F OR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Sitzungsberichte ^öfe^u-yii^Vu. der mathematisch-physikalischen Klasse Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München Jahrgang 1922 München 1923 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Kommission des G. Franz'schen Verlags (J. Roth) Akademische Buchdrnckerei F. Straub in München. III Inhaltsübersicht. I. Sitzungsberichte. Seite 14. Jan.: Frank, Schmidt, Faber, Lindemann, Volk, Liebmann 4. Febr.: Kayser, Schoy, Gießberger, Föppl, Stöckl 4. März: Faber, Lindemann, Kratzer, Wien 6. Mai: Willstätter, Graser, Kuhn, Stromer, Zinner, Liebmann, Szäsz, Hamburger . 17. Juni: Burmester, Faber, Pringsheim, Hönigschmid, Künneth 8. Juli: Stromer, Rosenthal, Kowalewski . . . . 4. Nov.: Willstätter und Wassermann, Willstätter und Pollinger, Willstätter und Waldschmidt, Faber, Broili, Kaiser 9. Dez.: Zenneck, Voss Verzeichnis der im Jahre 1922 eingelaufenen Druckschriften . 1* 3* 5* 9* 11* 13* 14* 15* II. Abhandlungen. G. Faber, Bemerkungen zu Sätzen der Gaußschen theoria com- binationis observationum 7 G. Faber, Über den Hauptsatz aus der Theorie der konformen Abbildung 91 G. Faber, Über nach Polynomen fortschreitende Reihen . . 157 G. Faber: Abschätzung von Funktionen großer Zahlen . . 285 L. Föppl, Neue Bemerkungen zur Kirchhoffschen Analogie zwischen Kreisel und elastischer Linie ....... 69 H. Hamburger, Bemerkungen zu einem Satze über die Riemann- sche f- Funktion 151 0. Hönigschmid, L. Birckenbach und E. Kothe, Revision des Atomgewichtes des Thalliums. Analyse des Thallochlorids 179 IY Inhaltsübersicht Seite E. Kaiser, Über zwei verschiedenartige Injektionen syenitischer Magmen (mit 4 Textfiguren) 255 E. Kays er, Merkwürdige Senkungen des Bodens von Frankreich 51 G. Kowalewski, Die Verwertung gemischter invarianter Flächen- elemente zur Berechnung der Differentialinvarianten einer ebenen Transformationsgruppe 241 A. Kratzer. Störungen und Kombinationsprinzip im System der violetten Cyanbanden 107 H. Künneth, Zur topologischen Untersuchung geometrischer Ge- bilde 213 H. Liebmann, Die Boursche Methode der Flächenbestimmung aus dem Linienelement ........ 39 H. Liebmann, Die Lagallysche Formel für den Flüssigkeitsdruck 127 F. Lindemann, Integration der partiellen Gleichung s = sin z 23 F. Lindemann, Zur Trigonometrie im nicht-euklidischen Raume 101 A. Pringsheim, Über die äußere Berandung eines im Endlichen gelegenen Gebietes und den Jordan sehen Kurvensatz . . 187 A. Rosenthal, Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex . .221 M. Schmidt, Neuzeitliche Erdkrustenbewegungen in Frankreich (mit einem Kärtchen) ........ 1 C. Schoy, Über die Richtung der Qibla 55 0. Szäsz, Über den Konvergenzexponenten der Fourierschen Reihen gewisser Funktionenklassen 135 0. Volk, Über die Reihe 2 Pn (a?) 35 n=0 A. Voss: Transformation des rechtwinkligen Koordinatensystems 305 W. Wien, Eine Methode zur Unterscheidung der sogenannten Bogenlinien von den Funkenlinien der Spektren . . .119 E. Zinner, Die Vorarbeiten zu einem Handschriftenverzeichnis der deutschen Sternforschung 121 Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1922. Sitzung am 14. Januar. 1. Herr Frank spricht: Über die Theorie der Schall-Leitung im Ohr. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 2. Herr M. Schmidt trägt vor: Neuzeitliche Erdkrustenbewegungen in Frankreich. Er berichtet im Anschluß an seine in der Sitzung vom 6. Juli 1918 gemachte Mitteilung über tektonische Höhen- und Lagenänderungen von Messungspunkten im oberbayerischen Alpenvorland über sehr ausgedehnte neuzeitliche Erdkrusten - bewegungen in Frankreich, die sich auf das ganze Gebiet zwischen dem Mittelmeere und der belgischen Küste und von den Pyrenäen bis zum rheinischen Graben erstrecken. Diese Bodensenkungen stehen, wie der Anblick einer oro- graphischen Karte, in welcher die Linien gleicher Bodensen- kung mit 10 cm Höhenabstand dargestellt sind, ohne weiteres erkennen läßt, mit der Gebirgsbildung im engsten Zusammen- hang und zeigen von der Mittelmeerküste bei Marseille dem Rhonetal entlang bis zum Kanal La Manche bis zu 1 m stetig anwachsende Beträge. Ihre Größe ist durch die in den Jahren 1857 bis 1864 ausgeführten und 1884 — 1893 mit der größten Sorgfalt wieder- Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jahrg. 1922. a o* Sitzung am 14. Januar. holten Landesnivellements von Frankreich, die eine Linien- länge von 15000 und 12000 km besitzen, mit voller Sicher- heit nachgewiesen. Die Genauigkeit dieser Nivellements ent- spricht den für Erdmessungszwecke in den Jahren 1867 in Berlin und 1912 in Hamburg für den Nachweis von Boden- bewegungen aufgestellten Grundsätzen. Die aus dem Vergleich der Meereshöhen einer großen Zahl von Höhenfestpunkten, die bei den Nivellements gemeinsam sind, nachgewiesene Boden- senkung muß als völlig zuverlässig bestimmt angesehen werden. Der Betrag der Bodensenkung nimmt vom Mittelmeer bei Marseille gegen Norden bis zur belgischen Küste stetig zu und hat in 25 Jahren dort eine Größe von 1 m erreicht. Im Mittel beträgt diese Senkung beiläufig 25 mm im Jahre. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 3. Herr G. Faber macht Bemerkungen zu Sätzen der Gaußschen theoria com- binationis observationum. In seiner theoria combinationis observationum hat Gauß Sätze mitgeteilt, teils mit Beweis, teils ohne, die erlauben, aus der bloßen Kenntnis des mittleren Fehlerquadrats Aussagen über die Fehlerkurve zu machen. Der Vortragende gibt ein- fache Beweise für diese Sätze und für andere des gleichen Gedankenkreises. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 4. Herr F. Lindemann legt für die Sitzungsberichte vor: 1. Eine Abhandlung: Integration der partiellen Gleichung s = sin s. 2. Eine Mitteilung des Herrn Dr. O. Volk: Über die Reihe Xj -?»(#)!• >1=0 00 Es wird der Beweis erbracht, daß die Reihe P„ (#) o für — 1 < x < 1 divergiert. Dies gelingt mit Hilfe der Heine- schen asymptotischen Darstellung der Kugelfunktionen und eines Satzes von Fatou über Fouriersche Reihen. Sitzung am 14. .Tanuar. 3* 5. Herr S. Finsterwalder teilt mit eine Arbeit des Herrn H. Liebmann in Heidelberg: Die Bo ursche Methode der Flächenbestimmung aus dem Linienelement. E. Bour hat die Bestimmung der Flächen mit gegebenem Bogenelement auf die Integration einer partiellen Differential- gleichung zweiter Ordnung zurückgeführt. Diese Differential- gleichung wird hier nach verschiedenen Methoden bearbeitet, und dabei z. B. in einem Spezialfall die vollständige Klasse aufeinander abwickelbarer Flächen mit vorgeschriebenem Bogen- element, die eine starre Kurve gemein haben, abgeleitet. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) Sitzung am 4. Februar. 1. Herr E. Kayser hielt (im Anschluß an den Vortrag des Herrn M. Schmidt in der Januar-Sitzung) einen Vortrag Über merkwürdige Senkungen des Bodens im Norden Frankreichs. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 2. Herr S. Günther legt vor: a) für die Sitzungsberichte eine Abhandlung von Dr. E. Schoy: Eine arabische Abhandlung über die Bestimmung der Giblo (Mekkaricbtung) ; b) für die Abhandlungen eine Arbeit von Dr. H. Gries- eerger: Die Erdbeben Bayerns. 3. Herr A. Föppl legt eine Abhandlung von Ludwig Föppl vor, in der die von Kirchhofe zuerst bemerkte und später auch von Hess untersuchte Analogie zwischen Kreisel und elastischer Linie von neuem besprochen wird. Veranlassung dazu gab die in neuerer Zeit üblich gewordene Darstellung 4* Sitzung am 4. Februar. der Kreiseltheorie, die den anschaulichen Begriff des „ Impuls- vektors“ oder „Dralles“ überall in den Vordergrund stellt. Schreibt man dementsprechend auch die Gleichung der ela- stischen Linie in vektorieller Form an, so folgen aus dem Ver- gleiche sofort in sehr einfacher Weise alle Beziehungen zwi- schen dem zeitlichen Ablaufe der Kreiselbewegung einerseits und dem räumlichen Verlaufe der elastischen Linie andererseits. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 4. Herr v. Seelioer legt eine Abhandlung von K. Stöckl, Lyzealprofessor in Regensburg, vor: Erdmagnetische Mes- sungen im bayer. Walde 1908 — 1913. Lamont hat bereits in den fünfziger Jahren auf beträchtliche Störungen der erd- magnetischen Elemente im Gebiete des bayer. Waldes hinge- wiesen. Noch deutlicher lassen die Beobachtungen vom ver- storbenen Professor Messerschmitt vom Anfang dieses Jahr- hunderts den Einfluß des Urgebirges auf den Verlauf der erd- magnetischen Elemente erkennen. Zur Untersuchung des ge- nannten Störungsgebietes hat nun Prof. Stöckl in den Jahren 1908 — 1913 an 195 Orten erdmagnetische Beobachtungen angestellt und die Bearbeitung dieser umfangreichen Unter- suchungen durchgeführt, die zu mannigfachen interessanten Resultaten über den Zusammenhang der erdmagnetischen Stö- rungen mit den geologischen Verhältnissen geführt haben. Eine ausführliche, durch zahlreiche bildliche Darstellungen ergänzte Publikationen kann gegenwärtig leider nicht zur Publikation gelangen und der Verfasser muß sich mit der Ver- öffentlichung der vorliegenden Zusammenfassung begnügen, die übrigens die erhaltenen Resultate in genügender Deutlichkeit hervortreten lassen dürfte. (Erscheint in den Abhandlungen.) 5* Sitzung am 4. März. 1. Herr Faber spricht: Uber den Hauptsatz aus der Theorie der konformen Abbildung. Der Verfasser gibt für den Satz, daß jedes einfach zu- sammenhängende Gebiet auf ein Kreisgebiet konform abge- bildet werden kann, einen neuen Beweis mit Beantwortung der Frage nach der Ränderzuordnung. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 2. Herr F. Lindemann trägt vor: Zur Trigonometrie im nicht euklidischen Raume. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 3. Herr A. Sommerfeld legt für die Sitzungsberichte eine Arbeit von A. Kratzer vor: Störungen und Kombinationsprinzip im System der violetten Cyanbanden. Die Arbeit schlägt eine Abänderung in der Nuancierung der Bandenlinien (halbzahlige Quanten) vor, welche die Gesetz- mäßigkeiten der Banden vollkommener hervortreten läßt. 4. Herr W. Wien teilt mit: Eine Methode zur Unter- scheidung zwischen Spektren, die von geladenen oder ungeladenen Atomen ausgesandt werden. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 7* Sitzung am 6. Mai. 1. Herr R. Willstätter trägt die Ergebnisse einer Unter- suchung Über Invertin vor, die er gemeinsam mit Frln. J. Graser und Herrn R. Kuhn ausgeführt hat. Die Arbeit behandelt die Isolierung des Enzyms in gesteigerter Konzen- tration und den Einfluß der Verteilung sowie der Begleitstoffe auf seine Wirkung. (Erscheint anderwärts.) 2. Herr E. Stromer macht eine Mitteilung über Tertiäre Wirbeltier-Reste aus Deutsch-Südwestafrika. An die in der letzten Dezember-Sitzung gemachte erste Mitteilung anschließend werden die fossilen Wirbeltier-Reste von zwei weiteren Fundorten in den Diaraantfeldern von Lüde- ritzland besprochen. Davon sind am bemerkenswertesten die Reste von Anti- lopen, eines Urraubtieres (Creodonten), eines Vorläufers des süd- afrikanischen Springhasen (Pedetiden), eines Pfeifhasen (Ocho- toniden, während fossile bisher nur aus Europa, lebende nur aus dem hohen Norden und nordischen Gebirgen bekannt sind, und endlich eines den jetzigen Klippschliefern Afrikas und den ausgestorbenen Typetherien Südamerikas ähnlichen Vertreters einer bisher unbekannten Säugetierordnung. Zu ihr gehört die einzige Säugetier-Gattung und Art der drei Fundorte, die mit einem anderen, dem Untermiocän des Viktoriasees gemeinsam ist und so die erste Annahme des geologischen Alters jener bestätigen hilft. (Wird später gedruckt.) 3. Herr H. v. Seeliger legt für die Sitzungsberichte vor eine Abhandlung des Herrn Dr. E. Zinner: Die Vorarbeiten zu einem Handschriften-Verzeichnis der deutschen Sternforschung. Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jalirg. 1922. b 8* Sitzung am 6. Mai. 4. Herr S. Finsterwalder teilt mit eine Abhandlung: Die Lagallysche Formel für den Flüssigkeitsdruck von Heinrich Liebmann in Heidelberg. Die von Lagally (Münchener Berichte 1921, S. 209 — 226) entwickelten Formeln für den Flüssigkeitsdruck werden ohne Dyadenrechnung mit elementarer Vektoranalysis berechnet und ergänzt durch Berechnung des Momentes. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 5. Herr A. Pringsheim legt für die Sitzungsberichte zwei Abhandlungen vor: a) Herr Otto Szasz (Frankfurt a. M.): Über den Konvergenzexponenten der Fourier sehen Reihen gewisser Funktionenklassen. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einer Frage, über die bisher nur sehr spezielle Resultate von S. Bernstein und Carlemann vorliegen, nämlich mit der Bestimmung des Konvergenzexponenten v. einer Reihe 2 a,. — b,.i |*, wo a,., bv die Fourierschen Konstanten einer stetigen, mod. 2 n perio- dischen Funktion f{x ) bedeuten. Genügt diese einer sogen. „LirscHiTzschen“ Bedingung: (1) \f(x + t) — f(x) \ — kon- — CL "p 1 vergiert; daß es dagegen sogar unter den der engeren Be- dingung (1) genügenden Funktionen solche gibt, für welche 2 jene Reihe bei «<5 — -7—^ divergiert, somit den Konver- -j O. ”1“ 1 2 genzexponenten ^ q -|I 1 ^es^z^- Dieses durch seinen allge- Sitzung am 6. Mai. 9* meinen Charakter merkwürdige Resultat wird mit verhältnis- mäßig einfachen Mitteln gewonnen. b) Hans Hamburger (Berlin): Bemerkungen zu einem Satze über die Riemannsche Zetafunktion. Der Verfasser hat kürzlich einen Satz veröffentlicht, wel- cher besagt, daß die RiEMANNsche Zetafunktion durch ihre Funk- tionalgleichung und einige weitere funktionentheoretische Eigen- schaften bereits eindeutig bestimmt. Für diesen Satz gibt er einen neuen und merklich kürzeren Beweis. Sitzung am 17. Juni. 1. Herr L. Burmester spricht über die engste Lagerung gleicher Kugeln und deren Zwischenräume bei der Theorie der Filterung des Wassers durch Sand, in dem die Sandkörner als gleiche Kugeln angenommen werden. 2. Herr Faber legt für die Sitzungsberichte vor eine Arbeit Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. Der Verf. untersucht die Darstellbarkeit analytischer Funk- tionen durch Reihen, die nach Näherungszahlen oder Nähe- rungsnennern Stieltjes scher Kettenbrüche fortschreiten. 3. Herr A. Prtngsheim legt für die Sitzungsberichte vor eine Abhandlung: Über die Berandung eines endlichen Gebietes und den Jordanschen Kurvensatz. Ein älterer Satz von Herrn E. Phragmen besagt, daß die vollständige Begrenzung eines endlichen Gebietes mindestens einen zusammenhängenden Teil enthält. Der Verfasser beweist diesen Satz in wesentlich vervollkommneter und verschärfter Fassung und zeigt, wie die hierbei benützte Methode dazu 10* Sitzung am 17. Juni. dienen kann, um für den Satz über die Zweiteilung der Ebene durch jede geschlossene Jordansche Kurve einen Beweis zu gewinnen, welcher die bisher gegebene an Einfachheit und Anschaulichkeit merklich übertreffen dürfte. 4. Herr 0. Hönigschmid berichtet Über die Ergebnisse einiger neuerer Atomgewichts- bestimmungen. Die Revision des Atomgewichtes des Thalliums durch Ana- lyse des Thalliumchlorides ergab den Wert TI = 204, 39, der um 0,39 Einheiten höher ist als der bisher international gül- tige TI = 204, 0. Die Analyse des Ferrichlorids führte zu dem Atomgewicht des Eisens Fe = 55, 85 in naher Übereinstimmung mit dem internationalen Fe = 55, 84. Durch die Analyse von Bortrichlorid wurde das Atom- gewicht des Bors zu B = 10, 82 bestimmt gegenüber dem internationalen Wert B = 10, 90. Aus der Bestimmung der Verhältnisse von Mercurichlorid resp. -bromid ergab sich das Atomgewicht des Quecksilbers zu Hg = 200, 61 in vollster Übereinstimmung mit dem inter- national gültigen. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 5. Herr von Dyck berichtet über eine Arbeit von Studien- Assessor H. Künneth in Erlangen : Zur topologischen Untersuchung geometrischer Gebilde. Es handelt sich in derselben um die Bestimmung der zu- erst von Betti eingeführten charakteristischen Zahlen als der einfachsten unterscheidenden Merkmale mehrdimensionaler Man- nigfaltigkeiten. Die Bestimmung wird für gewisse zusammen- gesetzte Mannigfaltigkeiten aus den Bettischen Zahlen ihrer Faktoren durchgeführt. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 11* Sitzung am 8. Juli. 1. Herr E. Stromer v. Reichenbach macht die dritte Mit- teilung über tertiäre Wirbeltier-Reste aus den Diamant- feldern Deutsch- Süd westafrikas. 2. Herr A. Pringsheim legt für die Sitzungsberichte vor eine Abhandlung des Herrn Artur Rosenthal: Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. Jede mögliche Anzahl der Schnittpunkte eines ebenen Ge- bildes TO mit einer Geraden werde als ein „Ordnungsindex“ von TO bezeichnet; das Maximum dieser „Ordnungsindizes“ ist dann die „Ordnung“ von TO. Es wird hier der Nachweis er- bracht, daß für jede ganze Zahl n > 1 ebene Gebilde mit ein- zigem Ordnungsindex n existieren, d. h. solche Mengen, die von jeder Geraden in genau n Punkten getroffen werden. Analoge Existenzbeweise ergeben sich für eine Reihe von Ver- allgemeinerungen. Für n — 2 kann ein solches Gebilde kein Kontinuum enthalten, was dagegen für andere Werte von n möglich ist. Allgemein wird für die Gebilde 2. Ordnung fest- gestellt, daß sie nur dann Kontinua enthalten können, wenn alle drei Ordnungsindizes 0, 1, 2 und zwar in der Mächtig- keit c Vorkommen. 3. Herr F. Lindemann bespricht eine Arbeit des Herrn Ger- hard Kowalewski in Dresden: Die Verwertung gemischter in variabler Flächenelemente zur Berechnung der Dif- ferentialvarianten einer ebenen Transformations- (Erscheint in den Sitzungsberichten.) gruppe. 13* Sitzung am 4. November. 1. Herr R. Willstätter spricht über eine gemeinsam mit W. Wassermann ausgeführte Untersuchung über Invertin, worin Fortschritte der Adsorptionsmethode zur Isolierung von Enzymen erzielt werden. Sodann berichtet Herr Willstätter über eine gemeinsam mit A. Pollinger ausgeführte Arbeit Zur Kenntnis der Per- oxydase, in der es gelungen ist, den Reinheitsgrad des En- zyms bedeutend zu steigern und die bisherigen Kenntnisse in der Zusammensetzung der Peroxydase zu berichtigen. Endlich trägt Herr Willstätter eine in Gemeinschaft mit E. Waldschmidt ausgeführte Untersuchung über Pankreas- enzyme vor, in der es erreicht wurde, die lipatischen, dia- statischen und tryphischen Enzyme vollständig voneinander zu trennen. 2. Herr G. Faber legt für die Sitzungsberichte vor eine Abhandlung: Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. Der Verfasser leitet asymptotische Reihen für die Taylor- Koeffizienten solcher Funktionen ab, die sich aus der Veränder- lichen 2 und beliebigen Konstanten durch die rationalen Ope- rationen und die Erhebung in den Exponenten der Zahl e bilden lassen. Er gewinnt so insbesondere für die Hermite- schen und die Laguerreschen Polynome Abschätzungen, mit deren Hilfe sich die Frage nach der Entwickelbarkeit gegebener Funktionen in Reihen, die nach diesen Polynomen fortschreiten, leicht lösen läßt. 3. Herr Broili sprach über die Geologie des „Vogelkop“ von Holländisch-Nordwest-Neu-Guinea, auf Grund der Untersuchungen und Aufsammlungen des Müncheners Dr. Eduard Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jahrg. 1922. C 14* Sitzung am 9. Dezember. Hartmann, der von 1914 — 21 in der holländischen geologischen Landesaufnahme tätig war und in den Jahren 19 — 21 in Neu- Guinea Expeditionsleiter war. Von besonderem Interesse ist die Feststellung von jüngerem Paläozoikum und oberem Jura. Der Chef der geologischen Landesanstalt von Niederländisch- Indien, Herr Minen-Ingenieur Moermann hat in dankenswerter Weise das Material nach München zur Untersuchung geschickt. 4. Herr Erich Kaiser sprach Uber zwei verschiedenartige Injektionen syenitischer Magmen, ausgehend von den von ihm untersuchten Gebieten der Serra de Monchique in Portugal und der Namib Südwestafrikas, die für die Erklärung des Eindringens der vulkanischen Massen in die Erdrinde besondere Anhaltspunkte bieten. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) Sitzung am 9. Dezember. 1. Herr Zenneck trägt vor über Elektronen- Relais- Generatoren mit Modulation der Amplitude durch einen Niederfrequenzstrom und über Verwendung dieser Generatoren für Sender und Empfänger der drahtlosen Telephonie und Telegraphie. 2. Herr A. Voss macht eine Mitteilung Zur Transformation rechtwinkeliger Koordinaten. (Erscheint in den Sitzungsberichten.) 15* Verzeichnis der im Jahre 1922 eingelaufenen Druckschriften. Die Gesellschaften und Institute, mit welchen unsere Akademie in Tauschverkehr steht, werden gebeten, nachstehendes Verzeichnis als Empfangsbestätigung zu betrachten. Aachen. Geschichtsverein: — — Zeitschrift, Bd. 43. Aarau. Historische Gesellschaft: — — Argovia 39. Aberdeen. Universität: — Studies 80 — 83, 85. Abo. Akademie: — — Acta mathemat. et physica 1. Allegheny. Observatorium: — — Publications Vol. 6, Nr. 4 u. 5. Altenburg. G es chichts verein Osterland: — — Mitteilungen 13, 2. Amsterdam. Aardrijkskundig Genootschap: — — Tijdschrift, deel 39, 2—6; 40, 1. — Wiskundig Genootschap: — — Nieuw Archief, 14, 1. — — Revue des publications mathematiques, 29, 2. Annaberg. Geschi chts verein : — — Mitteilungen 13. Athen. Bibliotheque de I’ecole fran9aise. — — Bulletin du correspondance hellenique 46 1 — 6; 41 — 43. — Wissenschaftliche Gesellschaft: — — Athena, 32—34. — ’Ei.h]vofivrj/.icov : Bd. 16. Augsburg. Historischer Verein : — — Zeitschrift 45. Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jalirg. 1922. <1 16* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Baltimore. Geological Survey: — — Maryland Geol. Survey 10 (1918). — Johns Hopkins University: Circular 1921, 1—6; 1922, 1. — — Journal of mathematics, 43, 2. u. 3. — — Journal of philology, 165—169. — — Studies in historical and political science 39, 2. u. 3. Barcelona. R. Academia de Ciencias y Artes: — — Boletin 4, 6. Memorias, 12,18-23; 13,1—32; 14,1-12; 15,1—5; 16,12—14; 17, 1-15. — — Nomina del personel 1915/16 — 1921/22. — Institut d’ estudis Catalans: — — Annari 5 (1913/14). — — Cadevall, Flora 3, 4. — — Butlleti de dialectologia Catalana 1915—1921. — — Puig de Catafalch Vol. 3. — — Arxius Any 6 und 7. — — Butlleti de la bibliotheca de Catalanya Nr. 1 — 8. — — Treballs de Soeietat de biologia 1920/21. Basel. Histor. antiquarisch e Gesellschaft: — — Basler Zeitschrift 15 — 18, 1. u. 2; 19, 1; 20, 1. — Naturforschende Gesellschaft: — — Verhandlungen, 33 — Universität: — — Dissertationen 1922. Batavia. Genootschap van Künsten en Wetenschappen: — — Tijdschrift 61, 3—5. — — Notulen 59, 2. u. 3. — — Verhandelingen 63, 4; 64, 1. — — Oudheidkundig verslag 1921, 4; 1922, 1. — Observatorium: Seismological bulletin 1922, I — V. — — Observations made at secondary stations 8 (1918). — — Observations 40. — — Regenwarnemingen in Nederlandsch-Indie 41 (1919). — — Verhandelingen 9 u. 10. — Naturkundige vereenigung in Nederlandsch-Indie: — — Tijdschrift 81, 3; 82, 1 u. 2. Bayreuth. Historischer Verein: — — Archiv 28, 1. u. 2. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 17* Belgrad. Akademie der Wissenschaften: Glas 97-104. — — Godisnjak 29 u. 30. — — Zbornik, Srpski etnografski 22. 23. — — Zbornik istorijski 1J, 6, 12. Bergen. Museum: Aarbok 1920/21. 1. 3. — — Sars 8, 5 u. 6; 9, 1 u. 2. Berkeley. University: — — Bulletin of College of agriculture 326 — 330. — — Chronicle 23, 1 — 3. — — Memoirs 5. Record Vol. 1, 1 — 3. — Publications: — — Botany 7, 10. Geology 12,6—7; 13,5.7.8; 14, 1-4. — — History, vol. 12. — — Mathematies 1; 5—6, 8 — 14. — — Zoology 23. Berlin. Akademie der Wissenschaften: — — Abhandlungen phil.-hist- Kl. 1922, 1 — 3; phys.-math. Kl. 1922, 1. — — Sitzungsberichte „ 1922, 1 — 14; , 1922, 1 — 12. — — Acta Borussica: Behörden-Organisation Bd. 1, 1; — — Handelspolitik 2, 1. u. 2. — Staatsbibliothek: — — Jahresbericht 1916 — 20. — Deutsche Chemische Gesellschaft: — — Chemisches Zentralblatt 1922. — — Berichte 55, 6 — 12; 56, 1. — Allg. Elektrizitätsgesellschaft: — — Geschäftsbericht 1921/22. — Deutsche Geologische Gesellschaft: — — Abhandlungen 73, 4; 74, 1—4. — — Monatsberichte 73, 8 — 12; 74, 1 — 7. — Deutsche Physikalische Gesellschaft: — — Verhandlungen Jg 2, 3; Jg. 3, 1 u. 2. — Landwirtschaft!. Hochschule: — — 9 Dissertationen 1921/22. — Deutsches Archäologisches Institut: — — Jahrbuch 36 (1921), Heft 1 u. 2. d* 18* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Berlin. Meteorologisches Institut: — — Veröffentlichungen 313. 315—318. — Preuß. Geologische Landesanstalt: — — Abhandlungen 85. 89. 90. Jahrbuch 41 (1920) I, 1; 39, T, 3; 39 II 1-3; 40 I 3; 40 II 2. u. 3. — Astronomisches Recheninstitut: — — Jahrbuch für 1924. — — Kleine Planeten 1923. — Verein für Gartenbau: — — Gartenflora 1922, 5—8. — Verein für die Geschichte Berlins: — — Mitteilungen 1922 (39), 4 — 7. — Verein für Geschichte der Mark Brandenburg: Forschungen 34, 1 u. 2, 35/1. — Zeitschrift für Instrumentenkunde: Zeitschrift 1922; 3—6, 8 u. 9. Bern. Bibliothek: Verhandlungen der Schweiz, naturforsch. Gesellschaft 101. — — Zeitschrift für Schweizerische Geschichte 1 (1921), 1—4. — Universität: — — Dissertationen 1922. Beuron. Erzabtei: — — Benediktinische Monatsschrift 4 (1922), 1 — 12; 5 (1923), 1 u. 2; 9 Einzelschritten. Bielefeld. Naturwissenschaftlicher Verein: — — Bericht 4. Bologna. Accademia: — — Memorie Classe di scienze frs. 7 u. 8. — — Rendiconto CI. di sc. mor , ser. II, 5; CI. di sc. fis. 24 u. 25. — — Trombetti Glottologia 1922. Bonn. Verein von Altertumsfreunden im Rheinland: — — Bonner Jahrbücher, Heft 127. — Naturhistorischer Verein der preuß. Rheinlande: — — Verhandlungen 77. Boston. American Academy of arts and Sciences: — — Memoirs 14, 2 u. 3. — - Proceedings 50, 4—13; 51, 1-14; 52, 1 — 13; 53, 1-10; 54,lu.2, 4-6; 55, 1-10; 56, 1 — 11; 57, 1 — 10. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 19* Boston. American Urological Association: Transactions 14. — Society of Natural History: — — Memoirs Vol. 8, 3. Occasional paper VII, 14. Proceedings 35, 4 --6. Braunsberg. Lyceum Hosianum: — — Vorlesungs-Verzeichnisse SS. 1922; WS. 1922/23. Bremen. Naturwissenschaftlicher Verein: — — Abhandlungen 25, 2. Breslau. Sternwarte: — — Veröffentlichungen 2. Bromberg. Bibliothek: — — Veröffentlichungen 7 u. 8. Brünn. Universite Masaryk: Spisy 1921, 7; 1922, 6,8-13. Brüssel. Societe des Bollandistes: — — Analecta 36. 37. 40. — — Repert. hymn. vol. 6. Budapest. Ungarische Geographische Gesellschaft: — — Földraizi Közlemenyek 50 (1922), 6—8. — Reichsanstalt für Meteorologie: — — Jahrbücher 45, 1. u. 4; 46. — Ornithologisches Institut: — — Aquila 28. Buitenzorg (Java). Departement van landbouw: — — Bulletin du jardin botanique 4, 2; 5, 1. — — Bulletin de l’institut voor plantenziekten 17. — — Mededeelingen van het algem. proefstation 11. — — Mededeelingen voor thee 76, 78 — 80. — — Mededeelingen voor plantenziekten 50—53. — — Treubia 1, 4; 2, 1. Eukarest. Academia Romänä: Bulletin de la section hist. 9, 1—4. — — Bulletin de la section scientifique 7, 7—10; 8, 1—4. Calcutta. R. Society of Bengal: — — Journal and proceedings 17, 1 — 4; 18, 1 u. 2. — — Journal 75, 4. Memoirs 7, 1 — 4; 8, 1. 20* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Calcutta. Mathematical Society: Bulletin 12, 4; 13, 1. u. 2. Cambridge. Observatory: Annual Report 1913/14-1917/18; 1921/22. Annals 71, 3 u. 4; 73, 2 u. 3; 76-78; 80, 1—3; 81, 1 ; 82, 1 u. 2 83, 1—3; 84, 1—3; 85, 1; 91—93. — — Circulars 184 — 218. — Antiquarian Society: — — Proceedings 71. — — Prandings Düring the year 1921. — Philosophical Society: Proceedings, 21, 2 u. 3. — — Transactions 22, Nr. 23 — 25. — Tufts College: — — Studies Vol. 5, 1 u. 2. — Museum of Zoologie: Bulletin 63, 2; 64, 4. — Astronomical Observatory: — — Annals 81, 6; 86, 1; 96; 97. — — Circulars 232 — 241. — — Annual Report 75. 76. — — Annual Report of Syndicate 1920/21. Bulletin 762—780. — Harvard University: — — Harvard Oriental Series, 12—15, 17 — 19, 21, 28—30. — Peabody Museum: — — Papers Vol. 7. Capstadt. R. Society of South Africa: Transactions 10, 2—4. Charlottenburg. Physikalisch-technische Reichsanstalt: — — Tätigkeit 1921. — — Abhandlungen 5, 1 u. 2. Chicago. Oberlin College Library: — — Laboratory Bulletin 22. 26. 27. — John Crerar Library: — — Report 27. Christiania. Videnskabs Selskab: — — Forbandlingar 1919. 1920. — — Skrifter 1920. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 21* Christiania. Meteorologisches Institut: — — Jahrbuch 1921. — Universität: — — Archiv for mathematik 35. Chur. Historisch-antiquarische Gesellschaft: — — Jahresbericht 51. — Naturforschende Gesellschaft: Jahresbericht 61. Cincinnati. Universitj Library: Record 11, 2, 1—6; 17, 2, 1-2, 5-6; 48, 3. — Observatory: — — Publications 11 — 18, 1 — 4; 19. Cleveland. Archaeological Institute: — — Journal of Archaeology 26, 1—3. Colombo. Museum: — — Spolia Zeylonica 45. The Buddhist Annual of Ceylon 1, 3. Columbia. University Library : — — Studies (social Science) 3, 3. — — Studies (philosophy series) 3, 2. — — Bulletin 22, 10 u. 16. Cordoba. Academia: Actas 7, 3. Boletin 25, 3-4; 24, 3 u. 4; 26, 1, — — Miscellanea 5 und 6. Danzig. Westpreußischer Geschichtsverein: — — Mitteilungen 21. — — Zeitschrift 62. 63. — Naturforschende Gesellschaft: — — Schriften 15, 3 u. 4. — Westpreuß. botan.-zool. Verein: — — Bericht 44. Darmstadt. Firma Merck: — — Jahresbericht 33. 34. 35. — Historischer Verein : — — Archiv für hessische Geschichte 13, 1 — 3. — — Quartalblätter 6, 17 — 24. Delft. Technische Hochschule: — — 9 Dissertationen 1922. 22* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Dessau. Verein für Anhalt. Geschichte: — — Mitteilungen 14, 1. Dorpat. Estnische Gesellschaft: — — Sitzungsberichte 1921. Jahresbericht der estnischen Philologie. 1, 1918. — Universität: — — Acta et comraentationes A 2; B 2. — Naturforscher- Gesellschaft: — — Sitzungsberichte 28 (1921). — — Archiv für Naturkunde Livlands 14, 3. Dresden. Sächsischer Altertumsverein: Neues Archiv 43. — — Jahresbericht für 1921. — Journal für praktische Chemie: Journal 1921, 9-12; 1922, 1—12. Drontheim. Norske Yidenskabens Selskab: — — Skrifter 1920. — — Aarsberetning 1920. Dublin. Royal Irish Academy: — — Proceedings, 32 A 3—7; B 3—21; C 6—21. , 33 A 1-6; B 1-6; C 1-19. „ 34 A 1-6; B 1 — 13; C 1—11. „ 35 A 1—4; B 1—11; C 1 — 12. „ 36 A 4; B 2 u. 3; C 5-9. Royal Dublin Society: — — Scientific Proceedings 16, 14 — 39; 17, 1—10. Easton. American Chemical Society: — — Journal 44 (1 — 12); 45, 1. Edinburgh. Royal Society: Proceedings 42, 1 u. 2. Transactions 52, 4; 53, 1. Eisenberg. Geschichts-Verein : — — Mitteilungen 35. Emden. Gesellschaft für bildende Kunst: Upstalsboom-Blätter 10 — 11. Erlangen. Universität: — — 264 Dissertationen 1922. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Ferrara. Accademia di scienze mediche: Atti 89-91; 95; 96. Florenz. Biblioteca Nazionale: — — Bollettino 247—258. — R. Istituto di studi superiori: — — Sezione di filologia 8. — Societä di studi geografici: Rivista 18, 5-12; 19, 7-12. Frankfurt a. M. Senckenbergische Gesellschaft: — — Abhandlungen 87, 3 u. 4. — — Bericht 51 und 52. — — Senckenbergiana 4, 1—6. — Römisch-germanische Kommission: Bericht 13. Freiburg i/Br. Kirchengeschichtlicher Verein: Diözesanarchiv 49. 50. — Universität: — — Dissertationen 1922. Jahreshefte 1920/21, Nr. 1. 5. 6; 1921/22, Nr. 1. Friedrichshafen. Verein zur Geschichte des Bodensees — — Schriften 50. Fukuoka (Japan). Universität: Mitteilungen Bd. 5, 3; 6, 1. Geestemünde. Männer vom Morgenstern: — — Jahrbuch 19. — — Mitteilungen 4. Geneva (N. Y.). U. St. Agricultural Experiment Statio Bulletin 474-480. 483-493. — — Technical bulletin 81—88. Annual Report 40. Genf. Institut National: — — Bulletin 44. 45. — Journal de chimie physique: — — Journal 19, 4. — Societe d’histoire et d’archeologie: — — Bulletin 4, 7 u. 8. — Societe de physique et d’histoire naturelle: — — Compte rendu 39, 1 u. 2. — — Memoires 39, 7. 24* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Giessen. Universität: Thesen 1921 u. 1922. — Oberhessischer Geschichtsverein: — — Mitteilungen 24. — Oberhessische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde: — — Bericht (raed. Abt.) 13. — — Bericht (nat. Abt.) 8. — Universitäts-Bibliothek: — — Schriften 1922. Nachrichten der Gießener Hochschulgesellschaft Jahrg. 2, 1 u. 3 u. 4, Görlitz. Ober] ausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: — — Lausitzisches Magazin 97. Göteborg. Högskola: — — Arskrift 25 — 27. — — Handlingar 21 u. 22. Göttingen. Gesellschaft der Wissenschaften: — — Abhandlungen (phil.-hist. Kl.) 17, 2. 3. — — Abhandlungen (rnath. phys. Kl.) 11, 1. — — Gauß 10, 2. — — Gelehrte Anzeigen 184, 1 — 9. — — Nachrichten (phil.-hist. Kl.) 1921, 2. — — Nachrichten (math.-phys. Kl.) 1922, 1. — — Geschäftliche Mitteilungen 1922. Granville. Scientific Association: — — Bulletin 19, 9 — 16. Graz. Universität: — — Verzeichnis der Behörden 1920/21. — — Verzeichnis der Vorlesungen 1922/23. — Historischer Verein: — — Zeitschrift 17. Greifswald. Naturwissenschaftlicher Verein: — — Mitteilungen 48/49. Groningen. Wolters: Neophilologus 6, 4; 8, 1 u. 2. Guben. Gesellschaft für Anthropologie: Niederlausitzer Mitteilungen 15, 2. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 25* Haag. Gesellschaft zur Verteidigung der christlichen Religion: Programm 1922. — K. Instituut voor de taal-, land- en volkenkunde van Nederlandsch-Indie: — — Bijdragen 78, 3 u. 4. — Nijhoff: — — Bijdragen voor vaderlandsche geschiedenis 8, 3 u. 4; 9, 1—4. Haarlem. Hollandsche Maatschappij der wetenschappen: — — Archives Neerlandaises A 6, 1 u. 3; C 6, 4 u. 7. — Musee Teyler: — — Archives 5. — — Verhandelingen 21. Hall. Historischer Verein: — — Württembergische Franken 13. Halle. Leopoldinische Akademie: — — Nova Acta 104. 105. Leopoldina 58, 4—6. — Deutsche Morgenländische Gesellschaft: — — Abhandlungen 16, 1. — — Zeitschrift 76, 1 u. 2. — Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vater- ländischen Altertums: — — Zeitschrift 11, 2. — Universität: — — Dissertationen 1921. — — Jahrbuch der philosophischen Fakultät 1920, I. Hamburg. Stadt-Bibliothek und Universität: Verhandlungen 1921. Entwurf des Budgets 1922. — — Jahrbuch 38, Beiheft zoologisches Museum. — Mathematische Gesellschaft: — — Mitteilungen 6, 2. — Deutsche Seewarte: — — Annalen 50; 51, 1. — — Aus dem Archiv 39, 2; 40, 1 u. 2. — Verein für Hamburgische Geschichte: — — Mitteilungen 40, 4 — 7. — — Zeitschrift 25, 1. — Naturwissenschaftlicher Verein: Verhandlungen 29. 26* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Hanau. G eschichtsverein: — — Geschichtsblätter 5. — Wetterauische Gesellschaft: Bericht 1901—21. Hannover. Historischer Verein für Niedersachsen: Zeitschrift 87 (1922). Hartford. Geological Survey: Bulletin 22—24. 26. 31. 32. Heidelberg. Akademie: — — Abhandlungen (math.-phys. Kl.) 10. 11. — — Sitzungsberichte (phil.-hist. Kl.) 1922, 1 u. 2. Sitzungsberichte (math.-phys. Kl.) 1922 A 1 u. 2. — Zeitschrift für Ässy riologie: Zeitschrift 34. — Wissenschaftliche Gesellschaft [Straßburg]: Schriften, N. F. 5. 6. — Universitäts-Bibliothek: — — Schriften 1922. — — Jahrbuch (philos.) 1920/21 u. 1921/22, 1 u. II. Jahrbuch (med.) 1920/21. Anzeige S.S. 1921 u. 1922; W.S. 1921/22 u. 1922/23. — Historisch-philosophischer Verein: — — Neue Heidelberger Jahrbücher 21, 2. — Naturhistorisch-medizinischer Verein: — — Verhandlungen 15, 1. Helgoland. Biologische Anstalt: — — Meeresuntersuchungen Kiel 19. Helsingfors. Finnische Altertumsgesellschaft: — — Suomen Museo 27. 28. — — Tidskrift 32. — Akademie der Wissenschaften: — — Annales A 14 — 16; B 15. — — Ff Communications 35 — 41. — Finnländische Gesellschaft der Wissenschaften — — Acta 50. — Finska forstsamfundet: — — Acta 13 — 16. — Universitäts-Bibliothek: — — Dissertationen 1920/21. Hobart Town. R. Society of Tasmania: — — Papers and proceedings 1921. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 27* Indianapolis. Academy of Sciences: — — Proceedings 1921. Ingolstadt. Historischer Verein: Sammelblatt 41. Jena. Medizinisch-naturwissenschaftliche Gesellschaft: — — Zeitschrift 58, 1 — 3. — Verein für thüringische Geschichte: Zeitschrift 25, 1. — Fischer: — — Naturwissenschaftliche Wochenschrift 1922. Johannisburg. Union Observatory: — — Circular 54. 55. Jowa City. Universität: — — Jowa Studies 56. 59. 61. 62. Kahla. Verein für Geschichte: Mitteilungen 4. Karlsruhe. Badische Historische Kommission: — — Bericht 35. — — Zeitschrift 37, 1—4; 38, 1. — — Oberrheinische Stadtrechte 9. Kassel. Verein für hessische Geschichte: — — Mitteilungen 1920/21. Kairfbeuren. „Heimat“: — — Deutsche Gaue 23 (1922). Kiel. Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte: Zeitschrift 51. Klagenfurt. Landesmuseum: Carinthia I, 111 u. 112. — — Jahresbericht 1920/21. Königsberg. Physikalisch-ökonomische Gesellschaft: — — Schriften 59. 60. 63. Kopenhagen. Carlsberg-Laboratorium: — — Comptes rendus des travaux 14, 17 — 19. — Akademie: Oversigt 1920/21; 1921/22. — — Meddelelser (biologiske) 3, 1 — 9. „ (filosofiske) 1, 3. — — „ (historisk-filologiske) 4, 1 — 8; 5, 1; 6, 1 u. 2; 7, 1. — — „ (mathematisk-fysiske) 3, 12—20; 4, 1 — 10. — — Skrifter (CI. des sc.) 6, 2; 7, 1. 28* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Kopenhagen. Conseil permanent pour l’exploration de la mer Bulletin hydrographique 1905 — 14. — — Bulletin statistique 10. — — Publications de circonstance 75—76. — — Rapports et proces verbaux 28. — Dansk naturhistorisk förening: — — Meddelelser 73. 74. — Botanisk Haves Bibliothek: Arbeijder 98 - 100. — Kommissionen for havundersßgelser : — — Middelelser (Fiskeri) 6, 7 — 9; 7, 1. — — Skrifter 7. 8. — Astronomisches Observatorium: — — Publikationer 37 — 40. — Biologische Station: — — Report 28. 29. Kuraschiki (Okayama). Ohara-Institut: — — Berichte 1, 1 — 5; 2, 1. Kyoto. Universität: — — Acta scholae medicinalis 4, 2—4; 5, 1. Lahore. Philosophical Society: — — Proceedings 2 (1917 — 20). Laibach. Museal verein: — — Carniola 9, 3 u. 4. Landshut. Historischer Verein: — — Verhandlungen, 55. 56, 1. La Plata. Universidad: — — Contribucion (ser. matem.) 3, 1. — — , (ser. tecnica) 3, 1. — — Anuario 12. Lausanne. Societe Vaudoise des Sciences naturelles: — — Bulletin 204 — 206. — — Memoires 1. 2. Lawrence. University of Kansas: — — Science Bulletin 13, 1 — 9. Leiden. Maatschappij der Nederlandsche letterkunde: — — Handlingen 1920/21. — — Levensberichten 1919/20. — — Tijdschrift, 40, 1—4. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 29* Leiden. Laboratorium der Universität: — — Communications 156. 157. — Mnemosyne: Bd. 49. 50. — Museum: Jg. 29, 8-12; 30, 1-4. — Sternwarte: — — Annalen 13, 1 u. 2; 14, 1. Leipzig. Deutsche Bücherei: — — 9. Bericht. — Verlag Chemie: — — Zeitschrift für Pflanzenernährung 1922 I 1 u. 2. — Jablonowskische Gesellschaft: Jahresbericht 1921. — — Preisschriften 50. 51. — Gesellschaft der Wissenschaften: — — Abhandlungen der philol.-hist. Klasse 36, 4 u. 5; 37, 1 u. 2. — — Abhandlungen der math.-phys. Klasse 36, 5; 38, 5 — 9. — — Berichte über die Verhandlungen der phil.-hist. Klasse 73, 2; 74, 1. Berichte über die Verhandlungen der math.-phys. Klasse 73, 5; 74, 1 u. 2. — Teubner: — — Enzyklopädie der math. Wiss. III 1 Heft 9; III 3 Heft 6; V 2 Heft 5; VI 2 B Heft 1. Lemberg. Sevcenko-Gesellschaft: — — Chronik 56 — 59. — — Materiaux ethnol. ukr.-ruth. 16—20- — — Sammlung, ethnogr. 37. 38. Mitteilungen 122—132. — Verein für Volkskunde: — — Lud, Bd. Ser. II, 1, 1 u. 2 (= 21). Leoben. Montanist. Hochschule: — — Berg- und Hüttenärarisches Jahrbuch 69/70, 1 — 6. Lincoln. University of Nebraska Library: — — Extension bulletin 63. — — Bulletin of exper. Station 179. 180. — — Research bulletin 19. Circular 14—17. — — Annual Report 35. — - Studies 14—19; 20, 1 u. 2. 30* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Linz. Museum: — — Jahresbericht 79. Lissabon. Biblioteca Nacional: Reinpressaes 1 u. 2. — Societe Portugaise des Sciences naturelles: — — Bulletin 9, 1. — — Memorias (Ser. geol. 1 — 3; ser. biol. 2. 4; ser. zool. 3; ser anthrop. 1). — Universität : — — Archivo de anatomia 9, 2 u. 3; 2, 1 — 4; 3, 1 — 3 ; 4, 1 u. 2; 5, 1 — 3 6, 1; 7, 1. Löwen. Societe scientifique de Bruxelles: — — Annales 41, 3—4; 42, 1. London. British Academy: — — Proceedings and transactions 1913/14. 15/16. 17/18. — — Schweich lectures 1913 — 20. — — Records of social and economical history 1. 2. 4. 5. — R. Society: — — Philosophical transactions A 600 — 611; , „ B 385-388. — — Proceedings A 709 — 717; B 653—659. — — Yearbook 1922. — Geological Society: Quarterly Journal 308—312. — — Geological literature 1920—22. — — List of memhers 1922. — Linnean Society: — — Journal (Botary) 287 — 307. „ (Zoology) 218—232. Proceedings 1913/14-1921/22. — — Transactions (Botany) 8, 9; (Zool.) 17, 1 — 4; 18, 1. — — List of members 1922/23. Lund. Museum: Redogerelse 1921/22. — „Botaniska Notiser“: Notiser 1922, 3-6. — Universität: Acta 17 (1921) I. II. — — Arsberättelse 1920/21 — 1921/22. Arskrift 21. — — Bibelforskaren 1921. — — Skrifter human, vetenskapssamfundet 4. 5. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 31* Luxemburg. Societe des naturalistes: — — Bulletins 14. 15. Luzern. Naturforschende Gesellschaft: Mitteilungen 8. Madison. Wisconsin Geolog. Survey: — — Bulletin Nr. 55. 57. 58. 64. — Washburn Observatory: Publications 10, 4; 13, 1. Madras. Government: — — Acharya u. Sastri 1921. Madrid. R. Academia de ciencias exactas: Anuario 1922. — — Discursos 1920. — — Revista 19, 1 — 6. — R. Academia de la historia de Espana: Boletfn 80, 3 u. 6; 81, 2—4; 82, 1. — Universität; Trabalos de laboratorio biologico 17—19. 20, 1 u. 2. — Sociedad espanola de fisica y quimica: — — Anales 187 — 197. Magdeburg. Museum: — — Abhandlungen und Berichte 3, 4. Mailand. R. Istituto: Rendiconti 47 — 55, 15. — Societä Italiana di scienze naturali: Atti 54—59; 61, 1 u. 2. Mainz. Altertums verein: — — Mainzer Zeitschrift 15. 16. Mannheim. Altertumsverein: — — Mannheimer Geschichtsblätter 23. Mantua. Accademia Virgiliana: Monumenta I. Miscellanea, 3 Bde. Marburg. Gesellschaft für Naturwissenschaften: — — Sitzungsberichte 1921. Maredsous. Abbaye: Revue benedictine 34, 2 — 4. Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jabrg. 1922. e 32* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Meiningen. Henneberger altertumsforschender Verein: — — Henneberger Blätter, Okt. 1921. Meissen. St. Afra: — — Jahresbericht 1918 — 1922. Melbourne. R. Society of Victoria: — — Proceedings 34, 1 u. 2; 35, 1. Mexiko. Instituto geologico: — — Boletin 37. — Sociedad cientifica Antonio Alzate: Memorias y revista 39, 9—12; 40, 1 — 6; 41, 1. Middelburg. Seeländische Gesellschaft der Wissenschaften: — — Archief 1922. Milwaukee. Public Museum: — — Yearbook 1921, I, 1 — 116. Minneapolis (Minnesota). University: Bulletin 122. 130. 132. 134—141. 143-171. 178-193. 195-197. — — Bulletin (school of mines 4. 6. 7). — — Farmers library 5, 4. Current Problems 2 — 8. 11. 13. — — Studies biological 3. — — , botanical 4, 4. — — „ economics 1. — — „ in child welfare 1. 4. 5. 7. — — „ in social Sciences 2 — 9. — — „ in language 1 — 8. — — University studies 15. 18. 19. — — Geological Survey 11 — 14; 16. 17. Modena. Societa dei Naturalisti e Matematici: Atti 6 (52). Mount Hamilton. Lick Observatory: Bulletin 336—342. München. Landesanstalt für Gewässerkunde: — — Jahrbuch 21. — — Monatsbericht 1922, 1 — 12. — — Abhandlungen 1. — Landeswetterwarte: — — Jahrbuch 1921. — — Übersicht 1922, 1—9. — Universität: — — Schriften 1922. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 33* Münster. Provinzial verein für Wissenschaft und Kunst: — — Jahresbericht 1920/21 u. 1921/22. — Verein für Geschichte Westfalens: — — Zeitschrift 79, 1. Neapel. Accademia di archeologia: — — Atti, N. Ser. 4—7. Neuburg. Historischer Verein: — — Kollektaneenblatt 86. Neuchätel. Societe Neuchäteloise de geographie: . — — Bulletin 29 u. 30. — Societe des Sciences naturelles: — — Bulletin 46. — Universite: — — Dissertationen 1921/22. — — Programme des cours 1922, 1922/23. — — Recueil 9. New Albany (Ind.): — — Contributions to Indiana palaeontology, Vol. 1 (= 1 — 20), 1898 bis 1904; Vol. 2, 1—3. New Haven. Connecticut Academy of arts and Sciences: — — Memoirs 4 — 7. Transactions 23, 1—416; 24, 1—243; 25, 342—408; 26, 1 — 179. — Yale University: .Report 1919/20, 1920/21. New York. Academy of Sciences: Annals 24, 171—443; 26; 27, 1—191; 28, 1-200; 29, 1-139. — American Philological Association: Transactions and proceedings 52. — American Association of genito-urinary surgeons: Transactions 13. 14. — American Museum of Natural History: — — Bulletin 42 — 44. — — Journal 17. 18. 19, 1—6. Natural History 22, 1 — 5. — — Guide Leaflets 54. 55. Novitates 36 — 54 (außer 43 — 47). — — Anthropological papers 27. — — Report 52. 53. — Rockefeiler Institute: — — Studies 38. List of publications 1922. 34* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. New York. American Geographical Society: — — Geographical Review 1920, 1 — 3; 1921, 4; 1922, 2 u. 3. — Geological Society: Bulletin 32; 33, 1 u. 2. — American Jewish Historical Society: — — Publications 28. — American Mathematical Society: — — Bulletin 251 — 308. — — Transactions 18, 3 u. 4; 19—21; 22, 1 u. 2; 23, 1 — 3. — Columbia University: Dissertationen (15) 1922. — — Masters essays 1921. University Bibliography 1920. Nördlingen. Historischer Verein: Jahrbuch 8. Nürnberg. Naturhistorische Gesellschaft: — — Abhandlungen 21, 3; 22, 1. — — Jahresbericht 1921. — Germanisches National-Museum : — — Anzeiger 1921. Osnabrück. Verein für Geschichte und Landeskunde: — — Mitteilungen 44. Oxford. Radclyffe Observatory: — — Results of meteorological observations 51. Paderborn. Verein für Geschichte Westfalens: — — Zeitschrift 79, 2. Padua. Accademia Veneto-Trentina-Istriana: Atti 12 u. 13 (1921). Parenzo. Societä Istriana di archeologia e storia patri Atti e memorie 33. Paris. Revue des questions historiques: Revue 61 (1923) Nr. 1. — Societe de geographie: La Geographie 37, 1 — 5; 38, 1—4. — Societe de philosophie: Bulletin 1921, 5; 1922, 1. — Societe fran9aise de physique: — — Journal de physique 1, 1 — 3; 3, 9. 10. 12. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 35* Passau. Lyzeum: — — Jahresbericht 1919/20. Petersburg. Archäologische Gesellschaft: — — Marra und Orbeli: Archäologische Expedition 1916 in Wan. Petersburg 1922. — Socidte paleontologique: — — Annuaire 1. 2. Memoires 1. Philadelphia. Academy of Natural Sciences: — — Proceedings 73, 1 — 3. — — Report 1919/20. — Historical Society of Pennsylvania: — — Magazine 181. 183—185. — American philosophical society: Proceedings 60, 1 — 4. — U ni versity : — — Contributions from the botanical laboratory 4, 2; 5, 1 u. 2. Proceedings of university day 1921. Pisa. Societä Italiana di fisica: II nuovo Cimento 68,2-4; 61,1-12; 62(11), 1—4; 62(12), 5-12; 63 (13), 1—6; 63 (14). 7—12; 64 (15), 1—6; 64 (16), 1—6. Plauen. Altertumsverein : — — Mitteilungen 30—32. Portland (Maine). Society of natural history: Proceedings, vol. 3, part 2. Posen. Historische Gesellschaft (Deutsche Bücherei): — — Monatsblätter 19, 10 — 12; 20, 2 u. 3, 5 u. 6; 21, 3 u. 4; 22, 1 u. 2. Warschauer: Gesch. d. Stadt Gnesen 1918. Potsdam. Astrophysikalisches Observatorium: — — Publikationen 78. 79. — Preuß. Geodätisches Institut: — — Veröffentlichung 85 — 87. 89. Prag. Böhmische Gesellschaft der Wissenschaften: Sitzungsberichte 1920 (A u. B). — Gesellschaft zur Förderung deutscher Wissenschaft: — — Rechenschaftsbericht 1922. — Lotos: — — Lotos 67 u. 68. — Museum: — — Hanus: Narodei-Museum 1921. 36* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Prag. Cechoslav. Museum: — — Vestnik 13, 4; 14, 1 u. 2; 15, 1 u. 2. — Societas entomologica öechosloveniae: — — Casopis 14. 15. 18 3 u. 4. Pfirucky 10. — Staatssternwarte: — — Beobachtungen 78. — Universität: — — Ordnung der Vorlesungen 1922/23. — Verein böhmischer Mathematiker: — — Casopis 45, 4 u. 5; 46 — 48; 51, 1—4. Rathenow. Optische Werke: — — Mitteilungen 11 — 14. Regensburg. Botanische Gesellschaft: — — Denkschriften 15. — Historischer Verein: — — Verhandlungen 72. Riga. Gesellschaft für Geschichte der Ostseeprovinzen Mitteilungen 21, 3. — Naturforscher-Verein: — — Arbeiten 14. — Universität: — — Acta 1 — 3. Rio de Janeiro. Biblioteca Nacional: — — Annaes 39. — — Boletim bibliographico 3, 1 u. 2. — Sociedade Brasileira de Sciencias: — — Revista 4. 5 (1920 u. 21). Rochester. Academy of Science: — — Proceedings 6, 4. Rom. Accademia dei Lincei: — — Memorie (CI. sc. mor.) 16, 1 — 9. „ (CI. sc. fis.) 13, 1—11, 16—18. — — Notizie degli scavi 18, 1 — 12; 19, 1—6. — — Rendiconti (CI. sc. mor.) 30,7—12; 31, 1—4; — — „ (CI. sc. fis.) 31, 1—12; 2° sem. 1 u. 2. — Istituto G. Ferraris: — — Rassegna 1, 1 — 12; 2, 1 — 12. — Specola Vaticana: — — Pubblicazioni 10. 12. Miscellanea astronomica 2 (= 13—34). Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 37* Rostock. Universität: Vorlesungsverzeichnis 1922/23. — — Dissertationen 1922. Rotterdam. Bataafsch genootschap der proefonderlijke wijs- begerde: — — Verslag 1921/22. Saint-Louis. University: — — Studies 21 — 35. Salzburg. Gesellschaft für Salzburgische Landeskunde: — — Mitteilungen 62. San Francisco. California Academy of Sciences: Proceedings 10 (1920) 10—12; 11 (1921), 1—17. Sao Paulo. Instituto sorotherapico: — — Anexos 1, 1. Schleusingen. Hennebergischer Geschichtsverein : — — Schriften 13. Sendai (Japan). Universität: — — Arbeiten aus dem anatomischen Institut 7. — — Tohoku Mathematical Journal 20, 3 u. 4; 21. — — Tohoku Journal of experimental medicine 2, 5 u. 6; 3, 1 — 4. — — The Science Reports 10, 6; 11, 1—4. „ „ ,11. Ser. 6, 1; 7,1; III. Ser. 1, 2. Technology Reports 2, 4; 3, 1. Simla. India Meteorological Department: — — Memoirs 22,3 — 7; 23, 1 — 5. — — India Weather Review 1913 — 1918. — — Monthly Weather Review 1914, 3 — 1920, 5. Sofia. Archäologische Gesellschaft: Bulletin 6 u. 7. — Universität: — — Godisnik 8. Spalato. Archäologisches Museum: — — Bullettin d’ archeologie 40—42, 44. Speyer. Gymnasium: — — Jahresbericht 1921/22. — Historischer Verein: — — Mitteilungen 39 — 42. 3«* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Stade. Verein für Geschichte: — — Stader Archiv 12. Stockholm. Akademie der Wissenschaften: — — Arkiv für botanik 16 — 18, 1. — — Arkiv för kemi 8, 3 u. 4. — — Arkiv för matematik 16, 3 u. 4; 17, 1 u. 2. — — Arkiv för Zoologie 14, 3 u. 4; 15, 1. — — Ärsbok 1922. — — Handlingar 60, 1—9 und 54. — — Jakttagelser, astron. 7-10. — Landbruks- Akademie: — — Handlingar 61 (1922), 1—8. — K. Vitterhets och Antikvitets Akademie: — — Fornvännen 13 — 15. — — Handlingar 34, 1 u. 2. — Bibliothek: — — Akzessionskatalog 36. — Entomologiska föreningen: Tidskrift 43. — Geologiska förening: — — Förhandlingar 44. — Schwedische Gesellschaft für Anthropologie und Geo- graphie: — — Annaler 4, 1 u. 2. — — Ymer 42. — Reichs- Archiv: — — Meddelanden I, 51 — 53. Stonyhurst. Observatory: — — Results 1921. Straubing. Historischer Verein: — — Jahresbericht 24. Stuttgart. Bibliothek: — — Geschichtsquellen 20. — — Vierteljahreshefte 30. — — Schwäbisches Wörterbuch (Fischer) 66. 67. — Staatsarchiv: — — Urkunden und Akten 2, 1 (1922). — Statistisches Landesamt: — — Würtemb. Jahrbücher 1919/20. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 39* Tacubaya. Observatorio astronömico: — — Anuario 43. Thorn. Kopernikus-Verein : Mitteilungen 28—30. Tokyo. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens : — — Mitteilungen 15 B. C. 17. — Geological Survey: — — Bulletin 25, 4. — — Geology of Empire Zone 21, col. 13; Zone 11, col. 10; Zone 16, col. 10. — Zoological Society: — — Annotationes zoologicae 10, 4. — Universität: — — Journal of biochemistry 1, 1. — Earthquake Investigation Committee: — — Bulletin 9, 3; 10, 1. — — Contents of publications 2. Toronto. University: — — Physiological Series 41 — 45. — — Geological Series 12. — — Biological Series 20. — — Papers from Chemical laboratories 111 — 129. — — Papers from physical laboratories 79—84. — — Philological Series 6. Trient. Societä per gli studi Trentini: — — Studi Trentini 3, 1 — 4. Tübingen. Universität: — — Universität Tübingen [= Universitätsschriften Tübingen] 18. 19. — — Tübinger naturwissenschaftliche Abhandlungen 1 — 4. — — Jahresbericht der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 1920-21. Turin. Accademia d’agricoltura: — — Annali 64. — Museo di zoologia: Bollettino 34. 35 {= 731—742). — Societä Piemontese di archeologia: Olivero Eug.: L'antica Pieve, 1922. Ulm. Verein für Mathematik: Mitteilungen 17. 40* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Upsala. Schwedische Literaturgesellschaft in Finnland: Skrifter 161 — 165. — Universität: — — Arbeten af Ekmans Univ.-Fund 27. 28. — — Arskrift 1921. — — Zoologiska Bidrag Suppl.-Bd. 1, 1920. — — Linnee 8. — — Bulletin Met. Obs. 53. — — Arsbok 2, 1920. Utrecht. Provinciale genootschap van kunsten en weten schapen : — — Aantekeningen 1921. Verslag 1921. — Meteorologisches Institut: — — Annuaire 1920 A. B. — — Mededeelingen 26. 27. — — Ergebnisse aerologischer Beobachtungen 9. — — Overzicht 19 (1922), 1 — 11. — — Onweders 40. — Physiolog. Laboratorium der Tierärztlichen Hochschule — — Onderzoekingen 6. 2. Vaduz. Historischer Verein für Lichtenstein: — — Jahrbuch 22. Venedig. R. Istituto Veneto: — — Concorsi 1922. Verona. Museo Civico: — — Madonna Verona 56. 57. Vicenza. Accademia Olimpica: Atti 7. Warschau. Wissenschaftliche Gesellschaft: — — Rozpravy histor. I, 1 u. 2. — — Travaux du laborat. de biol. gen. 1. 1. 2. 5. — — Sprawozdania stacji hydrobiol. 1, 1. — — Arcbiwum nauk biol. 1; 1, 3, 4. Travaux du laborat. neurobiol. 3, 1 u. 2. Travaux du laborat. de physiol. 1, 3—12. Washington. National Academy of Sciences: Memoirs 16, 3. — — Proeeedings 6, 6—12; 7, 1 — 12; 8, 1—12. Report 1917—1921. Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. 41* Washington. Bureau of American ethnology: Bulletin 59 — 75. — — Report 35. 36. — Srnithsonian Institution: — — Miscellaneous collections 2650—58, 2662 u. 63, 2669. — — Report 1920. — U. S. National Museum: Bulletin 82 I 2; 104, 113-115, 117-119, 122. — — Contributions to herbarium 18, 3—7; 19; 20, 1—12; 21; 22, 1 — 6; 23, 1 u. 2; 24, 1-4. — — Proceedings 59. Report 1920/21, 1921. — U. S. Naval Observatory: — — Astron. papers 9, 2. American Ephemeris 1917 — 1924. — Surgeon General Office U. S. Army: Index-Catalogue 20. — U. St. Geological Survey: Bulletin 679. 688. 706. 714. 721. 725 B-J; 726 A B. D-G. 730 A. B; 735 A— C, 736 A. C. — — Professional papers 123. 129 A — J. — — Water supply papers 459. 460. 468. 471. 476. 477. 481. 487. 490 B. 500 A-C. — — Annual report 42. Weimar. Böhlau: — — Zeitschrift der Savignystiftung 43. Wernigerode. Harzverein: — — Zeitschrift 55 (1922). Wien. Akademie der Wissenschaften: — — Almanach 70. 71. — — Anzeiger 1922, 1 — 20. — — Archiv für österreichische Geschichte 109, 1 u. 2. — — Sitzungsberichte (I. Kl.) 183,5; 191,5; 197,6; 198, 2 u. 4. „ (II. Kl.), I. Abt.: 130,1-9; Ha Abt.: 130,1-8; II b Abt.: 130, 1—10; 131, 1. — — Mitteilungen der Erdbebenkommission 55 — 57. — Gesellschaft der Ärzte: — — Wiener Klinische Wochenschi-ift 1922. — Zoologisch-botanische Gesellschaft: — — Verhandlungen 69, 6—10; 70, 1 — 10; 71 (1921). — Österr. Kommission für internationale Erdmessung: — — Verhandlungen 1920 und 1921. Astronom. -geod. Arbeiten N.F. 1 (1922). 42* Verzeichnis der eingelaufenen Druckschriften. Wien. Mechitharisten-Kongregation: — — Handes Amsorya 1921.. — Naturhistorisches Museum: — — Annalen 35. — Chliborobska Ukraina: — — Ukraina 1921, 1 — 6. — Geologische Staatsanstalt: — — Jahrbuch 71, 3 u. 4; 72, 1 u. 2. — — Verhandlungen 1922, 1 — 9. — Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: — — Jahrbücher 54. — — Bericht über die Erdbeben 13. Wiesbaden. Verein für nassauische Altertumskunde: — — Annalen 45. — Verein für Naturkunde: — — Jahrbücher 74. Würzburg. Physikalisch-medizin. Gesellschaft: — — Sitzungsberichte 1920, 3 — 5. — — Offiz. Sitzungsprotokolle 1921. — Universität: Verzeichnis der Vorlesungen 1922/23. — Historischer Verein: — — Archiv 62. Zaragoza. Academia de ciencias: Revista 6 (1921), 1. Zürich. Antiquarische Gesellschaft: — — Mitteilungen 29, 3. — Naturforschende Gesellschaft: — — Neujahrsblatt 125. — — Vierteljahresschrift 67, 1 u. 2. — Schweizerische Geologische Kommission: — — Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz 35, 1 ; 46, 4. — — Spezialkarten 90 A. B; 94 A; 95. — Schweizerisches Landesmuseum: Jahresbericht 30. — Technische Hochschule: — — Dissertationen 1922. Programm 1922/23. — Universität: — — Dissertationen 1922. Abgeschlossen 1. Mälz 1923. 1 Neuzeitliche Erdkrustenbewegungen in Frankreich. Von M. Schmidt. Vorgetragen in der Sitzung am 14. Januar 1922. Mit einem Kärtchen. Im Anschluß an meine Mitteilungen über tektonische Höhen- und Lageänderungen von Messungspunkten im baye- rischen Alpenvorland (vom 6. Juli 1918) möchte ich über Boden- bewegungen von großer Ausdehnung berichten, welche durch die in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Frank- reich wiederholt ausgeführten Feinnivellements nachgewiesen sind und die wohl ebenfalls als tektonische Erdkrustenbewe- gungen angesehen werden müssen. So viel bekannt ist, war der Geographe-Duroi Dupain- Triel (1732 — 1805) der erste, welcher die Darstellung der Bodengestaltung durch Schichtenlinien von gleichem Höhen- abstand zu einer Methode ausbildete und allgemein in Gebrauch brachte. Er tat dies insbesondere durch eine der Pariser Aka- demie am 4. Mai 1771 überreichte Abhandlung und in einem 11 Jahre später 1782 erschienenen größeren Werke über die Darstellung der Höhengestaltung des Geländes auf Erd- und Seekarten. Im Jahre 1791 hat derselbe sodann eine Höhenschichten- karte von ganz Frankreich unter dem Titel veröffentlicht: „La France consideree dans les differentes hauteurs de ses plaines.“ Par Dupain-Triel, Göographe, ä Paris. Echelle 93 mm = 100 mille toises (1 : 2 100000). Sitzungsb. d. matb.-pbys. Kl. Jalirg. 1922. 1 2 M. Schmidt In dieser Karte sind außer den Namen vieler Ortschaften und dem hydrographischen Netz, die hauptsächlichsten durch Bergstriche dargestellten Gebirge und Höhenzüge eingetragen und die Höhen der wichtigsten Berggipfel in Toisen einge- schrieben, überdies aber der Verlauf der Höhenschichtenlinien mit 10 Toisen Abstand mit punktierten Linien angegeben und deren Abstufung durch einzelne Profilschnitte zur Anschauung gebracht. Eine der Karte ursprünglich beigefügte Erläuterung, welche insbesondere über die Art der vorgenommenen Höhenmessungen nähere Aufschlüsse enthalten haben könnte, ist leider abhanden gekommen, doch muß wohl angenommen werden, daß die der Einzeichnung der Schichtenlinien zugrunde liegenden Höhen- angaben durch Barometermessungen erhalten worden sind, die in der damaligen Zeit für geographische Zwecke hauptsächlich im Gebrauch waren. Zur Berechnung dieser Messungen wurde voraussichtlich die von Bouguer bei seinen peruanischen Messungen benutzte Barometerformel angewendet, die gegen Ende des 18. Jahr- hunderts durch Laplace auf die jetzige, seither noch unüber- troffene Form gebracht worden ist. Eine dauernde und scharfe Bezeichnung der Lage der Höhenpunkte im Gelände und eine genaue Einzeichnung in die Karte ist nicht erfolgt, so daß sich ihre Lage gegenwärtig nicht mehr auffinden läßt, wenn man sie zum Zwecke der Wiederholung der Höhenmessungen wieder aufsuchen wollte. Doch wenn letzteres auch möglich wäre, so würde die geringe Genauigkeit der barometrischen Höhenmessung, die selbst bei Verwendung der verbesserten Höhenmeßbarometer der Neuzeit nicht über 1 bis 2 m hinausgeht, die im Laufe der Zeit etwa eingetretenen geringen Höhenänderungen der Messungspunkte nicht mit der erforderlichen Zuverlässigkeit bestimmen lassen. In den Jahren 1857 bis 1864 sind sodann in Frankreich das ganze Land umfassende geometrische Nivellements von großer Genauigkeit durch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten unter der Oberleitung von Bourdaloue ausgeführt Neuzeitliche Eidkrustenbewegungen in Frankreich. 3 worden, die eine Länge von 15000 km besitzen und eine wahr- scheinliche Größe der zufälligen Fehler aufweisen, welche 2 bis 3 mm auf das Kilometer nicht überschreiten. Dieser Genauig- keitsgrad entspricht den Grundsätzen, welche von der 2. im Jahre 1867 in Berlin abgehaltenen Erdmessungskonferenz für solche Nivellements aufgestellt worden sind, welche als Grund- lage für alle weiteren Höhenmessungen eines Landes und für Untersuchungen über Hebungen und Senkungen des Bodens zu dienen bestimmt sind, die durch spätere Wiederholung dieser Nivellements in nicht zu langen Zwischenräumen festgestellt werden sollen. Gleichwohl hat man schon im Jahre 1878 die Ergebnisse des von Bourdaloue geleiteten ersten geometrischen Landes- nivellements von Frankreich den Bedürfnissen des öffentlichen Dienstes und den Forderungen der Wissenschaft für nicht mehr ganz entsprechend erachtet und hat sich trotz der hohen Kosten zu einer Erneuerung des ganzen Landesnivellements entschlossen. Zu diesem Zweck ist eine aus Vertretern der Ministerien des Krieges, des Inneren und der öffentlichen Arbeiten ge- bildete große Kommission von Gelehrten, Technikern und Ver- waltungsbeamten mit der Aufgabe betraut worden, Vorschläge für die Ausführung eines neuen Landesnivellements zu ent- werfen, dessen Linien hauptsächlich den Eisenbahnen und den Meeresküsten folgen und an die vorhandenen Seepegel in den Hafen plätzen angeschlossen werden sollten. Außerdem hatten die neuen Nivellementslinien möglichst viele noch erhaltene Höhenpunkte des von Bourdaloue ausgeführten Nivellements in sich aufzunehmen, um deren Höhen zu berichtigen und etwa eingetretene Bodenbewegungen durch Vergleichung der Höhen der beiden Nivellements erkennen zu können. Das Hauptnetz des neuen Nivellements mit einer Gesamt- linienlänge von 12000 Kilometer kam in den Jahren 1884 bis 1893 unter der Oberleitung des Mineningenieurs Ch. Lalle- mand zur Durchführung und hält sich hinsichtlich der Größe seiner Fehler in den von der Hamburger Erdmessungskonferenz 1* 4 M. Schmidt im Jahre 1912 für Feinnivellements von erhöhter Genauigkeit festgesetzten Grenzen. Die Vergleichung der durch das neue Nivellement be- stimmten Meereshöhen mit den beiläufig 25 Jahre früher durch das alte Nivellement erhaltenen Höhen identischer Festpunkte läßt bemerkenswerte Unterschiede im Sinne von Bodensenkungen erkennen, welche vom Mittelmeer bei Marseille bis an die bel- gische Küste stetig zunehmen und bis zu einem Betrag von 1 m ansteigen. In Anbetracht ihrer Größe und ihres systematischen Cha- rakters können diese Unterschiede nicht mehr als Folge von einseitigen Messungsfehlern des einen oder anderen der beiden Nivellements aufgefaßt werden. Sie müssen vielmehr größtenteils durch fortschreitende Bodensenkungen erklärt werden, deren Zusammenhang mit der Gebirgsbildung schon ein flüchtiger Blick auf das nebenstehende orographische Kärtchen von Frankreich zeigt, in welchem die Linien gleicher Bodensenkung (Isokatabasen) mit 10 cm Höhen- abstand dargestellt sind, die in ihrem Verlauf eine Trog- oder Muldenbildung deutlich erkennen lassen, deren Achse in der Richtung des Rhonetales liegt und deren östlicher Flügel durch die Gebirgsmassen der Alpen und des Jura gebildet wird. Das Senkungsfeld beginnt südlich am Fuße der Pyrenäen- kette und wird gegen Osten durch Alpen und Jura begrenzt, während es sich westlich über das französische Zentralplateau ausdehnt und sich nach Norden bis an das Seinebecken und den Kanal La Manche erstreckt. Der bekannte Geologe Geheimrat Professor Dr. Emanuel Kayser hat sich über die wissenschaftliche Erklärung der er- wähnten regionalen Senkungsvorgänge auf mein Ersuchen wie folgt geäußert: „Ich teile vollständig Ihre Meinung, daß die Abwei- chungen der neuen von den alten Höhenmessungen in Frank- reich nichts weniger als Beobachtungsfehler sind, sondern eine wirkliche und zwar sehr große Bedeutung besitzen. Man erkennt sofort, daß die Höhenlage der großen tertiären Neuzeitliche Erdkrusten bewegungen in Frankreich, D Linien gleicher Bodensenkung (Isokatabasen) in Frankreich, 6 M. Schmidt, Neuzeitl. Erdkrustenbeweg. in Frankreich. Faltungsgebirge der Alpen und Pyrenäen unverändert ge- blieben ist — die Alpen weisen sogar eine geringe Hebung auf — daß das ganze übrige Frankreich aber einer Sen- kung unterliegt, die um so stärker ist, je näher man der Nordseeküste kommt. Dies stimmt durchaus mit der längst bekannten, seit der Postglazialzeit eingetretenen und bis heute andauern- den säkulären Senkung der ganzen nordfranzösischen, wie auch der niederländischen Küste überein. Sehr bedeutsam ist ferner die starke Ausbuchtung nach Süden, welche die im allgemeinen west-östlich verlaufenden Senkungslinien im Rhone- und Saonnetale zwischen Dijon und Montpellier zeigen, d. h. in jener breiten Senke zwi- schen Alpen, Jura und französischem Zentralplateau, die in jeder Hinsicht ein Gegenstück unseres mittelrheinischen Grabens bildet.“ Die Zuverlässigkeit der zur Feststellung der vorerwähnten Höhenänderungen benutzten Messungen ist durch umfangreiche Veröffentlichungen erwiesen, die in den Abhandlungen der Aka- demie der Wissenschaften in Paris und in einer ganzen Reihe von Jahrgängen der Verhandlungen der Konferenzen der Inter- nationalen Erdmessung enthalten sind. München im Januar 1922. 7 Bemerkungen zu Sätzen der Gaußschen theoria comhinationis observationum. Von Georg Faber. Vorgetragen in der Sitzung am 14. Januar 1922. rp{x) bezeichne im folgenden stets eine nie zunehmende Funktion der positiven Veränderlichen x; die Kurve y = 0); 4) 8 G. Faber n ist positiv, aber nicht notwendig ganzzahlig gedacht, cp ( x ) soll mit lfx rasch genug gegen Null konvergieren, daß alle diese Integrale einen Sinn haben; häufig wird von einem ge- wissen x ab [(m 1) für n> m, die für in — 2, n — 4 in den Gaufischen Satz (10) übergeht. Der Winck lersche Beweis für (11) ist jedoch falsch und, wie es scheint, nicht verbesserungsfähig. Im Jahre 1896 beschäftigte sich Herr Krüger in den Nachrichten der Göttinger Ges. d. Wiss. mit den beiden Gau fi- schen Sätzen (6), (7) und (10), ohne die Wincklersche Ab- handlung zu kennen. Er beweist zunächst genau wie Winckler dessen Verallgemeinerung (8), (9) des Gau fischen Satzes (6), (7). Sodann beweist er (10); es ist erstaunlich, daß dieser ein- fache und merkwürdige Gaufische Satz erst mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Veröffentlichung mit einem Be- weise versehen wurde. Herr Krüger verallgemeinert auch, ganz ähnlich wie Winckler das Gaufische Ergebnis, jedoch nicht bis zu der Wincklerschen Formel (11), von der er viel- mehr nur die besonderen Fälle n = 2 m, und m — 2, n = 2p beweist. Alle erwähnten Beweise und Beweisversuche schließen sich eng an den von Gauß für (6), (7) benutzten Gedankengang an und bedürfen eines ziemlichen Aufwandes von Rechnung. Durch Einführung anders gearteter Überlegungen in diesen Aufgabenkreis lassen sich, wie ich zeigen will, die erwähnten Sätze und andere, die neu sind, mit großer Einfachheit und Anschaulichkeit beweisen. Ich beginne mit dem Beweise des in seiner Allgemeinheit immer noch unbewiesenen Winckler- schen Satzes (11). Es sei eine den eingangs aufgestellten Bedingungen ge- nügende Fehlerkurve Cl: 12) y =

