umständen entspringenden Schwierigkeiten durch eine streng differentielle Anlage der Reduction werden überwinden lassen, ist nicht vorherzusehen; glücklicherweise stehen wenigstens ausgiebige Mittel für das anzuwendende Verfahren in dem Catalog für 1755 zur Verfügung. Ebenso wird erst später beurtheilt werden können, ob es räthlich sein wird, von der grossen Menge der am Quadranten beobachteten Durchgänge vermittelst eng differentieller Reduction für den Sterncatalog überhaupt weiter als etwa zur Ausfüllung einzelner Lücken in der Beobachtungsreihe am andern Instrument Gebrauch zu machen. Eine Einschränkung ergibt sich hier noch aus der Minderwerthigkeit der bei dem Quadranten benutzten Uhr. Auwers: Die unveröffentlichten Bradley’'schen Beobachtungen. 1003 Diese wurde erst im September 1744 mit einem Compensationspendel versehen, und eine volle Hälfte der Beobachtungen von Catalogsternen liegt vor diesem Zeitpunct. Für die Zenithdistanzen wird in Bezug auf die nackte Beobachtung vollkommen dieselbe Sicherheit wie in der späteren Reihe erst von Ende Juli 1745 ab vorauszusetzen sein. Erst mit diesem Zeitpunct, vor den eine Hälfte aller Beobachtungen und der grössere Theil der Beobach- tungen von Catalogsternen fällt, beginnt die mikrometrische Ablesung der Einstellungen, während vorher die Noniustheile von 13!2 nur durch Schätzung, bis auf Viertel, getheilt wurden. Um dieselbe Zeit wurde auch die Vergrösserung, die anfänglich nur 32fach war, auf 51 oder etwa die später beibehaltene Höhe gesteigert und der für schwächere Sterne zu starke Horizontalfaden durch einen feinern ersetzt. — Die Einschränkungen, welche hinsichtlich der Brauchbarkeit der Fixsternbeobachtungen für Catalogzwecke, wenigstens einstweilen, zu machen sind, bestehen nicht bei den Mond- und Planetenbeobachtungen. Jede einzelne dieser Beobachtungen fügt ein bei angemessener Ver- lässlichkeit wegen der frühen Epoche werthvolles Datum zu den Grund- lagen unserer Tafeln hinzu, und ausser den nicht sehr zahlreichen Tag- beobachtungen des Mondes lassen sich mit verhältnissmässig wenigen weiteren Ausnahmen alle diese Daten ausreichend sicher feststellen. Das Schwergewicht liegt hier, wie die Beobachtungszahlen zeigen, auf Seite des Quadranten, der für beide Coordinaten durchgängig vertrauens- werthe Angaben liefern wird, da die Beobachtungen in ihrer grossen Mehrzahl an Parallelsterne angeschlossen werden können. 1004 Zur Geschichte der Berufung der Brüder GRIMM nach Berlin. Von Reısuorp Koser. Das im folgenden als ein Beitrag zur Geschichte der Akademie mit- geteilte eigenhändige Schreiben Frreprıcn Wirnerms IV. an seinen Oheim, den Großherzog GEore von Mecklenburg-Strelitz, vom 2. De- zember 1840 zeigt den König im Widerstreit zwischen der Rücksicht auf einen verwandten und befreundeten Fürsten und auf die Solida- rität der monarchischen Interessen und andererseits dem doch stär- keren Wunsche, sich und seiner Hauptstadt eine große wissenschaft- liche Zelebrität, den von ihm aufrichtig verehrten Begründer der ger- manischen Sprach- und Altertumswissenschaft, zu gewinnen. FRIEDRICH Wirnerm wollte versuchen, durch den Großherzog auf König Ernst Ausust von Hannover einzuwirken, um dessen nachträgliche Zustim- mung zu einer schon vollzogenen Tatsache zu erlangen. Frieprıch Wıruern war als Kronprinz wenige Wochen nach der Absetzung der sieben Göttinger Professoren in eine persönliche Be- rührung mit ihrer Sache gebracht worden, und zwar in einer ihm sehr unerwünschten und peinlichen Weise: als Rector magnificentis- simus der Königsberger Universität sah er seinen Namen auf die bei- den Doktordiplome gesetzt, welche kurz nacheinander zwei Fakultäten der Albertina, die philosophische und die medizinische, dem Juristen ALBRECHT und dem Physiker Weser verliehen. Er nahm damals Anlaß, durch Prorektor und Senat den beiden Fakultäten sein »großes Miß- fallen« zu erkennen zu geben; aber der Zwischenfall wurde ausge- glichen' und hinderte den Kronprinzen nicht, noch während der Re- gierung seines Königlichen Vaters zu versuchen, ob sich den Brüdern ! Vgl. das Schreiben des Kronprinzen vom 22. Januar 18338 (Aus den Papieren des Ministers Tr. von Scnön V, 263) und die Mitteilungen von Rüst in der Alt- preußischen Monatsschrift 1883, S. 4orfl.; ferner H. von Trerrschke, Deutsche Ge- schichte im 19. Jahrhundert IV, 662 ff.; Prurz, Geschichte der Alberts- Universität im ıg. Jahrhundert S. 92 ff.; Rünr, Briefe und Aktenstücke zur Geschichte FrıEeprıca Wirkerns IIl., III, 578. Koser: Zur Geschichte der Berufung der Brüder Grimm nach Berlin. 1005 Grınm eine Freistätte in Berlin bereiten ließ. Durch Berrısa von Arnım wußten wir, daß er das Schiff »mehrmals bis dicht an den Hafen ge- bracht« hatte, nicht landen konnte, »aber auch nicht gescheitert« war. Auf ein Schreiben, das der Kronprinz in diesem Zusammenhang »mit großer Courage« an den König von Hannover gerichtet haben will, nimmt der nachstehende Brief Bezug.' Den unmittelbaren Anlaß zu diesem Briefe an den Großherzog Grors gab dem Könige ein Hamburger Zeitungsartikel, an dem der Großherzog Anstoß genommen hatte. Es kann sich nur um die Mit- teilung aus »Kassel, den 9. November« handeln’, die in dem Ham- burgischen Unpartheyischen Correspondenten Nr. 272 vom 17. Novem- ber 1840 vorliegt und dorthin aus der »L. A. Z.« (Leipziger Allge- meinen Zeitung) übernommen war. Der Artikel lautet: »Gestern ist den Gebrüdern Grimm durch den preulsischen am hiesigen Hof accredirten Gesandten und bevollmächtigen Minister, General v. Thun, im Auftrage des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, amtlich angezeigt worden, dals der König sie einlade, ihren Wohnsitz von hier nach Berlin zu verlegen und sofort dahin zu kommen. Sie sollen zwar vorerst daselbst keine bestimmte Anstellung mit einem damit verbundenen Jahrgehalt und entsprechenden Amtstitel bekommen, aber ihnen hinreichende Mittel zu einem anständigen Auskommen zugesichert werden, um frei von eigentlichen Berufsgeschäften ganz und allein ihren Studien obliegen zu kön- nen. Zugleich aber ist ihnen die Aussicht eröfinet worden, früher oder später einem ihren Neigungen zusagenden und ihren Kenntnissen angemessenen Wirkungskreis durch Anstellung im preulsischen Staatsdienste zu erhalten. Die gedachten beiden Gelehrten, die nach dem Verlust ihres Professoren -Gehaltes in Göttingen und ohne eigenes Ver- mögen sich bisher in der Lage befanden, von dem Ertrage der in Deutschland zu Gunsten der sieben entlassenen Göttinger Professoren gesammelten Subseriptionen zu leben, haben den an sie ergangenen ehrenvollen Ruf nach Berlin angenommen und bereiten sich, ohne Verzug die Reise dahin anzutreten. Nach aller Wahrscheinlich- keit werden sie demnächst entweder als öffentliche Lehrer bei der Universität oder als Bibliothekare bei der grofsen K. Bibliothek in Berlin in 'Thätigkeit gesetzt werden. Auf der Universität in Göttingen vereinigten sie beiderlei Funetionen, indem sie gleich- zeitig sowohl ein Lehramt in der philosophischen Facultät der Georgia Augusta be- kleideten als auch bei der Universitäts-Bibliothek angestellt und beschäftigt waren. Die kurhessischen Landstände hatten zwar lebhaft den Wunsch ausgesprochen, dals von Seiten der Staatsregierung Schritte geschehen möchten, um diese beiden berühmten Landsleute für die Landes-Universität zu gewinnen, und sich zugleich im Voraus be- reitwillig gezeigt, die Geldmittel zu bewilligen, die erforderlich erachtet werden sollten, um ihnen einen anständigen Jahrgehalt als öffentliche Lehrer in Marburg zuzusichern; allein dieser ständische Antrag, der sich völlig im Einklang mit der Stimme der öffent- lichen Meinung in Kurhessen befand, hatte keinen Anklang gefunden und war ohne Erfolg geblieben. Man kann sagen, dals jene beiden Gelehrten hier eigentlich nur als Eingeborene geduldet wurden. Doch genossen sie manchmal die Ehre, von der ! Vel. H. von Syeer, Zur Erinnerung an Jako Grimm (Sitzungsber. 1885, S. 27 ff.; wiederholt in Vorträge und Abhandlungen von H. von Syzer, herausgeg. von VARRENTRAPP S. 203 fl.); Harnack, Geschichte der Akademie I 916. 2 Hr. Dr. Schwarn hat sich freundlichst der Mühe unterzogen, auf der Ham- burger Stadtbibliothek die Hamburger Zeitungen von 1840 (Correspondent, Nachrichten und Neue Hamburger Zeitung) durchzusehen. 1006 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. Kurfürstin zur Tafel gezogen zu werden. — Geheimrath Hassenpflug, vormaliger kur- hessischer Minister und in der jüngsten Zeit Civil- Gouverneur im Grolsherzogthume Luxemberg, war in erster Ehe mit einer Schwester der beiden Grimm verheirathet; diese werden jetzt mit ihrem Schwager in Berlin zusammentreffen. Denn wenngleich die Preufsische Staatszeitung bisher noch nicht die Aufnahme desselben in den preufsi- schen Staatsdienst gemeldet hat, so weils man doch hier, dals er mit bestimmter Zu- sicherung für eine solche Anstellung den holländischen Staatsdienst verliels.” Auch wird seine Familie im Laufe dieses Monats noch auf der Durchreise von Luxemburg nach Berlin hier erwartet, und wie man hört, wird sich Dr. Hassenpflug selbst noch einmal nach Luxemburg begeben, um seine Gattin und Kinder nach Berlin abzuholen. Wenn der Brief Frıeprıcn Wırserms IV. »die ganze Geschichte aus Cassel mit Tuun« als »erlogen« bezeichnet, so enthalten die diplo- matischen Berichte des Generals von Tuux im Geheimen Staatsarchiv von einer Mitwirkung dieses Gesandten in der Tat nichts; sie erwäh- nen das Brüderpaar Grimm überhaupt nicht. Die Berufung war »ganz konfidentiell« (vgl. unten S.1009) unmittelbar aus Berlin, durch ein Schreiben des Unterrichtsministers von EıchHnorn vom 2. November 1840, erfolgt. Die in dem Briefe an den Großherzog von Mecklenburg -Strelitz erwähnte Anlage war ohne Frage der Bericht des preußischen Ge- sandten Freiherrn von Canırz unno Darıwırz aus Hannover vom 27. No- vember 1840.” Dem folgenden Abdruck liegt für den Brief eine Ab- schrift, für den angeschlossenen Gesandtschaftsbericht die Ausfertigung zugrunde. Charlottenburg, 2. December 1840. Theuerster Onkel! Sie werden ob des dicken Briefes erschrecken, vielleicht noch mehr, wenn Sie sehen, dafs seine Corpulenz von Schwangerschaft mit einem wohlbeleibten aber schwer zu lesenden fremden Briefe herrührt. Hier die Erklärung über einliegende Mit- theilung (welche ich ergebenst bitte, mir zurückzusenden, wobei ich aber weit entfernt bin, ein Antwortschreiben zu erwarten). — Durch Rochow° weifs ich, dafs das Hierherkommen der Brüder Grimm Ihnen heftiges Bauchgrimmen gemacht hat. Er zeigte mir einen Artikel aus der alten Hamburgerin (qui se fait de plus en plus demi castor) welcher Ihnen, lieber Onkel, Schreye des Entsetzens abgelockt hatte und der mir fast eine Ohnmacht zuzog. Bey dem lebhaften Wunsche, den ! Vgl. hierzu H. von SyseL, Vorträge und Aufsätze S. 220; H. von TRrEITScHkE, Deutsche Geschichte V, 54. ® Erwähnt bei von SyzeL a.a. 0. S.2ı2 mit dem verdruckten Datum 25. No- vember. ® Gemeint ist wohl der Minister des Innern. Koser: Zur Geschichte der Berufung der Brüder Grum nach Berlin. 1007 ich vor aller Welt zu vertreten bereit bin, den Grimms in Berlin ihr herrliches Sprachwerk redigiren zu sehen, und den weit lebhafteren, mit Onkel Hannover gut vertrauensvoll zu stehen, mufste es mich in höchsten Zorn versetzen, zu sehen, dafs meine im höchsten Grade diseret eingeleiteten Schritte in Cassel bis zu dem überschwenglichen Grade roh und taktlos ausgeführt seyen. General v. Thuns Auffahrt bey den Grimms, um sie in m. Namen nach Berlin zu berufen, stellte sich eben als eine bestialische Dummheit dar und konnte nicht un- untersucht bleiben. Ich verordnete durch Müller' eine strenge Unter- suchung u. die ist dann — Gott sei Dank! recht befriedigend aus- gefallen. Die ganze Geschichte aus Cassel mit Thun ist erlogen. Weder offiziell noch unter der Hand hat er das Mindeste mit den Grimms verhandelt. Von der Seite bin ich gänzlich beruhigt. Da das Domizil Verlegen der Grimms nach Berlin, Ihnen lieber Onkel aber, abgesehen von allen Zuthaten wahrscheinlich an sich fatal ist, so treibt mich mein Herz Ihnen meine Ansicht offen darzulegen, nicht um sie Ihnen beizubringen, nein allein um Ihnen gegenüber klar da- zustehen. Die Schriften der ausgezeichneten Brüder entzücken mich seit mehr denn 20 Jahren. Diese Freude steigerte sich allmälig zum höchsten Interesse und zur regsten Theilnahme an den Autoren, da ich von der Vortrefflichkeit Ihrer Gesinnungen u. ihrer stets wachsen- den Bedeutung für altteutsche Litteratur u. Sprache hörte. Seit Jahren war es mein brünstiger Wunsch diese Perlen teutscher echter Gelehr- samkeit bey uns zu wissen. Als Antiheglianer war es aber begreif- lich, dafs der arme Altenstein nie darauf einging. Durch Widerstand wissen Sie, lieber Onkel, wird das Begehren nur gesteigert. So gings hier mit den Grimms, so mit Schelling, Rückert, Stahl u. Anderen mehr. Ich gestehe nun (und Sie lieber Onkel werden es unter den Umständen begreifl. finden) dafs ich fast Freude empfand, als Onkel Hannover mit den Grimms »Chafs’ aus dem Haus« machte. Vor 2 Jahren, obgleich ein sehr unbedeutendes Creatur, aber dennoch entschlossen, alles zu ihrer Gewinnung für Berlin zu wagen, schrieb ich mit grofser Courage an King Ernst. Ich sagte ihm meine Ueber- zeugung (die noch heute ungeändert dieselbe ist) er sey bei Behand- lung der 7 Professoren über den so nöthigen Ernst hinaus in un- nöthige Strenge hineingegangen. Ich führte aus, dafs bey der takt- losesten Handlung der Art immer zu untersuchen sei ob böser Wille oder wirklich Gewissenssache Veranlassung gewesen. Für einige der 7 wolle ich gut sagen, dafs nur der letztere Beweggrund da- ! Der Geheime Kabinettsrat Dr. Müller. 1008 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. gewesen, und ich nannte namentlich die Grimms — Hier mufs ich bemerken, dafs unter den zahlreichen Freunden der’ beiden, ich nur Männer kenne, die der eonservativen Farbe angehören, ja unter ihnen viele, die als ultras damals verschrieen waren z. B. Radowitz, Hassen- pflug, Canitz. Ich erklärte dem König EA frey von der Leber weg, dafs wenn es von mir abhinge, ich Alles thun würde, um die Brüder Grimm für Berlin zu gewinnen. — Der König antwortete englisch, da ihm in anderen Sprachen die Ausdrücke fehlten um sein Entsetzen über meine Ansicht auszudrücken. Er führte aus, dafs der Staat untergehen müsse, der Leuten zu lehren erlaube, welche die u. die Grundsätze hätten. Darin hatte King EA vollkommen recht. Da die Grimms aber nun schon bei die 30 Jahre das Gegentheil von dem, dem u. dem notorisch gelehrt hatten, SM. dieses aber leider dodahl ignorirten, so konnte mich das alles in meiner Ansicht u. meinen Wünschen nicht irre machen. Als ich diesen Sommer nun etwas wieder zu mir selbst gekommen war, erwachte mein Wunsch aufs Neue u. ich dachte auf Mittel mein Verhältnifs zu Hannover dabei ungekränkt zu halten. Ich trug daher Savigny auf unter der Hand den Grimms zu schreiben, Er wisse bestimmt, dafs wenn dieselben Berlin zu ihrem Aufenthalte nehmen wollten, nichts dagegen geschehen würde, dafs der Jacob im Gegentheil aufs Kräftigste geschützt sein würde in den Privilegien, welche seine Qualität als wirkl. Akademiker mit sich führte (nämlich ohne förml. Erlaubnifs Vorlesungen halten zu dürfen) u. dafs durch akademische oder andere ähnliche Fonds Mittel zur Unterstützung der Herausgabe ihres herrlichen Werkes gefunden werden würden —. In ders. Zeit kam H. v. Scheele jun. vom King EA. gesandt zu mir um mich au fait zu setzen über seine Ständischen Projekte. Diese Gelegenheit benutzte ich ihm Aufträge auch in Angelegenheit der 7 zu geben soweit sie mich berührten. Ich liefs King EA. sagen, ich dächte über diese Verweisung noch wie vor 2 Jahren, ich kennte aber meine Verpflichtungen gegen ihn als Mitstand u. Onkel u. würde daher mit Ausnahme eines einzigen keinen von Ihnen förml. berufen, — obgleich ich die Ueberzeugung habe, das sei eigentlich gegen sein eigenes wohlverstandenes Interesse, da die Schriften u. insidiosen Winke gegen ihn mit ihrem Eintritt ins Preufsische mausetodt sein würden. Die Ausnahme beträfe in parenthese den Prof. Albrecht u. ich sagte, als geb. Preufse stehe er zu mir in einem abnormen Ver- hältnifs, denn über die Berufung von Unterthanen zu Stellen im Lande könne ich niemand das Recht zuerkennen mir Gesetze vorzuschreiben, während ich solche Gesetze in so weit sie das Schicklichkeitsgefühl beträfen, für die Uebrigen mit Widerstreben zwar, aber doch aner- Koser: Zur Geschichte der Berufung der Brüder Grimm nach Berlin. 1009 kennen müsse. Was nun die Grimms beträfe, so würde diese An- erkennung bei ihnen am Allerschwersten und ich avertire ihn, dafs ich, soweit die Beobachtung der Formen mir es nur irgend gestatte, ich alles anwenden würde, um sie u. die Edirung ihres Sprachwerkes (welche eine wahre Ehrenkrone für Teutschland ist) für Berlin zu ge- winnen. Ich verspräche dem Könige nur 2 Sachen 1) sie nicht in meinen Dienst zu berufen 2) ihnen keine Anstellung zu geben, so lange bis ich wisse, dafs es SM. nicht mehr unangenehm sei. Sie sehen also theuerster Onkel, dafs King EA. mehrfach, lange u. um- ständlich von meinen Projekten unterrichtet ist, und dafs er wenigstens nie über unerwartete Mafsnehmungen von meiner Seite klagen kann. Diese Sache schlummerte nun während meiner Reise nach Schlesien, Preufsen u. Pommern u. bis kurz nach der hiesigen Huldigungszeit! Da ich garnichts von Savigny hörte, trug ich Humboldt auf nach- zuforschen und er erfuhr, dafs sein Schritt bei den Grimms, wegen des grofsen Mifstrauens, welches sich beider seit ihrem unverdienten Unglück bemächtigt hat, ohne alles Resultat gebl. war. Ich trug ihm demzufolge auf, dem Minister Eichhorn zu ersuchen, selbst, aber ganz confidenziell an die beiden zu schreiben, und ihnen nicht blofs dasselbe wie Savigny früher zu sagen, sondern auch von meinem Wunsche deutlich zu reden, da sonst nichts anzufangen war. Darauf haben nun, zu meiner grofsen Freude, die beiden entschlossen hier- herzukommen und ich habe ihnen die zur Herausgabe ihres Werkes nöthigen Fonds zu beschaffen versprochen, aber auch das nur so lange bis ihr Werk fertig sein wird, damit jeder Schein eines Ge- haltes oder einer Anstellung verschwinde. — Da ist nun die Geschichte ohne Hosen —. Die Entstehungsgeschichte aber des anliegenden Briefes ist folgende. Noch ehe ich die tröstliche Antwort von Müller u. Eichhorn hatte, durch welche mir bewiesen ist, dafs die Hamburger Metze gelogen hatte, schrieb ieh in grofser Aufregung an Canitz nach Hannover: ich hoffe zwar es sei erlogen, sollte es aber wirklich wahr sein, so müsse er förmlich meine Entschuldigungen u. Rechtfertigung dem King EA. überbringen und zu dem Ende eine offene Relation dessen was ich gewollt u. befohlen hätte, vortragen. — Die Ansicht Canitz über das was King EA. jetzt am besten in der Angelegenheit der Sieben [Mädchen in Uniform]! Professoren zu machen habe, finde ich ungemein richtig ja schlagend u. ich meine, es wird Sie lieber Onkel interessiren. Es wäre das eine noble u. royale Art einen Fehler gut ! Die eingeklammerten Worte (nach einem Vermerk in der vorliegenden Ab- schrift) im Original durchstrichen. 1010 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. zu machen ohne sich im mindestens etwas zu vergeben, würde dem King viele 1000 Herzen gewinnen u. der schlechten Opposition in seinem Lande einen höchst wünschenswerthen u. desperaten Ärger beibringen, einen Schlag von dem sie sich niemals mehr zu dem er- heben kann, was sie jetzt ist. Ach könnten Sie, theuerster Onkel, doch zu einer so seegehs- reichen Aenderung der Dinge etwas beitragen Aber leider! mufs ich fürchten, dafs der in so vieler Hinsicht so ausgezeichnete Herr einen Mangel nie ersetzen wird, näml. den einer gewissen Unkenntnifs des teutschen Gemüths. Er denkt immer viel zu sehr an Verhältnisse wie sie die englischen Marmorköpfe bereiten, die man nie zum Weinen oder Lächeln bringen kann, während es Gott Lob! gar leicht ist, aus einen teutschen Auge eine Thräne der Rührung zu quetschen. In dieser Leichtigkeit liegt eine Gefahr. Dieselben Menschen, die ich so gerne bis zu Thränen rühren möchte, durch King EA. Güte u. Grofs- muth, haben Thränen des Mitleides über das Elend der 7 Professoren u. namentlich der vortreffl. Brüder Grimm vergossen. Und diese Thränen flossen wider den König? Doch nun genug des Verbiage. Sollten Sie lieber Onkel noch einmal vor Ihrer ersehnten Ankunft in Berlin gegen Ende des Winters schreiben, so bitte ich mir zu er- zählen, wie Ihnen der dieke Kronprinz aus Island! gefällt und ob er noch dieker wie ich ist? Leben Sie wohl, Allertheuerster, Liebster, Bester, Verehrtester Onkel u. gedenken Sie immer mit Liebe u. Nachsicht Ihres vielgetreuen Neffen u. Freundes Fritz Manu propria ach ja! vergleichen Sie die schrecklich schlechte Schrift. Hannover den 27“ Novbr 1840 Ew. Majestät gnädiges Schreiben vom 24°” d.M. habe ich gestern zu erhalten die Ehre gehabt. Schon vorher hatte ich, zufolge der Eröffnungen, die mir während meiner Anwesenheit in Berlin von Ew. Majestät Allerhöchstselbst und von dem Staats Minister Eichhorn, in betreff der Brüder Grimm gemacht worden waren, hier mit den Per- sonen deren Stimme von Gewicht sein mögte, über diese Angelegen- heit gesprochen, und einen Bericht darüber an den Minister Eichhorn abgesandt. ! Nachmals König Friedrich VII. von Dänemark. Koser: Zur Geschichte der Berufung der Brüder Grıum nach Berlin. 1011 Ich schmeichle mir, Ew. Majestät Intentionen richtig begriffen und dargelegt zu haben, indem ich auseinandersezte: wie Allerhöchstdie- selben Sich bewogen fänden, diesen in vieler Rücksicht ausgezeich- neten Gelehrten, eine Aufnahme in Berlin zu gewähren (was zu ver- weigern um so bedenklicher erscheine, da dieselben der dortigen Akademie der Wissenschaften angehören); wie es jedoch Ew. Majestät sehr am Herzen liege, alles sorgfältig zu vermeiden, was die hiesige Regierung unangenehm berühren könnte, da Allerhöchstdieselben auf die Erhaltung und Pflege der bestehenden freundlichen Verhältnifse einen ganz besondern Werth sezten, so sei es Ew. Majestät lebhafter Wunsch, jeder etwanigen Mifsdeutung zu begegnen, die vielleicht ver- sucht werden mögte, als ob ein Akt Allerhöchstihrer Gnade, Personen zugewendet würde, die als Gegner der Regierung des Koenigs Ernst August zu betrachten wären. Bei diesen Unterredungen, war eine Erörterung der Goettinger Vorfälle vom Herbst 1837 nicht zu ver- meiden; ich habe geglaubt bemerklich machen zu müssen, dafs man die vielbesprochne Vorstellung der sieben Professoren an das Univer- sitäts Curatorium vom 18°" Nvbr 37, als irrig in ihren Motiven und als sehr übel überlegt in der Fafsung, aufs entschiedenste mifsbilligen möge, nichtsdestoweniger jedoch den grofsen Unterschied nicht ver- kennen dürfe der zwischen einer, (wenn auch tadelnswerthen und un- statthaften) Vorstellung an eine vorgesezte Behörde und einer aufrühre- rischen Handlung bleibt. Wenn es sich nun vollends von der spätern Nachwirkung jener Vorfälle handelt, so kann unmöglich, die ge- wichtige Verschiedenheit einer, (wenn auch wohlverdienten) Strafrede, von einer förmlichen, rechtskräftigen Verurtheilung, unerwogen bleiben. Die sieben Profefsoren sind von ihrem Amt entfernt worden »weil Leute, die solehe Grundsätze aufstellen, nicht Lehrer sein könnten«. Man erwähnte im Laufe eines Gesprächs dieser Worte des Rescripts das ihre Entlafsung verfügte; ich erwiederte, ohne mir ein Urtheil über das Verfahren anzumalsen, wie immer man die ganze Sache ansehn möge, jedenfalls könne die Entfernung dieser Leute, so wie sie geschehn sei, unmöglich einer Verurtheilung gleich gestellt werden, wodurch sie der Aufnahme in jedem deutschen Bundesstaate unwürdig, alles Rechts verlustig und als Verbrecher geächtet worden wären. Dagegen hat niemand eine Einwendung gemacht. — Zugleich glaubte ich auch nicht mit Stillsehweigen übergehn zu dürfen, wie eine solidarische Verant- wortlichkeit der Sieben, nur für dasjenige bestehn kann, was sie zu- sammen unternommen haben, die später von einigen, namentlich vom Hofrath Dahlmann, gegen die hannoversche Regierung verübten Feind- seligkeiten aber keineswegs mit dem Schritt confundirt werden können, den die Brüder Grimm 1837 in Goettingen gethan haben. Ihr Ver- Sitzungsberichte 1905. 88 1012 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. hältnifs zur hiesigen Regierung ist von dem Dahlmanns, wesentlich verschieden. | Wie strenge man sie auch beurtheilen möge, niemand wird ver- kennen, dafs sie die ganze Angelegenheit durchaus als eine Gewissens- sache genommen haben. Sie können geirrt haben, man konnte solchen Irrthum damals für gefährlich halten — eines Verbrechens, einer straf- baren Absicht, einer boshaften Feindseligkeit, sind sie nimmer zu überweisen. — Diese wesentliche Verschiedenheit in der Sache der Sieben (welche die Gegner der Regierung aus guten Gründen, absichtlich ignoriren), ist auch von der hannoverschen Regierung selbst, nicht verkannt worden, wie der bisher geduldete Aufenthalt eines der Theilnehmer an der Vorstellung vom 18" Nvb 37, des Profefsors Weber, in Göt- tingen beweilst. Dem ältern Grimm ist zwar vorgeworfen worden die Vorstellung ins Publikum gebracht zu haben — erwiesen ist ihm darüber nichts strafwürdiges, sie geheim zu halten war gar nicht in seiner Macht. Es ward ihm die Wahl gelassen, zwischen schleunigem Verlassen der Universität und des Königreichs, oder einer Untersu- chung, die vor einem erst noch zu bestimmenden Gericht geführt werden sollte — er unterwarf sich ohne Widerspruch und gieng. Ihn deshalb, weil er sich dem fügte, was der Regierung das Erwünsch- teste war, eines Verbrechens schuldig und überwiesen zu erklären, wäre eine unerhörte Ungerechtigkeit. — Die kleine Schrift, die er bald nachher unter dem Titel »Über meine Entlafsung« publizirt hat, trägt durchaus den Karakter der Überzeugung, nach seinem Gewilsen, ohne alle feindliche Absicht, nur gethan zu haben was er für unver- meidlich hielt. Das ehrenwerthe Motiv, zugleich aber auch das Irrige seiner Ansicht (dafs er sich zum Handeln berufen hielt) scheint mir in den Worten des Schriftchens pg 8 ausgesprochen, wo er sagt: »mich hat das, was weder mein Herz, noch die Gedanken meiner Seele erfüllte, plötzlich mit unabwendbarer Nothwendigkeit ergriffen und fortgezogen.« pp Der jüngere Bruder ist mit dem Profefsor Weber ganz in dem- selben Verhältnifs, er hat nur mit unterschrieben, was er für eine nothwendige und legale Protestation der Universität hielt. — Wenn nun der Aufnahme der beiden Grimms in Ew. Majestät Landen, kein Rechtsgrund entgegensteht, sie vielmehr Allerhöchstihrer Gnade wohl werth sind, da insbesondere der eine der beiden in seltner Gemein- schaft verbundenen Brüder, bei allen Kundigen für einen der berühm- testen unter den jezt lebenden deutschen Gelehrten gilt, da sie beide nie übelberüchtigt gewesen, sondern die politische Unschuld ihres stillen, ausschliefslich gelehrten Arbeiten gewidmeten Lebens, allge- Koser: Zur Geschichte der Berufung der Brüder Grimm nach Berlin. 1013 mein anerkannt wird und ihr eigenthümliches Fach ganz dazu ge- eignet ist, das huldreiche Interefse des erhabenen Beschützers deut- scher Wissenschaft, auf sich zu ziehn — wenn es demnach nur darauf ankomt, jeder Mifsdeutung zu begegnen die für die hiesige Regierung empfindlich und nachtheilig sein könnte, so dürfte das am sichersten und vollständigsten damit zu erreichen sein: dafs der Koenig von Hannover selbst zu erkennen gäbe, dafs Er Selbst jenes Göttinger Ereignifs von 1837 jezt als abge- than und der Vergangenheit anheim gefallen ansähe, wie es denn auch unstreitig ist, seitdem die Universität einen Depu- tirten zur Stände Versamlung geschickt, eine Vereinbarung zu Stande gekommen und die ganze Verfalsungs Angelegenheit regulirt ist. Die immer noch rege Opposition mögte versuchen darzuthun: Die Aufnahme von Leuten welche mit der hiesigen Regierung in Op- position gerathen, bezeuge eine Mifsbilligung des Verfahrens des Koe- nigs, folglich eine Billigung ihrer eignen Schritte u.s. w. Der vor- gedachte grofse Unterschied, zwischen dem was die Grimms und was andere gethan, würde dann gänzlich zu verstecken gesucht, wie die Zeitungen bereits sich bemüht haben — solche Deutungen würden allerdings der hiesigen Regierung nicht indifferent sein, da sie für ihre Gegner von groflsem Gewicht wären — alles dies wäre sofort abgeschnitten, wenn der Koenig von Hannover selbst, durch eine Thatsache, diese Raisonnements niederschlägt. Zu einer direkten, unmittelbaren desfalsigen Erklärung mögte die pafsende Veranlafsung fehlen, dieselbe Wirkung liefse sich aber mittel- bar vollständig erreichen; der vorgedachte Profefsor Weber der seit 1837 sich von allem Politischen entfernt gehalten und zu seinen Stu- dien über den Magnetismus und Galvanismus zurückgekehrt ist, die er mit dem Hofrath Gauss emsig in Göttingen betreibt, würde sich dazu sehr gut eignen. Es bedürfte zunächst nur einer förmlichen Genehmigung dessen, was bisher stillschweigend besteht, besser noch wäre es, wenn er bei der Universitat wieder rehabitirt würde. — Der Koenig vergäbe Sich dadurch nichts, es würde damit der Sache die günstigste Interpretation gegeben, es würde nichts zurückgenom- men sondern es träte Milde an die Stelle der Strenge, da diese nicht mehr nothwendig ist, eine Änderung, durch welche der Autorität nichts vergeben zu werden braucht. Nachdem ich in diesem Sinn bereits mit mehrern Personen ge- sprochen, habe ich gestern dem Minister v. Schele den Inhalt des Auftrags mitgetheilt womit mich Ew. Majestät zu beehren geruhen. Ich wiederholte was ich ihm schon früher gesagt: dafs dem ältern Grimm als Mitglied der Berliner Akademie, seine ihm dadurch zu- 885* 1014 Gesammtsitzung vom 30. November 1905. stehenden Rechte nicht entzogen werden könnten ohne eine neue, jezt offenbar unverdiente Strafe über ihn zu verhängen, von einer Berufung in Ew. Majestät Dienst, sei nicht die Rede gewesen, sondern von einem Aufenthalt zur Betreibung wissenschaftlicher Zweke, es wieder- fahre mithin den Grimms in Berlin nichts anderes, als was dem Pro- fessor Weber in Göttingen verstattet sei. Wenn Ew. Majestät Sich zu einer Unterstützung der Arbeiten der Grimms, veranlafst sähen, so gehöre das unter diesem Gesichtspunkt nicht zur Sache. Der Minister von Schele schien mit meinen Äufserungen ganz zufrieden, besonders schien ihm diese Hinweisung auf den Professor Weber sehr plausible. Er erklärte das für einen guten Gedanken und sprach sich einver- standen damit aus, dafs es für den Koenig seinen Herrn wünschens- werth wäre, wenn die Sache so abgemacht würde: Da indessen der Koenig jezt von hier abwesend ist und erst den 10“ zurükkehren wird, vorher also sich keine Gelegenheit finden wird Se Majestät selbst darüber zu sprechen, so mufs ich mir fernern Bericht bifs dahin allerunterthänigst vorbehalten. — Ich fand Gelegenheit dem General v. During (Privat Sekretair des Koenigs) vorläufig eine Mittheilung zu machen, wie sehr es Ew. Majestät am Herzen liege, jede etwanige Mifsdeutung zu verhüten, derselbe wird nicht gesäumt haben dies als- bald seinem gnädigsten Herrn zu hinterbringen. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn es mir gelingt Ew. Ma- jestät Befehle vollkommen auszuführen, so dafs diese Angelegenheit keine Veranlafsung zu einer Empfindlichkeit geben kann und Aller- höchstdero gnädigem Vertrauen zu entsprechen, das zu verdienen stets mein eifrigstes Bestreben bleiben wird. In tiefster Ehrfurcht ersterbe ich Ew. Majestät unterthänigst treugehorsamster v. Canitz. 1015 Die Endigung des Nervus acusticus im Gehörorgan des Flußneunauges. Von Prof. Dr. RupoLr Krause. (Vorgelegt von Hrn. Hrrrwıc am 23. November 1905 [s. oben S. 957].) S Vor kurzem hat Gustar Rerzıus', der hochverdiente Erforscher der vergleichenden Morphologie des Gehörorgans, in ausführlicher Weise resümiert, was wir heute über die Endigungsweise des Nervus acusti- cus im Gehörorgan wissen. Es scheint danach festzustehen, daß wir in dem Neuroepithel des Gehörorgans zwei Arten der Nervenendigung zu unterscheiden haben: ı. feine Nervenfasern dringen zwischen den Haarzellen in die Höhe und laufen hier frei aus, 2. gröbere Fasern umfassen mit ihren verbreiterten Enden die Basis der Haarzellen, ohne zwischen ihnen aufzusteigen. Wenn uns nun mit dieser Erkenntnis auch schon recht bedeutungsvolle Aufschlüsse gegeben sind, so herrscht über die Kardinalfrage in dieser ganzen Materie, das ist über das feinere Verhalten des Nervenendes zum Protoplasma der Haarzelle, doch noch völlige Unklarheit. Daran mögen wohl in erster Linie die angewandten Methoden die Schuld tragen. Mit heißem Bemühen sucht man seit Jahren nach »spezifischen« Methoden, nach Methoden, welche eine distinkte und differente Färbung der Nervenfasern, speziell der Fibrillen des Achsenzylinders, liefern. Und wenn eine neue derartige Methode ge- funden und publiziert war, so wurde sie auch unverzüglich auf das Gehörorgan angewendet. Man hat ja damit eine ganze Anzahl inter- essanter Details in dem Verhalten der Acusticusfasern aufgefunden, aber dem Grunde der Sache ist man nicht wesentlich nähergekommen. Und das ist leicht erklärlich, denn alle diese »spezifischen« Methoden geben nur recht mangelhafte Bilder der perzipierenden Zellen des Neuro- epithels. Das gilt am meisten für die Goreı-Methode. Die Präparate, ! G. Rerzıus, Biologische Untersuchungen, N. F. Bd. XII, Stockholm 1905. 1016 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. die sie liefert, geben prächtige, wohl nicht immer ganz einwandfreie Bilder der Nervenverzweigung, aber die Epithelzellen erscheinen als blasse Schemen. Das gilt ebenso, wenn auch nicht ganz so schroff, von der vitalen Methylenblaumethode. Die Fixation mittels molybdän- sauren Ammoniaks, die sie erfordert, ist ebenso wie die Färbefähig- keit der Präparate eine mangelhafte. Als erschwerendes Moment kommt hier noch dazu, daß die Fixation der Objekte erst nach dem Ab- sterben der Zellen, ja manchmal erst recht geraume Zeit nach dem- selben, erfolgt. Was nun die neuesten Methoden auf diesem Gebiet, die Fibrillenmethoden von Ramön v CasarL und Bierscuowsky, anlangt, so haben mir meine eigenen zahlreichen Versuche und die Bilder, welche Casau! und Kormer” vom Neuroepithel des Gehörorgans liefern, gezeigt, daß auch von ihnen in dieser Beziehung nichts zu erwarten ist. Argentum nitricum und Formalin sind eben für das so überaus hinfällige und zarte Neuroepithel ganz ungeeignete Fixiermittel. Ich habe bei ein und demselben Objekt, an den großen Nervenzellen des Gehirns, an den Muskelfasern, der Epidermis die prächtigsten Bilder erhalten, während gleichzeitig die Zellen des Hörepithels nur höchst mangelhaft erhalten waren und irgendwelche Strukturverhältnisse des Zellkörpers nicht zu sehen waren. Ich kann mich deshalb der An- sicht nicht verschließen, daß wir, abgesehen von ganz wenigen neueren Arbeiten, in bezug auf das Verhalten der Neuroepithelzellen noch im wesentlichen auf dem Standpunkt stehen, der in dem Fundamental- werk von Gustar Rerzıus vor ungefähr einem Vierteljahrhundert nieder- gelegt ist. Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, habe ich seit einigen Jahren mein Hauptaugenmerk darauf gerichtet, zunächst einmal wirk- lich gut fixierte Präparate des Neuroepithels bei solchen Tieren zu er- halten, bei denen uns dasselbe leicht zugänglich ist. Ich habe mich aus diesen und anderen Gründen gerade sehr eingehend mit dem Gehör- organ der Cyelostomen beschäftigt. Bei ihnen ist es ja ein leichtes, mit einem Messerschnitt das Neuroepithel des Gehörorgans freizulegen und der fixierenden Flüssigkeit zuzuführen. Hier fällt auch die in vieler Beziehung ungünstig wirkende Entkalkung fort. In der vorliegenden Mitteilung möchte ich über die Resultate be- richten, die ich am Gehörorgan des Flußneunauges, Petromyzon flu- viatilis, erhalten habe. Sie werden, so hoffe ich, manches Interessante bieten und dürften wohl dazu angetan sein, eine fühlbare Lücke un- serer morphologischen Kenntnisse zu füllen. ! Siehe Rauön y Casar, Trabajos del Laboratorio de investigaciones biologieas de la Universidad de Madrid, T. III, 1904. ® Kormer, Anatomischer Anzeiger, Bd. 26 und 27, 1905. R. Krause: Endigung d. N. acusticus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1017 Technisches. Diejenigen Fixationsmittel, welche allgemein als gut anerkannt sind, leisten auch in unserem Falle die besten Dienste. Allerdings ist dabei zu bedenken, daß die von ihnen gelieferten Bilder nicht immer in den feinsten Details übereinstimmen. Ich werde an den betreffenden Stellen darauf zurückzukommen haben. Als am besten geeignet erwiesen sich mir die Fremmisesche, die Herrmannsche, die Zenkersche und die Carnovsche Flüssigkeit. Die letztere liefert die inkonstantesten, die erste die beständigsten Resultate. Osmiumsäure wirkt in wässeriger Lösung weniger gut als in Dampf- form. Besonders günstig erwies sich mir eine Räucherung in den Dämpfen eines Gemisches von gleichen Teilen 4 prozentiger wässeriger Osmiumsäure und Eisessig. Nach ıo Minuten wird in 40 prozentigen Alkohol übertragen. Formalin und Alkohol in allen Konzentrationen sind absolut unbrauchbar. Mag man nun das eine oder das andere Fixiermittel wählen, auf jeden Fall ist es nötig, ihm durch vorherige Eröffnung der Knorpel- kapsel raschen und ungehinderten Zutritt zum Neuroepithel zu ver- schaffen. Entweder schnitt ich zu diesem Zweck die dorsale Kuppe der Kapsel mit einem scharfen Rasiermesser ab oder ich entfernte die gesamte Kapsel mit ihrem Inhalt mittels eines auf die Fläche ge- krümmten, kleinen Berrschen Messers. Die Färbung der Präparate erfolgte entweder im Schnitt (nach Paraffineinbettung) oder im Stück. Für die Sehnittfärbung erwies sich, wo angängig (Zexkersche und Carnovsche Flüssigkeit), die Eukrion- Bionpische Dreifachfärbung in der von mir angegebenen Weise’ als weitaus am besten. Die Heipennamsche Eisen-Hämatoxylinfärbung ergab ebenfalls sehr instruktive Bilder, doch steht sie in bezug auf die Darstellung der Protoplasmastruktur der Haarzellen und der Fibrillen der Achsenzylinder hinter der vorigen zurück. Präparate aus osmium- haltigen Flüssigkeiten wurden vor der Färbung mittels Wasserstofl- superoxyds gebleicht. Ich bringe zu diesem Zweck die Schnitte bis zur erfolgten Bleichung in 7oprozentigen Alkohol, dem ich 5—ı0 Prozent des käuflichen Wasserstoffsuperoxyds zusetze. Bequemer, einfacher und in mancher Beziehung noch ausgiebiger ist für unseren Zweck die Stückfärbung nach dem Prinzip der alten Chrom-Hämatoxylinmethode von R. Heıpennam. Stücke aus ZENKER- scher Flüssigkeit werden 24 Stunden in fließendem Wasser gespült und dann für die gleiche Zeit in 0.2—0.5 prozentige Hämatoxylin- lösung gebracht, die ungefähr 50 Prozent Alkohol enthält. Nach aber- ! R. Krause, Archiv für mikroskopische Anatomie Bd. 42, 1893. 1018 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. maligem gründlichen Wässern erfolgt die Übertragung in die Alkohol- reihe. Man erhält auf diese, von mir schon seit Jahren geübte Weise an dünnen (3—54) Schnitten Strukturbilder der Haarzellen, wie sie keine andere Methode ergibt, während gleichzeitig die Fibrillen der Achsenzylinder in außerordentlicher Schärfe hervortreten. Osmium- präparate können in gleicher Weise behandelt werden, doch liefert der Osmium-Hämatoxylinlack bei weitem nicht so distinkte Bilder. Auch nach Carnoy fixierte Stücke lassen sich in ähnlicherWeise durchfärben. Man überträgt dann aus dem Alkohol-Chloroform-Eisessiggemisch in mehrmals zu wechselnden absoluten Alkohol und durch die Alkohol- reihe heruntersteigend in destilliertes Wasser. Nachdem die Stücke 24 Stunden in der vorhererwähnten Hämatoxylinlösung durchgefärbt worden sind, erfolgt dann die Lackbildung in einer Lösung, welche besteht aus 0.25 g Kaliummonochromat und 0.25 g Kaliumbichromat, gelöst in 100 ccm destillierten Wassers. Das Neuroepithel des Gehörorgans. Das Neuroepithel des Petromyzontenlabyrinths' bildet einen nur an wenigen Stellen unterbrochenen Zellstreifen, der sich in verschiedener Breite von der Crista der vorderen Ampulle in die mediale Ausbuchtung dieser Ampulle erstreckt und von hier aus ohne deutliche Abgrenzung in eine kleine, im vorderen medioventralen Teil des Vestibulums gelegene Grube, die Kerze wohl nicht mit Unrecht als Homologon des Saceulus anspricht, und schlägt sich von hier aus auf die mediale Wand des sackförmigen Anhangs über. Seine Fortsetzung findet der Neuroepithel- streifen dann in der Seitenabteilung der hinteren Ampulle und sein Ende in der Crista dieser Ampulle. Außerdem liegt dann noch eine höchst interessante, wohl von Ayzrs” entdeckte Nervenendstelle im Anfangsteil jenes Ganges, der von Krreı? als Aquaeductus vestibuli bezeichnet worden ist, mit diesem Gang aber in Wirklichkeit nicht zu identifizieren ist. Das Neuroepithel der Cristae. Das Neuroepithel der Cristae besteht, wie jedes Neuroepithel, aus Sinneszellen und Stützzellen. Seine Dieke beträgt durchschnittlich 0.03 mm. Nach außen, d. h. nach der Knorpelkapsel zu, wird es ab- ' Es ist hier nicht der Ort, auf die topographischen Verhältnisse der Nervenend- stellen näher einzugehen. Ich werde das in meiner demnächst erscheinenden Mono- praphie des Cyelostomenlabyrinths im Orrerschen Handbuch tun. ® H. Ayers, Journal of morphology Bd. VI 1892. ° H. Krrer, Anatomische Studien, herausgegeben von Carr Hasse, III. Hef- Leipzig 1872. R. Krause: Endigung d. N. acustieus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1019 geschlossen von einer in Wellenlinien verlaufenden, sehr dünnen Basilarmembran; sie färbt sich mit Protoplasmafarbstoffen sehr intensiv und läßt eine ganz undeutliche Längsstreifung erkennen. Weiter nach außen folgt dann eine 0.02 mm dicke, sich viel weniger stark färbende Membrana propria. Sie besteht aus Bindegewebsfasern, welche im inneren, der Basilarmembran benachbarten Abschnitt von dorsal nach ventral verlaufen, im Querschnitt des Tierkörpers also längsgetroffen erscheinen. Im äußeren Abschnitt der Membran lockern sich die an- fangs sehr dicht gelagerten Fasern stark auf und verlaufen parallel zur Achse des Tierkörpers, erscheinen also quergetroffen. Während die Basilarmembran kernlos ist, enthält die Membrana propria Kerne, die im inneren Abschnitt länglich, im äußeren mehr rund sind. Hier erkennt man auch, daß sie zu länglichen, in mehrere Zipfel ausge- zogenen Zellen gehören. In ihrem innersten Abschnitt ist die Mem- brana propria gefäßlos, außen gefäßhaltig. Ganz nach außen schließen sich dann an die Membrana propria jene eigentümlichen Zellen an, welche die perilymphatischen Räume erfüllen. Sie sind ziemlich groß, rundlich oder oval, enthalten einen relativ kleinen, oft stark einge- buchteten Kern und ein außerordentlich schön entwickeltes, weit- maschiges Netz- oder Flechtwerk von Protoplasmafäden. Immer be- herbergen sie größere oder geringere Mengen von Fett. Die Haarzellen sind recht große Zylinderzellen, deren Form in vielen Fällen am besten mit der eines vollen, am oberen Ende zu- gebundenen Sackes verglichen werden kann. Ihre Länge beträgt im Mittel 0.012 mm. Sie erreichen also mit ihrer Basis noch nicht die Mitte des Epithels. Die Stützzellen sind lange, schmale, die ganze Epitheldicke durch- ziehende Zylinderzellen. Ihr Protoplasma zeigt deutliche Längsstreifung. Die Kerne der Stützzellen liegen in verschiedener Höhe, bald dicht unter den Haarzellen, bald mehr der Basilarmembran genähert, so daß diekere Schnitte eine Mehrschiehtigkeit vortäuschen können. Man kann an ihnen zwei Abschnitte unterscheiden; der äußere, den Kern enthaltende Abschnitt ist dicker, der innere, schlankere Abschnitt strebt als ziemlich dünner Stab zwischen den Haarzellen zur Oberfläche des Epithels. Zwischen dem Körper der Stützzellen und der Basis der Haarzellen finden sich Zwischenräume von oft nicht unbeträchtlichen Dimensionen, durch welche die zu den Haarzellen hinlaufenden Nerven- fasern hindurchziehen. Wenden wir uns nun zum feineren Bau der Haarzellen. Ihr Kern nimmt ungefähr die Mitte der Zelle ein, nicht selten der einen Längswand etwas mehr genähert. Er ist im großen und ganzen rund- lich, nieht selten auch mehr oval mit quergestellter Längsachse. Oft 1020 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. zeigt er kleine Einbuchtungen, Dellen. Das Zellprotoplasma ist in der Nähe des Kerns am lichtesten und wird nach der Peripherie dichter. Vor allem erscheint es am oberen Ende der Zelle, da wo, um bei dem früheren Bild zu bleiben, der Sack zugebunden ist, stark verdichtet. Eine netzmaschige Struktur ist nur schwach angedeutet, = Haarzellen der Crista bei verschiedener Einstellung gezeichnet. Zeiß. Apochr. 2 mm. Ok. ı2. an manchen Stellen aber, hauptsächlich in der Zellperipherie, nicht zu verkennen. Das Ektoplasma der Haarzelle ist nur wenig dicht, in ihm erkennt man über die ganze Zelle zerstreute und nach der Basis in immer größerer Menge auftretende, stark färbbare Körner, auf welche wir später noch ausführlich zurückkommen werden. Aus der Oberfläche einer jeden Zelle ragt das bekannte Hörhaar heraus. Diese Haare sind außerordentlich lang. Ich kann ihre Länge nur schätzungsweise auf das 5—6fache des Längsdurchmessers der Haarzelle angeben. Ihr Endstück (in den Figuren nicht dargestellt) ist ausnehmend fein und nur bei starker Abblendung und sorgfältiger Handhabung der Mikrometerschraube zu sehen. Die Enden sämtlicher Haare sind in einer der Cupula terminalis vergleichbaren Weise mit- R. Krause: Endigung d. N. acustieus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1021 einander verklebt. Die Substanz des Haares läßt eine undeutliche Längsstreifung erkennen. Es sitzt mit breiter Basis auf der Zellober- fläche auf, ist hier aber nur ganz schwach färbbar. Während die Mitte des Kegels fast ungefärbt erscheint, sind die Seitenteile ziem- lich kräftig gefärbt. Die Basis eines jeden Hörhaares wird umzogen von einem stark färbbaren Ring, der dann die den Sack verschließende Schnur dar- stellen würde. Stellt man hoch oder tief ein, so tritt natürlich an Stelle des Ringes eine querverlaufend dunkle Linie. Bei nicht ganz gelungener Färbung, vor allem bei ungenügend differenzierten Eisen- Hämatoxylinpräparaten, präsentiert sich das obere Ende der Haarzelle als durch eine ovale Platte verschlossen, auf welcher das Hörhaar aufsitzt. Als solehe ist dieses Gebilde auch bis jetzt immer darge- stellt worden. Ich habe mich aber an Biondi- und Chrom - Hämatoxylin- präparaten überzeugt, daß es sich in Wirklichkeit nur um einen Ring handelt, der durch einen Protoplasmapfropf verschlossen wird. Die Mitte des Ringes wird eingenommen von einer stark ge- färbten Masse, welche die Basis des Hörhaars nach dem Zellinneren zu fortsetzt und in welche speziell die Fig. 2. Randpartien des Haarkegels kontinuier- EEREEETE FESESER ‚ lich übergehen. Von dem Ring selbst | BER wird diese dunkelgefärbte Masse durch eine helle Zone von Protoplasma scharf getrennt. Sehr schön tritt dieses Ver- halten in Flachschnitten zutage, wie die nebenstehende Figur 2 einen solchen darstellt. Man erhält solche Flach- schnitte immer sehr schön in Schnitt- serien, welche senkrecht zur Längs- | achse des Tieres geführt sind. In der wear ee Mitte der Figur 2 sind die Haarzellen Flachschnitt durch die Crista. gerade in der Höhe des Ringes SI Zeiß. Apochr. 2 mm. Ok. 12. troffen, nach den Seiten geht der Schnitt allmählich immer höher und trifft das Haar selbst. Die Konturen der Haarzellen erscheinen un- regelmäßig 4—5eckig, sie sind von scharfen, dunklen Linien um- rahmt, in welchen wir die Kittleisten zu sehen haben. Trifft der Sehnitt die Haarzellen etwas weiter nach unten nach dem Kern zu, so ist die Kittleiste verschwunden. Innerhalb eines jeden solcher Vier- oder Fünfecke erscheint nun von granuliertem Protoplasma um- geben ein rundlicher oder ovaler tiefdunkler Ring und in seiner Mitte ein ebenso dunkler Fleck, von jenem durch einen helleren Ring ge- 1022 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. trennt. In den Randpartien des Schnittes, die bei der Wölbung der Crista natürlich höher gefallen sein müssen, erscheinen an der Stelle der Ringe auf der nun undeutlich gewordenen Zellenoberfläche die Hörhaare. Weiter nach dem Zellinnern zu zerfällt die innerhalb des Ringes gelegene dunkle Masse sehr bald in eine Anzahl von feineren oder gröberen Fasern, die in den Zellkörper einstrahlen. Diese Fasern sind relativ grobe Gebilde, ich sehe sie in meinen Präparaten schon sehr deutlich mit mittelstarken Vergrößerungen, z. B. Zeiß DD Ok. 2. Um sie aber bis in ihre feinsten Ausläufer zu verfolgen, bedarf es der allerstärksten uns zu Gebote stehenden Linsensysteme. Daß sie bis jetzt noch nicht gesehen oder doch nicht beschrieben sind, führe ich auf die oben auseinandergesetzten Umstände zurück. Um den Gebilden vorläufig einen Namen zu geben, der möglichst anspruchslos ist, will ich sie als die Wurzelfasern der Hörhaare bezeichnen. Fassen wir nun diese Wurzelfasern etwas näher ins Auge, wie sie sich uns in den Figuren I, 3 und 4 präsentieren. Was zunächst ihre Zahl anbetrifft, so will mir scheinen,.als ob dieselbe eine recht be- merkenswerte Konstanz aufwiese. Zu diesem Urteil bin ich erst nach sehr langer und eingehender Untersuchung gekommen. Zunächst scheint das Gegenteil der Fall zu sein, aber mit der Zeit lernt man erkennen, daß man sich hierin außerordentlich leicht täuschen kann. Die relativ dicken Haarzellen werden bei dünnen Schnitten häufig in zwei oder gar drei Platten zerlegt, und es kann so vorkommen, daß man, wenn auch ziemlich selten, in einer solchen Platte keine einzige Faser auf einer größeren Strecke längsgetroffen erhält. Immer aber wird man in solchen Fällen Quer- oder Schrägschnitte der Fasern bei genauester Durehmusterung finden. Ich konnte so mit Sicherheit in jeder Haar- zelle vier, manchmal auch fünf Wurzelfasern nachweisen. Die Dicke der Wurzelfasern ist recht schwankend. An ihrem Ursprung sind sie immer recht kräftig; während aber die einen, und das gilt vor allem von den zentralen Fasern, sich auf ihrem weiteren Verlauf sehr langsam und allmählich verjüngen, nehmen die anderen schon sehr bald an Dicke ab. Immer jedoch verschmälern sie sich nach der Zellbasis zu ganz beträchtlich und werden zu sehr feinen, aber in allen Fällen außerordentlich scharf und präzise gefärbten und des- halb verhältnismäßig leicht zu beobachtenden Fäden. Wie schon bemerkt, verlaufen die Fasern stark wellig. Man kann eine zentrale und drei bis vier periphere unterscheiden. Die zentrale Faser ist immer die stärkste, die peripheren sind vom Ur- sprung an schon gewöhnlich schwächer. Die zentrale Faser verläuft zunächst gerade oder in leicht geschwungenem Bogen nach dem Kern R. Krause: Endigung d. N. acustieus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1023 zu und biegt, in seiner nächsten Nähe angekommen, scharf um, um an der Kernmembran entlang zu laufen und den Kern in einer Tour zu umkreisen. Hat der Kern eine Delle, so wird man immer in der- selben auch den Querschnitt einer Faser finden, der dann bei flüch- tigem Hinsehen als Zentralkörper imponieren kann. Die peripheren Fasern verlaufen mehr oder weniger wellig direkt zur Zellperipherie. Während ihres Verlaufes geben die Wurzelfasern Seitenzweige ab, die zur Peripherie streben. Häufig kann man auch beobachten, daß ein solcher Zweig sich mit einem anderen verbindet und so eine Schlinge entsteht. Mit Vorliebe bilden sich solche den Kern um- greifende Schlingen. Was die Topographie der Fasern anlangt, so liegen sie natürlich anfangs alle im Innern der Zelle. Die peripheren Fasern wenden sich sofort zur Zellperipherie, die zentrale dagegen verläuft auf längere Strecken im Innern der Zelle, ja, häufig direkt in der Zellachse. Sie kommt dabei dem Kern so nahe, daß sie streckenweise von der Kern- membran nicht mehr zu trennen ist. Ob es sich hier um eine wirk- liche Verbindung handelt, will ich dahingestellt sein lassen. Sehr frappant sind aber solche Bilder zweifellos. Wie endigen die Fasern? Jede Faser nimmt, das kann mit aller Bestimmtheit gesagt werden, ihr schließliches Ende in den äußersten Schichten des Zellprotoplasmas. Hier laufen sie in unendlich feine Spitzen aus, die frei endigen. Ich konnte wenigstens niemals eine Verbindung der Faser mit irgendeinem anderen in der Zelle ge- legenen Gebilde nachweisen, den Kern ausgenommen. Ich habe die Literatur eingehend nach analogen Beobachtungen an den Haarzellen durchsucht und nur eine einzige einschlägige Beob- achtung gefunden. Fürsr' hat im Jahre 1900 an den Haarzellen der Maeulae und Cristae von Fischen einen Fibrillenkonus in die Haar- zelle eindringen sehen. Bei älteren Autoren finden sich nur leichte Anklänge; so möchte ich unter anderen an die Abbildungen von Reıcn’, von Grimm’ und WALDEYER* erinnern. Sie ließen, am aus- geprägtesten von Grmm bei der Katze, den Achsenzylinder durch die Haarzelle hindurchgehen und im Hörhaar endigen. Das Neuroepithel der Maeculae. In bezug auf das Neuroepithel der Maculae kann ich mich kurz fassen, da es sich nur in ganz unwesentlichen Punkten von dem der ı C.M. Fürst, Anatomischer Anzeiger, Bd. 18, 1900. ® H. Reıca, Untersuchungen zur Ichthyologie von A. Ecker, Freiburg 1857. ® C. von Grimm, Melanges biologiques, St. Petersburg 1869. * W.WALDEYER, StRIckErs Handbuch der Lehre von den Geweben, Leipzig 1871. 