HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY. ER Vo gchamge a, 23. - ‘ ; ns . & „ y 6 BrzCH v ® Fi ‚ai Ä ar nE te f un » iM we. % u Kauf B a Sitzungsberichte der Gesel schaft nn men ne nn Haturtorschender Freunde zu Berlin. Jahrgang 1911. BERLIN. Is Kommissiox BEI R. FRIEDLÄNDER & Sons, NW CaArisTRAssE 11], 1911. Inhalts-Verzeichnis. AuLMmann, G., Coleopteren aus Transkaspien. Sammlung von R. Heymons Brunn OL. ee BRAUER, A, Über die Bedeutung des Kosmos ambiens für die Be der Zehen des Vogels u ee ENDERLEIN, GÜNTHER, Klassifikation der een u it > GuruErz, S., Über den gegenwärtigen Stand der Heterochrömosomen- forschung, nebst Bemerkungen zum Problem der Geschlechts- N a ee HansEemans, D. v., Beiträge zur Entwicklung der Haubenhüihner mit be- sonderer Berücksichtigung der Frage über die Vererbung somatisch Bewarbener’Tieenschaften . =. 2 70:2... Asa ern — Über einen abnormen Lophiodon-Zahn Be ne ey HARTMEYER, R., Revision von Herter's Ascidien aus der Adria. I. Die Arten der Fe Ani 0 De ER — Zur Verbreitung nordischer Ascidien . -. 2.» 22.2.2 2.2.0. HuTa, WALTHER, Beiträge zur Kenntnis der Thalassicolliden. Vorläufige Krarr, B., Zur Frage der Hydrocephalie bei den nn. KorHe, Kox = ak En EESSEFE KG ) € 5 \| Ueber die Fortpflanzung von Thalassicolla. 15 sporenschläuche gemeint sind, kann ich aus seinen Ausführungen von 1905 nicht mit Gewißheit ersehen. Aus seinen beiden Arbeiten entnehme ich kurz resümiert folgendes: 1. Die Mikrosporen sollen sich aus dem austretenden Kern- saftchromatin bilden. - 2. Die Makrosporen bilden sich einerseits aus den noch im Kern befindlichen, in vakuolartigen Gebilden liegenden Chromatinklumpen (Nukleolen), die sich teils im Primär- kern schon zu Sekundärkernen differenzieren. Andererseits soll aber Klumpenmaterial zum Teil uuswandern und erst im Endoplasma Schläuche bilden. Zu No. I (Mikrosporenschläuche) enthalte ich mich, wie ge- sagt, noch des Urteils. Die Stadien. die mir zur Verfügung stehen, gehen alle aus Spaltungen hervor, wie sie RICHARD HERTWIG schon 1876 für die Endoplasmaperipherie schildert. Jedenfalls scheint mir eine so typische Schlauchbildung, wie die oben von mir für Typ II geschilderte keinesfalls vorzuliegen, so daß mir der Ausdruck „Schlauch“ hier nicht passend erscheint. Ein einziges mir leider verdorbenes Individuum hatte ich geschnitten, in dem ich recht deutlich solche sog. Mikrogametenschläuche als Stränge vorliegen hatte. Da aber zwischen diesen Strängen große Kerne, anscheinend vom oben geschilderten Typ I verstreut lagen, so glaubte ich, diese Stadien überhaupt nicht dem Typ II zurechnen zu sollen. Leider ist mir gerade dieses Präparat beim Umfärben verdorben, bevor ich es genauer durchstudiert hatte. Mir sagt aber noch immer RICHARD HERTWIGs Beschreibung dieser Gebilde am meisten zu, wie man überhaupt dieser Monographie in den Hauptgedankengängen nicht anmerkt, daß sie schon vor 34 Jahren geschrieben ist. Insbesondere möchte ich hierbei auf die von HERTWIG festgestellten Zusammenhänge dieser Strangstruktur mit der polyedrischen Struktur der Zentralkapselmembran hinweisen, die sich bei weiter vorgeschrittenen Stadien bis tief in das Endo- plasma hinein erstreckt. Vielleicht haben BRANDT aber andere klarere Bilder einer Mikrogametenschlauchbildung vorgelegen als mir. Grit Nachdem ich das aktmäßige Auswandern von Sekundärkern- schläuchen aus dem Primärkern festgestellt und damit an der Existenz und Entstehungsweise der BRANDTschen Mikrogameten- schläuche zu zweifeln begonnen hatte, machte mich Herr Professor HARTMANN auf die Analogien mit (ollozoum aufmerksam. Dort zerfällt der. zurückgebliebene Inhalt der Zentralkapseln nach Ab- gabe der makrogamen Elemente (extrakapsuläre Körper) in Mikro- 16 WALTHER HurH: gameten. Dieser Anregung folgend untersuchte ich die von den obengeschilderten Schläuchen befreiten Primärkernreste nochmals gründlich und bin dabei zu der Überzeugung gelangt, daß in ihnen, obwohl der Auswanderungsakt vollständig abgeschlossen war, sich noch generativ chromatisches Material in so reicher Menge vor- findet, daß es mir ausreichend erscheint zum Hervorbringen einer zweiten Greneration von Kernen, eben der von HARTMANN ver- muteten Mikrogametenkerne. BRANDTs Schilderung der Makrosporen-Bildung stimmt nun mit meinen oben wiedergegebenen Feststellungen vor allem in zwei Punkten nicht überein. Erstens darin, daß die Kerne aus den Nukleolen hervorgehen sollen, während ich ihr Hervorgehen aus den Chromatinfäden des Kerns für einwandfrei nachgewiesen halte. Präparate, in denen auch ich Zusammenhänge zwischen Sekundär- kernen und Nukleolen konstatieren zu können glaube, deute ich dahin, daß die Nukleolen dort nur eine nutritive, aber keine gene- rative Bedeutung für die Sekundärkerne haben. Da aber BRANDT überhaupt die feineren cytologischen Verhältnisse nicht in seine Betrachtungen einbezogen hat, so ist diese Differenz ohne größeren Belang. Zweitens schildert BRAnDT eine Bildung von Makro- sporen-Kernschläuchen im Endoplasma, was ich sicher für un- zutreffend halte. Zwar habe ich einige Präparate, in denen auch mir scheint, als ob Nukleolen, aus denen sich später Schläuche im Endoplasma nach BRANDT bilden könnten, aus dem Primärkern aus- wandern wollten, einen tatsächlichen Austritt kann ich aber trotz eifrigsten Suchens nirgends konstatieren und scheint mir BRANDTS Bild, das den Austritt eines solchen Nukleolus aus dem Primärkern gibt, als Ausfaltung der Menıbran, nicht als Durchtritt zu deuten zu sein. IV. Schlußbemerkungen. BrAnpTs Feststellungen über die Entstehung der Sekundär- kerne aus den Primärkernen weichen m. E. von meiner oben ge- schilderten Darstellung nur in der Beschreibung einzelner Details ab, lassen sich aber im Prinzip ganz übereinstimmend mit meinen Fest- stellungen für die Aufstellung der Polyenergie des Thalassieollakerns verwenden. MOROFF dagegen glaubt mit seinen Darlegungen HART- MANNS Polyenergiden-T'heorie im allgemeinen und insbesondere die Polyenergie des T'halassicollakerns als einerHauptstütze dieser'Theorie wankend gemacht zu haben. Ich will dem Begründer der Polykaryon- Theorie nicht vorgreifen, indem ich auf die allgemeinen Angriffe MOROFFS eingehe, doch scheint mir ein Widerspruch in MOROFFS Ueber die Fortpflanzung von Thalassicolla. 17 Ausführungen der Erklärung zu bedürfen. Er sagt zunächst, daß gegen die theoretische Möglichkeit solcher polyenergiden Kerne nichts einzuwenden sei und gibt zu, „daß wir vor dem Zerfall des großen Kerns einen polyenergiden Kern im Sinne HARTMANNS vor uns haben“, dann aber sagt er, daß der Kern während seiner vege- tativen Tätigkeit als einfach (also monoenergid) zu bezeichnen sei. Er begründet dies mit seiner Auffassung, daß die Chromatinfäden des vegetativen Primärkerns eben bei den generativen Vorgängen in ihrer Mehrheit zu Grunde gehen und die Sekundärkerne durch fortgesetzte Mitose einer einzigen ersten, aus wenigen Chromatin- fäden entstandenen Spindel hervorgingen. Daß dies nicht der Fall ist, daß vielmehr die Chromatinfäden in ihrer Mehrheit zur Bildung der Sekundärkerne Verwendung finden, glaube ich oben erschöpfend nachgewiesen zu haben. Damit ist die polyenergide Natur des Primärkerns der Thalassicolla auch während des vegetativen Zu- standes erwiesen und die Ausführungen MOROFFS über diesen Punkt hinfällig. | Nachdem mir die Aufstellung der Schlauchkern-Serie zwar nach gründlichem Suchen. dann aber lückenlos gelungen war, glaube ich Grund genug zu haben, von BRANDTS Annahme einer im Endoplasma vor sich gehenden Umbildung ausgewanderter Nukleolen zu Kernschläuchen absehen zu müssen. Die Form der Schläuche, ihre Lagebeziehungen zu Kern und Endoplasma zeugen zwingend für die richtige chronologische Folge dieser Serie. Die ausnahmslos gleiche eytologische Beschaffenheit der Kerne spricht ebenso klar für ihre materielle Zusammengehörigkeit. Die Tatsache, daß die Sekundärkerne hier nicht einzeln auf- treten, sondern in einer sich vom Plasma strukturell scharf schei- denden, vielleicht gelatinösen Masse vereint sind, legt mir übrigens den Gedanken nahe, daß es sich bier um Reminiszenzen an phylo- genetisch frühere Zustände handelt, wo die Colliden ev. zu der fraglos primären Form der koloniebildenden Radiolarien gehörten. Mögen diese Sekundärkerne nun aber, was ich nicht annehme, ihre erste Entstehung nach BRANDT den Nukleolen verdanken, oder mögen sie autogen aus Knäulungen der Chromatinfäden entstehen, was ich aus meinen Beobachtungen als ganz sicher folgere, soviel halte ich für feststehend, daß sie nicht aus einer ersten Spindel allmählich sich vermehren, sondern gleichzeitig (simultan) in Gruppen an verschiedenen Stellen des Primärkerns ent- stehen. Bei dieser Art der Toochterkernentstehung scheint es mir, gleich HARTMANN, am natürlichsten, die kernbildenden Chromatin- fäden nicht als Chromosomen im allgemeinen Sinne des Wortes an- 17 18 WALTHER, HutHu: Ueber die Fortpflanzung von Thalassicolla. zusehen, sondern ihnen schon einen vollen monoenergiden Kern- wert zuzuschreiben und dies logischer Weise für die ganze Dauer ihres Bestehens, so daß der Kern der Thalassıcolla während seines vegetativen wie generativen Zustandes als polyenergid anzusprechen ist. Für Aulacantha beweisen BORGERTS (1908) Schilderungen das Gleiche. Für Physematium und Thalassophysa haben HARTMANN und HAMMER (1909) ebenso klare Beweise für die Polyenergie von Golliden-Kernen erbracht. Literatur-Verzeichnis. BORGERT, A. 1900. Untersuchung über die Fortpflanzung der tripyleen Radi- olarien, spez. von Aulacantha scolymantha 1. Teil. Zool. Jahrbuch Abt. Anat. u. Ontog. d. Tiere. Bd. 14, Heft 2. — 1908 dasselbe II. Teil. Archiv für Protistenkunde. Bd. 14, Heft 2. BrANDT, K 1885. Die koloniebildenden Radiolarien (Sphärozoen) des Golfes von Neapel. Fauna und Flora d. G. v. Neapel XIII. Monographie. — 1902. Beiträge zur Kenntnis der Colliden. Archiv f. Protistenkunde Bd. 1. Heft 1. — 1905. Beiträge zur Kenntnis der Colliden. Arch. f. Protistenk. Bd. 6. Heft 3. HARTMANN, M. 1908. Eine neue Dysenterie Amoebe. Arch. für Schiffs- und Tropenhygiene. Bd. 12 Beiheft 5. — 1909. Polyenergide Kerne. Biol. Centralblatt. Bd. 29. — 1910. Untersuchungen über Bau und Entwicklung der Trichonymphiden, Festschrift zum 60. Geburtstag RICHARD HERTwIGs Bd. 1. 1910. — u. PROWAZER. 1907, Blepharoplast, Caryosom, Centrosom. Arch. f. Pro- tistenk. Bd. — u. HAMMER. 1909. Untersuchungen über die Fortpflanzung von Radiolarien. Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin 1909. Heft 4. HERTWIG, R. 1876. Zur Histologie der Radiolarien. Leipzig. — 1879. Der Organismus der Radiolarien. Jen. Denkschr. Bd. 1. MoROFF, 1908. Die bei den Cephalopoden vorkommenden Aegregataarten als (Grundlage einer kritischen Studie über die Physiologie des Zellkerns. — 1910. Vegetative und reproduktive Erscheinungen von Thalassicolla. Fest- schrift zum 60. Geburtstag Rıc#. Herrwigs 1910 Bd. I. — u. SrıasnY. 1909. Uber den Bau und die Fortpflanzung von Acanthometra. Centralbl. für Physiologie Bd. 22 Nr. 19. PROWAZEK, S. von, 1910. Studien zur Biologie der Protozoen. Arch. f. Pro- tistenk. Bd. 20 Heft 3. Tafelerklärung. Tafel T; Sämtliche Abbildungen sind nach mit E. H. gefärbten Schnitten von Thallassicolla spec. bei Zeiss Apochr. 2 mm 11. Comp. Oc. 13 mit dem Abbeschen Beleuchtungsapparat in Objekttischhöhe entworfen. Vergr. c. 1900fach. Fig. 1 a—g. Verschiedene Stadien der Kernteilung der Sekundärkerne von Type I (Agamentenbildung). Fig. 2 a—c. Verschiedene Stadien der Bildung und Teilung der Sekundärkerne vom Typ II innerhalb des Primärkernes (Gametenbildung). D. v. HansEmann: Beitrag zur Entwicklung der Haubenhühner usw. 19 Tafel 2. Photogramme nach Schnitten durch die Centralkapsel von Thalassicolla spec. bei mittlerer Vergrösserung. Fig. 3. Primärkern mit in Schläuchen angeordneten Sekundärkernen vom Typ I (Gametenbildung) Fig. 4. Auswandern der Kernschläuche (Sekundärkerne vom Typ II) ins Endo- plasma. Beitrag zur Entwicklung der Haubenhühner mit beson- derer Berücksichtigung der Frage über die Vererbung somatisch erworbener Eigenschaften. Vortrag, in der Gesellschaft naturforschender Freunde am 10.1. 11 gehalten. Von D. v. HANSEMANN. Die Entwicklung der Haubenhühner ist für die Lösung ver- schiedener biologischer Probleme von besonderem Interesse und ist deshalb auch von einer ganzen Anzahl von Forschern in Angriff genommen worden, ohne daß das Problem endgültig gelöst wäre. Bis in die neueste Zeit hinein weisen die Angaben schwerwiegende Differenzen auf, die zu klären von Bedeutung sein würde. Es ist nicht nur von Wichtigkeit, die rein morphologische Frage zu er- örtern, sondern auch die Frage, ob die Bildung der Hauben und speziell der darunter liegenden Ausstülpung der Schädelhöhle eine irgend wann erworbene pathologische Erscheinung ist, die sich dann vererbt hat, oder ob es sich hier um eine durch Mutation entstandene Formveränderung handelt. Meines Wissens ist es zu- erst VIRCHOW gewesen, der die Behauptung aufgestellt hat, daß es sich hier um eine pathologische Veränderung, eine Exencephalocele, handele, die zur Rasseneigentümlichkeit geworden sei, und VIRCHOW hat dieses Ereignis zusammengebracht mit einem anderen, das er in ähnlicher Weise deutete. Er war nämlich der Ansicht, daß die Krummbeinigkeit der Teckel auf eine zur Rasseneigentümlichkeit gewordene Rachitis zurückzuführen sei. Ich habe schon bei an- derer Gelegenheit auseinandergesetzt, daß diese Anschauung VIRCHOWS irrtümlich ist, und zu gleicher Zeit habe ich angegeben, daß ich auch die gleiche Behauptung für die Haubenhühner für irrtümlich halte. Es ist aber ganz klar, daß, wenn ein Forscher wie VIRCHOW, der mit so ungewöhnlicher Beobachtungsfähigkeit begabt war, einen solchen Ausspruch tut, er dafür seine ganz be- stimmten Gründe haben muß, und daß, wenn man zur Behauptung des Gegenteiles kommt, man das nieht nur durch theoretische Be- 14° 20 D. v. HANSEMANN: trachtungen oder formale Vergleiche tun kann, daß’ man also nicht nur nachweisen muß, daß zwischen der Exencephalocele und der Ausstülpung des Schädels bei den Haubenhühnern morphologische und genetische Differenzen sind, sondern man muß auch nach- weisen, wieso VIRCHOW zu diesem Irrtum gekommen ist. Die Anschauung VIRCHOWsS ist im allgemeinen von den Autoren, ohne daß sie eigene Untersuchungen angestellt haben, wiederholt worden, und zwar bis in die neueste Zeit hinein. PAUL ERNST schreibt z. B. in seiner Darstellung der Mißbildungen des Nervensystems in der von SCHWALBE herausgegebenen Morphologie der Mißbildungen 1909 folgendes: „Zur Rasseneigentümlichkeit ist die Exencephalie bei den polnischen oder Hollenhühnern, Paduanern, geworden. Eine Encephalocele anterior mit starker Beteiligung‘ der Hemisphären ist bei verschiedenen Geflügelarten nicht selten. SPRING hat sie alljährlich bei Gänsen, Enten, Hühnern beobachtet, meist als Hydrocephalie. Bei Hollenhühnern scheint sie zum erb- lichem Rassenmerkmal geworden zu sein. Nach DARESTE fand sich die Anomalie bis Ende des 18. Jahrhunderts nur bei den männ- lichen Individuen. Nach und nach stellten sie sich bei beiden Ge- schlechtern ein. Nach SPRINGs Beschreibung sitzt auf der Stirn- gegend eine knöcherne Protuberanz, welche in einer Kapsel die vorderen Lappen des Gehirns einschließt. Die Verknöcherung der Kapsel ist nie vollständig. Die Großhirnhemisphären sind ver- längert, unsymmetrisch, schmäler; vorn am dicksten. Alle Hirm- teile sind mehr isoliert als in der Norm. Die Schädelhöhle zer- fällt in zwei Abteilungen, von denen die große durch die Hemi- sphären, die kleine durch Vierhügel und das Kleinhirn eingenommen wird. Die Tiere sind stupid und schwach, und leben nicht lange, neigen zu Epilepsie und Lähmungen. Ihre Bewegungen sind un- sicher. Druck auf die Protuberanz erzeugt eine Art Ohnmacht. Be- sonders bemerkenswert ist die häufig erbliche Polydaktylie der Hollenhühner. SPRING hält die Mißbildung für Encephalocele.“ Ich habe diese Ausführung wörtlich angeführt, weil sie im wesent- lichen das wiedergibt, was hier besonders in Frage steht, so daß ich mich später im einzelnen auf dieses Zitat beziehen kann. In letzter Zeit ist noch etwas Neues hinzugekommen. KLATT hat im Zoologischen Anzeiger Bd. 36 1910 eine Mitteilung gemacht zur Anatomie der Haubenhühner. Er schließt sich meiner Ansicht an, daß es sich hier nicht um eine Encephalocele handele, ist aber der Meinung, daß die ganze Affektion durch eine Hydrocephalie E zustande kommt. Ich möchte zunächst KLATT bestätigen, daß es sehr schwierig Be 3% —_ Beitrag zur Entwicklung der Haubenhühner usw. 21 ist, geeignetes Material zu Untersuchungen zu bekommen, was z. T. seinen Grund darin hat, daß unter dem Namen Haubenhühner, Hollenhühner, Paduaner usw. eine ganze Reihe von Rassen ver- standen werden, die in bezug auf ihre anatomische Struktur sich sehr verschiedenartig verhalten können. Ich will hier jedoch diese ganze Rassenfrage nicht diskutieren!), sondern nur sagen, dab es für diese Betrachtungen lediglich auf solche Rassen ankommt, bei denen nicht blos eine ausgesprochene Federhaube auf dem Kopfe sitzt, sondern bei denen der Schädel in erheblichem und deutlichem Maße ausgebuchtet ist. Diese beiden Erscheinungen gehen aber nicht vollständig eonform miteinander. Z. B. haben in der Regel alle Rassen, die ich gesehen habe, die eine erhebliche Ausbuchtung des Schädels haben, auch eine starke Federhaube. Aber es gibt viele Vögel, die eine ausgesprochene Federhaube haben, und da- runter sitzt entweder garkeine oder nur eine geringe Andeutung einer Ausbuchtung des Schädels. Ich habe zuerst mit einer Rasse ge- arbeitet, die ich durch freundliche Vermittlung von Professor HECK, Direktor des Zoologischen Gartens, gekauft habe. Diese Rasse war weib, hatte eine ausgesprochene Federhaube. zeigte auch die charakteristische Neigung zur Polydaktylie in sehr starkem Maße, aber die Ausbuchtung des Schädels war außerordentlich gering. Bei manchen Nachkommen dieser Rasse fehlte sie überhaupt. Ich habe deswegen diese Zucht vollständig eliminiert und bin zu einer zweiten übergegangen, die ich aus der Verwaltung der Hühnerzucht Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin erhalten habe. Ich erhielt vier Hühner, die schwarz, weiß und gesprenkelt waren. Einen Hahn dazu habe ich dann von Hagenbeck in Hamburg be- zogen. Zunächst war ich bemüht, festzustellen, daß die Rasse auch rein genug war, um bei entwicklungsgeschichtlichen For- schungen die nötige Garantie für die Echtheit der Rasse zu haben. Da die Haubenhühner nicht zum Brüten zu bewegen waren, so ge- schah die Ausbrütung stets im Brutapparat, was garkeine Schwierig- keiten hat. Allerdings wurden sehr häufig unbefruchtete Eier pro- duziert. Aber von den befruchteten habe ich nur einen geringen Ausfall gehabt. Auch war es nicht schwierig, die Individuen groß zu ziehen. Ich kann nicht bestätigen, daß die Tiere, außer daß sie keine Neigung zum selbständigen Brüten besaßen, irgend welche Degenerationserscheinungen aufwiesen; und obwohl sie in einem nur mangelhaften Stall untergebracht sind und der Ungunst der Witterung im Sommer und Winter unterstehen, haben sie sich 1) Anm.: Herr Dr. KrArr hatte die Freundlichkeit, die Rasse als Holländer Weißhaupt zu bestimmen. 5D) D. v. HANSEMANN: trotzdem sehr gut gehalten. Es kommt hauptsächlich darauf an, daß man einen zuverlässigen Diener hat, der die künstliche Aus- brütung in dem Apparate beaufsichtigt und die Aufzucht der jungen Tiere leitet. So habe ich das reichliche Material bekommen, das gestattete, eine Sammlung makroskopischer Präparate der verschie- denen Entwiecklungsstadien anzulegen, ferner mikroskopische Unter- suchungen durch Schnittserien zu machen, und endlich eine Anzahl Schädel zu gewinnen, die verschiedenen Lebensaltern nach dem Ausschlüpfen entsprechen. Was nun die Morphologie betrifft, so kann ich für die makro- skopische Betrachtung dem nichts Neues hinzufügen Alles ist in der Literatur in vollkommen zutreffender Weise festgelegt Ganz besonders sind folgende Punkte zu betonen. So lange die Tiere jung sind, sieht man im Stirnteil des Schädels über den Augen. eine Hervorragung, auf der die Federhaube sitzt. Diese Vorwölbung ist zunächst nicht knöchern, sondern besteht außer den äußeren Bedeckungen aus einer Kutisschicht, die stark vaskularisiert ist, und darunter befindet sich eine straffe Bindegewebsschicht, die all- mählich in das innere Periost, d. h die Dura mater übergeht. Man sieht schon bei ganz jungen, aus dem Ei geschlüpften Tieren, daß die Schädelknochen, die die Lücke an mazerierten Schäden umgeben, nicht stumpf und scharf begrenzt endigen, sondern daß diese Ränder aus verschiedenen feinen Knochenlamellen bestehen, die mit dem Schädel und unter sich durch Nähte zusammenhängen und sich in die häutige Ausstülpung hinein erstrecken. Mit zunehmen- dem Alter wächst diese Knochenschicht immer mehr in die Aus- stülpung hinein. Zum Schluß bilden sich in derselben auch iso- lierte Knocheninseln. Die einzelnen Verknöcherungszonen ver- wachsen unter sich und mit dem Schädel, und schließlich ist die ganze Ausstülpung verknöchert bis auf einzelne unregelmäßig darin enthaltene Löcher. Diese Löcher sind, wie es KLATT ganz richtig angibt, Grefäblöcher. | Vergleicht man nun diese Beschreibung mit den Defekten bei Exencephalocele, so besteht in mancher Beziehung eine große Ähn- lichkeit zwischen beiden. Es ist zweifellos, daß die Mehrzahl der Exencephalocelen beim Menschen am hinteren Ende des Schädels sich vorfindet, während eine analoge Erscheinung als Rasseneigen- tümlichkeit bei Hühnern nicht vorzukommen scheint. Es kommt also nur die vordere Exencephalocele zum Vergleich in Betracht. Hier betrifft nun die Ähnlichkeit in der Tat die Lokalisation, denn sowohl die Ausstülpung bei den Haubenhühnern, als auch die vor- dere Exencephalocele beim Menschen entwickelt sich im Gebiete ; ECHT IE TANTE mn a er Mr wi Beitrag zur Entwicklung der Haubenhühner usw. 253 des Stirnbeines. Die Ähnlichkeit besteht weiter darin, daß eine Öffnung vorhanden ist im Schädel und daß in dieser Teile des Schädelinhaltes, nämlich des Gehirns liegen. Wieviel vom Gehirn in dieser Ausstülpung gelagert ist, richtet sich nach der Größe derselben. Beim Menschen pflegen es kleinere Teile des Grehirms zu sein. Nur in ganz großen Fällen ist ein erheblicher Teil des Gehirns nach außen verlagert. Bei Haubenhühnern liegen in aus- gesprochenen Fällen die beiden Großhirnhemisphären fast voll- ständig in der Ausstülpung darin. Das Mittelhirn ist stark in die Länge gezogen und befindet sich mit dem Nachhirn und dem Klein- hirn in dem eigentlichen Schädelraum. Auf diesen Ähnlichkeiten zwischen Exencephalocele beim Menschen und Schädelausstülpung beim Haubenhuhn beruhen offen- bar die Angaben VIrCHOwWs. Ich komme nun aber zu den Diffe- renzen. Die angeführte Ähnlichkeit besteht nämlich nur im An- fang. Später verschwindet sie mehr und mehr, besonders dadurch weil die Ausbuchtung bei den Haubenhühnern schließlich bis auf die Gefäßlücken verknöchert. Beim Menschen findet man von einer solchen Verknöcherung garnichts. Man könnte nun einwenden, die Mehrzahl der menschlichen Fälle sterbe entweder bevor eine solche Verknöcherung eingetreten ist, oder die Fälle werden operiert. Daß Menschen mit Exencephalocele ein hohes Alter erreichen, ist nur ganz ausnahmsweise bekannt. Aber bei den Haubenhühnern ist doch diese Verknöcherung in ihren Anfängen schon bei den jüngsten ausgeschlüpften Tieren wahrnehmbar. Auf die intraovalen Zustände werde ich später besonders eingehen. Speziell kann man die vorgeschobenen Knochenzentren, die ich soeben schon erwähnte, schon bei den jüngsten ausgeschlüpften Tieren wahrnehmen. Man kann auch weiter sehen, daß die Verknöcherung sich. in der straffen bindegewebigen Substanz abspielt, die zwischen der äußeren Kutis und der Dura mater gelegen ist, daß es sich hier also tat- sächlich nicht um gewöhnliches Bindegewebe, sondern um eine osteoplastische Substanz handelt, in der auch isolierte Knochen- inseln auftreten können, so dab man sagen kann, die Knochen wachsen nicht vom Rande in die Ausstülpung vor, sondern sie wachsen durch Apposition, indem das osteoplastische Gewebe sich in osteoide Substanz umwandelt und schließlich verknöchert. Von allen diesen Vorgängen sieht man aber bei der Encephalocele des Menschen auch nicht die leiseste Andeutung. Der Rand des Schädeldefektes ist immer etwas wulstig und glatt, nicht scharf. Niemals befinden sich daran irgend welche Andeutungen einer weiter sich entwickelnden Knochenbildung in der Wandung des 24 D. v. HANSEMANN: ausgestülpten Sackes. Weder in den Beschreibungen, die in der Literatur niedergelegt sind, habe ich etwas dergleichen finden können, noch auch an einer Anzahl von Präparaten von Ence- phalocele aus meiner eigenen Sammlung und aus der Sammlung des Pathologischen Institutes der Königlichen Charite, deren Ein- sicht mir Herr ORTH in liebenswürdiger Weise gestattete. In der Tat kann man sagen, dab von einer solchen Verknöcherung eines exencephalen Sackes auch nicht das Geringste bekannt ist. Wenn sich hier nun frejlich grob anatomische Differenzen dar- stellen, so bestehen doch auf der anderen Seite unleugbare Ähn- lichkeiten, gerade diejenigen die eben VIRCHOW veranlaßten, die Veränderung bei den Haubenhühnern mit der Encephalocele zu- sammenzubringen. Man könnte also diese Differenzen auf Eigen- tümlichkeiten beziehen, die den Menschen fehlen, aber wohl den Vögeln zukommen. Man muß also nach anderen Kriterien suchen, die eine prinzipielle Differenz zwischen diesen beiden Zuständen darstellen. In Wirklichkeit ist es nicht schwierig, einen solchen prinzipiellen Unterschied festzustellen. Allerdings muß man dabei auf die Entwieklungsgeschichte eingehen, die für das ganze Gebiet der Encephalocele weniger aus menschlichem Material bekannt ist, als vielmehr aus den außerordentlich interessanten experimentellen Forschungen, die besonders von HERTWIG, KOLLMANN und anderen angestellt wurden. Man findet die Literatur darüber, sowie die ganze Zusammenstellung in ausgezeichneter Weise in der vorher zitierten Abhandlung über die Mißbildungen des Nervensystems von PAUL ERNST, und ich brauche deswegen das Ganze hier nicht zu wiederholen. Es geht mit Sicherheit aus diesen Untersuchungen hervor, daß die Spina bifida in ihren verschiedenen Ausbildungen, die Anencephalie, die Hemicephalie, die Exencephalocele, die Meroakranie usw. alles verschiedene Grade und verschiedene Lo- kalisationen der gleichen Entwicklungsstörung darstellen. Sie be- ruhen alle auf einen mangelhaften Verschluß des Medullarrohres. Nun ist es von Bedeutung, sich daran zu erinnern, daß man in früherer Zeit diesen mangelhaften Verschluß mit einem Hydro- cephalus respektive einer Hydromyelie zusammengebracht hat. ‚Nachdem man einsah, daß diese beiden Grundkrankheiten nicht imstande sind, solche Folgen nach sich zu ziehen, wie sie die En- cephalocele darstellen, kam man zu der Überzeugung, daß der kongenitale Hydrocephalus mit der Encephalocele nichts zu tun habe. Man hat dann weiter geglaubt, daß es sich um Beziehungen des Amnions zum Embryo handele, wodurch die Entwicklungs- störung zustande käme. Auch das hat sich mit Ausnahme von ge- Beitrag zur Entwicklung der Haubenhühmer usw. 25 wissen Formen der Anencephalie für unrichtig herausgestellt. Schließlich ist durch die Experimente festgestellt worden, daß es sich hier um eine Entwicklungsstörung handele, die in sehr früher Zeit einsetzt, und zwar schon zur Gastrulationsperiode. Was nun hier aus dieser ganzen Frage interessiert. ist der Umstand, daß bei der Encephalocele des Menschen und der Versuchstiere ganz bestimmte Schichten der Schädeldecke nicht "ausgebildet wurden, und zwar ganz besonders handelt es sich dabei um diejenige Binde- substanzschicht, von der ich hervorhob, daß in ihr die spätere Verknöcherung der Schädelausstülpung vor sich geht. Während es sich also bei der Encephalocele um einen wirklichen Defekt eines (Gewebes handelt, aus dem sich auch erklärt, warum die Be- deckungen der Encephalocele niemals verknöchern und auch nicht verknöchern können, so sieht man bei den Haubenhühnern, daß ein solcher Defekt tatsächlich nicht vorhanden ist. Das läßt sich aller- dings nur durch Verfolgung der entwicklungsgeschichtlichen Stadien von den ersten Anfängen aus tun. Bei jungen Hühnerembryonen kann man sich in der Tat überzeugen, daß alle Deckschichten vor- handen sind und daß sich diese nicht unterscheiden bei Embryonen von Haubenhühnern und bei Embryonen gewöhnlicher Rassen. Der einzige Unterschied, der auch schon in dieser früheren Entwicklungsperiode vorhanden ist zwischen Haubenhühnern und anderen Rassen, ist der, daß das Mittelhirn sehr in die Länge sezogen ist und dadurch das Vorhirn von dem Nachhirn sich stark entfernt. Die Vollständigkeit der Schädeldecke kann man bei durchsichtig gemachten ganzen Embryonen sehr deutlich sehen, besonders wenn man dieselben mit Eosin färbt. Man kann sich aber auch auf Schnittserien von dieser Vollständigkeit über- zeugen. Mir scheint, daß dieser Unterschied der wesentlichste ist, der sich zwischen der Haubenbildung und der Encephalocele fest- stellen läßt, daß er aber auch vollständig ausreicht, um zu be- haupten, daß es sich bei den Haubenhühnern nicht um eine En- cephalocele handelt. Es handelt sich überhaupt nicht um die charakteristischen Eigenschaften eines Bruches und eine Lücken- bildung, sondern es handelt sich um eine bestimmte Schädelform, deren vorderer Abschnitt nicht wie gewöhnlich in früher Ent- wicklungsperiode verknöchert, sondern erst in späterer Zeit, ge- wissermaßen um das lange Offenbleiben einer Stirnfontanelle. Nun handelt es sich aber weiter um die Frage, wenn die Aus- stülpung der Haubenhühner keine Encephalocele ist, was ist es dann? Da hat nun KLATT im Anschluß an bereits frühere Andeu- tungen in der Literatur die Behauptung aufgestellt, daß es sich 26 D. v. HAnSEMANN: hier um einen Hydrocephalus handele. Sehen wir zunächst einmal ganz theoretisch und unnbhängig von dem positiven Befund bei den Haubenhühnern zu, was ein Hydrocephalus bei den Tieren hervor- bringt. Der Hydrocephalus bedeutet eine Flüssigkeitsansammlung in den Gehirnventrikeln, und zwar beteiligen sich daran, wenn nicht besondere Umstände vorliegen, sämtliche Ventrikel an der Flüssig- keitsansammlung. Es gibt auch Fälle beim Menschen, wo nur die Seitenventrikel beteiligt sind. Es gibt andere, wo außer den Seitenventrikeln auch der dritte Ventrikel beteiligt ist, während der vierte intakt bleiben kann. Ja es gibt auch Fälle, wo nur ein Seitenventrikel von dem Hydrocephalus befallen wird. Natürlich können alle diese verschiedenen Formen des Hydrocephalus eine Einwirkung auf die Schädelbildung nur dann haben, wenn sie mög- lichst früh auftreten. Kinseitiger Hy«drocephalus ist kongenital bisher niemals beobachtet worden, wenigstens nieht in so hohem (rrade, daß eine bemerkhare Deformität «des Schädels dadurch. hätte eintreten können. In Wirklichkeit entstehen durch den Hydrocephalus immer diffuse Auftreibungen des Schädels und nie- mals Zustände, die irgend welche Ähnlichkeit mit einer eireum- seripten Auftreibung am Schädel haben, wenigstens nicht in der Form wie wir es bei den Haubenhühnern sehen. Das ist ja auch der Grund gewesen, weswegen man bei der Enncephalocele den Hydrocephalus als ätiologisches Moment zurückgewiesen hat. Nun würde bei den Haubenhühnern ein Hydrocephalus wohl eine Er- klärung dafür abgeben, daß das Großhirn sich vergrößert. und auch daß sich über dem Großhirn eine Ausstülpung des Schädels entwickelt, aber es würde der Hydrocephalus niemals eine Er- klärung dafür abgeben, warum das ganze Vorderhirn sich durch Verlängerung des Mittelbirns von dem Hinterhirn so weit entfernt. Nun gibt es freilich auch ceystenförmige Ausbuchtungen der (rehirnventrikel, die ganz einseitig sich entwickeln und unter Um- ständen auch, freilich nur einen geringen, Einfluß auf die Form des Schädels haben. Aber diese Ausbuchtungen bedeuten nicht einen Hydrocephalus, sondern einen Gehirndefekt, eine Porencephalie, der nicht wie die gewöhnlichen Fälle von Porencephalie ein Einsinken der äußeren Oberfläche zustande bringt, sondern ein Einziehen der inneren Oberfläche, die die Ventrikelwandungen darstellt. Da von einer solchen Defektbildung bei deu Haubenhühnern nicht die Rede sein kann, so scheidet die Porencephalie gänzlich aus dieser Be- trachtung aus. Diese Entfernung des Vorderhirns vom Hinterhirn durch eine weite Auseinanderziehung des Mittelhirns ist aber, wie die Em- Beitrag zur Entwicklung der Haubenhühner usw. 27 —_ bryologie der Haubenhühner erkennen läßt, durchaus das Primäre der ganzen Veränderung. Denn man kann schon an jungen Em- bryonen von 21/a—3 Tagen Bebrütung diese Verlängerung des Mittelhirns nachweisen, ohne daß auch nur eine Spur von Hydro- cephalus an diesen Embryonen zu sehen ist(Fig.1.u.2). Mankönnte aber Fig. 1. Haushuhn. Fig. 2. Haubenhuhn. 3 Tage bebrütet. immerhin einwenden, daß in diesem Stadium der Entwicklung das (rehirn, überhaupt das Großhirn, sich nur durch eine verhältnis- mäßig dünne Schicht Nervensubstanz um eine große mit Flüssig- keit gefüllte Höhle herum darstellt und sich geringfügige Ver- srößerungen dieser Höhle nicht deutlich zu erkennen geben. Nun hat sich aber herausgestellt, daß sich mit zwei Ausnahmen bei keinem Stück meiner Haubenhühnerzucht auch nur eine Andeutung von Hydrocephalus gefunden hat. Ich habe die verschiedensten Altersklassen des ausgeschlüpften Huhns speziell daraufhin unter- sucht und nirgends auch nur eine Andeutung von Hydrocephalus gefunden. Der eine Fall betraf ein Ei, das fast bis zur Reife ausge- brütet war, bei dem aber Unregelmäßigkeiten am Thermostaten passiert waren und (das infolgedessen kurz vor dem Ausschlüpfen abstarb. Mehrere gleichzeitig mit diesem Ei behandelte andere Eier zeigten jedoch keinen Hydrocephalus. Der andere Fall betraf ein Huhn, das mit 4 Monaten plötzlich zu Grunde ging. Die Ven- trikel der übrigen Hühner sind vollständig von normaler Weite auch bei denjenigen Hühnern, die eine ungewöhnlich starke Aus- buchtung des Schädels besitzen. Es ist ja möglich, daß bei manchen Rassen dieser Haubenhühner ein Hydrocephalus vor- kommt, und wenn Herr KLATT das beschreibt, so ist er vielleicht 28 D.v. Hansemann: Beitrag zur Entwicklung der Haubenhühner usw. zufällig im Besitz einer solchen Rasse. Aber daß bei meiner Rasse die Ausbuchtung des Schädels ohne Andeutung eines Hydrocephalus vorliegt, beweist, daß die Ausbuchtung nicht Folge eines Hydro- cephalus sein kann und der Hydrocephalus somit gänzlich aus der ätiologischen Betrachtung für die Ausbuchtung des Schädels in Wegfall kommt. Es ist ja unzweifelhaft richtig, was KLATT sagt, daß die Schädelform abhängig ist von der Form des Gehirns, und das ergibt sich auch aus meinen Untersuchungen, die viel eher imstande sind, diese Form des Schädels zu erklären als ein Hydro- cephalus dazu imstande wäre, der, wo er beobachtet ist, niemals eine solche einseitige Ausbuchtung des Schädels hervorgebracht hat. Ich muß also bei meiner früher geäußerten Anschauung, dab es sich hier um eine extreme Dolichocephalie handelt, die ganz besonders auf eine Verlängerung des Mittelhirns zurückzuführen ist, bestehen bleiben. Auch über die starke Gefäßbildung unter der Haube möchte ich mir im Anschluß an die Mitteilung von KLATT eine kurze Be- merkung erlauben. KLATT nimmt nämlich an, daß durch die Ge- fäßbildung die Hypertrophie der Federn des Unterhautbindegewebes bedingt sei, so daß er also die Gefäbßbversorgung als das Primäre, die Haubenbildung als das Sekundäre auffaßt. Nach meiner Er- fahrung muß ich gerade zu dem umgekehrten Schluß kommen, nämlich daß die Haubenbildung als Rasseneigentümlichkeit das Primäre ist und die starke Grefäßentwicklung das Sekundäre. Nichts ist so sehr sekundären Anpassungen ausgesetzt als der Ge- fäßverlauf. Aus den pathologischen Geschehnissen wissen wir, daß überall da, wo eine Wucherung entsteht, sich sekundär Gefäbe ent- wickeln. Wir wissen, daß die Gefäße der Extremitäten sich genau der Größe der Extremitäten anpassen. Wenn sich an den Ex- tremitäten ein Riesenwuchs entwickelt, oder eine Akromagalie, eine Elephantiasis oder eine Greschwulst, so sehen wir, daß die Gefäße, die zu dem betreffenden vergrößerten Teil führen, sich ebenfalls ent- sprechend vergrößern. Wenn eine Extremität amputiert wird, so z. B. ein Bein in der Kniegegend, so sehen wir, daß die zu diesem Oberschenkelstumpf führende Arterie sich verkleinert. Um aber speziell auf die Hühner zu exemplifizieren, so kann man sehen, daß Hähne mit einem starken Kamm eine viel stärkere Vasku- larisation durch den Schädel hindurch zu dem Kamm hinaufweisen, als Hähne mit einem kleinen Kamm. Ja diese starke Kammbil- dung übt sogar einen Wucherungsreiz auf die Knochen aus und kann auf dem Kopf alter Hähne mit großem Kamm eine förmliche - Exostosenbildung hervorrufen, zwischen der sich wiederum zahl- Hans VIRCHoOw: Sagittalfleworısche Biegung im Atlas-Occipital-Gelenk usw. 29 reiche Gefäßlöcher befinden, wenn auch nicht in der Ausdehnung wie bei den Haubenhühnern. Es ergibt sich für mich also der Schluß, daß die Ausbuchtung des Schädels bei den Haubenhühnern eine sekundäre Erscheinung ist, deren primäre Ursache in einem Vorschieben des Großhirns zu suchen ist, also in dem was ich ein Dolichocephalie nannte. Die Haubenbildung steht in altruistischer Beziehung hierzu und ist infolgedessen auch als primäre Rasseneigentümlichkeit aufzufassen. Beides entspricht keiner pathologischen Erscheinung, weder der Exencephalocele, noch den Hydrocephalus Die Gefäßbildung in- dessen und vielleicht auch die späte Verknöcherung der Ausbuch- tung sind sekundäre Erscheinungen, die im Sinne Rouxs als sekundäre Anpassungen aufzufassen sind. Sagittalflexorische Biegung im Atlas-Oceipital-Gelenk und im Atlas-Epistropheus-Gelenk des Ozelot. Von Hans VIRCHOW. Mit 2 Figuren. Ich habe schon bei verschiedenen Gelegenheiten über Unter- suchungen berichtet, welche die Feststellung der Exkursionsbreite (der sagittalen Flexion am Hinterhauptsgelenk von Säugetieren zum (regenstande hatten, zuletzt im letzten Jahrgange der Sitzungsberichte (p. 265— 269). Dadurch daß ich am 22. Februar 1910 den frischen Kadaver eines Ozelot (Zibethailurus pardalıs) aus dem hiesigen Zoologischen Garten erhielt, bot sich die Möglichkeit, diese Unter- suchung auch an genanntem Tiere auszuführen. Das Verfahren war das gleiche, wie ich es schon mehrfach geschildert habe: Schä- del und Halswirbel wurden nach Entfernung der Weichteile einmal in dorsaler Hebung und einmal in ventraler Biegung abgeformt und darauf die Knochen ausmaceriert. Dann wurden auf Schädel, Atlas und Epistropheus je zwei Punkte aufgetragen und dann diese (rei Knochen in der Form für dorsale Hebung und in der Form für ventrale Biegung von der Seite photographiert. Auf den Photos wurden durch die drei Punktpaare Linien gezogen, eine Schädel- linie, eine Atlaslinie und eine Epistropheuslinie, und aus der Ande- rung der Winkel, welche diese Linien mit einander bildeten, lieb sich dann die Exkursion direkt ablesen. Das Ergebnis war, daß die sagittale Exkursion im Atlas- Hinterhauptgelenk genau 90° und im Atlas-Epistropheusgelenk 16,5° betrug. 30 Hans Vırcnow: Sagittalfleworische Biegung im Atlas-Occipitul-Gelenk u: Vergleich. — Da ich nunmehr bereits eine ganze Anzahl von von Säugetieren in dieser Art untersucht habe, so ist ein gewisses Vergleichsmaterial vorhanden. Natürlich ist die Methode ihrer Natur nach nicht eine Präzisionsmethode, und es muß eine Fehler- möglichkeit von einigen Graden zugestanden werden. Es wäre Fig, Hinterschädel, Atlas und Epistropheus des Ozelot in Stellung für dorsale Hebung mit Meßlinien, Fig. 2. Hinterschädel, Atlas und Epistropheus des Ozelot in Stellung für ventrale Biegung mit Meßlinien. u. daher wünschenswert, von einer Species mehrere Individuen zu untersuchen, aber ein etwas verschiedenes Ergebnis würde nicht e gegen die Anw endbarkeit der Methode sprechen, denn es sind zweifellos individuelle Verschiedenheiten, insbesondere solche de: OSKAR VoGT: Studien über das Artproblem. 31 Lebensalters zu erwarten. Den Malaienbären (Ursus malaranus) konnte ich in zwei Exemplaren untersuchen, und ich fand dabei für das Atlas-Hinterhauptsgelenk 87° und 95,5°, also im Mittel 90%. Das ist das gleiche wie beim Ozelot. Die höchste Zahl er- gab sich beim Hunde, nämlich 111°, und beim Rinde, nämlich 115°. Verhältnismäßig gering war die Exkursion beim Känguru (Macropus) und beim Schwein, nämlich bei beiden 78°, sowie beim Pferde (852%). Ganz erheblich niedriger aber stellte sich die Zahl beim Elefanten, nämlich auf 48,5°. Studien über das Artproblem. 2. Mitteilung. Über das Variieren der Hummeln. 2. Teil. (Schluß). Von OSKAR VOGT.'!) Übersicht des Inhalts: 6. Die Elemente der Art. a. Der diskontinuierliche Charakter der Farbenvariation. b. Rassenbildung und regionale Divergenz. c. Die geographischen Varietäten und die Mutationslehre. d. Beanstandung des Wertes der Farbenmerkmale. e. Die vorläufige systematische Gliederung der Art. Nachtrag: Ergänzungen der 1. Mitteilung. a. Abgrenzung von Subgenera. b. Neue Hummelformen. c. Neue Fälle regionaler Divergenz, Konvergenz und Gradation. Andere Arbeiten haben mich bisher verhindert, die 2. Mit- teilung mit jenen bildlichen Belegen abzuschließen, welche ich in meiner ersten Mitteilung in Aussicht stellte. So möchte ich wenig- stens endlich die Ideengänge zu Ende führen, welche den Gegen- stand meines im Januar 1909 in dieser Gesellschaft gehaltenen Vor- trags bildeten, zumal meine fortgesetzten Studien und die weitere Zunahme meines Materials (um ca. 15000 Tiere) mich dazu ge- führt haben, ihnen noch eine präzisere Form zu geben. Nachdem ich in der ersten Mitteilung die Species als „den Kreis der gegenwärtig endogam erhaltungsfähigen Individuen“ de- finiertt und die reelle Existenz dieser Kreise als das Resultat meiner beobachtenden Analyse hingestellt habe, möchte ich jetzt die Artgenossen einer solchen Zergliederung unterwerfen. Ich werde mich dabei, soweit nicht das Gegenteil direkt angegeben ist, aus- schließlich auf die 2 2 beschränken und nur der augenfälligsten !) Die erste Mitteilung erschien in diesen Sitzungsberichten 1909. 32 OSKAR VOGT! und gleichzeitig meiner Ansicht nach für die Selektion indifferenten Variante, der Haarfarbe, meine Aufmerksamkeit zuwenden. Man könnte sich fragen, ob bei den Fortschritten, welche die experimentelle Erforschung der Erblichkeit und der Variabilität remacht, und den viel eindeutigeren Einsichten, welche uns das Experiment gewährt, überhaupt noch eine einfach beobachtende Analyse der in der Natur vorkommenden Tier- und Pflanzenformen sich lohnt. Ich glaube doch diese Frage bejahen zu können. Denn einmal ist die einfach beobachtende Analyse der natürlich vor- kommenden Formen die unentbehrlicheV oraussetzung ihrer experimen- tellen Prüfung. Dann gibt es aber weiter Lebewesen — und dazu sehören gerade die Hummeln —, deren Stammkulturen auf große äußere Schwierigkeiten stoßen, während schon ihre nichtexperimen- telle Untersuchung wichtige Schlaglichter auf das Artproblem wirft. Endlich scheint mir die experimentelle Forschung nie den Kontakt mit der Natur verlieren zu dürfen. Sie will doch in letzter Linie die Entstehung der gegenwärtigen natürlichen Formen erklären. Sie muß deshalb auch fortgesetzt in engster Fühlung mit diesen prüfen, wie weit die einzelnen von ihr entdeckten Mechanismen für die Genese der natürlichen Formen inbetracht kommen können. Und sie findet endlich nur in der Natur einen Faktor, über den sie selbst nicht verfügt: die Zeit. Was mit der Zeit die ein- zelne formbildende Componente zu schaffen vermag, kann nur der durch die experimentellen Tatsachen in seinem Blick geschärfte Beobachter im Studium der natürlichen Formen ergründen. Und es dürfte denn auch vornehmlich auf diesen Umstand das Neue meiner Befunde zurückzuführen zu sein. So setze ich denn auch schon zu einer Zeit eine Veröffent- lichung meiner Studien fort, wo ich keine Gelegenheit zu einer experimentellen Vertiefung derselben habe. 6. Die Elemente der Art. a. Der diskontinuierliche Charakter der Farbenvarietäten. Die erste Frage, der wir näher zu treten haben, ist die, ob die Färbungen der Artgenossen fließende Übergänge zeigen oder nicht. Ich habe mich in meiner ersten Mitteilung dahin ausge- sprochen, „daß die Hummeln im allgemeinen innerhalb der Arten absolut fließende Übergänge zeigen.“ Unter „absolut fließenden Übergängen‘‘ möchte ich solche verstanden wissen, die für einzelne Individuen die sichere Zuweisung in eine von zwei benachbarten Kategorien unmöglich macht. Die Existenz solcher Übergänge will ich also nur „im allgemeinen“ zugeben. Einzelne Ausnahmen’ exi- ee N > ER Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2. Tel. 33 stieren. So zeigt z. B. meine Fig. A der ersten Mitteilung, daß ich trotz eines sehr umfangreichen Materials bei Aelferanus einen Übergang zwischen den Formen 6 und 1/7 nicht habe auffinden können, daß wir also, soweit mein Material reicht, für Gegenden, wo nur die Formen A—# und dann solche von 7/7 an zusammen vorkommen (wie in gewissen Teilen der Schweiz), eine ziemlich schroffe Unterbrechung zwischen Z und 17 zu konstatieren haben. Aber solche Fälle gehören zu den Seltenheiten. Und selbst die ganz extremen individuellen Aberrationen, die sog. Unica, verlieren immer mehr diesen Charakter, je mehr das Material wächst. (Ganz anders gestaltet sich aber die Situation, wenn wir die Individuenzahl der einzelnen Kategorien feststellen. Verteile ich z. B. meine 78 Schweizer Helferanus-2 2, die ich zum Teil Herrn FREY-GESSNER verdanke, auf die von mir in der ersten Mitteilung unterschiedenen Formen und eine inzwischen noch zwischen 17 und 18 neugeschaffene Kategorie (foreli vgl. Anhang!), so ergibt sich folgenle Variationstabelle: 4A|1 ee | 79 | 25 || 17 | 1 | 2 | | | | | an" Er ee slejısjılı sin|2|j>2fofajıl|s Zwischen den Formen A—4# und den folgenden fehlen — wie schon erwähnt — ‘die Übergänge. Zwischen den sehr differenten Formen 19— 18/17 und 26 + 27 fehlt die Zwischenstufe 22 gänz- lich und sind die Zwischenstufen 77, 21 und 23 so individuenarm, daß die Formen 79—18/17 und 26 + 27 als gegen einander abge- grenzte Varietäten, sagen wir als Rassen, aufgefaßt werden müssen, sei es nun, daß die vorhandenen Zwischenstufen Fluktuationen, Bastarde oder auch noch besondere Rassen darstellen.!) Es bestehen also meine Schweizer Helferanus aus wenigstens 3 Rassen. Nehme ich nun statt meiner schweizer die tyroler Helferanus, so wiederholt sich dasselbe Zahlenverhältnis, aber es kommen hier noch wenig- stens zwei neue Rassen, 5—/7 und /0, hinzu. Der berühmten Variabi- lität des Helferanus liegt also die Tatsache zu Grunde, dab er aus einer Reihe selbständiger Rassen besteht. Die einzelne Rasse varliert aber relativ wenig. 1) Wenn man innerhalb der 3 Rassen von meinen früher aufgestellten Kategorien abstrahiert, und nur die Zahl der schwarzen Thoraxhaare zum Ausgangspunkt von Kategorien macht, so entstehen Kurven, welche ganz dem QUETELETschen Gesetz entsprechen. Doch sind die Zahlen vorläufig zu gering, als daß ich daraus weitere Schlüsse ziehen möchte. 17 34 OSKAR VOGT: Das 5 der zentral- und osteuropäischen Rasse latocinetus (siehe Anhang!) des Subterrameus tritt — wie wir schon öfter in der ersten Mitteilung erwähnten — in einer gelbgebänderten Haupt- form und der braungebänderten Nebenform borealıs auf. Diese ist durch Übergänge mit der Hauptform verbunden. Aber die Über- eänge sind sehr viel seltener als borealis. Also weist die Individuen- statistik auch hier auf eine selbständige Rasse borealis hin. Meine aus der melanisierenden Region (Schleswig, Dänemark, südlicherem Skandinavien) stammenden Exemplare des D. hortorum möchte ich inbezug auf die Zahl der gelben Haare auf dem Thorax in folgende 15 Kategorien gliedern: | 1: ganz schwarz; 2: einige gelbe Haare am Prothorax; 3: ge- ringe Vermehrung der Haare am Prothorax, einige am Metathorax; 4: schwarze Mesothoraxbinde noch 4mal breiter als die teilweise _ selbe Prothoraxbinde; 5: Mesothoraxbinde 3mal breiter als die teilweise gelbe Prothoraxbinde; 6: Mesothoraxbinde 3mal breiter als die- beinahe ganz gelbe Prothoraxbinde; 7: Mesothoraxbinde 2mal breiter; 8: Mesothoraxbinde 1'/,mal breiter; 9: Mesothorax- binde ebenso breit. 70: Mesothoraxbinde !/s schmäler; 11: Rest der Mesothoraxbinde enthält einige gelbe Haare; 72: Mesothorax- binde enthält zur Hälfte gelbe Haare und 25: Mesothoraxbinde enthält vorherrschend gelbe Haare. 59 Kg aus der Umgebung der norwegischen Stadt Hamar und derjenigen von Bergen verteilen sich auf diese Kategorien nun in folgender Weise: | 1a sIs|\7|8|% so|ır 12123 ira 980g 2 | 2 6 18 ® ı[o/ofi | Dabei sind die Übergänge zwischen /—5 und 6—10 so fließende, daß man bei einzelnen Tieren zweifelhaft sein kann, ob man sie in die eine oder in die andere zweier benachbarten Kategorien bringen soll. Dagegen ist dieses zwischen 5 und 6 nicht der Fall. Diese Eigentümlichkeit bleibt auch bestehen, wenn ich mein sehr viel umfangreicheres Material aus der gesamten melanisierenden Region auf diese Kategorien verteile. Dagegen finde ich dann Kategorie // vertreten, sodaß das „Unicum“ 13 dann nicht mehr so unvermittelt dasteht. Vernachlässigen wir nun aber 13, 50 finden wir, daß die übrigen 58 Tiere sich auf zwei nicht durch Übergänge mit einander verbundenen Rassen verteilen: die Rasse QUETELETsche Kurve, die Rasse 1—5 eine typische halbe. Das Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2. Tel. 35 letztere ist ganz natürlich, weil Kategorie / ein nicht weiter stei- gerungsfähiges Extrem ist, sofern man wenigstens von feiner mikroskopischer Untersuchung des einzelnen Haares absieht. In anderen Fällen ist die Rassenunreinheit nicht so ohne weiteres zu erkennen. Meine südrussischen Stlantjewi-2 2 zeigen kein nennenswertes Variieren. Die gelben Thoraxbinden zeigen geringe Schwankungen in ihrer Breite: das ist alles. In Turkestan zeigt dieses Tier aber eine gewisse Neigung zum Melanismus. Man bildet am besten 5 Kategorien. Es verteilen sich dann meine 105 Exemplare aus dem Boro-Chorogebirge, wie folgt: 1 | 2 3 4 5 typreus | Beginn des tenuifas- nigro- collanıs | Melanismus ciatus taeniatus Ss | 11 2 2 2 Von diesen 5 Kategorien ist 2 mit 7 so durch Übergänge ver- bunden, daß man sie überhaupt nicht scharf von einander trennen kann. Dagegen besteht eine gewisse Diskontinuierlichkeit gegen- über 3, wie zwischen 5—5. Hier könnte man aber immerhin die so geringe Individuenzahl als Ursache ansehen und weiterhin die Einseitigkeit der Variätion, d. h. das Fehlen von Ausschlägen des typicus nach der gelben Seite, durch die Annahme erklären, daß typreus in jener Gegend die äußerste gelbe Entwicklungsmöglichkeit darstelle. Irgend eine wirkliche Berechtigung auch hier auf 2 Rassen zu schließen liegt nicht vor. Nun besitze ich aber aus einer anderen Gegend des gleichen turkestanischen Siebenstrom- gebiets (Narynj) eine gewisse Anzahl Stdlantjew-2 2. Und hier nun bilden 7 + 2 und 5 gleich große Zahlen und 5 + £ eine ganz geringe Ziffer. So beruht auch das turkestanische Variieren des Stlantjewi nur auf seiner Zusammensetzung aus zwei differenten Rassen. Wir sehen also, daß dem stärkeren Varlieren der Haarfärbung die Anwesenheit mehrerer Rassen zu Grunde liegt. Der in der ersten Mitteilung erfolgten Gegenüberstellung „stark variierender* und „sehr konstanter“ Arten liegen Differenzen in der Zahl der am gleichen Ort vorhandenen Rassen zu Grunde und nicht eine ungleiche Tendenz zum Fluktuieren. Auf einen Einwand muß ich dabei aber noch gefaßt sein. Man wird mir vielleicht mit der Frage kommen: „Warum sprechen Sie hier von Rassen und nicht von Arten? Sie behaupten doch ein mehr oder weniger vollständiges Fehlen von Übergängen zwischen den Rassen. Wie könren Sie da die Rassen von den 1+* 36 OSKAR VOGT: Arten unterscheiden, ohne eingehende Stammkulturen gemacht zu haben?“ Die Antwort ist für die Hummeln eine sehr einfache. Die Rassen finden sich nebeneinander als Kinder einer Mutter im gleichen Nest, verschiedene Arten tun das nie. Man hat bisher noch niemals einen Zquestris und einen Silvarum, einen Hortorum und einen Ruderatus, einen Terrestris und einen Lucorum aus einem Neste gezogen. Die oben genannten Helferanus- oder Hortorumrassen finden sich dagegen im gleichen Neste, ohne daß es aber zu fließenden Übergängen zwischen den einzelnen Rassen kommt.!) b. Rassenbildung und regionale Divergenz. Worauf ist nun eine derartige Rassenbildung zurückzuführen? Die herrschende Meinung wird annehmen, daß es sich um das Resultat einer differenzierenden Selektion handelt. Beim Beginn der Differenzierung besaß jede einzelne Form eine besondere nütz- liche Eigenschaft bereits in geringem Grade. Indem die am meisten mit ihr begabten Individuen das Objekt der Selektion wurden, ist allmählich in jener Gegend die heutige Differenzierung zu- stande gekommen. DE VRIES würde die Rassenbildung auf Mutation an Ort und Stelle zurückführen. Er würde speziell Tirol für ein Mutationszentrum des Helferanus erklären. Aber weder die heute herrschende Form der Entwickelungs- lehre noch DE VRIES würden uns angeben, auf welche Ursachen der verschiedene Selektionswert, resp. die Mutation zurückzu- führen ist. (Gibt es da nicht eine befriedigendere Erklärung? Die im Vergleich zu Süddeutschland buntere Agror umgesell- schaft von Genf kommt dadurch zustande, daß hier Formen auf- . treten, welche in Frey-Gessneri ihre extremste Färbung erreichen, während sie weiter nach Norden fehlen. Dieser Frey-Gessneri nimmt nun in südwestlicher Richtung an Individuenzahl immer mehr zu, bis er in Nordostspanien allein übrig bleibt und hier eine ganz homogene Rasse bildet. Die Komponente Frey-Gessneri des Genfer Agrorum ist also eine bis dorthin aus Spanien vorgedrungene geographische Varietät. | !) FRIESE und v. WAGNER haben jüngst die sehr guten Ankh „h0- monid“ und „hetoronid“ geprägt. Leider fahren die Autoren aber fort, "von. homoniden und heteroniden „Varietäten“ und „Subspecies*“ zu sprechen NE werden nicht gewahr, daß sie mit diesen Namen die Existenz physiologisch IN ganz differenter Kategorien zum Ausdruck bringen. A EN ze e bar aan 73 REN Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2. Teil. 37 Der Frey-Gessneri zeigt absolut die gleiche Färbung wie die Gruppe A—-4 des Helferanus. Und wir brauchen nur denselben südwestlichen Weg zu machen, um in den Pyrenäen den Helferanus A—4 als einzigen dortigen Vertreter des Aelferanus zu finden. An den Südostabhängen der Pyrenäen fliegt der Helferanus A—4 und in den Wiesen zu Füßen der Berge finden sich in großer Menge die ganz ebenso gefärbten Agrorum Frey-Gessnerı und Muscorum . typieus. — Hier gab — so möchte ich schließen — das gleiche Milieu drei verschiedenen Hummeln dasselbe Haarkleid und von hier nahmen sie alle es mit auf ihrer Wanderung in nördlichere und östlichere Gebiete. Mit Helferanus 19—18/17 nah verwandte Formen (B—D der ersten Mitteilung) und ebenso mit 26 + 27 fast vollständig über- einstimmende Farbenvarietäten (#—J7) finden sich als homogene geographische Varietäten — räumlich getrennt — in Italien und der dem tiroler 70 nahestehende 77 (insipidus RAD.) kommt rasse- rein in gewissen Teilen Transkaukasiens vor. So läßt sich die zentraleuropäische Vielrassigkeit des Helferanus auf-das postglaciale Zusammenstoßen aus verschiedenen südlicheren Gebieten vor- dringender geographischen Varietäten zurückführen. Und umgekehrt findet die Zweirassigkeit des Hortorum der melanisierenden Region ihre einfachste Erklärung in der Annahme, daß diese Region in einer späteren Periode neuen Zuzug gut gelb- gebänderter Hortorum erhielt und damit die Existenz einer homo- genen melanotischen Rasse zerstört wurde. Diese Zurückführung der Mehrrassigkeit einer Hummelspezies in einer bestimmtenGegend auf einsekundäres Zusammentreffen verschiedener geographischer Varietäten hat aber für unsere ganze Anschauung die große Bedeutung, daß wir uns damit eine — wenn auch vorläufig nur sehr allgemein gehaltene — Erklärung für die Mehrrassigkeit schaffen: das verschiedene Milieu der Vorfahren. Gleichzeitig löst diese Auffassung den Widerspruch, der zwischen meiner Behauptung, daß das Milieu gleichgefärbte Hummeln schaftt, und der Tatsache zu bestehen schien, daß dieselbe Hummelspecies am gleichen Orte sehr ungleiche Färbungen zeigen kann. Was aber in dieser Beziehung für die Tiere einer Art gilt, besteht natürlich auch für verschiedene Arten zu Recht. Soweit verschie- dene Species in der gleichen Region Farbendivergenzen zeigen, braucht nicht mehr die Annahme einer ungleichen Reaktions- tendenz der verschiedenen Species auf dasselbe Milieu als ein- zige Erklärung herangezogen zu werden, sondern es kann die un- gleiche Vergangenheit den Grund bilden und dürfte dieses auch in den meisten Fällen tun. 38 OSKAR VOGT! Diese Erklärungsweise hat aber für uns noch eine andere wich- tige Seite. Speziell die bei den Hummeln so besonders ausge- sprochene regionale Konvergenz (vergl. darüber auch noch weiter unten im Anhang!) zwingt uns zur Annahme, im Milieu das Agens für die Färbung zu sehen. Aber so lange Züchtungsversuche nicht vorliegen, war es sehr schwer, sich darüber ein Urteil zu bilden, wie weit diese Konvergenzerscheinungen auch erblich fixiert sind. Erhält sich die durchs Milieu geschaffene Haarfärbung auch even- tuell auf der Wanderung und zeigen nach vollzogenen Bastardierungen hernach noch die Kinder der gleichen Mutter unter den identischen Bedingungen des gleichen Nestes das Haarkleid ihrer jedesmaligen Voreltern, so ist damit die erbliche Fixierung von Milieuein- flüssen auf das Haarkleid der Hummeln hinreichend erwiesen: eine Anschauung, die mit den experimentellen Feststellungen bei Schmetterlingen im vollen Einklang steht. Hier bewirken künst- liche Temperatureinflüsse erbliche „Verähnlichung der Arten“.') c. Die geographischen Varietäten und die Mutationslehre. Es bedarf wohl keines besonderen Beweises, daß die differenten Rassen, in die wir stark variierende Hummeln zerlegen müssen, mit DE VRIES’ Mutationen identisch sind, wenn auch vielleicht hier und da bei ‚„mehrrassigen‘‘ Formen eine „Rasse“ sich als der Bastard zweier anderer eines Tages erweisen und damit aus der Reihe der Mutationen zu streichen sein wird. Soweit wir daher differente Rassen auf regionale Divergenz zurückführen können, gelangen wir zu einer kausalen Erklärung von Mutationen. Wir haben nun aber mit dieser kausalen Erklärung der Genese der Hauptvarietäten einer Species (der Normalrassen) nicht die der DE VRIESSchen Mutationen erschöpft. Wir haben die Klasse der extremen und einzelne Individuen betreffenden Mutationen noch garnicht berührt. Wir müssen uns nunmehr mit diesen be- schäftigen. Was zunächst den systematischen Wert dieser anbelangt, so muß ich erklären, daß ich niemals eine individuelle Mutation ge- sehen habe, bei der ich auf Grund der äußeren Morphologie den Gedanken bekommen hätte, eine neue Species vor mir zu haben. Speziell möchte ich dabei einen Punkt hervorheben. Schon nahe verwandte Arten wie Pratorum und Ionellus, Lapidarius typreus, Caucastieus und Sicheli zeigen eine ungleiche orthogenetische Farben- variation. Derartige Modifikationen der für die betreffende Species !) Vgl. V. HAECKER, Zeitschr. f. Induktive Abstammungs- und Vererbungs- lehre. IV. | 1 Studien über das Artproblem. Ueber das Variieren der Hummeln. 2. Tel. 39 charakteristischen Varlationsrichtung habe ich bei keiner Mutation gesehen. Meine rein beobachtende Analyse kommt für die Hummeln also zu dem gleichen Resultat, wie STANDFUssS!) auf Grund zahl- reicher Zuchtexperimente bei Schmetterlingen. Ja ich möchte meine Feststellungen sogar noch dahin präzisieren, daß die von mir be- obachteten extremen individuellen Aberrationen nach ihrer äubern Morphologie nur solchen Rassen angehören, die der jedesmaligen Stammform der Mutation sehr nahe stehen Welche Beziehung besteht nun zwischen diesen individuellen Mutationen und den geographischen Varietäten? Eine noch unten näher zu bespreehende Mutation des deutschen Agrorum ist nicht vom typischen norditalienischen Pascuorum zu unterscheiden. Unter sehr zahlreichen Terrestris 2 2 habe ich 2 Mal in Jena ein Tier mit ganz rostfarbenen Kaudalsegmenten ge- fangen. Sie sind von der englischen Rasse audax nicht zu unter- scheiden. Sporadisch trifft man den norwegischen Hortorum quası- fidens überall in Zentral-Europa. Agrorum bicolor von Bergen hat absolut keine Tendenz zu schwarzen Haaren auf dem Thorax (sog. Trieuspisformen). Und doch erhielt ich durch Herrn E. BARCA einen O aus Bergen mit einem großen schwarzen Dreieck auf dem Thorax. Aber auch diese Farbenkomposition ist bereits vertreten, da SKORIKOW sie in mehreren Exemplaren aus Rußland besitzt. In den Pyrenäen fing ich unter sehr zahlreichen Helferanus quasi- muscorum (oben gelb, unten hell) einen einzelnen Arbeiter von der Färbung des griechischen Aurantiaeus (oben braun mit seitlichen schwarzen Flecken auf den Abdominalsegmenten, unten schwarz). Das im Anhang beschriebene bisherige Unicum Silvarum equestri- formis vermittelt in seiner Färbung zwischen Silvarım und Equestris und die eben dort geschilderten Pratorumunica postzonatus und kanabeır liegen wenigstens in der orthogenetischen Richtung, in der eine Zunahme der Gelbfärbung zu erwarten war und in Turkestan bei verschiedenen anderen Arten auch tatsächlich auftritt. So ist eine enge Beziehung auch zwischen den individuellen Mutationen und den geographischen Rassen ohne Zweifel vor- handen. Wie ist diese nun aber zu deuten? DE VRIES würde wohl dazu neigen, die geographische Rasse auf eine nützliche individuelle Mutation zurückzuführen. Ich kann mich einer derartigen Auffassung im allgemeinen ebenso wenig an- schließen, wie in meiner 1. Mitteilung der Ansicht, daß die regi- !) Deutsche Entomologische Nationalbibliothek Bd. 1 p. 14. 1910. 40 OSKAR VOGT: onalen Farbenkonvergenzen durch Selektion geschaffen, resp. auch nur gegenüber anderen Färbungen bevorzugt sein könnten. Ich nehme vielmehr an, daß der’ umbildende Faktor des Milieus eine zeitlang auf alle Artgenossen eingewirkt hat und so eine gleich- artige Umbildung aller veranlaßte. Nur so scheint mir z. B. der homogene Charakter des Terrestris zanthopus in einem an differenten Milieus äußerst reichen Gebiet, wie es Korsika darstellt, ver- ständlich. Und ich sehe in den individuellen Mutationen nur einen Beweis dafür, daß unter Umständen Milieufaktoren relativ schnell eine Umwandlung bewirken können. Daß aber eine individuelle Mutation von dem systematischen Wert einer geographischen Rasse wirklich plötzlich auftreten kann, dafür glaube ich selbst einen Beweis liefern zu können. Ich habe vor 20 Jahren bei Jena ein Nest des Agrorum gefunden und ich ließ dasselbe in meiner dortigen Wohnung sich entwickeln. Es. entschlüpften den Zellen eine Menge 2 2 der normalen deutschen Färbungen St h. oben braungelb mit breiter schwarzer Binde auf dem 2. und 3. Abdominalsegment), bis plötzlich eines Tages ein typisches J' der norditalienischen, oben ganz orangeroten Varletät pascuorum aus dem Nest hervorkam. Niemals hat sonst jemand — so viel ich weiß — in Deutschland oder der deutschen und französischen Schweiz diese gleich in die Augen fallende Varietät pascuorum beobachtet. Und es liegt anscheinend noch eine zweite analoge Beobachtung vor. HOFFER berichtet, daß er aus einem großen steiermärkischen Nest (pascuorum kommt auch dort nicht vor) „mit normal gefärbter Königin“ ein Paar OO „beinahe“ von der Färbung des pascuorum sich entwickeln sah. Unerwähnt möchte ich allerdings nicht lassen, daß vielleicht pasceuorum PRyER genetisch älter ist und daß diese Mutation daher als „Atavismus“ gedeutet werden könnte. Wenn ich aber nieht in einer einzelnen individuellen Mutation den üblichen Ausgangspunkt für die geographischen Varietäten sehe, so kann ich natürlich erst recht nicht die Entstehung von Arten in der Hauptsache auf sie zurückführen. Es liegt doch viel näher, von der breiteren Basis auszugehen, die uns in den mit jenen individuellen Mutationen ja wesensgleichen geogra- phischen Varietäten gegeben sind. Wenn irgendwelche gegen- wärtigen Varietäten potentielle Vorstufen für Species darstellen, so meine ich, sind die geographischen Varietäten die ‚gegebenen 2 und haben wir in ihrer regionalen Gradation das Mittel zu immer weitergehender Differenzierung. Die Entstehung zukünftiger Species hängt dann nicht von dem gelegentlichen Erhaltensein oder Unter- "TIE ” DE SEINE ‚2 Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2. Teil. 41 sehen eines mutierten Individuums ab. Milieuveränderungen (even- tuell in der Form einer Einwanderung in ein neues Gebiet) modifizieren alle Artgenossen einer Gegend. So entsteht eine geographische Varietät mit neuen erblichen Merkmalen Ihre orthogenetische Summierung durch wiederholte Milieuveränderungen führt endlich zur neuen Species, indem der Umgestaltung der äusseren Morpho- logie schrittweise jene interne Verändernng parallel geht. die sich in zunehmender Sterilität mit der Stammform äußert. Das ist die Ansicht, zu der mich meine Hummelstudien geführt haben. Ich habe schon wiederholt auf eine Reihe nah verwandter Arten hingewiesen, die gemeinsam in Zentral-Europa leben. Hier- her gehören Terrestris-Lucorum, Ruderatus-Hortorum, Stilvarım- Equestris und Lapidarius-Sicheli. Die herrschende Form der Ent- wickelungslehre würde auch hier annehmen, daß sich jedes dieser Paare in Zentraleuropa durch besondere nützliche Eigenschaften aus je einer gemeinsamen Stammart entwickelt habe. Ich dagegen möchte nach meinen ganzen Befunden von vornherein dazu neigen, dieses zentral- europäische Zusammenwohnen als etwas Sekundäres aufzufassen und die Ursache der Differenzierung auf eine verschiedene Herkunft zurückzuführen. Kann ich nun Gründe für die größere Wahr- scheinlichkeit meiner Anschauung finden? Terrestris, Ruderatus, Silvarum und Lapidarius werden im Süden häufiger und kommen schließlich allein nur noch vor. Und andererseits sind Zucorum, Hortorum, Equestris und Sicheli die einzigen Vertreter dieser Paare im höheren Norden. Wenn wir nun bedenken, daß die vier im Norden allein vorkommenden Arten auch in Zentraleuropa mehr oder weniger langhaarig, die im Süden diese Paare allein ver- tretenden Species aber auch in Zentraleuropa ein deutlich kürzeres Haarkleid tragen, wenn wir weiter unten noch sehen werden, dab Equestris überall eine Färbung zeigt, die als charakteristisch fürs Amurgebiet aufgefaßt werden muß, ja daß wir da sogar ein Ver- bindungsglied zwischen Equestris und Sılvarum finden, so meine ich, daß alle Faktoren, die überhaupt bei unserem heutigen Wissen für die Entscheidung inbetracht kommen, zugunsten meiner An- schauung sprechen. Damit wäre Rassen- und Artentstehung noch in eine nähere Beziehnung zu einander gebracht Der weiteren Verbreitung der südlichen Formen dieser Hum- melpaare nach Norden und ihrer nördlichen Vettern nach Süden ist gegenwärtig vielfach keine äußere Schranke gezogen. Und doch erfolgt sie nicht. Warum nicht? Offenbar sind die südlichen Formen dem nördlichen Milieu nicht angepaßt und umgekehrt. Jede Gruppe läßt also eine Anpassung an das von ihr bewohnte Miliea 42 OSKAR VOGT! erkennen. Hier begegnen wir der Wirkung der Selektion. Aber mit dieser Erhaltung des Geeignetsten unter den Produkten des Milieus ist auch (die Leistungsfähigkeit der Selektion erschöpft. d. Beanstandung des Wertes der Farbenmerkmale. Noch einen Einwand möchte ich berühren, der mir öfter in Privatgesprächen gemacht ist. daß ich nämlich meine Anschauungen auf ein so „äußerliches“* Merkmal — wie es die Färbung dar- stelle — aufbaue. Ich muß darauf zunächst erwidern, daß meine ganzen Studien mich zu der Ansicht derjenigen Autoren geführt haben, welche die Bewertung eines Merkmals hauptsächlich davon abhängig machen, ob es erblich ist oder nicht. Wir haben bei den Hummeln erbliche Farbenmerkmale und nicht erbliche Skulpturmerkmale. So fluctuiert z. B. die Wangenlänge, dieses Ein und Alles gewisser Systematiker, öfter ganz beträchtlich. Bei diesen meinen Grund- anschanungen ist daher für mich dieser Einwand von vornherein unberechtigt. Ich mache dann aber noch darauf aufmerksam, dab — wie ich in der 1. Mitteilung ausgeführt habe — Farbendifferenzen even- tuell das einzige äußere Merkmal von Arten sein können. Und drittens muß ich noch betonen, daß die Färbungsmerkmale nicht so äußerlich, nicht so sekundärer Art sind als man glauben könnte. Die orthogenetische Richtung der Farbenvariation ist viel- mehr recht tief fixiert. Die Hankaseeformen Egquestris wüstneit und Helferanus subbaicalensis stehen sich nieht nur in der Färbung, sondern auch in den Skulpturverhältnissen recht nahe. Der Clypeus (les letzteren zeigt nur nicht die weiter unten noch näher geschilderte seitlich-basale Kinsenkung in solcher Höhenausdehnung und die Wangen sind durchschnittlich etwas länger. Das augenfälligste Erkennungsmittel ist das Fehlen (subbaicalensis) oder das Vor- handensein (wästnewn) von schwarzen Haarbinden auf dem 3.—5. Segment. Aber dieses Merkmal ist nicht konstant. Die Haarbinden können bei letzterem teilweise schwinden, bei ersterem in be- srenztem Maße auftreten. Nun ist aber für alle Fguestrisformen. charakteristisch, daß sich die schwarzen Haare am meisten auf dem 3. Segment halten. Dort finde ich sie denn auch stets bei wästnei. Andererseits erscheinen sie bei subbaicalensis zuerst auf dem 5. Segment und prädominieren hier auch in denjenigen Exemplaren, bei welchen einige auf dem 4. Segment auftreten. Eine tiefere Analyse der Färbungen zeigt also, daß schließlich auch hier bestimmte Färbungsmerkmale eine konstante Eigentümlichkeit vo D En E » & Kr: £; < L » > Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2. Tel. 43 der einzelnen Arten bilden: ein Befund, der sich übrigens sehr weitgehend verallgemeinern läßt. Vielleicht wird aber eines Tages eine Feststellung gemacht werden, welche den Einwand ganz zurückweisen kann. Ich habe in der ersten Mitteilung darauf hingewiesen, daß manche Skulptur- verhältnisse des Kopfes sehr konstant sind und ihre Differenzen von allen besseren Hummelsystematikern a priori als Artdiffe- renzen aufgefaßt werden. Die öfter erwähnten Arten Zquestris typreus und Sılvarım typieus unterscheiden sich — von anderen Merkmalen abgesehen -— durch solche Skulpturdifferenzen. Der Clypeus des Equestris 2 ist flach, in seiner basalen Hälfte direkt eingedrückt. Dieser Eindruck nimmt seitlich noch so zu, daß in der Mitte des Clypeus eine Art Keil entsteht. Die Clypeusscheibe ist wenig und nur fein punktiert. Beim g' ist das 2. Geibelglied wenigstens um die Hälfte länger als das 3. Beim Sılvarum 2 ist der Clypeus gewölbt. Es besteht nur noch im basalen Teil jeder- seits eine viel weniger ausgedehnte Einsenkung, welche aber infolge der Wölbung des übrigen Clypeus zu einer stärkeren Niveau- differenz führt. Außerdem ist die Clypeusscheibe reichlich und ziemlich grob punktiert. Das 2. Geißelglied des 5 ist mur wenig länger als das 5. Nun besitze ich 2 Typen des Equestris baicalensis RAD. aus Irkutsk. Sie sind sich im übrigen voll- ständig gleich. Aber nur eines dieser beiden 2 2 zeigt den Clypeus des Equestris (mein Baicalensis), das andere den des Silvarım (mein Pseudobaicalensis). Untersuche ich nun den Zquestris von Ostrußland (meinen intermedius; ich besitze über 100 2 2), so finde ich, daß er in Größe und Haarlänge ganz und in der Färbung beinahe ganz mit baicalensis übereinstimmt. Aber alle Tiere zeigen den Zquestris-Clypeus. (Gehe ich andererseits von Irkutsk nach dem Hankasee. so zeigen hier alle 2 2 (bei Baica- lensisfärbung mit etwas kürzerem Haarpelz; mein wästnern) den Silvarum-Clypeus. Es fliegen also in Irkutsk zwei durch Skulptur- differenzen verschiedene Formen durcheinander. In den westlich und östlich anstoßenden Gebieten existiert nur je eine dieser beiden als homogene geographische Form. Dabei ist die Skulpturdifferenz zwischen Baicalensis und Pseudobaicalensis so groß, daß ich sie als verschiedene Arten auffassen würde, wenn nicht das Jg (auch noch bei wüstneit) durchaus noch die Zquestris-geißel hätte. Hier können nun Nestbefunde vielleicht eines Tages uns die Gewißheit geben, daß die beiden Formen Rassen der gleichen Art sind und damit demjenigen, der es immer noch nicht glauben will, beweisen, daß zwischen Farbenmerkmalen und anderen Merkmalen kein prinzipieller Unterschied ist. 44 OSKAR VOGT: In dieser meiner Auffassung werde ich endlich bestärkt, wenn ich die Verhältnisse anderer stark variierender Gattungen heranziehe. So spielt bei Dorcadion z. B. die Farbenvariabilität ebenfalls eine große Rolle. Aber bei einzelnen Carabusarten fällt sie vollständig fort. An ihre Stelle tritt eine solche in „Skulpturmerkmalen.“ Dann sind es aber die letzteren, die sich genau so verhalten wie die Farbenvariationen der Hummeln. Sie zeigen dann regionale Convergenz, Divergenz und Gradation. Und bei „starker Variabilität‘ dieser am gleichen Orte weist die Statistik auf eine Mehrrassigkeit hin und kann man auch eventuell die einzelne Componente bis zu einer Gegend verfolgen, wo sie als „homogene geographische Varietät“ auftritt. Nehmen wir z. B. den überall gleichmäßig schwarzen Carabus corıaceus! (Greifen Sie hier zufällig zwei extrem geformte Tiere aus dem westlichen Bulgarien heraus, so sind Sie über die sehr große Variationsbreite höchlichst erstaunt. Da haben Sie ein größeres Tier mit kaum aufgebogenen Thorax- seiten und mit breiteren, gewölbteren und glatten Flügeldecken. Und Sie haben ein kleineres Exemplar mit stärker aufgebogenen Thoraxseiten und mit schmäleren, flacheren und stärker skulp- turierten Flügeldecken. Nehmen Sie nun aber eine größere Zahl, so stellt sich heraus, daß die Mehrzahl dieser Tiere zu jenen beiden extremen Formen gehören und die Zwischenstufen sehr individuen- arm sind. Und vergleichen Sie dann diese Tiere mit denjenigen der Nachbarformen, so finden Sie den größeren (allerdings kräftiger gebaut) rasserein in Serbien (hopfgartenı), den kleineren als homo- gene geographische Form bei Konstantinopel (kindermanmi). Also auch die große Variationsbreite der Skulpturmerkmale des bulga- rischen Coriaceus beruht auf dem Zusammengesetztsein von ver- schiedenen Rassen und sind diese Rassen mit den geographischen Formen benachbarter Gebiete ganz oder nahezu identisch. | e. Die vorläufige systematische Gliederung der Art. Ich habe im Vorstehenden auseinander gesetzt, zu welchen Anschauungen mich das Studium der Hummeln geführt hat. Es erübrigt jetzt noch kurz zu erörtern, welche systematische Gruppierung der Artgenossen ich auf Grund dieser Anschauungen als die zur Zeit erstrebenswerte ansehe. Ich habe früher auseinandergesetzt, warum ich die Umgrenzung physiologischer Arten fordere. Aus dieser Forderung folge die weitere, „geringfügige Einschränkung der wechselseitigen Frucht- barkeit zur Grundlage für die weitere Zerlegung der Art zu ee Studien über das Artproblem. Ueber das Variteren der Hummeln. 2. Tel. 45 machen.“ Derartige Einschränkungen hat STANDFUSS!) bei den Schmetterlingen nachgewiesen. Aber von solchen wissen wir bei den Hummeln vorläufig nichts. Unter diesen Umständen drängt sich uns die Frage auf, ob und wie wir mit unserer heute nur möglichen morphologischen Systematik eine Vorarbeit für die physiolo- gische Systematik der Zukunft liefern können. Wären wir auf die systematische Bewertung äußerer morpho- logischer Merkmale angewiesen, so würde ich auf diese ganze Er- örterung verzichten und in der einfachen Registrierung aller morphologischen Differenzen, welche wir bei den Angehörigen einer Speciesfinden, die gegenwärtige AufgabedesSystematikers sehen. Und ebenso würde jede weitere Ausführung zwecklos sein, wäre die Bastardfruchtbarkeit eine absolut selbständige und unabhängige Variante. Voraussetzung der folgenden Ausführungen ist vielmehr die, daß die Bastardunfruchtbarkeit nur als ein spezieller Ausdruck einer allgemeinen physiologischen Differen- zierung aufzufassen und desbalb den Stufen dieser proportional gestaltet ist. Wenn es nun aber weiter wahr ist, daß jene mehr oder weniger diskontinuierlichen erblichen Varietäten, welche ich als Rassen bezeichnet habe, einzelne potentielle Stufen für künftige Arten darstellen, so müßen wir in diesen Rassen auch die Stufen der allmählichen Unfruchtbarkeit vor uns haben und damit Ele- mente einer zukünftigen physiologischen Systematik. Auf Grund dieser Überlegung erhebe ich als erste Forderung die Aussonderung der Rassen. Wie wir hier vorzugehen haben. seht aus den früheren Ausführungen klar hervor. Wir müssen Variationsstatistik treiben. Wir müssen dieselbe Species an ver- schiedenen Lokalitäten analysieren und zwar vorzugsweise da, wo sie „mehrrassig“ auftritt. Denn nur hier können wir relativ reine Ausdrücke der Erblichkeit mit Sicherheit erwarten, während zwei differente geographische „Varietäten“ ja nur dem ungleichen Milieu- einfluß während der ontogenetischen Entwicklung ihre Existenz zu verdanken brauchten. Wir werden ja mit dieser Rassenisolierung nicht überall zu den reinen Rassen des Experimentators gelangen. Aber ein großer Schritt würde immerhin in dieser Richtung er- folgen. Eine besondere Beachtung verdienten nach Aussonderung der hauptsächlichsten Rassen die übrig bleibenden „Zwischen- stufen“ sowie die geringen Varietäten „homogener“ geographischer 1) Entomologische Zeitschrift. Guben 1903. 46 OSKAR Vogt: Formen. Unter Zugrundelegung eines großen Materials werden wir diese Zwischenstufen und geringfügigen Variationen derselben Analyse zu unterwerfen haben, die uns zunächst zur Aussonderung der hauptsächlichsten Rassen führte. So werden wir erkennen können, wie viele diskontinuierliche Elemente auch noch in ihnen enthalten sind. Greerade dieses Studium wird uns erkennen lassen,, wie elementar die Differenzen zwischen den diskontinuierlichen Formen sein können. Und vielleicht wird dasselbe uns sogar noch grundlegendere Erkenntnisse gewähren, nämlich solche in die unsere tiefsten Erblichkeitsprobleme berührende Frage von dem Grade und «dem Wesen der Gegensätzlichkeit zwischen erblich nicht und erblick fixierten Varietäten. Ich habe in meinen obigen Ausführungen (dieses Problem absichtlich nicht berührt, da ich in bezug auf dasselbe in meinen bisherigen Studien keine neuen empi- rischen Momente gefunden habe und die Literatur an theoretischen Ausführungen darüber keinen Mangel hat. Diese ganze elementare Rassenanalyse würde aber natürlich noch nicht zu einer graduellen Gliederung der Species führen. Aber auch hier geben unsere theoretischen Überlegungen eine ge- wisse Handhabe. Sie führten ja dazu, in der Tatsache der regionalen (aradation den KEtappenweg zur Artbildung zu sehen. Wenn diese Anschauung richtig ist, so muß z. B. der korsikanische Ter- restris zanthopus weiter physiologisch von unserem Terrestris typıceus entfernt sein, als der sardinische 7. sassarteus. Denn wir hatten die (rradation: Terrestris typieus, ferrugineus, sassaricus und zanthopus, wobei wir vorläufig von der natürlich in Wirklichkeit möglichen Komplikation durch retrogressive Perioden absehen. Die Einord- nung der einzelnen Rassen in derartige Gradationsreihen würde also erst die morphologische Vorarbeit für die physiologische Art- sliederung vollenden. Endlich hat der Systematiker noch eine besondere Aufmerk- samkeit den extremen individuellen Abänderungen zuzu- wenden. Hier gilt es vor allem zu untersuchen, eine wie große Differenz auf einmal geschaffen werden kann. Das ist die Arbeit, welche ich vom heutigen Systematiker als Vorarbeit für die physiologische Gliederung der einzelnen Art for- dere. Ich fordere sie auf Grund oben näher angegebener Vor- aussetzungen. Meine Forderung bleibt aber auch bestehen, wenn sich diese Voraussetzungen als falsch erweisen sollten. Denn diese Gliederung hat auf alle Fälle die Grundlage für zukünftige Stammkulturen zu bilden. Studien über das Artproblem. Ueber das Variieren der Hummeln. 2. Tel. 47 Und sie allein kann uns ferner in dem überhaupt noch mög- lichen Maße den Weg aufdecken, auf welchem die heutigen Differenzierungen der Species historisch entstanden sind. Daß eine solche Erkenntnis, für einige Gattungen im Einzelnen durch- geführt, von vielseitigem wissenschaftlichen Werte ist und deshalb allein schon die von mir geforderte Arbeit lohnen wird, brauche ich wohl in diesem Kreise nicht näher auszuführen. Zusammenfassung. 1. In einer in der Haarfarbe „stark variierenden“ Species bildet die bei weitem überwiegende Mehrzahl der Individuen nur einzelne Kategorien. Die dazwischen liegenden Kategorien sind sehr individuenarm. Stellenweise gibt es sogar direkte Sprünge. Es ist also eine stark variierende Art aus einzelnen gegen ein- ander mehr oder weniger scharf abgegrenzten „Rassen“ zusammen- gesetzt. 2. In günstigen Fällen kann man die einzelne Rasse in ein geographisches Gebiet verfolgen, wo sie den einzigen, nicht mehr _ nennenswert variierenden Vertreter der betreffenden Art bildet. Die Rasse ist also eine geographische Varietät und dementsprechend zufolge unserer ersten Mitteilung durch Milieueinflüsse entstanden. Durch die Identifizierung der Rasse mit einer geographischen Varietät ist aber gleichzeitig die Möglichkeit der Erblichkeit einer durch Milieueinflüsse geschaffenen Färbung bewiesen. 3. Soweit man aus der äußeren Morphologie Schlüsse ziehen kann, können auch meine extremsten individuellen Aberrationen absolut nicht als neue Species aufgefaßt werden. Sie sind höchstens als Vertreter einer nahestehenden Rasse zu bewerten. Sie sind ferner vielfach mit geographischen Formen anderer Gegenden iden- tisch und daher wohl auf Milieueinflüsse zurückzuführen. 4. Nicht einzelne aberrierende Individuen, sondern «die durch Milieuänderung modifizierte ganze Bewohnerschaft einer Gegend, also die geographische Varietät, bildet die einzelne Stufe in der Artentwicklunge. Die Art selbst entsteht allmählich aus der ortho- genetischen Gradation solcher Stufen infolge Summierung von Milieuänderungen. 5. Die Aussonderung der Rassen und ihre Einordnung in Gra- dationsreihen dürfte eine physiologische Gliederung der Art an- bahnen, auf alle Fälle aber eine Basis für Stammkulturen und eine Geschichte der gegenwärtigen Hummelrassen schaffen. 48 ÖSKAR VOGT! Nachtrag zu den Ausführungen der ersten Mitteilung. Die wichtigste Tatsache, auf die ich aus meinen Studien ge- schlossen habe, ist die Variation von Merkmalen durch direkte Milieueinflüsse. Ich schloß auf einen solchen direkten Einfluß, weil ich fand, daß dieselbe Art in verschiedenen Gegenden diffe- rente und verschiedene Arten in der gleichen Gegend dieselben Färbungen zeigen, ohne daß für diesen Befund ein Nutzen erkannt werden konnte. Mit Zunahme meines Materials habe ich noch wesentlich mehr Fälle regionaler Divergenz und regionaler Kon- vergenz der Färbungen kennen gelernt. Auch kann ich neue Bei- spiele regionaler Gradation bringen. Mit Rücksicht darauf, daß sie dazu beitragen, die Basis meines Ideenganges zu stützen, will ich sie hier zusammenstellen. a. Abgrenzung von Subgenera. Ich habe soeben an die Bedeutung einer Geschichte der Rassen der einzelnen Arten erinnert. Was von der Rassengeschichte gilt, besteht natürlich auch für die Artgeschichte zu Recht. Ferner ist auch für die experimentelle Untersuchung der Zukunft ein Ein- blick in die Verwandtschaft der Arten zu einander von grober Wichtiekeit. Wir sahen nun aber schon in meiner ersten Mitteilung, daß wir zur Zeit ebensowenig imstande sind, höhere Sippenbildungen physiologischer Dienität zu schaffen, wie Arten zerlegende Gruppen. Es kann sich also auch hier nur um eine vorläufige Gruppierung der Arten handeln. Die spezielle Schwierigkeit besteht hier nun darin, einerseits Konvergenz und genetische Ähnlichkeit und andererseits durch spezielle Variabilität bedingte Divergenz und genetische Unähnlich- keit von einander zu unterscheiden. Aus den Feststellungen meiner ersten Mitteilung möchte ich nun die Vermutung herleiten, daß wir in den männlichen Genitalanhängen einen relativ zuverlässigen Maßstab für genetische Verwandtschaft haben. Warum? Die Ge- nitalanhänge der Hummeln sind bis in alle Details hinein äußerst fein differenziert. Es erscheint mir daher als durchaus unwahr- scheinlich, daß bei ihnen auf Konvergenz beruhende Ähnlichkeiten vorkommen sollten. Andererseits glaube ich, mit Recht in meiner ersten Mitteilung die Ansicht zurückgewiesen zu haben, daß die Differenz in den Genitalanhängen durch Selektion zur Verhinderung der Bastardierung geschaffen sei. Wir können also meiner Ansicht nach mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die Modifikationen der Genitalanhänge nicht der Ausdruck einer speziellen Anpassung Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2. Tel 49 sei. Wenn dem aber so ist, dann haben wir allen Grund, in weitem Maße in der Differenzierung der männlichen Genitalanhänge einen korrelativen Ausdruck der physiologischen Differenzierung zu sehen. Ich möchte hier an den Carabus violaceus erinnern. Sein Penis ist — wie überhaupt derjenige der Garaben — ganz einfach ge- baut. Sein physiologischer Unwert für die Verhinderung der Bastardierung ist durch die Bastarde zwischen ihm und Car. coriaceus, sowie (ar. plantcollis (BORN, ROESCHKE) hinreichend bewiesen. Und doch spricht unser ganzes zoogeographisches und phylogenetisches Wissen dafür, daß uns der Penis der verschiedenen Violaceusformen über ihre nähere und entferntere Verwandschaft orientiert. Diese ganze Überlegung veranlaßte mich, meinen Zusammen- fassungen von Hummelarten vor allem die Differenzen in den männlichen Genitalanhängen zu Grunde zu legen. Ich weiß sehr wohl, daß meine Begründung nicht einwandsfrei ist. Ich sehe denn auch vorläufig in meiner Ansicht nur eine Arbeitshypothese. Ich werde dementsprechend in jedem einzelnen Fall durch das Aufsuchen anderer gemeinsamer Merkmale meiner Gruppen den Wert meines Einteilungsprinzips prüfen. Allerdings muß ich die Details dieser Prüfung einer späteren Schilderung vorbehalten.!) In Anlehnung an den Brauch der Systematiker werde ich diese Gruppen als Untergattungen bezeichnen. Zur Bildung der Namen setze ich einfach denjenigen der ältesten oder einen der ältesten Species der Gruppe vor den von Bombus: ich spreche also von Hortobombus, Pratobombus etc. b. Neue Hummelformen. Pratobombus. Die paläarktischen Species: pyrenaeus, lapponicus, hypnorum, modestus, pratorum, jomellus, haematurus und ieucopygus (flavus FRIESE ist mir unbekannt) vereinige ich zur Untergattung Prato- bombus. Bei dem 2 sind die Wangen annähernd quadratisch (bei pyrenaeus etwas oblonger, bei bero« — siehe weiter unten — kürzer), ihre seitliche Hauptfläche nur kaudal punktiert, der Cly- !) Ich halte es für meine Pflicht, die systematischen Versuche FRIESES und v. WAGNERSs nicht einfach mit Stillschweigen zu übergehen. Leider muß ich aber fast jede von FRIESE in seiner „Systematische Übersicht der Bombus- Arten des paläarktischen Gebiets“ (1905) aufgestellte Verwandtschaftsbeziehung für unrichtig ansehen. Die neuerdings von FRIESE und v. WAGNER unternommene Konstruktion eines monophyletischen Stammbaumes der deutschen Hummeln halte ich vollends a priori für verfehlt. Ebenso finde ich ihr „Gesetz der Farben- folge‘ in Gegensatz zu den Tatsachen. ° Urt 50 OSKAR VOGT: peus gewölbt, bei fast glatter Mittelscheibe an der Basis beider- seits stark und grob, und an den Seiten zwar vereinzelter, aber ebenso grob punktiert (nur lapponteus hat auch auf der Scheibe ziemlich viele Punkte). Die Greenitalanhänge des Z' zeigen nur leichte Modifikationen derjenigen des BD. pratorum. Pb. hypnorum. 2,0 Forma nova!) mironowr. Thorax und 1. + 2. Segm. oben braun, 3., 4. und orale Hälfte des 5. Segm. schwarz, kaudale Hälfte des letzteren weiß. Je 1 2 und 1 Q© auf Nordsachalin. leg. Herr stud. MIRONOW. Pb. jonellus. Nach Farbe der Gorbieulahaare und Ausdehnung der hellen Analfärbung kann man 3 geographische Varietäten unterscheiden: 1. Var. geogr.: martes GERST. 2 : Corbiculahaare schwarz. Nur die kaudale Hälfte des 4. Segm. und das 5. Segm. weiß. Alpen- gebiet. 2. typieus. 2: CGorbiculahaare rot. Kaudolateraler Teil des 3. Segm. und 4. + 5. Segm. weiß behaart. England, Deutschland mit Ausnahme der bayrischen Alpen, südlicher Ural. 3. Var. geogr. nov.: atrocorbieulosus. Wie typieus, aber Corbicula- haare schwarz. Schottland, Orkneyinseln, Island, Norwegen, Amur- gebiet. Zu dieser Varietät gehören zwei neue Formen: Forma nova: sparre-schneiderianus. 1. Segm. fast ganz schwarz. Forma nov. horsleyi. Wie atrocorbieulosus typ., aber Anal- segmente blaß rot. Nordschottland, Orkneyinseln. Sir VICTOR HORSLEY dankbar gewidmet. Eine ganz besondere geographische Form bildet endlich der PD. nivalısSM. von den Shetlandinseln. Beim 2 u. © ist das Gelb meist auf die gesamte mittlere Partie des 2. Segmentes ausgedehnt, beim nicht nur auf das 2. Segm. ausgebreitet, sondern auch stark auf dem Thorax vermehrt. Die schwarze Mesothoraxbinde kann hier bis auf wenige Haare in der Mitte schwinden. Die gelben Haare sind deutlich bräunlicher als beim typieus. Dieses ist bei 2 und Q mehr der Fall als beim g. Die Kaudalsegmente sind rostrot behaart. !) Von „Forma“ spreche ich dann, wenn ich auch für eine provisorische systematische Bewertung keine genügenden Anhaltspunkte habe, von einer „Varietas geographica“, wenn die betreffende Form in einer Gegend ziemlich homogen auftritt. Ich muß dabei der Zukunft die Entscheidung überlassen, ob, wie stark und in welcher Form die lokale Abänderung erblich fixiert ist. Extrem aberrierende Individuen bezeichne ich als „Aberratio extrema“. Studien über das Artproblem. Ueber das Varieren der Hummeln. 2. Teil. 51 Die ganze Behaarung ist viel länger, sodaß das Tier bei ober- flächlicher Betrachtung garnicht an jonellus typicus erinnert. Pb. pratorum. d‘ Ab. extr. nov. postzonatus. Thorax oben und unten und I.+ 2. Segm. gelb. (Soweit also wie tatranus RAD.) Aber außer- dem ein kaudaler gelber Saum auf dem 3. Segm., 4.—T. Segm. rot. Prislop bei Resicabanya in Südungarn. leg. Herr Lehrer KANABE in Resicabanya. Ein einziges Exemplar. cd‘ Ab. extr. nov. kanabei. Wie postzonatus, aber auf 3. Segm. nur oral einige schwarze, sonst nur gelbe Haare. Ein einziges Exemplar aus der gleichen Gegend. Pb. Skorikowi, forma nova. Wie Pb. pratorum, aber länger und struppiger behaart und auch anders gefärbt. 2 : Gesicht schwarz; gelbe Prothoraxbinde, fast auf den halben dorsalen Thorax und die dorsale Hälfte der Thoraxseiten ausge- dehnt. Rest des Thorax schwarz, nur am Scutellum einige helle Haare. 1. Segm. seitlich gelb, in der Mitte gelb und schwarz, 2. Segm. gelb, 3. Segm. schwarz, 4. +5. Segm. hell fleisch- farbig. 1 2. Mons Aibga, Prov. Sotschi, Westkaukasus. d‘: Dazu rechne ich folgende 2 Jo‘ von Uzeri in Trans- kaukasien (leg. BRODMANN). Die Geißel etwas dünner als die des Pb. pratorum, das 3. Geißelglied nur wenig kürzer als das 2. oder 4. Färbung: typtreus: (esicht unter den Fühlern vorherrschend gelb, über denselben vorherrschend schwarz, Thorax und 1. + 2. Segm. gelb, 3. schwarz, 4.—7. hell fleischfarbig. zonatus. Wie typicus, aber auch 3. Segm. fleischfarbig, nur orolateral teilweise schwärzlich behaart. SKORIKOW gewidmet. Wahrscheinlich eine eigene Species. Pb. biroi, species nova. Zahlreiche 2 2 und 5'g' aus dem Alaigebirge, der Umgebung der Festung Narynj im Siebenstromgebiet und dem Boro-Choro- gebirge. | 2. Wangen subquadratisch, sonst Kopfskulptur des Pb. pra- torum. Letztes Bauchsegment wenig gekielt. Behaarung ziemlich lang und ungleich. Gesicht vorherrschend, Vertex, Mesothorax und der orale Hauptteil des 5. Dorsalsegments ganz schwarz, Prothorax, Irtf* 52 OSKAR VoGT! Thoraxseiten, Metathorax, 1. + 2. Dorsalsegm. und kaudaler Rand des 3. weißgrau, 4. + 5. und Corbiceula gelbrot (= Rot des Derhamellus) behaart. Alaigebirge. Die Varietät von Narynj und dem Boro-Chorogebirge ist da- durch ausgezeichnet, daß die hellen Binden in geringerer oder größerer Ausdehnung einen gelblichen Ton zeigen. Am häufigsten gilt dieses für das 1. und 2. Segm. (flavobistriatus). Dabei kann die helle Binde des 3. Segm. beinahe (ab. dyspostzonatus) oder ganz verschwinden. (ab. nigrozonatus). Die gelbliche Färbung kann aber auch nur das 2. Segm. betreffen (favostriatus) mit den gleichen Variationen des 3. Segm. Ein einziges Exemplar von Narynj zeigt alle hellen Haare gelb gefärbt (Aavofaseiatus). cd‘. Die Genitalanhänge unterscheiden sich dadurch von den- jenigen der übrigen Pratobombus, dab das hakenartig umgebogene Stück der Sagitta stark verbreitert ist. Haarfärbung: typieus: Unten gelb. Gresicht, Thorax mit Aus- nahme der nicht !/a der gesamten Thoraxlänge einnehmenden schwarzen Mesothoraxbinde, 1. + 2. Segm. und kaudaler Teil des 3. gelb, oraler Teil des 3. Segm. schwarz, 4.—T. rot. bieiliatus: Sonst wie typicus, aber unter Verschmälerung der schwarzen Mesothoraxbinde und Verbreiterung der gelben Behaarung des 3. Segm. Auftreten einer gelben Binde im kaudalen Teil des 4. Segm. Herrn Kustos Bıro-Budapest gewidmet. Agrobombus. Ich vereinige die paläarktischen B. derhamellus, silvarum, schrencki, agrorum, helferanus, muscorum und in einer abseits ste- henden besonderen Untergruppe laesus zur Untergattung Agrobombus auf Grund der Ähnlichkeit der männlichen Genitalklappen. Außer- dem ist bei den J das 2. Geißelglied kürzer als das 4. und die Schlußlamelle der Oberlippe des 2 geradlinig oder fast ge- radlinig. Ab. muscorum. Var. geogr. nov. sladeni. Behaarung deutlich struppiger als die des typieus, weniger struppig als die von pallidus. Färbung die des typieus, aber Thoraxdorsum vorne und hinten ausgesprochen hellgelb behaart (Annäherung an die Färbung fulvofaseiatus FRIESE meines muscorum laevis). Südengland. Mr. SLADEN bei: Dover ge- widmet. Stilvarumgruppe. Das Kennenlernen der 2 2 des Ab. convergens SKOR., das er ich teilweise SKORIKOW selbst verdanke, hat mir natürlich ni Studien über das Artproblem. Ueber das Varieren der Hummeln. 2. Teil. 53 gezeigt, daß convergens nicht eine geographische Aberration des Ab. mlokossewiezi, sondern eine selbständige geographische Form darstellt. Aberr. extr. nova Ab. sıilvarum equestriformis. 1 2. Wie typieus propeflavostriatus, aber 4. und 5. Segm. grauweiß. Weißen- fels, Mitteldeutschland. Von den Ab. equestris typıcus und equ. batcalensis habe ich eine neue Rasse und 4 neue geographische Varietäten abzutrennen gelernt. Ich unterscheide dementsprechend folgende 7 Formen: 1. typieus: Clypeus abgeflacht, in der ventralen Hälfte, be- sonders seitlich eingesenkt, auf der Scheibe wenig und schwach punktiert. Groß, relativ lang behaart. Prothorax, Metathorax, 1. und 3. Segm. so stark gelblich behaart, daß das 2. Segm. nur wenig gelber ist. Die Breite der schwarzen Binden auf 3.—5. Segm. variiert stark. Skandinavien, Deutschland und Holland. 2. Var. geogr. nova propetypieus. 2. Wie typicus, aber helle Thoraxbinden, sowie 1. und 3.—5. Segm. etwas grauer, die kau- dalen Ränder des 2.—5. Segm. durch hellere Färbung deutlicher abgehoben (Beginn einer Cilienbildung). Schweiz, Dorpat, Peters- burg und Treparewo. 3. Var. geogr. nova intermedius. 2. Kleiner, kürzer behaart. Pro- und Metathorax sowie 1. Segment weißlicher behaart. Gouv. Wiatka. Rußland. 4. Var. geogr. batcalensıs RAD. 2. Wie 3. aber auch 1. Segm. und Cilien des 2.—5. Segm. weißlich behaart. Irkutsk. 5. Var. geogr. nova turcestamieus. d' und Q. Wie typieus ge- färbt, aber kürzer behaart uud helle Binden auch noch etwas gelb- licher. Boro-Chorogebirge. 6. Rasse nova pseudobaicalensis. 2. Wie Baicalensis, aber Clypeus gewölbt, nur seitlich und in viel geringerer Ausdehnung ein- gesenkt und reichlicher und gröber auf der Scheibe punktiert. Irkutsk. Eine meiner RADOSZKOWSKYSchen Typen gehört hierher. 7. Var. geogr. nova: wüstnen. 2 2, QQ, dd. Wie 6, aber Behaarung kürzer, das 2 deutlich kleiner. Die hellen Haare nehmen bei manchen Exemplaren auf dem Thorax oder überall einen etwas gelblichen Ton an. In einer extremen Färbung (fla- vescens, 2) zeigen alle sonst grauen und weißen Haare eine gelb- liche Färbung. Gleichzeitig zeigt das dunkelgelbe 2. Segm. seit- lich einen schwarzen Fleck (gleich der Färbung Stlvarıum prope- ‚flavostriatus). Das 2. Geißelglied der dc‘ ist über 1!/s länger als das 3. Ich widme diese ganz besonders interessante Form dem H4 OSKAR VOGT: verstorbenen schleswig-holsteinischen Entomologen WÜSTNEI, dessen faunistische Arbeiten mich vor 25 Jahren zum Sammeln von Hy- menopteren angeregt haben. Ab. schrenckt. Die Exemplare des D. schrenekı vom nördlichen Sachalin (über 100 2 2) sind alle auf der Oberseite brauner und auf der Unterseite schwärzer gefärbt als der typicus vom Amurgebiet. Die extremste Form (mironowianus) zeigt schwarze Behaarung des Ge- sichts, der Thoraxseiten, der distalen Beinsegmente und ziem- lich dunkle Behaarung der proximalen Beinsegmente und der ven- tralen Abdominalsegmente Die hellsten Tiere Sachalins (inter+ medius) haben noch vorherrschend schwarze Haare im Gesicht, solche oder dunkelbraune Haare an den distalen Beinsegmenten und noch bräunliche (nicht gelbliche) Thoraxseiten. Ab. helferanus. Rasse nova forei. Die meisten schweizer Aelferanus der Aurantiacusgruppe sind sich sehr gleich und stehen zwischen den von mir früher unterschiedenen Formen /7 und 18. Die Tiere haben graue Thoraxseiten wie //, aber so wenig schwarze Haare auf dem dorsalen Thorax wie /8. Ich widme meinem Lehrer FOREL diese Rasse seiner Heimat. Var. geogr. nova subbarcalensıs. 2. Kleiner und kurzhaariger als Insipidus oder irgend ein europäischer Helferanus. Ähnlich gefärbt wie insipidus, aber die Haare von Gesicht, Thorax, 1. Segm., Seiten und kaudalem Rand des 2. und 3. Segm., vom 4. und 5. Segm. und von der Unterseite grau. Auf dem 2. Segm. ein braun- gelbes Trapez. Auf dem 3. Segm. in der Mitte gelbliche Haare. Auf dem 5. Segm. oral eine Reihe schwarzer Haare. Diese schwarzen Haare können verschwinden (insiptidoides) oder zunehmen und von einem Auftreten einiger schwarzer Haare auf dem 4. Segm. begleitet sein (subwüstneii). Das einzige d‘, das ich besitze, ist folgendermaßen gefärbt: Gesicht und Unterseite grau, nur die distalen Beinsegmente teilweise schwarz, Thoraxseiten grau. Tho- raxoberseite schwarz, aber oral und kaudal von grauen Haaren eingerahmt. 1. Segm. und schmale Öilien des 2.—5. Segm. grau. Hauptteil des 2. Segm. braungelb, das 3.—5. Segm. gelblich, 6. und 7. Segm. schwarz. Hankasee (leg. Herr und Frau CZERSKI). Ab. agrorum. Rasse nova bofilli. Pascuorumform mit orangefarbiger Be- haarung auch des Gesichts, des ganzen Thorax, der Beine und EN EEE TE ENDEN ERTEILEN - Studien über das Artproblem. Ueber das Variieren der Hummeln. 2. Teil. 55 einer grauen Behaarung der ventralen Abdominalsegmente. Anda- lusien 20. Ich widme diese einzig dastehende Farbenvarietät Herrn Coll. -. BoFILL in Barcelona. Rasse nova romanı. 2. Nur von der Größe des typischen schleswig-holsteinischen agrorum, also deutlich kleiner als barcat. Ohne Neigung zu Trieuspisformen. Thoraxoberseite deutlich dunkler braunrot als bei agrorum typreus. 1.Segm.grau. 2.Segm. mit gelblicher Lunula. Das rotbraune 4. und 5. Segment ohne helle kaudale Cilien. Gresicht, Thoraxseiten und distale Beinsegmente schwarz, proximale und die ventralen Bauchsegmente dunkel behaart. Upsala. Gouv. Petersburg. Herrn Coll. ROMAN in Upsala ge- widmet. Forma nova: pallidofacies. Wie romani, aber Gesicht, Thorax- seiten und Unterseite vorherrschend grau behaart. Durch Über- gänge mit romanı verbunden. Von den gleichen Fundorten. bombus perezi nov. Spec. Vielleicht gehört auch diese neue Art zu den Agrobombus. Leider ist mir bisher nur das 2 bekannt. Von der Größe und dem Habitus eines derhamellus. Wangen ungefähr 1!/. mal so lang wie an der Basis breit. Clypeus sehr wenig gewölbt, nirgends grob punktiert, aber in der Mitte fast ebenso viel punktiert wie an den Seiten. Mittlere Grube der Oberlippe ‚durch eine nicht verdickte Lamelle geschlossen, die nicht sehr stark gebogen ist, aber immerhin stärker als die irgend einer der unter Agrobombus vereinigten Species. 2. Geißelglied so lang wie 3. + 4, 3. Glied subquadratisch. Letztes Abdominalsegment in der kau- dalen Hälfte deutlich gekielt. Gesicht, Thorax, 1.—3. Dorsalsegm. schwarz behaart. Corbiculahaare an der Basis meist schwarz, die terminalen °/« rötlich. Die proximalen Beinsegmente und das 1. und 2. Bauchsegment schwarz, resp. dunkel behaart, 4.—6. Dorsalseg- ment und das 3.--5. Ventralsegment rotgelb (etwas dunkler als das Rot von derhamellus) behaart. Ab. atrocorbiculosus. — Wie typicus, aber Corbiculahaare ganz schwarz. M. J. PEREZ-Bordeaux in aufrichtiger Verehrung gewidmet. Zahlreiche 2 2 auf dem Olymp bei Brussa. Terrestribombus. Zu dieser Untergattung rechne ich die Tiere mit den Genital- anhängen des BD. terrestris typieus. 56 ÖSKAR VOGT: Das 2 des Tb. Iucorum ist in Nordschottland und auf den Orkneyinseln so groß wie das von Tb. terrestris (forma nova magnus). | Var. geogr. nova: Tb. lucorum terrestriformis. 2. Etwas größer als lucorum typieus. Breitere Prothoraxbinde und das ganze 2. Segment einnehmende Abdominalbinde ockergelb. Zahlreiche 2 er Dagh (Asia minor). Var. geogr. nov.: Tb. terrestris czerskianus. Wie sporadieus ofärbt, aber ganz kurzhaarig. Ohankasee. Mongolei. Einige OO. Herrn ÖZERSKI-Wladiwostock dankbarst gewidmet. Ich will dazu noch bemerken, daß der 7b. patagiatus vom Hankasee, den ich in einer ganzen Anzahl von Exemplaren eben- falls Herrn und Frau CZERSKI verdanke, auch etwas kürzer be- haart ist als die Tiere aus dem Gouv. Perm (Europ. Rußland). Hervorheben möchte ich noch, daß am Hankasee gleichzeitig 7b. lueorum mongolieus vorkommt Übergänge zwischen diesem und patagvatus erhielt ich bisher nicht. Endlich möchte ich bemerken, dab BD. albocinetus SM. (= kamtschatksensis RAD. in lit.) eine geo- graphische Varietät des lucorum mit besonders bleichen Binden ist. Ich sah die Typen im Britischen Museum. Hortobombus. Mit diesem Untergattungsnamen belege ich die früher bereits charakterisierte „AJortorumgruppe.“ Hb. consobrinus. Die Vergrößerung meines Materials gestattet mir jetzt die Unterscheidung von vier geographischen Varietäten. 1. Var. geogr. nova: nigroventralis. Die 2 ventralen Dritteile der Thoraxseite und die Unterseite schwarz. Fast alle 2 2, die ich vom nördlichen Sachalin erhielt, zeigen diese Färbung. Die weiße Behaarung des 4. + 5. Segm. kann bis auf die orale Hälfte des 4. Segm. schwinden (subvinogradon:). 2. typieus. Die ventralen Abdominalsegmente, die proximalen Beinsegmente und die ventralen Abschnitte der Thoraxseiten sind teilweise greisbehaart. Norwegen, Nordsibirien. Auch hier even- tuell Abnahme der weißen Kaudalbehaarung bis zur Form sub- vinogradovt. | 3. Var. geogr. nova: wittenburge. Das Braun der Thoraxober- seite und des 2. Segm. ist etwas heller, das des 1. Segm. direkt gelb geworden. Die Thoraxseiten und die Unterseite sind greis- behaart. Amurgebiet (leg. Dr. PAUL VON VFTITER BUND Ru und Hankasee (leg. Herr und Frau ÜZERSKIT). Studien über das Artproblem. Ueber das Varüieren der Hummeln. 2. Tel. 57 4. Eine vierte geographische Varietät ist dadurch ausgezeichnet, daß die Behaarung des Pro- und Metathorax auch gelb geworden ist. Mongolei u2d Altaisebirge.. Von SKORIKOW bereits in lit. benannt. Cullumanobombus. SKORIKOW hat, soweit man nach den 2% 2 allein urteilen kann, durchaus Recht, wenn er sılantjewi, apollineus, controversus und semenoviellus von der Pratorumgruppe trennt und zu einer be- sonderen Gruppe vereinigt. Aber es gehört noch cullumanus dazu; silantjewi ist nur ein kürzer behaarter cullumanus. Ich schlage dementsprechend für diese Gruppe den Untergattungsnamen „Cul- lumamobombus* vor. 2. Wangen subquadratisch, ihre seitliche Hauptfläche oral und kaudal stark punktiert, sodaß nur ein mittleres Dreieck punkt- frei bleibt. .C ypeus überall reichlich und grob punktiert, aber ganz besonders zu beiden Seiten seiner Basis. Oberlippe ebenfalls durch grobe Punktierung charakterisiert. d‘. Genitalanhänge des eullumanus. Cb. sılantjewr. Ich muß es als zweifelhaft hinstellen, ob der Cb. silantjewi von Ob. cullumanus spezifisch verschieden ist. Im turkestanischen Siebenstromgebiet variiert 2 und 5° be- trächtlich und zwar in entgegengesetztem Sinne: das 2 neigt zum Melanismus, das X zum Flavismus. ©. Forma nov.: tenuifasciatus. Gelbe Pro- und Metathorax- ‘binde zusammen nur wenig breiter als die halbe schwarze Meso- thoraxbinde. 1. Segm. orolateral, 2. Segm. oral schmal und kaudo- lateral schwarz behaart. Forma nov.: nigrotaenuttus. Nur noch wenige gelbe Haare am Seutellum, fast keine auf dem 1. Segm. und eine Einschränkung derselben auf dem 2. Rasse nov.: collarıs. Spuren von gelben Haaren am Scutellum, sonst sind diese auf den Prothorax beschränkt und auch hier mit zahlreichen schwarzen Haaren vermengt. | '9‘. Forma nov: postzonatus. Wie typicus, aber am kaudalen Rand des 3. Segm. ein Band gelber Haare. Das Gelb kann fast das ganze 3. Segment einnehmen, ohnedaß die schwarze Meso- thoraxbinde schmäler wird. Forma nov.: flavozonatus. Das ganze 3. Segm. gelb bei gleichzeitiger starker Verschmälerung der Mesothoraxbinde. 58 OSKAR VOGT: Ab. extr. nov.: erliatus. Thorax wie bei favozonatus. Spuren von schwarzen Haaren am oralen Teil des 3. und 4. Segm., aber gelbe Cilien am kaudalen Rand des 4.-—-6. Segm. Einen disconotus SKOR., d.h. eine Beschränkung der schwarzen Thoraxhaare auf einen kleinen Diskus bei Abdominalfärbung des typicus, sah ich unter meinen sehr zahlreichen Siebenstrom J d' niemals und nur 3 Mal eine gewisse Tendenz dazu. Bonmıbus ussurensis. Er zeigt mit keinem europäischen Bombus eine nähere Ver- wandtschaft, sofern man dieser den Bau der männlichen Genital- anhänge zu Grunde legt. Forma nova atrocaudatus. Wie typicus, aber Thoraxoberseite brauner gefärbt, distale Beinsegmente schwarz behaart, helle Cilien des 3. dorsalen Abdominalsegments verbreitert, 4. + 5. ganz schwarz. 1 2 von Sachalin (leg. Herr stud. MIRONOW). Lapidariobombus. Diese Untergattung umfaßt diejenigen Tiere, welche ich in der ersten Mitteilung p. 60. als Angehörige der Lapidariusgruppe charakterisiert habe. Lb. keriensis und separandus. Neues Material hat mir gezeigt, daß Lb. keriensis nicht zur Stcheliuntergruppe gehört, sondern in Süd- und Westturkestan den Separandus vertritt. Kertensistiere, die ich durch SKORIKOW aus Samarkand er- hielt, zeigen Übergänge von vereinzelten gelben Haaren im Ge- sicht und schmalem weißlichen Saum am kaudalen Teil des 3. Segm. bis zu ganz hellem Gesicht und breiten Cilien am 3.—D. Segm Meine Separandustiere stammen aus der Umgebung des Festungs- werks Narynj und dem Boro-Chorogebirge im Siebenstromgebiet. Der typicus ist seltener als flavostriatus. Außerdem besitze ich nicht nur 1 2, bei dem alle hellen Binden gelblich gefärbt sind (Ab. nov. flavofasciatus), sondern auch 1 2, das sich durch weiß- liche Behaarung des kaudalen Rand:s des 3. Segm. vom flavo- striatus unterscheidet (Ab. nov. postzonatus). Dieses Tier ist also von meinem dunkelsten keriensis nur dadurch verschieden, daß es gar keine gelben Haare im Gesicht hat. Für das loc. eit: p. 61 beschriebene weiß gebänderte 2 schlage ich den Namen incer- toides vor. [7 Studien über das Artproblem. Ueber das Varieren der Hummeln. 2. Teil. 59 Lb. caucasieus. Dieser bildet im Westkaukasus geographische Varietäten, welche sich durch Verschmälerung der hellen Binden dem Zb. lapr- darıus nähern. Var. geogr. nova: tenwicinctus. Wie typicus, aber die — noch rein weiße — Pro- und Metathoraxbinde sind zusammen nicht 2 Mal so breit wie die schwarze Mesothoraxbinde, sondern nur ebenso breit. 2, ©. M. Fischt. Var. geogr. nov. mixtocinetus. Die hellen Thoraxbinden be- stehen aus schmutzig weißen, resp. ebensolchen gelben (J'), und schwarzen Haaren. Sie sind zusammen schmäler als die Meso- thoraxbinde. OO und gg. Sotschi und Suchum. Lb. sichelt. Von diesem kann ich jetzt nach Differenzen in der Haarlänge, sowie der Ausdehnung und der Farbe der hellen Binden eine ganze Reihe von Formen, meist geographischen Varietäten, unterscheiden. Die Beschreibung bezieht sich auf lauter 2 2. 1. typieus. Kamtschatka. Relativ lang und struppig behaart, die helle Behaarung weiß. Gesicht nur partiell hell, die Pro- und Metathoraxbinde zusammen schmäler als die Mesothoraxbinde. Nur die orale Hälfte des 2. Segm. weiß. 2. Var. geogr. nova: czerskiae. Sehr kurz behaart. Helle Haare weiß. (Gesicht unter und über den Fühlern fast ganz weiß behaart. Helle Thoraxbinden zusammen annähernd so breit wie die schwarze Mesothoraxbinde. Nur ein schmaler Saum des 2. Segm. noch schwarz. Hankasee (= Chankasee). Frau ÜZERSKI in Wladiwostok ergebenst gewidmet: Forma nova: flavostriatus. Wie czerskiae typicus. aber die heilen Haare des 2. Segm. leicht gelblich. Im gleichen Gebiet. 3. Forma nova: postzonatus. Ziemlicb lang behaart. Helle Haare ganz weiß. Prothoraxbinde allein fast so breit wie die Mesothoraxbinde. 2. Segm. in ganzer Ausdehnung hell behaart. Am kaudalen Rand des 3. Segm. ein ganz schmaler Saum weißer Haare. Boro-Chorogebirge. 1 2. 4. uniens. Die Behaarung ist kürzer als die von 3, aber länger als die von 2. Thoraxbinden und 1. Segm. graugelb, 2. Segm. gelb behaart. Prothoraxbinde etwas schmäler als die Mesothoraxbinde. 2. Segm. fast ohne schwarze Haare. Nord- mongolei. 5. Forma nova: margreiterianus. Dort und im benachbarten Si- birien mit Haaren der gleichen Dimension und hellen gleich breiten, 60 OÖSKAR VoGT!: aber gelben Binden. Herrn Lehrer MARGREITER-Wien gewidmet. 6. Var. geogr. nova: rehbinderianus. Wie margreiterianus, aber Gesicht nur unter den Fühlern und auch hier nur partiell gelb. Pro- und Metathoraxbinde zusammen nur wenig breiter als die halbe Mesothoraxbinde. Schmaler oraler Saum und breiter kau- daler Teil des 2. Segm. schwarz. Östlicher Teil des europäischen Rußlands. Typen aus dem Kreis Belebej (leg. Professor BAraR VON REHBINDER-St. Petersburg). Variationen (Fluctuationen?) nähern sich der Form 5. Andere Variationen büßen noch mehr gelbe Haare ein. Das Gelb des 2. Segm. schmilzt dann zu Seitenflecken zusammen. 7. Forma nova: nmigrofacıes. Ein noch extremer gefärbtes und zugleich etwas länger behaartes 2 erhielt ich durch Herrn v. REHBINDER aus Wologda. Das Gesicht ist ganz schwarz. Die durch viele schwarze Haare verdunkelte gelbe Pro- und Meta- thoraxbinde sind zusammen nur halb so breit wie die Mesothorax- binde. Das 1. Segm. nur noch orolateral gelb, das 2. ganz schwarz. 8. Forma nova: drenowsku. Haarlänge wie bei 7, aber gelbe Haare im Gesicht unter den Fühlern, eine gelbe Prothoraxbinde, welche 1/3 der Breite der Mesothoraxbinde beträgt, eine breitere selbe Metathoraxbinde und gelbe Haare auf dem 1. Segm. und der oralen Hälfte des 2. (Witoscha, Rilo-Dagh; leg. DRENOWSKI); ihnen stehen die gelbsten Tiere aus Wologda sehr nahe. 9. Var. geogr. nova: cazurroi. Noch länger behaart als 8. Helle Binden grau. Gesicht unter den Fühlern vorherrschend hell. Pro- und Metathoraxbinden zusammen so breit wie die Mesothorax- binde. Schmaler kaudaler Saum des 2. Segm. schwarz. Type von M. Aischeha (Westkaukasus). Herım Dr. jur. et phil. ÜAZURRO-Gerona gewidmet. 10. alticola KRCHB. Bei dem latofasciatus ist die Prothorax- binde annähernd so breit als die Mesothoraxbinde, bei dem tenwi- faseiatus als die Hälfte der letzteren. Bei YO ist sie öfter nur ein Drittel so breit wie die letztere und mit einem vollständig schwarzen Gesicht (forma nov. guasinigrofacies) verbunden. Sibirieobombus. Hierher rechne ich B. sibirieus, morawitzi, die Nireatusgruppe (nweatus, vorticosus und sulfureus) und den B. regelı. Das 2 ist durch verlängerte Wangen, durch grobe Punktierung derselben, durch schwache Punktierung des gewölbten, verlängerten Ulypeus und tiefe Mittelgrube der Oberlippe sehr gut charakterisiert. Die Studien über das Artproblem. Ueber das Varveren der Hummeln. 2. Teil. 61 (renitalanhänge der 5 sind im wesentlichen bei allen Arten die des 5. sıibiricus. Nach dem Bau der Fühler stehen sich 2. niwe- atus und regeli am nächsten und ist B. morawitzi der entfernteste Verwandte. Die Geibßel ist bei morawitzi nicht verlängert, bei sıbirieus ist sie etwas verlängert, bei niveatus und regeli stark ver- längert und verdünnt. Bei morawitzı sind die Augen bei weitem am stärksten vergrößert. Außerdem fehlt ihm die für die andern Arten charakteristische Einkerbung des letzten Ventralsegments und die Gelbfärbung der Cypeusbehaarung. Die Wangen aller cd sind annähernd quadratisch. Sb. vorticosus. Forma nova: postzonatus. 2 OQ aus dem transkaspischen Be- zirk Krassnowodsk haben eine breite helle Binde im kaudalen Teil des 3. Segm. Sb. regelt. Soweit mein Material reicht, unterscheidet sich diese Art von vorticosus durch etwas längere Behaarung und schwarze Pleuren. Diese beiden Merkmale charakterisieren Sb. regeli miniatocaudatus scharf gegenüber vorticosus. Vom typischen regeli besitze ich ein , umfangreiches Material aus dem Siebenstromgebiet. Tiere mit rötlichen Kaudalsegmenten oder gar mit roten erhielt ich aus jener Gegend nie. Bei den meisten 2 2 und OO jener Gegend sind die hellen Haare der \kaudalen Segmente grauweiß. Bei dem typicus bedecken sie das 4. und 5. Segm., sowie die Seiten des 6. Durch Formen, bei denen die des 4. Segm. teilweise oder ganz durch schwarze ersetzt sind, ist ein Übergang zu jenen vermittelt, wo auch auf dem 5. und 6. Segm. die hellen Haare teilweise durch schwarze ersetzt sind (Form. nov. fuscocaudatus). 