a. C2 besteht also aus einer horizontalen Strecke; doch wollen wir auch das Stück der vertikalen Geraden x = a zwischen y — 0 und y = h mit zu dieser Fehlerkurve C2 rechnen; die entstehende „Stufe“ besteht also aus einem horizontalen und aus einem vertikalen Stück. (Auch an einer etwa vorhandenen Sprungstelle xx der gegebenen Funktion cp {x) würden wir ein vertikales die beiden Punkte xx , cp (xx — 0) und xx , (p{pc , -f 0) verbindendes Geradenstück einfügen. Unsere Fehlerkurven sind somit ununterbrochene Kurvenzüge, welche einen Punkt der Y-Achse mit einem Punkte der X-Achse, der auch x = oo sein kann, verbinden.) Die in (14) noch vorkommenden Konstanten a, h bestim- men wir durch die Forderungen, erstens data für C2 die Kon- stante iv0 = 0, d. h. daß 15) ah = 1 sein soll, und zweitens, daß das mte Moment für C2: 16) h J' x"‘ d x — Km , \J d. h. ebenso groß wie für C, sein soll; es wird, also 17) oder 18) ham+ 1 m 1 = Kn m -p 1 = X,„ Wegen der Monotonie der Funktion cp (#) können die Kurven Cx, C2 einander in höchstens zwei Punkten schneiden. Man sieht leicht ein, daß diese zwei möglichen Schnittpunkte tatsächlich vorhanden sind. Es folgt dies auch aus dem nach- stehenden Hilfssatze, den wir nachher nochmals brauchen wer- Bemerkungen 7,u Sätzen der Gaußschen theoria etc. 11 den, dessen Beweis ich aber auf den Schluß dieser Mitteilung verschiebe. Hilfssatz I: Ist die Funktion F(a) definiert durch 19) 0 so hat die Funktion yj (x) mindestens eben so viele posi- tive Nullstellen mit Zeichen Wechsel als die Funk- tion F(a ) Nullstellen >0 besitzt. (Eine Sprungstelle xx der Funktion y(x) ist als Nullstelle mit Zeichenwechsel mit- zuzählen, wenn y>(xt -j- 0) und y(xx — 0) verschiedene Vor- zeichen haben.) Wählt man für ip (x) die Differenz cp (x) — m existiert, von einerlei Vorzeichen und zwar positiv, denn für hinreichend große a hat F(a) das Vorzeichen von a a Ist also n > m und existiert das Moment 22) so wird oo 23) if„>J (p2(x)xndx han+l an \V(m -p l)ifm) n -\- 1 n-\- 1 » -p 1 oder 24) [(w -f 1) K,,]m > [(»» + 1) Km~\n. 12 G. Faber Das ist aber die Wincklersche Ungleichung; nur wenn O O 7 cp ( x ) mit cpa ( x ) identisch ist, ist das Zeichen > in (24) durch = zu ersetzen. Da die Kurve y = cp (x) von x — 0 ab zuerst oberhalb der Kurve y = cpa{x) (14) verläuft, so gilt für hinreichend kleine x : 25) z{x)>xh=Xa= *4- (m + 1)"* km oder 26) x < (m -f- 1)"* km z {x) . Um den Giltigkeitsbereich dieser Ungleichung genau ab- zugrenzen, wollen wir die Kurve y = cp (x) unter Festhaltung ihres Moments Km so variieren, daß die Gleichung X X 27) f cp (x) dx = J* cpa(x) dx Ü ü oder 28) z (x) = xh für einen möglichst kleinen Wert x = erfüllt ist; dann gilt (25), (26) immer für x und wo die Konstanten Je > 0 und b > x2 durch die Bedingungen 11 (f) | cp3 ( x ) dx = f (+ 0) ^ ergab, ergibt sich jetzt cp (x2 -j- 0) > Je und daher auch cp ( x2 — 0) > Je (nur, falls für x>x2 von vornherein cp3(x ) = cp{x) war, muß in der ersten und kann in der zweiten dieser Ungleichungen = statt > stehen). Nun ersetzen wir auch links von x = x2 die Kurve y = b. Falls nicht etwa von vornherein x2 auf Kosten von Fehlern < x2 eine größere Wahr- scheinlichkeit zuerteilt wurde, ist 36) 1c ^ xm dx> Km , o andererseits besagt (35): b Je j xm dx < Km. U 37) 14 G. Faber Mithin gibt es eine Zahl d zwischen b und c, für die 38) xm d x = Km wird. 39) Für y = (p6{x), wo | Ve (x) = ^ > falls 0 < x < d ; 1 9^6 (*) = 0 , falls x > d ist somit die Bedingung, daß der Wert des Moments Km fest- gehalten werden soll, erfüllt. Dagegen ist wegen d<,c : oo 40) J x2 wahrscheinlicher sind als bei dem ur- sprünglichen Fehlergesetz y. cp6(x) dx < Die Gleichung 43) oder 44) iv0 -f- kx = hx hat daher eine Lösung 45) £ = w, “r die < x9 ist. Hier ersetzen wir w0 durch seinen Wert 1 — kd und be- achten, daß nach (38) Bemerkungen zu Sätzen der Gaußschen theoria etc. 15 46) ist, wodurch sich lid'"+x = ham+l 47) i = wQ = l — am ~ dm am dr+i ham+l d” und dm + 1 — amd (^m+1 — am+1 a ist konstant = Tcm (m -f- 1)’". d kann je nach der Wahl der Ausgangskurve y = cp{x ), die wir als verschieden von der S. 10 mit y — a. Die auf der rechten Seite von (47) stehende Funktion von d wächst mit d; | nimmt daher seinen kleinst möglichen Wert, m für d = a -j- 0 an. Um so mehr ist die nämlich a m -J- 1 YYl Wurzel x1 der Gleichung (28) > a ^ — — , mithin s{x^) — hxx > ah m m 1 , d. h. z (#,) > m m + 1 ' Während also für die S. 10 mit y — , , . Somit gilt folgender Satz: m + 1 ö ° 16 G. Faber f 1 . I 9 o(x)dx, wo a = km [m -f- l)m ist, falls 0, aber < 1 m 1 ' Die hier angegebene obere Schranke — Iaht sich noch m -J- 1 verbessern ; die genaue obere Grenze ist 5°) - (— — r) • m \m -(- 1/ Will man nämlich durch Variation von cp {pc) unter Fest- haltung des Moments Km den Integralwert J b' so bestimmen, daß d oo 53) k‘ j* xm dx — ^ xm | 9 i{x)dx . 55) Bemerkungen zu Sätzen der Gaußschen theoria etc. 17 Da nach (53) : 56) 57) Jc‘d‘m+l = ham + 1 = am, n m h- = a d‘"‘+' ist, kann man diese Beziehung (55) auch so schreiben: 58) J/7 1 n cp (x) dx a) Die rechte Seite nimmt für d‘ = a ihren größten m (di \ m + 1 1 ) — an ; es ist also für iede Fehlerfunktion w (x): m + ljm J ’ 59) \ 0; damit ist (50) als genaue obere Grenze nachgewiesen. Ist x0 ein beliebiger Wert, für den z(x0) a, > • • • > ar reelle Exponenten und A0, J.,, . . . Ar reelle von Null verschiedene Koeffizienten, so hat der (r -j— 1) glied- rige Ausdruck 66) f(x ) = A0x°o At xa> + • • • + Arxar höchstens so viele positive Nullstellen, als in der Folge A0 , Ax, . . . Ar Zeichenwechsel Vorkommen. Die Anzahl dieser Wechsel sei w( 0 an und zeigen, daß dann die weitere Annahme p> w auf einen Wider- spruch führt. * Es seien etwa die Koeffizienten Ak und Ak+\ verschieden bezeichnet; wählt man dann den Exponenten p so, daß jede der Summen aQ -f- p, a, -}- p, . . . ak -f- p positiv, dagegen jede der Summen ak + 1 -j- P, ak+ 2 + p, ■ • • ar -f- p negativ wird, so hat der (r -)- 1) gliedrige Ausdruck Bemerkungen zu Sätzen der Gaußsehen theoria etc. 19 67) fl(x) = ^M = B0xhJrB,xf^---B,xfr mindestens p — 1 positive Nullstellen; die Folge B0, 2?,, . . . Br dagegen hat (falls wieder die Anordnung ß0>ßl>--->ßr hergestellt wurde) genau w — 1 Zeichenwechsel. So wie fx ( x ) aus f(x) gebildet wurde, kann man, wenn iv — 1 > 0 ist, aus fx (#) einen ( r -)- 1) gliedrigen Ausdruck f 2 (x) bilden, der min- destens p — 2 positive Nullstellen besitzt und genau w — 2 Zeichenwechsel in seinen Koeffizienten aufweist. Schließlich käme man so zu einem Ausdruck f,„ ( x ) mit der positiven An- zahl ( p — w) oder einer größeren Anzahl positiver Nullstellen, aber mit lauter gleichbezeichneten Koeffizienten, was unmög- lich ist. Wir benutzen nachher nur folgenden besonderen Fall des Hilfssatzes II : Die Funktion (66) hat höchstens r positive Null- stellen. Auf Grund dieses Satzes ergibt sich leicht der folgende Hilfssatz III: Sind xx, x2, ... xr r gegebene von- einander verschiedene positive Zahlen und gilt (65), so kann man in eindeutiger Weise für Ax, A2, . . . A, reelle von Null verschiedene Zahlen finden, der Art, daß 68) f(x) = x'* -f- A1xat + • • • -J- Arxar für x = xx, x2, ... xr verschwindet. Löst man nämlich die r linearen Gleichungen 69) 0 = Xi° + Ax xaß H f- Ar xat' (i = 1, 2, ... r) nach Ax, A2, . . . A, auf, so erhält man die As als Quotienten von Determinanten, deren keine einzige, wie leicht zu zeigen ist, verschwindet. Denn faßt man irgend eine dieser Determinanten als Funktion F(xx) der für einen Augen- blick als veränderlich zu denkenden Größe xx auf, so ver- schwindet die r gliedrige Funktion F (#,) an der r — 1 Stellen xx — x2, x3, ... xri kann also nach Hilfssatz II nicht ver- schwinden, wenn xx, so wie es nach Voraussetzung geschehen 2* 20 G. Faber soll, einen von x2, x3, ... xr verschiedenen Wert annimmt, es sei denn, daß F (#,) identisch verschwindet, d. h. daß alle Koef- fizienten von F(x^) Null sind. Das würde aber besagen, daß gewisse ( r — 1) gliedrige Ausdrücke für mehr als r — 2 Werte also identisch verschwinden. Schließlich käme man zu dem Widerspruch, daß eingliedrige Ausdrücke wie xark verschwinden. Endlich beweisen wir noch den Hilfssatz IV: Hat die ( r -}- 1) gliedrige Funktion (66) r positive Nullstellen, so wechselt sie jedesmal das Vorzeichen, wenn x durch eine dieser Nullstellen hin- durchgeht. (Es wäre leicht, noch etwas allgemeiner zu zeigen, daß jede dieser r Nullstellen eine einfache sein muß und daß in der Aussage des Hilfssatzes II die Nullstellen mit ihrer Mul- tiplizität gezählt werden dürfen.) Es ist erlaubt, beim Beweise außer der Voraussetzung (65) noch die zu machen, daß a0 = 0 ist, weil man ja f{x) andern- falls durch f{x ) x~"o ersetzen dürfte. Hätte dann aber die Funktion f(x) unter ihren r Nullstellen auch nur eine ohne Zeichenwechsel, so hätte die r gliedrige Funktion f‘(x) min- destens r Nullstellen im Widerspruch mit Hilfssatz H. Den Hilfssatz I von S. 11 können wir auch so fassen: Hat die Funktion xp (x) nicht mehr als r verschie- dene positive Nullstellen mit Zeichen Wechsel: x2 , . .. , xr , so kann die Funktion co 70) .F(a) — J V’ (x) F1 dx o nicht r 1 verschiedene Nullstellen a0, <*,, ... ar be- sitzen. Wäre dies nämlich doch der Fall, so wäre auch 00 71) j xp (x) ( X “0 + At Xa* -(-••• -f- ArX'tr) dx = 0, 0 mit willkürlichen Koeffizienten A1, A2, ... Ar. Wählt man diese aber nach Hilfssatz HI so, daß x"o -J- Ax xa* + • • • -f- A, xar = 0 wird für x = xt, X2, ... xr, so hat nach Hilfs- Bemerkungen zu Sätzen der Gaußsehen theoria etc. 21 satz IV die Funktion (x) (z“o A1xa * — j- • • • -f- Ar xar) für alle positiven x einerlei Vorzeichen und daher ist Gleichung (71) unmöglich. Mittels des im Vorstehenden auseinander gesetzten Beweis- verfahrens lassen sich noch zahlreiche zum gleichen Gedanken- kreis gehörige Sätze ableiten, welche die Kenntnis mehrerer Momente K voraussetzen und auf Grund dieser Kenntnis Be- schränkungen des Verlaufs der Kurve y = q>(x) oder der Werte der übrigen Momente Kp behaupten. Ich erwähne als Beispiel den folgenden : es ist, falls l < m < n : 72) [(n + 1 )Kny-” [(» + 1 + l)tf,]"— < 1; für l = 0 geht diese Formel in (11) über. 23 Integration der partiellen Gleichung s = sin Von F. Lindemann. Vorgelegt in der Sitzung am 14. Januar 1922. 1. Das Quadrat des Linienelements einer Fläche von kon- stantem negativen Krümmungsmaße — 1 läßt sich bekanntlich in der Form (1) ds2 = cos2 w ■ du2 -f- sin2 w • dv2 darstellen, wo u und v die Parameter die Krümmungslinien bedeuten; die Hauptkrümmungshalbmesser sind dann (2) Rx ~ — tg w, R2 = cotg w, während w der partiellen Gleichung (3) 3 2w du2 3 2w 3^2 ^ sin 2 iv genügen muß, die durch die Substitution p = u -\- v, q = u — v in die Form 4 — — — = sin 2 w gebracht wird. dp dq Da auf Grund meiner Abhandlung über die Biegungs- flächen einer gegebenen Fläche1) alle Flächen konstanter Krüm- mung angegeben werden können, so ist damit auch das all- gemeine Integral der partiellen Gleichung (3) bekannt. Die noch nötigen Rechnungen lassen sich leichter durchführen, Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, math.-phys. Klasse, Bd. XXIX, 3, München 1921. Diese Arbeit wird im folgenden kurz als Abhandlung zitiert. 24 F. Lindemann wenn man von Flächen mit der konstanten Krümmung -f- 1 ausgeht. Man hat dann zu setzen1): R =«*+*-* (4) _ e* — e~ d ~ e0_j_ e-»' ds2 = \ [(e& -j- e~ tf)s dw2 -j- — c- ^)2 c7 v2~] , wobei m und v wieder die Parameter der Krümmungslinien bedeuten, und es ist: (5) d2 & d2 & du2 + a v2 = ±(e-2»-e2»), eine Gleichung, die aus (3) hervorgeht, wenn man w durch i & und v durch iv ersetzt. 2. Wir stellen kurz die wichtigsten Formeln der Abhand- lung zusammen ; wie dort in der Einladung bemerkt, kann man die Schlußformeln (83) leicht nachträglich bestätigen, wenn man kein Gewicht auf die Art der Ableitung legt. Gegeben sei also die Darstellung einer Fläche durch ihre Minimal- kurven a, ß in der (schon von Bour aufgestellten) Form: x = i j* [ Wa cosin X d a — Wß cosin fi dß~], (6) y = i$[Wa sin X da — Wß sin /i dß], e = ][Wada+Wßdß-]. Dann sind dx und dij vollständige Differentiale, sobald die Bedingungen: (7) dX dß cotg IV 3 lg Wa 2' 3 ß ' du -W da ~ ~ C°^ 2 d\gWß da erfüllt sind, wo w = X — fi (vgl. a. a. 0. den Schluß von § 2); und es folgt aus diesen beiden Gleichungen: (8) dX da dW da — cotg w 3 lg Wß 2 ’ 3 o” 3 fi d~ß du> dß + C°tS2 W 3 lg Wa dß und durch Differenzieren (§ 1 der Abhandlung): (9) )n V c°tg2 W 3 lg Wa ’ \ . d ( W 3 lg WA ) + a/?(cotS2-fa— ) d2w da dß' M Vgl. z. B. Darboux, Lefons, t. 3, p. 385. 25 Integration der partiellen Gleichung s = sin z. Die Fundamentalgröße F und das Krümmungsmaß K sind (a. a. 0., § 2): w F —2- cosin2 ~ • Wa Wß, u (10) K=- ^a^ß ^ßl^a V ■ 2W I • cosin2 — 1 a2 log F F dadß 1 Nach einem in § 3 angegebenen Verfahren kann man aus den Gleichungen (7) und (9) die Funktion w eliminieren und statt derselben die Funktion F einführen; so wurde die auch von Bour aufgestellte Differentialgleichung Waa Wßß W£ß -f- Wa Wß F\Fß F2 — Waa Wß Fj F - Wßß Wa F„ F (11) 32lgF dadß (F — 2 Wa Wß) abgeleitet, die nichts anderes ist als ein besonderer Fall der allgemeinen Gleichung, welcher (nach Darboux und Enneper) die Koordinaten eines Flächenpunktes genügen müssen, wenn die drei Fundamentalgrößen E, F, G gegeben sind. Die Be- hauptung ist nun, daß ein Punkt t, r\, £ der allge- meinsten Biegungsfläche der Fläche (6) in folgender Form erhalten wird: £ = j* [J2 • cosin F • Wa da R‘ • cosin W- Wß d ß~] , (12) rj = sin0- Wada + R‘. sin ¥• Wß-dß] , £ = i j* [£. Wa da — R‘ • Wß dß], wo F zu XF, R zu R' konjugiert sein soll. Der Beweis ist folgender: Damit dt, ein vollständiges Differential sei, muß die Bedingung: (13) Rß Wa + Ra Wß + (R + R‘) Waß = 0 erfüllt sein; ferner sind dt und dr\ vollständige Differentiale infolge der beiden Bedingungen, die zu obigen Gleichungen (7) analog sind: 0 Die Identität beider Ausdrücke für Ä" ist eine Folge des Gaußschen Satzes über die Determinante DD" — D'2; zum Beweise kann man sich auch der Gleichungen in § 3 der Abhandlung bedienen; vgl. unten den »Nachtrag“. 26 F. Lindemann (14) d

, - V„) - -£ß- - - ^ . Nun war nach (7) : Waß = Wa • Iß • tg w' = — Wß ,ua • tg w“. Infolgedessen lassen sich die Gleichungen (14) in der Form Integration der partiellen Gleichung s = sin z. 27 schreiben, und aus (18) ergeben sich dann die weiteren Rela- tionen : Die letzten Gleichungen sagen also nichts neues aus, wenn die Bedingung (17) erfüllt ist. Die Integrabilitätsbedingung der Gleichungen (19) und (19 a) für aß und Taß findet man die Relation: $a Wß — 0ß Wa _ la ll ß — Iß jUg cosin2 28' cosin2 w‘ ' (20) welche nach (10), (16) und (17) aussagt, daß das Krümmungs- maß beider Flächen identisch ist, also dasselbe, was auch die Gleichung (17), d. h. F = F*, aussagt. Die 4 Gleichungen (19) und (19 a) sind die Gleichungen (79) der Abhandlung, die dort auf andere Weise abgeleitet wurden. Um die allgemeinste Biegungsfläche von (6) in der Form (12) aufzustellen, hat man also folgende Schritte zu tun: 1. Man bestimme jR, R‘ aus W mittels (13); es geschieht, indem man R — U iV, R‘ = U — i V setzt, TJ be- liebig annimmt und V durch Quadratur berechnet; dann ist d £ ein vollständiges Differential. 2. Man bestimme — W = 28 = 2 2B' aus (17) durch R, R‘ und w, dann ist F* = F. 3. Man bestimme 0 und W einzeln aus den Gleichungen (19); dann sind auch d£ und drj vollständige Differentiale; und damit ist die Aufgabe gelöst. Die Funktionen rj, £ sind hiernach verschiedene Formen der allgemeinen Lösung der Bourschen Differentialgleichung (11). Man könnte letztere auch wieder aus den Gleichungen (14) und (15) ableiten, wobei 28 F. Lindemann die Rechnungen genau wie in § 3 der Abhandlung durch- zuführen wären. 3. Bedeuten i£, und R2 die Hauptkrümmungsradien der Fläche (6), so ist nach Gleichung (27) der Abhandlung, wo Wa durch i R Wa , Wß durch — iR‘Wß, W,lß durch i(Rß W„ + R T Vaß) — — i (Ru Wß + R‘ Wnß), w durch

, W durch die Gleichungen bestimmt sind : dß (28) . 3l gPß i — - da ■M, M2 = (I>ß = i i 2tg -2tg ■ M, ■M, cosin2 (a — ß) Pa Pb + cosin2 (a — ß)' Die drei Koordinaten f, rj, f müssen der obigen Glei- chung (11) genügen, in der z. B. W durch iP zu ersetzen ist, d. h. der Gleichung - PaaPßß + Plß-PaPß*^l + PaaPß^ + PßßPjf (29) = {F+2PaPß) a2 lg F da dß ‘ 32 F. Lindemann Hat man P beliebig angenommen, so ist