1024 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. Cristae unterscheidet. Die Dicke der Epithelschicht ist an den ver- schiedenen Stellen verschieden. In den Seitenabteilungen der Am- pullen beträgt sie im Mittel auch 0.03 mm. Die Haarzellen sind von zweierlei Form und Größe. Einmal sind sie mehr rundlich und bauchig und erreichen die Mitte der Epithelschicht nicht. Dann aber finden sich zwischen ihnen exquisit flaschenförmige Zellen, die wesentlich länger sind als die vorigen. Der ziemlich enge Hals gelangt zwischen den vorigen zur Oberfläche des Epithels, der bauchige Körper liegt zwischen den Stützzellen und der Basis der kleineren Haarzellen. Die Peripherie der Macula wird ausschließlich von den Zellen der ersten Art eingenommen, im Zentrum liegen beide Zellarten neben- einander. In dem sackförmigen Anhang müssen wir einen dorsalen planen Teil mit wulstigen Rändern und einen ventralen gewölbten Teil unter- scheiden. In dem ersteren beträgt die Dicke der Epithelschicht im Mittel 0.017, im letzteren 0.028 mm. Die Haarzellen besitzen in beiden die gleiche Dieke, so daß die Verdiekung im gewölbten Teil aus- schließlich der stärkeren Entwicklung der Stützelemente zuzuschreiben ist. Die Körper der letzteren sitzen im planen Teil (Fig. 4) ziemlich “breit der Basalmembran auf, und es kommen so die rundlichen Kerne in einer Schicht nebeneinander zu liegen, dicht unter der Basis der Haar- zellen. In dem gewölbten Teil dagegen werden die Körper der Stütz- zellen viel länger und viel schmaler, und die Kerne werden dadurch gezwungen, sich in zwei bis drei Schichten übereinander zu lagern. Die Membrana propria ist in dem planen Teil nur ganz schwach ent- wickelt, in dem gewölbten Teil dagegen bildet sie ein mächtiges Polster, dem das Epithel aufsitzt. Die Haarzellen zeigen dieselben Eigenschaften wie die kleinen Zellen im Seitenteil der Ampulle. Die Hörhaare sind außerordentlich fein, viel feiner als in der Crista. Ihre Länge ist bei der außerordentlichen Feinheit dieser Gebilde, die schon bald nach Abgang von der Zelle fast ungefärbt erscheinen und meist mit ihren Nachbarn verklebt, nur sehr schwer zu schätzen, doch dürften sie in dieser Beziehung den Haaren der Crista wohl kaum nachstehen. Auch der Kegel, mit dem sich das Haar aus der Zelloberfläche er- hebt, ist sehr fein. In dem Protoplasma der Haarzellen der Maculae finden sich die früher beschriebenen Wurzelfasern der Hörhaare ganz in derselben Weise. Sie sind gut ausgebildet, zeigen dieselbe Anordnung und gleichen Verlauf, sind nur etwas feiner und schwieriger zu beobachten als in den Cristae. Auffallend groß erscheint der Kern im Verhältnis zur Zelle. R. Krause: Endigung d. N. acustieus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1025 Das Verhalten des Nervus acusticus. Jeder Ramus ampullaris, ein anterior für die vordere, ein posterior für die hintere Ampulle, entspringt aus einem Ganglion, welches ge- legen ist in dem Winkel, den das obere Ende des sackförmigen Anhangs mit der Seitenabteilung der vorderen bzw. hinteren Ampulle bildet. Es bestehen diese beiden Ganglien einmal aus sehr großen, stark in die Länge gezogenen, bipolaren Zellen. Die Zellen sind so lang und die aus- und eintretenden Fasern so dick, daß die Zelle nur als eine unerhebliche Anschwellung der Faser imponiert. Außerdem enthält das Ganglion noch kleine, mehr rundliche, bipolare Zellen, die in ihrer großen Masse mehr hirnwärts lagern, sich aber auch zwischen den vorigen zerstreut finden. Die aus ihnen austretenden Fasern sind sehr dünn, lagern sich den vorigen an und gelangen als platter Nerven- strang, dem Boden der seitlichen Abteilung entlang ziehend, zur Crista. Hier angekommen, biegen sie rechtwinklig um und treten durch die Membrana propria, innerhalb deren sie ihre kernhaltige Scheide verlieren, hindurch in das Neuroepithel ein. Ich habe mit größtem Eifer nach Plexusbildungen gesucht, solche aber weder inner- halb noch außerhalb des Epithels gefunden. Ins Epithel eingetreten, zeigen nun die groben Fasern ein ganz eigenartiges Verhalten; sie schwellen nämlich zu länglichen, kolbigen, Zellen nieht ganz unähnlichen Fig. 3. Gebilden an, welche entweder zwischen den Stützzellen oder in den unterhalb der Haarzellen gelegenen Räumen sich finden. Während die Nerven während ihres ganzen Verlaufs die Fi- brillen mit absoluter Deutlich- keit zeigen, ist hier das Fi- brillenbild verwischt; einzelne Fibrillen lassen sich nicht mehr | erkennen. Ich stand natürlich diesen " eigenartigen Bildungen anfangs sehr skeptisch gegenüber, der ‘ Verdacht auf Kunstprodukte lag ja zu nahe: Quellung durch das Fixationsmittel und Auf- a lösung der Fibrillen. Heute Zeiß. Apochr. 2 mm. Ok. 12. glaube ich aber mit einiger BT. a 2 Fe R 1026 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. Sicherheit Kunstprodukte ausschließen zu können, und zwar aus fol- genden Gründen: Die Verdickungen zeigen sich nach allen von mir angewandten Fixiermitteln. Sehr deutlich zeigen sie auch die Fi- brillenmethoden von Casar und Bierschowsky. Die Verdickungen finden sich immer genau an denselben Stellen, und zwar immer nach oder beim Eintreten ins Epithel. Die Verdickungen finden sich immer nur an den dicken Fasern, niemals an den dünnen. Ausschlaggebend war mir aber der folgende Grund. Die Macula der Seitenabteilung der Am- pulle erhält im Gegensatz zu den Cristae fast ausschließlich dünne Fasern; nur sehr selten ließ sich einmal eine dicke Faser in ihr Epithel verfolgen. Es stammten diese Fasern dann ebenfalls aus den oben erwähnten großen, langen Zellen. In jedem solchen Falle nun zeigte die Faser, ins Epithel eingetreten, die beschriebene Verdickung. Man wird deshalb meine Zweifel an dem Vorliegen von Kunstprodukten wohl für berechtigt halten. Aus jeder Anschwellung heraus tritt nun wiederum eine mäch- tige Faser, biegt rechtwinklig um und läuft unter den Basen mehrerer Haarzellen entlang, eine ganze Anzahl derselben mit Nervenendigun- gen versorgend und schließlich selbst in einer solchen endigend. Man erhält in jedem Schnitt diese Fasern sowohl der Länge als der Quere nach getroffen. Was nun die letzte Endigung der Cristafasern anlangt, so liefern die einzelnen Fixationen etwas voneinander abweichende Bilder. Immer verbreitert sich die Faser an der Zellbasis in der Form eines Bechers und nimmt die Basis der Haarzelle auf, wie der Eierbecher das Ei. Es bildet sich um die Zelle herum ein ganz dünner Mantel nervöser Substanz, der je nach der Fixation eine verschiedene Struktur zeigt. Meistens bildet die Grundlage eine mehr oder weniger homogene Sub- stanz, die nur undeutlich fibrillenartige oder -ähnliche Bildungen er- kennen läßt. Innerhalb dieser schwach färbbaren Grundsubstanz fin- den sich stark gefärbte, gröbere Bröckchen oder feinere Körnchen. Ganz exquisit starke und massenhafte Körnchen ergeben die osmium- haltigen Fixiermittel, allen voran die Fremmmsesche Flüssigkeit. Weniger stark, aber immer noch sehr gut zu beobachten sind sie nach ZENKER- scher Flüssigkeit, und ganz homogene Kelche ergeben die Methoden von Casar und Bierschowsky. Der nervöse Mantel kann sich sehr hoch an der Zelle hinauf erstrecken, bis in den Beginn des oberen Drittels, dabei verschwindet aber die homogene Grundsubstanz mehr und mehr und nur die Körnchen bleiben erhalten. Es fragt sich nun, wo liegen die beschriebenen Körnchen? Lie- gen sie nur der Zelloberfläche auf, oder dringen sie auch in den Zellen- leib hinein? Diese Frage ist begreiflicherweise sehr schwer zu ent- R. Krause: Endigung d. N. acustieus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1027 scheiden, da man bei den Krümmungen, welche die Zelloberfläche be- schreibt, sehr leicht Täuschungen ausgesetzt ist. Ich möchte mich dafür entscheiden, daß der größte Teil dieser Bildungen in der äußer- sten Zellperipherie liegt, daß ein gewisser Teil aber doch auch etwas tiefer in den Zellenleib eindringt. Man sieht nämlich von der Zell- basis aus feinste Fädchen aus dem Nervenkelch in den Zellkörper aufsteigen und in solchem dicken Korn endigen. Es erinnert mich dieses Verhalten unwillkürlich an das Bild, welches die Kurrrerschen Vakuolen der Leberzellen in Gorsıpräparaten liefern. Sehr deutlich wird das Verhalten der Körnchen auch dann, wenn man scharf auf die Kernmitte einstellt. Man sieht dann von der benachbarten Zell- peripherie aus die Körnchen ins Zellinnere vorspringen. Deutliche Fäden, welche die einzelnen Körnchen verbinden, sind nur an der Zellbasis zu erkennen, weiter nach oben finden sich solche Verbindungen nur höchst vage angedeutet. Von größtem Interesse ist nun das Verhalten der Wurzelfasern zu den eben beschriebenen Bildungen. Wie oben schon auseinander- gesetzt wurde, enden die Wurzelfasern schließlich alle einmal an der Peripherie der Zelle, und hier treten sie mit dem nervösen Mantel in enge Berührung. Sehr leicht und gut kann man beobachten, wie die Fasern dieht bei den Körnchen vorbeilaufen, eine Verbindung beider ist jedoch von mir nie gesehen worden. Die dünnen, aus den kleinen Ganglienzellen stammenden Fasern besitzen, wie schon ausgeführt wurde, niemals Anschwellungen. Sie treten zwischen den Stützzellen hindurch in mehr oder weniger ge- radem Verlauf zur Basis der Haarzellen, und zwar versorgt eine Faser auch immer nur eine Zelle. Ich habe niemals gesehen, daß, wie es bei den dicken Fasern die Regel ist, eine solche dünne Faser zu mehr als einer Zelle gegangen wäre. Natürlich lag es ja nach den Resultaten von Casar sehr nahe, nach zwischenzellig aufsteigenden Fasern zu suchen. Beim Hühnchen gehen ja die dicken Fasern zur Basis der Haarzellen, die feinen steigen zwischen den Zellen auf. In dieser Beziehung sind aber meine Untersuchungen ganz negativ ver- laufen. Ich habe zwischenzellige Fasern auch in CasaL-Präparaten bei Petromyzon nicht auffinden können; alle Fasern, die groben und die feinen, endeten an der Basis der Haarzellen. Außer den Rami ampullares laufen zum Labyrinth dann noch vier makroskopisch allerdings kaum voneinander zu trennende Nerven. Je einen Ast erhalten die Seitenabteilungen der Ampullen. Er ent- springt aus einem Ganglion, das sich eng an das Ganglion des Ramus ampullaris anschmiegt und ausschließlich aus kleinen, runden, bipolaren Zellen besteht. Dem hinteren Ramus ampullaris lagert sich dann noch Sitzungsberichte 1905. 89 1028 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. eine ähnliche Ganglienmasse an, welche die in dünnen Zweigen aus- tretenden Nerven für den sackförmigen Anhang liefert. Zwischen ihr und dem Ganglion für die Seitenabteilung der vorderen Ampulle findet sich schließlich noch eine kleine, aber gut abgegrenzte Gruppe mittel- großer, etwas länglicher, bipolarer Zellen. Sie lassen aus sich hervor- gehen einmal einen dünnen, für die kleine, neben dem sackförmigen Anhang befindliche Grube bestimmten Zweig und zweitens den so- genannten Nervus acusticus accessorius. Rerzıus' hat den Verlauf dieses Nerven schon sehr genau verfolgt; über sein endliches Schicksal aber vermochte er keinen Aufschluß zu erlangen. Der Nerv wendet sich zwischen dem vorderen Umfang des sackförmigen Anhangs und der vorderen Abteilung des Vestibulums nach außen, gelangt an die Lateralfläche des Labyrinths und tritt in den Suleus frontalis ein, in dem er dorsalwärts das Labyrinth umkreist. Er gelangt dabei in die das Vestibulum von dem vorderen Bogengang trennende Wand und tritt aus ihr, nun an der medialen Labyrinthwand wieder angelangt, fast senkrecht über seinem Ursprung wieder aus, um die im soge- nannten Aquaeductus vestibuli gelegene Endstelle zu innervieren. Der Nerv legt also ungefähr drei Viertel eines Kreises zurück. Alle diese beschriebenen Nerven bestehen aus relativ feinen Fasern, nur den für die Seitenabteilungen der Ampullen bestimmten Nerven mischen sich auch wenige grobe Fasern bei. Da die Ganglien meist dicht an den Nervenendstellen liegen, so erreichen die aus ihnen ent- springenden Fasern schon nach ganz kurzem Verlauf ihr Ende, und es gehört nicht zu den Seltenheiten, daß man in einem Io u dicken Schnitt zentrale Faser, Nervenzelle, periphere Faser und zugehörige Neuroepithelzelle vereinigt finde. An keiner der Nervenendstellen habe ich wirkliche Plexusbildung, d. h. netzmaschige Verbindung von Fasern, gefunden. Die Fasern überkreuzen sich wohl, dabei manch- mal einander recht nahe kommend; sie bilden auch lange Schlingen, besonders stark im sackförmigen Anhang, wo das oben beschriebene Polster der Membrana propria von den Nervenfasern in den aben- teuerlichsten Verschlingungen durchzogen wird, aber wirkliche Ver- bindungen der Fasern untereinander konnte ich niemals konstatieren. Die Fasern treten, nachdem sie die Membrana propria durchsetzt haben, immer auf dem kürzesten Wege, und d. i. meistens senkrecht zur Epithel- oberfläche, an ihre zugehörige Zelle heran. Immer versorgt eine Faser auch nur eine Zelle. Der Modus der Endigung ist genau so wie in den Cristae, nur sind hier in vielen Fällen die aus dem Nervenbecher zur Zelle steigen- ! G.Rerzıus, Das Gehörorgan der Wirbeltiere, Bd. 1, Stockholm 1881. R Krause: Endigung d. N. acustieus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1029 den Fibrillen leichter zu erkennen. Sie treten meines Erachtens fast ausnahmslos nur in die Zellperipherie ein, bzw. liegen der Zelle aller- dings sehr dicht an. Jene stark färbbaren Knötehen und Körnchen, welche für die Haarzellen der Cristae Fig. 4. so typisch sind, finden sich hier nur in den Seitenabteilungen der Ampullen, und da auch wieder nur, wo starke Nervenfasern eintreten. Überblieken wir nun die Resultate dieser Untersuchung, so wäre vor allem der Nachweis der Wurzeln der Hör- haare und der von ihnen ausgehen- den Wurzelfasern hervorzuheben. Un- willkürlich drängt sich uns dabei der Vergleich mit der Flimmerzelle auf. es ENnGELMANnN' hat bekanntlich zuerst in klarer und überzeugender Weise an en manchen Alauezellen einen ‚S08e7 im sackförmigen Anhang. nannten Fibrillenkonus beschrieben. Zeiß. Achr. 2 mm. Ok. 12. Jedes Flimmerhaar setzt sich konti- nuierlich in das Zellinnere fort in Form eines mehr oder weniger starken, nicht selten etwas varikösen Fadens. Alle Fäden nähern sich in ihrem weiteren Verlauf mehr und mehr und vereinigen sich schließlich zu einem einzigen Faden, der im Zell- körper verschwindet. Da, wo das Flimmerhaar aus der Zelloberfläche hervorragt, sitzt es auf einem kleinen Körperchen, dem Basalkörper- chen. Es ist hier nicht der Ort, auf die in der Folgezeit entstandene lebhafte Kontroverse über Vorkommen und Bedeutung dieser einzelnen Gebilde einzugehen; ich möchte nur den Vergleich zwischen Haarzelle und Flimmerzelle etwas weiter durchführen. Fürst’, der, wie erwähnt, einen Fibrillenkonus in den Haarzellen des Teleostierlabyrinths auf- gefunden hat, bezeichnet dieselben geradezu als spezifisch differen- zierte Flimmerzellen. Zunächst muß auffallen, daß an unserem Objekt die Wurzeln der Hörhaare eine gänzlich andere Form in ihrer Totalität besitzen. Während bei den Haarzellen die Spitze des Konus an dem oberen Ende der Zelle gelegen ist, findet sie sich bei den Flimmerzellen in der Nähe der Zellbasis. Die Wurzelfasern der Hörhaare strahlen von dem oberen Zellende in den Zellkörper bzw. in dessen Peripherie aus, bei der Flimmerzelle sind sie ursprünglich getrennt und treten nach dem ! Tu. W. Engermann, Archiv für die gesammte Physiologie, Bd. 80. Derselbe, Hermanns Handbuch der Physiologie, Bd.r, Leipzig 1879. 2 eh 0 1030 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. Zellinnern zu zusammen. Die Wurzelfasern lassen sich mit aller Be- stimmtheit in die Zellperipherie verfolgen, wo sie frei in feinste Spitzen auslaufen, die Flimmerwurzel dagegen verliert sich im Zellkörper. Von letzterem Verhalten gibt es allerdings Ausnahmen; so sei an die Be- funde von F.E. Scnurze! bei Cölenteraten, von PLEnGE” und PRowAzEr® bei Flagellaten erinnert, welche die sich in den Zellkörper fortsetzende Geisel im Kern endigen oder in sehr enge Beziehung zu ihm treten sahen. Auch für unser Objekt”kann ja eine sehr innige Anlagerung der Wurzelfasern an den Kern gar nicht verkannt werden. Ein auffallender Unterschied zwischen Flimmerzellen und Haar- zellen besteht dann noch darin, dal den letzteren Basalkörperchen völlig fehlen, wenigstens niemals Fig. 5. von mirnachgewiesen werden konn- ten. Daß das nicht in einem Man- gel der Methodik begründet lag, mag die beistehende Figur 5 be- weisen. Unser Objekt versetzt uns ja in die glückliche Lage, daß wir in demselben Schnitt dicht neben- einander Haarzellen und Flimmer- oder Geiselzellen haben, wie sie kaum schöner anderwärts gefunden werden. Das Vestibulum des Pe- tromyzontenlabyrinths ist mit gro- ßen Geiselzellen ausgekleidet. Fi- Drei Geiselzellen aus dem Vestibulum. gur 5 zeigt drei solcher Zellen. Die Zeiß. Apochr. 2 mm. Ok. 18. langen starken Geiseln sitzen auf einem, meist die Zelloberfläche et- was überragenden Polster, das sich mit Eisen-Hämatoxylin schwach, mit Chrom-Hämatoxylin stärker färbt. In jeder Zelle sind nun die Basalkörperchen mit voller Schärfe an der Geiselbasis zu erkennen. Manchmal liegen sie allerdings so dicht gedrängt, daß sie zu einer Platte verschmelzen. Aus der basalen Fläche des Polsters ragen kurze, undeutlich gefärbte Fasern heraus, die sich im Zellkörper verlieren. Sie sind nur an Chrom-, nie an Eisen-Hämatoxylinpräparaten zu sehen. Von Basalkörperchen in den Haarzellen ist, wie gesagt, nichts zu sehen. Unter Umständen können sie allerdings vorgetäuscht werden. Wenn man nämlich bei Eisen-Hämatoxylin sehr lange differenziert, so zerfällt der die Haarbasis umschließende Ring allmählich in ein- ' F.E. Scaurze, Biologisches Zentralblatt, 1896. ® Prenge, Verhandlungen des Naturhist. medizinisch. Vereins, Heidelberg 1899. ® Prowazer, Archiv für Protistenkunde, 1903. R. Krause: Endigung d. N. acustieus im Gehörorgan d. Flussneunauges. 1031 zelne Stücke, und die Teilstücke können dann für Basalkörperchen gehalten werden. Fassen wir nun die Hauptpunkte dieses vorstehenden Vergleichs zusammen, so können wir sagen, daß zwischen Haarzellen und Flimmer- zellen im Labyrinth des Neunauges manche Übereinstimmung herrscht; sie besitzen beide gemeinsame Elemente, doch ist die Anordnung der- selben sehr verschieden. Will man also die Haarzelle als eine mo- difizierte Flimmerzelle bezeichnen, so steht dem nichts im Wege, und es ist sehr wohl denkbar, daß die Haarzelle einmal aus einer Flimmer- zelle hervorgegangen ist, dadurch, daß sie sich im Laufe der Zeit den veränderten Ansprüchen angepaßt hat. Sie ist aus einem Organ, das Bewegung aus sich heraus erzeugt, zu einem Element geworden, das Bewegung, die von außen an es herantritt, perzipiert. Zum Schlusse möchte ich noch kurz darauf eingehen, wie und ob sich die hier mitgeteilten Tatsachen mit den in den neuesten Arbeiten von Rauön v Casau!, KorLmer” und Lonvon’ in Einklang bringen lassen. Was Casau anlangt, so entsprechen, wenn ich von der freien Faser- endigung absehe, seine Resultate völlig den meinen. Er hat die groben Fasern mit ihren Kelchbildungen genau so beim Hühnchen, wie ich beim Neunauge gesehen. Die Wurzelfasern waren aber seiner Methodik nicht zugängig. Korner läßt bei der Macula von Rana die Fibrillen seitlich in die Sinneszellen eindringen und im Innern der Zelle ein weitmaschiges Netzwerk bilden. In den Haarzellen des Corrıschen Organs der Nager bildet sich ebenfalls ein Gitterwerk, das innerhalb des Zellenkörpers liegt und bis in den oberen Teil des Körpers vor- dringt; es scheint aber »den eigentlichen Kopf der Zelle nicht zu erreichen«. Der Autor hat also hier viel mehr erreicht, als Casau selbst. Sollten sich seine Resultate bestätigen, so würde das meiner Ansicht nach unsere bisherige Auffassung von dem Neuroepithel des Gehör- organs völlig umwerfen, denn daß solche Fibrillengitter von den se- kundär an das Sinnesepithel herantretenden Nervenfasern gebildet wer- den, erscheint mir absolut ausgeschlossen. Auffallen muß, daß die erhaltenen Bilder so außerordentlich variabel sind. Sollten da nicht technische Mängel im Spiele sein? Klagt doch Kormer selbst über die mangelhafte Fixation, bei der wunderbarerweise die Zellen »im Längsdurchmesser schrumpfen, in der Querrichtung dagegen etwas zu quellen scheinen«. Ganz suspekt erscheinen mir die Resultate von Loxnpon. In seinen Abbildungen bildet eine jede Faser an der Basis der Haarzelle wieder eine Art Kelch, von dem aus Fibrillen an der ! Ramon yY Casa, a.a. 0. 2 KoLnEr, a.a. 0. ® Lonpon. Archiv für mikroskopische Anatomie, Bd. 66, 1905. Sitzungsberichte 1905. 90 1032 Gesammtsitzung v. 30. November 1905. — Mittheilung v. 23. November. Zellperipherie in die Höhe steigen und den Hals der Zelle mit einem diehten Gitter umgeben. Hörhaare sind absolut nicht zu sehen. Im Text, wenn man überhaupt von einem solchen sprechen darf, weist der Autor auf die »perinuklearen Endigungen des N. vestibuli« in einer seiner Figuren hin. Ich konnte beim besten Willen in der be- treffenden Figur nichts von einer solchen erkennen. Ausgegeben am 7. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XLIX. L. 7. DEecemBErR 1905. BERLIN 1905. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ; IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 81. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit Yarslanfendar Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Nummern. 52. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf‘ folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welche nieht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind dureh ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redaec- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 86. l. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oetav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt- Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschritten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- Überschreitung dieser Grenzen ist öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. s 88. 5. Auswärts werden Oorzerkusen nur auf besonderes 3 Die Verfasser verzichten damit Verlangen verschickt. auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $11. 1. Der Verfasser einer unter den . Wissenschafslichen AR Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält. unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleice 'Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei- hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher Ver- theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzeitig dem redigirenden Secretar angezeigt hat; wünscht er auf seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Secretar weitere a Exem- plare auf ihre Kosten abziehen Jane $ 28. ; LER 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen, Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder corre- spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder bei einer der Classen eingehen, so ‚hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied. zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen , deren Verfasser der IR Akademie nicht angehören, hat er einem zunächst Berignek”. scheinenden Mitgliede zu überweisen. [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Kuna bedarf es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter "Antrag kann, ” sobald das Manuseript druckfertig vorliegt, gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden] $29. 1. Der revidirende Secretar ist für den Inhalt N \ 3 geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diese wie für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte ‚sind nach In Richtung nur die Verfasser verant- wortlich. Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an arggen Stellen, mit denen sie im Behrferke ie steht, wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: KERETE die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Mai, ; » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, » October bis December zu Fan des nächsten Jahres nach rigen, des Registers. : &% Me 5! Ds % } Br Br. 1033 SEIRZUNGSBERICHTE 19% XLIX. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 7. December. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLen. l. Hr. Sc#moLLer sprach im Anschluss an seinen vorjährigen Vortrag über die Auflösung der Lehnskriegsverfassung vom 12. bis 16. Jahrhundert in Brandenburg und den angrenzen- den Territorien. Hauptsächlich schilderte er, warum der ältere unbezahlte Reiterdienst von 1190 bis 1350 mehr und mehr unmöglich wurde und wie die Ritterschaft verstand, sich Ver- pilegung und Sold sowie reichlichen Ersatz ihrer Schäden zu sichern, was zuerst wohl die kriegerische Leistungsfähigkeit des betreffenden Gebiets erhielt, aber rasch den ganzen Lelhnsdienst in ein Geldgeschäft verwandelte, durch die ungeordneten Formen der Ausführung die Finanzen ruinirte. 2. Hr. Sıcnau legte eine Mittheilung des Prof. Dr. Frieprıca Mürter in Berlin über Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch- Turkistan vor. (Ersch. später.) In einem fragmentarisch erhaltenen Schriftstück des Museums für Völkerkunde hat der Verfasser einen Abschnitt des Pastor Hermae nachgewiesen. Schrift und Sprache sind manichäisch von der Art, welehe Hr. MÜrrer zuerst entziffert und interpretirt hat. 3. Vorgelegt wurden die mit Unterstützung der Akademie er- sehienenen Schriften: Die Mundart der 'Mukri-Kurden. Von Oskar Mann. Th. ı. Berlin 1906 und Deutsche Hofordnungen des 16. und 17. Jahrhunderts. Von Artuur Kern. Bd. ı. Berlin 1905. Sitzungsberichte 1905. 91 1035 SITZUNGSBERICHTE an L. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 7. December. Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Martens las über Entwürfe einer Festigkeitsprobir- maschine für 50000 kg Kraftleistung und eines Härteprüfers nach BrineLte. Die Maschine ist für Festigkeitsversuche aller Art eingerichtet. Die Krafterzeugung geschieht mittels hydraulischer Presse, die Kraftmessung mittels Mess- dose und Manometer, das für Zeiger- und Spiegelablesung construirt ist. Die Kraft- anzeige kann aber auch mittels eines besonderen Spiegelmanometers, gemeinsam mit den Formänderungen des Probekörpers, photographisch aufgezeichnet werden. Das neuer- dings in die Technik eingeführte Verfahren der Härteprüfung nach Brınerı benutzt, ausgehend von den Anregungen von Herrz, unter Eindrückung harter Stahl- kugeln in die zu vergleichenden Körper, die auf die Obertlächeneinheit des Eindruckes entfallende Kraft als Härtemaassstab; die Bestimmung erfolgt bei dem entworfenen Apparat gleichzeitig als Kraft- und Flächenfeststellung. Die vorgelegten ausführlichen Zeichnungen und Beschreibungen sollen später in technischen Blättern veröffentlicht werden. 2. Hr. Wargure legte eine Mittheilung der HH. E. Grnrcke und OÖ. von Barver in Berlin vor: Über die Trabanten der Queck- silberlinien. Die an planparallelen Glasplatten auftretenden Interferenzstreifen verwandelt man durch geeignete Combination zweier Platten in Interferenzpunkte, mit deren Hülfe man die falschen Linien (»Geister«) von den echten Trabanten trennt und die Wellenlängendifferenzen der letzteren gegen die zugehörigen Hauptlinien bestimmt. Die für die Quecksilberlinien so gewonnenen Zahlen berichtigen frühere Angaben von O. Lummer und E. Genrere und ergänzen die Messungen der HH. Prror und Faury und Janıckı. 3. Hr. Kreim legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. von Worrr vor: OD to) Bericht über die Ergebnisse der petrographisch-geologischen Untersuchungen des Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen. Das Quarzporphyrsystem der Umgegend von Bozen wird in die einzelnen Ströme, Tuff- und Conglomerathorizonte gegliedert. Die Ströme sind fast alle von NW— SO gerichtet und sind einem NO—SW verlaufenden Spaltensystem entilossen, das eine 912 1036 Sitzung der plıysikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. Orientirung zum Judicarienbruchsystem erkennen lässt. Die Eruptionen sind unter- meerisch erfolgt. Tonaliteinschlüsse im Porphyr machen das höhere Alter des Iffinger- massivs wahrscheinlich. 4. Hr. Zimmermann machte unter Vorlegung von Abbildungen eine weitere Mittheilung über Probekörper aus spröden Stoffen (Marmor und Beton), die bei festem Einschluss in Metallhüllen bedeutende Formänderungen erlitten haben, ohne dass ihr innerer Zusammenhang zerstört worden ist. Er weist darauf hin, dass die vor kurzem von Prof. Ira H. Woorson an der Columbia-Universität in New York hier- über angestellten Versuche nicht neu sind. Prof. Kıck in Prag hat ähnliche Wahrnehmungen bereits in seinem Buche über das Gesetz der proportionalen Widerstände (Leipzig 1885) veröffentlicht. 1037 Über die Trabanten der Quecksilberlinien. Von E. GEHRcKE und O0. von BAEYER. (Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Vorgelegt von Hrn. WArBurc.) $ 1. Je früheren Veröffentlichungen haben O. Lummer und der eine von uns! durch die Beobachtungen von Interferenzen an plan- parallelen Platten gezeigt, daß die einzelnen Spektrallinien des Queck- silbers weit komplizierter gebaut sind, als man bis dahin angenommen hatte. Den Interferenzstreifen an planparallelen Platten haften nun drei Mängel an, die ihre Anwendung für quantitative Messungen erschweren: 1. ergeben sich Schwierigkeiten, die Trabanten richtig der Haupt- linie zuzuordnen. Man vermag nicht zu entscheiden, ob ein beobachteter Trabant auf der Seite größerer oder kleinerer Wellenlänge der Hauptlinie liegt; 2. können Trabanten sich übereinanderlagern und dadurch sich der Beobachtung entziehen; 3. können Abweichungen der Platten von der Planparallelität falsche Linien, sogenannte »Geister« (ghosts, fausses images) erzeugen und auf diese Weise Trabanten vortäuschen. Hierauf haben zuerst die HH. Prror und Fasry” aufmerksam gemacht. Es ist wahrscheinlich, daß diese Mängel auch die Resultate anderer Beobachter beeinflußt haben, da die Angaben, welche über die Zahl und die Wellenlängendifferenzen der Trabanten existieren, sich so sehr voneinander unterscheiden.” $ 2. Die in $ ı genannten Fehlerquellen zu vermeiden, gestattet nun die Methode der Interferenzpunkte, die der eine von uns* an- ı ©. Lummer, Verh. d. Deutsch. Phys. Ges. 3, 85—98. ıgor. — OÖ. Lumnmer und E. GEHRCKE, Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss., Berlin 1902, 1r—ı7. Ann. d. Phys. (4) 10, 457 —477. 1903. 2 A. Prror und Can. Fasry, Journ. de phys. (4) 3, 23—32. 1904. ° Vgl. die Zusammenstellung der Literatur in der Arbeit des Hrn. Janıcktı, Diss., Halle 1905. * E. GEHRCkE, Verh. d. Deutsch. Phys. Ges. 7, 236— 240. 1905. 1038 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. gegeben hat. Im folgenden wenden wir diese Methode zur Messung der Trabanten der Quecksilberlinien an. Das Licht einer Aronsschen Quecksilberlampe Lumnerscher Kon- struktion beleuchtete den Kollimatorspalt eines großen Interferenzspektro- skops in der Ausführungsform von Schmidt & Hänsch, Berlin. Nach dem Durehgang durch ein Wapsworrnsches Prisma, welches eine vor- läufige Dispersion bezweckte, trat das Licht in ein Totalreflexionsprisma mit horizontaler, brechender Kante ein, derart, daß die vorher horizontal verlaufenden parallelen Strahlen ihren Weg unter einer Neigung von etwa 45° gegen die Horizontalebene nach unten fortsetzten. Sodann gelangte das Licht in eine planparallele Platte ı, deren Ebene in einer Horizontalen lag; der Strahlengang ist der a.a.O.' eingehend beschriebene. Die von Platte ı austretenden, vielfach reflektierten Strahlen durchsetzten eine zweite planparallele Platte 2 in der gleichen Weise, wie das von dem oben genannten Totalreflektionsprisma kommende Licht die Platte ı durchsetzte, doch war die Ebene von 2 um 90° gegen diejenige von I gedreht. Sonach entstanden in Platte ı horizontale, in Platte 2 vertikale Interferenzstreifen, und die Schnittpunkte beider Systeme ergaben Inter- ferenzpunkte in der Brennebene eines auf oo akkommodierten Beob- achtungsfernrohrs, welches das von 2 herkommende Licht auffing. Eine nähere Betrachtung der auftretenden Interferenzen”? zeigt in Über- einstimmung mit den erhaltenen photographischen Aufnahmen, daß jeder homogenen Welle im Interferenzbild ein Punktsystem entspricht. Jede Hauptlinie und jeder Trabant erzeugt also sein eigenes System von Interferenzpunkten. Aber auch die »falschen Linien« bilden Punkt- systeme aus. Die Unterscheidung solcher »Geister« von wahren Tra- banten kann nun nach dem Grundsatz erfolgen, daß jeder außerhalb der Hauptstreifen liegende Interferenzpunkt unzweifelhaft von einem echten Trabanten erzeugt wird, wenn er keine längs der Streifen- richtung der Hauptwelle gelegenen lichtschwächeren Begleiter besitzt. Liegt ein Interferenzpunkt auf der Hauptlinie, so ist er »falsch«, wenn sich bei jedem Trabanten derselbe »falsche Punkt« wiederholt. Außer dem kann in zweifelhaften Fällen durch Vergleich der Er- scheinungen bei verschiedenen Plattenkombinationen in einwandfreier Weise entschieden werden, ob ein auf einem Hauptstreifen ge- legener Interferenzpunkt falsch ist oder von einem echten Trabanten erzeugt wird. $ 3. An planparallelen Platten ı und 2 verwandten wir folgende Kombinationen: ı O. Lummer und E. GeuroRE, a.a.0. 2 Vgl. E. GERRceKE, a.a.0. E. Geurere u. O. von Barver: Die Trabanten der Quecksilberlinien. 1039 1. Platte A, 0.998 cm dick, 20 cm lang, aus der Werkstatt von Haecke, Berlin; Diekenschwankung auf dem benutzten besten Streifen ı4 Wellenlängen.' Hiermit wurde kombiniert Platte B, 0.295 em dick, 12.5 cm lang, von Haecke, Berlin; Dickenschwankung bis zu + Wel- lenlänge. 2. Platte B (wie oben) kombiniert mit _ Platte C, 0.503 em dick, 20 cm lang, von Zeiß, Jena; Dicken- schwankung + Wellenlänge. 3. Platte D, 0.317 em dick, ı5 cm lang, von Haecke, Berlin; Diekenschwankung bis zu 5 Wellenlänge. Diese Platte ist die beste, welche bisher zu unserer Verfügung gestanden hat. Mit D wurde Platte © kombiniert. $ 4. Die Interferenzbilder wurden photographiert, und zwar je nach der Farbe des angewandten Lichtes auf Perortoplatten (PEruTz), panchromatischen Platten (N. P.G.), Seedplatten oder gewöhnlichen Momentplatten. Die Expositionszeiten schwankten zwischen ı$ und ı6 Stunden; nur sehr lichtschwache Trabanten können uns entgangen sein. Die erhaltenen Platten wurden auf der Teilmaschine ausge- messen; dann wurden mittels einer einfachen graphischen Interpolation die Abstände der Trabanten von der Hauptlinie in zu bestimmt. Hierbei wurde berücksichtigt, daß die Distanz der Hauptpunkte sich mit der ÖOrdnungszahl ändert. Wir stellen im folgenden die Resultate unserer Messungen an Queeksilberlinien zusammen mit denen von Janıckı und von PEroT und Fagrv. Die Angaben anderer Beobachter sind in der Publikation von Janıckı a.a.O. einzusehen. Die Zahlen bedeuten die Wellenlängen- unterschiede der Trabanten gegen die Hauptlinie; eine Einheit vor dem Komma ist gleich 10” uw. Die Ziffern, welche die Intensität J angeben, kennzeichnen bei unsern Messungen lediglich die Reihenfolge der Helligkeit der einzelnen Trabanten, haben also nicht die Bedeutung von quantitativen photometrischen Angaben. GEHRCKE und von BAEYER JANIcKI Peror und FAery | Sa E73 nn TR NEE BETT = = (Platte (Platte (Platte (Stufen- (Versilberte un) | Au.B) | Bu.C) | Cu.D) 3 gitter) J Luftplatte) ” 404.7 ı Bezogen auf die blaue Quecksilberlinie 436 un. 1040 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. | GEHRCKE und von BAEYER JAnICKI Peror und Fasryv FRE, (Platte | (Platte (Platte J (Stufen- (Versilberte J “an Au.B) | Bu.C) | Cu.D) gitter) Luftplatte) —0.86 —0.77 —0.49 —0.44 2 407.8 | (liehtschwach) +0.50 +0.58 1 +0.7.. +0.89 3 433.9 kein Trabant sichtbar (liehtschwach) —0.48 I 434.8 +0.55 (liehtschwach) -+0.82 2 —1.73 | — 1.68 —1.7I — 1.20 —1.12 —ıI8 | 4 Haupt- —1.08 4 | maxımum | sehr breit | —0.21 und —0.17 I 435.9 022 verwaschen +0.27 5 | +0.47 +0.45 +0.51 5 | | +1.07 +1.18 +1.21 5 | +2.06 +2.03 +2.02 3 kein 491.6 kein Trabant sichtbar Trabant (liehtschwach) sichtbar —2.40 —2.42 — 2.41 2 —2.32 —2.24 1/3 | —1.20 —I.II —1.03 5 —0.99 —0.76 1/7 | 546.1 —0.72 —0.71 —0.55 4 —0.66 —0.52 1/5 | ++0.08 1/2 +0.81 +0.88 +0.93 I +0.88 +0.82 1/4 +1.25 +1.37 +1.40 3 +1.33 +1.36 1/6 —1.13 —0.56 2 —0.50 576.9 -++0.47 I +0.46 +0.48 schwach | +0.87 | +1.20 | —2.51 — 2.02 4 —1.87 —1.28 I —1.19 —1.31 schwach 579.0 +0.84 +1.43 2 +1.32 +1.68 +2.41 3 -+2.30 Die Übereinstimmung zwischen den Resultaten verschiedener Platten ist, wie ersichtlich, als eine befriedigende zu bezeichnen. Die Genauig- keit der Angaben ist eine wechselnde, entsprechend der verschieden E. Genrexe u. O. von Barver: Die Trabanten der Quecksilberlinien. 1041 guten Deutlichkeit der einzelnen Trabanten. Man muß auch bedenken, daß die Hauptlinien, auf welche sich die gemessenen Wellenlängen- unterschiede der Trabanten beziehen, sämtlich verbreiterte Inter- ferenzpunkte bildeten und daß die Einstellung des Mikrometers auf einen solchen »Hauptpunkt« notwendigerweise eine Unsicherheit mit sich bringt, die sämtliche Wellenlängen entweder im einen oder im anderen Sinne verschiebt. Ferner sieht man, daß die Übereinstimmung zwischen den An- gaben der angeführten Beobachter im allgemeinen recht gut ist. Ganz im Gegensatz hierzu besteht mit den älteren Beobachtungen nur eine äußerst geringe Übereinstimmung. Die noch bestehenden Diskrepanzen möchten wir folgendermaßen erklären: Der von uns gefundene Trabant + 1.38 von 404.7 uu würde in dem von Hrn. Jasıckı benutzten Stufengitter nahe der Linie —ı.11 stehen. Da das Interferenzbild, wie Hr. Janıckı angibt, sehr verschwommen war, so daß er selbst eine Überlagerung verschiedener Trabanten für möglich hält, so möchten wir annehmen, daß dies in der Tat der Fall war. Der von Hrn. Janıckı gefundene, sehr lichtschwache Trabant der Linie 407.8uu ist uns möglicherweise wegen seiner geringen Intensi- tät entgangen. Das gleiche mag der Fall sein bei —ı.2 und + 0.6 von 433.9ua, ferner bei —ı1.13, +0.37 und -+1.20 von 576.9uu; endlich bei — 2.51, +0.84, +1.68 von 579.Oun, über deren Reali- tät wir nichts auszusagen vermögen. Bei der Linie 435.94 haben wir zwei lichtstarke Trabanten — 1.71 und + 2.03 (Mittelwerte) beobachtet, die Hr. Janıckı nicht angibt. Statt dessen hat Janıckı zwei lichtstarke Trabanten —0.52 und +1.05 gemessen, welche bei uns fehlen. Man kann diese Dis- krepanz durch falsche Zuordnung zum zugehörigen Hauptmaximum erklären. In der Tat hätte Janıckı die Werte + 2.30 und — 1.77 erhalten', wenn er die beiden Trabanten dem entsprechenden Haupt- maximum zugeordnet hätte. Die von den HH. Prror und Faser gefundene lichtstarke Kom- ponente + 0.08 der Linie 546.144 konnten wir so wenig wie Janıckı beobachten. Es mag dahingestellt bleiben, ob bei Prror und Farrv eine Selbstumkehr der Hauptlinie stattfand, wie dies Hr. Janıckı ver- mutet.” $ 5. Die oben angegebenen Zahlen sind lediglich aus Messungen an solchen Interferenzpunkten gefunden worden, von denen wir meinen, * Hierbei ist angenommen, daß die Abstände vom Hauptmaximum proportional der Wellenlängendifferenz sind. ® Janıckı, a.2.0. S. 39. 1042 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. daß sie zweifellos reell sind. Nun wiesen aber unsere sämtlichen Photographien auch noch Interferenzpunkte auf, die wir auf Grund des in $ 2 Auseinandergesetzten für falsch halten. Solche falschen Punkte waren besonders in der Kombination der Platten B und C zahlreich; hier zählten wir bei der grünen Linie 546.1 un z.B. nicht weniger als neun »Geister«, das ist eine größere Anzahl als die der echten Trabanten! Diese Geister fanden sich auch bei allen anderen licht- starken Linien und Trabanten wieder, nur änderten sich ihre Abstände vom Hauptmaximum, und zwar derart, daß die von kurzwelligerem Licht erzeugten Geister größere Abstände von den Hauptmaximis auf- wiesen als die von langwelligerem Lichte stammenden. Selbst die besten uns zur Verfügung stehenden Platten hatten Geister, wenn auch in geringerer Zahl; so z.B. erzeugten die mit C und D bezeichneten Platten zu jedem echten Trabanten je einen falschen. Sonach steht zweifellos fest, daß die Angaben, welche Lummer und GEHRCKE seinerzeit über die Zahl der Trabanten gemacht haben, zu korrigieren sind, wenn schon nach wie vor bestehen bleibt, daß die Quecksilberlinien weit komplizierter gebaut sind, als man vordem annahm. Auch die sonstigen, älteren Angaben in der Literatur, welche den Bau feinster Spektrallinien betreffen, sind der Verbesserung be- dürftig. Den HH. Prror und Fasry aber muß das Verdienst zuge- sprochen werden, auf eine Fehlerquelle aufmerksam gemacht zu haben, welche für alle Beobachtungen mit Interferenzen hohen Gangunter- schieds von großer Bedeutung ist. Es wird in Zukunft leichter sein, sich vor den falschen Linien, die in Apparaten hoher Auflösungskraft auftreten können, zu hüten, da jetzt die wirkliche Zusammensetzung einer Reihe von Quecksilber- linien sicher feststeht. Hr. S. R. Wırrrans, jetzt in Columbia- University, New-York, hat sich z. T. an den Versuchen beteiligt. Wir sagen ihm für seine Hilfe unsern besten Dank. 1043 Bericht über die Ergebnisse der petrographisch- geologischen Untersuchungen des Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen. Von Dr. F. von WoLrr in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Kreım.) Di. mit Unterstützung der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften ausgeführten, mehrjährigen petrographisch - geologischen Untersuchungen des Bozener Quarzporphyrs sind hiermit abgeschlossen. Der vorliegende Bericht will die Ergebnisse dieser Untersuchungen in Kürze zusammenfassen, während alle Einzelheiten einer ausführlicheren Publication vorbehalten bleiben müssen. Nachdem von Rıcutuoren! gezeigt hatte, dass der Bozener Quarz- porphyr nicht einer einzigen grossen Eruption seine Entstehung ver- dankt, sondern sich aus einer Reihe von verschiedenaltrigen, decken- artigen Ergüssen zusammensetzt, die mehrfach mit Tuffen und Con- glomeraten wechsellagern, war es wünschenswerth, zu einer genauen Gliederung der Porphyr-Ströme, -Tuffe und -Conglonıerate zu gelangen, denn erst auf solcher Grundlage wird es möglich, die tektonischen Verhältnisse der Quarzporphyrplatte zu erkennen. Bei dem grossen Umfange des Porphyrgebietes ergab sich die Nothwendigkeit, einen Versuch der Gliederung des Porphyrsystems zunächst an einem be- schränkten Theile desselben auszuführen. Aus verschiedenen Gründen erwies sich die Umgegend von Bozen als der am meisten geeignete Ausgangspunkt. Gliederung des Porphyrsystems. Um zu einer Gliederung des Porphyrsystems zu gelangen, kann man zwei völlig von einander unabhängige Wege einschlagen: einmal führt die Beobachtung der geologischen Lagerungsverhältnisse, das ı F. Frhr. von Rıc#tuoren: »Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo, Sanct Cassian und der Seisser Alpe in Südtirol«. Gotha 1860. S.112. 1044 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. andere Mal das eingehende Studium der Einschlüsse zu dem gleichen Ziel. Erschwert wird die Lösung dieser Aufgabe dadurch, dass die atmosphärilische Verwitterung die Eigenart der einzelnen Ströme ver- wischt und sie völlig unkenntlich machen kann und die oft recht be- trächtlichen tektonischen Störungen nicht leicht ein klares Bild von dem geologischen Aufbau der Porphyrplatte gewinnen lassen. Eine Reihe von Gliedern des Porphyrsystems ist durch von Rıcntnoren', TScHErmAR” und Terrer® als selbständig erkannt und nach den Orten ihres typischsten Vorkommens benannt worden. Unter Benutzung dieser Bezeichnungen lässt sich nach Ermittlung der gegen- seitigen Altersverhältnisse der einzelnen Ströme, Tuff- und Conglomerat- horizonte von unten nach oben folgende Gliederung des Quarzporphyr- systems der Gegend von Bozen und seiner Unterlage aufstellen: I. Schiefer der Quarzphyllitstufe. Gneisse, Glimmerschiefer, vorwiegend Phyllite, graphitische Schiefer. II. Quarzporphyrfreies Grundeonglomerat. II. Trostburg-Melaphyr. a) Tuffe und Tuffeonglomerate. b) Massiger Melaphyr. IV. Quarzporphyr. ı. Theisser Porphyr. a) Tuffeonglomerate mit fremden Beimengungen. b) Massiger Theiser Porphyr. 2. Unterer Tuff und Conglomerathorizont. a) Liegende glimmerreiche Quarzporphyrtuffe. b) Rotlie Tuffe der Tergöler Brücke. c) Untere Porphyreonglomerate. 3. Blumauer Porphyr. a) Massiger Blumauer Porphyr. b) Blumauer Porphyrtuffe. e) Porphyrsandsteine aus diesem Material. Durchbrochen von Gängen von Enstatit führenden Porphyriten. Ausbruchspunkt: wahrscheinlich im Eisackthal bei Steg. ı F. Frhr. von Rıc#rnoren: a. a. 0. S.117 — 124. ?2 G. Tscnermar: »Die Porphyrgesteine Österreichs«. Wien 1869. ® F. Terter: »Über die Aufnahmen im Gebiete zwischen Etsch und Eisack.« Verhandl. d. k. k. Geol. Reichsanstalt. 1880. Wien. S. 9r—98. F. von Worrr: Bozener Quarzporphyr. 1045 4. Sigmundskroner Porphyr. a) Massiger Porphyr. b) Tuffe. 5. Porphyr von St. Ulrich." 6. Oberer Tuff- und Conglomerathorizont. Das Material zu seiner Bildung hat vor allem der Blumauer und Sigmundskroner Porphyr geliefert. 7. Eggenthaler Porphyr. (Bozener Porphyr von RıcHtuoren’s.) a) Virgelporphyr, breccienhafte Ausbildung. b) Massiger Eggenthaler Porphyr. c) Tuffe und Tuffsandsteine. Ausbruchspunkt: Bozener Thalkessel. 8. Branzoller Porphyr. Durchbrochen vom Vitrophyr von Auer. 9. Hocheppaner Porphyr. 10. Kastelruther Porphyr. a) Massiger Porphyr. b) Tuffe. Ausbruchspunkt: Tergöler Brücke. Durchbrochen von Vitrophyrgängen bei Kastelruth und Oberglaning, von Augitporphyrit bei Ober- glaning. V. Grödner Sandstein. Charakteristik, Verbreitungsgebiet und gegenseitige Alters- beziehungen der einzelnen Glieder des Porphyrsystems. I. Schiefer der Quarzphyllitstufe. Die schiefrige Unterlage besteht fast ausschliesslich aus steil ste- henden, oft stark gefalteten Phylliten. Weit weniger verbreitet sind Glimmerschiefer (Prembachthal) und weisse quarzreiche Muscovitgneisse (Theis). Graphitische Schiefer treten zu beiden Seiten des Villnös- thales auf. Ihr geologisches Alter ist unbestimmt. Die Schiefer setzen die nördliche Vorlage der Porphyrplatte zusammen; nämlich die Ge- gend von Sarntheim-Reinswald, die Villandersalpe, Bad Dreikirchen, Lajen, Tschanberg und die Höhen zwischen dem Villnös- und Afersthal. ! Die Stellung dieses Ergusses unter den Gliedern des Porphyrsystems ist un- sicher. Es lässt sich nur mit Sicherheit ermitteln, dass jener Porphyr jünger als die Tuffe der Tergöler Brücke und älter als der Kastelruther Porphyr ist. 1046 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. II. Das quarzporphyrfreie Grundconglomerat. Das quarzporphyrfreie Grundeonglomerat von Klamm' bei Klausen, Waidbruck” und am Nordabhang des Raschötz liegt discordant über den Schiefern und besteht aus aufgearbeitetem Grundgebirge und por- phyritischen Gesteinen unbekannter Herkunft. UI. Trostburg-Melaphyr (Trostburg-Porphyr von RıcHTtuoren’s). Concordant über dem Grundconglomerat liegen an der Trostburg bei Waidbruck grüne Melaphyrtuffe und Tuffeonglomerate und darüber dunkelbrauner Melaphyr. Sie bilden die Unterlage des Kastelruther Plateaus von der Trostburg bis zum Punschergraben, finden sich im Villnösthal, auf der Villandersalpe am oberen Zargenbach, ferner auf der Terrasse von PıcnLer und Sterr bei Sarntheim. Die Trostburg- Melaphyre und -Tuffe haben sich völlig frei von Quarzporphyrmaterial erwiesen. IV. Quarzporphyr. ı. Theiser Porphyr. Discordant über den lichten, quarzreichen Muscovitgneissen von Theis’ liegen schwefelgelb verwitterte Tuffeonglomerate, die neben vielem fremden, aus dem Grundgebirge stammenden Material Ein- schlüsse von Melaphyr enthalten, soweit überhaupt der schlechte Er- haltungszustand eine sichere Deutung zulässt. Darüber steht an der Kirche von Theis der massige röthlich- bis gelblichbraune Theiser Porphyr an. Höher hinauf stellen sich die glimmerreichen Porphyr- tuffe des unteren Tuff- und Conglomerathorizontes ein. Der Theiser Porphyr ist somit jünger als die Trostburg-Melaphyre, im Übrigen der älteste Quarzporphyr des ganzen Gebietes. 2. Unterer Tuff- und Conglomerathorizont. Auf der Nordseite des Raschötz liegen über dem quarzporphyr- freien Grundeonglomerat glimmerreiche Quarzporphyrtuffe von violetter und grauer Farbe. Vom Prembachthal zieht sich dieser Horizont unter dem Kastelruther Porphyr und über den Trostburg-Melaphyren bis zum F. Tetter: a.a.0O., S. 92. ® A. Pıcnrer: »Beiträge zur Geognosie Tirols«. Verhandl. d. k. k. Geol. Reichs- anstalt. Wien 1887. S.205 und 206. ® F. Frhr. von Rıc#rnoren: a. a.0. S.157. F. von Worrr: Bozener Quarzporphyr. 1047 Punscher Graben und weiter nach Westen. Er ist, vom Theiser Porphyr abgesehen, das tiefste Glied des Porphyrsystems. Über diesen Tuffen finden sich am Raschötz rothbraune Quarzporphyrtuffe mit wollsack- artigen Verwitterungsformen, das gleiche Niveau steht an der Tergöler Brücke zu beiden Seiten des Eisack an. Die glimmerreichen Tuffe und die rothbraunen Tuffe der Tergöler Brücke hat Terrer' in der Bucht von Sarnthein als Basis der Porphyrsystems erkannt. Zwischen Punscher Graben und Atzwang liegen über den rothen Tuffen der Tergöler Brücke Conglomerate, in welchen neben Geröllen aus dem Schiefergebiet roth- braune Quarzporphyre, die mit den Tuffen der Tergöler Brücke in Beziehung stehen, Quarzporphyre unbekannter Herkunft, Enstatit- porphyrite, die auch in dem Grundeonglomerat bei Klamm von TerLer” nachgewiesen sind, sich beobachten lassen. 3. Blumauer Porphyr’ (Porphyr vom Talferthal Tscnermar’s).' Der grüne, leicht verwitterbare Blumauer Porphyr von Rıcut- HOFEN’S ist, derselbe Erguss, wie der etwas dunkler gefärbte Porphyr des Talferthales. Er gliedert sich in folgender Weise. Zu unterst massiger, stellenweise ausgezeichnet dünnplattiger Porphyr, darüber im Norden, über die unteren Conglomerate übergreifend, die grüngrauen festen Tuffe, die im Hangenden in grüne Porphyrsandsteine über- gehen. Das Verbreitungsgebiet des Blumauer Porphyrs lässt eine deut- liche SO.