2 mit schneeweißen Kaudalsegmenten besitze ich nicht, dagegen je ein so gefärbtes + O und Q© (Form. nov. albocaudatus). Ohne Korrelation mit der Ausdehnung der hellen Kaudalfärbung kann die Gelbfärbung auf dem Metathorax verschmälert und der kaudale Rand des 2. Segm. schwarz sein (Form. nov. tenurfasciatus). Die helle Kaudalfärbung der gg‘ zeigt meist ein reines Weiß. Die Ausdehnung dieser Behaarung auf die letzten vier Segmente ist das häufigste. Bei Ausdehnung der schwarzen Färbung wird zunächst das 4. Segm. schwarz. Dann werden die mittleren Haare des 5.—7. Segm. durch schwarze ersetzt. sodaß bei meiner extremsten Färbung (fuscocaudatus) an den Seiten des 5. Segm. nur noch Spuren, an denjenigen des 6. und 7. Segm. etwas mehr weiße Haare übrig bleiben. Aber diese weißen Haare 62 OSKAR Vogt: sind immer noch weiß. Auch bei den g'c‘ kann sich unabhängig von der Ausdehnung der kaudalen hellen Färbung das Gelb ein- schränken (tenurfasceratus). Meine extremsten Färbungen zeigen etwa eine !/3 des Thorax einnehmende Prothoraxbinde, wenige gelbe Haare am Metathorax. Das Gelb des ]. Segm. ist oral und lateral von Schwarz umrahmt und auf dem 2. Segm. befindet sich nur jeder- seits ein gelber Fleck. Subterraneobombus. In dieser Untergattung vereinige ich den DB. melanurus mit der Subterraneusgruppe (subterrameus und distinguendus). Das 2 ist durch verlängerte Wangen, glatten gewölbten Clypeus und vor allem durch die Form der Mittelgrube der Oberlippe charakterisiert. Diese ist an der Basis sehr breit, verengt sich dann aber all- mählich nach der gebogenen, nicht verdiekten Schlußlamelle zu. Den Genitalanhängen des g' ist die gleichartige Gestaltung der Sagitta gemeinsam, wie schon MORAWITZ erkannt hat. Sb. subterraneus. Von SLADEN erhaltene südenglische Tiere haben mir ebenso wie das Studium des Materials des Britischen Museums gezeigt, daß der englische Subterraneus, also der latreillelus typreus, zumeist den hellsten Tieren meiner melanisierenden Region (vergl. 1. Mitt. pag. 53) und nicht den mitteldeutschen Tieren gleicht. Die Pro- thoraxbinde ist 4 mal so schmal wie der Rest des Thorax und zeigt meist in der Mitte einen schwarzen Fleck. Am Seutellum’ sind nur wenige gelbe Haare. Das 1. Segm. ist schwarz. Aber- rationen mit gewisser Verbreiterung der gelben Prothoraxbinde und dem Auftreten gelber Haare auf dem 1. Segm. fand ich nur bei vereinzelten OO Alle mir Hokansı sewordeuen Tiere, die nicht aus England, Schleswig Holstein oder Skandinavien stammen, sind gelber ge- färbt und haben eine der Zunahme der Gelbfärbung parallelgehende Verbreiterung der hellen Cilien am kaudalen Rand des 2. Segm. Die Hauptvariationen sind folgende: Var geogr. nov.: latocinctus. Pro- und Metathoraxbinde so breit wie die Mesothoraxbinde Zentraleuropa. Kleinasien. Turkestan. Form. nov.: flavotaeniatus. Auch 1. Segm. gelb. Gleiches (rebiet. Form. nov. flavodisjunetus. Der oralste Teil der hellen Kau- dalsegmente gelb, sonst wie Zyp. oder flavotaeniatus. (Ich ver- wende diesen von SKORIKOW für die homologe Färbung des Hb. Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2.Teil. 63 argillaceus eingeführte Bezeichnung auch noch für die homologen Färbungen aller Angehörigen des Hortobombus, also des hortorum, eurynotus, ruderatus typieus, ruderatus atrocorbieulosus und sar- diniensis.) Im gleichen Gebiet. Form. nov. sulphureofasciatus. Neben braungelb gebänderten erhielt ich aus dem Siebenstromgebiet auch schwefelgelb ge- bänderte. Forma nov. sulphureocikatus. Wie sulphureofasciatus, aber auch Lunula und Cilien des 2. Segm. wie die verbreiterten des 3. Segm. gelb. Siebenstromgebiet. Sb. fertom: Spec. nov. d‘. Kopf lang gestreckt, Wangen reichlich 1!/s mal länger als an der Spitze breit. Augen nicht vergrößert. Greißel lang, ziem- lich dünu, 3. Geißelglied um die Hälfte länger als breit, 2. um die Hälfte länger als das 3., aber kürzer als das 4. Behaarung struppig. Clypeus grauweiß) behaart; an den Seiten einige schwarze Haare. Über den Antennen sind graue und schwarze Haare ge- mischt. . Vertex, der ganze Thorax und 1.—3. Dorsalsegment hell aschgrau gefärbt. 4.—7. Dorsalsegment schwarz. Behaarung der Unterseite vorherrschend grau. Spatha an der Spitze deutlich gespalten. Die Sagitta die des Subterraneobombus. Stipes innen ziemlich tief und breit ausgehöhlt, außen etwas distal von der Mitte eine seichte Querfurche. Das distale Ende der Stipes unter all- mählicher Annäherung des äußeren Randes an den innern ziemlich spitz auslaufend. Die Squama überragt die Stipes in der Form eines distalwärts an den Ecken abgerundeten Vierecks, das 2 Mal breiter als lang ist. Die Lacinia überragt mit einer dreieckigen, an der Innenseite ‘einen Bart tragenden Spitze die Squama um die halbe Länge, in der die Squama die Stipes übertrifft. KoRB sammelte einige Jg‘ im Alaigebirge. Sie gingen in den Besitz des Budapester Museums über. 2 ist unbekannt. Nach der Form der Sagitta zu Subterraneobombus gehörig. Herrn Major FERTON-Bonifacio freundschaftlichst gewidmet. Soroeensibombus soroeensis. Forma nova: mixtozonatus. Z. Auf dem Thorax nur ein schwarzer Fleck in der Mitte und einige schwarze Haare zu beiden Seiten desselben. 1. + 2. Segm. gelb, 3. Segm. von einer Mischung schwarzer und gelber Haare gebildet. 4. Segm. rötlich, 5.— 7. weiß. Boro-Chorogebirge. 64 OSKAR VogGT: Psithyrus rupestris buyssoni, forma nova. Wie Psithyr. rupestris var. 4 von SCHMIEDEKNECHT, aber die Binden sind grauweiß statt gelb. 1 2 DBoro-Chorogebirge. Das dazugehörige 5 ist gelbgebändert. Comte ROBERT DU BUYSSON mit verbindlichstem Dank gewidmet. c. Neue Fälle regionaler Divergenz, Konvergenz und Gradation. a. Regionale Divergenz der Färbungen. Mit Zunahme unserer Kenntnis der Hummelformen, namentlich der osteuropäischen und asiatischen, gelingt es uns, in unerwartet großem Maße geographische Varietäten abzugrenzen. SKORIKOW hat nach meiner ersten Mitteilung eine ganze Reihe geographisch getrennter Mendaxformen beschrieben. Er trennt ferner mit Recht in lit. den Orenburger Elegans als besondere geographische Varietät ab. Auch der mir gütigst von ihm zugesandte Zlegans von Pjato- sorsk bildet eine eigene geographische Varietät. Ein von Werchne- Uralsk durch Herrn Dr. Peerna-Petersburg erhaltenes 2 endlich ist viel grauweißer als meine Orenburger Exemplare und bildet vielleicht auch noch eine besondere Varietät. Die von SKORIKOW erhaltenen Pamirtiere des Melanurus tschitscherinı sind grauweiß gebändert. So kennen wir also von ihm jetzt eine braun-, eine selb- und eine weißgebänderte Lokalform. Dazu kommen nun die vielen neuen geographischen Varietäten, die ich im Vorstehenden beschrieben habe. Selbst sehr wenig abändernde Arten wie Zquestris und Jonellus zerfallen trotzdem in mehrere geographische Varietäten. Diejenigen von Muscorum sind von 5 auf 6 erhöht. Von Agrorum kennen wir jetzt allein + spanische geographische Varietäten: bofili (Andalusien), dusmeti (Madrid), den um die Intermedius- form herumpendelnden pascuorum der Pyrenäen und Frey-Gessneri (Barcelona). Der Biroö vom Boro-Chorogebirge und von Narynj scheint sich konstant von demjenigen des Alaigebirges zu unter- scheiden. Die Gegend des Hankasees, in der fast alle Hummeln einen besonderen Charakter annehmen, hat auch ihren ganz spe- ziellen Helferanus. Zu typieus, Renardi (Korsika) und lan-tschou- ensis (China) kommen terrestriformis, albocinctus und wahrschein- lich auch mongolicus als geographische Varietäten des Lucorum. Neben dem neuen Üzerskianus dürfte auch noch Terrestris sporadi- cus als besondere geographische Form zu betrachten sein. Denn ich erhielt ihn aus dem Nordural beinahe rein. Und alle meine Terrestristiere von Hamar in Norwegen sind sporadicus. Von Oonsobrinus können wir jetzt 4 geographische Varietäten von ein- ander trennen. Wir haben wenigstens 3 geographische Subterra- ’ er Studien über das Artproblem. Ueber das Variieren der Hummeln. 2. Teil. 65 neusvarietäten zu unterscheiden und den Caucasicus in mehrere, sowie endlich den Sichel in eine ganze Reihe von Lokalvarietäten zu zerlegen. So nähern wir uns allmählich einer Gliederung in geogra- phische Varietäten, wie wir sie bereits bei Carabus haben. Für die geflügelten Hummeln sind die einzelnen Bezirke wesentlich srößer. Aber abgesesen von dieser Differenz wird die Ähnlichkeit immer größer. 3. Regionale Konvergenz. Auch die für die theoretischen Folgerungen so ‚ganz besonders wichtige Erscheinung der regionalen Konvergenz tritt mit Zunahme unserer Kenntnisse immer noch mehr hervor. Ich habe in ver- schiedenen Käfergruppen Umschau gehalten, wie weit auch dort nicht nachweisbar nützliche Konvergenzerscheinungen bereits heute erkennbar sind. Ein hervorragendes Beispiel von Farbenkonver- genzen bilden einige chilenische Ceroglossusarten. Hier soll eine Beziehung zu Differenzen in der Höhenlage der Lokalitäten exi- stieren. Dann haben LAPousE und BORN!) auch auf eine Reihe von Farbenkonvergenzen einzelner Carabusarten aufmerksam ge- macht. Dasselbe gilt auch von gewissen Skulpturkonvergenzen der Flügeldecken, die aber nach BORN einen Nutzen haben sollen (?). ÄPFELBECK hat die sehr interessante Tatsache gefunden, daß die spezifisch hochalpinen Dodecastichusarten zusammen mit allen hoch- alpinen Rassen auch in der Waldregion vorkommender Arten dieser Untergattung durch Komprimierung der Fühler, der Tarsen und des hüssels ausgezeichnet sind. Ob diese Eigenschaften einen Se- lektionswert haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Dann habe ich selbst im kilikischen Taurus durcheinander kupferrot gefärbte Varietäten dreier bei uns grüner Cetoniaarten (Cetonia aurata, Potosia cuprea und P. angustata) gesammelt. Aber nirgends habe ich auch nur annähernd so weitgehende Konvergenzerscheinungen feststellen können, wie in der Färbung der Hummeln. Gerade dieser Umstand legt uns nun aber auch andererseits die Ver- pflichtung auf, diesen Konvergenzerscheinungen bei den Hummeln möglichst weit nachzugehen. Aus diesem Grunde möchte ich denn auch meine nach Veröffentlichung der ersten Mitteilung gemachten neuen Feststellungen etwas eingehender schildern. In der melanisierenden Region (Schleswig, Dänemark und süd- t) Dieser Autor hat denn auch schon 1902 Ansichten über Bildung der Varietäten und Arten ausgesprochen, die manchen meiner Ansichten sehr nahe kommen. 66 OSKAR Vogt: licherm Skandinavien) zeigen mehr Arten den Verlust der gelben Binden als ich in meiner ersten Mitteilung feststellen konnte. (Ganz im Einklang mit den Angaben SPARRE-SCHNEIDERS stammen meine dunkelsten Jg von lefebvrei (=mastrucatus) auch aus diesem (Gebiet. SPARRE-SCHNEIDER hat uns ferner darüber aufgeklärt, daß der ungebänderte Lapponicus lugubrıs auf den Nordwesten Nor- wegens beschränkt ist, also auch in die melanisierende Region fällt. Es ist in dieser Richtung interessant festzustellen, daß der Lapponicus Schottlands, d. h. eines Gebietes, dessen Hummeln keine melanotische Tendenz zeigen, stets gebändert ist. Die im Kopenhagener Museum befindlichen 4 Seeländer 2 2 von Psithyrus campestrıs sind ungebändert. 2 2 2%, die ich von Herrn stud. BARCA aus Südnorwegen erhielt, zeigen wenigstens die gelben Thoraxbinden mit vielen schwarzen Haaren vermengt. Dann kommt 2 und Q des Oullumanus in jenem Gebiet nur ganz oder fast ganz ungebändert vor. Ja WÜSTNEI beschreibt sogar ein melanotisches 5 aus dieser Region, während sonst das g‘ dort sich stark gelb gebändert erhalten hat. Endlich brachte mir Herr KoNSTANTINOW von Bormholm lauter Sıwarum (QQ und 1 5) mit, die ebenso sehr ihre hellen Binden verloren haben, wie nigrescens PER. Von den 23 Bombus- und Psithyrusarten der melanisierenden Region zeigen also wenigstens 15 einen Schwund der hellen Haare auf Thorax und oralen Abdominalsegmenten, wie er südlich oder nördlich von dieser Region nicht vorkommt. Zu diesen endemischen melanotischen Formen kommen dann noch 2 Arten, welche ein weiteres Gebiet in einer melanotischen Form bewohnen: Zapidarws und Derhamellus. Ich möchte nunmehr aber die melanisierende Region bis zu einem gewissen Grade auch noch auf Südengland ausdehnen. Neben der nur hier vorkommenden ganz schwarzen Ruderatusform fidens ist auch — wie wir oben sahen — der Zatreillelus Eng- lands eine melanotische Form und zeigt ferner der dortige Psithyrus rupestris im Q2lichen Geschlecht nie, im. “lichen kaum gelbe Haare. Die Zahl der melanotischen Arten würde bei Einbeziehung Englands auf 14 steigen. Die Parellelfärbung zwischen dem shetländischen Jomellus nivalis und der grönländischen Übergangsform (groenlandieus SM.) des Kirbyellus vom typieus zum »pleuralis ist unverkennbar (Bräunliche breite Thorax- und Abdominalbinden, rötliche Kau- dalsegmente). Wir haben nun schon in der ersten Mitteilung her- vorgehoben, wie Kirbyellus auf Nowaja Semla als pleuralis die Färbung des auch dort lebenden Hyperboreus annimmt. Indem nun Studien über das Artproblem. Ueber das Varieren der Hummeln. 2. Tel. 67 der Kirbyellus groenlandıcus ein Entwicklungsstadium zum Pleu- ralıs darstellt, erweist sich auch seine Parallelfärbung des Jonellus niwwvalıs als eine Konvergenzannäherung an den Ayperboreus. Aber die Konvergenzfärbung mit der des Ayperboreus erweist sich noch verbreiterter. Man kann seine Färbung auf zwei Tendenzen zu- rückführen: diejenige zu einer braunroten Färbung der Ober- und einer schwarzen Färbung der Unterseite (fulvo-atroventrale Tendenz) und diejenige zu einer schwarzen Färbung der Analseg- mente bei sehr breiten Binden in den oraleren Teilen (fulvo- atrokaudale Tendenz). 3 norwegische Hummeln, Agrorum arctieus, Muscorum smithianus und Helferanus hafsahlı zeigen die fulvo-atroventrale Tendenz. Ferner sind bei 3 Sachaliner Arten (Consobrinus nigroventralis subvinogradovi, Hypnorum mironowi und Ussurensis atrocaudatus) beide Tendenzen in ausgesprochenem Maße, bei 1 Art (Schrencki mironowianus) wenigstens die fulvo-atro- ventrale realisiert. Es ist sehr interessant, zu konstatieren, wie auf dem nahen Festland ein Consobrinus (wittenburgt), Schrenckt und Ussurensis mit hellerer Ober- und Unterseite fliegt. Vereinigen wir Sachalin, Nordsibirien, das nördliche Skandinavien, Schottland und Grönland zu einer Region, so finden sich in diesem Grebiet 15 Hummelarten! Von diesen zeigen 10 in Teilen dieses Gebiets eine fulvo-atroventrale oder eine fulvo-atrokaudale Färbung oder eine Vereinigung beider. Die Gegend des Hankasees macht uns mit neuen Konvergenz- erscheinungen bekannt. Zgquestris wüstneu, Helferanus subbarca- lensis und der von SKORIKOW kürzlich beschriebene Cullumano- bombus controversus sehen sich äußerst ähnlich und zeigen dabei eine Färbung, wie sie im ganzen paläarktischen Gebiet nicht wieder vorkommt. Außerdem zeigen in dieser Gegend auffallend viele Tiere, deren helle Thoraxbinden und deren beide ersten Dorsalsegmente in andern Gegenden gleichgefärbt sind (entweder alle weiß oder alle gelb), eine weißliche Färbung der Thoraxbinden und des 1. Seg- ments, aber eine gelbe des 2. Hierher gehört Zquestris wüstnet, Helferanus subbaicalensis, Patagiatus und Sichel flavostriatus Weiter westlich begegnen wir dann der analogen Färbung beim mongolischen Sicheli uniens und bei den turkestanischen Separan- dus flavostriatus + Keriensis und Biroi flavostriatus. Das Antreffen dieser zahlreichen flavostriären Formen in einem zusammen- hängenden Gebiet und ihr vollständiges Fehlen in nördlicheren Regionen weist durchaus auf den Konvergenzcharakter dieser Fär- bung hin, d. h. auf ein Gebiet, das bei versch edenen Arten in durchaus 63 OSKAR VoGT: homologer Weise ein Zwischenglied zwischen einer weiß- und einer gelbgebänderten Form schuf. Die Zahl der kaukasischen weißgebänderten Formen ist um den Cullumamobombus apollineus SKOR. zu vermehren. Vergleichen wir nun die turkestanische Fauna mit der kau- kasischen, so fällt sofort das Vorherrschen gelbgebänderter For- men in ersterer auf. Es finden sich dort nur noch 4 weißgebänderte Formen: Bwor, Psithyr. rupestris buyssoni, Sicheli postzonatus und separandus. Von diesen sind die beiden ersten bisher nicht aus dem Kaukasus bekannt, der 3. ist weißer als der kaukasische cazurror, der 4. gleicht in der Färbung des 2 annähernd dem kaukasischen ıncertus, aber sein Jg‘ ist gelb gebändert. Andererseits zeigt die turkestanische und die kaukasische Fauna einen gemeinsamen Zug: die große Ausdehnung heller Bin- den (Pallidofasciarer Charakter). Der soroeönsis kommt in Europa nirgends so gelbgebändert vor wie dort, die dem Pratorum nahestehenden kaukasischen Haematurus und Skorikow haben im 2 lichen Geschlecht eine Ausdehnung der Gelbfärbung, wie wir sie bei Pratorum nicht kennen. Eine Ausdehnung der Gelbfärbung wie bei Subterraneus sulphureocıhatus zeigt der europäische Sub- terraneus nirgends. Die kaukasischen Hortorum eriophorordes, prope- distinguendus und totocremeus SKOR. zeigen eine Gelbfärbung, wie ich sie in Europa auch als extreme individuelle Aberration nie sah. Vielleicht muß man die Agrorumformen des Kaukasus als Äußerungen einer melanotischen Tendenz absondern, sonst findet sich aber im Kaukasus keine einzige melanotische Färbung. In Turkestan kommen 3 melanotische Formen vor: Mendax defeetor, Regel tenwifasciatus und Stlantjewi eollarıs. Aber sie finden sich nur neben ausgesprochen pallidofasciären Tieren. Es ist nun sehr interessant, daß dieser gemeinsame pallido- fasciäre Charakter im eigentlichen Kaukasus und in Turkestan in einer ganzen Reihe von Fällen eine durchaus verschiedene ortho- genetische Entwicklungsriehtung aufweist. Turkestan zeigt eine postzonale, der Kaukasus eine eriophoroide Unterform des pal- lidofasciären Charakters, d. h. bei turkestanischen Tieren tritt das Gelb am kaudalen Teil des 3. Segments auf und dehnt sich even- tuell sogar von hier auf das ganze 3. Segment oder als Cilien auf das 4. und 5. Segm. (beim 9 4.—6. Segm.) aus, ehe eine wesent- liche Ausdehnung der Pro- und Mesothoraxbinden stattfindet, wäh- rend bei Kaukasustieren ein Verschwinden der schwarzen Meso- thoraxbinde das erste ist. Diesen eriophoroiden Typus repräsentiert am besten der Caucasieus eriophorus und der Sılvarım convergens. A In Studien über das Artproblem. Ueber das Varüeren der Hummeln. 2. Tel. 69 Der erstere hat bei stets schwarzen oralen Abdominalsegmenten eine ganz weiße Thoraxoberseite, der letztere kann wenigstens diese Färbung zeigen. Hat er helle Haare, so beschränken sich diese immer auf die beiden ersten Segmente. Dann ist hier Zefe- bvrei wurfleimi zu zitieren. Der Lefebvrei pyrenaicus hat. bei einer vollständigen Gelbfärbung des 1. und einer fast ausschließlich solchen Behaarung des 2. Segments eine rein schwarze Thorax- binde, welche breiter ist als die Prothoraxbinde. Dagegen zeigen Exemplare des Lefebvrei wurflemi 2 von M. Fischt im West- kaukasus bei viel weniger weißen Haaren auf den beiden ersten Abdominalsegmenten eine dunkle Mesothoraxbinde, welche nicht nur schmäler ist als die Prothoraxbinde, sondern welche auch an den Seiten vorherrschend und in der Mitte wenigstens teilweise von weißen Haaren gebildet wird. Eine Einschränkung der schwarzen Thoraxhaare, wie sie SKORIKOWS kaukasischer, jeden gelben Haares auf 3.—6. Segment entbehrender Sulantjewi dısco- notus zeigt, kommt selbst bei dem turkestanischen, durch viele gelbe Haare auf dem 3.—6. Segment ausgezeichneten Stlantjewi eiliatus nicht vor. Dann ist hier noch der pontische Argillaceus heranzuziehen, der bei schwarzem Abdomen breitere Gelbfärbung des Thorax zeigt, als die westeuropäischen Auderatusformen mit Gelbfärbung des 1. und 2. Abdominalsegmentes. Auch die trans- kaukasischen Hortorum und Derhamellus eriophorordes sind in diesem ‚Zusammenhang zu erwähnen und endlich kann man noch den südost- europäischen Pratorum den turkestanischen Tieren gegenüberstellen. Dieser bekommt einen vollständigen gelben Thorax (tatranus), ehe eine Gelbfärbung des 3. Segments beginnt. In Turkestan zeigen dagegen Vorticosus postzonatus, Biroi, Separandus postzonatas + Ke- riensis, Sicheli postzonatus und die g' vom Stlantjewi mehr oder weniger helle Haare auf den mittleren Abdominalsegmenten, ohne dab es gleichzeitig zu einer wesentlichen Einengung der schwarzen Meso- thoraxbinde kommt. Auch Subterraneus sulphureoeihiatus und So- roeensis mixtozonatus bilden entsprechende Beispiele. Dasselbe gilt endlich wenigstens für die Pamirexemplare des Leucopygus. Schließlich dürfte die Tatsache nicht ein „Zufall“ sein, daß — wie wir schon früher erwähnten — in Nordostspanien die drei Arten Agrorum, Helferanus und Muscorum absolut die gleiche Fär- bung zeigen. Damit habe ich die. neuen Feststellungen aufgezählt, die ich als Konvergenzerscheinungen deuten möchte. Zunahme unserer Kenntnisse der Hummelformen, besonders dercentralasiatischen,werden uns sicher noch mit weiteren derartigen Tatsachen bekannt machen. 0 OSKAR VoGT: Y. Regionale Gradation. | Auch einige bisher noch nicht erkannte Fälle Hoptodame Gra- dation ergeben sich aus meinen Neubeschreibungen. Vom Hankasee bis nach Holland bildet der Zgquestris inbezug auf Färbung, Haar- länge und Körpergröße eine gradlinige Gradation mit wenigstens 5 Stufen. Der Consobrinus des Altai steigert sich in 3 Stufen zum Oonsobrinus nigroventrahs. Und endlich haben wir mehrere regional begrenzte Formen swischen Caucasicus mixtocinctus und Caucasıcus eriophorus. Verzeichnis der zitierten Hummelformen. Neue Namen und Formen sind cursiv gedruckt. pag. Agrobombus .. 2.3 ST yes ir pe agrörum . 2. 202.486, 39; 40, 52, 54,758, 64 Omen alboeaudatus (regel) .. 2. Em IR re alboeintus I Dan er altieola .. 27.2. 2 ra ra ENT Be apollineus .. 2. TR ER ee AECHERB TR ER atrocaudatus (ussurensis) . ee atrocorbieulosus (jonelüs) ; "2 a a NN, Wa atrocorbiculosus (perezi) . tn er m atrocorbieulosus (fuderätus) SW Ten andax 2. Var. 20 Wa aNeE re Y RT Mr aurantidchs 3 N ne RN EN ee re baicalensid 1... a. TAT a bietliatus (BiröT) a DEN ng Re RT or bicolor (agrorum):. ..: 1 mn. st a TE VE bofilı (agrorum) 2" 2 or ER 7a böreslis: 0 EN Be Sally a SANT DES buyssoni (rupestris)" en vaimpestris . . „m nr ee eaucasicus . 2 Ko. Plan a ee ee MN cazurröi (Sieheli) 22... SR ee chiatus (silantjewi) . 2.5. BV.Mi esgE eollaris (silantjewi) .... .. .. 2 zn a a eontröversus ... 2 1230 SE eonverkens '.. 1 Nu DE Fre 52, 695 consobriihs > 2. a PET Eee ‚56, 07; IS cullumanobombus 2. mn De 57° Studien über das Artproblem. Ueber das Varieren der Hummeln. 2. Teil. li paz. En B, G6 czerskiae (sicheli) 54 czerskianus (terrestris) 56 defector (mendax) 63 derhamellus = disconotus . 58, 69 distinguendus . 62 drenowskut (sicheli) 60 dusmeti . 64 dyspostzonatus (birei) . 52 elegans . Kr ’ 36,63 equestriformis (silv en DE ER BE FIN in a 5 rar, AT, AH TO eriophorus . 69 eriophoroides (hortorum) . 69 eriophoroides (derhamellus) . 69 eurynotus 63 ferrugineus 46 fertoni 63 fidens 66 flavescens (equestris) 53 flavobistriatus (biroi) 52 flavodısjunetus (Hortobombus) 63 flavodısjunetus (subterraneus) P -- flavofascıatus (biroi) 52.67 flavofascıatus (separandus) 58 flavostriatus (biroi) . Be Bean (senäramlus) 0.0.20. ne 867 N Es a Re Pa EEE 59, 67 flavotaeniatus (subterraneus) 62 flavozonatus (silantjewi) TE EEE RER WET 2 EN 4 frey-gessneri (agrorum) 36 fuscocaudatus (regeli) TEEN Haren. Gi ee N RE u 67T haematurus 49 hafsahli a ER EN ne. OT helferanus . . Be nt: 382.36, 30,.39,92,.54,67, 69 horsleyi Cjonellus) 50 Hortobombus BE SEN Sr. 266 ee N, 8 3, 3, 37, A ee ei 0 6, 67 2 s OSKAR VOGT: hypnorum incertoides (Lapidariobombie) incertus PER ar insipidus insipidoides (helferanus) . intermedius (agrorum) intermedius (equestris) intermedius (schrencki) jonellus kamtschatkensis . kanabei (pratorum) . keriensis kirbyellus . laesus Lapidar es lapidarius . lapponieus . latocınctus (been /atofasciatus (sicheli alticola) latreillelus lefebvrei leucopygus lucorum lugubris (lapponieus) . magnus (lucorum) margreitervanus (sicheli) martes mastrucatus melanurus . mendax . miniatocaudatus mironowi (hypnorum) mironowianus (schrencki) misxtocinetus (caucasicus) . mixtozonotus (Soroeensis) . mlokossewiezi modestus mongolicus morawitzi muscorum nigrescens . migrofacies (sicheli) . Studien über das Artproblem. Ueber das Variieren der Ziwmunein. 2. 1e.'.73 Berenatus (slantjewi) . : 2.0... 2er. 35, 57 nigroventralis (eonsobrinus) . Fr DE a a ie Bee es ED El ar an. 5 ee en 5 RO en RR ee ef 250; 66 ee 745.2,,° 20 0 RE EENRET 5 pallidus (muscorum) Er; 52 a a EERMIZTT AG a N RT Be a SR Es: 00 ;Y ER SE EN ER 1; a EEE RAT IR 0 TEE O8 postzonatus ehr). ER here 1 7638 mals: (Beparandus) - . : . zer 2202 2.775869 ee 2 2 000 RI el 2 en rer Be yarlieosus) .. . - 2.4.7272 %wr2,22 0.69 En TE ET ERENTO pratorum . . SHE ee RAR S- 54; '.69 propedistinguendus orkrum) IE RE BEE ERFON Bea: ee ee en pseudobaiealensis (equestris). . ». » =... 22.2243, 53 ee N Sn EL DA EEE IE ET, 9 quasifidens ee a en en TE TE, 140 quasimuscorum DE a EN ae a quasinigrofacies (alticola) DE A Re 2 RE DET Le ER a 2 rehbinderianus (sicheli) Re Re TR rm: ANETTE EEE en EFT TH en a 25 A ri en 2 E66 EN ES 0 HE Er nz a a ne REFIBE BE 67 ae EEE, 0057 ae N 58, 68 a en ae. 60 a 92 2 a a ar 60, El ER EEE 3 41, 59 N ee 51 Re SE . 36, 41, 43, 52, 66 ER Fe A Er 14 Zweite wissenschaftliche Sitzung. pag sladeni (muscorum) smithianus . Soroeensibombus | SOTOGENSIS . . . N a N sparre-schneiderianus Kaokejiusk sporadieus (terrestris) en subbaicalensıs (helferanus) -» . ... u... u vAEEHEEEE Subterraneobombus N Ra ee subterraneus . . . er subvnogradovi (oünschrauh). ne a AL oe subwüstnein (helferanus) sulfureus sulphureoeihatus (subterranue)" N RN en sulphureofasciatus (subterraneus) tatranus ie tenuieimtus (caucasieus) EL, tenuifasciatus (alticola) tenwifasciatus- (silantjewi): "nun oa tenurfasceratus (Tegel) ur “N nn Re. 2 pen, A Terrestribombus terrestriformis (lucorum) DA RE TE a terrestris ".).. N totocremeus (hortorum) tschitscherini (melanurus) trienspis ir, le turcestanicus (equestris) N DE Ns re uniene:: . 2 N m en 17 Se A an ES 2 USSUTENSIB : eh a hal ra LE u Be Aa VOrticoBws Zn a wittenburgt (consobrinus).. nn a TEL SE0 Ve wüstnei (equestris). -. »... .. “nu nn 25 nr A2 AS wurfleini - 2 wol Se ee xanthopus . . . ee a ee zonatus (skorikowi).. u a er Zweite wissenschaftliche Sitzung am 17. Januar 1911. R. STERNFELD: Über eine seltene Varietät der Coronella ni. F. E. SCHULZE: Demonstration an Stereogrammen. £ H. VIRCHOW: Sagittale Exkursionen in den Hinterhauptsgelenken N des Ozelot. Muskelmarken an einem Negerschädel. he H. POLL: Über Mischlings-Hoden. JE Srance, Benıın SW.48, Wi urn eu tan: A E Br { u A K; n% kıir TIER T 7 Rx a ” k BL kt En Auszug aus den Gesetzen der Gesellschaft Naturforschender Fremde zu Berlin. Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung zur Beförderung der Naturwissenschaft, insbesondere der Biontologie. Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, ausserordent- lichen und Ehrenmitgliedern. | Die ordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens 20 betragen darf, ergänzen sich durch. einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetze. Sie verwalten. das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. | Die ausserordentlichen Mitglieder, deren Zahl unbe- schränkt ist, werden von den ordentlichen Mitgliedern, auf Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes unter. eingehender Begründung, gewählt. Für freie Zustellung der Sitzungs- berichte und Einladungen zu den Sitzungen zahlen die ausser- a ordentlichen Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark. Sie können das „Archiv für Biontologie‘“ und alle von der Gesellschaft unterstützten Veröffentlichungen zum ermässigten Preise beziehen. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am 2. und 3. Dienstage jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale VI, bezw. im Kon- ferenzzimmer der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule, er % validenstr. 42, abends 7. Uhr statt. ; Alle für die Gesellschaft bestimmten Sendungen sind an den Sekretär, Rerrn Dr. K. Grünberg, Berlin N. 4, In- £ a validenstr. 43 zu richten. 2 3132 Rasch. ei chat! Maturforschender Freunde zu Berlin. No. 2. Februar 1911. INHALT: Zur Frage der Hydrocephalie bei den Haubenhühnern. Von B. KLarr Mitteilungen über marine Cladoceren. Von OLGA KUTTNER Über das abdominale Sinnesorsan und über den Gehörsinn der Lepidopteren mit besonderer Berücksichtigung der Noctuiden. Von R. STOBBE gung Über.die Krabben, denen Kamerun seinen Namen verdankt. Von E. VAnHÖFFEN Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. Von FERDINAND MÜLLER ET ER SE ET REIT en a N Die Lebensweise der Trilobiten. ‘Eine entwicklungsgeschichtliche Studie. Von ‚Hass v. STAFF und Hass REcK BESTE Zweite wissenschaftliche Sitzung am 21. Februar 1911 IP 701 Um 7 1 0 nn a nn u BERLIN. ‚In Kommission BEI R. FRIEDLÄNDER & Sonn, NW. Carr-Srrasse 11. 1911. N ) Die ee] ” % r ’ a A RD IR TEN AN uk BRUT TIRAT, y Nr. 2. 1911 Sitzungsbericht der (Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 14. Februar 1911. Vorsitzender: Herr H. VIRCHOWw. Herr B. Krarr sprach über die Hydrocephalie bei den Haubenhühnern. Fräulein O. KUTTXER sprach über marine Cladoceren. Herr R. STOBBE sprach über das abdominale Sinnesorgan und den Gehörsinn der Lepidopteren. Zur Frage der Hydrocephalie bei den Haubenhühnern. Von BERTHOLD KLATT. Hierzu Tafel II. (Zoologisches Institut der landwirtschaftlichen Hochschule, Berlin). Wenn ich hier nochmals vor Herausgabe meiner ausführlichen Arbeit über die Haubenhühner einen kurzen Artikel über die gleiche Frage veröffentliche, so geschieht das zu dem Zwecke, um auf die Einwände, welche v. HANSEMANN gegen gerade die wesent- lichsten Punkte meiner Ansicht erhob (s. das vorige Heft dieser _ Zeitschrift), sofort einzugehen und meinen Standpunkt ausführlicher zu begründen, als das in der ersten kurzen Mitteilung!) über diesen (Gegenstand geschehen war. Schon an jener Stelle wies ich darauf hin, daß man bei allen Hühnern, bei welchen eine abnorm starke Federentwicklung auf der Stirn (d. h. also eine Haube) zu erkennen ist, auch regelmäßig gewisse typische Veränderungen des Stirnschädels und der Hirn- form vorfindet. Bei Tieren mit sehr stark entwickelter Haube (sog. „Vollhaube“) sind diese Veränderungen ohne weiteres zu er- kennen; der Schädel (Taf. III Fig. 4 und 7) zeigt diese eigen- tümliche Vorwölbung des Stirnabschnittes, die man wohl auch vielfach als Protuberanz bezeichnete, und das Hirn (Taf. III Fig. 11) besitzt eine dieser Veränderung der Hirnkapsel genau entsprechend = !) Zur Anatomie der Haubenhühner. Zoologischer Anzeiger Bd. XXXVI. o. 14115. 76 BERTHOLD KLATT: veränderte Form. Auch bei Tieren mit mittelstark entwickelter Haube („Halbhaube“) kann man diese Veränderungen an Schädel und Hirn leicht konstatieren (Taf. III Fig. 5, 5 und 10). Betrachtet man dagegen den Schädel eines Huhnes, bei welchem die Haube sehr gering entwickelt war, bei dem sie nur aus etwa 6—10 Federn bestand, so muß man ihn schon recht lange mit einem normalen Hühnerschädel (Tafel III Fig. 2 mit 1) vergleichen, um die ganz minimale Erhöhung des Stirnteiles festzustellen. Aber ein Blick auf den Sagittalschnitt eines solchen Schädels (Taf. III Fig. 6) senügt, um zu erkennen, daß auch in diesem Falle Form- veränderungen des Großhirns vorhanden sind: Die Profillinie des- selben zeigt deutlich eine stärkere Aufwölbung als die entsprechende Linie am Sagittalschnitt eines normalen Hühnerschädels (Taf. III Fig. 5). Ich denke, es wird mir jeder zustimmen, wenn ich behaupte, daß es sich in allen diesen Fällen um prinzipiell die gleiche Eigentümlichkeit handelt. Daher ist es auch an sich sleichgiltig — darin bin ich mit v. HANSEMANN einer Ansicht, — welche Rasse von Haubenhühnern man untersucht. Die Unter- schiede, welche man bei den- einzelnen Rassen findet, werden höchstens gradueller, nicht prinzipieller Natur sein. Immer- hin wird es natürlich gut sein, möglichst viele Rassen in Betracht zu ziehen, und ich habe mich daher auch bemüht, ein möglichst verschiedenes Untersuchungsmaterial zu bekommen. Ich habe von Vollhaubenhühnern untersucht: Paduaner, Houdans und Hol- länder; (letzteres die Rasse, mit der v. HANSEMANN gearbeitet hat); von Halbhaubenhühnern die Seidenhühner, diese bisher noch nicht an embryologischem Material. Außerdem eine ganze Anzahl gewöhnlicher Landhühner, bei denen man ja alle Grade der Hauben- bildung finden kann, da sie eben besonderer Züchtung, wenigstens hinsichtlich dieses Punktes, nieht unterworfen sind. Nach diesen einleitenden Bemerkungen gehe ich auf den wesentlichsten Einwand, den v. HANSEMANN mir gemacht hat, ein. Ich hatte in meiner ersten Mitteilung behauptet, dab diese eigen- tümlichen Formveränderungen des Gehirns, die ja ihrerseits erst die Veränderungen am Schädel verursachen, zurückzuführen seien auf eine übermäßige, je nach dem Grad der Auftreibung ver- schieden starke, Ansammlung von Hirnlymphe in den beiden Lateralventrikeln des Großhirns, daß wir es also hier mit einem IHydrocephalus internus zu tun haben, welcher bei den Haubenhühnern zum Rassemerkmal geworden ist. v. HANSEMANN teilte mit, daß er in den von ihm untersuchten Fällen nur zweimal einen solchen IIydrocephalus gefunden hätte. Er schloß daraus, daß die Hydroce- Te; 4 “ L Zur Frage der Hydrocephalie bei den Haubenhühnern. Ya phalie bei den Haubenhühnern kein konstantes Merkmal sondern eine Sekundärerscheinung sei, welche nur als Komplikation hinzu- tritt zu der prinzipiell allein wichtigen Formveränderung des Gehirns, die er in einer Streckung des Mittelhirnabschnittes sieht. — Bevor ich nun auf eine Kritikdieser letzteren Ansicht eingehe, möchte ich zuvor einige Bemerkungen einschieben über die Unterschiede zwischen Menschen und Hühnergehirn, da ja einmal v. HANSEMANN bei seiner Deutung der Verhältnisse bei den Haubenhühnern von menschlichen Verhältnissen ausging, und sodann, weil ja unsere ganze Kenntnis der Hydrocephalie aufbaut auf den am Menschen gemachten Erfahrungen. Was zunächst das topographische Verhältnis der einzelnen Hirnabschnitte zu einander anlangt, so überdecken beim Menschen die Hemisphären die übrigen Hirnteile fast vollkommen, beim Huhn dagegen nur zum allerkleinsten Teil (Taf. III Fig 9). Meiner Ansicht nach wird durch diese Verschiedenheit der Lagerung das verschiedene Aussehen des Schädels eines Hühnerhydrocephalus und eines menschlichen Hydrocephalus zur Genüge erklärt. Ver- srößern sich beim Menschen die Lateralventrikel, so wird der Hirn-Schädel als ganzes vergrößert, beim Huhn dagegen wird nur der vordere Abschnitt des Hirnschädels vergrößert, da ja nur er das allein aufgetriebene Großhirn umschließt. So erklärt sich zwanglos die eigentümliche Schädelform des Haubenhuhns. Man kann also infolge der ganz verschiedenen topographischen Ver- hältnisse aus der Form des Schädels beim menschlichen Hydroce- phalus absolut keinen Schluß ziehen auf die Schädelform eines Hühnerhydrocephalus. Einzig und allein‘ die Untersuchung des Großhirns selbst kann da entscheiden. Aber auch da muß man sich sehr hüten, ohne weiteres die am Menschen gewonnenen Resultate auf die Vögel zu übertragen. Die Ausbildung der Lateralventrikel ist beim Huhn eine wesentlich andere als beim Menschen. Beim normalen Menschen sind die Ventrikel (Textfig. A und B) mehr zentral gelagert, nach allen Seiten, mit Ausnahme der medialen Seite der Hemisphären, von ziemlich starken Wänden von Hirnsubstanz umgeben; beim Huhn (Textfig. A und B) haben sie eine mehr periphere Lagerung, sie liegen zum größten Teil dicht unter der Oberfläche des Hirns, nur von einer dünnen Schichte von Hirnsubstanz überdeckt. Sie breiten sich also über eine relativ viel größere Fläche aus als beim Menschengehirn. Aus diesem Grunde wird meiner Ansicht nach eine nicht gerade allzu bedeutende Zunahme der Ventrikelflüssigkeit beim Huhn nicht so leicht zu konstatieren sein als beim Menschen, da sich das Plus von Flüssigkeit über eine größere Fläche hin verteilen wird. 18 BERTHOLD KLATT: Jedenfalls darf man sich nicht damit begnügen, nur einen Schnitt, etwa einen Sagittalschnitt durch das Gehirn zu führen, sondern man muß die Ausdehnung der Ventrikel auch auf Transversal- und besonders auf Frontalschnitten berücksichtigen. Ich werde sogleich auf einen Fall zu sprechen kommen, der diese von mir soeben ge- x B Fig. A. Frontalschnitte durch das Großhirn, links vom Huhn, rechts vom Menschen. Die Ventrikel sind schwarz gehalten. — Bei dem linken Schnitt ist auch zugleich das Kleinhirn getroffen. Fig. B. Transversalschnitte durch das hintere Drittel des Großhirns, links vom Huhn, rechts vom Menschen. — Bei dem linken Schnitt sind Zugleich (die Ventrikel des Zwischen- und Mittelhirns getroften,; bei dem rechten der dritte Ventrikel und das Unterhirn der einen Seite. forderte Gründlichkeit der Untersuchung als dringend notwendig erweist. — Noch ein weiterer Punkt ist bei der Untersuchung des llühnerhirns im Gegensatz zum Menschenhirn zu beachten; nämlich die viel minutiöseren Verhältnisse dieser kleinen Objekte. Wenn wir einen Hohlraum von 1 cm Durchmesser mit einem solchen von 2 cm Durchmesser vergleichen, so fällt der Unterschied zwischen beiden ohne weiteres in die Augen. Lassen wir aber | | n | Zur Frage der Hydrocephalie bei den Haubenhühnern. 79 einen Spalt von !/ mm Lumenweite auf eine solche von !% mm anwachsen, so wird die Differenz nicht so leicht festzustellen sein. Nicht zuletzt kommen dann noch Fehlerquellen methodologischer Natur. Wenn ich einen Kopf erst in Formol und dann in Alkohol, einen andern aber sofort in Alkohol bringe, kann ich die beiden in ihnen enthaltenen Gehirne billig nicht mit einander vergleichen. Es können da Quellungen einerseits, Schrumpfungen andrerseits auftreten, die bei der absoluten Kleinheit der Objekte doppelt schwer ins Gewicht fallen müssen. Ich habe daher die zum Ver- gleich der Genimverhältnisse bestimmten Köpfe in genau gleicher Weise behandelt: der von der Haut befreite Kopf kommt zunächst auf einen Tag in die Entkalkungsflüssigkeit, dann auf 3 Tage in Formol 1:9, dann erfolgt der Schnitt und dann kommt er in 50 0% Alkohol. — Ich führe alle diese Überlegungen nur deswegen an, um darauf hinzuweisen, wie schwer es ist, in allen den Fällen, wo nur eine ganz gering entwickelte Haube und demnach nur ein sehr geringer Grad von Hydrocephalie vorhanden ist (Taf. III Fig. 6), letztere mit aller Sicherheit zu entscheiden durch die Untersuchung des Groß- hirns selbst. In vielen Fällen wird das mit völliger Sicherheit überhaupt nicht geschehen können. Anders liegen die Verhältnisse natürlich in allen den Fällen, wo die Haube sehr stark und ebenso die Umbildungen am Großhirn in extremem Maße vorhanden sind. Da muß natürlich, wenn Hydrocephalie vorliegt, die Ventrikel- vergrößerung ohne weiteres zu erkennen sein; und ich habe da auch in der Tat in sämtlichen von mir untersuchten Fällen einen deutlichen Hydrocephalus feststellen können (Taf. III Fig. 13). Über- haupt, wenn man das herauspräparierte Gehirn eines solchen Voll- haubenhuhns (Taf. III Fig. 11) mit dem eines gleich großen gewöhn- lichen Kammhuhnes (Taf. III Fig. 9) vergleicht, so drängt sich die Frage auf, worauf diese ganz offensichtliche Vergrößerung des Großhirns bei diesen Tieren beruht. Zwei Möglichkeiten sind nur denkbar: Entweder hat die Hirnmasse zugenommen oder die Ven- trikel sind vergrößert und haben die Hirnmasse nur aufgetrieben. Ich meine die erste Annahme hat a priori viel weniger für sich als die letzte; und in allen von mir untersuchten Fällen waren es auch wie gesagt die Ventrikel, die aufgetrieben waren. Schon beim bloßen Betrachten selbst lange gehärteter Gehirne kann man das an meinem Material auch sofort konstatieren. — Aber auch in den Fällen, wo nur eine Halbhaube und dem- gemäß eine mittelstarke Hirnauftreibung vorhanden ist, wie etwa beim Seidenhuhn, muß man die Hydrocephalie, wenn sie vorhanden s0 BERTHOLD KLATT:! ist, noch ohne weitere Schwierigkeiten konstatieren können. Ich denke die Transversal- und Frontalschnitte durch das Hirn zweier Seidenhühner (Taf. III Fig. 14 u. 16) verglichen mit den Verhält- nissen beim normalen Huhn (Taf. III Fig. 15 u. 17) demonstrieren das auch ohne weiteres. Man sieht auf diesen Photographien auch zugleich, daß die Dicke der Ventrikeldecke im Verhältnis zum normalen Hirn abgenommen hat, was offenbar durch den über-. mäßigen Druck der Ventrikelflüssigkeit verursacht wird. Die Ab- bildung (Taf. III Fig. 16) erweist nun auch die Berechtigung meiner oben aufgestellten Forderung, nicht bloß nach einer Raum- richtung die Ventrikelverhältnisse zu untersuchen. Ein Trans- versalschnitt durch die mittlere Partie dieses Großhirns gelegt, würde das Bild eines normalen Ventrikels ergeben; ebenso der Sagittalschnitt. Auf dem Frontalschnitt erkennt man die Hydroce- phalie sofort. Kurz hinweisen möchte ich auch auf den asym- metrischen Bau dieses Gehirns. Solche Asymmetrien scheinen bei den Haubenhühnern relativ häufig vorzukommen (ich hatte 4 Fälle unter meinem Material); auch dieser Umstand spricht meiner An- sicht nach dafür, daß wir es hier mit einer Erscheinung zu tun haben, die zum mindesten hart an das pathologische Gebiet grenzt, jedenfalls aber nicht in die normale Variationsbreite des Hühner- sehirns hineinpaßt. Gerade diese zuletzt besprochenen Halbhaubenhühner nun sind mir ein außerordentlich wichtiger Beleg für,meine Ansicht, daß die Hydrocephalie die wichtigere Eigentümlichkeit, die Längsstreckung des Mittelhirns dagegen, die v. HANSEMANN für die Hauptsache erklärt, von untergeordneter Bedeutung ist. Denn wie die Ab- bildungen (Taf. III Fig. 14 u. 16) beweisen, ist hier wohl ein Hydroce- phalus vorhanden, von einer Längsstreckung des Mittelhirnab- schnittes') aber ist bei diesen Halbhaubenhühnern nichts weiter zu bemerken (Taf. III Fig. 10). Ich sollte meinen, das spricht dafür, daß diese Streckung vielmehr eine sekundäre Erscheinung ist, hervor- serufen durch die Auftreibung des Großhirns. Wie ist nun aber diese Streckung kausal zu verstehen? Ich denke daß der Kausal- zusammenhang deutlich werden wird, wenn man die embryologischen Verhältnisse in Betracht zieht. Ein Haubenhuhnembryo vom 6. Tage der Bebrütung (Textfig. C) zeigt bereits eine deutliche Auftreibung der beiden Vorderhirnbläschen im Vergleich zum nor- !) v. HANSEMANN schlägt für diese Streckung des Mittelhirnabschnittes die Bezeichnung „Dolichocephalie“ vor. Ich glaube, daß die Anthropologen damit nicht einverstanden sein werden, da sie diesen Begriff für eine prinzipiell andere Eigentümlichkeit bereits vergeben haben. Denn unter Dolichocephalie versteht man ja eine Längsstreckung des Schädeldaches im Bereich der Hemisphären. o-- Zur Frage der Hydrocephalie bei den Haubenhühnern. s1 malen Hühnerembryo (Textfig. C). Man erkennt auch bereits, nach welcher Richtung hin sich das Großhim vorwölben wird; nämlich nach der Stelle, wo das umgebende Gewebe am dünnsten ist und somit den geringsten Widerstand leisten wird. Dieser locus minoris resistentiae befindet sich vorn an der Stirn (Textfig. C bei*). Nachdorthin,also vom Mittelhirn weg wirdsich dasGroßhirn vorwölben, und auf diese Weise wird der Mittelhirnteil, je stärker die Hirnauftreibung ist, auch um so länger gestreckt erscheinen. Mit dieser, wie. ich zugebe, sehr allgemein gehaltenen Überlegung muß ich mich begnügen. Diese Verhältnisse im einzelnen genau kausal zu verfolgen, dürfte auch auf erhebliche Schwierigkeiten ; Fig. ©. Links: Houdan-, rechts: Wyandotte-Küken. Beide‘ Tiere von gleicher Größe und gleichem Alter (6. Tag). Bei * erkennt man die Auftreibung schon angedeutet. — Die Köpfe sind in Cedernholzöl durchsichtig gemacht, und die Umrisse auf Millimeterpapier genau nachgezeichnet. stoßen, da ja die ganze Ausbildung der Hirnform während des Embryonallebens sich vollzieht, also während einer Zeit, in welcher die dauernd sich abspielenden Wachstumsprozesse eine auf aus- schließlich mechanische Gesetze begründete Analyse unmöglich machen werden. — Jedenfalls glaube ich, läßt sich die Mittelhirn- streckung auf diese Weise zwanglos erklären. Nehmen wir da- gegen an, daß sie das wesentliche wäre, so würden wir damit für vieles, z. B. die abweichende Gestalt und Vergrößerung des Vorder- hirns absolut keine Erklärung haben. Ich möchte nun kurz die Frage nach den Ursachen der Hydro- cephalie streifen. vV. HANSEMANN vertritt die Ansicht, daß der an- geborene Hydrocephalus beim Menschen in Wahrheit stets ein er- worbener, nämlich ein intrauterin erworbener sei. Ich glaube je- joch kaum, daß alle seine Fachgenossen diese seine Ansicht teilen werden. Und warum sollte denn auch schließlich eine übermäßige Ansammlung von Cerebralflüssigkeit nicht auf verschiedenen Wegen zu Stande kommen? In der pathologischen Literatur sind eine Anzahl Fälle von Hydrocephalus congenitus beim Menschen be- schrieben worden, in denen zugleich eine Hypoplasie oder völlige 22 BERTHOLD KLATT: Agenesie des chromaffinen Systems der Nebennieren festgestellt wurde.!) Bei der außerordentlichen Bedeutung, welche das Adre- natin für alle sympathisch innervirten Organe hat, und bei dem großen Einfluß, den es speziell auf das Blutgefäßsystem. ausübt, wäre es doch garnicht so undenkbar, daß eine Herabsetzung der Quantität dieses wichtigen Hormons die Physiologie des Plexus chorioideus der Lateralventrikel derart beeinflussen könnte, daß mehr Cerebralflüssigkeit abgesondert würde, resp. sich ansammelte, Ich habe kürzlich die Nebennieren einiger Haubenhühner unter- sucht, aber nichts anormales daran feststellen können. — Es könnte ja aber diese übermäßige Flüssigkeitsabsonderung auch zu Stande kommen dadurch, daß der Plexus chorioideus infolge einer Keimplasmavariation sich vergrößert, und daß nun, der Vergrößerung seiner Oberfläche entsprechend mehr Liquor cerebralis abgesondert wird. In der Tat scheint es mir, als ob dies bei den Hauben- hühnern der Fall ist. Indessen muß ich zur definitiven Feststellung noch weiteres Material untersuchen. Einer mathematisch genauen Entscheidung dieser Frage stehen infolge der eigentümlichen diffusen Gestalt dieses Organs erhebliche methodologische Schwierig- keiten entgegen. Ich möchte nun noch kurz auf den zweiten Punkt eingehen, in welchem v. HANSEMANN meiner Ansicht nicht zustimmt. Dieser Punkt betrifft die Frage nach der abnorm reichen Gefäßversorgung der Hautpartie, welche die Haube trägt. Ich vertrat in meiner ersten Mitteilung den Standpunkt, daß diese überreiche Blut- durchströmung die Ursache der starken Federentwicklung sei. Im (regenteil dazu nahm v. HANSEMANN den umgekehrten Kausal- zusammenhang an; die starke Federentwicklung ist nach ihm das primäre und hat ihrerseits erst die reiche Blutgefäßbildung zur Folge. Wenn man v. HANSEMANNS Ansicht folgt, muß man sich zunächst die Frage vorlegen, woher denn dann wohl diese starke Federentwicklung kommt. Entweder ist sie dann eine Variation des Keimplasmas und ihre kausale Genese ist vorderhand nicht weiter zu verfolgen, oder sie entsteht in jedem Individuum aufs neue, aber nicht durch die starke Blutzufuhr, sondern in anderer Weise verursacht.- Man könnte, was diese letztere Möglichkeit an- langt, in erster Linie daran denken, daß die übermäßige Spannung. der Hautpartie, welche sich über dem vorgewölbten Großhirn be- findet, als funktioneller Reiz wirke und eine besonders starke Aus- !) Vırcuows Archiv Bd. 100 1885. p. 176. Dass. Bd. 103. 1886 p. 204. Dass. Bd. 98. 1884, p. 366. Centralbatt f. allg. Path. 1899. ?. 281. — ZIEGLERS Beiträge zur Path. 1890. p. 489 -535. N: Zur Frage der Hydrocephalie bei den Haubenhühnern s3 bildung der Epidermisorgane veranlasse.. Wenn ich nicht irre, ist für die ähnlichen Verhältnisse starker Haarentwicklung bei Spina bifida schon einmal ein ähnlicher Gedanke geäußert worden. — Ich glaube aber kaum, daß man dieser Ansicht wird zustimmen können. Wäre übermäßige Gewebsspannung die Ursache, so müßte man wohl annehmen, daß bei zwei Tieren mit gleich großer Pro- tuberanz auch die Gewebsspannung eine gleichartige, und dem- entsprechend die durch sie veranlaßte Haube bei beiden Tieren in gleicher Ausdehnung vorhanden sei. Das ist aber nicht der Fall. Man findet zuweilen, daß die Haube bei Tieren mit gleich stark entwickelter Auftreibung das eine Mal nur die vordere Fläche, bei einem andern Tier auch noch die hintere Fläche der Protuberanz überzieht, so daß man nie mit völliger Sicherheit nach der Stärke der Haube allein auch die Stärke der Protuberanz beurteilen kann. Ferner findet man zuweilen schief aufgesetzte Hauben, obwohl die Protuberanz symmetrisch entwickelt ist. Man kann in solchen ' Fällen feststellen, daß die Haubenpartie sich ebensoweit erstreckt als unter der Haut die Verzweigungen dieser abnormen aus der Schädelkapsel hervorbrechenden Blutgefäße zu verfolgen sind. Nebenbei bemerkt handelt es sich bei diesen Gefäßen nicht um vergrößerte Emissarien, als welche v. HANSEMANN sie deutete. Die Emissarien sind ja Abflußgänge der venösen Hirnsinus; diese Gefäße aber sind Zweige von Hirnarterien, die im übrigen unter der Dura mater verlaufen. Nun könnte es sich andererseits bei der Haube aber auch um eine Varlation des Keimplasmas handeln, wie wir eine solche wohl als Ursache anzunehmen haben für die abnorm starke Entwicklung der Kehl- und Wangenfedern bei einigen Hühnerrassen. Sehen wir uns aber bei solchen Tieren diese letztgenannten Hautpartien an, so finden wir dort nicht die Spur eines abnormen Gefäßreich- tums. Meiner Ansicht nach spricht dieser verschiedene Befund bei beiden äußerlich gleichartig erscheinenden Eigenschaften (Haube einerseits, Bart andrerseits) dafür, daß in beiden Fällen verschiedene Faktoren wirksam sind. Warum sollte man sich auch dagegen sträuben anzunehmen, daß überreiche Ernährung überreiches Wachstum nach sich ziehen könne. Soviel ich sehe, liegen sogar von pathologischer Seite Beobachtungen vor, die dafür sprechen. BORST sagt in ASCHOFFS Lehrbuch der Pathologie!) (I. pag. 442): „Durch andauernde Hyperämie können Wachstumserscheinungen an „ruhenden“* Geweben hervorgerufen werden. Noch deutlicher 1) ASCHOFF, Pathologische Anatomie. Jena 1909. S4 OLGA KUTTNER: zeigt sich die Wirkung der Hyperämie an bereits wuchernden Ge- weben.“ Da die Haubenentwicklung schon in die Embryonalzeit fällt, wo die Gewebe ja nicht einmal ruhen sondern bereits im Wachsen begriffen sind, wäre der von mir aufgestellte Kausal- zusammenhang vielleicht doch nicht so ganz von der Hand zu weisen.. Immerhin muß ich das hypothetische meiner Ansicht für (diesen Punkt zugeben. Eine Entscheidung der Frage könnte viel- leicht durch Transplantationsversuche herbeigeführt werden. Wenn die Haubenpartie auf eine andere kurzfiedrige Hautpartie desselben Individuums überpflanzt, dennoch nach gutem Einheilen bei der. nächsten Mauser dieselbe starke Federentwicklung aufwiese, so würde das für die Auffassung der Haube als einer Keimesvariation sprechen. Erklärung zu Tafel IH. Fig. 1—4. Seitliche Ansichten von Hühnerschädeln: Fig. 1. Normales Huhn, Fig. 2, Huhn mit sehr kleiner Haube, Fig. 3. Huhn mit Halbhaube, Fig. 4. Vollhaubenhuhn. Fig. 5—3 Dieselben Schädel sagittal durchsägt: Fig. 5. Normales Huhn, Fig. 6. Huhn mit sehr kleiner Haube. Fig. 7. Vollhaubenhuhn, Fig. 8 Huhn mit Halbhaube. Fig. 9—11. Gehirne von Hühnaern: Fig. 9. Vom normalen Huhn, Fig. 10. Von einem Halbhaubenhuhn, Fig. 11. Von einem Vollhaubenhuhn. Fig. 12—15. Transversalschnitte durch Hühnerköpfe: Fig. 12. Gewöhnliches Küken (ca. 6 Wochen alt), Fig. 13. Gleichaltriges Holländerküken, Fig. 14. Seidenhuhn (erwachsen), Fig. 15. Normales Huhn (erwachsen). Fig. 16 und 17. Frontalschnitte durch Hühnerköpfe: Fig. 16. Seidenhuhn (erwachsen), Fig. 17. Normales Huhn (erwachsen). Der Stern * weist auf die Lumina der Lateralventrikel hin. ‚Mitteilungen über marine Cladoceren. Von OLGA KUTTNER. Während meines Aufenthaltes an der biologischen Station n Bergen im Sommer 1910 benutzte ich die Gelegenheit, die marinen Öladoceren eingehend zu studieren. Über Süßwassereladoceren sind ja ın den letzten Jahren eine ganze Reihe von Arbeiten erschienen, die vi die Biologie dieser Gruppe behandelten; die marinen Formen sind n % D-4n Fr PT 5 . Mitteilungen über marine Oladoceren. s5 dieser Beziehung sehr vernachlässigt: worden; seit der schönen, Polyphemidenmonographie von CLAUS?), in der sich auch biologische Mitteilungen finden, sind die Cladoceren des Meeres nur noch fau- nistisch und tiergeographisch bearbeitet worden. Daher kommt es, daß gewisse Eigentümlichkeiten, durch die sie sich auszeichnen, bis jetzt unbekannt geblieben sind, ‘oder, soweit sie von den älteren Beobachtern schon erwähnt werden, doch noch nicht eingehend ge- nug untersucht worden sind. Die Resultate meiner eigenen Unter- suchungen beabsichtige ich demnächst an anderer Stelle ausführlich zu veröffentlichen; hier möchte ich nur einige Beobachtungen, die mir von allgemeinerem Interesse zu sein scheinen, als vorläufige Mitteilungen bekannt geben. Zuvor aber ist es mir eine angenehme Pflicht, Herrn Dr. APPELLÖF, der zur Zeit meines dortigen Aufent- haltes die biologische Station leitete, für die freundliche Aufnahme, die ich dort gefunden habe und für die Unterstützung, die er meiner Arbeit in liebenswürdigster Weise durch Rat und Tat zu Teil wer- den ließ, auch an dieser Stelle herzlich zu danken. Meine Untersuchungen machte ich an Zvadne Nordmannı Lov. und Podon Leuckarti G. ©. SARS, die beide zur Familie der Polyphe- miden gehören. Beide Species waren stets in großen Mengen vor- handen und zwar im Mai ausschließlich, im Juni vorwiegend in parthenogenetischer Fortpflanzung begriffen. I. Pädogenese bei Evadne und Podon. Wenn man in einem Planktonfang die massenhaft darin herum- schwimmenden Individuen von Evadne und Podon untersucht, so fällt einem bald auf, daß man niemals Weibchen mit leerem Brut- raum findet; selbst die Kleinsten von ihnen haben stets schon Eier oder Embryonen im Brutraum. Bei der außerordentlich durchsich- tigen Evadne ist der Grund hierfür leicht an lebenden Weibchen mit reiferen Embryonen zu erkennen; schon die älteren Beobachter, LovEn?), P. E. MÜLLER?) und CLAus®) haben gesehen, daß die Embryonen, ehe sie geboren werden, in ihrem eigenen Brutraum bereits Eier oder Furchungsstadien tragen. Merkwürdigerweise wurde aber bisher diese interessante Tatsache nicht näher unter- sucht; die kurzen Bemerkungen darüber bei den drei genannten 1) CLaus, Zur Kenntnis des Baues und der Organisation der Polyphemiden. Denkschr. d. Kais. Akad. d. Wissensch. Math.-nat. Classe, Bd. 37. Wien 1877. ?) LovEn, Evadne Nordmanni, ein bisher unbekanntes Entomostrakon. Arch. f. Naturgesch. 4. Jahrg. 1838. °) P. E. MÜLLER, Bidrag til Cladocerernes Fortplantningshistorie. Natur- hist, Tidskrift, III. Raekke 5. Bd. Kjöbenhavn 1868. *) CLAUS, 1. c, 86 OLGA KUTTNER: ‚Autoren scheinen auch der Aufmerksamkeit späterer Forscher ent- sangen zu Sein; denn in den zoologischen Werken allgemeineren Inhalts, in denen von Pädogenese die Rede ist, wird die Kvadne nirgends erwähnt, obwohl sie meines Wissens unter den Crustaceen den einzigen bisher bekannten Fall von Pädogenese darstellt. Untersucht man trächtige Weibchen von Zvadne auf Schnitt- präparaten, so stellt sich heraus, daß die pädogenetische Fort- pflanzung nicht etwa ein ausnahmsweises Verhalten einzelner Indi- viduen ist, sondern daß sie sich in ganz gleicher Weise bei allen abspielt. Dabei hat man für das relative Alter der Embryonen ein ganz brauchbares Kriterium in der Ausbildung des Augenpig- mentes; um das absolute Alter festzustellen, wäre es erforderlich, isolierte Tiere mehrere Tage hindurch am Leben zu erhalten, was mir leider nicht geglückt ist. Das Augenpigment erscheint zuerst als hellbraune Masse; diese wird, vom inneren Teil des Pigment- kegels nach außen fortschreitend, allmählich leuchtend grün und schließ- lich, kurz ehe die Jungen geboren werden, schwarz. Wenn noch kein Augenpigment vorhanden ist, so sieht man die Ovarien der Em- bryonen zu beiden Seiten des Darmes liegen (Fig. 1); die Eizellen enthalten große, bläschenförmige Kerne, die fast ganz von einem großen Nucleolus ausgefüllt werden. Von einer Anordnung der Eizellen in Keimgruppen ist weder auf diesem noch auf einem späteren Stadium etwas zu sehen; sämtliche Eizellen machen die gleiche Entwicklung durch, so daß es mir sicher scheint, daß jedes Ei nur aus einer einzigen Eizelle entsteht. Der Brutraum der Embryonen, der, wie P. E. MÜLLER!) nachgewiesen hat, bei den Polyphemiden nicht durch Ausstülpung einer Schalenduplikatur wie bei den Daphniden sondern «durch Einstülpung des Ektoderms ent- Fig. 1: Schnitt durch einen Embryo von Evadne Nordmanni. a Darm; b Bauchmark; c Ovar; d Brutraum. ') P. E. MÜLLER, Danmarks Cladocera. Naturhist. Tidskrift, III. Raekke 2 5. Bd. Kjöbenhavn 1868. | ü Mitteilungen über marine Cladoceren. 87 steht, ist auf dem erwähnten Stadium bereits vorhanden, bildet aber nur einen schmalen, spaltförmigen Raum dorsal vom Darm. Sobald die ersten Spuren des Augenpigmentes sich zeigen, findet die Reifung der Eier statt; dieses Stadium scheint sehr rasch vorüber zu gehen, denn unter mehr als S0 Weibchen von Zvadne, die ich auf Schnittserien untersucht habe, findet sich nur ein ein- ziges, bei dessen Embryonen die Eier in der Richtungskörper- bildung begriffen sind. Die Reifungsspindeln sind außerordentlich klein und zeigen die tönnchenförmige Gestalt, wie sie von KÜHN!) für die Richtungsspindeln von Daphnia pulex und Polyphemus pedieulus beschrieben worden ist. In welcher Weise die Richtungs- spindeln aus dem Eikern entstehen, kann ich nieht angeben, da mir die Zwischenstadien nicht zu Gesicht gekommen sind. Fig. 2: Längsschnitt durch einen älteren Embryo von Eradne Nordmanni. a Auge; b Ganglion opticum; c Gehirn; d Nackenorgan; e Darm; f Brutraum; g Blastulae. Die Eier treten nach der Reifungsteilung in den Brutraum über, wo ihre Kerne sehr rasch beginnen sich zu teilen, ohne daß gleichzeitig eine Zellteilung erfolgt. Die Kerne ordnen sich in der Peripherie des Eies an, worauf dieses sich in eine der Zahl der Kerne entsprechende Zahl von Blastomeren teil. Da die Eier fast keinen Dotter enthalten, ist die Furchung total und äqual (Fig. 2). Wenn die Jungen geboren werden, so ist die Entwick- ®) Küns, Die Entwicklung der Keimzellen in den parthenogenetischen Ge- nerationen der Cladoceren. Arch, f. Zellforschung, 1. Bd. 1908. 38 OLGA KUTTNER: lung der Blastulae noch etwas weiter fortgeschritten (Fig. 3); sie enthalten eine große Furchungshöhle, und ihre Wandung besteht aus zahlreichen Zellen, bei denen sich bereits eine Differenzierung zeigt, insofern einige Zellen an Größe, auch an Größe ihrer Kerne, die übrigen übertreffen. Fig. 3: Teil eines Schnittes durch einen Embryo von Evadne Nordmanni kurz vor der Geburt. a Darm; b Brutraum; c Blastulae. Bei Podon ist wegen der viel geringeren Durchsichtigkeit der Schale am lebenden Tier von den Embryonen im Brutraum nicht viel zu erkennen, und irgendwelche Einzelheiten lassen sich an ihnen überhaupt nicht wahrnehmen. Jedoch legt die Tatsache, daß man auch von dieser Art niemals Weibchen mit leerem Brutraum antrifft, die Vermutung nahe, daß ihre Embryonen ein ähnliches Verhalten zeigen wie die von Zvadne. Für die Untersuchung dieser Frage ist man hier natürlich lediglich auf Schnittpräparate ange- wiesen; doch auch für die Anfertigung geeigneter Präparate befindet man sich hier in einer ungünstigeren Lage als bei Kvadne. Konnte man bei dieser am lebenden Tier die verschiedenen Entwicklungsstadien der Jungen nach der Beschaffenheit ihres Augenpigmentes unter- scheiden, so nützt einem dieses Hilfsmittel bei Podon nur sehr un- vollkommen. Zu einer gewissen Zeit wird zwar auch hier das Pigment gebildet, das als rötlich-braune Flecken durch die Schale des Muttertieres hindurchschimmert; doch es behält diese helle Farbe unverändert bis zur Geburt der Jungen. Die neugeborenen Podon behalten diese hell rotbraunen Augen noch eine Zeit lang; erst dann werden die Augen allmählich schwarz. Da man andere Merkmale für das relative Alter der Embryonen erst recht nicht wahrnehmen kann, so hält es viel schwerer, für Podon eine lücken- lose Aufeinanderfolge der verschiedenen Stadien zu erhalten. Immerhin ist es mir gelungen, auch für Podon das Bestehen der Pädogenese nachzuweisen: die Blastulae sind aber, wenn die Jungen geboren werden, noch nicht ganz so weit entwickelt wie bei Evadne; sie bestehen noch aus einer geringeren Anzahl gleieher Zellen und enthalten noch kein Blastocoel. Ba u irn " . een een A A u at Zu u . u a | | | | P4 Mitteilungen über marine Cladoceren. 89 II. Geburt und Häutung. Bei den Polyphemiden bildet der Brutraum einen völlig abge- schlossenen Raum, der mit der Außenwelt in keiner Verbindung steht. Daher kann auch bei ihnen die Geburt der Jungen nicht in der einfachen Weise vor sich gehen, wie sie bei den Daphniden geschieht, bei denen das Weibchen durch Abwärtsbewegung des Postabdomens zwischen diesem und der Schalenduplikatur eine Öffnung frei werden läßt, durch die die Jungen aus dem Brutraum herausgelangen. Der einzige, der den etwas komplizierten Vorgang der Geburt bei Evadne bis jetzt beobachtet oder wenigstens be- schrieben hat, ist LovEn!); CLAus?) erzählt dagegen ausdrücklich, daß es ihm leider nicht gelungen ist, den Geburtsakt zu sehen, und er verweist auf die Beschreibung desselben bei LOvVEn. Wenn man auch immer wieder darüber staunen muß, was die alten Forscher trotz ihrer unvollkommenen Hilfsmittel schon alles ge- sehen haben, so ist es ja eben deshalb nicht verwunderlich, daß ihre Beobachtungen nicht immer in allen Einzelheiten richtig waren. Da auch LovEns Beschreibung des Geburtsaktes einzelne Unrichtig- keiten enthält, so will ich hier meine eigenen Beobachtungen Fig. 4: Weibchen von Evadne Nord- manni. a Auge; b Gehirn, c Nacken- organ; d Antennenmuskeln; e Herz; f blasenförmiges Organ; g Brutsack: h Ovar; i Darm. Fig. 5: Beginnende Ablösung des Epithels von der Schale. a. Schalenepithel; b vordere Wand des Brustsacks. 1) Loven, 1. c. 2) CLaus, |. c. 90 OLGA KUTTNER: darüber mitteilen. Es ist mir mehrmals geglückt, diesen Vorgang, der an die Geduld des Beobachters ziemliche Anforderungen stellt, da er mehrere Stunden dauert, in allen seinen Phasen zu verfolgen. Man beginnt die Beobachtung zweckmäßig mit dem Stadium, das Fig. 4 zeigt. Die Embryonen liegen in dem rings geschlossenen Brutsack, dessen untere Wand dem Darm, und dessen hintere Wand dem Epithel der Schale dicht anliegt, während seine vordere und seitliche Wandung sich der Form der Jungen anschmiegt und so zwischen sich und dem Schalenepithel einen leeren Raum frei läßt, in dem das Herz und das paarige „blasenförmige Organ“ (LOVEN) liegen. Nun löst sich zunächst langsam das Epithel am oberen Teil der Schale ab (Fig. 5), um sich dann ziemlich rasch bis etwa zur Hälfte der Schale zurückzuziehen. Dabei wird an der Stelle, an der die Brutsackwand mit dem Schalenepithel zusammenhängt, eine Öffnung sichtbar, durch die bereits ein Teil der Embryonen aus dem Brutsack heraus in den Raum unmittelbar unter der Schale gelangt (Fig. 6). Nun beginnt der Brutsack selbst rhyth- mische kontraktile Bewegungen auszuführen, namentlich mit seiner vorderen Wandung, wodurch die Jungen aus ihm herausgepreßt werden, während er sich mehr und mehr zusammenzieht. Nachdem die Jungen den Brutsack verlassen haben, schließt sich auch die Öffnung an der Übergangsstelle von Brutsackwand und Schalen- epithel wieder. Nun treten nach und nach erst aus dem einen, 7 Mon nn Ta Va) m] 4 N IulN N j) ’ RN ja } Im ML N; N Ulih Fig. 6: Austritt der Jungen aus dem Fig. 7: Neue Eier gelangen In den Brutraum. a Schalenepithel; b vordere Brutraum. Wand des Brutsacks. a Schalenepithel; b Brutraum. Mitteilungen über marine Cladoceren. 91 dann aus dem andern Ovar neue Eier in den ganz zusammen- gefallenen Brutsack (Fig. 7), die sich bereits zu furchen beginnen, während die Jungen noch von der Schale der Mutter umschlossen sind. An ihnen macht sich nun auch eine Veränderung bemerkbar; ihre eigene Schale, die bis dahin rund gewölbt war, aber schon auf ihrer Wölbung konzentrische Falten zeigte, dehnt sich mit einem plötzlichen Ruck aus, so dab sie die für die Gattung typische hohe, spitze Form erhält (Fig. 5); gleichzeitig beginnt auch die von dem Epithel der Mutter inzwischen neugebildete Schale, sich auszudehnen, so daß nun der Raum für die Jungen recht eng wird. Sie werden ziemlich fest gegen die alte Schale der Mutter gepreßt, bis diese schließlich einreißt. Von der oberen Schalenspitze bis über den Kopf herunter scheint in der Medianlinie eine Naht zu verlaufen, da in diesem Stück die Rißstelle vollkommen glatte Ränder zeigt, während sie im hinteren Teil der Schale ganz un- regelmäßig ist. Nachdem so die Jungen frei geworden sind, schwimmt die Mutter noch ein paar Minuten mit den Fetzen ihrer Fig. 9: Evadne Nordmanni unmittelbar Fig. 8. nach der Häutung. alten Schale herum; dann wird die ganze Haut abgestreift. Die neue hückenschale hat zunächst noch ein etwas eingedrücktes Profil (Fig. 9); die faltige Streifung am oberen Teil läßt darauf schließen, daß die neue Haut noch weich ist und erst allmählich ihre defini- tive Form erhält. Alle diese Beobachtungen lassen sich natürlich nur an einem so durchsichtigen Tier wie der Evadne anstellen; für Podon kann 24 u > NR | ne Di ae . F A 2 » 92 OLGA KUTTNER: Mitteilungen über marine Cladoceren. ich nur angeben, daß ich an Schnitten konstatiert habe, daß auch hier schon neue Eier in den flach zusammengepreßten Brutsack treten, während die Jungen zwar außerhalb desselben, aber noch von der Schale der Mutter umschlossen liegen. Danach kann man wohl annehmen, daß sich im Wesentlichen der Geburtsvorgang bei Podon ebenso abspielt wie bei Zvadne. III. Bemerkungen zur Dauereibildung. Die ersten Männchen und die ersten Weibehen mit Danereiern traten sowohl von Evadne wie von Podon Anfang Juni auf; den sanzen Juni hindurch fand ich von beiden Arten Greschlechtstiere regelmäßig, aber immer nur in ganz geringer Anzahl. Über die Dauereibildung selbst ist nicht viel zu sagen; es wird immer nur ein Dauerei auf einmal gebildet, das schon im Ovar durch seine Größe und den dunkelbraunen Dotter zu erkennen ist. An seiner Bildung sind außer der eigentlichen Eizelle noch drei Abortivzellen beteiligt. Weibchen mit einem Dauerei im Ovar sind die einzigen, die ich jemals mit leerem Brutraum angetroffen habe. Bei den Sexualweibcehen von Eradne besteht das Epithel des Brutraums, im Gegensatz zu dem der parthenogenetischen Weibchen, aus dicken kubischen Zellen, die, wie man auf Schnitten sehen Fig. 10: Evadne Nordmanni mit Dauerei. Fig 11: Podon Leuckarti mit Dauerei. a Schalenöffnung. a Nackenorgan; b Herz; ce Schalenöffnung. kann, zahlreiche Chitintropfen enthalten. Nachdem das Ei in den Brutraum übergetreten ist, zieht sich dessen Wandung in rhyth- mischen Bewegungen zusammen, bis sie das Ei allseitig fest um- schließt; dabei werden die Chitintropfen aus den Zellen herausge- # » er KEM, R STOBBE: Ueber das abduminale Sinnesorgan u. über den Gehörsinn usw. 93 preßt und bilden eine ziemlich dicke Schale um das Ei. Auch bei dien Sexualweibchen von Podon besteht die Brutsackwand aus außerordentlich dieken Zellen; ich habe aber in ihnen keine Chitin- tropfen gefunden. An der Stelle, wo der Brutsack mit dem Schalenepithel zu- | Sammenhängt, zeigen sowohl Evadne (Fig. 10) wie Podon (Fig. 11) eine Öffnung in der Schale, die bei Evadne durch eine trichter- förmige Einsenkung, bei Podon durch einen wulstigen Rand be- zeichnet wird. Diese Öffnung, die sich niemals bei parthenogene- tischen Weibchen findet, dient höchstwahrscheinlich als Begattungs- öffnung; diese Vermutung wird noch dadurch bestärkt, daß ich ein- mal bei einer Evadne in (dieser Öffnung ein kleines Körperchen hängen sah, das ich für ein Spermatozoon hielt. Die Begattung selbst habe ich leider nicht beobachten können. Es scheint mir aber von Bedeutung zu sein, daß bei Zvadne und bei Podon die Sexualweibchen von den parthenogenetischen sich anatomisch unterscheiden (1. durch die Beschaffenheit des Brutsackepithels, 2. durch die Schalenöffnung), so daß hier die Annahme ganz unmöglich ist, daß an und für sich par- thenogenetische Weibchen durch äußere Faktoren, wie niedrige Temperatur oder schlechte Ernährung zur Daner- eibildung veranlaßt werden; sondern durch die anato- mische Verschiedenheit dokumentieren sie sich als von Geburt an zur Dauereibildung gezwungene Sexual- weibchen. Ueber das abdominale Sinnesorgan und über den Ge- hörsinn der Lepidopteren mit besonderer Berücksichti- gung der Noctuiden. Von RUDOLF STOBBE. (Aus dem zoologischen Institut der Universität Berlin.) Hierzu Tafel IV und V. Angerest durch die Arbeit von Prof. DEEGENER (Zoologische Jahrbücher, Abt. f. Anat. und Ontog. XXVII 1909 p. 631--650) habe ich die Sinnesorgane an der Basis des Abdomens bei einer EEE VERLEEDLE EHEEEWENTE t größeren Zahl von Schmetterlingen — meist Noctuiden — ver- A gleichend untersucht und möchte daraufhin hier einige Ergänzungen « F zu DEEGENERS Arbeit mitteilen; dieselben beziehen sich besonders auf die äußere Morphologie, weniger auf die Histologie des Or- gans. Außerdem habe ich mich bemüht durch Experimente die Funktion des Organs festzustellen; über meine diesbezüglichen Re- 2;* 94 RuUDOLF STOBBE! sultate, die positive Schlüsse leider noch nicht zulassen, werde en am Schlusse dieser Arbeit berichten. Vorausschicken will ich noch einige Nachträge betreffend die Literatur. | 1, SWINTON, A. H (On an organ of hearing in insects, with special reference to the Zepidoptera. — The Entomologists Monthly Magazine XIV, London 1877 p. 121 ff.) gibt eine Beschreibung der äußeren Morphologie des Organs mit besonderer Berücksichtigung von Aylophasıa polyodon, Catocala nupta, Plusia gamma und weist schon auf die großen Verschiedenheiten, speziell im Bau des hin- teren dorsalen Wulstes hin. Er spricht das Organ mit großer Be- stimmtheit für ein Greehörorgan an. 2. SWINTON (The family Tree of Moth and Butterflies traced in their organs of Sense. — Societas entomologica XXIII 1908 p. 124/5) erwähnt auch in dieser zweiten Arbeit die wohlent- wickelten Ohren am Abdomen der Noctuiden und vergleicht sie mit den .Gehörorganen der Acridier. 3. MInoT, CH. S. (U. S. Dept. Agr. fourth Report U. S. Ent. Comm. by Charles V. Riley, Washington 1835; Chapter V. Ana- tomy of Aletia argellacea) gibt gleichfalls eine anatomische Be- schreibung des Organs unter Hinweis auf SWINTON. 4. MınoT (Comparative Morphology of the Ear, fourth artiele. — American Journ. Otology IV 1882, 59— 168); diese Arbeit, auf die MınoT in seiner späteren Beschreibung Bezug nimmt, war mir nicht zugänglich. 5. JORDAN, K: (Note on a peculiar secondary sexual character found among Geometridae at the sensory organ situated at the base of the abdomen. — Nov. Zool. XII 1905 p. 506—8) stellte das Organ am ersten Abdominalsegment wie bei den Noctuiden auch bei Hypsiden, Arctiiden, Syntomiden, Agaristiden fest, wäh- rend es am zweiten Segment bei Greometriden, Uraniiden und Py- raliden vorkommt. | 6. SHARP (Cambridge Natural History Insekts II p. 419) bildet die Höhlungen am Abdomen einer Uraniide ab, die er für Sinnes- organe hält. | Zur Anatomie des Organs. | Ich habe nur solche Arten näher untersucht, von denen mir gut konserviertes Material zur Verfügung stand, doch war es meist auch bei trockenen Stücken möglich zu entscheiden, zu welchem Typus das Organ der betreffenden Art gestellt werden kann. Das Organ von Pseudophia lunarıs (Fig. 1) repräsentiert nieht die häufigste Form, weicht aber nur so wenig von derselben ab, GE A Er > de ne a > > 22.22, Ueber das abdominale Sinnesorgan u. über den Gehörsinn der Lepidopteren. 95 daß es genügen wird im Anschluß an die Beschreibung DEEGENERS die Unterschiede hervorzuheben. Aus einer sehr großen Zahl von Gattungen, bei denen das Organ in fast genau der gleichen Weise — abgesehen von relativen Größenunterschieden — gebaut ist, wähle ich Leucania (Fig. 2) als typischen Vertreter und werde die anders geformten Organe nach Möglichkeit von diesem Leucamıa- Typus abzuleiten suchen. Der dorsale der beiden das Organ kau- dalwärts begrenzenden Wülste ist der Teil, dessen mannigfache Umbildungen in erster Linie die großen Verschiedenheiten in der Gestalt des ganzen Organs verursachen. Nur sehr selten ragt dieser Wulst distad so wenig hervor und zeigt so stumpfe Kanten wie bei Pseudophia (so z. B. bei Cucullia); in den weitaus meisten Fällen wächst er zu einer Klappe aus, deren ziemlich schmale Kante distad und gleichzeitig meist rostrad vorgezogen erscheint, wie es für den gewöhnlichsten Typus Fig. 2 (Leucania l-album) zeigt. Das Stigma (St.) des ersten Abdominal- segments liegt dann proximal zur Basis dieser Klappe (Fig. 5, 6, 12 und Textfig. 1). Vielfach (z. B. Seoliopteryx libatrix, Fig. 4) wölbt die Klappe sich stärker nach außen und dehnt sich gleich- zeitig ventrad weiter aus, wobei aber ihre kaudale (basale) Kante in ganzer Ausdehnung fest mit der Körperwand in Zusammenhang bleibt. Bisweilen (Amphipyra pyramidea, Fig. 5) ist der apikale (rostrale) Rand der Klappe etwas aufgebogen, so daß er genau distad oder auch etwas kaudad gerichtet ist. Die größten Ab- weichungen finden sich da, wo nur der dorsale Teil des Wulstes sich verlängert, so daß eine verhältnismäßig schmale und dabei weitvorspringende Klappe entsteht, die dann etwa in der kaudalen dorsalen Ecke des Organs entspringt und von dort in schräger Richtung, nämlich rostral- und ventralwärts, sich über die darunter mehr oder weniger verborgene Höhlung vorwölbt. Bei Catocala (Fig. 7, Textfig. 1) (auch bei Erebus und wahr- scheinlich noch einigen anderen nahestehenden Exoten) ist diese vorspringende Partei dick wulstartig, stark von der Körperoberfläche abstehend. Sehr interessant ist der histologische Bau dieses Klappenwulstes (Textfig. 2); die Zellen seiner Matrix sind überall sehr stark entwickelt, deutlich gegeneinander abgegrenzt, mit großem Kern. Einzelne von ihnen — an einigen Stellen isoliert, an anderen Stellen in größerer Zahl nahe bei einander stehend — übertreffen die zwischenliegenden beträchtlich an Größe; sie sind kurz flaschen- oder kugelförmig; ein deutlich fibrillärer Strang zieht sich etwas vom Mittelpunkt der Zelle bis zur Wurzel der zuge- hörigen Schuppe hin. Das Sinnesorgan scheint hier bei den Cato- 96 RUDOLF STOBBE: DV calen viel höher differenziert zu sein als bei Pseudophia, es ist mir aber leider noch nicht gelungen Ganglienzellen oder Nerven mit Sicherheit festzustellen. dors. med. ventr. Textfigur 1: Catocala fraxini, Organ schräg von vorn und innen, (St.-Stigma.) Textfigur 2: Catocala frasxini, Querschnitt durch den Klappenwulst. Ganz anders ist der dorsale Vorsprung des Wulstes bei den Plusien (Fig. 8—10) gebaut; er bildet hier eine sehr dünne Platte, die der Körperwand fast parallel anliegt. Auch der histologische Bau ist ein ganz anderer als bei Catocala, das Epiderm ist durch- aus nicht besonders stark entwickelt, sondern tritt im Gegenteil fast ganz zurück. Die Platte umschließt einen sehr engen Hohl- raum, der mit Blutflüssigkeit angefüllt ist; Muskeln fehlen darin vollständig, dagegen ragen Tracheen und Fettkörper oft weit n ihn hinein. Es gelang mir einige Übergangsformen zu der so stark abweichenden von DEEGENER beschriebenen Plusia gamma aufzufinden. Bei Pl. moneta (Fig. 8) ist die Platte am kürzesten, auch ist sie bei dieser Art an der festsitzenden Basis ziemlich breit und verschmälert sich nach der Spitze hin; länger und & a Ueber das abdominale Sinnesorgan u. über den Gehörsinn der Lepidopteren. 97 der Basis schmäler als bei Pl. moneta fand ich die Platte hei Pl. chrysitis; bei Pl. gutta (Fig. 9) ist sie verhältnismäßig noch länger und an der Basis kaum verbreitert, so daß die beiden Längskanten einander fast parallei sind; die Spitze ist halbkreis- förmig abgerundet. Bei Plusıa gamma (Fig. 10) endlich ist die Platte an der Basis sogar etwas schmäler als kurz vor der Spitze, so daß diese Art wohl als die am meisten abweichende zu be- trachten ist. Wir sehen also, dab in der Tat die Platte der Plusia gamma sich, wie DEEGENER schon vermutete, auf den dorsalen Wulst der Pseudophia hmaris zurückführen läßt. Übrigens besitzen auch die Arten der Plusia sehr nahe stehenden Gattung Abrostola eine Platte ähnlich Plusia chrysitis oder gutta, dagegen dürfte sie bei anderen (sruppen wohl nicht vorkommen. Bei Agrotıs (Fig. 11 u. 12) ist zwar auch der dorsale Wulst zu einer dünnen Platte ausgezogen, diese unterscheidet sich aber sehr wesentlich von der Plusienplatte teils durch ihre Form, teils durch ihre Cutieularanhänge. Bei Agrotis pronuba, ypsilon, c-nigrum und anderen ist die Platte an der Basis ziemlich breit, nach der Spitze zu stark verschmälert, so daß sie die Form eines Dreiecks annimmt, dessen längste schräg rostrad und ventrad verlaufende Seite mit den beiden anderen Seiten spitze Winkel bildet, während der dritte die ventrale kaudale Ecke des Dreiecks bildende Winkel ein stumpfer, meist fast ein rechter ist. Das apikale Drittel der Platte ist etwas ventralwärts gekrümmt; bei einigen anderen Arten, die ich leider nur in getrocknetem Zustande untersuchen konnte (janthina, fimbria, baja z. B.) scheint diese Krümmung viel stärker zu sein. Bemerkenswert ist auch, daß die Platte innen nicht kon- kav ist, wie bei den Plusien, sondern, wenn auch nur wenig, kon- vex (ebenso wie auf der Außenseite), sodaß der zwischenliegende Hohlraum weniger eng ist. Die Platte ist an ihrer ganzen Ober- fläche, ähnlich wie die der Plusien mit kleinen rundlichen Schuppen bekleidet. Außerdem trägt sie aber an den Kanten eine Anzahl langer dünner Haare, die in ziemlich weiten Abständen von ein- ander wurzeln und ringsherum fast senkrecht von den Kanten ab- stehen (Fig. 12). Diese eigentümlichen Haare habe ich in keiner anderen Gattung wiedergefunden. Wahrscheinlich ist dieses Organ der Gattung Agrotis auf das von Catocala zurückzuführen; in dieser Grattung weicht nämlich die eine Art, ©. promissa, sehr erheblich von allen Gattungsgenossen ab, insofern sich bei ihr eine durchaus spitz vorgezogene lange Klappe findet, die außerordentlich an Agrotis erinnert. Leider habe ich auch von diesem interessanten Objekt 98 RuDOLF STOBBE: AA nur getrocknetes Material untersuchen können; ich habe aber bei einer sehr großen Zahl von Individuen (das ganze Material des Zoologischen Instituts wie des Museums für Naturkunde stand mir zur Verfügung) stets dieselbe Form des Klappenwulstes vorgefunden, und andererseits zeigte keine einzige andere Art diese abweichenden Verhältnisse, obwohl ich außer einer großen Individuenzahl sämt- licher deutschen ungefähr dreißig exotische Arten daraufhin unter- sucht habe; daher ist wohl nicht anzunehmen, daß hier eine durch Schrumpfungen des Organs verursachte Täuschung vorliegt, son- dern Catocala promissa kann als Übergangsform zu Agrotis ange- sehen werden. Wahrscheinlich stehen auch manche Arten der Gattung Agrotis dem Catocalentypus und besonders ©. promissa noch viel näher hinsichtlich der Ausbildung ihres Organs als beispiels- weise pronuba, doch konnte ich das mit Sicherheit noch nicht feststellen. Das Organ der Arctiiden dürfte auf einen Typus zurückgehen, welcher Scoliopteryx hbatrix nahesteht; denken wir uns den Klappen- wulst von Seoliopteryx, besonders seine dorsale Hälfte rostrad weiter vorgezogen und vor allem erheblich stärker gewölbt, so er- halten wir das Organ von Arctia caja; bei vielen anderen Arten ist auch der ventrale Teil der Klappe nach vorn weiter ausgedehnt und ihre Wölbung ist noch stärker, so daß sie etwa die Form einer innen hohlen Halbkugel annimmt, welche die sehr geräumige, proximal zu ihr gelegene Höhle fast ganz überragt. Hierher ge- hören die Gattungen Callimorpha, Diaerisia und andere. Sehr ähnlich ist auch das Organ bei Toxocampa und verwandten Gat- tungen (Domolocha, Hypaena) und auch bei Drephos. Ferner sind hier wohl die Cocytiden anzureihen und, soweit ich aus der Untersuchung trockenen Materials und der Beschreibung JORDANS ersehen kann, auch die Agaristiden, bei denen die Höhlungen mediad so stark erweitert sind, daß sie in der Medianebene des Körpers zusammenstoßen und hier nur durch eine dünne vom Tergum des ersten Segments ausgehende Membran von einander getrennt werden. Erwähnt sei noch, daß das Organ bei manchen Noctuiden sehr wenig entwickelt ist; so scheint es bei allen Acronietinen sehr - klein zu sein und bei Erastria unca und deceptoria ist es ganz rudimentär: die Wülste fehlen und das Stigma liegt frei; bei Erastrıa fasciana ist der dorsale Wulst angedeutet, es handelt sich augenscheinlich um ein sekundäres Zurücktreten des Organs. Er. Das Organ ist also bei allen Noctuiden und auch bei Agaris- tiden und Brephiden, trotz großer Verschiedenheiten im einzelnen, Ueber das abdominale Sinnesorgan u. über den Gehörsinn der Lepidopteren. 017) nach demselben Prinzip gebaut: die kaudal und dorsal zum Stigma gelegenen Partien des ersten Segments treten mehr oder weniger wulst- oder klappenartig hervor und strecken sich in rostraler Riech- tung, so daß die dadurch entstandene Höhle am rostralen und ven- tralen Rande offen, am kaudalen und dorsalen Rande aber ge- schlossen ist. Bei anderen Lepidopteren finden sich nun aber in ähnlicher dors. Th vr — St. ventr. Textfigur 3: Cymatophoridenorgan; Schema. (St.-Stigma, I-erstes, II-zweites Abdominalsegment, Th-Thorax.) Lage an der Basis des Abdomens Organe, deren Grundplan ein ganz anderer ist. und ich möchte wenigstens kurz diese Verhält- nisse andeuten. Bei den Cymatophoriden (Textfig. 5) senkt sieb am ersten Segment jederseits eine Grube von hinten nach vorm ein: dadurch wird die ventrale Vorderecke des Segments ausgehöhlt und bildet nun eine Klappe, die rostral und ventral festgewachsen, dorsal und kaudal aber frei ist. Daher wird auch das Stigma (St) hier nicht überwölbt sondern liegt völlig frei und zwar in der ven- tralen und rostralen Ecke der Klappe, also an der Stelle, wo die- selbe am festesten mit dem übrigen Körper zusammenhängt. Die dorsal die Grube begrenzende Partie des ersten Segments ist etwas wulstartig gewölbt, hebt sich aber an keiner Stelle vom Körper ab. Den kaudalen Rand der Grube bildet die Grenze zwischen dem ersten und zweiten Segment; hier ist sie ganz flach, rostral- wärts wird sie allmählich tiefer. Außer Cymatophora, Asphalıa, Habrosyna, Thyatıra dürfte auch Aylophila hierher gehören. Ich möchte darauf hinweisen, daß auch inbezug auf ein anderes Organ Hylophila prasinana mit Habrosyne derasa übereinstimmt; beide besitzen im männlichen Geschlechte Duftpinsel am Ende des Ab- domens, die große Ähnlichkeit mit denen der männlichen Danais und Euploea zu haben scheinen. 100 RUDOLF STUBBE: Bei den Geometriden hebt sich dorsal vom ersten Abdominal- stigma eine wulstige Partie hervor, die der Form und Lage nach der das Stigma ‚tragenden Klappe der Cymatophoriden entsprechen würde, es ist aber dieser Wulst vollkommen festgewachsen und das Stigma liegt nicht auf ihm, sondern ein Stückchen rostral und ventral von ihm entfernt. Ventral von dem Stigma liest eine tiefe (srube, die nicht von Wülsten umgeben ist; ich konnte sie weder mit einem Teil des Noctuidenorgans noch mit einem des Cymato- phoridenorgans in Verbindung bringen. Es scheinen weder von den Öymatophoriden noch von den Geometriden irgendwelche Übergangsformen zu den Noctuiden über- zuleiten, so dab es fraglich erscheint, ob die so verschiedenartigen Organe dieser drei — und vielleicht noch weiterer —- Gruppen überhaupt aufeinander zurückführbar sind, oder ob wir nicht viel- mehr in ihnen grundverschiedene, unabhängig von einander ent- standene Einrichtungen vor uns haben. Vielleicht würde eine Durchmusterung exotischer, bei uns nicht vertretener Familien interessante Beiträge zur Klärung dieser Fräge liefern können. Die Funktion des Organs und der Gehörsinn der Schmetterlinge. Die abdominalen Sinnesorgane der Noctuiden wurden bereits von SwINToN, unter Hinweis auf die Ähnlichkeit mit den ent- sprechenden Organen der Acridier mit größter Sicherheit als Ge- hörorgane angesprochen und auch DEEGENER hielt diese Deutung auf Grund seiner Untersuchung über den Bau des Organs für zu- lässig, hob aber auch die Notwendigkeit experimenteller Bestätigung hervor. Ich habe nun mit mehreren Eulenarten derartige Experi- mente angestellt und will die wichtigsten derselben hier besprechen. In erster Linie wurde Pseudophia lunarıs zu den Versuchen heran- gezogen, weil bei ihr durch DEEGENERS Untersuchung die Natur des Organs als Sinnesorgan bereits zweifellos festgestellt war. 1. Versuch: Ein frischgeschlüpftes Weibchen von Ps. lunarıs reagiert deutlich auf hohe, quietschende Töne und scheint auch noch zu hören, nachdem die abdominalen Organe und die Fühler mit Butter verschmiert sind. Zwei Tage später ist das Tier noch sehr munter, es vibriert dauernd mit den Flügeln und unternimmt schließlich einige Flugversuche, die allmählich gelingen, wenn auch eine gewisse Ungeschicklichkeit bestehen bleibt. Eine genauere Untersuchung ergibt, daß die Organe noch gut verschmiert sind, desgleichen die Fühler. Trotzdem erfolgt auf quietschende Töne mehrmals sehr deutliche Reaktion; dagegen reagiert das Tier auf Knallen mit den hohlen Händen absolut nicht, wohl aber wieder | | - . Ueber das abdominale Sinnesorg ea Sengesorgas w. über den Gehörsimn d über den Gehörsinn der Lepidopteren. 101 nach einer Pause von 5 Minuten auf das viel leisere Quietschen. Nach weiteren zwei Tagen sind die Organe noch vollständig verklebt. gleichwohl fliegt das Tier sehr gut und reagiert mehrmals prompt auf quietschende Töne. Schon dieser Versuch zeigt folgendes: Zunächst ist zweifellos die Fähigkeit vorhanden Schallwellen aufzunehmen; ebenso sicher liegt aber diese Fähigkeit weder in den abdominalen Sinnesorganen noch in den Fühlern. Auch dem Gleichgewichtssinne können die Abdominalorgane nicht dienen, denn sie waren so gut verklebt, daß auch diese Funktion nicht hätte in Tätigkeit bleiben können. 2. Versuch: Ein Männchen reagiert noch, nachdem beide Or- sane mehrmals gut verschmiert sind, desgleichen, nachdem auch die Fühler er und schließlich abgeschnitten sind. 3. Versuch: Ein Männchen reagiert sehr gut; auch nachdem beide Organe mit Collodium verklebt sind, sind deutliche Reak- tionen noch wahrnehmbar. 4. Versuch: Ein Tier reagiert, nachdem die Organe und der ganze Spalt zwischen Thorax und Abdomen mit Butter verschmiert sind, noch zweifellos und zwar zunächst mehrmals sehr stark, dann nicht mehr; nach einiger Zeit wieder Reaktion wahrnehmbar, wenn auch schwächer. Nach etwas längerer Pause tritt wiedor mehr- mals sehr starke Reaktion ein. Am nächsten Tage reagiert das- selbe Tier mehrmals deutlich, wenn auch nicht ausnahmslos; beide Organe sind noch gut verklebt. Diese Versuche 2—4 dürften zur Genüge die aus dem ersten Versuch gezogenen Schlüsse bestätigen. 5. Versuch: Seoliopteryx libatrix veagiert deutlich, nachdem beide Organe dick mit Butter verschmiert sind. Es wurde natürlich eine größere Anzahl von Versuchen unter- nommen, unter denen die vorstehenden als besonders charakteristisch ausgewählt wurden. Außer Pseudophia und Seohopteryx reagierten unter anderen Catocala fraxini, Xylomyges conspietllaris, Polyploca flavicornis; weniger regelmäßig aber deutlich: Naenia typica, Cyma- tophora or, Amphidasis betularius und auch Pygaera (spee?). Schon diese kleine Zusammensteilung zeigt, daß ein Gehörvermögen bei Arten ausgebildet ist, bei denen die abdominalen Sinnesorgane z. T. prinzipielle Unterschiede aufweisen; ja bei Pygaera sind sie überhaupt nicht entwickelt. Diese Tatsache weist schon darauf hin, daß wir in ihnen nicht die Gehörorgane zu suchen haben. 6. Versuch: Ein Weibchen von Pseudophia lunaris reagiert sehr stark, indem es ruckweise vorwärts springt. Es reagiert auch mehrmals zweifellos, nachdem ihm die Flügel abgeschnitten sind, 102 RUDOLF STOBBE: indem es auf einen quietschenden Ton hin vorwärts läuft. Nach einigen Stunden ist das Tier zwar sehr ermattet, zuckt aber auf (Juietschen deutlich mit den Beinen. Aus diesem Versuch geht klar hervor, daß etwa vorhandene Schall pereipierende Sinnes- organe auch auf den Flügeln nicht gesucht werden dürfen. Es fällt vielleicht auf, daß bisweilen recht rohe Eingriffe, wie Absehneiden der Fühler, Anwendung von Collodium und dergl., vorgenommen wurden. Hätten die Tiere nach solchen Eingriffen nicht mehr reagiert, so hätte man daraus allerdings nicht schließen dürfen, daß die zerstörten Körperteile der Sitz des Grehörorgans sewesen seien; wohl aber war, als die Reaktion trotz solcher Miß- handlung der Tiere nicht aufhörte, der umgekehrte Schluß durchaus zulässig. Im allgemeinen wurden die Versuche natürlich mit größt- möglichster Schonung des Tieres vorgenommen, um so möglichst normale Reaktionen zu erzielen. Deshalb wurden Collodium und andere mit Alkohol oder Äther gemischte Substanzen nach Mög- lichkeit vermieden; andererseits gleiten wasserlösliche Stoffe an dem Schmetterlingskörper ab und dringen garnicht ein, wenn sie nicht sehr dünnflüssig sind. Dagegen erwiesen sich Fette als sehr geeignet zum Verkleben der Höhlungen; leicht erwärmte Butter fließt leicht auch in enge Spalte hinein und sitzt nach dem Ab- kühlen fest genug ohne doch ganz zu erstarren und dadurch die Bewegungen des Tieres zu hindern. Ebenso muß man darauf achten, daß die Töne, die man beim Experiment verwendet, irgend- welchen für das Freileben der Falter wichtigen Naturlauten mög- lichst nahe kommen. Ich habe deshalb die sehr einfache Methode angewandt mit einem Korken auf einem etwas angefeuchteten (Hlase entlang zu streichen, wodurch ein recht hoher quietschender Ton erzeugt wird, der zweifellos dem Schrei der Fledermäuse außerordentlich ähnlich ist, besonders wenn er recht kurz und nicht zu laut ist. Auf solche Töne reagierten die meisten Tiere auch sehr prompt, viel weniger dagegen auf Klopfen, Pfeifen, Klatschen und andere Töne und Geräusche, obwohl dieselben zum Teil viel vernehmlicher waren. So reagierten auch z. B. einige meiner Versuchstiere von Catocala frasını, die ich der ihnen nach- serühmten großen Flüchtigkeit wegen zu mehrfachen Versuchen heranzog, auf das Quietschen mit dem Korken fast ausnahmslos sehr prompt, verhielten sich aber absolut teilnahmslos gegenüber einer Violine, mit deren Hilfe in ihrer unmittelbaren Nähe alle denkbaren Töne vom höchsten bis zum tiefsten hervorgebracht wurden; ließ ich aber dann gleich darauf wieder verhältnismäßig leise den Korken auf dem Glase quietschen, so war sofort wieder # Ueber das abdominale Sinnesorgan u. über den Gehörsinn der Lepidopteren. 103 die deutlichste Reaktion da. Man muß also bei der Auswahl der Töne recht vorsichtig verfahren und darf keinesfalls einem Schmet- terling, der auf irgend welche für den Menschen sehr deutlichen Töne nicht reagiert, daraufhin kurzerhand das Grehörvermögen ab- sprechen. Durch diese Tatsachen dürften viele Beispiele für die Taubheit der Schmetterlinge widerlegt werden, während es natür- lich sehr wohl auch möglich wäre, dab eine größere oder geringere Anzahl von Arten oder ganze Familien des Gehörsinns tatsächlich entbehrt. Wenn beispielsweise HAMANN als Beweis für die Taub- heit der Gatocalen anführt, daß diese Tiere ruhig am Köder sitzen blieben, als auf einer nahen Chaussee schwere Bauernwagen vor- überpolterten und Autos knatterten, so bin ich geneigt diese Tatsache eben darauf zurückzuführen, daß die betreffenden Ge- räusche viel zu unnatürlich waren um die Aufmerksamkeit der Catocalen zu erregen; auch liegt die Annahme nahe, daß für die Tiere, wenn sie sich überhaupt erst einmal soweit an den Lärm gewöhnt hatten, daß sie sich dessen ungeachtet am Köder fest- setzten, nunmehr gar kein Grund vorlag durch das Fortdauern des (repolters, demgegenüber ihre Grehörorgane doch sicher schon ab- sestumpft waren, sich in ihrer Beschäftigung stören zu lassen. Schließlich wäre noch zu erwägen, daß die Gehörorgane der Schmetterlinge auf bestimmte Töne abgestimmt sein könnten, so daß dann alle anderen Töne naturgemäß ohne Wirkung bleiben müßten. Deshalb brauchen auch Schmetterlinge, die sich durch (las Heulen einet Dampferpfeife nicht verjagen lassen, durchaus nicht des Gehörsinnes zu entbehren. Gerade was die Catocalen anbelangt, werden wohl viele Sammler aus Erfahrung bestätigen können, daß dieselben beim Ködern auf das leiseste Knacken eines Zweiges die Flucht ergreifen, und nicht nur, wenn sie ein Licht- schimmer trifft. Hier sei erwähnt, daß die riesige Thysanıa agrippina (stryx) so scheu ist, daß sie von den Indianern im Ur- walde aus der Ferne durch Festspießen mittels eines Blaserohres erbeutet wird (HONRATH). Ein von HEINRICH angeführtes Beispiel, daß eine Larentia suffumata sich während des Spiels einer Ka- pelle an der Innenwand des Musiktempels aufhielt, ohne sich durch Paukenschläge und dergleichen verscheuchen zu lassen dürfte den obigen ‚Ausführungen zufolge ebensowenig gegen das (rehörvermögen der Schmetterlinge sprechen, wie die Hamanıschen Beobachtungen. Andererseits bedürfen aber auch vielfach die Beweise für das Hörvermögen der Schmetterlinge, die sich in der Literatur finden, einer recht genauen Kritik. Wenn beispielsweise ROTHKE, um ein Limenitis artemis-Q auf sein Gehör zu prüfen, einen „kurzen aber 104 NR. STOBBE: Deber das abdominale Sinnesorgan u. über den Gehörsinn uw. kräftigen Schlag mit dem Absatz eines Lederpantoffels auf dem Fußboden“ ausführt, oder „mit einem mittelgroßen Trinkglas mehr- mals kurz nacheinander heftig auf den Tisch klopft“, so liegt es, falls darauf eine Reaktion erfolgt, doch wohl zum mindesten ebenso nahe eine Erschütterung (der Unterlage und ihre Wahrnehmung durch den Tastsinn, als eine Empfindung von Schallwellen anzu- nehmen. Noch viel weniger beweiskräftig ist folgender Versuch ROTHKES. Er schleuderte einen Stein von 15 cm Durchmesser mit Kraft seren den 1'/ Fuß dieken Stamm, an dem ein Z' von Catocala undjuga saß, und zwar etwa 3 Fuß unterhalb des Tieres; bei einem solchen Experiment spielt selbstverständlich die Erschütterung zum mindesten die Hauptrolle und es kann garkeine Rede davon sein, dab in diesem Falle das Abfliegen der C atocala als Beweis gelten könnte, daß das Tier den Anprall des kopfgroßen Steines ge- hört habe. Ich habe mich deshalb sehr bemüht, bei meinen Experimenten alles auszuschalten, was etwa eine mechanische Erschütterung der Unterlage hätte verursachen können, und es kommt diese Möglich- keit wohl gar nicht in Betracht, wenn die Tiere am Fenster oder auf dem Fensterbrett saßen, während ich in teilweise recht be- trächtlicher Entfernung davon stand und nun mit einem Korken über ein Glas hinfuhr oder durch Drehen eines eingeschliffenen (rlasstopfens ähnlich hohe Töne erzeugte. Irgendwelche Reaktionen auf Klatschen, Klopfen oder ähnliche Geräusche habe ich als be- weiskräftig niemals anerkannt. Die bei diesen Vorsichtsmaßregeln erzielten Reaktionen ließen nur die eine Deutung zu, daß die Töne von dem betreffenden Schmetterling gehört wurden. Ich stelle meine Resultate hier noch einmal kurz zusammen: Zum mindesten eine große Anzahl von Schmetterlingen, spe- ziell Noctuiden, besitzt einen wohlausgebildeten Greehörssinn. Die abdominalen SIUNPEDTEAE sind nicht als Gehörorgane aufzufassen. Auch die Fühler kommen für die Übertragung der Schallwellen nicht in Betracht und ebensowenig die Flügel. Die abdominalen Sinnesorgane dienen auch nicht dem Gleich- gewichtssinn. Literatur über das Hören der Schmetterlinge. Hamann. Haben Schmetterlinge Gehörssinn? Internat. Entoın. Zeitschr., Guben, 1909, p:- 144. e HeinricH, Run. Haben Schmetterlinge Gehörssinn? Internationale Entomo- logische Zeitschrift. Guben. 2. Jahrg. 1909. No. 44. ‘ By » »* cn P s E. VANHÖFFEN: Ueber die Krahben, denen Kamerun seinen Namen verdankt. 105 HoNnRATH. Berliner Entomolog. Zs. 1888. Sitzungsberichte p. 9. RäpL. Über das Gehör der Insekten. Biol. Centralbl, XXV 1905 p. 1. RÖBER, J. Gehörsinn bei Schmetterlingen. Zeitschrift für wissensch. Insekten- biologie 1910 p. 8355. Rornke, Max. Zum Hörvermögen der Schmetterlinge. Internat. Entomol. Zs. Guben (3. Jahrgang) 109 p. 162. — Diskussion über ROTHKE im Berliner Ent. Ver. (28. Okt. 1909) ef. Entomo- log. Vereinsblatt, Beilage zur Ent. Rundschau 26. Jahrg. 1909 No. 24. SAaJ6. Das Gehör der Insekten Prometheus No. 989 (Jahrg. XXI) (1908) 1909 2:18. STRECKFUSS. Berliner Ent. Zs. 1888. Sitzungsberichte p. 9. Erklärung der Abbildungen. . Pseudophia lunarıs . Leucania l-album . Amphipyra pyramideu . Scolioptery& libatrix . Pseudophia. lunaris . Amphipyra pyramıdea . Catocala fraxini . Plusia moneta „ gutta 10. „.. gamma 11. Agrotıs pronubu 12. ” >) 1—4 und 7—11 Seitenansicht des rechten Organs; 5 und 6 rechtes, 12 linkes Organ schräg von vorn und innen. osoovwyooo hp m Ueber die Krabben, denen Kamerun seinen Namen verdankt. Von E. VANHÖFFEN, Berlin, Invalidenstr. 43. Als die Portugiesen im 15 Jahrhundert die Westküste Afrikas erforschten, fanden sie in einer Flußmündung ungeheure Mengen kleiner Krebse und benannten die äußerste Spitze vor dem Aestuarium „Cabo dos Camaraos“ (sprich: Camarongs), das Krabben- kap.!) Die Engländer machten auf ihren Seekarten daraus „Cape Cameroons“, und von diesem markanten Punkt erhielt dann die Flußmündung, die benachbarte Küste und endlich auch das Hinter- land unserer Kolonie, den deutschen Namen Kamerun. Es ist nun sehr merkwürdig, daß über die Tiere, deren Er- scheinen zu der Benennung führte, noch wenig bekannt ist. Ich wurde veranlaßt, mich mit denselben zu beschäftigen, da das hiesige Museum von Herrn Dr. SCHÄFER, der Arzt bei den Bahn- bauten in Kamerun ist, einen dieser Flußkrebse aus dem Dibamba, einem Nebenfluß des Wuri nebst folgender Auskunft vom 28. 9. 1910 4) South Atlantic Directory 1900 p. 656. 106 E. VANHÖFFEN! erhielt: „Nach übereinstimmender Aussage vieler Neger erscheint derselbe periodisch angeblich alle 3 Jahre, aber sicher stets im August flußabwärts ziehend in großen Scharen im Dibamba und auch im Wuri. In diesem August soll der Dibamba — auch nach Aussage von Europäern — geradezu weiße Streifen von diesen Krebsen aufgewiesen haben. Die Neger haben ganze Kanus voll davon gefangen. Der Krebs soll tranig schmecken.“ Das eine übersandte Exemplar bestimmte ich als Callianassa diademata ORTMANN, die erst 1901 beschrieben war.!) Nur ein Exemplar lag der Originalbeschreibung zu Grunde, welches das Straßburger Museum von einem Händler ohne. Fundort gekauft hatte. Da aber andere Tiere aus W. Afrika in derselben Sendung vorhanden waren, vermutete ORTMANN, daß auch Callianassa diademata aus Westafrika stammte. Diese Annahme kann ich also jetzt bestätigen und Kamerun als Heimat von ©. diademata feststellen. Da es mir nun zu auffallend erschien, daß ein in so großen Mengen erscheinender Krebs erst so spät der Art nach erkannt sein sollte, sah ich in der Literatur nach und fand, daß im Jahre 1561 ADAM WHITE eine Callianassa turnerana von Kamerun be- schrieb und dabei folgendes bemerkte: „Dieser langschwänzige Krebs scheint periodisch im Fluß in wunderbaren Mengen aufzu- treten, welche im Laufe von 10 oder 14 Tagen denn wieder ver- schwinden. Die Eingeborenen schätzen die Krebse als besondere Leckerbissen und geben beim Erscheinen derselben alle ihre sonstige Beschäftigung auf, um so viel als möglich davon zu fangen.?) Weiter habe ich dann den folgenden Bericht von R. BUCHHOLZ gefunden.?) „Es war mir schon früher mitgeteilt worden, daß alle 4 Jahre (wie alle Kamerunleute behaupten) plötzlich eine seltsame Art kleiner Fische in großer Menge im Fluß sich zeige, welche eine kurze Zeit hindurch reichlich gefangen würde, dann aber ebenso schnell und plötzlich verschwinde und sich in dem jahrelangen Zwischenraum garnicht im Flusse vorfinde. Dieses wurde mir auch seitens des Herrn PETERSEN (Vertreters der Firma THORMÄHLEN-Hamburg) bestätigt. Nach den Mitteilungen desselben waren die Tiere vor 3 Jahren im August oder ‘September (1871) !) Zool. Jahrb. Syst. Bd. VI. >») Proceedings Zool. Soc. London, Januar 1861 p. 42 und Annals x and Mag. Nat. Hist. Ser. 3, vol. VII. p. 479. °) C. HEINERSDORFF, REINHOLD BucHnoLz' Bolası in West-Afrika seinen hinterlassenen Tagebüchern und Briefen. Leipzig 1880 p. 193. h: ” (ee) % nr g:; - ” Deber die Krabben, denen Kamerun seinen Namen verdankt. 107 aufgetreten und zwar so massenhaft, daß der Fluß von Kamus wimmelte, alle mit dem Fange der Tiere beschäftigt, so daß man ganze Kanus mit ihnen angefüllt sah. Als Fanginstrumente dienten einfache Körbe, da sich die Tiere massenweise aus dem Wasser herausschöpfen ließen. Auch überall am Strande seien die Leute beschäftigt gewesen, die Fische mit Körben herauszuschöpfen. Alle Fehden und Zwistigkeiten ruhten an solchen Tagen und es herrschte eine allgemeine Verbrüderung und Eintracht. Nach dem Fange wurden die Tierchen sofort in großen Massen über dem Feuer getrocknet, womit alle Hände beschäftigt seien, um sie als- dann auch in das Innere des Landes zu verkaufen.“ „Von der Menge der weggeworfenen Überreste soll ein abscheulicher Geruch in den Towns geherrscht haben. Nur 10 bis 14 Tage lang habe die Erscheinung damals gedauert, dann seien die Tiere so total verschwunden, daß auch nicht ein einzelnes Exemplar sich habe blieken lassen.“ „Diesmal war das Tier gegen den 20. Oktober (1574) er- schienen, jedoch in viel geringerer Menge und nur 3 Tage lang.“ BucHHOLZ erhielt von Herm PETERSEN zwei in Branntwein konservierte Exemplare!) die er als langschwänzigen Krebs der Gattung Thalassına nahestehend erkannte _Seine Färbung ist im Leben gelb mit einem Stich ins Rötliche.* Alle drei Nachrichten stimmen demnach darin überein, daß die gewaltigen Krebszüge im Kamerunfluß aus Thalassiniden be- stehen. Es kommen dabei 2 Arten der Gattung Callıanassa in Frage. ORTMaNN scheint Callıanassa turnerana WHITE (Fig. a) nicht gekannt zu haben, weil er angibt, daß C. diademata sieh durch ein kleines5zackiges Rostrum (d.) und 3lappiges mit 4 gewölbten Buckeln versehenes Telson (e.) von allen früher beschriebenen Arten unter- scheiden sollte. Nun aber findet sich das dreilappige Telson mit 4 gewölbten Buckeln auch bei (. turnerana, die mir aus der Kongomündung von Banana vorlieet. Der einzige Unterschied zwischen den beiden Arten besteht demnach in der Ausbildung des Rostrums, welches bei der letzteren ganz ähnlich wie bei jener gebildet ist, aber nur die 3 mittleren Spitzen aufweist (b.). Es ist nun “leicht denkbar, daß die beiden äußeren Spitzen des Rostrums, die bei C. diademata kleiner als die 3 mittleren sind, individuell verschieden groß ausgebildet sein und gelegentlich ganz in Wegfall kommen können, besonders da kleine Unterschiede im Bau der großen Schere zwischen der Beschreibung von WEITE !) Dieselben sind weder im hiesigen Museum noch nach freundlicher Mit- ee von Fe Freien: €. W. MÜLLER in Greifswald vorhanden. 2i7 108 E. VANHÖFFEN! und ©. diademata sich als zufällige erwiesen, in gleicher Weise zwischen den Exemplaren von ©. turnerana von Kamerun und vom Kongo vorhanden sind und letzteres sich in dieser Hinsicht mehr ©. diademata nähert. Callianassa turnerana WHITE. a. Seitenansicht derselben. b. Rostrum derselben. c. Telson derselben. d. Telson von ©. diademata ORTMANN. | Ich vermute nun, da die Zahl der Zähne am Rostrum auch bei anderen Maeruren nicht sehr konstant ist, daß ©. turnerana WHITE und ©. diademata ORTMANN nur durch ungleiche Aus- bildung des Rostrums ‚unterschiedene Individuen derselben Art sind. | een. LE a N le a Ha 5 u ad in u nn rn Ueher die Krahlen, denen Kamerun seinen Namen verdankt. 109 Wie dem auch sein mag, ob sich nur eine Art oder zwei Arten an den Krabbenzügen beteiligen, was erst nach Unter- suchung zahlreicher Exemplare zu entscheiden ist, beide haben jedenfalls gleichartige Lebensweise, sie bewohnen die Flüsse und steigen dieselben periodisch in großen Scharen herab. Welche Gründe sie dazu veranlassen und ob sie ihre Periode genau ein- halten ist unbekannt. Um noch etwas darüber zu erfahren, habe ich die Kolonialblätter durchgesehen aber die Krebse nicht einmal erwähnt zefunden. Ferner wandte ich mich an 3 Herren, die lange in Kamerun gelebt haben und erhielt von allen dreien freundliche Auskunft, wofür ich ihnen hier herzlichen Dank sage. Herr Professor Dr. PREUSS, jetzt Direktor der Neu-Guinea- Kompagnie teilte mir mit, daß er die Krebse nie in Kamerun gesehen hätte, da er seinen Wohnsitz in Viktoria hatte und nur gelegentlich auf der Durchreise nach Duala kam. Ich schließe daraus, daß die Tiere nicht bis ins Meer hinausgehen, sondern das Brackwasser des Aestuariums nicht verlassen. Herr Professor PLEHN, der viele Jahre Regierungsarzt in Duala war, schrieb mir, daß die „Palaemons“ alle paar Jahre in den Riesenmassen den Fluß herabkämen, nicht mehrere Jahre hintereinander. „Oft scheinen die Zwischenräume mehr wie 3—4 Jahre zu betragen. Ich erlebte einen solchen Zug — ich glaube Trockenzeit 1895 bis 1896 — wo der für Seeschiffe zugängliche, ca. 3 km breite Flußteil derart mit den Tieren erfüllt war, daß die Eingeborenen sie in ungeheuren Massen mit Handkörben schöpften. Der Zug dauerte nur 2—3 Tage und die ganze Gegend stank nachher nach faulenden Krabben.“ Da die Krabben im August bis Oktober zu erscheinen pflegen und im Juli bis September, wie mir Professor PREUSS bestätigt, Hochwasser ist, so kann mit der Trockenzeit 1895 —1896 nur das Jahr 1595 gemeint sein. Dieses paßt aber gut in einen dreijährigen Wechsel seit 1571 hinein.) BucHHoLZ gibt 1871 und 1874 als Krabbenjahre an, PLEHN 1895 und SCHAEFER 1910. Die dreijährige Periode scheint also durch die Entwicklung der Art bedingt zu sein. Herr Professor ZIEMANN, der Nachfolger von Professor PLEHN in Kamerun, allerdings gibt an, daß die Krabben jedes Jahr zu sehen sind, aber nur alle 3—4 Jahre in großen Schwärmen erscheinen. „Manchmal können auch 2 Jahre hintereinander die Krabben in 1) Denselben bezeichnen die Jahre 1871, 1874, 1877, 1880, 1883, 1886, 1889, 1892, 1895, 1898, 1901, 1904, 1907, 1910. 2tf* 110 FERDINAND MÜLLER: größerer Menge als gewöhnlich auftreten. Fast immer sollen sie sich in größerer Menge in einigen Gebirgsflüssen in der Nähe von Mundame am Mungofluß finden, wo sie besonders groß werden können.“ Auch hier haben wir eine Bestätigung des periodischen Auf- tretens, (doch lassen die weiteren Bemerkungen die Periode nicht mehr so ganz sicher erscheinen. Zweifellos werden sich er- wachsene Krabben auch in der Zwischenzeit finden lassen, da die Entwicklung wohl nicht so ganz gleichmäßig bei allen Individuen verläuft, aber es ist mir doch wahrscheinlich, daß ein Zusammen- werfen unserer Krabben mit der Gattung Palaemon vorgekommen ist, weil nur für Palaemon gilt, daß er Gebirgsbäche bevorzugt, während Callianassa Löcher im Sand oder Schlamm der Flüsse besonders in Mangrovebeständen zu bewohnen pflegt. Da auch Professor PLEHN in seinem Schreiben die Tiere als „Palaemons“ bezeichnet, so scheint dieses in Kamerun der gemein- same Name für die beiden Krabbengattungen Calkanassa und Palaemon zu sein, so dab eine Verwechslung leicht möglich ist. Das ist alles, was ich über die Krabben von Kamerun fest- stellen konnte. Hoffentlich geben diese Mitteilungen Veranlassung, dem Erscheinen der Krabben, das im Jahre 1913 erst wieder er- wartet werden kann, weitere Aufmerksamkeit zu schenken. Für Nachrichten und Belegexemplare, die ich an das Kgl. Museum in Berlin Invalidenstraßbe 45 zu senden bitte, werde ich den Be- obachtern stets dankbar sein. Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. Von FERDINAND MÜLLER. (Kgl. Zoolog. Museum, Berlin.) Mit 2 Abbildungen. Die vorliegende Arbeit gibt eine Zusammenstellung der im Königlichen Zoologischen Museum zu Berlin befindlichen Stachel- schweine Kleinasiens und Palästinas nebst Beschreibung einiger neuer Rassen der Art Hystrix hirsutirostris. Herrn Professor Dr. A. BRAUER sage ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank: für die Erlaubnis, im Museum arbeiten zu dürfen, desgleichen Herrn Kustos Prof. MATSCHIE für die gütige Unterstützung bei der Arbeit und die vielen Hinweise auf die einschlägige Literatur. Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. ]11 A. Literatur-Befunde. 1835 hat BRrAnDT (2) in den Memoires de l’academie de Petersbourg ein neues Stachelschwein unter dem Namen Aystrix hirsutirostris beschrieben, als dessen 'Hauptkennzeichen er angibt: „Rostri nariumque apex pilis brevibus admodum dense obtectus.“ Er hatte das Tier, dessen Heimat ihm unbekannt war, nach dem äußeren Habitus zuerst für Aystrix erıstata gehalten, wurde aber dureh die Betrachtung des Schädels in dieser seiner Ansicht irre gemacht und fand nach eingehender Vergleichung der Schädel und Felle, daß er es hier mit einer ganz neuen Ärt zu tun hätte, der er den Namen „Aystrixz hirsutirostris“ gab. In ähnlicher Weise ging es dem Münchener Professor WAGNER (10) mit einem Stachel- schweine, das er auch für A. erıstata hielt, bis er durch Unter- suchung des Schädels fand, daß ihm die von BRANDT beschriebene Hystrix hirsutirostris vorläge. Sein Exemplar, das er im 4. Sup- plementband von SCHREBERS „Säugetieren“ 1844 genau beschrieben und abgebildet hat, stammte aus Jerusalem. Die Unterschiede dieser neuen Art von FA. eristata liegen vor allem in der anders gearteten Ausbildung des Schädels. Äußerlich sind beide Arten einander recht ähnlich, nur bei genauestem Untersuchen lassen sich auch hier charakteristische Artunterschiede feststellen. Während bei der mittelländischen Aystrix erıstata der Schädel hochgewölbt, nach vorne und hinten stark abfallend ist, ist bei Aystrix hirsu- tirostris die Profillinie nur sanft gebogen. „A. eristata zeichnet sich“, wie A. WAGNER sagt, „vor allen anderen Nagern durch die ganz enorme, weit über die Stirnfortsätze der Zwischenkieferbeine hinausragenden Nasenbeine aus, die über °?/s des Schädeldaches einnehmen, am hinteren Rande stark konvex gekrümmt, am vorderen lang zugespitzt sind, so daß ihr Umriß im Ganzen eine Eiform hat, die hinten sehr verbreitert ist, nach vorne aber ziemlich spitz zu- läuft. Bei Aystrix hirsutirostrıs dagegen sind die Nasenbeine von verhältnismäßiger Länge, springen über die Stirnfortsätze der Zwischenkieferbeine entweder gar nicht, wie bei unserem Exem- plar, oder nur ganz wenig, wie bei dem BrAnDTschen, hervor und schneiden vom Stirnbein in einer fast geraden, nur wenig ge- bogenen Linie ab, behalten in ihrer Erstreckung ziemlich gleiche Breite, indem sich ihre Seitenränder in der Mitte nur wenig ein- ziehen, haben also mehr die Form eines Parallelogramms mit schief abgestutzten, breiten Vorderrändern. Aus der ungeheuren Ver- größerung der Nasenbeine bei A. cristata folgt die auffallende Zu- zückdrängung der Stirnbeine, wie die geringe Ausdehnung der- selben; ihre Form stellt einen halben Bogengang dar. Bei A. hır- 112 FERDINAND MÜLLER: sutirostris dagegen sind die Stirnbeine fast noch mal so lang, vorn mehr geradlinig abgegrenzt, zugleich flacher, während sie bei H. ceristata an den Seiten stark gewölbt, und überdies an den Nähten, sowohl gegen das Nasen- und Hinterhauptsbein, sowie unter sich, stark eingezogen sind.“ Der Stirnfortsatz des Zwischenkiefer- beines ist bei 7. hirsutirostris an seinem Rande von gleicher Breite mit dem einen Nasenbeine; bei 7. erıstata dagegen, wo er sich überhaupt rückwärts verengert, viel schmäler. Das Jochbein ist bei Aystrix eristata länger und schmäler, bei H. hirsutirostris kürzer und breiter. Die Querspalte über der äußeren Gehöröffnung ist bei jener länger; der Winkelteil des Unterkiefers ist bei ihr nicht so breit. | | Außer diesen Schädelunterschieden haben BRANDT und WAGNER noch folgende Unterschiede im äußeren Habitus festgestellt. Aystrix hirsutirostris hat vor allen Dingen eine ganz dicht mit kleinen, dunklen Haaren besetzte Schnauze, während bei HA. crıstata «die Haare so spärlich stehen, daß überall die nackte Haut zu sehen ist. Die kleinen Stacheln am vorderen Körperteil und an der Unterseite sowie in der Kreuzgegend sind bei A. hirsutirostris platt und breit, bei 7. eristata rund und schmal. Die langen Rücken- stacheln und die Borsten der Halsmähne sind im Vergleich bei H. hirsutirostris länger als bei 7. erıstata, die Halsborsten reichen bis zur Schwanzwurzel. Die an ihrem Ende offenen, hohlen Schwanzstacheln sind bei Aystrixc hirsutirostris „beträchtlich breiter als bei 7. eristata, fast doppelt so breit.“ Bei 4. ceristata haben wir runde Hohlröhren vor uns, bei 7. hirsutiwrostris mehr platt- gedrückte hohle Zylinder. Die die Kreuzgegend bedeckenden kurzen Stacheln sind bei A. eristata schwarzbraun mit weißem Basalring und auch manchmal weißer Spitze, bei der anderen Art sind sie vollständig weiß. Ebenso ist die weiße Endspitze der langen Rückenstacheln bei A. hirsutirostris bedeutend größer ausgedehnt als bei A. cristata. Die schon einmal erwähnten Halsmähnen- borsten sind bei H. eristata mit langer weißer Spitze versehen, (die der H. hirsutirostrıs vollständig fehlt, vielmehr sind sie bei der letzten Art einfarbig graubraun. Aus der Heimat des von A. WAGNER beschriebenen Stachel- schweines, aus Palästina, ist bisher nur noch ein einziger Fund von Hiystrix hirsutirostris bekannt geworden. NEHRING (7) Sagt nämlich in seiner Arbeit: „Die geographische Verbreitung der Säugetiere in Palästina“: ... . „ferner gehört hierher eventuell (falls wirklich in Palästina vorkommend) dasjenige Stachelschwein, welches als Hystrix eristata bezeichnet wird. Die geographische ER Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. . 