— 2 ss; SS» = Pa Pß • tg2 SS' • {Fa Fß $ß Fß). Wegen (31) geht also die Gleichung (29) über in sin2 SS' Pa Pß tg2 m‘ {) 1. c. S. 205. 39 Die Boursche Methode der Flächenbestimmung aus dem Linienelement. Von Heinrich Liebmann in Heidelberg. Vorgelegt von S. Finsterwalder in der Sitzung am 14. Januar 1922. Als zweites Hauptproblem der Biegungstheorie bezeichnet A. Voss die Aufgabe, alle Flächen mit gegebenem Bogenelement (1) ds2 = E du2 -f- 2 F du dv -\- G dv2 zu bestimmen1)- Bours Verdienst besteht darin, daß er (zu- erst unter Verwendung von Minimalparametern, die er „sym- metrische Koordinaten“ nennt, also für den Fall E = G = 0, sodann unter Verwendung eines geodätischen Orthogonalsystems, also für den Fall E = 1, F = 0) die partielle Differential- gleichung zweiter Ordnung aufgestellt hat, der die rechtwink- ligen Koordinaten einer Fläche mit dem Bogenelement (1) genügen müssen. Ist eine Lösung z (u, v) dieser „Biegungs- gleichung“ gefunden, dann kann man die zugehörigen x (u, v ) und y ( u , v) leicht durch Quadraturen bestimmen. Die hierbei neu auftretenden Integrationskonstanten sind übrigens „para- sitär“ — Bour hat dieses charakteristische Adjektivum in ähn- lichem Sinne verwendet — insofern, als ihre Werte auf die Ge- stalt der Fläche gar keinen Einfluß haben, nur auf ihre Lage2). fl Math. Enc. III, D 6 a, Nr. 18, Das Boursche Problem. 2) Dieser Umstand wird genauer besprochen in einer demnächst in den „Jahresberichten der Deutschen Mathematiker- Vereinigung“ erschei- nenden Arbeit. 40 H. Liebmann Bo ur bat sich über seine Biegungsgleichung mit folgen- den Worten geäußert: „Die Differentialgleichung erhält man leicht und sogar in recht eleganter Form, aber es scheint ge- radezu unmöglich zu sein (ii peu pres impossible), ihr allge- meines Integral zu erhalten1).“ Angesichts dieser schwer zu widerlegenden Behauptung1) wollen wir uns hier mit der Behandlung von Beispielen be- gnügen, um zu sehen, was sich unter Verzicht auf die allge- meine Lösung unter günstigen Umständen doch erreichen läßt. Im übrigen werden wir dann ganz von selbst dazu geführt, zum Vergleich die neuere Wein garte nsche Methode2) heran- zuziehen und einige weitere Fragen zu erörtern, z. B. die Ver- biegung einer Fläche unter Festhaltung einer Kurve, die dann bekanntlich Haupttangenten-Kurve sein muß. § I. Die Boursche Gleichung für den Fall E = 1, F = 0, G — u. Die Biegungsgleichung hat für das Bogenelement (2) ds2 = du- -\- G (u) d v2 die Gestalt 4 G On *22 — z\2) + 2 GG‘z1zu + (2 GG“ — (Cr')2) ( l — zX) — 2 G“z\ = 0, in der die Differentialquotienten von G nach u durch Akzente, die von z nach u und v durch Fußmarken bezeichnet sind. Die Fundamentalgrößen L, M, N sind dann durch L : 31: iV: 1 = 2 zn G : (2z13 G — et G1) : (2s22 G + z1GG‘):2 VG(Ga — £)—zT) bestimmt. J) Voss hat (a. a. O., S. 397) insbesondere darauf hingewiesen, daß auf die Biegungsgleichung, die die Monge- Amperesche Form hat, die Charakteristikentheorie nicht angewendet werden kann, „da dieselbe keine Zwischenintegrale besitzt“. 2) Voss, a. a. 0., Nr. 31, S. 420 ff. Die Boursche Methode der Flächenbestimmung etc. 41 Zu einem derartigen Bogenelement (2) gehören bekannt- lich, wie Bour zuerst festgestellt hat, Schraubenflächen, die man leicht bestimmen kann, indem man in (3) einsetzt (5) z = U(u) xv; für x = 0 erhält man Rotationsflächen. Wir wollen jetzt unter Ausschaltung der trivialen Lö- sungen (5) den Fall G = u genauer untersuchen. (3) nimmt hier die Form an (6) 4 u (zu z22 — z\2) + 2 u zx zn + z\ — 1 = 0 . Von dieser Gleichung sollen jetzt verschiedene Lösungen angegeben werden. Zunächst einmal gelingt es, in bescheidenem Maß eine „Separation der Veränderlichen“ zu erreichen. Macht man z. B. den Ansatz (7) e = TJ{u) fl- ^v2 + cxv (* + 0), so erhält man zur Bestimmung von U die Gleichung luxü“ + 2uU‘U“ -\-(U‘)2— 1 =0, deren Integration auf (1 + uy~ 8*(1 — uy+ 2x = führt. TJ ist damit bis auf eine Quadratur bestimmt, und z enthält dann drei wesentliche Konstanten, während (5) nur eine wesentliche Konstante enthält1). Ein zweiter Ansatz z — u + V(v) mit einer willkürlichen Funktion erfüllt (6) identisch und er- gibt Regelflächen. Man erkennt dies sofort, da (4) in diesem Falle ergibt L = 0. *) Vgl. hierzu die eingehende Darstellung der Verbiegung von Rotations- und Schraubenflächen bei G. Sch ef fers, Einführung in die Theorie der Flächen (Leipzig 1902), S. 293 und 421. 42 H. Liebmann Also sind jetzt die geodätischeu Linien dv = 0 zugleich Haupttangenten-Kurven, daher1) gerade Linien. Dieses Tasten nach partikulären Lösungen ist aber nicht der einzige Weg zur Bearbeitung von (6). Es liegt vielmehr hier einer der wenigen Fälle vor, bei denen die klassische Inte grationsmethode derMonge- Ampereschen Gleichungen mit Erfolg für die Theorie der Flächenverbiegung herangezogen werden kann. Dieser Umstand rechtfertigt wohl eine genauere Behand- lung nach der Methode. Um die übliche Bezeichnung ver- wenden zu können, schreiben wir in (6) jetzt x und y an Stelle von u und v und nach Monge p, q, r, s, t für die ersten und zweiten Differentialquotienten. Für (6) ist also zu schreiben (6') 4 x (rt — s2) -\- 2 x p r p2 — 1 =0. Die beiden Systeme von Charakteristiken erster Ordnung sind aus i x dp dy = 0 , 4 x dq -J- l2dx -f- 2 xp dy = 0 und den beiden Gleichungen zu erhalten, die hieraus durch Vertauschung von A, und A2 entstehen2); dabei ist K = 2 Vx W^T), A2 = - 2 Vx(f-I). Die allgemeine Theorie lehrt weiter, daiä man ein inter- mediäres Integral f(x, y, z, P , 2) = c von (6') erhalten kann, wenn es gelingt, aus einem der beiden Systeme eine „integrable Kombination“ b Weil geodätische Krümmung und Normalkrümmung beide gleich Null sind. 2) Vgl. Math. Enc. II, A. 5 (von Weber), Partielle Differential- gleichungen, Nr. 43 — 45. Daselbst muß in (157) das letzte Vorzeichen unter der Wurzel geändert werden. Die Boursche Methode der Flächenbestimmung etc. 43 df = 0 zu gewinnen. Dieser Fall liegt hier vor. Eliminiert man näm- lich dy, so kommt dQ+ 7 ß==dP+ ld*j/ oder Vf ~ 1 Also ist — d(q — Vx ( f — 1)) = 0 . (q-c)2 + X(f -1) = 0 ein intermediäres Integral von (6'), was nachträglich sofort durch Differentiation nach x und y bestätigt werden kann. Die vollständige Lösung dieser Gleichung erster Ordnung ist (9y) e = y (c + a) + S V dx + b = z (x, y, a, b, c ) . Die allgemeine Lösung erhält man dann in bekannter Weise, indem man in (70 für b eine willkürliche Funktion b(a) von a einsetzt, sodann bildet = o da db da ’ und a eliminiert. — Schließlich hat man für x und y wieder u und v zu schreiben. Es ist immerhin bemerkenswert, daß die erforderlichen Integrationen sich hier soweit führen lassen, daß man eine „Biegungsgruppe“ mit einer willkürlichen Funktion b (a) und einer willkürlichen Konstanten c angeben kann, die die zuerst gefundenen partikulären Lösungen wesentlich ergänzt. § 2. Die Weingartensche Methode. Das Bogenelement ds 2 = du2 -}- udv 2 dessen „Biegungsgruppe“ durch; direkte Behandlung der Bour- schen Gleichung (6) in § 1 noch nicht vollständig gewonnen 44 H. Liebmann worden ist, ist auf der andern Seite geradezu das klassische Beispiel für die Weingartensche Methode. Die Flächen mit diesem Bogenelement sind nämlich Zentraflächen von Minimal- flächen, und da einerseits alle Flächen mit derselben Relation zwischen den Hauptkrümmungsradien, in unserem Fall -Rj -f" -R2 = ^ aufeinander abwickelbare Zentraflächen besitzen, anderseits alle Minimalflächen bekannt sind, so sind damit alle Flächen mit dem genannten Bogenelement bekannt1). Wir wollen aber der Vollständigkeit halber diese Lösung hier entwickeln, um sie der weniger elastischen Bo urschen Methode gegenüberzustellen und zugleich das Ergebnis weiter verwenden. Wir bezeichnen die Koordinaten jetzt mit £, rj , £ und stellen uns die Aufgabe, durch den Ansatz £ = u X -J- aj, (8) tj = u r+ y, C = uZ fl- z zu erreichen, daß das Bogenelement den Wert (9) da2 = du2 -J- udv2 erhält. Dabei ist ( x , y, z) eine noch zu bestimmende Fläche, X, Y, Z sollen die Richtungscosinus ihrer Normalen bedeuten. Bezeichnet man das Bogenelement dieser Hilfsfläche mit ds2, so hat man die Forderung du2 -f- udv2 = do 2 = du2 -J- u2 Xd X2 -j- ds 2 fl- 2 uXdXdx zu erfüllen. Führt man auf der Hilfsfläche Minimalparameter ein und bezeichnet man die Fundamentalgrößen der Hilfsfläche mit E, F, G, L, M, N, mittlere Krümmung und Krümmungsmasse wie üblich mit H und JV, so erhält man hieraus die Forderung2) 9 Vgl. auch Math. Enc. III, D 5 (von Lilienthal), Besondere Flächen, Nr. 17 und 18, sowie Darboux, Theorie des surfaces IV (Paris 1896), p. 324. 2) Der Formelapparat der Flächentheorie ist in den „ Tafeln“ am Schluß des oben genannten Werkes von Scheffers zusammengestellt. Hier kommen namentlich die Tafeln XII und XVIII in Betracht. Die Boursche Methode der Flächenbestimmung etc. 45 udv 2 = u(vx da v2d ß)2 = ^<2 ( H (Lda2 - f- 2 Mdadß -j- N d ß'2) — 2 K Fda d ß) 2 Fda dß — 2 u(Lda2 + 2 Mdadß + Nd ß2) , also nv\ = u2 HL — 2 tcL, uv\ = u2 HN — 2 uN. uvxv2 = u2 ( H M — KF ) -j- F — 2 m M. Diese drei Bedingungen sind erfüllt, wenn man für die Hilfsfläche eine Minimalfläche nimmt, denn alsdann ist H = M= 0, und die Mainardi-Codazzischen Gleichungen liefern sind also mit d L _ d_N dß — da v\ = —2 L, vl = —2N verträglich. Hiermit ist die vollständige Biegungsgruppe des Bogen- elementes (9) gewonnen, da man alle Minimalflächen kennt. Wir erhalten sie so. Die Hilfsfläche (Minimalfläche) stellen wir dar durch * = c(a + ß) (10) x — ci (JcosM da-\- §cosBdß), y = ci ( j* sin A da -f- J* sin B dß) , worin A und B willkürliche Funktionen von a und ß sind. Es wird dann 2 c sin2 £ (A — B ) (11) “ VÄrB‘ und v = V2 ic(S V A‘ da + J* V—B‘dß), 46 H. Liebmann . /sin A — sin B , . n , , , . r> _ , \ f = c h * J cos Ada. -}- i J cosBdß\ ? (12) 17 = c ^y==^ + i j* sin A da + i SsmBdß^j , V iVA'B1 J Diese Darstellung umfaßt dann alle Flächen mit dem vorgeschriebenen Bogenelement (9). Wir wollen die Darstellung verwenden, um ein Beispiel bedingter Verbiegung anzugeben, nämlich die Gesamtheit aller Flächen, die eine vorgeschrieben e Kurve gemein haben und aufeinander abwickelbar sind. Diese starre Kurve ist dann bekanntlich Haupttangenten-Kurve für alle sie enthaltenden Flächen dieser speziellen Biegungsgruppe1). Das Ergebnis ist gegeben durch r— . ß f sin a cos a^i + j/ S7) - + ^J0055 B d^)' (13) /cos 2 a . . cos B . = c I — — 1 sin- a 4 . 4- 1 \V2 B‘ V2B1 t. ( ■ sin (2 a — J5) \ \ V2B ) p ^ sin B d ß^j , und wurde erhalten durch die Wahl A = n -j- 2 a . Die Funktion B(ß) ist ganz beliebig wählbar bis auf die beiden Nebenbedingungen B(o) = 0, B'(o) = 2. b Voss, a. a. 0., S. 399, Nr. 19. Die Boursche Methode der Flächenbestimmung etc. 47 Alle diese Flächen haben die aus (13) für ß = 0 sich ergebende Kurve gemein: £ (a, 0) = — c cos a sin a (1 4* 0? (14) rj (a, 0 ) = c (cos2 a — i sin2 a), f (a, 0) = c (a -f- i sin a cos a). u und v sind wieder durch (11) gegeben. Insbesondere ist unter den Flächen eine reelle Schraubenfläche enthalten, die sich für B = 2 ß ergibt. Diese Fläche wird in reeller Form dargestellt durch £ = c ( sht cos cp — cht sin 99), rj = c (sht sin cp 4- cht cos (p) , t = c (cp — sht cht). Dabei ist dann u = c ■ ch2 1 , w = V 2 c (99 — t), cp — it = 2a, cp it — 2 ß . Andere reelle Flächen enthält diese spezielle Biegungs- gruppe nicht. § 3. Weitere Verwendung der Bourschen Gleichung. Wir kehren nochmals zur Fragestellung des ersten Para- graphen zurück, die wir jetzt so wenden wollen: Wie muß man in (2) ds 2 = du 2 4- Gi(u) dv 2 die Funktion G wählen, damit die zugehörige Bour- sche Gleichung durch den Ansatz (15) g = U(u) + V(v) gelöst werden kann, ohne daß V(v) als lineare Funk- tion angenommen werden muß? Diese Wahl ist, wie schon in § 1 bemerkt worden ist, immer möglich und führt auf die Schraubenflächen ; wir schalten sie deshalb aus. 48 H. Liebmann Setzt man (15) in die Boursche Gleichung (3) ein, so kommt 4 U“ V“G — 2 + 2U‘U"GG‘ + (2 GnG — (Gy){\ — (U‘f) = 0; dabei sind die Differentialquotienten von U und G nach u und die von V nach v durch Akzente bezeichnet, überdies ist die Anordnung so gemacht, daß die zweite Zeile von v frei ist. Man kann nun die Wahl treffen G“ = 0, V“ — x und kommt damit wieder auf das in § 1 und 2 behandelte Bogenelement, man kann aber auch setzen V“ = y.(V y, also — 1 log(xt>) und erhält dann die beiden Forderungen iü-'Gx — 2G“ = 0, 2 U‘ V“ GG‘ + [2GG“ — (G‘f) (1 — ( UJ) = 0 , die jetzt zu erfüllen sind. Setzt man G(u)^g2(n), so verwandelt sich die zweite Gleichung in U‘ U"g‘ + (1 — (Uy)g“ = 0 und gibt das Integral (gy = c*( i -(UJ). Es ist einfach zu behandeln durch Verwendung eines Hilfs- parameters t, indem man setzt dg . ~r~=- 9 =«sin t, du d ü tt> i du Die Boursche Methode der Flächenbestimmung etc. 49 Sodann ist noch zu setzen G“ 99“ + W U " = 2 x G *9 Dabei ist 7T" d ■ / /' U = — ; — - — sin t ■ t , du also und es ist . c cos t • 1 c2 sin2 t — sin t • t = f- ^ 9 x g - , dt dt da . , dt t = -5 — = -5— • = c sin t • -y— . aw dg du dg Man erhält so dt ( ! sin t cos A l xg ) ^ x c2 sin t 0, dg \ also die Riccatische Gleichung |f + är«)U+^»> = 0. Um hier eine bestimmte Wahl der Fundamental-Größe Gr == g2 zu treffen, setzen wir c = x, 1 (16) 9 sin t lg tang t und erhalten das Bogenelement (17) dg 2 ds2 == du2 -\~ g2 dv2 — „ . » , + g2 d v2 . x- sin2 1 Der zugehörige Wert von z ist (18) ,L U(u)+ V(y)= (^dg- l log*». bin v /t Zu jedem Bogenelement (17) hat man also von vorne- herein (außer den Schrauben- und Rotationsflächen) noch eine Fläche (18); dabei ist t als Funktion von g gegeben durch (16). Sitzungsb. d. matli.-phys. Kl. Jahrg. 1922. 4 50 H. Liebmann, Die Bourscbe Methode etc. Damit scheinen dann alle Möglichkeiten erschöpft zu sein, die Boursche Gleichung durch einen * separierenden“ Ansatz g = U(u ) + V(v) zu integrieren. Bour hat übrigens seine eigenen Leistungen überschätzt; die von Voss in seinem Enzyklopädie-Artikel kritisierte Stelle (Voss, a. a. 0., S. 421, Anm. 288) enthält zwei Irrtümer. Er meint, daß die von ihm bestimmten, zum Bogenelement (2) gehörigen Schrauben- und Rotationsflächen drei wesentliche Konstanten enthalten, während in der Tat nur eine wesent- lich ist, die anderen „parasitär“. Außerdem aber glaubt er, die allgemeinste Lösung der zugehörigen partiellen Differential- gleichung (3) aus einer partikulären mit drei willkürlichen Konstanten erhalten zu können. Seine pathetische Wendung: „Meine langwierigen Bemühungen . . . sind von Erfolg ge- krönt worden in dem wichtigen und sehr umfangreichen Fall der Flächen, die auf die Rotationsflächen abwickelbar sind“, schießt also weit über das hier erreichte Ziel hinaus. 51 Merkwürdige Senkungen des Bodens von Frankreich. Von Emanuel Kayser. Vorgetragen in der Sitzung am 4. Februar 1922. Im Anschluß an den Vortrag des Herrn Max Schmidt in der Januar-Sitzung sprach Herr Emanuel Kayser an der Hand geologischer Karten über merkwürdige Senkungen des Bodens von Frankreich in den Jahren zwischen 1860 und 1890. Aus der Betrachtung des dem Schmidtschen Vortrage bei- gegebenen Isokatabasen-Kärtchens ergibt sich, daß fast ganz Frankreich sich im Zustande säkularer Senkung be- findet. Nur am Abhange der Pyrenäen und der Alpen, wo die Katabase 0 verläuft, haben die Feinmessungen keine Senkung ergeben. In der Nähe des Mt. Cenis wurde sogar — als dem einzigen Punkte in ganz Frankreich — eine ge- ringe Hebung (um 10 cm) festgestellt. Während also die beidenjugendlichenHochgebirgekeineÄnderungihrer Höhenlage erfahren haben, unterliegt dasganze übrige Frankreich einer Senkung, die um so stärker wird, je weiter man nach Nord kommt, und die an den Küsten des Kanals und der Nordsee (unweit Ostende) auf 80 — 100 cm anwächst. Wenn auch dies Ergebnis mit der bekannten Tat- sache, daß die ganze nordfranzösische ebenso wie die nieder- ländische Küste seit der Postglazialzeit einsinken, durchaus im Einklang steht, so muß doch die außerordentliche Schnel- ligkeit der Senkung, die mehr als 3 m im Jahrhundert beträgt, im höchsten Maße überraschen. Im allgemeinen laufen die Katabasen in der Richtung von West nach Ost über das Gebiet Frankreichs hin, wie dies be- sonders die fast gerade Senkungslinie — 60 zeigt. Der Wechsel 4* 52 E. Kayser der verschiedenen Formationen, selbst ihr Übertritt aus den alten Massiven in jüngere Sedimente, beeinflußt die Gestalt der fraglichen Linien so gut wie nicht; wohl aber wird sie in deutlichster Weise durch tektonische Verhältnisse bestimmt. So machen sich besonders im Südosten des Landes, zwi- schen Alpen und Zentralplateau, höchst auffällige Rückbie- gungen der Senkungskurven nach Süden geltend. Sie hängen offenbar damit zusammen, daß man sich hier im Bereich des Rhone-Saone-Grabens befindet, jenes großen jungen Sen- kungsfeldes, das in vielen Beziehungen ein Gegenstück unseres mittelrheinischen Grabenbruches darstellt. Wie dieser vom Schweizer Juragebirge — einem Seitenzweige der Alpen — ausgeht, so der Rhonegraben von dem versunkenen, vor der Rhonemündung liegenden Verbindungsstück zwischen Alpen und Pyrenäen. Die unweit der Mittelmeerküste hinziehende Katabase — 10 hat noch einen fast ungestörten West- Ost- Verlauf; allein schon ein wenig nördlich von ihr beginnen jene merkwürdigen tiefen Ausbuchtungen der Katabasen nach Süden, die nach Norden zu bis über Dijon hinaus anhalten und uns zeigen, daß wir im Bereiche des großen Rhone-Bruch- feldes stehen und daß in diesem die Senkung erheblich schneller fortschreitet, als im Gelände zu beiden Seiten außerhalb des Grabens. Erst im Norden von Dijon, in der Nachbarschaft des Plateaus von Langres, hört die Rückbiegung der Katabasen auf. Die Katabase — 60 zeigt keine Spur einer solchen mehr, und man darf daraus schließen, daß man sich hier schon jen- seits des Grabenendes befindet. Wenn übrigens die schmale Trichterform der Rückbiegung der Katabase — 50 so auffällig von den breiten bauchigen Rückbiegungen der Katabasen — 40 und — 30 abweicht, so hängt dies wohl damit zusammen, daß die Gestalt der nörd- lichen Senkungslinie lediglich durch den verhältnismäßig schma- len Saonegraben bestimmt wird, während -weiter südlich, im Westen des Morvan — dieses abgetrennten Stückes des Zentral- plateaus — zum genannten Graben noch das weitere ansehn- liche Senkungsfeld der Limagne hinzukommt. Merkwürdige Senkungen des Bodens von Frankreich. 53 Ganz ähnliche, nicht minder merkwürdige Ausbauchungen der Isokatabasen wie im Bereiche des Bhone-Saone-Grabens trifft man im Nordosten von Frankreich, zwischen dem Palaeozoikum der Ardennen und von Brabant einer- seits und dem Seinetale andererseits wieder. Auch hier sind die Umbiegungstrichter nach Süden gewandt; indes ver- läuft ihre Achse nicht wie im Rhonegebiet meridional, sondern von Südost nach Nordwest. Es kann kaum zweifelhaft sein, daß auch in diesem Falle der Grund der Rückbiegung darin zu suchen ist, daß wir hier in ein Abbruchsgebiet des alten variszisch-armorikanischen Faltengebirges eingetreten sind. Nur noch einmal treten aus diesem Senkungsfelde die niedergebrochenen karbonischen, devonischen und sibirischen Schichten wieder zu Tage: in dem langen schmalen Horst von Boulogne, und dieser Horst fällt sogar ziemlich genau in die Mittellinie der Katabasentrichter. Das in Rede stehende große Bruchfeld ist zwar viel älter als das des Rhone-Saone- Grabens, da es schon in permischer Zeit entstand. Allein die Kräfte, die es schufen, sind noch nicht erloschen. Sie sind unter der mächtigen Decke mesozoischer und tertiärer Sedi- mente, welche das Bruchfeld später überdeckt haben, noch bis heute tätig und geben uns eine Erklärung dafür, daß die säkulare Senkung auch in diesem Gebiete erheblich schneller vor sich geht, als in seiner Umgebung. Im Westen des eben besprochenen Feldes stoßen wir im Mün- dungsgebiet der Seine zwischen Paris und le Havre auf eine merk- würdige nordwestlich streichende Ellipse verhältnis- mäßig schwacher Senkung. Sie steht vielleicht in Beziehung mit dem über hundert km langen, ebenso streichenden Bruche, der an ihrem Nordrande von Dieppe ausstrahlt und das Hervor- treten jurassischer Schichten aus der umgebenden Kreide bedingt. Diese wenigen Mitteilungen lassen zur Genüge erkennen, welche wichtigen Aufschlüsse in nicht zu großen Zwischen- räumen wiederholte Feinnivellements uns zu geben vermögen. Solche sollten mindestens alle 50 Jahre wiederholt und all- mählich über immer größere Gebiete ausgedehnt werden. 54 E. Kayser, Merkw. Senkungen d. Bodens v. Frankr. Wollte man schließlich die Frage nach den Gründen der ausgedehnten einseitigen Senkung des französischen Bodens auf- werfen, so ließe sich darauf folgendes antworten. Beschränkt man sich auf Frankreich allein, so könnte es scheinen, als ob hier eine Schaukel- oder Wippbewegung vorläge. Die Null- kurve würde dem Stützpunkt der Wippe entsprechen, das süd- liche Hochgebirge aufsteigen, das Land im Norden aber einsinken. Es würde also eine Art isostatischer Bewegung im Spiele sein. Zieht man aber die Nachbarländer Frankreichs in Be- tracht, so kommt man zu anderen Anschauungen. Die Frank- reich gegenüber liegende Südküste Englands sinkt zwar eben- falls; allein schon die nördlich davon liegenden Teile Englands sowie Schottland sinken nicht, sondern steigen. Das Gebiet von Frankreich bildet somit ein zwischen zwei Hebungsge- bieten eingeschaltetes Senkungsgebiet, eine Art Trog, dessen tiefste Stelle mit dem Kanal zusammenfällt. Daß die Achse dieses Troges sich nach Nordosten zu noch weit, nach der Ostsee und dem Ladogasee fortsetzt, geht daraus hervor, daß auch die norddeutschen Küsten sinken, die skandinavische aber steigt. Man gewinnt so den Eindruck, daß Frankreich eine große sinkende Mulde darstellt, die im Norden wie im Süden von sich hebenden Flanken begrenzt wird. Wir würden es darnach nicht mit isostatischen Vorgängen zu tun haben, sondern mit der Bildung einer großen flachen Falte, die wie alle Faltungen der Erdrinde mit deren Schrumpfung in Verbindung zu bringen wäre. Die am ganzen Außenrande der Alpen zu beobachtende Uberkippung der Schichten, die Überfaltung der alpinen Decken nach Korden spricht ebenso, wie der Nachweis einer Vorwärtsbewegung der Alpen in gleicher Richtung1) zugunsten der Vorstellung, daß das gesamte zwi- schen dem skandinavisch-schottischen Massiv im Norden und den tertiären Hochgebirgen im Süden liegende Land (gleich einer zwischen den Backen eines Schraubstockes befindlichen Masse) der säkularen Zusammenpressung unterliegt. ’•) Die Verkürzung des Abstandes München -Wendelstein. 55 Abhandlung von al-Fadl b. Hätim an-Nairizi: Über die Richtung der Qibla (Arab. Hdschr. Nr. 2457, 17° der Bibi. nat. in Paris) übersetzt und erläutert von C. Schoy in Essen a. d. R. Vorgelegt von S. Günther in der Sitzung am 4. Februar 1922. Schon wiederholt bestätigte sich meine Vermutung, daß das Studium der Abhandlungen arabischer Astronomen über die Bestimmung des Azimuts der Qibla tiefere Einblicke in ihre trigonometrischen Praktiken gewährt, als die Behandlung all- täglicherer Aufgaben der sphärischen Astronomie, wie man ihnen in den astronomischen Tafelwerken (zigät) der Araber gewöhn- lich begegnet. So findet sich z. B. in den Häkimitischen Tafeln des Ibn Jünus (f 1009) für die Bestimmung der Qibla- richtung ein Text, dessen Umsetzung in unsere Formelsprache genau den Kosinus- und Sinussatz der sphärischen Trigono- metrie ergibt1), während man aus der rein konstruktiven Be- handlung unserer Aufgabe durch Ibn al-Haitam (Alhazen) sofort den sog. Kotangentensatz der sphärischen Trigono- metrie ablesen kann2). Und als nicht minder wertvoll für die Geschichte der arabischen Trigonometrie erwies sich die Lektüre des vor- stehenden hübschen Schriftchens. Denn es zeigte sich, daß ') Mscr. Huntington 331, Oxford, S. 67 ff. 2) Abhandlung des al-Hasan ibn al-Hasan ibn al-Haitam (Alhazen) über die Bestimmung der Richtung der Qibla. Nach d. Ox- forder Mscr. Seiden, Arch. A 34, aus dem Arab. übers, von C. Schoy (Ztschr. d. Deutsch. Morgenl. Gesellsch. 1921, S. 242 — 254), 56 C. Schoj an-Nairizi (Anaritius) die auf sphärische Dreiecke übertra- genen Transversalensätze des Menelaos bereits in rein trigono- metrischer Form an wendet, und zwar sowohl die „Regel der 4 Größen“, als auch die sog. „Schattenregel“ der Araber1) (Tangentensatz). Uber diese 2 Regeln liest man bei A. von Braunmühl2): „Als Quelle für beide Sätze haben wir schon früher die Sphärik des Menelaus nachgewiesen. Während wir aber vermuten, daß das erste Theorem bereits im Besitze Täbits (gemeint ist Täbit ibn Qorra f 901) war, ist das zweite un- streitig Abü’l Wafä’s Eigentum.“ Da Anaritius (f 922/23) ein Zeitgenosse al-Battänis (f 929) war, so ist er gegenüber Abü’l Wafä’ (f 998) der Prior, und die erste Kenntnis der „Schattenregel“ muß in der arabischen Trigonometrie um eine Anzahl Jahrzehnte vor- datiert werden. Über die näheren Lebensumstände unseres Gelehrten weiß man so gut wie nichts. Er stammte aus dem persischen Städt- chen Xairiz, südöstlich von Schiräz und hat später wohl in Bagdad gelebt. Über seine Werke unterrichtet Suters treff- liche Abhandlung: „Die Mathematiker und Astronomen der Araber und ihre Werke“, Leipzig 1900, S. 45. Dazu wäre zu vergleichen: M. Curtze, „Anaritii in decem libros priores Elementorum Euclidis commentarii ex interpr. Gherardi Cre- monensis, Leipzig 1899, S. VIII. Der Übersichtlichkeit halber möchte ich zuerst eine kurze Darstellung geben, wie an-Nairizi das Azimut der Qibla er- mittelt hat, sodann die wörtliche Übersetzung des arabischen Textes (ohne Auslassungen) folgen lassen, und den Schluß des Ganzen soll die Anfügung einer geographischen Tafel des Ibn as-Sätir (1304 — 1375/76) bilden, die außer den geographischen 1) A. von Braunmühl: Vorlesungen über Geschichte der Trigono- metrie I, Leipzig 1900, S. 17, 58, 67). Vgl. auch die treffliche Abhand- lung von Axel Anton Björnbo: Studien über Menelaos’ Sphärik (Ab- handlungen z. Geschichte d. mathemat. Wissenschaften, XIV. Heft, 1902, S. 89-95). 2) A. a. 0., S. 58. Über die Richtung der Qibla. 57 Koordinaten einer Anzahl bekannter Örtlichkeiten islamischer Länder, auch deren Qiblarichtung enthält. Ich habe diese Daten dem arab. Codex 1403 (Gotha) entnommen (S. 72 a — 75 b). I. A (Bagdad) sei Karten mittelpunkt, und von A aus soll die Richtung der Qibla (= <£ a ) bz. Mekka ( G ) berechnet werden. Die geographischen Breiten von Bagdad und Mekka seien bzw. cpl und (p2 ; sie werden bei der Ermittlung von n natürlich als bekannt vorausgesetzt, wie auch der Längen- unterschied X der beiden Orte. Und zwar lehrt Anaritius: tpx = 33° 25'; cp2 = 21° 41'; X = 301). T sei der Nordpol der Erde uud AC der Äquator. Der Kreis ABGD mit A als Mittelpunkt stellt den Horizont von Bagdad dar und Linie DT AB den Meridian daselbst. Der Meridian von Mekka ist TG UK. Zieht man jetzt noch durch Bagdad und Mekka den Großkreis (Quadranten) AGL, so bildet er mit dem Meridian von Bagdad den <£ a, der die Blickrichtung von Bagdad nach Mekka, d. i. das Azimut der Qibla, in Bagdad bestimmt. Winkel a heißt der Inhiräf (Abweichung, Deklination) der Qibla. Nach unserem Autor gilt: sin BT sin KT sin AU sin BH sin KU sin AH' *) Statt 5°. Diese um rund 2° zu geringe Längendifferenz zwischen Bagdad und Mekka findet man bei sehr vielen arab. Autoren. Viel ge- nauer sind dagegen die Breitenangaben für die beiden Städte. Die Breite Bagdads haben die Söhne des Müsä b. Säkir am 17. Juni und am 16. Dezember 868 zu 33° 20' bestimmt und zwar die Breite der Bäb at-Täq, an der ihre Wohnung lag. [Häkimitische Tafeln, Leidener Mscr. Nr. 143, S. 222/23.] Dieser Wert ist bis zur Bogenminute genau. Man begegnet bei den Angaben für cpx und J lly (~)y ; 1) 2 U 2 03 ? -2^3 ^3 03 i (1) wenn mit 0t, 02, 03 die Trägheitsmomente für die drei Haupt- achsen bezeichnet werden. Wir nehmen an, daß der Schwer- punkt des Kreisels im Abstand 1 vom Unterstützungspunkt auf der Hauptachse mit dem Trägheitsmoment 03 gelegen ist. Be- zeichnen wir mit 3 den Einheitsvektor vom festen Punkt zum Schwerpunkt und mit das im Schwerpunkt angreifende Ge- wicht, so ist das statische Moment von in Bezug auf den festgehaltenen Punkt als Momentenpunkt durch den Vektor [$J33] gegeben und es gilt die Beziehung dt = DW ') Vor allen Dingen durch Klein-Sommerfeld, „ Theorie des Kreisels“, sowie durch A. Föppl, .Vorlesungen über technische Mechanik“, Bd. IV. 2) s. A. Föppl, „Vorlesungen über techn. Mechanik“, Bd. IV, § 25. Neue Bemerkungen zur Kirelihoftschen Analogie etc. 71 Diese Gleichung gilt aber nur für ein im Raum ruhendes Koordinatensystem. Beziehen wir dagegen den Drall auf das im Körper feste Hauptachsensystem, so ist zu beachten, daß sich für einen relativ zum Körper ruhenden Beobachter der umgebende Raum mit der Winkelgeschwindigkeit — u dreht und demnach der Endpunkt des Dralles infolge dieser Drehung des Koordinatensystems sich mit der Geschwindigkeit [u23] fort- bewegt1). Auf das im Körper feste Hauptachsensystem be- zogen, geht folglich die letzte Gleichung über in ^? = [«»] + [?«]■' (2) Schreiben wir diese Vektorgleichung in drei Koordinaten- gleichungen für die drei Hauptachsen des Kreisels um, so ist zu beachten, daß die äußere Kraft im Abstand 1 auf der dritten Hauptachse angreift und folglich I * pi 0 j DP 8] = j P2 o I = i P2 —j P, I I P, 1 ist. Die Gleichung für die erste Hauptachse lautet demnach: ^-■=u,B,-u,B,+ P„ oder : 0, 'l"'/ = u, u, ( 0, — 0,) + P, . Entsprechend findet man die beiden anderen Gleichungen für die zweite und dritte Hauptachse, so daß wir statt (Gl. 1) in Koordinatendarstellung schreiben können : ©,^ = «„«,(0.-0,)-^” 0,^ = «lMs(ea-e,). (3) *) Wegen Vorzeichen s. A. Föppl, „Vorlesungen“, Bd. 1, § 20. 72 L. Föppl Mit Pj = P2 — 0 folgen hieraus die Eulerschen Gleichungen für den kräftefreien Kreisel. Wir wollen nun eine ganz entsprechende Ableitung für die Differentialgleichung der elastischen Linie eines ursprüng- lich geraden, sehr schlanken zylindrischen Stabes geben, der nur an den Enden durch Einzellasten ^3 und Momente beansprucht wird. Die ursprünglich gerade Linie, die die Stab- achse darstellt, wird nach der Belastung des Stabes im allge- meinen in eine räumliche Kurve übergehen. Die maßgebenden Krümmungen und die Verwindung der elastischen Linie wird zweckmäßig mit Hilfe eines rechtwinkligen Koordinatensystems gemessen, dessen Anfangspunkt mit einem Punkt der elastischen Linie zusammenfällt und dessen Achsen 1 und 2 in die beiden Hauptrichtungen des Querschnitts fallen, während die dritte Achse mit der Tangente an die elastische Linie übereinstimmt. Läßt man den Anfangspunkt dieses Koordinatensystems die ganze elastische Linie mit gleich bleibender Geschwindigkeit durchlaufen, so daß in gleichen Zeitelementen dt gleiche Weg- elemente ds auf der elastischen Linie zurückgelegt werden, so geben die Winkelgeschwindigkeiten u1, ut, m3, mit denen sich die Hauptachsen drehen, ein Maß für die Krümmungen bzw. Verwindung des Stabes. Bezeichnen wir mit und die Krümmungen der elastischen Linie, die man bei ihrer Projek- tion auf die durch die Hauptachsen 2 und 3 bezw. 1 und 3 bestimmten Ebenen erhält, und wird mit t die Verwindung des Stabes bezeichnet, so kann man setzen: ui — y\ ; w2 = *2 ; u3==zi (4) worin der Dimensionsfaktor, der eigentlich noch nötig wäre, der Einfachheit halber weggelassen ist. Dem Koordinaten- system, das sich längs der elastischen Linie in der oben an- gegebenen Weise bewegt, entspricht beim Kreisel das im Kreisel feste Koordinatensystem, so daß sich die Hauptachsen in beiden Fällen entsprechen und die Winkelgeschwindigkeiten und Krüm- mungen ineinander übergehen, wie es durch die letzten Glei- chungen zum Ausdruck gebracht ist. Wie beim Kreisel der Neue Bemerkungen zur Kirchhoffschen Analogie etc. 73 Drall von maßgebender Bedeutung ist, so gilt dies in gleicher Weise beim Stab für das in jedem Querschnitt übertragene Moment. Projiziert man den Momentenvektor W nach den drei Hauptachsen und bezeichnet die Projektionen mit Mx , J)/2, J/3, so sind die beiden ersteren Komponenten die Biegungs- momente um die beiden Hauptachsen, während M3 das Tor- sionsmoment für den Querschnitt angibt. Bei sehr dünnen Stäben bestehen zwischen den Momenten und den dadurch her- vorgerufenen Krümmungen des ursprünglich geraden Stabes die erweiterten Hookeschen Gleichungen: Mx = C\ x, ; M2 = Oa x8 ; M3 = C\t, (5) die unmittelbar den Gl. (1) entsprechen, wenn man die Gl. (4) beachtet und die Trägheitsmomente der Kreiselachsen 0, und 02 den Biegungssteifigkeiten Cx — E Jx und C2 = EJ2 des Stabes entsprechen läßt, während das Trägheitsmoment 03 der Torsionssteifigkeit C3 -= GJ entspricht. Dabei sind der Elastizitätsmodul E und der Schubelastizitätsmodul G als ge- gebene konstante Größen anzusehen, ebenso wie die Haupt- trägheitsmomente des Querschnitts J, und J2 und der Drillungs- widerstand J des Querschnitts gegebene konstante Größen sein sollen. Wirkt an dem Stabende außer einem Moment Tt0 auch noch eine Kraft, die wir mit — iß bezeichnen wollen, so wird in jedem Querschnitt außer dem Moment 'Ti die Kraft "ß über- tragen werden müssen. Das Moment ändert sich infolgedessen beim Fortschreiten längs der Stabmittellinie um am cls = PP«L wenn 3 einen Einheitsvektor in Richtung der Tangente an die elastische Linie bedeutet. Bezieht man diese Gleichung auf das oben angegebene, längs der elastischen Linie mit kon- stanter Geschwindigkeit wandernde Koordinatensystem, das sich jeweils mit der Winkelgeschwindigkeit u gegen den Raum dreht, so nimmt die letzte Gleichung die Form an: 74 L. Föppl dW ds = [ii3JT| + [$§]• (6) Mau sieht unmittelbar die Übereinstimmung mit Gl. (2) für die Kreiselbewegung. In dieser Übereinstimmung besteht die Analogie zwischen der Kreiselbewegung und der Gleich- gewichtsfigur des elastischen Stabes, der an den Enden bean- sprucht wird. Greift an den Stabenden keine Einzelkraft, son- dern nur je ein Kräftepaar an, so fehlt in Gl. (6) das zweite Vektorprodukt, so daß einem derart beanspruchten Stab als kinetische Analogie der kräftefreie bzw. im Schwerpunkt unter- stützte Kreisel entspricht. Der Übergang von der Vektorgleichung (6) zu den Koor- dinatengleichungen erfolgt ebenso, wie wir beim Kreiselproblem aus Gl. (2) die Koordinatengleichungen (3) erhalten haben. Das Resultat ist in Übereinstimmung mit den Gl. (3) folgendes: C, dxx ds c‘'d7 =*.*>(0,-0',). 0) Die Analogie zwischen dem Kreisel und dem ursprünglich geraden, nur an den Enden beanspruchten Stab läßt sich dem- nach folgendermaßen zusammenfassen: Dem im Kreisel festen Ilauptachsen-Koordinatensystem für den festgehaltenen Punkt entspricht das dazu stets parallele, nach Tangente und Quer- schnittshauptachsen orientierte Koordinatensystem beim Stab, das mit gleich bleibender Geschwindigkeit der elastischen Linie entlang gleitet. Der Trägheitshauptachse, in der im Abstand 1 vom festen Punkt der Schwerpunkt des Kreisels gelegen ist, entspricht die Tangente an die elastische Linie beim Stab; ferner dem Gewicht des Kreisels die Last am Stabende. Jeder Kreiselbewegung läßt sich eine entsprechende Gleichgewichts- lage eines elastischen Stabes zuordnen. Neue Bemerkungen zur Kirchhoffsehen Analogie etc. 75 Mit Hilfe der angestellten Überlegungen kann man auch leicht die Frage entscheiden, ob die Analogie auch auf den Fall übertragen werden kann, daß der Stab ursprünglich nicht gerade war, wie oben stets angenommen worden ist, sondern im natürlichen Zustand schon eine Krümmung besessen hat. Gl. (6) muß auch in diesem Fall noch Gültigkeit behalten ; dagegen ändern sich die Gl. (5), da die Komponenten des Momentenvektors TO proportional den Krümmungsänderungen zu setzen sind. Bezeichnen wir die Krümmungen und die Ver- windung des unbelasteten Stabes mit x J, xi und r', so müssen die Gl. (5) hier folgendermaßen lauten: J/, = (7, (x, — x\) ; M2 = C2 (x2— X2); M3 = C3 (r — t'). (8) Es ist zweckmäßig, das Moment TO, entsprechend der Zer- legung seiner drei Komponenten, in zwei Einzelmomente zu spalten : ^ = W" — TO', deren Bedeutung ohne weiteres aus den Gl. (8) ersichtlich ist. Lassen wir die Gl. (4) zwischen den Krümmungen und Winkel- geschwindigkeiten bestehen, so entspricht dem Moment TO" der Drall 33 des Kreisels, und man sieht ferner, daß bei verschwin- dendem Moment, d. h. TO" = TO' der Drall ebenso wie TO" nicht verschwindet, sondern einen Wert 230 besitzt, der durch die anfängliche Krümmung des elastischen Stabes bestimmt ist und dem fingierten Moment TO' entspricht. Gl. (6), die wir folgendermaßen schreiben : ^ (W - ST) = [u • W" - mj + [D i) , entspricht demnach eine Kreiselgleichung von folgender Form : d d t (23 33e) = [u • (33 — 330)] + [$•§]■ Da wir aber gesehen haben, daß 23 schon allein den zeit- d%n lieh veränderlichen Drall bedeutet, so muß dt 0 sein oder 230 = const und, damit die Analogie möglich ist, TO' = const; d. h. x\ — const; x'2 — const; t' = const. 76 L. Föppl AVir sehen demnach, daß eine Analogie zwischen einem Kreisel und einem ursprünglich krummen, elastischen Stab nur besteht, wenn die Anfangskrümmung über die ganze Länge des Stabes hin konstant war; also z. B. bei einem Stab von ursprünglich kreisförmiger oder schraubenförmiger Gestalt. Die letzte Kreiselgleichung zeigt ferner, daß 33 der Drall des eigentlichen Kreisels ist, auf dem ein Schwungrad so angebracht zu denken ist, daß sein Schwerpunkt mit dem festgehaltenen Punkt des eigentlichen Kreisels zusammenfällt und das sich relativ zum Kreisel mit konstanter Geschwindig- keit dreht, so daß sein Drall, vom kreiselfesten Koordinaten- system aus gesehen, den konstanten Wert 330 besitzt. Dem Anfangszustand des elastischen Stabes entspricht demnach das gleichförmig rotierende Schwungrad mit dem Drall 330, der seinerseits an Stelle des fingierten Momentes beim ela- stischen Stab tritt. § 2. Die Analogie zum kräftefreien Kreisel. Die Gleichungen, die für die Bewegung eines im Schwer- punkt unterstützten Kreisels gelten, werden aus den Gl. (2) bzw. (3) erhalten, indem man = 0 bzw. P, = P2 = 0 setzt. Ihnen entsprechen die Gl. (6) bzw. (7) mit — 0 bzw. P, — P2 = 0 beim elastischen Stab; d. h. ein nur durch Momente bzw. — 2k0 an den beiden Stabenden beanspruchter elastischer Stab, der ursprünglich gerade und von zylindrischer Gestalt war. Die einfachsten Bewegungen eines kräftefreien Kreisels sind die Drehbewegungen um eine der drei Hauptachsen mit konstanter Geschwindigkeit. Dabei bleiben jedesmal die beiden anderen Hauptachsen in der gleichen Ebene. Das Analogon beim Stab ist die Biegung durch Endmomente um die eine oder andere Hauptachse bzw. die Beanspruchung auf Torsion, entsprechend der Rotation des Kreisels um die dritte Haupt- achse. Besitzt der Kreisel insbesondere Rotationssymmetrie um die dritte Hauptachse, so daß 0 , = <92 ist, so besitzt der zu- gehörige Stab einen kreis- oder kreisringförmigen Querschnitt, Neue Bemerkungen zur Kirchhoffscken Analogie etc. 77 so daß die Biegungssteifigkeiten für alle Richtungen einander gleich sind, d. h. — C2. Da die Differentialgleichungen für die Kreiselbewegung und den elastischen Stab formal vollkommen übereinstimmen, so müssen sich auch die Stabilitätsbedingungen für eine Gleich- gewichtslage des elastischen Stabes formal durch dieselbe Be- ziehung beim Kreisel ausdrücken lassen. Wir wollen mit dem symmetrischen kräftefreien Kreisel beginnen, der um die dritte Hauptachse mit konstanter Winkelgeschwindigkeit rotiert. Ihm entspricht ein auf Torsion beanspruchter zylindrischer Stab von kreissymmetrischem Querschnitt Cr — C2. Bekanntlich1) ist ein solcher sehr dünner langer Stab nicht mehr im stabilen Gleichgewicht, wenn das Torsionsmoment der Bedingung genügt: M=2n^, (9) worin Cy = C2 = EJt die Biegungssteifigkeit des Stahes und l seine Länge bedeuten. Die Mittellinie des Stabes nimmt die Gestalt einer Schraubenlinie an, und zwar ist l die Länge der Schraubenlinie für einen Schraubengang. Um das kinetische Analogon zu der neuen Gleichgewichts- lage, in die der ursprünglich zylindrische Stab bei dem durch Gl. (9) bestimmten Torsionsmoment M übergeht, zu finden, er- innern wir uns an die in Nr. 1 angegebenen Beziehungen zwi- schen den beiden Hauptkoordinaten-Systemen beim Kreisel und beim elastischen Stab, die einander stets parallel sind. Daraus ergibt sich sofort, daß der kräftefreie symmetrische Kreisel eine Präzessionsbewegung ausführt, und zwar entspricht der Länge l des Stabes, die zu einem vollen Schraubengang ge- hört, die Dauer T einer vollen Präzession. Man kann dem- nach auf die verhältnismäßig umständliche Ableitung von Gl. (9) verzichten, wenn man sie aus der altbekannten Beziehung2) für die Präzessionsdauer des symmetrischen kräftefreien Kreisels: A. Föppl, „Vorlesungen“, Bd. V, § 34. 2) s. Klein-Sommerfeld, „Theorie d. Kreisels“, S. 152, oder R. Grammel, „Der Kreisel“, S. 42. 78 L. Föppl T=2n^ (10) ableitet, indem man die entsprechenden Größen für den ela- stischen Stab einsetzt, woraus sofort Gl. (9) folgt. Es lassen sich aber auch noch weitere Resultate aus der Übereinstimmung der Gl. (9) und (10) ableiten. Die Dauer der Präzession ist nach Gl. (10) nicht von der Neigung der Figurenachse gegen die Richtung des Dralles, um die die Prä- zessionsbewegung verläuft, abhängig. Auf den elastischen Stab übertragen, bedeutet dies, daß Gl. (9) auch noch Gültigkeit behält, wenn die beiden Enden des einen vollen Schrauben- gang bildenden Stabes einander genähert werden, so daß die Ganghöhe der Schraubenlinie mehr und mehr abnimmt und schließlich die Stabmittellinie in einen vollen Kreis übergeht. Bei diesem Übergang bleibt das Endmoment nach Größe und Richtung konstant, ebenso wie der Drall 33 bei der Kreisel- bewegung; dabei geht 'Dl von einem ursprünglich reinen Tor- sionsmoment schließlich zu einem reinen Biegungsmoment über, das dem zu einem vollen Kreis durch Endmomente verbogenen Stab entspricht. Daß die Größe dieses Biegungsmomentes sich auch noch nach Gl. (9) berechnet, sieht man ohne weiteres, da die Krümmung des Kreises x — — = "V ist, woraus wegen r l M — Clx sofort Gl. (9) folgt. Wir können daraus entnehmen, daß ein Stab von kreissymmetrischem Querschnitt durch die- selben Endmomente zu einem vollen Kreis verbogen wird, die als Torsionsmomente das Auskippen des Stabes bewirken. Ferner zeigen die obigen Überlegungen, daß der Übergang von dem ausgekippten Stab zum vollen Kreis durch lauter Gleichge- wichtslagen mit indifferentem Gleichgewicht führt. Denn die Schraubenlinien, die zwischen den beiden Endlagen des geraden Stabes und des Vollkreises liegen, können ohne Arbeit der äußeren Kräfte ineinander übergehen, da die Momente an den beiden Enden des Schraubenganges stets gleich groß bleiben und ihre unveränderliche Richtung der Schraubenachse parallel * Neue Bemerkungen zur Kirchhoffschen Analogie etc. 79 verläuft, so daß sie beim Nähern oder Entfernen der beiden Stabenden keine Arbeit leisten. In welcher Weise der Steigungswinkel 90° — # einer dieser Schraubenlinien mit der Verwindung r zusammenhängt, geht aus folgender bekannten Beziehung der Kreiseltheorie hervor, durch die sich der Neigungswinkel # der Figurenachse gegen die Drallrichtung berechnet: cos # = ^3 U3 B ‘ Umgeschrieben lautet diese Gleichung für den elastischen Stab : n _ q i 2 71 ' 008 *=TT (ii) in der die Grenzfälle der reinen Torsion (# — 0) und der reinen Biegung ($ = 90°) mit enthalten sind. Wir wollen nun versuchen, die für den Stab mit kreis- symmetrischem Querschnitt gewonnenen Resultate auf einen Stab von beliebigem Querschnitt, der auf Torsion beansprucht wird, zu übertragen. Zu dem Zweck gehen wir von dem ent- sprechenden Kreiselproblem aus. Dem geraden, auf Torsion beanspruchten Stab entspricht ein kräftefreier Kreisel, der um die Hauptachse mit dem Trägheitsmoment 03 gleichmäßig rotiert. Wie oben, wird aus der Präzessionsbewegung dieses Kreisels, die durch das Abrollen des Poinsotellipsoids auf der unver- änderlichen Ebene veranschaulicht wird, die Größe des kriti- schen Torsionsmomentes sich berechnen lassen. Nennen wir j die Winkelgeschwindigkeit der Präzessionsbewegung um die im Raum unveränderliche Drallrichtung, so ist1) d\p dt 0tul + 02 u\ woraus die Präzessionsdauer T sich aus der folgenden Gleichung bestimmt: *) Klein-Sommerfeld, S. 150, oder R. Grammel, „ Der Kreisel“, S. 49. 80 L. Föppl 2 n = B ■ s e,t«! + e2ui B- — Q\ ul (12) Die entsprechende Gleichung für den Stab lautet: i n n r P @1 *1 + C9 x\ 7 “n~ M* — CWds% oder, indem man nach Gl. (5) M- = C\x\ + C\x\-\- CU- einsetzt: 2 — ]\[ . f ±C>2*2 flg z J CUl + CW, (14) Zunächst sieht man dieser allgemeinen Formel an, daß sie für den Fall der Kreissymmetrie des Querschnittes ((7, = C 2) in Gl. (9) übergeht. Wir wollen Gl. (14) für den Fall eines elliptischen oder rechteckigen Querschnittes anwenden, für den die Torsions- steifigkeit 6'3 ihrer Größe nach zwischen den beiden Biegungs- steifigkeiten (7, und Ct liegt, so daß die Ungleichung Cx>C,>Ct (15) gilt, wofür wir heim elliptischen Querschnitt mit den beiden Hauptachsen 2 b und 2 a auch schreiben können : oder: „Ti ab3 _ 71 a b (a2 b2) ^nba3 E — > G A ~ > E J-r- 4 4 4 b ‘2 G ^ a 2 a2 + b* > E > a2 + ¥ * Diese Ungleichung besteht hei allen schlanken Ellipsen und, wie man sofort sieht, auch schon für das Verhältnis — = 2 der a beiden Ellipsenachsen. Dieselbe Ungleichung (15) gilt für alle rechteckigen Querschnitte, die nicht zu nahe einem Quadrat sind. Neue Bemerkungen zur Kirchhoffschen Analogie etc. 81 Wir schreiben die entsprechende Beziehung für die Träg- heitsmomente des kräftefreien Kreisels an: 01>03>02. (16) Der Torsion des Stabes entspricht die Rotation des Kreisels um die Hauptachse des mittleren Trägheitsmomentes 03. Diese Rotation ist bekanntlich labil. Sie geht über in die in der Kreiseltheorie unter dem Namen der trennenden Polhodie be- kannte Bewegung. Für sie läßt sich Gl. (12) vereinfachen, da in diesem Fall1) B 2 = 2 03 T bzw. M2 = 2 C3A (17) gilt, wobei an Stelle der kinetischen Energie T = \ (0j u\ + 02 u\ -f- 03 u\) die spezifische Formänderungsarbeit ^ = m*; + cfi*; + c3t») beim Stab getreten ist. Unter Benützung von Gl. (17) läßt sich das Integral in Gl. (13) zu ~ auswerten, so daß sich in diesem Fall das kritische Torsionsmoment berechnet zu: M=2ti^, (18) also entsprechend wie im Fall eines kreissjmmetrischen Quer- schnittes nach Gl. (9), nur mit dem Unterschied, daß hier die Torsionssteifigkeit C3, dort aber die Biegungssteifigkeit auf- tritt. Setzt man in Gl. (18) M = C3x ein, so ergibt sich rl — 2 7i, d. h. das kritische Torsionsmoment M ist gerade so groß, daß sich die beiden Endquerschnitte unter dem Winkel 2 n gegeneinander verdrehen. 4 R. Grammel, „Der Kreisel“, S. 51 ff. Sitzungsb. d. math.-phys. Kl Jahrg. 1922. 6 82 L. Föppl § 3. Die Analogie zum schweren symmetrischen Kreisel. Die Analogie zwischen der Bewegung des schweren Kreisels und der Gleichgewichtsfigur eines nur an den Enden durch Momente und Einzelkräfte beanspruchten elastischen Drahtes ist schon in § 1 auf Grund der Übereinstimmung der Gl. (2) bzw. (3) mit den Gl. (6) bzw. (7) ausgesprochen worden. Beim schweren symmetrischen Kreisel sind die Trägheitsmomente 0, und 02 einander gleich und der Schwerpunkt liegt auf der Figurenachse mit dem Trägheitsmoment 03 im Abstand 1 vom Unterstützungspunkt. Ihm entspricht ein elastischer Draht von kreissymmetrischem Querschnitt, dessen beide Enden entsprechend dem Gewicht des Kreisels durch gleich große, entgegengesetzt gerichtete Kräfte beansprucht werden, wozu noch Momente hin- zutreten können. Das wesentlich Neue gegenüber den Unter- suchungen von § 2 sind die Endkräfte, deren Richtung, wie die Analogie lehrt, mit der des Kreiselgewichtes übereinstimmt. Der einfachste Fall einer Kreiselbewegung ist die eines o o Pendels. Betrachten wir zunächst eine ebene Pendelschwingung um eine Achse mit dem Trägheitsmoment 0, = 02. Wird der Ausschlag der Figurenachse gegen die Vertikale mit d bezeichnet, so lautet die Differentialgleichung der Pendel- schwingung: J2o 0i|| = -Psintf. (19) Betrachtet man andererseits einen ursprünglich geraden Stab von der Biegungssteifigkeit Ci, der infolge eines achsialen Druckes P ausgeknickt ist und dessen Tangente mit der Last- richtung jeweils den Winkel d einschließt, so lautet die Dif- ferentialgleichung der elastischen Linie: Ot dV cls -Py, wenn mit y der senkrechte Abstand eines Punktes der ela- stischen Linie von der Lastrichtung bezeichnet wird. Wegen dy ; = sin d geht aus der letzten Gleichung durch Differentiation CI s Neue Bemerkungen zur Kirckhoffschen Analogie etc. 83 C'J7 = -Psin{> (20) hervor. Diese Gleichung stimmt aber mit der Schwingungs- gleichung (19) formal vollkommen überein. Daraus folgt, daß die verschiedenen Formen der ebenen Elastica den ebenen Pendelschwingungen mit verschiedenen Ausschlägen entsprechen. Da die Richtung der Figurenachse des Pendels mit der Rich- tung der Tangente an die elastische Linie übereinstimmt, so entspricht der Dauer einer Halbschwingung des Pendels die Länge der elastischen Linie. Für sehr kleine Ausschläge $ kann man in Gl. (19) und (20) sin ■& durch # angenähert er- setzen und dann ergibt sich durch einfache Rechnung der Wert der halben Schwingungsdauer zu woraus durch Übertragung auf den elastischen Stab die Euler- sche Knicklast folgt. Diese Überlegungen sind schon in ähnlicher Form von Kirchhoff angestellt worden. Es ist klar, daß sie nicht auf den Fall eines symmetrischen Pendels beschränkt sind, sondern ebenso gelten, wenn der Körper um eine seiner beiden Haupt- achsen mit den Trägheitsmomenten Qx und <92, die voneinander verschieden sein können, Schwingungen ausführt. Den beiden verschiedenen Schwingungen um diese beiden Hauptachsen ent- spricht beim elastischen Analogon der Stab mit den Biegungs- steifigkeiten Cx und. (72 in den Hauptrichtungen, der einmal in der einen Hauptebene, das andere Mal in der dazu senk- rechten ausgeknickt ist. Von den beiden Möglichkeiten des Ausknickens ist jedoch nur die zur kleineren Biegungssteifig- keit gehörige stabil. Es liegt nahe, diese Überlegung auf das nur in einem Punkt gelagerte Pendel, das um eine der beiden Hauptachsen schwingt, zu übertragen. Diese Andeutungen 84 L. Föppl mögen hier jedoch genügen, da uns ein weiteres Eingehen auf diese spezielle Frage zu weit abführen würde. Die nach der ebenen Pendelbewegung nächst einfache Kreiselbewegung ist die eines Raumpendels. Hier tritt die vorausgesetzte Symmetrie des Kreisels sehr wesentlich in die Erscheinung. Eine mögliche Bewegungsform des symmetrischen Raumpendels ist die gleichförmige Bewegung irgend eines seiner Punkte auf einem Kreis um die Vertikale durch den Aufhänge- punkt, so daß die Verbindungslinie vom Aufhängepunkt mit dem Schwerpunkt einen Kreiskegel von vertikaler Achse bei gleich bleibender Geschwindigkeit durchläuft. Dieser Bewegung muß ein ursprünglich gerader elastischer Draht entsprechen, dessen Mittellinie die Gestalt einer Schraubenlinie angenommen hat, wobei einem Umlauf des Pendels um die Vertikale durch den Aufhängepunkt ein voller Schraubengang entspricht. Der Dreh vektor dieser Pendelbewegung liegt dauernd in der Ver- tikalen durch den festgehaltenen Punkt des Kreisels. Seine zeitlich konstante Größe, die sogenannte Präzessionsgeschwin- digkeit, sei mit /i bezeichnet; dann berechnet sich [i zu1) P (@3 0,) COS#’ worin P das Kreiselgewicht, das im Abstand 1 vom Auf- hängepunkt auf der Figurenachse angreift und ft den halben Offnungswinkel des von der Figurenachse beschriebenen Kegels bedeutet. Die entsprechende Formel für den zu einem vollen Schraubengang verbogenen Draht von kreissymmetrischem Quer- schnitt (C1 — (?,) lautet: Darin bedeutet l die Länge der Schraubenlinie, ft den Winkel der Tangente an die Schraubenlinie mit der Schrauben- achse und P die Kraft an den Enden des Drahtes. Statt der letzten Gleichung kann man auch unter Einführen des Radius *) R. Grammel, „Der Kreisel“, S. 91. Neue Bemerkungen zur Kirchhoffschen Analogie etc. 85 r = — sin ft des Kreiszylinders, auf dem die Schraubenlinie u TZ liegt, schreiben: sin2 ft • cos ft (C.-C,). (21) Außer dieser Kraft, die an den Drahtenden parallel zur Schraubenachse wirkt, greifen Endmomente an. Man erkennt dies sofort aus dem entsprechenden Kreiselproblem: denn der Drall 33 entspricht dem Moment. Da 33 in der jeweiligen Vertikalebene durch die Figurenachse liegt, so bedeutet dies für das Moment beim Draht, daß der Vektor 2JI in der Tan- gentialebene an den zur Schraubenlinie gehörenden Kreiszylinder gelegen ist. Da der Drall 33 die Komponenten B3 === 03u3 — &a fi cos ft in der Figurenachse und JB1 , 2 = &1ju sin ft in der dazu senkrechten Richtung besitzt, so sind die entsprechen- den Momente J/3 — C3 r C. sin ft • cos ft das Torsionsmoment und Mx , 2 = (7, sin2 ft das Biegungsmoment. Berechnet man hieraus die Komponenten von TR parallel und senkrecht zur Schraubenachse, so ergibt sich für die Komponente des Mo- mentes parallel zur Schraubenachse: ein 1/ JSh = ilf3 cos ft + Mx , 2 sin ft = (<7, sin2 ft + C3 cos2 ft) (22) und für die Komponente senkrecht zur Schraubenachse wegen GL (21) Mn = M3 sin ft - Mx , 2 cos ft = P • r , (23) so daß die an den Drahtenden wirkenden Kräfte und Momente auf je eine Kraftschraube zurückgeführt sind, deren Achse mit der Achse der Schraubenlinie, in die der Stab verbogen wird, übereinstimmt. Für ft = 90° geht die Schraubenlinie in einen Kreis vom l C Radius r — _ über, der nur durch das Endmoment Mi = — * 2 Ji • r verbogen ist, während P und Mu verschwinden. 86 L. Föppl In dem Fall, daß die Endkraft P verschwindet und nur Endmomente wirken, kommen wir auf die Untersuchungen von § 2 zurück. Dort ergab sich, daß der ursprünglich gerade Stab von seiner geraden Gestalt in eine beliebige Schrauben- linie und schließlich in den Kreis bei konstantem Momenten- vektor übergeführt werden konnte. Hier, wo auch noch End- kräfte P angenommen sind, entsprechen den verschiedenen Schraubenlinien, in die der ursprünglich gerade Stab über- gehen kann, verschiedene Endkräfte P und Endmomente M , die gemäß den Gl. (21) bis (23) von der Neigung der Schrauben- linie abhängen. Um die Werte von P und M zu bestimmen, die für den geraden Stab kritisch sind und ihn labil machen, setzen wir in die obigen Formeln (21) bis (23) & — 0 ein. Es ergibt sich dann Mn — 0 und r. = (*r)-(C,-C,), (24) M, = = (25) woraus -= — c, 6'' (26) folgt. Was die Größen Verhältnisse von Cl und C3 betrifft, so ist bei dem hier vorausgesetzten kreissymmetrischen Querschnitt Cj < C\ ; denn Ca _ G • Jp _ G -2J __ G m Cx ~ E-J ~ E J ~ ^ E ~ m+ 1 < 1< Darin bedeuten G und E Schub- bzw. Zugelastizitäts- modul, Jp und J polares bzw. achsiales Trägheitsmoment des kreissymmetrischen Querschnitts, für den Jp = 2 J gilt, und in ist die Poissonsche Konstante. Der Wert des kritischen Drehmomentes M0 ist nach Gl. (25) kleiner als der nach Gl. (9) von § 2 berechnete Wert und zwar ist er so bemessen, daß sich die Endquerschnitte des ge- raden Stabes um eine volle Umdrehung 2 n gegeneinander ver- Neue Bemerkungen zur Kircbhoffschen Analogie etc. 87 drehen. Zu diesem Torsionsmoment tritt aber liier noch eine achsiale Kraft, die das Auskippen unterstützt, also eine Druck- last, die sich nach Gl. (24) der Größe und dem Vorzeichen nach berechnen läßt. Vergleicht man die Endkräfte und Endmomente, die den Schraubenlinien bei verschiedenen Neigungswinkeln # entspre- chen, nach den Gl. (21) bis (23) mit den Werten P0 und M0, •i . • i sin & 2 tl , „ . , „ so ergibt sich wegen = 7— , daß mit zunehmender Zu- r l sammendrückung der Schraubenlinie die entlang der Schrauben- achse wirkende Druckkraft P proportional mit cos # abnimmt, während das Achsenmoment im Verhältnis (7, sin2 $ + cos2 # ~cr zunimmt. Der oben besprochene Fall war als Analogon zur räumlichen Pendelbewegung des symmetrischen schweren Kreisels gewonnen worden. Wie diese letztere nur einen speziellen Fall der Präzessionsbewegung des schweren symmetrischen Kreisels darstellt, so gilt etwas Entsprechendes, von den obigen Schrauben- linien, in die der ursprünglich gerade Stab bei passend ge- wählten Endkräften und Endmomenten übergeht. In der Tat läßt sich für jede Schraubenlinie, die durch den Winkel $ charakterisiert ist, nach den Gl. (21) bis (23) ein ganz be- stimmter Wert der Endkraft und des Endmomentes angeben; dagegen ist bei gegebener Endkraft die Frage nach der Größe des Endmomentes, um eine bestimmte Schraubenlinie zu er- halten, noch nicht gelöst. Die Antwort auf diese Frage gibt uns das Analogon zur allgemeinen Präzessionsbewegung des schweren symmetrischen Kreisels. 2 71 Nennen wir /x — die Präzessionsgeschwindigkeit mit der Periode T und v die Drehgeschwindigkeit des Kreisels um seine Figurenachse, so gilt die Beziehung1): P = 03 ju (v -\- ju cos #) — 0j fP cos d . (27) B R. Grammel, „Der Kreisel“, S. 89. 88 L. Föppl Bei der Bedeutung des Winkels # als Neigung der Figuren- achse gegen die Vertikale durch den festen Kreiselpunkt hängt die Winkelgeschwindigkeit u3 um die Figurenachse mit ju und v folgendermaßen zusammen: v -f- n cos # = u3 . Die Gl. (27) entsprechende Gleichung für den elastischen Draht lautet daher: P = o, ^ r - C, (2”)2cos », (28) in die auch der Radius r = J sin ■& des Kreiszylinders, aut 2 71 dem die Schraubenlinie liegt, eingesetzt werden kann. Dazu treten Endmomente, wie man sofort aus der Kreiselaufgabe entnimmt, wo der Drall den Momenten entspricht, und zwar liegt der Momentenvektor ebenso wie früher in der Tangential- ebene an den Kreiszylinder. Den Drallkomponenten JB3 = Q3 u3 parallel der Figurenachse und Bx, 2 = Ox ju sin# in der dazu senkrechten Richtung entsprechen das Torsionsmoment M3 = C3r und das Biegungsmoment Mx,2 = Cx ~ sin iJ = Cx — — . v T Hieraus berechnet sich die Komponente des Momentes parallel zur Schraubenachse: Mi = M3 cos d + Mx , 2 sin ft = C3t cos i? -j- Cx y- sin2 # , oder wegen Gl. (28): Mi = P J- cosi? + Cx 2 71 l (29) Die Komponente des Momentes senkrecht zur Schrauben- achse ist: 2 71 Mu = M3 sin d — Mx , 2 cos # = G3 r sin •& — Cx -y- sin # cos # oder wegen Gl. (28): Mu = P~ sind = Pr. 2 71 (30) Neue Bemerkungen zur Kirchhoffschen Analogie etc. 89 Die Endkräfte sind demnach ebenso wie im vorigen Fall zurückgeführt auf je eine Kraftschraube, deren Achse mit der Schraubenachse zusammenfällt. Die Größe der Kraft P in Richtung der Schraubenachse ist durch Gl. (28) und die Größe des Momentes um die Achse durch Gl. (29) in Abhängigkeit von der Neigung der Schraubenlinie bestimmt. Der vorher untersuchte Fall, der das Analogon zum Raumpendel darstellte, ist in diesem allgemeineren Fall enthalten und geht daraus sin d cos ■& 2 n . . P1 , hervor, wenn man x = = cos v in die Gl. (28) r l und (29) einsetzt, womit man die Gl. (21) und (22) erhält. Wir wollen noch die Grenzfälle untersuchen und setzten zunächst # = 90°, wodurch die Schraubenlinie in einen vollen Kreis ausartet. Die Gl. (28) bis (30) zeigen, daß diese Gestalt des Drahtes möglich ist, wobei an den Enden ein Biegungs- (j moment von der Größe 1 , eine Kraft senkrecht zur Kreis- r ebene von der Größe G~ — und ein Torsionsmoment von der i r Größe (7st angreifen, wobei die Größe des Verdrehungswinkels x ganz beliebig ist. Mit x = 0 erhält man den früher bespro- chenen Fall der einfachen Biegung. Von besonderer Bedeutung ist der andere Grenzfall # = 0, da er die kritischen Werte der achsialen Kraft P0 und des achsialen Verdrehungsmomentes M0, die den ursprünglich ge- raden Stab labil machen, in Beziehung setzt. Aus den Gl. (28) und (29) ergibt sich: während Mn = 0 wird. Mit r = , wird hieraus der frühere l Spezialfall erhalten, so daß damit aus den Gl. (31) und (32) die Gl. (24) und (25) hervorgehen. 90 L. Föppl, Neue Bemerkungen etc. Vor allen Dingen ist GL (32) bedeutungsvoll, die uns die Beziehung zwischen der kritischen Last und dem kritischen Verdrehungsmoment angibt. Wir wollen sie folgendermaßen schreiben : (33) Für P0 = 0 ergibt sich als Spezialfall das kritische Moment von Gl. (9). Da bei positivem P0 der kritische Wert von M0 wächst, so sieht man, daß P0 eine Zugkraft an den Stabenden bedeutet. Für M0 = 0 müßte P0 in den Wert der Eulerschen Knicklast übergehen. In Wirklichkeit gibt Gl. (33) den vier- fachen Wert, d. h. den Wert der Knicklast, wenn der Stab nach einer vollen Welle, also zwei Halbwellen, ausknicken würde. Dieses Ergebnis war zu erwarten, wenn wir uns daran erinnern, daß der unter einer Achsiallast ausgeknickte Stab einer halben Schwingung eines Pendels entspricht, so daß die volle Schwingung die Analogie eines geknickten Stabes mit P zwei Halb wellen darstellt. Setzen wir daher JR0 = so ergibt sich die folgende wichtige Beziehung: die mit M0 = 0 den Grenzfall der Eulerschen Knicklast und mit P0 = 0 den anderen Grenzfall des kritischen Torsions- momentes in sich schließt. 91 Über den Hauptsatz aus der Theorie der konformen Abbildung. Von Georg Faber. Vorgetragen in der Sitzung am 4. März 1922. Wenn ich im folgenden den allmählich recht zahlreich gewordenen Beweisen für den Hauptsatz aus der Theorie der konformen Abbildung einen neuen hinzufüge, so mag dies Beginnen dadurch gerechtfertigt erscheinen, daß mein Beweis besonders einfach und rein funktionentheoretisch ist, sowie da- durch, daß gleichzeitig für die Frage der Ränderzuordnung eine neue Lösung von sehr durchsichtigem Gedankengang1) gegeben wird. Den zu beweisenden Hauptsatz formuliere ich so: g sei ein einfach zusammenhängendes, den Punkt 2 = 0 enthaltendes, endliches Gebiet der 2-Ebene; es liege also ein Kreisgebiet 1) | z y) enthalten sei. Dann gibt es eine und nur eine Po- tenzreihe x) Wie ich nachträglich bemerkte, benutzte schon Herr Courant (Gott. Nachr. 1914) Überlegungen, die, wenn auch in ganz anderer Dar- stellung, eine gewisse Verwandtschaft mit den meinen besitzen. 92 G. Faber 3) s = «P(Z) = Z + a2Z2 + a3Z3 + • • • mit folgenden Eigenschaften: a) $ß (0) = 0 , $'(0) = 1; b) ty(Z) nimmt in einem gewissen Kreisgebiete 4) \Z\ y, wie man leicht mittels des sog. Schwarzschen Lemmas er- kennt; die Radien r haben somit eine endliche von Null ver- schiedene untere Grenze q. Ich behaupte nun: a) Es gibt ein Gebiet b, für welches r — q ist. ß) Die ses Gebiet b ist mit g identisch. Beweis von a): Wäre für kein Gebiet b der zugehörige Radius r = q, so gäbe es unendlich viele solche Gebiete b,, b2, . . ., deren Radien rx, r2, ... die Bedingung lim rn = g ti-+ OO erfüllen. Nach einem bekannten Montelschen Satze dürfen wir außerdem annehmen, daß die zugehörigen Potenzreihen p,(Z), \>2(Z), ... im Gebiete \Z\

n(Z) mit p(0) = 0, p'(0) = 1 konvergieren. W -►00 Durch z — p ( Z ) wird das Gebiet j Z\ < q auf ein einfach zu- sammenhängendes schlichtes Gebiet e der ^-Ebene abgebildet; wegen des sehr einfachen Beweises darf ich auf Caratheo- dory, Math. Ann., Bd. 72 (1912), S. 120/21 verweisen, e liegt offenbar innerhalb der Kreislinie \z \ = 2 F. Zum vollen Be- weise von a genügt es, somit zu zeigen, daß g ein Teil von e ist, also daß \F{zß)

», lim F„(z1) = F(z ,) und lim r„ = g ) zunächst: 6) F(zt)0 wäre im Widerspruch mit der soeben bewiesenen Ungleichung (6), die für z2 genau so gilt wie für zx . Beweis von ß): Wir nehmen an, b sei, wie soeben, ein schlichter, einfach zusammenhängender Bereich der ^-Ebene, der durch 7) Z = F(z), z = p(Z) auf den Kreisbereich Z < o abgebildet werde (mit Beachtung der Nebenbedingungen: .F(O) = 0, F'(0)=1); g sei Teil- gebiet von b, g der unter a) festgestellte Minimalradius. Dann haben wir zu zeigen, daß die Annahme, g sei ein echtes Teil- gebiet von b, auf einen Widerspruch führt. Unter dieser An- nahme könnte man zwei voneinander verschiedene, außerhalb g gelegene Randpunkte a, b von b (vgl. Hilfssatz I) durch einen außerhalb g verlaufenden Querschnitt von b miteinander verbinden und so von b ein Gebiet t abtrennen, von dem kein innerer und kein Randpuukt dem Gebiet g angehört. Nun benutze ich folgenden II. Hilfssatz: Das Bild des Querschnitts a...b ist vermöge (7) in der Z-Ebene ein Querschnitt A...B des Kreisgebietes | Z 0 definierten) Halbebene verlaufen und sich in den Punkten Z = ± 1 rechtwinkelig schneiden. Dieses Ge- biet 9t, wird durch auf ein Kreisgebiet der ««-Ebene abgebildet. Man erkennt dies ohne jede Rechnung, wenn man die Substitutionen 14) u — 1 -j- 1 W, Z — 1 macht und beachtet, daß jenen zwei Kreisbogen vermöge (15) zwei aufeinander senkrechte Halbstrahlen der v- Ebene ent- sprechen, die durch w = v2 in eine Gerade durch den Punkt 0 der «t'-Ebene übergehen, und daß einer solchen Geraden ver- möge (14) ein Kreis durch die Punkte — 1 , — J— 1 der u-Ebene entspricht. § 2. Die Ränderzuordnung. Zur Ergänzung der voraufgehenden Untersuchung und um den II. Hilfssatz zu beweisen, behandeln wir noch die Frage der Ränderzuordnung bei konformer Abbildung. Durch 16) Z = f(e), aufgelöst z = ip(. Z ), werde das endliche, einfach zusammenhängende, im übrigen aber ganz beliebige Gebiet b der ^-Ebene auf das Kreisgebiet Z < o abgebildet, q ( r ) seien durch Kreisbogen mit veränder- lichem Radius r und festem Mittelpunkt P gebildete Quer- Über den Hauptsatz aus der Theorie der konf. Abbildung. 97 schnitte des Gebietes b; P liege auf dem Rand von b; a (r) sei das eine der von b durch q(r) abgetrennten Gebiete, und zwar sei, falls r“ < r' ist, a (r") ein Teilgebiet von a(r'). Mit b(r', r“) werde das Gebiet bezeichnet, das man erhält, wenn man aus fl(r') die Punkte von a(r") und q(r ") wegläßt. In der Z-Ebene seien Q(r), 21 (r), © (r', r") die Bilder von q(r), a(r), b(r', r“). Ist ein Punkt A der Kreislinie Z — g Randpunkt eines Ge- bietes 21 (r"), so ist er offenbar auch Randpunkt jedes Gebietes 2t (r'), wo r‘ > r“. Alles kommt nun darauf an, zu zeigen: Es gibt nur einen Punkt der Kreislinie Z\ = q , der Randpunkt sämtlicher Gebiete 2l(r) ist, wie klein auch r sein möge. Gäbe es nämlich mindestens zwei solche Punkte: A, B, so gäbe es auf jedem Querschnitt Q(f) Punkte, deren Entfernung > l wäre, falls unter l irgend eine Zahl verstanden wird, die kleiner ist als die Maßzahl der Sehne AB. Wir zerlegen nun das Gebiet b durch die Querschnitte q{r ,), q(r2), q(rn + 0, wo 17) = r‘, r„+i = — und rn + 1 — rn P 2 n sein möge, sowie durch Stücke von Radien dieser Querschnitte in Teilgebiete, die wir uns beliebig klein, und soweit sie nicht an den Rand von b heranreichen, mit beliebiger Annäherung als untereinander kongruente Quadrate vom Inhalt d2 vor- stellen dürfen, wo 18) d = ~ (vgl. (17)). Wir lassen im folgenden die an den Rand von b heran- reichenden Teilbereiche weg und behalten nur die quadrat- artigen bei. Mit bezeichnen wir die Anzahl derjenigen, Sitzungsb d. liiatb.-pliys. Kl. Jalirg. 1922. 7 98 G. Faber die zwischen q(r{) und q (»V+i) liegen (i = 1, 2, . . . »); ihre vi{ + 1 auf q(rt) gelegenen Ecken seien der Reihe nach: Zu, Zf2 , Za, . . ., + Es ist klar, daß m,- für alle i mindestens gleich 1 ist, falls nur n genügend groß gewählt wurde. Man kann auch n unter fortdauerndem Verzicht auf die weggelas- senen, an den Rand von b heranreichenden Teilbereiche hinter- her weiter vergrößern und damit auch die Anzahl der Eck- punkte Zu,, wodurch man erreicht, daß die Summe n »Hj 19) s.^cifC^M)2, i i für die wir kürzer 20) X> Si 1 schreiben, kleiner wird als der Inhalt des Gebietes ® Neben den soeben definierten Summen 21) s< = i>ar(M<5)2 i betrachten wir die Summen *"« 22) si=^kf‘(zik)\d. i Si ist mit beliebiger Annäherung die Bogenlänge eines Stückes von Q(r,), und man könnte 23) Si>l setzen, wann der Satz von S. 97 nicht richtig wäre. Nun ist aber 24) $> — , — m, da für beliebige positive Zahlen ws, . . ., um bekanntlich 25) u\ w* -J- • • • -f- M» — (?<, -f- u% -j- • • • -f- um)2 ist. Aus (23), (24) aber würde folgen : 26) Ä> — . M, Über den Hauptsatz aus der Theorie der konf. Abbildung. 99 Da aber m,' d < 2 n ^ 2 n r‘ = knnd ist (vgl. (18)), ergibt sich 27) 1 1 — >-. nii 4 Tin also nach (26): 28) S(> l2 4 n n ' so Der Inhalt des Gebietes © wäre somit > l2 : 4 n. (r't wä, ( r‘ r'\ ( Yi y‘\ Das gleiche würde für die Gebiete ® I 9 , — J , us^- gelten, und man käme so zu dem unsinnigen Ergebnis, daß das Gebiet 31 (y1), das ganz in dem Kreisgebiet \Z . < £> liegt, einen unendlich großen Inhalt besäße. Somit ist gezeigt: Einem „Primende“ (Ca ratheodory) oder „Randele- mente“ (Koebe) von b entspricht ein bestimmter Punkt A der Kreislinie \Z\ = g. Mit genau den nämlichen Überlegungen beweist man, wo- bei nur die Gebiete b und \Z\ g, aber < b2 auf Z < ps usw. , endlich bw durch Grenzübergang auf Z < dann b^ _|_ i usw. Nach einer abzahlbaren Menge von Schritten muß das Verfahren zum Ziele, d. h. zur Abbildung von g auf ein Kreisgebiet führen. Bei dem zweiten Wege soll das Ziel sein: das Außere einer (nach außen hin) nirgends hohlen Kurve C der ^-Ebene auf das Außere eines Kreises der Z-Ebene durch eine Reihe 29) z — /j -{- o,Q -}- Z 1 -| - d^Z 2 -J- ■ • • abzubilden. Man konstruiere, was nur die Lösung einer ge- wöhnlichen Minimumsaufgabe voraussetzt, das Polynom 30) Pn(z) = zn + bizn~1 -f b2z"~2 -\ M», dessen Betrag auf G einen möglichst kleinen Maximalwert be- n sitzt. Wird dann, außerhalb C, V P„{z) durch die Bedingung lim (V'Ä ( z ) : z) = 1 eindeutig definiert, so existiert für alle z %-*■<*> außerhalb C der Grenzwert 31) f(z) = lim V Pn (z) . Löst man die Gleichung Z = f(z ) nach z auf, so hat man die gesuchte Funktion (29). Dies alles bleibt giltig, auch wenn die Kurve C der Be- dingung, nach außen nirgends hohl zu sein, nicht genügt; doch kann ich die Richtigkeit dieser Behauptung nur auf Grund des anderweitig bewiesenen Hauptsatzes dartun. Es liegt also hier ein ganz ähnlicher Fall vor, wie bei dem bekannten Neu- mannschen Verfahren. 101 Zur Trigonometrie im nicht-euklidischen Raume. Von F. Lindemann. Vorgetragen in der Sitzung am 4. März 1922. 1. Die trigonometrischen Formeln der nicht-euklidischen Geometrie (und damit auch diejenigen der sphärischen Trigo- nometrie) beruhen auf zwei algebraischen Identitäten. Ist Üxx = 0 oder al = bl = c\ = --- — 0 die Gleichung des Fundamentalkegelschnittes in Punktkoordi- naten, so ist 02 q 0 die Bedingung dafür, daß die Linie x-y Tangente an Qxx = 0 sei, die linke Seite also mit ( abn )2 wesentlich identisch. In der Tat sei w,- = (xy)i, so wird / 1 , (Gib ll)~ = ( ' dx by bx dy)“ = 2 dX by 2 ClX Uy bx by = 2{QXXQyy — Qly). Geht man umgekehrt von der Gleichung in Linienkoordi- naten aus und setzt lI'uu = ul = Up = ( abu y, so ist, wenn Xi — ( uv ) die Koordinaten des Schnittpunktes von u und v sind: (2) 2 ( Wuu , - V'l) = (ua vß - ^ ußf = (aß xf — 2aßbl — 2aßbßaxbx = 2Abl — 2(acd)(bcd)axbx = {A-al1), 0 Vgl. Identität (3) auf S. 286 in Bd. I von Clebsch, Vorlesungen über Geometrie, 1. Aufl. 102 F. Lindemann wenn A = ( abo )2 die Invariante der Kurve bezeichnet. Ist nun u die Verbindungslinie der Punkte x und y, v diejenige der Punkte x und z , also: = (xy)(, v, = (xz)i, so wird 2 ( *¥„ „ lF,v — 'PL) = [(asy) ißxz) — (axz) (ßxz)JJ = {xyzf (a ß x)2 = | A • (a: «/ ^)2 • ax . Bezeichnen wir mit x, y, z die Ecken eines Dreiecks, mit u, v, w die gegenüber liegenden Seiten, mit cpx, cpy, FU W Sin y- sm y- A: A: V2Aä„L>„ä„ sin| sin womit der Sinus-Satz gewonnen ist. Für den Cosinus-Satz benutzen wir die weitere Identität: 'l*u „ = Ua Va = {ab u) {ab v) = ( axby — bxay) ( axbe — bxaz ) 2 (Qxx Qyz Üxy Qxz) ) OzxÜxy ■ ry r, . . (1>_n 2 _ .g "r. Im 'ts ^ ii r\ 2 k ’ womit die bekannte Formel zwischen Bogenelement eines Kreises und zugehörigem Zentriwinkel erhalten ist: s . r cp k = smk’T‘' 106 F. Lindemann, Zur Trigonometrie etc. und der in (5) berechnete Winkel zwischen den Strahlen y-z und y-t kann durch einen Bogen auf der Kugel (4) ersetzt werden, so daß auf der nicht-euklidischen Kugel die- selben trigonometrischen Formeln gelten wie auf der euklidischen Kugel. 4. Die angewandte Methode ist besonders geeignet, die Sätze über die Höhenlothe und die Mittellinien eines Dreiecks abzuleiten; es ist das schon von Coolidge geschehen1), wes- halb wir darauf nicht mehr eingehen. 0 The Elements of non-euclidean geometry, Oxford 1902. 107 Störungen und Kombinationsprinzip im System der violetten Cyanbanden. Von A. Kratzer. Vorgelegt von A. Sommerfeld in der Sitzung am 4. März 1922. Bei dem Aufsuchen von Gesetzmäßigkeiten in den Banden- spektren bieten die sogenannten „ Störungen“ ein wichtiges Hilfsmittel. Mit diesem Namen bezeichnet man die Erschei- nung, daß eine Linie nicht genau an der Stelle beobachtet wird, wo sie auf Grund der Interpolationsformel v = A -}- 2 m B -j- m2 C -j- •• • (1) zu erwarten wäre. Im Falle von Dublettlinien äußert sich dies meistens darin, daß die beiden Dublettkomponenten nach ver- schiedenen Seiten von der regelmäßigen Lage verschoben sind, so daß das Dublett abnorm weit oder eng erscheint. Nach Deslandres sollen nun innerhalb eines Bandensystems ent- sprechende Serien (wir nennen sie im folgenden Teilbanden) die gleichen Störungen an der gleichen Stelle, d. h. bei gleicher Laufzahl m zeigen1). Dieses Gesetz wurde von Heurlinger2) in seiner Dissertation geprüft und dahin ergänzt, daß hiebei die Numerierung innerhalb einer Teilbande so zu treffen ist, daß der schwächsten Linie die Laufzahl 0 zugeordnet wird. Tut man dieses, so zeigt sich, daß nicht nur die Störungen innerhalb verschiedener Teilbanden eines Systems, bei den vio- letten Cyanbanden z. B. der _B-Banden von 4606, 4216, 3883 A gleiche Laufzahl bekommen, daß vielmehr auch innerhalb einer 0 H. Deslandres, C. R. 139, 1176, 1904. 2) Dissertation, Lund 1918, S. 18. 108 A. Kratzer Teilbande die Störungen symmetrisch zur Nullstelle liegen; und zwar liegen sie nach Heurlinger bei den Cyanbanden bei -f- m und — (m + 1) z. B. in den J5-Banden bei + 46 und — 47. Demnach scheint es, daß die Störungen mit der Laufzahl m enge verknüpft sind, und wir müssen uns fragen, ob sich die Regelmäßigkeit des Auftretens der Störungen theoretisch ver- stehen läßt. § 1. Die Störungen als Termstörungen. Auf Grund der Theorie von Heurlinger und Lenz1) kommt die Linie + m dadurch zustande, daß der Rotationszustand der Molekel von der Quantenzahl m -J- 1 auf m übergeht, während der Linie — (m -f- 1) der Quantensprung m — >(w-(-l) zugeordnet ist. Darnach hat es den Anschein, als ob die Störung den beiden zueinander scheinbar inversen Sprüngen 1) zuzu- ordnen wäre. Dieser Schluß wird aber hinfällig, wenn wir berücksichtigen, daß beim Emissionsvorgang auch die Elek- tronenkonfiguration sich ändert. Denken wir uns diese zum Zwecke der bequemeren Ausdrucksweise durch eine Quanten- zahl p gegeben und die Schwingung der Atome2) innerhalb des Moleküls durch eine zweite Quantenzahl n festgelegt und mit W ( p , n, m) die durch h dividierte Energie der Molekel in dem durch die Quantenzahlen p, n und m charakterisierten Zustande bezeichnet, so haben wir die betrachteten Linien zu schreiben : vm = W O,, n|f m + 1) — W 02, m), v_(m+1) = nx, m)—W{pi , w,, m + 1). Man sieht, daß trotz der scheinbaren Symmetrie die beiden Linien keinen Term gemeinsam haben und wir können deshalb die Störung nicht als Termstörung auffassen. Damit ist uns gleichzeitig jede Möglichkeit genommen, das wiederholte Auf- treten der gleichen Störung innerhalb eines Bandensystems zu verstehen. Diese Erscheinung würde uns aber sofort selbst- verständlich sein, wenn wir zu einer Auffassung der gestörten 1) W. Lenz, Verh. der Deutschen Phys. Ges. 21, 632, 1919. 2) T. Heurlinger, Zeitschr. f. Thys. 1, 1920, S. 81. A. Kratzer, Phys. Zeitschr. 22, 1921, S. 552, Ann. d. Phys. 67, 127, 1922. Störungen und Kombinationsprinzip bei Cyanbanden. 109 Linien kommen könnten, bei der die Störung als Termstörung auftritt. Welcher Term, ob der Anfangs- oder Endterm dabei in Frage kommt, muh eine einfache Überlegung liefern, sobald wir das Auftreten der Störungen durch das ganze Banden- system verfolgen. Wir erwähnten bereits, daß die gleichen Störungen auf- treten bei allen L?-Banden der violetten Cyanbanden und können noch hinzufügen, daß dasselbe auch für die H-Banden und die Ü-Banden unter sich gilt1). Nach der vom Verfasser durch- geführten Termdarstellung auf Grund der erweiterten Heur- lingerschen Theorie sind aber diese Teilbanden dadurch aus- gezeichnet, daß sie gleichen Anfangszustand der Elektronen- konfiguration und Oscillation haben. Wir müssen also schließen, daß die Störung bei den betrachteten Cyanbanden mit dem An- fangszustand verknüpft ist, daß der Anfangsterm immer dann einen gestörten, von der gewöhnlichen Formel abweichenden Wert annimmt, wenn eine bestimmte Kombination der Quanten- zahlen Pj n1 m vorliegt. §2. Folgerungen für die He u r 1 i n ger-Le n zsche Bandentheorie. Nach den vorausgehenden Überlegungen sehen wir uns genötigt, die Deutung der einzelnen Linien der Teilbande in dem Sinne abzuändern, daß den Linien -f- m , — (m -f- 1) der gleiche Anfangszustand zugeordnet wird. Dabei müssen wir uns von dem Gesichtspunkte leiten lassen, daß sich die Deslandressche Formel und ihre Termzerlegung durchaus bewährt hat, daß wir also hiervon soviel wie möglich beibe- halten müssen. Dazu gehört insbesondere, daß sich die Formel als Differenz zweier in m quadratischen Terme ergibt. Hier- aus folgen nämlich alle die Gesetzmäßigkeiten, die der Ver- fasser2) zwischen den Koeffizienten C der Deslandresschen Formel nachweisen konnte. Weniger Gewicht ist dabei dem Absolut- wert der Laufzahl m beizulegen, dessen Bestimmung bisher ja immer hypothetisch war und der auch quantitativ weniger gute Zahlenübereinstimmung ergab. 9 Vgl. die Dissertation von Heurlinger, S. 18. 2) Phys. ZS. 22, 1921, S. 552, Tab. II uf. 110 A. Kratzer Nun ist ohne weiteres klar, daß die Deslandressche Formel ihre Gestalt nicht ändert, wenn wir die Laufzahl m um einen beliebigen konstanten Betrag e abändern. Setzen wir m* = m — s , so geht eine Formel v = A* + 2 m* B * -f m*2 C (2) aus (1) hervor, die mathematisch die gleiche Funktion wie (1) darstellt, also mit vollkommen gleicher Genauigkeit wie (1) die empirischen Daten wiedergibt. Wir wollen nun die Laufzahl m* in (2), vorläufig ohne theoretische Begründung, als vollkommen analog zur Quantenzahl m in (1) betrachten. Nun legt in (1) und dementsprechend auch in (2) die Laufzahl m den End- zustand fest. Da wir verlangen müssen, daß den Störungen gleiche Anfangsquantenzahlen m* zugeteilt werden, so müssen die entsprechenden Endquantenzahlen m* — 1 und m* + l heißen. Die Laufzahlen in der Formel (2) müssen sich also bei den ge- störten Linien nicht, wie es sich nach Heurlinger ergibt, um 1, sondern um 2 unterscheiden und zwar muß die negative Lauf- zahl um 2 größer sein. Wir fordern also, daß nach der von uns gesuchten Abänderung für die Laufzahl der Störung gilt: mo — mo — — ( m*0 + 2) = — (m0 + 1) — £ ; daraus kommt : m* = m0 — ^ , e = I • Wenn also in (2) die Laufzahl m* alle halbzahligen Werte annimmt, dann haben wir erreicht, daß die Störungen als Termstörungen des Anfangstermes sich darstellen, wie wir es aus dem empirischen Befund fordern mußten. 3^ -3 2-3 -2 7-2 -7 V° o 0-7 ! 7-0 2-7 2 3-2 3 4-3 4 5-4 3.S-HS 2,5— 3.5 7.5-2. 5 0.5-/.5 -f.S -3.5 -2.5 —1.5 0.5— 0.5 -05 V° 7, 5—05 2,5— 7.5 3.5— 2.5 45-3.5 0.5 1.5 2.5 3.5 Störungen und Kombinationsprinzip bei Cyanbanden. 111 Die neue Zuordnung der Linien zu den Laufzahlen ist aus der Figur zu ersehen. Im oberen Teil ist hier die Heurlinger- sche Bezeichnungsweise benutzt, der untere Teil gibt unsere Bezeichnungsweise wieder. Für m — 3, — (m + 1) = — 4 ist eine Störung angedeutet, sie erhält in der neu eingeführten Schreibweise die Anfangsquantenzahlen 3,5 und die Laufzahl 2,5 bzw. — 4,5. Wir können uns also an dem Beispiel nochmals überzeugen, daß den gestörten Linien gleiche Anfangszustände zugeordnet sind. Die empirischen Verhältnisse führen nach dem Voraus- gehenden fast zwingend zu dem Resultat, daß in die Heur- linger-Lenzsche Formel halbe Laufzahlen einzuführen sind und daß die Formel der Rotationsenergie für die Bandenspektren abzuändern ist. § 3. Die theoretische Deutung der halben Lauf- zahlen. Fragen wir uns, ob eine Erweiterung der Energie- formel für die Rotationsenergie W = ni 2 hr 8 J (3) theoretisch nahegelegt wird, so ist dabei folgendes zu beachten. Bei der Ableitung der Formel ist das Molekül als starrer Körper betrachtet und der Einfluß der Elektronenbewegung auf die Rotation der Molekel vollkommen vernachlässigt. Treibt man dagegen die Idealisierung des Problems nicht so weit und rechnet mit einem Molekülmodell, in dem die Elektronen beliebige Be- wegungen ausführen, allerdings mit der einen, für den Fall der Cyanbanden begründeten Einschränkung, daß die Elektronen kein resultierendes Impulsmoment um die Kernverbindungslinie haben, so kommt als Rotationsanteil der Energie der Molekel: w (P'p Pv)2 . 2 J ’ hier bedeutet p