— NW. verlaufende Längsaxe erkennen. Die Orte Tiers, Blumau, Steg, Steinegg, Unterinn liegen auf diesem Strome, der nach NW. unter dem Rittenplateau verschwindet, dann vom Talferthal von Runkelstein bis Bundschen durchschnitten wird und sich noch weiter als Unterlage des Salten-Möltenplateaus nach Westen fortsetzt. Seine Tuffe reichen nach Norden bis zum Punscher Graben, lassen sich am Östrande des Rittenplateaus allenthalben beobachten und werden auf der Westseite durch das Tanzbachthal in besonders grossem Mass- stabe angeschnitten. Der Ausbruchspunkt dieses Stromes ist nicht aufgeschlossen. Er dürfte aber in der Tiefe unterhalb und oberhalb von Steg im Eisack- thal zu suchen sein, da dort der Porphyr breceienartig entwickelt und von anderen eruptiven Gängen durchbrochen wird. Diese fast dichten grünen Gänge — von RicHtHoren’ nannte sie Aphanite — sind En- ! F. TELLER:.a. a.0. 8.093. ?2 Derselbe: S.92 und 93 und Jahrb. d. geol. Reichsanstalt. Wien 1882. S. 582. ® F. Frhr. von Rıcaruoren: a. a.0. 8.118. * G. Tschermar: a.a.0. S. 103. 5 F. Frhr. von Rıc#ruoren: a.a.0. S. 120. 1048 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 7. December 1905. statit führende Porphyrite; sie sind von Pıcnter' und CATHREIN” aus dem Eisackthal zwischen Atzwang und Steg bei Deutschen und in der Nähe der Tergöler Brücke beobachtet und von letzterem als Norit- porphyrite beschrieben worden. Gleiche Gänge habe ich unterhalb Sarnthein im Talferthal und bei Windlahn im Tanzbachthal ange- troffen. Die Tuffe des Blumauer Porphyrs überlagern zwischen der Tergöler Brücke und Atzwang die Conglomerate des unteren Horizontes; sie werden am Ostrande des Rittenplateaus, beispielsweise bei Unterinn, von Tuffen überlagert, deren Material dem Sigmundskroner Porphyr entstammt. 4. Sigmundskroner Porphyr. Als Sigmundskroner Porphyr bezeichne ich einen farbenprächtigen Quarzporphyr mit violetter, grauer auch brauner Grundmasse und ziegelrothen bis fleischrothen Feldspatheinsprenglingen. Sein markan- testes Vorkommen liegt auf der Westseite des Schlosses Sigmunds- kron bei Bozen, wo die Anlage der Überetschbahn klare Aufschlüsse geschaffen hat. Seine theilweise chocoladenbraunen Tuffe finden sich am Calvarienberg bei Bozen, an der Erzherzog Heinrich - Promenade bei Gries, am Ritten bei Unterinn, hier heller gefärbt, und endlich bei Klobenstein. Der lavendelblaue Porphyr, den PıcaLer® vom Wege nach Capen erwähnt, gehört diesem Erguss an. Seine Tuffe liegen bei Klobenstein und Unterinn über dem Blumauer Porphyr, er ist somit jünger als dieser Erguss. 5. Porphyr von St. Ulrich.‘ Dem Sigmundskroner Porphyr in vieler Beziehung sehr ähnlich ist der violettgraue Porphyr des Raschötz, des Grödnerthales und des Salamsberges. Tscuermax hat ihn als Porphyr von St. Ulrich abgetrennt. Seine Beziehungen zu anderen Gliedern des Porphyr- systems ergeben nur, dass er jünger ist als die Porphyrtuffe der Ter- göler Brücke, die er am Raschötz überlagert, und älter als der Kastel- ruther Porphyr, der ihn bei St. Ulrich bedeckt. Seine Ähnlichkeit mit dem Sigmundskroner Porphyr rechtfertigt seine Einreihung an dieser Stelle. ı A. Pıcazer: Beiträge zur Geognosie Tirols. Neues Jahrb. für Min. 1878. S. 186. ® A. Carnreın: Zur Dünnschliffsammlung der Tiroler Eruptivgesteine. Neues Jahrb. für Min. 1890. I. S. 80 und 8ı. ® A. Pıcatrer, Beiträge zur Geognosie Tirols. Neues Jahrb. für Min. 1882. ll. S. 283 und 284. % G. TscHErmAR: a.a.0. S. 102. F. von Worrr: Bozener Quarzporphyr. 1049 6. Der obere Tuff- und Conglomerathorizont. Dieser Horizont besitzt stellenweise eine recht beträchtliche Mächtig- keit und setzt sich aus verschieden gefärbten Porphyrtuffen, Sand- steinen mit kohligen Einlagerungen, rothen und grauen Conglomeraten zusammen. Das Material zu seiner Bildung hat in erster Linie der Blumauer und Sigmundskroner Porphyr geliefert. Von Wichtigkeit für die Altersbestimmung der rauchgrauen Enstatit führenden Por- phyrite, die Pıcnter' als gangförmiges Vorkommen in der Schlucht am Wege von Kastelruth zur Tergöler Brücke beobachtet hat, und die ferner am Zollhaus durch die neue Strasse Waidbruck-Kastelruth aufgeschlossen sind, ist das Auftreten derselben als Gerölle in diesen Conglomeraten bei der Burg Karneid. Im unteren Eggenthal ist am Fusse der Burg Karneid auf der rechten Thalseite ein grüner Diabas- porphyrit eingeschaltet; der sich im Eggenthaler Porphyr, der diesen Horizont deckenartig überlagert, als Einschluss wiederfindet. Dem- nach sind die Diabasporphyrite und Enstatit führenden Porphyrite gleichaltrig mit dem oberen Tuff- und Conglomerathorizont, oder doch nur wenig älter. Derselbe lässt sich vom Ostabhang des Gla- ning, zwischen Sand und St. Georgen, zu beiden Seiten der Talfer, bei Runkelstein, Peter Ploner bei Zwölfmalgrein, bis zum Ostrand des Rittenplateau, Virgel, Burg Karneid, unteres Eggenthal und Helm- bachthal verfolgen. 7. Eggenthaler Porphyr. (Bozener Porphyr von Rıcnrnuorens). Der Eggenthaler Porphyr ist der blassröthliche Porphyr mit fleischrothen Feldspatheinsprenglingen des Eggenthales; er wurde durch von Rıcnrnoren”® als Bozener Porphyr bezeichnet. Da nun dieser Name für das gesammte Porphyrgebiet gebräuchlich geworden ist, so ist für den einzelnen Strom vielleicht diese besondere Benennung vorzuziehen. Der Eggenthaler Porphyr tritt in dreifacher Ausbildung auf. Die breccienhafte Ausbildung, die ich nach ihrem charakte- ristischen Vorkommen am Virgel kurz als Virgelporphyr bezeichnen will, enthält in lichter Grundmasse zahllose, scharfkantige Einschlüsse, vornehmlich von Sigmundskroner und Blumauer Porphyr. Diese feste, buntscheckige Porphyrbreceie ist auf die Ausbruchsöffnungen dieses Ergusses beschränkt. Man beobachtet sie im Bozener Thalkessel bei- spielsweise am Virgel und Schloss Sigmundskron, wo ein gangförmi- ges Durchbrechen durch den Sigmundskroner Porphyr und die oberen Conglomerate nachweisbar ist. Auch die unteren Partien des Eggen- ı A. Pıcater: »Beiträge zur Geognosie Tirols. Neues Jahrb. f. Min. 1878. S. 186. 2 F. Frhr. vos RıcHtHoren: a. a. O. S. 118. Sitzungsberichte 1905. 92 1050 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. thaler Stromes zeigen eine ähnliche Ausbildung, nur sind sie ärmer an Einschlüssen und gehen allmählich in den normalen Porphyr über. Derartige Übergänge sind z. B. gut am Hörtenberg bei St. Magdalena und bei Karneid zu studieren. Der Eggenthaler Strom besitzt gleichfalls eine NW.— SO. verlau- fende Längsaxe, die ungefähr mit dem Eggenthal zusammenfällt. Er bildet das Gummer-Plateau und die Unterlage des Kollerner Berges. Da dieser Strom im Bozener Thalkessel in die Höhe gekommen ist, ist er demnach auf dem oberen Tuff- und Conglomerathorizont nach SO. geflossen, und hat auf die Sandsteine dieses Horizontes Con- taktwirkung ausgeübt, so am Calvarienberg und Nesslebrunnen.' Die zu diesem Strome gehörigen Tuffbildungen fanden sich nur auf der Höhe des Krummecks und Spielecks bei Bozen. 8. Branzoller Porphyr” (z. Th. St. Pelegriner Porphyr voN RICHTHOFEN’S). Als Branzoller Porphyr wird der braune Porphyr zwischen Auer und Branzoll bezeichnet. Diese Decke sprach von RıcHTHoren als ältesten Erguss an, weil er sich als Einschluss in seinem Bozener und Blumauer Porphyr fände. Diese Einschlüsse von rothbraunem Porphyr sind aber nicht auf den Branzoller Porphyr zurückzuführen, sondern theils auf den Sigmundskroner, theils auf andere, in der Tiefe anstehende, nicht aufgeschlossene Porphyrdecken, die vielleicht mit den Tuffen der Tergöler Brücke in Verbindung zu bringen sind. St. Pelegriner Porphyr nennt er einen fleischrothen Quarzporphyr, der eine gleiche Färbung der Feldspatheinsprenglinge und Grundmasse aufweist. Sein Altersverhältniss zu anderen Strömen hat er nicht ermittelt. Es lässt sich nun am Matschatscher Berg an der Mendel- strasse nachweisen, dass jene fleischrothe Varietät durch Auslaugung aus dem typischen braunen Branzoller Porphyr entsteht, mithin beide Porphyrvarietäten zu vereinigen sind. Ob indess die ähnlichen Por- phyre, die von Rıcntuoren aus dem Gebiet des San Pellegrinothales erwähnt, hierher gehören, habe ich nicht untersucht. Der Branzoller Porphyr liegt an den Gehängen zwischen St. Georgen und Jenesien unmittelbar auf dem oberen Conglomerathorizont auf, der sich dort aus dem Blumauer Porphyr des Talferthales entwickelt und ist folglich jünger als diese beiden Glieder. Der Kastelruther Porphyr ı F. von Worrr: »Vorstudien zu einer. geologisch-petrographischen Unter- suchung des Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen (Südtirol).« Sitzungsber. d. K. Preuss. Akademie d. Wiss. z. Berlin. 1892. XLIV. S.5 [1048]. 2 F. Frhr. von Rıcaraoren: a.a.0. S. 117. F. von Worrr: Bozener Quarzporphyr. 1051 überlagert ihn bei Jenesien. Am Kollerner Berg bei Kehl und bei Welschnofen liegt der fleischrothe Branzoller Porphyr auf dem Eggen- thaler Erguss. Der Branzoller Porphyr zieht sich vom Jenesienplateau unter der Mendel nach S. und SO., bildet die Wände des Etschthales unterhalb Branzoll, das Weissenstein-Radeiner Plateau und setzt sich noch weiter nach SO. fort. Der Porphyr von Welschnofen und Karrersee gehört demselben Erguss an. Bei Auer wird dieser Porphyr von schwarzem Vitrophyr'”* durchbrochen. 9. Hocheppaner Porphyr. Der Hocheppaner Porphyr ist ein schmutzig grüngrauer Porphyr, vielfach mit röthlichen oder grünlichen Feldspatheinsprenglingen. Er überlagert am Mittelberg auf der rechten Seite des Etsch- thales zwischen Pfatten und Sigmundskron den Branzoller Porphyr und wird auf der Höhe des Stadtlegg von den Tuffen des Kastel- ruther Porphyrs überlagert. Sein Verbreitungsgebiet zeigt gleichfalls eine NW.—SO. verlaufende Längsaxe, die von der Burg Hocheppan in der Richtung auf Deutschnofen verläuft. Das Brantenthal liegt in diesem Strom. Auf dem Kollerner Berg ist er die oberste massige Porphyrdecke. Der Strom setzt sich weiter nach SO. fort. ı0. Kastelruther Porphyr.' Der dunkelziegelrothe bis schmutzig carmoisinrothe Porphyr des Kastelruther Plateaus ist durch von RıcHTHorEn als jüngster Erguss des Bozener Gebietes erkannt worden. Der massige, stellenweise säulig abgesonderte Porphyr wird von Tuffen bedeckt, die nach Süden über das Verbreitungsgebiet des Stromes hinausgreifen. Sein Ausbruchs- punkt ist vom Eisack an der Tergöler Brücke wenige Schritte nördlich der Haltestelle Kastelruth auf der rechten Thalseite angeschnitten. Dort durchbrechen Breceien des Kastelruther Porphyrs mit Schieferein- schlüssen und Bruchstücken von bereits verfestigtem Kastelruther Por- phyr in gleicher Grundmasse die Tuffe der Tergöler Brücke; das Profil wird nach Norden durch eine Verwerfung gegen die Schiefer begrenzt. Der Kastelruther Strom liegt im Norden im Villnösthal auf Trost- burg-Melaphyrtuffen, bei St. Ulrich im Grödnerthal auf Porphyr von St. Ulrich, am Ritten auf dem oberen Conglomerathorizont und den ı R. Lersius: »Das westliche Südtirol.« Berlin 1878. S. 156—159. 2 H. Rosenguscn: »Mikroskopische Physiographie der massigen Gesteine.« Bd.II. Stuttgart 1877. S.9o. 3 F. Frhr. von Rıc#rHoren: a.a. O. S.119. * Derselbe. S.ı1r7 und 118. 92° 1052 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. Blumauer Porphyrtuffen, auf dem Jenesien-Altenplateau auf Branzoller Porphyr auf. Auf der Höhe des Plateaus von Deutschnofen lagern die Tuffe des Kastelruther Porphyrs auf dem aus Hocheppaner Por- phyr hervorgegangenen Sandstein; so ist der Kastelruther Porphyr der jüngste des ganzen Gebiets. Das Verbreitungsgebiet des Stromes zeigt eine ausgesprochene NW.—SO.-Richtung in seiner Längserstreckung. Es umfasst das Kastelruther Plateau, den Laranzwald, das Plateau von Völs und reicht im Norden bis zum Villnösthal. Der Strom zieht sich in NW.-Rich- tung über das Rittenplateau und bildet dort die höchsten Erhebungen, Schwarzseespitze, Rittnerhorn, Sarnerscharte und Villandersberg, über- schreitet die Talfer und reicht noch weiter nach Nordwesten. Auf dem Salten-Möltenplateau ist er der oberste Deckenporphyr. Da sein Ausbruchspunkt im Eisackthal bei der Tergöler Brücke liegt, ist der Kastelruther Strom der Hauptsache nach etwa nach NW. geflossen. Durchbrochen wird der Kastelruther Porphyr von schwarzem Vitrophyr'”* bei Tisens auf dem Kastelruther Porphyrplateau. Einen ähnlichen Gang fand ich auf dem Altenplateau bei Oberglaning in demselben Porphyr. Dort treten auch gangförmig jüngere Augit- porphyrite auf. V. Grödnersandstein. Der Grödnersandstein, der die Porphyrdecken fast überall nach oben hin abschliesst, ist der von Rıcntnoren’schen’ Anschauung gemäss eine Tufffacies des Quarzporphyrs und mit ihm gleichzeitiger Ent- stehung. Nirgends in dem ganzen Gebiet war eine Discordanz zwi- schen Porphyr und Grödnersandstein nachweisbar. Der Übergang von echten Porphyrtuffen in Grödnersandstein ist ein ganz allmäh- licher. An allen Punkten ist der Grödnersandstein aus dem Material des unmittelbar darunter liegenden Porphyrs zusammengesetzt, z. B. bei Kastelruth und auf dem Rittenplateau aus Kastelruther Porphyr, ı F. Frhr. von Rıc#tHoren: a.a.0. S. 117. 2 G. TscHermarK: a.a. O0. S. ıo5. ® C. W. Günsger: »Geognostische Mittheilungen aus den Alpen«. Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. München 1876. S.270— 282. * H. Rosenguscn: »Physiographie der massigen Gesteine«. 1. Aufl. 1877. Bd. Il. Stuttgart. S. 90. } ° E. von Mossısovics: Die Dolomitriffe von Südtirol und Venetien. Wien 1879. 8. 129. 6 A. Carureın: »Beiträge zur Petrographie Südtirols«.. Neues Jahrk. f. Min. 1887.10 S:107: ” F. Frhr. von Rıcaruoren: a. a. 0. S. 47. F. von Worrr: Bozener Quarzporphyr. 1053 am Matschatscher Berg aus Branzoller, bei Deutschnofen zu unterst aus Hocheppaner Porphyr. Sandsteine aus gemischtem Porphyrmate- rial sind wenigstens in den unteren Niveaulagen des Grödnersand- steins nicht beobachtet worden. In den höheren Lagen mehren sich allerdings fremde Beimengungen. Entsprechende Porphyrsandstein- bildungen fehlen wenigstens in den Anfängen bei fast keinem der älteren Ströme, z. B. am Blumauer Porphyr bei Prössels und Siffian, am Eggenthaler Porphyr am Krummeck. Bei Deutschnofen liegt über Grödnersandstein, der sich aus Hocheppaner Porphyrmaterial zu ent- wiekeln beginnt, Kastelruther Porphyrtuff, z. B. bei den Gehöften Wölfel und Bauer im Walde, und darüber Grödnersandstein aus Kastel- ruther Porphyrmaterial. Schon aus diesen Gründen ist eine Trennung des Grödnersandsteinhorizontes vom Quarzporphyr oder gar die Zu- rechnung desselben zur Triasformation nicht angängig. Quarzporphyr und Grödnersandstein sind äquivalente Gebilde und, wie die Unter- suchungen von GüngEL'! ergeben haben, dem Perm zuzurechnen. Die Bildungsbedingungen des Quarzporphyrs. von Ricnrnoren® hatte schon die Ansicht vertreten, dass der Bozener Quarzporphyr zum grössten Theil untermeerischer Entstehung sei, und dieselbe durch die Wechsellagerung von massigem Porphyr mit Porphyrconglomeraten und reichlichen Tuffbildungen begründet. Die Ablagerungen der quarzporphyrfreien Grundconglomerate, die Trostburgmelaphyre mit ihren mächtigen Tuffbildungen können nur in einem flachen Meere erfolgt sein. Die innige Verbindung des massigen Porphyrs mit Tuffen, die ganz allmählich aus ihm hervor- gehen, sowie die Grödnersandsteinbildung weisen auf eine gleiche Entstehung hin. Die mikroskopische Untersuchung lässt eine weit- gehende Zertrümmerung der Einsprenglinge erkennen, so dass man auf sehr gewaltsame Vorgänge bei der Eruption schliessen darf. Das Meer wurde nach und nach durch den ausgeflossenen Porphyr aus- gefüllt, und es mögen schliesslich einzelne Theile des Porphyrgebietes inselartig aus demselben hervorgeragt haben, wie das z. B. von Rıcur- HOFEN für den Medelberg bei Welschnofen angenommen hat. Die Quarzporphyreruptionen der Bozener Gegend haben decken- artige Ströme geliefert, deren Längsaxe in allen Fällen, wo der Strom in genügender Weise blossgelegt ist, einen ungefähren NW.—SO.- ı C. W. von GümseL: »Vorläufige Mittheilung über das Vorkommen der Flora von Fünfkirchen im sogen. Grödner Sandstein Südtirols.« Verh.d.k.k. Geol. Reichsanst. 1877. S. 23. 2 F. Frhr. von Rıcatuoren: S. 47 und 286. 1054 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. Verlauf nimmt. Die Verbindungslinie der beiden bekannten Aus- bruchspunkte, des Eggenthaler Porphyrs im Bozener Thalkessel und des Kastelruther Porphyrs an der Tergöler Brücke, verläuft ziemlich senkrecht zu jener Richtung, also von SW. nach NO. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass die Spalten, auf denen der Porphyr in jener Gegend emporgedrungen ist, etwa von SW. nach NO. verlaufen. Man darf wohl annehmen, dass Spalten, die derartige gewaltige Massenergüsse geliefert haben, mit tektonischen Störungen im Zu- sammenhang standen. Das Judicarienbruchsystem besitzt einen SSW.—NNO.-Verlauf; es biegt, wie die Untersuchungen von Fucns' und namentlich von Teer” ® gelehrt haben, nördlich von Meran nach NO. um. Die Anordnung der Ausbruchsspalten des Porphyrs weist auf das Vorhandensein tektonischer Linien mit dem Verlauf SW.—NO. hin, die dem Streichen der Judikarien- linie in dieser Gegend entsprechen würden, und die schon zur Ausbruchszeit des Porphyrs vorhanden waren. In mineralogischer Hinsicht weichen die verschiedenen Ströme nur wenig von einander ab. Unterschiede zeigen sich in dem Mengen- verhältniss der Einsprenglinge, zumal der Feldspathe, die bald Ortho- klas, Mikroperthit, bald mehr vorherrschend natronreichere Plagio- klase sind. Die Grundmasse ist gewöhnlich felsophyrisch entwickelt; granophyrische und glasige Ausbildungen sind selten, wenn man von den gangförmigen Vitrophyren absieht. Bezüglich der Einzelheiten der mikroskopischen Beschreibung sei auf die ausführlichere Arbeit ver- wiesen. Der Bozener Quarzporphyr ist demnach ein Felso- phyr, seine einzelnen Ströme dürften wegen ihrer übereinstimmenden Zusammensetzung ein und demselben Magmaherd entstammen. Die Beziehungen des Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen zu benachbarten Gebieten. In jüngster Zeit hat Trexer? die Quarzporphyrtafel der Lagorai- kette gegliedert. Über Verrucano und rothen Mergeln liegen Quarz- porphyreonglomerate, dann grüner, stellenweise breecienhaft entwickel- ı €. W.Fucas: »Die Umgebung von Meran.« Neues Jahrb. für Min. 1875. S.817. 2 F. Terrer: »Über Aufnahmen im unteren Vintschgau und im Iffingergebiet. Verhandlungen d. k. k. Geol. Reichsanstalt Wien 1878. S. 398. 3 F. TELLER: a.a. 0. S. 96 und 97. 4 J. B. Trener: »Über Gliederung der Quarzporphyrtafel im Lagoraigebirge«. Verhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Wien 1904. S. 390— 394. F. von Worrr: Bozener Quarzporphyr. 1055 ter »Calamento-Porphyr«, dann wieder Conglomerate, ferner » Violett- Porphyr« und, abermals durch Tuffe und Conglomerate getrennt, der mächtige graue bis röthliche »Lagorai-Porphyr«. Die Gliederung des Porphyrsystems beider Gebiete zeigt recht bemerkenswerthe Über- einstimmungen, so dass für das gesammte Porphyrgebiet Südtirols sich als Regel zu bestätigen scheint, dass die grünen Porphyre die ältesten, die röthlichen die jüngsten sind und die violetten Porphyre eine mittlere Stellung einnehmen.' Was nun die Beziehungen zwischen dem Quarzporphyr und dem benachbarten Tonalitmassiv des Iffingers betrifft, so habe ich bereits von Graniteinschlüssen im Kastelruther Porphyr im Talferthal unter- halb Sarnthein kurz berichtet. Die mikroskopische Untersuchung dieser Einschlüsse hat nun ergeben, dass sie aus einem granitisch körnigem Gemenge von Quarz, Plagioklas, Biotit bestehen, Orthoklas hingegen eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Die Übereinstimmung des Einschlusses mit dem herrschenden Tonalit” des Iffingers ist eine völlige. Ähnliche Einschlüsse finden sich ferner im Blumauer Porphyr- tuff im Tanzbachthal. Eine Untersuchung der Contactverhältnisse durch Küxzui” hat die Altersfrage des Iffingertonalits nicht gelöst. Die Gründe, die für ein jüngeres Alter des Iffingerstocks sprechen, hat Saromon’ zusammengestellt. Wenn nun auch trotz völliger Über- einstimmung der striete Nachweis sich nicht führen lässt, dass jene Einschlüsse vom Iffingermassiv herrühren, so scheinen mir diese Funde kaum eine andere ungezwungene Deutung zuzulassen, als dass das Iffingermassiv älter als der Quarzporphyr ist, zumal da jenes Argu- ment der Abhängigkeit dieser Massive in ihrer Vertheilung von der Judicarienlinie viel an Beweiskraft einbüsst durch den Nachweis, dass dieses Bruchsystem in der Anlage bereits zur Zeit der Porphyrerup- tionen vorhanden war. ! F. von Worrr: a. a.0. S.4 [1047]. ®2 U. GruBEnMAnN: »Über den Tonalitkern des Iffinger bei Meran.« Vierteljahrs- schrift d. Naturf. Ges. in Zürich 1896. Jubelband S. 34 1— 346. ® E. Künzrı: »Die Contactzone um die Ulten-Iffingermasse bei Meran.« Tscherm. min.-petr. Mitth. N.F. Wien 18. 1899. S. 441. * W.Saromon: »Über Alter, Lagerungsform und Enstehungsart der periadriati- schen, granitisch körnigen Masse.« Tscherm. min.-petr. Mitth. N. F.ı7. Wien 1898. S. 176 — 181. 1056 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 7. December 1905. Berichtigung. In der Abhandlung von Zimmermann: Stab mit elastischer Quer- stützung (Heft XLIV der Sitzungsberichte) ist zu lesen: Seite 902, Gleichung (14) statt m, = —m,: Mm, = —M, und m, =—m;: m, = —m 4 Seite 907, Gleichung (35) statt N=—;[a, ß]sin 27 —;[ß, a] Sin 27: N= ;la,ß]sin2ß!—,[P, a] Sin 2al. Seite 9Io, Gleichung (46) statt N=o= [e, ß]sin 28!+[ß, «] Sin2Rl: N=o=[|s, £]sin2ß!—[8, «] Sin 2al. Ausgegeben am 14. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN -Ü AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. N en en B 5 2 0000.14. Decenger 1905. ELEND Be i MIT TAFEL II. Be h ‘ ) d I7- 2 % Bl ee e| Er m £ BERLIN 1905. RESET, ERLAG Der KONIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 8.1. 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen use ungerade Nummern. 2 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welehe nicht in den Beriehten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 2 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte, Derselbe Seeretar führt die Oberautsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements (die folgenden beson- deren Bestimmungen, 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Oectav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nieht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt-Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf durchaus Nothwendiges beschränkt werden. theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. 8.7. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- j ne Mittbeilung muss in einer akademischen Sitzung ' scheinenden Mitgliede zu überweisen. SEO Der Satz einer Mit- Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen. 'sie im 5 r wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: ? die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Map, Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, » October bis December zu Anfang des nächsten He Bar öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- . den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein ei willigung der Gesammt- Akademie“ oder der betreffenden Classe. \ nur N 8 en { eanein Tee auf Erscheinen ihrer Aicheilungen nach acht. B ul 1. Der Verfasser einer unter d Mittheilungen« abgedruckten Arbeit, erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem ‚Umschlag, a auf. welchem der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, race. 1 nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter Titel der Mittheilung® und der Name des Verfassers er 2. Bei Mittheilungen, ‚die mit dem Kopf ‚der Sitzı berichte und einem angemessenen Titel nicht: über Seiten füllen, fällt in ‚der Regel der "Umschlag fort. H j 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie j ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch "hundert, ı und auf seine Kosten noch weitere bis zur "Zahl von wei- hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltliche, theilung abziehen zu lassen, sofern er dies: rechtzeitig dem redigirenden Seeretar angezeigt: hat; wünscht ( er auf seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Gesammt- "Akademie oder der betreffenden Classe, — Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und dürfen. nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Seeretar weitere 200 Exem- plare auf ihre Kosten EDRIPREN, fan RE Er ' Jede zur Aufnahme in die Silumskeichiehee EERNORTERTEURRTG: EERTRED AB vorgelegt werden, Abwesende Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihre Faehe angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger ‚oder corT spondirender Mitglieder dire bei der Akademie 0 einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzen de Secretar selber oder durch ein anderes Mitglied zum % Vortrage zu bringen, Mittheilungen, deren Verfasser der 3 Akademie nicht angehören, hat er einem aaern) Bseieneht [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufnahme Ken ‚einer ansdrücklichen Genehmigung. der A a lem ie ‚oder j einer der Classen, Ein darauf gerichtet = g kann, sobald das Manuseript druckfer vorlie t, EN und‘ ne zur r Abstimmung en werden.) RE l. Der revidirende ‚Seeretar ist für den, geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte , jed aan sieht f für die darin. aufgenommenen kurz n Inhaltsangaben gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für a für alle übrigen Theile der eg ich hie sind“ nach jeder a nur di Verfasser Ergeb, wortlich. SP OR 1057 SITZUNGSBERICHTE 1905 : Ll. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 14. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEN. l. Hr. Dırreey legte die Fortsetzung der Darstellung der Jugendgeschichte Heerr’s vor. (Abh.) Dieselbe reicht bis zu der Übersiedelung Hesger’s nach Jena, mit welcher dann die Lehrwirksamkeit Heser’s und sein schriftstellerisches Auftreten beginnt. Sie be- handelt besonders die Handschriften auf der hiesigen Königlichen Bibliothek, welche der letzten Berner und der Frankfurter Zeit angehören. 2. Die Akademie hat ihrem auswärtigen Mitglied Hrn. EnvArn Prtüser in Bonn zu seinem fünfzigjährigen Doctorjubiläum eine Adresse überreicht, welche unten abgedruckt ist. 3. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Heft 22 des aka- demischen Unternehmens »Das Pflanzenreich«, enthaltend die Primu- laceae von F. Pax und R. Knurnu. Leipzig 1905; Tu. Mommsen, Ge- sammelte Schriften. Bd. 2. Berlin 1905; A. von BAEYER, Gesammelte Werke. Bd. ı. 2. Braunschweig 1905; Fase. ıı des von der Akademie unterstützten Werkes O. SCHMIEDEKNECHT, Opuscula Ichneumonologica. Blankenburg i. Thür. 1905. Seine Majestät der Kaiser und König haben durch Allerhöchsten Erlass vom 24. November d.Js. die Wahl des ordentlichen Professors der physikalischen Chemie an der Frıeprıcn -WirHerns- Universität zu Berlin, Geheimen Regierungs-Rathes Dr. Warner NErnst zum ordent- lichen Mitglied der physikalisch -mathematischen Classe der Akademie zu bestätigen geruht. Sitzungsberichte 1905. 93 1058 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 2. Nov. Zur Darstellung der Beobachtungen von Phoebe. Von H. Struve. (Vorgetragen am 2. November 1905 [s. oben S. 893].) Aıs im vorigen Jahre die Bekanntmachung der Beobachtungen von Phoebe in den Annalen der HArvArp-Sternwarte erfolgte, musste es wünschenswerth erscheinen, die in mehrfacher Hinsicht so merkwürdi- gen und interessanten Resultate, zu denen sie geführt hatten, nach- zuprüfen. Mochte auch die von W. Pıcxerme abgeleitete Bahn ein genähert richtiges Bild von der Übereinstimmung der Beobachtungen mit der Theorie gewähren und die Existenz des Trabanten als wahr- scheinlich erscheinen lassen, so bedurfte es doch jedenfalls einer ein- gehenderen Untersuchung der sich über mehrere Jahre erstreckenden Beobachtungen unter Berücksichtigung der Sonnenstörungen, um diese Frage endgültig zu entscheiden und die zum Theil sehr erheblichen Abweichungen aufzuklären. Hierzu kam das auffallende Ergebniss hin- sichtlich der Bewegungsrichtung des Trabanten. Während nämlich die früheren Beobachtungen von 1897 bis 1902 die Rechtläufigkeit zu be- stätigen schienen, wenigstens dieser Voraussetzung sich nicht wider- setzten, liessen sich die Beobachtungen von 1904 nur durch die An- nahme einer retrograden Bewegung mit den früheren vereinigen. Hier würde also der besondere, im Sonnensystem noch nicht bekannte Fall einer der Umdrehung des Planeten entgegengesetzten Bewegungs- richtung des Trabanten sich darbieten. Aber auch abgesehen von der anomalen Bewegung durfte die Theorie dieses Trabanten wegen seiner beträchtlichen Halbaxe und ungewöhnlichen Excentricität ein grosses Interesse beanspruchen, und es ist daher erklärlich, dass die Untersuchung seiner Bahn gleichzeitig von verschiedenen Seiten in Angriff genommen wurde. In einem der Akademie kürzlich erstatteten Bericht über meine im vergangenen Jahre, unter Beihülfe von Dr. Hessen, ausgeführten Rechnungen war ich zu dem Ergebniss gelangt: »dass die Beob- achtungen von 1897 bis 1904 sich nicht in genügender Weise mit einander vereinigen lassen und daher nicht ausreichen, die Bahn des Srruve: Zur Darstellung der Beobachtungen von Phoebe. 1059 Trabanten sicher abzuleiten und die retrograde Bewegung zu erweisen. Die bedeutenden Abweichungen, welche die einzelnen Örter übrig lassen, könnten durch die Sonnenstörungen allein nicht erklärt werden« (vergl. Sitzungsber. 1904 S. 893). Ich beschränkte mich vorläufig auf diese kurze Anzeige, da eine denselben Gegenstand behandelnde Ar- beit von Dr. F. Ross, wie ich kurz zuvor erfahren hatte, bereits ge- druckt war und demnächst zur Versendung gelangen sollte. Nachdem diese Veröffentlichung zugleich mit einer neuen Mittheilung von Prof. W. Pickerine über die in Arequipa erhaltenen Aufnahmen von Phoebe in den Annalen der Harvarn-Sternwarte Vol. LI Nr. 5 und Nr. 6 inzwischen erfolgt ist, wird es in der That unnöthig, auf die hier ausgeführten Untersuchungen näher einzugehen. Indessen bedarf es doch einer Klarstellung, warum dieselben zu dem obigen negativen Resultat geführt haben und damit anscheinend im Widerspruch mit denen von Dr. F. Ross stehen. Das zur Discussion vorliegende Material bestand aus den in den Annalen der Harvarn-Sternwarte Vol. LII No. 3 und im Harvarp- Cireular No. 87 bekannt gegebenen Positionen von Phoebe, im Ganzen 56 Aufnahmen, die in den Jahren 1897 bis 1904 am photographischen Brucr-Refractor in Arequipa erhalten waren. Dazu kamen noch zwei visuelle Beobachtungen von BArnarp im August und September 1904 und fünf im November 1904 am ÜrossteyY-Reflector der Lick -Stern- warte von P£erkme erhaltene Aufnahmen. Gerade diese letzteren zeigten eine so befriedigende Übereinstimmung unter einander, dass hier an Verwechselungen oder Irrthümer nicht gedacht werden konnte, und gaben damit den unmittelbaren Anlass zur Vornahme der Rechnungen. Da die Positionen der Trabanten zum grösseren Teile nur in roher Annäherung bis auf o.ı genau gegeben waren, die meisten derselben, an aufeinanderfolgenden Tagen erhalten, sich um bestimmte Epochen gruppiren und die tägliche Bewegung des Trabanten gering ist, so genügte es, für die erste Bahnbestimmung Mittelwerthe aus den ge- gebenen Positionen zu nehmen. Es wurden auf diese Weise ıı Nor- malörter für die Beobachtungen 1897 bis 1902 und 10 Normalörter für die Beobachtungen April bis November 1904 gebildet, an welche die Bahn des Trabanten unter verschiedenen Voraussetzungen ange- schlossen wurde. Schon die Darstellung der Beobachtungen von 1904 liess in nahe benachbarten Örtern so bedeutende und dazu unregel- mässig verlaufende Abweichungen übrig, dass dieselben keinenfalls den Sonnenstörungen zugeschrieben werden konnten. Nachdem ferner aus der Gesammtheit der Beobachtungen unter Streichung einiger Örter, insbesondere der Beobachtungen von 1902, mittlere Elemente abgeleitet waren, wurden aus diesen die Sonnenstörungen in Bezug 93* 1060 Gesammtsitzung vom 14. Dee. 1905. — Mittheilung vom 2. Nov. auf die Saturnsbahn als Fundamentalebene abgeleitet, wozu — in ähnlicher Weise wie von Dr. Ross — die Deraunay'schen Ausdrücke für die Störungen des Mondes (Theorie du mouvement de la Lune T. II) benutzt wurden. Bei Mitnahme der Hauptstörungsglieder liess sich ein etwas besserer Anschluss der Beobachtungen von 1900 an die Reihe von 1904 erzielen; dennoch blieben die Abweichungen zu gross, als dass sie durch ungenaue Berücksichtigung der Störungen in Folge der Unsicherheit der mittleren Elemente hätten erklärt werden können. Weitere Versuche, durch Variation der Elemente einschliesslich der Umlaufszeit, durch Ausschluss vereinzelter Beobachtungen und Berück- sichtigung nur der längeren Reihen für 1900 und 1904 die Darstellung zu verbessern, fielen auch nicht befriedigend aus. Endlich wurde noch der ebenfalls missglückte Versuch gemacht, durch die Örter von 1904 eine osculirende Bahn zu legen und diese zur Ableitung der Störungen und der mittleren Elemente zu benutzen. Das negative Resultat dieser Rechnungen musste daher folgende Fragen aufwerfen. Einestheils lag die Annahme von Irrthümern, Ver- wechselungen , Plattenfehlern sehr nahe, wenn man bedenkt, dass man es mit Objecten an der Grenze der Sichtbarkeit zu thun hat, die erst nach mehrstündiger Exposition und bei andauernder Belichtung der Platte durch den hellen Planeten zum Vorschein kommen, dass ferner in sternreichen Gegenden eine nicht unbedeutende Zahl schwächster Sterne 16. bis 17. Grösse innerhalb des Feldes von einer Quadratminute vorhanden sein können. Andererseits war zu erwägen, dass längere Reihen, die an aufeinanderfolgenden Tagen gemacht sind, wie die im August und September 1900 in Arequipa, ebenso die im November 1904 am ÜrossLey-Retflector in Lick erhaltenen Aufnahmen das fragliche Ob- jJekt deutlich zeigen sollen und eine so gute Übereinstimmung in den Örtern aufweisen, dass hier kein Zweifel an der Realität aufkommen konnte. Auch war im Hinblick auf die neuesten Entdeckungen im Jupitersystem die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass man es nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Trabanten zu thun hatte, in welchem Falle dieselben auch directe Bahnbewegung haben konnten. Die Lösung des Räthsels hat sich nun bei der Vergleichung der früher bekannt gegebenen Positionen von Phoebe, auf denen obige Schlüsse beruhten, mit den jetzt neuerdings in Nr. 5 und Nr.6 Vol. LI der Annalen der Harvarn-Sternwarte veröffentlichten in einfacher Weise ergeben. Es hat sich herausgestellt: ı. dass in den früheren Veröffent- liehungen die nach den Aufnahmen in Arequipa für 1904 angegebenen Örter durch einen Fehler entstellt sind, indem die Distanzen des Tra- banten s mit der Abseisse x in der Richtung des Parallels verwechselt Sıruve: Zur Darstellung der Beobachtungen von Phoebe. 1061 worden waren, 2. dass ein Theil der früher bekannt gemachten Örter für die Jahre 1899, 1900 und 1902 bei einer neuen Revision der Platten durch ganz andere Positionen ersetzt worden ist. Das erstere Versehen, welches wegen der geringen Declinationsdifferenzen aus den Beobachtungsdaten nicht zu ermitteln war, erklärt zur Genüge, dass die Örter von 1904 weder unter einander, noch auch mit den früheren Beobachtungen in befriedigenden Einklang gebracht werden konnten und der Versuch, eine auch nur genäherte oseulirende Bahn durch diese Beobachtungen hindurchzulegen, scheiterte. Vollends mussten die fehlerhaften Angaben für die Jahre 1899 bis 1902 die Darstellung verwirren und Zweifel an der richtigen Deutung der dem Trabanten zugeschriebenen Beobachtungen erwecken. Bei dem allgemeinen Inter- esse an dieser wichtigen Entdeckung hätte zum wenigsten das be- züglich der zahlreichen Beobachtungen von 1904 in den früheren Ver- öffentlichungen begangene Versehen nicht erst jetzt bei der Versendung der Annalen, sondern schon vor Jahresfrist eine Berichtigung in einer Zeitschrift finden sollen. Durch die sorgfältige Untersuchung von Dr. F. Ross, dem ausser den berichtigten früheren Positionen auch noch neuere, für die Ver- besserung der Elemente sehr werthvolle Daten zugänglich gewesen sind, ist nunmehr die Frage nach der Existenz von Phoebe endgültig in bejahendem Sinne entschieden. Bleiben auch noch manche Be- obachtungen als irrthümlich oder unsicher auszuschliessen, so lässt doch die Darstellung der als zuverlässiger bezeichneten Beobachtungen erkennen, dass die Übereinstimmung nicht mehr dem blossen Zufall zugeschrieben werden kann. Die genauere Ermittelung der bedeuten- den Sonnenstörungen, welche die genäherten Elemente jetzt gestatten, wird voraussichtlich auch die Darstellung noch weiter verbessern lassen und die letzten Zweifel, die sich noch an einzelne frühere Beobach- tungen knüpfen, beseitigen. Die Entdeckung von Phoebe gehört zu den merkwürdigsten, welche wir der Photographie verdanken, sowohl wegen der Bedeutung, die ihr zukommt, wie auch hinsichtlich der Art und Weise, wie sie erfolgt ist. 1062 Zur Erweiterung eines Problems der Säkular- störungen. Von Dr. A. WILkeEns in Wien. (Vorgelegt von Hrn. Struve am 30. November 1905 [s. oben S. 995].) Aue der Theorie der Säkularstörungen im r-Körperproblem ist be- kannt, daß man bei Beschränkung der Entwickelung der Störungs- funktion auf die Terme 2. Grades in den Exzentrizitäten und Neigun- gen für die Exzentrizitätsvariabeln!' ecosw und esinw, wo e die Ex- zentrizität, » die Perihellänge und analog für die Neigungsvariabeln bcos9 und $sin®#, wo & die Neigung, # die Knotenlänge, lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten erhält und daß die Integration alsdann in geschlossener Form mittels trigonometrischer Funktionen möglich ist. In dem vorliegenden Aufsatz setzen wir uns nun als Ziel, für das Problem der drei Körper unter derselben Vor- aussetzung über die Beschränkung der Entwickelung der Störungs- funktion zu beweisen, daß auch noch im Falle nahezu kommensurabler Bewegungen, bei denen bekanntlich bereits von vornherein außer den säkularen Gliedern die langperiodischen Glieder der Störungsfunktion mitzunehmen sind, die Differentialgleichungen mit in der Zeit perio- dischen Koeffizienten des so erweiterten Problems der Säkularstörungen auf lineare Differentialgleiehungen mit konstanten Koeffizienten redu- zierbar sind und folglich die Integration auch jetzt noch in geschlosse- ner Form mittels trigonometrischer Funktionen durchführbar ist. Diese Behauptung ist aber nur für diejenigen Planetentypen gültig, für welche das Verhältnis der mittleren Bewegungen RR entweder I) nahezu et oder 2) nz ist, d=1,2..- n i D d.h. für die Planetentypen, welche gerade die schwierigsten und des- wegen interessantesten Fälle der Störungstheorie repräsentieren und zu denen der Hekuba-, Hilda-, Thule-, Hestiatypus usw. gehören. Die ! Gemäß der von Hrn. PoıncArz in seinen Legons de Mecanique celeste, Tome ], p- 76 eingeführten Bezeichnungsweise. A. Wırkens: Zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 1063 infolge einer genäherten Kommensurabilität langperiodisch werdenden Glieder der Störungsfunktion sind nämlich im Falle ı) vom niedrigsten, mindesten ı. Grade, im Falle 2) vom mindestens 2. Grade der Ex- zentrizitätsvariabeln, und zwar treten diese Glieder in ı) überhaupt in allen Graden, in 2) dagegen nur in allen Termen geraden Grades 5 & b = N auf. Die an ı) und 2) sich anschließenden Fälle, wo —, nahezu 3 A n | +3 +4 En ; : | — bzw. — — usw., geben zu kritischen Gliedern Anlaß, die erst i D ec. mindestens vom 3. bzw. 4. Grade usw. sind, folglich nieht zu linearen | Differentialgleichungen führen und deshalb aus dem Bereiche unserer Untersuchung auszuschließen sind. | Was die Bedeutung unserer Lösung für die praktische Astronomie | betrifft, so wird dieselbe für das Bewegungsproblem der Planetoiden | der schon erwähnten Typen, ferner der Satelliten von Jupiter und Sa- turn usw. von Nutzen sein; mit Rücksicht auf die Bewegung der Sa- turnstrabanten ist noch zu bemerken, daß die Form unserer Lösung auch mit Rücksicht auf eine Abplattung des Zentralkörpers und auf einen Ring um den Zentralkörper völlig ungeändert bleibt. Spezialisieren wir die Integrationskonstanten unserer Lösungen in der Art, daß die Eigenexzentrizitäten verschwinden, so stellen unsere Lösungen im Falle ı) in der Ebene die solutions periodiques de la premiere sorte Hrn. Pomcares dar, die zum erstenmal in 'TisserAnDs Arbeit vom Jahre 1883 »Sur un cas remarquable du probleme des perturbations« (Bulletin astron., Tome III, p. 425) auftreten und im Jahre 1903 von Hrn. Schwarzscnin (Astr. Nachr. Nr. 3839) im spe- ziellen Falle des Hekubatypus in extenso untersucht worden sind. I. Zur Entwickelung der Störungsfunktion. Wir bedienen uns der Harzer-Pomcarzeschen kanonischen Ele- mente; für den Planeten mit der Masse m sind dieselben: A=kVa E= V2kVa(ı —Vı—e)cosw Mi— V> kVayı— e(1—cos$)cos® = ey. kVaıı-Vı—e) EN U RL — —V2kYaYı—e(1—cos p)sin ®©\ und für den Planeten mit der Masse m’ entsprechend N,r,E&,n,p,g', wo a die halbe große Achse, » Exzentrizität, » Perihellänge, » Neigung, Knotenlänge, » mittlere Länge, » Gausssche Konstante. A? = K’(1+m) k” = K’(1-+m') N>»>oOo+:. a 1064 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 30. Nov. Bei Beschränkung auf die Glieder 2. Grades der Exzentrizität und Neigung werden die Exzentrizitäts- und Neigungsvariabeln: \£E=VRVaecosw p—=VkVaocos® Mi —VkYaesin w = —VkVapsin® Der aus den säkularen und langperiodischen Termen zusammen- gesetzte Teil der Störungsfunktion lautet dann im Falle n +1 F Ri R I. wo — nahezu — — und die kritischen Glieder das Argu- i ’ ment iA—(i+1)A und dessen Vielfache haben, für die Bewegung des Planeten mit der Masse m: 9= K’m’ I B £2 2 7 AL, = +K’m Sam +7’) une /) I B 12 12 D- 2 2 ae HN) Er (por) De ——— N == 4 Van a + JENti,i+ 1, + E’Nli, i+ 1, E’)| eos (iA — (Ü+ 1)R) + "Ni, i+1,n)+n'N(,i+1,9)\ sin (#?A— (+ 1)X) EN(2i, 2i+2,&)+nN(2i, 2i+2,n)+p’N(2i, 2i+2,p’)+g’N(2i, 2i+2,9) + E”N (ei, 2i+2,&”) + n”N(2i, 2i+ 2,n”)+p”N(i, 2i+2,p”)+g”N(2i,2i+2,g”) | + EE'N(2i, 2i+2, &&’')-+ m’ N(2i, 2i+2, m‘) | +pp'N(2i, 2i+2,pp')+gg'N(2i, 2i+2,99)) + EuN(2i,2i+2, En) +E'n’ N(zi,2i+2,&'n) | cos (21% — (2i+2)X) + Eu N(2i, 2i+2, En) + E'nN(2i,2i+2,&'n) +pqN(2i, 2i+2,pg)+p'’g N (2i, 2i+2,p'q‘) ‚+ pg’N(2i, 2i+2,pg))+p'gN(2i, 2i+2,p’ N + (+) (F+R)—R(p+g)F+R) Im Falle ©= ı (Hekubatypus) tritt vom Komplementärteil her zu 2 noch der Term hinzu: sin (21% — (2i+ >») | 2 ’ [4 N Kt I- 2 cos (A— 2X) — N ein (A — >| . VX I2V | Aus Q erhalten wir die Störungsfunktion ©’ für die Bewegung der Masse m’ durch Vertauschung von m mit »n’ und Multiplikation der von der ellipsoidischen Figur des Zentralkörpers (F)' und dem Ringe um den Zentralkörper (R)' herrührenden Teile F+R in &*+n” ! Die expliziten Ausdrücke für F und R als Funktionen der Dimensionen des Zentralkörpers und eines Ringes um denselben siehe Tısserann, Trait€ de Mecanique celeste Tome IV p.6 und 60. A. Wırkens: Zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 1065 bzw. in p”+g” statt in ®+” bzw. pP +g@. Ist i= 1, so tritt vom Komplementärteil her noch hinzu: — "sin (A— 27R) 2 SR Die nur von A und A abhängigen Funktionen N lauten nun nebst den zwischen ihnen bestehenden Relationen, welche gerade die Inte- gration der Differentialgleichungen in der bereits oben skizzierten Form A & Km |- —I—c0s(A— X) VX hervorrufen: Ni, = Nein re Bea 2 4 Br; ; PER: ; pe Ee) Ni,i+t1,&)= Ni,itı,n)=- B-2Bey Be VAl2u 4 4 \ Ni,i+2,2)=—Nü,i+2,9)= —_Nüi,i+2, En) rn 23 i+1 on I Ds 9 i+1 8 2 a Yi+2 ee — a; gac a a + - 27 cr 3 ir 32 m 32 Br: N en: DE ee L lazer N@,.:+2,2°)=—NMl,i+2,4)= Ni irn, En) = (+ m yo re i+I 3 D 9 0: 27 une, RE i—ı 3% i—2 ee ga az m 16 er S ae ) Ni,i+2,£8)= —Ni,i+2,m)= N(,i+2,&4) = Nl,i+ 2,2%) > valm} ee ie pin VaXL 8 8 8 8 8% i BL ü 9 9] i—ı a ge Ten 6 | Ni,i+2,9)=—Nü,ir2,9)= NG, it 2 ,pg) = ie Nü,i+2,p”)= —Nü,i+2,9”) = N, +2, pP), Nt,i+2,pp') = — Nfi,i+ 2,99’) = Nli,i+2,pgq’) = Nli,i+2,p'q) —e pi ar Die B', C' sind die Entwickelungskoeffizienten der Funktionen: ! +0 aa I & TE EN =. = —, N iBi cosan NS a Vie — 24.008. 0)? Dr B'=B wo aa” I a’ a Wa = — . — — >> iC" cos id A} a Vi +@’— 2uc0s 9)’ A 1066 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 30. Nov. Im Falle N i+ 2 2 a x 2 nahe — Fr haben die kritischen Glieder das Argument iA — (i+2)X und dessen Vielfache. Die zugehörige Störungsfunktion Q erhalten wir, indem wir in Q im Falle ı die Glieder ı. Grades, in &,n,£’,n’ unterdrücken, in den übrigbleibenden Gliedern 2. Grades das Argument mit A— (i+ 2)X vertauschen und schließlich die Indizes der N-Funktionen durch ©,ö+ 2 ersetzen. Der rein säkulare Teil bleibt natürlich ungeändert. Im speziellen Falle = ı, wo also — nalıezu _ (Hestiatypus) tritt vom n I Komplementärteil her zu Q noch hinzu: A? 5) 2 == fü K'm' - : Zr 08 (A — 3X) — E „. sin (A — 3X ] und analog zu ©’: NG 7 3 ern” r 3 En ° n ’ ale ry \— 3A m K'ım | 8 Rt s(A— 3X) ER (A— 3X) Bemerkenswert ist, daß in beiden Fällen ı. wie 2. die vom Kom- plementärteil herrührenden kritischen Glieder allein von £',»’, nicht aber von £, abhängig sind, was man im übrigen auch leicht aus den allgemeinen Eigenschaften der Störungsfunktion herleiten kann. II. Die Integration der Differentialgleichungen. Die Exzentrizitäts- und Neigungsvariabeln genügen den kanonischen Differentialgleichungen: de fe) du [eX) Pe ee wen 2 90 “ 90 und analog £,n,p,gq- dt” dqg di op Im Falle n {+1 . I.. wo — nahezu — — , wollen wir das Argument n i Mk) =vVtu—=r setzen, wo v der sehr kleine, im Falle einer strengen Kommensura- bilität verschwindende Faktor und u eine von den Anfangslängen ab- hängende Konstante ist. Mit Rücksicht auf die zwischen den N-Funktionen bestehenden Beziehungen erhalten wir zunächst für die Exzentrizitätsvariabeln das dz —- = K(ncos 2r — Esin 27) + K,sint— K,n+K,y + K,(n cos 2r — sin 2r) * * AED [13 lard A. Wirkens: Zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 1067 folgende System der Differentialgleichungen mit r als unabhängiger Variabler: Für den Fall ö=ı wird mit Rücksicht auf den Komplementär- teil der Störungsfunktion: al, 2 I EL (mi ee v 20 AN Die von den großen Achsen a und a’ abhängigen Koeffizienten K,K, usw. sind nun keine Konstanten, sondern mit langperiodischen Ungleichheiten behaftet, weil a und a’ mit derartigen Ungleichheiten behaftet sind. Da X, K, usw. aber bereits von der 1.Ordnung der störenden Masse sind, so sind die wegen der langperiodischen Störungen von a,a’ in die Differentialgleichungen hinzutretenden Terme von der 2.Ordnung der störenden Masse, so daß eine genäherte Berücksichti- gung jener Terme genügen wird. Tatsächlich sind die Differential- gleichungen von a und a’ bei der noch festgehaltenen Allgemeinheit des Problems überdies nur näherungsweise integrierbar, und zwar wollen wir die folgende approximative Integration der Differential- gleichungen für a und a’ vornehmen. Betrachten wir die Masse des gestörten und die Exzentrizität der Bahn des störenden Körpers als dr din —K DO S an Zu se 7 Be EL E > (nsin 27 + Ecos ar) — K,cost + K,E—K,E + K,(n sin 2r +2 cos 2r) de N: K Ü aeg: ) K' DIR EN Kl, Ki ae gr — En eos27 —& sin zr) + K,sinr— Kr + Kun I(necos 2r — Esin 2r) dy‘ PR K DRRR: ‚ ö K S K' ‚ K K' ee ER E en („sin 27 + cos ar) — K}cost+ K,E— KAE+ K,(nsin 2r + cos 2r) | wo: 2k’m’ 2k’m eo ee v v Be ana 0 Ds 2F+2R X emf[ B 2F+2R Sz v .\44A m’ ur v \4X m am am £ K,=—— Ni,i+1, K, =—- Nii,i+1,£) v v km’ x X k’m } — oo Sm \ — 7 > 4v VAN ; 4vVAA 2 ’ 2 = m TR n B km A a WR, = zn len zi+2,EE) K=- 5 N(2i, 2i+2,£8) 1068 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 30. Nov. verschwindend, so existiert in diesem Falle auf Grund der Eigen- schaften der Störungsfunktion das aus der Relation folgende Integral: 2 i NEN = (+) en (p+g’), wo A, = const. Ein analoges Integral folgt im inversen Falle für A’, und zwar existieren s e } 2 n {+1 i+2 diese Integrale in beiden Fällen, wo — nahezu — — oder — n D D Substitution dieser Integrale in die Koeffizienten X, K, usw. zeigt nun aber, daß die neuen Terme in unseren Differentialgleichungen zwar von der ersten Ordnung der Masse, aber mindestens vom 2. Grade in „ Die £,n usw., also zu vernachlässigen sind, weil wir in der Störungs- funktion nur die Glieder 2. Grades berücksichtigt haben, während jene neuen Terme der Mitnahme von Gliedern 3. Grades in der Störungs- | funktion entsprechen. Folglich können wir in unseren Differential- gleichungen für &, „ usw. die Koeffizienten X, K, usw. bei der an- gestrebten Näherung wie im gewöhnlichen Problem der Säkularstörungen als konstant betrachten. Würde man in unseren Differentialgleichungen für &, „ usw. im n IE. ee : Falle, wo — nahezu — — ist, nur die kritischen Terme 1. Grades in n D &E,n usw. der Störungsfunktion mitnehmen, so ersieht man, daß zu den Differentialgleichungen des gewöhnlichen Problems der Säkular- störungen in unserer Verallgemeinerung desselben nur bekannte Glieder der Zeit hinzutreten würden, so daß die Integration der Gleichungen sofort streng ausführbar ist, wie dies auch durch Besser u.a. in diesem Falle geschehen ist. Indes kann man nun allgemeiner, bei Ent- wickelung der Störungsfunktion bis zu den Termen 2.Grades in den Z,n usw. auch in den kritischen Gliedern, die oben explizit entwickelten linearen Differentialgleichungen mit in r periodischen Koeffizienten des erweiterten Säkularproblems streng integrieren; es gelingt nämlich, diese Differentialgleichungen in solche mit konstanten Koeffizienten zu trans- formieren, indem wir den Punkt mit den rechtwinkligen Koordinaten &,n auf ein bewegliches Koordinatensystem x,y beziehen, das sich mit der Geschwindigkeit v um den gemeinsamen Anfangspunkt dreht, so daß I & (nsinr+E’cosr In’ eosr— &'sinr nsinr + £cosr 2 ncosr— Esinr \ und analog I = A. Wırrens: Zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 1069 . ! “rs . In den neuen Variabeln &,y, x’, y’ lauten dann unsere Differential- gleichungen: EZeRr +a'y' Ze /y? Ä ah Y Y dr = 4,Yy+Q,Y 1 ! ee ee ae ehr \ dr dr wo jetzt alle Koeffizienten Konstanten sind, nämlich a=ı+K—K, “=K-+K, a =K+K d=ı+ K—K, | b=ı-K-K, V’=K—K, b=K—K, b,=ı— K—K Setzen wir, um unsere Differentialgleichungen homogen zu machen, zs=r+Ar. xX=r-Ar ’ VS BES wo die Konstanten Ar und Ar’ aus den beiden Gleichungen bAr+bAar+K,=o | b,Ar+b.Ar +K—=o |) zu bestimmen sind, so gewinnen wir schließlich die Differentialglei- chungen: dr a dr’ Nnaert — —=as+a's, — en gs dr dr ds ds’ — ——br—br - —= —b,r—b/r' dr dr Diese Differentialgleichungen unterscheiden sich von den Differential- gleichungen der Säkularstörungen nur durch die Asymmetrie der Koeffizienten. Wir integrieren jene Gleichungen mittels des Ansatzes: BIENE eosrgu l 2, — N. eoshgr BNSInsgr Ss — N singe Durch Substitution erhalten wir dann die in N,,N,,N,, N, ho- mogenen Gleichungen: N,g+N,a +N,« N,b+ N,9+ N,b’ N,a, + N,9+N,a, N,b, N,b;+N,9 deren gleich 0 gesetzte Determinante ee © oworo gNaxoha: || bgbo oya, alla, ob. y =oO 1070 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 30. Nov. uns g liefert, und zwar mittels einer Gleichung 4. Grades, die sich aber sogleich auf eine solche 2. Grades reduziert, nämlich: GeEugnE oO wo „=-ab—-ab—-db—ab, y, = (aa! — a’a,) (bb, — b’ b,) Wir wollen zeigen, daß alle 4 Wurzeln g reell sind und daß zwei jener Wurzeln nahe — ı und die beiden anderen nahe + ı sind; wären jene Wurzeln nicht reell, so würden unsere Lösungen an Stelle der trigonometrischen Funktionen Terme der Form e’“"* enthalten. Zu- nächst sind die X klein gegen die Einheit, denn die X sind von der En Km’ e r Km’ Größenordnung —-, was stets kleiner ı ist, wenn v>—-; z.B. va a ist für das Sonnensystem, wenn es sich um die Störungen der Pla- netoiden durch Jupiter handelt, v>6)* erforderlich, was für die uns interessierenden Planetengruppen des Hestia- und Hekubatypus stets erfüllt ist, indem hier sogar v stets >15” ist außer für den Plane- toiden (132) Äthra, für den aber immer noch v>6” ist. Mithin sind a,b,a/,b/ nahezu +1 a’,b',a,,b, klein gegen + I so daß die Produkte ab, a/b/, aba;b; von der Ordnung ı-+e', wenn g eine gegen die Einheit kleine Größe bedeutet; dagegen ist a’a,, b’b, von der Ordnung e’ und a’b’a,b, von der Ordnung &. Da nun I) == = el en so erhalten wir in Y—4y, die Terme niedrigster Ordnung, wenn wir setzen: y—4y, = (ab+ab!P —4adbab = ı1-+e-+... Mithin ist Y— 49% = (ab— a,b,)’ eine reelle positive Größe und da —y,+Vy% — 4y, = ab+ ab’ + (adb— a/b}) so ist g==Vab bzw. #Va/b. d.h. alle g. sind reell, und zwar sind zwei der g, nahezu +ı und die beiden übrigen nahe —ı. Ist die Kommensurabilität so nahe er- füllt, daß die g, imaginär werden sollten, so sind die trigonometrischen A. Wırkens: Zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 1071 Funktionen durch die hyperbolischen Funktionen zu ersetzen. Die in den N, linearen Gleichungen geben dann für jedes g, die Quotienten N; — el VO N, wenn wir N, unserer Differentialgleichungen werden dann: als die willkürliche Unbekannte wählen. Die Lösungen } 4 \ P=INilteostgan) = D-NiMicos@en) | I I 4 4 s —D NM: sin (9,7) & N sin (9.7) I L / wo wir die N @«=1,2,3,4 als die 4 Integrationskonstanten unserer Differentialgleichungen betrachten. Mittels der Relationen E= (r+Ar) cost —ssint „= (r+Ar)sint+scost und der analogen für £’,n’ machen wir den Rückweg zu den ursprüng- lichen Exzentrizitätsvariabeln. Für die Neigungsvariabeln nehmen die Differentialgleichungen die- selbe Form an wie für die Exzentrizitätsvariabeln, nur ist jetzt X, = 0, weil die Störungsfunktion in p, q, p/, 9’ lineare Glieder überhaupt nicht enthält. Die übrigen Koeffizienten werden in diesem Falle: k’m’ 2k’m Da In ira) K—=—_ NN, 3,p‘) v v K- Kl B 2ER 2R K—_ k’m (# 2H+ Z ö a DE ee SE BEN AT m’, Bee pi wen 4 vVAA 4 vVAN ke 4 le h ‚ IT, — No 2i+2,pp') 1 Ze as, 2i+2,pPp) v v Infolge des Verschwindens von X, und X! sind dann die Differential- gleichungen in den x,y,x,y’ bereits homogen, so daß wir nicht zu den r,s,r’,s’ überzugehen brauchen. Natürlich ist jetzt x = gqsine+pcosr A, —0leosz —plsinz Der Fortgang der Untersuchung ist dann genau derselbe wie für E,n,E&,n, so daß wir jetzt abbrechen und sogleich zum Falle n ee 3 2 113 2.,. wo — nahezu — — , übergehen können. Die kritischen Glie- n i 2 der sind hier gemäß den Eigenschaften der Störungsfunktion vom 1072 Gesammtsitzung vom 14. Dee. 1905. — Mittheilung vom 30. Nov. mindesten 2. Grade, so daß für die Exzentrizitäts- wie für die Nei- gungsvariabeln A, = Kl=0 ist. Im übrigen ist jetzt gegen früher das kritische Argument M—(+2) N =ViiHu—=2-r zu setzen, so daß jetzt in die Koeffizienten der Differentialgleichun- y ” ” een mit r als unabhängiger Variabler stets — statt v zu substituieren | 1 3 ist. Die analytischen Ausdrücke für die Ä-Koeffizienten sind im vor- liegenden Falle: > IE > EN x = ee) ee (i,i+2,£”) v v = akm’(B* 2F+2R = ak’m (B' 2F+2R K=-7 "O4 K=- a nd v 4A m v 4A m mar km’ B 7 Em B K, PL ———— IR = 2. 