113 und spezifische Abgrenzung dieser Art gegen H. hirsutirostrıs scheint mir bisher ungenügend. Zwei Aystrix-Schädel, welche ich kürzlich durch Herrn W. SCHLÜTER aus Ain Dscheier (nordwestlich am Toten Meer) erhalten habe, gehören zweifellos zu A. hirsutvrostris, nicht zu X. eristata. Auch ein früher von A. WAGNER beschrie- benes Exemplar aus der Gegeed von Jerusalem gehörte zu A. hir- sutirostris, also nicht zu der nordafrikanischen Art. TRISTRAM glaubt, in Palästina nur 7. eristata gefunden zu haben, mir scheint es fast so, als ob nur H. hirsutirostris vorkäme. Jedenfalls muß diese Frage noch weiter verfolgt werden.“ Auf die beiden von NEHRING erwähnten Schädel, die mir zur Untersuchung vorlagen, wird weiter unten noch ausführlicher eingegangen werden. Die Stachelschweine sind in Palästina nicht gerade selten. Aus Syrien wird berichtet, daß sie dort häufig vorkommen und in den Pflanzungen großen Schaden anrichten. Trotz der von BRANDT und WAGNER angegebenen Merkmale, die doch wahrlich alle zusammen nicht leicht zu vergessen oder zu übersehen sind, erklärte Gray (4) H. hürsutirostris einfach als Synonym von H. cristata, indem er sagte: „The skull figured by BRANDT, Mem. de lV’acad. de Petersb., as that of Aystriz hirsu- tirostris, well represents the skull of young A. eristata from Xanthus.“ Und noch nach 20 Jahren faßt er (5) unter dem Namen: „Oedo- cephalus euviert, Nov. Sp. zwei so verschiedene Arten wie 7. erıstata und AH. africae-australis PETERS, zusammen und fügt hinzu: „Pro- fessor BRANDT calls one of the species of Aystrıx H. hirsutirostris, but Ihave not seen any Porcupine, that has not a hairy muzzle.“ Daß BRANDT, wie es auch richtig ist, das Hauptgewicht auf die andere Ausbildung des Schädels, vor allem auf die doch ganz ver- schiedene Gestalt der Nasalia legt, scheint GRAY vollständig über- sehen zu haben, ganz abgesehen davon, daß er sich ganz offenbar überhaupt um keine Unterschiede gekümmert hat, sonst hätte er nicht H. africae-australis zu HA. eristata oder H. hirsutirostris stellen können. Ein Vergleich der Figur 1 dieser Arbeit mit den in den Sitzungs-Berichten dieser Gesellschaft, 1910 p. 310 u. 311 gegebenen Figuren von A. cristata und H. afrieae-australis lassen sofort die in die Augen fallenden Unterschiede der einzelnen Arten erkennen. Wie man trotzdem diese Tiere für dieselben halten kann, ist mir un- erfindlich.. Dagegen hat WATERHOUSE (12) in seinem Buche: „A natural history of the Mammalia“* die Unterschiede zwischen A. eristata und H. hirsutirostris genau angegeben, aber auf die Ahnlichkeit der letzten Art mit der 1530 von SYKES aus Dekkan beschriebenen Hystrix leucura hingewiesen. Diese Ähnlichkeit ist 114 FERDINAND MÜLLER: nach SCLATER (11) so groß, daß er beide Arten, H. hirsutirostris BRANDT und 7. leucura SYKES, für identisch miteinander erklärt, und aus Prioritätsgründen den Namen H. leucura vorschlägt. SCLATER hebt vor allen Dingen die Übereinstimmung beider Arten im äußeren Habitus hervor, die er an lebenden Tieren beobachtete. Schädel haben ihm zur Untersuchung nicht vorgelegen, und daher ist sein Beweis, wie ich schon oben betont habe, nicht vollständig. Nun hat BLANFORD (1) im 2. Bande seines Werkes: „East Persia“ ein Stachelschwein als Aystrix eristata beschrieben und dessen Unter- schiede von #. leucura SYKES eingehend hervorgehoben. Der Schädel und die Nasalia sind bei seinem Exemplar bedeutend länger als beim indischen Stachelschwein, auch sonst macht ihm das Tier nicht den Eindruck von Aystrix leucura. BLANFORD glaubte, er habe es bei dem vorliegenden, aus Belutschistan stammenden Tiere mit Aystrix eristata zu tun und fügt ausdrücklich noch hinzu: „Although Aystrıx leucura SYKES is quoted from Persia by several writers, I greatly doubt if it be found in the plateau. It so celosely resembles 7. erıstata (BLANFORD meint sicher nur: im änberen Habitus) that the two may be easily mistaken for each other. The common porcupine is found throughout Persia, and especially in the Gaspian provinces.“ Diese letzten Worte, (das Vorkommen in den kaspischen Provinzen betreffend, geben uns zu lenken Anlaß. Danach ist BLANFORD also offenbar der Über- zeugung, das von ihm als H. eristata bestimmte Stachelschwein komme auch in weiter nördlich gelegenen Gebieten vor. Das ist nach neueren Untersuchungen auch richtig. Das von H. leueura so verschiedene, Persien, Transkaspien und die kaukasischen Länder bewohnende Stachelschwein gehört zu einer und derselben Art; es ist aber nicht, wie BLANFORD meint, Aystrix eristata, sondern, wie sogleich gezeigt werden soll, Aystrix hirsutirostris, als deren Ver- breitungsgebiet nunmehr feststeht: Die Kaukasus-Länder, Trans- kaspien, Taurus, Persien, Syrien und Palästina, während Aystrıx l/eucura bisher nur aus Indien (Dekkan, Nepal) beschrieben worden ist. BLANFORD hat zwar von seinem Stachelschwein nur 3 Schädel- maße angegeben, aber diese genügen völlig, um zu beweisen, dab er nicht 7. eristata, sondern H. hirsutirostris vor sich hatte, zumal aus den Körpermaßen hervorgeht, daß das Tier ein altes, ausge- wachsenes Individuum war. Die totale Länge des Schädels ist 5,7 in. (= 144,78 mm), also die eines alten Tieres, die Breite am arcus zygomaticus 3,25 in. (= 82,55 mm) und die Länge der sutura nasalis 2,75 in. (= 69,55 mm). Besonders die beiden letzten Maße sind so für H. hirsutirostris charakteristisch, wie ein Blick auf | | 4 ‘ \ 3 - Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. 115 Tabelle I zeigt, daß an I. eristata zumal bei der geringen Länge der Nasalia, überhaupt nicht zu denken ist. Dazu kommt noch, daß in den Gebieten um das Kaspische Meer nur A. hirsutirostrıs lebt, also nicht, wie man früher annahm, 7. eristata. Das Ver- dienst, diesen Nachweis geführt zu haben, gebührt SaTunın (5) (9). Er hat in neuerer Zeit in zwei umfangreichen, recht interessanten Arbeiten über die Säugetierfauna des Talyschgebietes und Trans- kaspiens, auf die ich hier nur verweisen will, endgültig festgestellt, 1. daß in den eben genannten Ländern nicht Aystrix erıstata, sondern nur Aystrix hirsutirostris lebt, 2. daß Aystrız hirsutirostrıs BRANDT nicht mit Aystrix leueura SYKES identisch ist. Er hat ferner in der zweiten Arbeit auch die Unterschiede zwischen den einzelnen. in Palästina, Transkaspien und den Kaukasusländern lebenden Rassen kurz angedeutet, woran meine vorliegenden Unter- suchungen anknüpfen. | B. Eigene Befunde. 'Zur Untersuchung stand mir 1 Schädel aus Mersina, 5 Schädel aus Palästina, 1 Skelett und 1 in Alkohol konserviertes Tier aus Palästina und 1 Balg aus Transkaspien zur Verfügung, sämtlich im Besitz des Kgl. zoologischen Museums in Berlin. Ferner hatte mir Herr Geheimrat Prof. Dr. R. HERTWIG aus der Kgl. bayrischen Staatssammlung den von WAGNER beschriebenen, aus Jerusalem stammenden Schädel von Aystrixz hirsutirostris gütigst zur Unter- suchung übersandt, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche. 1. AH. hirsutirostris BRANDT. Diese von BRANDT: also zuerst beschriebene Art kommt vor in den Kaukasusländern, im Talyschgebiet. SATUNINn hat in seinen oben erwähnten Arbeiten das Leben dieser Tiere, ihre Häufiskeit und Schädlichkeit eingehend und interessant geschildert, Nach seinen Angaben lebt das Stachelschwein des Kaukasus nur im Waldgebiete von Lenkoran, woher auch alle seine Funde stammen. „Was die vertikale Verbreitung anbetriffti, so ist das Stachel- schwein ein Bewohner des unteren Waldgürtels, mir ist aber ein Fund desselben sogar im alpinen Gürtel bekannt.“ Zum Aufent- halte wählt es sich, im Gegensatz zu der nächsten Form, nur dichtbewachsene Gegenden. Im äußeren Habitus sowie in der Schädelbildung stimmen diese Tiere nach SATUNINS Untersuchungen mit dem von BRANDT beschriebenen Typus überein. Wichtig und wohl der Nachprüfung wert, wie sieh gleich zeigen wird, erscheint 116 FERDINAND MÜLLER: Tabelle I. Lenkoran z Sıla Ss. > 7 l3E DES ER = s IS: | 52 | oo eos der - a 2: 5| 9% = S r Ss: | : Er Reisen S2|lS 1358 |se a5 [ES Ss ei S a 2 3 4 b |. 08 E Totallänge 124 140 147 145 144,78 | 136 143 JI. Scheitellänge 117 136,5 143 | 138 = 128 138 II. Basilarlänge (HENSEL)') 104 121 128 123 _ 116,5] 121,5 IV. Jochbogenbreite — 18 81,51:579 82,55 ].. FAZ V. Hintere Breite der Nasalia | 32 36 38 ‘42 —_— 87 68 j Breite der Frontalia am VI. | _ rudimentären processus | 50 55 58,5| 61 == 96 58 postorbitalis Kleinste Breite des Hinter- vn. hauptes hinter dem Joch- | 44 44 49 46 = 48 48,5 bogen Größte Breite des Hinter- VI: hauptes (Entfernung d. 44,5| 49,5| 54,8] 5388| — 49 49,5 | processus laterales ossis occipitalis) IX. Palatilarlänge ?) 56 64 69 67,51 > 68,5] 66 Vom Hinterrand der Alveole 7 des Schneidezahnes bis RN 3 zur Alveoledesvordersten | 345 | 389 | 43 #1 a 42,8. 98 Backenzahnes Xl. Länge der Nasalnaht 57 BZ: 72 | 69,85| 59 81 AH. | Länge der Frontalnaht 35 87 4) - — 42,5 |. 26 r Länge der oberen Backen- | ‚M » XII. re fehlt | 31 | 80 | 38 |. — | 31,5) 28 zahnreihe Kit, ? oe Länge des Unterkiefers vom ie j Hinterrand der Schneide- ’ A XIV. zahnalveole bis zur Spitze er 82 88 Br Yen 835] 95 3 d. proc. angularis j ut Länge der unteren Backen- ; Pe! '\ Vgl. zu diesem Maße die Arbeit von OLpr. THuoMAs in Proc. Biol. Soc. Washington 1905. pag. 191. Unter „Basilar Length“, unserer Basilarlänge, ver- steht er die Länge der Unterseite des Schädels, gemessen vom „Basion‘“, dem unteren Rande des foramen magnum, bis zum „Henselion“, dem hinteren Rande der Alveole des Schneidezahnes. >) „Palatilarlänge“ ist die Entfernung des Henselion von der Ausbuchtung der Gaumenbeine, er? Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. 117 mir vor allem die Angabe SATUNINSs, daß er folgenden Unterschied im äußeren Kleide zwischen A. hirsutirostris und A. leucura fest- gestellt habe. Bei A. hirsutirostris haben nämlich die langen Rückenstacheln außer der weißen Spitze noch je 4 weiße Ringe, während A. leucura Rückenstacheln mit nur 3 weißen Ringen und der weißen Spitze besitzt. In der nebenstehenden Tabelle I gebe ich unter 1—3 die von SATUNIN mitgeteilten Maße von 3 aus Lenkoran am Westufer des Kaspischen Sees stammenden Schädeln. Zur Möglichkeit eines Vergleiches habe ich der Tabelle unter 1. die Maße eines aus Tunis stammenden Schädels von A. erıstata algerica zugefügt. Es ist der Typus-Schädel dieser neuen, von mir an anderer Stelle beschriebenen Rasse. (cd 1390. Zool. Garten. Spatz, Tunis.) Deutlich ist vor allen Dingen die Verschiedenheit in der Länge der Nasalia und Frontalia und in der hinteren, d.h. also am Ende der sutura naso-prämaxillaris gemessenen Breite der Nasenbeine Auffällig ist ferner die geringe Jochbogenbreite bei Hystrix ceristata bei sonst annähernd gleicher Frontalbreite.. Auch die bedeutendere Größe des Unterkiefers der mittelländischen Art ist bemerkenswert. 2. Hystrix hirsutirostris satunini nov. subsp. Diesen Namen gebe ich der in Transkaspien lebenden Rasse und bestimme den von SATUNIN gemessenen Schädel eines alten Tieres, dessen Maße unter +4 aufgezeichnet sind, zum Typus dieser neuen Subspecies. Ich benenne sie zu Ehren SATuNIns, der der biologischen, insbesondere der zoologischen Erforschung Trans- kaukasiens so überaus wertvolle Dienste geleistet hat. In seiner Abhandlung über die Säugetiere Transkaspiens gibt er selbst die Unterschiede dieser Form von der eigentlichen H. hirsutirostris der Kaukasusländer nur andeutungsweise an. Obwohl der Schädel der neuen Rasse weder in der Länge noch in der Breite der ersten Art gleichkommt, sondern kleiner als diese ist, übertrifft die Länge und Breite der Nasalia, ebenso die Länge der oberen und unteren Backenzahnreihe (die gleichen Maße der typischen 7. hirsutirostris um ein beträchtliches Stück. Auch die kleinste, am rudimentären processus postorbitalis gemessene Interorbitalbreite ist bei 7. hirsutirostris satunını um 3 mm größer als das entsprechende Maß bei dem ältesten Lenkoraner Individuum, das sonst immer um ca. 2 mm größer ist. Mir stand nur ein Balg dieser neuen Rasse zur Untersuchung zur Verfügung. Er ist im Besitz des Berliner Zoologischen Museums (A. 36. 04) und stammt aus Geok Tepe (T5!/e" östl. Ferro, 35° n. Br.) östl. 115 FERDINAND MÜLLER; des Kaspischen Meeres; im Dezember 1905 ist das Tier von WOLOWODOW aus Pjatigorsk bei dem erwähnten Orte gefangen worden. Alle von BRANDT und WAGNER, sowie von den anderen Autoren oben schon aufgezählten Merkmale finde ich an dem vorliegenden Felle bestätigt. Die ganze Länge beträgt 94 cm. Der Kopf ist ganz dicht mit kleinen graubraunen bis dunkelbraunen Haaren und Borsten besetzt. Neben den Nasenöffnungen finden wir jederseits ein Büschel tiefschwarzer, steifer Schnurrhaare, die bis 140 mm lang werden. Auch hinter den Augen treffen wir einige solche schwarzen, langen Sinushaare. Der Hals, der Vorderrücken, die Unterseite des Körpers und die Extremitäten sind mit 60 mm langen, etwas flach gedrückten Borsten bedeckt. Sie haben einen 30 —35 mm langen, weißen Basalring und eine braunschwarze bis schwarze Spitze. Die untere weiße Hälfte wird fast vollständig durch die dunklen Spitzen der davor stehenden, dem Körper eng anliegenden Borsten verdeckt. Die Borsten stehen in Gruppen von je 6 Stück in einer Reihe zusammen. Zwischen den einzelnen Gruppen be- finden sich ebenso wie zwischen den Borsten selbst äußerst zahl- reich lange, graubraune Wollhaare in dichten Büscheln. An den Extremitäten und der Unterseite sind die Borsten dunkler, schwärzlicher als oben. Um die Kehle zieht sich ein helles, weißes, ziemlich breites Band, gebildet aus 60—65 mm langen, weißen runden Borsten. Diese haben einen 10—20 mm langen, dunkel- srauen bis hellbraunen Basalring und oft eine bis 20 mm lang werdende, fadenförmige dünne Spitze, die wohl immer ausgebildet wird, aber meistens abgebrochen ist. Die Halsmähne, die will- kürlich wie die anderen Stacheln vom Tiere emporgesträubt werden kann, wird aus dünnen, biegsamen, 40—45 em lang werdenden, syaubraunen Borsten gebildet. Eine solche Borste hat einen hell- srauen, 4—D em langen Basalring, der an der Basis heller, nach der Spitze zu dunkelgraubraun wird. Dann folgt ein 1O mm weiber Ring, diesem ein 70—80 mm braungrauer, darauf wieder ein IO mm langer weißer Ring, auf den endlich die graubraune 25—30 em lange Spitze folgt.: Bei 6 Borsten fand ich eine ca. 5 em lange, weiße Spitze, sonst ist wohl die Angabe BRANDTS und WAGNERS zutreffend, wonach die weißen Spitzen der Halsmähne bei H. hur- sutirostris nicht vorhanden sind im Gegensatz zu den Mähnenborsten bei A. eristata und den afrikanischen Stachelschweinen. Die Rückenstacheln sind längs gerieft. Ich habe 30—37 Furchungen gezählt, die der Ausdruck der Fortsätze der Rindensubstanz sind. Die vorderen Stacheln sind sehr dünn, ca. 1,5—2 mm dick, dann folgen 2—3 mm dieke und schließlich 3-5 mm starke Stacheln. NT TEE UP WEB VE PIE D-SUE B, 4 4 - ® 2 i ur we Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. L. 119 Dickere Stacheln habe ich innerhalb dieser Gruppe nicht feststellen können zum Unterschiede von den afrikanischen Stachelschweinen. bei denen dieckere obere Rückenstacheln keine Seltenheiten sind. bei denen aber die weiße Endspitze lange nieht solche Größe er- reicht wie bei der vorliegenden Art. Auch war eine Untersgheidung nach der aufeinander folgenden, zunehmenden Dicke bei den mittel- ländischen und afrikanischen Formen nicht möglich. Die An- ordnung der Farben auf den Stacheln ist folgende: Auf einen 25—30 mm langen, weißen Basalring folgen 6 dunkelbraune Ringe. die unteren 25—30 mm, der oberste 40 mm breit, unterbrochen von fünf 15 mm breiten weißen Ringen. Die weiße Spitze ist _ S—10 cm lang, ich habe aber auch solche mit 15—17 cm Länge gemessen. Die Gesamtlänge der Stacheln beträgt 35—40 cm, ist also eine ziemlich beträchtliche. Bemerkenswert und für diese Rasse anscheinend charakteristisch ist der Umstand, daß ich — ich möchte fast sagen, an jeder Stachel — immer 5 weibe Ringe fand, während SATUNIN ausdrücklich betont, er habe nur 4 weiße Ringe gezählt. Es ist dies ein für die Systematik wichtiger Befund, ebenso wie die Feststellung der 2 weißen Ringe an den Borsten der Hals- mähne, von denen weder BRANDT noch WAGNER noch SATUNIN etwas erwähnt, die also auch für die transkaspische Rasse charak- teristisch zu sein scheinen. Auch bei Aystrir erıstata habe ich vergebens nach ihnen in der Halsmähne gesucht, desgleichen bei den übrigen Afrika bewohnenden Stachelschweinarten. Hinter diesen langen, zylindrischen Rückenstacheln finden sich große, bedeutend dickere, aber nur 20—25 cm lange Stacheln, die sich durch Gestalt und Färbung von den soeben beschriebenen unterscheiden. Sie sind erstens kleiner, sind von ihnen meistens bedeckt, werden nur beim Emporrichten des Stachelkleides sichtbar und haben vor allen Dingen nieht eine Zylinder- sondern Spindelform, an der Basis mit kurzer, stumpfer, am Ende wit langer. scharfer Spitze. Der 30—35 mm lange Basalring ist weiß, ihm folgen 3 schwarzbraune abwechselnd mit 3 weißen Ringen. Die letzteren sind 10—15 mm lang. Der erste dunkle Ring ist graubraun und auch 10—15 mm lang, der zweite schokoladenbraune von derselben Ausdehnung. Der dritte Ring ist 30 mm lang, also größer als die beiden ersten und tief dunkelbraun. Auf ihn folgt der letzte, dritte, weiße Ring, dem die 80—90 mm lange, schwarbraune Spitze folgt. Auch diese Stacheln sind längs gerieft. Auf diese Stacheln, die das hintere Drittel des Rückens bedecken, folgen einige Reihen, 10—15 cm langer, ganz weißer, längs gefurchter Stacheln, die an der Gegend des Afters beginnen, sich besonders zahlreich an der Schwanz- 120 FERDINAND MÜLLER! wurzel finden und den Schwanz bekleiden. An der Schwanzspitze stehen kleine, hohle Stacheln, die offenen Röhren gleichen. Dies Stück fehlt aber leider bei dem vorliegenden Tier. Oben auf dem kücken finden wir in der Kreuzgegend, ganz bedeckt und umgeben von den spindelförmigen, dicken Stacheln, ein kleines, 6—7 cm langes und 2—3 cm breites Feld, das gebildet wird durch 20—30 mm lange, ganz weibe, dünne Stacheln, ähnlich den Kehlborsten. Dieses Fell ist, wie ich an anderer Stelle zeigen werde, für die Systematik der Stachelschweine äuberst wichtig. Bei afrikanischen und mittel- ländischen Hystrieiden hibe ich niemals in diesem Felde weiße Borsten gefunden, vielmehr stets einfarbige braune oder braune mit einem weißen, kleinen Basalring versehene Stacheln. Auch in anderer Hinsicht noch unterscheiden sich beide Arten von ein- ander, nämlich im Auftreten zahlreicher dünner Haare inmitten des Stachelkleides. Selten, fast nie habe ich bei H. eristata, galeata, africae-australis und den anderen tropischen Stachelschweinen außer den Stacheln noch Wollhaare gefunden, beim vorliegenden Exem- plar von A. hursutirostris satunini sind überall neben den Stacheln noch diehte Büschel von Wollhaaren zu finden. Zwischen den den hücken bekleidenden Stacheln sind diese wolligen Haare rein weiß, zwischen den am vorderen Körper und der Unterseite stehenden Borsten sind sie hell- bis dunkelgrau. Es darf wohl die Ver- mutung als richtig ausgesprochen werden, daß dieses dichte Woll- haarkleid den Tieren zum Schutz gegen die immerhin niedrige Temperatur dient,- die in diesen Steppengegenden zumal im Winter — (das Tier ist im Dezember erlegt worden —- herrscht. Aus diesem Grunde ist auch das Fehlen des Haarkleides bei den an- deren Hystrieiden erklärlich, die in wärmeren Gegenden leben, also des dichteren Haarkleides nicht bedürfen. Noch eines anderen, bei den von mir untersuchten afrikanischen Stachelschweinen recht bemerkenswerten Merkmals muß ich gedenken, dessen Fehlen mich bei H. hirsutirostris überrascht hat. Ich hatte, wie in einer anderen Arbeit ausführlich geschildert, gefunden, daß die Borsten und Stacheln in Gruppen von bestimmter Zahl zusammenstehen und die einzelnen Gruppen in alternierenden Schuppenreihen an- geordnet sind. Von einer solehen Anordnung oder Gruppenstellung habe ich bei dem vorliegenden Tiere gar nichts oder nur sehr wenige Andeutungen feststellen können, was mich sehr verwunderte, da ich glaubte, dieses Merkmal erstrecke sich auf alle Stachel- schweinarten, was anscheinend nicht in dem Maße der Fall ist. Es mag vielleicht seltsam aufgefaßt werden, daß ich in pedan- tisch erscheinender Weise die Eigentümlichkeiten dieses einen Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. IL. 121 Felles so ausführlich besprochen habe. Dies genaue Eingehen auf Einzelheiten, die oft nur ganz geringfügiger Art sind, ist aber nach meinen Erfahrungen an den Fellen der afrikanischen Stachel- schweine unbedingt notwendig, will man überhaupt Art- oder gar Rassenunterschiede im äußeren Habitus feststellen. Sonst geht es einem wie DE WINTon, der in seinem Werke „Zoology of Egypt“ sagt: The porcupines from Southern Europe, the whole of Africa and Asia as far as the peninsula of India are almost undistingui- shable outwardly.“ Die Unterschiede lassen sich eben nur bei ganz eingehender Untersuchung bemerken. -Die Lebensweise dieser neuen Rasse, #7. hursutwrostrıs satumini, ist wohl der der Kaukasus - Stachelschweine gleich. SATUNIN erwähnt nur,. daß die transkaspischen Tiere auf freier, offener Steppe leben, im Gegensatz zu den anderen, die „ganz ia Gegenteil zu ihrem Aufenthalte dichtbewachsene Gegenden wählen. “ 3. Hystrisc hirsutirostris blanfordi nov. subsp. Es dürfte gewagt erscheinen, wenn ich auf Grund der Be- schreibung eines einzigen Schädels diesen als Typus einer neuen Rasse bezeichne. Dennoch nenne ich das von BLANFORD im Ill. Bande seines Werkes „East Persia“ als Aystric cristata beschriebene Stachelschwein zu seinen Ehren „A. hirsutirostris blanfordi“. Es stammt aus Jalk in Balüchistan, aus einer Höhe von 3000 m. Daß dieses Tier nicht Aystrix erıstata L. ist, wie BLANFORD meint, sondern zu H. hirsutirostris gehört, ist oben’ in größerer Ausführ- lichkeit angegeben worden. Jetzt will ich auseinandersetzen, aus welchen Gründen ich es als eine besondere Rasse auffasse. Der Schädel ist in seiner Länge kleiner als die der vorher genannten Subspecies; seine Breite am Jochbogen übertrifft aber beide. Auch die Länge der Nasalia ist verhältnismäßig groß, besonders wenn | man sie mit der von 7. hürsutirostris vergleicht. Immerhin ist zu- zugeben, daß bei so wenigen Maßen und so geringem Material (diese Merkmale erst durch umfangreichere Untersuchungen ihre endgültige Bestätigung erhalten müssen. Es ist zu bedauern, daß BLANFORD nicht mehr Maße an dem Schädel des Tieres genommen hat. Die von ihm an dem Körper des frisch getöteten Tieres er- haltenen Maße seien hier der Vollständigkeit halber mitgeteilt: Länge von der Nase bis zum After . . 530,7 mm SewazeB 3. 8 4 er 16,20 mn “„ der Stacheln am Ende des Schwanzes 127,00 mm EB te T33,9 mm 122 FERDINAND. MÜLLER! schulterhöhe .„......... zum sk Länge des Ohres von der Ohrwurzel ab. 44,45 mm Breite des Ohres: x... 1.47: ea ee Länge des Vorderfußes .. . .. zn. er E63 Hinterfußes'. - ; 4.0 2 FR 7880 4. Hystrixc hirsutirostris mersinae nov. subsp. Mit diesem neuen Namen bezeichne ich das im Taurus vor- kommende Stachelschwein. Zwar setze ich mich damit in Wider- spruch zu DANFORD und ALSTON, die in einer Arbeit: „On the Mammals of Asia minor“ das Vorkommen von Hystrix eristata be- haupten und sagen: ‚‚Common in the Taurus, at various elevations, from the plain to 5000 feet. DANFORD trapped one among the rocks near Zebil, in the Bulgar Degh, and frequently observed traces of them near Smyrna, and in the island of Rhodes.“ Sie Fig. 1. Hystric hirsutirostris mersinae nov. subsp. Typus! Mersina. Siehe, scheinen also nur nach dem äußeren Kleide des beobachteten Tieres auf H. erıstata geschlossen zu haben, den Schädel aber niemals untersucht zu haben. Denn die Unterschiede zwischen den beiden Arten sind so in die Augen fallend, daß man sie unmöglich über- BE ii. 24 Ai a he WE VEIT WERE Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. 123 sehen kann. Mir lag zur Untersuchung ein aus Mersina am süd- östl. Teile des Taurus an der Küste gelegen, stammender von SIEHE gesammelter Schädel vor. Er gehört ohne jeden Zweifel nicht zu FH. eristata, sondern zu A. hirsutirostris, weicht aber von der typischen Aürsutirostris-Form so weit ab, daß ich ihn als Re- präsentant einer neuen Rasse, A. hürsutirostris mersinae, auffasse. Denn obwohl der Schädel an Länge und Jochbogenbreite kleiner ist als der unter 2 in Tabelle I aufgeführte von H. hirsutirostris BRANDT, so übertrifft er ihn doch in der Breite der Nasalia, Fron- talia und Parietalia, in der letzteren sogar ziemlich bedeutend. (vgl. Tab. I, 6.) Auch der Gaumen ist ein beträchtliches länger bei dem vorliegenden Schädel als bei dem zu Vergleich stehen- den, auch das Diastemm ist bei ihm größer. Die Länge der Nasalia dagegen ist sehr viel kleiner, wogegen die Fron- talia stark verlängert sind. (siehe Fig. 1.) Es ist also diese Rasse durch eine viel bedeutendere Schädelbreite, vor allem an den Oeccipitalia und Parietalia, ausgezeichnet. Wichtig ist ferner noch die Form des foramen magnum, «die aber, wie mir scheint, kein gutes Rassenmerkmal ist. Der obere Rand desselben verläuft nicht in einer geraden Linie, sondern ist in der Mitte nach der crista oceipitalis zu eingekerbt. Der Umriß des foramen erhält dadurch eine fünfeckige Gestalt; wir treffen eine ähnliche Bildung später bei einer in Palästina vorkommenden Rasse wieder. Es seien demnach hier noch einige in dieser Hinsicht wichtige Maße mit- geteilt. Die Entfernung der crista oceipitalis vom oberen resp. unteren Rande des foramen magnum ist 26 resp. 37 mm. Ein weiteres wertvolles Maß ist noch die Höhe des arcus zygomaticus an der sutura maxillo zygomatica. Sie beträgt bei vorliegendem Schädel 15 mm. Zu dieser Tabelle II ist folgendes zu bemerken: Der unter 1 senannte Schädel ist von WAGNER im IV. Bande von SCHREBERS Säugetieren abgebildet worden und stammt aus Jerusalem; die unter 4 angegebenen Maße sind von SATUNIN in seiner oben er- wähnten Arbeit mitgeteilt worden. Ein Balg ist außer von WAGNER bisher aus Palästina noch nicht bekannt geworden; nur zu dem unter 7 genannten jungen Tiere ist der Körper in Alkohol kon- serviert. Diese in Palästina vorkommenden Stachelschweine zer- fallen in 2 Rassen, beide der H. hirsuterostris. 9. Hystrix härsutiörostris aharonii nov. subsp. Mit diesem Namen bezeichne ich eine an der Küste haupt- sächlich vorkommende, bis nach Jerusalem, also auf den westlichen 27711 124 FERDINAND MÜLLER: Tabelle II. 1: Totallänge JI. Scheitellänge Hr Basilarlänge (HENSEL.) IV. Jochbogenbreite V. Hintere Breite der Nasalia Breite der Frontalia am VA: rudiment. processus post- orbitalis Kleinste Breite des Hinter- v1. hauptes hinter den Joch- bogen Größte Breite des Hinter- VIN. | haupts (Entf. d. processus laterales ossis oceipitalis) IX. Palatilarlänge Vom Hinterrand der Alveole des Schneidezahns bis zur X. Alveole des vordersten 3jackenzahns xl. Länge der Nasalnaht XII. | Länge der Frontalnaht Länge der oberen Back- a. zahnreihe Länge des Unterkiefers vom Hinterrand der Schneide- zahnalveole zur Spitze d. proc. angul. FR Länge der unteren Backen- XV, - zahnreihe Entfernung d. crista occip. xXV1 vom oberen Rand d. for. maegnum Entfernung d. erista occip. XVII vom unteren Rand d. for. magnum Höhe des arcus zygomati- XVII. cus an der sutura maxillo- zygomatica. © S ro et er I . 23 23 38|% - =: |=228 | 3° |&s |Ain Deheier | , = = |&s | 55 | Scarüörer | 2 ss 13° |“ |je2| LEI = 5 So Ms! : 23 187 LER es < nn, =) —+ S Ai 2 = sa ı A» | PR | “= = < | 2 | 5883 | 5384 | 186 | 139 | 114 | 149 | 148 | 101 1208 128 | 130 | 1055| 148 | 1251 — | 55 119,5 | 124,5| 97 | 124 | 1265| 86 | 46,5 73,51: 69,5: 7971.76 2 Boos 37,5) a1 | 8325| ao | 2125| 2385| 16 a5 | 57 | 465| 595| 60 | a | 5 | 4 | a5| 5 | 65 | 3895| 295 50,2| 52,5| 4851| 555| 5235| 4295| 27 67 | 67,51: 54 | 7156| 67,61. ag-oee 48 | 41 | 84 142 | 48 | a8 5856| 5855| 4295| 66 | 715 — | 19 46,5| 47 |: 40 | = | Sauna ao 80 | 84,751 — .[ 323,8] 851 ae 34 | 89 | 67 ı 9 32,5| 3655| — | 86 24 | 2051 20 I — 837,5|. 86.) Bab4 ıs | 19 | 15| — % - J iz 4 > u de Zi >. ar tn PN Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palüstinas. I. 125 Teil des Höhenzuges, der das Jordantal von den Ebenen an der Küste trennt, sich erstreckende Rasse. Das 900—100U0 m Höhe erreichende Gebirge, im südlichen Teil Juda- im nördlichen Ephraim-Gebirge genannt, fällt nach Osten, also nach dem Toten Meere und dem Jordan, sehr steil ab, nach dem Westen dagegen ganz allmählich. Jerusalem liegt ganz genau auf der Grenze zwischen den beiden Abhängen. Eine Beschreibung des 1. Schädels zu geben, ist nicht nötig, ich verweise auf WAGNERS Beschreibung und Abbildung. Das 2. Tier (Emmaus-Kubebe. A. 34,10. Pater SCHMITZ. 30. V.10) stammt aus Emmaus, westlich von Jerusalem, und ist, wie das vollständig entwickelte Gebiß zeigt, durchaus erwachsen. (vgl. Fig. 2.) Fig. 2 Hystriw hirsutirostris aharonü, nov. subsp. Emmanus-Kubeke. A. 34. 10. P. Scumitz. 30. V. 10. Der linke Jochbogen. Prämaxillare, Maxillare und Laerymale sind be- schädigt. Die sutura naso-frontalis ist fast ganz, die sutura coro- nalis vollständig verwachsen. Eine erista saeittalis ist nur weni entwickelt und die Parietalia rechts und links der erista nur zerinz eingezogen. Die Heimat des nächsten Tieres ist Jaffa, an der Küste des Mittelländischen Meeres. Schädel und Skelett verdankt das Museum der eifrigen Sammeltätiekeit des Herrn AHARONT., nach dem ich dieser Rasse den Namen gegeben habe. Das Tier 126 FERDINAND MÜLLER: ist noch verhältnismäßig jung, wie der Zustand des Gebisses zeigt, in dem gerade die 2. Molares durchgebrochen, aber noch nicht be- nutzt sind. Die proc. mastoidei und die Schneidezähne des Unter- kiefers sind beschädigt. Eine crista sagittalis ist nicht ausgebildet, dagegen sind sämtliche Nähte und das Interparietale gut zu sehen. Die Länge des letzteren beträgt 10,5 mm. Die Gesamtlänge des Skelettes beträgt 48 cm, die Länge der Halswirbelsäule 64 mm. 15. Brust-, 6 Lenden- und 5 Sacralwirbel. Länge des Sacrums 65,5 mm. 11 Schwanzwirbel. Größte Breite des Atlas: 37,5 mm, größte Höhe 21 mm; größte Breite des Epistropheus 23 mm, größte Höhe 30 mm, größte Länge (inkl. proc. odontoideus) 21 mm. 8 echte Rippen, 4 costae spurlae, 3 costae fluctuantes. Länge des Brust- beines 107,5 mm, Länge des proc. ensiformis 23 mm. Größte Beckenlänge 105 mm. Größte Länge des for. obturatum 23,5 mm, größte Breite 13 mm. Clavicula fehlt. Größte Länge der Scapula 79,5 mm. Rechtes Vorderbein; Oberarm 122,5 mm; Unterarm 133,5 mm; Vorderfuß 91 mm. Linkes Hinterbein: Oberschenkel 91,5 mm, Unterschenkel 94.5 mm; Hinterfuß 63 mm. Die Unterschiede zwischen den Palästina-Schädeln und den bisher beschriebenen sind folgende: Ihre Länge überschreitet die der anderen, in der Jochbogenbreite aber bleiben sie hinter H. hirsutirostris BRANDT zurück. Die Nasalia sind breiter als die der kaukasischen, ebenso breit wie die der transkaspischen Form. Das. Hinterhaupt ist aber in jeder Hinsicht kleiner als eins der übrigen Rassen. Die Länge der Nasalia ist bei der vorliegenden Rasse die kleinste überhaupt gemessene, dagegen übertreffen die Frontalia und die obere und untere Backenzahnreihe alle an- deren an Länge. Die Breite der Frontalia erreicht die der 7. hur- sutirostris satunını. Als Typus dieser Rasse gelte der von dem Direktor des. kathol.-deutschen Hospizes in Jerusalem, Herrn P. ERNST SCHMITZ dem Museum übersandte Schädel. Tabelle II, 2. Die Unterschiede zwischen ihr und der folgenden sollen bei dieser besprochen werden. 6. Hystric hirsutirostris schmitzi nov. subsp. Die Heimat dieser neuen Subspeeies ist das Jordantal. Zur Untersuchung standen mir die schon von NEHRING erwähnten aus Ain Dcheier nw. des Toten Meeres stammenden 2 Schädel und ein in Alkohol konserviertes junges Tier aus Jericho zur Verfügung. Anch der von SATUNIN beschriebene Schädel scheint nach den von ihm angegebenen Maßen zu dieser Rasse zu gehören. a] ul nd A De kt u A u en ai Le Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. 127 Der 1. Schädel (5383. L. H. Ain Dscheier), der auch als Typus dieser neuen Subspecies gelten mag, gehört, wie das vollständig entwickelte Gebiß zeigt, einem erwachsenen Tiere an. Die sut. coronalis ist verwachsen, eine crista sagittalis nur sehr wenig aus- gebildet. Der rechte Unterkiefer ist nicht vorhanden, im linken fehlt der Ineisivus, sein proc. angularis ist beschädigt. Der 2. Schädel (5384. L. H. Ain Deheier 27. 11. 99.) ist der eines noch jungen Tieres. Der 2. Molar ist gerade im ersten Stadium der Abnutzung begriffen, der letzte Molar ist noch nicht durchge- brochen, die Prämolaren haben noch keinen Wechsel gehabt. Die Nasalia fehlen, desgleichen der ganze linke Jochbogen. Die proe. mastoidei und proc. angulares sind beschädigt. Die crista sagittalis ist gar nicht, die suturae sowie das Interparietale sind sehr gut entwickelt. Des letzteren Länge beträgt 12,5 mm, seine Breite 20 mm Der Schädel des in Alkohol aufbewahrten Tieres zeigt alle Zeichen eines ganz jungen Individuums. Eine crista sagittalis ist gar nicht vorhanden; die Länge des Interparietale ist 9,5 mm, die Breite 14 mm. Im Gebiß sind nur die Nagezähne vorhanden, von den Backzähnen ist der erste gerade im Durchbruch begriften. Das Fell dieses Tieres (pullus. Jerichow. 15252. SCHLÜTER L. H.) zeigt folgende Merkmale und Maße: Körperlänge (vom Kopf bis zum After) . 285 nm Schwanzlänge (vom After bis zur Schwanz- ee ee rs 32 Entfernung der Nasenspitze vom Auge . . 31 mm Entfernung des Auges von der Ohrwurzel. 17,5 mm Sohlenlänge des rechten Vorderfußes (bis zur Krallenspitze der Mittelzehe gemessen) 30,5 mm Sohlenlänge des linken Hinterfubßes ar 41 mm Länge der Zunge . . . Er. 34,5 mm Breite der Zunge am Kinevans ER Auch: 10 mm. Auf der Zunge finden wir im hinteren Abschnitt 2 große papilae ceircumvallatae, auf dem vorderen Teil des Zungen- rückens zwei Reihen von Hornschuppen, die nach vorne zusammen- laufen und hinter der Zungenspitze eine kleine Hornplatte bilden, nach hinten zu aber auseinandergehen und in der Mitte der Zangen: länge endigen. Diese Hornschuppen sind wahrscheinlich. umge- wandelte papillae filiformes. Die Fußsohlen sind nackt. Am Vorder- fuß sind 4 am Hinterfuß 5 Zehen vorhanden; der Daumen des Vorderfußes ist rudimentär geworden. Die Zehen tragen hornfarbige Krallen. 128 FERDINAND MÜLLER! Die Schnauze sowie die Ohren sind ganz dieht mit weißen, !/% mm langen Härchen besetzt. Rechts und links der Nasenspitze stehen zwei Bündel Schnurrhaare, steif, bis 70 mm lang und braun- gelb gefärbt. Kine Halsmähne ist noch garnicht entwickelt. Der Kopf und Hals sind mit braungelben, Vorderrücken, Extremitäten und Unterseite mit rotbraunen, 20 mm langen Borsten besetzt, die in Gruppen von je 7—8 Stück zusammenstehen. Die ein- zelnen Gruppen sind in deutlich wahrnehmbaren, alternierenden Schuppenreihen angeordnet. Die Rückenstacheln sind bis 35 mm lang, «dunkelbraun und meistens mit weißen Spitzen. Einige haben schwarze Spitzen, manche sind vollständig weiß. Sie stehen in (Gruppen zu je 10 Stück, in gut ausgeprägten, alternierenden Schuppenreihen. Sie sind sehr platt und der Länge nach einge- drückt. In der Kreuzbeingegend befindet sich ein 46 mm langes und 14 mm breites Feld, das mit dünnen, rotbraunen borsten- förmigen Haaren dicht besetzt ist, und rings von den Stacheln des Rückens umgeben und fast vollständig verdeckt wird. Diese Haare stehen in Gruppen zu je 7 Stück und werden bis 15 mm lang. Eine Schuppenstellung dieser Gruppen konnte nicht festgestellt werden. Am Schwanz finden wir 15 meist mit langer, faden- förmiger Spitze geschlossene Hohlstacheln, die bis 35 mm lang werden. Die Spitze besitzen diese Röhren immer, wenn sie aus der Haut heraustreten; erst nach einiger Zeit bricht sie ab. Die offenen Stacheln sind 23 mm lang, wovon 7 mm auf den Stiel fallen. Sie sind nicht rund, sondern ganz platt gedrückt, so dab sie bei einer Breite von 3—4 mm nur höchstens °/—1 mm dick werden Von den Unterschieden zwischen diesem und dem oben beschriebenen, aus Geoktepe stammenden Fell mögen folgende auf den Altersunterschied zu setzen sein: Es fehlen bei dem Jericho- Tier die weiße Kehlbinde und die Mähne, auch die Haare zwischen den Stacheln, sowie die am After befindlichen Stacheln, die ganz weib gefärbt sind. Dagegen werden nachstehende Merkmale für (diese Rasse wohl als charakteristisch gelten können. Die Borsten des vorderen Körperteils stehen in Gruppen zu je 7—85 Stück, bei. FH. hirsutirostris satuminı dagegen in schwer zu erkennenden Gruppen zu nur 6 Stück. Das längliche Feld hinter den sroßen Hückenstacheln ist bei der vorliegenden Rasse “mit rotbraunen Borsten besetzt; bei der transkaspischen Form sind sie rein weiß. Überhaupt ist die Färbung dieser neuen Subspecies heller als die der zuerst beschriebenen. Von der vorher angeführten FH. hirsutirostris aharonit unterscheidet sich die Jordan-Rasse in folgenden Punkten. Die Nasalia sind Beiträge zur Kenntnis der Stachelschweine Asiens, insbesondere Palästinas. I. 129 bedeutend länger, sie erreichen beinahe die Größe derer von H. hirsutirostris satunini; die Frontalia aber um ein beträchtliches kürzer. Auch die obere und untere Backenzahnreihe ist bei ihr nicht so groß. Die Breite der Frontalia übertrifitt alle anderen mit Ausnahme wieder der 4. hirsutirostris satuninı. Der Schädel macht überhaupt im allgemeinen einen kräftigeren und schlankeren Eindruck. Der Jochbogen ist an der sutura maxillo-zygomatica bei der H. hirsutirostris aharonüt, die doch sonst kleiner ist als die vorliegende, um 5 mm größer in der Höhe als bei der A. hirsu- tırostris schmitzi. Das foramen infraorbitale ist bei der zuletzt ge- nannten Rasse größer. Verschieden ist auch die Form des foramen magnum. Bei A. hirsutirostris schmitzi haben wir die oben schon bei A. hirsutirostris mersinae beschriebene, fünfeckige (Gestalt, bei HA. hirsutirostris aharonit die langgestreckte, viereckige. Ob die verschiedene Ausbildung des foramen magnum als Rassenmerkmal jedoch Verwendung finden darf, erscheint mir äußerst zweifelhaft, da ich bei einer großen Serie afrikanischer Aystrix-Schädel inner- halb einer und derselben Rasse ganz verschieden entwickelte fora- mina magna fand. Im folgenden gebe ich nach den Merkmalen, die die Schädel darbieten, eine Bestimmungstabelle der in dieser Arbeit besprochenen Rassen. A. Länge der Nasalia unter 60 mm. I. Länge der Frontalia über 45 mm, der Backenzahnreihe über 35 mm. Breite der Nasalia über 537 mm, kleinste Breite des Hinterhauptes unter 45 mm H. hirsutirostris aharonii. II. Länge der Frontalia unter 45 mm, der Backenzahnreihe unter 33 mm. Breite der Nasalia unter 537 mm, kleinste Breite des Hinterhauptes über 45 mm NH. hirsutirostris mersinae. B. Länge der Nasalia über 60 mm. I. Jochbogenbreite über S2 mm MH. irsutiroseris blanfordi. II. Jochbogenbreite unter 82 mm a. Breite der Nasalia unter 40 mm ’ I. nirsutirostris BRANDT. b. Breite der Nasalia über 40 mm. 1. Kleinste Frontalbreite über 60 mm, kleinste Hinter- hauptsbreite über 45mm, er 67,5 mm, Diastemma bis 41 mm H. hirsutirostr is satunini. 130 Hans v. STAFF und Hans Reck: 2. Kleinste Frontalbreite unter 60 mm, kleinste Hinterhauptsbreite unter 45 mm, Gaumenlänge über 67,5 mm, Diastemma über 411 mm .. ; HH. hirsutirostris schmitki. Nach dem äußeren Habitus der Stachelschweine eine Bestim- mungstabelle zu geben, ist wegen unserer geringen Kenntnis der genauen Zusammensetzung des Stachelkleides vorläufig noch nicht möglich. Literatur. | 1. W. T. BLAnFoRD, East Persia. vol. I. Zoology and Geology. 1876. London. pag. 80. 2. J. F. BRAnpT, Mammalium rodentium exotiorum descriptiones. — Mem. de l'racad. de Petersb. 1835. pag. 375. tab. VIII, fig. 8—6. 3. DANFORD et ALston, On the mammals of Asia minor. — Proceed. Zool. Soc. London. 1877. pag. 281. 4. J. E. GrAY, On the Porcupines of the Older or Eastern Continent with deseriptions of some new species. — Proceed. Zool. Soc. London. 1847. Pag: 97.099; .— On the species of Porcupines in the Gardens of the Society and in the British Museum. — Proceed. Zool. Soc. London. 1866. pag. 308, 311. 6. J. H. DE MEIJERE, Über die Haare der Säugetiere, besonders über ihre An- ordnung. — Morphol. Jahrb. XXl. 1894. Leipzig. pag. 322, 351, 381. 7. A. NEHRING, Die geographische Verbreitung der Säugetiere in Palästina. — Globus, Bd. 81. No. 20. pag. 309 und Mittlgen. u. Nachr. d. deutsch. Palästina-Vereins. 1903. No. 4 8. K. Sarunıs, Vorläufige Mitteilgen. über die Säugetierfauna der Kaukasus- or länder. — Zoolog. Jahrb. Abtlg. f. Systematik. 9. Bn. Jena 1897. pag. 308. 9. — Die Säugetiere des Talyschgebietes und der Mugansteppe. — Mitteilgen des Kaukasus-Museums. Il. Bd. Tiflis 1905— 1906. pag. 847. 10. D. SCHREBER, Die Säugetiere. 4. Supplementband, herausgeg. v. A. WAGNER, Erlangen 1844. pag. 17. — A. WAGNER, Beschreibung einiger neuer oder minder bekannter Nager. Arch. f. Naturgesch. VIII. Berlin 1842. pag. 29. — 11. P. L. SCLATER, Notes on rare or little-known Animals now or lately living in the Society’'s Gardens. — Proceed. Zool. Soc. London. 1871. pag. 233. 12. G. R. WATERHOUSE, A Natural History ofthe Mammalia. vol. II. Rodentia. London. 1848. pag. 454. tab. XX, fie. 2 Ueber die Lebensweise der Trilobiten. Eine entwicklungsmechanische Studie. Von Hans v. STAFF und Hans Reck. Neben der Vervollkommnung der tierischen Organismen innerhalb ihres Artcharakters, wie sie der Kampf ums Dasein in einmal gegebenen Lebensverhältnissen hervorruft, steht die An- passung an eine langsam eintretende Anderung des Milieus, die zu einer Umprägung der Artcharaktere über die Art hinaus führt. Ueber die Lebensweise der Trilobiten. 131 Jedes Milieu stellt seiner Lebewelt ein besonderes mechanisches Problem, das ohne Rücksicht auf die systematische Stellung seiner Einzelbestandteile auf dem Wege der Anpassung gelöst werden mub. Dadurch werden genetisch fernstehenden Formen gemeinsame Merkmale aufgeprägt, die ihren Lebensbezirk charakterisieren. Diese Konvergenzen nehmen. zu im Verhältnis der für die An- passung verfügbaren Zeiträume. Folglich müssen wir in jeder Sphäre mehr oder minder adaptierte Formengruppen finden, wobei die fortschreitende Anpassung die unter früheren Bedingungen er- worbenen Merkmale anderer Milieus allmählich verwischt.. Somit mub jedes Lebewesen in seinem Organismus noch das (Gepräge früherer Adaptierungseyklen erkennnen lassen, da es in jedem Zeitmoment ja doch eben nur ein vorübergehendes Stadium des Anpassungsweges von einem Milieu zum andern darstellt. So zeigt derWalfisch, der schon so vorzüglich den Bedingungen des ' Meereslebens entspricht und darum so weitgehende Konvergenzen mit den Fischen aufweist, dennoch deutlich, daß er phylognetisch auf dem Lande ‚geboren ist und somit ein Robbenstadium durch- laufen hat. Entsprechend verrät auch der Mensch noch immer in den Kiemenspalten seines Embryonaldaseins. dab -die Landsäuge- tiere in weit zurückliegender Vorzeit schon einmal weitgehende Anpassungen an das Wasserleben erreicht hatten. Der Walfisch hat somit einem ursprünglichen Milieu sich wieder angepaßt, ohne aber die Stadien, in denen sich die Landsäuger dem Wasser ent- fremidlet hatten, exakt in umgekehrter Folge zu durchlaufen: Die Entwicklung ist in ihren Einzelzügen irreversibel. wie DOLLO vor 15 Jahren erwiesen hat. Ein besonders interessantes Problem in dieser Hinsicht bietet die Ordnung der Trilobiten. Da bereits in den ältesten Erd- schichten, welche fossil erhaltene Organismenreste einschließen, völlig in sich geschlossen und hochentwickelt in zahlreichen wohl spezialisierten Gattungen ihre Vertreter sich finden, verliert sich ihr Stammbaum im Dunkel der Urzeit. Da die letzten Trilobiten schon am Schluß des Altertums der Erde völlig ausstarben, ohne ‘vor ihrem Ende eine irgendwie höhere Organisationsstufe erreicht zu haben, so fehlt uns auch jedes Mittel, die phylogenetische Richtung ihrer Entwicklung zu verfolgen, und auf diese indirekte Weise ihre unbekannte Vorgeschichte zu erschließen. Begreiflicherweise hat die Systematik daher sich auf (die Zusammenstellung von Formengruppen nach einzelnen willkürlich herausgegriffenen Merkmalen beschränkt. Die im Lauf der Zeit 132 HANS v. STAFF und HANS Reck: entwickelten Systeme sind somit keine natürlichen, d. h. die genetisch Zusammengehörigen Formenreihen sind noch nicht er- kannt. Über die Lebensweise «(er Trilobiten wissen wir so gut wie nichts. So gibt auch die soeben erschienene Neuauflage des ZiTTELschen Lehrbuches nur an, daß sie im Meere existiert hätten, daß es aber ungewiß sei, „ob sie in tiefem oder seichtem Wasser, ob im offenen Ozean oder in der Nähe von Küsten sich aufhielten“ und daß sie „wahrscheinlich zu schwimmen und zu kriechen befähigt und darum weder ausschließlich an die Küste noch an den Boden noch an das offene Meer gebunden waren“. Im gleichen Jahre veröffentlichte DorLLo die ersten Versuche zu einer biologischen Betrachtung der Trilobiten. Er ging von dem einleuchtenden Gesichtspunkte aus. daß ihre Formverschieden- heiten der Anpassung an verschiedene Milieus entsprechen müßten. Der marine Lebenskreis ist in verschiedener Weise eingeteilt worden, und das folgende Schema dürfte die wichtigsten Bezirke veranschaulichen. DoLLO wies in seinem hochinteressanten, anregungsreichen Vortrag über ethologische Paläontologie als erster auch kurz auf einige Erscheinungen bei gewissen Trilobitenarten hin, die nur als Kon- vergenzen bezw. als Richtungsänderungen der Adaptierung gedeutet werden können. Limulusähnliche Schwanzstacheln sowie das Verla- gern randständiger, oft übermäßig großer Augen gegen (die Kopfmitte und umgekehrt geben ihm Anhaltspunkte für die Fixierung von boden- kriechenden und freischwimmenden Typen. DO6LLo selbst fabte diese, erst an wenigen Beispielen entwickelten Ideen nur als An- regungen zu zusammenfassenderen Studien auf, die einer natürlichen Systematik als Grundlage dienen könnten. Im Folgenden soll kurz der Versuch gemacht werden, aus einigen der wichtigeren Ergebnisse unserer Untersuchungen ein (resamtbild des Ent- . wicklungsmechanismus der Trilobiten zu skizzieren. Als Urform der Trilobiten muß ein Typ angesehen werden, der bereits alle die Eigenschaften besessen hat, welche sämtlichen Trilobiten gemeinsam sind. Dieses phylogenetische Prinzip ergibt sich eben aus dieser allgemeinen Verbreitung unter Bewohnern der verschiedensten Milieus, die uns beweist, daß hier keine Kon- vergenz, sondern eine systematisch wichtige ursprüngliche Anlage vorliegt. (remeinsam sind allen Trilobiten der segmentierte Rumpf, dessen einzelne Tergiten beiderseits von der medianen Rachis durch die Dorsalfurchen geschieden je eine Pleura besitzen. Eben- Veber die Lebensweise der Trilobiten. 133 falls gemeinsam ist sämtlichen Formen schon vom Embryonal- stadium an ein Kopfschild, das (nach JAEKEL) aus 5 Segmenten verschmolzen ist und die wichtigsten Organe (Kaumagen, Hautdarm und Leber) enthält und schützt. Entsprechend ist auch stets das Telson mit mindestens einem Tergitsegment zum Pygidium ver- schmolzen. Die Segmentierung (des Körpers (und in noch früheren Stadien auch des Kopfes!) beweist, daß noch keine weitgehende Arbeitsteilung durch Ausbildung spezialisierter Organe eingetreten war, daß vielmehr die Masse der einzelnen Segmente unter sich gleichartige Funktionen verrichtete. Eine solche Form kann nur entstanden sein in einem Milieu, das keine Differenzierung der einzelnen Leibesabschnitte verlangte. Dieses formgebende Milieu muß allen seinen Bewohnern ohne Rücksicht auf ihre Vorgeschichte und Nachgeschichte den gleichen Habitus aufgeprägt haben. Also gibt uns «die Lebensweise der lebenden konvergenten Typen einen Hinweis auf das Milieu «des Urtrilobiten, der mithin nach Art von Tausendfußb und Raupe am Boden gekrochen sein muß. Die diesem primitiven Typ bereits gemeinsame Differenzierung des Kopfendes ist eine Folge der Lokalisierung der schutzbedürftigen Sinnes- und Ernährungsorgane an dem in der Bewegungsrichtung gelegenen Pole des Tieres. Als primitivste Trilobitenformen haben wir also «diejenigen Arten anzusehen deren fossil erhaltene Panzer diesem deduktiv abgeleiteten Urtyp am nächsten stehen. Ein derartiges Überein- stimmen ist nur unter Beibehaltung der gleichen Lebenweise denk- bar. Da es andererseits durchaus im Bereich des Möglichen liegt. daß für einzelne Gruppen das Milieu das gleiche blieb, so spricht es nicht gegen unsere Ansicht, wenn in statigraphisch jüngere Horizonte «derart primitive Formen sich gelegentlich hinüber ge- rettet haben, vorausgesetzt, daß auch unter den ältesten fossil erhaltenen Typen bereits der Urform weitgehend entsprechende Arten sich finden. | Dies ist tatsächlich der Fall. Die älteste Schicht des Cambriums (des Beginnes des Paläozoikums) wird als Olenellus- stufe "bezeichnet nach einem Trilobitengenus, welches diese primitiven Merkmale in vorzüglicher Weise zeigt, obwohl es im Übrigen in einer ganzen Reihe von wohlspezialisierten Arten auftritt. Nach ZITTELS (enusdiagnose besteht der Rumpf aus 15—25 Segmenten, während das Pygidium als „klein mit kaum entwickelter Axe“ bezeichnet wird. Daß Olenellus an eine boden- bewohnende Lebensweise angepaßt war, hat für die Spezies Ol. Tompsont HALL bereits DOLLO nachgewiesen, (da hier das sonst 134 Hans v. STAFF und HANs Reck: winzige Pygidium zu einem limulusartigen Stachel ausgezogen ist. Auch für die andern stachellosen Spezies wäre ein Kriechen anzu- nehmen, da die zentralgestellten Augen und das „peltiforme“ d.h. -Jimulusartige Kopfschild nach DoLrLo gleichfalls Adaptionen an benthische Verhältnisse darstellen. Wir haben somit zwei benthische Kriecharten morphogene- tisch zu unterscheiden: Die eine schafft den Limulustyp, der sich mit abdominalen Verlängerungen auf leidlich festem Boden gleichsam fortstachelt, wobei die Füße nur sekundär beteiligt sind.) Die andere führt zum Asseltyp, der mit . Pi a = ‘ ’ ” - BER MN _ NN RE EEE VE EEE TEN ER a Ba. Fie:T, lenellus (Holmia) Broeggeri Warc. Vermutlich der Urform der Trilobiten recht nahestehender primitiver bodenkriechender Typ des untersten Cambrinum. Die. Rumpfsegmentierung reicht his zu dem winzigen Schwanzschild. (Abb. nach Warcortr |. ce. Taf. XC1.) !), Da nach Jiebenswürdiger mündlicher Mitteilung von Herrn Geheimrat Prof. F. E. SCHULZE in Aquarien etc. des allzu harten Bodens wegen die ty- pische Fortbewegungsart des Limulus meist nicht beobachtet werden kann, geben wir hier (übersetzt) die Schilderung von 8. LocKkwooD (l. c. S. 258): „Beim Wühlen wird der Vorderrand des Kopfschildes niedergedrückt und vor- wärts geschoben, wobei die beiden Schilde gegeneinander einen Winkel bilden und die Spitze des Schwanzstachels das Widerlager bildet, indem sie in den Schlamm sich einbohrt. Gleichzeitig sind unterhalb die Füße unaufhörlich tätig, den Boden aufzukratzen und beiderseits wegzustoßen. Es liegt darin eine eigen- artige Kraftersparnis, denn das Auf- und Abbiegen und abwechselnde Ausstrecken der beiden Schilde im Verein mit der fortschiebenden Wirkung des Schwanz- stachels bewirken sowohl ein Wühlen als auch ein unterirdisches Fortbewegen.* I an er u Be 7 une ul W ° BE ac € y 2 73 A E i Ueber die Lebensweise aer Trilobiten. 135 Hilfe der Beine sich fortbewegt und je nach der Weich- heit des Bodens zur Ausbildung von Oberflächenvergrößerungen des Körpers gezwungen ist, um sich vor dem Versinken im Schlamm zu schützen. Diese nach Analogie der Schneeschuhe funktionierenden Apparate werden sich naturgemäß vorwiegend am Kopfschild ansetzen können, da dieses den einzigen größeren Körperabschnitt darstellt; daneben werden die einzelnen Segmente subventiv gleichfalls durch spitze Verlängerungen der Pleuren zur Basisvergrößerung beitragen können. - Fig. 3. Harpes ungula STERN. ° Rücken- und Profilansicht eines typischen „Kriech“-trilobiten. Das zu einer breiten Tragfläche ausgebreitete Kopfschild, die zentralgestellten nach vorn blickenden Augen sowie die gleichmäßig bis zu dem winzigen (am Fehlen der Auszackung erkennbaren) Schwanzschild reichende Segmentierung (25—29 freie Pleuren) sind für das Milieu charakteristisch. (Abb. nach BARRANDE. c. Taf. IX.) Diese Ansätze an Kopf und Rippen werden natürlich stets, um nicht der Bewegung hinderlich zu sein, nach hinten gebogen sein müssen. Diese Schlammschuhe sind bei den verschiedenen Formen in allen Größen und Ausbildungsarten vorhanden, sodaß 13 HANS v. STAFF und Hans Reck: wir eine lückenlose Reihe vom fortsatzlosen Sao über den mäßig ausgezackten Olenellus zum breitschildigen Harpes erhalten. Dieser schwanzstachellosen Harpesreihe steht die starkgestachelte Limulus- reihe gegenüber. Diese beiden Reihen entsprechen verschiedenen Bewegungsweisen, die naturgemäß nicht so streng geschieden sind, dab nicht mitunter Formen auftreten können, die an beide Arten angepaßt sind. Im Gegensatz zu diesen Mischformen können die extremen Vertreter der beiden Bewegungsarten nicht ohne Formänderung (lie Lebensart wechseln. Da der Schwanzstachel nur auf relativ hartem Boden funktionsfähig ist, mußte Ol. Thompson. um auch auf sehr weichem Boden vorwärts zu kommen, die Füße brauchen und die Pleuren verlängern. Der rein funktionelle, d. h. systematisch unverwendbare Charakter der Schwanzstacheln ergibt sich, wie DOLLO bereits be- tonte, aus dem Umstande, daß er aus den verschiedensten morpho- logischen Elementen sich entwickeln konnte. Während bei. Ol. Thompson das ganze Pygidium sich zur Spitze auszog, ist bei Paradoxides Bohemieus dieses nicht (derart entwicklungsfähig gewesen, sodaß dafür die letzten freien Rumpfpleuren zu einem langgestreckten Stachelpaar sich verlängerten, als die Bewegungs- weise vom Kriechen zum Stacheln sich änderte. Bei noch anderen Formen, wie Ol. asaphoides ist ein Rückenstachel auf dem Mittel- feld (Rachis) eines der letzten freien Rumpfsegmente entstanden. “in weiterer hierher gehöriger Typ wird u. a. von Dalmamites zum Ausdruck gebracht. Hier sind weder Rachis noch Pleuren an der Stachelbildung beteiligt, sondern diese hat ihre Wurzel ım einem flossenartigen Saum, der den Außenrand (des großen, aus zahlreichen Segmenten verschmolzenen Pygidiums umfaßt. Diese Verschmelzung ist, wie wir gesehen haben, zur fortstachelnden Bewegungsart keineswegs notwendig. Da sie somit nicht als Anpassung an diese aufgefaßt werden kann, so mub sie als An- passung an ein anderes Milieu erworben worden sein. Dalmanıtes enthält somit die Spuren von drei verschiedenen Adaptionen: l) an die fußkriechende des Urtrilobiten, 2) an eine pygidium vergrößernde, 3) die stachelausbildende. Um das Wesen dieses zweiten Milieus, dem wir bei den bis- her besprochenen Typen noch nicht begegneten, zu verstehen, müssen wir uns nach Fällen umsehen, in denen es als das End- stadium der Eintwickelungsreihe uns entgegentritt. Die weitgehendste Differenzierung dieser Art tritt uns bei dem Genus Agnostus im Mittel- ne a ut | E Ueber die Lebensweise der Trilobiten. 137 cambrium (also über der Olenellusstufe!) entgegen. Bei diesem sind nur mehr zwei freie Rumpfsegmente erhalten. Die vorderen 5 sind, wie JAEKEL gezeigt hat, zum Kopf, die hinteren zu einem ebenso großen Pygidium verschmolzen. Diese Verschmelzung ist aus so- gleich noch zu besprechenden Gründen offenbar keine ganz jugend- liche mehr, denn das Schwanzschild hat bereits alle Andeutungen der früheren Segmentierung des Urtrilobiten verloren. Dieselbe ist auch bereits auf der Rachis bei einem großen Teil der Arten weitgehend verwischt, und Hand in Hand geht hiermit der Rück- zug der Rachis aus dem Pygidium. Fig. 4. Ölenellus Thompsoni HALL (links) und Dalimanites (Dalmania) caudatus EmmR. (rechts). Typen von an eine bodenkriechende Lebensweise angepaßten Trilobiten, _ deren starkentwickelter Schwanzstachel an Limulus erinnert. Diese Stacheln sind jedoch aus morphologisch verschiedenartigen Elementen entwickelt, deuten also auf eiue Verschiedenheit der Ausgangsbedingungen hin. Bei Dalmanites hat ein Randsaum des großen verschmolzenen (aber noch deutlich segmentierten) Schwanzschildes den Stachel gebildet, während bei Olenellus ein ursprünglich winziges (vgl. Fig. 1!) Pygidium im Ganzen sich stachelartig verlängerte. (Abb. nach WALcoTT |. c. Taf. LXXXII und ZırreL Fig. 1315.) Diese Entwicklungsweise ist innerhalb der einzelnen Spezies des Genus in den verschiedensten Übergangsformen zu beobachten. Diese Labilität läßt die gesamte Entwicklungsreihe als eine noch relativ junge erkennen, und es besteht die Hoffnung. ihren noch weniger differenzierten Vorfahren in der tieferen Olenellusstufe zu '* begegnen. Tatsächlich finden wir dort den primitiveren Typ des mm msn le (renus Mierodiscus'). Dieser hat noch drei freie Rumpfsegmente und eine deutlich gegliederte, in Kopf und Pygidium eintretende Rachis, die bis an das Ende des Schwanzschildes reicht und z. B. bei M. beilimurg ginatus elf kürzlich verschmolzenen Kunpieep in entspricht. Microdiscus, speciosus FORD. (links), Agnostus pisimormis L. (Mitte) u. Leiagnostus erraticus JAEK. (rechts). Vom unterst kambrischen Microdiscus, der noch drei freie Rumpfsegmente und im verschmolzenen Schwanzschilde noch die Andeu- tung zahlreicher Tergite besitzt, führt zu den mittelkambrischen Agnostiden eine deutliche Übergangsreihe. (Abb. nach Warcorr ]. c. Taf. LXXXI und JAEREL 1. c. 1909 Fig. 18 u. 22.) E | £ F Fig. 7. Fig. 8. | | Daß wir es hier tatsächlich mit einer morphologischen Ent- | wieklungsreihe zu tun haben, zeigt der Vergleich mit den unter- silurischen Genera Aeglina und Illaenus. — Ae. rediwia hat5 bis 6 freie Rumpfsegmente, Andeutungen der Rachis auf dem Kopf, so- wie ein vollständig verschmolzenes Sehwanzschild mit kaum ein- tretender, aber noch quergestreifter Rachis. Die Verschmelzung des Pygidiums aus einzelnen Segmenten ist auch noch in den Fig. 9. Schwanzschild von Mierodiseus bellimarginatus S. u. F. Diese unterkambrische Form zeigt deutlich, daß ihr hochgewölbtes Pygidium aus 10—12 einst freien Rumpfsegmenten verschmolzen ist. Daß der Zeitpunkt dieser Verschmelzung noch nicht allzuweit zurückliegt, zeigt die noch fast bis ans Ende des Schwanzschildes reichende, stark segmentierte Rachis; vgl. Er- klärung zu Figur 4, 5 u. 6. (Abb. nach Warcorr ]. c. Taf. LXXXL) !) JAEKELS entgegenstehende Angabe (Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. 1909, S. 893), daß „Microdiscus und die Agnostiden zu gleicher Zeit im mittleren Cambrium erscheinen“ dürfte auf einem Irrtum beruhen. Vgl. hierzu u. a. GÜrICH (Centralbl. f. Min. etc. 1907 S. 132), WALcoTT (X Ann. Rept. U. S. Geol, Suro I, 1890, S. 591), ZITTEL (Grundzüge etc. 1910, 8. 542). Deher die Lebensweise der Triloliten. 139 fächerförmigen Vertiefungen, die den Interpleuralräumen entsprechen, zu erkennen. Besonders interessant hieran ist die Inkonstanz der in Umprägung begriffenen Spezies: BARRANDE bildet Individuen ab mit 5 und 6 freien Rumpfsegmenten, sowie Pygidien mit drei- facher, doppelter und fehlender Querteilung der Rachis. Des- 3) gleichen treten 4, 3 oder 2 pygidiale Pleuralfurchen auf. Fig. 10, 11 und 12. Aeyglina rediviva BARR. und Aegl. pachycephala CoRD. (rechts). Das Schwanz- schild zeigt deutlich die Verschmelzung aus Rumpfsegmenten. Die Zahl der noch freien Tergiten schwankt zwischen 4 und 6. Obwohl die Augen nicht so abnorm vergrößert sind als bei Aeyl. prisca (auf die sich DoLLo bezieht) sind sie recht groß und seitlich und ventralwärts verlagert, sodaß sie in der Rücken- ansicht zu fehlen scheinen. Diese Augenstellung würde einer kriechenden Lebensweise recht hinderlich sein. (Abb. nach BARRANDE |]. c. Taf. 34.) Die morphologische Weiterentwicklung dieser Tendenz führt somit zu einem Typ, der weniger freie Rumpfpleuren, Ausglättung der Rachis im Kopfschild und Fortfall der pygidialen Rachisquerteilung und Pleurenfurchung zeigt. Dieser Typ wird z. B. durch Ae. pachycephala vertreten. | Eine parallele Entwicklung zeigen auch die Vertreter des Genus J/Ilaenus. Hier schwankt die Zahl der freien Rumpfpleuren nach ZITTEL zwischen 8 und 10. BARRANDE bildet indessen ein junges Exemplar von Ill. Wahlenbergianus ab (1. c. Taf. 54, 18 a,b) das nur 4 freie Pleuren zeigt; dafür sind 5 weitere Pleuren mit abdominalwärts abnehmender Deutlich- keit im Pygidium verschmolzen erkennbar. Die erwachsene Form zeigt 9 freie Pleuren und ein großes unsegmentiertes Pygidium. Wenn wir vorher sahen, daß die Zweizahl der Rumpfsegmente als ein Optimum von den beschriebenen kleinen Typen erstrebt wurde, so sehen wir bei den großen, wie Zllaenus (S- 10), Bron- teus (10), Phillipsia (9), Proteus (S—10), Phacops (11), Asaphus (5) u. a eine andere Ziffer so häufig wiederkehren, daß wir sie als ein zweites funktionelles Optimum ansehen müssen. Die ge- 140 | Hans v. STAFF und Hans Reck: nannten Typen haben neben dieser Rumpfsegmentzahl noch folgende Merkmale gemeinsam: 1) das Pygidium zeigt durchgehend eine starke Verschmelzungs- tendenz. Kine lückenlose Reihe zieht sich von Formen wie Phillipsia, die noch 12—18 Pygidialsegmente deutlich erkennen Fig. 13 und 14. Illaenus Schmidti NiEszk. Rücken- und Profilansicht eines typischen „Schwimm“- trilobiten. Das zu einem Schlagruder verschmolzene Schwanzschild, dessen einstige Segmentierung bereits verschwunden ist, die Zehnzahl der freien, fort- satzlosen, gewölbten Rumpfsegmente, die stark nach rückwärts gewendeten Augen auf beweglichen Wangenplatten . für diesen Typ bezeichnend. (Abb. nach Horn |. c. Taf. V.) läßt, wobei die scharf gezeichnete und gleichartig quergegliederte Rachis noch bis fast zum letzten Ende durchgeht, zu solchen wie Bronteus und Allaenus, deren Rachis sich bereits fast völlig oder sogar gänzlich zurückgezogen hat. Die einzelnen Stadien dieses Rückzuges gehen Hand in Hand mit dem fortschreitenden. Verlust der Segmentierungsstreifung erst der Rachis und dann auch der Pleuren. (In einigen Fällen, in denen die Pleuralstreifung länger persistiert, ist dies wohl nieht funktionell, sondern ornamental aufzufassen, wie bei Dronteus, bei dem die Interpleuralfurchen fächerförmig von dem nur noch knopfartigen Rachisstummel aus- strahlen.) | 2) Ein Kopfschild, das mit dem Pygidium etwa größengleich ist und mehr oder weniger randständige, rückwärts gerichtete oder auf Erhöhungen angebrachte gut entwickelte Augen trägt. Die Wangenstacheln fehlen oder sind kaum entwickelt. 5) Dem Rumpf fehlen gleichfalls alle Pleuralv erlängerungen, die für den Olenellus sowie den unten zu bespreehenden Aeidaspis so bezeichnend sind. Der Kumpfquerscehnitt ist hochgewölbt in starkem Gegensatz zu dem der flachen breiten Kriechformen. 5 ERTL ET FREE, h 3 | Ueber die Lebensweise der Trilobiten. 141 Diese Konvergenzen sind zu auffällig, als daß wir daran zweifeln können, daß sie den Anforderungen einer ganz bestimmten Lebensweise entsprechen. Für Aeglina prisca hat DOLLO bereits aus der Augenform auf ein nectisches, also schwimmendes Leben geschlossen, während er für Asaphus aus der zentralen Stellung der Augen, ohne freilich ihre erhöhte Position zu berücksichtigen, auf ein benthisches d. h. kriechendes Leben schloß. Nun aber zeigen Aeglina wie Asaphus die gleiche Reduktion der Rumpfsegmentzahl und die gleiche Verschmelzung der abdomi- nalen Segmente zu einem sehr großen Pygi- dium. Dadurch dürfte der Schluß nahe gelegt sein, daß trotz DOLLosS entgegenstehender Annahme die gleiche Funktion hier die Kon- vergenz erzielt hat. Bezüglich Aeglina halten wir DOLLoS Beweisführung für einwandfrei, da die großen am kugelförmigen Kopf seitlich bis weit auf die Unter- und Oberseite über- BEE EN, greifenden Augen ein Kriechen völlig aus- Fig. 15. schließen mußten. Da, wie später zu be- Bronteus BrongniartiBarr. Sprechen ist, planktonisch treibende Formen Typus eines „Schwimm“- gänzlich andere Anpassungen) zeigen und trilobiten; vgl. Erklärung w : ER : \ zu Fig. 18 u. 14. (Abb. auch mechanisch zeigen müssen (Acıdaspis, nach BARRANDE |]. c. Taf. Deiphon bleibt ja auch als einzige Bewe- 42.) gungsmöglichkeit das freie Schwimmen im Meere übrig. DoLLo hat Aeglina als. Schwimmform erkannt, da ihre Augen-Anpassung an die dysphotische Region zufällig hier den Beweis besonders erleichterte. Wir werden aber er- warten dürfen, auch euphotische Schwimmer anzutreffen. Diese werden aber alsdann zwar keine Riesenaugen, aber im übrigen den Aeglinatyp aufweisen. Dies tun, wie wir sahen, die soeben auf- gezählten Formen, deren: Konvergenzen so scharf auf ein gleiches Milieu hinwiesen. Über die Art des Schwimmens ist in der Literatur keine irgendwie speziellere Angabe zu finden. "Theoretisch sind zwei Arten möglich: 1) Die Füße können zu Ruderapparaten umgebildet worden sein und den Körper mit dem Kopf voran durch das Wasser getrieben haben. 2) Der Schwanz kann nach Art gewisser Krebse den Körper durch den Rückstoß des Wassers mit der als Scharnier funktionie- renden Rumpfmitte voran, also nach rückwärts bewegt haben. 142 HANs v. STAFF und Hans Reck! Daß die Schwimmtrilobiten!) wohl vorwiegend die letztere Mög- lichkeit verwendeten, zeigt klar die Tatsache der Differenzierung des Pyeidiums, die in ersterem Falle überflüssig gewesen wäre. Dab ‘andererseits ein krebsartiges Schlagen mit dem Hinterleib sowohl ein festes, in sich unverbiegbares Schlagruder, als ein festes, aus nicht allzuvielen Gliedern bestehendes Scharnier erzeugen muB, ist aus mechanischen Gründen einleuchtend. Die Reihe Acgling- Mierodiseus-Agnostus mit ihrer Tendenz zur Verringerung der Rumpfsegmente auf 2, wie ebenso das Gravitieren der übrigen Formen um die Zahl 9 zeigt, daß im Prinzip bei den Trilobiten zwei er dieser mechanischen Aufgabe möglich sind. Diese über das Schwimmen der Trilobiten gewonnenen Vorstellungen erklären auch die übigen genannten Konvergenzen. So ist es natürlich, dab der Leib alle entbehrlichen Anhängsel entbehren muß, da sie sowohl durch Vermehrung des „toten Wassers“, wie als direktes Hindernis die Fortbewegung erschweren mußten. Da das Scharnier bei der Bewegung vorangeht, ist die Fig. 16. Asaphus Kowalewsküi SALT. An- F m Nut sicht eines „Schwimm“-trilobiten des Querschnitts vorteilhaft nach Ana- in zusammengeklapptem Zustan- ]Iogie von Bug und Kiel. Auch die Augen de. Vergl. Erklärung zu Fig. 17. = Besonders bezeichnend sind die Müssen so gestellt werden, daß sie einen auf hohen „Leuchttürmen“ auf- freien Überblick im Bewegungssinne ge- gesetzten Augen, die ein weites . REN S- ha Ber Troy statten. Randständigkeit un« Gesichtsfeld allseitig überblicken statten. Randständigkeit und erhöhte, lassen. Die Ansicht ist von der „Leuchtturm*-artige Stellung erfüllen dem Scharnier entgegengesetz- (diesen Zweck. Aeglina, Illaenus wahlen- ke En So aa bergianus, Salterı, Pandert, sphaerieus ete. einerseits, Asaphus, Phacops, Chas- 1) Diese Bezeichnung soll in keiner Weise den Trilobiten etwa eine dau- ernde Schwimmtätigkeit zusprechen, sondern nur- andeuten, daß gelegentliche Ruderschläge des Schwanzes nach Art der rezenten Krebse einen formgebenden Einfluß ausübten und sie zum Schwimmen befähigten. Bezüglich der Agnostiden hat JAEKEL 1909 1. c. S. 386 sich in folgender Weise "geäußert: „Das Zusammenklappen des Panzers ist jedenfalls zu einer solchen Vollkommenbheit spezialisiert, daß offen- bar die ganze Organisation unter der Einwirkung dieser physiologisch wichtigen Leistung steht“. — „besonders wenn ihnen Gefahr droht. . . werden sie sich zu- sammengeklappt haben, und dadurch wird ihr Körper... emporgeschnellt... sein“. Trotzden „bevölkerten die Agnostiden unmittelbar den Boden, flottierten also nicht in größerer Höhe darüber“. Wenn also auch den anderen hier von uns als „Schwimm- formen“ bezeichneten Typen znfolge ihrer Artcharaktere krebsartiges, aktives Fortbewegen durch das Wasser gelegentlich möglich gewesen sein wird, schließen wir uns im Prinzip damit doch völlig an die für eine besonders spezialisierte Art geäußerte Meinung eines der besten Trilobitenkenner an. tatsächlich vorhandene starke Wölbung { | F | E < ? REREETINE = Bi . Deber die Lebensweise der Trilobiten. 143 mops, Cybele Wörthi, Illaenus erassicauda, tamricormus etc. andererseits stellen diese beiden Typen dar, die, wie JZllaenus zeigt, sogar innerhalb eines einzigen Genus subventiv auftreten können. Gerade «dieses letztgenannte besonders intensiv ange- paßte Genus zeigt eine Fülle interessanter Details, wie z. B. schützende Augendeckel, die u. a. bei /M1. sinuwatus viel mehr nach dem Rumpf und der Seite, als nach vorn hin geöffnet sind, also nur beim krebsartigen Schwimmen nützen können. Fig. 17. Illaenus sinuatus HoLm. Ansicht eines „Schwimm“-trilobiten in zusammenge- klapptem Zustande, also in Schwimmstellung: Die Augen überschauen dank ihrer rückwärtigen Stellung das Schwimmfeld, dem das Scharnier des Rumpfes beim Rückstoß zugewendet ist. (Abb. nach Horn |]. c. Taf. IV.) Somit haben wir für den oben geschilderten Dalmanıtes nach- tragend zu bemerken, daß er sein verschmolzenes Pygidium und die Elfzahl seiner nahezu dem einen Schwimmoptimum entsprechen- den freien Rumpfsegmente in einem Milieu erworben haben muß, an das er vor Erwerb seines Schwanzstachels angepaßt war. Das Vorhandensein dieses letzteren weist unzweideutig auf einen aber- maligen Wechsel der lLebensweise, auf eine Rückkehr zum Kriechen (auf relativ hartem Boden) hin. Wir können sonach in Dalmanites die Reste dreier Anpassungsceyklen erkennen: 1) den Prototyp des nicht (differenzierten, fußkriechenden Urtrilobiten, 2) die Differenzierung zu einer im freien Meere lebenden Schwimmform a la Phacops, und 93) die Rückkehr zu der sich auf hartem Boden fortstachelnden Lebensweise des Limulustyps (Vgl. Figur.) 144 Hans v. STAFF und Hans Reck: Mehrfach ist bereits des Acidaspis- Deiphon-T'ypus ‚gedacht worden. Dieser verrät die Anpassung an planktonische Verhält- nisse so deutlich in dem Streben nach möglichster Oberflächen- vergrößernng, daß der Vergleich mit konvergenten rezenten Formen ohne weiteres seine Lebensweise verrät. Während die Schwimmformen zur Erreichung (des Minimalwiderstandes den Fig. 18. Fig. 19. Deiphon Forbesi BARR. (Abb nach Acıdaspis mira BARR. Extrem aus- ZITTEL 1. c. Fig. 1318.) Ein zu mög- gebildeter „Schwebe*“-typ. Die Augen lichst großer Obertlächenausdehnung sitzen auf langen Stielen. Die hohlen spezialisierter Trilobit („Schwebe*- Stacheln vergrößern die Oberfläche typ), dessen stark verschmolzenes enorm, ohne das Gewicht allzusehr Schwanzschild und Neunzahl der freien zu vermehren, Vgl. Erklärung zu Rumpfsegmente die Rudimente einer Fig. 18. (Abb. nach BARRANDE |. c. früheren Anpassung an ein anderes Taf. 39.) Milieu („Schwimm*-typ) anzeigen. Körper wölbten und randliche Anhänge verloren, mußte hier im (Gegenteil zur Erzielung eines möglichst großen Feldes von „totem Wasser“!) und zu rationeller Ausnützung der Oberflächenspannung Zahl und Länge der Anhänge möglichst vermehrt werden. Daß I) Argumente, welche die Dicke und vermutliche Schwere anderer Trilo- bitenarten gegen diese Schwebmöglichkeit einiger Typen anführen, verlieren an Gewicht, wenn wir erwägen, daß wir über die specifische Schwere der Trilo- bitenschale nichts wissen, daß aber eine chitinartige, dünne, in langen Stacheln ausgezogene Schale an der Oberfläche des Wassers erhebliche Tragkraft entwickeln mußte. Es sei hier nur an das bekannte physikalische Experiment des Schwimmenlassens einer (eingefetteten) Nähnadel auf einer Wasserfläche er- innert. — Die Stacheln selbst sind fast niemals massiv, sondern hohl, d.h. vermutlich mit Körpersäften gefüllt; ihr specifisches Gesamtgewicht ist somit nicht allzuhoch zu veranschlagen. Als tragfähige Fläche kommen bei der eigenartigen Anordnung der Stacheln vor allem die zwischen diesen gespannten Wasserhäute zur Wirkung. u" Da ie Fe + — 95 2 8 1 a3 WR rn De Be PN Ar Pe r, = * ET: Pe er le Ueber die Lebensweise der Trülobiten. 145 wir hier fast ausschließlich umgewandelte Schwimmtypen vor uns haben, ergibt zunächst deduktiv die Überlegung, daß im allge- meinen nur schwimmende Formen die Wasseroberfläche erreichen und an ihr sich — ehe die Anpassung an bewegungsloses Schweben völlig durchgeführt war — zeitweilig halten konnten. Tatsächlich zeigen u. a. Deiphon wie Acıdaspis die deutlichen Reste des einstigen Schwimmmilieus: Deiphon hat 9, der stieläugige Acidaspis 9—10 freie Rumpfsegmente; beide haben. noch deutliche Anpassung an das: Schweben. Schwimnen. Stacheln. Kriechen. \/ snaruo4q wurde -snuaell] \E A (Schwinnen) o R Mr \Q, = TR) \S 3 Se, \, ® Schema der > “s \ % _Morphogenese_der_Trilobiten_ \? £ & \ 7 mit typischen Beispielen. \ N R: x g N \ r \ ee R \ Ir N uw DE X \) na N N Urtrilobit, (kriechend) Fig. 20. Reste eines einst stark entwickelten verschmolzenen Pygidiums u.a.ım. Somit können wir also DoLLos Ansicht nicht beitreten, daß Deiphon Forbesi erstens aktiv geschwommen habe, zweitens dieses Schwimmen bei ihm ein vorhergehendes Kriechen direkt abgelöst habe, das seinerseits drittens auf ein primäres Schwimmen gefolgt wäre. Vielmehr glauben wir die Gründe dargelegt zu haben, die die Ent- 146 ’ wicklungsreihe des Deiphontyps vom Kriechen des Urtrilobiten über das aktive Schwimmen des Praederphon zum passiven Sich- - treibenlassen des Deiphon geführt hat. (Vgl. Figur 20.) s Damit sei diese vorläufige Skizzierung beschlossen, nachdem wir die wichtigsten Milieus an einer Reihe von typischen Bei- spielen!) besprochen haben. Wir hoffen gezeigt zu haben, daß eine von der Lebensweise der rezenten Fauna ausgehende entwicklungsmechanische Be- trachtungsweise, die den Organismus nicht als fertig geschaffene Form, sondern als Produkt gleichbleibender oder wechselnder Lebensverhältnisse auffaßt, auch bei den ältesten, längst ausge- storbenen Greschlechtern zu interessanten Erkenntnissen führen kann, die der bisher zumeist üblichen rein systematisch registrieren- den Paläontologie verschlossen waren. Literatur. J. BARRANDE! Systeme silurien du centre de la Boh@me. Prague, 1852. Vol. 1. Suppl&ment 1874. I.. Doro: La Paleontologie 6tologique. Lecon d’ouverture du Cours de Pa- leontologie animale ä l’Universit& de Bruxelles (20 octobre 1909). — Bull. Soc. belge de G£ol. etc. XXIII pag. 406—417, .G. Horm: Illaeniden. Me&m. de l’Ac. Imp. Sei. Petersb. VII. ser. I. XXXIIl, 1886. 0. JAEKEL! Beiträge zur Beurteilung der Trilobiten. Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. 1901. — Über die Agnostiden. Zeitschr. Deutsch. Geol. Ges. 1909. S. Lockwoop: The Horse Foot Crab. American Naturalist IV, 1870/71. J. F. Pompeckı: Bemerkungen über das Einrollungsvermögen der Triboliten. Jahresh. Ver. vaterl. Naturk, Württ. 1892. — Über Calymmene. N. Jahrb. f. Min. etc. 1898, 1. J. W. SALTER!: A Monograph of British Trilobites. Palaeont. Soc. London 1864—83, Vol. XVII. F. ScHMiDT: Revision der ostbaltischen silurischen Trilobiten. Me&m. de l’Ac. Imp. Sci. St. Petersb. 1881—1907. C. D. Warcorr: The Trilobite. New and old evidence relating to it organi- sation. Bull. Mus. Comp. Zool. VIII, 1881. — The Fauna of the Lower Cambrian or Olenellus Zone X Ann. Rept. U. 8. Geol. Surv. 1890, I. K. v. ZırtTeL: Grundzüge der Palaeontologie I, 1910. ') Neben diesen findet sich naturgemäß eine ganze Anzahl von besonders spezialisierten seltenen Formen, deren Deutung hier zu weit führen würde, Als solche Beispiele seien Ampyx tetragonus gigas, dessen unmäßig langausgezogene Kopfstacheln lebhaft an die auf der Wasseroberfläche laufenden Spinnen er- innern, Acidaspis (?) Buchi, Remopleurides, Lichas, Megalaspis, Eurycare u. a. erwähnt. y BT u" Pu Du ZE u a Zweite wissenschaftliche Sitzung am 21. Februar 1911. 147 Zweite wissenschaftliche Sitzung am 21. Februar 1911. D. v. HANSEMANN: Demonstration stereoskopischer Mikrophoto- gramme. - E. VANHÖFFEN: Über die Krabben, denen Kamerun seinen Namen verdankt. (s. Seite 105.) | F. E. SCHULZE: Über den Saccus vasculosus. F. MÜLLER: Einige neue Stachelschweine Palästinas. (s. Seite 110.) H. GLAUE: Ein pflanzliches Kunstgebilde aus Japan? H. VIRCHOW: Über das Conjunetival-Epithel. Druck: J. F. Starcke, Berlin S.W s EEE Mn Bı Be Ps N ET EHER ss dyge EN is En re % ae kw ar Auszug aus den Gesetzen der | % VERE Rr Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin. AN: m, Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Nafırförschenden N Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung zur Beförderung der Naturwissenschaft, ‘insbesondere der Biontologie. BE ERRRS AN Aadr Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, ausserordent- lichen und Ehrenmitgliedern. ! Sl RAR Die ordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens 20: betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetze, Sie verwalten, = das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise EN die Vorsitzenden und Schatzmeister. | Die ausserordentlichen Mitglieder, deren Zahl unbe- | schränkt ist, werden von den ordentlichen Mitgliedern, auf Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes unter. eingehender ° , Begründung, gewählt. Für freie Zustellung” der Sitzungs- , berichte und Eimladungen zu den Sitzungen zahlen die dusser-.. = ordentlichen Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark." Sie können das ‚Archiv für Biontologie“ und alle von der. Gesellschaft unterstützten Veröffentl lichungen zum ermässigten NE. Preise beziehen. a 3 We ö Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme. der Monate August und September am 2. und 3. Dienstage Ba jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale VI, bezw, im Kon- ferenzzimmer der Kgl. Läandwirtschaäftlichen Hochschule, In- AN bee validenstr. 42, abends 7 Uhr statt. EACTR Ce Alle für die Gesellschaft bestimmten Sendanin en ade an den Sekretär, herrn Dr. K. Grünberg, Berlin ar tun I validenstr. 43 zu richten. 0% | “ Inh > B a ; ar a. & -. A - er a RE N - 5 IE ET 3 Bas 3 2 . Eu = 5132 Sitzungsberichte der Gesellschaft - _ Naturforschender Freunde zu Berlin. END. 3. RER März 1911 ae INHALT: Seite E Beiträge zur Kenntnis von @Glugea loplii DorLEin. I. Über den Bau der Cysten und die Beziehungen zwischen Parasit und Wirtsgewebe. Ven RICHARD ANETEBENBERG De er ee AI Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener lithographischen Schiefers. PR: - Von Hans #. STAFF und Hans Reck: 0 202: „u. anne reser 157 Über die Bedeutung des. Musculus ambiens für die Beugung der Zehen des BREI EN OBERE en REF A 175 E Being zur Amphibienfauna Ber Insel Formosa. Von THEODOR VoGT .. . . 179 BE ‚Berichtigung ee N ne EEE en TB . Zweite wissenschaftlich Sitzung am 21. März 1911 2... 2 0 een. 184 BERLIN. In Kommissıon BEI R. FriepLÄnper & Sonn, - 2° = NW. Carr-Strasse 11. 1911. F > , Nr. 3. | 1911. Sitzungsbericht der (resellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. am 14. März 1911. Vorsitzender Herr H. VIRCHOw. Herr A. HERMANN berichtete über eine Untersuchung des oberfränkischen Höhlengebiets während der Jahre 1904—06 und 1910. Herr A. SCHUBERG demonstrierte Microphotogramme und Stereoskopaufnahmen von Protozoen und Überträgern von solchen. Herr R. WEISSENBERG sprach über den Bau der Cysten von Glugea lophii Doflein und die Beziehungen zwischen Parasit und Wirtsgewebe. Beiträge zur Kenntnis von Glugea lophii DOFLEIN. I. Über den Bau der Cysten und die Beziehungen zwischen Parasit und Wirtsgewebe. Von RICHARD WEISSENBERG. Ass. a. anatomisch-biologischen Institut der Universität Berlin. Über Sitz und Verbreitung der durch die Mikrosporidie Glugea lophii DOFLEIN am Nervensystem von Lophius piscatorius hervor- gerufenen Geschwülste wurde von mir im November 1909 in der Gesellschaft naturforschender Freunde berichtet!) In der vor- liegenden Mitteilung sollen kurz die Resultate dargestellt werden, zu denen ich bezüglich des feineren Baues und der Entwicklung der Tumoren gelangt bin. Eine ausführlichere und durch Tafeln erläuterte Darstellung der Verhältnisse erscheint im Band 78 des Archiv für mikroskopische Anatomie. !) R. WEISSENBERG. Beiträge zur Kenntnis von Glugea lophii DOFLEIN. I. Über den Sitz und die Verbreitung der Mikrosporidiencysten am Nervensystem von Lophius piscatorius und budegassa in: Sitzungsber. d. Ges. nat. Fr. 1909, No. 9. 150 R. WEISSENBERG; Charakteristisch für die hauptsächlich an Ganglien von Hirn- und Spinalnerven des Fisches sitzenden Geschwäülste ist ihr Gehalt an weißlichen Knötchen, die einen Durchmesser von 1—2 mm er- reichen und mit zahllosen Massen von Glugeasporen erfüllt sind. Sie sind 1895 von DOFLEIN!) als Cysten von Glugea lophü be- schrieben worden. Der Ausdruck „Cyste“ ist auch in die Dar- stellung von MRäZER (1899) ?) übergegangen, trotzdem dieser Autor zu wesentlich andern Resultaten über Bau und Bedeutung der Knötchen als DOFLEIN kam. DoFLEIN hatte die Sporenmassen stets unmittelbar in klein- zelliges Wirtsgewebe eingelagert gefunden und zwar bisweilen durch eine Art bindegewebiger Kapsel abgegrenzt, bisweilen von einem Kranze sporenerfüllter Zellen umgeben. Letztere deutete als jung infizierte Zellen und beschrieb in ihnen nicht nur Sporen sondern auch Entwicklungsstadien der @Glugea. Unter Vermehrung der Parasiten sollten die kleinen Wirtszellen allmählich zerstört werden und die so entstehenden zahlreichen sporenerfüllten (Gewebseinschmelzungsherde sich unter einander zu einer größeren Sporenmasse, „Oyste“, vereinigen oder durch Verschmelzen mit schon gebildeten Cysten das Wachstum derselben vermitteln. Nach MRäZEK dagegen liegt eine jede Cyste von @lugea lophit ursprünglich innerhalb des Plasmas einer einzigen Wirtszelle und zwar stets in den Neuriten einer Ganglienzelle eingebettet, die unter dem Reiz des Parasiten riesige Dimensionen angenommen hat. Später geht die Wirtszelle zu Grunde und es dringen Leukocyten in die Cyste ein und zerstören dieselbe. Bilder, die DOFLEIN als beginnende Zellinfektion aufgefaßt hatte, deutete MRAZEK als Leukocyten, die durch Phagocytose Sporen in sich aufgenommen haben. Auf Grund der Untersuchung eines umfangreicheren Materiales, als es DOFLEIN und MRAZEK zur Verfügung stand, das sich insbe- sondere auch auf jüngere Stadien der Infektion erstreckt, kann ich in wesentlichen Punkten die Darstellung MRAZEKS gegenüber der Deutung DOFLEINS bestätigen. In Fällen, in denen die geringe Cystengröße beweist, daß es sich um relativ jung infizierte Ganglien handelt, konnte um die überwiegende Mehrzahl der Cysten eine Plasmaschale nachgewiesen werden, die sie von dem kleinzelligen Wirtsgewebe trennt und direkt in den Zellkörper einer riesigen 1) F. Dortein. Studien zur Naturgeschichte der Protozoen. III. Über gen in: Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. Bd. 11. 1898. Ar. MRäZEK. Sporozoenstudien. II. @lugea lophiüi DOFLEIN in! Sitzungs- ber. A kgl. böhm. Ges. d. Wiss. Mathem.-naturw. Klasse. 1908. Beiträge zur Kenntnis von Glugea lophri Doflein. 151 Zelle mit großem bläschenförmigen Kern übergeht. Der Habitus der Zellen, insbesondere ihre Form und der Bau des Kernes sprechen durchaus dafür, daß es sich um Ganglienzellen handelt. In der feineren Struktur des Zellleibes erscheinen sie gegen- über dem normalen Bilde freilich wesentlich verändert. NISSL sche Granulationen und Neurofibrillen sind in ihnen nicht nachweisbar. Statt dessen weist das Plasma eine schon mit den gewöhnlichen Färbemethoden darstelibare exquisit feinfädige Struktur auf, die in einer bestimmten Orientierung zur Zellform steht. Diese ist meist eine birnförmige und zwar geht das zugespitzte Ende in den Plasmahof der @lugeacyste über. In dem so bestehenden Verbindungsstiel zwischen Plasmaschale und Zellkörper verlaufen die Züge von Plasmafäden in großer Zahl in der Längsrichtung und lassen sich kontinuierlich vom Zellkörper bis zum Plasmahof verfolgen, in den sie einstrahlen. Eine Anzahl von dendritenartigen Fortsätzen findet sich nieht nur am Zellkörper sondern auch am Plasmahof. Auch sie sind feinfädig strukturiert und lassen ihre Fibrillenzüge in den Plasmahof einstrahlen. Für die Behauptung MRäZEKSs, daß die Cyste stets in den Neuriten einer Ganglienzelle eingelagert sei, wurde eine sichere Stütze nicht gefunden. Man kann wohl nur sagen, daß die Cyste sich als gestielter Anhangssack am Ganglienzellkörper findet. Normale Ganglienzellen entsprechender Größe wurden in nicht infizierten Ganglien des gleichen Fisches oder eines Lophius von entsprechender Körperlänge nie gefunden. Bei Tieren von 23 cm Körperlänge, bei denen die jüngsten Geschwülste mit einer Cysten- größe von 300 1. im Durchmesser beobachtet wurden, überschritt in den peripheren Ganglien der größte Durchmesser der gesunden Zellen nicht die Länge von 100 u Meist wurden sogar erheblich kleinere birnförmige Ganglienzellen mit einem Längsdurchmesser von 60, einem Breitendurchmesser von etwa 40 u. beobachtet. Die mit den Glugeacysten in Verbindung stehenden, in ihrer feineren Struktur, wie geschildert, veränderten Granglienzellen dagegen wiesen bei abgelattet birnförmiger Gestalt einen Längsdurchmesser von durchschnittlich 400 u auf. Als größte Breite wurde dabei 200 x und ein Höhendurchmesser von etwa 100 x. gefunden. Die somit beträchtlich von den gewöhnlichen Verhältnissen abweichenden Dimensionen sowie der Umstand, daß die großen Zellen ausnahmlos in Verbindung mit Glugeacysten beobachtet wurden, sprechen mit Entschiedenheit dafür, daß die ungewöhnliche Größe der Ganglien- zellen in Beziehung zu ihrer Infektion durch die Mikrosporidie steht. 152 R. WEISSENBERG! Der überzeugendste Beweis dafür, daß die erkrankte Ganglien- zelle unter dem Reiz des Parasiten eine gewaltige Hypertrophie erfährt, ist indessen darin gegeben, daß eine ganze Skala von Fällen beobachtet werden konnte, in denen jedes Mal einem Wachs- tum der Cyste auch eine Vergrößerung der Ganglienzelle entsprach. Den Endpunkt der Reihe bildet in dem bisher auf Schnitten unter- suchten Material ein Fall, in dem einer Cystengröße von etwa 1 mm Durchmesser birnförmige Ganglienzellkörper mit einem Längs- durchmesser von 900 1 bei einem größten Breitendurchmesser von S00 y und von 300 „u entsprachen. Da bisweilen Tumoren mit Cysten von fast 2 mm Durchmesser beobachtet werden, so ist es sehr wahrscheinlich, daß auch die befallenen Ganelienzellen noch eine bedeutendere Größe erreichen können, als es den zuletzt geschilderten Dimensionen entspricht. Von Wichtigkeit ist es, daß die Hypertrophie sich auf alle Teile der Zelle erstreckt. Auch der Kern nimmt gewaltige Di- mensionen an und ebenso erfolgt eine Massenzunahme der Nu- kleolarsubstanz. Allerdings bildet dieselbe nicht mehr einen ein- zigen Nukleolus, wie es dem typischen Bild der Ganglienzelle ent- spricht, sondern zerfällt in eine Anzahl von Kernkörperchen, deren Menge mit zunehmender Zellgröbße steigt. Was den Bau der Cysten von Glugea lophar betrifit, so Setzen sie sich aus drei Hauptbestandteilen zusammen: 1) aus den Sporen, die in zahllosen Mengen in ihnen abgelagert sind, 2) aus denVer- mehrungsformen, die unter fortgesetzte Teilungen den Mutterboden für die Entstehung neuer Sporen und damit die Grundlage für das fortschreitende Wachstum der Cysten bilden, 3) aus der Öysten- grundsubstanz, in die Sporen und Vermehrungsformen eingelagert sind. In Cysten von mittlerer Größe können regelmäßig zwei Sporen- zonen unterschieden werden, eine äußere und eine innere. Im Be- reich der äußeren Zone haben die Sporen ovale Form und liegen in Öystengrundsubstanz eingebettet, im Bereich der inneren Zone ist die letztere verflüssigt und die Sporen sind von walzenförmiger Gestalt. Da ovale und walzenförmige Sporen oft annähernd die gleiche Länge (3 y am fixierten Präparat) zeigen, da ferner in den jüngsten Cysten fast nur ovale Sporen, in den ältesten dagegen ein Überwiegen der walzenförmigen beobachtet wurde, so ist es sehr wahrscheinlich, daß sich die ovalen in walzenförmige umwandeln. Es kommen indessen unter den letzteren auch Mikrosporen von nur 2 m Länge vor. Beiträge zur Kenntnis von Glugea lophiüi Doflein. 153 In ihrer gröberen Struktur zeigen die Sporen von @lugea lophiv nichts Ungewöhnliches. Sie weisen wie andere Mikrosporidien- sporen zwei polständige Vakuolen und zwischen ihnen eine äqua- toriale Plasmagürtelzone auf. Die Kernverhältnisse konnten wegen der geringen Größe bisher nicht eruiert werden. Äußere und innere Sporenzone zeigen ein differentes färberisches Verhalten, das teils durch die verschiedene Korngröße, teils durch verschiedene Farbaffinität der Sporen sich erklärt. Bei der Fixation mit osmiumsäurehaltigen Gemischen tritt, wie schon DOFLEIN be- schrieb, eine intensive Bräunung der äußeren Sporenzone, dagegen nur eine leicht gelbliche Färbung der inneren Sporenzone ein. Die Cystengrundsubstanz ist infolge der dichten Lagerung der Sporen meist auf die Bildung schmaler Septen zwischen den ein- zelnen Sporen reduziert. ‘Nur bei den jüngsten Cysten tritt sie in der peripheren Schicht derselben in Gestalt ausgedehnterer Felder zu Tage. Die Grundsubstanz verhält sich in ihrem färberischen Verhalten wie Zellplasma, zeigt indessen eine so absolut homogene Struktur, daß sie nicht als unverändertes Zellplasma aufgefaßt werden kann. Eine eigentliche Oystenmembran, die die Grenze der Grundsubstanz gegen den Plasmahof bilden würde, ist nicht nach- zuweisen. Nur zeigt derRandkontur der Grundsubstanz bisweilen eine intensivere Färbung. Außer Sporen und Sporenbildungsstadien sind in die Grund- substanz noch die Vermehrungsformen der @lugea, auf die in letzter Linie das Cystenwachstum zurückzuführen ist, eingelagert und zwar bilden sie bei älteren Cysten kleine in die Sporenmasse einge- streute Inseln, die kranzförmig die Peripherie der Cyste durch- setzen. In jungen ÖOysten finden sie sich in großer Anzahl in den erwähnten umfangreichen Feldern, die die Grundsubstanz hier in der peripheren Schicht der Cyste bildet. Es handelt sich um winzige, nur 1—2 x große Gebilde, in denen sich ein intensiv mit Kernfarbstoffen färbbares Körperchen als Kern von einem Plasmahof abhebt. Letzterer ist von der Cystengrundsubstanz noch durch eine bald schmälere bald breitere Zone stark lichtbrechender nicht färbbarer Substanz getrennt. An vielen Stellen der Präparate befinden sich die Körperchen in leb- hafter Teilung. Häufig finden sich in ihnen 2 Kerne, die zunächst noch durch einen stärker färbbaren Verbindungsstrang zusammen- hängen, so daß eine Hantelfigur entsteht. In demselben Maße, wie dann die Kerne auseinanderrücken, streckt sich das ganze Körperchen samt der äußeren glänzenden Zone in die Länge. Oft führt der Teilungsprozeß nicht zu einer vollkommenen Durchschnü- 154 R. WEISSENBERG: rung in zwei Tochterkörperchen, sondern nur zu einer Einkerbung der Äquatorebene. Indem dieser Prozeß sich wiederholt. kommt es zur Bildung rosenkranzförmiger Ketten. In dieser Beziehung erinnern die Vermehrungsformen von Glugea lophiz an die Schizonten von Nosema bombyceıs und Thelohania. Ob die bei der Sprossung gebildeten Körperchen schließlich direkt zu einem Sporoblasten heranwachsen oder ob sich noch eine Sporontengeneration, wie sie für die Gattung Thelohania u. a. be- schrieben wurde, einschiebt, darüber ist die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Mit Sicherheit läßt sich sagen, daß Verhält- nisse, wie sie von STEMPELL')für Glugea anomala, (Nosemaanomalum) einer eystenbildenden Form aus dem Stichling, beschrieben wurden, bei @lugea lophat nicht vorkommen. Nach STEMPELL entsprechen die bisweilen mehrere Millimeter großen Öysten von Glugea anomala einem encystierten Protozoenplasmakörper von entsprechender riesiger (Größe. In demselben entstehen durch „endogene Knospungsprozesse“ die Sporen und zwar aus „vegetativen“ Kernen, die in größerer Zahl den Plasmakörper durchsetzen und nach dem Typus von Metazoenkernen gebaut sind. Bei Glugea lophai konnte von vegetativen Kernen im Sinne STEMPELLS nichts beobachtet werden. Auch liegt kein Grund da- zu vor, die Gesamteyste als einen einzigen Protozoenplasmakörper oder auch nur als eine organische Einheit höherer Ordnung im Sinne einer Protozoenkolonie aufzufassen. Vielmehr spricht alles dafür, daß die die Grundlage der Cyste bildende Grundsubstanz Zellplasma der Ganglienzelle darstellt. das unter der Einwirkung der Parasiten umgewandelt ist und die eigentümliche homogene Beschaffenheit angenommen hat. In demselben finden sich (die Mikrosporidien isoliert oder in Form von Sproßketten eingelagert in im Prinzip nicht andrer Weise als z. B. die Schizontenketten von Nosema bombyeis nach STEMPELL die Darmepithelzellen der Seidenraupe durchsetzen. Auf jedem Stadium der Cystenentwicklung, auch bei ganz jungen Cysten, kommt es gelegentlich zu regressiven Prozessen, die, so lange die Cysten noch klein sind, zu einem völligen Zerfall der- selben führen. Bei der Mehrzahl der Tumoren. scheinen die regressiven Veränderungen indessen erst dann einzutreten, wenn die Cysten einen Durchmesser von annähernd 1 mm oder «darüber erreicht haben. ') W. STEMPELL. Über Nosema anomalum in Arch. f. Protistenk. Bd. 4. 1904. nt ae Pr. Beiträge zur Kenntnis von Glugea lophii Doflein. 159 In solchen älteren Knoten findet man mehr und mehr Cysten, deren Plasmahülle auf einen schmalen Saum reduziert ist und an denen sich keine zugehörige Riesenganglienzelle mehr auffinden läßt. Cysten dieser Art stehen kurz vor einem Zerfallsprozeb, der zu einer Auflösung der Rindenschicht, Verschleppung einer An- zahl von Sporen und schließlich Abkapslung der Hauptmasse der Sporen führt. Die regressiven Veränderungen verlaufen dabei komplizierter, als MRäZEK annahm. Es kommt nicht sogleich zu einem Eindringen von Phagocyten in die Cysten, sondern zunächst nach Schwund der Plasmahülle zu einem Austritt von Sporen in das umgebende Gewebe. Während dasselbe, so lange die Cysten noch von breiten Plasmahöfen umgeben sind, aus einem zellreichen fasrigen Bindegewebe besteht, finden sich bei zunehmender Reduktion der Plasmahülle in nächster Nähe der Cysten Lagen abgeplatteter Zellen, die einen diehten Gürtel um sie bilden. Sowie der Zerfall der peripheren Schicht der Cyste und damit der Austritt der Sporen beginnt, erfahren die platten Zellen eine eigentümliche Umwandlung. Sie quellen auf, nehmen unregelmäßige amöboide Formen an und vermischen sich innig mit den austretenden Sporen. Teils geraten Sporen in das Plasma der amöboiden Zellen hinein, teils dringen diese in die periphere Schicht der Cyste vor. Allerdings können nur ihre Kerne hier nachgewiesen werden. Doch ist möglich, daß die zarten Plasma- fortsätze nur von den dichten Sporenmassen verdeckt werden. Die komplizierten Bilder in der Cystenumgebung werden noch dadurch verwickelter, daß eine große Anzahl von Fettröpfchen mit den amöboiden Zellen und Sporen vermengt auftritt, und zwar finden sich dieselben wie die letzteren sowohl inter- wie intra- cellulär vor. Die weitere Entwicklung geht so vor sich, daß in einer Reihe von Fällen ein Teil der Sporen durch den Zellgürtel hindurch gelangt und dann durch den Säftestrom entlang den das Ganglion durchsetzenden Nervenstämmen verschleppt werden kann. Die übrigen im Bereich des Zellgürtels und der gelockerten peripheren Schicht der Cyste verteilten Sporen ordnen sich mehr und mehr in kleinen kugligen Ballen an. Zum Teil werden die- selben von Phagocyten aufgenommen. Die zentrale Sporenmasse dagegen bleibt unverändert. Der ganze Herd samt den von Sporenballen durchsetzten Überresten des Zellgürtels wird schließlich mehr und mehr durch Bindegewebslamellen abgekapselt. Cysten solcher Beschaffenheit, die für ältere Tumoren charakteristisch sind, hat offenbar DoFLEIN seiner Beschreibung in erster Linie zu Grunde gelegt. 156 _R. WeIssenBErG: Beiträge zur Kenntnis von Glugea lophii Doflein. Daß die geschilderten Vorgänge lediglich regressiver Natur sind, kann keinem Zweifel unterliegen. Auch am Anfang derselben, wenn die periphere Schicht der Cyste sich aufzulösen beginnt, konnten in dem umgebenden Gewebe stets nur Sporen, niemals Teilungs- und Entwicklungsstadien, wie es DOFLEIN beschrieb, aufgefunden werden. Im Übrigen läßt der erhobene Befund zwei Deutungen zu. Entweder handelt es sich bei dem Auftreten der platten Zellen um die Cysten mit reduzierter Plasmaschale um eine Ansammlung von Wanderzellen. Sowie der Zerfall der äußeren Cystenschicht beginnt, nehmen diese dann amöboide Formen an und entfalten phagocytäre Eigenschaften. Unter diesem (Gesichtspunkt wird man geneigt sein, die Fettröpfehen als Zerfalls- produkt der Cyste aufzufassen. Es ist indessen auch die Deutung möglich, daß die beim Zerfall der äußeren Cystenschicht frei werdenden Sporen in dem Sinne einen Reiz auf die Zellen der Umgebung ausüben, daß deren Plasma regressive Umwandluugen erleidet, die einmal zu einer Auflockerung desselben führen und die unregelmäßigen Zell- formen bedingen, andrerseits sich in der Entstehung von Fett als Abbauprodukt äußern. Daß die Kerne dabei keine Beeinträchtigung erleiden, wäre ein Vorgang, wie er ähnlich schon bei einer ganzen Reihe von Mikrosporidien beobachtet wurde. So hat SCHUBERG bei der Infektion der Hodenkanälchen der Barbe durch Plistophora longıfılıs gefunden, dab das Plasma der Epithelzellen zerstört wird, während die Kerne erhalten bleiben und sogar eine mächtige Hypertrophie erfahren. Auch von SCHRÖDER wurde bei T’helohanıa chaetogastrıs') ein isoliertes Erhaltenbleiben der Kerne innerhalb von Mikrosporidienmassen und Vermehrung derselben durch direkte Teilung beschrieben. Angesichts dieser Beobachtungen könnte man auch bei den Prozessen, die sich in der Umgebung der Cyste von Glugea lophii abspielen, daran denken, dab das Zellplasına größtenteils zerstört wird und die Zellkerne dann gewissermaßen als freie Kerne unter die Sporen der peripheren Cystenschicht geraten. Die erwähnte Verschleppung von Sporen entlang der Nerven- stämme führt aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu einer Ver- breitung der Infektion im Fischkörper. Denn abgesehen davon, daß ein Auskeimen von Sporen in demselben Wirt noch nie nach- gewiesen wurde, konnte auch bei multiplen Infektionsherden keine Differenz in dem Altersbefund der einzelnen Knoten entdeckt I) O. SCHRÖDER. Thelohania chaetogastris in: Arch. f. Protistenk. Bd. 14 1909. 293 _e Hans v. STAFF und’ Hans Reck: Die Lebensweise der Zweischaler usw. 157 werden. Das gleiche gilt von den Cysten ein und desselben Tumors. Niemals wurden wesentliche Altersunterschiede an ihnen festgestellte Es hat demnach den Anschein, als ob eine Weiterverbreitung der Infektion im Wirt nur auf den Frühstadien der Erkrankung stattfinden kann. Für eine Fortleitung der infektiösen Keime zu dieser Zeit mögen indessen wohl dieselben Saftströmungen von Wichtigkeit sein, die später zu einer Ver schleppung der Sporen am Nervenstamm entlang führen. Unter den erhaltenen Befunden ist die mächtige Hypertrophie der befallenen Ganglienzellen von allgemeinerem biologischen In- teresse. Eine Hypertrophie von Wirtszellen ist auch bei Parasiten aus anderen Protozoengruppen schon des öfteren beschrieben worden. Ein markanter Fall. der dieHypertrophie der Lungenendothelzellen des Meerschweinchens nach Infektion mit Schizotrypanum eruzi betriftt, ist z. B. jüngst durch HARTMANN!) bekannt geworden. Doch scheinen Mikrosporidien in ganz besonders häufiger und eklatanter Weise diese Wirkung auszuüben. So sei auf die Beobachtungen von SCHRÖDER an Thelohanıa chaetogastris und insbesondere auf die Befunde von SCHUBERG?) verwiesen, der an den Kernen der Hoden- epithelzellen der Barbe bei der Infektion mit Plistophora longifilıs eine mächtige Hypertrophie beobachtete. Hypertrophie nicht nur des Kernes sondern der ganzen befallenen Zelle hat ferner kürzlich MRräZzEK?) von Leukocyten von Limnodrilus beschrieben — ein Fall, der dadurch von besonderem Interesse ist, daß der mit Parasiten beladene Leukoeyt bisher irrtümlich für den amöboid beweglichen vielkernigen Mikrosporidienplasmakörper gehalten worden war. Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener litho- graphischen Schiefers. Von Hans v. STAFF und Hans REcK. Hierzu Tafel VI—XI. In letzter Zeit ist den Lebensverhältnissen und Absatzbedin- gen in den Solnhofener Schichten erhöhtes Interesse zuge- wendet worden. Neben allgemeineren Betrachtungen sind auch einzelne Tiergruppen nach dieser Richtung hin besonders bearbeitet 1)M. HARTMANN. Notiz über eine weitere Art der Schizogonie bei Schrzo- irypanum eruzi (Chagas) in: Arch. f. Protistenk. Bd. 20. 1910. | 2) A. SCHUBERG. Über Mikroporidien aus dem Hoden der Barbe und durch sie verursachte Hypertrophie der Kerne in: Arb. Kais. Gesundheitsamt Berlin 1909. ®2) A. MRäZEK. Zur Auffassung der Myxocystiden in: Arch. f. Protistenk. Bd. 18. 1910. 155 Hans v. STAFF und Hans Reck: worden. Als erste dieser Arbeiten dürfte E. PHILIPPIs Studie?) zu nennen sein, die den Lebensbedingungen der von ihm als Austern angesehenen und, soweit sein Material ergab, lediglich auf Ammo- nitenschalen sitzenden Lamellibranchiaten nachging. Der Wert dieser Schrift liegt vornehmlich in der Hervorhebung einiger bio- logischer Probleme, während das paläontologische Moment nur ge- streift, bezw. nach älteren Autoren zitiert wird. Die inzwischen erschienenen Abhandlungen, von denen beson- ders WALTHERS „Fauna der Solnhofener Plattenkalke‘‘?) und ROTH- PLETZ’ Schrift „Über die Einbettung der Ammoniten in die Soln- hofener Schichten‘ ?) zu erwähnen sind, haben eine Anzahl neuer Gresichtspunkte eröffnet und dadurch eine erneute Bearbeitung der von PHILIPPI angeschnittenen Fragen wünschenswert gemacht. Ein derartiger Versuch muß naturgemäß von einer möglichst breiten Basis ausgehen. Das Material des geologischen Institutes zu Berlin, das uns Herr Geheimrat BRANcA zur Verfügung stellte, wurde in willkommenster Weise ergänzt durch die von Herrn Prof. ROTHPLETZ uns aus der Münchener Staatssammlung geliehenen zahlreichen und teilweise besonders interessanten Platten. Beiden Herren sagen wir auch an dieser Stelle für ihr liebenswürdiges Entgegenkommen verbindlichsten Dank. Ebenso danken wir auch Herrn W. KRONECKER für die freundliche Herstellung der Photo- graphien. | Die einzigen kurzen und zerstreuten Notizen über die Biologie der Zweischaler Solnhofens finden sich, abgesehen von PHILIPPIS bereits genannter Schrift bei DAMES, JÄKEL, POMPECKJ*), WALTER und ROTHPLETZ. POMPECKJ schreibt von einigen Aucellen, die er von den bis- her als Austern geltenden Solnhofener Lamellibranchiaten abtrennt, daß sie als Byssusträger an irgend eine Unterlage geheftet lebten. „Möglicherweise ging die weitere Verbreitung der Arten nun 80 vor sich, dab einzelne Individuen passiv wanderten, als Plankton, etwa an Treibholz geheftet, verfrachtet wurden.“ So habe ein Meeresstrom „aus Rußland über den polnischen Jura durch Mähren und Niederbayern nach Süddeutschland‘' die Aucellen in das Soln- hofener Becken verfrachtet (l. e. p. 34, 35). WALTHER stellt fest, ') „Über ein Vorkommen von Austern im lithagraphischen Schiefer von Solnhoten.“ (Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Ges. 1897, p. 49—52). >) Jenaische Denkschriften XI. Festschrift HAECKEL. *) Abhandl. der Kgl. bayr. Akad. d. Wiss. II. Kl. XXIV. Bd. II. Abt. *) „Aucellen im fränkischen Jura.“ N. Jahrb. f. Min, etc. 1901, 1, p. 18—36, 4 * * Ri P} 3 .) » “ » Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 159 daß „bis 12 cm breite dünnschalige Muscheln in Gruppen zusammen- liegen, 10—20 Stück an demselben Objekt angeheftet.‘“ Seiner Bestimmung dieser Zweischaler als Ostrea gigantea (Roemeri QU.) können wir uns nicht anschließen, wie wir an anderer Stelle näher begründen werden. Das gleiche gilt von „, ©. anomala MÜNSTER“ und ..O. socialis MÜNST.“ von denen WALTHER aussagt, daß beide auf Seetang, leeren Ammonitenschalen oder Belemniten festsaben, und mit diesen Schwimmkörpern in die Bucht getriftet wurden (l. e. p. 159, ebenso p. 169). ROTHPLETZ beschränkt sich in Bezug auf die Lebensweise der Lamellibranchiaten auf eine kurze Bemerkung: Auf einem Peri- sphineten-Abdruck liegen „zwei Muschelschalen, die zu O. gigantea gestellt werden, obschon ihre Austernnatur nicht ganz auber Zweifel steht. Während die Ammonitenschale längst aufgelöst und ver- schwunden ist, besitzen diese Muscheln noch ihre Schale. Sie haben jedenfalls schon zu Lebzeiten des Ammoniten sich an dessen Schale außen angeheftet gehabt, und so sind sie mit diesem zu Grunde gegangen.“ PHILIPPI dagegen nimmt an, daß die sog. Austern sich an tote Ammoniten anheften; doch läßt er die wichtige Frage noch offen, „ob die Unter- oder Oberseite der Ammonitenschale die Austern trägt.“ Die Ammonitenschalen dachte er sich „frei oder in treibendem Seetang eingehüllt‘ flottierend, und zwar auf eine Zeitdauer von „mindestens drei Jahren“, welche die Austern, um zu der gegebenen Größe von bis 15 cm heranzuwachsen, nach ihm wenigstens ge- braucht haben müssen (l. ce. p. 50, 51). DAMES äußerte Bedenken gegen die Annahme, daß die Austern an flottierenden Ammo- nitengehäusen angesessen haben. JÄKEL bezweifelte ein langes Flottieren leerer Ammonitenschalen (Zeitschr. der geol. Ges. 1897 p. 52). . | PHILIPPIS Erwartung, daß es vielleicht einmal gelingen könnte, die Frage zu entscheiden, ob die Unter- oder die Oberseite der Ammonitenschale die Austern trägt, ist dahin in Erfüllung gegangen, daß sich „Austern“ beiderseitig auf einem und demselben Ammonitengehäuse aufgewachsen vorgefunden haben. — Es liegt uns ein derartiges Stück aus der Berliner Sammlung vor, das eine ganze Reihe bemerkenswerter Eigenarten zeigt, sodaß es hier näher beschrieben werden muß. (Taf. VI, Fig. 2 und Taf. VII, Fig. 2.) Der Ausguß eines Teiles des äußeren Umganges eines sehr großen Ammoniten ist, wie schon WALTHER bemerkt „wie gewöhn- lich“ auf der unteren Schichtfläche einer Platte eingebettet. — Der 160 Hans v. STAFF und Hans Reck: Ammonit zeigt die für die Einbettung typischen Verhältnisse, ganz nach Art der von ROTHPLETZ beschriebenen, sodaß wir, auch im Hinblick auf unser übriges Material, ohne Weiteres seine Schlüsse auf dieses Stück übertragen können. Die harte Kalkplatte, in der der Steinkern ruht, ist ziemlich stark tonhaltig und gegen die Randpartien des Ammoniten hin merklich emporgewölbt. — Man kann also deutlich konstatieren, daß der Ammonit auf eine bereits etwas konsolidierte Schlammschicht heraufgefallen ist, und zwar indem er mit seiner nachher zu beschreibenden Bewachsung durch Lamellibranchiaten auf den Grund sank bezw. auf den Strand ge- worfen wurde. Dann erfolgten die drei Stadien der Einbettung, des Auftriebs und der Zerdrückung. Schematische Darstellung der Einbettungsstadien bei Ammonitengehäusen im Solnhofener Plattenkalk. (Im Anschluß an ROTHPLETZ |. c.). Schon diese Reihenfolge zeigt das Periodische der Absatz- verhältnisse im Solnhofener Bezirk, d. h. daß auf Zeiten einer vorwiegenden Sedimentation Zeiten der Schlammerhärtung folgten, die wiederum abgelöst wurden von den sedimentierenden Faktoren. Dieser Prozeß muß sich in großer Gleichförmigkeit stets von neuem wiederholt haben, wenn auch noch die Frage nicht ent- schieden ist, innerhalb welcher Zeiträume. — | Der nur wenig in die Unterplatte eingesenkte Abdruck un- seres Stückes legt die Vermutung nahe, daß seit der letzten Schlammzufuhr, welche das Material dieser Platte geliefert hatte, 1 Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 161 schon einige Zeit verflossen war. Ist doch derartiger Schlamm zunächst nur wenig resistent, und erst durch nachträgliche Sackung, vielleicht auch durch teilweise Trockenlegung u. dgl., wird ein ge- wisser Zusammenhalt seines Gefüges herbeigeführt. Nun sind die weitaus überwiegende Mehrzahl — man kann mit WALTHER sogar sagen: fast alle — der erhaltenen Fossilien in derartigen Lage- rungsverhältnissen gefunden, welche den doppelten Schluß gestatten: entweder daß die Sedimentationsperiode wesentlich kürzer war, als die Klarwasserperiode, oder daß die Fossilführung vom Meere her in nennenswertem Maße nur während der Zeit des klaren Wassers stattfand. Wahrscheinlich haben beide Möglichkeiten ihre Berech- tigung, indem sie sich in ihrer Wirkungsweise gegenseitig unter- stützen und verstärken. Da die Strömungsverhältnisse bei der Sedimentationsperiode sehr von festländischen Faktoren beherrscht wurden, überwogen die Strömungen vom festen Lande her die Ten- denz des Meeres, Material und Organismen in das Becken hinein zu schwemmen, an Stärke im allgemeinen. Sie machen jedoch die Annahme der Einmündung von größeren Flüssen nicht zur unbe- dingten Notwendigkeit, sondern können auch, wie WALTHER will, durch Staub- und Windstürme von einem nördlich gelegenen Fest- lande her ihre Erklärung finden.) — Wenn wir auch die Zeiträume nicht kennen, innerhalb deren sich der Prozeß von Sedimentation und Abklärung wiederholte, so spricht doch alles dafür, daß sie nicht größer waren als ein Jahr. Möglicherweise können mehrere Sedimentationsperioden innerhalb eines Jahres stattgefunden haben, etwa jahreszeitlichen Sturm-, Regen- und Trockenperioden entsprechend, aber die großzügige Gleichartigkeit im Aufbau der Solnhofener Plattenkalke macht im wesentlichen die Annahme einer regelmäßigen Wiederkehr der gleichen Sedimentationsbedingungen wahrscheinlich, deren wesent- liche Faktoren doch wohl nur innerhalb je eines Jahres stets er- neut wiederkehren. Wie bereits erwähnt, trägt unser Stück sowohl auf beiden Seiten, als auch über dem Kiel „Austern“-Schalen angeheftet. Daraus geht mit Notwendigkeit hervor, daß die Tiere schon vor dem Niedersinken des Ammonitengehäuses mindestens teilweise auf ihm gesessen haben. Denn da der erhaltene Ammonitenrest ein Stück der Wohnkammer darstellt, wie aus der Größe des jeder Lobenlinie entbehrenden Gehäuserestes sich zu !) Wir verkennen weder die Vorzüge noch die Nachteile dieser beiden hauptsächlichsten Erklärungsversuche des faziellen Charakters der Solnhofener Gesteine, können hier jedoch auf diese Frage nicht näher eingehen. 162 Hans v. STAFF und Hans Reck: ergeben scheint, so ist keine Lage des Tieres am Grunde denkbar, die ein nachträgliches Anheften sämtlicher Muscheln in ihrer gegen- wärtigen Verteilung erklären könnte. Folglich muß das Am- monitengehäuse frei (oder höchstens in treibenden Tang verwickelt) eine Zeit, die zur allseitigen Anheftung der Muscheln genügte, flottiert haben, ehe es mit seinen Aufsassen definitiv zu Boden. sank und mit Schlamm zugedeckt wurde. PHILIPPIS vorläufig erst für den von ihm erhofften Fall, daß einmal eine nachweisliche „Unterseite der Ammonitenschale‘“ mit Austern besetzt aufgefunden werden würde, aufgestellte Forderung, (daß leere Gehäuse der Ammoniten in Analogie mit Nautilus einige Zeit flottieren konnten, tritt also in ihr Recht ein und zwar gegen die theoretischen Bedenken von DAMES. Freilich wird die Be- zeichnung Ober- und Unterseite, die von PHILIPPI — die end- gültige Ruhelage vorwegnehmend — für das noch flottierende Tier gebraucht wurde, besser zu ersetzen sein durch das physiologisch richtigere rechts und links. Die Vorbedingung für seine Folgerung ist somit nicht sowohl durch eine Bewachsung der ‚Unterseite“, als durch beiderseitige Besiedelung gegeben. Das Auftreten von Austern auf und an dem Kiel auf der ganzen Länge des uns vor- liegenden Stückes macht auch den Einwand hinfällig, daß das zu- vor unbesiedelte Gehäuse etwa aufrecht im Schlamm steckend seine Bewohner erlangt haben könnte und dann durch nachträgliches Um- fallen in seine jetzige seitliche Lage geraten sei. Für diese Fragen sind noch folgende Gesichtspunkte von Be- deutung: Es ist nach ROTHPLETZ’ überzeugenden Darstellungen unbedingt notwendig anzunehmen, dab der vorliegende Rest, falls ein Teil der Schale jemals aufrecht im Schlamm gesteckt bezw. gestanden haben sollte, eben dieser den im Schlamm vergrabenen Teil darstellt. In allen Fällen, wo nämlich eine solche vertikale Stellung überhaupt stattgefunden hat, ist der außerhalb des Schlam- mes befindliche größere Teil des Gehäuses vollständig zerstört. Die nächste Schichtfuge stellt sich sodann als eine glatte Abrasions- fläche der Schale dar. Daß aber dieser im zähen Schlamm be- findliche Grehäuseteil in dieser Lage sich nicht mit Lamelli- branchiaten besiedeln konnte, ist ohne weiteres klar. Aber diese Annahme einer ursprünglichen Aufrechtstellung ist nicht nur, wie eben gezeigt wurde, überflüssig, sondern hat zudem äußerst wenig für sich. Nach ROTHPLETZ sind nämlich ausschließlich „stachlige und gedrungene Aspidoceraten“ (l. ec. p. 318) zu vertikaler Stel- lung befähigt, während die Perisphinetenschalen stets liegend ein- gebettet werden. Letztere sind, wie die häufig neben dem Fossil Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 163 liegenden Eindrücke erweisen, in vertikaler Stellung flottierend herangetrieben und beim Aufstoßen auf dem schlammigen Grund sofort umgefallen. Das vorliegende Stück gehört nun zweifellos dem stachellosen und keineswegs „gedrungenen‘“ Perisphinctentyp an und erinnert am meisten an P. wlmensis. Auch die Größe des Exemplars, die mindestens einem Scheibendurchmesser von 30-40 cm entsprach, spricht jedenfalls für eine seitliche Ruhelage. Aus allen Erwägungen ergibt sich als unabweisbares End- resultat: Ein mit zahlreichen Lamellibranchiatenschalen be- setztes Gehäuse eines im offenen Meere erwachsenen Perisphineten geriet frei flottierend in das Solnhofener Becken, wo es strandete und mit seiner Besetzung sofort in seitlicher Lage eingebettet wurde. Unmittelbar hieran schließt sich die Frage nach der genaueren Herkunft des Ammonitengehäuses. Daß es nicht im Solnhofener Becken selbst zu seiner recht ansehnlichen Größe erwachsen sein kann, ergibt sich aus den oben geschilderten Sedimentatiosbedin- gungen ohne weiteres, da hier in analoger Weise die für die „Austern“ ausgeführten Gründe maßgebend sind. Aber wir sind nicht nur auf eine bloße Vermutung ange- wiesen, vielmehr gewährt das zu beschreibende Stück auch über seine Herkunft, bezw. seinen Einwanderungsweg einen positiven Aufschluß. Es besteht ein höchst auffallender Unterschied zwischen der lithologischen Beschaffenheit der Füllmasse des Gehäuses und der umgebenden Einbettungsmasse. Während letztere aus dem üblichen gleichmäßig feinen, ziemlich stark tonhaltigen, verhärteten bräunlichgelben Kalkschlamm besteht, setzt sich erstere aus einem grobkörnigen, nachträglich mit kalkigem Bindemittel verkitteten, tonfreien, weißgrauen Kalksande zusammen, der unter dem Mikro- skop großenteils aus zerriebenen organischen Bruckstücken zu- sammengesetzt erscheint. Ähnliche Gesteine, die von WALTHER be- zeichnet werden als ‚ein Kalkstein, Terkitket aus den durch die Brandung abgerollten Bruchstücken von allerlei Meerestieren, die zwar oft mit zarten Kalkrinden (oolithisch) umgeben sind, aber doch ihre detritogene Entstehung leicht erkennen lassen“ (l. ec p. 156) finden sich verschiedentlich im Randbezirke des Solnhofener Beckens, in nächster Nachbarschaft der wohl ziemlich all- gemein dort angenommenen Korallenriffe mit ihrer typischen reichen Riff-Fauna. Diese lithologische Beschaffenheit der Gehäusefüllung weist also darauf hin, daß der Ammonit über die Riftzone, in der er 164 HANS v. STAFF und Hans Reck: einmal vorübergehend strandete, gekommen sein muß, da ähnliche (Gesteine im eigentlichen Solnhofener Becken völlig unbe- kannt sind. Die Tatsache der teilweisen Füllung der Wohnkammer des | (rehäuses mit Kalksand ist zugleich ein schlagender Beweis dafür, [ daß die Ammonitenschale bei dem Passieren der Riffzone bereits von ihrem Bewohner verlassen war. ROTHPLETZ möchte (l. ce. p. 315/16) aus der Häufigkeit des Nebeneinandervorkommens von Ammoniten und zugehörigen Aptychen den Schluß ziehen, „daß das Gehäuse im Moment seiner Einbettung noch von dem Tiere bewohnt war.