(jn , 1 1 £i) * (^> ^g) die Frequenzen: vjb = m2 C -f 2w v+ = m'2 C -f- 2 m‘ v~ — Mi'2 C — 2 m‘ vj — m? C — 2 m + + e2\ h J2 ) 8 ji2 s2 \ h J2) 8 JI2 e2\ h J2) 8 ji2 e2 \ h J2) 8ji2 + 8 JI2 e/j ^ 8^2J,’ ^ 8 7l2Jx' ^ 8 n2Jx' Unsere theoretische Überlegung führt also auf 2 Teil- banden mit positivem und negativem Zweig, die gleiche Werte von C, aber verschiedene Werte von B nach Formel (1) haben. Bemerkenswert ist, daß die Zweige mit gleichem Elektronen- impulsmoment (-(- e) z. B. v+ und v~ sich nicht fortsetzen. Derartige Teilbanden lassen sich z. B. bei Zn und Hg nach- weisen, doch wollen wir hierauf an dieser Stellt, nicht eingehen. Um unser Problem für die Frage der Cyanbanden zu spezia- lisieren, betrachten wir den besonderen Fall, daß die beiden Teilbanden ein enges Dublett bilden. Nach den vorausgehen- den Überlegungen heißt dies, daß ( m‘ -p e) — (m — e) sehr klein ist. Dieser Bedingung muß sowohl Cj wie e2 ge- nügen, d. h. es muß £, — £2 ebenfalls klein sein. Die ein- fachsten Fälle, in denen unsere Bedingung erfüllt ist, sind m = m', e klein. Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jahrg. 1922. 8 114 A. Kratzer V — j— V Bilden wir mit diesen Werten nun ~L— — -, d. h. nehmen wir jeweils die Dublettmitte, so kommt: v = A + 2m + m2 G' O 71 t/j also genau die Heurlingerscke Formel, mit der wir die Lage der Störungen nicht verstehen konnten. Die nächste Möglichkeit ist: m — m' 1, £ = | + (5 . Nun kommt für die Dublettmitte: v = (m2 -»J-f (m — *) + A O 71“ J j = (m - ff C+2 (». - i) ~-j + A * = m*2 C -f- 2 m* B* + -4*. Wir bekommen also wieder die Deslandressche Formel mit derselben theoretischen Bedeutung der Konstanten, wie sie die Heurlingersche Theorie ergibt. Zugleich haben wir aber ge- nau unsere Formel (2) erhalten, die wir empirisch aus der Verteilung der Störungen abgeleitet hatten. Wir sehen nun, dafä die Schwierigkeit, die sich früher aus der halben Lauf- zahl ergab, verschwindet: da(ä das gemittelte Elektronenimpuls- moment nicht ganzzahlig ist, war von vorneherein zu erwarten. Eine weitere Bemerkung knüpft sich an die sogenannte Null-Linie m = 0. Wenn sowohl die Linie v°, die einer rota- tionslosen Molekel entspricht, wie auch die Linie m = 0 nach dem empirischen Befunde ausfiel, so mußte man annehmen, daß der rotationslose Zustand statistisch auszuschließen ist, was mit den Erfahrungen aus der Theorie der spezifischen Wärme in Ein- klang war. Da nun aber m = 0 als x^nfangszustand bei der Linie m = — 1 ebenfalls ins Spiel trat, so ergab sich eine ge- wisse Schwierigkeit, das Nichtausfallen dieser Linie zu deuten1). Nach unserer jetzigen Deutung fällt die Linie v°, wie man aus 1) A. Kratzer, Zeitscbr. f. Phys. 3, 1921. Störungen und Kombinationsprinzip bei Cyanbanden. 115 der Figur abliest, mit der Linie — j zusammen. Da diese als Dublettlinie sowohl dem Übergange 0 — >1, wie auch dem Über- gange 1 — >0 der Gesamtquantenzahl m entspricht, ist nur sie durch das Verbot m — 0 ausgeschlossen. Allerdings würden bei den Linien -f- 0,5 und — 1,5 noch je eine Komponente ausfallen. Da die Dubletts an dieser Stelle aber nicht auflösbar sind, so ist diese Aussage der Theorie im vorliegenden Falle nicht prüfbar. Auch aus der Intensität läßt sich, da diese an der Nullstelle unter allen Umständen schwach sein soll, kein Schluß ziehen. Wir brauchen also zum Verbot des rotations- losen Zustandes außer dem Auswahlprinzip keine neue Hilfs- annahme zu machen, um das Ausfallen der Linie m = 0 und nur dieser Linie zu verstehen1). Außer diesem qualitativen Argument zu Gunsten unserer Deutung bieten sich aber eine Reihe zahlenmäßiger Belege, auf die wir jetzt eingehen werden. § 4. Die Kombinationsbeziehungen im System der violetten Cyanbanden. Wir erwähnten bereits, daß auf Grund unserer Formel (2) den Koeffizienten _B*, C* dieselbe Bedeutung zukommt, die nach Heurlinger und Lenz die Konstanten B und C haben sollen. Da sich C* von C nicht unterscheidet, konnten wir die theoretischen Gesetzmäßigkeiten zwischen den verschiedenen Werten von G* auch an den empi- rischen C- Werten bestätigt finden. Anders bei B; hier kommt es ganz wesentlich auf die richtige Numerierung an, und da wir diese nicht hatten, so ergaben sich als natürliche Folge Unstimmigkeiten. Wir wiesen bereits darauf hin2), daß die B- Werte bei allen Teilbanden des Systems mit gleicher An- fangsquantenzahl der Oscillation strenge gleich sein mußten und fanden dieses Gesetz an den empirischen Werten von Heur- linger nur angenähert bestätigt. Auch eine mit Benutzung von theoretisch begründeten Korrekturgliedern ausgeführte Rech- nung ergab keine Verbesserung, so daß sich schließlich keine q Im Falle eines Impulsmomentes um die Kernverbindungslinie haben hier andere Überlegungen Geltung. 2) A. Kratzer, Ann. d. Phys. 67, 145, 1922; Münchener Habilitations- schrift; Phys. Zeitschr. 1. c. 116 A. Kratzer andere Erklärung ergab, als die einer falschen Numerierung. Wir haben nun auf Grund unserer abgeänderten Deutung der Linien die Konstanten neu berechnet und zwar aus der Formel: v — A -f- m* 2 (Z»'1' — By) ± 2 m* + (m* ± 1 )4 u\ Bl — m* 4 u\ B1! , wo j , (4) ^ = ~~ w* a* ’ ^ = “ ”2 °2 2 5 und u = ^ , v° = Kernschwingungsfrequenz war. Die Be- rechnung wurde durchgeführt für die Banden 3883 und 4216, für die allein die Wellenlängen der einzelnen Linien veröffent- licht sind und auch hier vorläufig nur für die A- und 5-Bande, wo die Linien durch Überlagerung nur selten verschoben sind. Das Ergebnis der Rechnung, in dem die dritte Stelle hinter dem Koma als unsicher bezeichnet werden muß, ist in der Tabelle gegeben: Berechnet aus 2 B°\ 2 B\ 2 B\ 2 B\ 2 B\ X = 3883 A° 3,9190 3,8744 3,7832 3,7467 * = 4216 A° 3,9174 3,8731 3,7460 3,7105 Mau sieht daraus, daß nun die Übereinstimmung der unter- einander stehenden Werte innerhalb der Genauigkeitsgrenzen der empirischen Daten vollkommen ist, während die Heurlingersche Numerierung Differenzen um mehrere Einheiten der zweiten Stelle ergab. Weiter können wir zwischen diesen Zahlen und den früheren Ergebnissen1) folgende Vergleiche anstellen: Wir forderten in (4), daß die 5-Werte linear mit der Schwingungs- quantenzahl abfallen und berechneten aus den (7 -Werten die Beträge 2 5,"> = 2 Bl — 0,0443 «, , 2 52"* = 2 5° — 0,0346 »2 . Aus unseren Zahlen ergeben sich für die Konstanten « in (4): a, = 0,0446 aus den Werten für 3883 = 0,0443 „ „ 4216 = 0,0445 „ „ gemittelten Werten. l\ A. Kratzer, Phys. Zeitschr. 22, 1921, S. 552. Störungen und Kotnbinationsprinzip bei Cyanbanden. 117 a2 = 0,0365 aus den Werten für 3883 = 0,0355 , , 4216 = 00359}” ” £emittelten Werten. Wir erhalten also für ax vollkommene, für a2 befriedi- gende Übereinstimmung aus den beiden Berechnungsmethoden. Ferner können wir noch den Betrag von 2 B° — 2 Bl berechnen. Dieser ergab sich aus den G'-Werten zu 0,1351 cm-1 und wird aus 3883: 0,1358 cm“ 1 aus 3883 und 4216 gemittelt: 0,1350 cm“1. Auch hier zeigt sich vollkommene Übereinstimmung. Wir dürfen demnach die hier abgeleiteten Werte für B als die richtigen auffassen, da sie und nur sie die vom Kombina- tionsprinzip geforderte Identität der Terme gewährleisten. Da andererseits der Wert von B eng mit der Numerierung ver- knüpft ist, fassen wir die gefundene Zahlenübereinstimmung als Bestätigung für die vorgeschlagene Deutung der Linien auf. § 5. Belege für das Vorkommen unganzzahliger Laufzahlen. Das Auftreten nicht ganzzahliger Laufzahlen, also gewissermaßen unganzer Quantenzahlen in unserer Formel, die wir ja aus rein empirischen Daten ableiteten, ist, obwohl wir eine theoretische Deutung gegeben haben, merkwürdig genug, um noch weitere Beispiele wünschenswert erscheinen zu lassen. Wir wollen hier nur auf einige hinweisen. Heurlinger zeigt in seiner Dissertation, daß sich die Kohlenbanden 6188, 5635, 5165, 6120, 5585, 5129, 4737 A° je in 6 Teilbanden zerlegen lassen, die selber wieder in je 2 Teilbanden aufzulösen sind, die zueinander so liegen, daß die eine fast genau in die Mitte zwischen 2 Linien der anderen Teilbande fällt. Wenn wir beide Teilbanden dem gleichen Elektronenvorgang zuordnen wollen, so ist dies nur so möglich, daß wir beide Linienfolgen durch eine Formel der Art (2) darstellen, in der sich die m um einen Betrag von ungefähr 0,5 unterscheiden. Ein ganz ähn- licher Fall liegt bei der zweiten positiven Stickstoffgruppe vor. 118 A. Kratzer, Störungen und Kombinationsprinzip etc. Man kann gegen diese Beispiele einwenden, daß sie wegen der komplizierten Struktur der Bande nicht überzeugend ge- nug sind. Wir möchten deshalb noch einen einfacheren Fall erwähnen. Nach einer freundlichen brieflichen Mitteilung von Herrn W. E. Curtis zerfallen die Heliumbanden 6400, 5770, 4546 A° von einem Nullzweig abgesehen in 2 Teilbanden mit je einem positiven und negativen Zweig. Beide Banden unter- scheiden sich wesentlich durch ihre Intensität, und zwar ist im positiven Zweig die eine Bande, im negativen Zweig die andere Bande stärker. Die gegenseitige Lage der beiden Teilbanden ist nun wenigstens in der Nähe der Bandenmitte wieder so, daß die eine in die Lücken der andern fällt; es sind gleichsam beide Linienfolgen unserer Figur vorhanden. Die Besprechung der besonders klaren Verhältnisse bei Zink und Quecksilber soll einer späteren Arbeit Vorbehalten bleiben. Zusammenfassend können wir nochmals sagen: Die empirischen Serienfonnein für die Teilbanden lassen die Einführung von nicht ganzen Lauf- zahlen als zweckmäßig erscheinen, die modellmäßige theoretische Deutung kommt zu dem gleichen Ergebnis. Zusammenfassung. 1. Es wird gezeigt, daß man aus der Verteilung der Stö- rungen in den Cyanbanden darauf schließen muß, daß es sich um Termstörungen des Anfangsterms handelt. 2. Die Deutung der Bandenlinien von Heurlinger ist mit der Feststellung 1) nicht verträglich. 3. Es wird auf Grund theoretischer Überlegungen eine ab- geänderte Deutung der Heurlingerschen Formel mit halb- zahligen Laufzahlen vorgeschlagen, die mit der Forde- rung 1) in Einklang ist. 4. Aus der theoretischen Bedeutung der Koeffizienten der Deslandresschen Formel wird mittels der Kombinations- beziehungen in den Cyanbanden die abgeänderte Formel bestätigt. 5. Es werden weitere Belege für die Notwendigkeit der Ver- wendung nicht ganzer Laufzahlen aufgeführt. 119 Eine Methode zur Unterscheidung der sogenannten Bogenlinien von den Funkenlinien der Spektren. Von W. Wien. Vorgetragen in der Sitzung am 4. März 1922. Obwohl die Unterscheidung zwischen Bogenlinien und Funkenlinien in den Spektren keineswegs einheitlich ist, so pflegt man doch jetzt überwiegend als Bogenlinien solche zu bezeichnen, die von den ungeladenen Atomen ausgesandt wer- den, während Funkenlinien von elektrisch geladenen Atomen herrühren. Die Bogenlinien bedürfen zu ihrer Anregung einer geringeren Arbeitsleistung, weil bei ihnen nur der Vorgang der Lichterzeugung einzutreten braucht, während bei den Funken- linien noch die Abtrennung eines Elektrons vorausgehen muß. Die bisherige Unterscheidung beruhte hauptsächlich auf der Beobachtung der Erregungsarbeit, die von Rau bei Wasserstoff und Heliumlinien genau gemessen, sonst nur in der Weise beurteilt wurde, daß solchen Linien, die leicht im Lichtbogen auftreten, die geringere Erregungsarbeit, den nur im Funken erregten der größere Energiebedarf zuzuschreiben berechtigt schien. Eine weitere Unterscheidung ist von Stark auf Grund der größeren oder geringeren Dopplerverschiebung versucht. Alle diese Methoden geben unzweifelhaft Anhaltspunkte für die Entscheidung der Frage, ob eine Spektrallinie einem geladenen oder einem ungeladenen Atom angehört, sichere Schlüsse lassen sich aber aus ihnen nicht ziehen. Die neue Methode, die wir jetzt kennen lernen wollen, beruht auf der elektrischen Ablenkung von Atomen, die in den Kanalstrahlen im höchsten Vakuum bewegt werden. Wenn man Kanalstrahlen durch einen engen Spalt plötz- lich in ein hohes Vakuum übertreten läßt, so fällt die Er- neuerung der Lichterregung der bewegten Atome größtenteils 120 W. Wien, Eine Methode zur Unterscheidung etc. fort und man beobachtet ein Abklingen der vorher einge- tretenen Erregung. Läßt man nun den Kanalstrahl, nachdem er den Spalt verlassen hat und in das hohe Vakuum eingetreten ist, zwi- schen die Platten eines kleinen Kondensators von 2 mm Länge und 1 mm Abstand weitergehen, so werden bei Ladung des Kondensators die ungeladenen Atome ihren Weg ungestört fort- setzen, die geladenen dagegen abgelenkt werden. Ist nun der Spalt, aus dem die Kanalstrahlen austreten, fein genug, so kann man den leuchtenden, aus dem Spalt tretenden Kanalstrahl durch die optischen Teile eines Spektro- graphen abbilden und erhält auf der photographischen Platte für jede Spektrallinie eine getrennte Abbildung des Kanal- strahls. Diejenigen Linien, die von neutralen Atomen ausge- sandt werden, werden durch das elektrische Feld des Konden- sators nicht beeinflußt erscheinen, während die Funkenlinien eine Ablenkung zeigen müssen. Die Versuche wurden in der Weise durchgeführt, daß das hohe Vakuum, in das der Kanalstrahl eintrat, durch den Be- trieb von 13 Diffusionspumpen aufrecht erhalten wurde. Die Kanalstrahlen wurden durch eine 60 plattige Influenzmaschine von Leuner, das elektrische Feld des Kondensators mit Hilfe zweier kleiner Hochspannungsdynamos in verschiedener Stärke (250 bis 1000 Volt) erzeugt. Es zeigte sich nun, daß die Serienlinien des Wasserstoffs auch bei sehr starker Belichtung der photographischen Platte und verschiedenen ablenkenden Feldstärken keine Spur einer Ablenkung erkennen ließen. Sehr deutliche Ablenkung trat aber bei den sogenannten Funkenlinien des Sauerstoffs ein, die also ihren Namen mit Recht tragen. Auch eine Reihe von Stickstofflinien zeigen Ablenkung, ebenso die negativen Stickstoffbanden, denen H. Rau bereits auf Grund seiner Beobachtungen der Dopplerverschiebung einen elektrisch positiv geladenen Träger zugeschrieben hatte. München, Physikal. Institut der Univ. 121 Die Vorarbeiten zu einem Handschriftenverzeichnis der deutschen Sternforschung. Von E. Zinner. Vorgelegt von H. v. Seeliger in der Sitzung am 6. Mai 1922. Die Geschichtsschreibung der deutschen Sternforschung benützte bisher meistens gedruckte Quellen. Ein Zurückgehen auf die Handschriften unterblieb fast immer, und so kam es, daß die übliche Darstellung der Sternforschung des Mittelalters ganz unzutreffend ist. Aber auch über spätere Jahrhunderte, nämlich das 17. und 18. Jahrhundert, sind die geschichtlichen Darstellungen nicht erschöpfend, weil viele der damals ent- standenen Handschriften infolge der unglücklichen Zustände in Deutschland nicht veröffentlicht wurden. Sind doch nicht ein- mal Keplers Handschriften völlig erschöpft! Ist an eine Ver- öffentlichung selbst der wichtigsten Handschriften nicht zu denken, so erscheint es doch notwendig, ein Verzeichnis der die deutsche Sternforschung betreffenden Handschriften herzu- stellen, damit jeder auf diesem Gebiete Arbeitende sich über seine Quellen leicht unterrichten kann. Das Verzeichnis müßte umfassen die Handschriften der früher zum deutschen Kultur- gebiet gehörigen Länder, nämlich Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien und Niederlande; ferner die im dreißigjäh- rigen Kriege nach Rom und Schweden entführten Handschriften, sowie solche in den Bibliotheken zu Petersburg, Paris und London, soweit ihr deutscher Ursprung feststeht. Zurzeit ist es sehr schwer, einen Überblick über die in Betracht kom- menden Handschriften zu erhalten. Die Sternwarten besitzen Sitzungsb. d mat1i.-phys.Kl. Jalirg. 1922. 9 122 E. Zinner aus der in Betracht kommenden Zeit, nämlich vor 1850, nur einige Schriften, weil früher nicht viel Wert auf ihre Auf- bewahrung gelegt wurde, so daß zum Beispiel die Berliner Sternwarte die Beobachtungsbücher ihres Begründers nicht be- sitzt. Ein anderer Grund ist darin zu erblicken, daß die deutsche Sternforschung fortwährend ihren Sitz gewechselt hat. Er war im 12. Jahrhundert in Regensburg, im 14. in Erfurt, im 15. in Wien, Regensburg und Erfurt, im 16. in Leipzig, Kassel und Nürnberg, im 17. in Danzig, Tübingen und Nürnberg, im 18. in Wien, Mannheim und Berlin, dagegen in Frankreich vom 13. bis 19. Jahrhundert immer in Paris und in England in Oxford. Daher sind uns diese Staaten in der Erhaltung ihrer Handschriften überlegen. Kommt noch dazu, daß im 18. Jahrhundert viele Handschriften ins Ausland wanderten, so erklärt sich damit die Schwierigkeit, einen Überblick über das Vorhandene zu erhalten. Schon die Erfassung der in Deutschland vorhandenen Hand- schriften ist nicht leicht. Nur ein Teil der Handschriften ist in gedruckten Verzeichnissen beschrieben, die anderen Hand- schriften, besonders aber kleiner Bibliotheken, nur in hand- schriftlichen Verzeichnissen. Um auch diese Handschriften zu berücksichtigen, wurden aus Schwenckes Adreßbuch der deut- schen Bibliotheken sämtliche Bibliotheken mit Handschriften- besitz ausgeschrieben und an alle, deren Verzeichnisse nicht in München vorhanden waren, eine Rundfrage nach astrono- mischen und astrologischen Handschriften gerichtet. Im ganzen wurde die Rundfrage an 258 Bibliotheken gestellt, von denen 57 nicht antworteten. Auf wiederholte Anfragen liefen noch 44 Antworten ein. Die meisten Antworten enthielten eine Mitteilung über das Vorhandensein oder Fehlen solcher Hand- schriften. Nur wenige konnten wegen Nichtordnung der Bib- liothek keine entsprechende Antwort erteilen. Merkwürdig ist der Bescheid der Bibliothek des Fürsten Waldburg: „In dieser für den Adel immer noch bewegten Zeit dürfen derartige An- fragen zurzeit nicht beantwortet werden.“ Wie weit sind die Angaben der Verzeichnisse und der Die Vorarbeiten zu einem Handschriftenverzeichnis etc. 123 Antworten richtig? Diese Frage ist schwer zu beantworten. Selten nur kommt es vor, daß die angeblich astronomische Handschrift keine solche ist; so entpuppten sich einige astro- nomische Tafeln als Inhaltsverzeichnisse. Dagegen läßt sich behaupten, daß es viel mehr Handschriften gibt, als aus den Verzeichnissen folgt. Eine eingehende Nachprüfung ergab, daß die älteren Verzeichnisse, die nicht so ausführlich wie die Ber- liner oder Bamberger sind, für jeden astronomischen Sammel- band ein oder zwei Handschriften zu wenig angegeben. Bis- weilen ist für einen Sammelband mit mehreren, deutlich ver- schiedenen Arbeiten nur ein ganz allgemein gehaltener Titel angegeben, so daß man sich nicht des Eindruckes erwehren kann, daß vielen Bibliothekaren die Bestimmung astronomischer Handschriften sehr unangenehm war. Daß dabei gerade auf solche Gesichtspunkte, auf welche die Geschichtsschreibung be- sonderen Wert legen muß, nämlich auf die Anmerkungen und Berechnungen, nicht besonders geachtet wurde, nimmt nicht Wunder. Ganz der Aufmerksamkeit scheinen sich solche Hand- schriften zu entziehen, die Druckschriften beigebunden sind. So fanden sich in einer sonst vorzüglich geordneten Bibliothek mehrere Handschriften, die in gar keinem Verzeichnis standen. Kommen solche Fehler schon in gut geführten Bibliotheken vor, so ist dies bei den kleinen Bibliotheken noch viel mehr anzunehmen. Besonders aber werden die Antworten auf die Rundfrage zu Zweifeln Anlaß geben, da hier die Durchsicht des Verzeichnisses dem betreffenden Beamten oblag, der oft geneigt sein wird, auf Grund seiner Kenntnis das Vorhanden- sein entsprechender Handschriften von vornherein zu verneinen. Wie es in Österreich ging, so auch in Deutschland. Während dort die eigene Durchsicht einer ganzen Reihe von Hand- schriften auf Grund der Verzeichnisse zu Tage förderte, ge- lang es, verschiedene in deutschen Bibliotheken vorhandene und sogar durch Druck bekannte Handschriften aufzufinden, trotzdem sie in der Antwort nicht aufgeführt waren. Eine persönliche Durchsicht der Verzeichnisse der vielen kleinen deutschen Bibliotheken hätte sicher noch viel mehr Hand- 124 E. Zinner Schriften auffinden lassen. Immerhin konnten durch das Ent- gegenkommen mehrerer Bibliotheken sämtliche dort befindlichen astronomischen Handschriften zur Durchsicht erhalten werden. Wenn es auch möglich ist, die astronomischen Sammelbände der großen Bibliotheken allmählich durchzusehen, so wird sich dies bei solchen Bibliotheken, die erklären, nichts derartiges zu besitzen, nicht durchführen lassen. Anzunehmen ist nur, daß solche Bibliotheken im Verhältnis zu den großen nicht viele solche Handschriften besitzen. Bevor auf die Zahl der bis jetzt festgestellten Handschriften eingegangen werden soll, möge noch kurz der Umfang der Nachforschung angegeben werden. Das beabsichtigte Ver- zeichnis der Handschriften soll alle Handschriften aufführen, die für den Lehrbetrieb des Mittelalters und der Neuzeit und für die Entwickelung der Forschung wichtig sind; infolgedessen können griechische und orientalische Handschriften, da für die Allgemeinheit nicht verständlich, nicht berücksichtigt werden. Mitgenommen wurden die Lehrbücher der Sternforschung, ferner Tafelwerke und die Beschreibung der Werkzeuge, sowie Beob- achtungen und Briefwechsel. Als Grenze wurde das Jahr 1850 für die Sternwarten angenommen, aber vereinzelte in Biblio- theken vorhandene jüngere Handschriften auch verzeichnet. Als Anwendungsgebiete der Sternforschung wurden, weil im Mittelalter untrennbar mit ihr verbunden, die kirchliche Oster- rechnung und die Sterndeutung, ferner die Herstellung von Sonnenuhren mitgenommen. Um die für die Zeitrechnung wichtigen Kalender möglichst vollständig zu erfassen, wurden in den Staatsbibliotheken zu Wien und München mehrere hundert Kalender vor dem Jahre 1500 durch gesehen; etwa ein Fünftel davon war wichtig. Die Handschriften der Sterndeu- tung, die ihren Höhepunkt um 1500 erreichte, wurden sämt- lich berücksichtigt, da später ihre Zahl stark abnimmt. Als nicht zur Sterndeutung gehörig schieden aus die Losbücher, der Kreis des Pythagoras u. a. Erdmessung und Wetterkunde wurden nur bis zum Jahre 1600 mitgenommen. Nicht berück- sichtigt wurden einzelne Abhandlungen über Sternkunde, wie Die Vorarbeiten zu einem Handschriften Verzeichnis etc. 125 sie oft in Vorlesungen über Mathematik oder Erdkunde Vor- kommen, auch nicht die Etymologie des Isidors. Werden diese Einschränkungen gemacht, so ergeben sich bis jetzt 8544 Handschriften. Betrachtet man ihre Verteilung über die Jahrhunderte, wobei die an der Wende eines Jahr- hunderts entstandenen Handschriften zur Hälfte zu dem einen, zur Hälfte zum anderen Jahrhundert gerechnet werden, so er- geben sich für das Alter der Handschriften folgende Zahlen: Dem 7. Jahrhundert gehören an 2, dem 8. 11, dem 9. 187, dem 10. 98, dem 11. 139, dem 12. 149, dem 13. 263, dem 14. 1542, dem 15. 3795, dem 16. 1275, dem 17. 647, dem 18. 316 und dem 19. 120. Deutlich zeigt sich in der ersten Zeit der Einfluß Karls des Großen, ferner das starke Anwachsen um 1300 und die infolge der Drucktätigkeit um 1500 ein- setzende starke Abnahme der Handschriften. Bei den Hand- schriften wurden berücksichtigt die in Deutschland vorhan- denen, ferner die in Österreich im Jahre 1920 von mir fest- gestellten, sowie die in den großen Bibliotheken der Schweiz, Bel- giens und der Niederlande befindlichen. Unter den 8544 Hand- schriften sind viele mehrfache Abschriften derselben Arbeit. Die Anzahl der einzelnen Arbeiten dürfte 3000 nicht übersteigen. Die Feststellung des Verfassers und Titels ist das erste Erfordernis für das Verzeichnis. Da die mittelalterlichen Ab- schreiber oft keine Überschrift mitteilten, so ist die spätere Bestimmung des Verfassers schwierig. Aber auch wo Ver- fasser genannt sind, hat es sich herausgestellt, daß der Name schon im Mittelalter falsch angegeben war. Fehlt der Name des Verfassers, so ist es möglich, eine nicht benannte Hand- schrift einem bestimmten Verfasser zuzuschreiben, wenn die Anfangs- und Endworte, sowie der Inhalt bekannt sind. Da diese Worte in vielen Verzeichnissen nicht angegeben sind, so war häufig die persönliche Durchsicht der Handschrift nötig. Auf diese Weise gelang es, die Zahl der Handschriften unbe- kannter Verfasser herabzumindern und zugleich für bekannte Arbeiten eine viel größere Zahl von Abschriften festzustellen, als bisher angenommen wurde. So führte Herr R. Klug 12 Ab- 126 E. Zinner, Die Vorarbeiten etc. Schriften der Kalender des Johann von Gmunden an, während sich bis jetzt 91 nach weisen ließen. Ferner wies Herr Tannery die Anwesenheit von 10 Abschriften des Quadranten des Robert für das deutsche Kulturgebiet nach, während mindestens 25 vorhanden sind. Ferner weist Herr Grauert in seiner Schrift über den Meister Johann von Toledo eine Reihe von Vorher- sagen infolge der Zusammenkunft der Planeten für die Jahre 1179, 1226, 1229, 1329 u. a. nach. Diese Reihe läßt sich nunmehr leicht ergänzen, da auch für die Jahre 1190, 1317, 1319, 1425 und 1432 ähnliche Vorhersagen vorliegen. Häufig kommt es im Mittelalter vor, daß Arbeiten be- kannter Verfasser durch Einfügen von Tafeln oder Erklärungen für den Gebrauch bestimmter Schulen geeignet gemacht wurden, wie es mit der Arbeit des Messehalah über das Astrolab durch die Pariser Schule und der Arbeit des Walingford über das Albion durch die Wiener Schule geschah. Diese Umwand- lungstätigkeit ging so weit, daß die ursprüngliche Arbeit ihr früheres Aussehen verlor und nur noch ihre Teile unter ver- schiedenen Namen Vorkommen, wie es mit der Arbeit des Robert über den Quadranten geschah. Auf die Feststellung dieser Zusammenhänge wurde großer Wert gelegt. Wichtig sind die zahlreichen Tafelwerke, die besonders deutlich die Tätig- keit der Schulen und den Fortschritt der Wissenschaft anzeigen. Die vorhandenen Tafeln reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, so daß es möglich ist, von der Entwicklung dieses Zweiges der Sternforschung bei den christlichen Völkern ein vollständiges Bild zu geben. Der Endzweck der Zusammenstellung ist die Herstellung eines Verzeichnisses, das so genau als möglich die Handschriften nach Verfasser und Inhalt bestimmt, dabei auch den Zusammen- hang mit anderen gleichartigen Abhandlungen darlegt, also da- mit den Grund zu einer quellenmäßigen Geschichte der deutschen Sternforschung legt. 127 Die Lagallysche Formel für den Flüssigkeitsdruck. Von Heinrich Liebmann in Heidelberg. Vorgelegt von S. Finsterwalder in der Sitzung am 6. Mai 1922. M. Lagally hat den unter der Annahme der Gültigkeit der Bernouillischen Gleichung berechneten Druck einer sta- tionären Flüssigkeitsströmung auf eine geschlossene Fläche zu- rückgeführt auf die in der Strömung vorhandenen Quellen und Wirbel1). Bei der großen Bedeutung, die dieses Ergebnis be- sitzt, ist es von Interesse, daß seine Formel in aller Kürze auch ohne Dyadenrechnung unmittelbar aus geläufigen Sätzen der gemeinen Vektoranalysis gewonnen werden kann. Ausgangspunkt ist die Formel für den Druck 1) = — j pndf = UViidf. o o Hierin bedeutet df das Oberflächenelement, n den Einheits- vektor in der Richtung der inneren Normale, q die Dichtigkeit. Wir bedienen uns jetzt der bekannten Differentialformeln: 2) div (Fti) = F div v -f- (b V) F, 3) V v2 = 2 (b V) b + 2 b x curl b und der Gaußschen Umwandlung eines Raumintegrals in ein Oberflächenintegral 4) Jv-Fdr = - § Fndf, n o *) Über den Druck einer strömenden Flüssigkeit auf eine geschlossene Fläche. Münchener Berichte 1921, S. 209 — 226. 128 H. Liebmann die für Vektoren die Gestalt annimmt 5) j div b d t = — J* (b it) d f. R u (2) und (5) geben dann | F div b d t = — J* (b V) F d x — j F(ti tt) df. r r o Diese Formel enthält nur skalare Elemente, nämlich div b, (b it) und das Symbol (b V). Man kann daher für F auch einen Vektor, z. B. b einsetzen und erhält (5') J b div b d t = — J* (b V) b d t — J b (b n ) df. R HO Nach (3) ist aber j1 (b V) b dz = — J* b x CU1^ b dx + \ J* V b2 d x n R Ji und nach (4) J'vb^r = — J* b2n df. r o Durch Verwendung aller dieser Beziehungen erhält man1) '1>0 = | J* b2 ndf = q jj* b (bit) df + J* b div b dx o U R ^ ^ — J* b x curl b (2rj . R Wendet man diese Formel auf die Strömung im Innern einer geschlossenen Fläche F an (inneres Problem) und be- achtet, dah an der Oberfläche b auf rt senkrecht steht, also (btt) gleich Null ist, so folgt b Lagally, a. a. 0., S. 211 steht die entsprechende mit einer Dyade behaftete Formel (3). Unseren Formeln (4) und (8) entsprechen bei Lagally (4) und (9). Die Lagallysche Formel für den Flüssigkeitsdruck. 129 R R womit der Druck auf singuläre Stellen zurückgeführt und seine Unabhängigkeit von der Gestalt der Fläche erwiesen ist. Um den Druck auf eine umströmte Fläche zu berechnen (äußeres Problem), dient die Formel, die aus (6) folgt: — q J D x curl b dx. z Hierin bedeutet Z den Zwischenraum zwischen F und einer F umschließenden Kugel K, K den Innendruck auf die Kugelfläche. Um ißi? zu berechnen, bedürfen wir also noch des Wertes von J* v2 n df j b (t> n) df. i ¥ K K Die Kugel K (Radius r) soll so groß gewählt werden, daß die Singularitäten im Innern liegen, und die Geschwindig- keit soll in der Umgebung von r_1 = 0, also im Unendlichen, das Potential besitzen cp = ax -J- Ax r~ 1 -f- A2 r~ 2 -f- • • • , dabei ist dann a die rein translatorische, zur z-Achse parallele Geschwindigkeit im Unendlichen. Um nun anzudeuten, daß wir für K eine Kugel mit un- begrenzt wachsendem Radius nehmen, schreiben wir R für r. In den Flächenintegralen sind dann Glieder von der Ordnung R~3 zu vernachlässigen. Führt man nun noch Polarkoordinaten ein, setzt also x = R cos 0 , y = R sin ft cos 99 , z — R sin ft sin cp , 130 H. Liebmann so wird das Oberflächenelement der Kusel Ö df = R2 d cu = R2 sin ft d ft dcp , ferner 11 = — i cos ft — j sin ft cos 9 0 — k sin ft sin cp , b = ia — Ax R~2(i cos ft + j sin ft cos cp -j- k sin & sin 9 9), v 2 = a2 — 2 aA1 cos ft -R-2, (b n) = — a cos ft -\- Ax R~2, also — ^ v2 n -(- b (b n) = i ^ a? cos ft -f- a Ax R~ + • • • Alle weiteren Glieder sind von der Ordnuns R~3 oder fallen wegen des Faktors cos 99 bzw. sin cp bei der Integration über die Kugelfläche fort. Demnach bleibt nur — \ j*i?*n df |" ü(\)n)df = aAx R~2 j R2 da) = 4naAx K K und daher (8) = 47raAj-(-^Jb div b(Zr — 9 Jb x curl b dr , wobei nunmehr die Integrale über den ganzen Außenraum zu erstrecken sind. Ist insbesondere div D = curl b = 0 und außerdem Ax = 0, also die Geschwindigkeit im Unendlichen von höherer als der zweiten Ordnung translatorisch, so erhält man den bekannten, aber, wie es scheint, zuerst von Lagally wirklich bewiesenen Satz, daß der Flüssigkeitsdruck einer singularitäten- freien translatorischen Strömung auf eine geschlossene Fläche die Resultante Null ergibt, ein Moment kann noch übrig bleiben. Ich darf hier mitteilen, daß der Beweis dieses Satzes von F. Klein in einer Vorlesung als sehr wichtige Aufgabe be- zeichnet worden ist. Man kannte bisher wohl nur einzelne Beispiele, unter denen die translatorische Umströmung der Kugel vom Radius c, be- rechnet aus dem Geschwindigkeitspotential Die Lagallyscke Formel für den Flüssigkeitsdruck. 131 cp = ax also mit der Geschwindigkeit — 3\ 1 + 2 — ) — ^ acixr~'° 2 ( ix+jy + **). die auf der Kugel D = i£-f-jy + ^t r-r = c2 tangentiale Richtung hat, das bekannteste ist. In derselben Weise kann auch das Moment des Flüssig- keitsdruckes berechnet werden. Mit r bezeichnen wir jetzt die Strecken vom Bezugspunkt nach den Elementen der Fläche bzw. der Flüssigkeit und erhalten dann zunächst o Wir formen nun um mit Hilfe einer zuerst von A. Föppl aufgestellten, (4) und (5) an die Seite tretenden Beziehung (10) curl X> d t — — x> x n df , h U und erhalten Beachtet man, daß in curl v2r = v2 curl r V v2 x r das erste Glied rechts gleich Null ist, so erhält man (11) K 132 H. Liebmann Dieses Integral soll dann wieder aufgespalten werden in Raumintegrale, die nur curl b und div b enthalten und ein Flächenintegral. Diese Aufgabe läßt sich mit wenigen Schritten durchführen. Aus (3) folgt durch vektorielle Multiplikation mit r IVv2 x x = (bV)bxr-f(bx curl b) x r und der Formel (5') tritt an die Seite j div b • r x b dx = — J (bV)(rxb)dr — f (r x b) (b n) df. R RU Durch Zusammensetzung erhält man dann, der Formel (6) genau entsprechend : 2K„ = f? !J (r x b) (b n) df -j- J* (r x b) div b d x o R (12) „ . — | (b x curl b) x r dr j . R Betrachten wir jetzt die Strömung i m I n n e r n einer Fläche F, so ist wieder auf der Fläche (b n) gleich Null, so daß sich, entsprechend (7) das Moment ergibt (13) ■Dt/,' = o { j* (r x b) div b dr — j* (b x curl b)xrdi}. Die Integrale sind über den Innenraum zu erstrecken, und wieder erkennt man, daß nur die Gebiete, in denen Divergenz und curl von Null verschieden sind, Beiträge liefern. Um auch die umströmte Fläche zu behandeln, wobei wir, wie oben die Geschwindigkeit „im Unendlichen translato- risch“ nehmen, haben wir zunächst entsprechend der nach (7) folgenden Formel )D lF — — -DJa- + 9 ( J' (r x b) (b n) df (r x b) div b dz ' K Z — j (b x curl b) x r c7rj # z Die Lagallysche Formel für den Flüssigkeitsdruck. 133 Als Bezugspunkt nehmen wir jetzt den Mittelpunkt der Kugel K vom Radius R und lassen R unbegrenzt wachsen. ist gleich Null, weil der Druck auf die Flächenelemente der Kugel die Richtung nach dem Bezugspunkt hat. Es bleibt dann noch das erste in der Klammer stehende Integral zu untersuchen; dabei ist wieder b aus dem Geschwindigkeits- potential cp = a x + A1 r~ 1 + A2 r~ 2 + • • • abzuleiten. Ax soll nach oben getroffener Festsetzung eine Konstante sein. Ferner ist, wie oben gezeigt, auf der Kugel (b n) = — a cos & -j- Ax R~ 2 + • • • , X> — ia — A j R ~ 2 ( i cos # -f- j sin # cos

^ genügt, so ist ihre Fouriersche Reihe absolut konvergent (sc. überall); dagegen gibt es zu jeder Zahl ß Funktionen, die einer Lipschitzschen Be- dingung vom Grade ß genügen und deren Fouriersche Reihe nicht absolut konvergiert2). S. Bernstein gibt hierfür keinen Beweis an, sondern be- merkt nur, daß sich derselbe auf folgende Tatsache stützt, die er dann herleitet: Das Maximum von -J— ) f Qy ^ 0 , v= 1 die der Bedingung I Tn (x) | 1 für 0 < x < 2 n genügen, hat die Größenordnung Vn. Von den Untersuchungen S. Bernsteins ausgehend ge- lange ich im folgenden zu einem einfachen Beweis und einer Verschärfung des Satzes I, indem ich eine allgemeinere Frage- stellung behandle. Ich sage: eine Klasse (K) stetiger Funk- tionen besitzt den Konvergenzexponenten y, wenn einer- seits für die Fouriersche Reihe irgend einer Funktion aus ( K ) und für jedes y. > y die Reihe ’) Man vgl. S. Bernstein, Sur la convergence absolue des series trigonometriques. Comptes rendus 158 (I, 1914), S. 1661 — 63. 2) Gemeint ist offenbar: nicht für jedes x. Über den Konvergenzexponenten etc. 137 S («? + &v)2 = £ ! Cy \x, (cy = av — i br) V — 1 V = 1 konvergiert, während es andererseits zu jedem x < y eine Funk- tion in der Klasse ( K ) gibt, so daß die zugehörige Reihe c,, * divergiert. Herr T. Carlemann hat gezeigt, daß die Klasse aller stetigen Funktionen den Konvergenzexponenten y = 2 besitzt, wobei natürlich y 2 längst bekannt ist. Etwas schär- fere Resultate erhielt ich in meiner Arbeit: Über Potenzreihen, die im Einheitskreise beschränkte Funktionen darstellen1). Wird die Klasse ( K ) aus den stetigen Funktionen f{x) gebildet, die einer Lipschitzschen Bedingung vom Grade a genügen, d. h. gibt es zu jedem f(x) eine von x unabhängige Größe A, so daß (3) \f(x) — f(u)\<^Xx — u j° für alle x und u, so ist y eine Funktion von a, die offenbar mit wachsendem a monoton abnimmt, und der Satz I ist gleich- bedeutend mit den Ungleichungen: y (a) < 1 für a > | und y (a) > 1 für a < \ . Im folgenden wird für 0 — £ für 0 < t < — 71 Li On(x) — f(x) < 2a+1 X 7i- r sin 2 nt fl TT Jsin“ n t t dt. weiter Über den Konvergenzexponenten etc. 139 Setzt man hier r 2 — C nt = r, also dt = —dz, t2~u = — — , ’ n ’ n2~a so wird , . .. 2a~l7iA C sin2r 2ajr/l fsimr 7 on(x ) — /(a;) < r- s — ör< — dz, w /WI w J»“-1!2-“ »“ J r2-° ’ 0 0 womit der Hilfssatz 1 bewiesen ist1). Hilfssatz 2. Für nicht negative dv, dv und für p~> 1 gilt die Ungleichung: «j / ”2 \ i / "2 \ . _ 1 2) (6) SflU £ dJfW £ C7" 2*7.* C* V1 c * 0, d. h. y. > 2a+ T Damit ist die Ungleichung 7 (a) ^ 2a + 1 bewiesen. § 2. Beweis der Relation y (a) s Primza Q = + 1 oder — 1 , je 2a + 1* Hilfssatz 3. Es sei q eine Primzahl = 1 mod. 4, und das Legendresche Symbol nachdem v für den Modul q quadratischer Rest ist oder nicht; 00-C)), o^0 0 . Nun ist mit Rücksicht auf (9) für 0 < e 1 |p(^)-p(0l=|p(^)-p(c)hp(^)-p(0i1-e^2i-^|p(^)-p(0h, und aus (11) folgt weiter | P{z) — P(C) (q1 -\- q2-\ t-fr-i), v = 2,3,4, ••• (12') X) joo, — konvergiere. 0 Man vgl. etwa meine Arbeit: Ungleichungen für die Koeffizienten einer Potenzreihe, Math. Zeitschr. 1, 1918, S. 163 — 183; insb. S. 181. 2) Man vgl. z. B. Enzykl. d. math. Wiss., Bd. II, Teil I, S. 68. 142 0. Szäsz Ich setze zur Abkürzung »o == 9\ ?2 " " " "4” 9V ' 9lv (**') Gv C4) i ^ == 1 > 3, . . . , dann ist die unendliche Reihe gl (*) . *2«,-! g»(*) , 2n;-1 0) . 8?/>i «/*. ilßs + (13) ^9 , . Gy (S) = ^^,-,-> + 1-^1, V = I wobei ßl ß2 <. ß3 < • • • positive Zahlen sind, für \s\ < 1 gleichmäßig konvergent. Es ist nämlich z2nv_i-r+l — z2nr_x-y+\ _ j J (z) Qyßy Tyßy ein Polynom vom Grade 2 wv_i — r -j- 1 + 2 gy — 2 = 2nv — v — 1, und nach Hilfssatz 3 ist I U.(*) g-y, ,|£1. » = 1,2,3 "*V * V ® 1 wobei — — wegen (12') für jedes a > 0 konvergiert. Die Reihe (13) ist, wenn man die Uv (s) ausführlich an- schreibt und nicht voneinander trennt, eine Potenzreihe, die für ^'<1 konvergiert und für s .'< 1 eine stetige Funk- tion G(z) darstellt: oo /nr(3i> /O (?i> /Tf(?ü G{Z) = £ y,*- = + ... _f_^L-i e die Reihe £ v = i QT genügt die Funktion G (z) für jedes e < a einer Lipschitzschen Bedingung vom Grade e im Kreise \z\<\. Ist außerdem *> 1 £ -j- eine konvergente Reihe, so genügt G(z) sogar einer v = 1 ßv Lipschitzschen Bedingung vom Grade a. Hier darf auch a = 1 sein. Andererseits ist für x > 0 nach Hilfssatz 3 ’ß r y konvergiert, so ,«=2»v_l— V+l Hy lJy = qa,+\t, ßx [1 + 2* + 3* H h (2v — 1)*] = Sy und 1y- J(ö — 4“1 X* dx = v * 1 — , x>0. o Also ist (n _ 1^ + 1 1 £-*(« + */ 2)+l ^ a* i«+*V ß* ^ 2*+l ’ ß* ’ ’ 1 ’•••’ ly r y I y setzt man nun ßv = logg*, v = 1, 2, 3, . . ., so genügt mit Rücksicht auf die Bedingung (12') die Funk- tion G(z) einer Lipschitzschen Bedingung vom Grade a im Kreise \z 1 , während andererseits für 1 — x(a-j-40>O, d. h. x <. 2a + 1 lim Sv = -f- oo 2 wird, also die Reihe £ | yv * für jedes x < divergiert. v — i 2 a -f- 1 Es ist also 7 (a) > e) 2r J , 0 < a < 1 . Qu. e. d. — 2 a 1 144 0. Szäsz Da aber im § 1 gezeigt wurde, daß y (a) £ so hat man das Resultat 2 a + 1 ist, (14) y(°0 = 2a + 1’ 0 < a < 1 . Olfen bleibt dabei die Frage, wie sich die Reihe S ]cv|2a+' V — 1 verhält. Ich zeige, daß im Falle a > \ diese Reihe auch noch 2 divergieren kann. Jetzt wird nämlich für x — 2a + 1 <1 Sy > 1 t[ß 2 2a + 1 v = 1, 2, 3 . . Nun setze ich ßv = „l|,<2« + l)f v = 1, 2, 3, ..., co 1 offenbar ist jetzt S tt konvergent, also genügt G (z) einer V — 1 (>V Lipschitzschen Bedingung vom Grade a; dagegen ist 1 Sv> 4 v ’ also S l2a+1 divergiert. Hierbei ist 0 — — — konvergent; dagegen gibt es eine Funktion /’(#), so daß 00 sogar die zugehörige Potenzreihe Xj(av — ib,)zr = G(z) v = 0 der Lipschitzschen Bedingung Über den Konvergenzexponenten etc. 145 |6?(*)— 0(0 \ ^, so kann schon die Reihe S | cv|2a+1 divergieren. '_1 00 Ob z. B. für a = \ die Reihe S '' cv\ divergieren kann, ist eine offene Frage. V = 1 also § 3. Zusätze. 1. Die Formel (14) gilt auch für a = 1, denn es ist offenbar 7 (1) i<2, r > 0 . V = 1 v=z 1 Man setze in Ungleichung (6) ^ T [ p Ix O = = p = ~> l; „2 — x dann erhält man "2 / «2 \- / "2 ( £ kl*)* ( £ **-) 2 vv = «i z v = m ' 2 r v 2 — > / '*2 \ _ / '*2 — £ V1 I C„ |* < r = rij V = (\ « / 2 r \ 2 — « S kl’)5 ( £ "1 2t n 2- 146 0. Szäsz Nun ist für £ > 0 V 4 I «+1 " " c c 1 Xj v~ < I x" dx = xß dx = — — [(w + 1)? + * — 1] , >•=1 y = \ J J {? "T 1 also £ vs < (n + !)0, 0 < x < 2 , ist. Dies heißt 0c < 2 ; offenbar muß dabei y- > 2a _|_ i > d. h. y.>y ( a ) sein. 3. Eine weitere Verschärfung des Satzes II besteht darin, daß die Bedingung (3") durch die erheblich allgemeinere Über den Konvergenzexponenten etc. 147 2.1 (15) §[fix-\-2t) + fix-2t)-2fix)Ydx<%Xn*« für £ > 0 o ersetzt wird. Es kommt ersichtlich nur darauf an, zu zeigen, daß auch unter dieser Voraussetzung die Beziehung (8) gilt, die ihrer- seits aus der Ungleichung 2 71 (16) - [lou(x)-f{x)ydx<^~, » = 1,2,3,... 71 kJ 0 (C eine Konstante, die nur von a abhängt) folgt. Um nun diese Ungleichung zu beweisen, setze ich nach Formel (L) 2 .. ... 1 r /sinwA,-“ /sinwA,+ “ On (x) — fix) = • T 2 — — - + 2 lf(x +20 v 7 nnj \smt ) \ sin t ) 0 4 -fix — 2 t) — 2 f (#)] dt, und wende hierauf die bekannte Ungleichung b b b ^ op ix) xp ix) d ^ a a a a an. Dann wird nun ist + fix — 2 t) — 2 fix)Y dt-, 0 ~\ [fix -{-2t) + fix — 2t)— 2fix)]2dx = 16 S(a‘ + &')sin4v^. V = 1 Über den Konvergenzexponenten etc. 149 Wir haben somit den, auch direkt beweisbaren, Satz ge- wonnen: Satz III. Ist für ein positives a < 1 (o,1: -f- bl) sin4 vt P t2a für £>0, v=l l eine Konstante, so ist die Reihe ( a‘ -j- ft“)2 für v. > - — - konvergent. »■ = l | der Bedingung (15), so ist sie durchweg stetig. Es wäre von Interesse, hierfür einen direkten Beweis zu geben. « 151 Bemerkungen zu einem Satze über die Riemannsche £- Funktion. Yon Hans Hamburger (Berlin). Vorgelegt von A. Pringsheim in der Sitzung am 6. Mai 1922. An anderer Stelle1) wurde der Satz bewiesen: Es sei f(s) gleich einer ganzen Funktion von endlichem Geschlecht dividiert durch ein Polynom; wenn außerdem 1. f (s) für 9t(s)> 1 durch eine absolut konvergente Dirich- % a letsche Reihe vom Typus kJ '[ , n= 1 W 2. die Funktion (1) g{\ — = s m für 3t (s) < — a (a > 0) durch eine absolut konvergente Reihe 00 bn vom Typus kJ - dargestellt wird, so ist f (s) = konst. ’Q (s). n = 1 W (Verlangt man statt 2. die schärfere Bedingung 9‘ 0 und positive y 1 f 2/s r7 n _ } 0 für y > 1 2jtI J (s — 1) (s — 2) s ~ \ y — y- für y < 1. — S — 00 I Beweis: Diese Formel ist mit Hilfe des Cauchyschen Integralsatzes unmittelbar zu verifizieren. Beweis des Hauptsatzes: Man setze, indem man (1) benutzt (vgl. I, S. 248, Formel (17)) r (2) G(s) = (H (5-2) (s — 1) Aus der Relation 9 (1 ~ *) = ni S /q f(s )• r lim |r(l,+ i<) = V2* < = oo — — t . e 2 i « » — * folgt nach geeigneter Wahl positiver Konstanten T, C, C‘ für 9t(s) = *, 1*1^ (3) kl ;s-‘) ! r /3-S\ V 2 J < C t 6?(s)n), da wegen der Voraussetzung 2. die Funktion T' (5) 't\~* ist. Bezeichnet x eine positive Zahl, so bilde man das Integral I + ® • - ß - oo i (6) J{x) = ^ J* G(s)x~s+-ds — J (r(s)z~s+2eZs^; ^ — oo « — ß -f- ce % dann läßt sich wegen (5) J ( x ) als ein Integral über den Rand des Streifens — ß < 94 (s) < auffassen, und es ergibt sich nach dem Cauchyschen Integralsatz (7) J(x) = R(x), unter R(x ) die Summe der Residuen von G(s) an den endlich vielen Polen im Innern des Streifens verstanden ; mithin ist (8) m R(x) = S a;_s» +2Pv(loga;), v = l wenn s,, s2, . . ., sy) . . ., sm die Pole von G(s) im betrach- teten Streifen, Plt . . ., Pv, . . ., P,n Polynome in log x be- zeichnen. Setzt man, indem man für G{s ) Formel (2) benutzt (vgl. I, S. 249, Formel (19)) f + <*> i (f{x) = ~^-. I G{s)x~sJ<'- ds 2,711 J ^ —oo i V 71 2 7i i riti) f{s)(7ix)~s+2 ds, H E. Phragmen und E. Lindelöf, Sur une extension d'un principe classique de Panalyse, Acta Math. 31 (1008), S. 381 — 406, insb. S. 385. Bemerkungen zu einem Satze etc. 155 so ergibt sich, wenn man für f(s) die Dirichletsclie Reihe aus Voraussetzung 1. einsetzt und wegen der absoluten Konvergenz an von — für 3t (s) = f, die Reihenfolge von Summation und n = 1 W Integration vertauscht