2» Van zv VAX = Day ae a u DEM ’ K,=-— a ll 2) K,=— ; Nüi,i+2,E£) Im Falle ©= ı (Hestiatypus) tritt zu A’ noch hinzu: 2 Kr +2 Am At Für die Differentialgleichungen der Neigungsvariabeln werden jene Koeffizienten: km’ hr’ \ ee: K'= — U" N6,i+2,p”) v v ? 2k®m’(B' 2F+2R 2 2km([B' 2aF+2R K=+—l— +4 — K=-+— , - v 4A m v 4A m K,= aa K'— a 2v YaA 2v Van = 2% ‘ N 7 k°: ann“ ' BZ = [(i,i+2,pp‘) K,=— Ni, i+2,pp‘) \ ) v Der Weg zur Lösung ist für die Exzentrizitäts- wie für die Neigungs- variabeln derselbe wie früher, auch hier sind die Differentialgleichungen in den &,y, x, y’ bereits homogen. IN. Die Lösungen für das Asteroidenproblem. Wir wollen die bisher allgemein für das Problem der 3 Körper mit von oO verschiedenen Massen geltenden Lösungen mit Rücksicht auf die Bewegung der Planetoiden des Sonnensystems spezialisieren und A. Wırkens: Zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 1073 zunächst m = 0 setzen. Dann sind die Elemente £’,n’,p’, g’ des stö- renden Körpers, den wir zur Abkürzung mit Jupiter bezeichnen wol- len, konstant. Unsere Differentialgleichungen in &,y, auf die wir Jetzt zurückgehen müssen, lauten dann: dx Be AR Fe ay+.a'(n'cosr—E'sinr) d ‚ nn = — ba — K,—b'(n’ sin + E’cosr) Für y allein erhalten wir die Differentialgleichung 2. Ordnun .: —= —aby+esin(r-+e’), wo I = (@d+d)e'VA und die Lösungen werden o* 5° ‚ ’ €e ZW A >Alsın (Vabr + B) — 2 sin(+e 1ı— ab \ ) und folglich K. b’ y: — € = — — —— (ysinr+E&cosr)— AV -cos(Vabr+B) + ——- cos(r+e 7 Zi sint + £’cosr) 7 (Vabr ) em: €‘) A und B sind die Integrationskonstanten. Ist umgekehrt m = 0, so ist a,b,a’,b’ mit a,,b,,a/,b/ zu ver- ER n i+ 2 tauschen; ferner ist im Falle —, nahezu a K,=K= 0 zu setzen. n Handelt es sich um die Integration der Differentialgleichungen für die Neigungsvariabeln, so ist »’ mit #’ bzw. w mit # zu vertauschen und stets X, =K.=o zu setzen. Eine weitere Spezialisierung führt uns, wenn Jupiter eine Kreis- bahn um die Sonne beschreibt, zum »Probl&eme restreint«. Wir wollen zeigen, daß unsere Lösungen, wenn die Eigenexzentrizität des ge- störten Körpers als verschwindend angenommen wird, in dem Falle, n {+1 f \ te er wo — nahezu — .—, die »solutions periodiques de la premiere sorte« 7) i Hrn. PoıncAr£es darstellen. In diesem Falle lauten nämlich unsere Lösungen: \: = — eos A(-V3 cost cos (Vabr + B)— sin sin (Vabr + B)) =— sinr+4 ey® sin r cos (Vabr + B) + cosr sin (Vabr + B)) Nehmen wir nun an, daß die Eigenexzentrizität des Asteroiden verschwindend, also A=o0 sei, so ist Sitzungsberichte 1905. 94 1074 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 30. Nov. — K, \e= - ,’eosr 0 rn | = so da Tun 5 in: sin T wo das obere bzw. das untere Vorzeichen zu nehmen ist, je nach- dem K,>o bzw. B+ > B'+: wenn i positiv, folgt mittels der Identität TE mE Se Ip 5 IB en 4 2 4 4 2 4 also a fortiori, weil «= en Zus Be Bar SR —-B>—Br"+—B*, d.h.: Ni,i+1,&)0, 4 24 4 was zu beweisen war. Nehmen wir an, daß die Kommensurabilität immer stärker werde und sich schließlich v= o nähere, so sehen wir, daß die Ausdrücke n {+1 für £E und n im Falle — nahe — — beliebig groß, also sinnlos wer- n D {+1 | den; d.h. im Falle — nahe — gibt es »solutions periodiques de i 94° 1076 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 30. Nov. la premiere sorte« nur in der Umgebung der strengen Kommensura- bilität, nicht aber in ihr selbst. n ‘+2 Re S Im Falle — nahe — — werden die Lösungen des Probleme res- nn i treint wegen X, =0: = 4(- %cosreos (Vabr +) —sinrsin (Vabr+3)) ne (= % sin cos (Vabr-+ 8) —cosrsin (Vabr+B)) Ist a,b nahe +1, was stets der Fall ist, wenn noch nicht äußerste Annäherung an die Kommensurabilität stattfindet, so wird, indem wir Vab =. =1I setzen: E=—AcosB „= AsinB A R N +1 also e= == -—— eine Konstante wie im Falle — nahe —; zum n i kVa Unterschiede wird jetzt aber auch w eine Konstante, und zwar 180— B oder B, d.h. die Apsidenlinie führt jetzt nur kurzperiodische Schwingun- gen um die Anfangslage aus. Ist A=o, so erleidet £ und n ebenfalls nur kurzperiodische Störungen, einerlei wie nahe die Kommensura- bilität erfüllt sein mag, auch noch im Grenzfalle v= 0; darin liegt ein wesentlicher Unterschied dieser Planetengruppe gegen die Gruppe, Sr n wo — nahe n Was nun schließlich die Neigungsvariabeln betrifft, so haben die Lösungen des Planetoidenproblems in beiden Fällen der von uns be- trachteten Typen dieselbe Form wie für £,n im Falle, wo = nahe i+ 2 i — Ist aber jetzt A=o0, d.h. die Eigenneigung 0, so bleibt die Neigung natürlich auch mit Rücksicht auf die Störungen verschwindend. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. M. 9. Vorderseite. at ei en 1 12775 ZORDRD 20 ze {mt verneint te water SelndAgtnuen menars RILn5E BeideAmd Me REN ESF TTI U Sr 2 ao wre Do tinkenaant OREREE NN Weit SADDESRERT a Sg BIRD surtnue De ERMEAR UN f P taang3 Big nn 4 msn \ N ST wann m BEHDREIT UN ea, ET Ausan en Dasucisı Sn a ren Reaper Az: amazon Rus. untuusue ge #3 ‚Besangeoue ax aus ner er nern ) Dnsgunutanenst ge ern | ‚ auslegen Breuigiones: Sn ee 2 ae] a Taf. III. Rückseite. ALT uesaTa mw ern zurrenngn NS gmsentttannee | as Ne Re q% rosdenn am un ges - inieee wer. 5 in vo es i F. W.K. Mürzer: Eine Hermas-Stelle in manichäischer Version. 1077 Eine Hermas-Stelle in manichäischer Version. Von Prof. Dr. F. W.K. MüLLer in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Sacnau am 7. Dezember [s. oben S. 1033].) Hierzu Taf. III. Das leider nicht sehr gut erhaltene und auch nicht umfangreiche manichäische Fragment M. 97, welches auf nebenstehender Tafel in Originalgröße wiedergegeben ist, erscheint der Veröffentlichung wert nicht nur wegen des für die Lexikographie des Mittelpersischen neuen Materials, sondern auch ganz besonders wegen des Inhalts, der, wie die folgende Nebeneinanderstellung lehrt, einen Auszug aus einem Gleichnisse des »Hirten des Hermas«' bietet. Das vorliegende Fragment umfaßt sowohl die Deutung des zweiten bis siebenten Berges als auch die teilweise Erläuterung des Gleich- nisses von den Steinen zum Turmbau, wie sich trotz des verstüm- melten Anfangs unseres Textes erkennen läßt. Text des manichäischen Parallelstellen aus dem Übersetzung R Fragments M. 97 »Hirt des Hermas« Vorderseite, erste Spalte: der “Bau? SER hlämäbler]....... 12] [er] das “Fundament edkor Hlemesan: U lere. lee Der von ihnen »Ihnen (den Weibern) befahl in Zone jene Weiber Hirte die Steine [der ran istamend nt Mesnee wegnehmen aufzuheben und auf die 2...) göp i tärig "rot: ’ö |... zum dunklen Berge. Berge ... zurückzutragen. « ! Die rechtsstehende Übersetzung der Stellen aus dieser frühchristlichen Schrift ist die von H. WEıner gegebene, welche in Henwecres Neutestamentlichen Apokryphen, Tübingen 1904, abgedruckt ist. 1078 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 7. Dec. Text des manichäischen Parallelstellen aus dem | Übersetzung E Fragments M. 97 | ” »Hirt des Hermas« oo os Und er .ed o Süh Die sechs (S. 281) »die sechs Männer« . dn gär pramän o . ani hanzaman “i . dr merddn o ke | . [ad]mäber desend "ud harvisp [oJem o “i pad dar "andar ... [’ad]id'o pad hämdber . [o Pisihist hend "üd han "i pad dar "’andar ne "adid' o vinast üd "abäj °6 hän gydg” bürdend o ke "ads "ävard oo oo .. . ÜS viedrisn ? .. [’a]’ön nimdyad o ku... ....t hämagen o hamdg ? Zweite Spalte: Mn Dad kOD........ düdig “i tühig "Oysdn hend desmöydn o "üd hamvatdägdn “i drözaniy o ke bär i "arda’iy pades ne büd o da’ön gasin pad göp Werk Befehl. ... eine andere Schar Männern, welche '... "Fundament (Bau) zeigen und alle Steine, welche durch das Tor *hineingekommen, sind im *Fundament (Bau) "niedergelegt und die durch das Tor nicht *hineingekommen sind fo) ’ wurden vernichtet und wieder zu dem Platz trugen sie sie, wo- her sie gebracht waren. und die Erklärung so zeigt er: allesı . gesamt... (Es fehlt die Deutung des ersten Berges) ist. auf dem Berge nicht war. Und der Berg der zweite, der leere: sie sind es die *Scheinheiligen und Lehrer” der Falschheit, in welchen eine der Gerechtigkeit [Frucht nicht war. Wie an *Saaten(?) auf dem Berge | | | | (S.277) »eine Schar von vielen Männern « (welche dem Herrn des Turms den Bau zeigen). (S. 280) »Hast du die Steine gesehen, ... die durch das Tor in den Bau des Turmes ge- kommen sind, hineingelegt, während die nicht hineingekommen wieder an ihren ursprünglichen Platz weggelegt wurden ?« (a. a. O0. S. 284ff.) »Höre, antwortete er, was das verschiedene Aus- sehen der Berge und der zwölf Völker be- deutet.« »Vom zweiten Berg, dem kahlen, kommen die Gläu- bigen folgender Art: Heuchler und Lehrer der Bosheit. ... siebringen keine der Gerechtigkeit. [Frucht Denn wie ihr Berg unfruchtbar K. MÜLter: Eine Hermas-Stelle in manichäischer Version. Text des manichäischen Fragments M. 97 Übersetzung Parallelstellen aus dem »Hirt des Hermas« tis ne büd o "andy ’ovin "abistägän bavend o ’üd "agad ? ’öh kü "dvahrdnd o ’egesin "astär hist baved o köp sidig o ’i pür khär "üd task’ biüd o "angadan hend o ke pad khirdn vd pragdmisndn Rückseite, erste Spalte: AyA 2... beeesan un ne last o "üsin sakhvan zindag o "üd pad gerdagän mürdag hend o ’üd pad dö manöhmed “estand oo oo köp panzüm “ig büland o ke därüg “i khvödag vas ’andar o ’öysän .. . [Aön]d o ke danisn dd vahih’ ne padirend o "üd pad khoes garev‘ “istezgär "üd “istöormän hend nichts war, aber sie |? werden. und..... ? ‚dann wird ihnen die Sünde ‚erlassen werden. Der Berg, der dritte, der voll ‘vonDornen und *Disteln war, sind die ? , welche durch | ‚die Reichtümer und Begehr- [lichkeiten ’ (der vierte Berg) und ihnen nicht ist, N. De OT und ihr Wort ist lebendig, und in den Werken tot sind sie, und in den beiden *Gesinnungen (?) stehen sie. Der Berg, der fünfte, der hoch war, wo Bäume saftige viel darauf, diejenigen sind es, welche Wissen und Weisheit nicht annehmen und im eigenen *Geist streitsüchtig und starrsinnig sind ist, »Vom dritten Berge weiter, der Dornen und Disteln trägt, kommen Gläubige folgender Art: von ihnen sind die einen reich, die andern in viele Geschäfte verwickelt« usw. »Vom vierten Berge (der viele Pflanzen trägt, deren oberer Teil grünt, während sie an den Wurzeln ver- welkt sind usw. die Zweifler usw.) ihre Worte zeigen Leben, ihre Werke dagegen sind tot usw. (Solehe Menschen sind [weder lebendig noch] tot)«. usw. »Vom fünften Berge, der grüne Pflanzen hat und steinig ist, kommen Gläubige folgender Art: Sie haben zwar Glauben, sind aber schwer zu belehren, selbstgefällig und von sich entzückt, 1080 Text des manichäischen Fragments M. 97 o "üd gäimend harv tis dänistan üd “izvärdan” o va Zweite Spalte: ? ... [kh?vardag o ’6...|ysän] hend o ke bazag .... "üd zürvde? .... o "Üüd dräyisn.... g6 gö o govem 9... haptim o ke d... ? "üd hüzargon.... 5008: abar. ..... >» Ay A o üs dam .j2d] lasbäy “i vas "’abar carend o ’eg "öysän hend o k..|e] pad visp zamdn o khüb "üd khwas rdy "üd ravdndın hend o "üs’dn "dzegariy hagarij pades ne büd oo vä Gesammtsitzung vom 14. Dee. 1905. — Mittheilung vom 7. Dee. Übersetzung ‚und wollen alles wissen und erklären, und (der sechste Berg) Diejenigen sind es, welche Sünde und Lügengerede und Geschwätzer.... re: »sprich, sprich« »ich sage [(ich sage)... .« einer über den andern.... schwatzte. Der Berg, der siebente, wo und grüne (frische) viele darauf und Vögel und *Vierfüßler viele darauf weiden, also diejenigen sind es, welche zu allen Zeiten gut und schön, *freigebig und fromm sind, und in ihnen Habsucht jemals \nicht war, und Parallelstellen aus dem »Hirt des Hermas« sie wollen alles wissen und (wissen doch gar nichts)« usw. »Vom sechsten Berge« usw. » (Die, welche kleine Spalten haben), das sind die, welche Feindschaft gegen- einander empfinden und durch ihre Schmähreden im Glauben welk geworden sind usw. ... (Die jedoch große Spalten haben), das sind die hartnäckigen Ver- leumder und die einander voll Haß das Böse nach- tragen.« usw. »Vom siebenten Berge, auf dem fröhlich grünende Pflanzen wuchsen — und | der ganze Berg war voll kräftigen Lebens, und alle Arten von Tieren und die Vögel des Himmels weideten die Pflanzen auf | diesem Berge ab, usw. (dorther) kommen Gläubige folgender Art: Allzeit . waren sie einfältig und un- [schuldig und selig, nichts hatten sie gegeneinander, sondern allzeit freuten sie sich K. Mürrer: Eine Hermas-Stelle in manichäischer Version. 1081 Text des manichäischen Fragments M. 97 Übersetzung Parallelstellen aus dem »Hirt des Hermas« pad yazddn prazändd ..[n] Sid "üd pram..... hend oo oo q..|[öp] [Ende] über die Gotteskinder erfreut und..... sind sie. — Der Berg (der achte) | über die Knechte Gottes usw. |.... und vom Ertrage ihrer Arbeit reichten sie jedem Menschen dar, ohne schelten oder zu schwan- zu ken.« Bemerkungen. I. Wohl ad + i. Diese Bedeutung würde auch in der schon veröffentlichten Stelle M. 3 (= Handschriften-Reste usw. II S. 80 unten) ’adid hend pasänigdn passen. Vgl. auch die folgende Stelle aus M. 2: Düdi mändg 6 diz || padrafend ke düsmenvan ’aden ne vinded o Pas düsmenvan “ispakhr virdst suröd va nuväg i vas o Ovin “i "andar diz °6 didisn rüzdizt o Düsmenvan "aj pas abrasad vd diz grept o ı Ferner (ist das Tor [Sinn] der Augen) gleich einer Burg, FL ERS der Feind den *Eintritt nicht erlangt. Später der Feind einen ...? macht er zurecht Musik und Gesang viel. .,„ zu welcher Sie, die in der Burg sind, zum Sehen "kommen Der Feind darauf [herzu (??) kommt herbei, und die Burg wird erobert. Zu adi vgl. Savemann, Mittelpersisch im Grundriß usw. I S. 272. Das dort erwähnte ’adiydr (mandäisch adyaur&) kommt in M.2 vor als ’adydvar, ”adydvardn (= Helfer), "adyäväreft ee "Öhrmizd bag (= Bei- hilfe des Gottes Ormizd). Klar ist in diesem sehr schwierigen Text gerade die folgende Stelle: ...°6 "Öhrmizd bag padvahdd kımdn md herzäh pal tir handdm oo bie mdn zivar va 'adydvar frasivd oo "üt "Öhrmizd bag °ö hovin padistüd kütain ne "andäsdn pat lär ; zdivardn oo den Ormizd, den Gott, rief so: »Uns nicht laß in [er an der Finsternis “Banden, sondern unsere Kraft und Beistand, komm her- Und der Gott Ormizd [bei!« » Euch lassen in der “sprach ihnen zu: nieht will ich Fin- | Gewalten.« [sternis 2. gydig = Ort (entsprechend gydn — Seele). Im Dialekt anderer Fragmente scheint dafür voydg zu stehen. Sitzungsberichte 1905. 95 1082 Gesammtsitzung vom 14. Dec. 1905. — Mittheilung vom 7. Dee. 3. Diese Bedeutung, in den Handschriften-Resten II S. 79 nur vermutet, wird also hier bestätigt. A N AS ze und wwmuulh wnumuzh. 5. So auch Handschriften-Reste II S. 33 zu verbessern pragdm’dm — wir begehren, ebenda S. 88, 89 pragdimed = er begehrt. 6. garev früher in den Handschriften-Resten II S. 108 mit "Keim übersetzt, ist wohl besser mit »Geist« wiederzugeben, die ganze Stelle demnach a.a.0©. »ich bin der Liehtmensch, der lebendige Geist, der glänzende. Vgl. Krssrer, Artikel Mani in der Realenzyklopädie für pro- testantische Theologie und Kirche, 3. Aufl. S. 207: »Spiritus vivens«, ferner Kesster, Mani S. 33: das mandäische Zitat: »ein Geist bin ich vom großen Leben«. Für die Bedeutung »Geist« sprechen auch noch Zusammenstellungen wie garev vd tan — Geist und Leib, gydn — garev — Seele — Geist (M. 284), ferner der Ausdruck garev “i vikhebiy (M. 7) — Geist der *Einsicht, etwa — dem parsistischen menög “i khrat. 7. vahih — Weisheit. Die 4 »Großherrlichkeiten« Gottes (Fihrist: Sy 89 2953 al) heißen: Gott, Licht, Kraft, Weisheit: in M. 176: Bag Rösan Zävar Zireft in M. 31: Yazd Rösan Zör Vahih in M. 324: B& Zarvdn Rösan Zör Vahih. 8. Davon doch wohl “izvarisn — Uzvarisn = » Huzväres«. — Vgl. Sacnau, Neue Beiträge zur Kenntnis der zoroastrischen Literatur, Wien. Akad. 1871 S. 808 gegenüber der neuesten Erklärung STACKELBERGS. 9. zör und zär in der Schrift nicht zu unterscheiden. Das bis- weilen vorkommende zör (M.ı77) scheint ein Versuch zu sein, das Wort zür graphisch von zör zu unterscheiden. Ebenso werden in der Schrift unterschieden war (sprich: id) = und, von waar“ (sprich: ’öod = AVADHA) = dort. Letzteres ist in den Handschriften -Resten II S. 84, 89 falsch ’avüd transkribiert, s. S. 89: °ödd ’agad = dorthin war er gekommen. Als Beleg für die Bedeutung vgl. noch aus M. 284: sädeft vinddm ’ad bagdn rösandn via "66d mdändm "6 ydveddn — Freude werde ich finden bei den Göttern, den leuchtenden, und dort werde ich bleiben für ewig. (Die Form ’öh ist in den zitierten Texten leider auch ungenau übersetzt worden.) Dagegen scheinen vdng und vdnng das- selbe zu bedeuten seil. vidang = Ungemach, ebenso ing und inng scil. tang — eng. Daher wird wegen der Nebenform ’abarnng statt "abarnag zu lesen sein: "abrang = aurang S. 44, 63 u.ö., ebenso "öhang S. 46 u. ö. ı0. Vgl. Hüssemmann, Persische Studien S. 69 u. Nachtrag zu den Handschriften-Resten I. S. 11: andy bedeutet ="aber. 8:23, 35 u.o.: ‘ad = mit, ber S.44: rästöft = Wahrheit, razvaröft = Gerechtigkeit. S.45: vigdnisn K. Mürter: Eine Hermas-Stelle in manichäischer Version. 1083 — Zerstörung, 'abnds — Vernichtung. S.46: diyisn "üd rdb = Lehre und Ruf. Vielleicht ist hier vom Parakleten die Rede. S.48 u. ö.: hasenag — der frühere (uranfängliche), Ableitung von has (von SALE- MANN, Mittelpersisch S. 320 besprochen). Ich notierte außerdem bis- her: °aj has (M.2) von früher her, ’aj has va ’aj nükh — von früher und von Anfang her (M.ı75), pat vahist rösan padist hasenag = im Paradies des Lichtes, der uranfänglichen Stätte (M. 284). — S. 50 “istiyhäg besser: der Materie (Gegensatz zu Geist). Vgl. zu der ganzen Stelle das Zitat aus dem manichäischen Thesaurus (Baur S. 215): »liberatur ab impiis retinaculis et angustiis atque angoribus suae vitalis sub- stantiae.« — S. 52: rösandn friydnag = „\yY| > im Fihrist, Früser; Mani S. 55, 88; ebenda dahöm = gib mir; ebenda unten: meine Seele (gydnom ff.) glanzvollste, *verständige und "herrliche, wohin bist du gegangen, kehre zurück. S.53 Mitte: vidardy = mögest du hinüber- gehen. — S. 57: "ürvähmi = Seligkeit. S. 58: namrdn — die Sanft- mütigen. — S.61 röst= befreit. S.68, erstes Wort 1. piden = lleischlich, leiblich. So öfter, wogegen padän —*Herr zu bedeuten scheint. S.69: frasemürv — der Wundervogel zfg. Anpreas. S.76 statt "abyozendiy l. 'abevizendiy — Unversehrtheit, desgl. S. 78, 79. S. 80: "Abzakhyd ist vielleicht der L>\,| fl. l>1}|] des Fihrist. Vgl. Krsster, Mani S. 231, 232. — S.83 Mitte, hinter 2 zu ergänzen: dndd, wie unten vorletzte Zeile = erkannte (letzteres Hinweis NoELDERES). — S. 90: "Abürsdm vgl. e«r\ des Fihrist, Kesster S. 231. | Das öfters (z. B. S. 66 u.) vorkommende zindkar ist besser mit Anoreas 2öndkar zu lesen — Erkenntnis verleihender. 1084 Adresse an Hrn. PrLüser zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 14. December 1909. Hochverehrter Herr College! Vaar heutigen Feier Ihres goldenen Doctorjubiläums bringt Ihnen die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften ihre wärmsten Glück- wünsche dar. Ist der heutige Tag ein Festtag für die Wissenschaft überhaupt, die dankbar der im Laufe eines halben Jahrhunderts von Ihnen empfangenen Gaben gedenkt, so ist er ein Festtag insbesondere für unsere Akademie, die Sie mit Stolz seit mehr als einem Menschen- alter zu ihren Mitgliedern zählt. Wiederholt durfte sie ihrer Bewunde- rung für Ihre unvergänglichen Leistungen Ausdruck verleihen. Auch heute ist es ihr eine Ehrenpflicht und ein Bedürfniss, Ihnen die Em- pfindungen höchster Verehrung auszusprechen, die sie im Hinblick auf Ihr Lebenswerk erfüllen. Wie Sie schon am Anfang Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn als starker Streiter auf dem Felde der Physiologie erschienen, gewaffnet mit allem geistigen Rüstzeug exacter Forschung, mit genialem Blick und sicherem Griff bedeutende Probleme ergreifend, schwierigste Fragen mit Meisterschaft der Lösung zuführend, so haben Sie auch im weitern Verlauf Ihres Lebens und in immer wachsendem Umfang bahnbrechend und grundlegend, mit rücksichtsloser Energie alte Zweifel und Irrthümer beseitigend, immer Licht verbreitend, in Ihrer Wissenschaft gewirkt. So sehen wir Sie auch heute noch zu unserer Freude und Bewunde- rung in ungeschwächter Kraft und jugendfrischer Begeisterung unab- lässig schöpferisch thätig, in einem Alter, das nur wenige, und auch diese meist nur zugleich mit dem Ende ihrer Kraft, erreichen. Möge dies glückliche Geschick Ihnen, hochverehrter Herr Jubilar, treu bleiben und Ihnen noch lange gestatten, in alter Schaffensfreudig- keit zu wirken, der Wissenschaft zum Heile, Ihnen selbst zu höchster 3efriedigung und wachsendem Ruhme, begleitet und gehoben von der Theilnahme und Verehrung aller, die sich Ihnen in gemeinschaftlichem Streben verbunden fühlen. Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 21. December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. DER Er N | SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Sosagag2 LE. LIE. 21. Decenger 1905. | MIT DEM DRUCKSCHRIFTEN- VERZEICHNISS, TITELN, INHALTS-VERZEICHNISS UND REGISTERN. i BERLIN 1905. | | VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. 2525250520605 172303 Auszug aus dem Reglement für die $1. | 2. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- Octav regelmässig Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu einem Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mit fortlaufender Paginirung. Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- mathematischen Classe allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch -historischen Olasse ungerade Nummern. 2 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten geschäftlichen Angelegenheiten. 2. Darauf folgen die den Sitzungsberichten über- wiesenen wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar in der Regel zuerst die in der Sitzung, zu der das Stück gehört, druckfertig übergebenen, dann die, welche in früheren _ Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. Mittheilungen, welche nieht in den Berichten und Abhandlungen er- scheinen, sind durch ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. Den Bericht über jede einzelne Sitzung stellt der | Secretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. Derselbe Secretar führt die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. $ 6. 1. Für die Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. 2. Der Umfang der Mittheilung darf 32 Seiten in Octav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. Mittheilungen von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Hälfte dieses Umfanges beschränkt. Überschreitung dieser Grenzen ist nur nach ausdrücklicher Zustimmung der Gesammt- Aka- demie oder der betreffenden Classe statthaft. 3. Abgesehen von einfachen in den Text einzuschal- tenden Holzschnitten sollen Abbildungen auf durchaus | Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- | theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforlerliche Auflage eingeliefert ist. 87. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch nur auszugsweise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. 2. Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung diese anderweit früher zu ver- Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit denen sie im Erz wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird, jährlich drei Mal, nämlich: ; die Stücke von Januar bis April in der ersten Hälfte des Monats Ma, » Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats August, Be » October bis December zu Anfang des nächsten Wahre nach Eee de Ram. ER Redaction der »Sitzungsberiehte«. öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt - Akademie oder EIER betreffenden. Classe. A S8. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser 'verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen ar acht Tagen. s1l. ty er 1. Der Verfasser einer unter den = Wissenzchäftlichen ER Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf ‚welchem s der Kopf der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- j nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter dr Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. 2. Bei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht über zwei Seiten füllen, fällt in der Regel der Umschlag fort. 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der Akademie 3 ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere ‚gleiche ! Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei hundert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher V: 1 theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzei f dem redigirenden Secretar angezeigt hat; wünscht er auf seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung zu. erhalten, so bedarf es der Genehmigung der Ges - Akademie oder der betreffenden Classe. — Nichtmitg i er. erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach ‚rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Secretar weitere 200 Exem- plare auf ihre Kosten abziehen lassen, Ss 28. : z 1. Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte he-. Re stimmte ‚Mittheilung muss in ‚einer akademischen Sitzung. y ex vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, ‚sowie: alle Nichtmitglieder, haben hierzu die Vermittelung eines ihrem. Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. BT Wenn schriftliche Einsendungen auswärtiger oder | Some: er R spondirender Mitglieder direet bei der Akademie oder b j einer der Classen eingehen, so hat sie der vorsitzen Seeretar selber oder durch ein anderes Mitglied » zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser ( der Akademie nicht angehören, hat er einem ag geeignei scheinenden Mitgliede zu überweisen, - [Aus Stat. $ 41,2. — Für die Aufnahme bedarf” es einer ausdrücklichen Genehmigung der Akademie oder einer der Classen. Ein darauf gerichteter Antrag kann, sobald das Manuscript druckfertig vorliegt, Een gestellt und sogleich zur AD ESLRNNE ea: werden] y: 29. n 1. Der revidirende Seeretar ist für den Inhalt 3eh 6% geschäftlichen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin aufgenommenen kurzen Inhaltsangaben der Y gelesenen Abhandlungen verantwortlich. Für diesewe für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte ind nach Jeder ae nur r die Bi Ihe wortlich. Er age Ye 1085 SITZUNGSBERICHTE 1905. [NIE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 21. December. Sitzung der physikalisch-mathematischen Qlasse. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. LanpoLr las über den Fortgang seiner Unter- suchungen betreffend die fragliche Änderung des Gesammt- gewichtes chemisch sich umsetzender Körper. Die früher schon mehrfach beobachteten Gewichtsabnahmen bei gewissen Reac- tionen werden bestätigt und zur Auffindung der Ursachen derselben neue Versuche in Aussicht gestellt. Die Mittheilung wird in einigen Wochen erscheinen. 2. Hr. van'r Horr gab eine weitere Mittheilung aus seinen Unter- suchungen über die natürliche Salzbildung. XLV. Das Auftreten von Tinkal und oktaedrischem Borax. Gemeinschaftlich mit Hrn. Brasparz wird festgestellt, dass das in Italien beob- achtete Auftreten von oktaedrischem Borax an eine untere Temperaturgrenze von 35°5 gebunden ist. 3. Hr. Warpeyer legte eine Mittheilung des Hrn. Dr. A. Sacas in Breslau vor: »Der Kleinit, ein hexagonales Quecksilberoxy- chlorid von Terlingua in Texas.« Das Mineral hat die Formel Hg*Cl?O3 und tritt den von dieser Örtlichkeit be- veits bekannten zwei Quecksilberoxychloriden, dem regulären Eglestonit Hg CPO* und dem monoklinen Terlinguait Hg’ClO, als drittes neu hinzu. Sitzungsberichte 1905. 96 1086 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 21. December 1905. Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen. XLV. Das Auftreten von Tinkal und oktaedrischem Borax. Von J. H. van’r Horr und W. C. BLAsDALE. INetelsn die Borate schon gelegentlich durch die künstliche Dar- stellung von Pinnoit' und Kaliborit” gestreift waren, erlaubt die für Tachhydrit neu eingeführte graphische Darstellung” den Gesamteinblick in die Boratvorkommnisse, und damit ist die letzte Aufgabe einer abgerundeten Lösung zugänglich geworden. Allerdings liegt bei den Boraten das Problem noch schwieriger als bei den Sulfaten (zumal denjenigen des Caleiums) da die Verzögerungen ansteigen von den Derivaten der Salzsäure, HCl, zu denjenigen der Schwefelsäure, H,SO,, und von diesen wiederum zu denjenigen der Borsäure. A. Fortfallen von Kaliumborat. Wird das Problem allgemein gefaßt, so hat man mit den Boraten von Kalium, Natrium, Caleium und Maenesium zu tun, sowie mit deren Kombinationen. Bei den Einzelboraten, die zunächst berücksichtigt seien, ist eine Vereinfachung dadurch gegeben, daß die Kaliumverbindung aus der Untersuchung fortfällt (auch nicht in der Natur vorkommt). Dies hängt damit zusammen, daß die Untersuchung sich auf die gleichzeitige Mitanwesenheit von Chlornatrium beschränkt. Nun sind aber Chlor- natrium und Kaliumborat unverträglich: sowohl bei 25° wie bei 83° ! Diese Sitzungsberichte 1902 S. 305. ?® Ebenda S. 1008. ® Fbenda 1905 S. 913. van’r Horr: ÖOceanische Salzablagerungen. XLV. 1087 bilden deren Lösungen, bei Einengen in Anwesenheit von überschüssi- gem Chlornatrium, immer Natriumborat und Chlorkalium, wie direkte Versuche bewiesen. Diese durch das Fortfallen von Kaliumborat bedingte Verein- fachung macht es möglich, das Auftreten von Borax und den anderen Boraten ebenso übersichtlich darzustellen wie dasjenige von Tachhydrit und den anderen Caleiumsalzen, und die ganze Boratuntersuchung in ein verhältnsimäßig einfaches Schema unterzubringen, das für 25° in der folgenden Figur gegeben ist: A Bischofit Kieserit Carnallit MgSO, .6H,.0 Kainit Mg SQ, . 7Hz [0] Leonit CIR Sehönit Astrakanit Glaserit > . — R a7 R x 3 Y B > G F | | Durch eine rote Linie sind in dieser Figur die Felder von The- nardit (Na,SO,), Glaserit und Chlorkalium geteilt. Unterhalb derselben befinden sich die Lösungen, welche mehr Borsäure (richtiger B,O,) als Magnesium enthalten, und so schließt sich dort ein Gebiet für Boraxsättigung an. Oberhalb dieser Grenzlinie, wo Umgekehrtes der Fall ist, liegt dann im wesentlichen das Gebiet der Magnesiumborate und Doppelborate, welche als kaum löslich die früheren Bestimmungen unberührt lassen. Die Caleiumborate und -doppelborate schließlich können sich nur bilden aus Lösungen, die verhältnismäßig arm an Magnesium oder reich an Calcium sind. Dafür liegt also einerseits ein Gebiet unterhalb der roten Grenzlinie und rechts von derjenigen 96* 1088 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe v. 21. December 1905. in der erwähnten Tachhydritabhandlung, welche letztere Linie die caleiumreichen Lösungen begrenzt. Bis 83° ändert sich dies Schema oberhalb der roten Grenzlinie in der früher angegebenen Weise; unterhalb derselben nur durch Auf- treten von oktaedrischem Borax (Na,B,0,-5H,O) statt des gewöhn- lichen (Na,B,0,- 10H,0). B. Auftreten von Borax (Tinkal) und oktaedrischem Borax. Die Lösungen, welche zu untersuchen waren, um obigem Schema seinen quantitativen Inhalt zu geben, sind nicht sehr zahlreich. Es handelt sich um deren fünf, mit Sättigung an Borax und Chlornatrium, und dazu noch an bzw. Chlorkalium, Thenardit oder deren Kombi- nationen mit Glaserit, welche fünf in der Figur durch 0, B, C, Fund @ angegeben sind. Zusammensetzung der Lösungen bei 25°. Die Menge Borax, welche bei 25° und Sättigung an Chlornatrium in Lösung geht, ist eine geringe, und so sind die gemachten Bestimmungen gleichzeitig eine wertvolle Kontrolle der früheren ohne Borax durchgeführten, welche sich bestätigten: Sättigung an Borax, Chlornatrium } ; in Molekülen auf 1000 Moleküle H>O und NaCh RC N280, Na.B40, ee 54 — u TOT B., Chlorkalums. . „2. See A522 10:6 — 1.39 0. Natriumsultat 22... 49.7 — 12.5 1.07 F. Chlornatrium und Glaserit.. 44.8 18.4 4-5 1.46 G. Natriumsulfat und Glaserit.. 43-5 9.2 14.6 1.18 Auftreten von oktaedrischem Borax (B,0,Na,-5H,0) bei 35°5. Bekanntlich kann der Borax noch eine zweite Form annehmen und als sogenannter oktaedrischer Borax auftreten. Letzterer unter- scheidet sich durch geringeren Wassergehalt und besitzt nur 5 statt ı0 Moleküle Kristallwasser. Die Methoden zur Bestimmung der Temperatur, bei der sich solche wasserärmere Modifikationen bilden, sind bekannt; nur zeigt sich schon beim Borax die eigentümliche Verzögerung, welche die Borate kenn- zeichnet. Während nämlich das entsprechende Sulfat, Glaubersalz (Na,SO,- 10H,O) sich so glatt in das Anhydrit umwandelt, daß darauf ein thermometrischer Fixpunkt sich gründen läßt," ist mit Borax, in " T.W. Rıcnarps und R. C. Werıs. Zeitschr. f. physik. Chemie 43, 465. van'r Horr: Oceanische Salzablagerungen. XLV. 1059 dessen entsprechender Umwandlung, nichts ähnliches erreichbar." Von Horn und Van WAGENER wurde zur Feststellung der Umwandlungs- temperatur mit Erfolg die Löslichkeitsbestimmung angewandt’, und dabei zeigte sich die Bildungstemperatur des oktaedrischen Boraxes als ein Knick in der Löslichkeitskurve bei 61°. Diese Bestimmung wurde von uns mit einem Dilatometer wiederholt, in dem sieh in be- kannter Weise die Bildung des oktaedrischen Salzes bei 61° noch durch Ausdehnung, die Rückverwandlung bei 59° durch Kontraktion zeigte. Konstanz bei 60° bewies, daß dort die Umwandlungstem- peratur liegt. Die Temperatur der Pentahydratbildung hat mineralogisch eine gewisse Bedeutung, weil nicht nur das Dekahydrat als Tinkal, son- dern auch das Pentahydrat als Naturprodukt aufgefunden wurde; und so wurde die tiefste Temperatur bestimmt, bei der sich das Penta- hydrat in den natürlichen Ausscheidungen bilden kann, und die höchste, bei der unter diesen Umständen noch Tinkal auftritt. Die letztere Aufgabe ist die einfachere. Es handelt sich dabei um die Temperatur, bei der das Dekahydrat sich verwandelt bei An- wesenheit von Chlornatrium (in Ö); hier besteht die kleinste Maximal- tension, und hält also das höhere Hydrat am längsten aus. Thermo- metrische Versuche zeigten, daß diese Temperatur 21°5 tiefer liegt als unter entsprechenden Bedingungen bei Borax allein (36° in einer Um- gebung von 35° gegen 57°5 in einer Umgebung von 56°). Die ge- suchte Temperatur liegt also unweit 39°. - Die tiefste Bildungstemperatur des Pentahydrats ist wiederum dilatometrisch bestimmt. Dieselbe ist zu suchen dort, wo die Tension ein Minimum aufweist, d.i. im Kristallisationsendpunkte F, bei gleich- zeitiger Anwesenheit von Chlornatrium, Chlorkalium und Glaserit. Bei Füllung mit ı2 g Borax und je ı'/,g der drei genannten Salze zeigte sich 35°5 als Umwandlungstemperatur. Das erwähnte Vorkommen vom Pentahydrat in den Lagunen Italiens” ist also Anweisung einer ober- halb 35°5 liegenden Temperatur. Pentahydrat ist von den bis jetzt untersuchten 27 Salzmineralien das vierte, dessen Bildungstemperatur oberhalb 25° liegt. Zusammensetzung der Lösungen bei 83°. Abschließend sind jetzt auch die oben für 25° erwähnten Bestimmungen für 83° durchgeführt mit folgendem Resultat: T.W.Rıcuaros und J. B. Cuurcaizr, Zeitschr. f. physik. Chemie 28, 313. Amer. Chem. Journ. 30, 344- ® Becuı, Amer. Journ. of Science (2), 17, 129; IQ, 120. 1090 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 21. December 1905. Sätti ur entahydrat, NaCl Sättigung an F y . in Molekülen auf r000 Moleküle HzO und Na.C,h' RC. 7 Na,80.EN2B,0, OS ne 50.5 — — 8.9 B., Chlorkaliann Er Pre 331 39.5 — 19.1 0.,.Natriumsulfat ... 202-0. 20e 52 = 8.8 To.I F. Chlorkalium und Glaserit... 29.1 405 4.6 19.7 G. Natriumsulfat und Glaserit.. 30.7 20.9 10.9 13.5 Der Kristallisationsgang ist in der obigen Figur durch Pfeile an- gedeutet, während die Paragenese sich ebenfalls einfach ausdrückt und zeigt, daß Borax, unabhängig von der Temperatur, begleitet sein kann von Chlornatrium, Chlorkalium, Natriumsulfat und Glaserit. 1091 Der Kleinit, ein hexagonales Quecksilberoxychlorid von Terlingua in Texas. Von Dr. A. Sacus in Breslau. (Vorgelegt von Hrn. WALDEyeEr.) Das das Mineralieneontor von Dr. Krantz in Bonn gelangte an das Breslauer Mineralogische Institut ein als »Terlinguait« signirtes Queck- silbermineral, dessen Bearbeitung der Director des Institutes, Hr. Prof. Dr. Hıntze, mir freundlichst überliess. Das geologische Auftreten der Quecksilberminerale von Texas ist von B. F. Hırz (Amer. Journ. of Science [4] 16, p. 251—252, New Haven 1903) behandelt worden, während von A.J. Moses (Amer. Journ. of Science [4] 16, p.253— 263; Ztschr. f. Krystallogr. 39, 1904, S. 3—13) die Beschreibung der Mine- rale selbst: des Eglestonites, des Montroydites und des Terlinguaites herrührt. In diesem Aufsatz beschränkt Moses den Namen Terlinguait auf ein monoklines Quecksilberoxychlorid von der Formel Hg’C10, während man früher unter der Bezeichnung » Terlinguait« ausser diesem Mineral noch zweierlei Anderes verstand: erstens eine schwere, weiche, pulverige, gelbe Masse mit einem Gehalte von etwa 60—70 Procent Quecksilber, zweitens aber noch ein anderes, wohl charakterisirbares Mineral, das Moses in seinem Aufsatz unter Nr. 5 erwähnt und dem er die Bezeichnung: »unbestimmtes gelbes Quecksilbermineral« gibt, weil er noch nicht im Stande war, weder chemisch noch krystallo- graphisch, sichere Angaben darüber zu machen. Er theilt nur mit, dass die qualitative Prüfung Quecksilber, anscheinend ein Quecksilber- chlorid, vielleicht ein Oxychlorid zeigte, dass die Farbe des Minerales sich am Licht nicht verändert, dass kleine gelbe Nädelchen und kurze prismatische Krystalle, scheinbar hexagonal mit basischer Spaltbarkeit, vorlagen und dass die optischen Erscheinungen wie auch Messungen mit sehr ungenügendem Resultate rhombische oder monokline Formen vermuthen liessen. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass das im Folgenden von mir zu beschreibende Mineral dem »unbestimmten gelben Quecksilbermineral« von A.J. Moses entspricht; rhombisch aber 1092 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 21. December 1905. oder monoklin, wie er vermuthete, ist es sicher nicht, sondern hexa- gonal, und schon durch diese Thatsache allein ist auch verbürgt, dass es weder mit dem Eglestonit, noch mit dem (monoklinen) Terlinguait ident ist, sondern als neues, drittes Quecksilberoxychlorid von Texas zu fixiren ist, was durch die chemischen und physikalischen Eigen- schaften bestätigt wird. Was zunächst die chemischen Verhältnisse des neuen Minerales anbelangt, so löst es sich (theilweise oder ganz) in mässig concentrirter Salzsäure und in Salpetersäure. Im einseitig geschlossenen Glasröhrchen erhitzt, sublimirt die Substanz unter Bil- dung von Quecksilberchlorid und etwas Quecksilber. Mit der vier- bis fünffachen Menge Soda im geschlossenen Rohr geglüht, bildet sich ein Sublimat von reinem Quecksilber, während die Sodaschmelze Chlor- natrium enthält. Diese letztere Umsetzung wurde zur quantitativen Untersuchung der Substanz benutzt, indem einerseits das Quecksilber- sublimat als solches (Hg) gewogen wurde, andererseits die Soda- schmelze quantitativ auf Chlor untersucht wurde, indem dieselbe in verdünnter Salpetersäure gelöst und mit Silbernitrat gefällt wurde. Die Analyse ergab: Hg = 86.78 Procent, cl = 7-94 » ur OT ZI re 100.00 Procent. In einer absolut reinen Probe wurde ausserdem der Quecksilber- gehalt allein zu 87,07 Procent bestimmt. Ferner wurden noch zwei weitere Analysen mit nicht absolut reinem, sondern mit noch etwas Gangmasse behaftetem Material angestellt, wobei die Methode etwas variirt wurde, indem das Quecksilber diesmal als HgS, das Chlor aus der Sodaschmelze aber maassanalytisch mittels 1100 N. Silberlösung bestimmt wurde. Der Sauerstoff wurde bei diesen Analysen rechne- risch bestimmt: für das Quecksilber, welches nicht als HgÜl’ vor- handen war. Die Analysen ergaben: Hg = 82.83 Procent, Hg = 84.26 Procent, Cl 7.25 » Ol = 3.00% » 0 = 49 » undoO = 493 » Rückstand = 4.93 » Rückstand = 2.79 ee 100.00 Procent 100.00 Procent. Rechnet man diese Analysen auf reine, d.h. rückstandfreie Substanz um, so ergibt sich: 4 A. Sacns: Über den Kleinit. 1093 Ho)=187.137 Erocent, Hg = 86.68 Procent, Cl = 7.63 » und Cl == 8.25 » V-=ER2A » Ol » 100.00 Procent 100.00 Procent. Wie man also sieht, führen alle drei Analysen zu derselben Formel: nämlich zu HgC’+3Hg0 = Hg'Ci’O’, so dass ihr die Zusammen- setzung des neuen Minerales entspricht. Folgende Übersicht möge noch einmal die berechneten und die gefundenen Zahlen veranschau- lichen: Berechnet für He‘ Cl? 0? Analyse I Analyse II Analyse III Hg = 87.06 Procent, 86.78 Procent, 87.13 Procent, 86.68 Procent, ee —772 » 7-94 » 7.03 » 8.25 » Vu 5422 » 5.28 » 5.24 » 5.07 » In krystallographischer Hinsicht wurde, wie schon erwähnt, das hexagonale System festgestellt. Das Mineral tritt in kleinen, 1—2"”” langen Krystallen oder auch in derben Massen innerhalb der stark thonigen, oft durch Eisenoxyd röthlich gefärbten Gangmasse auf. Es wurden 15 Krystalle einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Ich beobachtete folgende Formen: Basis, Prisma erster Ordnung, Prisma zweiter Ordnung und eine Pyramide (erster Ordnung). Die meisten Krystalle stellen eine Combination von Prisma erster Ordnung und Basis dar, gestreckt nach der Verticalen. Die Messung wird dadurch erschwert, dass die Flächen vielfach Rundungen und Knickungen auf- weisen, auch hypoparallele Verwachsungen sind sehr häufig bereits mit blossem Auge wahrnehmbar. Trotzdem gelang es mir mehrfach, den Winkel von Basis gegen Prisma zu genau 90°, den Winkel des Prismas erster Ordnung zu genau 120° und den der beiden Prismen gegen einander zu genau 150° festzustellen, so dass also das hexa- gonale System nicht anzuzweifeln ist. Das Prisma zweiter Ordnung sowie die (einzig beobachtete) Pyramidenform treten meist nur als schmale Abstumpfung auf, die Pyramidenform ungleich häufiger als das Prisma zweiter Ordnung; ein einziger Krystall wurde beobachtet, wo die Pyramide gegen die Basis vorherrschte, wo letztere also nur als winzige Endfläche die aus Prisma und Pyramide combinirte Form begrenzte. Der Winkel von Pyramide zu Basis (bez. Prisma) schwankte etwas; als die beste (zuverlässige) Messung wurde 117° 30' angenommen. Hieraus berechnet sich der Winkel einer Pyramidenfläche gegen die benachbarte zu 127°20', ein Werth, der thatsächlich mehrfach genau gemessen wurde, und der Winkel der Pyramide gegen das Prisma zweiter Ordnung zu 140°12' (es gelang in einem Falle, diesen Winkel 1094 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe v. 21. December 1905. zu 140°20' zu messen). Das Axenverhältniss a:c berechnet sich zu 111.60630. Die Farbe der Krystalle ist in den reinsten Varietäten schwefel- gelb, öfters ist ein Stich in’s Olivengrüne deutlich bemerkbar, sehr häufig auch ein orangefarbener Ton, besonders an Stücken, wo die Gangart schon morsch und bröckelig geworden ist. Ich bin der Mei- nung, dass diese Färbung von einer minimalen Ausscheidung von rothem Quecksilberoxyd herrührt, wie ich auch an einer Stufe den direeten Übergang der schwefelgelben Farbe in den orangefarbenen Ton deutlich beobachten konnte. Der Glanz ist ein ausgezeichneter Diamantglanz, nur bei der orangefarbenen Varietät ist er entschieden matter, fettartiger, so etwa, wie er für das Hornsilber charakteristisch ist: offenbar eben die Folge einer minimalen Zersetzung des Minerales, die allerdings wohl sehr langsam vor sich geht. Eine vorzügliche Spaltbarkeit wurde nach der Basis beobachtet, eine weniger gute nach dem Prisma erster Ordnung, Härte 3—4. Das speecifische Gewicht wurde an möglichst reinem Material zu 7.441 festgestellt, also niedriger als beim Eglestonit und beim Terlinguait. In optischer Hinsicht war an dem vorliegenden Material nichts Sicheres feststellbar. Für das vorstehend beschriebene Mineral erlaube ich mir den in der Systematik noch nicht vertretenen Namen Kleinit zu Ehren von Carı Krems in Vorschlag zu bringen. Es sind also nunmehr drei Quecksilberoxychloride von Terlingua in Texas bekannt: ausser dem regulären Eglestonit Hg°CPO° und dem monoklinen Terlinguait Hg’ClO noch der hexagonale Kleinit Hg*C1?O?. Ausgegeben am 11. Januar 1906. 1095 SITZUNGSBERICHTE 1905. LIE. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 21. December. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAuLen. Hr. Harnsack las über die Retractationen Augustin’s. Die Absichten Augustin’s mit diesem Werke werden hier untersucht, und es wird gezeigt, dass die Retractationen auch als ein Seitenstück zu den Confessionen be- trachtet werden können. 1096 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 21. December 1905. Die Retraetationen Augustin’. Von ADpouLr HArNAcK. IB: hat keine Gestalt noch Schöne dieses Buch der Retraktationen, und darum ist die litterarische Kritik stets mit einer kurzen Ver- beugung an ihm vorübergegangen. Ich kenne keine wirkliche Würdi- gung des Werks. Nicht einmal die Mühe hat man sich genommen, seine Absichten richtig und vollständig wiederzugeben. Das Urtheil, dass es die Litteraturgeschichte vor Allem, wenn nicht ausschliesslich, mit den Formen der Schriften zu thun habe, liess auch in der Neuzeit ein Interesse an diesem ganz formlosen Buche nicht aufkommen, und sach- lich schien es bei flüchtiger Lectüre kaum mehr als unbedeutende Notizen zu bieten. Aber wenn der Autor, der auf der Höhe seines Lebens die Confessionen verfasst hat, am Abend ein Werk niederschreibt, in welchem er seine gesammte schriftstellerische Arbeit durchmustert, so ist doch wohl Anlass genug, aufzumerken. Man preist Augustin, weil er in den Confessionen etwas Neues geschaffen und innerem Erleben eine Sprache gegeben hat: aber sind diese Retractationen nicht auch etwas Neues in der Litteraturgeschichte? Und wenn er, vielleicht der grösste Schriftsteller des Alterthums nach und neben Plato, dieses Werk sozusagen nackt und bloss hat ausgehen lassen, steckt darin nicht auch ein Problem oder vielmehr ein autobiographisches Element, welches des Nachdenkens werth ist? Vielleicht wird uns der Autor der Retractationen noch ehrwürdiger werden als der Verfasser der Confessionen. Gewiss ist jedenfalls, dass die Arbeit dieses lautren Schriftstellers einen folgerichtigeren Abschluss überhaupt nicht finden konnte als in dieser Leistung. Seinem Beispiel gefolgt ist meines Wissens kaum Einer.! ! Beda — ein Phänomen in seinem Zeitalter und, welchen Maassstab man auch anlegen will, ein unverächtlicher Schriftsteller — hat einen Liber Retractationis in Actus Apostolorum verfasst. In der Vorrede (Mıcne, T. 92, Col. 995) schreibt er: »Scimus eximium doetorem ae pontificem Augustinum, cum esset senior, libros Re- traetationum in quaedam [!] sua opuscula, quae iuvenis [!] condiderat, fecisse [Beda muss die Retracetationen nur vom Hörensagen gekannt oder ihren Inhalt wieder ver- gessen haben], ut quae ex tempore melius, erebro ex lectionis usu ac munere supernae largitatis didicerat, non ut de prisca confusus inperitia, sed ut de suo magis profectu gavisus monimentis inderet litterarum ac posteris legenda relinqueret. cuius industriam Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1097 1. Die Entstehung der Retraetationen. Zuerst im Jahre 412, wenn ich nicht irre, taucht bei Augustin — er war damals achtundfünfzig Jahre alt, hatte fünfundzwanzig Jahre als christlicher Schriftsteller gearbeitet, und zwölf Jahre waren seit der Abfassung der Confessionen verflossen — der Plan auf, alle seine Werke durchzusehen und in einem besonderen Buche solche Stellen, die ihm nun missfielen, anzumerken und zu verbessern." Noch sollte es aber fünfzehn Jahre dauern, bis er Musse fand, den Plan zu verwirklichen. Die frühe Ankündigung ist nicht nur an sich von Wichtigkeit — man erkennt, dass es sich um eine Lebensaufgabe für Augustin handelte —, sondern auch, weil sie zeigt, dass nicht erst der Missbrauch, den die Pelagianer mit seinen älteren Schriften getrieben haben, das Werk hervorgerufen hat. Endlich geht aus der Stelle hervor, dass die Absicht, Retraetationen im Sinne von Üorrec- turen an seinen Schriften vorzunehmen, die Wurzel des Unternehmens gewesen ist. Das Werk selbst aber hat sich, wie wir sehen werden, umfassendere Aufgaben gestellt, und auch der Titel bedeutet nicht Correcturen (im Sinne der Palinodie), sondern »Durchsicht« (im Sinne von eurae secundae).” Erst als Augustin bereits das zweiundsiebzigste Lebensjahr über- schritten hatte, näherte sich der lang gehegte Plan seiner Verwirk- lichung.” Man hat den Eindruck, dass die Arbeit, einmal begonnen, nobis quoque pro modulo nostro plaeuit imitari, ut post expositionem Actuum Aposto- lorum, quam ante annos plures rogatu venerabilis episcopi Acca, quanta valuimus solertia, conseripsimus, nune in idem volumen brevem Retractationis librum condamus, studio maxime vel addendi quae minus dieta vel emendandi quae secus quam placuit dieta videbantur.