“ Wir wollen hierauf an dieser Stelle nicht näher eingehen, aber selbst wenn dieser Schluß als zwingend anzusehen wäre, könnte er doch nur für die Fälle gelten, in denen eben der Aptychus neben oder in dem Gehäuse liegt. Dies ist aber von keinem Stücke bekannt, das eine Muschelbesetzung trägt Nun wurde soeben gezeigt, dab in einem derartigen Falle ohne jeden Zweifel ein bereits vom Bewohner verlassenes Gehäuse in das Solnhofener Becken eingeschwemmt wurde. Somit liegt es entschieden näher, von diesem exakt bewiesenen Stück aus ur- teilend, wenigsten für die muscheltragenden Individuen den Tod bereits vor ihrer Einschwemmung anzusetzen. als mit ROTHPLETZ auf Grund einer nach dem heutigen Stande der Paläontologie noch unbeweisbaren Vermutung ihr Leben „bis zum Moment der Ein- bettung“ ohne Unterschied zu verlängern. Es fällt auch die ja sowieso nicht recht wahrscheinliche Mög- lichkeit fort, daß der Ammonit etwa ein Bewohner der Riffgegend gewesen sei, da die Muscheln, die seine Schale trägt, keineswegs einem Rifftypus entsprechen und zudem in der eben genannten Riff-Fauna völlig fehlen. Da nach dem vorher gesagten die Be- siedelung nicht im Solnhofener Becken selbst erfolgt sein kann, nunmehr auch die Riffzone hierfür fortfällt, so ergibt sich als Be- siedelungsort unzweideutig das offene Meer. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit läßt sich noch aussagen, daß der Ammonit auch z. Z. der Besiedelung seiner Schale, also eine Zeit lang vor dem Passieren des Riffs, bereits tot war. Wenigstens würde es der Lebensweise der heutigen Austern und ähnlicher festsitzender Lamellibranchiaten nicht recht entsprechen, sich an aktiv stark bewegliche Tiere, wie es offenbar die Ammo- niten waren, anzuheften. Einerseits wäre es zudem nicht recht einzusehen, weshalb der mit gewiß langen und kräftigen Fang- armen versehene Cephalopode die an seiner Wohnkammer zahlreich sitzenden großen Muscheln, die sein Gewicht vermehrten und seine nn. £. 77 RR ‘es Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 165 Beweglichkeit ungebührlich beeinträchtigten, nicht würde entfernt haben, und andererseits wäre es auch an sich merkwürdig, dab unsere Solnhofener Zweischaler außer an Ammonitenschalen sonst nur an planktonisch treibenden, bezw. bewegungslosen Gegenständen festsitzen. Es lassen sich somit die Schicksale unseres Stückes in fol- sender Weise tabellarisch zusammenfassen: 1. Der Ammonit lebt in seinem von Muscheln nicht besiedelten Gehäuse im offenen Meere. 2. Der Ammonit stirbt, seine leere Schale flottiert im offenen Meere. 3. Die leere Schale besiedelt sich während dieses Flottierens mit Muscheln. 4. Das muschelbesetzte Ammonitengehäuse treibt gegen das Barriere-Riff des Solnhofener Beckens, strandet ein- oder mehrmals, wobei sich. seine Wohnkammer teilweise mit Riffsand füllt. Das Ammonitengehäuse wird wieder flott, passiert die Riffzone und wird in das Solnhofener Becken getrieben, wo es mit seiner Muschelbesetzung flottiert. 6. Das Gehäuse strandet, nachdem’ die vorhergehende Sedi- mentationsperiode des Solnhofener Beckens bereits eine zeitlang abgeschlossen war. Die neueintretende Sedimentationsperiode bedeckt das Am- monitengehäuse nebst den wahrscheinlich bis dahin noch lebenden Muscheln mit Schlamm. 8. Die eingebettete Ammonitenschale treibt vermöge der in ihr eingeschlossenen Luft das überlagernde Sediment in flacher Wölbung in die Höhe. 9. Das Gewicht der fortdauernd sich darüber absetzenden weiteren Schichten zerdrückt schließlich die Ammoniten- und Muschelschalen, derenVolumen nunmehr nur noch als die Summe der Schalenmasse und der Menge des eingefüllten Riffsandes und etwaigen anderen Sedimentes darstellt. Die Schalensubstanz des Ammoniten wird chemisch gelöst und fortgeführt, während die Muschelschalen erhalten bleiben. (de! —1] Diese soeben aus dem einen besprochenen Stück abgeleiteten biologischen Phasen finden sich, wenn auch natürlich modifiziert und nicht immer in der gleichen Vollständigkeit, auch bei anderen Stücken wieder, die ihrerseits einige wichtige Ergänzungen zu bieten vermögen. 37 166 Hans v. STAFF und Hans Reck: Eines («der schönsten dieser Stücke ist das PHILIPPIS Ab- bildung zu Grunde liegende Original (l. c. p. 51). Da die zeichnerische Wiedergabe desselben jedoch in einem für unsere Betrachtung wesentlichen Punkte von der Wirklichkeit abweicht, geben wir diesen Teil in photographischer Reproduktion. (Taf. VI, Fig. 1.) Bei PHILIPPI zeigt eine Muschel, die auf einer andern glatten, also trotz ihrer Anheftung auf einem Perisphinceten weder automorph noch allomorph gerippten Schale eines viel größeren Muschel-Exemplares aufsitzt, deutlich vom Wirbel ausstrahlende scharf geprägte Rippen. Das Originalstück zeigt jedoch zwar eben- falls scharf geprägte Rippen, jedoch konvergieren dieselben nicht | nach dem Wirbel hin, sondern laufen nahezu parallel, quer Dean | diagonal über die Muschelschale hinweg. | Es ist ohne weiteres klar, daß diese Skulptur sich nicht autochthon entwickeln konnte: Da die volle Übereinstimmung mit den Rückenrippen des im vorliegenden Falle muschelbesetzten | Perisphineten nach Form und Größenordnung zu konstatieren ist, bleibt nur übrig anzunehmen, daß die Muschel ihre Abdruck- skulptur entweder an einer anderen Stelle desselben Wirts oder an einem entsprechend großen andern Ammonitenexemplar erworben hat. Die Seite, welche die Muschel seinerzeit auf den Ammoniten gelegt hatte, läßt sich nicht absolut genau angeben, aus Gründen, welche bei der Besprechung des folgenden Stückes dargelegt wer- den sollen. Doch glauben wir, daß die sichtbare Klappe die ehe- malige Kontaktschale darstellt, da Rippen und Furchen gleiche Rundung und Breite aufweisen. Da die Muschel jetzt auf einem glatten Untergrunde aufsitzt, kann sie von diesem keine Skulptur bezogen haben, vielmehr muß sie dieselbe bei ihrer Anheftung an ihre jetzige Stelle bereits mit- gebracht haben. Somit ist mit unbedingter Sicherheit ein Wirts- wechsel dieses Tieres in einem vorgerückten Stadium seines Wachstums erwiesen. | Zwar nicht völlig gesichert, wie zuvor gesagt, aber wahr- scheinlich ist ein bei diesem Ortswechsel eingetretener Austausch der Klappen in Bezug auf den Kontakt, d. h, die zuvor fixierte Klappe wäre jetzt zur freien geworden. Die Rippen gehen nicht bis auf den Außensaum, also zu den jüngsten Anwachsstreifen, sondern enden abrupt in etwa 1 cm Entfernung an dem gleichen (etwa siebentvorletzten) Streifen. Da’ aber auch ohne diesen äußeren Saum die Muschel noch reichlich die Größe eines 20 Mark- Stückes besitzt, so ergibt sich daraus, daß der Wirtswechsel FIRTT Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 167 erstens eine zeitlang zurückliegt, zweitens vom Tier gut überstanden worden ist, drittens ein bereits ziemlich großes Tier betraf. Es hatte somit längst das Embryonalstadium hinter sich und war in die Phase der Lebensweise des erwachsenen Tieres einge- treten. Ein Ortswechsel im Embryonalstadium ist an sich ja kein seltener, bei Austern und dergl. wohl bekannter Vorgang, während Ortswechsel festhaftender Muscheln im erwachsenen Stadium bis jetzt unseres Wissens noch nicht bekannt geworden sind. Dieser Fall ist deshalb von so ganz besonderer Wichtigkeit, weil er auch die Annahme hinfällig macht, die PHILLIPPI an die Muschelbesetzung knüpfte und gegen die JÄKEL bereits Zweifel geäußert hat. PHiLIpPpI hatte, wie eingangs zitiert wurde, aus der Größe der größten Muscheln seines Originals gefolgert, daß diese Tiere „mindestens 5—4 Jahre zu ihrer Entwicklung gebraucht“ hätten. Er sah sich daher „zu der Annahme genötigt, daß in der Zeit, in der die Austern zu dieser Größe heranwuchsen, das Am- monitengehäuse frei an der Oberfläche des Meeres trieb oder in treibenden Seetang etc. eingehüllt am Sinken verhindert wurde.“ Da er gleichzeitig annahm, „daß das Ammonitentier bereits tot war, als die Auster sich an der Schale festsetzte‘* kann PHILIPPI offenbar nur dem Embryonalstadium der Muscheln eigene Schwimmfähigkeit und damit Wirtwahl zugetraut haben. Wie wir soeben gesehen haben, ist die Zeit des Flottierens der Ammoniten- schale aus der Größe der anhaftenden Muscheln überhaupt nicht ableitbar, da diese bei ihrer Anheftung verschiedene, teilweise so- gar beträchtliche Größen gehabt haben, was PHILIPPIS Zeitangabe natürlich wesentlich reduzieren kann. — Da man nach dem eben beschriebenen Falle einer zweifellos allomorphen Rippung auf der nicht angewachsenen Seite sich leicht verführen lassen könnte, kurzerhand alle Fälle, in denen eine Muschel auf beiden Schalenklappen allomorph gerippt ist. zu identifizieren und also auf Wirtswechsel zurückzuführen, sei hier ein genetisch völlig anderer Typus dieser Art analysiert. (Taf. IX. Fig. 1—3.) Unser Stück zeigt in seltener Klarheit Ober- und Unterseite eines Muschel-Individuums. Die Klappen sind gegeneinander ver- schoben, so daß von jeder Schale sogar auch ein Teil (fast die Hälfte) der Innenseite zu sehen ist. Die Verschiebung ist zwar am Wirbel am geringsten, legt aber doch den Wirbel der einen Klappe deutlich frei. Beide Schalen zeigen innen und außen klar die Wirbelregion und Teile der ersten 4—5 Umgänge eines Peri- x 37* 163 Hans v. Starr und Hans Reck: sphincten. Das Zentrum des Ammoniten fällt mit dem Wirbel der Muschel ungefähr zusammen. Vom Ammonitengehäuse selbst ist nichts auf dem Stücke zu sehen. Das kann ch weiter auffallen, da dieser Mangel ein häufiger ist; auch die in den Toranzehenden Abschnitten behan- delten Stücke zeigten weder eine Spur von Schale noch auch deut- lich erkennbare Abdrücke der feineren Formelemente. Vielfach fehlt überhaupt jede Andeutung der Ammoniten-Skulptur. Dab der zuvor beschriebene Steinkern eine deutliche, wenn auch redu- zierte, Wölbung zeigte, erklärt sich unschwer aus der lithologisch so abweichenden Füllmasse. In allen uns bekannten Fällen ist das Gehäuse „ganz flach gepreßt, so daß es in einer Ebene liegt“ und „die Ammonitenschale ist längst aufgelöst und verschwunden“ (ROTHPLETZ, 1. c. p. 336). „Höchstens zeigt die Wohnkammer gelegentlich eine schwache Aufwölbung, weil sie natürlich für die Schlammauffüllung am exponiertesten war.“ — Die Rippeneindrücke der Ammoniten sind auf den Außenseiten der Schale in verschiedener Weise ausgebildet. Da die eine Schale erst von uns aus dem Gestein herauspräpariert wurde, die andere aber schon an der Oberfläche gelegen hatte, so dürfte ein Teil der Unterschiede lediglich der Erhaltung zuzusprechen sein. Daß die eine Schale bereits längere Zeit zerstörenden Einflüssen ausgesetzt war, zeigt das Aufragen der Anwachsstreifen als scharfe konzentrische Leisten, während ursprünglich die Schale an sich glatt gewesen sein muß (wie dies auch die erst kürzlich freigelegte Seite zeigt) und nur in radialer Richtung die Ammonitenrippen wiedergab. — Wenn somit auch die ursprüngliche Außenskulptur etwas auf Kosten der relativen Härte und Weichheit der sich all- mählich immer stärker bei der Abwitterung äußernden Innen- skulptur verwischt worden ist, so gibt doch das übrigbleibende Bild dieser Klappe uns in voller Deutlichkeit folgendes: Die Rippung des Ammoniten strahlt vom Wirbel radial aus, und ist in den einzelnen Umgängen des Ammoniten von ent- sprechenden Abständen unterbrochen. Scharfe schmale Radial- leisten werden durch flache breite Gruben getrennt. Die Außen- seite der anderen kürzlich freigelegten Schale zeigt die im übrigen ebenso angeordneten Radialleisten breit und gerundet, während die trennenden Gruben relativ schmal sind. Hätte die Muschel sich erst mit der einen Schale auf einen Ammoniten aufgeheftet und dessen Skulptur übernommen, alsdann aber sich freigemacht und entweder bei dem gleichen oder einem andern Wirte die andere Schale in entsprechender Stellung festgeheftet, d. h. mit dem Wirbel Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 169 am Ammonitenzentrum, so wäre dieser Unterschied in der Wieder- gabe der Rippung des Wirtes unerklärbar. In diesem Falle werden wir uns der bereits von SEEBACH gegebenen Erklärungsweise anschließen müssen, die dieser Autor 1564 für Ostrea Bahr mis DUNKER und KocH gegeben hat. or hannoversche Jura, p. 94): „Wenn die Oerscilen von ausgewachsenen Austern die Form der Unterlage wiedergeben, so erklärt sich das einfach dadurch, daß der Rand der Oberschale sich natürlich stets genau auf die untere anlegt und beim Wachstum deren Relief zeigt.“ Hatte SEEBACH seine Erklärung für auf Nerinea aufgewachsene Austern gegeben, so übertrug P. DE LORIOL 1872 diese Deutung auf Exemplare von Ostrea matronensis, welche Ammonitenabdrücke abspiegelte.e („Description geologique et palaeontologique des Etages jurassiques superieures de la Haute-Marne“ p. 396.) Der- selbe Autor stellt in seiner „Monographie des etages superieures de la Formation jurassique des environs de Boulogne-sur-mer (p. 312/13) bei Besprechung von Ostrea Bononiae SAUv. ganz all- gemein fest, daß die SEEBACHsche Erklärung „qui me semble plau- sible“ den Tatsachen völlig gerecht wird, und daß derartige Fälle allomorpher Skulpturierung beider Schalen von Austernindividuen häufig vorkäme, sowie daß namentlich Ammoniten als Unterlage dienten. Indem wir uns zwar der Erklärungsweise SEEBACHS voll an- schließen, müssen wir doch unsere Zweifel an der generischen Zu- gehörigkeit von O. Bononiae, multiformis und matronensis aus- drücklich betonen, zumal PHILıppI OÖ. Bononiae in die Synonimik der Solnhofener „Austern“ stellen möchte (l. c. p. 53). Der klarste Beweis für die gleichzeitige Entstehung der Ab- druckskulptur beider Klappen scheint uns in dem oben geschilderten Habitus der Rippung zu liegen. — Daß die Erwerbung allomorpher Rippung nicht etwa in der Weise erfolgt, daß ein glattschaliges Muscheltier sich in erwach- senem Zustande auf einen berippten Wirt ansetzt und nun gleich- sam mit rückwirkender Kraft die schon gebildete Schale langsam der neuen Unterlage anpaßt, verlangt einerseits schon das SEE- BACHSche Gesetz, andererseits läßt es sich aber auch direkt aus der Beobachtung erweisen: Taf. X zeigt klar, daß die Anwachs- streifen in den Mulden sich bogenartig nach vorn krümmen und auf den Rippen spitzwinklig zurückspringen. Diese Anordnung kann nur Schritt für Schritt während des Wachstums erworben worden sein, da eine gewaltsame spätere Umpressung die Richtung 170 Hans v. STAFF und Hans Reck: der bereits gebildeten Anwachsstreifen nicht mehr beeinflussen könnte. Als Ursache der Wellung der Anwachsstreifen ergibt sich mechanisch leicht der Wechsel der Widerstände beim Wachstum in den begünstigenden Mulden bezw. auf den retardierenden Rippen. Ein weiteres Stück, der Münchener Sammlung gehörend, zeigt die sehr reichliche Muschelbesetzung eines Ammoniten. (Tafel VIII) Von letzterem ist zwar nichts mehr direkt zu sehen, da die wenigen Stellen, welche die ca. 23 em großen Muschelschalen von ihm sicht- bar hätten lassen können, zu klein sind, um einen Überblick zu geben. Daß der Ammonit tatsächlich vorhanden gewesen und eingebettet sein mub, zeigt‘ die Rückseite (stratigraphisch Ober- seite!) der Platte, deren zentrale von einem Ringgraben umgebene Aufwölbung so vollkommen der ROTHPLETZsSchen, zuvor bereits wiedergegebenen Ableitung entspricht, dab eine andere Deutung ausgeschlossen ist. Zudem zeigt auch die Vorderseite die zu er- wartende kreisförmige Einmuldung, in der die Hauptmasse der Muscheln liegt. Einige Muschelschalen liegen jedoch auf dem Rande der Einmuldung oder sogar außerhalb. derselben und zwar in beliebiger Orientierung. Suchen wir uns den Hergang der Einbettung vorzustellen, so können wir nach Analogie wohl annehmen, daß ein beiderseitig mit Muscheln besetztes leeres Gehäuse eines Perisphineten im Solnhofener Becken trieb und strandete. Dabei ist es voraussicht- lich infolge des Aufstoßens am Grunde aus seiner vertikalen Stel- lung umgefallen und zwar nach der schwereren, d. h. reichlicher mit Muscheln besetzten Seite. Die von ROTHPLETZ beschriebenen Schleiffurchen, die diesem Vorgange entsprechen, finden sich nicht auf unserem Stücke, auf dem sie günstigenfalls als negative Aus- güsse sich hätten erhalten können. Die Muscheln der schwereren Seite würden in diesem Stadium noch durch das Am- monitengehäuse von denen der obenliegenden leichteren getrennt sein. Da auf die Phase des Auftriebes, der die Wölbung und der Ringgraben entsprechen, die gänzliche Auflösung der dünnen Perisphinetenschale folgte, sind die Besetzungen beider Seiten jetzt zu einem scheinbar einheitlichen Haufwerk von Muscheln vereinigt. Wieweit bei dem häufigen Aufeinanderliegen einzelner Muschel- schalen sich die ursprünglichen Besetzungen der beiden Ammoniten- seiten rekonstruieren lassen, ist schwer zu sagen. Doch spricht der Umstand, daß allomorphe Rippung mit breiten Rippen und schmalen Furchen in einem Falle gut erkennbar ist, wohl für eine solche Vermischung, wenn freilich auch die Möglichkeit eines Wirtswechsels durchaus besteht. Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 173 Somit läßt sich also von unserm Stücke mehr oder weniger deutlich ein großer Teil der Phasen ablesen, die wir für das zu- erst besprochene Stück festgestellt haben. Die nicht direkt beob- achtbaren Phasen sind nach Analogie leicht zu ergänzen, da sie sich mit den anderen zu einem völlig einheitlichen Gesamtbilde zusammenfügen. Wichtig und neu an unserem Stücke ist dagegen die Mög- lichkeit, eine an den früheren Beispielen nicht erkennbare Phase aufzustellen, die sich zwischen VI und VII unseres oben (p. 165) gegebenen Schemas einfügt. Die außerhalb der Einwölbung, die dem Umfange des Ammoniten etwa entspricht, liegenden Muscheln sind in dieser Lage von der einbettenden Schlammasse überrascht und mit geschlossenen Klappen fixiert worden. In diese Situation könnten sie theoretisch zwar unabhängig von der Einschwemmung des mit anderen Muschelexemplaren gleicher Spezies besetzten Am- moniten geiangt sein. Dann wäre es aber höchst auffallend, daß einmal die ganze übrige Platte von Muscheln frei ist, und daß sie zweitens ihrer Anordnung nach kranzförmig von allen Seiten den Ammoniten umgeben. Auch die völlig gleiche Größenordnung der Tiere entspricbt durchaus einer biologischen Zusammengehörigkeit mit den Exemplaren der Besetzung. Diese Argumente werden um so zwingender, wenn man sich vergegenwärtigt, dab Muscheln überhaupt ‚im Solnhofener Gebiet zu den größten Seltenheiten gehören. Es bleibt somit keine andere Erklärung übrig als die An- nahme, daß der Ammonit zusammen mit sämtlichen Muscheln der Platte an seinem Einbettungsort angekommen - ist, und daß von dort aus ein Teil der Besetzung in aktiver zentrifugaler Bewegung abzuwandern versuchte. So gleichgültig diese Feststellung als Phase sein mag, so be- merkenswert ist sie im Hinblick auf die Lebensweise der Soln- hofener Muscheln. Durch diese Platte wird die zuvor bereits in einem analogen Einzelfalle konstatierte Fähigkeit, den Wirt in vorgerücktem Lebensalter noch zu verlassen, durch eine Reihe von 5 anderen Fällen beglaubigt und auf Individuen von 9 em Größe (vom Wirbel bis zum Außenrand gemessen) über- tragen. Diese Tiere gehören somit bereits zu den größten Vertretern der Spezies, die — wie schon WALTER angab — bis zu ca. 12 cm bekannt sind (PHILIPPIS Angabe von bis zu 15 cm müssen wir nach Messungen an seinem Originalexemplar auf 12-13 cm herabsetzen). +72 Hans v. STAFF und Hans Reck: Mit Sicherheit ergibt sich jedenfalls die Tatsache, daß die die Ammoniten besetzenden Muscheln im Moment der Einbettung noch am Leben waren. Einen anderen abweichenden Fall bietet eine weitere Platte, die deutlich Abdrücke von Seetang oder dergl. nebst einer Anzahl von recht kleinen (2 em) Muscheln aufweist. (Taf. VII. Fig. 1.) Die überwiegende Zahl derselben sitzt augenscheinlich auf bezw. an den Tangästen, während ca. 12 Individuen ringsum frei auf der Platte verteilt sind. Auch hier müssen die gleichen Argumente ange- wendet werden wie zuvor, d. h. die frei umherliegenden Schalen sind mit der Gesamtmasse gestrandet und erst nach dem eigentlichen Strandungsvorgang losgetrennt und gesondert eingebettet worden. Da diese Muscheln stets die beiden Schalen nebeneinander aufgeklappt und nur durch das Ligament verbunden zeigen, liegt es nahe, hier an eine passive Herausspülung bereits gestorbener Individuen aus dem Tangbüschel zu denken. Dafür spräche auch die rauhe Schichtfuge, die sehr deutlich abweicht von der glatten sämtlicher vorhergehender Stücke. Daß dieser Unterschied nicht einem Zufall zuzuschreiben ist, sondern vermutlich küstenparallele Absatzzonen spiegelt, ergibt sich daraus, daß unsere sämtlichen Tangplatten die gleichen typischen Unter- schiede gegenüber sämtlichen Ammonitenplatten aufweisen. Somit wären vielleicht die Ammoniten weiter seewärts ge- strandet, während der Tang mit seinen kleinen Muscheln vom Wellenschlag bis zum eigentlichen Strand getragen werden konnte. Eine derartig passive Verfrachtung ist für den zuvor be- sprochenen Fall der großen, rings den Ammoniteneindruck un- gebenden Muscheln ausgeschlossen, da hier die Klappen je eines Individuums festgeschlossen sind und dadurch auf die vitale Funk- tion des Schließmuskels hindeuten. Zudem ist die kranzförmige Anordnung der gewiß recht schweren Tiere rein mechanisch — etwa durch den Sog ete. nicht wohl zu erklären. B; Eine letzte Platte zeigt die eigenartige Mischung von ca. 4 Oppelien, 5 Belemniten, 6 größeren Muschelschalen und einigen kleineren. (Taf. XI. Fig. 1.) Diese Vereinigung liegt auf einer sonst ringsum fossilfreien Schichtfläche. Dadie Belemniten ganz verschiedene Orientierung zeigen, ergibt eine Rekonstruktion der zugehörigen Weich- teile eine sehr ausgedehnte Masse und vor allem nicht ein bloßes Nebeneinander sondern ein gedrängtes Über- und Durcheinander dieser Kopffüßler. Die kleinen Oppelien sind wahllos mit in dieses Haufwerk verwickelt. Ebenso wahllos sitzen die Muscheln über das Ganze ausgebreitet, ohne jede Rücksichtnahme auf dessen ein- Die Lebensweise der Zweischaler des Solnhofener Schiefers. 173 zelne Teile. Der gesamte Haufen hat dabei offenbar einen größeren Umfang gehabt, wie u. a. die Lage der Belemnitenspitzen erweist, und die Austern haben, eng gedrängt, sich nur auf einem Teil der (resamtmasse angesiedelt. In diesem Zustande kann der treibende Komplex un- möglich eine Lebensgemeinschaft dargestellthaben. Auch ohne die Muschelbesetzung wäre ein solches Zusammenkommen von lebenden Cephalopodenexemplaren völlig unmöglich. Die Genese des Haufens ist also nur so zu erklären, daß die Oppelien und Belemniten in totem Zustande zusammengetriftet wurden. Das Bindemittel können wir aus der Platte nicht er- kennen; doch werden neben den zahllosen Fangarmen wohl See- tang und dergl. als beteiligt anzusehen sein, wie in ähnlichen Fällen schon von PHILIPPI und WALTER angenommen wurde. “ Dieser flottierende Komplex toter Tiere wurde von Muscheln be- setzt und gelangte später zur Einbettung. Die Zeitdauer, in der die lebenden Muscheln auf der toten Masse hafteten, ist zwar un- bestimmt, jedenfalls kann man aber kaum — wie PHILIPPI dies für Ammonitengehäuse forderte — ein jahrelanges Flottieren dieser verwesenden und damit an Schwimmkraft und Kohärenz verlieren- den Masse annehmen. Es ist also nicht wahrscheinlich, daß die Muscheln ihre bis 4 cm betragende Größe an Ort und Stelle eT- langt haben. Die kleineren (sämtlich uuter 1 cm) Muscheln, die gleichsam eine jüngere Greneration neben den unter sich ebenfalls ziemlich gleichgroßen größeren Exemplaren darstellen, wären ent- weder als Brut dieser älteren Tiere, oder als von außerhalb neu hinzu gekommene Brut zu deuten. Wenngleich die Verhältnisse natürlich etwas von den vorigen Fällen abweichen, so würde eine Verallgemeinerung der hier be- wiesenen Umstände auf diese sich doch im Wesentlichen decken mit dem, was wir zuvor schon mehrfach wahrscheinlich machen konnten. Diese gemeinsamen Punkte wären: 1. vor der Besiedelung erfolgter Tod des Wirts, . relative Größe der Muscheln zur Zeit der Okkupation des Wirts, 3. relativ kurzes Flottieren des Komplexes. Was die eben erwähnte Muschelbrut betrifft, so liegen uns eine ganze Reihe von Platten vor, die in lückenlosem Übergange von stecknadelkopfgroßen Individuen an die Entwicklung unserer Lamellibranchiaten vorführen. Im allgemeinen zeigen die einzelnen Stücke unter sich jeweils gleichgroße Exemplare in z. T. zahlloser IV 174 Hans v. Starr und Hans Reck: Die Lebensweise der Zweischaler usw. Menge. (Taf. XI. Fig. 2.) Wohl zu unterscheiden von einer geringen Variationsbreite der Größe ist «las Auftreten von deutlich altersver- schiedenen Serien. In allen diesen Fällen ist ein Transportmittel deutlich der Existenz nach — wenn auch nicht stets der Art nach — erkennbar. Meistens ist ein verzweigtes Tangbüschel der Träger der Brut, doch kommen auch andere nicht näher zu bestimmende Fremdkörper vor, die der Form nach ebensowohl verwesende Fisch- reste wie Koprolithen ete. sein können. Bei der äußersten Klein- heit und zahllosen Menge «der Besiedelung bleibt die Frage offen, ob hier primär-passive, oder sekundär-aktive Wirtswahl vorliegt. Ebensowenig ist es in jedem Einzelfalle zu entscheiden, ob die Brut mit ihrem Träger von außerhalb eingeschwemmt oder erst im Solnhofener Becken selbst, in dem ja erwachsene eingetriftete Muscheln lebend vorkamen, geboren wurde. Tafel-Erklärungen. Tafel VI. Fig. 1. Teil von PaıLıppis Originalstück Auf dem großen Perisphincten, von dem nur der Abdruck erhalten ist (vel. r. ob. und ]. unt.), sitzt eine Generation großer, glatter Zweischaler. Auf einem dieser (l. ob.) be- findet sich ein kleines Exemplar mit deutlich allomorpher Rippung, die jedoch einen ungerippten Randsaum freiläßt. — Ein ganz kleines Individuum mit ausgeprägten Anwachsstreifen (Brut?) sitzt gleichfalls einem älteren Exemplar auf (r. unt.). Fig. 2. Teil der als Steinkern erhaltenen Wohnkammer eines großen Peris- phincten. Gegenseite zu Taf. II, Fig. 2. Tafel VII. Fig. 1. Auf der rauhen Schichtfläche befindet sich der Abdruck eines Tang ähnlichen Büschels. Teils auf diesem, teils in seiner Nähe liegen kleine Exemplare sogenannter Austernbrut. Ihre Schalen sind auf- geklappt. Fig. 2. Teil der als Steinkern erhaltenen Wohnkammer eines großen Peri- sphineten. Die Rückseite desselben Stückes ist auf Taf. I, Fig. 2 ab- gebildet. Auch hier sitzen einige Muscheln in den Vertiefungen der Ammonitenrippen,; ein Exemplar findet sich auf dem Kiel, Auch dieses Bild zeigt den lithologischen Unterschied zwischen dem . groben (gelbweißlichen) Kalksand des Steinkerns und dem (mehr rot- gelben) sehr feinen tonigen Kalkschlanım der Platte. Tafel VII. Eine ganze Anzahl von Muscheln mit geschlossenen Klappen sitzt in einer kreisförmigen Mulde, deren Ränder bei genauerem Hinsehen noch wohl erkennbar sind, und der Lage einer aufgelösten Ammoniten- schale entsprechen. Die Rückseite der Platte zeigt entsprechend die unverkennbaren Auftriebserscheinungen, die für einen Ammoniten dieser Größe typisch sind. Rings um die von der Hauptmenge der Zweischaler bedeckten Mulde liegen einzelne gleichsam zentrifugal abgewanderte Individuen, A. BRAUER: Deber die Bedeutung des Musculus ambiens für die Beugung usw. 11» Tafel IX, Fig. 1-3. Ein durch den Abdruck verschiedener Ammonitenumgänge zonen- weise allomorph geripptes Muschelindividuum, dessen beide Schalen seitlich gegeneinander verschoben sind, so daß sie sich nur teilweise decken; und innen wie Außenseite jeder Klappe überblicken lassen. Fig. I u. 2 gehören derselben Seite an, sind aber getrennt abgebildet, um den Untergrund zu zeigen. Die Trennungsfuge ist aut der Gegen- seite (Fig. 3) zu erkennen. — Fig. 4. Ein besonders einfaches und klares Beispiel allomorpher Rippung auch der freien Schale einer Muschel. Die Rippen des Perisphincten teilen sich gegen den Rücken hin, in dessen Nähe die Muschel sich ange- heftet hat. Die Gabelungsstellen der Rippen sind z. T. dicht am Muschelrande zu erkennen. TafelXX. Allomorphe Rippung von Ober- und Unterklappe des einzigen uns bekannten großen aufzreklappten und daher sicher toten Zwei- schalers aus dem Solnhofener Becken. Tatel XI. Fig. 1. Eine Gemeinschaft von ca. 4 Ammoniten (z. B. l. unt.) 5 Belemniten (z. B. r. ob.) und 6 größeren Muschelschalen mit deutlichen Anwachs- streifen. Fig. 2. Tangartiges Büschel von zahllosen unter sich ziemlich gleich großen, winzigen Muscheln besetzt (sog. Austernbrut). Ueber die Bedeutung des Musculus ambiens für die Beugung der Zehen des Vogels. Von A. BRAUER (Berlin). Seit mehr als 100 Jahren ist von BorELLI beschrieben, daß bei den Vögeln sich die Sehne eines vom Becken entspringenden Muskels (früher als M. gracilis, jetzt als M. ambiens bezeichnet) über das Knie fortsetzt und mit dem durchbohrten Beuger der Zehen verbindet, und die Bedeutung dieser Einrichtung darin ge- sehen worden, daß durch einfaches Beugen des Knies, wodurch die Sehne gespannt wird, ohne Muskelarbeit die Zehen’gebeugt werden und der Vogel sich auf einem Aste schlafend halten kann. Diese Einrichtung wird seitdem in vielen Lehrbüchern dar- gestellt, so von TIEDEMANN, BERGMANN und LEUKART, STANNIUS, MARSHALL, Hesse u. a. Dabei ist aber im Laufe der Zeit die Darstellung der anatomischen Verhältnisse stark schematisiert und zwar zum Teil derart, daß sie noch sehr wenig mit der Wirklich- keit übereinstimmt. So soll sich nach MarsHuaun (1595 „Der Bau der Vögel“) der „M. ambiens“ mit dem durchbohrten Beugemuskel der Zehen verbinden und mit diesem auch in physiologischem Sinne ein 176 A. BRAUER: (ranzes len Der letztere soll erst nach dem Passieren des Fersengelenkes sehnig werden und sich entsprechend der Zahl der Zehen in vier einzelne Sehnen für die 4 Zehen teilen. Noch mehr schematisiert und falscher ist die Darstellung, die sich in Schulbüchern, z. B. in ScHMmEiLs „Lehrbuch der Zoologie‘ (1904, 10. Aufl.) findet. Er schreibt: „Schneidet man an einem Vogelbein vorsichtig die Haut auf, so sieht man, wie von einem Muskel, der sich am Becken ansetzt, eine lange Sehne über das Kniegelenk läuft, wie (diese Sehne sich sodann am Unterschenkel nach hinten wendet, über das Fersengelenk hinweggeht, sich am Laufe herabzieht und endlich in so viele Stränge teilt als Zehen vorhanden sind.“ „Zieht sich der Muskel zusammen, so müssen sich die Zehen also krümmen. Dasselbe geschieht aber auch, sobald der Vogel das Knie beugt, also ganz von selbst, ohne Zutun des Muskels, denn infolge der Beugung wird die Sehne straffer gespannt.“ Aber auch dort. wo der Bau richtig angegeben wird, wird die Bedeutung der Einrichtung in der von BORELLI schon angegebenen Weise dargelegt, obwohl bereits nach GaDow (BroNnNs Klassen und Ordnungen, Vögel), SUNDEVALL und GADow selbst sie als nicht richtig nachgewiesen haben und obwohl man sich das Ma- terial leicht verschaffen und überzeugen kann, daß dem M. ambiens eine Bedeutung zuerteilt wird, die er auf Grund der anatomischen Verhältnisse gar nicht haben kann. Es lehrt dieser Fall wieder einmal, wie schwer es ist, eine Ansicht, die sich einmal einge- bürgert hat, obwohl sie falsch ist, wieder zu beseitigen. Auch ich zweifelte nicht an ihrer Richtigkeit, als ich die Ein- richtung aber im Kolleg an einem Präparat demonstrieren wollte, erkannte ich den Irrtum. Es wurde ein Raubvogel, eine Krähe, ein Papagei, eine Eule, ein Pfau und ein Huhn, eine Taube und ein Ibis untersucht. Der Krähe, Eule und dem Papagei fehlte der Muskel, bei den andern war er in gleicher Weise vorhanden. Auf die genauere Darstellung der anatomischen Verhältnisse kann ich verzichten, da man sie bei GApow in bester Weise findet. Ich. will nur kurz das hervorheben, das für die Frage der Bedeutung des M. ambiens wichtig ist. Die- beistehende Figur gibt die Ver- hältnisse von Pavo eristatus und ist etwas schematisiert. Die 4 Zehen haben jede ihren besonderen Beuger, die auf der Höhe des Kniegelenkes entspringen. Die der zweiten, dritten und vierten Zehe (M. perforati) (Fig. II, IIT, IV) sind zwar eng mit einander verwachsen, aber ihre Sehnen sind völlig getrennt von einander. Der Beuger der ersten Zehe ist ganz selbständig. Es ist also falsch von einem Beugemuskel zu reden, dessen Sehne EN RE Ueber die Bedeutung des Musc. ambiens für die Beugung der Zehen des Vogels. 177 sich in 4 für die 4 Zehen spalten soll, und erst recht falsch, daß die Sehnen erst nach dem Passieren des Intertarsalgelenks, wie MARSHALL schreibt, oder gar erst am unteren Ende des Laufes, wie SCHMEIL behauptet, beginnen. Die Sehnen beginnen bereits im Bereich der Tibia und passieren auf der hinteren Seite das Intertarsalgelenk, dabei umscheidet die der dritten Zehe (III) die Sehne der vierten (IV), die andern bleiben auch hier völlig ge- trennt. Durch die Kontraktion dieser Muskeln wird jede Zehe ge- beugt. Das geschieht auch schon in ziemlich starkem Maße, wenn das Intertarsalgelenk gebeugt wird, da dadurch ja die 4 Sehnen angespannt werden müssen. S : mus % y SUR Er % -_ _Museambiens Der M. ambiens (Fig. M. ambiens) nun entspringt vom Becken und zwar von der Außenfläche und Spitze der Spina pubica, er liegt median und auf gleicher Höhe mit dem Femur, geht dann 178 Ueber die Bedeutung des Musc. ambiens für die Beugung der Zehen des Voyels. in eine Sehne über, die in einer Rinne außen über das Knie- gelenk läuft und bald nachher sich mit dem oberen sehnigen Ende: des Beugers der dritten (oder nach GADow bei andern Vögeln mit dem der zweiten) fest verbindet. Daraus folgt, daß wenn das Knie gekrümmt und dadurch die Sehne des M. ambiens angespannt wird, sie nur eine Wirkung für «die dritte oder zweite Zehe haben könnte oder für die dritte und vierte, weil, wie schon hervorgehoben wurde, die Sehne des Beugers der vierten Zehe die der dritten beim Passieren des Intertarsalgelenks eng umscheidet und beide dadurch eng verbunden sind. Von einer Beugung aller Zehen, besonders auch der ersten, die beim Umklammern eines Zweiges doch sehr wichtig ist, durch den M. ambiens kann mithin gar keine Rede sein. Ja, selbst die hervorgehobene Beugung der zweiten oder dritten, selbst bei starker Anspannung der .Sehne er- scheint so gering, dab ihr eine Bedeutung kaum zugesprochen werden kann; und bei alleiniger Beugung des Knies erfolgt sogar so gut wie keine Beugung irgend einer Zehe. Da die anderen Autoren das Gegenteil behaupten, so kann ich nur annehmen, dab sie bei ihrer Untersuchung nicht nur das Knie, sondern auch das Intertarsalgelenk gebeugt haben. Dann muß natürlich eine Beu- gung und zwar aller Zehen erfolgen, weil ja alle Sehnen dabei gespannt werden. Ferner ist die Sehne sehr verschieden stark entwickelt, bei Buteo z. B. und bei der Taube so schwach, daß schon deshalb sie keine größere Wirkung erzielen kann. Es ist weiter bemerkenswert, daß nach GAapow der M. ambiens den meisten Papageien, allen Eulen, Öypselomorphen, Coccygo- morphen (außer Cuculiden und Musophagiden), Pie, Passeres, Aleıdae, Podieipidae, Herodu fehlt, also vielen Vögeln, für die eine solche Einrichtung wichtig wäre, dagegen bei den meisten Schwimmvögeln wie Lamellirostres, Larıdae, Spheniscus u. a. wohl entwickelt ist. Nach GApow steht er in engem Zusammenhang mit der Art und Weise des Gehens. Er fehlt allen hüpfenden und kletternden Vögeln, ist dagegen bei laufenden, schreitenden, schwimmenden und Raubvögeln entwickelt“, bei welchen die Zehen, wenn der Fuß nicht ruht oder wie beim Schwimmen nach vorn be- wegt wird, zusammengelegt werden. (GApow schiebt dieses Zu- sammenlegen der Zehen auf die Spannung der Sehne des M. ambiens, aberauf@Grund der anatomischen Verhältnisse kann ich auch hierfür dem M. ambiens für die Beugung der Zehen so gut wie keine Bedeutung zuerkennen. Hierfür kommen meiner Ansicht nur die Beuger selbst und die Spannung ihrer Sehnen bei Biegung des Intertarsalgelenks ey THEODOR VoGT: Beitrag zur Amphibienfauna der Insel Formosa. 179 und die besonderen Sperrvorrichtungen in ihren Sehnen von der ventralen Seite des Fußes, die besonders SCHAFFER (1902 Zeitschr. wiss. Zool. Bd 73) eingehend beschrieben hat, in Betracht. Beitrag zur Amphibienfauna der Insel Formosa. Von "THEODOR VOGT. Von Herrn SAUTER auf Formosa erwarb das zoologische Mu- seum zu Berlin eine Kollektion Frösche, die mir mit Zustimmung des Direktors Herrn Prof. BRAUER von Herrn Prof. TORNIER zur Bestimmung übergeben wurde, wofür ich beiden Herren hier meinen Dank ausdrücken möchte. In den letzten zwei Jahren sind mehrere Arbeiten über die Reptilien und Amphibien Formosas von BARBOUR, BOULENGER, DENBRUGH, NAMIYE und SIEBENROCK erschienen. Nach diesen Arbeiten hat STEJNEGER in seiner Arbeit The Be- trachians and Reptiles of Formosa (Proc. of the Unit. Stat. Nat. ‚Mus. 1910 p. 91—119) eine Liste der Amphibien und Reptilien Formosas aufgestellt. Die von mir bearbeitete Sammlung enthielt sechs Frösche, die STEJNEGER nicht in seiner vorhin genannten Arbeit aufführt und zwei neue Arten. Im folgenden werde ich zunächst alle in der Sammlung enthaltene Spezies aufführen mit einer Beschreibung der beiden neuen Arten und dann unter Benutzung der Arbeit STEJNEGERS eine vervollständigte Liste der Amphibien Formosas aufführen. Die Sammlung enthielt folgende Arten: kRana plancyi LAT. Einige Exemplare haben auf dem Rücken zahlreiche rundlich spitze Erhöhungen, die zuweilen von einem dunklen Ringe um- geben sind. Rana sıwinhoana BLGNR. Rana tigrina DAUD. Rana tijimae STEIN. Diese für Formosa noch nieht angeführte Art war in 10 Exem- plaren in der Kollektion vertreten. Der Frosch ist an der chagrin- artigen Haut leicht kenntlich. Die Grundfärbung ist grau, doch war bei einigen Exemplaren der Rücken leicht rötlich. kana adenopleura BLGNR. Rana quentheri BLGR. Rhaecophorus viridis HALLow. 180 THEODOR VoGr: STEJNEGER trennt in seiner Herpet. Japan Rac. schlegeli und viridis, die BOULENGER (Üat. Batr. Sal. 1882) zusammengezogen hatte. Nach ihm hat Rhac. schlegeli zwei und Rhac. viridis nur einen Metatarsaltuberkel. Rrhacophorus braueri Sp. n. Der Kopf ist so breit wie der Körper. Die Schnauze ist vorn abgestumpft. Die Nasenlöchersind der Schnauzenspitze bedeutend mehr genähert als den Augen. Die Choanen liegen ganz nach hinten, fast an der vorderen Grenze der Augenhöhlen und weit von ein- ö ander entfernt. Zwischen ihnen stehen in zwei langen, schmalen, ein wenig schrägen Reihen die Gaumenzähne. Doch scheinen die- selben zu variieren. Unter den zehn Exemplaren sind sie bei einem nur in zwei kleinen Gruppen erhalten, wie bei Rana eiffin- geri. Der Interorbitalraum ist 1!/s mal so breit als ein oberes. Augenlid. Der Durchmesser des Trommelfells beträgt °/s des Augendurchmessers. Finger und Zehen sind mit Haftscheiben versehen. Die der Finger sind größer als die der Zehen, aber kleiner als das Trom- melfell. Der erste Finger ist kürzer als der zweite. Die hinteren Extremitäten sind mäßig lang. Das Tibiotarsal- gelenk erreicht den vorderen Rand des Auges. Die Zehen sind bis zu °/a ihrer Länge von der Schwimmhaut eingeschlossen. Die Subartikularhöcker sind gut entwickelt. Der innere Metatarsal- tuberkel ist ziemlich groß, oval und hervorstehend, ein äußerer ist nicht vorhanden. | Die Haut ist glatt, auf dem Rücken sehr fein und am Bauche und an den Unterseiten der Schenkel grob granuliert. Eine schmale aber scharfe Falte beginnt am hinteren Augenwinkel, geht dicht über den Oberarm und reicht bei einigen Exemplaren fast bis zur Leistengegend, bei andern ist sie etwas kürzer, bei den meisten endet sie ein wenig hinter den vorderen Extremitäten. Die Färbung ist auf der Oberseite hellgrau bis dunkel blau- grau. Zwischen den Augen ist eine mehr oder weniger dunkle Linie zu erkennen, die bis auf die oberen Augenlider reicht und die Basis eines Dreiecks bildet, dessen Spitze nach hinten weist. Auf dem Rücken sind regellos verstreute dunkle Fleckchen vor- handen, die mehr oder weniger deutlich hervortreten. Die Seiten zeigen zahlreiche dunkle Punkte, die meist sehr deutlich sind. Die @Querbänder der Gliedmaßen sind ziemlich verwaschen. Die Hinter- seiten der Oberschenkel weisen eine sehr charakteristische Zeich- nung auf. Zahlreiche weiße Flecken werden durch oft ganz tief- Beitrag zur Amphibienfauna der Insel Formosa. 181 schwarze Färbung abgegrenzt. Diese kontrastreiche Zeichnung fällt bei den vollständig fahlgrau gefärbten Fröschen ganz besonders in die Augen. Die Unterseite ist gelblichweiß, bei einigen Exemplaren ist die Kehle ein wenig dunkel gefärbt. Schnauzenspitze bis After 49 mm Kopf IS mm Vordergliedmaßen 3l mm Oberschenkel 21 mm Unterschenkel 23 mm Fuß 31 mm Von Rhac. buergeri SCHLEG. und Arhae. eıiffingeri BITTER. unter- scheidet sich die oben beschriebene Form namentlich durch die glatte Haut. Dem freundlichen Entgegenkommen des Direktors des Senkenb. Museums Herrn Prof. STRASSEN, sowie Herrn Dr. LEHRS verdanke ich es, dab ich den Typ von Rhae. eiffingeri mit (der von mir aufgestellten Art vergleichen konnte. Von Formosa ist noch durch BOULENGER (Ann. Mag. Hist. (5) vol. 4 Dez. 1909 p. 494) eine Form als Rhacophorus robustus be- schrieben worden, die ebenfalls den erstgenannten Arten Rhae. buer- geri und Rhae. eiffingeri nahe steht. Sie unterscheidet sich jedoch von der hier beschriebenen Art durch wichtige Merkmale. Die Nasenlöcher liegen in der Mitte zwischen Auge und Schnauzen- spitze, der Interorbitalraum ist schmäler als ein oberes Augenlid, die Finger haben rudimentäre Schwimmhäute, die Haftscheiben der Finger sind so groß als das Trommelfell, die Zehen sind voll- ständig von Schwimmhäuten eingeschlossen. Die Haut ist chagrin- artig rauh. Dagegen liegen bei Rhac. brauerı die Nasenlöcher der Schnauzenspitze näher, der Interorbitalraum ist so breit als ein oberes Augenlid, die Finger sind frei, ihre Haftscheiben kleiner als das Trommelfell, die Zehen sind nur dreiviertel von Schwimm- häuten eingeschlossen und die Haut ist glatt. Die Art ist dem Direktor des Berliner zool. Museums Herrn Professor BRAUER zu Ehren benannt. Mierohyla fissipes BLGNR. Microhyla heymonsi sp. n. Der Kopf ist klein, die Schnauze vorn zugespitzt. Der Ober- kiefer überragt den Unterkiefer. Der Interorbitalraum ist doppelt so breit als ein oberes Augenlid. Die Finger sind frei, die Zehen sind durch eine sehr kurze Schwimmhaut verbunden. Finger und Zehen sind deutlich verbreitert. Wird die hintere Extremität nach vorn an den Körper gelegt, so erreicht das Tibiotarsalgelenk den 182 THEODOR VoGrt: vorderen Augenwinkel. Die inneren Metatarsaltuberkel sind oval, die äußeren rund, beide sind deutlich ausgeprägt. Die Haut ist vollkommen glatt. Die Farbe der Frösche ist rötlich bis graurötlich. Die cha- rakteristische X- und \-Zeichnung der Microhyla-Arten ist bei dieser Art nur sehr undeutlich vorhanden. Eine helle Linie reicht \ von der Schnauzenspitze bis zum After. In der Mitte des Rückens { teilt die Linie einen fast kreisrunden tiefschwarzen Fleck von un- F sefähr 1,5 mm Durchmesser. Dieser Fleck ist für die Art sehr charakteristisch und bei allen Exemplaren deutlich hervortretend. Die Seiten sind tiefdunkel und scharf gegen den Rücken abgesetzt. . Auch der After ist dunkel, ebenfalls die Innenseite des Metatarsus und die Unterseite des Fußes. Die Bauchseite ist hell, die Kehle dunkel. Kopfrumpflänge 24 mm. Die Art steht Microhyla okıinavensis STEJN. nahe, ist aber von ihr besonders durch die verbreiterten Zehen und durch den schwarzen, scharf hervortretenden dorsalen Fleck unterschieden. Bei Mierohyla steinegeri BLGR. erreicht das Tibiotarsalgelenk nur die Temporalregion. Ich habe die Art Herrn Prof. HryMmons am Berliner zoolog. # Museum zu Ehren benannt. . Hyla chinensis GTHR. Bufo vulgarıs asıatıcus. Me We DEE WE ee Bufo vulgarıs japonicus. STEJNEGER trennt beide Arten in seiner Herpet. of Japan durch die verschiedene Färbung der Bauchseite. Die Unterseite der ersteren Art ist fahlgrau, die der letzteren dunkel marmoriert. Bufo smithı STEJN. Diese Species unterscheidet sich von BDufo FOrWELSEENE haupt- sächlich durch das kleinere Trominelfell. Die drei bisher aufgeführten Bufo-Arten sind für Formosa neu. Bufo melanostictus SCHNEID. Literatur. I. STEJNEGER. Herpetelogy of Japan ‘and adjacent territory. SMITH. Inst. U. 8. Nat. Mus. Bull. 58. 1907. — The Batrachians and Reptiles of Formosa. Proc. of the U. S. Nat, Mus. vol. 38, p. 91--114. 1910. Tr. BARBOUR. Some new Reptiles and Amphibians. Bull, Mus. Comp. Zool. vol. 51, p. 315— 325. 1908, Beitrag zur Amphibienfauna der Insel Formosa. 183 BOULENGER. Descriptions of a new Frog and new Snake trom Formosa. Ann. Mag. Nat. Hist. 1908, p. 221—222. — Descriptions of four new Frogs and new Snake discovered by Mr. SAUTER in Formosa. Ann. Mag. Nat. Hist. 1905, p. 492--495. DENBURGH. New and previously unrecorded Species of Reptiles and Amphibians from the Island of Formosa. Proc. California Acad. Sc. 1909, p. 49—56. Aufführung der bisher von Formosa bekannt gewordenen Am- phibien: Amphibria Salientia Ranidae Rana planeyi LAT. Herpet. Jap. STEIN. 1907 p. 101. Rana guentheri BLGR. Cat. Batr. Sal. Bour. 1882. Rana longierus STEJS. Herp. Jap. 1907 p. 104. Rana limnocharıs (gracilis) WIEGM. Herpet- Japan 1907 27: aka BLGEK. Herpet. Jap. 1907 p. 132. Rana ıijımae STEJN. Herpet. Jap. 1907. Rana latouchtt BLGR. Proc. Zool. Soe. London 1899 p. 167. Rana namiyei STEJS. Herpet. Japan 1907 p. 36. Rana tigrina DauD. Herpet. Japan 1907 p. 139. Rana sauteriı BLGR. Ann. Mag. Nat. Hist. (8) vol. 4 Dez. 1909 p. 493. kana adenopleura BLGR. Ann. Mag. Nat. Hist. (8) vol. 4 1909 p. 492. Rana. taipehensis DENBURGH. Proc. California Acad. Sci. (4) 1909 p. 56. khacophorus viridis HALLOW. Herpet. Jap. 1907. Rhacophorus moltrechti BLGR. Ann. Mag. Nat. Hist. (8) vol. 2 1908. Rhacophorus robustus BLGR. Ann. Mag. Nat. Hist. (8) vol. 4 1909. Rhacophorus eiffingeri BTTGR. Herpet. Jap. 1907. Rhacophorus braueri sp. n. Khacophorus japonicus HALLOW. Herpet. Jap. Rhacophorus leucomystax var. quadrilineata WIEGM. Cat. Batr. Sal. BLeENR. 1382. Engystomatidae. ' Mierohyla fissipes BLar. Herpet. Japan. Mierohyla heymonsi sp. n. Mierohyla steinegeri BLor. Ann. Mag. Nat. Hist. (8) vol. 4 1909. Hylidae. Hyla chinensis GTHR. Herpet. Jap. 1907. 184 Berichtigung. — Zweite wissenschaftliche Sitzung am 21. März 1911. Bufonidae. 2 ir Bufo ER SCHNEID. Herpet. Jap. 1907. 5 Bufo bankorensis BarB. Bull. Mus. Zool. vol. 51 p. 323 1908. Bufo vulgaris var. asiatica STEINDACHNER. Herpet. Jap. 1907: Bufo vulgarıs var. japonicus SCHLEG. Herpet. Jap. 1907. Bufo smithi STEIN. Herpet. Jap. 1907. Berichtigung. ö In dem Aufsatz von W. HurH, Über die Fortpflanzung von Thalasstcolla, Heft 1, 1911, ist auf Seite 4, Zeile 11 von oben die Klammer (Fig. la) zu streichen und dafür auf Zeile 15 für Fig. 1b u. e zu schreiben Fig. 1a—c. \ Ferner sind auf der zu demselben Aufsatz gehörenden Tafel II | durch ein Versehen die Figurennummern vertauscht worden, sodaß 5} für Fig. 4 die Bezeichnung Fig. 3 eintreten muß und umgekehrt. Zweite wissenschaftliche Sitzung am 21. März 1911. H. v. STAFF: Über die Lebenweise der Trilobiten (s. No.2, Seite 130). H. RECK: Über die Lebensweise der Solnhofener Austern. (siehe Seite 157.) A. BRAUER: Über die Bedeutung des Miscnda ambiens für die Bewegung der Zehen bei den Vögeln. (s. Seite 175.) L. WITTMACK: Über PopeornundReis, sowie überCanavalia-Bohnen. WETEKAMP: Über recente auf Seesand eingetrocknete Quallen. Druck: J. F, Starcke, Berlin £.1V 48, ma » zr Auszug aus den Gesetzen. | der Gesellschaft Natu rforschender Freunde = zu Berlin. Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung - zur Beförderung der Nalurwissenschaifs, insbesondere der Biontologie. Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, Ausgerördene lichen und Ehrenmitgliedern. Die ordentlichen Mitglieder, deren. Zahl höchstens 20 betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetze. Sie verwalten‘ das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. | Die ausserordentlichen Mitglieder, deren Zahl unbe- schränkt ist, werden von den ordentlichen. Mitgliedern, auf Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes unter eingehender Begründung, gewählt. Für freie Zustellung der Sitzungs- berichte und Einladungen zu den Sitzungen zahlen die ausser- ordentlichen Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark. Sie können das ‚Archiv für Biontologie‘“ und alle von der“ Gesellschaft unterstützten V eröffentlichungen zum ermässigten Preise beziehen. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am .2. und 3. Dienstage jedes Monats bis auf weiteres im-Hörsaale VI, bezw. im Kon- ferenzzimmer der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule, In- 1 validenstr. 42, abends 7 Uhr statt. Alle für die Gesellschaft bestimmten Sendun. en sind Per an den Sekretär, Rerrn Dr. K. SEONDERR: Berlin ‚4, In- REITER validenstr. 43 zu richten. 24 32 Sitzungsberichte der Gesellschaft Platurforschender Freunde zu Berlin. -.N0.4. | April Tr 3 INHALT: Klassifikation der Oscinosominen. Von GÜNTHER ENDERLEIN . Zur Reptilienfauna Deutsch-Ostafrikas. Von RiCHARD STERNFELD . . BERLIN. 7: | In Kommissıon BEI R. FRIEDLÄnDER & Sonn, Be EN, NW. Cart-Strasse 11. 1911. Nr. 4. 1911 Sitzungsbericht der (resellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 11. April 1911. Vorsitzender: Herr H. VIRCHOw. Herr H. PoLL sprach über Degenerationserscheinungen in den Keimdrüsen von Mischlingen. Herr H. VırcHuow sprach über das Rumpfskelett und die Rückenmuskulatur eines Skoliotischen. Klassifikation der Oscinosominen. Von Dr. GÜNTHER ENDERLEIN, Stettin. Mit 11 Figuren. Bei der Durchordnung der außbereuropäischen Acalypteren des Stettiner zoologischen Museums stellte sich heraus, daß die Chlo- ropiden und besonders die Oscinosominen recht reichhaltig ver- treten waren und eine Durcharbeitung dieses Materiales viel In- teressantes in Aussicht stellte. Die Resultate der Bearbeitung dieses Materiales übergebe ich hiermit der Öffentlichkeit. Zur Terminologie erwähne ich, daß ich der leichteren Verständ- lichkeit halber mit Stirnlänge die Länge vom vorderen Stirnrand bis zum vorderen Ocellus bezeichne, mit zweitem Costalabschnitt die Randstrecke zwischen der Mündung von rı und re ı+s, mit drittem Costalabschnitt die zwischen ra +3 und ra +5. Eine Anzahl der von Lıoy 1864 beschriebenen Gattungen, die bis- her übersehen worden sind, mußten für andere Gattungsnamen ein- treten. So muß auch für Oscinis LATR. und ÖOscinella BECK. 1910 der Name Oscinosoma Lıioy 1864 eintreten. Bei dieser Gelegen- heit erwähne ich noch, daß unter den Chloropinen der Name Anthobia Lıoy 1864 als synonym zu Homalura MEIG. 1826, der Name Cryptoneura LioY 1364 (nee Oryptoneura Bısor 1859) als 186 GÜNTHER ENDERLEIN: synonym zu Ilaplegis LoEW 1866 und COotilen Loy 1864 als syno- nym zu Chlorops zu stellen ist. u Ei Bestimmungstabelle der Gattungen der Subfamilie Oscönosominae.') 1. Abdomen aus ca. 5—6 Segmenten bestehend . . ... 2. Abdomen nur aus 2 Segmenten bestehend Oberfläche des Abdomen mit erhabenen Linien. Thorax mit langen Borsten . . . .... Anatrichus LOEW 1860. 2. Scutellum mit 4—6 kräftigen zahnartigen Fortsätzen . . 3. Scutellum ungezähnt . . . . a 3. Scutellum quer rechteckig, hinten rk 4 a are 7 ähnen Acanthopeltastes nov. gen. Scutellum lang dreieckig, mit 6 domartigen Zähnen Onychaspidium nov. gen. 4. Fühlerborste nicht, verdickt. . = a Zi Fühlerborste verdickt; besonders auch durch kurze an- liegende- dichte Pubescenz dicker erscheinend . . BR: = 5. Fühlerborste gefiedertt . . . ...» Gaurax Lokw 1863. Fühlerborste nackt oder kurz pubesciertt . . . 2... 6. 6. Schienenendsporn der Hinter- und Mittelbeine oder nur letzterer ‘lang, kräftig und gekrümmt 7 27% 7 ee Schinenendsporne stark reduziert. . . . 2. 2.2.2... 7. Rückenschild ungefurcht . . . . EEE Re Rückenschild mit 5 oder 4 Längsfurchen | Untergesicht ohne Mediankiel . Olcanabathes nov. gen. | 8. Untergesicht vorgezogen, mitMediankiel Z7eppelates LOEW 1863. | Untergesicht nicht vorgezogen, ohne Mediankiel | | Hippelatinwus nov. gen. 9. rı endet etwa in der Flügelmitte (Untergesicht mit me- dianem Längskiel). . . . 2 rı endet etwa am Ende des ersten Flügeldrittels HE WE 10. Stirn dreieckig vorgezogen. Medianer Längskiel des Unter- gesichtes sehr breit, oben zwischen den Fühlern nasenartig vorgezogen. Pubescenz von Kopf und Thorax dicht, an- liegend, gekämmt und lang . . . . Lipara Meıs. 1830. Stirn nicht vorgezogen. Medianer Längskiel des Unter- gesichtes normal (sehr schmal), oben zwischen den Fühlern nicht vorgezogen. Pubescenz von Kopf und Thorax kurz, abstehend, nicht gekämmt . . . Calamoncosis nov. gen. }) Bond der Chloropinen-Gattung Dir caeus LOEW 1873 geht die Randader etwas über rs+5 hinweg; bei allen Oscinosominen erreicht sie jedoch stets die Ader mı, wenn sie auch zuweilen am Ende undeutlich wird. I Klassifikation der Oscinosominen. 187 | orgernchenk ol Hark verdickt - 2 I. Der. 0,92. Morgetsnenkersmcht verdickt: ,; Saw 2r7.. 02.9.2543. 12. Von schmaler Gestalt. Schulterbeulen stark vortretend . Siphonellopsis STROBL 1590. Von gewöhnlicher Gestalt . . . Epimadiza Beck. 1910. 43. Untergesicht nicht vorgezogen, meist zurückweichend . . 14. _ Untergesicht mehr oder weniger spitz vorgezogen . . . 28. 144. Thoraxrücken abgeflacht. Hintere Querader steil. Drittes Fühlerglied annähernd kreisrund. (Mattgefärbte ziemlich nackte,düster gefärbte,schmalgebaute Arten) EröbolusBEck. 1910. Thoraxrücken wie gewöhnlich gewölbt . .. . . 2... 495. 45. Abdomen mehr oder weniger länglich . . . . a \ © Abdomen scheibenförmig dünn dorsoventral zusammen- gedrückt; beim 5‘ kreisförmig, beim 2% oval; die beiden ersten Tergite nimmt eine rundliche flache V eriefung fast ganz ein, die rösigelb gefärbt ist -. .- x. „...2.2 25. 416. Rückenschild mit 3—2 Längsfurehen . . 2. ..2.2..147. Rückenschild ohne Längsfurchen . . . re 47. Untergesicht mit medianem Längskiel Trieimba Lıoy 1864. Untergesicht ohne Längskiel . . Notaulacella nov. gen. 48. Hinterschenkel verdickt . . . Meroscinis DE MEIJ. 1908. £ Pursreebenkel nicht verdickb .. 2 :.:. 20.2.2... ,.:4% 49. Hintere Querader senkrecht zu den Längsadern oder nur 3 etwas schräg gestellt . . . Br er DU. HintereQueraderstarkschrägg gestellt Osci nomorpha Lıoy 1564. 5 20. Thoraxrücken mit deutlich ausgebildeten reihenförmigen x Dorsoventral- und Akrostikalborsten; verhältnismäßig lang i behaarte Arten . . .....2.2.. Lasiopleura BECK. 1910. f Thoraxrücken gleichmäßig dicht und kurz, nicht reihen- i% a a a an gi: BEN 21. Kopf geschwollen mit auffallend kleinen Augen und bi eiten Backen: dem Holomyzinentypus Zeeoptomera LOEW ent- sprechend geformt Kopf nicht so gebildet . . . RR BEE TEhor 22. Stirn ziemlich breit (ohne jedes Scheiteldr eieck) Ten ag BEcK. 1910. Stirn nieht besonders breit . . ] ; IR ZE 23. Untergesicht mit medianem aber EEE TEERER nov. gen. Untergesicht ohne Längskiel . . . ra 24. Scutellum kurz, meist breit abgerundet RR SOVER N 1564. (= Oseinio aut.) 188 . - GÜNTHER ENDERLEIN: Scutellum schmal, langgestreckt dreieckig und nach hinten zu stark verjüngt . - . . 2... Leptopeltastes nov. gen. 25. Rückenschild mit 5 kräftigen, gekörnten Längsfurchen Pentanotaulasx nov. gen. Rückenschild ohne Längsfurchen (nur zuweilen mit 3 Längs- linien eingestochener Punkte) . . . 2 26. Untergesicht mit medianem Längskiel (Ener One senkrecht zu den Längsadern oder nur etwas schräg ge- stell. Rückenschild nur zuweilen mit 3 Längslinien eingestochener Punkte) . . . . FU nov. gen. Untergesicht ohne Längskiel . . . . 7 27. Hintere Querader senkrecht zu den Tänssnii 47; nur etwas schräg gestellt . . . Coryphisoptron nov. gen. Hintere Querader stark schräg gestellt, nahezu parallel zum Flügelrande . . ... 2... Loxobathmis nov. gen. 28. 12-+3 meist sehr kurz, nahe an dem Ende von rı mün- dend (der Abstand der Enden von rı und re +3 ist kürzer als der von re+s und Ta+s, meist viel kürzer . . . 29 Y2+s lang, das Ende ist mehr ra+5 genähert (der Ab- stand der Enden von rı und re-+z ist so lang oder länger als der von re+s3 und Ta+5).. . ee 29. Thorax mit 5 Längsfurchen . Minen BECK. 1903. Thorax ohne Längsfurchen . . Liomvieroneurum nov. gen. 30. Thorax mit 3 Längsfurchen . . . ... . Olcella nov. gen. Thorax ohne Längsfurchen . . . N 31. Hintere Querader senkrecht zu den rise oder nur | etwas schräg gestellt . . . ... Söphonella Maca. 1835. Hintere Querader stark schräg gestellt, nahezu parallel zum Flügelrande . . . . Scoliophthalmus BEcK. 1903. (= Anacamptoneura Beck. 1903). 32. 3. Fühlerglied queroval (sackförmig nach unten hängend) oder beilförmig‘ . "my ER RBa LTre B e 3. Fühlerglied normal . . . . NT NEE 33. Thoraxrücken glatt, ohne Längsfutehe. Fühlerkorste an der oberen Ecke des querovalen (sackförmig nach unten hängenden) 3. Fühlergliedes. Untergesicht ohne Längskiel Gampsocera SCHIN. 1862. Thoraxrücken dicht und fein punktiert, mit ein Paar seichten Längsfurchen. 3. Fühlerglied beilförmig Mepachymerus SPEISER 1910. 34. Thorax verlängert, die Punkte zu deutlichen Längsreihen angeordnet. Seta lang und mäßig diek. Sceutellum trapez- EEE Klassifikation der Oscinosominen. 159 förmig, stark genarbt, mit 2—6 Randborsten auf warzen- förmigen Höckern. (Flügel zuweilen verkürzt oder rudimentär) ... . ... . .„. Hlachiptera Maca. 1835. Thorax kurz, gnadrktisch, oben olatt oder sehr fein punk- tiert. Seta kurz und sehr dick. Sceutellum halbkreis- förmig gewölbt mit 2—4 gewöhnlichen Borsten oline warzenförmige Höcker . . . Melanochaeta BEzzı 1906. (= Pachychaeta Bezzı 1395). Olcanabates nov. gen. Typus: O. strigatus nov. spec. Süd-Brasilien. Fig. 1. Mittelschienen und besonders die Hinterschienen mit einem langen, kräftigen, gebogenen Endsporn. Untergesicht stark zurück- weichend, nicht vorgezogen, mit medianem Längskiel. Rücken- ‘ schild mit 5 Längsfurchen, die 2 seitlichen vorn verkürzt und die mittelste zuweilen fehlend (bei O. suleatus n. sp.). Hippelatus dorsalıs Loew 1869 (Berl. Ent. Zeit. 13. Jhrg. p. 42) aus Cuba hat viel Ähnlichkeit mit Oleamabates strigatus und ist möglicher Weise in die Gattung Olcanabates einzuordnen. Olcanabates strigatus Nov. spec. Fig. 1. dc 2. Kopf, Fühler und Mundteile hell ockergelb, Augen schwarz. Stirn und Scheitel matt. Scheiteldreieck breit, fast recht- winklig, nicht stark geglättet, die Mitte zwischen vorderem Ocellus und Stirnvorderrand erreichend und hell ockergelb; nur die Ocellen- basis schwärzlich, die Ocellen selbst hell gelblich. Untergesichts- kiel sehr schmal, aber ziemlich hoch, nicht ganz bis zum Vorder- rand reichend. Stirn- und Scheitelpubescenz mäßig lang, ab- stehend und rostgelb. Thorax hell ockergelb, Rückenschild mit 5 Längsfurchen und mit 5 ziemlich hell nelkrannen Längsstreifen, die hinten verkürzt sind, die beiden seitlichen sind auch noch vorn stark verkürzt. Pubescenz sehr kurz, ockergelb. Scutellum ockergelb bis hell rostbraun, fast halbkreisförmig, oben etwas eben und am Rande behaart, die beiden mittleren Haare ziemlich lang. Hinterrücken poliert glatt, tief- schwarz im unausgefärbten Zustande rostbraun. Abdomen mehr oder weniger hell rostgelb. Beine hell ockergelb. Haltere hell ockergelb. Flügel (Fig. 1) hyalin. Adern hell bräunlich ockergelb. Zweiter Costalabschnitt fast doppelt so lang wie der dritte. Hin- 2 a , A wir Kr ir [] na an rt % N re 190 GÜNTHER ENDERLEIN: m el We u a I En ee er PD a 4 ei wi tere Querader schräg, fast 5 mal so lang wie die vordere. Median- abschnitt zwischen «den Queraderm ca. 1°?/a mal so lang wie der Fig. 1. Oleanabates strigatus ENDERL. Flügel-Vergr. 18:1. | Basalabschnitt von ra+5. rT2+s und ra+5 sehr schwach diver- gierend, rı+5 und m fast unmerklich divergierend. Zelle Re+3 viel schmäler als Zelle Ra+5. Membran lebhaft in allen Farben irisierend. Körperlänge 1,4—1,7 mm. Flügellänge 1,5—2,1 mm. Süd-Brasilien. — Santa Catharina. 3 Z 32 gesammelt von H. LÜDERWALDT. | Typen im Stettiner zoologischen Museum. Olcanabates sulcatus nov. Spec. 2. Kopf, Fühler und Mundteile hell rostgelb, matt. Scheitel- dreieck breit, rechtwinklig, vorn gerundet, rostbraun, etwas tiefer- liegend, in der Mitte zwischen vorderem Ocellus und Stirnvorder- rand endend. Untergesichtskiel sehr fein und wenig erhaben. Stirn- und Scheitelpubescenz mäßig lang, abstehend und rostgelb. Thorax sehr dunkel braun, Rückenschild mit 4 kräftigen Längs- furchen. Seutellum halbkreisförmig, gewölbt, am Ende hehaart, die beiden mittelsten Haare sehr lang. Hinterrücken schwarz, poliert glatt. Abdomen dunkelbraun. Beine hell ockergelb, Mittel- und Hinterschenkel mit Ausnahme der Basis und der Spitze dunkel- braun. Der lange gekrümmte Hinterschienenendsporn schwarz. Haltere ockergelb. | Flügel hyalin, Adern hell braungelb. Zweiter Costalabschnitt 1!/; mal so lang wie der dritte. Hintere Querader schräg, doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 1!/g des Basalabschnittes von ra+5. Tre+s und T4+5 etwas divergierend. ra+5> und m parallel. Zelle Re+3 etwas schmäler als Zelle Ra+5. Membran intensiv rot bis blau, ein breiter Randsaum golden bis grünlichgolden irisierend. Körperlänge ca. 1'/e mm. Flügellänge 2 mm. Klassifikation der Oscinosominen. 191 Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Hippelates LoOEWw 1863. Typus: H. nobilis LOEW 1563. Nordamerika Hippelates, LoEW, Berlin. Entom. Zeitschr. 7. Jahrg. 1863, p- 35. No. 61. Hippelates, DE MEIJERE, Tijdschr. v. Ent. 51. 1905 p. 168— 169. (Best. Tab. der ostas. Spee.) Siphonyia, WILLISTON, Tr. E. S. London. 1396. p. 418. (Typus: S. proboscideus WILL. 1596, Zentr. Amerika (St. Vincent.) Endsporn der Hinterschienen sehr lang, kräftig und gekrümmt. Sonst wie Siphonella MacQ. 1835. (LOEW sagt, daß sie sonst mit Siph. pumilionis (BJERK. 1778) übereinstimmt. Es ist zweifelhaft, ob der Typus der Gattung einen Median- kiel des Untergesichtes besitzt, vorläufig habe ich mich dafür ent- schieden; die drei vorliegenden Arten besitzen ihn. Hierher gehören noch Arppelates proboscideus WILLIST. 1896 und A. dorsatus’ WILLIST. 1596, beide aus Zentral-Amerika (St. Vincent); ferner A. plebejus LOEw 1563, Nord-Amerika, H. pallidus LoEw 1865, Cuba, A. convexus LOEW 1865 (Cuba). Von A. aqualiıs WirLıst. 1896 (St. Vincent), AH. dorsalis LoEw 1869 (Cuba, St. Vincent), H. flavipes LoEw 1865 (Cuba, St. Vincent) und H. scutellarıs WILLIST. 1896 (St. Vincent) sagt WILLISTON, daß der Rüssel nicht verlängert ist; es ist daher fraglich, ob das Untergesicht vorgezogen ist oder nicht. Hippelates Pehlkei nov. spec &. Kopf und Fübler hell rostgelb. Rüssel hellbraun, sehr lang, dünn und gekniet. Hinterhaupt matt schwarz. Scheitel- dreieck matt schwarz, fast rechtwinklig, hinten bis an den Augen- ranı reichend, vorn in der Mitte zwischen vorderem Ocellus und Stirnvorderrand endend. Untergesicht unten vorgezogen. 3. Fühler- glied außen und an der Spitze innen gebräunt; Fühlerborste hell- braun. Medianer Untergesichtskiel kräftig. Stim- und Scheitel- pubescenz mäßig dicht, ziemlich kräftig, abstehend und schwärzlich. Thorax matt schwarz mit grauem Reif und schwarz kurzer Pubescenz; vorn mit 3 dunklen Längslinien. Sceutellum halbkreis- förmig, schwarz, Spitze hell rostgelb. Hinterrücken poliert schwarz. Abdomen oben braun, hell ockergelb ist: 1. Tergit, das vordere und hintere Viertel des zweiten Tergites, schmale in der Mitte unter- 192 GÜNTHER ENDERLEIN: brochene Hinterrandsäume des 3. und 4. Tergites, die hintere Hälfte des 5. Tergites, das sehr kurze 6. Tergit sowie die ganze Unterseite des Abdomen. Beine hell ockergelb. Hinterschenkel mit Ausnahme der beiden Enden leicht gebräunt. Hinterschienen- endsporn sehr lang, sehr kräftig, gekrümmt, schwarz und bis über die Mitte des Metatarsus reichend. Haltere blaßgelblich. Flügel hyalin, Adern hell bräunlich gelb. Zweiter Öostal- abschnitt ca. 1!/g des dritten. Hintere Querader etwas schräg, fas 3'/s mal so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den 2 Queradern ca. 21/g mal so lang wie der Basalabschnitt von YA+5. Y2+3 und ra+5 etwas divergierend, rı+5 und m parallel. Zelle Re+3 viel schmäler als Zelle Rats. Membran lebhaft rot bis grün jrisierend. Körperlänge 2,2 mm. Flügellänge 2,5 mm. Columbien. 1 2 gesammelt von E. PEHLKE. Type im Stettiner zoologischen Museum. Gewidmet wurde diese Species Herrn ERNST PEHLKE. Hippelatus anmmnulatus nov. spec. { 2. Diese Species unterscheidet sich von 7. Pehlker durch folgendes: Kopf, Fühler und Mundteile hell ockergelb, nur die Spitze der Fühlerborste dunkel. Scheitelhinterrand ockergelb. Vom Thorax sind die Schultern bis zur Flügelbasis hell rostgelb; Pubescenz schwarz, Reif gelblich. Beine hell ockergelb, Hinterschienen mit Ausnahme der beiden Endviertel braun. Hinterschienenendsporn ebenso kräftig. inseriert aber etwas weiter basalwärts und erreicht so nicht ganz die Mitte des Metatarsus. Abdomen unten hell ockergelb, oben dunkelbraun, Hinterränder der Tergite ockergelb, die 2 ersten Tergite ockergelb, das zweite mit 2 seitlichen dunkel- braunen Querflecken. Medianer Untergesichtskiel kräftig. Unter- gesicht unten vorgezogen. Körperlänge 2 mm. Flügellänge 2,1 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. | Type im Stettiner zoologischen Museum. Hippelatus viridiniger uov. spec. cd‘. Kopf ockergelb, hintere Hälfte der Stirn, Scheitel, Hinter- haupt, Schläfen und Rüssel schwarz, letzterer dick, mäßig lang, \ E H ‘ Klassifikation der Oscinosominen. 193 gekniet. Fühler ockergelb (3. Fühlerglied abgebrochen). Scheitel- dreieck poliert glatt, tiefschwarz, die Spitze ragt ein Stückchen in die ockergelbe Färbung hinein. Stirn- und Scheitelpubescenz kräftig, mäßig lang, abstehend, hell rostgelb.e Medianer Unter- gesichtskiel mäßig kräftig, vorn etwas verkürzt. Untergesicht unten verzogen. Thorax tiefschwarz, stark poliert mit schwach grünlichem Glanz; Pubescenz wenig dicht gelbbraun. Scutellum schwach zu- gespitzt, gewölbt, Borsten schwarz, die beiden mittleren sehr lang. Hinterrücken poliert glatt, schwarz. Abdomen schwarz mit schwach grünlichem Glanze, Spitze gebräunt. Beine schwarz, Spitze der Schenkel, die Schienen und Tarsen rostgelb. Hinterschienenend- sporn kräftig, gekrümmt, schwarz aber nicht sehr lang, wenig die Schienenspitze überragend. Halteren groß, ockergelb. Flügel hyalin, Adern hell gelbbraun. Zweiter Öostalabschnitt ca. 1!/2 des dritten. Hintere Querader wenig schräg, ein wenig länger als doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 2!1/s mal so lang wie der Basal- abschnitt von ra+5. re+3 und rTa+5 etwas divergierend, Y4+5 und m parallel nur am Ende ein wenig divergierend. Membran lebhaft blau bis rot, ein breiter Außen- und Hinterrandsaum golden bis grüngolden irisierend. Körperlänge 1,5 mm. Flügellänge 1,7 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 c„'‘ gesammelt von LÜDERWALDT. | Type im Stettiner zoologischen Museum. Hippelatinus nov. gen. Typus: A. calcaratus nov. spec. Süd-Brasilien. Hippelatinus unterscheidet sich von Aippelatus nur durch das Fehlen des Mediankieles des Untergesichtes. Hippelatinus calcaratus nov. spec. 2. Kopf, Fühler und Mundteile hell rostgelb, hinterer Teil der Stirn, Scheitel und Hinterhaupt braun. Scheiteldreieck ziem- lich glatt dunkelbraun, bis zur Mitte der Stirn reichend. Unter- gesicht unten nicht vorgezogen, etwas eingedrückt, ohne Medankiel. Pubescenz von Stirn und Scheitel fein, mäßig lang, mäßig dicht, abstehend und hell rostgelb. Thorax glatt, schwarz vor der Flügelwurzel etwas gelbbraun; Pubescenz mäßig dicht, braungelb. Scutellum relativ groß, glatt le 194 GÜNTHER ENDERLEIN! schwarz, gewölbt. Hlinterrücken poliert schwarz. Abdomen dunkel- braun. Beine mit den Coxen hell ockergelb, Hinterschenkel ı Ausnahme der Spitze. braun. Endsporn der Mittel- und Hinter schiene ziemlich kräftig, mäßige lang, gekrümmt und schwarz. Haltere blaß gelblich. Mer Flügel hyalin, Adern hell gelbbraun, an der Basis ockergelb- lich. Zweiter Oostalabschnitt 1!/z mal so lang wie «der dritte. Hintere Querader schräg, doppelt so lang wie die vordere. Median- abschnitt zwischen den beiden Queradern kaum 1!/ mal so lang wie der Basalabschnitt von raı+s. r2a+3 und ra+s ein wenig, am Ende stärker divergierend. ra+s und m parallel. Zelle Re+s ein wenig schmäler als Zelle Ra+5. Membran lebhaft in allen Farben irisierend. Körperlänge 1,6 mm. Flügellänge 2,1 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. | Type im Stettiner zoologischen Museum. Acanthopeltastes Nov. gen. Typus: A. spineus nov. spec. Süd-Brasilien. Fig. 2 und 3. Acanthopeltastes unterscheidet sich von Discogastrella durch die Form des Scutellum (Fig. 2). Dieses ist groß, quer recht- eckig.und besitzt am Hinterrand 4 sehr kräftige lange dornartige Zähne, die an der Spitze je eine Borste tragen. Untergesicht ohne Kiel. | Fig. 2 Acanthopeltastes spineus ENDERL. Sentellum-Vergr, 65:1 Acanthopeltastes > nov. spec. Fig. 2 ‘2. Kopf matt schwarz, Scheiteldreieck breit, vorn bis fast zum Vorderrand der Stirn reichend (bei einem Stück bis zum N Klassifikation der Oscinosominen. 195 - Vorderrand reichend), poliert glatt. Fühler ockergelb. Kopf- pubescenz sehr fein, kurz und spärlich. Thorax tiefschwarz, oben mit schmalem bläulichen Glanze. Ziemlieh stark glänzend, Punktierung mäßig dicht, fein. Behaarung braun. Seutellum rauh, schwarz. Beine mit den Coxen ockergelb, das mittlere Drittel der Hinterschienen rostbraun. Ein bräunlicher Ring vor der Spitze der Vorderschenkel. Abdomen dunkelbraun (2 ) bis schwarz (J°), die beiden ersten Tergite meist hell rostgelb, selten dunkel. Halteren hell ockergelb. Flügel hyalin, ein hellbrauner Fleck nimmt die Basaldrittel der. Zellen Rı, Re+3 und Rs+> ein. Zweiter Costalabschnitt ca. 1?/s des 3. Hintere Querader etwas schräg. Der Basalab- schnitt von r4+5 ist etwas (beim J” ziemlich viel) kürzer als der Medianabschnitt zwischen den 2 Queradern. Adern hellbraun, an der Basis ockergelb. Membran lebhaft rot bis grün irisierend. Körperlänge ca. 2'/e mm. Flügellänge ca. 2'/ı mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1% 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. 4canthopeltastes hyalinipennis nov. spec. Fig. 3. 2. Diese Species unterscheidet sich von A spineus durch folgendes: Alle Schenkel mit Ausnahme des Spitzendrittels sind schwarz. Die Flügel sind völlig hyalin, ohne braunen Mittelfleck. Hinter- leib gleichmäßig rostbraun. Rückenschild stärker blau glänzend. Fig. 3. Acanthopeltastes hyalinipennis ENDERL. Flügel-Vergr. 18:1. Körperlänge 21/3 mm. Flügellänge 2,2 mm. Süd-Brasiliien. Santa Catharina. 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. 196 GÜNTHER ENDERLEIN:! Onychaspidium nov. gen. Typus: O. sexdentatum nov. spee. Süd-Brasilien. Fig. 4. Unterscheidet sich von Discogastrella dadurch, daß das lang- gestreckt dreieckige Scutellum (Fig. 4) am Rande mit 6 dorn- artigen Zähnen bewaffnet ist, und zwar am Ende mit 2 dicht neben einander stehenden und die Seiten mit je zwei; die Spitzen der beiden hinteren tragen je eine lange Borste, die der übrigen je eine mäßig kurze Borste. Untergesicht ohne Kiel. Pe ww‘ vv Fig. 4. Onychaspidium sexcdentatum ENDERL. Scutellum Vergr. 65:1. Onychaspidiun sexdentatum nov. spec. Fig. 4. 72. Kopf hell ockergelb, das ziemlich glatte, schwarzbraune amd scharf begrenzte Scheiteldreieck, das ziemlich weit vom Vorder- rand der Stirn entfernt endet, schwarzbraun, ebenso das ganze Ilinterhaupt. Fühler hell ockergelb. Kopfpubescenz sehr fein, kurz und spärlich. N Thorax schwarz; oben ziemlich glatt, Punktierung fein, Be- haarung weißgrau. Scutellum (Fig. 4) lang, schwarz, Spitzenhälfte weißlich gelb (ausschließlich der hinteren 4 Dornen). Hinterrücken poliert schwarz. Ventralseite des Thorax stark poliert. Beine mit den Coxen hell ockergelb, Klauen dunkelbraun. Abdomen dunkelbraun bis schwarzbraun, «die beiden ersten Tergite hell rost- gelb. Halteren weißlich, Stiel gelblich. Flügel hyalin. 2. CGostalabschnitt (zwischen rı und r2-+5) ca. 1!/g des dritten (zwischen re+s3 und r4+5). Die Queradern relativ lang, die hintere ein weng länger und etwas schräg. Der Basalabschnitt von ra+5 ist ein wenig kürzer als der Medianab- schnitt zwischen den 2 Queradern. Adern blaß bräunlich, an der _ Basis fast weißlich. Membran lebhaft in allen Farben irisierend. Klassifikation der Oscinosominen. 197 Körperlänge ca. 1'/e mm. Flügellänge fast 2 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 cd, 1 2% gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Pentanotaulase nov. gen. Typus: P. virgulata nov. spec. Süd-Brasilien. Fig. 5. ‘ Pentanotaulax unterscheidet sich von Discogastrella durch das Rückenschild, das 5 kräftige Längsfurchen besitzt, die beiden seitlichen vorn etwas undeutlicher. Die Furchen sind breit und rauh körnig. Untergesicht mit medianem Längskiel. Bestimmungstabelle der Arten der Gattung Pentanotaulax. 1. Beine ockergelb, Schenkel und Schienen schwarz - caviventris nov. Spec. Beine ganz ockergelb . . . u RER TE 2. Thorax schwarz, nur das ee RER N tofinistrigata nov. aper: Thorax ockergelb, Rückenschild mit 6 breiten, zuweilen Zu- shenfliaBenden schwarzen Längsstreifen eirgulata NOV. spec. Pentanotaulax virgulata nov. spec. Fig. 5. d‘ 2. Kopf ockergelb, matt, groß, fast halbkugelig, breiter als der Thorax. Hinterhaupt rostfarben. Fühler und Mundteile ocker- gelb. Scheiteldreieck mäßig groß, poliert glatt aber mikroskopisch fein punktiert, dunkelrostgelb, kaum bis zur Mitte zwischen vor- derem Ocellus und Stirnvorderrand reichend. Stirn- und Scheitel- pubescenz ziemlich kurz, ziemlich kräftig, abstehend und dunkel- rostgelb. Untergesichtskiel schmal aber scharf, nicht den Worder- rand erreichend. Thorax ockergelb, Pubescenz mäßig lang und ockergelb; Rückenschild mit 5 schwarzen Längsstreifen, die den Hinterrand nicht ganz erreichen, die beiden seitlichen sind vorn stark verkürzt, die mittlere ist am breitesten und wird durch die schmale gelbliche Me- dianfurche in 2 Teile zerlegt; zuweilen sind die 5 Längsstreifen mehr oder weniger unter einander verschmolzen. Die schwarzen Längsstreifen sind völlig unpunktiert und poliert glatt. Die Furchen sind sehr rauh punktiert. Scutellum oben eben, gerandet, ocker- gelb, Rand mit zahlreichen Körnchen besetzt, je mit einem Härchen. x 198 GÜNTHER ENDERLEIN : (Glänzend schwarz ist die Mittelbrust, ein Fleck oberhalb der IHlintercoxe, der untere Teil der Mesopleure und der Hinterrücken. Abdomen dunkelbraun, die beiden ersten Tergite eingedrückt und hell rostgelb, das 2. an den Seiten braun; 3.—D. Tergit häufig an der Basis schmal ockergelb quergesäumt. Beine mit den Coxen hell ockergelb. Haltere ockergelb. Flügel (Fig. 5) hyalin, Adern hell braungelb. Zweiter Costal- abschnitt ca. 1°/s vom dritten. Hintere Queraler etwas schräg, ca. 2 mal so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 2'/e—3 mal so lang wie der Basalabschnitt Fr Fig. 5. Pentanotaulax virqulata ENDERL. | Flügel-Vergr. 18:1. von YTa+5. Te+3 und rı+5 unmerklich divergierend, am Ende stark divergierend. rı+5 und mı parallel. Zelle Re+s viel schmäler als Zelle Rı+5. Membran lebhaft in allen Farben iri- sierend, Außen- und Ilinterrandsaum breit gelbgrün irisierend. Körperlänge d 1,9—2,5 mm 2 1°/4—2,6 mm. Flügellänge d' 2,1—2,6 mm.2 2,2—2,7 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 7 g. 10 2 zesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Pentanotaulax tofinistrigäata nov. spec. ‘2. Kopf ockergelb, Stirn in der hinteren Hälfte allmählich braun werdend, Scheitel und Hinterhaupt schwarzbraun. Fühler und Mundteile ockergelb. Scheiteldreieck klein, wenig abgesetzt, wenig glatt, dieht mikroskopisch fein punktiert; erreicht ungefähr nur das Ende des ersten Drittels der Entfernung zwischen vorderem - Ocellus und vorderen Stirnrand. >tirn- und Scheitelpubescenz mäßig kurz, ziemlich kräftig, ziemlich dicht, abstehend und gelb- lich braun. Untergesichtskiel sehr schmal, ziemlich hoch, im vor- deren Teil fehlend. Thorax schwarz, Pro- und vorderer Teil der Mesopleure ocker- gelb. Die Rückenfurchen rauh und kräftig punktiert; Rückenschild sonst spärlich und fein punktiert. Seutellum ockergelb, oben eben, etwas gerandet, mäßig dicht und fein punktiert. 'Thorakalpubescenz. Klassifikation der Oscinosominen. 199 dicht, sehr kurz und bräunlich gelb. Hinterrücken poliert schwarz, Abdomen dunkelbraun, die beiden ersten Tergite blaß rostgelb, die Seiten des zweiten dunkelbraun. Beine mit den Coxen hell ocker- gelb. Haltere blaß ockergelh. Flügel hyalin, Adern hellbraun. Zweiter Costalabschnitt ca. doppelt so lang wie der dritte. Hintere Querader etwas schräg, ca. doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 3 mal so lang wie der Basalabschnitt von T4ı+t5. Te+s3 und Fı+5 sehr wenig divergierend, am Finde stark divergierend. ra+5 und m parallel. Zelle Re+3 schmäler als Zelle Ra+5. Membran lebhaft in allen Farben irisierend. Körperlänge d 1,6—2 mm 2 1,9—2,2 mm. Flügellänge f 1,6—2 mm 2% 1,9—2,4 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 6 %J 65 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Pentanotaulax caviventris nov. spec. 2. Kopf dunkelbraun. Äußerster Vorderrandsaum der Stirn und der sehr schmale Mediankiel des Untergesichtes ockergelb. Hinterhaupt schwarz. Die beiden ersten Fühlerglieder rostgelb, der Rest abgebrochen. Scheiteldreieck scharf begrenzt, rechtwinklig, poliert glatt und reicht vorn nicht über das Ende des ersten Drit- tels der Entfernung zwischen vorderem Ocellus und Vorderrand der Stim hinweg. Stirmnpubescenz mäßig lang, abstehend, Scheitel- pubescenz relativ lang, kräftig, abstehend. Untergesichtskiel sehr schmal, fast den Vorderrand des Untergesichtes erreichend. Thorax glatt schwarz; die fünf Längsfurchen mit sehr rauher und dichter Punktierung, sonst nur spärlich und sehr fein punk- tiert. Pubescenz kurz, schwarz, hinten einige schwarze Borsten. Scutellum ziemlich groß. rauh punktiert, ein wenig verlängert. Ab- domen schwarz, die beiden ersten Tergite ockergelb, die Seiten des zweiten schwarz. Hinterrücken poliert glatt. Beine mit den Coxen ockergelb, Schenkel und Schienen schwarz; die beiden letzten Tarsenglieder leicht gebräunt. Haltere ockergelb. Flügel hyalin, Adern gelbbraun. Zweiter Costalabschnitt ea. 1!/ mal so lang wie der dritte. Hintere Querader senkrecht zwischen den Längsadern parallel zur vorderen und ca. doppelt so lang wie diese. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 4 mal so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. re-+3 und r4+5 Schwach, am Ende stark divergierend. rı+5 und m parallel. Zelle Re+s wesentlich schmäler als Zelle Ra+5. Membran leb- haft in allen Farben irisierend. 200 GÜNTHER ENDERLEIN: DE Körperlänge 2!/a mm. Flügellänge 2,7 mm. = Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Discogastrella nov. gen. Typus: D. Grünbergi nov. spec. Süd-Brasilien. | Diese Gattung unterscheidet sich von ÖOscinosoma LIoY durch * folgendes: Abdomen stark dorso-ventral scheibenartig abgeplattet; beim d‘ fast kreisrund, beim 2 wenig verlängert und etwa eirund; die ‘2 ersten Tergite nimmt eine kreisrunde flach muldenförmige Ver- tiefung fast völlig ein. | | Die kreisrunde Vertiefung der 2 ersten Abdominaltergite ist bei allen vorliegenden Species hell rostgelb, im Gegensatz zu der schwarzbraunen Färbung des übrigen Abdomens. Das Scutellum ist rauh und den Rand überragen ca. 8 mehr oder weniger kleine warzenartige Körnchen, auf denen je eine Borste inseriert; die beiden mittelsten dieser Borsten sind mehr oder we- niger lang, die übrigen kurz. Bückerecake ohne Spuren von Lä ngsfurchen; bei Dise. Grün- bergı n. spec. mit 3 durch eingestochene Punkte erzeugte Längs- linien. Schienenendsporne rudimentär. Untergesicht mit medianem Längskiel. Bestimmungstabelle der Arten der Gattung Discogastrella. 1. Die Beine gänzlich ockergelb en trigonalifrons Nov. Spec. Wenigstens die Schenkel schwarz . . a 2. Die Hinterschiene im mittleren Drittel BE BE: Die Hinterschiene mit Ausnahme der Spitze ganz sch U 3. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern etwas länger bis ca. 1!/g mal so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. 4 Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 3—4 mal so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. Thorax ganz schwarz Grünbergi nov. Spec. 4. Thorax ganz schwarz . . 2... Salebrosa nov. spec. Schulter bis zur Flügelwurzel ockergelb flaviceps nov. E. 5. Nur die Hinterschiene schwarz . . disciventris nov. spec. Alle Schienen schwarz . . . . . . flavitarsis nov. Dr Klassifikation der Oscinosominen. 201 Discogastrella Grünbergi nov. spec. dc 2. Kopf ockergelb, Scheitel und Hinterhaupt schwärzlich. Fühler ockergelb, 3. Glied oben am Rande etwas gebräunt, Fühler- borste schwärzlich. Scheiteldreieck erreicht kaum die Mitte zwischen vorderem Ocellus und Stirnvorderrand, mäßig geglättet, schwärz- lich. Pubezcenz von Stirn und Scheitel relativ kräftig, mäßig dicht, stiftförmig abstehend und braun. Untergesichtskiel kräftig im vorderen Viertel fehlend. Thorax schwarz: Rückenschild mit 3 Längsreihen eingestochener Punkte, außerdem mäßig dicht punktiert; die Punkte sind ziemlich kräftig und mäßig klein. Thorakalpubescenz gelblich, beim ziemlich dicht. Scutellum rauh punktiert, am Rande mit ca. 6 Körnchen, auf denen je eine kleine Borste inseriert, die beiden mittelsten etwas länger. Hinterrücken poliert glatt. Abdomen matt, kreisrund beim 2 wenig verlängert, schwarz, die beiden ersten Tergite rostgelb, das 2. an den Seiten schwarz. Beine mit den Coxen hell rostgelb, schwarz bis schwarzbraun ist: die Basal- hälfte des Vorderschenkels, der Mittelschenkel mit Ausnahme des Enddrittels, der Hinterschenkel mit Ausnahme des Endfünftels, das zweite Drittel der Hinterschiene und die zwei letzten Tarsenglieder aller Beine. Haltere ockergelb. Flügel hyalin, Adern dunkelbraun. Zweiter Costalabschnitt ca. 1?/3 des dritten. Hintere Querader sehr wenig schräg. Der Medianabschnitt zwischen den 2 Queradern ist ca. 35—4 mal so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. Membran lebhaft in allen Farben irisierend, besonders in Grün. Körperlänge $ 1,3—2.2 mm 2 2—2,4 mm. Flügellänge f 1,9—2,3 mm 2 2,1—2,5 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 22 Z, 15 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Gewidmet wurde diese Species freundschaftlichst Herrn Dr. K. GRÜNBERG in Berlin. Discogastrella flaviceps nov. Spec. 2 Diese Species unterscheidet sich von D. Grünbergt durch folgendes: Kopf grünlich ockergelb. Scheiteldreieck sehr klein, gelb- braun, unscharf begrenzt, wenig glänzend. Kopfbehaarung braungelb. Untergesichtskiel mäßig fein, im vorderen Drittel fehlend. Rücken- schild gleichmäßig mäßig dicht und fein punktiert, ohne Punkt- reihen. Schulter bis zur Flügelwurzel ockergelb. Scutellum an 47 202 GÜNTHER ENDERLEIN: der Spitze und auf der Unterseite ockergelb. Beine ockergelb, Schenkel mit Ausnahme der äußersten Spitze schwarz. Der Me- dianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 1Ya mal so lang wie der Basalabschnitt von rı+5. Körperlänge 2,2 mm. Flügellänge 2,5 mm. Süd-Brasilien.e Santa Catharina. 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Discogastrella salebrosa nov. spec. 2. Untergesicht und Wangen ockergelb, ersteres vorn schwarz gesäumt. Fühler ockergelb, Borste braun. Stirn matt sammet- schwarz, vorn rostgelb. Scheitel und Hinterhaupt schwarz; Scheitel- dreieck ziemlich glatt, schwarz, nach vorn stark zugespitzt und ein wenig vor der Mitte zwischen Stirnvorderrand und vorderem Ocellus endend. Pubescenz von Stirn und Scheitel ziemlich stark, mäßig dicht, relativ lang und abstehend. Untergesichtskiel sehr schmal aber hoch, am vorderen Ende fehlend. T horax schwarz, gleichmäßig ziemlich dicht N: ohne Punktreihen. Seutellum groß, ziemlich rauh punktiert, am Rand mit ca. 6 erhabenen Körnchen, je mit einem Haar. Hinterrücken poliert glatt. Abdomen schwarz, die beiden ersten Tergite hell rostgelb, die Seiten des 2. Tergites schwarz. Beine hell rostgelb, Schenkel mit Ausnahme der äußersten Spitze schwarz, ebenso das Mitteldrittel der Hinterschiene; Coxen dunkel rostfarben. Haltere blaß ockergelb. Flügel hyalin, Adern gelbbraun. Zweiter Costalabschnitt ea. 1?/3 vom dritten. Hintere Querader ziemlich schräg, ca. 3 mal so lang wie die vordere. Der Medianabschnitt zwischen den 2 Quer- adern ist wenig länger als der Basalabschnitt von rı+5s. Mem- bran lebhaft blaugrau bis rot irisierend. Körperlänge 2,5 mm. Flügellänge 2,5 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Discogastrella disciventris nov spec. Fig. 6. cd" 2. Diese Species unterscheidet sich von D. salebrosa durch folgendes: Klassifikation der Oscinosominen. 203 Kopf ganz schwarz, Fühler ockergelb. Rüssel schwarz, kurz gekniet. Untergesichtskiel kräftig, vorn etwas undeutlich. Beine ockergelb, die ganzen Schenkel mit Ausnahme der Vorderschenkel- spitze, die Hinterschiene mit Ausnahme der Spitze und die Coxen schwarz, letztes Tarsenglied schwach gebräunt. Hintere Querader ca. doppelt so lang wie die vordere. Membran lebhaft in allen Farben irisierend. Zweiter Costalabschnitt fast doppelt so lang wie der dritte. Hintere Querader doppelt so lang wie die vordere. Der Medianabschnitt zwischen den 2 Queradern ist doppelt so lang wie der Basalabschnitt von r4+5. | Körperlänge d 1,6 mm 2 2,2 mm. Flügellänge X 1,8 mm 2 2!/ı mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 g, 4 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Fig. 6. Discogastrella discwentris ENDERL. &. Flügel-Vergr. 26:1. Discogastrella flavitarsis nov. spec. cd‘ 2. Kopf schwarz. 3. Fühlerglied hell ockergelb, bräunlich gerandet, die beiden ersten Fühlerglieder und die Fühlerborste braun. Stirn und Scheitel matt, Scheiteldreieck nicht ganz bis zum Vorderrand der Stirn reichend, stark poliert. Stirn- und Scheitelpubescenz ziemlich stark, mäßig dicht, relativ lang und ab- stehend. Untergesichtskiel kräftig, im vorderen Viertel fehlend. Thorax tiefschwarz, gleichmäßig, fein und mäßig dicht punk- tiert, ohne Punktlinien. Pubescenz kurz, dieht und braun. Scu- tellum groß, rauh, am Rande mit ca. 6 erhabenen Körnchen, je mit einem Haar. Hinterrücken poliert glatt. Abdomen schwarz, die beiden ersten Tergite hell ockergelb mit Ausnahme von schmalen Seitensäumen. Beine schwarz, die Tarsen hell ocker- gelb, ebenso die Kniee aller Beine und die Basis und die Spitze der Vorderschiene. Haltere blaß ockgergelb. 47” 204 GÜNTHER ENDERLREIN: Flügel hyalin, Adern braungelb. Zweiter Costalabschnitt ca. 1!/a vom dritten. Hintere Querader etwas schräg, ca. doppelt so lang wie die vordere. Der Medianabschnitt zwischen den 2 Quer- adern ist doppelt so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. T4+5 und m parallel. Membran lebhaft in allen Farben irisierend, auf einem breiten Außen- und Hinterrandstreifen gelblich bis grünlich. Körperlänge 2 mm. Flügellänge 2 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 %, 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Discogastrella trigonalifrons nov spec. 2. Kopf ockergelb, Maxillarpalpus hellgelb. Rüssel braun. Stirn nach hinten zu etwas mehr rostfarben oder gedunkelt; matt. Hinterhaupt schwarz. Scheiteldreieck sehr groß, schwarz, breit und bis zum Vorderrand der Stirn reichend, stark, poliert glatt. Stirn- und Scheitelpubescenz ziemlich stark, mäßig dicht, relativ lang, abstehend und gelbbraun. Untergesichtskiel mäßig scharf, im vorderen Drittel fehlend. "Thorax schwarz, ziemlich glatt; Punktierung sehr fein, wenig dicht, ohne Punklinien. Pubescenz sehr kurz, dunkelbraun. Seu- tellum fast halbkreisförmig, rauh, in der Mitte des Hinterrandes mit 2 längeren Haaren. Abdomen schwarz, die beiden ersten Ter- gite hell rostgelb. Ventralseite und Pleuren des Thorax poliert glatt. Beine mit den Coxen hell ockergelb. Haltere ockergelb. Flügel hyalin, Adern hell braungelb. Zweiter Costalabschnitt ungefähr so lang oder nur wenig länger als der dritte. Hintere Querader etwas schräg, und ca. 2!/g mal so lang wie die vordere. Der Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ist fast 3 mal so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. rı+5 und m parallel. re+3 und ra+5 stark divergierend. Membran lebhaft rot bis grün, in der Spitzenhälfte gelb bis blaugrün irisierend. Körperlänge ca. 1,5—1,6 mm. Flügellänge ca. 1,6 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 3 d' 1 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Coryphisoptron nov. gen. Typus: ©. flavipes nov. spec. Süd-Brasilien. Coryphisoptron unterscheidet sich von Discogastrella durch Klassifikation der Oscinosominen. 205 das Fehlen des medianen Untergesichtskieles. Das Untergesicht ist bei der vorliegenden Spezies etwas muldenartig eingesenkt. Coryphisoptron flavipes nov. spec. cd 2. Kopf, Fühler und Mundteile hell ockergelb. 3. Fühler- glied am Vorderrand schwach angedunkelt. Stirn matt schwarz, vorderes Drittel scharf begrenzt ockergelb. Scheitel und Hinter- haupt schwarz. Scheiteldreieck groß und breit, vorn nur bis an die hintere Grenze der ockergelben Stirmnfärbung reichend, poliert glatt. Stirn- und Scheitelpubescenz relativ lang, mäßig dicht, ziemlich dicht, abstehend und hellgelb. Untergesicht etwas mulden- artig ausgehöhlt, kiellos. Thorax glatt schwarz, Punktierung fein und wenig dicht, ohne Punktlinien. Pubescenz kurz, wenig dicht, gelblich weißgran. Scutellum ziemlich groß, etwas rauh, Rand mit ca. 6 Körnchen, je mit 1 Haar, die beiden mittelsten Haare lang. Abdomen s12 GÜNTHER ENDERLEIN: Notanulacella nov. gen. Typus: N. armillata nov. spec. Süd-Brasilien. Fig. 8. Notaulacella unterscheidet sich von Tyieimba durch das Fehlen des medianen Gesichtskieles. Die vorliegende Species hat nur 2 Längsfurchen des Rückenschildes. Ich habe bei der Aufstellung dieser Gattung mich dafür ent- schieden, für T’rieimba lineella (FALL.) einen medianen Gesichts- kiel anzunehmen. Wenn diese Annahme nicht zutreffen sollte, sind die von mir als zur Gattung Trieimba gehörigen Arten als zu einer neuen Gattung gehörig zu betrachten und vorliegende Gattung fällt mit Trieimba zusammen. otaulacella armillata nov. Spec. Fig. ®. d 2. Kopf matt braunschwarz, vorderes Drittel des Unter- gesichtes ockergelb, Vorderrandsaum der Stirn in etwa !/ı der Entfernung vom Vorderrand bis zum vorderen Ocellus ockergelb. Scheiteldreieck glatt schwarz, vorn stark zugespitzt. und bis an den ockergelben Saum reichend. Pubescenz abstehend, mäßig kurz. Fühler ockergelb. Thorax schwärzlich, Pubescenz dicht, sehr kurz und gelblich, hinten einige schwarze Borsten. Rückenschild mit 2 wenig scharfen Längsfurchen. Scutellum halbkreisförmig, gewölbt, mit gelblicher sehr kurzer Pubescenz und 4 längeren schwarzen Randborsten. Hinterrücken poliert schwarz. Abdomen schwarz. Beine ocker- gelb, Coxen angebräunt, Schenkel mit Ausnahme der Endspitze (dunkelbraun, die Schienen werden durch zwei schwarzbraune Ringe in 5 annähernd gleiche Teile zerlegt; die beiden Endglieder der Tarsen braun. Haltere hell rostgelb. Flügel (Fig. 5) hyalin, Adern hellbraun, an der Basis ocker- gelblich. Zweiter Costalabschnitt doppelt so lang wie der dritte. Hintere Querader etwas schräg und so lang oder kaum länger als NS Fig. 8. Notaulacella armillata ENDERL. Flügel-Vergr. 35:1. Klassifikation der Oscinosominen. 213 die vordere Querader. Zelle M daher ungewöhnlich schmal. Basal- abschnitt von r4ı+5 ungewöhnlich kurz, nicht länger als die kurze vordere Querader, der Medianabschnitt zwischen den beiden Quer- adern ca. 5—6 mal so lang. r2e+s und r4ı+5 ziemlich stark divergierend. ra+5 und m etwas konvergierend und am Ende ein wenig divergierend. Membran lebhaft in allen Farben irisierend, ein breiter Außen- und Hinterrandsaum golden bis gelbgrün irisierend. Körperlänge 1,6-—1,5 mm. Flügellänge 1,6—1,5 mm. Süd-Brasilien.. Santa Catharina. 4 2 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Epimadiza BEcK. 1910. Typus: E. rugosa (DE MEIJ.) Kamerun. Epimadiza, BECKER, Ann. Mus. Nat. Hungar. Vol. 8. 1910. p. 439. Augen groß, nackt, etwas schräg liegend. Stirn lang, dem Augenrand sich anschmiegend, nicht vortretend, glatt, glänzend mit einem kaum hervortretenden Scheiteldreieck von gleicher Farbe und gleichem Glanz ähnlich wie bei der bekannten Madiza glabra MEIG., fast nackt. Fühler tief stehend, drittes Glied kreisförmig mit zarter nackter Borste. Untergesicht kurz, Mundrand etwas vor- tretend, zart beborstet. Rüssel gewöhnlich. Thorax und Schild- chen deutlich punktiert, letzteres mit zwei Borsten. Beine ver- hältnismäßig kräftig; Vorderschenkel verdickt und auf der Unter- seite mit einigen Borsten. Flügel ganz im Charakter einer Oscino- soma, nicht einer Madıza, für die man sie ohne nähere Unter- suchung wohl halten könnte. (Nach BECKER.) Siphonellopsis STROBL 1896. Typus: 8. lacteibasıs STROBL 1896. Spanien. Siphonellopsis,: STROBL, Memorias de la R. Soc. Esp. de Hist. Nat. Madrid, III. 1896. p. 366. BECKER, Arch. Zool. Budapest. I. 1910. p. 130. BECKER |. c.: | „Von schmaler Gestalt; mit den verdickten Vorderschenkeln an die Gattung Borborus erinnernd. Thorax schwach behaart und beborstet, mit deutlich hervortretenden Schulterbeulen ähnlich der Gattung Tachypeza. Kopf rund, Mundrand abgerundet, wenig vor- tretend, mit einer deutlichen Mundborste und zwei ebensolchen 214 GÜNTHER ENDERLEIN: Backenborsten. Flügel nieht verlängert. Fühler in der Mitte der llöhe der großen nackten Augen einsetzend. Stirn nieht besonders breit, mit großem Scheiteldreieck. Vorderschenkel in beiden Ge- schlechtern verdiekt. Flügel länglich, mit kurzer erster Längsader.“ Keine Schienenendborste. Lasiopleura BECK. 1910. Typus: L. longeprlosa (STROBL). Mittel-Europa. Lastopleura, BECKER, Arch. Zool. Budapest. I. 1910. p. 130. Diese Art nimmt unter den sonst meist kahlen Oscinosominen eine besondere Stellung ein, nicht nur durch die besondere Länge der Behaarung und Beborstung, sondern auch wegen des ganz anderen Charakters der Behaarung. Während bei allen bisherigen Oscinosominen der Thorax mehr oder weniger dicht und gleichmäßig punktiert und behaart erscheint, sehen wir hier eine kräftig aus- gebildete Einzelreihe von 4—5 Dorsozentralborsten und dazwischen auf dem sonst nackten Rücken nur zwei Reihen divergierender Akrostikalbörstehen; vier Schildborsten; ferner auf den Sterno- | pleuren, was sonst nie vorkommt, zwei wenn auch kleine, so doch | deutliche Borsten. Dementsprechend sind auch Hinterleib, Beine | und Flügel verhältnismäßig lang behaart; dahingegen sind die Augen nackt. Man kann diese Art unmöglich mit den anderen Oscino- sominen zusammenbringen. (Nach BECKER.) | Oedesiella BECK. 1910. Typus: O. discolor BECK. 1910. Sarepta. Oedesiella, BECKER, Arch. Zool. Budapest. I. 1910. p. 146. Taf. III. Fig. 67. „Eine durch geschwollenen Kopf und auffallend kleinen Augen von dem allgemeinen Familiencharakter abweichende Gattung. Thorax und Schildehen gewölbt; letzteres mit vier deutlichen Randborsten, im übrigen fast nackt. Kopf breit, von vorne ge- sehen etwas breiter als hoch. Stirn schräg abfallend und vor- tretend mit kleinen kreisrunden Fühlern. Untergesicht etwas schräg zurücktretend; Wangen und Backen breit, letztere so breit wie die Augen hoch; diese klein, kreisrund und unter der Lupe fast nackt. Taster klein, kaum etwas vorstehend; Rüssel mit unbedeutenden zurückgeschlagenen Saugeflächen. Hinterleib des J‘ mit sechs Ringen, von denen die fünf ersten sehr kurz, der sechste außer- ordentlich lang ist, ungefähr so lang wie die letzten vier Ringe zu- sammenund mit kugelig geformtem Hypopygium. Beine einfach, nackt. Flügel normal, die erste Längsader im ersten Drittel des Flügels Klassifikation der Oscinosominen. 215 endigend, ungefähr der kleinen Querader gegenüber. Randader bis zur vierten Längsader laufend.“ Aprometopis BECK. 1910. Typus: A. flavofacies BECK. 1910. Afrika. | Aprometopis, BECKER, Ann. Mus. Nat. Hungar. Vol. 8. 1910. p- 638. BECKER gibt 1. ec. zu der einzigen Species das Vaterland . nicht an. BECKER |. c.: „Diese Gattung ist dadurch besonders ausgezeichnet, daß die Stirn entgegen dem sonstigen Familiencharakter keine Spur eines Scheiteldreiecks zeigt. Ziemlich schlanke gelbe, auf dem flachen Rücken gestreifte Art, im Habitus unseren Eribolus-Arten ähnelnd. Schildchen ge- wöhnlich, halbkreisförmig. Kopf im Profil viereckig mit flacher breiter, etwas abfallender Stirn ohne Scheiteldreieck und kurzem, unten nur wenig vorstehendem Gesicht. Rüssel ohne besondere Bildung. Fühler kurz, klein; das dritte Glied kreisrund mit feiner nackter Borste. Hinterleib mit fünf Ringen. Beine gewöhnlich, nackt. Flügel lang mit gewöhnlicher Aderung. Zweite, dritte und vierte Längsadern parallel. Ähnlichkeit ist vorhanden mit der aus Süd-Rußland beschrie- benen Gattung Oedesiella BECK., die aber weit kleinere Augen, breite Backen, ein deutliches Scheiteldreieck und keinen abge- flachten Rücken hat.“ Eine zweite in diese Gattung gehörige Art ist die folgende: Aprometopis gigantea nov. Spee. 2. Kopf mit Palpen und Fühlern ockergelb; Fühlerborste und ein kleines Fleckchen an dessen Basis schwarzbraun. Rüssel nicht sehr lang, dick, schwarz, gekniet. Untergesicht eben, nicht vor- gezogen. Wangen abgerundet. Scheiteldreieck ganz undeutlich, ungewöhnlich klein, poliert schwarz, so breit wie je ein Seitenteil des Scheitels neben ihm und bis an den Hinterrand des Mittel- drittels der Stirn reichend. Stirn- und Scheitelpubescenz sehr kurz und sehr fein, braungelb; Scheitel mit einigen längeren schwarzen Borsten. Pubescenz der Fühlerborste mäßig kurz. Thorax ockergelb, die Mitte des Rückenschildes mit einem mässig breiten schwarzen Längsstreif, der vorn etwas zugespitzt ist und den Vorderrand nicht ganz erreicht; in der Mitte zwischen diesem und der Flügelwurzel jederseits ein sehr schmaler schwarzer 216 GÜNTHER ENDERLEIN: Längsstreif, der den Hinterrand nicht ganz erreicht und vorn nur ; bis an die scharf eingeschnittene Querfurche in der Mitte der Thorakallänge reicht. Pubescenz sehr kurz, sehr dicht und braun. Scutellum mit einem breiten schwarzen Längsstreifen, der in der Mitte eine feine ockergelbe Längslinie aufweist; mit 4 Randborsten, die mittleren lang. Hinterrücken poliert ockergelb. Abdomen glatt schwarz, ockergelb ist das 1. Tergit, die Mitte des Vorderrandes des zweiten und die Unterseite; Pubescenz dunkelbraun, auf den gelben Stellen gelb. Cerci schwarz, ungewöhnlich lang und dünn. Beine ockergelb, an den Hinterbeinen ist das Enddrittel der Schienen und die 3 letzten Tarsenglieder schwarz. Haltere blaß ockergelblich. Flügel blaß braun, an der Basis hyalin. Adern braun. Zweiter Costalabschnitt doppelt so lang wie der dritte. Hintere Querader nicht schräg, parallel zur vorderen und fast 3 mal so lang wie diese. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca.-2!1/a des Basalabschnittes von r4+5. re+s und ra-+5s relativ stark divergierend. ra+5 und m schwach aber deutlich konver- sierend. Zelle Re+s in der Mitte wenig schmäler als Zelle Rı+5, die Randstrecke ersterer ist doppelt so lang wie die letztere. Mem- bran streifig rot und grün irisierend. Körperlänge 4,2 mm. Flügellänge 3,3 mm. West-Afrika. Fernando Po. 1 2 gesammelt von LEOPOLD: CONRADT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma L1ioY 1864. Typus: O. cognata MEıG. 1830. Europa. Oscinis Latr., MACQUART, Suite a Buffon IV. 1835. p. 598 i nee: LATREILLE, Hist. nat. des Mus. et Crust. XIV. 1804. p. 382. Oscinosoma, LioY, Atti Istit. Veneto, 3. ser. IX. 1864. p. 1125 (Typus: Chlorops cognata MEIG. 1830).?) botanobia, LIOY, Atti Istit. Veneto, 3. ser. IX. 1864. p. 1125 (Typus: B. chloropsoides LıoY 1864 Italien [hierher auch ©. dubia MacQ.])- ? Strobliola, ÜZERNY. Verh. Zool. Bot. Ges. Wien. 59. Bd. 1909. p. 289 (Typus: S. albidipennis CZERNY 1909, Spanien). Oscinella (BECKER, Bull. Mus. d’hist nat. Paris. 1909. p. 119.) BECKER, Arch. Zool. Budapest. I. 1910. p. 150. !) Lıoy gibt Chlorops vitripennis 1830 als Typus an, diese Species ist aber nach BECKER Arch, Zool. Budapest. I. 1910. p. 152 synonym zu O. cognata. 4a MEIG. 1830. Klassifikation der Oscinosominen. 217 Uptergesicht nicht vorgezogen, ohne Mediankiel. Fühlerborste nicht verdickt, sehr kurz pubesciert. Augen mit sehr kurzer Pubescenz. Rückenschild ohne Längsfurchen. Scutellum normal (ohne dornenartige Auswüchse). Schienenendsporne rudimentär, nicht gekrümmt. Oscinis LATR. 1804 muß nach BECKER, Arch. Zool. Budapest, I. 1910. p. 150 fallen, weil in der Gattung ÖOscinis in der LATREILLEschen Fassung gar keine Formen enthalten sind, die unserer heutigen Auffassung der Gattung Oscinis entsprechen. BECKER stellt deshalb die Gattung Oscinella BEck. 1910 auf. Da aber Lıov 1864 einige Arten von der Gattung Oscinis abtrennte, die aber nicht als Gattung zu halten sind, so wähle ich die Gat- tung Öscinosoma LioY 1864 als Namen für diese Gattung (mit dem Typus ©. cognata MeıG. 1830. LoıY hatte diese abgetrennt, weil bei ihr der Cubitus (eu) nicht ganz den Flügelrand erreicht; dies ist aber als Gattungscharakter nicht zu verwerten, weil es mannig- fältıig variiert. Auf alle Fälle lege ich aber diese Gattung für den Subfamiliennamen fest. Osceinosoma columbiana nov. Spec. 2. Kopf rostgelb, Maxillarpalpen, der mäßig lange gekniete kKüssel und die Fühler tiefschwarz. Scheitel und Hinterhaupt schwarz. Scheiteldreieck groß, poliert schwarz, bis zum Hinterrand des vorderen Stirndrittels reichend. Stirn- und Scheitelpubescenz nicht sehr kurz, schwarz, wenig dicht. Scheitelborsten fein. Thorax schwarz, Pubescenz sehr dicht, sehr kurz und gelb. Scutellum schwarz mit 4 Randborsten. Hinterrücken ziemlich glatt schwarz. Abdomen oben glatt schwarz, unten hell braunrot. Beine mit den Coxen hell rostgelb, Vordertarsus ganz schwarz, die 4 letzten Glieder des Mitteltarsus schwarz, Mittelschenkel mit Aus- nahme der Enden gebräunt. Hinterbeine schwarz, Coxen rostbraun. Haltere blaß ockergelblich. Flügel hyalin, Adern schwarzbraun. Zweiter CGostalabschnitt ca. 1!/g mal so lang wie der dritte. Hintere Querader nicht schräg, doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 2!1/s mal so lang wie der Basalabschnitt von T4+5. Te+s und Ta+5 etwas divergierend, r+5 und m sehr schwach divergierend. Zelle Re+s wenig schmäler als Zelle R4+5. Membran intensiv rot bis blau, ein breiter Außen- und Hinterrandstreifen gelbgrün irisierend. Körperlärge 1,9 mm. Flügellänge 2 mm. 47T 218 GÜNTHER ENDERLEIN: Columbien. 1 2 gesammelt von E. PEHLkE. Type im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma trabeata n0V. Spec. od‘. Kopf, Fühler und Mundteile hell ockergelb. Scheitel- dreieck glatt schwarz, schmal und fast bis zur Stirnmitte reichend. Hinterhaupt braun. Augen ungewöhnlich groß, die ganzen Kopf- seiten einnehmend (Pubescenz sehr kurz). Stirn und Scheitel un- gewöhnlich schmal, beide zusammen doppelt so lang wie breit. Pubescenz von Stirn und Scheitel ziemlich kurz, kräftig, wenig dicht, bräunlich. Thorax hell ockergelb. Rückenschild mit Ausnahme eines breiten Seitenrandsaumes glatt schwarz. Pubescenz überall dicht, kurz und hellgelb. Scutellum abgerundet dreieckig, schwefelgelb, Pubescenz und 2 lange Randborsten an der Spitze gelb. Hinter- rücken poliert schwarz. Abdomen schwarz, 1. Tergit und die Unterseite sowie das letzte Segment hell ockergelb. Beine hell ockergelb, Vorderschiene ganz und ein Längsstrich auf der Ober- seite der Hinterschiene, der aber das Enddrittel freiläßt, schwarz. Haltere ockergelb. Flügel hyalin, Adern braungelb, an der Basis ockergelb. Zweiter Costalabschnitt 1!/a vom dritten. Hintere Querader stark schräg, doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. doppelt so lang wie der Basalabschnitt von T4+s5. Ta+3 und ra+5 Schwach divergierend, ra+5 und m eine Spur konvergierend. Zelle Rı+5 fast doppelt so breit wie die Zelle Re+3. Membran intensiv streifig blau bis rot irisierend. Körperlänge 2,1—2,2 mm. Flügellänge 2,5 mm. | Süd-Brasilien. Santa Catharina. 3 g gesammelt von H. LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma nigrolineata nov. Spec. g. Kopf, Mundteile und Fühler hell ockergelb (3. Fühlerglied abgebrochen). Scheiteldreieck lang und spitz, bis zum Hinterrande des vorderen Stirndrittels reichend, poliert glatt, hell ockergelb, Ocellenbasis braun. Hinterhaupt hell ockergelb. Augen sehr grob, die Kopfseiten einnehmend, Stirn und Scheitel zusammen 1!/s mal so lang wie breit. Stirnpubescenz mäßig lang, abstehend, ocker- gelb. 6 lange Scheitelborsten ockergelb. Thorax ockergelb, oben mit einer schwarzen, Jah e Median- linie. Mitte der Mesopleure mit einem braunen Fleck. Hinter- Klassifikation der Oscinosominen. 219 rücken poliert braunschwarz. Scutellum abgerundet dreieckig, schwefelgelb. Abdomen oben und unten schwarz, erstes Tergit und die Mitte des Vorderrandes des zweiten sowie das letzte Seg- ment rostgelb. Beine hell ockergelb (Vorderbeine außer Coxen und Trochanter abgebrochen). Haltere ockergelb. Flügel hyalin. Adern hell braungelb. Zweiter Costalabschnitt 1!/s vom dritten. Hintere Querader schräg, ca. 1°/ı so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern doppelt so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. Te+3 und T4ı+5 Sehr schwach divergierend, im Enddrittel stark divergierend. rı+5 und m parallel. Zelle R«+5 fast 5 mal so breit wie Zelle R2+43. Membran stark in allen Farben irisierend. Körperlänge 2,2 mm. Flügellänge 2,4 ınm. Süd-Brasilien.e Santa Catharina. 1 5 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma luciscens WovV. Spee. cd‘. Kopf, Mundteile, Fühler und Hinterhaupt hell ockergelb. Scheiteldreieck klein, schmal, poliert glatt, in der Stirnmitte endend, ockergelb, Ocellenbasis braunschwarz. Augen sehr groß, die Kopf- seiten einnehmend. Stirn und Scheitel zusammen 1!/s mal so lang wie breit. Pubescenz kurz, -wenig dicht und ockergelb. Thorax ockergelb, oben jederseits ein mäßig breiter schwarzer Längsstreifen in einem ebenso breiten Abstaud vom Seitenrand. Mesopleure in der Mitte mit braunem Fleck. Seutellum abgerundet dreieckig, oben mit sehr breitem schwarzen Mittelstreif, der nur dreieckige Seitenflecken freiläßt. Hinterrücken poliert rostgelb. Flügel hyalin, Adern ockergelb. Zweiter Costalabschnitt 1'/ı vom dritten. Hintere Querader ziemlich schräg, ca. 3 mal so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern fast das doppelte des Basalabschnittes von r4+5. T2+3s und Ta+5 schwach divergierend. ra+5 und m bis zur Mitte sehr schwach konvergierend, dann schwach divergierend. Zelle Ra+5 nicht ganz doppelt so breit wie die Zelle Re+3. Membran lebhaft rot bis blaugrün irisierend. Körperlänge 2,7 mm. Flügellänge 2,6 mm. Süd-Brasiliien.. Santa Catharina. 1 „5 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Arj* 220 GÜNTHER ENDERLEIN: Oscinosoma testacea noY. Spec. cd‘. Kopf, Mundteile und Fühler hell ockergelb. Scheiteldreieck groß, breit, poliert glatt, ockergelb, dem Vorderrande der Stirn sehr nabe kommend. Thorax hell ockergelb, oben rostgelb mit 5 verwaschenen braunen Längsstreifen; Pubescenz wenig dicht, braungelb, Borsten braun- gelb. Scutellum groß, dreieckig, gelb mit 2 langen braungelben Endborsten. Hinterrücken poliert dunkelbraun. Abdomen rost- braun. Beine mit den Coxen blaß gelblich. Haltere hell gelblich. Flügel hyalin, Adern hell braungelb. Zweiter Costalabschnitt 1?/s mal so lang wie der dritte. Hintere Querader stark schräg, ca. 1?/s mal so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 1!/s des Basalabschnittes von rs4+5. r2+3 und r4+5 schwach divergierend, rı+5 und m parallel. Zelle R4ı+5 ca. doppelt so breit wie die Zelle Re+s (in der Mitte). Membran tief rot bis blau, ein sehr breiter Außen- und Hinter- randsaum blaugrün bis grün irisierend. | Körperlänge 1,5 mm. Flügellänge 1,7 mm. Süd-Brasilien.. Santa Catharina. 1 5 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma specularifrons nov. spec. cf 2. Kopf mit Mundteilen und Fühlern ockergelb; Fühler- borste braun, beim 5 die Umgebung derselben auf dem 3. Fühler- glied braun. Hintere Hälfte der Stirn dunkelbraun. Scheitel und Hinterhaupt schwarz. Scheiteldreieck poliert schwarzbraun, gleich- seitig, groß, bis zum hinteren Ende des vorderen Stirnwirbels reichend. Pubescenz spärlich, mäßig lang, schwarz. Ocellen gelb. Thorax glatt, schwarz, Seiten und Schulterbeulen dunkel gelblich braun. Pubescenz wenig dicht, schwarz. Scutellum ab- gerundet dreieckig, schwarz. Hinterrücken poliert schwarz. Ab- domen schwarzbraun, unten rostgelb;: Pubescenz ziemlich lang, gelbbraun. Beine mit den Öoxen hell ockergelb. Haltere blab ockergelb. Flügel hyalin, Adern hellbraun. Zweiter Oostalabschnitt nur eine Spur länger als der dritte. Hintere Querader kaum schräg, fast doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern 5 mal so lang wie der Basalabschnitt von T4+5. r2e+s und rı+5 ziemlich stark divergierend. r4+5 und m F 3 & v Klassifikation der Oscinosominen. 291 parallel. Zelle Re+s in der Mitte etwas schmäler als Zelle Rı +5. Membran rot und grün irisierend. Körperlänge J‘ 2,4 mm, 2 2,5 mm. Flügellänge J 3,1 mm, 2 5,1 mm. Süd-Brasilien.. Santa Catharina. 1 5 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma Catharinensis nov. spec. 2. Kopf, Fühler und Mundteile ockergelb. Stirn matt schwarz- braun, vorderes Drittel ockergelb. Scheiteldreieck groß und breit, poliert glatt, schwarz, vorn bis an die ockergelbe Färbung reichend; fast gleichseitig. Stirnpubescenz kurz und fein. Thorax glatt schwarz mit schwach bläulichem Glanz. Pub- escenz ziemlich kurz, ziemlich dicht, gelb. Scutellum etwas ver- längert, hinten gerundet mit 6 stark überstehenden Randkörnchen . mit je einem Haar. Hinterrücken poliert schwarz. Beine mit den Coxen hell ockergelb. Abdomen dunkelbraun, die beiden ersten Tergite und die Unterseite hell rostgelb. Haltere ockergelb. Flügel hyalin, Adern hell braungelb. Zweiter Costalabschnitt 1! vom dritten. Hintere Querader mäßig stark schräg, ca. dop- pelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern fast doppelt so lang wie der Basalabschnitt von r4-+5. T2+3 und ra+5 etwas divergierend. ra+5 und m parallel. Zelle Re+3 in der Mitte ca. ?/s so breit wie die Zelle Ra+5. Mem- bran rot bis bläulich, ein breiter Außen- und Hinterrandsaum blau bis gelb irisierend. Körperlänge 2 mm. Flügellänge 1,7 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma lacteihalterata nov. spec. Fig. 9. cd &2. Kopf, Fühler und Palpen ockergelb. Rüssel schwarz- braun. Stirn matt dunkelbraun, ein schmaler Vorderrandsaum ockergelb. Scheiteldreieck sehr wenig glatt, schmal, hinten fast parallelseitig, vorn kaum bis zur Stirnmitte reichend. Stirnpub- escenz sehr fein, Augenrandbörstchen länger, braun. Thorax ziemlich matt schwarz, gelblich braun bereift, Pub- escenz sehr kurz. Scutellum stark abgerundet dreieckig. Hinter- 222 GÜNTHER ENDERLEIN: rücken poliert schwarz. Abdomen dunkel rötlich braun, beim etwas dunkler, mehr schwärzlich. Legerohr des 2 dünn und lang. Beine schwärzlich. Trochanter rostgelb, ockergelb ist: die Spitze der Schenkel, das Spitzendrittel der Schienen, bei der Vorderschiene die Endhälfte, und der Tarsus mit Ausnahme der beiden letzten Glieder die braun sind. Haltere milchweiß, Stiel bräunlich. Flügel (Fig. 9) hyalin, Adern hellbraun. Zweiter Costalab- schnitt 1° vom dritten. Hintere Querader schräg 1°% der vor- deren. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern 1?/s des Fig. 9. Oscinis lacteihalterata ENDERL. Flügel-Vergr. 35:1. Basalabschnittes von rı+5. r2+3 und r4+5 sehr schwach diver- gierend. r++5 und m parallel. Zelle Re+s und Zelle Rı+5 in der Mitte ungefähr gleiehbreit:. Membran rot bis tiefblau, ein breiter Außen- und Hinterrandsaum hellblau bis gelb irisierend. Körperlänge Z 1,5—1,9 mm, 2 1,5—1,6 mm. Flügellänge f 1,4 mm, 2 1,6 mm. Süd-Brasilien.e Santa Catharina. 2 J,2 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT Typen im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma sulfurihalterata nov. spec. 2. Kopf, Mundteile und Fühler schwarz, untere Hälfte des 3. Fühlergliedes rostfarben. Scheiteldreieck poliert schwarz, mäßig breit, vorn bis zum Hinterrand des vorderen Stirnviertels reichend. Stirn- und Scheitelpubescenz kurz, schwarz. Thorax tiefschwarz, glatt, Pubescenz kurz, mäßig dicht, schwarz. Scutellum breit, gerundet, tiefschwarz, mit bläulichem Glanz; von den 4 Randborsten sind die mittelsten lang. Beine tiefschwarz, ockergelb sind: äußerste Spitze der Schenkel, die Tibien und die Tarsen; Hinterschiene in der Mitte der Außenseite braun. Haltere schwefelgelb mit schwarzem Stiel. Flügel hyalin, Adern hellbrann. Zweiter Costalabschnitt ca. 1?/3 vom dritten. Hintere Querader schräg, doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern mehr 3 b N B Klassifikation der Oscinosominen. 223 als doppelt so lang wie der Basalabschnitt von r4+5. rT2+3s und r4+5 parallel. rs +5 und m parallel. Zelle Re+3 ca. °/s so breit wie die Zelle Rı+5. Membran sehr lebhaft grün bis rot, ein breiter Außen- und Hinterrand golden bis grüngolden irisierend. Körperlänge 2,1 mm. Flügellänge 1,5 mm. Mittel-Amerika. Costa Rica. 1 2 gesammelt von H. SCHMIDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma angustata nov. Spec. Fig. 10. cd 2. Kopf und Mundteile schwarz, vorderes Viertel der Stirn rostgelb, Fühler bräunlich rostgelb; Untergesicht vorn etwas rost- braun. Scheiteldreieck schmal und spitz, vorn nur bis etwa zur Stirnmitte reichend. Stirnpubescenz schwarz, wenig dicht, mäßig lang, abstehend. Thorax glatt schwarz, Pubescenz schwarz, ziemlich spärlich und kurz. Seutellum abgerundet dreieckig, glatt schwarz. Hinter- rücken poliert glatt, schwarz. Abdomen schwarz, die beiden ersten Segmente mehr bräunlich. Beine schwarz, ein kurzes Stück der Schienenbasis und die Tarsen ockergelb, die beiden letzten Tarsen- glieder braun. Haltere ockergelb. Flügel (Fig. 10) hyalin, Adern hell braungelb. Zweiter Costal- abschnitt 2!/s so lang wie der dritte. Hintere Querader nicht schräg, ungewöhnlich kurz und die von ihr abgeschlossene Zelle daher ungewöhnlich schmal; etwa 1!/a mal so lang wie die vordere. SE Fig. 10. Oscinosoma angustata ENDERL. Flügel-Vergr. 35:1. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern fast 3 mal so lang wie der kurze Basalabschnitt von rı+5. r2-+3 und r4+5 diver- gierend. r++5 und m ‘bis zur Mitte etwas konvergierend, dann parallel. Zelle Re+s3 an der Basis sehr schmal, in der Mitte etwa °/, der Breite der Zelle Rı+;. Membran sehr lebhaft in 2924 | GÜNTHER ENDERLEIN: allen Farben, ein sehr breiter Außen- und Hinterrandsaum gelbgrün bis blau irisierend. Körperlänge fd‘ 1,4—2 mm, % 1,7 mm. Flügellänge J' 1,4—1,9 mm, 2 1,5 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 5 Z, 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Oscinosoma trapezisoptron nov. Spec. cd‘. Unterscheidet sich von ©. angustata durch folgendes: Kopf ganz schwarz. Fühler schwarz, 3. Glied rostbraun. Scheiteldreieck poliert glatt, schwarz, ungewöhnlich groß, und zwar so, daß die Spitze vom Vorderrande der Stirn breit abgeschnitten wird und so die Form des Stirnspiegels trapezoid ist; hinten kom- men die Seiten dem Augenrande sehr nahe und konvergierend wenig stark, so daß nur schmale nach vorn sich etwas verbreiternde seit- liche Stirnstreifen Abrigbleiben. Thorakalpubescenz schwarz und ziemlich dicht. Beine schwarz- braun, ockergelb ist der Trochanter, die Schenkelspitze, ein kurzes Stück der Schienenbasis und der Schiene, sowie der Tarsus; (da nur 5 Tarsenglieder an den Füßen vorhanden sind, ist nicht fest- zustellen, ob die beiden letzten Tarsenglieder auch braun sind.) Flügel wie bei O. angustata nur ist das Basalstück von r++5 noch kürzer und der Medianabschnitt zwischen den beiden Quer- adern ca. 6 mal so lang. Membran blau bis rot, ein breiter Außen- und Hinterrandsaum golden bis gelbgrün irisierend. Körperlänge 1,5 mm. Flügellänge 1,7 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 5 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Bestimmungstabelle der südbrasilianischen Arten der Gattung Oscinosoma. 1. Der durch die hintere Querader abgetrennte Basalteil der Zelle M stark verschmälertt . . . 2 a Der Basalteil der Zelle M nicht Terachanleli hr 3. 2. Scheiteldreieck klein, schmal und bis zur Stirnmitte reichend. Vorderes Stirndrittel rostgelb. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern 5 mal so lang wie der Basalabschnitt Von Ta4+5 . una» nm ms GHBIEREELEEE DE ae u er Klassifikation der Oscinosominen. 29: ST Scheiteldreieck ungewöhnlich groß, trapezoid, vorn durch den Stirnvorderrand breit gestutzt. Kopf ganz schwarz. Median- abschnitt zwischen den beiden Queradern 6 mal so lang wie der Basalabschnitt von rı+5 trapezisoptron nov. Spec. 3. Thorax ockergelb mit mehr oder weniger ausgedehnter oa 2 el an Thorax ganz Br re } EEE TERRA ; 4. Beine hell ockergelb, Vorderschiene a arz. Rückenschild schwarz und nur an den Seiten ockergelb (Stirn und Scheitel schmal) . . . 2... tabeata nov. Spec. Beine gänzlich hell RE u a U 5. Stirn und Scheitel nicht verschmälert. Rückenschild mit 3 verwaschenen braunen Längstsriemen . testacea nov. spec. Ba Sehcertelwerschihäler =. a a een. @. 6. Rückenschild mit einer medianen schwarzen Längslinie. Sceutellum schwefelgelb . . . . . wägrolineata nov. Spec. Thorax jederseits mit einem schwarzen Längsstreifen. Scu- tellum ockergelb, Oberseite mit sehr breitem schwarzen Medianstreifen . . . 2.0 a Meiscens NoY. Spec. 7. Beine gänzlich Ökereeih ee A ee rn ee Beine schwarz und ockergelb. Haltere milchweiß lacteihalterata nov. Spec. 8. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern 3 mal so lang wie der Basalabschnitt von rı +5. Thorakalpubescenz schwarz . . . .. . specularifrons nov. Spec. Medianabschnitt zw a den beiden Queradern fast doppelt so lang wie der Basalabschnitt von r«+5. Thorakalpub- Bacenz Belh .... =. .. . eatharinensis nov. spec. ka LoEW 1863. Typus: @. festivus LOEW. 1863. Nord-Amerika. Gaurax LOEW, Berlin. Entom. Zeitschr. 7. Jhrg. 1863. p. 35. Macrostyla Lıoy, Atti Istit. Veneto. 3. ser. IX. 1864, p. 1125. (Typus: Chl. plumiger MEIG. 1830.) Europa. Fühlerborste gefiedert (ziemlich lang pubesciert.) Untergesicht ausgehöhlt, Wangen sehr schmal. Augenpubescenz ziemlich lang. Flügel breit (nach LoEw). Hierher gehört auch Osc. plumiger (MEIG.), von dem mir drei Exemplare von Stettin, Lindenhof, 21. 6. 1910 1 Z' und Stettin, Westendsee, 20. 6. 1908, 2 2 (E. SCHMIDT) vorliegen; ferner ephippium (ZETT. 1848), maculipennis (ZETT. 1548), niger ÜZERN. 1906, venustus ÜZERNY 1906 und fascipes BECK. 1910, alle aus Europa; sowie eine Anzahl amerikanischer Arten. 226 GÜNTHER ENDERLEIN!: Vo Die Gattung Gaurax steht Oseinosoma sehr nahe, einen Gegen- satz zwischen kurzer und langer Pubescenz der Fühlerborste gibt es eigentlich nicht, es finden EN vielmehr Übergänge. Gaurax flaviscutellatus nov. spec. 2 2. Kopf, Fühler und Mundteile ockergelb. Scheiteldreieck sehr breit und kurz, rechtwinklig, matt schwarz, ohne Glanz, selten mit gelblichem Reif, geht nicht über den Vorderrand des hinteren Stirndrittels hinweg. Maxillarpalpen den Mundrand etwas über- ragend. Stirnpubescenz mäßig lang, gelblich, abstehend. Fühler- borste sehr lang und mit ziemlich langer Pubescenz. Thorax schwarz, Schulterbeule und Flügelwurzel beim 2 rost- gelblich mit diehtem gelben Reif und braunen wenig dichten Pubescenzhaaren; Scutellum halbkreisförmig hell ockergelb mit schwefelgelber dichter, kurzer Pubescenz, mit einigen schwarzen Härchen und 4 schwarzen Randborsten. Abdomen matt schwarz- braun. Beine mit den Coxen ockergelb. Haltere hell ockergelb, Flügel hyalin, Adern hellbraungelb. Zweiter Costalabschnitt 1?,3 vom dritten. Hintere Querader sehr wenig schräg, nicht ganz doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ca. 1!/ı mal so lang wie der Basalabschnitt von Y4+5. T2+3s und ra+5> Schwach divergierend. ra+5 und m parallel. Zelle Rı+5 ca. doppelt so breit wie Zelle Re+3. Membran leb- haft rot bis blaugrün, ein sehr breiter Außen- und Hinterrand- saum gelbgrün bis blaugrün irisierend. | Körperlänge 1,5—1,6 mm. Flügellänge 1,6—1,9 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 3 Z, 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Oscinomorpha Lıioy 1564. Typus: O. obligua (Maca. 1835) Europa. Oscinomorpha, 1,1oY, Atti Istit. Veneto. 3. ser. IX. 1564. p. 1126. Unterscheidet sich von Oseinosoma nur durch die stark schräg gestellte hintere Querader (ähnlich wie bei Scoliophthalma). Falls es sich allerdings herausstellt, daß der Typus dieser Gattung ein vorgezogenes Untergesicht besitzt, so fällt die Gattung Scoltophthalma BECKER 1903 (= Anacamptoneura BECKER 1903) mit «dieser zusammen. Tropidoscinis nov. gen. Typus: Züäderwaldti nov. spec. (Süd-Brasilien.) Tropidosewnis unterscheidet sich von ÖOscinosoma durch den Besitz eines Mediankieles des Untergesichtes. a —.] Klassifikation der Osceinosominen. 33 Bestimmung der Arten der Gattung Tropidoscinis. I. Die Schenkel schwarz und die Schienen dunkelbraun subtomentosa nov. spec. Nur die Hinterschenkel gebräunt, zuweilen auch die Mitte der Hinterschiene oder die Außenseite ihrer Basalhälfte 2. 2. Thorakalpubescenz wenig dicht und schwarzbraun; Fühler Sanz ockergelb. Hinterschienen zuweilen auf der Auben- seite der Basalhälfte braun. Zweiter Öostalabschnitt fast doppelt so lang wie der dritte . Lüderwaldti nov. spee. Thorakalpubescenz dicht, kurz und gelb; 3. Fühlerglied vorn braun gerandet. Hinterschiene im mittleren Drittel gebräunt. Zweiter Costalabschnitt 1!/s mal so lang wie Banane. ne Dr domseitäse Tiov. spec. Tropidoseinis Lüderialdti nov. spec. dc 2. Kopf, Fühler und Mundteile hell ockergelb. Hinterer Teil der Stirn gebräunt. Scheitel und Hinterhaupt dunkelbraun. Scheiteldreieck glatt, fast gleichseitig, bis etwas vor die Mitte der Stirn reichend. Stirn- und Scheitelpubescenz kräftig, ziemlich ab- stehend und dunkelbraun. Untergesicht zurückweichend, Median- kiel kräftig bis fast zum Vorderrand reichend. Thorax glatt schwarzbraun; Pubescenz wenig dicht, schwarz- braun. Scutellum oben eben und etwas gerandet, die mittleren Randborsten ziemlich lang. Hinterrücken poliert schwarz. Ab- domen braun. Haltere hell rostgelb. Beine hell ockergelb. Hinter- schenkel gebräunt, letztes Tarsenglied schwach gebräunt; zuweilen in der Basalhälfte der Aussenseite der Hinterschienen braun. Flügel hyalin, Adern hell braungelb. Zweiter Costalabschnitt fast doppelt so lang wie der dritte. Hintere Querader stark schräg, ca. 3!/e mal so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern ungefähr doppelt so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. re+s3 und ra+5 gleichmäßig diver- gierend, rı+5 und m sehr schwach divergierend. Zelle Re+3 etwas schmäler als Zelle Ra+s5. Membran lebhaft in allen Farben irisierend, ein breiter Außen- und Hinterrandsaum stark golden bis gelbgrün irisierend. Körperlänge J 1,5 mm, 2 1,5 mm. Flügellänge ZJ 1,8 mm, 2 1,9 mm. Süd-Brasilien.e Santa Catharina. 1 Z, 2 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. 228 GÜNTHER ENDERLEIN: (rewidmet wurde diese Species Herrn H. LÜDERWALDT, dessen fleißiger Sammeltätigkeit unser Museum bedeutendes Insekten- Material besonders auch von Minutien verdankt. Tropidoscinis tomentosa nov. Spec. 2. Diese Species unterscheidet sich von 7. Lüderwaldti durch folgendes: ' 3. Fühlerglied vorn braun gerandet. Stirn matt dunkelbraun, nur das vordere Drittel scharf begrenzt ockergelb. Scheiteldreieck rechtwinklig, hinten breit, poliert glatt schwarz. Rüssel kräftig, lang, gekniet, rostbraun. Thorax glatt schwarz mit dichter gelber kurzer Pubescenz. Hinterleib rotbraun. Hinterschenkel ohne die Spitze und mittleres Drittel der Hinterschienen gebräunt. Die 2 letzten Tarsenglieder braun. Flügel sehr schwach bräunlich hyalin, Adern hellbraun. Zweiter Costalabschnitt 1!/; mal so lang wie der dritte. Hintere Quer- ader wenig schräg, «doppelt so lang wie die vordere. Medianab- schnitt zwischen den beiden Queradern ca. 1!/g mal so lang wie der Basalabschnitt von ra+5. r2+s und ra+s parallel nur am Ende divergierend; rs+5 und m parallel und mit doppelt so breitem Abstand. Membran außerordentlich lebhaft in allen Farben irisierend. Körperlänge 2 mm. Flügellänge 2,1 mm. Süd-Brasilien.. Santa Catharina. 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Tropidoscinis subtomentosa nov. spec. @. Unterscheidet sich von Tr. tomentosa nur durch folgendes: Thorax poliert schwarz, Pubescenz relativ lang, dünn, wenig dicht, abstehend und gelb. Coxen schwarz. Trochanter ockergelb. Schenkel schwarz mit ockergelber Spitze, Schienen dunkelbraun, Basis ockergelb, bei der Mittelschiene auch die Spitze ockergelb. Tarsus braun, 1. Tarsenglied ockergelb. Flügel hyalin. Zweiter Costalabschnitt ca. 1!/s mal so lang wie der dritte. re+s3 und ra+5 Schwach divergierend. Membran sehr lebhaft in allen Farben irisierend. Körperlänge 1,5—2,1 mm. Flügellänge 2,1 mm. Süd-Brasiliien.. Santa Catharina 2 & gesammelt von H. LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Klassifikation der Oscinosominen. 229 Leptopeltastes nov. gen. Typus: L. longisceutellata nov. spec. Süd-Brasilien. Leptopeltastes unterscheidet sich von ÖOscinosoma durch das schmal langgestreckt dreieckige und nach hinten zu stark verjüngte Seutellum. Bei Oscinosoma ist dasselbe kurz, meist breit und ab- gerundet. Untergesicht ohne medianem Längskiel. In diese Gattung gehören noch folgende Species: Osceinis trı- angularıs WILLIST. 1896 und ÖOsc. apicalıs WILLIST. 1896 aus Zentral-Amerika (St. Vincent). Leptopeltastes longiscutellata nov. Spec. Der ganze Kopf mit Fühlern, Mundteilen und Hinterhaupt hell ockergelb. Scheiteldreieck hell ockergelb, sehr groß, fast bis an den Stirnvorderrand reichend, hinten sehr breit, aber nicht bis zum Augenrand, fast gleichseitig dreieckig. Die dreieckige Ocellenbasis schwarz. Maxillarpalpus lang und den Mundrand ziemlich weit überragend. Untergesichtsecke rechtwinklig. Stirn- und Scheitel- pubescenz fein, kurz und ockergelb. | Thorax ockergelb, glatt, Punktierung sehr fein und wenig dicht, Pubescenz kurz, dicht und ockergelb. Scutellum sehr lang, ca. 1!/. mal so lang wie an der Basis breit, dreieckig, oben eben, etwas, gerandet, Pubescenz ziemlich dicht, Punktierung kräftiger und dichter. Hinterrücken poliert schwarz. Abdomen hell ocker- gelb, die Seiten des sehr langen 1. Tergites (ca. 1'/a mal so breit wie lang) schwarz (hinter dem 2. Segment ist das Abdomen abge- brochen). Beine hell ockergelb. Haltere hell ockergelb. Flügel hyalin, Adern blaß ockergelb, rı und Öosta braun. Zweiter Costalabschnitt 1*/;s mal so lang wie der dritte. Hintere Querader nicht schräg, parallel zu der vorderen und 1?/3 bis 2 mal so lang wie diese. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern fast 21% mal so lang wie der Basalabschnitt ra+5. res und rı+5 kaum merklich divergierend, am Ende stärker divergierend. rı+5 und m parallel. Zelle R4+5s viel breiter als Zelle Re-+:. Membran rot bis grün irisierend. Länge von Kopf und Thorax bis zur Spitze des Schildchens 1,5 mm. Flügellänge 2,7 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 Exemplar gesammelt von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. “ar = 230 | GÜNTHER ENDERLEIN: Meroscinis DE MEI. 1908. Typus: M. scutellata DE MEIJ. 1908. Java. Meroscinis, DE MEIJERE, Tijdschr. v. Ent ?’s. Gravenhage. 51. 1908;; 'p. 172, Taf. 4c. HE. IE 3. Fühlerglied kurz, nierenförmig, Borste pubescent. Augen sroß, nackt. Backen äußerst schmal. Weder Stirn noch Mund- rand vorgeschoben. Rüssel und Saugflächen kurz. Schildchen groß, oben etwas gewölbt, nicht gerandet, dreieckig, nur an der Spitze mit 2 starken divergierenden Borsten. Beine stark, namentlich der Unterschenkel verdickt. Flügel kurz und breit, die 1. bis 3. Längsader kurz; die 4. biegt sich jenseits der hinteren Querader nach oben, verläuft im weiteren Teile der 3. parallel und mündet noch vor der Flügel- spitze in den Vorderrand. Microneurum BECK. 1903. Typus: M. maculifrons BECK. 1903. Ägypten. Microneurum, BECKER, Mitt. Zool. Mus. Berlin. II. 1903. p-. 153.-Taf. de. Fig Tr 19: Yı sehr kurz. r2+3 sehr kurz und nach vorn gebogen; der u Abstand zwischen den Enden re+3 und rı+5 ist länger, meist mehr als doppelt so lang wie der zwischen den Enden von rı und re+3. Scutellum mit 4—6 sehr kurzen fast dornartigen Rand- borsten. Thorax mit 3 zarten Längsfurchen. Untergesicht spitz schnauzenförmig vorgezogen. Augen nackt, rund. Rüssel wenig verlängertundnichtgekniet. Untergesicht schnauzenförmig vorgezogen. Hierher gehört auch die Siphonella aenea MacQ. 1855 (eonf. ; DE MEIERE, Notes Leyden Mus. 25. 1904. p. 161); MACQUART 2 E sagt über den Thorax: „Thorax cuivreux, a lignes peu distinctes‘“. Ferner: M. brevinerve STROBL 1909 (Admont) und M. secuni- ferum STROBL 1909 (Admont). Liomicroneurum nov. gen. Typus: Stiphonella fueicola DE MEIJERE 1905: Java. Siphonella p. p. DE MELJERE, Tijdschr. v. Entom. 51. 1908 p. 176. Taf. 4. Fig. 16. Unterscheidet sich von Mieroneurum BECK. durch den glatten Thorax ohne Längsfurchen. Hierher gehört noch die Siphonella mimima DE MEIJ. 1908 aus Java. Bei Liomieroneurum fuereolum (DE MEIJ.) ist die Entfernung der Enden von re +3 und r4+5 ca. 5 mal so lang wie die von rı und re-+s, bei L. minimum (DE MEIJ.) nicht ganz doppelt so lang. Klassifikation der Oscinosominen. 231 Liomicroneurum luridum nov. Spee. Pie». d. Der ganze Körper schmutzig hell rostgelb, Hinterhaupt und Scheitel hell rostfarben. Rückenschild mit Ausnahme der Seiten und das Scutellum rostfarben. Untergesicht etwas vorgezogen, Rüssel mäßig lang, relativ dick, gekniet. Stirn- und Scheitelpubescenz sehr kurz. Abdomen stark dorsoventral zusammengedrückt und fast kreisrund. Flügel (Fig. 11) hyalin. Adern hell bräunlichgelb. Dritter Costalabschnitt 1!/s des zweiten. Hintere Querader ziemlich stark = Fig. 11. Liomicroneurum luridum ENDERL. Flügel-Vergr. 35:1. schräg, nicht ganz doppelt so lang wie die vordere. Medianab- schnitt zwischen den beiden Queradern und 1°/ı des Basalabschnittes von Y4ı+5. Te-+s und ra+5 etwas divergierend, ihr Abstand von einander etwas größer als der der parallelen Adern ra+5 und m. Membran lebhaft gelb bis gelbgrün irisierend, im Basalteil rot bis blau irisierend. Körperlänge 1!/s mm. Flügellänge 1!/2 mm. Ost-Afrika. Transvaal. Zoutpansberg. 1 d. Type im Stettiner zoologischen Museum. Olcella nov. gen. Typus: O. mendozana nov. Spec., Argentinien. Olcella unterscheidet sich von Siphonella durch den Besitz von 3 Längsfurchen des Rückenschildes.. Untergesicht mit medi- anem Längskiel. Olcella mendozana nov. spec. 2. Kopf, Fühler und Palpen hell ockergelb, Scheitel und Hinterhaupt matt grauschwarz. Rüssel sehr lang, dünn, gekniet und schwarz. Scheiteldreieck nicht abgesetzt und matt, nicht vom übrigen Scheitel zu unterscheiden. Stirn- und Scheitelpubescenz sehr kurz, fein und weißlich, am Scheitel einige abstehende weiße 239 GÜNTHER ENDERLEIN: Börstchen. Untergesicht etwas vorgezogen, oben eingedrückt, Wangen relativ breit: Mediankiel des Untergesichtes relativ kräftig. Thorax matt schwarz mit dichtem grauen Reif und mäßig ddiehter gelblicher kurzer Pubescenz. Die 3 Längsfurchen des Rückenschildes fein. Seutellum relativ schmal und lang, oben etwas eben; schwarz, Spitzenhälfte ockergelb. Hinterrücken poliert schwarz. Abdomen hell.ockergelblich, 4. Segment (oben und unten) dunkelbraun, ebenso die nächste Umgebung. Beine mit den Coxen blaß ockergelb. Haltere sehr blaß gelblich. Flügel hyalin, Adern fast farblos, nur die Costa und rı schwach gelblich. Zweiter Costalabschnitt ca. 1?/s der dritten. Hintere Querader nicht schräg, fast parallel zur vorderen und doppelt so lang wie diese. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern wenig länger als der Basalabschnitt von ra+5. r2-+s3 und rı+5 sehr wenig am Ende stärker divergierend. ra+5 und m parallel. Zelle Rı+5 viel breiter als Zelle Re+s3. Membran lebhaft blau bis rot, ein breiter Außen- und Hinterrandstreifen selbgrün bis blaugrün irisierend. Körperlänge 1,6 mm. Flügellänge 1,7 mm. Argentinien. Mendoza. 22. Dezember 1906. 1 2 ge- sammelt von JENSEN-HAARUP. Type im Stettiner zoologischen Museum. Siphonella Maca. 1855. Typus: 8. oscinima (FALL. 1820). Europa. Siphonella, MACQUART, Suite a Buffon II. 1835. p. 584. Siphuneulina, RONDANI, Dipt. Ital. Prodromus I. 1856. p. 128. Typus: 8. brevinervis ROND. nom. nud. Maecrothorax, L1OY, Atti Istit. Veneto. 3 ser. IX. 1864. p. 1121. Typus: 8. rufieoriis (Maca. 1835). Frankreich. Eurinella, MEUNIER, Ann. Soc. entom. Fr. Bullet. 1893. p. CXCHI. Typus: S. oscmina (FALL. 1820). Unterscheidet sich von Oseinosoma durch das vorgezogene Unter- gesicht. Meist ist auch der Rüssel stark verlängert und knieartig zurückgeschlagen. Untergesicht mit medianem Längskiel. Siphonella speceuliger nov! spec. - 2. Kopf matt schwarz, Maxillarpalpus rostgelb bis rostbraun, Rüssel schwarz, ziemlich schlank, geknie. Fühler ockergelb, 3. Glied vorn bräunlich gesäumt, Borste bräunlichgrau. Ein schmaler Vorderrandsaum der Stirn ockergelb. Stirn und Scheitelpubescenz schwarz, abstehend. Medianer Untergesichtskiel kräftig. Unter- Klassifikation der Oscinosominen. 233 gesicht etwas vorgezogen. Scheiteldreieck lang, schmal, stark zu- gespitzt, bis zum ockergelben Saum reichend, poliert glatt und zu- weilen mit schwach bläulichem Glanz. Bei dem einen Stück aus Costa Rica sind die Wangen bräunlich (unausgefärbt?). Thorax glatt schwarz, mit schwach bläulichem Glanz. Pub- escenz sehr kurz, wenig dicht, schwarz. Scutellum gewölbt, halb- kreisförmig, glatt schwarz. Hinterrücken poliert glatt schwarz. Abdomen schwarz. Beine schwarz, Endspitze der Schenkel, Schiene und Tarsus ockergelb. Haltere ockergelb. Flügel hyalin, Adern hell braungelb, an der Basis ockergelb. Zweiter Costalabschnitt 1?/3 des dritten. Hintere Querader schräg, mehr als doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den 2 Queradern ea. 2 mal so lang wie der Basalabschnitt von Yı+5. Te+s und rı+5 parallel, am Ende etwas divergierend. r4+5 und m parallel. Zelle Re+3 ziemlich viel schmäler als die Zelle Rı+5. Membran lebhaft rot bis blau, ein breiter Außen- und Hinterrandsaum stark grün bis gelbgrün irisierend. Körperlänge 1,7—2 mm. Flügellänge 1,3--2 mm. Süd-Brasilien.e Santa Catharina. 3 2 gesammelt von LÜDERWALDT. Mittel-Amerika. Costa Rica. 2 2 gesammelt von H. SCHMIDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Scoliophthalmus. BECK. 1903. Typus: Se. trapezoides BECK. 1903 (Ägypten). Scoliophthalmus BECKER, Mitt. zool. Mus. Berlin. II. 1903. p. 147. Taf. 4d. Fig. 58-61. BECKER, Archiv. Zoolog. Budapest I. 1910. p. 128. Anacamptoneura, BECKER, Mitt. zool. Mus. Berlin. II. 1903. p. 155. Taf. 4e. Fig. 80—82 (Typus: A. obliguum BECK. 1903 Agypten). i Unterscheidet sich von der Gattung Siphonella, mit der er besonders das vorgezogene Untergesicht gemeinsam hat, durch die stark schräg gestellte hintere Querader, die dem Flügelrande nahe- zu parallel gestellt ist. 'Thoraxrücken etwas abgeplattet. Drittes Fühlerglied trapezförmig mit spitzer oberer Vorderecke. Scoliophthalmus dentigena nov. spec. 2. Kopf schwarzbraun, Untergesicht schwarz. Rüssel lang, dünn, gekniet, schwarz. Fühler und Maxillarpalpen ockergelb. Scheiteldreieck poliert schwarz, fast gleichseitig, hinten nicht sehr Art 234 GÜNTHER ENDERLEIN!: _ breit, vorn bis zur Stirnmitte reichend. Stirn- und Scheitel- pubescenz sehr kurz, dicht und schwarz. Untergesicht stark und spitz vorgezogen, so daß die schwarzen Wangen von der Seite gesehen einen ziemlich spitzen nach vorn gerichteten Zahn bilden. Thorax glatt schwarz, Pubescenz‘ schwarzbraun, kurz, an- liegend. Scutellum relativ lang, gewölbt, hinten gerundet, ziemlich rauh und am Rand mit ca. 8 überstehenden Körnchen mit je einem 3 Haare. Abdomen dorsoventral zusammengedrückt,: schwarz. Coxen und Schenkel tiefschwarz, Trochanter, Schienen und Tarsen leb- haft ockergelb. Haltere ockergelb Flügel hyalin, Adern hellbraun. Zweiter Costalabschnitt 1?/s des dritten. Hintere Querader nahezu parallel zum Hinterrand- und 1!/ mal so lang wie die relativ lange vordere. Medianab- schnitt zwischen den beiden Queradern 1!/; des Basalabschnittes von T4+5. T2e+s und rı+5 parallel, nur am Ende etwas diver- gierend, ra+5 und m etwas gebogen aber parallel. Zelle Re+53 ungewöhnlich breit und fast so breit wie Zelle Rıı+5. Membran rot bis grün irisierend. Körperlänge 1,8 mm. Flügellänge 1,7 mm. Süd-Brasilien.. Santa Catharina. 1 2 gesammelt. von H. LÜDERWALDT. Type im Stettiner zoologischen Museum. Lipara MEıG. 1830. Typus: L. lucens MEIG. 1830. Europa. Lipara, MEIG., Sept. Beschr. VI. 1830. p. 1. Taf. 55. Fig. 1 bis 2. Homalura, WIEDEMANN, Außereurop. zweifl. Ins. II. 1830. p. 573. (Typus: L. lucens). 5 Gymmopoda, MACQUART, Suite a Buffon. II. 1335. p. 503. (Typus: ZL. lucens.) | Unterscheidet sich von Oseinosoma dadurch, daß rı etwa in der F Flügelmitte endet (bei Oscinosoma etwa bis zum Ende des ersten e Flügeldrittels reichend) durch die dreieckig vorgezogene Stirn 2 und durch den sehr breiten medianen Gesichtskiel, der sich zwischen y den Fühlern noch etwas nasenartig vorschiebt. Die dichte 2 Pubescenz ziemlich lang und sehr dicht, auf Kopf und Thorax an- | liegend und gekämmt. Das Scheiteldreieck ist rauh und völlig unpoliert. Durch eine gewisse Scheitelung der Pubescenz des Rücken- schildes entstehen bei ZLipara lucens MEıG. 5, bei L. similis SCHIN. 4 undeutliche Längslinien mit scheinbar weniger dichter Pubescenz. Klassifikation der Oscinosominen. 235 Außer L. lucens MEIG. 1530 gehört in diese Gattung ZL. sımılis 'ScHIn. 1854 (Mittel-Europa). Calamoncosis nov. gen. Typus: Zipara rufitarsıs LOEW 1858, Europa. Calamoneosıs unterscheidet sich von Lipara durch folgendes: Stirn nicht vorgezogen. Medianer Gesichtskiel sehr schmal, leisten- artig, oben zwischen den Fühlern nicht vorgeschoben; die dichte Pubescenz von Kopf und Thorax nicht anliegend, nicht gekämmt und sehr kurz. Das Scheiteldreieck ist poliert glatt. In diese Gattung gehört noch Zipara minıma STROBL 1893 (Steier- mark), L. tomentosa (Maca. 1835) (Österreich) und oseinella BECK. 1910 (Deutschland). Während Lipara eine extreme Stellung unter den Oscinoso- minen einnimmt, steht Calomoncosis sehr nahe der Gattung Osci- nosoma und vor allem dieser viel näher als der Gattung ZLipare. Calamonecosis rufitarsis (LOEW 1858). Lipara rufitarsis LoEW, Wien. ent. Monatsschr. II. 1858. p. 57. a R SCHINER, Fauna austr. II. 1564. p. 219. „ tomentosa (MAcQ.) BECKER, p. p. Arch. Zool. Budap. I. 1910. p. 145. Calamoneosıs rufitarsıs (LOEW) m. Ich züchtete diese bisher nur aus Österreich bekannte Species am 16. April 1906 in Anzahl aus Phragmites-Gallen, die ich bei Finkenkrug bei Berlin gesammelt hatte, zum Teil sind recht kleine Stücke dabei. Nach LoEw ist die Körpergröße 31/g—4!/a mm, die der vorliegenden Stücke beträgt 21/a»—3°/ı mm. Die Gallen sind denen von Lipara lucens MEIG. sehr ähnlich, wie es scheint aber nicht so dick. 2 Exemplare aus der Umgebung von Stettin sind von Herrn Rektor SCHROEDER gesammelt worden. Das Scheiteldreieck ist sehr groß, erreicht vorn den Stirnrand und nähert sich hinten stark dem Augenrand; poliert glatt. Thorakalpubescenz sehr kurz, bräunlich grau mit weißlichem Schimmer. Die Größe des Scheiteldreiecks zeigt deutlich, daß es sich um eine andere Species als ©. tomentosa (MacgQ.) handelt. Calamoncosis tomentosa (MacQ. 1335). Gymmopoda tomentosa MACQUART, Suite a Buffon, II. 1335. p. 503. Lipara tomentosa (MacQ.) PERRIS, Mem. loc. d’Agric. de Lille. 1853. Art" 236 GÜNTHER ENDERLEIN: Lipara tomentosa (MAcQ.) HEEGER, Sitz. Ak. Wiss. Wien. XX. 1856. p. 342. Lipara tomentosa LOEW, Wien. ent. Monatsschr. II. 1856. p. 58. Lipara tomentosa BRAUER, Zweifl. Kais. Mus. Wien. 1883. p. 85. Lipara lucens MEIG. p. p. SCHINER, Fauna austr. II. p. 219. Lipara tomentosa (MAcQ.) BECKER. Arch. Zool. Budapest. I. 1910. p. 145. Calamoncosis tomentosa (MAcQ.), m BECKER: 11.6.2 „Diese Art ist von EGGER und FRAUENFELDT in ihren Samm- lungen als tomentosa MAcQ. gedeutet, während SCHINER in seiner Fauna austrica offenbar ohne Kenntnis dieser Exemplare die Art tomentosa als gleichbedeutend mit lucens MEIG. angesehen hat. MACQUARTS Beschreibung deckt sich mit den EGGERSchen und FRAUENFELDTschen Typen, gleichzeitig aber auch mit rufitarsis LoEWw, die nun als synonym aufzuführen ist. Thorax und Schildehen schwarz, ziemlich dicht punktiert, aber doch noch etwas glänzend, mit weißen, kurzen, gleichmäßig nach hinten gerichteten Haaren; an der Schildchenspitze zwei parallel gestellte feine Borsten. Brustseiten durch Punktierung und Fur- chung der Mesopleuren etwas matt. Schwinger bräunlich. Stirn doppelt so breit wie ein Auge, mattschwarz, punktiert und hell behaart; das Scheiteldreieck klein, schwarz, etwas glänzend, mit undeutlicher Begrenzung; drittes Fühlerglied rot bis dunkelbraun. Taster rot bis schwarz. Backen punktiert und gefurcht, so breit wie der halbe Augendurchmesser. Hinterleib matt pechschwarz bis schwarz, kurz weiß behaart. Beine schwarz, Knie und Tarsen hell rotgelb. Flügel wasserklar. 4—5 mm lang. In EGGERS und FRAUENFELDTS Sammlung. Fundort ist nicht angegeben, aber zweifellos aus Österreich (Coll. BECKER).“ MACQUART gibt die Länge auf 5 Linien an. BECKER gibt an, daß das Scheiteldreieck klein ist; dies paßt weder auf die LoEwsche Angabe bei L. rufitarsıs LOEW, noch stimmt dies für vorliegende Stücke dieser Art, so daß beide Species nicht synonym sein können. Ä Calamoncosis oscinella (BECK. 1910). Lipara oscinella BECKER, Arch. zoolog. Budapest I. 1910. p. 145. Calamoncosis oscinella (BECK.) m. BECKER, |. c.: Die Behaarung ist nur kurz und nicht filzartig, ähnlich wie bei der vorigen Art (tomentosa); die Augen sind etwas größer und Klassifikation der Oscinosominen. 237 das Untergesicht hier nicht breiter als die Stirn; hierdurch nähert sich diese Art schon mehr den eigentlichen Oseinella!)-Arten. Thorax schwarz, erzfarbig, glänzend, fein punktiert und kurz hell behaart. Schildchen verlängert und stärker punktiert, am Rande nur mit einigen längeren feinen hellen Haaren. Brustseiten glänzend pechschwarz. Stirn ungefähr doppelt so breit wie ein Auge, matt schwarz, kurz, hell behaart mit glänzend schwarzem Scheiteldreieck, das die halbe Breite und Länge der Stirn hat. Fühler rot mit kurzer, dieker, schwarzer Borste. Augen ziemlich groß, deutlich pubescent; Backen nur von Fühlerbreite; Taster rotgelb. Hinterleib glänzend pechbraun, weitläufig hell behaart. Schwinger gelbbraun. Beine rotgelb, Schenkel auf der Mitte breit schwarzbraun, Hinterschienen mit breiter Binde. Flügel schwach bräunlich gefärbt. Die kleinste Art der Gattung nur 2!/s mm lang. Ein Exemplar, von Öldenberg bei Berlin, Pichelsberg, am 1. Juni gefangen.“ Gampsocera SCHIN. 1562. Typus: @. numerata (HEEG. 1858). Europa. Gampsocera, SCHINER, Wien. Entom. Monatsschr. VI. 1562. p- 431. Fühlerborste verdickt. Flügel nicht verkürzt. 3. Fühlerglied quer eiförmig, Seta an der Spitze stehend. Stirn vorgezogen. Mundöffnung groß, behaart aber ohne Knebelborsten. Flügel schwarz gefleckt. Untergesicht ohne Längskiel. Gampsocera saeculicornis nov. Spec. cd 2. Kopf und Mundteile hell ockergelb, Hinterhaupt schwarz. Scheiteldreieck groß, schwarz, poliert glatt, hinten nicht ganz die Augenränder erreichend, vorn bis zum Hinterende des vorderen Stirndrittels reichend. Fühler ockergelb; das 3. Glied ist oben schwarz gesäumt und nach unten zu stark verbreitert und zwar so, daß das 3. Glied nach unten und basalwärts sackartig her- unterhängt, ungefähr doppelt so breit wie lang. Fühlerborste sehr diek, schwarz ungefähr von Kopflänge, Pubescenz dicht, ziemlich lang, kräftig und schwarz. Untergesicht zurückweichend, ohne Kiel. Pubescenz der Wangen und des Untergesichtes spärlich aber sehr lang, dünn und abstehend. Stirnpubescenz dünn, ziem- lich lang und abstehend. Scheitel mit 4 sehr langen und ziemlich dünnen Borsten. \) also Oscinosoma-Arten. 238 GÜNTHER ENDERLEIN! Thorax poliert schwarz, unpunktiert, mit zerstreuten sehr dünnen und mäßig langen gelben Haaren. Scutellum matt dunkel- braun, dicht und fein pubesciert, beim 2 in eine lange Spitze ausgezogen, Rand mit 4 Borsten, die 2 mittelsten lang. Hinter- rücken wenig hoch, poliert glatt. Abdomen lang, poliert glatt schwarzbraun; Pubescenz ziemlich zerstreut, blaßgelb, dünn und lang; hinten ziemlich dicht; Unterseite in der Mitte gelblich. Beine mit den Coxen ockergelb, die beiden letzten Tarsenglieder hell rostbraun. Haltere gelblich weiß. Flügel hyalin mit blaß bräunlichem Ton. Adern hell braun- gelb. Zweiter Costalabschnitt ungefähr so lang wie der dritte oder ein wenig länger. Hintere Querader nicht schräg, doppelt so lang wie die vordere. Medianabschnitt zwischen den beiden Queradern > mal so lang wie der Basalabschnitt von r+5. T2+s3 und Tı+t5s sehr schwach, am Ende stark divergierend. rs+5 und m sehr wenig deutlich divergierend. cu erreicht nicht ganz den Hinterrand. Basalhälfte der Zelle Re+3 halb so breit wie die Zelle Rı+5. Membran lebhaft rot bis blau bis grün irisierend. Körperlänge J' 2,6 mm, 2 2,9 mm. Flügellänge J' 2,6 mm, 2 2,9 mm. Süd-Brasilien. Santa Catharina. 1 Z, 1 2 gesammelt von H. LÜDERWALDT. Typen im Stettiner zoologischen Museum. Mepachymerus SPEISER 1910. Typus: M. baculus SPEIS. 1910. D. ©. Afrika. Mepachymerus, SPEISER in: SJÖSTEDT, Kilimandjaro — Meru Exped. Bd. II. 10:5. Cyelorrhapha 1910. p. 197. SPEISER, ]. c.: „Die Gattuug steht am nächsten der Gattung Melanochaeta BEzz1, von der sie jedoch genügend abweicht, zumal durch die Gestaltung der Stirn. Kopf rundlich, etwas länger als hoch, mit runden Augen. Die als ganz bis nach vorn verlärgertes Scheitel- dreieck imponierende, matte Stirnstrieme ist durch eine deutliche erhabene glatte Leiste von den Orbiten abgegrenzt, diese selber fein punktiert. Von größeren Borsten läßt sich nichts wahrnehmen, in der Gegend der Vertikalen stehen mehrere härchenartige kleinere Börstchen, Rüssel und Taster wie bei den Verwandten. Die Fühler kurz, das dritte Glied beilförmig, mit einer breit schwertförmigen, mit feinen kurzen Härchen dicht besetzten Borste, welche an der oberen Vorderecke des dritten Fühlergliedes inseriert und doppelt so lang ist als der ganze Fühler. Thorax schlank, annähernd Klassifikation der Oscinosominen. 239 zylindrisch, dieht und fein punktiert, eine kräftige Präsutulalis, eine schwache Postalaris, am Scutellum vier Borsten, welche nicht auf Höckern stehen. Sonst nur unbedeutende Härchen. Die Ober- fläche ist durch ein Paar seichte Längsfurchen skulptiert. Vorder- hüften halb so lang wie die Vorderschenkel, die 4 letzten Glieder der Vordertarsen ein wenig verbreitert, die Beine sonst ohne Be- sonderheiten. Flügel lang und schlank, die Costalis geht ein klein wenig über die Mündung von R:+5 hinaus, die Queradern stehen in gewöhnlicher Entfernung von einander. Abdomen Jlänglich, Sringelig außer den Greenitalsegmenten, welche beim 5 etwas kolbig entwickelt sind.“ Diese Gattung scheint der Gattung Gampsocera sehr nahe zu stehen. Elachiptera MacaQ. 1535. Typus: E. brevipennis (MEIG. 1830). Europa. Elachiptera, MACQUART, Suite a Buffon, II. 1835. p. 621. Crassiseta, VON ROSER, Correspondenzbl. d. landwirtsch. Ver. Württemberg. 1840. p. 63. Typus C©. cornuta (FALL. 1820). Pachychaeta, LOEW, Dipt. Beitr. I. 1545, p. 50. Macrochetum, RONDANI, Prodr. I. 1356. p. 127. Megachetum, RONDANI, Prodr. I. 1856. Myrmecomorpha,. DUF., CORTI (nec DUFOUR 1833). Wien. Ent. Zeit. 1909. Elachiptera, -MACQ. BECKER, Wien. Ent. Zeit. 28. 1909. p. 91—95. 1 Fig. Fühlerborste verdickt, lang. Flügel normal, verkürzt oder rudimentär. Untergesicht mit medianem Längskiel. Thorax ver- längert, die Punkte zu deutlichen Längsreihen angeordnet. Seu- tellum trapezförmig, oben rauh, mit 2—6 Randborsten auf warzen- förmigen Höckern. Nach BEckErR (Wien Ent. Zeit. 1909 p. 91) ist die Gattung Myrmecomorpha DUFOUR 1833 (DUFOUR, Ann. Sc. nat. XXX. 1833. p. 218) nicht auf diese Form zu beziehen. Melanochaeta BEzzı 1906. Typus: F. aterrima (STROBL 1880). Süd-Europa, Steiermark. Pachychoeta, BEzz1, Bullet. Soc. Ent. Ital. 27. 1895. p. 72. (nec LOEW 1845 et BIGOT 1557, Typus: P. aterrima (STROBL 1880). Pachycheta, Bezzı, BECKER, Kat. Pal. Dipt IV. 1905. p.184. Melanochaeta, Bezzı, Zeitschr. Hym. u. Dipt. Bd. 6. 1906. p- 50. | 240 GÜNTHER ENDERLEIN: Pachychaetina, HENDEL, Wien. Ent. Z. 26. 1907. p. 98. Lasiochaeta. CorTI, Bull. Soc. Ent. Ital. 1909. p. 147. Scutellum gewölbt, rundlich, breiter als lang, oben nicht rauh, mit 4 dünnen Borsten. Thorax kurz, quadratisch, oben glatt oder fein punktiert. Seiten kaum beborstet. Schulterbeulen nicht deut- lich. Seta sehr dick, kurz, 2gliedrig. Körper mit den Beinen und Fühlern schwarz. Anatrichus LOEW 1860. Typus: A. erimaceus LOEwW 1860 (Süd-Afrika und Egypten). Anatrichus, LOEW, Bidr. til Känned. om Afr. Dipt. 1860. p. 97. Rückenschild und Scutellum mit langen, fast lanzenförmigen Borsten rauh bedeckt. Hinterleib nur aus 2 Ringen bestehend; länglich oval, vorn verschmälert, auf der Oberfläche mit erhabenen Längs- und Querlinien zweigartig oder netzförmig gezeichnet (im trockenen Zustande in Form einer ovalen Hohlschüssel). Die langen Borsten von Thorax und Scutellum sind weiß mit schwarzer Spitze. Alphabetisches Verzeichnis der Gattungen und ihrer Synonyme. Acanthopeltastess nov. gen. 194 Melanochaeta Bezzı 1906 . 259 Anacamptoneura BECK. 1903 233 Meroscinis DE Me&ıy. 1903 . 250 Anatrichüus LOEW 1860... 240 Mepachymerus SPEISER 1910 238 Aprometopis BECK. 1910... 215 Microneurum Beck. 1903 . 230 Botanobia Lıioy 1564 ... 216 Myrmemorpha Dur. 1835 . 239 Calamoncosis nov. gen... .. 235 Notonaulax BECKER 1905 . 207 Coryphisoptron nov. gen... . 204 Notaulacella nov. gen. ... . 212 Crassiseta v. Ros. 1840 . .. 239 Oedesiella Beck. 1910... 214 Discogastrella nov. gen. ... 200 Olcanabates nov. gen. . . . 189 Elachiptera Maca. 1835 . . 239 Olcella nov..gen. ...... 231 Epimadiza BEcK. 1910 .. 213 Onychaspidium nov. gen. . 196 Eribolus BECK. 1910... . 206 Oscinella Beck. 1910 ... 216 Eurinella MEuN. 1893 . .... 232 ÖOseinis LATR. 1804 .... 216 Gampsocera SCHIN. 1862 . . 237 ÖOscinomorpha LıoY 1864 . 226 Gaurax LoEw 1863 .... 225 ÖOseinosoma Lıoy 1864... 216 Gymnopoda MaAcQ. 1835. .:234 Pachychaeta Losw 1845. . 239 Hippelates Loew 1863... 191 Pachychoeta Bezzı 1895 . . 239 Hippelatinus nov. gen. .. 193 Pentanotaulax nov. gen... 197 Homalura WıepD. 1830... 234 Seoliophthalmus Beck. 1903 233 Lasiopleura Bkck. 1910 ... 214 Siphomyia Wırr. 1876 .. 191 Leptopeltastes nov. gen. ... 229 Siphonella MacQ. 1835... 232 Liomieroneurum nov. gen... 230 Siphonellopsis STROBL. 1896 215 Lipara Meıe. 1830 .... 234 Siphumeulina Roxp. 1856 . 232 Loxobathmis nov. gen. . . .. 205 Strobliola ÜZERNY 1909 . . 216 Macrochetum RoXD. 1856 Macrostyla Lıoy 1864 . Macrothorax LIoOY 1864 . a m OECD AD Om er DD but u fd Ib u u DV) ph op) Fr: 18. 19. Klassifikation der Oscinosominen. 241 39 Trreimba Laor 1864 .... . 207 . 225 Tropidosceinıs nov. gen... . 226 . calearatus NOV. . virgulata nov. . tofinistrigata nov. 2. caviventris Nov. . Grünbergiı nov. . flaviceps nov. spec. . salebrosa Nov. . disceiwentris nov. . flavitarsıs nov. Spec. . trigonalifrons nov. spec. 292 Verzeichnis der aufgeführten Arten. 1. Olcanabates nov. gen. . strigatus nov. spec. (Fig. 1) . sulcatus nov. spec. i 1863. 2. Hippelates LOEW. . dorsalis LOEW 1869 . nobilis LOEW 1863 . . proboscideus WILLIST. 1896 Zentral- narrka . dorsatus WILLIST. . plebejus LOEW 1863 . pallidus LOEW. . convexus LOEW. . ? aequalis WILLIST. 1896 . ? flaviceps LOEW 1865 . ? seutellarıs WILLIST. 1896 . . Pehlkei nov. . annulatus nov. . vırıdıniger nov. 1896 » ” 1869 1865 . spec. spec. spec. 3. Hippelatinus nov. gen. spec. 4. ee nov. gen. spineus nov. spec. (Fig. 2) . . hyalinıpennis nov. spec. (Fig. 3,2 5. Onychaspidium nov. gen. sexdentotum nov. spec. (Fig. 4) 6. Pentanotaulax nov. spec. (Fig. 5) spec. spec. gen. 7. Discogastrella nov. gen. spec. Rrre6sr ©. spec. (Fig. 6) . Süd-Brasilien ” Be Ah Nord-Amerika St. Vincent ” Nord-Amerika Cuba 9 Cuba, St. Vincent St. Vincent Columbien Süd-Brasilien ” „ Süd-Brasilien Süd-Brasilien p)) ” Süd-Brasilien Süd-Brasilien 0. 51. 52. 53. 54. GÜNTHER ENDERLEIN: 8. Coryphisoptron nov. gen. . flavipes nov. Spec. - © 2 2.2.“ . Süd-Brasilien 9. Loxobathmis nov. gen. obliquans nov. Sspee. (Fig. {) . . . . Süd-Brasilien 10. Eribolus. BECK. 1910. . sudeticus BECK: 1910. . . . . ... Schlesien, Böhmen 11. Trieimba Lioy. 1364. ‚tineella (FALL. 1820) 17:22 2 es . annulifera (ZETT. 1848) „2.2. Wen Sehne ‚aptealis (v.: R08, 1840)... WET ER . cineta (MEIG. 18530) se A „‚favillacea (BECK. 1905): MT een . humeralis LOEW 1858 (= maculifrons BECK. 1903) Egypten, Sieilien, Spanien . multieingulata (STROBL. 1893) . Österreich, Spanien : quadrivıltata. (MeiG. 1830). .. . ..02 27. (Deutschland .. setulosa. (BEER. 103) N. FL 2 La .sordidella (ZEUT. 1840) 77.7 08 2.0 mn sch . trilineata (MEIG- 1830). 2422 39 Denkenlane . Tongiwventris: DOV.:SPee. .. . .... wen, mr GoBmeE . bisulcata. nov» Bpee." va 2 u See SU BIS . Ochripes NOV :BPRO.. Aa De I > . -egüßebosa ON: apee. 2. hen aan Y y . simils DOW IDEE ANREDE, $: “ : SCHTEOPUB. MOV REDRE. NR RER 5 r ..rimald NOV. BAR. ST ra Sa I N 5 12. Notaulacella nov. gen. armillata nov. spec. (Fig. 8) . . . . »Büd-Brasilien 13. Epimadiza BEcK. 1910. rugosa., DE: MEI: 222° 9, er Er 14. Siphonellopsis STROBL 1896. lacteibasis STROBL 1896 . .. \, 7 = u 272 7Bpanlen 15. Lasiopleura BEcK. 1910. longepilosa (STROBL) . . . » . . .. Mittel-Europa 16. Oedesiella BECK. 1910. discoler BEOR.:- 111 7a Fr ..... .Barepta Klassifikation der Oscinosoninen. 17. Aprometopis BEcK. 1910. ee Ber ba. EN an r uAfrika 56. gigantea nov. spec. . . . West-Afrika (Fernando Po) 18. Oscinosoma LioyY 1864. 37. frit.(1,:,1161) MIREEE NE RER ER A Europa 58... chloropsoides. (Liox. 1864) 9... 0... Italien 89. dubia (MicQ 1835) -- 2.2.2.2... Süd-Europa 60. vitripennis (MEIG. 1830) . . . .. .... Deutschland 61. albidipennis CZERNY 1909 . . . . 2... Spanien 62. columbiana. Dnov. spec: '. we, Golumbien BI REBEGhE DON. BBeO. En i Süd-Brasilien 64. nigrolineata nov. Spec. $ E 65. luciscens nov. spec. RE NE A “ 66. testacea Nov. Spec. RER x re De Doeularerons NOV. SPa6. .. u en n ® % 68. catharinensis nov. Spec. . .». - . & £ 69, lacteihalterata nov. spec. (Fig. 9 Er a 70. sulfurihalterata nov. spec. . » 2.2... Costa Rica 71. angustata nov. spee. (Fig. 10). . . . Süd-Brasilien 12. trapezısoptron nov. Spec. ’ 5 19. Gaurax LoEwW 1863. u Tesinas BOEW 1868. ... 2.083022, Nord-Amerika 72 DEmmaer (Mc. 830) rs) .. Europa 75. flavisceutellatus nov. Spec.. . » » . ... Süd-Brasilien 20. Oscinomorpha LioY 1864. Ins obhgua (MA0OS 1BBA) nee... "Europa 21. Tropidoseinis nov. gen. 77. Lüdevwaldti nov. spec. . . 2.2.2... Süd-Brasilien 18. tomentosa nov. Spec. | 2 19. subtomentosa nov. spec. A = 22. Leptopeltastes nov. gen. 80. trıangularıs (WILLIST. 1896) Zentral-Amerika (St. Vincent) 81. apicalis (WILLIST. 1896) R “ 82. longiscutellata nov. Spec. . . » 2... Süd-Brasilien 23. Meroseinis DE MEI). 1908. EBERLE EODB. ie. Java 24. Mieroneurum BEckK. 1903. 84. maculifrons BECK. 1903 :. . . „2.2... 0. Egypten 85. aeneum (Maca. 1835) . . a A u TERROR 24: 86. brevinerve STROBL 1909 . . Steiermark (Admont) 87. securiferum STROBL 1909 5 ; 25. Liomicroneurum nov. gen. 88. fucicolum (DE MEY. 18) . . . . E 89. minimum (DE MEIJ. 1908) IR Bi7Ht > z 90. lurıdum nov..spec (Fig. 11) .. . 2. 7e’Transvaal 26. Olcella nov. gen. 91. mendozana nov. Spec. . . . . . „ Argentinien 27. Siphonella Maca. 1835. 92. oseinina (FALL..1820) =»... 7. DaSeHmee Se 93. rufieorns (MacQ. 1835) «>; - .„ Frankreich 94. speculiger nov. spec. . Üosta Rien und Süd-Brasilien 28. Scoliophthalmus BECK. 1903. | 95. trapezoides BECK. 1903 (= Anacamptoneura BECK. 1904) Egypten 95. obliquum BECK. 1903.27 2. m ee 97. dentigena nov. spec. . , .... . .. „= Sud Brasien 29. Lipara MEIG. 1830. 98. lucens MEIG. 1850 . . . . u er 2 A 99. similis SCHIN:: I85E m. Er See ne Ser 30. Calamoncosis nov. gen. 100. rufitarsis (LOEW. 1858)... +. nn Ve re 101. minima (STROBL 1893). . . . „2... ... Steiermark 102. oscinella (BEER. IIMO) Ta De re De Deutschland 31. Gampsocera SCHIN. 1862. 103. numerata (HEEG. 1858). - - -» » » ».. Europa 104. saceulicornis nov. Spec. ». » » . .... $üd-Brasilien 32. Mepächymerus SPEISER 1910. 105. baculus SPEISER 1910 . . . . Deutsch Ost-Afrika 33. Elachiptera Maca. 1855. 106. brevipennis (MEIG. 1350) . . . . .. . Europa 107. eornuta (FaLL. 1820) . : »... Europe Nord-Afrika 34. Melanochaeta Bezzı 1906. 108. aterrima (StroßL. 1880) . Süd-Europa, Steiermark 35. Anatrichus LoEwW 1860. 109. ö GÜNTHER ENDERLEIN: Klassifikation der Oscinosominen. erinaceus LOEW 1860 . . .. . Süd-Afrika, Keskn RICHARD STERNFELD! Zur Reptilienfauna Deutsch-Ostafrikas. 245 Zur Reptilienfauna Deutsch-Ostafrikas. | Von RICHARD STERNFELD. Die nachfolgende Liste gibt eine Übersicht über die von Herrn HERRMANN GROTE auf deutsch-ostafrikanischem Boden, am unteren Rovuma gesammelten Echsen und Schlangen. Von den achtzehn Echsenarten erwiesen sich drei als neu, nämlich ein Zygodactylus, eine Mabuia und eine Amphishaenide, der der Rang einer neuen Gattung zuerkannt werden mußte. Eine weitere Art war bisher für das Gebiet nicht angegeben. Die fünfzehn Schlangenarten waren weder für die Wissenschaft noch für Ostafrika neu; ich beschränke mich daher in der Hauptsache auf eine bloße Aufzählung. Gleichzeitig lag mir noch eine kleine Sendung von Herrn DIESNER aus Tabora vor, die zwar nur wenige Individuen ent- hielt, aber unter diesen eine neue Mabwia-Species sowie zwei im Gebiete bisher noch nicht gefundene Schlangen. Für die Überlassung des Materials bin ich Herrn Professor TORNIER zu größtem Danke verpflichtet. I. Sauria. Hemidactylus mabouia MOoR. 9 Ex. Mikindani, GROTE. 1 „ Makonde-Hochland, GROTE. Bei dem größten sitzen unter jedem ersten Zehengliede ein oder mehrere zinnoberrote, winzige Zecken. Lygodaectylus pieturatus PTRS. 1 Ex. Z, 40 + 42 mm, typische picturatus Färbung. Schwanz- spitze mit 7 Paar Haftlamellen. 1. Ex. 2, 38 + 34 mm, Rumpf und Schwanz einfarbig blau- grau, nur Nacken und Kopf gefleckt. Schwanzspitze stark abge- plattet aber der Haftapparat wenig deutlich. = Lygodactylus Groteinov.spec. 19 Ex. Mikindani, GROTE. 1 „ Makonde-Hochland, GROTE. Die Art steht L. capensis nahe, von dem sie sich hauptsäch- lieh dadurch unterscheidet, daß der Schwanz an der Unterseite eine Reihe vergrößerter Schuppen trägt. Kopf lang und spitz. Schnauze fast doppelt so lang wie das Auge. Ohröffnung ziemlich klein, schief oyal.e. 6—7 obere und 5—6 untere Labialen. 4—-6 Anal- poren in einer gebogenen Reihe. Färbung oberseits olivenbraun. Ein heller Streif verläuft auf dem Canthus rostralis und vom oberen Augenrand bis zum Schwanz, wo er allmählich verschwindet. 246 RICHARD STERNFELD: Ein dunkelbraunes Band geht vom Nasenloch zum Auge, von diesem zur Schulter und löst sich an den Seiten in Flecke auf. Feine, dunkle Linien und Punkte stehen auf dem Rücken. Die Unterseite ist rein weiß. Länge 29 + 31 mm. Die Art verbindet L. capensis und pieturatus. An der Schwanzspitze befindet sich, was noch zu erwähnen wäre, der von TORNIER zuerst beschriebene Haftapparat. Agama mossambica PTRS. 8 Ex. Mikindani, GROTE. Mehrere davon sind am Bauche dicht mit kleinen roten Zecken besetzt, sodaß sie geradezu rotgetüpfelt erscheinen. Taranus albigularis DAUD. 1 Ex. Mikindani, GROTE. Amphisbaenulanoxv.gen. Steht den von BOULENGER beschriebenen Amphisbaeniden- gattungen Placogaster und Chirindia nahe und unterscheidet sich gleich diesen von Amphisbaena durch die völlige Verschmelzung des Nasorostrale mit den vorderen Labialen und dem Okulare zu einem großen Schilde jederseits. Von Placogaster scheidet sie die normale Beschaffenheit der Bauchschilder. von C'hurindia das regel- mäßige Vorhandensein von Analporen. Eine Art dieser Gattung, Amphisbaena haugı, vom (rabun, ist. bereits von MOCQUARD be- schrieben worden, doch hat dieser davon Abstand genommen, eine neue Gattung aufzustellen. ”" Amphisbaenula orientalisnov.spee. 7 Ex. Mikindani, GROTE. Rostrale ziemlich klein, dreieckig. Nasorostrale, vordere La- bialen und Okulare jederseits zu einem großen Schilde verschmolzen, daß mit seinem Partner auf der anderen Seite eine lange Naht bildet. Zwei kleine dreieckige Frontalia bilden zusammen ein mit einem Winkel nach vorn gerichtetes Quadrat. Zwei Parietalia, ähnlich geformt wie die Frontalia, aber etwas größer, vor allem breiter als diese. Die beiden Oceipitalia sehr klein, durch die Parietalia von einander getrennt. Zwei Labialia, das vordere, größere stößt mit der Spitze an das Frontale der betreffenden Seite. Ein großes Schläfenschild, in Berührung mit dem Frontale, dem Parietale und beiden Lippenschildern. Das Auge, manchmal völlig unsichtbar, schimmert in anderen Fällen ganz schwach durch. Mentale groß, dreieckig. Drei untere Labialien, das erste sehr groß, aber von seinem Gegenüber durch das Mentale noch eben wi Zur Reptilierifauna Deutsch-Östafrikas. 247 getrennt. Körper mit 257—259 Querringen, die mittleren mit 22 Segmenten, wovon 12 über, 10 unter der Seitenlinie liegen. Schwanz mit 24—26 Querringen. Seitenfurchen deutlich, Rücken- furche schwach ausgeprägt. 5—6 Analporen (selten fehlend!) Fleischfarben; auf dem Rücken etwas dunkler. Länge 165 mm, wovon 23 mm auf den Schwanz kommen. Von A. haugi unterscheidet sich die Art durch die erheblich größere Zahl der Segmente (12 + 10 statt S + 3), durch die etwas geringere Zahl der Analporen und durch kleine Abweichungen in der Kopfbeschuppung. Über die Analporen wäre noch zu bemerken, daß meist drei auf der einen, zwei auf der anderen Seite liegen. Bei einem Exemplar fehlen sie sonderbarerweise vollständig! Ein Beweis, mit welcher Vorsicht nur ein solcher Charakter zur Aufstellung von Gattungen verwendet werden darf. = Ichnotropis squamulosa PTRS. Neu für Deutsch-Ostafrika. 5 Ex. Makonde-Hochland, GROTE. Die fünf Exemplare, halberwachsene Tiere, zeigen in der Fär- bung den Übergang vom gestreiften Jugend- zum gefleckten Alters- kleid. Auf dem Rücken und der Schwanzwurzel stehen in Längs- reihen angeordnete, tiefschwarze Hofflecke. An den Seiten des Rückens aber treten die hellen Längsbinden noch sehr deutlich hervor. Die Grundfärbung der Oberseite ist mehr rot- als grau- braun, der Schwanz besonders hell rötlichgelb. Die Unterseite ist noch völlig weiß, nur am Kinn beginnen bei den größeren Männ- chen dunkle Flecke ganz schwach hervorzutreten. Das Suboculare stößt an das 4., 5. und 6. obere Labiale, manchmal auch noch an das 7. oder das 3. Gerrhosaurus major A. Dum. 1. Ex. Mikindani, GROTE. Gerrhosaurus flavigularis WIEGM. 2 Ex. Makonde-Hochland, GROTE. Beide gehören der Varietät nigrolineatus an. Das größte mißt 15,5 + 32,5 em. Ablepharus Boutonii DES]. 4 Ex. Mikindani, GROTE. Ablepharus Wahlbergi SMITH. 6 Ex. Mikindani, GROTE. 3 Ex. Makonde-Hochland, GROTE. 248 RICHARD STERNFELD: ” Mabuia Diesmerinov. spec. 1 Ex. Tabora, DIESNER. Sohlen und Subdigitallamellen glatt. Schuppen in 32 Quer- reihen, auf dem Rücken sehr scharf dreikielig. Vier obere Labi- alen vor dem Suboculare, das nach unten nicht verschmälert ist. Supranasalia in Berührung miteinander hinter dem Rostrale. Prä- frontalia getrennt, Frontale groß, in Berührung mit den drei vor- deren von vier Supraocularen. Fünf Supraciliaren. Ohröffnung oval, mit vier kleinen, zugespitzten Schüppchen am Vorderrande. Das nach vorn gelegte Hinterbein reicht fast bis zum Ellenbogen des nach hinten gelegten Vorderbeines. Färbung des Rückens braun mit Längsreihen schwarzer Fleckchen. Ein dunkles, beson- ders an den Schläfen tief schwarzbraunes Band, oben durch einen unscharfen, hellen Streifen begrenzt, zieht an den Körperseiten entlang. Zahlreiche, schwach ausgeprägte, helle Punkte stehen auf Rücken und Seiten. Die Unterseite ist gelblichweiß, an den Halsseiten braun gesprenkelt.e. Der Rand der Ohröffnung, die Schnauzenspitze und die Lippenränder sind orangegelb. Länge des Körpers 8,5 cm, Schwanz des einzigen, vorliegenden Exemplars verstümmelt. | Die Art würde unmittelbar neben M. brevicollis stehen, aber diese Art ist im Catalogue of Lizards von BOULENGER unrichtig plaziert; sie hat scharf gekielte Sohlen, wie das auch WERNER schon angegeben hat NM. Wingati WERNER dürfte ihre nächste Verwandte sein. “= Mabuia Boulengerinov.spee. l Ex. Makonde-Hochland, GROTE. Sohlen und Subdigitallamellen glatt. Schuppen in 29 Quer- reihen, auf dem Rücken ziemlich stark, an den Seiten schwach gekielt. Die Zahl der Kiele beträgt auf den meisten Schuppen 7—9, auf einzelnen sogar 10—11. Supranasalia nicht in Berührung mit- einander hinter dem Rostrale. Präfrontalia getrennt. Frontale in Berührung mit dem 1.—3. oder 2. und 3. von 4 Supraocularen. Vier Supraeiliaren. Die Parietalia stoßen hinter dem Interparietale zusammen. Suboculare nach unten nicht verschmälert, zwischen dem vierten und fünften oberen Labiale. Ohröffnung oval, mit drei kleinen, zugespitzten Schüppchen am Vorderrande. Die zusammengelegten Vorder- und Hintergliedmaßen stoßen mit den Zehenspitzen kaum zu- sammen. Oberseite olivenbraun mit zerstreuten, kleinen schwarzen Punktflecken. Ein schwarzer Streif begrenzt unten das Auge und setzt sich von da als Fleckenreihe bis zum Ohre fort. Ober- und - u 5 DR a Zur Reptilienfauna Deutsch-Ostafrikas. 249 Unterlippenschilder klein schwarz gefleckt. Unterseite grünlich- weiß, die Schuppenränder seitlich etwas dunkler, so daß schwache Längsstreifen entstehen, die auch an den Körperseiten noch zu be- merken sind. Körperlänge 8,5 cm, Schwanz (verstümmelt) 12,5 em. Kopf 15 mm, Vorderbein 21 mm, Hinterbein 27 mm. Die Art steht neben M. macullabrıs, von der sie sich haupt- sächlich durch die auffallend hohe Zahl der Schuppenkiele, die geringere Zahl der Supraciliaren, die größere Rumpflänge und . durch die Färbung unterscheidet. Mabuia quwinquetaeniata LICHT. 2. Ex. juv. Ntschitschira, GROTE. Mabwia varia PTRS. 12 Ex. Mikindani, GROTE. Mabuwia striata PTRS. 4 Ex. Mikindani, GROTE. Lygosoma Sundevalli SMITH. 13 Ex. Mikindani, GROTE. 1 Ex. Makonde-Hochland, GROTE. Chamaeleon dilepis LEACH. 8 Ex. Mikindani, GROTE. 2 Ex. Nchichira GROTE. 2 Ex. Tabora, DIESNER. Die beiden Exemplare von Nchichira sind außergewöhnlich starke, alte Weibchen von 15 cm Körperlänge. Chamaeleon Melleri GRAY. 1 Ex. Mikindani, GROTE. Das eine Tier ist fast erwachsen (es mißt 25 + 26 cm). Bei diesem ist das Schnauzenhorn grade vorwärts gerichtet und trägt an seiner Spitze eine stark vergrößerte, kegelförmige Schuppe. Das andere ist ganz jung (Körperlänge 8,5 cm), aber auch bei diesem ist das Schnauzenhorn verhältnismäßig mindestens so stark entwickelt wie bei dem erwachsenen. Das Horn ist jedoch etwas gekrümmt und stark nach oben gerichtet, auch fehlt eine deutlich ausgeprägte, vergrößerte Spitzenschuppe. II. Ophidia. Typhlops punctatus LEACH. 1 Ex. Sq. = 30. Mikindani, GROTE. = Typhlops dinga PTRs. Neu für Deutsch-Ostafrika. 8 Ex. Tabora, DIESNER. Die Exemplare stimmen im wesentlichen mit der Original- beschreibung überein. Der Rand des Rostrale ist nicht sehr scharf, 250 RICHARD STERNFELD! so daß man ihn kaum noch als „scharfschneidend“* bezeichnen kann, ist aber wiederum viel stärker ausgeprägt als etwa bei T. pune- tatus. Sq. = 34--36. Färbung oberseits gelblich- oder grünlich- grau, unterseits gelb. Schwarze Flecke stehen auf dem ganzen Körper und verdrängen auf dem Rücken die helle Grundfärbung mehr oder weniger. Die Länge des größten beträgt 20 cm, die Dicke 0,7 em. Die jüngeren Tiere sind etwas schlanker als die erwachsenen. Glauconia Eminü. 5 Ex. Mikindani, GROTE. Boodon lineatus D. u. B. 23 Ex. Mikindani, GROTE. Unter diesen befindet sich ein kaum halbwüchsiger, rein weißer Albino. | Lycophidium capense SMITH. 8 Ex. Mikindani, GROTE. Ein Exemplar hat eine Mabuia varia im Magen, ein anderes zwei Schwänze, die anscheinend der gleichen Echsenart angehören. = Pseudaspis cana L. Neu für Deutsch-Ostafrika. 1 Ex. Tabora, DIESNER. Nur Kopf und Schwanz vorhanden. Die Zahl der Subceaudalen ist mit 42 auffallend gering. Die Färbung ist sehr dunkelbraun mit schwarzen Augenfleeken. Bauchschilder graugrün, schwarz gefleckt. Phiülothamnus semivariegatus SMITH. 7 Ex. Mikindani, GROTE. Coronella semiornata PTRS. l Ex. Mikindani, GROTE. ls dürfte dies der südliehste bekannte Fundort der Art sein. Dasypeltis scabra \.. 9 Ex. Mikindani, GROTE. Es liegen drei verschiedene Farbenvarietäten vor. Grund- farbe graubraun, rotbraun und lichtgrau. Die beiden ersten For- men haben schmale, dunkle Querbinden auf dem Rücken, die dritte große, rhombische, tiefbraune Flecke. Leptodira hotamboeia LAUR. 4 Ex. Mikindani, GROTE. Psammophis subtaeniatus PTRS. 9 Ex. Mikindani, GROTE. Im Magen eines Exemplars fand sich Mabwia varıa. ’sammophis sibülans L. 1 Ex. Mikindani, GROTE. I Ex. 1 Ex. 2 Ex. 2 Ex. 1.Ex Zur Reptilienfauna Deutsch-Ostufrikas. Tnhelotornis Kirtlandi HALL. Mikindani, GROTE. v Naja nigrieollis REINH. Mikindani, GROTE. Causus Defilippii Jan. Mikindani, GROTE. Bitis arietans MERR. Mikindani, GROTE. Atractaspis Bibronii SMITH. Mikindani, GROTE. Druck: J. F, Starcke, Berlin £.W. 48, ER " “N Auszug aus den Gesetzen der Gesellschaft Naturforschender Freunde : zu Berlin. Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin ist eine freundschäftliche Privatverbindung zur Beförderung ‘der Naturwissenschaft, insbesondere der Biontologie. | Ä Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, ausserordent- lichen und Ehrenmitgliedern. Die ordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens 20 betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom’ 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetze. Sie verwalten das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. Die ausserordentlichen . Mitglieder, deren Zahl unbe- schränkt ıst, werden von den ordentlichen Mitgliedern, auf Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes unter - eingehender Begründung, gewählt. Für freie Zustellung der Sitzungs- berichte und Einladungen zu den Sitzungen zahlen die ausscr- ordentlichen Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5. Mark. Sie können das ‚Archiv für Biontologie“ und alle von der Gesellschaft unterstützten Veröffentlichungen zum ermässigten Preise beziehen. Die wissenschaftblchen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am 2. und 3. Dienstage jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale VI, bezw. im Kon- ferenzzimmer der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule, In- validenstr. 42, abends 7 Uhr statt. Alle für die Gesellschaft bestimmten Sendungen sind TB an den Sekretär, Rerrn Dr. K. Grünberg, Berlin N. 4, In- validenstr. 43 zu richten. Ban - Sitzu ngsberichie Beelschen Naturforschender Freunde zu Berlin. No.5. Mai 1911. INHALT: = Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomenforschung, nebst Be- merkungen zum Problem der Geschlechtsdifferenzierung. Von S. GUTHErRZ 253 Eine seltene Varietät der Glattnatter (Coronella austriaca). Von RICHARD ET ee 268 Coleopteren aus Transkaspien. Sammlung von R. Hrymoxs und Sanzer 1901. N ER A en RR ran ee ee re 270 BERLIN. In Kommission BEI R. FRIEDLÄNDER & SoHn, NW Cartstrasse 11. 1911. Nr. 5. 1911 Sitzungsbericht der (resellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 9. Mai 1911. Vorsitzender: Herr H. VIRcHow, Herr F. Korsch sprach über die Entstehung des Dottersackentoblasten der Forelle. | Herr H. Mexzeu sprach über die Entwicklungsgeschichte der Spät- und Post- glazialzeit im nördlichen Europa. Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomen- Forschung, nebst Bemerkungen zum Problem der Geschlechts- differenzierung. Von Dr. S. GUTHERZ. (Aus dem zoologischen Institut der Universität Berlin.) Zwanzig Jahre sind verflossen, seit HENKInG in seiner grund- legenden Untersuchung der Spermiogenese von Pyrrhocoris apterus zum ersten Mal ein Heterochromosom beschrieb. Wenngleich der Entdecker der Heterochromosomen hier bereits den merkwürdigsten Typus dieser Gebilde, den wir heute mit dem Ausdruck „Geschlechts- chromosomen“ bezeichnen, auffand, so vergingen doch acht Jahre, ehe die erste klare Bestätigung des wichtigen Befundes (an einem anderen Hemipteron) durch PAuLmIEeRr gegeben wurde, dem bald McCtunGg, MoNTGoMmErRY u. a. folgten. In eine neue Entwicklungs- phase gelangte der jüngste Zweig der Zellkernforschung mit dem Jahre 1905, als StEvens und Wırson verschiedene Chromosomenzahl der Geschlechter nachwiesen und damit eine sichere Basis für die Annahme einer Beziehung der Heterochromosomen zur Geschlechts- differenzierung schufen. Ihre Angaben fanden in den folgenden Jahren mehrfache Bestätigung. Auch gegenwärtig erleben wir eine weitere Etappe der Heterochromosomenlehre: es scheint auf Grund der neuesten Forschungsergebnisse bereits möglich, die Be- deutung der Heterochromosomen, insbesondere ihre eventuelle Rolle 17 254 S. GUTHERZ. bei der Geschlechtsdifferenzierung näher zu charakterisieren. Dies. veranlaßt mich zu der folgenden Darstellung, welche vorzugsweise solche Arbeiten, die mir einen wesentlichen Fortschritt auf unserem Gebiete zu bedeuten scheinen, und zwar nur in ihren allgemein interessanten Ergebnissen berücksichtigt, also keineswegs die äußerst. umfangreiche Literatur auszuschöpfen unternimmt). 1, Verbreitung der Heterochromosomen in der Tierreihe. Bis vor kurzem waren Heterochromosomen nur im Tierkreise der Arthropoden bekannt, hier wiederum fast ausschließlich bei den Tracheaten: in weiter Ausdehnung bei Insekten, ferner bei Myriapoden und Araneiden. Betreffs der Crustaceen finden sich nur die Angaben von Braun (1909) und MArscHeck (1910) für die Copepodengattungen Uyclops und Diaptomus, welche noch kein abschließendes Urteil über den hier vorliegenden Heterochromosomentypus zulassen. Der Kreis- der Arthropoden als Träger von Heterochromosomen wurde zuerst von Bautzer (1909) durchbrochen, der für zwei Echiniden-Arten Chromatinelemente beschrieb, die an die gepaarten Idiochromosomen der Insekten erinnern; dieselben sind hier in der Oogenese zu beob- achten, so daß zwei nach dem Chromatinbestand verschiedene Eisorten entstehen, während bei den Insekten der entsprechende Vorgang in der Spermiogenese sich abspielt. Neuerdings haben Bovzrı und seine Schüler bei einer Reihe von Nematoden typische Heterochromosomen von Monosomentypus (mit ungleicher Verteilung auf die Spermien) nachgewiesen. Zunächst wurde bei Ascaris megalocephala, im wesentlichen auf Grund von Untersuchung in Furchung begriffener Eier, im männlichen Geschlecht das Vor- kommen eines sehr kleinen, meist nicht gesondert hervortretenden unpaaren Heterochromosoms neben den bekannten großen schleifen- förmigen vier bzw. zwei Chromatinelementen der Keimbahnzellen vermutet (Borna 1909, Boverı 1909b), eine Annahme, die durch das Auffinden eines typischen Monosoms in der Spermiogenese einer Heterakis des Fasans, dem in der weiblichen diploiden Gruppe wahrscheinlich zwei Chromosomen entsprechen, bedeutend an Sicher- heit gewann (Bovzrı 1909b). Bald darauf wies Epwarps (1910) in der Spermiogenese von Ascaris megalocephala bei zwei Individuen das. Vorkommen eines selbständigen Monosoms nach, welches gewöhnlich !) Zusammenfassende Darstellungen unseres Gebietes, die bis in die jüngste Zeit hineinreichen, findet der Leser bei den folgenden Autoren: McCrunG (1902), MoxtGomery (1905), Gurmerz (1907), Häcker (1907), Boverr (1909 a), Wırson (1909a, 1910a), Mosteomery (1910), HÄcker (1911). ER Ni» N un: Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomen-Forschung usw. 255 mit einem der großen Chromosomen verbunden anzunehmen ist, sowie bei Ascaris lumbricoides in der ersten Spermiocytenteilung die Heterokinese eines aus mehreren Komponenten zusammengesetzten Chromatingebildes. Kürzlich hat Gvrick (1911) einen vollständigen Monosomencyclus, wie wir ihn von den Insekten her lange kennen (in der diploiden S-Gruppe ein, in der diploiden O -Gruppe zwei Hetero- chromosomen, zwei Sorten Spermien), für die folgenden Nematoden sicher ermittelt: Heterakis vesicularis, dispar, inflexza, Strongylus paradoxus, tenwis. Hier handelt es sich stets um ein Monosom von ansehnlicher Größe, das zuweilen die übrigen Chromosomen sogar an Volumen übertrifit. Boverr's jüngst erschienene Arbeit (1911) gehört ebenfalls hierher, soll uns aber erst in anderem Zusammen- hange näher beschäftigen. Könnte man geneigt sein, die Befunde bei Nematoden, welche nach Ansicht mancher Forscher möglicherweise den Insekten ver- wandtschaftlich nahe stehen (vgl. RauTHEr 1909), den Ergebnissen bei Insekten direkt anzugliedern, und sich so wiederum auf den Tierkreis der Arthropoden zurückgewiesen sehen, so würden die folgenden Beobachtungen, falls sie sich bestätigen sollten, sicher eine allgemeinere Verbreitung der Heterochromosomen beweisen. GuYER gibt das Vorkommen eines Monosoms bzw. eines mehrteiligen nach Art des Monosoms sich verhaltenden Chromatingebildes für die Spermiogenese des Perlhuhnes (1909a) und des Haushuhnes (1909 b), neuerdings (1910) auch für die Spermiogenese des Menschen (1910) an; im letzteren Falle wird ein Doppelchromosom beschrieben, . dessen Komponenten in früheren Stadien getrennt, später verbunden erscheinen ').. Hier ist auch die Angabe von v. WISIWARFER und SaınmonT (1909) anzureihen, die im jungen Oocyten der Katze einen chromatischen Doppelkörper beschreiben, den sie als Hetero- chromosom aufzufassen geneigt sind. Ein endgültiges Urteil über !) Durch die Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. H. Porz (Berlin) wurde ich in die Lage versetzt, in gutem Entwicklungszustande befindliches und vorzüglich konserviertes Material von menschlichem Hoden zu untersuchen. Es gelang mir hier, in dem inmitten der Wachstumsperiode begriffenen Spermiocyten mittels des Bıospr’schen Farbgemisches einen chromatischen (meist der Kernmembran genähert liegenden) und ein bis zwei echte Nucleolen nachzuweisen, Ein derartiger Befund würde bei einem Insekt die Annahme eines Heterochromosoms sehr wahrscheinlich machen. Im Falle des Menschen ist natürlich Vorsicht geboten: die sichere Entscheidung muß einer genauen Untersuchung des weiteren Ganges der Samenentwicklung vorbehalten bleiben. Mein Befund weicht von dem Guyer’'s ab, der das Vorkommen zweier ge- trennter chromatischer Körper im Spermiocytenkern behauptet, jedoch keine spezifische Färbungsmethode anwandte. 17* 256 S. GUTHERZ. den Körper, den sie übrigens nicht mit einer spezifischen Färbungs- methode prüften, behalten sich die Autoren bis zur Verfolgung seines Schicksales in der weiteren Wachstumsperiode des Oocyten und im Eireifungsprozesse vor. Wie kritisch man gegenüber chromatischen nucleolenartigen Gebilden in der Oogenese sein muß, zeigt der von mir (1907) im Anschluß an Hrnkıne im Oocyten von Pyrrhocoris apterus nachgewiesene Chromatinnucleolus, der’ in | der Hemipteren-Oogenese einzig dazustehen scheint und in seiner | Bedeutung noch nicht .aufgeklärt ist, sowie der merkwürdige chromatische Körper im Gryllusovar, den Bucaxer (1909) irrtümlich als Heterochromosom deutete. IE Bemerkenswerte Anomalien der Heterochromosomen. Wie die Heterochromosomen gegenüber den gewöhnlichen Chro- mosomen gewissermaßen eine Anomalie darstellen und dank dieser ihrer Eigenschaft bereits vielfach Licht auf das Wesen der chro- matischen Substanz überhaupt geworfen haben, so können gelegent- lich wieder Anomalien der Heterochromosomen selbst eine Er- scheinungsform derselben aufklären. Während auf die für die Theorie der Chromosomenindividualität bedeutungsvollen, von WILSON (1909b) bei der Hemipterengattung Metapodius aufgefundenen So- genannten „überzähligen“ Chromosomen hier nur hingewiesen seit), möchte ich auf eine kürzlich beschriebene Anomalie näher ein- gehen, da sie im oben angedeuteten Sinne zu verwenden ist. Es handelt sich um ein von Wırson (1910c) untersuchtes Exemplar von Metapodius femoratus, welches in der diploiden Chromosomen- gruppe des J (Spermiogonie) 22 Chromosomen, darunter ein Mono- som und drei Mikrochromosomen aufwies, welch letztere bekanntlich bisher stets nur paarweise aufgefunden wurden. Diese Abnormität zeigte sich nur bei einem einzigen Individuum der Spezies, hier aber ganz konstant und in äußerst zahlreichen Mitosen; sie erklärt sich vermutlich einfach so, daß im Chromatinreifungsprozeß eines der Eltern des betreffenden Individuums die Mikrochromosomen in der ersten Reifungsmitose, statt sich voneinander zu trennen, zu- sammen in die eine T'ochterzelle übergingen. Daß das dritte kleine Chromosom in der Tat ein Mikrochromosom war, konnte aus dem Anblick der Spermiogonien-Äquatorialplatte nicht ohne weiteres geschlossen werden, ebensogut hätte es ein überzähliges Chromosom | sein oder mit dem Monosom ein Idiochromosomenpaar bilden können: Y !) Ein eingehendes Referat findet der Leser im Zentralblatt für normale Anatomie und Mikrotechnik, Bd. 6, 1909. Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomen-Forschung usw. 257 erst sein Verhalten in der Spermiocytenmitose, wo es mit den anderen beiden kleinen Chromosomen eine sich zur Spindelachse parallel einstellende Triade bildete, enthüllte seine Natur als Mikro- chromosom. . So interessant dieses Verhalten auch ist, das ein Chromosom den ihm durch seine Eigenart vorgeschriebenen Weg sanz unabhängig vom achromatischen Apparat einschlagen zeigt und damit einen Beitrag zur Individualitätstheorie und der Lehre von der qualitativen Verschiedenheit der Chromosomen liefert — für uns ist an dieser Stelle der weitere Verlauf des Prozesses wichtiger. Indem nämlich in der ersten Reifungsteilung die Mikrochromosomen- Triade so geteilt wird, daß eine Komponente in die eine, zwei Komponenten in die andere Präspermide übergehen und in der zweiten Mitose das Monosom ungeteilt in nur eine Tochterzelle gelangt, entstehen vier Sorten von Spermien, von denen ohne weiteres klar ist, daß sie nur in bezug auf das Vorhandensein oder Fehlen des Monosoms in zwei für die Geschlechtsdifferenzierung in Betracht kommende Klassen geteilt werden können. Denn die Unterscheidung der Spermien in solche mit und ohne zwei Mikro- chromosomen ist lediglich durch die nur bei einem Individuum der Art beobachtete, eben geschilderte Anomalie möglich geworden. Der Befund ist deshalb sehr wichtig, weil das Vorkommen von mehr als zwei verschiedenen (durch Heterochromosomen bedingten) Spermiensorten als Argument gegen die Annahme einer Beziehung zwischen Heterochromosomen und Geschlechtsdifferenzierung ver- wendet worden ist (Buchner 1909). Derartige Fälle, die von Hemipteren bekannt geworden sind, müssen nun unter dem durch Wırson’s Beobachtung gewonnenen Gesichtspunkt von neuem unter- sucht werden. III. Heterochromosomen und Geschlechtsdifferenzierung. Es erscheint zweckmäßig, bereits hier den Begriff „Geschlechts- differenzierung“ zu definieren, obwohl damit gewisse Ergebnisse unserer weiteren Betrachtung andeutungsweise vorweggenommen werden. Als Geschlechtsdifferenzierung ersten Grades sei derjenige Prozeß in der Ontogenese eines Metazoons definiert, in welchem aus einem in bezug auf das Geschlecht indifferenten Zustande sich zwei nach der männlichen bzw. weiblichen Seite gerichtete Typen herausbilden. Die Urgeschlechtszellen im frühesten Stadium re- präsentieren sicher den indifferenten Zustand. Die Geschlechts- differenzierung ersten Grades ist als vollendet zu betrachten, sobald in dem entstehenden Wesen sämtliche die Ausbildung eines Ge- 258 S. GUTHERZ. schlechts bedingenden Faktoren vereinigt sind. Diesem Prozeß, der nach unseren heutigen Kenntnissen sich auf dem Einzellen- stadium des Metazoons abspielt und den man daher äuch als celluläre Geschlechtsdifferenzierung bezeichnen könnte, sei als Geschlechts- differenzierung zweiten Grades die gewebliche Ausbildung der (eschlechtsdifferenzen gegenübergestellt, die mit der Entstehung der Geschlechtsdrüsen ihren Anfang nimmt. 1. Die Lehre von den Geschlechtschromosomen. Unsere Kenntnis derjenigen Heterochromosomen-Typen (Idio- chromosomen Wırson’s, Geschlechtschromosomen Boverr's), welche sich ungleich auf die Geschlechter verteilt zeigen, hat namentlich durch die Untersuchungen Payxe’s (1909) an Hemipteren (Fam. Reduviidae) wesentliche Bereicherung erfahren. DBezeichnet man, der klaren Terminologie Wırson’s (1909a) folgend, dasjenige Chromatinelement des Männchens, welches bei der Befruchtung ein weibliches Indi- viduum konstituiert, als X-Element, dem also im Falle des Monosoms dieses selbst, im Falle der gepaarten Idiochromosomen der eine (meist größere) Komponent des Paares entsprechen würde, als Y- Element den Partner des X-Elementes im Falle der gepaarten Idiochromosomen, so lassen die Ergebnisse Payxe's sich einfach dahin zusammenfassen, dab das X-Element aus mehreren Chromo- somen bestehen kann: es kann zwei-, drei-, vier-, selbst fünfteilig sein. Das Y-Element ist stets einfach. Die weibliche diploide Chromosomenzahl, welche ebenfalls untersucht wurde, ist, da sie zwei X-Elemente enthält, in diesen Fällen natürlich beträchtlich größer als die männliche: im Höchstfalle kann sie vier mehr als die männliche betragen (Acholla multispinosa). Nach der oben erwähnten Angabe Guver’s (1910) würde der Mensch in der Spermiogenese ein zweiteiliges X-Element (ohne Partner) besitzen. Der interessante Fall des Hemipteron Nezara hilarıs (Subfam. Pentatominae), bei dem Wıuson gleichgroße gepaarte Idiochromo- somen beschrieb, hat neuerdings durch denselben Autor (1910 b) eine Korrektur erfahren: es findet sich hier doch eine geringe Ungleich- heit der Idiochromosomen. Vermutlich dürfte sich indessen jener bemerkenswerte Typus, der sicher beweisen würde, daß bei der Verschiedenheit der Geschlechter in bezug auf den Chromosomen- bestand das qualitative und nicht das quantitative Moment aus- schlaggebend ist, bei der Hemipterenart Oncopeltus fasciatus (Fam. Lygaeidae) bestätigen (Wırson 1910b). Auch sind die Angaben von Stevens (1906). DEDERER (1907) und Cook (1910) über gleichgroße Idiochromosomen von Coleopteren. und Lepidopteren anzuführen. Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomen-Forschung usw. 259 Bedeutsamer für die Lehre von den Geschlechtschromosomen als das bisher angeführte ist die Arbeit Morrıur's (1910), der bei einer Reihe von Hemipteren aus der Familie der Coreiden (darunter die in der Heterochromosomenliteratur lange bekannten Gattungen Protenor und Anasa), welche in der Spermiogenese ein Monosom besitzen, die Chromatinverhältnisse in der Oogenese, der Befruchtung und der Furchung untersuchte. Das Verhalten der Heterochromo- somen in diesen Stadien konnte bisher nur auf Grund des Satzes von der Konstanz der Uhromosomenzahl erschlossen werden. Auch Morrırn gelang es wegen der großen technischen Schwierigkeiten noch nicht, die beiden in bezug auf den Chromatinbestand ver- schiedenen Spermiensorten direkt während der Befruchtung zu demonstrieren; doch ist der Schluß auf die Funktionsfähigkeit beider Spermienklassen bei Berücksichtigung der übrigen Beob- achtungen unausweichlich. Die Befunde entsprachen durchaus den theoretischen Voraussetzungen: das reife Ei erhält stets das Monosom (es gibt also in bezug auf den Chromosomenbestand nur eine Eisorte), im Furchungsstadium lassen sich zwei Eitypen, die in bezug auf die Chromosomenzahl um eins differieren, auffinden. Ein lange auf- gestelltes und mehrfach wiederholtes Postulat ist nunmehr erfüllt. Es wurde auf unserem engeren Gebiet damit ungefähr das gleich- geleistet, wie in der Bakteriologie, als es gelang, mittels der Rein- kultur die Infektionskrankheit zu erzeugen: der Ring unserer Beobachtungen an den Heterochromosomen ist geschlossen. Die Beziehung der Heterochromosomen zur Geschlechtsdifferenzierung ist — wenigstens für die von MoRrRrILL untersuchten Fälle — keine Hypothese mehr, sondern Tatsache. Nachdem wir so eine willkommene Bestätigung der Geschlechts- chromosomenlehre kennen gelernt haben, müssen wir auch solcher Befunde gedenken, die man gegen diese Lehre anführen könnte. Sie sind recht spärlich. Die Fälle, in denen durch Verteilung von Heterochromosomen auf die Spermiden mehr als zwei Sorten von Spermien entstehen, haben wir bereits oben erwähnt und im Anschluß an Wırson’s Beobachtung an Metapodius femoratus den möglichen Weg zu ihrem Verständnis angedeutet. Von der Spermiogenese des Stachelbeerspanners (Abraxas grossulariata) erwähnt WıLson (1909c) kurz das Vorhandensein sehr schwierig zu deutender Chromatinverhältnisse; hier wird eine eingehende Mitteilung ab- zuwarten sein, ehe sich diese Beobachtung verwerten lassen wird. Endlich hat Bucher (1909) in der Oogenese von Gryllus campestris einen Chromatinkörper beschrieben, den er als Monosom auffaßt, wodurch die Chromosomenzahlen der Geschlechter in Widerspruch 260 S. GUTHERZ. mit der Geschlechtschromosomenlehre geraten würden. Diese An- sicht habe ich (1909b) eingehend widerlegt!). Auch hat Wınson (1910c) sich energisch gegen BucHxer’s Deutung gewandt. 2. Mögliche kausale Beziehungen der Heterochromosomen zur Geschlechtsdifferenzierung ersten Grades. Ehe wir der interessantesten Frage unseres Gebietes, nämlich derjenigen nach einer etwaigen kausalen Beziehung der Hetero- chromosomen zur Geschlechtsdifferenzierung, nähertreten, ist es. erforderlich, zwei wichtige Arbeiten kennen zu lernen, die uns. zum ersten Male sichere, wenn auch nur in negativem Sinne ver- wertbare Kriterien für dieses Problem an die Hand geben. Morsan (1909) ermittelte den Chromosomencyclus zweier amerikanischer Phylloxera-Arten. Ihr Lebenskreis umfaßt folgende (senerationen: Fundatrix (parthenogenetisches Weibchen), Sexu- parae (parthenogenetische Weibchen) und Sexuales (Männchen und geschlechtliche Weibchen), aus deren Begattung wiederum die Fundatrix hervorgeht. Das Männchen besitzt ein Monosom (bzw. einen dem Monosom gleichwertigen doppelten Chromatinkörper), das. nur in die funktionsfähige Hälfte der Spermien gelangt, während die andere Hälfte degeneriert. Dementsprechend haben die Weibchen sämtlicher Generationen ein Chromosom mehr als die Männchen, Von höchstem Interesse war es zu erfahren, wie, bei dem Auftreten der Männchen, aus der weiblichen Chromosomenzahl die männliche entsteht: dies geschieht bei der Reifungsteilung der Männchen produzierenden parthenogenetischen Eier der Sexuparae (Bildung nur einer Polzelle), indem ein Chromosom (eines der beiden Heterochromosomen) ungeteilt in die Polzelle übergeht. Die Ver- minderung der Chromosomenzahl wird also durch eine Heterokinese bewirkt, wie wir sie aus den Reifungsteilungen der Spermiogenese seit langem kennen. Sehr günstig für die Bewertung dieses inter- essanten Chromatinprozesses ist nun der Umstand, daß die Sexu- 1) Buchner’s (1910) Versuch, meine Kritik seiner Ansicht zu entkräften, scheint mir nicht gelungen: vor allem werden die von mir (1908) für Gryllius domesticus ermittelten Chromosomenzahlen der Geschlechter gar nicht berücksichtigt. Sonderbar muß es berühren, wenn Buchner nunmehr die Möglichkeit einer Beziehung der Heterochromosomen zur Geschlechtsdiffe- renzierung zuläßt, was mit seiner Deutung des Chromatinkörpers im Gryllus- ovar offenbar unvereinbar ist. Eine derartige Inkonsequenz vermeidet GoLp- scamipr (1910), indem er die Vermutung ausspricht, daß der erwähnte Körper zwei Chromosomen äquivalent sei, eine Annahme, die indessen bei Be- achtung der von mir für Gryllus domesticus gegebenen Chromosomenzahlen unhaltbar erscheint. Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomen-Forschung usw. 261 parae (in verschiedenen Individuen) Eier von zwei sehr verschiedenen Größensorten hervorbringen, von denen die großen stets Weibchen, die kleinen stets Männchen produzieren. Die Konstitution der männlichen Chromosomenzahl erfolgt also, nachdem über das Geschlecht der betreffenden Eier längst entschieden ist. Bovzrı (1911) hat zum ersten Male Geschlechtschromosomen bei einem Zwitter festgestellt. Der Hermaphroditismus galt seit jeher als eine Klippe für die Heterochromosomenforschung, da man sich nicht vorzustellen vermochte, daß verschiedene Chromo- somenzahlen der Geschlechter sich mit dem Zwitterzustande ver- tragen könnten. Wie unzutreifend diese Voraussetzung war, zeigt das Ergebnis von Boverrs Studien. Sein Untersuchungsobjekt, Rhabditis nigrovenosa, hat eine freilebende geschlechtliche und eine parasitisch in der Froschlunge lebende Zwittergeneration, die unter dem Bilde des Weibchens und dementsprechend protogyn auftritt. Die Spermien beider Generationen zeigen einen Dimorphismus, wie ihn das Auftreten eines Monosoms, das die freilebenden Männchen deutlich zeigen, hervorzurufen pflegt. Die diploide Chromosomen- zahl der Weibchen beider Generationen beträgt eins mehr als die der freilebenden Männchen. Es fragt sich nun, wie trotz der weiblichen Chromosomenzahl, von der die Spermiogenese in dem Hermaphroditen ausgeht, ein Dimorphismus von Spermien entstehen kann. Bovzrı fand, daß dies durch eine merkwürdige Modifikation der Reifungsmitosen bewirkt wird, von der hier nur gesagt sei, daß sie unter Wahrung der Chromosomenindividualität mit den üblichen Mitteln der Mitose verläuft und nicht nur Spermien mit 5 und 6 Chromosomen (wie sie beim freilebenden Männchen vor- handen sind), sondern auch solchen mit 7 Chromosomen den Ursprung gibt; letztere degenerieren höchst wahrscheinlich '). Das Gemeinsame und Grundlegende an den Beobachtungen Morcan’s und Boverr’s besteht darin, daß wir hier die für das männliche Geschlecht charakteristische Chromosomenkombination hergestellt werden sehen, nachdem die Entscheidung über das ent- stehende Geschlecht bereits getroffen sein muß. Die Chromosomen folgen also einem ihnen über- oder wenigstens vorgeordneten Faktor, sie können also keinesfalls die primären Faktoren der Geschlechts- differenzierung darstellen. Man könnte hiernach daran denken, ihnen jegliche kausale Be- deutung im Geschlechtsbildungsprozesse abzusprechen. In der Tat !) Ungefähr gleichzeitig mit Boverr ist Scuteıp (1911) an demselben Untersuchungsobjekt zu Ergebnissen gelangt, die im wesentlichen mit denen Boverr’s übereinstimmen. 262 S. GUTHERZ. läßt sich eine derartige Ansicht vorderhand nicht widerlegen. Man könnte die verschiedene Chromosomenkonstitution der Geschlechter als ein Phänomen betrachten, das mit den sogenannten sekundären Geschlechtscharakteren auf eine Stufe zu stellen wäre, man könnte sie mit der Verteilung von erblichen Merkmalen in Verbindung bringen, die nicht in direkter Beziehung zur Geschlechtsdifferenzierung stehen, oder, was mir die annehmbarste Vorstellung dieser Art zu sein scheint, ihr eine ausschließliche Rolle in der Spermio- und Oogenese - erteilen, so daß ihr Erscheinen im Moment der Befruchtung gewisser- maßen verfrüht wäre und die Geschlechtschromosomen erst im späteren Verlauf der Entwicklung in Funktion treten würden. Aber bei der durch so mannigfache Erfahrungen gesicherten eroßen Bedeutung des Zellkernes, insbesondere seiner chromatischen Substanz, für das Zelleben werden wir geneigt sein, die Rolle der Heterochromosomen bei der @Geschlechtsdifferenzierung höher zu bewerten, und uns nicht scheuen, den Weg der Hypothese zu be- schreiten, den auch Wıruson (1910a) betrat, indem er den Prozeß der (seschlechtsbestimmung als einen zusammengesetzten auffaßbte und seinen Kulminationspunkt mit den Heterochromosomen in Verbindung brachte. Wir möchten vorschlagen, die Geschlechtsdifferenzierung ersten Grades in zwei Phasen zu zerlegen, deren erste (im Falle des Phylloxera-Eies: der die Eigröße bestimmende Faktor) als Ge- schlechtsdeterminierung, deren zweite (die Herstellung der für das Geschlecht charakteristischen Chromosomenkombination) als Geschlechtsrealisierung bezeichnet sei. Es liegt nahe, sich etwa vorzustellen, ohne damit mehr als ein anschauliches Bild zu gewinnen, daß von den Geschlechtschromosomen gewisse ferment- artige Wirkungen ausgehen, welche die potentiell bereits gegebene (seschlechtsanlage aktuell gestalten (in der Ausdrucksweise DrıEscw's: prospektive Potenz in prospektive Bedeutung wandeln). Wie gestaltet sich nun unsere Anschauung für die Fälle bi- sexueller Fortpflanzung? Auch hier möchte ich die Geschlechts- determinierung in die Oogenese verlegen (aus bald zu erörternden Gründen), die Realisierung würde durch die bei der Befruchtung hergestellte Ohromosomenkombination erfolgen. Eine derartige Vor- stellung setzt selektive Befruchtung voraus: die weiblich deter- minierten Eier können nur von Spermien mit höherer Chromosomen- zahl!), die männlich determinierten nur von Spermien mit niederer Chromosomenzahl!) befruchtet werden. Wir müssen daher auf den !) Im Falle der gepaarten Idiochromosomen ist für verschiedene Chro- mosomenzahl quantitativ oder nur qualitativ verschiedener Chromatingehalt einzusetzen. u... u wg ni: Pi Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomen-Forschung usw. 263 Begriff und die Möglichkeit einer selektiven Befruchtung etwas näher eingehen. Die selektive Befruchtung hat in den letzten Jahren in der Vererbungslehre dadurch eine gewisse Rolle gespielt, daß manche Autoren (zuerst CastLe 1903) in ihr die notwendige Grundlage jeder Theorie sahen, welche die Geschlechtsbestimmung als alter- nativen Vererbungsprozeß im Sinne Menper's betrachtet. Selektive Befruchtung ist als die Erscheinung zu definieren, daß eine be- fruchtungsfähige Eizelle ein befruchtungsfähiges Spermium derselben Spezies zurückweist und umgekehrt. Derartiges existiert sicher bei Ascidien, wo bei gewissen Spezies dieser Zwittertiere eine Selbstbefruchtung nach Besamung mit dem eigenen Sperma unter- bleibt (Castue 1896, Gurtmerz 1904, Morcan 1904). Liegt hier auch ein biologischer Sonderfall vor, der keine Verallgemeinerung zuläßt, so ist immerhin die Möglichkeit des Vorkommens einer selektiven Befruchtung damit sicher gezeigt. Curnor (1905) wurde durch das Studium einer gewissen Sorte gelber Mäuse zu der Annahme selektiver Befruchtung geführt. Diese Mäuse erwiesen sich auf Grund von Kreuzungsexperimenten mit reinen Rassen stets als heterozygot in bezug auf die Haarfarbe mit dominierendem Gelb. Cuznor gelang es nun niemals, bei Züchtung dieser Mäuse unter sich rein gelbe (in bezug auf das Merkmal Gelb homozygote) Formen zu erzielen, die theoretisch zu einem Viertel hätten erwartet werden müssen, und glaubte dies so erklären zu können, daß bei der Befruchtung die Gametenkombination Gelb x Gelb unterbleibt. Später haben Castue und LirttLe (1910) auf Grund der an einem sehr großen Versuchsmaterial ermittelten Zahlenverhältnisse sicher gezeigt, daß es sich hier nicht um selektive Befruchtung, sondern um ein Zugrundegehen der rein „gelben“ Zygoten oder früher Ent- wicklungsstadien derselben handelt. Immerhin liegt hier eine herabgesetzte Affinität zwischen an sich normalen Gameten der- selben Spezies vor und insofern gehört die Beobachtung in die uns interessierende Erscheinungsreihe. Kürzlich hat Boverı (1911) in seiner oben erwähnten Mitteilung über Rhabdıtis nıgrovenosa, Wo die Eier der geschlechtlichen Generation ausschließlich durch Spermien mit der höheren Chromosomenzahl befruchtet werden, da aus ihnen stets (hermaphroditische) Weibchen entstehen, selektive Befruchtung in diesem Falle für wahrscheinlich erklärt. Nach all dem Angeführten hat, wie ich meine, die Annahme einer selektiven Befruchtung nichts Befremdliches. Mit unserer Betrachtungsweise, welche den Prozeß der Ge- schlechtsdeterminierung in die Öogenese versetzt, gewinnen wir 264 S. GUTHERZ. nun — und das ist der Hauptgrund, der uns zu ihr führt — den Anschluß an ältere durch sorgfältiges Literaturstudium und zum Teil auch durch Experimente belegte Anschauungen, wie sie von v. LenHosstk (1903) und OsKkAR ScHuLtzE (1904) ausgesprochen wurden. In diesem Sinne ist auch die bekannte Theorie SCHENK’S (1901) anzuführen. Es dürfte an der Zeit sein, die methodisch recht einfachen Experimente dieses Autors einer vorurteilsfreien Nach- prüfung zu unterziehen, zumal Russo (1907) die sehr bestimmte Angabe machte, daß es ihm gelungen sei, beim Kaninchen durch Lecithinbehandlung der Weibchen, welche vor der Begattung eine Zeit lang durchgeführt wurde, überwiegend weibliche Geburten zu erzielen. Auch die Experimente R. Hrrrwıc’s und seiner Schule nehmen von der Beeinflussung der Eizelle ihren Ausgang. Anderseits liefert uns die modernste Vererbungslehre, wie sie sich in der Menper-Forschung darstellt, eine wertvolle Stütze für die Annahme einer, in der Oogenese erfolgenden Geschlechts- determinierung. Bastardierungsversuche an Lepidopteren (Abrazas grossulartata), Kanarienvögeln und Hühnern (Doncasrter 1906 und 1908, Noorpuyn 1908, Haısenoorn 1909) haben beim Studium solcher Merkmale, die sich im Erbgange einem bestimmten Geschlecht an- schließen, mit Gewißheit gezeigt, daß hier die weiblichen Keimzellen in zwei nach dem Geschlecht zu sondernde Klassen zerfallen. Dieser Schluß aus den wichtigen Experimenten bleibt auch bestehen, wenn man, wie wir in der hier gegebenen Anschauung, den Prozeß der (seschlechtsbildung nicht als Menver’schen Vererbungsvorgang faßt. MorGAan (1910) hat bei der Dipterengattung Drosophila eben- falls ein einem bestimmten Geschlechte folgendes Merkmal nach- gewiesen, welches aber durch sein Verhalten im Erbgange das Vorhandensein von zwei nach der Geschlechtstendenz verschiedenen Spermiensorten beweist: es handelt sich also um das vollkommene (segenstück zu den eben erwähnten Fällen (Abraxas usw.). Auch diese Beobachtung läßt sich mit unserer Auffassung vereinigen, die ja mit einem Dimorphismus der Spermien rechnet. Doch muß hervorgehoben werden, daß die betreffenden Autoren bei der Auslegung ihrer Versuchsergebnisse nicht der ursprünglichen Theorie Castue’s (1903) folgen, welche sowohl Weibchen wie Männchen als in bezug auf das Geschlecht heterozygot annimmt, sondern eine vereinfachte, selektive Befruchtung überflüssig machende Deutung vorziehen, indem sie das eine Geschlecht heterozygot (im Falle von Abraxas das Weibchen, im Falle von Drosophila das Männchen), das andere homozygot sein lassen. Auch für uns, die wir nicht Mexper’sche Prinzipien anwenden, kommt eine derartig (+ Über den gegenwärtigen Stand der Heterochromosomen-Forschung usw. 9265 vereinfachte Auffassung in Betracht: wir werden dann z. B. bei Drosophila, welche im Männchen ungleiche gepaarte Idiochromosomen besitzt, die Geschlechtsdeterminierung in die Spermiogenese verlegen und nur eine Eisorte annehmen. Natürlich muß damit Verzicht auf eine einheitliche Lösung des Problems der Geschlechtsdifferenzierung geleistet werden. Es wird die Aufgabe der nächsten Zukunft sein, hier nach einer Entscheidung zu suchen; besonders dringend ist die Forderung einer eingehenden cytologischen Analyse der dem Typus Abraxas folgenden Fälle’). Der sichere Beweis dafür, dab der Prozeß der Geschlechts- differenzierung unserer erstgeäußerten Vermutung entsprechend ver- laufen kann, wäre gegeben, sobald sich ein Objekt fände, welches Eier verschiedener Größe (mit verschiedener Geschlechtstendenz) und zugleich typische Geschlechtschromosomen mit ungleicher Ver- teilung auf die Spermien besäße. 3. Die Geschlechtschromosomen in der Spermiogenese. Betrefis des spezielleren Verhaltens der Geschlechtschromosomen in der Spermiogenese sind in der letzten Zeit einige neue Beob- achtungen bekannt geworden. Die folgenden Angaben, welche funktionelle Zustände der Heterochromosomen gut illustrieren, betreffen sämtlich Orthopteren. Bei den Grylliden zeigt das Heterochromosom in der Metaphase der Spermiogonien im Gegensatz zu den übrigen gedrungen gebauten Chromosomen eine lang ausgezogene, schleifenförmige Gestalt. Bei Untersuchung der Hoden sehr früher Jugendformen von @ryllus domesticus fand ich (1909a) nun, daß in den Archispermiocyten das Heterochromosom noch nicht in seiner charakteristischen Gestalt hervortritt. Da das Heterochromosom im Spermiocyten eine ge- drungene Gestalt annimmt, die es im weiteren Verlauf der Sper- miogenese bewahrt, und eine solche auch in der Oogonie besitzt, so ist offenbar jene funktionell sicher bedeutungsvolle Erscheinungs- form des Gebildes auf die Spermiogonie beschränkt. !) Einen Fall, in dem in bezug auf die Geschlechtstendenz sicher nur eine Sorte Eier und wahrscheinlich auch nur eine Sorte Spermien vorkommen, stellt die Honigbiene dar. Ersteres ergeben die Erfahrungen bei der Eiablage der Königin (vgl. v. BurteL-Rerren 1904), letzteres geht aus dem Studium der Spermiogenese durch Meves (1907) hervor. Es handelt sich hier (bei Annahme der Dzıerzow’schen Theorie) offenbar um eine Anpassung an ganz besondere Lebensverhältnisse, welche die Geschlechtsbestimmung allein mit der Be- fruchtung verknüpfte und so eine Differenzierung der Geschlechtszellen biologisch überflüssig machte. 266 | Verzeichnis der zitierten Literatur. Bruxeurı (1910) hat bei der Acridiide Tryxalıs die im Laufe der Spermiogonien-Generationen allmählich zunehmende Isolierung des Heterochromosoms im Ruhekern, die in einzelnen Stadien schon von anderen Objekten bekannt war, Schritt für Schritt sorgfältigst untersucht und den Vorgang, im Anschluß an einen von mir (1907) vorgeschlagenen Ausdruck, treffend als „progressive Heteropyknose“ bezeichnet. Bei einigen Acridiiden und Locustiden beschreibt BucHNER (1909) im sogen. Bukettstadium des Spermiocyten einen feinen Fort- satz des in diesem Stadium nucleolusartigen Monosoms. Dieser Fortsatz ist nach jenem Pol des Kernes gerichtet, an welchem sich die freien Enden der in Synapsis begriffenen Chromatinschleifen sammeln und wo im Protoplasma ein Mitochondrienhaufe liegt. Der Autor ist geneigt, aus diesem Befund auf ein Abströmen von Chromatin aus dem Heterochromosom in das Protoplasma zu schließen. Verzeiehnis der zitierten Literatur. Baltzer, F., 1909. Die Chromosomen von Strongylocentrotus lwidus und Echinus microtuberculatus. Arch. f. Zellforsch. Bd. 2. Boring, A. M., 1909. A small clıromosome in Ascaris megalocephala. Arch. f. Zellforsch. Bd. 4. Boveri, Th., 1909a. Über Beziehungen des Chromatins zur Geschlechts- bestimmung. Sitz.-Ber. d. Physik.-med. Ges. Würzburg Jahrg. 1908/09. — 1909b. Uber „Geschlechtschromosomen“* bei Nematoden. Arch. f. Zell- forsch. Bd. 4. — 1911. Uber das Verhalten der Geschlechtschromosomen bei Herma- phroditismus. Beobachtungen an Rhabditis nigrovenosa. Verh.d. Physik.- med. Ges. Würzburg, N. F., Bd. 41. Braun, H., 1909. Die spezifischen Chromosomenzahlen der einheimischen Arten der Gattung Cyelops. Arch. f. Zellforsch. Bd. 3. Brunelli, @., 1910. La spermatogenesi della Tryxalis (Parte prima: Divisieni spermatogoniali).. Mem. Soc. ital. d. Scienze, Ser. 3a, Tomo 16. Buchner, P., 1909. Das accessorische Chromosom in Spermatogenese und Ovogenese der Orthopteren ete. Arch. f. Zellforsch. Bd. 3. — 1910. Zur Bedeutung der Heterochromosomen. (Mit einer Erwiderung an S. GurHERZ.) Ibid. Bd. 5. Buttel-Reepen, H. v., 1904. Der gegenwärtige Stand der Kenntnisse von den geschlechtsbestimmenden Ursachen bei der Honigbiene (Apis mellifica L.) ete.. Verh. deutsch. zoolog. Ges. Castle, W. E., 1896. The early embryology of Ciona intestinalis. Bull. Mus. Compar. Zool., Harvard Coll., Vol. 27. — 1935. The heredity of sex. Ibid. Vol. 40. Castle, W. E. and Little, C. C., 1910. On a modified Mendelian ratio among yellow mice. Science N. S., Vol. 82 N. 833, Verzeichnis der zitierten Literatur. 967 Cook, M. H., 1910. 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Selbst- und Kreuzbefruchtung bei solitären Ascidien. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 64. — 1907. Zur Kenntnis der Heterochromosomen. Ibid. Bd. 69. — 1908. Uber Beziehungen zwischen Chromosomenzahl und Geschlecht. Zentralbl. f. Physiol. Bd. 22, p. 61. — 19092. Weiteres zur Geschichte des Heterochromosoms von @Gryllus domesticus L. Sitz.-Ber. Ges. naturforsch. Freunde Berlin. — 1%9b. Wird die Annahme einer Beziehung zwischen Heterochromosomen und Geschlechtsbestimmung durch das Studium der Gryllus-Dogenese widerlegt? Ibid. Guyer, M. F., 1909a. The spermatogenesis of the domestic Guinea (Numida meleagris dom.). Anat. Anz. Bd. 34. — 1%9b. The spermatogenesis of the domestic chicken (Gallus gallus dom.). Ibid. — 1910. Accessory chromosomes in man. Biol. Bull. Vol. 19. Häcker, V., 1907. Die Chromosomen als angenommene Vererbungsträger. Ergebn. u. Fortschr. d. Zool. Bd. 1. — 1911. Allgemeine Vererbungslehre. Braunschweig. Kap. 32: Chromosomen und Geschlechtsbestimmung. Hagedoorn, A. L., 1909. 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In der Litteratur ist diese Form zwar schon von verschiedenen Autoren erwähnt worden, eine Ausführliche Beschreibung und wissen- schaftliche Benennung ist meines Wissens bisher jedoch noch nicht erfolgt. | Das mir vorliegende Tier weicht zunächst schon durch die weit lebhaftere Grundfärbung von der normalen Coronella ab. Eine seltene Varietät der Glattnatter (Coronella austriaca). 969 Der Grundton des Rückens ist ein schönes Rotbraun, das auf den unteren Schuppenreihen der Flanken fein schwarz und orange- rot bestäubt erscheint. An der Unterseite herrscht im vorderen Drittel ein lichtes Orangerot vor, nach hinten zu allmählich in ein sattes Orangerot übergehend. Schwarzviolette Punktfleckchen, am Halse spärlich, am Bauche die hellere Farbe mehr und mehr verdrängend, stehen am Hinterrande der einzelnen Bauchschilder. Von dem lichteren Braun des Rückens hebt sich die tief braunrote, kurz nach der Häutung fast korallenrote Zeichnung lebhaft ab. Die sonst paarweise, mehr oder weniger alternierend stehenden Flecken sind an etwa fünfundzwanzig Stellen durch breite Quercommissuren miteinander verbunden und gleichzeitig jederseits zu einer, allerdings mehrfach unterbrochenen Längsbinde zusammengeflossen, so daß eine ausgesprochen strickleiterartige Rückenzeichnung entsteht. Ein tief- schwarzer Saum umzieht diese rote Streifung und trägt dazu bei, sie noch schärfer von der Grundfärbung abzuheben. Das längste, zusammenhängende Stück der Längsbänder befindet sich auf dem Halse und mißt etwa 10 cm. Die Breite beträgt genau eine Schuppenreihe, doch ohne den dunklen Saum, der auf den beiden angrenzenden Serien liegt. Auch die beiden schwächeren, seitlichen Fleckenreihen sind in ähnlicher Weise zu Längsstreifen umgebildet, die hier außer am Halse im letzten Viertel des Körpers besonders deutlich hervortreten. An den Halsseiten ist aber das Braun der Flecken fast völlig verloren gegangen, und nur die schwarze Um- randung hat sich in Form einer fast 12 cm langen Längslinie erhalten. Der charakteristische Streif an den Seiten des Kopfes sowie das herzförmige Krönchen sind dunkelbraun, scharf umrandet und treten sehr deutlich hervor. Auf der Oberseite des Schwanzes sind die Rückenflecken paarweise zu großen, braunroten, schwarz umrandeten Höfen verschmolzen, eine Form der Zeichnung, die lebhaft an die von Coluber leopardinus erinnert. Die Beschuppung ist durchaus normal (Sq=19, V=161, Se=53). Die Gesamtlänge des Exemplars beträgt 50 cm, die Schwanzlänge 11 em. Ich möchte für diese ausgezeichnete Abart den Namen Var. scalarıs vorschlagen. Der genaue Fundort der Schlange ist der Gipfel des Wilseder Berges, der höchsten Erhebung der Lüneburger Heide (170 m), wo ich sie kaum fünfzig Schritte von der einzigen dort vorhandenen menschlichen Behausung am Wegrande fing. ‘Jenes kleine Gebiet ist an Reptilien und Amphibien verhältnismäßig reich; es beherbergt bestimmt: ZLacerta agılıs, Lacerta vivipara (an feuchten Stellen), Anguis fragilis, Tropidonotus natrix, Coronella austriaca (besonders 18 270 GG. AULMANN. häufig) und Vipera berus sowie an Batrachiern Bufo vulgaris, Bufo calamita, Rana esculenta und Jana temporaria. Merk- würdigerweise kennen die Bewohner der Gegend die sehr häufige Glattnatter nicht einmal dem Namen nach und verwechseln sie ständig mit der ebenfalls vorkommenden Otter. CGoleopteren aus Transkaspien. Sammelreise von R. Hrvmons und SAMTErR 1901. Bearbeitet von GG. AULMANN. Fam. Cieindelidae. Gen. Oteindela L. Cicindela littorea Kl. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. ©. lugubris De). Golodnaja-Steppe VI. ©. littoralis F. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. trısıgnata De). Golodnaja-Steppe. Mitte VI. C. decempunctata De). Transkaspien 1901. Y > Fam. Carabidae. Gen. Uymindıs Latr. Cymindis eruciata De). Molla Kary. 22.—23. V. Krassnowodsk. 15.—20. V. ©. decora Fisch. Transkaspien. Gen. Lebia Latr. Lebia trısıgnata Men. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Scarites Fab. Scarites arenarıus De). Krassnowodsk. 3.—16. V. Samarkand. 21. V. Sc. eurytus Fisch. Repetek. 30. VII. PT. Mr EEE Re 0 Coleopteren aus Transkaspien. 971 (Gen. Broscus. Broscus asiaticus Reitt. Samarkand. 21. V. Syr Darja. 28. V. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Olwına Latr. Olivinia ypsilon God. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Dyschirius Bon. Dyschirius chalceus Er. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. D. thoracica Latr. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. D. hauserı Reitt. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Chlaenius Bon. Chlaenius virıdıs Men. Krassnowodsk. 15.—20. V. Chl. festivus Fab. var. caspteus Motsch. (solodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Epomis Bon. Epomis circumseriptus Duft. n. var. topterus Kuntzen. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Daptus Fisch. Daptus vittatus Fisch. Golodnaja-Steppe. Mitte V1. Gen. Acınopus De). Acınopus pieipes Oliv. (olodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Dichirotrichus Jacqg. Duv. Dichirotrichus ustulatus De). Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Harpalus Latr. Harpalus pubescens Müll. Lenkoran. 11.—27. VII. Gen. Stenolophus Dej. Stenolophus marginatus De). Golodnaja-Steppe Mitte VI. 18* 272 GG. AULMANN. (Gen. Derus Motsch. Derus janthinipennis Solsky. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Cyrtonotus Steph. Oyrtonotus fodınae Zimm. Krassnowodsk. 3.—16. V. ©. aulicus Pr. Golodnaja-Steppe. VI. Gen. Amara Bon. Amara ambulans Zimm. Krassnowodsk. _ 15.-=-20::YV. Gen. Calathus Bon. Calathus ambignus Payk. Krassnowodsk. 3.—16. V. Djisak. 6.—7. VII. Samarkand. 21. V. Gen. Anchomenus Bon, Anchomenus dorsalis Pant. Lenkoran. 11.—27. VII. Samarkand. 21. V. Gen. Lopha Megerl. Lopha quadrıyuttatum De). (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Bembidium Erichs. Bembidium ustulatum De). (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. B. 4-plagiatum Motsch. (solodnaja-Steppe. Mitte VI. B. curtuwlum Jacg. Duv. (solodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Dytiscidae. (en. Haliplus Latr. Halıplus varıegatus H. Buchara, Tedschend. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Coelambus 'Thoms. Coelambus enneagrammus Ahrs. Repetek. 30. VIL—12. VII. Coleopteren aus Transkaspien. | Gen. Didessus Sharp. Bidessus geminus Fab. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Hydroporus Clairv. Hydroporus parallelogrammus St. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Hydr. impressopunctatus Schall. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Hydr. confluens St. Lenkoran. 22. VII. (Gen. Zlybius Erichs. Ilybius fuliginosus F. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Dytiscus Lin. Dytiscus dimidiatus Bergstr. Lenkoran. 11.—27. VL. (en. Einnectes Erichs. Eunectes sticticus L. Molla Kary. 22.—23. V. Gen. Hydaticus Leach. Hydatıcus grammicus Grn. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Gyrinidae. Gen. Gyrinus Geoffr. Gyrinus coneinnus RK. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Hydrophilidae. Gen. Hydrochares Latr. Hydrochares caraboides F. Molla Kary. 22.—23. V. (Gen. Hydrobius Leach. Hydrobius bicolor Fab. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Krassnowodsk. 15.—20. V. Gen. Berosus Leach. Berosus spinosus Stev. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. B. dispar Reiche. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. 273 274 Gen. Helophorus Fab. A Helophorus granularis Lin. u: Batum. 5.V. in Golodnaja-Steppe Mitte VI. Fam. Staphylinidae. Bernhauer det. Gen. Aleochara Grav. Aleochara elavicornis Redtb. Molla Kary. 27.—30. V. Gen. Atheta T'homs. k Atheta fallax Kr. 1 (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Re Gen. Conosoma Kraatz. | h: Conosoma rufulum Hochf. “ Molla Kary. 22.—23. V. | Ei Gen. Philonthus Heer. Philonthus salınus Ksw. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. | Ph. quisquilinus Goh. | 8 Golodnaja-Steppe. Mitte VI. RE Ph. dimidiatus Er. (olodnaja-Steppe. Mitte VI. Ph. velatipennis Solsky. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Ph. punctus Goh. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Physetops Mannerh. Physetops transcaspicus Boh. (olodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Platyprosopus Mann. Platyprosopus elongatus Mannh. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Molla Kary. 22.—23. V. Gen. Acheniuwm Üurtis. Achenium pieinum Jol. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Molla Kary. 22.—23. V. Coleopteren aus Transkaspien. Gen. Cryptobium Mannerh. COryptobium v. jaequelini Boisd. Gen. Scopaeus Erichs. Scopaeus infirmus Er. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Lathrobium Erichs. Lathrohum dividuum Er. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Molla Kary. 22.—23. V. Gen. Astenus Lacord. Astenus angulatus Payk. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Paederus Fabr. Paederus fuscipes Cast. Golodnaja-Steppe. Mitte VL Gen. Bledius Steph. Bledius bicornis Germ. Golodnaja-Steppe. Mitte IV. Bl. fracticornis Payk. Golodnaja-Steppe Mitte VL Repetek. 30. VIL—12. VIH. Krassnowodsk. 15.—20. V. Bl. atrıcapillus Er. Golodnaja-Steppe. Mitte VL Bl. glasunovi Luze. Repetek 30. VIL—12. VIIL Bl. akınını Epp. | Golodnaja-Steppe. Mitte VL Bl. tricornis Hbst. Golodnaja-Steppe. Mitte VL Gen. Platysthetus Mannerh. Platysthetus nilens Sahlb. Golodnaja-Steppe. Mitte VL Gen. Trogophloeus Mannerh. Trogophloeus anthraceinus Rej. Golodnaja-Steppe. Mitte VI Tr. bilineatus Er. Lenkoran. 11.—27. VIH. GG. AULMANN. Fam. Silphidae. Gen. Thanatophilus Sam. Thanatophilus sınuata F. Golodnaja-Steppe Mitte VI. Gen. Silpha Lin. Silpha obscura U. Samarkand. 21. V. Fam. Dermestidae. (sen. Dermestes Lin. Dermestes vulpınus F. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Repetek. 30. VII..—12. VII. Fam. Heteroceridae. (sen. Heterocerus Fab. Heterocerus hauseriı Kuw. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. H. fausti Reitt. | (zolodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Scarabaeidae. Subfam. Voprinae. k Gen. Ateuchus Web. Ateuchus sacer Gll. Syr Darja. 28. V. Krassnowodsk. 15.—20. V. (solodnaja-Steppe. Mitte VI. Repetek. 30. VII. Gen. G@ymnopleurus 11l. Gymnopleurus acıculatus Gebl. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Onitis Fab. Onitis moeris Pallas. (olodnaja-Steppe. Mitte VI. O. humerosus Pallas. Transkaspien. r 2 ; Coleopteren aus Transkaspien. 277 Subf. Aphodiinae. Gen. Aphodius Ill. (Schmidt det.). Aphodius punctipennis Erichs. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Aph. flavimargo Reitt. Molla Kary. 22.—23. V. Aph. immundus Creutz. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Aph. lwidus Oliv. Krassnowodsk. 15.—20. V. Molla Kary. 22.—23. V. Aph. nitidulus F. (?) Krassnowodsk. 15.—20. V. Aph. kraatzi Har. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Aph. lucidus Kr. Krassnowodsk. 15.—20. V. Lenkoran. 11.—27. VII. Molla Kary. 22.—23. V. Aph. lugens Cr. Golodnaja-Steppe Mitte VI. Aph. pruinosus Reitt. Krassnowodsk. 15.—20. V. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Molla Kary. 22.—23. V. Gen. Rhyssemus Muls. (Schmidt det.). Rehyssemus germanus L. Golodnaja-Steppe. Mitte VL Rh. orientalis Muls. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Repetek. 30. VIL—12. VIII. Gen. Pleurophorus Muls. (Schmidt det.). Pleurophorus apieipennis Reitt. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Pl. varialosus Kolen. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Repetek. 30. VIL.—12. VII. Molla Kary. 22.—23. V. Gen. Eremazus Muls. Eremazus uninistriatus Muls. Molla Kary. 22.—23. V. 278 GG. AULMANN. Gen. Hybosorus MacLeay. Hybosorus illigeri Reiche. Transkaspien. Subf. Melolonthinae. Gen. Serica MacLeay. Serica euphorbiae Burm. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Sericarıa Motsch. DSericarıa arenteola Reitt. Molla Kary. 22.—23. V. Subf. Rutelidae. Gen. Adoretus Cast. Adoretus nigrifrons Stev. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. A. comptus Menetr. Transkaspien. Gen. Pseudadoretus Semen. Pseudadoretus phthisıcus Dohrn. Ps. fallax Semen. Subf. Dynastidae. Gen. Phyllognathus Eschsch. Phyllognathus silenus Esch. Krassnowodsk. 15.—20. V. (en. Stalagmosoma Burm. Stalagmosoma albella Pallas. Transkaspien. Subf. Cetonidae. (Gen. Leucocelis Burm. Leueocehis einctella Stev. Samarkand. 21. V. Fam. Buprestidae. Gen. Julodis Eschsch. Julodis varıolarıs Pall. Repetek. 30. VII. (zolodnaja-Steppe. Mitte VI. Coleopteren aus Transkaspien. 279 Gen. Psiloptera Solier. Psiloptera argentata Mannh. Transkaspien. Gen. Capnodis Eschsch. Capnodis excısa Menetr. Repetek. 30. VII. (sen. Melanophila Eschsch. Melanophila decastigma Fab. Transkaspien. Fam. Elateridae. Gen. Aeolus Eschsch. Aeolus bicarinatus Reitt. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Heteroderes Latr. Heteroderes atricapillus Germ. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Drasterius Eschsch. Drasterius bimaculatus F. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Dr. bimaculatus F. var. binotatus R. Lenkoran. 11.—27. VII. Fam. Cleridae. Gen. Trichodes Herbst. Trichodes spectabilis Reitt. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Molla Kary. 24. V. Gen. Corynetes Herbst. Corynetes rufipes F. Molla Kary. 22.—23. V. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Tenebrionidae. Gen. Arthrodes Sol. Arthrodes intermedius Reitt. Transkaspien. Gen. Adesmia Fisch. Adesmia laewiecollis Reitt. Transkaspien. 280 G6. AULMANN. (Gen. Anatolica Eschsch. Anatolica subguadrata Tauch. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Krassnowodsk. 15.—20. V. | (sen. Microdera Eschsch. Miecrodera faustı Krtz. Transkaspien. Gen. Hiımatismus Erichs. Himatısmus antonowi Reitt. Molla Kary. 22.—23. V. H. rubripes Reitt. Molla Kary. 22.—23. V. Gen. Sphenaria Menetr. Sphenaria menetriesi Reitt. Transkaspien. (sen. Akıs Herbst. Akis laımbata Fisch. Repetek. 30. VII. Gen. Blaps Fabr. Blaps turcomanorum Seidl. Djisak. 6.—7. VII. Bl. deplanata Men. Samarkand. 21. V. Bachardann, Höhleneingang. 15. VII. (Gen. Dila Fisch. Dila laevicollis Gebl. Samarkand. 21. V. Djisak. 6.—7. VII. (Gen. Sternodes Fisch. Sternodes karelinı Fisch. Repetek. 30. VII. (Gen. Agyrophana. Agyrophana deserti Semen. Repetek. 30. VII. Gen. Trigonoscalis Sal. Trigonoscalis grandıs Gebl. Repetek. 30. VII. Coleopteren aus Transkaspien. Gen. Diesia Fisch. Diesia sexdentata Fisch. Transkaspien. Gen. Pachyscelis Sol. Pachyscelis pygmaea Reitt. Transkaspien. _ Gen. Pimelia Fal. Pimelia sp. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Penthicus Falderm. Penthicus dilectans Falderm. Transkaspien. Gen. Anemia Lap. Anemia fausti Sols. Molla Kary. 22.—23. V. A. hauseri Reitt. Repetek. 30. VIIL.—12. VII. Molla Kary. 22.—23. V. A. granulata Casteln. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Tenebrio Lin. Tenebrio obscurus Fald. Transkaspien. Gen. Helops Fald. Helops coeruleus L. Krassnowodsk. 3.—16. V. Fam. Anthicidae. (Pie det.). Gen. Notoxus Geoffr. Notoxus cavifrons Laf. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Anthicus Payk. Anthicus transversalis Villa. Repetek. 30. VIL—12. VII. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. A. biplicatulus Reitt. Molla Kary. 22.—23. V. Repetek. 30. VIL—12. VII. 281 282 GG. AULMANN. A. hauseri var. infasciatus Pic. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. A. tobias Mars. Repetek. 30. VIL.—12. VII. Molla Kary. 22.—23. V. 4A. nıtidior Pic. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. A. ataensıs Pic. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. 