0 einen stetigen Differentialquotienten erster Ordnung hat; damit dasselbe nun aber auch für die rechte Seite von (12) gilt, ist notwendig, daß alle Koeffizienten gleich einer festen Kon- stanten b sind. Mithin ist g(l — s) = (1 — s). Setzt man diesen Wert für $(1 — s) in die Formel (1) ein, so folgt aus der Riemannschen Funktionalgleichung auch m = bt(ß). W. z. b. w. 157 Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. Von Georg Faber. Vorgelegt in der Sitzung am 17. Juni 1922. Yor einiger Zeit habe ich mich, ohne meine damaligen Ergebnisse zu veröffentlichen, mit der Darstellbarkeit analy- tischer Funktionen durch Reihen beschäftigt, die nach den Näherungsnennern 1) Q, (x) = a? + o? l^-1 + • ■ • a(0y) (v = 0, 1, 2, . . .); (Koeffizient von xv in Qv(x) gleich 1) des Kettenbruchs 2) W*)a 0; — 1 fortschreiten. Inzwischen hat Herr Szegö die gleiche Frage gelöst und als Haupt- und Endergebnis mehrerer umfangreicher Abhandlungen folgenden Satz (mit gewissen einschränkenden Voraussetzungen über die nie negative Funktion p (#)) bewiesen (Math. Ann. 82 (1921), S. 193): Jede auf der Strecke — 1, -j- 1 reguläre analytische Funktion F{cc ) läßt sich in eine Reihe 3) F (x) = £> av Q,. (x) o entwickeln; diese konvergiert innerhalb der Ellipse mit den Brennpunkten — 1, 4-1, die keinen singulären Punkt von F{x) in ihrem Innern, wohl aber mindestens 158 G. Faber einen auf ihrem Rande hat. Außerhalb dieser Ellipse divergiert die Reihe (3). Die Koeffizienten av ergeben sich in Anbetracht der Orthogonalitätsbeziehungen + 1 4) J* Qu (x) Qy(x)p(x) dx = 0 für ju ^ v - i durch die Formeln + i 5) av = J F (x) Qy (*) Pfädx, wo -l + i 6) kf. = j Qy ( x ) p(x)dx. — i Falls die Summe der Halbachsen der obigen El- lipse — R ist (ich nenne sie künftig die Ellipse R), gilt 7) lim V | avkv =4- V —+ GO -tl Da sich neuerdings die Mathematiker in erhöhtem Maße mit der Darstellung analytischer Funktionen durch polyno- mische Reihen beschäftigt haben, interessiert es vielleicht, wenn ich im folgenden meinen überaus einfachen Beweis des obigen Satzes mitteile und dann im Zusammenhang damit auf einige Fragen eingehe, die in anderer Richtung liegen, als die son- stigen bemerkenswerten Ergebnisse, die Herr Szegö auf seinem Wege gefunden hat. § I. Beweis des Hauptsatzes. Ich mache vorerst die den Beweis ein wenig vereinfachende und hinterher leicht zu beseitigende Voraussetzung, daß p(x) oberhalb einer endlichen Grenze g > 0 bleibt: 8) p(x)>g>0 ( — l g J Ql(x) dx > g J Ll{x)dx 12) 2 2v + l L (2 v)\ J + 1 + 1 ^ 13) k;< j p{x)Pl(x)dx<^^ jp(x)dx< G 'l V ' — 1 - 1 Aus (12), (13) folgt 14) lim I hl — i . Ferner ist + i + 1 +1 „ 15) J Ql ipc) dx<~§p{x) Ql(x) dx < ~^~v (s. (13)) 9 -i - 1 Um so mehr ist X 16) J Ql(x)dx < falls — 1 < x < + 1, — l und daher 160 G. Faber 17) Qi&X^h1) 18) ^ lg Qv(x) | < G\ + ev. Nun beachte man: wenn £ = £ + *)/ gesetzt wird und ]/ x- — 1 durch die Bedingung 1 9) lim ]/#2 — 1 : x = + 1 X-¥ CC in der Umgebung des Punktes oo eindeutig gemacht wird, so ist das logarithmische Potential 0 Ist nämlich ein Polynom vten Grades co (x) in irgend einem Inter- vall J : b — a, b + a der Länge 2 a dem Betrage nach < G, so ist in J- co“ (x) < 4 fl G v2. Durch die Substitutionen f = (x — b) : 2 a = cos ft möge co(x) in +£) und cp (ft) übergehen; dann kann man cp (ft) = 1/2b0 -J- bt cos ft bv cos v ft setzen , wo | b 71 =1.:/ cp (ftj cos pcftdft <2 G ist. Da co' (x) = — 2 a cp1 (ft) : sin ft ist, ergibt sich sin u ft >' (x) | < 2 a I b .ft 1 ; und dies gilt auch noch für die zur Strecke — 1, -j- 1 ausgeartete Ellipse R = 1 . Die logarithmischen Potentiale 21) Wy (£, t]) = lg I Qv (£ + i v) ~u (£> v) sind für jedes v in der längs der Strecke — 1 , +1 aufge- schnittenen Ebene E‘ eindeutig und regulär (weil ja die Null- stellen aller Polynome Qv(x ) auf dieser Strecke liegen); im Unendlichen nehmen sie alle den Wert 22) IV y (x) — 0 an. Nach (18), (20) ist der Maximalwert, den wv (£, tf) auf der Strecke — 1 , 1 annimmt, < s,,; um so mehr ist überall in E‘: 23) wv (£, j i)) d xp < 2 n e,. . o Da ferner wv (r, xp) für r = 0 wegen (22) = 0 ist, hat man 2 7t 28) ^ J (wt {xp) + w~ (xp)) dxp = 0, o also wegen (27): 2 71 29) 0 P> ^ J* wf ( xp)dxp> — Ey . o Für irgend einen Punkt r, cp des Kreisgebietes r < 1 ist nach dem Poissonschen Integralsatze 2 71 30) wv(r, ) + wv (xp)) (1 — r2) r dyj > 1 — r2 1 o 2.i 2 r cos (xp — 9?) -f- r2 (1 + rf 2 L J M d v + (T^p L J w’ M i'f 271 2 71 > ' — ~ f wf (vO dxp > — Ey j r (nach (29)). 1 — T Z 71 J 1 — T 0 Dagegen ist wegen (23): 31) Wy(r,(p) 1) regulär und eindeutig sei, auf dieser aber mindestens eine singuläre Stelle besitze; und es soll gezeigt werden, daß F{x) durch eine im Innern der Ellipse R konvergente Reihe der Form (35) dargestellt werden kann, und zwar mit eindeutig bestimmten Koeffizienten + 1 36) av = -p J* F{x) Qv(x)p(x)dx. — i Zum Beweise gehe man davon aus, daß bekanntlich F{pc) im Innern der Ellipse R durch eine Reihe 37) F(X) = f> by Pv (x) o dargestellt werden kann (vgl. (9), (10)) mit 38) Ür^ | 1=^1) (_R>1). 0 Aus der Darstellung (38) folgt nebenbei noch folgendes: Ist -F” (a:) eine im Intervall — 1, + 1 gegebene Funktion und 77v (#) des Polynoms vten Grades, für das das Maximum der Differenz F (x) — 17 v (x) mög- lichst klein (= #*) ausfällt, so ist lim &v dann und nur dann = ~ < 1, V— ► 00 -Zt G. Faber 164 Bildet man für diese Funktion (37) die Koeffizienten av (36), so erhält man + i 1 oo n 39) «« = jT, £>• b> J (®) Q.u (*) p{x)dx , — 1 40) a,( < (2 + £U)2.“ S- (2 + eyy G1 * * * R' 2V ■ 2 + i ü J pW dx < (1)' 41) • Gl , also 2 lim V | | p R’ Die mit diesen Koeffizienten gebildete Reihe (35) konver- giert somit im Innern der Ellipse R; es ist leicht zu zeigen, daß sie auch die gegebene Funktion F (x) darstellt, woraus dann ohne weiteres folgt, daß in (41) das Zeichen =, nicht R> Py (x) o entwickelbar ist, wo für n — 0, 1, 2, . . ,2n — 2 + 1 43) Rn = S " a „ f Q.u (x) P„ (x) n J - 1 . 2n — 2 + 1 + 1 j <*> °° 1 p p (IX S" 2> Pr(z)Q,,(x)p(z)dx J Q.u{x)Pn(x) (vgl. (39)). wenn F(x) innerhalb der Ellipse R regulär ist, auf dieser aber min- destens eine singuläre Stelle besitzt. Dagegen gilt nur lim vk &y = 0 V — ► 00 für jedes k 0, falls F(x) auf der Strecke — 1, + 1 überall unendlich oft » 1 differenzierbar ist. Wenn also z. B. x = cos F(x ) — y]» cos B # l B™v gesetzt wird, wo Bt ganzzahlig, j : Bv ganzzahlig >• 1, lim wiy = oo, V — ► CO lim (mr \gBJ : By = 0, so ist F(x) an jeder Stelle der Strecke — 1, -f- 1 V— ► 00 unbeschränkt differenzierbar, an keiner regulär analytisch. Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. 165 Daß die hier rechts stehende Doppelreihe absolut kon- vergiert, ist ohne weiteres ersichtlich (vgl. (17)). Der zu führende Beweis der Identität a2° ^ = 0 , falls v>n. n Mit Benutzung von (47), (48) läßt sich (43) so schreiben: 50) Bn = b (bv n \ n J es ist also wegen (49) 51) Bn = bn (n = 0, 1, 2, . . .), w. z. b. w. Daß die so bewiesene Darstellung der gegebenen Funk- tion F(x) durch eine auf der Strecke — 1, +1 gleichmäßig konvergente Reihe der Form (35) nur auf eine Weise, näm- lich mit den Koeffizienten (36) möglich ist, leuchtet unmittel- bar ein, denn aus 166 G. Faber 52) F (x) ■■= f> a‘v Q„ (x) o folgt durch gliedweise Integration nach Multiplikation mit p(x): + i 53) a'r = rr- 1 F(x ) Qy(x) p{x) dx = ar. rCy V — 1 Dagegen würde es zweifellos, genau wie bei den Fourier- schen Reihen, eines weiteren Ausholens bedürfen, wenn man beweisen wollte, daß überhaupt keine zweite Darstellung (52) der Funktion F(x) möglich wäre, auch keine ungleichmäßig konvergente oder in einzelnen Punkten versagende; von vorn- herein ist klar, daß eine solche zweite Darstellung jedenfalls für keinen Punkt außerhalb der Strecke — 1 , -j- 1 konver- gieren könnte. § 2. Ergänzungen. Abschätzung von Polynomen. Die bisherige Voraussetzung p{cc) > g möge nun durch folgende ersetzt werden: Außerhalb einer endlichen Anzahl m von Intervallen der Gesamtlänge er sei 54) p (x) > g,. v (lim £y = 0 , lim V gv = 1 ; es würde übrigens keine Erschwe- V — ► QC V— ► OC rung des Beweises bedeuten, wenn man m durch mv mit lim mv = oo ersetzen wollte). V — ► 00 Bei dem folgenden Beweise dürfen und wollen wir der Einfachheit halber m = 1 voraussetzen; iy sei dann das Inter- vall der Länge e,., Jv der Rest der Strecke — 1, +1. Für Jy gibt es ein Tschebyscheffsches Polynom vter Ordnung 55) Ty (#) = xr -p • • • , dessen Maximalbetrag in Jr möglichst klein — d\, ist. Jv kann aus einem oder aus zwei Intervallen bestehen. Im ersteren Falle ist Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. 167 56) € = 2 (-re-y. Es ergibt sich dies sofort daraus, daß die Strecke Jr durch die Substitution von const. -(- x : (2 — ev) an Stelle von x aus der Strecke — 1, +1 entsteht, und daß für die zur Strecke — 1, +1 gehörigen Tschebyscheffschen Funktionen (9) = 2-v+1 ist. Besteht aber Jv aus 2 Strecken — 1, a und b, -f-l, wo b — a = so ist 57) ^<2 aber natürlich <2~v + 1. Um (57) zu beweisen, ersetze man jede Nullstelle £ des Polynoms Tv ( x ), die > b ist, durch £ — ey und eine etwa im Intervall a, b gelegene Nullstelle durch a. Dadurch geht Tv{x) in ein Polynom Tv (x) — xv + • • • über, dessen Maximalwert auf der Strecke — 1, 2 — ev einerseits nach (56) > 2 ist, während er andererseits offenbar kleiner als der Maximal- wert von \ Ty(x')\ in Jr ist. Aus (56), (57) folgt, gleichviel, aus wie viel Strecken Jv besteht, 58) = P =4 Mit Lv(x) bezeichne ich das Polynom ),ten Grades 59) Lv (x) = xv -f- • • • , für das 60) j* Ly(x) clx möglichst klein ausfällt; dieser Minimalwert sei xl. Indem man zum Vergleich die Polynome (11) heranzieht, beweist man 1 — e‘v 61) genau wie (58). 168 G. Faber Die Polynome Qy (x) und die Konstanten k,. sollen die gleiche Bedeutung haben wie in § 1, nur mit Voraussetzung (54) statt (8). Dann tritt an Stelle von (12) folgende Ungleichung 62) ky > j p (x) Q; (x)dx > gv J L‘ (x)dx > (wegen (6 1 )). Jv Jv Da die Ungleichung (13) neben (62) ohne weiteres auch jetzt gilt, ist das Weiterbestehen von i 14) lim | k',. \ = ^ »'—►OO auch unter der Voraussetzung (54) bewiesen. Die Ungleichung (15) überträgt sich ohne weiteres nur in der Form 63) jQ:(x)ix<~ Jy und hieraus folgt (wie (17) aus (15)): so ie;(*)i<~ für alle x in Jv. Daß dann aber ganz von selber (64) auch für alle x der Strecke — 1, -f- 1 gilt, ergibt sich sofort aus dem zweiten der beiden in der Fußnote S. 160 bewiesenen Sätze. Nachdem aber einmal das Fortbestehen der Beziehungen (14), (17) auch unter der erweiterten Voraussetzung (54) festge- stellt ist, verläuft der Rest des Beweises wörtlich wie in § 1. Ganz anders werden die Verhältnisse, wenn wir nunmehr voraussetzen, daß p (#) auf einer Anzahl m von Teilstrecken ix , i2, ... im des Intervalls — 1, +1 identisch Null ist. J sei der Rest dieses Intervalls nach Abzug der Strecken i2, ... im; J besteht also aus einer Anzahl Strecken Jx, J2, . . . lgo); re ist also so viel wie F Es gibt eine untere Grenze t, der Art, daß für o > r keine Kurve Fa einen Doppelpunkt hat; nur im Falle p = 1 ist r = Q. qn(x) sei irgend ein Polynom nten Grades der Form 69) qn (x) = xn + • • • I. Satz: Das Maximum von q„(x) auf F„ ist ^ o". Das logarithmische Potential 7°) -^lg|ff»(*)| — u(£,r)) verschwindet im Unendlichen (wegen (66), (69)). Es nimmt also in dem unendlichen von Fa begrenzten abgeschlossenen Gebiete seinen Maximalwert auf F„ an , und dieser ist nicht Sitzungsb. d. math.-pbys. Kl Jahrg. 1922. 12 170 G. Faber negativ. D. h. aber das Maximum von lg q„ ( x ) auf r„ Yb ist lg o. Das Zeichen = kann liier offenbar nur dann gelten, wenn das Potential (70) identisch Null ist. II. Satz: Es gibt Polynome q„(x ) der Form (69), deren Betrag auf r„<(ö + £«)n ist mit lim en = 0; und zwar fl — ► oo gilt dies gleichmäßig für alle o > o', falls nur o' > q ist. Denn (ein hinreichend großes n von vornherein voraus- gesetzt) kann man in einem beliebig vorgeschriebenen Teil- gebiete G‘ von 6r die rechte Seite von (65) mit beliebiger An- näherung durch eine Summe m 71) — lg Zi — x ] 7 i n ersetzen, wo die Punkte auf r und /<,• positive ganze Zahlen sind, deren Summe = n ist. Das Polynom m 72) //• (x — Zi)fl i hat dann die verlangte Eigenschaft. III. Satz:1) Ist auf irgend einer Kurve r„ (einschließ- lich des Grenzfalles re = r) der Betrag irgend eines Polynoms wtcn Grades k„ (x) kleiner als L , so ist auf einer Kurve wo a> > o ist, 73) ln(x) < L (!)". Das logarithmische Potential 74) lg | («) | — Yb besitzt nämlich auf Fw einen jedenfalls nicht größeren Maximal- wert als auf r„. 0 In dem besonderen Fall, wo r aus einer Strecke besteht, schon von S. Bernstein bewiesen: Mem. publies par l’Acad. des Sciences de Belgique 1912. Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. 171 Diesem Satze kann der folgende gegenüber gestellt werden: IV. Satz: Hat das Polynom kn (x) im Außengebiet von r„ und auf r„ keine Nullstellen und ist auf Fa 75) \kn(x)\>l, so ist auf rw, falls co>o: 76) lin(x) >1 Das Minimum des Potentials (74) ist nämlich auf rm nicht kleiner als auf r„ . Ferner gilt der folgende V. Satz: Sind qn (x) = xn -}- • • • {n — 0, 1, 2, . . .) Poly- nome mit dem Koeffizienten 1 der höchsten Potenz, und liegt keine Nullstelle dieser Polynome im Außen- gebiet von r„ (o > o), ist ferner (was nach Satz II mög- lich ist), für einen Wert o‘ > o 77) lim /Maximum von qn(x) == o', V auf ra. ) so konvergiert die Folge 78) V «!(.*) wo die wten Wurzeln durch die Bedingung 79) lim x ]/ -4t = 1 x-+cc Y qn (•£) eindeutig definiert sind, gleichmäßig im Außen ge- biete Cr;, von r>_, falls nur l > a, gegen eine reguläre analytische für x = co , aber sonst nirgends in Gib. ver- schwindende Funktion F (x) und es ist in Gr;. 80) — lg|F(a:) = u (£, rf) . Insbesondere hat also die Beziehung (77) die viel bestimmtere 12 172 G. Faber 81) lim Y | qn ( x ) | = A1) n — ► x gleichmäßig für alle x auf T* und alle ^ > o zur Folge. Jedenfalls kann man nach einem bekannten Montelschen Satze aus der Folge (78) eine Teilfolge auswählen, die in Gc\ gleichmäßig gegen eine reguläre für x — oo aber nirgends sonst verschwindende Funktion fix) konvergiert. Auf r„- ist 82) Maximum von f(x ) -1 = a‘. Im Außengebiet von Fn- ist also das Potential 83) — lg f{pc) j u i£, rj) das auf der Randkurve ra ■ seinen Maximalwert Null erreicht <0 und identisch Null, wenn es in einem inneren Punkte dieses Außengebietes verschwindet, was tatsächlich für x — oo stattfindet. Die Funktion f{x) hat somit alle von F (x) be- haupteten Eigenschaften, und es braucht nur noch gezeigt zu werden, daß die Folge (78) selbst, nicht nur eine aus ihr her- ausgehobene Teilfolge konvergiert. Wäre das nicht der Fall, so konnte man aus (78) eine zweite Teilfolge herausheben, die gegen eine andere Funktion als fix), etwa cp (x) in (x;. kon- vergiert; dann würde aber wieder 84) ~ lg I? 0*0| =u(£,rj), also cp (x) \ = f(x) folgen ; nach dieser Gleichung könnte sich cp ( x ) nur durch einen konstanten Faktor vom Betrage 1 von fix) unterschei- den; da aber lim (99(2) :fix)) = 1 ist, hat die Annahme, 9 7 ix) X —¥■ CO sei nicht mit fix) identisch, auf einen Widerspruch geführt. Die Gleichmäßigkeit der Konvergenz der Folge (78) in G\ ist selbstverständlich, da jede in einem Gebiete G>. konvergente b Falls die Randkurve /’aus der Strecke — 1, -j- 1 besteht, ist die Behauptung (81) offenbar mit (33) identisch. Doch ist das dort benutzte einfache Beweisverfahren nur anwendbar, wenn das Außengebiet der Kurve rg einfach zusammenhängend ist. Durch das oben Bewiesene wird zugleich eine Vermutung bestätigt, die ich in einer früheren Arbeit (Math. Ann. 64 (1907), S. 121, Gl. (20)) ausgesprochen habe. Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. 173 Folge beschränkter analytischer Funktionen in G>. gleichmäßig konvergiert. Wir nehmen nun an, die Kurve r (= re) bestehe aus den doppelt zählenden, S. 168 eingeführten Strecken Jlf J2, . . . Jk; das Außengebiet von r ist also ein sog. Schlitzbereich. 85) Tv (x) =xv -\ sei das zu J = -J- Ji -{- • • • Jk gehörige Tsch ebyscheff- sche Polynom vter Ordnung; sein Maximalwert auf J sei gl, dann folgt aus den Sätzen I, II sofort, daß 86) lim gv — g V— ► co ist. Es ist einleuchtend, daß die sämtlichen Nullstellen der Polynome Ty(x ) auf der Strecke — 1, -f- 1 liegen, auch ist leicht einzusehen, daß in jedem der Intervalle £, , i2, ... im, die mit x1 von Tv ( x ) und würde man dann £ > 0 so klein wählen, daß auch die Punkte x‘ — e und x“ -f- e in ik liegen, so würde die Er- setzung der beiden Faktoren ( x — x1), ( x — x“) in Tv(cc ) durch ( x — ( x‘ — £)), ( x — ( x “ -J- e)) bewirken, daß das so aus Tv(x ) hervorgehende Polynom an jeder Stelle in J, die keine Null- stelle von Tv(x ) ist, einen dem Betrage nach kleineren Wert annimmt als Ty (x), was im Widerspruch steht mit der Defi- nition des Tschebyscheffschen Polynoms Tv (x). Wir zerlegen Tv{x ) in zwei Faktoren: 87) Tv(x) = tv-ß(x) Tß(x) = (xv-(> ) (xß H ), deren zweiter gerade an den in den Intervallen i, , i2, ... im gelegenen Nullstellen von Tv(x) verschwindet; sind solche nicht vorhanden, so ist tß{x) = 1. Jedenfalls also ist der Grad ß von Xß höchstens gleich m. Es kommen nur solche Intervalle it in Frage, die ganz im Innern der Strecke — 1, + 1 liegen; denn es ist von vornherein klar, daß in einem Intervall i/, das einen der Punkte + 1 zum einen Endpunkt hat, keine Nullstelle von Ty ( x ) liegen kann. 174 G. Faber 88) Lr (x) — xv -f- • • • habe die Eigenschaft, daß 89) j* L;{x)ilx j möglichst klein ausfällt; dieser Minimalwert ist g‘yQyy’, denn einerseits ist er < j* T‘ (x) dx < o,Tv mal der Summe der Längen j der Intervalle Jx, J2, ... <7*. Andererseits aber würde die An- nahme, (89) sei für unendlich viele v kleiner als ( gy a)2v, mit a < 1 durch den Schluß, der von (15) zu (17) führte, ergeben, daß für jene v 90) Ly (x) i1) (vgl. S. 169). co Dann konvergiert die Reibe ?LivavQv(x) in dem einfach o zusammenhängenden Innengebiet der Kurve Ua, während sie außerhalb divergiert. Die durch die Reihe dargestellte Funk- tion hat auf der Kurve ra mindestens eine singuläre Stelle. Umgekehrt läßt sich jede im Innern von ra reguläre analy- CO tische Funktion F (x) in eine Reihe Xj vavQv{x) entwickeln mit o eindeutig bestimmten Koeffizienten av. Ist 2) q < n < r , so 00 konvergiert die Reihe Xjv av Qv(x) wieder im Innengebiet von o aber dieses besteht jetzt aus mehreren getrennten Bereichen, in denen die angegebene Reihe verschiedene analytische Funk- tionen darstellen kann. Auch ist es möglich, daß die Reihe in einzelnen außerhalb ra gelegenen Ausnahmepunkten der Intervalle ix , i2, ... im konvergiert. § 3. Ergänzungen. Zusätze. Nur um mit einer bestimmten Vorstellung zu rechnen und um des dadurch ermöglichten bequemeren Ausdrucks willen setze ich im folgenden voraus, daß p[x) auf keiner Teilstrecke des Intervalls — 1, -j- 1 identisch Null ist; die Ergebnisse und Beweise übertragen sich leicht sinngemäß auf den allge- meinen Fall. b z kann im vorliegenden Falle offenbar auch so definiert werden: V x = lim Maximum von V \QV(X)\ für alle x des Intervalls — 1, +1. v-f 00 176 G. Faber Als Zähler ZY{z) des Kettenbruchs für das Integral (2) findet man bekanntlich + 1 •w = -J Qr (x) — Qy (z) x — z p (x) d x , Für alle z eines unendlichen Gebietes T , das ganz außer- halb der Strecke — 1, -(- 1 liegt und für alle x dieser Strecke gilt nach dem in § 1 und 2 Bewiesenen 98) lim V — ► cc Qr (tt) Qr 0) Daher folgt aus (97): 99) * lim V — GO Zv (z) rp(x)dx Qv(z) J X — z gleichmäßig für alle z in T1 ). Aus (99) ergibt sich weiter für alle z in T: und also wegen (33): 101) lim vwm = ~ V — ► 00 " für alle Punkte z der Ellipse R. 00 Die Reihe £* av Zy+i (z) konvergiert daher genau wie die o 00 Reihe Qr(z) im Innern der Ellipse R und divergiert außer- o halb, wenn 102) li^ ]/T^T = 2 < 2 )'— f CO -Lv vorausgesetzt wird. Es läßt sich auch umgekehrt leicht zeigen, 9 Für (99) gibt es einen ganz anderen Beweis von Markoff; s. Perron, Die Lehre von den Kettenbrüchen, Leipzig 1913, S. 385. Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. 177 daß jede im Innern dieser Ellipse reguläre analytische Funk- 00 tion sich in eine Reihe 2jva,Zv+ i(z) mit eindeutig bestimmten o Koeffizienten ay entwickeln läßt; nur gibt es für diese nach Kettenbruchzählern fortschreitende Reihen nicht so einfache Koeffizientenformeln wie für die Reihen nach Kettenbruch- nennern. Ferner ist klar, daß jede im Innern einer Ellipse R regu- läre Funktion daselbst als Grenzwert der Lagran gesehen Inter- polationsformel dargestellt werden kann, wenn als Interpola- tionsstellen die Nullstellen der Polynome Qv ( x ) (oder auch Zv ( x )) gewählt werden. Endlich beweist man leicht, daß für die Anzahl nv der auf einer Teilstrecke a, b (> a) der Strecke — 1 , -fi 1 gelegenen Nullstellen des Polynoms Q,. ( x ) (oder auch Zv{x )) die Formel b a gilt. Allgemein sind die Nullstellen von Qv ( x ) für v — » oo , auch wenn Intervalle ix , ... im, in denen p (x) = 0 ist, zuge- lassen werden, auf die Intervalle Jx, J2, . . . Jk nach dem gleichen Gesetze verteilt wie die Elektrizitätsmenge 1, falls die als unendlich dünne leitende Stäbe aufzufassenden Strecken J, , J2, ... Jk durch diese Belegung alle auf das gleiche kon- stante Potential gebracht werden sollen. Hat man neben dem Integral (2) noch ein zweites 104) +CP,W** J X — z — 1 wo px{x) in keinem Teilintervall der Strecke — 1, -f- 1 iden- tisch verschwindet, in dem p(x) nicht identisch verschwindet, und umgekehrt, bedeutet ferner Sv (z) einen Näherungszähler oder Nenner vten Grades des Kettenbruchs für das eine oder andere dieser Integrale und ist endlich 178 G. Faber, Über nach Polynomen fortschreitende Reihen. 105) t/,0) so ist wegen + 1 j Sy(x) — Sv(z) p{x ) dx, y Sy(x) , ™ Sy(z) = 0 (für irgend ein z außerhalb der Strecke — 1, -f- 1 und alle x auf dieser Strecke) : 107) +1 Uy(z) P p(x)dx r ITÜo Sy (z) J X Z Das ist eine sehr weit reichende Verallgemeinerung des Markoffschen Satzes (99). 179 Revision des Atomgewichtes des Thalliums. Analyse des Thallochlorids. Von 0. Hönigschmid, L. Birckenbacli und E. Kothe. (Aus dem Chem. Labor, der bayer. Akad. der Wissenschaften.) Vorgetragen in der Sitzung am 17. Juni 1922. Das beute gültige Atomgewicht des Thalliums beruht auf den Ergebnissen der klassischen Untersuchung von Crookes1), die vor 50 Jahren ausgeführt wurde und den Wert TI = 204,04 ergab. Crookes benutzte als Bestimmungsmethode die Synthese von Thallonitrat, ausgehend von reinem Thalliummetall. Diese Methode ist an sich einwandfrei und wurde von ihm auch in mehrjähriger Arbeit unter Überwindung der großen Schwierig- keiten, die ihre Ausführung bietet, in vorzüglicher Weise ge- meistert. Richards und Forbes2) bedienten sich in neuerer Zeit der prinzipiell gleichen Methode zur Ermittlung des fundamen- talen Verhältnisses von Silber zu Sauerstoff, und ihr so ge- fundener Atomgewichtswert für Silber ist heute als der beste anzusehen, über den wir verfügen. Ein Vergleich ihrer Arbeits- weise mit der von Crookes läßt allerdings erkennen, daß sein Werk entsprechend den inzwischen erzielten Fortschritten und der Vervollkommnung der Hilfsmittel nicht mehr den modernen Ansprüchen genügen kann und daher eine Revision dieses Atom- gewichtes als erwünscht erscheinen muß. Im letzten halben Jahrhundert hatte sich die Atomgewichtsforschung nur sehr wenig mit dem Thallium beschäftigt. Es liegt zwar eine vor 30 Jahren ausgeführte Untersuchung von Lepierre3) vor, die 9 Crookes, Phil. Trans. 163, 277 (1874). 2) Richards und Forbes, Zeitschr. f. anorg. Ch. 55, 34 (1907). 3) Lepierre, Bull. soc. chim. (3), 9, 166 u. 11, 423. ISO 0. Hönigschmid, L. Birckenbach und E. Kothe aber nicht wesentlich zur Klärung der Frage beigetragen hat, da die Ergebnisse der nach vier verschiedenen Methoden aus- geführten Bestimmungen untereinander recht abweichende Re- sultate lieferten, die im wesentlichen den Crookes’schen Wert zu bestätigen schienen. Wir entschieden uns für die Analyse des Thallochlorids, das bisher noch nicht als Ausgangsmaterial zur Bestimmung des Atomgewichtes des Thalliums verwendet worden war. Aller- dings haben Wells und Penfield 1894 zwei Analysen des Thallo- chlorids ausgeführt und aus denselben das Atomgewicht be- rechnet, doch geschah dies im Verlaufe einer anderen Zwecken dienenden Untersuchung, so daß die Bestimmungen, die zu dem Werte 204,48 führten, kaum irgend welche Beachtung fanden, zumal sie nicht den Anspruch auf höchste Genauigkeit er- heben konnten. Herstellung der Reagentien. Die verwendeten Reagentien wurden sorgfältigst gereinigt. Das Wasser wurde zweimal destilliert und zwar mit alkalischer Permanganatlösung und mit verdünnter Schwefelsäure. Die Salzsäure und Salpetersäure wurden mit Quarzkühler destilliert. Das Silber war nach den besten Methoden der Harvardschule gereinigt und zwar fünfmal als Nitrat aus konzentrierter Lösung mit Salpetersäure gefällt, mit Ammoniumformiat reduziert, das Metall auf einer Unterlage aus reinstem Kalk mit dem Gebläse zu großen Reguli geschmolzen, dann elektrolytisch aus salpeter- saurer Lösung kathodisch abgeschieden, wobei die Reguli als Anode dienten. Schließlich wurden die gut gewaschenen Silber- Kristalle in Kalkschiffchen im Wasserstoffston zu Reguli ver- schiedener Größe geschmolzen, geätzt, gewaschen und getrocknet. Reinigung des Materials. Zur Gewinnung des Thallochlorids gingen wir von käuf- lichem Thalliummetall aus, das wir in verdünnter Schwefel- säure lösten; aus der konzentrierten Lösung abgeschiedenes Thallosulfat wurde fünfmal umkristallisiert und dabei die stark Revision des Atomgewichtes des Thalliums. 181 verdünnte Mutterlauge der dritten Kristallisation durch Ein- leiten von Schwefelwasserstoff auf Blei untersucht. Trotzdem die mit H2S gesättigte Lösung lange im verschlossenen Gefäß stehen blieb, schied sich nicht eine Spur von Bleisulfid ab. Aus der stark verdünnten Lösung des Sulfats fällten wir mit destillierter Salzsäure das Thallochlorid aus, trennten die Kri- stalle durch Zentrifugieren in Platintrichtern von der Mutter- lauge und kristallisierten sie noch 3 bis 5 mal unter Eisküh- lung aus reinem Wasser um. Diese Operation wurde in großen Platintöpfen vorgenommen und jedesmal das Chlorid in Platin- trichtern zentrifugiert. Die Analysen des dreimal kristalli- sierten Produktes gaben die gleichen Werte wie diejenigen des fünfmal umkristallisierten, so daß eine Fortsetzung der Kristal- lisation nicht zu einem reineren Produkt hätte führen können. Das frisch abgeschiedene Thallochlorid ist vollkommen weiß, färbt sich aber im Lichte violett, doch bei weitem nicht so rasch wie Chlorsilber. Wage und Gewichte. Es wurde eine auf 0,01 bis 0,02 mg empfindliche Rueprecht- wage verwendet und feinst justierte Präzisionsgewichte aus ver- goldetem Messing resp. Platin, die nach Richards geeicht waren. Sämtliche Wägungen wurden durch Substitution mit Gegen- gewichten ausgeführt und auf den luftleeren Raum reduziert. Folgende Vakuumkorrekturen kamen zur Anwendung. spez. Gew. Messinggewichte 8,4 TI CI 7,2 Ag CI 5,56 Ag 10,5 Vak. Korr, f . 1 g + 0,28 mg + 0,73 „ 0,28 „ Vorbereitung des Thallochlorids zur Analyse. Während der Kristallisation des Chlorids ist es absolut nicht zu vermeiden, daß gelegentlich des oftmaligen Aufkochens der Lösung trotz aller Vorsichtsmaßregeln, wie Vornahme der Auflösung und der Kristallisation unter einem Schutzschirm 182 0. Hönigschmid, L. Birckenbach und E. Kothe etwas Laboratoriumsstaub in dieselbe gelangt, der dem Chlorid beigemischt bleibt. Andererseits sollte das Chlorid vor der Wägung geschmolzen werden, wie es die Praxis moderner Atom- gewichtsbestimmung von der zu wägenden Substanz verlangt. Beim Schmelzen des Chlorids verkohlt nun der Staub, so weit er organischer Natur ist, und gibt sich beim Auflösen als schwarzer Rückstand zu erkennen. Es erschien deshalb als absolut notwendig, das Chlorid zu destillieren, ein Verfahren, das sich schon bei der Analyse des Bleichlorids ausgezeichnet bewährt hatte. Hiezu diente der schon öfter beschriebene Quarzapparat, der es ermöglicht, flüchtige Metallhalogenide in ein gewogenes Quarzröhrchen in beliebigem Gasstrom zu destil- lieren, sie darin zu schmelzen und das Quarzröhrchen mit dem Halogenid in gereinigtem und trockenem Luftstrom in sein Wäge- glas einzuschieben und dieses zu verschließen, ohne es vorher mit der Laboratoriums- Atmosphäre in Berührung zu bringen. Die Destillation wurde im Stickstoffstrom oder in trockener Luft vorgenommen, nachdem sich bei Vorversuchen gezeigt hatte, daß beim Arbeiten in einem HCl-Strom offenbar eine Additionsverbindung zwischen TI CI und HCl gebildet wird, die eine Braunrotfärbung des Clorids zur Folge hat. Das so destil- lierte und geschmolzene Chlorid war stets vollkommen farblos und durchsichtig, ähnlich reinstem geschmolzenen Chlorsilber. Im Stickstoff oder in Luft geschmolzen besitzt es offenbar eine sehr kleine Oberflächenspannung, da es die Wände des Röhrchens stark benetzt, was zur Folge hat, daß infolge der Kontraktion des festhaftenden Chlorids beim Abkühlen das Quarzröhrchen zumeist zersprengt wird, wenn man nicht noch vor dem Er- starren des geschmolzenen Chlorids durch Drehen des Quarz- apparates dafür sorgt, daß das geschmolzene Chlorid in mög- lichst dünner Schicht an den Wänden des Röhrchens verteilt wird. Wird es hingegen im Chlorwasserstoff geschmolzen, so erstarrt es am Quarzglas nicht haftend mit konvexer Oberfläche. Revision des Atomgewichtes des Thalliums. 183 Ausführung der Analysen. Das gewogene Chlorid wurde in heißem Wasser in einem 3 Liter Erlenmeyer-Kolben mit eingeschliffenem Stopfen gelöst. Während der Auflösung wurde das an einem dünnen Platin- draht befestigte Quarzröhrchen mit dem Chlorid im Wasser schwebend gehalten, während der Kolben mittels elektrischer Heizplatte erhitzt wurde, ohne daß die Lösung zum Sieden kam. Ein Schutzschirm verhinderte das Hineinfallen von Staub in die Lösung. Nach einigen Stunden war das Chlorid voll- kommen klar ohne jeglichen Rückstand gelöst. Die Analyse erfolgte durch Bestimmung der beiden Ver- hältnisse TlCl:Ag und TlCl:AgCl in üblicher Weise durch gravimetrische Titration mit Hilfe des Nephelometers resp. durch Wägung des mit überschüssigem Silbernitrat abgeschie- denen Silberchlorids. Es wurde zunächst in einigen Vorver- suchen aus dem zweiten Verhältnis ein vorläufiger Wert für das gesuchte Atomgewicht ermittelt und dann unter Zugrunde- legung desselben die zur Fällung des Chlorions im gewogenen Thallochlorid benötigte Silbermenge berechnet, mit Hilfe der Silberregugi genauest ausgewogen, in verdünnter Salpetersäure gelöst, die Lösung auf ca. 0,1 Normalität verdünnt und damit die Fällung bewirkt. Ein Überschuß des einen oder anderen Ions wurde auf nephelometrischem Wege ermittelt. Verhältnis TlCl:Ag. Nr. <1. Anal. Präp. TI CI i. Yak. A g. i. Vak. TI CI : Ag At.Gew. v.Tl- 1 5 X krist. 4,54695 2,04516 2,22327 204,39 2 3 X „ 4,87772 2,19400 2,22320 204,38 3 3 x , 4,44375 1,99880 2,22320 204,38 4 3 x „ 4,73108 2,12806 2,22318 204,38 5 3 X „ 4,70255 2,11521 2,22321 204,38 6 3 x „ 4,81477 2,16565 2,22324 204,39 7 3 x „ 4,75748 2,13955 2,22358 204,42 8 4 x , 4,76741 2,14415 2,22344 204,41 9 5 x „ 4,64623 2,09013 2,22294 204,35 10 5 X „ 4,95373 2,22829 2,22310 204,37 11 5 x , 4,07035 1,83075 2,22332 204,40 12 5 x „ 5,43917 2,44658 2,22317 204,38 56,75019 25,52633 2,22324 204,39 184 0. Hönigschmid, L. Birckenbach und E. Kothe Zwölf Bestimmungen des Verhältnisses TI CI : Ag ergaben als Mittelwert das Atomgewicht TI = 204,39 mit einer mittleren Abweichung vom Mittel von ± 0,012. Im ganzen verbrauchten 56,75019 g TIC zur Fällung des Chlorions 25,52633 g Ag. Aus diesen Zahlen ergibt sich für das Verhältnis TI CI : Ag der Wert 2,22320 und das Atomgewicht TI = 204,38. Verhältnis TlClrAgCl. Nr. d. Anal. Präp. TI CI i. Yak. AgCl i. Vak. TI CI: AgCl At.Gew.v. PI. 2a 3 X krist. 4,87772 2,91508 1,67327 204,38 3a 3 x „ 4,44375 2,65516 1,67362 204,43 4a 3 x „ 4,73108 2,82758 1,67319 204,37 5 a 3 x „ 4,70255 2,81039 1,67327 204,39 6a 3 x „ 4,81477 2,87677 1,67367 204,44 7a 3 x , 4,75748 2,84329 1,67323 204,38 8 a 4 x „ 4,76741 2,84833 1,67346 204,41 9 a 5 x „ 4,64623 2,77697 1,67313 204,36 11a 5 x „ 4,07035 2,43251 1,67331 204,39 12a 5 x „ 5,43917 3,25060 1,67328 204,39 13 5 x v 6,36696 3,80514 1,67325 204,38 14 5 x 4,94141 2,95334 1,67316 204,37 58,55888 34,99566 1,67332 204,39 Pi:P2 = 1:1,6; A = 3,5:10000; ,4, = 2,5: 10000; At = 0,35: 10000. Aus zwölf Bestimmungen des Verhältnisses TI CI : AgCl er- gibt sich als Mittelwert das Atomgewicht TI = 204,39 mit einer mittleren Abweichung vom Mittel von ± 0,02. Insgesamt er- gaben 58,55888 g TI bei der Fällung mit Silber 34,99566 g AgCl. Aus diesen Zahlen berechnet sich das Verhältnis TI CI: AgCl zu 1,67332 und das Atomgewicht des Thalliums zu TI = 204,39. Beide Analysenserien ergeben demnach identische Mittel- werte, weshalb wir den Wert TI = 204.39 als das derzeit wahr- scheinlichste Atomgewicht des Thalliums betrachten. Diesem Resultat kommt auch ein gewisses theoretisches Interesse zu. Fajans1) hat vor kurzem einen Instabilitätssatz aufgestellt, nach welchem keine stabile Atomart mit ungerad- ’) Fajans: Radioaktivität und die neueste Entwickelung der Lehre von den chemischen Elementen, 4. Aufl., 1922, Seite 93. Revision des Atomgewichtes des Thalliums. 185 zahliger Kernladung und einem durch vier teilbaren Atom- gewicht existieren dürfte. Nach diesem Satz müßte deshalb entweder das bisher geltende Atomgewicht TI = 204,0 (Kern- ladung 81) unrichtig sein, oder ein zufällig ganzzahliges Ver- bindungsgewicht eines Isotopengemisches vorstellen. Als uns nun Fajans von dieser Überlegung in Kenntnis setzte, konnten wir ihm gleich deren Richtigkeit wenigstens zum Teil be- stätigen, denn da das von uns inzwischen ermittelte Verbin- dungsgewicht 204,39 stark von der Ganzzahligkeit abweicht, muß es als sehr wahrscheinlich gelten, daß das Thallium in der Tat ein Isotopengemisch vorstellt. Ob allerdings in diesem Isotopengemisch, wie es der „Instabilitätssatz“ fordert, keine Atomart mit dem Atomgewicht 204,0 existiert, wird erst die Analyse mit Hilfe der positiven Strahlen entscheiden. Sitzungsb. <1. math.-phys. Kl. Jalirg. 1922. 13 187 Über die äussere Berandung eines im Endlichen gelegenen Gebietes und den Jordan sehen Kurvensatz. Von Alfred Pringslieim. Vorgetragen in der Sitzung am 17. Juni 1922. Ein älterer von Herrn E. Phragmen1) herrührender Satz besagt, daß eine Punktmenge, welche die vollständige Begren- zung eines im Endlichen gelegenen Gebietes bildet, irgend einen Teil enthalten muß, welcher zusammenhängend2) ist. Ich gebe im folgenden diesem Satze eine wesentlich vervollkomm- nete Fassung, welche einen genaueren Einblick in die Struktur jenes zusammenhängenden Begrenzungsteils gibt und seinen Charakter als äußere Berandung des betreifendes Gebietes deut- lich hervortreten läßt, und beweise ihn nach einer Methode, welche sich gleichzeitig als geeignet erweist, als Grundlage für einen neuen Beweis des Jordan sehen Kurvensatzes zu dienen. Nach meinem Dafürhalten dürfte derselbe in Bezug auf ge- dankliche Einfachheit und Anschaulichkeit vor den bisherigen Beweisen gewisse Vorzüge besitzen und mag daher trotz deren bereits recht stattlicher Zahl als nicht ganz überflüssig er- scheinen. Es ist doch immerhin einigermaßen auffallend, daß bei der prinzipiellen Wichtigkeit, ja fundamentalen Bedeutung jenes Satzes die deutschen Lehrbücher der Funktionentheorie sich stets mit seiner Erwähnung begnügen, daß aber noch kein b Acta mathematica 7 (1S85), S. 45. 2) Ich zitiere den von Herrn Phragmen benützten Ausdruck. Der- selbe läßt sich aber ohne weiteres durch den prägnanteren ersetzen, daß jener Begrenzungsteil ein linienhaftesKontinuumfd.h.eine zusammen- hängende abgeschlossene Punktmenge ohne Innenpunkte) bildet. 13* 188 A. Pringsheim einziges den Versuch gemacht hat, einen der vorhandenen Be- weise in einer für den Anfänger genießbaren Form zu repro- duzieren1). Während übrigens die große Mehrzahl der frag- lichen Beweise die Gültigkeit des Satzes für ein beliebiges (ein- fach geschlossenes) Polygon voraussetzt, wird dieselbe im fol- genden nur für ein Treppenpolygon2) in Anspruch genommen. § I. Der Phragmensche Satz. 1. Es sei eine unbegrenzte Folge endlicher Punktmengeu mit beständig zunehmender Gliederzahl nv gegeben: {P,^}, {P,^}, • • • 1 {P^1}, . . . ausführlicher geschrieben: p(.0) Tl , p(0) r 2 , p(°) * 3 1 • ■ ptO) •l r«0 * p (*) p(*l Pi , p(l) -C3 , • • pO) • 1 ■*»»! ? p(v) p 1 p(*'l Pi 1 pW Pi- pM • i nv * * wo : *) Eine Ausnahme macht das Osgoodsche Lehrbuch der Funktionen- theorie (l.Aufl. 1907, 2. Aufl. 1912) nur insofern, als es für den sehr speziellen Fall „regulärer“ (d. h. abteilungsweise mit stetig sich drehen- der Tangente begabter) Kurven einen von Herrn L. D. Arnes herrüh- renden, übrigens doch ziemlich umständlichen Beweis wiedergibt (I, S. 130 — 141, bzw. 160—172). 2) Einen einfachen Beweis für diesen besonderen Fall habe ich im Jahrgang 1915 dieser Berichte mitgeteilt (s. insbesondere a. a. 0., S. 41. Übrigens läßt sich der dort gegebene Beweis noch etwas vereinfachen) Im Anschluß hieran möchte ich noch hervorheben, daß aus der Gültig- keit des Jordanschen Satzes für ein Treppenpolygon mit Leichtig- keit diejenige für eine geschlossene abteilungsweise monotone Kurve gefolgert werden kann. Will man sich also überhaupt mit dem Beweise eines Spezialfalles begnügen (der dann für die üblichen funktionentheo- retischen Anwendungen mehr als ausreichend ist), so erscheint die Be- schränkung auf abteilungsweise monotone Kurven weit zweck- mäßiger als diejenige auf reguläre (in dem Sinne, wie in Fußn. 1). Äußere Berandung und Jordanscher Kurvensatz. 189 so daß also jede dieser Mengen mit demselben Punkte Pj0) be- ginnt. Ferner soll jede aus der unmittelbar vorhergehenden lediglich durch Einschaltung bzw. Anfügung weiterer Punkte, im übrigen mit Festhaltung der bestehenden Ordnung hervor- gehen und somit alle vorhergehenden als Teilmengen ent- halten. Wird dann für hinlänglich großes v der Abstand je zweier konsekutiver Punkte beliebig klein, etwa: Pjv)lfU 3 so angenommen, daß: <5, = — - — - < <5o (und zugleich eo ipso : d, < X • — = P dftV 1 m0 m1 V 1 = 3 m0 3 sodann jedes der von £<, eingeschlossenen Quadrate in m\ Teil- quadrate von der Seitenlänge d, zerlegt, so bilden die an $£0 längs einer Seite oder auch nur in einem Eckpunkt anstoßen- den Teilquadrate einen lediglich aus Außenpunkten von 33 q Nämlich, wenn Pf , Pf_ j zwei 51- Quadraten angehören, die nur einen Eckpunkt gemein haben. Andernfalls hat man: Pf Pff ^ V2 • d0 bzw. ^ 1/5 • «50, je nachdem Pf > P;f_, demselben bzw. zwei aneinander liegen- den SR-Quadraten angehören. 2) Nämlich, wenn jenes Nachbarquadrat den Punkt Pf mit dem Quadrat Nr. 1 gemeinsam hat und keinen weiteren enthält. 3) Vgl. Fig. VI. Nimmt man daselbst das Quadrat a als Quadrat Nr. 1, so würde bei der durch die Pfeile angedeuteten Umlaufsrichtung weder b, noch c, vielmehr erst d den Puukt Pf liefern. 4) S. z. B. in Fig. II das mit c bezeichnete Quadrat. Daselbst würden nur die Quadrate b und d für die Auswahl der ausgezeichneten Randpunkte Pf in Betracht kommen. Andererseits könnte aber das Quadrat c einen Randpunkt enthalten, der näher an dem Eckpunkt B liegt, als die ausgezeichneten Randpunkte der Quadrate b und d an den Seiten AB und BC, was dann bei der Bestimmung des im Text mit <5‘0 bezeichneten Abstandes ausschlaggebend wäre. Äußere Berandung und Jordanscher Kurvensatz. 197 bestehenden Ring, der außer von X0 von einem im Abstande <5j parallel zu X0 verlaufenden Treppenpolygone Xö begrenzt wird. Enthält dann irgend ein an Xö anliegendes Quadrat einen der ausgezeichneten Randpunkte P;°\ so ist dieser wieder ein n äcbstgelegener in Bezug auf diejenige Quadratseite, welche jetzt an die Stelle der früher dem Punkte P)J) zugeordneten (ihr parallelen) größeren Quadratseite getreten ist. Es besteht dann die Möglichkeit, daß schon alle Punkte P{0) (l = 1, 2, . . . n0) auf diese Weise wieder zum Vorschein kommen. Es können aber auch Punkte PP (möglicherweise sogar alle) infolge der Verkleinerung der Teilquadrate durch ein oder auch mehrere (einen Streifen von der Breite bildende) Zwischenquadrate von Xö getrennt sein. Alle diese Zwischenquadrate mögen dann an das Treppenpolygon Xö noch angesetzt werden1), ebenso auch alle Quadrate, die etwa von zwei senkrecht zu- einander verlaufenden zusammenstoßenden Streifen und einem Teil von Xö eingeschlossen werden2). Alsdann tritt an die Stelle des Treppenpolygons Xö jetzt ein neues S£o, dessen Äußeres wieder aus einem lückenlosen Gebiet von Außen- punkten des Bereiches 53 besteht, während das Innere diesen letzteren enthält. Zugleich besitzt dasselbe die Eigenschaft, daß bei positivem, mit dem Quadrate, welches den Punkt Pp enthält, beginnenden Umlauf in den an S£5 nach innen an- liegenden Quadraten sämtliche Punkte der Menge {Pp\ und zwar genau in der früheren Reihenfolge auftreten. Andererseits können aber unter den an 5£ö nach innen anliegenden Quadraten noch weitere randpunktfreie vor- handen sein. Auch diese fügen wir noch zu dem von Xö be- 9 Sollte einer der Punkte auf der Trennungslinie zweier benachbarter Zwischenquadrate liegen, so mögen diese beiden bzw. ein entsprechender Streifen von der Breite 2 (5t an X'„ angeschlossen werden. 2) Solche Quadrate sind sicher randpunktfrei. Denn die ent- gegengesetzte Annahme würde wiederum auf den bereits mehrfach vor- gekommenen Widerspruch gegen den vorausgesetzten Zusammenhang von 53 führen. 198 A. Pringsheim grenzten Komplexe hinzu, ebenso auch alle diejenigen, die mit diesen oder einem anderen bereits angeschlossenen längs einer Seite Zusammenhängen sollten, und setzen dieses Verfahren so lange fort, bis jedes der äußersten angeschlossenen randpunkt- freien an ein randpunkthaltiges anzuliegen kommt. Als Begrenzung aller so zusammengeschlossenen 2t- Quadrate er- scheint dann auf Grund der bei dem Existenznachweise des Treppenpolygons £0 benützten Schlußweise ein (einfach ge- schlossenes) Treppenpolygon $£x, welches nach innen den Bereich 23 enger umschließt, als jedes der Treppenpolygone X0, Xo, £3 (falls es nicht mit dem letztgenannten bzw. mit beiden letztgenannten identisch ist), und nach außen wiederum ein lückenloses Gebiet 2Q von Außenpunkten begrenzt, welches das zuvor mit 2t0 bezeichnete als Teil enthält. Aus jedem, der nunmehr an anliegenden, durchweg randpunkt- haltigen Quadrate (unter denen auch alle bereits an X] an- liegenden 9t-Quadrate, insbesondere die P] ’-haltigen Vorkommen) heben wir wieder genau nach den zuvor getroffenen Festsetzungen eine (nur zum Teil neue) Menge ausgezeichneter Rand- punkte heraus, welche die Menge {P^*} als Teilmenge ent- hält. Die ihr angehörigen Punkte mögen in der Reihenfolge, welche bei positivem, mit der dem Punkte P\0) zugeordneten Quadratseite beginnenden Umlauf um 5L, zum Vorschein kommt, mit: PiU), Pj CD p CD dCD "l (wo: P{n s= PH, COK ihre Gesamtheit mit {Pnj1} bezeichnet werden. Für den Ab- stand konsekutiver Punkte besteht jetzt die Beziehung: Pil) Pa+i ^ 2 V 2 • <5, (X = 1, 2, . . . n, - 1) und dieselbe obere Schranke gilt auch für P^ Pj(1). Wir behaupten nun, daß die innerhalb der Folge {P^,1} vollständig enthaltene Menge der Punkte P;0), abgesehen von Einschaltungen weiterer Randpunkte, wieder genau in der ur- sprünglichen Anordnung auftritt, wie dies ja bei der Umlaufung von Xj noch der Fall war und offenbar bestehen bliebe, wenn Äußere Berandung1 und Jordanscher Kurvensatz. 199 jetzt nur diejenigen neuerdings ausgezeichneten Rand- punkte zwischengeschaltet würden, welche an £ö anliegenden 9t-Quadraten angehören. Es erscheint aber fraglich, ob bei Aufzählung aller möglichen bei Umlaufung von X, auftreten- den ausgezeichneten Randpunkte nicht irgend einer der Punkte Pf sich zwischen zwei Punkte Pf und Pf|-i ein- schieben könnte. Das ist selbstverständlich ausgeschlossen, wenn Pf und Pl+ i demselben oder zwei (wenn auch nur in einem Eckpunkt) an einander stoßenden Quadraten an- gehören. Es kommt daher lediglich der Fall in Betracht, daß Pi°+i einem Quadrate angehört, das bei Umlaufung von nicht unmittelbar dem mit Pf besetzten folgt. Wird das zwischen diesen beiden Quadraten verlaufende Stück des Trep- penpolygons SLy von lauter 3t-Quadraten begrenzt, so gehört dasselbe auch dem Treppenpolygon Stj an, sodaß in diesem Abschnitt der Umlaufung von X, gegen früher keinerlei Ände- rung eintritt. Eine solche wird erst dann möglich, wenn längs des fraglichen Stückes von %] durchweg oder wenigstens teil- weise 2t-Quadrate anliegen. Sei dann etwa das (aus einer oder mehreren Quadratseiten bestehende) Wegstück A...B von das erste, an welchem durchweg 21-Quadrate anliegen. Um 3^ aus Xq herzustellen, wird zunächst an jede zu A...B ge- hörige Quadratseite ein 5I-Quadrat angesetzt und mit weiterer Hinzufügung von 2l-Quadraten so lange fortgefahren, bis der entstandene Komplex, abgesehen von dem Wegstück A...B, durchweg von 9t-Quadraten begrenzt wird. Seine Begrenzung entsteht aus zwei Treppenwegen, die bei A und bei B be- ginnend schließlich zu einem einzigen, die Punkte A und B verbindenden Treppenwege t zusammenlaufen müssen1). Denn keiner jener beiden Treppenwege kann abbrechen oder an ir- gend einem nicht zu A...B gehörigen Punkte von 5LÖ bzw. einmünden, da auf diese Weise das Treppenpolygon in zwei • x) Die Begegnung der beiden Treppenwege kann auch in einem zu A...B gehörigen Eckpunkt stattfinden. 200 A. Pringsheim solche zerfallen würde, das eine den Randpunkt P*0), das andere PV+\ enthaltend, was wiederum den Zusammenhang von 23 zerreissen würde. Der von A nach B führende Treppen- weg t tritt dann bei positiver Umlaufung von an die Stelle des Wegstückes A...B bei Umlaufung von Dabei werden sich eine Anzahl der neuerdings ausgezeichneten Rand- punkte zwischen P und Pj+i einschieben. Soll die gleiche Möglichkeit für einen der älteren Serie angehörigen Punkt P\() bestehen, so muß der Treppeuweg t eine Seite mit demjenigen an anliegenden 5t-Quadrat Oa gemein haben, welches den Punkt P;0) enthält. Dies ist nun, da t, wie bemerkt, außer Punkten von A...B keinen weiteren Punkt mit %“0 gemein haben kann, einzig in der Weise möglich, daß D;. nur eine zu gehörige Seite besitzt und der Randpunkt P;0) als nächstliegender ihr zugeordnet ist, während die ihr pa- rallele Seite zu t gehört. Für diese muß aber auf Grund des zuvor im Anschluß an Fig. VII gesagten ein neuer nächst- gelegener Punkt P^) vorhanden sein und nur dieser letztere schiebt sich unter diejenigen zwischen P*0) und P^+\ ein, während P|0) auch bei Umlaufung von erst hinter P*°+i an die Reihe kommen kann1). Hiermit ist also der Nachweis erbracht, daß in der Punkt- menge {!%} alle Punkte von genau in ihrer ursprüng- lichen Reihenfolge, lediglich durch eingeschobene Zwischen- punkte getrennt, enthalten sind. Da auf selbst wieder kein Randpunkt liegt, die Menge der letzteren also durch einen gewissen Minimalabstand von getrennt ist, so läßt sich das Verfahren, welches von Si0 aus zur Herstellung von führte, wiederholen und zwar unbegrenzt oft wiederholen. Man erhält also auf diese Weise *) Diese ganze Betrachtung bleibt auch gültig, wenn an die Stelle von die im zyklischen Sinne konsekutiven Punkte Pl,0) treten. Äußere Berandung und Jordanscher Kurvensatz. 201 eine unbegrenzt fortsetzbare Folge ineinander liegender, aus lauter Außenpunkten von 23 bestehender Treppen- polygone: £ T & ~0 1 ^1 i 1 • • ■ * • • • 1 welche nach außen eine entsprechende Folge lückenloser, beständig zunehmender und sich gegenseitig umfassender Ge- biete von Außenpunkten: 2I0, 2t,, Slj, ... 2l„, . . . begrenzen, während sie nach innen den Bereich 23 immer enger umschließen. Diese letztere Tatsache findet ihren prä- ziseren Ausdruck in der nachgewiesenen Existenz einer unbe- grenzten Folge endlicher, durchweg mit demselben Punkte P[J) beginnender, durch systematische Einschaltung bzw. Anfügung neuer Punkte aus einander hervorgehender, fest geordneter Randpunkt mengen: {ril’f, {PiO. • • • (P”(. • ■ ■ (wo: P[v) = Pi(0) für v = 1, 2, 3, . . .), die mit unbegrenzt wachsendem v sich unbegrenzt verdichten und deren Ver- einigungsmenge lim {P^1} durch die Treppenpolygone St,, v —► cc unbegrenzt approximiert wird. Diese letztere ist also zusam- menhängend und zwar, da P',^ P{U) mit unbegrenzt wach- sendem v beliebig klein wird, zyklisch zusammenhän- gend. Durch Hinzunahme ihrer Häufungspunkte, die ja als Häufungspunkte von Randpunkten gleichfalls Rand- punkte sind, wird sie zu einer abgeschlossenen und zwar, da sie als Menge von Randpunkten keine inneren Punkte enthalten kann, zu einem linienhaften Kontinuum 8. Dieses Kontinuum 8 bildet die Begrenzung zweier ver- schiedener Punktmengen, nämlich erstens der Vereinigungs- menge 2t = lim 2t,. der Außengebiete 2tr ( v = 0, 1, 2, . . .) V— ► 00 als eines lückenlos zusammenhängenden, sich ins Unendliche erstreckenden Gebietes von Außenpunkten des Bereiches 23; 14 Sitzungsb. d matli.-pbys.Kl. Jalirg. 1922. 202 A. Pringsheim zweitens der Komplementärmenge zu 21, deren Punkte, soweit sie nicht zu 8 gehören, wir als innere Punkte (kürzer 3-Punkte) von 8. sie selbst mit 3 bezeichnen. Diese letztere enthält den Bereich 23, da das Gebiet 2t keinen Punkt von 23 enthält. Da ferner jeder 2l-Punkt außerhalb eines von hinlänglich großem (und um so mehr von noch größerem) Index v , jeder 3_Punkt innerhalb aller liegen muß, so findet zwischen je einem Punkte der einen und der anderen Kategorie kein Zusammenhang statt. Denn jeder einen 2t-Punkt und einen 3_Punkt verbindende Streckenzug muß mit jedem von hinlänglich großem Index v einen Punkt, also als Häu- fungspunkt dieser Punkte auch mit 8 einen Punkt gemein haben. Es ist somit 8 identisch mit der vollständigen Be- grenzung der beiden Punktmengen 2t und 3 und bildet ins- besondere in dem Sinne die äußere Berandung des Bereiches 23, daß sie ihn von denjenigen Außenpunkten trennt, welche das lückenlos ins Unendliche sich erstreckende Gebiet 2t bilden (möglicherweise freilich auch noch von anderen Außen- punkten, wie alsbald gezeigt werden soll). 3. Im Anschluß an das vorstehende Ergebnis ist noch zu bemerken, daß die Häufungspunkte der Menge lim {P» \ »-—►CO von zweierlei Art sein können. Die eine (stets vorhandene) Kategorie macht jene abzählbare Menge der „ausgezeich- neten“ Randpunkte oder einen ihrer Abschnitte in der Weise zum Kontinuum, daß das letztere alle bzw. alle dem be- treffenden Abschnitte angehörigen Punkte der Menge in sich aufnimmt und überall dicht enthält (in der Art, wie bei Hin- zufügung der irrationalen Zahlen zu der abzählbaren Menge der rationalen des Intervalls [0,1]). Die andere (welche offen- bar auch gänzlich fehlen kann) liefert Kontinua, welche, allen- falls abgesehen von einzelnen Punkten, überhaupt keine Punkte der Menge lim {P„’'} enthalten. Ein bekanntes Bei- r-¥ x> spiel dieser Art bildet die Annahme, daß ein Teil der äußeren Berandung von 23 aus den Punkten ( x , y ) besteht, welche der Äußere Berandung und Jordanscher Kurvensatz. 203 Gleichung: ?/ = sin2-, etwa für 0 < | x <1, genügen. Die cc Menge der Häufungspunkte enthält alsdann die Strecke 01 der y- Axe, von der lediglich der eine Punkt (0,1) der Menge lim {P«’’} angehört. Während nun hier das zu der übrigen V— ► CO äußeren Berandung von 23 hinzutretende besondere Konti- nuum nur aus einer einfachen Strecke besteht, so kann auch der zuerst von Herrn Brouwer1) bemerkte Fall (und zwar beliebig oft) eintreten, daß ein solches Kontinuum, also ein Teil der äußeren Berandung von 23, zugleich die vollständige Begrenzung eines endlichen Gebietes von Außenpunkten des Bereiches 23 bildet. Danach braucht also das zuvor mit 8 hezeichnete linienhafte Kontinuum die Ebene keineswegs nur in zwei getrennte Gebiete zu zerlegen, vielmehr kann die oben mit 3, bezeichnete, den Bereich 2? enthaltende Punktmenge aus einer beliebigen Zahl getrennter Gebiete bestehen. 4. Wir wollen noch den Fall ins Auge fassen, daß irgend ein linienhaftes Kontinuum 8 die vollständige Be- grenzung eines Bereiches 23 bildet (was nicht ausschließt, daß Teile von 8 noch andere Bereiche begrenzen). Alsdann läßt sich 8 auch von innen und zwar durch eine Folge sich gegenseitig umschließender Treppenpolygone beliebig approximieren und zugleich wieder in eine abzählbare, zyklisch zusammenhängende Punktmenge und die Menge der zugehörigen Häufungspunkte zerlegen. Um dies einzusehen, denke man sich zunächst ein Qua- drat Q, etwa von der Seitenlänge X konstruiert, das ganz im Innern von 8 liegt, also vollständig aus Innenpunkten von 23 besteht. Man bestimme dann eine natürliche Zahl m0 so, daß <50 = — kleiner ist, als der Minimalabstand des m0 Quadrates Q von der Begrenzung 8, teile O in m\ Quadrate von der Seitenlänge d0 und überziehe daran anschließend den ') Math. Ann. 68 (1910), S. 423. 14* 204 A. Pringsheim Bereich 25 mit einem Netz solcher Quadrate. Von diesen ver- einige man alle an Q unmittelbar anliegenden (offenbar rand- punktfreien, also ausschließlich aus Innenpunkten von 23 bestehenden) mit C, ebenso alle randpunktfreien, die mit den letzteren oder mit bereits angeschlossenen längs einer Seite Zusammenhängen, und setze dieses Verfahren so lange fort, bis es durch das Auftreten anliegender randpunkthaltiger Quadrate gehemmt wird. Man gewinnt auf diese Weise ein erstes von lauter Innenpunkten des Bereiches 25 erfülltes und begrenztes Treppenpolygon £0, das ringsum von daran an- liegenden randpunkthaltigen Quadraten umgeben ist. Aus den betreffenden Randpunkten kann man dann wieder, ge- rade so wie beim Beweise des Hauptsatzes von Nr. 2, eine in be- stimmter Weise geordnete endliche Menge ausgezeichneter Randpunkte herausheben, und das in dieser Weise begonnene Verfahren läßt sich ganz analog, wie in Nr. 2 ausführlich be- schrieben, unbegrenzt fortsetzen. Daraus ergibt sich dann un- mittelbar die Richtigkeit der oben ausgesprochenen Behauptung. § 2. Der Jordansche Kurvensatz. 1. Unter einer Jordanschen Kurve verstehen wir, wie üblich, eine doppelpunktlose stetige Parameterkurve, also eine Punktmenge, deren rechtwinklige Koordinaten de- finiert sind durch zwei Gleichungen von der Form: (1) x = 1) ein beliebiger Punkt derselben. Wir bilden aus der Anfangsmenge {P,^} die beiden Mengen: p(0) n(0) p(0) XI X 2 , . . . X niQ p(0) p(n) p(°) x m0 X ,„0 +1 , • • • X „q (wo also das Glied Pj^ zweimal auftritt). Nach dem beim Beweise des Satzes von § 1, Nr. 2 entwickelten Verfahren schließt sich dann an jede dieser Mengen eine unbegrenzte Folge von Mengen an : pM ri , pW D > • p(,f) • • mv ? wo: Pi”* = p(0) p(v) p( 0) ■ X 1 , X mv X WQ !(*-= 0, pW x mv j pM X ,nv+l 1 • . . P'n nv pi*) X »iy P'Z HmP^ = Pl0) V— f 00 |1, 2,.. .). 208 A. Pringsheim Jede der beiden zugehörigen Vereinigungsmengen ist zu- sammenhängend. Da sie beide zusammengenommen die zy- klisch zusammenhängende Menge lim {P^} liefern, welche, V — ► CO wie bemerkt, durch eine Folge sich umschließender, also sich be- ständig erweiternder Treppenpolygone beliebig approximiert werden kaun, so folgt, daß jene beiden aus lauter Punkten von Q bestehenden Vereinigungsmengen nach Hinzunahme ihrer Grenzpunkte zwei linienhafte Kontinua bilden, welche die zwei Punkte Pi(0), gemein haben, im übrigen keines- falls identisch sein können. Diese beiden linienhaften Kon- tinua müssen dann nach Hilfssatz I mit zwei verschiedenen, die Punkte P}0) und PmJ verbindenden Bögen der Jordan- schen Kurve (£ zusammenfallen, die letztere muß also ge- schlossen sein. Zusatz. Da jeder zusammenhängende Teil einer (offenen oder geschlossenen) Jordanschen Kurve eine offene Jor- dan sehe Kurve ist, so folgt: Bildet eine Jordansche Kurve die vollständige Begrenzung eines im Endlichen ge- legenen Bereiches, so kann keiner ihrer Teile einen anderen Bereich begrenzen. 4. Hauptsatz. Eine geschlossene Jordansche Kurve (£ zerlegt die Ebene in zwei und nur zwei getrennte Gebiete. Beweis. Es sei A ein am weitesten nach links, B ein am weitesten nach rechts gelegener Punkt von 6. Diese beiden Punkte zerlegen die Kurve in zwei Bögen, einen un- teren und einen oberen, die wir durch Ansetzen beliebig (insbesondere beliebig klein) zu denkender horizontaler Strecken AA\ BB‘ nach links bzw. nach rechts verlängern. Hier- durch wird der Charakter jener beiden Bögen als offene Jordansche Kurven nicht geändert. Wir denken uns nun durch die Punkte A‘ und B1 zwei nach beiden Seiten unbegrenzte Vertikalen b,, b2 gezogen und gehen darauf aus zu zeigen, daß jeder der beiden Kurvenbögen Äußere Berandung und Jordanscher Kurvensatz. 209 A‘ A . . . BB1, die wir mit 61, @2 bezeichnen wollen, den so entstandenen unendlichen Parallelstreifen in zwei getrennte Gebiete zerlegt. Hierzu wenden wir dasjenige Verfahren an, welches in § 1, Nr. 2 zur Approximation der äußeren Beran- dung eines Bereiches durch eine Folge von Treppenpolygonen diente, auf einen jener beiden Kurvenbögen, etwa den unteren 6, an. Wir schließen also den letzteren zunächst in ein Quadrat, dann in einen quadratischen Ring von Teilquadraten und, von diesem ausgehend, in ein Treppenpolygon £0 ein, dem wir wieder eine bestimmte endliche Menge {P^} von „ausge- zeichneten Randpunkten“, d. h. von Punkten des Bogens zuordnen. Bei weiterer Fortsetzung des a. a. 0. beschrie- benen Verfahrens ergibt sich dann wieder eine unbegrenzte Folge in einander liegender Treppenpolygone %v (v = 1, 2, 3, . . .), welche den Kurvenbogen 61, immer enger um- schließen, dazu eine gleichfalls unbegrenzte Folge sich be- ständig verdichtender endlicher Mengen {P»l} von 6!-Punkten, denen jene Treppenpolygone unbegrenzt näher rücken, ohne jemals einen dieser Punkte zu erreichen. Wir treffen nun die weitere Verfügung, daß bei allen möglichen die beiden äußersten Vertikalseiten durch entsprechende Stücke der beiden Grenzvertikalen tq , b2 ersetzt werden sollen. Dadurch gelangen die beiden 61-Punkte A‘ und B1 auf die Begrenzung aller %y, während im übrigen keinerlei wesentliche Änderung eintritt. Werden jetzt die beiden (neu geschaffenen) äußersten Vertikal- seiten der wieder ausgeschaltet, so zerfällt jedes Xv in zwei Treppenwege, einen unteren und einen oberen t„. Zu- gleich zerfällt auch jede der Punktmengen {P,^} (v— 1,2, 3, . . .) in zwei solche, deren eine dem Treppen wege t„, die andere dem Treppenwege tv zugeordnet ist und die beide zwischen tv und tv verlaufen. Die Vereinigungsmenge einer jeden dieser beiden Punktmengenfolgen mit Hinzunahme ihrer Grenz- punkte (zu denen auch A‘ und B‘ gehören) muß dann nach Hilfssatz I mit 6! identisch sein. Da andererseits jedes jh 210 A. Pringsheim und jedes t,. (v = 1,2,3,...) den von tij, ü2 begrenzten Parallel- streifen in zwei und nur zwei getrennte Gebiete, ein Unter- gebiet und ein Ober gebiet, zerlegt, so gilt das gleiche von 61, da ja auf Grund von Hilfssatz II bereits feststeht, daß nicht etwa ein Teil von 61 ein Sondergebiet begrenzen könnte. Ebenso ergibt sich, daß auch der (abgesehen von den Strecken A‘ A und BB‘ ) vollständig dem Obergebiet von 61 angehörige obere Kurvenbogen 62 den Parallelstreifen in zwei Gebiete zerlegt. Dabei können die zwei durch 61 und ©2 hervorgebrachten Zerlegungen nicht identisch sein, da sonst 61 und 62 identisch sein müßten. Es muß daher ein Teil des Obergebietes von 6! mit einem Teil des Untergebietes von 62 zusammenfallen, und es wird daher der Parallelstreifen durch die beiden Bögen 61 und 62 in drei Stücke zerlegt, von denen die beiden äußeren sich ins Unendliche erstrecken, das mittlere, gleichzeitig von 61 und 62 begrenzte, ganz im Endlichen liegt. Denkt man sich jetzt die beiden Ansatzstücke AA‘ und BB‘, sowie die beiden Vertikalen ö, , D2 ausgeschaltet und die beiden Bögen von 6, die nach Wegnahme der Strecken AA' und BB‘ mit 6j, 62 bezeichnet werden mögen, zu der geschlossenen Kurve 6 zusammengefaßt, so zerlegt die letztere die Ebene in genau zwei getrennte Punktmengen, eine äußere, von der bereits feststeht, daß sie ein einziges zusammenhängendes (übrigens sich ins Unendliche erstrecken- des) Gebiet bildet, und eine innere, von der noch zu zeigen ist, daß sie gleichfalls ein einziges zusammenhängendes Gebiet bildet. Dazu ist nur der Nachweis erforderlich, daß zwei be- liebige, im Innern von 6 liegende Punkte P, P‘ durch eine ganz im Innern von 6 verlaufende gebrochene Linie verbun- den werden können. Wir bemerken zunächst, daß durch die vorstehende Be- trachtung für jeden der beiden Kurvenbögen 6lt 62 eine be- stimmte Seite als untere, die andere als obere festgelegt ist. Insbesondere hat diejenige Seite des (unteren) Kurvenbogens 6n an welche die im Inneren von 6 liegenden Punkte angrenzen, als obere zu gelten. Äußere Berandung und Jordanscher Kurvensatz. 211 Da der Punkt P einen gewissen von Null verschiedenen Minirnalabstand von © besitzen muß, so läßt er sich mit einem ganz aus Innenpunkten von © bestehenden Quadrat umgeben, von dem ausgehend man nach der Vorschrift von § 1, Nr. 4 eine unbegrenzte Folge ganz von Innenpunkten der Kurve (5 erfüllter und begrenzter, sich gegenseitig umschließender Treppenpolygone Xv ( v = 1, 2, 3, . . .) nebst einer ent- sprechenden Folge endlicher Mengen {Pn^} von „ausgezeich- neten“ Randpunkten, d. h. ©-Punkten hersteilen kann, denen jene Treppenpolygone unbegrenzt näher rücken. Die beim Beweise des Hilfssatzes II angewendete Schlußweise zeigt dann, daß die (wiederum zyklisch zusammenhängende) Ver- einigungsmenge lim {Pnl\ nach Hinzunahme ihrer Grenz- V— ► 00 punkte mit der Kurve (5 identisch sein muß. Bei dem obigen Verfahren muß nun unter den ausgezeichneten ©-Punkten einmal ein erster auftreten, der (von A und B verschieden) dem unteren Bogen ©, angehört. Er werde mit P, , der auf der zugeordneten Quadratseite des entsprechenden Treppen- polygons, etwa %m, ihm gegenüber liegende mit Q bezeichnet. Die Strecke QP, liegt dann, abgesehen von dem Punkte P, ganz im Innern von ©. Da sich andererseits der Punkt P mit Q durch einen im Innern von S£m, also auch von © ver- laufenden Streckenzug verbinden läßt, so liefert der Strecken- zug PQPX eine im Innern von © verlaufende Verbindung von P mit der oberen Seite von ©j. Genau in derselben Weise läßt sich auch für den Punkt P‘ eine analoge Verbindung P1 Q‘ P\ mit einem Punkte PI der oberen Seite von ©t herstellen. Nun läßt sich aber die obere Seite von ©j durch die im ersten Teil des vorliegenden Beweises mit t„ bezeichneten Treppenwege in der Weise approximieren, daß jeder Punkt des Treppenweges einen beliebig klein vorzuschreibenden Ab- stand von ©j hat. Da das Bogenstück Pi P\ von dem oberen Kurvenbogen ©2 einen gewissen Minimalabstand hat, so muß 212 A. Pringsheim, Äußere Berandung etc. bei hinlänglich großem v der Treppenweg die Strecken Q Pj , Q' P[ nahe bei Pl bzw. Pi in zwei Punkten bzw. Q\ treffen und das Wegstück Qi Q{ dem Untergebiete von Q2 an- gehören, also im Innern von (Ä liegen Der aus PQQ\Q[Q‘ P‘ bestehende Streckenzug liefert dann eine im Innern von (£ verlaufende Verbindung von P und P'. Damit ist der ausgesprochene Satz bewiesen. 213 Zur topologischen Untersuchung geometrischer Gebilde. Von H. Künnetli in Erlangen. Vorgelegt von W. v. Dyck in der Sitzung am 17. Juni 1922. Die einfachsten unterscheidenden Merkmale mehrdimen- sionaler Mannigfaltigkeiten sind vom Standpunkt der Analysis situs aus die als „Bettische Zahlen“1) bekannten Zusammen- hangszahlen. In meiner Dissertation2) habe ich bewiesen, wie man für gewisse Mannigfaltigkeiten, die durch eine Art Produkt- bildung3) aus gegebenen Mannigfaltigkeiten entstanden sind, die Bettischen Zahlen mittelst einer einfachen Formel berechnen kann, wenn die Bettischen Zahlen der Faktoren bekannt sind, und habe gezeigt, wie man ein vollständiges System durch keine Homologie verbundener, geschlossener, orientierbarer Mannigfaltigkeiten in der Produktmannigfaltigkeit finden kann, wenn solche Systeme in den Faktoren bekannt sind. Ich will hier einige der dort gemachten Anwendungen der Formel mitteilen auf Mannigfaltigkeiten, wie sie sich an anderen Stellen der Literatur vorfinden. Der Satz selbst lautet: Sind Pp, bzw. Pp die Bettischen Zahlen ^-ter Dimension einer w-dimensionalen Mannigfaltigkeit A, bzw. einer m-dimen- b Nach der zweiten Definition Poincares, „Compl. ä l’analysis situs“, Rend. del Circ. Mat. di Palermo, t. XIII, a. 1899, S. 286 f. 2) .Über die Bettischen Zahlen einer Produktmannigfaltigkeit.“ Diss. Erlangen 1922. 3) S. Steinitz, .Beiträge zur Analysis Situs“, Sitz.-Ber. d. Berl. Math. Gesellsch., 7. Jahrg. 1908, S. 42 ff. (Archiv d. Math. u. Phys., III. Reihe, Band 13). 214 H. Kiinneth sionalen Mannigfaltigkeit B, so findet man die Bettische Zahl P\ l- ter Dimension der Produkmannigfaltigkeit C = AB aus: Pf-l P=l,...(» + m-l)]. (1) P = 0 Dabei sind folgende Festsetzungen getroffen: Für jede w-dimensionale Mannigfaltigkeit ist Pp = 1, wenn p < 0 oder p~> n. Für jede w-dimensionale zusammenhängende Mannigfaltigkeit ist: P0 = 2 und, wenn sie geschlossen orien- tierbar ist, Pn = 2, wenn sie berandet oder nicht orientierbar, geschlossen ist, P„= 1. Diese Festsetzungen sind wegen ihrer Zweckmäßigkeit für den vorliegenden Fall gemacht worden, ergeben sich aber auch, wenn man die formale Definition der Bettischen Zahlen nach der zweiten Art Poincares auf alle Werte von p anwendet. Ist C das Produkt von mehr als 2 Faktoren, C = A1A2 . . . A„-iA„, so findet man die Bettischen Zahlen von C durch wiederholte Anwendung von (1) aus: PI- 1 = V (K *1. &2 — kn fcl + Ä2 H h kn = k 1) (P^1, - 1) . . . (Pl - 1) (Pfc\ - 1), (2) wobei der untere Index eines jeden P die Dimension, der obere die zugehörige Mannigfaltigkeit bezeichnet. 1. Als Anwendung von (1) ergibt sich für den Fall der Torusfläche, dem Produkt zweier Kreise A und B, aus Po = Pf = P^ = Pf = 2 r Pi' = (Po - 1) (Pf- 1) + (Pf - 1) (Po^ - 1) + 1 = 3. 2. Wenden wir uns nun den von Steinitz angeführten Beispielen von Produktmannigfaltigkeiten zu. Das eine ist die fünfdimensionale Mannigfaltigkeit der reellen Flächenelemente im projektiven dreidimensionalen Raume 9t3, wobei unter einem Flächenelement die Kombination einer Ebene mit einem auf ihr liegenden Punkt zu verstehen ist. Die Faktoren dieser Zur topolog. Untersuchung geometr. Gebilde. 215 Mannigfaltigkeit sind die projektive Ebene1); d. h. eine nicht orientierbare geschlossene zweidimensionale Mannigfaltigkeit, für welche P, = 1, und der projektive Raum flt3, d. h. eine orientierbare geschlossene, dreidimensionale Mannigfaltigkeit, für welche Px = P2 = 1 ist. Für die Produktmannigfaltig- keit erhält man dann : Pi = P2 = P4 = P5 = l; P3 — 2 3. Das zweite von Steinitz angeführte Beispiel einer Produkt- mannigfaltigkeit liefert die komplexe Punktmannigfaltigkeit einer Fläche 2. Grades und die durch die gleiche Produkt- mannigfaltigkeit darstellbare Mannigfaltigkeit der reellen, mit Richtungssinn versehenen Geraden im 9t3. Beide Mannigfaltig- keiten sind vom Typus des Produktes zweier Kugelflächen. Dieselbe Mannigfaltigkeit finden wir auch bei Study2) in „Bei- trägen zur nicht-euklidischen Geometrie“. Nach Study läßt sich das Kontinuum aller reellen Speere im elliptischen (oder sphärischen) Raum überall eindeutig und stetig abbilden auf das Kontinuum aller reellen Paare von Punkten, die man 2 Kugeln (des reellen euklidischen Raumes) vom Radius 1 ent- nehmen kann3). Das Kontinuum dieser Punktpaare läßt sich wieder eindeutig und stetig abbilden auf das Kontinuum der Punkte der aus den beiden Kugeln gebildeten vierdimensionalen Produktmannigfaltigkeit C. In diesem Falle sind A und P Kugelflächen, also Pf = Pf = 1. Aus (1) ergeben sich dann für C die Bettischen Zahlen : PI = 1; Pl = 3; Pl= 1. Es gibt also, da PI — 1 = 2 ist, 2 Arten von geschlos- senen orientierbaren, unabhängigen zweidimensionalen Mannig- J) Nach dem Dualitätsprinzip ist die Mannigfaltigkeit aller Flächen- elemente (Ebenen) durch einen Punkt X des 9t3 gleichwertig der Mannig- faltigkeit aller Geraden durch X und daher durch Perspektivität gleich- wertig der Mannigfaltigkeit aller Punkte einer Ebene. 2) American Journal of Mathematics, vol. XXIX, 1907. 3) Ebenda, S. 121. 216 H. Künneth faltigkeiten in C, die nickt homolog Null sind, und zwar sind dies die Produkte von A mit Punkten aus B und die Produkte von B mit Punkten aus A. Im elliptischen Raum ergeben diese zweidimensionalen Mannigfaltigkeiten Speerkongruenzen; es sind die „rechts-, bzw. links-syntaktischen Kongruenzen“ Studys1). Die Geraden, auf welchen diese Speere liegen, bilden Strahlennetze ohne (reelle) Leitstrahlen. Diese zweierlei Arten von geschlossenen Mannigfaltigkeiten in C , die sich nicht durch stetige Transformation auf einen Punkt zusammenziehen lassen, liefern im elliptischen Raum die linksseitigen und rechtsseitigen Schiebungen. Bei der komplexen Punktmannigfaltigkeit einer Fläche 2. Grades, die ja auch G äquivalent ist, entspricht jeder geschlossenen Mannigfaltigkeit der einen oder der anderen Art die zweidimensionale komplexe Punktmenge einer Erzeugenden der einen oder der anderen Schar. 4. Kehren wir nun wieder zum Beispiel Studys zurück und betrachten auch den Fall, wo das Komplexe in die Unter- suchung miteinbegriffen wird. Je nach der Art der zu Grunde gelegten Definition für die komplexen Speere erhält man zwei verschiedene Kontinua. Study unterscheidet deshalb zwischen „Speeren“ und „Pfeilen“. Die reellen und komplexen Speere sind gerichtete Gerade, die zwei, einen oder unendlich viele Punkte mit der absoluten Fläche gemeinsam haben2). Die reellen und komplexen Pfeile werden dagegen eindeutig dargestellt durch die Paare von Punkten auf der absoluten Fläche2), wobei auch die verschiedene Reihenfolge der Punkte innerhalb eines Paares zu unterscheiden ist, oder durch das achtdimensionale Kontinuum aller Quadrupel reeller Punkte, die man einzeln vier reellen Kugelflächen entnehmen kann3). Dieses Konti- nuum läßt sich aber wieder eindeutig und stetig abbilden auf das Kontinuum der Punkte der aus den vier Kugelflächen ge- bildeten Produktmannigfaltigkeit C. *) Study, a. a. 0., S. 132. 2) Study, a. a. 0., S. 157. 3) Study, a. a. 0., S. 158. Zur topolog. Untersuchung geometr. Gebilde. 217 Nach (2) ergibt sich für die Bettischen Zahlen von C: 5. Eine Verallgemeinerung der Produktmannigfaltigkeit zweier Kugelflächen, d. h. also zweier zweidimensionaler sphä- rischer Mannigfaltigkeiten auf die Produktmannigfaltigkeiten zweier sphärischer Mannigfaltigkeiten höherer Dimension findet sich bei Poincare in seiner ersten Arbeit über „ Analysis situs“1). Er bespricht dort als 8. Beispiel eine Mannigfaltigkeit W von (2 q — 2) Dimensionen im 2 g-dimensionalen Raum, die durch folgende Gleichungen in den inhomogenen Koordinaten yt, #,• gegeben ist: y\ -4- y\ + • • • -f y\ — l , 4 + • • • + 4 = 1 • (a) (b) Diese Mannigfaltigkeit ist vom Typus eines Produktes aus zwei (q — 1) dimensionalen sphärischen Mannigfaltigkeiten. Betrachtet man nämlich (a) und (b) als die Gleichungen je einer sphärischen (q — 1) dimensionalen Mannigfaltigkeit A bzw. B im (^-dimensionalen Raum, so entspricht jedem Punktpaar aus A und B, wobei immer ein Punkt des Paares aus A, der andere aus B zu entnehmen ist, umkehrbar eindeutig ein Punkt von W. Es ist also W gleichwertig dem Produkte A ■ B , und da für jede ( q — 1) dimensionale sphärische Mannigfaltigkeit Pp = 1, wenn 0