« ' Ep. 143,2 (ad Marcellinum): »Si mihi deus quod volo praestiterit, ut omnium librorum meorum quaeeumque mihi rectissime displicent, opere aliquo ad hoc ipsum instituto, colligam atque demonstrem, tunc videbunt homines, quam non sim acceptor personae meae.« Anlass zu dieser Mittheilung bot eine Anfrage, die sich auf eine Stelle aus seinem Werke »De libero arbitrio« bezog, einer seiner frühesten Schriften. Der ganze Brief verdient nachgelesen zu werden. ?2 Der Titel »Retractationes« ist so stark bezeugt, dass er für authentisch zu halten ist, und auch über seine weitere Bedeutung kann nach den Zeugnissen Augustin’s kein Zweifel sein. Doch bietet eine der ältesten Handschriften in der Unterschrift zum ersten Buch »Recognitiones«, Possidius in der Vita Augustini »De recensione librorum«. Auch der Singular »Retractatio« ist bezeugt. Jene Varianten erklären sich aus dem Bestreben, das Missverständniss zu beseitigen, als handle es sich in dem Buche lediglich um Correcturen. ® Dass die Retraetationen dem Jahre 427 angehören oder frühestens kurz vorher veröffentlicht worden sind, haben die Mauriner gezeigt. Die Abfassungszeit ergiebt sich daraus, dass die BB. De gratia et libero arbitrio und De correptione et gratia noch aufgeführt sind, die BB. De praedest. sanct. und De dono persev. aber nicht mehr. Doch zeigen die Ausführungen Augustin’s in De praedest. ec. 3 (7) und De dono 1098 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. :asch fortgeführt worden ist.‘ »Ante proximum diem obitus sui«e — schreibt sein langjähriger Hausgenosse und Biograph Possidius (Vita 28) — »a se dietatos et editos recensuit libros, sive eos quos primo tempore conversionis suae adhuc laicus, sive quos presbyter, sive quos episcopus dietaverat, et quaecumque in his recognovit aliter quam sese habet ecelesiastica regula a se fuisse dietata et seripta, cum adhue ecelesiasticum usum minus seiret minusque sapuisset, a semet ipso et reprehensa et correcta sunt. unde etiam duo conseripsit vo- lumina, quorum est titulus: »De recensione librorum«. praereptos etiam sibi quosdam libros ante diligentiorem emendationem a nonnullis fratribus conquerebatur, licet eos postmodum emendasset. imperfecta etiam quaedam suorum librorum praeventus morte dereliquit.« Diese Charakteristik ist insofern nicht vollständig, als auch sie nur die Cor- recturen, die in den »Retractationen« vorgenommen sind, hervorhebt und die näheren Umstände, unter denen Augustin das Werk gearbeitet hat, nicht schildert. Aber er selbst giebt uns nicht nur in der Vor- rede zu den Retractationen und am Schluss des Werks, sondern auch in seinen Briefen bez. in den Schriften De dono perseverantiae und De praedestinatione sanctorum genaueren Aufschluss.” Hiernach hatte er seine Werke in drei Abtheilungen getheilt — libri, epistulae, sermones — und zunächst die Recensio der libri vorgenommen. Tag und Nacht arbeitete er. Schon war die lange Reihe der libri absolvirt; sehon hatte er diese Abtheilung auf Drängen der Brüder? wider seine ursprüngliche Absicht gesondert herausgegeben, da nöthigte ihn sein damaliger Hauptgegner, der »iuvenis confidentissimus« (Julian von Eelanum), zu einem neuen litterarischen Gang.” Er theilte nun seine persev. ır (27) deutlich, dass die Abfassung der Retractationen diesen Werken un- mittelbar vorhergegangen ist; denn sie waren damals selbst nahen Freunden Augustin’s noch nicht in die Hände gekommen. ! Die Stellen, deren Verbesserung ihm besonders am Herzen lag (in Bezug auf Gnade, Freiheit und Glauben), waren wohl längst gesammelt. Theils hatten die Gegner sie ans Licht gezogen, theils hatte er sie selbst notirt. ® Siehe ep. 224,2; De praedest. 3 (7); De dono persev. ıı (27); 2I (55). ® Retraet. II, 93: »urgentibus fratribus«. Als er die beiden Bücher Retractationes herausgab, war die neue Schrift von Julian noch nicht in Sicht; sonst hätte er in dem Nachwort zu jenem Werk nicht gesagt: »Haee opera... me dietasse recolui, quando haec retractavi. utrum adhue essem aliquos dietaturus ignorans.« Bekanntlich hat er in den drei Jahren, die ihm noch zu leben vergönnt waren, noch mehrere Schriften verfasst. In einigen alten Handschriften sind ihre Titel am Schluss der Retractationen verzeichnet (»Speculum« — »De sanetorum praedestinatione« — »De dono perseverantiae« [fehlt im Verzeichniss] — »De haeresibus« — »Contra Maximinum haereticum Arianorum episcopum lib. II« »Contra Iulianum« opus imperf.). Augustin selbst hat das Nachwort zu diesem Werk mit dem Satze beendigt: »retractationem in libris duobus edidi, antequam epistulas et sermones in populum, alias dietatas, alios a me dietos, retractare coepissem.« Das schliesst nicht aus, dass er die Lectüre derselben bereits in Angriff genommen hatte. 4 Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1099 Zeit zwischen der Fortführung der Retractationen (epistulae und ser- mones) und der Gegenschrift gegen Julian. Tags arbeitete er an dem einen Werk, Nachts las er für das andere — so viel Zeit ihm seine übrigen Geschäfte liessen. Aber die actuellen litterarischen Aufgaben drängten bald alles Andere in den Hintergrund. Zwar hat Augustin noch einen grossen Theil der Briefe recensirt, aber zum Dietiren ist er nicht mehr gekommen." Die Retractationen in Bezug auf die Briefe und Predigten sind niemals erschienen, weil sie nicht ausgearbeitet worden sind — ein herber Verlust! Gern würden wir das »Opus imperfectum contra Iulianum«, welches den Verlust hauptsächlich ver- schuldet hat, für die zweite Hälfte der Retractationen dahingeben; denn die zahlreichen Echtheitsfragen in Bezug auf die Predigten Augustin’s wären dann mit einem Schlage entschieden, und in der Kritik seiner eigenen Briefe und Predigten würden wir ihn von einer neuen Seite kennen lernen. 2. Die Absichten des Werks. Die Hauptabsicht des Werks haben wir von Augustin selbst schon gehört — zu verbessern, was er Irriges in seinen Schriften behauptet hatte. »Non mihi placet, cum a carissimis meis talis esse existimor qualis non sum. profeeto enim non me, sed pro me alium sub meo nomine diligunt, si non quod sum, sed quod non sum diligunt.«” Die ungewöhnliche Wahrheitsliebe, die seine Schriftstellerei geadelt und emporgeführt hat, traf mit der Sorge des Christen und Theo- logen zusammen, keinen Irrthum durch seine Bücher bei den Freunden und bei den Gegnern zu nähren. Daher hat er zähe an dem einmal gefassten Plane, öffentlich vor dem Publicum seine Werke zu ver- bessern, festgehalten und ihn durchgeführt.” Aber es kam noch An- deres hinzu. Die Durchsicht seiner Bücher ergab, dass manches An- stössige als Missverständniss aufgeklärt oder aus dem unfertigen Zu- stande der ohne sein Verschulden zu früh publieirten Werke entschul- digt werden konnte. Er brauchte also nicht überall zu tadeln; er ! Ep. 224,2 (ad Quodvultdeum): »Plurimas jam epistolarum legeram, sed ad- hue nihil inde dietaveram, cum ıne etiam isti luliani libri occupare coeperant.« Die kritische Lectüre der Briefe folgt auch aus De dono persev. 2ı (55), und zwar erkennt man, dass Augustin bereits bis zu den jüngeren Briefen vorgedrungen war. E73. ® Die Retractatio im engeren Sinn bez. die reprehensio ist daher auch von An- fang an und stets als der wesentliche Inhalt des Werks betrachtet worden; vergl. die ep. Hilarii ad Augustinum (ep. 226, 10): »Libros, cum editi fuerint, quos de universo opere tuo moliris, quaeso habere mereamur, maxime ut per eorum auctoritatem, si qua tibi in tuis displieent, a dignitate tui nominis iam non trepidi sequestremus.« 1100 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 21. December 1905. konnte auch vertheidigen. In diesem Sinne hat er das Buch gleich nach seinem Erscheinen einem Freunde charakterisirt': »Retraetabam opuseula mea, et si quid in eis me offenderet vel alios offendere posset, partim reprehendendo partim defendendo quod legi deberet et posset, operabar.«< Hier will neben dem »defendendo« auch das »legi posset« beachtet sein. Augustin dachte, weil er es stets ernst mit der Feder genommen hatte, von seinen Schriften nicht gering, sondern hoch. Seine tiefe Demuth und Bescheidenheit hat ihn nicht um ein edles Selbstgefühl in Bezug auf seine eigenen Leistungen ge- bracht. Submisses Wesen oder gar Selbstwegwerfen lagen ihm ganz fern. So hat er auch seine Schriften in den Retractationen als ein guter Freund und Anwalt behandelt, ja, das ganze Unternehmen zeigt bereits an sich, wie hoch er von ihnen gedacht hat. Soweit er seine Texte irgend vertheidigen konnte, hat er sie vertheidigt” und den richtigen Mittelweg zwischen würdelosem Preisgeben und rechthabe- rischem Eigensinn zu finden gesucht. Ob er ihn wirklich überall ge- funden hat, wird sich zeigen; aber fast jedes Blatt des Werks belehrt darüber, dass er die »retractatio« nicht nur als Palinodie, sondern auch als »defensio« verstanden hat. Indessen auch damit ist noch nicht Alles gesagt. Wenn der Mann, der die »Confessionen« geschrieben hat, am Ende seines Lebens zur Feder greift, um seine gesammte Schriftstellerei einer Kritik zu unterziehen, so darf man ohne Zögern annehmen, dass auch hier der mächtige innere Trieb wirksam gewesen ist, der in jedem Genius lebt, sich durch Darstellung nach aussen von inneren Spannungen zu be- freien, d.h. sich durch eine schriftstellerische Beichte zu entlasten. Die reichsten Geschenke, die wir im geschriebenen Wort erhalten haben, sind so entstanden. Wie arm wären wir, empfände sich der Genius nicht als Schuldner des »genus humanum« und schriebe er nicht für dieses! »Non tibi, deus meus, sed apud te narro haec generi meo, generi humano, quantulacumque ex particula incidere potest in istas meas litteras«e — diese Worte der Confessionen® gelten auch für die Retractationen. Aber hören wir ihn selbst in der Vorrede, die er diesem Werke vorausgestellt hat: Schon lange habe ich überdacht und geplant, was ich nun, weil ich es nicht länger aufschieben zu dürfen meine, mit der Hülfe des Herrn in Angriff nehme: näm- lich meine Werke — Bücher, Briefe und Predigten — mit der Strenge eines Richters durchzugehen und, was mir zum Anstoss gereicht, gleichsam als Censor zu vermerken. Nur ‚ein Thor wird mich zu tadeln wagen, weil ich meine Irrthümer tadle. Sagt er 1ZEp. 224, 2. ® Vergl. Confess. I, 7 (11): »Nec vidi quemquam scientem, cum aliquid purgat, bona proicere.« ° N, 3 (5). Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1101 aber, ich hätte nicht aussprechen sollen, was ich selbst nachträglich missbillige, so sagt er, was wahr ist, und steht auf meiner Seite; denn er tadelt, was auch ich tadle, und ich brauchte es nicht zu tadeln, wenn ich es hätte aussprechen dürfen. Indessen, ein Jeder mag mein Unternehmen beurtheilen, wie er will — ich musste mir auch bei dieser Sache das apostolische Wort vorhalten: »Wenn wir uns selbst richten, werden wir vom Herrn nicht gerichtet.« Auch jene andere Schrift- stelle: »Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab«, setzt mich in grossen Schrecken: nicht weil ich viel geschrieben habe oder auch weil viele meiner Reden, ohne dass ich sie dietirt habe, aufgezeichnet worden sind — ferne sei es, dass, was nothwendig gesagt werden musste, für Wortschwall gelte, mag es auch noch so ausführlich und breit gesagt worden sein —, nein, mich schreckt jene Stelle der h. Schrift deshalb, weil sich in meinen so zahlreichen Ausführungen zweifellos Vieles findet, was, mag es auch nicht unrichtig sein, doch sicherlich als unnöthig scheint oder gar als solches nachweisbar ist. Welchem seiner Gläubigen flösst aber Christus nicht Furcht ein, wenn er spricht: »Für jegliches unnütze Wort, welches ein Mensch gesprochen hat, muss er am Tage des Gerichts Rechenschaft geben«? Daher hat auch sein Apostel Jacobus gesagt: »Jeglicher Mensch sei schnell zum Hören, langsam aber zum Reden.« Und an einer anderen Stelle: »Unterwindet euch nicht, meine Brüder, zahlreich Lehrer zu werden, weil ihr euch damit ein um so grösseres Gericht zuzieht; denn in vielen Stücken fehlen wir Alle; wer aber in keinem Worte fehlt, der ist ein vollkommener Mann.« Ich maasse mir solche Vollkommenheit nicht einmal jetzt an, wo ich bereits ein Greis bin, wieviel weniger damals, als ich in jugendlichen Jahren zu schreiben und öffentlich zu reden begann und man so grosse Stücke auf mich hielt, dass, wo nur immer öffentlich geredet werden musste, ich, wenn ich zugegen war, fast nie schweigen und Anderen zuhören durfte. Das »Schnell zum Hören, langsam aber zum Reden« hat man mir nicht verstattet! Daher muss ich mich nun selbst richten vor dem einen Lehrer, dessen Gericht über meine Verfehlungen ich so zu entgehen wünsche. Das »zahlreich Lehrer werden« entsteht, so scheint es, aus den verschie- denen und sich widersprechenden Meinungen. Wenn aber Alle ein und dasselbe und das Wahre sagen, so bleiben sie bei dem Lehramt des einen. wahren Lehrers. Sie verfehlen sich — nicht wenn sie das Viele, das von ihm stamınt, sagen —, sondern wenn sie das Ihre hinzufügen; denn so gerathen sie aus den vielen Worten zu den falschen. Ich schreibe aber das Folgende, ım es in die Hände derer zu bringen, von denen ich das, was ich früher herausgegeben habe, nicht zurückfordern kann, um es zu ver- bessern. Dabei übergehe ich natürlich auch das nicht, was ich als Katechumene ge- schrieben habe, als ich zwar meine frühere irdische Hoffnung bereits hinter mir ge- lassen hatte, aber von dem täglichen Umgang mit den weltlichen Wissenschaften noch aufgeblasen war. Auch diese Schriften werden noch immer abgeschrieben und gelesen, und das mit Nutzen, wenn man etliche Ausführungen in ihnen verzeiht oder, wo nicht verzeiht, so doch dem Irrigen in ihnen nicht folgt. Mögen also Alle die, welche diese Schriften lesen, mich nicht in meinen Irrthümern, sondern in meinen Fortschritten nachahmen! Dass und wie ich solche gemacht habe, davon wird sich, denke ich, über- zeugen, wer meine Bücher in der Reihenfolge liest, in welcher sie verfasst sind. Des- halb habe ich die Reihenfolge in diesem Werke nach besten Kräften an’s Licht gestellt. In dieser Vorrede ist von der Vertheidigung und Wegräumung von Missverständnissen merkwürdigerweise nicht die Rede, obgleich sie einen so breiten Raum in dem Buche einnehmen. Lediglich als ein Werk der Selbstcensuren wird es angekündigt.‘ Aber daneben ! In dem Werke selbst wird aber, ganz wie in dem oben eitirten Brief, die doppelte Absicht der Retractationen bestimmt hervorgehoben, s. I, 17,1: »notare, quae mihi displicent, vel defendere, quae aliis non bene intellecta displicere possunt.« Sitzungsberichte 1905. 97 1102 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. tritt, wenn auch mit Zurückhaltung, noch ein anderer Zweck hervor: die Leser sollen die Entwicklung seiner schriftstellerischen Arbeit kennen lernen und sich die Frage beantworten. welche Fortschritte er gemacht hat. Zu diesem Zweck hat er seine Werke in chrono- logischer Folge vorgeführt und fordert die Leser auf, sie in dieser Reihenfolge zu studiren. Er will also durch die Retractationen seine Bücher zu einem biographischen Denkmal gestalten. Doch darf man bei »Biographie« und »Fortschritt« nicht an Modernes und Aestheti- sches denken.‘ Was Augustin unter »Fortschritt« allein verstanden hat, das sagen uns die Retractationen selbst auf's Deutlichste: Fort- schreiten als gewissenhafter Schrifttheologe und als Verkündiger der Alleinwirksamkeit Gottes. Manchem mag das beschränkt erscheinen; für ihn war es das einzig Werthvolle, und es war ihm nicht als kümmerlicher Rest nach den Enttäuschungen des Lebens übrig ge- blieben; es war ihm die Quelle alles Lebens selbst und Ort und Ziel aller Erkenntniss. Den »Fortschritt« in dieser Hinsicht konnten aber seine Leser auch schon an den Retraetationen selbst eonstatiren, ohne die recen- sirten Werke zu lesen. Augustin hat jene in zwei Bücher eingetheilt; in dem ersten behandelt er die Werke, die er als Laie” und als Pres- byter geschrieben hat, in dem zweiten die, welche der Zeit seines Epi- skopats angehören. In jenem Buch nun recensirt er 167 Stellen (in 26 Werken), in diesem aber nur 52 Stellen (in 67 Werken); in den letzten 30 Werken findet er gar nur ı3 Stellen, die ihm Anlass zu Erörterungen geben! Wie deutlich musste da der »Fortschritt« in die Augen springen! In Einem aber konnte er die Natur des Schriftstellers doch nicht verleugnen. Das ist das Interesse, welches er an den Umständen ! Ergänzend hat er sich in dieser Hinsicht in dem Traetat De dono persev. 21 [55] ausgesprochen: »Propterea nune facio libros, in quibus opuseula mea retractanda suscepi, ut nec me ipsum in omnibus me seeutum fuisse demonstrem, sed proficienter me existimo deo miserante sceripsisse, non tamen a perfectione eoepisse, quando quidem arrogantius loquor quam verius, si vel nunce dico, me ad perfectionem sine ullo errore seribendi iam in ista aetate venisse. sed interest quantum et in quibus rebus erretur et quam facile quisque corrigat vel quanta pertinacia suum defendere conetur errorem. bonae quippe spei est homo, si eum sie proficientem dies ultimus vitae huius invenerit, ut adieiantur ei quae proficienti defuerunt et perficiendus quam puniendus potius iu- dicetur.« ® Ausdrücklich meint er es in der Vorrede rechtfertigen zu müssen, dass er auch die Werke behandelt, die er als Katechumene verfasst hat. Weggelassen hat er aber, was vor dieser Zeit lag (so z.B. die Schrift »De pulchro et apto«), Wenn er übrigens von sich als Katechumene sagt: »adhuc saecularium litterarum inflatus eonsuetudine«, so ist man verpflichtet, diese Worte zur Kritik des betreflenden Ab- sehnitts der Coufessionen zu benutzen, zu dem sie nicht ganz stimmen. Harsack: Die Retractationen Augustin’s. 1103 nimmt, unter denen seine Schriften entstanden sind. Immer reich- licher werden die eigentlich hierher gar nicht gehörigen litterarischen Angaben im Fortgang des Werks, je weniger Retractationen mehr nöthig sind. Ja, zuletzt scheint das Werk seinen Charakter ganz einzubüssen und ein Bücherkatalog mit litterarischen Angaben zu werden! Zahl- reiche Kapitel lesen sich wie Stücke aus Vorreden zu einer gesammelten Ausgabe seiner Werke. Er bestimmt u. A. auch die endgültigen Titel und stellt fest, was in diese Ausgabe Aufnahme finden soll. Kein Zweifel — er hat bei Abfassung des zweiten Buchs mit Bewusstsein auch die Absicht verfolgt, nicht nur die Chronologie seiner Werke bekannt zu geben, sondern auch eine authentische Gesammtausgabe zu begründen. Der litterarische Charakter des Werks, an sich schon schwach ausgebildet, leidet dadurch vollends Schaden. In dem zwei- ten Buche herrscht eine Zwiespältigkeit der Absichten, die einen ein- heitlichen Eindruck nicht mehr aufkommen lässt. Man muss sich an das erste Buch halten, um ihn nicht zu verlieren. Für die Analyse des ganzen Werks ergiebt sich daraus die Forderung, nach den »Re- tractationen« die litterarischen Mittheilungen in’s Auge zu fassen. Sieht man aber von dieser Wendung in den Absichten des Werks ab, so darf man es wohl als ein Seitenstück zu den Confessionen be- trachten, und sobald man es unter diesen Gesichtspunkt stellt, wirft es ein helles Licht auf den Autor. Es zeigt, dass Augustin selbst seit seiner Taufe und der Rückkehr aus Mailand — soweit reichen die Confessionen — seinen Werdegang als abgeschlossen beurtheilt und in Bezug auf die folgende Zeit den eigentlichen Inhalt seines Lebens in seiner schriftstellerischen Thätigkeit erkannt hat. Hätte er sich, seine Entwicklung und seine Leistungen, anders betrachtet, so hätte er den Confessionen einen gleichartigen zweiten Theil folgen lassen. Dass der Drang, öffentlich Rechenschaft von sich zu geben, noch immer in ihm lebte, zeigen eben die Retraetationen. Aber aus ihrem Inhalt und Art, die sich mit den Confessionen überhaupt nicht vergleichen lassen, erkennen wir, wie er sein Leben nach der Taufe beurtheilt hat. Von einer Entwicklung hatte er nichts mehr zu er- zählen, sondern nur von Fortschritten auf dem ein für alle Mal ge- wonnenen Grunde, und Alles, was er als katholischer Laie, Priester und Bischof geleistet hat, stellte sich ihm in seiner schriftstelle- rischen Arbeit dar. Auch in dieser Betrachtung erkennen wir den wahrhaftigen Mann, der sich über sich selbst nicht täuschte. In der That — die ganze Summe seiner Wirksamkeit liegt in seinen Werken vor. Sie waren seine Thaten. Eine öffentliche Beichte in Bezug auf seine sonstigen Actionen abzulegen, fühlte er sich nicht veranlasst: sie gehörten nicht vor das Forum des »genus humanum«; übrigens 97° 1104 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 21. December 1905. lag sein Leben seit dreissig Jahren offen vor Jedermanns Augen. Schliesslich ist noch Eines zu sagen: Ein grosser Theil seiner Schrif- ten waren Kampfesschriften (gegen die Akademiker, Manichäer, Dona- tisten und Pelagianer) gewesen, und auch den Retraetationen fehlt die polemische Spitze nicht. Sie sind ihm auch ein Mittel im Kampf gegen den Pelagianismus, obgleich dieser Gegner schon am Boden liegt. Doch hat Augustin in dem Werke die Polemik gegen die Pelagianer nicht gesucht; sie stellte sich mit Nothwendigkeit ein, sofern sich diese seine letzten Feinde auf Stellen in seinen früheren Schriften beriefen. Eine Kampfesschrift wie etwa Bismarck’s »Ge- danken und Erinnerungen« sind die Retractationen gewiss nicht. Doch darf man andererseits die polemische Seite des Werks auch nicht unterdrücken. 3. Die Ausführung der Retractatio. Das Problem der Form, welches ich am Anfange aufgeworfen habe, scheint nun gelöst. Wenn dem Verfasser nicht nur jedes irrige, sondern auch jedes unnütze Wort, das er geschrieben hat, schwer auf der Seele lastete, so musste er in einem Werke, in welchem er sich von solchen Worten zu befreien strebte, jede Gefahr einer neuen Verfehlung vermeiden. Rein sachlich und ganz kunstlos musste er schreiben. Aber diese Nothwendigkeit traf auch zusammen mit der Stufe innerer Entwicklung, die er erreicht hatte. Die Sachen waren ihm immer wichtiger geworden und die Form immer gleichgültiger. In diesem Werke durfte er sie ganz vernachlässigen. Das war auch das einzige Mittel, um die Klippen zu vermeiden, welche einem Unter- nehmen wie diesem von allen Seiten drohten. Wenn er sich nicht rein auf die Sachen beschränkte, wie hätte er es sonst vermocht, seinem Werke Grenzen zu ziehen und die Arbeit zu Ende zu führen! Daher musste er auch davon absehen, die schriftstellerischen Formen seiner Bücher zu kritisiren. Ein Register sollte sein Werk werden, unerlässlich durch den Inhalt für jeden Leser seiner Bücher — nicht mehr und nicht weniger. Musste er aber in ihm auf’s Neue kämpfen und sich vertheidigen, so konnte er von den Mitteln nicht ganz ab- sehen, die die litterarische Disputatio damals guthiess. Es sind nicht durchweg die unsern. Zu achten hat man auch auf die Nuancen, die er bei der Beurtheilung der einzelnen Stellen in Anwendung ge- bracht hat. Sie sind ein Beweis seiner Gewissenhaftigkeit und stren- gen Wahrheitsliebe..e. Wie männlich bekennt er, was ihm falsch er- scheint, wie treu steht er zu den angefochtenen Stellen, wenn er sie für richtig hält, und wie gerecht wägt er die Ausdrücke ab, wenn er Harsack: Die Retraetationen Augustin's. 1105 tadeln muss!!' Endlich — von der loquaeitas senilis ist nichts in den Ausführungen zu bemerken. Präcis und knapp ist Alles gehalten. So schreibt kein müder und stumpfer Greis; nein, die Augen dieses Mannes waren noch hell und sein Geist klar und scharf. Das be- zeugen übrigens auch die gleichzeitig und später von ihm verfassten Schriften; sie lehren, dass ihm noch alle litterarischen Mittel zu Ge- bote standen, dass also die schriftstellerische Einfachheit dieses Werks eine gewollte war. j Der Ton, den Augustin in dem Werke gegen seine alten Gegner angeschlagen hat, hat an Schärfe nicht verloren, aber die Stellen, an denen er ein grobes Wort braucht, sind doch selten.” Von den Wirkungen seiner Schriften hat er kaum irgendwo gesprochen, und dann nur in den einfachsten Wendungen.” Eine Aus- nahme bildet, was er über die Confessionen gesagt hat. Zu diesem Buche hatte er selbst ein fortdauerndes Verhältniss; es ist ihm nieht fremd geworden; er liest es zu seiner eigenen Erbauung. Wie er sich über dasselbe geäussert hat, so kurz und so innig, so bescheiden und so stolz, das ist ein leuchtendes Zeugniss der Reinheit seiner Empfindung und der Kraft seines schriftstellerischen Vermögens: ! Man vergleiche folgende, übrigens nicht vollständige Liste: »non sie aceipien- dum est« — »adhuc non intellexeram« — »nondum diligentius quaesiveram nee adhue inveneram« — »minus considerate«e — »minus diligenter« — »non mihi satisfacit« — »non satis adprobo« — »melius (convenientius) dieeretur« — »verius« — »non satis apte (considerate) dietum videtur« — »dixi audaciore asseveratione quam debui« — »non bene a nobis exposita« — »displicet« — »non adprobo« — »dicendum fuit« — »videor dicere debuisse« — »inprobo« — »nimis insolenter« — »prorsus temere« — »prorsus inprobo« — »declamatio levis« »ineptia« — »inepta et insulsa fabula«. Umgekehrt scheut er sich nicht, sich selbst das Zeugniss der Sorgsamkeit (»dili- gentia«) auszustellen, wo er es mit gutem Gewissen glaubt thun zu dürfen. Aber in solchen Fällen pflegt er »quantum potui« oder »quantum existimo« oder »satis« hinzuzufügen (s. z.B. I, 16; II, 52. 61. 89). Über »diligenter« hinaus hat er nur selten eine lobende Charakteristik gegeben; doch s. I, 26: »hie liber habet non inutilem ingenii et mentis administrationem magisque moribus ad veriloquium dili- gendum profieit«; II, 51: »quanta potui celeritate et veritate respondi — tanta dili- gentia Petiliano respondi quanta Fausto Manichaeo«; Il, 52: »evidenter«; 11, 70: »quanta potui brevitate ac perspieuitate«; II, 72: »satis utilis — commoda brevitate«; II, 75: »operose ac subtiliter«; Il, 82: »in quibus multa necessaria disseruntur — quanta potui lenitate«. — Il, 88: »tantum tamque elaboratum opus.« Einmal heisst es (II, 36 über das Werk Contra Seeundinum Manichaeum): »quod mea sententia omnibus, quae adversus illam pestem seribere potui, praepono.« So bescheidene Charakteristiken wie (II, 50): »in hoc opere multa quaesita quam inventa sunt et eorum, quae inventa sunt, paueiora firmata, cetera vero ita posita velut adhue requirenda sint«, finden sich öfters. ?2 Der Manichäismus als »pestis« (11, 36), das kritische Verfahren der Manichäer als »detestabilis inpudentia« (1, 8,6) und als »vehemens studium vesani erroris« (1, 9, Tr), lovinian als »monstrum« (ll, 48, 1); Iuliani [Pelagiani] »inpudentia« usw. ® Siehe z. B. I, 10, I: »sexlibros de musica scripsi, quorum ipse sextus maxime innotuit, quoniam res in eo cognitione digna versatur.« 1106 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. »Confessionum mearum libri tredecim et de malis et de bonis meis deum laudant iustum et bonum atque in eum exeitant humanum intelleetum et affeetum; interim, quod ad me adtinet, hoe in me egerunt, eum scriberentur, et agunt, cum leguntur. quid de illis alii sentiant, ipsi viderint; multis tamen fratribus eos multum placuisse et placere scio.« Ein paar seiner Bücher hat er zum Teil oder ganz preisgegeben, aber sie doch nicht der Nachwelt entziehen wollen. Von dem Tractat De immortalitate animae sagt er (l,5): »ratiocinationum contortione atque brevitate sie obsceurus est, ut fatiget, cum legitur, etiam in- tentionem meam vixque intellegatur a me ipso«. Das Werk De genesi ad litteram liber unus imperfeetus hat er von seinen Revisionen aus- geschlossen (I, 17, I), weil der Leser aus dem späteren grösseren Werk über die Genesis in zwölf Büchern (IH, 50) selbst die Kritik zu vollziehen vermag. Warum er den Tractat De mendacio — er nennt ihn »obseurus et anfraetuosus et omnino molestus« — conservirt, ob- gleich er später dasselbe Thema noch einmal behandelt hat, recht- fertigt er II, 26. Was er über die Adnotationes in Iob bemerkt hat (I, 39), wird bei der Untersuchung der litterarhistorischen Angaben zur Sprache kommen. Um aus den Retractationen Augustin’s Anschauungen und Lehren am Ende seines Lebens kennen zu lernen, muss man sie sachlich gruppiren. Die Gruppen ergeben sich ohne Schwierigkeit, und nur wenig Vereinzeltes bleibt zurück. I. Er tadelt bez. revocirt heidnische Redewendungen in seinen frühesten Schriften. Die Fälle sind nicht zahlreich. So rügt er den Gebrauch von »fortuna« (ja auch von »forte«, »for- san«, »forsitan«, »fortasse«, »fortuito«): »video homines habere in pessima eonsuetudine, ubi diei debet: hoc deus voluit, dicere: hoc voluit fortuna«,' ferner den Gebrauch von »omen«.- Die Redensart: »liquet deierare per omne divinum« zieht er zurück? und missbilligt es, dass er die Musen »quasi aliquas deas quamvis iocando« erwähnt ı 1,1,2; I, 2,2; I, 3, 2. Doch weist er darauf hin, dass er schon damals ge- schrieben hat: »Fortasse quae vulgo fortuna nominatur, oceulto quodam ordine regitur, nihilque aliud in rebus casum vocamus, nisi cuius ratio et causa secreta est.« ® ], 1,6. Er meint, es komme in den h. Schriften nieht vor; doch sei das dort so häufige Wort »abominatio« von »omen« abgeleitet. Hierher gehört auch II, 33, 4: »De sole et luna talia dieta sunt [scil. in dem Werke ce. Faustum Manich.], tamquam sentiant et ideo tolerent vanos adoratores suos, quamvis verba ibi aceipi possint ab animali ad inanimale translata modo locutionis, qui vocatur Graece metaphora«; auch die Bibel, fügt er hinzu, spricht manchmal so. SET zo: Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1107 habe." Absurd und ungesalzen erscheint ihm jetzt der Satz, »die Philo- kalie und die Philosophie seien Schwestern und von demselben Vater erzeugt«; die Philokalie hafte entweder an dem Nichtigen und sei dann mit der Philosophie durchaus nicht verschwistert, oder sie sei, auf das Unkörperliche und Höchste bezogen, mit der Philosophie identisch.” Generell spricht er endlich sein Missfallen darüber aus, dass er in dem Werk »De ordine« den »liberalibus disciplinis« — »quas multi saneti multum nesceiunt« —- zu viel Ehre gegeben habe.’ 2. Er rückt noch stärker als früher von den heidnischen Philosophen und den heterodoxen christlichen Theologen ab. »Laus ipsa, qua Platonem vel Platonicos seu Academicos philo- sophos tantum extuli« [in der Schrift De Academieis], »quantum in- pios homines non oportuit, non inmerito mihi displieuit.« »Nee illud mihi placet, quod Pythagorae philosopho tantum laudis dedi.«° Er will nieht so missverstanden sein, als lehre er mit Origenes die Apo- katastasis° und mit Porphyrius die Schlechtigkeit aller sinnlichen Dinge.’ Sogar dass er im Scherz und ironisch seine Argumente gegenüber denen Cicero’s für Possen erklärt habe, hält er jetzt für unstatthaft.” ran: ng 173, * ], 1, ı2; er fährt fort: »praesertim contra quorum errores magnos defendenda est Christiana doctrina.« Zu den errores rechnet er jetzt die Begriffsbestimmung der intelligiblen Welt, die Theorie von der Wiedererinnerung und Ähnliches. Jener Theorie setzt er eine vortreffliche, ganz empirische entgegen, s. 1, 7, 2 und 1, 4, 8. Besonders scharf äussert er sich zu einer Satzgruppe in seiner Schrift De immortal. animae. Sie lautete: »A summa essentia speciem corporis per animam tribui, qua est, in quantumeumque est; per animam ergo corpus subsistit et eo ipso est, quo ani- matur, sive universaliter, ut mundus, sive partieulariter, ut unum quodque animal intra mundum.« Hier versucht er nichts zu retten, sondern bemerkt (I, 5, 4): »hoc totum prorsus temere dietum est.« I], 14, 2 lehnt er das Missverständniss ab, als sei die geistige Creatur ein Theil des Schöpfers. Er rügt übrigens nicht nur, dass er heidnischen Philosophen, sondern auch einem Christen zu viel Lob gespendet habe (I, 2, 2: »displieet illie, quod Mallio Theodoro, ad quem librum ipsum seripsi. quamvis docto et Christiano viro, plus tribui quam deberem«). ° ], 3. ro [in der Schrift De ordine]; er fährt fort: »ut qui hanc |[laudem] audit vel legit, possit putare me credidisse nullos errores in Pythagorica esse doctrina, cum sint plures idemque capitales.« Vergl. dazu I, 3, 7: »displieet mihi, quod philo- sophos non vera pietate praeditos dixi virtutis luce fulsisse.« Das streift an den wört- lich bei Augustin sich nicht findenden Satz von den »splendida vitia« der Heiden an. % Ein Satz, den er in der Schrift De moribus ecel. cath. ete. formulirt hatte, konnte in der That so verstanden werden, dass er lehre, Alles kehre dorthin zurück, von wo es gefallen sei. Jetzt präeisirt er den Satz also: »omnia, quae recurrunt [sed non omnia recurrunt], recurrent ad deum, a quo defecerunt« (I, 6, 8). Auch des Origenes Lehre von der Präexistenz der Seelen lehnt er ab (I, ı, 8); s. auch II, 70: »quidam Origenis sensus, quos catholica fides inprobat.« EIER Se 1108 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 21. December 1905. 3. Diese Correcturen führen zur Gruppe der Stellen hinüber, die er tadelt, weil das spezifisch Christliche in ihnen verwischt ist oder nicht deutlich genug hervortritt. So rügt er den Satz: »Ad sapientiae coniunetionem non una via pervenitur« als frommen Ohren unstössig' und hält ihm das Wort Christi entgegen: »Ich bin der Weg.«” So bekennt er, dass er, als er Joh.3, 34 erklärt habe (»Nicht nach dem Maasse giebt Gott den Geist«), noch nicht erkannt habe, dass die Stelle »proprie verius« auf Christus zu be- ziehen sei.” Die Bezeichnung »homo dominicus« für Christus will er nicht mehr brauchen, obgleich auch einige gut katholische Ex- egeten sie gebraucht haben, weil so Jeder, der zu Christus gehört, genannt werden könne." 4. Sehr zahlreich sind seine Verbesserungen in Bezug auf seinen früheren Gebrauch der h. Schrift. und zwar sowohl den Text als die Exegse anlangend. An neun Stellen berichtigt er auf Grund besserer Kenntniss den früher von ihm benutzten Bibel- text. Ps. 43, 23 (Röm. 8, 36) hat er in der Schrift De moribus ecel. cath. so erklärt, als hiesse es: »propter te adficimur tota die« (also ohne das Wort »morte)«.” Sap. Sal. 8,7 hat er ausgelegt, als laute der Text: »Sobrietatem enim sapientia docet et iustitiam et virtutem«; nun aber hat er sich überzeugt, dass die »codices veriores« vielmehr »et sapientiam« bieten.” Im Eecles. ı, 2 ist er dem Text vieler la- teinischer Codices gefolgt: »vanitas vanitantium«; aber er hat nun gelernt, dass der Graecus und auch einige Lateiner (die somit die besseren Zeugen seien) »vanitas vanitatum« bieten.” In der Schrift De Genesi adversus Manichaeos hat er, schlechten Handschriften fol- gend, eine Auslegung gegeben, als stände »pabulum« im Texte; es LET ANG: ® Doch, fährt er fort, es giebt auch mehrere Wege, nämlich die, von denen der Psalmist singt: »Zeige mir, Herr, deine Wege und lehre mich deine Steige.« ers: ns re ° 1,6, 2: »Mendositas nostri codieis me fefellit minus memorem seripturarum, in quibus nondum adsuetus eram; nam eiusdem interpretationis alii codices non habent: propter te adfieimur«, sed »propter te morte adfieimur«, quod uno verbo alii dixerunt »mortificamur«. hoc esse verius Graeci libri indicant, ex qua lingua in Latinam secun- dum LXX interpretes veterum divinarum seripturarum est facta translatio.« Übrigens fügt er in Bezug auf seine Auslegung hinzu: »multa disputans dixi, quae in ipsis rebus non tamquam falsa improbo; verum tamen convenientiam scripturarum vete- vum et novarum, quamı demonstrare cupiebam, ex his dumtaxat verbis non utique demonstravi.« ®° 1.6,3; er fügt hinzu, dass er erst viel später die griechischen Codices ein- gesehen habe und dass diese die vier bekannten Haupttugenden der philosophischen Ethiker bieten. TO SA. Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1109 steht aber »foenum«.' In dem Traetat De vera religione hat er dem Paulus (Röm. ı3, ı) den Satz beigelegt: »omnis ordo a deo est«; er erklärt, das sei nicht genau, der Apostel habe vielmehr geschrieben: »quae autem sunt, a deo ordinata sunt«.” In der Schrift De ser- mone domini hat er Matth. 5, 22 eitirt: »qui irascitur fratri suo sine causa«; aber, wie er sich nun überzeugt hat, bieten die griechischen Handschriften »sine causa« nicht.” Die Retraetatio zu Eeeles. 34 (31), 30 macht dem Augustin besondere Ehre. Er hatte in der Schrift »Contra epistulam Donati« diesem eine Textfälschung vorgeworfen, nämlich die Tilgung der Worte »et iterum tangit illum«. Jetzt hat er sich überzeugt, dass sie in sehr vielen lateinischen, und zwar africanischen, Codices, die älter sind als der Donatismus, fehlen. »Quod si iam scirem, non in istum tamquam in furem divini eloquii vel violatorem tanta dixissem.«* In den Quaestiones evangeliorum hat er von den »zwei« Jüngern gesprochen, die Jesus besonders genommen und denen er seine Passion angekündigt habe — »mendositas codieis nos fefellit; nam duodecim scriptum est«.”° Im 5. Buch endlich De Genesi ad litteram hat er Gal. 3,19 erklärt, als stände dort »de semine« statt »de lege«, die Lesart »de lege« sei die der besseren Handschriften, vor Allem der griechischen.” In fast allen diesen Fällen brauchte er übrigens, wie er meint, seine Auslegungen nicht als unbiblisch preis- zugeben; sie gehören nur nicht zu den betreffenden Perikopen, weil ihr Text in Wahrheit anders lautet.’ Die Gewissenhaftigkeit, mit der er hier verfahren ist — man vergleiche auch, wie er I, 9, 5.7 den ungenauen Ausdruck rügt, die Juden opferten in heidnischen Ländern,’ sowie die Bezeichnung Sirach’s als Propheten’ —, hat er übrigens nicht nur auf die Bibel angewendet. 21920: 1,12, 10. I,ı8,7. Das »sine causa« ist übrigens vielleicht ursprünglich. 192045: DE SR2: I 50372: Zu einer unrichtigen Auslegung hatte ihn auch der Doppelsinn der lateinischen Übersetzung verführt. In dem Satze (I. Cor. 5, 13): »auferte malum ex vobis ipsis« hatte er »malum« neutrisch verstanden und erklärt. Der Originaltext (TÖN TIONHPöN) hat ihn nun eines Besseren belehrt (II, 43, 2). — In Bezug auf eine Bibelstelle, Gal.3, 19, eorrigirt er die von ihm befolgte Interpunction des Satzes. Früher hatte er gelesen: »Quid ergo? lex transgressionis gratia proposita est.« Jetzt hält er, ohne die frühere Fassung ganz preiszugeben, die Interpunetion: »Quid ergo lex? transgr. gr. prop. est« für besser (I, 23,4). ®° Er entschuldigt übrigens diesen Ausdruck durch den Hinweis auf das Passah. Hierher gehört auch, dass er jetzt (II, 30, 2) seine starken Zweifel daran ausspricht, dass Sirach der Verfasser der Weisheit Salomos sei (»postea didiei et om- nino probabilius conperi non esse hune eius auetorem«); ferner vergl., wie er II. 33,3 au» 0. 8 9 1110 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 21. December 1905. I, 20, 4 constatirt er, dass er in der Schrift Contra epistulam Donati an einer Stelle wahrscheinlich zwei Bischöfe dieses Namens verwechselt habe. I, 25, ı2 und 32 theilt er mit, dass die ı2. und 31. unter seinen 83 Quästionen nicht von ihm herrühren, sondern von einem gewissen Fontejus bez. von Cicero.‘ II, 30, 4 berichtigt er einen Gedächtnissfehler in Bezug auf eine vermeintliche Angabe des Am- brosius. Nicht weniger als drei Mal (II, 53, 2; 54, 2; 60, 2) corrigirt er einen chronologischen Verstoss in Bezug auf den Process des Felix von Aptunga.” II, 68,2 bemerkt er, dass der Xystus, auf dessen Worte sich Pelagius berufen und die er, Augustin, als Worte des rö- mischen Bischofs Xystus vertheidigt habe, nicht der Bischof sei, son- lern, wie er nun gelesen habe, der Philosoph Sextus. II, 88, 2 endlich ist vielleicht für seine Gewissenhaftigkeit am meisten charak- teristisch, weil die Sache ganz gleichgültig ist: »ubi commemoravi deformem maritum coniugi suae, ne deformes pareret, proponere in coneubitu formosam solere pieturam, nomen hominis, qui hoc facere solebat, quasi certum posui, cum sit incertum, quia memoria me fe- fellit. hoc autem Soranus, auctor medicinae, sceripsit regem Cyprium facere solere, sed nomen eius proprium non posuit.« ein Versehen in Bezug auf Ham (Verwechselung mit Kanaan), I, 25, 62 (Il, 42, 4) ein solches in Bezug auf Nathan corrigirt und wie er Il, 42, 2 die Meinung, der Nanıe Hebräer stamme von Abraham ab, zu Gunsten der Meinung, er sei von Heber ab- zuleiten, zurückstellt. Selbst folgende »Kleinigkeiten« werden berichtigt: die Flamme bei Abraham’s Opfer hätte nicht als Wunder bezeichnet werden sollen, denn es war nur eine Vision (II, 69, 3); von Samuel durfte es nicht heissen: »er gehörte nicht zu den Söhnen Aarons«, sondern »er war kein Priestersohn« (ll, 69, 4); vom Manna durfte — trotz des Zeugnisses der Weisheit Salomonis (16, 20), da deren kanonische Autorität zweifelhaft ist — nicht gesagt werden, dass es Jedem so schmeckte, wie er es wünschte, sondern nur jedem Gläubigen (ll, 46, 2). Auch die Auslegung der Er- zählung von Jakob, der den Laban mit den Lämmern betrog. wird an einem unter- geordneten Punkte corrigirt (II, 8, 2), und selbst ein so harmloser Satz wie »nee avem quadrupedem memini, quia non vidi, sed phantasiam tamen facillime intueor« muss sich die Correctur gefallen lassen: »haee dieens non potui recolere volatilia qua- drupedia, quae lex commemorat« (ll, 41, 3). Aber wie angenehm berührt neben dieser peinlichen Gewissenhaftigkeit die nüchterne Erkenntniss, die drei Sätze: »Bittet, so werdet ihr empfangen; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch auf- gethan« besagten dasselbe; früher habe er sich abmühen zu müssen gemeint, jedem Satz einen besonderen Sinn zu geben (I, 18, 15). ‘ Zur ersten bemerkt er: »non est mea, sed quia per me innotuit quibus- dam fratribus, qui tune casu ista diligentissime consulebant et placuit eis, inter nostra eam scribere voluerunt. est autem cuiusdam Fontei Carthaginiensis: de mente mun- danda ad videndum deum, quod paganus quidem seripsit; sed Christianus baptizatus est mortuus.« Zur anderen: »nee ipsa mea est, sed Ciceronis; verum quia et haec per me innotuit fratribus, inter ista, quae colligebant, scripserunt eam volentes nosse quemadmodum virtutes animi ab illo divisae atque definitae sunt.« Beide Stellen sind für die Kenntniss des Autorenrechts im Alterthum werthvoll. ° Die Correetur war der Sache der Katholiken gegenüber den Donatisten günstig. Harnack: Die Retraetationen Augustin’s. ET Kehren wir zur Bibel zurück. Viel zahlreicher als die Text- berichtigungen sind die Correeturen seiner früheren Auslegungen und die Stigmatisirungen einzelner Ausdrücke als unbiblisch bez. als wider den kirchlichen Sprachgebrauch verstossend. Früher habe er gemeint, Christus habe mit dem Spruch: »Mein Reich ist nieht von dieser Welt« die platonische Unterscheidung der sensiblen und der intelli- giblen Welt bejaht: jetzt sei ihm deutlich, dass biblisch von einer zweiten Welt nur im Sinne des neuen Himmels und der neuen Erde geredet werden dürfe.‘ Früher habe er geschrieben: »qui gignit et quem gignit unum est«; jetzt wisse er, dass es nach Joh. 10, 30 »unum sunt« heissen muss.” Früher habe er gesagt, der Geist könne des- halb nicht von der »ratio aeterna« getrennt werden, weil seine Ver- bindung mit ihr keine locale sei; jetzt erinnere er sich, dass geschrieben steht: »Eure Sünden scheiden euch von Gott.«® Weiter: zu Genes. 1,28 hatte er bemerkt, erst nach dem Sündenfall sei der Segensspruch: »Wachset und mehret euch« in die »fecunditas carnalis« verwandelt worden; jetzt bemerkt er: »Wenn diese Erklärung so verstanden werden muss, dass die ersten Menschen keine Kinder bekommen hätten, wenn sie nicht gesündigt hätten, so billige ich sie schlechterdings nicht mehr.«* Auch will er den Spruch, dass alle Thiere Gras fressen 1 1,3,8. Doch fügt er hinzu: »Plato quidem non in hoc erravit, quia esse mundum intelligibilem dixit, si non vocabulum, quod ecelesiasticae consuetudini in re illa inusitatum est, sed ipsam rem velimus adtendere. mundum quippe ille intelligibilem nuncupavit ipsam rationem sempiternam atque incommutabilem, qua feeit deus mun- dum. quam qui esse negat, sequitur, ut dieat irrationabiliter deum feeisse quod feeit ....ipsam rationem faciendi videtur Plato vocasse intelligibilem mundum. nee tamen isto nomine nos uteremur, si jam satis essemus litteris ecelesiastieis eruditi.«e Augustin giebt also in der Sache im Grunde dem Plato noch immer Recht. TARA: Sole: * 1,9,3. In I. ı2, 12 und 1.ı8,8 kommt er noch einmal auf diese Stelle zurück und bemerkt, die Menschen hätten, wenn sie sündlos geblieben wären, auch Kinder erzeugt, aber nicht sterbliche. Seine herbe frühere Auffassung, man müsse an den Eltern und Verwandten das hassen, »quod genus humanum nascendo et mo- riendo sortitum est«, zieht er demgemäss jetzt zurück. »Ac per hoc aliter solvenda quaestio est, eur dominus praeceperit diligendos inimieos, cum alio loco praeeipiat odio habendos et parentes et filios, non sicut hie [seil. in seiner Erklärung der Bergpredigt, wo er das Hassen der Verwandten durch den Hinweis auf die erst durch den Sünden- fall eingetretene Kindererzeugung erklärt] soluta est, sed sicut eam posterius saepe solvimus, ji. e. ut diligamus inimicos lucrandos regno dei et oderimus in propinquis, si inpediunt regno dei.« Den Urstand denkt er sich überhaupt jetzt minder spirituell als früher. Früher hatte er den Spruch: »Es ist genug, dass ein jeder Tag seine eigene Plage habe« von der Nothwendigkeit, essen zu müssen, verstanden, die eine Folge des Sündenfalls sei. Jetzt bekennt er (I, 18,13): »non adtendi etiam primis hominibus data fuisse in paradiso corporis alimenta, antequam istam mortis poenam peccando meruissent. sie enim erant inmortales in corpore nondum spiritali sed ani- mali, ut tamen in huius modi inmortalitate alimentis corporalibus uterentur« (I, 18, 13). 1112 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. sollen, nicht mehr allegorisch verstehen; es sei wohl möglich, dass die Menschen, wenn sie sündlos geblieben wären und die Herrschaft über die Thiere behalten hätten, sie mit den Früchten der Erde ge- nährt hätten. Es genügt, die Mehrzahl der übrigen hierher gehörigen Correc- turen kurz zusammenzufassen: II, 30, 3: Der Ausdruck »Altes Testament«, den ich gebraucht habe, entspricht der »consuetudo, qua iam loquitur, ecelesia«e — der Apostel aber spricht nicht von einem Alten Testament, sondern von dem Testament, das auf dem Berge Sina gegeben worden ist. II, 63, 2: Ich habe von »quarundam escarum ceremoniae« ge- sprochen; das Wort kommt in der Bibel nicht vor. Ich leitete das Wort von carere ab (= carimoniae); »si origo alia huius nominis, quae abhorret a vera religione, seecundum hane ego non sum locutus, sed secundum istam, quam supra memoravi«. I, 21, 3: Ich habe »minus considerate« gesagt, die Schrift unter- scheide drei Sohnschaften (seecundum naturam, doctrinam, imitationem); sie unterscheidet aber noch andere. I, 25, 62: Ich habe die zwei Fische auf die beiden gesalbten Stände, die Könige und Priester, bezogen; aber ich hätte nicht ver- gessen sollen, dass (nach der h. Schrift) auch die Propheten manch- mal gesalbt worden sind. I, 10,4 (I, 25, 2): Die h. Schrift bezeichnet die Engel niemals mit dem Namen »Seelen« — wenigstens dürfte eine Stelle nicht leicht zu finden sein —, also hätte dieser Name für sie nicht von mir ge- braucht werden sollen.” I, 25,68: Von dem Satz: »spiritaliter summos angelos vivere, infimos vero animaliter« sagt er nun: »audacius dietum est de in- fimis, quam ut possit vel scripturis sanetis vel ipsis rebus ostendi, quia, etsi forsitan potest, difficillime potest.« II, 53, 3: Irrthümlich ist der homo animalis, von dem der Apostel Judas (v.ı9) und von dem Paulus (I. Cor. 2, 14) spricht, von mir identifieirt worden: jener meint damit todte und verlorene Menschen, dieser aber Kinder von Verständniss. I, ı2,7: Unrichtig habe ich gesagt, Christus habe nichts mit Gewalt, sondern Alles mit Zureden und Ermahnen gethan; dagegen spricht die Geschichte der Tempelreinigung, aber auch die Dämonen- austreibungen. 1 1,9,4. ® Dazu vergl. I, 12,2, wo er seine frühere Gleichsetzung »anima — universa creatura incorporalis« als nicht schriftgemäss missbillist. ” . IR} RD Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1113 I, 23,2: Wenn ich Christum nach der Auferstehung »totum iam deum« genannt habe, so ist das in Bezug auf die Unsterblichkeit ge- sagt, die er nach der Auferstehung auch als Mensch zu haben begann, nicht in Bezug auf seine unverlierbar unsterbliche Gottheit. I, 21, 2: Unrichtig war meine Behauptung, dass alles Neutesta- mentliche im Alten Testament vorgebildet sei: ich hätte mich des Wortes Jesu: »Ich aber sage euch« (Matth. 5, 2ıf.) erinnern und »fast alles« schreiben sollen. I, 18, 12: Der Satz: »nullius fere conscientia deum potest odisse« ist irrig; denn Ps. 73, 23 steht: »Der Hochmuth derer, die dich hassen«. Nicht ganz richtig ist auch der Satz, man müsse das lieben, was zu haben so viel ist als es zu kennen (scil. Gott); denn nach I. Cor. 3,16 giebt es Menschen, die Gott haben und ihn doch nicht so kennen, wie er zu kennen ist (I, 25, 36). Auch der Satz: »nemo beatam vitam novit et miser est« ist (a.a. 0.) zu präcisiren: »novit, scil. quomodo noscenda est«. Unrichtig ist die Behauptung, die vollkommene Liebe zu Gott und der Seele schliesse jede andere Liebe aus; denn Ephes. 5, 29 sagt der Apostel: »Niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst« und leitet von daher die Ermahnung, die Gattinnen zu lieben, ab.' I, 13,5: Die Unterscheidung: »quod scimus, debemus rationi, quod eredimus auctoritati« ist richtig; aber wir können doch auch »Wissen« nennen, was wir den Sinnen oder glaubwürdigen Gewährs- männern verdanken; denn auch die h. Schrift befolgt diesen weiteren Sprachgebrauch. I, 25, 52 (I, 25, 68; II, 50, 3): Wo nur immer der Anschein ent- stehen kann, als sei nach meinen Worten der Mensch nicht wirklich das Ebenbild Gottes, sondern nur »ad imaginem dei factus«, oder er habe durch den Sündenfall das Ebenbild ganz verloren, da ist dieser Schein zu verbannen; denn Paulus (I. Cor. 11, 7) lehrt deutlich, dass der Mensch das Ebenbild Gottes sei, und Ps. 38, 7 zeigt, dass wir das Ebenbild Gottes noch besitzen; nur theilweise ist es also ver- loren gegangen. II, 48,3: Dass Abraham, wenn er wirklich seinen Sohn hätte tödten müssen, in Gehorsam sich in seine Kinderlosigkeit gefügt hätte, ist nach Hebr. 11, 19 zu berichtigen. Aus der Stelle folgt, dass er auf die sofortige Auferweckung Isaak’s gehofft hätte. ! I, 25,37. Augustin fährt fort: »Sed ideo proprie dileetio dieitur (seil. die Liebe zu Gott und der Seele), quoniam caro diligitur quidem, nec tamen proprie, sed propter animam, cui suffieit ad usum. nam etsi propter se ipsam videtur diligi, cum eam nolumus esse deformem, ad aliud referendum est decus eius, ad illud scilicet, a quo decora sunt omnia.« 1114 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 21. December 1905. Man sieht aus allen diesen Stellen, wie gewissenhaft, ja, wie ängstlich Augustin bemüht gewesen ist, sich treu auf den Spuren der Bibel zu halten und jede Abweichung in seinen früheren Schriften zu rügen.' Das zeigt sich auch in den Correeturen seiner Erklärungen zu Matth. 5,ı9f. (I, 18, 6)”, Matth.5, 32 (I, ı8, 9)°, I. Cor.6, 18 (II, 41,4), I. Cor. 15, 45 (1, 9, 8), Il..Cor. 3, 6 ([, 13,2)‘, I. Joh. 5, 16. (Wresıo) sowie in der Frage nach dem Ausgleich der Stammbäume Jesu, die bereits seit dem 2. Jahrhundert die kirchliche Exegese beunruhigte.