4A. antherinus var. valens Pic. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. A. semiopacus Reitt. var. Repetek. 30. VIL.—12. VII. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. A. turcestanicus Pic. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Cantharidae. Gen. Mylabrıs Fab. Mylabris varıabılıs Pall. Tiflis. VID. M. cıncta Ol. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. M. fuesslini Pz. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Lytta Fab. Lytta .erythrocephala F. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Zonitis Fab. Zomitis 6-maculata Ol. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Curculionidae. Gen. Phacephorus Schönh. Phacephorus nebulosus Reitt. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. (Gen. Hypera (serm. Hypera consimilis Ft. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Bothynoderes Schönh. Bothynoderes dohrni Ft. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Coleopteren aus Transkaspien. @en. Pachycerus Schönh. Pachycerus plamirostris Gyll. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Oleonus Schönh. Oleonus fischeri Reitt. Transkaspien. Gen. Xanthochelus Chevr. Xanthochelus nomas Pall. Transkaspien. Gen. Larinus Germ. Larinus vitellinus Gyll. Samarkand. 21. V. (solodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Barıs De]. Baris loricata Reitt. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Arthrosthenus Schönh. Arthrosthenus fullo Boh. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Fam. Chrysomelidae. Gen. Olythra. Ulythra maculifrons Zubk. Djisak. 6.—7. VII. Gen. Eurytus Chap. Eurytus deserti Sem. Repetek. 30. VII. 1901. Gen. Chrysochares Moraw. Ohrysochares asiatieus Pall. Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Repetek. 30. VII. Gen. Entomoscelis Chevr. Entomoscelis adonidis Pall. Transkaspien. Gen. Haltıca Geoffr. Haltica azurea Aube. Repetek. 30. VIL.—12. VII. 283 284 Zweite wissenschaftliche Sitzung am 16. Mai 1911. H. nonstriata Goeze. Lenkoran. 11.—27. VL. Gen. Aphthona Chevr. Aphthona flaviceps All. (Golodnaja-Steppe. Mitte VI. Gen. Galerucella Crotch. Galerucella Iythri Gyll. Krassnowodsk. 3.—16. V. Gen. Leptosonyx W se. Leptosony& costipennis Kirsch. Transkaspien. Gen. Galeruca Geoffr. Galeruca nigrolineata Reitt. Transkaspien. Fam. Cocecinellidae. Gen. Coccinella L. Ooceinella 7-punctata F. Molla Kary. 22.—23. V. Krassnowodsk. 15.—20. V. Zweite wissenschaftliche Sitzung am 16. Mai 1911. Herr P. ASCHERSON: Über Ficus carica. Herr $S. GUTHERZ: Über den gegenwärtigen Stand der Hetero- chromosomenforschung und das Problem der Geschlechts- differenzierung (s. S. 253). Druck von A. Hopfer ır Burg b. M. | | j | | EN MERK ET? Ber x ar N ARE ER ” Fi Auszug aus den Gesetzen der Gesellschaft Naturforschender Freunde = = zu Berlin. Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung zur Beförderung der Naturwissenschaft, insbesondere der Biontologie. | Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, außerordent- lichen und Ehrenmitgliedern. in. Die ordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens 20 betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetzen. Sie verwalten das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. a Die außerordentlichen Mitglieder, deren Zahl unbeschränkt ist, werden von den ordentlichen Mitgliedern, aut Vorschlag eines ördentlichen Mitgliedes unter eingehender Begründung, gewählt. Für. freie Zustellung der Sitzungsberichte und Einladungen zu den Sitzungen zahlen die außerordentlichen \ Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark. Sie können das „Archiv für Biontologie“ und alle von der Gesellschaft unter- stützten Veröffentlichungen zum ermäßigten Preise beziehen: Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme | der Monate August und September am 2. und 3. Dienstage jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale VI, bzw. im ” 55 Konferenzzimmer der Kegel. Landwirtschaftlichen Hochschule, ER Invalidenstr. 42, abends 7 Uhr statt. Alle für die Gesellschaft bestimmten Sendungen sind = an den Sekretär, Herrn Dr. K. Gel Berlin 3 4 Invalidenstr. 43, zu richten. Hyla wachei n. sp., eine abessinische Hyla. Von Frırz NıEDEN A ARTE A Ne r “ Mr NZ a ie a a ET u 7 SE za “ an A a N > 5 u 3 a rn EN OT ORION, a er v $ hi Sitzungsberichte der Gesellschaft aturtorschender Freunde - zu Berlin. Ne. 6:2: 2-2 Juni— Juli INHALT: No. 6. I Tessinosoma n. g. und die Cyphopoden der Mastigophorophyllidae. (Über Diplopoden, 46. Aufsatz.) Von K. W. VERHORFF >... 2.2.2200. Eine neue Polydesmus-Hochgebirgsform und die Gliederung der Polydesmus- Gonopoden. (Uber Diplopoden, 47. Aufsatz) Von K. W. VERHOEFF Revision von Herrer’s Ascidien aus der Adria. I. Die Arten der Gattung BESERBAZFNGE- RE HABENBYER 2 sen ara er ern an. No. 7. Palaemon (Eupalaemon) dux Lexz und paucidens Hıra. Von H. Lexz Callianassa turnerana Warte und Callianassa diademata Orrm. Von H. Lexz . Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. Von E. VAnHÖörFreN. . » . Zweite wissenschaftliche Sitzung am 18. Juli 1911 . . 2». 2.2.2.0... BERLIN. In Komuission BEI R. FRIEDLÄNDER & SOHN, NW Carustrasse 11. 1911, 1 a ii u A Wr Fe Nr. 6. 1911 Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 13. Juni 1911. k Vorsitzender: Herr H. VırcHow, Herr H. Vırcaow sprach über die Eigenform der Wirbelsäule einiger Bärenarten. Herr H. Porz sprach über neue Methoden der vierfarbigen Reproduktion für wissenschaftliche Zwecke. Hyla wachei n. sp., eine abessinische Hyla. Von Dr. Frırz NIEDEN. Das Königl. Zool. Museum zu Berlin erhielt vor kurzem unter einer Sendung Amphibien aus Abessinien ein Exemplar der in dieser Mitteilung beschriebenen Hylaart, das insofern ein ganz besonderes Interesse beansprucht, als in ihm der erste aus der äthiopischen Region bekannt gewordene Vertreter dieser formen- reichen und nunmehr über alle fünf Weltteile verbreiteten Gattung vorliegt. — Äußerlich ähnelt diese durch eine stattliche Größe aus- gezeichnete Hyla in hohem Maße den größeren Vertretern der afrikanischen „Laubfrösche“ aus den Gattungen Aylambates und Chiromantis, doch lassen der völlig nach arciferem Typus gebaute Schultergürtel, der ziemlich stark verbreiterte Sacralwirbel, sowie die in ihrer ganzen Ausdehnung angewachsene Zunge nicht den geringsten Zweifel über die Zugehörigkeit des vorliegenden Tieres zur Gattung Ayla aufkommen. Zunge groß, breit herzförmig, hinten nicht eingeschnitten, rings- um angewachsen. Vomerzähne zwischen den großen Choanen, in zwei winkeligen, nach hinten divergierenden Reihen, etwa in dieser Anordnung / \. — Kopf etwas breiter als lang, flach gedrückt, Schnauze abgerundet, etwa 1l!/, mal so lang als der horizontale Augendurchmesser. Zügelregion stark schräg nach außen abfallend, vertieft; Canthus rostralis deutlich. Oberseite des Kopfes stark vertieft; Interorbitalraum doppelt so breit als ein oberes Augenlid, Trommelfell deutlich, hochoval, fast 2/3 so breit wie das Auge. 19 286 K. W. VERHOEFF. Schwimmhaut zwischen 2. bis 4. Finger bis zum Ende des 1. Gliedes reichend; zwischen 1. und 2. Finger nur im Bereich der Mittelhand vorhanden. — Ein deutlicher sog. rudimentärer Daumen vorhanden. Schwimmhaut an den Zehen bis zur Haftscheibe reichend, außer an der 4. Zehe, wo sie nur bis zum Ende des 2. Gliedes reicht. Haftscheiben kleiner als das Trommelfell. Subarticular- höcker sehr deutlich. Innerer Metatarsalhöcker walzenförmig. Das Tibiotarsalgelenk reicht bei nach vorne an den Körper angelegtem Hinterbein bis zur Schnauzenspitze. Oberseite ganz glatt; Unterseite stark gekörnelt. Hellbraun mit einem schmalen dunklen Medianstreifen auf dem Rücken von der Schnauzenspitze bis zur Kreuzgegend. Auf den Gliedmaßen sind noch Spuren dunkler Querbinden zu erkennen. Unterseite weiblich, ungefleckt. Länge von der Schnauzenspitze bis zum After 96 mm. Ein © aus Dire Daua, Abessinien, gefangen von J. WAcHE und zu Ehren des Sammlers benannt. Tessinosoma n. g. und die Cyphopoden der Mastigophoro- phyllidae (Über Diplopoden 46. Aufsatz). Von K. W. VERHoEFF (Kannstatt). Hierzu Tafel X1l. 1901 im XVIII. Aufsatz!) meiner „Beiträge“ usw. wies ich auf S. 95 bereits darauf hin, „dab sich die ZHeteroporatien und vielleicht alle Proterandrıa nach dem Bau der Vulven auch im weiblichen Geschlecht unterscheiden lassen“. Insbesondere habe ich die Unterschiede in den Vulven von Heteroporatia bosniense und simile festgestellt. In dem seither verflossenen Jahrzehnt sind die Diplopoden-Vulven wiederholt Gegenstand der Untersuchung gewesen, ohne jedoch im ganzen die Beachtung gefunden zu haben, welche sie in mehrfacher Hinsicht verdienen. In vergleichend-morphologischer Richtung verweise ich namentlich auf den 31.—35. meiner Diplopoden-Aufsätze 2), insbe- sondere auf das XIII. Kapitel, S. 142. Den physiologischen Verhältnissen habe ich, hauptsächlich mit Rücksicht auf das Schick- sal der Spermatophoren, mich zugewendet im 39. Aufsatz, Kapitel VIII, 5, „das entdeckte Geheimnis im Bau und in der Befruchtung der Chordeumiden“. 1) Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Nat. i. Württemberg. 2) Halle 1910, Nova Acta. Tessinosoma n. g. und die Öyphopoden der Mastigophorophyllidae. 287 Systematisch sind aber die weiblichen Cyphopoden (Vulven) bisher noch fast gar nicht verwertet worden, und mit Rücksicht auf Gattungscharakteristik will ich sie im folgenden zum ersten Male heranziehen, zumal ich durch besondere Umstände dazu ver- anlaßt worden bin. Die Familie der Mastigophorophyliidae ist im weiblichen Ge- schlecht vor allen anderen Ascospermophora durch die Rückbildung der Telopodite des 2. Beinpaares auffallend ausgezeichnet. Wir kennen bisher drei (4) Gattungen, welche zugleich drei geographischen (Gebieten angehören, Mastigophorophylion ') den Karpathen-Sudeten, Heteroporatia dem östlichen Mitteleuropa sowie östlichen Alpen- reich und Thaumaporatia dem nördlichen Apenninengebiet. Während aber die Heimatsgebiete der Aeteroporatien sich teilweise in die der Mastigophorophylion einschieben, klafft zwischen ihnen und den Thaumaporatien in den mittleren Südalpenländern eine weite Lücke, d. h. es sind vor allem aus der Südschweiz und den derselben nächst gelegenen Teilen Oberitaliens bisher überhaupt noch keine Mastigophorophyliiden bekannt geworden, obwohl dort italienische, französische, deutsche und schweizerische Myriapodenforscher tätig gewesen sind. Im heurigen Frühjahr (1. Hälfte April) trafen wir an den oberitalienischen Seen ein für Erforschung der Bodentierfauna über- aus günstiges Wetter, indem diese von Kranken und Erholung- suchenden so bevorzugten Gefilde tagelang unter drückender Schnee- last lagen, fußtiefe Massen selbst die untersten Gestade bedeckten. Die nachfolgende Schneeschmelze lockt alsdann Formen hervor, welche man zu anderer Zeit viel schwerer auffindet oder überhaupt nicht. Unter meiner reichhaltigen Ausbeute verdient die im folgenden beschriebene neue Gattung als besonders interessant hier geschildert zu werden, indem sie die soeben besprochene Lücke in der Ausbreitung der Mastigophorophylliden ausfüllt. Allem Anschein nach ist diese vierte Gattung auch wieder für ein be- sonderes geographisches Gebiet charakteristisch. Obwohl ich nun diese Tiene auf fünf Exkursionen erbeutet habe und obwohl von den italienischen T’haumaporatien im Frühjahr Männchen ebensogut wie Weibchen zu finden sind, habe ich von der neuen Form niemals ein Männchen zu Gesicht bekommen. Wir kennen zwar schon mehrere Diplopoden, welche sich parthenogenetisch fortpflanzen, aber gerade unter den Ascospermophora ist bis jetzt keine nach- !) Die beiden von mir unterschiedenen Untergattungen könnten eben- falls durch Untersuchung der Weibchen weiter geklärt werden. 19% 288 K. W. VERHOEFF. gewiesen worden, so daß wir hier den ersten Fall haben würden, wenn es auch im Herbst nicht gelingen sollte, männliche Tiere ausfindig zu machen. Schon an Ort und Stelle fielen mir diese neuen Diplopoden als rätselhafte Gestalten auf und obwohl sie habituell an verschiedene Heteroporatien, namentlich Haploporatia, sehr erinnern, erhalten sie doch dadurch ein etwas abweichendes Aussehen, daß in den Flanken unterhalb der Flügelwülste helle und dunkle Streifen und Flecke abwechseln. Nachdem ich ver- schiedene auffallende Charaktere in den weiblichen Fortpflanzungs- werkzeugen festgestellt hatte, vervollständigte ich meine Präparate der weiblichen übrigen Mastigophoroph yihden, so daß ich jetzt mit aller Sicherheit feststellen kann, daß wir es mit einer Form zu tun haben, welche sich nicht in den Rahmen der bisherigen Gattungen einstellen läßt. Zur Begründung diene der nachfolgende Schlüssel für die weiblichen Mastigophorophyllidae: a) Das 3. Beinpaar!) mit entschieden nach auben vorragenden Hüftfortsätzen, die Präfemora in der Grundhälfte außen stark ausgehöhlt, daher keulig und in der nach auben gedrelhten End- hälfte fast doppelt so breit wie in der Grundhälfte. Am Sternit des 3. Beinpaares sind die Stigmen von vorn her frei sichtbar, der Vorderrand dieses Sternit besitzt eine Kante, welche jederseits in einem abgerundeten Fortsatz aufragt (Fig. 1, ce). Außenlappen des Sternit breit aufragend («), vorn mit einer nach innen vor- ragenden Kante umgekniffen (b). Jederseits hinter dem Fortsatz ist das Sternit grubenartig ausgehöhlt. Oberhalb des Sternit eine breite häutige, in der Mitte etwas eingeschnürte Doppelgrube (gr) zur Aufnahme der Cyphocoxite von hinten her. Cyphocoxite ohne Dolche (Fig. 2 und 3), Cyphotelopodite als einfache Bogen- spangen entwickelt (Fig. 5), ohne borstentragende Höcker oder Wülste. 1. Tessinosoma n. g.?). b) Das 3. Beinpaar besitzt einfache Hüften, ohne Fortsätze, und auch einfache Präfemora, ohne Aushöhlung und ohne Biegung. Sternit dieses Beinpaares vorn niemals mit Fortsätzen, die Auben- lappen weder besonders groß, noch vorn umgekniffen, sonst aber verschiedenartig gebaut. Cyphotelopodite meist mit starken, borsten- Eng PTLAen Höckern oder Wülsten, wenn diese jedoch fehlen, dann 1) En ich hier vom 3. Beinpaar spreche, dann ist das erhlinnere 2. als solches mitgezählt worden. 2) Benannt nach dem Kanton Tessin, in welchem ich die meisten Indivi- duen sammelte. re ut a ne an Tessinosoma n. g. und die Cyphopoden der Mastigophorophyllidae. 289 besitzen die Cyphocoxite Dolche, und das Sternit des 3. Beinpaares ist im Vergleich mit Tessinosoma sehr niedrig, während die Stigmen von vorn her nicht frei sichtbar sind . . ET, c) Der Vorderrand am Stermit des 3. Beinpaares ist einfach gebildet, d. h. es fehlt die Querkante, welche an typischen Sterniten die vorderen Seitenecken verbindet. Die Stigmengruben liegen frei und das mittlere Sternitgebiet besitzt keinen warzigen Buckel. Jedem Cyphotelopodit kommen 2+2 mit langen Tastborsten be- setzte Hörner oder Höcker zu (Fig. 9). Cyphocoxite ohne Dolch. 2. Thaumaporatia \VERH. d) Die vorderen Seitenecken am Sternit des 3. Beinpaares werden durch eine erhobene Querkante verbunden, hinter welcher sich zugleich ein querer Eindruck befindet. An jedem Cyphotelopodit kommen höchstens 142 mit langen Tastborsten besetzte Höcker ee an, rc RE e) Cyphopodentelopodit mit 1+2 Höckern (Fig. 8), welche lange Tastborsten tragen. Cyphocoxite ohne Dolch. Sternit des 3. Beinpaares höher gebaut, in der Mitte hinten mit einem warzigen, zwischen den Hüften mehr oder weniger vorragendem Buckel. 3. Mastigophorophyllon Vera. (penicilligerum und sazronicum VERH.). f) Cyphopodentelopodite nur mit zwei borstentragenden Höckern oder überhaupt nur als schmale Bogenspangen entwickelt (Fig. 7 ara). Cyphocoxite mit oder ohne Dolch. Sternit des 3. Beinpaares niedriger gebaut, hinten in der Mitte ohne warzigen Buckel. 4. Heteroporatia Vera». (Het. bosniense und alpestre VERH. und Haploporatia). Aus dem Vorigen ergibt sich also, daß die bisher bekannten und im weiblichen Geschlecht untersuchten Mastigophorophylliden einander ähnlicher sind als der neuen Form, so daß man, wenn sich bei dieser noch Männchen finden sollten, auf sehr eigentümliche Organisationsverhältnisse schließen darf. Besonders merkwürdig ist das 3. Beinpaar von Tessinosoma und sein Sternit (Fig. 1), denn ähnliche Abweichungen von der typischen Laufbeingestalt und der seines Sternit sind mir am 3. Beinpaar innerhalb der weiblichen Ascospermophora nicht bekannt geworden. Übrigens macht das keulige Präfemur zusammen mit dem Hüftfortsatz den Eindruck einer Ein- klemmvorrichtung, d.h. es ist wohl möglich, daß diese Weibchen imstande sind, zwischen diese beiden Körperteile irgend etwas einzu- pressen. Vorläufig muß es natürlich ganz unentschieden bleiben. 290 K. W. VERHOEFF. ob diese Glieder ein abgelegtes Ei zu fassen vermögen (nach der Größe der von mir gesehenen legereifen Eier anderer Familien- angehörigen zu urteilen, wäre das wohl denkbar, obwohl nicht wahrscheinlich) oder ob sie bei der Copula irgendeine Rolle spielen. Zur vergleichenden Morphologie der weiblichen Cyphopoden. Die Cyphopoden der weiblichen Mastigophorophylliden sind be- sonders geeignet, meine 1910 gegebenen Mitteilungen zu vervoll- ständigen. Ich unterschied bisher die Hauptteile der Cyphopoden als „Oyphopodite“ von den vor ihnen gelegenen „Bogenspangen“ und betrachtete die ersteren als Hüftteile, die letzteren als um- gsewandelte Telopoditreste. Beide Bestandteile werden durch die quere, von Verschlußbügeln gesperrte Mündungsspalte des Ovidukt getrennt, hängen aber durch die Oviduktwandung und die Gelenke der Verschlußbügel zusammen. Meine Auffassung der Bogenspangen als Telopodite erhält durch die Verhältnisse bei den AMastigophorophyliiden eine be- merkenswerte Bestätigung, indem sich hier vor der Oviduktspalte bei einigen Formen ein Gebilde findet, welches einem Beinglied weit ähnlicher erscheint als die anderweitig vorkommenden eigent- lichen Bogenspangen. Diese Bezeichnung ist daher als allgemeine auch nicht zu gebrauchen, vielmehr benutze ich jetzt die der all- gemeinen Gliedmaßenterminologie besser angemessenen Ausdrücke Cyphotelopodit und Gyphocoxit (statt „Bogenspangen“ und „Uyphopodite*). Der Ausdruck „Bogenspangen“ als mehr be- schreibender kann deshalb da, wo er zutreffend ist, doch noch An- wendung finden. Sehr merkwürdige und für die vergleichend-morphologische Auffassung wichtige Cyphotelopodite finden wir bei Thauma- poratia apuanum Vern. (Fig. 9). Vor der eigentlichen Vulven- klappe (Fig. 10), welche mit zarten, glasigen Verschlußlamellen (la) über den vorderen Verschlußbügel (ara) hinausragt, findet sich jederseits ein aufragender, mit mehreren langen Tastborsten be- setzter Höcker (cte Fig. 9) und zwischen beiden noch ein mehr oder weniger auffallender Wulst cie 1. Diese borstentragenden Höcker kommen auch bei den meisten anderen Mastigophorophylliden vor, bei Mastigophorophyllon penicilligerum (Fig. 8 cte) sind sie allerdings niedriger und für Heteroporatia alpestre habe ich sie zum erstenmal dargestellt in Fig. 3 des XVIII. Aufsatzes meiner „Beiträge“!). Nun findet man aber bei Thaumaporatia vor den ı) Jahreshefte d. Ver. f. vaterl. Nat. i. Württemberg 1901. RT EANTNT Tessinosoma n. g. und die Cyphopoden der Mastigophorophyllidae 291 eben genannten noch ein weiteres und zwar besonders kräftiges, zapfenartiges Höckerpaar ct, auf dessen Ende drei starke Tast- borsten sitzen. Eine fast halbkreisförmige Bucht trennt diese zapfenartigen Höcker und man findet in die Bucht hineinragend noch einen kurzen abgerundeten Lappen (a). Man kann die zapfen- artigen Höcker auch als vordere von den vorher geschilderten als hinteren Höckern unterscheiden. Es sitzen also an diesen Vulpenklappen dreierlei Gebilde hintereinander, welche alle paarig sind, nämlich vordere und hintere Höcker und schließlich die Ver- schlußlamellen. Jede Vulvenklappe erscheint wie ein zwei- gliedriges Telopodit, dessen Glieder unter Verwischung des Gelenkes hintereinandergerückt sind und gleichzeitig durch quere Ausdehnung eingesattelt wurden. Die Ähnlichkeit mit den Telopoditresten des 2. Beinpaares (Fig. 4) ist nicht ge- ring, nur sind diese Vulvenklappen noch kräftiger entwickelt. Die quere Oviduktmündung, welche man im Profil (wie in Fig. 7) am deutlichsten erkennt, erinnert oberflächlich etwa an den Rachen eines Frosches, wobei der vordere (ara) und hintere Verschlußbügel (arp) dem Ober- und Unterkiefer vergleichbar sind. Die beiden Bügel hängen den Kiefern analog ebenfalls jeder- seits in einem Gelenk zusammen (g Fig. 7), um welches sie sich drehen. Das Gelenk wird durch knotenartige, gebogene Verdickungen gebildet (k Fig. 3, 9, 10), deren äußere man auch bei Betrachtung der ganzen Vulven von unten her bereits erkennt (Fig. 2). Die Oyphocoxite sind verwickelte Gebilde, welche ich nicht bis in alle Einzelheiten beschreiben kann, es genüge hier die Fest- stellung, daß sie bei den Mastigophorophylliden stets aus zwei mehr oder weniger auffallend geschiedenen Abschnitten bestehen, welche namentlich bei Tessinosoma sehr ausgeprägt sind. Eine gruben- artige, je nach den Formen verschiedenartige Vertiefung (cfo Fig. 2), welche ich Coxitgrube (fovea coxalis) nennen will, trennt einen inneren Wulst (clivus interior) von einem äußeren (clivus exterior). An jedem dieser Wulste findet sich eine Gruppe langer Tastborsten. Die physiologische Bedeutung der Cyphopoden ist in verschiedener Hinsicht noch sehr unklar, ich kann vorläufig aber wenigstens folgendes feststellen. Die hübsche Schließein- richtung, welche ich schon früher für einige Chordeumiden aus- einandergesetzt habe, findet sich bei allen Gattungen der Mastigo- phorophylliden an den Oviduktmündungen wieder. Sie besteht also darin, daß zwei kleine Schließhöckerchen (no Fig. 5) an den hinteren Verschlußbügeln in zwei kleine Schließgrübchen 292 K. W. VERHOEFF. (fo) an den vorderen Bügeln eingreifen und somit Verschluß- knöpfe bilden, welche die Eingänge in die Ovidukte sperren. Ich muß jedoch noch eine zweite Schutzeinrichtung in verschiedenen starken Tastborsten erblicken, welche stets nicht nur dicht an der Oviduktmündung stehen, sondern auch zugleich säbelartig gegen dieselbe gekrümmt sind, so daß wir sie als Schutzborsten be- zeichnen dürfen. Meist finden sich an den Bogenspangen je zwei stark gekrümmte und auch z. T. auffallend verdickte Schutzborsten (ch Fig. 5 und 7), Von wesentlicher Bedeutung für die Funktion der Cyphopoden ist ihr Lageverhältnis zum 2. und 3. Beinpaar. Eine Versenkung wie bei vielen anderen Diplopoden findet hier nicht statt, aber es ist doch eine napfartige Vertiefung durch eine grubenartig nach innen gewölbte Haut zwischen dem 2. und 3. Beinpaar gebildet worden, geeignet, die Cyphopoden vorn und hinten zu umfassen. Das verkürzte 2. Beinpaar besitzt nur noch ein undeutliches Sternit, aber es findet sich vorn zwischen den Cyphopoden ferner ein Ge- bilde, welches ich als Medianknoten (Nodulus medianus) bezeichne (nom. Fig. 2) und als einen umgewandelten Teil jenes Sternit be- trachte, da es eine entsprechende Lage einnimmt und auch durch blasse Muskelfasern mit den Hüften des 2. Beinpaares verbunden wird (Fig. 4 nom). Der Medianknoten bildet von vorn her, ebenso wie das verkürzte 2. Beinpaar eine Stütze für die Cyphopoden und ein Widerlager. Nicht minder wichtig für die Cyphopoden sind ferner die verhältlich starken Muskelstützen (Tracheentaschen) des 2. Beinpaares (Zrt), welche oben schräg über die Oyphopoden nach innen wegstreichen. Von ihnen gehen Muskeln aus (m Fig. 4), welche den geblähten Oyphopoden als Retraktoren dienen. Hier- aus folgt aber ferner, daß das „rudimentäre“ 2. Beinpaar deshalb noch lange nicht bedeutungslos ist, denn abgesehen von seiner Leistung als Widerlager dient es auch den Stützen als eine sie verbindende und ihnen dadurch nach vorn hin den nötigen Halt gewährende Querbrücke. Wie andere Ascospermophoren besitzen auch die Mastigophoro- phyliiden im Innern der CGyphocoxite Muskeln (m Fig. 7), durch deren Kontraktion, vielleicht auch unter Mitwirkung der Muskeln der Ovidukte, die beiden Verschlußbügel aktiv auseinandergeklappt werden, während sie passiv wieder in ihren gewöhnlichen Lage- zustand zusammenklappen. Bekanntlich gehört der männliche Copulationsapparat der Mastigophorophylliden zu dem Merkwürdigsten und an Komplikation nicht mehr zu Überbietenden in der ganzen Tierwelt. Die Be- en u ... Tessinosoma n. g. und die Cyphopoden der Mastigophorophyllidae. 293 gattungsnadeln!), welche durch die in den freien vorderen Pseudoflagella geführten hinteren Pseudoflagella dargestellt werden), legen den Gedanken nahe, daß die geschilderten verschließbaren Türen der Cyphopoden dazu bestimmt seien, bereits begattete Tiere vor den weiteren Angriifen der Männchen zu schützen, und in der Tat kann man ihnen diese Bedeutung jedenfalls zusprechen. In- dessen beweist uns schon ein Blick auf die C’hordeumiden, daß die Cyphopodentüren zur Abwehr überflüssiger Pseudoflagella höchstens sekundär in Betracht kommen können. Die primäre Haupt- bedeutung liegt ohne Frage darin, daß die Ovidukte vor allerlei Beschädigungen, namentlich vor Schmutz und Parasiten geschützt werden. Dieser Schutz konnte aber durch die Schließvorrichtungen einfacher erzielt werden, als wenn (den Lysiopetaloidea oder Polydesmordea entsprechend) die Cyphopoden in der Tiefe ganz versenkt worden wären. Die systematisch wichtigen Charaktere der weiblichen Ascospermophora sind bisher von mir allein be- rücksichtigt worden. Daß überhaupt weibliche Eigentümlichkeiten innerhalb der Diplopoden systematisch sehr wichtig sein können, ist am auffallendsten bei denjenigen Familien zutage getreten, welche wie die hier in Rede stehenden Mastigophorophylliden das 2. Beinpaar und sein Sternit durchgehends verkürzt und umge- wandelt zeigen. Innerhalb dieser Familie selbst sind die Unter- schiede im 2. Beinpaar geringfügig, aber doch nicht bedeutungslos, z. B. zeigt sich bei Tessinosoma das Telopodit gegen das Ooxit wesentlich schwächer abgesetzt als bei den übrigen Mitgliedern dieser Familie (Fig. 4). Daß am 2. weiblichen Beinpaar auch bei denjenigen Ascospermophoren, welche es als wirkliches Beinpaar entwickelt besitzen, systematisch wichtige Unterschiede vorkommen, erwies ich 1910 in den Nova Acta. Die Verschiedenheiten im Bau der CGyphopoden sind im vorigen schon teilweise besprochen worden. Der systematische Wert dieser Differenzen wird zunehmen mit der Erweiterung unserer Kenntnisse auf diesem Gebiet. Ein Cyphopodensternit kommt den Mastigophorophyllidenweibchen nicht zu, auch konnte ich keine deutlichen Spuren eines solchen nach- weisen. Daß auch das 3. Beinpaar und namentlich sein Sternit Beziehungen zu den Cyphopoden zeigt und dadurch systematisch wichtig wird, habe ich im vorigen namentlich durch den Schlüssel ») Vgl. im 39. Aufsatz S. 395, Jahreshefte Ver. vaterl. Nat. Württ. 1910. 2) Verwiesen sei auf Taf. XIX zu meinem Ill. Teil der Diplop. aus Bosnien usw. Archiv f. Nat. 1897. 294 K. W. VERHOEFF. erwiesen. Mögen also auch die charakteristischen Merkmale und Organe der Männchen im ganzen zahlreicher und vielfach noch bedeutend verwickelter sein als diejenigen der Weibchen, so muß ich doch von neuem betonen, daß kein Grund vorhanden ist, die weiblichen Charaktere unberücksichtigt zu lassen. Diese Einsicht möge durch die neue Gattung besonders bekräftigt werden. Tessinosoma caelebs n. Sp. 92. Rumpf aus 30 Ringen bestehend. Lg. des oO 102/,—121/, mm. Tiere vom Habitus und der Färbung der Aaploporatien, doch sind die Unterflanken plötzlich viel heller als die Oberflanken, erstere nämlich fast vollständig grauweiß, während sich an letzteren große viereckige bis querovale braune Flecke finden, die durch helle Streifen getrennt werden. An den Seitenwülsten der Ringe kommen helle Fleckchen vor. Die Ocellen bilden einen dreieckigen Haufen und stehen vom Schläfenorgan angefangen in vier Reihen, nämlich 2, 4, 6, 7, also 19. Das 2. Antennenglied ist reichlich halb so lang wie das 3. Die Rückenborsten des Rumpfes besitzen die in dieser Familie übliche Stärke, die inneren reichen also meist über den Hinterrand des betreffenden Diplosomit hinaus; alle sitzen auf kräftigen Höckerchen. Der Rücken erscheint unter der Lupe ziemlich glänzend, die Metazonite besitzen vor dem Hinterrand eine sehr feine Längs- streifung. Bei mikroskopischer Betrachtung (>< 220) fand ich wenigstens an mehreren auf das Collum folgenden Pleurotergiten unterhalb der Hinterborste das Metazonit ebenfalls fein längs- gestreift, zugleich besteht teilweise Zellstruktur und am Hinterrand findet sich eine feine Kerbung, welche an der abgerundeten Hinterecke zu mehreren kleinen Zähnchen verstärkt ist. Das verkürzte 2. Beinpaar (Fig. 4) sitzt auf einem sehr schwachen Sternit, dessen rundlicher, aufragender und mit unregelmäßiger Wärzchenstruktur besetzter Medianknoten (nom), zwischen die Cyphopoden eingedrängt ist (Fig. 2). Die Coxite des 2. Beinpaares sind in der Mitte auf kurzer Strecke dicht aneinander gerückt. Die innere Abschrägung des Coxit ist warzig, rauh und dicht, vor dem Telopodit finden sich mehrere Tastborsten. Das ebenfalls mit z. T. recht langen Tastborsten besetzte Telopodit bildet einen ge- drungenen Knoten (te), welcher am Ende in zwei, nach hinten zu aber noch in einen 3. Höcker vorragt. Die ‚Stützen des 2. Bein- paares sind verhältlich recht lang, säbelig gebogen und mit dem Hinterende entschieden nach außen geschwungen. Das im vorigen über das 3. Beinpaar Gesagte ergänze ich noch durch folgendes: Tessinosoma n. g. und die Cyphopoden der Mastigophorophyllidae. 295 Die Hüften zeigen eine streifige und teilweise auch warzige Ober- fläche. Innen springt nach vorn ein kleiner warziger Buckel vor (Fig. 1, d). Der Trochanter ist vorhanden, aber auben etwas un- deutlich, weil er vom Hüftfortsatz teilweise verdeckt wird. Auch die Oberfläche der Präfemora ist teilweise fein warzig, außerdem sind diese Glieder nicht nur außen stark ausgehöhlt, sondern in der Endhälfte zugleich entschieden nach außen gekrümmt. Das 4. Beinpaar und sein Sternit sowie auch die weiter folgenden zeigen ein typisches Verhalten. Die Cyphopoden (Fig. 2) sind dadurch auffällig, daß die Coxitgruben mehr hervortreten als bei anderen Formen dieser Familie. Dadurch sind aber zugleich Innen- und Außenwulst schärfer als sonst gegeneinander abgehoben. Betrachtet man die Cyphopoden im Zusammenhang von hinten und unten, so sieht man die Coxitgrube fast parallel mit der Körperlängsachse von hinten nach vorn als schmale Rinne verlaufen, dann aber sich plötzlich schräg nach außen und vorn vergrößern und erweitern, und zwar von einer stumpfwinkeligen Ecke an, welche der Außenwulst bildet. Übrigens sind beide Wülste verziert mit Zellstruktur, welche sich teilweise in deutlich vorragende Spitzen erhebt, z. B. vor der eben genannten Ecke. Der Außenwulst, welcher vorn nach auben abgeschrägt und nach hinten allmählich verschmälert ist, liegt zu- gleich mehr nach unten als der Innnenwulst. An jedem der beiden Wülste findet sich vorn eine Gruppe langer Tastborsten, d. h. diese sind alle der Gegend des Oviduktmündungsspaltes zugekehrt. In der vorderen Erweiterung der Coxitgrube finden sich noch einige Auszeichnungen, welche man besser erkennt, wenn der Außenwulst von dem übrigen Cyphopod getrennt wird. Namentlich bemerkt man hier 4—5 vorragende Läppchen und Eckchen (Fig. 2a, 3a und a 1), auch ist das Cyphocoxit am Ovidukteingang etwas faltig in der Mitte eingeschnürt (Fig. 3 drb), während sich neben der Einschnürung nur ein einzelnes kleines Drüsenbläschen bemerkbar macht. (Bei Heteroporatia bosmiense z. B. Fig. 7, drb, habe ich mehrere Drüsenbläschen beobachtet.) Die Verschlußgrübchen und Höckerchen (Fig. 5) sind recht fein und nicht so leicht zu sehen wie bei den meisten anderen Mastigophorophylliden. Überhaupt sind die Bogenspangen bei der Betrachtung der Cyphopoden von hinten und unten ganz verdeckt, so daß man diese Organe besonders präparieren muß. Es sind schmale, niedrige Gebilde, ohne eigent- liche Höcker, aber außer mehreren gewöhnlichen besitzen sie je zwei sehr starke säbelige Schutzborsten, welche besonders in der Mitte verdickt sind. Der unpaare Ovidukt gabelt sich in die 296 K. W. VERHOEFF, beiden Oviduktteilarme, welche innen von den Stützen des 2. Bein- paares an die Cyphopoden ziehen und zwischen den beiden Ver- schlußbügeln münden. Die beiden Oviduktmündungen, bzw. die zusammengeklappten Verschlußbügel sind mondsichelförmig und ziehen sich quer über die ganze Breite der Cyphopoden. Coxit- dolche sind nicht vorhanden. Vorkommen: In der ersten Hälfte des April 1911 sammelte ich ausschließlich weibliche Erwachsene hauptsächlich in den Ufer- geländen des Luganer Sees, und zwar an Hängen neben Kalkfelsen teils bei Castagnola, teils bei Melide, im Buschwald von Corylus, Rubus, Ruscus, immer neben Schneelagern. Später fand ich noch je ein einzelnes O0 am Bergabhang bei Como und westlich der Adda bei Lekko, in einem Wald auf Glacialgeröll. Erklärung der Figuren von Tafel XII: Fig. 1—5 Tessinosoma n. g. caelebs n. sp. 9 1. Ein 3. (2.) Bein nebst Sternit und Tracheentasche, von vorn gesehen. >< 125. 2. Linkes Cyphocoxit von unten und hinten her dargestellt. >< 220. tw Innenwulst, aw Außenwulst. (Clivus interior und exterior.) 3. Ein Cyphocoxit, dessen unteres Stück fortgenommen wurde, von hinten und unten gesehen. >< 220. 4. Gliedmaßenhöcker des verkümmerten 2. Beinpaares nebst linker Stütze (Tracheentasche) von hinten gesehen. >< 125. 5. Bogenspange und Verschlußknöpfe des linken Cyphopod von unten und vorn dargestellt. >< 220. Fig. 6 und 7 Heteroporatia bosniense VERH. 9 6. Blick auf das rechte Cyphocoxit, den geteilten Medianknoten und den rechten Gliedmaßenhöcker des 2. Beinpaares, von unten und hinten. >, 125. me mediane Einbuchtung zwischen beiden Gliedmaßen- höckern. pu Coxitdolch. 7. Ein linker Cyphopod von vorn und außen her so dargestellt, Jaß- die Vulvenklappe im Profil erscheint. >< 125. ch große gebogene Schutzborsten. Fig: 8 Mastigophorophyllon penicilligerum VERH. 9 Rechtes Cyphotelopodit von hinten gesehen. >< 220. cte die borsten- tragenden paarigen Wülste, hinter den Verschlußlamellen (la), cte 2 der warzige unpaare Höcker. | Fig. 9 und 10 Thaumaporatia apuanum VeErH. 9 9. Rechtes Cyphotelopodit von vorn her dargestellt. >< 220. i innerer, a äußerer Rand. ct vordere, cte hintere borstentragende Höcker. k Gelenkknoten des vorderen Verschlußbügels. 10. Ein Cyphotelopodit von hinten gesehen. >< 220. (Die borsten- tragenden Höcker sind fortgelassen.) WEIT a Eine neue Polydesmus-Hochgebirgsform und die Gliederung usw. 297 Erklärung der Abkürzungen: st Stigma, ch Schutzborsten, stg Stigmagrube, k Gelenkknoten, trt Tracheentasche, mov Oviduktmuskeln, m Muskel, nom medianer Knoten, km Kreuzungsmuskel, drb Drüsenbläschen, co Hüfte, cfo Coxitgrube, cye Cyphocoxit, pu Coxitdolch, te Cyphotelopodit, ara nor | Verschlußbügel, prf Präfemur, arp hinterer e Femur, fo Grübchen , EE a Verschlußlamellen, no nt a a Eine neue Polydesmus-Hochgebirgsform und die Gliederung der Polydesmus-Gonopoden (Über Diplopoden, 47. Aufsatz). Von K. W. VERHOEFF in Kannstatt. Hierzu eine Figur. 1894 beschrieb ich in meinen Beiträgen zur Diplopoden- Fauna der Schweiz, Berlin. entom. Zeitschr., als neue Polydesmus- Art den helveticus. Seitdem ist durch zahlreiche Funde von ROTAENBÜHLER, KARL, Faes und mir festgestellt worden, daß dieses Tier einen großen Teil der Schweiz bewohnt. ROoTHENBÜHLER wies ihn für verschiedene Teile des Kantons Bern nach, Fars aus dem Wallis, während er durch Karı und ROTHENBÜHLER!) aus dem bündnerischen Rheingebiet konstatiert wurde. Ich selbst habe den helvetieus im Lauf der letzten Jahre am Vierwaldstätter See nach- gewiesen (Brunnen), in der Nähe von Basel (bei Pratteln), gegen- über Säckingen (bei Stein) und im Appenzeller Land, so daß es schon jetzt den Anschein gewinnt, daß diese Art die ganze mittlere und nördliche Schweiz bewohnt. Besonders wichtig ist ihr Verhältnis zu testaceus ©. K. (== subinteger Larz.), zumal sich aus meinen Beob- achtungen ergibt, daß sich diese Arten in den meisten Gegenden gegenseitig ausschließen. P. testaceus ist über das Gebiet des Genfer Sees in das schweizerische Rhonetal eingedrungen, fehlt aber den meisten Teilen der Schweiz gänzlich, namentlich im Norden werden beide Arten scharf geschieden durch den Rhein. helweticus lebt linksrheinisch, festaceus rechtsrheinisch. Unter diesen Umständen halte ich die Angabe des „subinteger“ durch ROTHENBÜHLER für das „bündnerische Rheingebiet“ um so mehr für unrichtig, als keine Angabe gemacht wurde, daß entwickelte Männchen zur Untersuchung vorgelegen haben. !) Revue Suisse de Zoologie, Genf 1902. 298 K. W. VERHORFF. Schon früher habe ich darauf hingewiesen, daß Diplopoden- Arten, welche von den Tälern an bis zu bedeutenden alpinen Höhen vor- kommen, also an verschiedene Klimate angepaßt sind, zu den besonders alten Einwohnern des betreffeuden Gebietes gestellt werden dürfen. Tritt der Fall ein, daß dieHochgebirgsindividuen sich indurchgreifender Weise von den Talformen unterscheiden (wie das z. B. für Brachytulus projectus altıcolus VERH. erwiesen habe), über den artlichen Zusammen- hang aber trotzdem keinen Zweifel aufkommen lassen, dann dürfen wir solche Hochgebirgstiere als ganz besonders alte Bürger des Gebietes auffassen. Die lange Zeit der Seßhaftmachung in einem bestimmten Gebirge hat nicht nur eine physiologische, sondern schließlich auch morphologische Anpassung zur Folge gehabt. | Für Polydesmus edentulus C. K. habe ich schon früher aus den Dolomiten besondere kleine Hochgebirgsrassen nachgewiesen; es Sr S2 - j .# re AH dc \ ! / rl? z 1 Ri on dr / 4 y; MERAN RM n ann u u” ar N \ 2 . 20 ä / »9» .. Rd Pi Erklärung der Abbildung: Polydesmus helveticus \VERHOEFF. Ein Gonopod von innen gesehen, das Coxit z. T. fortgelassen. co Coxit, coh Hüfthörnchen (Coxalorgan), prf Präfemur, fe Femur, tit Tibiotarsus, p Haarpolster, sp Spermamasse, sim Solänomerit, r Spermarinne, 9 Grenz- stelle zwischen Femur und Tibiotarsus, ‘fo Präfemurgrube. >< 125. Eine neue Polydesmus-Hochgebirgsform und die Gliederung usw. 299 kann daher nicht überraschen, daß der in der Schweiz so ausgiebig verbreitete helveticus ebenfalls eine kleine Hochgebirgsform ent- wickelt hat, welche ich im letzten Sommer am Pilatus nach- weisen konnte. Die Eigentümlichkeiten derselben mögen sich aus der folgenden Gegenüberstellung ergeben: Polydesmus helveticus VERH. (genuinus). Dunklere Tiere, © 181/, bis 191/, mm, © 15—18 mm lang. 8. Beinpaar des J’ innen an der Tibia mit 5—6 größeren und außerdem mit einer Anzahl kleinerer Borstenhöcker, Tarsus namentlich in der Grundhälfte mit stärkeren Borstenhöckern. Die Coxite der Gonopoden gegen den Grund hinter der Aushöhlung abgerundet. Gonopoden zwischen Präfemur- und Femurabschnitt stark eingeschnürt (Fig. anbei), vor dem Gelenk mit dem Ti- biotarsus in abgerundeter An- schwellung nach außen vorragend. 8. Beinpaar des d am Femur innen deutlich bogig ausge- höhlt, Präfemur innen sehr dicht mit Stäbchenborsten besetzt, welche ein kleines Nebenspitzchen besitzen. Rumpf in der Mitte 2 bis 21/, mm. ‚helvetieus geyeri n. subsp. Hellere‘ Tiere,’ 9° .114/,, © 12!/, mm lang. Die Knötchen in der 1. Felderreihe 'der Pleuro- tergite sind verhältlich deut- licher als bei der Grundform. 8. Beinpaar des C innen an der Tibia mit 2—3 größeren und 3 bis 4 kleineren Borstenhöckern, ebenso am 6. und 7. Beinpaar'; der Tarsus nur mit schwachen und spärlichen Borstenhöckern. DieCoxiteder(@onopoden springen gegen den Grund hinter der Aus- höhlung mit zahnartiger Ecke vor. Gonopoden zwischen Präfe- mur und Femurabschnitt weniger eingeschnürt und vor dem Ge- lenk mit dem Tibiotarsus nicht angeschwollen. 8. Beinpaar des C am Femur innen fast gerade, Präfemur innen nur mäßig dicht mit Stäbchenborsten besetzt. Rumpf in der Mitte 1 bis 1!1/,; mm breit. Vorkommen: Diese dem verdienten Erforscher der schwäbischen Molluskenfauna D. Geyer gewidmete Polydesmus-Form sammelte ich bei 1850 Meter Höhe am 16. Juli 1910 am Pilatus in einer Felsennische zwischen Geröll und Genist. Außer den Erwachsenen fanden sich 1 junges S von 81/, mm mit 19 und 1 junges J von 71/, mm mit-18 Rumpfringen. In allen nicht genannten Charakteren, insbesondere auch in den schwach gekerbten, also fast glatten Rändern der Seitenflügel herrscht Übereinstimmung mit der Grundform. DieVermutungliegtnahe,daßsichzwischen demtypischen helvetieus der tieferen Gebiete und dem geyeri des Hochgebirges in mittleren Lagen Übergänge vorfinden möchten. Dennoch ist dies offenbar 300 K. W. VERHOEFF. nicht der Fall, denn es gelang mir am Pilatus selbst, den helve- tieus in mittleren Höhen aufzufinden, nämlich bei 1350 Meter Höhe an der Ämsigenalp unter welken Pteris-Wedeln. Das entwickelte JS von 181/;, mm Länge zeigte sich in Größe, Farbe und allen morphologischen Charakteren als ein typischer helweticus. Auch die Larven von 19 Ringen stachen durch ihre Länge von 111/, bis 12 mm erheblich von den entsprechenden Jugendlichen des geyerı ab. Gliederung der Polydesmiden-Gonopoden. Die neuerliche Prüfung des Polydesmus helweticus gab mir Ver- anlassung, die Gliederung der Gonopoden der Polydesmiden einer erneuten vergleichenden Betrachtung zu unterziehen. Bekanntlich hat sich Graf ©. Arrems in seiner Dissertation über „Die Copu- lationsfüße der Polydesmiden“* (Sitz. Ber. k. Akad. d. Wiss. Wien 1894) zum erstenmal eingehend mit der vergleichenden Morphologie dieser Gebilde beschäftigt. Er ist zu dem Schluß gekommen, daß wir „an den Copulationsfüßen je nach den Arten 3—5 Abschnitte unterscheiden können“. Bei Paradesmus fand Artems, daß „noch die größte Zahl von Gliedern unterschieden werden“ kann. Er hat. dieselben bezeichnet als „Hüfte, Schenkel, Schiene und zwei- gliedriger Tarsus“ und fügt hinzu, daß „die Verbindung der einzelnen Teile gelenkig ist“. Seit 1894 haben wir in der Klasse der Diplopoden zahlreiche Veränderungen erlebt und insbesondere mußte für die Gliederung der Laufbeine eine zum Teil neue Nomenklatur eingeführt werden. Diese Nomenklatur an und für sich wäre höchst gleichgültig, wenn sie nicht der Ausdruck bestimmter neuer Begriffe geworden wäre. Diese Beingliederung, über welche ich mich in verschiedenen anderen Aufsätzen bereits ausgesprochen habe, ist nun die Grund- lage für die Auffassung der Gonopodengliederung. Uber die Hüfte und das Hüftorgan herrscht ja nach wie vor volle Klarheit, dagegen handelt es sich um die Deutung der übrigen auf die Hüfte folgenden Abschnitte (Telopodit). Ich verweise auf die beigegebene Figur eines Gonopod von Polydesmus helveticus, wo sich zwischen der Grundhälfte des Telopodit und dem großen Außenarm eine besonders deutliche und fast gelenkartige Abgrenzung (g) vorfindet. Arrzms unterscheidet ein „l. und 2. Tarsalglied* und betrachtet infolgedessen den ganzen Außenarm (endwärts von g) als Tarsus. Diese Deutung wurde jedoch in dem Augenblick hinfällig, wo sich herausstellte, daß der Diplopodentarsus, von geringen Modifi- kationen sekundärer Natur abgesehen, ganz allgemein und durch- Eine neue Polydesmus-Hochgebirgsform und die Gliederung usw. 301 greifend eingliedrig ist. Ebenso allgemein findet man die Tibia als ein dem Tarsus eng angeschlossenes und verhältlich kleines Glied. Daß nun der Außenarm der Gonopoden der Polydesmoidea vielfach mehr oder weniger in zwei Abschnitte zerfällt, seltener (wie bei Paradesmus) auch in zwei durch Gelenk getrennte Glieder, seht schon aus Arrems’ Arbeit mit Deutlichkeit hervor. Wir haben somit die Außenarme der Gonopoden als Tibiotarsus aufzufassen. Zwischen diesem Tibiotarsus und dem eine starke Muskelmasse enthaltenden Coxit bleiben uns noch zwei Abschnitte übrig, von denen allgemein der grundwärtige eine tiefe Grube (fo) enthält und meist reichlich beborstet ist, während der endwärtige von einer Spermarinne (r) durchzogen wird und größtenteils nackt ist. Von den drei an Laufbeinen zwischen Hüfte und Schiene auftretenden Gliedern, nämlich Präfemur, Femur und Postfemur, ver- schwindet, wie ich schon an anderer Stelle ausgeführt habe '), zunächst das Postfemur. Bei dem weitergehenden Verwachsungs- vorgang, welchen uns die Polydesmordea-Gonopoden vor Augen führen, können wir daher ebenfalls den Grundabschnitt des Telopodit als Präfemur und seine Grube als Präfemurgrube bezeichnen- den nachfolgenden, die Spermarinne enthaltenden, aber als Femur. Innerhalb der Polydesmoidea tritt die‘: Spermarinne ganz gesetzmäßig am Präfemur und Femur auf und läuft stets am Femurabschnitt aus, einerlei ob ein Polster und ein Sperma- sammelbläschen vorhanden sind oder nicht. Eine besondere und zwar die wichtigste Neubildung an den Gonopoden der Poly- desmoidea (abgesehen von der Spermarinne) nimmt aber vom Femurabschnittihren Ausgang und besteht in der Bildung eines Innenastes, welcher dann stets von der Endstrecke der Spermarinne durchzogen wird und auch die Mündungs- stelle derselben enthält. Ich bezeichne diese Neubildung als Solänomerit und bestimme sie ferner als eine nach innen und endwärts gerichtete, ‚von der Gonopodachse sich abwendende Aus- "stülpung aus dem Bereich des Femurabschnittes. Im 30. meiner Aufsätze über Diplopoden (Archiv f. Nat., Berlin 1908) habe ich an den hinteren Gonopoden der Iuliden Rinnenblatt (Solänomerum) und Schutzblatt (Phylacum) unterschieden. Eine ähnliche physiologische Trennung führen uns auch die Gonopoden der Polydesmordea vor Augen, indem der Tibiotarsus das „Phylacum“ für das Solänomerit geworden ist. Hieraus ergibt sich aber ferner, daß die Neubildung eine physio- ) Vgl. in meinen Diplopoden Deutschlands usw. das 2. Heft. 20 302 R. HARTMEYER. logisch größere Wichtigkeit erlangt hat, als der aus der Umwandlung uralter Teile hervorgegangene Außenarm. Für die Frage, wie man sich phylogenetisch die Ausbildung einer an 2—3 Beingliedern entlang ziehenden Spermaleitung über- haupt denken solle, ist bisher nichts Wesentliches beigebracht worden. Ich möchte deshalb hinweisen auf eine Erscheinung, welche insbesondere bei manchen männlichen Strongylosomen und zwar an einigen der vordersten Beinpaare (namentlich dem 3. und 4.) zu finden ist, darin bestehend, daß die Femora stark blasig auf- getrieben sind durch Drüsen, welche innen in einen vorragenden behaarten Fortsatz ausmünden'). Es ist jedenfalls höchst be- merkenswert, daß diese Drüsen wieder im Femur münden, so dab der Drüsenfortsatz mit dem Solänomerit vergleichbar wird. Man kann sich recht gut vorstellen, daß ähnlich wie bestimmte Ooxal- säcke bei den Ascospermophora die zeitweise Spermaaufnahme tat- sächlich übernommen haben, bei den Vorläufern der ‚Polydesmoidae aufgetriebene drüsige Femora, anfangs vielleicht auch an mehreren Beinpaaren, zur Spermaaufnahme befähigt wurden. Ist diese Vorstellung auch rein hypothetisch, so ‚scheint sie mir doch der Berücksichtigung wert zu sein. Revision von HELLER’s Ascidien aus der Adria. I. Die Arten der Gattung Asetidea. Von R. Harrueyer (Berlin). Durch das freundliche Entgegenkommen von Herrn Prof. STEUER in Innsbruck bot sich mir Gelegenheit, in das noch vollzählig vorhandene Material Einsicht zu nehmen, welches HELLER zu seiner bekannten Arbeit über die Tunicaten des Adriatischen Meeres gedient hat. Ich veröffentliche zunächst eine Revision der Arten der Gattung Aseidia, die ich in derselben Reihenfolge und unter denselben Artnamen wie HrLLEeR in seiner Arbeit behandle. Am Schlusse der Arbeit gebe ich eine Liste aller Arten nebst der systematischen Deutung, die ihnen meines Erachtens zukommt. Nur in einigen Fällen, meist infolge Ungunst des Untersuchungsmaterials, ist mir eine sichere Deutung nicht möglich gewesen. Wie zu erwarten, hat die Revision die Einziehung einer Reihe Hrıner’scher Arten zur Folge gehabt, die zum Teil übrigens schon vorher als Brimeme erkannt worden waren. Das hat seinen Grund vornehmlich 1) Vgl. in den Diplopoden Deutschlands usw. SR Abb. 23 und 24 im 1. Heft. Revision von Hellers Ascidien aus der Adria. 303 in dem Umstand, daß zu damaliger Zeit äußere Charaktere in ihrer Bedeutung als Artmerkmale meist zu hoch bewertet wurden. Die grundlegende Bedeutung von HELLErR’s Arbeit für die Systematik der Ascidien im allgemeinen, wie für die Fauna der Adria im besonderen wird dadurch in keiner Weise geschmälert. Das übrige Material werde ich gelegentlich in einem zweiten Aufsatz behandeln. Ascidia mentula. 1874 A. m., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p.2t.1f.1u. 2. Zu dieser Art habe ich keine Bemerkungen zu machen. Asceidia obligua. 1874 A. o., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 13t.& f.5. In der Sammlung befinden sich zwei Gläser mit je einem Tier, welche beide die von HELLER herrührende Bezeichnung Asecidia obligua Au. (auf der einen Etikette ist der Autorname fortgelassen) führen. Das eine Stück ist inventarisiert als: Ascidia obligua Aun., M.adr. 11634, das andere als: Ascidia obligua Au. M.sept. Letzteres ist eine typische Phallusıa obliqua (Aın.), die ihrem ganzen Habitus nach am ehesten vielleicht an der norwegischen Küste gesammelt sein könnte. Das Stück ist, nach einer Mitteilung STEUER'S, offenbar erst später in die Sammlung gekommen, da die Schrift im Inventar klein, zwischen zwei Zeilen eingesetzt erscheint, und stammt nicht aus der Adria, sondern aus nordischen Meeren. Das andere Stück dagegen stammt zweifellos aus der Adria (Lesina) und hat ebenso zweifellos als Vorlage für die Beschreibung in Herver’s Arbeit gedient. Dieses Stück ist nun nichts weiter als Phallusia mentula (Mürr.), deren Körperhöhe im Verhältnis zur Länge etwas beträchtlicher ist, als es die Regel zu sein pflegt. Dadurch zeigt dieses Stück eine Annäherung an die für Phallusia obliqua (Aun.) charakteristische mehr eiförmige Gestalt. Die innere Anatomie macht jedoch seine Zugehörigkeit zu P. mentula zweifellos. Das Stück hat offenbar als Vorlage für die Abbildung (t. 4 f. 5) gedient, die um etwa '/, vergrößert ist. Es ergibt sich also, daß HELLER’s Ascidia obligqua synonym mit Phallusia mentula (Müu.) ist und somit dürfte auch die Phallusia obligua (Aun.) endgültig aus der Liste der Mittelmeer-Ascidien zu streichen sein. Letztere Vermutung habe ich übrigens bei früherer Gelegenheit bereits geäußert und Herrer’s Form als wahrscheinliches Synonym von P. mentula bezeichnet. Die Nachuntersuchung des Originalexemplars bestätigt nunmehr diese Vermutung. 20* 304 R. HARTMEYER. Ascidia murvcata. 1874 A. m., Heller in: Denk. Ak. Wien, v.34p.13t.4f.6u.7t.5E1. 1883 Phallusia m., Traustedt in: Mt. Stat. Neapel, v. 4 p. 460 t. 34 f. 6 u. 7 t. 385 f. 4 u. 20. Diese Art gehört zum Formenkreise der P. conchilega (Mür.), kann den Wert einer selbständigen Art aber kaum beanspruchen. Sie mag jedoch immerhin als var. muricata zu obiger Art gestellt werden. Da ich in einer demnächst zu veröffentlichenden Studie diesen Formenkreis eingehender behandeln werde, komme ich bei dieser Gelegenheit auch auf die muricata-Form zurück. Hier sei nur bemerkt, dab alle Exemplare HELLERr’S ausgezeichnet sind zu- nächst durch die an Stelle der Dornen mit kräftigen kegelförmigen Papillen mehr oder weniger dicht besetzte Oberfläche, durch die sehr weit'nach hinten verlagerte Egestions-Öffnung, die stark zu- sammengelegte Darmschlinge, den durchweg nachweisbaren Besitz intermediärer Papillen und die sehr beträchtliche Entfernung des Ganglions vom Flimmerorgane (mehr als !/, der Körperlänge) ?). Die Summe dieser Merkmale mögen die var. muricata kennzeichnen. Ascidia aspera Nov. Sp. 1874 A. a., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p.13t.5f.2u.3. Diese Form vermag ich artlich von der nordwesteuropäischen Phallusia eonchilega (Müur.) nicht zu trennen, so daß sie für mich lediglich ein Synonym der letzteren darstellt. Auch in diesem Falle werde ich auf Hxııer’s Exemplare demnächst näher ein- gehen. Travsteor führt Hrıver’s A. aspera als fragliches Synonym seiner P. ıingerta auf. Letztere Art besitzt nach TRAUSTEDT'S Angabe aber keine intermediären Papillen, die bei HELLER’S Enten vorhanden sind. Ich möchte glauben, daß es sich bei Trausteor’s Form um jugendliche Exemplare von P. conchilega var. murscata handel Ascıdia plebera. 1874 A. p., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 84 p. 14.5 f. 7. Die von Herver als Ascidia plebeia Auv. bestimmte Art ist artlich ebenfalls von P. conchilega nicht zu trennen. Es handelt 2) RR. (1883) gibt eine Diagnose von P. muricata nach einem im Kopenhagener Museum befindlichen Originalexemplar Heırer’s. Diese Diagnose enthält die Angabe, daß das Ganglion nur um 1/, des Zwischenraumes vom Flimmerorgane bis zur Schlundöffnung entfernt ist. Das würde in Wider- spruch mit meinem Befund an allen übrigen (8) Originalstücken HELLer’s stehen. Ich konnte bis zur Drucklegung dieses Aufsatzes das Kopenhagener Stück noch nicht ansehen, hoffe aber später darauf zurückzukommen. a 2. Bl Zu „a BE Revision von Hellers Ascidien aus der Adria. 305 sich einfach um Exemplare, deren Oberfläche mit Sand und Fremd- körpern reichlicher bedeckt ist. HELLER weist auf diesen Umstand als charakteristisches Merkmal ja auch besonders hin. Übrigens fällt für mich auch die nordwesteuropäische plebera, nicht etwa nur Heurer’s Adria-Exemplare, unter die Synonyma von P. conchilega. Die Kollektion enthält zwei Exemplare, von denen das eine in der Abbildung (t. 5 f. 7) wiedergegeben ist. Als Fundort gibt HELLER in seiner Arbeit Lesina an. Das Glas trägt die Inventar- nummer 15422, aber keine Fundortsangabe, die sonst in der Regel vorhanden ist. Als Fundort für diese Nummer im Katalog ist aber, wie Herr Prof. STFUER mir mitteilt, „Mar. sept.“ angegeben. Es muß also zweifelhaft bleiben, von wo die Stücke stammen. Die Frage ist aber insofern belanglos, als die Art aus dem Mittelmeer sowohl wie von den nordwesteuropäischen Küsten bekannt ist. Ascidia rudis ALDER. 1874 A. r., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 3${p.14t.5f.5u. 6. Das Glas mit der Bezeichnung Ascıdia rudis enthält 5 Exemplare, 1 größeres und 4 kleinere. Leider ist von keinem Exemplar der Innenkörper erhalten. Es sind lediglich leere Mäntel. Infolgedessen ist es unmöglich, diese Art aufzuklären. Soweit man eine Ver- mutung äußern kann, gehören die Mäntel zwei verschiedenen Arten an. Den Mantel des größeren Exemplars (5,8 cm lang), auf den sich vermutlich Herrer’s Beschreibung bezieht — als Körperlänge wird allerdings nur 5 cm angegeben —, möchte ich der P. conchrlega var. muricata zuordnen. HELLER weist ja auch auf die Verwandt- schaft seiner A. rudıs mit seiner A. muricata hin. Die Mäntel der vier kleineren Exemplare, die glatt sind und eine Länge von 2,4—3,7 cm besitzen, scheinen mir dagegen zu P. mentula zu ge- hören. Ich mache diese Identifizierungen, wie gesagt, unter allem Vorbehalt. Daß Hrrrer’s Art mit der typischen Ascıdia rudıs Au. nichts zu tun hat, darauf hat schon Garstang (1891) hingewiesen. Ascidia coriacea Nov. Sp. 1874 A. c., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 15 t.5f.8u.9. Die Sammlung enthält 2 Exemplare in je einem Glase. Beide Gläser tragen, von Herrer’s Hand geschrieben, die Bezeichnung Ascidia coriacea. Das eine Exemplar hat zweifellos als Vorlage für die Abbildung (t. 5 f. 8) gedient und stimmt auch in seinen Maßen genau mit Herzer’s Angabe — Länge 6 cm, größte Breite 3 em — überein. Man darf dieses Stück daher wohl als Typus der Art bezeichnen. Dieses Exemplar glaube ich der Phallusia conchilega N" y v e A # 306 R. HARTMEYER. var, muricata zuordnen zu sollen. Die Papillen sind etwas spär- licher als bei den übrigen mwricata-Stücken und vornehmlich im Bereiche der Körperöffnungen entwickelt. Die Egestionsöffnung ist sehr weit nach hinten verlagert, die Darmschlinge stark zusammen- gelegt. Der Cellulosemantel ist etwas stärker gerunzelt, weniger durchscheinend und von bräunlicher Farbe. Letzteres Merkmal reicht natürlich nicht aus, um daraufhin etwa eine selbständige Art oder auch nur Varietät aufzustellen. Das andere Exemplar ist dagegen eine typische P. mentula, die in ihrem Äußeren wie in ihrer inneren Organisation alle Merk- male dieser Art zeigt. Ich will es dahingestellt sein lassen, ob HELLER auch dieses Stück tatsächlich als coriacea bestimmt hat, oder ob vielleicht eine nachträgliche Verwechslung des Objektes bzw. irrtümliche Bezeichnung des Glases vorliegt. Ascidia depressa ALDER. 1874 A. d., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 84 p. 15 t.5 f, 10—12. Das Glas, welches die Bezeichnung Ascıdia depressa Auv. trägt, enthält 6 Exemplare. 5 derselben kann ich nur als Phallusia mentula bezeichnen. Eines dieser Exemplare hat als Vorlage zur Abbildung (t.5 £. 10) gedient. Es ist insofern nicht günstig aus- gewählt, als die Egestionsöffnung ungewöhnlich weit nach hinten verlagert ist. Bei den anderen Exemplaren liegt sie durchweg in der Mitte des Körpers oder nur wenig tiefer, wie es für P. mentula die Regel ist. Die Oberfläche ist, von einzelnen feinen Furchen abgesehen, durchweg glatt. Das sechste in dem Glase befindliche Stück gehört zu Phallusıa vırgınea. Dab Heuer diese charakteristische Art, die er überdies noch besonders behandelt, verkannt haben sollte, scheint mir kaum wahrscheinlich zu sein, So daß nnr anzunehmen ist, dab das Stück erst nachträglich in das Glas geraten ist. Traustenr (1883) führt Heurer’s A. depressa als Synonym seiner P. malaca auf. Ich habe Stücke von Neapel, die zweifellos zu Traustenr’s Art gehören, untersucht und konnte feststellen, dab dieser Form der Wert einer Art wohl zuzuerkennen ist. Heırer’s Adria-Exemplare gehören, wie ich wiederhole, jedoch nicht zu dieser Form, es sind typische mentula-Exemplare. Ich kenne diese Form bisher überhaupt nur von Neapel. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch ein paar Worte über die spaltförmige Öffnung im Kiemensack, vor der Einmündungsstelle des Ösophagus hinzufügen, welche Kuprrer zuerst bei P. mentula beobachtet hat, und deren Besitz nach Traustenr’s Bestimmungs- Revision von Hellers Ascidien aus der Adria. 307 tabelle (1883) ein besonderes Artmerkmal darstellen soll. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Denn Garstang hat einen solchen „pharyngo-cloacal slit“, wie er die Öffnung nennt, auch bei anderen Arten der Gattungen Phallusia und Aseidiella wieder- gefunden und zwar in jedem Falle nur bei besonders groben Individuen. Ich habe die Öffnung allerdings auch bei ziemlich kleinen typischen Exemplaren von P. mentula beobachtet; bei anderen, auch größeren, fehlte sie dagegen. Bei den Stücken von Phallusia malaca, die ich untersucht habe, konnte ich die Öffnung allerdings bei keinem Exemplar auffinden, bei den kleinen so wenig wie bei den großen. Es werden nach dieser Richtung hin noch weitere Untersuchungen anzustellen sein. Immerhin scheint mir aus den vorliegenden Beobachtungen, besonders denen von GARSTANG, so viel hervorzugehen, daß der Besitz oder Nichtbesitz der Öffnung systematisch nicht verwertbar ist. Ascidia verrwcosqa NOV. Spec. 1874 A. v., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 15 t.6f. 1 u. 2. Die Kollektion enthält ein Exemplar, welches den Maßangaben und der Abbildung bei Hrrrer (t. 6 f. 1) entspricht, demnach als Typus angesehen werden muß. Meiner Ansicht nach kann dieses Exemplar nichts anderes sein als ein junges Tier von Phallustopsis mamillata. Allerdings ist der Mantel etwas dünner und auch weniger knorpelig, als es sonst, auch bei jungen Tieren, zu sein pflegt. Ebenso sind die buckelartigen Erhebungen nicht ganz typisch, zahlreicher, aber dafür etwas kleiner. Auch hinsichtlich der inneren Anatomie läßt sich dieser Nachweis mit Sicherheit nicht erbringen, da das Vorderende — mithin auch das Fiimmer- organ — zerstört war. Einige sonstige Unterschiede im inneren Bau, die ein Vergleich mit erwachsenen Tieren dieser Art ergibt, sind meines Erachtens nur als Altersunterschiede zu deuten. Im Kiemensack fehlen die intermediären Papillen. Ich habe nun bei kleinen und mittelgroßen Exemplaren dieser Art von anderen Lokalitäten — z. B. aus der Ferrol Bay sowie auch bei einem von HErrer als mamillata bestimmten Stück von Lesina — eben- falls keine oder nur ganz vereinzelt intermediäre Papillen an- getroffen, während sie bei den großen ausgewachsenen Exemplaren stets nur klein bleiben, gelegentlich auch ganz rudimentär sein können. Ich schließe daraus, daß bei dieser Art die intermediären Papillen überhaupt erst im höheren Alter sich ausbilden und zeit- lebens klein bleiben. Auch der Kiemensack zeigt bei HELLEr'S Exemplar noch nicht die charakteristische Aufwärtskrümmung nach 308 R. HARTMEYER. links und vorne, die man bei ausgewachsenen Tieren findet. Diese vermißt man auch sonst bei kleineren Tieren oder sie ist doch nicht in so typischer Weise wie bei den erwachsenen ausgebildet. Es scheint, als wenn erst mit zunehmendem Wachstum — die Art erreicht bekanntlich eine sehr bedeutende Größe — der hintere Abschnitt des Kiemensackes aus Raummangel in der eigenartigen Weise sich umzuschlagen beginnt. Ich stelle demnach Aseidia verrucosa als fragliches Synonym mit dem Zusatz juv. zu Phallusiopsis mamillata. Einige Bemerkungen möchte ich bei dieser Gelegenheit noch über Ascidia marionı RouLe hinzufügen. Es erscheint mir durchaus nicht unwahrscheinlich, daß auch diese Art der P. mamillata nahe- steht, vielleicht ebenfalls nur ein jüngeres Stadium repräsentiert. Allerdings zeigt die Oberfläche nichts von der charakteristischen Buckelbildung. Im Bau des Flimmerorgans stimmen beide Arten dagegen überein, doch zeigt dieses Organ bei A. marıonı im all- gemeinen noch jugendlichere Verhältnisse, z. B. in der geringeren Zahl der sekundären Öffnungen. Daß Rovvz die beiden Arten ver- schiedenen Gattungen zuweist, spricht nicht gegen eine Vereinigung, da als einziges unterscheidendes Merkmal für ihn im Grunde nur die Aufwärtskrümmung des Kiemensackes in Frage kommt und dieser Charakter meines Erachtens erst eine Folge fortschreitenden Wachstums und somit ein Ausdruck höheren Alters ist. Ascidia rubescens NOV. Sp. 1874 A. r., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 16t.6f.3 u. 4. Die Kollektion enthält das auf t. 6 f. 3 abgebildete Stück. Diese Art ist, worauf Rouur als erster zutreffend hinweist, lediglich eine jugendliche P. mentula. Auch Garstaxg ist derselben Ansicht. Das Original bestätigt nur die Ansicht dieser beiden Autoren. Aserdia erıstata. 1874 A. c., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 16 t. 6 f. 5—12. Die Zugehörigkeit dieser Art zu Ascidiella aspersa kann nicht zweifelhaft sein. Von fast allen Autoren, die sich mit diesen Formen beschäftigt haben, ist diese Synonymie anerkannt worden. | Ascıdıa scabra OÖ. F. MüLLer. 1874 A. s., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 384 p. 171.6. 13. Auch diese Form ist artlich von Aseidiella aspersa nicht zu trennen. Die von Herıer als A. scabra bezeichneten Exemplare unterscheiden sich von denen seiner A. ceristata durch die glattere Oberfläche. Revision von Hellers Ascidien aus der Adria. 309 Ascidia fumigata GRUBE. 1875 A. f., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 108 t.1 f. 2-19 t. 2 f. 7—8. Zu dieser Art habe ich keine besonderen Bemerkungen zu machen. Sie sind besonders in ihren äußeren Merkmalen sehr treffend von Herrer geschildert worden. | Ascidia virginea O. F. MüLLer. 1875 A. v., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 111t.2f. 9 u. 10. Die von Herrer als A. virginea bezeichnete Art entspricht nicht der virginea von TraustenT, Kuprrer u. a., vielmehr deren venosa. Ich habe aber kürzlich nachgewiesen, daß der venosa von TRausTeDT u. a. der Name virginea gebührt. Demnach bleibt auch Herrer’s Speciesname unverändert, wobei allerdings zu berück- sichtigen ist, dab er unter Zugrundelegung der damaligen Nomen- klatur die venosa mit der virginea verwechselt hat. Ascidia mamillata Cvv. 1875 A. m., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 112 t. 2 f. 11. Zu dieser Art habe ich nichts weiter zu bemerken, verweise aber auf das bei A. verrucosa Gesagte. Ascidia prunum OÖ. F. MüLLer. 1875 A. »., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 113 t.3 f. 1-8. Die beiden in der Kollektion befindlichen Exemplare haben nichts mit Phallusia prunum (MürrL.) zu tun, die überhaupt im Mittelmeer nicht vorkommt. Es sind zwei junge Tiere, die nur zu Phallusia mentula gehören können. Ascidia involuta Nov. Sp. 1875 A. i:., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 114t.3f. 4 u.5. 1886 A. :., Roule in: Rec. Zool. Suisse, v. 3 p. 248 t. 15 f. 23. Über diese Form möchte ich mich eines endgültigen Urteils enthalten, und zwar deshalb, weil der Erhaltungszustand der Originalexemplare eine genaue Nachuntersuchung nicht gestattete. Der Innenkörper des von Herurer (t. 3 f. 4) abgebildeten Exemplars war zum größten Teile nicht mehr vorhanden. Der Darm war nicht intakt, scheint sich in seinem Verlauf aber am ehesten dem von P. mentula zu nähern, wenn auch die erste Darmschlinge nicht so stark gekrümmt zu sein scheint. An Bruchstücken des Kiemen- sackes habe ich das von Herzer erwähnte Fehlen der intermediären Papillen feststellen können. Nach dem Flimmerorgan, das HELLER als „rundlich“ bezeichnet, habe ich leider vergeblich gesucht. Nach Rouge, der diese Art nach Exemplaren von der Provence be- 31] 0 R. HARTMEYER. schrieben hat, ist dieses Organ von sehr kompliziertem Bau und würde somit im Verein mit dem Mangel intermediärer Papillen, den Roune ebenfalls festgestellt hat, ein gutes Artmerkmal bilden. Es bedarf aber noch des Nachweises, daß auch bei den Adria- Exemplaren das Flimmerorgan den gleichen Bau aufweist. Nach allem, was wir über diese Form zurzeit wissen, scheint es sich um eine gute Art zu handeln. Es wäre lohnend, neuerdings lokal- typische Stücke von dieser Form zu sammeln, die schon durch ihre bedeutende Gröbe ein nicht zu übersehendes Sammelobjekt bildet. Ascidıa reptans NOV. Sp. 1875 A. r., Heller in: Denk. Ak. Wien, v. 31 97.15 4.3 7 Du Von dieser Art befindet sich nur ein Exemplar — Herrer erwähnt zwei — in der Kollektion. Es ist zweifellos ein ganz junges Tier, das keine selbständige Art repräsentiert, sondern in den Formen- kreis der P. mentula gehört und wahrscheinlich mit dieser Art identisch ist. Übersicht der Arten. Ascidia mentula OÖ. F. MüLLerR = Phallusia mentula (MÜLL.). Ascidia obliqua Auv. [spec. e mare adriat.]| = Phallusia mentula (MÜLL.) Ascidia muricata Hzın. = Phallusia conchilega (MÜLL.) var. muricata (HELL.). Ascidia aspera Her. = Phallusia conchilega (MÜLL.). Ascidia plebeja Au. = Phallusia conchilega (MÜL.). Ascidia rudis Aup. = Phallusia conchilega (MÜüLL.) var. muricata (HELL.) und Phallusia mentula (Mürr.) juv. Ascidia coriacea Hewu. = Phallusia conchilega (MüLL.) var. muricata (Herr.) (spec. del.) und Phallusia mentula (Mürn.). Ascidia depressa Aww. = Phallusia mentula (MÜLL.). Ascidia verrucosa Heun. = Phallusiopsis mamillata (Cuv.) juv. Ascidia rubescens Heız. = Phallusia mentula (Mürn.) juv. Ascidia eristata Rısso = Ascidiella aspersa (MÜLL.). Ascidia scabra MüLzL. — Ascidiella aspersa (MÜLL.). Aseidia fumigata GrugE —= Phallusia fumigata (GRrUBR). Ascidia virginea OÖ. F. MürLzer = Phallusia virginea (MüLrL.) (P. venosa bei TrAusTEDT u. 2.). Ascidia mamillata Cuv. = Phallusiopsis mamillata (Cuv.). Ascidia prunum OÖ. F. MüLLer = Phallusia mentula (MüLL.) juv. Ascidia involuta Herr. = Phallusia involuta (HEuL.). Ascidia reptans Hrın. = Phallusia mentula (MÜLL.) juv. Revision von Hellers Ascidien aus der Adria. 311 Zitierte Literatur. Garstang, W., On some Asecidians from the Isle of Wight: a study in variation and nomenclature in: J. mar. biol. Ass., n. ser. v.2 p. 129—154. London, Plymouth 1891. Heller, C., Untersuchungen über die Tunicaten des Adriatischen Meeres, I. Abt. in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 1-20. Wien 1874. —, Untersuchungen über die Tunicaten* des Adriatischen Meeres, II. Abt. in: Denk. Ak. Wien, v. 34 p. 105—125. Wien 1875. Herdman, W. A., Notes on British Tunicata, with descriptions of new species. I. Ascidiidae in: J. Linn. Soe., v. 15 p. 274—290. London 1881. Roule, L., Revision des especes de Phallusiadees des cötes de Provence in: Rec. Zool. Suisse, v. 3 p. 209—258. Geneve, Bäle 1886. Traustedt, M. P. A., Die einfachen Ascidien (Ascidiae simplices) des Golfes von Neapel in: Mt. Stat. Neapel, v. 4 p. 448488. Leipzig, Berlin 1883. Nr. %. 1911 Sitzungsbericht der - Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 11. Juli 1911. Vorsitzender: Herr H. VırcHow. Herr O. Heınrkor# sprach über Zimmerbeobachtungen an einigen seltener gehaltenen europäischen Vögeln. Palaemon (Eupalaemon) dus LENZ und pauecidens HIL6. Von HeimricHh Lenz, Lübeck. 1910. Deutsche Zentr.-Afrika-Exped. Vol. III, Zool. I. p. 9, Taf. 3 Fig. 2—5. 1893. Sitzungsber. Ges. naturf. Freunde Berlin p. 155. In der Beschreibung des Palaemon dux 1. c. p. 9 sind zu meinem großen Bedauern zwei Druckfehler stehen geblieben. Die Länge des Rostrums ist 23 mm (nicht 33 mm); von den Zähnen steht einer auf dem Cephalothorax (statt kein Zahn); die Zeich- nung gibt die Sache richtig wieder. Mein Freund Dr. J. G. De Man-Jerseke, dem ich eine Co-Type sandte, hat mich zuerst auf diese Fehler aufmerksam gemacht und in den Notes from the Leyden Mus. Vol. 33 p. 225ff. bei der Beschreibung seiner neuen P. Lenzii nochmals an der Hand der genannten Co-Type eine Be- schreibung meines dux gegeben, welche die von mir ]. c. gegebene ergänzt. Namentlich mit Rücksicht auf die außerordentliche Ge- nauigkeit und Ausführlichkeit der De Mav’schen Beschreibung möchte auch ich auf einiges nochmals zurückkommen. Die Form der größeren, linken 2. Schere ist von der normalen Form abweichend, sie ist von mir l. ec. Taf. III Fig. 4 darge- stellt worden; die normale Form findet sich Fig. 3 und entspricht . auch den mir vorliegenden Exemplaren von den Bimfällen (Rio Benito, Span.-Guinea). Was Dr Man |. c. p. 230 über die Be- dornung des Carpus, der Palma und Finger sagt, trifft für alle mir vorliegenden Stücke zu bis auf folgendes: „I will, finally, add that one observes in this species on the lower side of the fingers, just 314 Heinrich Lexz. near the cutting-edge, between the anterior tooth and the tip, 14 or 15 acute, conical spinules, which are larger, than the surrounding and placed perpendiecularly to the finger.“ Dies ist für Type und Co-Type richtig, nicht aber für das allerdings etwas kleinere Exemplar von den Bimfällen. Länge von Hand und Finger 48 mm, gegen 57 mm bei dem Exemplar, das De Man vorgelegen. Bei dem Exemplar von den Bimfällen sind die 2. Fußpaare ungefähr von gleicher Länge (115 mm), Gesamtlänge des Tieres 78 mm. Dr Man hat im nämlichen Bande der Notes from the Leyden Museum p. 261 ff. eine Übersicht der westafrikanischen Eupalaemon- Species gegeben, auch dort finden sich p. 263 die 14—15 conical spinules between the anter. tooth and the tip of the finger. Ich habe schon soeben erwähnt, daß dies nicht immer zutrifft. Es er- scheint mir auch von untergeordneter Bedeutung, da die übrigen Merkmale völlig zur Unterscheidung der in Betracht kommenden Arten ausreichen. Was mich weiter veranlaßte, nochmals auf diese Arten zurück- zukommen, ist die Bemerkung Dr Man’s: I should not be surprised when, after a comparison of the type-specimen, Pal. dux should prove to have been founded on a full-gerown specimen of Pal. paucerdens Hıuc. Nach der von HiLGEnDorF in den Sitz. d. naturf. Freunde, Berlin 1893, p. 155 gegebenen Beschreibung konnte man allerdings auf solche Vermutung kommen. Durch die Liebenswürdigkeit meines Freundes Prof. Dr. VAnHörFEn konnte ich die Original- exemplare ‘HıLsenporr’s im Berliner Museum vergleichen. Von diesen ist nur ein einziges vollständig und im Besitz des 2. Fub- paares; es liegt der Beschreibung HıLsEnnorr’s zugrunde und möchte . ich dieselbe namentlich in Anlehnung an P. dux, wie folgt, ergänzen: An dem 2. Fußpaare ist bei P. dux der Carpus stets länger als der Merus (28:24, 28:23, 25:20), während er bei P. paucidens 11,5: 11,3 oder, wie ich gemessen habe, gleich ist. Der ganze Fuß ist bis auf die Fingerspitzen (wie auch von HıLaEnnorr |]. c. p. 155 angegeben), mit zerstreuten, unregelmäßig verteilten, schräg nach vorn gerichteten, sehr kleinen, spitzen Dornen be- setzt; nur auf der Unterseite der Hand läßt sich mit Mühe eine Reihe erkennen, welche sich auf den unbeweglichen Finger fortsetzt. Aber auch diese Dornen sind schräg nach vorn gerichtet und stehen nicht senkrecht zur Längsachse, wie bei P. du. Die Oberseite ist am spärlichsten mit winzigen Dornen besetzt, stellenweise fast glatt. Die Finger sind am dichtesten besetzt, aber auch hier ist keine reihenweise Anordnung zu erkennen. Palaemon (Eupalaemon) dux Lenz und paucidens Hilg. 315 Die Bezahnung der Finger ist eine gänzlich verschiedene: Bei P. dux sind es je drei spitze, dunkel blaurot gefärbte, große Zähne, bei P. paueidens drei Kleine, stumpfe, farblose Höcker. Von dem vorderen Zahn läuft bei beiden Arten ein aufliegender Grat bis zur Spitze, der auf der einen Seite von einer Reihe von Dornen (bei dux 14—16, bei paucidens 6—7) begleitet wird. Bei dem P. dux von den Bimfällen ist diese Dornenreihe nur un- deutlich. Die allgemeine Form des Rostrums ist bei £. dux und paucidens dieselbe. Bei P. dux steht jedoch der 2. Zahn genau über dem Orbitalrande, während er bei paucıdens davor steht, nur der 1. steht dahinter. Die Zähne des Unterrandes reichen bei dux etwa bis zur Hälfte, bei paweidens nur bis zum vorderen Viertel zurück. Wie ich 1. ec. angegeben und Fig. 2 dargestellt, korre- spondiert der 1. Zahn des Unterrandes mit dem 6. Zahn oben. Bei dem Exemplar von den Bimfällen sind unten nur drei Zähne, der 1. derselben korrespondiert aber ebenfalls mit dem 6. oberen. — . GR 2 DT? > Palaemon paucidens HILGENDORF. a Cephalothorax >< 2,7. b Telson > 3,3. Bei P. paucidens ragt die Spitze des Rostrums ein wenig über den Stiel der 1. Antennen, bei P. dux degegen so weit hinaus, wie die Verwachsung der Geißeln reicht. Bei pauecidens ist der 1., hinter dem Orbitalrande stehende Zahn des Oberrandes ein klein wenig weiter vom 2. Zahn entfernt, als dieser von den als- dann folgenden, welche gleich weit auseinander stehen; der vordere (8.) ist von der gerade nach vorn gerichteten Spitze ein wenig weiter entfernt, als die Zwischenräume der voraufgehenden Zähne. Von den beiden Zähnen des Unterrandes steht der hintere vor dem 7. oberen, der vordere vor dem 8. oberen. Bei den beiden kleineren 316 HEINRICH Lenz. Exemplaren finden sich oben nur sieben Zähne, dafür ist das freie Ende vor der Spitze länger. Die Zwischenräume zwischen den Zähnen sind mit Haaren besetzt. | Die Oberflächendornen des Telson bilden bei P. paucidens, wie von HiıLsEnDorF richtig angegeben, ein Quadrat, bei einem der Exemplare ist dieses Quadrat sogar noch ein wenig in der Längs- richtung verkürzt. Bei P. dux bilden die vier Dornen ein lang- gestrecktes Rechteck und sind bei einem Exemplar noch etwas länger gestreckt, als in meiner 1. ec. Fig. 5 dargestellt. Hiernach kann ich mich der Vermutung Dr Man’s, daß pauecidens vielleicht die Jugendform von dux sein könnte, nicht anschließen; ich halte beide für selbständige Arten. Callianassa tıırnerana WHITE und Callianassa diademata ORTM. Von Heisrich Lenz, Lübeck. Bei der Durchsicht der westafrikanischen Callianassa des Natur- historischen Museums in Lübeck fiel mir vor kurzem ein höchst merkwürdiges Stück mit fünfteiligem Rostrum in die Hände, das ich vor vielen Jahren von Umtaurr-Hamburg gekauft und damals mit der Bezeichnung „C. turnerana nahe stehend, vielleicht n. sp.“ zurückgestellt hatte; hoch erfreut, glaubte ich es jetzt als C. diademata Orrum. (Zool. Jahrb. Syst. Bd. VI, p. 56, Taf. I, Fig. 11) bezeichnen zu können. Nun schickt mir VAntörrzn seine Abhandlung: Über die Krabben, denen Kamerun seinen Namen verdankt. Er ist nun in der glück- lichen Lage, den bisher unbekannten Fundort von ©. diademata (auch das Orrtmann’Ssche Exemplar war ohne Fundortsangabe) als Kamerun mit Sicherheit angeben zu können; bisher lag nur die Vermutung nahe, daß die Art in Westafrika vorkomme (Orrnmann l. €. p. 57, Rırtugvs, Proc. U. 8. Nat. Mus. Vol. 22 (1900), Washington, p. 309). Zugleich sprach VAnHÖFFENn die Vermutung aus, daß C. turnerana und diademata identisch sein könnten. Ich nahm jetzt die Sache wieder auf und fand in der Tat an unseren, von PAnTtArnıus, Vosz, H. BReumer gesammelten ©. turne- rana die verschiedensten Bildungen des Rostrums mit drei, vier und fünf Spitzen, teils gleichmäßig, teils ungleich entwickelt, wie es in nachstehenden Fig. 1—4 dargestellt ist. Scheren, Hand, Carpus und Merus waren, von kleinen individuellen Abweichungen abgesehen, gleich, auch bei dem von mir vor kurzem als ©. diademata bezeichneten Exemplar unserer Sammlung fand sich dieselbe Bildung . Callianassa turnerana White und Callianassa diademata Ortm. 317 des Carpus und der charakteristische zweispitzige Stachel am hinteren Ende des Merus an der Innenseite. Das Telson zeigte bei allen Exemplaren die drei Längswülste und den kurzen vierten Endwulst. Bei einem Besuch im Naturhistorischen Museum in Hamburg verglich ich mit gütiger Erlaubnis des Dr. Sremaavs die dortigen C. turnerana. Auch dort fand ich genau dasselbe (Fig. 5—9). — Hervorheben willich noch, daßallerdings das dreispitzige Rostrum ds ET | ll 10 Callianassa turnerana WHITE. 1—4 Rostra aus dem Museum Lübeck, 10 Telson | 5—9 5 ) „ Hamburg, 11 Rostrum [ T. 11 eines jungen Tieres. vorwiegt. Bei unseren Lübecker fünf Exemplaren haben zwei ein reguläres dreispitziges, die übrigen ein mehrspitziges Rostrum; unter den zehn Hamburger Stücken fanden sich sechs dreispitzige und vier mehrspitzige, Nun besitzt unser Lübecker Museum noch zwei weitere jugend- liche Stücke aus Kamerun (leg. J. Vosz), Länge von der Spitze des Rostrums bis zum Ende des Telson 55 mm, die Bildung der Scheren des Carpus und Merus stimmt im wesentlichen mit der- jenigen der alten Stücke überein, so daß sie zweifellos derselben 21 318 E. VANHÖFFEN. Art angehören, aber das Rostrum ist einspitzig (Fig. 11), von Seitendornen keine Spur! Das Telson weicht in seiner Form ebenfalls etwas ab; es ist am Ende abgestutzt, nicht dreilappig. Augenscheinlich ist es noch nicht abgeschlossen in seiner Ausbildung, denn die bekannten drei Längswülste und der kurze, kugelige vierte Endwulst lassen sich schon erkennen, es liegt aber gleichsam noch ein abgestutzter End- saum darüber (Fig. 10). — Vielleicht befanden sich auch beide Stücke in der Häutung. Nach allem erscheint es mir jetzt sicher daß ©. turnerana WHITE und diademata Orrm. identisch sind. ’ Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. Von E. VAnHÖFFEN (Berlin, Invalidenstraße 43). Abweichend von allen ihren Verwandten haben die Cassiopeia- Arten die pelagische Lebensweise aufgegeben, liegen auf dem Rücken an sandigen oder schlammigen Stellen zwischen Corallen oder Mangroven und suchen mit den ausgebreiteten Mundarmen von oben herabkommende Beute zu ergreifen. Werden sie aufgestört, so machen diese Medusen zwar einige unsichere Schwimmbewegungen, lassen sich doch aber möglichst bald wieder auf den Boden herab. Solche abnorme Verhältnisse scheinen hier wie auch sonst zur Variation anzuregen; sie müssen wohl dafür verantwortlich gemacht werden, daß zahlreiche Unregelmäßigkeiten in der Gliederung des Schirmrandes, in der Verästelung der Mundarme, in der Färbung und Zeichnung sowie auch in der Ausbildung der sogenannten, zwischen den Armkrausen auftretenden Saugkolben, welche mir Atmungsorgane zu sein scheinen, vorkommen. Es ließen sich da- her eine große Anzahl von Formen, Varietäten und Arten unter- scheiden, welche neuerdings von A. G. Mayrr!) nach den Vor- schlägen von L. Schutze und OÖ. Maas der einzigen Gattung Cassiopeia Per. und Les. zugeteilt wurden, während man früher noch die Gattung Polyelonia L. Ag. abtrennte. Die letztere sollte von Cassiopeia nur durch die Zahl der Randkörper, 12 statt 16 bei dieser, abweichen. Im ganzen führt Mayer nach Maas, der die Cassiopera-Formen nach der Länge und Verästelung der Arme in zwei Gruppen teilte und drei Arten als Varietäten früher bekannter Formen bereits ein- zog, acht Arten nebst sechs Varietäten an, die in einer Tabelle nebeneinander gestellt werden, da es ihm nicht möglich ist, die 1) Medusae of the World S. 637. Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. 319 variabeln Formen mit Sicherheit zu klassifizieren. Die Tabelle läßt auch deutlich erkennen, daß die angegebenen Merkmale wie die Form des Schirms, die Gliederung des Randes, die Länge der Mundarme und Saugkolben zur sicheren Unterscheidung nicht aus- reichen und selbst die Fundorte nicht bezeichnend genug sind. ‚Solche Schwierigkeiten machten sich geltend, als ich von Herrn H. SCHOEDE, dem das Museum reiche Sammlungen an Meerestieren verdankt, von Neu-Guinea und Neu-Pommern mitgebrachte, schön konservierte Medusen der Gattung Cassiopeia bestimmen wollte. Es war nötig, dabei auch die in anderen Gebieten vorkommenden Arten in Betracht zu ziehen, wobei mir besonders die von Dr. HARTMEYER bei den Tortugas und im Roten Meer gesammelten Exem- plare von Wert waren. So stand mir reichliches Material aus dem Atlantischen Ozean, vom Roten Meer und Indischen Ozean sowie vom Indopacifischen Grenzgebiet zur Verfügung, welches hoffen ließ, die vieien be- schriebenen Formen identifizieren und unterscheiden zu können. Dem Vorgange Harcker’s folgend, hatte man die Arten meist nach der Gliederung des Schirmrandes, nach der. Zeichnung der Subumbrella und Exumbrella und nach dem Auftreten resp. Fehlen großer Saugkolben unterschieden. Jetzt hat sich besonders durch die Untersuchungen von BıerLow und Mayer an Ü. zamachana, von Browne und Hartraug bei Ü©. andromeda, von L. SCHULTZE bei ©. eyeclobalia herausgestellt, daß die Rhopalienzahl zwischen 8 und 23 und die zwischen zwei Rhopalien auftretende Zahl von Rand- lappen zwischen 2 und 10 variieren kann und daß gelegentlich kaum die Hälfte der vorhandenen Exemplare die normale Zahl, nämlich 16 Rhopalien aufweist. Wir müssen daher auf die Verwertung dieses Merkmals verzichten. Ebensowenig kann ich ein zweites Merkmal, nämlich den Saug- napf, der ©. polypoides Kerner charakterisieren soll, anerkennen. Von einem besonderen Organ zum Festheften kann keine Rede sein, es handelt sich nur um eine Einsenkung des Schirms und um eine durch Zeichnung und Faltung hervortretende Abgrenzung des Schirmrandes, welche mehr oder weniger deutlich ausgebildet sein oder auch fehlen kann und bei Tieren aus allen (Gebieten, so abgesehen von der Originalform aus dem Roten Meer auch bei ©. zamachana nach BiGELow, bei C. andromeda maldivensis nach Brownxe und von mir auch bei Exemplaren von Neu-Guinea, beob- achtet wurde. Besser brauchbar für die Systematik scheint die Verästelung der Mundarme, was Maas besonders betonte, und der Bau der 21# 320 BE. VANHÖFFEN. Saugkolben zu sein. Bisher begnügte man sich damit, festzustellen, ob große oder nur kleine, bandförmige, keulenförmige oder blatt- förmige Saugkolben vorhanden waren. Ich glaube nun einen durch- greifenden Unterschied zwischen den atlantischen und den indo- pacifischen Cassiopera-Arten im Bau der großen Saugkolben gefunden zu haben. Durch Einblasen von Luft sowie durch makroskopische und mikroskopische Untersuchung ließ sich nämlich feststellen, daß die beiden amerikanischen Formen, welche als ©. (Polyelonia) frondosa und ©. xamachana unterschieden wurden, Saugkolben mit einfacher Höhlung haben, während bei den indischen und indo- Fig. 1. a Saugkolben von Polyclonia xcamachana, b von Cassiopeia andromeda, c von Cassiopeia a mertensi intermedia. pacifischen Formen der weite in die Saugkolben eintretende Kanal sich früher oder später in ein Röhrennetz zerteilt, welches sich distal wieder zu einfacher Öffnung vereinigt (Fig. la, b, e). Kerrer erwähnt dieses Röhrensystem mit den Worten: „Gegen die Spitze der plattgedrückten Tentakel finden sich fast konstant scharf umschriebene, runde Stellen, welche von Pigment völlig frei sind und sich dem bloßen Auge als wasserhelle Lücken bemerkbar Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. 391 machen“ und bildet es auch deutlich ab!). Brownxe spricht von einem dichten Netzwerk in den bandförmigen Armanhängen bei ©. andromeda var. maldiwvensis?), und in den Figuren wenigstens ist es sowohl bei ForskaL?) wie bei Tıresıus*) und HarTLAUB?) für ©. andromeda, ferner bei Maas für C. andromeda var. malay- ensis®) und bei Braxpr für ©. mertensi?) angedeutet. Ich fand es bei allen meinen Exemplaren aus dem Indischen und Indopaci- fischen Ozean, wo überhaupt große Saugkolben angelegt waren. Einem Originalexemplar von L. ScHuutze’s O. cyclobalıa, das in der Sammlung des Berliner Museums vorhanden ist, fehlen die sroßen Armanhänge, vielleicht weil es noch zu jung ist, aber mit Hilfe desselben konnte ich, da die Beschreibung nicht ausreichend ist®), zwei von Herrn H. ScHorpE gesammelte größere Exemplare als zu Ü©. eyclobalia gehörig erkennen und an ihnen auch für diese Art das Kanalnetz in den Saugkolben feststellen. Auf Grund dieses Merkmals lassen sich demnach die indischen und indopacifischen Arten von den atlantischen als besondere Gruppe abtrennen und so kommen auch die beiden alten Gattungsnamen zu ihrem Recht. Ich unterscheide also: 1. Cassiopeia P&rox et Lesurur, indopacifisch, mit verzweigtem Röhrensystem in den großen Saugkolben. 2. Polyelomia L. Acassız, westindisch, mit einfacher Höhlung in den großen Saugkolben. Von Polyelonia sind nun leicht die beiden Arten P. frondosa PALLAs mit kurzen, rundlichen oder spatelförmigen Saugkolben und £. xamachana BIGELow mit langen cylindrischen Saugröhren, die am distalen Ende meist eine leichte halsartige Einschnürung zeigen (Fig. 1a), zu unterscheiden. Schwieriger ist die Unterscheidung der Arten bei der Gattung Cassiopeia im von mir enger gefabßten Sinne. Da die Arten stark variabel sind, ist es leicht, zahlreiche Varietäten zu unterscheiden, die, wenn man ihnen einen Namen 1) Zeitschrift für wissenschaftl. Zoologie Bd. 38 S. 652 Taf. 36. 2) Scyphomedusae in: The Fauna and Geography of the Maldive and Laccadive Archipelagoes vol. II Suppl. I S. 964. 3) Icones rerum naturalium, Kopenhagen 1776, Taf. 31. *) Verhandl. der Kais. Leop. Carol. Akad. der Naturforscher, T. XV 2. Abth. 1831, Taf. LXX. 5) Zoologische Jahrbücher Syst. 27. Bd. Heft 5 Taf. 23 Fig. 36—41. 6) Die Scyphomedusen der Siboga-Expedition, Leiden 1903, Taf. IV Fig. 24—25, 27—29. ?) Me&m. Akad. Petersburg 1838, 6. Ser. T. 4, 5c. nat. T. 2, Taf. XIII, Fig. 3. 8) Rhizostomen von Ambon in Semon, Zool. Forschungsreisen in Australien und dem Malayischen Archipel, Jena 1898. 322 E. VANHÖFFEN. geben will, am besten, wie BrowxE und Maas es schon getan haben, nach der Lokalität, wo sie gefunden wurden, benannt werden könnten. Dadurch würden wir aber eine Unzahl von Formen er- halten, welche die Übersicht erschweren. Geographische Bedeutung hätten sie auch nicht, da verschiedene Formen dicht nebeneinander erscheinen und anscheinend nahestehende an weit getrennten Fund- orten beobachtet wurden. Es scheint mir daher richtiger, die be- schriebenen Formen, denn neue Arten habe ich unter dem mir vorliegenden Material nicht gefunden, enger zusammenzufassen. Wir haben bei den Arten der Gattung Polyelonia. gesehen, daß diese sich nur durch verschiedene Ausbildung der Saugkolben unterscheiden, und auch bei Cassiopeia erweist sich dieses Merkmal als gut brauchbar. Daneben kommt für die Arten die Länge der Mundarme in Betracht. Die Varietäten unterscheide ich nach der Zahl und Verteilung der großen Saugkolben, ob diese sowohl zentral und peripher oder nur in der Mitte oder an der Peripherie be- sonders ausgebildet sind, reich oder spärlich auftreten oder ganz fehlen. So ergeben sich drei Arten der Gattung Cassiopeia. Sie alle sind in dem mir vorliegenden Material vertreten, das ich hier zu- nächst beschreiben will. Cassiopeia andromeda FoRSKAL. Die von HarrtmEyER im Roten Meer gesammelten Exemplare entsprechen gut der Beschreibung Harrraug’s und können als typische Vertreter der C©. andromeda Forskar gelten. Es sind 5 Exemplare vorhanden von 100, 80, 75, 70 und 58 mm Durchmesser. Die Mundarme sind kurz, beim größten Exemplar vom Zentrum ge- messen 48 mm lang, und überragen den Schirmrand nicht oder nur wenig. Die größeren Saugkolben, im Zentrum und auch an der Gabelungsstelle der Arme auftretend, sind schmal und band- förmig und meist mit flaschenhalsartigem Aufsatz versehen (Fig. 1b). Beim größten Exemplar finden sich fünf Saugkolben in der Mitte und sechs etwas kleinere vor dem Ende der Arme. Der längste Kolben ist 20 mm lang, 6 mm breit; 16 Rhopalien und drei Rand- lappen zwischen je zwei Rhopalarlappen sind vorhanden. Beim kleinsten Exemplar von 58 mm Durchmesser mißt der längste Kolben, in der Gabelung eines der 8 Arme entspringend, 10 mm an Länge bei 4 mm an Breite, während im Zentrum einer von 3 mm Länge und 2 mm Breite auftritt. Bei dem Exemplar von 70 mm Durchmesser sind die peripherischen und zentralen Kolben ziemlich gleich groß. Die Kolben können also bald an der Peripherie, bald im Zentrum besser entwickelt sein. Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. 323 Ferner sind fünf Exemplare von den Lieblichen Inseln, an der Südküste von Neu-Pommern gelegen, vorhanden, bei denen die längsten Saugkolben an der peripherischen Gabelung der 8 Mundarme auftreten. Sie zeigen folgende Maße: Armlänge vom Breite der Arm- Durchmesser EEE längste Saugkolben Re 60 mm 30 mm 25 mm lang, 5 mm breit 25 mm Br 29°, ep 20 ,„ Be Rue. ZA a ee .. 14.7, 125,0) RB: BT-(G 11.78 RR : FR Auch die kleinsten Exemplare sind durch große, lange und schmale, blaue Saugkolben ausgezeichnet, die am distalen Ende stumpf ab- gerundet sind und die Anastomosen der Äste des Hauptkanals deutlich erkennen lassen. Wegen der kurzen Mundarme schließen sich diese Tiere an Ü. andromeda an und durch die langen schmalen Saugkolben am Ende der Arme gleichen sie Ü. polypoides KELLER am meisten. Ich fasse sie daher mit dieser Art ais ©. andromeda forma polypoides zusammen. Cassiopeia mertensi BRANDT. Der Autor beschrieb diese Art nach Zeichnungen von MERTENS, welche dieser nach lebenden Exemplaren aus dem Gebiete der öst- N N N F 4 ( £ Ip ) / A & OF Ä — II N f Tg Fig. 2. Verästelung eines Mundarms der Cassiopeia mertensi von Neu-Pommern. ° lichen Carolinen, von der Insel Ualan, entwarf. Sie ist charakterisiert durch lange schlanke Mundarme, die den Schirmrand erheblich über- ragen und verhältnismäßig lange Aste entsenden. Die letzteren 324 E. VANHÖFFEN, können so stark entwickelt sein, daß der Stamm des Armes ver- kürzt, in zwei oder mehr gleich starke Äste geteilt erscheint (Fig. 2 und 45). Ferner sind weiße Saugkolben vorhanden, die central, in der Mitte der Arme und auch am Ende der Arme besonders grob, als lange breite Lappen blatt- artig entwickelt sein können und grobes Maschenwerk gebildet durch die Anasto- mosen desstark verästelten Lappencanals | zeigen (Fig. 3). Diese Art liegt mir | in 7 Exemplaren von den Lieblichen | Inseln an der Südküste Neu-Pommerns vor. Mit Ausnahme der kleinsten fallen die Exemplare durch helle, nicht bläulich gefärbte Saugkolben und durch die | langen schlaffen Arme mit mehr oder weniger deutlich auf beiden Seiten ab- wechselnden langen Ästen auf, von denen der erste gleich kräftig wie der Hauptast entwickelt sein kann, so daß der kurze Stamm dann dichotomisch geteilt erscheint. Die 7 Exemplare zeigen folgende Maße: Schirmdurchmesser Armlänge Pe a N 1 150 mm 135 mm 96 )) 92 ” 80 ” 90 ” su ” 70 ” 58 ” 42 ” 50 ” 36 ” 45 BF raS ” 2 Diese Medusen unterscheiden sich auf den ersten Blick deutlich von jenen Formen, die zu ©. andromeda gerechnet wurden. Sie fallen auf durch die blasser, grünlich gelbe Farbe, die über DR N: den Schirmrand weit hervortretenden Saugkolben von Cassiopeia : BR a BERFRNS * Mundarme und helle, nicht bläulich gefärbte Saugkolben. Diese sind sehr verschieden entwickelt. Bei dem größten Exemplar sind sie sehr zahlreich vorhanden, da an jedem der 8 Arme etwa 16 große Kolben erscheinen, die einfach spitz, abgerundet oder auch zwei- spitzig enden können. Die größten sind Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. 325 57 mm lang, 14 mm breit 52 ” PP 1 3 ” „ 62 ” P2] 15 b ” Im Centrum treten nur kleinere Kolben auf. Durch die großen hellen Blätter und die olivgrünen Saugkrausen, welche gegen die ersteren zurücktreten und nur durch die Farbe auffallen, erinnert ein solcher Mundarm lebhaft an einen hellen, breitblättrigen Sar- gassumzweig. Fast in der ganzen Länge der Blätter sind die großen Maschen, welche die anastomosierenden Kolbenkanäle frei- lassen, erkennbar. Sie erscheinen auch hier in Längsreihen an- geordnet (Fig. 3). Die Seitenränder sind fast ganzrandig, am Ende aber pflegen einige Nesselwarzen als Randhöcker hervorzutreten. Zwischen zwei Rhopalarlappen wurden drei Randlappen gezählt und in den Rhopalarradien sind größere Randflecke vorhanden. Sonst ist keine Zeichnung erkennbar und eine den sogenannten Saugnapf begrenzende Ringfurche fehlt. Bei den übrigen Medusen dieser Art von den Lieblichen Inseln finden sich die größten Kolben in der Mitte und an der ersten Gabelteilung der vier Mundarme. Die größten erreichen bei dem Exemplar von 96 mm Durchmesser nur ll mm Länge, 4 mm Breite an der Armgabelung, I, FE pe „ im Centrum, 5 EN BSE „ an der Armgabelung, 5 3,9 R ” ” ” ” ” ” Ein Ringwulst ist angedeutet, die Randzeichnung wie gewöhnlich. Die Rhopalarlappen tragen zwei kleine weißliche Flecken und den fünf Randlappen entsprechend erscheinen fünf solche Flecken zwischen zwei Rhopalarlappen. Über den Rhopalien tritt dann noch ein großer Radiärfleck auf. Ahnlich ist es bei den kleineren Exemplaren, wo die größten Kolben nur 7 mm lang, 2,5 mm breit 5 ” ” 3 ” ” 4 ” „ 2 ” ” sind und in der Mitte der Mundscheibe, nicht auf den Armen, er- scheinen, während die Randflecke spärlicher werden, so daß bei dem kleinsten Exemplar nur einer zwischen zwei Rhopalarlappen vorhanden ist. Zu ©. mertensi gehören wegen der eigentümlichen Verästelung der Arme auch noch zwei Exemplare von Neu-Hannover, die etwas längere Arme als C©. andromeda haben, größere Kolben nur spär- lich in der Mitte oder auch peripher aufweisen, aber auch noch 3936 E. VANHÖFFEN. nach dem Konservieren in Formol die ursprüngliche, dunkel bläuliche oder violette Farbe derselben erkennen lassen. Ich bezeichne sie als ©. mertensi forma ıintermedia, weil sie sowohl zwischen der f. typica und f. ornata in der Mitte stehen, als auch Ähnlichkeit mit C©. andromeda zeigen. Sie sind 130 mm im Durchmesser breit bei 92 mm Armlänge, 120 ” „ ” ” 18 ” ” Bei dem größeren Exemplar von 130 mm Durchmesser sind vier keulen- oder zungenförmige Lappen an der ersten Gabelung der vier Mundarme vorhanden (Fig. le): 17 mm lang, 5 mm breit an der breitesten Stelle, 1 0 ” ” 7 eh eh ” P2] ” bj 1 1 eh ” ) ” ” ” ” ” ” 10 8 ” ” ” ” ” Dazu kommen noch vier etwa 5 mm lange, blaue Kolben zwischen den Armkrausen zerstreut vor; alle ührigen sind kleiner als 3 mm. Die Kolben werden nach der Peripherie zu kleiner und mit der abnehmenden Größe verblaßt allmählich auch die blaue Farbe. Zwischen zwei Rhopalarlappen sind drei bis fünf Randlappen vor- handen; weiße Randflecke finden sich über den Rhopalien, eine Ringfurche fehlt oder ist nur stellenweise angedeutet. Beim zweiten Exemplar von 120 mm Durchmesser findet sich ein centraler Kolben von 20 mm Länge, der unten 8, oben 6 mm breit, violett gefärbt und am Ende entsprechend den Maschen des Kanalnetzes mehrfach durchbrochen, durchlöchert, ist. Dazu kommen vier größere lanzettliche Blätter von 14 mm Länge, 5 mm Breite, 1 1 ” ” 6 ” ” 1 5 ” ” & ” rk) 11 5 ji ” ” und etwa zwölf kleinere Blätter von 9 mm Länge und 5 mm Breite, die auch noch bläulich gefärbt sind. Alle übrigen Kolben sind kleiner und blasser, so daß die Saugkrausen stark hervortreten. Drei Randlappen erscheinen zwischen zwei Rhopalarlappen, eine Ringfurche ist angedeutet und größere weiße Randflecke scheinen auch hier vorhanden gewesen zu sein. Die kleinen Exemplare sind weniger charakteristisch, da bei ihnen nur vereinzelt noch ein violetter Kolben erscheint. Endlich liegen zwei kleinere Exemplare von Neu- Hannover vor, bei denen größere Saugkolben ganz fehlen. Der Durchmesser des Schirms beträgt bei ihnen 70 bzw. 43 mm, die Armlänge vom Centrum 56 und 20 mm. Solche Formen wurden von HaAEcKEL Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. 327 als Cassiopeia ornata beschrieben. Die Unterschiede dieser Formen in der Zeichnung der Exumbrella und Subumbrella sowie in der Gliederung des Schirmrandes, welche früher als charakteristisch galten, müssen heute als unwesentlich aufgegeben werden. Da nun Übergänge von zahlreichen bis ganz spärlichen Saugkolben bei €. andromeda sowohl wie auch bei Ü. mertensi zu beobachten sind, können auch Formen ohne Saugkolben nicht als besondere Art be- trachtet werden. Ich nenne daher die letzteren Ü. mertensi forma ornata entsprechend der forma depressa von Ü©. andromeda. Zu dieser Art rechne ich wegen der Länge und Verästelung der Mund- arme auch ©. ndrosia Acassız und Mayzr, ferner die als Cassiopeia ornata HAEcKEL und CÜ. ornata var. digitata Maas beschriebenen Formen als Individuen, bei denen die Saugkolben nicht oder noch nicht zur Entwicklung gelangt sind. Die eigentümliche Form der Arme bei €. ornata var. digitata Maas ist wohl zum Teil wenigstens darauf zurückzuführen, daß der Hauptstamm entweder bei oder vor der Konservierung stark kontrahiert wurde, daher seine Kürze ‚und Dicke. Die geringe Entwicklung der Saugkrausen läßt auch darauf schließen, daß das Tier vor dem Fang nicht unversehrt war, vielleicht bereits auf dem Strande gelegen hatte. Cassiopeia cyclobalia L. SCHULTZE. Noch eine dritte Art der Gattung Cassiopeia kann anerkannt werden, nämlich die von L. Schurtze aus Amboina beschriebene C. eyclobalia. Die Originalexemplare, von denen ich eins zum Ver- gleich habe, waren sehr klein, zeigten die charakteristischen Merk- male noch nicht deutlich und daber hielt Maas auch diese Form nur für eine Varietät von Ö. andromeda. Mir liegt nun ein schönes großes Exemplar von ©. cyelobalia vor, welches von Herrn H. ScHorDE bei Neu-Hannover gesammelt wurde. Es hat kurze Arme, wie sie bei ©. andromeda auftreten (Fig. 4a), schließt sich aber durch große lappenartige Saugkolben an Ü. mertensi an. Im übrigen aber sind die Saugkolben so eigenartig gestaltet, daß die Erhaltung dieser Art wohl gerechtfertigt erscheinen dürfte. Wir finden nämlich bei der indopacifischen Art fast kreisrunde, gestielte Kolben, die in der Form wie auch im Nesselwarzenbesatz denen der westindischen Polyelonia frondosa gleichen, aber sich von diesen dadurch unter- scheiden, daß sie schon kleine, kreisrunde Tüpfel als Andeutung von dem für Cassiopeia charakteristischen Kanalnetz erkennen lassen (Fig. 5b). Deutlich aber kommt das Kanalnetz erst bei dem einen erwachsenen Exemplar, das ich habe, in den großen Lappen zur Erscheinung. Dieses bei Neu-Hannover am 27. Juni 1909 zusammen 328 E. VANHÖFFEN. mit Exemplaren von ©. mertensi f. intermedia gesammelte Exemplar hat einen Durchmesser von 150 mm und 83 mm lange Mundarme, vom Centrum gemessen, die nach der ersten Gabelung von vier zu acht Armen zwei Fiederäste tragen und sich dann dichotom teilen. Bei vier von den acht Armen treten an der ersten peripherischen I PS Fig. 4. Schema der Verästelung der Mundarme. a C. cyclobalia, b C. mertensi. Fig. 5. a Stück des großen Saugkolbens, b kleiner Saugkolben von ©. cyclobalia. Gabelung große und breite, ganz kurzgestielte Lappen auf, so dab vier Arme ohne Lappen mit vier lappentragenden abwechseln. Diese Lappen sind in der Mitte zusammengefaltet, jedoch ohne Mittelrippe, haben sehr dichtes Kanalnetz (Fig. 5a) und zeigen folgende Abmessungen: Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. 329 Länge 37 mm, Breite 37 mm, Stiel etwa 2 mm, ” 30 ” 32 ” ” 26 2) P2 26 n „ 32 ” ” 38 b2, Der letztere Lappen ist in der Mitte bis auf 25 mm eingebuchtet, so daß er zweilappig erscheint. Ferner finden sich im Centrum an der Gabelung der vier primären Arme noch vier etwas kleinere Lappen von 18 mm Länge, 15 mm Breite, 16 2) r2, 14 2 2) 17 2) ” 18 ” ” 15 16 ” 2) 2 2) Zwischen diesen zeigen sich dann noch 8 nur etwa 12 mm lange, 8 mm breite und ferner, an den Armen verteilt, etwa 25 mehr oder weniger lang gestielte Kolben, alle rundlich von 10—11l mm Länge, wovon die Hälfte auf den Stiel kommt, und sehr zahlreiche kleinere Bläschen von 3 mm Durchmesser, welche die Saugkrausen fast verdecken. Die Exumbrella ist glatt, eine Ringfurche von 95 mm Durch- messer ist angedeutet, 16 Rhopalien und drei Randlappen zwischen zwei Rhopalarlappen sind vorhanden, besondere Randzeichnung ist nicht erkennbar. Außer der Breite der Saugkolben ist für diese Art noch das enge Maschennetz der Kolbenkanäle charakteristisch, da diese oben ebenso breit, im unteren Teile aber breiter als die rundlichen Maschen sind. Ein zweites Exemplar von demselben Fundort hat nur 43 mm im Durchmesser bei 20 mm Armlänge und nur kleine centrale Kolben von 2 mm Länge und 1,5—1 mm Breite. Alle haben die eigentümliche rundliche Form, welche auch die Kolben des noch kleineren Originalexemplars von L. SCHULTZE zeigen. Ü. eyelobalia ist ebensogut wie Polyclonia frondosa charakterisiert. Die bekannten Arten von Polyelomia und Cassiopeia lassen sich demnach folgendermaßen gruppieren: A. Polyelonia: westindisch, Saugkolben mit einfacher Höhlung. 1. P. frondosa Parvas mit kleinen kurzgestielten rundlichen oder spatelförmigen Kolben. 2. P. xamachana BıseLow mit langen cylindrischen am Ende verschmälerten Kolben. 330 E. VanHörren: Die Medusengattungen Polyclonia und Cassiopeia. B. Cassiopeia: indopacifisch, große Saugkolben mit Röhrengeflecht. 1. ©. andromeda Forskar, Mundarme kurz und breit, fächer- artig, den Schirmrand nicht oder nur wenig überragend; grobe Saugkolben bandartig oder keulenförmig. a) forma Zypicat), die großen Kolben ziemlich gleichmäßig verteilt, die peripheren nicht größer als die centralen; b) forma polypoides Kenner, besonders große Kolben am Ende in der Gabelung der Arme, diese verlängernd; c) forma depressa HaEcKEL?), große Saugkolben fehlen. 2. ©. mertensi Braxpr, Mundarme lang und schlank, mit langen zuweilen selbständige Stämme bildenden Ästen den Schirm- rand erheblich überragend. ; a) forma typıca?) mit zahlreichen großen weißlichen Saug- kolben; b) forma ıntermedia mit spärlichen bläulichen Saugkolben; c) forma ornata*), große Saugkolben fehlen. 3. C. cyclobalia L. SchuLtze, Mundarme kurz, fächerartig, den Schirmrand kaum überragend, große Saugkolben breit lappenförmig mit engmaschigem Kanalnetz, etwas bläulich olivfarben, kleine Saugkolben kreisförmig oder spatelförmig. Die Analogie mit den Arten der Gattung Polyelonia macht es wahrscheinlich, daß auch nur zwei Arten von Cassiopeia existieren und Übergänge, die die Unterscheidung von Ü. andromeda und ©. mertensi erschweren, deuten auch darauf hin. Die fächerartige Verbreiterung der Mundarme bei ©. andromeda ist nur graduell von der Verästelung bei ©. mertensi verschieden, bei letzterer setzt die Hauptgabelung früher ein, wodurch der Stamm verkürzt und die Äste der Arme selbständiger werden. Bei der Form (©. mertensi intermedia finden sich blaue, bandartige Kolben, ganz ähnlich denen von ©. andromeda, und besonders schwer sind jüngere Exemplare von Ü©. mertensı ornata von O©. andromeda depressa zu unterscheiden. Indessen läßt doch die Form der Mundarme beide Arten aus- einanderhalten; ob sie natürliche sind, wird sich später zeigen, wenn weiteres Vergleichsmaterial vorliegt. 1) Dazu synonym: ©. zanzibarica Cuus, CE. andromeda var. malayensis Maas, C. andromeda var. maldivensis BROWNE. 2) synonym (©. picta VANHÖFFEN. 3) synonym (. ndrosia AG. und MAYER. *) dazu ©. ornata var. digitata Maas. Zweite wissenschaftliche Sitzung am 18. Juli 1911. 331 Zweite wissenschaftliche Sitzung am 18. Juli 1911. F. E. SCHULZE: Demonstration einiger Stereogramme. E. VANHÖFFEN: Referat über Lexz: 1. Palaemon dux und P. paueidens (s. Seite 313). 2. Callianassa turnerana und Callianassa diademata (s. Seite 316). Über die Medusengattungen Cassiopeia und Polyelonia (8. Seite 318). JAFFE: Über einige Pholidosaurus-Reste. H. VIRCHOW: 1. Über Verschiebung von Muskelfeldern am senilen Schädel. 2. Über Anomalien der Ineisivi bei Bulldoggen. 3. Über die Bewegung des Naviculare manus beim Menschen. 4. Uber die Epiphysen der menschlichen Metacarpalien. Druck von A. Hopfer in Burg b. M. “ \ . Mu x OP IR N N * Auszug aus den Gesetzen der Gesellschaft Naturforschender Freunde = 2 zu Berlin. Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung zur Beförderung der Naturwissenschaft, insbesondere der Biontologie. Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, außerordnt- | lichen und Ehrenmitgliedern. # Die ordentlichen Mitglieder, deren. Zahl höchstens 20 betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetzen. Sie verwalten das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. Die außerordentlichen Mitglieder, deren Zahl unbeschränkt ist, werden von den ordentlichen Mitgliedern, auf Vorschlag eines, ordentlichen Mitgliedes unter eingehender Begründung, gewählt. Für freie Zustellung der Sitzungsberichte und Einladungen zu den Sitzungen zahlen die außerordentlichen . Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark. Sie können das. „Archiv für Biontologie* und alle von der Gesellschaft unter- stützten Veröffentlichungen zum ermäßigten Preise beziehen. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme der Monate August und September am 2. und 3. Dienstage a jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale VI, bzw, im’ Konferenzzimmer der Ka Landwirtschaftlichen Hochschule, Se Invalidenstr. 42, abends 7 Uhr statt. Alle für die Gesellschaft bestimmten Son sind an den Sekretär, Herrn Dr. K. Grünberg, Berlin N 4, N Invalidenstr. 43, zu richten. Sitzungsberichte d Gesellschaft Haturforschender Freunde In Kommission BEI R. FRIEDLÄNDER & Sonn, NW Carrstrasse 11. 1911, zu Berlin, No. 8. | Oktober 191. INHALT: Seite Über einige Säugetiere aus Muansa am Vietoria-See. Von PavL MArTscHIE 333 . Über einige Mikrosporidien aus Fischen (Nosema lophii Dortzis, Glugea anomala Mox., Glugea Hertwigii nov. spec.). Von RiıcHARD WEISSENBERG . . . . . 344 Australische Ameisen (Neu-Guinea und Salomons-Inseln, Festland, Neu-Seeland). En Pe ET N re 351 Neue antarktische Fische. Nach dem Material der Deutschen Südpolar- Expedition 1901—1903.. Von P. PappexHem . 2. 22. nn. 382 - Die Verschiebung, des Sternums von Casuarius bennetti. Von KoxrkAap KotuE 884 " Bericht über die Ausgrabungen und Ergebnisse der Tendaguru-Expedition 385 ‚Zur Nomenklatur der Gattung Gigantosaurus Fraas. Von RıcHARD STERNFELD 398 Zweite wissenschaftliche Sizuns am 17. Oktober TAT TTLE 398 BERLIN. EEE ur, 1911 Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 10. Oktober 1911. Vorsitzender: Herr H. VırcHaow, Herr P. MarscHıe sprach über Verbreitung und Rassen verschiedener afrika- nischer Säugetiere. Herr R. WEISSENBERG sprach über verschiedene Mikrosporidien-Arten bei Fischen. Über einige Säugetiere aus Muansa am Vietoria-Nyansa. Von PauL MATscHIE. Durch das Reichs-Kolonialamt hat das Königl. Zoologische Museum zu Berlin eine Anzahl kleiner in Alkohol konservierter Säugetiere erhalten, welche Herr Oberarzt Dr. MAnTEUFEL in Muansa gesammelt hat. | Muansa liegt in der Mitte der Südküste des Vietorja-Nyansa in Deutsch-Ostafrika, auf dem östlichen Ufer der Bucht von Muansa unter 3° 29° n. Br. und 32° 52° ö. L. Macroscelides (Elephantulus) pulcher Txos. 4505200. A. 182, 11, 1—6. Alle vorliegenden Tiere stimmen sehr gut mit der von OLDF. _ Tomas in den Ann. Mag. Nat. Hist. (6) XIII, 1894, 69 gegebenen Beschreibung überein. Die Landschaft Ussambiro, wo Em PascHaA im Jahre 1889 den Typus dieser Form gesammelt hat, liegt süd- westlich von Muansa auf der Westseite des Smith-Sundes ungefähr 15 km westlich von seinem Südende. Die Gewässer von Ussambiro fließen in den Smith-Sund und durch ihn in die Bucht von Muansa. Gerbillus (Tatera) vieinus muansae subsp. nov. 4009. A. 182, 11, 7—10. Eine Rennmaus, deren Hinterfuß, mit den Krallen gemessen, 35—37 mm lang ist, deren Schwanz nicht viel länger ist als der übrige Körper und deren hintere 22 334 PAuL MATSCHIE. Foramina palatina nur 2 mm lang sind; mit nackten Fußsohlen, auf denen 2 Tarsalwülste sich befinden, und mit deutlich gefurchten Schneidezähnen. Die Oberseite und die Seiten der Schwanzspitze sind dunkelbraun, die Haare der äußersten Spitze etwas verlängert. Über dem Fußgelenk befindet sich ein dunkelbrauner Fleck. Der Nasenrücken ist dunkelbraun. Die Färbung des Rückens ist fahl- orange, etwas heller als Orange-bufi auf Tafel VI, 22 bei Rınawar oder zwischen Tafel 310, 2 und 3 und Tafel 64, 1 des Repertoire de couleurs, mit dunkelbraun verwaschen; am Kopfe und der vorderen Körperhälfte ist der gelbbraune Farbenton etwas dunkler als auf den Hüften. Die dunkle Sprenkelung ist noch deutlicher als bei wıcınus. An den Kopfseiten und den Bauchseiten ist der Farbenton am reinsten. Alle Haare der Oberseite sind zu zwei Dritteln schiefergrau, haben darüber einen breiten gelbbraunen Ring und eine dunkelbraune Spitze. An den Wangen sind die Haare dicht an der Wurzel grau, darüber weiß bis zu drei Vierteln der Länge des Haares, es folgt ein gelbbrauner Ring und eine kurze dunkelbraune Spitze. Der Nasenrücken ist fast einfarbig dunkelbraun bis auf etwa 9 mm vor der Nasenspitze. Über den Augen zeigt sich ziemlich scharf eine weiße Binde, die fast bis an den unteren ÖOhrrand heranreicht. Die Außenseite der Ohren ist bedeckt mit dunkelbraunen Haaren, zwischen denen besonders am Vorderrande viele gelbbraune stehen. Hinter der Ohrwurzel steht ein Büschel weiblicher Haare. Der Ohrrand ist ganz schmal weißgrau gesäumt. Die Lippen, Hände, Füße und die ganze Unter- seite sind weiß. Die Schwanzoberseite ist aus vielen dunkelbraunen und wenigen gelbbraunen Tönen gemischt, an der Wurzel ebenso dunkel wie in der Mitte, im Spitzendrittel rein schwarzbraun; die Seiten und die Unterseite des Schwanzes sind bis kurz vor der Spitze graubraun. Länge von der Nasenspitze a. BAER d. über denkücken bis zu einem Punktegemessen,derüber dem Vorderande des Afters liegt 1150 mm!155 mm/160 mm’ 165 mm Länge des Schwanzes bis zur | Spitze der längsten Haare der Schwanzspitze . : . = ]155 „1160777, Sr FE Länge des Hinterfußes mit Kralle .. . 1.1.0.0°022002%486,17 2,77 7986 75 Da Länge des Hinterfußes ohne Krale ..... #02 004 42 108,45, 18802 So Länge des Ohres .. ....°% » 120,5: .„ 119,5 75 ERDE Über einige Säugetiere aus Muansa am Victoria-Nyansa. 335 Schädel von b.: Größte Länge 41,9; Basilarlänge 31; Condylo-ineisive-Länge 35,8; größte Breite am Jochbogen 21,1; geringste Interorbitalbreite 7,4; größte Breite der Hirnkapsel, am Squamosum gemessen, 17,4; Länge der Sutura nasalis 18,9, der Sutura frontalis 12,5, der Sutura parietalis 7; Länge des Interparietale 4,8; Palatilarlänge 18,2; Breite des Palatum an m! 5,2; Länge der vorderen Foramina palatina 7,1; der hinteren Foramina palatina 2; größter Durchmesser der Bulla 11,6; Alveolarlänge der oberen Molarenreihe 6,4. Diese Rennmaus unterscheidet sich von 7. weinus durch die dunkelbraune Färbung des Nasenrückens, kürzeren Schwanz, längere Hinterfüße und längere Molarenreihe. Brno. 8.182 °11,7. Lophuromys sikapusi manteufeli subsp. nov. o ad. A. 182, 11, 11. Eine große Lophuromys mit lebhaft hell haselnußbrauner Unterseite, braungetönten Schultern und Hüften und sehr großen Foramina palatina. Die ganze Oberseite ist dunkelbraun, etwa Rınaway’s Sealbrown auf Tafel III Fig. 1 entsprechend; diese Färbung schneidet auf den Kopfseiten, 3 mm unter den Augen, scharf ab und ist auch gegen die Bauchfärbung ziemlich scharf abgesetzt. Die Füße sind von der Färbung des Rückens, nur etwas grau überflogen. Der Schwanz ist leider durch Fäulnis seiner Haut beraubt. Die ganze Unter- seite vom Kinn bis zur Schwanzwurzel ist lebhaft haselnußbraun, etwas heller als Rınaway’s Hazel auf Tafel IV, Fig. 12, aber noch lebhafter braun als Tawny auf Tafel V, Fig. 1, etwa wie Tafel 308, 1 des Repertoire de Couleurs. Die Rückenhaare sind in der unteren Hälfte vandykebraun (Tafel III, Fig. 5), die Bauchhaäare fast gleichfarbig von der Wurzel bis zur Spitze. Maße des Tieres: Kopf und Rumpf 165 mm; Hinterfuß mit Krallen 25,8 mm, ohne Krallen 23 mm; Ohr, von der Incisura intertragica gemessen, 15 mm. Maße des Schädels: Von dem Hinterrande des Condylus occi- pitalis zum Vorderrande des Incisivus derselben Seite 32,4 mm, Basallänge 20,6 mm; Basilarlänge 28,5 mm; größte Länge 33,3 mm; größte Breite an den Jochbogen 16,2 mm; geringste Breite an den Frontalia 6,6 mm; größte Länge der Nasalia 14,2 mm; größte Breite der Nasalia 3,3 mm. Länge des ersten Backzahnes 2,6 mm; seine Breite 1,8 mm. Palatilarlänge 15 mm; Diastema 9,6 mm; Länge der Foramina palatina 7,9 mm, ihre größte Breite 3 mm; größte Länge des Unterkiefers 23,5 mm, bis zum Vorderrande der 29% 336 PAuL MATSCHIE. Alveole des Ineisivus 19,2 mm; untere Zahnreihe 4,7 mm. Der erstere obere Molar ist sehr abgekaut, die anderen beiden fehlen, ihre Alveolen sind teilweise verwachsen. Das Interparietale hat die Maße 4:10,3 mm, die Sutura parletalis ist 5,8 mm, die Sutura frontalis 9,8 mm lang. Die von Herrn Oberarzt Dr. MAnTEUFEL bei Muansa gesammelte Maus gehört zu denjenigen Formen der Gattung Lophuromys P'rrs,, welche eine einfarbige, nicht gesprenkelte Oberseite haben. Hierzu gehören folgende: | Mus sikapusi Temm. Esqu. Zool. Cöte de Guin& 1853, 160 von Dabocrom im Gebiet der Fanti an der Goldküste, durch Peru gesammelt. Typen im Leidener Museum. Herr Dr. Jentınk hat die Güte gehabt, mitzuteilen, dab Pru die Mus sikapusi auf der Reise von Elmina über Mansu und Prahsu in der Nähe des letzteren Ortes erbeutet hat, also im Gebiet der oberen Zuflüsse des Busum-Prah. Für diese sehr er- wünschte Auskunft sage ich herzlichen Dank. Lasiomys afer Prrs. Monatsber. Akad. Berlin, 1866, 409—410, Tafel Fig. 5—8. — Lophuromys afer Prrs. ]. c. 1874, 234 von Guinea ohne genauere Fundortsangabe beschrieben. Typus im Baseler Museum. Nach einer gütigen Mitteilung des Herrn Dr. Steruın in Basel, für welche ich hier herzlichen Dank sage, ist das Tier von dem Missionar AnprEAs Rııs im Jahre 1845 an der Goldküste gesammelt _ worden. Rıs war nach der Auskunft des Baseler Missions- hauses in diesem Jahre in Akropong im Hinterlande von Akkra angestellt, also in der Nähe des unteren Volta-Flusses. Lophuromys nudicaudus Hzıuer, Smiths. Misc. Coll. Vol. 56, Nr. 17, 11, von Efulen im Bulu-Lande, Südwest-Kamerun, durch Bares gesammelt. Typus im U. S. Nat. Museum zu Washington. Lophuromys naso Tmos. Ann. Mag. Nat. Hist. (8) VII, 1911, 381 vom Gabun durch Tomzs gesammelt. Typus im British Museum zu London. Lophuromys pyrrhus HELLER, Smiths. Misc. Coll. Vol. 56, Nr. 17, 10—11 vom Rhino Camp, Lado Enclave, 2°55‘ n. L. auf dem Westufer des Nils ca. 22 km nördlich von Wadelai, von J. Anpen Lorıne gesammelt. Typus im U. S. Nat. Museum zu Washington. Lophuromys ansorgei Wınt. Proc. Zool. Soc. London, 1896, 607 bis 608 von Qua Mumias in Kavirondo, am Nzoja, nordöstlich des Victoria-Nyansa, von ANsSoRGE gesammelt. Typus im British Museum zu London. For . Pe ET FE a7 i in ne Fa Über einige Säugetiere aus Muansa am Victoria-Nyansa. 