2 »=i / »=i (in homogenen Koordinaten im 3t„). Die durch F<^0 bestimmte berandete Mannigfaltigkeit sei mit N„, ihre durch die Gleichung F = 0 gegebene Be- randung mit Rn- i bezeichnet. Die Bettischen Zahlen von N„ und Rn- 1 sollen berechnet werden. Es sei noch folgendes bemerkt: Für die im projektiven Sinn im Unendlichen ge- Q schlossene würde man eine ein — eindeutige Abbildung erhalten durch eine Mannigfaltigkeit N«, die aus N„ entsteht, wenn man die Punkte der Berandung Rn-i, die den uneigent- lichen Punkten von M„ entsprechen, in bestimmter Weise paar- weise als inzident betrachtet2). Die Mannigfaltigkeiten N„ und R„—i sind nun, wie die Dyckschen Betrachtungen zeigen, darstellbar als Produktmannig- faltigkeiten, und zwar ist Nn äquivalent dem Produkt einer (r — 1) dimensionalen sphärischen Mannigfaltigkeit3) S,.-\ mit einer ( n — v -p 1) dimensionalen Elementar- Mannigfaltigkeit J) Mathematische Annalen, Bd. 37, S. 284 ff. und S. 308 ff. 2) Dyck, a. a. 0., S. 309. 3) Die sphärische 0- dimensionale Mannigfaltigkeit ist dabei das Punktepaar, die geschlossene zusammenhängende O-dimensionale Man- nigfaltigkeit der einzelne Punkt. Zar topolog. Untersuchung' geometr. Gebilde. 219 En-v-\. i, und Rn-i ist äquivalent dem Produkte von £v_i mit der sphärischen Berandung Sn~v von En-r + x. Auch für v = n + 1 läßt sich eine entsprechende Produktmannigfaltig- keit Nn bilden. Eine Rn-i ist in diesem Falle nicht vor- handen. N„ ist dann identisch mit 31,,. Für die Bettischen Zahlen von Nn erhält man nach (1) Pi = 1 , für lA'-v — 1; Pv- 1 = 2 und für die Bettischen Zahlen von Rn-\'- _j | wenn v 4= — — — : Pi — 1 , für Ipv — 1 , n~v; P,. _i = P„_v = 2, (L » + 1 7J , «. 7+*-l T>n~ 1 Q wenn v = — -- — : Pi = 1 , für 1 41 — - ; P — = 3. U U Li Dieselbe Mannigfaltigkeit R„ _ i erhält man nach Dyck auch als Produkt einer sphärischen ( v — 1) dimensionalen Mannig- faltigkeit Sv-i mit einer linearen Mannigfaltigkeit (n — v) ter Dimension P„_v, die sich ins Unendliche erstreckt. Faßt man aber alle unendlich fernen Elemente zu einem einzigen Punkt zusammen, so ist L„-y äquivalent einer ( n — v) dimensionalen sphärischen Mannigfaltigkeit und man erhält dieselbe Bildung von Rn-i, wie oben. Die Gesamtheit der durch F 0 bestimmten Punkte des sphärischen sei bezeichnet mit N„ . Auch N,[ ist vom Typus einer Produktmannigfaltigkeit und zwar äquivalent dem Pro- dukte von S'n-V mit der Elementarmannigfaltigkeit E',,, deren Berandung Sl-i ist. Die Bettischen Zahlen von N'„ sind demnach: Pi = 1 , für l 4= n — v ; Pn_v = 2. Für Nn , N. ,1 und R„- i wurden von Dyck die Charakteri- stiken bestimmt1). Benützt man zu ihrer Bestimmung die ver- allgemeinerte Eulersche Polyederformel, die sich unter Berück- sichtigung der Festsetzungen, P0 und P„ betreffend, darstellen läßt durch : l) A. a. 0., S. 288 und S. 297. 15* -20 H. Künneth, Zur topol. Untersuchung geouietr. Gebilde. £ (-i)‘«. = £ (-i)' (P. -i), « = 0 « = 0 so erhält man : für jV„: 2, wenn v ungerade; 0, wenn v gerade, für Ni,: 2, wenn n — v gerade; 0, wenn n — v ungerade, für jR„_i: 0, wenn n gerade, oder wenn n ungerade und v gerade, 4, wenn n und v ungerade. Was nun die Bettischen Zahlen von Nn und damit von Mt betrifft, so hängen diese nicht allein von den Bettischen Zahlen von Nn und Rn-\ ab, sondern auch von der Art der Zuordnung der Elemente von die als inzident zu be- trachten sind. Doch soll hier auf diese Frage nicht weiter eingegangen werden, da sie besondere Betrachtungen erfordern würde. 221 Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. Von Artur Rosenthal. Yorgelegt von A. Pringsheim in der Sitzung am 8. Juli 1922. Jedes Oval wird bekanntlich von irgend einer Geraden der Ebene in höchstens zivei Punkten getroffen. Wir stellen nun die Frage: Gibt es in der Ebene geometrische Gebilde, welche von jeder Geraden in genau zwei Punkten getroffen werden? Solche triviale Figuren, an die man zunächst denken könnte, wie zwei sich schneidende Gerade, leisten natürlich das Ge- wünschte nicht. Aber man kann mit Benutzung des Wohl- ordnungssatzes die Existenz jener fraglichen Gebilde nachweisen. Und dasselbe ist möglich, wenn man oben die Zahl -2 durch irgend eine andere Anzahl n > 1 ersetzt, oder wenn man von der Ebene zum Raum (oder zu allgemeineren Räumen) über- geht; auch kann man an Stelle der Geraden andere Kurven- scharen und allgemeinere Systeme von analogen Gebilden zu Grunde legen. Ferner ergeben sich, wenn man von den „genau n Schnittpunkten“ zu den sonst immer betrachteten „höchstens n Schnittpunkten“ zurückkehrt, weitere in gleicher Weise positiv zu beantwortende Existenzfragen, insbesondere die Frage, ob jede beliebige (n enthaltende) Auswahl aus den Zahlen 0, 1, 2, . . ., n als Schnittpunktzahlen geometrischer Gebilde mit den Geraden möglich ist (§ 1). Wir wollen übrigens folgende Bezeichnungsweise benutzen : Bekanntlich heißt ein ebenes Gebilde (eine Kurve) (5 von n- ter Ordnung , wenn (5 mit jeder Geraden höchstens n Punkte gemeinsam hat und wenn es wirklich mindestens eine Gerade der Ebene gibt, von der 6 222 A. Rosenthal in genau n Punkten getroffen wird. Wir wollen nun die Zahl der Schnittpunkte, in denen 6 von irgend einer Geraden ge- troffen wird, als einen „Ordnungsindex“ von 6 bezeichnen. Der größte „Ordnungsindex“ von 6 ist die „Ordnung“ von 61). Und unsere Gebilde, die von jeder Geraden in genau n Punkten getroffen werden, besitzen einen einzigen Ordnungsindex, näm- lich n. Die Gebilde mit einzigem Ordnungsindex n können noch wechselnde Eigenschaften besitzen; sie können insbesondere so- wohl überall dicht, wie nirgends dicht sein. Stets aber haben dieGebilde von endlicher (oder abzählbarer) Ordnung das innere Maß Null (§ 2). Eine besonders wichtige Frage wird die sein, ob und wann unsere Gebilde Kontinua enthalten können. Wir werden hier in dieser Hinsicht im wesentlichen nur die ebenen Gebilde 2. Ordnung genauer betrachten, wie wir überhaupt hier nur einen Ausschnitt aus Untersuchungen geben, die nach verschiedenen Richtungen geführt sind und noch weiter ver- folgt werden sollen. Für die ebenen Gebilde mit einzigem Ordnungsindex n — 2 ist die Existenz eines Teilkontinuums unmöglich ; dagegen ist leicht zu sehen, daß für n^> 4 solche Teilkontinua, die sogar in gewissem Umfang vorgeschrieben werden dürfen, auftreten können (§ 3). Weiterhin wird allge- meiner gezeigt (§ 4), daß ebene Kontinua 2. Ordnung stets konvexe Kurven sein müssen und daß solche nur dann in einem ebenen Gebilde 2. Ordnung enthalten sein können, wenn alle Ordnungsindizes 0, 1, 2 gleichzeitig (und zwar sogar in Mäch- tigkeit c) Vorkommen. J) Wenn die Ordnungsindizes nicht, wie oben angenommen, be- schränkt sind, so ist die Ordnung als die obere Grenze der Ordnungs- indizes zu definieren. Ein Gebilde 6 heißt also dann von n-ter Ordnung, wenn G von jeder Geraden in höchstens n Punkten getroffen wird und dabei n nicht verkleinert werden kann. Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 223 § 1. Existenz der Mengen mit einzigem Ordnungsindex n. Wir wollen zunächst den Beweis für die Existenz der ebenen Mengen mit einzigem Ordnungsindex n erbringen, wenn n irgend eine endliche l) Anzahl >2 ist. Für n— 1 ist die Existenz einer derartigen Menge selbstverständlich unmöglich (enthält nämlich eine solche Menge zwei Punkte, so trifft deren Verbindungsgerade die Menge bereits in mindestens 2 Punkten). Wir betrachten also den Fall n > 1 : Nach dem Wohlordnungs- satz existiert eine Wohlordnung der Menge aller Geraden g unserer Ebene @ und zwar existiert speziell eine Wohlordnung dieser Menge von der Form (1) 9i > 5^2 > 9$ > • • • i • • • a Jc ist. Man hat dabei das obige Verfahren insofern etwas zu modifi- zieren, als nach Erledigung von ß < a die Punkte (7) auf ftu nicht gleichzeitig eingeführt werden dürfen, sondern nach ein- ander. D. h.: Man wähle zuerst Ql auf Ä«, so daß Ql keinem (von fta verschiedenen) Gebilde ft von Va angehört, und bilde die Gesamtheit r\ von Kurven ft, die durch je Je aus den Punkten ( Qß , bestimmt sind; dann wähle man Qa auf fta so, daß Q2a keinem (von verschiedenen) Gebilde Ä von angehört, und bilde die Gesamtheit r\ von Kurven ft, die durch je Je aus den Punkten (Qß, Ql, Ql) bestimmt sind; usw.; das letzte zu a gehörige V« werde sodann mit + i bezeichnet. In gleicher Weise kann man noch weiter verallgemeinern, einmal, indem man die Scharen von Geraden oder Kurven durch Gesamtheiten anderer Gebilde g ersetzt, von denen jedes ein- zelne durch Je seiner Punkte bestimmt ist, und andererseits, indem man zu ganz beliebigen Räumen 3t irgend welcher Elemente P übergeht. Man erhält so den allgemeinen Satz: Es sei 3t ein ganz beliebiger Raum von unendlich vielen Elementen P; die MächtigJeeit von 3t sei r. In 3t sei eine un- endliche Menge F von Gebilden g folgender Art vorgelegt: Die MächtigJeeit g der Menge F sei < r; ferner sei jedes g, als Menge der Elemente P aufgefaßt, von einer Mächtigkeit g', für welche g &2), so existieren in 3t Mengen Q *) g' bedeutet im Text für alle 3 zur Existenz von Punkt- mengen, die mit jeder Ebene genau n Punkte gemeinsam haben. Auch dies könnte man noch verschiedentlich weiter verallge- meinern, insbesondere auf Systeme von Flächen. — Wir haben bisher nur die Existenz der Mengen mit ein- zigem Ordnungsindex n (und ihre unmittelbaren Verallgemei- nerungen) nachgewiesen. Nun noch ein Wort über die Mengen von n-ter Ordnung mit vorgeschriebener Verteilung der Ordnungs- indizes. Irgend eine Gerade trifft ein solches Gebilde in höch- stens n Punkten. Man gebe sich eine ganz beliebige, n ent- haltende Teilmenge 9? der ganzen Zahlen 0 bis n; dann exi- stieren dazu stets Mengen Q, so daß die Gesamtheit der Ord- nungsindizes von £} genau mit 91 übereinstimmt 1). Man braucht l) Auch hier kann n gleich der Mächtigkeit a der abzahlbaren Mengen sein. Und dabei sind noch die zwei Fälle möglich: 91 enthält » = n;.oder dies ist nicht der Fall, aber 91 enthält unendlich viele ganze Zahlen n. Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 227 nämlich für die Zahlen 2 <[ v < n nur dieselbe Betrachtung wie früher zu machen, wobei an Stelle der festen Schnitt- zahlen n jetzt die (in 3^) wechselnden Schnittzahlen v genom- men werden; und die Indizes 0 und 1 kann man ebenfalls beliebig beifügen, da es immer wieder Gerade ga aus (1) gibt, die keinen der vorhergehenden Punkte Qß ( ß < a ) enthalten und die deshalb entweder (Index 0) ganz frei gehalten oder (Index 1) mit nur einem Punkte Qa versehen werden können. Und ebenso läßt sich (nach Übergang von 2 zu Tc) dies ent- sprechend auf alle im obigen betrachteten Verallgemeinerungen übertragen, indem stets die feste Schnittpunktzahl n durch die Zahlen der Zahlenmenge 31 ersetzt wird. § 2. Ein paar allgemeine Bemerkungen über die Gebilde mit einzigem Ordnungsindex n. Nachdem wir die Existenzfragen ganz allgemein behandelt haben, wollen wir uns von jetzt ab hier ausschließlich auf den Fall der ebenen Gebilde beschränken, obwohl z. B. die Über- legungen dieses Paragraphen sich ohne weiteres auch auf den drei- oder mehrdimensionalen linearen Raum übertragen lassen. Man kann den Gebilden mit einzigem Ordnungsindex w1) noch mancherlei besondere Bedingungen auferlegen. Wir heben nur hervor: Es gibt (für jedes n > \) sowohl Gebilde mit ein- zigem Ordnungsindex n, die in der ganzen Ebene überall dicht liegen, als auch solche, die nirgends dicht liegen, und auch solche, die in vorgeschriebenen Gebieten überall dicht, sonst nirgends dicht liegen. Zunächst kann man das Gebilde so konstruieren, daß es in der ganzen Ebene (S überall dicht liegt : Es gibt in 6 nur abzählbar viele Kreisgebiete mit rationalen Mittelpunkten und rationalen Radien und man kann also diese Gebiete in eine einfache Reihe R ordnen. Man kann auf ga die Punkte (7) jedesmal in dem ersten Gebiet von R wählen, in dem noch *) Hier immer im eigentlichen Sinn genommen, d. h. auf jeder Geraden sollen genau n Punkte liegen. 228 A. Rosenthal keine vorhergehende Gerade einen Punkt Q besitzt (so lange es überhaupt noch solche freien Gebiete in R gibt). Andererseits kann man durch eine andere Spezialisierung des Verfahrens von § 1 erreichen, daß die Menge nirgends dicht wird. Man gebe sich eine nirgends dichte perfekte Schar von parallelen Geraden der Richtung h und eine andere eben- falls nirgends dichte perfekte Schar von parallelen Geraden einer anderen Richtung Je. Es existiert eine Wohlordnung der ersten Schar: (9) //j , h.2 , Äg, . . ., ha , ... (i ßp und eine Wohlordnung der zweiten Schar: (10) ] Ag , • . • , ha , ... GL . Wir betrachten wieder wie früher die Geraden ga aus (1), ersetzen aber die Verwendung von (2) durch folgende speziellere Vorschrift: Für ß < a seien die Punkte (6) bereits bestimmt und die Gesamtheit der Verbindungsgeraden aller Paare von Punkten Qß sei wüeder mit bezeichnet. Entiveder besitzt nun ga nicht die Richtung h; dann nehmen wir (je nachdem ob ga zu ra gehört oder einen oder keinen Punkt Qß enthält) die Schnittpunkte von ga mit den ersten (n — 2) bzw. (w — 1) bzw. n Geraden aus (9), die noch keinen Punkt Qß enthalten und die ga nicht in einem Punkt treffen, der auf einer von ga verschiedenen Geraden aus Va liegt. Oder ga besitzt die Richtung h; dann verfahre man genau ebenso, nur daß an Stelle von (9) jetzt (10) verwendet wird. In beiden Fällen bezeichne man die so auf ga ausgezeichneten Punkte wie in (7). Nimmt man im vorstehenden die nirgends dichten per- fekten Geradenmengen (9) und (10) vom Maß Null, so ist man sicher, daß auch die daraus abgeleiteten Mengen £1 das Maß Null haben. Darüber hinaus aber erhält man in sehr ein- facher Weise eine allgemeine Aussage über das Maß unserer Mengen mit einzigem Ordnungsindex n oder allgemeiner über die Gebilde von endlicher oder abzählbarer Ordnung; nämlich den Satz: Eine Menge 391 von endlicher oder abzahlbarer Ord- nung besitzt stets das innere Maß Null. über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 229 Beweis: Es sei ÜSJij irgend eine abgeschlossene Teilmenge von Nach Voraussetzung wird von jeder Geraden der Richtung x in höchstens abzahlbar vielen Punkten, also in einer Menge vom linearen Mate 0 getroffen; deshalb muß sHi, auch vom ebenen Maß 0 sein1). Wenn nun aber 'äft von posi- tivem inneren (ebenen) Maß wäre, dann müßte iDi eine abge- schlossene Teilmenge von positivem Maß enthalten, was unmöglich ist. Die spezielleren Mengen mit einzigem Ordnungsindex n können, wie wir vorhin gesehen haben, vom Maß 0 sein. Es kann aber auch der andere noch mögliche Fall Vorkommen, daß sie nicht meßbar, aber vom inneren Maß Null sind; man kann nämlich, um dies zu erreichen, ähnlich verfahren, wie dies Herr W. Sierpihski in seiner schönen Note „Sur un Pro- bleme concernant les ensembles mesurables superficiellement“ 2) tut3), mit der überhaupt die Betrachtungen unserer beiden ersten Paragraphen sachlich und methodisch mannigfache Be- rührungspunkte haben. § 3. Beweis der Unmöglichkeit, dass ebene Mengen mit einzigem Ordnungsindex 2 ein Kontinuum enthalten können. Ausgehend von allereinfachsten Kurven waren wir zu unserer Fragestellung und zu den von uns betrachteten Ge- bilden gekommen. Es wird uns daher vor allem interessieren, in wie weit unsere Gebilde Ähnlichkeit mit Kurven haben, insbesondere ob und wann sie Kontinua enthalten können. Wir werden in dieser Hinsicht vor allem die ebenen Gebilde 2. Ordnung betrachten, in diesem Paragraphen zunächst die ebenen Mengen mit einzigem Ordnungsindex 2. 1) Dieser Schluß ist nur ein Spezialfall der Formel: J '§ (p[x,y)dxdy=§(§(p(x,y)dx)dy, wenn