® Dogmatisch bedingt ist der Zweifel, den er jetzt in Bezug auf die richtige Erklärung von Luc. 23,43 (»Heute wirst du mit mir im ?aradiese sein«) äussert. Früher hatte er unbefangen gemeint, der Schächer sei nicht getauft gewesen; jetzt legt er Gewicht darauf, dass ı Es ist sehr verkehrt, darin etwa eine Alterserscheinung oder den Ausdruck eines fortschreitenden Autoritätsbedürfnisses zu sehen; es ist vielmehr lediglich eine Folge seines Ernstes und seiner intelleetuellen Consequenz. Ist die Bibel in jeder Zeile Gottes Wort, so ist es doch wohl die sträflichste Leichtfertigkeit, es mit ihr nicht genau zu nehmen. Freilich nöthigen nun die zahlreichen Widersprüche in der Bibel zu gewaltsamen Harmonisirungen und rabbinischen Sophismen. Auch in den Retrac- tationen findet man eine grosse Anzahl solcher (eine besonders ergötzliche 11, 81, 3. 4) und ärgert sich, dass ein so wahrlaftiger Geist wie Augustin durch den Zwang eines falschen Obersatzes in diese Künste gerathen musste. Übrigens ist er tief davon durchdrungen gewesen, dass »lex et praecepta« nur für das Diesseits gelten. Zu einem Satz in seinen »Acta contra Fortunatum Manichaeum«, der das Gegentheil zu enthalten scheint, schreibt er jetzt die schönen Worte (I, 14,4): »hoc non ita acei- piendum, tamquam et in illo regno, ubi incorruptibile atque inmortale corpus habe- bimus, de seripturis divinis lex et praecepta sumenda sunt, sed quia perfeetissime bi lex aeterna servabitur, et illa duo praecepta de diligendo deo et proximo non in lectione, sed in perfecta et sempiterna dilectione tene- bimus.« Es ist diese Stelle übrigens eine der ganz seltenen in den Retractationen, in der der Schriftsteller hervortritt. 2 Hier verweist er gegenüber der Erklärung, die er in seiner Jugend- schrift über die Bergpredigt gegeben hat, einfach auf seine Auslegung in späteren Predigten. ° Die Frage ist, was Jesus unter dem Ehebruch (als Scheidungsgrund) gemeint hat, ob nur die fornicatio in körperlichem oder auch in übertragenem Sinn (Ab- fall von Gott). »Nolo«, sagt er mit der ihm eigenthümlichen wissenschaftlichen Bescheidenheit, »in re tanta tamque ad digerendum diffieilli putare lectorem istam sibi nostram disputationem debere sufficere, sed legat et ea sive nostra, quae postea seripta sunt, sive aliorum melius considerata atque tractata, vel ipse, si potest, ea, quae hie merito movere possunt, vigilantiore atque intellegentiore mente diseutiat.« * Auch hier verweist er auf die Erklärung, die er in einer späteren Schrift gegeben hat, »quamvis non sit et iste sensus (= die frühere Erklärung) respuendus«. ° Er legt Gewicht darauf, dass er seine Erklärung des Begriffs »Todsünder« durch ein »puto« selbst als unsicher bezeichnet hat; jetzt umschreibt er den Begriff noch enger und fügt hinzu: »de quocumque pessimo in hac vita constituto non est utique desperandum nec pro illo inpatienter oratur, de quo non desperatur.« ° Nieht weniger als vier Mal in den Retractationen geht Augustin auf diese Frage ein, s. II, 33, 2 (hier wird Africanus eitirt); II, 38, 3; II, 42,3; II, Sr, 6. Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1115 der Text über diese Frage überhaupt schweigt: also ist es doch mög- lich, ja wahrscheinlich, dass er getauft war." Man sieht, im Kampfe mit den Donatisten und Pelagianern” hat sich auch der Sacramenta- rismus bei Augustin gesteigert. Durch den Kampf mit den Pelagianern hat sich aber vor allem sein Verständniss der paulinischen Theologie und seine eigene Theologie bedeutend gewandelt. Hier räumt er deshalb ein, dass er sich früher geirrt habe, und wird nicht müde, dies Geständniss zu wiederholen. Es handelt sich hauptsächlich um zwei Punkte, erstlich dass der Glaube keine menschliche Leistung ist, sondern eine göttliche Gabe, und zweitens, dass die Seelenschilderung in Röm.7 sich auf den Wiedergeborenen bezieht, während er sie früher vom Unwiedergebo- renen verstanden hatte. Damit sind wir zu dem vornehmsten Thema der Retractationen übergegangen. 5. Augustin will in diesem Werke zeigen, dass seine jetzige Lehre von dem freien Willen (Unfähigkeit desselben zum Guten ohne die göttliche Gnade), der Sünde und Erbsünde von Anfang an von ihm vertreten worden sei, dass er aber in seinen früheren Schriften unrichtig über die Entstehung des Glau- bens® (Röm.7) und über die Prädestination gelehrt habe. Die Pelagianer warfen ihm auch in jenen Stücken einen Gesinnungswechsel vor: dass sie darin im Irrthum seien, bemüht er sich zu zeigen, und der Freimuth, mit welchem er in Bezug auf die anderen Stücke seinen Fehler eingesteht, erweckt zunächst ein gutes Vorurtheil für das Recht seiner Selbstvertheidigung. Es spielt auch noch die Frage nach den »Verdiensten« herein; auch hier räumt er ein, dass er sich theils unvollständig, theils irrig ausgedrückt; andererseits behauptet er aber, dass er eine völlige und vollkommene Freiheit von Sünde auf Erden niemals gelehrt habe. Die Zahl der Stellen in seinen Werken, die er in diesem Zusammenhang in den Retractationen geprüft hat, a N ?2 Beide Kämpfe kommen hier in Betracht, namentlich aber der letztere. 8 I, 22,7: »fidei meritum etiam ipsum esse donum dei nee putavi quaerendum esse nee dixi« (scil. in den früheren Schriften). De praedest. sanct. 3 [7]: »Erravi, putans fidem, qua in deum credimus, non esse donum dei, sed a nobis esse in nobis et per illam nos impetrare dei dona quibus temperanter et iuste et pie vivamus in hoc saeculo. neque enim fidem putabam dei gratia praeveniri, ut per illam nobis daretur quod posceremus utiliter ..... quem meum errorem nonnulla opuscula mea satis indicant ante episcopatum meum seripta..... denique cum mea cuncta opuscula retraetarem eamque retractationem stilo prosequerer, cuius operis ijam duos absolveram libros, eum ad hune librum [seil. »Expositionem quarundam propositionum ex ep. ad Roman.] retraetandum pervenissem, sie inde locutus sum ete.« 1116 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. ist gross." Die Formel, mit der er das Problem der Freiheit und Gnade gelöst sehen will, lautet: »Credere et bene operari dei est, quia ipse praeparat voluntatem, idemque nostrum est, quia non fit nisi volentibus nobis.« Indessen ist es ihm nicht vollständig gelun- gen, den Leser davon zu überzeugen, dass er über die Freiheit in ihrem Verhältniss zur Gnade in seiner früheren Zeit wirklich ebenso gedacht habe wie jetzt. Eine Reihe von Stellen in seinen älteren (antimanichäischen) Schriften glaubt er — subjectiv gewiss ehrlich — mit dem Hinweise vertheidigen zu können, dass er dort nur die eine Seite des Problems erörtert, die andere aber dabei nicht ausgeschlossen habe; der Kampf gegen den Manichäismus habe lediglich die Verthei- digung der Freiheit nothwendig gemacht. Allein nicht überall ist es einleuchtend, dass man den Gedanken, die Gnade befähige erst den Willen zur Freiheit, suppliren darf. Richtig ist, dass Augustin sich schon in den frühesten Schriften an einigen Stellen über das Ver- hältniss von Freiheit und Gnade so ausgesprochen hat wie in den späteren — »Ecce tam longe, antequam Pelagiana haeresis extitisset, sic disputavimus, velut iam contra illos disputaremus«®” —, aber es ist ihm der Gedanke damals doch nicht so sicher und so stetig gegen- wärtig gewesen, wie er das jetzt annimmt. Daher ist ihm die »de- fensio« hier nicht überall geglückt.* 6. Die mit der Freiheits- und Gnadenlehre zusammenhängende Überzeugung, dass auf Erden die Sündlosigkeit und Vollkommenheit nicht erreicht werden könne, hat aber noch eine zweite Wurzel. Sie stammt auch aus der Eschatologie, und die Retraetationen zeigen, dass Augustin in Bezug auf sie einen tief eingreifen- den Wandel erlebt hat. Auch nachdem er längst schon mit den Schullehren der Platoniker gebrochen hatte, war er doch noch plato- ! Freier Wille: I, 8,3—6 (15 Stellen aus der Schrift De libero arbitrio sind hier 'besprochen);. 1,9, .2..9. 10; 1, .12,.6;, 1,12, 17,01, 14,,342526 29202 Belsaune T,21,5.06; 1, 22,5; 1,25, 25; 1, 25.695. 11, 27.3255. Mexdiensterslirssskale I, 12,4; ll, 57,2. — Entstehung des Glaubens (Geschenk Gottes): I, 22,4. 5.7.8. — Die auch dem Wiedergeborenen noch anhaftende Sünde, so dass er es auf Erden nicht zur Vollkommenheit zu bringen vermag (Röm.7 und Verwandtes): I, 6,7; I; 22,2; I, 23,5; I, 25,67; II, 27,2; II, 33, 5. — Gnade und Prädestination: I, 22, 3; 1622,05016.222 05915722234 01.0242: 2212876: ® An nicht wenigen Stellen konnte sie nur deshalb glücken, weil er den Satz aus seinem Zusammenhang herausnahm und nun den Wortlaut rechtfertigte Wir missbilligen heute ein solches Verfahren als nicht aufrichtig; aber damals war es erlaubt. Jede littera scripta, so nahm man an, hat den Sinn, der sich mit dem Wortlaut irgend verträgt; sie hat also unter Umständen, wie ein Gesetzesparagraph, mehr als einen Sinn. Zahlreiche sophistische »defensiones« in den Retraetationen erklären sich so. Harnack: Die Retractationen Augustin’s all nischer Intelleetualist geblieben: es giebt zwei Sphären, die geistige und die sinnliche; wer diese, die Welt des Fleisches und des Scheins, hinter sich gelassen hat und ganz in jener lebt, hat das Gute, Gott, das ewige Leben und ist vollkommen. Aber langsam hatte sich ein anderer Gegensatz in den Vordergrund seiner Empfindung und seines Denkens geschoben: das Diesseits und das Jenseits. Hier ist Alles unvollkommen und schwach, erst dort, in dem Reiche Gottes, wird Alles vollkommen und stark sein. Der platonische Gegensatz soll dadurch nicht ganz aufgehoben werden, aber er wird an die zweite Stelle gerückt und modifieirt. Und wunderbar — das Irdische, ja das Sinnliche kommt nun wieder zu Ehren. Es steht ja nicht einem vollkommenen Geistigen im Menschen gegenüber, sondern einem sol- chen, das selbst der Verklärung und Vollendung bedarf. Kommt aber Alles auf Vollendung an, die erst im Jenseits eintreten kann, warum soll das Sinnliche nicht auch verklärt und vollendet werden? Wird das aber geschehen, so kann es von seinem Ursprung her nicht schlecht sein, das heisst — in der Denkweise jener Zeit — es war schon im Urstande vorhanden und ist erst später sündig geworden. Wie daher alle »Platonismen« abzulelınen sind, welche die Vollkommenheit des denkenden Geistes im Diesseits behaupten, so sind eben diese Plato- nismen abzulehnen, wenn sie das Sinnliche als solches verwerfen. Dutzende von Retractationen Augustin’s censuriren daher solche Stellen in seinen älteren Werken, in denen er dem Jenseits nicht die ge- bührende Stelle in den Speculationen gegeben oder in denen er die Suffizienz und Seligkeit des erkennenden Geistes bier auf Erden be- hauptet und andererseits den Urstand als den Zustand ohne Sinnlich- keit geschildert hatte. Man könnte vermuthen, dass Augustin zu dieser neuen Betrach- tung einzig durch die Autorität der Kirchenlehre gekommen sei; allein dieser Schluss ist meines Erachtens irrig.' Langsam hat sich der Wandel in ihm vollzogen, und an die Autorität der Kirchenlehre appellirt er in diesem Zusammenhang nur selten. Vielmehr sind es innere und wahrlaftige Beobachtungen, die ihn hier geleitet haben — That- ! Einen gewissen Antheil hat die Autorität des Bibelbuchstabens allerdings dabei. Das zeigt sich vor Allem in der Vorstellung von der Natur des Auferstehungsleibes. Früher hatte er ihn (mit Paulus) als »corpus sine carne« vorgestellt, jetzt denkt er darüber realistischer; denn nach dem Leibe des auferstandenen Christus, der Knochen und Fleisch gehabt habe, müsse man ihn sich vorstellen (I, 16, 2); er verweist auf seine Ausführungen im letzten Buch des Werks De eivitate dei. Siehe auch I, 21, 4, wo er die frühere Behauptung »iam non caro et sanguis erit« also »erklärt«: »secundum eorruptionem carnalem dietum est carnem non futuram, non secundum substantiam, seeundum quam et domini corpus post resurreetionem caro appellata est.« I, 25, 10; Is29,2: Sitzungsberichte 1905. 98 1118 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. sachen, über die er nicht hinweg konnte. Thatsache war, dass auch die tiefste Erkenntniss und der höchste Aufschwung den Erdenrest nicht zu bezwingen vermochten; Thatsache war, dass die Sehnsucht nach einem höheren und reineren Leben, nach Seelenfrieden und Selig- keit sich nur steigerte, je inniger der Geist hier auf Erden mit Gott zu leben sich bemühte; aber Thatsache war auch, dass die irdische Natur untrennbar zu dem Geiste selbst gehört, also nicht wie ein Kleid, das man abstreifen kann. Daher nicht Trennung und Ver- nichtung des Leibes, sondern Reinigung von Geist und Leib, nicht Befreiung, sondern Verklärung! Schauen und schmecken, nicht nur erkennen und wissen! Auch das ist platonisch oder vielmehr neu- platonisch; aber Augustin geht in der Sehnsucht nach verklärtem Sinnlichen viel weiter als die Neuplatoniker. Wenn man dem GoETHE- schen Liede: »So lasst mich scheinen, bis ich werde« eine meta- physische und religiöse Deutung geben darf — eine sehr profane liegt näher —, so drückt es die Stimmung aus, in der Augustin nach dem Jenseits ausgeschaut und an das Jenseits sich geklammert hat, als er in dem Platonismus kein Genüge mehr fand. Den »sensi- bilia« aber auf einer höheren Stufe — sollte dann auch ihr Recht werden. Dagegen ist ihm die Zuversicht zur »mens« viel geringer geworden; nicht der ereatürliche Geist als solcher, sondern die Ver- bindung des ganzen Menschen mit Gott vermittelst der geheiligten Sinne — sie kann erst in der Zukunft werden — ist der Maassstab für Alles und trägt die Seligkeit in sich." Aus der grossen Anzahl der hierher gehörigen Retractationen seien einige hervorgehoben: I, ı, 4 corrigirt er den Satz: »nihil omnino colendum totumque abiciendum, quidquid ullus sensus adtingit«; es muss »mortalis corporis sensus« heissen.” — I, I, 5 verwirft er die Definition: »beate vivere est vivere secundum id, quod in homine optimum est seil. mens et ratio«; es muss heissen: »secundum deum vivendum est«.” — I, ı, 8 will er zwar noch den Ausdruck »animum redire in caelum« mit Hülfe der Bibel und Cyprian’s vertheidigen, ' Die höhere Schätzung der Leiblichkeit spricht sich besonders stark in der Retraetatio Il, 41, 2 aus. Er hatte früher behauptet, dass das corpus visibile nicht geliebt werden dürfe; jetzt mildert er den Satz also: »quod secundum eum amorem dietum est, quo aliquid sic amatur, ut eo fruendo existimet beatum se esse, qui hoc amat; nam non est alienari in laudem cereatoris amare speciem corporalem, ut ipso ereatore fruens quisque vere beatus sit.« 2 Verelol, 3, 3; 1,4, 3: ® Vergl. 1, 2,4, wo er den Satz corrigirt: »tempore vitae huius in solo animo sapientis habitat beata vita«. Ebenso wird I, 4,5 der Satz beanstandet: »in ista vita deo intelleeto anima iam beata este; es muss »spe« hinzugefügt werden. | Harnack: Die Retractationen Augustin's. 14419 aber den platonischen Sinn lehnt er jetzt ab.‘ — I, 1, 9 (»in mente arbitror esse summum hominis bonum«) setzt er nun »in deo« für »in mente«.” — I, 3, 8 weist er die Unterscheidung einer sensiblen und einer intelligiblen Welt im platonischen Sinne zurück; er hatte sich früher für diese Unterscheidung auf den Herrnspruch berufen: »regnum meum non est de hoc mundo«; jetzt erkennt er, dass die »andere« Welt die zukünftige Welt, der neue Himmel und die neue Erde, ist; wohl giebt es auch eine intelligible Welt?, aber sie ist »ipsa ratio sempiterna atque incommutabilis, qua fecit deus mundum«. — I, 4, 2 verwirft er den Satz: »deus nisi mundos verum seire noluit«, ebenso I, 4, 7 den anderen: »penitus ista sensibilia fugienda«', I, 5, 2 den Satz: »id quod intelligitur, eiusmodi est semper«; denn der menschliche Geist wird erkannt und bleibt doch nicht immer der- selbe«. — In I, 5, 3 bemerkt er zu dem Satz: »anima si caret corpore, in hoe mundo non est« erstaunt: »quid sit, non potui recordari sed quia carere corpore in bono posui [das ist jetzt nicht mehr seine ! Der Zustand des Beseligten im Jenseits nach dem Tode ist ihm auch nicht identisch mit dem Urzustande, sondern ein besserer. Ausdrücklich interpretirt er in dieser Hinsicht einen früheren Satz (I, ıo, 3), in welchem er von einer »restitutio eorporis in pristinam stabilitatem« gesprochen hatte: »non ita dietum putetur, quasi non sint futura post resurreetionem corpora meliora, quam primorum hominum in paradiso fuerunt, cum illa jam non sint alenda corporalibus alimentis, quibus alebantur ista; sed pristina stabilitas hactenus aceipienda est, quatenus aegritudinem ita nullam corpora illa patientur, sieut nee ista pati possent ante peccatum.« Eine ganz ähnliche Ausführung auch I, 12, 5. - ® Vergl. I, 7, 3, wo er den Satz: »mihi me maxime debeo« in »deo me maxime debeo« verändert. Er fügt hinzu: »quod ergo dixi “mihi me maxime debeo’, ad ho- mines retuli; magis enim mihi me debeo quam hominibus ceteris, quamvis deo magis quam mihi.« ® Doch bemerkt er, dass der Ausdruck dem kirchlichen Sprachgebrauch fremd ist (»vocabulum ecelesiasticae consuetudini in re illa inusitatum «). * »Cavendum fuit, ne putaremur illam Porphyrii falsi philosophi tenere sententiam, qua dixit omne corpus esse fugiendum«. Indessen, fügt er hinzu, ich habe nicht »omnia sensibilia«, sondern »omnia ista sensibilia« geschrieben, »hoc est eorruptibilia«; sed hoc potius dicendum fuit, non autem talia sensibilia [seil. corruptibilia] sensibilia futura sunt in futuri saeculi caelo novo et terra nova.« Dazu vergl. die Retractatio in I, 10, 2; er hatte geschrieben: »anima istis, quae per corpus aceipit, carendo fit melior, cum sese avertit a carnalibus sensibus et divinis sapientiae numeris reformatur.« Jetzt bemerkt er: »Non sie accipiendum est, quasi non sint futuri numeri corporales in corporibus incorruptibilibus et spiritalibus (cum speciosora et decentiora futura sint), aut anima eos sensura non sit, quando erit optima, quemadmodum hie eis carendo fit melior. hie enim opus habet avertere se a carnalibus sensibus ad intelligibilia ca- pienda, quia infirma est et minus idonea utrisque simul adhibere intentionem suam, et in his corporalibus nune inlecebra cavenda est, quamdiu anima inliei ad delectationem turpem potest. tune autem firma erit atque perfecta, ut numeris corporalibus non avertatur a contemplatione sapientiae et ita sentiat eos, ut non inlieiatur ab eis nec eis carendo fiat melior, sed ita sit bona et recta, ut nec latere possint eam nee occupare.« Das ist die neue Anschauung, die er der früheren platonischen nun entgegensetzt! 95* 1120 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. Meinung], fortasse nomine corporis pestes corporeas appellavi. quodsi ita est, nimis insolenter verbo usus sum«. — I, 6, 5 will er es nicht mehr gelten lassen, dass wir Gott auf Erden »plena caritate« lieben können; er will dafür »sincera« gesetzt wissen." Ebenso will er I, 13, 3 auch die nicht mehr »beatissimi« nennen, die Gott ge- funden haben; denn sie sehen noch nicht »facie ad faciem« und er- kennen noch nicht, wie sie erkannt sind.” Dieses apostolische »facie ad faciem« hat er auch schon I, 6, 5 geltend gemacht; es ist ihm jetzt ein besonders theueres Wort. — Hatte er früher die »Fried- fertigen« in Matth. 5. 9 als solche Menschen beschrieben, bei denen alle Triebe dem Geiste untergeordnet sind und der Geist selbst Gott, so zieht er diese Definition nun (I, 18, 2) zurück; »non enim cuiquam provenire in haec vita postest, ut lex repugnans legi mentis omnino non sit in membris«; selbst die Apostel nimmt er nicht aus (I, 18, 3).* Demgemäss will er auch (I, 18, 5) Matth. 5, 18 nicht mehr von lücken- loser Vollkommenheit in Bezug auf das Halten der Gebote Gottes ver- stehen; denn es kann keine sündlosen Menschen geben; dies bezeuge auch die 5. Bitte im Vaterunser, welche die ganze Kirche täglich spricht: »omnia ergo mandata facta deputantur, quando quidquid non fit igno- seitur«.* 7. Ein paar Dutzende von Retractationen beziehen sich auf Stellen, in denen er sich, wie er nun einsieht, zu zuver- ! An der folgenden Stelle (I, 6, 6) findet sich eines der nicht seltenen Beispiele für jene Art der Selbstvertheidigung, die oben charakterisirt worden ist. Er hatte geschrieben: »Misericordes vocantur, etiam si sapientes usque adeo sint, ut iam nullo animi dolore turbentur.« Unzweifelhaft meinte er damals, es gebe solche Weise; jetzt aber ist er anderer Ansicht. Aber er hält seinen früheren Text aufrecht, weil er ja nicht »cum sint«, sondern »etiam si sint« geschrieben habe, d.h. er rechtfertigt den Wortlaut des Textes, weil der Wortlaut es gerade noch gestattet. 2 Vergl. dazu I, 13,4, wo der Satz: »nam seire ... divina beatissimum est« aus demselben Gesichtspunkt censurirt wird: »in hac vita, quantumeumque id sciatur, nondum est beatissimum, quoniam incomparabiliter longe est amplius, quod inde neseitur.« ® Hier verfährt er übrigens wieder einmal buchstäbelnd gewaltsam, um den Wortlaut dessen, was er früher geschrieben, vertheidigen zu können. Er hatte ge- schrieben: »beati pacifiei, quoniam ipsi filii dei vocabuntur, et ista quidem in hae vita eonpleri possunt, sieut conpleta esse in apostolis eredimus.« Er presst nun das »sieut«, um so den Sinn zu gewinnen, dass die Apostel auch nicht vollkommene Friedfertigkeit hier auf Erden erreicht hätten (ich habe nicht geschrieben: »conpleta esse in apostolis«, sondern »sieut conpleta« ete.) — offenbar im Widerspruch mit dem, was er wirklich früher gemeint hat. Wer heute so verführe, würde sich mit Recht den schärfsten Tadel zuziehen; aber damals bestand ein Recht, sich so zu vertheidigen (s. o.). * Vergl. dazu seine Bemerkung I], 18, 14 zu Ephes. 5, 27: Die Kirche ist nicht »gloriosa, non habens maculam«, sondern man darf sie so nennen, weil sie dazu er- wählt ist, »ut talis sit, quando Christus apparuerit, vita eius«. Dasselbe II, 44, 2 und ähnlich II, 54, 3; hier hatte er die »zizania« als die Häretiker erklärt; jetzt vermisst er ein »auch« davor; denn »zizania« seien auch in der Kirche. Harnack: Die Retractationen Augustin’s. all sichtlich ausgedrückt hatte; er ist im Alter vorsichtiger ge- worden'; die Schwierigkeiten der Probleme erscheinen ihm jetzt drückender; er will Manches nicht mehr entscheiden, was er früher entschieden behauptet hatte. Alle die hier einschlagenden Sätze zu- sammenzustellen, wäre überflüssig; aber einige müssen hervorgehoben werden, weil sie charakteristisch für seine Denkweise am Ende seines Lebens sind. In der Schrift De vera religione fand sich ein Satz (I, ı2, 3), der so verstanden werden musste oder konnte, als habe die christ- liche Religion erst mit Christus ihren Anfang genommen. Diesen Schein will er zerstören. Es folgen die berühmten Worte: »Res ipsa, quae nune Christiana religio nuneupatur, erat et apud antiquos nec defuit ab initio generis humani, quousque Christus veniret in carne, unde vera religio, quae iam erat, coepit appellari Christiana.« Sie werden denkwürdig und werthvoll bleiben, obgleich sie im Sinne Augustin’s nicht so »liberal« sind wie sie scheinen. — I, 12,8 giebt er sein letztes Urtheil über die Frage, wie die einzelnen Seelen entstehen (tradu- eianisch? ereatianisch?) ab; es lautet: »nee tune seiebam nee adhue seio.«®” Ähnlich lautet jetzt sein Urtheil über die »Öberen Wasser«: »res in abdito est valde« (I, 32, 3). — Früher hatte er mit dem Plato- nismus die Welt ein »animal« genannt; diese Behauptung nennt er jetzt eine verwegene, aber er fährt fort (I, 10, 4): »non quia hoc falsum esse confirmo, sed quia nec verum esse conprehendo.« — Keine Entscheidung will er auch jetzt mehr treffen in Bezug auf das richtige Verständniss von Matth. 16, 18, ob nämlich Petrus oder Christus hier als der Fels der Kirche bezeichnet sei: »harum duarum sententiarum quae sit probabilior, eligat lector (I, 20, 2).” — Unüberwundene Schwie- rigkeiten bleiben ihm auch in den Ehefragen übrig (II, 83); »non me ! Nur an einem Punkte gilt das nicht: er hatte sich früher so ausgedrückt, als kämen jetzt keine Wunder mehr vor, jetzt zieht er das zurück (s. I, 12, 9; I, 13, 7). Er erinnert sich an das Wunder, welches er in Mailand selbst erlebt hat (Gebeine des Gervasius und Protasius). Übrigens leugnet er, dass er früher Wunder in der Gegenwart kategorisch in Abrede gestellt habe. Geleugnet habe er nur, dass noch so grosse Wunder wie im apostolischen Zeitalter geschehen und so häufig. ? Vergl. II, 82. Es ist dieselbe Zurückhaltung, nur im Kleinsten, wenn er (I, 6, 9) jetzt darauf verzichtet, zu wissen, wie die Scarabäen entstehen. Früher hatte er gesagt: »Nemo fere de scarabaeis dubitat, quin de fimo in pilam retundato ab his atque obruto existant«, jetzt bemerkt er: »hoc exemplum utrum verum sit multi dubi- tant, multi ne audierint quidem.« ® Er selbst hält die Beziehung auf Christus für wahrscheinlicher. Das hatte er schon in mehreren Schriften ausgeführt, während er in der Schrift Contra epistulam Donati noch die Beziehung auf Petrus festgehalten hatte. Überhaupt finden sich mehrere seiner Retractationen schon in den früheren Schriften vorweggenommen. Er verweist auch ab und zu auf diese älteren Retractationen bez. auf seine späteren und besseren Behandlungen desselben Problems; so I, 17, 1; ], 25, 24; I, 25, 48; II, 67. 1122 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 21. December 1905. pervenisse ad huius rei perfectionem sentio, quamvis multos sinus huius diffieillimae quaestionis aperuerim, quod iudicare poterit, quis- quis intellegenter legit.« — Wie viel vorsichtiger er geworden ist, zeigt endlich auch II, 56, 2. Früher glaubte er gewusst zu haben, wie die Dämonen die Gedanken der Menschen zu erkunden vermögen; jetzt nennt er seine Behauptung in dieser »res oceultissima« eine allzu kühne und meint, die richtige Antwort könne nur sehr schwer oder überhaupt nicht gefunden werden. In dieser Analyse ist der sachliche Inhalt der Retractationen wesent- lich erschöpft. Nur zwei ganz für sich stehende Einzelheiten sind noch hervorzuheben. Erstlich, in der Schrift Contra partem Donati, hatte er jedes Eingreifen der Staatsgewalt in den Kampf mit dem Do- natismus abgelehnt (»non mihi placere ullius saecularis potestatis in- petu seismaticos ad communionem vehementer artari«). Jetzt bemerkt er zu diesem Urtheil (II, 31): »et vere mihi tune non placebat, quo- niam nondum expertus eram, vel quantum mali eorum auderet in- punitas vel quantum eis in melius mutandis conferre posset diligentia diseiplinae.« Er macht also aus dem Wandel seiner kirchenpolitischen Erwägungen kein Hehl, und die Gründe, die er angiebt, sind nicht verächtliche: die Donatisten waren zum Aufruhr und Blutvergiessen vorgeschritten, und ein grosser Theil der bethörten Massen war wirk- lich nur durch die Polizei zur Raison zu bringen. Aber man weiss auch, was der Wandel der Erwägungen Augustin’s für die Kirchen- geschichte bedeutet hat. Er wurde die Autorität und der »doctor gravis« für die Ketzerprocesse und die Inquisition! Auch unsere Stelle hat daran ihren Antheil. Die andere Stelle bezieht sich auf die Confessionen. Es ist oben gesagt worden, dass Augustin in den Retractationen die Formen seiner Bücher und seine Rhetorik nicht kritisirt habe. Die einzige Ausnahme bildet eine Bemerkung zu Confess. IV, 6, ıır. Er hatte in Bezug auf den Tod seines Freundes dort geschrieben: »ideo forte mori metue- bam, ne totus ille moreretur, quem multum amaveram.« Hierzu be- merkt er nun (I, 32, 2): »quae mihi quasi declamatio levis quam gravis confessio videtur, quamvis utcumque temperata sit haee ineptia in eo, quod additum est ‚forte’.« Ist es zufällig, dass Augustin nur an den Confessionen eine Stelle als üble Phrase gerügt hat? Er hätte auch in anderen seiner Bücher Ähnliches kritisiren können. Er liess es passiren; aber in den Confessionen, so empfand er wohl, war jede Deelamation doppelt störend. Wir würden freilich noch einige andere Stellen dort beanstanden. . . ne) )D Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1123 Es ist ein geschlossenes und deutliches Charakterbild, welches uns in diesem Werk entgegentritt. Das gilt sowohl von dem Schrift- steller wie von dem Theologen. Da ist nichts Problematisches und nichts Gemachtes. Alle kleinen Interessen sind verschwunden und alle Künste sind verschmäht. Kein Zug von Eitelkeit oder von Selbsti- schem zeigt sich. Dieses Werk ist das Denkmal des grossen Mannes in der Epoche seiner Vollendung; Niemand vermag ihm ein würdigeres zu setzen. »Inveniet [lector] fortasse, quomodo seribendo profecerim« — diese Absicht hat der Autor mit seinem Buche gewiss erreicht. Dass er, seit er zu schreiben begonnen, ein aufmerksamerer und gehorsamerer Schüler der Bibel geworden ist, dass er viel Platonisches abgestreift hat, dass seine Weltauffassung und sein Glaube noch theocentrischer geworden sind, dass hinter dem einen Interesse »Gnade und Frei- heit« alles Übrige mehr und mehr zurückgetreten ist, ist offenbar. Vor Allem aber — offenbar ist, dass der Gottesgedanke und wiederum der Gedanke des Jenseits und die Sehnsucht nach ihm nun sein ganzes Fühlen und Denken bestimmen. An die Stelle des platonischen Gegen- satzes des Sensibeln und Intelligiblen ist der Gegensatz der gegen- wärtigen und der zukünftigen Katastase getreten. Vom Standpunkte der »Aufklärung« freilich kann man geneigt sein, dieses Alles als Rückschritte zu betrachten: gebundener und enger ist er geworden als theologischer Denker, als Exeget und als Kirchenmann. Allein dieses Urtheil ist schwerlich ein psychologisch zutreffendes und ge- rechtes. Nichts hat sich in Augustin entwickelt, was nicht schon in ihm angelegt war, als er seine christliche Schriftstellerei begann. Enger und gebundener musste er werden, um den beispiellosen Reich- thum seines Gefühlslebens, die Regsamkeit seines Erfahrungstriebs und seine intellectuelle Phantasie zu zügeln und in Kraft zu verwandeln. In dem Maasse, als er sich beschränkte, wurde er auch geschlossener, und wuchs sein Einfluss auf die Kirche seiner Zeit und der Folgezeit. Denn das, was als Enge und Gebundenheit bei ihm erscheint, hat seinen letzten Grund in seinem immer gewaltiger sich entwickelnden Gottesglauben. Dass dieser zu einer engeren und gebundeneren Theologie führte, lag in der Zeit und in den allgemeinen geschicht- lichen und intellectuellen Voraussetzungen, von denen sich auch ein Genius nicht zu befreien vermochte. Innerlich aber empfand Augustin, indem er die Consequenzen des Theismus zog, Befreiung und Klar- heit. Darin darf man aber auch vom Standpunkt der Aufklärung einen Fortschritt bei ihm erkennen, dass er den platonischen Akosmismus und die Flucht vor dem Sinnlichen — auf Grund seines Theismus — mehr und mehr überwunden hat. Früher hatte er den creatürlichen 1124 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. Geist neben den Thron Gottes gestellt und alles Körperliche im Menschen eben deshalb preisgegeben; jetzt denkt er nicht mehr so hoch von diesem Geiste, aber er schaut nach einer Verklärung aus, die, den geheiligten Sinnen ihr Recht lassend, den ganzen Menschen erheben und heiligen wird — gewiss erst im Jenseits; aber was für das Jenseits gilt, kann nicht ohne vorgreifende Wirkung auch für das Diesseits sein. Glaube, Hoffnung und Liebe schlagen die Brücke zwischen beiden Reichen. Den Eindruck der Retractationen auf die Folgezeit anlangend, so werden sie im vorkarolingischen Zeitalter von Possidonius, Prosper Aquitanus, Cassiodor und Beda erwähnt. Das, was die an erster und an vierter Stelle Genannten geäussert haben, ist im Eingang bereits mitgetheilt worden. Ein wirkliches Verständniss für die Bedeutung des Buchs geht aus ihren Worten nicht hervor. Prosper streift die Retractationen einmal in seinen Responsiones ad Excerpta Genuensium (Mıexe T. 51 Col. 190) und hat wenigstens die universalen Absichten des Werks nicht wie Beda verkannt (» Augustinus [in illo opere] omnes opiniones suas censoria gravitate discussit«). Cassiodor ist der einzige Schriftsteller im Alterthum, der einen tieferen Eindruck von dem Werk aufgenommen hat. Er schreibt (De inst. div. script. 16, Mıexe T. 70 Col. 1133): »Si quis dieta sua diligenter cupit examinatione purgare nec incauta temeritate delinquere, duos libros Retractationum S. Augustini studiosa lectione percurrat, unde et se comat imitando et agnoscat quantum sapientiae copiam beatissimo patri indulgentia divina con- tulerit, ut quem nemo poterat fortasse reprehendere, ipse se videatur cautissima retractatione corrigere.« Der Ausdruck »cautissima retrac- tatio« ist fein gewählt. — Über die Einwirkungen des Werks auf die Schriftsteller der Renaissance habe ich keine Studien gemacht. Anhang. I. Die litterarischen Angaben. Es wird wenige Bücher des Alterthums geben, die so viele und mannigfaltige Notizen über litterarische Dinge enthalten wie die Retractationen. Beziehen sie sich auch durchweg auf die Schriftstellerei Augustin’s selbst, so lassen sie doch auch Schlüsse allgemeiner Art zu. 1. Augustin hat in seinem Werke 93 »opera«, in 232 »libri« aufgeführt.! Man kann nicht nachweisen, dass er auch nur eines seiner Werke übergangen hat. Da- ' Die Zählung hat er selbst gegeben, s. Retract. II, 93. Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 1125 gegen fehlen uns heute zehn von diesen Werken (in elf Büchern)." Es ist uns aber auch nicht bekannt, dass sie je in den Strom der Litteratur gekommen sind; sie sind wohl schon bald nach Augustin’s Zeit verschollen. Ihr Fehlen aber beweist — was an sich wahrscheinlich ist —, dass sich die Opera Augustini niemals auch nicht am Anfang — in Form einer Gesammtausgabe fortgepflanzt haben. An sich war die Möglichkeit dafür gegeben; denn Augustin (s. 0.) hat gewünscht, dass seine Werke in chronologischer Reihenfolge, also doch wohl vollständig, gelesen werden mögen, und hat sie bei der Retraetation zu diesem Zweck gesammelt und geordnet.? Auch bezeugt sein Bioeraph Possidonius, dass sie in Hippo — und zwar noch nach o- te} dem Vandalensturm — in durchgesehenen Exemplaren zu finden seien.? Allein, wer war im Stande, das alles durchzulesen und abzuschreiben?* Als einzelne oder in Gruppen haben sie sich verbreitet, einige von dem Moment ihres ersten Erscheinens an in grösstem Umfange. »Ipsi quoque haeretiei concurrentes cum catholieis hos libros sive tractatus mirabili dei gratia procedentes ac profluentes, instructos rationis copia atque auetoritate sanctarum seripturarum, ingenti ardore audiebant, et quisquis, ut voluit et potuit, notarios adhibens etiam ea quae dicebantur excepta descripsit. et inde iam per totum Africae corpus praeelara doctrina odorque suavissimus Christi diffusus et manifestatus est congaudente quoque, eo conperto, ecelesia dei transmarina.«° 2. Über Unterschiebungen oder böswillige Verfälschungen seiner Werke hat Augustin nirgendwo in den Retractationen geklagt.° 3. Augustin unterscheidet scharf »libri«, »epistulae«, »sermones«, rechnet aber diese drei Abtheilungen in gleicher Weise zu seinen »Werken«.” Der Unterschied zwischen »libri« und »epistulae« im Sinne des Autors ergiebt sich aus II, 36. 46. 51. 82. Als Brief darf kein Schriftstück bezeichnet werden, dem die Namen des Ver- fassers und des Adressaten fehlen.° Ist von zwei Abtheilungen eines Werkes die eine ! ], 20 („Contra ep. Donati haeret. lib. 1I«), 11, 31 (»Contra partem Donati lib. 1I«), II, 37 (»Contra Hilarum lib. I«), II,45 (»Contra quod adtulit Centurius a Donatistis lib. I«), I, 53 (»Probationum et testimoniorum ce. Donatistas lib. I«), II, 54 (»Contra Donatistam nescio quem lib. I«), 11,55 (»Admonitio Donatistarum de Maximianistis lib. I«), U, 58 (»Expositio ep. Jacobi ad XII tribus«), Il, 61 (»De Maximianistis contra Donatistas lib. I«), II, 72 (»Ad Emeritum ep.-Donatistarum post conlationem lib. I«). Wie man sieht, waren diese Werke mit Ausnahme von zweien antidonatistische; sie sind nicht mehr abgeschrieben worden, weil sich ihr theologischer Inhalt zu einem grossen Theil mit dem anderer Bücher gedeckt haben wird und die donatistische Frage überhaupt an Interesse verlor. Über Bücher, die dem Autor bei seinen Leb- zeiten abhanden gekommen sind, s. u. ?2 Sie sind miteingeschlossen in jener Bestimmung Augustin’s, von der Possidonius (Vita 31) berichtet: »Testamentum nullum feeit, quia unde faceret pauper dei non habuit; ecclesiae bibliothecam oınnesque codices diligenter posteris eustodiendos sempre iubebat.« Vıtaens® * Der Fall lag hier ähnlich wie bei den Opp. Origenis in der Bibliothek zu Cäsarea. VE» Tre ° Es ist das immerhin wichtig, da Fälschungen an der Tagesordnung waren. Einmal bemerkt er (II, 88), dass die dem Comes Valerius übersandten Excerpte aus den vier Büchern des Pelagianers Julian mit den Originalen nicht überall stimmten (»non omnia eo modo, quo a Iuliano dieta sunt, ad eundem comitem scripta, sed nonnulla eorum aliquantum immutata«); vergl. damit die Bemerkungen im Opus imperf. in Iul., lib. 1. ” Aus mehreren Stellen geht hervor, dass er die Bücher und Briefe durchweg dietirt hat (nicht aber die Predigten). Für alle Werke braucht er auch die Bezeich- nung »disputationes«. ® I, 36: »quia in eiusdem opuseuli capite non posui, quis ceui seriberet, non in epistulis meis, sed in libris habeatur.« 1126 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 21. December 1905. ein Brief, die andere ein Buch, so riehtet sich die Gesammtbezeichnung nach der pars potior.! Der Brief soll zwar eine gewisse Länge nicht überschreiten, aber bleibt auch dann noch ein Brief. Der Umfang entscheidet also nicht.? 4. Auf die Feststellung des correeten Titels eines jeden Werkes legt Augustin grosses Gewicht; er benutzte die Retractatio, um die Titel, wo es noch nöthig war, endgültig zu formulieren. Ebenso giebt er genau das Initium jedes Werkes an, nicht aber die Initia der einzelnen Bücher. 5. Er besass einen »Indieulus« seiner »libric und »epistulae« (wohl auch der »sermones«)?®; allein er fand, wenigstens in einem Falle, dass dieser Catalog un- vollständig war. Dabei erfährt man, dass seine Schriften zum Theil in Sammelbänden in seiner Bibliothek standen.* 6. Über Verluste seiner eigenen Bücher oder Theile derselben hat er mehrmals zu klagen. Von den in Mailand verfassten Werken hat er das über die Grammatik verloren’, ebenso die über die Dialektik, Rhetorik, Geometrie, Arithmetik und Philo- sophie; doch hatte er nur die Anfänge der Ausarbeitungen nach Africa hinüber- genommen, und er meint, sie müssten sich in Abschriften noch bei Einigen finden.® Gegen den Manichäer Adimantus hat er zweimal geschrieben. Die erste Gegenschrift, die er »pro se« entworfen hatte, ging verloren; sie tauchte aber wieder auf, nachdem er »in populären Predigten« auf die von Adimantus aufgeworfenen Quästionen ein- gegangen war.” Von seiner Schrift De ordine fand sich in seiner eigenen Bibliothek nur ein verstümmeltes Exemplar, als er die Retractatio unternahm.*® 7. Von besonderem Interesse sind die Fälle, wo ein Buch ohne seinen Willen edirt worden ist. Von dem Traetat De immortalitate animae bemerkt er, dass er von ihm für seinen privaten Gebrauch (vergl. das »pro me« in I, 21) niedergeschrieben worden sei, »sed nescio quomodo me invito exiit in manus hominum et inter mea opuscula nominatur«°. Ähnlich ging es mit der Schrift De mendacio. Er hatte sie ! 11.46: »horum librorum prior epistula est — habet quippe in capite, quis ad quem seribat —, sed ideo inter libros adnumeratur hoc opus, quoniam sequens, qui nomina nostra non habet, multo est prolixior et in eo multo plura tractantur.« Ähnlich HI, 51: von den drei Büchern gegen Petilian ist das erste ein Brief; »sed ideo inter libros habetur, quia ceteri duo in eadem causa libri sunt.« Cf. II, 82. ® I,82,ı: »ad Petrum quamvis habeat libri prolixitatem, tamen epistula est.« ®° Einen der Vollständigkeit nahekommenden »Indieulus librorum, traetatuum et epistolarum s. Augustini« bietet Possidius im Anhang zu seiner »Vita«. Der Catalog ist in der ersten Hälfte sachlich geordnet und vermerkt bei jeder Hauptmaterie sowohl die einschlagenden Bücher als auch die Predigten und Briefe; dann folgen »diversi libri vel tractatus vel epistolae«. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Catalog auf den, welchen Augustin selbst benutzte, zurückgeht; s. die Unterschrift: »Fient simul . . ac per hoc quod memoratus s. Augustinus episcopus spiritu divino actus in s. ecelesia catholica ad instructionem animarum feeit libros, tractatus, epistolas, numero MXXX, exceptis iis qui numerari non possunt, quia nee numerum designavit ipsorum« ... * 8. 11,67: »Inveni in quodam nostro codice, in quo et iste liber [»De videndo deo«] est, quoddam commonitorium a me factum de hac re ad episcopum Siecensem Fortunatianum, quod in opuseulorum meorum indieulo nee inter libros nee inter epistulas est notatum.« ° 1,5,6: »de armario nostro perdidi.« N ELOR TO, 217,7. 8 I, 2,2: »sane istum librum in nostro codice interruptum repperi et non parum minus habere. et sie a fratribus quibusdam deseriptus est, nee adhuc apud aliquem integrum inveneram, ex quo emendarem, quando haec retractavi.« ll I a Harnack: Die Retractationen Augustin’s. IT für sich selbst niedergeschrieben und wohl auch Freunden mitgetheilt, aber, schreibt er, »hune auferre statueram de opuseulis meis [er war also in die Privatbibliothek eingestellt gewesen], quia et obscurus et anfractuosus et omnino molestus mihi vide- batur, propter quod eum nee edideram. deinde cum postea scripsissem alterum, euius titulus est »Contra mendacium«, multo magis istum non esse deereveram et iusseram, sed non est factum [sein Secretär hatte also den Tractat doch nicht vernichtet]. itaque in ista retractatione opusculorum meorum cum eum incolumem repperissem, etiam ipsum retractatum manere praecepi, maxime quia in eo nonnulla sunt necessaria, quae in illo altero non sunt.«! Ein dritter Fall liegt I, 17 vor: Augustin hatte die Auslegung der Genesis [nacı dem Wortsinn] begonnen; aber er brach noch vor Vollendung des ersten Buchs ab — denn die Aufgabe war ihm zu schwer — und wollte die Arbeit vernichtet sehen; »sed in hoc opere cum mea opu- seula retractarem, iste ipse, ut erat inperfeetus, venit in manus, quem neque edi- deram et abolere deereveram, quoniam seripsi postea duodeeim libros, quorum titulus est: »De Genesi ad litteram.« in quibus quamvis multa quaesita potius quam inventa videantur, tamen eis iste nullo modo est conparandus. verum et hunc post- eayıam retractavi, manere volui, ut esset index, quantum existimo, non inutilis rudimentorum meorum in enucleandis atque serutandis divinis eloquiis, eiusque titulum esse volui: »De Genesi ad litteram imperfeetus««.? Diese Mittheilung ist in doppelter Hinsicht interessant, erstlich weil sie, zusammen mit den vorhergehenden, die Bedeutung der Edition in ein helles Licht rückt. Manche Schriften des Alterthums sind auf uns gekommen, die niemals »edirt« worden sind, und es bedeutet einen wichtigen Fortschritt der litterarischen Kritik, dass man in neuester Zeit auf diese Erkenntniss grösseres Gewicht legt. Eine Reihe von Schriften Augustin’s ist von Haus aus gar nicht für die Edition bestimmt gewesen, sondern erst bei der Retractation »herausgegeben« worden. Zweitens erkennt man aus der Recht- fertigung der nachträglichen Herausgabe dieser Schrift, dass Augustin das »quomodo seribendo profecerim« der Vorrede besonders auf seine Bibelstudien bezogen wissen wollte. Übrigens ist es doch auch ein Beweis für sein Selbstbewusstsein als Schrift- steller, dass er nun auch seine unvollkommenen Arbeiten »edirt« und nicht zweifelt, dass selbst seine Leistungen als Rekrut für das Publicum Interesse haben. Schliesslich ist noch auf II, 4ar hinzuweisen, nämlich auf die interessanten Bemerkungen über das grosse Werk De trinitate: »Libros quindeeim seripsi per aliquot annos. sed cum eorum duodecim non perfeeissem et eos diutius tenerem, quam possent sustinere, qui vehementer eos habere cupiebant, subtracti sunt mihi minus emendati, quam deberent et possent, quando eos edere voluissem. quod posteaquam conperi, quia et alia eorum apud nos exem- plaria remanserant, statueram eosiam ipse non edere, sed sichabere, ut alio aliquo opusculo meo, quid mihi de his evenerit, dicerem. urguen- tibus tamen fratribus — quia resistere non eis valui — emendavi eos, quantum emendandos putavi, et conplevi et edidi adiungens eis a capite epistulam .... qua tamquam prologo exposui et quid aceidisset et quid facere mea cogitatione voluissem et quid fratrum conpellente caritate feeissem.« Die ungeduldigen Freunde haben also eine »llinausgabe« eigenmächtig und ohne Wissen des Autors ver- anstaltet. Man lernt aber ferner hier, dass das Werk, obgleich es noch nicht für die Edition durchgesehen war und sich noch im Besitz des Autors befand, doch bereits in mehreren Exemplaren existirte. Auch die von ihm nicht autorisirte Ausgabe ver- anlasste den Augustin zunächst noch nicht, sie durch eine authentische zu ersetzen; er wollte vielmehr jener verfrühten ihren Lauf lassen, aber in einer seiner nächsten ! I, 25. Er bestimmt nun erst, dass das ältere Werk den Titel »De mendaeio«, das spätere »Contra mendacium« führen soll. 2 Er berichtet weiter im Folgenden, dass er dem Werke nicht nur das Leben gelassen, sondern auch das unvollendete Buch bei der Retractation zu Ende geführt habe. 1128 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 21. December 1905. Schriften die Leser über den Sachverhalt aufklären. Indessen das Verlangen der Brüder war so gross, dass er endlich nachgab, das Werk vollendete und die Emendationen vor- nahm, die für eine Edition nothwendig erschienen. Man sieht hier in interessante Vorgänge hinein: einem berühmten Autor wurden die Werke geradezu abgezwungen! 8. Die Veranlassungen für die einzelnen Werke und den Inhalt hat Augustin in den Retraetationen vermerkt, bald ausführlicher, bald kürzer.! Vieles ist »iuben- tibus fratribus« ?, vieles unmittelbar aus den kirchlichen Kämpfen entstanden und folgte in einzelnen Fällen den Auslassungen der Gegner so rasch. dass nicht einmal deren vollständige Kundgebung abgewartet wurde.? Sehr häufig hat er die Arbeit an einem Werke unterbrochen und eines oder mehrere neu aufgenommen und zu Ende geführt. Er giebt darüber nun an vielen Stellen genau Rechenschaft.* Manches blieb daher unvollendet, was er aber doch — sei es schon früher, sei es jetzt bei der Retrac- tatio — edirte, so das Werk der Soliloquien (I. 4: »imperfeetum remansit«)°, so der Traetat Contra epistulam Manichaei®, ja sogar das wichtige Werk De doctrina Chri- stiana, welches er aber nun bei der Retractatio — also nach vielen Jahren — zu Ende führte.” Dass die Auslegung des Römerbriefs nicht vollendet wurde, hatte seinen Grund, wie bei der Genesis (s. oben), in der Schwierigkeit der Aufgabe. *® Im Speziellen sind litterar-kritisch mehrere Aufschlüsse, die Augustin über einzelne Werke gegeben hat, von besonderem Interesse. Von dem grossen Werke De diversis quaestionibus LXXXIII bemerkt er’: »cum dispersae fuissent per cartulas multas — quoniam ab ipso primo tempore conversionis meae, posteaquam in Africam veni- mus, sieut interrogabar a fratribus, quando me vacantem videbant, nulla servata ordi- natione dietatae sunt —, iussi eas iam episcopus colligi et unum ex iis librum fieri adhibitis numeris, ut quod quisque legere voluerit facile inveniat.« Hier sind nicht weniger als drei dankenswerthe Nachrichten gegeben, nämlich über die Entstehung solcher Quästionen und Responsionen!', über ihre vorläufige Fixirung und Verbreitung »per cartulas (multas)«e — eine meines Wissens einzigarlige Kunde — und über ihre Sammlung und Edition, nicht durch den Autor, sondern auf seine Veranlassung. Das hatte die Folge, dass auch Fremdes in die Sammlung kam (ein Stück eines gewissen Fontejus und ein solches von Cicero, s. oben); aber Augustin liess es darin, »quia per me innotuit fratribus« — für die litterarische Kritik derartiger Sammelwerke ist dieser vom Autor selbst constatirte Thatbestand von hoher Bedeutung. Noch inter- essanter ist, was Augustin über die Adnotationes in lob und die Expositio epistulae lacobi berichtet!!: »Hie liber [Adnot. in Iob] utrum meus habendus sit an potius eorum, ! Selten verweist er auf die Prologe zu den einzelnen Schriften (s. oben und II, 38). Siehe z.B. II, 37. 60. 89 und sonst. Siehe z.B. Il, 51.52. Petilian scheint sich darüber, nicht ohne Grund, be- sonders erzürnt zu haben. Siehe ll, 2:71.35: 71,2: 1,78507-22115700 yranındaagaSe Vergl. dazu II, 5, ı: Das zum Privatgebrauch niedergeschriebene Büchlein De immortalitate animae sollte ihm ein »quasi commonitorium propter Soliloquia ter- minanda« sein. ° ]1, 28: »prineipia eius sola redarguit, sed in ceteris illius [seil. des manichäi- schen Briefs] partibus adnotationes, ubi videbatur, adfixae sunt, quibus tota subver- titur et quibus admonerer, si quando contra totam sceribere vacuisset.« ” 11, 30: »libros de doctrina Christiana cum inperfectos conperissem, perficere malui quam eis sie relictis ad alia retractanda transire. conplevi ergo tertium li- brum...., addidi etiam novissimum librum.« ® 1,24: »deinde cessavi alia volumina adiungere exponendo epistulam totam; ipsius operis magnitudine ac labore deterritus et in alia faciliora delapsus sum.« Ben. '° In der griechisch-kirchlichen Litteratur ist diese Gattung sehr häufig. 239258. 2 3 5 Harnack: Die Retractationen Augustin's. 2X qui eas, sieut potuerunt vel voluerunt, redegerunt in unum corpus desceriptas de frontibus codieis, non facile dixerim«; vergl. II, 58: »Inter opuseula mea repperi expositionem epistulae lacobi, quam retractans adverti adnotationes potius expositorum quorundam eius locorum in librum redactas fratrum diligentia, qui eas in frontibus codicis esse noluerunt.« In beiden Fällen hat er selbst nur dietirte Scholien an die Ränder des Bibelexemplars setzen lassen!, aber die Freunde hatten daraus ein Buch gemacht, ohne einen Auftrag dazu zu haben. Dieser Fälle muss man sich bei Commentaren anderer Väter erinnern. Die Arbeit der Freunde hatte beim Jacobusbrief im Ganzen seinen Beifall*; aber beim Hiob war die Unterlage so unfertig und ungenügend, dass Augustin das Buch nur bestehen liess, weil es einmal da war.® — Von dem Werk De octo Duleiti quaestionibus (ll, 91) bemerkt er, dass er es nicht mit aufgeführt hätte, weil es aus früheren seiner Schriften compilirt sei, »nisi et dis- putationis aliquid a nobis interpositum reperiretur in eo, et uni earum quaestionum non ex opuseulo aliqguo meo responsionem, sed tune quae potuit oceurrere reddidi«. Endlich sind noch einige Unterscheidungen, die er macht, litterar-kritisch von Be- deutung. Den Tractat De agone (ll, 29) bezeichnet er ausdrücklich als »humili ser- mone« für die »fratres in eloquio Latino ineruditi« geschrieben. Man kann also hier lernen, was Augustin den »niederen Stil« nennt. Schon vorher hatte er (l, ı9) über den »Psalmus contra partem Donati« geäussert: »Volens etiam causam Donatistarum ad ipsius humillimi vulgi et omnino inperitorum atque idiotarum notitiam pervenire et eorum, quantum fieri per nos posset, inhaerere memoriae, psalmum, qui eis canta- retur, per latinas litteras feei, sed usque ad V litteram, quales “abecedarias’ appellant.« Er folgte also dem Beispiel des Arius — es ist freilich ungewiss, ob er es gekannt hat — und brachte die polemische Theologie in Verse für das Volk. Gewiss gab es aber auch dafür sehr viel ältere Vorbilder in der antiken Didaktik.