337 L. afer Prrs. betrachtete E. de Pousargues für synonym mit Mus sikapusı Temm. (Ann. Sc. Nat. Zool. (8) III, 1896, 397—402), trotzdem TycHo TuLLBERG es für unwahrscheinlich erklärt hatte, daß beide identisch sind |Nov. Act. Reg. Soc. Sc. Upsala (3) XVI. Über einige Muriden aus Kamerun, 41]. Turızers fand, daß die von PETERS gegebene Beschreibung im ganzen gut auf sechs Tiere paßt, die Sjöstepr von Kitta, Bonge und N’dian im Gebiet des Rio del Rey nahe der Küste von Nordkamerun gesammelt hat, und daß Temminer’s Mus sikapusı viel größer und anders gefärbt sel. Meiner Ansicht nach kann ZL. afer Prrs. nicht auf die Mäuse aus Nordkamerun angewendet werden. Bei afer hat der zweite Backenzahn drei Höcker in der Außenseite, während bei den Tieren aus Nordkamerun nur zwei vorhanden sind. H. afer hat bis zur Schwanzwurzel eine Länge von 105 mm und eine Schwanzlänge von 60 mm, die von TULLBERG untersuchten Stücke eine Länge von 90 mm und eine Schwanzlänge von etwa 60 mm. Z.afer ist oben und auf der Außenseite der Gliedmaßen dunkelrostbraun, an den Bauchseiten und der Innenseite der Gliedmaßen blasser und hat einen schön ockerfarbigen Hinterbauch; die Tiere aus Nordkamerun sind oben dunkelbraun mit einem Anstich von olivenbraun, unten aber rotgelb. Für die L. afer TuLLBERG nec Prrers schlage ich den Namen Lophuromys tullbergi vor. Mus sikapusı Temm. kann weder mit Z. tullbergi noch mit L. afer zusammenfallen, weil sie viel größer ist (7 pouces = 190 mm Gesamtlänge, wovon 5 pouces = 135 mm auf den Kopf und Rumpf zu rechnen sind), weil der Schwanz verhältnismäßig viel kürzer ist, nur 55 mm, die Oberseite noir cendr& ou gris noirätre, mel& de roussätre, die Unterseite roux clair und der Schwanz nackt, oben schwarz, unten grau gefärbt ist. Bei L. tullbergi ist der Schwanz mit kurzen Haaren besetzt, welche die Schuppenringe nicht be- decken, und ist dunkelgrau; bei ZL. afer ist der Schwanz ebenfalls mit kurzen Haaren bedeckt, welche die Ringel deutlich durch- scheinen lassen, über seine Färbung wird nichts gesagt. Die Lophuromys von Muansa ist leider nicht in tadellosem Zustande; die Epidermis des Schwanzes ist abgefault, die Schwanz- spitze fehlt. Das vorhandene Stück ist 25 mm lang, der letzte vorhandene Schwanzwirbel ist 2 mm breit und hoch; es kann also, da der erste Schwanzwirbel nur 2,6 mm breit ist, noch ein ziem- lich langes Stück des Schwanzes fehlen, so dab er etwa 50—60 mm lang gewesen sein mag. In der Färbung der Oberseite stimmt die Muansa-Maus mit pyrrhus, nudicaudus, naso, amsorger und afer im wesentlichen 338 PAuL MATScHIE. überein, soweit man aus den Beschreibungen schließen darf. Die Unterseite ist bei pyrrhus bright cinnamon-rufous vom Kinn zur Schwanzwurzel, bei nudicaudus ist die Brust orange-rufous, die übrige Unterseite cinnamon-rufous, bei ansorger ist die Unterseite pale cinnamon, bei naso zwischen ochraceous-tawny und clay colour, bei afer an der Brust blaß dunkelrostbraun, am Hinterbauch schön ockerfarbig, bei tullbergı rotgelb, bei sikapusı roux-clair. Die Maus von Muansa hat eine sehr lebhaft und gleichmäßig gefärbte Unterseite, sie ist hell haselnußbraun, ungefähr so wie Tawny auf Tafel V von Rınawar’s Nomenclature of Colours und Tafel 308, 1 des R&pertoire de Couleurs, welches R. OÖBERTHÜR und H. DAUTHENAY herausgegeben haben. _ Die Muansa-Maus kann also nur mit pyrrhus verglichen werden: von dieser Form unterscheidet sie sich dadurch, daß die Schultern und Oberarme, Hüften und Oberschenkel nicht die Färbung des Rückens tragen, sondern stark mit braun gemischt sind. Außerdem ist der Hinterfuß bei der Muansa-Maus über 25 mm lang, bei pyrrhus nur 22,5 mm. Das vorliegende Tier ist größer als irgendeine bisher bekannte Lophuromys und hat unter den Formen mit einfarbigem Rücken die längsten Hinterfüße (25,8 mm mit Krallen, 23 mm ohne Krallen). In der Jochbogenbreite wird es unter den Formen mit einfarbigem Rücken nur von ansorger erreicht (16 mm), bei dieser ist aber die Interorbitalbreite geringer (5,6 gegen 6,6 mm) und auch die Länge der Nasalen wesentlich geringer (12,6:14,2 mm). Bei pyrrhus ist die Interorbitalbreite ungefähr so groß wie bei der Muansa-Form (6,7 gegen 6,6 mm), aber die J ochbogenbreite erheblich geringer (15,5 : 16,2 mm), Die Foramina palatina sind auffallend groß, 7,9 mm lang. Lemniscomys barbarus manteufeli subsp. nov. oO juv. ad. A. 182, 11, 12. Sehr ähnlich Z. barbarus speker, aber alle dunkeln Streifen gleichfarbig schwarzbraun, der mittelste ein- farbig, der erste und dritte Seitenstreif mit deutlich hervortretendem mittleren Nebenstreifen, der zweite und vierte nur mit einzelnen hellen Haaren, die keine deutliche, zusammenhängende Binde bilden; der fünfte Längsstreifen besteht aus einer Reihe nicht sehr scharf hervortretender, dunkelbrauner Strichelgruppen. Die beiden neben dem Mittelstreifen gelegenen Streifen sind ungefähr so breit wie dieser. Die hellen Streifen sind ähnlich wie Ochraceous buff bei RıneWAY Tafel V, 10, die beiden äußeren wie Tafel V, 13 gefärbt. Die Unterseite ist grauweiß, die Füße sind fahl (Tafel V, 13), die Über einige Säugetiere aus Muansa am Victoria-Nyansa. 339 Krallen braun, die Innenseite der Ohren ist ockerfarbig, der Schwanz in der Mitte der Oberseite schwarzbraun, an den Seiten ocker- farbig, unten fahl braungrau. Während bei spekei die obere Molarenreihe länger ist als das vordere Foramen palatinum, ist sie bei der Muansa-Maus kürzer; die Nasalia sind bei ihr noch nicht dreimal so lang wie das Inter- parietale, bei speker viel länger. Länge von Kopf und Rumpf 105, des Schwanzes 105, des Hinterfußes 22, ohne Krallen 20, des Ohres 14 mm. Größte Schädellänge 26,8; größte Schädelbreite an den Joch- bogen 13,4; größte Breite der Stirnkapsel 12,3; Länge der Nasalen 9,6; Breite der Nasalen 2,9; Länge des Interparietale 3,5; Breite des Interparietale 8; Palatinarlänge 11,6; Basallänge 22,5; Länge der Foramina palatina 5; Breite dieser Foramina 2; Länge der oberen Molarenreihe 5; Breite des Palatum an der Außenseite von m! 5,5, an der Innenseite von m! 2,2; geringste Schädelbreite an den Orbita 4,6; Länge des Diastema 6,2. Arvicanthis abyssinicus muansae subsp. nov. oO ad. A. 182, 11, 13. Der Hinterfuß ist 27,4 mm, mit den Krallen 29,4 mm lang, der Schwanz 115 mm lang und kürzer als der übrige Körper, welcher 140 mm lang ist. Ein dunkler Rücken- strich ist nicht vorhanden. Die Oberseite der Füße, die Arme und die Innenseite der Ohren sind chamoisfarbig wie Tafel 325, 1 des Repertoire de couleurs, dunkelbraun gesprenkelt, die Unterseite ist silbergrau, die Oberseite kittfarbig (Tafel 311, 1 des R£&pertoire), fast wie Hairbrown der Nomenclature Rınaway’s. Die Haare der Oberseite sind schwarz mit einem 1—2 mm breiten hellen Ring vor der schwarzen ganz kurzen Spitze; zwischen ihnen stehen zahlreiche längere schwarze Haare und solche, die in der Spitzenhälfte hell sind. Der Farbenton ist demjenigen nicht unähnlich, welchen die Tafel XXXIII, Fig. 3 Pelomys fallax in Peters’ Reise nach Mossambique zeigt, nur sind der Rücken und die Körperseiten nicht verwaschen, sondern deutlich gesprenkelt und der bräunliche Ton ist fahler. In der Nähe der Ohren be- finden sich keine hellen Flecke. Der Schwanz ist dünn behaart, oben schwarzbraun, an den Seiten und unten silbergrau. Die Ohren sind 12,5 mm lang. Maße des Schädels: Größte Länge 31,9 mm; Basilarlänge 26,9; Condylo-ineisive-Länge 30,4; größte Breite am Jochbogen 17,1; geringste Breite am Frontale 4,9; größte Breite der Schädelkapsel am Squamosum 13,5; Länge der Nasalia 11,6; Palatilarlänge 14,9; 340 PAUL MATSCHIE. Länge der Foramina palatina 5,3; größte Länge der Bulla 6,8; Länge der oberen Molarenreihe 6,38 mm. Mus (Epimys?) muansae spec. noV. o ad. A.182, 11, 14. Eine großohrige, langschwänzige, auf der Oberseite ähnlich wie M. alexandrınus gefärbte und durch ähn- liche lange schwarzbraune Grannenhaare ausgezeichnete Ratte mit graubrauner Oberseite der Füße, aber mit olivenbräunlichgrauer, nicht scharf abgesetzter Unterseite. Das Q hat 10 Zitzen. Dreierlei Rückenhaare sind vorhanden, ganz schwarzbraune, die nur dicht an der Wurzel rauchgrau sind, ferner zur Hälfte schwarz- braune, zur anderen Wurzelhälfte rauchgraue, und kürzere, die in der Wurzelhälfte grau, in der Spitzenhälfte bis auf eine ganz kurze schwarzbraune Spitze oranockerfarbig sind. Der Gesamteindruck der Färbung ist etwa helloranocker (Tafel 322, 1 des Repertoire), stark mit dunkelbraun verwaschen. Auf den Körperseiten und auf der Unterseite grauer, fast kittfarbig (Tafel 311, 2 des Repertoire), auf den Körperseiten haben die am Grunde rauchgrauen, darüber kittfarbigen Haare vielfach lange dunkelbraune Spitzen, auf der Unterseite des Körpers nur ganz kurze dunkelbraune Spitzen. Die Oberfläche des Hand- und Fußrückens ist dunkelbraun, die Zehen sind graubraun behaart, die Krallen ziemlich kurz, sehr kurzspitzig und von starren Haaren überwölbt. Der Daumen hat einen Nagel, die fünfte Zehe ist viel länger als die erste Zehe, bleibt aber von der Spitze der vierten Zehe um 6 mm entfernt. Der Schwanz ist mit sehr kurzen, schwarzbraunen Haaren besetzt; an der Wurzel sind 10 Ringe auf 1 cm, in der Mitte 13 und an der Spitze mehr als 16 Ringe. Länge des Tieres von der Nasenspitze zur Schwanzwurzel über den Rücken bis zu einer Stelle gemessen, die gerade über dem Vorderrande des Afters liegt, 175 mm; Länge des Schwanzes 183 mm; Länge des Hinterfubes 29,5 mm, mit Kralle 30,7 mm; Länge des Ohres 22,5 mm. Schädelmaße: Größte Länge 39,5 mm; Basilarlänge 32,4; Basallänge 35,2; Condylo-ineisive-Länge 37,2; größte Breite an dem Jochbogen 19,1; größte Breite der Schädelkapsel an dem Squamosum 16,8; Länge der Nasalen 14,7; größte Breite der Nasalen 4,8; Diastema 10,6; Länge der oberen Molarenreihe 6,7; Länge der Foramina palatina 7,1; Breite der Foramina palatina 3; Palatinar- länge 8,2; größte Länge der Bulla 6,9; geringter Abstand der Bullae 2,9; geringste Schädelbreite an den Frontalia 7,5; geringster Ab- stand der Oberränder der Ossa pterygoidea 4,3 mm. Über einige Säugetiere aus Muansa am Victoria-Nyansa. 341 Der Vorderrand der Anteorbitalplatte ist etwas nach vorn geneigt, oben abgerundet und unten undeutlich eingebogen, fast gerade. Von M. voi, M. chrysophilus und seinen Subspecies ist diese Art durch die dunklen Füße und die graue Unterseite leicht zu unterscheiden, von M. rattus und M. alexandrinus durch die ge- ringere Zahl der Zitzen, durch die geteilte zweite Gaumenfalte und die kurzen Krallen. Mus (Epimys?) manteufeli spec. noV. oO ad. A. 182, 11, 15. Eine kleine Ratte, deren sehr dünn- behaarter Schwanz kürzer als der übrige Körper und nicht ganz fünfmal länger als der Hinterfuß ohne Krallen ist, mit weißlichen, fast fleischfarbigen Füßen, weißlich-Heischfarbiger Unterseite und umbrabrauner Oberseite. Der Schädel zeichnet sich durch sehr lange Foramina palatina, sehr schmale Choanenöffnung und eng aneinander stehende Bullae aus. Am nächsten scheinen dieser Form Mus norae WROUGHTON und M. hindei Tmos. zu stehen; Epimys walambae WROUGHTON, E. walambae pedester Tuos. und E. kaiseri Noack haben breiteren Schädel, größere Bullae und längere Molarenreihe. Die Oberseite ist umbrabraun, ungefähr so wie Tafel 301, 1 des Repertoire de Couleurs; der untere Teil der Rückenhaare ist grau, dem Payne’s Grau auf Tafel 356, 1 entsprechend. Manche Haare sind bis zu zwei Dritteln ihrer Länge grau, andere nur an der Wurzel, manche haben helle Spitzen, andere dunkle Spitzen. Zwischen ihnen stehen längere umbrabraune starrere Haare, von denen manche kurze helle Spitzen haben. Die Brust, der Bauch und die Innenseite der Gliedmaßen sind fleischfarben wie Tafel 9, 4 des Repertoire, an der Wurzel grau, die Oberseite der Füße ist fleischfarbig wie Tafel 68, 2 an den Hinterfüßen, wie Tafel 68, 1 an den Vorderfüßen. Der Schwanz ist mit sehr kurzen Haaren dicht besetzt, jedoch so, daß die Ringelung nicht im mindesten verdeckt wird. Die Oberseite des Schwanzes ist nicht viel dunkler als die Unterseite, graubraun. An der Schwanzspitze befindet sich ein kurzes, wenig hervortretendes Büschel längerer dunkler Haare. Der kurze Daumen trägt einen Nagel; der zweite Finger ist etwas kürzer als der vierte, der fünfte Finger reicht mit der Krallenspitze bis an das zweite Glied des vierten Fingers. Die zweite und dritte Zehe sind ungefähr gleich lang, die dritte etwas kürzer, die fünfte etwas länger als die erste Zehe. 349 PAuL MATSCHIE. Länge von der Nasenspitze über den Rücken bis zu einem Punkte gemessen, der über dem Vorderrande des Afters liegt, 148 mm; Länge des Schwanzes bis zur Spitze der längsten Haare der Schwanz- spitze 124; Länge der Schwanzrübe 122,5; Länge des Hinterfußes mit Kralle 29; Länge des Hinterfußes ohne Kralle 27; Länge des Ohres 15,5; größte Breite des Ohres 13,7; größte Länge des Schädels 37,4; Basilarlänge 31,1; Condylo-ineisive-Länge 32,7; größte Schädel- breite am Jochbogen 19; geringste Interorbitalbreite 5,7; größte Breite der Hirnkapsel, am Squamosum gemessen, 14,2; Länge der Sutura nasalis 14,5; Länge der Sutura frontalis 12,3; Länge der Sutura parietalis 6,8; Länge des Interparietale 3,8; Palatilarlänge 1,69; Breite des Palatum an m! 3,4; Länge der Foramina palatina 8,7; größter Durchmesser der Bullae 7,8; Alveolarlänge der oberen Molarenreihe 6,5; größte Breite des m! 2,25; geringste Breite der Choanenöfinung 1,3; geringster Abstand der Bullae voneinander 1,5 mm. | Mus (Epimys) micerodon victoriae MrscH. subsp. nov. 2 5C ad, 205CG,1 0 juv. A. 182, 11, 16—20. Eine lang- ohrige Maus mit weißen Füßen, weißgrauer Unterseite, helleren Ober- lippen, graubrauner Oberseite und mit einem mäßig langen Schwanze, der etwas kürzer als der übrige Körper ist. Der Schädel ist ausgezeichnet durch lange Foramina palatina, sehr kleine Molaren, flache Bullae und schmale Choanenöfinung. Diese Form steht M. microdon Prrrs. sehr nahe, unterscheidet sich aber durch das Fehlen des braungelben und Vorwalten eines graubraunen, fast braungrauen Farbentones, der auch an den Körper- seiten und den unteren Teilen der Wangen nur einen sehr schwachen bräunlichen Anflug hat, und durch die weißgraue, nicht gelb über- fiogene Unterseite. Die Oberseite ist graubraun, ungefähr zwischen Broccolibrown (Tafel III, 15) und Hairbrown (Tafel III, 12) in Rınaway’s Nomen- clature, der untere Teil der Rückenhaare ist schiefergrau (Tafel 362, 1 des Repertoire), darauf folgt ein graubrauner Ring und eine dunkel- braune Spitze, die bei einzelnen Haaren viel länger als bei den übrigen ist. Die Brust, der Bauch und die Innenseite der Gliedmaßen sind weibgrau; alle Haare haben schiefergraue Wurzeln. Die Oberseite der Füße, die Seiten des Kinns und die Gegend an den Mundwinkeln ist weiß, das Kinn und die Oberlippen grauweiß, die Nasenspitze graubraun wie der Kopf. Über einige Säugetiere aus Muansa am Victoria-Nyansa. 343 Dicht vor den Ohren, im unteren Teile der Wangen und da, wo die Rückenfärbung sich von der Bauchfärbung ziemlich scharf scheidet, ist ein schwacher fahlbrauner Ton merkbar. Im übrigen entspricht die Beschreibung des Tieres der von PETERS für M. micerodon gegebenen. Länge von der Nasenspitze überden |S ad JS adig'juv.S'juv.! © juv. Rücken bis zu einem Punkte| mm | mm | mm | mm| mm gemessen, der über dem Vorder- | rande des Afters liest . . .|122|125| 75 | 78 73 Länge der Schwanzrübe. . . 110 | 113 | 74 | 76 71 Länge des Hinterfußes mit Kralle 22,6 | 20,9 | 20,7 | 20,8| 19,3 Länge des Hinterfußes ohne Kralle | 21,2 | 19,7 |19,8 19,8 | 18,3 Beam 2... ....1122| 17 | 14 | 14 14 Größte Breite des Ohres . . .!' 13 | 13 | Br Th 11 Größte Länge des Schädels . .|29,1j — 14,2 | 14,4 — Basilarlänge ERRE 12.462431 — [184 128.1 Condylo-ineisive- Länge ER 17,7 | — | 22,1 | 22,2 — Größte Schädelbreite am Joch- a : „p14&3 |.—.4 13.1125 Geringste Interorbitalbreite 146 | — |45 | 3,9 _ Größte Breite der Hirnkapsel, am Squamosum gemessen. . . .|11,7| — /10,9| 11,5 _ Länge der Sutura nasalis 12 | — | 8,9 9 — Länge der Sutura frontalis. . .|85 | — | 75 | 74 Länge der Sutura parietalis . ., 5 — | 48 | 48 — Länge des Interparietale . . .. 38 | — 38 | 3,4 — Palatilarlänge . . . -....)135| — |/10,6|10,5 _ Breite des Palatum an mi. . 13 |-— 136 | 24 — Länge der Foramina palatina. . 731 — ? 6 — Größter Durchmesser der Bullae) 6 — 16,59 _- Alveolarlänge der oberen Molaren- TEIHR el: ui LES FR: — | 5 |) 48 = Größte Breite ds m . . 15| — "15 (15 _ Geringste Breite der Choanen- öfnung . . . .1 09| — |0,$6 | 0,6 —_ Geringster Abstand der Bullae von- | | | einander" 17| — | 17 | 16 = Typus: 9 ad. A. 183, 11, 16. 344 RICHARD WEISSENBERG. Über einige Mikrosporidien aus Fischen. (Nosema lophii DoFLEINn, Glugew anomala Monızz, Glugea hertwigii nov. spec.) Von RICHARD WEISSENBERG. Ass. a. anatomisch-biologischen Institut der Universität Berlin. Beiträge zur Kenntnis der Mikrosporidie Glugea lophii, die in den Ganglienzellen von Lophius piscatorius schmarotzt, wurden von mir 1909 und 1911 in den Sitzungsberichten der Gesellschaft naturforschender Freunde!) sowie im Arch. f. mikr. Anat. (WALDEYER, „Festschrift 1911)2) geliefert. In den letzten Mitteilungen hatte ich genauer die Schizonten des Parasiten beschrieben als einkernige, häufig zu Sproßketten vereinigte Elemente, deren zartes Plasma von einem Hof stark lichtbrechender Substanz umschlossen wird, aber die Frage noch often gelassen, ob sie sich direkt in die Sporen umwandeln (Gattung Nosema in dem von Prrez 3) definierten Sinne) oder ob sich noch eine besondere Sporontengeneration ein- schiebt, wie es z.B. für die Gattungen T’helohania und Plistophora bekannt ist. Das weitere Studium der mit Fuemmine’scher Flüssig- keit konservierten Präparate ließ mich nun regelmäßig in allen Cysten, die sich durch Einlagerung in eine Ganglienzelle als relativ jung und im Wachstum begriffen dokumentierten, in der Umgebung der Schizontenherde kleine Gruppen von Elementen auffinden, die nicht anders als wie als direkte Umwandlungsstadien der Schizonten in Sporen gedeutet werden können. Es sind dies Gebilde, die sich in bezug auf den Kern und das zarte Plasma noch ganz wie die Schizonten verhalten, bei denen jedoch an Stelle des homogenen glänzenden äußeren Hofes eine feine, sich mit Kernfarbstoifen intensiv tingierende Membran aufgetreten ist*). Die nunmehr scharf und unmittelbar gegen die Cystengrundsubstanz abgegrenzten Zellen zeigen eine Größe, die ein wenig die der Sporen übersteigt. Es 1) WEISSENBERG, R.: Beiträge zur Kenntnis von Glugea lophii DorLkin. I. Über den Sitz und die Verbreitung der Mikrosporidiencysten am Nervensystem von Lophius piscatorius und budegassa. Sitzungsber. d. Ges. nat. Fr., 1909. II. Über den Bau der Cysten und die Beziehungen zwischen Parasit und Wirtsgewebe. Sitzungsber. d. Ges. nat. Fr., 1911. 2) WeıssengerG, R.: Über Mikrosporidien aus dem Nervensystem von Fischen (@Glugea lophii Dorteın) und die Hypertrophie der befallenen Ganglien- zellen. Arch. f. mikr. Anat., Bd. 78, 1911. 3) P£rez, CH.: Sur une nouvelle Glugeid6e parasite du Carcinus mänas,. C. r. d. l. Soc. d. Biol., Bd. 1, 1905. r *) Hierdurch kommt eine gewisse Ahnlichkeit mit kleinen Kernen, die nach dem Metazoentypus gebaut sind, zustande (cf. WEissengerG 1911: Arch. f. mikr. Anat., Bd. 78, S. 398). a 2 Du > EEE Über einige Mikrosporidien aus Fischen. 345 kann keinem Zweifel unterliegen, daß eine weitere Verdickung der Hülle diese zur Sporenmembran und damit das ganze Gebilde unter geringer Volumenabnahme zur Spore werden läßt, wobei sich in einer noch nicht näher verfolgten Weise die beiden Vakuolen und der für Mikrosporidiensporen charakteristische Plasmagürtel aus- bilden. Über die Kernverhältnisse kann ich zurzeit nur so viel aussagen, daß die aus den Schizonten durch Membranumhüllung hervorgehenden Zellen, die als Sporoblasten bezeichnet werden können, zweifellos einkernig sind. Nachdem somit die sich in den sogenannten Cysten im Innern der Ganglienzellen abspielenden Entwicklungsprozesse wenigstens in großen Zügen aufgeklärt sind, kann es keinem Zweifel unter- liegen. daß es sich bei der bisher als @lugea lophir bezeichneten Form um ein echtes Nosema in dem Sinne von Perrz handelt. Die dafür maßgebenden Momente seien noch einmal kurz zusammen- gefaßt. Intrazellulär im Plasma hypertrophischer Wirtszellen, das in der unmittelbaren Umgebung der Parasiten zur „Cystengrundsubstanz“ umgewandelt ist, vermehren sich isoliert liegende oder zu Sproß- ketten vereinigte Schizonten durch fortgesetzte Teilungen. Das Produkt der Schizogonie wird dann direkt ohne Einschaltung einer besonderen viele Sporoblasten liefernden Sporontengeneration einfach durch Membranumhüllung zur Spore. Auf Grund dieser Befunde muß der Parasit der Ganglienzellen von Lophius piscatorius und budegassa zu der durch Prrrz von der Gattung Glugea abgetrennten Gattung Nosema gestellt und demnach als Nosema lophriı Dort. bezeichnet werden. Den nach Abtrennung der Gattung Nosema weiterhin als @lugea bezeichneten Formen wird zurzeit namentlich auf Grund der Unter- suchungen von STEMPELL>®) an Glugea anomala ein von den übrigen Mikrosporidien ganz abweichendes Verhalten zugeschrieben. Es handelt sich hier nach Stemperz um vielkernige encystierte Proto- plasmakörper von bisweilen makroskopischer Größe, in denen durch endogene Knospungsprozesse Sporonten entstehen. Die Auffassung STEMPELL’S ist freilich mannigfachem Zweifel begegnet. So haben SCHRÖDER®), MRAZEK”’) und SCHUBERG®) die Vermutung ausgesprochen, 5) STEMPELL, W.: Über Nosema anomalum. Arch. f. Protistenk., Bd. 4, 1904. 6) ScCHRÖDER, O.: Thelohania chaetogastris, eine neue in Chaetogaster diaphanus GruitH schmarotzende Mikrosporidienart. Arch. f. Protistenk., Bd. 14, 1909. ?) MrÄzer, Ar.: Sporozoenstudien. Zur Auffassung der Myxocystiden. Arch. f. Protistenk., Bd. 18, 1910. 8) SCHUBERG, A.: Uber Mikrosporidien aus dem Hoden der Barbe und durch sie verursachte Hypertrophie der Kerne. Arb. a. d. Kais. Gesundheits- amt, Bd. 33, 1910. 346 RICHARD WEISSENBERG., es möchten die Uystenmembran, das Protoplasma ‚und die großen darin enthaltenen Kerne gar nicht Teile eines Protozoenkörpers, sondern vielmehr Reste des Wirtsgewebes darstellen. Andererseits haben sich P£rez') und Woopcock. und neuerdings AWERINZEW und FERMOR?) auf den Standpunkt STEMPELL’S gestellt. Nachdem die Untersuchung der cystenbildenden Form aus Lophius piscatorvus in ihrer Entwicklung den typischen Mikro- sporidien entsprechende Verhältnisse ergeben hatte, lag mir daran, Glugea anomala, die gleichfalls in Fischen große Cysten hervorruft, als Prototyp einer echten @lugea durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Im Laufe dieses Sommers war es mir möglich, Material von dieser interessanten und viel umstrittenen Art aus dem Stich- ling zu erhalten. Ich möchte nicht verfehlen, allen denen, die mich bei der Beschaffung des Materiales in liebenswürdiger Weise unter- stützten, auch an dieser Stelle meinen herzlichen Dank zu sagen. Schon die ersten Präparate ergaben, daß die Verhältnisse hier ganz anders liegen als bei Nosema lophii. Es handelt sich hier um echte „Uysten“ in dem in der pathologischen Anatomie gebräuch- lichen Sinne des Wortes: um durch eine isolierbare Membran (Eigen- cyste STEMPELL's) abgekapselte mit sporenhaltiger Flüssigkeit an- gefüllte Räume. Die von STEMPELL als Protozoonkutikula aufgefabte Hülle ist eine kernlose bald homogen erscheinende, bald lamellös geschichtete Membran. Bei der Färbung mit Pikro-Fuchsin und Pikro-Indigokarmin nimmt sie einen ähnlichen Farbenton an wie collagenes Bindegewebe, nach GıeEmsA färbt sie sich purpurrot. Sie bildet eine scharfe Grenze gegen das kleinzellige Wirtsgewebe, das in konzentrischen Lagen von zellreichem Bindegewebe die Üyste unmittelbar umgibt. Die Bindegewebshülle ist außerordentlich reich mit Blutgefässen versehen, die fraglos für die Ernährung der Cyste von hoher Bedeutung sind. Große Zellen in der Umgebung der Oyste oder im Zusammenhang mit ihr, die etwa als hypertrophische Wirts- zellen wie die großen Ganglienzellen von Lophius aufgefaßt werden könnten, wurden nicht beobachtet. Innerhalb der Membran findet sich eine plasmaartige Substanz, die einerseits eine dicke Rinden- schicht bildet, andererseits Septen in den zentralen Hohlraum der Cyste hineinsendet, der mit sporenhaltiger Flüssigkeit angefüllt ist. !) Perez, CH.: Sur une Glugea nouvelle parasite de Balanus amaryllis. ©. r. d. 1. Soc. d. Biol., Bd. 1, 1905. | 2) AWERINZEW, S. u. FERMOR, K.: Studien über parasitische Protozoen. Zur Frage über die Sporenbildung bei Glugea anomala. Arch. f. Protisteuk., Bd. 23, 1911. Über einige Mikrosporidien aus Fischen. 347 In der Rindenschicht finden sich zahlreiche Flüssigkeitsvakuolen, die Gruppen von Sporen und Sporenentwicklungsstadien einschließen. Die sich mit Plasmafarbstofien intensiv färbende Grundsubstanz der Cystenrinde ist von STEMPELL als Protozoenplasma aufgefaßt worden. Von der ganz homogenen Cystengrundsubstanz von Nosema lophii unterscheidet sie sich durch dichte Einlagerung von Granula, die sich bisweilen nach HrıpEnHam intensiv dunkel färben, und erinnert zweifellos sehr an das gewöhnliche Bild von Protoplasma. Doch ist diese Feststellung für die Frage der Zugehörigkeit zum Wirt oder zum Parasiten natürlich nicht entscheidend. In der Cystengrundsubstanz lassen sich leicht die von STEMPELL als „vegetative Kerne“ beschriebenen Gebilde auffinden. Sie erscheinen auf den Schnitten als bis 10 u große von Chromatinsträngen durch- setzte und durch eine Membran abgegrenzte Hohlräume, die auber- ordentlich an das Bild von Metazoenkernen erinnern. Meist ist in ihnen das Chromatin auch noch in größeren nukleolenartigen Klumpen angeordnet. Einen sicheren Anhaltspunkt für ihre Ableitung und dem- entsprechend für die Gesamtauffassung der Uysten habe ich noclı nicht gewinnen können. Soviel sei jedoch gesagt, daß ich bisher keinen Befund erhalten habe, der sich nicht mit der Ansicht der Autoren vereinigen ließe, die diese Elemente vom Wirtsgewebe ableiten wollen. Insbesondere habe ich mich nicht davon über- zeugen können, daß, wie es Sremperv wollte, ein Übergang der großen bläschenförmigen Kerne in Sporonten stattfindet. Wohl liegen sie in nächster Nachbarschaft von den mannigfaltigen Ent- wicklungsstadien der Mikrosporidie. Von einer Umwandlung in dieselben habe ich jedoch nichts beobachten können. Immerhin ist zu beachten, daß ein negativer Befund in dieser Beziehung noch nicht gegen die Möglichkeit einer Protozoenableitung überhaupt beweisend ist. Denn die Möglichkeit einer solchen Abstammung an sich muß wohl von der speziellen Ausführung und Begründung, die STEMPELL diesem Gedanken zuteil werden ließ, unterschieden werden. Die Befunde von AwErRInzEw und FERMOR, die diese Autoren als eine vollkommene Bestätigung der Ansichten STEMPELL'S auf- fassen, beziehen sich gar nicht auf die großen bläschenförmigen Elemente, sondern auf erheblich kleinere Kerne'), von denen nur 1) Es geht dies aus den Abbildungen von Awerınzew und FErMoR her- vor, in denen die Kerngröße dem Querdurchmesser der „Meronten“-Schläuche entpricht und nur etwa den dritten Teil des Durchmessers der sporenerfüllten Cystenvakuolen erreicht. Im Gegensatz hierzu kommt der Durchmesser der großen vegetativen Kerne Strmperr's ungefähr dem Vakuolendurchmesser gleich. 348 RiCHARD WEISSENBERG, angegeben wird, daß sie chromatinreich sind. Aus ihnen soll durch einfaches Auswachsen nicht nur die Kern-, sondern allmählich auch die Plasmasubstanz vielkerniger Meronten-(Schizonten-)Schläuche hervorgehen. Hierzu möchte ich kurz zweierlei bemerken. Echte Kerne in der den Abbildungen der russischen Autoren entsprechenden Größe habe ich bisher nicht auffinden können. Wohl aber finde ich im Plasma der Rindenschicht junger Cysten eine große Anzahl entsprechend kleiner isoliert liegender einkerniger Zellen, die ich als Schizonten auffasse und die in ihrem Gesamthabitus ähnlich wie die Entwicklungsstadien von Nosema lophii eine gewisse Kern- ähnlichkeit aufweisen. Aus ihnen entstehen vielkernige Schläuche nicht durch einfaches Auswachsen, sondern unter successiven Kern- teilungen, die das typische Bild von Hantelfiguren darbieten. Auf die Bedeutung der vielkernigen Schläuche, die ich ebenso wie ÄAWERINZEW und FERMOR regelmäßig in jungen Cysten gefunden habe, komme ich weiter unten zurück. Die zur Zeit noch offen gelassene Frage, inwieweit die erwähnten Cystenkomponenten zum Wirt, inwieweit zum Protozoon zu rechnen sind, beabsichtige ich, außer an jungen Cysten von anomala aus kleinen Stichlingen an einer anomala nahe stehenden Art weiter zu verfolgen, die ich gelegentlich eines kurzen Aufenthaltes in Lietzow auf Rügen im September dieses Jahres im Stint (Osmerus eperlanus) auffand. Die bisher nicht bekannte Art tritt ebenso wie anomala in echten Cysten auf, die einen Durchmesser einer Erbse und mehr erreichen können. Auch die Verbreitung im Fischkörper ist eine ähnliche. Außer Cysten, die in der Haut sitzen (Prädilektionsstelle ist die Mitte der Bauch- wand), kommen Öysten vor, die die Leibeshöhle ausfüllen und meist mit der Darmwand verlötet sind. Die Cysten sind bei dem gleichen Fisch oft von ganz verschiedener Größe. Die Krankheit findet sich hauptsächlich bei jungen diesjährigen Stinten etwa in 2%, der Fälle. Daß es sich um eine anomala nahestehende, aber nicht iden- tische Art handelt, zeigt die Größe der Sporen, die sich im Längen- durchmesser zu den anomala-Sporen (von den KRiesensporen ab- gesehen) mit großer Konstanz wie 4: 3 verhält, während der Breiten- durchmesser der gleiche ist. Zu Ehren meines hochverehrten Lehrers Oscar Herrwıc nenne ich die neue Art Glugea hertwigii. Die absoluten Maße der frischen Spore sind durchschnittlich 4,6 1x 2,3 p, während ich für die Sporen von anomala im frischen Zustande 35 u>< 2,3 u finde. Der plump ovalen Form von anomala gegenüber ist die Spore von hertwigii durch eine gestreckt birnförmige Gestalt ausgezeichnet. Der Polfaden tritt etwas asymmetrisch am spitzen Pol aus und konnte bis zu einer Länge von 100 u verfolgt werden, q F 3 Über einige Mikrosporidien aus Fischen. 349 In Fischen, die einige Stunden gelegen haben, sind bei einem Teil der Sporen die Polfäden ausgetreten. Künstlich kann der Austritt der Fäden durch Zusatz verdünnter Jodlösung zu den in Kochsalz- lösung in der feuchten Kammer aufbewahrten Sporen erzielt werden. Im Aufbau der Oysten zeigt Glugea hertwigii ein sehr ähn- liches Verhalten wie anomala. Auch hier handelt es sich um echte, mit sporenhaltiger Flüssigkeit gefüllte Cysten. Auch hier sind die- selben gegen das kleinzellige Wirtsgewebe scharf durch eine kernlose Membran abgegrenzt, die jedoch in großen Cysten erheblich dünner ist als beim Stichling. Innerhalb derselben findet sich gleichfalls eine plasmatische Rindenschicht, in die etwa 10 u große kernartige Ge- bilde eingelagert sind. Von einem ganz feinen Chromatinnetz durch- zogen, sehen dieselben beim Stint sogar noch weit mehr wie funk- tionierende Kerne aus als beim Stichling, wo die Einlagerung großer Chromatinbrocken bisweilen an karyolytische Figuren erinnert. Inwieweit am Aufbau der Cyste der Parasit, inwieweit das Wirtsgewebe beteiligt ist, will ich auch hier noch unerörtert lassen. Dagegen möchte ich noch kurz zu der Frage des Ent- wicklungsganges der unzweifelhafiten Protozoenstadien Stellung zu nehmen, wozu ich namentlich durch die kürzlich erschienene Publikation von AwERInzEw und FERMoR über die Sporenbildung von Glugea anomala veranlaßt werde. Sehe ich von den älteren Beobachtungen (THELoHAN 1895) zunächst ab, so hatte STEMPELL bei anomala zwar eine Sporogonie, aber keine Schizogonie be- schrieben. Es ist dies ja nicht weiter verwunderlich, da den vegetativen Kernen, indem sie sich durch Teilung vermehren und ab und zu den Sporonten den Ursprung geben sollten, gewisser- maßen die Rolle der Schizonten anderer Mikrosporidien zugeschrieben wurde AwERInzEw und Fermor übernehmen zwar den Befund vegetativer Kerne, fassen aber doch die vielkernigen Schläuche, die nach ihrer Meinung aus einem Teil der Kerne durch Aus- wachsen entstehen, als Meronten-(Schizonten-)Schläuche auf. In ihrer Umgebung bilden sich allmählich mit Flüssigkeiten gefüllte Hohlräume (Vakuolen) und, da die Schläuche nunmehr in einzelne Zellen zerfallen, kommen die Teilprodukte (Schizonten) in die Vakuolen zu liegen. Indem die Schizonten sich hier dann direkt in Sporen umwandeln sollen, gelangen AwErInzEw und FERMOR zu dem Resultat, daß die Sporenbildung sich dem einfachen Typus der Gattung Nosema vergleichen läßt. Auf meine abweichenden Befunde betreffs des Ursprungs der vielkernigen Schläuche bin ich bereits oben eingegangen. Darin daß sie oft in Vakuolen aufgenommen werden und dann den 23 350 RıcHarp WeissenBErG! Über einige Mikrosporidien aus Fischen. Mutterboden für die sporenbildenden Zellen darstellen, stimme ich mit AwERInZzEw und FErMmor überein. Doch möchte ich die Dar- stellung dahin präzisieren, daß die Vakuolen nicht Sammelstellen für am Ende der Schläuche abknospende Zellen darstellen, sondern dab die Elemente je einer Vakuole auf die multiple Teilung eines Schlauches zurückzuführen sind. Die Beobachtung einer hantel- ähnlichen Kernteilungsfigur in den Zellen zahlreicher Vakuolen macht es dabei wahrscheinlich, daß zum mindesten nicht in allen Fällen eine direkte Umwandlung der Teilprodukte der Schläuche in Sporen statthat, sondern ihr eine Zellteilung vorausgeht. Ent- sprechende Teilungsstadien sind auch von STEMPELL und insbesondere bereits von THEtLoHan beschrieben und abgebildet worden. Wenn soeben der genetische Zusammenhang aller in eine Vakuole eingeschlossener Elemente betont wurde, so muß doch zugegeben werden, daß im Schnitt meist in den Vakuolen die Sporen resp. Sporoblasten voneinander getrennt liegen oder doch nur in lockerer Verbindung zu stehen scheinen. Auch AwERINZEwW und FERMOoR, die auf die Beobachtung, daß bei jüngeren Cysten der ganze Cystenhohlraum durch plasmatische Scheidewände in Vakuolen zerlegt wird, besonderes Gewicht legen und der Meinung sind, daß in dieser Aufteilung „die koloniale Natur“ der Gattung Glugea zum Ausdruck kommt, zeichnen gleichfalls in den Vakuolen die einzelnen Sporen isoliert. Unter nicht künstlich abgeänderten Verhältnissen kommt da- gegen- der genetische Zusammenhang unter den Sporen je einer Vakuole auch äußerlich durch den Zusammenschluß in einer Sporen- kugel offensichtlich zum Ausdruck. Die Untersuchung frischer Zupfpräparate junger Cysten zeigte nämlich, sowohl bei anomala wie bei hertwigu, dab in der Üystenflüssigkeit nicht isolierte Sporen, sondern Sporenballen suspendiert sind, die in ihrer regel- mäßigen Kugelgestalt außerordentlich an Gebilde erinnern, wie sie bei anderen Mikrosporidien (Plistophora) aus Pansporoblasten hervor- sehen. Eine gemeinsame Hülle läßt sich allerdings nicht nachweisen. Die Zahl der zu einer Kugel vereinigten Sporen variiert von 8 bis etwa 24. Beim Antrocknen in Ausstrichen, ebenso wie bei Zusatz von Fixationsflüssigkeiten wird der Zusammenhang der Sporen- gruppen leicht gelöst. Dagegen ist es möglich, Dauerpräparate durch Fixation mit Osmiumdämpfen herzustellen. In Kochsalz- lösung halten sich die Sporenkugeln viele Tage unverändert, ohne zu zerfallen. Überblicke ich die Gesamtentwicklung, so scheinen mir die vielkernigen Schläuche, die sich durch multiplen Zerfall in Sporo- h L H. Stırz: Australische Ameisen. 351 blasten und darauf in Sporenkugeln umwandeln, wohl mit Pan- sporoblasten, wie sie von der Gattung Plistophora beschrieben wurden (z. B. Plistophora longifilis nach ScHuBErs), vergleichbar zu sein, und dies um so mehr, als neben den langgestreckten auch kugelige Formen angetroiien werden. Es sei hier daran erinnert, daß bereits ScHUBERE'!) im Gegensatz zu STEMPELL für Glugea anomala einen Entwicklungstypus vermutet hat, wie er der Gattung Plistophora entspricht. Eine eingehende, durch Abbildungen illustrierte Darstellung der Entwicklung von anomala und die genauere Untersuchung von Glugea hertwigri beabsichtige ich diesen kurzen Mitteilungen folgen zu lassen. Australische Ameisen. (Neu-Guinea und Salomons-Inseln, Festland, Neu-Seeland.) Mit 23 Figuren im Text. Von H. Stızz. Die in folgendem aufgeführten Arten gehören der Sammlung des Berliner Museums an. Es sind teils ältere, bisher unbestimmt gebliebene Stücke, teils stammen sie aus dem von LAUTERBACH, MoszKOWSKI, NEUHAUSS, SCHOEDE und SCHULTZE gesammelten Material. Ponerinae. 1. Myrmecia simillima Roc. Unterscheidet sich von der Type im Berliner Museum, bei welcher Kopf, Thorax und Stielchenknoten schwarzbraun sind, da- durch, daß diese Teile an den vorliegenden Exemplaren rotbraune Färbung haben. 3 88. — N. S. Wales (Newcastle) [SuTEr|. 2. Myrmecia tricolor Mayr. 2 ©5. — Melbourne. 3. Amblyopopone cephalotes Sm. 2 59, 19. — Neu-Seeland (Auckland) [Suter]. 4. Amblyopopone cephalotes Sm. v. maculata n. v. Die Gestalt ist dieselbe wie die der Stammform, die Farbe bei drei Exemplaren dunkel, bei den drei anderen etwas heller kastanien- braun. Die Stirn ist unterhalb der Oceipitalecken etwas dunkler 1) ScHuBERG, A.: Über Mikrosporidien aus dem Hoden der Barbe und durch sie verursachte Hypertrophie der Kerne. Arb. a. d. Kais. Gesundheits- amt, Bd. 33, 1910. 23* 3523 H. Stızz. gefärbt; das Pronotum trägt an jeder Körperseite einen dunkleren Fleck, der besonders an den hellen Exemplaren deutlich hervortritt. Mesonotum und hintere Hälfte des Knotens sind schwarz, Mandibeln, Fühler und Beine gelb. Die Abdominalsegmente werden distal- wärts heller und sind an den Rändern gelb. Diese Farbe nimmt auf den hinteren Segmenten zu, so daß auf diesen die gelbe Färbung vorherrscht. 6 58. — Neu-Seeland (Auckland, Urwald) [Surer|. 5. Prionopelta majuscula Em. 1 ©. — Neu-Guinea (Huongolf) |NzuHAvss|. 6. Rhytidoponera strıgosum Em. Zahlreiche 99. — Neu-Guinea [LAUTERBACH]. 7. Rhytidoponera araneoides LE GUILL. v. arcuata n.V. Zwei hierher gehörende 99 unterscheiden sich von den beiden im Berliner Museum vorhandenen Exemplaren der Stammform (Aru- Inseln, Melanes. Inseln) dadurch, daß die Oceipitalecken abgerundet sind und kaum hervortreten. Dasselbe gilt für die die Ecken ver- bindende Oeceipitalleiste, so daß der Hinterkopf, von vorn gesehen, gleichmäßig bogenförmig abgerundet ist. Die var. ist heller als die Stammform, stimmt aber sonst in Größe, Form und Skulptur mit ihr überein. 2 85. — Kap York [DArmen]. 8. Ihytidoponera cornuta Em. v. fusciventris n. \v. Die Exemplare entsprechen der Beschreibung der Stammform (Ann. Soc. ent. Belg., Bd. 39, 1895, S. 347) bis auf die Färbung: Der Kopf ist dunkelbraun wie der Thorax; das Abdomen hat nicht dieselbe dunkelbraune Farbe wie Kopf und Thorax, sondern ist hellrotbraun. Die Streifung „en arcades concentriques“, welche das Basalsegment des Abdomens der Stammform zeigt, ist auch auf dem folgenden Segment vorhanden. 2 55. — Adelaide [ScHoMmBURGk|. 9. Rehytidoponera mayri Em. r. glabrius For. Vv. laevior n. v. (Fig. 1 und 2). Stimmt mit r. glabrius in der Kopfform und -Skulptur voll- kommen überein, indem die Occipitalecken weniger hervortreten und die Crista zwischen ihnen in derselben Weise entwickelt ist. Die Unterschiede sind folgende: Die Basalfläche des Epinotums geht bei glabrius ziemlich stark gewölbt in die abfallende Fläche über; bei der var. bilden beide eine nur flache Krümmung; die Bde a a = Zn Em) 02 2 EEE Australische Ameisen. 353 abfallende Fläche zeigt außerdem einen starken, länglich dreieckigen Eindruck. — Die Skulptur des Thorax der var. laevior ist feiner und viel oberflächlicher als die von glabrius. Bei dieser besteht sie auf dem Rücken aus großen, Netzmaschen bildenden Leisten, Fig. 2. bei denen, von vorn oder hinten gesehen, deutlich eine Anordnung der Quere nach hervortritt, am klarsten auf dem vordersten Teil des Pronotums und auf dem Abfall des Epinotums, wo auch keine Anastomosen dazwischen vorhanden sind. Diese Querleisten setzen sich, indem sie feiner werden und dicht nebeneinander rücken, schräg verlaufend auf die Seiten des Thorax fort. Zwischen den Leisten liegen grobe, tiefe Punkte. — Bei der var. laevior ist der Rücken mit viel feineren, dicht nebeneinander liegenden Querleisten bedeckt, zwischen denen zerstreute, breite, aber oberflächliche Punkte liegen, die, ebenso wie die Querleisten, am kräftigsten auf dem Abfall des Epinotums hervortreten und, in entsprechender Weise wie bei glabrius, also noch feiner werdend, sich über die Seiten des Thorax hin verlängern. Die ganze Oberfläche des letzteren erscheint also viel glatter als wie bei glabrius. — Von der Seite gesehen, ist der Stielchenknoten schmaler als der von glabrıus, ‚seine Skulptur aber ebenso, vorn fein quergerieft, an den übrigen Teilen außerdem mit grübchenartigen Punkten. Die Skulptur des Abdomens stimmt ebenfalls mit der von glabrius überein; doch sind auf dem ersten Abdominalsegment die feinen Streifen ein wenig bogenartig gekrümmt. — Die Färbung ist ebenso wie bei glabrius. 2 38. —N. S. Wales (Newcastle) [Suter], 1 5. — Australien (Hunter River). | 10. Rhytidoponera mayri Em. r. glabrius For. v. rotundata n. v. (Fig. 3). Unterscheidet sich von der Stammform in der Gestalt des Kopfes, an welchem die seitlichen Höcker der Oceipitalcerista ganz abgerundet sind und daher wenig hervortreten. Die oberhalb des 354 H. Srmırz. Epistoms gelegene Stirnfeldgrube ist oval und ziemlich vertieft, nicht abgerundet dreieckig und flach. Der seitliche Umriß des Epinotums ist ebenso flach wie bei var. laevior; der Stielchenknoten dagegen ist, seitlich gesehen, schmaler, mit paralleler Vorder- und Fig. 3. Hinterfläche, die bei glabrius und laevior nach oben etwas konver- gieren. Die Skulptur ist durch die grobe Maschenbildung auf dem Thorax derjenigen von glabrius sehr ähnlich. Auf dem ersten Abdo- } minalsegment sind die feinen Querriefen stark bogenförmig ge- | krümmt. Färbung braun, heller als glabrius. | 1 8. — Adelaide [Brrr|. 11. Rhytidoponera (Chalcoponera) metallıca SM. 1 ö. — Kap York [Darmer]|, 1 9. — Sidney |Darnmer). 12. Rhytidoponera (Chalcoponera) tenurs For. 1 ©. — Vietoria (Emerald) [Oschatz]. 13. Odontoponera transversa Mayr. 2 59. — Adelaide [ScHomBURGK|. 14. Diacamma vagans Sn. v. papuanım n. v. (Fig. 5). s J AZ2 DISSHT > / HELL Fig. 5. Die Unterschiede gegenüber der Stammform (Fig. 4) sind folgende: Die Schuppe ist, von vorn gesehen, etwas gedrungener und am breitesten nicht in der Mitte, sondern unterhalb der Dornen. Das Epinotum fällt steiler ab, und die Riefen auf den Seiten des Meso-Epinotums sind ebenfalls steiler gerichtet als bei der Stamm- form. An den von Moszkowskı gesammelten Exemplaren ist diese Lage eine mittlere. BEITRETEN Australische Ameisen. 355 Eine Anzahl9 9. — Mawafluß(Holländ. Neu-Guinea)|Moszkowskt], Kaiser-Wilhelmland |LAuUrTErBAcH|. 15. Diacamma vagans Sm. v. frontalis n. V. Am steilsten liegen die bei der vorigen Form erwähnten Riefen auf den Seitenflächen des Meso-Epinotums bei einem Exemplar, das sich außerdem noch durch die Kopfskulptur von jener unter- scheidet. Auf der Vorderseite des Kopfes verlaufen die Riefen jederseits in starkem, nach außen gekrümmtem Bogen, um dann stark konvergierend zum Hinterrand des Kopfes zu gehen. Die Krümmung der mehr in der Mitte gelegenen Leisten ist so be- deutend, daß sie sich jederseits unterhalb des Kopfhinterrandes vereinigen. 1 ©. — Neu-Guinea | WERNER]. 16. Pachycondyla (Bothroponera) piliventris SM. 2 58. — Adelaide |SCHOMBURGK|. 17. Pachycondyla (Bothroponera) barbata n. Sp. (Fig. 6). Ö. — Länge: Bis zum vorderen Thoraxrand 8,5 mm, Kopf bis zum Mandibulargelenk 2 mm. — Kopf etwas breiter als lang (bis zur Einlenkungsstelle der Mandibeln; oberer Rand der Augen vor der Mitte der Kopfseiten gelegen. Von vorn gesehen, ist der Hinterrand des Kopfes gerade, die Seiten parallel, kaum merklich nach außen gebogen; Occipitalecken abgerundet. Die sechszähnigen Mandibeln sind glatt, glänzend, weitläufig und scharf punktiert. Stirnleisten, Epistom und Fühler wie bei piliventris, mit der die Art, obwohl bedeutend kleiner, auch in der Gestalt des Thorax Ähnlichkeit hat. Doch ist die schwach konkave Abfallfläche des Epinotums gegen die Basalfläche und die Seitenflächen desselben scharf abgegrenzt durch eine nach beiden JB; Q Seiten bogenförmig gekrümmte Kante, J \ deren Rundung nach vorn gerichtet ist und die jederseits gradlinig nach hinten verlängert ist. — Die Schuppe ist, von der Seite gesehen, schmal, ungefähr doppelt so hoch als breit. Ganzer Körper wie auch Kopf und Beine sehr fein dicht leder- artig gerunzelt punktiert; auf dem Abfall des Epinotums ist diese Skulptur, ähnlich wie auf der Vorderfläche des Abdomens um die Stielcheneinlenkung herum, undeutlich; in der Mitte des ersteren fehlt sie ganz. Die Hinterfläche der Schuppe ist poliert. Fig. 6. 356 H. Srırz. Der ganze, in allen seinen Teilen braun gefärbte Körper be- sitzt eine anliegende, lange, goldig schimmernde Pubescenz. Nur an den Seiten des Thorax, auf dem Epinotalabfall, sowie jederseits an der Basis der Schuppe ist sie schwach ausgebildet. Am dichtesten ist das Abdomen davon bedeckt, so daß von dessen Skulptur, ab- gesehen von der kahlen Vorderfläche um die Stielcheneinlenkung herum, nur auf den Segmenträndern etwas zu erkennen ist. — Zwischen der Pubescenz stehen auf dem ganzen Körper mit Aus- nahme der Thoraxseiten lange, wellige, weiche und gelbliche Borsten. Von solchen sind auch der Rand des Epistoms und besonders die Fühlerschäfte bekleidet, während die Fühlergeißeln eine feine, sehr kurze, anliegende Pubescenz besitzen. Auf den Beinen befinden sich etwas kürzere, ziemlich dicht stehende, schräg gerichtete Borsten. 2 55. — Adelaide |ScHhomBurgk|. 18. Ponera confınıs Roc. 1 5. — Simpsonhafen (Deutsch Neu-Guinea) [ScHorDE]. 19. Euponera (Brachyponera) lutea Mayr. 1 ©. — Australien (ohne nähere Angabe). 20. Euponera (Mesoponera) castanea Mayr. V. striata n. V. Die Färbung der vorliegenden Exemplare ist eine sehr ver- schiedene, vom hellen Braungelb bis zum dunklen Braun; in letzterem Fall sind Mandibeln, Fühler und Beine heller. — Die nur geringen Unterschiede sind im Vergleich mit der Beschreibung der Stamm- form (Mayr, Novara-Reise S. 69) folgende: Die weißliche, abstehende Behaarung ist sparsam, an der Unterseite des Abdomens nicht reichlicher als oben. Das kleine, schwärzliche Zähnchen in der Mitte des Vorderrandes des Epistoms der Stammform fehlt. Während bei dieser das Epinotum dicht fingerhutartig punktiert ist, ist es bei der var. an dessen Seitenflächen äußerst fein längsgestreift; letztere Skulptur zeigen ‘auch die Mittelhüften. Eine Anzahl 55. — Neu-Seeland (Auckland) [Surer]. 21. Odontomachus ruficeps Sm. r. cephalotes SM. V. acıculatus Em. Zahlreiche 55. — Neu-Guinea [Schurtze|. 22. Odontomachus ruficeps Sm. r. acutidens For. V. yorkensis n. V. An Merkmalen, die in den Beschreibungen der Stammform (Cat. Hym. Brit. Mus., S. 85) sowie der Rasse (Ann. Soc. ent. Belg., u au die a 2 u I ze Zn u Zu Australische Ameisen. 357 44, 1900, S. 56) nicht angegeben sind, kommen für die var. folgende in Betracht: Der Innenrand der Mandibeln ist grob gezähnt. Die Ränder der Stirnleisten verlaufen hinter ihrer Verdickung oberhalb der Fühlereinlenkung fast gerade und parallel. Die Skulptur auf den Höckern vor den Augen und unterhalb besteht in Längsriefen, welche vorn dicht neben dem Auge stark um dieses herum gebogen sind und sich bis auf den Höcker über dem Mandibelgelenk er- strecken. Das Abdomen ist nur ganz vorn fein quergestreift, sonst der Länge nach, da die von den Riefen gebildeten Bogen schon ganz vorn in die Längsrichtung umbiegen. Die Vorderfläche des Stielchenknotens ist quergestreift. — Kopf, Thorax, Knoten und Beine rotbraun, das Abdomen vorn etwas dunkler rotbraun, nach hinten dunkelbraun werdend. 2 58. — Kap York [Darnen]. 23. Odontomachus haematodes L. Zahlreiche 95. — Kaiser-Wilhelmsland [LAUTERBACH|. Schwarz- braun; die ganze Hinterfläche des Knotens ist bis zur Basis des Dorns stark quergerieft, stärker als die Vorderfläche. 2 © ©. — Holländ. Neu-Guinea [Moszkowskı|. Schwarzbraun. 2 98. — Bougainville (Salomons-Inseln) [ScHoEDE|. Von diesen beiden schwarzbraun gefärbten Exemplaren ist eins dadurch aus- gezeichnet, daß sein Mesonotum nicht regelmäßig quergeriefit ist, sondern daß dessen Riefen bogenförmig gekrümmt sind und, mit der Krümmung nach vorn, ineinander liegen, wobei die innersten Riefen wellenartig geschweift quer von links vorn nach rechts hinten gehen. 1 ©. — Radak-Inseln [Darmer]. 5 89. — Tonga-Inseln [Gazerzel. Rotbraun; auf dem hinteren Teil des Mesonotums finden sich, vorn von der letzten Riefe des- selben scharf abgegrenzt, einige kurze, stärkere Längsleisten gleich- mäßig ausgebildet. 1 ©. — Sidney [Darmen]. Myrmicinae. 24. Cremastogaster polita Sm. Zahlreiche 55. — Tami (Neu-Guinea) [Sc#urntzel, Kaiser- Wilhelmsland [LAvuTergach]. 25. Huberia striata Sum. v. rufescens For. Eine Anzahl 55. — Auckland (Neu-Seeland) [FrIEDLÄNDER|. 26. Podomyrna femorata Sm. 3 88. — Kap York [Darnen]. 358 H. Srırz. 27. Podomyrma bimaculata For. | 1 5. — Neu-Guinea [LAvrersacH], 1 9, 19. — S. Australien |GoMoLKA|. 28. Podomyrma gratvosa SM. 1 ©. — Victoria (Port Philipp) |Courox|. 29. Podomyrma castanea n. sp. (Fig. 7). Ö. — Länge: Bis zum vorderen Thoraxrand 6 mm, Kopf bis zum Mandibulargelenk 2 mm. — Am Kopf sind Länge und Breite ziemlich gleich; vorn ist er nur ganz wenig kürzer als am Hinter- rand, der gerade verläuft. Die Kopfseiten sind kaum nach außen gebogen und bilden hinten mäßig abgerundete Occipitalecken. Mandibeln fünfzähnig. Vorderrand des Epistoms leicht nach auben gebogen, Seitenränder parallel, etwas nach außen gebogen, Hinter- rand abgerundet. Stirnfeld dreieckig, undeutlich abgegrenzt. in die Stirnfläche übergehend. Ränder der Stirnleisten nach hinten zu kaum divergierend, ihre Verlängerungen (in Gestalt je einer sich deutlich abhebenden Leiste der Längsskulptur des Kopfes) parallel und ganz wenig nach außen gebogen, deren Enden, die allmählich verstreichen, schwach divergierend. Doch bilden diese Leisten keine Fühlerrinnen. Zwischen ihrer hinteren Hälfte und den Augen, also unterhalb der Oceipitalecken, sind die Kopfflächen eben. Die Augen liegen den Mandibulargelenken etwas näher als den Oceipitalecken. Keine Stirngrube. Am Thorax ist das Mesonotum vom Epinotum durch eine tiefe Ein- senkung, welche an ihrem Grunde noch eine sekundäre, quere Aus- kehlung bildet, abgegrenzt, die sich auf die Seiten, diese einschnürend und etwas flacher werdend, fortsetzt. Eine stark gebogene Promesonotalgrenze ist bei geeignet auffallendem Licht gut zu erkennen. — Pronotum und Mesonotum, die von gleicher Länge sind, haben, von vorn und oben gesehen, in ihrer Gesamtheit die Gestalt eines Dreiecks mit stark und gleichmäßig gekrümmten Seiten, dessen Basis nach vorn liegt und dessen Spitze bogenförmig (in der hinteren Mesonotalkante) abgerundet ist. Die Oberfläche ist gleichmäßig gewölbt. Das Pronotum hat eine scharfe Vorder- kante, und diese bildet jederseits einen kurzen, kräftigen, abge- stumpften und plattgedrückten Dorn. Die Oberfläche geht ohne Abgrenzung in die Seitenflächen über, die, von oben gesehen, nicht hervorstehen. Das Mesonotum besitzt jederseits eine in der Ver- Fig. 7. Australische Ameisen. 359 längerung der Pro-Mesonotalgrenze gelegene, seitliche Kante, deren mittlerer Teil höckerartig heraustritt, ohne aber einen deutlichen Dorn zu bilden. — Am Epinotum gehen Basalfläche, Abfall und Seitenflächen ineinander über. Doch treten die letzteren unterhalb des Stigmas mehr wulstartig heraus. Am Übergang des Basalteils in den Abfall liegt jederseits ein mit einem ganz kurzen Zahn endigender Höcker, und unterhalb desselben befindet sich (hinter dem Stigma) jederseits ein ziemlich tiefer Eindruck. Von oben gesehen erscheint der erste Stielehenknoten vorn jederseits wie eingeschnürt, hervorgerufen durch je einen kleinen, stumpfen Höcker. Auf der Kuppe des Knotens erhebt sich ein kurzer, kräftiger, spitzer Zahn, der nach vorn an seiner Basis in einen Kiel ausläuft. Die Unterseite trägt vorn einen kräftigen, ab- gerundeten Zahn, der schräg nach vorn gerichtet ist. — Der zweite Stielchenknoten ist, von oben gesehen, breiter als lang, mit parallelen Seiten. In Seitenansicht gehen Vorder- und Hinterfläche desselben unter einem fast rechten, stark abgerundeten Winkel ineinander über. Das Abdomen ist eiförmig, hinten etwas zugespitzt. Mandibeln dicht gestreift, mit sparsamen, sehr feinen Punkten. Epistom mit kielartiger Medianleiste, jederseits mit 3—4 Längs- leisten, in der Mitte undeutlich gerieft. Stirnfeld fein längsgestreift, - diese Skulptur in die Stirnfläche übergehend. Innerhalb der Stirn- leisten verlaufen parallele, scharf heraustretende Längsleisten ohne Anastomosen. Außerhalb der Stirnleisten sind diese Leisten wellen- förmig und durch niedrigere Zwischenleisten verbunden, so daß die Seiten des Kopfes genetzt erscheinen. Die Unterseite des Kopfes besitzt parallele Leisten ohne Anastomosen. Thoraxskulptur wie die des Kopfes; an den Seiten neigen die Leisten zu wellenförmigem Verlauf. Auf dem Übergang des Basal- teils des Epinotums in den Abfall biegen diese Leisten, sich hinten vereinigend, um, so daß dieser Teil quergerunzelt ist. Der Abfall selbst ist nur oberflächlich fein quergerieft. Stielchenknoten längsgerieft wie der Thorax, aber etwas feiner, an den Seiten kräftiger als oben, zu beiden Seiten des Kiels des oberen Dorns aber glatt. Abdomen um die Stielcheneinlenkung herum fein längsgestreift, sonst glatt und glänzend, letzteres auf dem ganzen Körper. Beine glatt und glänzend. Körper mit weißlich-gelben Borsten sparsam bekleidet. Be- haarung der Tarsen nicht auffallend stark. Färbung gleichmäßig braun, Fühler und Beine heller. 3 88. — Kap York [Darnen]. 360 H. Srırz. 30. Podomyrma dohertyi Em. 1 ©. — Samberi (Holländ. Guinea) [Moszkowsk1]. 3l. Podomyrma ruficeps Sm. v. thoracica n. v. (Fig. 8). OÖ. — Länge: Bis zum vorderen Thoraxrand 7 mm, Kopf bis zum Mandibulargelenk 2 mm. — Kopf breiter als lang, mit parallelen, kaum nach außen gebogenen Seiten, die bereits hinter den Augen in den gebogenen Hinterrand umbiegen, so daß der ganze Hinter- kopf flach halbkreisförmig erscheint. Hinterrand des Epistoms halbkreisförmig; Stirnfeld dreieckig, deutlich abgegrenzt. Stirn- grube vorhanden. R Ben Das Pronotum trägt an den Vorderecken statt der Dornen zwei von oben nach unten blattartig zusammen- gedrückte Fortsätze mit par- allelen, scharfkantigen Fig. 8. Rändern und abgerundetem Ende. Sie sind der Fläche nach leicht nach oben umgebogen und stehen, von oben gesehen, zu den Seiten des Prothorax in rechten Winkeln. Die unter- halb dieser Vorsprünge und hinter ihnen liegenden Seiten des Prothorax sind stark nach außen konvex und treten waulstartig hervor. — Zwischen dem Pronotum und dem bedeutend schmaleren Mesonotum ist keine Spur einer Naht zu bemerken; doch sind die erwähnten Wülste von letzterem deutlich zu unter- scheiden. Vom Epinotum ist das Mesonotum durch eine tiefe, aus- serundete Einsattelung getrennt, die sich auch auf die Seiten des Thorax fortsetzt, so dab letzterer hier stark eingeschnürt ist. Von oben gesehen, treten die Seitenflächen des Epinotums über die Seitenränder seines Basalteils breit und gewölbt hervor; in der Mitte dieser Ränder liegt das Stigma jederseits auf einem Höcker. Der Abfall des Epinotums fügt sich unter einem stumpfen Winkel dem ebenen Basalteil an und zeigt hier eine kleine, ungefähr drei- eckig umgrenzte Fläche, deren Basis nach vorn liegt und jederseits zwei kleine, dicht beieinander liegende Zähne trägt. Zu beiden Seiten der Stelle, an welcher das Stielchen eingelenkt ist, bildet das Epinotum einen Dorn. Der erste Stielchenknoten ist, von oben her gesehen, doppelt so lang als breit, mit fast parallelen Rändern, die nur in der Mitte eine schwache Biegung nach außen zeigen. In seinem vorderen Teil bildet er jederseits einen gerundeten, kleinen Höcker. An Australische Ameisen. 361 derselben Stelle trägt die Unterseite, welche schwach nach oben gebogen ist, einen abgestumpften Zahn, während sich oben hinter der Mitte ein spitzer Dorn erhebt. Die hinter letzterem liegende Fläche des Knotens ist gerundet, die vordere etwas abgeflacht. — Am zweiten Knoten sind, von oben her gesehen, Länge und Breite annähernd gleich. In der Seitenansicht gehen vordere und hintere Fläche unter einem stumpfen Winkel ineinander über, eine Kuppe bildend. Von vorn gesehen ist die Vorderfläche des zweiten Knotens oben halbkreisförmig gerundet. Unten vorn trägt er einen nur schwach entwickelten Zahn. Kopfskulptur wie bei der Stammform: Mandibeln im Basalteil glatt, Apicalteil oberflächlich gerieft, Epistom, Wangen, Stirn und Scheitel längsgestreift, Kopfseiten wellenförmig längsgestreift. Stirn- feld mit einigen oberflächlichen, undeutlichen Längsriefen. Der Thorax ist oben und an den Seiten tief längsgerieft und zeigt grobe Leisten, die auf dem Pro-Mesonotum nach vorn zu etwas divergieren und dabei mehr oder weniger zur Gabelung neigen. Der nur wenig nach außen gebogene Vorderrand des Pronotums zeigt 2—3 ebensolche Querriefen, welche sich, ebenso wie die äußersten Längsriefen desselben, teilweise und unvollkommen auf die Pronotalfortsätze erstrecken. Die ebenso grobe Längs- skulptur auf den unter letzteren gelegenen Wülsten ist eine be- sondere und hängt mit der der Oberseite nicht zusammen. Der Abfall des Epinotums zeigt einige schwache Querrunzeln. Beide Stielchenknoten sind längsgestreift, etwas zarter als der Thorax. Die Vorderfläche des ersten Knotens jederseits der Zahn- basis ist glatt; daneben liegen einige Runzeln. Die Beine sind glatt und glänzend. Das Abdomen ist im Umkreis der Stielcheneinlenkung fein längsgestreift. Diese Skulptur wird weiterhin noch feiner und verschwindet dann ganz, so daß das übrige Abdomen glatt und glänzend ist. Kopf und Mandibeln sind rostrot, die Fühlerschäfte dunkel- braun, die Fühlergeißeln etwas heller. Thorax schwarz, die ab- serundeten Enden der Pronotalfortsätze dunkelbraun, ebenso die Stielchenknoten. Der ganze Körper und die Beine, die Oberschenkel am wenigsten, sind mit aufrechten, gelblich-weißen Borsten sparsam besetzt. An den Tarsalgliedern, besonders denen der Vorderbeine und deren Tibienenden, ist die Beborstung sehr dicht und schräg abstehend. 1 9. — Neu-Guinea (Friedrich-Wilhelmshafen) [Schorpe|, 1 ©. Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) [LAuTErgach|. 362 H. Srırz. 32. Podomyrma obscura n. sp. (Fig. 9). 8. — Länge: Bis zum vorderen Thoraxrand 5,3 mm, Kopf bis zum Mandibulargelenk 1,5 mm. — Kopf nur wenig länger als breit, mit geradem Hinterrand und geraden, parallelen Seiten; Oceipital- ecken abgerundet. Mandibeln sechszähnig. Der Vorderrand des Epistoms ist ganz schwach konvex, fast geräde; die Seitenränder konvergieren vorn etwas nach hinten und gehen dann in den halb- kreisförmigen Hinterrand über; ein Stirnfeld ist gut abgegrenzt. Die Stirnleisten divergieren nach hinten schwach; ihr Rand läuft jederseits weiter in einer etwas stärker hervortretenden, wenig dunkel gerandeten Längsleiste der Kopiskulptur, ohne daß aber dadurch eine Fühlerrinne gebildet wird. Diese Leisten sind kürzer als der Fühlerschaft. Die Glieder der Geißel sind nur ganz wenig länger als dick, mit Ausnahme des längeren ersten und des vor- letzten, das so breit wie lang ist. Eine Stirngrube ist nicht vor- handen. Am Thorax ist die Pro-Mesonotal- naht oben nicht, an den Seiten da- gegen deutlich zu sehen. Zwischen Mesonotum und Epinotum liegt eine Fig. 9. ziemlich flache, ausgerundete Ein- sattelung, die sich auf die Thorax- seiten als Einschnürung zwischen beiden Teilen fortsetzt. — Von oben gesehen ist das Pro-Mesonotum ein Dreieck mit kon- vexen Seiten, dessen Basis vorn liegt und dessen Spitze durch die Meso-Epinotalnaht abgeschnitten ist. Vorn bildet es jeder- seits eine kurze, zahnartig hervortretende Ecke. Ein Kurzes Dörnchen liegt auch jederseits am Mesonotum hinter dem Ende jeder seitlichen Pro-Mesonotalnaht. Die Basalfläche des Epinotums, die nur wenig kürzer ist als die Oberfläche des Pro-Mesonotums, ist seitlich nicht abgegrenzt und geht gerundet in die Seitenflächen über. Von oben betrachtet erscheint daher dieser letzte Thorax- abschnitt beinahe ebenso breit als das Pronotum an seiner .breitesten Stelle. Am Übergang des Basalteils in den Abfall, die beide von- einander abgegrenzt sind, liegt auf jeder Seite ein von der Seite gesehen stumpfwinkliges Höckerchen, kaum so stark entwickelt wie diejenigen vor der Pro-Mesonotalnaht. Der erste Stielchenknoten ist ungefähr 11/, mal länger als breit. Von oben her gesehen sind seine Seiten fast gleichlaufend, nur wenig konvex. Die kleinen Höcker jederseits vorn und unten sind ziemlich flach. Dagegen besitzt die Ventralseite einen medianen Kiel, der vorn in einen kräftigen, an der Spitze abgerundeten 2 Zt A a nn 2 a u a u Sn ln Australische Ameisen. 363 Zahn ausläuft. In: Seitenansicht ist die Hinterfläche des ersten Knotens etwas gerundet, seine Vorderfläche fast gerade, beide Flächen oben ineinander übergehend. Hier befindet sich weder ein Zahn noch eine Querleiste. — Der zweite Stielchenknoten ist ungefähr so lang als breit, von oben gesehen kugelig erscheinend, vorn etwas abgeplattet. Das Abdomen ist eiförmig, nach hinten spitzer werdend. Mandibeln fein längsgestreift, mit einigen Punkten. Fühler- schäfte mit einigen feinen, verwischten Längsstreifen. Kopf mit dem Epistom längsgestreift, letzteres etwas feiner, ohne Median- leiste. Stirnfeld glatt, mit nur wenigen, äußerst feinen Längsstreifen. Die Längsleisten zwischen den Stirnleisten und deren Verlängerung verlaufen nicht gleichmäßig gerade und parallel, sondern etwas gewunden. Die Zwischenräume sind nicht glatt, sondern zeigen Spuren von feinen Querleisten. Solche treten zwischen den noch mehr gewundenen Längsleisten der Kopfseiten außerhalb der Stirn- leisten und deren Verlängerung deutlich hervor, so daß diese Flächen eine netzartige Skulptur besitzen. Unterhalb der Augen und vor ihnen ist die Längsskulptur regelmäßig, ohne Netzbildung. Thorax oben und an den Seiten wellig längsgestreift, gröber als der Kopf. Die Längsstreifung tritt als solche erst deutlich hervor, wenn man den Thorax von der Seite her betrachtet, von vorn gesehen nicht. Die Skulptur der Stielchenknoten ist wie die des Thorax, nur etwas feiner. Das Abdomen zeigt um die Ein- lenkung des Stielchens herum eine feine, kurze Längsriefung; die übrige Fläche ist mikroskopisch fein und dicht punktiert. Die Außenfläche der Oberschenkel zeigt eine weitläufige, äußerst feine Punktierung. Kopf und Mandibeln dunkel ziegelrot, Epistom und Stirnfeld schwarzbraun, auf der Fläche oberhalb desselben ein schwarzer Fleck. Fühlerschäfte und erstes Geißelglied in ihrer ersten Hälfte braun, die andere Hälfte und die übrigen Geißelglieder wie der Kopf gefärbt. Thorax, Stielchenglieder und Beine schwarzbraun, Abdomen fast schwarz; letzteres matt, die anderen Teile schwach glänzend. Der ganze Körper ist sparsam mit weißgelben Borsten bedeckt. 1 9. — Neweastle (N. S. Wales) [Suter]. Mesomyrma n. subg. (ad Podomyrma). Bei der Bestimmung dieses Genus gelangt man zu Tetramorıum, von dem es sich aber durch das unbedornte Epinotum und die gestreckte Form des ersten Stielchenknotens unterscheidet. In 364 H. Srırz. letzterem sowie in der ganzen Körperform sieht das Genus wie eine Podomyrma aus, hat aber zwölfgliedrige Fühler. Lordomyrma gegenüber besitzt es ein unbedorntes Epinotum und Stielchen. 33. P. (Mesomyrma) cataulacoidea n. sp. (Fig. 10, 11 und 12). | Ö. — Länge bis zum Vorderrand des Thorax 3,3 mm, Kopf bis zum Mandibulargelenk 1 mm. — Kopf von vorn gesehen vier- eckig, kaum länger als breit. Die Seitenränder sind gerade; der Hinterrand ist stark ausgerandet, so daß die Occipitalecken, von denen aus sich außerdem nach der Unterfläche des Kopfes hin an dessen Seiten eine Kante entlang zieht, spitz heraustreten und am Rand etwas zusammengedrückt sind. Der Kopf erhält dadurch sowie durch seine Skulptur ein Cataulacus-artiges Aussehen. Fig. 10. Der Außenrand der fünfzähnigen Mandibeln ist leicht nach innen ge- bogen. Das Epistom ist über dem Vorderrand eingedrückt und letzterer in der Mitte flach ausgeschnitten, so Fig. 12. daß jederseits ein kleiner Lappen hervor- raet. Hinten zwischen den Stirnleisten ist es abgerundet; doch ist diese Grenze nicht deutlich ausgebildet und deren Verlauf nur bei geeignet auffallendem Licht zu erkennen. Ein Stirnfeld fehlt; die Kopffläche ist an dieser Stelle flach, aber deutlich eingedrückt. Die Ränder der sehr kurzen Stirnleisten verlängern sich nach hinten in unmittelbarer Richtung auf die Ocecipitalecken zu in Gestalt zweier scharfer Kanten, die oberhalb der Augen nach außen gebogen sind, dann gerade verlaufen und einen scharf aus- geprägten Fühlerscerobus bilden, der erst kurz vor den Oceipital- ecken verstreicht. Die Augen liegen vor der Mitte der Kopf- seiten, dem Mandibelgelenk etwas näher. Dem Scrobus angelegt, bleiben die Fühlerschäfte um 1/, ihrer Länge von jeder Occipital- ecke entfernt. Sie sind gebogen, verdicken sich in ihrer distalen Hälfte etwas und tragen eine elfgliedrige (Geißel, die sich zu einer Australische Ameisen. 365 dreigliedrigen Keule verdickt, welche ungefähr so lang ist wie der übrige Teil der Geißel. Die Teile des Rückens sind nicht durch Nähte getrennt, aber, wie die Zeichnung darstellt, gut voneinander zu unterscheiden. Zwischen Mesonotum und Epinotum liegt, von der Seite gesehen, eine flache Einsenkung, und zwischen Pronotum und Mesonotum erkennt man bei geeignet auffallendem Licht die Grenze, die sich jederseits als schwache Einkerbung deutlicher bemerkbar macht. Betrachtet man das Pronotum von oben her, so erscheint es durch Seitenränder scharf begrenzt; doch treten diese Ränder, von der Seite gesehen, wenig hervor. Das Pronotum trägt an den Vorder- ecken zwei sehr kurze, spitzige, von oben nach unten blattartig zusammengedrückte Dornen. Von diesen aus gehen, von oben ge- sehen, die Vorderränder jederseits fast gerade und unter einem stumpfen, fast rechten Winkel aus, lassen aber den mittleren Teil des pronotalen Vorderrandes frei, ohne Kantenbildung. Die Seiten- ränder des Promesonotums konvergieren stark nach hinten; die des basalen Teils des Epinotums sind parallel und lassen, von oben gesehen, die Seitenflächen des Epinotums besonders nach hinten zu breit heraustreten. Die Promesonotalfläche bildet eine Ebene, von der die des Basalteils des Epinotums nur ganz wenig nach oben und hinten abweicht, so daß alle diese Teile fast in derselben Ebene liegen, die nach dem Vorderrand des Pronotums zu stark gerundet, hinten am Epinotum unter einem stumpfen, aber eben- falls stark gerundeten Winkel in dessen Abfall übergeht. Das Epinotum ist unbedornt; nur zu beiden Seiten der Stielcheneinlenkung bemerkt man, von oben deutlich, jederseits einen zahnartigen Vor- sprung. Der erste Stielchenknoten ist, von der Seite gesehen, ein wenig länger als der zweite, seine Oberfläche etwas höckerig und schwach gebogen, die des zweiten Knotens stärker, und zwar mit schwächer gekrümmter Vorderfläche und stärker konvexer Hinter- fläche. Unten ganz vorn trägt der erste Knoten einen schräg nach vorn gerichteten Zahn, der zweite einen nach vorn gerichteten Kiel. Von oben gesehen ist der erste Knoten doppelt so lang als breit, mit fast parallelen Seiten, die erst nach der thorakalen Ein- lenkung zu etwas konvergieren. Der zweite Knoten zeigt von oben her einen stark abgerundeten Umriß. An den Oberschenkeln sind die proximalen Hälften dünn, die distalen stark verdickt; letzteres gilt auch für die Tibien. Das Abdomen ist kurz eiförmig, vorn abgeplattet, hinten etwas zugespitzt. 24 366 H. Srırz. Die Kopfskulptur besteht in Längsleisten, deren Richtung der- jenigen des Scrobusleisten entspricht und die durch Queranastomosen netzartig verbunden sind. Auf den Kopfseiten unterhalb des Scrobus ist die Skulptur mehr netzartig und oberflächlicher. Das Epistom trägt einige weit auseinander liegende, feine Längsleisten. Die Mandibeln sind tief längsgerieft. Die Stielchenknoten haben die- selbe Skulptur, auf dem zweiten der Länge nach. Das erste Abdo- minalsegment ist dicht und regelmäßig längsgerieft, auf seiner Unter- seite und an den Seiten unterhalb der Stielcheneinlenkung dicht und fein punktiert; die Beine sind glatt. Thorax, Stielchenglieder und Beine rotbraun; Kopf vorn dunkler, nach den Oceipitalecken hin wie der Thorax gefärbt. Mandibeln bräunlich-gelb, mit schwarzem Innenrand. Fühlerschaft und die ersten Geißelglieder blaßgelb, über die Mitte der Geibel nach deren Ende hin braun werdend, das letzte Geißelglied mit gelber Spitze. Der ganze Körper trägt nicht sehr dicht stehende, kurze, ab- ‚stehende, graue Borsten, die auf den Beinen etwas dichter stehen und schräg gerichtet sind. 55. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) [LAUTERBACH]. 34. Liomyrmes carinata n. sp. (Fig. 13 und 14). ©. — Länge bis zum vorderen Thoraxrand 9 mm, Kopf bis zum Mandibulargelenk 1.5 mm. — Die Art stimmt bis auf die unten angegebenen Merkmale iiberein mit der von Emrry gegebenen Zeichnung und Beschreibung von Liomyrmex gestroı (Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova 5 (25) 1887/88). Ganzer Körper schwarz, Glanz und Skulptur Bi ebenso wie bei gestroi. Die Oberschenkel sind | schwarzbraun, die übrigen Teile der Beine wie 0»; die Ränder der Abdominalsegmente hellbraun. Fühlerschäfte am Grund braun, nach dem Ende a hin hellbraun werdend; Geißel ebenfalls hellbraun. Wesentliche Abweichungen zeigen die Stiel- chenglieder. Von oben gesehen (Fig. 14) ist der Vorderrand des ersten Knotens, noch stärker der des zweiten Knotens, tief ausgebuchtet, so dab der letztere gleichsam gegabelt aussieht. Die Unterfläche des ersten Knotens läuft nach vorn zu in einen starken, pflugscharartigen Kiel aus (Seitenansicht Fig. 13), der aber am Ende nicht zugespitzt, sondern abgerundet ist. (L. gestroi trägt am ersten Knoten unten und hinten einen senkrecht nach unten gerichteten, schwach nach Fig. 14. Australische Ameisen. 367 vorn gebogenen Zahn.) Der zweite Knoten zeigt unten und vorn einen Zahn von der Gestalt, wie er bei Z. gestroi unten am ersten Knoten vorhanden ist. (Bei L. gestroi ist er kurz, liegt am hinteren Teile des Knotens, ist schräg nach hinten gerichtet und abgestumpft.) Hinter der Zahnbasis, die seitlich sowohl als hinten durch eine tiefe Naht vom Knoten selbst abgesetzt ist, liegt eine breite, knotenartige Verdickung. 1 9. — Holländ. Neu-Guinea (Pauwi) [Moszkowsk1].- 35. Monomorium pharaonis L. Zahlreiche 99. — Neu-Guinea (Huongolf) [NeuHAuss], eine Anzahl 95. — Bismarckarchipel |[DEmPpwourr|. 36. Monomorium antarcticum Sm. Zahlreiche 59. — Neu-Seeland (Auckland) [Surer]. 37. Monomorium succineum n. Sp. Begründet auf dem O, das dem von M. antareticum sehr nahe steht, in der Gestalt der einzelnen Teile ziemlich mit ihm über- einstimmt, aber größer ist. Der erste Stielchenknoten ist in Seiten- ansicht oben breiter und mehr gerundet, ähnlich M. suteri; das Scutellum ist mehr in die Breite gezogen und jederseits etwas zu- gespitzt. (Bei M. antarchicum sind Längen- und Breitendurch- messer annähernd gleich, die seitlichen Ecken mehr gerundet.) Ein weiteres Kennzeichen liegt in der Färbung, die auf Kopf, Thorax und Hinterleib ein helles Bernsteingelb ist. Das Mesonotum besitzt zwei seitliche, schwarzbraune Längsstreifen, keinen medianen wie M. antarchicum. Um die Stielcheneinlenkung herum ist das Abdomen gelb, nicht dunkel. Der schwarzbraune Saum der Segment- ränder des Abdomens ist bedeutend schmaler als bei M. antarcticum. Schwarzbraun sind auch die Beine, Fühlerschäfte und -Geißeln. Einige © ©. — Neu-Seeland (Auckland) [Suter]. 38. Ischnomyrmex loriatı Em. 1 ©. — Neu-Guinea [NruHaAuss]. 39. Ischnomyrmex dromedarıus Fm. 2 55. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) [LAuTErgAcH]. 40. Ischnomyrmex dromedarius Em. v. fusca Em. 1 8. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) [LAUTERBACH). Dolichoderinae. 41. Leptomyrmex nıger Em. In Vergleich mit Emery’s Beschreibung (Termeszetr. Füzetek 23, 1900, S. 333) ist betrefis der beiden vorliegenden Exemplare - 24* 368 H. Srırz. zu bemerken, daß bei ihnen die Außenfläche der Mandibeln unter- halb ihrer Einlenkung dunkel ist wie der Körper, die Spitze da- gegen gelbbraun. Von vorn gesehen ist der Kopf, besonders hinten, schmaler, als es Emery’s Zeichnung (Taf. 8 Fig. 43) darstellt. 2 55. — Deutsch Neu-Guinea (Huongolf) [NruHAuss]. 42. Leptomyrmex erythrocephalus FE. 1 8. — Neu-Seeland (Newcastle) [Suter]. 43. Leptomyrmex pallens Em. Eine Anzahl 99. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) [LAUTER- BACH], 1 ©. Holländ. Neu-Guinea (Tana) |Moszkowskı). 44, Iridomyrmex detectus Sm. 1 8. — Kap York [Darmer], 1 9. — Adelaide [Bear]. 45. Iridomyrmex purpureus SM. 2 8d. — Adelaide |Bear]. 46. Irıdomyrmexz nitidus Mayr. Eine Anzahl 59. — Bismarckarchipel |DesmPpwourr.|. 47. Iridomyrmex nitidus Mayr r. oceanicus For. v. victorianus n. V. O. — Etwas kleiner als die Stammform und dunkler gefärbt, ebenso die Fühlerschäfte und Beine. Die dunklere Färbung des ersten Geibelgliedes ist zwar vorhanden, tritt aber nur wenig hervor. Der Kopf ist etwas schmaler als der der Stammform und hinten etwas mehr ausgerandet. Die Kopfseiten vor den Occipital- ecken sind gerader und weniger gebogen. — In Seitenansicht ist der vordere Abfall des Epinotums kürzer als bei der Stammform, so dab der meso-epinotale Einschnitt flacher erscheint. Der Winkel, unter dem Basalteil und Abfall des Epinotums zueinander stehen, ist mehr gerundet als bei der Stammform. Von der r. oceanicus, an die der Beschreibung nach (Mitt. Zool. Mus. Berlin 2, S. 21) Größe, Färbung des Körpers und der Fühler sowie der hinten kaum verengte Kopf und dessen breitere Aus- | randung erinnern. unterscheidet sich diese Form durch den etwas längeren Kopf und den starken Glanz (bei oceanicus geringer als bei der Stammform). Von der eine Mittelstellung einnehmenden var. queenslandensis For. unterscheidet sie die viel dunklere Farbe sowie die ziemlich geraden Seitenränder des Kopfes hinter den Augen (bei queens- landensis vor den Occipitalecken gebogen). Australische Ameisen. 369 Die zu der beschriebenen var. victorianus gehörigen © © und SC sind dagegen in der Gestalt des Kopfes und des übrigen Körpers sowie in der Färbung von denjenigen von queenslandensis nicht, von oceanicus aber zu unterscheiden. 459,200,2 JG. — Emerald (Victoria). 48. Iridomyrmex chasei For. 1 ©. — Australien (Port Jackson). 49. Iridomyrmex angustus n. sp. (Fig. 15). OÖ. — Kopf von vorn gesehen bis zum Vorderrand des Epinotums ‚so lang wie sein größter Breitendurchmesser, mit stark gekrümmten Seiten; Hinterkopf flach ausgebuchtet; Oceipitalecken mäßig ge- rundet. Augen vor der Mitte der Kopfseiten gelegen. — In — Gestalt des Thorax der von EMmERY für Iridomyrmez serutator Sm. gegebenen Zeich- So RS nung (Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova, (0 ) SAID 4, 1887, S. 42) sehr ähnlich. Doch sind \/ N Prothorax und Mesothorax, von der Seite gesehen, gestreckter. An der Pro-Mesonotal- grenze sowie an der Meso-Epinotalnaht findet sich unterhalb des dort gelegenen Buckels jederseits ein schwacher Eindruck, der besonders an der ersteren deutlich, fast nahtähnlich, hervortritt. Die seitlichen Meso-Epinotalnähte verlaufen gerade. Das Epinotum ist, von der Seite gesehen, gleichmäßig gerundet. — Färbung kaffeebraun; Mandibeln rotbraun. Schwach glänzend, mit nicht sehr dichter, lichtbrauner, ziemlich langer Pubescenz. Einige 95. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) [LAUTERBACH]. 50. Iridomyrmesx sellatus n. sp. (Fig. 16). Ö. — Kopf länger als breit, mit schwach gebogenen Seiten, ausgerundetem Hinterkopf und stark abgerundeten Oceipitalecken. Augen etwas vor der Mitte der Kopfseiten gelegen. — Zwischen Pronotum und Epinotum ist das Mesonotum sattelartig einge- Ron buchtet. Epinotum, von der Seite (gesehen, mit rechtwinklig zur Basalfläche gerichtetem Abfall, ie > dessen Winkel mäßig abgerundet ist. — Körper, der Kopf eingeschlossen, matt, äußerst fein längs- gestreift, mit ziemlich dichter, anliegender, eraubr auner Pubescenz. Färbung graubraun, die Mandibeln rotbraun, die Tarsen blaßgelb. Eine Anzahl 85. — Deutsch Neu-Guinea |ScHuLtze|. Fig. 15. 370 H. Srızz. 5l. Technomyrmex albıpes Sm. Zahlreiche 55. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) [LAurEr- Bach], 4 89, 1 9. — Deutsch Neu-Guinea (Sepik) |ScHuutze|], 2 99. — Bismarckarchipel |DEMPwoLrFF|. 52. Dolichoderus scabridus Roc. 4 59. — Kap York [Darmer], 1 9. — N. S. Wales [Surer|. Camponotinae. 53. Plagiolepis longipes JERD. 1 9. — Salomons-Inseln (Bougainville) |ScHorpe|. 54. Acropyga moluccana Mayr v. opaca n. V. OÖ. — Stimmt in Gestalt und Größe mit der Stammform über- ein, ist aber nicht blaßgelb, sondern bräunlich-gelb; ebenso sind Fühler und Beine. Der Kopf, besonders dessen Vorderfläche, und noch mehr das Abdomen sind matter und wenig glänzend. In ent- sprechendem Grade wie die Färbung ist die Pubescenz etwas stärker ausgebildet als bei der Stammform. Die abstehenden Borsten sind braungelb wie der Körper. Mandibeln mit fünf Zähnen, von denen die beiden vordersten | lang, die drei folgenden klein und kurz sind. Von ihnen ist der mittlere (die vierte) am größten und trägt hinten an seiner Basis einen mikroskopisch kleinen Zahn. — Fühlerglieder zwei bis acht gleich lang, wenig länger als breit, nach dem Ende der Geißel hin breiter werdend und im Verhältnis zu ihrer Länge daher kürzer erscheinend. _ 5 58. — Neu-Guinea (Germaniahuk) [Schuntze]. 55. Oecophylla smaragdına F. Zählreiche 55. — Holländ. Neu-Guinea (Teba) [Moszkowsk1], einige 99. — Deutsch Neu-Guinea (Simpsonhafen), zahlreiche 9% und mehrere © 90. — Deutsch Neu-Guinea [Schutze], 4 SG, 2 0 ©. — Bismarckarchipel [Dempworrr|, zahlreiche 99. — Matupi [Heıneore], 2 99, 1 90. — Neu-Mecklenburg [Sırrer|. 56. Pseudolasius signatus n. sp. (Fig. 17). O9. — Länge mit ausgestrecktem Kopf 9 mm. — Kopf nur wenig breiter als lang, der Hinterrand ein wenig konkav; Occipital- ecken stark abgerundet. Die Seiten des Kopfes Kkonvergieren etwas nach vorn und sind nicht sehr stark nach außen gewölbt. Augen groß, das mittelste Drittel der Kopfseiten einnelmend. Aubenrand der Mandibeln etwas konkav, vor der Spitze konvex. - 4 x. Australische Ameisen. 321 Die Mandibeln haben fünf Zähne von gleicher Größe, der erste gestreckter, der letzte innerste doppelt. Mandibeln äußerst fein längs gestreift, mit zerstreuten, feinen Punkten, Innenrand und konvexes Ende des Außenrandes dunkelbraun; letztere Färbung erstreckt sich bei manchen Exemplaren auf die ganze Mandibel- spitze. Epistom konvex, mit abgerundetem Mittelkiel, seitlich jederseits über den Mandibeln eingedrückt. Hinterrand desselben halbkreisförmig. Ränder der Stirnleisten parallel. Ocellen groß. Der Fühlerschaft überragt, dem Kopf angelegt, dessen Hinterrand um etwas weniger als die Hälfte seiner Länge. Die Geißelglieder sind länger als breit, doch so, daß, das Endglied ausgenommen, die letzten Glieder etwas kürzer sind als die ersten. Den Kopf bedeckt eine feine, anliegende, bräunlich-gelbe Pubescenz, zwischen welcher zerstreut abstehende, rotbraune Haare stehen. Bräunlich-gelb ist auch der Thorax, dessen Pubescenz ebenso wie die des Abdomens spärlicher ist; die abstehenden Borsten sind so beschaffen wie auf dem Kopf. Auf dem Mesonotum befindet sich ein dunklerer Fleck von quadratischer Form (Fig. 17), der an dessen Hinterrand grenzt und hier das mittlere Drittel | des Mesonotums einnimmt. Seine Seiten verlängern sich | nach dem Vorderrand hin gabelartig als schmale, parallele \/ \\/ Bänder, zwischen deren Ursprung die Vorderseite des Fig. 17. quadratischen Flecks ausgerundet ist. Von derselben Farbe wie dieser Fleck ist das Proscutellum. Die Schuppe ist unten breit, oben scharfrandig und kaum merklich eingekerbt. Noch dunkler als die Thoraxflecke sind die Abdominalsegmente, deren Ränder aber in gelb übergehen. Beine hellgelb, mit schräg abstehenden Borsten von derselben Farbe wie auf dem Körper. Nach der neuerdings von Emery (Ann. Soc. Ent. Belg. 55, 1911, S. 214/15) gegebenen Bestimmungstabelle der Gattung Prolasius gehört die vorliegende Art zur ersten Gruppe, bei der der dritte Mandibularzahn ebenso groß ist also der zweite. Von der bisher gehörigen Form Ps. isabellae For. unterscheidet sie sich u. a. durch die Mandibeln mit konkavem Außenrand und die Fühlerglieder, die sämtlich länger als dick sind. Von Ps. breviceps Em. unterscheidet sie sich durch die fünfzähnigen Mandibeln. Charakteristisch ist ferner die Zeichnung auf dem Mesonotum. Eine Anzahl © 9 und zahlreiche d C. — Neu-Guinea (Germania- huk) [Scaurtze]. 372 H. Stızz. 57. Prolasius advena SM. Zahlreiche 99 und 2 9 9. — Neu-Seeland (Auckland) [Frrev- LÄNDER]. 58. Camponotus maculatus F. r. chloroticus Em. Eine Anzahl 9 9 maj. und min. — Bismarckarchipel |Dempworrr|. 59. Camponotus dorycus SM. 3 55 maj, 1 9 min. — Kap York [Darm]. 60. Camponotus nıgriceps SM. 1 © med. — N. Australien [Hasen]. 61. Camponotus nigriceps Sm. v. dimidiatus Roc. 2 95. — Australien (ohne weitere Angabe) |Schuzz]. 62. Camponotus aeneophilosus MAYR. 3 55 maj. — Kap York [Darmer)]. 63. Camponotus inflatus Lupe. 3 98. — Adelaide |Zıerz]. 64. Camponotus vitreus Sm. Zahlreiche 99. — Neu-Guinea [|Wrrner|, 1 9. — Holländ. Neu-Guinea |Moszkowsk1|. 65. Camponotus quadriceps Sm. 1 9,1 09. — Deutsch Neu-Guinea (Sepik) [Scauvrtze], zahl- reiche 55 von 6 bis 7,5 mm Länge. — Kaiser-Wilhelmsland [LAUTERBACH]. 66. Camponotus quadriceps Sm. v. curvatus n. V. (Fig. 18). 9. — Länge (bis zur Krümmung der rn Stirnleisten) 6 bis 4,5 mm. — Unterscheidet sich vom Typus dadurch, daß Kopf, Fühler, u Thorax, Beine und Schuppe heller braun sind als bei dieser; noch lichter, fast gelbbraun, ist das Abdomen. Der von Basalfläche und Abfall des Epinotums gebildete Winkel ist in Seitenansicht bei der Stammform mehr abgerundet, bei der var. fast eckig. Eine Anzahl 99. — Ralum [Dart]. Fig. 18. 67. Polyrhachis antoniae n. sp. (Fig. 19 und 20). . — Länge bis zur Krümmung der Stirnleisten 6,5 bis 5 mm. — Steht P. charazus Sm. nahe, ist aber größer. Umriß des Hinter- Australische Ameisen. 373 kopfes, von vorn gesehen, von den Augen an sehr stark, fast halb- kreisförmig gerundet, Seitenränder schwächer gebogen, der ganze Umriß des Kopfes also kurz eiförmig. (Bei charazus sind die Seiten des Kopfes unterhalb der Augen gerade; der Kopf erscheint daher nach den Mandibeln zu stark verschmälert, und die Augen treten stärker hervor.) Mandibeln mit vier Zähnen. Epistom mit breitem, geradem Hinterrand und undeutlichem Mittelkiel, der aber nicht bis zu dem in der Mitte eingedrückten Vorderrand reicht. Zu beiden Seiten dieses Eindrucks bildet letzterer zwei Zähne, die größer und deutlicher entwickelt sind als bei charaxzus. Die Stirn- leisten sind zwischen den Fühlereinlenkungen stark eingeschnürt, so daß ihre Ränder nach diesen Stellen hin konvergieren, weichen aber dahinter stark auseinander, um dann, dabei jederseits einen Lappen bildend, abermals zu konvergieren. (Bei charazus ist diese Einschnürung so schwach ausgebildet, daß die Ränder der Stirn- leisten fast dieselbe Richtung haben und keinen Lappen bilden.) Von der Seite her gesehen, sind die Stirnleisten in einem nahezu rechten Winkel zueinander geknickt. Der hintere Augenrand ist wenig, der vordere sehr stark gebogen. Die Teile des Rückens sind an den Seiten scharfkantig ab- "© A IR DS gegrenzt, ausgenommen am Abfall R: Br \ des Epinotums, das seitlich ge- Kr rundet ist. Rücken und Seiten- 2 flächen sind ziemlich eben, letztere nur unterhalb der scharfkantigen Fig. 19. Ränder ein wenig ausgeholt. Die Pro-Mesonotalnaht ist scharf aus- ee geprägt; eine Mesoepinotalnaht ee ae I und deren Fortsetzung auf die Fig. 20. Thoraxseiten fehlt; doch ist ihre Spur auf dem Rücken bei geeigneter Beleuchtung als flacher, querer Eindruck wahrzunehmen. Von oben gesehen verschmälert sich der Rücken nach hinten zu. Das Pronotum ist breiter als lang, hat gebogene Seitenränder, die von den Seitenflächen darunter überragt werden, und läuft an den Schulterecken in zwei kurze spitzige, stark divergierende Dornen aus. Sein Vorderrand ist in der Mitte aus- gerundet, etwas eingedrückt und nicht kantig. (Bei charaxus fehlen die Dornen und der Vorderrand ist kantig.) Die Hinterecken des Pronotums sind niedergedrückt, die angrenzenden Vorderecken des Mesonotums weniger, und an dieser Stelle wird eine Einkerbung gebildet. Die Pro-Mesonotalnaht ist schwach nach vorn gebogen. 374 H. Srırz. Das Mesonotum ist ungefähr so lang, wie es vorn in seiner größten Ausdehnung breit ist, hat abgerundete Ecken und, von oben gesehen, nach hinten konvergierende Seiten. Die vordere Fläche ist eben, die hintere etwas eingedrückt. Letzteres gilt auch für die aus- schließende, ungefähr quadratische Basalfläche des Epinotums, wo- durch die seitlichen Ränder dieser Teile etwas nach oben gebogen erscheinen. (Bei charaxus ist der Eindruck auf dem Meso-Epinotum tiefer.) Basalfläche und Abfall des Epinotums gehen unter einem sehr flachen, stumpfen Winkel ineinander über; doch bildet der Seitenrand an dieser Stelle jederseits einen stumpfen Höcker. Der Abfall ist nahezu eben (bei charaxzus am Grunde etwas ausgehöhlt). Der Höcker an seinem Grund auf jeder Seite, auf dem das Stigma liegt, tritt kaum hervor. (Bei charazus ist er abgestumpft dornartig.) Die Schuppe erscheint, von vorn gesehen, fast quadratisch, nach dem Rand hin kaum breiter werdend (bei charawus kürzer als breit). In Seitenansicht ist sie vorn am Grunde wenig gewölbt, zwischen und vor den Dornen abgeflacht, hinten und hier besonders nach der Basis hin stark gewölbt. Ein Schuppenrand ist nicht vor- handen; beide Flächen gehen gewölbt ineinander über. (Bei charaxus sind beide Flächen unterhalb der Dornen stärker gewölbt.) Die Schuppe trägt in der Verlängerung ihrer flachen Seiten und in der Verlängerung der Ebene der Vorderfläche zwei divergierende Dornen, die schlank, spitzig und am Ende leicht nach innen gebogen sind. Ihre Länge beträgt das 11/, fache ihrer Entfernung an der Basis. (Bei charaxzus sind sie plump, kürzer als diese Entfernung.) Kopf, Thorax und Schuppe sind schwarz (bei charaxus braun- schwarz). Das Abdomen hat ein gelbes erstes Segment; die anderen sind braun (bei charaxus sämtlich gelb). Die Mandibeln sind bräun- lich-gelb, am Grund dunkler, ebenso die Zähne. Beine von der Farbe der Mandibeln. Fühlerschaft schwarz, der Teil an der Ein- lenkungsstelle gelb, ebenso das äußerste Ende (bei charaxus gelb). Die Geibelglieder sind gelblich-weiß, nur die vier ersten auf ihrer proximalen Hälfte braun (bei charaxus gelb wie der Schaft). Kopf kräftig netzförmig lederartig gerunzelt, am stärksten auf dem Vorderkopf, wo eine Längsrichtung zu erkennen ist, auf den Kopfseiten mehr genetzt, ebenso auf den Thoraxseiten. Auf dem Pronotum, weniger auf dem Mesonotum, tritt die Längsanordnung der Runzeln noch deutlicher hervor, um auf dem Epinotum wieder netzartig zu werden. Schuppe feiner und dicht punktiert. (Bei charazus auf Rücken, Seiten und Kopf dicht punktiert.) Mandibeln mit mikroskopisch feinen Streifen am Grund, sonst glatt, mit einigen Punkten. Australische Ameisen. 375 Pubescenz auf Kopf und Thorax fehlend, auf dem Abdomen nur spärlich. Zahlreiche 99. — Neu-Guinea. 68. Polyrhachis sericata Late. v. nitidiventris n. v. ©. — Verglichen mit Mayr’s Beschreibung der Stammform (Tijdschr. v. Entom., 10, 1867, S. 56) finden sich folgende Unter- schiede: Kopf und Thorax sind dicht von einer goldgelben Pubescenz bedeckt. Das Abdomen trägt dagegen nur spärliche, kurze, ab- stehende Borsten von bräunlicher Farbe, ist schwarz, stark glänzend und zeigt eine äußerst feine, dichte, oberflächliche Netzskulptur. (Stammform: thorax coprose, caput et abdomen parcius pilosa.) Schuppe, Beine und Fühler sind schwarz, mit sehr feiner, reif- artiger, goldgrauer Pubescenz. Fühlerschäfte und alle Teile der Beine mit kurzen, sparsamen, schräg abstehenden, bräunlichen Borsten. (Stammform: tibiae pulis abstantibus brevioribus.) Die ausgeschnittenen Ränder der basalen Fläche des Epinotums treten scharf heraus und sind stark nach oben umgebogen. (Stamm- form: thorax marginibus lateralibus vix elevatis.| Zahlreiche 99. — Kaiser-Wilhelmsland [LAvtergaca|, Holländ. Neu-Guinea |Moszkowsk1|. 69. Polyrhachıs relucens Lam. r. lıtıgıosa Em. 1 ©. — Neu-Mecklenburg |KrAEMER|. 70. Polyrhachis relucens Later. r. litigiosa Em. v. fıusca n. V. ©. — Stimmt in der Körperform mit htigrosa vollständig über- ein; doch ist die Grundfärbung nicht schwarz, sondern rötlich braun, überall durch die Pubescenz hindurch schimmernd. Die Beine sind braun, die Fühler dunkelbraun. 1 ©. — Neu-Hannover [GAzeune|. 71. Polyrhachis relucens Larr. r. ithonus Sm. 1 ©. — Holländ. Neu-Guinea [Moszkowskıl, 1 ©. — Neu- Guinea [Schütz]. 72. Polyrhachis labella Sm. v. obliqua n. v. (Fig. 21). OÖ. — Entspricht der von Emery gegebenen Beschreibung der Stammform (Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova, 4, 1887, S. 229—230) bis auf folgende Unter- schiede: Der Abfall des Epinotums setzt sich an den Basalteil unter einem stumpferen Winkel als es die Abbildung (Emery Taf. IV Fig. 17) zeigt. Infolgedessen tritt der auf- 376 H. Srırz. gebogene Rand des basalen Epinotums in Seitenansicht schärfer hervor und erscheint schmaler. Die Tibien sind nicht gelb, sondern schwarz wie das ganze Bein, das mit einer kurzen goldig grauen Pubescenz bekleidet ist. Unter den drei Exemplaren, von demselben Fundort und sonst in jeder Beziehung übereinstimmend, unterscheidet sich das eine in der Form des Epinotums, dessen Abfall sich unter einem größeren stumpfen Winkel an den Basalteil setzt. Ferner zeigt bei dem einen Exemplar mit mäßigem Epinotalwinkel der obere Schuppen- rand ein deutliches Zähnchen; bei dem Stück mit dem größten Epinotalwinkel ist ein solches eben angedeutet; an dem dritten fehlt es gänzlich. 3 55. — Salomons-Inseln (Bougainville) [|ScHoEDE|. 73. Polyrhachis conops For. v. spinifera n. v. (Fig. 22b). O. — Diese sowie die folgende Varietät stimmen mit der Stammform (Fig. 22a) überein bis auf die Dornen der Schuppe. Während bei der Stammform die oberen we; SR \ 4 Schuppendornen, wenn auch länger als die { seitlichen, kurz und gedrungen sind, sind Se \ sie bei den beiden var. stark verlängert Fig. 22. und schwach nach hinten gebogen. Die seitlichen Dornen sind verkürzt und stellen nur Höcker dar, während sie bei der Stammform kräftiger hervor- treten. Bei v. spinifera sind die oberen Dornen am längsten und divergieren so gering, dab sie fast parallel sind. Der Abstand ihrer Spitzen ist ebenso groß als derjenige der Spitzen der kleinen Seitendornen. Alle vier stellen ungefähr die Ecken eines Quadrates dar. Der obere Schuppenrand ist halbkreisförmig ausgerundet. Der Thorax ist, von oben gesehen, etwas breiter als bei der Stammform und der folgenden Varietät, in Seitenansicht mehr gekrümmt. — Mehrere 99. — Holländ. Neu-Guinea (Tana) [Moszkowski]. Bei der v. cuspidata n. v. (Fig. 22c) sind die oberen Schuppen- dornen kürzer und divergieren etwas. Die Verbindung aller vier Dornspitzen ergibt ein Trapez. Die Ausrandung des oberen Schuppen- randes ist etwas winklig halbkreisförmig. — Eine Anzahl 99. — Neu-Guinea |ScHULTzE]. Bei zwei anderen Exemplaren aus Neu-Guinea, die zur Vv. cuspidata zu rechnen sind, sind die seitlichen Dornen fast ebenso kräftig wie bei der Stammform entwickelt, zu der sie also einen Übergang bilden würden. Australische Ameisen. 311 74. Polyrhachis biroi For. 10, 1 9. — Kaiser-Wilhelmsland [LavreErgach |, 1 ©. — Eben- daher [NevHauss]. 75. Polyrhachis cataulacoidea n. sp. (Fig. 23). OÖ. — Länge bis zum vorderen Thoraxrand 5 mm, Kopf 1,8 mm. — Kopf von vorn gesehen mit stark gerundetem Hinterrand und schwach gebogenen, nach den Mandibeln zu konvergierenden Seiten. Augen vor den Oceipitalecken gelegen und halbkugelig heraus- tretend. Epistom mit fast geradem, in der Mitte schwach ein- gekerbtem Hinterrand und scharfem Mittelkiel. Vorderrand in der Mitte ausgeschnitten, die Ränder dieses Ausschnittes etwas nach außen gebogen und jederseits ein kurzes Zähnchen bildend. Stirn- leisten breit, breiter als die Entfernung ihres jederseitigen Randes von der Kopfseite, von vorn gesehen. Die Ränder der Stirnleisten sind aufgebogen, divergieren bis zur Fühlereinlenkung stark und bilden darüber einen abgestumpften Lappen, indem sie weiterhin konvergieren. Die Mittellinie zwischen den Stirnleisten ist gewölbt erhaben, ohne indessen eine Naht oder einen Kiel zu bilden. Über dem Hinterrand des Epistoms liegen die Stirnleisten kurz und scharf nach unten um, so daß hier eine scharf eingeschnittene Naht zu sehen ist. Die Seitenränder des Rückens sowie der Vorderrand des Pronotums sind blatt- artig zusammengedrückt und etwas nach oben gebogen. Die Gesamtfläche des Rückens ist von einer Seite zur anderen gewölbt, schwach auf dem Mesonotum und Epinotum, ziemlich stark auf dem Pronotum. In Seitenansicht sind Epinotal- und Mesonotalfläche kaum gebogen, fast gerade, die Pronotal- fläche ebenfalls mehr gewölbt. Das Pronotum ist doppelt so breit als lang, mit fast geradem, in der Mitte etwas eingedrücktem Vorder- rand und schwach nach außen gebogenen Seitenrändern, die nach hinten ein wenig konvergieren. Die fast rechtwinkligen Vorder- ecken sind in einen kurzen, platten Dorn verlängert, die Hinter- ecken stumpf abgerundet. Die Promesonotalnaht ist scharf aus- geprägt. Das Mesonotum ist ungefähr doppelt so breit als lang. Seine Seitenränder verlaufen in der Richtung derjenigen des Pro- notums, und es bildet vorn jederseits eine stumpfe Ecke, so dab hier eine Art Einkerbung entsteht. Eine Mesoepinotalnaht fehlt; ihre Spur ist aber bei geeigneter Beleuchtung als querer Eindruck zu erkennen, der nach den Seiten hin deutlicher ist und außen an >’ = ae 378 H. Srırz. einer flachen Einkerbung endet. Die Basalfläche des Epinotums ist doppelt so breit als lang und hat parallele, ein wenig nach außen gebogene Seitenränder, die sich in zwei kantige, gedrungene Dornen verlängern, welche, von der Seite gesehen, mit der Basal- fläche des Epinotums einen ganz flachen, stumpfen Winkel bilden. Die Dornen sind gerade, kaum etwas nach innen gebogen und stark divergierend. Basalfläche und Abfall geben ohne Grenze, unter einer Biegung von einem stumpfen, nahezu rechten Winkel in- einander über. Der Abfall hat stark gerundete, seitliche Kanten. Die Schuppe ist, von der Seite gesehen, beiderseits gleich- mäßig gerundet und trägt zwei lange, stark divergierende, in ihrem Anfangsteil nach innen gekrümmte und das vordere Abdomen um- fassende Dornen. Zwischen ihrem Grund ist die Schuppe etwas kantig und trägt in der Mitte einen kleinen Höcker, der sich auf die Hinterfläche etwas leistenartig verlängert. Kopf und Thorax sind kräftig, kurz wurmförmig und sehr dicht gerunzelt, wie grob chagriniert. Auf dem Abfall des Epinotums und der Schuppe ist diese Skulptur der Quere nach entwickelt und regelmäßiger, auf dem Kopf gröber und, besonders auf den Stirnleisten und unter den Augen, der Länge nach ausgebildet, auf den Thoraxseiten mehr wellenförmig und oberflächlich. Abdomen dicht, fein und oberflächlich punktiert. Mandibeln sehr fein längs- gerieft mit einzelnen Punkten. Kopf und Thorax schwarz, mit besonders kräftig auf dem Thorax vorhandenem grün- und violett-metallischem Schimmer." Abdomen braun, mit schmalen, etwas helleren Segmenträndern. Mandibeln, Fühler und Beine braunrot. Eine Pubescenz fehlt auf Kopf und Thorax, die zerstreut stehende, hellbraune Borsten tragen. Abdomen mit seidenartiger, bräunlicher, etwas goldig schimmender Pubescenz. 1 ©. — Sidney |Darmer]. 76. Polyrhachis hostilis Sm. v. arcuata n. \. 9. — Stimmt mit der Beschreibung der Stammform von Mayr (Verh. zool. bot. Ges. Wien, 1878, S. 654) überein; nur betreffend die Skulptur ist hervorzuheben, daß das Pronotum nicht einfach längsgestreift ist, sondern dab die Riefen halbkreisförmig gebogen sind, mit nach vorn gerichteter Konvexität. Um die Augen herum liegen die Riefen konzentrisch. Auf dem Abdomen verlaufen sie der Länge nach und vereinigen sich auf dessen vorderen Teil bogenförmig. 4 h 2 4 . f 4 u ed) Australische Ameisen. 379 Durch die goldige Pubescenz stimmt die Form mit der var. villosa Em. überein, von der aber die beschriebene Skulptur des Pronotums nicht angegeben ist. 1 9. — Neu-Guinea (Oertzengebirge) [LAUTERBACH]. 77. Polyrhachıs guerınii Roc. v. aurea Mayr. 1 ©. — Neu-Guinea [NeuHauss);, 1 ©. — Salomons-Inseln (Bougainville) [ScHoepe. 78. Polyrhachis semiaurata Mayr. 1 ©. — Australien (ohne nähere Angabe) [Schurtz]. 79. Polyrhachis variolosa En. v. curvispina n. \. ©. — Kopf schmal, lang eiförmig. (Stammform [Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova, 4 (24) 1886]: caput ovatum.) Die Entfernung der Kopfränder von den Stirnleistenrändern ist kaum größer als der größte Abstand der letzteren voneinander oberhalb der Fühlereinlenkung. Thorax von oben gesehen sich nach hinten stark verschmälernd. Pronotum stark buckelartig gewölbt, vom Mesonotum durch eine tiefe Naht getrennt und sich dadurch stark gegen die übrigen Teile des Rückens abhebend, die, seitlich gesehen, oben gerade sind, nach beiden Seiten gleichmäßig gerundet abfallen und nicht durch Nähte getrennt sind. Von oben gesehen, ist das Pronotum trapezförmig, an den Vorderecken mit zwei nach den Seiten ge- richteten und nach innen gekrümmten Dornen. (Stammform: pro- noto utrinque spina subrecta, extrorsum et leviter antrorsum versa ... riwvolte quası direttamente in fwori.) Mesonotum unten und vorn mit zwei "kurzen, blattartig zusammengedrückten Dornen. (Stammform: metathoracis lobulo infero vix distincto.) Basalfläche und Abfall des Epinotums stehen zueinander in einem nicht sehr stumpfen Winkel. Die Epinotaldornen sind an ihrer Basis, wo sie ziemlich nahe beisammen stehen, kräftig; nach ihrer Spitze hin werden sie schnell schlanker und biegen sich leicht nach hinten und unten. Von der Seite gesehen, bilden sie mit dem Abfall des Epinotums einen stark aus- gerundeten rechten Winkel, mit dem Basalteil einen stumpfen. Von vorn betrachtet, laufen die Epinotaldornen bei zwei Exemplaren parallel, nach der Spitze hin leicht nach innen gebogen. Bei dem dritten Stück divergieren sie ein wenig, und die sich schnell ver- jüngenden Spitzen sind schwach nach außen gebogen. (Stammform: metanoti spinis gracilibus obligwis, diwergentibus.) Die Vorderfläche der Schuppe ist vor und zwischen den Dornen stark konvex, so 380 H. Srırz. daß ihre Krümmung von der Seite her gesehen, stärker ist als bei P. sexspinosa, bei der diese Fläche eben ist. Skulptur auf Thorax und Schuppe, am stärksten auf dem Kopf (wie auf einem Pfirsichkern) grob und netzförmig tief gerunzelt, unterhalb der Augen zu beiden Seiten der Stirnleisten der Länge nach und feiner, feiner netzartig auch an den Kopfseiten unterhalb der Augen. Oberhalb der Mandibeln ist die Oberfläche glatt und glänzend. Mandibeln nur mit einigen schwachen Längsriefen und zerstreuten Punkten. Kopf, Thorax und Schuppe mit sehr sparsamer, goldiger Pubescenz, die nirgends die Skulptur verdeckt. Abdomen ebenso mit bräunlich schimmernder Pubescenz. (Stammform: abdomen pube cimerea.) Beine mit feiner, grauer Pubescenz, die auf den Tarsalgliedern sehr dicht und pelzartig ist, und schräg abstehenden, braunen Borsten. Auf allen Teilen des Körpers ziemlich reichlich derartige Borsten. Körper schwarz, Fühlerschäfte und -geißeln braunschwarz, mit braunem Ende an Scapus und letztem Geißelglied. Beine hellbraun. 3 99. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) |LAuTErBAcH]. 80. Polyrhachıs sexspinosa LATR. Die von Emeryr (Ann. Mus. Civ. Stor. Nat. Genova 18 (38), 1897, S. 45) angegebene Beobachtung über die starke Variabilität dieser Art trifft auch auf die vorstehend untersuchten Exemplare zu. So zeigen zwei Exemplare von demselben Fundort (Neu-Guinea [pr Haan]|), also vermutlich auch zusammengehörig, gewisse Unter- schiede. Bei dem einen sind die Epinotaldornen gedrungen, kräftig, mit abgestumpfter Spitze und schwach nach hinten gebogen. Von der Seite gesehen, sind die beiden vom Dorn mit dem Basalteil und dem Abfall des Epinotums gebildeten Winkel stumpfe; ferner ist ein jederseitiger mesonotaler Dorn vorhanden. Bei dem anderen Exemplar sind die Epinotaldornen schlank, spitzig und nach innen gebogen. Der von dem Dorn mit dem Basalteil des Epinotums gebildete Winkel ist genau ein rechter, der andere ein stumpfer. Ein submesonotaler Dorn fehlt. Bei zwei anderen Stücken aus Neu-Guinea (Friedrich-Wilhelms- hafen [ScHorpe|) sind die Epinotaldornen in Seitenansicht mehr nach hinten geneigt, so daß der von ihnen und dem Abfall des Epinotums gebildete Winkel ein stark ausgerundeter, nahezu rechter Winkel ist, der andere ein stumpfer. Es hängt dies damit zu- sammen, daß Basalfläche und Abfall weniger stark zueinander geneigt sind als bei den beiden vorher erwähnten Exemplaren. Die Epinotaldornen sind ihrer ganzen Länge nach schwach nach hinten Australische Ameisen. 381 gebogen und divergieren, von vorn gesehen, etwas stärker als bei jenen Stücken. Submesonotale Dornen fehlen. An ihrer Stelle findet sich nur ein blattartiger, abgerundeter Vorsprung. Bei drei weiteren Exemplaren aus Neu-Guinea [LAUTERBACH] stehen die Basalfläche und Abfall des Epinotums so im Winkel, daß in Seitenansicht die Dornen jederseits gleiche, stumpfe Winkel bilden. Bei zwei von diesen Stücken divergieren die Epinotal- dornen stark nach außen und sind von der Spitze ganz wenig nach innen gekrümmt; bei dem dritten stehen sie an der Basis nahe beisammen und konvergieren nach dem Ende zu. Statt submesonotaler Dornen finden sich nur abgerundete, blattartige Vorsprünge. Im übrigen stimmen sämtliche Stücke in Größe, Form und Färbung überein. 81. Polyrhachıs bellicosa Sm. Zahlreiche 99. — Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelmsland) |LAurEr- zacH|, Herbertshöhe [Dempworrr|, 1 9. — Deutsch Neu-Guinea [Schutze]. 82. Polyrhachis leonıdas For. Zahlreiche 55 und eine Anzahl 0 ©. — Matupi |Hrmsrorn|. 83. Polyrhachis rastellata LATr. 1 ©. — Holländ. Neu-Guinea |Moszkowski|. 84. Polyrhachis rastellata Larr. v. major n. v. °. — Größer als die Stammform, von der sie sich außerdem unterscheidet durch die dunkelbraunen Extremitäten, die bei der Stammform schwarz sind, sowie dadurch, daß die vorderen, bei letzterer abgerundeten Pronotalecken hier mehr dornartig abgesetzt sind und stärker hervortreten. 2 89. — Herbertshöhe [Dempworrr|. 85. Echinopla australis For. v. octodentata n. V. © — Form, Skulptur und Farbe mit der Stammform (Mitt. Naturbist. Mus. Hamburg, 18, 1901, S. 75) übereinstimmend, in der Gestalt der Schuppe abweichend. Der Oberrand der letzteren ist nicht deutlich ausgebildet, sondern in der Richtung von vorn nach hinten abgerundet. Er läuft nicht konkav, sondern gerade, eher eine Wenigkeit konvex, und geht seitlich in gerader Richtung in jeden der beiden oberen Dornen über. Der Oberrand der Schuppe ist ferner nicht sehr fein gezähnelt, sondern nur von der über ihn hinweg gehenden Skulptur bedeckt. Die Zahl der kräftigen Schuppenzähne beträgt jederseits nicht fünf, sondern nur vier, 1 8. — Neu-Guinea [LAUTERBACH]. hr 95 382 P. PAPPpENHEIM. Neue antarktische Fische. Nach dem Material der Deutschen Südpolarexpedition 1901—1903. Von P. PArpEnHEIM. Notothenia lepidorhinus sp. n. ii D VI-VII 32—33'). A 34-36; Sq. 72-82 Sn TH 45—56 32 — 38 Körperhöhe 4—4"/, mal, Kopflänge 3'/, bis 3®/, mal in der Körper- länge, Augendurchmesser 3—3°?/, mal in Kopflänge, Interorbital- breite 6—6'/, mal. Maxillare reicht bis unter den vorderen Linsen- rand des Auges (etwa °/, des Augendurchmessers). Unterkiefer ragt deutlich über die Oberlippe.. Kopfoberseite vollständig und dicht beschuppt?), ebenso Wangen, operculum, suboperculum, prae- operculum, Kinngegend und sogar sämtliche radii branchiostegi. Kiemendornen: 16 am unteren Teil des ersten Kiemenbogens (dazu noch 8 am oberen Teil). Farbe: im Leben blaugrau mit netzförmig verästelten dunkleren Querbinden, Kiemendeckel und Schultergegend gelblich. Iris chrom- gelb; in Alkohol konserviert von hellrehbrauner Grundfarbe, die Querbinden dunkler. 5 Exemplare von 16,1—24,0 cm Länge (einschließlich Schwanz- flosse) in einer Reuse aus einer Eisspalte bei der Winterstation der „Gauss“ (Kaiser-Wilhelm-II-Land) 1902—1903 in 385 m Tiefe ü gefangen. | Die neue Art steht der N. tessellata Rıcn. und N. bernacchii (Brer.) (fälschlich als „Zrematomus“ b. beschrieben) am nächsten. Et N _ nt re Sl ee u. Lycodichthys g. n. Körperform wie bei Lycodes?) (zoarciform®). Zwischen- und Unterkiefer nur mit je einer Reihe Zähne von Fangzahntypus. Keine Zähne am Vomer und den Palatina. Vertikale Flossen wie bei Zycodes. Ventralen einander genähert, stark reduziert, wie bei der Untergattung Ilwocoetes. Oberlippe überragt die Unterlippe. Keine Barteln. Kiemenspalte ziemlich breit, die Membranen am Isthmus breit verwachsen. ı) Das Exemplar von 16,1 cm Länge hat merkwürdigerweise D VII 38. ?) Einschließlich der Nasengegend, daher die Artbezeichnung; Aenis Schuppe, ‘pt; Nase. 3) GÜNTHER, Catalogue of the Fishes Brit. Mus. IV, p. 319. London 1862. *) Vgl. A. S. Jensen, The North-European and Greenland Lycodinae, in: The Danish Ingolf Expedition. Vol. II, Part 4, p. 10. Neue antarktische Fische. 383 Die systematische Stellung der neuen Gattung innerhalb der Unterfamilie Zycodinae ist aus der folgenden Tabelle ersichtlich: Subfam. Lycodinae. A. Keine Bauchflossen. Vomer und Palatina bezabnt. 1. Unterkiefer überragt den oberen. . . . . . Uronectes 2. Unterkiefer überragt den oberen nicht. a) Vomer und Palatina mit spärlichen und schwachen Zähnen; Haut mit kleinen Schuppen . . . . Maynea b) Vomer und Palatina mit gut entwickelten Zähnen; Haut schuppenlos. a) 2 Pylorusanhänge . . ....... Gymnelis By 3 Pylorusanhänge . ... . _Gymnelichthys B. Bauchflossen vorhanden. 1. Vomer und Palatina bezahnt (Unterkieferzähne mehr- Bee. ia: .. .. Lycodes s. latiss. (auch inkl, Iiuocoetes und Phycocoetes). 2. Vomer und Palatina zahnlos. a) Zähne sind „Schneidezähne“; oben und unten nur in einer Reihe En ae EEK RR 2773727 9 b) Zähne nicht schuendezahntärnir. a) Unterkieferzähne mehrreihig, bürstenartig; Oberkiefer- zähne unregelmäßig zweireihig; der einzelne Zahn mit abgestutzter Spitze und cylindrischem Quer- schnitt: ;. -:... ; . . . Lycodopsis. B) Unterkieferzähne einreihig, ebenso im Oberkiefer; Zähne ähnlich denen von ZLycodes „Fangzahntyp“ Lycodichthys g.n. L. antarcticus Sp. n. D. cca. 85—86; A. cca. 69—70; C. cca. 15. Körperhöhe über dem After 11—13 % der Körperlänge, Kopf- länge 18—21 %. Schwanz länger als Kopf und Rumpf zusammen- genommen, der Abstand der Schnauzenspitze vom Anfang des Alters beträgt 39 — 44%, der Körperlänge. Farbe: die frischen Exemplare hellbraun mit schokolade- braunen dunkleren Flecken etwa von Augengröße, auch auf den Brustflossen. Auf Kopfoberseite und Rücken treten diese Flecken so dicht zusammen, daß ein einheitlicher dunkler Ton entsteht. Eingeweide durchschimmernd, daher die Bauchgegend dunkel. In Alkohol alle Farben stark verblaßt. Fundort: wie oben angegeben. Es liegen zahlreiche Exemplare vor, die größten von etwa 20 cm Länge. 25* 384 Konran Korur: Die Verschiebung des Sternums von Casuarius bennetti. Die Verschiebung des Sternums von Casuarius bennetti. Von Konkap KorHeE. | Das Sternum der Vögel zeigt bei einigen Gruppen die Neigung, sich nach vorn hin zu verschieben, bei den meisten aber findet eine Verschiebung nach hinten statt. Solche Vorgänge sind schon von Fürpgrınger bearbeitet worden. In seinem Werke über Vögel I p. 110 gibt FÜürBrıngeR eine Tabelle der Variierungen der im ster- nalen Bereich gelegenen Rippen und Wirbel von Casuarius galeatus. Unserer Erkenntnis über diese Vorgänge möchte ich einige weitere Bausteine hinzufügen. Absichtlich wähle ich eine der Fürgrınger’schen Tabelle gleiche Einteilung, um einen Vergleich zu erleichtern. Die drei untersuchten Exemplare sind im Besitz des Berliner Zoologischen Museums. Variierungen der im sternalen Bereiche gelegenen Rippen und Wirbel von Casuarius bennetti. Wirbel 1-13. 14. (15.116.117. 18.|19.120. | Ausgewachsenes Exem- | plar, 3, Zoolog. Garten. | .| BAB9E . >... Sue ce \e |eJed\ed'cd dia a.|d.|d.[dl.!di A| 1 Junges Exemplar ohne | Helm, &, Zoolog. Garten | T 18. V. 206 Se YRR cc |e|c [ed ed’ edl d |d. d./d.la..a/ A| Ausgewachsenes Exem- | | plar, Zoolog. Garten 24. Y IX, 10900 .. \: 22 Ze care ca! ca cd ed ca d a.|a. dl. ala l Zur Erläuterung der Tabelle bemerke ich, daß mit c Wirbel ohne bewegliche Rippe bezeichnet sind; cd bedeutet Wirbel mit beweglicher, vorderer falscher Rippe; d gibt die Wirbel mit wahrer Rippe an, also die Wirbel, deren Rippen das Brustbein erreichen; dl bezeichnet Wirbel mit hinterer falscher Rippe und mit 1 endlich benenne ich die Wirbel ohne deutliche Rippe. Die Punkte (d.) oder (dl.) geben an, daß diese Rippe einen Processus uneinatus besitzt. Ein Kreuz (dl.7) soll erkennen lassen, daß die betreffende Rippe einen wohl ausgebildeten sternalen Teil hat. Fürsrınger’s Tabelle über Casuarıus galeatus läßt erkennen, daß es sich hier nicht um eine Rückverschiebung des Sternums handelt, es liegt sogar mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Tendenz zu einer Verschiebung nach vorn vor. Aus der von mir angegebenen Tabelle von Casuarius bennetti kann ich keine Wahrscheinlichkeitsschlüsse ziehen, dazu reichen die angeführten drei Exemplare nicht aus; immerhin aber mag sie als ein Baustein dem Ganzen nützlich werden. 7 Hans Reck: #£. Bericht über die Ausgrabungen und Ergebnisse usw. 385 — 4. Bericht über die Ausgrabungen und Ergebnisse der Tendaguru-Expedition. (Grabungsperiode 1911.) Nachdem in der Hauptversammlung des Komitees der Teudaguru- Expedition, welche am 14. Februar 1911 unter dem persönlichen Vorsitz des Ehrenpräsidenten Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regenten von Braunschweig, stattgefunden hatte, beschlossen worden war, die Grabungen am Tendaguru noch ein drittes Jahr fortzusetzen, wurden sofort die nötigen Schritte unter- nommen, um die hierfür noch nötigen Mittel aufzutreiben, welche auch dank großer und zahlreicher privater Stiftungen in Höhe von zirka 40000 M. einliefen, so daß die Beamten am Tendaguru noch im März angewiesen werden konnten, ihre Grabungen nach dem Ende der Regenzeit in gewohnter Weise und in dem üblichen Umfange wieder aufzunehmen. Nunmehr geht auch diese dritte Grabungsperiode der Tendaguru- Expedition ihrem Ende entgegen. Ehe ich jedoch über die speziellen Erfolge der Grabungen von 1911 berichte, stelle ich kurz zusammen- fassend noch einmal die Endresultate der verschiedenen Grabungs- perioden nebeneinander. Das erste Jahr hatte an fossilem Material eine Ausbeute von zirka 500 Lasten ergeben, welche in 108 Kisten von Lindi zur Versendung verpackt rund 22000 kg wogen. Im zweiten Jahre dagegen wurden zirka 1500 Lasten Knochen gewonnen, so daß die fortlaufenden Nummern der Kisten bis auf 418 stiegen und ein Gewicht von reichlich 70000 kg repräsentierten. Das herannahende Ende der Grabungen des dritten Jahres, deren letzte Transporte wohl noch bis gegen Mitte des nächsten Jahres fortsetzen werden, läßt bestimmt erhoffen, daß die in diesem Jahre gewonnenen Lasten die Zahl von 2000—2500 erreichen werden, so daß der Gesamtgewinn fossilen Materials durch die Expedition nach dreijähriger Tätigkeit wohl aus zirka 4000—5000 Lasten bestehen wird, zu deren Verpackung etwa 850 große Kisten, mit einem Ge- samtgewicht von rund 150000 kg, nötig sind. Diese Zahlen mögen genügen, zu zeigen, daß die Gründe und Erwägungen, welche Herrn Geh.