* zerlegen. P sei in ©2* enthalten. Die Komplementärmenge von © werde mit 51 bezeichnet; der Durch- schnitt (21 • ©t) ist eine abgeschlossene (mindestens P enthal- tende) Menge. Der einzige Punkt, den (2t • ©,) mit 51 und mit ©2* gemeinsam hat, ist P, während (21 • ©j) und ©2 elementen- fremd sind. Man hat also eine Zerlegung von ©, in die beiden abgeschlossenen, elementenfremden, nicht leeren Teilmengen ©o und [Gr -j- (2t • ©,)] ; eine solche Zerlegung des Kontinuums ©, ist aber unmöglich; also muh auch ©2 ein Kontinuum und daher mit ©j identisch sein; d. h. ©j liegt ganz in ©. Dasselbe gilt für ein in © enthaltenes, zwischen B und P irreduzibles Kontinuum ©3. Da die beiden Kontinua ©j und ©3 den Punkt P gemeinsam haben, so ist ihre Vereinigungs- *) D. h. ein Kontinuum, das A und B enthält, das aber kein A und B enthaltendes Teilkontinuum umfaßt. Dieser wichtige Begriff stammt bekanntlich von Herrn L. Zoretti [Ann. Ec. Norm. (3) 26 (1909), p. 487]. 2) D. h. C soll weder innerer Punkt von © sein, noch dem Rande 91 von © angehören. , Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 231 menge (©, -j- ©3) ein Kontinuum, das A und B enthält und ganz in © enthalten ist. W egen der Irreduzibilkjät von (5 zwischen A und B muh also 6 mit (©j -j- ©3) identisch sein; dies ist aber unmöglich, da (6, -f- ©3) in © liegt, während © den außerhalb © gelegenen Punkt C enthält. Also ist die gemachte Annahme, daß P der einzige Punkt von (© • 3t) ist, ausgeschlossen; d. h. © muß mit 3t mindestens zwei Punkte gemeinsam haben, q. e. d. Auf Grund des vorstehenden Hilfssatzes beweisen wir nun den folgenden Satz, der die zu Beginn dieses Paragraphen ge- stellte Frage beantwortet: Satz: Eine ebene Menge 93i mit einzigem Ordnungsindex 2 kann kein Kontinuum enthalten. Beweis: Angenommen, es enthielte 9Jt ein beschränktes1) Kontinuum Ä; dann ist in $ ein zwischen zwei seiner Punkte A und B irreduzibles Kontinuum © enthalten. Wir bilden nun den kleinsten konvexen Bereich 33, dem © angehört. Auf der Begrenzung von 33 liegt mindestens ein von A und B ver- schiedener Punkt 0 von ©. Es sei g eine durch C gehende Stützgerade von iß. Auf g liegt dann (da 93i vom einzigen Ordnungsindex 2 ist) noch ein zweiter, von C verschiedener Punkt C' von 93i. Durch C1 legen wir eine zu g hinreichend benachbarte Gerade g‘, welche A und B von C trennt. Be- zeichnen wir diejenige von g' bestimmte Halbebene, die A und B enthält, mit ®, so zeigt der vorstehende Hilfssatz, daß g‘ von © in mindestens zwei Punkten getroffen wird, g1 enthält daher mindestens drei Punkte von 93i, im Widerspruch zur vorausgesetzten 2. Ordnung von 931; also ist die Annahme, 931 enthalte ein Kontinuum, unmöglich, q. e. d.2) Der vorstehende Satz gilt sicherlich nicht mehr für Mengen mit einzigem Ordnungsindex n, wenn n > 4 ist; d. h. für n > 4 ß Wir können $ gleich als beschränkt voraussetzen; denn in der Tat enthält jedes beliebige Kontinuum beschränkte Teilkontinua. 2) Zwei weitere Beweise dieses Satzes werden sich am Schluß von § 4 ergeben. 232 A. Rosenthal existieren Mengen ff)i„ mit einzigem Ordnungsindex n, die Kon- tinua enthalten. (Der Fall n = 3 bleibt dabei noch offen.) Dies läßt sich sogar so einrichten, daß ein beliebig vorge- gebenes Kontinuum Ä von ( n — 2)-ter oder geringerer Ordnung enthält. Man braucht zu diesem Zweck nur das Verfahren des § 1 folgendermaßen zu modifizieren: $ sei von der Ordnung v <^n — 2. Für ß < a sei das Verfahren bereits durchgeführt und wie früher werde die Menge der Verbindungsgeraden aller Punkte Qß mit Va bezeichnet. Wenn die Gerade ga unser Ä in Punkten trifft (wobei 0 < g v ist) und wenn g Punkte Qß auf ga liegen (wobei 0 Q fs 2 ist), dann werden die ersten n — g — g Punkte aus der Reihe (2) gewählt, die auf ga, aber nicht auf $ oder auf einer von ga verschiedenen Geraden von r„ liegen; und diese Punkte werden wieder entsprechend, wie in (7), mit (7a) Ql ..., QT'1-* bezeichnet1). Die Menge der Verbindungsgeraden aller Punkte ( Qß, Qa ) werde wieder genannt. Die Vereinigungsmenge aller Punkte Qa (für a < Qc) und des Kontinuums Ä ist dann die gesuchte Menge. Dabei ist noch zu bemerken: Eine beliebige von ga verschiedene, in (/’a + j — ra ) enthaltene Ge- rade g trifft Ä in o Punkten, wobei 0 ^ o v ist, und trägt außerdem 2 Punkte aus (7 a), so daß g insgesamt höchstens n Punkte von enthält, also das Verfahren nicht gestört werden kann. § 4. Die ebenen Gebilde 2. Ordnung, die Kontinua enthalten. Wir haben im vorigen Paragraphen . gesehen, daß die ebenen Mengen mit einzigen Ordnungsindex 2 kein Kontinuum enthalten können. Wir stellen nun noch die allgemeinere Frage: Wie muß bei einem Gebilde 2. Ordnung die Verteilung der 1 ) Natürlich wird in dem möglichen Fall, wo n — u — q = 0 ist, unter (7 a) eine leere Menge verstanden. Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 233 Ordnungsindizes sein, damit 2)t Kontinua enthalten kann ? Und ferner: Wie sind diese Kontinua beschaffen? Wir behandeln die zweite Frage zuerst und beweisen den folgenden Satz: Jedes ebene beschränkte Kontinuum St von 2. Ordnung ist eine konvexe Kurve. Beiveis: Unter den Komplementärgebieten, die Ä in der Ebene bestimmt, befindet sich genau ein nicht beschränktes Gebiet 5p. Wir betrachten zunächst den Fall, wo auch min- destens ein beschränktes Komplementärgebiet © von St vorhan- den ist. [Man sieht übrigens sofort, daß in diesem Fall auch nur ein einziges beschränktes Komplementärgebiet ® vorhanden sein kann.] Sind nun Pj und P2 irgend zwei (innere) Punkte von ®, so muß ihre Verbindungsgerade den Rand 9t von @ in genau 2 Punkten 9tt und 9t2 treffen und die (offene) Strecke (P, R2) gehört ganz zu @, während ihre beiden Verlängerungen in 5p liegen; also gehört erst recht die Strecke (P1P2) zu © und deshalb ist ® ein konvexes Gebiet. Sein Rand 9t ist daher eine geschlossene konvexe Kurve, die ganz aus Punkten von $ besteht. Außerdem muß aber 5? mit 9t zusammenfallen ; denn enthielte St noch einen weiteren, nicht zu 9t gehörenden Punkt Q, dann müßte die Verbindungsgei'ade von Q mit irgend einem (inneren) Punkt P von ® den Rand 9t in zwei ver- schiedenen Punkten treffen, im Widerspruch mit der voraus- gesetzten 2. Ordnung von 5?. Also ist in diesem Fall 5t) eine geschlossene konvexe Kurve. Wir betrachten nun den anderen Fall , daß 5? kein be- schränktes Komplementärgebiet bestimmt. Es seien A und B zwei beliebige Punkte von 5?; g sei ihre Verbindungsgerade, mit s werde die offene Strecke ( A B) bezeichnet. 5t) enthält ein zwischen A und B irreduzibles Kontinuum ©. Vereinigt man © mit s, so teilt (© -\- s) die Ebene in genau 2 Gebiete, die beide von dem ganzen Gebilde (© -j- s) begrenzt werden J). 9 Nach A. Rosenthal, Sitzungsber. Bayer. Akad. d. Wiss. 1919, p. 102 (Satz 6). Sitzungsb. d. math.-pbys. Kl. Jabrg. 1922. 16 234 A. Rosenthal Von diesen ist eines beschränkt, das andere nicht beschränkt; das erstere werde mit ©*, das letztere mit Jp* bezeichnet. Die Verlängerungen von s gehören zu £>*; längs s gehören die Punkte auf der einen Seite zu ©*, auf der anderen zu §*; deshalb muß ©* vollständig auf einer Seite von g liegen und dasselbe gilt also auch für 6. Jede Gerade, die einen inneren Punkt von ®* enthält, muß den Rand 3t* von ®* in min- destens zwei Punkten treffen. Wenn eine solche Gerade s nicht schneidet, so muß sie genau zwei Punkte von Qt enthalten. Wenn auf einer Geraden h ein [von A und B verschiedener] Punkt C von s liegt, so sind zwei Fälle denkbar: entweder es wird 6 von h in einem oder in zwei Punkten getroffen. Betrachten wir den letzteren Fall näher: Die beiden Schnitt- punkte von h mit 6 seien P, und P2 und es liege Pt zwischen C und P2. Die Strecke (C Pj) muß zu @* gehören; dagegen sind bezüglich (P, P2) zwei Teilfälle denkbar: entweder gehört (Pj P2) zu §* oder zu ©*. Wir wollen zeigen , daß dieser letztere Teilfall, wo ( C Pj) und (Pt P2) zu ®* gehören, aus- geschlossen ist1). Es seien bzw. Q2 je ein Punkt von (CP,) bzw. von (P, P2). Man kann innerhalb ©* und Q2 durch einen einfachen2) Streckenzug o verbinden; o kann h in end- lich vielen Punkten schneiden, aber es gibt auf o einen letzten Schnittpunkt mit (CP,) und einen ersten Schnittpunkt Q2 mit (PjP2); das und Q2 verbindende Stück von o sei mit ö bezeichnet, o liegt ganz auf der einen Seite von h. Nun bildet die Vereinigung der Strecke [([I, $2] mit ö ein einfaches geschlossenes Polygon s]3. Im inneren Gebiet von kann nach unserem Hilfssatz des vorigen Paragraphen kein Punkt von 6 liegen, weil der Rand nur einen einzigen Punkt von (5, nämlich Plt enthält. Es seien U, bzw. U2 je eine kreisförmige Umgebung von Qi bzw. von Q2, die ganz innerhalb ©* ent- halten sind. Man lege nun durch P2 eine (zu k hinreichend ') Der erste Teilfall [(PjP2) zu Sg* gehörend] ließe sich in analoger Weise ausschließen; doch scheidet dieser Fall nachher von selbst aus. 2) D. h. sich nicht selbst durchsetzenden. Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 235 benachbarte) Gerade h*, die U,, U2, s auf der zu o entgegen- gesetzten Seite von h trifft. Seien Q\ bzw. Q% je ein Punkt auf h* innerhalb 11, bzw. ll2. Dann erhält man durch Ver- einigung der Strecken [Q\ Q*J, [Qi $i], [ Qi (ü] mit ö ein ein- faches geschlossenes Polygon iß*, in dessen Inneren P, liegt. Wieder nach unserem Hilfssatz von § 3 muh deshalb von 6 in mindestens 2 Punkten getroffen werden; diese können nur auf [$*$2] liegen; also müßte h* 3 Punkte von © ent- halten, was unmöglich ist. Daher ist der Fall ausgeschlossen, daß (CP,) und (P, P2) zu ®* gehören, und es gibt also auf jeder Geraden, welche einen inneren Punkt von ®* enthält, genau eine ganz zu ©* gehörende Strecke. Deshalb liegt die Verbindungsstrecke von irgend 2 Punkten von ©* ganz inner- halb ©*, d. h. ©* ist ein konvexes, beschränktes Gebiet und seine Begrenzung 3t* = (© -f- s) ist demgemäß eine geschlossene konvexe Kurve. Also ist © ein konvexer Kurvenbogen. Dasselbe soll nun von dem ganzen Kontinuum $ nach- gewiesen werden. Zu diesem Zweck legen wir zunächst an © in A und P die Tangenten a und b. Von den 7 Gebieten, in welche die Ebene durch die 3 Geraden a, b, g zerlegt wird ’), enthält eines, @1? die Kurve ©; zwei weitere sind mit ©, in denselben von a und g bestimmten Scheitelwinkeln enthalten; zwei weitere liegen mit ©, in denselben von b und g be- stimmten Scheitelwinkeln; die beiden letzten, die mit ©2 und ©3 bezeichnet werden sollen, sind mit ©, in denselben von a und b bestimmten Scheitelwinkeln enthalten und unter diesen befindet sich eines, das an die Strecke s anschließt; dieses sei ®2. Die zugehörigen abgeschlossenen Gebiete sollen durch Über- streichen gekennzeichnet werden. Die nicht zu © gehörenden Punkte von ® können sicherlich nur in @2 oder ©3 liegen; denn ist P ein Punkt irgend eines der anderen (offenen) Ge- biete, so muß entweder die Gerade PA oder die Gerade PB noch in einem weiteren Punkte © treffen. Ferner kann auch Ü Wenn a und b zueinander parallel sind, werden nur 6 solche Gebiete bestimmt; es fällt dann @3 weg. 16* 236 A. Rosenthal sofort @3 ausgeschaltet werden. Denn: Der Schnittpunkt C von a und &1) liegt entweder auf der gleichen Seite von g wie (5 oder auf der entgegengesetzten Seite; im letzteren Fall wird die Verbindungsgerade irgend eines [von C verschiedenen2)] Punktes von ®3 mit A (oder B) noch einmal die Kurve 6 treffen. Im erstcren Fall liegt ®3 auf derselben Seite von g wie 6, aber in positiver Entfernung von 6 sowie von ©2, so daß Punkte von ©3 nicht zusammen mit 6 und Punkten von @2 ein Kontinuum bilden können. Also alle nicht zu 6 ge- hörenden Punkte von 5? müssen in ©2 liegen. Insbesondere liegen auf derjenigen Seite von g, auf der sich 6 befindet, keine weiteren Punkte von $. Ist die Menge (ß — 6) nicht leer, so muß sie A oder B oder beide Punkte zu Häufungs- punkten haben und die durch Hinzunahme dieser Häufungs- punkte abgeschlossene Menge (£' — (5) kann demgemäß nur aus einem oder zwei, jedenfalls nicht aus drei abgeschlossenen elementenfremden Teilen bestehen, ohne daß $ zerfiele. Also seien bzw. $2 diese Kontinua, die zusammen ($ — (5) bilden. sei vorhanden und enthalte den Punkt A. Sicherlich können nicht zugleich A und B zu [oder fö2] gehören; denn sonst wäre in ein zwischen A und B irreduzibles Kontinuum Gtj ent- halten, also ein konvexer Bogen; deshalb würde ((£, -j- ©2) und also erst recht $ mindestens ein beschränktes Komplementär- gebiet begrenzen, wTas der frühere, nicht der jetzt betrachtete Fall wäre. Man drehe b um B ins Gebiet ©2 hinein so lange, bis in bezug auf eine Stützlage b* erreicht ist, d. h. b* sei hierbei die erste Gerade, die einen (und wegen der 2. Ordnung von ß auch nur einen) Punkt A * von enthält. [Natürlich kann b* bereits mit b zusammenfallen; wobei aber sicherlich A* von B verschieden ist.] Es gibt nun in dem Kontinuum x) Sind a und b parallel, so ist ja ©3 überhaupt nicht vorhanden ! 2) Auch Punkt C läßt sich hier ausschalten; denn gehört C zu dann kann kein Punkt P2 von ®2 dazu gehören, da die Gerade P2 G 6 trifft. Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 237 (Äj -j- 6) ein zwischen B und A* irreduzibles Teilkontinuum 6*, also einen konvexen Bogen, der ganz auf der einen Seite von b* liegt und der mit dem ebenfalls ganz auf dieser Seite von b* gelegenen Kontinuum (ftt -j- (5) identisch sein muß. Ebenso zeigt man, daß (wenn ft2 vorhanden ist) auch (ft2 -j- (£) ein konvexer Bogen mit den Endpunkten A und B* ist. Also ist ft die Vereinigung der drei konvexen Bogen [die allerdings nicht alle drei zu existieren brauchen] Äj, ©, ^2, die außer A und B keine Punkte gemeinsam haben. Deshalb ist ft selbst ein zwischen A* und B* irreduzibles Kontinuum, also ein einziger konvexer Bogen, q. e. d. Das gleiche läßt sich nunmehr auch leicht für ein nicht beschränktes Kontinuum ft beweisen. Zunächst ist jedes be- schränkte Teilkontinuum © von ft ein konvexer Kurvenbogen. Die Endpunkte von © seien A und B. Nach der vorher- gehenden Überlegung können weitere Punkte von ft nur in dem zu (£ gehörenden Bereich ®2 liegen und es muß wieder (ft — 6) aus einem oder zwei Kontinuen ftx bzw. ft2 bestehen. sei vorhanden und enthalte wieder A. Es gibt dann wieder unter den durch B gehenden, ©2 treffenden Geraden eine Grenz- lage b* (die eventuell mit b zusammenfällt), so daß in dem Winkel <£ (gb*) ganz 5?] enthalten ist. [6* selbst braucht hier keinen Punkt von ftl zu tragen.] Jede durch B gehende, innerhalb des <£ (gb*) liegende Gerade trifft ftt, da andern- falls eine Zerspaltung von ftt folgen würde; und zwar muß ft2 in genau einem Punkt getroffen werden. Betrachten wir ferner diejenigen durch B gehenden Geraden, auf deren Nach- bargeraden sich Punkte von ft1 befinden, die von B beliebig weit entfernt sind. Wenn derartige Gerade überhaupt vor- handen sind, dann gibt es im <^C (gb*), von g herkommend, eine erste solche Gerade k. Ist k von b* verschieden, so trägt k einen im Endlichen gelegenen Punkt von ft1, der nicht Häufungspunkt des im <£ (gk) oder des im <£ (kb*) enthal- tenen Teiles von Äj sein kann, so daß 5?! zerfallen müßte. Also fällt k mit b* zusammen; d. h. in jedem im <£ (gb*) ent- haltenen kleineren Winkel <£ (gb**) bleibt beschränkt; also 238 A. Rosenthal der hierin enthaltene Teil von ist ein konvexer Bogen. Daher ist entweder ein beschränkter oder ein ins Unend- liche laufender konvexer Bogen. Analog alles für Ä2. Es er- gibt sich so, daß 5?, wenn es nicht beschränkt ist, ein (nach einer oder zwei Seiten) ins Unendliche laufender konvexer Kurven- bogen sein muß. Also haben wir ganz allgemein den Satz: Jedes beliebige ebene Kontinuum 2. Ordnung ist eine konvexe Kurve. Nunmehr ist es leicht, auch die erste, zu Beginn dieses Paragraphen gestellte Frage zu beantworten, nämlich die Frage nach der Verteilung der Ordnungsindizes derjenigen Gebilde 2. Ordnung, die Kontinua enthalten. Zunächst muß bei einer Menge 5k 2. Ordnung, die ein Kon- tinuum enthält, der Ordnungsindex 0 vorhanden sein. Denn: 5k enthält nach dem vorigen Satz einen konvexen Kurvenbogen U mit den Endpunkten A und JB. Man lege an © in A und JB die Tangenten a und b sowie die Verbindungs- gerade g von A und JB. Wie oben gezeigt, können weitere Punkte von 5k nur in @2 und, wenn a und b sich auf der- selben Seite von g schneiden, auf der U liegt, auch in ©3 liegen1). Jede zu g parallele Gerader/', welche das Gebiet ®j trifft (in dem © liegt), ohne 6 zu schneiden, kann demgemäß keinen Punkt von 5k enthalten. Also muß der Ordnungs- index 0 Vorkommen und zwar auf unendlich vielen Geraden, die in der Mächtigkeit c vorhanden sein müssen. Ebenso einfach ergibt sich, daß bei einer Menge 5k 2. Ord- nung, die ein Kontinuum enthält, der Ordnungsindex 1 Vor- kommen muß. Denn : 5k enthält wieder einen konvexen Kurvenbogen © mit den Endpunkten A und JB. Es sei G ein von A und JB verschiedener Punkt von U. Man lege in C eine Stützgerade g Der Schnittpunkt G von a und b kann in jedem Fall (wo er existiert) zu 2k gehören; allerdings muß dann 2k ausschließlich aus der Vereinigungsmenge von 6 und C bestehen (da die Verbindungsgerade von C mit irgend einem Punkt P von ©2 oder ©3 6 noch einmal trifft). Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. 239 an 6; dann enthält g nur den Punkt C von (J, muß also, wenn der Ordnungsindex 1 nicht vorkommt, noch einen zweiten Punkt C‘ von Tft tragen. Man lege durch C‘ eine zu g hin- reichend benachbarte Gerade g\ welche (5 in zwei Punkten schneidet. Dann enthielte g‘ drei Punkte von üft, im Wider- spruch mit der 2. Ordnung. — Auch hier muß der Ordnungs- index 1 auf unendlich vielen Geraden von der Mächtigkeit c auf- treten ; da der vorstehende Schluß für die Stützgeraden sämt- licher von A und B verschiedener Punkte C gilt. Die beiden vorstehenden Aussagen über die Ordnungs- indizes 0 und 1 liefern zugleich zwei neue Beiveise des Satzes von § 3, daß nämlich eine Menge mit einzigem Ordnungs- index 2 kein Kontinuum enthalten kann 1). Fassen wir alle diese Bemerkungen zusammen, so erhalten wir den Satz: Eine Menge 2. Ordnung kann nur dann ein Konti- nuum enthalten, wenn alle drei Ordnungsindizes 0, 1, 2 vor- handen sind und zwar jeder von ihnen in der Mächtigkeit c. Übrigens kann eine Menge TO 2. Ordnung mehrere ge- trennte Kontinua, d. h. konvexe Bögen, enthalten. Denn man kann mehrere konvexe Bögen so legen, daß sie paarweise zu- einander in den erlaubten Bereichen ©2 und @3 liegen (nach der obigen Bezeichnungsweise) und von keiner Geraden in mehr als 2 Punkten getroffen werden. Ist in TO eine geschlossene konvexe Kurve enthalten, so muß TO mit diesem Oval identisch sein. — Bezeichnen wir ferner mit „Halboval11 einen (nicht geschlossenen) konvexen Bogen mit parallelen Tangenten in den Endpunkten. Sind in ■Ui zwei getrennt liegende Halbovale O' und O" vorhanden, so müssen die zu O' und O" gehörenden Gebiete ®2 einander gegenseitig enthalten, was nur möglich ist, wenn £)' und O" *) Der zweite dieser neuen Beweise benutzt übrigens denselben Grundgedanken wie der Beweis von § 3. — Zugleich ist damit gezeigt, daß eine Menge 95t, die auf jeder Geraden, die 5Jt trifft, genau zwei Punkte besitzt, kein Kontinuum enthalten kann. 240 A. Rosenthal, Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex. gemeinsame Endtangenten haben und sich gegenseitig die hohlen Seiten zukehren. Weitere Punkte können dann zu nicht gehören. — Schließlich kann unter den in -Dt enthaltenen Bogen (die nicht Teile größerer Bogen sind) nur ein einziger sein, der größer als ein Halboval ist. Denn bei zwei solchen müßte jeder von ihnen in dem dreieckförmigen Bereich ®2 des anderen liegen, was unmöglich ist. 241 Die Verwertung gemischter invarianter Flächen- elemente zur Berechnung der Differentialinvarianten einer ebenen Transformationsgruppe. Von Gerhard Kowalewski in Dresden. Vorgelegt von F. Lindemann in der Sitzung am 8. Juli 1922. In zwei Abhandlungen, deren eine bereits im Dezember 1921 in den Leipziger Berichten erschienen ist, während sich die andere dort im Druck befindet, habe ich eine neue Methode zur Berechnung der Differentialinvarianten ebener Transfor- mationsgruppen entwickelt. Der von mir erzielte Fortschritt besteht darin, daß nicht mehr, wie bei Lie, vollständige Systeme integriert werden müssen, sondern nur Integrationen vollständiger Differentiale, also Quadraturen, auszuführen sind1). Wenn auch von meiner Methode, die im wesentlichen auf der bisher unbemerkt gebliebenen Tatsache beruht, daß sich Dif- ferentialinvarianten von höherer als erster Ordnung als lineare Funktionen der höchsten Ableitung schreiben lassen, in den Arbeiten Lies und seiner Schule nirgends eine Spur zu finden ist, so hatte sich doch dem großen Meister unbewußt auf einem Umwege schon die Einsicht erschlossen2), daß die Be- stimmung der Differentialinvarianten ebener Transformations- ') Eine Ausnahme bilden nur diejenigen Gruppen, die sich auf q oder q, yq oder q, y q, y2q reduzieren lassen. Bei ihnen muß eine ge- wöhnliche Differentialgleichung 1. Ordnung integriert werden. 2) Vgl. seine berühmte Abhandlung „Klassifikation und Integration von gewöhnlichen Differentialgleichungen etc.“ Norwegisches Archiv 1883 oder Math. Annalen, Bd. 32. 242 G. Kowalewski gruppen durch „ausführbare Operationen“, wie er zu sagen pflegte, geleistet werden kann, abgesehen von den drei in Fuß- note 1) bezeichneten Ausnahraefällen. Lie hat nämlich für seine sämtlichen ebenen Gruppentypen die Differentialinvarianten wirklich berechnet und andererseits gezeigt, daß die Zurück- führung einer durch ihre infinitesimalen Transformationen ge- gebenen Gruppe auf die zugehörige kanonische Form nur „aus- führbare Operationen“ erfordert, wenn es sich nicht gerade um einen jener drei Ausnahmefälle handelt. In der vorliegenden Arbeit will ich die ganze Frage von einer anderen Seite behandeln und die Verwertung sogenannter gemischter Flächenelemente für die Berechnung der Dif- ferentialinvarianten ebener Transformationsgruppen auseinander- setzen, wodurch eine neue Quadraturenmethode zur Bestimmung dieser wichtigen Größen gewonnen wird, bei der man schließ- lich im allgemeinen nur ein einziges vollständiges Differential zu integrieren hat. In dieser Richtung öffnet sich noch ein weites, wenig bearbeitetes Gebiet, für das Lie sich erst in seinen letzten Jahren interessierte, als er Integralinvarianten und ihre Nutzbarmachung für Integrationsprobleme zu studieren begann. Es fällt von meinen Untersuchungen auch neues Licht auf die von G. Pick in seiner Wiener Akademie- Abhandlung von 1906 begründete natürliche Geometrie ebener Transformations- gruppen, eine bis jetzt noch viel zu wenig gewürdigte, höchst interessante Theorie, von der die Differentialgeometrie manche Förderung zu erwarten hat. Die Pickschen kovarianten Koordinaten bilden eine besondere Klasse gemischter Dif- ferentialinvarianten und können nach meiner Quadraturen- methode durch „ausführbare Operationen“ aus den infinitesi- malen Grundtransformationen der Gruppe gewonnen werden. Die Verwertung gern, invar. Flächenelemente etc. 243 § 1. Gemischte Pfaffsche Invarianten, Bogenelemente, Flächen- elemente und Differentialinvarianten von Gr. Mit Gr werde eine r-gliedrige ebene Transformations- gruppe bezeichnet, die auf zwei Kurvenelemente x,y,yl, ■ ■ ya-2 und £, t; , t)1? . . \)ß-2 mit der Koordinatensumme a ß — r transitiv einwirkt1), so daß diese Elemente, die wir kurz ea-2 und — 2 nennen wollen, gegenüber Gr keine Invariante besitzen. Dann gibt es zwei invariante Pfaffsche Ausdrücke ni — 99, (e„_2, e^-2) dx -p cp2 ( ea-2 , (ß-2) dy, 2 Vfi ißa — 2) — 2) dx -p (ßu — 2? tß — 2) dy mit nicht verschwindender Determinante. Dieser den Kennern der Lieschen Theorien geläufige Satz gehört zu den Grund- wahrheiten, von denen man sich ohne größere Vorkenntnisse direkt überzeugen kann. Im vorliegenden Falle würde ich dazu folgende elementare Überlegung empfehlen. Man gehe aus von der endlichen Darstellung der Gruppe Gr und stelle in der durch die Differentialrechnung bekannten Weise fest, wie Gr auf die beiden Elemente ea—2 und e^_ 2 wirkt. Die Gleichungen der so erweiterten Gruppe mögen lauten X — F(x, y, a, , . . ., ar), Y = G(x, y, a1 , . . ., a,)t Ya — 2 Ga — 2 ißo, y>y\i • • • 1 2/« — 2 1 ® 1 1 • • • » us. ) 1 L F (j.-, t), öj , . . ., Q&,-) , d = &(?» . . ., ar ), i)ß — 2 Gß—o(X, i • • •) tyß — 2) 1 • • •) ®i-) • x) Wir könnten ebensogut drei oder mehr Kurvenelemente mit der Koordinatensumme r zum Ausgangspunkt nehmen, vorausgesetzt, daß sie keine Invariante besitzen. Die Ableitungen bezeichnen wir der Be- quemlichkeit halber durch untere Indizes. 244 G. Kowalewski Jetzt wollen wir noch eine neue Erweiterung der Gruppe vornehmen, indem wir darauf achten, wie die Differentiale dx, dy bei ihr transformiert werden, d. h. wir fügen zu den obigen Gleichungen noch die folgenden : (2) dX = dY = dF dX dx -J- dG dX dx -f- dF dy d G 3 y dy, dy. Da nach Voraussetzung a-\-ß — r ist und die Elemente ea—i und tß -2 keine Invariante besitzen sollen, so kann das System (1) nach den Parametern a, , . . ar aufgelöst werden, wodurch diese als Funktionen von ea-2, C/j-2, Ea- 2, Qtß-? erscheinen. Setzen wir die gewonnenen Ausdrücke in die Glei- chungen (2) ein, so gehen diese über in (2') { dX = 2{ea-2, Ea-2, tß-?, <5^—2 )dy. Wenn wir nun das System (1) symbolisch in der Form {Ea-<>, Qß-o) = (ßa-2, iß— 2) Sa schreiben und (fa-2, Zß—j) St, — (e‘a-2, Sfi-o) setzen, wobei Sb ebenso wie Sa eine Transformation der Gruppe Gr bedeutet, so wird wegen der Gruppeneigenschaft (Ea- 2, GjS— 2) = (e‘a— 2, iß~?) Sb 1 Sa = (cä-2, C/?— 2) Sc sein. Die Systeme (1), (2) und (2') bleiben also bestehen, wenn man x, y, . . ., J/a_2 und £, t), . . ., t)ß -2 mit Strichen versieht und die Parameter a, , . . ., ar durch cx , . . ., cr ersetzt. Die rechten Seiten der Gleichungen (2'), wo die Parameter ganz fehlen, verhalten sich also invariant, wenn man Ea~ 2, @£-2 ungeändert läßt und auf x, y, ... und j, tj, . . . die Trans- formation Sb an wendet. Denkt man sich Ea-2, @/j-2 irgend- wie fixiert, so entstehen zwei invariante Pfaffsche Ausdrücke 77j und 772 von der behaupteten Form. Die Determinante Die Verwertung gern, invar. Fläehenelemente etc. 245 cp1y>2 — 9Y*/;i a^s Funktionaldeterminante von X, Y nach x, y von Null verschieden. Man kann 77, und 772 als Invarianten des Elements und zweier unendlich benachbarter Elemente ea-2 auffassen. Nimmt man diese in vereinigter Lage an, setzt man also cly = yldx, so verwandeln sich 77, und 772 in gemischte invariante Bogenelen ente, weil die vereinigte Lage zweier Elemente eine invariante Beziehung ist. Wir wollen ausdrück- lich a > 2 annehmen. Dann haben diese Bogenelemente die Form (3) da — co (ea_2, e^) dx . Es ist ausgeschlossen, daß in beiden Fällen cd identisch verschwindet, weil die Gleichungen 2 = 0 nicht zusammen bestehen können. Andererseits würde das Ver- hältnis der beiden cd eine Invariante von ea-2 und e^-2 sein, wenn es nicht konstant wäre. Da nach Voraussetzung der erstere Fall ausgeschlossen ist, so folgt, daß sich die beiden Bogenelemente nur um einen konstanten Faktor unterscheiden, so daß nur von einem Bogenelement der obigen Form zu reden sein wird. Ebenso einfach erkennt man die Existenz eines gemischten invarianten Flächenelements. Man muß zu diesem Zweck zwei verschiedene zu ea~2 benachbarte Elemente in Betracht ziehen, also mit zwei Reihen von Differentialen operieren, den Differentialen d und den Differentialen d‘. Die Invarianz von 77, , 772 und 77; = 99, (ea_2, tß-2) d'x -f cp2(en-2, tß-i) d'y , 772 — y, («■-«» fy-2) d'x + y>2 (e«_2, tß-i) d'y bringt es mit sich, daß auch Tly n2 cpx cp2 dx dy 77; 772 j V1V2 d'x d'y eine Invariante ist. Es gibt also einen invarianten Ausdruck von der Form 246 G. Kowalewski (4) _Q(ea_2, P/j— 2) ( dxd'y — dyd'x), und zwar bis auf einen konstanten Faktor nur einen. Er stellt das invariante gemischte Flächenelement dar, von dem wir in der Überschrift sprachen. Sind von der Gruppe Gr nur die infinitesimalen Trans- formationen bekannt, so lassen sich, wie man weih, Bogen- element und Flächenelement durch Quadraturen finden. Ist Af=£p-j-i]q eine der r infinitesimalen Grundtransforma- tionen, 2t f dasselbe Symbol in den deutschen Veränderlichen, bezeichnet man ferner die Erweiterung nach Lies Weise durch obere Indizes und setzt zur Abkürzung Wf= so genügt Q den Differentialgleichungen (5) WQ + Qtfx + r,y) = 0 und co den Differentialgleichungen (6) W(o + u) (£* -f yx |y) = 0. Aus (5) läßt sich d log Q, aus (6) d log co gewinnen, und log ß, log ergeben sich dann durch Quadraturen. Wir kehren noch einmal zu dem System (1) zurück und wollen es, anstatt durch die Gleichungen (2), nunmehr durch die Gleichung / 3 (jr ri — 2 V ääT’ 3 Ga- 2 . + y'”i -T + " (d F , $F\ U* + y' zy ) + Va-l 3 Ga- dy, erweitern, die angibt, wie sich die (a — 1) te Ableitung von Y nach X durch die Elemente ea-\ und tß-2 ausdrückt. Setzen wir hier für ax, . . ., a, die aus (1) gewonnenen Werte ein, so nimmt die obige Gleichung folgende Gestalt an Ya- 1 = 9?(ea_o, -E'a_2, Cß —2 , 6/5-2) + wipa-ii Ea-2, tß-2, &ß-o) 1 ?/a- 1- Dabei halten wir an der Annahme a > 2 fest. Es zeigt sich nun ähnlich wie bei der Herleitung der beiden Pfaffsclien Die Verwertung gern, invar. Flächenelemente etc. 247 Invarianten, daß cp -j- xpya- 1 invariant bleibt, wenn man Ea-2 und 6^-2 festhält und auf ea-i, tß- 2 irgend eine Transfor- mation der Gruppe wirken läßt. Hiermit ist bewiesen, daß es eine in ya- 1 lineare Invariante von ea-\ und eß-2 gibt, mit andern Worten eine gemischte Differentialinvariante von der Form (7) J — cp (ea_2) ^-2) + V (e«-2) fy-2) yn-i . Der Faktor xp kann nicht identisch verschwinden, weil in dem Ausdruck für Ya~ 1 sicher ya— 1 vorkommt. J ist im wesentlichen die einzige Invariante von ea~\ und e/?-2. Ebenso gibt es je eine Invariante von ea und tß- 2, von ea-i-i und ep-2 usw. , die immer die höchste lateinische Ablei- tung linear enthält. Man findet diese höheren Differential- invarianten 2 ist lUj/a-i = L(ea- 2) + ya- 1 AT(ea_ 2). Setzt man diesen Ausdruck in WJ — 0, d. h. in Wq> -\- Wxp • ya-i xpW ya-i = 0 ein, so spaltet sich die Gleichung in (8) Wy’ -j- xp M — 0 und (9) W cp -f- xp L = 0. Aus (8) findet man d log xp und dann durch Quadratur log xp, aus (9) dcp und durch Quadratur cp. Damit ist die ge- mischte Differentialinvariante J gewonnen. 248 G. Kowalewski § 2. Verwertung der gemischten Differentialinvarianten. Bogen- elemente und Flächenelemente zur Bestimmung der gewöhnlichen. Die Berechnung gemischter Differentialinvarianten, Bogen- und Flächenelemente darf für einfacher gelten als die der ge- wöhnlichen, weil man die Erweiterung der infinitesimalen Trans- formationen nicht so weit zu treiben braucht. Hat man nun in der oben geschilderten Weise gemischte Differentialinva- rianten, Bogen- und Flächenelemente durch Quadraturen be- rechnet, so kann mau aus ihnen durch Differentiation und Elimination auch die gewöhnlichen finden. Die ß ersten Gleichungen der Reihe 7. (e«-i, f/9-2), X\ (ßn 1 f/J — 2)) 7.2 (®a + l > P/J— 2)? J = r _ d J 1 d a r djj = 2 do wird man benutzen, um die Koordinaten von tß- 2 durch J, J,, . . ., Jß-i und durch die Koordinaten von er-2 auszu- drücken. Ließen sich diese Gleichungen nicht nach den Koor- dinaten von iß -2 auflösen, so gäbe es in der Reihe J, Jl , . . ., Jß-\ ein Glied, das man durch die vorhergehenden und durch e,-2 ausdrücken könnte. Hieraus würde folgen, daß das Element er_o bei G> nicht frei beweglich ist, daß also eine gewöhnliche Differentialinvariante von (r — 2) ter oder niedrigerer Ordnung existiert. Wird von diesem Ausnahme- fall, dessen Bedeutung man in meinen andern Arbeiten erörtert findet, abgesehen, so sind die Koordinaten von tß- 2 durch J, J,, . . ., Jß-\ und e,_2 ausdrückbar. Die gefundenen Aus- drücke werden nun in die nächstfolgende gemischte Differen- tialinvariante dJß- 1 Die Verwertung gern, invar. Flächenelemente etc. 249 eingesetzt. Diese erscheint dann abhängig von den ß ersten J und von er_i. Damit ist die niedrigste gewöhnliche Dif- ferentialinvariante von Grr gewonnen1). In derselben Weise läßt sich das gemischte Bogenelement (Za in ein gewöhnliches Bogenelement von der Form ca (er_2 )dx und das gemischte Flächenelement in ein gewöhnliches von der Form Q (er 2) (dx d'y — dy d'x ) verwandeln. Wie bereits oben erwähnt wurde, übertragen sich unsere Betrachtungen ohne weiteres auf gemischte Invarianten, an denen mehr als zwei Elemente beteiligt sind, wobei die Koor- dinatensumme dieser Elemente gleich r sein muß. Auch dürfen die Elemente gegenüber Crr keine Invarianten besitzen. Natür- lich muß r oberhalb einer gewissen Grenze liegen, wenn man diese Methode zur Berechnung gewöhnlicher Differentialinva- rianten durch die gemischten überhaupt anwenden will. Man kann es gewöhnlich einrichten, daß die beteiligten Elemente alle von nullter oder erster und wenigstens eins wirklich von erster Ordnung sind. Der Vorteil dieses Verfahrens ist dann, daß man die Gruppe nur auf die erste Ordnung zu erweitern braucht. Hat man das Flächenelement i2(e,, tß~2, . . .) ( dx d'y — dy d'x) und das Bogenelement do ~ co (e ,, f/j-2, • • •) dx bestimmt, so läßt sich di'' Berechnung der Differentialinva- rianten ohne jede weitere Integration auf folgende Weise er- ledigen. Es ist klar, daß auch bS = £ ein invariantes Bogenelement sein wird. Dabei sind die durch Punkte angedeuteten Elemente dieselben geblieben. Nur die lateinischen und deutschen Buchstaben haben ihre Rollen ge- b Die Größen J, Jit . . ., Jß_ 1 spielen hier die Rolle von Kon- stanten. Die Methode gilt auch noch in dem oben erwähnten Ausnahme- fall. Wir lassen ihn nur mit Rücksicht auf die bequemere Darstellung bei Seite. Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jahrg. 1922. 17 250 G. Kowalewski wechselt. Gleichzeitig mit Q(dxd'y — dyd'x ) ist nun offen- bar auch (dx d‘y — dy d‘x ) b 5 eine Invariante, wobei die Operation b nur auf f, tj, . . . wirkt. Man muß sich vorstellen, daß das Element 2 längs einer Kurve fortrückt. Dividiert man die beiden mit dx d'y — dy d'x behafteten Invarianten durcheinander, so entsteht die gemischte Differentialinvariante *) o _ b \ogÜ 1x5 bä ‘ Da bei uns ß — 2 entweder gleich 0 oder gleich 1 ist, so wird $ von e,, e^_i, ... abhängen. Wäre ^ frei von so müßte es, weil die Elemente en tß— 2, .. . keine Invariante haben sollen, eine Konstante sein. Man hätte dann, abgesehen von einem konstanten Faktor, b 3 = b log Q. Wir wollen von diesem Ausnahmefall, dessen gruppen- theoretische Bedeutung sich leicht ermitteln ließe, absehen. Dann können wir aus $ eine Reihe höherer Invarianten cv = b 3 cv _bSi 101 bä ’ bä ’ ' ‘ ' herleiten und aus ihnen durch Elimination die gewöhnlichen Differentialinvarianten (deutsch geschrieben). Es kommt also letzten Endes nur darauf an, ß(e,, C/8-2, . . .) ( dx d'y — dy d'x ) und co (elt tß-2, . . .) dx zu finden, und wir werden sehen, daß im allgemeinen sogar das Flächen- element allein genügt. 0 Ähnlich läßt sich auch aus da eine gemischte Differentialinva- riante gewinnen. Die Verwertung gern, invar. Flächenelemente etc. 251 § 3. Beziehungen zwischen gemischten Flächenelementen. Bogen- elementen und Differentialinvarianten. Aus dem Erweiterungsgesetz der infinitesimalen Transfor- mationen läßt sich entnehmen, daß die in § 2 mit M(ea-o) bezeichnete Größe (a > 2) den Wert + Vu — a (£r + V\ £//) hat. Vergleicht man nun die Differentialgleichungen (8) mit (5) und (6), so ergibt sich, da es bei ip auf einen konstanten Faktor nicht ankommt, (10) ip = ü (o~a . Um die gemischte Differentialinvariante J = cp -f- xp ya-\ zu finden, hat man also noch mit Hilfe von (9) die Funktion cp zu ermitteln, d. h. ein vollständiges Differential zu integrieren. Obwohl wir am Schlüsse von § 2 eine andere Methode kennen gelernt haben, die nur die Berechnung eines gemischten Flächen- elements und Bogenelements verlangt, ist doch manchmal auch das direkte Verfahren zur Bestimmung von J bequem. Handelt es sich z. B. um eine projektive Gruppe und hat man die Fundamentalelemente ea_2, tß—2, ... so gewählt, daß sie alle von nullter und erster Ordnung sind, e„_2 aber von erster Ordnung, so wird L — 0 sein, wOl die Gruppe die Differential- gleichung y2 — 0 invariant läßt. Die Differentialgleichungen, aus denen sich cp bestimmt, lassen dann erkennen, daß cp eine Konstante ist, die man ohne weiteres gleich Null setzen darf, so daß die Invariante J die Form f/S — 2, • • •) tu , ?/?— 2, • • •) annimmt. Es besteht auch zwischen dem gemischten Bogenelement und dem gemischten Flächenelement ein inniger Zusammen- hang. Das aus den Gleichungen (5) berechnete Differential von log Q läßt erkennen , welches die höchste in Q auftretende Ableitung y„ ist. Wir stellen uns jetzt auf den allgemeinen Standpunkt, denken uns also die Fundamentalelemente ea_2, e^-2, • • . nicht ausschließlich als Punkte und Linienelemente. 252 G. Kowalewski Nehmen wir nun o>0 an, so ergibt sich1) durch Differen- tiation von (5) nach y2 W ®vs + {- (£r + 7h) — (Q + 1) (f* + V\ £?)} ®ye — und der Vergleich mit den Systemen (5) und (6) lehrt, daß Q„ = — _Q2 cu-te+i) gesetzt werden kann. Es kommt hier auf einen konstanten O Faktor nicht an. Aus der gewonnenen Relation geht hervor (11) Hat man also durch Integration eines vollständigen Dif- ferentials das Flächenelement Q(dxd'y — dycl'x) bestimmt und enthält dieses eine Ableitung von y, so kann man nach der Formel (11) das Bogenelement co dx finden. Liegt der besondere Fall vor, daß das Fundamentalsystem aus einem Linienelement zusammen mit Linienelementen und Punkten besteht, so treten die Betrachtungen am Schlüsse von § 2 in Kraft, und es ist außer der Integration des Differen- tials d log Q im allgemeinen überhaupt keine Integra- tion mehr zu leisten. Halten wir an dem erwähnten Sonder- fall fest, so läßt sich, wenn ß(ßj, tß—(ej, tß-2, . . .) eine Ableitung von 9 enthält, also ß = 3 ist. Durch Nullsetzen der Determinante der Wf ergeben sich manchmal invariante Relationen, die noch Vereinfachungen unserer Betrachtungen ermöglichen. 255 Über zwei verschiedenartige Injektionen syenitischer Magmen. Von Erich Kaiser. Mit vier Textfiguren. Vorgetragen in der Sitzung am 4. November 1922. Eigentümlich erscheinende Wege führten mich, nachdem ich wenigstens kurz mit zwei der von dem Bahnbrecher moderner petrographisch-geoiogischer Forschung W. C. Brögger unter- suchten Vorkommen syenitischer Gesteine bekannt geworden war, einmal zu kürzeren, aber doch eingehenden Untersuchungen in die Serra de Monchique Portugals und dann zu ausgiebigen Studien an den Syenitvorkommen der südlichen Namib Süd- westafrikas. Die Serra de Monchique mit ihrem einheitlich auf- zufassenden Injektionskörper und die verschiedenen Syenitvor- kommen der Namib Süd westafrikas bieten in ihren Formen und den mit ihnen zusammenhängenden Differentiations- und Assimilationsvorgängen in manchen Beziehungen große Gegen- sätze, nach anderer Richtung so große Ähnlichkeiten, daß sich ein Vergleich beider miteinander lohnt, um daraus allgemeine Schlüsse abzuleiten. I. Die Injektionsformen und ihre Beziehung zur Faltung. Die Serra de Monchique1) habe ich früher als einen Lakkolithen aufgefaßt, habe die damals schon vorliegenden Deutungen von Harker über phakolithische Injektionsformen besprochen, glaubte aber noch nicht, einen besonderen Injek- 1) Erich Kaiser, Der Eläolithsyenit der Serra de Monchique im südlichen Portugal. Neues Jahrbuch f. Min. 1914, Beil. Bd. 39 (Fest- band Bauer), S. 225 — 267. Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jahrg. 1922. 18 256 E. Kaiser tionstypus abtrennen zu müssen. Die Folgezeit lehrte mich aber, daß wir an so zahlreichen Stellen Injektionen in Be- ziehung zu Faltungsvorgängen sehen, daß diese Formen doch unbedingt von dem von Gilbert und anderen gedeuteten Lakko- lithen abgetrennt werden müssen, vor allem, da sie genetisch vollkommen verschiedenartig sind, so daß es recht bedauerlich ist, daß unsere Lehrbücher den Begriff der Phakolithe noch nicht erläutern. Schon bald nach der Abfassung meiner ersten Arbeit über die Serra de Monchique beabsichtigte ich, meine ältere Darstellung dahin zu verbessern, daß wir die Serra de Monchique nicht als Lakkolith, sondern als Phakolith im Sinne von Harker deuten müssen, daß Injektion und Form nicht allein als aktive Äußerung des Magmas anzusehen sind, sondern daß äußere nichtmagmatische Faktoren für die Formgebung und Raumfüllung bestimmend waren. Diese Berichtigung schob ich infolge der Kriegsverhältnisse auf. Jetzt führten mich die neueren Ausführungen von Hans Cloos dazu, gerade diesen Intrusionsvorganor wieder näher zu betrachten. Anschließend an Untersuchungen von Erich Bederke spricht Cloos1) von einer neuen Intrusionsform, die, ebenfalls im konkordanten Injektionsverband, mit sichelförmigem Grundriß eine Verbin- dung von Faltungsvorgängen und Injektion zeigt. Wenn auch diese sichelförmig gestalteten konkordanten Injektionskörper nicht direkt mit der Serra de Monchique verglichen werden können, so zeigen sich doch in beiden Formen so große Be- ziehungen zu den Faltungsvorgängen, daß beide, mit anderen als besonderer Iujektionstypus aufgefaßt, keinesfalls mit Lakko- lithen zusammen besprochen werden dürfen. Der Begriff der ') HansCloos, Der Mechanismus tiefvulkanischer Vorgänge. Samm- lung Vieweg, Heft 57, Braunschweig 1921. Vgl. auch die übrigen Arbeiten desselben Verfassers zu diesem Thema: Geologie der Schollen in schle- sischen Tiefengesteinen. Neue Untersuchungen im Grenzgebiete der Ge- birgsbildung. Abh. d. Preuß. Geolog. Landesanstalt, N. F., Heft 81, Berlin 1920. — Tektonik, und Magma. Untersuchungen zur Geologie der Tiefen. Abh. d. Preuß. Geolog. Landesanstalt, N. F., Heft 89, Berlin 1922. Darin besonders: Erich Bederke, Die lntrusivmasse von Glatz Keichen- stein, S. 39 — 70. — Der Gebirgsbau Schlesiens, Berlin (Bornträger) 1922. Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. ^£>7 Phakolithe von Harker bedarf einer Erweiterung. Wenn ich Harker richtig verstehe, so betrachtet er zunächst verhältnis- mäßig kleine Injektionsformen, wenn er auch schon auf die Rücken von Baltzer hinweist. Im ganzen müssen alle diese mit der Faltung zusammenhängenden konkordanten Injektions- formen1) von den vielen kleinen und großen granitischen, bank- und linsenförmigen Einschaltungen in die Injektionsgneise mit weitgehender Injektionsmetamorphose bis zu den erwähnten konkordanten Injektionsformen in wenig metamorphosierte, ge- faltete Gesteine dem Begriff der Phakolithe untergeordnet werden, für die eine Beziehung von Faltung und Injektion vor- liegt. Auflockerungszonen der Gebirgsfaltung begünstigen diese Injektion. Dabei kommen verschiedenartige Stellen der Fal- tungszonen in Betracht. Führte Harker den Antiklinen ein- gelagerte Phakolithe vor, so zeigt uns das Beispiel von Cloos und Bederke Einschaltung in den einzelnen Gebirgsbogen, wogegen wir bei den konkordanten Injektionen der Injektions- gneise wohl in vielen Fällen noch nicht sagen können, wie sich die einzelnen Intrusivformen zu der Faltung verhalten. In ein- zelnen Fällen ist direkt nachzuweisen, daß die Injektion dieser Phakolithe in die letzte, in anderen Fällen in eine besondere Phase der Faltung fällt. Die folgenden Darlegungen über die Serra de Monchique zeigen nach dieser Richtung ein beson- deres Beispiel. Einzelheiten meiner früheren Darstellung brauche ich nicht zu wiederholen. Ich verweise auf die meiner früheren Arbeit beigegebenen Figuren und Profile, aus denen sich nicht nur die Konkordanz des Hauptkörpers, sondern auch vieler Parallel- lager ergibt, auch eine Konkordanz von Schlierenzonen (Zonen von Lazerations-Sphaeroiden Salomons) und eine Parallelität einer ausgesprochenen Klüftung mit den äußeren Grenzen des Intrusionskörpers. Die Syenitstöcke der südlichen Namib bilden dem- gegenüber deutlich diskordante Formen, die unabhängig B Vgl L. Milch, Zentralbl. f. Min. 1903, 445. 18* 258 E. Kaiser sind von der Faltung. Wenn ich auch bereits an früheren Stellen einiges über die Syenite der südlichen Namib auf Grund meiner Beobachtungen mitgeteilt habe,* 1 * * * S.) so habe ich noch nicht die Frage des Injektionsverbandes mit den Nebengesteinen be- handelt. Von den in der Namib Südwestafrikas bis jetzt be- kannt gewordenen Syenitvorkommen, dem Granitberg, etwa 80 km südlich von Lüderitzbucht, dem Signalberg-Schlueberg- Massiv an der Pomonaiusel, etwa 60 km südlich der Lüderitz- bucht, und dem Drachenberg-Massiv, etwa 55 km südsüdöstlich von Lüderitzbucht und dem von Herrn Dr. Reuning aufge- fundenen Vorkommen bei Kap Cross etwa 115 km nordnord- westlich von Swakopmund sind nur die drei ersten in bezug auf ihren Injektionsverband durch meine Untersuchung näher bekannt geworden. Abb. 1 zeigt uns den Granitberg selbst und einige kleinere, nördlich davon gelegene Syenitdurchbrüche im Verhältnis zu der Kleinfaltung in der Umgebung. An dieser Faltung sind beteiligt ein krystalliner Untergrund von Gneisen, mit dem Schichtverbande konkordant injizierten älteren Gra- niten und diskordanten Durchbrüchen von jüngeren Graniten, dann ihnen diskordant auflagernd, Schichten der Namaformation. In diesen wird eine untere Dolomitlage von höher lagernden Quarziten und Sandsteinen mit Tonschiefern und oberen Dolo- miten (bändriger Dolomit und Hauptdolomit) unterschieden. Diese Schichten sind in ungefähr parallele Falten gelegt, die im allgemeinen S — N, in der Nähe des Granitberges mehr SSO — NNW streichen. Durch diese hindurch sind die syeni- tischen Gesteine durchgebrochen und zeigen nur auf gewisse Strecken hin in einzelnen Apophysen lagerartiges Eindringen in das Nebengestein. Es herrscht also im allgemeinen ein dis- kordanter Injektionsverband, der nur stellenweise in Akkordanz *) Erich Kaiser, Studien während des Krieges in Südwestafrika. 1. Assimilationserscheinungen an den Elaeolithsjeniten des Granitbergs in der südlichen Namib. Z. d. D. Geol. Ges. 1920, Bd. 72, Monatsber. S. 52 — 64. Bericht über geologische Studien während des Krieges in Südwestafrika. Abh. d. Giefiener Hochschulgesellschaft II. Gießen 1920, S. 18 u. f. Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 259 von Syenit, Eläolithsyenit Abb. I. Die Kleinfaltung in der Umgebung des Granitberg (Namib, SW.-Afrika). 260 E. Kaiser im Sinne von Cloos übergeht. Die Faltenzüge, die vom Nor- den an den Granitberg heranstreichen, setzen im Süden in gleicher Richtung weiter fort. Selbst eine größere Scholle innerhalb des Injektionskörpers, die uns noch näher beschäf- tigen wird, zeigt die Fortsetzung der von N heranlaufenden Sättel und Mulden. Wenn auf der Kartenskizze im S zum Teil eine Fortsetzung der Faltenzüge fehlt, so liegt dies daran, daß gerade vor dieser, wenn auch nur wenig über die Umgebung sich erhebenden Kuppe große Massen von Flugsand angelagert sind und einen Einblick verhindern. Aber doch lassen sich die allgemeinen tektonischen Verhältnisse hier festhalten. Eine eigenartige Umbiegung der tektonischen Linien am Ostrande des Granitberges könnte leicht, aber fälschlich auf den Injek- tionsvorgang zurückgeführt werden. Denn diese Umbiegung der Linien im 0 erklärt sich einfacher, was aus der Abbildung 1 nicht, aber aus der, meinem demnächst erscheinenden Haupt- werke1) beizugebenden geologischen Spezialkarte (Aufnahme von Dr. W. Beetz und mir) zu ersehen ist. Diese Umbiegung der tektonischen Linien im 0 ist dadurch bedingt, daß hier von S an den Granitberg ein Sattel von alten Gneisen heran- tritt mit sehr starker doppelter Injizierung granitischer Gesteine. Dieser Komplex hat sich verhältnismäßig starr verhalten und eine Umbiegung der tektonischen Linien bei der Faltung vor der viel späteren Injektion der Syenite veranlaßt. Der verhält- nismäßig starre Körper älterer krystalliner Gesteine hat hier eine Ablenkung der Faltenzüge bedingt, ebenso wie an anderen Stellen der südlichen Namib. Wäre der Injektionsvorgang gleichzeitig mit der Faltung, so würde man eine viel weit- gehendere Akkordanz erwarten müssen und auch eine Umbiegung der tektonischen Linien an der W-Seite unseres Injektionskörpers. Die beiden anderen größeren Syenitstöcke unseres Gebietes setzen nur in krystallinem Grundgebirge auf, durchbrechen nicht die Schichten der Namaformation. Daraus darf man Erich Kaiser, Das südliche Diamantengebiet Südwestafrikas. Mit zahlreichen Karten und Tafeln. Erscheint 1923 bei der Verlagsbuch- handlung Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), A.-G. in Berlin. Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 261 nicht schließen, daß sie älter sind als die dem Grundgebirge diskordant auflagernden Namaschichten. Denn die mit der In- trusion des Syenites des Signalberg-Schlueberg-Massivs und des Drachenberges gleichzeitigen, z. T. nur der Injektion nachfol- genden Gangintrusionen durchsetzen die gesamten Schichten der Namaformation. In Abbildung 2 habe ich eine Übersichtsskizze der drei verschiedenen Syenitvorkommen, ihrer Ganggefolgschaft und ihres Verhältnisses zur Faltung gegeben. Von der Unzahl der bei der geologischen Kartierung festgestellten Gänge habe ich nur einen kleinen Teil, aber doch die wesentlichsten, eintragen können. Eine Akkordanz ist stellenweise zu beobachten. Die Mehrzahl der Gänge durchsetzt spießwinkelig nach allen Rich- tungen hin die Faltenzüge. Ein System kann vielleicht her- ausgelesen werden, das sich einmal ungefähr parallel zu dem Hauptküstenverlauf stellt und dann senkrecht dazu. Die Falten- züge selbst stoßen im allgemeinen diskordant an der Küste ab. Eine Parallelität zwischen Faltenzügen und Streichen der Gänge ist nur dort häufiger zu beobachten, wo die Faltenzüge parallel zur heutigen Küste liegen. Aber widersinnig wäre es, aus zahlreichen Einzelbeobachtungen, von denen die Abbildung nur einen Teil wieder gibt, nun eine Beziehung von Küstenverlauf, Faltenbau und Gangstreichen herzuleiten. Richtiger ist es, die Vorgänge so zu trennen, daß man Faltung als unabhängig von der Küste ansieht, wie wir dies ja auch von anderen großen Teilen Südafrikas bereits wissen, daß der Küstenabbruch erst nach der Faltung erfolgte, mit dem vielleicht die syenitischen Injektionen und die Gangausfüllungen in Beziehung stehen. Jedenfalls aber muß man gerade aus dem Verhalten des Gang- streichens zu dem Faltenbau herleiten, daß auch die Gang- injektion unabhängig von der Faltung erfolgte, beide Vorgänge nicht synchron sind. Aus meinen zahlreichen Beobachtungen deute ich nur einen Teil an, der uns wiederum die Unab- hängigkeit dieser Syenitinjektionen der südlichen Namib im ganzen von der Faltung anzeigt. Wir haben also in diesen beiden miteinander verglichenen 262 E. Kaiser Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 263 Formen von Tiefenintrusionen verschiedenartigen Injektionsver- band vor uns. Nachdem wir nun die Untersuchungen von Cloos über die Anwendung granittektonischer Methode haben, fragt es sich, ob die vorliegenden Beobachtungen an den beiden Tiefenintrusionskörpern nach dieser Methode ausgewertet wer- den können. Bei den Untersuchungen in beiden Gebieten war mir die Arbeitsmethode von Hans Cloos unbekannt, so daß die Feldbeobachtungen, die z. T. bereits veröffentlicht, z. T. aus den Aufnahmebüchern hier zusammengestellt sind, nicht unter dem Gesichtspunkte der neueren granittektonischen Me- thode durchgeführt sind. 2. Gang- und Kluftrichtung. In der Serra de Monchique treten mannigfache Gang- gesteine auf, über deren Verhalten zu dem Hauptkörper ich früher nicht berichtete. Nach meinen Aufnahmebüchern be- obachtete ich an zahlreichen Stellen Parallelität der Gangaus- füllungen mit der Haupterstreckung des Phakolithen, Paralle- lität zum Salband, oder ein dazu ungefähr senkrechtes Streichen. Damit kommen (man vergleiche die Kartenskizze1) der Serra de Monchique) O-W, bzw. WSW-ONO gerichtete Gänge ebenso vor wie S-N oder SSO-NNW gerichtete. Dagegen sind nach anderer Richtung verlaufende Gänge seltene Ausnahmen. Von besonderer Bedeutung ist das Verhalten der basischen (camp- tonitisch-monchiquitischen) Gänge. „Die Ausfüllung beider Klüftungsrichtungen erfolgte wohl zu gleicher Zeit. Die basi- schen Gänge verwerfen sich gegenseitig nicht, sondern setzen glatt durch einander hindurch im Gegensatz zu anderen Stellen, wo sich basische und saure kreuzen, wobei die letzteren eine Verschiebung erfahren haben.“ Dieser bei den Feldbeobach- tungen festgestellte Gegensatz ist von großer Wichtigkeit. Die ältesten Gänge sind hier saurer Beschaffenheit, während die später eindringenden basischen Nachschübe in zwei verschie- denen KlüftungsrichtuDgen zu gleicher Zeit eindringen konnten. Das senkrechte Durchschneiden mehrerer Gangrichtungen basi- x) Anm. 1, Seite 255. 264 E. Kaiser scher Ausfüllungen ist an vielen Stellen, namentlich in der Nähe des Kontaktes beobachtet. Dabei zeigte sich auch, daß in einer Richtung durchsetzende basische Gänge zahlreiche Apo- pbysen in der dazu senkrechten Richtung aussenden. Sehr schön würde hier die Cloossche Darstellung durch eine Gang- rose das Bild vervollständigen können, aber bei den Umbieg- ungen im Verlaufe des Salbandes würde eine derartige Dar- Stellung ein verschleiertes Bild geben. Denn die Parallelität und das Senkrechtstellen zum Salband bedingt beim Wechsel in der Streichrichtung der Grenze auch ein Wechseln in dem Streichen der Gänge. Damit würde das Bild, auf die gesamte Serra de Monchique ausgedehnt, Abweichungen von dem im einzelnen beobachteten Bild ergeben. — Ebenso wie eine Pa- rallelität von Gängen zum Salband beobachtet wurde, so wurde auch eine Parallelität der Klüftungserscheinungen mit dem Sal- bande festgestellt. Früher1) sprach ich von einer Bankung, davon, daß sich aus dem Verband des Eläolithsyenit Bänke herauslösen. Diese Ausdrucksweise darf man aber nicht mit der Bankung im Sinne von Cloos, sondern muß sie mit seinem Lager vergleichen, das in der Serra de Monchique recht steil gestellt ist. Ein Teil der Gangintrusionen folgt diesem Lager. Die zahlreichen dem Syenit eingeschalteten Schlieren und Re- sorptionserscheinungen, auf die ich später noch einmal zurück- komme, folgen ebenfalls dem Lager. Ein anderer Teil der Gänge entspricht aber den Querklüften von Cloos. Ich glaube auch, daß die anderen granittektonischen Elemente auch in der Serra de Monchique beobachtet worden wären, wenn ich damals schon hierauf geachtet hätte. Zu beachten ist weiter die früher schon ausführlich be- sprochene Erscheinung, daß in der Umgebung des Eläolith- syenits der Serra de Monchique zahlreiche, typische Lager- gänge konkordant in den Schichten auftreten, die alle zu den sauren Injektionen des Eläolithsyenitmagmas in die Umgebung gehören. Gegenüber der großen Zahl dieser sauren Apophysen ]) Anm. 1, Seite 255. Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 265 sind basische Gang} dort äußerst spärlich, fehlen sogar im größten Teil der Umgebung. Die Injektion des Eläolithsyenits selbst und die ältere saure Spaltung sind konkordant dem Schicht- verband eingeschaltet, während die jüngere basische Spaltung, aber nur innerhalb des Eruptivkörpers, sich einmal derselben Richtung anpaßt, aber auch in eine zweite, dazu senkrechte Richtung eingepreßt wurde. Wir müssen dadurch zu der Auf- fassung kommen, daß bei dieser phakolithischen Injektion die gebildeten magmatischen Körper zuerst noch in die durch die Texturlinien des Nebengesteins vorbestimmte Richtung einge- ordnet sind infolge einer Aufblätterung, die in dem Faltungs- vorgang ihre Begründung hat, daß dann aber eine zweite Periode des Faltendruckes noch während der Spaltung des Eruptiv- körpers einsetzt. Diese zweite Richtung äußert sich in einer Klüftung, die zu den Texturlinien des Nebengesteins senkrecht steht, während die Auflockerung sich ihrem Ende nähert. In- folge dessen werden nun zwei zueinander senkrechte, aber in Bezug auf den Injektionsvorgang gleichwertige Richtungen mit den basischen Spaltprodukten des Magmas ausgefüllt. Wir folgern daraus wiederum eine Verknüpfung von Faltungsvor- gängen und dadurch bedingtem Wechsel der Druckrichtungen einerseits mit Injektionserscheinungen andererseits, ein Inein- andergreifen beider. Im Gegensatz dazu aber stehen die Syenite der süd- lichen Namib. Ich greife aus dem Hauptwerke1) über meine südwestafrikanischen Arbeitsergebnisse nur das für diesen Ver- gleich wichtige heraus. Auf Klüftungserscheinungen in den Syeniten der Namib habe ich leider, wie ich zugeben muß, nicht genügend geachtet. Neben den primären Klüftungen aus der Injektionsperiode und deren direkten Folgeerscheinungen kommen aber in jenem Trockengebiete hinzu die zahlreichen Insolationsrisse, die die Felsen fast überall durchsetzen, an der Oberfläche fast alle Blöcke zerteilen. Aufschlüsse zum Ein- blick in große Tiefe gibt es nicht. Zweifellos wäre es sehr l) Anm. 1, Seite 260. 266 E. Kaiser wichtig, wenn einmal nachgeprüft würde, ob diese Insolations- risse nicht in einer gewissen Beziehung stehen zu Klüftungen etc. Dabei müßten aber auch in jenem Trockengebiete die ver- schiedenartigen, sowohl die konkordanten (Granite im älteren Grundgebirge) wie diskordanten (jüngere Granite und die späten Syenite) Injektionskörper miteinander verglichen werden. Aber eine Hauptrichtung der Klüftung ist auch bei meinen Unter- suchungen genauer festgelegt worden durch eingehende Ver- folgung der auftretenden Gangausfüllungen. Diesen habe ich von Anfang an besonderes Augenmerk gewidmet, da gerade die z. T. überreichen Gangausstriche zu einer einheitlichen Dar- stellung führen mußten. Beschränkung war natürlich auch hier geboten. Denn wenn auch im allgemeinen in diesen Trocken- gebieten der Bau des Gebirges offen und klar zutage liegen soll, so gilt das nur bis zu einem gewissen Grade. Wenn im humiden Klima ein dichter Verwitterungsschutt und eine nur an wenigen Stellen unterbrochene Vegetationsdecke mit ihren humosen Verwitterungsprodukten den Einblick in den Unter- grund bis aufs äußerste erschwert, so erleichtert zweifellos die Ausräumung chemischer und physikalischer Verwitterungspro- dukte auf weite Strecken hin und der Mangel an Vegetation in jenem Wüstengebiete den Einblick sehr. Aber doch sind viele Stellen vorhanden, an denen Schuttmassen des Trocken- gebietes angehäuft sind und ebenso wie weit ausgedehnte Flug- sandanwehungen den Untergrund verschleiern. Aber abge- sehen von diesen gegenüber dem humiden Klimareiche verhält- nismäßig beschränkten Stellen habe ich doch die meisten Gang- ausfüllungen innerhalb der Injektionskörper wie in dem Neben- gestein genauer verfolgen können. Dabei zeigte sich nun, daß bei dem diskordanten Injektionsverband des Granitberg wohl eine Richtung bevorzugt ist, die sich von WSW nach ONO zieht, aber doch nicht senkrecht steht auf der Faltung der Schichten in der Umgebung. Aber abgesehen von dieser etwas bevorzugten Richtung zeigen sich alle möglichen Rich- tungen im Granitberg und dessen Umgebung. Sowohl radial aus dem Granitberg nach den verschiedensten Richtungen her- Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 267 austretende Gänge wie auf ziemliche Erstreckung hin parallel zu dem äußeren Salband, konzentrisch zu diesem, verlaufende Gänge sind vorhanden. Auch annähernd senkrecht zu dem Sal- bande streichende Gänge sind vorhanden. Aber die daraus sich ergebenden Wiukel zwischen den ungefähr senkrecht zuein- ander verlautenden Gängen sind nach den verschiedensten Rich- tungen hin geöffnet. Die Beziehung zwischen Salband und Gangausfüllung im Innern des Injektionskörpers ist derart, daß nach der annähernd rundlichen Begrenzung zahlreiche radiale Gänge durchlaufen und senkrecht dazu im Innern mit Gang- material ausgefüllte Spalten vorhanden sind, die aber bogig verlaufend immer wieder einen radial verlaufenden Gang senk- recht zu einem anderen Bogenstück des äußeren Salbandes ent- senden. Die Einheitlichkeit des Injektionskörpers mit konkor- dantem Injektionsverband der Serra de Monchique fehlt. Dafür ist ein anderes, in den inneren, nicht den äußeren Verhält- nissen begründetes System getreten. 3. Assimilationserscheinungen. Sehen wir in den Gangausfüllungen beider Injektions- körper Gegensätze, so zeigen uns die Assimilationserscheinungen zunächst gewisse Ähnlichkeit. Unter dem Banne der früher herrschenden Ablehnung weitgehender Assimilation habe ich mich bei der Bearbeitung der Serra de Monchique noch nicht so scharf für Assimilation ausgesprochen, wie es sicher hätte erfolgen müssen, wenn ich die schönen überzeugenden Assimilationserscheinungen an den Syeniten der südlichen Na- mib gekannt hätte. Aber ich wies doch mehrfach auf den eigenartigen Verband von Schlieren hin, die parallel zu der äußeren Begrenzung des konkordanten Injektionskörpers der Serra de Monchique auftreten, sich von den eigenartigen Ein- stülpungen des Nebengesteins in den Syenitkörper hinein fort- setzen. Aus meinen Aufzeichnungen ergibt sich, daß ich immer wieder eine Parallelität der Einschlüsse mit den äußeren Be- grenzungsflächen des Syenits feststellte, daß tafelige und nade- lige Bestandteile, wie Feldspate, Glimmer, Hornblende der 268 E. Kaiser äußeren Begrenzungsfläche parallel geordnet sind, woraus her- vorgeht, daß wohl eiqe Streckung parallel dem Salbande vor- liegt. Besonders hervortretend ist diese Parallelordnung in eläolithsyenitporphyrischen Schlieren innerhalb des Foyaits, in denen die tafeligen Feldspate parallel dem äußeren Salbande des gesamten Syenitkörpers auch dann geordnet sind, wenn die einzelne Schliere innerhalb des Syenits davon abweichend, un- regelmäßig begrenzt ist, so daß dann z. T. einzelne Feldspate schiefwinklig, ja senkrecht auf der Begrenzungsfläche der Schliere stehen, sich dabei aber in die allgemeine Tektonik des ganzen Syenits einordnen. Es sind das Erscheinungen, die nicht mehr verwunderlich sind, wenn man von den Druckvorgängen aus- geht, die uns Hans Cloos an den Graniten gezeigt hat. Besonders tritt eine schlierig-streifenförmige Anordnung der fremden Bestandteile mit deutlicher Paralleltextur in der Serra de Monchique am Kontakte hervor. In einzelnen, auf- einander folgenden Bändern sind reichlich oder spärlich dunkle Gemengteile angereichert, wodurch die Texturverhältnisse oft schon von weitem auffallen. Der Einfluß des Nebengesteins zeigt sich an den einen Stellen durch Vorwalten femischer, an den anderen Stellen salischer Bestandteile an der äußeren Zone des Injektionsmassivs. Struktur und Textur wechseln ständig. Auffallend sind auch in der Serra de Monchique am Salbande oft recht grobkörnige, ja pegmatitische Ausbildungen. Diese Assimilationsvorgänge an dem Salbande erklären verschieden- artige Gesteinstypen, die man nach alter Handstücksmethodik sehr wohl mit Namen belegen könnte und auch belegt hat, die aber, infolge ihres geologischen Verbandes, keine Selbst- ständigkeit besitzen. Die dem Syenit eingelagerten Einschlüsse erlitten die stärkste Metamorphosierung, stärker als die Kon- taktwirkung auf das Nebengestein der Umgebung. Diese Um- wandlung entspricht genetisch der Injektionsmetamorphose der krystallinen Schiefer. Die dunklen, basischen Schlieren zeigen „eine außerordentlich weitgehende Schwankung in bezug auf Mineralgehalt und Struktur“, treten „in großen, aber nur z. T. unregelmäßig verlaufenden, und in der Zusammensetzung Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. ^69 schwankenden Schlieren innerhalb des normalen Foyaits“ auf. Ich zeigte bereits früher, daß „diese Schlieren basischer Ge- steine sich in die allgemeinen Struktureigentümlichkeiten (wohl besser: tektonischen Verhältnisse) der Serra de Monchique ein- ordnen.“1) Ich stehe nach nochmaliger Durchsicht der gesam- melten Handstücke nicht an, den größten Teil dieser Schlieren und der früher mit besonderem Namen belegten basischen Ge- steine nicht Differentiations-, sondern Assimilationserscheinungen zuzuschreiben. Die Assimilation setzte in der Serra de Mon- chique überall an den Grenzflächen ein, besonders an den viel- fachen Vorsprüngen des Nebengesteins innerhalb des Syenit- körpers. In der Fortsetzung der Vorsprünge des Nebengesteins in den Eruptivkörper hinein ist die Assimilation streichender Fortsetzungen von Nebengestein unter Bildung von sauren und basischen Mischgesteinen besonders stark gewesen. Aber diese Assimilationsreste innerhalb des Injektionskörpers sind eben deutlich gerichtet, alle in die allgemeinen tektonischen Ver- hältnisse eingefügt, im Gegensätze zu den Assimilationserschei- nungen am Granitberg der südlichen Namib. Assimilation tritt am Granitberg in der Namib Süd- westafrikas sehr ausgeprägt auf. Sie ist mit einer starken Durchtrümerung des Nebengesteins verbunden, welche stellen- weise den Schichtfugen folgt, stellenweise aber auch in viel- fachen Adern diskordant durch das Nebengestein hindurchsetzt. Die aus der Tiefeninjektion der krystallinen Schiefer bekannte Injektion „Schicht für Schicht“ tritt in diesem Niveau unserer syenitischen Injektion seltener auf, was mit der höheren Teufe, dem geringeren Belastungsdrucke zusammenhängt, unter dem die Injektion an diesen Eläolithsyeniten erfolgte. Damit kom- men aber grobbreccienartige Texturen zu stände, so daß man in diesen Aufschmelzungszonen zunächst an eine Eruptivbreccie denkt. Daß aber kein rein tektonischer Vorgang diese Zer- trümmerung bedingte, sieht man daran, daß sich das Magma in seiner durch die Assimilation veränderten Beschaffenheit in ‘J Anm. J, Seite 255. 270 E. Kaiser alle Fugen hineinarbeitet, daß nur magmatisches Bindemittel diese Bruchstücke verkittet. Diese Assimilationszone ist wech- selnd breit, abhängig von dem Nebengestein, dessen Klüftung und dessen Neigung zur Injektion. In einiger Entfernung vom Kontakte, nach dem Innern des Eruptivkörpers hin, nimmt die Menge der im Magma schwimmenden Bruchstücke ab. Aber Mineralbestand, Textur und oft auch Struktur sind noch ver- ändert gegenüber der Hauptausbildung innerhalb des Stockes. So hat man, von dem normalen Gestein in der Mitte ausgehend, eine wechselnd breite, durch die Assimilation veränderte Zone bis zum Salbande. Aber diese Übergangszone und vor allen Dingen das Salband genauer kartographisch festzulegen, ist unmöglich. Sowohl innere wie äußere Kontaktzone sind nicht scharf begrenzt infolge des allmählichen Zunehmens von Neben- gesteinsmaterial und wegen der weitgehenden Durchtrüme- rung des Nebengesteins mit zahlreichen Apophysen. Auch hier sind die zahlreichen Bruchstücke hoch metamorphosiert. Eine besondere Anordnung dieser umgewandelten Einschlüsse ist nicht festzustellen, im Gegensätze zu der Serra de Monchique. Sie liegen regellos durcheinander. Eine Streckung derselben ist nicht beobachtet. Zwischen ihnen winden sich die mag- matischen Adern hindurch, in denen man zuweilen eine parallele Anordnung der tafeligen und nadeligen Bestandteile parallel den Grenzen sieht. Aber in bezug auf die Hauptkontaktzone verlaufen diese Bänder ganz unregelmäßig. Die krystallinen Schiefer am Kontakte sind von wenigen Apophysen durchsetzt, nur von zahlreichen Gängen aus der Gefolgschaft der Injektion durchzogen, die in dem starren älteren Komplexe der krystallinen Schiefer in der- selben Menge wie im übrigen Nebengesteine auftreten. Inten- siver aber ist die Injektion des Magmas in die unteren Dolomite der Namaschichten, unter geringfügiger Metamor- phose, aber unter stärkerer Stauchung und Fältelung der Carbonatgesteine und der ihnen eingelagerten Schiefer. Die Injektion folgt dabei z. T. den Schichtfugen, setzt zum anderen Teile quer durch die einzelnen Bänke hindurch, wie dies die Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 271 Abbildungen 3 und 4, etwas schematisiert, andeuten. Die beiden Profile sind in etwa 200 m voneinander durch den Ostrand des Granitberg gelegt, können trotz der Abweichungen beider Pro- file aber nicht entfernt die wirklichen, äußerst verwickelten Injektionserscheinungen in die unteren Dolomite wiedergeben. Ein die Dolomite nach allen Richtungen durchsetzendes Netz- werk liegt vor. Die untere Grenze der unteren Dolomite fällt dabei flach gegen den Eläolithsyenit hin ein. Die krystallinen Schiefer sind glatt durchbrochen; aber in die unteren Dolomite setzen viele Injektionsbänder nebeneinander hinein, so daß im Niveau dieser unteren Dolomite eine wesentliche Verbreiterung des Injektionskörpers erfolgt. Die durch die älteren und jün- geren Granitinjpktionen verfestigten krystallinen Schiefer sind verhältnismäßig starr auch gegenüber der jüngeren Syenit- injektion, so daß ein Eindringen des Magmas in sie nicht er- folgt, während die auflagernden Sedimente für die Injektion geeignetere Texturlinien aufweisen. Diese Injektion wird da- durch begünstigt, daß eine teilweise Einschmelzung des Neben- gesteins, unter Freiwerden von Gasen, erfolgt. Die Carbonat- gesteine werden z. T. aufgeschmolzen unter Umgestaltung des Magmas, das in allen diesen Adern, ohne irgend ein fein- körniges Salband, grob pegmatitisch erstarrt, unter Ausbildung von 3, 4, stellenweise sogar 10 cm großen Eläolithen und noch größeren Feldspaten. Daß auch die femischen Bestandteile in ihrer chemischen Zusammensetzung gegenüber dem Normal- gesteine verändert und daß seltenere Mineralien vorhanden sind, mag nur erwähnt werden. Diese Assimilationsvorgänge haben zum Freiwerden von Gasen geführt, die in das Magma über- traten und pegmatitische Ausbildung begünstigten. Man kann diese Gase als sekundäre leichtflüchtige Bestandteile des injizierten Magmas bezeichnen; sie entsprechen den resur- genten Gasen von Daly. Die bei dieser Art von Injektion und damit zusammenhängender Assimilation erhöhte Dampf- spannung bewirkt eine weitere Aufblätterung und Zertrümme- rung des Nebengesteins, bewirkt also nicht nur auf der einen Seite eine strukturelle, wie chemische und mineralogische Ver- Sitzungsb. d. math.-phys. Kl. Jahrg. 1922. 19 272 E. Kaiser Abli. 3 u. 4. Injektionsverband des Eläolithsyeints am Granitberg (Namib, SW.-Afrikal mit den unteren Dolomiten der Namaformation. eg ES Schutt und Flugsand des Trockengebietes Gänge der Ganggefolgschaft der El'aolithsyenite ; T = Tinguait, B = Bostonit Durch Assimilation veränderter Syenit: Hybride Gesteine Eläolithsyenit (jünger als Namaformation) Unterer Dolomit (Namaformation) Jüngerer Granit (älter als Namaformation) Injektionsgneis mit älterem Granit Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 273 änderung im Magma, sondern auch eine weitergehende Injek- tion in das Nebengestein hinein. Die Aufschmelzung des Neben- gesteins und die damit zusammenhängende Assimilation erlangt also, zunächst lokal, eine wesentliche Bedeutung für den In- jektionsvorgang selbst. Aufschmelzung von Carbonatgesteinen ist auch schon von anderen Stellen nachgewiesen worden. Ich verweise auf die älteren Darstellungen, die mir bei meinen Untersuchungen nicht bekannt waren, z. B. von Högbom1) an den Eläolithsyeniten von Alnö, von Stutzer an Eläolith- syeniten von Botogolsky-Golez in Ostsibirien,2) von Ussing von Julianehaab in Grönland,3) dann auf die neueren, für die ganze Frage wichtigen Mitteilungen von Brögger aus dem Fengebiete Norwegens4) mit eingehender Besprechung der An- gaben anderer Verfasser, die von Brauns5) aus dem Laacher Seegebiet, die von Sh and aus dem Sekukuniland und von Leeuwfontein in Transvaal,6) die Zusammenfassungen von Niggli7), die neuesten, z. T. theoretischen, aber zwingenden Schlüsse von Bo wen8) und ebendessen ältere Schriften, wie J) A. G. Högbom, Über das Nephelinsyenitgebiet auf der Insel Alnö. Geol. Föreningen Förhandlingar 1895, Bd. 17, S. 100, 214; 1909, Bd. 31. 2) 0. Stutzer, Über primären Calcit im Eläolithsyenit des Boto- golsky-Golez in Ostsibirien (Graphitgrube Alibert). Zentralbl. f. Min. 1910, S. 433. 3) Y. Ussing, Geology of the country around Julianehaab, Green- land. Meddelelser om Grönland. Kopenhagen 1911, Bd. 38. 4) W. C. Brögger, Die Eruptivgesteine des Kristianiagebietes. IV. Das Fengebiet in Telemark, Norwegen. Videnskapselskapets Skrifter I. Mat.-naturv. Klasse 1920, No. 9, besonders S. 194 u. f., 334 u. f. 5) R. Brauns, N. Jahrb. f. Min. 1913, Beil. Bd. 35, S. 202; 1922, Beil. Bd. 46, S. 72, 110. — Die Mineralien der Niederrheinischen Vulkan- gebiete. Stuttgart 1922, S. 111. G) S. J. Shand, The nepheline rocks of Sekukuniland. Transact. geol. soc. S.-Africa 1921, Bd. 24, S. 144 u. f. — The igneous complex of Leeuwfontein, Pretoria-Distrikt. Ebenda, S. 233 u. f. — The problem of the alkaline rocks. Proc. of the Geol. soc. of S.-Africa 1922, S. XIX u. f. 7) P. Niggli, Die leichtflüchtigen Bestandteile im Magma. Preisschr. d. fürstl. Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig, 47. Leipzig 1920, S. 202 u. f. 8) N. L. Bowen, The behavior of inclusions in igneous magmas. 19* 274 E. Kaiser auch auf die experimentellen Untersuchungen von Niggli über die Einschmelzung von Kalk bei niederen Temperaturen1) und die neueren, noch nicht veröffentlichten Untersuchungen von Eitel bei höheren Temperaturen, über welche dieser auf der Tagung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft in Leipzig vortrug. Nicht vergessen werden darf dabei der ausführlichen Besprechung dieser Frage der Aufschmelzung von Carbonat- gesteinen durch Da ly. 2) Zweifellos gibt die ältere Literatur weiteres über die Injektion des syenitischen Magmas in Car- bonatgesteine. Manche Angaben findet man bei Daly, aber es ist nicht notwendig, alle im einzelnen anzuführen. Deutungs- versuche nach der hier gegebenen Richtung bietet die ältere Literatur wenig; die synthetischen Versuche aber geben eine Bestätigung meiner theoretischen Auffassung der Feldbeobach- tungen, so daß ich glaube, einen richtigen Deutungsweg ge- funden zu haben. Die Aufschmelzung in Verbindung mit der Injektion in geeignete Schichtkomplexe bietet für die Platz- austauschfrage wichtige Schlüsse. Hierbei sei unter weiterer Anführung von Angaben von R. Brauns darauf hingewiesen, daß in unserem Falle nicht nur eine Aufschmelzung der Car- bonate, sondern auch eine Dissoziation eingetreten ist, die auf der einen Seite zu besonderen Bestandteilen der Eläolithsyenit- pegmatite, auf der anderen zu den sekundären leichtflüchtigen Bestandteilen des Magmas führte. Daß Dissoziation eintreten konnte, hängt mit der geringen Tiefe des Intrusionsniveaus zusammen (vgl. S. 281). — Mit diesem Vergleiche, der die geologischen Verhältnisse nur behandeln sollte, kann ich eine Besprechung der auch sehr interessanten chemischen und mine- Journ. of Geol. 1922, Bd. 30, S. 513 u. f. — The reaction principle in petrogenesis. Ebenda, S. 177 u. f. Sowie ältere Schriften desselben. x) P. Niggli, Gleichgewichte zwischen Ti02 und C02, sowie Si02 und C02 in Alkali-, Kalk-Alkali und Alkali- Aluminatschmelzen. Zeitschr. f. anorgan. Chemie 1916, Bd. 98, S. 242—326. 2) R. A. Daly, Igneous rocks and their origin. New-York 1914. Genesis of alkaline rocks. Journ. of Geology 1918, Bd. 26, S. 97 — 134. Neben anderen Schriften desselben Verfassers. Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 275 ralogischen Einzelheiten nicht verbinden, die ich dem Haupt- werke meiner süd westafrikanischen Untersuchungen Vorbehalte.1) Wie an den unteren Dolomiten, so tritt eine Beeinflussung des Magmas durch die Assimilation an den quarzfüh- renden höheren Stufen der Namaformation auf, sehr viel weniger eine schichtige Injektion, als eine unregelmäßige Durchtrümerung der dickbankigen Quarzite und Sandsteine. Nur in eingeschalteten Tonschiefern sehen wir Apophysen der Schichtlinie folgen. Die Bildung einer breccienartigen Kon- taktzone ist aber ähnlich wie am Kontakte gegen die unteren Dolomite, während Beeinflussung der Zusammensetzung viel ungleichmäßiger ist. Am Kontakte gegen die Quarzite und Sandsteine mit den ihnen eingelagerten Tonschiefern sind ein- mal die dunklen Gemengteile angereichert zu glimmerreichen Gesteinen, andererseits zu hornblendereichen Gesteinen. Dann wieder treten die dunkeln Gemengteile stark zurück, so daß also diese Assimilationszone sehr große Unregelmäßigkeit zeigt. Die Aufnahme von Kieselsäure führt bis zur Ausbildung von quarzführenden Gesteinen, reinen Alkaligraniten in kleinen Apo- physen, kleinen Stöcken in der Kontaktzone. Ein Teil dieser Injektionen im Nebengestein stellt abgequetschte Lösungsreste dar, die aus der durch Assimilation gebildeten Mischschmelze fort- geführt sind. Kleine, unregelmäßig begrenzte, diskordant die Quarzite durchsetzende Apophysen sind so ebenso entstanden, wie konkordant in die höheren bändrigen Dolomite injizierte Gesteine. Diese abgequetschten Lösungsreste sind nicht nur diskordant in das Nebengestein eingepreßt in gleichem Niveau, sondern sind auch passiv in Aufblätterungsfugen der höheren Stufe injiziert, ohne daß dabei die abweichende chemische Zu- sammensetzung dieser höheren Schichten eine erneute Umbil- dung der magmatischen Lösung bedingte. Innerhalb des Syenitstockes war mir an der Ober- fläche schon bei der ersten kurzen Besichtigung des Granit- bergs (1914) eine ausgedehnte Zone aufgefallen, die aus einer *) Vgl. Anm. 1, S. 260. 276 E. Kaiser Mischung der verschiedenartigen Komponenten besteht, von denen ich bereits vor dem Kriege Proben zugesandt erhalten hatte, ohne sie deuten zu können. Ein meist dunkles, flächen- haft ausgebreitetes Gestein mit vielen eingeschlossenen, stark metamorphosierten Bruchstücken wechselnder Zusammensetzung zeigt sich verkittet durch ein schwankendes magmatisches Binde- mittel, selbst wieder der wechselvollsten Beschaffenheit. Ich wies bereits früher darauf hin, daß es sich um eine Auf- schmelzungszone handle, an einer auf dem Syenitstock be- findlichen Scholle vom Dache des Stockes, die z. T. noch er- halten ist, z. T. aber abgetragen, so daß nur die innere Kon- taktzone des Syenits an dieser Scholle erhalten blieb. Abbil- dung 1 deutet diese Scholle an, gibt aber nicht die Aufschmel- zungszone in der Nachbarschaft. Die Einzelerscheinungen müssen auf der dem Hauptwerke1) beigegebenen Spezialkarte eingesehen werden. Die Scholle ist nicht groß, dagegen viel größer die Ausdehnung der Assimilationszone innerhalb des Syenitstockes. Endlich treten unter den Gängen innerhalb des Stockes meist konzentrisch zum äußeren Salbande verlaufende Gänge auf, die mit einem ganz ähnlichen, gemischten Gesteine gefüllt sind. In stellenweise bis 10 m mächtigen Gangaus- füllungen sind die verschiedenartigsten, selbst immer wieder hochmetamorphen Gesteinsbrocken der verschiedensten Zusam- mensetzung durch ein wechselndes magmatisches Bindemittel miteinander verbunden, das sowohl nach Mineralbestand, Struk- tur wie Textur ständig, auf kleinste Entfernung hin, sich ändert. Zwischen den Einschlüssen sieht man einmal normal eläolith- syenitisches Magma, dann porphyrische Füllmassen, dann apli- tische, wiederum pegmatitische Ausbildungsformen, hier an dunklen Gemengteilen reiche, ebenso rasch wechselnde, wie weiterhin an dunklen Gemengteilen arme Füllmassen. Kein einheitliches Gestein liegt in den Adern zwischen den mehr oder weniger stark resorbierten Einschlüssen vor. Gesteins- l) Anm. 1, S. 260. •- Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 277 bestimmungen von nabe beieinander liegenden Vorkommen er- geben ebenso wechselnde Diagnose wie chemische Analyse der verschiedenen Stücke. Ich kann auch diese Gangausfüllunsren nur als Mischgesteine, hybride Gesteine auffassen. Woher aber sind sie gekommen? Wir haben am Kontakte der unteren Dolomite die große Assimilation gesehen, beobachtet wie an dem quarzitischen Nebengesteine eine ähnliche Aufschmelzung eingetreten ist. Resurgente Gase sind sowohl am Kontakte der unteren Dolomite wie Quarzite in das Magma eingetreten und gaben Veranlassung zu den sekundären leichtflüchtigen Be- standteilen, die selbst wieder zu Intrusionsvorgängen des Misch- magmas außerhalb der Assimilationszone in das weiter ablie- gende Nebengestein führten. Ebenso wie eine Injektion in das Nebengestein erfolgte, so trat auch eine Injektion dieser hybriden Gesteine in die höher gelegenen, bereits ver- festigten Teile auf Klüftungsfugen des magmatischen Körpers selbst ein. So sind diese konzentrisch verlaufenden, mit hybriden Gesteinen gefüllten Gänge als Intrusionsfugen aufzufassen eines in der Tiefe gebildeten Mischmagmas, dessen Auftriebskraft durch die in das Magma neu übertretenden leichtflüchtigen Bestandteile bedingt wurde. Somit war die Aufschmelzung und Assimilation des Nebengesteins nicht nur in der nächsten Nachbarschaft, sondern auch auf weitere Erstreckung hin für den Intrusionsmechanis- mus bedeutsam. Die in der Aufschmelzungszone nicht voll- ständig gelösten Körper von Nebengesteinsbruchstücken brauchen also nicht, wie es so oft bei Diskussionen über die Aufschmel- zungshypothese betont wird, als schwere Bestandteile in die Tiefe zu sinken, sondern sie können auch, gerade durch den Eintritt resurgenter Gase, in höhere Gebiete aufgetrieben werden. Die Assimilation in unserem Falle führt zu einer Massen vermeh rung innerhalb des magmatischen Kör- pers, aber auch zu einer Massenabfuhr, zu einer Platz- schaffung durch den magmatischen Aufschmelzungs- vorgang. Ist der magmatische Körper noch nicht vollständig erstarrt, so wird es durch den Auftrieb der sekundären leicht- 278 E. Kaiser flüchtigen Bestandteile zu schlierenartigen Massen in dem er- starrten Magma kommen, in unserem Falle aber, in dem bei diesem Auftrieb höhere Teile bereits erstarrt waren, kam es zu Kluftausfüllungen. Ich bezeichne diese Gangausfüllungen als hybride Ganggesteine. Wenn man ähnliche schlieren- artige Vorkommen und Gangausfüllungen von demselben Ge- sichtspunkte aus betrachtet, so würden sich sicher noch viele Beispiele zu dieser Erklärung finden. Ich glaube als sicher annehmen zu müssen, daß durch die einseitige, von der Hand- stückspetrographie betriebene, damit sehr theoretische petro- graphische Erforschung magmatischer Vorgänge manches Be- legstück für diese Auffassung falsch gedeutet worden ist. Der- artige Vorgänge können nur durch petrographisch-geologische, sagen wir kurz, petrogenetische Untersuchungen der Erklärung näher geführt werden. — In unserem Falle des Granitbergs fällt noch auf, daß diese konzentrisch zum Salbande des ganzen Stocks verlaufenden Gänge ihre Hauptverbreitung an der Nord- und Ostseite des Stockes haben (angedeutet in Abb. 2). Die Aufschlüsse in der Assimilationszone an den unteren Dolomiten liegen an der Nordostseite. Mit ihnen hängen die Gangaus- füllungen nicht zusammen. Die Injektion erfolgte im wesent- lichen von der gegenüber liegenden Seite aus, wo sekundäre, leichtflüchtige Bestandteile in größerer Zahl in die Schmelze übertraten, dort, wo eine mächtigere Folge von Quarziten auch heute noch am Kontakte aufgeschlossen ist. In die Fugen eines kuppelförmigen, rund umlaufenden Gewölbes drangen die neu injizierten Massen auf der Gegenseite in die höheren Teile der sich bereits verfestigenden Kuppel ein. Mit diesem an die Beobachtungen sich anschließenden Er- klärungsversuche hat der Assimilationsvorgang eine ganz wesent- liche Bedeutung nicht nur für die Injektion, sondern auch für die Platzaustauschfrage gewonnen. Beide miteinander verglichene Beispiele zeigen eine weit- gehende Assimilation. In der Serra de Monchique sind die Assimilationsprodukte in den allgemeinen tektonischen Bau des Injektionskörpers eingeordnet; sie folgen dort den äußeren Be- Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. grenzungslinien des unter Druck stehenden Injektionskörpers. Am Granitberg sehen wir eine ähnliche Parallelität in der äußeren Zone nur insoweit, daß überall Assimilation erfolgt, aber eine Anordnung der Assimilationsreste parallel den Grenz- flächen liegt nicht vor. Im inneren Kern können wir erst recht nicht eine durch die äußeren Grenzverhältnisse gerichtete Anordnung der Assimilationserscheinungen nachweisen. 4. Differentiationserscheinungen. Ein Teil der früher in der Serra de Monchique als Differentiation gedeuteten Erscheinungen fällt nach dem vor- hergehenden unter Assimilation. Damit ist aber nicht jegliche Differentiation für die Serra de Monchique geleugnet. Zunächst bleiben die eigenartigen Unterschiede in dem ganzen Phako- lithen, der Reichtum an femischen Bestandteilen am südlichen und südöstlichen Rande, Überwiegen pulaskitischer Ausbildung am Nordrande. Hier können wir einen Differentiationsvorgang im großen sehen, indem in dem steil gestellten Phakolithen uns verschiedene Differentiationsräume in demselben Denuda- tionsquerschnitte entblößt entgegen treten. Hierin kann recht wohl eine Gravitationsdifferentiation vorliegen, eine Anreiche- rung von femischen Bestandteilen am liegenden, von salischen Bestandteilen am hangenden Salbande. Weitere Differentiation sehen wir in den Gangausfüllungen. Die älteste Injektion in die Fugen des Nebengesteins liefert im wesentlichen bostonitische, dem Nebengestein konkordant eingeschaltete Injektionskörper. Im Innern des Massivs sehen wir syenitische, aplitische und pegmatitische neben tinguai- tischen Gängen sowohl parallel der Streckung des Phakolithen, wie auch Tinguaite schon senkrecht dazu. Die jüngsten Gang- ausfüllungen basischer Natur, die Camptonite und Monchiquite als letzte Zeichen aufsteigender Differentiationsprodukte im er- starrenden Körper, zeigen sich in verschiedenen, zueinander senkrechten Klüftungen dem Injektionskörper eingeschaltet. Nach allem, was ich in der Serra de Monchique beobachtete, muß dort eine ziemlich einheitliche Differentiation erfolgt sein, 280 E. Kaiser mit einem am längsten beweglich gebliebenen basischen Dif- ferentiationsprodukte. Das scheint mir auf einen verhältnis- mäßig einheitlichen, kleinen Injektionskörper hinzuweisen, was ja gerade einer phakolithischen Intrusion mit geringfügigen Zufuhrkanälen entsprechen würde. An dem Granitberg und ebenso an den anderen Syenit- vorkommen der südlichen Namib sehen wir Differentiations- produkte innerhalb der Stöcke an der heutigen Denudations- oberfläche höchstens ganz verschwindend nebeneinander auf- geschlossen. Das heutige Denudationsniveau entblößt uns in dem eläolithsyenitischen Gesteine nicht verschiedenartige Dif- ferentiationsteile wie die Serra de Monchique. Differentiations- erscheinungen sehen wir an den Namibsyeniten nur in den mannigfachen Gangausfüllungen. In einer Unzahl durchschwär- men die Gänge die Stöcke selbst, wie deren Umgebung. Nament- lich das zwischen Granitberg und Signalberg-Schlueberg befind- liche Gebiet von 20 km Länge ist von zahlreichen, nach ver- schiedener Richtung streichenden Gängen durchsetzt. Ob ein Teil nicht mit einem unter dem Meere jetzt verborgenen Syenit- massiv in Verbindung steht, wissen wir nicht. Die Wüsten- verhältnisse ließen es zu, eine sehr viel größere Zahl von Gang- durchkreuzungen entweder direkt zu beobachten oder aus einer flachen Sandüberdeckung, Schuttausfüllung oder sogar Kalk- überkrustung auszugraben. Das Ergebnis war, daß im einen Falle die sauren Spaltungsprodukte, im anderen die basischen, im dritten wieder die hybriden Ganggesteine die jüngeren waren, in weiteren Fällen aber umgekehrt. Eine bestimmte Regel für das Alter der verschiedenen Gangausfüllungen gegenein- ander ließ sich nicht feststellen. Wenn wir dabei bedenken, daß sogar ein Teil der durch Assimilation beeinflußten Gänge der hybriden Gangausfüllungen jünger ist, als die durch Dif- ferentiation hier wie anderwärts zu erklärenden Spaltprodukte, so kann das nur daran liegen, daß wir in den Gangausfüllungen dieses Gebietes die Diflerentiationsprodukte verschiedener Teufen vor uns haben, daß die Differentiation sich hier nicht in einem beschränkten kleineren magmatischen Körper vollzog, sondern Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 281 daß dieser in größere Teufe hinuntersetzt und uns hier nun Spaltungsprodukte verschiedener Teufen liefert. Wir haben hier Ausbisse eines größeren, aus der Durchschmelzung aus größerer Teufe her gebildeten fußlosen Körpers vor uns, in dem die Differentiation nicht ebenso wie in einem kleinen ge- schlossenen Injektionskörper sich vollzieht, sondern nach der Tiefe zu fortschreitet. In ihm kann sich nicht die Regel eines geschlossenen Differentiationskörpers einer konkordanten In- jektion erkennen lassen. Als Arbeitshypothese kann ich natür- lich eine solche Annahme nur aufstellen und es wäre sehr wünschenswert, wenn durch eingehendere petrogenetische Unter- suchungen diese Annahme an anderen konkordanten und dis- kordanten Injektionskörpern nachgeprüft würde. 5. Das Injektionsniveau. Bereits früher wurde darauf hingewiesen, x) daß aus dem Verhältnis der Injektionen des Granitbergs zu den von mir als gleichaltrig angenommenen Ejektionen der Phonolithe weiter landeinwärts gefolgert werden muß, daß das Eindringen des syenitischen Magmas am Granitberg in einer Tiefe von 500 — 600 m unter der damaligen Oberfläche anzu- nehmen ist. Über das Injektionsniveau der Eläolithsyenite in der Serra de Monchique wissen wir nichts. Aber aus dem ganzen Verbände mit den umgebenden gefalteten Schichten ist doch wohl zu schließen, daß die Injektion in einem wesentlich tieferen Niveau erfolgte, daß damit der Unterschied im Ver- hältnis der Injektionen und der eingeschlossenen Nebengesteins- bruchstücke an beiden Vorkommen zu der Tektonik der Um- gebung ein Teufenunterschied ist. Damit würde vielleicht auch der wesentliche Unterschied gegenüber der Tektonik von In- jektivmassen im Sinne von Cloos eine Erklärung finden. Das Ab weichen von der Granittektonik anderer Injektivmassen am Granitberg würde dann einmal bedingt sein durch das höhere Injektionsniveau, durch die Nähe der damaligen Landoberfläche. x) Anm. 1, Seite 258. 282 E. Kaiser Hinzu kommt aber zweifellos, daß die Abweichungen gegen- über der Granittektonik bedingt sind durch die Durchschmelz- erscheinungen, daß am Granitberg im Gegensatz zu der Serra de Monchique das Magma aktiv an der Raumgebung beteiligt war. Es liegt mir ferne, diesen Schluß auch schon auf andere Vorkommen zu übertragen, anzunehmen, daß ganz allgemein ein höheres Injektionsniveau Abweichen von der Tektonik an- derer Tiefenkörper bedingt, oder daß Durchschmelzkörper eine andere Tektonik besitzen, als mit der Faltung zusammenhän- gende Injektivmassen. Das müßte erst an vielen anderen Punk- ten auf Grund von genaueren geologischen Aufnahmen durch- geprüft werden. 6. Allgemeine Schlussfolgerungen. Der Granitberg der südlichen Namib ist mindestens zum Teil ein Durchschmelzkörper, im ganzen aber unabhängig von Faltungsvorgängen in der Nachbarschaft. Das Magma ist aktiv an der Schaffung des Raumes beteiligt. Die Serra de Monchique ist der Form nach im wesentlichen durch Faltungs- vorgänge in der Nachbarschaft bedingt. Aufschmelzungsvor- gänge sind eingetreten, spielen aber nicht die gleiche Rolle wie an dem diskordanten Durchschmelzkörper des Granitberg. Das Magma ist im wesentlichen in einen vorgebildeten Hohl- raum eingepreßt worden. Durchschmelzkörper wie der Granitberg zeigen in den Kluft- und Streckrichtungen Abweichen von den durch die tektonischen Vorgänge der Umgebung bedingten geordneten Druckklüften der Granittektonik. Die Cloossche Untersuchungs- methodik bedarf hier einer gewissen Umgestaltung, die in ihren Einzelheiten nicht aus Untersuchungen gefolgert werden kann, bei denen eine Aufnahme Schritt für Schritt, wie sie Cloos in so umsichtiger Weise durchführt, nicht erfolgt ist. Die Aufschmelzungen führen zu einer Injektion des Magma, stellenweise unter erheblicher Beteiligung von aus dem Neben- gestein herrührenden Fremdkörpern. Daraus wird ein beson- derer Typus von (hybriden) Ganggesteinen abgeleitet, der neben Über zwei verschiedenartige Injektionen syenit. Magmen. 283 die Gangausfüllungen mit dem Magma selbst und mit den Spaltungsprodukten desselben tritt, so daß wir drei verschie- dene Typen von Gangausfüllungen zu unterscheiden haben, wobei selbstverständlich diese nicht nur in Gangform aufzu- treten brauchen. An dem Vergleiche der beiden Beispiele wird gezeigt, wie Abweichen von der normalen Differentiationsfolge vielleicht daraus eine Erklärung findet, daß bei diskordanten, fußlosen Durchschmelzkörpern die Differentiation mit der Teufe fort- schreitet, während sie in geschlossenen Magmakörpern einheit- lich erfolgt. Einen Überblick über die folgende Zusammenstellung: Serra de Monchique. Injektionsverband: kon- kordant. Phakolith. Magma nicht an der Raum- bildung beteiligt. Klüfte und Gänge: Ab- hängig von der Faltung. Assimilation am Salbande und in Zonen parallel zur Haupt- erstreckung des Phakolithen innerhalb desselben. Assimilation führt in hybrider Mischgesteine. Assimilation erfolgt vor und bei der Verfestigung des ge- schlossenen Intrusionskörpers. wesentlichsten Gegensätze gibt Namib Südwestafrikas. D iskordant. Z. T. Durchschmelzkör- per, aktiv an der Raum- bildung beteiligt. Abhängig von rein magma- tischen und postmagmatischen Vorgängen. Assimilation am Salbande, in akkordanten Injektionsfugen und an unregelmäßiger „ Scholle vom Dache“ des Durchschmelz- körpers. beiden Fällen zur Ausbildung Assimilation erfolgt in dem fußlosen Durchschmelzkörper nacheinander in verschiedenen Niveaus. 284 E. Kaiser, Über zwei verschiedenartige Injektionen etc. Hybride Mischgesteine blei- ben am Orte der ersten Ent- stehung. Differentiation ist nor- mal: Basische Ausfüllungen der Gänge jünger als saure. Werden z. T. in höhere Räume, z. B. Kluftsysteme, unter dem Einfluh sekundärer, leicht- flüchtiger Bestandteile (resur- genter Gase) injiziert als hy- bride Ganggesteine. Differentiation scheinbar anor- mal: Saure Injektionen noch jün- ger als basische; hybride Gang- gesteine ebenfalls wechselnd in der Zeit der Injektion. 285 Abschätzung von Funktionen grosser Zahlen. Von Georg Faber. Vorgelegt in der Sitzung am 4. November 1922. Den Anlaß zu der folgenden Abhandlung gab das Be- streben, die Entwickelbarkeit gegebener Funktionen (sowohl einer komplexen wie insbesondere auch einer reellen Veränder- lichen) zu untersuchen , welche nach Art der Fourierschen Reihen gebildet sind und nach gewissen Polynomen, insbe- sondere nach Hermiteschen U„(x) und nach Laguerreschen Ln (x) fortschreiten. Beide Arten Polynome sind Grenzfälle der Legendreschen: 1) Xn(x) = _1_ 2 "n\ dn(x2 — 1)" dxn die nach Legendreschen Polynomen zu entwickelnde Funktion hat man als im Intervalle — 1 , -{— 1 definiert anzusehen; ver- hält sie sich außerdem in allen Punkten dieses Intervalls, auch in den Endpunkten regulär, so konvergiert die Entwickelung im Innern einer Ellipse, deren Brennpunkte ± 1 sind und auf der mindestens eine singuläre Stelle der Funktion liegt. Bei den Hermiteschen Polynomen 2) x2 Un(x) = e 2 _ x2 d"e 2 dxn ist das Intervall — 1, + 1 auf — oo, -f- oo ausgedehnt, wobei die konfokalen Ellipsen in Parallelenpaare zu beiden Seiten B Hermite, C. R. 58 (1864), S. 93. — Laguerre, Bull, de la Soc. math. de France 7 (1379) = Oeuvres I, S. 428. Beide Benennungen sind insofern ungerechtfertigt, als beide Arten Polynome schon vorher von Tschebyscheff untersucht worden sind: Bull, phys.-math. de l’Acad. de St. Petersbourg 1 (1859) = Oeuvres I, S. 501. 286 G. Faber der reellen Achse übergehen. Dagegen hat man es bei den Laguerreschen Polynomen 3) Ln (x) - e d“ xn e~ x dxn 1 n! mit dem Intervall 0, oo und mit konfokalen Parabeln zu tun. Die Polynome TJn ( x ) und L„ (x) treten auch als Koeffi- zienten gewisser Reihenentwickelungen auf : 4) - ~(* + A)2 hn (folgt ohne weiteres aus (2)), 1 5) — el 0 ’v I I> Ln ( x ) zn. *) Ich zeige nun, wie man für diese und andere Koeffizienten asymptotische Ausdrücke finden kann mit relativen Fehlern der Ordnung 1/n1', wo v jede ganze positive Zahl sein kann. Ist dies geschehen, so kann die eingangs erwähnte Unter- suchung nach dem von Darboux2) gegebenen Vorbilde leicht durchgeführt werden; die Unendlichkeit der Intervalle macht keine Schwierigkeit. Der hier angegebene Weg dürfte dem über die Theorie der Integralgleichungen führenden3) in vieler Hinsicht vorzuziehen sein. Er führt auch bei den allgemei- neren in dem Burkhardtschen Berichte,4) S. 900 — 903 er- wähnten Polynomen U^] (x) , T,*,"'* (x) zum Ziel. Ich zeige im folgenden nur, wie man die nötigen asymptotischen Darstel- lungen finden kann; deren Verwendung für die Untersuchung von Reihenentwickelungen nach dem Darbouxschen Vorbilde ist dann eine leichte und lohnende Aufgabe; ich selbst ver- zichte darauf, sie durchzuführen. J) Sonin, Math. Ann. 16 (1880), S. 42: vgl. A. Gegenbauer, Wien. Ber. 952 (1887), S. 274. 2) Darboux, Journ. de math. (3) 4 (1878). 3) Myller-Lebedeff, Math. Ann. 64 (1907), S. 388. 4) Jahresbericht der D. Math.-Yer. 102 (1908); daselbst auch weitere Literaturangaben. Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. 287 § I. Auseinandersetzung des Verfahrens. Die Ergebnisse und Anwendungen meines Abschätzungs- verfahrens dürften neu sein. Sein Grundgedanke ist es, wie ich nachträglich merkte, nicht; es hat ihn schon Ri e mann, wie H. A. Schwarz aus Notizen in dessen Nachlaß heraus- fand,1) benützt, vielleicht beeinflußt durch verwandte Über- legungen bei Laplace. Dieser Grundgedanke besteht in fol- gendem: f (z) = f (| -f- i rj) sei eine analytische Funktion ; z0 sei eine einfache Nullstelle der Ableitung f‘(z) und es sei f{z0) ^ 0. Die Funktion f{z) gestattet dann in der Umgebung der Stelle z0 eine Entwickelung der Form : m = rw[i+ ^ c* -*•)*+ 6) und es gibt durch zQ zwei aufeinander senkrechte Gerade g{ , g2 von folgender Eigenschaft: auf gi und g2 ist ( z — 2f(z0) ree^ und zwar positiv auf glt negativ auf g2. Hat man nun 7) c zu bilden längs einer Kurve C, die durch z0 geht und in diesem Punkte g2 zur Tangente hat, so nimmt f(z) | im Punkte z0 einen größeren Wert an als in allen auf C gelegenen Nachbar- punkten z und man erhält unter Umständen einen Näherungs- wert für das Integral (7), wenn man von dem ganzen Inte- grationswege C nur eine gewisse Umgebung der Stelle zQ bei- behält. Diese Überlegungen gelten auch dann noch, wenn die Tangente an C in z0 nicht mit g2 zusammenfällt, sondern mit g2 einen Winkel bildet, der dem Betrage nach < tt/ 4 ist; auch darf an Stelle des Punktes z0 ein Nachbarpunkt gewählt werden. Durch die so noch vorhandene große Bewegungsfreiheit läßt *) Riemanns Werke, 2. Auf!., S. 429. Eine andere Anwendung des Grundgedankens machte Herr Debye, Math. Ann. 67 (1909), S. 537. Sitzungsb d. math.-phys. Kl. Jalirg. 1922. 20 288 G. Faber sich das Verfahren den einzelnen Anwendungen anpassen. Als Integrationsweg wird man meist eine Strecke mit dem Mittel- punkte z0 oder einen Kreisbogen wählen können. Dann hat man es, wenn t eine reelle Veränderliche und ß eine positive Zahl bedeutet, schließlich mit einem Integrale der folgenden Form zu tun: 8) +ß fOo) J (! + + -ß •: )dt . Wenn zQ genau eine Nullstelle der Funktion f'{z) ist, so ist a, = 0; doch machen wir diese Voraussetzung nicht, auch nicht die, daß g2 Tangente von C und dementsprechend a2 reell und negativ sei; doch verlangen wir, daß der Realteil 9) 9t(a,)< 0 sei; gelegentlich würde auch die Annahme (9‘) 5R(a,)^0 genügen. Das Integral (8) bringen wir auf die Form: y 10) ea‘<+aJ<2(l + M + M2 4 )dt> -ß wo also 1 -f- 6, t -f- b2t2 -|- • • • die Potenzreihe für das Produkt e— «,<— a4< 2(i _|_ a, t -|_ a2 12 -f- • • •) ist. Danach wäre ft, = 0; doch wollen wir zulassen, daß die Koeffizienten an a2 in (10) nur annähernd die gleichen sind wie in (8), so daß nicht notwendig b1 — 0 sein muß. Dagegen machen wir im Hinblick auf die beabsichtigten Anwendungen folgende Voraussetzungen (die sich leicht durch allgemeinere ersetzen ließen): f(z) und damit die Koeffizienten in (8), (10) hängen noch von einem positiven Parameter n ab, der über alle Grenzen wächst, und es sei für n — > oo : 11) lim a2 \ = oo , 12) lim 9t (a2) : a2 1 < 0, etwa = — 2 y, Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. 289 13) lim ttij: a2 =^°°) sondern etwa = .r2(^>0), 14) lim \ K\: al | 1/2-0 =4= oo für v = 1, 2, 3, . . . und für eine positive Zahl a; ferner von einem gewissen Werte des Parameters n ab: 15) /5>(igK) 16) /*<0gKI)* Kl-1) Der Fehler, der dadurch entsteht, daß der Wert J des Integrals (7) durch das Integral (10) ersetzt wird, sei gleich \J\o( aT), wie groß auch v sei. Relative Fehler dieser Ordnung, für die ich kurz 0{ \a2\~ “) schreibe, werden bei unserer asymptotischen Darstellung nicht mehr mitberücksichtigt, sondern nur solche der Ordnungen 0 ( a2 1 ~v) (v ■— 1, 2, 3, . . .)• Wir stellen nun einige Formeln zusammen, indem wir von der bekannten Beziehung 17) + 00 n ausgehen; es genügt, dieselbe für reelle negative a2 zu be- weisen, sie gilt, da beiderseits analytische Funktionen von a2 stehen, dann ganz von selbst für alle a2 mit 9t (a2) <| 0. Unter der Quadratwurzel ist der Hauptwert mit positivem Realteil zu verstehen. Wir setzen im folgenden 9t (a2) < 0 voraus und erhalten durch h malige Differentiation von (17) nach a2: 18) (2 Jc)\ 1 22kk\ (—a2)k 71 CI 2 Hieraus ergibt sich nach Multiplikation mit a\k'.{2Ti)\ und Summation nach k: 19) +°° J'gaii+aj# fit 1^/ ■ e 4aX 4) Und selbstverständlich kleiner als der Konvergenzradius der auf der rechten Seite von (10) vorkommenden Reihe. 20* 290 G. Faber Endlich findet man aus dieser Formel durch k malige Dif- ferentiation nach «j mit Beachtung von (2): 20) f tk eatt+atii dt — 1/—^— e 4ua ük(—ß~z\ J -«2 \V2a) \V2aJ mit beliebiger Bestimmung der Quadratwurzel V2a2, die beim Ausmultiplizieren der rechten Seite nur mit geraden Eponenten auftritt. Nach (13), (19) ist also 21> J + 00 +00 tkeait+a*i2 dt = t2dtO Man beweist ferner leicht, daß wegen (15) die Differenz + 00 +ß 22) J* tk e«G+02<* 2 dt — J* tk eait+atii dt — 0 ( i«8 1-")1) - ß und also auch + 00 +ß = j ea*t+a*t2 dt 0 (ja2 1~“) = J* eait+a^t2 dt 0 ( \a2 \ ~w) ist, woraus wegen (21) folgt +ß + ß 23) j tkea'l+a*i2 dt = j* e<’1<+a2<2 dt 0 ( a2 \ 2) . -ß -ß Die Differenz (22) ist nämlich dem Betrage nach kleiner als2) 9 Danach ist, wenn von vornherein relative Fehler der Ordnung 0( n2 ~w) außer Betracht bleiben, die durch (16) geforderte Beschrän- kung von ß nach oben hin bedeutungslos; sie hat nur den Zweck, eine spätere Rechnung (S. 291) abzukürzen. 2) Falls ß~\, entfällt das erste Integral auf der rechten Seite von (24). Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. 291 24) uu J* tke >°i < + SR(a2)«2^^ + oo < 2 j e(l«»l !+«(«* ^ß)i dt -\- 2 e*/3®C«*) J* ^fcglajIi + l/aSRlaaX* ^ < 2e*r “2 1 - r «2l1/2igl«2 ) «2l-1/2ig;<»2! -|_ e-rl«,| 0(|a | — * — */a) (wegen (12), (13), (15) für große |aa|), (wegen (12), (21)) = 0(1^1-“). Wenn man das Integral von (10) ersetzt durch +ß 25) J e(«,<+«2< *)(! + &,* + &*** + 1- -ß so entsteht ein Fehler, der dem Betrage nach kleiner ist als +ß ß + S 16, fc + 2 l^-äj 26) j bk+\ eai<+a2(2^+' dt -ß -\-ß <1 re“i<+“2«^^!0/l^±jl\ + 0(|a2|-(Ä+2^lg|a2|A+2)0(|a2|-,'2) Ul V (nach (23)) (nach (14)? (16)) (19), (12), (13)) +ß = J* e«t*+«2<4 0(|a2|-(Ä+1)“) (wegen (14)). -ß Die Ersetzung von (10) durch (25) geschieht also mit einem relativen Fehler der Ordnung 0 (|a2| — (t+1)a) und diese Ordnung des relativen Fehlers wird nach (22) nicht geändert, wenn man in (25) die Grenzen auf — oo, + oo ausdehnt. Dann aber (und das ist der Zweck dieser Veränderung der Integrationsgrenzen) läßt sich (25) in geschlossener Form aus- werten und man gewinnt also, indem man + 00 27) J* ea> *+“2 12 (1 -f M + &2 P + • • •) dt 292 G. Faber gliedweise integriert, für (10) und damit auch für (7) eine asymptotische Reihe, bei der relative Fehler der Ordnung 0( \a2 vernachlässigt werden, während, falls nur genügend viele Reihenglieder benutzt werden, der relative Fehler unter- halb 0(|a2 bleibt, wie groß auch v sei. Man beachte noch, daß die Geltung der Voraussetzung (11): lim a2 =oo, falls sie von vornherein nicht erfüllt sein sollte, stets durch Einführung einer neuen Integrationsver- änderlichen t‘ — CnXt, wo limCf„=oo, erzwungen werden kann. Es darf daher bei den Beispielen des nächsten Para- graphen gelegentlich auf die Voraussetzung (11) verzichtet werden (s. z. B. (29)). § 2. Anwendungen. 1. Zur Veranschaulichung meines Verfahrens leite ich mit seiner Hilfe die Stirlingsche Formel ab, indem ich von der Gleichung 28) 1 1 r e’ dz n\ 2ni J zn+ 1 c ausgehe. G kann vorerst irgend eine den Nullpunkt um- schließende Kurve sein; f(z) ist c»+n expz, also z0 = n 1 die Nullstelle von f‘ ( z ). Wir wählen aber, um größere Über- einstimmung mit der üblichen Formel zu erreichen, lieber den Näherungswert z0 — n und sodann C als Quadrat, dessen Seiten in die Geraden £ = ±n, rj — ± n fallen. Wir begehen offen- bar nur einen relativen Fehler 0 (n~w), wenn wir von C nur die eine durch den Punkt z = n gehende Quadratseite beibe- halten. Setzen wir noch z = n -f- it, so geht (28) in folgende Näherungsformel über: 29) + n 1 1 C ** ig(»+'<) n\ 2 - f 71 J dt n -f- it = 2^ J en_nl8"~^(1 +M + M2 + •••)«*<• + n — n Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. 293 Hier ist 1 -f- bx t + b2 ^ 4~ so) (1 + ir) 'exp{ die Potenzreihe für t* it3 t* it3 3 n2 4 n3 5 w4 6 n5 + Für die Berechnung des Integrals (29) kann man bx — b3 = &5 = • • • = 0 setzen; für biv findet man 31) b2v — 0\n 3), Schließlich ergibt sich durch gliedweise Integration der Reihe auf der rechten Seite von (29) zwischen den Grenzen — oo , -f- 00 die asymptotische Reihe : 32) n\ V2 e" f 7i n Yin V 1_L h l 3 ! Ä* 7, L 5 ! ^ l 1 + n b2 -f 27i\ 4- 22 . 2! &e 4" V 2 n n n" 1 +Sn2(w n V12 n \12»3 ^ n4/ n3- 120 8 • 1 8 w4 + 0 @1 e" 1^2 yrn w" 1 - 12» 4 0 © Statt, wie geschehen z — n -f i t zu setzen (geradlinige Integration) hätten wir ebenso gut z = neil setzen können; entsprechendes gilt für die folgenden Beispiele. 2. Als nächstes wählen wir die Hermiteschen Polynome, die wir in Übereinstimmung mit (4) so definieren: *2 c es empfiehlt sich, wie wir gleich sehen werden, für C ein Quadrat von der Seitenlänge 2 V n 1 zu wählen, dessen Mittelpunkt der Nullpunkt ist und dessen Seiten zur reellen und imaginären Achse parallel laufen. Da jetzt it 34) f(z) = e 294 G. Faber ist, haben wir die Gleichung f‘(z ) = 0, d. h. 35) z2-\-zx-\-n-{-l = 0 aufzulösen. Es genügt (und die Formeln werden dann sogar übersichtlicher), wenn wir die Wurzeln dieser Gleichung nähe- rungsweise als 36) z0 = i Vn -f- 1 , zx = — i Vn + 1 berechnen. Man sieht wieder leicht, daß man von dem qua- dratischen Integrationswege nur die Umgebungen dieser beiden Punkte beizubehalten braucht, wenn man relative Fehler der Größenordnung 0 (n-CÜ) von vornherein vernachlässigt. Man wird dann in diesen Umgebungen an Stelle von z eine neue Integrationsveränderliche durch 37) z = z0 — t, z = zx -j- t einführen, f (z) geht dadurch über in 38) (p{t) = exp n -J- 1 + itVn- 1- 1 t2 _ - + ix V n + 1 ± xt — (n -(- 1) lg(± i Vn 1 + £)]. Wir setzen noch 39) exp >+l)£&W+ T)=i+~^±xt + ixVn^-\—t2\ . .s ~ C±iV.-Tip-> 'MO (±iVn+iy +6‘G) +•■•)• Durch gliedweise Integration zwischen den Grenzen — oo , + oo erhält man ü„ (x) als Summe zweier von den W ' Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. 295 Umgebungen der Stellen z0, zx herrührender asymptotischer Reihen : n + 1 *2 Lun(x)=^ nl 2 y 7i {y n-\- 1)1 — -j.T [ineix Vn+' l)B+,l H-5> bv * 0/2 y \y An zn o und auf die Angabe des Anfangs- und Hauptgliedes der asymp- totischen Reihe für An. Man wird hier über eine Kreislinie \z\=q integrieren, von der man nur die Umgebung der posi- tiven reellen Zahl q zu berücksichtigen braucht, q ist Wurzel der Gleichung 44) z expzexp^ z . . . expm-\ z — n oder z exp‘m-\ z — n, und es ergibt sich2) 45) An ~ e-^l - — 1 . Qn V2ti(q2 exp“m-\ q + n) 4. Ob sich nach dem Verfahren des § 1 asymptotische Darstellungen auch für die Taylorkoeffizienten aller der trans- x) Definition: expxz = expz = e‘ ; expmz = exp(expm—\z) für m = 2, 3, . . . 2) Im Falle m = 1 reduziert sieb Gleichung (44) auf z = n und (45) auf die Stirlingsche Formel. 296 G. Faber zendenten Funktionen finden lassen, die sich aus 1 : (1 — z) und Konstanten durch Addition, Multiplikation und Erheben in den Exponenten von e bilden lassen, vermochte ich in voller Allgemeinheit nicht zu entscheiden. Ich begnüge mich mit zwei Beispielen und wähle als erstes 1 °° 46) expm- = Bn zn. I Z Q g sei die zwischen 0 und 1 gelegene Wurzel der Gleichung 47) 47') (» + 1) = 0, d. h. 1 - . . . expm~ i = n + 1. z 1 — z Für 1 : (1 — g) schreibe ich abkürzend P und wähle als Weg des Cauchjschen Integrals für den Koeffizienten B„ die zwei Kreislinien ' z\ — 1 -f- g und 1 — z \ = 1 — g; die erste ist im positiven, die zweite im negativen Sinne zu umlaufen. Beizubehalten ist für die asymptotische Reihendarstellung nur die Umgebung des Punktes z — g auf der zweiten Kreislinie, ebenso gut kann über ein Stück der Tangente dieser Kreis- linie im Punkte z = g integriert werden. Als Anfangs- und Hauptglied findet man 48) B„ ~ exp„xB e"+1V27i(P4 exp‘m-i (P) -j- 2 P3 exp’m-i(P)--\- (w -j-l)p~2) 5. Als letztes Beispiel, durch welches zugleich die Frage nach der asymptotischen Reihe für die Laguerreschen Poly- nome miterledigt wird, wähle ich die Abschätzung der Koef- fizienten C„ der Entwickelung 49) = Das Anfangsglied der asymptotischen Reihe für Cn im Falle m = 1 hat schon Herr Perron gefunden. Archiv der Math, und Phys., 3. Reihe, Bd. 22 (1914), S. 329; daselbst auch Hinweis auf eine frühere Arbeit des Herrn Fejer. Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. 297 l, Je und s seien beliebige komplexe Zahlen (s jedoch 3: 0); m denken wir uns der Einfachheit halber positiv ganzzahlig. Zur Abkürzung nennen wir die Funktion (49) F(z), ihren Faktor exp s (1 — z)~m dagegen Fl (z), ihren anderen Faktor 95C2') (— ( 1 — [lg(l — ']*)• Statt dieser Funktion cp (z) konnte ebenso gut irgend eine andere aus der Klasse der Funk- tionen gewählt werden, die ich in einer früheren Abhandlung1) mit