* Beachtenswerth ist ferner die Unterscheidung, die er in Bezug auf Disputationen macht, ob sie von Notarien während des Sprechens aufgenommen oder nachträglich von ihm selbst nieder- geschrieben worden sind. Das Erstere gilt von den Acta contra Fortunatum Mani- chaeum (»quae disputatio nobis altercantibus excepta est a notariis, veluti "Gesta’ con- ficerentur; nam et diem habent et consulem«, I, 15, ı) — sie haben also den Cha- rakter eines authentischen Protocolls —, ferner von der Schrift Contra Felicem Mani- chaeum (II. 34) und den Gesta cum Emerito Donatista (II, 77), das Letztere von der Schrift De fide et symbolo (I, 16, r)°, dem Brevieulus eonlationis cum Donatistis (Il, 65) ! Siehe seine Unterscheidung der Expositio einer biblischen Schrift in I, 23, r: »exposui epistulam «non carptim, i. e. aliqua praetermittens, sed continuanter et totam«. ® »Adiuvant aliquid, nisi quod ipsam epistulam, quam legebamus, quando ista [die Scholien] dietavi, non diligenter ex Graeco habebamus interpretatam.« Man sieht, die lateinische Übersetzung der katholischen Briefe war noch im Fluss. Augustin besass jetzt eine bessere Übersetzung. ® »Suaves paueissimis intelligentibus sunt, qui tamen necesse est oflendantur ınulta non intellegentes, quia nee ipsa verba, quae exponuntur, ita sunt deseripta in multis loeis, ut appareat, quid exponatur [die lateinische Übersetzung des Hiob war unter aller Kritik und an vielen Stellen ganz unverständlich!]; deinde brevitatem sen- tentiarum tanta secuta est obsceuritas, ut eam lector ferre vix possit, quem necesse est plurima non intelleeta transire; postremo etiam mendosum conperi opus ipsum in co- dieibus nostris, ut emendare non possem nee editum a me diei vellem, nisi quia scio fratres id habere, quorum studio non potuit denegari.« * Vergl. Anasrasısewic, Die paränetischen Alphabete in der griechischen Litte- ratur. München 1905. — Populär gehalten war auch die Admonitio Donatistarum de Maximianistis (II, 55), »libellus brevissimus, ut posset facilitate deseribendi in manus plurium pervenire et ipsa sui brevitate facilius commendari memoriae«. 5° »Coram episcopis ..., qui plenarium totius Africae coneilium Hippone Regio habebant, De fide et symbolo disputavi, quam disputationem nonnullis eorum, qui nos familiarius diligebant, studiosissime instantibus in librum contuli.« 1130 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 21. December 1905. und der Expositio quarundam propositionum ex epistula apostoli ad Romanos (I, 22). Augustin glaubt es übrigens fast entschuldigen zu müssen, dass er offieielle Streit- reden, die er gehalten, in die Zahl seiner Werke aufnimmt, da sie kirchliche Acten- stücke geworden seien und damit aufgehört hätten, Privatschriften zu sein.! I. Zum Text der Libri Retraetationum. Der Text der in sehr vielen Handschriften uns überlieferten Bücher ist zweimal kritisch recensirt worden, von den Maurinern (1679) und von Hrn. Kxörr für die Wiener Sammlung (1902). Die letztere Ausgabe beruht auf augenscheinlich sehr sorg- fältig gemachten Collationen von 18 Handschriften, die sämmtlich dem 8. bis 12. Jahr- hundert angehören und unter denen der Corbeiensis (nune Petropolitanus) — C, der Vercellensis = V, der Wirceburgensis = H, der Bononiensis =D, der Monacensis — M, der Sessorianus — S und der Sangallensis = G die ältesten sind.” Das Überlieferungs- material ist vortrefflich, obgleich keine Handschrift bis hinter die Zeit der Barbarei hinaufgeht. Nur ganz wenige Stellen giebt es, an denen man die Conjeetur nöthig hat. Die Codd. CD(RE) bilden eine besondere Familie gegenüber den anderen Zeugen.? Hr. Knörr hat diese Familie, die den ältesten Zeugen in ihrer Mitte hat*, so bevorzugt, dass er ihr, wo es nur irgend möglich schien, Recht gegeben. In Folge davon unter- scheidet sich sein Text von dem der Mauriner, wenn ich richtig gezählt habe, an 499 Stellen’, unter denen 94 leichte Umstellungen sich befinden. Eine Rechtfertigung seines kritischen Verfahrens hat Hr. Knörr nicht gegeben, vielmehr auf eine spätere Abhandlung verwiesen, die meines Wissens bisher noch nicht erschienen ist. Dieser Mangel seiner Ausgabe — die Prolegomena bieten über eine sehr knappe Beschreibung der Handschriften und die Statuirung der zwei Familien hinaus fast nichts — ist sehr empfindlich. Im Bunde mit der offenbaren Thatsache, dass C (bez. CDRE) an einigen Stellen sicher mit Unrecht bevorzugt ist, hat er es verschuldet, dass Hr. JüLıcher® über diese Ausgabe geurtheilt hat: »Bei dem Enthusiasmus Knörr's für CD als »führende« Handschriften ist leider das Resultat seiner fleissigen Arbeit ein Text der Retractationen geworden, auf den man sich weit weniger verlassen kann als auf den der Benedietiner- Ausgabe. « Ich war durch dieses Urtheil unwillkürlich etwas beeinflusst, als ich den Text der Retractationen durchzuarbeiten begann, und da ich ausser den von Hrn. JüLıcner nach- gewiesenen Stellen” noch andere fand, in denen Hr. Ksörr sicher zu Unrecht CDRE folgt®, so war ich nahe daran, mir das Ergebniss der Kritik JÜLICHER’S anzueignen. ' Vergl. II, 34: »gesta sunt ecclesiastica, sed inter meos libros conputantur.« II, 77: »quae eum illo egerimus praesentibus episcopis ... ecelesiastica gesta testantur, quae in meis habentur opuseulis.« Einmal sagt er sogar (II, 66): »multo brevius id egi in quadam ad Donatistas rursus epistula, sed quia in coneilio Numidiae omnibus, qui ibi eramus, hoc fieri placuit, non est in epistulis meis.« ® © stammt aus dem 8., V aus dem 8./9., HDMSG aus dem 9. Jahrhundert. D ist sehr wahrscheinlich eine direete Abschrift von C. ® Diese Erkenntniss ist Hrn. Knörr zu verdanken; natürlich finden sich auch Mischungen, und ganz reinlich lässt sich die Unterscheidung überhaupt nicht durch- führen. * Auch die Mauriner haben ihn gekannt und benutzt. Orthographisches ist dabei bei Seite gelassen. ° Theol. Litt.-Ztg. 1903 Col. 5ıff. 7 P=33, 8585,11; 171,7; 184,23; 185, 35.106, 9: Über p- 84, 5 und 184, ıı wird man anders urtheilen können. ° P.150,9 (»quod dixic kann nicht fehlen); 151, 2 (»et« zwischen »unitate« und »eorundem» ist unentbehrlich); 146, 10 (»quorum«, nicht »quod« muss es heissen); 151, 10 (»tribus«, nicht »quibusdam«) u. s. w. 5 Harnack: Die Retractationen Augustin’s. 131 Allein als ich mir die Mühe nahm, die zwischen den beiden Familien bestehenden handschriftlichen Differenzen in Classen zu ordnen, habe ich mich mehr und mehr davon überzeugen dürfen, dass Knörr’s kritische Grundsätze in der Haupt- sache die richtigen sind. Die Retractationen sind, wahrscheinlich sehr frühe, grammatisch -stilistisch durchgearbeitet worden, und zwar ganz systematisch. Diese Durcharbeitung richtete sich namentlich auch darauf, den Text zu glätten und ver- ständlicher zu machen durch eine Fülle eingeschobener Wörtchen.! Diese fehlen in CR bez. in CR! (mit ihren Trabanten), während die übrigen Zeugen sie bieten. Meine erste Annahme, dass sie in CR ausgelassen seien, liess sich im Fortgang der Untersuchungen nicht halten; denn Gründe für die Auslassungen waren in der grossen Mehrzahl der Fälle nicht ersichtlich (wohl aber Gründe für die Hinzufügung), und auch der Versuch scheiterte, sie auf Lücken oder unleserliche Stellen im Archetypus zurückzuführen.” War einmal an diesem Punkte erwiesen, dass ÜR das Richtige be- wahrt haben, so ergab sich auch, dass in den zahlreichen Fällen von Unistellungen und von Änderungen des Tempus und Modus die ältere Fassung bei CR zu suchen ist. Auf Grund dieser Beobachtungen erschien dann aber das Verfahren Knörr’s im Wesentlichen als gerechtfertigt, d.h. es ist ihm beizustimmen, dass man in den soge- nannten neutralen Fällen auch der Autorität von CR zu folgen hat, die zwar Fehler die Hülle und Fülle enthalten, aber von einer systematischen Diorthose freigeblieben sind. Hätte Hr. Kısörr nicht durch seinen »Enthusiasmus« für CDRE sein richtiges Prineip selbst disereditirt und die Lesungen von VH u.s. w., wo sie zweifellos das Richtige bieten, vernachlässigt, so hätte er das Vertrauen der Kritiker nicht erschüttert; denn seine Ausgabe ist, wenn man von einigen Stellen absieht, auch in der Recensio treff- lich und bedeutet einen Fortschritt gegenüber den Bemühungen der Benedictiner.® 1 2 Es sind mehr als 80 Stellen. Dass einige wenige Stellen nachweisbar sind, an denen in CR Nothwendiges fehlt, will ich damit nicht in Abrede stellen. 3 Unerledist ist die Aufgabe geblieben, die Verzweigung der Überlieferung zu verfolgen und die einzelnen Handschriften und Handschriftengruppen zu charakteri- siren. Dazu hätte allerdings die Durcharbeitung auch der jüngeren Handschriften gehört, die Hr. Knörr ganz bei Seite gelassen hat. Ausgegeben am 11. Januar 1906. 1132 VERZEICHNISS DER VOM 1. DECEMBER 1904 BIS 30. NOVEMBER 1905 EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (Die Schriften, bei denen kein Format angegeben ist, sind in Octav. — Die mit * bezeichneten Schriften betreffen mit akademischen Mitteln ausgeführte Unternehmungen oder sind mit Unter- stützung der Akademie erschienen.) Deutsches Reich. Übersicht über die Geschäftstätigkeit der Eichungsbehörden während des Jahres 1903. Hrsg. von der Kaiserlichen Normal-Eichungs-Kommission. Berlin 1905. 4. Wissenschaftliche Abhandlungen der Physikalisch -Technischen Reichsanstalt. Bd. 4. Heft2. Berlin 1905. Mitteilungen aus der Physikalisch - Technischen Reichsanstalt. 11 Sep.- Abdr. Die bisherige Tätigkeit der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. Mit einem Ver- zeichnis der Veröffentlichungen aus den Jahren 1901-1903. Braunschweig 1904. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. Jahrg.27. Hamburg1904. 4. Deutsche überseeische meteorologische Beobachtungen. Gesammelt und hrsg. von der Deutschen Seewarte. Heft13. 1905. 2. Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1903. Beobachtungs-System der Deutschen Seewarte. Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen an 10 Stationen II. Ord- nung usw. Jahrg.26. Hamburg 1904. 4. Jahresbericht über die Tätigkeit der Deutschen Seewarte. 27. Für das ‚Jahr 1904. Hamburg 1905. Tabellarischer Wetterbericht. Hrsg. von-der Deutschen Seewarte. Jahrg.29. N.275-366. Jahrg. 30. N.1-181. Hamburg 1904. 05. 2. . 6. Nachtrag zum Katalog der Bibliothek der Deutschen Seewarte zu Hamburg. 1904. Hamburg 1905. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. Bd.16. Heft4. Bd.17. Heft3. Berlin 1904.05. Berichte über Land- und Forstwirtschaft in Deutsch-Ostafrika. Hrsg. vom Kaiserlichen Gouvernement von Deutsch-Ostafrika (Biologisch - Landwirtschaftliches Institut in Amani). Bd.2. Heft4.5. Heidelberg 1905. Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Bd.19. Heft3.4. Bd.20. Heft1. Berlin 1904. 05. Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung. Bd.29. Heft 2-4. Athen 1904. — Römische Abteilung. Bd.19. Heft 3.4. Rom 1904. Ephemeris epigraphica. Corporis inseriptionum Latinaram supplementum. Edita iussu Instituti archaeologiei Romani. Vol.9. Fase.2. Berolini 1905. Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches. Im Auftrage der Reichs- Limeskommission hrsg. von Oscar von Sarwey und Ernst Fabrieius. Lief.23. 24. Heidelberg 1904. 05. 4. Deutsches Reich. 11,5} Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd.30. Heft2.3. Bd.31. Heft1. Hannover und Leipzig 1905. Monumenta Germaniae historica inde ab anno Christi 500 usque ad annum 1500 ed. Soecietas aperiendis fontibus rerum Germanicarum medii aevi. Auctores antiquissimi. Tom. 14. Berolini 1905. Legum Sectio Ill. Coneilia. Tom.2. Pars 1. Hannoverae 1904. 4. Seriptores rerum Gerinanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae histo- rieis separatim editi. Ionae Vitae sanetorum Columbani, Vedastis, lohannis. Recogn. Bruno Krusch. — Vitae sancti Bonifati archiepiscopi Moguntini. Recogn. Wilhel- mus Levison. — Einhardi Vita Karoli Magni. Ed.5. Post G. H. Pertz rec. G. Waitz. Hannoverae et Lipsiae 1905. Leopoldina. Amtliches Organ der Kaiserlichen Leopoldinisch -Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. Heft 40. N. 10-12. Heft41. N.1-10. Halle a.S. 1904.05. 4. Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft. Jahrg. 37. N.17-19. Jahrg.38. N. 1-15. Berlin 1904.05. Deutsche chemische Gesellschaft. Mitglieder-Verzeichniss. 1905. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. Bd.56. Heft2. 3. Berlin 1904. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1904. Dargestellt von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Jahrg.60. Abt.1.2. Braunschweig 1905. Mitteilungen des Deutschen Seefischerei-Vereins. Bd.20. N.12. Bd.21.N.1-11. Berlin 1904. 05. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd.58. Heft4. Bd.59. Heft1-3. Leipzig 1904.05. Veröffentlichungen des Königl. Preußischen Geodätischen Instituts. Neue Folge. N.13- 21. Potsdam bezw. Berlin 1905. 4. und 8. Verhandlungen der vom 4. bis 13. August 1903 in Kopenhagen abgehaltenen 14. Allgemei- nen Conferenz der Internationalen Erdmessung. Th.2. Berlin 1905. 4. Centralburean der Internationalen Erdmessung. Neue Folge der Veröffentlichungen. N.11. Berlin 1905. 4. Bericht über die Tätigkeit des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts im Jahre 1904. Berlin 1905. Veröffentlichungen des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts. Ergebnisse der Beobachtungen an den Stationen II. und III. Ordnung im Jahre 1899. — Er- gebnisse der Meteorologischen Beobachtungen in Potsdam im Jahre 1901. — Er- gebnisse der Niederschlags-Beobachtungen im Jahre 1901. Berlin 1904-05. 4. Königlich Preußisches Meteorologisches Institut. Bericht des Internationalen Meteoro- logischen Komitees. Versammlungen zu Paris 1900 und zu Southport 1903. Ber- lin 1905. 4. Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen hrsg. von der Kommission zur wissenschaft- lichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und der Biologischen Anstalt auf Helgoland. Neue Folge. Bd.7. Abt. Helgoland. Heft1. Bd.8. Abt. Kiel. Kiel und Leipzig 1905. 4. Abhandlungen der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt. Neue Folge. Heft39.40.42-44. Berlin 1904-05. Poronıe, H. Abbildungen und Beschreibungen fossiler Ptlanzen - Reste der palaeozoischen und mesozoischen Formationen. Hrsg. von der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt u. Bergakademie. Lief.2. Berlin 1904. Katalog der Bibliothek der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt und Berg- akademie zu Berlin. Bd.1. Berlin 1904. Sitzungsberichte 1905, 99 1134 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-Wesen im Preussischen Staate. Bd.52. Heft4. Statistische Lief.3. Bd.53. Heft1-3. Statistische Lief.1.2. Berlin 1904.05. 4. und gr. 2. Landwirtschaftliche Jahrbücher. Bd.33. Heft 4-6. Ergänzungsbd. 2. Bd. 34. Heft 1-5. Ergänzungsbd.1.2. Berlin 1904.05. Bericht über das Zoologische Museum zu Berlin im Rechnungsjahr 1903. Halle a.S. 1904. Sep.-Abdr. Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin. Bd.2. Heft4. Bd.3. Heft1. Ber- lin 1904. 05. Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1907. Hrsg. von dem Königlichen Astronomischen Recheninstitut. Berlin 1905. Astronomische Beobachtungen auf der Königlichen Sternwarte zu Berlin. Ser.2. Bd.2. Halbbd.1.2. Bd.3. Berlin 1904. 4. Preußische Statistik. Hrsg. vom Königlich Preußischen Statistischen Landesamte in Berlin. Heft 176, Tl.1. 189.190. 192-194. Berlin 1904-05. 4. Zeitschrift des Königlich Preussischen Statistischen Bureaus, seit Jahrg. 45: Landesamts. Jahrg.44. Abt.3.4. Jahrg. 45. Abt. 1. Berlin 1904.05. 4. Festschrift des Königlich Preussischen Statistischen Bureaus zur Jahrhundertfeier seines Bestehens. Tl.1-3. Berlin 1905. 4. Quellen und Forschungen aus Italienischen Archiven und Bibliotheken. Hrsg. vom Koenigl. Preussischen Historischen Institut in Rom. Bd.8. Heftl. Rom 1905. *Das Pflanzenreich. Regni vegetabilis conspectus. Im Auftrage der Königl. preuss. Akademie der Wissenschaften hrsg. von A. Engler. Heft21. Leipzig1905. 2 Ex. ®Das Tierreich. Eine Zusammenstellung und Kennzeichnung der rezenten Tierformen. Begründet von der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Im Auftrage der Königl. Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin hrsg. von Franz Eilhard Schulze. Lief. 23. Berlin 1905. 2 Ex. *Acta Borussica. Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Hrsg. von der Königlichen Akademie der Wissenschaften. Behördenorganisation und allgemeine Staatsverwaltung. Bd.7. Ergänzungsbd.: Briefe König Friedrich Wilhelms I. an den Fürsten Leopold zu Anhalt-Dessau. Berlin 1904. 05. *"Commentaria in Aristotelem Graeca edita consilio et auctoritate Academiae.Litterarum Regiae Borussicae. Vol.18. Pars2. Davidis Prolegomena et in Porphyrii Isagogen commentarium ed. Adolfus Busse. Vol.22. Pars2. Michaelis Ephesii in libros de partibus animalium, de animalium motione, de animalium incessu commentaria ed. Michael Hayduck. Berolini 1904. *Corpus inseriptionum Latinarum consilio et auctoritate Academiae Litterarum Regiae Borussicae editum. Vol.13. Inseriptiones trium Galliarum et Germaniarum Latinae. Pars2. Fasc.1. Inseriptiones Germaniae superioris ed. Carolus Zangemeister. Bero- lini 1905. 2. ®Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. Bd.30. Berlin 1905. 2 Ex. *Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften. Hrsg. von der Königlich Preussischen Akademie. der Wissenschaften. Bd.3.4 = Abt.1: Werke. Hrsg. von Albert Leitz- mann. Bd. 3.4. Berlin 1904. 05. ®Kant’s gesammelte Schriften. Hrsg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Bd.2 — Abth.1: Werke. Bd.2. Berlin 1905. “Deutsche Texte des Mittelalters hrsg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Bd.2. Rudolfs von Ems Willehalm von Orlens. Bd.5. Die Lieder der Heidelberger Handschrift Pal. 343. Berlin 1905. Deutsches Reich. 1135 #Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis et leges novellae ad Theo- dosianum pertinentes consilio et auetoritate Academiae Litterarum Regiae Borussicae ed. Th. Mommsen et Paulus M. Meyer. Vol.1. Pars1.2. Accedunt tabulae sex. Berolini 1905. 8. und 2. *Thesaurus linguae Latinae editus auctoritate et consilio Academiarum quinque Germani- carum Berolinensis GottingensisLipsiensisMonacensis Vindobonensis. Vol. 1.Fase. 8.9. Lipsiae 1905. 4. *Ergebnisse der Plankton - Expedition der Humboldt-Stiftung. Bd.3. Lf«: Popofsky, A. Die Acantharia. Tl.1: Acanthometra. Lh: Immermann, Ferdinand. Die Tripyleen- Familie der Aulacanthiden. Bd.4. Mf: Wille, N. Die Schizophyceen. N: Loh- mann, H. Eier und sogenannte Öysten. Anhang: Öyphonautes. Kiel und Leipzig 1904. 4. 2 Ex. ®Diers, L., und Priszer, E. Fragmenta Phytographiae Australiae oceidentalis. Beiträge zur Kenntnis der Pilanzen Westaustraliens, ihrer Verbreitung und ihrer Lebens- Verhältnisse. Leipzig1905. Sep.-Abdr. 2 Ex. ®Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte. Hrsg. von der Kirchenväter-Commission der Königl. Preussischen Akademie der Wissenschaften. Clemens Alexandrinus. Bd.l. Koptisch -gnostische Schriften. Bd.1. Leipzig 1905. Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altehristlichen Literatur. Archiv für die von der Kirchenväter- Commission der Kgl. Preussischen Akademie der Wissenschaften unternommene Ausgabe der älteren christlichen Schriftsteller. Neue Folge. Bd.13. Heft2-4. Bd.14. Heft 1.2a.2b. 3. Leipzig 1905. ®ASCHERSON, PAUL, und GRAEBNER, Paur. Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Lief. 31. 32. 36. Leipzig 1904-05. ®BoveErI, THEopDor. Zellen-Studien. Heft5. Jena 1905. ®FiIscHER, ALBERT. 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Teubneriana.) 2 Ex. #RÖNMER, Frrız, und ScHaupinn, Frirz. Fauna Arctica. Eine Zusammenstellung der arktischen Tierformen. Bd.4. Lief. 1. Jena 1905. 4. 2Ex. SCHMIEDEKNECHT, Or’ro. Opuseula Ichneumonologica. Fase. 1-10. Blankenburg i. Thür. 1902-05. 2Ex. *Fasc. 10. FSpuLER, ArnoLp. Die Schmetterlinge Europas. Lief. 17-30 und Bd.3. Die Raupen der Schmetterlinge Europas. Stuttgart 1903-05. 4. 2 Ex. ®TASCHENBERG, OÖ. Bibliotheca zoologica Il. Verzeichniss der Schriften über Zoologie, welche in den periodischen Werken enthalten und vom Jahre 1861-1880 selbstän- dig erschienen sind. Lief. 17. Leipzig 1905. 2 Ex. g99* 1136 Aachen. Meteorologisches Observatorium. Ergebnisse der Beobachtungen am Obser- vatorium und dessen Nebenstationen. Jahrg.9. 1903. Karlsruhe 1905. 4. Berlin. Königliche Akademie der Künste. Chronik vom 1. Oktober 1903 bis 1. Ok- tober 1904. vVoN OETTINGEN, WOLFGANG. Die Schick- sale der Künstler. Festrede gehalten am 27. Januar 1905. voN WERNER, Anton. Rede bei der Trauerfeier für Adolph von Menzel am 6. März 1905 gehalten. Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur. Jahresbericht der Ersten Öffentlichen Lesehalle. 10. 1904. Gesellschaft naturforschender Freunde. Sitzungs-Berichte. Jahrg. 1904. Botanischer Verein der Provinz Brandenburg. Verhandlungen. Jahrg. 46. 1904. Biographisches Jahrbuch und Deutscher Ne- krolog. Hrsg. v. Anton Bettelheim. Bd.7.8. 1902. 03. Jahrbuch über die Fortschritte der Ma- thematik. Bd.33. Heft3. Bd. 34. Heft1.2. 1902. 03. Berliner Schulprogramme. Ostern 1905. Königstädtisches Gymnasium. — 2. Real- schule (3 Ex.). — 8. Realschule (2 Ex.). — 12. Realschule (2 Ex.). 4. Bonn. Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Sitzungsberichte. 1904. Hälfte 1. Naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande, Westfalens und des Reg.- Bezirks Osnabrück. Verhandlungen. Jahrg. 61. Hälfte 1. 1904. Verein von Altertumsfreunden im Rheinlande. Bonner Jahrbücher. Heft 111. 112 mit 1 Tafelbd. 1904. 8. und 2. Bremen. Meteorologisches Observatorium. Deutsches Freie Hansestadt Bremen. Jahrg. 15. 1904. 4. Meteorologisches Jahrbuch. | Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen. Bd.18. Heft 1. 1905. Breslau. Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur. Jahres-Bericht. 82. 1904 nebst Ergän- zungsheft. Danzig. Naturforschende Gesellschaft. Schriften. Neue Folge. Bd.11. Heft 1-3. 1904-05. Laxowırrz. Katalog der Bibliothek der Naturforschenden Gesellschaft in Dan- zig. Heft 1. 1904. Darmstadt. E. Merck’s Bericht über Neuerungen auf den Gebieten der Pharmakotherapie und Pharmazie. Jahrg. 18. 1904. Dresden. Königlich Sächsisches Meteorologisches In- stitut. Dekaden - Monatsberichte. Jahrg. 6. 1903. 4. Erfurt. Königliche Akademie gemeinnütziger Wissen- schaften. Jahrbücher. Neue Folge. Heft 31. 1905. Erlangen. Physikalisch- medizinische Sozietät. Sitzungsberichte. Bd. 36. 1904. Essen. Verein für die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund. Bücher -Verzeichnis. 3. Ausg. Berlin 1905. Frankfurt a.M. Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft. Abhandlungen. Bd. 27. Heft 4. 1905. 4. Bericht. 1905. Physikalischer Verein. Jahresbericht. 1903-04. Deutsches Reich. Freiburg i.B. Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den angrenzenden Landschaften. Zeitschrift. Bd. 20. 1904. Giessen. Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. Bericht. 34. 1905. Görlitz. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaf- ten. Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 80. 1904. Jec#r, Rıcnarn. Codex diplomaticus Lusatiae superioris Il. Bd. 2. Heft 5. 1904. Göttingen. Königliche Gesellschaft der Wissenschaften. Abhandlungen. Neue Folge. Mathema- tisch-physikalische Klasse. Bd.3. N. 2. 3.5. Bd.4. N. 1.2. — Philologisch- historische Klasse. Bd.7. N.4. Bd.S. N.3-5. Berlin 1904-05. 4. Nachrichten. gen. 1904. Heft 2. 1905. Heft 1. — Mathematisch - physikalische Klasse. 1904. Heft5.6. 1905. Heft 1-3.— Philo- | logisch-historische Klasse. 1904. Heft4. | 5. 1905. Heft 1-3. Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein für Neuvor- pommern und Rügen. Mittheilungen. Jahrg. 36. 1904. Berlin 1905. Hamburg. Hamburgische Wissenschaftliche Anstalten. Jahrbuch. Jahrg.21. 1903 nebst Beiheft 1-3. 8. und 4. Mathematische Gesellschaft. Mittheilungen. Bd.4. Heft 5. 1905. Naturhistorisches Museum. Mitteilungen. Jahrg. 21. 1903. Geschäftliche Mittheilun- | 1187 Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften. Bd.5. Abth. 1-4. Bd.6. Abth. 1-3. Bd.7. Abth.1.2. Bd.S. Heft 1-3. Bd.9. Heft 1.2. Bd.10. Bd.11. Heft 1-3. Bd.12. Heft1. Bd.13-15. 1566-97. 4. Verhandlungen. Neue Folge. 1-6. 1875— 81. Dritte Folge. 1-5. 12. 1893-97. 1904. Heidelberg. Großherzogliche Sternwarte. _Astrometrisches Institut. Veröffentlichungen. Bd.3. Karlsruhe i.B. 1904. 4. 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Mathe- matisch-physische Klasse. Bd.56. Heft 5. Bd. 57. Heft 1-4. — Philologisch- historische Klasse. Bd. 56. Heft 4.5. Bd. 57. Heft 1-4. 1904. 05. Annalen der Physik. Beiblätter. Bd. 28. Heft 23.24. Bd. 29. Heft 1-22. 1904.05. Zeitschriftfür physikalischeChemie, Stöchio- metrie und Verwandtschaftslehre. Bd. 49. Heft 6. Bd. 50. 51. 1-3. 1904-05. Lübeck. Verein für Lübeckische Geschichte und Alter- tumskunde. Mitteilungen. Heft 11. N. 7.8. 1904. München. Königlich Bayerische Akademie der Wissen- schaften. Abhandlungen. Mathematisch-physika- lische Klasse. Bd.22. Abt.2. — Philo- sophisch-philologische Klasse. Bd.22. Abt.3. Bd. 23. Abt.1. — Historische Klasse. Bd. 23. Abt.2. 1904-05. 4. Almanach für das Jahr 1905. Sitzungsberichte. Mathematisch-physi- kalische Klasse. 1904. Heft 3. 1905. Heft 1.2. — Philosophisch - philolo- gische und historische Klasse. 1904. Heft 3.4. Monumenta Boica. 1905. Heft 1-3. V01.46. 1905. 4. Das Problem der neu- griechischen Schriftsprache. Festrede am 15. 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Verslag van de gewone Vergaderingen der Wis- en Natuurkundige Afdeeling. Deel13. Gedeeltel.2. 1904.05. Fanum Apollinis. Carmen praemio aureo | ornatum in certamine poetico Hoeuff- | tiano. Accedunt septem poemata lau- | data. 1905. Total Eelipse of the Sun, May 18, 1901. Reports on the Dutch Expedition to Karang Sago, Sumatra. Published by tie Eclipse Committee of the Royal Academy, Amsterdam. N.3. 4. 1905. Koninklijk Zoologisch Genootschap » Natura Artis Magistra«. Bijdragen tot de Dierkunde. Afl.17. 18. Leiden 1893-1904. 4. Groningen. Astronomisch Laboratorium. Publications. N.14. 1904. 4. Haag. Koninklijk Instituut voor de Taal-, Land- en Tolkenkunde van Nederlandsch- Indie. Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volken- kundevan Nederlandsch-Indi£. Volgr.7. Deel4. 1905. Haarlem. Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen. Archives Neerlandaises des Sciences ex- actes et naturelles. Ser.2. Tome 9. Livr.4.5. Tome10. La Haye 1904.05. Schweiz. — Niederlande u. s. w. — Belgien. 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Fase. 1-3.— Classe des Lettres et des Sciences morales et politiques et Classe des Beaux-Arts. 1154 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Collection in-4°. Tome 1. Fase. 1. Collection in-S°. Tomel. Fase.1-5. Tome2. Fase.1. 1904-05. Biographie nationale. Tome lS. Fasec.1. 1904. Commission royale d’Histoire. Wıaurers, Arpuonse. Table chrono- logique des chartes et diplömes im- primes concernant l’histoire de la Belgique. Tome 10. 1904. 4. Jardin botanique de l’ Etat. Bulletin. Vol.1. Fasc.5.6. 1904.05. Musee du Congo. Annales. Zoologie. Ser. 3. Tome 1. Fasc.2. Tome 3. Fase.1. 1904.05. 4. Observatoire royal de Belgique. Annales. Nouy. Ser. Annales astrono- miques. Tome 3-8. Tome 9. Fasec.1. 1880-1904. Physique du Globe. Tome 1.22.1904.4. Annuaire astronomique. 1906. Societe Belge de Geologie, de Paleontologie et d’Hydrologie. Bulletin. Tome 18. Fasc. 4. Tome 19. Fase. 1.2. 1904.05. Societe des Bollandistes. Analecta Bollandiana. Tom.24. 1905. Societe entomologique de Belgique. 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N. 22-24. Annee28. Nr.1-21. 1904.05. Societe des Sciences physiques et naturelles. Memoires. Ser. 6. Tome 2. Cahier 2. Appendice: Observations pluviometri- ques et thermometriques faites de Juin 1903 A Mai 1904. 1904. Proces-verbaux desseances. Annee 1903- 04. Caen. Societe Linndenne de Normandie. Bulletin. Ser.5. Vol.7. 1903. Memoires. Vol.21. Fase.1. 1904. 4. Cherbourg. Societe Nationale des Sciences maturelles et mathematiques. Memoires. Tome 34. 1904. Douai. Union geographique du Nord de la France. Bulletin. Tome25. Trim.2-4. 1904. Hendaye (Basses-Pyrenees). Observatoire d’ Abbadia. Observations faites au cerele meridien en 1899 et 1900. 4. Lyon. Uniersite. Annales. Nouv. Ser. I. Sciences, Mede- eine. Fasc. 13-15. — ll. Droit, Lettres. Fasc.14. 1904-05. Marseille. Faculte des Sciences. Annales. Tome 14. Paris 1904. 4. Belgien. — Frankreich. Montpellier. Academie des Sciences et Lettres. Memoires. Ser.2. Section des Sciences. Tome3.N.4. 1904. Universite. Institut de Chimie. Travaux du Laboratoire de M. Oechsner de Coninck. Fase. 1. 1905. Nancy. Societe des Sciences. Bulletin des seances. Fasc.2-4. 1904. Ser. 3. Tome 5. Nantes. Societe des Sciences naturelles de l’Ouest de la France. Bulletin. Ser.2. Tome 4. Trim.3.4. 1904. Paris. Academie des Sciences. Comptes rendus hebdomadaires des sean- ces. Tome 138: Table. Tome 139. N.22-26. Tables. Tome 140. N.1-26. Tables. Tome 141. N.1-21. 1904-05. 4. Lacroıx, A. La Montagne Pelee et ses eruptions. 1904. 4. Oeuvres. auspices de l’Academie des Sciences, par Ch. Hermite, H. Poincare et E. Rouche. Tome1.2. 1898. 1905. Academie des Inscriptions et Belles- Lettres. Comptes rendus des seances. 1904. Sept.— Dec. 1905. Janv.-Juin. Academie de Medecine. Bulletin. Ser.3. Tome 51.52. N.38-43. Tome 53. 54. N.1-38. 1904-05. Rapport annuel de la Commission per- manente de l’Hygiene de l’Enfance. 1902; 1903. Rapport general sur les vaceinations et revaccinations pratiquees en France et dans les colonies. 1901; 1902. 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N.1-5. 1904. 05. Societe zoologique de France. Bulletin. Vo1.29. 1904. Annales des Mines. Ser. 10. Tome 5. 6. Livr. 3-12. Tome 7.8. Livr.1-3. 1904-05. Annales des Ponts et Chaussees. Ser.S. 1904. Partiel. Tome 15.16. Partie 2. Tome 4. Cahier 10-12. 1905. Partie. Tome 17.18. Partie2. Tome 5. Cahier 1-7. Bibliographie des Sciences et de l’Industrie. N. 73-82. 1904-05. Le Devoir. Revue des questions sociales. Tome 28. Dec. Tome 29. Janv.-Oect. 1904. 05. La Feuille des Jeunes Naturalistes. Ser. 4. Annee35. N.410-420. Annee 36. N.421. 1904-05. | Polybiblion. Revue bibliographique univer- selle. Ser.2. Partie litteraire. Tome 60. Livr.6. Tome 61. Tome 62. Livr. 1-5. — Partie technique. Tome 30. Livr. 12. Tome31. Livr. 1-11. 1904-05. Revue epigraphique. N. 113-116. 1904-05. Revue secientifigue. Ser.5. Tome2. N.23- 27. Tome3. Tome4. N.1-22.1904-05. 4. 1156 Poitiers. Societe des Antiquaires de l’Ouest. Bulletins. Ser.2. Tome 10. 1904. Trim.2- 4. 1905. Trim.1.2. Rennes. Faculte des Lettres. 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Societa di Letture e Conversazioni scientifiche. Rivista Ligure di Scienze, Lettere ed | Arti. Anno 26. Fasc.6. Anno 27. Fasc. 1-5. 1904. 05. Mailand. Reale Istituto Lombardo di Scienze e Lettere. | Memorie. Classe diScienze matematiche e naturali. Vo1.20. Fase. 3.4. 1904. 05.4. | Rendiconti. Ser.2. Vo1.37. Fase. 17-20. Vol.38. Fase. 1-4. 1904.05. Neapel. Accademia Pontaniana. Atti. Vol.34. 1904. 4. Reale Istituto d’ Incoraggiamento. Atti. Ser.5. Vol.5. 1904. 4. Societa Reale. Accademia delle Scienze fisiche e mate- matiche. Rendiconto. Ser.3.Vol.10. Fase.8-12. Vol.11. Fase.1-3. 1904.05. 4. Indice generale dei lavori pubblicati dal 1737 al 1903. 1904. 4. Accademia di Archeologia, Leitere e Belle Arti. Rendiconto delle tornate e dei lavori. Nuova Ser. Anno 17. Aprile a Di- cembre. Anno 18. 1903.04. 4. Accademia di Scienze morali e politiche. Atti. Vol.35. 1905. 4. Rendiconto delle tornate e dei lavori. Anno 42.43. 1903. 04. 4. Padua. R. Accademia di Scienze, Lettere ed Artı. Attie Memorie. Nuova Ser. V01.20.1903- | 04. Accademia scientifica V eneto- Trentino-Istriana. Atti. Nuova Ser. Classe di Scienze natu- | rali, fisiche e matematiche. Annol. — Classe di Scienze storiche, filologiche | e filosofiche. Anno 1. Fasc.1. 1904. delle Pubblieazioni Italiane. 1157 | Reale Stazione bacologica sperimentale. Pubblicazioni. 16. 1904. Palermo. Circolo matematico. Annuario. 1905. 4. | Rendiconti. Tomo 18. Fase.6. Tomo 19. | Tomo 20. Fase. 1. 1904-05. 4. | Societa di Scienze naturali ed economiche. Giornale di Seienze naturali ed econo- miche. Vol.24. 1904. 4. Perugia. Universita. Annali della Facolta di Medicina. Ser. 3. Vol.2.3. 1902. 03. Pisa. Societa Toscana di Scienze naturali. Atti. Memorie. Vol. 20. 1904. — Processi verbali. Vol.14. N.5-8. 1904-05. | Rom. | Accademia di Conferenze storico- giuridiche. Studi e Documenti di Storia e Diritto. Anno 25. 1904. Pontijficia Accademia Romana dei Nuovi Lincei. Atti. Anno5S8. Sess. 1. 1904. | Memorie. Vol.22. 1904. 4. | Reale Accademia dei Lincei. Annuario. 1905. | FAttie Ser.o. Memorie. Classe di Scienze fisiche, matematiche e naturali. Vol.5. Fase. 1-10. 1904-05. 4. Notizie degli Scavi di Antichita. Vol.1. Fase. 4-12. Indici. Vol.2. Fase. 1-7. 1904. 05. 4. Rendiconti. Classe di Scienze fisiche, matematiche e naturali. Vol. 13. Sem. 2. Fasc.9-12. Vol.14. Sem.]1. Sem. 2. Fasc.1-9. 1904. 05. 4. — | Classe di Scienze morali, storiche e filologiche. Vol.13. Fase. 7-12. Vol. 14. Fase. 1-6. 1904. 05. Rendiconto dell’ Adunanza solenne del 4 Giugno 1905. 4. | Reale Osservatorio astronomico al Oollegio Romano. Memorie. Ser.3. Vol.4. Parte 1. 1904. 4. , Societa Italiana delle Scienze (detta dei XL). Memorie di Matematica e diFisica. Ser. 3. Tomo 13. 1905. 4. 1158 Reale Societa Romana di Storia patria. Archivio. Vol.27. Fase.3.4. Vol.28. Fasc. 1.2. 1904. 05. R. Ufficio (Comitato) geologico d’ Italia. Bollerino. Sen fevalıs NS Ave N.1.2. 1904.05. Siena. Reale Accademia dei Fisioeritici. Atti. 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S. 161-372. 1905. | taetica. Caracas 1901. — Nociones elementales de artille- Para. ria naval. Caracas 1905. Museu Paraense de Historia Natural e Ethno- | Garavrro, FErnanno. Le probleme monne- graphia (Museu Goeldi). taire et les erises en Colombie. Bogota Boletim. Vol.4. N.1-3. 1904. 1904. China und Japan. Schanghai. Zoologische Gesellschaft. China Branch of the Royal Asiatie Society. Annotationes zoologicae Japonenses. Vol. Journal. New Ser. Vol.35. 1903-04. | 5. Part3.4. 1904.05. | Kaiserliches Museum. Kyoto. | \ Proceedings of the Department of Na- Universität. i tural History. Vol.1.N.1.2. 1904. Memoirs of the College of Science and Engineering. Vol.1.N.2. 1904-05. | Urtversmät. mr Journal of the College of Science. Vol.14. Tokyo. Vol.18. Art.8. Vol.19. Art.9.15. Vol. Earthquake Investigation Committee. 20. Art.1-7. 1904-05. Publications. N.18-21. 1904-05. Mitteilungen aus der medicinischen Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völker- Facultät. Bd.5. N.3. Bd.6. N.3. kunde Ostasiens. 1904. 05. Mitteilungen. Bd.10. Tl.1. 1905. 15 Bände Werke in japanischer Sprache. Ferner wurden durch Ankauf erworben: Athen. ApxamoAoyırıy Eraipeia. Ebnuepis apxamoxoyırıj. ITepiodos 3. 1904. Teuxos 3.4. 4. Berlin. Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd.128. 1905. 4. Dresden. Hedwigia. Organ für Kryptogamenkunde. Bd.44. Heft 2-6. 1905. Leiden. Mnemosyne. Bibliotheca philologiea Batava. Nova ser. Vol.33. 1905. Leipzig. Hinrichs’ Halbjahrs - Katalog der im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher, Zeitschriften, Landkarten usw. 1904. Halbj.2. 1905. Halbj.1. 4. Literarisches Zentralblatt für Deutschland. Jahrg.55. N.49-52. Titel und Inhalt. Jahrg.56. N.1-46. 1904.05. 4. London. The Annals and Magazine of Natural History. Ser.7. Vol.14. N.84. Vol. 15. N.S5-90. Vol.16. N.91-95. 1904-05. Sitzungsberichte 1905. 101 1166 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Paris. Annales de Chimie et de Physique. Ser.8. Tome3. Dec. Tome4.5. Tome6. Sept.-Nov. 1904-05. — _—, Revue archeologique. Ser.4. Tome4. Nov. Dec. Tome5. Tome6. Juillet- Aoüt. 1904-05. Stuttgart. Litterarischer Verein. Bibliothek. Bd.235-238. Tübingen 1904-05. Briefwechsel zwischen J. BerzeLıus und F.Wönter. Hrsg. von O.Wallach. Bd.1.2. Leipzig 1901. Berzerius, Jaxos. Selbstbiographische Aufzeichnungen. Hrsg. von H. G. Söderbaum. Bearb. von Georg W. A. Kahlbaum. Leipzig 1903. (Monographieen aus der Ge- schichte der Chemie. Heft 7.) Bisse, W. Feldmarschall Graf Moltke. Bd.1.2. München 1901. Allgemeine Deutsche Biographie. Lief.246-251. Leipzig 1904-05. Bruns, Heınrıcn. Kleine Schriften. Gesammelt von Heinrich Bulle und Hermann Brunn. Bd.2. Leipzig und Berlin 1905. Bussen, Roserr. Gesammelte Abhandlungen. Hrsg. von Wilhelm Ostwald und Max Bodenstein. Bd.1-3. Leipzig 1904. Currıus, Ernst. Alterthum und Gegenwart. Bd.3. 2.Aufl. Berlin 1895. Gorser, Louss. Herder und Schleiermachers Reden über die Religion. Gotha 1904. Grinn, Jacog, und Grimm, Wiıruerm. Deutsches Wörterbuch. Bd.10. Lief.15. Bd.10. Abth.2. Lief.1. Bd. 12. Lief.7. Bd.13. Lief.4. Leipzig 1905. 4. Hasen, Josann G. Index operum Leonardi Euleri. Berolini 1896. Hayn, Ruporr. Aus meinem Leben. Berlin 1902. — — —, Hegel und seine Zeit. Berlin 1857. — — — — , Herder nach seinem Leben und seinen Werken dargestellt. Bd.1. Hälfte 1.2. Bd.2. Berlin 1377-85. 1 — — , Das Leben Max Dunckers. Berlin 1891. — —, Die romantische Schule. Berlin 1870. van’r Horr, Jaxog Heinrich. Ueber die Theorie der Lösungen. Stuttgart 1900. (Sammlung chemischer und chemisch-technischer Vorträge. Bd.5. Heft1.) Kırrr, F.X. Der Friedensplan des Leibniz zur Wiedervereinigung der getrennten christlichen Kirchen. Paderborn 1903. Leumann, Max. Freiherr vom Stein. Th.3. Leipzig 1905. G.W. Leisnız Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie. Übers. von A. Buchenau. Durchgesehen und hrsg. von E. Cassirer. Bd.1. Leipzig 1904. (Philosophische Bibliothek. Bd. 107.) ScHEFFER-BoicHors1, Paur. Gesammelte Schriften. Bd.1. Berlin 1903. (Historische Studien. Veröffentlicht von E. Ebering. Heft 42.) — . Zur Geschichte des XII. und XII. Jahrhunderts. Berlin 1897. (Historische Studien. Veröffentlicht von E. Ebering. Heft 8.) SCHIAPARELLI, Giovannı. Die Astronomie im Alten Testament. Übers. von Willy Lüdtke. Gießen 1904. Schwenke, Paur. Adressbuch der Deutschen Bibliotheken. Leipzig 1893. (10. Bei- heft zum Centralblatt für Bibliothekswesen.) von TReITScHRE, Heınrıcn. Historische und Politische Aufsätze. Bd.4. Leipzig 1897. WAarTENBACH, Wirserm. Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts. 7. von Ernst Dümmler umgearb. Aufl. Bd.1. Stuttgart und Berlin 1904. 1167 NAMENREGISTER. ÄBBE, gestorben am 14. Januar. 158. ABDERHALDEN, Dr. Emil, über das Verhalten verschiedener Polypeptide gegen Pan- kreasferment, s. FıscHEr. p’Ans, Jean, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- ablagerungen, s. van'r Horr. Ausrın, Prof. Louis, in Charlottenburg, über die speeifische Wärme der Gase in höherer Temperatur, s. L. Hotzorn. Auwers, Jahresbericht über die Geschichte des Fixsternhimmels. 133. ————., eine Statistik der unveröffentlichten Bradley’'schen Beobachtungen an den Meridianinstrumenten der Greenwicher Sternwarte. 995. 997—1003. von BAEYER, correspondirendes Mitglied, zum auswärtigen Mitglied der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 823. von BaEYER, O., in Berlin, über die Trabanten der Quecksilberlinien, s. E. GEHRcKE. Baur, Dr. Erwin, Privatdocent in Berlin, erhält 600 Mark zu Untersuchungen an Pfropfbastarden. 617. BAUSCHINGER, Dr. Julius, Professor in Berlin, erhält 4000 Mark zur Bearbeitung einer achtstelligen logarithmisch -trigonometrischen Tafel. 822. Beun, Dr. Ulrich, in Frankfurt a. M., über das Verhältniss der mittleren (Bunsen’schen) . < Co-ıo0 9 rm N Calorie zur 15°-Calorie (>). 2. 1210. Bert, Dr. Walther, Professor in Dresden, erhält 750 M. und weiter 400 M. zu einer geologisch - petrographischen Untersuchung des »Hohen Bogens« bei Furth im Bayrischen Walde. 302. 617. ———— , das Gabbromassiv im bayrisch-böhmischen Grenzgebirge. 381. 395 — 405. BERNsSTEIN, Dr. Julius, Professor in Halle a. S., erhält 690 Mark zur Fortführung seiner Untersuchungen an elektrischen Fischen. 618. BLANCKENHORN, Dr. Max, in Halensee, erhält 4000 Mark zu einer geologisch-strati- graphischen Erforschung der jüngeren Bildungen im Nilthal und Jordanthal. 618. BraspaAte, Prof. Walter C., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, s. van’r Horr. BorcaHaArpr, Dr. Ludwig, in Kairo, über einen Fund in Theben. 319. —— ——, über die altaegyptischen Nilmesser und Nilstandmarken. 995. (4AdA.) BrAanco, Untersuchungen über das kryptovulcanische Becken von Steinheim auf der schwäbischen Alb. Mit E. Fraas. 629. (Adh.) BrRANDL, zum ags. Gedichte »Traumgesicht vom Kreuze Christie. 715. 716 —723. Braun, Dr. Maximilian, Professor in Königsberg i. Pr., erhält 4000 Mark zu einer Reise nach Island und den Faer-Oer zwecks Untersuchungen an Walen. 618. Brauns, Dr. Reinhard, Professor in Kiel, die zur Diabasgruppe gehörenden Gesteine des Rheinischen Schiefergebirges. 629. 630 — 638. 101* 1168 Namenregister. BROCKELMANN, Dr. Karl, Professor in Königsberg i. Pr., erhält 500 Mark zur Her- ausgabe des 3. Bandes von Ibn Qutaiba’s "Ujün al ahbär. 550. BRUNNER, Jahresbericht der Savigny-Stiftung. 142. — _____ Jahresbericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen Rechts- sprache. Mit Schrorper. 145—152. _— -, über die Strafe des Pfählens im ältern Deutschen Rechte. 895. Burpacn, Jahresbericht der Deutschen Commission. Mit Rorrue und Schumipr. 136— 140. — ., Jahresbericht über die Forschungen zur Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache. 141. - ‚ über den Prosadialog »Der Ackermann aus Böhmen« vom Jahre 1399. 455. (Abh.) BuURDON-SANDERSON, gestorben am 24. November. 996. Cserıus, Oberbergrath Prof. Dr. Karl, in Darmstadt, erhält 1000 Mark zur Fort- setzung seiner geologisch-petrographischen Bearbeitung des Odenwaldes. 2. Coun, Prof. Dr. Leopold, in Breslau, ein Philo-Palimpsest (Vat. gr. 316). 1. 36—52. Conunneın, Dr. Otto, Professor in Heidelberg, erhält 1000 Mark zur Fortführung seiner Arbeiten über Glykolyse in den Muskeln. 2. Conze, Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts. 617. 619—625. — — , Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am ır. August. 822. 858 — 860. Dasr, Prof. Dr. Friedrich, in Berlin, erhält 650 Mark zur Fortsetzung seiner Unter- suchung der deutschen Spinnenfauna. 618. DeErsrück, Dr. Richard, Privatdocent in Berlin, erhält das Stipendium der Eduard Gerhard - Stiftung. 693. Dıers, Jahresbericht über die Aristoteles- Commentare. 124. — —, Jahresbericht über den Thesaurus linguae latinae. 128 —129. ———-, Jahresbericht über die Ausgabe des Codex Theodosianus. 132 —133. — — erhält 3000 Mark zur Fortführung der Arbeiten an einem Katalog der Hand- schriften der antiken Mediein. 549. ——— legt den ersten Theil dieses Katalogs vor. 821. (4AbA.) ———, über einen orphischen Demeterhymnus. 891. Dırrauey, Jahresbericht über die Kant-Ausgabe. 129. — ——, Studien zur Grundlegungder Geisteswissenschaften. I. 301. 322 — 343. Il. 345. ———, Hegel’s Jugendjahre. 963. 1057. (AdA.) Dresser, Jahresbericht über die Griechischen Münzwerke. 125 —127. —— — , das Tempelbild der Athena Polias auf den Münzen von Priene. 441. 467 — 476. EnGEeLmann, über ein Verfahren zur Steigerung des Unterschieds in der physiologi- schen Wirksamkeit von Schliessungs- und Öffnungs-Inductionsströmen. 711. En6ter, Jahresbericht über das »Pilanzenreich«. 135—136. , über floristische Verwandtschaft zwischen dem tropischen Africa und America, sowie über die Annahme eines versunkenen brasilianisch-aethiopischen Continents. 179. 180— 231. erhält 2300 Mark zur Fortführung des Werkes »Das Pflanzenreich«. 617. ErMmANn, Jahresbericht über das Wörterbuch der aegyptischen Sprache. 130— 132. ‚„ über die Horuskinder. 249, Fınck, Dr. Franz N., Privatdocent in Berlin, die Grundbedeutung des grönländischen Subjectivs. 279. 230— 297. Der erste Halbband endet mit Seite 708. 1169 FıscHeEr, über das Verhalten verschiedener Polypeptide gegen Pankreasferment. Mit E. AsnersALdEen. 289. 290 — 300. FLEunmING, gestorben am 4. August. 823. Fraas, Prof. Dr. Eberhard, in Stuttgart, Untersuchungen über das kryptovulcanische Becken von Steinheim auf der schwäbischen Alb, s. Branco. FRANKE, Dr. Otto, in Berlin, hat es ein Land Kharostra gegeben? 237. 233 — 248. FreprecH, Dr. C., in Posen, Bericht über eine Bereisung der Inseln des Thrakischen Meeres und der Nördlichen Sporaden. 1. 64—71. Frıese, Heinrich, in Jena, erhält 1200 Mark zur Herausgabe einer Monographie der Meliponen. 2. FROoBENtus, zur Theorie der linearen Gleichungen. 359. GEHRCKE, Dr. Ernst, Privatdocent in Berlin, über die Trabanten der Quecksilber- linien. Mit O. von Baever. 1035. 1037—1042. GLaGau, Dr. Hans, Professor in Marburg, erhält 1000 Mark zur Fortsetzung seiner Forschungen über Ludwig XVI. und die französische Revolution. 302. Grück, Dr. Hugo, Professor in Heidelberg, erhält 640 Mark zur Herausgabe eines Werkes »Biologische und morphologische ‘Untersuchungen über Wasser- und Sumpfgewächse«. 618. Guıpı, Ignazio, Professor an der Universität Rom, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 2. Hıarnack, Untersuchungen über den apokryphen Briefwechsel der Korinther mit dem Apostel Paulus. 1. 3—35. — — — — , Jahresbericht der Kirchenväter- Commission. 143 —145. ‚ die Retractationen Augustin’s. 1095. 1096—1131. Harrmann, Prof. Dr. Johannes, in Potsdam, monochromatische Aufnahmen des Orionnebels. 303. 360 — 368. Hauck, Dr. Guido, weiland Professor an der Technischen Hochschule in Charlotten- burg, erhält einen Preis aus der Steiner’schen Stiftung. 691. Heınzer, gestorben am 4. April. 441. Herwerr, über die Genauigkeit der Kriterien des Zufalls bei Beobachtungsreihen. 593. 594— 612. von Hrruuor'tz, über die physikalische Bedeutung des Prineips der kleinsten Wirkung. Aus dessen hinterlassenen Papieren bearbeitet von KoErnIGSBERGER. 861. 863 — 883. Henning, Dr. Fritz, in Charlottenburg, über die Lichtemission und den Schmelz- punkt einiger Metalle, s. L. Horvorn. Herrwıs, Oskar, kritische Betrachtungen über neuere Erklärungsversuche auf dem Gebiete der Befruchtungslehre. 369. 370 —379. Herzog, Dr. Rudolf, Professor in Tübingen, das panhellenische Fest und die Cult- legende von Didyma. 895. 979—993. HıRSCHBERG, Dr. Julius, Professor in Berlin, die arabischen Lehrbücher der Augen- heilkunde. 301. (4AdA.) HırscHrFELD, Jahresbericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. 122 —124. ‚ Jahresbericht über die Prosopographie der römischen Kaiserzeit (1. bis 3. Jahrhundert.) 125. ‚ Jahresbericht über den Index rei militaris imperii Romani. 132. — , die römische Staatszeitung und die Acclamationen im Senat. 929. 930 — 948. Hır', Dr. Herman, Professor in Leipzig, erhält 450 Mark aus der Bopp-Stiftung in Anerkennung seiner Arbeiten über den indogermanischen Accent. 550. 1170 Namenregister. van’r Horr, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzab- lagerungen. XL. Existenzgrenze von Tachhydrit. Mit L. Lıcwrensrem. 179. 232—235. XLI. Die Bildungstemperatur des Kaliumpentacaleiumsulfats. Mit G.L. Voerrman und W. C. Braspare. 303. 305— 310. XLIl. Die Bildung von Glauberit. 477. 473—483. XLIll. Der Caleiumgehalt der constanten Lösungen bei 25°. Mit W.C.Braspare. 711. 712—714. XLIV. Existenzgrenze von Tach- hydrit bei 83°. Mit J. n’Ans. 897. 913—916. XLV. Das Auftreten von Tinkal und oktaedrischem Borax. Mit W.C.Braspare. 1085. 1086—1090. Horzorn, Prof. Dr. Ludwig, in Charlottenburg, über die specifische Wärme der Gase in höherer Temperatur. Mit L. Ausrın. 158. 175 —178. ———— ., über die Lichtemission und den Schmelzpunkt einiger Metalle. Mit F. Henning. 303. 311— 317. HotLpder-EsGer, Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Oswald, in Berlin, Jahresbericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historiea. 551. 583—591. Jaun, Dr. Kurt, in Berlin, erhält das für eine Geschichte der Autobiographie aus- gesetzte Accessit von 2500 Mark. 689. Juse, Dr. Heinrich, Privatdocent in Marburg, die allgemeinen Thetafunetionen von vier Veränderlichen. 457. 484—503. Junker, Dr. Hermann, sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 715. 782— 805. KALıscHEr, Dr. Otto, in Berlin, das Grosshirn der Papageien in anatomischer und physiologischer Beziehung. 465. (AdA.) Karsı, Dr. Josef, aus Strassburg i. E., erhält 700 Mark zur Vollendung seiner Aus- gabe des Armenischen Rechtsbuches. 369. Kaurmann, Dr. Walter, Professor in Bonn, über die Constitution des Elektrons. 929. 949 — 956. KEkULE von STRADOoNITZ, über römische Kunst. 321. Kreın, über Theodolithgoniometer. 93. 94—101. ‚ über Cirenlarpolarisation im rhombischen Systeme. 709. Krenm, Prof. Dr. Gustav, in Darmstadt, erhält 50o Mark und weiter 250 Mark zur Fortsetzung seiner geologischen Untersuchungen im Tessinthal. 2. 618. — —— , Bericht über Untersuchungen an den sogenannten »Gneissen« und den meta- morphen Schiefergesteinen der Tessiner Alpen. Il. 381. 442 — 453. Koch, über die Unterscheidung der Trypanosomenarten. 957. 958— 962. von KoELLIKER, gestorben am 2. November. 929. KoENIGSBERGER, über die aus der Variation der mehrfachen Integrale entspringenden partiellen Differentialgleichungen der allgemeinen Mechanik. 157. 250 — 278. —— —., über die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 821. 841— 854. ——, über die physikalische Bedeutung des Princips der kleinsten Wirkung. Aus den hinterlassenen Papieren von H. von Helmholtz bearbeitet, s. von HeLmHoLTz. Körnıcke, Prof. Dr. Friedrich, in Bonn, erhält den aus dem Cothenius’schen Legat ausgeschriebenen Preis. 690. Konrrauscen, tritt in die Reihe der Ehrenmitglieder der Akademie über. 466. Korse, Dr. Walter, in Athen, Berieht über eine Reise in Messenien. 1. 53—63. Koser, Jahresbericht über die Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen, Ss. SCHMOLLER. ——— , Jahresbericht über die Acta Borussica, Ss. SCHMOLLER. — —, über die Haltung Kurbrandenburgs in dem Streite zwischen Imperialismus und reichsständischer Libertät seit 1648. 279. Der erste Halbband endet mit Seite 708. salz Koser, erhält 6000 Mark zur Fortführung der Herausgabe der Politischen Correspon- denz Friedrich’s des Grossen. 550. ———, zur Geschichte der Berufung der Brüder Grimm nach Berlin. 995. 1004—1014. Krause, Dr. Rudolf, Professor in Berlin, die Endigung des Nervus acusticus im Gehörorgan des Flussneunauges. 957. 1015 —1032. KROoNECKER, Dr. Hugo, Professor in Bern, Reflexwirkung des Vagusganglion bei Seeschildkröten. Mit F. Sparrırra. 477. 613 —615. LAnwporr, über die fragliche Änderung des Gesammtgewichtes chemisch sich um- setzender Körper. 1085. LAUTERBORN, Dr. Robert, in Ludwigshafen, Professor an der Universität Heidelberg, erhält 1000 Mark zur Fortsetzung seiner Erforschung der Thier- und Pflanzen- welt des Rheins und seiner Zuflüsse. 2. LEenarp, Dr. Philipp, Professor in Kiel, erhält die für den physikalischen Preis aus- gesetzte Preissumme von 5000 Mark als Ehrengabe. 686. Lenz, über die Entstehung der Statuten der Berliner Universität. 345. Lic#renstein, L., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, s. van’r Horr. Gräfin von Lınven, Dr. Maria, in Bonn, erhält 500 Mark zur Fortsetzung ihrer Untersuchungen über Schmetterlingsfarbstoffe. 618. Lorwy, Prof. Dr. Adolf, in Berlin, erhält mit Dr. K. Neugere 750 Mark zur Aus- führung von Versuchen über die Physiologie der Verdauung. 618. Lorentz, Dr. Hendrik Antoon, Professor an der Universität Leiden, zum correspon- direnden Mitglied der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 466. Lupwıs, erhält r000 Mark zur Vollendung seiner Monographie der Holothurien des Mittelmeeres. 617. Macnus, Dr. Rudolf, Professor in Heidelberg, erhält 300 Mark zur Fortführung seiner Versuche an glatter Muskulatur, speciell am überlebenden Darm. 2. Manrock, Dr. Gotthold Ludwig, in Berlin, erhält 800 Mark zur Herausgabe der Correspondenz Friedrich’s des Grossen mit Ärzten. 822. Mann, Prof. Dr. Oskar, in Berlin, erhält 1000 Mark zur Drucklegung des ersten Bandes seines Werkes über kurdisch-iranische Dialekte. 823. MARTENS, Antrittsrede. 