-Rat Professor BrancA, als Ober- leiter der Expedition, veranlaßt hatten, die Grabungen erst noch ein zweites, dann auch noch ein drittes Jahr fortzusetzen, durch die rasch steigende Tendenz der Resultate vollauf gerechtfertigt wurden. — Diese steigende Tendenz auch des dritten Jahres tritt um so deutlicher bei der Erwägung hervor, daß es im Gegensatz zu den Eu «Ey 386 Hans Reck. vorhergehenden Jahren diesmal nicht möglich war, die guten Wetter- monate voll und ganz auszunützen, da der Mangel weiterer Geld- mittel leider die vorzeitige Einschränkung und schließliche Ein- stellung der Grabungen mit dem Monat Oktober herbeigeführt hat. Noch vor der Hauptversammlung dieses Jahres waren von der Expeditionsleitung in Afrika Nachrichten eingegangen, daß einige Fig. 1. Ein Schürfgraben am Tendaguruberge in Bearbeitung. Der Fundplatz des größten und vollständigsten Dinosaurierskelettes „S“. — (Aufnahme mit Voigtländer Kamera).) Tagemärsche nördlich vom Tendaguru in etwa 90—100 km Ent- fernung von demselben, im Kilwa-Bezirk, neue, ergiebige Fundplätze von Eingeborenen gemeldet worden seien. Eine Untersuchungsreise in das Gebiet schien diese Meldungen vollauf zu bestätigen. Daher wurde beschlossen, die Grabungen auch auf jenes Gebiet auszudehnen. Da sich so nunmehr die 1) Diese, wie die folgenden Aufnahmen, wurden mit den vorzüglichen, der Expedition von der Firma Voigtländer & Sohn, Braunschweig, zur Ver- fügung gestellten Kameras und Objektiven hergestellt. 4. Bericht über die Ausgrabungen u. Ergebnisse der Tendaguru-Expedition. 387 Grabungen auf immer größeren Raum verteilten, und die drei Hauptbezirke tageweit voneinander entfernt lagen, so mußte, um die Uberwachung der Ausgrabungsarbeiten durch die Schwarzen durchführen zu können, die Entsendung eines weiteren Beamten des hiesigen geologisch-paläontologischen Instituts, sowie auch die Einstellung eines in Ostafrika weilenden Europäers in den Expeditions- Fig. 2. Die in Fig. 1 im Vordergrunde sichtbare Rippe des Skelettes „S“ aus größerer Nähe. dienst erfolgen. Von Berlin wurde der Privatdozent und Assistent Herr Dr. H. vox Starr nach Afrika entsandt, in Lindi wurde Herr FURTwÄnGLER für die Expedition engagiert. Der Beginn der diesjährigen Grabungen wurde in ungewöhn- licher Weise durch die lange anhaltende Regenzeit hinausgeschoben, und fällt in den Anfang des Monats Mai. — Der volle Betrieb aber konnte erst im Juni aufgenommen werden, da vorher die Feuchtig- keit der Vegetation ein Abbrennen des Grases unmöglich machte, ohnedem aber die neuen Fundstellen größtenteils nicht auffindbar, die alten dagegen sehr schwer zu bearbeiten waren. 388 Hans Reck. Das Grabungsfeld am Tendaguru, welches nun eine Fläche von 2 bis 3 km Breite und 15 km Länge bedeckt, hat an über 100 Stellen reichliche Knochenfunde geliefert. Die ergiebigsten Gräben sind schon sehr weit in den Berghang hineingetrieben, so daß jeder weitere Meter Vorwärtskommen die Bewegung ganz gewaltiger Erdmassen bedeutet. Dies möge die Fig. 1 veranschaulichen, welche den Graben darstellt, in dem eines der größten und vollständigsten gefundenen Dinosaurierskelette verfolgt wurde. Es ist das Skelett „S“, das sogleich noch erwähnt werden wird. In diesem Graben kam auch einer der beiden ganzen bisher gefundenen Dinosaurierschädel zum Vorschein. Das Bild zeigt im Vordergrund eine der Riesenrippen des Skelettes, welche Fig. 2 vergrößert und deutlicher vor Augen führt. Der Erhaltungszustand der tief im anstehenden Gestein ge- fundenen Knochen ist naturgemäß gewöhnlich ein unverhältnismäßig viel besserer als derjenige der an der Oberfläche liegenden Reste, wie Fig. 3 zum Vergleich zeigen möge. Ich möchte diesen Figuren noch zwei weitere hinzufügen, welche zeigen sollen, wie nicht nur Einzelknochen, sondern auch weitgehend zusammenhängende Skelettkomplexe am Tendaguru in großer Zahl gefunden wurden. Fig. 4 zeigt das aus der Verschmelzung von Wirbeln entstandene Sacrum, Fig.5 den Fuß und Teile des Unter- schenkels einer Dinosaurierform. Fig. 6 und 7 stellen mit die größten in natürlichem Zusammen- hang gebliebenen Knochenkomplexe dar. Die auf Fig. 7 zur Ab- bildung gekommene Wirbelsäule ist zirka 8 m lang. Die Grabungen am Tendaguru hatten gleich zu Beginn dieser Saison den schönen Erfolg, ein kleines, bezahntes Schädelfragment aufzudecken. Der Schwerpunkt der Grabungen wurde auch in den ersten Monaten dieses Grabungsjahres noch am Tendaguru belassen, um. zu einer vollständigen Ausnützung und endgültigen Ausbeutung der hier angelegten zahlreichen Gräben zu kommen. So wurde hier allein mit zirka 250 Mann gearbeitet, bis die zunehmende Wichtig- keit der noch zu nennenden Gräben von Kindope die Verschiebung der größten Arbeiterzahl dorthin erforderte. Im ganzen waren in diesem Jahre bis zu 480 Schwarze beschäftigt. Der auf der Photographie dargestellte Graben, welcher schon im ersten Jahre angelegt und stets weiterverfolgt, Reste des großen schon erwähnten Skeletts „S“ geliefert hatte, wurde auch dieses Jahr noch vertieft, und lieferte im Verfolg einer 12 m langen Hals- wirbelsäule, welche in das anstehende Gestein hinein verlief, aber- ie Et 4. Bericht über die Ausgrabungen u. Ergebnisse der Tendaguru-Expedition. 389 mals ein großes Fragment — den ganzen vorderen Teil — eines Schädels. Der ursprünglich leichte und vergängliche Bau dieser so seltenen Funde zeigt sich schon daraus, daß die einzelnen Knochen völlig aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöst, lose im Gestein beieinander lagen, aber natürlich sich nach der Präparation wieder werden zusammenfügen lassen. Zur Ergänzung der Photographien, welche den Fund großer zusammenhängender Skelettpartien demonstrieren, sei hier auch namentlich ein Beispiel angeführt. Von dem schon genannten großen Skelett S sind bisher gefunden: 1 Femur, 1 Tibia, Kopf der zweiten Tibia, Fibulae, Humeri, Ulnae, Radius, Mittelfußknochen, Phalangen, Scapula, Coracoide, Ischia (?), ‚ Pubis, 5—6 Rumpfwirbel, 9 Halswirbel, Zahlreiche Wirbelfragmente, 20 ganze Rippen, Zahlreiche Fragmente von solchen, 1 Schädel. Das lebhafteste Interesse rief aber ein Graben im Tendagurubezirk hervor, der erst in letzter Zeit angelegt, und daher bei dem rasch herannahenden Ende der Ausgrabungen in keiner Weise seiner Be- deutung entsprechend mehr ausgebeutet werden Konnte. Hier kamen kürzlich noch Relikte einer am Tendaguru bisher nur sehr spärlich gefundenen Tiergruppe zum Vorschein: unzweifel- hafte Reste von Flugsauriern, über die jedoch detaillierte Berichte bis heute noch nicht vorliegen. Als besonders reichhaltig erwiesen sich in diesem Jahr die be- reits in der letzten Saison angelegten Gräben von Kindope, unfern DDyvDyH-ütVüHmHDyDD 390 Hans Reck. des Tendaguru. Auch der Erhaltungszustand der Knochen ist ein eanz vorzüglicher. Dauernd kommen neue Stegosauridenreste und kleine Iguanodontiden dort in reichlicher Menge zum Vorschein. So wurde erst kürzlich eine besonders schöne Schwanzwirbelsäule nebst zugehörigem Becken, Beinknochen und zahlreichen Rippen des Rumpfes gefunden. Unter diesen Umständen wurde mit dem Fortschreiten der Grabungen deren Schwerpunkt immer mehr hierher verlegt. Zum Fig. 3. Großer an der Oberfläche liegender Oberarmknochen. Fortschaffen der Erdmassen wurde hier mit gutem Erfolge ein Versuch mit herbeigeschafften Handkarren gemacht. Die letzten Berichte melden neuerdings die Bergung dreier sehr gut erhaltener Sacra nebst Ilia, sowie abermals einer vollständigen Schwanz- wirbelsäule, zahlreicher Extremitätenknochen, sowie vieler Wirbel, lles in vorzüglicher Qualität und großenteils in zusammenhängenden Komplexen in natürlicher Lage. 4. Bericht über die Ausgrabungen u. Ergebnisse der Tendaguru- Expedition. 39] In den Iguanodontidengräben fanden sich ebenfalls neuerdings noch zahlreiche, meist kleinere Knochen dieser Arten neben Wirbeln und Extremitätenknochen von Sauropoden. Den Reichtum dieser Gräben bei Kindope an fossilem Material veranschaulicht wohl am besten der Hinweis, daß aus ihnen allein bis jetzt reichlich 1000 Knochen gewonnen werden konnten. Von Zeit zu Zeit traten mehrfach auch einzelne dinosaurier- ähnliche Reste in denselben auf, die man in größerem Reichtum sonst nur vom Tendaguru selbst kannte: so besonders eine Reihe Fig. 4. Ein aus der Verschmelzung von Wirbeln hervorgegangenes Sacrum. von Schwanzwirbeln, von denen zwei die unteren Bögen genau in der Art wie bei Diplodocus aufweisen. Die Leitung der Grabungen auf den neu entdeckten und erst zuletzt in Angriff genommenen Fundstätten des Kilwabezirkes hatte Herr Dr. HennıG übernommen. Nach seinen Berichten war dort allerdings der Knochenreich- tum groß, der Erhaltungszustand aber nicht so gut wie ursprünglich erhofft worden war. 392 Hans REcK. Von den dortigen Funden sei aber besonders einer erwähnt, welcher erhöhtes Interesse zu haben scheint. Es wurde ein — bis auf den fehlenden Schädel — großenteils erhaltenes Skelett ab- gedeckt, welches wohl einst in vollem Zusammenhang in situ ein- gebettet worden war. HxenxnxıG berichtet das Vorhandensein einer völlig intakten Halswirbelsäule, aus 12 Wirbeln und Halsrippen nebst erhaltenen verknöcherten Sehnen bestehend, an die sich, in rechtem Winkel abgebogen, der Rumpf anschließt. Von diesem sind die Wirbel fast sämtlich schlecht konserviert, ebenso konnten die Rippen der linken, obereu Seite nur bruchstückweise ge- borgen werden, während die Rippen der Unterseite völlig ungestört in guter Erhaltung vorlagen. Auch ein Teil der Extremitäten- knochen und einige Schwanzwirbel des Skelettes konnten gerettet werden. Mit der Bergung dieses Skelettes erreichten die Grabungen im Kilwabezirk leider ihren Abschluß, da die erschöpften Mittel Herrn Dr. Hensıe zwangen, mit dem gewonnenen Material zur Küste zurückzukehren, um sich nach dessen Verpackung nach Europa einzuschiffen. Die letzten Grabungsberichte vom Tendaguru und von Kindope stehen noch aus. Die zwischen den Grabungsperioden am Tendaguru gelegenen Wintermonate haben Dr. Jawnensch und Dr. HrxnnıG benützt, um u. a. eingehende Studien im Juragebiet des Küstengürtels und in der Karooformation vorzunehmen, und die noch mangelhafte Kenntnis derselben zu ergänzen. Dadurch wurde auch eine reiche Sammlung von Fossilien gewonnen, deren Bearbeitung mancherlei Neues bringen wird. Es handelt sich bei dieser Sammlung fast ausschließlich um wirbellose Organismen, vornehmlich Zweischaler. Außer den paläontologischen Sammlungen der Expedition wurde von den Teilnehmern derselben auch eine umfangreiche stratigraphische Sammlung des ganzen während dreier Jahre be- arbeiteten Gebietes zusammengetragen, welche Gesteinstypen aller wichtigen dort beobachteten Formationsglieder enthält. Auch der geologische Aufbau des Geländes konnte dank der durch die Feldarbeit zahlreich geschaffenen künstlichen Aufschlüsse weitgehend geklärt werden. — Die Kartierung tropischer Gegenden litt und leidet stets unter dem Mangel zugänglicher Aufschlüsse, sei es infolge der Tiefe der Verwitterungskrume oder infolge der Uppigkeit der Vegetation. Gerade hier aber wurde diesem Haupt- hindernis aller Kartierungsarbeit in Afrika durch die zahlreichen Schürfgräben viel von seiner Schärfe genommen. 4. Bericht über die Ausgrabungen u. Ergebnisse der Tendaguru-Expedition. 393 Dr. v. STAFF hatte sich vor allem das Studium der Morphologie der Gegend zur Aufgabe gesetzt, und ist diesbezüglich ebenfalls zu befriedigenden Resultaten gekommen. Fig. 5. Fuß und Teile des Unterschenkels einer Dinosaurierform in natür- licher Lage im Gestein. Hohes Interesse bietet auch eine Mitteilung des Herrn Dr. JAnEnscH über das aus dem tropischen Afrika wohl bisher un- bekannte Vorkommen von rezenten Torfmoorbildungen. Ich lasse seine kurze Notiz hier folgen: 394 Hans Reck. Im Unterlaufe des Lukuledi-Flusses tritt am nördlichen Tal- gehänge über einer Tonschicht reichlich Grundwasser aus. Auf jener Tonschicht hat sich an mehreren Stellen Torf gebildet, der auch jetzt noch von einer üppigen Vegetation bedeckt ist. Bei Narunyo und zwischen Narunyo und Mroweka habe ich vier Vorkommen von Torf feststellen können. An einer Stelle war das Liegende des Torfes bei 11/; m noch nicht erreicht, an einer zweiten beträgt die Mächtigkeit über 1?/ m, an einer dritten über 21/, m. Die Fig. 6. Extremitätenreste und Teil einer im Zusammenhang eingebetteten und nunmehr freigelegten Wirbelsäule einer Dinosaurierform. Ausdehnung des größten Torfmoores bei Narunyo dürfte auf mindestens 20 Hektar zu schätzen sein. Auch Herr Dr. von Starr fand ein Torfvorkommnis, über das er schreibt: | Am Mto Nyangi, einem nördlichen Zufluß des Mbemkuru, hat sich durch Aufstauung austretenden Grundwassers an der Quelle in zirka 50 m Meereshöhe ein See gebildet, dessen Inseln und Ufer von üppiger Urwaldvegetation bedeckt sind, die den Sonnenstrahlen 4. Bericht über die Ausgrabungen u. Ergebnisse der Tendaguru- Expedition. 395 nur sehr wenig Durchlaß gewährt. In stillen, kleinen Buchten übersteigt die Zufuhr abgestorbener Pflanzenreste so sehr die Ver- wesungsvorgänge, daß sich typische Torfansammlungen bilden konnten, die auch am Ufer, mit Sand gemischt, stellenweise auftreten. Mit seinen offenen, sandreichen und kleinen vertorften Buchten erinnert der See lebhaft an die Verhältnisse der Grunewaldseen. So weit die Berichte der Expedition und ihrer Arbeiten. Es erübrigt „aber nun, auch noch einen orientierenden Blick auf die Fig. 7. Ein 8 m langes Stück einer in natürlicher Lage eingebetteten Wirbel- säule und die hinteren Extremitäten einer Dinosaurierform. Tätigkeit am geologisch-paläontologischen Institut und Museum der Universität zu werfen, dem das in Afrika gewonnene Material zugeht. Während die infolge der reichen Ergebnisse häufig eintreffenden großen Kistentransporte aus Afrika fast ununterbrochen einige Mann mit dem Auspacken, Verwahren und ordnungsgemäßen Auf- speichern der Funde beschäftigen, wird von seiten der Prä- 396 Hans Reck. paratoren lebhaft an der Präparation, Zusammensetzung und Ein- ordnung der Sendungen — einstweilen noch des ersten Jahres — gearbeitet. Zu der eingangs erwähnten Hauptversammlung vom 14. Fe- bruar 1911 wurden unter großen Schwierigkeiten hauptsächlich die größten und imposantesten der eingetroffenen Stücke als Schau- stücke präpariert, zusammengesetzt und montiert. Doch wurde es keineswegs versäumt, der Versammlung auch eine Reihe aus- sewählter Fundstücke kleinerer Tierformen, welche besonderes Interesse erwarten durften, vorzulegen. Sämtliche Stücke sind nunmehr im Museum für Naturkunde Öffentlich aufgestellt, und der Besichtigung durch das Publikum zugänglich gemacht. Zur Veranschaulichung der Schwierigkeiten, welche die Prä- paration der ausgestellten Riesenknochen verursacht, sei nur bei- spielsweise erwähnt, daß die Fertigstellung eines einzigen der auch innerlich durch eingebohrte Eisenstützen haltbar gemachten riesigen Oberarmknochen, die etwa 2,15 m Länge erreichen, die volle Arbeits- zeit und Arbeitskraft eines Präparators während fast sechs Wochen in Anspruch nahm. Nach Fertigstellung dieser ersten Ausstellungsobjekte wurde die Präparation der eingegangenen Funde systematisch in Angriff genommen, und ist jetzt die erstjährige Ausbeute eines einzigen Stegosauriergrabens vom Tendaguru fast vollendet. Derselbe hatte bis dahin zirka 300 Knochen von Formen mittlerer Größe ergeben. Das Material ist ausgezeichnet erhalten. So besonders die meisten (selenkflächen der Arm- und Beinknochen, die zahlreichen Rippen und z. T. auch die zerbrechlichen eigentümlich geformten Wirbel mit den hohen Dornfortsätzen. Da die Formen vielfach gleich groß sind, und wohl, so weit sich einstweilen überblicken läßt, nur wenig verschiedenen Formengruppen angehören, so werden sich manche Skelettkomplexe zusammenfügen lassen, obwohl gerade die Stücke dieses Grabens nicht in ihrem natürlichen Zusammenhang auf- gedeckt wurden, sondern zumeist regellos zerstreut auf dem Grunde lagen. Besondere Erwähnung unter den präparierten Stücken ver- dienen wohl einstweilen die zwei völlig verschiedenen Arten der gefundenen Stacheln, welche nicht nur in ihrer äußeren Form, sondern auch in den Anwachsflächen, also in der Art ihrer Be- festigung am Körper völlig voneinander abweichen. Außer der Fertigstellung dieser Stegosaurierreste schreitet die seit einiger Zeit begonnene Präparation der schon aufgezählten gefundenen Reste des mehrfach erwähnten Dinosaurierskelettes „S“ \ i 2 ’ ss 4. Bericht über die Ausgrabungen u. Ergebnisse der Tendaguru-Esxpedition. 397 Yangsam vorwärts. Die Arbeiten werden an raschem Vorwärts- kommen leider einerseits durch die Brüchigkeit der Knochen, andererseits durch ihre Unhandlichkeit infolge ihrer Größe stark behindert. Die Präparation ist dadurch mit wesentlichen Kom- plikationen verknüpft, einmal insofern, als oft mehrere Mann nötig sind, die einzelnen, sich langsam aus ihren Teilen aufbauenden Knochen zu bewegen, andererseits, weil den einzelnen Stücken nur durch mehrmaliges Tränken mit Gummi und innere eiserne Stütz- stäbe der nötige Zusammenhalt gegeben werden kann. Zusammenfassend darf aber wohl gesagt werden, daß trotz aller Schwierigkeiten die Präparation des eingelaufenen Materials bis jetzt in sehr erfreulicher Weise fortgeschritten ist. Mit ihrem Fortschreiten aber treten wiederum auch diehervorragenden Resultate der Ausgrabungen selbst um so klarer vor Augen. Nach den neuesten soeben eingegangenen Informationen darf aber bestimmt vorausgesetzt werden, daß der infolge Mangels weiterer Mittel eingetretene vorzeitige Abschluß dieser Grabungs- periode keineswegs das Ende der Ausgrabungen selbst bedeutet. Vielmehr wird auch das vierte der in der Sitzung vom 14. Februar 1911 beschlossenen Grabungsjahre noch durchgeführt werden, da bis zum Frühjahr die nötigen neuen Mittel dank der Einstellung von 50000 M. in den Etat des Landtages, deren Be- willigung in Anbetracht der gleich großen wissenschaftlichen wie nationalen Bedeutung dieser Expedition voraussichtlich keine Sehwierigkeiten machen wird, vorhanden sein werden. Zu obiger Summe darf auch der Zugang weiterer bereits in Aussicht stehender privater Zuwendungen sicher erwartet werden, so dab die Grabungen, wenn auch unter anderer Leitung, da die bisher die Expedition führenden Europäer bereits auf der Rückreise begriffen sind, auch im nächsten und letzten Jahre in vollem Umfange wieder auf- genommen werden und dann zu einem endgültig abschliebenden und befriedigenden Resultat führen dürften. Berlin, Geologisch-paläontologisches Institut der Universität, im Oktober 1911. I. A.: Hans Reck. 398 Rıcnarp StersreLp!: Zur Nomenklatur der Gattung Gigantosaurus, Zur Nomenklatur der Gattung Gigantosaurus FRAAs. Von RICHARD STERNFELD. Der Name Gigantosaurus, den E. Fraas für die ostafrikanischen Riesensaurier gewählt hat (Ostafrik. Dinos. in Palaeontographica 1908), ist praeoccupiert, da H. G. SerLey die gleiche Bezeichnung schon 1869 für die Hufphalange eines Dinosauriers von Cambridge- shire verwandte. Die alte Gattung ist nun zwar später von Lypperker zu Orthopsis gestellt worden, aber die Ansicht, dab damit der Name als eliminiert anzusehen sei, widerspricht zweiiel- los den geltenden Nomenklaturregeln, und außerdem ist der Name Gigantosaurus auch nach der Einziehung durch LyppeEkkkr, Z. B. in Zırren’s Lehrbuch der Palaeontologie, wiederholt angewandt worden. An die Stelle von Grgantosaurus Fraas muß daher ein neuer Name treten. Ich wähle zu Ehren G. Torxıers die Be- zeichnung Tornieria. Zweite wissenschaftliche Sitzung am 17. Oktober 1911. 0. HEINROTH: Über die Knochentrommeln der Anatiden. P; MATSCHIE: 1. Uber den norwegischen Kdelhirsch. 2. Eine merkwürdige Ratte aus Berlin. H. RECK: Bericht über die Ergebnisse der Tendaguru-Expedition. H. VIRCHOW: Besprechung einiger neuer Arbeiten über Augen- Anatomie. L. WITTMACK: Über altägyptische Holzarten. Druck von A. Hopfer in Burg b. M. Fi ra POT RL 1.28 mer BT rindı Auszug aus den Gesetzen der Gesellschaft Naturforschender Freunde. a zu Berlin. ET Die im Jahre 1773 gestiftete (sesellschaft Natirfarschender > Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung . zur Beförderung der Naturwissenschaft, ‘insbesondere en = Biontologie. Sc Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, außerordent- | ei lichen und Ehrenmitgliedern. 3 Die ordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens 20 betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789. und 7.. Februar 1907 festgestellten Gesetzen. Sie verwalten das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. A; Die außerordentlichen Mitglieder, deren Zahl unbesehrigke = ist, werden von den ordentlichen Mitgliedern, auf Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes unter eingehender gewählt. Für freie Zustellung der Sitzungsberichte und Finladungen zu den Sitzungen zahlen die außerordentlichen Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark. Sie können das „Archiv für Biontologie“ und alle von der Gesellschaft unter- stützten Veröffentlichungen zum ermäßigten Preise beziehen. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme 3 der Monate August und September am 2. und 3, Dienstage = jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale VI, bzw, im Konferenzzimmer der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42, abends 7 Uhr statt, ; 5 3 PARISE wit - Alle für die Gesellschaft bestimmten TER ae an den Sekretär, Herrn Dr. K. IR ‚Berlin. N Invalidenstr. 43, zu richten. Rs gr Er ie . Be > RE x; 2 ! > a kg x Be BApS 27. -% f E Sitzungsberichte der Gesellschaft Haturtorschender Freunde zu Berlin. No. 9. November 191. INHALT: Seite - Beiträge zur Kenntnis der Brackwasserfauna im Frischen Haff. Von E. Vanhnörrzn 399 Über einen abnormen Lophiodon-Zahn. Von D. v. Hassemann . ...... 406 - Reptilien und Amphibien aus Neu-Guinea. Von Ta. Voor ......... 410 Reptilien und Amphibien aus Kaiser-Wilhelmsland. Von Te. Voer ..... 420 Zweite wissenschaftliche Sitzung am 21. November 1911 : ........ 432 BERLIN. Is Kommission BEI R. FRIEDLÄNDER & Sonn, NW Carıstrasse 11, 1911. er Nr. 9. 1911 Sitzungsbericht der (Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 14. November 1911. Vorsitzender: Herr H. VırcHow. Herr F. v. Lucanus sprach über die Höhe des Vogelzuges auf Grund aeronautischer Experimente. Beiträge zur Kenntnis der Brackwasserfauna im Frischen Haff. Von E. VANHÖFFEn, Berlin. Die Brackwasserfauna wird im Haft angezeigt durch das Auftreten von Cordylophora lacustris Auım., die unter den Fischern als „Priekmoos“ bekannt ist. Dieser Polyp findet sich nach SELIGo!) nur im östlichen Teile des Hafis, östlich von Braunsberg, wo das Wasser noch 0,1% Salzgehalt hat. Er soll dort in so großen Mengen auftreten, daß der Fang in den Netzen der Fischer oft bis zu 80% aus diesem „Prickmoos“ besteht. Um gute Exemplare von Cordylophora für das hiesige zoologische Museum zu sammeln, machte ich im September d. J. einen Ausflug nach Pillau, wo ich den Polypen im sogenannten Graben in großer Menge antraf. Der Graben geht zwischen Vorhafen und Hinter- hafen beginnend vom Haff aus, trennt die alte Stadt mit dem Leuchtturm vom neuen Stadtteil mit dem Bahnhof und erstreckt sich bis zu den Festungswerken, die er blind endigend umgibt. Außerhalb der Stadt wuchs an den Seiten des Grabens in dichten Beständen Phragmites communis und davor erreichten lange Stengel von Myriophyllum die Oberfläcke.e. An den noch wurzelnden Pflanzen war Cordylophora nur spärlich vorhanden, doch fand sich der Polyp reichlich als Besatz abgerissener, alter Stengel von Myriophyllum, Potamogeton pectinatus und verwelkten Blättern 1) Das Prickmoos des Frischen Haffs (Schriften der Physikalisch- ökonomischen Gesellschaft, Jahrg. 37. Königsberg 1896). 26 400 E. VANHÖFFEN. von Phragmites, die an der Oberfläche trieben und sich zwischen den festsitzenden Pflanzen gefangen hatten. Besonders dicht mit. Cordylophora bewachsene Stengel wurden in Flaschen gesteckt, mit. Formol konserviert und mitgenommen. Als ich diese nun untersuchte, fiel mir eine reiche Tierwelt. im Bodensatz auf, die abgesehen von einigen wenigen zufälligen Vertretern für solche dichte Bestände von Pflanzen mit Cordylophora,. Algen und Diatomeen im Brackwasser charakteristisch zu sein scheint. Es fanden sich darin nicht weniger als 40 Arten, die ein inter- essantes Gemisch von Meer-, Brack- und Süßwassertieren bilden, und wenn auch die meisten dort erwartet werden konnten, so sind sie doch zum großen Teil noch nicht nachgewiesen. Sie ergänzen aufs beste die früheren Listen und einige von ihnen verdienen auch als für die Provinz Ostpreußen neue Formen Erwähnung. Es wurden die folgenden Arten gefunden, von denen 30, die mit: * bezeichneten, für das Frische Haff neu sind. Darunter findet sich eine bisher übersehene Art der Gattung Corophrum, die hier als neu beschrieben werden muß. Corophium lacustre n. sp. (Abb. 1—4). Das Tier ist 3—4 mm lang, wozu noch etwa 1,5 mm lange obere und 2 mm lange untere Antennen kommen. Ein kleines dreieckiges Rostrum ist vorhanden (Abb. 2r). Der Rücken erscheint grau be- stäubt, besonders in der Mitte der Segmente, so daß Querbinden entstehen, in denen noch dunklere Pigmentflecke auftreten können. Am dunkelsten ist ein Strich zwischen den schwarzen Augen pigmentiert. Die 3 letzten Abdominalsegmente sind verschmolzen. Durch verschmolzene Abdominalsegmente sind 5 Arten von Corophium charakterisiert: ©. crassicorne Bruz., ©. bonelli M.-Epw., ©. acherusicum Costa, O. contractum Strs. und O©. acutum Chevreux?). Die 4 erstgenannten Arten lassen aber an der durch die Ver- schmelzung gebildeten Abdominalplatte noch für das erste Uropoden- paar einen Ausschnitt erkennen, so daß diese von vorn nach hinten stufenartig verschmälert erscheint, 3 dreieckige Vorsprünge und 2 dazwischenliegende Buchten an den Seiten besitzt. Bei CO. lacustre dagegen ist die Abdominalplatte in ganzer Länge ziemlich gleich breit, schwach gerundet an den Seiten und zeigt nur je 2 kurze lappenartige Vorsprünge am hinteren Ende, wo das zweite und dritte Uropodenpaar eingelenkt sind, während die Einlenkung des ?) „Sur trois nouveaux amphipodes mediterraneens appartenant au genre Corophium Latreille.“ Bull. de la societe zoologique de France vol. 33 S. 75, el Beiträge zur Kenntnis der Brackwasserfauna im Frischen Haff. 401 ersten Uropoden verdeckt ist (Abb. 1). Eine ähnliche Verbreiterung der Abdominalplatte findet sich nur noch bei Ü. acutum CHEVREUKX, das seinen Namen von dem zugespitzten Telson erhalten hat. Bei Corophium lacustre S- Abb. 1. Letzte Adominalsegmente und Telson. Abb. 2. Erste Antenne. Abb. 3. Zweite Antenne. Abb. 4. Endklaue des 2. Gnathopoden. C. lacustre aber hat das Telson (Abb. 1t) am Ende einen herz- förmigen Ausschnitt, der an den Seiten von Zähnchen tragenden Rändern begrenzt wird, so daß es an das von C. bonelli erinnert. 26* 402 E. VANHÖFFEN. Ferner ist bei unserer Art nur ein kleiner Dorn am Ende des Basalgliedes der I. Antenne und am Ende des vorletzten Gliedes des Antennenstiels der II. Antenne beim © vorhanden. Das Flagel- lum der I. Antenne des 9 (Abb. 2) ist 9gliederig, das des © 8 gliederig, während für das © von CO. acutum ein 6gliederiges Flagellum angegeben wird. Beim J sind beide Antennen länger und dichter behaart als beim O0. Die II. Antenne des J (Abb. 3) ist ähnlich wie bei C. crassicorne gebildet, weshalb ich zuerst auch diese Art gefunden zu haben glaubte, trägt einen doppelten großen Endzahn und einen kleinen Höcker am vorletzten Glied des An- tennenstiels, wo bei dem © nur ein kleiner Enndzahn existiert. Dornenbewaffnung fehlt bei dS und ©. Die Endklaue des II. Gnatho- poden ist dreispitzig, ähnlich wie bei ©. acherusicum. Die Tiere, d und 9, fanden sich reichlich an der Oberfläche an treibenden Sübwasserpflanzen, also jedenfalls in ganz schwach salzicem Wasser des Hafis, so daß sie den Namen C. lacustre verdienen. Verzeichnis der gefundenen Arten. Mollusken. * Embletonia pallida ALDER U. Hancock. * Hydrobia baltıca NILson. Lymnaea ovata DraP. Neritella fluviatilis L. Dreissena polymorpha PALLAS. Bryozoen. * Plumatella repens L. ?. Statoblasten mit Schwimmring. Würmer. Chaetogaster Iymmaei BAER. Stylaria lacustris L. * Dorylaımus filiformis BasTıan. Rotatorien. * Diglena Sp. keotifer sp. Insekten. Chironomidenlarven 2 sp. *Haliplidenlarve. *Ischnura elegans \VANDERL. *Anagrus subfuscus FORST. Beiträge zur Kenntnis der Brackwasserfauna im Frischen Haf. 403 Milben. * Notaspis lacustris MICHAEL. *Hermannia scabra L. Koch. *Oribatiden 2 sp. * Halacarus baltıcus LOHMANN. Grustaceen. *Corophium lacustre n. SP. *Gammarus locusta L. * Idotea pelagica LEAcH. * Jaera marına L. *Ohydorus sphaerieus OÖ. F. MÜLLER. Oyelops serrulatus FISCHER. *Oyelops prasınus FISCHER. *Nitocra hibernica BraDy. Eurytemora affınıs POPPE. *Candona neglecta SARS. *Oypridopsis vidua OÖ. F. MÜLLER. * Ilyocypris gibba RAMDOHR. *Oypria ophthalmica JUR. * Limnocythere ıncısa DAuHL. * Balanus improvisus Darwin. Coelenteraten. Cordylophora lacustris ALLMAN. * Hydra viridissima PALLAaS. Protozoen. * Öarchesium polypınum L. * Pyxicola socialis GRUBE. * Acıineta tuberosa EHRENBERG. Zu dieser Liste sind noch einige Bemerkungen zu machen. Unter den Mollusken des Haffs ist Eimbletonia pallida eine auf- fallende Erscheinung. Sie wurde im Jahre 1865 von HexscHe in der Ostsee an dem äußersten Seezeichen vor dem Pillauer Tief in wenigen Exemplaren auf Algen entdeckt?) und scheint seitdem dort nicht wiedergefunden zu sein. Im Pillauer Graben erschien sie In reichlicher Menge an den Süßwasserpflanzen, zusammen mit ihren Eihaufen in den charakteristischen gestielten Gallerthüllen, so dab 30 Exemplare gesammelt werden konnten. Die Bestimmung ist 3) Schriften der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, Jahrg. 1866. 404 E. VANHÖFFEN. sicher, da Professor TuıeLe so freundlich war, ein Radulapräparat herzustellen. Ebenso wie andere marine Nacktschnecken — sonst wurden dAeolis exigua ALDER u. Hancock und Limapontia nigra Jonnston von Lisostöm bei Wisby und Stockholm®), Aeolis exigua von F. E. Schunze bei Warnemünde) auf Cordylophora gefunden — scheint auch Eimbletonia pallıda die Polypenbüsche abzuweiden. Von Hydrobia baltica waren vorher nur leere Schalen durch MENDTHAL im Haff beobachtet®). Die Plumatella-Art konnte nach den allein vorhandenen Statoblasten nicht sicher festgestellt werden, doch handelt es sich jedenfalls um P. repens, weil der Schwimmring ringsum gleich- mäßig breit ist. Höchstens käme noch die seltene Plumatella punctata Hancock in Betracht. Von den Würmern war Stylarıa lacustris L. besonders reich vertreten, welche mit den Chironomuslarven die Pflanzenstengel dicht besiedelt haben muß. Nur in einem Exemplar wurde Anagrus subfuscus gefunden, während die Larven von /Ischnura elegans, in deren Eiern sich wahrscheinlich diese Schlupfwespe entwickelt, zahlreich auftraten. Von besonderem Interesse sind auch die Milben. Halacarus balticus war bisher an der deutschen Ostseeküste bei Kiel, Swine- münde, Greifswald und Memel gefunden, auch bereits aus fast süßem Wasser bekannt”). Von den Oribatiden sind die braunrote Notaspis lacustrıs, die in großer Menge gesammelt wurde, ebenso wie die schwarze Hermannia scabra sicher Bewohner des Brack- wassers, da auch ihre Larven und Nymphen vorhanden waren; nicht ganz sicher ist dieses von den beiden anderen Arten, die nur in einem bzw. in zwei Exemplaren gefunden wurden und daher nicht eingehend untersucht werden konnten. Die vorherrschende Form unter den Orustaceen war Corophrum lacustre und es ist anzunehmen, daß dieser Amphipode entweder mit den Pflanzen oder mit Oordylophora in engeren Beziehungen steht. Gammarus locusta lag nur in jugendlichen Exemplaren vor, *) Linpström, „Bidrag til Oestersjöns Invertebrat Fauna“. Öfversigt Kgl. Vetenskabs Akademiens Forhandlingar for 1855. Stockholm 1856. 5) F. E. Schuuze „Cordylophora lacustris Auuman“. Rostock 1871. 6) Untersuchungen über die Mollusken und Anneliden des frischen Haffts. Schriften der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg, Jahrg.1889. ”) H. Lommann, Bemerkungen zu den auf der Holsatia-Fahrt 1887 ge- sammelten Halacarinen. 6. Bericht der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der Deutschen Meere in Kiel für die Jahre 1887—1889. Jahr- gang XVII—XIX, Berlin 1890, S. 202, und H. Loumann, Die Halacarinen der Plankton-Expedition, S. 10. Beiträge zur Kenntnis der Brackwasserfauna im Frischen Haff. 405 da die Nebengeißel der Antenne nicht mehr als 4 Glieder hatte, doch ließen die großen nierenförmigen Augen sowie die roten Seitenflecke sie von dem in süßem Wasser lebenden Gammarus pulex sicher unterscheiden. Sehr reichlich war auch Chydorus sphaericus vorhanden, den ScHÖDLER unter den planktonischen Cladoceren nicht gefunden hat, während Serıco den leicht zu unterscheidenden Ch. globosus Baırp erwähnt®). Von Copepoden erschien allein Nitocra häufig, während die Öyclopiden und Hurytemora affinis wohl nur zufällig an den Pflanzen hängen blieben. Von Ostrakoden trat Oypridopsis vidua in großer Zahl auf; Candona und COypria waren spärlich, Limnocythere und Ilyocypris nur in je einem Exemplar vorhanden. Ich habe die Limnocythere mit der von Dat?) bei Neustadt (Holstein) in Brackwasser gefundenen Art identifiziert, weil die Schale keine deutliche Höcker trug. Hydra viridissima Pautvas, nach dem Konservieren noch an der grünen Farbe kenntlich, wurde nur in wenigen Exemplaren bemerkt und von den Protozoen war nur Acıneta tuberosa als dichter Besatz auf den Chitinröhren der Cordylophora reichlich vorhanden. Wegen der Häufigkeit in dem von den Pflanzen ab- gefallenen Bodensatz ist anzunehmen, daß die freilebenden Arten: Neritella flwviatilis, Stylarıa lacustris, Chrronomus-Larven, Notaspis Jacustris, Corophium lacustre, Chydorus sphaericus und Uypridopsis vidua Halt und Nahrung an den mit Cordylophora, Protozoen, Algen und Diatomeen dicht besetzten Pflanzenstengeln finden. Es wäre von Interesse, die Verhältnisse dieser Lebensgemeinschaft genauer zu verfolgen, aber auch rein faunistisch verspricht die Untersuchung des Brackwassergebiets in der Nähe von Pillau noch reiche Ausbeute, da das zufällige Herausgreifen einiger Pflanzen schon so lohnend war. 8) Vom Frischen Haff. Berichte des Fischereivereins für die Provinz Ostpreußen. Königsberg, Oktober 1895. %, Die Cytheriden der westlichen Ostsee. Zoolog. Jahrbücher Syst. III 1888 S. 616. 406 D. von HANsEMANnN. Über einen abnormen Lophiodon-Zahn. Nach einer Demonstration in der Gesellschaft naturforschender- Freunde zu Berlin, Dienstag, den 21. November 1911. Von D. von HAnsEMAnN. M. H.! Diesen Sommer auf. meiner Durchreise durch Genf habe ich in dem Comptoir mineralogique, an dessen Spitze Herr Bergingenieur GREBEL steht, einen sehr ungewöhnlichen Zahn ge- funden, den ich käuflich erworben habe und den ich Ihnen hier vorlegen möchte. Für die Beurteilung ist die Geschichte des Fundes von Be- deutung, und ich habe Herrn GREBEL gebeten, mir alles mitzuteilen, was er darüber weib. Das Wesentliche davon gebe ich hier wieder. Herr GREBEL schreibt: „Wir erwarben aus dem von Professor DEPERET, Lyon, be- schriebenen Vorkommen des Lophiodon rhinoceroides RüTım. USW. bei dem Hameau de Robiac, Gard, drei große Sendungen, welche einzelne Zähne, Knochen, Kiefer und Knochenbreccien enthielten. In der letzten Sendung, fast 50 kg, fand sich in einem Stück Knochenbreceie der anormale Zahn, welchen ich sofort für einem Lophiodon-Zahn ansprach, da er naclhı der Farbe, Glätte der Ober- fläche, Vorkommen mit anderen Lophiodon-Zähnen, mich auf einen anderen (redanken gar nicht kommen ließ. Von anderen Wirbel- tieren fand ich folgende: Palaeoth. castrense, Adapis sp., Reptil- wirbel als Seltenheiten, und zwar von Palaeoth. zwei Bruchstücke von Unterkiefern und einige lose Zähne, von Adapıs einen kleinen Unterkiefer, von Reptilwirbeln eine Serie von zehn Stück“. Herr GREBEL äußert im weiteren die Vermutung, daß es sich um den ersten oder zweiten oberen Prämolar handelt. Der Deutung des Herrn GREBEL, daß es sich um einen Lophiodon- Zahn handelt, möchte ich mich durchaus anschließen. Die Ähnlich- keit der Erhaltung, die Form der Wurzel und die Anwesenheit eines rings um den Zahn herumlaufenden Basalwulstes ist in der Tat durchaus charakteristisch für diese Tierart. Ebenso möchte ich mich Herrn GREBEL anschließen, daß es sich um einen Zahn des. Oberkiefers handelt, aus dem Grunde, weil der Basalwulst um die ganze Zahnkrone herumläuft, während bei den Unterkieferzähnen derselbe nur auf der einen Seite vorhanden ist. Im übrigen aber bin ich zu einem anderen Resultat gelangt, als Herr GREBEL. Der Zahn ist 6,5 cm lang, von der längsten Spitze der Krone bis zur Spitze der Wurzel gemessen, und 6,1 cm lang, von der Über einen abnormen Lophiodon- Zahn. 407 niedrigsten Spitze der Krone bis zur Spitze der Wurzel gemessen, Der Durchmesser an der Basis der Krone mißt nach der einen Richtung 3°/, em, nach der anderen 2,9 cm. Die Wurzel ist kegel- förmig, etwas seitlich komprimiert und weist auf diesen seitlichen Flächen eine Rinne auf, so daß die Wurzel aus zwei miteinander vereinigten Teilen zu bestehen scheint. Die Spitzen sind fast voll- ständig kegelförmig und kaum seitlich komprimiert. Die Basis ‘ der Kegel steht nicht ganz in der Mitte. Eine Linie, die man durch die Spitze der Kegel legt, weicht von der längsten Achse der Basis der Krone um etwa 20° ab. Zwischen den beiden Kegel- spitzen befindet sich ein Joch, das nur eine Andeutung einer kleinen Leiste erkennen läßt. Die Spitzen weisen keine Spur von Ab- kauung auf, so daß es den Anschein erweckt, als wäre der Zahn nicht zum Kauen benutzt worden. Am unteren Ende der Wurzel befindet sich eine kleine Rauigkeit, von der nicht deutlich ent- schieden werden kann, ob es sich um eine ursprüngliche Öffnung oder um einen später entstandenen Defekt handelt. Die Wurzel ist dunkelbraun gefärbt. Der ausgezeichnet erhaltene Schmelz der Krone mit dem Basalwulst ist graubraun gefärbt. Die Größe des Zahnes ist derart, daß, falls es sich um einen Lophiodon-Zahn handelt, nur Lophiodon rhinoceroides dafür in Be- tracht kommen kann. Die anderen dort gefundenen Tiere können wegen ihrer geringeren Größe nicht in Frage kommen, und ebensowenig eine andere Form des Lophiodon. Man könnte nun 408 D. von HAnsEMAnnN. aber weiter meinen, daß es sich um irgendein anderes Tier handelt, das bisher in diesen Schichten noch nicht gefunden worden ist. Ich habe mich nun bemüht, mich umzusehen, ob es irgendeine Tier- art gibt, die solche Zähne besitzt, und ich bin zu der Überzeugung gelangt, dab das tatsächlich nicht der Fall ist. Alle Zähne mit zwei kegelförmigen Spitzen weisen eine starke seitliche Kompression der Kegel auf, mit einer ausgesprochenen Leiste, die von einem Kegel zum andern verläuft). Es fragt sich nun, welcher Zahn von Lophiodon in dieser Weise umgeformt sein könnte. Wenn man die Schneidezähne von Lophiodon betrachtet, so findet man, daß auch diese eine Andeutung einer Zweiteilung der Wurzel aufweisen. Aber im übrigen sind die Schneidezähne so schlank, die Spitzen mehr eckzahnförmig aus- gebildet und so verschieden von den Kegeln des vorliegenden Zahnes, daß eine Ähnlichkeit nicht zu finden ist. Auch wenn man annehmen wollte, daß es sich um das Verschmelzen zweier Schneide- zähne handelt, so würde man für eine solche Annahme keinerlei Stütze gewinnen. Der Eckzahn kommt gar nicht in Frage. Er ist sehr massig, hat eine einfache Wurzel und eine grobe etwas gebogene Spitze. Aber auch die Prämolaren, sowie die Molaren können kaum zum Vergleich herangezogen werden, und es würde sich nichts in der modernen Pathologie von Tierzähnen finden, was erklären könnte, daß einer der Prämolaren oder Molaren, die so stark gegliedert sind, durch irgendeine bekannte Art der Miß- bildung zu einem solchen Zahn umgeformt wurde. Dazu kommt, daß die Erfahrung aus der rezenten Pathologie der Zähne lehrt, daß die normalen Zähne des Dauergebisses oder des Milchgebisses nur außerordentlich selten Abweichungen der typischen Form er- kennen lassen, die so weit von den normalen Zähnen verschieden sind, wie es in diesem Falle vorliegt. Dagegen lehrt die Erfahrung, daß überzählige Zähne sehr häufig abweichende Form aufweisen. Es liegt also der Gedanke sehr nahe, an einen überzähligen Zahn zu denken. Dazu kommt nun noch folgende Betrachtung. Die Lophiodonten gehören bekanntlich zu den tapirähnlichen Tieren, und die Tapire haben sämtlich die Zahnformel ai Mit den Lophiodonten sind zu einer Gruppe vereinigt drei Arten, nämlich 3.1.4 ar Helaletes mit der Zahn- Hept ; eptodon mit der Zahnformel 3743 1!) In der Diskussion betonte Herr Branca, daß es auch seine Ansicht sei, daß es sich nur um einen Lophiodon-Zahn handeln könnte. Über einen abnormen Lophiodon-Zahn. 409 2.8,;4,3 i i { formel a Allein Lophiodon selber in seinen verschiedenen Unterarten hat die Zahnformel a. d. h. es fehlt Lophiodon der vorderste Prämolar, und die obere Reihe würde sich also folgendermaßen darstellen: I,, Is, I;, C, Ps, P;, P,, M,, Ms, M;. Es ist also sehr naheliegend, anzunehmen, daß hier bei einem Individuum einmal der erste Prämolar, der sonst den Lophiodonten fehlt, entwickelt wurde und daß dieser überzählige Zahn eine un- gewöhnliche Form angenommen hat, d.h. daß er mißbildet ist. Die Mißbildung sehe ich einmal in der Vereinigung der Wurzel, denn die Prämolaren haben alle vollständig getrennte und etwas aus- einander weichende Wurzeln. Freilich könnte ja der ursprüngliche Prämolar, der bei Lophiodon zu denken ist, eine einfachere Form gehabt haben. Dieser Anschauung gab in der Diskussion bei meiner Demonstration besonders Herr MarscHıE Ausdruck, und er war ferner der Ansicht, daß es sich um einen ersten Prämolar des Milchgebisses handeln könnte, und endlich, daß der Zahn nicht mißbildet sei, sondern daß er der typischen Form eines supponierten ersten Prämolaren von Lophiodon entsprechen könnte Nun ist das Milchgebiß von Lophiodon rhinoceroides sehr wohl bekannt. Es besteht im Oberkiefer ebenfalls nur aus drei Prämolaren, nicht aus vier. Um einen überzähligen Zahn müßte es sich also unter allen Umständen handeln. Ob der Zahn mehr einem Milchzahn oder einem definitiven Zahn entspricht, will ich nicht entscheiden, und ich will gern Herrn MaArscHıE zugeben, daß die stumpfe Spitze der Wurzel einem Milchzahn entsprechen könnte. Dahingegen bin ich der Ansicht, daß der Zahn nicht eine typische Form darstellt, sondern eine Mißbildung. Gerade bei Lophiodon rhinoceroides sind die bisher bekannten Milchpraemolaren den definitiven Molaren viel ähnlicher als die difinitiven Prämolaren, d.h. sie sind komplizierter gebaut als die definitiven Prämolaren. Es würde für mich keine Veranlassung vorliegen, für den supponierten überzähligen Prämolar eine einfachere Form anzunehmen. Abgesehen aber davon ist die oben bereits ausführlich beschriebene Kegelform der Spitzen der Krone ohne eine scharfe Verbindungsleiste durchaus abweichend von allen ersten zweispitzigen Prämolaren anderer Tierarten, die ich habe auffinden können. Gerade die Bildung solcher runden Kegel aber ist aus der modernen Pathologie bei überzähligen Zähnen sehr wohl bekannt ?). 2) Herr Marschıe hatte die Freundlichkeit, sich noch besonders danach umzusehen, ob in den Sammlungen des hiesigen Museums für Naturkunde 410 TuEoDor Voßr. Aus allen diesen Gründen komme ich zu der Anschauung, daß es sich hier um einen überzähligen, d. h. ersten Prämolar handelt, wobei ich es dahingestellt sein lasse, ob derselbe ein: zurück- vebliebener Milchzahn ist oder nicht. Ferner aber glaube ich, daß dieser Zahn in Wirklichkeit eine Mißbildung darstellt und nicht dem Typus eines supponierten ersten Praemolaren entsprechen kann. Reptilien und Amphibien aus Neu-Guinea. Von THEoDoR Vor. Die hier aufgeführten Reptilien und Amphibien sind von Herrn Prof. LEONHARD SCHULTZE in Jena während einer Reise in Neu- (uinea gesammelt worden. Prof. SCHULTZE drang an der Grenze von Holländisch-Neu-Guinea und Kaiser-Wilhelmsland bis 5° 20" südl. Breite in das Innere der Insel vor. Die Tiere stammen aus dem (Gebiete des Tamiflusses und des Kaiserin-Augustastromes (Sepik). In der reichhaltigen Sammlung sind 29 Arten vertreten, von denen 3 neu sind. Für die Überlassung des Materials bin ich Herrn Prof. TorNTER zu Dank verpflichtet. Chelontva. 1. Emydura macquarıqe GRAY. Ein Exemplar, trocken. Die Rückenschale hat eine Länge von 233 mm und eine Breite von 160 mm. Sie ist ziemlich stark gewölbt. Auf dem zweiten, dritten und vierten Vertebrale ist eine seichte Rinne vorhanden. Pectoralnaht 44 mm. Abdominalnaht 36 mm. Femoralnaht 47 mm. Fundort: Oberlauf des Sepik. 2. Emydura schultzei sp. n. Die Art ist Eimyd. novae-gwineae und Emyd. maquariae ähnlich. Sie unterscheidet sich jedoch von beiden durch die sehr schmalen Abdominalia, die ebenfalls schmalere Brücke, den längeren Schwanz und den gezackten Hinterrand der Rückenschale. oder auch irgendwo in der Literatur Zähne bekannt sind, die dem hier be- schriebenen ähnlich sind, und er hat mir freundlichst mitgeteilt, daß seine Bemühungen nach dieser Richtung hin vergeblich waren. Er hat mich auch ausdrücklich autorisiert, das hier anzuführen. Reptilien und Amphibien aus Neu-Guinea. 411 Die Länge des Carapax beträgt 143 mm, seine größte Breite 122 mm. Die Wölbung ist in der Mitte am größten, nach vorn und hinten flacht es sich ab, die letzten Costalia bilden eine fast ebene Fläche. Der Vertebralkiel ist deutlich, am Ende jedes Vertebralschildes ist er am höchsten. Die radiäre und konzentrische Skulptur der Rückenschilder ist gut entwickelte. Ein schmales Nuchale ist vorhanden. Von den 24 Marginalia stehen die hinteren Kanten der letzten zehn hervor, so daß der Hinterrand der Rücken- schale gezackt erscheint. Die beiden Supracaudalia sind aus- geschnitten. Das Plastron ist schmal, 122 mm lang und vor der Brücke 58 mm breit. Das Intergulare wird nach oben schmaler und hat seine größte Breite an der Stelle, wo es mit den Gularia und Humeralia zusammenstößt. Es ist nicht ganz doppelt so hoch wie seine größte Breite. Die Gularia sind dreieckig. Die Abdominalia sind ungewöhnlich schmal, ihre Mittelnaht ist viermal in der peetoralen Mittelnaht enthalten. Auch die Brücke ist sehr schmal. Das Plastron ist 41/,mal so lang als die Brücke. Die Analia sind flach ausgeschnitten. Axillaria und Inguinalia sind vorhanden. Der Kopf ist ganz so wie bei Eimyd. nov.-guineae gestaltet. Er ist in der Hauptsache dreieckig, seitlich mit kleinen warzen- förmigen Schildchen versehen. Unter dem Kinn sind zwei kurze Bartel sichtbar. Der Hals ist mit rundlichen konischen Warzen bedeckt. . Der Schwanz ist länger als der Kopf. Bei Eimyd. nov.-guimeae ist der Schwanz kürzer als der Kopf. Länge des Kopfes 35 mm. Länge des Schwanzes 46 mm. Der Kopf ist hellolivbraun mit dunkler Zeichnung. Von einem Auge zum andern zieht sich ein breiter dunkler, ein wenig nach hinten gebogener Streifen. Jederseits von der dunklen Median- linie des Hinterhauptes zeigt sich ein dunkler Fleck. Die Ober- seite des Halses, der Gliedmaßen und des Schwanzes ist dunkel- oliv. Die Rückenschale ist dunkelbraun. Auf jedem Schilde ist wie bei Emyd. nov.-gwineae in der Nähe des hinteren Randes ein dunkler Fleck vorhanden. Von ihm gehen dunkle, unregelmäßig gestaltete Streifen aus, die sich oft zu Flecken auflösen. Wegen der dunklen Färbung der Rückenschale ist diese Zeichnung recht undeutlich. Die Unterseite ist grünlichgelb, das Plastron hell- braun gefärbt. Fundort: Fluß westlich der Tamimündung. 412 TuEoDorR Vogt, Ich habe mir erlaubt, die Art Herrn Prof. L. Schutze in Jena zu Ehren zu benennen. Von Neu-Guinea und den Südseeinseln sind meines WRgenE folgende Schildkrötenarten bekannt geworden: 1. Dermochelys coriacea L. Salomonen. BOULENGER, Cat. Chelon. 2. Devisia mythodes OcınBy. Neu-Guinea. J. D. Ocınzy, Proc. Soc. Queensland 1905 p. 11—16. 3. Chelone imbricata L. Küste von Neu-Guinea und des Bismarck- Archipels. WERNER, Mitt. aus d. zool. Samml. d. Mus. f. Naturkunde in Berlin 1900. 4. Chelone mydas L. Bismarck-Archipel.e WERNER ib. 5. Thallassochelys caretta L. Ich fand diese Art in der Sammlung des hiesigen Museums. Die Tiere sind von Fıssch im Archipel gesammelt worden. 6. Chelonida novae-gurneae BLER. Südost-Neu-Guinea. BOULENGER, Ann. Mus. Genova 1888 p. 450. 7. Chelodina svebenrocki WERN. Kaiser-Wilhelmsland.. WERNER, Verh. d.K.k. zool. bot. Ges. in Wien 1901. 8. Chelodina oblonga Gray. Neu-Guinea. SCHENCKEL, Verh. Ges. Basel XIII 1901 p. 194. 9. Emydura maqwariae Gray. Holl.-Neu-Guinea. N. pe Rooy, Nova Guinea. 10. Emydura krefftii Gray. Kaiser-Wilhelmsland. Me£sery, Term. Füzetek XXI 1898 | p. 165. 11. Emydura albertistii Buar. Südost-Neu-Guinea. BOULENGER, Ann. Mus. Genoya 1888 p. 449. 12. Emydura subglobosa KRrErrr. Südost-Neu-Guinea. Krerrt, Ann. Mus. Genova 1876 p. 390; BoULENGER, Ann. Mus. Genova 1888 p. 450. 13. Emydura novae-guineae Mey. Neu-Guinea. Meyer, Mon.-Ber. d. Berl. Akad. 1874 p. 128; BoULENGER, Ann. Mus. Genova 1888 p. 450; SIEBENROCK, Z00l. Anz. 1906 p. 128. Reptilien und Amphibien aus Neu-Guinea. 413 14. Emydura schultzei sp. n. Neu-Guinea. 15. Carettochelys insculpta Ransay. Neu-Guinea. Rausay, Proc. Linn. Soc. N. S. Wales 1886 p. 158; BovLEnGer, Cat. Chelonians 1889. 16. Pelochelys cantoris Gray. Neu-Guinea. WwAıtE, Rec. Austral. Mus. 1903 p. 50. Bestimmungstabelle. A. Ohne Krallen, Panzer aus mosaikartig zusammengesetzten kleinen Platten bestehend . Dermochelys coriacea 1. B. Ein oder zwei Krallen an jedem Fuß, Panzer aus Schilder bestehend. I. Vor dem unpaaren Frontale nur ein Paar Schilder. Chelone mydas 1. II. Vor dem unpaaren Frontale zwei Paar Schilder. a) 4 Paar Costalschilder . Chelone imbricata 1. b) 5 Paar Costalschilder Thalassochelys. caretta L. C. Mit vier Krallen an jedem Fuß. Intergularschild hinter den Gularschildern gelegen. I. Intergulare dreimal so lang als die Pectoralsutur. Auf der Oberseite der vorderen Gliedmaßen 5 Lamellen. Chelodina novae-gwineae BL6R. II. Intergulare 11/, bis höchstens 2 mal so lang als die Pectoralsutur. Auf derOberseite der vorderen Gliedmaßen 6—8 Lamellen. . Chelodina siebenrocki WERN. III. Intergulare so lang oder nur wenig länger als die Pectoralsutur. Die Länge des Plastrons ist größer als seine doppelte Breite . Chelodina oblonga Gray. D. An jedem Vorderfuß fünf und an jedem Hinterfußb vier Krallen. I. Mentale ohne Bartel. a) Ein gelbes Band reicht vom Auge zum Ohr. Emydura kreftii Gray. b) Ein gelbes Band geht von den Nasenlöchern über ‚das obere Augenlid zum Ohr. Emydura albertisii BLGR. II. Mentale mit zwei Barteln. a) Breite der Brücke 3mal in der Länge des Plastrons enthalten. Intergulare wenig länger als breit. Emydura subglobosa KreErrr. 414 T#EoDor Vogt. b) Breite der Brücke nicht ganz 3mal in der Länge des Plastrons enthalten, Intergulare dreimal so lang als breit, auf jedem Vertebral- und Costalschild ein dunkler Fleck Emydura novae-quineae Mey. c) Breite der Brücke mehr als 3mal in der Länge des Pastrons enthalten, Intergulare fast doppelt so lang als breit . . . . Emydura maquariae Gray. d) Breite der Brücke 41/,;mal in der Länge des Plastrons enthalten, Intergulare fast doppelt so lang als breit, Schwanz länger als der Kopf. Emydura schultzei sp. n. E. An jedem Fuß fünf Krallen, zwei sind frei und drei ganz von der Schwimmhaut umgeben. Carettochelys insculpta Rausay. F. An jedem Fuß drei Krallen, Orbita der Nasenhöhle mehr senähert als der Temporalhöhle. Pelochelys cantoris Gray. Sauria. @Geckonidae. l. @ymnodactylus louisiadensis DE Vs. Es war ein Exemplar in der Kollektion vorhanden, das sich durch scharf ausgeprägte Querbänder auszeichnete Die Färbung des Rückens war braungrau, die Querbänder hellgrau hinten mit scharfer dunklerer Grenzlinie. 2. @ymnodactylus marmoratus Kun. Das Exemplar wies nur ein Paar Kinnschilder auf. Grund- farbe dunkelgrau mit hellen Querlinien. Fundort: Südlich von Germaniabucht. Agamıdae. 3. GFonyocephalus dilophus D. B. Drei starke Exemplare mit außerordentlich entwickelten Kehl- säcken. Fundorte: Gebiet des Sepik; Germaniabucht, auf einem Korallen- fels in der Nähe des Ufers. 4. Fonyocephalus binotatus Mey. Zwei Exemplare. Nr. 1: Körper 13 cm, Schwanz 39 cm. Nr. 2: s 20° 4 “ 671/, cm. Am Tamifluß gesammelt. Reptilien und Amphibien aus Neu-Guwinea. 415 5. Gonyocephalus modestus Mey. Ein Exemplar. Fundort: Gebiet des Sepik. Varanıdae. 6. Varanus indicus Daun». Vier Exemplare. Fundorte: Nähe der Tamimündung; Germaniabucht. Sceincidae. 7. Tiligqwa gigas SCHNEID. Ein Exemplar. Fundort: Am Oberlauf des Sepik gesammelt. 8. Tribolonotus novae-guineqae SCHLEG. Trib. gracilis DE Rooy. Von den sechs Exemplaren ist bei dreien der untere und seitliche Rand der Orbita zinnoberrot gefärbt, bei allen Tieren ist hinter einem unpaaren nur ein Paar große Kinnschilder. Da die Intensität des roten Halbringes im Alkohol ziemlich schnell abnahm, glaubte ich alle Tiere zu der von Nerry pe Rooy aufgestellten Art Trib. graeilis rechnen zu können (Nova Guinea 1905 Vol. V Livr. III). Die Zahl der Dornenquerreihen des Rückens betrug aber nur bei einem sehr jungen Tier 13, bei allen anderen 10—11. Daraufhin untersuchte ich die übrigen im hiesigen Museum vorhandenen Exemplare, unter denen sich auch eins aus dem Leydener Museum befindet. Bei allen fand ich 10—11 Dornenquerreihen, die An- ordnung der Kinnschilder aber wie bei TZrıb. gracılıs, nur das Exemplar aus dem Leydener Museum zeigte zwei Paar große Kinn- schilder hinter dem unpaaren Kinnschild; bei dem jungen Exemplar sind die Kinnschilder noch nicht zu erkennen, nur das Mentale ist ausgebildet. Daraus schließe ich, dab die Zahl der paarigen Kinnschilder variabel ist und das zweite Paar bei einigen Tieren durch Teilung des ersten Paares auftritt oder beide Paare zu einem verwachsen; ebenso veränderlich scheint die Zahl der dorsalen Dornenquerreihen zu sein. Auch die Anzahl der Lamellen an den Fingern und Zehen ist nicht konstant, je nach ihrer Erhaltung. Ich führe die Zählungen an vier Exemplaren an. Tribolonotus mit rotem Halbring unter dem Auge: 1. Finger 7 6 Lam. 1. Zehe 7 5 Lam. BE 9 a RR 5 en 18 A I TR Re RE - Rep nn, © 27.3 BR SE es, or FE Br AS 416 THEODOR Vogt. Tribolonotus ohne den roten Halbring: 1. Finger 6 6 Lam. l. Zehe 8 8 Lam. 2.247 Ale 2. 0 RER 2. 14 14 „ 3. 0m Aare A 15.1815 A: 2 Le 9:07, 8... 5 MAP Ferner sind bei einigen Exemplaren nicht nur die Kiele der Kehlschuppen, sondern auch die der Bauchschuppen sehr flach. Die Schwanzdornen stehen allerdings bei den meisten untersuchten Tieren nach hinten und nur bei dem ScHLEGELSchen Exemplar aus dem Leydener Museum nach oben, doch die Zahl der Dornenquer- reihen beträgt bei allen, außer bei dem jungen Tier, nur elf. Aus der Variabilität der angeführten Kennzeichen halte ich das zur Aufstellung der neuen Art dienende eine Exemplar nur für ein stark verändertes Exemplar von Tribolonotus novae-guineae SCHLEG. Fundorte: Mosso; Germaniabucht. 9. Lygosoma (Hinulia) schultzei sp. n. Zwei Exemplare. Die Art steht Zygosoma undulatum Prrs. et Dor. sehr nahe. unterscheidet sich aber von ihr durch die bedeutend geringere Anzahl der Schuppenreihen, bei Zyg. undulatum 28 und bei ZLyg. schultzer nur 20. _ Der Körper ist schlank, der Kopf klein, die Schnauze spitz. Das Rostrale ist weit nach hinten gebogen und bildet mit dem schmalen Frontonasale eine breite Sutur. Das Nasale wird von dem Nasenloch durchbohrt. Die Supranasalia fehlen. Die Prae- frontalia bilden eine lange Sutur miteinander. Das Frontale ist länger als das Interparietale und läuft nach hinten zu einer langen Spitze aus. Die Frontoparietalia sind ein wenig kleiner als das Interparietale und berühren sich. Die Parietalia bilden ebenfalls eine kurze Sutur. Es sind fünf Supraocularia und sieben Supra- ciliaria vorhanden. Vorn wird das Auge von zwei übereinander liegenden Praeocularia begrenzt, diese sind vom Nasale durch ein Loreale getrennt. Oberlippenschilder sind sechs, Unterlippenschilder nur fünf vorhanden. Hinter dem großen Mentale folgen drei Kinn- schilder, ein grobes unpaares, darauf ein Paar. | 20—21 Reihen Schuppen umgeben den Körper. Die beiden Vertebralreihen sind breiter als die übrigen. Das Ohr ist fast so grob wie das Auge. Auricular lobules sind nicht vorhanden. Die Praeanalschuppen sind stark vergrößert. Werden die vorderen Reptilien und Amphibien aus Neu-Guinea. 417 Extremitäten nach hinten, die hinteren nach vorn an den Körper gelegt, so berühren sie sich nicht, die Gliedmaßen sind also ziemlich kurz. Finger und Zehen sind gut entwickelt, unter der vierten Zehe zählte ich i2 Lamellen. Der Schwanz ist dick und rund. Seine Länge ist ein wenig größer als die Kopfrumpflänge. Die Färbung des Rückens ist dunkelbraun, nach den Seiten durch eine Linie schwarzer Flecke abgegrenzt. Die braune Färbung der Seiten ist durch viele punktförmige weiße Fleckchen unter- brochen. Nach der hellbräunlichen Unterseite bildet wieder eine Reihe schwarzer Flecken den Abschluß. Die Kehle, die Präanal- schuppen sowie der Schwanz sind mit dunkleren Flecken versehen. Fundort: Berg 1570 m in der Nähe des Sepik unter 5° südl. Breite. Ich habe mir erlaubt, die Art nach Herrn Prof. L. SCHULTZE in Jena zu benennen. 10. Lygosoma cumingtii Gray. Ein Exemplar. Fundort: Gebiet des Sepik. 11. Lygosoma smaragdına Less. Ein Exemplar. 12. Lygosoma cyanurum Lass. Vier Exemplare. Fundorte: Gebiet des Sepik und des Tami. 13. Lygosoma mivartı Buer. Ein Exemplar. 14. Lygosoma mehely Wenn. Ein Exemplar. Beide Eidechsen sind auf einem Berg von 1570 m Höhe in der Nähe des Sepik, ungefähr unter 5° südl. Breite, gesammelt worden. 15. Lygosoma mwuelleri SCHLEG. Ein Exemplar. 16. Lygosoma tornieri sp. n. Ein Exemplar. Der Kopf dieser auffallend gefärbten Eidechse ist sehr klein, die Schnauze ein wenig abgestumpft. Das Rostrale ist fast so hoch wie breit. Supranasalia sind nicht vorhanden. Das Fronto- nasale ist klein und seitlich zugespitzt, die Praefrontalia berühren sich nicht. Das Frontale ist sehr breit, fast doppelt so breit als 97% 418 TaEopDorR Voar. die Supraorbitalregion. Die Frontoparietalia sind durch eine lange Sutur verbunden. Das Interparietale ist fast dreieckig und ein wenig breiter als lang. Die Parietalia sind schmal, bogenförmig und bilden hinter dem Interparietale eine Sutur. An die Parietalia schließen sich zwei Paar Nuchalia und ein Paar Tiemporalia. Das untere Augenlid ist beschuppt. Es sind sechs Supraoeularia und sieben Ciliaria vorhanden. Die Zahl der Lippenschilder beträgt oben sechs und unten fünf. Das fünfte obere Labiale berührt das Auge, das noch von drei Praeocularia und von zwei Postocularia begrenzt wird. Zwischen Nasale und Praeocularia ist ein Loreale. Hinter dem Mentale ist ein ungeteiltes Kinnschild, darauf folgen drei Paar Kinnschilder, die nach hinten auseinander weichen. Das Ohr ist fast kreisrund, ohne Auricularläppchen. Es ist kleiner als das Auge. Der Körper wird von 31 Schuppenreihen umgeben. Die beiden Vertebralreihen sind am größten. Ein Paar Praeanalschuppen sind vorhanden, die nur wenig vergrößert sind. Werden die Vorder- gliedmaßen nach hinten und die hinteren nach vorn an den Körper gelegt, so überragen die Zehen der einen die der anderen Extremität. Finger und Zehen sind vorn stark seitlich zusammengepreßt. Die Lamellen unter den Zehen sind undeutlich, unter der vierten Zehe sind 16—18 vorhanden. Der Schwanz ist 1'/,mal so lang als die Kopfrumpflänge, hinten seitlich zusammengedrückt und fast vier- kantig. Ein Querschnitt des hinteren Drittels würde ein hoch- stehendes Rechteck darstellen. Die Färbung ist schwarz und weiß, und zwar ist der Kopf schwarz. nur die Praefrontalia sind weiß, auch hinter jedem Auge ist ein weißer Fleck. Die Oberseite des Körpers ist schwarz und weiß gebändert. Es sind vom Kopf bis zur Schwanzspitze 19 schwarze (Querbänder vorhanden. Das erste schwarze Querband hängt im mittleren Teil mit der schwarzen Kopffärbung zusammen. Die Unterseite ist glänzendweid. Die Glieder sind oben schwarzgrau und unten weiß gefärbt. Maße: Körper 58 mm lang. Schwanz 85 mm lang. Kopf 13 mm lang, 8 mm breit. Vordergliedmaßen 16 mm lang. Hintergliedmaßen 21 mm lang. Die interessante Eidechse ist tief im Innern Neu-Guineas unter 5° südlicher Breite im Gebiet des Sepik gesammelt worden. Ich habe die Art Herrn Prof. Torxızr in Berlin zu Ehren benannt. Reptilien und Amphibien aus Neu-Guinea. 419 Ophidia. Boidae. 17. Liasis albertisıi PETERS. et DoRr. Kopf mit einem Teil des Körpers. Fundort: ? 18. Enygrus carınatus ScHn. Fundort: Am Sepik. 102.9 Enygrus asper GTHR. Fundort: Mosso südl. der Germaniabucht; am Tami; am Sepik. Colubridae. Aglyphae. 20. Tropidonotus pieturatus SCHLEG. .Fundort: Am Sepik. 21. Tropidonotus doriae BLER. Fundort: Mosso. 22. Tropidonotus marrii GRAY. Zwei Exemplare. 2 Fundort: ? 23. Dendrophis calligaster (GTHR. Fundort: Südl. der Germaniabucht. 24. Stegonotus modestus SCHLEG. Drei Exemplare. Fundort: Am Sepik. Protero glyphae. 25. Micropechis ikaheka Less. Fundort: Südl. der Germaniabucht. Amphibia- Salientia. Ranidae. 26. Rana papua Less. Zwei Exemplare. 27. Cornufer corrugatus A. Dum. Ein Exemplar. Die Raniden sind am Oberlauf des Sepik gesammelt worden. 420) '[HEODOR VOogrT. Engystomatidae. 38. Xenorhina rostrata Mxn. Zwei Exemplare. Bei dem einen Tier ist der Fundort nicht angegeben, das andere stammt von der Tamimündung. Die Färbung beider ist sehr verschieden. Das männliche Exemplar von der Tamimündung ist auf dem Rücken blaßbraun. Vom Auge geht ein schwarzer Strich zum Oberarm und endigt hier in .einem schwarzen Fleck. Auf dem Rücken treten jederseits dorsolateral zwei Reihen schwarzer Flecken auf. Jeder dieser Flecken hat im Innern einen weißen Punkt. Die weiße Vertebrallinie ist deutlich, ihre Verzweigung nach den Schenkeln dagegen kaum sichtbar. Die Unterseite ist hell mit braunen Flecken. Das andere Exemplar ist oben dunkelrotbraun, die Vertebral- iinie ist auch auf den Hintergliedmaßen deutlich zu sehen. Es ist aber jederseits nur eine Reihe dorsolateraler Flecken vorhanden. Die Unterseite ist gelbrot und mit zahlreichen braunen Flecken übersät. Die Knochenstacheln sind bei dem zuerst beschriebenen Exemplar größer als beim andern. Die Länge der Hintergliedmaßen ist variabel. Nach BovtenGrr reicht das Tibiotarsalgelenk bis über das Auge. M£#ery fand, daß die Ferse bis zu den Nasenlöchern reiche, nur bei einem großen Exemplar bis zur Schulter. Von den mir vor- liegenden Exemplaren erreicht die Ferse bei dem ersteren die Schulter, beim andern das Trommelfell. Hylıdae. 29. Hyla dolichopsis ÜoPr. Neun Exemplare aus dem Gebiet des Sepik stammend. Reptilien und .Amphibien aus Kaiser-Wilhelmsland. Von THEoDoR Vo@r. Die mir vorliegende Kollektion hat Herr Prof. Dr. NeuHAauss auf seiner Reise in Kaiser-Wilhelmsland gesammelt. Er drang bis zum Sattelberg vor. Von dort stammen auch die meisten der hier aufgeführten Reptilien und Amphibien, andere wurden in Bukaua am Huon-Golf, in Lialun bei Kap König Wilhelm und bei Berlin- hafen gesammelt. Herrn Prof. Tornıer, der mir gütigst das Material zur Bestimmung überließ, möchte ich hiermit meinen Dank aus- drücken. £ Reptilien und Amphibien aus Kaiser- Wilhelmsland. 421 Die reichhaltige und teils recht interessante Sammlung enthält 32 Arten, und zwar folgende Species: Sauria. Geckonidae. 1. @ymnodactylus pelagicus Gir. Sattelberg ‘und Bukaua. 2. Gehyra interstitialıs OUDEn. Sattelberg. 3. Gecko vıttatus Hour. Sattelberg. Agamıidae. 4. Gonyocephalus papwensıs Macı. Sattelberg. 5. Gonyocephalus modestus Mry. Sattelberg. Varanıidae. 6. Varanus ındıcus Daup. Bukaua. Scincidae. 7. Tıligua gıgas SCHNEID. Sattelberg, Lialun. 8. Tribolonotus novae-gurneqae SCHLEG. Bukaua. 9. Lygosoma tıgrına v. L. de J. Sattelberg. Die ziemlich seltene Eidechse war in einem Exemplar in der Sammlung vorhanden. Das Nasenloch ist in der Mitte des Nasale. Die Praefrontalia bilden keine mediane Sutur, daher ist das Frontale ‚sehr breit und bildet mit dem Internasale eine kurze Naht. Das Interparietale ist viel kleiner als das Frontale Vom Nasale geht ein rotbraunes Längsband jederseits über das Auge weiter bis zum Nacken. Das Ende ist ungefähr über der ÖOhröfinung. Uber den hellbraunen Rücken ziehen sich acht rotbraune Querbänder, das fünfte, sechste und siebente Band ist derart verschoben, dab die Hälften sich nicht in der Medianlinie des Rückens vereinigen, sondern sich nur mit den Ecken treffen. ‚Jedes dieser Bänder macht da- 422 THEODOR Vogt. durch den Eindruck von zwei Querstreifen, die nur bis zur Mitte des Rückens reichen und nicht darüber hinaus bis zur anderen Seite. Der Schwanz ist regeneriert. Auf dem Anfangsteil des. Schwanzes ist ein Querband vorhanden, der regenerierte Teil zeigt einige dunkle Längslinien. 10. Lygosoma eyanurum Less. Sattelberg. 11. Lygosoma albofascrolatum GTHR. Bukaua. 12. Lygosoma rufescens SHAw. Sattelberg. 13. Lygosoma mwelleri Buer. Bukaua. 14. Lygosoma neuhaussti Sp. n. Der Kopf ist klein, die Schnauze vorn abgestutzt. Das Rostrale ist breiter als hoch. Das Nasale wird vom Nasenloch in der vorderen unteren Ecke durchbohrt. Das Frontonasale ist fast rautenförmig und bildet mit Rostrale und Frontale eine kurze Sutur. Die Praefrontalia sind getrennt. Das Frontale ist doppelt so breit als die Supraocularregion und ebenso lang wie Interparietale und Frontoparietale zusammen. Diese berühren sich. Das Interparietale ist nur wenig größer als das Frontoparietale. Die Parietalia sind lang und schmal und sind hinter dem Interparietale durch eine Sutur verbunden. Es sind fünf Supraocularia, zwei Praeocularia. und zwei nebeneinander liegende Lorealia vorhanden. Das Auge ist von den Labialia durch eine Reihe kleiner Schuppen getrennt, das vierte Labiale reicht bis zum Auge. Das Tier hat fünf obere und vier untere Labialia. Das Mentale ist mäßig groß, dahinter ist ein ungeteiltes Kinnschild und zwei Paar geteilte Kinnschilder vorhanden, zwischen den letzteren ist ein unpaares Schild. Die Glieder sind kurz. Werden die Vordergliedmaßen nach hinten und die hinteren nach vorn an den Körper gelegt, so sind sie um die Länge einer hinteren Extremität voneinander entfernt. Die Finger sind kurz und mit kräftigen Krallen versehen. Die Zehen sind auch nur mäßig lang und tragen ebenfalls starke Krallen. Unter der vierten Zehe sind 14 Lamellen vorhanden. Die Präanalschuppen sind stark vergrößert. 34 —38 Schuppen- reihen umgeben den Körper. Der Schwanz ist dick und um ein Drittel länger als der Körper. Bemerkenswert ist noch die merk- Reptilien und Amphibien aus Kaiser- Wilhelmsland. 433 würdige Form des Schwanzes, er ist mehr oder weniger scharf vierkantig. Namentlich der obere Teil ist vollständig eben und die Seiten fallen senkrecht ab, so daß sehr deutlich Kanten ge- bildet werden. Die Unterseite setzt sich nicht so scharf ab, doch sind auch hier die Kanten deutlich erkennbar. Die Oberseite ist hellbraun mit 7—9 dunkelbraunen ?/,—1 mm breiten Längsstreifen. An den Seiten lösen’ sich die Streifen auf und gehen auch ineinander über. Die Unterseite ist gelbbraun. Die Kehle ist durch mehrere große Flecke fast ganz dunkelbraun. Die gleiche Farbe zeigt auch die Unterseite des Schwanzes. Schnauzenspitze bis After . . .. 89 mm Behwanrı. =.“ Si en 3, Achsel bis Deisieneopend LEN Torgersliegmaßen - . . . - ©. ..15. „ Hnterehedmaßen: : » 2 2....2.22.7, 8 Aurel. - ..:.‘ ee IA In der Sammlung sind drei Exemplare vorhanden; eins hat einen starken Doppelschwanz, der nach oben gerichtete Teil ist 25 mm und der nach hinten gerichtete 35 mm lang. Die Tiere sind von ZLyg. muellerie Sta und Zyg. prattı Buer. durch die gestreifte Zeichnung der Oberseite leicht zu unterscheiden. Fundort: Sattelberg. Die Art ist Herrn Prof. Dr. NeuvHauss zu Ehren benannt. Ophidia. Typhlopidae. 15. Typhlops flaviventer SCHLEG. Satteiberg. Bordae. 16. Chondropython vırıdıs SCHLEG. Sattelberg. Von den vier Exemplaren sind zwei gelblichweiß (in Alkohol) mit blaßrostroter Längslinie auf dem Kiel des Rückens, kleine dreieckige Flächen reichen von der Längslinie seitlich über den Rücken. Das dritte Exemplar ist hellbraun, das vierte schwärzlich- braun, beide sind kleiner als die ersten beiden. Auf dem Rücken- kiel läuft eine dunkle Längslinie, die dreieckigen Flecke an derselben sind bei beiden hellgelb und von einer dunklen Linie umgeben. An den Seiten sind viele dieser dunkelkonturierten Flecke vorhanden. 424 THEODOR VOGT. Vol. 17. Enygrus carınatuws SCHNEID. Sattelberg und Bukaua. 18. Enygrus asper GTHR. Sattelberg und Bukaua. Colubridae. Aglyphae. 19. Stegonotus modestus SCHLEG. Sattelberg. Opistoglyphae. 20. Dipsadomorphus wrregularıs MERR. Lialun und Berlinhafen. Proteroglyphae. 21. Pseudapistocalamus nymanı LÖNNBG. Lialun. 22. Pseudelaps mwuellerı SCHLEC. Satteiberg. 23. Micropechis ikaheka Less. Sattelberg. 24. Acantophıs antarcticus SHAW. Berlinhafen. Amphibia. Ranıdae. 25. Rana papua Less. Berlinhafen. Vier Larven von Rana papua und zwar drei kleinere und eine größere mit erst noch wenig ausgebildeten Hintergliedmaßen. stimmen mit der Beschreibung van Kımrens (Nova Guinea 1903 V Livr. I p. 164) überein, doch ist die eine Larve größer als die von Kampen beschriebene. von Körperlänge 18 mm. Körperbreite 10 mm. Schwanzlänge 32 mm. Fundort: Kai-Inland, ungefähr 150 km landeinwärts westlich Finschhafen. 26. Cornufer corrugatus BULER. Bukaua. Reptilien und Amphibien aus Kaiser- Wilhelmsland. 495 Engystomatidae. 27. Manthophryne neuhaussi sp. n. Leider war nun ein Exemplar dieser interessanten Art in der Sammlung vorhanden, daher konnte ich den Schädel nur unvoll- kommen untersuchen, um das Tier nicht zu zerstören. Die Pars facialis beider Oberkiefer vereinigen sich vor dem Intermaxillare; das Frontoperietale ist kurz und gedrungen, nur zweimal so lang als die in der Mitte gemessene Breite. Der Vorderrand erreicht nicht die Nasenbeine und ist herzförmig eingezogen, der Hinterrand ist gewölbt. Im ersten Drittel ist der Knochen eingesunken und in der Mitte ein wenig seitlich eingezogen, die Oberfläche ist glatt. Die Sutura sagittalis ist sehr wenig ausgebildet. Die Seiten des Parabasale laufen parallel. Der Schultergürtel ist wie bei Manth. lateralis BLGR. gestaltet. Die Schnauze ist kurz und schräg nacli unten abgestutzt. Die Zunge ist nach hinten weiter angewachsen als an den Seiten. Die Furehe in der Mitte ist hinten grubenförmig vertieft. Vor dem Schlundeingang sind zwei Falten vorhanden, die vordere ist schwach gekerbt und in der Mitte eingezogen wie ein Klammerzeichen, die hintere ist gezähnelt; beide liegen hinter den Tuben. Die Augen sind klein. Der Interorbitalraum ist doppelt so breit als ein oberes Augenlied. Über dem Tympanum zieht sich eine Falte hin, die am hinteren Augenwinkel beginnt und in der Nähe der Achsel endet. Der Körper des Tieres ist plump, die Hintergliedmaßen kurz. Die Ferse erreicht nur das Tympanum. Die Endphalangen sind T-förmig. Die rauhe Haut weist mehrere Längsreihen großer Warzen auf. Die zahlreichen Drüsen der Haut sondern ein gelbes Sekret ab. das noch an dem Tiere haftete. Die Farbe des Rückens ist hellbraun, im hinteren Teil sowie an den Gliedmaßen schwarzbraun. In der Leistengesend fallen große hellgelbe Flecke auf, die auch an der Hinterseite der Oberschenkel und an der äußeren Seite der Unterschenkel sichtbar sind. Die Unterseite ist fahlbraun. Maße: Körperlänge 65 mm. Kopflänge 21 mm. Kopfbreite 27 mm. Vorderglieder 43 mm. Hinterglieder 98 mm. Fundort: Sattelberg. Ich habe mir erlaubt, die Art nach ihrem Sammler Herrn Prof. Dr. NeuvHauss zu benennen. 426 TuEoDor Vogt. Hylıdae. 28. Hyla dolichopsis ÜoPE. Sattelberg. 29. Hyla montana Pras. ET Dor. Sattelberg. 30. Hyla ewcenemis LöNNBG. Sattelberg. 31. Aylella nıgropunctata Mry. Da die beiden in der Sammlung vorhandenen Exemplare in einigen Punkten von der Beschreibung Mryers (Mon. Berl. Ac. 1874 p. 139) abweichen, möchte ich hier näher auf diese Tiere eingehen. Der Kopf ist kurz, die Schnauze breit, die Lorealregion fällt schräg ab. Die Zunge hat eine ovale Form und ist hinten ein- geschnitten. Die Augen quellen hervor. Der Interorbitalraum hat die Breite eines oberen Augenlides. Der Durchmesser des Trommel- felles beträgt über die Hälfte des Augendurchmessers. Die Haft- scheiben der Finger sind etwas größer als die der Zehen und läng- lich gestaltet. Am größten ist die Haftscheibe des dritten Fingers, sie hat die Größe des Trommelfelles. Finger und Zehen sind fast ganz von Schwimmhäuten eingeschlossen. Die Ferse reicht über die Schnauze hinaus. Die Haut ist oben warzig, an der Kehle und am Bauch grob _ granuliert. Die Farbe (in Alkohol) ist bei dem einen Exemplar oben hellblau, bei dem andern violett (bei diesem auch teilweise ganz ausgeblichen) mit schwarzen Punkten. Diese bilden eine flach V-förmige Linie, die von einem Augenlid bis zum andern reicht, und dicht hinter dem Schädel eine gerade (Querlinie von einem Trommelfell zum andern. Die Unterseite ist weißlich gelb, ebenso die Innenseite der Schenkel. Der Rand des Unterkiefers ist mit schwarzen Punkten besetzt, die sich nach der Kehle zu zwei kurzen Bändern anhäufen. Kopflänge 32 mm. Kopfbreite 11 mm. Kopfrumpflänge 32 mm. Vorderglieder 21 mm. Hinterglieder 61 mm. Fundort: Sattelberg. Reptilien und Amphibien aus Kaiser- Wilhelmsland. 497 32. Hylella brachypus WERNn. Sattelberg. Von allen Amphibien Neu-Guineas bereiten die Engystomatiden beim Bestimmen am meisten Schwierigkeiten. Trotz der schönen Arbeit M£#ery (Term. Füzetek) stehen die Charaktere der einzelnen Gattungen und Arten noch nicht fest, wie die Mitteilungen van Kaupess (Nova Guinea 1903 Vol. V Livr. p. 167— 171) beweisen. Erst wenn reichlicheres Material zur Verfügung steht, darf man auf genaue Abgrenzung der Gattungen und Arten hoffen. Um die Einarbeitung in die jetzt aus 34 Arten bestehenden Gruppen zu erleichtern, habe ich es versucht, nach den bestehenden Merkmalen und an der Hand des mir zur Verfügung stehenden Materials eine Be- stimmungstabelle auszuarbeiten, die beim Bestimmen wohl von einigem Nutzen sein kann. Bei der hier folgenden Aufführung ist die Literatur nur bei den Arten angegeben, die ‚nicht in BouLEnGeErRs Katalog ent- halten sind. 1. Manthophryne lateralıs BLER. Ann. Nat. Hist. (6) Vol. XIX 1897 p. 12. 2. Manthophryne microtis WERNn. Zool. Anz. 1901 p. 102. 3. Manthophryne neuhaussi Sp. n. 4. Gnathophryne robusta BLER. Proc. Zool. Soc. of London 1898 p. 480; Men. Term. Füzet. 1901 p. 225. 5. Xenorhina oxycephala SCHLEG. 6. Xenorhina atra GTHAR. Novitat. Zool. III 1896 p. 184. 7. Xenorhina rostrata Men. Term. Füz. XXI 1898 p. 175. 8. Xenorhina bidens Kam. Nova Guinea 1907 Vol. IX Livr. I. 9. Metopostira ocellata M&n. Term. Füzet. 1901 p. 239. 10. Metopostira macra Kane. Nova Guinea 1903 Vol. V Livr. I. 428 THEODOR VOoßGt. 1l. Copiula oxyrhina BLER. Proc. Zool. Soc. of London 1898 p. 450. 12. Copiula rostellifer WAnD. Abh. d. Dresd. Mus. 1911 Nr. 6 p. 11. 13. Phrynizalus biroiı Min. Term. Füzet. 1901 p. 247. 14. Sphenophryne anthonyı BLER. Ann. Nat. Hist. 1897. 15. Sphenophryne ateles BuGr. Ann. Mus. Gen. 1897. 16. Sphenophryne cornuta Prars. et. Dor. 17. Sphenophryne loriae Buar. Ann. Mus. Gen. 1897—1898 p. 407. 18. Sphenophryne verruwcosa BLGR. Ann. Mus. Gen. 1897—1898 p. 407. 19. Sphenophryne albopunctata Kame. Nova Guinea 1907 Vol. IX Livr. I p. 42. 20. Sphenophryne schlaginhaufeni Wann. Abh. Dresd. Mus. 1501 Nr. 6 p. 5. 21. Mehelyıa bıroi MEn. Term. Füz. 1897 p. 411 und 1901 p. 216. 22. Mehelyia lineata WAnD. Abh. Dresd. Mus. 1911 Nr. 6 p. 7. 23. Mehelyia affinıs Wanv. ib. 24. Ohaperina fusca Mocg. Meh. Term. Füz. XXIV 1901 p. 257. 25. Chaperina macrorhyncha Kame. Nova Guinea 1905 Vol. V Livr. I. 26. Chaperina polysticta Mocg. Meh. Term. Füz. XXIV 1901. 27. Chaperina quatuworlobata WAannD. Abh. Dresd. Mus. 1911 Nr. 6 p. 9. Reptilien und Amphibien aus Kaiser- Wilhelmsland. 429 28. Chaperina basıpalmata Kamp. Nova Guinea 1905 Vol. V Livr. I. 29. Chaperina ceratophthalmus Kamp. Nova Guinea 1907 Vol. IX Livre I. 30. Cophixzalus geislerorum BTTer. Kat. Mus. Senck. G. 1892 p. 29. 31. Callulops doriae Buer. Ann. Nat. Hist. (6) Vol. I 1888 p. 345. 32. Xenobatrachus ophiodon Pras. et. Dor. 33. Liophryne rhododactyla Buer. Ann. Nat. Hist. 1897 Vol. XIX p. 11. 34. Liophryne brevipes Buer. ib. Bestimmungstabelle. A. Zwei Schlundfalten. I. Die Oberkieferäste bilden eine Symphyse vor dem Inter- maxillare. a) Erste Falte gekerbt, die Sutura sagittalis des Fronto- parietale ist sehr wenig entwickelt. Jederseits ein breiter, schwarzer, langer Streifen. Manthophryne lateralis Bu6R. Zahlreiche weiße Punkte an den Seiten. Manthophryne miecrotis Wern. Auf dem Rücken mehrere Reihen großer Warzen. Manthophryne neuhaussi sp. n. b) Erste Falte glatt, zweite gezähnelt. Das Fronto- parietale mit einer gut entwickelten Sutura sagıttalıs. Gnathophryne robusta BLGR. II. Die Oberkieferäste bilden keine Symphyse vor dem Intermaxillare. a) Beide Falten deutlich. 1. Zunge ganzrandig:. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zur Schnauzen- spitze oder zum Nasenloch. Metopostira ocellata Min. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zur Mitte des Auges, Haftscheiben der Finger klein. Metopostira macra Kane. 430 THEODOR Vogt. —— Das TibiotarsalgelenK reicht bis zum Tympanum oder bis zum hinteren Augenrand. Haftscheiben der Finger sind halb so groß wie die Augen- spalte. . Sphenophryne albopunctata Kane. 2. Zunge hinten eingeschnitten. Das Tibiotarsalgelenk erreicht das Auge. Liophryne rhododactyla Bu6R. Das Tibiotarsalgelenk erreicht die Schulter. Liophryne brevipes Bwer. b) Erste Falte undeutlich, zweite gezähnelt. Das Tibio- tarsalgelenk erreicht das Auge. 1. Dritte Zehe länger als die fünfte. Haftscheiben der Finger klein. Chaperina macrorhyncha Kamp. Haftscheiben der Finger groß. Phrynixalus biröi Min. 2. Dritte und fünfte Zehe fast gleich lang, die fünfte kaum länger . . Sphenophryne loriae BLGR. B. Eine Schlundfalte. I. Die Oberkieferäste bilden vor dem Intermaxillare eine Symphyse. Zunge an den Seiten frei, vorn und hinten angewachsen. a) Kein Knochenstachel hinter den Choanen. Erster Finger kürzer als der zweite. Xenorhina oxycephala SCHLEG. Erster und zweiter Finger gleich lang. Xenorhina atra GTHR. b) Knochenstacheln hinter den Choanen. Hinter jeder Choane ein Knochenstachel. Xenorhina rostrata Mi». Hinter jeder Choane zwei Knochenstacheln. Xenorhina bidens Kanu. II. Die Oberkieferäste bilden keine Symphyse vor dem Inter- maxillare. Vor der Mitte der gezähnelten Schlundfalte ein rundlicher Höcker. a) Zehen mit einer Spannhaut an der Basis, das Tibio- tarsalgelenk erreicht das Auge, über dem Tympanum keine Falte . . Chaperina basipalmata Kamp. b) Zehen frei. | Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zum Trrommelfell, keine Falte über dem Tympanum Chaperina polysticta Mocq. Reptilien und Amphibien aus Kaiser- Wilhelmsland. 431 Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zum Auge, über dem Trommelfell eine S-förmige Falte Chaperina fusca Mocq. III. Die Oberkieferäste bilden keine Symphyse vor dem Inter- maxillare, Zunge an den Seiten und hinten !/,—!/g frei. a) Pupille vertikal, hinter jeder Choane eine schräge Reihe von Zähnen . . . Callulops doriae Busr. b) Pupille horizontal. 1. Auf dem oberen Augenlid ein spitzer Tuberkel. Der Durchmesser des Trommelfells beträgt 1/z des Augendurchmessers. Chaperina cerathophthalmus Kamp. Der Durchmesser des Trommelfells beträgt 2/3 des Augendurchmessers. | Sphenophryne cornuta BUL6R. 2. Auf dem oberen Augenlide ist kein Tuberkel vor- handen. Das Tibiotarsalgelenk erreicht das Auge, auf der Oberseite eine laterale Linie. Sphenophryne ateles BuLeR. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zum Auge oder darüber hinaus, keine Linie auf der Oberseite, Haut warzig, Canthus rostralis scharf. Sphenophryne verrucosa BULGR. Das Tibiotarsalgelenk reicht nur bis zum Tym- panum, der Durchmesser des Trommelfells ist größer (11/,) als die Augenspalte. Sphenophryne loriae BULGR. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zum Tympanum oder bis zur Schulter, der Durchmesser des Trommel- fells ist kleiner ('/,) als die Augenspalte. Sphenophryne anthonyi BvR. Das Tibiotarsalgelenk erreicht das Auge, die Haut ist glatt, Canthus rostralis stumpf. Copiula osyrhina BLGR. Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zur Insertion der Vordergliedmaßen, Trommelfell nicht sichtbar, die Zehen sind mit deutlicher Spannhaut versehen. Cophisxalus geislerorum. Tympanum undeutlich, Zehen ohne Spannhaut, fünfte Zehe länger als dritte. Spenophryne biröi Men. D. v. HANSEMANN: Demonstration eines PasuoIg Lophiodon- eriL 432 Zweite wissenschaftliche Sitzung am 21. November 91 di ‚syY%. Schkundfalte?ior Aralsalaansioid? Das Tibiotarsalgelenk reicht bis zur a ns ‘die Bogen hinter den Choanen sind mit je zwei lichen zahnähnlichen For tsätzen versehen. ti: 1,29! Zweite iskensuhäftiten Sitzung am 21. November 1911. E. VANHÖFFEN: Beiträge zur Kenntnis der Brackwasserfauna® im 2 Frischen Haff (s. Seite 399). Zahnes (s. Seite 406). 0. HEINROTH: Besprechung einer neuen Arbeit über die va dauer von Säugetieren und Vögeln. >$ Ks ur HER er hi TEE RT VARTA LE 2 ; % Ar y. . 5.» ” v BT = Fi a Ve a KB? KH En % RR regt 4 N . ö » I A NR BR u a RER LEN Der RE au 72 Aue) , Hr N ! \ ' m i \ aa ar , u > r n j 4 j 4 sh 2 An B . eh 72 2 a . Fe r 2 Sr ag A Mr . ME “ \ i RE ., Fat f Ai wi y Kr 4 r Yu ( ww r A N + ik fi Pd * F + | Be “ ER ee RER HA ER } u - v ee v y nv. x er”) Ti ") FR TS u‘ . 3 a pri , a AS W Sr Due, } Ds e 4 PAD g X a x3 RR SER, RR ve ö a ler # Auszug aus den Gesetzen. der Gesellschaft Naturforschender Freunde R | zu Berlin. Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung zur - Beförderung der Naturwissenschaft, insbesondere der Biontologie. Die Gesellschaft besteht aus or dentlichen, Be - lichen .und Ehrenmitgliedern. Die ordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens 20 betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetzen. Sie verwalten das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. Die außerordentlichen Mitglieder, deren Zahl unbeschränkt: ist, werden von den ordentlichen Mitgliedern, auf Vorschlag eines ordentlichen Mitgliedes unter eingehender Begründung, gewählt. Für freie Zustellung der Sitzungsberichte und Einladungen zu den Sitzungen zahlen die außerordentlichen Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark. Sie können das „Archiv für Biontologie“ und alle von der Gesellschaft unter- stützten Veröffentlichungen zum ermäßigten Preise beziehen. Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnahme. der Monate August und September am 2. und 3.: a jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale VI, bzw. im Konferenzzimmer der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstr. 42, abends 7 Uhr statt. Alle für die Gesellschaft bestimmten Nena sind“ an den Sekretär, Herrn Dr. K. RER RR Berlin. N az Invalidenstr. 43, zu richten. Sitzungsberichte der Gesellschaft Haturforschender Freunde zu Berlin. No. 10. Dezember 1911. INHALT: = Bericht des Vorsitzenden über das Geschäftsjahr 1911...» ....... 433 Über eine Erkrankung der Buche und deren raschen Verlauf. Von Pavı, Macyus 436 Zur. Verbreitung nordischer Aseidien. Von R. HartmeyeRr . 2.2.2 22022. 439 Verzeichnis der im Jahre 1911 eingelaufenen Zeitschriften und Bücher . . . 441 - Zweite wissenschaftliche Sitzung am 19. Dezember 1911. . ... 2... 449 Br BERLIN. Is Kommission BEI R. FRIEDLÄNDER & Soun, NW CaArustrasse 11. 1911, I or) Nr. 10. 1911 Sitzungsbericht der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin vom 12. Dezember 1911. Vorsitzender: Herr H. VırcHow, Der Vorsitzende erstattete den Bericht über das ablaufende Geschäftsjahr. Herr W. ScHEFFER sprach über die Beleuchtung der mikroskopischen Objekte und ihren Einfluß auf das mikroskopische Bild. Herr P. CLaussen sprach über den Entwicklungsgang der Ascomyceten und seine Bedeutung für die allgemeine Mycologie. Herr P. Maenus sprach über eine Erkrankung der Buche und ihren raschen Verlauf. Bericht des Vorsitzenden über das Jahr 1911. Wir stehen wieder am Schluß des Jahres, des 138. seit Gründung der Gesellschaft, und es liegt dem Vorsitzenden ob, über die Vor- gänge innerhalb der Gesellschaft Bericht zu erstatten. Mitglieder. — Die Zahl unserer Ehrenmitglieder ist die gleiche geblieben (6), ebenso wie die der ordentlichen Mitglieder (19). Die höchste zulässige Zahl der letzteren ist 20. Von außerordentlichen Mitgliedern haben wir 14 hinzugewonnen, nämlich die Herren Professor Dr. Arsteın in Berlin, Dr. BIEDERMANN-ImHoor in Eutin, Dr. Dvysen in Berlin, Korvettenkapitän a. D. Dr. GLAvE in Steglitz, Bezirksgeologe Dr. Mrnzeu in Berlin, Oberlehrer Dr. EngGAr MEYER in Berlin, Professor Roßerr Mryrr in Berlin, Oberlehrer Dr. HERMANN MÜLLER in Schöneberg, Dr. Reck in Berlin, Dr. SCHEBEN in Cöln, Professor Dr. ScHEFFER in Wilmersdorf, SCHUMACHER in Kagel, Dr. Wırnenmı in Berlin und Fräulein Dr. Erpmann in Berlin. Todesfälle sind nicht gemeldet worden. Sitzungen. — Es wurden 10 erste und 9 zweite Sitzungen veranstaltet und in den ersteren 21 Vorträge (die für die heutige Sitzung angekündigten eingeschlossen) gehalten. Die zweiten Sitzungen haben sich fortdauernd als eine wertvolle Ergänzung in dem wissenschaftlichen’ Leben unserer Gesellschaft bewährt, indem 28 434 H. VIRcHow. hier in ungezwungener Rede und Gegenrede und oft lebhafter Diskussion eine große Zahl verschiedenartiger Gegenstände be- sprochen wurde. Die Zahl der Geschäftssitzungen betrug 10. Unternehmungen. — Für die Tendaguru-Expedition wurde noch ein weiterer Beitrag von 5000 M. bewilligt. Über Verlauf und Ergebnisse dieses großartigen Unternehmens erübrigt es sich, besonders zu berichten, da ja von den Beamten des geologisch- paläontologischen Institutes in dankenswerter Weise auch in unserer Gesellschaft Mitteilungen gemacht worden sind. Wir dürfen uns der bestimmten Hofinung hingeben, von dieser Seite in der nächsten Zeit weiteres zu hören. Schon schien es, daß das Unternehmen wegen des Versiegens weiterer Hilfsquellen sein Ende finden müsse, da wurden durch das Unterrichtsministerium 50000 M. in den Etatanschlag eingestellt für Fortsetzung der Arbeiten und Auf- stellung der Funde, so daß noch weitere Ergebnisse zu erhoffen sind. Über den Reisenden BERNHARD HanTtzscH, unser außerordent- liches Mitglied, welcher mit Mitteln der Stiftung nach Baffinsland aufgebrochen war, war uns im vorigen Jahr mitgeteilt worden, daß er, nachdem bei einem Schiffbruch seine Ausrüstung größten- teils verloren gegangen war, den Winter 1909 auf 1910 bei dem Missionar GREENSHIELD in Blacklead-Island zugebracht hatte. Wenn von ihm bei der Empfehlung seiner Reise im Jahresbericht für 1908 durch den damaligen Vorsitzenden gesagt worden war, dab er es verstehe, mit geringen Mitteln große Resultate zu erreichen, so hat er jetzt den Beweis geliefert, daß er sich selbst durch den Verlust seiner Ausrüstung nicht entmutigen und von seinem Vor- haben abbringen läßt. Er ist am 23. April des vorigen Jahres mit 11 Eskimos, von welchen 4 kleine Kinder, das jüngste '/, Jahr alt, waren, ins Innere aufgebrochen. Die Gesellschaft führte etwa 30 Hunde sowie 3 sehr schwere Schlitten, je einen für ein großes Boot, für die Vorräte und für Hausgerät und Kinder mit sich. Es sind mehrere Briefe des Reisenden in den Sonntagsbeilagen des Dresdener Anzeigers abgedruckt worden, der letzte in der Nummer vom 8. Oktober dieses Jahres. Derselbe trägt das Datum des 10. August 1910 und ist an einem Platze geschrieben, welcher den Namen Tikkeräkdjuk trägt und an dem Netschilling oder Kennedysee im Innern von Baffinsland liegt. Darin treten die Schwierigkeiten der Reise anschaulich hervor, zuerst eine dicke Decke von Neuschnee, dann die Schneeschmelze und schließlich im Sommer große Wärme und eine unerhörte Moskito-Plage. Doch zeigt sich unser Reisender immer voller Enthusiasmus und eifrig beschäftigt mit Sammlungen und Aufzeichnungen. Sein weiterer Bericht des Vorsitzenden über das Jahr 1911. 435 Plan geht dahin, den Foxkanal im Westen zu erreichen und dort den Winter von 1910 auf 1911 zuzubringen. Eine Geldaufwendung war für diese Unternehmung nicht zu machen, da der hilfreiche . Missionar keine Ansprüche auf Erstattung der Winterverpflegungs- kosten machte. Unser außerordentliches Mitglied Herr Gruner hat seine isländische Reise beendigt und auch bereits die wissenschaftlichen Ergebnisse derselben in einem ausführlichen Manuskript vorgelegt, welches von Abbildungen und detaillierten Kartendarstellungen begleitet ist. Er hat den Wunsch ausgesprochen, das Thema seiner Arbeit ändern zu dürfen in „Bodenkultur Islands“. Zur Deckung der Kosten, welche durch die Herstellung von Karten und Zeichnungen entstanden sind, sind von der Gesellschaft 400 M. gezahlt worden. Das Unternehmen, aus alten Zeitungsberichten und aus früheren Protokollen die Nachrichten über die wissenschaftliche Tätigkeit unserer (sesellschaft zusammenfassend darzustellen, wozu Herr Srırz unter Leitung des Herrn MarscH#ie die Auszüge macht, schreitet in günstiger Weise fort. Einem Antrage des Herrn F. EıtH. ScHhuLze entsprechend be- teiligt sich die Gesellschaft mit der Summe von 10000 M. an der Herausgabe des Nomenclator animalium generum et subgenerum, wofür dieselbe auf dem Titel neben der könig]l. preußischen Akademie der Wissenschaften als Herausgeber genannt wird. Von der ge- nannten Summe sind 5000 M. bereits gezahlt: die zweiten 5000 M. sollen auf die beiden folgenden Jahren verteilt werden. An der Anron Donrrn-Stiftung hat sich die Gesellschaft mit der Summe von 300 M. beteiligt. An dieser Stelle sei auch ein Ereignis erwähnt, welches unter den Mitgliedern unserer Gesellschaft ebenso wie in allen an bio- logischer Forschung interessierten Kreisen lebhafte Befriedigung hervorgerufen hat, nämlich der Ankauf der zoologischen Station in Rovigno durch die Kaiser Wilhelms-Gesellschaft. Leiter der Station ist Dr. Krumsach. Veröffentlichungen. — Die Sitzungsberichte dieses Jahres sind bis Heft 7 einschließlich erschienen; Heft 8 wird demnächst herauskommen. Im Austausch stehen wir für die Sitzungsberichte mit 148, für das Archiv mit 65 Stellen, von denen je 3 in diesem Jahre neu hinzugetreten sind. Beglückwünschungen. — Herrn Warprver wurden zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum am 22. Juli und Herrn Kny zu seinem 28" 436 Paua Maants. 70. Geburtstag am 25. Juli die Glückwünsche der Gesellschaft ausgesprochen. Ich schließe mit dem Wunsche, daß der gute Geist unserer Gesellschaft wie bisher über unseren Zusammenkünften walte. Ich erfülle noch die Pflicht, den neugewählten Vorstand bekannt- zugeben. Gewählt wurden: zum ersten Vorsitzenden Herr Professor ToRNIER, zum ersten Stellvertreter Herr Professor Hans VIRCHOW, zum zweiten Stellvertreter Herr Professor Poroxız. Herr Professor ReıcHenow ist Schatzmeister und Herr Professor MArscHıE sein Stellvertreter geblieben. Über eine Erkrankung der Buche und deren raschen Verlauf. Von Pau Macnts. Herr Obergärtner JoH. Schwarz von der Königl. Landesbaum- schule in Engers a. Rhein sandte mir am 7. Dezember 1911 einen frisch am Buchenstamme hervorgewachsenen Pilz und schrieb dazu aus Engers: Ich sende Ihnen ein Stück Baumstamm von einer Blutbuche des Königl. Schloßgartens, der mit den Fruchtträgern eines Baumpilzes besetzt ist. Im vorigen Jahre (1910) wurden zwei Äste dürr, die entfernt wurden. Den ganzen Sommer wuchs die Blutbuche weiter. ohne Anzeichen einer Krankheit, so daß man das Dürrwerden dieser beiden Äste auf zu dichten Stand zurück- führte. Im Oktober des vorigen Jahres erschienen aber einige kleine Hutpilze auf der alten Borke (die Blutbuche ist ungefähr 70—80 Jahre alt), die ich für saprophytische Pilze hielt. In diesem Frühjahr begannen aber mehrere Äste abzusterben und seit 14 Tagen treten am ganzen Stamme die Fruchtträger des Pilzes in einer eroßen Anzahl hervor, so daß der Stamm schon ganz faul ist und der Baum jedenfalls entfernt werden muß. Im Holze sieht man heute deutlich das Mycelium des Pilzes, so daß es die Ursache des Absterbens der Blutbuche ist. Für eine geneigte Aufklärung drücke ich schon meinen besten Dank aus. | | Der Pilz ließ sich bald bestimmen. Es ist der Agaricus mwceidus SCHRAD., den Er. Fries in die von ihm begründete Sectho Armillarıa gestellt hat. Da heute im allgemeinen die Frızs’schen Sektionen der Gattung Agaricus, wie er sie umgrenzte, nicht gerade natürlicherweise als selbständige Gattungen betrachtet werden, so wird der Pilz als Armillaria mueida (ScHran.) Fr. oder auch als Armillaria mucida (ScHran.) Quer. bezeichnet, da Queuer wohl zuerst die Frırs’schen Namen der Sektionen als die Bezeichnung Über eine Erkrankung der Buche und deren raschen Verlauf. 437 selbständiger Gattungen hat drucken lassen. Der Pilz hat außer- dem noch viele Namen erhalten, wie Agaricus valens Scor., Ag. nitidus Fw., Dan. tab. 773, Ag. splendens Fr., Dan. tab. 1130, Ag. sudans WALLR. u. m. a., die aber alle keine Geltung heute mehr haben. Es ist bekannt, daß der Pilz auf Buchenstumpfen und lebenden Buchen auftritt. Von manchem, wie z. B. von SCHROFTER, wird angegeben, daß er auch an Stöcken von Laubhölzern auftrete. Vor- tragender kennt ihn bisher nur auf Buchen (Fagus silvatica) und konnte ihn in seiner Veröffentlichung: Die Pilze von Tirol, Vor- arlberg und Liechtenstein, S. 298, aus Tirol auch nur auf Fagus angeben. Auch Enıas Fries sagt in Hymenomycetes Europaei (Upsala 1874), S. 47: Ad truncos Fagi totius Europae frequens, nec in alia arbore vidi. In Detula indicant SwarTz et WEINMANN. — Er tritt daher jedenfalls nur äußerst selten auf einem anderen Laubholze als Fagus auf. Interessant an den mitgeteilten Beobachtungen des Herrn Jon. ScHwARZz ist die Schnelligkeit des Verlaufs der Krankheit, worüber mir keine anderen Beobachtungen bekannt sind. Im Frühjahr 1910 wurden zwei dürre Äste beobachtet und schon Ende November 1911 ist der 70—80 Jahre alte mächtige Buchenstamm so sehr herunter- gekommen, daß sein Holz ganz morsch ist und er entfernt werden muß. Wenn auch ohne Zweifel das Mycel aus den beiden ab- gestorbenen Ästen schon Jahre vorher in dem Holzkörper des unteren Stammes eingedrungen ist, so hat es seine verderbliche Wirkung doch sehr schnell entwickelt. Bemerkenswert ist auch, wie sich der Pilz von irgendeinem Angrifispunkte nach unten in den Stamm verbreitet hat, worin er mit manchem anderen Hymenomyceten, wie z. B. Polyporus sulfureus, übereinstimmt. Er steht damit im Gegensatz zu anderen parasitischen Hymenomyceten, deren Mycel von der Wurzel aus in den Stamm eindringt, wie z. B. Armillaria mellea (Var) Fr., Polyporus annosus Fr., Pol. sistotremoides (Az. et ScHwein.), P. Magn. (= Pol. schweinizu FR.) u.a. Er scheint meist als Parasit auf den Bäumen zu beginnen und dringt nach Analogie mit anderen wahrscheinlich durch eine Wunde, wie z. B. einen Astbruch, ein und steigt von da in den Holzkörper hinab, von dem aus seine Fruchtkörperanlagen die Rinde an rissigen Stellen durchbrechen. Sein Mycel -wächst jedenfalls auch im Holzkörper. Es durch- bricht die Wände der Holzzellen, die davon durchlöchert werden. An den mir gesandten tangentialen Holzabschnitten waren keine von Mycel aus den Holzkörpern ausgefressene Löcher und Spalten 438 Pausn Masnus: Über eine Erkrankung der Buche und deren raschen Verlauf. usw., wie bei anderen Hymenomyceten zu sehen. Wahrscheinlich wird die Membran der Holzzellen durch ein ausgeschiedenes Enzym eespalten in Cellulose und Hadromal und die Cellulose verzehrt, während das Hadromal zurückbleibt. Auf den Stümpfen scheint er erst aufzutreten, nachdem die morschen Stämme abgebrochen oder abgehauen sind. Er gleicht darin vielen parasitischen Agaricineen, z. B. Armillarıa mellea, Pholiota-Arten u. a. Eine Frage ist noch die nach der systematischen Stellung des Pilzes. Er. Frızs stellte ihn 1. c. in die Sechto Armillarıa, worin ihm die meisten Autoren gefolgt sind, während ihn SCHROETER in seiner klassischen Arbeit: Die Pilze Schlesiens (Breslau 1889) S. 670-671 zu Lepiota stellt. Eu. Fries zog ihn offenbar wegen des hymenophorum cum stipite contiguum, wodurch Armillaria 1. c. S. 40 mit charakterisiert ist, und den Armillarıa mucıda hat, zu Armillaria, während Frıszs 1. c. S. 29 Lepiota durch hymenophorum a stipite dis- cretum charakterisiert, was bei Armillarıa mucida nicht der Fall ist. SCHROETER zieht diesen Unterschied nicht zwischen Armillarıa und Lepvota;, hingegen charakterisiert er letztere mit dadurch, daß die Lamellen hinten meist frei oder angeheftet (nicht herablaufend und nicht ausgerandet) sind. Dieses stimmt für Armillarıa muecida, wenigstens für meine Exemplare, im Gegensatze zur Beschreibung von Er. Frıxs, der ]. c. S. 46 Agaricus mucidus lamellis rotundatis, striato decurrentibus beschreibt. An meinen Exemplaren enden die Lamellen hinten frei und sind nicht mit dem Stiel verwachsen. Dennoch halte ich die Auffassung von Er. Frırs für die natür- lichere, weil die scharfe Trennung des Stiels von der Hutsubstanz ein ausgezeichneter natürlicher Charakter ist, durch den Lepvota sich scharf von anderen weibsporigen Agaricineen unterscheidet. In der Beschaffenheit und Ausbildung des velum und in dessen Variabilität der Ausbildung stimmen Amillarıa und Lepiota überein und im Ansatze der Lamellen bilden die bei diesen an den Stiel heranreichenden Lamellen von Armillarıa mucida eine entschiedene Annäherung an die angehefteten Lamellen bei den meisten Arten von Armillarıa. Auch ist noch zu bemerken, daß die meisten Arten von Leprota im Sinne von Er. Frırs Erdbewohner sind (Er. Frızs l. c. S. 29 terrestres [una excepta]), während viele Arten von Armillarıa in Holz oder auf Stämmen leben und sich so biologisch der Armillaria mucida anschließen, wie z. B. Armillarıa fracıda Fr., A. griseofusca (D. C.), A. denigrata Fr, 4A. mellea (VAHL), A. rhagadiosa Fr. u.a. Ich halte daher die dem Agaricus mueidus SCHRAD. von Eu. Frızs gegebene Stellung in seiner Sectio Armillarıa R. HarrmEeyErR: Zur Verbreitung nordischer Ascidien. 439 für die natürliche. Die Variabilität in der Ausbildung des velum wurde schon oben erwähnt. Der Ringe kann mehr oder minder deutlich ausgebildet sein und an manchen Hüten ganz fehlen, wie das auch bei Arten von Lepiota oft eintritt. Bemerkenswert ist noch, daß zuweilen an meinen Exemplaren am Stiele dicht unter dem Hymenophorum kleine freie Lamellen senkrecht aus dem Stiele hervorgewachsen sind, was von der Feuchtigkeit, die durch die oberen die unteren Fruchtträger überdeckenden Hüte entsteht, herrühren mag. Wenigstens habe ich an den unteren Hüten der Gruppen von Polyporus sulfureus häufig die Bildung von kleinen Flecken von Hymeriumträgern an der oberen Seite der von den oberen Hüten über- deckten Fruchtträger bemerkt. Diese frei am Stiele unter dem Hymeniumträger auftretenden Lamellen können Frırs mit zu seiner Beschreibung der Fruchtträger von Ag. mucidus Scurap. veranlaßt haben. Zur Verbreitung nordischer Aseidien. Von R. Harruzyer (Berlin). Herr E. Hrntscher (Hamburg) hat von seiner letzten arktischen Reise im Sommer 1911 eine Anzahl Ascidien (17 Arten) mitgebracht, von denen ich eine Liste veröffentliche, weil die Fundorte mancher Arten neu und tiergeographisch nicht uninteressant sind. Auf die einzelnen Stationen verteilen sich die Arten folgendermaßen: Franz-Josephs-Land, Cap Flora, 15—30 m. Caesira [Molgula] septentrionalis (Trausr.). 1 Exemplar. er z arctica (Kıarr). 1 Exemplar. Ichrcomolgula spec. 3 Exemplare. Pyura [Halocynthia] echinata (L.) juv. 1 Exemplar. Tethyum [Styela] rusticum (L.) 4 Exemplare. Dendrodoa aggregata (RATHKE) juv. 1 Exemplar. Phallusia [Ascıdia] prunum (Mürn.) juv. 2 Exemplare. Didemnum [Leptochnum] albidum (Verr.). 2 Kol. Mit Ausnahme von Pyura echinata, Tethyum rusticum und Phallusia prunum sind alle Arten neu für die Fauna von Franz- Josephs-Land, so daß die Zahl der von dort bekannten Ascidien nunmehr von 7 auf 12 steigt (vgl. Bronn, Kl. Ordn. Thierr., v. 3 suppl. p. 1582). Besonders interessant ist der Nachweis von Caesira aretica. Diese Art war bisher nur von Gjesvaer bekannt. Mein Exemplar stimmt aber so gut mit Kıarrs Diagnose überein — aus eigener Anschauung kenne ich die Art nicht —., dab einer F [53 440 R. Hartmeyer: Zur Verbreitung nordischer Ascidien. . Zuordnung zu dieser Art nichts im Wege steht. Das junge Exemplar einer Dendrodoa dürfte zu aggregata gehören. Die Be- stimmung der Rhizomolgula-Art erwies sich als untunlich, da die Tiere sehr jugendlich und die verschiedenen Arten überdies kaum scharf gesondert sind. Trotzdem bleibt der neue Fundort für diese Gattung von Interesse, da er ein neues Glied in ihrem zirkumpolaren Verbreitungsring bedeutet. 78° 48° N., 380 50‘ O., 300400 m. Sarcobotrylloides aureum (Sars.). 1 Kol. Tromsö, an Kalkalgen. Oaesira [Molgula] eıitrina (Aup. Hanc.) (Syn. O. nana (KuPrFrF.)). 2 Exemplare. Caesıwra [Molgula] papıllosa (VERR.) (Syn. C. tenax (Trausr.)). 2 Exemplare. Pyura [Halocynthia] aurantium (Paur.) juv. 1 Exemplar. E e echinata (L.) juv. 2 Exemplare. Tethyum [Styela] rusticum (L.). 9 Exemplare. R ; coriaceum (Av. Hanc.). (Syn. T. loveni (Sars.)). 2 Exemplare. Dendrodoa grossularıu (BEnE».). 1 Exemplar. Phallusia [Ascıdia] prunum (Mürı.) juv. 6 Exemplare. Ciona intestinalis (L.). 2 Exemplare. Didemnopsis varıabıle (H.-Kaas). 5 Kol. Aplıidium flavum (H. — Kaas). Mehrere Kol. Von diesen Arten sind Csaesira citrina und Caesira papıllosa neu für das Tromsö-Gebiet. Letztere war bisher nur aus der Hocharktis bekannt. Ich habe die Art kürzlich durch MorTENsEN auch von den Fär Oer erhalten und Van Namr hat nach brief- licher Mitteilung durch den Nachweis der Synonymie von C. papillosa (VeRR.) und ©. tenax (Trausr.) ihr Vorkommen auch an der Ostküste von Nordamerika festgestellt. Der bisher ge- bräuchliche Name tenax fällt daher zugunsten des älteren Namens papillosa. Die Lücke, welche das Verbreitungsgebiet von 0. eitrina im Bereiche Norwegens durch ihr Vorkommen im weißen Meere und an der Südküste Norwegens, aber nicht im Gebiete des arktischen Norwegen bisher aufwies, wird durch den neuen Fund- ort jetzt geschlossen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch bemerken, daß mir die Synonymie von (. eitrina und (. nana nunmehr festzustehen scheint, und ebenso diejenige von T. coriaceum und 7. loveni, worauf ich demnächst noch näher eingehen werde, Verzeichnis der im Jahre 1911 eingelaufenen Zeitschriften und Bücher. 441 Verzeichnis der im Jahre 1911 eingelaufenen Zeitschriften und Bücher. Im Austausch: Sitzungsberichte d. kgl. preußischen Akad. d. Wissensch. zu Berlin. 1910, No. 40—54, 1911, No. 1—38. Berlin 1910 u. 1911. Abhandlungen d. kgl. preußischen Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1910. Berlin 1910. Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin. Vol. 5, Heft 2 u. 3. Berlin 1911. | Bericht über das Zoologische Museum zu Berlin im Rechnungs- jahr 1910. Halle a.S. 1911. Mitteilungen der Brandenburgischen Provinzialkommission für Natur- denkmalpflege. 1911. No. 5. Berlin 1911. Mitteilungen d. Deutschen Seefischerei-Vereins. Vol. 27, No. 1—12. Berlin 1911. Verhandlungen des botanischen Vereins der Provinz Brandenburg. Vol. 52, 1911. Berlin 1911. Naturwiss. Wochenschr. N. F. Vol. 10, No. 1—53. 1911. Berliner Entomolog. Zeitschr. Vol. 55, H. 1u. 4, Vol. 56, H.1u. 2. Berlin 1911. Deutsche entomologische Nationalbibliothek. Bd. 2. No. 1—24. Berlin 1911. Mitteilungen aus d. Zool. Station zu Neapel. Vol. 20, H.2. Berlin 1911. | Veröffentlichungen des Königl. Preußischen Geodätischen Institutes. N. F. No. 49—51. Berlin 1911. ‚ Bericht über die Tätigkeit des Zentralbureaus der internationalen Erdmessung im Jahre 1911. Berlin 1911. Zentralbureau der Internationalen Erdmessung. N.F.d. Veröftentl., No. 22. Resultate des internationalen Breitendienstes. Bd. 4. Berlin 1911. Naturae Novitates. Herausgeg. von R. Friedländer u. Sohn. 1911. No. 1—24. Berlin 1911. Sitzungsberichte, herausgeg. vom Naturhist. Ver. d. preuß. Rhein- lande u. Westfalens. 1910. 1. u. 2. Hälfte Bonn 1911. Verhandlungen d. naturhist. Ver. d. preuß. Rheinlande u. West- falens. Jg. 67. 1. u. 2. Hälfte. Bonn 1911. Abhandlungen, herausgeg. vom Naturwissenschaftl. Verein zu Bremen. Vol. 20, H. 2. Bremen 1911. Sitzungsberichte der Physikalisch-medizinischen Societät in Erlangen. Vol. 42. 1910. Erlangen 1911. 449 Verzeichnis der im Jahre 1911 eingelaufenen Zeitschriften und Bücher. Nachrichtsblatt d. Deutschen Malakozool. Gesellschaft. Vol. 43, H. 1—4. Frankfurt a. M. 1911. +41. Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Heft 3 u. 4 Frankfurt a. M. 1910. Abhandlungen, herausgeg. v. d. Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Vol. 31, Heft 1. Vol. 33, Heft 1-3. Frank- furt a. M. .1910. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. Vol. 27. Jubiläumsband. Görlitz 1911. Leopoldina. , Heft 47, No. 1—12, Titel u. Inhalt. Halle a. S. 1911. Nova Acta. Abh. d. Kaiserl. Leop.-Carol. Deutsch. Akad. der Naturforscher. Vol. 41, Fasc. 2, No.1,3,6. Halle 1879—80. Vol. 93, No. 2. Halle 1910. Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften, herausgeg. vom Naturwissensch. Verein in Hamburg. Vol. 19, Heft 3—4. ‘ Hamburg 1910. Verhandlungen des Naturwissensch. Vereins in Hamburg. 1909. 3. Folge XVII u. XVIIl. Hamburg 1910 u. 1911. Mitteilungen aus dem Naturhist. Mus. in Hamburg. Vol. 27, 2. Beiheft. Hamburg 1910. Verhandlungen des naturhist. mediz, Ver. zu Heidelberg. N. F. Vol. 11, Heft 1 u. 2. Heidelberg 1911. Wissenschaftl. Meeresuntersuchungen. N. F. Vol. 10, Abt. Helgo- land, Heft 1. Vol. 12 u. 13, Abt. Kiel. Kiel und Leipzig 1910 u. 1911. Schriften d. physikal.-ökonom. Gesellsch. zu Königsberg i. Pr. Vol. 51. Königsberg i. Pr. 1911. Neunzehnter Bericht des Naturwissenschaftlichen (vormals bota- nischen) Vereins Landshut (Bayern) über die Vereinsjahre 1907—1910. Landshut 1911. Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig für das Jahr 1910. Leipzig 1911. Sitzungsberichte der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig. Vol. 36, 1909. Vol. 37, 1910. Leipzig 1910 u. 1911. Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Leipzig. Vol. 7. Leipzig 1911. | Jahreshefte des naturwissensch. Vereins für das Fürstentum Lüne- burg. Vol. 18, 1908—1910. Lüneburg 1910. Verhandlungen der ÖOrnitholog. Gesellschaft in Bayern. 1910. Vol. 10. München 1911. 38. Jahresbericht des Westfälischen Provinzial-Vereins für Wissen- schaft und Kunst für 1909/10. Münster 1910. Verzeichnis der im Jahre 1911 eingelaufenen Zeitschriften und Bücher. 443 Jahresbericht des Direktors des Kgl. Geodätischen Instituts £. d. Zeit vom April 1910 bis April 1911. Potsdam 1911. Jahreshefte d. Vereins f. vaterländ. Naturk. in Württemberg. "Vol. 67 nebst 1 Beilage. Stuttgart 1911. Verhandlungen des naturforsch. Vereins in Brünn. Vol. 48, 1909. Brünn 1910. XXV1I. Bericht der meteorologischen Kommission des naturforschen- den Vereins in Brünn. Brünn 1910. Annales hist.-natur. Musei Nat. Hungarici. Vol. 8, P. 2. Vol. 9, P. 1 u. 2. Budapest 1911. Publikationen der kgl. Ungarischen Geolog. Reichsanstalt. Detaillierte Mitteilungen über die auf dem Gebiete des Ungarischen Reiches befindlichen Steinbrüche. Budapest 1909. Chemische Analyse der Trinkwässer Ungarns. Budapest 1911. Erläuterungen zur Geolog. Spezialkarte der Länder der Ungarischen Krone. Herausgeg. v. d. kgl. Ungar. Geolog. Reichsanstalt. Die Umgebung von Szäszsebes. Budapest 1910. Mitteilungen aus dem Jahrbuche der kgl. Ungar. Geolog. Reichs- anstalt. Vol. 17, Heft 2, Vol. 18, Heft 2. Budapest 1911. Jahresbericht der kgl. Ungar. Geolog. Reichsanstalt für 1908. Budapest 1911. Arbeiten aus dem Zoologischen Institut zu Graz. Vol. 9. Nr. 5 u. 6. Leipzig 1911. Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Vol. 47, Heft 1 u. 2. Graz 1911. Verhandlungen u. Mitteilungen d. Siebenbürg. Ver. f. Naturwiss. zu Hermannstadt. Vol. 60. Hermannstadt 1911. Jahrbuch des ungarischen Karpathen-Vereines. Vol. 38. Iglö 1911. Berichte des naturwissenschaftlich-medizinischen Vereins in Inns- bruck. Vol. 32. Jg. 1908/1909 u. 1909/1910. Innsbruck 1910. Carinthia. Vol. 100, N0.5u.6. Vo1.101,No.1—4. Klagenfurt 1910—11. Register über den naturwissenschaftlichen Inhalt der Jahrgänge 1811—1910 der Zeitschrift „Carinthia“. Klagenfurt 1911. Anzeiger d. Akad. Wiss. in Krakau. Math.-naturwiss. Kl. 1910, No. 7—10, 1911, No. 1—7. Krakau 1911. Catalogue of Polish sceient. lit. Vol. 10, Z. 1—4. Krakau 1910—11. Museum Francisco-Carolinum. 69. Jahresbericht. Linz 1911. Lotos. Naturwissenschaftl. Zeitschr., herausgeg. vom Deutschen Naturw.-Mediz. Ver. f. Böhmen „Lotos“. Vol. 58, No. 1—10. Prag 1910. Sitzungsberichte der kgl. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Math.-Naturw. Cl. 1910. Prag 1911. | '444 Verzeichnis der im Jahre 1911 eingelaufenen Zeitschriften und Bücher. Jahresbericht der kgl. Böhm. Gesellschaft der Wissenschaften f. d. Jahr 1910. Prag 1911. Kgl. Böhm. Gesellsch. d. Wissensch. in Prag. 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M. ie Er Er, “ Invalidenstr, 43, zu richten. Auszug aus den Gstaen ; der zu Berlin. Die im Jahre 1773 gestiftete Gesellschaft Naturforschenäne in Freunde in Berlin ist eine freundschaftliche Privatverbindung zur Beförderung der Naturwissenschaft, insbesondere ‚der. E. Biontologie. Be Die Gesellschaft besteht aus ordentlichen, außerordent- lichen und Ehrenmitgliedern. ; Die ordentlichen Mitglieder, deren Zahl höchstens . Pr betragen darf, ergänzen sich durch einstimmige Wahl nach den durch königliche Bestätigung vom 17. September 1789 und 7. Februar 1907 festgestellten Gesetzen. Sie verwalten das Vermögen der Gesellschaft und wählen aus ihrem ‚Kreise die Vorsitzenden und Schatzmeister. % Die außerordentlichen Mitglieder, deren Zahl über ist, werden -von den ordentlichen Mitgliedern, auf Y oiachlag eines ordentlichen Mitgliedes unter eingehender Begründu gewählt. Für freie. Zustellung der Sitzungsberichte nd Finladungen zu den Sitzungen zahlen die außerordentlichen - Mitglieder einen Jahresbeitrag von 5 Mark. Sie können das „Archiv für Biontologie* und alle von der Gesellschaft unter- stützten Veröffentlichungen zum ermäßigten ae w Die wissenschaftlichen Sitzungen finden mit Ausnalı ; er Monate August und September am 2, und. 3. Die s jedes Monats bis auf weiteres im Hörsaale YL. em Konferenzzimmer der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschu e, Invalidenstr. 42, abends 7 Uhr statt, 24 Fe ei Alle für die Gesellschaft oe an den Sekretär, Herrn Dr. K. Ber, E17 | he Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1911. Tafel I. L. HARTMANN gez. Fig. 1. g erlin 1911. s. naturf. Fr. "Ge tzungsber | j | Tafel IH. naturf. Er. I9I1. (Ges. Sitzungsber. 13 Zu es re A Sitzungsber. (es. naturf. Fr. Berlin 1911. BD . . N Fig, 1: Pseudophia lunaris. Fig. 3: Amphipyra pyramidea. St Fig. 5: Pseudophia lunaris. Tafel IV. Fig. 4: Scoliopterye libatrix. Fig. 6: Amphipyra pyramidea. Jf u BT f ; | Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1911. : Tafel V. Fig. 9: Plusia gutta. } Fig. 10: Plusia gamma. Fig. 11: Agrotis pronuba. Fig. 12: Agrotis pronuba. Tafel VI. ın 1911. r: Berl . 4 tzunesber. Ges. naturf. I Ji u hot. W. Kronecker. Tafel VII. tzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1911. * 1 VEXTEycHEn 1 pFEN Bee AT Vrtert NT 25 I». e en % KrIP u 7 12 Li Pr ET WEN R 1 ' H v > ü } En u FREE 10% " op u RN A ana FOR I RT ER | Fi 2 VE r 3 ix an h) ” % Poain. #, & # s rn Er F, re on « gl a 2 pi) # ’ w B ‘ , “Y 5 SER R “ er ur EN H EU EN Dh ee « E7 [3 t s 6.7 , A TA i in j ' Hr; * ' en ur ir 3,» % ’ &), Ach we 1 rag “ 0) „ Ar? v i Any Das n D r N, j : BER \ AIR. R \ i A 7 ’ \ ; . N Mn r j N in 2 } h B Ad [ n * 4 4 f} a ; - 50 e f . bi “an NT) fi Y D t D ‚ r " mM} kam « 17 8 h ’ ra Ber je u * w. 4 a - i n F | 3 11 ’ f Er N a ER i 1 ® “ ts 19% A, Se RR £ ’ ME | ie are * u Re 4) J D 2 " du ; ’ 3 \ ! - S = . Pr * ’ fi er cie a RR: uurH e\ 4 a } ! ne ' ? f N Jr v Aa tzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1911. ‚phot. W. Kronecker. i 5 Tafel VIL. Tafel IX. 2917, Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin EEE I 1 Re da a en EEE ETC Tea EER \ = ® I v Ö = © m [2] BE “ 2 _ — r— Zu wi. .— 1n '.. Berl naturf. Fı (Fes. u; she gs phot. W. Kronecker. Sitzun ea ri = een en u — eg BER RETTET | ’ ’ N " } + ; 4 u + Sitzungsber. Ges. naturf. Fr. Berlin 1911. nn rm ee nennen nun — ron Kr -_ »r . je) > a Er EIG, Kits ir bi > BESTSaESGErARBt 32 a8 = Jaaaac 3112 Ze; SÖSEen ; U. ix Ze 1m 22 na Slgöe nn 22222 200 Son Sn 22020 Ön 33 Do 2 SE2BäEne (> Eu se => u Se Se er ee, mo em -—o- a re ae er — = Fe 2 ne E En , . H [ Pr .. 2 * 128 306 u en nn en TE nn RR URRNE Be EEE uhr 0 TA = = . D A! u ” . \ { . j w . 4 ’ “ B va ‚ u . \ & : > re