( — n — gi'?> (—/+•) 1 + up lg(-to)J F( 1+ C0e’>) Fjz0) (1 + C0 )"+ 1 ‘ *"+1 0,

i(l+t0e,>) . Ft(z 0)\ Abschätzung von Funktionen großer Zahlen. 299 69) <*, = (» + 1)|£, e<‘ : (1 + « (wieder mit Rücksicht auf (51)), 60) 9t K) = (W-+1)2(m+-lt0l (cosa + 0 (|C0|)) < 0 (vgl. (52)), 61) | an | = 0 ((» + 1) | C0 1 ) = 0 ( | a, ! ) == 0 (SR (a2)) (» ^ 2) . Aus (58), (60) folgt, daß für cp = 0 die Funktion 9t (04 cp -j- a2 cp2 -f- • • •) und somit auch die Funktion \exp(a^cp -j- «.^ + ••0 ein Maximum besitzt. Um zu zeigen, daß die Funktion 9t («,

1 ,’) 65) — | (A •= 0, 1, 2, . . . (m — 1)) sein. m — 1 m — 1 v ') Falls m = 1, kommt der Näherungswert - (statt (65)) in Frage; für ihn wird die rechte Seite von (62) gleich (n -J- l)|f0| (cos a + O(|f0|)) < 0, da ja cos a < 0. 300 G. Faber An den Stellen (64) wird 66) + + = -(" + !) Co < 0 m -J- 1 m cos (“ + ^pi) ~cosa + 0( f«l* auf Grund der Bestimmung von a (s. die Bemerkung vor (52)); an den Stellen (65) aber wird 67) 9t(a,

cos — - + fn wurde ; nun ist aber für m = 2 und um so m + 1 mehr für größere Werte von m die Differenz m cos — - m m + 1 — ^1 — positiv, also der Ausdruck (67) negativ. Da die stetige Funktion 9t (flx

3. Den Ausdruck (68) für Cr (9?) setzen wir in (55) ein und integrieren gliedweise zwischen den Grenzen — oo, -\- oo. Indem wir noch beachten, was sogleich bewiesen werden soll, daß nämlich das Integral über den Kreis \s\—\ -f- |£j als von der Ordnung 0 (n~w) vernachlässigt werden darf, erhalten wir so die gesuchte asymptotische Reihe für den Taylorkoef- fizienten Cn der Funktion F (z). Ihr Anfangs- und Haupt- glied ist F C^o) £q 4+1 V—2 Ji (n -fi- 1) (m + 1) £0:z0 Daß das über die Kreislinie \z = 1 -\- |f0j zu erstreckende Integral vernachlässigt werden darf, sieht man so ein:* 2) Sein Wert ist 72) ext (i^p) 0 + ::.i)-+~i (~ lgl^!)|t| • °w und es ist nur zu zeigen, daß dieser Ausdruck = ( _F(s0)( : |^0in + 1) O(n~co) ist, oder, was dasselbe, daß 73) 1 (1 + Ko!)"+1 \FM\ kol”+1 = 0(n~") ist. Nun gibt es aber einen Wert 1 sogar mehr als einen), für den der Wert des Aus- drucks (57) gleich 74) — 0 + i) lg 1 + £0e,yi 1 + fo s (FQ- x) Auf die Koeffizienten blt b3, b6, . . . kommt es übrigens gar nicht an, da sie bei der gliedweisen Integration von (68) zwischen den Grenzen — oo , oo doch wegfallen. 2) Ist F ( z ) eindeutig (k = 0, l ganzzahlig), so ist dieses Integral von einem gewissen n ab sogar genau gleich Null; denn dann kann es, ohne seinen Wert zu ändern, auch über die Kreislinie \z\—R mit be- liebig großem R erstreckt werden. 302 G. Faber wird. Nach dem vorhin Bewiesenen ist, außer wenn Q"+I) d + ICoD"*1 0(w~"), und es folgt (73) durch Multiplikation aus (76) und (75), nachdem in letzterer Gleichung 0(n~‘° ) auf der rechten Seite durch 0(1) ersetzt worden ist. Im Falle m — 1 würde es genügen, statt (51) die ein- fachere Gleichung 77) £2 = — r ("oder auch = — ^ n + 1 V nJ aufzulösen; es würde dann zwar die Konstante ax + 0 werden, aber man könnte den Faktor exp(a1cp ) als durch die Reihe 1 -f- bx cp -j- b2 oo mit beliebiger Annäherung rein imaginär, und die für unsere Überlegungen wesentliche Be- dingung (12) ist nicht mehr erfüllt. Diese Schwierigkeit ist durch Abänderung des Integrationswegs leicht zu umgehen. Das Endergebnis wird freilich das nämliche sein, als hätte man über die Umgebungen der Stellen £0, Ci auf der Kreislinie 1 — z ; = |t0; integriert1) und die Formel (18) ohne das Er- fülltsein der Bedingung (12) benutzt. Da man auch im Falle m = 1 und eines beliebigen s stets über die Umgebungen beider Nullstellen der Gleichung (77) auf dem Kreise 1 — zl = |f0| integrieren darf, erhält man schließlich eine Formel, die für alle s richtig ist; entsprechendes gilt auch im Falle m > 1. Die erwähnte Abänderung des Integrationswegs besteht in folgendem: der neue Weg setzt sich, wenn zur Abkürzung l/H=e y «-fi gesetzt wird, zusammen: 1. aus der den Punkt 1 — e mit dem Punkte 1 — e-f- (1 -f- i) 2 e verbindenden Strecke, deren Mittelpunkt 1 + ei ist; ') Die folgende Darstellung entspricht allerdings nicht einer Inte- gration über die Umgebungen der Punkte Co, Ci auf der Kreislinie 1 — z | = Co , sondern auf den Tangenten an diese Kreislinie; doch ist das ein ganz unerheblicher und leicht zu vermeidender Unterschied, der seinen Grund nur in der großen dem Verfahren anhaftenden Freiheit hat. Sitzungsb. d. math.-pliys. Kl Jab rg. 1922. 21 304 G. Faber, Abschätzung von Funktionen etc. 2. aus dem Kreisbogen um 0, der die Punkte 1 — e -f- (1 -J- i) 2 e und (1 — e) + (1 — i) 2 e miteinander verbindet und zu dem ein Zentriwinkel > gehört; 3. aus der den Punkt 1 — e -f- (1 — i) 2 e mit dem Punkte 1 — e verbindenden Strecke, deren Mittelpunkt 1 — ei ist. Das Integral über das zweite Stück des Integrationswegs kann genau wie vorhin das Integral über die Kretslinie z = 1-1- C0 vernachlässigt werden. Um das Integral über das erste Stück auszuführen, setzen wir 79) z = \ -\- ei i) et , also C = (1 + 0 und erhalten so ein Integral mit der reellen Veränderlichen t und den Grenzen — 1, -j- 1 . Man überzeugt sich leicht, daß man von diesem Integral nur die Umgebung der Stelle t = 0 beizubehalten braucht. Schließlich erhält man, wenn man bei gliedweiser Integration die Grenzen auf — oo , -j- oo ausdehnt, einen Ausdruck genau wie zuvor und einen ganz entsprechen- den liefert vom dritten Stück des Integrationswegs her die Umo-ebunsf der Stelle £, = — ei. 305 Transformation des rechtwinkligen Koordinaten- systems. Von A. VOSS. Vorgetragen in der Sitzung am 9. Dezember 1922. Die in der Überschrift genannte elementare Frage ist längst eingehend behandelt, jedoch auch neuerdings wieder untersucht worden.1) Seit einer Reihe von Jahren habe ich in Vorlesungen über Raumgeometrie darauf aufmerksam ge- macht, daß mittels einer etwas anderen Darstellung dieser Gegenstand einfacher und namentlich in Bezug auf den Dre- hungswinkel übersichtlicher dargelegt werden kann (vgl. nament- lich § III des folgenden). § i. Die Gleichung dritten Grades. Die Formeln für den Übergang von dem rechtwinkligen System, dem Trieder XYZ zum Trieder X, Yx Zx entnimmt man aus dem Schema von Lame x y z xx a, ßx yx V\ a2 ßi Y 2 ß 2 0 Vgl. z. B. Klein und Sommerfeld, Theorie des Kreisels, Leipzig 1897, S. 15 ff.; Salmon Fiedler, Analytische Geometrie des Raumes, 5. Auflage, herausgegeben von K. Kommerell unter Mitwir- kung von v. Brill, Leipzig 1922, erste Lieferung, S. 54 — 63. Vgl. auch die Note von G. Darboux, Nouvelle demonstration des formules d’Euler in den le^ons de cinematique von G. Koenigs, Paris 1897, S. 343. 306 A. Voss in dem die aif ß{, 7, die Richtungscosinus der neuen Axen x gegen die alten sind. Dabei bestehen die Gleichungen oder, wenn man ßi Y3 Y2ß3 — ai Yia3 aiYs ~ ßi aiß\ === ai /^2 ~ Y 3 setzt, mittels des Ausdruckes 4) ® = ai + ßi + y3 i der als Charakteristik der Determinante A bezeichnet werde, die Gleichung I P — PQ±XQ — A = 0, in der die oberen (unteren) Vorzeichen dem Falle A = ± 1 entsprechen. Für A = -f- 1 hat daher A die Wurzel X = -|- 1, für A = — 1 aber X = — 1, so daß die beiden anderen Wurzeln durch die reciproken Gleichungen Ia P + X(1 — Q) + 1 = 0 Ib P — X(l + Q) + 1 = 0 in der Form 308 A. Voss 2 A, = — (1 — Q) ± V(1 — Q)2 - 4 2*, = + (1 + .0) ± vn + ß)« - 4 gegeben sind. Aus 3) folgt noch : Ist A + ± 1 , so muß x2 + y2 -j- z2 — 0 sein. Dann sind aber die x, y, s notwendig imaginär, also auch die betreffenden Werte des A selbst. Für A = \ 1 ist A = + 1 niemals Doppelwurzel, denn A = f(X) gibt für diesen Fall f‘( 1) = 3 — .Q. Dies kann aber nur verschwinden, wenn a, = 0, ß2 = 1» y3 = 1 ist, d. h. wenn eine von der Identität verschiedene Transformation gar nicht vorliegt. Soll dagegen in diesem Falle A = 4" 1, A =* — 1 Wurzel sein, so ist sie immer zu- gleich Doppelwurzel; mutatis mutandis gelten dieselben An- gaben für A — — l.1) Im allgemeinen erhält man also neben einer reell in Varianten Geraden zwei Minimalrich- tungen; für den Fall zl = -f- 1 hat die reelle Gerade die Bedeutung der Drehungsaxe. Aber in einem besonderen Falle können die beiden Minimalrichtungen auch ganz in Weg- fall kommen, wras vielleicht bisher nicht bemerkt worden ist. Sie vereinigen sich dabei etwa nicht zu einer einzigen Minimal- richtung, was ja auch an und für sich unmöglich sein würde, sondern ergeben nur eine einzige reell-invariante Gerade. Dieser Fall entspricht bei A = + 1 dem Werte Q = — 1. Zunächst hat man für A = + 1 die bekannte Lösung von x (ai — 1) + yßt + zYi = 0 + y(ß% — i) -f *y% = o x as + y ßs + z (^s — i) = o , 0 Dies entspricht dem (vgl. Göttinger Nachrichten 1887, S. 430) von mir bereits 1878 in den Mathematischen Annalen, Bd. XIII bewie- senen, bei allen orthogonalen Substitutionen gültigen Satze, vgl. auch die spätere Note von Stieltjes in den Acta mathematica, Bd. VI, 188(3. Transformation des rechtwinkligen Koordinatensystems. 309 die auf x : y : s — y2 — ß3 : «3 — y, : ß, — a2 führt. Ist aber auch Ä = — 1 Wurzel, so hat mau für die entsprechende Richtung £, rj, £ £(<*, + i) + + Cyx = o £ aa + v (A H- i) + £ j'2 = o £ a3 + V A + £ (^3 + !) = 0 > woraus durch Multiplikation mit den a,, a2, o3 usw. und Addition £ (ai + 1) + V a2 + £ a3 = 0 £A + *?(A + 1) + £A = o f yi + »7 72 + £(7s + i) = °» also nun durch Subtraktion v (A — «2) + Oi — as) £ = 0 £ («a — A) + (y* ~ A) £ = 0 £ («3 — Yi) + V (A — Yt) = o, also wieder £ : v ■ £ = 72 — A : «s — r, : A — «» entsteht. *) § II. Der Drehungswinkel. Zur Bestimmung des Drehungswinkels um die reell in- variante Gerade A = -f- 1 soll hier eine Formel von Darboux2) benutzt werden, obwohl sie der Natur der Sache nach nur den absoluten Wert von tg (9/2 desselben liefern kann, die ich hier in etwas anderer Form ableite: Sind A, B, C die Cosinus einer Drehungsaxe, x, y, z die Koordinaten irgend eines Raumpunk- tes P, der durch die Drehung (9 in der Uhrzeigerbewegung in Pl(xl, ?/,, zt) verwandelt wird, ferner Q der Fußpunkt, J) Die vollständige Diskussion der Ausnahmefälle, die für das fol- gende nicht in Betracht kommt, mag hier der Kürze halber unterbleiben. 2) Siehe die Anmerkung 1) zu § II. 310 A. Voss der von P und P, auf die Drehaxe gezogenen Senkrechten, so schneiden sich die in P und P' auf QP und Q P' und zur Richtung A, B, C senkrecht gezogenen Geraden in einem Punkte R mit den Koordinaten X, Y, Z. Ist 0 der Anfang der Koordinaten und OQ = p , so sind die Richtungen von QP = l durch die drei Cosinus1) x — pA y — pB z — pC l _ ’ l ’ l gegeben. Nennt man sie X, /*, v, so ist Ix ny + vz = 0 AaL4-/uP-{-»’(? = 0, also IX = Bz — Cy l fj. = Cx — Az lv = Ay — Bz mit l 2 = r" — p2, falls OP= OP' durch r bezeichnet wird. Darnach hat man X = X 4- tg (0/2) (Bz — Cy) Y = y-\- tg(0/2) (Cx — Az) Z = z + tg (0/2) (Ay — Bx), für die Drehung — 0/2 aber, die den Punkt P‘ in R ver- wandelt X = xx — tg (0/2) (Bzx - Cyx) Y = yx — tg (0/2) (Cxt — Azx) Z — zx — tg )0/2) (Ayx — Bxx), so daß die Identitäten bestehen : * + tg(0/2) (Bz - Cy) = xx- tg(0/2) (Bzx - Cyx) I) V + tg (0/2) (Cx - Az) = yx- tg(0/2) (Cx, - Az,) z + tg (0/2) (Ay — Bx) = z, — tg(0/2) (Ay, — Bx,) •) Durch eine Figur, auf die hier natürlich verzichtet werden mußte, hätte sich die Beschreibung viel kürzer darstellen lassen. Transformation des rechtwinkligen Koordinatensystems. 311 für alle korrespondierenden x y z\ xlylz1,1) d. h. sie finden statt, falls durch Uhr zeige rbewegung um die Drehaxe P der Punkt P‘ entsteht. Die Identitäten I kann man nun zur Bestimmung von tg(0/2) durch irgend welche korrespondierende P, Px ver- wenden; wählt man P im Abstande -j- 1 auf der X-Axe, so ist nach § I Xj Q j, 2/ 1 so daß 1 = Oj — tg (0/2) (Pa3 — Ca2) 1) C tg (0/2) = a3 — tg (0/2) (C a1 — A a3) — P tg (0/2) = a3 — tg (0/2) (Äa2 — Baß), während Ä = Je (y2 — ßß) 2) B = Je (a3 — yß) C = Je (ß2 a2) zu setzen, aber das Vorzeichen von Je unbekannt ist. Wählt man die erste der Gleichungen 1), so folgt für A = -}- 1 1 — °i = — tg (0/2) k (as — yß) a3 — (0, - at) a2) = — tg(0/2) Ä {1 — aj — y, (as —/?,«,)} = — tg (0/2) & {1 — aj - a, ys + y3 — a, ß2 -f ßß), also, wenn man den Faktor 1 — a, auf beiden Seiten fort läßt tg(0/2) = — i(l + ß). Zur Berechnung von Je2 aber hat man nach 2) die Gleichung 3) £2 {(/j — ßßf + (as — 7i)2 + (ßi — a*)2} = 1 • x) Daß die Determinante A B C -=■ x — pA y — pB z — pC Bz — Cy Cx — Az Ay — Bx den Wert -p 1 hat, erkennt man, wenn e3 erforderlich sein sollte, durch direkte Ausrechnung z. B. 312 A. Yoss Setzt man nun ®* = (r, - P,y + («, - )■,)’ + (ft - «i)s. so ergibt sich = 3 - W + # + y!) -2y2ßs-2asYl-2ßla2, was sich durch die Transformation der Unterdeterminanten, die hier beständig anzuwenden ist, in w- = 3 — (aj ß\ + yl) + 2 (a, + /?3 + ys) = 4 — (1 — Qf = (3 — Q) (1 + Q) verwandelt. Hiernach ist n> tg(e/2) = -||/|^|, also bis auf das Vorzeichen von h wieder nur von der Charakteristik der Richtungscosinus abhängig. Würde man an Stelle der ersten Gleichung 1) eine der beiden anderen wählen, so würde beiderseits der Faktor a2, resp. a3, oder bei allen den 6 Fällen, wo P im Abstande -(- 1 auf die Y, resp. Z- Axe legt, immer der betreffende Cosinus- faktor durch Division herausfallen.* l) § III. Direkte Bestimmung von tg 0. Um endlich, ohne bereits die Formeln von Euler oder Cayley für orthogonale Substitutionen oder irgend eine andere, wie die in § II benutzte, die sich allerdings durch Einfach- x) Wählt man an Stelle der A, B, C die bekannten Ausdrücke ki A, = 1 + “i — (& + ft) ki Bt = aa + ß\ k'i = a3 + nebst den analogen, so folgt ki = (1 + “i — (ßt + ft)) (3 — •ß), so daß 1 4* <*i — (ßt + ft) = 0 1 + ft — («2 + ßz) = 0 1 + ßt — (ft + ai) - 0 sein muß, was übrigens schon im § 1 angedeutet ist. Transformation des rechtwinkligen Koordinatensystems. 313 heit empfiehlt, vorauszusetzen, den Wert von t g& mit seinem Vorzeichen zu bestimmen, betrachte man neben den beiden Triedern X, Y, Z\ X, , Y, , Zx noch ein drittes Z, H, Z, dessen Axe Z die Richtungscosinus A = h 02 — ßt) 1) B = Tc (as — y,) C = h(ßl — a3) hat, während h eine positive Zahl sein soll, so dafä dann die Orientierung von Z völlig bestimmt ist. Alsdann führe man die Axe H senkrecht zur X-Axe und zur Richtung 1) und wähle die Axe Z so, dafä das Trieder Z H Z ebenso orientiert ist wie x y s. Sind nun die Richtungscosinus der Axen Z H Z der Reihe nach £, rj, f: o, fi, v; A, B, C, so ist 2) £ >7 t O fl V ABC = + l- Jetzt projiziere man den Punkt P, der auf x den Ab- stand -j- 1 hat, auf das Trieder Z H Z; seine Koordinaten werden dann u, v, w, wobei w = £, v = 0, w — A wird. Die 3 Koordinaten des Punktes P im System Xj, Yt, Zlt welche durch die Drehung wieder in das System X Y Z geführt sind, seien ebenfalls in dem Trieder Z H Z mit ult vx, w1 bezeichnet. Dann ist Ml = C[l£ + a2J? + a3^ V1 = a2 P + a3 V Wj = A, und es ist 3) Nach der Voraussetzung über die Richtung von H ist fiB-\-vC= 0, fi — oC, v — — oB; nach dem Schema 2) = a1(juC — v B) -f- a2v A — a^fiA = o (Oj — A2). 314 A. Voss, Transformat, eines rechtw. Koordinatensystems. Hieraus folgt nach 1) *. = v ö K {( y . ~ ßs)2 + («s - 7,)2 + (/?, - ag)2} - (y, - ß,n ui = Wo [(a, — 1) ((y2 — ßs)2 + a, (as — y,)2 + (ßt — a2)2) + (ö3 _ YlY + (ßl ö2)2] • Es ist aber («s - Yif + (ßi~ q2)2 = 2 [1 - a, - 2 a, y3 — 2 a, £2 + 2 /?2 + 2 y3 = 2(1-0,) (1 + fl). Wird nun aus § H, 4 der Wert von w2 in ux eingesetzt, so erhält man Mj = (a, — 1) h2 o (1 — Q) (1 -f- Q). Für vt = ok (a, (ft — a2) — a, (a3 — y,)) = (a* — 1 -j- a, ft — - y3 + a, y3 — ft) erhält man ", = («, - 1) (1 + ö), so daß p_l i «, g h l—'Q l — Q wird, so daß Übereinstimmung mit dem früher gefundenen Werte von tg 0/2 bis auf das Vorzeichen jedesmal durch den positiven Wurzelwert von k vorhanden ist. Für alle Systeme gleichen Wertes von Q ist also auch der Drehungs- winkel derselbe. Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München 1922. Heft I Januar- bis Märzsitzung München 1922 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Kommission des G. Franz’schen Verlags (J. Roth) VMÜ .* «.Sv ' Inhalt. Seite Mitteilungen über die Klassensitzungen vom Januar, Februar u. März 1* Abhandlungen. M. Schmidt, Neuzeitliche Erdkrustenbewegungen in Frankreich (mit einem Kärtchen) 1 G. Fab er, Bemerkungen zu Sätzen der Gaußschen theoria com- binationis observationum 7 F. Lindemann, Integration der partiellen Gleichung s = sin z 23 0. Volk, Über die Reihe 2 | L» (#) | 35 n=0 H. Liebmann, Die Bourscke Methode der Flächenbestimmung aus dem Linienelement ........ 39 E. Kajser, Merkwürdige Senkungen des Bodens von Frankreich 51 C. Schoy, Über die Richtung der Qibla 55 L. Föppl, Neue Bemerkungen zur Kirchhoffschen Analogie zwischen Kreisel und elastischer Linie ....... 69 G. Fab er, Über den Hauptsatz aus der Theorie der konformen Abbildung 91 F. Lindemann, Zur Trigonometrie im nicht-euklidischen Raume 101 A. Kratzer, Störungen und Kombinationsprinzip im System der violetten Cyanbanden 107 W. Wien, Eine Methode zur Unterscheidung der sogenannten Bogenlinien von den Funkenlinien der Spektren . . .119 Akademische Buchdruckerei F. Straub in München. Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München 1922. Heft II Mai- bis Julisitzung München 1922 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Kommission des G. Franz’schen Verlags (J. Roth) Inhalt. Seite Mitteilungen über die Klassensitzungen vom Mai bis Juli . . 6* Abhandlungen. E. Zinner, Die Vorarbeiten zu einem Handschriftenverzeichnis der deutschen Sternforschung 121 H. Liebmann, Die Lagallysche Formel für den Flüssigkeitsdruck 127 0. Szäsz, Über den Konvergenzexponenten der Fouriersehen Reihen gewisser Funktionenklassen 135 H. Hamburger, Bemerkungen zu einem Satze über die Riemann- sche f- Funktion 151 6. Fab er, Über nach Polynomen fortschreitende Reihen . . 157 0. Hönigschmid, L. Birckenbach und E. Kothe, Revision des Atomgewichtes des Thalliums. Analyse des Thallochlorids 179 A. Pringsheim, Über die äußere Berandung eines im Endlichen gelegenen Gebietes und den J ord an sehen Kurvensatz . . 187 H. Künneth, Zur topologischen Untersuchung geometrischer Ge- bilde , . . . . 213 A. Rosenthal, Über Gebilde mit einzigem Ordnungsindex . . 221 G. Kowalewski, Die Verwertung gemischter invarianter Flächen- elemente zur Berechnung der Differentialinvarianten einer ebenen Transformationsgruppe 241 Akademische Buchdruckerei F. Straub in München. Sitzungsberichte t der mathematisch-physikalischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München 1922. Heft IH November- und Dezembersitzung München 1923 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Kommission des G. Franz’schen Verlags (J. Roth) Inhalt. Seite Mitteilungen über die Klassensitzungen vom November und Dezember 13* Verzeichnis der im Jahre 1922 eingelaufenen Druckschriften . . 15* Abhandlungen. E. Kaiser, Über zwei verschiedenartige Injektionen syenitischer Magmen (mit 4 Textfiguren) 255 G. Fab er, Abschätzung von Funktionen großer Zahlen . . 285 A. Voss, Transformation des rechtwinkligen Koordinatensystems 305 Akademische Buchdruckerei F. Straub in Uüuchen. /