680 — 683. —— ———., Entwürfe einer Festigkeitsprobirmaschine für 50000 kg Kraftleistung und eines Härteprüfers nach Brinell. 1035. Martıne'r, Gustave, in Lausanne, ist Verfasser der als preisfähig bezeichneten Be- werbungsschrift um den Preis aus dem Cothenius’schen Legat. 690. 822. MEYER, die Mosesagen und die Lewiten. 639. 640 —652. Meyer, Dr. Julius, Privatdocent in Breslau, erhält 500 Mark zu Untersuchungen über das Atomgewicht des Wasserstoffs. 618. MEyeEer-Lüeeke, Dr. Wilhelm, Professor an der Universität Wien, zum correspon- direnden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 725. Mısca, Dr. Georg, in Charlottenburg, erhält den für eine Geschichte der Autobio- graphie ausgesetzten Hauptpreis von 5000 Mark. 689. Mıwreıs, Dr. Ludwig, Professor an der Universität Leipzig, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 302. Mösıus, die Formen und Farben der Insecten ästhetisch betrachtet. 157. 159 —166. Moıssan, Henri, Professor an der Sorbonne in Paris, Mitglied des Institut de France, zum correspondirenden Mitglied der physikalisch - mathematischen Classe gewählt. 158. Mürrer, Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Karl, in Berlin, eine Hermas-Stelle in mani- chäischer Version. 1033. 1077—1083. 1172 Namenregister. Mürrer-Bresrauv, Beiträge zur Lehre vom Gleichgewicht sandförmiger Massen. 301. Munk, über die Functionen des Kleinhirns. 861. MussaArıaA, gestorben am 7. Juni. 618. Nernsr, Dr. Walther, Professor der physikalischen Chemie an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 1057. NEUBERG, Dr. Karl, Privatdocent in Berlin, erhält mit Prof. Dr. A. Lorwy 750 Mark zur Ausführung von Versuchen über die Physiologie der Verdauung. 618. Nızse, Dr. Benedietus, Professor an der Universität Marburg, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch- historischen Classe gewählt. 302. Orrerı, gestorben am 2o. August. 823. Osrwarn, Dr. Wilhelm, Professor an der Universität Leipzig, zum correspondirenden Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 158. — — , ikonoskopische Studien. I. 157. 167—174. Perer, Dr. Karl, Professor in Greifswald, Untersuchungen über individuelle Varia- tionen in der thierischen Entwicklung. 862. 884—889. PrFLüser, Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 14. December. 1057. 1084. Pıscuer, der Ursprung des christlichen Fischsymbols. 505. 506 — 532. Pranck, normale und anomale Dispersion in nichtleitenden Medien von variabler Dichte. 381. 332 — 394. Prave, Dr. Ludwig, Professor in Berlin, erhält 3000 Mark zur Ausführung von zoolo- gischen Untersuchungen auf den Bahama-Inseln. 158. RADERMACHER, Dr. Ludwig, Professor in Greifswald, erhält 700 Mark zur Unter- suchung vaticanischer Handschriften für eine neue Ausgabe der Institutio oratoria des Quintilian. 321. Ramon y Casa, Santiago, Professor an der Universität Madrid, erhält die Helm- holtz-Medaille. 154. Reıcke, Oberbibliothekar Prof. Dr. Rudolf, in Königsberg i. Pr., Mitarbeiter an der Kant-Ausgabe, gestorben am 16. October. 893. von RıcuruorEn, über Art und Alter der Bodenbewegungen im Gebiet des mittlern Yangtszekiang. 617. ——————, gestorben am 6. October. 823. Römer, Dr. Fritz, in Frankfurt a. M., erhält mit Dr. F. Scuaupınn 1200 Mark zur Herausgabe des 4. Bandes der »Fauna Arctica«. 618. Roerue, Jahresbericht der Deutschen Commission, s. BurvAcH. —— -, über Johann von Würzburg’s »Wilhelm von Östreich«. 549. SacHaAu, Jahresbericht über die Ausgabe des Ibn Saad. 129—130. — —, Litteratur- Bruchstücke aus Chinesisch-Turkistan. 963. 964 — 978. Sacas, Dr. Arthur, Privatdocent in Breslau, der Kleinit, ein hexagonales Quecksilber- oxychlorid von Terlingua in Texas. 1085. 1091—1094. Sınrer, Dr. Max, in Berlin, die geographische Verbreitung von Mysis relieta, Palla- siella quadrispinosa, Pontoporeia affinis in Deutschland als Erklärungsversuch ihrer Herkunft. 549. (AbA.) ScHÄFER, die Ungarnschlacht von 955. 551. 552 — 568. ——, die agrarii milites des Widukind. 551. 569 —577. — ——, »Selusas« im Strassburger Zollprivileg von 831. 551. 578—582. Sc#aupınn, Dr. Fritz, Privatdocent in Berlin, erhält mit Dr. F. Römer 1200 Mark zur Herausgabe des 4. Bandes der »Fauna Arctica«. 618. SCHELLWIEN, Dr. Ernst, Professor in Königsberg i. Pr., erhält rooo Mark zur Fort- setzung seiner geologischen Untersuchungen in den Östalpen. 618. Der erste Halbband endet mit Seite 708. 1073 Scumipv, Jahresbericht über die Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt’s. 136. — ., ‚Jahresbericht der Deutschen Commission, s. BurpacH. ————., ein ungedrucktes Schema zu Goethe’s Helena. 237. —— —, Dr. R., in Halle a. S., über eine neue Methode der Darstellung von Neon, Krypton, Xenon, s. S. VALENTINER. SCHMIEDEKNECH', Prof. Dr. Otto, in Blankenburg i. Th., erhält 600 Mark zur Fort- setzung seiner »OÖpuscula Ichneumonologica«. 823. ScHMNOLLER, Jahresbericht über die Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. Mit Koser. 125. — -, Jahresbericht über die Acta Borussica. Mit Koser. 127—128. —_———— ‚ über die Auflösung der Lehnskriegsverfassung vom I2. bis 16. Jahr- hundert in Brandenburg und den angrenzenden Territorien. 1033. SCHNEIDER, Prof. Dr. Rudolf, in Mühlberg a. d. Elbe, erhält 500 Mark als Reise- unterstützung zur Aufnahme der Abbildungen von antiken Geschützen in Hand- schriften. 823. ScHhorrky, über die Convergenz einer Reihe, die zur Integration linearer Differential- gleichungen dient. 807. 808 — 815. SCHRADER, Dr. Otto, Professor in Jena, erhält 900 Mark aus der Bopp-Stiftung zur Fortsetzung seiner Arbeiten auf dem Gebiete der indogermanischen Alterthums- kunde. 550. SCHROEDER, Jahresbericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen Rechts- sprache, s. BRUNNER. ScHuLrEn, Prof. Dr. Adolf, in Göttingen, erhält 500 Mark zur Untersuchung der antiken Überreste von Numantia und anderen Ibererstädten. 823. ScHuLrze, Dr. Oskar, Professor in Würzburg, über die Frage nach dem Einfluss des Lichts auf die Entwicklung und Pigmentirung der Amphibieneier und Amphibien- larven. 861. 917— 928. Scnurze, Franz Eilhard, Jahresbericht über das »Thierreich«. 134—135. Schutze, Wilhelm, griechische Lehnworte im Gotischen. 709. 726—757. ScHUR, Dr. Issai, Privatdocent in Berlin, über eine Classe von endlichen Gruppen linearer Substitutionen. 2. 77—91. — — , neue Begründung der Theorie der Gruppencharaktere. 359. 406 — 432. Schwarz, über die Frage, ob in einem speciellen Falle der Kummer’schen Differen- tialgleichung durch eine rationale Funetion der unabhängigen Veränderlichen ge- nügt werden könne, oder nicht. 725. SEUFFERT, Dr. Bernhard, Professor in Graz, Prolegomena zu einer Wieland-Ausgabe. Stück 3—5-. 821. (AdA.) SıEGEL, Dr. John, in Berlin, Untersuchungen über die Aetiologie des Scharlachıs. 1. (AbA.) -, Untersuchungen über die Aetiologie der Syphilis. 158. (AödA.) SOMMER, Dr. Robert, Professor in Giessen, erhält 500 Mark zur Fortsetzung seiner Studien über Ausdrucksbewegungen. 2. Sparrıirra, Prof. Francesco, in Palermo, Reflexwirkung des Vagusganglion bei See- schildkröten. s. H. Kronecker. SPULER, Dr. Arnold, Professor in Erlangen, erhält 1000 Mark zur Fortsetzung seiner Bearbeitung der Schmetterlinge Europas. 2. Srruve, Hermann, Antrittsrede. 672—676. ‚ zur Darstellung der Beobachtungen von Phoebe. 893. 1058—1061. STRUVE, Otto, gestorben am 14. April. 466. Srumer, Erscheinungen und psychische Functionen. 103. 1174 Namenregister. Toster, vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 345. 346—358. 821. 324 — 840. Tornter, Prof. Dr. Gustav, in Berlin, Pseudophryne vivipara n. sp., ein lebendig ge- bärender Frosch. 821. 8555 — 857. Tünrer, W., Pfarrer in Unterrenthendorf, erhält 600 Mark zur Herausgabe von Band 3 des Werkes »Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhun- derts«. 823. UsSENER, gestorben am 2r. October. 893. Vauren, Festrede: Erinnerungen an Leibniz, gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahrestages. 653 —671. ———, Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker. (Fortsetzung.) Catullus I. 759. 760—781. VALENTINER, Dr. Siegfried, Privatdocent in Berlin, über eine neue Methode der Darstellung von Neon, Krypton, Xenon. Mit R. Scamir. 807. 816—820. VoErMmAN, G. L., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, s. van’r Horr. Voser, Untersuchungen an den spectroskopischen Doppelsternen Algol und Mizar. 303. Wacnsmurn, gestorben am 8. Juni. 710. VALDEYER, Festrede, gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Friedrich’s II. 105 — 121. —— — , Jahresbericht der Humboldt-Stiftung. 141 —142. — —— —, Jahresbericht der Akademischen Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin. 153 — 154. WARBURG, über die Reflexion der Kathodenstrahlen an dünnen Metallblättchen. 457. 458 — 464. —— ——., über die ÖOzonisirung des Sauerstoffs durch Spitzenentladung. 465. WERNnIcKE, Dr. Karl, Professor in Halle a. S., erhält 1000 Mark zur Herausgabe des 4. Bandes seines Photographischen Atlas des Gehirns. 619. WırsanD, Direetor Dr. Theodor, in Constantinopel, vierter vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen der Königlichen Museen zu Milet. 505. 533 — 548. von Wıramowrtz-MOELLENDORFF, Jahresbericht über die Sammlung der griechi- schen Inschriften. 121— 122. ee - —, über die Athena von Ilion. 319. — erhält 5000 Mark zur Fortführung der Samm- lung der griechischen Inschriften. 618. WILxEns, Dr. A., in Wien, zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 995. 1062— 1076. von Worrr, Dr. Ferdinand, Privatdocent in Berlin, Bericht über die Ergebnisse der petrographisch-geologischen Untersuchungen des Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen. 1035. 1043 —1055. ZımMmEer, Untersuchungen über den Satzaccent des Altirischen. I. 433. 434 —439. ZIMMERMANN, Antrittsrede. 676—679. = — —, der gerade Stab mit stetiger, elastischer Stützung und beliebig ge- richteten Einzellasten. 897. 898—912. 1056. 1175 SACHREGISTER. Accelamationen im römischen Senat, über dieselben, von Hırsc#rern. 929. 930—948. Ackermann aus Böhmen. der, über den Prosadialog — vom Jahre 1399, von BurnacH. 455. (AdA.) Acta Borussica: Jahresbericht. 127—128. — Publication. 158. Adressen: an Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten den Kronprinzen und die Kronprinzessin anlässlich Höchstderen Vermählung am 6. Juni. 617. 626 — 627. — an Hrn. Conze zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am r1. August. 822. 358 —860. — an Hrn. Prrüser zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 14. December. 1057. 1084. Agrarii milites, die — des Widukind, von ScHÄrer. 551. 569 — 577. Akademische Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin, s. Jubiläumsstiftung. Altirisch, Untersuchungen über den Satzaccent desselben, von Zimmer. I. 433. 434— 439. Amphibieneier und Amphibienlarven, über die Frage nach dem Einfluss des Lichts auf die Entwicklung und Pigmentirung derselben, von O. Scaurrze. 861. 917— 928. Anatomie und Physiologie: EngELuMAnN, über ein Verfahren zur Steigerung des Unterschieds in der physiologischen Wirksamkeit von Schliessungs- und Öffnungs- Inductionsströmen. 711. — Herrwiıs, O., kritische Betrachtungen über neuere Er- klärungsversuche auf dem Gebiete der Befruchtungslehre. 369. 370— 379. — OÖ. Karıscher, das Grosshirn der Papageien in anatomischer und physiologischer Beziehung. 465. (AbA.) — R. Krause, die Endigung des Nervus acustieus im Gehör- organ des Flussneunauges. 957. 1015—1032. — H. Kronecxer und F. Sparrırra, Reflexwirkung des Vagusganglion bei Seeschildkröten. 477. 613—615. — Munk, über die Functionen des Rleinhirns. 561. — K. Perer, Untersuchungen über indi- viduelle Variationen in der thierischen Entwicklung. 862. 834—889. — O.ScHULTzeE, über die Frage nach dem Einfluss des Lichts auf die Entwicklung und Pigmen- tirung der Amphibieneier und Amphibienlarven. 861. 917— 928. Vergl. Zoologie. Antrittsreden von ordentlichen Mitgliedern: Srruve. 672—676. — ZIMMNERMANN. 676 —679. — Martens. 680 — 683. Archaeologie: KEkvurr von Srranontrz, über römische Kunst. 321. — Tu. WıEGAnD, vierter vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen der Königlichen Museen zu Milet. 505. 533 — 548. Archaeologisches Institut: Jahresbericht. 154. 617. 619 — 625. Aristoteles-Commentare: ‚Jahresbericht. 124. — Publication. 929. Astronomie: Auwers, eine Statistik der unveröffentlichten Bradley’schen Beobach- tungen an den Meridianinstrumenten der Greenwicher Sternwarte. 995. 997—1003. — Jahresbericht über die »Geschichte des Fixsternhimmels«. 133. — J. Harrmann, monochromatische Aufnahmen des Orionnebels. 303. 360 — 368. — SrruvE, zur Darstellung der Beobachtungen von Phoebe. 893. 1058—1061. — Voser, Unter- 1176 Sachregister. suchungen an den speetroskopischen Doppelsternen Algol und Mizar. 303. — A.Wır- KENS, zur Erweiterung eines Problems der Säcularstörungen. 995. 1062 —1076. Vergl. Mathematik. Athena von llion, über dieselbe, von v. Wıramowrrz- MOELLENDORFF. 319. Augenheilkunde, die arabischen Lehrbücher derselben, von J. Hırscazere. 301. (AdA.) Augustinus, die Retractationen desselben, von Harnack. 1095. 1096—1131. Bacteriologie: Koch, über die Unterscheidung der Trypanosomenarten. 957. 958— 962. J. StEGEL, Untersuchungen über die Aetiologie des Scharlachs. 1. (4dA.) — Derselbe, Untersuchungen über die Aetiologie der Syphilis. 158. (AdA.) Bayrisch-böhmisches Grenzgebirge, das Gabbromassiv in demselben, von W. Berer. 381. 395 —405. Befruchtungslehre, kritische Betrachtungen über neuere Erklärungsversuche auf dem Gebiete der —, von Herıwıs, ©. 369. 370 — 379. Berliner Universität, über die Entstehung der Statuten derselben, von Lenz. 345. Biographie: Div.rney, Hegel’s Jugendjahre. 963. 1057. (Abh.) — Koser, zur Ge- schiehte der Berufung der Brüder Grimm nach Berlin. 995. 1004—1014. — Preisaufgabe über eine Geschichte der Autobiographie. 686 —689. — VAHLEN, Erinnerungen an Leibniz. 653 —671. Bopp-Stiftung: Jahresbericht. 142 — 143. — Zuerkennung des Jahresertrages. 550. Botanik: EneLer, über floristische V'erwandtschaft zwischen dem tropischen Africa und America, sowie über die Annahme eines versunkenen brasilianisch - aethiopi- schen Continents. 179. 180— 231. — »Pflanzenreich«. 135 —136. 617. 711. 1057. Bozener Quarzporphyr-Gebiet, Bericht über die Ergebnisse der petrographisch- geologischen Untersuchungen des Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen, von F. von Worrr. 1035. 1043 — 1055. Bradley’sche Beobachtungen, eine Statistik der unveröffentlichten — an den Meridianinstrumenten der Greenwicher Sternwarte, von Auwers. 995. 997—1003. Brandenburg. über die Haltung Kurbrandenburgs in dem Streite zwischen Imperia- lismus und reichsständischer Libertät seit 1648, von Koser. 279. ER een a 5 Sa Calorie, über das Verhältniss der mittleren (Bunsen’schen) — zur 15°- Calorie (2e), Cıs von U. BEeun. 2. 72—76. Catullus, Beiträge zur Berichtigung desselben, von VAnren. Il. 759. 760 —781. Charlotten-Stiftung: Preisaufgabe derselben. 691— 692. Chemie: Fıscuer und E. ArnEeRHALDEN, über das Verhalten verschiedener Polypeptide gegen Pankreasferment. 289. 290—300. — van'r Horr, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen. XL. Existenzgrenze von Taechhydrit. Mit L. Lierrenstein. 179. 232 —235. XLI. Die Bildungstempe- ratur des Kaliumpentacaleiumsulfats. Mit G.L. Vorruan und W. C. Braspare. 303. 305— 310. XLIl. Die Bildung von Glauberit. 477. 478—483. XLII. Der Caleiumgehalt der constanten Lösungen bei 25°. Mit W.C. Braspare. 711. 712—714. XLIV. Existenzgrenze von Tachhydrit bei 83°. Mit J. D’Ans. 897. 913—916. XLV. Das Auftreten von Tinkal und oktaedrischem Borax. Mit W. €. Braspare. 1085. 1086—1090. — Lanporr, über die fragliche Änderung des (resammtgewichtes chemisch sich umsetzender Körper. 1085. — OsrwArn, ikonoskopische Studien. I. 157. 167—174. Cireularpolarisation, über — im rhombischen Systeme, von Kreın. 709. Codex Theodosianus, Ausgabe desselben : Jahresbericht. 132—133. — Publication. 893. Continent, über die Annahme eines versunkenen brasilianisch -aethiopischen —., vor EnGter. 179. 180—231. Der erste Halbband endet mit Seite 70S. ale, Corpus inseriptionum Graecarum: Jahresbericht. 121—122. — Geldbewilli- gung. 618. Corpus inseriptionum Latinarum: Jahresbericht. 122—124. — Publication. 158. Corpus medicorum antiquorum: Katalog der Handschriften der antiken Mediecin. Geldbewilligung. 549. — Vorlage des ersten Theils des Katalogs. 821. (AdA.) Corpus nummorum: Jahresbericht. 125—127. Cothenius’sches Legat: Preisertheilung aus demselben. 689 —690. 822. Demeterhymnus, über einen orphischen —, von Dirrs. 891. Dendera, sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von —, von H. Junker. 715. 782— 805. Deutsche Commission: Jahresbericht. 136—140. — Geldbewilligung. 550. — Publicationen. 279. 639. — Generalbericht über ihre Gründung, bisherige Thätig- keit und weiteren Pläne. 694 —707. Deutsche Rechtssprache, s. Wörterbuch. Didyma, das panhellenische Fest und die Cultlegende von —, von R. Herzog. 895. 973-993. Differentialgleichungen, über die aus der Variation der mehrfachen Integrale entspringenden partiellen — der allgemeinen Mechanik, von KoEniGsBErGER. 157. 250— 278. — über die Frage, ob in einem speciellen Falle der Kummer’schen Differentialgleichung durch eine rationale Function der unabhängigen Veränder- lichen genügt werden könne, oder nicht, von Scnwarz. 725. — über die Con- vergenz einer Reihe, die zur Integration linearer — dient, von Scuorrky. 807. 808— 815. — über die — der mathematischen Physik, von KoENIGSBERGER. 821. 841— 854. Dispersion, normale und anomale — in nichtleitenden Medien von variabler Dichte, von Praner. 381. 382 — 394. Doppelsterne, s. Speetroskopische Doppelsterne. Eduard Gerhard-Stiftung, s. Gerhard- Stiftung. Elektron, über die Constitution desselben, von W. Kaurmann. 929. 949 — 956. Erscheinungen, über — und psychische Funetionen, von Srumpr. 103. Festigkeitsprobirmaschine für 50000 kg Kraftleistung, Entwurf einer solchen, von Martens. 1035. Festreden: zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Friedrich’s II., von WaArpever. 105—121. — zur Feier des Leibnizischen Jahrestages: Erinnerungen an Leibniz, von Varten. 653 —671. Fischsymbol, der Ursprung des christlichen —, von Pıscuer. 505. 506—532. Fixsternhimmel, Geschichte desselben: Jahresbericht. 133. Floristische Verwandtschaft zwischen dem tropischen Africa und America, über — sowie über die Annahme eines versunkenen brasilianisch-aethiopischen Continents, von Enster. 179. 180—231. Flussneunauge, die Endigung des Nervus acusticus im Gehörorgan desselben, von R. Krause. 957. 1015 —1032. Französische Grammatik, vermischte Beiträge zu derselben, von Toter. 345. 346— 358. 821. 824— 840. Friedrich der Grosse, Politische Correspondenz desselben: Jahresbericht. 125. — Publieation. 237. — Geldbewilligung. 550. Gase, über die speeifische Wärme der — in höherer Temperatur, von L. HoLsorn und L. Ausrım. 158. 175 —178. Geisteswissenschaften, Studien zur Grundlegung derselben, von Dirsury. 1. 301. 322— 343. Il. 345. 1178 Sachregister. Geldbewilligungen für fortlaufende wissenschaftliche Unternehmungen der Akademie: Corpus inseriptionum Graeearum. 618. — Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. 550. — Katalog der Handschriften der antiken Mediein. 549. — Pflanzen- reich. 617. — Unternehmungen der Deutschen Commission. 550. — Ausseretats- mässige für den Thesaurus linguae Latinae. 550. — Wörterbuch der aegyptischen Sprache. 550. = - für besondere wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffent- lichungen: Anschaffung von Declinatorien zum Behuf einer specielleren mag- netischen Landesvermessung. 249. — E. Baur, Untersuchungen an Pfropfbastar- den. 617. — J. Bauscninger, Bearbeitung einer achtstelligen logarithmisch-trigono- metrischen Tafel. 822. — W. Berer, geologisch- petrographische Untersuchung des »Hohen Bogens« bei Furth im Bayrischen Walde. 302. 617. -— J. Bernstein, Untersuchungen an elektrischen Fischen. 618. — M. Branckknnorn, geologisch- stratigraphische Erforschung der jüngeren Bildungen im Nilthal und Jordan thal. 618. — M. Braun, Reise nach Island und den Faer-Oer zwecks Unter- suchungen an Walen. 618. — K. Brockermann, Herausgabe des 3. Bandes von Ibn Qutaiba’s “Ujün al abbär. 550. — K. Cnerius, geologisch - petrographische Bearbeitung des Odenwaldes. 2. — O0. Connueın, Arbeiten über Glykolyse in den Muskeln. 2. — F. Daur, Untersuchung der deutschen Spinnenfauna. 618. — H. Frıese, Herausgabe einer Monographie der Meliponen. 2. — H. Grasau, Forschungen über Ludwig XV]. und die französische Revolution. 302. — H. Grück, Herausgabe eines Werkes »Biologische und morphologische Untersuchungen über Wasser- und Sumpfgewächse«. 618. — J. Karsır, Ausgabe des Armenischen Rechts- buches. 369. — G. Krema, geologische Untersuchungen im Tessinthal. 2. 618. — R. Lavrersorn, Erforschung der Thier- und Pflanzenwelt des Rheins und seiner Zuflüsse. 2. — Gräfin M. von Linven, Untersuchungen über Schmetter- lingsfarbstoffe. 618. — A. Lorwv und K. Neusers, Versuche über die Physiologie der Verdauung. 618. — Lupwıc, Monographie der Holothurien des Mittelmeeres. 617. — R. Massuvs, Versuche an glatter Muskulatur. 2. — G. L. Mautocr, Her- ausgabe der Correspondenz Friedrich’s des Grossen mit Ärzten. 822. — O. Mann, Drucklegung des ersten Bandes seines Werkes über kurdisch - iranische Dialekte. 823. — J. Meyer, Untersuchungen über das Atomgewicht des Wasserstofls. 618. — L. Prare, zoologische Untersuchungen auf den Bahama-Inseln. 158. — L. RADERMACHER, Untersuchung vatieanischer Handschriften für eine neue Ausgabe der Institutio oratoria des Quintilian. 321. — F. Römer und F. Schaupısn, Her- ausgabe des 4. Bandes der »Fauna Arctica«. 618. — E. SchELLwıEn, geologische Untersuchungen in den Östalpen. 618. — O. Schmiepernecnt, Fortsetzung seiner »Opuscula Ichneumonologica«. 823. — R. ScunEiper, Reiseunterstützung zur Auf- nahme der Abbildungen von antiken Geschützen in Handschriften. 823. — A. ScnuLven, Untersuchung der antiken Überreste von Numantia und anderen Ibererstädten. 823. — R. Sommer, Studien über Ausdrucksbewegungen. 2. — A. Sputer, Bearbeitung der Schmetterlinge Europas. 2. — W. Tünrer, Heraus- gabe von Band 3 des Werkes »Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahr- hunderts«. 823. — K. WernickE, Herausgabe des 4. Bandes seines Photographi- schen Atlas des Gehirns. 618. Geographie: von Rıc#tnoren, über Art und Alter der Bodenbewegungen im Ge- biet des mittlern Yangtszekiang. 617. Geologie, s. Mineralogie. Geophysik, s. Erdnagnetismus und Meteorologie. Gerhard-Stiftung: Zuerkennung und Ausschreibung des Stipendiums. 693. Der erste Halbband endet mit Seite 708. 1179 Geschichte: Corpus nummorum. 125—127. — Dresser, das Tempelbild der Athena Polias auf den Münzen von Priene. 441. 467— 476. — Politische Correspondenz Friedrich’s desGrossen. 125. 237. 550. — HırscHreup, die römische Staatszeitung und die Acclamationen im Senat. 929. 930 — 948. — Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt'’s. 136. 822. — Index rei militaris imperii Romani. 132. — Koser, über die Haltung Kurbrandenburgs in dem Streite zwischen Imperialismus und reichs- ständischer Libertät seit 1648. 279. — Lenz, über die Entstehung der Statuten der Berliner Universität. 345. — Meyer, die Mosesagen und die Lewiten. 639. 640— 652. — Monumenta Germaniae historica. 2. 154. 158. 551. 583— 591. 891. — Prosopographia imperii Romani saec. I—Ill. 125. — Prosopographia imperii Romani saec. IV—V]. 144—145. — ScHÄrer, die Ungarnschlacht von 955. 551. 552 —568. — Derselbe, die agrarii milites des Widukind. 551. 569 — 577. — Derselbe, »Sclusas« im Strassburger Zollprivileg von 831. 551. 578—582. Vergl. Biographie, Rirchengeschichte und Staatswissenschaft. Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache: Jahresbericht. 141. Gewichtsänderungen der Gesammtmasse chemisch sich umsetzender Körper, von Lanpvorr. 1085. Goethe: ein ungedrucktes Schema zu dessen Helena, von Scauipr. 237. Goniometer, über Theodolithgoniometer, von Kreıw. 93. 94—101. Gotisch, griechische Lehnworte im Gotischen, von Scuuzrze, W. 709. 726 — 757. Griechische Kirchenväter, s. Kirchenväter. Grimm, zur Geschichte der Berufung der Brüder — nach Berlin, von Koser.. 995 1004 — 1014. Grönländischer Subjectiv, die Grundbedeutung desselben, von F. N. Fınck. 279. 280 — 237. Gruppencharaktere, neue Begründung der Theorie derselben, von I. Scuur. 359. 406 — 432. Gruppentheorie, über eine Classe von endlichen Gruppen linearer Substitutionen, von I. Scaur. 2. 77— 91. Härteprüfer nach Brinell, Entwurf eines solchen, von Martens. 1035. Hegel, über dessen Jugendjahre, von Dirrurv. 963. 1057. (Adh.) Helmholtz-Medaille, Verleihung derselben. 154. Hermann und Elise geb. Heckmann Wentzel-Stiftung, s. Wentzel-Stiftung. Hermas, eine Hermas-Stelle in manichäischer Version, von F. W.K.Mürrer. 1033. 1077— 1083. Horuskinder, über dieselben, von Erman. 249. Humboldt, Wilhelm von, Ausgabe seiner Werke: Jahresbericht. 136.— Publication. 322. Humboldt-Stiftung: Jahresbericht. 141—142. — Publication. 549. Ibn Saad, Ausgabe desselben: Jahresbericht. 129 —130. Ikonoskopische Studien, von Osrwarn. I. 157. 167—174. Index rei militaris imperii Romani: Jahresbericht. 132. Insehriften: Corpus inseriptionum Graecarum. 121—122. 618. — Corpus inserip- tionum Latinarum. 122—124. 158. — C. Freprıch, Bericht über eine Bereisung der Inseln des Thrakischen Meeres und der Nördlichen Sporaden. 1. 64— 71. — R. Herzos, das panhellenische Fest und die Cultlegende von Didyma. 895. 979 —993. — H. Junker, sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera. 715. 782—805. — W. Korse, Bericht über eine Reise in Messenien. 1. 53 — 63. Inseceten, die Formen und Farben der — ästhetisch betrachtet, von Mösıus. 157. 159 —166. 1180 Sachregister. Johann von Würzburg, über dessen »Wilhelm von Östreich«, von Rorrur. 549. Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin: Jahresbericht. 153 —154. Kant-Ausgabe: Jahresbericht. 129. — Publication. 158. — Vergl. S. 345. 893. Kathodenstrahlen, über die Reflexion der — an dünnen Metallblättchen, von Warsurs. 457. 458 — 464. Kharostra, hat es ein Land — gegeben?, von O. Franke. 237. 238 — 248. Kirchengeschichte: Ausgabe der griechischen Kirchenväter. 143 —144. 237. 465. — Harnack, Untersuchungen über den apokryphen Briefwechsel der Korinther mit dem Apostel Paulus. 1. 3—35. — Derselbe, die Retractationen Augustin’s. 1095. 1096—1131. — F. W.K. Mürter, eine Hermas-Stelle in manichäischer Version. 1033. 1077—1083. — Pısc#er, der Ursprung des christlichen Fisch- symbols. 505. 506 — 532. Kirchenväter, griechische, Ausgabe derselben: Jahresbericht. 143 —144. — Publi- cationen. 237. 465. Kleinhirn, iiber die Functionen desselben, von Munk. 861. Kleinit, der —, ein hexagonales Quecksilberoxychlorid von Terlingua in Texas, von A. Sıcns. 1085. 1091—1094. Korinther, Untersuchungen über den apokryphen Briefwechsel derselben mit dem Apostel Paulus, von Harnack. 1. 3— 35. Krypton, s. Neon. Krystallographie: Kreın, über Theodolithgoniometer. 93. 94—101. — Derselbe, über Cireularpolarisation im rhombischen Systeme. 709. Lehnskriegsverfassung, über die Auflösung der — vom 12. bis 16. Jahrhundert in Brandenburg und den angrenzenden Territorien, von SchmotLer. 1033. Leibniz, Erinnerungen an —, Festrede gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahrestages, von Vauren. 658 — 671. Lewiten, die Mosesagen und die —, von Meyer. 639. 640 — 652. Lineare Gleichungen, zur Theorie derselben, von Frosenıvs. 359. Mathematik: Frosenius, zur Theorie der linearen Gleichungen. 359. — Hernerr, über die Genauigkeit der Kriterien des Zufalls bei Beobachtungsreihen. 593. 594 —612.— H. Jung, die allgemeinen Thetafunctionen von vier Veränderlichen. 457. 484—503. — KorNnIGsBERGER, über die aus der Variation der mehrfachen Integrale entspringen- den partiellen Differentialgleichungen der allgemeinen Mechanik. 157. 250— 278. — Derselbe, über die Differentialgleichungen der mathematischen Physik. 821. 841— 854. — ScaHorrky, über die Convergenz einer Reihe, die zur Integration linearer Differentialgleichungen dient. 807. 808—815. — I. Scuur, über eine Classe von endlichen Gruppen linearer Substitutionen. 2. 77—91. — Derselbe, neue Begründung der Theorie der Gruppencharaktere. 359. 406 — 432. — ScHwARrz, über die Frage, ob in einem speciellen Falle der Kummer’schen Differentialglei- chung durch eine rationale Function der unabhängigen Veränderlichen genügt werden könne, oder nicht. 725. — Ausgabe der Werke von Weierstrass. 129. Mechanik: Mürrer-Brestau, Beiträge zur Lehre vom Gleichgewicht sandförmiger Massen. 301. — Zimmermann, der gerade Stab mit stetiger, elastischer Stützung und beliebig gerichteten Einzellasten. 897. 898—912. 1056. Vergl. Mathematik. Messenien, Bericht über eine Reise in —, von W. Korse. 1. 53—63. Metalle, über die Liehtewmission und den Schmelzpunkt einiger —, von L. Horzorn und F. Henning. 303. 311—317. Milet, vierter vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen der Königlichen Museen zu —,von Ta. WıEsann. 505. 533 — 548, Der erste Halbband endet mit Seite 7US. 1181 Mineralogie und Geologie: W. Berer, das Gabbromassiv im bayrisch-böhmi- schen Grenzgebirge. 381. 395 —405. — Branco und E. Fraas, Untersuchungen über. das kryptovulcanische Becken von Steinheim auf der schwäbischen Alb. 629. (Abh.) — R. Brauns, die zur Diabasgruppe gehörenden Gesteine des Rhei- nischen Schiefergebirges. 629. 630— 638. — G. Kremm, Bericht über Unter- suchungen an den sogenannten »Gneissen« und den metamorphen Schiefergesteinen der Tessiner Alpen. 1]. 381. 442 — 453. — A. Sıcas, der Kleinit, ein hexagonales Quecksilberoxychlorid von Terlingua in Texas. 1085. 1091—1094. — F. von Worrr, Bericht über die Ergebnisse der petrographisch-geologischen Untersuchungen des Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen. 1035. 1043 — 1055. Vergl. Chemie und Kıystallographie. Monumenta Germaniaehistorica: Publicationen. 2. 158. 391. — Jahresbericht. 154. 551. 583 — 591. Mosesagen, die, und die Lewiten, von Meyer. 639. 640 —652. Mysis relicta, Pallasiella quadrispinosa, Pontoporeia affinis, die geographische Ver- breitung derselben in Deutschland als Erklärungsversuch ihrer Herkunft, von M. Sauter. 549. (AbA.) Neon, über eine neue Methode der Darstellung von —, Krypton, Xenon, von S. VALENTINER und R. Scamipr. 807. 816— 820. Nilmesser und Nilstandmarken, über die altaegyptischen —, von L. Borcuarpr. 995. (AbA.) Oceanische Salzablagerungen, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse derselben, von van’r Horr. XL. Existenzgrenze von Tachhydrit. Mit L. Lich ten- stein. 179. 232—235. XLI. Die Bildungstemperatur des Kaliumpentacaleium- sulfats. Mit G. L. Vorruan und W.C. Braspare. 303. 305—310. XLI. Die Bildung von Glauberit. 477. 478—483. XLII. Der Caleiumgehalt der constan- ten Lösungen bei 25°. Mit W.C. Braspare. 711. 712—714. XLIV. Existenz- grenze von Tachhydrit bei 83°. Mit J. D’Ans. 897. 913 —916. XLV. Das Auf- treten von Tinkal und oktaedrischem Borax. Mit W. €. Braspare. 1085. 1086— 1090. Orionnebel, monochromatische Aufnahmen desselben, von J. Harırmann. 303. 360 — 368. Ozonisirung, über die — des Sauerstoffs durch Spitzenentladung, von WARBURG. 469. Pallasiella quadrispinosa, s. Mysis relicta. Papageien, das Grosshirn derselben in anatomischer und physiologischer Beziehung, von O. Karıscher. 465. (Abh.) Paul Riess’sche Stiftung, s. unter R. Paulus, Untersuchungen über den apokryphen Briefwechsel der Korinther mit dem Apostel —, von Harnacr. 1. 3—35. Personalveränderungen in der Akademie vom 28. Januar 1904 bis 26. Januar 1905. Übersicht. 154—155. Pfählen, über die Strafe des — im ältern Deutschen Rechte, von Brunner. 895. Pflanzengeographie, s. Botanik. Pflanzenreich: Jahresbericht. 135—136. — Geldbewilligung. 617. — Publicationen. 711. 1057. Philo, ein Philo-Palimpsest (Vat. gr. 316), von L. Conx. 1. 36—52. Philologie, germanische: Branpr, zum ags. Gedichte »Traumgesicht vom Kreuze Christi.«c 715. 716—723. — Burpaca, über den Prosadialog »Der Ackermann aus Böhmen« vom Jahre 1399. 455. (Adbh.) — Unternehmungen der Deutschen Sitzungsberichte 1905. 102 1182 E Sachregister. Commission. 136 —140. 279. 550. 639. 694—707. — Geschichte der neuhoch- deutschen Schriftsprache. 141. — Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt’s. 136. 822. — Rorrue, über Johann von Würzburg’s »Wilhelm von Östreich«. 549. — Scauipr, ein ungedrucktes Schema zu Goethe’s Helena. 237. — B. SEUFFERT, Prolegomena zu einer Wieland-Ausgabe. Stück 3—5. 821. (4AbA.) - —, griechische: Aristoteles-Commentare. 124. 929. — L. Con, ein Philo- Palimpsest (Vat. gr. 316). 1. 36—52. — Diers, über einen orphischen Demeter- hymnus. 891. — Katalog der Handschriften der antiken Mediein. 549. 821. (AbA.) — von WıramowItz-MOELLENDORFF, über die Athena von Ilion. 319. Vergl. Inschriften. — __, orientalische: L. BorcnArpr, über einen Fund in Theben. 319. — Derselbe, über die altaegyptischen Nilmesser und Nilstandmarken. 995. (Abh.) — Eruman, über die Horuskinder. 249. — O. Franke, hat es ein Land Kharostra gegeben? 237. 238 — 248. — J. Hırscugers, die arabischen Lehrbücher der Augen- heilkunde. 301. (Abh.) — Ausgabe des Ihn Saad. 129 —130. — F. W. K. Müurer, eine Hermas-Stelle in manichäischer Version. 1033. 1077—1083. — Pıscuer, der Ursprung des christlichen Fischsymbols. 505. 506—532. — Sacnau, Litteratur- Bruchstücke aus Chinesisch-Turkistan. 963. 964— 978. — Wörterbuch der aegyp- tischen Sprache. 130—132. 550. Vergl. Inschriften. — —, römische: Thesaurus linguae Latinae. 123—129. 550. 725. — VAHLEN, Beiträge zur Berichtigung der römischen Rlegiker. (Fortsetzung.) Catullus II. 759. 760 — 781. Vergl. Inschriften. — — , romanische: Togter, vermischte Beiträge zur französischen Grammatik. 345. 346— 358. 821. 824— 840. Philosophie: Dirruey, Studien zur Grundlegung der Geisteswissenschaften. I. 301. 322-343. II. 345. — Derselbe, Hegel’s Jugendjahre. 963. 1057. (AbA.) — Kant- Ausgabe. 129. 158. 345. 893. — Srunrr, Erscheinungen und psychische Func- tionen. 103. Phoebe, zur Darstellung der Beobachtungen von —, von Srruve. 893. 1058—1061. Physik: U. Bens, über das Verhältniss der mittleren (Bunsen’schen) Calorie zur 15°- Calorie (Ze). 9%. 72—-76. — E. GeEurcKE und ©. von BAEYER, über die Traban- 15 ten der Quecksilberlinien. 1035. 1037—1042. — von HerusorLız, über die plıysi- kalische Bedeutung des Prineips der kleinsten Wirkung. Aus dessen hinterlasse- nen Papieren bearbeitet von KornıGssERGER. 861. 863 —883. — L. Horsorn und L. Ausrıy, über die speeifische Wärme der Gase in höherer Temperatur. 158. 175—178. — L. Hoısorn und F. Hennıns, über die Lichtemission und den Schmelzpunkt einiger Metalle. 303. 311—317. — W. Kauruann, über die Con- stitution des Elektrons. 929. 949—956. — Pranck, normale und anomale Dis- persion in nichtleitenden Medien von variabler Dichte. 381. 332 — 394. — S. VA- LENTINER und R. Scuminr, über eine neue Methode der Darstellung von Neon, Krypton, Xenon. 807. 816—820. — Warsurg, über die Reflexion der Kathoden- strahlen an dünnen Metallblättchen. 457. 458—464. — Derselbe, über die Ozoni- sirung des Sauerstoffs durch Spitzenentladung. 465. Physiologie, s. Anatomie. Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen, s. Friedrich der Grosse. Polypeptide, über das Verhalten verschiedener — gegen Pankreasferment, von Fischer und E. Agpernarvden. 289. 290— 300. Der erste Halbband endet mit Seite 708. 1183 Pontoporeia affinis, s. Mysis relieta. Preise und Preisaufgaben: Akademische Preisaufgabe für 1905 aus dem Gebiete der Philosophie. 683— 685. — Akademische Preisaufgabe für 1905 aus dem Gebiete der Physik. 685—686. — Preisaufgabe über eine Geschichte der Autobiographie. 686 — 689. — Preisaufgabe aus dem Cothenius’schen Legat. 689 — 690. 822. — Preis der Steiner’schen Stiftung. 690—691. — Preisaufgabe der Charlotten - Stiftung. 691— 692. — Stipendium der Eduard Gerhard -Stiftung. 693. Priene, das Tempelbild der Athena Polias auf den Münzen von —, von Dresseı. 441. 467— 476. Prineip der kleinsten Wirkung, über die physikalische Bedeutung desselben, von v. Hernmnorız. Aus dessen hinterlassenen Papieren bearbeitet von Kornıss- BERGER. 861. 3863 — 883. Prosopographia imperii Romani saec. I—III: Jahresbericht. 125. — saec. lV— VI: Jahresbericht. 144—145. Pseudophryne vivipara n. sp., ein lebendig gebärender Frosch, von G. ToRNIER. 821. 8555 — 857. Psychische Functionen, über Erscheinungen und —, von Srunrr. 103. Quecksilberlinien, über die Trabanten derselben, von E. GEHRRcKE und O. von BaEvEr. 1035. 1037—1042. Rechtswissenschaft: Brunner, über die Strafe des Pfählens im ältern Deutschen Rechte. 895. — Ausgabe des Codex Theodosianus. 132—133. 893. — Wörter- buch der deutschen Rechtssprache. 145 —153. Rheinisches Schiefergebirge, die zur Diabasgruppe gehörenden Gesteine des- selben, von R. Brauns. 629. 630 —638. Riess, Paul Riess’sche Stiftung. 550. Römische Elegiker, Beiträge zur Berichtigung derselben, Fortsetzung, Catullus II., von VAHrLen. 759. 760—781. Römische Kunst, über dieselbe, von KekuLrE von Srraponttz. 321. Römische Staatszeitung, die — und die Acclamationen im Senat, von HırscH- reLD. 929. 930— 948. Säcularstörungen, zur Erweiterung eines Problems der —, von A. Wırkens. 995. 1062 — 1076. Sandförmige Massen, Beiträge zur Lehre vom Gleichgewicht derselben, von MÜLtERr- Bresrav. 301. Savigny-Stiftung: Jahresbericht. 142. Scharlach, Untersuchungen über die Aetiologie desselben, von J. Sıeser. 1. (AbA.) Schliessungs- und Öffnungs-Induetionsströme, über ein Verfahren zur Stei- gerung des Unterschieds in der physiologischen Wirksamkeit von solchen, von Ensermann. 711. Speeifisehe Wärme, über die — der Gase in höherer Temperatur, von L. Horzorn und L. Ausrın. 158. 175—178. Speetroskopische Doppelsterne Algol und Mizar, Untersuchungen an denselben, von VogEr. 308. Sporaden, Bericht über eine Bereisung der Nördlichen —, von Ü. FreprıcH. 1. 64— 71. Sprachwissenschaft: F. N. Fınck, die Bedeutung des grönländischen Subjeectivs. 279. 230— 287. — ScHurzE, W., griechische Lehnworte im Gotischen. 709. 726 — 757. — Zimmer, Untersuchungen über den Satzaccent des Altirischen. I. 433. 434— 439. 1184 Sachregister. Staatswissenschaft: Acta Borussica. 127—128. 158. — SchmoLter, über die Auf- lösung der Lehnskriegsverfassung vom 12. bis 16. Jahrhundert in Brandenburg und den angrenzenden Territorien. 1033. Stab, gerader, mit stetiger, elastischer Stützung und beliebig gerichteten Einzellasten, über die Eigenschaften eines solchen, von Zınmermann. 897. 898 —912. 1056. Steiner’sche Stiftung: Preis derselben. 690 —691. Steinheim auf der schwäbischen Alb, Untersuchungen über das kryptovulcanische Becken von —, von Branco und E. Fraas. 629. (AdA.) Strassburger Zollprivileg von 831, »Selusas« im —, von ScHÄrer. 551. 578 — 582. Syphilis, Untersuchungen über die Aetiologie derselben, von J. Sırger. 158. (Abh.) Teehnik: MArrens, Entwürfe einer Festigkeitsprobirmaschine für 50000 kg Kraft- leistung und eines Härteprüfers nach Brinell. 1035. Tessiner Alpen, Bericht über Untersuchungen an den sogenannten »Gneissen« und den metamorphen Schiefergesteinen der —, von G. Kremu. Il. 381. 442 — 453. Theben, über einen Fund in —. von L. BorcrArpr. 319. Theodolithgoniometer. über solche, von Krrın. 93. 94—101. Thesaurus linguae Latinae: Jahresbericht. 128—129. — Ausseretatsmässige Geld- bewilligung. 550. — Publication. 725. Thetafunctionen, die allgemeinen — von vier Veränderlichen, von H. Jung. 457. 484— 503. Thiergeographie, s. Zoologie. Thierische Entwieklung, Untersuchungen über individuelle Variationen in der- selben, von K. Prrer. 862. 834—889. Thierreich: Jahresbericht. 134—135. Thrakisches Meer, Bericht über eine Bereisung der Inseln desselben und der Nördlichen Sporaden, von (©. Freorıen. 1. 64—71. Todesanzeigen: Asse. 158. — BuRrDoN - SANDERSON. 996. — Fremnmine. 823. — Heınzer. 441. — von KoeıLtıker. 929. — Mussarıa. 618. — Oprerr. 823. — von Rıcaruoren. 823. — O. Srruve. 466. — Usener. 893. — Wacasnurn. 710. »Traumgesicht vom Kreuze Christie, zum ags. Gedichte —, von Branpr. 715. 716 —723. Trypanosomenarten, über die Unterscheidung derselben, von Kocn. 957. 358 —962. Turkistan, Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch-Turkistan, von Sacuauv. 963. 964 — 978. Ungarnschlacht, die — von 955, von SchÄrer. 551. 552—568. Vagusganglion, Reflexwirkung desselben bei Seeschildkröten, von H. KronEckEr und F. Sparuırra. 477. 613—615. Wahl von ordentlichen Mitgliedern: Nerssr. 1057. — von auswärtigen Mitgliedern: von Baryer. 823. —- von correspondirenden Mitgliedern: Guipr. 2. — Lorentz. 466. — Mever-Lüske. 725. — Mrrreis. 302. — Moıssan. 158. — Nıese. 302. — Osıwarn. 158. Weierstrass, Ausgabe seiner Werke: Jahresbericht. 129. Wentzel-Stiftung: Jahresbericht. 143 —153. Wieland, Prolegomena zu einer Ausgabe desselben, von B. Srurrerr. Stück 3—5. 821. (AbdA.) Wörterbuch der aegyptischen Sprache: Jahresbericht. 130—132. — Geldbe- willigung. 550. — der deutschen Rechtssprache: Jahresbericht. 145—153. Der erste Halbband endet mit Seite 708. 1185 Xenon, s. Neon. Yangtszekiang, über Art und Alter der Bodenbewegungen im Gebiet des mittlern —, von v. Rıcnruoren. 617. Zoologie: Mösıvs, die Formen und Farben der Insecten ästhetisch betrachtet. 157. 159 —166. — M. Sauter, die geographische Verbreitung von Mysis relieta, Palla- siella quadrispinosa, Pontoporeia affinis in Deutschland als Erklärungsversuch ihrer Herkunft. 549. (AbAh.) — »Thierreich.« 134—135. — G. Torvıer, Pseudophryne vivipara n. sp., ein lebendig gebärender Frosch. 821. 855 — 857. Vergl. Anatomie und Physiologie. Zufall bei Beobachtungsreihen, über die Genauigkeit der Kriterien desselben, von HELNErRT. 593. 594 — 612. Berichtigung. In der Abhandlung von Zımmermann: Stab mit elastischer Quer- stützung (Heft XLIV der Sitzungsberichte) ist zu lesen: Seite 902, Gleichung (14) statt m, = —m,: Mm = —M, und m, =—m;: m,——m, Seite 907, Gleichung (35) statt N= —;[e, ß]lsin 2% — ; [ß, a] Sin2ßl: N= ;la, ]lsin 2837 — ;|P, a] Sin 2a. Seite 910, Gleichung (46) statt N=o= [e, Blsin 2Bl+[B, »] Sin 2ßl: N=o= [e, $]sin2d!—[ß, «] Sin 2al. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei Sitzungsberichte 1905. 103 5} Hape m Fa ei # - VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEI.UNGEN « Fe zu St. LIT und LM. . Seite VAN’T Horr und W. €. Brasparr: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salz- lagern REV 1086 A. Sacus: Der Rleinit, ein hexagonales Quecksilberoxychlorid von Terlingua in Texas . . . . » 1091 Harnack: Die Be aktafonen! Aupustinis a rn an le nn ern n LONE mnalschrifien=Verzeichniss old... te sn en ee re 1132 Namenregister . RE A en Ce SR A ET RER TE RE ER E Be a ee LOL a a N RN RR LER ae N a 1175 Abhandlungen der Akademie. "Abhandlungen aus dem Jahre 1904. 2» 2 onen nenne a ss "Mr 60 Daraus: Mathematische Abhandlungen . » 2. nee nenn AM 2,50 N, Physikalische Abhandlungen . . » 2 2 mem en. 24,50 Fr ” Philosophische und historische Abhandlungen . . » . . .... ” 30.— N Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1904 und 1905. "Hirsonreın: Gedächtnissrede auf Taxovor Mommsen . . . 0 2er M. 1.50 "Diers: Latereuli Alexandrini aus einem Papyrus ptolemäischer Zeit . » 1.50 Meyer: Aegyptische Chronologie . ER - 11.50 Scuärer: Zur Beurteilung des Wormser Konkordats . a RR I ale JH re a IE "Sreuve: Beobachtungen von Flecken auf dem Planeten Jupiter am Refractor der Königsberger ante ee a va en ee a RE at -» 2— ‚ Mirzeis: Über drei neue Handschriften des syrisch-römischen Bechtsbuchs na en Er we 250 "Branco und E. Fraas: Das kryptovuleanische Becken von Steinheim . » » ce...» 3.50 1. i RR. Krause und S. Krevexer: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen. 15 Das Nachhirn vom Orang Utan . ». . : 2... nn rt MM. 3 G. Frırscn: Die Retinaelemente und die Dreifarbentheorie . . . 2 m en nn" 1.50 0. Franke: Beiträge aus chinesischen Quellen zur Kenntnis der Türkvölker und Skythen Zentral- ee ee OE WERN WERT Asde R. Krause und $. Krrupner: Untersuchungen über den Bau des Centralnervensystems der Affen, Das Hinter- und Mittelhirn vom OransDianaı are a re een 4.50 J. Romsere: Über die chemische Zusammensetzung der Eruptivgesteine in den Gebieten von Predazzo und Monzoni . he We Ce ne ET Re 6— B. Seurrert: Prolegomena zu einer Wırrann-Ausgabe . . 20 0m 02 mn nt re - E.W.K. Mütter: Handschriften-Reste in Estrangelo-Schrift aus Turfan, Chinesisch-Turkistan. II. K. Hausssians: Magnetische Messungen im Ries und dessen Umgebung . Bags „Rırrer: Neue Leibniz-Funde . . . » HN een, TREE J. Swezr: Untersuchungen über die Ätiologie der Pocken und der Maul- und Klauenseuche . I. Sızser: Untersuchungen über.die Ätiologie des Scharlachs . a Ren eb ttne I. SieerL: Untersuchungen über die Ätiologie der Syphilis . - J. Hırscngers: Die arabischen Lehrbücher der Augenheilkunde VER WEILE I) ©. Kauıscner: Das Großhirn der Papageien in anatomischer und physiologischer Beziehung 5 7.— M. Sauter: Die geographische Verbreitung von Mysis relicta, Pallasiella quadrispinosa, Pontoporeia EN WERE EN Bot Hes _ affinis in Deutschland als Erklärungsversuch ihrer Herkunft . BRBRT | Sitzungsberichte der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1892 —1904 . » een M.12.— 3 Daraus besonders zusammengestellt: Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilmıgen. 1882—1897. Preis des Jahrganges. . » 8.— er ee Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1905. >% F. N. Fısex: die Grundbedeutung des grönländischen Subjekts ae A. 0.50 Fischer und E. AuperrALoen: über das Verhalten verschiedener Polypeptide gegen Pankreasferment » 0. van’r Horr, G. L. Voermaw und W.C.Braspare: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse - der oceanischen EAN EEDUEELE XLI. Die Bildungstemperatur des Bath ana RR sulfats . . ee L.. Housorn und FE. Pesira- über die Liehtemiskion und: den Schmelzpunkt einiger Metalle BESE Dirrser: Studien zur Grundlegung der Geisteswissenschaften . . . A ER Tosrer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . . » » 2 2». 22 mn on» J. Hartmann: monochromatische Aufnahmen des Orionnebels x : ” Herrwıe: kritische Betrachtungen über neuere Erklärungsversuche auf dem Gebiete der Bofruch- tungslehre. . . sro ua Praxcx: normale und anomale Dispersion i in nichtleitenden Medien von "variabler Dichte A NEE W. Berer: das Gabbromassiv im bayrisch-böhmischen Grenzgebirge . ». . » 2. 2. 2... I. Scaur: neue Begründung der Theorie der Gruppencharaktere Re TR EL Bu = Zısser: Untersuchungen über den Satzaccent des Altirischen . . . . See ee RT G. Kremm: Bericht über Untersuchungen an den ae nannten »Gneissen. und ‘den metamorphen N Schiefergesteinen der Tessiner Alpen . . . ee Warpurg: über die Reflexion der Kathodenstrahlen an dünnen Metallblättehen” KB NTE Dezsser: das Tempelbild der Athena Polias auf den Münzen von Priene (hierzu EN NE RR: van'r Horr: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen er XLI. Bildung von Glauberit . . . ee, 2 H. Jung: die allgemeinen Thetafunktionen von vier "Veränderlichen . . . IRRE TE LEN Pıscner: über den Ursprung des Fischsymbols . . . el Tu. Wırganp: vierter vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen der Königlichen Museen zu, ı Milet SCHÄFER: die Ungarnschlacht von. Iwan EEE BIS FF EI ER ODER TEEN Scuärer: die agrarii milites des Widukind . FR REN Sc ScHÄFER: »Sclusas« im Strassburger Zollprivileg ER RR RRSLE DI? HErLNMERT: über die Genauigkeit der. Kriterien des Zufalls bei Beobachtungsreihen. ANNETTE R. Brauns: die zur Diabasg ruppe gehörenden Gesteine des Rheinischen Shiefergebirges Meyer: die An und. die Lewiten..e Sr. des sole a ya he ken ee RE Fr “ A ‚Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. Ei Halbjahr 16 De zum ags. Gedichte en vom: Kreuze /Ohristisur eis r.) ale naar Bra SchuLze, W.: griechische Lehnworte im Gotischen . . TRATEN VAHLEN: Beiträge zur Berichtigung der römischen Elegiker . Se URS H. Junker: sprachliche Verschiedenheiten in den Inschriften von Dendera EU ER Scnorrky: über die Convergenz einer Reihe, die zur Integration linearer Differentialgleich S. VALENTISER und R. Scnuipr: über eine neue Methode der al: von Neon, Krypu Tosrer: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . . ae KoENIGSBERGER: über die Differentialgleichungen der mathematischen Physik > vox Heınsorrz: über die physikalische Bedeutung des Pri ineips der kleinsten Wirkung K. Prrer: über individuelle Variationen in der thierischen Entwicklung . ... . 2. ZIMMERMANN: der ger: ade Stab mit stetiger, elastischer Stützung und ‚beliebig ‚gerichteten Einzellast Pe van'r Horr und J. p’Axs: Untersuchungen über die Bildung oceanischer Salzablagerunge RIVA O. Scnurrze: über die Frage nach dem Einfluss des Lichtes auf die TRIapICunE und. ‚Pigmentirung hf der Amphibieneier und Anıphibienlarven Ban ER en; a HırscHreLp: die römische Staatszeitung und die Acclamationen im Senat . Fe W. Kaursann: über die Constitution des Elektrons . . . »... . 1% Kocr: über die Unterscheidung der Trypanosomenarten . 4 i SacHau: Litteratur-Bruchstücke aus Chinesisch -Turkistan (hierzu "Taf. m. R. Herzog: das panhellenische Fest und die Oultlegende von Didyma . . Koser: zur Geschichte der Berufung der Brüder Gruss nach Berlin . RR R. Krause: die Endigung des Nervus acusticus im Gehörorgan des Fiussbeiaigee F. Grurere und O©. vox Barver: über die Trabanten der Quecksilberlinien . . Be F. von Worrr: Bericht über die Ergebnisse der petrographisch - geologischen. Untersuchungen a Quarzporphyrs der Umgegend von Bozen. . . & ER ERSTEN HIST ARTE A. WILkEns: zur Erweiterung eines Problems der Säcnlarstörungen ee: EAN RER F. W.K . MÜLLER: eine Hermas - Stelle in manichäischer Version (hierzu. Tat. ID) SREHEHENE van’r Horr und W. C. Braspare: Untersuchungen über die BETA ‚der ozeanische SAlzablB Daran sen.a SLoVi nu a ae BR Harnack: Die Retractationen Augustins . . 2 2... nn ai: 4280 EONTARNAPG, HN 1 Y, } - ’ N N 12 N j u u Kun! Ei. NH ‚ hl in h j NO s nm TER), Pauli RN, N | N 1 { M) N / | Perank NA LER, IM N Hi | | > N Rn | a MOM N Le Tun N h ARE TR Alu ALTER BEN. N ANA Fi DER U NUR E N Er SL Da N N f in el eg Ihn nd u { pa E un Da ey yı I SIE EN IE FUN TU, SPEER ir Y Ka ion UT) VI N. I v a a IM A ed ir BURN he AALEN wi 1 Ph lande ek Se RG SET Re a a N Va ar Tr Ba Duke RR HR | EVER NT Alan eh Ih cn Pre I erh Fk AN | i Ram RA EIER ER BUN RR po ae | W GE W Ye Dar fe N er Han { N Be fi IE ur Ku PN oh IN N TU DAR, als DR m: r FINN, vr Ah Air SER Wih M I ann: AU da um HR, Ya eRlyN INN el N i % N M 2 Ü \ nf ii eh Ne u IN u NUN KNIE N in ii m PR TR Ne al MB Oo A y E. \ I Hr\ Ar) {hä n Zen RAR AL BER Aal Bir ME [ ir j 7 a) Ua, “ wall Fi Un. VA ln Kun as; a! ’ gl L ul = N ADIARN FAR ANAL N Mair A An A ul An on D i ) N WU) var N Een % nn Ya * MN, TITEL IN MELNER 275 in Bl N ' N Ya BAR Br, Ma‘ j N N ah ah An ia f 'r ie 1 LP aa Me Kup WG N NEN, NR 11,1 udn) REP Rn Ba IT A Haar Ka 1 m) Be 43 URAN LE IOT EN RAP ONE NK Ra a } Ay un PR. \ f num. Ad { RENT \ r ITEREARTNUN. An, u A f u ! N) u ’ I Mr un X Mi u Di Inch y AU ya un Mehr Au A ARSH LA R 3 DU RR ETTNI DONE LAD RR ER RR. Kurdı ‘ ul f u Nahe it Dun, mu a f Mae N RR HD Ta, nl N AU A A ah a han, N a REEL URN BT IN TO RA, ER, N ' Ki War ı PN En RL a zer Lou \ % IE 7 a er! De An BR u07 nuliet De I ' za vo \ NR A NT AM I Ay: eh RE N nt N Al N 4 ' iR } [ Hy / AM NE DH UN a | BAER EN UNIG In Wi hi HN j BIER I aa IHR Ay, f i'h Ay? By ’ Wi N hi I ya ey, Mi en Mn N DE A Hr lan" DHL HIN. AN 7 13.) (All \ r f UL 5 N f f al u) aan Ar ; j ELENA Wu Rn Ei | BEIN Re, i AN i { WR ei AN A eh ur iR Ki OR IT